Regimentsordnung Karls V. – 1521,
Mai 26.
Reichstagsakten, Jüngere Reihe
II, 223-233. Die Einteilung in Paragraphen ist handschriftlich überliefert.
Wir Karl der funft von Gottes
Gnaden Römischer Keiser zu allen Zeiten Merer des Richs etc., in Germanien, zu
Hispanien, baider Sicilien, Jherusalem, Hungeren, Dalmacien, Croacien etc.
Künig, Erzherzog zu Osterich, Herzog zu Burgundi etc., Graf zu Habsburg,
Flandern und Tirol etc. bekennen offentlich mit diesem Briefe und thun kunt
allermeniglich: Als Wir zu der Ere und Wirde des Heiligen Römischen Reichs
erwelet und zu Regierung desselben kommen sein und darin etwa grosse Mängel an
Frid und Recht, auch guter Ordnung und Pollicei befunden, daraus dem Heiligen
Römischen Reich bis anhere vil und mercklichs entzogen, auch sonst in Abnemung,
Zerrüttung und Verwüstung dermaß gewachsen, das, wo dem mit zeitlichem Rathe
nit begegnet, das es in kurzer Frist gar zertrennet und verdruckt werden
möchte; derhalb Wir aus sonder Neigung und Begirde zu Aufnemung desselben, auch
Merung und Erhöhung des christlichen Glaubens bedacht, dem allem mit
fruchtbarem Rathe und Hilf zu erscheinen, und demnach Uns eilends nach
beschehener Unser Wale zu Römischem Künig von Unserem Hispanischen Künigreich,
auf das ehest Uns müglich gewest, heraus ins Heilig Reich gethan, Unser Crönung
zufürderst in der Stat Ache, wie sich inhalt der Gülden Bulle und der heiligen
Gesetz gebürt, empfangen, und darauf Unseren ersten Reichstag alher gen Wormbs,
dieweil Wir den der sterblichen Leuft halben zu Nürenberg nit haben halten
mügen, angesetzt. Darauf auch der merer Tail des Heiligen Reichs Churfürsten,
Fürsten und andere Stende in aigner Person und durch ire volmechtig Anwelde
erschinen, mit der Rathe Wir vil und manigfaltig des Heiligen Reichs Nutz und
Notturft betrachtet und beratschlagt und sonderlich, wie das widerumb in
Aufnemen und Gedihen komen, und das, so dem Reich und Gewelt rühen (!), in
Aufnemen bracht, geholfen und das, so dem Heiligen Reich entzogen, mit der Zeit
desto statlicher widerumb darzu bracht werden möge. Demselben nach und damit
Wir anderen Unseren Künigreich, Landen und Leuten zu Versehung derselben desto
das auswarten mögen, auch in Unserem Kaiserlichen Gemüte betrachten, das das
Heilig Römsch Reich durch keinen füglicheren und besseren Wege, dann gut
Regiment, Fride, Recht, auch gute Ordnung und Pollicei, darauf dann als
Grundfesten alle Reich enzogen, widerumb darzu pracht werden möge: so haben Wir
Uns mit einmütigem, zeitigem Rathe und Willen, auch Zugeben und Annemmen der
hoch- und erwirdigen, hochgebornen, ersamen, edlen, Unseren lieben Neven,
Churfürsten, Fürsten, geistlichen und weltlichen, Prelaten, Graffen, Heren und
anderen Stenden des Heiligen Römschen Reichs, alhie auf gegenwürtigen des
Heiligen Reichs Tag versamlet, beschlossen und ein Regiment, wie in Unserem
Abwesen regiert, auch wo und wie es gehalten werden soll, auf Form, wie dann
solichs alls hernach volgt, aufgericht.
§ 1. Und anfenglich so haben Wir
mit zeitigem Rathe, Willen und Annemen Churfürsten, Fürsten, Graven, freien
Herren und Stende zu Unserem Stathalter, so Wir an Unser Stat setzen werden,
der ein weltlicher Churfürst, Fürst oder zum wenigsten ein Grave oder Freiher
sein solle, zwenzigzwo Personen aus dem Heiligen Reich Teutscher Nation zu
Unserem Regiment im Römischen Reich geordent, gesazt und fürgenommen; also das
dieselbigen zwo und zwenzig Personen sambt Unserem Statthalter Unser Regiment
im Heiligen Römischen Reich sei und vollen Gewalt, Macht und Befelich haben
söllen, den Wir inen auch hiemit und in Kraft diß Briefs geben, von Uns als
Römischen Keiser des Heiligen Reich Sachen, Recht, Frid und ir baider
Volziehung und Handhabung, auch Widerstand gegen den Anfechteren des Reichs und
Teutscher Nation, und was an dem Friden, Rechten, irer Handhabung und dem Widerstand
obgemelt hangt oder darzu dienstlich oder erschießlich (!) sein mag,
antreffend, und die von des Reichs Underthanen oder anderen an sie langen oder
entsten werden, (§ 2) in solchen vorgeschriebenen Artickelen zu verhören, für
sich zu erfordern, zu handlen, mit Vleiß zu betrachten, zu rathschlagen und
entlich zu beschliessen nach irer besten Verstennuß, auf ir nachgemelte
Pflicht, zu Unser und des Reichs Ere, Nutz und Merung.
§ 3. So auch den Stathälter und
Regiment für Not ansehen wurde, des christlichen Glaubens Anfechter halben im
Reich und mit anderen christlichen Stenden und Gewelten zu handlen, das söllen
sie zu thun auch Macht haben. Doch soll durch gemelt Unser Stathelter und
Regiment kein Bündnuß gemacht werden, es beschee dann mit Unserem Rathe und
Willen.
§ 4. Und behalten Uns bevor die
Belehung der Lehen und Regalien derjenen, die under den Fannen offentlich mit
Solemniteten pflegen zu empfahen, zu verleihen. Und söllen vorgemelte Unser Stathalter
und Regiment aus redlichen Ursachen solicher Empfengnuß und sonderlich, ob Wir
ausserhalb des Reichs weren, nach Verscheinung des ersten Jars, darin einem
jeden sein Regalien zu empfahen gepürt, noch ein Jar lang Indult und
Erstreckung zu geben Macht haben. Doch das der, dem also Erstreckung zu Empfengnuß
der Lehen gegeben wirdet, an Aids Stat glob und zusag, in aller Maß Uns und dem
Reich von solcher Lehen wegen verpflicht zu sein und zu gewarten, als ob er die
Lehen empfangen und die Aidspflicht gethan het, und mag er alsdann die Regalien
und Lehen in aller Massen gebrauchen, als ob im gelihen were.
§ 5. Und söllen Wir mitler Zeit
des obgemelten gegebnen Indults desfals und solicher gegeben Erstreckung
dergestalt erinnert und verstendigt werden, und wo Wir mitler Zeit der
Erstreckung nit ins Reich und Hochteutschland kommen, alsdann söllen und wöllen
Wir heraus Befelch thun, an Unser Stat solch Regalien, wie sich gebürt, zu
leihen.
§ 6. Aber andere und mindere
Lehen, die soll ein jeder seins Gefallens von Uns oder Unseren Stathelter und
Regiment empfahen, die sie auch leihen mögen, es were dann, das jemants aus
sonderen Freiheiten, von Unseren Vorfaren ausgangen, solich oder dergleichen
Lehen zu verleihen hett und des in Gebrauch weren, von dem oder denselben
söllen solich Lehen empfangen werden.
§ 7. Ob auch Sachen fürfielen
Fürstenthumb, Herzogthumb, Graveschaft etc. belangend, so vom Reich zu Lehen
rüren, so einem Tail genzlich und entlich abgesprochen werden solten,
derselbigen Erkentnuß wöllen Wir Uns hierin auch vorbehalten haben, doch sonst in
anderen Sachen diesem Unserem Regiment und der Chammergerichtsordnung
unabbrüchig.
§ 8. Und soll Unser Regiment gen
Nürenberg gelegt und daselbs die ersten anderhalb Jar gehalten werden; und nach
Verscheinung der anderhalb Jaren, wo Wir nit im Reich weren, söllen Stathälter
und Regiment Macht haben, so sie alle gemeinlich oder den mereren Teil Not
bedunken wurde, die angezeigt Malstat nach Gelegenheit der Sachen und Hendel zu
verenderen. Dergleichen ob es in derselben Zeit merklicher Sterbleuf oder anderer
Ehaft halber die Notdurft erfordert, mögen sie solh Regiment obgemelter Massen
auch verrucken.
§ 9. Und soll obgemelt Unser
gesetzt Regiment in Unserem Abwesen besteen und zu Unser Ankunft ins Reich in
Germanien den Namen eins Rats haben mit dem ersten Gewalt in angefangenen
Sachen; aber in zukommenden Sachen söllen sie nichts handlen one Unseren Rate
und Willen; und söllen Wir alsdann inwendig dreien Monaten den nechsten einen
Reichstag ausschreiben und verkünden, die Stende darauf erforderen und Uns mit
derselben Rathe entschliessen, wes weiter des Regiments halber fur gut
angesehen und was darzu zu thun oder zu minderen sein werde oder zu enderen.
Wir mögen aber, alsbald Wir in Oberteutschland kommen sein, dasselbig Regiment
oder Rathe zu Uns forderen in ein Reichsstat Uns gefellig, oder dahin Wir den
Reichstag verkünden oder ausschreiben werden. Doch söllen oder wöllen Wir die
Malstat des Reichstags nit uber Augspurg oder under Cöllen fürnemmen. Es soll
auch solch Erfordrung Unser aufgerichten Regimentsordnung mit Abscheiden und
Verwechslung der Churfürst oder Fürsten Person nach Anzal der Viertel Jars kein
Verenderung thun; darzu ob ein Churfürst oder Fürste, der im Regiment
begriffen, aus redlichen Ursachen oder anligenden Gescheften solichs personlich
zu thun verhindert wurde, soll er alsdann ein Botschaft oder Rath an sein Stat
zu schicken auch Macht haben.
§ 10. Es soll auch Unser
Chammergericht, an dem End und Ort das Regiment ist, auch sein, damit dasselbig
Chammergericht durch vleissig und treulich Aufsehen Stathalter und Regiments
bester ordentlicher und aufrichtiger gehalten werde.
§ 11. Zu Bestendigkeit dieses
Fürnemens ist auch bedacht, Not zu sein, das ein jeder Churfürst personlich bei
gedachtem Stathelter und Regiment ein Viertel Jars, das auf dreizehen Wochen
gerechnet werden soll, sei, des Heiligen Reichs Ere, Nutz und Noturft helf
ratschlagen und betrachten, und also für und füro von einem Viertl Jars zu dem
anderen under inen den Churfürsten umbgen und gehalten werden. Möchte aber ir
einer dieselbig Zeit aus redlichen Eehaften, die er auf seinen offen Briefe und
Siegel beweren soll, personlich nit kommen, das derselbig einen anderen
Churfürsten ersuche und bit, in das mal zu verwesen, oder ob er keinen
Churfürsten haben möcht, einen anderen Fürsten, ein geistlicher ein geistlichen
und ein weltlicher ein weltlichen, an sein Stat dahin schicke. Wann auch der
Churfürsten einer personlich oder durch einen andern Churfürsten oder Fürsten,
wie obgemelt, bei dem Rate sein wurde, alsdann soll desselben Churfürsten
Rathe, der in des Reichs Rathe von ime verordent ist, solang derselb Churfürst
bei dem Reichsrate sein wirdet, kein Stimme im Reichsrathe haben, wiewol er die
gemelten Zeit darin bei seinem Heren oder desselben Gesandten, wie obsteet, pleiben
mag.
§ 12. Wurde sich auch begeben,
das merklich Sachen fürfallen wurden, das Heilig Reich, des Fridens, Rechtens,
irer Handhabung oder des Widerstands halben obgemelt, höchlich betreffend, das
alsdann der Stathelter mitsampt den obbestimpten zwoundzwenzig Personen Uns
solichs, wo Wir nit bei Unserem Regiment sein werden, verkünden söllen, in dem
Unser Gemüte und Meinung zu vernemen und nichtsdestminder solichs an die sechs
Churfürsten, auch die zwölf geistlichen und weltlichen Fürsten, so hernach benent
werden sollen, bringen, die dann bei Stathelter und Regiment personlich
erscheinen und ferrer nach irem besten Ansehen mitsampt dem Stathelter und
Regiment zu Unser und des Reichs Nutz und Besten handlen und beschließen
söllen. Und so die Sachen also treffenlich weren, die keinen Verzug erleiden,
möchten Stathälter und Regiment, auch Churfürsten und Fürsten in Sachen fürgen
und dem, so durch den mereren Teil beschlossen wirdet, Volg thun; oder ob es
die Groß der Sachen erfordert, andere des Reichs Fürsten und Stende zu inen zu
erforderen und zu berüffen, dieselben Fürsten und Stende darauf auch
gehorsamlich erscheinen und also mit Vleiß und Treuen thun und handlen söllen,
als sie Uns und dem Heiligen Reich verwant und schuldig sein.
§ 13. Und weren die obgemelten
zwenzigwo Personen von den Stenden des Reichs Teutscher Nation zu nennen und zu
orden, wie hernach volgt: nemlich wöllen Wir verordnen vier Person, zwo als
Römscher Keiser und zwo von wegen Unser Land und Herschaft, so Wir under und
von dem Reiche haben. Item von den sechs Churfürsten jedem eine und von den
hernach geschrieben geistlichen und weltlichen Fürsten zwen Fürsten, ein
geistlicher und ein weltlicher personlich, die alle Vierteil Jars, wie oben von
den Churfürsten gemelt, abwechselen, und zwen andere Fürsten, ein geistlicher
und ein weltlicher, aus inen an der vordern Stat kommen söllen; und also under
inen nach irer Ordnung wie under den Churfürsten umbgeen.
§ 14. Ob aber ir einicher aus
redlichen, eehaften Ursachen, die er auf sein offen Briefe und Siegel beweren
solt, auf die bestimpt Zeit nit erscheinen, alsdann mag er einen anderen
Fürsten seins Stands, nemlich ein geistlicher ein geistlichen und ein
weltlicher ein weltlichen, aus den Fürsten, so jetzo allhie bestimpt werden,
erbitten und an sein Stat schicken. Wo er aber keinen zu erbitten vermöcht, und
das auf seine Brief und Siegel, wie obsteet, beteurt, alsdann soll Unser
Stathalter und Regiment Macht haben, einen anderen aus den Fürsten, so itzo
allhie besonderlich auch bestimpt werden söllen, an desselben Stat uf das Mal
zu erfordern, dasselb Viertel Jars den Rathe zu besitzen; doch das
nichtsdestminder der Fürst, so vormals verhindert gewest und nu der
Verhinderung entledigt were, zu Ausgang desselben Vierteil Jars das nachvolgend
Vierteil Jars den Rate besitzt, inmassen wie andere etc., damit es in solchen
gleichmessig gehalten werde.
§ 15. Fürter söllen die anderen
zwölf (richtiger „zehn“) Personen durch Uns, auch Churfürsten, Fürsten und
andere Stende jetzo allhie versamelt nachvolgender Maß genommen und geordnet
werden: Item vier Prelaten von der Prelaten wegen des Heiligen Reichs, also das
jeder derselben Prelaten einer ein Viertel Jahrs bei dem Reichsrathe sitzen,
und das also under inen nach irer Ordnung umbgeen und aller Massen mit inen
gehalten werden, wie oben von den geistlichen und weltlichen Fürsten
geschrieben steet.
§ 16. Item soll auch ein Grave
oder Freiher von der Graven und Freiheren wegen des Reichs in dem Rathe sein,
der alsbald hie benent werden soll.
§ 17. Item sollen auch alle
Viertel Jars zwo redlich, verstendige Person, die aus den nachbestimpten
Stetten genommen werden, von der Frei- und Reichsstet wegen in dem Reichsrathe
sitzen: nemlich das erst Viertel Jars eine von Cöllen, die ander von Augspurg;
des anderen Viertel Jars eine von Straßburg und die ander von Lubeck; des
dritten Vierteil Jars eine von Nüremberg und die ander von Goßlar; des vierten
Vierteil Jars eine von Frankfurt und die ander von Ulme; und also fürter unter
inen nach irer Ordnung umbgeen, wie oben von anderen gemelt ist.
§ 18. Die anderen sechs Personen,
die von der Ritterschaft, Doctoren oder Licentiaten sein, aus den
nachbestimpten Kreisen, nemlich jedem eine genommen. Und seind diese
hernachgeschrieben die Krais und Zirkel, davon ob gemelt.
§ 19. Der erst Kreis begrifft der
hernachgeschriben Fürsten Fürstenthumb, Land und Gepiete, nemlich der Bischoffe
von Bamberg, Würzburg, Eystet, des Marggraven von Brandenburg als Burggraven zu
Nüremberg, auch die Graven, Herren, Frei- und Reichsstett umb oder bei inen
gesessen oder gelegen.
§ 20. Der ander Zirkel begrifft
die Fürstenthumb, Land und Gebiete des Erzbischoffs von Salzburg, der Bischoffe
von Regensburg, Freysingen, Bassau, auch der Fürsten von Beyeren und die
Landgrafen, Prelaten, Graven, Heren, Frei- und Reichsstet under und bei inen
gesessen und gelegen.
§ 21. Der drit Zirkel begreift
die Bistumb, Fürstenthumb, Land und Gebiete der Bischoffe von Chur, Costenz,
Auspurg, des Herzogthumbs zu Wirtemberg, des Marggraffen von Baden, die Gesellschaft
Sant Georgenschilts, die Ritterschaft im Hegeu, auch alle und jede Prelaten,
Graven, Herren und Reichsstet im Land zu Schwaben.
§ 22. Der vierd Kreis begreift
die Bisthumb, Fürstenthumb, Land und Gepiete der Bischoff von Wormbs, Speyr,
Straßburg, Basel, Abts von Fulde, Herzog N. auf dem Hundsruck, Herzog N., beide
von Bairen, Lotringen, Westrich, das Landgraffthumb zu Hessen, die Wedderau,
auch Prelaten, Grafen, Heren, Frei- und Reichstet der Ort gesessen oder
gelegen.
§ 23. Der fünfte Kreis betrifft die
Bistumb, Fürstenthumb, Lande und Gepiete der Bischove von Baderborn, Lüttich,
Uttrich, Münster, Oßnabruck, den Herzogen von Gülich, Berg, Cleve, Gelderen,
die Graven von Nassau, Seyn, Virnberg, Nideren-Ysenberg und die Niderland hinab
bis an die Maß, auch sonst alle andere Graffen, Heren, Prelaten, Frei- und
Reichsstet der Ort gesessen oder gelegen.
§ 24. Der sechst Kreis begreift
die Bistumb, Fürstenthumb, Lande und Gebiete der Erzbischoffe zu Magdeburg und
Bremen, der Bischoffe zu Hildeßheim, Halberstat, Mersburg, Neuenburg, Meissen,
Brandenburg, Havelburg, Lübeck, der Herzogen von Sachsen, die Mark zu
Brandenburg, das Landgraffthumb zu Düringen, der Lantschaft und Gepiete der
Herzogen von Braunschweig, Meckelburg, Stetin, Pomern, Holstein und Sleßwig,
auch Prelaten, Graven, Heren, Frei- und Reichsstet der Ort gesessen oder
gelegen bis an die Sehe.
§ 25. Und were es, das einich
oder mer der obberürten Personen, ausgescheiden die Churfürsten und Fürsten,
solichen Reichsrathe zu besitzen nit annemmen wölt oder kunt, alsdann soll
Stathalter mitsampt den anderen, so sich in des Reichs Rate bewilligen und
geben werden, ein andere redlich, tapfer Person an derselben Statt irs Genossen
oder Gleichen erwelen und nehmen aus dem Kreis oder Gelegenheit, daraus die vorerwelt
Person gewest were.
§ 26. Und ob einichen Churfürsten
oder Fürsten obgemelt daselbs merklich Sachen, derhalb er abzuscheiden redlich
Ursach hett, fürsten, oder auch das nit treffentlich Hendel oder Sachen
vorhanden weren, derselb Churfürst oder Fürst mag mit des Stathalters und des
Mererteils des Rats Bewilligung abscheiden.
§ 27. Wurde sich aber begeben,
das der obgedachten zwölf Fürsten einer oder mer Tods abgeen oder sonst sein
Leibs halber dem Reichsrathe obzusein ungeschickt und unvermöglich wurde,
alsdann söllen Unser Stathelter und Regiment an derselben abgangen und
ungeschickten und unvermöglichen Stat einen oder mer ander Fürsten des Stands
und Wesens, auch aus den Kraisen und Zirkelen, daraus der oder die abgangen
oder unvermöglichen, wie obsteet, gewest weren, in zweien Monaten den nechsten,
nachdem sie solichen Abgang oder Unvermöglicheit durch glaublich Bericht
vernommen hetten, zu erwelen und zu benennen Macht haben.
§ 28. Wurde aber der anderen
Personen des Raths ein oder mer Tods abgeen, den Rathseß aufsagen oder sonst
abkommen, wie oder welcher Gestalt sich das füegen oder wen es berüren wurde,
alsdann söllen die sechs Churfürsten, so es ir einen oder mer betreff, in
zweien Monaten den nechsten jeder seins abgestanden oder abgegangenen Stat
ersetzen; betreff es aber der anderen zwölf Personen eine, an dieselben Stat
söllen Stathalter und Regiment auch in zweien Moneten den nechsten aus dem
Kreis, Landschaft oder Stat, daraus der abgangen oder abgestanden gewest were,
ein ander redlich, verstendig Person erwelen und nemmen. Und soll der gemelt
Rathe in mitler Zeit durch den mereren Teil seins Befelchs nichtsdestminder in
den obligenden Sachen fürgeen und handeln.
§ 29. Und dieweil Wir obgedachten
Unseren Stathaltern und Regiment vor- und nachgemelter Massen Befelich und
Commission gegeben haben, damit dann ir Handlung desto mer Craft und Macht
haben und nicht dagegen ausgen möge, setzen, ordnen und wöllen Wir, das die
Hendel und Sachen in dieser Commission begriffen, nemlich alle und jede Unser
als eins Römischen Keisers Sachen Recht, Frid und ir baider Volenziehung und
Handhabung auch Anfechteren des Reichs und was an dem Frieden, Rechten, irer
Handhabung und dem Widerstand obgemelt hangt oder darzu dienstlich, an keinem
anderem Ende dann bei obgerurten Stathelter und Regiment gehandelt, auch noturftige
Briefe in der besten und bestendigsten Form, under Unseren Keiserlichen Titel
und Siegel uf Form und Maß Wir als Römischer Keiser zu thün haben, thun söllen
und möchten, durch gemelt Stathelter und Regiment gefertigt und mit einem
Zusatz etlicher Wort underschrieben werden, nemlich also: Ad mandatum domini
Imperatoris in Consilio Imperiali; und das alweg der Stathelter und Churfürst,
so personlich bei dem Rathe sein wurde, sich mit aigener Hand underschrieben,
also: N. vel N. sspt. etc. Und setzen, wöllen und ordnen, auch darauf meniglich
befehlend, das in den obgemelten Sachen von Unseren Wegen oder in Unserem Namen
nichts anders gehandelt, geratschlagt, fürgenommen oder gefertigt werde. Und wo
darüber etwas gehandelt, geratschlagt, fürgenommen oder verfertigt wurde,
solichs alles soll craftlos und unbündig sein und dem kein Volg gegeben werden.
§ 30. Es söllen auch Stathalter
und der merer Teil desselben Regiments Macht haben, ob einem oder mer desselben
Rats ehaft Sachen zustünden, nach Gelegenheit der Zeit und Hendel dem oder
denselben auf ir Gesinnen zu erlauben, doch also das allzeit ufs wenigst
vierzehen Person des Rats bei obgemelten Stathalter pleiben.
§ 31. Und söllen die Personen des
gemelten Regiments, es weren Rethe, Secretarien oder Schreiber, ausgescheiden
Churfürsten und Fürsten, von Uns, auch Churfursten, Fursten und anderen, den
sie verpflicht, allein in diesem Rathe und Befelich aller Gelübde und Aide,
damit sie Uns oder Churfürsten, Fürsten und anderen verbunden oder verstrickt
weren, genzlich ledig sein.
§ 32. Und soll der Stathalter,
dergleichen die anderen Personen des obgemelten Regiments, ausgescheiden
Churfürsten und Fürsten, diesen nachvolgenden Aid schweren, doch söllen
Churfürsten und Fürsten, so zu Stathelter oder im Rathe laut der Ordnung
verordnet werden, bei den Pflichten, so sie Uns und dem Heiligen Reich gethan
haben, zusagen, die Puncten und Artickeln in nachfolgendem Aide bestimpt zu
halten.
§ 33. „Ich globe und schwere zu
Got und den Heiligen auf das heilig Evangelium, das ich der Kaiserliche
Majestat getreu sein will, nach allem meinem Verstentnüß, Sinne und Witzen
Schaden warnen, Frommen und Bestes werben, Noturft, Ere, Wirde und Nutz der
Kaiserlichen Majestat und des Heiligen Reichs in obberürten Sachen und Hendelen
betrachten, fürnemen, rathen und helfen handelen, auch alle und jegliche Punct
und Artickel, so in dieser Ordnung begriffen sein oder hernachmals gemacht
werden, Frid, Recht, ir Handhabung und den Widerstand obgemelt belangend, irs
Inhalts genzlich volenfüren und halten und darin kein Neid, Haß, Miet, Gunst,
Gab, Freundschaft, Veindschaft, noch einicherlei ander Sachen, dardurch die
gemelt Eer, Wirde und gemeiner Nutz verhindert werden möchten, suchen, noch
keinerlei Geschenk oder Gab, wenig oder vil, durch mich selbs nemen oder durch
andere mir zu Verstand zu nemmen verschaffen oder nemen lassen, noch einich
Procurei annemen, uben oder treiben; darzu alles das, so in obgemeltem Rathe
gehandelt, geratschlagt oder beschlossen wirdet, zu ewigen Tagen helen und bei
mir in geheim halten, alles on Geverde.“
§ 34. Und nachdem der gemelt
Reichsrathe frommer und geschickter Secretarien und Schreiber noturftig ist,
soll der Cardinal und Erzbischof zu Meinz, als des Heiligen Reichs in Germanien
Erzkanzler, den Reichsrathe mit frommen, redlichen und verstendigen Secretarien
und Schreiberen bestellen und versehen, welch Secretarien und Schreiber Uns
oder in Unserem Abwesen Unserem Stathelter und Regiment globen und zu den
Heiligen schweren söllen: Uns oder dem Stathelter und Regiment von wegen des
Heiligen Reichs getreu und gehorsam zu sein, Unseren und des Reichs Schaden zu
warnen, Frommen und Bestes zu werben, irem Ampt mit Schreiben und anderem irs
besten Verstentnuß getreulich obzusein, die Ratschlege und ander(s) des Reichs
Raths, so sie im Rathe der Canzlei oder sonst in geheim vernemen, schreiben
oder handlen werden, in guter Geheim zu halten, die niemands zu offenbaren,
noch jemands der Warnung oder Anzaig zu thun oder jemands wider den anderen zu
rathen, auch kein Brief, Ratschleg oder Hendel on Erlaubnuß und sonderen
Bescheid Unser oder Unsers Stathalters und Regiment Abschrift oder Copien zu
geben, auch kein Geschenk oder Gab zu nemen, noch inen zu Nutz nemen lassen, in
kein Wise, wie Menschensinne das erdenken möchte, alles treulich und ungeferlich.
§ 35. Und were es, das Unser
Stathelter den obgeschrieben Aid und Pflicht in Vergesse stellen und den
uberfaren wurde, soll solichs Uns angezeigt werden, und wöllen Wir Uns die
Straff gegen ime vorbehalten haben.
§ 36. Item wo aber einer der
Rethe, Secretari oder Schreiber bemelte ire Aide und Pflicht in wenig oder viel
ubertretten wurden, sol nach Groß und Gestalt der Uberfarung durch Stathalter
und Regiment gegen inen Straff fürgenommen werden.
§ 37. Es söllen auch Stathelter,
Rethe, Secretari und Schreiber, sametlich und ir jeder besonder, bei
obgedachten iren Pflichten schuldig sein, ob einicher aus inen innen wurde und
davon glaublich Anzaig thun möchte, das einer oder mer aus dem Regiment, es
were der Stathelter, Rathe, Secretari oder Schreiber, sich hierin vergessen und
wider den Artickel oder einichen Puncten der gethanen Pflicht handlen würde,
treffe es den Stathelter an, soll es Uns angezaigt, were es aber einen der
Rethe, Secretari oder Schreiber antreffen, soll es dem Stathelter und Regiment
geoffenbart werden, damit gegen denselben und solich Uberfarung umb gepürlich
Straff gehandelt werden möge.
§ 38. Item söllen auch
Churfürsten, Fürsten und die ander Person des gemelten Regiments, auch
Schreiber, Botten und alle andere zu sölichem Reichsrathe gehörend und ir aller
Diener und ungeferlich Hoff- oder Hausgesinde von irer noturftigen Proviant
Datz (!), Ungelt, Zöll und aller Beschwerung frei sein und damit nit beschwert
werden durch jemands in kein wege, sonder alle Geverde.
Solchs Regiments, wie das von
Artickelen zu Artickelen obgeschriben steet, haben Wir Uns mit genanten Unseren
lieben Neven, Oheimen, Churfürsten, Fürsten und anderen des Reichs Stenden,
alhie versamelt, verpunden, verpflicht und gegen einander verstrickt,
verbinden, verpflichten und versprechen auch das für Uns, Unser erblich Land,
so Wir under und vom Reich haben, bei Unseren Keiserlichen Wirden und Worten in
und mit Kraft diß Briefs, solich Ordnung und Regiment mit gemeltem Befelich und
Macht steet festzuhalten und zu vollenziehen, darin nit zu tragen, zu irren,
noch ichts dawider fürzunemen in zumal kein Weis, sonder dieselben und alles,
das in Unserem Abwesen durch Unser Stathalter und Regiment gehandelt und
beschlossen wirdet, zu handhaben, bleiben und vollziehen zu lassen, alles
sonder Argelist und Geverde.
Und des zu Urkunde haben Wir als
Römischer Kaiser und von Unser Erbland wegen, wie obgemelt, Unser Keiserlich
Insiegel an diesen Brief thun henken und mit aigner Hand underschrieben.
Und wir (Die hier folgenden, in
der neuen Ausgabe fortgelassenen Namen der Stände und ihrer Bevollmächtigten
stehen NS. d. RA. II, 177f.) . . . bekennen und thun kunt allermenglich hiemit
in Kraft diß Briefs für Uns, Unser Nachkommen, Erben und von der wegen Wir
Gewalt haben, das umb oberzelt Ursachen, auch damit Wir und Unser jeder bei
seinen Eren, Wirden, Freiheiten, so nit wider diß Ordnung weren, Fürstenthumb,
Herschaften, Landen, Leuten und Regierungen bei dem Heiligen Reich pleiben
mögen, dabei Wir auch einander handhaben söllen, solich Ordnung und Regiment
mit Unserem Willen, Rathe, Zusagen und Annemmen durch die Römisch Kaiserlich
Maiestat, Unseren allergnedigsten Heren, geordent, fürgenommen, gemacht und in
disen gegenwertigen Vertrag, Contract und Verpflichtung verfaßt ist, und das
Wir Uns derhalben mit ir Kaiserlichen Maiestat verbunden und verpflicht haben,
verbinden, verpflichten und verstricken Uns also hiemit und in Kraft diß
Briefs, gereden und versprechen auch Wir Churfürsten und Fürsten bei Unsern
fürstlichen Eren und Wirden und Wir anderen obgemelte Stende in gutem, waren
Treuen und Glauben an Aids Stat, dieser Ordnung und des Keiserlichen Regiments
Volge zu thun und dem Stathelter und Regiment in Verbotten und Gebotten, so in
Kraft diß Befelichs ausgeen werden, gehorsam zu sein und die zu vollenziehen,
alles getreulich und ungeferlich.
Des zu Urkund haben von Gottes
Gnaden Wir Albrecht Cardinal und Erzbischoff zu Meinz etc. und Ludwig
Pfalzgraff bei Rhein etc., baide Churfürsten, von Unser und Unserer
Mitchurfürsten wegen; Wir Jörg Bischoffe zu Bamberg und Friderich Pfalzgraffe
bei Rhein, Herzog in Bairen etc. von Unser, der geistlichen und weltlichen
Fürsten wegen; Rüdiger Abt zu Weyssenburg von Unser selbs und der Prelaten
wegen; und Wir Reinhart Grave zu Leiningen und Herr zu Westerburg etc. von
Unser selbs, der Graven und Herren wegen; und Wir Burgermeister und Rathe der
Statt Wormbs von Unser und der Frei- und Reichstett wegen dieser Versammlung
Unser Insigel an diß Regiment thun henken. Geben und geschehen uf des Heiligen
Reichs Tag zu Wormbs, am sechsundzweinzigisten Tag des Monets Mai, anno Domini
millesimo quingentesimo vicesimo primo.
CAROLUS.
Ad mandatum domini Imperatoris proprium.
Albertus card. Mogun.
Archicancellarius sst.
Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Reichsverfassung in
Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Zeumer, K., 2. A. 1913, Neudruck 1987, 156, Nr.
182 (1521, Mai 26)