TABULA I
1. SI IN
IUS VOCAT, ITO. NI IT, ANTESTAMINO: IGITUR EM CAPITO.
2. SI
CALVITUR PEDEMVE STRUIT, MANUM ENDO IACITO.
3. SI
MORBUS AEVITASVE VITIUM ESCIT, IUMENTUM DATO. SI NOLET, ARCERAM NE STERNITO.
4.
ASSIDUO VINDEX ASSIDUUS ESTO. PROLETARIO IAM CIVI QUIS VOLET VINDEX ESTO.
5. NEX
... FORTI SANATI …
6. REM
UBI PACUNT, ORATO.
7. NI
PACUNT, IN COMITIO AUT IN FORO ANTE MERIDIEM CAUSSAM COICIUNTO. COM PERORANTO
AMBO PRAESENTES.
8. POST
MERIDIEM PRAESENTI LITEM ADDICITO.
9. SI
AMBO PRAESENTES, SOLIS OCCASUS SUPREMA TEMPESTAS ESTO.
10.
Gel1ius 16, 10, 8: … cum proletarii et adsidui et sanates et VADES et SUBVADES
et XXV asses et taliones ... evanuerint, omnisque illa XII tabularum antiquitas
... lege Aebutia lata consopita sit …
TAFEL 1
1. Wenn er (der Kläger den Beklagten) vor Gericht ruft, muss
er (der Beklagte dorthin) gehen. Geht er nicht, müssen sie Zeugen herbeirufen.
Sodann soll er (der Kläger) ihn (den Beklagten) ergreifen.
2. Wenn er (der Beklagte) Ausflüchte macht oder fliehen
will, soll er (der Kläger) ihn festnehmen.
3. Ist Krankheit oder hohes Alter Schuld an der Weigerung,
soll der Kläger dem Beklagten einen einfachen Wagen stellen. Lehnt dies der
Beklagte ab, so braucht er (der Kläger) einen gedeckten Wagen nicht zurecht zu
machen.
4. Einem Ansässigen sei auch ein Ansässiger Bürge. Einem
Bürger der untersten Klasse soll Bürge sein, wer es sein will.
5. ... Verpflichtung ... dem Vornehmen ebenso den Klienten.
6. Wenn sie (die Parteien) eine Sache gütlich beilegen, soll
er (der Prätor) dazu sprechen.
7. Kommt es nicht zur Beilegung, sollen sie (die Parteien)
im Comitium oder auf dem Forum die Sache am Vormittag verhandeln. Beide Teile
sollen zusammen persönlich anwesend (ihre Sache) vortragen.
8. Nach dem Mittag soll (der Prätor) den Streitgegenstand
dem zusprechen, der anwesend ist.
9. Sind beide Teile anwesend, soll der Sonnenuntergang der
letzte Zeitpunkt (für die Streitverhandlung) sein.
10. ... Da es nicht mehr die (alte) Unterscheidung zwischen
Bürgern der Unterklasse und Ansässigen jetzt gibt oder jene der Klienten, der
Prozessbürgen und Unterbürgen, der 25 As und der Gleichvergeltung (Talion) und
jener ganze Altertumskram der XII Tafeln seit Geltung der lex Aebutia
eingeschlafen ist, …
TABULA
II
1. a. Gaius
4, 14: De rebus M aeris plurisve D assibus, de minoris vero L assibus
sacramento contendebatur; nam ita lege XII tabularum cautum erat. At si de
libertate hominis controversia erat, etiamsi pretiosissimus homo esset, tamen
ut L assibus sacramento contenderetur, eadem lege cautum est …
1. b.
Gaius 4, 17a:
Per
iudicis postulationem agebatur, si qua de re ut ita ageretur lex iussisset,
sicuti lex XII tabularum de eo quod ex stipulatione petitur. eaque res talis
fere erat. qui agebat, sic dicebat: „EX SPONSIONE TE MIHI X MILIA SESTERTIORUM
DARE OPORTERE AIO. ID POSTULO AIAS AN NEGES“. Adversarius dicebat non oportere.
Actor dicebat: „QUANDO TU NEGAS, TE PRAETOR IUDICEM SIVE ARBITRUM POSTULO UTI
DES.“ Itaque in eo genere actionis si ne poena quisque negabat. Item de
hereditate dividenda inter coheredes eadem lex per iudicis postulationem agi
iussit …
2. ... MORBUS SONTICUS ... AUT STATUS DIES CUM HOSTE ... QUID HORUM FUIT UNUM IUDICI ARBITROVE REOVE, EO DIES DIFFISSUS ESTO.
3. CUI
TESTIMONIUM DEFUERIT, IS TERTIIS DIEBUS OB PORTUM OBVAGULATUM ITO.
TAFEL 2
1. a. Hinsichtlich Streitigkeiten über 1000 As oder mehr
wurde mit (einer Wettsumme von) 500 As gestritten, hinsichtlich solcher unter
1000 As aber mit (einer Wettsumme von) 50 As; so war es nämlich im Zwölftafelgesetz
bestimmt. Handelte es sich jedoch um einen Rechtsstreit um die Freiheit eines
Sklaven, so war im gleichen Gesetz angeordnet, dass mit (einer Wettsumme von)
50 As prozessiert werde, selbst wenn der Wert des Sklaven noch so hoch war.
1. b. Mit der Klage unter Anforderung eines Richters wurde
geklagt, wenn ein Gesetz anordnete, dass so geklagt werden solle wie im
Zwölftafelgesetz bezüglich dessen, was auf Grund eines Versprechens der
Stipulation gefordert wird. Derartiges ging etwa wie folgt vor sich: der Kläger
sagte die Formel: „Ich behaupte, dass du mir auf Grund feierlichen Versprechens
10000 Sesterzen zu geben hast; ich wünsche, dass du dich dazu äußerst, ob du es
zugibst oder leugnest.“ Der Gegner behauptete, er schulde nichts. Darauf sagte
der Kläger: „Da du es leugnest, bitte ich dich, Prätor, gewähre mir einen
Richter oder einen Schiedsrichter!“ Daher konnte jedermann bei dieser Klage
ohne Nachteil (das Klagevorbringen) leugnen. Ebenfalls hinsichtlich der Teilung
der Erbschaft unter den Miterben befahl dasselbe Gesetz, dass mittels der Klage
der Bitte um einen Richter geklagt werde. …
2. Wenn ... eine beachtliche Krankheit besteht. ... oder ein
mit einem Fremden festgesetzter Termin .., so soll, wenn von diesen
(Hinderungsgründen) einer für einen Privatrichter, Schiedsrichter oder eine
Partei besteht, infolgedessen der Termin (der richterlichen Verhandlung)
verschoben werden.
3. Wem ein Zeugnis gefehlt hat, der soll einen Tag um den
anderen vor dem Haus (des Zeugen) laute Schelte erheben.
TABULA
III
1. AERIS
CONFESSI REBUSQUE IURE IUDICATIS XXX DIES IUSTI SUNTO.
2. POST
DEINDE MANUS INIECTIO ESTO. IN IUS DUCITO.
3. NI
IUDICATUM FACIT AUT QUIS ENDO EO IN lURE VINDICIT, SECUM DUCITO, VINCITO AUT
NERVO AUT COMPEDIBUS XV PONDO, NE MAIORE AUT SI VOLET MINORE VINCITO.
4. SI
VOLET SUO VIVITO. NI SUO VIVIT, QUI EUM VINCTUM HABEBIT, LIBRAS FARRIS ENDO
DIES DATO. SI VOLET, PLUS DATO.
5.
Gellius 20, 1, 46, 47: Erat autem ius interea paciscendi ac, nisi pacti forent,
habebantur in vinculis dies sexaginta. Inter eos dies trinis nundinis continuis
ad praetorem in comitium producebantur, quantaeque pecuniae iudicati essent,
praedicabatur. Tertiis autem nundinis capite poenas dabant, aut trans Tiberim
peregre venum ibant.
6.
TERTIIS NUNDINIS PARTlS SECANTO. SI PLUS MINUSVE SECUERUNT, SE FRAUDE ESTO.
7.
ADVERSUS HOSTEM AETERNA AUCTORITAS [ESTO].
TAFEL 3
1. Nach dem Recht der (gerichtlich) anerkannten Geldschuld
und bei rechtskräftig entschiedenen Sachen sollen 30 Tage (Erfüllungsfrist) zu
Recht bestehen.
2. Danach soll die Ergreifung (des Schuldners) statthaft
sein. Er (der Gläubiger) soll ihn vor Gericht führen.
3. Erfüllt er seine Urteilsverpflichtung nicht oder
übernimmt niemand für ihn vor Gericht Bürgschaft, soll ihn der Gläubiger mit
sich führen, fesseln, entweder mit einem Strick oder mit Fußfesseln im Gewicht
von 15 Pfund, nicht mit stärkeren, wenn er aber will, mit leichteren.
4. Wenn (der Schuldner) will, soll er sich selbst
verpflegen. Geschieht das nicht, soll ihn (der Gläubiger), der ihn gefesselt
hält, täglich mit einem Pfund Speltbrei versorgen. Wenn er will, soll er mehr
geben.
5. Es bestand jedoch das Recht, in der Zwischenzeit die
Sache gütlich beizulegen. Kam es aber nicht dazu, wurden (die Schuldner) 60
Tage in Haft gehalten. Innerhalb dieser Tage wurden sie an drei
aufeinanderfolgenden Markttagen zum Prätor ins Comitium gebracht und es wurde
ausgerufen, zu welcher Geldschuldhöhe sie verurteilt waren. Am dritten Markttag
wurden die Schuldner entweder getötet oder nach jenseits des Tiber ins Ausland
verkauft.
6. Am dritten Markttag sollen (die Gläubiger) sich die Teile
schneiden. Wenn einer zu viel oder zu wenig abgeschnitten hat, soll dies ohne
Nachteil sein.
7. Gegen einen Fremden soll ewige Gültigkeit des Besitzes
gelten.
TABULA
IV
1.
Cicero, de leg. 3, 8, 19: cito necatus
tamquam ex XII tabulis insignis ad deformitatem puer.
2. SI
PATER FILIUM TER VENUM DUlT, FILIUS A PATRE LIBER ESTO.
3.
Cicero, or. philipp. 2, 28, 69: Illam suam suas res sibi habere iussit ex XII
tabulis, claves ademit, exegit.
4.
Gellius 3, 16, 12: comperi, feminam … in undecimo mense post mariti mortem
peperisse, factum esse negotium … quasi marito mortuo postea concepisset,
quoniam Xviri in decem mensibus gigni hominem, non in undecimo scripsissent.
TAFEL 4
l. Schnell ums Leben gebracht wie ein besonders
missgestalteter Knabe nach dem Recht der Zwölftafeln.
2. Wenn ein Vater seinen Sohn dreimal zum Verkauf gegeben
hat, soll der Sohn von der väterlichen Gewalt frei sein.
3. Jener (seiner Frau) befahl er gemäß den Zwölftafeln, ihre
Sachen mitzunehmen, nahm ihr die Schlüssel ab und wies sie aus dem Hause.
4. ... ich habe erfahren, dass die Frau im elften Monat nach
dem Todes ihres Mannes ein Kind geboren hat und dass diese Tatsache die
Rechtslage bedeutet, wie wenn sie nach dem Tode ihres Mannes erst schwanger
geworden wäre: weil nämlich die Dezemvirn in ihrem Gesetz geschrieben haben,
dass ein Mensch in 10 Monaten hervorgebracht werde, nicht erst im elften.
TABULA V
1. Gaius
1, 144/5: Veteres ... voluerunt feminas, etiamsi perfectae aetatis sint, ... in
tutela esse. … exceptis virginibus Vestalibus, quas ... liberas esse voluerunt:
itaque etiam lege XII tabularum cautum est.
2. Gaius
2, 47: Mulieris, quae in agnatorum tutela erat, res mancipii usucapi non
poterant, praeterquam si ab ipsa tutore [auctore] traditae essent: id[que] ita
lege XII tabularum [cautum erat].
3. UTI
LEGASSIT SUPER PECUNIA TUTELAVE SUAE REI, ITA IUS ESTO.
4. SI
INTESTATO MORITUR, CUI SUUS HERES NEC ESCIT, ADGNATUS PROXIMUS FAMILIAM HABETO.
5. SI
ADGNATUS NEC ESCIT, GENTILES FAMILIAM HABENTO.
6. Gaius
1, 155: Quibus testamento ... tutor datus non sit, iis ex lege XII [tabularum]
agnati sunt tutores.
7. a. SI
FURIOSUS ESCIT, ADGNATUM GENTILIUMQUE IN EO PECUNIAQUE EIUS POTESTAS ESTO. b.
AST EI CUSTOS NEC ESCIT ... c. Ulpianus ad Sabinum (D. 27, 10, 1 pr.): Lege XII
tabularum prodigo interdicitur bonorum suorum administratio. Ulpianus fr. 12,
2: Lex XII tabularum … prodigum, cui bonis interdictum est, in curatione iubet
esse agnatorum.
8.
Ulpianus, fr. 29, 1: Civis Romani liberti hereditatem lex XII tabularum patrono
defert, si intestato sine suo herede libertus decesserit. Ulpianus D. 50, 16,
195, 1: Cum de patrono et liberto loquitur lex, EX EA FAMILIA, inquit, IN EAM
FAMILIAM.
9.
Gordianus, C. 3, 36, 6: Ea, quae in nominibus sunt, … ipso iure in portiones
hereditarias ex lege XII tabularum divisa sunt. Diocletianus C. 2, 3, 26: ex
lege XII tabularum aes alienum hereditarium pro portionibus quaesitis singulis
ipso iure divisum.
10.
Gaius, D. 10, 2, 1 pr.: Haec actio (familiae herciscundae) proficiscitur e lege
XII tabularum.
TAFEL 5
I. Die Alten wollten, dass die Frauen, auch wenn sie im
reifen Alter standen, unter Vormundschaft sind. Ausgenommen sind die
vestalischen Jungfrauen, die sie frei (von der Vormundschaft) haben wollten:
und so ist es auch im Zwölftafelgesetz vorgesehen.
2. Bezüglich einer Frau, die in Vormundschaft ihrer Agnaten
war, konnten deren res mancipi nicht von anderen ersessen werden, abgesehen von
dem Fall, dass sie von ihr selbst unter Mitwirkung ihres Vormundes übergeben
waren: und dies war so im Zwölftafelgesetz bestimmt.
3. Wie jemand hinsichtlich seines Geldes und der
Vormundschaft über seine Sache letztwillig bestimmt hat, so soll es rechtens
sein.
4. Stirbt jemand, der keinen Abkömmling hat, ohne (gültiges)
Testament, so soll der nächste Agnat sein Familiengut erben.
5. Ist ein solcher Agnat nicht vorhanden, sollen die
Gentilen die Erbschaft haben.
6. Für diejenigen, welchen im Testament ein Vormund nicht bestellt
sein sollte, sind Vormünder die Agnaten gemäß dem Zwölftafelgesetz.
7. a. Wenn jemand geisteskrank ist, sollen die Agnaten und
Gentilen über ihn und sein Vermögen das Bestimmungsrecht haben. b. … aber für
ihn eine Aufsichtsperson nicht besteht. … c. Nach dem Zwölftafelgesetz wird
einem Verschwender die Verwaltung seines Vermögens untersagt ... Das
Zwölftafelgesetz lässt einen Verschwender, dem die Verwaltung seines Vermögens
untersagt ist, unter Aufsicht der Agnaten stehen.
8. Die Erbschaft eines Freigelassenen, der römischer Bürger
ist, gibt das Zwölftafelgesetz dem Patron, wenn der Freigelassene ohne
(gültiges) Testament und ohne einen eigenen Erben (Abkömmling) verstorben ist.
Wenn das Gesetz vom Patron und dem Freigelassenen spricht, sagt es „von dieser
Familie“ „in diese Familie“.
9. Diejenigen Rechte, welche in Forderungen bestehen, sind
nach dem Zwölftafelrecht ohne weiteres in die entsprechenden Erbschaftsteile
geteilt.
Erbschaftsschulden sind nach Zwölftafelrecht je nach den
bestimmten Erbteilen kraft Gesetzes geteilt.
10. Diese Klage (die Miterbenauseinandersetzungsklage) ist
zurückzuführen auf das Zwölftafelgesetz.
TABULA
VI
1. CUM
NEXUM FACIET MANCIPIUMQUE, UTI LINGUA NUNCUPASSIT, ITA IUS ESTO.
2. Cicero,
de off. 3, 16, 65: cum ex XII tabulis satis esset ea praestari, quae essent
lingua nuncupata, quae qui infitiatus esset, dupli poenam subiret, a iuris
consultis etiam reticentiae poena est constituta.
3.
Cicero, top. 4, 23: usus auctoritas fundi biennium est, rerum omnium … annuus
est usus.
4. Gaius
1, 111: lege XII tabularum cautum est, ut si qua nollet eo modo (usu) in manum
mariti convenire, ea quotannis trinoctio abesset atque eo modo (usum) cuiusque
anni interrumperet.
5. a. SI
QUI IN lURE MANUM CONSERUNT ... b. Paulus Vat. fr. 50: et mancipationem et in
iure cessionem lex XII tabularum confirmat.
6.
Livius 3, 44, 11, 12: Advocati (Verginiae) … postulant, ut (Ap[pius] Claudius)
… lege ab ipso lata vindicias det secundum libertatem.
7.
TIGNUM IUNCTUM AEDIBUS VINEAVE ET CONCAPIT NE SOLVITO.
8.
Ulpianus, D. 47, 3, 1 pr.: Lex XII tabularum neque solvere permittit tignum
furtivum aedibus vel vineis iunctum neque vindicare, ... sed in eum, qui
convictus est iunxisse, in duplum dat actionem.
9. …
QUANDOQUE SARPTA, DONEC DEMPTA ERUNT ...
TAFEL 6
1. Wenn jemand eine Darlehensverpflichtung und ein
Kaufgeschäft vornimmt, so soll das rechtens sein, was er mündlich bedungen hat.
2. Da es nach den Zwölftafeln Recht ist, das zu leisten, was
mündlich zugesichert wurde, und jemanden, der die Zusicherung geleugnet hat,
zur Strafe des doppelten Ersatzes heranzuziehen, wurde von den Rechtsgelehrten
auch die Strafe für ein bloßes Verschweigen bestimmt.
3. Die Wirksamkeit der Ersitzung erfordert bei einem
Grundstück zwei Jahre, bei allen übrigen Sachen ein Jahr.
4. Im Zwölftafelgesetz ist vorgesehen, dass eine Frau, die
nicht durch Zeitablauf in die manus (eheherrliche Gewalt) ihres Mannes kommen
will, jährlich drei Nächte (vom Haus ihres Mannes) abwesend sein muss und so in
jedem Jahr die laufende Ersitzung (der eheherrlichen Gewalt) unterbricht.
5. a. Wenn welche vor Gericht gegenseitig Hand anlegen ...
5. b. Sowohl die Manzipation wie auch die in iure cessio
bestätigt das Zwölftafelgesetz.
6. Die Anwälte der Verginia stellen den Antrag, dass Appius
Claudius gemäß dem Gesetz, das er selbst eingebracht hatte, den Zwischenzustand
der Freiheit gewähre.
7. Einen (fremden) Balken, der mit einem Gebäude oder einem
Weingarten fest verbunden ist und fortlaufend stützt, darf man nicht losmachen.
8. Das Zwölftafelgesetz erlaubt nicht, einen gestohlenen
Balken, der in ein Gebäude oder in einen Weingarten eingefügt wurde, zu
entfernen oder als Eigentum herauszuverlangen, sondern gibt eine Klage auf den
doppelten Wert desselben gegen den, der des Einbaues überführt wurde.
9. ... und wenn beschnitten, bis sie weggenommen sind. …
TABULA
VII
1.
Varro, de l. 1. 5, 22: XII tabularum interpretes ambitum parietis circuitum
esse describunt. …
Festus
P. 5: Ambitus … dicitur circuitus aedificiorum patens … pedes duos et semissem.
… Maecianus, assis distr. 46: Sestertius duos asses et semissem (valet), … lex
… XII tabularum argumento est, in qua duo pedes et semis „sestertius pes“
vocatur.
2.
Gaius, D. 10, 1, 13: Sciendum est in actione finium regundorum illud
observandum esse, quod (in XII tabulis) ad exemplum quodammodo eius legis
scriptum est, quam Athenis Solonem dicitur tulisse. Nam illic ita est:
™£n tij aƒmasi¦n par' ¢llotr…J cwr…J ÑrÚttV, tÕn
Óron m¾ paraba‹nein: ™£n teic…on, pÒda £pole…pein: ™£n d o‡khma, dÚo pÒdaj,
™£n d t£fon À bÒqron ÑrÚttV, Óson tÕ b£qoj Ï, tosoàton ¢pole…pein: ™£n d
fršar, Ñrgui£n. ™la…an d kaˆ sikÁn ™nnša pÒdaj ¢pÕ toà ¢llotr…ou futeÚein, t¦
d ¥lla dšndra pšnte pÒdaj.
3. a.
Plinius, n. h. 19, 4, 50: In XII tabulis … nusquam nominatur villa, semper in
significatione ea „hortus“, in horti vero „heredium“.
3. b.
Festus F. 355: [Tugu]ria a tecto appellantur [domicilia rusticorum] sordida,
quo nomine [Messalla in explana]tione XII ait etiam … [signifi]cari.
4. Cicero, de leg. 1, 21, 55: usus capionem XII tabulae intra V
pedes esse noluerunt.
5. a. SI
IURGANT, .. 5. b. Cicero, de.legibus 1,
21, 55: controversia est nata de finibus, in qua e XII tres arbitri fines
regemus.
6.
Gaius, D. 8, 3, 8: Viae latitudo ex lege XII tabularum in porrectum octo pedes
habet, in anfractum, id est ubi fIexum est sedecim.
7. VIAM
MUNIUNTO: NI SAM DELAPIDASSINT, QUA VOLET IUMENTO AGITO.
8. a. SI
AQUA PLUVIA NOCET, … 8. b. Paulus, D. 43, 8, 5: Si per publicum locum rivus
aquae ductus privato nocebit, erit actio privato ex lege XII tabularum, ut noxa
domino sarciatur.
9. a.
Ulpianus, D. 43, 27, 1, 8: Lex XII tabularum efficere voluit, ut XV pedes
altius rami arboris circumcidantur.
9. b.
Pomponius, D. 43, 27, 2: Si arbor ex vicini fundo vento inclinata in tuum
fundum sit, ex lege XII tabularum de adimenda ea recte agere potes.
10.
Plinius, n. h. 16, 5, 15: Cautum est ... lege XII tabularum, ut glandem in
alienum fundum procidentem liceret colligere.
11.
Iustiniani Institutiones 2, 1, 41: Venditae ... et traditae (res) non aliter
emptori adquiruntur, quam si is venditori pretium solverit vel alio modo
satisfecerit, veluti expromissore aut pignore dato; quod cavetur ... lege XII
tabularum.
12.
Ulpianus, fr. 2, 4: Sub hac condicione liber esse iussus „si decem milia heredi
dederit“, etsi ab herede abalienatus sit, emptori dando pecuniam ad libertatem
perveniet: idque lex XII tabularum iubet.
TAFEL 7
1. Die Ausleger der Zwölftafeln erklären ambitus als den
Umgangsstreifen um die Hausmauer ... Ambitus nennt man den Umgangsweg um die
Gebäude, der eine Breite von 2 1/2 Fuß hat. … Der Sesterz ist 2 1/2 As wert und
dafür ist Beweis das Zwölftafelgesetz, in dem 2 1/2 Fuß „Sesterzfuß“ genannt
wird.
2. Bei der Grenzregulierungsklage muss man wissen, dass man darauf zu achten hat, was im
Zwölftafelgesetz gewissermaßen nach dem Vorbild jenes Gesetzes geschrieben ist,
das in Athen Solon gegeben haben. soll. Denn dort steht folgendes: Errichtet
jemand neben einem fremden Grundstück einen Zaun, darf er ihn nicht über die
Grenze rücken. Bei einer Mauer muss er einen Fuß zurückbleiben, bei einem Haus
aber muss er zwei Fuß Abstand wahren. Stellt er eine Grube oder eine Vertiefung
her, muss er damit soweit zurück, als die Anlage tief ist. Bei einem Brunnen
aber beträgt der Abstand sechs Fuß. Ein Ölbaum oder ein Feigenbaum dürfen nur
in neun Fuß Abstand von der Nachbargrenze gepflanzt werden, die übrigen Bäume
in fünf Fuß Abstand.
3. a. In den Zwölftafeln findet sich niemals die Bezeichnung
„Landhaus“, sondern immer in dessen Bedeutung „Garten“; für „Garten“ aber
„Erbgut“...
3. b. Schuppen nennt man mit Rücksicht auf tectum armselige
gedeckte Bauernwohnstätten, unter welchem Namen sie, wie Messalla bei der
Erklärung der Zwölftafeln sagt, auch bezeichnet werden. …
4. Eine Ersitzung wollten die Zwölftafeln nicht innerhalb 5
Fuß.
5. a. Wenn sie in Meinungsverschiedenheit geraten …
5. b. Ein wirklicher Streit wegen des Grenzverlaufs ist
entstanden, bei dem wir drei als Schiedsrichter nach dem Recht der Zwölftafeln
die Grenzen festsetzen werden.
6. Die Wegbreite ist nach dem Zwölftafelgesetz im geraden
Stück 8 Fuß, bei Biegungen 16 Fuß.
7. Den Weg sollen sie festmachen: wenn man ihn nicht mit
Steinen befestigt hat, soll er (der Berechtigte) das Vieh treiben, wo er will.
8. a. Wenn das Regenwasser Schaden anrichtet …; 8. b. Wenn
ein Kanal, eine Wasserleitung, die über einen öffentlichen Platz geführt
werden, einem Privaten Schaden zufügen, hat der Private eine Klage aus dem
Zwölftafelgesetz dahin, dass dem Eigentümer der Schaden vergütet werde.
9. a. Das Zwölftafelgesetz wollte erreichen, dass Zweige
eines Baumes, wenn sie sich tiefer als 15 Fuß (über dem Erdboden) befanden, beschnitten werden
9. b. Wenn ein Baum vom Grundstück des Nachbarn her infolge
Windes in deinen Grundstücksraum gedrückt wird, kannst du nach dem
Zwölftafelgesetz mit Recht Klage auf Entfernung desselben anstellen.
10. Im Zwölftafelgesetz ist vorgesehen, dass man Eicheln,
die auf ein fremdes Grundstück gefallen sind, sammeln dürfe.
11. Verkaufte und übergebene Sachen erwirbt der Käufer erst
dann zu Eigentum, wenn er dem Verkäufer den Preis bezahlt oder ihn auf andere
Weise befriedigt hat, z. B. durch Schuldübernahme eines Dritten oder Hingabe
eines Pfandes. Dies ist im Zwölftafelgesetz bestimmt.
11. Wenn ein Erblasser (seinen Sklaven) unter folgender
Bedingung freigelassen hat: „wenn er 10000 dem Erben I gegeben hat“, so wird
(der Sklave), wenn er auch vom Erben wieder veräußert wurde, zur Freiheit
gelangen, wenn er das Geld dem Käufer (d. h. dem späteren Herrn) zahlt: und
dies ordnet das Zwölftafelgesetz an.
TABULA
VIII
1.a. QUI
MALUM CARMEN INCANTASSIT ...
I. b.
Cicero, de rep. 4, 10, 12: XII tabulae cum perpaucas res capite sanxissent, in
his hanc quoque sanciendam putaverunt: si quis occentavisset sive carmen
condidisset, quod infamiam faceret flagitiumve alteri.
2. SI
MEMBRUM RUP(S)IT, NI CUM EO PACIT, TALIO ESTO.
3. MANU
FUSTIVE SI OS FREGIT LIBERO, CCC, SI SERVO, CL POENAM SUBITO.
4: SI
INIURIAM FAXSIT, VIGINTI QUINQUE POENAE SUNTO.
5. ...
RUP(S)IT ... SARCITO.
6.
Ulpianus, D. 9, 1, 1, pr.: Si quadrupes pauperiem fecisse decitur, ... lex (XII
tabularum) voluit aut dari id quod nocuit ... aut aestimationem noxiae offerri.
7.
Ulpianus, D. 19, 5, 14, 3: Si glans ex arbore tuam meum fundum cadat eamque ego
immisso pecore depascam, ... neque ex lege XII tabularum de pastu pecoris, quia
non in tuo pascitur, neque de pauperie ... agi posse.
8. a.
QUI FRUGES EXCANTASSIT... 8 b. ... NEVE ALIENAM SEGETEM PELLEXERIS ...
9.
Plinius, n. h. 18, 3, 12: Frugem ... aratro quaesitam noctu pavisse ac secuisse
puberi. XII tabulis capital erat, suspensumque Cereri necari iubebant, ...
inpubem praetoris arbitratu verberari noxiamve duplionemve decerni.
10.
Gaius, 1. IV ad XII tab. (D. 47, 9, 9): Qui aedes acervumve frumenti iuxta
domum positum combusserit, vinctus verberatus igni necari (XII tabulis)
iubetur, si modo sciens prudensque id commiserit; si vero casu, id est negligentia,
aut noxiam sarcire iubetur, aut, si minus idoneus sit, levius castigatur.
11.
Plinius, n. h.17, 1, 7: cautum ... est XII tabulis, ut qui iniuria cecidisset
alienas (arbores), lueret in singulas aeris XXV.
12. SI
NOX FURTUM FAXSIT, SI IM OCCISIT, lURE CAESUS ESTO.
13. LUCI
... SI SE TELO DEFENDIT, ... ENDOQUE PLORATO.
14.
Gellius 11, 18, 8: Ex ceteris ... manifestis furibus liberos verberari
addicique iusserunt (Xviri) ei, cui furtum factum esset …; servos ...
verberibus affici et e saxo praecipitari; sed pueros impuberes praetoris
arbitratu verberari voluerunt noxiamque ... sarciri.
15. a.
Gaius 3, 191: Concepti et oblati (furti) poena ex lege XII tabularum tripli est
… b. LANCE ET LICIO ...
16. SI
ADORAT FURTO, QUOD NEC MANIFESTUM ERIT ..., [DUPLIONE DAMNUM DECIDITO].
17.
Gaius 2, 45: Furtivam (rem) lex XII tabularum usucapi prohibet ...
18. a.
Tacitus, anno 6, 16: XII tabulis sanctum, ne quis unciario fenore amplius
exerceret ...
18. b.
Cato, de agri cult. praef.: Maiores ... in legibus posiverunt furem dupli
condemnari, feneratorem quadrupli.
19.
Paulus, coll. 10, 7, 11: Ex causa depositi lege XII tabularum in duplum actio
datur ...
20. a.
Ulpianus, D. 26, 10, 1, 1: Sciendum est suspecti crimen e lege XII tabularum
descendere.
20.b.
Tryphoninus, D. 16, 7, 55, 1: Si ... tutores rem pupilli furati sunt, videamus
an ea actione, quae proponitur ex lege XII tabularum adversus tutorem in
duplum, singuli in solidum teneantur.
21.
PATRONUS SI CLIENTI FRAUDEM FECERIT, SACER ESTO.
22. QUI
SE SIERIT TESTARIER LIBRIPENSVE FUERIT, NI TESTIMONIUM FATIATUR, INPROBUS
INTESTABILISQUE ESTO.
23.
Gellius 20, 1, 53: ex XII tabulis ... si nunc quoque ... qui falsum testimonium
dixisse convictus esset, e saxo Tarpeio ... deiceretur ...
24. a.
SI TELUM MANU FUGIT MAGIS QUAM IECIT, aries subicitur.
24. b.
Plinius, n. h. 18, 3, 12: Frugem ... furtim … pavisse ... XII tabulis capital
erat … gravius quam in homicidio.
25.
Gaius, 1. IV ad XII tab. (D. 50, 16, 236 pr.): Qui venenum dicit, adicere
debet, utrum malum an bonum; nam et medicamenta venena sunt.
26.
Latro, decl. in Cat. 19: XII tabulis cautum esse cognoscimus, ne qui in urbe
coetus nocturnos agitaret.
27.
Gaius, l. IV ad XII tab. (D. 47, 22, 4): His (sodalibus) potestatem facit lex
(XII tab.), pactionem quam velint sibi ferre, dum ne quid ex publica lege
corrumpant; sed haec lex videtur ex lege Solonis translata esse.
TAFEL 8
1. a. Wer ein Schmähgedicht gesungen hat, ...
1. b. Wenn auch die Zwölftafeln auf sehr wenige Fälle
Todesstrafe setzten, im folgenden glaubten sie sie anordnen zu müssen: wenn
jemand öffentlich ein Spottgedicht anstimmte oder ein Schmähgedicht verfasste, das
einem anderen zur Unehre oder Schande gereichte.
2. Wenn jemand (einem anderen) ein Glied verstümmelt, soll
(der Täter) das Gleiche erleiden, wenn er sich nicht (mit dem Verletzten)
gütlich einigt.
3. Wer mit der Hand oder mit dem Stock einem Freien einen
Knochen gebrochen hat, muss sich zugunsten des verletzten Freien einer Strafe
von 300 (As), zugunsten eines verletzten Sklaven einer solchen von 150 (As)
unterziehen.
4. Wenn jemand eine leichte Körperverletzung vornahm, sollen
für ihn 25 (As) Buße sein.
5. … Schaden zugefügt hat, … soll ihn wieder gut machen.
6. Wenn ein vierfüßiges Tier Schaden zugefügt haben soll,
wollte das Zwölftafelgesetz, dass entweder das schädigende Tier übergeben wird
oder dass (dem Geschädigten) die Schadenssumme angeboten wird.
7. Fällt eine Eichel von deinem Baum auf mein Grundstück und
lasse ich sie abweiden, indem ich Vieh eintreibe, kann man weder gemäß dem
Zwölftafelgesetz wegen Weiden von Vieh vorgehen, weil die Weide nicht auf
deinem Grundstück stattfindet, noch wegen Tierschadens klagen.
8. a. Wer Feldfrüchte weggezaubert hat, ... 8. b. ... und du
nicht eine fremde Saat (durch Zauberei) an dich herübergezogen hast, ...
9. Feldfrüchte, die man im Ackerbau erntet, während der
Nacht abzuweiden oder abzuschneiden war nach den Zwölftafeln für einen
Erwachsenen mit Todesstrafe belegt und man ordnete an, dass der Täter an einem
der Ceres heiligen Baum aufgehängt werde. Ein minderjähriger Täter aber sollte
nach Ermessen des Praetors gegeißelt werden oder gegen ihn sollte einfacher
oder doppelter Wertersatz angeordnet werden.
10. Wer ein Gebäude in Brand gesetzt hat oder einen Haufen
Getreide, der nahe dem Hause aufgeschlichtet war, soll nach dem
Zwölftafelgesetz gefesselt und gegeißelt werden und dann den Feuertod erleiden,
wenn er mit Wissen und absichtlich die Tat beging. Geschah sie aber mehr
zufällig, d. h. infolge Fahrlässigkeit, so wird dem Täter befohlen, entweder
den Schaden wieder gutzumachen, oder, wenn er weniger leistungsfähig ist, so
wird er leichter gestraft.
11. In den Zwölftafeln ist vorgesehen, dass der, der zu
Unrecht fremde Bäume abgeschnitten hat, für das einzelne Stück eine Geldbuße
von 25 (As) leistet.
12. Hat jemand nachts einen Diebstahl begangen und hat man
den Dieb getötet, so soll er mit Recht erschlagen sein.
13. Bei Tag …, wenn er sich mit der Waffe verteidigt …, soll
(der Bestohlene) Alarmrufe erheben.
14. Von den übrigen bestimmten die Dezemvirn bei auf
frischer Tat ergriffenen Dieben, dass sie, wenn sie Freie waren, gegeißelt und
dem Bestohlenen als Sklaven zugesprochen wurden, wenn sie Sklaven waren, nach
Geißelung vom (tarpeischen) Felsen gestürzt wurden; waren die Täter aber nicht
mannbar, so bestimmten sie, dass nach Ermessen des Prätors eine Geißelung
stattfinde und der Schaden wieder gutgemacht werde.
15. a. Die Strafe des furtum conceptum und des furtum
oblatum war nach dem Zwölftafelgesetz der dreifache Wertersatz. 15. b. ... mit
der Schüssel und mit dem Schurz …
16. Wenn (der Bestohlene) wegen Diebstahls, bei dem der
Täter nicht auf handhafter Tat ertappt wurde, klagt, ... so soll (der Beklagte)
mit doppeltem Wertersatz den Schaden abtun.
17. Eine gestohlene Sache lässt das Zwölftafelgesetz nicht
ersitzen.
18. a. Durch die Zwölftafeln wurde festgesetzt, dass niemand
mehr als 1/12 des Kapitals an Zinsen nehmen sollte.
18. b. Unsere Vorfahren legten in den Gesetzen nieder, dass
der Dieb zum doppelten Wertersatz verurteilt werde, der Wucherer zum
vierfachen.
19. Bei Verwahrung wird nach dem Zwölftafelgesetz eine Klage
auf doppelten Wertersatz gegeben.
20. a. Man muss wissen, dass das Belangen des verdächtigen
Vormundes aus dem Zwölftafelgesetz stammt.
20. b. Haben Vormünder das Vermögen des Mündels
unterschlagen, wollen wir sehen, ob sie mit der Klage, die gemäß dem Recht der
Zwölftafeln gegen den Vormund auf den doppelten Wertersatz aufgestellt ist,
jeder für seine Person auf das Ganze in Anspruch genommen werden können.
21. Wenn der Patron seinen Schutzbefohlenen betrügt, soll er
verflucht sein.
22. Wer sich herbeigelassen hat, als Zeuge aufgerufen zu
werden oder Waagehalter war, soll, sofern er nicht Zeugnis abgibt, als
nichtswürdig und zeugnisunfähig gelten.
23. Und wenn gemäß dem Zwölftafelgesetz auch jetzt noch der
des falschen Zeugnisses Überführte vom tarpeischen Felsen gestürzt würde …
24. a. Wenn eine Waffe mehr ohne Absicht des Werfenden aus
der Hand gelangt, als dass er sie (bewusst) geworfen hat, wird ein Sühnebock
gestellt.
24. b. Feldfrüchte heimlich abgeweidet zu haben war nach den
Zwölftafeln todeswürdig bestraft, härter als bei einem Totschlag.
25. Wer von „Giftstoffen“ spricht, muss beifügen, ob von
schlechten oder guten: denn auch Heilmittel können Giftstoffe sein.
26. Wir wissen, in den Zwölftafeln war vorgesehen, dass
niemand in der Stadt nächtliche Zusammenrottungen in Bewegung setze.
27. Diesen (den Vereinsmitgliedern) gab das Zwölftafelgesetz
das Recht, sich eine beliebige Satzung zu geben, wenn sie nur nicht damit die
öffentlichen Rechtsbestimmungen verletzen. Diese Bestimmung ist aber
augenscheinlich aus dem Solonischen Gesetz übernommen.
TABULA
IX
1.2.
Cicero, de leg. 3, 4, 11; 19, 44: „Privilegia ne inroganto; de capite civis
nisi per maximum comitiatum ... ne ferunto“... Leges praeclarissimae de XII
tabulis tralatae duae, quarum altera privilegia tollit, altera de capite civis
rogari nisi maximo comitiatu vetat.
3. Gellius
20, 1,7: duram esse legem putas, quae iudicem arbitrumve iure datum, qui ob rem
[iu]dic[a]ndam pecuniam accepisse convictus est, capite poenitur?
4.
Pomponius, D. 1, 2, 2, 23: Quaestores ... qui capitalibus rebus praeessent, ...
appellantur quaestores parricidii, quorum etiam meminit lex XII tabularum.
5.
Marcianus, D. 48, 4, 3: Lex XII tabularum iubet eum, qui hostem concitaverit
quive civem hosti tradiderit, capite puniri.
6.
Salvianus, de gubern. dei 8, 5, 24: Interfici ... indemnatum quemcunque hominem
etiam XII tabularum decreta vetuerunt.
TAFEL 9
1.2. „Vorrechte sollen sie nicht in Vorschlag bringen; über
die bürgerliche Existenz eines Bürgers sollen sie nur durch die höchste
Volksversammlung bestimmen“ ... Zwei ganz ausgezeichnete Gesetze, die aus den
Zwölftafeln übernommen sind, von welchen eines die Vorrechte aufhebt, das
andere verbietet, dass man über die bürgerliche Existenz anders als in der
höchsten Volksversammlung Bestimmungen trifft.
3. Hältst du das Gesetz für hart, das einen Richter oder
Schiedsrichter, der rechtmäßig gegeben wurde, mit Todesstrafe bedroht, wenn er
überführt ist, in der ihm zur Beurteilung übertragenen Sache Geld genommen zu
haben?
4. Die Quästoren, welche die Kapitalsachen zu leiten hatten,
nennt man Mordquästoren, deren auch das Zwölftafelgesetz gedenkt.
5. Das Zwölftafelgesetz lässt den, der den Feind aufreizt
oder einen Bürger dem Feind ausliefert, mit dem Tode bestrafen.
6. Auch die Bestimmungen der Zwölftafeln verboten, irgend jemand
ohne Urteilsspruch zu töten.
TABULA X
1.
HOMINEM MORTUUM IN URBE NE SEPELITO NEVE URITO.
2. ...
HOC PLUS NE FACITO: ROGUM ASCEA NE POLITO.
3.
Cicero, de leg. 2, 23, 59: Extenuato igitur sumptu tribus reciniis et tunicula
purpurae et decem tibicinibus tollit etiam lamentationem.
4.
MULIERES GENAS NE RADUNTO NEVE LESSUM FUNERIS ERGO HABENTO.
5. a.
HOMINE MORTUO NE OSSA LEGITO, QUO POST FUNUS FACIAT.
5. b.
Cicero, de leg. 2, 24, 60: Excipit bellicam peregrinamque mortem.
8. ...
NEVE AURUM ADDITO. AT CUI AURO DENTES IUNCTI ESCUNT. AST IM CUM ILLO SEPELIET
URETVE, SE FRAUDE ESTO.
9.
Cicero, de leg. 2, 24, 61: rogum bustumve novum vetat propius LX pedes adigi
aedes alienas invito domino.
10.
Cicero, de leg. 2, 24, 61: forum … bustumve usucapi vetat.
TAFEL 10
1. Einen Toten darf man innerhalb der Stadt weder begraben
noch in ein Brandgrab bringen.
2. … Mehr als das darf er nicht tun: das Scheiterhaufenholz
darf er nicht mit der Axt glätten.
3. Bei eingeschränktem Aufwand also, nämlich 3 Kopftüchern,
einem kleinen Unterkleid aus Purpurwolle und 10 Flötenspielern beseitigt (das
Gesetz) auch die Leichenklage.
4. Die Frauen sollen die Wangen nicht zerkratzen und beim
Leichenbegängnis keine Totenklage anstimmen.
5. a. Von einem Toten soll man nicht die Gebeine sammeln und
darnach noch eine besondere Leichenfeier veranstalten.
5. b. Ausgenommen ist Tod im Krieg oder in der Fremde.
6. a. Auch noch folgendes steht in den Gesetzen: „das von
Sklaven ausgeführte Salben (der Toten) und jede Art von Trinkgelagen beim
Leichenmahl werden aufgehoben“ … „Kein kostspieliges Besprengen (des Grabes),
keine langen Kranzgewinde, keine Weihrauchkästchen“.
6. b. Dafür, dass sich die Alten der Myrrhenessenz
bedienten, ist Anzeichen, dass deren Beigabe an einen Toten in den Zwölftafeln
verboten ist.
7. Wer einen Kranz selbst oder innerhalb seiner
Hausgemeinschaft ehrenhalber oder durch besondere Tüchtigkeit erlangt, dem darf
er beigegeben werden …
8. ... und er soll kein Gold beigeben, auch wenn jemandem
Zähne mit Gold befestigt sind. Lässt man ihn aber (im letzteren Fall) mit
diesem (Gold) begraben oder verbrennen, soll dies ohne Nachteil sein.
9. (Das Gesetz) verbietet, dass man mit einem Scheiterhaufen
oder einem neuen Brandgrabhügel näher als 60 Fuß an ein fremdes Haus ohne
Einwilligung von dessen Eigentümer heranrückt.
10. (Das Gesetz) verbietet die Ersitzung eines Grabvorhofes
oder einer Grabstätte.
TABULA
XI
1.
Cicero, de rep. 2, 36, 61-37, 63: (Decemviri) cum X tabulas summa legum
aequitate prudentiaque conscripsissent, in annum posterum Xviros alias
subrogaverunt, … qui duabus tabulis iniquarum legum additis ... conubia ... ut
ne plebi cum patribus essent, inhumanissima lege sanxerunt.
2.
Macrobius, sat. 1, 13, 21: Tuditanus refert, ... Xviros, qui decem tabulis duas
addiderunt, de intercalando populum rogasse. Cassius eosdem scribit auctores.
3.
Cicero ad Att. 6, 1, 8: E quibus (libris de rep.) unum ƒstorikÕn requiris de Cn. Flavio Anni f(ilio). Ille vero ante Xviros non fuit …
Quid
ergo profecit, quod protulit fastos? Occultatam putant quodam tempore istam
tabulam, ut dies agendi peterentur a paucis.
TAFEL 11
1. Als die Dezemvirn die zehn Gesetzestafeln unter größter
Billigkeit und Weisheit der Gesetze niedergeschrieben hatten, ließen sie für
das nächste Jahr andere Dezemvirn an ihre Stelle wählen, welche in zwei
weiteren Tafeln unbillige Bestimmungen beifügten: so ordneten sie in einem ganz
unmenschlichen Gesetz an, dass ein Eheschließungsrecht zwischen Plebejern und
Patriziern nicht statthaft sei.
2. Tuditanus berichtet, dass die Dezemvirn, welche den zehn
Tafeln noch zwei hinzufügten, über das Einschalten von Tagen einen
Volksbeschluss beantragten. Cassius schreibt ebenfalls, dass jene die Urheber
dieser Bestimmungen waren.
3. Unter diesen (Büchern über den Staat) erkundigst du dich
auch nach einem historischen über den Cn. Flavius, den Sohn des Annius. Dieser
lebte in der Tat aber nicht vor
den Dezemvirn. Was hat er also damit ausgerichtet, dass er
den Gerichtskalender bekanntgab? Man glaubt, daß jene Tafel gewisse Zeit
hindurch verborgen wurde, damit nur von wenigen die Gerichtstage erbeten werden
konnten.
TABULA XII
1. Gaius 4, 28: Lege autem introducta est pignoris capio,
veluti lege XII tabularum adversus eum, qui hostiam emisset nec pretium
redderet; item adversus eum, qui mercedem non redderet pro eo iumento, quod
quis ideo locasset, ut inde pecuniam acceptam in dapem, id est in sacrificium,
impenderet.
2a. SI
SERVUS FURTUM FAXIT NOXIAMVE NO[X]IT.
2. b.
Gaius 4, 75, 76: Ex malificiis filiorum familias servorumque ... noxales
actiones proditae sunt, uti liceret patri dominove aut litis aestimationem
sufferre aut noxae dedere ... Constitutae sunt ... aut legibus aut edicto
praetoris: legibus velut furti lege XII tabularum …
3. SI
VINDICIAM FALSAM TULIT, SI VELIT IS ... TOR ARBITROS TRIS DATO, EORUM ARBITRIO
... FRUCTUS DUPLIONE DAMNUM DECIDITO.
4.
Gaius, I. VI ad XII (D. 44, 6, 3): Rem, de qua controversia est, prohibemur
(lege XII tabularum) in sacrum dedicare: alioquin dupli poenam patimur, ... sed
duplum utrum fisco an adversario praestandum sit, nihil exprimitur.
5.
Livius 7, 17, 12.: in XII tabulis legem esse, ut quodcumque postremum populus
iussisset, id ius ratumque esset.
TAFEL 12
l. Durch Gesetz aber wurde die Pfandnahme eingeführt, wie
(schon) durch das Zwölftafelgesetz gegen den, der ein Opfertier kaufte und den
Preis nicht zahlte; ebenso gegen den, der die Miete nicht zahlte für ein
Zugtier, das jemand deswegen vermietete, um das Mietgeld für einen Opferkuchen,
als für Opferzwecke zu verwenden.
2. a. Wenn ein Sklave einen Diebstahl beging oder Schaden
zugefügt hat, ...
2. b. Wegen unerlaubter Handlungen von Hauskindern und von
Sklaven sind Noxalklagen bekanntgegeben worden, damit es dem Hausvater oder dem
Eigentümer möglich war, entweder die Schadensschätzung zu gewähren oder (die
Person) zwecks Gutmachung der Schuld auszuliefern. Diese Klagen sind festgelegt
teils in Gesetzen, teils im prätorischen Edikt: in den Gesetzen z. B. im
Diebstahlsgesetz der Zwölftafeln …
3. Hat jemand zu Unrecht den einstweiligen Sachbesitz
erhalten, soll der Prätor auf Wunsch (des Gegners) drei Schiedsrichter
bestellen und nach deren Schiedsspruch hat (der Verurteilte) unter …
Verdoppelung des Fruchtertrags den Sachschaden auszugleichen.
4. Die in Streit befangene Sache dürfen wir nach dem
Zwölftafelgesetz nicht für gottesdienstliche Zwecke weihen, sonst erleiden wir
die Strafe des doppelten Wertersatzes. Doch findet sich nichts darüber
ausgedrückt, ob dieses Doppel der Staatskasse oder dem Gegner zu leisten ist.
5. In den Zwölftafeln ist eine Vorschrift, dass, was immer
das Volk letztlich gutgeheißen hat, Recht und rechtskräftig sei.
Fragmenta
incerta
1.
Festus F. 166: Nancitor in XII nactus erit, prenderit.
2. Festus
F. 258: Quando ... in XII ... cum c littera ultima scribitur.
3.
Festus F. 309: „Sub vos placo“ in precibus fere cum dicitur, significat id quod
„supplico“, ut in legibus „transque dato“, „endoque plorato“.
4.
Donatus, ad Ter. Eun. 515: „dolo malo“ ... quod ... addidit „malo“ ...
([griechisch] arcaismos est, quia sic in XII tabulis a
veteribus scriptum est.
5.
Cicero, de rep. 1, 31, 54: ab omni iudicio poenaque provocari licere indicant
XII tabulae compluribus legibus.
6.
Cicero, de off. 3, 31, 111: Nullum. … vinculum ad adstringendam fidem
iureiurando maiores artius esse voluerunt; id indicant leges in XII tabulis.
7.
Plinius, n. h. 7, 60, 212: ... XII tabulis ortus ... et occasus nominantur.
8. Gaius
1, 122: Olim aereis tantum nummis utebantur, et erant asses, dupondii,
semisses, quadrantes, nec ullus aureus vel argenteus nummus in usu erat, sicuti
ex lege XII tabularum intellegere possumus.
9.
Gaius, 1. V. ad XII (D. 50, 16, 237): Duobus negativis verbis quasi permittit
lex (XII tabularum) magis quam prohibuit: idque etiam Servius (Sulpicius)
animadvertit.
10.
Gaius, 1. VI ad XII (D. 50, 16, 238, 1): „Detestatum“ est testatione
denuntiatum.
11.
Sidonius Apollinaris, ep. 8,6,7: Per ipsum fere tempus, ut decemviraliter loquar,
lex de praescriptione tricennii fuerat „proquiritata“.
BRUCHSTÜCKE
UNBESTIMMTER ZUGEHÖRIGKEIT
1. Nancitor steht in den Zwölftafeln für nactus erit,
prenderit.
2. „Quando“ wird in den Zwölftafeln am Schluss mit einem c
als letztem Zeichen geschrieben.
3. Wenn man etwa bei Gebeten die Wendung „sub vos placo“
gebraucht, bedeutet dies soviel wie „supplico“, wie in den Gesetzen (der
Zwölftafeln) „transque dato“, “endoque plorato“ (als alte Formen zu finden ist).
4. Bei der Wendung „mit schlimmer Arglist“ ist der Zusatz
„schlimmer“ Archaismus, weil so von den Alten in den Zwölftafeln geschrieben
ist.
5. Dass Provokation (an das Gesamtvolk) gestattet ist
gegenüber jedem Strafbescheid (eines Beamten), verkünden die Zwölftafeln in
verschiedenen gesetzlichen Bestimmungen.
6. Kein Band erachteten
(unsere) Vorfahren zur Festigung der Vertragstreue enger als den Eid; dies
offenbaren gesetzliche Bestimmungen der Zwölftafeln.
7. In den Zwölftafeln werden
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang genannt.
8. In alter Zeit benutzte man
nur Kupfermünzen und zwar Asstücke, 2-Asstücke, 1/2-Asstücke, 1/4-Asstücke;
Goldmünzen oder Silbermünzen waren nicht in Gebrauch, wie wir aus dem
Zwölftafelgesetz ersehen können.
9. Mit zwei Verneinungen
erlaubt das (Zwölftafel-)Gesetz eher mehr als es verbietet: darauf weist auch
Servius Sulpicius hin.
10. „Vor Zeugen angekündigt“
bedeutet im Beisein von Zeugen kundgemacht.
11. Ungefähr die ganze Zeit
über war, um in der Sprache der Dezemvirn zu reden, das Gesetz über die
dreißigjährige Verjährung „dem Volk (den Quiriten) öffentlich bekanntgemacht
worden“.