Gerhard Köbler
Gießener
juristische Vorlesungen
Arbeiten zur Rechts- und Sprachwissenschaft
Arbeiten zur Rechts- und Sprachwissenschaft Verlag
GmbH
D 35346 Gießen-Lahn
Gießener juristische Vorlesungen
21
Gießener juristische Vorlesungen
von
Gerhard Köbler
o. Universitätsprofessor
Arbeiten zur Rechts- und Sprachwissenschaft Verlag
GmbH
Postfach 110109
D 35346 Gießen-Lahn
2003
c Arbeiten zur Rechts- und Sprachwissenschaft Verlag
GmbH
D 35346 Gießen-Lahn
Alle Rechte vorbehalten
1982, 2. Auflage 2003
Vorwort
Eine Geschichte der zum
Wintersemester 1607/1608 eingerichteten juristischen Fakultät der Universität
Gießen ist bislang noch nicht verfasst worden. Sie würde auch eine langjährige
vertiefte Beschäftigung mit den Quellen erfordern, für die sich bis jetzt noch
niemand hat gewinnen lassen. Um jedoch wenigstens einen ersten Anfang zu
machen, sind zum 375-jährigen Jubiläum der Universität und der juristischen
Fakultät die Gießener juristischen Vorlesungen zusammengestellt worden.
Ihrer Edition vorangestellt
ist ein kurzer zusammenfassender Überblick. Beigegeben ist ihr weiter die
ungekürzte Fassung einer anlässlich des Jubiläums erarbeiteten Skizze zur
Geschichte der rechtswissenschaftlichen Sektion bzw. des rechtswissenschaftlichen
Fachbereichs, die an anderer Stelle nur in einer knapperen Kurzfassung zum
Abdruck gelangen kann. Angefügt ist ihr schließlich ein alphabetisch
angeordnetes Register der in der Fakultät bzw. dem Fachbereich vom Beginn bis
zur Gegenwart tätigen Lehrpersonen.
Mögen diese Materialien
zunächst dem Fachbereich Rechtswissenschaft selbst dazu dienen, sich seiner
Geschichte und damit eines Teiles seiner Identität bewusst zu werden. Mögen sie
darüber hinaus dazu beitragen, dass die dunklen Nachkriegsstunden in
Vergessenheit geraten und der Fachbereich unter den deutschen juristischen
Fakultäten wieder jenen guten Platz einnimmt, der ihm auf Grund seiner langen
Geschichte gebührt. Und mögen sie schließlich auch einen weiteren Baustein für die
gesamte Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft wie der Geschichte der
deutschen Universität abgeben.
Zu danken habe ich Hans
Georg Gundel für die freundliche Überlassung eines Fahnenabzugs der von ihm
edierten (Gießen-)Marburger Universitätsstatuten von 1629, Horst Jungfleisch, Krista
Haas sowie den Herrn Fink, Friedmann und Jäger von der Universitätsbibliothek
Gießen sowie allen anderen, welche die Arbeit unterstützt haben.
Gießen, den 20. 4. 1982 Gerhard
Köbler
Die 1982 vorgelegten
Ausführungen (Köbler, Gerhard, Gießener juristische Vorlesungen, 1982) sind
heute nur noch schwer greifbar. Ihre vollständige Überarbeitung unter
verbesserten technischen Gegebenheiten ist mir aus Zeitgründen nicht möglich.
Da Frau Bonnie Yen aber freundlicherweise einen Teil des Textes für mich
maschinenlesbar gescannt hat, vermag ich diese Stücke der Allgemeinheit im
Internet zur Verfügung zu stellen.
Gießen, den 20. 4. 2003 Gerhard
Köbler
Literaturhinweise
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zur älteren Gießener Universitätsgeschichte, hg. v. Moraw/Press, 1982
Akten der
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Kössler, Register zu den
Matrikeln und Inscriptionsbüchern der Universität Gießen SS 1851-WS 1900/01, (1979)
Kössler, Verzeichnis der
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Kürschner, Deutscher
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zur dritten Jahrhundertfeier der Universität Gießen, 1907
Ludwigs-Universität.
Justus Liebig-Hochschule 1607-1957. Festschrift zur 350-Jahrfeier hg. v.
Hungerland, 1957
Mallmann, Die neue Rechts-
und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät in Gießen und ihr Reformplan für das
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Die Matrikel der Universität
Gießen. (Erster Teil), 1608-1807, hg. v. Klewitz/Ebel, 1898
Die Matrikel der
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Moraw, Kleine Geschichte
der Universität Gießen, 1982
Neue Deutsche Biographie,
hg. v. d. hist. Komm. d. bay. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff 1971ff.
Personalverzeichnis, s. a.
Vorlesungsverzeichnis
Quellen und Schriften zur
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Reißmüller, Pioniergeist
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Schawe, Die
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40 (1955), 29
Schmidt,
Universitätsarchiv Gießen. Bestandsverzeichnis, 1969
Schröder, Vorläufiges
Verzeichnis der in den Bibliotheken und Archiven vorhandenen
Vorlesungsverzeichnisse deutschsprachiger Universitäten aus der Zeit vor 1945,
1964
Schüling, H., Die
Dissertationen und Habilitationsschriften der Universität Gießen im 18.
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Schüling, Die Promotions-
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Scriba,
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1831-1843
Die Universität Gießen 1607 bis 1907, hg. v. d. Universität
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Die Universität Gießen. Ihre Entwicklung und ihre
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Söllner, Ludwig Julius Friedrich Höpfner - ein
Mitglied der Gießener Juristenfakultät im 18. Jahrhundert, FS Mallmann 1978,
281
Statuta Academiae Marpurgensis deinde Gissensis de
anno 1629, hg. v. Gundel, 1982
Strieder, Grundlagen zu einer hessischen Gelehrten-
und Schriftsteller-Geschichte ..., Bd. 1-21, 1781ff.
Zum juristischen Studium in Gießen, Jus 1966, 255
Universität s. a. Vorlesungsverzeichnis
Vorlesungsverzeichnis: In der Universitätsbibliothek
Gießen befinden sich folgende Bände von Vorlesungsverzeichnissen, die teilweise
bibliographisch nur unvollkommen erfasst sind:
Vorlesungsverzeichnisse der Universität Gießen
1650-1700. Kopie der semesterweise erschienenen Einblattdrucke (1977) (52 Bl.).
Vorlesungsverzeichnis(se) der Universität Gießen
1716-1763, Bd. 1 (1716-1735), Bd. 2 (1735/6-1761), Bd. 3 (1763-1770), (Kopie,
1972 ?)
Universität Gießen, Personal- und
Vorlesungsverzeichnis 1735/36-1756/57 (Kopie, 1981)
Vorlesungsverzeichnis(se) der Universität Gießen,
veröffentlicht in Gießener Tageszeitungen 1750-1771 (Kopie, 1972?)
Vorlesungsverzeichnis der Universität Gießen (SS
1771-WS 1803) (Kopie, 1973?)
Vorlesungsverzeichnisse der Universität Gießen
1781-1800 (Kopie aus Zeitungen, 1973?)
Vorlesungsverzeichnis Gießen WS 1819-34 (1980)
großherzoglich hessisches Regierungsblatt) (Kopien aus: Universität Gießen, Personal-
und Vorlesungsverzeichnis 1816-1825/26 (1981, Kopien)
Universität Gießen, Personal- und
Vorlesungsverzeichnisse 1826-1832/33 (Kopien, 1981)
(Originale gebunden) Universität Gießen,
Vorlesungsverzeichnis 1833-1875/76 (?), weitere Bände 1876-1899/1900,
1900-1909/10, 1910-1918/19, 1919-1927/28, 1928-1934 sowie weitere 14 Bände
Personal- und Vorlesungsverzeichnis (WS1934/35-SS
1980)
Waldhaus, Suchbuch für die Gießener
Universitätsmatrikel von 1649 bis 1707, 1937
Weber, Eröffnung der rechts- und
wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Gießen, JZ 1966, 199
Inhaltsverzeichnis
Einführung
1. Kapitel Die Ludwigsuniversität und ihre
juristische Fakultät (1607-1945)
A. Äußere Geschichte
B. Professoren
C. Studenten
2. Kapitel Der Fachbereich Rechtswissenschaft (1965-1982)
A. Bestrebungen zur Wiederbegründung der Fakultät
B. Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät
C. Fachbereich Rechtswissenschaft
3. Kapitel Die Vorlesungen
A. Überlieferung und Form
B. Lateinisch angekündigte
Vorlesungen
C. Deutsch angekündigte Vorlesungen
D. Studienpläne der 1965 erneuerten Fakultät
Einführung
1. Kapitel Die Ludwigs-Universität und ihre
juristische Fakultät (1607-1945)
A
Die Ludwigs-Universität
Gießen nahm ihren Ausgang von der Universität Marburg. Diese war im Jahre 1527
als erste evangelisch-lutherische Universität Deutschlands von Landgraf Philipp
dem Großmütigen von Hessen gegründet worden. Ihre Lage wurde nach der
Aufteilung Hessens unter den Söhnen des Stifters dadurch problematisch, dass
Moritz von Kassel und Ludwig V. der Jüngere von Darmstadt am Ende des 16.
Jahrhunderts infolge der Hinwendung Moritz’ von Kassel zum Calvinismus in
religiöse Gegensätze gerieten und sich zwischen ihnen die Frage erhob, wie nach
dem Tode des kinderlosen Ludwig IV. von Marburg mit der protestantischen
Universität verfahren werden sollte.
Das mit dem Tode Ludwigs
IV. von Marburg am 9. 10. 1604 wirksame Testament, das eine Halbierung
Oberhessens vorsah, wurde von Ludwig V. dem Jüngeren nur zum Teil angenommen.
Als danach Moritz von Kassel in Marburg den Calvinismus einführte und im Juni
1605 die Verkündung der bisherigen protestantischen Dogmen untersagte,
entschied sich Ludwig V. für die Gründung eines protestantischen Gymnasiums in
Gießen mit zunächst einer theologischen und einer philosophischen Fakultät. Für
die philosophische Fakultät ließ sich für Mathematik und Institutionen der
Jurist Kitzel (* Epstein 10. 2. 1574) gewinnen, der in Marburg am 29. 4. 1596
zum Magister philosophiae promoviert worden war, 1598 Pädagoglehrer und 1601
Advokat am Hofgericht geworden war. Ihm folgte im November 1605 für die damit
als dritte eröffnete juristische Fakultät Gottfried Antonii (* 1571 Freudenberg
in Westfalen), der seit
1. 9. 1603 Professor der Institutionen und seit 1604 Professor der Pandekten in
Marburg gewesen war.
Als Unterrichtsort für
dieses Gymnasium stellte die Stadt Gießen die nötigen Räume im Rathaus zur
Verfügung. Professoren und Studenten wurden in Bürgerhäusern untergebracht. Zur
Finanzierung erbrachten die Stände eine freiwillige Nebensteuer und beschlossen
die Verwendung der im Gebiet Ludwigs V. des Jüngeren gelegenen Einkünfte der
Universität Marburg aus den Vogteien Gießen, Grünberg und Alsfeld für das
Gießener Gymnasium, an dem schon im September 1605 mit den ersten Vorlesungen
für etwa 200 Schüler begonnen worden war, noch ehe die feierliche Eröffnung vom
10. 10. 1605 begangen hatte werden können. Vermutlich beabsichtigte Ludwig V.
von Anfang an den Ausbau des Gymnasiums, das zur theologischen, philosophischen
und juristischen Fakultät 1606 noch eine medizinische Fakultät erhielt, zu
einer vom Kaiser privilegierten Universität, da nur diese das Recht hatte, die
akademischen Grade zu verleihen. Jedenfalls wandte er sich am 29. 1. 1606 mit
einer entsprechenden Bitte an den Kaiser.
Das Ringen um ein
kaiserliches Privileg erwies sich als langwierig. Am 7. 5. 1607 versprach
Kaiser Rudolf schließlich nach langem Drängen das Privileg zu erteilen. Am 6. 6.
1607 erhielt der Vertreter Ludwigs V. das auf den 9./19. 5. 1607 datierte
Privileg.
Am 7. 10. 1607 wurde,
nachdem schon am 25. 8. 1607 der Grundstein für ein neues dreistöckiges Kollegiengebäude
am Brand mit einem Auditorium iuridicum im Mittelgeschoss gelegt worden war,
das am 25. 2. 1611 eingeweiht und bezogen werden konnte, die Universität Gießen
in Anwesenheit von rund 300 Studenten feierlich eröffnet. Dabei folgte der
Verlesung des Privilegs die Verteilung der nach dem Muster der Marburger Siegel
neugeschaffenen Fakultätssiegel - bei den Juristen mit dem Bildnis Rudolfs II.
Am 8. 10. 1607 wurden 28 Kandidaten zum Magister graduiert. Die Zahl der
Professoren wurde auf 18 erhöht, darunter 4 Juristen.
Schon für das Gymnasium
waren besondere Statuten festgelegt worden. Bei der Ausarbeitung der Statuten
für die Universität zog man die Statuten Marburgs von 1560 und 1564 sowie die
Statuten Tübingens von 1602 bei. Ein Entwurf des Jahres 1609 wurde Ludwig V.
vorgelegt. Zwischen 1615 und 1616 setzte der Landgraf diese statuta et leges
unter Rückdatierung auf den 12. 10. 1607 in Kraft. Danach soll der erste Professor
des Rechts den Codex (Justinians) oder die Lehnrechtsbücher, der zweite das
kirchliche Recht, der dritte die wichtigsten Titel der Pandekten (Justinians)
und der vierte für die Anfänger die Institutionen (Justinians) erklären, wobei
Übungen im Sprechen und Erörtern eingefügt werden sollen.
Die Hörer sollen nicht
durch überflüssige Vergleiche und unnütze Einzelheiten aufgehalten werden;
Kollegen sollen weder beim Auslegen noch beim Erörtern beleidigt werden. Über
das Recht von anderen befragt sollen sie mit solcher Redlichkeit und Sorgfalt
antworten, dass sowohl die Würde und das Ansehen der Universität vermehrt wie
auch den anfragenden Parteien geholfen wird.
Besondere
Fakultätsstatuten sind vielleicht um 1620 geschaffen worden, da im Jahr 1642
von „Herrn l. Ludwigen z.
Hessen ordnung die juristen facultät zu Gießen betr., datirt den 17. Oktober
1620“ die Rede ist. Sie sind jedoch nicht erhalten.
Wie der Rektor, der in
strenger Reihenfolge der Fakultäten jeweils zum 1. Januar für ein Jahr aus der Zahl der Professoren - evtl.
auch der adligen Studenten - von dem Konsistorium (Professorenversammlung)
gewählt wurde, an der Spitze der Universität, so stand an der Spitze der
Fakultät der ebenfalls jährlich wechselnde Dekan, der die Aufsicht über die
Fakultätsgutachten, Disputationen, Promotionen, das Dekanatsbuch und das
Fakultätssiegel hatte. Die juristische Dekanatsreihe ist allerdings nicht
vollständig bekannt.
Am 22. 3. 1623 fällte
Kaiser Ferdinand in dem nach dem Tode Ludwigs IV. von Marburg eingeleiteten
hessischen Erbrechtsstreit sein Endurteil, in dem er dem Landgrafen Moritz von
Kassel wegen seiner Verletzung des Testaments Ludwigs I. von Marburg seinen
Erbteil absprach und Ludwig V. von Darmstadt zuwies. Daraufhin befahl Ludwig V.
allen von Moritz von Kassel in Marburg ernannten Professoren sich jeder
Amtstätigkeit zu enthalten, entließ zahlreiche von ihnen, suspendierte am 26. 5.
1624 die Universität Gießen und ließ in einer Feier vom 24. 5. 1625 die
protestantische Universität Marburg mit insgesamt 16 Professoren, die meist aus
Gießen übernommen wurden, wieder eröffnen.
Am 24. 9. 1627 schlossen
der Nachfolger des am 27. 7. 1626 verstorbenen Ludwig V., Georg II., und der
Nachfolger des am 17. 3. 1627 verstorbenen Moritz von Kassel, Wilhelm, einen Vertrag,
demzufolge die Marburger Universität an Hessen-Darmstadt gelangte und in
Niederhessen eine neue Universität gegründet werden sollte. Die daraufhin 1633
eingerichtete Kasseler Hochschule erhielt aber niemals Universitätsprivilegien.
Für die Marburger
Universität wurden zum 1. 11. 1629 nova statuta mit insgesamt 113 Titeln in
Kraft gesetzt. Bei ihrer Ausarbeitung lehnte man sich an die Statuten von 1615/1616,
die Marburger Universitätsstatuten von 1560 (Entwurf) und 1564 sowie die
Statuten anderer Universitäten (Bologna, Neapel, Padua, Leiden, Heidelberg,
Jena, Leipzig, Rinteln, Rostock, Straßburg, Wittenberg) an. Titel 31 bis 37
betrafen die juristische Fakultät (De officio iureconsultorum in genere, de
iureconsultorum lectionibus, de loco et horis lectionum iuridicarum, de
disputationibus iuridicis, de iureconsultorum scriptis publicis, de facultatis
iuridicae decano, eiusque officio, de facultatis iuridicae responsis).
Nach Titel 31 soll die
juristische Fakultät zumindest aus 5 Professoren bestehen, die fromm, integer,
würdig, klug, schweigsam, redegewandt, sorgfältig, friedfertig und gelehrt sein
sollen. Sie sollen ein öffentliches Zeugnis über den Doktorgrad der (1629:
Marburger) Universität oder einer anderen berühmten Universität haben und ein
oder zwei Jahre praktisch tätig gewesen sein. In der Fakultät sollen sie
Eintracht und Frieden wahren. Die Studenten sollen sie zuvorkommend, aber nicht
liebedienerisch behandeln. Sie sollen die Rechtsbücher erklären und die
Anwendung der Gesetze darlegen. Dabei sollen sie das weltliche Recht und das
kirchliche Recht darstellen und veraltete Regeln ausscheiden, neue Gesetze und
Ordnungen des Reiches aber einbeziehen. Fränkisches und sächsisches Recht
sollen sie nicht außer acht lassen, die göttlichen Gesetze als Quelle aller
Weisheit und Gesetze ansehen und auf die Geschichte Deutschlands und der Heimat
hinweisen. Sofern sie schreiben, soll dies in verständlicher Weise geschehen.
Ihrem Landesherren sollen sie jederzeit zu Diensten stehen, über diese Dienste
aber Schweigen bewahren. Sie können zum Rat ernannt werden.
Titel 32 befasst sich mit
den (öffentlichen) Vorlesungen. Danach sollen sie folgende Ordnung haben: Der
erste Professor oder Primarius soll die Lehensgewohnheiten und die damit
verbundene Materie der Regalien, die Goldene Bulle und die Materie der
Jurisdiktion, soweit sie Bedeutung hat, darstellen. Der zweite soll das
Kirchenrecht und den Kriminal- und Zivilprozess erklären. Der dritte soll den
Codex und die Novellen Justinians sowie die peinliche Halsgerichtsordnung Karls
V. darlegen. Der vierte soll die Pandekten lehren. Der fünfte soll binnen
Jahresfrist die Institutionen und die Titel „de verborum significatione“ und
„de regulis iuris“ behandeln. Insgesamt soll nach dieser gegenüber den
Statuten von 1607/1615/1616 etwas veränderten Einteilung der gesamte Stoff des
weltlichen und kirchlichen Rechts binnen jeweils 5 Jahren vorgetragen werden.
Dabei soll bezüglich des Diktierens des Vorlesungsstoffes die goldene Mitte
zwischen zuviel und zuwenig eingehalten werden. Es soll eine Materie nicht
unbillig lang erörtert werden. Sollte über die Zahl von fünf ein weiterer
Professor hinzukommen, so sollen Dekan und übrige Professoren ihm sein Gebiet
und seine Vorlesungsstunde bezeichnen.
Nach Titel 33 sollen alle
(öffentlichen) Vorlesungen im Hörsaal der Rechtsgelehrten (1629 in Marburg) an
der Lahn gehalten werden. Der erste Professor soll um 9, der zweite um 12, der
dritte um 2 nachmittags, der vierte um 7 morgens, der fünfte um 4 nachmittags
lesen.
Titel 34 behandelt die juristischen
Disputationen. Bei ihnen soll der Professor möglichst zum Nutzen aller wirken.
Der Druck einer Disputation ist erlaubt, sofern dadurch Kaiser und Landesherr
nicht beeinträchtigt werden.
Nach Titel 35 sollen die
Professoren nur etwas veröffentlichen, wenn es eine ausgereifte Fassung
erhalten hat. Vorlesungen sollen sie nicht veröffentlichen. Ihre Schriften
unterliegen der Zensur durch den Dekan.
Dieser wird nach Titel 36
nach fester Reihenfolge unter den Professoren der Fakultät von diesen jeweils
im Januar gewählt. Er hat das Recht, die Kollegen zusammenzurufen, ihnen die
jeweiligen Angelegenheiten vorzutragen und ein Urteil zu erbitten. Er soll
Streitigkeiten in der Fakultät beilegen. Er führt Fakultätssiegel und
Dekanatsbuch, in das Beschlüsse und erlangte Grade eingetragen werden. Er übt
die Zensur über Veröffentlichungen aus und leitet die gutachterliche Tätigkeit
der Fakultät.
Diese ist schließlich
näher in Titel 37 geregelt. Danach sollen Gutachten unparteiisch sein und mit
viel Fleiß erarbeitet werden. Umgekehrt dürfen ihretwegen aber auch die
Vorlesungen nicht vernachlässigt werden.
Diese Statuten blieben von
1629 bis zu ihrer Ablösung durch das Statut über die Organisation der
Landes-Universität Gießen vom 16. 11. 1879 in Kraft. Sie sind demnach zwar für
die Universität in Marburg erlassen worden. Sie haben ihre Geltung aber für die
Universität als solche, unabhängig von ihrem jeweiligen Sitz, erhalten.
Aus der Zeit, in der die
Universität ihren Sitz in Marburg hatte, sind, obgleich außer den Statuten der
juristischen Fakultät (von 1620?) auch das Dekanatsbuch der Juristen des 17.
Jahrhunderts nicht erhalten ist, als juristische Dekane bekannt: 1628 Hunnius,
1629 Nesen, 1630 Breidenbach, 1631 Sinold, 1632 Nesen, 1633 Breidenbach, 1634
Nesen, 1635 Breidenbach, 1636 Sinold, WS 1638/39 Kornmann, WS 1642/43 Kornmann,
WS 1643/44 Kornmann, WS 1646/47 Walter, (WS 1652/53, SS 1653, WS 1653/54, SS
1654, WS 1654/55 Tülsner, SS 1676 Strauch).
Die ehemaligen Marburger
Juristen Vultejus und Göddaeus werden trotz ihrer Emeritierung als Professoren
geführt. Innerhalb der Fakultät richtet sich, abgesehen vom Professor primarius,
die Rangfolge nach dem Dienstalter und rückt beim Wegfall eines vorgehenden
Juristen der nachfolgende - abgesehen von der Stelle des primarius, deren
Besetzung dem Landgrafen vorbehalten war - auf.
Öffentliche Vorlesungen
sollen nach Titel 3,5 der Statuten von 1607/1615/1616 jeweils am Montag,
Dienstag, Donnerstag und Freitag abgehalten werden. Mittwoch, Samstag und
Sonntag sollen von (öffentlichen) Vorlesungen frei sein, aber für
Disputationen, Deklamationen und andere nützliche Übungen verwandt werden. Die
Ferienzeit umfasst insgesamt etwa drei Monate (Titel 2,6,7). Jeder promovierte
Doktor, Lizentiat oder Magister darf mit Genehmigung von Rektor und Senat - und
seit 1724 mit der schriftlichen Erlaubnis des Professors, der das Fach an der
Universität vertritt - Vorlesungen abhalten.
Durch die Entscheidung
Kaiser Ferdinands vom 22. 3. 1623 und die anschließenden Vereinbarungen war der
hessische Erbfolgestreit noch nicht endgültig erledigt. Vielmehr besetzte im
Zuge des dreißigjährigen Krieges 1645 Hessen-Kassel Oberhessen, wobei das
Marburger Schloss am 15. 1. 1646 geöffnet wurde und die Marburger Professoren
die Universitätsdokumente in die Festung Gießen brachten. Nach einem Vergleich
vom 9. 10. 1646 zwischen dem von Frankreich und Schweden unterstützten
Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt sollten Stadt, Schloss und Universität
Marburg gemeinschaftlicher Verwaltung unterfallen, doch ist dieser Vergleich
nicht in Kraft getreten. Auch nach dem innerhessischen Friedensschluss vom 14. 4.
1648 sollte wenigstens die Universität Marburg gemeinschaftlich sein und die
Besetzung der Fakultäten nach einem bestimmten Teilungsplan erfolgen. Wegen der
damit verbundenen Schwierigkeiten schlug Hessen-Kassel am 12. 5. 1648 die
Teilung der Universität vor, die im September 1649 nach längeren Verhandlungen
auch beschlossen wurde.
Als Folge hiervon wurde
die Wiedererrichtung der suspendierten Universität Gießen erwogen und am 29. 3.
1650 von Landgraf Georg von Hessen-Darmstadt auch beschlossen. Am 5. 5. 1650
wurde die Universität Gießen wieder eröffnet. Ein Teil der in Marburg der
juristischen Fakultät angehörigen Professoren ließ sich nach Gießen übernehmen
(Sinold, Tülsner), während die anderen in Marburg verblieben (Breidenbach,
Kornmann).
In der Folgezeit bestanden
grundsätzlich fünf Ordinariate und jeweils mehrere Extraordinariate. Dabei
wurde 1745 das Aufstiegsrecht auf die zweite Professur beseitigt und auch deren
Besetzung dem Landgrafen vorbehalten. 1835 verschwand das Aszendenzrecht
überhaupt. 1677 wurde die Bestellung eines Assessors genehmigt. (Auf die
Tätigkeit der Fakultät als Spruchkollegium in Rechtsstreitigkeiten kann hier
nicht eingegangen werden. Hinzuweisen ist deswegen insbesondere auf 136
Aktenbündel und Bände „Responsa 1597-1839“ und „Fakultätsgutachten 1820-1920“
im Universitäts archiv [Jur F 7,8].)
Als Dekane sind aus dieser
Zeit bekannt: 1723 Ludovici, 1724 Weber, WS 1725/26 Hartung, SS 1727, WS
1727/28 Kayser, 1729 Estor, 1730 Kayser, 1731 Wahl, SS 1732, WS 1732/33 Estor,
SS 1733, WS 1733/34 Moegling, 1734 Kayser, 1735 Wahl, 1737 Wahl, 1739 Wahl, SS
1740 Senckenberg, 1741 Jaup, 1742 Kayser, SS 1746, WS 1746/47, SS 1748, WS 1748/49
Kortholt, SS 1749 J. E. Höpfner, 1750 Kayser, SS 1751, WS 1751/52 Kortholt, SS
1752, WS 1752/53 Ienichen, SS 1753, SS 1756 J. E. Höpfner, SS 1764, WS 1764/65,
SS 1766, WS 1766/67, SS 1768 J. C. Koch.
Seit 1801 finden die Vorlesungen bis zum Neubau des
Kollegienhauses am Brand (1840) in den Wohnungen der Professoren statt.
In der juristischen Fakultät wurde 1836 die
lateinische Sprache im Examen beseitigt. 1885 wurde das juristische Seminar
begründet. 1898 erhielt die bürgerlichrechtliche Professur einen Assistenten.
Vom Sommersemester 1894 an lässt das
Vorlesungsverzeichnis folgende Dekane erkennen: SS 1884 Frank, 1895 Heimburger,
1896 Jörs, SS 1896 Schmidt, 1897 Leist, 1898 Biermann, 1899 Frank, 1900 Heimburger,
1901 Leist, 1902 Biermann, 1903 Schmidt, 1904 Leist, 1905 Biermann, 1906
Mittermaier, 1907 van Calker, 1908 Schmidt, 1909 Leist, 1910 Biermann, 1911
Mittermaier, 1912 van Calker, 1913 Schmidt, SS 1913 Leist, 1914 Mittermaier,
1915 Fischer, 1916 Hübner, 1917 Gmelin, 1918 Mittermaier, 1919 Rosenberg, 1920
Gmelin, 1921 Eger, 1922 Mittermaier, 1923 Zycha, 1924 Gmelin, 1925 Frölich,
1926 Rosenberg, 1927 Eger, 1928 Mittermaier, 1929 Gmelin, 1930 Frölich, 1931
Rosenberg, 1932 Mittermaier, 1933 Eger, 1934 Gmelin, SS 1934-WS 1935/36
Bley, WS 1936/37 SS 1938 Dietz, WS 1938/39-WS 1939/40 Eger, SS 1941-WS 1941/42
Frölich, SS 1942-WS 1942/43 Eger, SS 1943-WS 1944/45 Frölich.
B
Im einzelnen sah die juristische Fakultät zwischen 1607
und 1945 folgendermaßen aus:
Zeichenerklärung: Name
oder „ = durch Vorlesungsverzeichnisse
belegt
(Name)
oder . = erschlossen, bzw. im 20. Jh. Vertreter
* = außerordentlich
SS = Sommersemester)
1605 |
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[Antonii] |
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[Kitzel] |
Gymnasium |
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1606 |
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1607 |
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(Antonii) |
(Nebelkrae) |
(Frider) |
(Kitzel) |
Universität |
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1608 |
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1609 |
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1610 |
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1611 |
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1612 |
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1613 |
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(Hunnius) |
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1614 |
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1615 |
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1616 |
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1617 |
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(Reinking*) |
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1618 |
(Nebelkrae) |
(Hunnius) |
(Breidenbach) |
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1619 |
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1620 |
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1621 |
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1622 |
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1623 |
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1624 |
Suspension
der Universität Gießen.. |
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1625 |
(Hunnius) |
. |
(Breidenbach) |
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Vultejus |
Göddaeus |
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(Sinolt [a. o.]) |
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1626 |
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1627 |
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(Nesen) |
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1628 |
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1629 |
" |
" |
" |
" |
" |
„ |
|
" |
" |
" |
" |
" |
„ |
1630 |
(Nesen) |
(Breidenbach) |
(Sinolt) |
(Kornmann) |
(Vultejus) |
Göddaeus |
|
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1631 |
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1632 |
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1633 |
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1634 |
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1635 |
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1636 |
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1637 |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
1638 |
. |
. |
. |
. |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
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1639 |
. |
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|
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|
1640 |
. |
. |
. |
. |
(Tülsner) |
|
|
(Sinolt) |
. |
(Walther) |
. |
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1641 |
. |
. |
. |
. |
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|
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1642 |
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" |
" |
" |
" |
" |
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1643 |
. |
. |
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. |
. |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
1644 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
1645 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
1646 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
1647 |
. |
. |
(Kornmann) |
(Tülsner) |
|
|
|
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. |
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1648 |
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1649 |
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|
|
|
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1650 |
" |
Tülsner |
Le Bleu* |
Müller, M.* |
Wiedereröffnung Gießens |
|
|
. |
. |
. |
. |
|
|
1651 |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
1652 |
. |
. |
. |
. |
|
|
|
" |
" |
Le Bleu |
" |
|
Sinolt* |
1653 |
" |
" |
" |
Müller, M. |
|
" |
|
. |
. |
. |
. |
|
" |
1654 |
. |
. |
. |
. |
|
" |
|
. |
. |
Sinolt |
Le Bleu |
Müller, M. |
|
1655 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
. |
. |
. |
. |
. |
|
1656 |
" |
" |
Le Bleu |
Müller, M. |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
1657 |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
1658 |
|
. |
. |
. |
|
|
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1659 |
Tabor |
" |
" |
" |
|
|
|
. |
. |
. |
. |
|
|
1660 |
Tabor |
Tülsner |
Le Bleu |
Müller, M. |
Eyben |
|
|
|
. |
. |
. |
. |
. |
|
|
1661 |
. |
. |
. |
. |
. |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
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1662 |
. |
. |
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. |
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1663 |
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" |
" |
" |
" |
" |
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1664 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
1665 |
. |
. |
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|
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1666 |
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. |
|
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1667 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
1668 |
Tülsner |
Le Bleu |
Müller, M. |
Eyben |
Malcomesius |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
|
1669 |
" |
|
|
|
|
Haberkorn* |
|
|
" |
Mollenbeck, A. |
|
|
|
" |
|
1670 |
Jacobi |
Tülsner |
Mollenbeck, A. |
|
|
" |
|
|
" |
" |
" |
|
|
" |
Lyncker* |
1671 |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
|
. |
. |
. |
|
|
|
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1672 |
. |
(Mollenbeck, A.) |
|
|
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1673 |
" |
" |
|
|
|
|
" |
|
" |
" |
|
|
|
|
" |
1674 |
. |
. |
|
|
|
Nitzsch, F.* |
|
|
. |
. |
Nitzsch, F. |
|
|
|
|
1675 |
. |
. |
. |
|
|
|
|
|
. |
. |
. |
|
|
Thilen* |
|
1676 |
Strauch |
" |
" |
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
Thilen |
|
|
|
1677 |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
. |
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1678 |
. |
. |
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|
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1679 |
. |
. |
. |
. |
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
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1680 |
Mollenbeck, A. |
Nitzsch, F. |
Thilen |
|
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1681 |
" |
" |
" |
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" |
" |
" |
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1682 |
" |
" |
" |
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|
Hert* |
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1683 |
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1684 |
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|
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|
|
" |
" |
" |
|
|
Hert* |
Mollenbeck, B.* |
1685 |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
1686 |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
1687 |
. |
. |
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|
|
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1688 |
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|
|
. |
. |
|
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
1689 |
(Malcomesius) |
(Mollenbeck, A.) |
(Nietzsch, F.) |
|
(Hert*) |
(Mollenbeck, B.*) |
|
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. |
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|
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1690 |
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|
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(Hert) |
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1691 |
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1692 |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
Mollenbeck, A. |
Nitzsch, F. |
Hert |
|
|
" |
1693 |
" |
" |
" |
|
|
" |
|
" |
" |
" |
Mollenbeck, B. |
|
|
1694 |
(Nitsch, F.) |
(Hert) |
(Mollenbeck, B.) |
|
|
|
|
. |
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|
|
|
1695 |
. |
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|
|
|
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. |
. |
|
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1696 |
" |
" |
" |
|
|
|
|
" |
" |
" |
|
Mollenbeck, J.* |
|
1697 |
" |
" |
" |
|
. |
Nitzsch, G.* |
|
. |
. |
. |
|
. |
. |
1698 |
. |
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|
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|
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1699 |
. |
. |
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|
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|
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|
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. |
1700 |
" |
" |
" |
|
" |
Weber* |
|
. |
. |
. |
|
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1701 |
. |
. |
. |
|
. |
. |
|
. |
. |
. |
|
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1702 |
. |
. |
. |
|
. |
. |
|
(Hert) |
(Mollenbeck, B.) |
|
|
. |
. |
1703 |
. |
. |
Orth |
(Grolman) |
. |
. |
|
. |
. |
. |
. |
. |
. |
1704 |
. |
. |
. |
. |
. |
. |
|
" |
" |
" |
" |
" |
" |
1705 |
. |
. |
. |
. |
. |
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|
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1706 |
. |
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1707 |
. |
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|
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1708 |
. |
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1709 |
. |
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|
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. |
. |
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. |
1710 |
. |
. |
. |
. |
. |
. |
|
(Mollenbeck, B.) |
(Orth) |
(Grolman) |
. |
. |
. |
1711 |
. |
. |
. |
. |
. |
. |
|
. |
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1712 |
. |
. |
. |
. |
. |
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|
. |
. |
. |
. |
. |
. |
1713 |
. |
. |
. |
. |
. |
. |
|
. |
. |
. |
(Weber) |
. |
. |
1714 |
. |
. |
. |
. |
. |
. |
|
. |
(Grolman) |
(Frantz) |
. |
. |
. |
1715 |
. |
. |
. |
. |
. |
|
|
. |
. |
. |
. |
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|
1716 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
1717 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
1718 |
Mollenbeck, B. |
Grolman |
Frantz |
Weber |
|
Mollenbeck, J.* |
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
" |
Meier* |
Kayser* |
|
|
|
|
1719 |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
|
|
|
1720 |
Grolman |
Frantz |
Weber |
|
|
" |
|
|
|
|
|
|
|
" |
Weber |
Kayser |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
1721 |
" |
. |
Hartung |
Kayser |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
|
|
|
1722 |
" |
Ludovici |
Weber |
Hartung |
Kayser |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
|
|
1723 |
Ludovici |
Weber |
Hartung |
Kayser |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
|
|
|
1724 |
Weber |
Hartung |
Gruber |
. |
|
Wahl* |
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
. |
|
|
|
|
|
|
1725 |
" |
" |
" |
" |
Wahl |
Leutner* |
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
|
1726 |
" |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
|
|
Hartung |
Gruber |
Kayser |
Wahl |
|
" |
|
|
|
|
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1727 |
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Kayser |
Wahl |
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Estor* |
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1728 |
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Estor |
Stockhausen |
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Kayser |
Wahl |
Estor |
Stockhausen |
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" |
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1729 |
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1730 |
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" |
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1731 |
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Moegling |
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1732 |
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1733 |
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1734 |
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1735 |
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Rays* |
Arnoldi* |
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1736 |
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1737 |
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1738 |
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" |
Senckenberg |
Rays |
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" |
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1739 |
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" |
" |
" |
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1740 |
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1741 |
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" |
Senckenberg |
Rays |
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Hoepfner* |
Kortholt* |
Balser* |
Wloemer |
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1742 |
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1743 |
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Kortholt |
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1744 |
" |
Senckenberg |
Kortholt |
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Kortholt |
Hoepfner |
Balser |
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1745 |
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Koch* |
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Wagner* |
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1746 |
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1747 |
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1748 |
Kayser |
Kortholt |
Jenichen |
Balser |
Hoepfner |
|
Wagner* |
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" |
" |
" |
Hoepfner |
Balser |
Koch |
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1749 |
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" |
" |
Koch |
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1750 |
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" |
" |
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" |
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Koch |
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1751 |
" |
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" |
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" |
" |
" |
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1752 |
Kortholt |
Jenichen |
Hoepfner |
Koch |
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" |
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1753 |
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1754 |
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1755 |
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1756 |
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1757 |
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Koch |
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1758 |
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1759 |
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Koch |
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1760 |
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1761 |
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1762 |
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1763 |
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1764 |
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1765 |
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1766 |
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Mogen |
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1767 |
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" |
Gatzert |
Mogen |
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" |
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" |
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1768 |
" |
" |
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1769 |
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1770 |
" |
" |
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" |
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1771 |
Koch |
Gatzert |
Hoepfner |
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" |
" |
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1772 |
" |
" |
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Jaup |
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" |
" |
" |
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1773 |
" |
" |
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1774 |
" |
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1775 |
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1776 |
" |
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1777 |
" |
" |
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" |
" |
" |
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1778 |
Koch |
Gatzert |
Höpfner |
Jaup |
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" |
" |
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1779 |
" |
" |
" |
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1780 |
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1781 |
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Jaup |
Büchner |
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1782 |
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" |
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Musaeus |
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1783 |
" |
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Schnaubert* |
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1784 |
" |
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" |
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1785 |
" |
" |
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" |
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1786 |
" |
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" |
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1787 |
" |
" |
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1788 |
" |
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1789 |
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1790 |
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1791 |
" |
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1792 |
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1793 |
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1794 |
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1795 |
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1796 |
" |
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1797 |
" |
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1798 |
" |
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1799 |
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" |
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1800 |
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Grolman |
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1801 |
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1802 |
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1803 |
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1804 |
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1805 |
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1806 |
(Musaeus) |
(Jaup) |
(Büchner) |
(Grolman) |
(Arens) |
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(Büchner) |
(Grolman) |
(Jaup, H.) |
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1807 |
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1808 |
Musaeus |
Büchner |
Grolman |
Jaup, H. |
Arens |
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1809 |
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1810 |
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1811 |
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1812 |
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1813 |
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" |
v. Löhr |
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" |
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" |
" |
" |
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1814 |
" |
" |
" |
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1815 |
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1816 |
" |
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Arens |
v. Löhr |
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" |
" |
" |
" |
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1817 |
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Stickel |
Marezoll* |
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Arens |
v. Löhr |
Stickel |
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1818 |
" |
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Marezoll |
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1819 |
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1820 |
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1821 |
" |
" |
" |
" |
" |
" |
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Büchner |
Arens |
v. Löhr |
Stickel |
Marezoll |
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1822 |
Arens |
v. Löhr |
Stickel |
Marezoll |
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" |
" |
" |
" |
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1823 |
" |
" |
" |
" |
v. Lindelof |
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Linde* |
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" |
" |
" |
" |
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1824 |
" |
" |
" |
" |
" |
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" |
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|
" |
" |
" |
" |
" |
Linde |
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1825 |
" |
" |
" |
" |
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1826 |
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1827 |
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" |
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1828 |
" |
" |
" |
" |
" |
" |
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v. Löhr |
Stickel |
Marezoll |
v. Lindelof |
Linde |
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1829 |
" |
" |
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" |
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1830 |
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|
" |
" |
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1831 |
" |
" |
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v. Grolman |
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|
" |
" |
" |
" |
Müller |
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1832 |
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" |
" |
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" |
" |
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" |
" |
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1833 |
" |
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" |
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1834 |
" |
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" |
" |
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" |
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1835 |
" |
" |
" |
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" |
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" |
" |
" |
" |
" |
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1836 |
" |
" |
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" |
" |
" |
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" |
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1837 |
" |
" |
" |
Clossius |
Grolman |
Müller |
Sintenis |
Weiß* |
|
|
" |
" |
v. Clossius |
Grolman |
Müller |
Sintenis |
|
|
Sell* |
1838 |
v. Löhr |
Stickel |
v. Clossius |
Grolman |
Müller |
Sintenis |
|
Weiß* |
Sell |
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" |
" |
" |
" |
" |
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" |
" |
1839 |
" |
" |
" |
" |
" |
Weiß |
|
Sell* |
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" |
" |
" |
" |
" |
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" |
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1840 |
" |
v. Grolman |
Müller |
Sintenis |
Weiß |
|
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|
|
" |
Birnbaum |
Grolman |
Müller |
Sintenis |
Weiß |
|
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1841 |
" |
" |
" |
" |
Weiß |
Sell |
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" |
" |
" |
Weiß |
Sell |
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1842 |
" |
" |
" |
" |
" |
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" |
" |
" |
" |
" |
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1843 |
" |
" |
" |
" |
" |
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" |
" |
" |
" |
" |
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1844 |
" |
" |
" |
" |
" |
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" |
" |
" |
" |
" |
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1845 |
" |
" |
" |
" |
" |
Dernburg |
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" |
" |
" |
" |
" |
" |
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1846 |
" |
" |
" |
" |
Dernburg |
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" |
" |
" |
" |
" |
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1847 |
" |
" |
" |
" |
" |
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|
" |
" |
" |
" |
" |
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1848 |
" |
" |
Weiß |
Dernburg |
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|
" |
" |
" |
" |
Wippermann |
Renaud |
|
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|
1849 |
" |
" |
" |
" |
" |
" |
|
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|
" |
" |
v. Madai |
Weiß |
" |
" |
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|
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1850 |
" |
" |
" |
" |
" |
" |
|
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|
|
" |
" |
Weiß |
Renaud |
|
|
Ordnung nach Sachgebieten |
||
1851 |
. |
" |
" |
" |
|
|
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|
|
|
Deurer |
" |
" |
|
|
|
Neuner* |
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1852 |
" |
" |
Wasserschleben |
Ihering |
|
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
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" |
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1853 |
" |
" |
" |
" |
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" |
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|
" |
" |
" |
" |
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" |
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1854 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
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" |
" |
" |
" |
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|
" |
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1855 |
" |
" |
" |
" |
|
Sandhaas* |
v. Helmolt* |
||
|
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
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1856 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
Levita* |
1857 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
|
" |
" |
" |
" |
|
v. Helmolt* |
Levita* |
|
|
1858 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
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1859 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
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1860 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
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1861 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
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1862 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
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1863 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
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|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
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1864 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
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|
1865 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
Bülow* |
|
|
" |
" |
" |
" |
|
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" |
" |
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1866 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
1867 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
Bülow |
|
|
|
|
1868 |
Bülow |
Birnbaum |
Wasserschleben |
Ihering |
|
|
Merkel* |
|
|
|
" |
" |
" |
Regelsberger |
|
|
|
|
|
1869 |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
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1870 |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
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|
|
" |
" |
" |
" |
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1871 |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
1872 |
Eck |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
Bürkel |
Seuffert, H. |
|
Zimmermann* |
|
|
1873 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
Wendt |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1874 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
1875 |
" |
. |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
" |
Gareis |
" |
" |
" |
|
|
|
|
1876 |
Seuffert, L. |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
1877 |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
Kretschmar |
" |
|
|
|
|
1878 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
1879 |
" |
" |
" |
" |
v. Liszt |
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
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|
|
1880 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
1881 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
1882 |
Pescatore |
" |
" |
" |
|
|
v. Kries* |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
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|
1883 |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
v. Kries |
|
Braun* |
|
|
1884 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
Stammler |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1885 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
Hellwig |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1886 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
(Bennecke) |
|
" |
|
|
1887 |
" |
" |
" |
" |
Bennecke |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1888 |
" |
Lehmann |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
Jörs |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1889 |
" |
" |
Cosack |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
Schmidt, A. B. |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1890 |
" |
" |
" |
" |
Frank |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1891 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1892 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1893 |
" |
" |
Rehm |
" |
" |
|
" |
Günther* |
|
|
" |
" |
Heimburger |
" |
" |
|
" |
" |
|
1894 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1895 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
|
Leist |
" |
" |
|
1896 |
Leist |
" |
" |
Biermann |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1897 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1898 |
Leist |
Schmidt, A. B. |
Heimburger |
Biermann |
Frank |
|
Braun* |
Günther* |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1899 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1900 |
" |
" |
" |
" |
Beling |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1901 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1902 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
Jung* |
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
" |
1903 |
" |
" |
" |
" |
Heimberger |
|
" |
" |
" |
|
" |
" |
" |
" |
Mittermaier |
Günther* |
Jung* |
|
|
1904 |
" |
" |
van Calker |
" |
" |
|
" |
Kretzschmar* |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1905 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1906 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1907 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1908 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1909 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
Fischer* |
|
|
1910 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1911 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
Friedrich* |
|
1912 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
Fischer |
|
Rosenberg* |
" |
|
|
1913 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
Hübner |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1914 |
" |
" |
Gmelin |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
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1915 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1916 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
Rosenberg |
|
|
|
1917 |
" |
" |
" |
Rosenberg |
" |
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
1918 |
Eger |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
" |
Mayer-Homberg |
" |
" |
" |
|
|
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|
1919 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
(Henle*) |
|
|
1920 |
" |
Zycha |
" |
" |
" |
|
Henle* |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1921 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1922 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1923 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
Emge* |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1924 |
" |
Frölich |
" |
" |
" |
|
|
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
Groh* |
" |
|
1925 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
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1926 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
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1927 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1928 |
Eger |
Frölich |
Gmelin |
Rosenberg |
Mittermaier |
|
(Groh*) |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
1929 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
|
1930 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
Heyland* |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1931 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
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1932 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
1933 |
" |
" |
" |
Bley |
" |
Bötticher* |
Heyland* |
||
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1934 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
Gallas |
|
Heyland* |
|
|
1935 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
Dietz* |
Heyland* |
|
1936 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
(Hall) |
|
" |
" |
|
1937 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
Dietz |
|
Hall* |
" |
|
1938 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1939 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1940 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
|
1941 |
" |
" |
Heyland |
(Weber) |
(Baur) |
|
" |
" |
|
|
" |
" |
|
" |
(") |
|
" |
|
|
1942 |
" |
" |
Heyland |
|
(") |
|
" |
|
|
|
" |
" |
" |
|
(") |
|
" |
|
|
1943 |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
Baur* |
|
|
" |
" |
" |
|
|
|
" |
" |
|
1944 |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
" |
|
|
" |
" |
" |
|
(Müller-Freienfels) |
" |
" |
|
Privatdozenten
1813 |
|
|
|
|
|
|
Welcker |
|
|
|
|
1814 |
" |
|
|
|
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1815 |
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1816 |
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1817 |
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1818 |
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Follen |
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1819 |
Schaumann |
Bender |
|
|
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|
" |
" |
|
|
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1820 |
" |
" |
Büchner |
|
|
|
|
" |
" |
|
|
1821 |
Schaumann |
|
" |
|
|
|
Bender |
Büchner |
|
|
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1822 |
" |
" |
|
|
|
|
" |
" |
|
|
|
1823 |
" |
Büchner |
Fritz |
|
|
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|
" |
" |
|
|
1824 |
|
" |
" |
|
|
|
|
" |
" |
|
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1825 |
|
" |
" |
|
|
|
|
" |
" |
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1826 |
|
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1827 |
Müller |
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|
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|
" |
|
|
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1828 |
" |
v. Grolman |
Weiß |
|
|
|
" |
" |
" |
Oeser |
|
1829 |
" |
" |
" |
" |
Lippert |
|
" |
" |
" |
|
" |
1830 |
" |
" |
" |
|
" |
|
" |
" |
" |
" |
" |
1831 |
" |
Weiß |
Lippert |
Röder |
Sell |
|
" |
" |
" |
" |
" |
1832 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
" |
" |
" |
" |
1833 |
" |
" |
" |
" |
" |
|
Röder |
Sell |
|
|
|
1834 |
" |
" |
|
|
|
|
" |
" |
|
|
|
1835 |
" |
" |
|
|
|
|
" |
" |
|
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1836 |
" |
" |
|
|
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|
" |
" |
|
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1837 |
" |
" |
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1838 |
Schmidt |
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|
" |
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1839 |
" |
|
|
|
|
|
" |
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1840 |
" |
|
|
|
|
|
" |
Seitz |
Heinrich |
|
|
1841 |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
" |
" |
|
|
1842 |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
" |
|
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|
1843 |
Schmidt |
Seitz |
|
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|
|
" |
" |
|
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1844 |
" |
|
|
|
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|
" |
Hillebrand |
|
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1845 |
" |
" |
|
|
|
|
|
" |
" |
|
|
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|
1846 |
" |
Seitz |
Hillebrand |
|
|
|
|
" |
" |
" |
|
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1847 |
" |
" |
" |
|
|
|
|
" |
" |
" |
|
|
|
1848 |
" |
" |
" |
Neuner |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
Fischer |
|
1849 |
Seitz |
Hillebrand |
Neuner |
Fischer |
Sandhaas |
v. Helmolt |
|
" |
Neuner |
Fischer |
Sandhaas |
v. Helmolt |
|
1850 |
Neuner |
Fischer |
Sandhaas |
v. Helmolt |
|
|
|
" |
Sandhaas |
v. Helmolt |
|
|
|
1851 |
" |
" |
" |
Jaup |
|
|
|
Sandhaas |
v. Helmolt |
Jaup |
Levita |
|
|
1852 |
" |
" |
Levita |
|
|
|
|
" |
" |
" |
|
|
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1853 |
" |
" |
" |
|
|
|
|
" |
" |
" |
Siegel |
|
|
1854 |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
|
|
1855 |
Levita |
Siegel |
|
|
|
|
|
" |
" |
|
|
|
|
1856 |
" |
" |
Reatz |
|
|
|
|
Siegel |
Reatz |
|
|
|
|
1857 |
" |
" |
|
|
|
|
|
Reatz |
|
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|
|
|
1858 |
" |
Thudichum |
|
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|
" |
" |
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1859 |
" |
" |
|
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|
" |
" |
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1860 |
" |
" |
|
|
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|
" |
" |
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|
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|
1861 |
" |
" |
Braun |
|
|
|
|
" |
" |
" |
|
|
|
1862 |
Reatz |
Braun |
Merkel |
|
|
|
|
" |
" |
" |
|
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1863 |
" |
" |
" |
|
|
|
|
" |
" |
" |
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|
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1864 |
" |
" |
" |
|
|
|
|
" |
" |
" |
|
|
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1865 |
" |
" |
" |
|
|
|
|
" |
" |
" |
|
|
|
1866 |
Braun |
Merkel |
|
|
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|
" |
" |
|
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1867 |
" |
" |
|
|
|
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|
" |
" |
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1868 |
" |
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|
" |
Zimmermann |
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1869 |
" |
" |
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|
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|
" |
" |
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1870 |
" |
" |
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" |
" |
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1871 |
" |
" |
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|
" |
" |
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1872 |
" |
" |
|
|
|
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|
" |
" |
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1873 |
Braun |
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" |
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1874 |
" |
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|
" |
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1875 |
" |
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|
" |
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1876 |
" |
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|
" |
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1877 |
" |
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" |
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1878 |
" |
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|
" |
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1879 |
" |
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" |
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1880 |
" |
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|
" |
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1881 |
" |
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" |
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1882 |
" |
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|
" |
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1883 |
" |
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|
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|
: |
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|
: |
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|
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|
: |
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1889 |
|
|
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|
Günther |
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1890 |
" |
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|
" |
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1891 |
" |
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" |
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1892 |
" |
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" |
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1893 |
" |
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|
: |
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|
|
: |
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|
Jung |
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1898 |
" |
|
|
|
|
|
|
|
" |
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|
1899 |
" |
|
|
|
Assistenten |
|
|
|
" |
|
|
|
Jung |
|
|
1900 |
" |
|
|
|
" |
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|
" |
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|
|
" |
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|
1901 |
" |
|
|
|
" |
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|
|
" |
|
|
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" |
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1902 |
|
|
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|
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1903 |
|
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|
Krug |
|
|
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|
|
|
" |
|
|
1904 |
|
|
|
|
" |
|
|
|
|
|
|
|
" |
|
|
1905 |
|
|
|
|
Eger |
|
|
|
|
|
|
|
" |
|
|
1906 |
|
|
|
|
" |
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|
|
Friedrich |
|
|
|
" |
|
|
1907 |
" |
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|
" |
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|
|
" |
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|
|
" |
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1908 |
" |
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|
|
" |
|
|
|
" |
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|
|
" |
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|
1909 |
" |
|
|
|
Fuchs |
|
|
|
" |
|
|
|
" |
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|
1910 |
Friedrich |
|
|
|
Fuchs |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
" |
|
|
|
|
|
|
1911 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Eckert |
|
|
|
|
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|
1912 |
|
|
|
|
" |
|
|
|
|
|
|
|
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|
" |
|
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1913 |
|
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|
" |
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|
|
|
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|
|
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1914 |
|
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|
Ruth |
|
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|
" |
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1915 |
|
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|
" |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
(") |
|
|
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|
|
|
1916 |
|
|
|
|
(") |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
(") |
|
|
|
|
|
|
1917 |
Emge |
|
|
|
(") |
|
|
|
|
|
|
|
" |
|
|
|
(") |
|
|
|
|
|
|
1918 |
" |
|
|
|
(") |
|
|
|
|
|
|
|
" |
|
|
|
(") |
|
|
|
|
|
|
1919 |
" |
|
|
|
" |
|
|
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|
|
|
|
" |
|
|
|
" |
|
|
|
|
|
|
1920 |
" |
|
|
|
" |
|
|
|
|
|
|
|
" |
|
|
|
" |
|
|
|
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1921 |
" |
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|
|
Groh |
|
|
|
|
|
|
|
" |
|
|
|
|
|
|
|
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|
1922 |
" |
Groh |
|
|
|
|
|
Lehrbeauftragte |
|||
|
" |
" |
|
|
|
|
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1923 |
Groh |
|
|
|
Kaden |
Bötticher |
|
Stumpf |
|
|
|
|
" |
Heyland |
|
|
" |
" |
|
Stumpf |
|
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1924 |
" |
" |
|
|
" |
" |
|
" |
|
|
|
|
Heyland |
|
|
|
Bötticher |
Eisser |
|
" |
Kuhl |
|
|
1925 |
" |
|
|
|
" |
|
Engisch |
" |
" |
|
|
|
" |
|
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|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
1926 |
" |
|
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
|
|
" |
Eisser |
|
|
" |
|
" |
" |
" |
|
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1927 |
" |
" |
|
|
" |
|
" |
" |
" |
|
|
|
" |
" |
|
|
(") |
|
" |
" |
" |
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1928 |
" |
" |
|
|
(") |
|
" |
" |
" |
|
|
|
" |
|
|
|
(") |
|
" |
" |
" |
|
|
1929 |
" |
|
|
|
(") |
Engisch |
Sachers |
" |
" |
|
|
|
Bötticher |
Engisch |
v. Hentig |
Sachers |
(Engisch) |
|
|
" |
" |
|
|
1930 |
" |
" |
" |
|
(") |
Kaser |
|
" |
" |
|
|
|
" |
" |
" |
|
(") |
" |
Georgi |
" |
" |
|
|
1931 |
" |
" |
" |
|
(") |
" |
|
" |
" |
|
|
|
" |
" |
Kaser |
|
(") |
" |
|
" |
" |
|
|
1932 |
" |
" |
" |
|
(") |
" |
|
" |
(") |
|
|
|
Engisch |
Kaser |
|
|
|
|
|
" |
(") |
|
|
1933 |
(") |
(") |
|
|
|
|
|
" |
(") |
|
|
|
(") |
(") |
|
|
|
|
|
" |
(") |
|
|
1934 |
|
|
|
|
Jüngst |
|
|
" |
|
||
|
Claß |
|
|
|
" |
|
|
" |
Schmidt |
|
|
1935 |
" |
|
|
|
" |
|
|
" |
" |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
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1936 |
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
|
|
1937 |
|
|
|
|
Beitzke |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
|
|
1938 |
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
(Betti) |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
" |
" |
|
|
1939 |
Beitzke |
|
|
|
|
|
|
Schmidt |
Arnold |
(v. Schwind) |
|
|
" |
|
|
|
|
|
|
" |
(") |
(") |
|
1940 |
" |
|
|
|
|
|
|
" |
(") |
(") |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
" |
|
(") |
|
|
Privatdozenten |
Lehraufträge |
Abhaltung von Lehrveranstaltungen |
|
|
|
|||||
1941 |
|
|
Schmidt |
|
v. Schwind |
|
Arnold |
|
|
|
|
|
v. Schwind |
|
" |
|
Mitsch |
|
" |
|
|
|
|
1942 |
" |
|
" |
Feilbach |
" |
|
" |
|
|
|
|
|
" |
|
" |
" |
" |
v. Minnigerode |
Niemann |
Lücken |
Seib |
Laupert |
|
1943 |
" |
|
|
" |
|
Vogt |
" |
" |
" |
" |
Blatt |
|
" |
|
|
" |
Niemann |
Vogt |
Lücker |
Seib |
Laupert |
Blatt |
|
1944 |
" |
|
|
" |
" |
" |
" |
" |
|
" |
|
|
" |
|
|
" |
" |
|
" |
|
|
" |
|
C
Die Zahl der Gießener
juristischen Studenten lässt sich nur unter Schwierigkeiten und teilweise auch
nur mit Hilfe von Schätzungen ermitteln. Dies beruht zum einen darauf, dass aus
der Frühzeit der Universität die bis 1902 lateinisch geführte Matrikel, in die
sich die Studenten nach ihrer Ankunft einschreiben lassen mussten, bis zum
Jahre 1649/50 nur fragmentarisch überliefert ist. Zum andern wird dies dadurch
verursacht, dass in der Matrikel bis zum Ende des 18. Jahrhunderts das
Studienfach nicht angegeben wurde. Aus diesen Gründen lässt sich bis 1780
allenfalls die Zahl der jährlich immatrikulierten Personen feststellen. Was
diese im einzelnen studierten, lässt sich jedoch nicht sagen. Ebensowenig weiß
man genau, wie lange der jeweilige Student in Gießen blieb.
Die Zahl der Immatrikulationen betrug im Jahre
1608 213
1609 187
1610 158
1611 115
1614 112
1638 44
1649/50 142
1651 128
1652 55
1653 61
1654 78
1655 83
1656 88
1657 87
1658 96
1659 109
1660 106
1661 87
1662 82
1663 97
1664 117
1665 102
1666 84
1667 88
1668 77
1669 90
1670 103
1671 61
1672 67
1673 44
1674 52
1675 67
1676 49
1677 61
1678 83
1679 49
1680 74
1681 109
1682 82
1683 83
1684 83
1685 77
1686 120
1687 100
1688 106
1689 95
1690 100
1691 120
1692 89
1693 63
1694 63
1695 95
1696 95
1697 109
1698 121
1699 103
1700 94
1701 125
1702 121
1703 152
1704 148
1705 127
1706 121
1707 157
1608-1707 6057
Insgesamt
wurden demnach in den 64 Jahren, aus denen im ersten Jahrhundert der
Universität eine Matrikel überliefert ist, mehr als 6000 Immatrikulationen
durchgeführt. Das bedeutet, dass sich jährlich etwa 95 Studenten
immatrikulieren ließen. Zwischen 1708 und 1807 beläuft sich die entsprechende
Zahl auf 7874 bzw. etwa 79 Studenten jährlich, zwischen 1678 und 1827 auf 13372
Immatrikulationen und etwa 89 Studenten jährlich.
Aus dieser Zahl kann man
mit Hilfe einer angenommenen durchschnittlichen Verweildauer des Studenten in
Gießen auf die jeweils vorhandene Studentenzahl schließen. Als
durchschnittliche Verweildauer werden 1,8 und 2 Jahre genannt. Legt man die
zweite Zahl zugrunde und geht von 95, 79 und 89 Immatrikulationen aus, so
ergibt sich für die jeweiligen Zeiträume eine durchschnittliche Studentenzahl
von 190, 158 und 178, so dass anzunehmen ist, dass bis ins 19. Jahrhundert in
Gießen jeweils weniger als 200 Studenten studierten (1796 insgesamt überhaupt
nur 5). Davon dürfte allerdings ein beachtlicher Teil der juristischen Fakultät
angehört haben. Für die Zeit von 1780 bis 1807, in der die Matrikel die
fachliche Zugehörigkeit angibt, lässt sich nämlich ein Anteil von 44 Prozent
der Immatrikulationen für Juristen ermitteln. Da damit recht gut der Anteil von
48 Prozent übereinstimmt, den juristische Dissertationen und
Habilitationsschriften an den gesamten (1071) Giessener Dissertationen und (26)
Habilitationsschriften des 18. Jahrhunderts ausmachen, lässt sich die Zahl der
Studenten der juristischen Fakultät für das 17. und 18. Jahrhundert auf
vielleicht 70 bis 90 schätzen. Erwähnenswert ist dabei noch, dass zwischen 1708
und 1807 etwa 40 Prozent der Studierenden aus der Landgrafschaft
Hessen-Darmstadt und etwa 30 Prozent aus den übrigen hessischen Gebieten
kommen.
Im 19. Jahrhundert sind folgende Zahlen belegt:
Semester Juristen Studenten insges.
1829/1830 196 504
1830 191 491
1830/1831 165 516
1831 139 472
1831/1832 129 411
1832 119 406
1832/1833 110 395
1833/1834 91 362
1834 72 337
1834/1835 65 294
1835 59 301
1835/1836 65 321
1836 65 319
1836/1837 53 290
1837 61 290
1837/1838 69 325
1838 71 370
1838/1839 70 357
1839 82 390
1839/1840 86 377
1840 87 404
1840/1841 94 407
1841 93 423
1841/1842 95 446
1842 110 472
1842/1843 94 445
1843 99 470
1843/1844 112 478
1844 124 504
1844/1845 109 492
1845 97 512
1845/1846 90 488
1846 110 538
1846/1847 110 535
1847 127 570
1847/1848 126 550
1848 117 508
1848/1849 93 459
1849 87 446
1849/1850 102 430
1850 120 438
1850/1851 106 413
1851 100 409
1851/1852 94 379
1852 127 411
1852/1853 142 392
1853 141 402
1853/1854 111 380
1854 119 404
1854/1855 105 378
1855 90 366
1855/1856 67 354
1856 60 368
1856/1857 59 354
1857 49 343
1857/1858 53 375
1858 61 383
1858/1859 41 363
1859 32 339
1859/1860 42 364
1860 42 356
1860/1861 36 348
1861 42 335
1861/1862 40 343
1862 34 334
1862/1863 41 403
1863 48 386
1863/1864 55 387
1864 48 384
1864/1865 53 373
1865 61 379
1865/1866 66 384
1866 65 400
1866/1867 50 349
1867 50 326
1867/1868 52 326
1868 54 314
1868/1869 69 319
1869 67 291
1869/1870 68 307
1870 65 291
1870/1871 45 212
1871 47 306
1871/1872 65 280
1872 72 284
1872/1873 75 304
1873 74 318
1873/1874 73 338
1874 72 342
1874/1875 74 340
1875 68 326
1875/1876 74 331
1876 74 333
1877 82 323
1877/1878 83 321
1878 88 347
1878/1879 99 372
1879 92 340
1879/1880 83 353
1880 78 374
1880/1881 84 391
1881 77 402
1881/1882 77 433
1882 79 349
1882/1883 63 447
1883 63 464
1883/1884 62 497
1884 59 521
1884/1885 54 505
1885 65 539
1885/1886 58 536
1886 58 513
1886/1887 62 484
1887 72 530
1887/1888 79 513
1888 85 546
1888/1889 79 525
1889 88 616
1889/1890 88 566
1890 96 590
1890/1891 94 549
1891 102 562
1891/1892 108 543
1892 112 573
1892/1893 110 515
1893 118 551
1893/1894 105 517
Demnach beträgt die Zahl
der Gießener Studenten aller Semester zwischen 1829/30 und 1893/94 etwa 41000
und damit durchschnittlich etwa 330, die der Juristen etwa 10500 und damit durchschnittlich
etwa 80 (ca. 25 Prozent der Gießener Studenten), wobei besonders niedrige Werte
zwischen 1855 und 1870 auftreten. In manchen dieser Semester fehlen dabei
außerhessische Studenten der Rechtswissenschaft gänzlich. Bis zum 20.
Jahrhundert ist die Zahl der juristischen Studenten Gießens dann erheblich
gewachsen. So werden im Wintersemester 1930/31 351 juristische Studenten
gezählt. Von ihnen stammen 296 aus Hessen und 41 aus Preußen. Unter den 351
Studenten befinden sich 11 Studentinnen.
2. Kapitel Der
Fachbereich Rechtswissenschaft der Justus Liebig Universität (1965-1982)
A
Rechtswissenschaft wird in
Gießen gelehrt, seitdem als Folge der Religionsstreitigkeiten an der Marburger
Universität die dortigen Juristen Kitzel und Anton(ii) 1605 von Marburg nach
Gießen übersiedelten und zunächst an dem am 10. Oktober 1605 eröffneten
Gymnasium illustre und nach Erlangung des kaiserlichen Universitätsprivilegs an
der am 7./17. Oktober 1607 eingeweihten Universität Gießen ihre Lehrtätigkeit
fortsetzten. Der mit Anton Ende November 1605 eingerichteten juristischen
Fakultät gehörten zunächst vier, später bis zu sechs Professoren an. Zuletzt
war sie zusammen mit dem im Jahre 1885 geschaffenen Seminar im obersten
Stockwerk des Südwestflügels des 1880 fertiggestellten Vorlesungsgebäudes der Universität
an der Ecke Ludwigsstraße und Goethestraße untergebracht, das am 11. Dezember
1944 durch Luftangriffe weitgehend zerstört wurde.
In diesem Zeitpunkt
gehörten der Fakultät seit 1918 Otto Eger (Romanist, 1877-1949), seit 1923 Karl
Frölich (Germanist, 1877-1953), Karl Alfred Hall (Strafrecht, *1906, später in
Marburg, † 1974), seit 1941 Karl Heyland (Staatsrecht, 1889-1952), seit 1942
Fritz Baur (Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, * 6. 7. 1911), seit 1943 als
Vertreter Wolfram Müller-Freienfels (Bürgerliches Recht, Arbeitsrecht, * 3. 6. 1916,
zum a. o. Prof. ernannt am 8. 3. 1946) und Dozent Dr. Fritz Schwind (* 1. 6.
1913 in Innsbruck, habilitiert am 9. 4. 1941, seit 22. 2. 1949 Wien) an. Die
Vorlesungen des Sommersemesters 1945 fielen jedoch bereits aus und seit dem 6.
Juli 1945 zeichnete sich die Gefahr der Schließung der Universität Gießen ab.
Zwar erstellte Frölich als letzter Dekan der Fakultät noch am 30. November 1945
verschiedene Unterlagen über die Möglichkeit der Fortführung des juristischen
Lehrbetriebes, doch vermochte dies nichts daran zu ändern, dass im Zusammenwirken
des hessischen Kultusministers und Finanzministers mit dem amerikanischen, in
Marburg untergebrachten Universitätsoffizier und unter Billigung der Rektoren
der übrigen hessischen Universitäten im März 1946 die Entscheidung getroffen
wurde, Gießen als die am meisten zerstörte Universität zugunsten der anderen
drei hessischen Hochschulen bis auf eine Hochschule für
Landwirtschaftswissenschaft, Tiermedizin und einige naturwissenschaftliche Lehrstühle
zu schließen. Da eine Übernahme der juristischen Fakultät nach Marburg bereits
am 9. Januar 1946 von der dortigen juristischen Fakultät im Gegensatz zur
Aufnahme der juristischen Studenten und der Übernahme der
rechtswissenschaftlichen Literatur als untunlich und unnötig abgelehnt worden
war, endete damit die Tätigkeit der juristischen Fakultät.
Von den Hochschullehrern
trat Fritz Baur 1945 eine Stelle am Kreisernährungsamt Tübingen an, wurde
Wolfram Müller-Freienfels am 1. 5. 1946 zum ordentlichen Professor in Marburg
ernannt und Karl Heyland am 14. 5. 1946 von der Militärregierung entlassen.
Otto Eger wurde zum Sonderbevollmächtigten für die Abwicklung der Auflösung
ernannt. Frölich behalf sich mit verschiedenen Lehraufträgen in Berlin,
Frankfurt am Main und Marburg. Die Bestrebungen, die Folgen der Schließung der
Universität zu mildern oder überhaupt die Schließung rückgängig zu machen,
setzten zwar schon im Jahre 1947 ein und führten mit dem Gesetz zur Errichtung
der Justus-Liebig-Hochschule in Gießen vom 11. 9. 1950 und dem Gesetz zur
Änderung des Gesetzes zur Errichtung der Justus-Liebig-Hochschule in Gießen vom
2. 7. 1957 auch zu bedeutenden Erfolgen. Die Rechtswissenschaft war hieran aber
nicht beteiligt.
Erst im Anschluss an die
Empfehlungen des Wissenschaftsrates zum Ausbau der wissenschaftlichen
Hochschulen vom November 1960 trat sie erneut in das Blickfeld. Das auf Wunsch
des engeren Senates der Universität von dem Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine
Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaft in der landwirtschaftlichen
Fakultät Seidenfus erstattete Memorandum über die Errichtung einer staatswissenschaftlichen
Fakultät sprach sich nämlich bei der Bejahung dieses Vorhabens auch für die
Errichtung eines Lehrstuhles für bürgerliches Recht, Handelsrecht, Gesellschaftsrecht,
Konkursrechtrecht und Vergleichsrecht sowie spezielles Wirtschaftsrecht und die
Erteilung eines Lehrauftrages für Staatrecht und Verwaltungsrecht aus. Der
engere Senat folgte dem am 13. 12. 1961. Zugleich muss aber auch die auf
Anfrage des Physiologen Blasius ergangene Empfehlung Karl August Bettermanns,
dass eine solche staatswissenschaftliche Fakultät von Anfang an Raum für eine
spätere Wiedererrichtung der juristischen Fakultät lassen müsse und deswegen
sowie aus dem Grund, dass ein einzelner Jurist in einer fachfremden Umwelt
verloren sei und gute Leute für eine solche Stellung nicht zu gewinnen seien,
mindestens zwei Juristen. vorgesehen werden müssten, zur Sprache gekommen sein
und Befürworter gefunden haben. Am 24. 1. 1962 ermächtigte der engere Senat
nämlich den Rektor, bei dem zu erwartenden Besuch der Kommission des
Wissenschaftsrates die Wiedererrichtung der juristischen Fakultät zur Sprache
zu bringen, sofern, was einer Intervention von Seiten der
naturwissenschaftlichen Fakultät Rechnung trug, die Schaffung der Fakultät
nicht zu Lasten vorhandener Fakultäten vorgenommen werde. Nach diesem Besuch am
26. 1. 1962 stimmte der engere Senat am 14. 2. 1962 dem Antrag zu, dass dem
Wissenschaftsrat noch einmal die Wünsche der Universität auf Errichtung einer
staatswissenschaftlichen und einer juristischen Fakultät vorgetragen werden.
Die zu dieser Frage
eingeholten Gutachten sprachen sich alle für den Ausbau Gießens aus. Während
aber der Staatswissenschaftler Kirsch eine wirtschaftswissenschaftliche
Fakultät mit zwei juristischen Professuren vorschlug, befürwortete der
Strafrechtler Engisch eine juristische Fakultät, die Staatswissenschaft nur in
dem Umfang beherbergen sollte, der für Juristen nötig ist. Im Ergebnis bejahte
der engere Senat am 10. 2. 1963 die Empfehlung des Planungsausschusses der
Universität vom 10. 12. 1962/5. 2. 1963, dass die Universität die Errichtung
einer rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät wünsche, in der die
Rechtswissenschaft sowie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaft so vertreten
sein sollten, dass ein abgeschlossenes Studium in beiden Fachrichtungen möglich
wäre.
Einen weiteren engagierten
Verfechter fand der Plan in Thilo Ramm (* 4. 4. 1925), der zum Wintersemester
1962/63 auf einen seit dem Wintersemester 1960/1 in der philosophischen
Abteilung der naturwissenschaftlich-philosophischen Fakultät eingerichteten
Lehrstuhl für die Wissenschaft von der Politik berufen worden war. Ramm, der
aus Darmstadt stammt, nach dem Studium in Marburg und Frankfurt am Main 1949 in
Marburg mit der Dissertation „Ferdinand Lassalle als Rechts- und
Sozialphilosoph“ promoviert worden war und sich in Freiburg 1953 bei Fritz von
Hippel mit der Schrift „Große Sozialisten als Rechts- und Sozialphilosophen“
habilitiert hatte, sprach schon bei seinem ersten Besuch des Gießener Rektors
am 7. 1. 1963 mit diesem über die Neuerrichtung und beabsichtigte auch, sich
bei dem Ministerpräsidenten sowie dem zuständigen Minister dafür einzusetzen.
Bereits am 25. 7. 1963 übersandte er dem Rektor drei Unterlagen über den Aufbau
einer rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät.
Nach seiner Denkschrift
sollte sich die Fakultät in zweierlei Hinsicht von anderen rechts- und
staatswissenschaftlichen Fakultäten unterscheiden. Zum einen sollte sie unter
Wahrung der überkommenen Verbindung von Forschung und Lehre eine intensivere
Ausbildung von Juristen und Volkswirten ermöglichen und dabei die seit langen
Jahren erhobene Forderung nach einer Umgestaltung des Studiums mit dem Leitziel
berücksichtigen, den Studenten die Einheit der Rechts- und Gesellschaftsordnung
begreiflich zu machen und sie an die Problematik der modernen Rechtsentwicklung
heranzuführen. Zum anderen sollte sie die von der bisherigen Forschung
vernachlässigten Gebiete (Arbeitsrecht, Sozialrecht, Versicherungsrecht, Recht
der allgemeinen Geschäftsbedingungen) besonders pflegen und damit den
Anforderungen der industriellen Gesellschaft und den Problemen der besonderen
politischen Situation Deutschlands Rechnung tragen. Dafür schienen ihm sieben
juristische und fünf wirtschaftswissenschaftliche Lehrstühle erforderlich,
denen eine einheitliche Fakultätsbibliothek zur Verfügung stehen sollte. Um mit
der Durchführung des rechtswissenschaftlichen Studiums beginnen zu können,
würde es mindestens zweier, besser dreier Ordinariate bedürfen, sofern sich die
Inhaber der bereits vorhandenen und besetzten oder derzeit in der Besetzung
befindlichen Lehrstühle für Volkswirtschaft, Wissenschaft von der Politik und
Soziologie zur Mitwirkung bereit fänden.
Der zugehörige
rechtswissenschaftliche Studienplan (Gießener Modell) sah zu Beginn des
Studiums ein Generalsemester vor mit den Vorlesungen „Die politische,
wirtschaftliche und soziale Entwicklung Deutschlands im 19. und 20.
Jahrhundert“, „Gesellschaft und Staat nach dem Grundgesetz“, „Die
Freiheitsrechte. Geschichte und geltendes Recht“. Dazu kamen
Arbeitsgemeinschaften u. a. für die Grundzüge des bürgerlichen Rechts sowie ein
Proseminar und ein Kolloquium über „Die Freiheitsrechte“. Das dreisemestrige Grundstudium
hatte die drei Semesterschwerpunkte Strafrecht, bürgerliches Recht,
Wirtschafts- und Arbeitsrecht und gliederte sich in Vorlesungen,
Arbeitsgemeinschaften, Klausurenkurse, Übungen und Seminare. Ihm schloss sich
nach einer Zwischenprüfung und einem praktischen Studiensemester ein
viersemestriges Vertiefungsstudium an, das etwa den allgemeinen Teil des Bürgerlichen
Gesetzbuches, Schuldrecht, Familienrecht und Erbrecht im 5. Semester und die
rechtshistorischen, rechtssoziologischen und rechtsphilosophischen
Lehrveranstaltungen im 7. Semester vorsah.
Ziel der Reform sollte es
sein, durch intensive Schulung und starke Selbstbeteiligung des Studenten die
frühere Exaktheit juristischen Denkens wieder zu erreichen und sie mit einer
Aufgeschlossenheit gegenüber den Problemen der modernen Gesellschaft und des
modernen Staates zu verbinden.
Am 8. 8. 1963 sandte der
Rektor dem Kultusminister das Memorandum des Senates über den Aufbau, den
Umfang und die Ziele der neu zu errichtenden rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultät, die in drei Phasen je 5, 7, 9 juristische und
wirtschaftswissenschaftliche Lehrstühle erhalten sollte, wozu dem Verfasser des
Memorandums von dem Frankfurter Kollegen Neumark geraten worden war. In einer
Besprechung des Ministers mit dem Rektor am 1. 11. 1963 in Gießen wurde
anscheinend Einverständnis über die Neuerrichtung erzielt, da bereits am 19.
11. 1963 die Herren Ramm und Seidenfus dem Rektor die Vorschläge
unterbreiteten, die zwei für 1964 in den Landeshaushalt aufgenommenen Lehrstühle
umzubenennen in einen Lehrstuhl für Wirtschaftsrecht, Handelsrecht,
bürgerliches Recht und internationales Privatrecht sowie in einen Lehrstuhl für
Volkswirtschaftslehre, Herrn Ramm in die juristische Berufungskommission
aufzunehmen, am 1. 1. 1965 sechs weitere Lehrstühle zu beantragen, darunter je
einen bürgerlich-rechtlichen, öffentlich-rechtlichen und strafrechtlichen,
sowie schon in das Vorlesungsverzeichnis des Sommersemesters 1964 die rechts-
und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät als in Wiedererrichtung befindlich
und aus den Lehrstühlen Seidenfus, Ramm, N. N. sowie N. N. bestehend
aufzunehmen. Da der Minister den Verzicht auf eine theologische Fakultät zur
Voraussetzung seiner Zustimmung erhoben hatte, die Universität diesen Verzicht
aber nicht ausdrücklich erklären wollte, beschloss der Senat am 18. 12. 1963,
dass nach der Errichtung der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät die
Justus-Liebig-Universität als Universität arbeitsfähig sei. Am 19. 12. 1963
stellte der Rektor gegenüber dem Minister den Antrag auf Wiedererrichtung einer
rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Gießen. Am
24. 2. 1964 beschloss das Kabinett, eine rechts- und
wirtschaftswissenschaftliche Fakultät an der Justus-Liebig-Universität zu
errichten, die binnen 4 Jahren 18 Lehrstühle erhalten sollte. Am 12. 12. 1964
schließlich verabschiedete der Landtag das zweite Gesetz zur Änderung des
Gesetzes über die Justus-Liebig-Universität in Gießen, das in § 2 die
Universität in 6 Fakultäten gliederte, darunter eine rechts- und
wirtschaftswissenschaftliche Fakultät.
B
Konstituiert wurde die
rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät am 22. 6. 1965 in Anwesenheit
des Rektors, des designierten Rektors sowie der Professoren Alewell, Hedtkamp,
Kraus, Mallmann, Ramm, Ridder, Spiros Simitis und Woll.
Sie erhielt gleichzeitig
die bislang vom Planungsausschuss geführten Fakultätsgeschäfte vom Rektor
übertragen. Außerdem wählten ihre Mitglieder Walter Mallmann zum Dekan und
Spiros Simitis zum Prodekan.
Von den vier juristischen
Professoren war als erster neben Thilo Ramm, der bereits an der Universität
wirkte, schon im Oktober 1964 Spiros Simitis ernannt worden. Ihn hatte der
Planungsausschuss, der durch die Professoren Ramm und Seidenfus zur Berufungskommission
erweitert worden war, zusammen mit den Privatdozenten Rausch und Biedenkopf auf
die erste Berufungsliste gesetzt. Simitis ist am 23. 6. 1934 in Athen geboren
und war nach dem Studium in Marburg 1956 mit der von Reinhardt betreuten Arbeit
„Die faktischen Vertragsverhältnisse als Ausdruck der gewandelten sozialen
Funktion der Rechtsinstitute des Privatrechts“ promoviert worden. Seine
Habilitationsschrift, auf Grund deren er sich in Frankfurt 1963 habilitierte,
befasste sich mit den Beziehungen zwischen „Sozialstaat und Privatrecht“. Auch
seine weiteren Arbeiten etwa über die Produzentenhaftung oder die „rechtlichen
Anwendungsmöglichkeiten kybernetischer Systeme“ erweisen sein besonderes
Interesse für moderne Fragestellungen, die einem reformfreudigen
Modellfachbereich am ehesten entsprachen.
Gleichzeitig war eine
zweite Berufungsliste mit den Namen Bärmann, Kaufmann, Trusen beschlossen
worden, die einen Lehrstuhl für deutsche Rechtsgeschichte und bürgerliches
Recht betraf. Von diesen hatte der Mainzer Rechtshistoriker Bärmann bereits
einen ersten Kontakt zur neuen Fakultät insofern gehabt, als er auf Bitten des
Rektors eine Stellungnahme zu den Vorstellungen Ramms abgab, die sich gegen ein
vorgeschaltetes Generalsemester, gegen Arbeitsgemeinschaften und Klausuren vor
Vorlesungen, gegen das praktische Studiensemester, gegen die Hervorhebung der
Randfächer wie Arbeitsrecht, Sozialrecht, Versicherungsrecht und das Recht der
allgemeinen Geschäftsbedingungen in den ersten Semestern, gegen die Betonung der
neuzeitlichen Rechtsgeschichte, gegen die Erörterung der politischen
Bedingtheit des Rechts sowie gegen die Berufung eines Handels- und
Wirtschaftsrechtlers als ersten Professors der Fakultät aussprach. Allerdings
verwirklichte sich diese Liste nicht.
Vielmehr wurde als
nächstes die Besetzung des ersten öffentlich-rechtlichen Lehrstuhls dadurch in
die Wege geleitet, dass zum 1. 1. 1965 ein Ruf an den Bonner Öffentlichrechter
Helmut Ridder erging. Dieser ist am 18. 7. 1919 in Bocholt geboren und war 1947
in Münster als Schüler Kleins mit der Dissertation „Wesen und Friedensaufgabe
des Waffenstillstandes“ promoviert worden. Seine Münsteraner
Habilitationsschrift des Jahres 1950 trug den Titel „Die verfassungsrechtliche
Stellung der englischen Verwaltung“. Seit 1952 war Helmut Ridder in Frankfurt
und Bonn tätig, wo er weitere wichtige Arbeiten über „Kirche Staat – Rundfunk“,
„die verfassungsrechtliche Stellung der Gewerkschaften“ oder „Enteignung oder
Sozialisierung“ verfasste. Mit ihm gewann die Fakultät einen erfahrenen und
profilierten Ordinarius, der vor und nach seiner Berufung nach Gießen zu vielen
verfassungspolitischen Streitfragen entschieden und mit brillianten
Formulierungen Stellung bezog.
Gleichzeitig mit Helmut
Ridder wurde am 1. 9. 1965 mit Walter Mallmann ein zweiter Ordinarius des
öffentlichen Rechts in Gießen ernannt. Er ist am 16. 7. 1908 in Köln geboren
und war 1935 nach Studien in Freiburg, München und Marburg in Marburg bei Felix
Genzmer mit der Dissertation „die Sanktion im Gesetzgebungsverfahren“
promoviert worden. Aus politischen Gründen konnte er seine
Habilitationsabsichten nicht verwirklichen. Statt dessen ging er zur Beck’schen
Verlagsbuchhandlung in München und wirkte nach 1945 als Redakteur der
„Deutschen Rechtszeitschrift“ und deren Nachfolgerin, der „Juristenzeitung“.
Auf Grund eines Lehrauftrages für Verlags- und Presserecht wurde er 1956
Honorarprofessor in Tübingen, um im Jahr darauf einem Ruf nach Frankfurt zu
folgen.
Bereits vor der Ernennung Mallmanns und Ridders hatte
der Planungsausschuss noch Thilo Ramm, der bis dahin der
naturwissenschaftlich-philosophischen Fakultät angehörte, auf einen Lehrstuhl
für Arbeitsrecht, Sozialrecht und bürgerliches Recht berufen. Außerdem hatte er
Spiros Simitis mit der Führung der Geschäfte der Fakultät beauftragt. Diese war
inzwischen soweit gediehen, dass die vier bei dem Konstituierungsakt der
Fakultät anwesenden Professoren der Rechtswissenschaft den juristischen
Studienbetrieb am Anfang Mai 1965 mit 23 Studenten - von insgesamt 81 Studenten
der Fakultät - eröffnen konnten.
Unterstützung erhielten
sie dabei im Bereich des Strafrechts von Anne-Eva Brauneck, die bereits an der
ersten selbständigen Sitzung der Fakultät vom 5. Juli 1965 teilnahm und am 25.
1. 1966 auch zur ordentlichen Professorin ernannt wurde. Sie ist am 9. 12. 1910
geboren und war mit der 1936 publizierten und 1977 erneut aufgelegten Schrift
„Pestalozzis Stellung zu den Strafrechtsproblemen“ bei Rudolf Sieverts in
Hamburg promoviert worden.
In Hamburg hatte sie sich
1959 mit dem umfänglichen Werk „Die Entwicklung jugendlicher Straftäter"
habilitiert. Ihre Liebe galt allerdings, wie ihr 1974 erschienenes Studienbuch,
ihre Mitarbeit am Alternativentwurf eines Strafvollzugsgesetzes und auch die
1969 gewünschte Umbenennung ihres Lehrstuhls für Strafrecht und Kriminologie in
Lehrstuhl für Kriminologie und Kriminalpolitik zeigen, eher der Kriminologie
als dem Strafrecht. Von daher gelang es ihr, die sonst meist eher am Rande des
studentischen Interesses liegende Kriminologie zahlreichen Hörern höchst
anschaulich und fesselnd nahezubringen.
Die junge Fakultät
beschloss schon auf ihrer zweiten Sitzung vom 28. September 1965, eine
Eröffnungsfeier zu veranstalten. Sie sollte im Dezember desselben Jahres
stattfinden und durch einen Vortrag des aus Gießen stammenden Münchener
Strafrechtlers Karl Engisch über „Recht und Sittlichkeit“ gekrönt werden. Zu
ihr sollten auch alle früheren Mitglieder der juristischen Fakultät, von deren
Professoren Eger, Frölich und Heyland allerdings inzwischen verstorben waren,
eingeladen werden.
Noch vor dieser Feier
bemühte sich die Fakultät, deren erste neue Lehrstühle in der Bergstraße 5, der
späteren Hein-Heckroth-Straße, sowie in der Gutenbergstraße 6 Aufnahme gefunden
hatten, um eine geeignete Unterbringung. Da sie die sog. Gail’sche
Zigarrenfabrik und das Hotel am Ludwigsplatz für ungeeignet befand. beschloss
sie auf einen Neubau auf dem Gelände Licher Straße 74 zu drängen, auf dem sich
zu dieser Zeit noch die Hochschule für Erziehung befand, die 1966 der Universität
als Abteilung für Erziehungswissenschaft angegliedert wurde. Weiter entschied
sich die Fakultät. deren Mitglieder alsbald auch zu besonderen Sitzungen der
rechtswissenschaftlichen bzw. wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung (Sektion)
zusammentraten. hinsichtlich eines Lehrstuhls für bürgerliches Recht und
Zivilprozessrecht für eine Liste der Dozenten Dieckmann (Frankfurt am Main),
Lüderitz (Köln) und Frotz (Tübingen) sowie hinsichtlich des Lehrstuhls Strafrecht
I für eine Liste Noll (Mainz). Grünwald (Bonn), Jäger.
Albrecht Dieckmann ist am
18. 5. 1926 in Liegnitz geboren und war nach dem Studium in Marburg dort 1958
mit der Dissertation „Die Handschuhehe deutscher Staatsangehöriger nach
deutschem und internationalem Privatrecht“ promoviert worden. Seine
Habilitation erfolgte 1965 in Frankfurt am Main auf Grund der
Habilitationsschrift „Familienunterhaltsrecht im Wandel - Probleme und
Fernwirkungen einer Rechtsänderung“. Er wurde am 24. 5. 1966 in Gießen ernannt,
kurz vor der Ernennung Thilo Ramms vom 8. 6. 1966.
Herbert Jäger ist am 14.
5. 1928 in Hamburg geboren. Er wurde nach dem Studium in Hamburg und München
1956 in Hamburg mit der Dissertation „Der Gedanke des Rechtsgüterschutzes und
seine Anwendung auf Sittlichkeitsdelikte“ bei Rudolf Sieverts promoviert. Seine
Hamburger Habilitationsschrift, die er 1966 fertigstellte, befasste sich mit
„Massenverbrechen unter totalitärer Herrschaft“, nachdem schon 1962 seine
„Betrachtungen zum Eichmann-Prozess“ erschienen waren.
Außer diesen beiden Listen
beschloss die Fakultät eine Reihe von Gastvorlesungen und Gastvoträgen.
Einladungen sollten u. a. an Herbert Marcuse und Kahn-Freund ergehen. Den
Termin der Eröffnungsfeier legte sie auf den 17. 12. 1965 fest.
Zu dieser Feier erschienen
der hessische Ministerpräsident Dr. Georg August Zinn, Kultusminister Prof. Dr.
Ernst Schütte, Generalstaatsanwalt Fritz Bauer sowie zahlreiche andere
Repräsentanten des öffentlichen Lebens. Nach der Begrüßung durch den Rektor und
Dekan und einem Grußwort des Fachschaftsvorsitzenden berichteten Walter
Mallmann und Artur Woll über die Aufgaben der neuen Fakultät. Den Beschluss
bildete Engischs Vortrag über „Recht und Sittlichkeit in der Diskussion der
Gegenwart“.
Aus Mallmanns Vortrag ging
hervor, dass die Fakultät in erster Linie Studienfakultät sein wollte. Das
bedeutete nach seinen Worten vor allem Studienreformfakultät. Demnach sollte
der juristische Studienplan, den die Fakultät wenig später beschloss, auf die
pädagogisch-didaktische und wissenschaftliche Intensivierung des juristischen
Studiums sowie auf seine Straffung ausgerichtet sein, die durch sachgemäße
Anleitung den Studierenden, vernünftige Gliederung des Studienwegs und
sinnvolle Konzentration des Studienstoffes erreicht werden sollte. Demnach
sollte im ersten Semester eine Einführung in das juristische Denken und in die
Technik der wissenschaftlichen Arbeit erfolgen. Zugleich sollte parallel in die
drei Fächergruppen Privatrecht, Strafrecht und öffentliches Recht eingeführt
werden, wobei Arbeitsgemeinschaften die Vorlesung unterstützen sollten. Hinzu
kamen Vorlesungen über „Verfassungsgeschichte der Neuzeit“ und „Politische,
wirtschaftliche und soziale Entwicklung Deutschlands im 19. und 20.
Jahrhundert“. Im weiteren folgte der Studienplan weitgehend dem traditionellen
Aufbau des juristischen Studiums, versah aber zahlreiche weitere Vorlesungen
mit Arbeitsgemeinschaften. Auffällig ist vor allem die Einordnung des
Erbrechts, Verwaltungsrechts I, Gerichtsverfassungsrechts und
Strafprozessrechts schon in das dritte Semester sowie die Einordnung des
allgemeinen Teils des bürgerlichen Rechts erst in das vierte und der
historischen, soziologischen und philosophischen Vorlesungen erst in das fünfte
bis siebte Studiensemester. Zur besseren Ausnutzung der vorlesungsfreien Zeit waren
schriftliche Ferienarbeiten vorgesehen.
Neben diesem
grundsätzlichen Programm waren zahlreiche andere Angelegenheiten zu
entscheiden. So stellten sich die Fragen einer eigenen Schriftenreihe, wie sie
bald auch geschaffen wurde, einer Mitwirkung im Rahmen der rechts- und
wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft, der Führung eines Siegels oder der
Beschaffung von Talaren. Besondere Bedeutung kam darüber hinaus der Begründung
eines juristischen Seminars zu, da die alte Fakultätsbibliothek, soweit sie nicht
1944 ein Raub der Flammen geworden war, anscheinend anderen bis zur Gegenwart
noch nicht vollständig festgestellten Interessenten zugeteilt worden war. Hier
entschied die Fakultät sich für eine einheitliche juristische Bibliothek, als
deren geschäftsführender Direktor Spiros Simitis eingesetzt wurde.
Eine andere wichtige Frage
betraf die Promotionsordnung. Sie wurde am 3. Oktober 1966 in je einer
juristischen und wirtschaftswissenschaftlichen Fassung angenommen. Zur
ministeriellen Genehmigung wurde sie aus Gründen der Wahrung der Autonomie
nicht vorgelegt. Gleichwohl wurde nach ihr verfahren. Erster juristischer Doktor
wurde am 14. 7. 1967 Ramms Assistent Bertram Schmalfuß mit der Arbeit
„Betriebsübliche Leistungen“. Bis zur Umwandlung der Fakultät in Fachbereiche
erfolgten insgesamt 55 Promotionen.
Im übrigen wurde die
Fakultät personell weiter ausgebaut. Als nächster wurde Friedrich Kübler (* 19.
10. 1932 in Reutlingen) berufen, der nach Studien in Tübingen, Lausanne,
Reading und Bonn 1959 in Tübingen bei Ludwig Raiser mit der Arbeit „Eigentum
verpflichtet. Eine zivilrechtliche Generalklausel?“ promoviert worden war.
Seine Tübinger Habilitationsschrift von 1966 trug den Titel „Feststellung und
Garantie“. Ernannt wurde er in Gießen im Dezember 1966. Später befasste er sich
vor allem mit Rundfunkrecht, Gesellschaftsrecht und Fragen der Rechts- und
Verbandsfähigkeit.
Für den dritten
öffentlich-rechtlichen Lehrstuhl wurde unter dem Dekan Helmut Ridder eine
Berufungsliste Rupp, Kimminich, Kisker erstellt. Von diesen
Hochschullehrern-wurde Gunter Kisker berufen. Er ist am 20. 2. 1925 in
Bielefeld geboren und hatte in Göttingen Philosophie und Geschichte und in
Tübingen Rechtswissenschaft studiert. Dort war er 1962 mit der Arbeit „Die
Rückwirkung von Gesetzen - Eine Untersuchung zum angloamerikanischen und deutschen
Rechte“ bei Hans Schneider promoviert worden und hatte sich auf Grund der
Schrift „Insichprozess und Einheit der Verwaltung“ habilitiert.
Im Privatrecht wurde
Wolfgang Grunsky gewonnen, der am 19. 1. 1936 in Berlin geboren ist und nach
Studien in Mainz, Berlin, Freiburg und Tübingen dort 1963 mit einer
Dissertation über „Rangfragen bei dinglichen Rechten“ promoviert worden war.
Seine Tübinger, von Fritz Baur betreute Habilitationsschrift (Wintersemester
1966/67) betraf „die Veräußerung der streitbefangenen Sache“. In Gießen widmete
er sich vor allem dem Zivilprozessrecht, später dann besonders dem Recht der
Arbeitsgerichtsbarkeit.
Wohl nicht nur in
zufälliger Übereinstimmung mit dem Studienplan wurde dann auch ein
rechtshistorischer Lehrstuhl besetzt. Ihn nahm Dieter Schwab ein, der am 15. 8.
1935 in Würzburg geboren ist und nach Studien in München und Würzburg dort 1960
als Schüler Paul Mikats mit der Dissertation „Die geistigen Grundlagen der
Selbstverwaltungsidee des Freiherrn vom Stein“ den Grad eines Dr. jur. utr.
erwarb. Auch seine Bochumer Habilitation von 1966 betraf die neuere
Rechtsgeschichte (Die Verweltlichung des Eherechts durch die staatliche
Gesetzgebung der Neuzeit). Im Privatrecht galt sein Interesse dementsprechend
besonders dem Familienrecht.
Im Strafrecht schließlich
wurde Klaus Tiedemann berufen. Er stammt aus Unna (* 1. 4. 1938) und war nach
Studien in Göttingen, Freiburg, Poitiers und Münster dort über „die
Rechtsstellung des Strafgefangenen nach französischem und deutschem
Verfassungsrecht“ promoviert worden. Danach hatte er sich als einer der ersten
dem Nebenstrafrecht zugewandt und sich im Sommersemester 1968 bei Peters in
Tübingen habilitiert („Tatbestandsfunktionen im Nebenstrafrecht. Untersuchungen
zu einem rechtsstaatlichen Tatbestandbegriff, entwickelt am Problem des
Wirtschaftsstrafrechts“). Auch in Gießen befasste er sich in der Folge
besonders mit dem Wirtschaftsstrafrecht.
Inzwischen war die
ursprünglich anvisierte Größe der Fakultät schon überschritten. Statt der
anfangs ins Auge gefassten 9 juristischen Lehrstühle zählte sie bereits deren
12. Auch diese Zahl erwies sich aber als zur ausreichenden Betreuung der
Fachgebiete und zur Gewährung von Forschungssemestern noch ungenügend.
Deshalb wurde als nächstes
ein vierter öffentlich-rechtlicher Lehrstuhl mit Christoph Sasse besetzt, der
auf Grund seiner praktischen Tätigkeit in der europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft insbesondere auch das europäische Gemeinschaftsrecht
vertreten konnte. Er war am 6. 9. 1930 in Berlin geboren und hatte 1958 in
Marburg über das romanistische Thema „die Constituio Antoniniana“, für die ein
Gießener Papyrusfragment eine besondere Rolle spielt, den Doktorgrad erworben.
Seit 1963 war er als Rechtsberater der EWG-Kommission tätig gewesen.
Von den historischen
Rechtsdisziplinen fehlte noch gänzlich das römische Recht. Für die Besetzung
eines diesbezüglichen Lehrstuhls gelang es der Fakultät, Alfred Söllner zu
gewinnen, der sich sowohl im römischen Recht wie auch im Arbeitsrecht bereits
besonders ausgezeichnet hatte. Er ist am 5. 2. 1930 in Frankfurt am Main
geboren und dort 1958 mit der romanistischen Dissertation „Die causa im
Kondiktionenrecht des Mittelalters bei den Glossatoren, Kommentatoren und Kanonisten“
promoviert worden. Seine Habilitation als Schüler Coings und Iseles erfolgte
1966 auf Grund der Arbeiten „Einseitige Leistungsbestimmung im
Arbeitsverhältnis“ und „Zur Vorgeschichte und Funktion der actio rei uxoriae“.
Im gleichen Jahr war er nach Kiel berufen worden und hatte dort sein
erfolgreiches Studienbuch des Arbeitsrechts und seine didaktisch besonders
gelungene römische Rechtsgeschichte erarbeitet.
Die mit der Berufung
Söllners erreichte vorläufige Vervollständigung der juristischen Abteilung der
Fakultät wurde allerdings gleichzeitig dadurch bedroht, dass jetzt die ersten der
Gründer die Fakultät schon wieder verließen. So folgte Spiros Simitis im
Frühjahr 1970 einem Ruf nach Frankfurt am Main und wenig später Kübler einem
Ruf nach Konstanz. Dieckmann und Jäger gingen bald darauf nach Freiburg im
Breisgau bzw. Frankfurt am Main.
Allerdings war im übrigen
bereits eine gewisse Verwurzelung eingetreten. So hatte die Fakultät 1967 unter
dem Dekan Woll das Gelände an der Licher Straße bezogen, wenn auch noch immer
einzelne juristische Lehrstühle in der Bergstraße (Hein-Heckroth-Straße), der
Jheringstraße sowie der Ludwigstraße verblieben waren, die später bis auf fünf Lehrstühle
doch noch in die Licher Straße umzogen. Am 26. 6. 1968 hatte die Fakultät unter
dem Dekan Ramm gemäß § 14 der Übergangsbestimmungen der Universitätssatzung
Übergangsbestimmungen für die Fakultät beschlossen und sich in zwei Sektionen
(Abteilungen) aufgeteilt, die jährlich wechselnd den Dekan stellen und
weitgehende Zuständigkeit haben sollten. Die Zahl der juristischen Studenten
war bis zum Wintersemester 1971/72 auf 705 gewachsen und hatte damit die Größe
der Vorkriegsfakultät längst übertroffen. Von diesen Studenten hatten 1969 auch
bereits 14 ihre erste juristische Staatsprüfung abgelegt. Das bis 1968 von
Spiros Simitis, dann von Grunsky betreute Seminar, in das die Bibliothek des
Lehrstuhls für die Wissenschaft von der Politik eingebracht worden war, wurde
im Frühjahr 1966 in der Gutenbergstraße 6 und im Frühjahr 1968 in der Licher
Straße 74 (Haus 2) eingerichtet. Bis 1970 hatte es fast 50.000 Bände erworben
und 400 Zeitschriften bestellt. Durch eine von Thilo Ramm angeregte
Ringvorlesung über „Nationalsozialismus und Recht“ war die Fakultät auch in der
Öffentlichkeit hervorgetreten. Mit dem Senatspräsidenten beim
Bundesverwaltungsgericht Külz war ein erster Honorarprofessor ernannt worden.
Walter Schmidt hatte sich mit der von Ridder und Mallmann begutachteten Schrift
„Gesetzesvollziehung durch Rechtsetzung“ und dem Probevortrag „Wahlrecht und
Öffentlichkeit in der parlamentarischen Demokratie“ 1968 für Verfassungs- und
Verwaltungsrecht habilitiert, Harro Otto 1969 mit der von Frau Brauneck und
Tiedemann begutachteten Habilitationsschrift „Die Struktur des strafrechtlichen
Vermögensschutzes“ und dem Probevortrag „Die Verwertung rechtswidrig erlangter
Beweise im Strafverfahren“ für Strafrecht und Strafprozessrecht, wozu 1970 noch
die Rechtsphilosophie kam, und Klaus Kröger 1970 mit der von Ridder und
Mallmann begutachteten Habilitationsschrift „Die Ministerverantwortlichkeit in
der Verfassungsordnung der Bundesrepublik Deutschland“ und dem Probevortrag
„Die heutige Bedeutung des Gewaltenteilungsprinzips“. Dabei war nach einem
Beschluss der Fakultät, in der seit 1967 jeweils auch ein, später jeweils zwei
Assistenten und Studenten mitwirkten, die Habilitationsordnung der
rechtswissenschaftlichen Fakultät der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität
Frankfurt am Main sinngemäß angewandt worden, wie dies auch bei den späteren
Habilitationen geschah.
Gewisse Krisen spiegeln
die Protokolle der Sitzungen nur unzulänglich wieder. Gelegentlich ist von der
Schließung des Seminars infolge Personalmangels sowie von Streiks der Studenten
oder vom Fernbleiben von Sektionssitzungen die Rede. Am 13. 2. 1970 trat der
Prodekan Ramm als Sektionsleiter zurück, weil die Sektion seinem Wunsch nach
Beantragung eines achten zivilrechtlichen Lehrstuhles nicht uneingeschränkt
Rechnung trug. Schon in der nächsten Sitzung wurden dann drei weitere
Lehrstühle angemeldet, nämlich der achte zivilrechtliche, der fünfte
öffentlichrechtliche sowie der vierte strafrechtliche Lehrstuhl.
In der schwierigen Frage
der Einführung der einstufigen Juristenausbildung, wie sie zur Befriedigung des
Reformbedürfnisses seit den 60er Jahren in verschiedenen Bundesländern in
Angriff genommen worden war, entschied sich die Sektion am 27. 1. 1971 gegen
die Durchführung dieser Ausbildung in Gießen. Demgegenüber zog sie es vor, ihr
eigenes Studienmodell zu intensivieren und die Einführungsveranstaltungen
grundsätzlich in Kleingruppen durchzuführen, wobei auch studentische Tutoren
Gruppenleiter sein können sollten und die Kleingruppenarbeit auf vorbereitetem
Studienmaterial aufbauen sollte. Zur Erarbeitung von Studienmaterial sollte
nach dem Vorschlag Thilo Ramms, der in den Jahren 1969/70 seine dreiteilige
neuartige und außerordentlich anregende, Anfänger aber vielfach doch
überfordernde Einführung in das Privatrecht vorlegte, für die Professoren und
die wissenschaftlichen Mitarbeiter ein Jahresturnus zwischen Lehre und
intensiver Lehrvorbereitung eingeführt werden. Besonderer Wert war in den
Einführungsveranstaltungen darauf zu legen, dass der traditionelle Stoff
juristischer Ausbildung durch die Diskussion gesellschaftswissenschaftlicher Literatur,
die die Zusammenhänge von Recht und Gesellschaft erhellt, in Frage gestellt
wird. Für die Zukunft war eine Trennung von Grund- und Schwerpunktausbildung,
eine Aufhebung der Trennung von Studium und praktischem Vorbereitungsdienst
sowie eine Anrechnung von Prüfungsleistungen während der Ausbildung auf die
Abschlussprüfung angestrebt.
C
Einen tiefgreifenden
Einschnitt in die kurze Geschichte der neuen Fakultät brachten das
Hochschulgesetz und das Universitätsgesetz vom 12. 5. 1970, die zusammen das ältere,
hochschulpolitisch zurückhaltende Gesetz über die wissenschaftlichen
Hochschulen des Landes Hessen vom 16. 5. 1966 ablösten und in stärkerem Umfang
Reformvorstellungen verwirklichten. Hatte das ältere Hochschulgesetz noch
Rektor und Fakultäten gekannt, so ersetzte das neue Universitätsgesetz diese
durch Präsident und Fachbereiche. Darüber hinaus regelte es selbst, wo das
ältere Hochschulgesetz noch den Universitäten Autonomie gewährt hatte. Wichtig
war das insbesondere für die Frage der Mitwirkung in den Kollegialorganen,
wobei § 24 II des Universitätsgesetzes für die neue Fachbereichskonferenz, die
dann 1975 durch den Fachbereichsrat ersetzt wurde, folgende Besetzung
vorschrieb: Die Fachbereichskonferenz besteht aus allen Professoren des
Fachbereichs, die nicht beurlaubt sind, aus Vertretern der - durch das Gesetz
neu geschaffenen - Dozenten, der Studenten und der wissenschaftlichen
Bediensteten im Verhältnis 5 : 1 : 3 : 1 sowie aus einem Vertreter der weiteren
Bediensteten - bzw. gem. § 24 IV bis zu fünf weiteren Bediensteten -. Danach
hatten Dozenten, Studenten und wissenschaftliche Mitarbeiter zusammen
grundsätzlich ebenso viele Stimmen wie die Professoren und zusammen mit einem
weiteren Bediensteten eine Mehrheit, was in den Jahren bis zur Revision dieser
Paritäten auch durchaus zum Tragen kam. Allerdings musste der Dekan aus dem
Kreise der Professoren gewählt werden.
Die erste Sitzung dieser
neuen Fachbereichskonferenz fand am 1. 7. 1971 statt. Dozenten neuer Art
fehlten noch, bis mit Wirkung vom 1. 10. 1972 die wissenschaftlichen
Mitarbeiter Jung, Lopau, Meyer, Quensel, Schwabe und Wahsner – 1974 noch Berz -
zu Dozenten ernannt wurden. Zu ihrem ersten Dekan wählte die
Fachbereichskonferenz Wolfgang Grunsky.
Zu den mit dieser
Umstellung verbundenen Schwierigkeiten kam hinzu, dass die zunächst geplante
Neubebauung mit einem Gesamtbauvolumen von rund 10 Millionen DM in ihrer
reduzierten Form im Herbst 1971 zum Abschluss gekommen war, so dass ein
erneuter Umzug des Seminars, zu dessen geschäftsführenden Direktorin nunmehr
Frau Brauneck gewählt wurde, bevorstand. Weiter hatte im Zuge der allgemein auf
Zuwachs ausgerichteten Bildungsplanung die hessische Verwaltung die Perspektive
„Hessen 80“ entworfen, die im Gegensatz zu den Nachkriegsjahren nicht von der
Überflüssigkeit Gießens ausging, sondern einen gegenüber der Neuerrichtung
erheblich verstärkten Ausbau vorsah.
Außerdem waren mit Spiros
Simitis, Kübler und Dieckmann bereits die ersten Gießener Professoren wieder
ausgeschieden, denen mit Jäger, Tiedemann, Schwab, Sasse und Grunsky bald
weitere folgten. Wichtigste Aufgabe war daher zunächst die erneute
Vervollständigung des Lehrkörpers.
Den ersten Schritt hatte
noch die juristische Sektion unternommen, als sie als Nachfolger von Spiros
Simitis Thomas Raiser vorschlug, einen Neffen Ludwig Raisers. Thomas Raiser ist
am 20. 2. 1935 in Stuttgart geboren und war nach dem Studium der Philosophie
und der Rechtswissenschaft in Tübingen, Bonn, Berlin und München in Tübingen
1962 mit der Dissertation „Haftungsbegrenzung nach dem Vertragszweck.
Untersuchung über die Tragweite der Theorie von der Haftungsbegrenzung nach dem
Schutzzweck der verletzten Norm im Vertragsrecht“ promoviert-worden. In seiner
unternehmensrechtlichen Hamburger Habilitationsschrift des Jahres 1969 („Das
Unternehmen als Organisation, Kritik und Erneuerung der juristischen
Unternehmenslehre“) bewies er schon sein besonderes Interesse an der
Rechtssoziologie, das bald auch in einer sehr gelungenen Einführung in die
Rechtssoziologie zum Ausdruck kam. Im übrigen widmete er sich in der Folge
insbesondere dem Mitbestimmungsrecht und dem Unternehmensrecht.
Für die Nachfolge Küblers
entschied sich die Fachbereichskonferenz, nachdem schon die Sektion ihre
grundsätzliche Bereitschaft erklärt hatte, griechische Professoren einzuladen,
deren politische Situation durch eine solche Einladung verbessert werden
konnte, für Konstantin Simitis, den jüngeren Buder von Spiros Simitis.
Konstantin Simitis ist am 23. 6. 1936 in Athen geboren und hatte in Marburg und
London Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft studiert. Danach war er
1959 in Marburg mit der Dissertation „Gute Sitten und ordre public. Ein
kritischer Beitrag zur Anwendung des § 138 I BGB“ promoviert worden. Im Jahre
1971 hatte er sich in Konstanz kumulativ habilitiert.
Die Stelle Dieckmanns
wurde auf Beschluss der Fachbereichskonferenz Eberhard Wieser übertragen, der
am 23. 2. 1935 in Ludwigshafen geboren ist. Seine Würzburger Dissertation von
1963 befasst sich mit dem Thema „Das Recht des Nebenintervenienten“. Die
Würzburger von Habscheid betreute Habilitationsschrift (1970) betrifft „Das
Rechtsschutzinteresse des Klägers im Zivilprozess“. Das besondere Interesse
Eberhard Wiesers gilt neben dem Zivilprozessrecht, das er auch bibliographisch
erfasste, den didaktischen Bemühungen um die Studienanfänger, für die er in
Gießen mit seiner „Übung im bürgerlichen Recht für Anfänger“ ein interessantes
neuartiges Textbuch schuf.
Im Strafrecht waren nach
dem Weggang Jägers und Tiedemanns gleichzeitig zwei Professuren frei. Zudem
erhielt der Fachbereich zum 1. 5. 1972 die vierte strafrechtliche und die achte
zivilrechtliche Professur bewilligt. Bei der Besetzung der strafrechtlichen
Professuren gelang es dem Fachbereich dabei, drei Professoren anderer Universitäten
zu gewinnen. Von diesen ist Peter Cramer, der Nachfolger Jäger, am 13. 1. 1932
in Böblingen geboren. Er hatte nach dem Studium in Tübingen und München 1960 in
Tübingen mit der Dissertation „Der Vollrauschtatbestand als abstraktes
Gefährdungsdelikt“ den Doktorgrad erworben. Im Anschluss an seine Tübinger
Habilitation „Vermögensbegriff und Vermögensschaden im Strafrecht“ im Jahre
1966 war er 1967 nach Bochum berufen worden und hatte sich rasch zum besonderen
Kenner des Straßenverkehrs- und Ordnungswidrigkeitenrechts entwickelt, daneben
mit Kollegen aber auch die Fortführung des bekannten Strafrechtskommentares von
Schönke/Schröder übernommen. Theo Vogler, der Nachfolger Tiedemanns, ist am 23.
4. 1929 in Gladbeck geboren und war nach dem Studium in Münster und Freiburg im
Breisgau dort 1959 mit der Dissertation „Die Rechtskraft des Strafbefehls“
promoviert worden Seine während der Tätigkeit am Max-Planck-Institut für
ausländisches und internationales Strafrecht bei Jescheck in Freiburg im
Breisgau entstandene Habilitationsschrift des Jahres 1968 beschäftigte sich mit
dem Thema „Auslieferungsrecht und Grundgesetz“, weitere Arbeiten vor allem mit
internationalem Strafrecht. 1971 war er einem Ruf an die Freie Universität
Berlin gefolgt, von der er 1974 nach Gießen wechselte.
Otto Triffterer
schließlich ist am 11. 2. 1931 in Osterfeld bei Oberhausen geboren und hatte
nach dem Studium von Rechtswissenschaft, Soziologie und politischen
Wissenschaften in Freiburg im Breisgau und Harvard (USA) 1962 in Freiburg im
Breisgau mit der Dissertation „Dogmatische Untersuchungen zur Entwicklung des
materiellen Völkerstrafrechts seit Nürnberg“, die ebenfalls im Freiburger
Max-Planck-Institut Jeschecks entstanden war, den Doktorgrad erlangt. 1970 war
er als außerordentlicher Professor nach Bielefeld berufen worden, von wo er
1973 nach Gießen kam. Dort übernahm er bald die Aufgabe des Vizepräsidenten der
Universität. Zum 31. 12. 1979 entschied er sich für einen Wechsel nach
Salzburg.
Den parallel zur
Errichtung des vierten strafrechtlichen Lehrstuhls geschaffenen achten
zivilrechtlichen Lehrstuhl besetzte der Fachbereich 1973 mit Jürgen Rödig.
Dieser war am 16. 10. 1942 in Überlingen geboren und hatte in Freiburg im
Breisgau und München Rechtswissenschaft, Philosophie und mathematische Logik
studiert. Dass ihn diese Kombination besonders interessierte, zeigt sowohl
seine Dissertation des Jahres 1969 (Die Denkform der Alternative in der
Jurisprudenz) wie auch seine schon 1972 fertiggestellte Habilitationsschrift
(Untersuchungen zur Struktur gerichtlicher Prozesse), die beide in Köln unter
der Betreuung Ulrich Klugs entstanden waren. Diese und seine weiteren Arbeiten,
die sich insbesondere auch mit der Gesetzgebungstheorie und Rechtsinformatik
beschäftigten, erwiesen ihn als einfallsreichen, zu großen Hoffnungen
berechtigenden Hochschullehrer. Sein jäher tragischer Unfalltod am 13. 11. 1975
traf daher den Fachbereich besonders hart.
Der fünfte
öffentlichrechtliche Lehrstuhl blieb dem Fachbereich zunächst verwehrt. Weil
sich aber eine bescheidener eingestufte H 2-Stelle im öffentlichen Recht als
unbesetzbar erwies und sich zudem mit der Verwaltungswissenschaft ein bisher in
Gießen noch nicht vertretenes Forschungsgebiet nachweisen ließ, gelang es nach
längeren Verhandlungen 1977 doch noch, eine entsprechende Professur für den
Fachbereich zu gewinnen. Sie wurde mit Klaus Lange besetzt, der am 6. 8. 1939
in Dessau geboren ist und nach dem Studium der Rechtswissenschaft,
Wirtschaftswissenschaft und Soziologie in Marburg, Paris, München und Göttingen
1967 in Göttingen über „Die Organisation der Region“ promoviert worden war und
1972 sich mit der von Werner Weber betreuten Habilitationsschrift „Verkehr und
öffentliches Recht. Öffentlich-rechtliche Strukturen und Probleme des
Binnenverkehrssystems der Bundesrepublik Deutschland“ habilitiert hatte. 1975
war er als wissenschaftlicher Rat und Professor nach Bochum berufen worden, von
wo er 1978 nach Gießen kam.
Neben dieser Besetzung neu
errichteter Lehrstuhle hatte der Fachbereich eine ganze Reihe weiterer
Professuren wiederzubesetzen, die durch Weggang oder Emeritierung frei geworden
waren. Die Emeritierung betraf zum 30. 9. 1973 Walter Mallmann, dem der
Fachbereich zu seinem 70. Geburtstag eine Festschrift widmete, und zum 31. 3.
1976 Frau Brauneck.
Nachfolger Mallmanns wurde
Friedrich von Zezschwitz, der am 5. 1. 1935 in Königsberg geboren ist und nach
einem Semester Mathematik in Tübingen, München und Marburg Rechtswissenschaft
studiert hatte. Seine von Rupp betreute Marburger Dissertation des Jahres 1967
beschäftigt sich mit dem „Gemeinwohl als Rechtsbegriff“. Seine Habilitation
erfolgte 1973 in Mainz, wo er 1972 zum Assistenzprofessor ernannt worden war.
In Gießen, wohin er 1974 kam, löste er alsbald Frau Brauneck als
geschäftsführende Direktorin des Juristischen Seminares ab und bemühte sich
entschieden und erfolgreich um dessen organisatorische Konsolidierung.
Besonderen Erfolg fand auch seine Sammlung der ausgewählten Landesgesetze
Hessens.
Nachfolger Frau Braunecks
wurde Arthur Kreuzer, der am 26. 9. 1938 in Hamburg geboren ist, dort 1965 bei
Henkel über „Ärztliche Hilfeleistungspflicht bei Unglücksfällen im Rahmen des §
330c StGB“ promoviert worden war und sich 1975 mit der zeitweise neben einer
praktischen Tätigkeit als Staatsanwalt bzw. Richter erstellten
Habilitationsschrift über „Drogen und Delinquenz. Eine
jugendkriminologisch-empirische Untersuchung der Erscheinungsformen und
Zusammenhänge“ habilitiert hatte. In Gießen beschäftigte er sich insbesondere
weiter mit der Jugendrauschdrogenkriminalität. Trotz eines Rufes nach Trier
entschied er sich 1981 für ein Verbleiben in Gießen.
In die Zeit zwischen
diesen beiden Emeritierungen fiel der Weggang von vier Professoren des
Fachbereichs. Als Nachfolger des nach Regensburg berufenen germanistischen
Rechtshistorikers Dieter Schwabs wählte der Fachbereich Gerhard Köbler aus.
Dieser ist am 20. 4. 1939 in Fürth geboren und hatte nach dem Studium der
Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Sozialwissenschaft in Erlangen und
Göttingen dort 1964 bei Karl Kroeschell über „Civis und ius civile im deutschen
Frühmittelalter“ den Doktorgrad erworben. Seine Habilitationsschrift
bearbeitete das Thema „Das Recht im frühen Mittelalter“. Sein Interesse
konzentriert besondere auf die Rechtssprachgeschichte.
Als Nachfolger Christoph
Sasses, der nach Hamburg gegangen, war und zeitweise am Europäischen
Hochschulinstitut in Florenz lehrte, wo er am 26. 2. 1979 bei einem
Motorradunfall tödlich verunglückte, berief der Fachbereich Heinhard Steiger,
der am 22. 6. 1933 in Ratibor geboren ist. Er hatte in Freiburg im Breisgau,
Paris, Münster, Harvard, wo er den Master of Laws erwarb, und Cambridge (Mass.)
studiert. 1963 promovierte er in Münster bei Scupin über „Die Unabhängigkeit
der Rechtssetzung der Europäischen Gemeinschaften“. 1973 hatte er sich mit der
Arbeit „Organisatorische Grundlagen des parlamentarischen Regierungssystems.
Eine Untersuchung zur rechtlichen Stellung des deutschen Bundestages“ ebendort
habilitiert.
Besondere Schwierigkeit
bereitete dann die Wiederbesetzung der durch den Weggang Grunskys nach
Bielefeld und die Rückkehr Konstantin Simitis’ nach Griechenland freigewordenen
Lehrstühle, da sich jeweils mehrere Listen ergebnislos erschöpften, indem
Ordinarien es vorzogen, an ihrer Heimatuniversität zu bleiben und
Nichtordinarien im Falle der Wahl an andere Universitäten gingen. So konnte
erst vier Jahre nach Wolfgang Grunskys Ausscheiden dessen Professur mit
Meinhard Heinze besetzt werden. Dieser ist am 7. 6 1943 in Aachen geboren und
hatte nach dem Studium in Tübingen dort 1973 mit einer Dissertation über „Die
Rechtsnachfolge im Unterlassen. Ein Beitrag zur dogmatischen Struktur des
Unterlassungsanspruchs § 1004 I 2 BGB und der Rechtsnachfolge“. den Doktorgrad
erworben. Seine von Gitter betreute Habilitation war 1977 in Bochum auf Grund
der Arbeit „Einstweiliger Rechtsschutz im Arbeits- und Wirtschaftsrecht“.
erfolgt. In Gießen erwarb er sich rasch die Begeisterung der Studenten, so dass
der Fachbereich einen besonders schweren Verlust erlitten hätte, wenn Meinhard
Heinze den an ihn 1981 ergangenen Ruf nach Berlin nicht ausgeschlagen hätte.
Auch bei der Nachfolge
Simitis verstrichen bis zur Wiederbesetzung durch Uwe Blaurock mehr als drei
Jahre. Uwe Blaurock ist am 4. 2. 1943 in München geboren und war nach dem Studium
in Würzburg und Freiburg im Breisgau bei Hans Thieme 1970 in Freiburg über „Die
Schutzrechtsverwarnung“ promoviert worden. Seine durch von Caemmerer betreute
Freiburger Habilitationsschrift des Jahres 1977, die er neben seiner Tätigkeit
als geschäftsführender Sekretär der Gesellschaft für Rechtsvergleichung erstellte,
befasst sich mit dem Thema „Die Unterbeteiligung und Treuhand an
Gesellschaftsanteilen. Formen mittelbarer Teilhabe an
Gesellschaftsverhältnissen“.
Als Nachfolger Rödigs berief
der Fachbereich Günter Weick, der am 21. 9. 1937 in Marienwerder geboren ist.
Er war nach dem Studium in Frankfurt am Main dort 1970 mit der Dissertation „Der
Boykott zur Verfolgung nichtwirtschaftlicher Interessen“ promoviert worden.
Seine Frankfurter Habilitationsschrift des Jahres 1976 war unter dem Einfluss
Helmut Coings der Rechtsvergleichung auf dem besonders unübersichtlichen Gebiet
der allgemeinen Geschäftsbedingungen gewidmet („Vereinbarte Standardbedingungen
im deutschen und englischen Bauvertragsrecht“).
Noch ehe so die Lücken
gänzlich geschlossen waren, entschied sich Thilo Ramm nicht ganz leichten
Herzens, einem Ruf an die Fernuniversität Hagen zu folgen und damit ein völlig
neues, keineswegs gewisses Feld zu betreten. Für ihn konnte als Nachfolger Jan
Schapp gewonnen werden. Er ist am 31. 10. 1940 in Aurich geboren und hatte in
Göttingen und Münster Rechtswissenschaft und Philosophie studiert. In Bochum
erwarb er 1966 mit der Dissertation „Sein und Ort der Rechtsgebilde. Eine
Untersuchung über Eigentum und Vertrag.“ den Doktorgrad der Philosophie. Als
Schüler Harry Westermanns hat er sich 1977 in Münster mit der Arbeit „Das
Verhältnis von öffentlichem und privatem Nachbarrecht“ habilitiert.
Kaum war mit der Besetzung
dieser privatrechtlichen Lehrstühle die Professorenschaft nach langer Zeit
wieder vervollständigt worden so ergab sich eine erneute, Vakanz durch den
Weggang Otto Triffterers nach Salzburg. Als sein Nachfolger konnte Gerhardt
Grebing gewonnen werden der am 21. 11. 1942 in Halsdorf bei Marburg geboren
war. Er hatte nach dem Studium in Marburg und Tübingen 1973 in Freiburg im
Breisgau über „die Untersuchungshaft. in Frankreich“ den juristischen
Doktorgrad erworben. Auch seine Freiburger Habilitationsschrift des Jahres 1977
betraf ein rechtsvergleichendes Thema „Die Geldstrafe. Untersuchung der
deutschen Geldstrafenreform in rechtsvergleichender Sicht“. Von Freiburg im
Breisgau aus war er rasch auf eine H 3-Professor nach Heidelberg berufen
worden.
Von den Privatdozenten der
alten Fakultät hatten Harro Otto und Walter Schmidt schon zu Beginn der 70er
Jahre auswärtige Rufe erhalten. Von den durch das Universitätsgesetz des Jahres
1970 als Hochschullehrer eingeordneten Dozenten wurden einige vom Fachbereich
habilitiert, während andere Rufen nach Bremen (Meyer, Quensel, Wahsner) folgten
oder in die Praxis gingen. Die erste Habilitation betraf Stephan Quensel (*Heidelberg
14. 5. 1936), der 1972 auf Grund einer zusammenfassenden Würdigung seiner
Schriften für Kriminologie, Recht der Strafen und Maßregeln sowie
Strafvollzugswissenschaft habilitiert wurde. Auch die nächste Habilitation
erfolgte für Kriminologie und Kriminaltherapie (Heinrich Christ, Therapeutische
Gruppenbehandlung delinquenter Jugendlicher in einer Strafanstalt, 1976). Für
Staats- und Verwaltungsrecht habilitierte sich 1978 Jürgen Schwabe (*Koblenz 7.
6. 1937 „Untersuchungen zur Dogmatik negatorischer Grundrechte“), der bald
darauf als C 2-Professor nach Hamburg ging. Für bürgerliches Recht,
Arbeitsrecht und Privatrechtsgeschichte der Neuzeit habilitierte sich im Jahre
1978 Wolfgang Hromadka (*Aussig 26. 12. 1937 „Die leitenden Angestellten“), der
seine Arbeit neben seiner Tätigkeit als leitender Angestellter bei dem
Industrieunternehmen Messer-Griesheim verfasst hatte und danach im Fachbereich
als Privatdozent lehrte. Ulrich Berz (*Bochum 3. 2. 1944 „Formelle
Tatbestandsverwirklichung und materialer Rechtsgüterschutz“) erlangte 1979 die
Habilitation für die Fächer Strafrecht und Strafprozessrecht und wurde am 9. 8.
1981 auf eine C 3-Professur nach Bochum berufen. Eberhard JUNG (*Berlin-Pankow
14. 9. 1940 „Das Recht auf Gesundheit als Leitidee des Gesundheitsrechts“)
habilitierte sich 1980 für die Fächer bürgerliches Recht, Sozialrecht und
Arbeitsrecht.
Die an das
Hochschulrahmengesetz angepasste Fassung des Universitätsgesetzes vom 6. 7.
1978 kannte keine Dozenten der genannten Art mehr. Sie hatte aber ihrerseits
den Hochschulassistenten vorgesehen. Von den vier hierfür am Fachbereich
vorhandenen Stellen war die erste kurzfristig mit Reinhard Damm besetzt, der
aber rasch einem Ruf an die zweite Hamburger juristische Fakultät folgte. 1981
wurde je eine Stelle für Zivilrecht (Harald Kindermann) und öffentliches Recht
(Thomas Bruha) besetzt.
Blickt man zum
Universitätsjubiläum auf die kurze Nachkriegsgeschichte der Rechtswissenschaft in
Gießen zurück, so sieht man ein gelungenes Wagnis, mit dem letztlich aber nur
eine historische Verpflichtung eingelöst worden ist. Die Fakultät bzw. der
Fachbereich unter den Dekanen Grunsky (7. 7. 1971-15. 7. 1972), Schwab (16. 7.
1972-15. 7. 1973), Ridder (16. 7. 1973-31. 8. 1973), Kisker (1. 9. 1973-31. 8.
1974), Söllner (1. 9. 1974-31. 8. 1975), Raiser (1. 9. 1975-31. 8. 1976),
Wieser (1. 9. 1976-31. 8. 1977), Steiger (1. 9. 1977-31. 8. 1978), Vogler (1.
9. 1978-31. 8. 1979), von Zezschwitz (1. 9. 1979-31. 8. 1980), Köbler (1. 9.
1980-31. 8. 1981 und Weick (ab 1. 9. 1981) ist auf 17 Professuren mit 29
wissenschaftlichen Mitarbeitern gewachsen. Die Zahl der Studenten ist von 23 (1965)
über 624 (1970/71) und 1132 (1975) auf 1607 (1980) gestiegen und eine weitere
Zunahme steht bevor. Ihr Studium richtet sich seit dem Wintersemester 1974/5
nach einem verbesserten Studienplan vom 24. 10. 1974/23. 1. 1975. Die Zahl der
erfolgreichen Prüfungen in der ersten juristischen Staatsprüfung hat sich von
14 (1969) über 105 (1975) auf 209 (1980) erhöht. Von 1971 bis 31. 8. 1981 sind
93 juristische Promotionen abgeschlossen worden, wobei seit dem 1. 2. 1980 eine
neue Promotionsordnung galt, die statt des Rigorosums die Disputation kennt.
Der Buchbestand des
Juristischen Seminars hat sich, obwohl seit Gründung des Fachbereichs dessen
ordentliche Haushaltsmittel trotz steigender Studentenzahlen unverändert
geblieben waren, auf 92000 Einzelbände und je 350 laufende Zeitschriften und Loseblattwerke
erhöht.
Der Fachbereich hat mit
Erwin Stein und Hermann Heußner sowie seit 26. 4. 1982 mit Otto Rudolf Kissel,
dem Präsidenten des Bundesarbeitsgerichts, verdiente und angesehene Praktiker
als Honorarprofessoren für sich gewonnen. Am 4. 2. 1981 hat er nach langen
Jahren der Zurückhaltung dem früheren Vizepräsidenten des Bundessozialgerichtes
Kurt Brackmann die juristische Ehrendoktorwürde verliehen. Die Verbindung zur
Praxis ist in der Form der Durchführung von Praktikerseminaren (Alfred Söllner,
Meinhard Heinze), der Tätigkeit als Richter (Friedrich von Zezschwitz, Thomas
Raiser) und der Mitarbeit in der Mittelhessischen Gesellschaft für Recht und
Wirtschaft (Thilo Ramm, Thomas Raiser) gesucht und gefunden worden. Die
Gründung eines Zentrums für Recht und Wirtschaft hat der Fachbereich in
Aussicht genommen und einen Anschluss an das Datenverarbeitungssystem JURIS des
Bundesjustizministeriums in Zusammenhang mit den Bleibeverhandlungen Meinhard
Heinzes gesichert.
Obgleich es allmählich
gelungen ist, das Ansehen des Fachbereichs derart zu vermehren, dass mit Alfred
Söllner, Peter Cramer und Theo Vogler auch über die Gründungsphase hinaus
angesehene Ordinarien nach Gießen gekommen sind und wieder mit Alfred Söllner
und Peter Cramer, aber auch mit Thomas Raiser, Arthur Kreuzer und Meinhard
Heinze Gießener Professoren auswärtige Rufe an bekannte Universitäten abgelehnt
haben, kann die Freude nicht ungetrübt sein. Zwar hat der Gesetzgeber gewisse
Mängel seiner Hochschulgesetzgebung im Laufe der Jahre korrigiert. Zugleich hat
er aber die Autonomie der Hochschulen immer stärker beschnitten. Noch
bedrängender ist darüber hinaus die Entwicklung der finanziellen Situation, zu
der sowohl die verfehlte Politik als auch die energiewirtschaftlichen
Verknappungen geführt haben. Der Staat, der die Jugend an die Universitäten
lockte, scheint nicht mehr in der Lage zu sein, die von ihm geweckten
Hoffnungen zu erfüllen. Wie sonst käme er dazu, die Mittel für
wissenschaftliche Hilfskräfte für den Fachbereich von 426 akademischen
Berechnungseinheiten des Jahres 1972 auf zunächst 80 Prozent von 324
akademischen Berechnungseinheiten, die nur nach massivsten Protesten wenigstens
wieder auf 100 Prozent aufgestockt wurden, zu senken, obwohl in der gleichen
Zeit die Zahl der seit 1975 durch die zentrale Vergabestelle zugewiesenen
Studenten sich derart erhöhte, dass 1980 1607 Studenten studierten, wo dies
1972 742 taten und 1981/82 400 Anfänger beginnen sollen, wo der größte Hörsaal
des Fachbereichs nur 291 Plätze aufweist? Und wie sonst wäre es möglich, dass
der Staat, dem eben noch die Erhöhung der Mittel für Hilfskräfte von 80 Prozent
des Vorjahresstandes auf 100 Prozent abgerungen wurde, im nächsten Augenblick
sich mit einer Sperre von 10 Prozent der Geldmittel schadlos hält? Möge der
Fachbereich inzwischen so gefestigt sein, dass auch dies ohne allzu großem
Schaden an ihm vorübergeht und er eines Tages zu seinem Ansatzpunkt
„Modellfachbereich“ zu sein, zurückfinden kann.
3. Kapitel Die Vorlesungen
A
Zwischen dem Wintersemester
1607/08 und dem Sommersemester 1982 liegen 375 Jahre. Rechnerisch umfasst
dieser Zeitraum daher 750 Semester. Theoretisch sind daher an sich auch 750
Vorlesungsverzeichnisse zu erwarten.
Allerdings darf dabei
nicht übersehen werden, dass das Vorlesungsverzeichnis als Quelle der
Universitätsgeschichte zeitlich weder mit der Gründung von Universitäten noch
mit der Erfindung und Verbreitung des Buchdrucks beginnt, sondern überhaupt
erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, also nicht allzu lange vor der
Gründung Gießens einsetzt. Das älteste bekannte Vorlesungsverzeichnis einer
deutschen Universität findet sich als Handschrift im Universitätsarchiv Jena
und stammt vom Sommer 1554. Die ältesten gedruckten Verzeichnisse sind ein
Jenaer Index lectionum von 1564/65 und ein Ingolstädter Index lectionum von
1571. Frühe Vorlesungsverzeichnisse sind weiter aus Altdorf (1576/77, 1584/85,
1586/87, 1589/90, 1624/25), Frankfurt an der Oder (1592-1601), Helmstedt
(1576-83=1., 5., 6., 7., 8., 12. Semester der Universität, 1594/95, 1600/01,
1604,1611), Ingolstadt (1571 und „nach 1585“), Jena (1554, 1560,
1564/65-1594/95, 1595ff.), Rinteln (1617), Rostock (1615ff.), Tübingen (1557)
und Wittenberg (1561) bekannt.
Es kann daher kaum
überraschen, dass sich weder im Archiv noch in der Bibliothek der Universität
Gießen eine geschlossene Reihe von 750 Vorlesungsverzeichnissen von 1607 bis
1981/82 findet. Immerhin stammt aber das älteste Exemplar eines
Vorlesungsverzeichnisses der Universität im Universitätsarchiv Gießen aus dem
Sommersemester 1629 und ist damit älter als das jeweils älteste
Vorlesungsverzeichnis aller bisher nicht genannten deutschsprachigen
Universitäten.
Aus all dem folgt
zunächst, dass aus den ersten Gießener Jahren der Universität zwischen 1607 und
1624 kein einziges Vorlesungsverzeichnis überliefert ist. Der Grund hierfür ist
nicht bekannt. Möglicherweise trifft die Vermutung Beckers (S. 274) zu, dass
man erst in der Marburger Zeit die Nützlichkeit gedruckter
Vorlesungsverzeichnisse erkannt hat.
Das älteste bekannt
gewordene Vorlesungsverzeichnis stammt aus dem Sommersemester 1629. Es besteht
aus einem einzigen großen Blatt, das öffentlich angeschlagen wurde. Von daher
ist anzunehmen, dass es in nicht allzu vielen Exemplaren hergestellt wurde.
Damit ließe sich gut erklären, dass auch aus der Marburger Zeit zwischen 1625
und 1649 nur einige Vorlesungsverzeichnisse vorhanden sind. Dazu kommt, dass
die Forschungen Beckers (S. 140) ergeben haben, dass in der Praxis mehrfach die
Aufstellung eines Vorlesungsverzeichnisses und seine öffentliche Anheftung am
schwarzen Brett zu Beginn des Semesters befohlen werden musste. Daraus ist zu
schließen, dass sich einige Lücken auch aus dem Umstand ergeben können, dass in
einzelnen Semestern ein Vorlesungsverzeichnis nicht zustande kam.
Immerhin lässt sich aber
daneben nachweisen, dass die Lücken auch auf Überlieferungsverluste zurückgehen
können. Noch Becker nennt in seiner Aufzählung der Vorlesungsverzeichnisse der
Marburger Zeit (S. 274) auch ein Vorlesungsverzeichnis, das sich nicht hat
ermitteln lassen (SS 1640/41). Zudem sind aus einzelnen Semestern auch der
Frühzeit Mehrfachexemplare vorhanden.
Im übrigen folgen in der
Marburger Zeit dem ältesten Vorlesungsverzeichnis des Sommersemesters 1629 die
Verzeichnisse für den Winter 1629/30, Sommer 1637, Winter 1637/38, 1638/39,
1642/43, 1643/44, Sommer 1644, Winter 1644/45, Sommer 1645, Winter 1645/46, Sommer
1646, und Winter 1646/47. Womöglich haben dann die politischen Wirren sein
Erscheinen bis zur Wiedereröffnung der Universität in Gießen verhindert.
Insgesamt ist jedenfalls aus der Marburger Zeit nur aus etwa einem Viertel (13)
der (rund 50) Semester, in denen ein Vorlesungsverzeichnis theoretisch
bestanden haben könnte, ein solches überliefert.
Nach der Wiedereröffnung der
Universität in Gießen am 5. 5. 1650 ist schon für den Sommer 1650 ein
Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Aus den 50 Jahren bis zur Jahrhundertwende
sind dann rund 50 Vorlesungsverzeichnisse überliefert, so dass die
Verhältniszahl zu den Semestern schon etwa 50 Prozent beträgt. Daraus ergibt
sich dann insgesamt bereit ein Mittel für das 17. Jahrhundert oder das damit
fast übereinstimmende erste Jahrhundert der Universität von nahezu 33 Prozent
Zu Beginn des 18.
Jahrhunderts stößt man freilich erneut auf eine auffällige Lücke, die vom
Winter 1697/98 - mit Ausnahme des Sommers 1700 und des Winters 1704/5 - bis zum
Winter 1715/16 reicht. Danach setzt eine bis zum Winter 1754/55 währende
ununterbrochene Reihe von Vorlesungsverzeichnissen ein. Diese bestehen nunmehr
nicht mehr aus einem einzelnen Blatt, sondern aus zwei Doppelblättern mit
insgesamt acht Seiten. Zugleich findet sich im Sommer 1750 wie im Winter
1750/51 erstmals ein Abdruck des Vorlesungsverzeichnisses in einer Zeitung. Für
die Zeiten vom Sommer 1755 bis Winter 1755/56, Sommer 1757 bis Winter 1760/61
und Winter 1761/62 bis Winter 1762/63 sind dann nochmals Lücken zu verzeichnen,
die sich nicht schließen lassen. Da danach aber mit dem Sommersemester 1764 der
fast bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts reichende regelmäßige Abdruck der
Vorlesungsverzeichnisse in Zeitungen (vor allem Sommer 1771 bis Winter 1775/76
Gießener Wochenblatt, Sommer 1781 bis Winter 1800/01 Hessen-Darmstädtische
privilegierte Landzeitung, Winter 1819/20 bis Winter1866/67 Großherzoglich
hessisches Regierungsblatt) beginnt, können die manchmal auftretenden Lücken
überbrückt werden. Vom Sommer 1809 an vermögen dann, weil anscheinend das
Vorlesungsverzeichnis weitere Verbreitung fand, auswärtige Bibliotheken
auszuhelfen. Deshalb lassen sich die Vorlesungsverzeichnisse von 1809 bis zur
Gegenwart im wesentlichen lückenlos darstellen, obwohl die fast ununterbrochene
Reihe der in der Giessener Universitätsbibliothek vorhandenen Exemplare erst im
Sommer 1833 beginnt.
Daraus folgt insgesamt,
dass die Gießener Vorlesungsverzeichnisse im 18. Jahrhundert bzw. dem zweiten
Jahrhundert des Bestehens der Universität mit etwa 80 Prozent schon recht
vollständig überliefert sind und sich diese relative Vollständigkeit im 19.
Jahrhundert noch erheblich verdichtet. Die geringe Lücke im 20. Jahrhundert,
die die absolute Vollständigkeit verhindert, ist kriegsbedingt.
Zusammengenommen ergibt sich aus all dem ein Bestand von 571 Verzeichnissen für
den Zeitraum von 375 Jahren, der abgesehen von den Jahren 1919 und 1920 und vom
Zeitraum von Anfang 1940 bis Anfang 1941, in dem Trimester eingeführt waren,
immer in ein Sommersemester und ein Wintersemester pro Jahr eingeteilt war. Von
diesen 571 Vorlesungsverzeichnissen stammen 523 aus Gießener Beständen, 36 aus
auswärtigen Bibliotheken und 12 aus Zeitungen (zwischen 1784/85 und 1799/1800).
Zieht man die sicheren und
vermutlichen, durch äußere Ereignisse bedingten Lücken im juristischen
Lehrbetrieb ab, so kommt man vielleicht auf insgesamt 700 Semester, in denen in
Gießen Rechtswissenschaft in einer juristischen Fakultät gelehrt wurde.
Stellt man dem die Zahl
der über 570 erhaltenen Vorlesungsverzeichnisse gegenüber, so ergibt sich
insgesamt eine Überlieferung von 80 Prozent, wie sie nur ganz wenige ältere
Universitäten aufweisen können.
Im einzelnen haben sich unter Berücksichtigung von K.
Schröder, Vorläufiges Verzeichnis der in Bibliotheken und Archiven vorhandenen
Vorlesungsverzeichnissen deutschsprachiger Universitäten aus der Zeit vor 1945
(Saarbrücken 1964) folgende Vorlesungsverzeichnisse für Gießen ermitteln lassen,
deren Fundstellen durch Siglen abgekürzt dargestellt werden:
Original Kopie Zeitung Zeitungskopie
Semester
1629/1630 A B
1630
1630/1631
1631
1631/1632
1632
1632/1633
1633
1633/1634
1634
1634/1635
1635
1635/1636
1636
1636/1637
1637 A B
1637/1638 A (2) B
1638
1638/1639 A B
1639
1639/1640
1640
1640/1641
1641
1641/1642
1642
1642/1643 A B
1643
1643/1644 A B
1644 A B
1644/1645 A B
1645 A B
1645/1646 A B
1646 A B
1646/1647 A B
1647
1647/1648
1648
1648/1649
1649
1649/1650
1650 A B
1650/1651
1651 A (2) B
1651/1652 A B
1652
1652/1653 A B
1653 A (2) B
1653/1654 A B
1654 A B
1654/1655 A B
1655 A (2) B
1655/1656
1656 A (2) B
1656/1657 A (3) B
1657 A (2) B
1657/1658 A B
1658
1658/1659
1659 A B
1659/1660
1660 A B
1660/1661
1661
1661/1662 A B
1662
1662/1663
1663
1663/1664 A B
1664 A B
1664/1665 A (2) B
1665
1665/1666
1666
1666/1667
1667 A B
1667/1668 A (2) B
1668 A B
1668/1669 A (4) B
1669 A (2) B
1669/1670 A B
1670 A (2) B
1670/1671 A (2) B
1671 A (2) B
1671/ 672
1672
1672/1673
1673 A B
1673/1674 A B
1674
1674/1675
1675
1675/1676
1676 A B
1676/1677 A B
1677 A B
1677/1678
1678
1678/1679
1679
1679/1680 A B
1680 A B
1680/1681
1681 A B
1681/1682 A B
1682 A (2) B
1682/1683
1683
1683/1684
1684
1684/1685 A B
1685 A B
1685/1686 A B
1686 A B
1686/1687 A B
1687
1687/1688
1688
1688/1689 A (2) B
1689
1689/1690
1690
1690/1691
1691
1691/1692
1692 A B
1692/1693 A B
1693 A (2) B
1693/1694 A B
1694
1694/1695
1695
1695/1696
1696 A B
1696/1697 A B
1697 A B
1697/1698
1698
1698/1699
1699
1699/1700
1700 A B
1700/1701
1701
1701/1702
1702
1702/1703
1703
1703/1704
1704
1704/1705 A B
1705
1705/1706
1706
1706/1707
1707
1707/1708
1708
1708/1709
1709
1709/1710
1710
1710/1711
1711
1711/1712
1712
1712/1713
1713
1713/1714
1714
1714/1715
1715
1715/1716
1716 DA[3] B
1716/1717 DA B
1717 DA B
1717/1718 A DA B
1718 A DA B
1718/1719 DA B
1719 DA B
1719/1720 DA B
1720 DA B
1720/1721 DA B
1721 DA B
1721/1722 DA B
1722 DA B
1722/1723 DA B
1723 DA B
1723/1724 DA B
1724 DA B
1724/1725 DA B
1725 DA B
1725/1726 DA B
1726 A DA B
1726/1727 A DA B
1727 A DA B
1727/1728 DA B
1728 DA B
1728/1729 DA B
1729 DA B
1729/1730 DA B
1730 DA B
1730/1731 DA B
1731 DA B
1731/1732 DA B
1732 DA B
1732/1733 DA B
1733 DA B
1733/1734 DA B
1734 DA B
1734/1735 A DA OE[4] B
1735 DA OE B
1735/1736 DA OE B (2)
1736 DA B (2)
1736/1737 DA B (2)
1737 A DA B (2)
1737/1738 DA B (2)
1738 DA B (2)
1738/1739 DA B (2)
1739 DA GRE[5] B
1739/1740 DA B (2)
1740 DI B
(2)
1740/1741 DA B (2)
1741 A DA B (2)
1741/1742 DA B (2)
1742 DA B
(2)
1742/1743 A DA B (2)
1743 A DA B (2)
1743/1744 DA B (2)
1744 A DA B (2)
1744/1745 DA B (2)
1745 A DA B (2)
1745/1746 DA B (2)
1746 DA B
(2)
1746/1747 A DA B
(2)
1747 A DA B (2)
1747/1748 DA B (2)
1748 DA B (2)
1748/1749 A DA B (2)
1749 DA B
(2)
1749/1750 A DA B
(2)
1750 DA B
(2) B B
(Giesser Wochen-
1750/1751 A DA B
(2) B B blatt)
1751 DA B (2)
1751/1752 A DA B
(2)
1752 DA B (2)
1752/1753 A DA B
(2)
1753 A DA B (2)
1753/1754 A DA B (2)
1754 DA B
(2)
1754/1755 DA B (2)
1755
1755/1756
1756 DA B
(2)
1756/1757 DA B (2)
1757
1757/1758
1758
1758/1759
1759
1759/1760
1760
1760/1761
1761 DA B
1761/1762
1762
1762/1763
1763 DA B
1763/1764 A DA B
1764 A DA B
1764/1765 DA B B B (Giesische Wöchentlich
1765 DA B B B gemeinnützige
1765/1766 DA B B B Anzeigen)
1766 DA B B B
1766/1767 DA B B B
1767 DA B B B
1767/1768 DA B B B
1768 DA B B B
1768/1769 A DA B B B
1769 DA B B B
1769/1770 DA B B B
1770 DA B B B
1770/1771 DA B
1771 DA B B B (Giesser Wochenblatt)
1771/1772 A DA B B B
1772 DA B B B
1772/1773 DA B B B
1773 DA B B B
1773/1774 DA B B B
1774 DA B B B
1774/1775 DA B B B
1775 DA B B B
1775/1776 DA B B B
1776 DA B
1776/1777 DA B
1777 DA B
1777/1778 DA B
1778 DA B
1778/1779 DA B
1779 DA B
1779/1780 DA B
1780 DA B
1780/1781 DA B
1781[6] DA B B
1781/1782 DA B B
1782 DA B B
1782/1783 DA B B
1783 DA B B
1783/1784 DA B B
1784 DA B B
1784/1785 B
1785 DA B B
1785/1786 DA B B
1786 DA B B
1786/1787 DA B B
1787 DA B B
1787/1788 DA B B
1788 B
1788/1789 B
1789 B
1789/1790 B
1790 DA B B
1790/1791 B
1791 A DA B B
1791/1792 B
1792[7] B
1792/1793 DA B B
1793 B
1793/1794 B
1794 DA B B
1794/1795 DA B B
1795 DA B B
1795/1796 DA B B
1796 DA B B
1796/1797[8] DA B B
1797 DA B B
1797/1798 DA B B
1798 DA B B
1798/1799 DA B B
1799 B
1799/1800 B
1800
1800/1801 DA B B
1801 DA B
1801/1802 DA B
1802
1802/1803 DA B
1803 A
1803/1804 DA B
1804
1804/1805 A
1805
1805/1806
1806
1806/1807
1807
1807/1808
1808 A
1808/1809
1809
1809/1810 A
1810 A
1810/1811 A BM[9] PV[10] DA[11]
MR[12]
1811 A BM PV
1811/1812 A BM PV B
MZ[13]
1812
1813 A B BM PV
1813/1814
1814 A BM PV
1814/1815
1815 A B BM PV K[14]
1815/1816
1816 B B PV[15]
1816/1817 B
1817/1818 A HD[18] B
1818/1819 B
1819 B
1820 B B B
1820/1821 B B B
1821/1822 A B B
JS B
1822 B B JS B
1822/1823 B B
PV JS B
1823 B B PV JS B
1823/1824 A DA[26] B B
JS B
1824 PV B B
JS B
1824/1825 M[27] B B PV JS B
1825 B B
JS B
1825/1826 B B
JS B
1826 B JS B B
1826/1827 B JS
B B
1827 B JS B B
1827/1828 B JS
B B
1828 B JS B B
1828/1829 B JS B B
1829 B JS B B
1829/1830 B JS
B B
1830 B JS B B
1830/1831 B JS
B B
1831 B JS B B
1831/1832 B JS
B B
1832 B JS B B
1832/1833 JS
B B
1833 B BM PV[28]
JS B B
1833/1834 B PV[29] JS B B
1834 B JS
1834/1835 JS
B B
1835 B PV JS
1835/1836 B PV JS
1836/1837 B BM PV JS
1837 B PV[32] JS
1837/1838 B PV[33]
JS
1838 B JS PV
1838/1839 B PV JS
1839 B PV JS
1839/1840 B PV JS
1840 B PV[34]
JS
1840/1841 B PV GRE[35] JS
1841 B
PV JS
1841/1842 B BM PV JS
1842 B
BM PV JS
1842/1843 A B BM PV JS
1843 B
BM PV JS
1843/1844 B BM PV JS
1844 A
B BM PV B(-H)[36] JS
1844/1845 P BM PV JS
1845 A
B PV JS
1845/1846 B PV JS
1846 A
B BM PV L(-Z)[37] JS
1846/1847 B PV JS
1847 A
B BM PV JS
1847/1848 B BM PV JS
1848 A
B BM PV W[38] JS
1848/1849 B BM PV JS
1849 B
BM PV JS
1849/1850 B BM PV JS
1850 B BM PV GR[39] JS
1850/1851 B PV JS
Vom Sommersemester 1851 an kann auf die
ausführlichere Dokumentation verzichtet werden, weil sich Originale des
Vorlesungsverzeichnisses in Gießen und in anderen Orten in größerer Zahl
erhalten haben. In Gießen findet sich zunächst im Lesesaal der
Universitätsbibliothek ein bis zur Gegenwart reichender Bestand, der lediglich
vom Sommersemester 1945 bis Sommersemester 1946 eine kriegsbedingte Lücke
aufweist. Im Magazinbestand der Universitätsbibliothek fehlen darüber hinaus
folgende Semester: Sommersemester 1851, Wintersemester 1938/39 bis
Sommersemester 1942 sowie Wintersemester 1953/54ff. Die Bestände der
Präsidialverwaltung weisen eine Lücke zwischen dem Sommersemester 1880 und dem
Wintersemester 1892/93 auf.
Von auswärtigen Bibliotheken sind über die bereits
aufgeführten Bibliotheken noch folgende zu nennen:
Geheimes Staatsarchiv Berlin ( WS 1944/45)
Pädagogische Zentralbibliothek Berlin (SS 1934, SS 1935,
WS 1937/38, WS 1938/39, SS1940, SS 1942-WS 1944/45) Landes- und Stadtbibliothek
Düsseldorf (SS 1919, WS 1925/26 WS 1943/44, WS 1944/45)
Bibliothek der
TH Graz (SS 1927-WS 1944/45)
UB Innsbruck
(SS 1870-WS 1874/75, SS 1877, WS 1878/79
SS 1899, SS 1900 - SS 1910, SS 1911, WS 1914/15, WS 1915/16, SS 1919, SS
1922, SS 1923, SS 1924 - WS 1931/32, WS 1932/33, SS 1944), Landes- und
Stadtbibliothek Kassel (SS 1876-SS 1930) Stadt- und Universitätsbibliothek Köln
(SS 1919-WS 1944/45) Bibliothek des British Museum London (SS 1864, SS 1913, WS
1913/14) Stadtbibliothek Lübeck (WS 1921/22 - WS 1944/45)
UB Lund (SS 1876 - WS 1944/45)
Bibliothek der TH München (SS 1932-WS 1944/45)
UB Münster (WS 1908/09-WS 1917/18, WS 1919/20-WS 1924/25,
WS 1927/28)
UB Frag (SS 1859-WS 1944/45)
LB Speyer (SS 1930-WS 1944/45)
Bibliothek des Bundesministeriums für Unterricht Wien (SS
1927-SS 1937)
Bibliothek des Instituts für Hochschuldkunde Würzburg (SS
1932).
Das Vorlesungsverzeichnis
bestand von seiner ersten Überlieferung für das Sommersemester 1629 bis zum
Winter 1704/1705 aus einem einzigen Blatt von der Größe 33 x 41 cm bzw. 41 x 33
cm. Es war lateinisch gehalten und verzeichnete nach einer Adresse des
jeweiligen Rektors an die cives academici in der Reihenfolge der theologischen,
juristischen, medizinischen und artistisch-philosophischen Fakultät und
innerhalb der Fakultäten nach der vom Professor primarius einer Fakultät
jeweils absteigenden Rangfolge die Vorlesungen jedes Professors. Es beginnt
deshalb im Sommer 1629 in der juristischen Fakultät nach der Nennung der noch
aus der calvinistischen Zeit Marburgs vorhandenen, emeritierten Professoren
Vultejus und Göddaeus mit Helfrich Ulrich Hunnius. Ihm folgen Anton Nesen,
Johann Breidenbach und Justus Sinolt genannt Schütz. Hunnius kündigt das
Strafrecht nach der peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V. an, Nesen
ausgewählte Teile der Pandekten und einen Vergleich zwischen Kirchenrecht und
Kameralprozess, Breidenbach das zweite und dritte Buch der Institutionen und
Sinolt verschiedene alltägliche Streitfragen des Rechts. Die Ankündigung
besteht jeweils in einem ganzen lateinischen Satz.
Vom Sommer 1650 erscheinen
im Vorlesungsverzeichnis auch Vorlesungen außerordentlicher Professoren der
Rechtswissenschaft. Binnen weniger Jahre nimmt dann auch der Text der
Ankündigung des einzelnen Professors zu. Vom Sommer 1716 an wird die Umwandlung
des großen Einzelblattes in zwei Doppelblätter des Formates 31,5 x 22,5 cm
sichtbar. Seit 1767 werden auch Vorlesungen von Privatdozenten aufgenommen.
Schon seit der Mitte des
18. Jahrhunderts scheint es dabei schwieriger zu werden, den Umfang von 8
Seiten einzuhalten. Möglicherweise ist schon dies der Grund, dass ab Winter
1753/54 die umfänglichen Titulaturen der einzelnen Professoren verschwinden.
Wenig später wird auch die Ankündigung im Text knapper und nüchterner. Um 1770
vergrößert man das Format auf etwa 34 x 21 cm.
Während dann noch das
Vorlesungsverzeichnis des Sommersemesters 1808 lateinisch gehalten und nach den
Professoren gegliedert ist, tritt im Sommersemester 1809 die deutsche Sprache
und die Gliederung nach den einzelnen Lehrveranstaltungen, die dann allerdings
zwischen 1866 und 1893 faktisch wieder zurück gedrängt wird, hervor.
Hinsichtlich des Formates verwendet man teilweise wieder ein einzelnes (59 x 59
cm) Blatt (z. B. SS 1803 WS 1809/1810ff., WS 1842/1843, 1843/1844, 1844/1845,
1845/1846), aber auch achtseitige Hefte (z. B. SS 1815ff. 31,5 x 22,5 cm, WS
1821/1822, 26,5 x 20 cm, SS 1846ff. 28 x 22 cm). Bei ihnen gelingt es, den
Umfang von acht Seiten beizubehalten, indem man den Text inhaltlich strafft und
kürzt.
Vom Wintersemester 1848/1849
bzw. Wintersemester 1849/1850 an wird die Ankündigung in voller Satzform
aufgegeben. Vom Sommer 1876 an erhöht sich bei etwas kleinerem Format (22,5 x
15 cm) der Umfang auf 12 Seiten, denen vom Wintersemester 1877/78 an ein
tabellarischer Stundenplan beigefügt wird. Ab Wintersemester 1888/89 beträgt
die Zahl der Seiten 14. Vom Sommersemester 1894 an wird ein Personalverzeichnis,
das schon seit 1822 separat vorhanden war, den Vorlesungen vorangestellt und
der Druck durch räumliche Trennung des Veranstaltungstitels vom Dozentennamen
übersichtlicher gestaltet. Im Sommer Semester 1928 beträgt der Umfang 32
Seiten, im Wintersemester 1933/34 48 Seiten. Seit Winter 1930/31 werden bei den
Professoren die Lehrgebiete angegeben. Seit 1934/35 wird zur Vermehrung der
Übersichtlichkeit auch der Fettdruck verwandt.
Im Wintersemester 1981/1982
hat das Vorlesungs- (und Personal-)Verzeichnis einen Umfang von 385 Seiten. Es
enthält - im Gegensatz zu den Vorlesungsverzeichnissen der Sommersemester -
einen ausführlichen Personalteil. Es ist mit Schreibmaschine geschrieben und
nach dieser Vorlage durch Druck vervielfältigt. Sein Format ist 20,5 x 14,5 cm.
Der Titel des
Vorlesungsverzeichnisses der Einblattdrucke des 17. Jahrhunderts lautet
catalogus lectionum et disputationum. 1716 wird von praelectiones academicas
publicas ac privatas gesprochen, 1725 von lectiones, 1735 von lectiones
publicas et privatas (ebenso 1735/1736, 1761), 1770 von lectiones. Die
deutschen Zeitungen belegen 1750 die Benennung Verzeichnis der Vorlesungen.
Zwischen 1771 und 1798/99 erscheint der Ausdruck recitationum tabula, im
Wintersemester catalogus praelectionum, im Sommersemester 1801 praelectiones.
Deutsch heißt es dann im Beginn des 19. Jahrhunderts Anzeige der Vorlesungen,
später Verzeichnis der Vorlesungen und ab 1894 Vorlesungsverzeichnis.
Für die juristische
Fakultät lautet die Überschrift anfangs einfach „in facultate iuridica“. 1771
wird von recitationes iuridicae, 1772 von acroases iuridicae und von 1776 bis
Winter Semester 1803/04 von lectiones iuridicae gesprochen. Deutsch heißt dann
die Überschrift bis zum Sommersemester 1831 Rechtsgelehrsamkeit, ab Wintersemester
1832/33 Rechtswissenschaft. Seit dem Sommersemester 1894 steht vor den
juristischen Vorlesungen die Überschrift juristische Fakultät.
Die einzelne Ankündigung
enthält zu Beginn der Überlieferung keinerlei Angaben über die Tage und
Stunden, an denen sie stattfindet. Nach den Statuten von 1607/1615/1616 soll
jeder Professor an den vier Vorlesungstagen je eine Stunde lesen. Die Statuten
von 1629 legen als Zeiten für die - täglich einstündigen - öffentlichen
Vorlesungen 9, 12, 14, 15, 16 Uhr fest. Im Unterschied hierzu kündigt
Senckenberg im Winter 1738/1739 genau an, dass er öffentlich ein Examinatorium
zu den Instituta des Heineccius jeweils am Mittwoch und Samstag von 9 bis 10
hält, privat von 8 bis 9 täglich in das deutsche Recht einführt, von 9 bis 10
viermal wöchentlich Lehnrecht vorträgt, von 10 bis 11 Kirchenrecht liest und
von 11 bis 12 eine Vorlesung über Prozess vermischt mit einem Collegium
Elaboratorium und Relatorium durchführt und im übrigen bereit ist, auf Wunsch
Veranstaltungen im öffentlichen Recht, römischen Recht, der Rechtsgeschichte
oder der Literaturgeschichte abzuhalten. Dieselbe Ankündigung wiederholt er im
Sommer 1739. Später gibt er Zeiten meist nur noch für die öffentliche Vorlesung
an.
Allgemeiner wird diese
Präzisierung im Sommersemester 1771 aufgegriffen. Hier liest Koch öffentlich
von 3-4 Wechselrecht und privat von 11-12 Institutionen, von 9-10 und 2-3
Pandekten, von 10-11 Strafrecht, von 8-9 Kirchenrecht und hält auf Wunsch ein
Disputatorium. Gatzert liest öffentlich von 3-4 Zivilprozess und privat
Lehnrecht von 8-9, Reichsgeschichte von 9-10, sowie deutsches öffentliches
Recht und hält auf Wunsch ein Collegium practico-relatorio-elaboratorium.
Höpfner lehrt von 8-9 öffentlich altes römisches Recht, privat von 11-12
Institutionen, von 2-3 Rechtsgeschichte und ist auf Wunsch bereit, jede andere
Veranstaltung anzubieten. Derartige Angaben sind von diesem Zeitpunkt an
regelmäßiger Bestandteil der Ankündigung, mögen sie auch gelegentlich in die
abstrakter anmutende Form „zur gewohnten Stunde (horis consuetis)“ gekleidet
sein. Verschiedentlich wird auch auf das zusätzliche Anzeigen an der Tabula publica
(Anschlagtafel) verwiesen.
Die ältesten
Vorlesungsankündigungen weisen neben dem Vorlesungstitel nicht auf ein
besonderes, der Vorlesung zugrundegelegtes Buch hin. Dies ändert sich etwa ab
1670. Zu dieser Zeit hält etwa Haberkorn ein Collegium privatum nach Treutler
oder Mollenbeck ein Collegium der Pandekten nach Wesenbeck oder Struve. Im 18.
Jahrhundert werden diese Angaben weitgehend üblich. Etwa von der Mitte des 19.
Jahrhunderts beginnen sie rasch zu schwinden, doch finden sich gewisse Reste,
etwa der Hinweis auf ein eigenes Werk, bis zum Ende des Jahrhunderts.
Die Trennung zwischen der
unentgeltlichen öffentlichen Vorlesung (lectio publica) und dem entgeltlichen
privaten Kolleg (collegium privatum) begegnet andeutungsweise schon im
Sommersemester 1629 und ausdrücklich im Wintersemester 1629/30. Kurz nach 1770
wird der Hinweis auf diesen Unterschied aber von verschiedenen Professoren
nicht mehr gegeben. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts setzt sich dies (zu
Lasten der enentgeltlichen öffentlichen Vorlesung) allgemein durch.
Die Zahl der angekündigten
Vorlesungen ist anfangs gering. Dies könnte allerdings in gewisser Weise auch
damit zusammenhängen, dass die privaten Kollegs möglicherweise zunächst nicht
ebenso regelmäßig und ausführlich angekündigt werden wie die öffentlichen
Vorlesungen. Im 18. Jahrhundert nämlich, in dem die Professoren beispielsweise
täglich sechs Vorlesungsstunden ankündigen und sich zu weiteren bereit
erklären, dominieren die privaten collegia (bereits) ganz eindeutig. Die Zahl
der dann pro Semester gehaltenen Vorlesungen lässt sich, wenn die Fakultät voll
besetzt ist, auf etwa 20 schätzen. Sie müssen freilich zeitlich auch parallel
abgehalten werden. Vielfach werden sie, wie schon zu Beginn der Überlieferung,
nicht strikt auf ein Semester beschränkt, sondern im folgenden Semester einfach
fortgeführt. Im Sommersemester 1809, in dem man das Vorlesungsverzeichnis nach
Lehrveranstaltungen gliedert, finden sich dann 18 Lehrveranstaltungen, die von
5 Professoren angekündigt werden. Im Wintersemester 1849/50 werden 21
Lehrveranstaltungen durch 11 Professoren und Privatdozenten angeboten, im
Wintersemester 1890/91 22 durch 6 Professoren und einen Privatdozenten. Im
Wintersemester 1932/33 begegnen 31 Lehrveranstaltungen durch 7 Professoren, 2
Privatdozenten und 2 Lehrbeauftragte, im Wintersemester 1981/2 58
Lehrveranstaltungen, die von 15 Professoren, einem Honorarprofessor, einem
Privatdozenten und sechs Lehrbeauftragten für insgesamt 4 Jahrgänge angeboten
werden.
Die Dauer der einzelnen
Vorlesung im Semester scheint ursprünglich einheitlicher gewesen zu sein. Im
Vordergrund dürfte dabei die täglich einstündige Veranstaltung gestanden haben.
Demgegenüber treten im Laufe des 19. Jahrhunderts kürzere - und auch längere
-Lehrveranstaltungen gleichberechtigt daneben.
B
Von den einzelnen
Vorlesungen ist die Vorlesung über den Codex Justinians nach den Statuten von
1615/1616 bzw. 1607 an sich dem ersten Professor vorbehalten. Dementsprechend
bezeichnet sich Hunnius 1629/30 als codicis professor und behandelt einen Teil
des Codex (Buch 1, Titel 1). Die Statuten von 1629 weisen dann den Codex dem
dritten Professor zu. Schon 1637 wird aber als codicis professor der zweite
Professor (Breidenbach) genannt. Seine Lehrveranstaltung bezeichnet er drei
Semester hindurch als casus nobiliores iuridicos. 1642/1643 erscheint als
professor codicis der dritte Professor (Walther), der auch während der ganzen
Marburger Zeit Vorlesungen in codicem hält. In Gießen tritt Tülsner vom
Sommersemester 1653 an zweiter Stelle als professor codicis auf, nachdem er
zuvor den Titel professor pandectarum getragen hatte. Er erklärt bis Winter
1667/68 den Codex. Nach seinem Aufstieg zum Primarius folgt ihm für ein Jahr Le
Bleu.
Die Pandekten oder
Digesten soll nach den ältesten Statuten der dritte, nach den Statuten von 1629
der vierte Professor vortragen. 1629/30 wird als pandectarum professor aber der
zweite Professor (Nesen) bezeichnet, ab 1637 der dritte. Lehrveranstaltungen
über die Pandekten oder Digesten sind sehr häufig, wobei das Wort „Pandekten“
etwas öfter gebraucht wird als „Digesten“. Seit 1686 folgt man dabei vor allem
dem Werk Lauterbachs, das kurz vor der Mitte des 18. Jahrhunderts durch Boehmer
- und später Hellfeld - abgelöst wird. Noch im letzten lateinischen
Vorlesungsverzeichnis des Sommers 1808 erscheint diese Vorlesung.
Für die Institutionen ist
nach den Statuten von 1616/1617 bzw. 1607 der vierte; nach den Statuten von
1629 der fünfte Jurist zuständig, doch behandelt sie im Sommer 1629 und Winter
1629/1630 Breidenbach als dritter Professor. Im Sommer 1637 beschäftigt sich
der vierte Professor Kornmann als institutionum professor mit einem Teil der
Institutionen (de interdictis), beginnt nach deren Erledigung im Winter 1637/38
einen neuen Durchgang und liest im Winter 1638/1639 über den Titel de nuptiis.
Im Winter 1642/43 wird er von Tülsner abgelöst, der aus Buch II der
Institutionen die Erbfolge erklärt (materiam successionis). Nach dem Aufstieg
Kornmanns zum professor pandectarum wiederholt Tülsner im Winter 1643/1644
diese Vorlesung, benötigt dafür aber auch den Sommer 1644, den Winter 1644/1645,
den Sommer 1645, den Winter 1645/1646, den Sommer 1646 und einen Teil des
Winters 1646/1647, ehe er zu den Obligationen und Kontrakten überzugehen
vermag. Die Institutionen bleiben dann während des gesamten 17. und 18.
Jahrhunderts Kernbestandteil des Unterrichts. Wichtigstes Lehrbuch ist das des
Heineccius, das von 1733 bis etwa 1776 genannt wird. Seit dieser Zeit spricht
man häufig von institutiones iuris civilis, neben die sich auch institutiones
iuris canonici (1734/35), institutiones iuris criminalis (1779/80) und
institutiones praxeos iudiciariae (WS 1751/52) stellen.
Die Novellen Justinians,
für die in den Statuten von 1607/1615/1616 eine besondere Professur fehlt, und
in den Statuten von 1629 der dritte Professor zuständig ist, erscheinen nur in
einem kurzen Zeitraum. So werden 1677 Novellae und 1679 bis 1681 Authenticae
bzw. ius novissimum genannt, mit denen sich A. H. Mollenbeck befasst. Im 18.
Jahrhundert werden sie nicht besonders behandelt, jedoch führt Jenichen im
Winter 1748/49 als zweiter von vier Professoren den Titel codicis et novellarum
professor.
Das Kirchenrecht, für das
die Statuten von 1607/1615/1616 und von 1629 die zweite Professur vorsehen,
begegnet als ius canonicum schon im Sommersemester 1629 in einer vergleichenden
Betrachtung. Danach erscheint es erst im Winter 1656/57 wieder, in dem es von
Tülsner als zweitem Professor mit der Bemerkung „non ita pridem demandatas“
aufgegriffen wird. Wenig später wird es von Müller behandelt, der sich im
Sommer 1668 als dritter Professor iuris canonici professor nennt. Häufiger
tritt es dann im 18. Jahrhundert auf, wo es etwa 1716 Grolman wieder als
zweiter Professor aufgreift. Als Lehrbücherautoren erscheinen dann Corvinus,
Desselius, Pufendorf und Boehmer, dessen Buch im 18. Jahrhundert bald die
übrigen Konkurrenten verdrängt. Mehrfach wird dabei später auch vom ius
ecclesiasticum gesprochen.
Als letztes nennen die
Statuten von 1607/1615/1616 und von 1629 schließlich dass Lehnrecht. Dieses
soll zwar an sich der primarius behandeln. Erstmals tritt es jedoch im Sommer
1637 als private Lehrveranstaltung des dritten Professors (J. Sinolt) hervor.
Allerdings pflegt dieser es auch nach einem Aufstieg zum primarius einige Zeit.
Danach beschäftigt sich Müller als vierter Professor einige Semester hindurch
mit dem Lehnrecht, dann wieder Tabor als primarius.
Im Sommer 1768 wird Eyben,
der die vierte Stelle inne hat, als iuris feudalis professor bezeichnet. Das am
häufigsten der Veranstaltung zugrunde gelegte Werk stammt von Stryk. Seit 1738
verwendet Senckenberg dann sein eigenes Buch. In der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts dominieren die Werke Mascovs und Boehmers.
Über die bereits in den
ältesten Statuten genannten Rechtsgebiete hinaus erscheinen schon im Sommer
1637 ius publicum und ius privatum, für die J. Sinolt öffentliche wie private
Veranstaltungen anbietet. Hiervon tritt das ius publicum von der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts an immer häufiger auf. Neben Lampadius und Mylerus dient
dabei vor allem Schweder als Grundlage. In der Mitte des 18. Jahrhunderts werden
die Werke Mosers und Schmauss’ am häufigsten verwandt. Später benutzt man vor
allem Pütter. Verschiedentlich wird seit der Mitte des 18. Jahrhunderts im ius
publicum auch noch differenziert (ius publicum Germaniae SS 1776, SS 1749, ius
publicum hassiacum WS 1771/1772, ius publicum hodiernum SS 1749, ius publicum
imperii WS 1804/1805, ius publicum imperii Germanici SS 1738, ius publicum
imperii Romano-germanici WS 1746/1747, ius publicum universalis SS 1746). Ius
privatum erscheint dagegen erheblich seltener. Seit dem Sommer 1745 wird es
spezifiziert als ius germanicum privatum (deutsches Privatrecht) angeboten, für
das man zunächst Engau und Pütter, dann aber seit 1752/1753 Selchow folgt.
Diesem ius germanicum privatum geht allgemeiner das ius germanicum - 1743 auch
ius patrium genannt – voraus,- das erstmals im Winter 1724/1725 erwähnt und im
Sommer 1727 von Leutner nach der berühmten Delineatio iuris Germanici Beyers
angeboten wird. Später verwendet man Engau, Senckenberg, Eisenhard sowie Pütter
und gibt im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts die Bezeichnung ius germanicum
zugunsten von ius germanicum privatum auf. Ein ius Romanum wird dem gegenüber,
weil das römische Recht die Grundlage des gesamten Unterrichts bildet und in
mehrere Veranstaltungen aufgeteilt ist, nur sehr selten erwähnt (z. B.
Sommersemester 1692, Sommersemester 1743, Wintersemester 1771/1772).
Das ius criminale
erscheint, nachdem schon im Sommer 1629 Hunnius die Halsgerichtsordnung Karls
V. erklärt hatte, erstmals im Wintersemester 1637/1638, in dem sich Nesen als
primarius auch mit der criminalium materia befasst. Im Winter 1667/1638 widmet
sich der primarius Tabor der materia criminalis, im Winter 1668/1669 Eyben. Im
Winter 1681/1682 wird die Erklärung der criminalia aus den Pandekten angeboten.
Zwischen 1716 und 1720 wird die Constitutio Carolina mehrfach behandelt.
Häufiger erscheint das ius criminale allerdings erst seit der Mitte des 18.
Jahrhunderts. Dabei verwendet man zunächst Boehmer, später Koch. Einen pars
specialis erwähnt man im Wintersemester 1743/1744 (allgemein auch 1733/1734).
Das ius gentium tritt
erstmals im Sommersemester 1680 auf, in dem Thilen die modos acquirendi juris
gentium et civilis erklärt. Im Sommer 1682 bietet Nitzsch eine private
Vorlesung über ius naturale et gentium an, nachdem er schon im Sommer 1677 das
ius naturale nach Grotius, dessen Buch De iure belli ac pacis (1623) zwischen
1686 und 1723/1724 mehrfach ausdrücklich genannt wird, oder einem anderen
Lehrer des ius naturale privat vorzutragen bereit gewesen war. Im 18.
Jahrhundert wird dann das ius naturae oder ius naturae et gentium immer wieder,
wenn auch nicht völlig regelmäßig gelesen. Grundlage ist dabei zunächst
Pufendorf.
Eine Professur für
Naturrecht, wie sie in Heidelberg 1661 erstmals - für Pufendorf - eingerichtet
worden war, wird allerdings zuerst in der philosophischen Fakultät geschaffen.
Sie wird am 22. 9. 1694 (8. 11. 1694) mit Johann Reinhard Hedinger besetzt, der
am 7. 9. 1664 in Stuttgart geboren war und nach dem Studium der Theologie und
dem Erwerb der Magisterwürde der Philosophie im Jahre 1684 in Tübingen zunächst
Reiseprediger und dann Feldprediger geworden war. Er bietet im Sommer 1696
iurisprudentiam (naturalem) an, im Winter 1696/1697 Vorlesungen über Pufendorfs
officia (De officio hominis et civis prout ipsi praescribuntur lege naturali,
1673) und im Sommer 1697 öffentlich dasselbe und privat die Behandlung von Hugo
Grotius De iure pacis bellique libros. Am 24. 3. 1697 wird er Professor der
Beredsamkeit. Sein Nachfolger in der philosophischen Fakultät ist J. H.
Mollenbeck, der im Sommer 1700 über jurisprudentia naturalis et gentium liest.
Im Winter 1716/1717 behandelt Meier als moralium professor die iurisprudentia
universalis nach Pufendorf und hält Privatissima zu ius naturale und ius
publicum. Im Sommer 1717 befasst sich Mollenbeck mit einer Einführung in das
ius publicum, Meier mit der iurisprudentia universalis und einem Disputatorium
zum Naturrecht. Neben Mollenbeck und Meier liest Arnoldi etwa im Sommer 1719
und 1727 nach Brunnemann juristische Logik (logica iuridica). Im übrigen
behandeln in den folgenden Jahren jeweils als Professor philosophiae practicae
oder moralium Masson (1720-1732), J. F. Müller (1734-1742), J.E. Höpfner
(1743), Thom (1745ff.), Meis (1745/1746) und Koch das ius naturale, das ius
naturae et gentium, die iurisprudentia universalis sowie verschiedene andere
juristische Veranstaltungen (u. a. WS 1747/1748 ius sociale, aber auch ius
germanicum und ius pandectarum). Am häufigsten beschäftigt man sich dabei mit
Pufendorfs De officio hominis et civis, seltener mit Grotius De iure belli.
Thom, der noch 1765 als Primarius der philosophischen Fakultät ius naturae et
gentium, doctrinam morum, politicam atque oeconomiam vorträgt, folgt
nacheinander den Werken von Heineccius, Koehler, Wolff und Thümmig.
Der Prozess wird als
eigener Unterrichtsgegenstand schon in den Statuten von 1629 erwähnt. Dann
befasst sich etwa J. H. Sinold im Sommer 1653 und im Winter 1653/1654 mit der
doctrina de processu iudiciario primae instantiae. Mollenbeck bezieht im Sommer
1685 den processus forensis in die Behandlung des materiellen Rechts ein. Im
Winter 1686/1667 behandelt er processum iudicialem tum in civilibus tum in
criminalibus und befasst sich dann noch mehrfach mit ähnlichen Themen.
Als feste Vorlesung vermag
sich aber weder der Criminalprozess noch der Zivilprozess einzubürgern.
Vielmehr wird der Prozess in der Regel in anderen Veranstaltungen erklärt, zu
denen insbesondere die iurisprudentia forensis nach Struve (seit 1697) gehört.
Geschichtliche Vorlesungen
treten als solche am Beginn des 18. Jahrhunderts auf. Als erster befasst sich
dabei Meier im Wintersemester 1719/20 mit der historia iuris. Wenig später
bietet Gruber die historia sancti Romani imperii Germanica als fons iuris
Germanici an (WS 1724/1725). Ähnliche Veranstaltungen folgen. In der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts wird die historia iuris oder die historia iuris
Germanici zur regelmäßigen Vorlesung, wobei man meist Selchow zugrundelegt.
Antiquitates Romanae werden 1745/1746 und 1748 behandelt, antiquitates iuris
von 1776 bis 1780, paroemiae iuris Germanici (1716 bis 1722/1723 und) 1770. Den
Gegensatz zur Geschichte bildet der gelegentliche Hinweis auf die
Gegenwärtigkeit (1749 hodiernus, 1743 modernus).
Partikulares Recht oder
territoriales Recht wird selten erwähnt. Immerhin fügt Gatzert im
Wintersemester 1770/1771 dem deutschen Privatrecht überall das hessische Recht
(ius Hassiacum) bei. Im Sommer 1743 weist Rays besonders auf hessisches Recht
im Prozess hin. Auf eine Darmstädter Prozessordnung bezieht sich Arnold im
Sommer 1743 und im Winter 1743/1744. Leges ecclesinasticae Hassiacarum begegnen
1753/54. Das ius publicum hassiacum behandelt Koch im Winter 1771/1772. Auf
elementa iuris feudorum tum provincialium tum imperialium bezieht sich Höpfner
im Winter 1748/1749. Umgekehrt ist auch der Ausdruck ius commune (1685,
processus communis 1738/1739, 1739, 1741) oder ius universum (1664, 1742/1743,
ähnlich 1746, 1740, 1740/1741) nicht sehr häufig. Als einzelne Sachgegenstände,
die nicht nur ganz vereinzelt besonders angesprochen werden, sind zu nennen:
Klageansprüche (de actionibus z. B. SS 1660, 1670, WS 1670/1671, SS 1671, WS
1676/1677 und immer wieder bis SS 1777), Kontrakte (WS 1646/1647, SS 1653-SS
1654, WS 1661/1662, WS 1663/1664, SS 1671, WS 1688/1689, WS 1696/1697), Delikte
(WS 1684/1685, WS 1696/97), Gerichte (iudicia SS 1660, WS 1667/68, SS 1671, SS
1682, WS 1684/85, SS 1685, SS 1693), Ehe (nuptiae WS 1638/1639, WS 1681/1682,
SS 1716), Obligationen (obligationes WS 1646/1647, SS 1650-WS 1651/1652, SS
1696, WS 1720/1721), Erbfolge (WS 1642/1643-WS 1646, WS 1652/1653, SS 1659, SS
1673, SS 1696, SS 1738, WS 1767/1768, SS 1779), Testament (WS 1651/1652, SS
1677, WS 1684/1685, SS 1693 u. ö., ultima voluntas 1685/1686, SS 1720),
Vormundschaft (SS 1664, WS 1664/1665, WS 1673/1674) und Privatfürstenrecht
(seit SS 1776). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts tritt das besondere
Wechselrecht (ius cambiale WS 1748/1749, WS 1750/1751) auf, seit Anfang des 19.
Jahrhunderts das Kaufmannsrecht (ius mercatorum SS 1801) Von der Art der
Behandlung des Gegenstandes her ist auffällig, dass verschiedentlich der
Ausdruck quaestiones (Streitfragen, 1629, 1667, 1692) erscheint. Auch
controversiae werden behandelt (1685, 1725, 1745/1746). Vereinzelt stellt man
differentiae dar (WS 1684/1685) Im Ende des 17. und zu Beginn des 18.
Jahrhunderts begegnen principia (1719, 1744, 1748 u.ö.), primae lineae (1734/1735,
1753/1754), elementa (1725, 1733/1734, 1740, 1745, 1753), aber auch schon 1669
fundamenta (1748 sowie die introductio (1692, 1726, 1737, 1744/1745). Von der
encyclopaedia iuris ist 1667, 1779, 1779/1780, 1791 sowie in Verbindung mit der
Methodologie 1777 die Rede. Sehr häufig sind von Anfang an disputationes
genannte Veranstaltungen zu den verschiedensten Sachgebieten, in denen im
Streitgespräch Thesen erörtert werden. Sie werden von den Statuten von 1629
ausdrücklich vorgeschrieben. Recht oft wird in diesem Zusammenhang von
exercitationes disputatoriae gesprochen (seit 1629), doch erscheint der Begriff
der exercitia (Übungen) auch unabhängig hiervon (SS 1651, SS 1655 u. ö.).
Verschiedentlich wird auch
ein practicum erwähnt (1654 collegium theoretico-practicum, 1670, SS 1676, WS
1676/1677, SS 1686, 1696, WS 1722/1723, WS 1735/1736-WS 1742/1743, WS 1756/1757,
WS 1771/1772 u. ö., collegium elaboratorio-examinatorio-practicum WS 1744/1745,
collegium elaboratorio-practicum WS 1741/1742, SS 1742, SS 1801-SS 1808,
collegium elaboratorio-relatorium WS 1738/1739, SS 1739, 1783 scholae
elaboratorio practicae) und die introductio ad praxin forensem nach Stryk seit
dem Sommersemester 1693 angeboten (von theoria wird öfter am Ende des 18.
Jahrhunderts gesprochen). Die ars ex actis referendi findet sich 1749.
Examinatoria erscheinen seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts immer
wieder.
C
Nach dem Übergang von den
lateinischen Vorlesungsverzeichnissen zu den deutschen Ankündigungen zwischen
1808 und 1809 wird die Vorlesung über Pandectae oder Digestae unter der
Bezeichnung Pandekten fortgeführt. So heißt es etwa 1809: „Die Pandekten nach
Hellfeld Geheimerrath und Prof. Dr. Büchner (täglich) von 9-10 und 11-12.“
Bezüglich der Lehrbücher folgt man dabei außer Hellfeld vor allem Thibaut,
Heise und Wening-Ingenheim, nach 1850 Mühlenbruch, Puchta und Arndt. Nach der
Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt man Erbrecht, Familienrecht oder Erbrecht
und Familienrecht auszusondern und unterscheidet dementsprechend zwischen
Pandekten I und II. Teil 1 wird dabei vom Sommer 1882 an umschrieben als
allgemeiner Teil, Sachenrecht, Obligationsrecht und zehnstündig gelesen, Teil 2
(Familienrecht und Erbrecht) vierstündig. 1897 endet mit der parlamentarischen
Verabschiedung des Bürgerlichen Gesetzbuches und der bevorstehenden
Inkraftsetzung zum 1. Januar 1900 die Pandektenvorlesung.
Für die Institutionen des
römischen Rechts, die Arens 1809 neunstündig nach dem Lehrbuch Waldecks
vorträgt, setzt sich bald das Lehrbuch Mackeldeys durch. Von 1832/33 an erhält
die Vorlesung den Titel „Institutionen und Geschichte des römischen Rechts“.
Als achtstündige Lehrveranstaltung begegnen „Institutionen und römische
Rechtsgeschichte“ letztmals im Sommer 1897. Danach behandelt man „System und Geschichte
des römischen Rechts“, seit 1933 römische Rechtsgeschichte und seit 1934/1935
antike Rechtsgeschichte.
Das Kirchenrecht erscheint
1809 als sechsstündige Vorlesung. Vielfach beschreibt man es in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts ausführlicher als protestantisches und katholisches
Kirchenrecht, dem längere Jahre das Lehrbuch von Arens zugrunde liegt. Als
solches wird es auch am Ende des 19. Jahrhunderts noch fünfstündig gelesen.
Immerhin dreistündig bei Ausschluss des Staatskirchenrechts, das zwischen
1928/29 und 1934/35 als eigenes Gebiet dargestellt wird, wird es 1931/2
vorgetragen. Selbst zwischen 1933/34 und 1944/45 wird es insgesamt zehnmal
angeboten.
Im Lehnrecht, das etwa
Jaup 1809 täglich morgens von 6 bis 7 Uhr liest, folgt man zunächst Böhmer und
ab 1818/19 Paetz. Seine Bedeutung ist jedoch infolge der Allodifizierung der
Lehen auf Grund der Egalisierung der Gesellschaft seit der französischen
Revolution des Jahres 1789 rückläufig. Im Winter 1829/30 hat es noch einen
Umfang von fünf Stunden, im Sommer 1875 dagegen nur noch einen Umfang von ein
bis zwei Stunden wöchentlich. Danach kommt es, nachdem es schon vor 1850 auch
im Rahmen der Vorlesung „Deutsches Privatrecht“ vorgetragen worden war (1833/1834ff.),
als selbständige Veranstaltung in Wegfall.
An der Spitze aller
Vorlesungen erscheint nach dem Beginn der sachlichen Gliederung das Natur- und
Völkerrecht, das Grolman im Sommer 1809 nach Gros täglich von 8 bis 9 vorträgt.
Im Sommer 1813 benennt er die Veranstaltung „Die Philosophie des Rechts, oder
das sogenannte Natur- und Völkerrecht“. „Das Naturrecht in Verbindung mit
Philosophie der positiven Gesetze“ lehrt Welcker „mit Hinsicht auf seine
philosophische und rechtshistorische Entwicklung der letzten Gründe von Recht,
Staat und Strafe“. Dieses Naturrecht als „philosophische Rechts- und
Staatslehre“ findet sich dann noch bis 1862, wenn auch etwa im Winter 1831/32
der Titel schon „Philosophie des Rechts (Privat-, Staats- und Völkerrecht) oder
das sog. Naturrecht, in Verbindung mit der sog. Philosophie des positiven
Rechts“. und im Wintersemester 1832/33 „Die Philosophie des Rechts
(Naturrecht)“ lautet.
Die Rechtsphilosophie
allein tritt dann etwa 1866, 1876, 1878, (1897) und von 1907 bis 1934 auf.
Das Naturrecht wird aber
nicht nur von der Rechtsphilosophie abgelöst. Vielmehr dürfte es in seiner
Verwendung als Einführungsveranstaltung in die Grundlagen des Rechts auch durch
die Enzyklopädie des Rechts, die schon im 18. Jahrhundert ihre Ausbildung
erfahren hatte, ersetzt worden sein. Sie wird als juristische Enzyklopädie und
Methodologie im Winter 1813/1814 von demselben Dozenten vorgetragen, der auch
das Naturrecht behandelt. Im Sommer 1815 bezeichnet sie Jaup, der sie täglich
von 8 bis 9 Uhr lehrt, als „Einleitung in das Studium der Jurisprudenz oder
juristische Enzyklopädie und Methodologie“. Sowohl unter dem Titel „juristische
Enzyklopädie und Methodologie“ wie auch unter der Bezeichnung „Philosophische
und historische Einleitung in das Studium der Rechtswissenschaft“ liegt der
Veranstaltung Falks Lehrbuch der juristischen Encyclopädie zugrunde. Von 1876
an heißt diese Propädeutik der Rechtswissenschaft (1844/1845)
Rechtsenzyklopädie und von 1897 an Einführung in die Rechtswissenschaft. Als
dreistündige bis vierstündige Veranstaltung findet sie bis zum Wintersemester
1934/1935 statt.
Systematisch folgt dieser
Einführung die Rechtsgeschichte. Sie wird im Sommer 1809, weil das gemeine
Recht noch in voller Geltung steht, ohne weiteres als deutsche Rechtsgeschichte
nach Selchow verstanden. Zwischen 1830 und 1850 schwankt man zwischen deutscher
Rechtsgeschichte, der vielfach das Werk Zöpfls zugrundegelegt wird, deutschen
Rechtsaltertümern und deutscher Staats- (oder Staaten-) und Rechtsgeschichte
(nach von Lindelof). Ab 1866/67 heißt die Veranstaltung auch deutsche Reichs-
und Rechtsgeschichte, ab etwa 1890 bis 1944/1945 deutsche Rechtsgeschichte.
Wie neben der meist mit
den Institutionen verbundenen römischen Rechtsgeschichte eine besondere
deutsche Rechtsgeschichte steht, so wird neben den Pandekten und Institutionen
sowie den Veranstaltungen über einzelne Teilgebiete des (römischen) Rechts wie
etwa die Obligationen (1828-1837), die dinglichen Rechte (1823-1840), das
Erbrecht (1813/1814, 1821, 1824, 1825/1826, 1826/1827, 1832 u. ö.),
Familienrecht (1818, 1819, 1820, 1823, 1825, 1828, 1830, 1831 u. ö.), die
Vormundschaft (1809-1835) oder den Besitz auch das besondere deutsche
Privatrecht, das sich schon im 18. Jahrhundert entfaltet hatte, gepflegt. So
trägt es im Sommer 1809 Musäus täglich von 10 bis 11 Uhr vor, wobei er das
Lehrbuch Selchows verwendet. Andere mehrfach genannte Lehrbücher stammen von
Krüll, Runde und Mittermaier. Seit Winter 1828/1829 benützt man das Werk
Eichhorns, spricht von gemeinem deutschem Privatrecht (1831, 1835, 1842/1843,
1843/1844, 1844/1845, 1845/1846 u. ö.) und bezieht in dieses das Handlungs- und
Wechselrecht, später auch das See- und Lehnrecht ausdrücklich ein. An der
Stelle des Adjektives „gemeines“ (zuletzt 1861/1862) findet sich häufig auch
das Adjektiv „heutiges“ (zuerst 1831/1832), 1848/1849 als „heutiges gemeines
deutsches Privatrecht mit Einschluss des Handels- und Lehnrechtes“ sogar beide
nebeneinander. Nach 1850 beschränkt man sich jedoch rasch wieder auf die
Fassung „deutsches Privatrecht“, die bis 1933 beibehalten wird. Um die
Jahrhundertwende wird die Berücksichtigung der Rechtsentwicklung in Hessen noch
besonders hervorgehoben. Zwischen 1935 und 1944 wird das deutsche Privatrecht
durch die Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, zu der parallel auch eine
Verfassungsgeschichte der Neuzeit eingerichtet wird, ersetzt bzw. in die
deutsche Rechtsgeschichte einbezogen.
Die Gliederung der privatrechtlichen
Vorlesungen wird im Übrigen durch die Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches
beeinflusst. So behandelt etwa Hellwig im Winter 1888/1889 bereits die Grundzüge
des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches und wird dieser gleichzeitig von
Lehmann im deutschen Privatrecht mitberücksichtigt. 1896 wird der Entwurf in
die Erörterung der Pandekten einbezogen. Im Winter 1896/97 lesen Biermann und
Schmidt neben der Pandektenvorlesung Einführungen in das Studium des
Bürgerlichen Gesetzbuches. Im Winter 1897/1898 ist die Pandektenvorlesung durch
„deutsches bürgerliches Recht“ ersetzt. Dabei fasst Leist den allgemeinen Teil
und das Recht der Schuldverhältnisse, für das schon im Winter 1825/1826 ein
allgemeiner Teil (das Obligationenrecht), erwähnt wird, in einer neunstündigen
Vorlesung zusammen, während Biermann das Sachenrecht vierstündig anbietet. Im
Wintersemester 1900/1901 wird der allgemeine Teil vierstündig, das Recht der
Schuldverhältnisse fünfstündig und das Sachenrecht vierstündig vorgetragen, im folgenden
Sommersemester Sachenrecht fünfstündig, Familienrecht vierstündig und Erbrecht
dreistündig. Bei dieser Gliederung bleibt es bis zum Wintersemester 1934/1935,
wenn auch ab 1926/1927 der allgemeine Teil (bis Weihnachten) und das
Schuldrecht (nach Weihnachten) in einem Semester zusammengefasst werden. Vom
Sommer 1935 an erscheinen Familie und Familienerbe als Teile der Rubrik „Volk“,
Vertrag, Unrecht und Boden als Teile der Rubrik „Rechtsverkehr.“
Neben Pandekten,
Institutionen und deutschem Privatrecht hatte auch im ältesten deutschen
Vorlesungsverzeichnis vom Sommer 1809 schon Handlungs- und Wechselrecht
gestanden. Von etwa 1830 an werden beide meist in das deutsche Privatrecht
einbezogen. Unter dem Einfluss der Gesetzgebungstätigkeit auf dem Gebiet des
Wechselrechts und Handelsrechts verselbständigen sich diese Vorlesungen jedoch
von der Mitte des 19. Jahrhunderts an wieder (Wechselrecht WS 1855/1856,
SS 1862ff., Handelsrecht WS 1861/1862ff.). Zwischen 1898 und 1910 wird das
Privatrecht der Gewerbe behandelt, als dessen Grundlage vor allem das
Handelsgesetzbuch betrachtet wird. Vom Winter 1912/1913 bis Winter 1934/1935
erscheint dann wieder das Handelsrecht, das vom Sommer 1935 an durch „Handel
und Gewerbe“ abgelöst wird, die ihrerseits zum „Rechtsverkehr“ gehören. Das
Wechselrecht tritt im 20. Jahrhundert etwas zurück und wird in ein allgemeines
Recht der Wertpapiere (WS 1914/1915) aufgenommen, das sich ab 1927 etwas
häufiger findet und als „Wertpapiere“ im Bereich „Rechtsverkehr“, zu dem auch
noch die Vorlesung „Ware und Geld“ gehört, gelesen wird.
Zum Handelsrecht zählt
nach dem Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch von 1861 wie dem
Handelsgesetzbuch von 1897 das Gesellschaftsrecht. Gleichwohl begegnet um 1880
eine besondere Lehrveranstaltung über Aktiengesellschaften. Durchgehend
verselbständigt sind die „Gesellschaften“ aber erst seit dem Sommer 1935
(Rechtsverkehr).
Vereinzelt erscheint im
Winter 1875/1876 und im Sommer 1878 das Recht der Bank- und Börsengeschäfte,
das auch im Sommersemester 1944 auftritt. Das Genossenschaftsrecht wird um
1930, das Bergrecht 1921 und 1924, das Privatversicherungsrecht zwischen 1913
und 1938, das Urheberrecht 1880 und zwischen 1913 und 1935 – danach „geistiges
Schaffen“ im Bereich „Rechtsverkehr“- besonders behandelt. Auch das Seerecht ist zwischen 1923 und 1934 Gegenstand eigener,
aus dem Handelsrecht gelöster Erörterung. Kartellrecht tritt zwischen 1927 und
1932 auf, Wirtschaftsrecht im Sommer 1924.
Auffällig ist die
verhältnismäßig häufige Behandlung des Forstrechts vom Sommersemester 1831 an,
die aber anscheinend auch für Studenten anderer Fakultäten bestimmt ist. Mit
ihm wird verschiedentlich das Jagdrecht verbunden. Von 1922 bis Winter 1934/1935
werden Forstrecht und Landwirtschaftsrecht gemeinsam gelehrt. Sie dürften dann
in der Vorlesung „Bauer“ die unter der Rubrik „Stände“ begegnet, aufgegangen
sein.
Eine besondere Vorlesung
Arbeitsrecht erscheint erstmals im Sommer 1922 (dreistündig, Groh). Sie wird
rasch zur Regel bis 1934/1935. Vom Winter 1935/1936 treten dann in der Rubrik „Stände“
die Lehrveranstaltungen „Arbeiter und Unternehmer“ oder „Arbeiter“ und „Unternehmer“
auf.
Für das Privatrecht ist
dann noch darauf hinzuweisen, dass vielfach eine zusätzliche Behandlung des
französischen Rechts stattfindet. Dies beginnt schon im Sommer 1808 mit der
Darstellung des Code Napoleon. Als 9-stündige Veranstaltung lehrt Stickel im
Wintersemester 1817/1818 das französische bürgerliche Recht nach dem Text des
Code Napoleon. Besonders häufig treten diese Veranstaltungen zwischen 1808 und
1840, aber auch zwischen 1876 und 1891 auf. Sie sind vermutlich auch besonders
für Studenten aus linksrheinischen Gebieten gedacht.
Demgegenüber wird das
hessische Privatrecht nur im Sommer 1863 in einer vierstündigen Vorlesung des
Privatdozenten Reatz besonders betrachtet. Das Privatrecht der Fürsten, das als
deutscher Titel schon 1773/74 auftritt, wird dem Staatsrecht zugeteilt. Auch
das Recht der Kolonien, das im Sommer 1909 auftaucht, dürfte eher dem
öffentlichen Recht zuzurechnen sein. Das internationale Privatrecht endlich
begegnet vom Sommer 1924 bis zum Winter 1934/1935 und könnte 1935 in die „Anwendung
fremden Rechts“ (Bereich: „Außerstaatliches Recht“) überführt worden sein.
Im Bereich des
Staatsrechts findet sich im Sommer 1809 das von Jaup bis Winter 1811/12
regelmäßig sechsstündig behandelte „Staatsrecht des Rheinischen Bundes“. Im
Sommer 1813 und im Winter 1813/1814 trägt Jaup über die Staatsverfassung und
Staatsverwaltung Frankreichs vor. Im Sommer 1814 liest Musäus über allgemeines
Staatsrecht, im Sommer 1815 Jaup über das jetzige Staatsrecht der deutschen
Staaten und von Sommer 1816 bis Sommer 1817 Musäus über das allgemeine
Staatsrecht mit Rücksicht auf Deutschlands ehemalige damalige Verfassung. Im
Sommer 1819 lehrt Stickel das deutsche Staatsrecht. Im Sommer 1820 befasst er
sich mit Deutschlands öffentlichem Recht, bald darauf mit dem öffentlichen
Recht des deutschen Bundes und der deutschen Bundesstaaten. Von 1830 bis 1848
begegnet das deutsche Bundes- und Staatsrecht, zwischen 1834 und 1842 das
heutige deutsche Staatsrecht (das öffentliche Recht des deutschen Bundes und
der deutschen Bundesstaaten), beides sechsstündige Vorlesungen. Im
Wintersemester 1848/49 behandelt Birnbaum täglich das gemeine deutsche
Staatsrecht. Ebenso verfährt im Sommer 1849 Weiß. Im Winter 1849/1850 findet
sich deutsches Staatsrecht, im Sommer 1850, Winter 1850/1851 und Winter 1851/1852
deutsches öffentliches Recht. Vom Winter 1852/1853 an bis Winter 1861/1862 wird
deutsches Staatsrecht mit Privatfürstenrecht, das schon die lateinischen
Vorlesungsverzeichnisse gekannt hatten, verbunden dargeboten. Vom Winter 1862/1863
an tritt dann wieder deutsches Staatsrecht auf und wird unberührt von den
Ereignissen der Jahre 1866 und 1870 jeweils im Winter fünfstündig vorgetragen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts heißt die Vorlesung allgemeines und deutsches
Reichs- und Landesstaatsrecht, von 1914/1915 bis 1933/1934 deutsches Reichs-
und Landesstaatsrecht. Zusätzlich wird von Gmelin für Hörer aller Fakultäten
1919 die Vorlesung angeboten „Die Regierungsformen der Republik, eine
Einführung in die neue deutsche Verfassung“ und 1920 die Vorlesung „Die neue
deutsche Reichsverfassung“ Im Winter 1934/1935 wird unter N. N. allgemeines und
deutsches Staatsrecht angekündigt, vom Winter 1935/1936 bis Winter 1944/1945
Volk und Staat im Bereich „Volk“ sowie Verfassung im Bereich „Staat“.
Neben dem deutschen
Staatsrecht erscheint, nachdem schon 1819/1820 eine geschichtliche Darstellung
und staatsrechtliche Entwicklung der Verfassung des Großherzogtums Hessen und
ihre verschiedenen Veränderungen angeboten worden war, das öffentliche Recht
des Großherzogtums Hessen als vierstündige Vorlesung des Privatdozenten Weiß im
Wintersemester 1829/1830. Im folgenden Sommer liest Weiß das Staats- (Verfassungs-
und Verwaltungs-)Recht des Großherzogtums Hessen fünfstündig, im Winter 1930/1931
das Verfassungsrecht des Großherzogtums Hessen sechsstündig, im Sommer 1931
wieder das Staats- (Verfassungs- und Verwaltungs-)Recht des Großherzogtums
Hessen vierstündig. Insgesamt begegnet diese Veranstaltung unter verschiedenen
Titeln bis zum Sommer 1842.
Als allgemeines
Staatsrecht und Staatslehre wird andererseits etwa zur gleichen Zeit Politik
gelehrt (SS 1833-WS 1836/1837). Diese wird auch umschrieben als Lehre von der
Verfassung und Verwaltung des Staates. Als allgemeine Staatslehre (Politik)
begegnet sie zwischen 1914 und 1934 wieder. „Neue Wege der Politik“ (Staat und
Rasse; Nationalitätenrecht; Faschismus) legt Gmelin im Winter 1930/1931 dar.
Das Verwaltungsrecht tritt
neben dem Staatsrecht im 19. Jahrhundert kaum auf. Lediglich das Polizeirecht
findet sich im Winter 1833/1834 als vierstündige Vorlesung des Privatdozenten
Röder einmal. Im Sommer 1896 bietet dann Heimburger deutsches und hessisches
Verwaltungsrecht mit Einschluss der sog. Polizeiwissenschaft vierstündig an.
Seit dem Sommer 1906 lautet demgegenüber die Bezeichnung meist Deutsches
Reichs- und Landesverwaltungsrecht. Vom Sommer 1935 bis Winter 1942/1943 wird
im Bereich Staat die Vorlesung „Verwaltung“ vorgetragen, die in den Sommern
1943 und 1944 in einen allgemeinen Teil und einen besonderen Teil aufgegliedert
wird. Daneben findet sich von 1922/1923 bis 1940 eine Spezialveranstaltung mit
dem Titel Beamtenrecht.
Als Sondergebiet des
Verwaltungsrechts wird von 1912 bis 1916 Arbeitsversicherungsrecht und seit dem
Sommersemester 1920 in etwas größeren Abständen bis zum Sommer 1944
Sozialversicherungsrecht angeboten.
Seit dem Wintersemester
1918/1919 finden sich mehrfach Vorlesungen zum Steuerrecht.
Das Criminalrecht wird im
Wintersemester 1809/10 als fünfstündige Vorlesung, die das lateinische ius
criminale fortführt, angeboten. Dabei folgt man zunächst Grolman, dann
Feuerbach, vom Winter 1820/1821 an spricht man manchmal vom gemeinen deutschen peinlichen
Recht - peinliches Recht selbst begegnet oft zwischen 1770 und 1800 -, vom
Sommer 1822 bis 1841 vom gemeinen deutschen Criminalrecht. Danach lautet der
Titel gemeines deutsches und großherzoglich hessisches Criminalrecht (SS 1842-WS
1847/1848), bis man 1848 wieder zur älteren Bezeichnung gemeines deutsches
Criminalrecht zurückkehrt und hessisches und französisches Strafrecht nur noch
berücksichtigt. Seit Sommer 1857 beginnt man stattdessen die Vorlesung „Strafrecht“
abzuhalten, doch findet sich noch 1870/1871 die 7 1/2 stündige Veranstaltung „Criminalrecht
nach den Quellen des gemeinen Rechts, mit besonderer Rücksicht auf das
Strafgesetzbuch des norddeutschen Bundes und das Strafrecht des Großherzogtums
Hessen“. Im Winter 1871/1872 wird dies folgendermaßen verändert „Deutsches
Strafrecht, mit Rücksicht auf die Quellen des seitherigen gemeinen
Criminalrechts, das seitherige Strafrecht des Großherzogtums Hessen und das
neue Strafgesetzbuch für das deutsche Reich“. Vom Sommer 1875 an verschwinden
die erläuternden Zusätze. Gleichzeitig wird aber das Strafrecht in zwei Teile
aufgespalten (WS 1874/1875). Diese Gliederung wird jedoch später wieder
aufgegeben und setzt sich dann erst wieder 1930 bis 1934 durch. Von 1935 bis
1944/1945 wird Strafrecht unter dem Titel „Verbrechen und Strafe“ im Bereich „Rechtsschutz“
behandelt.
Neben dem allgemeinen
Strafrecht wird das Militärstrafrecht verschiedentlich gesondert betrachtet
(1887-1908, 1931-1937).
Bedeutsam ist, dass dem
deutschen Kriminalrecht zwischen 1832 und 1834 das französische Kriminalrecht
zur Seite gestellt wird und dieses auch danach lange Zeit besonders
berücksichtigt wird. Für das 20. Jahrhundert ist besonders darauf hinzuweisen,
dass von 1912 bis 1944 mit größeren Abständen Kriminalpsychologie für Juristen
angeboten wird. Daneben steht zwischen 1925 und 1939 die Vorlesung
Kriminologie. Jugendstrafrecht erscheint 1921/1922, 1929/1930 und 1930. Die
Vorlesung Strafvollzug wird von 1922/1923 bis 1937 abgehalten, nachdem schon
1890 bis 1896 Gefängniskunde und 1909 das „Gefängniswesen“ dargestellt worden
war. Gerichtliche Medizin für Juristen war schon zwischen 1838/1839 und 1842
angeboten worden.
Neben dem Kriminalrecht
begegnet in den ersten deutschen Vorlesungsverzeichnissen die Theorie des
Kriminalprozesses, die Grolman nach seinem eigenen Lehrbuch in einer
dreistündigen Vorlesung darstellt. Vom Sommer 1818 an spricht man einfacher von
Kriminalprozess oder ab 1827 vom gemeinen deutschen Kriminalprozess, für den
man Lehrbüchern von Feuerbach, Müller und Mittermaier folgt und von 1829/1830
bis 1831/1832 die großherzoglich-hessischen und herzoglich-nassauischen
Verordnungen besonders hervorhebt. Zwischen 1835 und 1841 wird zusätzlich der französiche
Criminalprozess dargestellt, auf den zwischen 1842 und 1847 immerhin
vergleichend Rücksicht genommen wird. Neben einer Vorlesung über das
altgermanische Gerichtsverfahren im Sommer 1846 werden im Winter 1848/1849 und
Sommer 1849 die Grundsätze der Öffentlichkeit, Mündlichkeit und des
Geschworenengerichts besonders unterstrichen, im Winter 1849/1850 neue
großherzoglich hessische und französische Vorschriften über das Strafverfahren
besonders hervorgehoben. Der gemeinsame deutsche Kriminalprozess findet sich
dann noch bis etwa 1875, konkurriert aber seit Winter 1857/1858 mit dem
gemeinen und heutigen Strafprozess. Seit Winter 1873/1874 trägt Seuffert
deutsches Strafprozessrecht, Strafprozessrecht, Strafprozess oder
Reichsstrafprozessrecht (WS 1879/1880) fünfstündig vor. Zwischen Strafprozess
und Strafprozessrecht schwankt man auch im 20. Jahrhundert. Zwischen 1935 und
1944/1945 wird im Bereich Rechtsschutz „Strafverfahren“ dargelegt.
Die Theorie des
gerichtlichen Verfahrens in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten behandelt im
Sommersemester 1809 Grolman nach eigenem Lehrbuch von 7-8 Uhr sechsmal und von
3-4 Uhr dreimal. Von 1810 bis 1818/1819 sprechen er und andere von der Theorie
des Civilprozesses. Zwischen 1819/1820 und 1838 wird der „bürgerliche Prozess“,
seltener der „gemeine deutsche bürgerliche Prozess“, vorgetragen. Daneben
findet sich vereinzelt seit dem Sommer 1826, sehr häufig zwischen 1835 und 1850
der „gemeine deutsche Civilprozess“, für den man vor allem das Lehrbuch von
Linde zugrundelegt. Daneben bietet man seit 1832/1833 immer wieder auch
französischen Civilprozess an. Der Titel gemeiner deutscher Civilprozess oder
gemeines deutsches Civilprozessrecht wird bis 1872/1873 beibehalten. Von 1873
an liest Seuffert sechsstündig „Deutsches Zivilprozessrecht“, von Winter 1875/1876
an „Civilprozessrecht“ oder "Civilprozess". Daneben erscheint auch
der "Reichscivilprozess" oder das „Reichscivilprozessrecht“. 1905
geht man von Civilprozeßrecht zum „Zivilprozessrecht“ über, das sich bis 1934/1935
findet. Danach begegnet die Lehrveranstaltung „Rechtsstreit“.
Neben dem allgemeinen
Zivilprozess werden schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrfach
die summarischen Prozesse (SS 1831, 1832, 1833, 1835, 1841/1842, 1842, 1848,
1848/1849, 1856/1857, 1857/1858, SS 1866) oder der Konkursprozess (SS 1825, SS
1837) behandelt. Hiervon tritt die Vorlesung „Konkursrecht und Konkursprozess“
später immer wieder auf (SS 1866, 1877/1878, WS 1878/1879 u. ö., SS 1900- SS
1925). Die summarischen Prozesse begegnen - wenn auch nicht ganz gleichmäßig -
weiter von 1856/1857 bis 1875/1876 (u. a. 1857 „Geschichte des Begriffs
summarischer Prozess“). Verschiedentlich werden summarischer und Konkursprozess
auch verbunden.
Neben der streitigen
Gerichtsbarkeit wird auch die freiwillige Gerichtsbarkeit, die als Begriff
schon im Sommersemester 1827 auftaucht, dargestellt. Entsprechende Vorlesungen
setzen im Sommer 1905 ein. Sie reichen mit Unterbrechungen bis zum Winter 1944/1945.
Das
Gerichtsverfassungsrecht findet sich als eigene Lehrveranstaltung „Straf- und
Civilgerichtsverfassungsrecht“ erst im Winter 1888/1889. Dabei wird sowohl beim
Reichszivilprozessrecht wie auch beim Strafprozessrecht ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass dieses unter Ausschluss des Gerichtsverfassungsrechts bzw.
des Strafgerichtsverfassungsrechts vorgetragen werde. Die Veranstaltung „Gerichtsverfassungsrecht“
wird dann bis zum. Winter 1933/1934 beibehalten.
Als letztes Rechtsgebiet
ist schließlich noch das Völkerrecht zu nennen, das im Sommer 1809 mit dem
Naturrecht gemeinsam vorgetragen worden war. Es tritt in der Folge bald nicht
mehr zusammen mit dem Naturrecht, sondern selbständig als positives
europäisches Völkerrecht (WS 1809/1810 u. ö., SS 1855 u. ö.), als europäisches
Volksrecht (SS 1813 u. ö., WS 1852/1853 u. ö., als praktisches europäisches
Völkerrecht (SS 1824 u. ö.) oder später einfach als Völkerrecht bzw. Einleitung
ins Völkerrecht (WS 1862/1863 u. ö.), 1875/1876, 1876/1877, 1877/1878 u. ö. und
seltener mit dem Naturrecht zusammen auf. Im 20. Jahrhundert wird Völkerrecht
bis zum Wintersemester 1944/1945 gelesen und dabei von 1924/1925 an meist in
zwei Teile aufgegliedert.
Neben all diesen mehr oder
weniger regelmäßigen Vorlesungen finden sich einzelne Sonderveranstaltungen,
auf die hier aber nicht näher eingegangen werden kann (z. B. Armenrecht SS 1860,
Eherecht WS 1861/1862, 1884/1885ff., Sachsenspiegel 1834/1835,
Zwangsvollstreckung 1880). Lediglich darauf soll noch hingewiesen werden, dass
durch den zum Sommersemester 1935 verwirklichten Neuaufbau des juristischen
Studienganges nicht nur die älteren Vorlesungen neu gegliedert und neu
bezeichnet worden sind, sondern dass auch neue Lehrveranstaltungen eingeführt
worden sind, welche die bewusste Veränderung zum Gegenstand haben. Hierzu
gehören zum einen die Betonung der Neuzeit in der Geschichte und die
Hervorhebung der Wirtschaftswissenschaften in der juristischen Ausbildung. Zum
anderen sind hierher aber auch Vorlesungen zu rechnen, die die „neueste
politische Geschichte“ betreffen oder „Volk und Rasse“, „Geopolitik“ oder „Menschliche
Erbbiologie und Rassenkunde“ (1940). Neuen Inhalt zumindest dürfte auch die
Veranstaltung „Rechtsphilosophie als nationalsozialistische Rechtslehre“ gehabt
haben.
Neben den Vorlesungen
treten im Sommer 1809 auch noch „praktische Vorlesungen“ und „Examinatoria“
auf. Solche praktische Vorlesungen finden sich bis Sommer 1817. Examinatorien
begegnen, vielfach verbunden mit Repetitorien und bezogen auf einzelne oder
alle Rechtsgebiete, während der gesamten ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Dagegen sind die früher häufigen Disputatorien jetzt recht selten (z. B. SS
1814, 1815, SS 1859).
Ein besonderes Civilprozesspraktikum
mit oder ohne Relatorium wird von WS 1839/1840 an durchgeführt, ein
Pandektenpraktikum 1835, 1837, (Pandekten-Repetitorium SS 1846-1848/1849,) und
1851/1852ff., ein criminalistisches Praktikum 1858/1859. Neben dem
Pandektenpraktikum werden im Winter 1854/1855 exegetische Übungen angeboten.
Zum Civilprocess-Praktikum treten im Winter 1856/1857 die summarischen Prozesse
mit praktischen Übungen. Zivilprozesspraktikum und Pandektenpraktikum werden
noch längere Zeit fortgeführt, das Zivilprozesspraktikum bis 1867/1868, das
Pandektenpraktikum bis Sommer 1898, bis es durch die Übungen im römischen Recht
für Anfänger und Vorgerückte abgelöst wird. Das daneben bestehende Exegetikum (Exegese
auch bereits 1837) wird dagegen schon 1867/1868 in exegetische Übungen
übergeleitet. Im Übrigen finden sich im Sommersemester 1872 ein Civilrechtspraktikum,
im Sommer 1874, 1875ff. ein Wechselrechtspraktikum, im Winter 1874/1875 ein „Civil-
und Prozess-practicum“ und im Sommer 1876 ein handelsrechtliches Praktikum.
Etwa von da an setzt sich
der Begriff der Übungen, der in dem Titel „Übungen in der gerichtlichen und außergerichtlichen
juristischen Praxis“ schon 1810 und 1811 aufgetreten war, durch. So begegnen im
Winter 1873/1874 Übungen in der Geschichte des Strafrechts und des
Prozessrechts, im Winter 1874/1875 rechtsgeschichtliche Übungen, im Sommer 1876
sowie in weiteren Semestern Übungen im Straf- und Strafprozessrecht, im Sommer
1877 praktische Übungen im deutschen bürgerlichen Recht, im Sommer 1881
prozessrechtliche Übungen, wobei in der Folge Strafprozess und Zivilprozess
ausdrücklich vereinigt werden, sowie im Winter 1890/1891 eine handels- und wechselrechtliche
Übung. Die privatrechtliche Übung wird vom Wintersemester 1897/1898 an in eine
Übung für Anfänger und eine Übung für Vorgeschrittene geteilt. Daneben
erscheint im Sommer 1898 eine kirchenrechtliche, vom Winter 1897/1898 eine
staats- und verwaltungsrechtliche Übung, sowie im Winter 1899/1900 eine Übung
im Völkerrecht.
Seminare treten zuerst in
der gerichtlichen Psychologie (SS 1914) bzw. der Rechtspsychologie (WS 1914/1915)
auf. Im Sommer 1919 findet sich dann ein rechtsphilosophisches Seminar, im
Winter 1921/1922 ein romanistisches Seminar. Danach werden auch in allen
anderen Fachgebieten allmählich Seminare abgehalten. Von 1935 an sind Seminare
recht selten und werden hauptsächlich als Arbeitsgemeinschaften bezeichnet.
D
Für eine Übersicht über
die Lehrveranstaltungen der 1965 erneuerten Fakultät sollen vor allem die
Studienpläne herangezogen werden. Von diesen ist als erster der im Februar 1966
beschlossene Studienplan zu nennen (JuS 1966, 255).
Studienplan für das
Studium der Rechtswissenschaft an der Rechts und Wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultät der Justus Liebig-Universität in Gießen
Dieser Studienplan geht
von der gesetzlich vorgesehenen Mindeststudienzeit von 7 Semestern aus. Er
enthält nur solche Vorlesungen, Übungen und Arbeitsgemeinschaften, die den
Mindestanforderungen an ein ordnungsgemäßes Studium genügen. Daneben sind
Lehrveranstaltungen vorgesehen sowohl zur Vertiefung des Studiums bis zum ersten
juristischen Staatsexamen als auch zum Weiterstudium danach.
1. Semester V * A* Ü*
Einführung in das juristische Denken 2
Technik der wissenschaftlichen Arbeit 1
Einführung in das Privatrecht 3 2
Strafrecht Allgemeiner Teil 5 2
Einführung in das öffentliche Recht 3 1
Verfassungsgeschichte der Neuzeit 2
Politische, wirtschaftliche und soziale
Entwicklung Deutschlands im 19. und
20. Jahrhundert 2
Wochenstunden insgesamt 18 5
2. Semester
Schuldrecht 6 2
Strafrecht, Besonderer Teil 3 2
Verfassungsrecht 4 2
Einführung in die Betriebswirtschaftslehre 2
Übung im Strafrecht für Anfänger 2
Wochenstunden insgesamt 15 6 2
3. Semester V4 A4 Ü4
Sachenrecht 3 2
Erbrecht 2
Verwaltungsrecht I 4 2
Gerichtsverfassungsrecht 1
Strafprozessrecht 3
Einführung in die allgemeine
Volkswirtschaftslehre 3
Übung im bürgerlichen Recht für Anfänger 2
Wochenstunden insgesamt 16 4 2
4. Semester
BGB, allgemeiner Teil 2
Familienrecht 3
Handels- und Wirtschaftsrecht I
(Grundlagen der Wirtschaftsverfassung,
Recht des kaufmännischen Unternehmens,
Wertpapierrecht) 3 2
Arbeitsrecht 3 2
Verwaltungsrecht II 3 2
Übungen
im Strafrecht für Vorgerückte 2
im öffentlichen Recht für Anfänger 2
Wochenstunden insgesamt 14 6 4
5. Semester
Handels- und Wirtschaftsrecht II
(Gesellschaftsrecht, Wettbewerbsrecht,
Recht des geistigen Leistungsschutzes) 5 2
Allgemeine Kriminologie 1
Steuerrecht 2
Sozialrecht 1
Zivilprozessrecht 3 1
Deutsche Rechtsgeschichte 3
Einführung in die Rechtsvergleichung 1
Grundzüge der Psychologie
und gerichtlichen Psychiatrie 1
Übungen
im bürgerlichen Recht für Vorgerückte 2
im Arbeitsrecht 2
Wochenstunden insgesamt 17 3 4
6. Semester V Ü
Bürgerliches Recht, Vertiefungsvorlesung 2
Internationales Privatrecht 2
Kriminologie der Einzeldelikte 1
Völkerrecht 4
Öffentliches Recht, Vertiefungsvorlesung 2
Zwangsvollstreckung und Konkurs 2
Römisches Recht 4
Soziologie 2
Übungen
im öffentlichen Recht für Vorgerückte 2
im Handels- und Wirtschaftsrecht 2
Wochenstunden insgesamt 19 4
7. Semester V Ü
Rechtsphilosophie 3
Allgemeine Staatslehre 3
Strafrecht, Vertiefungsvorlesung 2
Kirchenrecht 2
Privatrechtsgeschichte der Neuzeit 2
Grundzüge der gerichtlichen Medizin 1
Übungen
im Zivilprozessrecht 2
Digestenexegese 2
Klausurenkurs für Examenskandidaten 5
Wochenstunden insgesamt 13 9
* Vorlesungen (V), Arbeitsgemeinschaften (A), und Übungen
(Ü).
Ihm folgt ein Entwurf vom 27. 2. 1968:
Vorläufiger Studienplanentwurf für das Studium der
Rechtswissenschaft nach der Abteilungssitzung vom 27. 2. 1968
1. Semester V A Ü*)
Einführung in das juristische Denken 2
Einführung in das Privatrecht 4 2
Einführung in das öffentliche Recht 2 1
Einführung in das Strafrecht 2
Strafrecht, Besonderer Teil 3 2
Einführung in die Volkswirtschaftslehre 3
Wochenstunden insgesamt 16 5
2. Semester Wochenstunden
Schuldrecht 6 2
Strafrecht, Allgemeiner Teil I
(Lehre vom Verbrechen) 3 2
Verfassungsgeschichte der Neuzeit 2
Verfassungsrecht 4 2
Übungen im Strafrecht für Anfänger 2
Wochenstunden insgesamt 15 6 2
3. Semester Wochenstunden
Sachenrecht 3 2
Familienrecht 3
Verwaltungsrecht I 4 2
Gerichtsverfassungsrecht 1
Strafrecht, allgemeiner Teil II
(Strafen und Maßregeln) 1
Handels- und Wirtschaftsrecht I
(Grundlagen der Wirtschaftsverfassung
und das Recht des kaufmännischen
Unternehmens) 3
Einführung in die Betriebswirtschaftslehre 2
Übungen
im bürgerlichen Recht für Anfänger 2
Wochenstunden insgesamt 17 4 2
4. Semester Wochenstunden
BGB, Allgemeiner Teil 2
Erbrecht 2
Handels- u. Wirtschaftsrecht II
(Gesellschaftsrecht) 3
Strafprozessrecht 3
Verwaltungsrecht II 3 2
Steuerrecht 2
Einführung in die Rechtsvergleichung 1
Übungen
im Strafrecht für Vorgerückte 2
im öffentlichen Recht für Anfänger 2
Wochenstunden insgesamt 16 2 4
5. Semester Wochenstunden
Handels- und Wirtschaftsrecht III
(Wettbewerbsrecht) 2 2
Arbeits- und Sozialrecht 3 2
Allgemeine Kriminologie 1
Verwaltungsprozessrecht 1
Zivilprozessrecht (Erkenntnisverfahren)
und Grundzüge der freiwilligen
Gerichtsbarkeit 4
Römisches Recht 3
Grundzüge der Psychologie und
gerichtlichen Psychiatrie 1
Übungen im bürgerlichen Recht für Vorgerückte 2
Wochenstunden insgesamt 15 4 2
6. Semester Wochenstunden
Bürgerliches Recht, Vertiefungsvorlesung 2
Geschichte des Rechts in Deutschland I 2
Kriminologie der Einzeldelikte 1
Zwangsvollstreckung und Konkurs 2
Völkerrecht 3
Internationales Privatrecht 2
Recht der
Religionsgemeinschaften 2
Soziologische Vorlesung 2
Übungen
im öffentlichen Recht für Vorgerückte 2
im Handels- und Wirtschaftsrecht 2
im Arbeitsrecht 2
Wochenstunden insgesamt 16 6
7. Semester Wochenstunden
Rechtsphilosophie 2
Allgemeine Staatslehre 3
Geschichte des Rechts in Deutschland II 2
Strafrecht, Vertiefungsvorlesung 2
öffentliches Recht, Vertiefungsvorlesung 2
Grundzüge der gerichtlichen Medizin 1
Übungen im Zivilprozessrecht 2
Rechtsgeschichtliche Exegese 2
Klausurenkurs für Examenskandidaten 7
Wochenstunden insgesamt 12 11
* V = Vorlesungen, A = Arbeitsgemeinschaft, Ü = Übung
Dem schließt sich ein Studienplan des Fachbereichs
vom 14. 7. 1971/19. 4. 1972 an, mit dem auf der Basis der
Justizausbildungsordnung des Landes Hessen vom 10. 9. 1965 (GVBl I, 193) das
öffentliche Recht dem Strafrecht vorangestellt werden sollte, weil eine
vertiefte Beschäftigung mit dem Strafrecht erst sinnvoll erschien, wenn vorher
wenigstens ansatzweise das Verhältnis von Staat, Gesellschaft und Individuum,
die Funktion des Gesetzes sowie die Problematik des Rechtsstaates angesprochen
worden sei.
1. Semester Wochenstunden
Einführung in das Privatrecht 6 mit
Tutoren
Verfassungsrecht I 5 mit Tutoren
Grundfragen des Strafrechts 1
Allgemeine Kriminologie 1
Verfassungsgeschichte der Neuzeit 2 Proseminar
Einführung in die Volkswirtschaftslehre 3
Einführung in die
Betriebswirtschaftslehre 2
20
2. Semester Wochenstunden
Verfassungsrecht II 5 mit Tutoren
Übung im öffentl. Recht f. Anfänger 2
Schuldrecht I 4+2 AG+)
Strafrecht, Allgemeiner Teil I 4
Strafrecht, Allgemeiner Teil
(Strafen und Maßregeln) 1
Kriminologie der Einzeldelikte
(Sexual- und Vermögensdelikte) 2
Gerichtsverfassungsrecht 1
Soziologie 2
21+2 =23
3. Semester Wochenstunden
Schuldrecht II 2
Sachenrecht 3
+ 2 AG
Übung im bürgerlichen Recht f. Anfänger 2
Strafrecht, Allgemeiner Teil II
und Besonderer Teil I 3 + 2 AG
Übung im Strafrecht f. Anfänger 2
Verwaltungsrecht I 4
+ 2 AG
Forensische Psychiatrie 1
17
+ 6 AG = 23
Wiederholungsübung
im öffentlichen Recht für Anfänger 2
4. Semester Wochenstunden
Strafrecht, Besonderer Teil II
(insbesondere Vermögens- und
Urkundendelikte) 2 + 2 AG
Übung im Strafrecht für Vorgerückte 2
Verwaltungsrecht II 3 + 2 AG
Zivilprozessrecht (Erkenntnisverfahren
und Grundzüge der Freiwilligen
Gerichtsbarkeit) 4
Handels- und Wirtschaftsrecht I
(Einführung in die Wirtschaftsverfassung
Handelsstand, Handelsgeschäfte;
Wertpapiere) 3
+ 1 AG
Fmilienrecht 3
Erbrecht 2
19
+ 5 = 24
Wiederholungsübung im bürgerlichen
Recht f. Anfänger 2
Wiederholungsübung im
Strafrecht für Anfänger 2
5. Semester Wochenstunden
Vertiefung im bürgerlichen Recht I 2
Übung im bürgerlichen Recht
für Vorgerückte 2
Arbeits- und Sozialrecht 3 + 2 AG
Handels- und Wirtschaftsrecht II
(Gesellschafts- und Vereinsrecht) 3
Römisches Recht 3
Finanz- und Steuerrecht 2
Verwaltungsprozessrecht 1
Strafprozessrecht 3
Besprechung höchstrichterlicher
Entscheidungen im Strafrecht 2
21
+ 2 = 23
Wiederholungsübung im Strafrecht
für Vorgerückte 2
6. Semester Wochenstunden
Rechtsphilosophie bzw. Rechtssoziologie 2
Übung im öffentlichen, Recht
für Vorgerückte 2
Völkerrecht I 2
Internationales Privatrecht 2
Handels- und Wirtschaftsrecht III
(Wettbewerbsrecht und gewerblicher Rechtsschutz) 3
Urheberrecht 1
Vertiefung im Bürgerlichen Recht II 2
Besprechung höchstrichterlicher
Entscheidungen im Zivilrecht 2
Zwangsvollstreckung und Konkurs 2
Rechtsgeschichte des Mittelalters 2
Kirchenrecht 2
Übung im Arbeitsrecht 2
Übung im Handelsrecht 2
Grundzüge der -gerichtlichen Medizin 1 =27
Wiederholungsübung im
Bürgerlichen Recht f. Vorgerückte 2
wahlweise:
Besprechung höchstrichterlicher Entscheidungen
im Strafrecht 2
Besprechung höchstrichterlicher Entscheidungen
im öffentlichen Recht 2
Klausurenkurs 7
7. Semester Wochenstunden
Allgemeine Staatslehre 3
Völkerrecht II 2
Vertiefung im öffentlichen Recht 2
Besprechung höchstrichterlicher
Entscheidungen im öffentlichen Recht 2
Vertiefung im Strafrecht 2
Privatversicherungsrecht 1
Rechtsvergleichung 1
Rechtsgeschichte der Neuzeit 2
Klausurenkurs 7
Übung im Zivilprozessrecht 2
Rechtsgeschichtliche Exegese 2 =26
Wiederholungsübung im öffentlichen Recht
für Vorgerückte 2
wahlweise:
Besprechung höchstrichterlicher Entscheidungen im
Zivilrecht 2
+) = Arbeitsgemeinschaft
Am 24. 10. 1974 und 23. 1. 1975 verabschiedete der
Fachbereich einen Studienplan mit dem der Neugliederung der
rechtswissenschaftlichen Studienfächer in Grundlagenfächer (Rechtsgeschichte,
Rechtssoziologie, Rechtsphilosophie), Pflichtfächer und Wahlfächer Rechnung
getragen wurde (Hessisches Juristenausbildungsgesetz vom 12. 3. 1974, GVB1 I,
157).
I. Semester Wochenstunden
Einführung in die Rechtswissenschaft
(Methodik und Überblick über die Rechtsordnung) - E - 2
Fachübergreifende
sozialwissenschaftlich-rechtswissenschaftliche
Einführung) (Ringvorlesung) - E - 2
Einführung in die Volkswirtschaftslehre - E - 3 (FB 02)
Einführung in die Betriebswirtschaftslehre - E - 2 (FB 02)
Einführung in das Privatrecht (einschließlich Allgemeiner
Teil des Bürgerlichen Gesetzbuchs) - P - 3
Einführung in das Öffentliche Recht - P - 2
Kriminalsoziologie - G 2
II. Semester Wochenstunden
Schuldrecht - P - 5
+ 2 AG
Grundzüge des Familienrechts - P - 2
Verfassungsrecht I
(Staatsorganisation, politischer und
staatlicher Willensbildungsprozess) - P - 3 + 2 AG
Strafrecht, Allgemeiner Teil - P - 4
Übung im bürgerlichen Recht (Zivilrecht)
für Anfänger - P - 2
III. Semester Wochenstunden
Sachenrecht - P - 3
+ 2 AG
Grundzüge des Erbrechts - P - 2
Verfassungsrecht II
(Grundrechte) - P - 3
+ 2 AG
Strafrecht, Besonderer Teil - P - 4
Übung im Strafrecht für Anfänger - P - 2
Übung im öffentlichen Recht für Anfänger - P - 2
Übung im bürgerlichen Recht (Zivilrecht) für Anfänger - P
-
(für Wiederholer) 2
IV. Semester Wochenstunden
Gesellschaftsrecht - p - 4
Kollektives Arbeitsrecht - P - 2
Allgemeine Prozessrechtslehre - P - 3
Strafprozessrecht - P - 1
Allgemeines Verwaltungsrecht - P – 4 + 2 AG
Recht der Europ. Gemeinschaften- P -
zugleich W 5 - 2
Übung im bürgerlichen Recht (Zivilrecht)
für Fortgeschrittene - P – 2
Übung im Strafrecht für Anfänger- P - (für Wiederholer) 2
Übung im öffentlichen Recht für Anfänger - P -
(für Wiederholer) 2
V. Semester Wochenstunden
Zivilprozessrecht - P - 3
Arbeitsverhältnisrecht - P - 1
Besonderes Verwaltungsrecht - P - 3 + 2 AG
Verwaltungsprozessrecht und Vertiefung
im Verwaltungsrecht - P - 2
Übung im Strafrecht für Fortgeschrittene - P - 2
Übung im bürgerlichen Recht (Zivilrecht)
für Fortgeschrittene - (für Wiederholer) 2
W 1 Römische Rechtsgeschichte und
Römisches Privatrecht (zugleich G) 2
W 2 Soziologie: Grundlagen des Rechts (zugleich G) 2
W 3 Familienrecht und Personenstandsrecht 2
Erbrecht 2
W 4 Internationales Privatrecht und Zivilprozessrecht 3
W 5 Völkerrecht 3
W 6 Verwaltungsrecht 2
Verwaltungswissenschaft
I 1
Verwaltungswissenschaft
II 1
W 7 Allg. Steuerrecht 2
W 7 Handelsrecht (einschl. Unternehmensorganisation) 1
W 8 Kollektives Arbeitsrecht (Vertiefung) 2
W 9 Kriminologie 3
Ferner Seminare und Exkursionen
VI. Semester Wochenstunden
Rechtsphilosophie I: Methodenlehre - P,
zugleich G und W 2 - 2
Wirtschaftsverfassungs- und Wirtschaftsverwaltungsrecht -
P,
zugleich W 6- 2
Vertiefung im bürgerlichen Recht - P.- 2
Vertiefung im öffentlichen Recht - P - 2
Vertiefung im Strafrecht - P - 2
Übung im öffentlichen Recht für Fortgeschrittene - P - 2
Übung im Strafrecht für Fortgeschrittene -P –
(für Wiederholer) 2
Besprechung höchstrichterlicher Entscheidungen im
Zivilrecht 2
Übung im Arbeitsrecht 2
Übung im Gesellschaftsrecht 2
W 1 Deutsche Rechtsgeschichte und deutsches
Privatrecht
(zugleich G) 2
Wirtschafts-
und Sozialgeschichte der Antike
und des
Mittelalters 2 (FB 08)
W 2 Rechtsphilosophie II: Allgemeine
+5 Staatslehre (zugleich G) 2
W 3 Zwangsvollstreckungsrecht 2
Freiwillige Gerichtsbarkeit 1
W 4 Geschichte der Privatrechtssysteme 2
W 6 Verwaltungswissenschaft III 1
W 7 Ertragssteuerrecht 2
Bilanzkunde 1 (FB 02)
W 8 Arbeitsgerichtsverfahren 1
Geschichte ces Arbeitsrechts 1
W 9 Jugendstrafrecht und Jugendwohlfahrtsrecht 2
Gerichtliche Psychiatrie 1 (FB 23)
Ferner Seminare und Exkursionen
VII. Semester Wochenstunden
Besprechung höchstrichterlicher Entscheidungen
im öffentlichen
Hecht 2
Besprechung höchstrichterlicher Entscheidungen
im Strafrecht 2
Klausurenkurs unter examensmäßigen Bedingungen 7
Übung im öffentlichen Recht für
Fortgeschrittene - P - (für Wiederholer) 2
Übung im Zivilprozessrecht 2
Rechtsgeschichtliche Exegese - G - (auch W 1) 2
W 1 Privatrechtsgeschichte der Neuzeit (zugleich G) 2
W 2 Rechtsphilosophie III: Wissenschaftstheorie der
Sozialwissenschaften (zugleich G) 2
W 4 Privatrechtsvergleichung 2
W 5 Verfassungsgeschichte der Neuzeit (zugleich G) 2
W 6 Raumordnungsrecht 1
W 7 Wettbewerbs- und Kartellrecht 2
W 8 Sozialrecht (insbes. Sozialversicherung) 2
W 9 Strafvollzug 1
Strafprozessrecht 1
Geschichte
der Strafrechtspflege 1
Ferner Seminare und Exkursionen
Folgende Abkürzungen werden benutzt:
E = Einführungen und Veranstaltungen im Sinne von § B I Nr. 2 Buchst. b) und d) JAG
P = Pflichtveranstaltungen im Hinblick auf §§ 7 II,
III; 8 I Nr. 2 Buchst. e) und f) JAG
W = Veranstaltungen in den Wahlfachgruppen nach § 7
III JAG
G = Veranstaltungen über Grundlagen des Rechts mit
Leistungsnachweisen nach § 8 I Nr. 2 Buchst. c) JAG
AG = Arbeitsgemeinschaften
(= Vorlesungsbergleitende Übungen ohne die Möglichkeit zu Leistungsnachweisen
im Sinne von § 8 JAG)
Alle diese
Studienpläne sind allerdings nur Pläne, denen in der Regel, aber nicht auch in
jedem Fall, in der Wirklichkeit tatsächlich Folge geleistet worden ist. Dies
gilt aber in gleichem Maß für das Vorlesungsverzeichnis selbst. Dieses kann ja
immer nur die Lehrveranstaltung angeben,die abgehalten werden soll, nicht auch
die tatsächlich abgehalten worden ist. Immerhin sind die
Vorlesungsverzeichnisse der Wirklichkeit insofern näher als der Studienplan,
als sie jeweils nur 6 Monate vor der Realität geplant werden und zudem stärker
auf die Wirklichkeit ausgerichtet sind als der auf längere Geltungszeit
berechnete Studienplan.
Vergleicht man
abschließend die Vorlesungsverzeichnisse über 375 Jahre hinweg, so ergibt sich
äußerlich eine große Differenz, weil das Vorlesungsverzeichnis des Sommers 1982
keine einzige öffentliche Vorlesung des Vorlesungsverzeichnisses des Sommers
1629 mehr enthält. Statt der an wenigen großen Quellen ausgerichteten damaligen
Veranstaltungen finden sich jetzt zahlreiche, sachsystematisch
Aneinandergereihte Vorlesungen, Übungen und Seminare. Inhaltlich geht es aber
nach wie vor um die Vermittlung von Recht und Gerechtigkeit.
[1] A = Universitätsarchiv Gießen
[2] B = Universitätsbibliothek Gießen, Lesesaal
[3] DA = Landesbibliothek Darmstadt
[4] OE = Fürstlich Oettingen-Wallersteinsche bibliothek Harburg
[5] GRE = Dniversitätsbibliothek Greifswald
[6] SS 1781 - SS 1789/90 Hessen-Darmstädtische privilegirte Land-Zeitung
[7] SS 1792 - SS 1796 Hessen-Darmstädtische Land-Zeitung
[8] ab WS 1796/97 Hessen-Darmstädtische Land-Zeitung
[9] BM = Universitätsbibliothek Gießen, Magazin
[10] PV= Universität Gießen, Präsidialverwaltung
[11] Landesbibliothek
Darmstadt WS 1810/11, 1823/24 - 1944/45
[12] UB Marburg WS 1810/11,
SS1816 - SS 1935, SS 1940 - WS 1944/45
[13] StB Mainz WS 1811/12-WS 1944/45 (aber SS 1812, WS 1812/13, WS 1814/15, WS 1815/16 1982 nicht vorhanden)
[14] Erzbischöfliche und Dom-Bibliothek Köln SS 1815, WS 1819/20, SS 1824, WS 1824/25
[15] Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung
[16] UB Erlangen SS 1817-19, SS 1820-23, SS 1824-31, SS 1833-34, SS 1835-36, WS 1844/45-WS 1944/45
[17] UB Freiburg im Breisgau SS 1817 - 1924, SS 1925-WS 1941/42, WS 1942/43- 44/45
[18] UB Heidelberg WS 1817/18- 1819/20, WS 1821/22 - SS 1823, SS 1825, WS 1831/32, SS 1833 - 34, SS 1835 - WS 1839/40, WS 1840/41, WS 1841/42 - 58/59, WS 1859/60 - SS 1878, SS 1879, SS 1880-85, SS1886ff.
[19] UB Rostock 1818 - WS 1944/45
[20] UB Tübingen 1818 - 1874, 1876 - WS 1944/45
[21] UB Leipzig WS 1818/19, SS 1820, SS 1821 - 24, 26, 27 - 28.WS 1832/33
[22] Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt
[23] Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt
[24] Allgemeine Literatur-Zeitung
[25] JS = Universität Gießen, Juristisches Seminar; Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt
[26] Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt
[27] SB München WS 1824/25, 25/26 , SS 26, 27, WS 28/29, SS 29, WS 31/32, 33/34 - SS 35 (WS 34/35, aber 1982 nicht vorhanden), SS38 - WS 39/40, WS 40/41, 41/42 - SS 54, WS 1855/56- SS 1930
[28] Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur - Zeitung
[29] Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung
[30] UB Basel SS 1836 - WS 39/40, WS 40/41, 41/42 - SS 44, WS 49/50 78/79, 79/80 - 80/81, 81/82, 82/83, -SS 1905, SS 06, 07-39, 40, 41, WS 41/42, 44/45
[31] Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur - Zeitung
[32] Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung
[33] Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur - Zeitung
[34] Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung
[35] UB Greifswald WS 1840/41, 41/42, SS 42, 43-WS 1944/45
[36] UB Berlin (Humboldt) SS 1844 - WS 1944/45
[37] Leipzig, Pädagogische Zentralbibliothek WS 1846/7, SS 52, 53/54, 54/55, 57, 59/60 - 67, 75/76, 76/77 - 1905, 15/16, 16/17 - 44/45
[38] UB Wien SS 1848 - SS 1919, SS 1921 - WS 1944/45
[39] UB Graz 1850, 1853, 1861 - 74, 1877 – 1944