Friedberg, Robert, Gold Coins of the World. From Ancient Times to the Present. An Illustrated Standard Catalog with Valuations, 9. Auflage, bearb. v. Friedberg, Arthur L./Friedberg, Ira S. The Coin and Currency Institute, Williston 2017. 800 S., Abb. Besprochen von Werner Augustinovic.

 

Das nur begrenzt verfügbare Edelmetall Gold (kolportiert wird, dass sämtliches Gold der Erde in einem Würfel mit einer Kantenlänge von etwa zwanzig Metern Platz finden soll) hat die Menschen seit jeher fasziniert und steht epochenübergreifend als Symbol für Reichtum und Wertbeständigkeit. So nimmt es nicht wunder, dass viele Anleger gerade in Zeiten tatsächlicher oder gefühlter Krisen ihr Heil in diesem gefragten Element suchen. Eine elegantere Alternative zur Hortung von Barrengold stellt für solche Investoren der Erwerb von Goldmünzen dar, die als Nachprägungen historischer Vorbilder zum Tageskurs angeboten werden. Darüber hinaus existiert weltweit ein Kreis von Sammlern und Liebhabern der seit 700 v. Chr. nachweisbaren historischen Originalprägungen in Gold, über deren genauere Bestimmung diverse numismatische Spezialliteratur Auskunft gibt. Standardkataloge wie der vorliegende erfüllen hingegen die Funktion, die bislang bekannt gewordenen Prägungen in Wort und Bild allgemein zu erfassen, zu beschreiben und ihren jeweils aktuellen Handelswert gemäß dem Erhaltungszustand als groben Anhalt zu taxieren.

 

Das nun in neunter, aktualisierter Auflage verfügbare, von Robert Friedberg erstmalig 1958 publizierte großformatige Medium des im US-amerikanischen Williston, Vermont ansässigen Coin and Currency Institutes basiert auf der Expertise einer größeren Zahl namentlich genannter, international dislozierter Beiträger und ist in englischer Sprache verfasst. Die wesentlichen Angaben zur Benutzung sind einem Vorwort zu entnehmen, das auch in französischer, italienischer, spanischer und deutscher (S. 11f.) Übersetzung abgedruckt ist und jeweils vier Spalten einnimmt. Interessant sind hier zunächst Hinweise auf neu etablierte Sammeltrends, welche die früher wenig wahrgenommenen Münzprodukte Osteuropas, des Osmanischen Reiches und des indischen Subkontinents betreffen. Bei der im Katalog vorgenommenen Festsetzung der Münzpreise sei grundsätzliche die hohe Volatilität des Goldkurses seit der letzten Ausgabe (2009) zu berücksichtigen gewesen. In einer gesonderten Notiz (S. 2) wird darauf hingewiesen, dass sämtlichen Angaben ein Wechselkurs von 1 US-Dollar = 0,87 Euro und ein Goldpreis von 1500 Dollar pro Feinunze zugrunde liegt. Über Tabellen im Anhang (Feingehalt und Normgewichte der Prägungen sowie Aufstellungen zur Umrechnung unterschiedlicher Maße und Gewichte) vermag der Nutzer jederzeit anhand des aktuellen Goldkurses den reinen Materialwert einer Münze exakt zu bestimmen. Für Münzen bis 1800 fungieren die Erhaltungszustände VF (very fine/sehr schön) und EF (extremely fine/vorzüglich), von 1800 bis 1950 EF und UNC (uncirculated/Stempelglanz) sowie ab 1950 UNC und PRF (proof/polierte Platte) als qualitativer Maßstab der Bewertung, woraus im Umkehrschluss abzuleiten ist, dass moderne Prägungen, die bereits im Umlauf waren, von vornherein als Sammlermünzen ausscheiden und nur mehr ihren bloßen Materialwert repräsentieren.

 

Inhaltlich umfasst der Katalog zwei Abschnitte: Goldmünzen der Antike (Teil I, S. 17 – 68) sowie Goldmünzen von 600 n. Chr. bis zur Gegenwart (Teil II, S. 69 – 793). Die antiken Prägungen sortieren sich wiederum chronologisch nach dem alten Griechenland (mit regionaler, dem Küstenverlauf des Mittelmeers folgender Untergliederung), dem Römischen Reich und dem Byzantinischen Reich (fortlaufend nach Herrschern). Der moderne Teil ist nach der englischen Bezeichnung der selbständigen Verwaltungseinheiten – in der Regel Staaten – von „Afghanistan“ bis „Zanzibar“ gegliedert, wobei unter „Germany“ die Territorien des Alten Reiches mit ihren Prägungen wiederum in alphabetischer Ordnung angeführt sind. Innerhalb der großen Einheiten sind die aufgeführten Münzen durchnummeriert; für das antike Griechenland werden so 605, für Rom 940, für Byzanz 297 Stücke vorgestellt, für Österreich 908 und für Deutschland gar 3901. Für jeden einzelnen Staat bietet ein eigener Einleitungsblock komprimierte landesspezifische Informationen zum dortigen Münzwesen oder verweist auf zentrale Katalogwerke, auf die in der Folge Bezug genommen wird. Dem Abschnitt über Österreich ist als Besonderheit eine ebenfalls alphabetisch gereihte, sechs Spalten einnehmende Aufstellung aller Prägestätten inklusive der bildlichen Wiedergabe des Zeichens der jeweiligen Prägestätte sowie der je eigenen Zeichen der Münzmeister und der Graveure (S. 104ff.) vorangestellt. Im Grundmuster erscheint jede Münze (bei Münzserien ein Beispiel stellvertretend für die gesamte Serie) als Schwarzweißabbildung (aus Gründen des Preises und des Gewichts; in der elektronischen Version des Buches sollen alle Bilder in Farbe vorliegen), gefolgt von einer Kurzbeschreibung der ikonographischen Motive auf der Vorderseite sowie der Rückseite der Münze. Anschließend folgen die laufende Nummer, der Nennwert, das Prägejahr (soweit bekannt) sowie die preisliche Taxierung im Rahmen der erwähnten Qualitätsstufen (die bei seltenen oder kaum gehandelten Stücken auch entfallen kann). Übergreifend versammelt der Band am Ende noch zwei nützliche Hilfsmittel: eine alphabetische Auflistung der Staaten (für Deutschland wiederum differenziert nach Territorien) mit Zuordnung der wichtigsten länderspezifischen numismatischen Referenzwerke und einen Ortsnamenindex. Vielleicht hätte man bei der Materialauswahl doch zu einem etwas schwereren Papier greifen sollen, denn das verwendete ist dermaßen dünn, dass die Schatten der Abbildungen und Texte der Rückseiten beinah lesbar auf den Vorderseiten durchschimmern.

 

Da sich das Wesen eines Münzkatalogs in seiner Funktion als Hilfsmittel für den Sammler erschöpft, enthält er selbstverständlich keine Ausführungen zur Bedeutung numismatischer Zeugnisse für die historische Forschung. Dennoch sollte dieser Aspekt von verantwortungsbewussten Münzfreunden stets mitgedacht werden. Die Untersuchung der Verbreitung von Prägungen ist bekanntlich ein wichtiges Mittel, Aussagen zur Reichweite herrschaftlicher und wirtschaftlicher Beziehungen zu treffen, die Unterschlagung, Verbringung und die rechtswidrige Verwertung von Funden können somit großen Schaden anrichten, indem Geschichtsquellen aus ihrem Kontext gerissen und damit ihrer Aussage beraubt werden. Auf der anderen Seite kann die seriöse Beschäftigung mit Numismatik das historische Verstehen schärfen und einen detaillierten Einblick in die Vielgestaltigkeit historischer Prozesse und rechtlicher Entwicklungen – etwa im Hinblick auf den Übergang vom Personenverband zum Territorialstaat oder auf die Nationalstaatsbildung – liefern. So vermag der ideelle (wissenschaftliche) Wert mancher Goldmünze ihren stets beachtlichen materiellen Wert durchaus noch zu übertreffen.

 

Kapfenberg                                                               Werner Augustinovic