Die Matrikel der Universität Berlin zwischen Reform und Revolution (1810-1850), hg. v. Bahl, Peter/Ribbe, Wolfgang. 3 Bände (= Einzelveröffentlichungen der historischen Kommission zu Berlin 86). De Gruyter, Berlin 2010. 1800 S. Besprochen von Sascha Weber.

 

Die vorliegende Quellenedition der historischen Kommission zu Berlin über die Matrikel der Berliner Universität geht auf Vorarbeiten seit 1990/1991 zurück und ist ein Beleg dafür, wie auch mit geringen finanziellen Mitteln in der Grundlagenforschung Beachtliches geleistet werden kann.

 

Matrikeleditionen, die naturgemäß wenig Lesefreude bieten, gelten als wichtiges Fundament der Universitätsgeschichte und haben eine zentrale Bedeutung für die Heimatforschung und Familienforschung. Zu vielen deutschen Universitäten liegen bereits seit Jahrzehnten solche Editionen vor. Zuletzt erschien eine ganze Reihe während der 1960er und 1970er Jahre, doch gab es die ersten schon im 19. Jahrhundert. Eine Besonderheit dabei bilden die drei preußischen Friedrich-Wilhelms-Universitäten, deren Matrikel bislang nicht ediert sind. Während eine Edition für Bonn noch aussteht, ist sie für Breslau nicht mehr möglich, weil die Breslauer Akten während des Zweiten Weltkriegs vollständig vernichtet wurden. Die Berliner Matrikel liegen nun endlich bis zum Jahr 1850 vor und geben ein beredtes Zeugnis des internationalen Beziehungsgeflechts an dieser Universität.

 

Das Werk teilt sich in drei Bände. Der erste Band umfasst die Einführung und die Matrikel der Jahre 1810 bis 1833. Daran anknüpfend folgen im zweiten die Matrikel von 1833 bis 1850. Der dritte Band enthält das vierhundertseitige Register, das sich nach sechs Kategorien gliedert: geographisch, außerdeutsche Herkunftsorte, besuchte Bildungsstätten, Studienfächer, Sachen und Personen.

 

In der knapp achtzigseitigen Einleitung werden die Editionsgrundsätze dargelegt und wird thematisch in den Bereich der Immatrikulationen und Exmatrikulationen in Preußen seit dem frühen 18. Jahrhundert eingeführt. Neben Hinweisen auf weiterführende Quellen und Anwendungsmöglichkeiten der Matrikel finden sich dort auch Immatrikulationsstatistiken nach Fakultäten und nach Stand. Innerhalb der Edition wurden folgende Daten erfasst: die laufende Nummer innerhalb des Rektoratsjahres, der Familienname, der Vorname, der Geburtsort bzw. das Herkunftsgebiet, Fakultät und Studienfach, Stand bzw. Beruf der Eltern, Vorbildung, Abgang.

 

Bedauerlicherweise ist der Quellenbestand aus dem Universitätsarchiv durchaus lückenhaft. Die Editoren haben einige Lücken füllen können, indem sie die Matrikel mit den Studentenlisten der Fakultäten abgeglichen haben und die Einträge dahingehend ergänzt und korrigiert haben. Da das preußische Kultusministerium jedoch die Abschriften der Matrikel im Jahre 1868 kassierte, ließen sich nicht alle Lücken schließen.

 

Als hilfreich für die Universitätsforschung, Heimatforschung und Familienforschung wird sich die dazugehörige Online-Datenbank der Matrikel erweisen. Auf dieser neuen Grundlage ist sehr zu hoffen, dass irgendwann auch die Matrikel der Zeit nach 1850 in die Datenbank eingearbeitet werden kann.

 

Gießen                                                                       Sascha Weber