Wir Maximilian
von Gots Gnaden Romischer Kunig, zu allen Zeiten Merer des Reichs, zu Hungern,
Dalmacien, Croacien etc. Kunig, Ertzherzog zu Osterreich, Herzog zu Burgundi,
zu Brabant, zu Lothering, zu Steyr, zu Kerndten, zu Crain, zu Lijmburg, zu
Lutzenburg und zu Geldern, Grave zu Flandern, zu Habspurg, zu Tyrol, zu Phirt,
zu Kyburg, zu Arthois und zu Burgundi, Phallenzgrave zu Henigaw, zu Holland, zu
Seeland, zu Naumür und zu Zutphen, Marggrave des Heiligen Romischen Reichs und
zu Burgaw, Landgraf zu Elsas, Herre zu Frießland, auf der windischen Mark, zu
Portenaw, zu Salins und zu Mecheln, embieten allen und yecklichen Unsern und
des Hailigen Reichs Churfürsten, Fürsten, gaistlichen und weltlichen, Prelaten,
Graven, Freyherrn, Rittern, Knechten, Hauptlüten, Vitzthumben, Vögten,
Pflegern, Verwesern, Amptlüten, Schulthaissen, Burgermaistern, Richtern, Räten,
Burgern und Gemainden und sunst allen andern Unsern und des Reichs Undertanen
und Getrewen, in was Wirden, Stats oder Wesens die sind, den diser Unser Koniglicher
Brief oder Abschrifft davon zu sehen oder zu lesen fürkompt oder gezaigt wirdt,
Unser Gnad und alles Gut. Als Wir hievor zu der Höche und Last des Hailigen
Römischen Reichs erwelt und nu zu Regierung desselben komen sind und vor Augen
sehen stäte, onunderlässige Anfechtung gegen der Cristanhait, nu lang Zeyt
geübt, dardurch vil Küngreich und Gewält cristanlicher Lande in der Unglaubigen
Gehorsam pracht sein, also das sy ir Macht und Herrschung bis an die Grenitzen
Teutscher Nacion und des Hailigen Reichs erstreckt, dartzu sich auch dis Zeit
mercklich Gewält erhebt haben Unserm hailigen Vater Babst und der Römischen
Kirchen Stet, Landtschaft und Widem Güter, auch ander des Hailigen Reichs
Landtschaft und Oberkait gewaltigklich überzogen haben, darauß nit allain dem
Hailigen Reich, sonder auch der gantzen Cristanhait swere Minderung, Verwüstung
und Verlust der Selen, Ern und Wirden erwachsen; wa nit mit stattlichem,
zeytigem Rat dagegen getrachtet und zu Fürdrung desselben stathaftiger,
verfencklicher Fride und Recht im Reich aufgericht und in bestentlichem Wesen
erhalten und gehandthabt wurden: darumb mit ainmütigem zeytigem Rat der
erwirdigen und hochgepornen Unser lieben Neven, Ohemen, Churfürsten, Fürsten,
gaistlichen und weltlichen, auch Prelaten, Graven, Herren und Stende haben Wir
durch das Hailig Reich und Teutsch Nacion ainen gemainen Friden fürgenomen,
aufgericht, geordnet und gemacht, richten auf, ordnen und machen den auch in
und mit Crafft dis Briefs:
§1.
Also das von Zeit diser Verkündung niemand, von was Wirden, Stats oder Wesens
der sey, den andern bevechden, bekriegen, berauben, vahen, überziehen,
belegern, auch dartzu durch sich selbs oder yemand anders von seinen wegen
nicht dienen, noch auch ainich Schloß, Stet, Märckt, Bevestigung, Dörffer, Höff
oder Weyler absteigen oder on des andern Willen mit gewaltiger Tat frevenlich
einnemen oder gevarlich mit Brand oder in ander Weg dermassen beschedigen sol,
auch niemands solichen Tätern Rat, Hilf oder in kain ander Weis kain Beystand
oder Fürschub thun, auch sy wissentlich oder gevarlich nit herbergen, behawsen,
essen oder drencken, enthalten oder gedulden, sonder wer zu dem andern zu
sprechen vermaint, der sol sölichs suchen und tun an den Enden und Gerichten,
da die Sachen hievor oder yetzo in der Ordnung des Camergerichts zu Außtrag
vertädingt sein oder künftigklich werden oder ordenlich hin gehörn.
§ 2.
Und darauf haben Wir all offen Vechd und Verwarung durch das gantz Reich
aufgehabt und abgethan, heben auch die hiemit auff und thun die ab von
Römischer Koniglicher Macht Volkommenhait in und mit Crafft dis Briefs.
§ 3.
Und ob yemand, was Wirden oder Stands der oder die wärn, der wider ains oder
mer, so vorgemelt im nechsten Artikkel gesetzt ist, handeln oder zu handeln
understeen wurden, die söllen mit der Tat von Recht zusampt andern Penen in
Unser und des Hailigen Reichs Acht gefallen sein, die Wir auch hiemit in Unser
und des Hayligen Reichs Acht erkennen und ercleren; also das sy, ir Leyb und
Gut allermenigklich erlaubt und niemands daran freveln oder verhandeln sol oder
mag. Auch alle Verschreibungen, Pflicht oder Bundtnus inen zustende, und
darauff sy Vordrung oder Zusprüch haben möchten, söllen gegen den jhenen, die
in verhafft wärn, ab und tod, auch die Lehen, sovil der Uberfarer der gepraucht,
den Lehenherrn verfallen, und sy dieselben oder derselben Tail, so lang der
Fridbrecher lebt, im oder andern Lehenserben zu leichen oder den seinen Tail
der Abnutz volgen zu lassen, nicht schuldig sein.
§ 4.
Und ob Churfürsten, Fürsten, Prelaten, Graven, Herren, Ritterschafft, Stet oder
ander, in was Stands, Wirden oder Wesens ain yeder sey, gaistlich oder
weltlich, oder die iren wider disen Friden beschedigt wurden, und die Täter nit
offenbar, sonder yemand der verdacht wär, auch die Clager sy des nit beweysen
wölten, und doch auß redlicher Anzaigung in Verdacht stünden, söllen und
möchten der Churfürst, Fürst, Prelat, Grave, Herr, Ritterschafft oder Stet, dem
oder des Mannen Prelaten, Graven, Herrn, Ritterschafft, Undertanen oder
Verwanten Schaden beschehen wäre, den oder dieselben beschreyben und fur sich
vertagen, Entschuldigung mit dem Ayde von demselben zu nemen. Und ob der oder
die Verdachten sich der Entschuldigung in ainich Weg widerten oder auf die
Vertagung nicht erscheinen wölten, so söllen sy der Beschedigung und Fridbruchs
schuldig gehalten und afftermals gegen inen laut dis Gebots müge gehandelt
werden. Doch so solt der selb Churfürst, Fürst, Prelat, Grave, Herr,
Ritterschafft oder Stet dem oder denselben ungevarlich Glait zuschreiben ab,
bey und zu solichen Tagen bis wider an ir Gewarsami für sy und alle die ihenen,
so sy mit inen zu solchem Tag brechten, ungevarlich Und ob man die Tagesbrief
inen nit möcht zu Handen bringen, so soll man die an zwayen oder dreyen Enden
aufschlahen, da sy zuversichtlich Hendel und Wesen hetten. Ob auch wider disen
Friden und Unser Gebot yemand beraubt, beschedigt und Zugriff geschehen wurde,
so sollen alle die jhenen, die des zu frischer Tat ermant oder sunst innen
wurden, mit Macht nacheylen und mit vleissigem Ernst gegen solichen
Beschedigern handeln und fürnehmen, als wer es ir selbs Sach, dieselben zu
Handen zu bringen.
§ 5. Es
sol auch solich Täter und Fridbrecher niemand hawsen, herbergen, essen,
drencken, enthalten, Fürschub thun in seiner Oberkait, Aigenthum und Gebieten,
sonder dieselben annemen und zu inen mit dem Ernst von Ampts wegen richten und
auch auff menigklichs Klag, Rechts ungesaumpt von inen helffen, dawider sy
nicht schützen, schirmen oder fürtragen sol ainich Trostung, Sicherhait, Freiheit
oder Glait; wann sy des alles ausserhalb Verwilgen des Widertails
unempfencklich sein und nit geniessen söllen in kainen Weg, wann wir in allen
Trostungen, Sicherhaiten, Furwörten und Gelaiten von wem die gegeben werden,
solichen Fridbruch wöllen ausgenomen und darinn nit begriffen haben.
§ 6.
Und ob die Täter und Uberfarer dis Fridens Enthalt, Bevestigung oder sunst
dermassen Fürschub oder Gunst heten, also das statlicher Hilff oder Veldzugs
Not wäre, auch ob yemand in disem Landtfriden begriffen, von was Stands, Wird
oder Wesens der wäre, gaistlich oder weltlich, von yemand, den diser Landtfrid
nit begriff, bevechdt, bekriegt oder sunst beschedigt, oder die Täter und
Beschediger hawsen, enthalten oder den Hilff oder Beylegung thun wurd, dasselb
sol durch die Beschedigten oder auch Unsern Camerrichter an Uns oder Unsern
Anwalt und die järlichen Versamblung der Churfürsten, Fürsten und Stende des
Reichs pracht werden; daselbs den Bekriegten oder Beschedigten unvertzogenlich
Hilff und Beystand oder Rettung beschehen sol. So aber der Handel mit Überzug
oder sunst dermassen gestalt sein wurd, das der järlichen Sambnung auß
Notturfft nit zu erbaiten wär, geben Wir hiemit Macht Unserm Camerrichter von
Unsern wegen, Uns und die Churfürsten, Fürsten und Stende des Reichs furderlich
an gelegen Malstat zu beschreyben, dahin Wir und sy oder Unser und ihr Anwälte
treffenlich komen oder mit Macht schicken wöllen und söllen, davon wie obstat
zu ratschlagen und zu handeln. Doch sol und mag nicht destminer Unser Camerrichter
und Camergericht alltzeyt auff Anrüffen der Beschedigten und Bekriegten oder
auch von Amtps wegen wider Überfarer und Fridbrecher wie Recht procediern.
§ 7.
Und als vil Raysig und Fußknecht sind, der ains Tails gantz kain Herrschaft
haben, auch ettlich Dinsts verpflicht, darinn sy sich wesentlich doch nicht
halten, oder die Herrschaffte, darauff sy sich versprechenn, ir tzu Rechte und
Billichait nit mächtig sein, sonder in Landen irm Vortail und Reuterey
nachreyten, ordnen, setzen und wöllen Wir, das hinfüro solich Raisig und
Fußknecht in dem Hailigen Reich nicht söllen geduldet oder aufenthalten,
sonder, wa man die betreten mag, so söllen sy angenommen, herttigklich gefragt
und umb ir Mißhandlung mit Ernst gestrafft und auf das wenigst ir Hab und Gut angenomen,
gebewtet und sy mit Aiden und Bürgschafften nach Notturft verbunden werden.
§ 8.
Item ob gaistlich Personen, des Wir Uns in nit versehen, wider disen Unsern
Friden und Gebot handeln wurden, so söllen die Prelaten, die on Mitel ordenlich
Gerichtszwang gegen inen haben, so auff Ansuchen des Beschedigten ungesaumbt
daran halten, Kerung und Wandel der Schäden zu tun, so verr sein Vermügen
raicht, und sy hertigklich umb die Überfarung straffen. Und ob dieselben
sewmig, und die Täter nit gestrafft wurden, so setzen Wir sy, auch die Täter,
hiemit auß Unser und des Reichs Gnad und Schirm, wölten sy auch als Irrer des
Fridens in irer Widerwertigkait nit versprechen oder vertädigen in kainen Weg.
Doch sol inen die Entschuldigung, ob sy verdacht wärn, wie von den Weltlichen
obstet, auch zugelassen werden.
§ 9. Es
sol auch wider disen Friden niemand mit Verschreibung, Pflichten und in ainich
ander Weg verbunden sein oder werden die Zeyt dis Landtfridens, wann Wir
solichs alles von Crafft Unser Koniglichen Oberkait craftlos und unbündig
erkennen und erkleren, doch sol dasselb in andern Stucken, Puncten und
Artickeln derselben Verschreibung, Pflicht oder Verbundtnus irer Inhalt
unverletzlich und unschädlich sein. Und sol diser Landtfriden niemand an seiner
aufrichtigen Schuld Verschreibung nemen oder geben, geben oder nemen. Und
welcher oder welche also durch Verwürckung, wie vor und nach steet, in Acht
komen, die söllen auch von Uns davon nit absolviert werden, dann mit Willen des
Beschedigten, der oder die brechten sich dann mit Recht darauß.
§ 10.
Und darauf empfelchen Wir allen und yeden obgeschriben euch auch hiemit auß
Römischer Koniglicher Macht bey den Aiden und Pflichten, die ir Uns von des
Reichs wegen insonderhait getan und bey der Gehorsam, ir Uns als Römischen
Konig schuldig seid, und bey Verlust aller Gnaden, Privilegien und Rechten, so
ir von Uns und dem hailigen Reich oder andern habt, ernstlich und vestigklich
gebietende, das ir diesen obgeschriben Friden und Unser Gebot mit allen
Puncten, Artickeln und Inhalt stät und vest halten, auch durch ewer
Fürstenthumb, Graveschafft, Herrschaft, Gebiet, und was jecklicher in Regierung
und Bevelch hat, mit ewren Amptlüten, Vitzthumen, Pflegern, Verwesern,
Stathaltern, wie die Namen haben, auch ewrn Undertanen zu halten und tzu
voltziechen ernstlich schaffet und bestellet, daran nit sawmet, noch dawider
trachtet oder tut haimlich oder offenlich in kain Weis, alle vorgemelt zusampt
andern Penen der gemainen Reichs Recht, der Koniglichen Reformacion und Unser
swär Ungnad zu vermeiden.
§ 11.
Wir setzen auch hindan alle und yecklich Gnad, Privilegia, Freyhait, Herkomen,
Bundtnus und Pflicht, von Uns oder Unsern Vorfarn am Reich oder andern hievor
außgangen und verfaßt, in dem und die in ainich Weis wider diesen Unsern Friden
gesein oder getun möchten, mit was Worten, Clauseln, Mainungen die gesetzt oder
gepflichtigt wären, die Wir auch auß Römischer Koniglicher Macht Volkomenhait
hiemit hindan setzen, und wöllen, das sich niemand, von was Wirden, Stands oder
Wesens der sey, wider disen Friden und Gebot durch solich Gnad, Freyhait,
Herkomen oder Verbundtnus schützen, schirmen oder verantwurten soll oder mag,
in kain Weis.
§ 12.
Und sol diser Frid und Gebot dem gemainen Unserm und des Reichs Recht und
andern Ordnungen und Geboten vormals außgangen nit abbrechen, sonder das mern
und auff Stund yederman nach diser Verkündung den zu halten schuldig sein.
Hiebey sind gewesen Unser
lieb andechtig Neven, Öhemen, Swäger und getrewen Churfürsten, Fürsten und
Fürsten Botschaften, Prelaten, Graven, Herren, Ritterschaft und der Stet
Sendboten in treffenlicher Anzal. Mit Urkund dis Briefs besigelt mit unserm
Koniglichen anhangenden Insigel. Geben in Unser und des hailigen Reichs Stat
Worms, am sibenden Tag des Monets Augusti, nach Cristi Gepurd XIIII C. und im
XCV, Unser Reich des Römischen im X. und des Hungrischen im VI. Jarn.
Quellensammlung zur
Geschichte der deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit, hg. v.
Zeumer, K., 2. A. 1913, Neudruck 1987, 281 Nr. 173 (1495, August 7)