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Aalen (Reichsstadt). Östlich eines römischen Kastells, das seinerseits 4 km südöstlich des Limes lag, und einer römischen zivilen Ansiedlung wurde neben dem 1136 erwähnten Dorf A. am Schnittpunkt alter Straßen zwischen 1241 und 1246 von den Staufern die Stadt A. planmäßig gegründet. 1258 fiel sie über die Grafen von Dillingen an die Grafen von Oettingen. Um 1359 wurde sie von den Grafen von Oettingen an Württemberg verpfändet, 1360 von Karl IV. erobert, aus der Pfandschaft gelöst und zur Reichsstadt erhoben. 1374 erlangte A. die Selbstverwaltung, 1401 den Blutbann, 1418 das Reichsammannamt. Ein nennenswertes Herrschaftsgebiet gewann es nicht (0,8 Quadratmeilen). Im Reich gehörte es dem schwäbischen Reichskreis und der schwäbischen Städtebank an. 1575 wurde die Reformation eingeführt. 1802/1803 fiel es mit etwa 4000 Einwohnern und seinem auf wenige Weiler und Höfe beschränkten Herrschaftsgebiet an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. Über Württemberg gelangte es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 35; Schroeder 355; Teurer, H., Aalen in der Vergangenheit, 1952; Rossmann, A., Aalen einst und heute, 1960; Bauer, K., Aalen - Stadt und Landschaft in der Geschichte, Aalener Jahrbuch 1978; Aalener Jahrbuch, hg. v. Geschichts- und Altertumsverein Aalen, 1978; Pfisterer, H., Aalen innerhalb der Stadtgräben, 1989; Kemkes, M./Scholz, M., Das Römerkastell Aalen, 2010. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Achalm (Grafen, Reichsdorf?). A. bei Reutlingen wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Danach benannte Grafen starben 1098 aus. Ihre Burg, im 13. Jahrhundert Sitz eines Reichsvogts, gelangte 1330 als Reichspfandschaft an Württemberg. A. war möglicherweise Reichsdorf.
L.: Dacheröden 102; Hugo 474; Brustgi, F., Eningen unter Achalm, 1976. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum, Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae (220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100). Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III. verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V. erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht (Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15. Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg] zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u. a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten) und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer (teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top. Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen, 1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester, R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und 20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18. Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978, 13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G., Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994; Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T. Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151 (2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden 1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Barr, Barre (Reichsdorf, Herrschaft). B. am Ostfuß der Vogesen war ursprünglich Reichsgut. Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, das Reichsdorf (Barre) - sowie Heiligenstein, Gertweiler (Gertwiler), Goxweiler (Goxwiler), Oberburgheim und Niederburgheim - als Reichspfandschaft innezuhaben. 1472 kam die daraus gebildete Herrschaft an die Pfalz, 1568 durch Kauf an die Reichsstadt Straßburg. 1790 endete sie innerhalb Frankreichs.
L.: Hugo 470; Wolff 295; Hölzle, Beiwort 91; Crämer, M., Verfassung und Verwaltung Straßburgs 1521-1681, 1931; Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet, 1967. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bentheim (Grafschaft). Vermutlich zwischen 1126 und 1137 übertrug Lothar von Süpplingenburg die Burg B. auf einem schon von den Römern militärisch verwandten Felsberg an der Vechte nordwestlich von Münster nahe dem 1050 erstmals erwähnten Dorf B. seinem Schwager, dem Grafen Otto von Salm-Rheineck (Rieneck), dessen Witwe Gertrud von Northeim 1154 als Gräfin von B. bezeugt ist. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts gelangte die Grafschaft B. (Obergrafschaft) 1154/1165 auf dem Wege der weiblichen Erbfolge Sophies von Rheineck an eine jüngere Linie der Grafen von Holland, die sich als Grafen von B. benannte. 1178/1196 wurde die Lehnshoheit Utrechts aufgehoben. Am Ende des 12. Jahrhunderts erhielten die Grafen das Gebiet um Uelsen und Hilten (Niedergrafschaft B.), das noch 1131 Teil der zu Utrecht gehörigen Twente gewesen war. Die wichtigsten Güter lagen um Bentheim, Schüttorf, Neuenhaus und Nordhorn. Bis um 1300 zwangen die Grafen die meisten adligen Familien in der Obergrafschaft und Untergrafschaft in ihre Abhängigkeit. 1421 erlosch die männliche Linie der Grafen. Eine neue Linie gründete sich auf den Enkel der Schwester des letzten Grafen Everwin von Götterswick aus dem klevischen Geschlecht von Güterwyk († 1454), der zudem durch Heirat 1421 die benachbarte Herrschaft (seit 1495 Reichsgrafschaft) Steinfurt erwarb. Beide Herrschaften wurden 1454 wieder geteilt. 1486 trugen die Grafen ihre Grafschaft zur Abwehr Münsteraner Ansprüche dem Kaiser auf und erhielten sie als Lehen zurück. Durch Heirat Everwins III. († 1562) kamen die Grafschaft Tecklenburg und die Herrschaft Rheda, durch Heirat Arnolds II. († 1606) die neuenahrische Grafschaft Hohenlimburg (Limburg) und die rheinische Herrschaft Alpen zu B. 1606 wurde B. in die Linien Bentheim-Tecklenburg, (Tecklenburg, Rheda, Limburg [Hohenlimburg]), B. und Steinfurt (Bentheim-Steinfurt) geteilt(, von denen Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt noch bestehen). Durch weitere Teilung entstanden insgesamt 5 Linien. Die 1622 gegründete ältere Linie Bentheim-Tecklenburg-Rheda verlor 1699 zwei Drittel von Tecklenburg und die Hälfte von Rheda nach längerem Rechtsstreit an Solms, das diese 1707 an Preußen verkaufte. 1707/1729 verzichteten die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg zugunsten Preußens auf Tecklenburg, behielten aber die Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). Die ebenfalls 1622 gegründete Linie Bentheim-Steinfurt teilte sich in die Linien Bentheim-Steinfurt und Bentheim-Bentheim. Bentheim-Bentheim, das dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, verpfändete 1752/1753 schuldenhalber seine Güter an Hannover und erlosch 1803. 1804 kam B. an Steinfurt, 1806 an Frankreich. 1806 fielen alle Teile von B. mit insgesamt 17 Quadratmeilen und 28000 Einwohnern an das Großherzogtum Berg, am 10. 12. 1810 an Frankreich. 1815 kamen Rheda und Limburg (Hohenlimburg) als Standesherrschaften zu Preußen, B. zu Hannover und Steinfurt zu Preußen. 1817 wurden die Linien Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt (B. und Steinfurt) in den Fürstenstand Preußens erhoben. B. fiel 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 350f.; Zeumer 554 II b 63, 9; Wallner 702 WestfälRK 14; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182; Jung, J. H., Historia comitatus Benthemiensis libri tres, 1773; Müller, J. C., Geschichte der vormaligen Grafschaft Bentheim, 1879; Greinwing, J., Der Übergang der Grafschaft Bentheim an Hannover, Diss. phil. Münster 1934; Niedersachsen um 1780, Lief. 1, hg. v. Prinz, J., u. a., Bentheim, 1938; Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A. 1952; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, bearb. v. Specht, H., 1953; Edel, L., Neue Bibliographie des landes- und heimatgeschichtlichen Schrifttums über die Grafschaft Bentheim, 1962; Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967 (= Osnabrücker Mitteilungen 75 [1968], 1); Veddeler, P., Die territoriale Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters, 1970; Gauß'sche Landesaufnahmen der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte der Grafschaft Bentheim, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Schoppmeyer, H., Bentheim, LexMA 1 1980, 1919f.; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, 1986; Guttmann, H., Emsland, Grafschaft Bentheim, 1989; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006; Veddeler, P., Die mittelalterlichen Grafen von Bentheim (in) Osnabrücker Mitteilungen 115 (2010), 29ff.Een cronike van den greven van Benthem, hg. v. Roolfs, F. u. a., 2011. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bentheim-Steinfurt (Grafen). 1622 entstand durch Teilung der Grafschaft Bentheim die Linie B. Sie teilte sich in Bentheim-Bentheim und B. B. erlangte 1804 die 1753 pfandweise an Hannover gelangten Güter der 1803 erloschenen Linie Bentheim-Bentheim, kam dann aber zum Großherzogtum Berg. S. Steinfurt.
L.: Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A. 1952. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Beuthen (Herzogtum). In der Mitte des 11. Jahrhunderts ist in B. eine Burg bezeugt. 1254 wurde dort eine Stadt mit deutschem Recht gegründet. Nach dem Tod des oberschlesischen Piasten Ladislaus von Oppeln 1281 wurde sie Sitz eines eigenen Herzogtums B., zu dem 1286 Cosel kam und das sich 1289 unter Lehnshoheit Böhmens stellte. Nach Aussterben des Herrscherhauses 1355 wurde Beuthen-Cosel nach einem Erbstreit zwischen Oels und Teschen geteilt. Beide Landesteile fielen 1475 an König Matthias Corvinus von Ungarn, 1498 an Oppeln, 1531 mit Jägerndorf pfandweise an Georg von Brandenburg-Ansbach und 1603 nach dem Aussterben der Ansbacher Hohenzollern an Preußen. Nach der Ächtung Johann Georgs von Brandenburg belehnte Kaiser Ferdinand II. 1623 Lazarus Henckel von Donnersmarck mit B. und Oderberg. 1742 kam die 14 Quadratmeilen große Herrschaft (1697 freie Standesherrschaft) an Preußen. 1945 fiel B. unter Verwaltung Polens sowie 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 481f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Perlick, A., Geschichte der Stadt Beuthen in Oberschlesien, 1927. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Boitzenburg (Herrschaft). Die Burg B. nördlich von Templin wurde bald nach 1252 angelegt und 1276 als Mittelpunkt einer 10 Dörfer umfassenden Herrschaft der Kerkow erstmals erwähnt. 1330 übernahmen die Wittelsbacher B., das zeitweise an die Lochen (Locken), Cottbus, Holtzendorff, Bredow und Maltzan gelangte. 1415 löste es Friedrich I. von Brandenburg aus der Pfandschaft Pommerns und gab es 1416 an die Bredow. Schon 1427, endgültig 1528 gelangte B. mit mehr als 20 Dörfern und Feldmarken als Lehen an die Arnim, die 1538/1539 auch Güter des aufgelösten Klosters B. von Brandenburg erwarben. Über Brandenburg kam B. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 389; Harnisch, H., Die Herrschaft Boitzenburg, 1968. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bolchen (Herrschaft, Grafschaft). Im 12. Jahrhundert erscheint B. als Lehnsgut der Herren von Fels (Feltz) von Seiten der Herren von Finstingen, nach dem sich die Herren von Feltz benannten. Sie bildeten durch Erwerb von Vogteien und Pfandschaften eine ansehnliche, aber nicht zusammenhängende Herrschaft. Im 14. Jahrhundert begegnet B. als Burglehen von Falkenberg (bis 1342), später als Lehen des Herzogs von Luxemburg (nach 1384). Zu Anfang des 15. Jahrhunderts fiel B. über Irmgard von B. an die Familie von Rodemachern, vor 1462 über Elisabeth von Rodemachern an Friedrich Graf von Moers. 1492 zog König Maximilian alle Rodemachernschen Güter wegen Felonie ein. Zwischen 1488 und 1503 kaufte der Herzog von Lothringen alle Rechte an B. auf. S. Frankreich.
L.: Wolff 305; Guir, F., Histoire de Boulay, 1933; Hermann, H., Bolchen, LexMA 2 1983, 357. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Boppard (Reichsland, Reichsstadt). In Urkunden des 7. Jahrhunderts erscheint im Raum B. Königsgut, das vermutlich auf römisches Staatsland zurückgeht und 814 als fiscus bezeichnet wird. Später wird der relativ geschlossene Güterkomplex zugunsten der Hochstifte Hildesheim und Bamberg, der Abteien Burtscheid und Sankt Pantaleon in Köln, des Quirinusstifts in Neuss (Neuß), der Propstei Hirzenach, der Klöster Marienberg und Pedernach und Verlehnungen an Reichsministeriale aufgesplittert. Die Reste des Reichsgutes fielen zwischen 1309 und 1354 pfandweise an das Erzstift Trier und gingen im Kurfürstentum Trier auf. Das an der Stelle des auf eine keltischen Gründung zurückgehenden römischen Kastells Bodobriga (2. Hälfte 4. Jh.) liegende B., das im frühen 13. Jahrhundert Reichsstadt wurde, verlor mit der Verpfändung an das Erzstift Trier 1312 die Reichsfreiheit, da alle Versuche zur Wiedergewinnung misslangen. 1794 geriet B. unter Verwaltung Frankreichs. 1815 kam es an Preußen. 1946 wurde es Bestandteil von Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Boppard am Rhein. Ein Heimatbuch, 1953; Heyen, F., Reichsgut im Rheinland. Die Geschichte des königlichen Fiskus Boppard, 1956; Hahn, H., Boppard am Rhein, (in) Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1 (1964); Kaiser, R., Boppard, LexMA 2 1983, 444; Boppard, hg. v. Missling, H., 1998. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Braunsbach (ritterschaftlicher Ort). B. am Kocher wird vermutlich verhältnismäßig lange nach seiner Gründung 1255 erstmals erwähnt. Ortsherren waren meist Lehnsleute der von Limpurg und von Hohenlohe (1471-1549 Spieß, 1549-1637 Crailsheim). 1640 fiel es im Erbgang an die von Burglayen (Layen), 1644 an die von Lichtenstein und 1666 an die Wolfskehl von Reichenberg. Sie verkauften den zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken steuernden Ort 1673 an Franz Johann Wolfgang von Vorburg, der ihn dem Hochstift Würzburg zu Lehen auftrug. 1737 kam B. als Pfand an das Domkapitel Würzburg. 1802 fiel es als Entschädigung an Hohenlohe-Jagstberg, 1806 an Württemberg und gelangte damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Breisach (Reichsstadt). In B. an einem wichtigen Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche Siedlungsspuren, ein Stützpunkt Ariovists (mons Brisiacus) und ein spätrömisches Kastell (369) nachgewiesen. 938/939 wird ein castrum (Burg) bzw. castellum genannt, das 1002 in die Hand der Bischöfe von Basel kam. Im 12. Jahrhundert gründeten die inzwischen ebenfalls berechtigten Staufer und die Bischöfe von Basel gemeinsam eine Stadt, die Heinrich VI. 1185 privilegierte. Die Lehen der Herzöge von Zähringen fielen 1218 bei deren Aussterben an die Staufer zurück. (Graf) Rudolf von Habsburg entriss 1262 B. dem Hochstift Basel und gewährte der Stadt als König 1275 neues Recht (Reichsstadt). Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete sie 1331/1335 an Habsburg. 1469 ging die Pfandschaft an Burgund, 1474 wieder an Habsburg. 1639/1648 kam B. an Frankreich, 1697/1700 an Österreich. Von 1703 bis 1714, von 1744 bis 1748 und von 1801 bis 1805 war es wieder bei Frankreich. 1805 gelangte es an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861; Poinsignon, G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist. Kommission 11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG GA 39 (1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G., Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper, B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins (Schauinsland) 94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983, 600f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89 (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Broich (Herren, freie Herrschaft). 1093 erscheinen erstmals Herren/Grafen von B., die sich nach der vielleicht in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts gegründeten Burg B. bei Mülheim nennen. Beim Aussterben ihrer Linie 1372 gingen ihre Güter an die Grafen von Limburg über. Landesherren wurden die Grafen und Herzöge von Berg, die 1377 Schloss B. in ihre Lehnsabhängigkeit brachten. Seit Ende des 14. Jahrhunderts mussten die Herzöge von Berg das Kirchspiel Mülheim an die Herzöge von Kleve und danach an das Erzstift Köln verpfänden. Köln gab seinen Pfandbesitz an Wilhelm II. von Limburg-Broich weiter. Da die Verpfändung nicht mehr eingelöst wurde, erlangten die Inhaber von Schloss B. im Kirchspiel Mülheim eine nahezu landesherrschaftliche Stellung. Die Burg B. blieb bis 1508 bei den Grafen von Limburg-Broich. Ihnen folgten die Grafen von Daun-Falkenstein und 1605 die Grafen von Leiningen-Dagsburg, die den Schutz Bergs anerkennen mussten. Seit 1766 stand die Unterherrschaft B. unter Verwaltung Hessen-Darmstadts. 1806 wurde sie dem Großherzogtum Berg eingegliedert. 1815 kam B. an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Wallner 701 WestfälRK 2; Redlich, O., Mülheim an der Ruhr. Seine Geschichte von den Anfängen bis zum Übergang an Preußen 1815, 1939; Binding, G., Die spätkarolingische Burg Broich in Mülheim an der Ruhr, 1968; Binding, G., Broich, LexMA 2 1983, 710f.; Keller, C., Die bergische Unterherrschaft Broich, Diss. Bonn 2003. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Burgau (Markgrafschaft). Im Gebiet zwischen Donau, Lech, Wertach, Schwabegg und Leipheim-Weißenhorn sind im 12. Jahrhundert die mit den Staufern verwandten Grafen von Berg (ab 1132/1160) begütert. Sie übernahmen nach dem Aussterben der Markgrafen von Ronsberg 1212/1213 deren Titel und übertrugen ihn auf den 1147 erstmals erwähnten B. Nach dem Erlöschen des burgauischen Zweiges der Grafen von Berg zog König Albrecht I. 1301 die aus Adelsgut und Reichsgut locker zusammengefügte Markgrafschaft 1301 als Reichslehen ein. Danach gelangte B. an Habsburg, das vor allem in den Orten B., Günzburg, Scheppach und Hochwang grundherrliche und niedergerichtliche Rechte, im Übrigen Geleit, Zoll, Forst und Hochgericht hatte. Im 14. und 15. Jahrhundert war B. an die Westernach, Ellerbach und Knöringen, 1450 an Bayern-Landshut, 1485 an das Hochstift Augsburg und von 1486 bis 1492 an Bayern verpfändet. 1492 löste König Maximilian den B. mit Hilfe der Fugger, der Reichsstädte Augsburg und Ulm sowie der ”Insassen” aus. Von 1498 bis 1559 war der B. an Augsburg verpfändet. Zwischen 1564 und 1665 war er der Tiroler Nebenlinie des Hauses Habsburg zugeordnet, kam dann aber an die Hauptlinie. Der Landvogt residierte in Günzburg. 1805 trat Österreich den B. an Bayern ab.
L.: Wolff 42; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4; Sartori, J. v., Staatsgeschichte der Markgrafschaft Burgau, 1788; Kolleffel, J. L., Schwäbische Städte und Dörfer um 1750. Geographische und topographische Beschreibung der Markgrafschaft Burgau 1749-1753, hg. v. Pfand, R., 1976ff.; Nebinger, G., Entstehung und Entwicklung der Markgrafschaft Burgau, (in) Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, 3. A. 1978, 753ff.; Schulz, A., Burgau. Das Bild einer schwäbischen Stadt, 1983; Wüst, W., Die Markgrafschaft Burgau, 1988, (in) Heimatverein für den Landkreis Augsburg, Jber. 1985/1986; Schiersner, D., Politik, Konfession und Kommunikation, 2005. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Burgheim (Reichsdörfer Oberburgheim, Niederburgheim). Ludwig der Bayer verpfändete am 29. 1. 1343 dem Viztum Rudolf von Andlau (Andeld) die Reichsdörfer Gertweiler und B. bei Schlettstadt im Elsass. Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, die von demselben eingelösten Reichsdörfer Gertweiler und B. nebst mehreren anderen als Reichspfandschaften zu besitzen.
L.: Hugo 470, 472. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Cochem (Reichsgut). Das auf altem Siedlungsland gelegene C. wird 866 erstmals genannt. Auf dem ihnen verliehenen ehemaligen Reichsgut errichteten die Pfalzgrafen bei Rhein wahrscheinlich um 1020 die Burg C. 1151 wurde C. wieder Reichsgut. 1294 kam es, zunächst als Pfand, an das Erzstift Trier, bei dem es bis 1794 verblieb. 1689 wurde es weitgehend zerstört, von 1794 bis 1815 von Frankreich besetzt. Danach gelangte es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Pauly, N., Stadt und Burg Cochem, 1883; Heimatbuch des Kreises Cochem, 1926; Krämer, C./Spieß, K., Ländliche Rechtsquellen aus dem kurtrierischen Amt Cochem, 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 123. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Colditz (Herrschaft, Herren, Residenz des Markgrafen von Meißen/Kurfürsten von Sachsen). C. bei Grimma an der Freiberger Mulde ist aus einem 1046 genannten Vorort eines Burgwards hervorgegangen. 1147 gelangte C. mit Leisnig und Groitzsch an Herzog Friedrich von Schwaben. Dieser nahm als Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Burg C. mit 20 Dörfern als Teil des Pleißenlandes ans Reich und übertrug sie dem Ministerialen Thimo. Die von ihm gegründete Familie spaltete im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts die Nebenlinien Breitenhain und Wolkenburg ab. Die Hauptlinie erwarb am Anfang des 14. Jahrhunderts die Herrschaft Graupen in Böhmen, 1378 die Herrschaft Eilenburg, 1379 die Pfandschaft Pirna und 1382 Neuseeberg in Böhmen. 1396 wurde die ausgedehnte Herrschaft an das Haus Wettin verpfändet, 1404 verkauft. S. Sachsen.
L.: Wolff 379; Truöl, K., Die Herren von Colditz und ihre Herrschaft, Diss. phil. Leipzig 1914; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955, 307ff.; 700 Jahre Stadt Colditz, hg. v. Naumann, H., 1965; Blaschke, K., Colditz, 1984; Patze, H., Colditz, LexMA 3 1986, 29f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 117. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Crailsheim (Reichsstadt?). C. an einer Jagstfurt wurde wohl im sechsten Jahrhundert gegründet. Wichtige Rechte gehörten im 12. Jahrhundert den Herren von Lohr, nach deren Aussterben den Herren von Oettingen, nach deren Ächtung 1310 dem Reich (?) und lehnsweise den verwandten Herren von Hohenlohe. Von 1323 bis 1336 verpfändete König Ludwig der Bayer C. mit Burgstall Lohr und Dorf Honhardt an die Hohenlohe. 1323 war der Ort Stadt. 1387 verpfändeten die Hohenlohe C. an benachbarte Reichsstädte, 1388 und 1390 an die Landgrafen von Leuchtenberg, die das Pfand 1399 als verfallen an die Burggrafen von Nürnberg verkauften. Über die Markgrafen von Ansbach kam C. 1791 an Preußen, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. 1945 wurde es stark zerstört.
L.: Wolff 108; Heimatbuch Crailsheim, hg. v. Schumm, J./Hummel, F., 1928; Dienel, W., Crailsheim, 1967/1968; Schneider, W., Die Wirtschaftsgeschichte der Stadt Crailsheim, 1990. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, (Orden, Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar, aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten Kreuzzug 1190 von Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete Spitalbruderschaft, die nach eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom Papst der Oberhoheit des Johanniterordens unterstellten deutschen Hospital in Jerusalem hervorgegangen sein soll, wurde am 5. 3. 1199 (1198) nach dem Vorbild des Templerordens wie des Johanniterordens zu einem geistlichen Ritterorden (homines imperii) mit Sitz in Montfort bei Akkon umgeformt. 1211 wurde der Orden in Siebenbürgen (Burzenland) gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1216 erhielt er von Kaiser Friedrich II. Ellingen an der schwäbischen Rezat, das später Sitz der Ballei Franken wurde (1796 an Preußen, 1806 an Bayern). 1225/1226 rief ihn Herzog Konrad von Masowien mit dem Versprechen des (Culmer Landes, Kulmer Landes bzw.), Kulmerlands gegen die heidnischen baltischen Pruzzen zu Hilfe. Im März 1226 gab Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister des Ordens für dieses Ordensland reichsfürstliche Rechte und begriff ihn in die Herrschaft des Reiches ein, ohne den nicht lehnsfähigen geistlichen Ordensobersten in die Lehnsverfassung des Reiches einzubeziehen. 1230 überließ Herzog Konrad dem Orden das Kulmer Land (Kulmerland). 1231 wurde das Gebiet der Pruzzen erobert, 1243 die Bistümer Kulm (Culm), Pomesanien, Samland und Ermland errichtet. 1290 wurde die Grenze gegen Litauen erreicht. Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs und Pommerellens (1309), Kurlands, Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands (1398) und der Pfandnahme der Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen Hochmeister nach dem Fall Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg in Westpreußen und 1457 nach Königsberg verlegte, anfangs des 15. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung. Zugleich gewann er vor allem in den alten salisch-staufischen Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser, Hospitäler und Pfarreien, auf deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von allerdings nur selten geschlossenen Herrschaften um mehrere Mittelpunkte gelang, wobei organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw. Landmeister einerseits und die einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden) andererseits die (wieder in Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien eingefügt wurden. Nach der vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit 1386 übermächtigen feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg (1410) musste der Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen, Kulm, Ermland mit Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden die Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der über 12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen [Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an der Etsch], Utrecht [bis 1637], Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen, Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als Reichsfürst mit den Regalien belehnt. 1527/1530 erhielt er, nachdem der Hochmeister am 8. 4. 1525 das inzwischen protestantisch gewordene Preußen (trotz Nichtanerkennung durch Kaiser und Papst) als Herzogtum von Polen zu Lehen genommen hatte, die Administration des Hochmeistertums in Preußen und damit vor allem den Anspruch auf das alte Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen Sitz von Horneck am Neckar nach (Bad) Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an Tauber, Neckar und in Franken wurde (insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern). Das Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim und den zwei Komtureien Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit 32000 Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem fränkischen Reichskreis, mit der Ballei Koblenz, die trotz reicher Güter kein eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur der Ballei vertreten wurde, dem kurrheinischen Reichskreis an. Wegen der Hälfte von Berlichingen und wegen Teilen von Gollachostheim zählte der Deutsche Orden zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, wegen Teilen von Volkershausen zum Kanton Rhön-Werra. Außerdem war er um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach und Steigerwald immatrikuliert. 1803 blieb der Orden bestehen und erhielt durch § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses für den Verlust seiner drei linksrheinischen Balleien als Entschädigung die mittelbaren Stifter, Abteien und Klöster in Vorarlberg, in dem österreichischen Schwaben (Schwäbisch-Österreich) und überhaupt alle Mediatklöster der Augsburger und Konstanzer Diözesen in Schwaben, über die nicht disponiert worden war, mit Ausnahme der im Breisgau gelegenen. 1805 schuf das Haus Habsburg das Fürstentum Mergentheim als österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses durch Napoléon zugunsten der Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der Orden behielt nur noch die in Österreich liegenden mittelbaren Balleien Österreich und Bozen (Etsch). In Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch Franz I. unter Erzherzögen als Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845 erhielt auf Grund eines Vertrages zwischen dem Deutschen Orden, der freien Stadt Frankfurt am Main und Österreich das Deutschordenshaus in Sachsenhausen (bei Frankfurt) durch die Fiktion der Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission Österreichs völkerrechtliche Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu dieser Zeit rund 1000 Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens, Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritterordens in seinen 12 Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum Prussicarum (Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck 1965; Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff., Neudruck 1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890; Pettenegg, E. Graf v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895; Prutz, H., Die geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche Ordensstaat, 1935, 3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte des Deutschen Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 2. A. 1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum Fürstentum, 1951; Quellen zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch, W., 1954; Tumler, M., Der deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die Deutschordens-Landkommende Ellingen, Diss. phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 1957, 2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1962; Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des Kaisergedankens, 1965; Acht Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. Wieser, K., 1967; Forstreuter, K., Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Militzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau, M., Studien zur Frühgeschichte des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K., Bibliographie des Deutschen Ordens bis 1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von Akkon nach Wien. Studien zur Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v. Arnold, U., 1978; Wippermann, W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die geistlichen Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Die Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983; Diefenbacher, M., Territorienbildung des Deutschen Ordens am unteren Neckar im 15. und 16. Jahrhundert, 1985; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A. 1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, Studien zur Diplomatie eines spätmittelalterlichen deutschen Territorialstaates, 1986; Arnold, U., Deutschsprachige Literatur zur Geschichte des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein Bericht, 1987, Zs. f. hist. Forschung 14; Seiler, A., Der Deutsche Orden. Geschichte und Ideologie, 1988; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 12 Kapitel aus seiner Geschichte, 3. A. 1989; Grzegorz, M., Die territorialen Erwerbungen des Deutschen Ordens in Pommerellen vor 1308, Zs. f. Ostforschung 38 (1989); 800 Jahre Deutscher Orden, 1990; Diefenbach, M., Der Deutsche Orden in Bayern, 1990; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999; Biskup, M./Labuda, G., Die Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 2000; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 727; Demel, B., Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa, 2004; Die Domkapitel des Deutschen Ordens in Preußen und Livland, hg. v. Biskup, R. u. a., 2004; Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dienheim (Reichsdorf). D. bei Oppenheim wurde schon von Karl dem Großen an die Abtei Fulda gegeben. Später kam es als Reichspfand an die Pfalzgrafen bei Rhein und von der Pfalz an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dierbach, Direnbach (Reichsdorf). König Wenzel verpfändete am 22. 1. 1379 an den Pfalzgrafen bei Rhein unter anderem das Dorf D. bei Bergzabern, nachdem dieser es aus der Pfandschaft der Grafen von Leiningen gelöst hatte. Über die Pfalz und Bayern kam D. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Diez (Grafschaft). Grafen von D. (790 Theodissa [Altendiez?], später Didesse, 933 Dissermark) an der Lahn, die sich gelegentlich auch Grafen von Weilnau nannten und vielleicht ursprünglich Grafen des Niederlahngebiets (Niederlahngaus) waren, erscheinen etwa 100 Jahre nach Aussterben der Konradiner (seit 1044/1073) und werden kurz nach 1150 als solche genannt. Unter den Staufern nahmen sie wichtige Stellungen ein. 1302 teilten sie ihre Herrschaft in Altweilnau und Neuweilnau südwestlich von Usingen. Ihre sog. Goldene Grafschaft lag um Diez, Kirberg an der Lahn, um Camberg und Wehrheim, um Hasselbach und Salz. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts waren umfängliche Güter verpfändet. 1355 kamen ansehnliche Teile an Nassau-Merenberg, 1362 ein Viertel der Grafschaft und 1376 Kirberg an das Erzstift Trier. Bei ihrem Aussterben fiel die Goldene Grafschaft 1376/1384 über die Erbtochter an die Grafen von Nassau-Dillenburg sowie an Trier (Pfand, Lehnsheimfall), Katzenelnbogen (1453 Kauf) und (1420 über Jutta von Nassau-Dillenburg an) Eppstein, 1564 nach Auflösung der Gemeinschaft zwischen Trier (ein Viertel) und Nassau-Dillenburg (drei Viertel) an Nassau allein, wofür Trier die Kirchspiele Hundsangen, Nentershausen, Salz, Meudt und Lindenholzhausen erhielt. 1530 hatte Nassau den Eppstein verbliebenen Anteil (ein Achtel) erworben, aber nicht vermocht, ihn gegen Trier zu halten. 1557 hatte Nassau dafür einen Anteil Hessens (ein Viertel) gewonnen, den dieses von Katzenelnbogen ererbt hatte. Seit 1607 benannte sich eine Linie der Grafen von Nassau nach D. (Nassau-[Dillenburg-]Diez). 18061815 fiel das um 15 Quadratmeilen große D. an das Herzogtum Nassau, 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Nassau-Diez.
L.: Wolff 337; Laut, R., Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt der Herrschaften Limburg, Schaumburg und Holzappel, Diss. phil. Marburg 1943; Heck, H., Die Goldene Grafschaft, 1956; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen, 1971; Storto, F./Stein, H., 650 Jahre Stadt Diez. 1329-1979, 1979; Schwind, F., Diez, LexMA 3 1986, 1039; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 147. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dinkelsbühl (Reichsstadt). Das 1188 erstmals erwähnte D. (burgus Tinkelspuhel) an der Wörnitz wurde vermutlich um 1180 unter Einbeziehung einer älteren Siedlung an der Kreuzung wichtiger Fernstraßen zwischen Augsburg und Würzburg sowie Ulm und Nürnberg als Stadt von den Staufern gegründet. Seit 1251 wurde es an die Grafen von Oettingen verpfändet, konnte aber 1351 die Pfandschaft selbst ablösen und von 1273 an die Stellung einer Reichsstadt erwerben (1305 Stadtrecht von Ulm, 1351/1315 freie Richterwahl, 1398 Blutbann). 1387 erzwangen die Zünfte die Aufnahme in das Stadtregiment. Um 1400 hatte die Stadt etwa 4000 Einwohner. 1530/1534 wurde die Bevölkerung überwiegend evangelisch, 1649 D. paritätische Reichsstadt (mit katholischem Magistrat und evangelischer Bevölkerung). 1802/1803 ging die Stellung als Reichsstadt verloren. D. kam mit einer Quadratmeile Gebiet und 8000 Einwohnern an Bayern, 1804 an Preußen und 1805/1806 wieder an Bayern.
L.: Wolff 218; Zeumer 555 III b 16; Wallner 689 SchwäbRK 78; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 236ff.; Beck, L., Übersicht über die Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt Dinkelsbühl, 1886; Christoffel, M., Dinkelsbühl, 1928; Gluth, P., Dinkelsbühl. Die Entwicklung einer Reichsstadt, 1958; Die Urkunden der Stadt Dinkelsbühl (1282-1500) Bd. 1, 2, bearb. v. Schnurrer, L., 1960ff.; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Dinkelsbühl, 1962; Schnurrer, L., Die Territorien der Reichsstadt Dinkelsbühl, Jb. d. hist. Ver. v. Mittelfranken 80 (1962/1963), 55ff.; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Fahlbusch, F. B., Dinkelsbühl, LexMA 3 (1985), 1067. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dornbirn (freie Leute). D. westlich des Einflusses des Rheines in den Bodensee erscheint 895 erstmals (Torrinpuirron). Begütert waren dort Sankt Gallen, Weingarten, Mehrerau, das Stift Lindau, die Herren von Hohenems (Ems) und das Reich. 1343 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer unter anderem die reichsfreien Leute zu D. bei Bregenz für 1200 Mark Silber an Ulrich von Hohenems. Später wurde die Pfandschaft in einen Verkauf umgewandelt. 1765/1771 kam die Grafschaft Hohenems an Österreich, das schon 1375/1359 die Herrschaft Feldkirch gekauft hatte. S. Vorarlberg.
L.: Dacheröden 134; Hugo 475. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dürmentingen (Oberamt, Herrschaft). D. bei Biberach an der Riss wird 811 erstmals genannt. Um 1300 gelangte es mit dem Bussen an Habsburg und 1387 als Pfand an die Truchsessen von Waldburg. Im 16. Jahrhundert wurde es im schwäbischen Reichskreis waldburgischer Verwaltungsmittelpunkt für die Herrschaft Bussen und die untere Grafschaft Friedberg rechts der Schwarzach. 1786 wurde das Oberamt D. mit der Grafschaft Friedberg-Scheer an die Fürsten von Thurn und Taxis verkauft. 1806 wurde es der Landeshoheit Württembergs unterstellt und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Wallner 688 SchwäbRK 44; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis Biberach, 1973. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Eberbach (Reichsstadt). Auf altem Siedlungsland am unteren Neckar, das 988/1011/1012 vom König an das Hochstift Worms kam, errichteten die Bischöfe die Burg E. 1227 musste der Bischof die Burg gegen eine Geldentschädigung an König Heinrich VII. zu Lehen geben. Gleich danach errichteten die Staufer die Stadt E. Sie wurde nach dem Untergang der Staufer (um 1255) Reichsstadt und hatte das Stadtrecht von Wimpfen. Seit der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert wurde sie wiederholt verpfändet und kam 1330 als Pfand an die Pfalz, 1410 an Pfalz-Mosbach und 1499 wieder an die Kurpfalz. 1803 fiel sie an Leiningen und 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Weiß, J., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar, 2. A. 1927; Vetter, R., Alt-Eberbach 1800-1975, 1981; Schwarzmaier, H., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar bis zur Einführung der Reformation (1556), 1986. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Eberhardzell (Herrschaft). 1520 erwarben die Truchsessen von Waldburg die Herrschaft E. südlich von Biberach von Österreich, das sie 1331 mit der Herrschaft Waldsee erlangt hatte, zu Pfand, 1530 zu Eigengut. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie zu Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Über Württemberg gelangte E. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 54. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ebernburg (Herrschaft). 1448 gelangte die Herrschaft E. an der Mündung der Alsenz in die Nahe als Pfand an Ritter Reinhard von Sickingen. 1750/1751 fiel sie von dort an die Pfalz. Über Preußen kam E. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff, 261; Böcher, O., Die Ebernburg. Geschichte und Baugeschichte, 1988. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Eger (Reichsstadt), tschech. Cheb. Das Gebiet an der E. (Egerland) kam nach der allmählichen Eindeutschung des nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter slawisch besiedelten Raumes vor 1167 an die Staufer, die neben dem 1061 erstmals erwähnten Dorf E. die Stadt E. gründeten. 1277 wurde E. Reichsstadt. 1322 verpfändete König Ludwig der Bayer nach mehreren früheren Verpfändungen E. mit dem Egerland an Böhmen. 1353 übernahm Karl IV. als König von Böhmen das Pfand. Die Pfandschaft wurde bis 1806 nicht eingelöst. Mit dem Egerland wurde dann E. Böhmen staatsrechtlich eingegliedert. 1918 kam es an die Tschechoslowakei. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Schürer, O., Geschichte der Burg und Pfalz Eger, 1934; Sturm, H., Eger, Geschichte einer Reichsstadt, 1951. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Egerland (Reichsland). Eger an der Eger wird 1061 erstmals erwähnt. Die historische Landschaft E. ist der nördliche Teil des mittelalterlichen Banngebiets auf dem bayerischen Nordgau mit Fichtelgebirge und Egerer Becken. Im frühen 12. Jahrhundert wurde es von der bayerischen Besiedlung erfasst (Bau einer Burg durch den Diepoldinger Markgrafen Diepold III. von Vohburg) und erscheint seit 1135 als Region Eger. Sie wurde nach 1146 und vor 1167 auf Grund der Heirat Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit Adela von Vohburg dem Reich unmittelbar unterstellt und von Friedrich I. Barbarossa zu einer straff organisierten Herrschaft mit dem Vorort Eger ausgebaut (provincia Egrensis, 1261 Egerlant). Nach dem Sturz der Staufer (um 1254) wurde das bis 1266 reichsunmittelbare Land aufgeteilt. Der Süden wurde vom Kloster Waldsassen zum Stiftland (Stiftsland) zusammengefasst, das 1411 unter den Schutz, in der Mitte des 16. Jahrhunderts unter die Landeshoheit der Pfalz und 1628 unter die Landeshoheit Bayerns kam. Den Westen zogen die Burggrafen von Nürnberg an sich und bildeten vom 15. Jahrhundert an um Wunsiedel die sechs Ämter auf dem Gebirg (Sechsämterland), die mit der Markgrafschaft Bayreuth 1810 an Bayern kamen. Im Norden fielen Teile an das meißnische Vogtland, wobei die Reichsherrschaft Asch entstand. Den Rest erwarb Böhmen, das den Erwerb aber 1276 dem Reich zurückgeben musste. 1322 gewann Johann von Luxemburg dieses Gebiet als Gegenleistung für die böhmische Stimme bei der Wahl Ludwigs des Bayern zum König (neben 20000 Mark Silber) als Reichspfandschaft Eger. Diese wurde bis 1806 nicht eingelöst und erst in diesem Zeitpunkt staatsrechtlich Böhmen eingegliedert. 1945 wurde die fast rein deutsche Bevölkerung aus der 1918 entstandenen Tschechoslowakei weitgehend ausgewiesen. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Gradl, H., Geschichte des Egerlandes bis 1437, 1893; Bergmann, A., Das heutige Egerland, 1957; Käubler, R., Das Alter der deutschen Besiedlung des Egerlandes, 1958; Sturm, H., Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 2 1967f.; Sturm, H., Districtus Egranus, Historischer Atlas von Bayern, Altbayern 2,2 1981; Pscheidt, E., Eger. Ehemals eine freie Reichsstadt, Ausstellungskatalog o. J. (1984); Ambronn, K./Hlavácek, I., Eger, LexMA 3 1986, 1604ff. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Eglofs (Herrschaft, Grafschaft, Reichsdorf). Die aus der Grafschaft im Alpgau hervorgegangene Herrschaft E. in Oberschwaben kam von den Udalrichingern über die Grafen von Kirchberg und Grüningen (Württemberg-Grüningen) 1243 (durch Verkauf des comitatum in Albegowe cum castro Megelolues für 3200 Mark Silber Kölnisch) an die Staufer und wurde danach Reichsgut. Dieses wurde mehrfach verpfändet und von den Pfandberechtigten erheblich geschmälert, so dass sich ihr Gebiet nach 1500 auf die nähere Umgebung des Dorfes E. zwischen Oberer Argen und Unterer Argen beschränkte. 1582 löste Kaiser Rudolf II. die Pfandschaft ein. 1661 wurde sie als Reichsgrafschaft an die Grafen von Traun (Abensberg und Traun) verkauft, die 1662 Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis erlangten. Zur Grafschaft zählten auch die im Allgäu zerstreuten Freien vom oberen und unteren Sturz, ehemals reichsfreie Bauern (in Gopprechts, Hof, Rieggis, Diepolz, Gunzesried, Schweineberg, Halden, Sigiswang, Muderpolz, Dietrichs, Bauhof, Kierwang, Tiefenbach, Börlas, Freibrechts, Steig bei Memhölz, Reuter, Wiedemannsdorf, Sankt Johannstal, Köldorf, Knechtenhofen, Berg bei Missen, Missen, Weißach, Buflings, Unterthalhofen, Wiederhofen, Aigis, Wilhams). Möglicherweise war der Eglofser Gesamtverband ein Personenverband einer Gerichtsgemeinde. 1804 wurde E. von Fürst Windischgrätz erworben und 1805 zusammen mit der Herrschaft Siggen zum Reichsfürstentum Windischgrätz erhoben. 1806 kam E. mit rund 2 Quadratmeilen bzw. 35 Quadratkilometern und etwa 2000 Einwohnern an Württemberg. Die Bauern von E. bewahrten eigene, vielleicht auf fränkische Wehrbauernsiedlung zurückgehende, jedenfalls seit 1243 bezeugte Freiheiten bis ins 19. Jahrhundert. Über Württemberg gelangte E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 165; Hugo 452; Wolff 207; Zeumer 553 II b 61, 14; Wallner 688 SchwäbRK 56; Mayer, T., Bemerkungen und Nachträge zum Problem der freien Bauern, Zs. f. württemberg. LG. 13 (1954); Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 2 1971; Kissling, P. Freie Bauern und bäuerliche Bürger – Eglofs im Spätmittelalter und in der Frühneuzeit, 2006 (mit Übersichtskarte). (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ehingen (reichsstadtähnliche Stadt). In dem 760 oder 961 erstmals erwähnten E. an der Donau wurde um 1230 von den schwäbischen Grafen von Berg neben einer älteren Siedlung eine Stadt gegründet. 1343 wurde E. nach dem Aussterben der Grafen an Habsburg verkauft, bis 1568 von Habsburg aber mehrfach verpfändet. In dieser Zeit gewann es eine reichsstadtähnliche Stellung (1379 Befreiung vom auswärtigen Gericht, 1434 Blutbann, 1444 Wahl des Ammannes, 1447 Befreiung von auswärtigen Kriegsdiensten, von 1568 bis 1680 Erwerb der Pfandschaft der Herrschaften Berg[, Ehingen] und Schelklingen) und wurde Tagungsort der Landstände Schwäbisch-Österreichs sowie Sitz des Kantons Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806 kam es von Österreich an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Weber, F., Ehingen. Geschichte einer oberschwäbischen Donaustadt, 1955; Bauer, C., Ehingen als vorderösterreichische Stadt, (in) Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., Bd. 2, 3. A. 1978. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Elsenz (Reichsdorf). Am 22. 5. 1344 erlaubte Ludwig der Bayer Ludwig von Sickingen, das an die Helmstadt verpfändete Dorf E. gegen den Pfandschilling auszulösen. E. kam über Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 465. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Eppingen (Reichsstadt). E. bei Heilbronn wird 985 anlässlich einer Übertragung vom Reich an das Domstift Worms erstmals erwähnt. 1188 erscheint es als burgum, 1219 als civitas des Reiches. 1282 wurde es von Rudolf von Habsburg zur Reichsstadt erhoben und erhielt 1303 das Recht der Reichsstadt Heilbronn. Seit 1383 gehörte es meist als Pfand zur Pfalz, die es 1462 nach der Schlacht bei Seckenheim endgültig in Besitz nahm. 1803 kam es an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Braun, A., Geschichte der Stadt Eppingen, 1914; Gleim, F., Die Städte des Kraichgaus, Diss. phil. Heidelberg 1950; Rund um den Ottilienberg. Beiträge zur Geschichte der Stadt Eppingen und Umgebung, hg. v. d. Heimatfreunden Eppingen, Bd. 1 1979. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Erbach (Herrschaft). E. (1254 Erlbach) an der Donau war Lehen der Grafen von Berg-Schelklingen, das nach deren Aussterben 1345 an Habsburg fiel. Ortsherren waren die Herren von Ellerbach. Durch Kauf und Erbschaft kam E. an die Lochen und Stadion, an die Stein zum Rechtenstein (1348), Schenk (1400), Villenbach und Westernach (1466), von denen es der Herzog von Bayern-Landshut 1488 kaufte. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1503/1505 forderte Kaiser Maximilian das Lehen zurück, das nach mehreren Verpfändungen 1535 an den Augsburger Bürger Hans Baumgartner (Hans von Baumgarten) den Jüngeren zu Lehen gegeben wurde. Nach dem Aussterben der Baumgartner (Baumgarten) 1610 zog Österreich das Lehen ein und gab es zunächst als Pfand, 1622 als Lehen an den in den Reichsfreiherrenstand erhobenen Reichsvizekanzler Hans Ludwig von Ulm zu Erbach. E. gehörte zur Markgrafschaft Burgau, als deren Landvögte die Herren von Ulm zu Erbach (Ulm-Erbach) im 18. Jahrhundert zeitweise in Günzburg residierten. 1805 fiel es mit Burgau an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Ulm zu E.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Konrad, A. H., Schloss Erbach, 1968. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Erzenberg (Schwarzenberg, Schwertzenberg). König Ruprecht bestätigte am 26. 2. 1409 dem Eberhard von Ramschwag die Reichspfandschaft der freien Leute zu Schwartzenberg (S.). S. Schwertzenberg, Erzenberg (bei Schwellbrunn in der Schweiz).
L.: Hugo 474, 473. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Falkenstein (Herrschaft). In der Mitte des 12. Jahrhunderts wird erstmals die Burg F. an der Brenz erwähnt. Sie kam um 1260 über die Erbtochter von den Herren von F. an die Faimingen, 1349 als Pfand an den Herzog von Teck und über die Grafen von Helfenstein ganz an den Herzog von Teck. Dieser verkaufte 1390 F. mit Bindsteinmühle und Gütern in Dettingen, Heuchlingen, Ballendorf und Mehrstetten an Albrecht von Rechberg. 1531 erlangte die Herrschaft Heidenheim die Obrigkeit. 1593 kaufte Württemberg die zum schwäbischen Reichskreis gehörige Herrschaft, womit F. 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wallner 684 SchwäbRK 1. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Freistadt (Herrschaft). 1142 gab König Konrad dem Kloster Garsten 400 Hufen zwischen der Aist und der Jaunitz im nördlichen Oberösterreich. Hier entstand das 1241 erstmals genannte F. an der Feldaist. Die zugehörige Herrschaft wurde von Habsburg meist zu Pfand vergeben (1290-1358 an Wallsee, 1620-1644 an die Grafen von Meggau). 1644 kam sie über die Slawata an die Kolowrat, 1700 an die Grafen Harrach und danach durch Heirat an die Fürsten Kinsky. 1750 zählte sie 844 Untertanen.
L.: Wolff 27; Grüll, G., Kurze Geschichte von Freistadt, Bd. 1 1949; Hageneder, O., Das Land ob der Enns und die Herrschaft Freistadt im späten Mittelalter, Jb. d. oberösterreich. Musealvereins 127 I (Linz 1982); Marckgott, G., Freistadt, LexMA 4 1989, 906. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Friedberg (Burggrafschaft). Nach römischer und vermutlich auch fränkischer Besiedlung errichtete um 1170 Kaiser Friedrich Barbarossa zur Sicherung der Güter des Reiches in der Wetterau die 1216 erstmals erwähnte Reichsburg F. Die reichsunmittelbare Burgmannschaft erwarb seit dem 15. Jahrhundert eine eigene Herrschaft in der Wetterau (1455 Reichsstadt F. als Pfandschaft, 1475 Grafschaft Kaichen). 1806 kam sie an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 503; Mader, F., Sichere Nachrichten von der Reichsburg Friedberg und der dazugehörigen Grafschaft, Bd. 1ff. 1766ff.; Dieffenbach, P., Geschichte der Stadt und Burg Friedberg in der Wetterau, 1857; Roth, H., Burg und Stadt Friedberg, 2. A. 1959; Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter, 1982; Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter, Regesten der Urkunden 1216-1410, 1987; Rack, K., Die Burg Friedberg im Alten Reich, Studien zu ihrer Verfassungs- und Sozialgeschichte zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert 1988; Friedberg in Hessen, hg. v. Keller, M., Bd. 1f. 1997ff.; Zieg, M., Die Selbolder - Geschichte einer Friedberger Burgmannenfamilie in den Jahren 1200-1578, 2007. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Fürstenau (Burg, Herrschaft). Um 1300 errichtete das Erzstift Mainz die Wasserburg F. bei Erbach. 1317 erlangten die Grafen von Erbach ein Burglehen, um 1350 den Pfandbesitz. Danach wurde F. zeitweise Sitz der Linie Erbach-Fürstenau. 1806 kam es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 123. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Fürstenberg-Weitra (Fürsten, Landgrafen). Weitra in Österreich entstand am Ende des 12. Jahrhunderts im Zuge der Besiedlung des Grenzraumes gegen Böhmen. Die Burg war bald Mittelpunkt eines reichsunmittelbaren Gebiets (districtus Witrensis) der Kuenringer. 1278/1295/1296 kam Weitra an Habsburg, das es als Pflegschaft oder Pfand an Wallsee, Oettingen, Schaunberg, Maissau, Sternberg, Hardegg, Prag, Breuner und Greiß (Gree?)ausgab. 1581 belehnte Kaiser Rudolf II. Wolf Rumpf Freiherrn von Willroß mit der Herrschaft, die 1592 allodialisiert wurde. Seine Witwe heiratete Graf Friedrich zu Fürstenberg-Heiligenberg. Seit 1755 gehörte Weitra einer eigenen landgräflichen Linie F. 1848 verlor das Haus Fürstenberg die Herrschaft. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Gägelhof, Gaigelmar, Gettelmare (freie Leute). Am 26. 2. 1409 bestätigte König Ruprecht dem Eberhard von Ramschwag als Reichspfandschaften den Zoll zu Lindau, den Hof zu Kriessern, die freien Leute zu Gägelhof (Gaigelmar, Gettelmare) bei Schwellbrunn (in der Schweiz), Erzenberg (Schwertzenberg), Baldenwil (Baldwile), Neunegg (Unegcze), Schwänberg (Swenberg) und Uzwil (Uezwile) (in der Schweiz).
L.: Hugo 473. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Geilenkirchen (Herrschaft, Land, Freiheit, Herrlichkeit). G. bei Jülich wird erstmals 1170 erwähnt. Bis zum Erlöschen ihres Mannesstamms 1334 gehörte es den Rittern von G., welche die Stammburg von den Herren von Heinsberg zu Lehen hatten. 1405 war es Mittelpunkt eines kleinen Landes. 1484 kam es mit der Herrschaft Heinsberg an Jülich, innerhalb dessen es (1485 Freiheit) als Herrlichkeit 1486 pfandweise an die Harff gelangte. 1815 fiel G. an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Jansen, H., Die sozial- und siedlungsgeographische Entwicklung im westlichen Jülicher Land, 1957. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Gelnhausen (Reichsstadt). G. an der unteren Kinzig, das vermutlich nach dem Frauennamen Geila benannt wurde, erscheint erstmals 1123/1133 und kam zunächst an das Erzstift Mainz und kurz vor 1170 - teilweise als Lehen Mainzs - an das Reich. 1170 wurde es von Kaiser Friedrich I. Barbarossa als Markt - und Reichsstadt - neu errichtet und vor 1180 um eine neue Kaiserpfalz auf einer Kinziginsel erweitert. 1180 fand hier das Verfahren gegen Heinrich den Löwen statt. Im Reichssteuerverzeichnis von 1241 wurde G. unter den deutschen Reichsstädten hinter Frankfurt an die zweite Stelle gesetzt. Später wurde es Oberhof für mehrere (16) stede und gerichte, von dem allerdings nur wenige Urteile überliefert sind. Seit 1326 wurde es mit seinen etwa 3000 Einwohnern mehrfach verpfändet. 1349 kam es als Pfand an die Grafen von Schwarzburg-Hohnstein, 1435 an die Pfalz und Hanau. 1736 trat Hessen-Kassel als Erbe Hanaus in die Pfandschaft ein, womit die Reichsfreiheit faktisch unterging. 1803 wurde G. in Hessen-Kassel eingegliedert und kam damit 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. S. a. Forstmeister von Gelnhausen.
L.: Wolff 270; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3; Junghans, F., Versuch einer Geschichte der Reichsstadt Gelnhausen, Zs. d. Ver. f. hess. Gesch. 22 (1886); Hotz, W., Gelnhausen, 1951; Fuchs, A., Gelnhausen, Städtebaugeschichtliche Untersuchung, 1960; Binding, G., Pfalz Gelnhausen. Eine Bauuntersuchung, 1965; Lienau, C., Berichte zur deutschen Landeskunde, 1966; Schmerbach, K., Der Oberhof Gelnhausen, Geschichtsblätter für Stadt und Kreis Gelnhausen, 1966, 13; Heitzenröder, W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Schwind, F., Gelnhausen, LexMA 4 1989, 1206f.; Schwind, F., Gelnhausen, (in) Staufische Pfalzen, 1994, 67; Zieg, M., Gelnhäuser Regesten, 2008 (1147 Regesten). (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Gemen, Gehmen (Herrschaft). Mit dem Königshof bei G. nahe Borken stattete Königin Mathilde (in Engern um 895-Quedlinburg 968) das Stift Nordhausen aus. Edelherren von G. werden 1092 erstmals genannt. Um ihre um 1250 dem Herzog von Kleve aufgetragene Burg entstand eine kleine Herrschaft. 1492 starb das Geschlecht, das als Lehen Kleves auch die Vogtei über das Stift Vreden innegehabt hatte und weitere zwischenzeitlich erworbene Güter (Bredevoort, Pfandschaft an Recklinghausen) nicht hatte halten können, aus. Es folgten in weiblicher Linie die Grafen von Holstein-Schaumburg, nach 1635 die Grafen von Limburg-Styrum. Ihnen gelang vor allem gegen das Hochstift Münster die Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit (1700) und die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium. 1733 erbten sie die südlich gelegene Herrschaft Raesfeld. 1784 umfasste die 1560 protestantisch gewordene Herrschaft Burg und Ort G. sowie zwei Bauerschaften mit insgesamt 0,5 Quadratmeilen. Sie gehörte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, ihre Inhaber zu den westfälischen Reichsgrafen. 1801 kam sie an die Reichsfreiherren von Boyneburg-Bömelberg. Am 12. 7. 1806 fiel sie mediatisiert an die Fürsten von Salm-Kyrburg. Am 13. 12. 1810 erfolgte der Anschluss an Frankreich, 1815 an Preußen. 1822 wurde G. von der Familie Landsberg-Velen erworben. 1946 kam G. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364; Zeumer 554 II b 63, 23; Wallner 705 WestfälRK 54; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Landsberg-Velen, F. Graf v., Geschichte der Herrschaft Gemen, 1884; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 171. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Gertweiler (Reichsdorf). Am 29. 1. 1343 verpfändete Ludwig der Bayer die Reichsdörfer G. und Burgheim bei Schlettstadt im Elsass an den Viztum Rudolf von Andlau (Andeld) für 100 Mark Silber. Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, unter anderem, diese von Pfalzgraf Ludwig eingelösten Reichsdörfer als Reichspfandschaft zu besitzen.
L.: Hugo 470. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Glarus (Kanton). Das ursprünglich rätisch, seit dem 6. Jahrhundert alemannisch besiedelte Tal der Linth kam vermutlich im 9. Jahrhundert an das Kloster Säckingen, dessen Schutzpatron, der heilige Fridolin, es christianisiert haben soll. Im späten 13. Jahrhundert wurde es durch die den Grafen von Lenzburg (bis 1173), Otto von Burgund und den Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 folgenden habsburgischen Vögte (Habsburg) bedroht. Deshalb verband sich die erstmals 1289 fassbare Talschaft 1323 mit Schwyz und 1352 mit den Eidgenossen der Schweiz und erlangte durch den eidgenössischen Sieg bei Näfels 1388 die Unabhängigkeit. 1395 kaufte der Ort G. sämtliche Rechte von Säckingen, 1415 erlangte er vom König die Reichsunmittelbarkeit sowie den Blutbann. Daneben beteiligte sich G. an der Eroberung des Aargaus, bekam Anteil an den sog. gemeinen Herrschaften, nahm 1436 zusammen mit Schwyz Toggenburg ins Landrecht auf und sicherte sich die Pfandschaft über Uznach und Gaster. 1473 wurde G. vollberechtigtes Mitglied der Eidgenossenschaft. 1517 kaufte es die Herrschaft Werdenberg und die Herrschaft Wartau (Untertanenlande). 1528 trat es überwiegend zur Reformation über. 1798 wurde G. mit den gemeinen Herrschaften, den Untertanenlanden, dem Rheintal und dem Oberen Toggenburg als Kanton Linth Teil der Helvetischen Republik. 1803/1815 wurde das ehemalige Glarner Gebiet als Kanton anerkannt. 1836 gab es sich eine am 22. 5. 1887 abgeänderte Verfassung mit Landsgemeinde, Landrat, Landammann und Obergericht.
L.: Wolff 523f.; Spälti, H., Geschichte der Stadt Glarus, 1911; Thürer, G., Kultur des alten Landes Glarus, 1936; Stucki, F., Beiträge zur Geschichte des Landes Glarus, 1936; Winteler, J., Geschichte des Landes Glarus, Bd. 1f. 1952ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Glarus, hg. v. Stucki, F., 1984; Steinmüller, J., Glarus um 1800, 1989; Hauser, W., Die Entwicklung der Zivilrechtspflege des Kantons Glarus, 1989; Tremp, E., Glarus, LexMA 4 1989, 1476f. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Godramstein (Reichsdorf, Reichsstadt?). G. bei Landau erscheint erstmals 767 in einer Urkunde für Lorsch (Godmarstaine). Durch eine Königsurkunde von 900 erhielt die Abtei Hornbach Güter. 1285 verlieh König Rudolf von Habsburg dem Ort die Freiheiten Speyers. Am 10. 3. 1287 verordnete er, dass die Erhebung von G. bei Landau zu einer Reichsstadt den Rechten des Klosters Hornbach nicht schaden solle. Kaiser Karl IV. schlug am 25. 10. 1361 auf die an die Pfalzgrafen verpfändeten Reichsdörfer Billigheim, G., Steinweiler, Erlenbach (Erlebach), Klingen, Rohrbach und Impflingen sowie die übrigen Reichspfandschaften des Pfalzgrafen 4000 Gulden mit der Bedingung, dass keines ohne das andere eingelöst werden solle. Am Ende des 18. Jahrhunderts ging die Beziehung zum Reich zugunsten der Pfalz, die im 14. Jahrhundert die Landvogtei im Speyergau erlangt hatte, gänzlich verloren. Über Bayern gelangte G. 1946 zu Rheinland-Pfalz. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Goslar (Reichsstadt). G. am Harz an der Straße vom Rhein zur mittleren Elbe wird 922 erstmals erwähnt, reicht aber vielleicht noch in karolingische Zeit (karolingisches Lager von 802). 965/968 begann der Silberbergbau auf dem nahen Rammelsberg. Um 1005/1015 verlegte Heinrich II. die vorher in Werla an der Oker befindliche Pfalz nach G., das in der Salierzeit beliebter Aufenthaltsort deutscher Herrscher und bis ins 13. Jahrhundert Stätte vieler Reichstage war. Etwa 1073 wurde die Reichsvogtei G. zur Verwaltung des umliegenden Reichsgutes geschaffen, die von 1152 bis 1168 an Heinrich den Löwen gelangte. 1219 verlieh Kaiser Friedrich II. der Stadt einen umfangreichen Freiheitsbrief. 1290/1340 errang, beginnend mit dem Erwerb der Vogtei, G. die Stellung einer Reichsstadt (Reichsunmittelbarkeit). Im 14. Jahrhundert, in dessen Mitte das Stadtrecht in den goslarischen Statuten aufgezeichnet wurde, gelang die Gewinnung der Pfandschaft am Rammelsberg. Mit dem Einlösen der Pfandschaft Rammelsberg durch Braunschweig-Wolfenbüttel 1526/1552 setzte ein wirtschaftlicher Niedergang der 1528 protestantisch gewordenen Stadt ein. 1802/1803 kam G. mit 8500 Einwohnern an Preußen, 1807 zum Königreich Westphalen, 1814 an Hannover, danach an Preußen, 1816 wieder an Hannover, 1866 mit Hannover an Preußen und 1941 an Braunschweig. Am 1. 11. 1946 ging Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 456f.; Zeumer 554 III a 7; Wallner 707 NiedersächsRK 27; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Urkundenbuch der Stadt Goslar, hg. v. Bode, G./Hölscher, U., Bd. 1ff. 1893ff.; Frölich, K., Gerichtsverfassung von Goslar im Mittelalter, 1910; Hoelscher, U., Die Kaiserpfalz Goslar, 1927; Frölich, K., Verfassung und Verwaltung der Stadt Goslar im späten Mittelalter, 1921; Wiederhold, W., Goslar als Königsstadt und Bergstadt, 1922; Bruchmann, K., Goslar, 1952; Goslar, hg. v. Hillebrand, W., 2. A. 1965; Ebel, W., Das Stadtrecht von Goslar, 1968; Wilke, S., Das Goslarer Reichsgebiet und seine Beziehungen zu den territorialen Nachbargewalten, 1970; Schuler, P., Goslar, LexMA 4 1989, 1568ff.; Graf, S., Das Niederkirchenwesen der Reichsstadt Goslar, 1998; Goslar im Mittelalter, hg. v. Engelke, H., 2003; Kelichhaus, S., Goslar um 1600, 2003; Der Goslarer Ratskodex, hg. v. Lehmberg, M., 2013. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Göttingen (reichsunmittelbare Stadt?). G. an der Leine wird 953 (Gutingi) anlässlich der Gabe der Güter des Vasallen Billung durch Kaiser Otto den Großen an das Moritzkloster (Erzstift) Magdeburg erstmals erwähnt. 1371/1372 erwarb die im 13. Jahrhundert entstandene Stadt die Pfalz Grona (Grone), 1372 Herberhausen, 1380 Omborne (Omborn) und Roringen sowie Renshausen. 1387 schlugen die Bürger Herzog Otto den Quaden und zerstörten seine Burg in der Stadt. Von 1446 bis 1536 erlangten sie die Pfandschaft über Geismar, von 1424 bis 1530 über Burg und Amt Friedland. 1521 erscheint G. in der Reichsmatrikel unter den freien und Reichsstädten. Die Wirren des 16. und 17. Jahrhunderts führten dann aber wieder zur Eingliederung in das Herzogtum (1584 Braunschweig-Wolfenbüttel, 1635 Calenberg, 1692 Hannover). 1734 wurde in G. eine Universität geschaffen, die zwischen Halle (1694) und Berlin (1810) den Typus der modernen Universität bildete. 1866 kam die Stadt mit Hannover an Preußen, 1946 an Niedersachsen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Saathoff, A., Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1f. 1937ff.; Fahlbusch, O., Topographie der Stadt Göttingen, 1952; Fahlbusch, O., Göttingen im Wandel der Zeiten, 6. A. 1966; Göttingen. Geschichte einer Universitätsstadt, hg. v. Denecke, D., Bd. 1 1987; Sachse, W., Göttingen im 18. und 19. Jahrhundert, 1987; Göttingen 1690-1755, hg. v. Wellenreuther, H., 1988; Steenweg, H., Göttingen, LexMA 4 1989, 1609; Steenweg, H., Göttingen um 1400, 1994; Göttingen, hg. v. Böhme, E. u. a., Bd. 2 2002; Butt, A., Die Stadt Göttingen und ihre Rechte im ländlichen Raum, 2012. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Goxweiler (Reichsdorf). Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, die von demselben eingelösten Reichsdörfer Barr, Heiligenstein, Gertweiler, G. und (Ober- und Nieder-)Burgheim (Oberburgheim und Niederburgheim) als Reichspfandschaften zu besitzen.
L.: Hugo 471. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Grafenstaden (Reichsdorf). Am 12. 1. 1369 erlaubte Karl IV. dem Ritter Johann Erbe, die von dem Reiche verpfändeten Dörfer G. bei Straßburg, Illkirch und Illwickersheim einzulösen und pfandweise zu besitzen.
L.: Hugo 471. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Guttenberg (Herrschaft). G. bei Bergzabern war ursprünglich eine Reichsburg. Die zugehörige Herrschaft kam als Lehen 1317 an die Grafen von Leiningen und um 1330 als Reichspfand an die Pfalz (Kurpfalz). 1379 hatten die Pfalz und Leiningen die Reichspfandschaft je zur Hälfte. Der Anteil der Pfalz kam 1410 an Pfalz-Simmern, der Anteil Leiningens 1463 über die von Lichtenberg an die Pfalz und Pfalz-Zweibrücken. 1556 fiel der Anteil der Pfalz an Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Veldenz. 1733 kam Pfalz-Zweibrücken durch Vergleich in den alleinigen Besitz der Herrschaft. Über Bayern gelangte G. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 250. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hadeln (Land). H. zwischen Elbemündung und Wesermündung gehörte im 8. Jahrhundert als Haduloha (797) zum Stammesgebiet der Sachsen. Nach dem Sturz Heinrich des Löwen 1180 kam es, zunehmend eingeengt auf die Marsch zwischen den Geestrücken der Hohen Lieth und der Wingst, an das Herzogtum Sachsen-Lauenburg, war aber im 13. Jahrhundert nur noch lose hieran angeschlossen. Es erlangte zahlreiche mit der Kolonisation verbundene eigene Rechte, die trotz verschiedener Eingliederungsversuche von Seiten Hamburgs (1402/1407-1481 Pfandherrschaft) wie Sachsen-Lauenburgs Bestand behielten und im 15. Jahrhundert im Hadler Landrecht aufgezeichnet wurden. Der Adel war praktisch bedeutungslos. Die drei Stände des 5,5 Quadratmeilen großen Landes waren: Der erste Stand auch Landschaft oder Hochland genannt mit den Kirchspielen Altenbruch (Altenburch), Lüdingworth, Nordleda, Neuenkirchen, Osterbruch, Osterende-Otterndorf, Westerende-Otterndorf. Der zweite Stand, auch Sietland genannt, mit den Kirchspielen Westerihlienworth (Westerihlionworth), Osterihlienworth (Osterihlionworth), Steinau, Wanna und Odisheim. Der dritte Stand war die Stadt Otterndorf. Nach dem Aussterben Sachsen-Lauenburgs kam H. 1689 unter die Verwaltung des Kaisers. 1731 fiel es an Hannover (Präsident der Regierung in Stade in Personalunion Gräfe von Hadeln), 1866 an Preußen und am 1. 11. 1946 an Niedersachsen. Die Selbstverwaltung wurde von Hannover 1852 beseitigt, die Ständeversammlung in Otterndorf 1884 durch Preußen aufgelöst.
L.: Wolff 450; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Rüther, H., Geschichte des Landes Hadeln, 1949; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 11, 12, II, 29, 49, 70, 72, 73, 74, 96, III, 23, 24, 30, Haduloha, Hadalaon, Hadelere, Haedelreland, ‚Hadeln‘; Bierwirth, L., Siedlung und Wirtschaft im Lande Hadeln, 1967; Hadler Chronik, bearb. v. Rüther, E., 2. A. 1979; Hofmeister, A., Besiedlung und Verfassung der Stader Elbmarschen im Mittelalter, 1979ff.; Schmidt, H., Hadeln, LexMA 4 1989, 1817f.; Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Bd. 2 1995, 321; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hallermunt, Hallermund, Hallermünde (Grafschaft). Nach der Burg H. an der Haller im Deister nannten sich seit dem 12. Jahrhundert Grafen von H. Sie bildeten um Springe (Hallerspringe, 10. Jh. Hellereisprig) aus Allod (Springe) und Lehen des Hochstifts Minden ein kleines Herrschaftsgebiet aus. 1282 ergriffen die Herzöge von Braunschweig durch Pfandnahme Besitz von der Hälfte der Güter. 1411 verkaufte der letzte Graf († 1436) die auf Springe beschränkte Grafschaft gänzlich an die Welfen. 1434/1435 wurde die Burg abgerissen. 1704 belehnte Hannover den Geheimen Rat und Erbpostmeister Franz Ernst von Platen mit H. 1706 wurde die Grafschaft unter Erhebung Platens in den Reichsgrafenstand wiedererrichtet. Daraufhin wurde die Familie Platen 1709 in das westfälische Grafenkollegium des Reichstags und den niederrheinisch-westfälischen Reichskreis aufgenommen. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 368f.; Zeumer 554 II b 63, 32Spieß, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Hartmann, W., Geschichte der Stadt Springe am Deister, 1954. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hamburg (freie Reichsstadt, freie Stadt, Land, Bundesland). H. erscheint erstmals anlässlich des karolingischen Vorstoßes in das nordelbingische Sachsen. Nach Ausgrabungen der Jahre 2005f. könnte die Hammaburg im 8. Jahrhundert auf dem späteren Domplatz zwischen Elbe und Mönckebergstraße am Übergang von der Marsch zur Geest mit einem Durchmesser von 50 Metern errichtet worden sein. Vermutlich ordnete schon Kaiser Karl der Große 804 die Anlegung eines Königshofes und 811 nahe der Mündung der Alster in die Elbe die Errichtung einer Taufkirche (in Holz) an. Um 825 ließ Kaiser Ludwig der Fromme das Kastell Hammaburg (auf dem heutigen Domplatz?) erbauen. 831 wurde H. Bischofssitz, 834 Erzbischofssitz des heiligen Ansgar. 845/847 wurde der Sitz des Erzbistums nach verschiedenen Brandschatzungen durch die Wikinger von H. nach Bremen verlegt. Im 11. Jh. wurde ein Dom aus Stein errichtet. Unter den Grafen von Schauenburg (Schaumburg), die 1111 durch Herzog Lothar von Süpplingenburg bzw. Sachsen mit der Grafschaft Holstein und der Grafschaft Stormarn belehnt wurden, erfolgte der Ausbau zu einem wichtigen Handelsplatz. Am 7. 5. 1189 erhielt die seit 1188 von Wirad von Boizenburg als Leiter einer Siedlergruppe planmäßig errichtete, 1216 mit der Altstadt vereinigte Neustadt H. um St. Nikolai Handelsrechte, Zollrechte und Schifffahrtsrechte durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestätigt. Etwa zur gleichen Zeit erscheint in H. erstmals ein Rat. 1228 übertrug der Erzbischof von Bremen seine Rechte an der Altstadt auf den Grafen von Schaumburg (Schauenburg). Unter seiner Herrschaft entwickelte sich H. rasch zu einem großen Ausfuhrhafen und zeichnete 1270 sein Stadtrecht im sog. Ordeelbook auf. Um 1300 war bei einer Einwohnerzahl von etwa 5000 Personen weitgehende Unabhängigkeit vom gräflichen Stadtherren, der 1292 der Stadt das Recht der eigenen Rechtssetzung (kore) verliehen hatte, erreicht. Im 14. Jahrhundert errang die Stadt besonderen Ruhm im Kampf gegen die Seeräuberei auf der Nordsee (1400 Hinrichtung Klaus Störtebekers) und wurde als eines der ersten Mitglieder der Hanse zu deren wichtigstem Umschlagplatz zwischen Nordsee und Ostseeraum (um 1430 etwa 16000 Einwohner). 1392 gelang zunächst pfandweise der Erwerb der Vogtei über die Stadt. 1375 wurde im Zuge einer selbständigen planmäßigen Territorialpolitik die Moorburg und 1393 die Feste Ritzebüttel (Cuxhaven) mit der Insel Neuwerk erlangt. 1420 musste Herzog Emil von Sachsen-Lauenburg Bergedorf und die Vierlande an H. und Lübeck abgeben, die das Gebiet bis 1868, als es H. durch Vertrag allein übernahm, gemeinsam verwalteten. Unter Kaiser Sigmund wurde die Stadt erstmals als reichsunmittelbar bezeichnet. Seit 1460, als die Könige von Dänemark an die Stelle der Grafen von Schauenburg traten, galt sie als Reichsstadt. 1510 wurde sie auf dem Reichstag zu Augsburg für eine Reichsstadt im niedersächsischen Reichskreis erklärt. 1618 bestätigte das Reichskammergericht Hamburgs Selbständigkeit und 1768 erkannte auch der König von Dänemark H. als kaiserliche Reichsstadt an. 1528/1529 wurde in H. die Reformation eingeführt. Zugleich kam es zu einem neuen wirtschaftlichen Aufschwung. 1603 wurde das schon 1497 in einer Bilderhandschrift neu gefasste Recht unter Verwendung der Reformation der Stadt Nürnberg und verschiedener anderer Quellen reformiert. Im Schutze einer starken Befestigung blieb die Stadt vom Dreißigjährigen Krieg weitgehend verschont. Seit 1770 hatte H. Sitz und Stimme im Städtekolleg des Reichstags. § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses erhielt sie 1803 als Reichsstadt. Die Besetzung durch Dänemark (1801-1806) und durch Frankreich (1806) und die Kontinentalsperre führten zu einem gewichtigen Rückschlag für die sich seit 1806 als freie Hansestadt bezeichnende Stadt, die wenig später ihren Dom abriss. Von 1810 bis 1814 war die Stadt als Hauptstadt des Elbe-Departements in das französische Reich eingegliedert. 1813/1814 verstand sich H. als selbständiger Einzelstaat. 1815 trat es als Freie und Hanse-Stadt dem Deutschen Bund bei. Am 28. 9. 1860 gab es sich – nach älteren Rezessen zwischen Rat und Bürgerschaft von 1410, 1529 und 1712 und einem gescheiterten Verfassungsversuch vom 11. 7. 1849 – eine Verfassung mit Senat und Bürgerschaft. 1867 trat es dem Norddeutschen Bund bei und übertrug 1868 die Wehrhoheit auf Preußen, doch erst 1881/1888 wurde es Mitglied im deutschen Zollverein. 1871 schloss es sich dem Deutschen Reich an. 1919 gründete H. eine Universität. 1921 erhielt es eine neue Verfassung. 1933 wurde die Bürgerschaft aufgelöst und wurde ein Reichsstatthalter eingesetzt. Am 16. 1./9. 12. 1937 wurden die preußischen Städte Altona mit Blankenese, Wandsbek und Harburg-Wilhelmsburg sowie 27 Landgemeinden im Austausch gegen Cuxhaven (mit der Insel Neuwerk), Geesthacht und einige kleinere Orte eingegliedert. Nach dem Gesetz über die Verfassung und Verwaltung der Hansestadt H. stellte diese einen staatlichen Verwaltungsbezirk mit einer Einheitsgemeinde als Selbstverwaltungskörperschaft dar. Am 3. 5. 1945 wurde H. von Großbritannien besetzt und der britischen Besatzungszone zugeteilt. Am 6. 6. 1952 erhielt die seit 1949 der Bundesrepublik Deutschland zugehörige Freie und Hansestadt Hamburg (Stadtstaat) eine neue Verfassung. 1969 erlangte H. durch Vertrag mit Niedersachsen zur Schaffung eines Vorhafens wieder einen Teil des Elbemündungsgebiets mit der Insel Neuwerk.
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 9; Wallner 707 NiedersächsRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F/G3, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) C/D1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 177; Die Territorien des Reichs 6, 114; Anderson, C., Hamburgisches Privatrecht, Teil 1ff. 1782ff.; Hamburgisches Urkundenbuch, Bd. 1 (786-1300), hg. v. Lappenberg, J., 1842, Bd. 2 (1301-1336), hg. v. Stadtarchiv Hamburg, Bd. 3 (Register zu Bd. 2), bearb. v. Nirrnheim, H., 1953, Bd. 4 (1337-1350), bearb. v. Reetz, J., 1967; Lappenberg, J., Die ältesten Stadt-, Schiff- und Landrechte Hamburgs, 1845; Westphalen, N., Hamburgs Verfassung und Verwaltung in ihrer allmählichen Entwicklung bis auf die neueste Zeit, Bd. 1f. 2. A. 1846; Baumeister, H., Das Privatrecht der freien und Hansestadt Hamburg, Bd. 1f. 1856; Stubbe, E., Verfassung und Verwaltung der hamburgischen Marschgemeinden, Diss. jur. Hamburg 1922; Baasch, E., Geschichte Hamburgs 1814-1918, Bd. 1f. 1924f.; Wölfle, K., Hamburger Geschichtsatlas, 1926; Schöffel, J., Kirchengeschichte Hamburgs, Bd. 1 1929; Reincke, H., Hamburgs Geschichte, 1933; Reincke, H., Das Amt Ritzebüttel, Diss. phil. Hamburg 1935; Bolland, G., Hamburg, 1938; Bücherkunde zur hamburgischen Geschichte, hg. v. Möller, K./Tecke, A. Teil 1,2 1939, 1956; Studt, B., Hamburg 1951; Reincke, H., Forschungen und Skizzen zur hamburgischen Geschichte, 1951 (mit Karte der mittelalterlichen Stadtentwicklung); Drexelius, W./Weber, R., Die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg vom 6. 6. 1952, 1953; Bolland, J., Das hamburgische Ordeelbook von 1270 und sein Verfasser, ZRG GA 72 (1956), 83ff.; Ipsen, H., Hamburgs Verfassung und Verwaltung von Weimar bis Bonn, 1956; Johansen, P., Grundzüge der geschichtlichen Entwicklung der Freien und Hansestadt Hamburg, 2. A. 1967; Bolland, J., Die Hamburger Bürgerschaft in alter und neuer Zeit, 1959; Hamburgische Burspraken 1346 bis 1594, bearb. v. Bolland, J., 1960; Die Bilderhandschrift des Hamburger Stadtrechts 1497, erl. v. Reincke, H., 1968; Grundmann, G., Hamburg gestern und heute, 1972; Hamburg, Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, 1888-1980, hg. v. Jochmann, W., Bd. 1f. 1982ff.; Hanf, M., Hamburgs Weg in die praktische Unabhängigkeit vom schauenburgischen Landesherrn, 1986; Postel, R., Die Reformation in Hamburg, 1986; Stadt und Hafen, hg. v. Ellermeyer, J., 1986; Hamburg im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Stephan, J./Winter, H., 1989; Das alte Hamburg (1500-1848/49), hg. v. Herzig, A., 1989; Seegrün, W., Hamburg-Bremen, LexMA 4 1989, 1885ff.; Stadtgeschichte Hamburg, red. v. Schöller, A., 1990; Postel, R., Hamburg-Bremen 1974-1989 (Sammelbericht), Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 625ff.; Klessmann, E., Geschichte der Stadt Hamburg, 7. A. 1994; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 93; Hamburg-Lexikon, hg. v. Kopitzsch, F. u. a., 1998; Krieger, M., Geschichte Hamburgs, 2006. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hanau (Grafen). H. wird erstmals 1143 als Wasserburg der Herren von Buchen (Stammburg Wachenbuchen [Wasserbuchen] bei H.), die Vögte des Mariengredenstifts in Mainz waren, auf einer Kinziginsel erwähnt (Hagenowa). 1166/1168 erscheint als Erbe eine Adelsfamilie, die sich zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden bei Frankfurt am Main, 1191 nach der Burg H. benannte und Mainz rasch weitgehend aus dem Gebiet der unteren Kinzig verdrängte. Im 13. Jahrhundert erwarb sie zu ihrer gräflichen Stellung und zu Gütern um Schlüchtern durch Heirat und Erbschaft Güter in der Wetterau (Beerbung Ulrichs II. von Münzenberg 1255, ein Sechstel Münzenberg, ein Sechstel Assenheim), im Rhein-Main-Gebiet (Babenhausen) und im Spessart (kurz nach 1272 Steinau). Im 14. Jahrhundert gewann sie die Vogtei Schlüchtern und war mehrfach Inhaber der Reichslandvogtei in der Wetterau. 1320/1364 erlangte sie die Pfandschaft des Gerichts Bornheimerberg (Bornheimer Berg), 1429 die Reichsgrafenwürde. 1436 erhob sie H. zur ständigen Residenz. 1458 wurde in die Linien Hanau-Münzenberg (mit dem Sitz Hanau und den Gütern nördlich des Mains) und Hanau-Babenhausen (mit den Gütern südlich des Mains) geteilt. 1480 fiel der Linie Hanau-Babenhausen die halbe Grafschaft Lichtenberg mit Gütern im Unterelsass sowie um Kehl (Hanauer Land) an. Seitdem nannte sie sich Hanau-Lichtenberg. Um 1530 traten die Grafen zur Reformation über. 1570 beerbten die Grafen von Hanau-Lichtenberg die Grafen von Zweibrücken-Bitsch, 1642 die Grafen von Hanau-Münzenberg. Zweifelhaft ist, ob sie 1696 die seit 1685 angestrebte Erhebung in den Reichsfürstenrat gewannen. 1697 fielen die elsässischen Güter an Frankreich. Nach dem Aussterben Hanau-Lichtenbergs 1736 kam Hanau-Münzenberg mit H. durch Erbvertrag an Hessen-Kassel, Hanau-Lichtenberg (unter Landeshoheit Frankreichs) an Hessen-Darmstadt. Von 1806 bis 1810 war H. von Frankreich besetzt und wurde dann mit Ausnahme der Ämter Rodheim, Dorheim, Ortenberg, Babenhausen und des Dorfes Heuchelheim, die an Hessen-Darmstadt gelangten, zu dem neugegründeten Großherzogtum Frankfurt geschlagen. 1815 fiel die Grafschaft an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau) und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 270f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) C2; Rathgeber, J., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Reimer, H., Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau, Bd. 1ff. 1891ff.; Suchier, R., Genealogie des Hanauer Grafenhauses, 1894; Zimmermann, J., Hanau. Stadt und Land, 2. A. 1920; Cramer, K., Landesgeschichte der Obergrafschaft Hanau, Diss. phil. Marburg 1944; Lübbeck, F., Hanau, Stadt und Grafschaft, 1951; Hanau, Stadt und Land. Ein Heimatbuch, 1954; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; 675 Jahre Altstadt Hanau, hg. v. Hanauer Geschichtsverein, 1978; Schwind, F., Hanau, LexMA 4 1989, 1893; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 248; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 198. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hannover (Fürstentum, Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von Hildesheim nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte Siedlung (vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie 1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg. Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen Braunschweig-Celle Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die Reichsgrafschaft Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser Matthias das Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636 an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H. zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636 verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit 1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte 1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover). Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen und vereinigte nach dem Tode seines Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle (1705) alle nichtbraunschweigischen Güter der Welfen (Calenberg-Göttingen, Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer Sukzessionsakte von 1701 - Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz war Enkelin des englischen Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende Personalunion mit England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer Verden und Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt Blumenthal und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden, Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium (Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5 Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg, Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine Ansprüche auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter sowie für seine Rechte und Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen und die Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde aber durch Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem umklammert. Von 1803 bis 1813 war es von Frankreich besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in Schwerin im Exil), 1806 für wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte der südliche Teil Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum Königreich Westphalen, vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich, das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim, Goslar und das Untereichsfeld vergrößert und um Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die 1833 durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Die nach 1848  geschaffene Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht, Oberappellationsgericht) beeinflusst  die Gesetzgebung anderer Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879 aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867 wurde die preußische Verfassung eingeführt. Der preußischen Provinz wurde 1922 die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932 gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946 wurde das Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann, H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v., Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v., Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.; Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte, 1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A. 1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786, Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86, Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des 18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme 1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32, 1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2 1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts, bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964; Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover, Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M., Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976; Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und administrative Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760, 1986; Press, V., Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986; Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt, Kirche und Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987; Hannover und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen aus den hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs, C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain, Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007; Boetticher, E. v., Die Justizorganisation im Königreich Hannover nach 1848 und  ihre Ausstrahlungskraft auf die Staaten des .Deutschen Bundes und das Reich bis 1879, 2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen, 2013. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Harmersbach (Reichstal). Das seit 1139 genannte Reichstal H. in der Ortenau gehörte ursprünglich zur Reichslandvogtei Ortenau und danach zur Reichsstadt Zell am Harmersbach. Als Kaiser Ludwig der Bayer 1330 dem Hochstift Straßburg und der Pfalz die Ortenau verpfändete, brach er das Tal H. heraus und gab es als Pfand an Fürstenberg, das sich Einlösungsversuchen widersetzte. 1367 kam H. als eigene Pfandschaft an das Hochstift Straßburg und von dort 1401 an die Familie Bock. 1689 löste der Kaiser das Pfand ein. 1718 wurde die Reichsunmittelbarkeit der allmählich eigenständig gewordenen Bauerngemeinde anerkannt. 1803 fiel H., 1,5 Quadratmeilen groß, mit rund 2000 Einwohnern an Baden und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 227; Wallner 689 SchwäbRK 73; Handbuch der historischen Stätten, Baden-Württemberg, Oberharmersbach. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hatzfeld, Hatzfeldt (Herren, Reichsgrafen, Reichsfürsten, Reichsritter). Nach der 1282 erwähnten Burg H. an der oberen Eder benannte sich eine seit 1138/1145 nachweisbare edelfreie Familie (Hepisvelt). Zu Anfang des 14. Jahrhunderts teilte sie sich in zwei Hauptlinien. Sie musste 1311 ihre Burg an Hessen zu Lehen auftragen, erwarb aber um 1380/1430 die reichsunmittelbare Herrschaft Wildenburg bei Altenkirchen sowie 1387 Bringhausen und 1503 Eifa. Die Herrschaft H. kam nach dem Aussterben einer Linie 1570, 1588 und 1772 an die Landgrafen von Hessen. 1635/1640 wurde die Familie H. in den Reichsgrafenstand erhoben. 1641 erlangte sie aus der Konfiskationsmasse des Grafen Schaffgotsch die freie Standesherrschaft Trachenberg (Drachenberg) in Niederschlesien(, die 1741 Fürstentum wurde). Dazu kamen weitere Güter (1639 Belehnung mit den Teilen Mainz‘ der Grafschaft Gleichen [1794 an Mainz zurück], 1641 Herrschaften Haltenbergstetten [vom Hochstift Würzburg, 1794 dorthin zurück], Rosenberg, Waldmannshofen, Pfand der Herrschaft Laudenbach bei Weikersheim). Außerdem gehörte zu den Ländereien der Fürsten die niedere Herrschaft Kranichfeld und die Herrschaft Blankenhain im obersächsischen Reichskreis. Mit Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und dem 1637 erworbenen, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg fallenden Waldmannshofen zählten die H. im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken (außerdem um 1700 zum Kanton Rhön-Werra), mit dem Kirchspiel Friesenhagen und mit den Schlössern Wildenburg und Krottorf (bei Friesenhagen)sowie Wissen rechts der Sieg, Schönstein und Merten in der Linie Hatzfeld-Wildenburg (Hatzfeld-Wildenberg) zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch König Friedrich den Großen von Preußen wurde der Linie Hatzfeld-Trachenberg der Fürstenstand verliehen. Bei ihrem Aussterben (1794) wurde sie von Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein beerbt, dem 1803 der preußische Fürstenstand bestätigt wurde. Die von ihm begründete Linie Hatzfeld-Trachenberg erhielt 1900 den Titel eines Herzogs von Trachenberg. Der Linie Hatzfeld-Wildenburg wurde 1870 die preußische Fürstenwürde verliehen.
L.: Wolff 398ff.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten 183; Riedenauer 124; Neumaier 149, 173; Genealogischer Kalender 1753, 547; Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Bd. 1 1951, 485ff.; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J., Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeld, 1975; Friedhoff, J., Die Familie von Hatzfeldt, 2004. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hausen (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert wurde in H. im Tal bei Beuron eine Burg errichtet. Sie war bis 1648 Sitz der Grundherrschaft H. in der Grafschaft Hohenberg. 1682 kam die zum österreichischen Reichskreis zählende, außerdem Stetten am kalten Markt, Nusplingen, Oberglashütte, Unterglashütte, halb Neidingen (Neidlingen) und weitere Güter umfassende Herrschaft H. über Berthold von Stein zu Klingenstein und Kaiser Leopold I. durch Verkauf an die Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn), 1735 an die Grafen Schenk von Castell, 1756 als Pfand an das Kloster Salem und 1803 an Baden sowie damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK1; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg und ihr Übergang an Württemberg (1806), 1950. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Heideck (Herrschaft). Die um 1250 entstandene Burg H. bei Hilpoltstein in Mittelfranken war Sitz der Herren von H., die aus dem Anlautertal stammten und sich im 11. Jahrhundert von Arnsberg und 1129 von Erlingshofen nannten. Sie waren Leute der Bischöfe von Eichstätt und erlangten am Ende des 12. Jahrhunderts Eigengüter. 1288 erbten sie Güter der Schalkhausen-Dornberg. Im 14. Jahrhundert wurde ihre Herrschaft reichsunmittelbar, 1360 Lehen Böhmens. 1437 wurde H. geteilt und 1445 an Bayern-Landshut verpfändet. 1472 kam es nach dem Tod Konrads II. von H. an Bayern-Landshut, 1505 an Pfalz-Neuburg und damit später wieder an Bayern. Von 1542 bis 1585 hatte Nürnberg die Pfandherrschaft und führte für diese Zeit die Reformation in der zum bayerischen Reichskreis zählenden Herrschaft ein. S. Erlingshofen.
L.: Wolff 140; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4; Schöffel, P., Die Herren von Heideck, (in) Frankenkalender 1940; Neuburg, die junge Pfalz, hg. v. Heider, J., 1955; Deeg, D., Die Herrschaft der Herren von Heideck, 1968. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Heidingsfeld (Reichsdorf, Reichsstadt). H. (Heitingsveldono) bei Würzburg wird 779 in der Würzburger Markbeschreibung erstmals genannt. Um 849 ist dort zu Lehen ausgegebenes Königsgut nachweisbar, das an Fulda und von dort als Lehen an die Grafen von Rothenburg und damit an die Staufer kam. Am 18. 11. 1297 verkündigte König Adolf den Männern in H. und Lützelfeld (Lutzelenvelt), dass er sie an den Bischof von Würzburg verpfändet habe. Im 14. Jahrhundert war der Ort durch Einlösung der Pfandschaft seitens (Kaiser) Karls IV. bei Böhmen und erhielt 1368 das Stadtrecht von Sulzbach. Von 1431 bis 1488 war H. bei Nürnberg und seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts bzw. endgültig seit 1628 bei dem Hochstift Würzburg, mit dem er später an Bayern gelangte. 1930 wurde H. in Würzburg eingemeindet.
L.: Dacheröden 232; Hugo 458; Wolff 100; Mathes, W. S., Heidingsfeld, Diss. phil. Würzburg 1956; Die Geschichte der Stadt Heidingsfeld, hg. v. Leng, R., 2005. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Heiligenstein (Reichsdorf). Am 16. 4. 1276 verpfändete König Rudolf von Habsburg das Dorf H. zwischen Straßburg und Schlettstadt dem Eberhard von Landsberg für 100 Mark. Am 5. 12. 1339 erlaubte Kaiser Ludwig der Bayer dem Johann von Ecketich die Einlösung. Am 2. 1. 1357 verpfändete Kaiser Karl IV. dem Edlen von Landsberg das Dorf für 150 Mark Silber. Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht von der Pfalz seinem Sohn, das eingelöste Reichsdorf als Reichspfandschaft zu besitzen. S. Elsass.
L.: Hugo 471. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hilzingen (Herrschaft). H. bei Überlingen zählt vermutlich zu den ältesten alemannischen Siedlungen im Hegau. Im Frühmittelalter gehörte es zur Herzogsburg Hohentwiel und wurde vermutlich dem Hohentwielkloster übertragen, das seinerseits dem Hochstift Bamberg unterstellt war. Später war die Herrschaft, die dann dem schwäbischen Reichskreis zugeordnet war, häufig geteilt. 1595 und 1609 kam sie an Österreich, das H. teils als Lehen, teils als Pfand ausgab. 1659 erlangte das Kloster Petershausen H. mit Staufen für 60000 Gulden als Pfand. 1722 wurde das Pfand in Lehen umgewandelt, 1723 das Lehen unter Zustimmung des Hochstifts Bamberg in Eigentum. 1735 kam das Dorf Riedheim hinzu. Petershausen fiel 1803 an Baden, wodurch H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 43, 190; Wallner 688 SchwäbRK 50; Riede, R., Geschichte von Hilzingen, 1926. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hirschhorn (Herren, Reichsritter, reichsritterschaftlicher Ort). Vermutlich um 1200 entstand die Burg H. am Neckar. Die danach benannten Herren von H. hatten Pfandschaften über Mosbach, Sinsheim und Weißenburg sowie weitere Güter. 1317 wurde die Burg H. dem Erzstift Mainz geöffnet. H. zählte zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, doch waren die Herren von H. bis etwa 1650 auch im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1803 kam H. von Mainz an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80, 511; Riedenauer 124; Neumaier 66, 73, 150, 153; Kissinger, F., Aus Hirschhorns Geschichte, 1900; Stetten 33; Irschlinger, R., Zur Geschichte der Herren von Hirschhorn, 1986; Lohmann, E., Die Herrschaft Hirschhorn, 1986: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 168. 356 (Hirschhorn 1550) ausgestorben?. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hirschlatt (Herrschaft). H. bei Friedrichshafen am Bodensee wird 1074 erstmals erwähnt. Um 1150 gelangte es an das Augustinerchorherrenstift Kreuzlingen. Die Vogtei über die um H. gebildete Herrschaft hatten zunächst die Welfen, dann die Staufer und seit etwa 1300 pfandweise die Grafen von Montfort. 1659 erwarb das Kloster die Vogtei, 1749 die hohe Gerichtsbarkeit. 1803 gelangte die Herrschaft an Hohenzollern-Hechingen, 1813 durch Kauf an Württemberg und damit H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 80; Der Kreis Tettnang, 1969. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hofstätten, Hofstetten, Hochstetten (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Dorf Hoffstetten (Hofstätten bei Annweiler), das dieser aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte.
L.: Hugo 465,464. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hohenschwangau (Herren, Herrschaft). 1090 erscheint die Burg Schwangau am Austritt des Lechs aus den Alpen. Die zugehörige Herrschaft kam 1191 von den Welfen an die Staufer und nach deren Ende ans Reich. Die Herren von Schwangau hatten die Herrschaft noch am Ende des 15. Jahrhunderts inne. 1535 kam sie an die Augsburger Patrizierfamilie Baumgartner, 1561 pfandweise an Brandenburg, das seine Rechte 1567 an Bayern verkaufte. 1603/1604 erlangte Bayern eine Anwartschaft, 1670 das zum bayerischen Reichskreis zählende Reichslehen selbst. Von 1705 bis 1714 und 1778/1779 war H. kurzfristig beim Reich.
L.: Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Knussert, R., Das Füssener Land in früher Zeit, 1955. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hohenzollern-Haigerloch (Grafen). Die Herrschaft Haigerloch wurde 1488 pfandweise und 1497 tauschweise von der schwäbischen Linie der Hohenzollern erworben. 1575/1576 wurde Haigerloch der Linie Hohenzollern-Sigmaringen zugeteilt, von der sie sich verselbständigte. Die Linie H. wurde 1634 von Hohenzollern-Sigmaringen beerbt.
L.: Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F., Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Horbach (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel unter anderem dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz das Dorf H. bei Bergzabern, das Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte. Über Bayern kam H. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 465, 464. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hoßkirch (Reichsdorf). H. zwischen Saulgau und Pfullendorf erscheint 1083 als Sitz der Edelfreien von H., die im 12. Jahrhundert den Ort dem Kloster Weingarten gaben. Sie erloschen noch im 12. Jahrhundert. Danach unterstand H. den Herren von Fronhofen als königlichen Vögten. 1286 kam die Vogtei an die Herren von Königsegg. Am 18. 10. 1403 bestätigte König Ruprecht den Gebrüdern Hans, Ulrich, Albrecht und Eck von Königsegg die Reichspfandschaft H. 1527/1535 erlangten die Königsegg die Grundherrschaft, 1806 fiel H. an Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hugo 453; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis Ravensburg, 1976. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Iggelheim (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Reichsdorf I. bei Hassloch, das dieser aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte. I. kam seitdem zur sog. Pflege Hassloch, über welche die Pfalz die Oberherrlichkeit hatte, die sie aber an Leiningen weiterverlieh. Über Bayern gelangte I. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt, 1960. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Illkirch (Reichsdorf). Am 12. 1. 1369 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Ritter Johann Erbe, die vom Reich verpfändeten Dörfer I., Illwickersheim und Grafenstaden bei Straßburg einzulösen und pfandweise zu besitzen. Mit dem Elsass kam I. zu Frankreich.
L.: Hugo 472, 471. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Illwickersheim (Reichsdorf). Am 12. 1. 1369 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Ritter Johann Erbe, die vom Reich verpfändeten Dörfer Illkirch, I. und Grafenstaden bei Straßburg einzulösen und pfandweise zu besitzen. Mit dem Elsass kam I. zu Frankreich.
L.: Hugo 472, 471. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ingelheim (Reichsdorf). In I. am Rhein bei Bingen bestanden schon in römischer Zeit verschiedene Siedlungen. In der Gegenwart wurden Gräberfelder und Siedlungsreste wohl des 7. Jahrhunderts ergraben, nahe und über denen in Niederingelheim König Karl (der Große) vermutlich 774-787 eine Pfalz errichtete. Sie war Mittelpunkt des Ingelheimer Reiches. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig der Bayer unter anderem die beiden Dörfer I. an den Erzbischof von Mainz. Am 25. 12. 1356 verpfändete Kaiser Karl IV. I. an die Stadt Mainz. Am 12. 2. 1375 verpfändete er sie an Ruprecht von der Pfalz. König Wenzel bestätigte dies am 7. 7. 1376 und erhöhte die Pfandsumme am 10. 8. 1378. Am 23. 8. 1402 verpfändete König Ruprecht I. (bzw. das Ingelheimer Reich mit Ober-Ingelheim [Oberingelheim], Nieder-Ingelheim [Niederingelheim)], Groß-Winternheim, Bubenheim, Elsheim, Wackernheim, Sauerschwabenheim und Frei-Weinheim [Freiweinheim]) seinem ältesten Sohn Ludwig von der Pfalz. Eine Auslösung des wegen seines mehr als 70 Orte einschließenden, im 17. Jahrhundert von der Pfalz aufgehobenen Oberhofes bekannten Ortes erfolgte nicht mehr. 1815 kam I. zu Hessen-Darmstadt, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466f., Wolff 91; Erler, A., Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Bd. 1ff. 1952ff.; Ingelheim am Rhein, hg. v. Böhner u. a., 1965; Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Schmitz, H., Pfalz und Fiskus Ingelheim, 1974; Erler, A., Das Augustiner-Chorherrenstift in der Königspfalz zu Ingelheim am Rhein, 1986; Gerlich, A., Ingelheim, LexMA 5 1990, 414f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 278; Die Ingelheimer Haderbücher, Bd. 2011; Alltag, Herrschaft und Gesellschaft, hg. v. Marzi, W. u. a., 2012. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Itter (Herrschaft). Die Burg I. bei Frankenberg war Sitz einer Herrschaft - einer älteren, 1123 ausgestorbenen und dann - einer jüngeren, 1167 erstmals nachweisbaren, 1441 erloschenen Linie der Herren von I., zu deren Gütern neben I. Ossenbühl mit Lotheim und Vöhl sowie Höringhausen mit Eimelrod zählten, die vermutlich über eine Erbtochter von der älteren Linie erlangt worden waren. 1356/1357 eroberten die Landgrafen von Hessen, das Erzstift Mainz und die Grafen von Waldeck Burg und Herrschaft I. und teilten sie unter sich auf. 1562/1588 kam die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft, die 1383 als Pfand an die Wolff von Gudenberg (Gudensberg) gelangt war, unmittelbar an Hessen, 1648/1650 an Hessen-Darmstadt. Über Hessen-Kassel und Preußen (1866, Provinz Hessen-Nassau) gelangte Dorfitter 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 255; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C2; Kopp, J., Kurze historische Nachricht von den Herren zu Itter, Kassel 1751. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Kaiserslautern (Reichsstadt). An der Straße vom Rhein nach Lothringen erscheint 882 der fränkische Königshof Luthra an der Lauter. Das Reichsgut um diesen Ort kam 985 an die salischen Grafen des Wormsgaues (Herzog Otto von Kärnten) und von diesen später an die Staufer. Kaiser Friedrich I. Barbarossa baute den Königshof zur Pfalz aus. 1237 erscheint die Bezeichnung Lutra imperialis (K., 1322 Kayserlutern). 1276 wurde K. zur Reichsstadt erhoben. Mehrfach verpfändet kam es 1375 als Pfand an die Pfalz. Unter Pfalzgraf Johann Casimir (1576-1592) wurde es Residenz des Fürstentums Pfalz-Lautern (Lautern). 1797 wurde es von Frankreich besetzt. 1816 fiel es an Bayern, 1945 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Schlag, G., Die deutschen Kaiserpfalzen, 1940; Kaiserslautern 1276-1951, Festschrift zur 675jährigen Stadterhebung, hg. v. Münch, O., 1951; Münch, O., Kaiserslautern, Barbarossastadt im Herzen des Pfälzer Waldes, 1957; Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1, 1964; Landkreis Kaiserslautern, bearb. v. Reh, K. u. a., 1968; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988; Gerlich, A., Kaiserslautern, LexMA 5 1990, 860; Urkundenbuch der Stadt Kaiserslautern, hg. v. Dolch, M. u. a., Bd. 1ff. 1994ff.; Das Lauterer Gericht und sein Speyerer Oberhof, hg. v. Dolch, M. u. a., 1996; Ratsprotokolle der Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 289; Dolch, M., Reichsburg Kaiserslautern (in) Mitt. des hist. Ver. der Pfalz 105 (2007), 89. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Kandel (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Dorf K., das der Kurfürst aus der Pfandschaft des Grafen von Leiningen gelöst hatte. Über Bayern gelangte K. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464; Wolff 91. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Katzenelnbogen (Grafschaft). Um 1095 wurde südwestlich von Limburg an der Lahn auf Bleidenstädter Vogteigut die Burg K. (1102 Cazeneleboge, sichere Deutung fehlt) erbaut. Nach ihr nannten sich möglicherweise im Zusammenhang mit dem Kraichgau südlich des Neckars seit 1138 die Grafen von K., die vielleicht aus dem Erzstift Köln stammen (Diether 1066), zunächst als nobiles oder liberi bezeichnet wurden (Edelfreie) und um 1130 in verwandtschaftliche Beziehung zu den Staufern traten. Sie hatten anfangs die Vogteien der Klöster Prüm, Siegburg und Bleidenstadt sowie des Erzbistums Mainz im Gebiet südlich der Lahnmündung. Die Grafschaft im Kraichgau verloren sie, erwarben aber um 1160 mit den Grafen von Nassau die Grafschaft auf dem Einrich, um 1185 St. Goar mit dem Rheinzoll sowie seit dem 12. Jahrhundert Lehen Würzburgs um Darmstadt und Groß-Gerau bzw. Großgerau. Sie eigneten sich im Interregnum umfangreiches Reichsgut (1249 bei Trebur, nach 1255 Dreieich) an. Danach erstreckte sich ihr seit etwa 1260 an auf zwei Linien verteiltes, 1402 aber wieder vereinigtes Herrschaftsgebiet vom Odenwald bis zur unteren Lahn. Es bestand aus der Niedergrafschaft am Nordhang des Taunus um Rheinfels (Braubach, Sankt Goar, Bad Schwalbach, Burgschwalbach) und der Obergrafschaft um Darmstadt (Rüsselsheim, Groß-Gerau bzw. Großgerau, Darmstadt, Zwingenberg), die durch Mainzer und Nassauer Gebiet von einander getrennt waren, sowie verstreuten Gütern in der Wetterau, im östlichen Taunus, auf dem Westerwald, an der unteren Lahn und zahlreichen Rheinzöllen vom Oberrhein bis Holland. Hiervon waren nur geringe Güter allodial, doch gelang auch auf der Grundlage der durch Pfandrecht und Lehnrecht gebotenen rechtlichen Möglichkeiten die Entstehung von Landesherrschaft. Die wachsenden Gegensätze zu den Grafen von Nassau führten um 1400 zu einem Bündnis mit den Landgrafen von Hessen und 1457 zur Heirat der Erbtochter Anna mit Landgraf Heinrich III. 1479 fiel beim Aussterben der Familie in männlicher Linie das später zum oberrheinischen Reichskreis zählende Gut an Hessen (nach langem Streit mit Jülich-Berg [bis 1520] und Nassau [, das den hessischen Anteil an der Grafschaft Diez und 450000 Gulden erhielt,] endgültig 1557). 1567 kam die Obergrafschaft, zu der die Ämter Darmstadt, Kelsterbach, Rüsselsheim, Dornberg, Jägersburg, Zwingenberg und Lichtenberg, die Gemeinschaft Umstadt, der hessen-darmstädtische Anteil an der Herrschaft Eppstein, das Amt Braubach und das eigentlich zur niederen Grafschaft gehörige, aber von Hessen-Darmstadt erworbene und zur oberen Grafschaft geschlagene Kirchspiel K. gehörten, an Hessen-Darmstadt. Die Niedergrafschaft, welche die Ämter Rheinfels, Reichenberg und Hohenstein, das Amt oder die Vogtei Pfalzfeld auf dem linken Rheinufer mit acht Dörfern und die Hälfte des so genannten Vierherrischen umfasste, wurde Teil von Hessen-Rheinfels und fiel bei Aussterben des Hauses 1583 an Hessen-Kassel. 1648 wurde dessen Nebenlinie Hessen-Rotenburg mit ihr ausgestattet. 1815 kam die Niedergrafschaft an das Herzogtum Nassau und fiel 1866 mit Nassau an Preußen und 1945 an Hessen. S. Nassau-Katzenelnbogen.
L.: Wolff 255; Wallner 694 OberrheinRK 1, 2; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 38 (1789) B2; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Landrecht der oberen Grafschaft Katzenelnbogen (von 1591), o. J. (1795, Verlag Stahl-Caselmann); Selchow, C. v., Magazin für die deutschen Rechte und Geschichte, Bd. 1 (1779) 475ff. (Erstdruck des Landrechts); Meinardus, O., Der Katzenelnbogener Erbfolgestreit, 1899ff.; Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen, 1932; Demandt, K., Die Anfänge des Katzenelnbogener Grafenhauses und die reichsgeschichtlichen Grundlagen seines Aufstieges, Nassauische Annalen 63 (1952), 17; Demandt, K., Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060-1486, Bd. 1ff. 1953ff.; Demandt, K., Die letzten Katzenelnbogener und der Kampf um ihr Erbe, Nassauische Annalen 66 (1955), 98ff.; Demandt, K., Die Grafschaft Katzenelnbogen und ihre Bedeutung für die Landgrafschaft Hessen, Rhein. Vjbll. 29 (1964) 73ff.; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969; Maulhardt, H., Die wirtschaftlichen Grundlagen der Grafschaft Katzenelnbogen im 14. und 15. Jahrhundert, 1980; Reichert, W., Finanzpolitik und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis 14. Jahrhundert, 1985; Demandt, K., Katzenelnbogener Urkunden, 1989; Gerlich, A., Katzenelnbogen, LexMA 5 1990, 1080; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 481; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 128. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Köln (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). In K., das 50/38 v. Chr. als oppidum Ubiorum und 50 n. Chr. als Colonia Claudia Ara Agrippinensium erscheint, ist erstmals 313/314 ein Bischof (Maternus) bezeugt. Nach der Eroberung Kölns durch die Franken 459 n. Chr. wurde das Bistum 794/795 zum Erzbistum (Erzbischof Hildebold) erhoben. Ihm gehörten die Bistümer Utrecht (bis 1559), Lüttich, Münster, Osnabrück, Minden und (Hamburg-)Bremen (bis 834/843/864) an. 953 übertrug König Otto der Große seinem Bruder Brun das Erzbistum (mit der Stadt) sowie das Herzogtum Lothringen, von dem ein schmaler 100 Kilometer langer und 25 Kilometer breiter linksrheinischer Streifen von Rheinberg bis Rolandseck (Andernach 1167 aus Reichsgut erhalten, dazu Deutz, Linz, Altenwied, Godesberg) die Grundlage weltlicher Herrschaft des Erzstifts K. bildete. 1028 erhielt der Erzbischof das Recht der Salbung und Krönung des deutschen Königs in Aachen, 1031 die Würde des Reichskanzleramtes in Italien. 1180 erwarb Erzbischof Philipp von Heinsberg, der sich auf vielleicht 2000 hofrechtlich und dienstrechtlich verpflichtete Ministeriale stützen konnte, im Zusammenhang mit dem Sturz Heinrichs des Löwen als Lohn für seine Kaisertreue das Herzogtum Westfalen (und Engern), dessen Mittelpunkt später die erworbene Grafschaft Arnsberg und dessen Vorort im 15. Jahrhundert Brilon wurde. Erzbischof Heinrich I. (1225-1238) gewann das Vest Recklinghausen aus der Erbschaft der dortigen Grafen. Wenig später kamen Güter um Altenahr, Nürburg und Hardt von Seiten Konrad von Hochstadens hinzu. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof einer der Kurfürsten (Kurköln). 1288 verlor allerdings Siegfried von Westerburg im limburgischen Erbfolgestreit mit Jülich und Brabant durch die Niederlage von Worringen die Herrschaft über die Stadt K. Obwohl dann im 14. Jahrhundert außer der Grafschaft Arnsberg (1368) die Grafschaft Hülchrath und das Land Linn mit Uerdingen hinzukamen, brachte doch die Soester Fehde (1444-1449) mit Kleve den weiteren Verlust von Soest und Xanten sowie tiefgreifende wirtschaftliche Zerrüttung. Die Bemühungen, in der Reformation das Erzstift in ein protestantisches weltliches Herrschaftsgebiet umzuwandeln, blieben erfolglos. Seit 1525 wurde Bonn Hauptstadt des Erzstifts (1663 Gymnasium, 1786 Universität). Unter wittelsbachischen Erzbischöfen (1583-1761) schloss sich das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift der antihabsburgischen, frankreichfreundlichen Haltung Bayerns an. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das in das südlich von K. gelegene Oberstift, das nördlich von K. gelegene Unterstift und das Herzogtum Westfalen geteilte Erzstift 130 Quadratmeilen mit 230000 Einwohnern. 1801 annektierte Frankreich den linksrheinischen Teil des Erzstifts und schuf hierfür kirchenrechtlich das Bistum Aachen. Der rechtsrheinische Teil wurde 1803 säkularisiert und an Wied-Runkel (Altenwied, Neuerburg [Neuenburg]), Nassau-Usingen, Arenberg (Recklinghausen) und Hessen-Darmstadt (Westfalen) aufgeteilt. 1806 musste Nassau Teile an das Großherzogtum Berg abgeben, das auch 1810 von Arenberg das Vest Recklinghausen erhielt. 1814 kam das Gebiet ohne die nassauischen Teile an Preußen (Provinz Westfalen), 1946 an Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 84; Zeumer 552 I 3; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) D2; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 58; Walter, F., Das alte Erzstift und die Reichsstadt Köln, 1886; Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter (313-1332), bearb. v. Knipping, R./Kisky, W./Oediger, F., Bd. 1ff. 1901ff.; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinzen, Bd. 1 1909; Braubach, M., Kurköln, 1949; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Droege, G., Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter Dietrich v. Moers 1414-1436, 1957; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch des Erzbistums Köln, hg. v. Erzbischöflichen Generalvikariat Köln, Bd. 1f. 26. A. 1966; Geschichte des Erzbistums Köln (bis 1189), hg. v. Neuss, W./Oediger, F., Bd. 1 2. A. 1972, Neudruck 1991; Picot, S., Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden, 1977; Hegel, E., Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung (1688-1814), 1979; Janssen, W., Die mensa episcopalis der Kölner Erzbischöfe im Spätmittelalter, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Winterling, A., Der Hof des Kurfürsten von Köln 1688-1794, 1986; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln im Spätmittelalter, 1987; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., 1991 2, 1ff., 267ff.; Seibert, H., Köln, LexMA 5 1991, 1261ff.; Ritzerfeld, U., Das Kölner Erzstift im 12. Jahrhundert, 1994; Höroldt, U., Studien zur politischen Stellung des Kölner Domkapitels, 1994; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter, 1995ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v. Deeters, J. u. a., Bd. 2ff. 1996ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Prössler, R., Das Erzstift Köln, 1997; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997; Fuhrmann, H., Das Urkundenwesen der Erzbischöfe von Köln im 13. Jahrhundert, 2000; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter 1191-1515, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 300; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 411, 2, 316; Werres, C., Der Landkreis Köln um 1825, 2007. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Königshofen (Reichsdorf). Am 25. 11. 1347 erlaubte König Karl IV. der Stadt Straßburg die Auslösung des verpfändeten, später Straßburg eingegliederten Dorfes Königshofen bei Straßburg vom bislang Pfandberechtigten. Mit Straßburg gelangte K. zu Frankreich.
L.: Hugo 472. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Konstanz (Reichsvogteistadt). K. war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Unter Tiberius (14-37 n. Chr.) wurde an dem verkehrsgünstig liegenden Ort am Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee ein römischer Stützpunkt angelegt, vermutlich nach 300 ein Kastell, dessen im 6. Jahrhundert überlieferter Name Constantia war. Vielleicht zwischen 550 und 590 wurde K. Bischofssitz (bis 1821), um 900 erhielt es vom Bischof Marktrecht. 1192 wird in einem Privileg Kaiser Heinrichs VI. die Ablösung der Herrschaft des Bischofs sichtbar. Im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts erscheint der Rat. (Kaiser) Friedrich II. wandelte die Vogtei über K. in eine Reichsvogtei um. 1237 wurde K. als Reichsstadt bezeichnet und führte seit 1388 den Bund der Reichsstädte am Bodensee an. Von 1414 bis 1418 war es Sitz des 16. allgemeinen Konzils zur Überwindung des abendländischen Schismas. 1417 gelang die Pfandnahme des Landgerichts im Thurgau aus der Hand König Sigmunds, doch musste 1460/1499 der Thurgau den Eidgenossen der Schweiz überlassen werden. 1510/1511 wurde K. zum Abschluss eines Schirmvertrages mit Habsburg gezwungen. Durch den Schmalkaldischen Krieg verlor die 1526 protestantisch gewordene Stadt, aus welcher der Bischof 1527 nach Meersburg übersiedelte, die Reichsfreiheit und kam von 1548 bis 1805 unter die Herrschaft Österreichs, unter der sie wieder katholisch wurde. 1805/1806 fiel sie an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Marmor, J., Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz, 1860; Konstanzer Häuserbuch, hg. v. Hirsch, F./Beyerle, K./Maurer, A., Bd. 1f. 1906ff.; Laible, J., Geschichte der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, 1921; Hofmann, A. v., Die Stadt Konstanz, 1922; Rüster, Die Steuerbücher der Stadt Konstanz, Bd. 1ff. 1958ff.; Feger, O., Konstanz, 1961; Der Landkreis Konstanz. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd. 1 1968ff.; Feger, O., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 3. A. 1972; Maurer, H., Konstanzer Stadtgeschichte im Überblick, 1979; Maurer, H., Konstanz im Mittelalter, Bd. 1f. 1989; Stahter, H., Das römische Konstanz und sein Umfeld, 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Burkhardt, M./Dobras, W./Zimmermann, W., Konstanz in der frühen Neuzeit, 1991; Burkhardt, M., Konstanz im 18. Jahrhundert, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 1999; Seuffert, R., Konstanz, 2003, 2. A. 2013; Crivellari, F. u. a., Vom Kaiser zum Großherzog, 2007; Zang, G., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 2010; Rügert, W., Konstanz zur Zeit des Konzils, 2014. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Krain (F.) (Herzogtum). Die schon vorgeschichtlich besiedelte Landschaft zwischen Karawanken, oberer Kulpa, Ternovaner Wald und Uskokengebirge gehörte seit dem späten ersten vorchristlichen Jahrhundert zur römischen Provinz Pannonien, später zu Italia annonaria und Illyricum. Vom späten 6. Jahrhundert an wurde sie nach dem Abzug der Langobarden von Slowenen besiedelt. Im 7./8. Jahrhundert war sie ein Teil des slowenischen Landes Carantana (Kärnten). Im 8. Jahrhundert kam sie an Bayern und wurde unter König Karl dem Großen einer Grafschaft der neugebildeten Mark Friaul zugeschlagen. 820 taucht dann für sie der Name Carniola, 973 die Craina marcha (zu krajina, Grenze) mit dem Hauptort Krainburg auf. 952 kam sie mit Friaul zu Bayern, 976 zu Kärnten. Seit 1077/1093 war sie Lehen der Patriarchen von Aquileja, die aber nur Unterkrain beherrschten. Begütert waren in K. vor allem die Hochstifte Brixen und Freising. Im 12. Jahrhundert wurde das 1144 erstmals erwähnte Laibach Vorort Krains. Von 1173/1180 bis 1209/1228 waren die Grafen von Andechs (nach den Grafen von Weimar-Orlamünde, Sponheim und Bogen) die eigentlichen Herren von K. (Oberkrain). Ihr Erbe traten zunächst die Babenberger, die Kärntner Linie der Grafen von Sponheim (bis 1264), Böhmen (1269-1276), 1282 die Söhne König Rudolfs von Habsburg und von 1282 bis 1335 als Pfandberechtigte die Grafen von Görz (Meinhardiner) sowie nach deren Aussterben 1335 die Grafen von Habsburg mit Kärnten, 1374 auch Windische Mark (mit Möttling) und Istrien (Grafschaft Mitterburg) an. 1379 kam K. an die leopoldinische Linie Habsburgs. 1394 wurde, nachdem schon Herzog Rudolf IV. sich seit 1364 Herzog von K. genannt hatte, K. zum Herzogtum erhoben. Kaiser Maximilian verband K. mit Steiermark, Kärnten, Istrien, Görz und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich. Zeitweise litt das zum österreichischen Reichskreis zählende Land stark unter den Einfällen der Türken. 1803 wurden die reichsunmittelbaren Gebiete Freisings und Brixens einverleibt. Von 1809 bis 1814 war K. dann Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs, fiel danach aber wieder an Österreich (Königreich Illyrien) zurück. 1849 wurde es österreichisches Kronland. Am 29. 10. 1918 kam der größte Teil mit Laibach an Jugoslawien, Innerkrain (Hinterland von Triest, Fiume) an Italien. 1947 fiel auch Innerkrain an Jugoslawien und damit 1991 an Slowenien.
L.: Wolff 30; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) F1/2, II 66 (1378) H6, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) G5; Lechner, K., Krain, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Valvasor, W. v., Die Ehre des Herzogtums Krain, Bd. 1ff. 1869; Dimitz, A., Geschichte Krains, Bd. 1ff. Laibach 1874ff.; Schumi, F., Die Herren von Krain und die Windische Mark, Archiv für Heimatkunde 1 (1882/1883); Mell, A., Die territoriale Entwicklung Krains vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1888; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Villach, Veldes); Hauptmann, L., Krain, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen Alpenländer, 1914, 1929; Hauptmann, L., Entstehung und Entwicklung Krains, 1929; Kos, M., Zgodovina Slovencev, Laibach 1955; Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen bis zum Jahre 1941, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Hödl, G., Krain, LexMA 5 1991, 1465ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Hösler, J., Von Krain zu Slowenien, 2006. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Kranichfeld (Herrschaft). K. im mittleren Ilmtal ist seit 1143 bezeugt. Es gehörte zunächst den von den Grafen von Käfernburg abstammenden Herren von K. 1172 wurde die zugehörige Herrschaft in die obere und die niedere Herrschaft geteilt. Das größere Oberkranichfeld kam als Eigen beim Aussterben seiner Herren an die Burggrafen von Kirchberg, die 1398 unter die Landeshoheit der Wettiner (Meißen) gerieten, 1453 an die Herren Reuß von Plauen, 1615 an Sachsen-Weimar, 1620 an die Grafen von Schwarzburg, 1663 an Sachsen-Gotha, 1704-28 an Sachsen-Weimar, 1728-1826 an Sachsen-Gotha-Altenburg (Sachsen-Gotha) und 1826-1920 an Sachsen-Meiningen. Das kleinere Niederkranichfeld (Unterkranichfeld) unterstand spätestens seit 1233 der Lehnshoheit des Erzstifts Mainz und geriet als Pfand an die Grafen von Schwarzburg, die es auch nach dem Aussterben der Herren von Niederkranichfeld (um 1310) behielten. 1412 kam es an die Burggrafen von Kirchberg, 1455 an die Grafen von Gleichen-Blankenhain, 1631 an die Grafen von Mörsberg und von 1675 bis 1794 an die Grafen von Hatzfeld. 1794 wurde es vom Erzstift Mainz als erledigtes Lehen eingezogen. 1803 fiel es an Preußen, 1806 an Frankreich, 1813 an Preußen, 1815 an Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar) und 1912 tauschweise an Sachsen-Meiningen, unter dem es mit Oberkranichfeld wiedervereinigt wurde. 1920 kam es zu Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Beide Herrschaften zählten bis 1806 zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wolff 397; 399; Wallner 709 ObersächsRK 8 (Oberkranichfeld); Wallner 710 ObersächsRK 23 (Unterkranichfeld); Kleinteich, H., Kranichfeld und seine Umgebung, Heft 1 1901, Supplement 1902. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Kriessern (Reichshof). Am 26. 2. 1409 bestätigte König Ruprecht dem Eberhard von Ramschwag die Pfandschaft unter anderen des Hofes zu K. bei Hohenems (Ems).
L.: Hugo 473. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lahr-Mahlberg (Herrschaft). 1246/1247 besetzten die Herren von Geroldseck die aus dem Erbe der Herzöge von Zähringen stammende Reichsstadt Mahlberg und errichteten am Ausgang des Tales der Schutter zum Rhein die Burg Lahr (1250). Bei Teilung der Güter der Herren von Geroldseck 1277 entstand die Herrschaft L. mit dem Hauptort Lahr. 1422 wurde Baden Pfandherr der Hälfte der Herrschaft und 1497 durch Kauf Eigentümer. Die übrige Hälfte war zunächst in Händen der Grafen von Moers-Saarwerden, denen 1527 Nassau-Saarbrücken folgte. 1558 wurde die Reformation eingeführt. Bei Auflösung des badisch-nassauischen Kondominates 1629 durch Teilung der Herrschaft L. bekam Baden-Baden (Baden) die Herrschaft Mahlberg( und Nassau-Saarbrücken die Herrschaft Lahr, die 1803 ebenfalls an Baden fiel).
L.: Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Laupheim (Herrschaft, reichsritterschaftlicher Ort). Nach dem 778 erstmals erwähnten L. (Louphaim) an der Riss nannten sich seit 1110 bezeugte Herren von L., die im Dienst der Grafen von Kirchberg standen. Die Herrschaft L. kam von den Staufern über die Truchsessen von Waldburg und die Herren von Waldsee 1331 an Österreich, das 1407 die Herren von Ellerbach, die 1362 das Pfand erlangt hatten, damit belehnte. Nach dem Aussterben der Ellerbach fiel die zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft 1582 an die Welden, 1806 an Württemberg und damit L. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508; Schenk, G., Laupheim, 1976; Diemer, K., Laupheim, 1979. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Leoben (Grafschaft, Herrschaft). Auf altem Siedlungsboden erscheint 904 Liubina bzw. Liupina an der oberen Mur als Mittelpunkt einer gleichnamigen Grafschaft. Sie war später Mittelpunkt einer Herrschaft, die von den Herren der Steiermark (seit 1282 Habsburg) häufig zu Pfand ausgegeben wurde (1711 an Wurmbrand).
L.: Wolff 29; Loehr, M., Leoben, Werden und Wesen einer Stadt, 1934; Freudenthaler, J., Eisen auf immerdar. Geschichte der Stadt und des Bezirks Leoben, 1936; List, R., Die Bergstadt Leoben, 1948; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 19 Liubana bzw. Leoben; Leben und Arbeiten im Bezirk Leoben, hg. v. d. Geschichtswerkstatt Leoben, 1989. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Leutkircher Heide (freie Leute). Leutkirch an der Eschach bei Wangen wird 848 erstmals erwähnt und war im 8./9. Jahrhundert Gerichtsort, Pfarrei und fränkischer Stützpunkt. Bei Leutkirch liegt die L., zu der im 14. Jahrhundert Freie genannt werden, denen zusammen mit der Stadt Leutkirch die L. gehörte. Am 22. 2. 1330 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer dem Grafen von Bregenz die bereits früher erfolgte Verpfändung Leutkirchs. Am 3. 6. 1330 verpfändete er erneut Leutkirch, die freien Leute und was dazu gehört an die Grafen und schlug am 27. 5. 1333 weiteres Geld auf die Pfandschaft. 1348 ist ein Landgericht für die Freien bezeugt, das spätestens seit 1421 mit dem 1358 erstmals genannten Pirschgericht (der oberschwäbischen Reichslandvogtei) mit den Gerichtsstätten Ravensburg, Wangen, Tettnang und Lindau verschmolzen war. Am 3. 12. 1364 verpfändete Kaiser Karl IV. an Graf Ulrich von Helfenstein unter anderem die freien Leute auf der L. Die Grafen von Helfenstein verpfändeten sie von 1382 bis 1396 an die Stadt Ulm. 1415 zog sie König Sigmund zur Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben. Als Wohnorte von Freien auf L. H. sind nachgewiesen im oberen Amt der Landvogtei Schwaben Willerazhofen, Ellerazhofen, Lanzenhofen, Grimmelshofen, Nannenbach, Gebrazhofen, Wolferazhofen, Liezenhofen, Merazhofen, Uttenhofen, Engelboldshofen, Winterazhofen, Engerazhofen, Toberazhofen, Bettelhofen, Herlazhofen, Tautenhofen, Weipoldshofen, Heggelbach, Niederhofen, Lauben, Ottmannshofen, Balterazhofen, Wielazhofen, Adrazhofen, Wuchzenhofen, Luttolsberg, Allmishofen, Haselburg und Urlau, außerhalb des oberen Amtes in Laidratz (Laidraz), Matzen, Gottrazhofen, Baldenhofen, Enkenhofen, Gumpeltshofen, Sommersbach, Schwanden, Aigeltshofen, Beuren, Hedrazhofen, Maggmannshofen, Haid und Reichenhofen(, während etwa Nachweise für Grünenbach, Kesselbrunn, Eisenbrechtshofen, Sonthofen, Enzlesmühle oder Sackmühle fehlen). 1802 wurden sie von Bayern in Besitz genommen und Bayern am 25. 2. 1803 zugeteilt. 1810 wurde das Land mit der Reichsstadt Leutkirch an Württemberg abgetreten und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44, 222, 505; Hugo 453; Roth, R., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Leutkirch, Bd. 1f. 1873ff.; Gut, M., Das ehemalige kaiserliche Landgericht auf der Leutkircher Heide und in der Pirs, Diss. jur. Tübingen 1909; De Kegel-Schorer, C., Die Freien auf Leutkircher Heide, 2007. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lindau (Reichsstadt). L. am Bodensee erscheint erstmals 822 als Damenstift, das vermutlich von Graf Adalbert von Rätien aus der Familie der Burcharde (Burchardinger) im frühen 9. Jahrhundert gegründet wurde. Um 1079 verlegte das Reichsstift den Markt vom gegenüberliegenden Festland auf die Bodenseeinsel. Vor 1216 wurde L. Stadt. Bereits um 1240 galt diese als reich. Infolge der wirtschaftlichen Notlagen des Reichsstifts verstärkte sich im 13. Jahrhundert die allmähliche Loslösung aus der Herrschaft des Stiftes. Unter König Rudolf von Habsburg erlangte die Stadt (1264 Ratsherren) die Stellung einer Reichsstadt (1274/1275 Freiheit von fremden Gerichten, Schutz vor Verpfändung der Vogtei). In den Auseinandersetzungen mit dem Kloster vermochte sie bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts im Wesentlichen sich durchzusetzen. 1396 erlangte sie den Blutbann und die Befreiung vom stiftischen Hochgericht. 1430/1648 gewann sie die Pfandschaft der Reichsvogtei über die Kelhöfe des Stifts. Kurz vor 1530 trat sie zur Reformation über. 1803 kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende Stadt mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 5000-6000 Einwohnern an die Fürsten von Bretzenheim (Fürstentum L.), dann an Österreich, 1805 an Bayern. Zwischen 1945 und 1955 nahm L. wegen seiner Zugehörigkeit zur französischen Besatzungszone einerseits und zu Bayern andererseits eine Sonderstellung ein.
L.: Wolff 217; Zeumer 555 III b 15; Wallner 689 SchwäbRK 71; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Schroeder 427ff.; Wolfart, K., Geschichte der Stadt Lindau, 1909, Neudruck 1979; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Cranach-Sichart, E. v., Lindau, 1929; Horn, A./Meyer, W., Stadt- und Landkreis Lindau, 1954; Schneiders, T., Lindau im Bodensee, 4. A. 1965; Rieger, I., Landschaft am Bodensee, 1967; Ott, M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Dobras, W., Bibliographie zur Geschichte der Stadt Lindau, 1972, Neujahrsbl. des Museumsvereins Lindau 22; Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich III. und Lindau, 1986; Tönsing, M., Lindau, LexMA 5 1991, 1998; Burmeister, K., Die Lindauer Stadtrechtsfamilie, Der Geschichtsfreund 152 (1999), 85. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lippe (Grafschaft, Fürstentum). 1123 erscheint im alten Stammesherzogtum Sachsen ein westfälisches Adelsgeschlecht, das die Vogtei über Kloster Geseke und die Grafschaftsrechte im Hafergau bzw. Havergau, Limgau, Aagau und Thiatmelligau innehatte und sich nach seinem Allodialgut an der oberen L. edle Herren zur L. nannte. Als Anhänger Herzog Heinrichs des Löwen vermehrten sie ihre Güter (um 1184/1185 Gründung Lippes bzw. Lippstadts um 1190 Lemgos, 1192 Falkenbergs). 1190 erheirateten sie die Herrschaft Rheda. Weiter erlangten sie Rechte über das Stift Enger und östlich des Osnings bzw. Öslings. 1323/1325/1358 gewannen sie durch Heirat einen Großteil der Grafschaft Schwalenberg (Ämter Schwalenberg und Oldenburg, Kloster Falkenhagen), 1323 durch Kauf das spätere Amt Varenholz und 1399/1400/1405 als Pfand die Grafschaft Sternberg mit Salzuflen. 1365 ging Rheda als Folge der Landesteilung von 1344 an Tecklenburg verloren, 1376 musste die Stadt L. (später Lippstadt) verpfändet werden, woraus sich 1445 eine Gemeinschaftsherrschaft mit Kleve-Mark, später Preußen (bis 1850) ergab. 1449 erlangte Hessen über verschiedene, 1517 über alle Gebiete die Lehnsherrschaft, 1528/1529 erhielten die seit 1413 nachweisbar reichsständischen, seit 1512 dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörigen Edelherren den Reichsgrafenstand. 1530/1536 schloss sich das 1448 etwa 21000 und 1590 etwa 35000 Einwohner zählende Land unter dem Einfluss Hessens der Reformation, 1605 dem Calvinismus an. 1614/1621 entstanden durch Bildung von Nebenlinien die gräflichen Linien Lippe-Detmold (mit Detmold, Sternberg, Enger, Sassenberg, Aholz, Schwalenberg, Stoppelberg, Oldenburg, Varenholz, Falkenberg, die Hälfte Lippstadts]), Lippe-Brake und Lippe-Alverdissen (in der Herrschaft Sternberg mit Lipperode und Alverdissen), das 1640 über Graf Philipps von der Lippe-Alverdissen Schwester, die Mutter des letzten, 1640 verstorbenen Grafen von Schaumburg einen Teil der Grafschaft Schaumburg erlangte und die Grafschaft Schaumburg-Lippe begründete. Von Lippe-Detmold zweigte sich 1671 ohne Landeshoheit die Nebenlinie Lippe-Biesterfeld, von dieser 1736/1762 Lippe-Weißenfeld ab. 1687 wurde durch Heirat die Herrschaft Ameiden erworben. Lippe-Brake erlosch 1709 und fiel an Lippe-Detmold. Die Grafen von Lippe-Detmold, die dem westfälischem Reichsgrafenkollegium angehörten, wurden (1720) in den Reichsfürstenstand erhoben, führten diesen Titel aber erst seit 1789. 1763 erwarb Lippe-Detmold durch Kauf die Herrschaften Lippe-Biesterfeld und Lippe-(Biesterfeld-)Weißenfeld. 1806 und 1815 konnte die Mediatisierung verhindert werden. Am 8. 6. 1815 trat (Lippe-Detmold als) L. dem Deutschen Bund bei. 1819/1820 scheiterte der Versuch einer Verfassungsgebung am Widerstand der Stände. Ein erstes landständisches Grundgesetz kam 1836 zustande, wurde 1849 liberalisiert, 1853 restauriert und 1876 und 1912 modernisiert. 1866 trat L. dem Norddeutschen Bund bei. Nach dem Aussterben der Detmolder Linie (20. 7. 1895) folgte 1905 nach zehnjährigem Erbfolgestreit mit Schaumburg-Lippe die verwandtschaftlich nähere Linie Lippe-Biesterfeld. Am 12. 11. 1918 dankte der Fürst des um 1900 etwa 1215 Quadratkilometer und 138000 Einwohner umfassenden Staates ab. Am 21. 12. 1920 erhielt L. eine neue Verfassung. 1933 wurde es dem Gauleiter von Westfalen-Nord unterstellt. Am 21. 1. 1947 wurde es von der britischen Besatzungsmacht Nordrhein-Westfalen zugeteilt. In dem am 12. 10. 1949 in Detmold eingerichteten Landesverband L. blieb ein Rest lippescher Eigenstaatlichkeit erhalten.
L.: Wolff 348ff.; Zeumer 554 II b 63, 8; Wallner 702 WestfälRK 11; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) B3; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Bauer 1, 293;Lippische Regesten, bearb. v. Preuss, O./Falkmann, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Kiewning, H., 100 Jahre lippische Verfassung 1819 bis 1919, 1935; Henkel, W., Die Entstehung des Territoriums Lippe, 1937; Kiewning, H., Lippische Geschichte, 1942; Ebert, B., Kurzer Abriss einer lippischen Rechtsgeschichte, Mitt. aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 25 (1956), 12ff.; Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957; Lippesche Bibliographie, hg. v. Landesverband Lippe, 1957; Hömberg, A., Die Entstehung der Herrschaft Lippe, Lipp. Mitt. 29 (1960); Reichold, H., Der Streit um die Thronfolge im Fürstentum Lippe 1895-1905, 1967; Wieder, H. bei der, Schaumburg-Lippesche Genealogie, 1969; Der Anschluss Lippes an Nordrhein-Westfalen, bearb. v. Niebuhr, H./Scholz, K., 1984; Tewes, L., Mittelalter an Lippe und Ruhr, 1988; Wehlt, H., Lippische Regesten, N.F., 1989; Hemann, F., Lippe, LexMA 5 1991, 2004; Die Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert, hg. v. Bulst, N., 1993; Bartels-Ishikawa, A., Der Lippische Thronfolgestreit, 1995; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 86 (mit genealogischer Übersicht) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 430; Schaletzki, A., Pragmatismus und Beständigkeit. - Die Verfassung. Diss. jur. Würzburg 2008. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lübeck (Reichsstadt). Der Name L. (Liubice, Schönort?) erscheint erstmals in der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts für eine am Unterlauf der Trave bei Bad Schwartau gelegene slawische Siedlung mit Burg und Handelsniederlassung. Nach ihrer Zerstörung (1127/1138) wurde ihr Name 1143 auf eine 6 Kilometer traveaufwärts von Graf Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) am Zusammenfluss von Trave und Wakenitz angelegte deutsche Siedlung, die eine ältere slawische Siedlung Buku fortsetzte, übertragen. Sie ging nach einem Brand (1157) 1158 an den an ihr sehr interessierten Herzog Heinrich den Löwen über, der sie (1159) erneuerte und um 1161/1163 mit besonderen, in einer wohl etwas verfälschten Fassung von 1226 überlieferten Rechten ausstattete. 1160 (1163?) wurde das Bistum Oldenburg/Holstein nach L. verlegt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel L. an Kaiser Friedrich I. Barbarossa und erhielt 1181 und in erweitertem Umfang 1188 eine Bestätigung seiner Rechte. Durch Eroberung kam es von 1201/1202 bis 1225 an Dänemark. Durch Privileg vom 14. 6. 1226 wurde es Reichsstadt (specialis civitas et locus imperii), erlangte aber niemals die eigentliche Reichsstandschaft. Die welfische Burg wurde geschleift. Infolge seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen Nowgorod und Brügge wurde es bald einer der wichtigsten Handelsplätze Europas (1350 18000 Einwohner, 1400 20000, 1502 25444). Im 14. Jahrhundert wurde L. Führerin der 1282 erstmals erwähnten Hanse. Sein besonderes Recht (1188 ius Lubicense, um 1225 lateinisch, um 1240 mittelniederdeutsch aufgezeichnet) wurde an mehr als 100 Städte zwischen Tondern und Narwa verliehen. 1329 erwarb es Travemünde, 1359 das Pfand an Mölln (bis 1683). 1420 wurden mit Sachsen-Lauenburg und Hamburg Bergedorf und die Vierlande erobert. 1529 wurde die Reformation eingeführt. In der Grafenfehde gegen Dänemark (1534-1536) verlor das seit 1512 zum niedersächsischen Reichskreis zählende L. seine führende Stellung, in die Hamburg eintrat. Die schwere Schädigung des Handels im Dreißigjährigen Krieg führte zu weiterem wirtschaftlichem Niedergang. Um 1800 war die Stadt 5 Quadratmeilen groß und hatte 45000 Einwohner. Durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurde L. als Reichsstadt erhalten und für die Abtretung der von ihrem Hospital abhängenden Dörfer und Weiler in Mecklenburg mit Gütern des Hochstifts entschädigt. Von 1811 bis 1813 gehörte L. zu Frankreich. 1815 wurde es als Freie und Hansestadt des Deutschen Bundes anerkannt. Am 18. 4. 1848 erhielt diese eine neue, 1851 und 1875 revidierte Verfassung. 1866 trat L. dem Norddeutschen Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. 1918/1919 erfolgte der Übergang zum parlamentarischen System. Am 1. 4. 1937 verlor L. durch Reichsgesetz seine Selbständigkeit und ging an Preußen (Schleswig-Holstein) über. 1946 kam es an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455f.; Zeumer 552ff. III a 3; Wallner 707 NiedersächsRK 20; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Die Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 307; Urkundenbuch der Stadt Lübeck, hg. v. Verein für Lübeck. Geschichte, Bd. 1-11 1843ff.; Hoffmann, M., Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, Bd. 1f. 1889ff.; Rörig, F., Der Markt von Lübeck, 1922; Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, hg. v. Endres, F., 1926; Fink, G., Lübecks Stadtgebiet, FS Rörig, F., 1953; Brandt, A. v., Geist und Politik in der lübeckischen Geschichte, 1954; Ebel, W., Lübecker Ratsurteile, Bd. 1ff. 1955ff.; Schönherr, Lübeck - einst und jetzt, 1959; Krabbenhöft, G., Verfassungsgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1969; Raiser, E., Städtische Territorialpolitik im Mittelalter. Eine vergleichende Untersuchung ihrer verschiedenen Formen am Beispiel Lübecks und Zürichs, 1969; Ebel, W., Lübisches Recht, Bd. 1 1971; Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im mittelalterlichen Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980; Ebel, W., Jurisprudencia Lubicensis. Bibliographie des lübischen Rechts, 1980; Neue Forschungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, hg. v. Graßmann, A., 1985; Hoffmann, E., Der Aufstieg Lübecks zum bedeutendsten Handelszentrum an der Ostsee in der Zeit von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, Zs. d. Vereins f. Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 66 (1986); Schneider, G., Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen, 1986; Falk, A./Hammel, R., Archäologische und schriftliche Quellen zur spätmittelalterlich-neuzeitlichen Geschichte der Hansestadt Lübeck, 1987; Prange, W., Der Landesteil Lübeck 1773-1937, (in) Geschichte des Landes Oldenburg, 1987; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter. 1160-1400, 1987; Lübeckische Geschichte, hg. v. Graßmann, A., 1988, 2. A. 1989, 4. A. 2008; Hammel-Kiesow, R., Lübeck, LexMA 5 1991, 2146; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 263; Demski, R., Adel und Lübeck, 1996; Lutterbeck, M., Der Rat der Stadt Lübeck, 2002. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg (um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269 erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm. Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe 1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428 entstand durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete und 1635 das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle [Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635 (Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden, doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W., Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens, 1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F., Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter. Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300 und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA 6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v. Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von Meinersen, 2007. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lupfen (Herren, Grafen). Die 1065 erstmals genannten Herren von L. hatten die Herrschaft um die Burg L. bei Tuttlingen an der oberen Donau inne. 1251 erbten sie von den Grafen von Küssaberg Stühlingen. Nach 1256 teilten sie sich in die Linien Lupfen-Lupfen (bis 1439) und Lupfen-Stühlingen (bis 1582). Lupfen-Lupfen verkaufte 1437 die Stammgüter um L. an Rudolf von Fridingen, der sie 1444 an Württemberg gab. 1404 erwarb die Linie Lupfen-Stühlingen die Herrschaft Hewen als Afterpfand Habsburgs. 1582 starben die Grafen aus und vererbten ihre zum schwäbischen Reichskreis zählenden Güter (Stühlingen, Hewen) an die 1637 aussterbenden Erbmarschälle von Pappenheim. Über diese fielen 1639 Landgrafschaft Stühlingen und die Herrschaft Hewen an die Grafen von Fürstenberg. Nach der Mediatisierung kam L. über Baden zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Wilhelm, L., Unsere Trossinger Heimat, 1927; Wais, R., Die Herren von Lupfen-Stühlingen bis 1384, 1961; Oka, H., Die Erbschaftsteilung der Grafen von Lupfen, ZGO 144 (1996), 215. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lustenau (Reichshof). Das schon 887 Königshof genannte L. am Bodensee kam von König Arnulf an die Grafen von Linzgau, dann über die Grafen von Bregenz und die Grafen von Pfullendorf um 1180 an die Staufer sowie vor 1323 an die Grafen von Werdenberg und von diesen 1395 als Pfand, 1526 durch Kauf an die Ritter bzw. Grafen von Hohenems. 1767 zog Österreich L. an sich, musste es aber 1789 an die mit einem Grafen von Harrach verheiratete Erbtochter des letzten Grafen herausgeben. 1806 kam L. an Bayern, 1814 in Vorarlberg an Österreich. Bis 1830 behielt es eine Sonderstellung.
L.: Dacheröden 153; Hugo 454; Vetter, B., Der Reichshof Lustenau, 1935; Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. (Liége bzw.) Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach Maastricht und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl Martell des merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit und Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum ostfränkischen Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des Hochstifts der weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben stammenden, mit den Ottonen nahe verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb das Hochstift 985 die Grafschaften Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde später mit dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der Herrschaft Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der Grafschaft Looz (1366) und den Markgrafschaften Franchimont und Condroz allmählich zum mächtigsten Hochstift im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich längs der Maas und der unteren Sambre erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb des Herzogtums Bouillon. 1274 verlor L. die Grafschaften Montfoort (Montfort) und Kessel an Geldern. 1356 kaufte es das Stammschloss der Bouillons. Im 14. Jahrhundert wurde es Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Kaiser Karl V. gab dem Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl dem Kühnen von Burgund völlig eingeäschert worden war, das 1482 von den Grafen von der Mark entrissene Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später verlor das Bistum einen großen Teil der Diözese infolge der Reformation wie der Neuerrichtung der Bistümer Mecheln, Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch (Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang Frankreich die Abtretung Bouillons. 1795/1801 kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 105 Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum an die Niederlande, 1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3. A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980; Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991; Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 449, 2, 366. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum, Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum (Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136 erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214 Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb 1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684 auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich, 1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit dem Königreich der Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L. anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der, Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J., Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C., Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus 963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948; Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs, Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv 12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg, 1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer, P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes, C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA 6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W., Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mägdeberg (Herrschaft). Der schon vorgeschichtlich besiedelte M. bei Singen kam vermutlich als alemannisches Herzogsgut bzw. fränkisches Königsgut im 8. Jahrhundert an Sankt Gallen und um 920 wohl durch Tausch an die Abtei Reichenau. 1343 wurde die zugehörige Herrschaft an die Reichenauer Ministerialen von Dettingen/Tettingen verpfändet und 1358 an die habsburgischen Herzöge von Österreich verkauft. Das Pfand kam 1359 von den Dettingen an Württemberg. 1481 musste Württemberg M. an Habsburg/Österreich herausgeben. Von 1518 bis 1528 als Pfand, dann als Erblehen kam die Burg M. an die Herren von Reischach, 1622-1638 an Johann Eggs, 1649-1656 an Hans Jakob von Buchenberg, 1657-1762 an die Freiherren bzw. Grafen von Rost und 1774-1840 an die Grafen von Enzenberg (Enzberg). M. gelangte über Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 10; Dobler, E., Burg und Herrschaft Mägdeberg, 1959. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mainbernheim (Reichsdorf). Am 19. 4. 1172 nahm Kaiser Friedrich I. Barbarossa das bisher freie, 889 erstmals erwähnte Dorf Bernheim bei Kitzingen gegen Entrichtung von jährlich 25 Scheffel Weizen in den Reichsschutz. Später wurde es an die Grafen von Castell verpfändet. König Rudolf von Habsburg willigte am 9. 2. 1282 in die Verpfändung durch Graf Heinrich von Castell an Bernhard Kilotho ein, weitere Verpfändungen folgten. 1525 kam es an die Burggrafen von Nürnberg bzw. Markgrafen von Ansbach. 1628 wurde aus der Pfandschaft Böhmens ein Lehen. Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Name M. üblich. Mit Ansbach kam der Ort über Preußen (1791) 1805 an Bayern.
L.: Dacheröden 255; Wolff 108; Hugo 458. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mecklenburg-Schwerin (Herzogtum, Großherzogtum, Freistaat). Die Linie Mecklenburg(-Schwerin) des Hauses Mecklenburg entstand bei der 1229/1238 erfolgten Teilung. Bis 1436/1471 beerbte sie die übrigen Fürstentümer (Parchim, Rostock, Werle, Mecklenburg-Stargard). 1555 (bis 1610) bzw. 1621 entstand durch erneute Teilung das Herzogtum M., das 1695 die Linie Mecklenburg-Güstrow beerbte. 1701 spaltete sich die Linie Mecklenburg-Strelitz ab. 1755 schloss der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen Vergleich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Herzogtum ein Gebiet von 129 Quadratmeilen. 1803 erhielt M. durch § 9 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine Rechte und Ansprüche auf zwei erbliche Kanonikate der Kirche zu Strasburg (Straßburg), die ihm als Ersatz für den Hafen von Wismar gegeben waren, sowie für seine Ansprüche auf die Halbinsel Priwall (Priwal) in der Trave (an Lübeck) die Rechte und das Eigentum des Hospitals Lübeck in den Dörfern Warnkenhagen (Warnekenhagen), Alt Bukow (Altenbuchow), Krummbrook (Crumbrook) bzw. Brook und denen der Insel Poel. Durch Vertrag vom 6.6.1803 mit Schweden erlangte M. Wismar, Poel und Neukloster pfandweise (1903 endgültig). 1806 wurde M. durch Napoleon unter Militärverwaltung gestellt, 1807 aber wiederhergestellt. 1808 trat der Herzog dem Rheinbund bei, 1815 wurde er zum Großherzog erhoben. Eine 1849 eingeführte Verfassung wurde 1850 aufgehoben. 1866/1867 trat der Großherzog auf preußischen Druck dem Norddeutschen Bund bei, 1868 dem Deutschen Zollverein. Am 14. 11. 1918 dankte er ab. Der Freistaat M. gab sich am 17. 5. 1920 eine Verfassung. Zum 1. 1. 1934 wurde M. durch Gesetz mit dem 1701 abgespalteten Mecklenburg-Strelitz zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 24; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648), III 38 (1789) D/E1; Strecker, W./Cordshagen, C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 351; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.; Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Hamann, M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Minderslachen (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel an Kurfürst Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Reichsdorf Mundeslacht, das Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte.
L.: Hugo 464. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Minfeld (Reichsdorf). M. südlich Landaus erscheint erstmals 982 anlässlich einer Übertragung vom Reich an das Hochstift Speyer. Mit der Herrschaft Guttenberg kam es an Pfalz-Zweibrücken und Leiningen. Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel an Kurfürst Ruprecht von der Pfalz unter anderem M., das Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen eingelöst hatte. Später gelangte es über die Pfalz und Bayern 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464; Walther, J., Beiträge zur Geschichte der Dörfer Minfeld und Freckenfeld, 1906. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mosau, Mossaw (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Dorf M., das Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte.
L.: Hugo 466, 464. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mosbach (Reichsstadt, Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein). In M. an der Elz kurz vor der Mündung in den Neckar wurde um 736 ein Kloster gegründet, das erstmals 826 (Mosabach) bzw. urkundlich 976 (Reichsabtei) erwähnt wurde. Die zugehörige Dorfsiedlung kam im 13. Jahrhundert vom Hochstift Worms an das Reich, erhielt vermutlich zwischen 1273 und 1291 Stadtrecht und war 1291 Reichsstadt. 1297/1329 kam M. pfandweise an die Pfalz, wo es von 1410 bis 1499 Sitz von Pfalz-Mosbach war, 1803 an das Fürstentum Leiningen, 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Pfalz-Mosbach.
L.: Wolff 90; Renz, J., Chronik der Stadt Mosbach, 1936; Lang, T., Die Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Kühne, I., Der südöstliche Odenwald und das angrenzende Bauland, 1964; Der Kreis Mosbach, 1967; Mosbacher Urkundenbuch, bearb. v. Krimm, K., 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,389. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Münsterberg (Herzöge, Herzogtum, Residenz), Ziębice. M. an der Ohle in Niederschlesien wurde wahrscheinlich um 1250 an Stelle des slawischen Ortes Sambice errichtet. Bei seiner ersten Erwähnung vom 1. 2. 1253 war es vermutlich bereits Stadt. 1290 kam es beim Tod des Herzogs von Breslau an Bolko I. von Jauer-Löwenberg und am 22. 11. 1321 an Bolko II., der die Linie der Herzöge von M. begründete. 1335/1336 musste er die Lehnshoheit Böhmens anerkennen. Nach dem Aussterben der Piasten 1428 unterstand M. unter der Lehnsherrschaft Böhmens verschiedenen Pfandherren und kam am 16. 5. 1454 an Georg von Podiebrad (Böhmen), 1465 zusammen mit Frankenstein und Glatz an seinen Sohn Heinrich, der 1495 auch Oels erwarb. 1537 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde das Herzogtum M. an den Herzog von Liegnitz verpfändet. 1569/1570 kauften sich die Stände von dem Herzog von Oels frei und unterstellten M. als Erbfürstentum dem Kaiser als König von Böhmen. Dieser verlieh es 1653 an das Fürstentum Auersperg, das 1742 unter die Landeshoheit Preußens kam, das 1791 auch die privaten Güter Auerspergs kaufte. Das Land umfasste 15 Quadratmeilen und war in die Kreise M. und Frankenstein gegliedert. 1945 fiel M. fast unversehrt unter die Verwaltung Polens, 1990 kam es als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 476f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 I 3; Hartmann, F., Geschichte der Stadt Münsterberg, 1907; Münsterberger Land. Ein Heimatbuch, hg. v. Kretschmer, M., 1930; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Münsterberg, LexMA 6 1992, 917; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 178; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 400. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um 1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten, lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N. (Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main, Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark, Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein, Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach [Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar (ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen, Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie 1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg, Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken, Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.----- Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das 1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein, Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]). Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12. 1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd. 1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt, G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante, G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau, (in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866. Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O., Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.). (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Nassau-Weilnau (Grafschaft). Weilnau bei Usingen wird 1208 erstmals erwähnt (Altweilnau). Nach der dortigen Burg nannten sich gelegentlich die Grafen von Diez. 1302 erbauten sie die Burg Neuweilnau und teilten ihre Herrschaft. Neuweilnau wurde 1326 von den Grafen von Nassau erworben, Altweilnau kam 1370 zur Hälfte als Pfand an Kronberg, im Übrigen 1388 nach dem Aussterben der Grafen von Diez (1386) im Erbwege an Nassau-Dillenburg. 1561 wurde Weilnau Sitz der von Nassau-Weilburg abgespalteten Linie N. der walramischen Linie der Grafen von Nassau. 1602 fielen ihre Güter an Nassau-Weilburg zurück.
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Naumburg (Grafen). 1182 wird die Burg N. im Habichtswald erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich 1170 erstmals bezeugte Grafen, die zuvor auf der Weidelsburg saßen. 1265 verkaufte der letzte Graf seine Güter an Hessen, 1266 an das Erzstift Mainz. 1345 verpfändete Mainz einen Teil an die Grafen von Waldeck, den anderen an Thilo von Elben, von dem er 1384 an die Hertinghausen (Hertingshausen) überging. Waldeck verpfändete seinen Teil an die Hertinghausen, löste 1544 die Pfandschaft aus, musste sie aber 1588 an Mainz zurückgeben. 1802/1803 kam N. an Hessen-Kassel (Fürstentum Fritzlar) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Neu-Bamberg, Neubamberg (Herrschaft). Nordwestlich von Alzey gründeten die Raugrafen um 1250 bei Sarlesheim die Burg N. (neue Boinburg). In der zugehörigen Herrschaft bestand ein Kondominat des Erzstifts Mainz und der Pfalz. 1663 hatte das Erzstift Mainz drei Viertel zu Pfand, 1717 erlangte es den Rest sowie die Orte Volxheim und Siefersheim und drei Viertel der Herrschaft Wöllstein mit Gumbsheim, Pleitersheim und Desenheim (ein Viertel bei Nassau-Weilburg [Nassau]). 1803 kam N. an Hessen-Darmstadt, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 80; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Karte 18. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Neuburg (am Inn) (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert gründeten die Grafen von Formbach nach Umwandlung ihrer Stammburg in ein Kloster die Burg N. am Inn. Nach Aussterben der Grafen 1158 kam N. an die Grafen von Andechs. Nach deren Aussterben gab sie Kaiser Friedrich II. 1248 an den Herzog von Bayern, später fiel sie mit der zugehörigen Herrschaft an Habsburg. 1463 belehnte Kaiser Friedrich III. Hans von Rohrbach mit der Burg. 1473 kam sie pfandweise an Bayern-Landshut, nach der Rückkehr zu Habsburg 1528 als Lehen an die Grafen von Salm und von 1664 bis 1680 an die Grafen von Sinzendorf. 1719 erwarb der Graf von Lamberg-Sprinzenstein die Burg. 1730/1739 fiel sie durch Kauf an das Hochstift Passau und 1802/1803 an Bayern.
L.: Wolff 144. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Neunegg (freie Leute), Unegcze. Am 26. 2. 1409 bestätigte König Ruprecht unter anderem dem Eberhard von Ramschwag die Reichspfandschaft über die freien Leute zu N. (Unegcze) bei Herisau in der Schweiz.
L.: Hugo 474, 473. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Niederweiler (Reichsdorf). Am 18. 10. 1403 bestätigte König Ruprecht den Herren von Königsegg die Reichspfandschaft Hoßkirch (bei Saulgau), N. bzw. Unterweiler und Oberweiler.
L.: Hugo 455, 453. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Obergriesheim (Reichsdorf). O. bei Wimpfen wurde vom Reich dem Burkhard Sturmfeder verpfändet. Am 4. 7. 1360 überließ Kaiser Karl IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des Burkhard Sturmfeder, diese Reichspfandschaft. 1362 gelangte O. an das Erzstift Mainz, 1484 an den Deutschen Orden, danach an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 459. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum). Das ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen diese Güter an die Pfalz (größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld mit dem Hauptort Amberg). Diese verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl IV., gewann sie aber seit 1373 zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert an König Ruprechts von der Pfalz Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich der Name O. durch. 1621 wurde das früh lutherisch gewordene Gebiet von Bayern besetzt und seit 1625 rekatholisiert. 1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter an Bayern als Kriegsentschädigung. 1631 erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern Böhmens. Bayern unterwarf die O. der katholischen Gegenreformation und bezog sie in seinen zentralisierenden Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen Reichskreis zählende O. bestand aus zwei getrennten Hauptteilen zwischen denen das Fürstentum Sulzbach, das bambergische Amt Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die Landgrafschaft Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die Pfleggerichte Amberg, Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau, Nabburg, Neunburg vor dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen, Obermurach (Murach) und Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum nördlichen Teil die Pfleggerichte Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr, Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach (Kirchentumbach), Auerbach und Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das Landgericht Waldeck und die Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich noch kleinere Teile innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614 abgetrennte Sulzbach wieder zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt Vilseck und das Kloster Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S. Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium ”Obere Pfalz”, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte einer bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und Landsassengüter des Fürstentums der oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, 1982; Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987; Fuchs, A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in alten Ansichten, 1988; Schaub, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988; Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993, 1332; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth, T., Adelige Lebenswege im alten Reich, 2005. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Odenthal (Herrschaft). 1150 wird O. bei Porz erstmals erwähnt (Udindar). 1631 kam es innerhalb Bergs als Pfandherrschaft an die Inhaber von Strauweiler. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte es über das Herzogtum Berg und das Herzogtum Jülich der Kurfürsten von der Pfalz zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Über Preußen fiel es 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Wallner 701 WestfälRK 2; Müller, A., Odenthal bei Altenberg (o. J.). (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Odernheim (Reichsstadt). O. (bzw. seit 1896 Gau-Odernheim [Gauodernheim]) bei Alzey kam im 9. Jahrhundert wohl vom fränkischen König an das Hochstift Metz und 1282 durch Kauf vom Hochstift Metz an das Reich. 1286 erhielt es Stadtrecht. 1315 wurde es an das Erzstift Mainz, 1407 an die Pfalz verpfändet und nicht wieder eingelöst, vielmehr 1579 nach Unruhen ganz der Pfalz eingegliedert. 1816 fiel es an Hessen-Darmstadt, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Gredy, H., Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt Odernheim, 2. A. 1954; Geschichte von Gauodernheim, zusammengest. v. Einsfeld, C. u. a., 1957; Reifenberg, W., Die kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim, Gau-Odernheim, Ingelheim 1375-1648, 1968; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 477. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Oettingen-Flochberg (Grafen). Die Burg Flochberg bei Bopfingen, nach der sich 1138 Herren von Flochberg nannten, wird 1145 als castrum regis erwähnt. 1188 überließ Kaiser Friedrich I. Barbarossa Bopfingen und Flochberg seinem Sohn. 1330 gab Kaiser Ludwig der Bayer die zerstörte Burg an die Grafen von Oettingen, die 1347 pfandweise die wiedererrichtete Burg von König Karl IV. erhielten. Nach ihr nannte sich später eine Linie der Grafen. 1806 kam Flochberg an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Der Ostalbkreis, 1978. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Oppenheim (Reichsstadt). O. am Mittelrhein bei Mainz wird 765 erstmals erwähnt. 774 gab König Karl der Große den Königshof an die Abtei Lorsch. 1147 fiel der Ort von Lorsch an das Reich zurück. 1225/1226 erhielt er Stadtrecht (Reichsstadt). 1254 war O. Mitglied des rheinischen Städtebundes. Von 1315 bis 1353 wurde O. an das Erzstift Mainz, 1375 an die Pfalz verpfändet und gehörte seit 1398 tatsächlich, seit 1648 endgültig zur Pfalz. Später fiel O. an Hessen-Darmstadt. 1946 kam es an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Franck, W., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Oppenheim am Rhein, 1859; Wernher, C., Oppenheim, 1925; Krause, P., Oppenheim unter der Verwaltung des Reichs, 1927; Neue Forschungen zur Geschichte Oppenheims und seiner Kirche, hg. v. Jungkenn, E., 1938; Leiwig, H., (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 1964; 1200 Jahre Oppenheim am Rhein, Festschrift, hg. v. Albrecht, J./Licht, H., 1965; Reifenberg, W., Die kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim, Gau-Odernheim, Ingelheim 1375-1648, 1968; Oppenheim. Geschichte einer alten Reichsstadt, hg. v. Licht, A., 1975; Rödel, V., Oppenheim als Burg und Stadt des Reiches, Beitr. z. mittelrhein. Gesch. 21 (1980), 60ff.; Kraft, R., Das Reichsgut von Oppenheim, HJL 11 (1981), 20ff.; Festschrift St. Katharinen zu Oppenheim, hg. v. Servatius, C./Steitz, H./Weber, F., 1989; Seibert, H., Oppenheim, LexMA 6 1993, 1417; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 481. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ortenau (Gau rechts des Rheines zwischen Kinzig und Murr, Landgrafschaft, Landvogtei, Reichslandvogtei). Zwischen Oos, Schwarzwald, Bleich und Rhein lag die alemannische Grafschaft Mortenau (768 Mordenaugia, Mordunowa). Sie löste sich vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 und der Staufer (1268) in viele kleine Herrschaftsgebiete auf (u. a. Habsburg, Geroldseck, Hochstift Straßburg). König Rudolf von Habsburg unternahm 1274 mit der Gründung der Reichslandvogtei O. (1302 Reichslandvogt erwähnt) den nur teilweise gelungenen Versuch, das entfremdete Reichsgut zurückzugewinnen. Die Reichslandvogtei (rund 30 Dörfer um Ortenberg, Griesheim, Appenweier und Achern sowie Zell am Harmersbach, Offenburg und Gengenbach) wurde von 1334 bis 1351 an Baden, von dort von 1351 bis 1405 an das Hochstift Straßburg und später an Straßburg und an die Pfalz (bis 1504) bzw. Fürstenberg (1504-1551) verpfändet. Seit dem 15. Jahrhundert setzte sich der nach Ortenberg veränderte Name O. durch. 1551/1556 löste Österreich das fürstenbergisch-straßburgische Pfand ein und fügte die O. zu Vorderösterreich hinzu. 1701 wurde die O. Lehen bzw. Pfand Baden-Badens, 1771 beim Aussterben der markgräflichen Linie aber von den Habsburgern eingezogen. 1801 kam sie an den Herzog von Modena, 1803 erbweise an Erzherzog Ferdinand von Modena/Österreich (Österreich-Este) und 1805/1806 mit rund 400 Quadratkilometern und etwa 19000 Einwohnern an Baden, wodurch die nördlichen und südlichen Teile der Markgrafschaft vereinigt wurden. Mit Baden gelangte die O. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Ruppert, P., Geschichte der Ortenau, 1878; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Mortanouua, Mortanhouua, Mordenouua, Mortenovua, Mortenoua, Mortenuua, Mortenaugensis, Mortonowa, Mortungaugensis, Mortenovua, Mortinouua, Gau rechts des Rheins zwischen Kinzig und Murr, Dinglingen (Tenzlingen), Bohlsbach, Schuttern, Nussbach, Gengenbach, Friesenheim, Heiligenzell, Schwarzach, Allmannsweiler), Die Ortenau in Wort und Bild, (in) Die Ortenau, Mitteilungen des hist. Vereins f. Mittelbaden, 16 (1929); Offenburg und die Ortenau, hg. v. Busse, H., Bad. Heimat 22 (1935); Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21, 22, 30, 41, 44, Mortunouwa, Mordenaugia, pagus Mortinaugensis, Mortonogouuua, Ortenau’, s. Mortunouwa; Kähni, O., Die Landvogtei Ortenau, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Sick, W., Siedlungsgeographische Fragen in der Ortenau, Alemann. Jb. (1970); Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 212; Andermann, K., Ortenau, LexMA 6 1993, 1481; Geschichte der Ortenau, hg. v. Hanss, K., 1995. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik). Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha) wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5. Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt (907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970 erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog. monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches Königreich (lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945 am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O., Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky, E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938 (Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte. Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff., Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2. A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94, IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, 6. 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Peitz (Herrschaft). 1301 erscheint die Burg Peitz (Pizne) im Glogau-Baruther Urstromtal im Spreewald erstmals, als der Landgraf von Thüringen das Gebiet an den Erzbischof von Magdeburg verkaufte. Im 14. und 15. Jahrhundert kam die zugehörige Herrschaft als Lehen oder Pfand an verschiedene Herren (Mager von Ronow, Schenk von Landsberg, Waldow, Cottbus). 1462 fiel sie endgültig an Brandenburg. Zusammen mit der Herrschaft Cottbus umfasste sie ein Gebiet von 16 Quadratmeilen. 1807 wurde P. an Sachsen abgetreten, fiel aber bereits 1815 mit der gesamten Niederlausitz an Preußen (Brandenburg) zurück. Von 1949 bis 1990 kam das Gebiet der früher zum obersächsischen Reichskreis gezählten Herrschaft zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 392; Groger, F., Urkundliche Geschichte der Stadt und ehemaligen Festung Peitz, Bd. 1 1913. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein, Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz, untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10. Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni (Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt 1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern, Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich - mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit 1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben, scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801 musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792 besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen (Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens, Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg, Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit 1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838 Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz, wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127, 140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine, 1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970; Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle, D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930; Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C., Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E., Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955; Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F., Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W., Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt, 1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968; Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und Veröffentlichung des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes 1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984; Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz, 1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M., Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert, A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz 1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20. Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie, 2012; Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 156. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Pfalz-Simmern (Fürstentum). Simmern am Simmerbach westlich Bingens wird 1072 erstmals erwähnt. 1140 gehörte es den Raugrafen, die 1330 von Kaiser Ludwig dem Bayern Stadtrechte erwirkten. 1359 kam es an die Pfalz, die es zum Vorort ihrer Güter im Hunsrück machte. 1410 begründete Pfalzgraf Stephan die Linie P. (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Gütern um Simmern und der Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz) Durch seine Heirat mit Anna von Veldenz wurde er 1444 Erbe der Grafschaft Veldenz einschließlich der Hälfte der hinteren Grafschaft Sponheim (1437). Nach der Abdankung Pfalzgraf Stephans 1453 wurde P. geteilt. Dabei erhielt Pfalzgraf Friedrich Simmern und Sponheim (P., Pfalz-Zweibrücken-Veldenz). Sein Urenkel führte die Reformation ein. 1559 erbte er die Pfalz (Kurpfalz) und überließ darauf Simmern seinen Brüdern Georg und Richard. 1598 fiel das Fürstentum P. an die Pfalz (Kurpfalz). 1611 gab Friedrich V. von der Pfalz (Kurpfalz) seinem Bruder Ludwig Philipp das Fürstentum P. 1674 gelangte das Gebiet von dieser Linie an die Pfalz (Kurpfalz) zurück. 1685 erlosch die Linie P. und wurde von Pfalz-Neuburg beerbt. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das zum oberrheinischen Reichskreis zählende P. ein Gebiet von 14 Quadratmeilen (Oberämter Simmern und Stromberg, Amt Böckelheim und pfandweise die Herrschaft Hohenfels). 1814/1815 kam Simmern zu Preußen, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 243; Zeumer 553 II b 4; Wallner 696 OberrheinRK 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Wagner, K., Simmern im Wandel der Zeiten, 1930; Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967; Ammerich, H., Landesherr und Landesverwaltung. Beiträge zur Regierung von Pfalz-Zweibrücken am Ende des Alten Reiches, 1981. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Pleißen bzw. Pleißenland (Gau zwischen Weißer Elster bzw. weißer Elster und Mulde, Reichsland). Aus älterem Reichsgut um die Reichsburg Altenburg und neu erworbenen Gütern an der Mulde (Leisnig, Colditz, Laußig [Lausick]) bildete Kaiser Friedrich I. Barbarossa um 1158 ein Reichsland (terra Plisnensis) zur Stützung des Reiches im Osten, das von Reichsministerialen unter einem Landrichter verwaltet wurde. 1195 wurde ihm vorübergehend die als erledigtes Reichslehen eingezogene Mark Meißen zugeschlagen. Nach 1198 verselbständigten sich verschiedene kleine Herrschaften. Versuche Kaiser Friedrichs II. und später König Rudolfs von Habsburg, das Reichsland zu reorganisieren, scheiterten. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts hatten die Markgrafen von Meißen aus dem Hause Wettin Pfandrechte am Reichsland P. (1243 Verpfändung für die Mitgift der mit Heinrich von Meißen vermählten Tochter Friedrichs II., 1252). Im 14. Jahrhundert gliederten sie es größtenteils (Altenburg, Chemnitz, Zwickau) ihrer Herrschaft ein (Belehnung 1310, endgültiger Übergang 1372/1373). Eigene Herrschaftsgebiete schufen sich die Herren von Schönburg und einzelne Linien der Vögte von Weida (Reuß). Damit endete das Reichsland P. S. Schönburg, Reuß, Sachsen, Thüringen.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 (Plisina, Plisni, Gau zwischen Elster und Mulde, Zehma, Boderitz bzw. Böderitz, Drescha, Großröda, Gödissa, Altenburg); Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1 1935; Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in) Forschungen zur Geschichte Böhmens und Sachsens, hg. v. Kötzschke, R., 1937; Bosl, K., Die Reichsministerialität der Salier und Staufer, Bd. 1f. 1950f.; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg, 1954; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, Plisni (Altenburg, Altkirchen, Boderitz, Drescha, Gödissa, Kauritz, Leesen, Monstab, Nobitz, Großröda, Schmölln, Zehma); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 50; Rübsamen, D., Kleine Herrschaftsträger im Pleißenland, 1987; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Pleißenland, LexMA 7 1994, 18; Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Pommern (Herzogtum, Provinz). Das beiderseits der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer, 1046) wurde nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen im Westen, Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am Ende des 12. Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur Herrschaft kam, gelang im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im Wappen führenden und seit dem 15. Jahrhundert sich auch danach benennenden Fürstenhaus der Greifen der Aufbau eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark reichenden Herrschaftsgebiets mit Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher bekannter Herrscher (Wartislaw I.) leitete nach einer Zeit polnischer Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit Bischof Otto von Bamberg die Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums Wollin Cammin (Kammin] [1176]). Daraufhin erfolgte der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. Seit etwa 1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel Herzog. 1181 erkannte Kaiser Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an, womit die seit etwa 1000 von Polen immer wieder erneuerte Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um 1195 wurde P. geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte Dänemark die Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe und Stolp herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach Kaiser Friedrich II. Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236 kam das Land Stargard, 1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis 1478) eine Teilung in die Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und Pommern-Wolgast (Wolgast, Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des lübischen und magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und Stolp an P. (Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde Pommern-Stettin aus der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen gemacht. 1348 erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit Pommerns, dem er das Reichsjägeramt übertrug, ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte 1368/1372 ihr Erbe (Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden vorübergehend fünf Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp, Pommern-Stargard [bis 1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem unter den 1459/1463 einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die Universität Greifswald gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder Lauenburg und Bütow vom Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand. Seit 1478 war, nachdem bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien Pommern-Stettin (1464, gegen Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard (1459) beerbt hatte, P. in der Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt. Herzog Bogislaw X. (1474-1523) festigte das Herzogtum durch eine geordnete Verwaltung, musste aber 1479 Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von dieser Pflicht 1493 Brandenburg Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch Brandenburgs erhielt Bogislaw X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage der Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529). 1523/1532 und 1569 wurde das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P. wieder geteilt (Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625], Pommern-Rügenwalde [bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die Reformation Eingang. 1625 kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig später wurde das Land von Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder gelegene Teil Pommerns (Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das Aussterben des Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder seit 1556 säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der Oder gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin [Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt. 1657/1658 erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die Starostei Draheim von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns und 1720 Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich (gegen Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark gelangte pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth, Grimmen, Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter Einbeziehung des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow, Anklam, Demmin und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und Hinterpommern mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber, Labes, Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow, E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L., Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus, H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd. 1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F., Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der Neuzeit, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck 1986; Drolshagen, C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als ältester deutscher Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Historischer Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen Forschungsstelle der Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F., Die schwedischen Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche Auswertung, 1935; Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M., Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F., Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern, 1953; Sandow, E., Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg. v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern, 1959; Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern, Teil 1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986; Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern, 1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987; Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H., 1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R., Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommern, hg. v. Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H., Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz, W.,1999; Tausend Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007 (Aufsätze); Pommern im 19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge von Pommern. Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ravensberg (Grafschaft). Die 1082 erstmals sicher bezeugten Grafen von Kalvelage (Calveslage) bei Lohne bzw. Vechta in Oldenburg setzten sich um 1100 in R. (ruwe borg) im Teutoburger Wald nordwestlich von Halle/Westfalen fest, das sie in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Lehen der Herzöge von Sachsen innehatten. Seit 1140 nannten sie sich Grafen von R. Sie hatten Güter im Osnabrücker Nordland (um Vechta), die sie vielleicht nach 1100 (1119) von den Grafen von Zutphen ererbt hatten, die Grafschaft im Emsland (Emsgau) aus dem Erbe des ihnen verwandten Grafen Otto von Northeim († 1083), Güter und Rechte aus Tätigkeiten für Paderborn im Teutoburger Wald (um Bielefeld, Herford und Halle/Westfalen) sowie weitere verstreute Güter (etwa im Tal der Wupper). 1214 gründeten sie Bielefeld. 1226 erfolgte eine Teilung. Jutta von R. verkaufte am 18. 6. 1252 Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift Münster (Niederstift Münster). 1289/1309 wurden Vlotho und der Limberg (Lemberg) (wieder) erworben. Nach Aussterben des Mannesstammes 1346 kam die restliche, wohl 1180 reichsunmittelbar gewordene Grafschaft (um Bielefeld und Vlotho) über die Nichte (Margarete) des letzten Grafen, die zugleich Erbin der Grafschaft Berg war, an Jülich, wurde 1409 (pfandweise) um das zunächst lippische Amt Enger vergrößert, 1609 von Brandenburg und Pfalz-Neuburg in Besitz genommen, kam aber 1614/1647 ganz an Brandenburg (jülich-klevescher Erbfolgestreit). Hauptstadt war bis 1719 Bielefeld. 1719 wurde R., für das Preußen seit 1705 die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium beantragte, verwaltungsmäßig mit dem 1648 von Brandenburg erlangten Fürstentum Minden verbunden. 1807 wurde die bis 1806 dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörige, etwa 16 Quadratmeilen umfassende Grafschaft dem Königreich Westphalen einverleibt, 1811 teilweise unmittelbar zu Frankreich gebracht. 1813 kam sie an Preußen (Provinz Westfalen). 1946 fiel R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F8, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825, Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Weddigen, P., Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Ravensberg ., 1790; Nitzsch, K., Die Ravensberger Territorialverfassung im Mittelalter, Diss. phil. Halle 1902; Rossberg, A., Die Entwicklung der Territorialherrlichkeit in der Grafschaft Ravensberg, Diss. phil. Leipzig 1909; Terheyden, O., Die Heimat und älteste Geschichte der Grafen von Calvelage-Ravensberg, Jahresber. d. hist. Ver. f. d. Grafschaft Ravensberg 41 (1927); Herberhold, H., Das Urbar der Grafschaft Ravensberg, Bd. 1ff. 1960ff.; Engel, G., Die Osning-Grafschaft Ravensberg, Westfalen 40 (1962); Vogelsang, R., Die Grafschaft Ravensberg, (in) Köln-Westfalen 1180-1980, hg. v. Berghaus, P./Kessemeier, S., 1980, 186ff.; Janssen, W., Ravensberg, LexMA 7 1994, 486; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 249 (mit genealogischer Übersicht); Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Remagen (Reichsstadt). An der Stelle älterer Siedlungen errichteten die Römer am Rhein in Rigomagus ein Kastell, das wohl um 406 zugrundeging. Später hatten dort 893 Prüm, 1002 Deutz sowie Siegburg und Stifter und Klöster Kölns Rechte. Danach kam R. an das Reich, doch fielen die Reichsrechte seit dem 13. Jahrhundert durch Verleihung und Verpfändung an andere Herren. 1357 bestätigte Kaiser Karl IV. den Grafen von Berg R. als Reichspfand. Seit dem 16. Jahrhundert blieb R. beim Herzogtum Jülich. Über Preußen kam es dann 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 322; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter, 1967, 101; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 504. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Reutlingen (Reichsstadt). Das auf altem Siedlungsland erbaute R. nahe der unter Friedrich II. beim Reich befindlichen Burg Achalm an der Echaz wird 1089/1090 erstmals erwähnt. Um 1182 wurde R. Markt. Es lag auf Reichsgut und erhielt durch Kaiser Otto IV. (um 1209) und Kaiser Friedrich II. (zwischen 1215 und 1240) Stadtrechte (1250 civitas). Zunächst ernannte der Vogt der Reichsburg Achalm den Schultheißen und verwaltete die Reichsrechte. Nach 1268 wurde R. Reichsstadt und wehrte sich erfolgreich gegen Württemberg, das von 1335 bis 1360 und von 1376 bis 1500 das Pfandrecht der Reichsburg Achalm erlangte. 1456 erhielt die Stadt, die um 1400 etwa 4000 Einwohner hatte, die Pacht und 1500 das Pfand dieser Rechte. 1519 führte R. die Reformation ein. 1726 wurde es durch Brand weitgehend zerstört. R. hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis. 1803 fiel es mit 0,7 Quadratmeilen bzw. 44 Quadratkilometern Gebiet (Betzingen, Herrschaft Alteburg, Spitaldörfer Ohmenhausen, Stockach und Wannweil) und etwa 10500 Einwohnern an Württemberg, innerhalb dessen es Sitz eines Oberamts wurde. Mit Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 6; Wallner 689 SchwäbRK 83; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4; Schroeder 350ff.; Jäger, W., Die freie Reichsstadt Reutlingen, 1940; Schwarz, P., Die Grundherrschaft der freien Reichsstadt Reutlingen, Diss. phil. Tübingen 1953; Rommel, K., Reutlinger Heimatbuch, 6. A. 1954; Fischer, G., Die freie Reichsstadt Reutlingen. Die Verfassung ab 1500 und das Strafrecht, Diss. jur. Tübingen 1959; Kopp, H., Die Anfänge der Stadt Reutlingen, 1961; Jänichen, H., Zur Frühgeschichte der Stadt Reutlingen, Z. f. württemberg. LG. 22 (1961); Reutlingen. Aus der Geschichte einer Stadt, 1973; Der Kreis Reutlingen, hg. v. Müller, G., 1975; Stähle, S., Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Reutlinger zwischen 1740 und 1770, Reutlinger Gbll. N.F. 23 (1984); Reutlingen 1930-1950, hg. v. Böttcher, K. u. a., 1995; Fahlbusch, F., Reutlingen, LexMA 7 1995, 769. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Richen (Reichsdorf). Am 19. 8. 1332 erlaubte Kaiser Ludwig der Bayer den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht bei Rhein das verpfändete Dorf R. bei Eppingen für die Pfandsumme einzulösen. Über Baden kam R. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 468. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Riedlingen (reichsstadtähnliche Stadt). Bei dem 835 erstmals genannten Dorf R. an der oberen Donau legten die Grafen von Veringen zwischen 1247 und 1255 eine Stadt an, die vor 1300 durch Kauf an Habsburg kam. 1314 war sie an die Grafen von Hohenberg, dann an die Herren von Ellerbach und 1384 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. 1680 löste sich die zum österreichischen Reichskreis zählende Stadt, die zu den sog. Donaustädten gerechnet wurde, selbst aus der Pfandschaft an Österreich zurück. 1805 kam sie an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Heuschele, O., 1950; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis Biberach, 1973. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rohrbach (Reichsdorf). Am 25. 10. 1361 schlug Kaiser Karl IV. auf eine unter anderem das Reichsdorf R. bei Landau betreffende Pfandschaft des Pfalzgrafen Ruprecht des Älteren weitere 4000 Gulden. Über die Pfalz und Bayern kam R. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 468, 463. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sachsen-Meiningen (Herzogtum, Volksstaat). Das Dorf Meiningen an der Werra wird 982 erstmals erwähnt. Es war Mittelpunkt der dem Reich gehörigen Meiningeromark (Meiningermark) und kam zunächst an das Stift Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg. 1007 gab es König Heinrich II. an das Hochstift Würzburg. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gründeten die Bischöfe von Würzburg die Stadt Meiningen. Sie kam 1434 als Pfand, 1542 als Lehen an die Grafen von Henneberg-Schleusingen. Nach deren Aussterben (1583) fiel sie an das Haus Wettin (Sachsen) und wurde 1660 der ernestinischen Linie (Sachsen-Altenburg) zugeteilt. Ab 1680 war Meiningen Residenz des aus der Aufteilung Sachsen-Gothas entstandenen Herzogtums S. Zu ihm gehörten Meiningen und mehrere vormals hennebergische Ämter. 1699 kamen Teile Sachsen-Coburgs (Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen und das Amt Altenstein), 1710 Teile Sachsen-Römhilds (mit dem Amt Römhild) hinzu. Um 1790 zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1807 trat das im ausgehenden 18. Jahrhundert abgerundete Herzogtum dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund bei. 1823 erhielt das Land eine am 23. 8. 1829 verbesserte Verfassung. Am 12. 11. 1826 erfolgte nach dem Aussterben der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen eine umfassende Neuordnung der zersplitterten ernestinischen Linie in die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha sowie S., zu dem von Sachsen-Coburg-Saalfeld Saalfeld und das Amt Themar sowie von Sachsen-Hildburghausen alle Güter ausgenommen Königsberg und Sonnefeld kamen. S. trat 1867/1871 dem Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen Reich bei. Es umfasste 1910 2468 Quadratkilometer mit 278800 Einwohnern. Am 10. 11. 1918 dankte der Herzog ab. Der am 5. 11. 1918 gebildete Volksstaat/Freistaat ging am 1. 5 1920 im Land Thüringen auf. Dieses kam 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Am 25. 7. 1952 wurde es aufgehoben (str.), am 3.10.1990 wieder begründet.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129; Bauer 1, 631; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische Geschichte, 1931; Pusch, H., Meiningen. Aufsätze zur Stadtgeschichte, 1937; Das Meininger Heimatbuch, hg. v. Ansorg, A. u. a., 1954; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826-1914), hg. v.Goltz, M. u. a., 2015. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schaumburg (Grafschaft). Die Burg S. oder Schauenburg bei Rinteln an der mittleren Weser wurde am Anfang des 12. Jahrhunderts von einem vielleicht aus dem Magdeburger Raum (Sandersleben) stammenden Grafengeschlecht erbaut, das um 1030 mit der Grafschaft zwischen Rinteln und Hameln belehnt war und sich nach der Burg nannte, jedenfalls bereits seit Jahren bzw. Jahrzehnten im Mindener Raum bzw. an der Mittelweser verwurzelt erscheint. 1110 (1111) wurden die Grafen von S. nach dem gewaltsamen Tode des Grafen Gottfried von dem sächsischen Herzog Lothar von Süpplingenburg mit der Grafschaft Holstein und Stormarn (Nordalbingien) belehnt. Zwischen 1201/1205 und 1224/1247 mussten die Grafen zugunsten Dänemarks auf Holstein verzichten. 1241/1273 teilte sich das Haus in eine Kieler, vor allem in Holstein und Stormarn begüterte, 1315 ausgestorbene Linie und eine Itzehoer Linie. 1295/1297 wurden die Grafschaften S. und Holstein der Itzehoer Linie auf zwei Linien verteilt, neben denen noch eine 1390 ausgestorbene Linie Plön bestand. Die holsteinische bzw. Rendsburger Linie (Herzogslinie) vereinigte nach und nach alle Güter mit Ausnahme der Stammgrafschaft S. und der Herrschaft Pinneberg und erwarb zeitweise Schleswig tatsächlich, 1375/1386 als Lehen Dänemarks. Bei ihrem Aussterben 1459 kamen Schleswig und Holstein auf Grund des Vertrages von Ripen an das Haus Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark bestiegen hatte. Die Schauenburger (Schaumburger) bzw. Holstein-Schauenburger (Holstein-Schaumburger) Linie (jüngeres Haus S.), welche die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende, sich am Ende des 14. Jahrhunderts zwischen Steinhuder Meer, Weserbergland, Weser und Deister erstreckende Stammgrafschaft S. und 1307/1314 die holsteinische Herrschaft Pinneberg erhalten, 1377 die seit 1399 an Lippe verpfändete, im 16. Jahrhundert endgültig verlorene Grafschaft Sternberg, 1492 durch Heirat bzw. Erbfall die bis 1635 gewahrte Herrschaft Gemen mit dem Pfand am Vest Recklinghausen (bis 1573) und 1573 durch Erbfall die Herrlichkeit Bergen in Nordholland erworben hatte (1641 verkauft), starb 1622 in der Hauptlinie und 1640 in der Nebenlinie Gemen kurz nach der Gründung der Universität Rinteln (1619 Stadthagen, 1621 Rinteln, 1810 aufgehoben) und der Verlegung der Residenz nach Bückeburg aus. Ihre Ansprüche auf die Güter der 1390 ausgestorbenen Linie von Plön bzw. auf Holstein waren 1459 durch Geldleistungen und den Behalt von Pinneberg abgefunden worden. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft Holstein wurde nach dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den König von Dänemark verkauft). 1643 kam die Herrschaft Pinneberg an die Landesherren von Holstein, König Christian IV. von Dänemark und Herzog Friedrich III. von Holstein-Gottorp (Gottorf). Die Grafschaft S. wurde 1647/1648 aufgeteilt, wobei Braunschweig-Lüneburg einige Vogteien mit Lauenau und Bokeloh, Hessen-Kassel als in Personalunion verbundene Grafschaft S. die Ämter S., Rodenberg und das halbe Amt Sachsenhagen (insgesamt 8,5 Quadratmeilen Gebiet) sowie das Haus Lippe-Alverdissen (Lippe) über die Mutter des letzten Grafen von S. die übrigen Gebiete (Bückeburg, Stadthagen, Hagenburg, Arensburg und das halbe Amt Sachsenhagen, insgesamt 8 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) unter nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels erhielt (Schaumburg-Lippe). Der hessische Anteil mit Rinteln, der seit 1821 als Exklave der Provinz Niederhessen zugeteilt war, kam 1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau, 1932 Provinz Hannover) und 1946 an Niedersachsen. Schaumburg-Lippe bestand bis 1946. Zum 1. 11. 1946 ging das Gebiet der gesamten alten Grafschaft S., die dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehört hatte, über Preußen in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 347f.; Zeumer 554 II b 63, 6; Wallner 703 WestfälRK 19, 22; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Schmidt, G., Die alte Grafschaft Schaumburg, 1920; Möller, H., Studien zur Rechtsgeschichte der „Schauenburgischen Lande“ in Holstein, 1939; Engel, F., Geschichte der Grafschaft Schaumburg, (in) Geschichte des Landes Niedersachsen, ein Überblick, 1962; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Maack, W., Die Grafschaft Schaumburg, 2. A. 1964; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966; Maack, W., Die Geschichte der Grafschaft Schaumburg, 1986; Steinwascher, G., Die frühe Geschichte des Klosters Rinteln und ihre Bedeutung für den Aufbau der Grafschaft Schaumburg, Niedersächs. Jb. f. LG. N.F. 58 (1986); Laur, W., Die Ortsnamen in Schaumburg, 1993; Hemann, F., Schaumburg, LexMA 7 1995, 1443; Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Eick, S., Die Kanzlei und das Urkundenwesen der Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und 1209, 2008; Schaumburg im Mittelalter, hg. v. Brüdermann, S., 2013. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Scheer (Burg, Herrschaft). Vor 1267 kam die Burg S. an der Donau bei Sigmaringen an den Grafen von Montfort, der S. 1289 an König Rudolf von Habsburg verkaufte, es aber 1314 wieder als Pfand erhielt. Seit 1368 war S. mit der Grafschaft Friedberg vereinigt und kam 1452/1454 an die Truchsessen von Waldburg, unter denen es Sitz einer eigenen Linie wurde. Über Württemberg fiel S. 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Friedberg-Scheer, Scherra, Waldburg.
L.: Wolff 180; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) C3; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 305, s. Scherra; Der Kreis Saulgau, 1971. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schwaben (Herzogtum, Reichslandvogtei Oberschwaben und Niederschwaben). Das nach der germanischen Völkerschaft der Sweben bezeichnete S. umfasste ursprünglich die (spätere) deutsche Schweiz, das Elsass, Südbaden, Südwürttemberg und das Gebiet bis zum Lech und wurde zunächst von den swebischen Alemannen besiedelt und nach ihnen benannt. Das ältere, seit dem 6. Jahrhundert ausgebildete Herzogtum der Alemannen wurde 746 von den Franken beseitigt. 843 kam Alemannien zum ostfränkischen Reich, in dem es zunehmend als S. bezeichnet wurde. Mehrere Geschlechter rangen miteinander um die Macht (Hunfridinger, Alaholfinger). Nach dem Aussterben der ostfränkischen Karolinger wechselte die Würde des Herzogs von S. zwischen verschiedenen Familien (Hunfridinger/Burchardinger, Konradiner, Babenberger/Liudolfinger). Heinrich IV. übertrug sie 1079 seinem Schwiegersohn Friedrich von Büren bzw. Staufen, dessen Geschlecht die durch Anfall welfischer, Pfullendorfer, Lenzburger und zähringischer Güter vermehrte Würde bis 1268 (Herzog Konradin) innehatte. Nach Aussterben der Familie bereicherten sich die Großen des Landes, vor allem die Grafen von Württemberg, am Reichsgut und Herzogsgut und verhinderten die Wiederherstellung des Herzogtums S. durch König Rudolf von Habsburg, der zwar das Herzogtum seinem Sohn Rudolf († 1290) verlieh, unter dessen Enkel Johann Parricida aber der Titel erlosch. Immerhin vereinigte Rudolf von Habsburg die Reste des Reichsgutes in Reichslandsvogteien. Von diesen verlor die nördlich der Donau gelegene Reichslandvogtei Niederschwaben rasch an Bedeutung. Dagegen vermochte die südlich der Donau gelegene Reichslandvogtei Oberschwaben, gestützt auf ursprünglich welfisch-staufische Rechte um Ravensburg und seit 1415 auf das Gebiet der sog. Freien auf der Leutkircher Heide, sich zu behaupten. 1378 wurde ihr die Reichslandvogtei Niederschwaben zugeschlagen. Sitz der Landvogtei (Reichslandvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben) war die Ravensburg, seit 1647 Altdorf (Weingarten). Eine umfassende Wiedergewinnung der alten Reichsrechte gelang freilich nicht. Lediglich um Altdorf (Weingarten) blieb ein bescheidenes Herrschaftsgebiet bestehen. Die Landvogtei wurde mehrfach verpfändet. 1541 kam sie als Reichspfandschaft endgültig an Österreich (Schwäbisch-Österreich). Ihre Landeshoheit erfasste rund 25000 Einwohner, doch bestanden Geleitsrechte, Forstrechte, Gerichtsrechte und Vogteirechte auch gegenüber vielen anderen oberschwäbischen Reichsständen. 1805 kam die zum österreichischen Reichskreis zählende Vogtei an Württemberg. Das Gebiet der Freien auf der Leutkircher Heide (Amt Gebrazhofen) fiel 1805 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43, 136; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Baumann, F., Forschungen zur schwäbischen Geschichte, 1898; Schröder, A./Schröder, H., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Schröder, A., Die staatsrechtlichen Verhältnisse im Bayerischen Schwaben um 1801, Jb. Hist. Ver. Dillingen 19 (1906); Weller, K., Die freien Bauern in Schwaben, ZRG 54 (1934); Ernst, F., Zur Geschichte Schwabens im ausgehenden Mittelalter, (in) Festgabe Bohnenberger, 1938; Weller, K./Weller, A., Besiedlungsgeschichte Württembergs vom 3. bis 13. Jahrhundert, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1f. 1950ff.; Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Komm. f. bay. LG. (1952ff.), Teil Schwaben; Zorn, W., Historischer Atlas von Schwaben, Schwäbische Bll. 4 (1953); Historischer Atlas von Bayerisch Schwaben, hg. v. Zorn, W., 1955; Gönner, E./Müller, M., Die Landvogtei Schwaben, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 51, 52, 94, III, 27, Swabun, Volksname, Landname, Swabolant, Svavaland, Swabo richi, Suevia, Schwaben; Lautenbacher, G., Bayerisch Schwaben, 1968; Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 8. A. 1975; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Blickle, P./Blickle, R., Schwaben von 1268 bis 1803, 1979; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien im späten Mittelalter, 1980; Fried, P./Lengle, P., Schwaben von den Anfängen bis 1268, 1988; Früh- und hochmittelalterlicher Adel in Schwaben und Bayern, hg. v. Eberl, I., 1988; Graf, K., Das Land Schwaben im späten Mittelalter, (in) Regionale Identität und soziale Gruppen im deutschen Mittelalter, 1992, 127; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Zotz, T., Schwaben, LexMA 7 1995, 1598ff.; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1997; Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, hg. v. Kraus, A., 2001; Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2003; Das Reich in der Region während des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Kießling, R. u. a., 2005; Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C. u. a., 2006; Die Integration in den modernen Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schwäbisch Gmünd (Reichsstadt) (1805-1934 Gmünd). Bereits im 8. Jahrhundert befand sich vermutlich im Gebiet von S. an der oberen Rems eine Zelle (Gamundias, möglicherweise ist damit aber Saargemünd gemeint) der Abtei Saint-Denis (Saint Denis) bei Paris. 1162 wird S. erstmals erwähnt. Unter König und Kaiser Friedrich I. Barbarossa war es Verwaltungsmittelpunkt des umliegenden, aus Königsgut stammenden Hausguts der Staufer. 1241 erschien es im Reichssteuerverzeichnis. Mit dem Aussterben der Staufer in der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde es Reichsstadt. 1430 gewann die Stadt pfandweise das Reichsschultheißenamt. 1544 erwarb sie die Herrschaft Bargau. Mit einem 3 Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer großen und etwa 15000 Einwohner umfassenden Herrschaftsgebiet (Bettringen, Spraitbach, Bargau, Iggingen) kam die katholisch gebliebene, mit Sitz und Stimme im Reichstag und im schwäbischen Reichskreis vertretene Stadt 1802/1803 an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. Mit Württemberg fiel sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 13; Wallner 688 SchwäbRK 46; Schroeder 361ff.; Grimm, M., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd, 1867; 800 Jahre Stadt Schwäbisch Gmünd 1162-1962, Festbuch, hg. v. Funk, E./Dietenberger, E., 1962; Urkunden und Akten der ehemaligen Reichsstadt Schwäbisch Gmünd 777-1500, bearb. v. Nitsch, A., Teil 1f. 1966ff.; Schwäbisch Gmünd. Beiträge zur Gegenwart und Geschichte der Stadt, hg. v. Scherer, P., 1971; Spranger, P., Schwäbisch Gmünd bis zum Aussterben der Staufer, 1977; Die Staufer und Schwäbisch Gmünd, 1977; Der Ostalbkreis, 1978; Graf, K., Gmündner Chroniken im 16. Jahrhundert, 1984; Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd, hg. v. Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd, 1984; Lorenz, S., Schwäbisch Gmünd, LexMA 7 1995, 1605; Herrmann, K. u. a., Schwäbisch Gmünd, 2006. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schwänberg (freie Leute), Am 26. 2. 1409 bestätigte König Ruprecht die Pfandschaft der freien Leute zu S. bei Herisau dem Eberhard von Ramschwag.
L.: Hugo 474, 473. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schweigen, Schweiger (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Dorf S. südwestlich von Bergzabern bei Weißenburg im Elsass, das Ruprecht aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen gelöst hatte. Über die Pfalz kam es 1815 an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 472. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schweinhausen (Herrschaft). S. bei Biberach gelangte von den bis 1185 genannten Edlen von S. (Suenhusen) an Kaiser Friedrich I. Barbarossa. 1331 wurde es mit der Herrschaft Warthausen von Habsburg erworben, kam aber 1520 als Pfand und 1530 als Allod an die Erbtruchsessen von Waldburg bzw. deren Linie Waldburg-Wolfegg-Waldsee, danach an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 54. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sigmaringen (Grafschaft). S. an der oberen Donau wird 1077 als Burg eines unbekannten, möglicherweise mit den Grafen von Pfullendorf und Altshausen-Sulmetingen verwandten, 1083 bezeugten Hochadelsgeschlechts erstmals erwähnt. Die am Fuße der Burg entstehende Siedlung wurde im 13. Jahrhundert Stadt und erhielt 1362 das Stadtrecht Pfullendorfs. Über die Grafen von Helfenstein (um 1272) und die Grafen von Montfort kam S. um 1290 an König Rudolf von Habsburg und vor 1325 (1323?) als Pfand an die Grafen von Württemberg sowie von dort 1399 als Pfand an die Grafen von Werdenberg. Seit 1460 galt S. als reichslehnbare Grafschaft. 1482 erlangte Habsburg einen Anspruch auf S. für den Fall des Aussterbens der Grafen von Werdenberg. 1534 fiel beim Aussterben der Grafen von Werdenberg die Grafschaft S. an Habsburg bzw. Österreich und von dort 1535 als Lehen Österreichs an die schwäbische Linie der Grafen von Hohenzollern (S. und Veringen) Seitdem nannte sich die Linie Hohenzollern-Sigmaringen. Das Gebiet kam über Preußen (1849) 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Hohenzollern-Sigmaringen.
L.: Wolff 46, 168; Mayer, D., Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert, 1959; 900 Jahre Sigmaringen, 1977; Kaufhold, W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern, 2. A. 1978; Richter, G. u. a., Der Landkreis Sigmaringen. Geschichte und Gestalt, 1981; Schöntag, W., Sigmaringen im 19. und 20. Jahrhundert, Blätter des Schwäbischen Albvereins 93 (1987); Sigmaringen, hg. v. Kuhn-Rehfus, M., 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995, 376; Lorenz, S., Sigmaringen, LexMA 7 1995, 1886f. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Soden, (Reichsdorf) (seit 1947 Bad Soden am Taunus). 1035 gab Kaiser Konrad II. dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt) den königlichen Hof zu Sulzbach mit Teilen des Gebiets der später zur Vogtei Sulzbach gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain (Schneidenhain) und S. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1191 wird S. am Taunus erstmals erwähnt. 1282 stellten sich die freien Bauern von S. und Sulzbach unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main und verpflichteten sich dafür zur Heeresfolge. Die Dörfer Neuenhain, Altenhain und Schneidhain (Schneidenhain) gerieten dagegen unter die Herrschaft der Vögte des Klosters Limburg für die Güter der Vogtei Sulzbach, nämlich der Herren von Eppstein, später der Grafen von Stolberg-Königstein. 1450 gelangten S. und Sulzbach auf Grund eines Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die Herrschaft Frankfurts, das zeitweilig auch den Limburger Fronhof erwarb. Als das Kloster Limburg 1561 an die Pfalz (Kurpfalz) fiel, musste Frankfurt den Fronhof an die Pfalz herausgeben und in eine Teilung der hohen Obrigkeit in den Dörfern einwilligen. 1613 gelang es S. und Sulzbach, sich durch Rückzahlung von 800 Gulden rechtlich von der Frankfurter Herrschaft zu befreien. 1650 trat die Pfalz die Vogtei Sulzbach an das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten sich Frankfurt und das Erzstift Mainz über die Rechte der gemeinsamen Herrschaft in Sulzbach und S. 1803 fielen Sulzbach und S. an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462; Wolff 506; Moser, K. v., Die Reichsfreiheit der Gerichte und Gemeinden Sulzbach und Soden, 1753; Straub, V., Aktenmäßige Deduktion und rechtsgründliche Widerlegung auf das Impressum: Die Reichfreiheit deren Gerichten und Gemeinden in Sulzbach und Soden, 1754 ungedruckt; Kaufmann, E., Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Stargard (Herrschaft, Land, Residenz des Fürsten bzw. Herzogs von Mecklenburg). Die Burg S. bei Neubrandenburg war Mittelpunkt des nach ihr benannten umliegenden Landes S., das von slawischen Redariern besiedelt war und zunächst zu Pommern gehörte. 1236 wurde es vom Herzog von Pommern-Stettin an die Markgrafen von Brandenburg abgetreten. 1298/1299/1304 kam es vergrößert im Wege der Mitgift als Lehen Brandenburgs an die Fürsten von Mecklenburg. 1347 erhob König Karl IV. zum Dank für Unterstützung das Land S. unter Lösung der Lehnsverhältnisse Mecklenburgs zu Sachsen und Brandenburg zum erblichen Reichslehen Mecklenburgs, woraufhin dieses 1348 die Herzogswürde erlangte. Von 1352 bis 1471 gehörte es zur Linie Mecklenburg-Stargard, die außerdem die Länder Sternberg und Eldenburg sowie zeitweise brandenburgisches Pfandgut innehatte, von 1701 bis 1934 zur Linie Mecklenburg-Strelitz. Über diese zählte es zum niedersächsischen Reichskreis. Mit Mecklenburg kam es 1945 in die sowjetische Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. a. Mecklenburg-Stargard (; Mecklenburg-Vorpommern).
L.: Wolff 443; Wallner 706 NiedersächsRK 10; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 549. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sternberg (Land). Nach 1250 erbaute das Erzstift Magdeburg am Schnittpunkt alter Straßen im Land Lebus die 1300 erstmals erwähnte Burg S. Das umliegende Gebiet kam 1287 pfandweise an Brandenburg und von dort um 1450 bis 1724 an die Winning. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte das 42 Quadratmeilen umfassende Land S., das die unmittelbaren Städte Drossen und Reppen, die Ämter Frauendorf, Bischofsee und Neuendorf, das Johanniterritterordensherrenmeistertum Sonnenburg, die Kommenturei Lagow und die Lehnstädte S. und Königswalde umfasste, über die Markgrafen von Brandenburg zum obersächsischen Reichskreis. Über Brandenburg kam S. 1945 (Verwaltung) bzw. als Folge der deutschen Einheit 1990 (vollständig) an Polen. S. Polen.
L.: Wolff 390f.; Wallner 708 ObersächsRK 1; Freier, W., Das Land Sternberg, 1892. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sulzbach (Reichsdorf). 1035 gab Kaiser Konrad II. dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt) bei Dürkheim (Bad Dürkheim) an der Weinstraße den königlichen Hof zu S. mit Teilen des Gebiets der später zur Vogtei S. gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain und Soden im Taunus. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1282 stellten sich die freien Bauern von Soden und S. unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main und verpflichteten sich dafür zur Heeresfolge. 1450 gerieten Soden und S. auf Grund eines Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die Herrschaft Frankfurts. Als das Kloster Limburg 1561 an die Pfalz (Kurpfalz) fiel, musste Frankfurt in eine Teilung der hohen Obrigkeit einwilligen. 1613 gelang es Soden und S., sich durch Rückzahlung rechtlich von der Frankfurter Herrschaft zu befreien. 1650 trat die Pfalz die Vogtei S. an das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten sich Frankfurt und das Erzstift Mainz über die Rechte der gemeinsamen Herrschaft in S. und Soden. 1803 fielen S. und Soden an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 463; Wolff 506; Kaufmann, E., Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Teck (Herzöge). Die Burg T. in der Schwäbischen Alb ist erstmals 1152 bezeugt. Sie war Sitz einer vor 1187 entstandenen Nebenlinie der Herzöge von Zähringen, die sich seit (etwa 1186 bzw.) 1187 Herzöge von T. nannte, sich 1218 beim Aussterben der Herzöge von Zähringen mit einer Geldabfindung zufriedengab und sich am Ende des 13. Jahrhunderts in die Linien Oberndorf mit Gütern im Neckargau und Owen mit Gütern um T. teilte. Schon früh musste die Vogtei über das Reichsgut Rottweil an den König zurückgegeben werden. 1303 verkaufte die Linie Oberndorf ihre Hälfte der Herrschaft an Habsburg bzw. Österreich. Im Wettstreit mit Habsburg kauften die Grafen von Württemberg 1317 die Herrschaft Rosenfeld von der Linie Oberndorf, die 1363 verarmt ausstarb, und gewannen von 1319 bis 1323 pfandweise und 1381/1386 endgültig das Gebiet um T. (T., Kirchheim, Verkauf der Hälfte der Herrschaft T. durch die jüngere Linie 1381/1385). Die Linie Owen erwarb 1365 die Herrschaft Mindelheim und veräußerte 1374 die 1363 ererbte Herrschaft Oberndorf an die Grafen von Hohenberg. Mit Ludwig von T., Patriarch von Aquileja, starb das Geschlecht 1439 aus. 1495 verlieh König Maximilian I. wegen der von den T. stammenden Güter den Grafen von Württemberg den Titel Herzog von T. Das Herzogtum Württemberg und T. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis. Der Sohn Alexanders von Württemberg, Graf Franz von Hohenstein (1837-1900) erhielt 1863 den Titel Fürst von T., 1871 Herzog von T.
L.: Wolff 159; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Die schwäbische Alb, hg. v. Wagner, G., 1958; Gründer, I., Studien zur Geschichte der Herrschaft Teck, 1963; Wolf, A., König für einen Tag, 2. A. 1995; Wolf, A., Teck, LexMA 8 1996, 517f.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 40; Götz, R., Die Herzöge von Teck, 2009. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Tengen (Herren, Herrschaft, gefürstete Grafschaft). T. bei Konstanz wird 1112 erstmals erwähnt. Es wurde Mittelpunkt der vorderen und hinteren Herrschaft der Herren, seit 1422 Grafen von T. Die hintere Herrschaft T. kam 1305 an Habsburg, 1488 an die Kommende Mainau des Deutschen Ordens und 1806 an Baden. Die vordere Herrschaft mit Vorderstadt und der Burg des 12. Jahrhunderts wurde 1522 von Österreich gekauft und 1534 mit der zu Österreich gehörenden Landgrafschaft Nellenburg, die 1422 an die Herren von T. und 1465 durch Kauf an Habsburg bzw. Österreich gekommen war, vereinigt. 1663 erhielt sie Weikhard von Auersperg als Mannlehenpfand von Österreich. 1664 wurde sie gefürstete Grafschaft, wodurch die Auersperg Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis erhielten. Da die Landeshoheit weiter bei Nellenburg blieb, war die Grafschaft zugleich reichsunmittelbar und landsässig. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 70 Quadratkilometern. 1806/1811 kam sie an Baden und damit T. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 170; Baumann, F., Die Territorien des Seekreises 1800, Bad. Neujahrsbl. 4 (1894). (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Trier (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz des Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n. Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem von Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt nördlich der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums (314 Bischof Agricius). 475 wurde sie von den Franken erobert, die den römischen Palast zur Pfalz umwandelten. 843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars, 870/879 zum ostfränkischen Reich. 897 wurde T. vom König mit dem Bannforst im Hunsrück ausgestattet. 902 erlangte der im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum Erzbischof (Suffragane Metz, Toul, Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft über die 882/892 von Normannen verwüstete Stadt, 936 das Recht der Königskrönung. 973 gewann er einen Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den Königshof Koblenz und Güter im Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197 verzichtete der Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der Kurfürsten aufgenommen. Am Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang es, eine Landverbindung zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und dem mittleren Rhein um Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard und Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452 Manderscheid, 1545 die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion) erlangt. 1473 gründete der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in T. 1669 wurde ein Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern. 1794/1801 fielen die linksrheinischen Güter an Frankreich, 1803 wurden die rechtsrheinischen Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam hiervon einiges an das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln, 1815 Köln unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815 unmittelbar oder 1866 über Nassau an Preußen, das Koblenz zum Verwaltungsmittelpunkt erhob, und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503, Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv 1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12. Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich 1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung des Territorialstaates der Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt des dt. Vereins für Vermessungswesen. Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971); Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982; Janck, D., Das Erzbistum Trier während des großen abendländischen Schismas (1378-1417), 1983; Janssen, F. R., Kurtrier in seinen Ämtern, vornehmlich im 16. Jahrhundert, 1985; Aufklärung und Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988; Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur Territorial- und Burgenpolitik der Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis zum Tod Dieters von Nassau († 1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier, 1995; Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 421, 1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 474; Brommer, P., Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008; Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier, hg. v. Anton, H., 2015ff. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Truchsess von Wetzhausen (Reichsritter). Die T. errichteten um die Bettenburg nördlich Hassfurts, die sie 1343 erlangt hatten, ein Rittergut mit ausschließlicher Landeshoheit in Manau und Birkach und konkurrierender Landeshoheit in weiteren Orten. Lehnsherr war das Hochstift Bamberg. 1249 war die Bettenburg anlässlich des dem Aussterben der Grafen von Andechs-Meranien folgenden Erbfolgekriegs als Pfand an die Grafen von Henneberg und nach deren Aussterben (1583) an Sachsen gelangt. Vom 16. bis 18. Jahrhundert waren die T. (T. von Sternberg, Unsleben) im Kanton Baunach und im Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken immatrikuliert, im frühen 16. Jahrhundert außerdem im Kanton Altmühl. S. Truchsess.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 391; Riedenauer 127; Rahrbach 275; Neumaier 102; Butz, P., Der Ritter von der Bettenburg (Christian Truchsess), 1906. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Überlingen (Reichsstadt). Vielleicht schon am Anfang des siebten Jahrhunderts, jedenfalls aber 770 erscheint Ü. (Iburingia) am Nordrand des Bodensees im Linzgau als Sitz eines alemannischen Großen aus dem Geschlecht der Udalrichinger. 918 fiel es an das Herzogtum Schwaben. Um 1200 wurde Ü., das wohl von den Grafen von Bregenz in der Mitte des 12. Jahrhunderts an die Grafen von Pfullendorf und um 1180 von den Grafen von Pfullendorf an Kaiser Friedrich I. Barbarossa kam, zur Stadt erhoben. 1241/1268 war es Reichsstadt und gehörte später zur schwäbischen Städtebank des Reichstags und zum schwäbischen Reichskreis. Bis zum Ende des Mittelalters erwarb Ü. Güter in nahezu 100 Orten. Im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert erlangte Ü. pfandweise das Ammannamt und lehnweise den Blutbann sowie Münze und Zoll. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste sein etwa 4,6 Quadratmeilen großes Gebiet die städtischen Vogteien Hohenbodman und Ramsberg, die spitalischen Ämter Bambergen, Deisendorf, Denkingen, Ebratsweiler, Ernatsreute, Rickenbach und Sohl, Bonndorf mit Mahlspüren, Nesselwangen, Seelfingen und Sernatingen. 1803 fiel Ü. an Baden und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 214; Zeumer 555 III b 11; Wallner 687 SchwäbRK 31; Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Schroeder 288ff.; Staiger, X., Die Stadt Überlingen, 1859; Schäfer, F., Wirtschafts- und Finanzgeschichte der Stadt Überlingen am Bodensee, 1893; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Semler, A., Bilder aus der Geschichte einer kleinen Reichsstadt, 1949; Ginter, H., Überlingen am Bodensee, 1950; Semler, A., Abriss der Geschichte der Stadt Überlingen, 1953; Harzendorf, F., Überlinger Einwohnerbuch 1444-1800, Bd. 1ff. 1954ff.; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft, 1970; Überlingen und der Linzgau am Bodensee, 1972; Zotz, T., Überlingen, LexMA 8 1996, 1147. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Urach-Freiburg (Grafen). Bei der Aufspaltung der Grafen von Urach 1248 erhielt die Linie Freiburg den Breisgau mit Freiburg und der Herrschaft Hausach im Kinzigtal. Die Grafen von U. gaben 1328 Hausach an Fürstenberg und 1368 gegen Entschädigung Freiburg an Habsburg. 1395 erbten sie die Grafschaft Neuenburg (Neuchâtel). Beim Aussterben der Linie 1457 kamen die verbliebenen Güter im Wesentlichen an die Markgrafen von Hachberg, von denen die Grafen von 1318 bis 1395 die Landgrafschaft Breisgau als Pfand innegehabt hatten.
L.: Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der Erbe der Zähringer, 1939. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Uri (Kanton). Das seit dem 7. Jahrhundert von Alemannen besiedelte Gebiet zwischen Sankt Gotthard und Vierwaldstätter See war im 8. Jahrhundert, in dem U. 732 erstmals erwähnt wird, Herzogsgut, das durch die Karolinger Königsgut wurde. 853 gab König Ludwig der Deutsche Königsgut im Land an das Kloster Fraumünster (Frauenmünster) in Zürich. Danach gehörte es zur Reichsvogtei Zürich, die seit dem 10. Jahrhundert die Grafen von Lenzburg, seit 1173 die Herzöge von Zähringen und von 1218 bis 1226 pfandweise die Grafen von Habsburg innehatten, die danach aber an das Reich zurückkam. 1231 bestätigte König Heinrich (VII.) die Reichsunmittelbarkeit (Reichsvögte Grafen von Rapperswil?), die 1274 auch König Rudolf von Habsburg anerkannte, nachdem U. im Interregnum infolge seiner Abgelegenheit tatsächlich weitgehende Selbständigkeit erlangt hatte. 1291 schloss sich U. mit Schwyz und Unterwalden gegen Habsburg im Bund der Waldstätte zusammen. Seit 1335 ist kein Reichsvogt in U. mehr nachweisbar. 1359 kaufte U. die Güter des von den Grafen von Rapperswil begünstigten Klosters Wettingen und löste danach auch die Rechte des Fraumünsters (Frauenmünsters) in Zürich ab. Darüber hinaus dehnte es sich auf Kosten von Glarus, der Abtei Engelberg und von Schwyz aus. 1410 nahm U. die Reichsvogtei Urseren in ein ewiges Landrecht auf und errang so die Herrschaft über die seit dem 13. Jahrhundert erschlossene Straße über den Sankt Gotthard. 1441 erlangte es von Mailand das Pfand an der Leventina, 1479/1480 diese selbst. Zusammen mit Unterwalden und Schwyz gewann U. Blenio, Riviera und Bellinzona. 1516 wurde in der Eidgenossenschaft der südliche und westliche Teil des Tessins erworben. 1798 kam der katholisch gebliebene Kanton mit Schwyz und Unterwalden zum Kanton Waldstätte der Helvetischen Republik, wurde aber 1803 mit rund 1075 Quadratkilometern wiederhergestellt. 1928 wurde die Landsgemeinde durch Urwahlen ersetzt.
L.: Wolff 521; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F3; Matt, L. v. u. a., Uri, Basel 1946; Oechslin, M./Dahinden, H., Land am Gotthard, Zürich 1965; Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft, Bd. 2 1995; Hitz, F., Uri, LexMA 8 1996, 1297. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Uzwil, Uezwil, Uezwile, Urzwile (freie Leute). Am 26. 2. 1409 bestätigte König Ruprecht dem Eberhard von Ramschwag die freien Leute zu U. bei Sankt Gallen als Reichspfandschaft.
L.: Hugo 474, 473. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Vogtland (Reichsland). Das Gebiet an der oberen Weißen Elster zwischen oberer Saale und dem Quellgebiet der Zwickauer Mulde, das nach dem Abrücken der Germanen vom 6. bis 9. Jahrhundert von Sorben besetzt wurde, wurde seit dem 10. Jahrhundert als Teil des Reiches angesehen. 1122 wurde Plauen kirchlicher Mittelpunkt. Vermutlich setzte bereits Kaiser Friedrich I. Barbarossa Vögte (Vogtei über Kirchengut Quedlinburgs um Gera?) als Verwalter ein. Seit 1209 nannte sich ein Geschlecht, das vielleicht aus der Gegend von Mühlhausen (oder aus der Gegend von Zeitz) stammte, ursprünglich zur Ministerialität der Welfen gehörte und bereits seit 1122 in Weida die Reichsrechte verwaltete, Vögte (advocati) von Weida. Die von den Vögten geleitete Ansiedlung ostfränkischer, bayerischer und thüringischer Bauern nahm die slawische Vorbevölkerung in sich auf. Den Vögten gelang die allmähliche Umwandlung ihres Reichsamts in Reichslehen. Ihr Herrschaftsgebiet um Pausa, Voigtsberg (Vogtsberg), Weida, Gera und Plauen erhielt den Namen V. (1317 woyte lande, 1343 terra advocatorum). Es erstreckte sich zwischen der oberen Saale (Ziegenrück, Saalburg, Lobenstein), der Regnitz (Hof), dem Egerland (Asch, Selb, Adorf), der Pleiße (Werdau, Schmölln), Gera und Ronneburg. In ihm lagen auch Güter etwa der Grafen von Everstein, der Grafen von Lobdeburg, der Grafen von Orlamünde und der Markgrafen von Meißen. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts strebten sowohl die Markgrafen von Meißen wie auch die Könige von Böhmen nach der Herrschaft über das Gebiet. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts gingen die Güter dem durch häufige Erbteilungen geschwächten Geschlecht zunehmend verloren (Voigtsberg [Vogtsberg] 1357, Mylau 1367, Wiesenburg bis 1394, Schönfels-Werdau bis 1398, Weida 1404-1427). 1373 wurden Hof und das Regnitzland an die Burggrafen von Nürnberg verkauft, 1459/1466 nahmen die Wettiner (Kursachsen) das V. vom König von Böhmen zu erblichem Lehen. 1466 zogen sie die Herrschaft Plauen von einer als Burggrafen von Meißen titulierten Linie der Vögte an sich. 1485 kam das V. an die ernestinische Linie der Wettiner. Nur Güter um Greiz, Schleiz und Lobenstein blieben in der Hand der von den Vögten abstammenden Grafen von Reuß. 1547 musste Plauen von der ernestinischen Linie mit anderen böhmischen Lehen an Burggraf Heinrich IV. von Meißen aus dem Hause Plauen (Heinrich V. von Plauen, Kanzler von Böhmen) zurückgegeben werden, fiel aber 1559 als Pfand, 1575 endgültig beim Aussterben der Burggrafen an Sachsen (seit 1602 vogtländischer Kreis) und kam damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) F/G3; Biedermann, J., Geschlechts-Register der loeblichen Ritterschafft im Voigtlande, 1752, Neudruck 1989; Vogel, W., Über den Titel ”Advocatus” der Herren von Weida, Gera und Plauen, Diss. phil. Jena 1905; Schmid, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f. 1923ff.; Leipoldt, J., Die Geschichte der ostdeutschen Kolonisation im Vogtland, Diss. phil. Leipzig 1927, Mitt. d. Ver. f. vogtländ. Gesch. und Altertumskunde 26 (1928); Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in) Forschungen zur Geschichte Sachsens und Böhmens, hg. v. Kötzschke, R., 1937; Kötzschke, R., Das Vogtland als Grenzraum in der deutschen Geschichte, 1940; Wille, H./Pritsche, W., Vogtland, 1961; Werner, M., Vogtland, LexMA 8 1996, 1815; Neumeister, P., Beobachtungen und Überlegungen zur Herkunft der Vögte, N. A. f. sächs. Gesch. 68 (1997), 1; Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002; Das nördliche Vogtland um Greiz, hg. v. Hempel, G. u. a., 2006. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Waibstadt (Reichsstadt). W. am Schwarzbach bei Sinsheim wird 795 (Weibestat) erstmals erwähnt. Es war bereits 1200 ummauert und wurde im 13. Jahrhundert reichsunmittelbar (Reichsstadt im Reichssteuerverzeichnis von 1241). Spätestens 1339 war es Reichspfandschaft des Hochstifts Speyer, die 1615 bestätigt wurde. Nach dem dreißigjährigen Krieg betrieb die Stadt die Selbstauslösung. 1803 kam sie an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 234; Gleim, F., Die Städte des Kraichgaus, Diss. phil. Heidelberg 1950. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Waldburg (Herren, Truchsessen, Grafen), Truchsess von Waldburg. Die Burg W. (1152 Walpurch) östlich von Ravensburg auf der höchsten Erhebung Oberschwabens war seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in den Händen eines welfischen, später staufischen Ministerialengeschlechts, das um 1210 ausstarb. Ihnen folgten wohl spätestens 1214 im Amt und in den Gütern die 1179 erstmals erwähnten Herren von Tanne an der schwäbischen Ach bei Wolfegg, die sich seit 1219 nach dem Lehen W. nannten und zunächst Schenken des Herzogtums Schwaben gewesen waren. Sie waren Ministeriale der Staufer, die ihnen 1214 das Amt des Reichstruchsessen übertrugen. Im Laufe der Zeit erwarben die zu Reichsministerialen aufgestiegenen W. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet (um 1200 Wolfegg, um 1240 Waldsee, 1306 Stadt Isny und Herrschaft Trauchburg, 1337 Herrschaft Zeil, von 1384/1386 bis 1680 Pfandschaft der sog. 5 Donaustädte, 1386 Pfand der Herrschaft Waldsee, 1387 der Herrschaft Bussen, 1401-1695 der Herrschaft Kallenberg, 1415-1416 Landvogtei in Oberschwaben, 1452 Friedberg-Scheer [bis 1786], 1455-1474 Grafschaft Sonnenberg). Seit 1429 zerfiel die Familie in mehrere Linien. Die jakobische (Trauchburger) Linie mit Trauchburg und später auch Scheer erlosch 1772, die eberhardische (Sonnenberger) Linie mit Scheer und Wolfegg wurde 1463 mit der Grafschaft Sonnenberg in den Grafenstand erhoben und erlosch 1511. Die georgische (Zeiler) Linie mit Zeil erlangte 1508 von der eberhardischen Linie Wolfegg und teilte sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Hiervon spaltete sich Waldburg-Wolfegg 1672 in Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (1798 erloschen) und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Waldburg-Zeil 1674 in Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach (1903 erloschen). 1525 wurden die Truchsessen als Anhänger Habsburgs zu Reichserbtruchsessen und 1628 in den Linien Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Zeil und Waldburg-Friedberg-Scheer (Waldburg-Wurzach) wegen der reichsständischen Territorien Wolfegg, Zeil, Trauchburg und Friedberg-Scheer zu Reichsgrafen im schwäbischen Reichsgrafenkollegium erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet, für das der Verlust der Donaustädte (1680) und Friedberg-Scheers (1786) durch den Gewinn kleinerer Herrschaften im Allgäu ausgeglichen wurde, umfasste 475 Quadratkilometer mit 28000 Einwohnern. 1803 wurden die Linien Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Waldburg-Zeil-Zeil zu Reichsfürsten erhoben. 1806 wurde bei der Gründung des Rheinbunds ihr zum schwäbischen Reichskreis zählendes Fürstentum mit rund 750 Quadratkilometern unter Baden, Württemberg und Bayern aufgeteilt.
L.: Wolff 198; Zeumer 553 II b 61, 9; Wallner 685 SchwäbRK 12; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D/E5, III 38 (1789) C4; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen von Waldburg, Bd. 1 1971; Der Kreis Ravensburg 1976; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, 1995, 350. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Waldenstein (Herrschaft). Die Herrschaft W. bei Schorndorf gehörte aus ehemaligen Gütern der Staufer stammend zu Württemberg, das sie nach 1246 erhielt und ab 1442 als Pfand oder Lehen ausgab.
L.: Hölzle, Beiwort 28. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Weil der Stadt, Weil (Reichsstadt). W. (bei der villa) bei Böblingen kam wohl über Welf VI. an die Staufer und wurde vermutlich zwischen 1223 und 1235 durch die Staufer zur Stadt erhoben. Seit etwa 1275 war es Reichsstadt, die zuerst unter dem Schutz der Pfalz, dann Badens stand. 1374 verlieh Kaiser Karl IV. ihr das Nichtevokationsrecht. 1398 gewann sie Blutbann und Vogtei, 1404 pfandweise das Schultheißenamt. Der Erwerb eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang infolge der Umschließung durch Württemberg nicht. Die Stadt hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis. Die Reformation wurde von 1590 an wieder rückgängig gemacht. 1802/1803 kam die Stadt mit 0,4 Quadratmeilen Gebiet und rund 1800 Einwohnern an Württemberg, wo W. bis 1808 Sitz eines Oberamts war, 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 220; Zeumer 555 III b 23; Wallner 690 SchwäbRK 92; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 366ff.; Beschreibung des Oberamts Leonberg, 2. A. 1930; Grieger, S., Weil der Stadts Werdegang bis zur Erhebung zur freien Reichsstadt, (in) Mitt. d. Heimatvereins Weil der Stadt 1950/1951; Press, V., Weil der Stadt, Zs. f. württemberg. LG. 54 (1995), 11; Lorenz, S., Weil der Stadt, LexMA 8 1996, 2115. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Weilnau (Herrschaft). W. bei Usingen wird 1208 erstmals erwähnt. Die Herrschaft W. (Altweilnau) gehörte im 13. Jahrhundert den Grafen von Diez, die 1302 die Burg Neuweilnau erbauten und die Herrschaft teilten. Neuweilnau wurde 1326 von den Grafen von Nassau erworben. Altweilnau kam 1370 zur Hälfte als Pfand an Kronberg, im Übrigen nach dem Aussterben der Grafen von Diez (1386) 1388 im Erbwege an Nassau-Dillenburg. Dort wurde W. 1561 Sitz einer eigenen Linie Nassau-Weilnau (bis 1602). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft über Nassau-Weilburg (Nassau-Usingen) zum oberrheinischen Reichskreis. Über Nassau und Preußen (1866) gelangte W. 1945 zu Hessen. S. Nassau-Weilnau.
L.: Wallner 695 OberrheinRK 10. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Weingarten (Reichsstift, Reichsabtei). In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts (nach? 934, um 1000?) gründeten die Welfen ein Frauenkloster neben dem 1053 erstmals erwähnten Dorf Altdorf. Nach dem Brand von 1053 wurde die Benediktinerinnenabtei von den Welfen als Hauskloster auf den Martinsberg verlegt und W. genannt. 1056 wurden die Nonnen durch Mönche aus dem oberbayerischen Altomünster ersetzt. Spätestens 1191 kamen Dorf und Kloster an die Staufer. 1268 wurde das von Welfen, Staufern und anderen reich begabte Kloster reichsunmittelbar (1274 bezeugt). Das Dorf Altdorf wurde unter König Rudolf von Habsburg Sitz der Verwaltung der Landvogtei Oberschwaben, die den Schirm über das Kloster ausübte. In Verträgen von 1531 und 1533 mit Österreich, das 1486 pfandweise die Landvogtei erlangt hatte, konnte W. seine Reichsunmittelbarkeit behaupten, verblieb aber mit dem größten Teil seines Gebiets unter der Landeshoheit der Landvogtei. 1802 wurde W., das Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis hatte und dem die freie Reichsritterherrschaft Blumenegg, die Herrschaften Brochenzell und Liebenau, die Gerichte Ausnang (Auswang) und Waldhausen (Unterwaldhausen), die Ämter Hagnau, Hasenweiler, Esenhausen, Frohnhofen, Blönried, Blitzenreute, Aichach, Bergatreute, Schlier, Bodnegg, Karsee, die Zehntämter jenseits und diesseits der Schussen und das Priorat Hofen am Bodensee mit 1227 Gütern und Höfen in verschiedenen Ämtern, insgesamt 6 Quadratmeilen bzw. 320 Quadratkilometer Gebiet mit 14000 bzw. 11000 Einwohnern und 120000 Gulden Einkünften, gehörte, von Nassau-Oranien-Dillenburg säkularisiert und fiel 1806/1808 mit einem Teil seines früheren Gebiets an Württemberg. 1865 wurde der Name W. auf den Ort Altdorf übertragen. Über Württemberg gelangte W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181; Zeumer 552 II a 36, 2; Wallner 686 SchwäbRK 20; Die Territorien des Reichs 5, 232; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; König, E., Die süddeutschen Welfen als Klostergründer, Vorgeschichte und Anfänge der Abtei Weingarten, 1934; Festschrift zur 900-Jahr-Feier des Klosters Weingarten 1056-1956, hg. v. Spahr, G., 1956; Reinhardt, R., Restauration, Visitation, Inspiration. Die Reformbestrebungen der Benediktinerabtei Weingarten von 1567 bis 1627, 1960; Scherer, P., Reichsstift und Gotteshaus Weingarten im 18. Jahrhundert, 1969; Spahr, G., Die Basilika Weingarten, 1974; Weingarten, 1975, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und Städten (12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von Weingarten, Weißenau und Baindt, 1986; Weingarten, 1992; Zotz, T., Weingarten, LexMA 8 1996, 2132f. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Welden (reichsritterschaftliche Herrschaft, Freiherren, Reichsritter), Walden. Das wohl im 9. Jahrhundert durch Rodung entstandene, 1156 genannte Dorf W. (Waeldiu) bei Augsburg war Lehen der Markgrafen von Burgau an die Herren von W., die 1402 die Blutgerichtsbarkeit erlangten. 1597 verkauften sie die reichsritterschaftliche Herrschaft an die Grafen Fugger. 1764 kam W. ganz an Österreich (Schwäbisch-Österreich), 1805/1806 an Bayern. 1582 erwarben die W. das 778 erstmals erwähnte, über Staufer, die Truchsessen von Waldburg und die Herren von Waldsee 1331 an Habsburg gelangte Laupheim von den Ellerbach, die es 1362 (Pfand) bzw. 1407 (Lehen) von Habsburg erhalten hatten. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von W. außer mit Laupheim, mit den 1765 erworbenen und 1796 an den Freiherren Reuttner von Weyl gelangten Teilen von Achstetten zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Außerdem waren sie wegen des 1585 von den Hürnheim erheirateten und 1764 an Oettingen verkauften Hochaltingen und wegen Eislingen (Großeislingen) (1765-1776) von 1588 bis 1805 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Vielleicht zählten die W. auch zum Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken. 1806 fiel W. an Bayern. Laupheim kam an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529, 533; Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 5, 59; Riedenauer 128; Schulz 273; Auch, J., Laupheim 1570-1870, 3./4. A. 1921; Schenk, G., Laupheim, 1976; Diemer, K., Laupheim, 1979. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Werle (Herren, Fürstentum). Die Burg W. der Abodriten in Mecklenburg wurde bei der Teilung Mecklenburgs um 1230 (1229?) Sitz einer Herrschaft. 1236 wurde diese durch Teile des Landes Zirzipanien, 1256 durch Teile der Herrschaft Parchim, 1273 durch Parchim selbst erweitert. Seit 1316 war W. seinerseits in Teilherrschaften (Güstrow, Goldberg, bzw. Parchim [1316-1374] und Waren [1347-1426]) aufgeteilt. Werle-Waren trug 1415 sein Land dem Markgrafen von Brandenburg zu Lehen auf. Seit 1418 nannten sich die Herren von W. Fürsten von Wenden und bereiteten durch einen Erbvertrag die Vereinigung der Güter vor. 1426 fielen die werlischen Güter an Werle-Güstrow, 1436 beim Aussterben dieser Linie an Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Stargard. Brandenburg wurde 1442 durch Geldleistungen, Pfandrückgabe und Einräumung eines Eventualerbrechts in Mecklenburg abgefunden. S. Mecklenburg.
L.: Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Ruchhöft, F., Das Territorium der Herrschaft Werle, Mecklenburgische Jbb. 121 (2006), 7ff. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Westhofen (Reichshof[, Reichsdorf, Freiheit]). Vermutlich aus sächsischer Zeit stammt der 1255 erstmals erwähnte, aber noch nicht genau ermittelte Reichshof W. an der Ruhr bei Dortmund. 1255 kam der Hof, neben Brackel (Brakel), Elmenhorst und Dortmund einer von vier Königshöfen um die Reichsstadt Dortmund, als Pfand von König Wilhelm von Holland an die Grafen von der Mark. 1401 wurden die Rechte der Freiheit W. bestätigt. Über Preußen fiel W. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 319; Hugo 470, 469; Nieland, L., Der Reichshof Westhofen im Mittelalter, (in) Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 50 (1953). (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wildeshausen (Stift, Herrschaft). W. an der Hunte südöstlich Oldenburgs wird anlässlich der Gründung des Alexanderstifts W. durch Graf Waltpert, einen Enkel Herzog Wídukinds von Sachsen, erstmals erwähnt (Wigaldinghus). 855 gewährte König Ludwig der Deutsche Immunität und königlichen Schutz. 872 gab Graf Waltpert den Ort W. an das Stift. Im 11. Jahrhundert unterstand der Ort den Billungern, die um 1100 die Vogteirechte einem Zweig der Grafen von Oldenburg übertrugen, während die Welfen dem Domkapitel von Bremen das Propsteigut überließen. Um 1150 erbaute Graf Heinrich von Oldenburg die Burg W. Eine Linie der Grafen von Oldenburg wurde in W. ansässig (Oldenburg-Wildeshausen9 und verband mit ihrem Amt vorübergehend die Grafschaften Vlotho und Tecklenburg. 1270 kam W. beim Aussterben der Grafen als erledigtes Lehen an das Erzstift Bremen, während andere Güter an die Grafen von Hoya fielen. Um 1500 gelangte W. infolge mehrfacher Verpfändungen (1429-1465 Münster, 1493 Wilhelm von dem Bussche bzw. Wilhelm von dem Busche) unter den Einfluss des Hochstifts Münster, (im niedersächsischen Reichskreis) 1634 an Schweden, 1649 zum Herzogtum Bremen und Verden Schwedens, 1675 an das Hochstift Münster, 1699 nach Ablösung erneut an Schweden, 1700 als Pfand und 1714 zu Eigentum an Hannover sowie 1803 vorübergehend, 1813/1826 endgültig an Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen. S. Oldenburg-Wildeshausen.
L.: Wolff 431; Wallner 706 NiedersächsRK 25; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C1; Haase, C., Mittelalterliche Rechtsquellen der Stadt Wildeshausen, 1953; Lübbing, H./Jäkel, W., Geschichte der Stadt Wildeshausen, 1970; 1270-1970. 700 Jahre Stadt Wildeshausen, hg. v. Boning, H., 1970; Streich, G., Klöster, Stifte und Kommenden, 1986; Eckhardt, A., Beiträge zur Geschichte der Stadt Wildeshausen, 1995; Schindler, R., Wildeshausen, LexMA 9 1998, 115; Eckhardt, W., Wildeshausen, 1999. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Winternheim (Reichsdorf), Großwinternheim, Groß-Winternheim. Am 25. 12. 1356 verpfändete Kaiser Karl IV. unter anderem W. (Groß-Winternheim) bei Mainz an die Stadt Mainz. 1375 kam der Ort zusammen mit Ingelheim als Reichspfandschaft an Kurfürst Ruprecht von der Pfalz. Später fiel er an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Winterthur (Reichsstadt). An einer wichtigen Straßenverbindung zum Bodensee lag der gallorömische Ort Vitudurum, der 294 ein Kastell erhielt. 1180 gewannen die Grafen von Kiburg (Kyburg) die Kirche in W. 1264 gewährte als Erbe Graf Rudolf von Habsburg das Stadtrecht. Von 1415/1417 bis 1442 war W. Reichsstadt. 1467 gelangte W. (mit vielleicht 400 Haushalten) als Pfand an die Stadt Zürich.
L.: Wolff 519; Ganz, W., Winterthur, 1960; Gamper, G./Gamper, R., Winterthur, LexMA 9 1998, 241; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 682. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wismar (Herrschaft). W. (1167 aqua Wissemara) geht in seinen städtischen Anfängen auf flandrisch-sächsische Siedlung am Ende des 12. Jahrhunderts zurück. 1211 ist ein Hafen belegt. 1229 wird W. an der Ostsee als Stadt lübischen Rechts erstmals erwähnt. Sie unterstand trotz großer Selbständigkeit (1229 burgenses, 1241 Rat, 1308/1373 Erwerb der Vogtei) der Herrschaft Mecklenburgs. Von 1256/1257 bis 1358 war sie Residenz. Von 1555 bis 1621 gehörte sie zu Mecklenburg-Schwerin. 1648 kam sie als Reichslehen an Schweden, wobei die Mitgliedschaft für W. (3,3 Quadratmeilen mit 9600 Einwohnern) im niedersächsischen Reichskreis zwischenzeitlich ruhte, wurde aber 1803 von Mecklenburg-Schwerin pfandweise und 1903 infolge Verzichts auf das Einlösungsrecht seitens Schwedens endgültig zurückgewonnen. Mit Mecklenburg kam W. 1945 zur sowjetischen Besatzungszone. In dieser gelangte es in Mecklenburg von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik (Bezirk Rostock).
L.: Wolff 443; Wallner 707 NiedersächsRK 24; Die Territorien des Reichs 6, 114; Witte, H., Wismar unter dem Pfandvertrage 1803-1903, 1903; Techen, F., Geschichte der Seestadt Wismar, 1929; Kleiminger, R., Das Heiligengeisthospital von Wismar, 1962; Nitsche, K./Düsing, A., Wismar. Geschichte und Gesicht einer Stadt, 2. A. Leipzig 1971; Bandis, K. u. a., Wismar 1229-1979, 1979; Fahlbusch, F,. Wismar, LexMA 9 1998, 258. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wörth (Herrschaft, Residenz des Bischofs von Regensburg). W. an der Donau bei Regensburg, in dessen Peterskirche um 765/788 eine Übertragung an den Bischof von Regensburg bzw. das Kloster Sankt Emmeram erfolgte, gehörte schon sehr früh zum Hochstift Regensburg. Dieses verpfändete W. 1347 an Kaiser Ludwig den Bayern. Das Pfand wurde 1433 eingelöst. 1803 kam die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft W. an das Fürstentum Regensburg, 1810 fiel sie an Bayern. 1812 erwarb Thurn und Taxis W. und richtete ein bis 1848 bestehendes fürstliches Herrschaftsgebiet ein.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, 1883/1884; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 647. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zeil (Herrschaft, Grafschaft). Als Teil der Grafschaft Nibelgau kam die Herrschaft Z. mit der späteren Reichsstadt Leutkirch von den Udalrichingern in der Linie Bregenz an die Grafen von Montfort. Diese veräußerten die Güter um 1291 an das Reich. Die Grafschaft Z. wurde 1337 als Pfand von den Truchsessen von Waldburg erworben. 1526 wurde sie in ein Reichslehen der georgischen (Zeiler) Linie des Hauses Waldburg umgewandelt und 1628 zur Reichsgrafschaft erhoben. 1806 fiel sie von der Linie Waldburg-Zeil-Zeil (und Trauchburg) mit rund 3000 Einwohnern an Württemberg. Damit kam Z. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 199; Hölzle, Beiwort 54. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zimmern (Freiherren, Grafen). Die um 1080 erstmals genannten Herren von Z. (Herrenzimmern) bei Rottweil bildeten um die Burg Z. eine Herrschaft aus. Dazu erwarben sie nach Heirat (1319) 1354 von einer Nebenlinie der Truchsessen von Waldburg die Herrschaft Messkirch, um 1400/1462 Wildenstein sowie 1462 von Habsburg Oberndorf als Pfand. 1538 wurden sie zu Grafen erhoben. Die Grafen von Z., über deren ältere Geschichte die Zimmerische Chronik des gelehrten Graf Froben Christoph (1519-1566) von 1564/1566 berichtet, gehörten dem schwäbischen Reichskreis sowie mit der 1581 erworbenen Herrschaft Schramberg dem Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben an, starben aber 1594 aus. Ihre Güter wurden von den Erben 1595 an die Stadt Rottweil verkauft. Messkirch kam über eine Schwester des letzten Grafen an die Grafen von Helfenstein. Über Rottweil gelangten die Güter zuletzt 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hellstern 148; Franklin, O., Die freien Herren und Grafen von Zimmern, 1884; Jenny, B., Graf Froben Christoph von Zimmern, 1959; Kruse, H., Zimmern, LexMA 9 1998, 616. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zwickau (Reichsstadt [?]). Z. am Übergang der Straße von Böhmen nach Goslar über die Zwickauer Mulde ist erstmals 1118 (Zwiccowe) als Gut der Gräfin von Groitzsch bezeugt. Die vor 1145 (bzw. vor 1150) entstandene deutsche Siedlung (nach 1170? Stadt) erlebte unter den Staufern einen deutlichen Aufschwung (Reichsstadt) und kam um 1200 (1206?) an die Markgrafen von Meißen. Unter König Rudolf von Habsburg wurde Z. dem Reich wieder angenähert (vor 1290-1362), doch wurde 1308 Z. bereits wieder Pfandgut bzw. musste Schutzherrschaft anerkennen. Innerhalb der Markgrafschaft Meißen kam das etwa 4000 Einwohner zählende Z. 1485 an die ernestinische Linie, 1547 an die albertinische Linie und über Sachsen von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Herzog, E., Chronik der Kreisstadt Zwickau, Bd. 1f. 1839ff.; Fritzsch, E./Busies, R., Zwickau, 3. A. 1968; Blaschke, K., Zwickau, LexMA 9 1998, 732; Urkundenbuch der Stadt Zwickau, bearb. v. Kunze, J. u. a., 2012ff.. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)