Kaiser Friedrich III. Tagebücher 1866-1888, hg. und eingeleitet v. Baumgart, Winfried. Schöningh, Paderborn 2012. 615 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Verfasser wurde im Neuen Palais in Potsdam am 18. Oktober 1831 als Sohn des preußischen Prinzen Wilhelm und seiner intelligenten und gebildeten, aber auch liberalen und eigensinnigen Ehefrau Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach geboren. 1844 wurde das als weich, aber auch zu heftigen Aufwallungen neigende Kind dem Berliner Altertumsforscher Ernst Curtius zur Ausbildung übergeben, der von 1849 bis 1852 das Studium von Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft und Geschichte in Bonn folgte. Seit dem kinderlosen Tode Friedrich Wilhelms IV. von Preußen und der Nachfolge seines Bruders als Wilhelm I. 1861 war der Sohn Thronfolger.

 

Als er am 9. März 1888 nach dem Tode seines Vaters die Thronfolge antrat, war er bereits unheilbar erkrankt. Im November 1887 war bei ihm Kehlkopfkrebs festgestellt worden, nachdem er schon seit dem Ende der 1860er Jahre Schwierigkeiten im Hals verspürt hatte. Nach nur 99 Tagen beendete der Tod seine kurze, als liberal geltende Herrschaft.

 

Der umfangreiche, schriftliche Nachlass des langen Kronprinzen und kurzen Kaisers ist innerhalb des Hausarchivs der Hohenzollern im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin untergebracht. Die seit frühen Jugendjahren geführten, bisher nur wenig beachteten Tagebücher sind nunmehr durch Winfried Baumgart (Mainz) in den wichtigsten Auszügen der 23 Bände aus dem Zeitraum von 1866 bis 1888 veröffentlicht. Diese Notizen zeigen, dass der Verfasser bei längerem Leben wahrscheinlich die auf ihn gesetzten liberalen Hoffnungen vieler nicht erfüllen hätte können und wollen.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler