Schieffer, Rudolf, Die ältesten Judengemeinden in Deutschland (= Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste – Vorträge – Geisteswissenschaften 450). Schoeningh, Paderborn 2015. 34 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die Juden sind ist Angehörigen der Religionsgemeinschaft Judentum, ursprünglich die Bewohner des Reiches des nach dem vierten Sohn Jakobs benannten Stammes (Gebiet um Jerusalem, Hebron, Beer Sheva). Die Frühgeschichte der Juden ist nicht eindeutig feststellbar. Bis zum 5./6. Jh. breiten sich die unter dem Einfluss der Rabbiner vielleicht sich zunehmend zum Lesen und zur religiösen Bildung verpflichtenden, 638 Jerusalem an die Araber verlierenden Juden, von denen aus der Antike etwa 15000 namentlich bekannt zu sein scheinen, unter Bewahrung ihrer besonderen Religion und ihres besonderen Rechtes sowie möglicherweise unter Nutzung ihrer besonderen Bildung in einzelne Gebiete Spaniens, des Frankenreichs und Italiens aus und verlegen sich dabei auf die Tätigkeit als Händler.

 

In der deutschen Geschichte haben die Juden einen besonderen, vor allem auch durch gefährdende Verfolgung gekennzeichneten Platz. Möglicherweise aus diesem Grunde hat die vorliegende schlanke Studie Rudolf Schieffers unmittelbar die Aufmerksamkeit eines interessierten Rezensenten gefunden. Deswegen genügt es vorweg, wenn der Herausgeber auf das Werk in wenigen Sätzen aufmerksam macht.

 

Ausgangspunkt des für die Geschichte der Juden dieselben Regeln der Quellenkritik wie für jeden anderen Bereich der Geschichtswissenschaft einfordernden Verfassers ist die in letzter Zeit gesteigerte Skepsis an einer weiten Verbreitung jüdischer Gemeinden im lateinischen Europa des Frühmittelalters. Dessenungeachtet kann er auf Juden in Aachen zur Zeit Karls des Großen und auf Juden in Köln im Jahre 321 unter Kaiser Konstantin hinweisen. Im Ergebnis spricht er auf dieser Grundlage Köln die früheste, wenn auch nicht im Sinne einer fortwährenden Dauer älteste Judengemeinde Deutschlands zu und hält es für sachlich geboten, dass die Stadt Köln mit dem Landschaftsverband Rheinland die Dokumentation der jahrelangen Ausgrabungen auf dem Rathausplatz mit einem Museum der jüdischen Geschichte Kölns verbindet, um die im Vortrag nicht behandelten bedeutsamen und teilweise einmaligen Funde aus dem 12. bis frühen 15. Jahrhundert dauerhaft vor Augen zu führen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler