Vasold, Manfred, Hunger, Rauchen, Ungeziefer. Eine Sozialgeschichte des Alltags in der Neuzeit. Steiner, Stuttgart 2016. 424 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Das Leben des Menschen ist von seiner Geburt bis zu seinem Tode außerordentlich vielfältig. Für viele hat sich das Rauchen von Tabak als eine besondere Lust erwiesen, unabhängig davon, dass es nach öffentlichen Anzeigen tödlich sein kann. Andere werden immer oder oft von Hunger gequält oder von Ungeziefer gepeinigt – in der Regel werden die individuellen Freuden und Leiden ohne übermäßigen Niederschlag in der allgemeinen Literatur erlebt.

 

In dem weiten Rahmen einer Sozialgeschichte des Alltags in der Neuzeit erhebt sie das vorliegende Werk zu einem Gegenstand der breiteren Aufmerksamkeit. Sein in Nürnberg 1943 geborener Verfasser absolvierte nach einer Ausbildung als Krankenpfleger und Aufenthalten in Saudi-Arabien ein Studium der Geschichte und Biologie in Tulsa (Vereinigte Staaten von Amerika), Erlangen, Dijon und Salzburg und lebt seit dem Ende einer kurzen Tätigkeit im Verlagswesen (1977-1981) als freiberuflicher Autor in Oberbayern. Seit einer Veröffentlichung über das amerikanische China-Weißbuch vom Sommer 1949 (1974)  hat er zahlreiche Untersuchungen über sozialgeschichtliche Fragen erarbeitet.

 

Sein vorliegendes neues Werk hat unmittelbar nach seiner Ankündigung das Interesse sachkundiger Rezension erfahren. Deswegen genügt vorweg ein allgemeiner Hinweis des Herausgebers auf die elf der Einleitung folgenden Abschnitte. Sie betreffen die Opferzahlen des Dreißigjährigen Krieges, die Kausalkette von Wetter, Armut, Hunger und Gewalt, den Einfluss der Ernährung auf Wachstum und Lebenszeit, die gesellschaftliche Bedeutung von Ektoparasiten, die Ausbreitung der Unterhose im 19. Jahrhundert, den Ausbruch des Mt. Tambora, Quecksilbervergiftungen durch die Spiegelherstellung, Säuglingssterblichkeit, spanische Grippe, Qualmen gegen alle Vernunft und Facetten des Suizids, so dass jeder Interessierte mosaikartig vielfältige Unterrichtung und Belehrung über das menschliche Leben der einfachen Leute in der frühen Neuzeit gewinnen kann.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler