Ordnung des gemeinen Pfennigs. –
1495, Aug. 7.
Nach Datt, J., De pace imperii
publica, 1698, 881f.: im einzelnen verbessert aus NS. d. RA. II, 14-16.
Verschreibung und Ordnung des
gemainen Pfennigs halben.
Wir Maximilian von Gots Gnaden
Römischer König etc. und Wir von denselben Gnaden Berchtold zu Mentz, Herman zu
Cöln und Johans zu Trier Ertzbischoff, Philips Pfaltzgrave bey Reyne und
Hertzog in Bayern, Fridrich Hertzog zu Sachsen, Landtgrave in Döringen und
Marggraff zu Meissen und Johann Marggrave zu Brandemburg, tzu Stettin, Bomern,
der Cassuben und Wenden Hertzog, Burggrave zu Nüremberg und Fürst zu Rugen,
alle Churfürsten des heiligen Römischen Reichs, durch Germanien, Italien,
Galien und das Künigreich Arelat Ertzcantzler, Ertztruchsäs, Ertzmarschalck,
Ertzcamerer, Johans zu Worms, Wilhalm zu Eystet, Ludwig zu Speyer, Albrecht zu
Strassburg und Hainrich zu Chur Bischoven, Johans Abt des Gotzhaws Fuld, Endris
von Gronbach Maister Teutsch Ordens in Teutschen und Welschen Landen, Ott
Pfaltzgrave bey Rein und Hertzog in Bairen, Albrecht Hertzog zu Sachsen,
Landtgrave in Döringen und Marggrave in Meyssen, Johans Pfaltzgrave bey Rein,
Hertzog in Baiern und Grave zu Spanhaim, Fridrich Margrave zu Brandemburg, zu
Stetin, Bomern, der Cassuben und Wenden Hertzog, Burggrave zu Nürmberg und
Fürst zu Rugen, Magnus Hertzog zu Meckelburg, Wilhalm Hertzog zu Gülch und
Berg, Eberhart der Elter Hertzog zu Wirtemberg und tzu Deck, Grave zu
Mümpelgart, Wilhalm der Mitler und Wilhalm der Jünger Landtgraven tzu Hessen
bekennen für Uns, Unser Nachkommen und Erben offenlich mit disem Brieff und
thun kundt allermenigklich, das Wir Friden und Recht in dem Hailigen Reich zu
handthaben, auch zu Widerstand der Veind Cristi, der Türcken und ander
Anfechter des Hailigen Reichs und Teutscher Nacion, Uns mitainander verainiget,
beschlossen, verordnet und gesetzt haben, wie hernach volgt:
§ 1. Namlich das die
nechstkomenden vier Jar lang, und nit lenger, alle und yeglich Menschen, si
sein gaistlich oder weltlich, Frawen oder Mann, was Wirden, Ordens, Stands oder
Wesens die sind, niemand außgeschlossen, durch das Hailing Reich gantz auß,
järlich geben: namlich wer an Werd, es sey an beweglichen oder unbeweglichen
Gütern oder Renten hat Vc Gulden Reinischer, der sol geben ainen halben Guldin;
welcher also tausend Reinisch Guldin hat, der sol geben ainen gantzen
Reinischen Guldin; welcher aber über tausent Guldin Reinisch hat, der sol über
ainen gantzen Reinischen Guldin, sovil sein Andacht ist, geben; welcher aber
under Vc Reinisch Guldin, und XV Jar Alters erlangt hat, sol geben ainen
vierundtzwantzigsten Tail ain Reinischen Guldins, also das XXIIII Menschen
ainen Reinischen Guldin geben.
§ 2. Item söllen in solchen XXV
Reinisch Guldin järlicher lediger Renten oder Nutzung für Vc Guldin Werdt, und
L Reinisch Guldin järlicher lediger Renten oder Nutzung für tausent Guldin
Werdts geachtet sein.
§ 3. Item söllen auch die vier
Jar järlich alle Juden, Mann und Frawen, jung und alt, yeder ainen Guldin
Reinisch geben und in ainer yeden Stat, Marckt, Dorff oder Gegenhait dieselben
einwonenden Juden aufgezaichnet und inen aufgelegt werden, die Anzal solcher
Summa under inen nach ir yedes Vermügen und Gelegenhait anzuschlagen,
einzunemen und furter N. den hernach geschribnen Comissarien zu bezaln.
§ 4. Item Fürsten, gaistlich und
weltlich, Prelaten, Graven, Freyherren und Comun söllen yeder nach seinem Stand
und Wesen hierinn etwas mer thun dann ander, als sich wol gepürt.
§ 5. Die Einnom solcher Auflegung
der Weltlichen sol allenthalb im Reich durch die Pfarrer beschehen, und söllen
Wir Maximilian Römischer König und yeder Churfürst, Fürst, gaistlich und
weltlich, Prelat, Grave, Freyher, Ritter, Edelman, Comun und ander auf iren
Costen in iren Steten, Flecken, Märckten und Dörffern bey den Unsern und den iren
ernstlich verfügen und bestellen, das solich Auffsatzung von ainer yeden Person
in yeder Pfarr durch redlich Personen, dartzu verordnet bey irer Glübd und Aid,
in Beywesen des Pfarrers yecklichs Jars vor dem Newen Jars Tag eingenommen und
verwart werden getreulich, dieselben Verordneten auch, ob ainer tausent oder Vc
Guldin Werdts hab, bey yegklichs trewen Ermessen, und solichs alles aigentlich
auffschreiben und den Commissarien, so in yedem Lande von den siben
Schatzmaistern hernach geschriben auf zimlich Belonung gesetzt, zu derselben
Comissarien Gesynnen mit sampt der Aufschreibung getruelich überantwurten.
Welche Comissarien den siben solich Gelt mit sampt der Auffschreybung vor
purificacionis Marie nechst darnach komend furter getreulich überlibern söllen.
§ 6. Es sol die obgenant
Aufsatzung in Unser Konig Maximilians und Unsers Suns Ertzhertzog Philips
Erblanden yegklichs Jars auf Zeyt und Maß, wie vor stat, eingenomen und durch
die Comissarien den Schatzmaistern mit sampt Aufschreibung getreulich überantwurt
werden, dardurch Churfürsten, Fürsten und Stende und yeder auch dester williger
geben werd.
§ 7. Item söllen die hernach
geschriben siben Schatzmaister in ainem yeden Ertzbistumb und Bistumb ain
Gaistlichen zu Comissarien auf zymlich Belonung benennen, die obgenanten
Aufsatzung von den Gaistlichen in Beywesen der Geordneten von den Bischoven,
auch yegklichs Jars vor dem Newen Jars Tag getreulichen einzunemen und mit
sampt der Auffschreibung, wie vor steet, den Schatzmaistern vor purificacionis
Marie nechst darnach volgende getreulich zu überlibern.
§ 7. Item zu Einvordrung,
Einnehmung und Verwarung solicher Aufsatzung söllen yetz alhie siben redlich
und glaubhafftig Personen zu Schatzmaistern auf zimlich Belonung bestelt und
gen Franckfurt geordnet werden, das Gelt getreulich zu sameln und zu verwarn;
der ain von Uns Konig Maximilian, der ander von Uns Churfürsten, der drit von
den andern Fürsten des Reichs, gaistlichen und weltlichen, der vierdt von den
Prelaten, der fünfft von Graven und Freyherren, der sechst von den von der
Ritterschafft, der sibend von den Steten benent werden, der yegklicher Uns Konig
Maximilian, Uns den Churfürsten, auch Fürsten und Stenden, von des Hailigen
Reichs wegen Pflicht und Aid auf das hailig Ewangelium thun söllen, also: „Ich
N. glob und swer, das ich sol und wil der Koniglichen Majestät, Churfürsten,
Fürsten und Stenden von des Hailigen Reichs wegen getrew seyn, Eer, Wird und
Nutz des Hailigen Reichs betrachten, raten und fürnemen, solch Gelt der
Aufsatzung mit sampt meinen Mitgesellen getreulich einvordern, zu Franckfurt in
ain Gewelb beyainander thun und verwaren. Ich sol und wil auch solich Gelt
zumal oder ains Tails vor oder nach der Uberliberung niemands, was Wirden,
Stats oder Wesens der wäre, nach oder volgen lassen, geben oder zusagen oder
verwilligen, das ichts davon nachgelassen, Volg gegeben oder zugesagt werde,
dann allain den oder an die End, dahin ich auf der järlichen Samnung, die
hinfüro sein wirdet, clarlichen beschaiden wird, als zu Erhaltung und Handthabung
der Christanhait und des Hailigen Reichs Fridens und Rechts. Sol und wil auch
mit sampt meinen Mitgesellen von allen und yegklichen Einnemen und Außgabungen
aufrichtig Rechenschafft der järlichen Samblung thun und meinem Bevelch
getreulichen nach allem meinem besten Verstentnus, Synnen und Vermügen ob sein
und das volbringen; daran mich auch kain Neyd, Hass, Miet, Gab, Zusag, Gunst,
Früntschafft, Veindtschafft oder ander Sachen ainicher Weiß hindern söllen,
alles one Geverd.”
§ 9. Die obgenanten Comissarien
söllen auch disen vorgeschribnen Aid, sovil sy berüren mag, den Schatzmaistern
thun.
§ 10. Item dieselben
Schatzmaister und Comissarien und ir yeder söllen von Uns Konig Maximilian,
allen Churfürsten, Fürsten und andern, gaistlichen und weltlichen, den sy
verpflicht, in disem Handel und Bevelch allain aller Glübt und Aid, damit sy
Uns oder inen verbunden oder verstrickt weren, gentzlich ledig gezelt sein.
§ 11. Item die siben
Schatzmaister sollen irem Bevelch nach, laut dieser Ordnung und dem obgeschribnen
Aide, den sy sweren werden, gestracks nachgeen und dem kain Entzug oder Abbruch
thun. Des sol inen auch von Uns Konig Maximilian, auch Churfürsten, Fürsten und
andern Stenden des Reichs kain Ungnad oder Unwil ertzaigt oder gen inen
samentlich oder sonderlich fürgenomen, sonder sy gnedigklich gehandthabt und
geschirmt werden.
§ 12. Item so die järlich
Versambnung bedencken und schliessen wurd, Söldner aufzunemen, söllen dieselben
von Personen auß allen Landen im Hailigen Reiche, doch Fürsten, Graven,
Freyherren, Ritterschaft, auch ander dartzu und zu irem Fürnemen geschickt vor
andern angesehen und aufgenomen; doch also, das kain Landtschafft in solchem
für die andern gezogen werd.
§ 13. Ob sich yemand in Hilff,
Rat oder Anschleg der Türcken oder ander, so mit der Tat oder in ander Weiß
wider die Cristanhait, das Reich oder die Nacion, geben wurden, dieselben
söllen auß dem Reich geschlossen, ir Hab und Gut confisciert und dermassen
offentlich publicirt werden.
§ 14. Item sol allenthalben in
dem hailigen Reich bestelt werden, das Volck auf den Cantzeln zu ermanen, ob
yemand Got zu Lob, zu Erhaltung und Merung cristanlichs Glaubens und des
Hailigen Reichs, auch Rechtens und Fridens etwas mer, dann hievor aufgesatzt
ist, Handtraich und Hilf thun wölt.
§ 15. Und nachdem yetzo durch Uns
Konig Maximilian obgemelt an Uns die Churfürsten, auch Fürsten und gemaine
Samblung ain eylend Hilff wider des Konigs von Franckreichs Fürnemen und
Handlung, darinn er gegen Unserm hailigen Vater dem Babst und den Stenden in
Italien in Übung stat, dartzuleichen begert, die auch durch Uns Churfürsten,
Fürsten und gemaine Versambnung verwilliget und zu thun zugesagt, doch das den,
so die dargeben, dasselbig ir Darleichen von dem gemainen Pfening bezalt werden
sol, ist verordnet und beschlossen, das die siben Schatzmaister, zu Einnemen
des gemainen Pfenings verordnet, ainem yeden solich sein dargelihen Gelt, sovil
er des bezalt hat, und mit Unser des Ertzbischoffs zu Mentz Churfürsten oder
Burgermaister und Rat der Stat Franckfurt, die dann solich eylend Hilff nach
gemainer Samblung Bevelch eingenomen, Quittantzen beweyst, von dem gemainen
Pfening derselben grossen Hilff wider geben und bezalen söllen.
Und des zu warem Urkund haben Wir
obgenanter Maximilian Römischer Konig Unser Insigel, auch Wir obgenanten
Berchtold zu Mentz, Johans zu Trier und Herman zu Cöln, Ertzbischoven,
Pfaltzgrave Philips, Hertzog Fridrich tzu Sachsen, Marggraf Johans zu
Brandemburg, Churfürsten, Johans zu Worms, Wilhalm zu Aystet, Ludwig zu Speyr,
Albrecht zu Straßburg und Hainrich zu Chur, Bischoven, Johans Abt zu Fuld,
Endris von Gronbrach Maister Teutsch Ordens, Hertzog Ott tzu Bayrn, Hertzog
Albrecht zu Sachsen, Hertzog Johans zu Bayren, Marggraff Fridrich tzu
Brandenburg, Hertzog Magnus zu Meckelburg, Hertzog Wilhalm zu Gülch, Hertzog
Eberhart zu Wirtemberg und Wilhalm der Mitler und Wilham der Jünger Landtgraven
tzu Hessen, Unser Insigel an disen Brief gehangen, der geben ist zu Worms, am
sibenden Tag des Monets Augusti, nach Cristi Gepurt XIIII hundert und im XCV.
Jaren.
Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Reichsverfassung in
Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Zeumer, K., 2. A. 1913, Neudruck 1987, 151, Nr.
176 (1495, Aug. 7)