Groß im Kleinen - Klein im Großen. Beiträge zur Mikro- und Landesgeschichte. Gedenkschrift für Pankraz Fried, hg. v. Fassl, Peter/Liebhart, Wilhelm/Wüst, Wolfgang (= Irseer Schriften, Neue Folge 10). UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2013. 471 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Pankraz Fried wurde in Wabern am 12. Juli 1931 in einer kleinbäuerlichen Familie geboren, studierte nach dem Abitur am Gymnasium bei Sankt Stephan in Augsburg ab 1952 in München Philosophie, Altphilologie und Geschichte und in Innsbruck 1955/1956 Volkskunde. 1959/1960 wurde er bei Max Spindler mit einer grundlegenden Arbeit über die Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit promoviert. Nach Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte mit Zuständigkeit für den Historischen Atlas von Bayern und als wissenschaftlicher Assistent Wolfgangs Zorns wurde er in Regensburg 1972 auf Grund einer Schrift über bayerische Agrargeschichte des 19. Jahrhunderts habilitiert.

 

Von 1974 bis 1994 wirkte er als erster Professor für bayerische und schwäbische Landesgeschichte an der Universität, wobei er vor allem die ländliche Geschichte von Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in ihren kleineren Strukturen in den Mittelpunkt seines Interesses stellte. Die vielfache Anerkennung seines intensiven Wirkens spiegeln Festschriften der Jahre 1991, 1997 und 2007 wider. Nach seinem völlig unerwarteten Tod in seiner ostschwäbischen Heimat in Heinrichshofen am 26. Februar 2013 ehren ihn Freunde, Kollegen und Schüler ein weiteres Mal mit einer dem ehrenvollen Gedächtnis gewidmeten Schrift.

 

In ihr würdigt ihn Alois Schmid den Lehrer, Forscher und Organisator, der zu den renommiertesten deutschen Landeshistorikern zählt, während die Herausgeber in ihrer kurzen Einleitung von der Entstehung des Werkes anlässlich des 80. Geburtstags Frieds im Juli 2011 in der Schwabenakademie Irsee berichten. Gegliedert sind die sich hieran anschließenden 21 Beiträge in die dörflich agrarische und regionale Perspektive, Kirche, Recht und Medien vor 1803/1806 sowie das 19. Jahrhundert und das 20. Jahrhundert, wobei kleine Strukturen stets große Kontexte einschließen sollen. Die gleichwohl ganz unterschiedlichen, erfreulicherweise durch ein Personenregister und ein Ortsregister aufgeschlossenen Untersuchungen reichen  vom Hirtenleben im vormodernen Süddeutschland über die Kleinheit der historischen Atlasforschung, die Frage der großen Geschichte des Mikrokosmos Kempten, die Benediktinerinnenklöster im Bistum Augsburg, die fränkische Reichsritterschaft, die Grundstücksübertragung in Augsburg, süddeutsche Erfahrungswelten, Amtskalender und den Bankier Wilhelm von Finck bis zum Fußballsport der nationalsozialistisch bestimmten Zeit und Sommerferien der frühen 1960er Jahre in einer Augsburger Stadtrandsiedlung.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler