Das Gold der Deutschen, hg. für die Deutsche Bundesbank v. Thiele, Carl-Ludwig, Fotografien v. Thies, Nils. Hirmer, München 2018. 160 S., 149 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Nach dem Wissen der Gegenwart entsteht Gold in dem Universum aus dem Zusammentreffen von Neutronensternen mittels Kernfusion. Dementsprechend wurde wohl das auf der Erde vorkommende Gold bei dem Zusammenbruch des Sonnenvorgängers unter Energieaufnahme gebildet. Wegen seiner hohen, gegenüber Wasser entsprechend höheren Dichte von 19,3 Gramm je Kubikzentimeter ist es in der zunächst völlig flüssigen Erdmasse bis zu der langsamen Entstehung der durchschnittlich 35 Kilometer starken Erdkruste in das Erdinnere gesunken.

 

Deshalb ist an der Erdoberfläche bzw. in der dem Menschen zugänglichen Erdkruste nur Gold auffindbar, das nach der Krustenbildung auf die Erde gelangt ist oder durch vulkanische Vorgänge aus der Tiefe in die Höhe kam. Davon wurden bisher bei einem durchschnittlichen Goldanteil von 4 Gramm je 1000 Tonnen Gestein an rund 2700 Stellen etwa 187000 Tonnen gefördert. Besonders ergiebig war dabei Witwatersrand in Südafrika mit bislang etwa 40000 Tonnen

 

Die gesamten Funde ergeben zusammengenommen insgesamt einen erstaunlich kleinen Würfel mit einer Kantenlänge von 21 Metern und je Kopf der Weltbevölkerung ungefähr einen Würfel von etwas mehr als einen Kubikzentimeter. Jährlich kommen mit mehreren unterschiedlichen Abbaumethoden etwa 3000 Tonnen hinzu. Fast die Hälfte dieses Vorkommens ist zu Schmuck verarbeitet, etwas mehr als ein Fünftel zu Barren und Münzen.

 

Das meist gediegen aufgefundene Gold wird von dem Menschen wegen seiner verhältnismäßig niedrigen Schmelztemperatur von 1064 Grad und seiner leichten Legierbarkeit mit anderen Metallen schon so früh bearbeitet, dass beispielsweise in dem Gräberfeld von Warna in Bulgarien bereits für die Mitte des vierten vorchristlichen Jahrtausends zahlreiche goldene Grabbeigaben nachgewiesen werden konnten. Seit dem 6. vorchristlichen Jahrhundert wird Gold in Kleinasien etwa von König Krösus zur Münzprägung benutzt. In der Neuzeit führten das Deutsche Reich 1871 und England 1874 die grundsätzliche Goldwährung ein.

 

Um das in Nachfolge dieser langen Geschichte in der Gegenwart in Deutschland vorhandene Gold des Staates den Menschen so nahe zu bringen, als hielten sie es selbst in Händen, und das Vertrauen in die Währung zu stärken, veranstaltet die Bundesbank in dem laufenden Jahre eine Ausstellung, die von der vorliegenden, in die Abschnitte Transparenzoffensive der Bundesbank zu den deutschen Goldreserven, Gold als Zahlungsmittel. Gold als Reserve und Gold als Metall gegliederten Veröffentlichung begleitet wird. Danach wurde der gesamte staatliche Goldbestand des Deutschen Reiches 1945 von den alliierten Siegermächten konfisziert. Seitdem hat aber die Bundesrepublik Deutschland den zweitgrößten Goldbestand aller Staaten der Erde (wieder) erworben.

 

Er betrug an dem Ende des Jahres 2017 mit 3374 Tonnen in der Form von mehr als 270000 Barren in dem Werte von etwa 117 Milliarden Euro etwa 1,8 Prozent des Weltgoldbestands, von dem rechnerisch auf jeden Deutschen 41 Gramm und damit etwas mehr als auf jeden Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika treffen. Er ist nach jüngeren umfangreichen Rücktransporten aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich inzwischen zu etwa der Hälfte in Frankfurt am Main gelagert. Jeder Leser, der sich für das Gold der Deutschen besonders interessiert, wird in Wort und Bild durch das ansprechende Werk bestmögliche Unterrichtung erfahren können.

 

Die Veröffentlichung erweckte unmittelbar nach Bekanntwerden das uneingeschränkte Interesse eines vorzüglichen Sachkenners. Deswegen genügen an dieser Stelle diese wenigen formalen Hinweise. Möge im Übrigen das Gold der Deutschen weiter einladend glänzen, selbst wenn nicht wirklich alles Gold ist, was dem Menschen glänzt.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler