Doerfert, Carsten, Die Fürst Leopold-Akademie für Verwaltungswissenschaft. Versuch und Scheitern einer Hochschule in Detmold (1916-1924) (= Sonderveröffentlichungen des naturwissenschaftlichen und historischen Vereins für das Land Lippe Band 88).. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2016. 243 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Im Laufe der Zeit hat der Mensch die Bedeutung der Entwicklung seiner intellektuellen Fähigkeiten immer umfassender erkannt. Deswegen sind bereits im Altertum Schulen und andere Bildungseinrichtungen aus altruistischen wie egoistischen Überlegungen geschaffen worden. Ihnen folgten seit dem Hochmittelalter vor allem die Universitäten an zunächst nur wenigen Orten, die sich aber in langen Jahrhunderten weltweit insgesamt wohl als das bisher erfolgreichste Schulungsmodell erwiesen haben.

 

Nach dem kurzen Vorwort des in Detmold 1962 geborenen, nach dem Wehrdienst in Bückeburg und dem Studium von Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und neuerer Geschichte in Bonn und Münster 1992 bei Bernhard Schlink mit einer interessanten Dissertation über das Archiv des öffentlichen Rechtes 1885-1918 promovierten, seit 2001 als Professor an der Fachhochschule Bochum und seit 2004 an der Fachhochschule Bielefeld tätigen Verfassers des in diesem Rahmen erarbeiteten Werkes wurde die Fürst Leopold-Akademie in Detmold vor 100 Jahren gegründet. Da abgesehen von kleineren Studien  ihre umfassende Würdigung bisher nicht erfolgte, bot sie sich zu dem runden Jahrestag der Gründung wie von selbst an. In ihr verwertet der Verfasser vor allem das umfangreiche Material im Landesarchiv Detmold.

 

Gegliedert ist die aufschlussreiche, mit einigen Abbildungen versehene Studie der insgesamt kurzen und letztlich erfolglosen Geschichte in vier Abschnitte. Sie betreffen die Vorbereitungen  auf der Grundlage eines fürstlichen Planes einer Akademie für Soldaten und andere Bildungsbeflissene, die folgenden Jahre des ersten Weltkriegs, die an der Akademie mit einem Streit um einen Orden enden, die Zeit der Republik und die Schlussphase der weitgehend vergessenen Einrichtung des um 1900 rund 1215 Quadratkilometer mit etwa 150000 Einwohnern umfassenden Landes Lippe (Lippe-Detmold). Im Ergebnis schlägt der weit über Lippe hinaus vor allem im Europarecht erfolgreiche Autor ansprechend eine Gedenktafel an einer wichtigen Straßenkreuzung Detmolds vor, mit deren Hilfe Detmolds in schwieriger Zeit an eigenen Schwächen, an Mangel an Geld wie Mangel an Wertschätzung gescheiterter erster Hochschule würdigend und klaglos gedacht wird oder werden könnte.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler