Italien und Österreich im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit – Italia e Austria nella Mitteleuropa tra le due guerre mondiali, hg. v. Guiotto, Maddalena/Wohnout, Helmut (= Schriftenreihe des österreichischen historischen Instituts in Rom 2). Böhlau, Wien 2018. 517 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Staaten sind von Menschen geprägte Gebilde und verhalten sich deshalb zueinander grundsätzlich menschenähnlich, indem sie miteinander konkurrieren und sich dabei gemäß ihren jeweiligen Interessen und Bedürfnissen  teils fördern und unterstützen, teils bekämpfen und bekriegen. Ihr Verhältnis zueinander wird dabei auch durch die räumlichen Gegebenheiten beeinflusst. Das 1806 infolge des Endes des heiligen römischen Reiches souverän gewordene Österreich und das 1861 in dem Zeitalter des Nationalismus aus vielen Teilen neu geschaffene Italien sind seit der italienischen Einigung Nachbarn mit jeweils eigenen Vorstellungen, die zu erbitterter Gegnerschaft während des ersten Weltkriegs mit dem schließlichen Preis Südtirol geführt haben.

 

Nach dem kurzen Vorwort der in Trient bzw. Wien tätigen beiden Herausgeber des vorliegenden Werkes versammelt der stattliche Band eine Reihe von Vorträgen zu dem Beziehungsgeflecht beider Staaten während der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. In ihrem Ursprung beruhen sie auf einer Studientagung an dem italienisch-deutschen historischen Institut der Fondazione Bruno Kessler in Trient in dem Dezember des Jahres 2008, deren Ergebnisse vor allem dank der Unterstützung seitens des österreichischen historischen Instituts in Rom nunmehr an prominenter Stelle veröffentlicht werden konnten. Dabei werden nach einem einführenden Überblick das Verhältnis zwischen Österreich und Italien aus den Perspektiven der Nachbarschaft im Donauraum, des Dreiecksverhältnisses zu dem Deutschen Reich und der vatikanischen Diplomatie beleuchtet und danach einzelne Problemfelder in exemplarischen Studien untersucht.

 

Dementsprechend gliedern sich die Beiträge in insgesamt sechs Abschnitte, die Maddalena Guiotto mit einem Überblick in deutscher und italienischer Sprache eröffnet. Danach werden etwa Integrationspläne, der Donauraum. Jugoslawien, Polen, die deutsche Politik, die staatsbayerische Perspektive, Mussolinis Vorstellungen für Südtirol, die Diplomatie im Dienste des katholischen Österreich, die europäischen Mächte in der politischen Krise der späten Dreißigerjahre, das Verhältnis Italiens zu der Heimwehr und zu dem Systemwechsel von 1933/1934, die Vermittlung der österreichischen Literatur in Italien, die wirtschaftlichen  Verhältnisse und die italienischen Kapitalbeteiligungen in Österreich zwischen 1918 und 1938 untersucht. Ein Verzeichnis der insgesamt 16 Autoren und ein Register (der Personen) von Agnelli bis Zweig schließen die vielfältigen Ergebnisse der interessanten Studien benutzerfreundlich auf.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler