Rose, Miriam, Schleiermachers Staatslehre (= Beiträge zur historischen Theologie 164). Mohr (Siebeck), Tübingen 2012. X, 316 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der aus einer Zionitenfamilie bzw. Predigerfamilie in Breslau am 21. November 1768 geborene Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher studierte nach einem Bruch mit der ihn anfangs einschließenden Bewegung der Herrenhuter Brüder in Halle evangelische Theologie, arbeitete ab 1790 als Hauslehrer und ab 1794 als Prediger. Seit 1799 zog er durch Schriften allgemeinere Aufmerksamkeit auf sich. 1804 wurde er außerordentlicher und 1806 ordentlicher Professor in Halle und entwickelte sich trotz vieler Wechsel zu einem der wichtigsten, später vor allem in Berlin wirkenden Autoren dieser Zeit in Theologie, Philologie, Staatslehre und Pädagogik.

 

Die in Zittau 1974 geborene Verfasserin wirkte nach dem Studium der evangelischen Theologie an den Universitäten München, Heidelberg, Jerusalem und Berlin von 2001 als wisssenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Gunther Wenzs für systematische Theologie in München. Im Jahre 2005 wurde sie auf Grund der Dissertation Fides caritate formata - Das Verhältnis von Glaube und Liebe in der Summa Theologieae des Thomas von Aquin (2007) promoviert. 2009 wurde sie auf Grund der vorliegenden Schrift habilitiert und zum Oktober 2011 für systematische Theologie nach Jena berufen.

 

Ihre Habilitationsschrift erweckte umgehend das Interesse eines sachkundigen Rezensenten, doch verhinderten die Wechselfälle des Lebens eine Veröffentlichung an dieser Stelle, so dass der Herausgeber mit wenigen Sätzen auf das interessante Werk wenigstens hinweisen muss. Gegliedert ist es außer in eine Einleitung über Staatslehre, Schleiermachers Beschäftigung mit der Staatslehre, Preußen 1789-1833 und die Forschungsgeschichte in die Kapitel die französische Revolution in der deutschen Rezeption, Überblick über die Vorlesungen der Jahre 1817, 1817/1818, 1829 (Staatsbildung und Staatsverfassung, Staatsverwaltung, Staatsverteidigung) und 1833, thematische Fokussierungen der Staatslehre (Theoriedimensionen, Wesen des Staates, Freiheit des Einzelnen, Staat und Kirche, Krieg und Frieden, Rechtstheorie), christliche Sittenlehre als theologische Theorie politischen Handelns und schließlich Schleiermachers Staatslehre in der Diskussion. Auf Grund ihrer eindringlichen Auseinandersetzung mit den kaum politische Wirkung entfaltenden, erst seit 1998 kritisch edierten Schriften Schleiermachers gelangt die Verfasserin zu der Erkenntnis, dass die liberale Orientierung Schleiermachers zu Gunsten der Reformen Preußens keinen liberalen Entwurf einer Staatslehre begründete.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler