Zeheter, Michael, Die Ordnung der Fischer. Nachhaltigkeit und Fischerei am Bodensee (1350-1900) (= Umwelthistorische Forschungen Band 6). Böhlau, Wien 2014. 205 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

In der nach dem Urknall sich ganz allmählich entwickelnden Welt mit Wasser und Land auf der Erde entstand der Mensch erst ganz spät, nahm dann aber in geschichtlich ganz kurzer Zeit von ihr intensiv Besitz, woraus sich eine Knappheit an Gütern ergab. Dies veranschaulicht der Verfasser an der Allmende, die nach dem Biologen Garrett Hardin ein fragiles Arrangement ist, das durch das implizierte Streben der Nutzer nach Maximierung ihrer Gewinne immer latent gefährdet und, sobald sie nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit früher oder später aus dem Gleichgewicht kommt, nicht mehr zu retten ist. Ob dies auch für die Allmende Bodensee gilt, überprüft der Verfasser im Laufe seiner Untersuchung, um es von der Wirklichkeit her bereits in der Einleitung zu widerlegen.

 

Die interessante Studie ist das Ergebnis einer um 2005 ziemlich spontan gefällten Entscheidung des nicht angelnden und auch sonst keine große Affinität zu dem nassen Element aufweisenden, die Danksagung in Wuppertal abschließenden Verfassers, eine von Rudolf Schlögl und Jürgen Osterhammel betreute Magisterarbeit über die Umweltgeschichte der Bodenseefischerei zu schreiben. Gegliedert ist die Arbeit nach der Einleitung in sechs Abschnitte. Sie betreffen den Bodensee und seine Fische (Seeforelle, Saibling, Felchen, Kilch, Äsche, Hecht, Rotauge, Hasel, Döbel, Elritze, Rotfeder, Schleie, Nase, Gründling, Barbe, Ukelei, Blicke, Brachsen, Schmerle, Wels, Aal, Barsch, Groppe und Quappe), den Bodenseeraum zwischen 1350 und 1900, die Fischerei und Fischkultur am Bodensee, die Fischerei als Handwerk, die Ressourcenpolitik durch Fischereiordnungen sowie Krisen und Reaktionen.

 

Im Ergebnis kann der Verfasser zeigen, dass es den Fischern und ihren Obrigkeiten gelang, im Untersuchungszeitraum die Ressource Fisch auch für die kommenden Generationen zu erhalten, indem sie keine Spezies ausrotteten und die Versorgung mit Fisch gleichwohl boten. Die gemeinsame Politik zur Vermeidung einer Tragödie der Allmende unter dem Primat der Gewinnmaximierung war erfolgreich. Selbst die Bewältigung der ökonomischen Krise am Ende des 19. Jahrhunderts gelang mit Hilfe der obrigkeitlichen Reglementierung und einer kollektiven Organisation, doch ist der Fischfang am beschaulichen Bodensee eben auch ein traditioneller allmendischer Lebensbereich, den die ökonomische Gewinnmaximierung seitens des Menschen erfreulicherweise noch nicht vollständig eingenommen hat.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler