ARBEITEN
ZUR RECHTS- UND SPRACHWISSENSCHAFT
Gerhard Köbler
Sammlung aller
Glossen des Altsächsischen
2. Auflage
Gießen 2008
Arbeiten zur Rechts- und Sprachwissenschaft
Arbeiten zur Rechts- und Sprachwissenschaft Verlag GmbH
D 35392 Gießen an der Lahn
Sammlung aller Glossen des Altsächsischen
2. Auflage
Sammlung aller Glossen des Altsächsischen
2. Auflage
von
Gerhard
Köbler
2008
© Arbeiten zur Rechts- und Sprachwissenschaft Verlag GmbH
D 35392 Gießen an der Lahn
Alle Rechte vorbehalten
Vorwort
Das vom ausgehenden 8. bis zum späten 12. Jahrhundert reichende Altsächsische ist außer in 23 (bzw. 24) Texten auch in einer Reihe von Einzelglossen und Glossensammlungen belegt. Hiervon hatten nach älteren Zusammenstellungen bereits Elias Wadsteins Kleinere altsächsische Sprachdenkmäler vom Jahre 1899 16 Glossensammlungen erfasst. Zusammen mit den von Wadstein herausgegebenen neun Texten sowie den maßgeblich von Otto Behaghel veröffentlichten größeren altsächsischen Sprachdenkmälern des Heliand und der Genesis bildeten sie bislang die wesentliche Grundlage der Beschäftigung mit dem Altsächsischen.
Bei diesen 16 Glossensammlungen, die ausnahmslos jeweils durch nur eine Handschrift überliefert sind, handelt es sich zweifellos um die wichtigsten altsächsischen Glossensammlungen. Sie sind aber nicht die einzigen Glossensammlungen, die altsächsische Glossen bewahren. Vielmehr haben sich bisher in insgesamt 57 Glossenhandschriften altsächsische Elemente nachweisen oder wahrscheinlich machen lassen, wobei im Übrigen die Abgrenzung zwischen Glosse und Text, wie etwa die Aufnahme der Essener Monatsnamen oder der Monatsnamen und Windnamen aus Einhards Vita Karoli unter die Texte zeigt, durchaus zweifelhaft sein kann.
Die Glossen der meisten Glossenhandschriften sind in der von Elias von Steinmeyer und Eduard Sievers bearbeiteten Ausgabe der althochdeutschen Glossen veröffentlicht, die unter die vielen althochdeutschen Glossen auch die wenigen altsächsischen Glossen aufnahm. Dies gilt aber nicht ausnahmslos, weil diese Sammlung nicht alle altsächsischen Glossenhandschriften verarbeitete und weil seit ihrem 1922 erfolgten Abschluss weitere Glossen gefunden wurden. Aus diesen Gründen ist nach Wadsteins Edition auch die Steinmeyer/Sieverssche Sammlung für das Altsächsische unvollständig.
Angesichts dieser Ausgangslage liegt es nahe, neben einer Sammlung aller altsächsischen Texte auch eine Sammlung aller Glossen des Altsächsischen zu versuchen. Sie fasst 57 Glossenhandschriften zusammen, von denen der geringere Teil engere Verwandtschaftsverhältnisse aufweist ([Düsseldorf, Universitätsbibliothek Heinrich-Heine-Institut F 1, Düsseldorf, Universitätsbibliothek Heinrich-Heine-Institut F 44], [Essen, Münsterschatz, Hs. 1, Lindau, Privatbesitz des Freiherrn Max Lochner von Hüttenbach, verschollen], [Dresden, Sächsische Landesbibliothek A 118, Kopenhagen, Königliche Bibliothek (Det Kongelige Bibliotek) Fragm. 19B nr. 2861, Wien, Österreichische Nationalbibliothek 15036 - Suppl. 2702 -], [Brüssel, Bibliothèque Royale 9987-91, Köln, Dombibliothek LXXXI], [Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Ms. lat. 8° 73, Paris, Bibliothèque Nationale lat. 9344, Trier, Bibliothek des Priesterseminars Hs. 61, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Cod. Guelf. 10.3. Aug. 4], [Karlsruhe, Badische Landesbibliothek Sankt Peter perg. 87, Rom, Biblioteca Vaticana Pal. lat. 288], [Boulogne-sur-Mer, Bibliothèque Municipale 56, Cambrai, Bibliothèque Municipale 204, Poitiers, Bibliothèque Municipale 69, Saint Omer, Bibliothèque Municipale 116, Saint Omer, Bibliothèque Municipale 746]). Bei dieser Gesamtlage bot sich eine formelle Ordnung nach den Aufbewahrungsorten der Überlieferungsträger an.
Aus praktischen Gründen bildeten dabei die die bereits vorliegenden Editionen die Grundlage. Sie wurden jedoch durch die Einfügung neuerer Lesungen und Funde ergänzt. Auf diese Weise behalten einerseits die älteren Arbeiten ihre grundlegende Bedeutung und wird zugleich der neueren Forschung Rechnung getragen.
Die Mehrzahl der einbezogenen Glossen bzw. Glossensammlungen ist dadurch gekennzeichnet, dass die Glossen im Gesamtzusammenhang der frühmittelalterlichen Glossierungstätigkeit stehen, die sich in den volkssprachig-germanistischen Ländern um die Aneignung des lateinisch-christlichen Geistesguts bemüht und dabei vielfach ältere Glossen fremdsprachiger Herkunft übernimmt und mit oder ohne Umsetzung fortführt. Aus diesem Grunde sind die meisten der altsächsischen Glossensammlungen mit althochdeutschen oder mehrfach auch mit altniederfränkischen Elementen durchsetzt. Die deswegen notwendige Scheidung ist im Einzelnen sehr umstritten und kaum zweifelsfrei durchzuführen, weswegen die entsprechenden Glossen in jeweils mehrere Gesamtdeitionen aufgenommen werden dürfen, können oder müssen.
Als Kennzeichen des Altsächsischen wurden in diesem Zusammenhang verwendet: (1) unverschobenes germanisches p, t, k, (2) d für germanisch đ im Auslaut (selten auch altmittelfränkisch, verschiedentlich durch t ersetzt im Spätaltsächsischen), (3) bis zum Spätaltsächsischen erhaltenes anlautendes h vor Konsonant, (4) erhaltenes postkonsonantisches j (ausgenommen nach Kurzvokal und r, wo j auch im Althochdeutschen erhalten ist), (5) Präfixe ant-, far-und (6) Verwendung von ia statt io, von i statt e, von e statt ei sowie von o statt ou. Weiteren Aufschluss kann die mit vertretbarem Aufwand aber nicht immer mögliche wortgeographische Untersuchung bieten. Gleichwohl bleibt auch danach noch ein von der gesamten germanistischen Literatur nicht eindeutig zugeordneter und deshalb auch hier als ununterscheidbar behandelter Restbestand, der sowohl altsächsisch wie auch altniederfränkisch oder sowohl altsächsisch wie auch altmittelfränkisch/althochdeutsch sein kann.
Ingesamt lässt sich die Zahl der auf diese Weise zu gewinnenden altsächsischen Glossen auf etwa 2500 schätzen, denen rund 55000 Wörter der altsächsischen Texte gegenüberstehen dürften. In vielen dieser Fälle dürfte dem altsächsischen Wort eine althochdeutsche oder auch eine altenglische Vorlage zugrundegelegen haben. Umgekehrt dürften auch hinter einzelnen althochdeutschen Lautgestaltungen altsächsische Vorlagen stehen.
Inhaltlich betreffen die Glossen vor allem lateinische Texte des Altertums wie die Bibel und die Bibelkommentare, kirchliches Schrifttum, Prudentius, Vergil, Sallust, Lukan, Juvenal, Vegetius, einige sachlich oder alphabetisch geordnete Glossare und nur einige wenige frühmittelalterliche Texte (Lex Alamannorum, Lex Ribuaria, Capitularia, Verzeichnis des Gandersheimer Kirchenschatzes, Petrus Mauritius von Cluny). Die möglichen zeitlichen Ansätze weisen - wenn man den Umfang der Sammlungen außer acht lässt, -auf eine verhältnismäßig gleichmäßige Streuung hin. Orte möglicher, in den seltensten Fällen sicher festzulegender Glossierung sind wohl Werden, Essen, Corvey/Korvei, Hildesheim, Gandersheim, Merseburg, Lippstadt, (Marienfeld,) Paderborn, Magdeburg, Erfurt, Fulda, Mainz, Trier, Köln, Lothringen, Reichenau, Nordostfrankreich und Admont in der Steiermark.
Geordnet sind die Glossenhandschriften - trotz gewisser damit verbundener Schwierigkeiten - mangels besserer Kennzeichen streng alphabetisch nach der heutigen Schreibweise des (letzten bekannten) Aufenthaltsorts und dann nach der alphabetischen Reihenfolge der dort vergebenen Handschriftensignatur. Jeder Glossenwiedergabe geht eine kurze sachliche, in die Abschnitte Überlieferung, Inhalt, Ausgabe und Literatur gegliederte Einführung voraus. Wegen einer einfachen allgemeinen Einführung in die altsächsische Sprachwissenschaft ist auf die Sammlung aller altsächsischen Texte zu verweisen.
Innerhalb der vorwiegend altsächsischen Glossensammlungen ist trotz der damit verbundenen großen Schwierigkeiten althochdeutsches Sprachgut durch Unterringelung, in vorwiegend althochdeutschen Glossensammlungen altsächsisches Sprachgut durch Unterstreichung gekennzeichnet. Ununterscheidbar Altsächsisch/Althochdeutsches ist graphisch und verbal besonders hervorgehoben. Für bessernde Hinweise bin ich in diesem Zusammenhang jedermann dankbar.
Zu danken habe ich für freundlichen Rat und liebenswürdige Hilfe vor allem Thomas Klein. Daneben bin ich für praktische Unterstützung Monika Frese, Maria Zaschke, Angela Schaback, Angelika Heyter und Bettina Langenberg verpflichtet. Die zweite, die bisherigen 57 Handschriften durch Handschriften aus Darmstadt und Essen-Werden auf 59 Handschriften vermehrende Auflage bringt den 1987 erstmals vorgelegten Text - unter Berücksichtigung von Krogh, S., Die Stellung des Altsächsischen im Rahmen der germanischen Sprachen, 1996 (26 Glossenhandschriften) und Tiefenbach, H., Zur altsächsischen Glossographie, in: Mittelalterliche volkssprachige Glossen, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2001 (43 erwähnte Handschriften, darunter die drei Handschriften Berlin lat. 2° 735 mit dem mittelniederdeutschen Marienfelder Glossar von etwa 1200, Universitätsbibliothek Heinrich-Heine-Institut A 6 [zwar mit altsächsischen Frauennamen, aber sonst nur] mit zwei nichtaltsächsischen Glossen und Leiden, Universitätsbibliothek (Bibliotheek der Rijksuniversiteit Leiden) Lips. 7 mit wohl altniederfränkischen, nichtaltsächsischen Glossen [aufgenommen in Köbler, Gerhard, Sammlung altniederfränkischer Tradition - Glossen, 2003, 11f.) - durch den freundlichen Einsatz Kasia Sobieckas unter bewusster, vielfach nur durch äußerste Beschränkung möglicher Beibehaltung nahezu aller bisherigen Seitenzahlen auf einen neuen, maschinenlesbaren Stand, wodurch weltweit die Beschäftigung mit dem Altsächsischen erleichtert sein könnte.
Hilfreiche weitere Hinweise
erreichen mich am leichtesten unter
Innsbruck, 8. August 2008 Gerhard Köbler
Inhaltsverzeichnis
Admont, Stiftsbibliothek 508 Admonter Glossar (Seite 1)
Admont, Stiftsbibliothek 718 Admonter Glossen (Seite 3)
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (derzeit Krakau, Biblioteka Jagiellońska) Vita Solae des Ermenricus Ms. theol. lat. 4° 364 (Seite 7)
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Ms. lat. 8° 73 (Seite 9)
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Ms. theol. lat. 2° 119 (Seite 23)
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Ms. theol. lat. 2° 355 (Seite 25)
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Ms. theol. lat. 2° 481 (Seite 27)
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Ms. theol. lat. 4° 139 (Seite 30)
Boulogne-sur-Mer, Bibliothèque Municipale 56 (Seite 32)
Brüssel, Königliche Bibliothek (Bibliothèque Royale) 9987-91 Prudentius (Seite 35)
Brüssel, Königliche Bibliothek (Bibliothèque Royale) 18723 (Seite 39)
Cambrai, Bibliothèque Municipale 204 (Seite 58)
Cambridge, King’s College MS. 52 (Seite 61)
Coburg, Landesbibliothek Ms. 1 (Kunstsammlung der Veste Coburg) Gandersheimer Kirchenschatz (Seite 63)
Darmstadt, Landes- und Hochschulbibliothek 739 (3) (Seite 64)
Dresden, Sächsische Landesbibliothek A 118 Vergilglossen aus Dresden (Seite 65)
Düsseldorf, Universitätsbibliothek Heinrich-Heine-Institut A 6 (Seite 67)
Düsseldorf, Universitätsbibliothek Heinrich-Heine-Institut B 80 (Gregorglossen) (Seite 69)
Düsseldorf, Universitätsbibliothek Heinrich-Heine-Institut D 1 (Seite 74)
Düsseldorf, Universitätsbibliothek Heinrich-Heine-Institut F 1 Prudentius (Seite 75)
Düsseldorf, Universitätsbibliothek Heinrich-Heine-Institut F 44 Prudentius (Seite 93)
Essen, Münsterschatz (Hs. 1) Essener Evangeliarglossen (Seite 95)
Essen-Werden, Propsteiarchiv VIIIa Prudentius (Seite 110)
Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek Cod. 141a
in scrin. (Seite 111)
Hannover,
Niedersächsische Landesbibliothek MS IV, 533 (Seite 112)
Karlsruhe, Badische Landesbibliothek Aug. CXI (Seite 115)
Karlsruhe, Badische Landesbibliothek St. Peter perg. 87 (Seite 118)
Kassel, Universitätsbibliothek, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek 2° Ms. theol. 60 (Seite 135)
Köln, Dombibliothek LXXXI Prudentiusglossen aus Köln (Seite 137)
Köln, Dombibliothek CCXI Kölner Glossen(Seite 153)
Kopenhagen, Königliche Bibliothek (Det Kongelige Bibliotek) Fragm. 19B nr. 2861 (Seite 154)
Leiden, Universitätsbibliothek (Bibliotheek der Rijksuniversiteit Leiden) B. P. L. 191 E. (S. 155)
Leiden,
Universitätsbibliothek Periz. fol. 17 (Leidener) Vegetius(glossen) (Seite 166)
Leipzig, Universitätsbibliothek Rep. I. 4 (Seite 168)
Leipzig,
Universitätsbibliothek Rep. II. 6 Hildesheimer Canonesglossen (Seite 170)
Lindau (am
Bodensee), Privatbesitz des Freiherrn Max Lochner von Hüttenbach (Verbleib
unbekannt) Eltener Evangeliar (Seite 176)
Marburg, Universitätsbibliothek Mscr. 39 (Seite 179)
Merseburg, Domstiftsbibliothek Ms. Nr. 42 Merseburger (Isidor-)Glossen (Seite 183)
München, Bayerische Staatsbibliothek
Clm 6283 (Seite 188)
Oxford, Bodleian Library Auct. F. 1. 16 Vergil(glossen aus Oxford) (Seite 190)
Paris, Bibliothèque Nationale lat. 2685 Glossen Pb (Seite 197)
Paris, Bibliothèque Nationale lat. 7537 (Seite 202)
Paris, Bibliothèque Nationale lat. 8670 (Seite 204)
Paris, Bibliothèque Nationale lat. 9344 Pariser (Vergil-)Glossen (Seite 206)
Paris, Bibliothèque Nationale lat. 18554 Prudentius(-Glossen aus Paris) (Seite 236)
Poitiers, Bibliothèque Municipale ms. 69 (Seite 238)
Rom, Biblioteca Vaticana Pal. lat. 288 Frankenthaler Glossen (Seite 241)
Rom, Biblioteca Vaticana Pal. lat. 577 Indiculusglossen (Seite 246)
Saint Mihiel, Bibliothèque Municipale Ms. 25 (Seite 248)
Saint Omer, Bibliothèque Municipale 116 (Seite 277)
Saint
Omer, Bibliothèque Municipale 746 (Seite 280)
Sankt Gallen, Stiftsbibliothek 141 (Seite 282)
Straßburg, National- und Universitätsbibliothek (Bibliothèque Nationale et Universitaire) C. IV. 15 (verbrannt) (Seite 285)
Trier, Bibliothek des Priesterseminars Hs 61 Trierer Glossen (früher R. III. 13) (Seite 289)
Trier, Stadtbibliothek 40/1018 (Seite 435)
Wien,
Österreichische Nationalbibliothek Cod. 15306 Vergil (Suppl. 2702) (Seite 441)
Wolfenbüttel,
Herzog August Bibliothek Cod. Guelf. 10. 3. Augustus 4° (Seite 443)
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Cod. Guelf. 56. 18. Augustus 4° (Seite 450)
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Cod. Guelf 133 Gudianus latinus (Seite 452)
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Cod. Guelf. 553 Helmstadiensis (Seite 454)