Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574. Der Atlas des Gottfried Mascop, hg. v. Ohainski, Uwe/Reitemeier, Arnd (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen 57) Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2012. 240 S., 13 sw. Abb., 187 farb. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wer immer sich mit einer örtlichen Gegebenheit in der Geschichte befasst hat, wird vielfach ein Bedürfnis nach visueller Veranschaulichung der jeweiligen Gegebenheit gespürt haben, das sich nicht immer sofort in der gewünschten Art und Weise mit geringem Aufwand erfüllen ließ. Aus diesem Interesse heraus hat ja bereits der frühe Mensch Zeichnungen und Bilder erstellt, um die Umwelt sich und anderen graphisch vor Augen zu führen. Dies hat in der Folge schon im Altertum und dann wieder in der Neuzeit zu großen und bedeutenden Kartenwerken geführt.

 

Da auch Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg eine anschauliche Übersicht über sein der Geschlossenheit entbehrendes, flächenmäßig kleines Herzogtum vermisste, beauftragte er im Jahre 1572 den in Emmerich geborenen, in Köln ausgebildeten, in ehrgeiziger Absicht, jedoch letztlich ohne großen Erfolg eine Erfassung aller Territorien des Heiligen römischen Reiches anstrebenden, 1575 nach Mainz wechselnden Kartographen Gottfried Mascop mit der Erstellung einer „mappe“. Diese war 1574 hergestellt und zeigte mehr als 40 Ämter und Gerichte mit Siedlungen, Burgen, Gewässern, Wäldern, Mühlen, Steinbrüchen und Bergwerken. Trotz seiner Erstmaligkeit für Norddeutschland galt das Manuskript bis zu seiner Auffindung im Stadtarchiv Hildesheim im Jahre 2010 als verschollen oder überhaupt nicht angefertigt.

 

Die Herausgeber stellen Mascops Leistung im vorliegenden Werk in beeindruckender Ausstattung der Allgemeinheit zur Verfügung. Der einführende Erläuterungsteil behandelt in 13 instruktiven Beiträgen zahlreiche bedeutsame Einzelfragen, 28 Tafeln mit modernen Umzeichnungen und ein Anhang bilden das Ergebnis anschaulich ab. Schade, dass Mascop seinen großen Plan nicht verwirklichen konnte und deshalb nicht für alle Territorien des Reiches eine gleiche bedeutsame Quelle zur Verfügung steht, doch Dank dafür, dass die Bearbeiter die ihnen gebotene Chance hervorragend genutzt haben.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler