Osterhammel, Jürgen, Die Flughöhe der Adler. Historische Essays zur globalen Gegenwart. Beck, München 2017. 200 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Der Adler sieht mehr, lautet der Werbeslogan einer Tageszeitung, die aber auch nur sieht, was ihre führenden Köpfe gerade gesehen haben wollen. Darüber hinaus sind sowohl Weite wie Höhe der Flüge der Adler in aller Welt gegenüber den Erfahrungsmöglichkeiten der Menschen der Gegenwart durchaus begrenzt. Davon abgesehen ist die Flughöhe der Adler ein ansprechendes Symbol für vielfältige Betrachtungen über die Globalisierung.

 

Mit ihrer Geschichte hat sich der in Wipperfürth 1952 geborene, in Marburg und London in Geschichte, Politikwissenschaft, Germanistik und Philosophie ausgebildete, in Kassel 1980 promovierte, 1990 in Freiburg im Breisgau habilitierte, nach Tätigkeiten in Hagen, Berlin und Genf seit 1999 in Konstanz wirkende Jürgen Osterhammel, der 2003 mit Niels P. Peterson eine Geschichte der Globalisierung vorlegte und 2009 die Verwandlung der Welt während des 19. Jahrhunderts beschrieb. Diesen umfassenderen Darstellungen folgt nunmehr eine Zusammenstellung von kleineren Beiträgen unterschiedlicher Art. Dabei fragt er nach der Erkennbarkeit von Entwicklungen und der Erwartbarkeit von Beschreibungen.

 

Einzelne konkrete Untersuchungsfelder sind beispielsweise der Westen (im Verhältnis zum Osten) oder die Globalisierung (im Verhältnis zu Globalisierungen). Weitere Gegenstände sind die Schutzverantwortung von Kolonialmächten, die Bedeutung Asiens, die Brücke, die Öffentlichkeit, die Jagd oder der Krieg. In jedem Falle gelingt es dem Verfasser, den Leser erleben zu lassen, dass die Flughöhe des Adlers den Gesichtskreis deutlich erweitern kann, auch wenn selbst dem Adler vielfache Grenzen gesetzt sind.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler