Schermaul, Sebastian, Der Prozess gegen die Leipziger Burschenschaft 1835-38. Adolf Ernst Hensel, Hermann Joseph, Wilhelm Michael Schaffrath und ihr politisches Wirken. Lang, Frankfurt am Main 2015. 354 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die als Wort anscheinend erstmals 1791 belegte Burschenschaft ist der im frühen 19. Jahrhundert (1813/1815) neben die älteren Landsmannschaften tretende, national und liberal ausgerichtete Zusammenschluss Studierender. 1819 wurde die Burschenschaften im Deutschen Bund wegen ihrer politischen Zielsetzungen verboten, wirkten aber geheim weiter. In der Frankfurter Nationalversammlung des Jahres 1848 sind dementsprechend 150 Abgeordnete Burschenschaftler.

 

Mit einem Teilaspekt der zwischenzeitlichen Tätigkeit und darüber hinaus beschäftigt sich die für den vorliegenden Druck leicht überarbeitete, von Bernd-Rüdiger Kern betreute und am 20. November 2014 von der Juristenfakultät der Universität Leipzig angenommene Dissertation des Verfassers. Sie gliedert sich nach einer Einleitung in sechs Abschnitte. Sie betreffen die Biographien Adolf Ernst Hensels, Hermann Josephs und Wilhelm Michael Schaffraths, ihr politisches Wirken, das wissenschaftliche Wirken Wilhelm Michael Schaffraths und wichtige Themenfelder (Prozess gegen 19 Leipziger Burschenschaftler, Strafverfahren, Konzessionswiderruf von Zeitschriften, Leipziger Augustereignisse, Abschaffung der Todesstrafe, Beibehaltung von Geschworenen).

 

Im Ergebnis kann der Verfasser in gründlicher Bearbeitung der verfügbaren Quellen zeigen, dass die drei ausgewählten Juristen mehr gemeinsam hatten als ihre lokale Herkunft und ihren Beruf als Rechtsanwälte. Seit dem sorgfältig ausgeführten Verfahren gegen 19 Burschenschaftler in Leipzig wirkten sie von 1845 bis 1849 gemeinsam linksliberal parlamentarisch, ehe sich ihre Wege  hinsichtlich der Stellung zu Preußen trennten.  Auch wenn sie in ihrem Kampf für die Rechte des Volkes letztlich keinen endgültigen Erfolg hatten, haben sie es doch verdient, durch die Untersuchung des Verfassers vor dem Vergessen bewahrt zu werden.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler