Philipp von Schwaben. Beiträge der internationalen Tagung anlässlich seines 800. Todestages, Wien, 29. bis 30. Mai 2008, hg. v. Rzihacek, Andrea/Spreitzer, Renate (= Denkschriften der phil.-hist. Klasse 399 = Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 19). Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010. 338 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Innerhalb der aus schwierigen Anfängen mit Konrad III. 1138 zum deutschen Königtum europäischer Ausstrahlung aufgestiegenen Familie der Staufer stehen Glanz und Elend eng nebeneinander. Trotz vieler großer Erfolge Friedrichs I. endete das staufische Königtum nach dem frühen Tod Heinrichs VI. bereits mit Philipp von Schwaben nach nur 70 Jahren - zumindest zunächst. Wie seinem Bruder gewährte ihm das Geschick nur eine kurze Spanne des Glücks, da er in Bamberg am 21. Juni 1208 im Alter von nur 30 Jahren ermordet wurde.

 

Die 800. Wiederkehr dieser ersten Ermordung eines amtierenden deutschen Königs bildete den Grund für eine internationale Tagung des Instituts für Mittelalterforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften und des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, deren 17 Beiträge der vorliegende großformatige Band der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Gegliedert ist er nach einem kurzen Vorwort der Herausgeberinnen und einem Eröffnungsreferat Rudolf Schieffers in drei Teile. Sie betreffen den Königsmord vom 21. Juni 1208, Persönlichkeit - Regierung - Urkundenwesen sowie den deutschen Thronstreit zwischen dem Staufer Philipp von Schwaben und dem Welfen Otto IV. in den Jahren von 1198 bis 1208.

 

Dabei geht etwa Andreas Bihrer sorgfältig auf zeitgenössische Wahrnehmung, narrative Ausgestaltung und diskursive Instrumentalisierung der Ermordung Philipps von Schwaben ein. Andrea Rzihacek behandelt die Edition der Urkunden Philipps von Schwaben für die Diplomata-Reihe der Monumenta Germaniae Historica, mit der im März 2002 die Arbeitsgruppe Diplomata des Instituts für Mittelalterforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften von der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica beauftragt wurde, und kann den derzeitigen Stand der Forschung mit 177 im Volltext erhaltenen Urkunden, davon acht Fälschungen, beziffern, zu denen 34 Deperdita, zwei Stücke der Königin Irene-Maria und zwei von Philipp nur mitbesiegelte Texte kommen. Insgesamt wird durch den mit umfangreichen Nachweisen und Verzeichnissen ausgestatteten Band das Wissen um den aus der Ehe Friedrichs I. mit Beatrix von Burgund im August 1177 geborenen, zunächst für den geistlichen Stand bestimmten, von 1190 bis 1191 als gewählter Bischof Würzburgs, von 1195 bis 1197 als Markgraf Tusziens, von 1196 als Herzog von Schwaben und von 1198 als zaudernder König wirkenden Philipp vorteilhaft erweitert und vertieft.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler