Humanisten edieren. Gelehrte Praxis im Südwesten in Renaissance und Gegenwart, hg. v. Holtz, Sabine/Schirrmeister, Albert/Schlelein, Stefan (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 196). Kohlhammer, Stuttgart 2014. VIII, 279 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Unter dem anscheinend 1808 erstmals bezeugten Wort Humanismus wird im allgemeinen Rahmen des Bemühens um eine der Menschenwürde entsprechende Gestaltung der menschlichen Gesellschaft insbesondere die vom 14. bis zum 16. bedeutsame geistige Bewegung verstanden, die sich die klassischen lateinischen Schriften des römischen Altertums zum Vorbild nimmt. Von Italien mit Dante und Petrarca im 14. Jahrhundert ausgehend erreicht der Humanismus nach Frankreich, Spanien und England schließlich auch das Heilige römische Reich. Mit seinem Südwesten in der Renaissance und Gegenwart beschäftigt sich der vorliegende Sammelband.

 

Er geht auf eine in Freiburg im Breisgau am 21. und 22. Januar 2010 anlässlich des 70. Geburtstags Dieter Mertens‘ abgehaltene wissenschaftliche Tagung des Mittelalterzentrums der Universität und der School of History des Freiburg Institute for Advanced Studies zurück. Auf ihr sollte einerseits die humanistische Editionstätigkeit in der Renaissance und andererseits das gegenwärtige Edieren von humanistischen Autoren bzw. Schriften erörtert werden. Elf dortige Referate stellt der vorliegende Sammelband der Allgemeinheit nunmehr im Druck zur Verfügung.

 

Den Beginn bilden Albert Schirrmeisters allgemeinere Überlegungen über die Reflexivität gelehrter Praxis (des Edierens), den Beschluss Johannes Helmraths Gedanken zum Edieren in den Deutschen Reichstagsakten mit Blick auf Humanisten. Dazwischen werden angesprochen Marsilio Ficinos Libellus de comparatione solis ad deum, Mutianus Rufus als Korrespondent, eine Murbacher Sammlung von Briefzeitungen, der junge Melanchthon, Beatus Rhenanus‘ Tertullian-Ausgaben, die Edition als kulturpolitische Tat des oberrheinischen Humanismus, die Schedelsche Weltchronik als digitales Projekt, Enea Silvio Piccolominis Europa in der Schedelschen Weltchronik und Martin Opitz‘ lateinische Werke. Beschlossen wird der gehaltreiche, für die Wahrung der gelehrten Anstrengungen des wissenschaftlichen Edierens auch im digitalen Rahmen eintretende Sammelband durch ein umfangreiches Schriftenverzeichnis des Geehrten und hilfreiche Verzeichnisse, Register (der Ortsnamen und Personennamen) und Nachweise.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler