Handbuch Staat und Migration in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert, hg. v. Oltmer, Jochen. De Gruyter Oldenburg, Berlin 2016. XII, 1058 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Anfangs waren die Menschen nur wenige und sie konnten im Grunde auch nur erreichen, wohin sie ihre Füße tragen konnten. Seitdem ist ihre Zahl ständig gewachsen, sie haben die Erde unter sich aufgeteilt und sie können sie eigentlich auch in größeren Gruppen an einem Tag umfliegen. Damit sind auch die Möglichkeiten der Ortsveränderung gewachsen und mit ihnen die Chancen und Probleme der Migration, mit denen sich das vorliegende gewichtige Handbuch beschäftigt.

 

Sein Herausgeber ist der 1965 geborene außerplanmäßige Professor für neueste Geschichte der Migration an dem Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien der Universität Osnabrück. Nach dem Studium der Geschichte und Politikwissenschaften wurde er 1994 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Geschäftsführer des Instituts und 1995 mit einer Dissertation über bäuerliche Ökonomie und Arbeitskräftepolitik im Ersten Weltkrieg (Beschäftigungsstruktur, Arbeitsverhältnisse und Rekrutierung von Ersatzarbeitskräften in der Landwirtschaft des Emslandes 1914-1918) promoviert. Seitdem hat er unter der Leitung Klaus J. Bades, dem das Handbuch gewidmet ist, wichtige Arbeiten zur Migration in Deutschland und Europa in der jüngeren Vergangenheit vorgelegt.

 

Nunmehr greift das von ihm geführte Sammelwerk zeitlich weiter zurück und konzentriert sich auf den Einfluss des Staates. Weil damit eine vordringliche politische Frage („wir schaffen das“ – auf wessen Kosten auch immer?) angegangen wird, hat das Buch unmittelbar das Interesse zweier vorzüglicher Rezensenten erweckt, deren sachkundiger Beurteilung nicht vorgegriffen werden soll. Deswegen genügt an dieser Stelle der Hinweis, dass das mit einem Bild spanischer Arbeitsmigranten auf der Fahrt nach Deutschland um 1970 veranschaulichte Werk in sechs chronologisch geordneten Teilen knapp dreißig Einzelbeiträge von Grenzen, Streifen, Pässen und Gesetzen im frühneuzeitlichen Territorialstaat des Alten Reiches bis zu Migrationsverhältnissen, nationaler Souveränität und europäischer Integration um die zweite Jahrtausendwende enthält, denen Verzeichnisse der Autorinnen und Autoren sowie der Länder, Regionen und Orte von Aachen bis Zypern beigegeben sind.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler