König Ludwigs des Baiern Reichs-Landfriede. – 1323, April 9.

MG. Const. V, Nr. 735, S. 572f.

 

Dise satzung des lantfrides haben wir Lud(owig) von Gotes gnaden Romischer chunich ze alln zeiten merer des riches mit gunst und auch mit rat der erbern herren der fürsten, gaistlicher und werltlicher, grafen, vreyen, dinestman und stete gesetzet zu Nurenberch, als her noch gescriben stet:

1. Des ersten setzen und wellen wir, daz alle zöll und gelaite, die aufgesetzet und geleget sint seit kaisers Heinriches tot unsers varvarn, des nehsten, gar und genzlich ab sein.

2. Wir gebiten und wellen auch, daz die fü(r)sten, grafen, vreyen, dinestman und stete die strazze befriden und aller mengelich auf wazzer und auf lande beschirmen, als verre si mügen, an alles geverde, ieder fürste, graf, vreye, dinestman und stat in sinem gebite und gerihte. Eylet auch ieman dem raube nach auz siner gebiete oder gerihte in ein ander gebiete oder gerihte, demselben sol der herr oder amptman oder diener beholfen sein und mit eylen, als er beste mach an geverde. Und swer des niht tet, der sol uns und dem riche die saumnüzz bezzern noch unsern gnaden, er müg sich dann mit sinem gerihte davon genemen.

3. Wir setzen auch und gebiten, daz chain rauber, dyep, brenner und morder fride und gelaite habe bei fürsten, herren, steten noch noch dehainer stat; und swo der clager den selbn begreiffet, dem sol man rihtten als reht ist. Swer dem widerstuend, der sol dem clager seinen schaden ab tuen und sol uns und dem riche bezzern noch unsern gnaden.

4. Wir verbiten auch bei des riches hulden alle fueterung; und swer der füterung gezigen wirt, sie sei clain oder groz, mag sich der da von niht genemen mit tzwain unversprochen mannen, uber den sol (man) rihten als uber einen schedelichen man, swo er beclagt wirt. Wirt er aber an der hanttat begriffen, so sol man uber in an underloz rihten; ane do die fursten oder herren von reht oder alter gewonheit füterung haben und do si ir ampleut haizzen fütern.

5. Wir gebiten und welln auch, daz ieder furste und herr, dar nach und er heim chümt, in vier wochen alle seine diener und undertanen haizz sweren, ze halten alle die satzung und gebot, als vor geschriben stet und als der fürste und herre selber gesworn hat. Swer auch den lantfride niht sweret oder innen niht sein wil, dem selben sol der lantfride niht beholffen sein, und swaz man wider den selben tuet, daran hat man den lantfride niht zeprochen. Und fuer einer, der (den) lantfride niht sweren welt, under ein andern, daz sol uns der, von dem er gevaren ist, chunt tuen, so sülln wir gein dem, der do enfaren ist, und auch gen dem, der in genomen hat, beholffen sein als lange, untz daz si den lantfride sweren.

6. Wir welln auch, daz man die satzung und den lantfride verstê umb die sache, die nu furbaz geschehen.

Datum apud Nurenberch, anno Domini millesimo tricentesimo vicesimo tercio, an dem nesten samtztag noch der Osterwochen, in dem niuten (!) jar unsers riches.

 

Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Zeumer, K., 2. A. 1913, Neudruck 1987, 122, Nr. 137 (1323, April 9)