(0009)
Nutzbares/ galantes und curioͤſes FrauenzimmerLEXICON,
Worinnen nicht nur Der Frauenzimmer geiſtlich- und weltliche Orden, Aemter, Wuͤrden, EhrenStellen, Profeſſionen und Gewerbe, Privilegia und Rechtliche Wohlthaten, Hochzeiten und Trauer-Solennitaͤten, Gerade und Erb-Stuͤcken, Nahmen und Thaten der Goͤttinnen, Heroinen, gelehrter Weibes-Bilder, Kuͤnſtlerinnen, Prophetinnen, AffterProphetinnen, Maͤrtyrinnen, Poetinnen Ketzerinnen, Qvackerinnen, Schwaͤrm̃erinnen und anderer Sectiriſchen und begeiſterten Weibes-Perſonen, Zauberinnen und Hexen, auch anderer beruffener, curioͤſer und merckens-wuͤrdiger Weibes-Bilder, Trachten und Moden, Kuͤchen-Tafel-Wochenſtuben-Waͤſch-Nehe-Hauß-Speiſekammer-Keller-Kinder-Putz, Geraͤthe und Vorrath, Juwelen und Schmuck, Galanterie, Seidne, Wollne und andere Zeuge, ſo zu ihrer Kleidung und Putz dienlich, Rauch- und Peltzwerck, Haar-Putz und Auffſatz, Schmincken, koſtbare Olitaͤten und Seiffen, Buͤcher-Vorrath, Kuͤnſte und Wiſſenſchafften, Nahmen, Stamm-Nahmen und beſondere Benennungen, abſonderliche Gewohnheiten und Gebraͤuche, Eigenſchaften, ſonderbare Redens-Arten und Termini, Aberglaͤubiſches Weſen, Taͤndeleyen und Spruͤchwoͤrter, Haͤußliche Verrichtungen, Divertiſſements, Spiele und andere Ergoͤtzlichkeiten, allgemeine Zufaͤlle, Beſchwerungen und Gebrechen der Weiber, Jungfern und kleinen Kinder, Geſinde-Ordnung und Arbeit, weibliche Straffen und abſonderliche Zuͤchtigungen, und alles dasjenige, was einem Frauenzimmer vorkommen kan, und ihm noͤthig zu wiſſen, Sondern auch Ein vollkommenes und auf die allerneueſte Art verfertigtes Koch-Torten- und Gebackens-Buch, Samt denen darzu gehoͤrigen Riſſen, TaffelAuffſatzen und Kuͤchen-Zettuln, Ordentlich nach dem Alphabeth kurtz und deutlich abgefaßt und erklaͤret zu finden,
Dem weiblichen Geſchlechte insgeſamt zu ſonderbaren Nutzen, Nachricht und Ergoͤtzlichkeit auff Begehren ausgeſtellet
Von Amaranthes.
Leipzig, 1715. bey Joh. Friedrich Gleditſch und Sohn.
(0010)
(0011)
Mes Dames & Demoiſelles.
GLeichwie die Herren Verleger dieſes Wercks durch ihre in der That ſich ſelbſt ruͤhmenden deutſchen Lexica dem maͤnnlichen Geſchlechte bißher vortrefflich zu ſtatten gekom̃en, und denenjenigen, ſo der Lateiniſchen Sprache und derer darinnen verſteckten Wiſſenſchafften nicht kundig ſeynd, kein geringes Licht aufzuſtecken geſuchet, der Nutzen auch, der dem gemeinen Weſen durch Aushaͤndigung ſolcher compendiöſen und Lobens-wuͤrdiger Buͤcher zugewachſen, ſich durch den bekannten Abgang mehr als zu ſehr verrathen, alſo iſt zugleich auch Ihre ruͤhmenswuͤrdige Vorſorge dahin mitgegangen, wie ſie mit Ihrem nuͤtzlichen Verlag auch dem weibl. Geſchlechte dienen, und ſelbigen dadurch einigen Vortheil goͤñen
moͤchten.
):( 2
(0012)
Vorrede.
moͤchten. Bey ſolcher Uberlegung ſind Sie endlich auf ein Frauenzimmer-Lexicon gefallen, und weil es Ihnen beliebet mir die Abfaſſung und Ausarbeitung ſolches Wercks anzuvertrauen, ſo bedienet ſich meine ſchlechte Feder darbey der Gelegenheit, ehe und bevor ſie ſolches Buch ihnen alleꝛſeits zum Nachſchlagen in die Haͤnde giebet, einen kleinen Stilleſtand ſich vorher auszubitten, und einen benoͤthigten Vorbericht von meinen Deſſein zu erſtatten. Was nun den Titul dieſes Frauenzimmer-Lexici, welcher dasjenige, was er von auſſen verſprochen, von innen auch in der That halten wird/ anbelanget, ſo will ich denenjenigen, ſo ſich dieſes Werck durch oͤffters nachſchlagen werden bekandt machen, zu urtheilen uͤberlaſſen, ob man ſelbiges nutzbar, galant und curioͤs auch mit recht betitteln mag, denn was mich anbetrifft, ſo getrauete ich mich ſonder einige Schwuͤrigkeit darzuthun, daß ihm ſolche Beywoͤrter nicht allzu unſchuldig und unwuͤrdig zugeeignet wor-
den,
(0013)
Vorrede.
den, obgleich hier und dar vielmahl ſolche Buͤcher zum Vorſchein kommen, anwelchen die auswendige Schale, wie an denen holen und leeren Zim̃et-Rinden, das beſte iſt, und welche zwar ein ſchoͤn geſchmincktes Titul-Blatt aufweiſen, von innen aber bey Aufſchlagung deren eine haͤßliche und unſcheinbare Haut hervor ſpielen laſſen. Denn was die Abfaſſung dieſes Wercks betrifft, ſo habe ich mir dreyerley Claſſen Frauenzim̃er bey Ausarbeitung deſſen vorgeſtellet, als nehmlich, das haushaͤltige und ſorgfaͤltige, das curiöſe und galante, und endlich das gelehrte Frauenzimmer, welche allerſeits bey Durchblaͤtterung dieſes Lexici verhoffentlich etwas finden ſollen, das nach ihrem Gouſt iſt, und ſelbigen ein und andern Nutzen allerdings verſprechen wird. Die erſteren finden darinnen ein auf die allerneueſte Art und noch nie durch Druck bekanntes Koch-Tortenund Gebackens-Buch, ſo von einer hierinnen erfahrnen und durch Laͤnge der Zeit in groſſer Herren Kuͤchen geuͤbten
Per-
):( 3
(0014)
Vorrede.
Perſon auf Erſuchen und Erlegung nicht geringer Koſten denen Herren Verlegern im Manuſcript uͤberſendet worden, worinnen vielerley Arten und Zurichtungen der ſowohl gebraͤuchlichen als auch vieler noch unbekannter Speiſen und Trachten nach dem Alphabet eingetragen zu finden, und deren man ſich ſo wohl bey oͤffentlichen und propren Ausrichtungen, als auch in gemeinen und ſchlechten Kuͤchen mit nicht geringen Nutzen vermuthlich bedienen wird. Hiernechſt erblicken Sie darinnen alles dasjenige, was zu ihrem Hauß-KuͤchenTafel-Waͤſch-Nehe-Speiſekam̃er- und Keller-Geraͤthe gehoͤret, ihren Putz und Schmuck, Kleidung u. Moden, auch was zu ihrer Kinder Aufferziehung und Auffſicht noͤthig, der Geſinde Ordnung und Arbeit und was ihnen ſonſt etwan in der Haußhaltung vorkommen kan: Hingegen hat ſich gleichfalls das curiöſe und galante Frauenzimmer dieſes Wercks nicht ſonder merckliches Vergnuͤgen, Nutzen und Zeitvertreib zu bedienen, ange-
ſehen
(0015)
Vorrede.
ſehen ſie darinnen nicht nur der Frauenzim̃er geiſtliche und weltliche Orden, Aemter, Wuͤrden, Ehrenſtellen, Profesſionen und Gewerbe, Privilegia und Rechtl. Wohlthaten, Gerade und Erbſtuͤcken, Hochzeiten und Trauer-Solennitaͤten, ſondern auch ihre Galanterien, Auslaͤndiſche Trachten und Moden, ſo viel deren ein geſchicket worden, Kuͤnſtlerinnen, curiöſe und merckenswuͤrdige Weibesbilder, Schmincken, koſtbare Olitaͤten und Seiffen, Divertiſſements, Spiele und Ergoͤtzlichkeiten, aberglaͤubiſches Weſen, ſonderbare Redens-Arten und Spruͤchwoͤrter, ſeidne, wollne und andere Zeuge zu ihrem Putz und Kleidung, haͤuffig antreffen werden. Und weil, wie bekannt, das weibl. Geſchlechte eine nicht geringe Liebe und Neigung zur deutſchen Poeſie insgemein verſpuͤren laͤßt, ſo habe vor dienlich und noͤthig erachtet, die Nahmen und Thaten der Goͤttinnen, auch anderer Mythologiſcher Weibesbilder, deren ſich die Poeten in ihren Gedichten zu bedienen pflegen,
mit
):( 4
(0016)
Vorrede.
mit einzuruͤcken, damit deren kurtz und deutlich abgefaßte Beſchreibung ihnen allerſeits bey Durchleſung eines Hochzeit- oder andern Carminis zu ſtatten kom̃en und ein beſſeres Licht geben moͤchte. Wie denn auch der vornehmſten Goͤttinnen Abſchildeꝛung und Einkleidung darbey nicht vergeſſen worden, damit, wann ihnen etwan eine curiöſe Schilderey und Bild, aus dem Ovidio oder andern entlehnet, vorkommen ſolte, ſie ſo gleich aus der beſchriebenen Tracht die Hiſtorie zu errathen und ſich darbey durch Nachſchlagung zu helffen wiſſen. Gleichergeſtalt hat ſich meine Feder bemuͤhet an die gemeinen und faſt iedermann bekannten Articul, welche (weil es ein Real-Lexicon und Inbegriff alles desjenigen, was zum weibl. Geſchlechte gehoͤret, heiſſet) nicht fuͤglich ausgeſchloſſen werden koͤnnen, angeſehen auch das Auslaͤndiſche Frauenzimmer unſre Terminos und Redens-Arten zu wiſſen begierig iſt, etwas curiöſes und nuͤtzliches, wo ſich ſelbiges hat wollen thun laſſen,
anzu-
(0017)
Vorrede.
anzufuͤgen, damit die Durchleſung ſelbiger denenjenigen, ſo bereits deren verſtaͤndig, nicht ſonder Frucht und Ergoͤtzlichkeit abgehen moͤchte. Was nun endlich das gelehrte Frauenzim̃er anbelanget, ſo hoffe ich, daß ſie dieſes Buch nicht umſonſt u. ohne Vergnuͤgen in ihre klugen Haͤnde nehmen ſollen; Sie finden darinne eine ſolche Zahlreiche Academie gelehrter Weibesbilder, als ſie wohl auf keiner Univerſitaͤt unter allen vier Theilen der Welt antreffen ſollen, und werden bey ihrem Umgang und gelehrten Unterredungen mit Wunder wahrnehmen, daß dieſer mehr als edle und preiß-wuͤrdige Muſenberg dem ehemahls von dem Alterthum erdichteten Helicon weit vorzuziehen ſey, weil auf ſelbigen vormahls nur neun Muſen, auff dieſen aber neunhundert und noch weit mehr Pierinnen ſitzen, welche ſich durch ihre vortreffliche Gelehrſamkeit bey der Welt ſignaliſiret, und den veraͤchtlichen Titul, ob waͤre das weibl. Geſchlechte nur ein ſchwaches Werckzeug zu beneñen, durch
ihre
):( 5
(0018)
Vorrede.
ihre Staͤrcke des Verſtandes und recht maͤnnlichen Geiſt mit allen Beyfall ſattſam abgelehnet. Ja wie die Tugend nicht nur ihre Augen auf ein kluges Buch lencket, ſondern auch darbey einen blancken Degen in die Hand nimmt, um ihren entbrannten Arm dadurch nicht muͤßig gehen zu laſſen, ſo wird ſie Bellona, als Goͤttin des Krieges, von dieſem wunderns wuͤrdigen Parnaſs auf eine ſolche Wahlſtadt fuͤhren, wo ihre Toͤchter als Heroinen, tꝛotz den beruͤhmteſten Helden kaͤmpffen, Lantz und Schild behertzt fuͤhren, ihren zarten und ſchlancken Leib in einen beſchwerlichen Pantzer und Kuͤraß einſchlieſſen, die wollenweiche Stirne mit einem Caſquet beſchweren, und ſo wohl die Blitze in ihren ſchoͤnen Augen, als auch auff der Klinge zeigen, wo dieſe Heldenmuͤthigen Dames mit auffgeſtreifften Armen das Schlachtſchwerdt auff beyden Seiten viel tauſend Leichen ſtreuen laſſen, und ſich durch ihren maͤnnlichen und heroiſchen Geiſt ſolche SiegesPalmen und Oliven-Zweige erfechten,
welche
(0019)
Vorrede.
welche mit ihrer ruͤhmens-wuͤrdigen Aſche nim̃ermehr verſtaͤuben koͤnnen, ſondern laͤngſt in den Tempel der Ewigkeit mit unter die unverwelcklichen SiegesCraͤntze auffgehenget worden. Wofern es ihnen auch belieben ſolte ſich mit ſolchen gelehrten und virtuoſen Dames laͤnger und weitlaͤufftiger, als es der enge Platz dieſes Wercks erlauben will, zu beſprechen, ſo werden die angehengten allegata verhoffentlich ihnen Oerter genung anweiſen, allwo ſie mit ſelbigen ihre gelehrten Diſcurſe laͤnger auszufuͤhren und die kurtz abgefaßten Unterredungen zu ihrem Vergnuͤgen fernerweit ungehindert fortſetzen koͤnnen. Indeſſen hoffet meine Feder weder Haß noch einigen Tadel des ſaͤmmtlichen ſchoͤnen Geſchlechts deswegen auf ſich zu laden, weil ſelbige ſie allerſeits zugleich mit aus den Tugend-Tempel in ſolche Capellen fuͤhret, wo die Laſter, ſo ſich in Weibeskleider verhuͤllet, mit anzubauen geſuchet, und ſelbige mit ſolchen Weibesbildern beſetzet, die ſich vor der oͤffentlichen Welt
durch
(0020)
Vorrede.
durch ihre unartige Aufffuͤhrung allzubekannt gemacht, und mit ihren Ketzeriſchen Schwaͤrmeriſchen, Zauberiſchen, Qvaͤckeriſchen, Sectiriſchen und begeiſterten Weſen zum Spott und Schauſpiel aller Welt dargeſtellet. Denn, gleichwie der helle und ſilberreine Mond an ſeinem herrlichen Glantz und Schein zur Nachtzeit nicht verhindert noch dadurch verdunckelt wird, ob er gleich die in denen Suͤmpffen hin und wieder herum vagirenden Irrlichter neben ſich erſehen muß, ſo koͤnnen auch dergleichen befleckte und tadelns-wuͤrdige Weibesbilder, welchen man in dieſem Buche als in einem allgemeinen Frauenzimmer Lexico nothwendig einen Platz mit goͤnnen muͤſſen, dero allerſeits Tugendſchimmer gar nichts entziehen, vielweniger dem edlen Nahmen des Frauenzimmers einige Schandflecken anſpritzen. Die Muſchel behaͤlt doch ihre reine Perl in dem Meere, obgleich ein hetzliches See-Monſter um ſelbige herum ſtreichet, und dem weiſſen Schwan kan die Zierde und Schoͤnheit auff den Teichen nicht entgehen, wann ſchon ein ſtinckender Wiedehopf-
fe
(0021)
Vorrede.
fe mit an dem Ufer ſitzet. Vielmehr wird man den Glantz und reinen Schein der Sterne erkennen, wann ſie angeſchwaͤrtzte und verdunckelte Wolcken zum Nachbarn haben, und neben einem fleckigten Spiegel kan man am allerbeſten die Guͤte und Schoͤnheit eines rein geſchliffenen Spiegelglaſes erſehen. Da nun Ihnen allerſeits von meiner wenigen Abſicht, ſo ich bey Ausfertigung dieſes Wercks gehabt, einigen Vorſchmack zu geben mich ſo pflichtig als willig erachtet, ſo lebe der geſicherten Hoffnung, man werde mich nicht des Laſters einigen Ehrgeitzes beſchuldigen, wann ich dieſem meinen Frauenzimmer-Lexico den Titul eines nutzbaren, galanten und curiöſen Wercks gleichſam zur Ausſteuer mitgebe, weil ein iedes bey dem Nachſchlagen in der That erſehen wird, daß ich von innen faſt mehr gehalten, als ich von auſſen auff dem Titul, dem ich noch ein und anderes einverleiben koͤnnen, verſprochen. Solte dieſe meine ſchlechte Arbeit Dero guͤtigen Beyfall erhalten, ſo will ich ſelbſt vor dießmahl mein Beginnen edel, die Feder aber
mehr
(0022)
Vorrede.
mehr als gluͤcklich nennen, weil Sie demjenigen Geſchlechte, dem alles, was Maͤnnlich heißt, gleichſam zu dienen gebohren, einige Gefaͤlligkeit zu erweiſen geſchickt geweſen. In ſolcher Hoffnung lieffre nunmehro Selbiges voͤllig zu Dero beliebender Uberleſung ein, und verbleibe
Mes Dames & Demoiſelles
allezeit mit Reſpect ergebenſter Amaranthes.
(0023)
[Beginn Spaltensatz]
Aal
Aal,
ANguilla, Anguille, iſt ein bekandter Fiſch, der faſt duꝛch das gantze Jahr gut zu verſpeiſen. Siehe Natur-Lexicon. Viele wollen ihn wegen ſeiner Fettigkeit vor ſchaͤdlich halten und ſetzen ſelbigen mit unter diejenigen Speiſen, ſo eine Heiſcherkeit verurſachen; daher etliche der Meynung ſeyn, man ſolle in Zubereitung des Aals ſolche Dinge hinzuthun, die ihm ſeine boͤſe und ungeſunde Art brechen. Solcher Zuſatz aber beſtehet offt aus contrairen Sachen, die der Guͤte des Fiſches mehr ſchaden als nutzen. Vielmehr bleibt der Aal ein geſunder Fiſch, wo nur der Liebhaber ſeinen Magen nicht vorher verderbet hat; zugeſchweigen, daß er offters ein remedium iſt vor die ſaltzigte Schaͤrffe des Menſchens. Die Hollaͤnder wiſſen ſich ſolches treflich zu Nutze zu machen; denn wenn ſie im Sommer gar zu viel Heringe gegeſſen, temperiren ſie im Herbſt das ſcorbutiſche ſaltzigte Weſen durch den Gebrauch der gebratenen Aale, und fuͤhren endlich ſolches gegen den Winter mit Auſtern aus. Delicaten Maͤulern dienet der Aal vor eine Lecker-Speiſe, daraus ſie ſich viel machen, und iſt abſonderlich der gebratene Aal nach Franciſci Bouſſueti Meynung Lib. d. Natur. Aquatilium p. 108. denen Phlegmaticis ſehr geſund. Zwar giebet es viel Leute, die dergleichen Fiſch weder ſehen noch eſſen koͤnnen, auch wohl gar, wenn ſie an einen Ort kommen, wo ſolche Fiſche enthalten werden, eine ſtarcke Alteration empfinden, dergleichen [Spaltenumbruch]
Aal
wunderliche Begebenheiten Harsdoͤrffer in ſeinem groſſen Schauplatz Luſt- und Lehrreicher Geſchichte anfuͤhret. Jedoch ob es gleich in der That ein Fiſch iſt, der ein ſehr ſuͤſſes und letzſches Fleiſch hat, woran man ſich bald einen Eckel, zumahl wenn er noch darzu in Paſteten geſchlagen wird, eſſen kan, ſo werden doch die meiſten, wenn er wohl zubereitet wird, dergleichen Fiſch mit Appetite verzehren. Denn ein erfahrner Koch weiß ihn auff vielerley Art zu zurichten, und ſchmackbahr zu machen: als 1) geſotten, 2) gebraten, 3) geſpickt mit Speck, 4) geſpickt mit Citronen, 5) weiß in einer Paſtete, 6) braun in einer Paſtete, 7) mit Sardellen Soſſe weiß, 8) mit Sardellen Soſſe braun, 9) marinirt, 10) geraͤuchert mit durchgeſtrichenen Erbſen, 11) geraͤuchert zu kochen und mit braun Kohl zu zurichten, 12) ohne Haut zu raͤuchern, u. 13) gebacken.
Aal geſottener.
Man nimmt einen Aal, reiſt ihn auf und thut das Eingeweide heraus. Darnach wird er, wenn man ihm das Maul abgehackt, in Stuͤcke zerſchnitten und ein wenig guter Eßig druͤber gegoſſen. Nach dieſem muß ein Fiſch-Keſſel aufgeſetzet, und darinnen Waſſer, Eßig, Wein und Saltz, wie auch allerhand Kraͤuter, Citronen und etliche groſſe Zwiebeln gethan werden. So bald es anfaͤhet recht aufzuwallen, legt man die Aalſtuͤcken in Keſſel und laͤſt ſie ſieden. Weil aber der Aal, als ein harter Fiſch, nicht leicht kan weich geſotten werden,
muß
Frauenzim̃er-Lexicon. A
(0024)
[Spaltenumbruch]
Aal
muß man ein Stuͤckgen Butter mit hinein werffen, welches das wahre Fundament beym Sieden eines Aals iſt. Wenn nun der Aal recht ausgeſotten, wird er endlich in eine Serviette, ſo vorher gebrochen worden, geleget und aufgetragen, darzu auch Citronen gegeben werden. NB. Solte von ſolchem Aal was uͤbrig bleiben, darff man es nur wieder in die Soſſe, darinnen er geſotten worden, thun, und mit einem Papier bedecken, durch welches Mittel das uͤberbliebene wohl 14. Tage lang gut zu erhalten iſt.
Aal gebratener.
Dem Aal wird erſtlich die Haut alſo abgezogen: Man ſchneidet demſelben einen Ring um den Hals, nagelt ihn mit einem ſtarcken eiſern Nagel durch den Kopff feſt an, nimmt Saltz in die Hand, ſo kan man ihm die Haut bald herunter ſtreiffen. Hierauff muß ſolchem der Bauch auffgeſchnitten, das Eingeweide herausgenommen, der Aal in beliebige Stuͤcke zertheilet und ſelbige ſtarck eingeſaltzen werden. Iſt ſolches geſchehen, wird er an ein hoͤltzernes Spießgen geſteckt, mit Salbey geſpickt, mit den hoͤltzernen Spießlein an einen eiſern Spieß gebunden, offt mit Butter begoſſen und fein gemach gebraten. Wenn er nun bald fertig, muß man geriebene Semmel daran ſtreuen und ihn zum Anꝛichten bereiten; Da deñ um den Schuͤſſelrand halbgeſchnittene Citronen, welche vorher zierlich geriſſen ſind, geſetzet und hingegeben werden.
Aal geſpickter mit Speck.
Dem Aal ziehe, wie ſonſt, zum [Spaltenumbruch]
Aal
braten die Haut ab, ſchneide ihn in Stuͤcke und ſaltze ſelbige. Wann ſie eine Weile im Saltze gelegen ſtreiche ſie ab, damit das naſſe da[-] von kommt. Darnach ſpicke ſol[-] che auf die Art, wie Haaſen, Reb huͤner, und d.g. geſpicket werden[.] Stecke ſie hier auf an ein hoͤltzer[n] Spießlein, ſelbiges befeſtige wie[-] derum mit Bindfaden an einen eiſern Spieß, brate ſie. NB. Bey einem nicht gar zu gehlingen Feuer, begieſſe ſie auch unter waͤhrendem braten oͤffters mit Butter. Weñ er ſoll angeꝛichtet werden, muß man zur Garniture halbe Citronen ſetzen und ſo dann auftragen laſſen.
Aal geſpickter mit Citronen.
Dieſer wird wie der vorige bereitet, nur daß an ſtatt des Specks Citronen genommen werden. Man muß aber die Citronen-Schalen als Speck ſchneiden, ſolche im Waſſer, daß das bittere heraus komme, wohl abſieden laſſen. Damit wird der Aal ſauber geſpicket, und eben auf die Art, wie der vorhergehende, gebraten. Wenn er am Spies fertig, iſt er eben mit vorgedachter Garniture zu belegen und aufzuſetzen.
Aal weiß in einer Paſtete.
Man ſchneidet den Aal in Stuͤcken, leget ihn in einen Keſſel und geuſt ſiedend Waſſer darauf; wie man etwan die Neunaugen oder Schleyen bꝛuͤhet, daꝛnach thut man den Aal heraus, leget ihn auf eine Schuͤſſel, ſchneidet Citronenſchel-
ler
(0025)
[Spaltenumbruch]
Aal
ler klein, welche nebſt MuſcatenBluͤten, Ingwer, etwas weiſſen Pfeffer und 1 paar gehackten Sardellen ordentlich auf einen Teller gethan werden. Hierauf machet man einen muͤrben Paſteten-Teig, davon treibet man ein Blat aus, ingleichen zu Formirung der Paſtete einen Rand auf das Blatt; denn dieſes iſt, NB. eben der Grund der Paſtete; wird ſolcher ordentlich geleget und befeſtiget, ſo bekoͤmmt die Paſtete nicht nur ein ſchoͤn Anſehen, ſondern haͤlt auch, daß ſie nicht auslauffen kan. Ferner leget man wohl ausgewaſchene Butter unten auf das Blatt, etliche Lorbeer-Blaͤtter, wie auch etwas von obgedachten zubereiteten Gewuͤrtz; endlich den Aal ſelber und das uͤbrige Gewuͤrtze. Oben drauf wird wieder Butter gethan, und nachdem der Deckel zur Paſtete auch ausgetrieben worden, der Aal damit bedecket. Hierbey iſt zu erinnern, daß man mit dem Teig behutſam verfahre. Wo deꝛſelbe gaꝛ zu ſehꝛ ausgedehnet wird, ſpringt die Paſtete, ſo bald ſie die Luft im Back-Ofen faͤnget, gern entzwey. Es ſind auch die Figuren nicht zu vergeſſen, worzu man gewiſſe Paſteten-Baͤnder hat. Ebenfalls muß der Deckel mit Schnitzwerck, ſo gut als man kan, gezieret werden. Wann nun dieſes alles geſchehen, wird die Paſtete in BackOfen geſetzet. So bald ſie anfaͤngt braun zu werden, nimmt man ein ſpitziges Holtz oder einen kleinen Brat-Spieß, ſticht oben ein Loch hinein, welches geluͤfftet heiſt, und machet die Bruͤhe zu rechte. Es wird ein Stuͤckgen Aal in Butter geroͤſtet, hernach im Moͤrſel mit ein [Spaltenumbruch]
Aal
wenig Semmel, friſcher Butter und etwas gelinden Gewuͤrtze geſtoſſen. Dieſes alles thut man in ein Toͤpffgen, geuſt Wein und Bruͤhe darzu, druͤckt Citronen-Safft darein, und laͤſts ein wenig kochen. Ferner nimmt man Eyer-Dotter, zerqvirlt ſie mit etlichen Tropffen Eßig in einem andern Toͤpffgen, (NB. der Eßig wird deswegen darzu gethan, damit es nicht zuſam̃en rinne) leget noch ein Stuͤckgen Butter darzu und geuſt die Bruͤhe, ſo im andern Toͤpfgen bereitet iſt, und ſiedet in die Eyer, qvirlt ſie gantz klar, damit es ein wenig dicke werde. Letzlich wird die Paſtete aus dem Ofen genommen, aufgeſchnitten, die Bruͤhe hinein gegoſſen, fein umgeruͤttelt, auch Saft von einer Citrone drein gedruͤcket. Dieſe Paſtete iſt ſo delicat, daß ſie auf einer Koͤniglichen Tafel wohl beſtehen kan. Man muß ſelbe auch mit Zucker beſtreuen, oder iſts bey einen Panqvet, kan man ſie mit LorbeerBlaͤttern und Blumenwerck garniren.
Aal braun in einer Paſtete.
Der Aal wird erſtlich geriſſen, die Haut herunter gezogen und ein wenig mit Saltz eingeſprenget. Darnach lege ſelben auf dem Roſt, und laß ihn uͤber Kohlen etwas anlauffen. Mache alsdenn einen muͤrben Teig, nimm eine TortenPfanne, ſchmiere ſie mit Butter und treibe die Helfte von den Teig auf; mit ſolchem uͤberziehe gedachte Pfanne, verrichte alles in guter Oꝛdnung, damit unten auf dem Boden keine Blaſen werden. Nechſt
dieſem
A 2
(0026)
[Spaltenumbruch]
Aal
dieſem ſtreiche das eingelegte Paſteten Blat mit Eyern uͤber und uͤber, lege ausgewaſchene Butter darauf und ſtreue ein wenig braungeroͤſte Sem̃el, darzu halte auch parat Citronen-Scheller, Muſcatenbluͤten, Ingwer, ein wenig Nelcken, Lorbeer-Blaͤtter, und etwas duͤrren Roßmarin, davon ſtreue ein wenig auf den Boden, lege den Aal drauf, daꝛnach thue wieder von dem Gewuͤrtze nebſt etwas Butter hinzu, mache den Deckel fein foͤrmlich daruͤber, und ziehe das Blatt oben uͤber die Torten-Pfanne gantz aus. Dieſes iſt ein Kunſt-Stuͤck, daß die Paſtete hohl werden muß, ob ſie gleich nicht aufgeblaſen wird. Es beſtehet aber darinne; Wenn das Blatt uͤberzogen worden, druͤcket man auf der Seite etwan 2. qveer Finger tief hinein, dadurch gehet es dergeſtallt in der Mitte in die Hoͤhe, als wenn es aufgeblaſen waͤre. Letzlich ſorge fuͤr einen feinen Deckel mit Zierathen, ſo gut du kanſt, ſetze die Paſtete in den Ofen und backe ſie fein Goldgelb. Wenn ſie ausgebacken, mache folgende Bruͤhe. Nimm einen Tiegel, ſetze darinn Butter aufs Feuer, laß die braun werden, thue auch etwas Mehl hinein, und braͤune es. Weñ dieſes geſchehen, geuß Wein, Eßig und Bruͤhe darein, Citronenſcheiben und Capern muͤſſen auch darbey ſeyn, laß alles mit einander kochen, ſoll es etwan ein wenig ſuͤſſe werden, darfſtu nur ein Stuͤckgen Zucker darzuthun. Dieſe Bruͤhe fuͤlle in die Paſtete, ruͤttel ſie fein herum, und trage ſie zu Tiſche.
[Spaltenumbruch]
Aal
Aal mit Sardellen Soſſe weiß.
Hierzu muß der Aal geſotten werden. Der Sott iſt ſchon aus der erſten Beſchreibung des Aals zu erlernen. Es wird aber zu der weiſſen Saꝛdellen-Soſſe folgendes genommen. Erſtlich waſche ohngefaͤhr ein halb Pfund Butter aufs ſauberſte aus, lege dieſe nebſt ein klein wenig rohen Mehls in ein Caſſerole oder Tiegel, ſchlage 6. Eyer-Dotter daran, doch mit der Vorſichtigkeit, damit ja kein weiſſes darzu kom̃e, und ruͤhre dieſes wohl durch einander. Darnach thue aus denen Sardellen, welche vorhero ſollen gewaͤſſert ſeyn, die Graͤten, hacke ſie, mit ein wenig Fleiſch-Bruͤh gantz klein. (NB. Es duͤrffen nur etliche Tropffen ſeyn, damit die Sardellen in etwas angefeuchtet, und deſto kleiner koͤñen gehackt werden) ruͤhre ſie auch unter die Butter mit denen Eyern, ſchneide CitronenScheller daran, thue MuſcatenBluͤthen-Saft von einer Citrone, ingleichen Pletzenweiſe geſchnittene Citronen hinein, geuß endlich unter die benannten Species Wein, und Bruͤhe oder Peterſillien-Waſſer, und zwar ſo viel, als man meynet gnug zu ſeyn den Aal damit zu uͤberziehen, ruͤhre ſolches auf dem Feuer, bis es begoͤnnt dicke zu werden, denn thue etliche Tropffen kaltes Waſſer hinein, damit wenn es anfaͤngt zu ſieden, nicht zuſammen lauffe, maſſen das kalte Waſſer ſolches gleich verhindert. Mercke, der Aal muß im Warmen wohl gehalten, und dieſe Bruͤhe druͤber gegoſſen werden. Hierauf nimm, ob
ſchon
(0027)
[Spaltenumbruch]
Aal
ſchon zum Uberfluß, doch ſtehets fein, ein wenig geſchmeltzte Butter. Laß ſie zergehen und troͤpfle ſelbe daruͤber, ſo iſt dieſes Gerichte fertig und zum Auftragen bereit.
Aal mit Sardellen Soſſe braun.
Der Aal wird erſtlich gebraten, und zubereitet wie es im vorhergehenden zu erſehen. Hierauf muß in einem Caſſerole oder Tiegel Butter gethan, und uͤbern Feuer braun gemacht werden. In dieſe braune Butter ſchuͤtte ein wenig Mehl, damit es ebenfalls eine braune Farbe uͤberkomme, darein geuß alsdeñ Wein, Fleiſch-Bruͤhe; (iſts beym Catholiſchen, muß man daran thun Peterſillten-Waſſer, CitronenSchalen, Muſcaten-Bluͤten, ein wenig Ingwer, etliche gantze Zwiebeln mit Nelcken beſteckt, die aber beym Anrichten wieder heraus genommen werden) Du muſt auch etliche Stunden vorher drey biß vier Stuͤck Sardellen im Waſſer liegen haben, die ziehe ab, daß die Graͤten darvon kom̃en, hacke ſie gantz klein, ruͤhre ſie unter die ietztgedachte Bꝛuͤhe u. laß es gemaͤchlig kochen. Wilt du es aber ein wenig ſuͤſſe haben, ſo wirff ein bißgen Zucker hinein, nur nicht zu viel, weil der Zucker ſich nicht wohl, wo Sardellen ſind, vertragen will. Beym Anrichten kan die Bruͤhe in die Schuͤſſel gegoſſen, und der Aal als eine Garniture herum geleget werden; Oder man kan auch den Aal eine Weile in der Bruͤhe erwaͤrmen laſſen, welches in eines iedweden Gefallen geſtellet wird. Das erſtere iſt propre und wird hoͤher gehal[Spaltenumbruch]
Aal
ten, das letztere aber ſtehet nur beſſer wegen des Geſchmackes.
Aal marinirt.
Der Aal wird geriſſen, und zu rechte gemacht, wie beym braten, nur daß etliche Kerben darein geſchnitten werden. Man darf ſelbigen nicht mit Salbey, ſondern nur mit Baumoͤhl braten. Wenn er nun gar fertig, muß er erſtlich kalt, darnach auf folgende Art eingeleget werden. Man nimmt ein neu wohlvermachtes Faͤßgen, legt unten auf den Boden Lorbeer-Blaͤtter, etwas Roßmarin, CitronenSchalen, und gantz Gewuͤrtze, darnach eine Lage Aale, ferner obgedachte Species wieder, und damit wird Wechſels Weiſe ſo lange fortgefahren, biß das Faͤßgen ſeine Fuͤlle hat. Endlich muß man das Faͤßgen, wenn vorhero guter Eßig, und Baumoͤhl uͤber das eingelegte gegoſſen worden, mit dem oberſten Boden feſt vermachen und verpichen. Auf ſolche Art iſt dieſer Aal ein gantzes Jahr gut zu erhalten, man muß aber N B. das Faͤßgen alle Tage umzuſtuͤrtzen nicht vergeſſen.
Aal geraͤucherter mit durchgeſtrichenen Erbſen.
Der geraͤucherte Aal muß uͤber Nacht eingewaͤſſert werden, daduꝛch kommt das uͤbrige Saltz nicht nur heraus, ſondern er laͤufft auch ein wenig auf. Die Erbßen kan man in Fleiſch-Bruͤhe oder Waſſer zuſetzen, welche ſo lange kochen muͤſſen, biß ſie gantz weich werden. Hierauf ſtreicht man ſolche durch einen Durchſchlag in einem Ca-
ſerole
A 3
(0028)
[Spaltenumbruch]
Aal
ſerole oder Tiegel, laͤſt ſie auf dem Feuer gemaͤchlig kochen, leget darauf ein Stuͤck Butter, ein wenig Pfeffer und etwas Ingwer, thut den Aal zugleich mit hinein und laͤſt ihn aufkochen. Wenn ſolcher gar iſt, wird er alſo angerichtet: Man leget den Aal ordentlich in die Schuͤſſel, ſchuͤttet die Erbßen druͤber her; darnach muß in einer Pfanne oder Caſſerol[-] le Butter braun gemacht, darinne wuͤrfflich geſchnittene Semmel geroͤſtet und uͤber die Erbßen geſtreuet werden, auf ſolche Art iſt dieſes Gerichte fertig.
Aal geraͤucherter zu kochen und zuzurichten mit Braun-Kohl.
Erſtlich muß der Aal uͤber Nacht wohl eingewaͤſſert werden. Hierauf nimm Bꝛaun-Kohl, ſtreiffe ihn, damit die Struͤnge oder Adern heraus kommen. Dann waſche ſolchen ſauber aus, ſchneide ihn faſt auf die Art wie ein Kraut-Salat, doch nicht ſo klein, wirff ihn in ein Waſſer, darinne etwas Saltz und allbereit ſiedend iſt, ſo bleibt der Kohl fein gruͤn oder braun, nachdem er in der Jahres Zeit gebrauchet wird. Iſt er nun ziemlich weich geſotten, ſeige ihn ab, und nim̃ in einem Tiegel ein gut Stuͤck Butter, in welchen, wenn ſie bald braun, ein wenig Mehl muß gethan und auch braun gemacht werden. Hierauf ſchuͤtte den Kohl hinein, geuß Bruͤhe darauf (iſts im Catholiſchen, muß PeterſillienWaſſer ſtatt der Bruͤhe genommen werden) und lege gebratene Caſtanien dabey. Zu mercken iſt, [Spaltenumbruch]
Aal
daß der Aal nicht darff gekocht wer[-] den; er iſt ohnedem ein feiſter Fiſch darum muß man ihn auf de[n] Braun-Kohl herum legen, wei[l] ihn der Dampff von Kohl ſchon machen wird, welches geſchicht wenn man die Caſſerole mit einen gehobenẽ Deckel fleißig zuhaͤlt. Das Gewuͤrtz betreffend, muͤſſen lauter harte Gewuͤrtze genommen werden und richtet man ſich hierinnen nach der Art der Speiſe.
Aal zu raͤuchern ohne Haut.
Dem Aal ziehe die Haut ab auf die Art, welche ſchon oben gemeldet worden; reiſſe ihm den Ruͤcken auf, und thue das Eingeweide heraus, lege ihn, nachdem du ihn geſaltzen, in ein ſolch Geſchirr, darinnen er alle Tage kan umgekehret werden. Nach dieſem nimm ſelbigen heraus, trockene ihn gantz treuge ab, ſchiebe ihm ein Spieß durchs Maul, und henge ihn an einen Ort, da eben nicht gar zu viel Rauch iſt. NB. Der Rauch hierzu wird alſo gemacht: man muß Spaͤhne, ſo die Holtzmacher aushauen, nehmen, mit Wacholder-Beeꝛen veꝛmiſchen und oͤffters damit raͤuchern. Wenn nun der Aal bald ſeine rechte geraͤucherte Farbe hat, aber doch noch nicht gantz ausgeraͤuchert iſt, ſo binde um denſelben Papier, welches deßwegen geſchicht, damit er bey der ſchoͤnen Farbe erhalten werde; laß ihn alſo hangen, biß er gut und recht geraͤuchert iſt. Hierbey hat man Achtung zugeben, daß ein ſolcher Aal in kein dumpffigtes Gewoͤlbe darf gethan werden; denn
die
(0029)
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Aalraupen
die Aale ſind insgemein fett und ziehen gerne ſolch uͤbels Weſen an ſich, davon ſie hernach einen unangenehmen Geruch und Geſchmack bekommen.
Aal gebackener, ſiehe gebackener Aal. Aal-Haut.
Ein gewiſſer Pariſiſcher Kuͤchen-Meiſter will nicht haben, daß man dem Aal die Haut als das allerdelicateſte nehme, ſondern man ſoll ſelbigen lieber mit heiſſer Aſche abreiben, oder aber beſſerer Reinigkeit halber, mit heiſſen Waſſer bruͤhen, und den Kopff auch den Schwantz daran laſſen. Er mag ſich gruͤnden auf die gemeine Kuͤchen-Regult An denen Fiſchen iſt die Haut der Speck, und dieſe ſoll man denen Fiſchen laſſen, weil bey ihrer Zubereitung ſelbige viel beytraͤgt. Die Aal-Haut wird in der Medicin zu vielen Dingen gut befunden, als in dem Vorfall der Gebaͤhr-Mutter oder Prolapſu Uteri, in Verſtauchung oder Veꝛrenckung der Haͤnde, u. d. g.
Aalraupen,
Muſtela fluviatilis, Lamproye de riviere. Aalraupen ſind Fiſche, denen nicht alle Leute guͤnſtig. Ich habe in meiner Jugend eine gantze Familie gekannt, welche dieſe Fiſche, weil ſie ihrer Meynung nach ſo garſtig ausſehen, nicht eſſen mochte. Ob dieſes eine Eigenſinnigkeit oder ſonſt was geweſen, kan ich nicht wiſſen. Gleichwohl aber wenn ich des alten D. Adami Loniceri Beſchreibung derſelben [Spaltenumbruch]
Aalraupen
erwege, muß ich gedachte Familie etlicher maſſen entſchuldigen. Er hat in dem letzten Theil ſeines Kraͤuter-Buchs p. 351. b. folgendes geſetzet. Aalraupen, bey denen Sachſen Qvapſiſch, Latine, Muſtela piſcis, hat eine glatte Haut, wie ein Aal, einen Kopff, wie eine Krotte. (Kroͤte) Sein Magen mit dem Schlund hat etliche Federn, deren jede ſiehet wie ein Froſch-oder Krotten-Fuß oder Hand, wird genennet Quappenfutt, und QvapHaͤnde; daher haben die Sachſen ein Sprichwort:
Es war ein Qvapp noch nie ſo gut, Sie hat in ſich ein Pattenfutt.
Das iſt ein Froſch-Fuß. Denn ein Froſch heiſt bey ihnen ein Patt ꝛc. Dieſe Beſchreibung duͤrffte wohl manchem einen Eckel verurſachen. Jedoch uͤberlege ich anderer Thiere ſeltſame Geſtalt, als der Aale, die wie Schlangen ausſehen, der Krebſe, Schnecken ꝛc. welche dennoch mit den groͤſten Appetit genoſſen werden, faͤlt dieſe Einbildung von ſich ſelbſt weg. Die Liebhaber der Aalraupen laſſen ſich dardurch gar nicht abſchrecken, zumahl da ihnen das ſuͤſſe Fleiſch, und die ſuͤſſen Lebern dieſer Fiſche gar wohl anſtehen, welche noch uͤber die Hecht-Lebern ſeyn ſollen. Sie werden in der Kuͤche auf vielerley Art zugerichtet: 1) mit durchgeſtrichenen Erbßen. 2) mit einer Erbß-Bruͤhe. 3) Mit einer Butter-Bruͤh. 4) Mit ButterBruͤh auf eine andere Art. 5) mit einer Kirſch-Bruͤh. 6) In Sauer-Kraut. 7) In SauerKraut auf eine andere Art. 8) Auf Polniſch. 9) Mit ſauern
Limonen
A 4
(0030)
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Aalraupen
Limonen. 10) Gebraten oder gebacken mit Baumoͤhl-Bruͤhe. 11) in einer Citronen-Soſſe. 12) Mit Oel marinirt. 13) Aalraupen-Lebern als Gaͤnſe Lebern.
Aalraupen mit durchgeſtrichenen Erbſen.
Man reiſt die Aalraupen auf, die Leber aber muß unten am Halſe hangen bleiben, nur daß hierbey die Galle weg zunehmen nicht vergeſſen wird. Hierauf waͤſcht man ſie fleißig aus, gieſt Eßig daruͤber und laͤſt ſie wie einen andern Fiſch ſieden. Es iſt auch noͤthig, daß in dem Sott ein wenig Butter gewoꝛffen werde, weil die Haͤrte ihres Fleiſches (wie beym Aal) ſolches erfordert. Nun muß man ſchoͤne ausgeleſene Eꝛbſen aus Feuer ſetzen, und ſelbe weich kochen laſſen; dieſe werden durchgeſtrichen. Darnach gieſt man ½ Noͤſſel guten Milchrahm dran, legt ein gutes Stuͤck Butter darzu, wie auch etwas Muſcaten-Bluͤten und ein wenig weiſſen Ingber. NB. Nur keinen Pfeffer. Dieſe Bruͤhe wird endlich uͤber die ſchon vorher geſottenen Aalraupen gegoſſen, welches durch einander auf einen Kohl-Feuer erwaͤrmen muß, und wenn ſelbige fertig, koͤnnen ſie mit unterſchiedlichen Dingen, da es noͤthig, garniret werden.
Aalraupen mit einer Erbß-Bruͤh.
Reiß die Aalraupe, nimm das Eingeweide heraus, und laß die Lebern, nachdem die Galle davon abgeſondert worden, am Hals hangen. Siede ſelbige wohl in einem FiſchKeſſel, welchẽ du aufs Feuer ſtellen, [Spaltenumbruch]
Aalraupen
und ſo viel Waſſer hinein thun muſt, als du meynſt genug zu ſeyn NB. Das Waſſer ſaltze ziemlich denn die Aalraupen ſind faſt wie die Aale, harte Fiſche, die nicht mehr Saltz annehmen, als ſie brauchen[;] vergiß auch nicht ein Stuͤckgen Butter in Sot zu werffen. Hierauf ſetze Erbſen zum Feuer, welche im Waſſer wohl kochen muͤſſen. Sind ſie dann weich genug, treib[e] ſolche durch einen Durchſchlag, und habe acht, damit ſie zur Bruͤhe ziemlich dinne werden. Ferner gieß darunter etwas guten Rahm, der vorhero muß abgeſotten ſeyn, ſonſt wuͤrde er zuſammen rinnen, thue es in eine Caſſerole oder Tiegel, wirff ein Stuͤcke Butter, Ingber, und etwas Pfeffer hinzu, thue die Aalraupen hinein, und laß alles ein wenig gemaͤhlich durch einander kochen. Solt du ſie endlich anrichten, muſt du halb geꝛoͤſte, und wuͤrfflich geſchnittene Semmel fertig haben, und ſie oben druͤber herſtreuen. Mit der Gar[n]iture magſt du dich nach der Zeit und Beſchaffenheit des Gaſtmahls richten.
Aalraupen mit einer Butter-Bruͤh,
Dieſelben werden ebenfalls alſo geriſſen, und der Sot wie der vorige zubereitet, nur daß man ſie nicht ſo ſehr ſaltzet. Darnach wird ein ziemlicher Theil rein ausgewaſchener oder ungeſaltzener Butter, etwas geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten und ein wenig weiſſer Ingber in einen Tiegel gethan; etwas von der Bruͤhe, darinne die Aalraupen geſotten, ingleichen Fleiſch-Bruͤh (oder bey dem Catholiſchen das ordinaire
Peterſil-
(0031)
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Aalraupen
Peterſillien-Waſſer) hinein gegoſſen, und zwar ſo viel, biß man meynet deren gnug zu ſeyn. Hierauf ſoll man gruͤne Peterſillie gantz klein gehacket darzu ſchneiden, auch die Aalraupen hinein thun, welches alles durch einander gantz gemaͤhlig kochen muß, biß daß die Bruͤhe beginnt ein wenig duͤcke zu werden. Endlich kan man ſolche fein ordentlich anrichten, die Bruͤhe daruͤber gieſſen, ein wenig MuſcatenBluͤten druͤber ſtreuen, und aufftragen laſſen.
Aalraupen mit einer Butter-Bruͤhe auff eine andere Art.
Wenn die Aalraupen auf vorige Art abgeſotten ſeyn, ſo thue ein Stuͤck Butter, die vorhero rein ausgewaſchen und gewaͤſſert worden, in einen Tiegel, ſtreue zugleich ein wenig rohes Mehl etwan eine Meſſer-Spitze voll hinein, ſchlage auch 6. Eyer-Dotter ohne die Voͤgel darzu, und ruͤhre es wohl durch einander. Ferner ſchuͤtte klein geſchnittene Muſcaten-Bluͤten, Citronen-Schalen und ein wenig weiſſen Ingber zu den vorigen, geuß Bruͤhe oder PeterſillienWaſſer mit daran, und zwar nur ſo viel, als du ſelbige mit denen Eyer-Dottern dicke zu machen vor noͤthig achteſt. Dieſes alles muſt du nun uͤber einem Kohl-Feuer fleißig ruͤhren; ſo bald es anfaͤngt zu ſieden, laß etliche Tropffen kalt Waſſer hinein fallen, damit die Eyer nicht zuſammen lauffen, welches ſchon oben bey den Aal No. 7. iſt erinnert worden; richte nach dieſem die Aalraupe an, geuß die Bruͤ[Spaltenumbruch]
Aalraupen
he uͤber ſelbige, laß auch ein wenig Butter zergehen, und troͤpffle das klare Tropffen-Weiſe daruͤber: Wer etwa zu Peterſillie Appetit hat, kan ſelbige klein hacken und unter die Bruͤhe ruͤhrẽ laſſen, wodurch das Gerichte noch beſſer wird.
Aalraupe mit einer KirſchBruͤhe.
Erſtlich brenne die Aalraupen mit heiſſen Waſſer, reiſſe ſie auff, thue das Eingeweide heraus und kerbe ſie. Darnach brate ſelbige gar, doch ſchoͤn braun; ſie muͤſſen aber NB. vorher 1 Stunde in Saltz gelegen haben, auch auf den Roſt ſtets mit Butter beſtrichen werden. Iſt dieſes geſchehen, ſetze gedoͤrrte ſaure Kirſchen zum Feuer, (oder nimm Kirſch-Muß welches gleich viel iſt) ſtreich ſelbige wann ſie weich gekocht, durch einen Durchſchlag in ein Caſſerole, thue Wein, Zucker, Naͤglein auch Citronen darzu, und laß es ſachte kochen. Lege alsdenn die Aalraupen darein, welche gleichfalls fein gemaͤhlig kochen muͤſſen. Denn je gemaͤhlicher ſolche Eſſen kochen, je beſſer ſelbige die Bruͤhe in ſich ziehen: Da hingegen duꝛch das gehlinge kochen nichts gutes gemachet wird; man muß immer zugieſſen, und dadurch verlieren die Speiſen ihre Krafft. Letzlich mach etwas Butter braun, und laß ſolche mit hinein lauffen. Wilt du die Aalraupen anrichten, lege ſie in eine Schuͤſſel, geuß die Bruͤhe daruͤber, reibe Zucker darauf, und ſtreue klein geſchnittene Citronen-Schalen daruͤber, ſo iſts recht und zum Aufftragen fertig.
Aal-
A 5
(0032)
[Spaltenumbruch]
Aalraupen
Aalraupen in SauerKraut.
Koche Sauer-Kraut nicht gar zu weich, ſeige die Bruͤhe ab, und ſchneide es mit einem SchneideMeſſer klein; dann lege ein gut Stuͤck Butter in eine Caſſerole oder Tiegel, laß ſelbige heiß werden, thue ein wenig Mehl darein, welches etwas gebrannt wird. Schuͤtte hierauf das Sauer-Kraut in die Butter und geuß etwas Bruͤhe darzu. Wenn dieſes alles geſchehen, reiſſe die Aalraupen nach voririgem Bericht, ſaltze ſie ein wenig ein und laß ſie etwa 1. Stunde im Saltz liegen. Dannach werden ſelbige, wenn vorher der Schlier gar rein abgeſtrichen worden, aus Schmaltz gebacken. Ferner nim̃ eine Schuͤſſel, mach ein Raͤndgen von Teig drum, beſtreiche ſie auch wohl mit Butter, thue erſtlich was Sauer-Kraut hinein, denn eine Lage von Aalraupen, womit wechſelsweiſe ſo fortzufahren, biß es alle iſt. Endlich begeuß es oben mit Butter, ſtreue Semmeln druͤber, laß es in einen Ofen backen, ſo wird es recht gut ſeyn.
Aalraupen in Sauerkraut, auf eine andere Art.
Die Aalraupen muͤſſen in Saltz-Waſſer geſotten, aber nicht gar ausgeſotten werden, weil doch etwas Safft darinne bleiben muß. Darnach nimm ſchoͤn klar geſchnitten Sauer-Kraut, oder da es nicht zu haben, kan es mit einen Schneide-Meſſer erſt klar geſchnitten werden, ſetze es zum Feuer, damit es einen Sud thue. Hierauf laß in [Spaltenumbruch]
Aalraupen
einer Caſſerole ein reinlich Stuͤck Butter zergehen, ſchuͤtte das Sauer-Kraut hinein und ſchweiß es ziemlich, geuß auch eine Kanne ſauren Rahm darzu, welches alles durch einander wohl muß gekochet werden. Iſt dieſes geſchehen, ſo mache um eine Schuͤſſel einen Krantz von Teig, lege in ſelbige erſt Butter, darnach Sauer-Kraut, oben drauf fein ordentlich die Aalraupen; Dann wieder SauerKraut, und ſo fort, biß es wie eine Paſtete in die Hoͤhe koͤmmt. Ferner ſtreiche es ſauber mit einem Meſſer zu, beſtreiche es auch mit Eyern, geuß zerlaſſene Butter daruͤber, ingleichen ſtreue geriebene Semmel oben her, und blaſe ſie fein wieder ab, damit nicht zuviel auf einem Ort liegen bleibe. Endlich ſetze es in einen Back-Ofen und laß es fein ſauber backen, ſo ſiehet es aus als eine Paſtete, und kan auf die vornehmſte Herren-Tafel gegeben werden. Das Gewuͤrtz belangend, iſt es nur ein Unrath in dergleichen Eſſen Gewuͤrtze zu bringen. In vornehmen Kuͤchen werden die Gewuͤrtze nicht ſo haͤuffig gebraucht, als bey gemeinen Leuten, abſonderlich Pfeffer, Ingber und dergleichen, welches ein jeder, der kochen will, zu beobachten hat.
Aalraupen auf Polniſch.
Siede die Aalraupen nach vorigen Bericht im Waſſer, Saltz und etwas Wein: ſchele Zwiebeln, und Aepffel, zerſchneide beyde, und thue ſie in einen Topff. Lege ferner geſchnittene Sem̃el-Krumen, Ingber und Pfeffer darzu, geuß auch Bruͤhe oder Peterſillien-Waſ-
ſer
(0033)
[Spaltenumbruch]
Aalraupen
ſer, Wein und Eßig hinein; Laß kochen, biß es alles zuſammen weich worden. Hierauf quirle es klar, ſtreichs durch ein Haar-Tuch in einen Tiegel, lege ein Stuͤck Butter darzu, und wenn etwa die Bruͤhe zu wenig, ſo geuß noch PeterſillienWaſſer, Wein und etwas Eßig daran. Zucker, Saffran, Cibeben, geſchnittene Mandelkern, welche vorher abgezogen werden, Citronen-Scheiben und Scheler werden gleichfalls hinein gethan, ſo alles kochen muß, letzlich lege die Aalraupen drein und laß alles durch einander recht gemaͤhlig kochen. Wilt du anrichten, ſo ſtelle die Aalraupen fein zierlich auff die Schuͤſſel, geuß die Bruͤhe druͤber her, belege ſie mit denen darinnen befindlichen Citronen, beſtreue ſie mit Semmeln, und laß ſie aufftragen.
Aalraupen mit ſauren Liemonen.
Der Soot iſt ſchon bekannt. Wann ſelbiger geſchehen, thue die geſottenen Aalraupen in eine Caſſerole oder Tiegel, lege Butter dran, ſchneide auch eine ſaure Liemone als 2. gr. Stuͤcken dick, und ſchuͤtte ſie nebſt Muſcaten-Bluͤten, etwas weiſſen Ingber, und Citronen-Scheler in den Tiegel; ſtreue geriebene Semmel daruͤber, und geuß ein wenig Wein, PeterſillienWaſſer, oder auch Fleiſch-Bruͤhe, (wenn es nicht beym Catholiſchen iſt) hinein, laß es fein gemaͤhlich kochen, biß es anfaͤngt dicke zu werden. Oder aber thue 1. Paar Eyer-Dotter in ein Toͤpffgen, tꝛoͤpffele etliche Eßig-Tropffen hinein, geuß die Aalraupen-Bruͤhe darzu [Spaltenumbruch]
Aalraupen
und quirle es wohl, damit es nicht zuſammen rinne. Richte endlich die Aalraupen an, und geuß die Bruͤhe druͤber, ſo iſts alsdenn recht gemacht.
Aalraupen gebraten oder gebacken mit BaumoͤhlBruͤhe.
Die Aalraupen werden geriſſen und gekerbet, das iſt: An gantzem Fiſch vom Kopff biß auff den Schwantz wird ein Kerbgen neben dem andern geſchnitten. Saltze ſie darnach ein, und laß ſie 1. Stunde im Saltz liegen. Nach verfloſſener Zeit ſtreich ſie durch die Hand, damit der Schlier gaͤntzlich herunter komme, ſtreue Mehl darauff, und backe ſie aus Schmaltz. Weñ ſie nun recht gebacken, thue ein wenig Butter zu Roͤſtung eines braunen Mehls in eine Caſſerole oder Tiegel. NB. Du muſt aber nicht zu viel nehmen, weil die Aalraupen vorhin mit Mehl beſtreuet werden, dahero auch ſolche ſchon ein wenig dicke Bruͤhe geben. Iſt das Mehl braun, geuß Wein, Bruͤh und Eßig darzu, ingleichen wuͤrtze es mit Ingber und Pfeffer ab, ſchneide auch Citronen dran, und lege eine gantze Zwiebel mit Nelcken beſteckt, ſamt Lorbeer-Blaͤttern und Roßmarin hinein, laß alles durch einander kochen, und wiſſe, daß das Saltz eines jeden Geſchmack anziehen wird. Lege zuletzt die Aalraupen in den Tiegel, laß es fein gemaͤhlich kochen, geuß in die Bruͤh gut Baumoͤhl, ſo auch ein wenig mit kochen muß. Koͤmmt endlich die Zeit zum Anrichten herbey, kanſt du ſolches ſo viel nur moͤglich
auffs
(0034)
[Spaltenumbruch]
Aalraupen
auffs zierlichſte verrichten und hingeben.
Aalraupen in einer Citronen-Soſſe.
Die Aalraupen werden wie die vorigen geſotten. Darnach lege ſie in einen Tiegel, thue ein Stuͤck Butter, geriebene Semmel, Citronen-Scheller, Muſcaten-Bluͤten, von einer gantzen Citronen die geſchnittenen Scheiben herzu; geuß Wein, wie auch Waſſer oder Bruͤhe darauff, lege eine gantze mit Gewuͤrtze beſteckte Zwiebel ingleichen ein paar Lorbeer-Blaͤtter hinein, laß dieſes alles durch einander kochen, biß es anfaͤngt dicke zu werden. Endlich richte ſelbige an, geuß die Bruͤhe daruͤber, und gieb es hin.
Aalraupen mit Oel mari ni rt.
Nach vorigen Bericht reiſſe, ſaltze und kerbe die Aalraupen, brate ſie aufm Roſt, du muſt aber nicht vergeſſen ſelbige ſtets mit BaumOehl zu ſchmieren. Wenn ſie gaͤntzlich gebraten, lege ſie aus, daß ſie kalt werden. Nimm hierauff ein darzu gemachtes Faͤßgen, thue unten auf den Boden LorbeerBlaͤtter, Roßmarin, gantze Wuͤrtze, Citronen-Scheller und ſchmiere zugleich das Faͤßgen mit BaumOehl wohl aus, welches durch einen Pinſel am beſten geſchehen kan. Hierauf lege die Aalraupen ein, auf dieſe eine Lage von benamten Kraͤutern und Gewuͤrtz, denn wieder Aalraupen ꝛc. womit wechſelsweiſe fortzufahren iſt, biß das Faͤßgen voll wird. Es ſind aber die Lagen alſo einzurichten, damit zu[Spaltenumbruch]
Aalraupen
letzt oben die Species kommen, au[f] welche der Deckel endlich gelege[t] und zugeſchlagen wird. Mercke[,] der Deckel muß in der Mitte ei[n] Loch haben; denn ſo bald er zu ge[-] ſchlagen worden, ſolt du Eßig un[d] gut Baum-Oehl durch das Loch hinein gieſſen, daſſelbe wieder ver[-] machen, auch das Faͤßgen taͤglich umſtuͤrtzen, und wohl unter einan[-] der ruͤtteln. Auf ſolche Art koͤn[-] nen dieſe Fiſche uͤber ein halb Jahr und noch laͤnger gut behalten wer[-] den. Wilt du bisweilen zum Ge[-] brauch was raus nehmen, muſt du das Faͤßgen allezeit fleißig wieder vermachen laſſen.
Aalraupen-Lebern als Gaͤnſe-Lebern.
Nimm die Lebern von Aalraupen, blanchire ſie ein wenig im Waſſer. Darnach thue in einen Tiegel ein Stuͤck Butter, MuſcatenBluͤten und klein geſchnittene Citronen-Schalen, ingleichen die Lebern, ſo du aufs Feuer ſetzen und ein wenig pasſiren muſt. Ferner gieſſe Wein drauff, nebſt etwas Bruͤhe, ſtreue klar geriebene Semmel darein, und laß es fein gemaͤhlich kochen. Wilt du ſie bald anrichten, ſo drucke von einer Citrone den Safft hinein; und da es etwa zu ſauer werden wolte, wirff ein bißgen Zucker hinein, wodurch es gleich piquant wird. So ſie aber recht gut werden ſollen, nimm 1. paar Lebern, ſtoſſe ſolche nebſt einen Stuͤcklein Butter, und etwas Semmel-Grume im Moͤrſel, ſetze es in einem Toͤpffgen, wenn erſt Wein und Bruͤhe drauff gegoſſen worden, zum Feuer, treibs durch
ein
(0035)
[Spaltenumbruch]
Abar Abeo
ein Haar-Tuch; Dieſe Coulis oder Ablauff ſchuͤtte endlich auf die Lebern, ſo vorher wie oben gemeldet, paſſiret ſeyn, laß ſie nur gemaͤhlich und nicht lange kochen, ſo werden ſie recht gut und angenehm ſeyn.
Abarca.
Anna Franciſca aus Spanien. Dieſe war des im 16. Seculo weitberuͤhmten und hochgelehrten Ritters Abarcæ Tochter, eine ſehr gelehrte Nonne, Ciſtercienſer Oꝛdens, und hat ein Buch von denen heiligen Weibern dieſes ihres Ordens hinterlaſſen, Vid. Chriſtoph. Hendreich in Pandect. Brandenburg. Tom. I. pag. 6. Edit. Berol. A. 1690. in Fol.
Abelarda oder Abaillarda Heloiſa ſiehe Heloiſa.
Abend-Eſſen;
Bedeutet zwar ſonſten insgemein die Abend-Mahlzeit, nach dem heutigen Frauenzimmer-Stylo aber heiſſet es diejenige AbendMahlzeit, ſo ein Braͤutigam mit ſeiner Braut nach der Trauung den nechſten Freunden in aller Stille und ſonder groſſe Weitlaͤufftigkeit giebet.
Abeona;
Eine Goͤttin, ſo von denen Alten verehret wurde; hatte die Macht, denen Bittenden volle Gewalt hinweg zu gehen oder zu ziehen zu geben.
Abgehacktes Bruͤſtlein, ſiehe Bruͤſtlein.
[Spaltenumbruch]
Abſig Abrau
Abgezogene Waſſer, ſiehe Deſtillirte Waſſer.
Abigail;
Nabals Weib, deren Fuͤrſichtigkeit und Klugheit in heiliger Schrifft geruͤhmt wird, weil Ihr Mann dadurch von dem Zorn und Eyfer Davids errettet worden. Sie ward nach ſeinem Tode Koͤnigin, weil ſie David zum Weibe nahm. 1. Sam. XXV, 33. ſeqq.
Abiſag von Sunem,
Die ſchoͤnſte Jungfer aus Iſrael, ſo der Koͤnig David ausſuchen ließ, Ihn in ſeinem Alter zu waͤrmen.
Abkuͤndigen,
Heiſſet das Abſterben eines verſtorbenen Frauenzimmers der Gemeinde in der Kirchen von der Cantzel zu wiſſen thun, mit beygefuͤgter Nachricht, wenn und wo Ihr LeichBegaͤngniß ſoll gehalten werden.
Ab- und Zunehmen,
Im ſtricken, heiſſet, wenn das Weibes-Volck bey dem Strumpff oder Handſchuch ſtricken eine Schmaaſe mehr oder weniger nimmt, damit es die gehoͤrige Proportion bekoͤmmet.
Abortiren, ſiehe Unrichtig gehen.
Abraͤumen.
Heiſſet nach gehaltener Mittags- oder Abend-Mahlzeit den Tiſch wieder abdecken, und das uͤberbliebene Eſſen nebſt den leeren
Schuͤſſeln
(0036)
[Spaltenumbruch]
Abro Abtißin
Schuͤſſeln, Tellern und ſaͤmtlichen Tiſch-Geraͤthe zuruͤcke nehmen.
Abrotelia;
Abrotelis Tarentini Tochter, war in denen Philoſophiſchen Wiſſenſchafften nicht wenig erfahren, und der Pythagoriſchen Secte zugethan; Wiewohl ſie Stanlejus in Philoſophorum Sectis, ein gelehrter Engellaͤnder mit der beruͤhmten Laſthenia aus Arcadien confundiret. Vid. Menagium de Mulierib. Philoſoph. p. 61. N. 105.
Abſchaͤumen,
Heiſſet den auffſteigenden und uͤberlauffenden Gaͤſcht von denen Koch-Toͤpffen mit dem SchaumLoͤffel abfiſchen.
Abſchneiden,
Gaͤnſe, Huͤner, Tauben, ꝛc. iſt eine Art dergleichen Feder-Vieh umzubringen; worbey zu mercken, daß ſelbige vielerley ſey; Als die Gaͤnſe werden in das Genicke nahe an den Kopff geſchnitten, die Huͤner in die Gurgel und Kehle, den Tauben werden die Koͤpffe gantz abgeriſſen, und den zahmen Endten ſelbige abgehacket.
Abtißin,
Iſt eine insgemein von hohen Stande und Herkommen, denen Kloſter-Jungfern geſetzte Vorſteherin, deren Befehl und Anordnung die Nonnen insgeſamt zu gehorſamen verpflichtet ſind. Sie gilt in den Nonnen-Kloſter eben das, was ein Abt bey den Moͤnchen. In Teutſchland findet man 14. ge[Spaltenumbruch]
Abtrei Abzie
fuͤrſtete Aebtißinen, ſo Reich[s-] Staͤnde ſind. Eine Aebtißin ka[n] nicht mehr als einem Cloſter vor[-] ſtehen: In Italien behalten ſi[e] ſolche Wuͤrde nur 3. Jahr lang, i[n] Deutſchland aber und Franckreich Zeit ihres Lebens.
Abtreiben Kinder,
Iſt eine gottloſe und verflucht[e] Art der Huren und anderer lieder[-] lichen Vetteln, ſo durch allerhand ſtarcke und treibende Artzney und Mittel die Leibes-Frucht, ehe ſelbi[-] ge zur Perfection gelanget, wieder abtreiben. Dergleichen ruchlo[-] ſes Verbrechen wird nach denen Saͤchſiſchen und Caroliniſchen Rechten, willkuͤhrlich beſtraffet, wann die Leibes-Frucht noch nicht lebhafft geweſen. Iſt ſelbige aber bereits lebhafft geweſen, (welches nach der Medicorum Meynung in viertzigſten Tage nach der Conception, nach den Saͤchſiſchen Rechten aber um die Helffte der Schwangerſchafft zu geſchehen pfleget) wird die Verbrecherin am Leben geſtraffet, dieweil es eine Art des Todtſchlages iſt.
Abweiffen, ſiehe Weiffen.
Abwuͤrtzen,
Heiſſet die noͤthige Wuͤrtze an die kochenden Speiſen in der gehoͤrigen Doſi thun und werffen.
Abziehen oder Abſtreiffeln;
Heiſſet einem geſchlachteten Thiere, das man verſpeiſen will, die Haut oder das Fell abziehen, z. E. einen Aal abſtreiffeln, einen Haaſen das Fell und Haut abziehen, u. d. gl.
Abzie-
(0037)
[Spaltenumbruch]
Abzieh Achſel
Abziehen,
Heißt, wenn das Geſinde nach verfloſſener Dienſt-Zeit und vorhergeſchehener Auffkuͤndigung aus ihres alten Herrn und Frauen Dienſt wegziehet, und in eines andern Dienſte tritt.
Acaſta,
War eine Nymphe des Occani und Thetyos Tochter.
Acca,
Oder wie ſie einige nennen, Arca, aus Griechenland, ein in der Medicin gelehrtes und wohl erfahrnes Frauenzimmer, wuſte abſonderlich wie Macrobius meldet, ſonderbahre Mittel und Artzney wieder den Gifft.
Acca Laurentia oder Lupa genennet,
War des Fauſtuli eines Hirten Weib, welche den Romulum und Remum geſaͤuget. War ein liederlich geiles Weib, und wurde daher Lupa genennet.
Acco,
War ein altes heßliches Weib, welche als ſie einmahl in den Spiegel ſahe, und ihre verfallene Geſtalt darinnen erblickte, vor Harm und Kummer unſinnig ward.
Achſel-Flecklein,
Heiſſen im Nehen die ſchmahlen und gedoppelten Straͤufflein, ſo auf den Ober- und Unter-Hembden von dem Bund biß an des Ermels Anfang uͤber die Achſel geſetzet werden, [Spaltenumbruch]
Achſel Adelh
ſeynd insgemein geſteppt oder mit andern Zierrathen benehet.
Achſel-Hembden, ſiehe Hembden.
Acidalia,
Ein Zunamen der Venus, von den Fluß Acidalio des Berges Orchomeni in Boeotien, welcher der Venus und denen Gratien gewiedmet war, alſo benennet.
Aclotta, ſiehe Hervela.
von Acor Frau ſiehe Medum Anna.
Acte.
War eine Concubine des Kaͤyſers Neronis, ſo er aus Aſien erkaufft hatte, und aus uͤbernatuͤrlicher Liebe gegen Sie, unter das Geſchlechte Attalus rechnete, ja gar ſeiner Gemahlin der Octaviæ vorzog.
Accurſia,
Eine Italiaͤnerin des beruͤhmten Gloſſatoris und Jure-Conſulti Accurſii, gelehrte Tochter; dieſe hat eine ſolche Wiſſenſchafft in der Jurisprudenz gehabt, daß ſie nicht nur denen Studioſis Privat-Collegia uͤber das Jus gehalten, ſondern auch ſelbiges oͤffentlich von der Catheder zu Bononien dociret und gelehret. Pancirollus, Tiraquellus und Albericus gedencken ihrer in ihren Schrifften, wie auch Dahlmann in ſeinem Schau-Platz der maſquirten und demaſquirten Gelehrten. p. 15.
Adelheid,
Eine um das Jahr Chriſti 351. lebende Graͤfin in Engelland, in
welche
(0038)
[Spaltenumbruch]
Adelheid
welche ſich Eduardus III. Koͤnig in Engeland verliebet. Als dieſer einsmahls auf einen angeſtellten Ball mit dieſer Adelheid tantzte, und ihr in waͤhrendem ſolchen tantzen, von ohngefehr ihr StrumpffBand auf die Erde fiel, hub ſelbiges der Koͤnig auf, und indem er Ihr ſolches wieder zuſtellen wolte, vermerckte er, daß dieſe Graͤfin gantz ſchamroth daruͤber wurde, worauf der Koͤnig oͤffentlich zu Ihr ſagte: Honni ſoit qui mal y penſe. Tꝛotz demjenigen, der was arges gedencket! welche Begebenheit Ihm Gelegenheit gegeben, den bekannten Engliſchen Ritter-Orden des Hoſenbandes zu ſtifften, ſo noch heute zu Tage getragen wird. Einige Scribenten ſchreiben die Gelegenheit der Stifftung dieſes Ordens einer andern Dame zu, nehmlich der Graͤfin Catharina von Salisbury.
Adelheid,
Eine im 12. Seculo mit ihren Entzuͤckungen nicht unbekannte Prophetin und Nonne des Benedictiner Ordens zu Bruͤgen im Jahr 1140. ſoll ſich in einer kleiner Huͤtten dichte an der Kirche in aller Stille und Einſamkeit aufgehalten haben. Sie hat oft viele Entzuͤckungen gehabt, und ungelehrt fertig Latein geredet, auch ſolche tiefſinnige Dinge darinnen vorgebracht, woruͤber ſich jederman verwundern muͤſſen. Ihr Geiſt war recht Prophetiſch, maſſen ſie viel Sachen herſagte, die auch allemahl richtig eintraffen. Man findet noch mehr Nonnen dieſes Nahmens, ſo Zeillerus in Hiſtoriſchen [Spaltenumbruch]
Ade Adlers
Anzeiger vieler heiliger hoche[r-] leuchteter und aus den Schriffte[n] bekannter, auch anderer vorne[h-] mer Leute beyderley Geſchlecht[s] pag. 10. weitlaͤufftig beſchreibet.
Adelica,
Ein gelehrtes und in der Poly[-] mathie wohl erfahrnes Frauenzim[-] mer. Petrus Bleſenſis leget ihr in ſeiner 54. Epiſtel ein herrl. Lob bey[.]
Adelmunda,
Eine tapffere und heldenmuͤthi[-] ge Fuͤrſtin, war von ſolcher coura[-] ge und behertztem Geiſt, daß ſie ſic[h] nach dem ſie ihr Angeſichte mit ei[-] nen Helm und Thurnier Kapp[e] verdecket, mit einen gewiſſen Rit[-] ter in ein Duell und Zweykampf[f] einließ, darinnen recht heroiſch foch[-] tete, und als Siegerin vom Platz[e] gienge. Lohenſtein in Arminio[.] P. II. L. III. p. 554.
Ader-Binde,
Iſt ein ſchmaler und langer Streiff von klarer weiſſen Leinwand, Schwebiſch oder Caton, deren ſich das Frauenzimmer bey dem Aderlaſſen bedienet.
Adeſia ſiehe Ædeſia.
von Adlershelm,
Johanna, WeneeslaiWeichhards Grafen von Oppersdorff Wittib, eine gelehrte und in den Sprachen wohlerfahrne Dame; ſo zu Erfurth geſtorben. Sie hat die Stratonicam aus dem Frantzoͤſiſchen in das Teutſche uͤberſetzet. Henning Witte in ſeinem Diario Biographico Tom. II. ad Ann. 1680. fol. 123. hat ihr ein groſſes Lob beygeleget.
de
(0039)
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Adorno Aeedon
de Adorno oder Adornavia Catharina, ſiehe Catharina Genuenſis.
Adreſte,
War der HelenæMagd und Bediente.
Adrichomia Cornelia,
Eine adeliche HollaͤndiſcheNonne, des Ordens Sanct Auguſtini, ein vortrefflich gelehrtes Frauenzimmer und gute Poetin. Ihre Fertigkeit in der LateiniſchenPoeſie und Sprache iſt der Welt allzu bekannt, und ſoll ſelbige, des gelehrten Opmeers Meynung und Ausſage nach keinem unter denen alten Poeten etwas nach gegeben haben. Sie hat ſich nicht allein durch ihre ſchoͤnen, geiſtlichen und tieffſinnigen Gedichte, ſondern auch durch ihre vortreffliche Beredſamkeit bey der Gelehrten Welt wohl recommendiret. Muslerus in ſeinen Orationibus p. 158. nennet ſie Virginem Carminibus Myſticis & varia Oratione illuſtrem. Monſ. Bayle, wie auch der Berliniſche gelehrte Bibliothecarius Hendreich, ruͤhmen ſie ſehr. Sie hat ſich ſelbſt in zwey Lateiniſchen netten Diſtichis bey Lebens-Zeiten ihre Grabſchrifft verfertiget.
Aea,
Eine junge Jagd-Nymphe, ward von denen Goͤttern ihrer Keuſchheit wegen in einen Fluß ihres Nahmens verwandelt.
Æedon,
Des Koͤnigs Zethi Gemahlin, [Spaltenumbruch]
Acaterina Aegla
welche aus Unvorſichtigkeit des Amphionis einen Sohn umgebracht; von den Goͤttern aber in einen Stieglitz verwandelt worden.
Æcaterina, ſiehe Catharina Sancta.
Ædeſia oder Adeſia,
Ein Egyptiſches Weib, des Hermiæ Frau, und des beruͤhmten Philoſophi Syriani Freundin, war ein rechtes Muſter der Keuſchheit und Froͤmmigkeit, darbey aber auch ſehr gelehrt, wie ihrSuidas nachruͤhmet.
Ægeria,
Eine Wald-Nymphe, ſo ſich in den Koͤnig Numam verliebet, nachdem er aber geſtorben, hat ſie ſich vor uͤberhaͤufften Thraͤnen in einen Fluß verwandelt.
Ægiale,
Des Diomedis Koͤnigs in Ætolien Weib, hat in Abweſenheit des Mannes, der ſich im Trojaniſchen Kriege aufhielte, mit dem Cyllabaro ſich fleiſchlichen vermiſchet, weßwegen ſie derMann auch verlaſſen.
Ægina,
Eine Tochter Aſopi des Koͤnigs in Bœotien, welche der Jupiter, ſo ſich in eine Feuer-Flamme verſtellet, aus groſſer Liebe geſchwaͤchet, von welchem Beyſchlaf hernach der Æacus und Rhadamantus gezeuget worden.
Ægla,
Des beruͤhmten Griechiſchen Artztes Æſculapii und der Lampe-
liæ
Frauenzim̃er-Lexicon. B
(0040)
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Aemilia Afrania
liæ juͤngſte Tochter, ſo in der Medi cin und Artzney gelehrt und ſehr erfahren geweſen. Vid Schævii Mytholog. p. 28. Cyriac. Spangenberg im Adel-Spiegel p. 427.
Æmilia,
Aus Neapolis, Antonii Spenſæ eines Buͤrgers, Wunderns-wuͤrdiges Eheweib; deñ nachdem ſie ihren Mann 12. Jahr gehabt, verwandelte ſie ſich unverhofft in ein vollkommenes Manns-Bild, ſchiede ſich daher von ihrem Manne, nahm ein Weib, und zeugte Kinder mit ihr. Pontan. in Hiſtor. Neapolit.
Ærope,
Des Atrei Weib, ſo mit dem Thyeſte des Atrei Bruder, Ehebruch getrieben, und zwey Soͤhne von ihm gebohren.
Æteta,
Ein Wundernswuͤrdiges Weib aus Syrien, ſo ſich mit ihrem Mann zu Laodicea aufhielt, und unverſehens in ein vollkommnes MannsBild verwandelt, auch daher Ætejus genannt ward. Phlegon Trallianus meldet in ſeinen Memorabilib. & Longæu. daß er dieſes Wunder-Bild ſelbſt geſehen.
Afrania,
Des Roͤmers Licini Haus-Frau, welche ſo unverſchaͤmt war, daß wenn ſie eine rechtl. Sache hatte, ſie ſelbſten vorzutragen ſich unterſtand, und denen Richtern die Ohren vollſchriehe; daher auch nachgehends diejenigen Weiber, welche unverſchaͤmt, und ihrer Weiblichen Schamhafftigkeit und Erbarkeit [Spaltenumbruch]
Affect Agallis
vergeſſend waren, Afranien zu Schimpff genennet wurden.
Affections-Baͤndlein, odẽ[r] Faveurgen,
Heiſſen diejenigen Striemle[in] oder Stuͤcklein Band, ſo das Fra[u-] enzimmer ihren Courtiſanen u[nd] Geliebten zum Andencken an d[er] Bruſt zu tragen giebet. Sie weꝛd[en] oͤffters mit Gold und Silber g[e-] ſticket, und des Frauenzimmer[s] verſchlungener Nahme drauff g[e-] ſetzet; Etliche ſind auch zuweile[n] mit Haaren des Frauenzimmer[s] unterwuͤrcket und geflochten, ſo da[s] Mañs-Volck insgemein in gehei[m] auf den bloſſen Arm zu binden pfle[-] get.
Affter-Buͤrde, ſiehe Nach-Geburt.
Affter-Prophetinnen,
Seynd ſolche begeiſterte und Se[-] ctiriſche Weibes-Perſonen, ſo d[a] faͤlſchlich vorgebẽ, als waͤren ſie von GOtt wunderbahr begabet und er[-] leuchtet worden, koͤnten dahero ver[-] moͤge ihrer auſſerordentlichen Gaben, Viſionen, Traͤume, Entzuͤckungen und Offenbahrungen, denen Leuten viel zukuͤnfftige Dinge vorher ſagen, und ſelbige durch ihre Lehren und Myſtiſches Weſen bey Zeiten warnen. Was von ihnen zu halten ſey, lehret D. Feuſtking in ſeinem Vorbericht des Gynæcei Haeretico-Fanatici.
Agallis,
Ein ſehr gelehrtes Griechiſches Frauenzimmer, ſo in der Inſul Coregra bey dem Joniſchen Meer, die
heut
(0041)
[Spaltenumbruch]
Agame Agape
heut zu Tage Corfa genennet wird, floriret. Sie hat in arte grammatica, in welche ſie Commentaria geſchrieben, vor vielen andern excelliret; Cœlius Rhodiginus, Meurſius und Vosſius, die in ihren Schrifften dieſer gelehrten Agallis erwehnen, erzehlen zugleich mit, daß man ihr die Erfindung des Ball-Spiels habe wollen zuſchreiben. Vid. Joh. Meurſium D. Ludis Græcis. p. 5.
Agameda,
Ein in der Artzney-Kunſt wohlerfahrnes Weib, ſo, daß man keine Artzney auf der Welt gewuſt, von welcher ſie nicht hat urtheilen koͤnnen. Homer. lib. II. Iliad.
Agape,
Aus Spanien, hat im IV. Seculo nach Chriſti Geburt gelebet, iſt ein erfahrnes aber auch zugleich verfuͤhriſches Weib geweſen, und hat mit ihren gnoſtiſchen Principiis ihren Mann, den beruͤhmten Redner Helpidium oder Epidium verfuͤhret, auch Priscillianum unterrichtet, wiewohl Sulpitius Seuerus l. 2. Hiſtor. Sacr. c. 46. meynet, ſie ſey ſamt ihrem Manne von einem Egyptier mit Nahmen Marco in ihre Irrthuͤmer gefuͤhret worden. Vid. D. Schmid. in Muliere Heterodoxa §. 20. A. 398. ward eine eigene Secte auffgerichtet, ſo nach ihren Nahmen die Liebes-Secte benennet ward, und diejenigen ſo hinein traten, hieſſen Beth- und LiebesSchweſtern, Vid. D. Feuſtking. in Gynæc. Hæretic. Fanatic. 129. ſeq. Dieſe Agape muß man nicht mit der Maͤrtyrin Agape confundiren. [Spaltenumbruch]
Agatha Agnes
Vid. Lebb. in Onomaſt. Theolog. L. A. Centur. 1.
Agatha,
War Anno 1543. Priorin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen zu Leipzig Bernhardiner Ordens.
Agave,
Eine Tochter des Cadmi und des Echionis Weib, welche ihren eigenen Sohn Pentheum, den Koͤnig der Thebaner bey dem BacchusFeſt in kleine Stuͤcken zerriſſen.
Agenora,
Hieſſe bey denen Alten die Goͤttin des Fleißes.
Aglaja,
Eine von denen 3. Gratien.
Aglaonice oder Aganice,
Eine Tochter des Hegemonis, oder wie einige wollen, Hegothetis in Theſſalien, war vortrefflich erfahren in der Sternſehe-Kunſt, welche aber wegen ihrer Vermeſſenheit und Hochmuths in groſſes Ungluͤck gerieth. Vid. Menag. in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 14.
Agnes,
Eine junge und ſehr ſchoͤne Jungfrau, ſo ſich in ihrem 13. Jahre zum Chriſtlichen Glauben bekannte, und deßwegen von denen Roͤmiſchen Kaͤyſern Diocletiano und Maximiniano hefftig verfolget ward. Zuletzt ward ſie vor dem Roͤmiſchen Amtmann Sempronium vor Gerichte gefuͤhret, und
daſelbſt
B 2
(0042)
[Spaltenumbruch]
Agnodice
daſelbſt nochmahlen in Guͤte von dem Chriſtlichen Glauben abgemahnet, weil ſie aber ſich nicht wolte bewegen laſſen, ließ ſie ſelbiger zum Spott und Hohn, nachdem er ſolches zuvorhero oͤffentlich ausruffen laſſen, gantz nackend durch die Stadt in das Frauen-Hauß fuͤhren, um allda eine gemeine Metze abzugeben. In waͤhrender ſolcher Hinfuͤhrung aber ereignete ſich ein rechtes Wunderwerck mit ihr, maſſen ihr in einem Augenblick ihre Haare auf dem Kopffe ſo lang und haͤuffig wuchſen, daß ſie ihren gantzen nackenden Leib uͤber und uͤber damit bedecken, und alſo dadurch den ihr angedroheten Spott und Schimpff zu nichte machen konte. Endlich aber ward ſie auf Befehl des Roͤmiſchen Stadthalters Aſpaſii auf einen breñenden Scheiter-Hauffen geworffen, und weil ſie in ſelbigen deñoch nicht verbrannte, angeſehen ſich die Flamme zertheilte, und ihr kein Leyd that, mit Meſſern vollends als eine Maͤrtyrin A. C. 306. zu Tode geſtochen, auch von ihren Eltern nahe bey der Stadt Rom in der Numentaniſchen Straſſe begraben. Ambroſius in Conc. 91. Rabbi Martyrer Buch P. I. p. 25.
Agnodice,
Eine gelehrte Jungfer, welche die Medicin vortrefflich erlernet, und in angenommenen MaͤnnerHabit die ſchwangern Weiber gluͤcklich curirte. Ihrentwegen machten auch die Athenienſer ein neu Geſetze, Kꝛafft deſſen allen Weibes-Bildern frey ſtunde, ſich auff die Medicin zu legen; Und gruͤn[Spaltenumbruch]
Agraffe Agri
den ſich vielleicht heute zu Tage au[f] ſolches Recht die alten Weiber[,] welche durch ihre vermeynten Curen denen Medicis und Barbierer[n] mit ihren ſo genannten HaußMitteln einpfuſchern.
Agraffe,
Heiſſet eigentlich ein Haͤcklein an einem Juwel; dem Frauenzimmer aber ein von Gold oder Silber durchbrochenes in form eines breitlaͤnglichten Schildes, mit Diamanten, Perlen und andern Juwelen reich beſetztes Bruſt-Stuͤcke, ſo an etlichen Orten das WeibesVolck auf den Ober-Theil des Schnuͤr-Leibs vorn an der Bruſt mit einem Baͤndlein anzuſtecken pfleget. Weßwegen es auch ein Bruſt-Stuͤck genennet wird.
Agremente,
Iſt eine Spitze von Gold oder Silber, mit allerhand erhabner kuͤnſtlich gedreheter und beſchlungener Arbeit, ſo das Frauenzimmer um allerhand Putz zu friſiren pfleget.
Agricolæ
Catharina, aus Meißen, eines gelehrten Mannes Tochter, iſt eine gute Poetin und in der Muſic wohl geuͤbt geweſen, ſie hat um das Jahr 1628. gelebet, und einen zu derſelben Zeit netten deutſchen Vers gemacht, welches das Carmen ausweiſet, ſo ſie einem gewiſſen voꝛnehmen Muſico auf ſeine Hochzeit gemacht, ſo bey Johann FrauenLob in der lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber pag. 7. zu finden.
Agrip-
(0043)
[Spaltenumbruch]
Agrip Agri
Agrippina
Julia, des tapffern Germanici Tochter, die Juͤngere, des Kaͤyſers Claudii Gemahlin, ein kluges und verſtaͤndiges Weib, war ſehr beredt, brachte es auch durch ihre Beredſamkeit ſo weit, daß ihr Gemahl das Roͤmiſche Reich ihrem Sohne dem Tyranniſchen Neroni abtratt, der ſie aber hernachmahls zur Danckbarkeit toͤdten ließ. Sie hat ſich durch unterſchiedene Schrifften der gelehrten Welt bekannt gemacht; aus ihren Lucubrationibus hat Plinius einige Excerpta ſeiner Hiſtoriæ naturali Lib VII. c. 8. einverleibet. Ihr Commentarius von ihrem und ihrer Kinder Leben wird von dem Voſſio in Libro de Hiſtoric. Latin. Lib. I. c. 25. und andern ſehr geruͤhmet. Vid. D. Val. Erneſt. Lœſcher. in Diſputat. Bibliotheca Purpurata dicta §. 4. Ihr erſter Gemahl war Cneus Domitius Ænorbabus ein laſteꝛhaffter Herr. Als ihr Sohn Nero ſie hatte laſſen umbringen, begab er ſich zu ihren entſeelten Coͤrper, ließ ſelbigen auffſchneiden, und wolte den Ort beſehen, wo er gelegen haͤtte.
Agriſchen
Weiber und Heroinnen. Waren recht tapffere und heldenmuͤthige Weiber, ſo ſich bey der damahligen Belagerung zu Agra, ſo Machomet A. 1552. mit einer unzehligen Menge Volcks unternahm, tapffer und heldenmaͤßig erzeigten. Ihr feſter Vorſatz war, lieber ihre Graͤber in Agra zu ſuchen, als die Stadt zu uͤbergeben; Vid. Thuan T. 1. L. X. Hiſtor. ad An. 1552.
[Spaltenumbruch]
Agtſtein Ala
Agtſtein oder Bernſtein,
Iſt eine gelbe oder weiſſe aus ſolchen Steinen rund gedrehete Coralle, ſo das gemeine WeibesVolck taͤglich auch oͤfters das Fꝛauenzimmer wieder die Fluͤſſe um den Halß zu binden pfleget.
A la braiſe,
Heiſt ein gedaͤmpfftes Eſſen, welches in einem zugemachten und mit einem Deckel verkleibten Topf, ſo unten in heiſſer Aſche ſtehen, und oben mit gluͤenden Kohlen beſchuͤttet werden muß, zubereitet wird.
A la braiſe von Capaunen, Huͤnern und dergleichen.
Dieſe werden ebenfalls alſo zugerichtet, und kanſt du ſie zu Potagen oder Ragout brauchen. Hierbey iſt zu mercken, daß nicht alles muß geſpickt ſeyn: es werden auch dieſe eingeſetzte Sachen auf ſolche Art viel weiſſer und muͤrber, als wenn mans in einen Topff wie ordinair kochet.
A la braiſe von Tauben.
Wuͤrge Tauben ab, und putze ſie auffs reineſte. Dann ſchneide ſie unten auff und thue das Eingeweide hinweg, waſche ſie wohl aus, haue ihnen die Beine ab, und blanchire ſie ein wenig im heiſſen Waſſer. Hierauff lege ſie in kalt Waſſer, waſche ſie wiederum auffs beſte und ſpicke ſie fein ſauber. Wenn dieſes alles geſchehen, nimm einen kupffern Topff mit einem Deckel, (in Ermangelung deſſen muß auch eine Caſſerole angehen) lege unten auf des Topffs Boden
Speck,
B 3
(0044)
[Spaltenumbruch]
A la daube
Speck, Nieren-Talg; Denn ein zuſammen gebundenes Buͤndlein von Thymian, Zwiebeln uñ etlichen Lorbeer-Blaͤttern; Darnach eine Lage von Tauben, und wieder darauf gedachte Species, womit du Wechſelsweiſe ſo lange fortfahren muſt, biß der Topff voll wird. Endlich thue den Deckel auf den Topff, verkleibe denſelben auffs fleißigſte mit Pappier, ſetze ihn in ſehr heiſſe Aſchen, damit es recht daͤmpffen kan; Oben auf dem Deckel lege auch Feuer, maſſen es unten und oben Hitze haben muß. Wenn es nun eine Zeitlang geſtanden, ſo mache den Topff auf, nimm die Einlage heraus, das Fette thue herunter, und brauche die Jus zur Bruͤhe, welche alſo gemachet wird: Schuͤtte die Jus in einen Tiegel oder Caſſerole, geuß ein wenig Wein darzu, ingleichen wirff auch Citronen-Scheler, Muſcaten-Bluͤten und Neglein hinein. Iſt etwa die Bruͤhe zu duͤnne, magſt du ein wenig in Butter braun geroͤſtet Mehl hinein ruͤhren; es koͤnnen auch etliche gantze Zwiebeln, die du aber wieder heraus nehmen muſt, darinnen nicht ſchaden; denn man findet viel Menſchen, die dergleichen nicht eſſen koͤnnen. Zu guter Letzt richte die Tauben fein ſauber auf der Schuͤſſel herum an, die Bruͤhe geuß in die Mitte, garnire ſie mit Citronen, oder ſonſt andern Garnituren, die ſich darzu ſchicken, und laß ſie auftragen.
A la daube,
Iſt ein Gerichte z. E. ein Tuͤrckiſcher Hahn, Kalbs-Keule und Span-Ferckel ꝛc. ſo mit Wein, [Spaltenumbruch]
A la daube
Specerey und Speck gekochet wird.
A la daube von einer KalbsKeule.
Nimm eine ſchoͤne Kalbs-Keule, blanchire ſie ein wenig in ſiedendem Waſſer, thue ſelbige wieder heraus, und ſpicke ſie mit grob geſchnittenen Speck, Naͤgelein und Zimmt. Hernach wickle dieſe geſpickte Kalbs-Keule in eine Serviette, ſtecke ſie in einen Keſſel, den man wohl zumachen kan, geuß darauff Wein, Eßig und Waſſer, biß gnug iſt, wirff auch Kraͤuter, als Iſopp, Lorbeer-Blaͤtter, Roßmarin, Thymian und gantze Zwiebeln mit hinein. Dieſes alles ſetze ans Feuer, und laß es gar gemaͤhlich kochen, und zwar ſo lange, biß du vermeyneſt, daß es gnug habe. Nimms letzlich vom Feuer, thue es an ein kaltes Ort, und verfahre mit dem Anrichten, wie beym Tuͤrckiſchen Hahn; Doch kan mans garniren, wie es die Zeit und Gelegenheit zulaͤſt.
A la daube von einer SpanSau weiß.
Man ſchlachtet die Span-Sau, und laͤſt das Blut alles davon lauffen, darnach wird ſie ausgenommen, ſauber ausgewaſchen, und in einen langen Potagen Keſſel gantz eingerichtet, auch viel Wein, Eßig und Waſſer darein gegoſſen, ingleichen gute wohlriechende Kraͤuter, gantzer Ingber und Pfeffer, Muscaten-Bluͤten, Saltz, gantze Zwiebeln, Nelcken und dergl. daran gethan. Hierauff muß alles im
Keſſel
(0045)
[Spaltenumbruch]
A la daube
Keſſel auf ein Feuer gebracht werden, damit es gantz gemaͤhlich biß zu ſeiner voͤlligen Gnuͤge koche. Vom Feuer traͤgt man es an einen kuͤhlen Ort und laͤſts erkalten, zum Anrichten wird eine Serviette gebrochen, die Span-Sau darein geleget, mit Citronen garniret, und nebſt guten Eßig hingegeben. Oder man legt die Span-Sau in eine Schuͤſſel, auf welcher vorher ein ſauberer von Teig gemachter, aber wieder abgedrockneter Krantz geſetzet worden, geuß eine klare Gelée druͤber und laſſet ſolche geſtehen, ſo præſentiret ſich die Sau nicht nur recht ſchoͤn, als wenn ſie im Waſſer laͤge, ſondern ſie wird auch dem Geſchmack deſto annehmlicher.
A la daube von einer SpanSau ſchwartz.
Die Span-Sau wird auf folgende Art ſchwartz gemacht: Beſtꝛeiche ſie mit Speck oder SchweinSchmaltz, ſtecke ihr einen Spieß von hinten an biß durchs Maul, lege Stroh auf den Heerd, oder wo ſonſt Gelegenheit darzu iſt; Zuͤnde das Stroh an, halte die Spanſau druͤber, und drehe ſie fein herum. Hernach reibe mit der Aſche von Stroh die Spanſau, beſtreiche ſie aufs neue mit Butter und continuire wie das erſtemahl, ſo lange biß ſie gaͤntzlich ſchwartz iſt. Wenn ſie nun ſauber abgewaſchen worden, ſo richte ſie nach vorhergehender Beſchreibung, gantz in einem Potagen-Keſſel ein, geuß Wein, Eßig und Waſſer dran, wirff allerhand gantze Wuͤrtze und wohlriechende Kraͤuter darzu, und laß es alſo biß es gnug hat, ſieden. Iſt [Spaltenumbruch]
A la daube
nun der Keſſel vom Feuer; ſetze ihn an einen kuͤhlen Ort, und laß es kalt werden. Wilt du ſolche Spanſau brauchen, ſo richte dich nach der Zeit und Gelegenheit, welche Umſtaͤnde bey dergleichen Eſſen allezeit zu obſerviren ſind.
A la daube von einem Tuͤrckiſchen Hahn.
Der Tuͤrckiſche Hahn muß abgewuͤrget, ſauber geputzet, das Eingeweide heraus genommen, und reinlich ausgewaſchen werden. Lege denſelben hernach auf einen Tiſch, decke ihm ein Tiſch-Tuch uͤber den Bauch und ſchlage mit einem Scheid Holtz oder ſonſt mit einem Pꝛuͤgel, das herausſtehende BauchGerippe ein, damit er ſchoͤn rund auf der Bruſt werde. Ferner blanchire ihn, wenn er erſtlich geſpreilet oder gezaͤumet worden, in ſiedendem Waſſer, ziehe ihn wieder heraus, und laß ihn wohl trocknen. Hierauff muſt du den Hahn gantz mit ſtarcken Speck ſpicken, darzu eine ſonderliche groſſe Spicke-Nadel erfordert wird, in welche der ungefehr eines Fingers dick geſchnittene Speck kan eingeſchoben werden. Iſt ſelbigem nun mit den Spicken ſein Recht geſchehen, muſt du ihn in eine Serviette wickeln, in einen Potagen-Keſſel, (oder in Ermangelung deſſen nur in einen andern Topff) thun, Wein, Waſſer und Eßig drauff, und zwar gantz voll gieſſen, gantze Zwiebeln, wie auch gantze Wuͤrtze, als MuſcatenBluͤten, Ingber, Pfeffer, Nelcken, ꝛc. ingleichen Saltz, ſo hierbey die allerbeſte Wuͤrtze, hinein werffen, dieſes zum Feuer ſetzen und all-
maͤhlich
B 4
(0046)
[Spaltenumbruch]
Albu Alber
maͤhlich kochen laſſen, biß du meyneſt, daß es gnug ſey. Endlich thue es vom Feuer, ſetze es an einen kuͤhlen Ort, und laß es erkalten. Wilt du anrichten, nimm den Hahn aus der Soſſe und wickle ihn aus der Serviette, lege ihn auf eine Schuͤſſel, garnire mit Citronen und Gelée und giebs hin. NB. Ob gleich der Hahn gantz weich in der Serviette gekochet wird, kan es nicht zerfallen; Vielmehr bekommt er, nachdem er kalt worden, ein Anſehen, wie eine Gallerie, wird auch auffs neue gantz feſte. Solte derſelbe wieder von der Tafel kommen, ſo ſtecke ihn in ſeine vorige Soſſe, auch iſt ein ſolch Eſſen wohl uͤber 6. Wochen gut zu behalten. Wer etwan ein Capaune, Gans, Ente und dergleichen auf dieſe Art zurichten will, der gehe nur nach obiger Vorſchrifft, er wird nicht irren.
Albunea, ſiehe Sibylla Tiburtina.
Alberta
Catharina, aus Boͤhmen, ſo um den Anfang des XVII. Seculi gelebet, war M. Nicolai Alberti in Boͤhmen gelehrte Tochter, und war nebſt ihrer Mutter-Sprache der Hebraͤiſchen, Griechiſchen und Lateiniſchen ſehr kundig. G. Mart. a Baldhoven in Catalog. Virgin. Eruditar. Parthenic. Weſthon. annexo.
Alberta
Joanna, war eine beruͤhmte Hexe und Zauberin.
[Spaltenumbruch]
Alber Alcme
Albertini
Detta la Reggiana Givoanni. Eine virtuoſe und beruͤhmte Saͤngerin in Italien.
d’ Albuquerque,
Eine Spaniſche Fuͤrſtin, Wittbe des Duc d’ Albuquerque, und erſtere Cammer-Frau der Koͤnigin, eine Dame von groſſen Geiſt und gelehrter Wiſſenſchafft. Die Anonyma des Memoires de La Cour d’ Eſpagne leget ihr ein groſſes Lob bey. P. II. p. 98. & 99.
Alceſte,
Die Gemahlin des Theſſaliſchen Koͤnigs Admetus, welche ihren Gemahl ſo getreu und beſtaͤndig geliebet, daß, nachdem ſie von dem Oraculo vernommen, daß ihr Gemahl anders nicht von der toͤdtlichen Kranckheit auffkaͤhme, als wenn iemand vor ihm ſtuͤrbe, ſie ſolches in Ermanglung und Darbiethung eines andern, aus Liebe ſelbſt auf ſich genommen.
Alciſtene,
War eine zu ihrer Zeit vortreffliche Mahlerin und Kuͤnſtlerin.
Alcithoe,
Ein Thebaniſches Weib, welche, weil ſie dem Baccho nicht andern Weibern gleich opffern wolte, ſondern bey ihren Wollſpinnen zu Hauſe verblieb, von dem erzuͤrnten Baccho in eine Fleder-Mauß verwandelt ward.
Alcmena,
Amphitruonis Weib, ſo in
ihres
(0047)
[Spaltenumbruch]
Alco Alde
ihres Mannes Abweſenheit, der im Kriege war, mit dem Jupiter, in Meynung, daß es ihr aus dem Kriege kommender Mann waͤre, ſich ehelich vermiſchet, und daraus den Herculem gezeuget.
Alcove,
Iſt eine unbewegliche Bettſtadt, oder ein erhoͤheter und von dem uͤbrigen Platz eines Schlaff-Gemachs in etwas abgeſonderter und durch eine kleine Galerie oder andere Zierrathen abgeſonderter Ort, dergleichen ſich das Frauenzimmer in ihre Putz- und Schlaff-Cam̃ern zum Staat anlegen laͤſt.
Aldegundis,
Die begeiſterte, war eine Aebtißin, ſo An. 640. im Januar. geſtorben. In ihrem gantzen Leben wuſte ſie von nichts als lauter Viſionibus, Geſichtern und Entzuͤckungen zu reden, daher ſie auch die begeiſterte Aldegundis genennet ward. Sie ſoll ſich ihrem Vorgeben nach, einesmahls recht ſehre nach den Todt geſehnet, auch deßwegen bey einem ihr erſcheinenden Engel beklaget haben, der ihr aber zur Antwort gegeben, es wuͤrde ihr natuͤrliches Leben deßwegen gefriſtet, damit ihr herrlicher Tugendſchein noch laͤnger leuchten moͤchte. Delrio in ſeinen Diſquiſit. Mag. l. 4. P. II. fol. 151. erhebet ſie ziemlich, und Huebaldus, der ihr Leben beſchrieben, machet viel Weſens von ihr; allein Voetius nennet ſie in ſeinen Vol. 2. Diſſert. Select. pag. 1067. die unheilige und ſelbſtgewachſene Heilige. Vid. Geieri Zeit [Spaltenumbruch]
Alecto Alida
und Ewigkeit, P. II. p. 778. Seuer. Exempl. Mor. p. 34.
Alecto,
Iſt eine von den drey hoͤlliſchen Furien.
Alemona,
War bey denen Alten die Goͤttin, ſo die Leibes-Frucht der ſchwangern Weiber, waͤhrender Schwangerſchafft ernehrte und erhielte.
Alexia Drigea,
War eine beruͤhmte Hexe und Zauberin, ſo der Satan auf keine andere Art auf ſeine Seite bringen konte, als daß er ihr drohete, wie er ihr die Mauer in ihrer Behauſung einwerffen wolte.
Algafia,
Wohnete an den euſſerſten Graͤntzen Franckreichs, und lebte im IV. Seculo. War ein in Theologiſcher Wiſſenſchafft wohlerfahrnes Weib, hat auch einige Theologiſche Fragen an den H. Hieronymum nach Bethlehem, zur Auslegung und Beantwortung geſendet. Vide Centur. Magdeburgic. Centur. IV. c. X. p. 778.
Alida Ambroſia,
Eine Engellaͤndiſche Quaͤckerin, ſo aller erſchrecklichen LeibesStraffe ungeachtet, eine Quaͤckeriſche Verſammlung dennoch nach der andern angeſtellet, wodurch ſie viel Leute theils verfuͤhret, theils geaͤrgert, auch durch keine Zuͤchtigung, weil ſie in Erduldung aller Marter gantz erhaͤrtet und fuͤhlloß war, von ihren aberglaͤubiſchen
Vor-
B 5
(0048)
[Spaltenumbruch]
Alio Almat
Vorſatz koͤnnen abgezogen werden. Vid. Croeſi Hiſtor. Quaker p. 451. Edit. Germ. & p. 429. Edit. Latin.
Aliorumnæ,
Waren gewiſſe Zauberiſche Weiber und Hexen, in Scythien, ſo der Gothen-Koͤnig Filimerus deßwegen in die euſſerſte Wuͤſteney vertreiben ließ, allwo ſie von denen boͤſen Geiſtern kleine wilde und unflaͤtige Leute gebohren; Vid. Remig. Dæmonolatr. P. I. pag. 23.
Alkonora,
Eine Koͤnigin in Engelland, Koͤnigs Johannis, ſo ums Jahr Chriſti 1199. gelebet, und Anno 1216. in Kummer geſtorben, Mutter, iſt ein ſehr gelehrtes Weib geweſen, hat etliche Epiſteln an Pabſt Cœleſtinum III. der A. 1198. nach einer 6. jaͤhrigen Regierung geſtorben, geſchrieben; anderer, ſo ſie an andere geſchrieben, zu geſchweigen. Abſonderlich werden die Brieffe geruͤhmet, ſo ſie an den Kaͤyſer Henricum VI. geſchrieben. Vid Mattheum Pariſienſ. Joh. Baleum & Vosfium, ſo Hendreich in ſeinen Pandect. Brandenb. allegiret.
Almaithea,
War ein in Philoſophiſchen Wiſſenſchafften ſehr gelehrtes und in Sprachen wohlerfahrnes Weib, dannenhero ſie auch billig von Joh. Frauen-Lob in ſeiner lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber p. 2. geruͤhmet und unter das gelehrte Frauenzimmer geſetzet worden. Vid. Menagium in Hiſtor. mulier. Philoſoph. p. 64.
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Allmo d’Alſio
Allmoſen-Frau
Iſt eine in die Hoſpitaͤler gehoͤriges altes Weib, ſo vor denen Kirch-Thuͤren nach geendigtem Gottes-Dienſt mit der Buͤchſe zu ſtehen und das Allmoſen von denen Herausgehenden einzuſammlen pflegt.
Aloyſia Sigæa, ſiehe Sigæa.
Alpaides,
Eine Jungfrau, ſo die Heil. Schrifft gruͤndlich verſtanden, ward nach angenommener Chriſtlicher Religion mit dem Frantzoͤſiſchen Affter- und Neben-Koͤnige Pipino vermaͤhlet, mit welchem ſie den tapffern Carolum Martellum gebohren. Weiſius R. Z. in ſeinem Anhang des Politiſchen NachTiſches. Baldhoven in Catalog. Doctar. Virg.
Alp oder Nacht-Maͤnnlein,
Auch Schroͤtlein genannt, iſt ein alter Weiber Aberglaube, da die Weibes-Bilder in den irrigen Wahn ſtecken, ob waͤre der Alp, ſo ſie des Nachts uͤber, ihrer Meynung nach, braun und blau offtmahls im Schlafe druͤckte, ein beſonderer Spiritus, Geſpenſte oder Geiſt, welches doch nur bloß von dem uͤblen und ſchwartzen Gebluͤthe, ſo ihnen mannichmahl zu Hertzen ſteiget, oder von einer Unverdaulichkeit des Magens, auch geſchwaͤchter Bewegung der zur Reſpiration dienenden Organorum herruͤhret.
d’ Alſinoes, ſiehe Valentine d’ Alſinoes.
Alltags-
(0049)
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Alltags Alt
Alltags-Kleider
Oder Wochen-Kleider, heiſſen dem Frauenzimmer diejenigen Kleider, ſo ſie die Woche uͤber zum Ausgehen pflegen anzulegen. Sie ſeynd nicht nur von ſchlechterer Sorte und Zeugen als die Sonnund Feſttags-Kleider, ſondern auch mehr nach der commodite als jene eingerichtet.
von dem Altar zuerſt aufſtehen,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, ſo da meynen, daß diejenige Perſon, ſo von der Braut und Braͤutigam bey der Trauung nach dem Niederknien zuerſt von dem Altar auffſtuͤnde, auch zuerſt unter ihnen ſterben muͤßte.
Althéa,
Eine Tochter des Theſtii und Weib des Ætoliſchen Koͤnigs Oenei, ſie zeugte den Meleager, welchen Sohn ſie auff eine unvorſichtige Art verbrannte.
Alt-Fiſche oder Alte,
Aloſa, Clupea, Aloſe, ein Fiſch, den man in Seen, Fluͤſſen, Baͤchen und Teichen antrifft. Er iſt uͤberaus auff ſeine Nahrung begierig, dahero wird er in Teichen nicht gerne gedultet, weil er ſonderlich denẽ Karpffen ihre Speiſe hurtig wegraubet. Vor dieſem wurden gedachte Fiſche nicht leicht auf Herren Taffeln aufgeſetzet, ſondern nur vor eine Speiſe armer Leute gehalten, welches aus dem Auſonio abzunehmen, der Moſſella v. 127. dieſe Fiſche obſonia plebis, eine [Spaltenumbruch]
Alt
Koſt gemeiner Leute nennet. Heut zu Tage wird es ſo genau nicht genommen; Groſſe Herren eſſen auch davon. Man haͤlt die Alten vor gute Brat-Fiſche, und wenn ſie in friſchen Waſſern gefangen worden, find ſie deſto annehmlicher. Am beſten ſchmecken ſie entweder 1) gebraten mit einer Caper-Soſſe oder 2) gebacken; oder 3) in zerlaſſener Butter.
Alt-Fiſch gebacken.
Dieſer wird gleich den folgenden geriſſen, aber nur in Stuͤcken zerſchnitten und eingeſaltzet; Doch muß er im Saltz eine gute Weile liegen, damit daſſelbe recht eindringe. Darnach ſtreiche ihn gantz drocken ab, lege ihn in eine mit vielen Grieß beſtreuete Schuͤſſel, wirff ihn darinnen oft hin und wieder, bis er gantz weiß werde. (NB. In Ermanglung des Grieſſes kan auch nur weiß Mehl genommen werden) Hierauf mache Butter in eine Pfanne oder Caſſerole uͤbern Feuer heiß, thue den Fiſch, doch nicht zuviel Stuͤck auf einmahl, in die heiſſe Butter, ſonſt kan er nicht ſauber gebacken werden. Denn je weniger man auf einmahl heraus baͤcket, je ſchoͤner und angenehmer er wird. Am beſten kanſt du dieſen Fiſch beym Anrichten entweder mit gebackener Peterſillie garniren, oder einen Meerettig mit Mandeln und Milchrahm vermiſchet, darzugeben.
Alt-Fiſch gebraten mit einer Caper-Soſſe.
Wenn dieſer Fiſch groß iſt, verfahre mit demſelben alſo. Schup-
pe
(0050)
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Altf
pe ihn ſauber, reiß ihn auf, thue das Eingeweide heraus, ſchneide uͤber den gantzen Fiſch Kerben, ſaltze ihn ein, lege ihn in ein Geſchirr, darinne er 1. Stunde, oder ſo lange es ſeyn kan, liegen muß. Man darf ihn aber NB. durchaus nicht waſchen. Ferner ſtreiff denſelben durch die Hand gantz trocken ab, und brate ihn, nachdem er vorher mit Butter beſtrichen worden, aufm Roſt, oder im Manglung deſſen in Ofen. Iſt er nun gar gebraten, kan die Soſſe auf folgende Art verfertiget werden. Setze eine Caſſerole oder Tiegel mit Butter aufs Feuer, laß ſelbe braun werden, ruͤhre ein wenig Mehl darein, das mit der Butter gleicher Geſtalt braͤunen muß. Dann geiß WeinEßig und Fleiſch-Bruͤhe drein, wirff 1. paar gantze Zwiebeln nebſt etlichen Lorbeer-Blaͤttern, Ingber, Pfeffer, wie auch eine Hand voll Capern, Citronen-Scheler ꝛc. darzu, welches alles durch einander wol kochen muß. Richte hierauf den Fiſch an, geuß die Soſſe druͤber und beſtrcue die Schuͤſſel mit Semmel. Iſts eine ſolenne Ausrichtung, kan es mit Citronen und Backwerck, welches darzu gemacht wird, garniret werden.
Alt-Fiſche mit zerlaſſener Butter.
Saltze Waſſer und ſetze es aufs Feuer, thue die Alte, wenn ſie vorher geſchuppet worden, darein und laß ſie ſieden. So bald dieſelbe gar geſotten, lege ſie auf eine Schuͤſſel und geuß nun zergangene Butter, welche du in einem Tiegel parat haben ſolt, druͤber. Hierbey iſt zu [Spaltenumbruch]
Alvilda
mercken, daß der Fiſch immer mu[ß] warm gehalten werdẽ. Streue end[-] lich gruͤne gehackte Peterſilie un[d] Muſcaten-Bluͤten uͤber denſelben[,] ſo iſt er recht zubereitet.
Alvilda,
Eine Tochter der Gothen Koͤnigs, war nicht nur von ſonderbahre Schoͤnheit, ſondern auch von recht heroiſchen und heldenmuͤthigen Geiſte. Sie hatte ſich anfangs mit Alfo des Daͤniſchen Koͤnigs Sohn in ein Ehe-Verbindniß eingelaſſen, welches aber ihre Mutter wieder zuruͤcke trieb. Uber welche Begebenheit ſie ſich alſo entruͤ ſtete, daß ſie ſich feſte entſchloß, in MañsKleider zu verwerffen, auf das Kriegs-Weſen forthin ſich zu appliciren, und ihre Lebens-Zeit auf dem Meere mit Raub u. Straͤuffereyen hinzubringen; auf welchen ſie auch eine lange Zeit ſich tapffer und Heldenmaͤßig gehalten. Als aber ihr vormahls geweſener Braͤutig am Alfus, der gleicher Geſtalt auf dem Meer mit Raub und KriegsSchiffen herum kreutzte, von ohngefehr in denjenigen Hafen ruͤcken wolte, den dieſe Alvilda kurtz vorher mit ihren Schiffen eingenommen, nicht wiſſend, daß er mit ſeiner Geliebte zu thun haͤtte, giengen ſie beyderſeits mit ſcharmutziren auf einander loß, und ſuchte eines das andere aus ſolchen Hafen zu delogiren. Mitten aber im Treffen und Fechten, worinnen ſich Alvilda als eine rechte Heroinne auffuͤhrte, entfiel ihr von ohngefehr die Sturm-Haube von ihrem Kopffe, bey welchem Zufall Alfo ſie ſo gleich
mit
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Amage
mit nicht geringer Gemuͤths-Bewegung und Verwunderung erkannte, die Waffen aus den Haͤnden warff, ſeine ehemahlige Geliebte auf das zaͤrtlichſte umarmete, und ſelbige auf ſolche Art anredete: Hat uns das wiederwaͤrtige Gluͤcke auf ſolche Art zuſammen gefuͤhret, daß, da wir einander nicht in Liebe umfaſſen durfften, wir mit bewaffneter Hand auf einander loß gehen muͤſſen. Was mir das wiederſpenſtige Schickſal bey ſtillen Friede im Bette nicht goͤnnen wollen, das wiederfaͤhret mir nunmehro auf dem wuͤtenden Meer, mitten unter blutigen Krieges-Waffen. Kranz. Dan. L. II. c. 5. p. 30. & Suee. Hiſtor. c. 45. L. I. p. 229.
Amage,
Des Sarmatiſchen Koͤnigs Me doſacci Gemahlin, eine nicht nur tapffere und recht heroiſche, ſondern auch auf Recht und Gerechtigkeit haltende Dame. Sie fuͤhrte, weil ihr Gemahl das Scepter allzuſchlaͤfrig regierte, ſtatt ſeiner das Regiment, ſchrieb ihrem Volcke Geſetze fuͤr, fuͤhrte Kriege, thate ihren Feinden und deren Anfaͤllen tapffere Gegenwehr, und ließ nichts vorbey, was die Nothwendigkeit eines klugen und behertzten Regentens erfordert. Denen Einwohnern in der Tauriſchen Inſul Cherſoneſo, ſo von denen Scythen uͤberfallen und uͤberwaͤltiget worden, kame ſie in einer einigen Nacht mit nur wenigen Volck zu Huͤlffe, jagte die Feinde heldenmuͤthig wieder heraus, und erwuͤrgte den feindlichen Koͤnig ſelbſt. Vid. Polyan in ſtratagem.
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Amal Amaz
Amalaſuntha,
Eine Tochter, oder, wie einige wollen, Gemahlin des Gothiſchen Koͤnigs, Theodorici, ſo perfect Griechiſch, Lateiniſch auch andere Sprachen mehr verſtunde. Hat nach etlicher Meynung ums Jahr 420. nach anderer aber ums 520. Jahr gelebet; ſie regierte mit ihrem Sohne Athlarico VIII. Jahre gantz gluͤcklich, nach deſſen Tode ſie ihren Anverwandten Theodorum zum Neben-Regenten annahm, der ſie aber ins Elend ſtieß, und ſie endlich gar A. 535. um das Leben bringen ließ. Vosſius d. Philolog. c. 2. p. 11. ſeq. Vid. Casſiodor. lib. 10. Epiſt. 2. 3. 4. & lib. 11. Ep. 13.
Amalthea,
Des Cretiſchen Koͤnigs Melisſi Tochter, ſo die Amme des Jupiters geweſen, und ihn in ſeiner Jugend mit Ziegen-Milch aufgezogen.
Amata,
Des Koͤnigs Latini Frau, und Schweſter der Goͤttin Veniliæ.
Amazoninnen,
Waren gewiſſe ſtreitbare Weibes-Bilder in Scythien, ſo ſonder Maͤnner lebten, und beruͤhmte Kriege fuͤhrten, pflegten ſich die rechte Bruſt abzubrennen, damit ſie zum reiten und ſchieſſen geſchickt wuͤrden. Sie wurden von einer ſouverainen Koͤnigin regieret; dieſe tapffere Heldinnen ſollen faſt uͤber tauſend Jahr biß auf die Zeiten Alexandri M. floriret haben. Warum ſie Amazoninnen genennet werden, lehret Laurembergius in Acerra Philolog. Cent. 2. p. 270.
Amazones
(0052)
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Amazo Ambra
Amazones Bohemicæ,
Oder Boͤhmiſche Amazonen, wurden diejenigen tapffern und Heldenmuͤthigen Weibes-Bilder genennet, ſo A. 735. den Boͤhmiſchen Krieg angefangen, zeitwaͤhrenden ſelbigen viel Schlachten geliefert, und ſich gantzer ſieben Jahr uͤber, recht tapffer und wundernswuͤrdig gehalten, biß ſie endlich, wiewohl mehr durch Betrug, als durch Macht und rechtmaͤßige Tapfferkeit uͤberwunden wurden. Die Vornehmſten darunter waren, Malada, Nodra, Voraſta, Suetacia, Radga, Zaſtana, Triſtona und Sarca. Ihre Anfuͤhrerin war Valaska oder Wlaſte, eine Dame von der Libuſſa. Vid. Æneam Sylvium in Hiſtor. Bohem.
Ambra,
Ambre, iſt ein gelblichtes offt geſprenckeltes und mit ſchwartzen Adern durchlauffenes leichtes Hartz eines uͤberaus wohlriechenden Geruchs, wird meiſtens aus Oſt-Indien gebracht, allwo es in Klumpen von unterſchiedener Groͤſſe auf dem Meer treibend gefunden wird; weilen die ſo genannten Bienen in America ihr Wachs und Honig an die ausgehoͤleten Felſen der Indianiſchen See-Kuͤſten legen, und ſelbiges hernach, wenn es die Sonne zerſchmeltzt, wegen ſeiner Schwere ab und in das Meer faͤllt. Er wird eingetheilet, in gelben oder grauen, welches der beſte iſt, in ſchwartzen, der keine ſonderliche Krafft hat, und in Oſt-Indien an Koͤniglichen Hoͤfen zum Fackeln gebraucht wird, und in moſchadirten oder gemach[Spaltenumbruch]
Ameſia Amme
ten Ambra, ſo aus allerhand ſchoͤnen Speciebus componirt wird. Der Ambra wird nicht nur wegen ſeines angenehmen Geruchs, den er bey ſich fuͤhret, ſondern auch deßwegen, weil er die Lebens-Geiſter ſtaͤrcken und erquicken ſoll, von denen Koͤchen unter ihre Gelees genommen, um ſelbige dadurch deſto annehmlicher zu machen, wiewohl es nicht allezeit dienlich, maſſen ſich oͤffters bey denen Taffeln Perſonen, ſo wohl Maͤnnlichen als Weiblichen Geſchlechtes befinden, denen dergleichen Geruch von Natur zu wieder iſt.
Ameſia Sentia oder Sentiarea,
War ein hochgelehrtes und in weltlichen Rechten wohlerfahrnes Weib. Ward ſonſten wegen ihres behertzten Gemuths und herrlichen Verſtandes halber in Verhoͤrung der Partheyen und Auſprechung der Urtheile Androgine genennet. Valerius Maximus l. 8. c. 3. ruͤhmet dieſe Roͤmiſche Advocatin uͤberaus. Vid. Paſch. in Gynæceo Docto. p. 56.
Amme,
Heiſſet dasjenige Weibes-Bild unter dem Geſinde, welches das neugebohrne Kind im Hauſe mit ihren Bruͤſten zu ſaͤugen und zu ſtillen pfleget. Dergleichen Weiber fande man ſchon im alten Teſtamente; denn da hatte Rebecca eine Am̃e, Gen. XXXV, v. 8. Moſes, Exod. II. v. 7. Mephiboſeth, 2. Sam. IV. 4. Joas, 2. Reg. XI. 2. Heut zu Tage nimmt man insgemein diejenigen Dirnen zu dergleichen Amt, ſo zu
Falle
(0053)
[Spaltenumbruch]
Ammelt Amoͤna
Falle kommen oder geſchwaͤchet worden.
Ammelthau Sabina,
Aus Schleſien, verſtunde die Teutſche, Pollniſche, Moſcowitiſche und Frantzoͤſiſche Sprache, ſie hatte keine Haͤnde und konte doch ſehr viel Kuͤnſte.
Ammen-Huͤtzſche,
Iſt ein kleines und niedriges hoͤltzernes Fuß-Geſtelle, auf welches die Am̃en, wenn ſie die Kinder ſaͤugen, die Fuͤſſe zu ſetzen pflegen.
Ammen-Stuͤhlgen,
Iſt ein kleiner, niedriger und welch gepolſterter Stuhl, worauf die Ammen in den Wohnſtuben zu ſitzen pflegen, wenn ſie die Kinder ſaͤugen.
Ammia,
Aus Philadelphia, war ein Weib vom Prophetiſchen Geiſte, und welches ihrer Offenbahrungen u. Weiſſagungen wegen ſo beruͤhmt war, daß auch die alten Kirchen-Vaͤter ſich auf ſelbige wieder den Ruhm der falſchen Prophetinnen mit ihren Affter-Geſichtern und erdichteten Offenbahrungen offters beruffen haben. Vid. Euſeb. l. 4. Hiſt. Eccleſiaſt. c. 15.
Amœna Amelia,
Graf Arnolds von Bentheim Tochter, Ludwigs, Joachim Ernſt, Fuͤrſtens zu Anhalt, Sohns, Gemahlin. Sie ſtarb A. 1625. den 8. Sept. war eine ſehr gelehrte Dame, und verſtunde Hebraͤiſch, Italiaͤniſch und Frantzoͤſiſch. Vid. D. [Spaltenumbruch]
Amp Ana
Sagittar. Hiſtor. Anhalt. c. 42. p. 203.
Amphilochia,
Ariſtonis Tochter, ſo hernach des beruͤhmten Jamblichi Sohn geheurathet, war ein ſehr gelehrtes Weib und in der Platoniſchen Philoſophie wohl erfahren. Menagius in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 28. num. 49.
Amphitrite,
Des Neptuni Weib, bedeutet in der Poeſie die Goͤttin des Meeres.
Amſel,
Merula, Merle, iſt ein ſchwartzer Vogel, faſt ſo groß als eine Droſſel. Ihr Geſchlecht wird durch die Farben der Schnaͤbel unterſchieden. Der Mann hat einen gelben und das Weiblein einen ſchwartzen Schnabel. Hauffen weiſe werden ſie zugleich nicht gefangen, denn ſie ſollen gerne allein fliegen. Dem Geſchmack und der Guͤte nach, werden ſie denen Droßeln gleich geachtet, auch auf die Art, wie andere groſſe Voͤgel zubereitet. Davon an ſeinem gehoͤrigen Ort.
Anagalla oder Agalla,
Eine ſehr gelehrte Dame aus Corſica, lebte im Jahr der Welt 2445. diſputirte mit den gelehrten Leuten aus der Grammatic und ſchrieb auch Præcepta Grammatica.
Anagora,
Von Mileto, ſo ietzt Milaſſo heiſſet, aus Natolien gebuͤrtig, war ein gelehrtes Weib und ſehr gute Poetin. Vid. Tiraquell. p. 184. ad
Leg.
(0054)
[Spaltenumbruch]
Anaſtaſia
Leg. Connub. XI. ſie wird von etlichen auch Apagora genennet.
Anaſtaſia,
Des Kaͤyſers Valentiniani gelehrte Tochter, hatte zwar in der Grammatica Martianum einen Novatianiſchen Prieſter, war aber in der Lateiniſchen Sprache gelehrt und wohlerfahren. Vid. Johann Frauenlob, in der Lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 3.
Anaſtaſia,
Eine beruͤhmte Roͤmerin, ſo dem Heyden Publico zum Weibe gegeben war, bekam nach ſeinem Tode durch des Martyrers Chryſogoni, oder, wie ihn einige nennen, Chyrogoni, eines Roͤmers, Unterricht und Anweiſung ſo viel Licht, daß ſie nicht nur die Heilige Schrifft richtig erklaͤhren lernete, ſondern auch viel Troſt-Schrifften an die in Banden liegenden Martyrer, als auch ein Buch Epiſteln an ihren Lehr-Meiſter ausſtellete; Nachdem aber ihr Lehr-Meiſter Chryſogonus hingerichtet worden, hat ſie gleicher Geſtalt, als man ſie auf Beſehl des Wendiſchen Land-Richters Flori, an einem Pfahl gebunden und lebendig den 22. Decemb. verbrannt, ihren edlen Geiſt als eine Martyrin aufgegeben. Vid. Santel. Annum Sacrum. p. 232. ſeq. L. 2. Lebbacus in Onom. Theol.
Anaſtaſia,
Eine ehemahlige Nonne und Poetin, welche die Evangelia in ſchoͤne Lateiniſche Verſe gebracht. Sie ſoll von denen andern nur die gelehrte Staſel genennet worden [Spaltenumbruch]
Anat Andr
ſeyn. Paullin. in ſeinem hoch[-] und wohlgelehrten Frauenzimmer[.] p. 17.
Anatiphila
Cyrenenſis, war eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Anaxarete,
Eine Cypriſche Jungfer aus hohen Stamm, von auſſerordentlicher Schoͤnheit und Geſtalt, in welche ſich ein gemeiner Juͤngling Nahmens Iphis verliebet hatte; als er aber ſahe, daß er keine Gegen-Liebe erhielte, hung er ſich aus Schmertz vor ihre Thuͤre; Uber welchen Anblick Anaxarete ſo erſchrocken, daß ſie mit thraͤnenden Augen zum Stein geworden.
Ancker,
Iſt ein von Gold mit Diamanten ausgeziertes und in Form eines Anckers ausgearbeitetes Gehencke, ſo das Frauenzimmer an dem Halſe zu tragen pfleget.
Andre de Saint,
Eine gelehrte Jungfer aus Franckreich und gute Poeti. Sie hat eine ſchoͤne Probe ihrer Poeſie in dem Gedichte erwieſen, ſo ſie in ihrer Mutter-Sprache geſchrieben, und zu Paris unter dem Titul Deſcription de la Chapelle de Seaux Pariſ. Der Abt Gallæſius hat ſolche mit recenſiret in den Journal des Sçavans A. 1677.
Andreas-Gebetlein,
Iſt ein den Maͤgden und andern Geſinde gebraͤuchliches aberglaͤubiſches Reim- und Spruͤchlein, ver-
moͤge
(0055)
[Spaltenumbruch]
Andreaͤ Andreini
moͤge deſſen ſie in der Heil. Andreas-Nacht um einen Mann eyfrig und inſtaͤndig bitten, auch wenn ſie ſich gantz nackend darbey ausziehen, in denen aberglaͤubiſchen Gedancken ſtehen, ob muͤſte ihnen des Nachts ihr Liebſter erſcheinen.
Andreæ
Bettina, des um das Jahr 1335. beruͤhmten uñ gelehrten Juriſtens Johannis Andreæ, gelehrte Tochter. Ihr Ehemann war ein Doctor Juris, Johannes de S. Gregorio genannt, welcher hernach Profeſſor in Leyden ward. Sie hatte eine ſolche wundernswuͤrdige Wiſſenſchafft in Jure, daß, als ihr Mann wegen Kranckheit ſo wohl, als anderer unvermeidlicher Geſchaͤffte halben, ſeine Lectioncs aufzuſchieben ſich genoͤthiget befand, ſie an ſeiner Statt auf die Catheder getreten, und ihren Auditoribus in Erklaͤhrung der Legum ſolche Gnuͤge gethan, daß ſie ein jeder mit erſtaunen angehoͤret; Vid. Hilar. de Coſte in Vit. Illuſtr. Fœmin. Tom I. part 3. p. 522. Leander Albert. in Deſcriptione Romandiol. p. 515. Ihre Schweſter hieß Nouella, welche gleichfals eine nicht geringe Wiſſenſchafft in der Jurisprudenz beſaß. Paſchius in Gynæceo docto p. 24.
Andreini
Iſabella, von Padua, eine zu ihrer Zeit ſehr bekannte u. beruͤhmte Poetin, und zugleich auch eine von denen beſten Comoͤdiantinnen in Italien; Sie ſoll von beſonderer Schoͤnheit ſeyn geweſen, weßwegen auch Ericus Puteanus ſie in einer Epiſtel vermahnet und ihr gera[Spaltenumbruch]
Androg
then, daß ſie ſich ihr Geſichte mit Lorbeer-Blaͤttern bedecken ſolte, damit, wenn ihrer Woͤrter ſuͤſſer Nectar die Sinne der Zuhoͤrer gantz daumlend machte, ihre ſtrahlenden und funcklenden Augen die Sinnen nicht zugleich ruͤhrte und verblendete. Ihr Mann war Franciſcus Andreini. Sie ſtarb den 10. Jun. A. 1614. zu Lion, in dem 42ten Jahr ihres Alters, an einem ungluͤcklichen Zufall, indem es ihr unrichtig gieng. Ihr Tod iſt von vielen bedauret, und ſo wohl durch Italiaͤniſche als Lateiniſche Federn beklaget worden, welche Epicedia an ihre Gedichte Edition. Milanenſ. An. 1605. mit angehenget worden. Ihre Briefe ſind zu Venedig An. 1610. und zu Turin An. 1618. heraus gekommen. Nicht nur Puteanus, ſondern auch Taſſo und Marini haben hin und wieder von ihr viel Weſens gemacht, und ihr kein geringes Lob beygeleget, indem ſie der erſtere Suadam ſuam Muſamque, ac Seculi noſtri Sulpitiam zu nennen pflegte. Bellarm. Epiſtol. 2. Auſſer der Poeſie hat ſie auch einige Wiſſenſchafft von der Philoſophie gehabt, auch Frantzoͤſiſch und Spaniſch ꝛeden koͤnnen.
Androgine, ſiehe Ameſia.
Andromache,
Eine Heroinne, des Hectors Weib, ſo von ſolcher Tapfferkeit und behertztem Muth geweſen, daß ſie ſich auch mit Maͤnnern zu kaͤmpffen unterſtanden; ward nach der Zerſtoͤrung Troja von dem Pyrrho nach Griechenland entfuͤhret, und dem Heleno zur Ehe gegeben.
Andro-
Frauenzim̃er-Lexicon. C
(0056)
[Spaltenumbruch]
Androm Ang
Andromache,
Des Palladas boͤſes und Zanckſuͤchtiges Weib, ſo er ſelbſt in dem Florilegio rariorum Epigrammat. L. I. c. 17. n. 1. & L. II. c. 10. ſchoͤne beſchrieben.
Andromeda,
Des Cephei und der Casſiope Tochter, ward wegen ihrer Mutter unbaͤndigen Hochmuth von denen Nymphen an einem Felſen im Meere mit Ketten angeſchloſſen, damit ſie das von dem Neptuno zur Straffe uͤber den Hals geſchickte See-Ungeheuer aufffraͤſſe; iſt aber von dem Perſeus, der ſie hernachmahls zum Weibe genommen, wiederum befreyet, und endlich unter die Zahl der Sterne am Himmel mit geſetzet worden.
Angebinde,
Iſt ein preſent und Geſchencke, wormit der Mann ſein Weib, oder die Mutter ihre Kinder an ihrem Geburths- und Nahmens-Tage beſchencket.
Angehencke, ſiehe Batzen.
Angela, ſiehe Angelia.
Angela Curionia,
Cœlii Secundi Curionis, eines Italiaͤners, und Margaritæ Iſaciæ Tochter, legte ſich von Jugend an auf die Studia und freyen Kuͤnſte, worinne ſie eine nicht geringe Wiſſenſchafft erlangte, zumahl da ſie Italiaͤniſch, Teutſch, Frantzoͤiſch und Lateiniſch nette und zierlich ſprach. Sie ſoll ein vortrefflich und herrliches Ingenium, und alle Tugenden, [Spaltenumbruch]
Ange
ſo man nur von einem Frauenzimmer erſinnen kan, vollkommen beſeſſen haben. Die damahls graſſirende Peſt rieb dieſe gelehrte Jungfer in dem 18. Jahre ihres Alters bedaurenswuͤrdig auf. Ihre Eltern haben ihr ein ſchoͤnes Epitaphium aufrichten laſſen, es iſt ſelbiges zu finden in des Nath. Chytræi Deliciis Varior. in Europ. itin. p. 441.
Angela Nugarola,
Des Antonii Nugarulæ zu Veron gelehrte Tochter, iſt eine gute Poetin geweſen, und hat etliche wohlgemachte Eclogas geſchrieben. Spangenberg in ſeinem AdelSpiegel p. 427. Le grand Dictionaire Hiſtorique par M. Moreri T. IV. p. 34. Sonſten gedencket auch Stengelius in Chriſti StammBuch 3. Jan. einer Nonne dieſes Nahmens, des dritten Ordens S. Franciſci, ſo A. 1308. geſtorben.
Angelia, oder Angela, auch Hangela,
Des Boͤhmiſchen Koͤnigs Raymundi gelehrte Tochter, hat nach ihres Vatern Tode zu Tyro im gelobten Lande gelebet, und ein ſehr ſtrenges Leben gefuͤhret ums Jahr 1166.—1190. und in ihrer Einſamkeit Contemplationes de Chriſto, ingleichen, weil ſie eine Prophetin geweſen, vid. Wolf. Lection. Memorabil. Cent. XII. p. 332. Revelationes geſchrieben. Vid. Hendreich in Pandectis Brandenburg. p. 183.
Angerona,
Die Goͤttin des Stilleſchwei-
gens,
(0057)
[Spaltenumbruch]
Anger Anm
gens, ward mit verſchloſſenen und zugeſiegelten Munde abgeſchildert. Angerona wurde auch von denen Alten die Goͤttin Volupia genennet, ſo der Wolluſt und Freude gewiedmet ward, und der die Roͤmer zu Ehren ihre Feſte, Angeronalia genant, anzuſtellen pflegten.
Angeronia,
Ein gelehrtes und in denen Mediciniſchen Wiſſenſchafften ſehr erfahrnes Weib, ſo abſonderliche Mittel wieder das Gifft zu geben wuſte. Vid. Joh. Frauenlob in der lobenswuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber, und Cyriac. Spangenberg in ſeinem Adelſpiegel. p. 427.
Angiola Auguſti,
Eine virtuoſe und kuͤnſtliche Saͤngerin in Italien.
Angla,
Aus Boͤhmen, ſo zu Schoͤnau im Stifft Tꝛier ſich aufhielt, war ein ſectiriſches und verfuͤhreriſches Weibesbild, ſo in Manns-Kleidern gieng, und darinnen viel loſe Haͤndel ausgeuͤbet. Wie ſie nicht weiter kommen konte, fiel ſie auf allerhand Viſiones und Entzuͤckungen, wodurch ſie viel aberglaͤubiſche Articul, abſonderlich die Meſſe und das Fege-Feuer, weil dieſe den Cloͤſtern das meiſte eintragen, behaupten wolte. Vid. Centur. Magdeburg. 12. cap. 11. p. 855.
Anmelden,
Heiſſet, wenn ein Frauenzimmer vorher ſich bey dem andern durch ihre Bediente melden, und ihm an[Spaltenumbruch]
Anna
ſagen laͤſt, daß es ihm eine Viſite zu geben Willens ſey. Siehe Stunden-Frauen.
Anna,
Ferdinandi, des I. Gemahlin, Uladislai in Ungaꝛn Tochter, Roͤmiſche Kaͤyſerin, war ſehr gelehrt, from̃ u. gottſelig, ſchrieb allerhand GebethsFormuln in der Meſſe zu gebrauchen, und andere, ſo gedruckt ſind zu Franckfurth am Mayn, unter dem Titul: Clypeus Pietatis in 8. Deutſch. Vid. Hendreich in Pandect Brandenburg. p. 198.
Anna,
Koͤnigin in Pohlen, eine gelehrte und gottſelige Dame, ſie hat geſchrieben Speculum Pietatis, oder Spiegel der Gottſeligkeit, welcher das Leben der Koͤnigin in Pohlen in ſich haͤlt. Vid Hendreich in Pandect. Brandenburg. p. 198.
Anna,
Kaͤyſers Maximiliani Tochter, und Kaͤyſers Matthiæ Gemahlin, eine ſehr devote und Chriſtliche Dame, ſo viel Cloͤſter geſtifftet.
Anna,
Des Kaͤyſers Alexii Tochter, ein gelehrtes Frauenzimmer, hat 15. Buͤcher von den Thaten ihres Vaters geſchrieben, und dieſelbigen Alexaida betittelt.
Anna,
Hertzogin von Cleve, Graͤfin zu Waldeck, war im 16. Seculo wegen ihrer Gelehrſamkeit und Wiſſenſchafft in der Theologie ſehr be-
ruͤhmt.
C 2
(0058)
[Spaltenumbruch]
Anna
ruͤhmt. Sie hat das Fuͤrſtl. WuͤrtzGaͤrtlein zu Arolſen, oder Confeſſionem Fidei, ſo mit einer Vorrede D. Jerem. Nombergeri Anno 1589. in 8. heraus gekommen iſt, geſchrieben. Vid. Hendreich in Pandect. Brandenburg. p. 198.
Anna Askeue,
Ein gelehrtes’ und in der Heil. Schrifft wohlerfahrnes WeibesBild, aus Engeland. Sie lebte in dẽ XVI. Seculo, legte ſich nur auf Theologiſche Sachen, und ſtarb als eine ſtandhaffte und auf dem ScheiterHauffen getroſte Martyrin in dem 25. Jahr ihres Alters, 1546. Hotting. Hiſtor. Eccleſ. N. T. Secul. XVI. ſ. part. 5. in dedicat. ad ſereniſſ. Princip. Palat. Eliſabetham. Sie hat 2. Theologiſche Buͤcher geſchrieben, deren das erſtere heiſſet: Examinationes Piæ, das andere aber handelt de Ultimo Conflictu, oder von ihrem letzten Kampff, den ſie im Gefaͤngniß mit den Feinden der Warheit gehalten, die hernachmahls der beruͤhmte Engellaͤnder Joh. Balæus mit Scholiis erklaͤhret hat. Vid. Joh. Simleri Bibliothecam continuat. per Friſium. p. 52.
Anna Bolena,
Koͤnigs Henricî VIII. in Engelland Gemahlin, war eine Dame von herrlichen Verſtand und in allerley Arten der Muſic erfahren, geſtalt ſie nicht nur ſehr lieblich ſang, ſondern auch faſt alle Muſicaliſche Inſtrumenta kuͤnſtlich zu ſpielen wuſte. Vid. Wolffgang Caſpar Printzens Hiſtor. Muſic. p. 174. c. 12. Nechſt dieſem meritiret ſie [Spaltenumbruch]
Anna
wohl mit unter die Heroinnen und großmuͤthigen Damen gerechnet zu werden, geſtalt ſie einen recht heroiſchen Geiſt und eine ungemeine Großmuth bey ihrer Enthauptung oͤffentlich blicken laſſen, da ſie ſich gantz unverzagt und ſonder einige Verwandlung dargeſtellet, auch in der letzten Todes-Stunde ihren Koͤniglichen und heroiſchen Geiſt nicht abgeleget. Vid. Gratian. in Caſib. Viror. Illuſtr. p. 269. Sie war die Mutter der beruͤhmten und gelehrten Koͤnigin Eliſabeth in Engeland. Die Urſache ihrer Enthauptung war die ausſchweiffende und verborgene Liebe.
Anna Calſtria,
War des gelehrten Lipſii ehrgeitziges und importunes Weib, ſo an ſeinen wunderlichen fatis gar viel Schuld und Antheil gehabt haben ſoll. Vid. Scaliger. Epiſtol. CXX. p. 288. it. Les Eloges des hommes Scauans auec des additiones par Mr. Teisſier II. Part. p. 386. Clarmund. in Vit. CI. Viror. P. I. p. 206.
Anna Comnena,
Des Griechiſchen Kaͤyſers Alexii Comnei Tochter, war ein in der Hiſtorie, Genealogie und Geographie wohlerfahrnes und gelehrtes Frauenzimmer; ſie hat ein Hiſtoriſches Werck unter dem Titul Alexiada, worinnen ſie ihres Vaters Hiſtorie verfaſſet, und die mit der Lateiniſchen Verſion und annotationibus P. Poſſevini S. I. & Gloſſar. zu Paris 1651. in fol heraus gekom̃en, ediret. Vid. Zonaram, it. le grand Dictionaire Hiſtorique par M. Moreri. p. 191. T. 1. Lambec App. 4.
Prior.
(0059)
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Anna
Prior. cap. l. 2. Prodr. Hiſtor. liter. Sciagraph. c. 28 f. 268. Hankius de Byzantin. Rer. ſcriptor. p. 1. c. 29. & Vosſius de Hiſtor. Græcis. l. II. c. 28.
Anna von Guiſe,
Hertzogs von Ferrar Tochter, eine vortrefflich gelehrte, und in der Philologie wohl verſirte Princeßin. Von dieſer berichtet Coelius Secundus Curio in ſeinem Buche de liberis pie educandis. p. 61. daß er ſie alſo in Lateiniſcher Sprache peroriren, Griechiſch und Spaniſch reden, des Ciceronis Paradoxa erklaͤhren, und auf alle ihre vorgelegte Fragen dermaſſen antworten hoͤren, daß er kein gelehrtes Weibes-Bild von denen alten zu nennen wuͤſte, dem dieſe Anna nicht gleich geweſen. Die Olympia Morata hat an dieſe gelehrte Princeßin Annam eine Epiſtel geſchrieben, worinne ſie ſelbige uͤberreden will, daß ſie die wahre Lutheriſche Religion annehmen moͤchte; Es iſt ſolche Epiſtel zu finden in dem andern Buch ihrer Epiſteln p. 130. Ihr Præceptor iſt geweſen, Johannes Sinapius Medicin. Doctor und Profeſſ. zu Tuͤbingen, der A. 1561. geſtorben. Vid. Chriſtian Weiſen im curieuſen Anhange zum Politiſchen Nach-Tiſch. p. 325.
Anna Leja,
Conradi gelehrte Tochter, ſo aber gar jung verſtorben. Posthum. Part. 2. Poem. p. 101.
Anna Maria,
Gebohꝛne Hertzogin von Bꝛaunſchweig, Alberti Hertzogs in Preuſ[Spaltenumbruch]
Anna
ſen Gemahlin, war ſehr verſtaͤndig und gelehrt; Sie hinterließ ein Buch: Speculum Principum oder Fuͤrſten-Spiegel in hundert Regeln abgetheilet, an ihren Sohn Albertum Fridericum, wovon noch ein geſchriebenes Exemplar in der Bibliothec zu Koͤnigsberg, wie nicht weniger in des Hrn. Johann Ernſts Wallenrode Bibliothec zu finden iſt. Vid. D. Loeſcher. in Bibliothec. Purpurat. §. 32. Joh. Hallervord in Bibliothec. Curioſ. p. 13.
Anna von Palant, ſiehe Palantia Anna.
Anna perenna,
War die Goͤttin der Jahre, und wurde ihr meiſtens in dem Monat Martio zu Rom von dem Volck, geopffert.
Anna Rœmeria, ſ. Roͤmerin.
Anna Sophia,
Gebohrne Koͤnigl. Erb-Princeßin zu Daͤnnemarck, Norwegen, ꝛc. ꝛc. mit Ihrer Durchl. Churfuͤrſt Joh. Georgio III. vermaͤhlte Churfuͤrſtin und Hertzogin zu Sachſen, Juͤlich, Cleve und Berg, ꝛc. ꝛc. hat durch dero recht Koͤnigliches Gemuͤthe, durch die vortreffliche Wiſſenſchafft ſo wohl in geiſtals weltlichen Sachen, auslaͤndiſchen Sprachen, worinnen Ihre Hoheit denen Abgeſandten Audienz und Antwort ertheilen, ruͤhmenswuͤrdiger Gottesfurcht ſich bey der Welt in nicht geringe Verwunderung geſetzet. Vid. Weiſens curiöſen Anhang zum Politiſchen Nach-Tiſch. pag. 328. & ſeqq.
Anna
C 3
(0060)
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Anna Anrich
Anna Sophia,
Georg Land-Grafens zu Heſſen Tochter, war des Dom-Capituls in Quedlinburg Præpoſita, zuletzt aber auch 1680. Aebtißin, und hatte ſich von Jugend auf, auf das Studium Theologicum geleget, ſo, daß ſie die Erklaͤrung der H. Schrifft, die Patres, die Morgenlaͤndiſchen und andere Sprachen, wie auch die Philoſophos vortrefflich verſtande; auch in der teutſchen Poeſie wohl erfahren hieß. Sie hat ein geiſtlich Buch heraus gegeben, unter dem Titul: Der treue SeelenFreund Chriſtus JEſus, mit nachdencklichen Sinn-Gemaͤhlden, anmuthigen Lehr-Gedichten und neuen geiſtreichen Geſaͤngen. Edit. Jen. A. 1658 und Leipzig 1675. Sie ſtarb in Quedlinburg den 13. Decembr. 1683.
Annehmen
Das Spiel, heiſſet im L’ombreSpiel an des Spielers Stelle, welcher ungluͤcklich gekaufft, und deßwegen Ganc geruffen, treten.
Anreyhe-Nadel,
Iſt eine lange, dreyeckigt, ſpitzige, ſtaͤhlerne Nadel, mit einem langen Oehr, wormit das WeibesVolck das geſchaͤlte Obſt, ſo es zu treugen Willens iſt, an lange Bindfaden und Reyhen haͤnget.
Anrichten,
Heiſſet die weich gekochten, gebratenen, geſottenen oder gebackeckenen Speiſen von dem Feuer hinweg nehmen, und ſelbige zierlich in die Schuͤſſeln legen.
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Anrich Anſte
Anrichte-Loͤffel,
Iſt ein groſſer blecherner Loͤffel, wormit in denen Kuͤchen die Speiſen angerichtet werden.
Anrichte-Tiſch,
Iſt ein zu Anrichtung der Speiſen abſonderlich beſtimmter Tiſch in der Kuͤchen, worunter insgemein die Speiſe-Koͤthen gebracht werden.
Anſagen,
Heiſſet nicht nur, wenn eine Frau ihres verſtorbenen Mannes Tod durch die Bitt-Frau in den Gaſſen der Stadt ausruffen laͤßt; ſondern auch, wenn eine niedergekommene ſchwangere Frau ihren guten Freundinnen durch eine Muhme oder Magd anſagen laͤßt, daß ſie eines jungen Sohnes oder Tochter geneſen.
Anſage-Geld,
Heiſſet dasjenige Trinck-Geld, ſo man denen Muhmen oder Ammen, welche der Sechs-Woͤchnerin ihre gluͤckliche Entbindung in ihrem Nahmen melden und zu wiſſen thun, zu zuſtellen pfleget.
Anſchlagen im Nehen,
Heiſſet dasjenige Stuͤcklein Leinwad oder Coton, ſo man auf zu ſetzen Willens iſt, vorher mit langen und weiten Stichen anſchlagen, damit ſich ſelbiges in dem Anſtechen nicht ſchiebet.
Anſtecken, oder Anzapffen,
Heiſſet den Zapffen aus dem Bier- oder Wein-Faß behutſam ſchlagen, und mit einer Geſchwin-
digkeit
(0061)
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Anſtri Anti
digkeit an deſſen Stelle den Hahn hinein ſtecken.
Anſtricken,
Heiſſet, wenn das Weibes-Volck die zerriſſenen Struͤmpffe oder Handſchuch unten her abſchneidet, und wieder etwas neues dran ſtricket.
Anſchuͤſſe der Bruͤſte,
Oder Nodi mammarum, ſind beſondere Zufaͤlle der ſaͤugenden Weiber und Verſtopffungen derer Milch-Druͤßen, von Gerinnung uͤbel diſponirter Milch herruͤhrend. Wann dieſes Ubel einreiſſet, koͤnnen allerhand Gebrechen daraus entſtehen, als: Entzuͤndungen derer Bruͤſte, Bruͤſt-Geſchwuͤre, kroͤpffigte Bruͤſte, auch endlich gar der Krebß.
Anteuorta,
War bey denen alten Roͤmern eine Goͤttin, ſo die zukuͤnfftige Dinge vorher ſahe.
Anthea, ſiehe Sthenobœa.
Anthuſa,
Aus Cilicien gebuͤrtig, ein in der Philoſophie wohlerfahrnes Weib, hat abſonderlich viel auff das Wahrſagen gehalten, und durch Traͤume und Geſichter unterſchiedene Sachen, als eine Wahrſagerin zuvorhero ſagen koͤnnen. Menagius in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. pag. 13 & 14.
Anticlea,
Die Mutter des Ulyſſes, ward, da ſie mit dem Laerta ſolte verehli[Spaltenumbruch]
Antig Antiq
chet werden; von dem liederlichen Siſyphone des Æoli Sohne entfuͤhret und geſchwaͤngert.
Antigone,
Die Schweſter des Priamus, und Laomedontis Tochter, welche die Juno, weil ſie ſich auff ihre Schoͤnheit viel einbildete, und einen groſſen Hochmuth ſpuͤhren lieſſe, in einen Storch verwandelte.
Antiope,
Lyci des Thebaner Koͤnigs Weib, welche der Jupiter, ſo ſich in einen Wald-Gott verſtellet, geſchwaͤngert, nachdem aber Lycus ſolches vermercket, hat er ſie verſtoſſen, und an ihrer Stelle Diroen genommen.
Antiope,
War die Koͤnigin der ſtreitbahren und heldenmuͤthigen Amazonen.
Antiqua
Maria de la, aus Marchena in Andaluſien, eine Prophetiſche Nonne aus Spanien, hat weder leſen noch ſchreiben koͤnnen, dennoch aber viel Sachen auffzeichnen laſſen, die ihr, wie ſie vorgegeben, von GOtt, mit dem ſie oͤffters ſelbſt geredet, eingegeben worden. Petrus a S. Cæcilio, in ſeinem noch nicht herausgegebenen Buche de Scriptoribus Ordinis B. Mariæ de Mercede meynet, eswaͤren heutiges Tages noch faſt 3000. kleine Tractaͤtlein von dieſer Maria de la Antiqua uͤbrig, mit einer beſondern Lehre angefuͤllet, die allen ſo wohl Mañsals Weibs-Perſonen, geiſtlichen
Stan-
C 4
(0062)
[Spaltenumbruch]
Antonia
Standes dienlich waͤren. Bernardus de Corbera ſoll einmahl ihr Beicht-Vater geweſen ſeyn, hat auch dieſer Mariaͤ Sachen zuſammen heraus zu geben verſprochen, ob es geſchehen, weiß man noch nicht. Sie iſt geſtorben A. 1617. Hendreich in Pandect. Brandenb. p. 207. D. Feuſtking. nennet ſie eine Betruͤgerin und ſcheinheilige Nonne in Gynæc. Hæretic. Fanat. p. 136. ſeq.
Antonia,
Hertzogin von Wuͤrtenberg, eine gelehrte und fromme Princeßin und ein Muſter aller Tugenden, war denen Kuͤnſten und Sprachen ſehr ergeben, verſtund die Hebraͤiſche Sprache, abſonderlich die Cabalam der Juͤden ſo wohl, daß ſie manchen damit beſchaͤmen konte. Henning. Witte in Spicileg. poſt Meſſem ad An. 1679. Tom. 2. Diar. Biogr. annex. Ihr vortreffliches Stuͤcke, der ſo genannte Turris Antonia, der ſie als eine Meiſterin erkennet, iſt in der Kirchen zur H. Dreyfaltigkeit zu Deynach, und wird nicht ſonder Verwunderung der Durchreiſenden angeſehen. Sie ſtarb 1679. in ihrem 66. Jahre den 1. Octobr. Vid. Andr. Caroli Tom. 2. Memorabil. Eccleſ. Secul. 17. p. 2. l. 8. c. 70. & Imhofs. Notit. Procer. p. 514.
Antoniana
Margarita, ein gelehrtes Frauenzimmer, hat ein gewiſſes Buch von Unſterblichkeit der Seelen geſchrieben, ſo zu Venedig A. 1555. in Druck heraus kommen. Hend[Spaltenumbruch]
Anyta Apel
reich in Brandenburg. Pandect. pag. 213.
Anyta,
Ein aus der Inſul Morea in Epidauro gebuͤrtiges und wegen ihrer Gelehrſamkeit und Poetiſchen Wiſſenſchafften ſehr beruͤhmtes Weibes-Bild. Die eigentliche Zeit, darinnen ſie gelebet, kan man nicht wohl determiniren, obgleich Tatianus in ſeiner Oration contra gentes p. 168. die CXX. Olympiadem benennet, und Plinius Hiſtor. Natur. 34. 8. das Zeugniß giebet, daß die Verfertigung ihrer Statue von dem Euthycrate und Cephiſodoto zur ſelbigen Zeit geſchehen. Sie iſt unter den 9. beruͤhmten Frauenzimmern, deren Carmina Fuluius Urſinus A. 1568. zu Antwerpen in 8. cum notis herausgegeben, die erſte, und wird man daſelbſt XIV. Epigrammata von ihr finden. In Libris Epigrammat. Græcor. findet man auch einige Gedancken, ſo ſie an Themiſtoclem geſchrieben, wie Voſſius de Hiſtor. Græc. p. 85. Edit. Amſtelod. 1662. berichtet. M. Blum fuͤhret in ſeiner Diſputat. de Poëtriis Græcis noch 4. inedita Epigrammata von ihr an. Pauſanias gedencket dieſer Anyte in Phocicis.
Anziehen,
Heiſſet, wenn eine neugemiethete Magd oder Geſinde in des Herrn und Frauen Dienſt tritt, und ihre Arbeit anhebet.
Apagora, ſiehe Anagora.
Apel de Sina, ſiehe Pommerantze.
Apffel,
(0063)
[Spaltenumbruch]
Apffel
Apffel,
Malum, pomme. Aepffel ſind Baum-Fruͤchte, welche auch denen Kindern bekannt. Sie werden in zahme und wilde eingetheilet. Dieſe heiſſen Holtz-Aepffel und ſind eines herben und ſauern Geſchmacks: jene gute Aepffel. Etliche Frantzoͤiſche Botanici haben ſchon uͤber anderthalb hundert Arten derſelben angemercket, deren Unterſcheid theils aus dem Geſchmack und Geruch; theils aus der Geſtalt; theils aus der Landes-Art und des Beſitzers Boden, wo ſie gewachſen, zu erlernen iſt. Sie werden ferner entweder abgebacken oder friſch zum Gebrauch beybehalten; Wie denn vielerley Arten Aepffel ſind, welche lange hinaus liegen, wenn man ſie ſonderlich bey vollkommener Reife abgenommen und reinlich verwahret hat. Wer die Aepffel gerne roh iſſet, hat zu mercken, daß die ſuͤſſen weit geſuͤnder ſeyn, als die ſauren. Ingleichen, daß diejenigen Aepffel, welche eine Zeitlang gelegen haben, beſſer zu verdauen ſind, als die nur erſt abgenommen worden. Abſonderlich behalten diejenigen Aepffel den Preiß, ſo nebſt ihrem ſuͤſſen Geſchmack, wie die Borsdoͤrffer, auch einen aromatiſchen lieblichen Geruch haben. Es koͤnnen zwar nicht alle Leute ſolchen Geruch vertragen. Ich habe geleſen, daß die Herren von Candales in Guienne, und alle von ſolchen Geſchlecht koͤnnen keine Aepffel riechen: Deßgleichen hat auch Jean de la Cheſnaye die Aepffel ſo gehaſt, daß ihm alsbald von dem [Spaltenumbruch]
Apffel
Geruch die Naſen geſchweiſt. Allein das ſind extraordinaire Exempel, dergleichen wenig anzutreffen. Wer die Aepffel maͤßig braucht, ſonderlich wenn ſie gekocht und wohl zubereitet ſind, dem ſchaden ſie leichtlich nicht. Man hat zwar viele Arten die Aepffel zu zurichten erſonnen, es ſollen aber hier nur folgende, als die beſten, beſchrieben werden. 1) Aepffel gebacken. 2) Aepffel auf eine andere Art gebacken. 3) Dito noch auf eine andere Art. 4) Aepffel geſchrepfft. 5) Aepffel geſchreckte. 6) Aepffel geſultzte. 7) Dito auf eine andere Art. 8) Aepffel gefuͤllte. 9) Dito auf eine andere Art. 10) Aepffel-Strauben. 11) Aepffel gedaͤmpffte. 12) AepffelMuß. 13) Aepffel-Muß gebacken. 14) Aepffel Aumelette. 15) Duͤrre Aepffel zu kochen. 16) Dito noch anders.
Apffel gebacken,
Schelet groſſe ſaure Aepffel fein ſauber, ſchneidet ſolche in 4. Stuͤcke, und jedes Viertel, wenn erſt die Schelfen davon gethan worden, noch ein oder zweymahl von einander, leget ſie auf eine Schuͤſſel oder ander Geſchirr, damit ſie fein trocken bleiben. Darnach nehmet ein halb Noͤſſel Wein, oder nach Proportion der Aepffel, ſo viel, als ihr ſelbe damit einzuweichen gedencket, quirlt Mehl drein, und machet eine ziemlich dicke Klare, bald wie ein duͤnner Milch-Brey. Ferner ſtecket an ein ſpitziges Hoͤltzgen ein Stuͤck nach dem andern, thut es wenn es vorhero in der Klare herum gezogen worden, in heiß
Schmaltz
C 5
(0064)
[Spaltenumbruch]
Apffel
Schmaltz und laſts backen. So bald die Aepffel gar, leget ſie auff eine Schuͤſſel und reibet, weil ſie noch warm ſeyn, gleich Zucker druͤber. NB. Ihr muͤſt euch hier mit dem Zucker nach der Klare richten, denn die iſt etwas ſauer. Auf ſolche Art backet eure Aepffel immer fort, biß ihr derſelben gnug habt, nur vergeſſet nicht dieſelben mit Zucker zu beſtreuen.
Apffel auf eine andere Manier gebacken.
Wenn ihr die Aepffel ſauber geſchelet, ſo ſchneidet ſie als Thaler; machet mit einem darzu gehoͤrigen Aepffel-Stecher mitten ein Loch durch, damit es wie ein Krantz werde, und laſt ſie fein trocken in Geſchirr liegen. Die Klare hierzu iſt alſo zuhereitet: Thut Mehl in Weiß-Bier, macht einen nicht gar zu ſtarcken Teig, ſchlaget 4. Eyer drein, und ruͤhret es gantz klar ab; gehackte Muſcaten-Bluͤten und ein bißgen Zimmet muͤſſen auch drunter kommen. Hierauf ſetzet Schmaltz uͤbers Feuer, laſt es heiß werden, gieſſet deſſelben einen EßLoͤffel voll in die Klare, und ruͤhret alles wohl unter einander. NB. Dieſes bißgen Schmaltz machet die Klare lucker, daß ſie nicht nur auff laͤufft, ſondern auch hart anzugreiffen wird. Gieſſet endlich ſolche Klare auf die Aepffel, leget dieſe in das heiſſe Schmaltz, und zwar ſo viel, als ihr auf einmahl daraus zu backen vermeynet, fahret mit Backen fort, biß ſie alle ſeyn. Beym Anrichten habt ihr zu mercken, daß die Aepffel ſauber und ordentlich muͤſſen auf eine Schuͤſſel geleget, [Spaltenumbruch]
Apffel
mit Zucker beſtreuet, und mit allerhand Blumenwerck oder Lorbeer-Blaͤttern beſtecket werden.
Apffel gebacken noch auf eine andere Art.
Schelet und ſchneidet die Aepffel nach euern Gutduͤncken, und bereitet darzu folgende Klare. Schlaget 4. Eyer in einen Tiegel, ſchuͤttet ſo viel Mehl darein, damit die Eyer als ein ſtarcker Brey koͤnnen geruͤhret werden, gieſſet ein wenig gute Milch darzu, thut auch etwas geriebenen Zucker hinein, und wie vorher gemeldet worden, ein wenig Schmaltz. Leget hierauff die Aepffel, nachdem ſie in der Klare geweſen, Stuͤckweiſe in das heiſſe Schmaltz, laſt ſie fein Gold-gelb backen, und continuiret damit, biß ihr der Aepffel ſatt habt.
Apffel geſchrepffte.
Hierzu gehen zwar alle Aepffel an, jedoch, die ſaͤuerlichen Geſchmacks ſind, taugẽ am allerbeſten. Schelet ſolche Aepffel, ſchneidet ſie in 4. Stuͤcke, hacket mit dem Meſſer gantz ſubtile Strichlichen drauf, und ſetzet ſie in eine Schuͤſſel ordentlich herum. Wenn nun die Schuͤſſel voll uͤberleget worden, ſo gieſſet Wein druͤber, laſt ſie auf dem Kohl-Feuer kochen, ſtreuet kleine geſchnittene Citronen-Scheller, wie auch klar gemachten Zucker darzu, welches alles wieder durch einander kochen muß; letzlich thut kleine Roſinen, die ſauber gewaſchen und geleſen worden, hinein; Da auch die Aepffel weich ſeyn, nehmet ſelbige vom Feuer, ſtreuet Zucker und Zimmt daruͤber, und ge-
bet
(0065)
[Spaltenumbruch]
Apffel
bet ſie hin. Mercket hierbey, daß dieſes Gericht warm und kalt kan genoſſen werden.
Apffel geſchreckte.
Die Zubereitung dieſer Aepffel iſt wie die vorige; nur wenn man ſie anrichten und hingeben will, wird braune Butter druͤber gebrannt, und dieſes heiſſet geſchrecket.
Apffel geſultzte.
Man ſchelet Borsdorffer-Aepffel fein ſauber, u. laͤſt die Stile dran bleiben. Darnach wird in einem Einmach-Keſſel etwas Waſſer, nebſt ein halb Pf. Zucker gethan, welches auf dem Feuer durcheinander kochen muß, auch ein wenig Wein dran gegoſſen, ingleichen Citronen-Scheller, und geſchnittener Zimmt hinein geworffen. Hierauf werden die Aepffel drein geſetzet, welche durch einander daͤmpffen muͤſſen, biß man es gnug zu ſeyn vermeynet. Sind die Aepffel gar, ſo richtet man ſie auff einer Schuͤſſel oder porcelainen Schale ordentlich an, geuſt die Sauce druͤber her, ſtreuet Zimmet drauff, und laͤſt ſie erkalten. Beym Anrichten ſoll man ſie mit Citronen belegen, und mit geſchnittenen Citronen-Schellern beſtreuen.
Apffel geſultzte auf eine andere Art.
Hierzu gehen alle Aepffel an, doch ſind die Borsdorffer die beſten. Dieſe muͤßt ihr ſchelen und den Kriebs oder Kern heraus ſtechen. Setzet rothe Weinbeeren mit rothen Wein zum Feuer; laſt ſel[Spaltenumbruch]
Apffel
bige kochen, und ſtreichet ſie hernach durch ein Haar-Tuch in einen Tiegel. Fuͤllet hierauff die Aepffel ſtatt des Kriebſes mit eingemachten Citronat, ſetzet dieſe in die vorbenamte Bruͤhe, laſt ſie kochen, thut viel Zucker drein, ſonſt geſtehet es nicht. Wenn ſie nun gar, muͤſſet ihr ſolche mit einer Schaum-Kelle heraus auff eine Schuͤſſel legen, dieſe Bruͤhe druͤber gieſſen, auch klein geſchnittene Citronen-Scheller oben her ſtreuen, und ſo es erkaltet, auftragen laſſen.
Apffel gefuͤllte.
Die Aepffel muͤſſen vorher, ehe du ſie ſcheleſt, ausgehoͤlert werden, auf daß ſie nicht zerſpringen. Aus andern Aepffeln ſolt du auf folgende Art eine Fuͤlle machen; hacke dieſelben klein, roͤſte ſie ein wenig in Butter, ſchneide abgezogene Mandeln, Piſtacien, CitronenScheller, kleine Roſinen und Zim̃t drunter, miſche dieſes alles mit Zucker wohl unter einander, und feuchte die Fuͤlle mit guten, Wein an. In die außgehoͤleten Aepffel thue alsdenn die Fuͤlle, ſetze Wein und etwas Waſſer auffs Feuer, in welchen Zucker und Zimmet muß geſchuͤttet werden. Weñ es kocht, ſetze die Aepffel ordentlich hinein, und laß ſie alſo kochen, biß ſie weich ſind; Doch NB. duͤrffen ſie nicht zerfahren. Faſſe letzlich die gekochten Aepffel mit einer flachen Anricht-Kelle fein gantz an, ſetze ſie ordentlich in die Schuͤſſel hinein, geuß die Bruͤhe druͤber, laß es noch ein wenig auf einem KohlFeuer ſieden, ſtreue Zucker und Zimmet drein; denn koͤnnen ſie zu Tiſche getragen werden.
Apffel
(0066)
[Spaltenumbruch]
Apffel
Apffel gefuͤllte auf eine andere Art.
Man ſchneidet von ſauber geſchelten Aepffeln oben die Teckel weg, machet ſie hohl, fuͤllet ſolche mit einer Fuͤlle, die aus andern gantz klein gehackten, mit Zucker, Zimmet und 1. Ey vermiſchten Aepffeln zubereitet werden, und decket ſie mit dem Deckel wieder zu. Hierauf wird eine Klare nur von lauter Wein verfertiget, Schmaltz in einer Pfanne uͤber dem Feuer heiß gemachet, und die Aepffel, nachdem ſie geſchwinde durch die Klare gezogen woꝛden, ins heiſſe Schmaltz geworffen, darinne ſie gehling ein wenig anlauffen muͤſſen. Wenn man nun dencket, daß ſie gnug haben, koͤnnen ſelbige mit einem Schaum-Loͤffel ausgefangen, in eine Schuͤſſel geleget, Wein dran gegoſſen, Zucker, Zimmt und kleine geſchnittene Citronen-Scheller daruͤber geſtreuet, und auff ein Kohl-Feuer geſetzet werden, woſelbſt ſie ein wenig kochen muͤſſen, biß ſie weich werden. Beym Anrichten wird wieder von neuen Zucker und Zimmt druͤber geſtreuet, auch die Garniture nach der Zeit und eines jeden Gelegenheit eingerichtet.
Apffel-Strauben.
Wenn geſchelte Aepffel in Stuͤckgen geſchnitten worden, machet man darzu folgende Klare; Wein und Mehl ſind alſo durch einander zu vermiſchen, daß es nicht gar zu dicke als ein Brey werde; ſolches geuß in eine Schuͤſſel oder Tiegel, wirff die Aepffel alle hinein, und ruͤhre es wohl durch einander. Ferner thue mit [Spaltenumbruch]
Apffel
einem ſpitzigen Holtz etliche Stuͤcke von ſolchen Aepffeln, (nachdem man die Strauben groß haben will) und etwas von der Klare in eine Kelle, ſetze ſelbige in heiß gemachtes Schmaltz, ſtreiche mit einen hoͤltzern Span diejenigen Aepffel, ſo in der Kelle geweſen, ins Schmaltz, damit ſie alle fein zuſammen kleben, mit welcher Arbeit ſo lange anzuhalten, biß deren gnug ſeyn. Mercke aber hierbey, ſo bald ſie aus dem Schmaltz kommen, muß gleich Zucker, weil die Klare zu ſauer iſt, daruͤber gerieben werden; alsdenn kanſt du ſie ſauber und ordentlich anrichten, mit ſchoͤnen Blaͤttern und Blumenwerck zieren und hingeben.
Apffel gedaͤmpffte.
Die Kriebſe muſt du erſt aus denen Aepffeln heraus ſtechen; Hernach laß ein wenig Butter in einen Tiegel oder Torten-Pfanne nicht gar zu braun werden, ſetze die Aepffel drauff, mache oben und unten Feuer, welche ſo lange daͤmpffen muͤſſen, biß ſie gnug haben. Thue ſie hierauff in eine Schuͤſſel, geuß Wein drauff, ſtreue Zucker und Zimmt druͤber, ſo ſind ſie fertig.
Apffel-Muß.
Geſchelte und klein geſchnitene Aepffel thut man in einen Topff, geuſt ein wenig Waſſer darzu, und laͤſt ſie kochen; wenn ſolche bald gar, muͤſſen ſie klein gerieben, Zucker, kleine Roſinen, Zimmet und ein Stuͤckgen ausgewaſchene Butter dran gethan, und alles wohl durch einander gerieben werden. Auf einer Schuͤſſel wird dieſes Eſſen
fein
(0067)
[Spaltenumbruch]
Apffel
fein ordentlich angerichtet, mit Zucker und Zimmet beſtreuet und hingegeben.
Apffel-Muß gebacken.
In einen Topff oder Hafen werden geſchelte Aepffel gethan, Waſſer und Wein darauf gegoſſen, und zum Feuer geſetzet. So bald ſolche weich gekocht ſeyn, muß man ſie durch einen Durchſchlag in einen Reibaſch treiben, ein wenig gerieben Brodt in Butter geroͤſtet, auch Zucker und Zimmt dran thun, und alles wohl durch einander ruͤhren. Wenn dieſes geſchehen, ſollen noch von 4. Eyern die Dotter, und 3. gantze Eyer drein geſchlagen, und ſelbige gleichergeſtalt fein untergeruͤhret werden. Nun iſt auch zu ſorgen fuͤr einen feinen Krantz, welchen man von guten Teig um eine Schuͤſſel machen kan. Es dienet aber dabey dieſes zur guten Vorſorge: Damit der Teig, weil er duͤñe iſt, nicht in die Schuͤſſel lauffe, ſo muß von einem harten Teig ein Raͤndgen, das etwas hoch und ſauber gezwinckt iſt, inwendig um die Schuͤſſel geleget, das inwendige der Schuͤſſel mit ein wenig Butter geſchmieret, das Abgeruͤhrte hinein gegoſſen, und ſolches in einen geheitzten Back-Ofen geſetzet werden. Nachdem das Muß gar gebacken und fertig, ſoll man es mit Zucker beſtreuen und auffs beſte auszieren.
Apffel Aumelette, ſiehe Aumelette von Aepffeln.
Apffel duͤrre zu kochen.
Nehmet geſchelte duͤrre Aepffel, [Spaltenumbruch]
Apffel Apollo
gieſſet Wein und Waſſer drauf, und laſſet ſie eine Stunde darinne weichen. Hernach ſetzet ſelbige mit den darauff gegoſſenen Wein und Waſſer zum Feuer, wovon ſie nur daͤmpffen muͤſſen. Wann ſie weich ſind, ſo richtet ſolche an, ſtreuet Zucker und Zimmet daruͤber, und gebet ſie hin.
Apffel duͤrre zu kochen noch anders.
Setzet geſchelte Aepffel nur mit Waſſer ans Feuer; ſo ſie bald gar, laſſet Butter heiß werden, thut ein wenig Mehl drein, und ruͤhrets durch einander, biß es braun wird: Dieſes gebraͤunte Mehl brennet hernach an die Aepffel, ruͤttelt ſolche wohl durch einander, damit ſich das Mehl nicht auf einer Seite anlege. Wenn ſie angerichtet werden, ſo ſtreuet Zucker druͤber ꝛc.
Apffel-Compôte, ſiehe Compôte.
Apffel-Kammer,
Iſt ein in Leipzig bekanntes und alſo genanntes Gefaͤngniß, worein die liederlichen Weibes-Perſonen und die mit einander ſich rauffende und zanckende Maͤgde beygeſtecket werden.
Aphrodite,
Ein Zunahme der Venus, weil ſie von dem Meer-Schaum ſoll herkommen ſeyn.
Apollonia,
Eine fromme und Gottesfuͤrchtige Jungfꝛau, ſo unter dem Tyranniſchen Kaͤyſer Deciano A. C. 253. in Alexandria als eine Martyrin
leben-
(0068)
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Apollo Arame
lebendig verbrandt ward. Sie ſoll ſelbſt mit Freuden in den Scheiter-Hauffen geſprungen ſeyn. Eu ſeb. Cap. 12. Lib. 6. Hiſt. Eccleſ.
Apollonia,
Eine gelehrte Schweſter des Cornelii van Veen. Sie wird wegen ihrer herrlichen Wiſſenſchafften und vortrefflichen Verſtandes ſehr geruͤhmet. Barlæus ſchreibet viel gutes von ihr in ſeiner 332. Epiſtel an ihren Bruder; hat ihr auch uͤber ihr Bildnuͤß ein ſchoͤnes Epigramma zu Ehren aufgeſetzet. Vid. Sauerbrey Diſſert. d. Fœm. Erudit. §. 1. in Not. Lit. K.
Appelfeldin
Anna Margaretha, eine gelehrte Prieſters Tochter aus der Schweitz, war abſonderlich in der Hiſtorie und Matheſi, worauff ſie ſich ſehr geleget, wohl erfahren. Vid. Paullin. hoch- und wohlgelehrtes Frauenzimmer. p. 21.
Arachne,
Eine kuͤnſtliche Lydiſche Jungfer, ſo gar unvergleichlich ſticken und nehen koͤnnen. Als ſie ſich aber in dieſer Kunſt der Pallas ſelbſten vorziehen wolte, und mit ſelbiger ſich in einen Wett-Streit einließ, nahm die Pallas dieſer ihre Arbeit und zerriß ſie in tauſend Stuͤcken, woruͤber Arachne aus Zorn ſich erhencket, welche hernach die Pallas in eine Spinnewebe verwandelt.
Aramena,
Eine unter dieſen maſquirten Nahmen verſteckte gelehrte und [Spaltenumbruch]
Arc Archi
ſehr kluge Princeßin, aus einem der aͤlteſten und beruͤhmteſten Haͤuſer Teutſchlandes. Sie iſt nicht nur in der Hiſtorie wohl erfahren, ſondern auch eine vortreffliche Poetin, wie die von ihrer hohen Poetiſchen und ſinnreichen Feder entworffene Proben, ſo man zu Zeiten eintzeln erblickt, deutlich ausweiſen.
d’ Arc. Johanna, ſiehe Johanna d’ Arc.
Archidamia,
Die vornehmſte unter denen Spartaniſchen Weibern, eine heldenmuͤthige und mit einem heroiſchen Geiſte begabte Dame. Als die Stadt Lacedæmon von dem Epirotiſchen Koͤnige Pyrrho hefftig gedrucket ward, wurde endlich von denen Spartanern beſchloſſen, daß ſie alles Weibes-Volck aus der Stadt nach Oretam ſchaffen, um der Feinde letzten Sturm abzuwarten. Worauff dieſe heldenmuͤthige Dame, nachdem ſie das ſaͤmtliche Weibes-Volck zuſammen geruffen, und ein Schwerdt um ihre Lenden geguͤrtet, oͤffentlich vor dem Rath und Gerichte trat, und ihre gantze Zunfft folgender Geſtalt behertzt anredte; Schaͤmet euch, ihr feigen Maͤnner, meynet ihr nicht, daß, wenn die Stadt Lacedæmon uͤbergegangen, und alle Maͤnner gleich nieder gefallen, dennoch die Spartaniſchen Weiber noch wohl ſiegen koͤnnen? Welcher Zuruff und behertzter Vortrag ſo viel gefruchtet, daß die Maͤnner zu Sparta nicht nur wiederum friſchen Muth und Hertze bekommen, ſondern auch durch Huͤlffe der Wei-
ber
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Ardoi Areta
ber und Jungfern, ſo ſich in groſſer Anzahl dargeſtellet, die bedraͤngte Stadt tapffer defendirten. Vid. Polyœn. in Stratag. l. 8. Plut. in Lycurg. & Joh. Boter. de Polit. illuſtr. l 9.
Ardoina Anna Maria,
Ein adeliches Frauenzimmer von Meßina, hat ſich zu Rom aufgehalten, und nicht nur die Muſic und Mahler-Kunſt trefflich verſtanden, ſondern auch die Philoſo phie, Rhetoric und Poeſin excoliret, auch unterſchiedene Gedichte nebſt andern Schrifften in Lateiniſcher uñ Italiaͤniſcher Sprache heraus gehen laſſen. Sie ſtarb 1700. d. 29. Decembr. zu Neapolis.
Areta oder Arete,
Des weltweiſen Ariſtippi, ſo ein Schuͤler des Socratis war, grundgelehrte Tochter. Dieſe hatte ſich durch ihre ausbuͤndig groſſe Gelehrſamkeit in gantz Griechenland ſo ſignaliſiret, daß man oͤffentlich vorgab, es muͤſte des Socratis Seele ohnfehlbahr in dieſe Arete gefahren ſeyn. Sie hat ſolche Wiſſenſchafft von ihrem Vater dem beruͤhmten Athenienſiſchen Philoſopho, der der Cyrenæiſchen Secte zugethan war, bekommen, und ihre Wiſſenſchafften in denen Waͤldern und Athenienſiſchen Academien uͤber 25. Jahr lang oͤffentlich ihren Zuhoͤrern, worunter ihr eigener Sohn Ariſtippus geweſen, mitgetheilet, auch nach ihres Vaters Tode hundert und zehn Auditores in der Natural- und Moral Philoſophie von jhm zu perfectioniren uͤbernom̃en. Doch hat ſie nicht nur allein muͤnd[Spaltenumbruch]
Arethu Areto
lich gelehret, ſondern der Welt auch in die 48. Buͤcher von unterſchiedenen Materien, worunter die vornehmſten ſind 1) vom Leben Socratis, 2) von der Kinder-Zucht, 3) von der Athenienſer-Kriege, 4) von der Ungluͤckſeligkeit der Weiber, 5) von dem Acker-Bau der Alten, 6) von den Wundern des Berges Olympi, 7) von der Bienen Kunſt, 8) von der Eitelkeit der Jugend, 9) von der Muͤhſeligkeit des Alters, u. d. g. m. hinterlaſſen. Endlich iſt ſie in dem 77. Jahre ihres Alters geſtorben. Die Athenienſer haben ſie mit folgender Grabſchrifft beehret, welche aus der Welſchen Sprache etwan alſo uͤberſetzet lautet:
Areten trifft man hier, der Griechen Zierrath, an, Von welcher man mit Recht und ſicher glauben kan, Es haͤtt ihr Ariſtipp den Kiel, Homer den Geiſt, Die Helena den Glantz, der wundernswuͤrdig heißt, Und Tirma nach dem Tod die Vorſchrifft keuſch zu leben, Hingegen Socrates die Seele wohl gegeben.
Arethuſa,
Des Nerei und Doridis Tochter, eine Jagd-Nymphe und Gefehrtin der Diane, welche, als ſie der Alpheus verfolgte, und ihr uͤberall nachgieng, von der Diana in einen Brunnen verwandelt worden.
Aretophila,
Von Cyrena, ein ſehr gelehrtes und beredtes Weib, hat ſo vortreffliche Worte fuͤhren koͤnnen, daß ſie,
wie
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Areuſo Argen
wie Plutarchus ruͤhmet, mit dero Lieblichkeit des grauſamen Tyrannens Nicoſtrati Zorn ſtillen und beſaͤnfftigen koͤnnen, auch ſonſten durch ihre Geſchicklichkeit und Tugenden ſehr viel Gutes ausgerichtet. Vid. D. Joh. Esber. Mulier. Philoſophant. lit. c. 2. b.
de Areuſo
Alfiere Catharina, eine rechte Heldenmuͤthige und Heroiſche Jungfer, ſie war von Biscaja, ſpꝛang aus einem Cloſter, und machte ſich an den Spaniſchen Hoff, allwo ſie ſich lange Zeit in Maͤnnlichen Kleidern auffgehalten, biß ſie ſich endlich unter die Miliz begab, viele und groſſe Schlachten mit lieffern halff, und allezeit darinnen victoriſiret. Sie ſoll ſehr groß von Leibe geweſen ſeyn, und zu einer Weibes-Perſon viel zu ſtarcke Glieder gehabt haben, und zwar alſo, daß man ſie eher vor eine Manns-als WeibesPerſon angeſehen. Ihre Bruſt ſoll gleich und eben, wie eines Mannes, geweſen ſeyn, welche ſie, wie ſie ſelbſt dem Petr. Du Vall, der ſie zu Rom geſprochen, geſtanden, mit einem gewiſſen Pflaſter, ſo ihr von einem Italiaͤner gegeben worden, ausgetrocknet und gleich gemacht. Ihr Habit iſt allezeit ein Spaniſches Manns-Kleid geweſen, und ſoll ſie ihrem Geſichte und gantzen Weſen nach mehr einem Verſchnittenen als einem Weibes-Bild gleich geſehen haben. Vid. Petr. Du Vall. Itiner. T. IV. Epiſt. 171.
Argentaria Polla,
Des vortrefflichen Spaniſchen Poetens Lucani Ehe-Weib, eine [Spaltenumbruch]
Argia Argiel
gelehrte Poetin, ſo wegen ihrer Erudition und Schoͤnheit ſehr beruͤhmt war. Sie ſoll ihrem Mañ Lucano in ſeinen Pharſaliis nicht allein geholffen, ſondern auch die erſten drey Buͤcher, die ihre voͤllige Approbation noch nicht gefunden, mit einem gleichmaͤßigen netten und pathetiſchen Stylo verbeſſert haben. Uberdieß iſt ſie in Epigrammatibus ſehr gluͤcklich geweſen; Baptiſt. Fulgoſ. L. 8. c. 3. Papinius Statius hat ihr in einem gewiſſen Carmine ein groſſes Lob beygeleget L. II. Sylv. Genethl. Lucan. it. Martialis Lib. X. epigram. 64. Nach dem Tode ihres Lucani, dem der Tyranne Nero die Adern ſchlagen lieſſe, ſoll ſie ſich, wie einige wollen, an den Statium verheyrathet haben. Sidonius Apollinaris ſcheinet darauf zu zielen. Vid. Carm. XXIII.
Argia,
War des Adraſti, der Argiven Koͤnigs, Tochter, ſo er mit der Polynice erzeuget, ſo von dem Tyrannen dem Creonte, als ſie ihren in Krieg erſchlagenen Mann begraben wolte, getoͤdtet ward.
Argia Coronia, ſiehe Coronia.
Argiel
Anna von, eine gelehrte Graͤfin aus Spanien, ſie hat in ihrer Mutter-Sprache ein Buch geſchrieben, welches betittelt wird: El alma de incomparable S. Auguſtini, Sacade del cuerpo de ſus Confeſſiones zu Antwerpen An. 1622. Hendr. in Pandect. Brandenburg. pag. 264. ſeq.
Ariadne,
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Ariad Arioſti
Ariadne,
Die Tochter des Minois Koͤnigs in Creta, von ſehr ſchoͤner Geſtalt, gab dorten dem Theſeus, welcher in dem Labyrinth geworffen wurde, aus Liebe einen langen Faden, durch deſſen Huͤlffe er ſich gluͤcklich wieder heraus halff. Nachdem er aber ſelbige entfuͤhret, ließ er ſie ſolcher Wohlthat vergeſſend, auff der Inſul Chio ſitzen; zuletzt hat ſie der Bacchus noch geheyrathet.
Arien-Buch, ſiehe SingeBuch.
Arignote, oder Arignete,
Von Samus, eine Schuͤlerin Pythagoræ Majoris und der Theano. Zwingerus in Theatr. Vit. Hum. T. V. l. 1. p. 1197. b. Uber ihre Philoſophiſche Wiſſenſchafft, die ſich abſonderlich in der Pythagoriſchen Secte hervor gethan, iſt ſie auch eine vortreffliche Poetin geweſen; Denn, wie Suidas berichtet, hat ſie Bacchica oder de Cereris myſteriis Epigrammata, wie auch Initia Bacchi geſchrieben. Menagius in Hiſtor. Mul. Philoſoph. p. 53. Sie hat auch des Dionyſii res geſtas heraus gegeben. Clem. Alexandr. l. 4. Stromat. p. 381.
Arioſti
Magdalena Salaroli, eine Graͤfin aus Italien und gute’ Poetin, hat geſchrieben ein welſches Gedichte: La Converſione di S. Maria Magdalena diviſo in canti quattro genannt, und ſolches der beruͤhmten Poetin Lauræ dediciret. Laurentius Legatus hat es unter ſeinen Wercken mit heraus gege[Spaltenumbruch]
Ariſta Armu
ben, wie Gregor. Leti in ſeinen l’Italia regnante, P. III. L. II. p. 182. berichtet.
Ariſtarete,
Des Nearchi kuͤnſtliche Tochter, eine vortreffliche Mahlerin ihrer Zeit, ſo einen kuͤnſtlichen und Wundernswuͤrdigen Æſculapium verfertiget. Vid. Lotichii Gynæcolog. p. 128. & Sandrarts deutſche Academie T. II. L. 1. c. 7 p. 46.
Ariſtoclea, ſiehe Themiſtoclea.
Arm-Band,
Iſt eine von goldnen Ketten, Perlen, oder rothen Corallen an einander geſetzte und hengende Schnure, einfach odeꝛ doppelt, auch mehrfach, ſo das Frauenzimmer um die Haͤnde zu binden pfleget. Dergleichen Schmuck war ſchon im alten Teſtamente bekannt, und wurden die Arm-Baͤnder nicht nur von denen Weibes-Bildern, ſondern auch von dem Manns-Volck, als von dem Saul und andern Voꝛnehmen im Lager, Num. XXVI. v. 50. getragen. Alſo draͤuete dort der Herr denen Weibern ihre ArmSpangen oder Arm-Baͤnder weg zu nehmen. Eſai. XII. v. 19.
Arm-Ketten, ſiehe Ketten.
Arm-Schnaͤllgen,
Seynd kleine von Gold und Diamanten verſetzte Schnallen, mit dem darzu gehoͤrigen Vor-Riegel, werden insgemein auf ſam̃etne Baͤnder geſetzet und um die Haͤnde angeſchnallet.
Armuſin,
Iſt ein Frantzoͤiſcher ſeidner
Zeug,
Frauenzim̃er-Lexicon. D
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Arrhia Artemi
Zeug, von gedreheten runden Faden, glatt und ohne Muſter, von unterſchiedener Guͤte, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrer Auskleidung zu bedienen pfleget.
Arrhia,
War ein gelehrtes Weib, ſo in der Medicin wohl erfahren geweſen, hat den Platonem fleißig geleſen, und unter dem Roͤmiſchen Kaͤyſer Alexandro Seuero gelebet. Me nag. in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 20. n. 47. Galenus in ſeinem Buch de Theriaca ruͤhmet ſelbige ſehr.
Arria,
Eine edle und behertzte Roͤmerin, des Pæti Weib, welche, als ihr Mann zum Tode verurtheilet wurde, aus Liebe zu ihm ſich vorher den Stahl durch die Bruſt ſtach, und nachdem ſie ſelbigë heraus gezogen, dem Manne uͤbergab, mit der Vermahnung und dem behertzten Zuruff, er ſolte nach ihrem Exempel tapffer ſterben.
Arſinoë,
Des Ptolomæi Lagi Tochter, und Gemahlin des Macedoniſchen Koͤnigs, war die ſchoͤnſte Dame zu ihrer Zeit, ſo den Lyſimachum und Philippum gebohren. Ihr Bruder Philadelphus bauete ihr zu Ehren eine Stadt, ſo er nach ihrem Nahmen benennte.
Artemiſia,
Ein in der Artzney-Kunſt ſehr gelehrtes Weibes-Bild, von welcher der Beyfuß ſeinen Nahmen bekommen, und welche auch ei[Spaltenumbruch]
Artemiſia
ne Dialecticam geſchrieben. Vid. Lotichium von Perfection des Frauenzimmers. pag. 133. Hiernechſt hatte ſie einen rechten heroiſchen Geiſt. Deñ als ſie dem Xerxes wider die Griechen zu Huͤlffe kam, war ſie ſelbſt diejenige, ſo in der Schlacht den erſten Angriff thate; Daher auch Xerxes hernach geſagt: Die Maͤnner waͤren bey der Schlacht Weiber, die Weiber aber Maͤnner geweſen. Vid. Juſtin. L. II. c. 12. Polyœn. l. 8. Sie war des Mauſoli der Carier Koͤnigs Gemahlin, welche ihren Mann ſo uͤbernatuͤrlich geliebt, daß ſie nicht nur mit ihm wieder ſeine Feinde in Krieg gezogen, und tapffer mit gefochten, ſondeꝛn auch nach ſeinem Abſterben ſeinen zu Pulver und Aſche verbrannten Leib taͤglich in Weine getruncken, ihm auch uͤberdiß ein ſolch koſtbahres und praͤchtiges Grabmahl aufrichten laſſen, daß noch heute zu Tage alle GrabMaͤhle, ſo praͤchtig erbauet ſind, nach ihres verſtorbenen Mannes Nahmen Mauſolea genennet werden. Plinius l. 36. Hiſtor. Natural. c. 5. & Gellius lib. 10. Noct. Attic. c. 18.
Artemiſia
Gentileſca, von Neapolis, war eine vortreffliche virtuoſe Kuͤnſtlerin in Mahlen, ſo viel ſchoͤne Stuͤcke verfertiget. Vid. Sandrarts teutſche Academie T. II. l. 2. c. 22. p. 203.
Artemiſia,
Des beruͤhmten Philoſophi Diodori Coronis gelehrte Tochter, die der H. Hieronymus ſehr ruͤhmet. Vid. Menag. in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 35. N. 60. Siehe Coroniæ.
Artemi-
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Arte Artiſ
Artemiſia,
Koͤnig Xerxis Gemahlin, ein ſolches hoch verſtaͤndiges und erfahrnes Weibs-Bild, daß der Koͤnig, wenn er im Rath eine wichtige Sache abhandeln wollen, ſie allezeit darzu erfodern laſſen, und ihr Gutduͤncken jedesmahl vor das beſte gehalten. Vid. Joh. Frauenlob in der Lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber p. 5.
Artiſchocke,
Cinara, Artichaud, iſt ein bekannt Garten-Gewaͤchs. Man findet deren dreyerley Sorten, ſo hier zu ſpecificiren, nicht noͤthig. Dieſe Frucht ſiehet aus wie ein DiſtelKopff, traͤget eine Purpurfarbene roͤthlichte Blume, faſt wie der wilde Saffran, und will ein ſehr warmes uñ darbey nitrœſes Land haben. Delicate Maͤuler machen ſich viel draus, und halten ſelbige vor eine geſunde und angenehme Speiſe. Sonſt ſchreibet man ihr dieſe Krafft zu, daß ſie Venerem ſtimuliren, und renes & veſicam von Schleim purgiren ſollen; zu dem Ende werden ſie in Franckreich, wenn nur die faͤſerichte Subſtanz weggeſchnitten worden, des Morgens nuͤchtern, mit Saltz und Pfeffer bey einem Glas Wein roh genoſſen. Weil ſelbige auch in dem regard ein Antiſcorbuticum mit abgeben, bedienen ſich die Frantzoͤiſchen Chirurgi ſolcher bey denen Gonorrhæiſten beyderley Geſchlechts mit groſſen Nutzen. Iſt alſo Schade, daß ſie von Medicis nicht fleißiger zur Artzney, als zur Mahlzeit gebraucht werden. Unſere Koͤche richten ſie unterſchiedlich [Spaltenumbruch]
Artiſchocken
zu. 1) Mit Muſcaten-Bluͤten, 2) mit einer Spargel-Bruͤh, 3) mit gruͤnen Erbſen, 4) gefuͤllet, 5) gefuͤllt auf eine andere Art, 6.) dergl. noch auf eine andere Art, 7) gebacken, 8) mit Maͤhren und gruͤner Peterſillie, 9) roh zu bereitet.
Artiſchocken mit MuſcatenBluͤten.
Es muͤſſen denen Artiſchocken der Stiel und die Spitzen an denen Blaͤttern abgeſchnitten werden. Darnach ſetzet Waſſer in einen Topff oder Keſſel aufs Feuer, wenn es ſiedet, werffet ein wenig Saltz hinein, leget die Artiſchocken auch darzu, und laſſet ſelbige ſo lange ſieden, biß ſie die Blaͤtter, welches die rechte Proba iſt, fahren laſſen, nehmet ſie wieder aus dem Keſſel, und leget ſie in kaltes Waſſer. Setzet hierauf in einer Caſſerole oder Tiegel Fleiſch-Bruͤh (iſts beym Catholiſchen Peterſillien Waſſer) uͤbers Kohl-Feuer, ſtreuet klar geriebene Semmel drein, thut ein viertel Pfund rein gewaſchene Butter darzu, wuͤrtzet ſie auch mit Muſcaten-Bluͤten, und etwas weiſſen Ingber ab, leget die Artiſchocken in die Bruͤhe, und laſt es fein gemaͤhlig unter einander kochen. Es ſoll aber vorhero denen Artiſchocken das inweñdige weiſſe harichte Zeug genommen werden. Meynet ihr nun, daß die Artiſchocken bald genung gekochet haben, und es Anrichtens Zeit iſt, ſo ſetzet die ſchoͤnſte in die mitte, leget die Blaͤtter, welche denen andern Artiſchocken ausgezogen worden, ordentlich auf den Schuͤſſel-Rand he-
rum
D 2
(0074)
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Artiſchocken
rum, ſchneidet die unterſten Boͤden wuͤrfflich, und ſtreuet ſie auf die Artiſchocken, gieſſet auch die Bruͤhe druͤber und gebet ſie hin. Wann die Artiſchocken auf ſolche Art abgeſotten werden, bleiben ſie ſchoͤn gruͤn; denn eben das Saltz in ſiedenden Waſſer erhaͤlt ihnen die gruͤne Farbe. Solte man es aber verſehen, und ſie mit kalten Waſſer zum Feuer ſetzen, ehe und bevor es im Sud, wuͤrde ihre natuͤrliche gruͤne Farbe bald verlohren gehen und ſie gantz blaß ausſehen. Und dieſer Vortheil iſt nicht nur bey denen Artiſchocken, ſondern auch bey allen andern gruͤnen Garten-Gewaͤchſen gluͤcklich zu practiciren.
Artiſchocken mit einer Spargel-Bruͤh.
Kochet die Artiſchocken auf die vorher beſchriebene Art ab, thut 3. bis 4. Eyerdotter, nachdem der Artiſchocken viel oder wenig ſeyn, in eine Caſſerole, werfft eine MeſſerSpitze weiſſes Mehl drein, und menget es wohl unter einander, gieſſet auch guten Eßig darzu, ingleichen Waſſer oder Fleiſch-Bruͤh, und ruͤhret es fein klar ab. Darnach thut ein gutes Stuͤck Butter und Gewuͤrtz hinein, ruͤhret es abermahl fein durch einander, ſetzet es uͤbers Feuer, und gieſſet mit einer Kelle ſo lange, bis es anfaͤngt dicke zu werden: Wenn es nun ſieden will, ſo troͤpfflet etliche Tropffen kaltes Waſſer drein, ſonſt rinnt es zuſammen. Setzet endlich die Artiſchocken nach vorigem Bericht ordentlich auf die Schuͤſſel; Die Schuͤſſel aber, wenn die Bruͤh erſt druͤber gegoſſen worden, auf einen [Spaltenumbruch]
Artiſchocken
Dreyfuß, und unter ſelbigen nur etwas heiſſe Aſche, damit es ſich durch einander erwaͤrme, ſprenget auch ein wenig abgeklaͤrte Butter oben her, ſo iſt es fertig. N B. Unter den Dreyfuß darff man kein Feuer thun. Denn wenn es ſolte zum Sud kommen, wuͤrde es gleich zuſammen rinnen. Die garniture betreffend, kan ſelbige nach Gelegenheit der Zeit eingeꝛichtet werden.
Artiſchocken mit gruͤnen Erbſen.
Denen Artiſchocken werden die Blaͤtter etwas kuͤrtzer, als denen vorhergehenden, abgeſchnitten, damit man ſolche wie Paſtetẽ bereiten kan. Iſt vollends das inwendige faͤſichte aus ſelben heraus, aͤhnlen ſie kleinen Paſteten ohne Deckel. Habt ihr nun die Artiſchocken recht abgeſotten, ſetzet ſie alsdenn in eine Caſſerole: zu gleicher Zeit thut auch ein Stuͤck Butter in einen Tiegel, laſſet gruͤne Erbſen eine Weile in der Butter paſſiren, gieſſet Bruͤhe drauf, welches alles zuſammen fein kochen muß. Stoſſet ferner etwas von denen Erbſen mit einem Stuͤckgen ausgewaſchener Butter und Muſcaten-Bluͤten in Moͤrſel, gieſſet die Bruͤhe von den andern Erbſen auf die geſtoſſenen, ruͤhrets durcheinander, ſtreicht es durch ein Haartuch, und ſchuͤttet es uͤber die gruͤnen Erbſen, mit denen ihr die Artiſchocken fuͤllen und uͤberziehen wollet. Setzet hierauf die Artiſchocken hinein, laſt es durch einander kochen; Wenn ſoll angerichtet werden, ſo ſetzet ſie in die Schuͤſſel, fuͤllet die Erbſen drein,
oder
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Artiſchocken
oder wie am zierlichſten damit kan verfahren werden. Es iſt gewiß ein gut Eſſen, das leichtlich niemand verachten wird.
Artiſchocken gefuͤllet.
Die Artiſchocken werden wie vorige zu Paſtetgen gemacht, auch eben alſo gekocht. Darnach nehmet Krebſe 1. Schock, aus einem halben Schock ſchneidet das bittere heraus, ſtoſſet ſolche im Moͤrſel, gieſſet auch, wenn ſie klein genug geſtoſſen, 1 Noͤſſel Rahm oder gute Milch darauf, ſtreichet es zuſam̃en durch ein Haar-Tuch in eine Caſſerole, welche ſo lange muß uͤbers Feuer geſetzet werden, bis es alles zuſam̃en laͤuſt. NB. Vergeſſet ja das umruͤhren nicht, ſonſt brennet es an. Hierauf ſchuͤttet es in einen Durchſchlag, daß das waͤſſerichte alles davon lauffe. Das zuſammen geronnene thut in einen Reibaſch nebſt Gewuͤrtz, Muſcaten-Bluͤten, ingleichen im Milch eingeweichte Semmeln, ſo aber erſt gantz treuge muß abgetrocknet werden, ſchlaget auch 8. Eyer, jedoch nur die Helffte gantz, von denen uͤbrigen nur das Weiſſe drein, ruͤhret alles durch einander, habt Krebs-Butter fertig, und miſchet dieſe ebenfalls drunter, ſo wird ein Krebs-Farce draus. Siedet ferner das andere halbe Schock Krebſe nach gemeiner Facon ab, brechet dieſe aus, und ziehet das ſchwartze Aedrigen, ſo durch den Hals gehet, heraus, ſchneidet ſie als Nudeln; Die Scheren koͤnnen auch ausgebrochen, und das Fleiſch zu dem vorigen vom Haͤlſen gethan werden. [Spaltenumbruch]
Artiſchocken
Endlich blanchirt Kalbs-Milch in heiſſen Waſſer, ſchneidet die gleich den Krebſen, und thut ſelbige nebſt der Kalbs Butter, Krebſen, wie auch abgezogenen und klein geſchnittenen Piſtaches in einen Tiegel, paſſiret es durch einander, ſchneidet Citronenſchelleꝛ und Muſcaten-Bluͤten ꝛc. drunter, uñ druͤckt von einer oder mehr Citronen den Safft drein, ſo iſt das Ragou fertig. Nun muͤſſen mit der vorbeſchriebenen Krebs-Farce die Artiſchocken inwendig, als wie mit einen Teig beleget, von der Fuͤlle drein gethan, oben druͤber ein feiner proportionirlicher Deckel aus der Farce gemacht, dann mit KrebsButter beſtrichen, ſo viel Artiſchocken, als man noͤthig hat, zubereitet, ſelbige in einer Torten-Pfanne geſetzet, im Ofen gebacken, auf einer Schuͤſſel ſauber angerichtet und trocken hin gegeben werden.
Artiſchocken gefuͤllet auf eine andere Art.
Die Zubereitung der Artiſchocken geſchicht auf vorige Art. Darnach wird Kalb-Fleiſch aus der Keule genommen, und wuͤrfflich geſchnitten, auch Trufes in KalbFleiſch-Bruͤh eingeweichet. Ferner ſetzet man Butter in einem Caſſerole oder Tiegel uͤber Kohl-Feuer, thut das zugeꝛichtete Kalbfleiſch hin ein, laͤſts pasſiren, ſchuͤttet klein geſchnittene Citronenſcheller, Muſcaten-Bluͤten, Ingber ꝛc. hinzu, geuſt auch endlich ein wenig Coulis drauf, thut die eingeweichten Trufes drunter, welches alſo mit einander wohl daͤmpffen muß. Ferner macht man eine Klare an, laͤſſet
Schmaltz
D 3
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Artiſchocken
Schmaltz in einem Caſſerole auf dem Feuer recht heiß werden, wirfft die Aꝛtiſchocken, nachdem ſie erſt von auſſen herum in die Klare getaucht worden, ins Schmaltz und baͤcket ſie heraus. Man kan auch wohl durch Huͤlffe eines Pinſels die Artiſchocken-Blaͤtter mit der Klare beſtreichen, denn ſo werden ſie deſto reinlicher. Setzet endlich in eine AnrichtSchuͤſſel die gebackenen Artiſchocken, welche als kleine Paſtetgen ausſehen, druͤcket vorher in ihre Hoͤlen, Citronen-Safft, fuͤllet ſie drauf recht ſauber mit vorbeſagter Ragout, und laſt ſie hurtig auftragen, damit ſie fein warm koͤnnen genoſſen werden.
Artiſchocken gefuͤllet noch auf eine andere Art.
Beſchneidet und kochet die Artiſchocken, wie vorher gemeldet worden, nehmet von einer gebratenen Kalbs-Keule etwas derb Fleiſch, ſchneidet dieſes zum Hachis und hacket Nieren-Talg oder Rinder-Marck klein. Darnach habt Semmel in Milch liegen, druͤcket dieſe fein aus, damit ſie nicht ſo naß bleibe, ſchuͤttet ſolche in einen Caſſerole oder Tiegel, reibet alles zuſammen, thut Gewuͤrtz hinein, ſchlaget 6. Eyerdotter drunter, doch ſo, daß nur die Helffte von Eyweiß darzu genommen werde; ruͤhret dieſes alles wohl durch einander, und gieſſet guten Rahm drein, denn es muß bald ſo dicke als ein Milch-Muß werden, wiewohl es ohnedem, wenns in Ofen koͤmmt, von dem Fett ziemlich weich wird. Machet endlich einen Krantz um eine Schuͤſſel, wie oben beym Aepf[Spaltenumbruch]
Artiſchocken
fel-Muß beſchrieben worden, ſetzet die Artiſchocken in ſelbige, und gieſſet ſo viel von der abgeruͤhrten hinein, daß man von den Artiſchocken nur etwas zuſehen bekoͤmmt, ſchiebet ſie in Ofen und laſt ſie backen. So bald ſolche fertig, muͤſſen ſie zur Taffel getragen, und gantz warm genoſſen werden. Kalt zu eſſen taugen ſie nicht. Denn wenn das Fett gelieffert, wiꝛds gantz hart und unangenehme.
Artiſchocken gebacken.
Schneidet von der ArtiſchockenBlaͤttern die Spitzen ab, und denn ſelbige der Laͤnge nach, durch 4. a 5. Stuͤck. Kochet ſie wie die andern Artiſchocken, bis ſie weich werden, leget ſolche heraus, damit ſie abtrocknen. Gieſſet hernach in einen Caſſerole, darinne Mehl iſt, Milch, ruͤhret es fein klar ab, als einen Milch-Muß, ſchlaget 4. Eyer drein, nachdem man viel Artiſchocken hat, ruͤhret es wieder durch einander, thut Saltz und ein wenig Mußcaten-Bluͤten drunter. Laſſet ferner Schmaltz in einer Pfanne auf dem Feuer heiß werden, gieſſet einen EßLoͤffel voll von dem Schmaltz in die Klare, menget es wohl durch einander, thut die Artiſchocken in die Klare, leget ſie drauf ins heiſſe Schmaltz, und backet ſie fein Goldgelb. NB. Man kan auch die Helffte der Artiſchocken nur unten in die Klare einweichen, damit die obern Spitzen heraus ragen, und alſo backen, ſo ſehen ſie oben gruͤn und unten Goldgelbe.
Artiſchocken mit Maͤhren und gruͤner Peterſillie.
Das Abkochen und Ausbutzen
der
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Aſche
der Artiſchocken, iſt ſchon aus vorhergehender Beſchꝛeibung bekannt. Nun muͤſt ihr die Maͤhren fein rein ſchaben, und in kaltes Waſſer werffen, hernach ſelbige klein, wie Nudeln ſchneiden, heiſſes Waſſer drauf gieſſen, damit der rohe Geſchmack ſich heraus ziehe, und das Waſſer wieder abſeigen. Thut ferner in eine Caſſerole oder Tiegel ein Stuͤck Butter, Muſcaten-Bluͤten, und als denn die Maͤhren, paſſiret ſie ein wenig, werffet gepflockte Peterſillie, wie auch eine Hand voll gantz klar geſiebte Semmel drein, gieſſet guten bouillon oder RindfleiſchBruͤhe darzu, (beym Catholiſchen wird am Freytag Peterſillien-Waſſer, ſtatt der bouillon genommen) laſt es ein wenig aufwallen, leget die Artiſchocken drein, und wenn ſelbige in der bouillon wohl gekocht haben, koͤnnen ſie bekannter maſſen angerichtet, und aufgetragen werden.
Artiſchocken rohe.
Waſchet die Artiſchocken erſt ſauber, und ſchneidet darnach die Spitzen von denen Blaͤttern ab. Ihr muͤſt auch, nach dem ſie groß ſind, jegliche auf 8. Stuͤcke, ingleichen das faſigte mit einem Meſſer heraus ſchneiden, ſelbige dann auf einer Schuͤſſel oder nur Teller anrichten, und nichts, als Saltz und Pfeffer darzu geben.
Aſch, oder Napff.
Iſt ein hart gebranntes, tieff rundes, irrden Gefaͤß, ſo in der Kuͤchen und Haushaltung zu vielerley Dingen kan gebrauchet werden.
Aſche,
Thymus, (Thymallus) Thym, [Spaltenumbruch]
Aſche
ein Fiſch, der im Teutſchen deßwegen dieſen Nahmen bekommen, weil er faſt Aſchenfarbig ausſehen ſoll. Etliche geben vor, ſein Fleiſch rieche nach Thymian, und daher ſey die Lateiniſche Benennung entſtanden. Ich halte es aber vor eine Unwarheit, geſtalt bey vielfaͤltiger Zubereitung dieſer Fiſche, dergleichen guten Geruch ich niemahls empfunden. Vielmehr mag der Lateiniſche Nahme auf die Guͤte dieſer Fiſche abziehlen, weil ihr Fleiſch nicht nur annehmlich, ſondern auch das Schmaltz, als ein treffliches Remedium zu den Brand und boͤſen Augen ausgeſchriehen wird, davon Joel in Praxi nachzuſchlagen. Von Mertz an bis in den Herbſt-Monat ſind ſie am beſten zu verſpeiſen, und werden auf unterſchiedliche Arten zu bereitet: als 1) geſotten, 2) mit einer Butter-Bruͤh, 3) mit Butter-Bruͤh und Eyern abgezogen, 4) mit einer Sardellen-Bruͤh, 5) mit einer Citronen-Bruͤh, 6) mit einer Caper-Soſſe 7) gebacken, 8) marinirt.
Aſche geſotten.
Nachdem die Aſchen auf die Manier wie die Forellen geriſſen, ſauber ausgewaſchen, und Wein-Eßig druͤber gegoſſen worden, koͤnnen ſelbige in einem Keſſel, darinne nicht gar zu ſtarck geſaltzen Waſſer nebſt etwas Wein und Eßig ſeyn muß, aufs Feuer geſetzet, etwas Zwiebeln und Kraͤuter darzu geworffen, und wenn es ſiedet, die Aſche hinein geleget werden. Haben ſie geſotten, muß man ſie herunter nehmen, auf einen Vogen Pappier legen, uñ ein wenig kaltes Waſſer drauf ſpritzen. Man
kan
D 4
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Aſche
kan ſie warm oder kalt eſſen, darzu aber allezeit fꝛiſche Butter und Eßig aufzuſetzen iſt.
Aſche mit einer ButterBruͤh.
Es weꝛden die in Saltzwaſſer geſottene Aſchen in eine Schuͤſſel geleget, geriebene Sem̃el, MuſcatenBluͤten, und klein gehackte gruͤne Peterſillie druͤber geſtreuet, ein gut Theil ausgewaſcheneꝛ Butter dꝛauf geleget, Peterſillien-Waſſer nach Nothdurfft darzu gegoſſen, und ſolche in eben dieſer Schuͤſſel, welche mit einer andern Schuͤſſel zu gedecket iſt, auf ein Kohl-Feuer geſetzet, darinnen ſie nicht nur kochen muͤſſen, ſondern auch unterſchiedliche mahl mit der Schuͤſſel umzuruͤtteln ſind, damit alles durch einander ſich vermiſchen, auch die Bruͤhe fein dicke werde, uñ einen guten Geſchmack bekommen moͤge. Wenn ſie ſollen aufgetragen werden, beſtreuet man ſie mit Semmel, bey Ausrichtungen aber geſchicht die Garniture mit Citronen und Backwerck.
Aſche mit einer ButterBruͤh und Eyern abgezogen.
Wenn die Aſchfiſche abgeſotten worden, ſo thut 6. Eyerdotter, ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, Mußcaten-Bluͤten und klein geſchnittene Peterſillie in einen Topf oder Tiegel, gieſſet etwas von der Bruͤhe, darinne ihr die Aſche geſotten, darzu, ruͤhret es uͤber dem Feuer, biß es anfaͤngt dicke zu werden. Auff der Schuͤſſel, welche ihr zu Tiſche wolt tragen laſſen, rich[Spaltenumbruch]
Aſche
tet darnach die Aſche an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, und laſt ſie auf einen gelinden Feuer durchwaͤrmen, nehmet hierauf von ein wenig zerlaſſener Butter oben das Klare weg, ſprenget es auf die Fiſche, und beſtreuet ſie mit geriebener Semmel.
Aſche mit einer SardellenBruͤhe.
Es haben zwar die Aſche gantz kleine Schuppen; Dennoch muͤſſen ſie bey dieſer Zubereitung beſſern Geſchmacks willen, geſchuppet und wie die vorigen abgeſotten werden. Hierauf weichet etliche Sardellen ins kalte Waſſer, ziehet ihnen, wenn ſie erſt ſauber ausgewaſchen worden, das Fleiſch herab, damit die Graͤten heraus kommen, hacket ſelbiges klein, und thut es nebſt 5. biß 6. Eyerdottern, einem guten Theil gewaſchener Butter, ingleichen Muſcaten-Bluͤten, und weiſſen Ingber zuſammen in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet Wein, Waſſer und etwas von der Bruͤhe, darinne die Aſchſiſche geſotten werden, hinein, ruͤhret dieſes auf dem Feuer ab, biß es dicke wird, und druͤcket von einer Citrone den Safft drunter. Richtet hernach die Fiſche in einer Aufſetz-Schuͤſſel an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, und verfahret ferner mit der Butter- und Eyer-Bruͤh, wie im vorher gehenden gelehret worden.
Aſche mit einer CitronenBruͤh.
Leget dieſe Fiſche nebſt ausgewaſchener Butter in eine Caſſerole oder Tiegel, ſtreuet geriebene Sem̃el drauf, ſchneidet Citronenſcheller
und
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Aſche
und Muſcaten-Bluͤten drein, wie auch von einer Citronen die Scheiben, aus welcher vorhero die Kerne muͤſſen gethan werden, gieſſet drauf Wein und Waſſer, und laſt alles mit einander kochen. Wenn etwa die Bruͤhe nicht dicke genug wird, ſo nehmet ein paar Eyerdotter, und ziehet die Bruͤh damit ab, das geſchicht alſo: ſchlaget die Eyerdotter in ein Toͤpffgen, ſprenget etliche Tropffen Eßig oder Wein darzu, quirlt es klar ab, und ſchuͤttet die Bruͤh von denen Aſchen drunter; es muß aber NB. immer gequirlt werden, und gieſſet endlich die Bruͤh uͤber die Aſchen. Wer ſie will piquant haben, der werffe nur ein wenig Zucker hinein. Bey dem Anrichten ſollet ihr dieſes beobachten: Wenn die abgezogene Bruͤh mit denen Eyern uͤber die Aſche gegoſſen worden, duͤrffen ſie nicht wieder kochen, ſonſt wuͤrde alles zuſammen rinnen, welches dem Geſchmack hernach unangenehm vorkommen moͤchte.
Aſche mit einer CaperSoſſe.
Dieſe ſind nach vorher beſchriebener Aꝛt zu tractiren, nur daß man der Saͤure was abbricht, weil ohnedem die Capern ſauer genug ſeyn.
Aſche gebackene.
Wenn die Aſchegeſchuppet, gekerbet, und auf 2. 3. biß 4. Stuͤcke, nachdem ſelbe groß, geſchnitten ſeyn, muß man ſie einſaltzen, und 1. Stunde im Saltze liegen laſſen. Hernach werden ſie mit einem Tuche abgetrocknet, mit Mehl beſtreuet, und damit um und um gantz [Spaltenumbruch]
Aſche Aſpaſia
weiß gemacht. Letzlich legt man ſie in eine Pfanne, darinne heiß Schmaltz, und baͤcket ſie fein friſch und Goldgelb heraus. Das Anrichten kan nach eines jeden Belieben geſchehn.
Aſche marinirt.
Wie dieſelben ſollen zubereitet und eingeleget werden, iſt hier unnoͤthig anzufuͤhren. Wer dergleichen Fiſche zu mariniren Luſt hat, darff ſich nur in allen richten nach derjenigen Beſchreibung, welche oben beym Aal ausfuͤhrlich iſt abgehandelt worden.
Aſchern Garn,
Heiſſet den geſponnenen und in Strehne geweifften Flachs oder Werck in einem groſſen Keſſel uͤber dem Feuer mit Lauge, Aſche, Unſchlitt und Hafer-Stroh ſieden und kochen.
Aſpaſia,
Des Axiochi, oder wie einige wollen, des Pythagoræ gelehrte Tochter von Mileto aus Aſien. Dieſe war ſo erfahren, daß ſie den Periclem in der Rhetorica, den Socratem aber in der Philoſophie unterwieſen, welches ihr ſo viel Ruhm und Ehre erworben, daß ſie Sophiſtria und Eloquentiæ Magiſtra genennet ward. Hiernechſt hatte ſie einen vortrefflichen Geiſt zur Poeſie, wovon Herodicus Cratetius ſehr viel an das Licht gebracht. Dieſe ihre vortreffliche Wiſſenſchafft und Beredſamkeit hatte den beruͤhmten Fuͤrſten und Redner Periclem endlich ſo weit gebracht, daß er ſich mit ſelbiger in ein Ehe-Buͤndniß ein-
gelaſſen
D 5
(0080)
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Aſſeburgia
gelaſſen. Es hat aber ſolche Heyrath denen Peloponneſern und Samiern gar ungluͤckliche fata zu wege gebracht, weil Pericles auf der Aſpaſiæ ſchmeichelndes Zureden, ſelbige mit einen harten Kriege uͤberfallen. Die groͤſten Philoſophi ſelbiger Zeit beworben ſich um ihre Freundſchafft, ja der Koͤnig Cyrus hielte ſie wegen ihrer vortrefflichen Qualitæten ſo hoch, daß er einer von ſeinen Maitreſſen, die er vor allen andern liebte, den Nahmen Aſpaſia beylegte. Ihre Apophtegmata und Chrien ſind in beyden Sprachen, nehmlich Griechiſch und Lateiniſch, A. 1556. in 8. an das TageLicht kommen. Plutarchus in Pericle ruͤhmet ſie ſehr. Vid. Lotich. d. Nobilitat. Fœm. p. 126. Menag. in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 6. 7. & 8.
Aſſeburgia Roſemunda Juliana,
Ein Adel. Fraͤulein, A. 1672. gebohren, ſo ihꝛem Voꝛgeben nach, mit allerhand unmittelbaren Erleuchtungen, goͤttlichen Geſichtern, und himmliſchen Offenbahrungen begabet geweſen. Es ſind ihre ſo genannten Bezeugungen durch D. Peterſen, unter dem Titul: SendSchreiben an einige Theologos und Gottsgelehrte, betreffend die Frage: Ob GOtt nach der Auffarth Chriſti nicht mehr heutiges Tages durch goͤttliche Erſcheinungen den Menſchen-Kindern ſich offenbahren wolle, und ſich deſſen gantz begeben habe? A. 1691. heraus gegeben worden, worinnen zugleich ihr Lebens-Lauf enthalten. Sie ſoll drey Haupt-Viſiones ge[Spaltenumbruch]
Aſſemblee Aſſiſin
habt haben, als die erſte A. 1670. im ſiebenden Jahre ihres Alters, da ſie Chriſtum in Geſtalt einer Jungfer erblicket; die andere A. 1684 im 12ten Jahr ihres Alters, da ſie Chriſtum, bald als einen gecreutzigten, bald als einen zur Herrlichkeit des Vaters erhoͤheten JEſum geſehen, in welchem Geſichte ihr auch das Erloͤſungs-Blut JEſu gezeiget worden; und die dritte An. 1687. im 15. Jahr ihres Alters, da GOtt der Vater ſich ihr auch offenbahret gehabt, doch mit verdeckten Geſichte. Ihre Lehren ſind dem Chiliaſmo, indifferentiſimo und Naturaliſmo zugethan geweſen. Ihr gantzes quackeriſches Weſen, hat Johann Winckler in Hamburg, in ſeiner Schrift wieder die Aſſeburgiſchen Bezeugungen wiederleget, D. Feuſtking aber hat ihr voͤlliges Portrait in ſeinem Gynæceo Hæretico-Fanatico p. 141. ſeqq weitlaͤufftig aufgewieſen.
Aſſemblée,
Heiſſet eine Verſammlung oder Zuſammenkunfft, ſo bey den Hoͤfen oder vornehmen Miniſtern auch privat Perſonen angeſtellet wird, allwo ſich die Dames und Cavalliers im Tantzen, Spielen oder andern Luſtbarkeiten zu divertiren pflegen.
Aſſiete,
Iſt ein tieffer Teller, auf welchen die Sallate oder eingemachten Duͤtſchen aufgeſetzet werden.
Aſſiſinas Agnes,
Eine gelehrte teutſche Jungfrau, war eine Nonne S. Claræ, lebete im 13. Seculo, ums 20. Jahr, und hinterließ Epiſteln ad S. Claram
&
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Aſtarte Aſtya
[&] ad Collegium ſuorum. Vid. [H]enrici Villot Catalog. & Hend[re]ich in Pandect. Brandenb. p. 312.
Aſtarte, ſiehe Oſtra.
Aſterie,
War eine Tochter des Cei, [m]it welcher der Jupiter buhlete. Sie [w]ard von ſelbigem, als er in Geſtalt [ei]nes Adlers zu ihr kommen, geſchwaͤcher, und gebahr ihm den Her[-] [c]ulem. Endlich aber iſt er ihrer [uͤ]berdruͤßig worden, und als ſie ſei[n]en Haß vermerckte, auch deßwe[g]en vor ihm flohe, ward ſie durch [H]uͤlffe der Goͤtter in eine Wachtel [v]erwandelt.
Aſt-Loch,
Heiſſen diejenigen kleinen Loͤcher [i]n der Leinwand, Coron, Neſteltuch [o]der Schleyer, ſo bey Webung deſ[ſe]n wegen des geriſſenen oder knoͤ[t]igten Fadens verurſachet werden.
Aſtræa,
Des Jupiters und der Themis [T]ochter, ward wegen der Billigkeit, [s]o ſie im Richten verſpuͤhren ließ, [z]ur Goͤttin der Rechte und Gerech[t]igkeit ernennet. Sie wird abge[m]ahlet mit verbundenen Augen, in [e]iner Hand haltend ein Schwerdt, [i]n der andern aber eine Waage.
Aſtyaniſſa,
Der ſchoͤnen Helena Auffwaͤrte[r]in, eine zwar kluge, doch ertz geile Weibes-Perſon, iſt die erſte gewe[ſ]en, ſo ein gantzes Buch von aller[h]and geilen Poſituren und Arten [d]er Liebes-Schulen geſchrieben. [V]id. Henrich Kornmann in monte [V]eneris. c. 48. p. 270.
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Atalanta Athan
Atalanta,
So auch nach ihrem Vater Jaſis benennet ward, eine Jungfer in Arcadien und fluͤchtige Jaͤgerin, hat dem groſſen Schwein, ſo in Ætolien uͤbel hauſiret, den erſten Fang gegeben, weßwegen des Koͤnigs Oenei Sohn Meleager ſie lieb gewonnen, und wuͤrcklich geheyrathet.
Athalia,
Ahabs Tochter, Jorams EheWeib und eine Mutter Ahasja, des Koͤnigs in Juda, war ein tyranniſches, herrſchbegieriges und Ertzverfuͤhriſches, abgoͤttiſches Weib, ſuchte ſich durch Liſt und Gewalt in das Reich einzudringen, ward aber zuletzt durch einen Aufruhr auf Befehl des Prieſters Jojada, in dem Hofe von dem Volck erſchlagen. II. Reg. XI. 3.
Athanaſia,
Aus der Inſul Ægyna gebuͤrtig. Ihr Vater hieß Nicetas, und ihre Mutter Irenes, hat nur 16. Tage im Eheſtande gelebet, als ſie aber eine Wittwe geworden und zum andern mahl einen Mann, Nahmens Andronicum nehmen muͤſſen, hat ſie ihn beredet, daß er ein Moͤnch geworden, hernachmahls iſt ſie gleichfals auch ins Kloſter gegangen, und eine Aebtißin geworden. Sie hat gelebet im IX. Seculo um das Jahr 50. oder wie einige wollen, um das Jahr 1050. war eine gelehrte, fromme, u. Gottesfuͤrchtige Frau, abſonderlich in der H. Schrifft wohl verſiret, und konte den gantzen Pſalter auswendig herſagen. Vid. Mart.
Zeiler.
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Athena Atlas
Zeiler. im Hiſtoriſchen Anzeiger gelehrter und beruͤhmter Leute p. 65. ſeqq. Weßwegen man ſie auch nach voriger Zeiten Gewohnheit in den Calender verſetzet, und ihr den 27. Febr. zugeeignet hat. Vid. Santelii Ann. Sacr. T. l. p. 91.
Athenais, ſiehe Eudoxia.
Atheſtina
Sabina, von Padua aus Italien gebuͤrtig, war ein in allen Wiſſenſchafften, abſonderlich in der Poeſie ſehr verſirtes Weibes-Bild, hatte groſſe Freundſchaft mit dem groſſen Poeten, Marco Valerio Martiali. Dieſer hatte nicht allein ſehr viel von ihr gehalten, ſondern ihr gar ſein 9tes Buch Epigrammatum, worinnen er uͤberaus gluͤcklich gewefen, und deßwegen bey dem Kaͤyſer Ælio Verio in ſolcher Gnade geſtanden, daß er ihn nur ſeinen Virgilium hieß, mit einem ſchoͤnen Epigrammate an Clementem Poetam Patavinum, ſo vielleicht ihr Mann geweſen, zu recognoſciren uͤberſandt. Vid. Hendreich. in Pandect. Brandenb. p. 5.
Athyrtia,
Aus Egypten des Koͤnigs Seſoſtris Tochter, eine vortrefflich gelehrte, und in der Aſtronomie wohlerfahrne Princeßin. Vid. Frauenlob in der Lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber p. 5.
Atlas,
Iſt ein einfaͤrbigter glatt gewebter gantz ſeidener Zeug, von ungedreheten Drat, ſonder Blumen und Streiffen, und von einem vor[Spaltenumbruch]
Atoſſa d’Auchy
trefflichen Glantz und Spiegel, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrer Kleidung bedienet; Der ſchlechte oder geringe Atlas wird Baͤllgen-Atlas auch Satin beneñet.
Atoſſa,
Ein in denen Sprachen, abſonderlich der Griechiſchen wohlerfahrnes und gelehrtes WeibesBild. Sie hat in Griechen-Land regieret, und wird eine Koͤnigin in Perſien genennet. Der weiſe Socrates iſt ihr Schuͤler geweſen. Tatianus meldet von ihr, daß ſie zu allererſt ἐπιςολὰς συντάσσειν gelehret. Vid. Lambec. App. 4. Cap. XI. f. 209. Clem. Alexand. lib. 1. Strom. Tiraquell. Tom. 2. in XI. Leg. Connub. gloſſ. prim. part. XI.
Atropos,
Iſt eine von denen drey Parcen und Lebens-Goͤttinnen.
Attavveyin
Jana, eine Quaͤckerin und ſchwaͤrmeriſches Weib aus Pomonia, ſo unter andern naͤrriſchen und gifftigen Lehren, dieſes zugleich mit vorgegeben, daß ſie nimmermehr ſterben, ſondern lauter JEſus-Kinder zu Jeruſalem zeugen, daſelbſt Chriſto entgegen gehen, ſich ſichtbahrlich mit ihm vereinigen und in Ewigkeit, als eine Koͤnigin, mit GOtt regieren wuͤrde. Vid. Erneſti Amphitheat. cap. 5. p. 123. & Starkium d. Viribus Imaginat. pag. 13.
d’ Auchy
Burggraͤfin, eine gelehrte und
in
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Auerhahn
in der Theologie wohl-verſirte Dame. Sie hat uͤber die Epiſteln Pauli an die Roͤmer und Hebraͤer gelehrte Homilias geſchrieben; von welchen du Boſe in ſeinem Tractat: L’ Honneſte Femme, genannt, P. I. p. 120. ſehr viel ruͤhmens macht. Es iſt ſolches Raiſonnement in Junckeri Centur. Il. luſtr. Fœminar. p. 129. & 130. zu finden.
Auerhahn,
Urogallus, Coy de bruyere, ſoll in Teutſchen ſo viel heiſſen, als ein groſſer Hahn, maſſen einer gemeiniglich 10. 12. biß 14. Pfund am Gewichte hat. Er haͤlt ſich in dicken Waͤldern, Gebuͤrgen und Einoͤden auff, dahero etliche Autores ihn einen Wald-Hahn zu nennen pflegen. Sein Wildpreth iſt ſehr zaͤhe; und je aͤlter er wird, je fleißiger muß ihn der Koch beym Feuer in acht nehmen, damit er recht muͤrbe moͤge gebraten werden. Es macht auf Herren Tafeln dieſes Feder-Wildpreth nicht nur eine Parade, ſondern ſchmecket auch ſehr wohl, zumahl, wenn es entweder recht ausgebraten oder in einer Paſtete aufgeſetzet wird.
Auerhahn oder Auerhenne gebraten.
Wenn der Auerhahn gerupffet worden, werffet ſelbigen ſauber aus und klopffet ihn, damit er muͤrbe werde. NB. Ein Auerhahn hat ſolch zaͤhe Wildpreth, daß auch ein Braten von einem alten Hirſch eher zu zwingen; Dahero muß [Spaltenumbruch]
Auerhahn
man, ſolchen Hahn recht muͤrbe zu braten, fleißig Achtung geben. Iſt er nun wohl geklopfft worden, waſchet ihn aus, ſetzet auch eine Caſſerole mit Waſſer auffs Feuer, und wenn es im ſieden, haltet den Auerhahn hinein, laſſet ihn ein wenig anlauffen, und leget ihn wiederum in kaltes Waſſer. Hernach muͤſſet ihr ſolchen ſauber ſpicken, einſaltzen, an einen Spieß ſtecken, und aus Feuer, aber nicht gar zu gehling, legen. NB. Sehet wohl zu, daß er nicht von auſſen her brate, inwendig aber roh bleibe; je gemaͤhlicher er am Feuer tractiret wird, je beſſer er ausbratet. So bald er anfaͤngt zu braten, begieſſet ihn mit zerlaſſener Butter; machet ferner Pappier uͤbern Auerhahn, begieſſet daſſelbe auch mit Butter, und da es braun wird, ſtuͤrtzet noch einen Bogen druͤber. NB. Er muß in die 3. Stunden braten, und wird er bey harten Holtz oder Kohlen am muͤrbeſten, weil die Hitze noch eines ſo ſtarck als bey dem weichen Holtz. Wann er nun fertig und bald ſoll angerichtet werden, ſo ziehet ihn von Spieß, leget ihn auf eine Schuͤſſel, die vorher mit Blumen und Blaͤttern auf das ſchoͤnſte auszuzieren iſt, gieſſet die abgetroffene Bruͤh unten unter den Hahn, und oben drauff ein wenig braune Butter, ſtreuet ein wenig klar geriebene Semmel druͤber, beleget es ſauber mit ausgeriſſenen Citronen, und laſt dieſen gebratenen Hahn zur Taffel tragen.
Auerhahn oder Huͤner auf eine andere Art gebraten.
Ihr muͤſſet den Hahn wie vori-
gen
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Auerhahn
gen bereiten, erſtlich mit Nelcken und Zimmet, hernach druͤber mit Speck ſpicken, einſaltzen und ein paar Stunden liegen laſſen. Hierauff ſtecket ihn an, und ſorget, damit er gantz gemaͤhlich brate, verwahret ihn mit Pappier, begieſſet ihn auch ſehr offt mit Butter, weil er dadurch kan muͤrbe gezwungen werden. Meynet ihr nun, daß er bald gebraten, und woll et ihn anrichten, ſo verfertiget folgende Sauce: Machet ein Stuͤckgen Butter uͤbern Feuer braun, ſchuͤttet ein wenig Mehl drein, ſo auch bꝛaͤunen muß, gieſſet die Jus aus der Braten-Pfanne darzu. Item thut Wein, etwas Eßia, Citronen, nebſt dergleichen Scheler und Gewuͤrtz, als Ingber, Pfeffer und Nelcken, wie auch ein Stuͤck Zucker hinein, damit es ſuͤſſe und ſaͤuerlich durch einander ſchmecke. Dieſe Sauce ſchuͤttet in eine zu recht gemachte Schuͤſſel, leget den Hahn uͤber die Sauce, gieſſet oben braune Butter druͤber, garniret ſelbigen auff das zierlichſte, und laſſet ihn aufftragen.
Auerhahn in einer Paſtete.
Rupffet den Hahn, und werffet ihn aus, klopffet ihn mit einem Scheit Holtz oder ſonſt einem guten Knittel alle Gebeine entzwey, ſaltzet ihn hernach ein, ſchneidet Zwiebeln druͤber, ſpritzet ein wenig Eßig drauff, und laſt ihn uͤber Nacht alſo ſtehen. Hierauff zaͤhmet ihm die Beine unten ein, daß er fein zuſammen koͤm̃t, ſtoſſet ihm einen Spreil durch den Leib, legt ihn auff den Roſt, woſelbſt er ein wenig anlauffen muß, ſetzet ihn in ein Geſchirr [Spaltenumbruch]
Auerhahn
und gieſſet Eßig drauff, ſo kan er wohl ein halb Jahr liegen und wird nicht zu ſchanden. Wolt ihr nun eine Paſtete draus machen, ſo ſchneidet erſtlich Speck gantz grob als ein Finger dicke, und drey quer Finger lang, leget den geſchnittenen Speck auf eine Schuͤſſel, ſtreuet drauff Saltz, Pfeffer, Ingber, Nelcken, und miſchet alles wohl durch einander. Mit dieſem Speck ſpicket den Hahn, nachdem ihr ihn aus dem Eßig genommen, und machet einen gebrannten Teig darzu, wie folget: Thut auf den darzu bereiteten Back-Tiſch ſo viel Mittel-Mehl als ihr meynet, daß es gnug ſey, den untern und obern Teig eines Fingers dicke daraus zu verfertigen; ſtreuet eine Hand voll Saltz daran, brennet das Mehl mit ſiedenden Waſſer, (denn eben darum heißt dieſer Teig der gebrañte Teig) durchmiſchet es ſo zaͤhe und feſte, als es immer ſeyn kan, wircket die Helffte dieſes Teiges klar ab, treibet ihn mit einem Walger oder Back-Holtz aus, daß er ohngefehr eines Fingers dicke bleibe, leget denſelben auff Pappier, und beſtreichet ihn mit Eyern: Hierauff nehmet ein wenig Teig, ſchneidet Ringen als wie Roſteiſen draus, leget ſolche auf den ausgetriebenen Teig in der Form eines Roſts herum. NB. Dieſes heiſſet eben bey den harten Paſteten der Roſt, u. zwaꝛ nuꝛ ſo weit, als der Auerhahn zu liegen koͤm̃t; thut Butter und Speck auf dieſen Roſt, ſtreuet Ingber, Pfeffer, Nelcken und klein geſchnittene Citronen-Scheller druͤber, ſetzet Lorbeer-Blaͤtter hinzu und leget den Hahn drauf. Dar-
nach
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[Spaltenumbruch]
Auerhahn
nach rollet ein Stuͤck Teig mit denen Haͤnden lang, gleich einem Strick aus, ſchneidet ſolchen in der Mitte entzwey, und umziehet un[t]en am Teig den Auerhahn, daß er geraum, doch den Umzug nicht beruͤhrend, darinne liegen kan, und ſtreuet nur itztgemeldtes Gewuͤrtze oben uͤber denſelben. Damit ihr nun den gantzen Hahn und den untern Teig uͤberziehen koͤnnet, ſo treibet die andere Helffte des Teiges auch aus, druͤcket ihn auswendig an dem auffgeſetzten Rand feſte und ſein proportionirlich zuſammen, nehmet ein Paſteten-Band, (wird von vielen ein Gurt, auch eine Form genannt) druͤcket den Teig drein, ſchneidet es unten und oben fein ſauber ab, umziehet die Paſtete um und um auffs zierlichſte, ſchneidet alsdeñ den untern Teig, welcher uͤber das Paſteten-Band, ein paar quer Finger vorgehen muß, in der Runde gantz reinlich weg, daß er gleich wird, machet auch einen gedreheten Krantz unten herum und oben auff einen ausgeſchnittenen Deckel und ſetzet den Auerhahn alſo, damit auff dem obern Ort der Paſtete deſſen Kopff und unten die Fuͤſſe kommen. Dieſe verfertigte Paſtete laſſet in einen heiſſen Ofen backen; wird ſie etwas zu braun, ſo leget einen Bogen Pappier drauff, und wenn ſie halb gar gebraten, muͤſſet ihr auch nachgeſetzte Bruͤh darzu machen: Vermiſchet Butter und Mehl in einem Caſſerole uͤbern Feuer, biß es braun werde; gieſſet Bruͤh, Wein und Eßig drein, und laſſet es einen Sud thun: nehmet hierauff die Paſtete aus dem Ofen, ſchneidet in ſelbige [Spaltenumbruch]
Auerhahn
oben ein rundes Loch, fuͤllet durch einen Trichter dieſe Bruͤh hinein, ſetzet ſie wieder in den Ofen, darinne ſie wohl noch 2. Stunden kochen muß. Iſt ſie nun fertig und ſoll angerichtet werden, ſo nehmet ſie aus dem Ofen, beſtreichet ſie mit Speck, butzet ſie auffs ſauberſte zu und laſſet ſie aufftragen. NB. Etliche Koͤche ſchneiden ſie in der Kuͤche auff, es iſt aber beſſer uͤber der Tafel; ſo kan auch dieſe Paſtete warm oder kalt verſpeiſet und lange Zeit gut erhalten werden.
Auerhahn in einer Paſtete auf eine andere Art.
Der Auerhahn, Teig und Paſtete muͤſſen nach voriger Beſchreibung bereitet, und gedachtes Gewuͤrtz darzu gebraucht werden. Nur koͤnnet ihr, wenn der Hahn auf dem ausgewaltzten Teig geleget worden, die Paſtete anders formiren und dieſe Sauce darzu machen: Schuͤttet gebranntes Mehl in einen Caſſerole, gieſſet Wein, Eßig und Bruͤhe drein, leget etliche gantze Zwiebeln, etliche Stengel Thymian, Lorbeeꝛ-Blaͤtter, Roßmarin, Capern und ein paar gehackte Sardellen darzu, und laſſet es durch einander kochen. Wenn nun die Paſtete im Back-Ofen oben erhaͤrtet iſt, ſo ſtechet mit einen Holtz ein Loch daꝛein, welches luͤfften heiſſet, auſſer dieſen Vortheil zerſpringt ſie gerne; hat ſie eine weile geſtanden, ſetzet einen weiten Trichter auf das Loch, fuͤllet die verfertigte Bruͤh mit ihren Speciebus (nur die Zwiebeln muͤſſen erſt daraus genommen werden) in die Paſteſte, und laſſet es noch eine Stunde
im
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Auer Auffge
im Ofen durcheinander daͤmpffen. Nehmet ſie endlich heraus und richtet an; ſie kan nach Belieben entweder warm oder kalt hingegeben und ebenfalls wohl 3. biß 4. Wochen davon geſpeiſet werden.
Auerhenne,
Urogallina, Gelinote de bois, iſt kleiner als der Hahn. Sie muß ebenfalls beym Feuer wohl gebraten werden, wenn ſie anders den Appetit vergnuͤgen ſoll. Ihre Zubereitung geſchicht wie beym Hahn.
Aufffodern,
Heiſſet, wenn ein Frauenzimmer bey der Hochzeit oder einem andern Balle ein Manns-Volck aus der Compagnie mit einer tieffen Vorbeugung zum Tantz auffruffet.
Auffgeboth,
Oder Bannum Nuptiale, ſo der erſteꝛn Kirche gantz unbekandt war, maſſen erſt im IXten Seculo dergleichen Auffgeboth eingefuͤhret worden, heiſſet die zu dreyen unterſchiedenen mahlen von dem Prieſter auff der Cantzel oͤffentlich geſchehene Abkuͤndigung und Denunciation der zwey verlobten Perſonen, mit Ableſung ihrer beyder Nahmen und Titul, nebſt angehengter Clauſul, daß, wofern jemand wieder ſolches inſtehende Verbuͤndniß etwas zu erinnern haͤtte, ſich binnen ſolcher Zeit des Auffgeboths melden, oder hernach nach Vollziehung deſſen, ſchweigen ſolle. Zuweilen wird dergleichen Auffgeboth bey vornehmen Frauenzimmer durch erlangte Permisſion von Hofe gar weggelaſſen, [Spaltenumbruch]
Auffgelauffene
oder es geſchiehet nur ſolche zuſammen ein einiges mahl.
Auffgelauffene Koͤche.
Sind eine Art von Torten. Es wird aus gewiſſen Dingen, zum Exempel: Aus Mandeln, Reiß, Zimmet, Aepffeln, Semmeln, Rindermarck ꝛc. davon ſie auch den Namen bekommen, vermittelſt vieler Eyer und klar geſiebten Zucker ein zarter Teig gemachet, den man hernach in einen hierzu verfertigten blechern Reiff thut, und im Back-Ofen wohl ausbacken laͤſſet. Soll aber ein ſolcher Koch nicht ſitzen bleiben, ſondern wohl aufflauffen, muß man bey Bereitung deſſelben unterſchiedliche Vortheile gar wohl beobachten, die unſer Kuͤchenmeiſter auffrichtig entdecket, und zugleich beſchreibet. 1) Der auffgelauffene MandelKoch. 2) Der auffgelauffene Reiß-Koch. 3) Auffgelauffener Zimmet-Koch. 4) Auffgelauffener Grieß-Koch. 5) Auffgelauffener Aepffel-Koch. 6) Dito auff eine andere Art. 7) Auffgelauffener Koch von Rindermarck. 8) Auffgelauffener Eyerdotter-Koch. 9) Auffgelauffner Sem̃el-Koch. 10) Auffgelauffener Koch von KaͤlberLebern. 11) Auffgelauffener Erbſen-Koch. 12) Auffgelauffener Krebs-Koch. 13) Auffgelauffener Koch von Rinds-Euter. 14) Auffgelauffener Maͤhren-Koch. 15) Auffgelauffener Quitten-Koch.
Auffgelauffener MandelKoch.
Setzet 1. oder 2. Pf. Mandeln, nachdem der Koch groß werden
ſoll
(0087)
[Spaltenumbruch]
Auffgelauff
ſoll, mit Waſſer zum Feuer, laſſet ſie einen Sud thun, und ziehet ſie ab. Werfft ſelbige hierauf in kalt Waſſer, duͤrffen aber nicht gar zu lange drinne liegen bleiben, ſtoſſet ſie in einem Moͤrſel nicht gar zu klein ab, ſprenget unter waͤhrenden Stoſſen ein bißgen lautere Milch, doch ja nicht zu viel, darein; denn wenn die Mandeln zu feuchte werden, bleibt der Koch ſitzen. Etliche nehmen beym Abſtoſſen Roſen-Waſſer, welches aber viel Leuten zuwider iſt. Ruͤhret darnach die geſtoſſenen Mandeln in einem Reibaſch, mit 2. oder 3. Eyern klar ab; Nach dem Abruͤhren ſchlaget wieder 12. Eyer gantz hinein, und 15. Dotter noch druͤber, daß alſo auf 1. Pf. Mandeln 15. Eyer geſetzet werden, und miſcht ſolches wohl durcheinander, thut ferner in einen Eß-Loͤffel ein wenig Saffran, ruͤhret ihn mit ein wenig Milch auch ab, und gieſſet ſolchen unter die Mandeln. Es muͤſſen aber die Mandeln geruͤhret werden; wann ſie dann ſchoͤn auffgelauffen, ſo thut 1. Pf. feinen klar geſiebten Zucker hinein, und haltet mit dem ruͤhren immer an. Beſtreichet hierauff einen blechern Reiffen, der zu ſolchen Koͤchen gemacht worden, mit Butter, machet einen feſten Teig an, ſetzet den Reiffen auf einen blechern Teller, ſtreichet unten um den Reiffen mit Eyern, leget auch den Teig unten um denſelben herum, befeſtiget ihn (den Reiffen) damit keine Lufft heraus kan, und beſtreichet den Teller inwendig auch mit Butter. Iſt dieſes alles geſchehen, ſo gieſſet den abgerruͤhten Mandel-Teig hinein; ſetzet ihn in einen Ofen, da vorhero [Spaltenumbruch]
Auffgelauff
ſchon einmahl heraus gebacken worden, denn gar zu heiß darff er nicht ſeyn, und laſſet ihn backen. Damit ihr aber wiſſen moͤget, ob der Koch fertig ſey oder nicht, ſo ſtecket ein Hoͤltzgen in denſelben, iſt dieſes, wenn ihrs wieder heraus ziehet, trocken, koͤnnet ihr abnehmen, der Koch ſey recht ausgebabacken. Wann er ſoll angerichtet werden, muͤſſet ihr den Teig unten vom Teller wegſchneiden, den Reiffen abziehẽ, und den Koch aufs praͤchtigſte garniren und beſtecken. Gewißlich ein Eſſen, das delicat ſchmecken u. ſchoͤn ausſehen wird.
Auffgelauffener ReißKoch.
Laſſet Milch ſieden, thut ein halb Pf. rein ausgeleſenen Reiß, wenn derſelbe erſtlich mit heiſſen Waſſer gebrennet worden, hinein: er muß darinne nur halb gar ausquellen und das anbrennen zu verhuͤten, fleißig umgeruͤhret werden; werffet auch, weiln er noch warm, ein Stuͤck Butter dazu, ſchuͤttet alles zuſammen in einen Reibaſch, reibet es mit einer Reibe-Keule gantz klein, ſchlaget 10. gantze Eyer und ſo viel Dotter hinein, und ruͤhret es immer auf eine Seite wie den vorhergehenden Mandel-Koch. Nachdem nun eine halbe oder drey viertheil Stunden geruͤhret wordẽ, thut 1. halb Pf. geſiebten Zucker hinein, und ruͤhret ſolches zum drittenmahl wohl durcheinander, ſetzet, wie beym Mandel-Koch, den Reiffen auf einen blechern Teller, ſchuͤttet den abgeruͤhrten Reiß hinein, laſſet ihn etwas ſcharff backen, er wird ſo ſchoͤn als der Mandel-Koch
wer-
Frauenzim̃er-Lexicon. E
(0088)
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Auffgelauff
werden. Das Anrichten iſt nach voriger Art anzuſtellen.
Auffgelauffener ZimmetKoch.
Reiß ein halb Pf. muß wie vor in Milch gequellet, in einem Reibaſch ohne Butter abgeruͤhret, mit 20. Eyern, jedoch nur mit der Helffte des Weiſſen, nebſt ein halb Pf. Zucker und 3. Loth geſtoſſenen Zimmet vermiſchet, und alles auffs beſte durch einander geruͤhret werden. Hernach kan man dieſen Teig in den Reiffen, der eben alſo wie die vorigen auffzuſetzen, ſchuͤtten, u. gemaͤhlich backen, auch, wenn ſolcher Koch fertig, wie die vorigen anrichten und aufftragen laſſen.
Auffgelauffner Gꝛieß-Koch.
Thut feinen und in Milch halb ausgequollenen Grieß nebſt einem Stuͤcke Butter in den Reibaſch, ruͤhret es wohl durch einander, ſchlaget 12. Eyer, oder wenn es zu dicke iſt, noch 8. Eyer-Dotter drunter; ruͤhret es abermahl fleiſſig zuſammen, damit es recht klar werde, und ſchuͤttet drey viertheil Pfund geriebenen Zucker darzu. Gieſſet hierauff in den zu recht gemachten Reiffen das abgeruͤhrte, laſſet es im Back-Ofen wohl backen, davon denn die oben angefuͤhrte Probe mit dem Hoͤltzgen den Ausſchlag geben kan; richtet ſolchen Koch an und gebet ihn hin.
Auffgelauffener AepffelKoch.
Laſſet Aepffel im Back-Ofen gar braten, ziehet ihnen die Haut herunter, und nehmet alles Fleiſch biß [Spaltenumbruch]
Auffgelauff
auf den Kriebs herab, thut ſolches nebſt geriebener und in Butter fein goldgelb geroͤſteter Semmel in einen Reibaſch, ruͤhret es wohl unter einander, ſchlaget auch 10. Stuͤck Eyer, und eben ſo viel Dotter von andern Eyern darzu. Wenn ihr dieſes alles aufs beſte nachmahls zuſammen geruͤhret habt, ſo miſchet drey Viertheil Pf. Zucker und 1. Loth Zimmet drunter, gieſſet die abgeruͤhrten Aepffel in den zu rechte gemachten Reiffen, backet ſie im Back-Ofen gar aus, ſtreuet Zucker und Zimmet druͤber, ſo iſt dieſer Koch fertig. NB. Die Semmel wird zu dem Ende drunter gethan, damit ſie den Aepffeln die Feuchtigkeit hinweg nehme. Denn wenn dieſe bleibt, kan ein ſolcher Koch niemahln aufflauffen; Daher muß man bey allen auffgelauffenen Koͤchen die Feuchte wegzubringen ſorgen, welches gewiß der wahre Grund ſolcher Eſſen iſt.
Auffgelauffneꝛ Aepffel-Koch auf eine andere Art.
Ihr muͤſſet ein wenig Butter in einem Caſſerole uͤbers Feuer ſetzen, dariñe geſchelte und klein geſchnittene Aepffel gantz trocken roͤſten, geriebene und gleichfalls in Butter geroͤſtete Semmel hinein thun, ſolches wohl zuſammen ruͤhren, auch drey Viertheil Pf. Zucker und ein Loth Zimmet darzu ſchuͤtten, und alles recht mit einander vermiſchen. Hierauff nehmet von 16. Eyern das Weiſſe, ſchlaget oder peitſchet daſſelbe in einer hoͤltzernen Multe oder Schuͤſſel, mit einem darzu gemachten abgeſchelten bircknen Beſen-Reißig ſo lange, biß al-
les
(0089)
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Auffgelauff
les ein Schnee wird. Wenn nun die Aepffel mit dem Zucker wohl geruͤhret ſind, ſchuͤttet den Schnee hinein, und ruͤhret es wieder fein durch einander; Thut dieſe Mixtur in den zu recht gemachten und mit Butter fett geſchmierten Reiffen, laſſet es im Back-Ofen oder einer Torten-Pfonne backen, und wenn es bald gar, ſo ſchlaget noch ein wenig ſolchen Schnee, uͤberſtreichet etwa eines kleinen Fingers dick den Koch damit, ſtreuet bunten Zucker drauff, und richtet ihn ſo gut an, als es euch moͤglich.
Auffgelauffner Koch von Rinder-Marck.
Schneidet Rinder-Marck 1. Pf. oder auch noch mehr, gantz klein. Machet darnach 10. Stuͤck geruͤhrte Eyer. NB. Die Eyer muͤſſen ſehr hart geruͤhret werden, thut ſelbige mit dem Rinder-Marck in einen Reibaſch, und reibet beydes klar durcheinander; ſchlaget hernach noch ungefehr 12. Eyer drein, welche unter vorige Maſſe wiederum auffs beſte zu ruͤhren ſind, ſchuͤttet ſauber ausgewaſchene kleine Roſinen, abgezogene Mandeln, auch viel Citronen-Scheller, beyde Sorten klein geſchnitten, darzu, und wenn dieſes unter einander wohl gemenget worden, muͤſſet ihr zuletzt ein halb Pf. geſiebten Zucker druͤber ſtreuen, und ſolches alles noch eine viertheil Stunde aufs fleißigſte unter einander ruͤhren. Iſt dieſes vollbracht, ſo gieſſet die abgeruͤhrte Materie in vorgedachten und zu rechte gemachten Reiffen, und backet ſie im Back-Ofen oder in einer Torten[Spaltenumbruch]
Auffgelauff
Pfanne, da unten und oben Feuer iſt. Dahin muͤſſet ihr aber ſehen, daß dieſer Koch recht warm zu Tiſche gebracht werdetihr koͤnnet auch in Rahm eingeweichte und wiederum rein ausgedruckete Semmel drunter thun, wornach ſichs beſſer heben wird.
Auffgelauffener Eyer-Dotter-Koch.
Ruͤhret drey Viertel Pf. ſchoͤne friſche ausgeſchmeltzte Butter in einem Reibaſch alſo, daß ſie wie ein Schnee werde. Schlaget hierauf immer einen Eyerdotter nach dem andern hinein, und ruͤhret ſo lange biß ungefehr ein Schock ſolcher Dotter ſich drinne befinden, thut auch ein halb Pf. geſiebten Zucker darzu, gieſſet endlich dieſes abgeruͤhrte in einen darzu gemachten Reiffen, laſſets in einer Torten-Pfanne, welches beſſer als im Back-Ofen, backen, und zieret es beym Anrichten ſo gut, als euch moͤglich. NB. Der Reiffen zun aufgelauffenẽ Koͤchen muß alſo gemacht ſeyn, daß er koͤnne eng und weit werden, weil ein Kuͤchenmeiſter ſich jedesmahl nothwendig nach der Tafel zu richten hat. Man findet dergleichen Reiffe, die ſich wohl 4. mahl verkleinern und vergroͤſſern laſſen.
Auffgelauffner SemmelKoch.
Schneidet von ſchoͤner weiſſer Semmel die Rinde herunter, laſſet ſie in guter Milch recht durchweichen, drucket ſelbige wiederum rein aus, ſetzet ſie in einem verzienten Caſſerole auf Kohl-Feuer, damit
ſie
E 2
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Auffgelauff
ſie trocken werde. NB. Ihr muͤſſet aber ſolche Semmel fleißig umruͤhren, ſonſt moͤchte ſie ſich anlegen. Wenn ſie nun bald trocken, ſchlaget 5. biß 6. Eyer hinein, menget es wohl durcheinander, und laſſet die Eyer unter der Semmel gar werden. Darnach ruͤhret ſolches in einem Reibaſch gantz klar ab, ſchlaget wiederum 10. Eyer, und zwar nicht auf einmahl, ſondern eins um das andere hinein, ſchuͤttet geſchnittene Muſcaten-Bluͤten und etwas Cardamomen mit bey, incorporirts wohl mit dem vorigen, und thut ungefehr 8. Dotter darzu, die ihr abermahl glatt ruͤhren muͤſſet. Letzlich miſchet ein halb Pf. Zucker, oder drey Viertel Pf. wenn der Koch groß iſt, nebſt etwas Saffran, gedachten Koch gelb zu machen, drunter, und wenn ihrs noch eine Viertel Stunde geruͤhret habt, gieſſet ſolchẽ Teig in den zubereiteten Reiffen, laſſet ihn im Back-Ofen oder in einer Torten-Pfanne gantz gemaͤhlich backen, und bedienet euch hierbey obgedachter Proba zur Nachricht. Dieſer Koch kan nach Belieben angerichtet, und ſtaffiret werden.
Auffgelauffener Koch von Kalbs-Lebern.
Laſſet 2. ſchoͤne Kalbs-Lebern am Feuer gar kochen, und wenn ſie wieder kalt, auch auf einem ReibEiſen gantz klar gerieben worden, ſo thut ſie in ein Caſſerole, ſchlaget etliche Eyer dran und ruͤhret ſolche durcheinander auf dem Feuer ab, daß die Eyer unter der Leber gar werden. Ferner ruͤhret dieſes mit 12. Eyern in einem Reibaſch [Spaltenumbruch]
Auffgelauff
auch wohl ab, laſſet zergangene Butter drunter lauffen, und ruͤhrets wieder glatt ab: NB. Ihr duͤꝛfft euch des vielfaͤltigen ruͤhren nicht verdrieſſen laſſen, wenn ihr anders dergleichen Koch gut und ſchoͤn haben wolt. Darnach ſchlaget wohl noch 10. biß 12. Dotter hinein, ruͤhret es wiederum eine Viertel Stunde, werffet Gewuͤrtz, und ſechs Viertel Pf. Zucker dazu, und ruͤhret es abeꝛmahl noch eine weile. Meynet ihr nun, daß es gnug geruͤhret worden, ſo thut es in den auffgeſetzten Reiffen, deñ ihr vorhero mit Butter ſtarck habt beſchmieren ſollen, denn ſonſt moͤchte der Koch vom Reiffen nicht ablaſſen: ſtreichet den Koch oben fein glatt zu, backet ihn fein gemaͤhlich im Ofen oder in einer Torten-Pfanne, biß er gnug hat. NB. Dieſer Koch muß ſehr warm auf die Taffel gegeben werden, denn ſo bald er erkaltet, wird er harte und unangenehm zu eſſen.
Auffgelauffener ErbſenKoch.
Schoͤne und ſauber geleſene Erbſen muͤſſen im Waſſer beym Feuer halb gar gekochet und wieder trocken gemacht, vorher aber die Haut, welche ſich ſelber abloͤſet und oben auf dem Topffe lieget, davon genommen werden. Darnach ſtoſſet ſie in einem Moͤrſel gantz klein u. glatt, reibet in einem Reibaſch unter ſelbige ein Stuͤck Butter, ingleichen in Butter geroͤſtete Semmel, ſchlaget 10. Eyer dran, und ruͤhrts wohl durch einander, thut auch Gewuͤrtz darzu, und ruͤhrets immer gantz zart und glatt
ab;
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Auffgelauff
ab; ſetzet noch 8. Eyer-Dotter bey, welche ihr gleichergeſtalt wohl einruͤhren muͤſſet. Endlich ſchuͤttet ein halb Pf. geſiebten Zucker hinein, und haltet mit dem Ruͤhren an, biß es gantz zart und glatt wird, thuts in den offtbeſagten und mit Butter wohl ausgeſchmierten Reiffen, und backet es im Back-Ofen oder in der Torten-Pfanne. Wenn er fertig, richtet ihn fein zierlich an und gebts warm hin. Mercket hierbey alle dergleichen fett abgemachte Koͤche muͤſſen warm gegeſſen werden, kalt ſchmecken ſie gar nicht.
Auffgelauffener KrebsKoch.
Nehmet ein Schock auch wohl ein und ein halb Schock Krebſe, ſtechet ihnen vorn am Kopff das gelbe und bittere heraus, thut ſelbige, wenn ſie erſt klein geſtoſſen worden, in eine Kanne gute Milch oder Rahm, ruͤhret ſie wohl durch einander, ſtreichet das abgeriebene durch ein Haar-Tuch in ein Caſſerole, und laſt es uͤbern Feuer zuſammen lauffen. Nach dem zuſammenlauffen ſchuͤttet dieſes in einen Durchſchlag, daß das Naſſe davon koͤmmt, und wenn es gantz trocken, ruͤhret es in einem Reibaſch, biß es recht klar wird, wohl zuſammen, reibet ein gut theil KrebsButter, die ihr ſchon parat haben muͤſſet, drunter, ſchlaget 8. gantze Eyer und 14. Dotter hinein, uñ reibet dieſes gleichfalls fein glatt zuſam̃en. Schuͤttet ferner abgezogene und gantz klein geſchnittene Piſtaches, ingleichen in Rohm geweichte und ſauber ausgedruckte Sem[Spaltenumbruch]
Auffgelauff
mel darzu, und continuiret mit dem Reiben. Ruͤhret letzlich klein geſchnittene Citron-Schalen, Muſcaten-Bluͤten und drey Viertel Pf. geſiebten Zucker unter dieſen Teig. NB. Dieſer Koch muß ſehr fett mit Krebs-Butter abgemachet werden, ſchuͤttet ſolchen in den mit Krebs-Butter ſehr ſtarck beſtrichenen und zu rechte geſetzten Reiffen, beſtreichet auch den Koch oben auf mit Krebs-Butter, ſetzet ihn in Ofen oder eine Torten-Pfanne, und wenn er fertig, laſſet ihn warm auftragen.
Auffgelauffner Koch von Rinds-Euter.
Laſſet ein Kuh-Euter am Feuer weich kochen, und wenn ſolches wieder kalt worden, reibet es auf einem Reib-Eiſen. Schuͤttet das geriebene in ein Caſſerole und verfahret ferner damit, wie die gegebene Nachricht beym Leber-Koch es erfordert.
Auffgelauffener MoͤhrenKoch.
Rein geſchabte gelbe Moͤhren duͤrffen nicht erſt ins Waſſer geleget, ſondern gleich auf einem ReibEiſen recht klar gerieben werden. Weil ſie nun viel Safft bey ſich haben, muͤſſet ihr ſolche in einem Caſſerole auffn Feuer gantz trocken abruͤhren, darnach 5. Eyer dran ſchlagen, und mit dem Ruͤhren ſo lange anhalten, biß ſie durch und durch treuge. Hierauf ruͤhret ſie in einem Reibaſche gantz glatt ab, thut etwas Butter, ſo uͤbern Feuer erſt zergangen, ingleichen 10. Eyer hinein, und ruͤhret es wohl unter
einan-
E 3
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Auffge Auffhaͤn
einander. Schlaget ferner noch 10. Dotter, etwas eingeweichte, und wieder wohl ausgedruckte Semmel, auch drey Viertel Pfund Zucker darzu, welches alles eine Viertel Stunde aufs fleißigſte unter einander muß geruͤhret werden. Schuͤttet es in den darzu bereiteten Reiffen, ſetzet ſelbigen in einen Back-Ofen oder Torten-Pfanne, und laſſet es fein gemaͤhlich backen. Dieſer Koch wird wie andere Koͤche angerichtet, und iſt er warm beſſer, als kalt zu eſſen.
Auffgelauffener QvittenKoch.
Aus ſchoͤnen geſchelten Qvitten ſchneidet die Kriebſe heraus, laſſet ſie im Waſſer auf dem Feuer gar kochen, ſchabet ſelbige darnach gantz klar, und reibet ſie in einem Reibaſch aufs zaͤrteſte. Machet ferner aus dem Weiſſen, etwan von 8. Eyern, vorbeſchriebener maſſen einen Schnee, ruͤhret ſolchen drunter, reibet ein halb Pf. Zucker drein, und ruͤhret alles wieder aufs beſte. NB. Gar zu viel Qvitten duͤrfft ihr nicht nehmen, denn es muß nur als ein faum werden. So bald nun das meiſte abgerieben worden, ſollet ihr noch von 8. Eyern Schnee ſchlagen, und wenn ihrs in den Reiffen ſchuͤtten wollet, ſo thut den Schnee vollends hinein, ſetzet es ſo gleich im Back-Ofen damit es backe, ſolcher Koch wird alsdenn recht ſchoͤn und gantz lucker ſeyn.
Auffhaͤngen Waͤſche,
Heiſſet die rein gewaſchene, ausgeſpielte, ausgerungene und auffgeſchlagene Waͤſche uͤber die [Spaltenumbruch]
Aufflie Auffſaͤtz
Waſch-Leinen, entweder auf dem Treige-Platz, oder bey naſſen Wetter auf dem Boden ſchlagen und hengen, damit ſelbige treiget.
Auffliegen
Heiſſet, wenn das Geſinde eine Zeitlang auſſer Dienſten ſich auffhaͤlt, und vor ſich allein lebet.
Auffraͤumen, Auffputzen,
Heiſſet die Zimmer und Gemaͤcher bey vermuthenden Beſuch und Zuſpruch rein zu ſaubern, jedes Ding an ſeinen Ort zu ſetzen, und alles in gehoͤrige Ordnung zu bringen.
Auffſatz, ſiehe Fontange.
Auffſatz
Zum Confect, iſt ein von Holtz verfertigtes und mit runden Stuͤffgen ſpitzig zu abgetheiltes Geſtelle oder Poſtement, worauff bey den Hochzeiten oder andern Banqueten und groſſen Gaſtereyen das Confect zierlich geleget und angeputzet, oder auch das Eingemachte in kleinen Schaͤlgen geſetzet wird.
Auffſatz auf Threſor
Und groſſe Schraͤncke, heiſſen allerhand Zierrathen, Toͤpffe und Geſchirr von Porcellain, Terra Sigillata, Gips und anderer Materie, ſo das Frauenzimmer oben auf das Geſimſe der groſſen Schraͤncke und Koͤthen ſtatt einer Zierrath zu ſtellen pfleget.
Auffſatz von Bande, ſiehe Haar-Kopff von Bande.
Auffſaͤtzlein, ſiehe Buͤndlein.
Auffſatz-
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Auffſatz Auffſetz
Auffſatz-Nadel, ſiehe SchleiffNadel.
Auffſchlagen Waͤſche,
Heiſſet die ausgerungene Waͤſche Stuͤckweiſe uͤber einander breiten, ehe man ſelbige zum treigen auffhenget.
Auffſchnitt am Brode, ſiehe Ranfft.
Auffſchuͤrtzen,
Heiſſet, wenn ſich die Maͤgde bey dem ſcheuren oder waſchen mit einem Schurtz-Bande den Rock hinauff binden, damit ihnen ſelbiger in der Arbeit nicht beſchwerlich und hinderlich ſey. Die Baͤuerinnen pflegen insgemein auffgeſchuͤrtzet zu gehen.
Auffſchwaͤntzen Fiſche,
Heiſſet die Hechte oder andere Fiſche, ſo ſich daꝛzu ſchicken, auf dem Ruͤcken auffſchlitzen, ſelbige zuſammen kruͤmmen, und den Schwantz durch das Maul ziehen.
Auffſetze-Spiegel, ſiehe Spiegel auf den Nacht-Tiſch.
Auffſetzen
Im Nehen, heiſſet die Buͤndlein auf die eingefaltenen Manchetten, Hembden, Ermel oder Hals anſchlagen, und ſelbige auf beyden Seiten anſtechen und einnehen.
Auffſetzen oder coëffiren,
Heiſſet bey dem Frauenzimmer die Haare von vornher in Puͤffe ſich auffziehen, und die Fontange darauff ſetzen.
[Spaltenumbruch]
Auffſpie Auffwin
Auffſpielen,
Heiſſet das abgewaſchne und rein geſcheuerte Kuͤchen-Geraͤthe in dem Spiel-Faſſe aus reinen Waſſer abſpielen.
Auffſtecke-Kleid, ſiehe Manteau.
Auffſtecken das Kleid,
Iſt eine Arbeit vor die Schneider oder ihre Weiber, welche das gantze niedergelaſſene Hintertheil an denen Frauenzimmer Auffſtecke-Kleidern in eine gehoͤrige Zuſammenfaltung, nach vorher untergelegten ſtarcken Pappier, von beyden Seiten bringen, ſelbige mit groſſen Nadeln befeſtigen, und den Schweiff oder die Schleppe davon entweder innewendig hinein, oder an die Seite ſtecken.
Auffſtuͤrtzen,
Heiſſet das auffgewaſchne Kuͤchen-Geraͤthe, als Toͤpffe, Schuͤſſeln, Teller u. d. g. wieder an ſeinen Ort und Stelle ſetzen und ſtellen.
Aufftrennen,
Heiſſet dasjenige, was das Frauenzimmer nicht recht genehet, mit dem Trenne-Meſſer wieder auffloͤſen und anders machen.
Auffwaſchen,
Heiſſet das uͤber der Mahlzeit und in der Kuͤchen eingeſchwaͤrtzte Kuchen- und Tiſch-Geraͤthe wiederum ſcheuern und reine machen.
Auffwindeln oder Auffwickeln
Waͤſche, heiſſet die abgetreigte
Waͤſche
E 4
(0094)
[Spaltenumbruch]
Aufzura Auguſta
Waͤſche bey dem Rollen uͤber das Mangel-Holtz oder Waltze Stuͤckweiſe ſchlagen, und ſelbige derb und ſtraff anziehen, damit ſich ſelbige im waͤhrenden Rollen nicht ſchiebet.
Auffzurathen geben, ſiehe Raͤtzel.
Auge,
Soll nach des Stephani und Gyraldi Bericht eine gute Griechiſche Poetin geweſen ſeyn. Vid. M. Blum. Diſſertat. d. Poetriis Græcis. §. 12. p. 18.
Augenbraunen Kaͤmmlein, ſiehe Kaͤmmlein zum Augenbraunen.
Auguſtæ,
Wurden der alten Kaͤyſer Gemahlinen bey Lebzeiten genennet, wann ſie aber ſturben, hieſſe man ſie Dives oder heilige Goͤttinnen. Dergleichen des Auguſti ſeiner Liviæ, Agrippæ Agrippinen, des Galbæ ſeiner Lepidæ und andern mehr beygeleget wurde.
Auguſta Magdalena,
Land-Graͤfin zu Heſſen. Ludovici 17. Land-Grafens zu Heſſen Darmſtadt kluge und gelehrte Princeßin; Sie hatte eine groſſe Geſchickligkeit zur Poeſie, wie ihr Buch, ſo ſie die Thuͤre zur teutſchen Poeſie betittelt, und welches voller geiſtreichen moraliſchen und anderer herrlichen Gedancken iſt, klaͤrlich darſtellet. Dieſe kluge Princeßin ward A. 1657. den 6. Martii gebohren, ſtarb aber den 1. Septemb. 1674.
[Spaltenumbruch]
Aumelettes
Aumelcttes,
Sind gar duͤnne Pfannenkuchen, faſt wie die Plintzen, ſo mit einer gewiſſen Fuͤlle hernach uͤberſtrichen, zuſammen gerollet, und in einer Bruͤh uͤbern Kohlfeuer gekochet werden. Man kan ſie zwar aus vielen Dingen bereiten; es werden aber als was ſonderliches geruͤhmet die Aumelettes 1) von Kirſchmuß, 2) von gehackten Fleiſch, 3) von Aepffeln.
Aumelettes von KirſchMuß.
Man ruͤhret ſchoͤn Mehl mit Milch und Eyern, wie einen duͤnnen Brey, ſaltzet es ein wenig, und thut gantz klein geſchnittene Mußcaten-Bluͤten drunter: hierauf laſſet ein Plintzen-Eiſen, oder ſonſt eine eiſerne platte Pfanne heiß werden, beſtreichet ſie mit Butter, gieſſet von vorbeſagter Klare drauf, und zwar ſo viel, damit es uͤber das gantze Geſchirr lauffe, es muß unten braun, und oben trocken werden; auf dem Plintzen-Eiſen koͤnnet ihr ſie umwenden, und auf beyden Seiten braun machen, auch derſelben ſo viel verfertigen, als ihr noͤthig brauchet. Nunmehro ſolſt du Kirſchmuß mit Zucker, Zimmet, Nelcken, und klein geſchnittenen Mandeln vermiſchen; iſts noch zu trocken, ſo gieſſet ein wenig Wein drunter, uͤberſtreichet mit dieſer Fuͤlle die gebackenen Flecke, rollet ſie zuſammen, und leget ſie ordentlich auf diejenige Schuͤſſel, darauf ihr anrichten wollet. Ruͤhret zuletzt Kirſchmuß und zwar ſo viel, als ihr zur Bruͤh noͤthig zu haben ver-
meynet,
(0095)
[Spaltenumbruch]
Aumelettes
meynet, wohl durch einander, thut Zucker, Zimmet, und klein geſchnittene Citronenſcheller darzu, gieſſet dieſe Bruͤhe uͤber die Aumelettes, laſſet ſie oben zugedeckt auf einem Kohlfeuer kochen, ſo lauffen ſie auf, und ſind zu verſpeiſen fertig. Ehe ſie aufgeſetzet werden, muͤſſet ihr Zucker druͤber ſtreuen, und ſie hingeben.
Aumelettes von gehackten Fleiſch,
Das Anmachen der Klare und des Abbackens iſt im vorhergehenden deutlich genug beſchrieben woꝛden. Die Zubereitung der Aumelettes iſt dieſe: Man ſchneidet unten gantz klein gehackten KalbsBraten, auch eine vorher abgebratene fette Kalbs-Niere, vermittelſt eines Schneidemeſſers, vermiſchet es mit kleinen Roſinen, Citronenſcheller, Gewuͤrtz, Saltz und zween Eyerdottern, (ein wenig geriebene Semmel darzu gethan, ſchadet auch nicht.) Und damit dieſe Maſſe nicht zu ſproͤde werde, muß man ein wenig Wein drauf gieſſen. Dieſe Fuͤlle ſtreichet auf die Aumelettes, rollet ſolche zuſammen, und leget ſie auf eine mit ausgewaſchener Butter angeſtrichene Schuͤſſel. Machet ferner folgende Gelée, ſtoſſet etwas von dem gehackten Braten, mit einem Stuͤck gewaſchener Butteꝛ und ein wenig Semmel in einem Moͤrſel wohl ab. (NB. Wer gerne wuͤrtzen will, kan nur MuſcatenBluͤten nehmen; denn zu dergleichen Eſſen gehoͤren gar keine ſcharffen Gewuͤrtze.) Das abgeſtoſſene thut in einen Topff, ſchuͤttet gute bouillon drauf, laſts ein wenig ko[Spaltenumbruch]
Aumelettes
chen. Darnach ſtreicht es durch ein Haartuch, gieſt dieſe Gelèe uͤber die Aumelettes, ſetzet ſie aufs Kohlfeuer, und wenn es durch einander gekochet, hat, muͤſſen ſie gleich angerichtet, und auf die Tafel gegeben werden.
Aumelettes von Aepffeln,
Du muſt geſchelte uñ auf einem Reibeiſen geriebene Aepffel nebſt zweyen hart geſottenen Eyerdotteꝛn in einem Reibaſch durch einander klar abreiben, und Zucker, Zimmet, kleine Roſinen, wie auch Citronenſcheler drunter miſchen, welches die Fuͤlle iſt. Zum Aumeletten Teig, wird in ein halb Noͤſſel Milch, Mehl geruͤhret, 6. Eyer hinein geſchlagen, und alles wohl durch einander geqvirlt, damit es als eine ſonſt gewoͤhnliche Klare werde. Hierauf beſtreiche eine flache Pfanne oder Plintzeneiſen mit Butter oder Speck; Wenn ſolches uͤber dem Feuer heiß worden, ſo geuß von der abgeruͤhrten Klare etwas drauf, uñ laß es herum lauffen, auf daß es gar duͤnne die gantze Pfanne oder Plintzeneiſen uͤberziehe; ſetze ſelbiges alsdenn aufs Feuer, damit es es unten braun und oben gantz trocken werde, und continuire ſo lange, biß du wohl 30. oder 40. Stuͤck habeſt; beſtreiche endlich eine Schuͤſſel mit Butter, und das gebackene mit der Fuͤlle fein duͤnne uͤber und uͤber, rolle ſolches als eine Wuꝛſt zuſammen, lege es auf eine Schuͤſſel, mache ſie gantz voll, geuß auch Wein darzu, ſtreue Zucker, Zimmet, Citronenſcheller zur Gnuͤge drauf, ſetze es uͤber ein Kohlfeuer, und laß ſie alſo fein gemaͤhlig kochen. Wenn ſie
eine
E 5
(0096)
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d’ Aunoy
eine Weile gekocht haben, gieb ſie hin. Du muſt aber vorhero Zucker druͤber reiben, auch die uͤberbliebenen Blaͤtter, wovon die Aumulettes gemacht worden, wie Nudeln ſchneiden, und den Schuͤſſelꝛand damit garniren.
d’ Aunoy,
Graͤfin, ſchrieb anfangs mit Verſchweigung ihres Nahmens in Frantzoͤiſcher Spꝛache, 1) Memoires de la Cour d’ Eſpagne, und 2) Relation du Voyage d’ Eſpagne. Weil aber dieſe beyden gelehrten Buͤcher, wegen ihrer raren Sachen, ſo ſie in ſich begriffen, und der in Erzehlung gebrauchten wahrhafften und getreuen Aufrichtigkeit, wohl verdienten, daß ſie auch von denen Teutſchen, ſo der Frantzoͤiſchen Sprache unerfahren, geleſen wuͤrden, kamen ſie beyderſeits mit Vorherſetzung ihres Nahmens in teutſcher Sprache heraus. Das erſtere unter dem Nahmen; der Graͤfin von Aunoy Beſchreibung ihrer Reiſe nach Spanien mit Kupffern. Leipzig A. 1696. in 12. welche teutſche Uberſetzung vollſtaͤndiger als die Frantzoͤiſche iſt, weilen in ſelbiger viel Kupffer zu finden, ſo in der Frantzoͤiſchen Edition nicht ſeyn; das andere kam unter dem Titul: Reiſe durch Spanien, beſchrieben von der Graͤfin d’ Aunoy. Leipzig. 1695. in 12. u. A. 1696. wieder heraus, gleichwie auch ihr erſteres A. 1703. Leipzig in 12. unter dem Nahmen: Spaniſche Staats-Geſchichte, beſchrieben von der Graͤfin d’ Aunoy, benebenſt einem Anhang, die nach Abſterben Konigs Carln des II. erfolgte groſſe Revolution in Spanien betreffend, ſich wieder an [Spaltenumbruch]
Aurelia Aurietta
das Licht ſtellete. Man findet auch dieſer Frantzoͤiſchen Graͤfin Lebensund Liebes- Beſchreibung, worinnen ihre ungluͤcklichen Begebnuͤſſe eroͤfner werden. Franckf. und Leipz. An. 1698. in 12. Juncker in ſeinet Centuria fœminarum p. 85. legt ihren Schrifften ein groſſes Lob bey, und dieſes nicht nur wegen ihrer netten Schreib-Art, ſondern auch wegen derer gar haͤuffig hin und wieder zu findenden raren und ſpecialen Sachen. Sie hat in denen Spaniſchen Staats-Geſchichten noch andere Memoiren von einem gewißen Hoffe verſprochen, ob ſie aber ihr Wort gehalten, kan man noch nicht wiſſen.
Aurelia,
Cæſaris M. erſtere Gemahlin, ein gelehrtes und ſehr keuſches Weib, ſie ſoll eine vortreffliche Rednerin geweſen ſeyn, und das herrlichſte und reineſte Latein geſprochen haben, wie Jacobus de Strada in Epit. Theſaur. Antiq. p. 3. meldet.
Aurietta,
Des Cataluſii Gemahlin, ein ſtreitbares und recht heldenmuͤthiges Weib. Denn als Amurath mit einer ſtarcken Tuͤrckiſchen Flotte die Inſul Lesbus belageꝛte, und die Inwohner der Stadt wegen Mangel des Proviants und Munition alle Augenblicke der Ubergabe ſich befuͤrchteten, kam dieſe heroiſche Dame, in Abweſenheit ihres Gemahls denen bedraͤngten Lesbiern mit bewaffneter Hand zu Huͤlffe, thate ſelbſt den erſten Anfall auf die Tuͤrcken, ſchlug ſelbige gluͤcklich, und befreyete alſo durch ihre tapffere Hand die belagerte Inſul. Vid.
Ubert.
(0097)
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Aurinia Ausgebe
Ubert. Fogliett. in Elogiis. Conf. Schõnb. Advocat. Armat. c. VII.
Aurinia,
War bey denen alten Heydniſchen Teutſchen eine warſagende Goͤttin; Von welcher einige muthmaſſen, daß das alte teutſche Wort, Haure, oder Hure herſtammet, weil die alten Teutſchen gewohnet waren, die Nahmen ihrer Goͤtter und Goͤttinnen in ſchimpfliche Scheltworte zu verwandeln, nachdem ſie von dem heidniſchen Aberglauben ab, und zu der Chriſtlichen Religion ſind bekehret worden, wie wir davon an dem Krodo, Thor, und vielen andern dergleichen Nahmen wahrſcheinliche Exempel haben.
Aurora oder Matuta,
Des Titans und der Erden Tochter, iſt eine Vorgaͤngerin der Sonne, und wird unter dem Bilde der Morgenroͤthe entworffen; und bedeutet denen Poeten in ihren Gedichten nichts anders als die Morgenroͤthe.
Ausflechten,
Heiſſet dem Frauenzimmer die in die Haarbaͤnder eingeflochten geweſenen langen Haare wieder aufloͤſen.
Ausflicken Spitzen,
Heiſſet dem Frauenzimmer, die zerriſſenen und ſchadhafften Spitzen an Riegeln, Grund und Rangage verbeſſern und wieder erſetzen.
Ausgeberin, ſiehe HaußJungfer.
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Ausgeb Ausklo
Ausgeben,
Heiſſet der Koͤchin taͤglich vor der Mahlzeit dasjenige aus der Speiſe-Cammer, ſo ſie bey Kochung und Abwuͤrtzung der Speiſen noͤthig hat, als Butter, Eyer, Wuͤrtze, Mehl, getreigt Obſt, u. d. gl. herausgeben.
Ausgeſchnitten Pergament.
Iſt das von Pergament formirte Laubwerck und abgetheilten Figuren, woruͤber das Weibs-Volck mit Gold oder Silber oder auch Seide zu ſticken pfleget.
Ausgeſchnittene Nath,
Iſt eine Art die Blumen-Blaͤtteꝛ, ſo auf die Buͤndlein genehet weꝛden, mit einem zarten Meſſer ſubtil aus der Leinwandt oder Caton heraus zuſchneiden, und an deſſen Statt ſaubere Spitzen-Stiche einzuſetzen, und ſelbige Loͤcher dadurch wieder zuzufullen.
Auskehren,
Heiſt, wenn die Magd die Zimmer fruͤh Morgens mit einem Beſem oder Borſtwiſch ſaͤubert und von dem Koth und Staub rein machet.
Auskehricht,
Heiſſet derjenige Unflat, den das Geſinde fruͤh Morgens aus denen Zimmern mit dem Beſem oder Borſtwiſch kehret.
Ausklopffen,
Heiſſet, wenn die Junge-Magd aus der Frauen ihren Kleidern, oder aus denen gepolſterten und uͤberkleideten Stuben, Stuͤhlen, Pol-
ſtern
(0098)
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Ausmach Ausreib
ſtern und Teppichten den Staub und Koth mit einem kleinen Staͤblein klopffet und heraus ſchlaͤget.
Ausmachen,
Schoten, Caſtanien, Nuͤſſe u.d. gl. iſt, wenn man den Nips und den Kern aus den Schaalen ſchlieſſet, und ſelbige in den Koch-Topff ſammlet.
Ausnehmen,
Heiſſet das vorher gebruͤhete oder gerupfte Feder-Vieh unten aufſchneiden, und das Eingeweyde heraus nehmen; wird auch von Fiſchen geſaget.
Auspaucken,
Oder austrommeln, iſt eine an etlichen Orten eingefuͤhrte Straffe und Beſchimpfung derer geilen und liederlichen Dirnen, welche des Marckt-Tages durch des Nachrichters Knecht mit einer auſſerordentlichen Trommel, und zwar nur mit einem Kloͤppel oͤffentlich durch die Stadt gepaucket, zum Thore hinaus gefuͤhret, und des Landes verwieſen werden.
Auspfeiffen,
Iſt eine gar gemeine und gewoͤhnliche Beſchimpffung der liederlichen Vetteln und verdaͤchtigen Weibesbilder, wann nehmlich die Gaſſen-Jungen dergleichen liederliches Geſinde auf denen Straſſen inne werden, und ihnen oͤffentlich auf eine bekandte Art und gewiſſen Thon ſo lange nachpfeiffen, biß ſie ſelbige aus dem Geſichte verliehren.
Ausreiben,
Das Haar mit Poudre heiſſet, wenn die Umbinde-Frau dem [Spaltenumbruch]
Ausreib Auſter
Frauenzimmer das aufgeflochtene und aufgelockerte Haar mit friſchen Poudre wieder aufreibet, und den alten herab kaͤmmet.
Ausreiben die Kleider.
Heiſſet, wenu das Geſinde aus der Frau ihren Kleidern den Koth, der ſich unten um den Saum geleget, und angedorret iſt, wieder heraus reibet und mit der KleiderBuͤrſte rein auskratzet.
Ausringen Waͤſche,
Heiſſet aus der reingewaſchenen und ausgeſpielten Waͤſche das Waſſer durch Zuſammendrehung eines jeden Stuͤckes heraus winden und bringen.
Ausſpannen.
Heiſſet dem Weibes-Volck die fertig geneheten Sachen aus dem Nehe-Rahm, worein ſie ſtraff gezogen waren, wieder aufloͤſen und heraus nehmen.
Ausſpielen Waͤſche,
Heiſſet die aus Seiffen-Erlet warm gewaſchene Waͤſche wieder aus kalten Waſſer waſchen, damit die Seiffe nicht darinnen hengen bleibet.
Ausſuchen oder ausleſen Waͤſche.
Heiſſet das eingeſchwaͤrtzte Waͤſch-Geraͤthe, ehe man waſchen will, zuſammen leſen, und das klare und grobe von einander ſortiren.
Ausſtattung ſiehe MitGifft.
Auſter,
Oſtrea, Huitre, die Auſtern fin[d]
im
(0099)
[Spaltenumbruch]
Auſtern
im Winter am fetteſten, und laſſen ſich auch am beſten verſenden; da[h]ero werden ſie um ſelbige Zeit von [d]enen Liebhabern am meiſten genoſſen. Man will ſie zwar unter die geſundeſten Speiſen nicht zehlen, weil ihr Fleiſch kalt, feucht und unartig; gleichwohl aber iſt nicht zu leugnen, daß ſie ein gutes Mittel die ſcorbutiſchen Feuchtigkeiten ge[l]inde abzufuͤhren, wie ſchon oben beym Aal iſt angefuͤhret worden. In denen See-Staͤdten iſſet man bey einen Glas Wein ſie gern roh, dabey Citronen- oder TamarindenSafft, Ingber, Pfeffer gebrauchet wird; jedoch ſind die gebratenen wohl die annehmlichſten, wer Unverdaulichkeit liebt; am beſten und geſundeſten aber die rohen; da das Feuer daran nichts verderbet. Ein Koch hat ſich nach dem Appetit des Liebhabers zu richten, und kan er ſeinen Kuͤch-Zedel alſo machen, daß er die Auſtern bald roh, bald auf eine andere Art zubereitet, auftragen laſſe. Unſer Kuͤch-Meiſter lehret 1) Auſtern zuzurichten, 2) ſelbige roh zu geben, 3) Auſtern zu vermehren, 4) Auſtern wie Gaͤnſe-Lebern zu machen, 5) Faͤſſel-Auſtern zuzurichten, 6) Auſtern mit Sauerkraut zubereiten.
Auſtern zuzurichten,
Nehmet friſche Auſtern, wie ſie von Italiaͤnern oder aus dem Faß kommen, klopffet das garſtige Zeug mit einen ſtarcken Meſſer herunter, (NB. Etliche waſchen die Auſtern, ſo aber nicht rathſam; Denn weil manche unter weilen offen, kan das Waſſer hinein dringen, wodurch der Auſter Geſchmack verderbet [Spaltenumbruch]
Auſtern
wird,) machet ſolche auf, wie ſie ſich denn durch das Meſſer klopffen ſchon ein wenig oͤffnen werden, loͤſet die Auſter mit dem Meſſer ab, und ſetzet ſie in die tieffe Seite der Schale, denn eine Schale iſt tieff, die andere gantz platt. Wenn ihr nun mit dieſer Arbeit fertig, und wollet die Auſtern braten, ſo leget ſelbige auf den Roſt, laſſet aber erſt friſche und wohl ausgelaſſene Butter zergehen, gieſſet in jede Schale, darinne die Auſter lieget, einen kleinen Eß-Loͤffel voll, nachdem die Auſter-Schale groß, ſolcher Butter, ſtreuet auch in jede ein wenig geſtoſſene Muſcaten-Bluͤten und klein geſchnittene Citronenſcheller, ſetzet den Roſt mit denen Auſtern aufs Kohlfener, habt aber darbey wohl acht, daß keine untern braten ſich an die Schale henge, ſonſt ſpringet ſie in die Lufft. Streuet endlich, wenn ſie bald gar gebraten, ein wenig klar geriebene Semmel druͤber, ſetzet beym Anrichten halb geſchnittene Citronen darzu und gebet ſie hin.
Auſtern roh zu geben,
Die Auſtern muͤſſen wie vorige aufgemachet, auf einer Schuͤſſel angerichtet und mit halb geſchnittenen Citronen, Pfeffer, Ingber, Weineßig und Saltz aufgetragen werden, welche hernach ein jeder nach ſeinen goût zubereiten und eſſen kan.
Auſtern zu vermehren,
Schneidet aufgemachte Auſtern halb entzwey, und leget ſie in die Schalen. Blanchiret hierauf Kalbs-Milch in heiſſen Waſſer, butzet ſelbe hernach ſauber aus, thut
ſie
(0100)
[Spaltenumbruch]
Auſtern
ſie in kaltes Waſſer, damit ſie ſchoͤn weiß werden. Hernach ſchneidet ſolche in feine foͤrmliche Suͤckgen, leget zu jeder Auſter deren eines, ingleichen Butter, Muſcaten-Bluͤten, und klein geſchnittene Citronenſcheller darzu, laſſet ſie wie ſchon gemeldet, braten. Druͤcket endlich Citronen-Safft drein, und gebet ſolche nebſt beygelegten Citronen auf die Tafel, aufdaß ſie mit Citronen-Saft nach Belieben koͤnnen ſauer gemachet werden.
Auſtern wie Gaͤnſe-Leber zu machen,
Leget die Auſtern, wenn ſie aufgebrochen worden, in eine Schuͤſſel, damit der Safft nicht davon lauffe. Thut hierauff in ein Caſſerole ausgewaſchene Butter, MuſcatenBluͤten, Citronenſcheller, nebſt einer gantzen Zwiebel, werffet die Auſtern drein, und pasſiret ſie ein wenig. Schuͤttet ferner ein bißgen guten Wein und Citronen-Safft darzu, wie auch ein wenig klar geriebene Semmel, laſt es durch einander auf gelinden Feuer, doch alſo ſieden, damit die Auſtern etwas ſafftig bleiben. Beym Anrichten drucket ein wenig Citronen Safft drein, decket es fein zu, anfdaß der Bradem nicht davon komme und laſſet es auftragen.
Auſtern, ſo in Faͤſſeln, zuzurichten,
Waͤſſert dergleichen Auſtern uͤber Nacht im friſchen Waſſer, thut ſolche mit recht rein ausgewaſchener Butter zuſammen in ein Caſſerole oder Tiegel, und laſſets aufn [Spaltenumbruch]
Auſtern
Feuer pasſiren. Streuet ferner geriebene Semmel, klein geſchnittene Citronen und Muſcaten-Bluͤten drein, gieſſet ein wenig Wein und bouillon darzu, welches mit einander kochen muß. Beym Anrichten druͤcket Citronen-Saft hinein, und gebets hin.
Auſtern mit Sauer-Kraut.
Anfangs muͤſſen eben ſolche Faͤſſel-Auſtern uͤber Nacht eingewaͤſſert und drauf in gewaſchner Butter, wie vorige pasſiret, zugleich auch auf einem Teller Rindermarck ſcheiblicht geſchnitten werden. Hierauf kochet Sauerkraut am Feuer nur halb gar, ſchneidet ſelbiges mit dem Schneide-Meſſer nicht gar zu klein; ſetzet in einem Caſſerole ein Stuͤck Butter aufs Feuer, thut das Kraut hinein, und laſſet ſolches ein wenig ſchweiſſen; gieſſet darnach eine Kanne dicken ſauern Rahm drunter, welches zuſammen durch einander daͤmpfen muß. Nach dieſem nehmet eine Schuͤſſel, darauf ſoll angerichtet werden, machet um dieſelbe einen ſauber gezwickten Krantz, ſchmieret ſie mit Butter an, uͤberziehet die gantze Schuͤſſel mit dem Kraut; leget alsdenn eine Lage Auſtern, und von dem ſcheiblicht geſchnittenen Rindeꝛmarck, und deñ wiederum eine Schicht Kraut, womit ihr Wechſelsweiſe ſo lange fortfahren koͤnnet, bis die Schuͤſſel voll iſt; doch muß das oberſte SauerKraut ſeyn. Gieſſet letzlich ein wenig zerlaſſene Butter oben druͤber, ſtreuet geriebene Sem̃el drauf und laſt es im Ofen backen, es wird gewiß einen recht guten Geſchmack uͤberkommen. Soll nun angerich-
tet
(0101)
[Spaltenumbruch]
Auſtina Austra
tet und dieſes Eſſen etwa bey groſſen Gaſtereyen gebrauchet werden, ſo machet folgende Garniture; nehmet von den Auſtern, ſtecket ſie an ein Spiesgen, doch alſo, daß allezeit neben eine Auſter auch ein Stuͤckgen Speck komme, (NB. beyn Catholiſchen muß der Speck zuruͤck bleiben) tuncket dieſe im Butter, beſtreuet ſie mit Semmel, und Muſcaten-Bluͤten, bratet ſie gar gelinde auf einen Roſt und garniret das gebackene Kraut damit, welche Ausſtaffirung dieſem Gerichte ein praͤchtiges Anſehen geben wird.
Auſtina,
Anna, aus Engelland, ein Ertzqvaͤckeriſches Weib, ſie gieng mit ihren adhærenten aus Alt-Engelland, (ſo in dem mitternaͤchtigen America gegen dem groſſen Welt-Meer zu lieget) uͤber, ſetzte ſich in die Hauptſtadt Boſton und heckte allda allerhand wunderliche und gefaͤhrliche Lehren aus, maſſen ſie ſich dem Obrigkeitlichen Reſpect entzog, ſelbige ſehr grob tractirete, und eine groſſe Menge allerhand irriger und qvackeriſcher Buͤcher bey ſich hatte. Sie ward aber bald, nebſt einer andern Quaͤckerin, Maria Fiſcherin genennt, ſo mit ihr uͤbergegangen war, nicht allein in Hafft genommen, ſondern ihre Buͤcher wurden auch oͤffentl. durch den Hencker verbrannt, und nahme man ihr nunmehro alles Schreib-Zeug, als Dinte, Feder und Papier hinweg, damit ſie von ihren fanatiſchen Weſen nichts ſchreiben konte. Vid. Croeſi Hiſtor. Quackerian. c. 3. p. 392.
Austragen,
Heiſſet, wenn ein Geſinde ſeine [Spaltenumbruch]
Auſtre Auszaͤck
Frau bey andern Maͤgden und Leuten vor arg, eigenſiñig, mißtrauiſch, oder geitzig ausſchreyet, und ſelbige dadurch nebſt ihrem Dienſt bey dem Volck verhaſt zu machen ſuchet.
Auſtreberta,
Des Grafens Raldefrieds und der Framohild in Franckreich Tochter, ſo A. 690. oder wie andere wollen, A. 680. geſtorben, war eine gelehrte und andaͤchtige Aebtißin im Kloſter Bauliæ. Ihr Leben hat ein Anonymus, der zu Bedæ Zeiten gelebet, geſchrieben, welches bey dem Surio Tom. I. ad diem 10. Febr. zu finden iſt. Man hat ſie wegen ihrer Heiligkeit mit in den Calender geſetzet, und den 10. Febr. gewiedmet. Vid. Zeiler. im Hiſtoriſchen Anzeiger. p. 74. Bucellin. ad 10. Febr. Santel. T. I. Ann. Sacr. p. 74.
Austroͤſſeln,
Oder Austroͤtteln, heiſſet, wenn das Frauenzimmer im Nehen vom Neſtel-Tuche oder andern klaren Zeuge einige Queer-Faͤden am Rand ausziehet, ſelbigen beſticht, verknuͤpfft, und gleichſam Frantzen oder Trotteln draus machet.
Auszaͤcken,
Heiſſet, Flohr, Tuch oder Taffet mit einem darzu verfertigten und aufgeſchlagenen Eiſen am Saum und Rand aushacken, und in kleine Bogen oder Spitzlein bringen.
Auszaͤcken,
Weiß, heiſſet denen Naͤhderinnen Manchetten, Krauſen, Hals-
tuͤcher,
(0102)
[Spaltenumbruch]
Auszieh Baath
tuͤcher, Schuͤrtzen und ander weiß Geraͤthe Bogen weiſe an denen Enden ausſchweiffen, beſtechen, und mit kleinen Zaͤcklein beſchlingen. Bißweilen werden auch nur die Bogen ſchlecht weg umſchlungen, und keine Zaͤcklein daran geſtochen.
Ausziehen Waͤſche,
Heiſſet die rein gewaſchene und getreigte Waͤſche, ehe man ſelbige plattet oder rollet, wieder aus einander Stuͤckweiſe ziehen, und in vorige Form wieder bringen.
Autonoë,
War des Thebaniſchen Koͤnigs Cadmi Tochter, ſo er mit der Hermione erzeuget.
de Auila,
Beata, ein aberglaͤubiſches, verfuͤhreriſches und ſectiriſches Weib, ſo durch ihre Affter-Propheceyungen und falſchen Offenbahrungen das Volck zu verblenden ſuchte. Vid. Reinhardi Theatr. Prudent. Elegant. p. 235.
Axiothea,
Eine Schuͤlerin des Platonis ſiehe. Laſthenia.
Axt,
Iſt ein in der Kuͤche noͤthiges Inſtrument und Geraͤthe, wormit man das kleine Fiſchholtz ſpaltet, oder auch zu andern Dingen ſelbige noͤthig hat.
B.
Baath,
Catharina, eine Baronesſin aus [Spaltenumbruch]
Babine Back
Schweden, war ſehr gelehrt in de[r] Hiſtorie und Genealogie vortreff[-] lich erfahren, konte auch unver[-] gleichlich mahlen. Sie hat Commentarios Genealogicos geſchrieben, und ſelbige mit eigner Hand abgeriſſen. Es iſt ſolches Werck noch nicht gedruckt, weil in ſelbigen ein und andere Irrthuͤme obſerviret werden. Doch leget Joh. Heinr[.] Bœclerus in ſeiner Peregrinat. Germ. p. 18. und in ſeiner Bibliograph. Curioſ. Lit. K. ihr ein groſſes Lob bey.
Babine,
Iſt eine gewiſſe Art eines Rauchwercks brauner Moſcowitiſcher Katzen Felle, deren ſich das Frauenzimmer zu Winters-Zeit unter ihre Peltze und Kleider ſtatt Unterfutters zu bedienen pfleget.
Baccha,
War die Prieſterin des Bacchus, ſo ſtets betruncken war, und bey dem Opffer wie halb unſinnig erfunden ward.
Bachhaaſe, ſiehe. LandLaͤuffer.
Back-Bret,
Iſt ein rundes und duͤnnes hoͤltzernes Bret, ſo bey dem backen in der Kuͤche noͤthig iſt.
Back-Raͤdlein,
Iſt ein kleines eiſernes ausgezaͤcktes Raͤdlein mit einem Stiehl verſehen, welches zu dem backen in der Kuchen und Abſchneidung des Teiges gebrauchet wird.
Back-Schuͤſſel,
Iſt eine runde und tieffe von
Holtz
(0103)
[Spaltenumbruch]
Backtrog Bade
Holtz ausgeſchnitzte Schuͤſſel, ſo in [d]er Kuͤche zu vielen Dingen kan ge[b]rauchet werden.
Back-Trog,
Iſt ein lang rundes hohl ausgewoͤlbtes hoͤltzernes Behaͤltniß, oben und unten mit kleinen Handhaben verſehen, worinnen die Maͤgde das Mehl oder den eingewuͤrckten Teig zum Brodte nach dem Becker zu tragen, auch die gebackenen Brodte darinnen wieder heim zu tragen pflegen.
Bade-Haube,
Iſt ein von weiſſer Leinwand oben auf dem Kopffe zuſammen geſitztes Tuch, deren ſich das Frauenzimmer bey dem Bade zu bedienen pfleget, ſie werden auch oͤffters mit rother Seide oder Garn durchnehet.
Bade-Magd,
Iſt eine abſonderliche Frau oder Magd, ſo in denen oͤffentlichen Badſtuben denen badenden Weibes- oder auch Manns-Perſonen mit abwaſchen an die Haud gehet, und ſelbige in dem Bade zu bedienen pfleget. Merckwuͤrdig iſt diejenige Bade-Magd, ſo dẽ aus dem Gefaͤngniß entſprungenen Roͤmiſchen Kaͤyſer Wencel auf ihren Schultern durch das Waſſer trug.
Bade-Mantel,
Iſt ein von weiſſer Leinwand oben her zuſammen gereyheter Schurtz und Tuch, ſo das Frauenzimmer bey dem Bade umzuſchlagen pfleget, es hat die Form faſt wie eine Weiberſchuͤrtze.
[Spaltenumbruch]
Bade Badeſch
Bade-Molde,
Iſt ein von Kupffer Oval und flach getriebenes Behaͤltniß, worinnen die Sechswochen-Kinder gebadet werden.
Baderin,
Chriſtina Regina eines Predigers in Simmersfeld im Wuͤrtembergiſchen, Tochter, ein Ertz Quaͤckeriſches und ſectiriſches WeibesBild, ſo ſich durch ihre geruͤhmten und vorgegebenen Viſionen, Geſpraͤche mit den Engeln, Traͤumen, Propheceyungen, Kampff wieder den Teufel und allerhand erſchreckliche Faſcinationen A. 1698. an vielen Orten ein groſſes Aufſehen gemacht. So aber endlich auf hartes Zuſetzen und ernſtliches Zureden eines Geiſtlichen, dem ſolches von ihrer hohen Obrigkeit aufgetragen ward, frey und oͤffentlich bekennet, daß alles dasjenige, was man an ihr bewundert haͤtte, lauter Betrug, Simulation, Leichtfertigkeit und Teuſcherey geweſen, und haͤtte ſie ſelbiges nur deſſentwegen gethan, damit ſie bey der Welt vor groß und heilig moͤchte gehalten werden. Es war ihr deßwegen eine harte Strafe zu erkannt worden, ſo aber hernachmahls auf Interceſſion in eine oͤffentliche Kirchen-Buſſe und Wiederruff verwandelt ward. VidPantheon Anabaptiſtico-Enthuſiaſticum p. 158. it. D. Sontag. Diſſertat. de Fugiend. Xenophonia. p. 14.
Bade-Schuͤrtze,
Iſt ein von weiſſer Leinwand geſchnittenes Vortuch mit einem angeſetzten und in Falten gelegten Latz, deren ſich das Frauenzimmer bey
dem
Frauenzim̃er-Lexicon. F
(0104)
[Spaltenumbruch]
Badewan Baͤndel
dem ſchroͤpffen zu bedienen pfleget. Sie werden nur von vornher vorgenommen, denn der Ruͤcken bleibet zum ſchroͤpffen frey und bloß.
Bade-Wanne,
Iſt ein von Holtz zuſammen geſetztes kleines Gefaͤſſe, worinnen die gemeinen Weiber ſtatt der Bade-Molde ihre kleinen Kinder zu baden pflegen.
Bade-Wiſch,
Iſt eine von zarten Stroh zuſammen geſetzte und an einander geheftete Decke, deren ſich die Weiber bey dem Bade ihrer kleinen Kinder zu bedienen pflegen.
Badſtube,
Iſt dasjenige Behaͤltniß unten im Hauſe, worinnen ſich das Frauenzimmer zu baden pfleget; Man findet auch faſt in allen Staͤdten oͤffentliche Badſtuben, worein die Weibesbilder von ſchlechten Stande zu gehen und ſich daſelbſt zu baden pflegen.
Baͤncke,
Seynd von Holtz geſchnitzte und zuſammen geſetzte Geſtuͤhle, dergleichen die gemeinen Leute in ihren Stuben an ſtatt der gepolſterten und Taffel-Stuͤhle haben: wenn ſie mit einer Lehne verſehen, heiſſet man ſelbige Lehnebaͤncke.
Baͤndel,
Heiſſet dem Frauenzimmer in Regenſpurg eine gewiſſe Zierrath des Haupts und Haar-Neſts, ſo faſt die Form einer runden Maſche band hat, doch von guten Perlen zuſammen geſetzet und geflochten iſt, [Spaltenumbruch]
Baͤnder Baͤr
und auf das Haar-Neſt geſetzet wird; die gemeinen Weibesbilder nehmen falſche Perlen darzu.
Baͤnder-Kopff,
Heiſſet ein von lauter BandSchleiffen und Maſchen in die Haare geſchlungener Aufſatz uͤber die Stirne von voꝛnher etwas erhoͤhet, deſſen ſich das Frauenzimmer im Sommer zu bedienen pfleget.
Baͤnder-Latz,
Iſt ein mit eitel Schleiffen Band oder geknuͤpfften Maſchen durchaus beſetzter Latz, den das Frauenzimmer vor zu ſtecken pfleget, die Schleiffen ſind dicht an einander herunterwerts geſetzet, und lauffen immer ſpitziger biß unten hinaus zu.
Baͤr,
Urſus, l’ Ours, weil der Baͤr ein wildes, zorniges und rachgieriges Thier iſt, meynen ihrer viele, ſein Wildpret koͤnne als etwas ungeſundes, nicht verſpeiſet werden. Lonicerus ſchreibet im dritten Theil ſeines Kraͤuter-Buchs, daß das Baͤren-Fleiſch ſchleimigt, unverdaulich ſey, und boͤſe Nahrung gebe, auch daher mehr zur Artzney als zur Speiſe gehoͤre. Ja die Alten haben nach Coleri Bericht in ſeiner Oeconomia das Baͤren Gehirn gar vor gifftig gehalten, weßwegen ſie auch die Baͤren-Koͤpffe verbrannt, damit es niemand eſſen und davon von Sinnen kommen moͤchte. So ſehr kan offt eine falſche Einbildung ein Ding verhaſt machen, und mag auch die Urſache ſeyn, daß in denen Geſang-Buͤchern in dem bekannten Tiſch-Liebe: Singen wir aus
Hertzen
(0105)
[Spaltenumbruch]
Baͤrenkopff
Hertzen-Grund ꝛc. dieſe Worte: Hirſche, Baͤren, Rinder und Schwein alſo geaͤndert worden:
Hirſche, Schaafe, Rinder und Schwein ꝛc. Jetzt angefuͤhrter Colerus aber iſt gantz anderer Meynung, denn er ſchreibet, daß das Baͤren-Wildpret nicht nur ein feines, weiſſes und ſuͤſſes Fleiſch ſey, ſondern viel Leute hielten ſolches beſſer, als das Rehe: zwar iſt dieſes nicht eben zu bejahen, doch kan man dieſes gewiß verſichern, daß das Baͤren-Wildpret heut zu Tage gar ſehr beliebet werde, welches man an groſſer Herren Tafeln bemercken kan; daſelbſt wird ein Etat ſonderlich von Baͤren-Tatzen und dem Kopff gemacht, und als eine delicateſſe aufgetragen, wie aus folgender Zurichtung erhellet.
Baͤrenkopff zuzurichten,
Nehmet einen Baͤrenkopff, nach dem derſelbe als ein Schweinskopff abgeſchnitten worden, brennet ihn eben als einen Schweinskopff mit heiſſen Eiſen. Wenn ihr nun ſolchen gnugſam gebrennet habt, ſo ſchneidet ihm forn am Maul das Fleiſch loß, ſchneidet ihm auch die Naſe inwendig entzwey, damit ſolche kan uͤberbrochen werden. Hierauf waſchet ſelbigen ſauber ab, ſetzet ihn in Waſſer, Wein und Eßig zum Feuer, werffet daran viel Saltz, allerley Kraͤuter, als Thymian, Salbey, Iſop, Lorbeerblaͤtter, Roßmarien, Zwiebeln, und dergleichen, darinnen er ſo lange kochen muß, biß er weich wird. Iſt er nun gar, ſo hebet ihn von Feuer weg, und laſſet ihn alſo in der Sultze erkalten, ſoll [Spaltenumbruch]
Baͤrentatzen
er endlich angerichtet werden, muͤſſet ihr ihn aus dem Topff heraus langen, wohl beſchneiden, und ihn aufs beſte als ihr koͤnnet, auszieren, auch eine Citrone oder einen ſchoͤnen Borsdorffer-Apffel ins Maul geben, dann iſt er zum auftragen fertig.
Baͤrentatzen zu bereiten.
Nehmet die Baͤrentatzen, wie ſie unten um den Knorn weggehauen werden, waſchet ſie ſauber aus, und ſetzet ſie mit Waſſer ans Feuer, woſelbſt ſolche ſo lange, biß ſie die Haare und Haut fahren laſſen, kochen muͤſſen, welches eben die Zubereitung iſt, derer man ſich beyn Hirſchohren und Hirſchmaul bedienet. Ziehet ihnen hierauf die Haare ſamt dem Haͤutgen fein ſauber herunter, und ſehet wohl zu, damit nicht viel vom Fleiſch weggeriſſen werde. Sind ſolche nun aufs reinlichſte abgeputzet, ſo leget ſie in kaltes Waſſer, und laſſet ſie eine Weile liegen, darinne ſie endlich weiß werden. Man kan ſelbe auf unterſchiedene Aꝛt, wie es beliebig, zurichten. Als 1) Baͤrentatzen mit einer Schweiß-Bruͤhe, 2) Baͤrentatzen mit Mandeln und Cibeben braun, 3) Baͤrentatzen mit der gelben Pohlniſchen Bruͤhe, 4) Baͤrentatzen mit Senff-Bruͤhe.
Baͤrentatzen mit einer Schweiß-Bruͤh,
Thut die Baͤrentatzen, wenn ſie vorbeſchriebener maſſen rein geputzet worden, in eine Caſſerole, gieſſet drauf bouillon, Wein und ein wenig Eßig, ſchuͤttet Pfeffer, Ingber, Citronenſchalen und etliche gantze Zwiebeln, wie auch ein wenig Thy-
mian
F 2
(0106)
[Spaltenumbruch]
Baͤrentatzen
mian hinein, und laſſet es durch einander kochen. Wenn ſelbige nun bald weich und gar ſeyn, ſo nehmet Schweiß, entweder von Huͤnern, Gaͤnſen oder einem Kalbe, ein halb Noͤſſel, quirlt dieſen Schweiß mit Eßig gantz klar, leget ein Stuͤck Zucker hinein, damit die Sauce recht piquant werde, ruͤhret auch etwas geſtoſſene Naͤglein drunter, laſſet alsdenn dieſen Schweiß durch einen Durchſchlag in deꝛ Caſſerole zugleich wohl zerruͤtteln; deñ ſo kan der Schweiß recht durchdringen. Machet letzlich Butter braun, und brennet dieſe auch hinein. Wollet ihr nun dieſe Tatzen anrichten, ſo ſtreuet geſchnittene Citronenſchalen druͤber, garni ret ſie mit Gebackens und Citronen, und gebet ſie hin.
Baͤrentatzen mit Mandeln und Cibeben braun,
Sind die Tatzen, wie anfangs gemeldet worden, bereitet, ſo leget ſie in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet drauf Bruͤhe, Wein, und auch etwas Eßig, thut Pfeffer, Ingber und was weniges von gantzen Naͤglein, ingleichen ein Paaꝛ gantze Zwiebeln darzu, und laſt es mit einander kochen. Reibet ferner guten Pfefferkuchen, ſchuͤttet ſolchen zun Baͤrentatzen, wie auch rein geleſene Cibeben, im heiſſen Waſſer abgezogene und etliche mahl entzwey geſchnittene Mandeln, ſo viel als beliebet wird, hinein. (NB. Etwas geſchnittene Mandeln muͤſſet ihr zum anrichten uͤbrig behalten, und ſehet zu, daß alles wohl durch einander ſo lange koche, biß es eine feine dicke Bruͤh bekommt.) Wann nun al[Spaltenumbruch]
Baͤrentatzen
les fertig, ſo richtet an, ſtreuet die zuruͤck behaltenen geſchnittenen Mandeln, wie auch geſchnittene Citronenſchalen druͤber, garniret mit Gebackens und Citronen, und laſſet auftragen.
Baͤrentatzen mit der gelben Polniſchen Bruͤhe,
Nehmet die Baͤrentatzen, thut ſelbige in ein Geſchirr, Caſſerole oder Tiegel gieſſet Bruͤhe, Eßig und Wein drauf, leget ein Buͤndlein von Lorbeer-Blaͤttern, Thymian und Zwiebeln zuſammen gebunden hinein, und laſſet es mit einander kochen. Hierauf ſchneidet etliche Borsdorffer-Aepffel, viel Zwiebeln, wie auch Semmelrinden, in ein Toͤpfgen, gieſſet Bruͤhe drauf, ſetzets aufs Feuer, daß es weich koche, quiꝛlt es klaꝛ, ſtꝛeichets durch ein Haartuch oder Durchſchlag, und ſchuͤttet die dicke Bruͤhe zun Baͤrentatzen, in die Caſſerole oder Tiegel ruͤhrets auch fein durch einander, damit die Bruͤhe uͤberein dicke werde. Thut ferner Ingber, Pfeffer, und Saffran hinein, und waſchet groſſe Roſinen aufs reinſte, ſchneidet auch abgezogene Mandeln etliche mahl entzwey, und menget dieſe beyden Sorten gleichfalls drunter. Noch lieblicher und recht piquant wird dieſes Eſſen werden, wenn ihr zugleich ein Stuͤck Butter drein leget, Citronen, auch Schalen von Citronen und Zucker hinein werffet, und es alſo durch einander kochen laſt. Letzlich richtet dieſe Tatzen ſauber und die Bruͤche druͤber an. Beſtreuet ſie und laſſet aufſetzen.
Baͤren-
(0107)
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Baͤrentatz Baͤrti
Baͤrentatzen mit einer Senff-Bruͤhe,
Vor allen Dingen muͤſſen dieſelben gantz weich abgekochet werden. Setzet Butter aufs Feuer, und wenn ſolche braun iſt, ſo gieſſet ein halb Noͤſel guten Senff, ingleichen Wein und Bruͤh, und zwar ſo viel hinein, als ihr meinet derſelben gnug zu haben; thut auch Zucker, Citronen, Pfeffer und Ingber darzu, und laſſet alles durch einander kochen. Werffet ferner ein Paar gantze Zwiebeln dran, die ihr aber beym anrichten wieder davon nehmen ſollet, leget auch die Baͤrentatzen hinein, welche darinnen ſo lange kochen muͤſſen, biß ſie gantz muͤrbe ſeyn. Koͤmmet nun die Zeit herbey anzurichten, ſo leget die Tatzen fein ordentlich auf die Schuͤſſel, gieſſet die Bruͤh daruͤber und garniret ſie mit Gebackens, oder da es bey einer gewiſſen Ausrichtung iſt, koͤnnet ihr die Schuͤſſel mit Kraͤntzen von Lutterteig umziehen und die Baͤrentatzen drein anrichten.
Baͤr-Muff,
Iſt ein von Ißlaͤndiſchen oder andern ſchoͤnen und abſonderlich ausgeſuchten Baͤren-Fellen rundverfertigter Muff, deſſen ſich das Frauenzimmer zur Winters-Zeit zu bedienen pfleget. An etlichen Orten pflegen die Dames noch neben den Muͤffen ihre Sonnen-Fecher als eine Galanterie zu tragen.
Baͤrtiges Frauenzimmer,
Ob gleich die Baͤrte nur eine maͤnnliche Eigenſchafft ſeynd und [Spaltenumbruch]
Baͤrtiges
von Natur nur denen Maͤnnern gehoͤren, ſo hat doch die Erfahrung auch ſchon vor alten Zeiten ſattſam gelehret, daß, wie offt ein MaͤnnerHertze in einer Weiberbruſt, alſo auch ein maͤnnlicher Bart in einem Weiber-Kinn ſtecke. Die Weiber in Ægypten und Georgien haben eben Baͤrte wie die Maͤnner. Vid. Danæum d. Hæreſib. c. 97. p. 593. Etliche von denen Heidniſchen Goͤttinnen wurden mit Baͤrten abgeſchildert, wie aus der Venus ihrem Bilde, ſo die Innwohner in Cypern zu ihrem Wahrzeichen hatten, deutlich zu erſehen; desgleichen ward auch die Goͤttin des Gluͤcks oder Fortuna mit einem Barte vorgeſtellet. Unter ſolches baͤrtiges Frauenzimmer iſt zu rechnen S. Liberata, ſonſt Wilgefortis genannt, Phætuſa von Abdera, Gorgippia aus Namyſien, Galla Symmachia, Helena Antonia, Jacoba Nigra, Maria Pellegrina, Margaretha, Kaͤyſers Caroli V. natuͤrliche Tochter, Barbara Ursleria u. a. m. Vid. M. Antoniii Ulmi Phyſiolog. Barb. Human. Sect. 3. Cap. II. p. 397. Aldrovand. Hiſtor. Monſtror. p. 210. & 446. Jacob. Thomaſ. d. Barba. c. 3. & Joh. Georg. Joch. d. Foem. Barbat. Apulejus in ſeinem Aſino Aureo L. II. faͤllt von dem baͤrtigen Frauenzimmer nachfolgendes Judicium; Wenn auch ein Frauenvolck vom Himmel herab fiele, wie die Venus aus dem Meer entſtuͤnde, von den Wellen erzogen wuͤrde, und von dem gantzen Chor der Gratien nebſt allen Liebes-Goͤttinnen begleitet wuͤrde, nach lauter Zimmet und Balſam roͤche, und mit dem Guͤrtel der Venus umge-
ben
F 3
(0108)
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Baͤumel Baͤllgen
ben waͤre, dennoch wurde ſie, wofern ſie in einem Bart daher traͤte, niemanden, auch ihren Vulcano ſelber nicht, gefallen.
Baͤumelgen,
Oder Pandelotten, VorſteckeRoſen, ſeynd allerhand von Gold oder Silber ausgearbeitete Zierathen, verzogene Nahmen, oder andere Figuren, mit oder ohne Edelgeſteinen verſetzt, ſo das Frauenzimmer an einem ſchwartzen zarten Baͤndlein oder Schnuͤrlein am Hals herunter hengen hat.
Bagoe,
Wird von etlichen vor die Si bylla Erythræa gehalten, was ſie aber geſchrieben findet man in Hendreichs Pandect. Brandenb. p. 385.
Balandræa,
Catharina, war eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Baldachin,
Heiſt ein Himmel oder eine ausgeſpannte und geputzte Decke, dergleichen man in denen Putz-Stuben und Cammern uͤber Betten, auch oͤffters uͤber die Thuͤren aufzuthuͤrmen pfleget.
Baͤllgen Atlas,
Iſt eine leichte und ſchlechte Sorte von Atlas, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrer Kleidung zu bedienen pfleget, man nennet ihn auch Satin. Die allerfeinſte Sorte von dieſem Baͤllgen Atlas wird Poelings Canton genennet.
Baͤllgen Leinwand,
Iſt ein von ſtarcker Hauß-Mit[Spaltenumbruch]
Balleo Balſam
tel- oder auch klaren Leinwand zuſammen gerolltes Baͤcklein von vielen oder wenig Elen, dergleichen das Frauenzimmer in denen Gewoͤlbern oder von denen LeinwandHaͤndlern nach der Hand zu kauffen pfleget.
Balleonia Cornelia,
Von Perugia, ein gelehrtes Frauenzimmer, hielt unterſchiedene Orationes an Pabſt Paulum III. ſo voller Griechiſchen Sententien ſeynd, und im Druck heraus gekommen.
Balſam,
Iſt ein aus koͤſtlichen Specereyen zuſammen geſetztes und wohlriechendes Weſen, deſſen ſich das Frauenzimmer zu bedienen pfleget. Man fande deſſen Gebrauch ſchon zu den allererſten Zeiten, und muſte ſelbiger zum Schmuck der Weiber dienen, ſintemahl die Jungfrauen, ſo zu dem Koͤnig Ahasvero hinein gehen wolten, ſich gantzer 6. Monat mit Balſam ſchmuͤcken muſten. Eſther II. 12. und Suſanna ließ ſich Balſam in das Bad hohlen. In Hiſtor. Suſan. vſ. 27.
Balſam-Buͤchslein,
Iſt ein kleines, auf vielerley Art, mit oder ohne fachen von Silber getriebenes Behaͤltniß, worinnen das Frauenzimmer allerhand Balſam, oder auch Schwaͤm̃lein mit wohlriechenden Waſſern und Spiritu angefeuchtet, (welches insgemein in Form eines kleinen Tauben Eyes gegoſſen iſt,) bey ſich traͤget.
Band
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Band Bando
Band,
Iſt ein ein- oder mehrfaͤrbigtes von unterſchiedener Breite und Muſter dicht zuſammen geſchloſſenes ſeidenes Gewebe, mit oder ohne Gold, von guter oder Floret-Seide, gewaͤſſert, piccirt, geſtreifft, gebluͤhmt oder glatt, zaͤckigt oder gleich, doppelt oder einfach, gemodelt oder ſchlecht, ſo zu den Fontangen, Auffſaͤtzen, Hauben, und andern Frauenzim̃er-Putz gebraucht wird. Die gantz ſchmahlen und kleinen Sorten von Band ſind; Pater Noſter-Baͤndlein, StrohBaͤndlein und Bislint.
Bandoninia,
Oder wie ſie einige nennen Bandominia, aus Franckreich gebuͤrtig, war eine Nonne des H. Creutzes zu Poictiers in Franckreich, eine Alumna der H. Koͤnigin Radegundis, die An. 590. geſtorben. Als Venantius, Honbrius, Clementianus, Fortunatus Biſchoff zu erwehnten Poictiers, dieſer Radegundis Leben beſchrieben hatte, ſchrieb dieſe Bandoninia noch ein Supplementum zu demſelbigen, in welchen ſie viel Sachen auffgezeichnet hat, die Fortunatus uͤbergangen, es iſt ſolches Supplementum bey dem Surio Tomo IV. ad diem 13. Auguſti teſte Poſſevino in Apparat. Sacr. it. Voſſ. d. Hiſtor. Lat. l. 2. c. 22. & Philolog. c. 2. p. 12. zu finden. Albertinus hat aus dieſen das meiſte gezogen, was er von der H. Radegundis auffgeſetzet. Vid. Zeiller. im Hiſtoriſchen Anzeiger. p. 496.
Bandour,
Koͤnigin in Franckreich, Clo [Spaltenumbruch]
Banno Bapti
douei II. Gemahlin, war eine ſehr devote Dame, fuͤhrete ein H. Leben, und ſtifftete viel Cloͤſter und Schulen.
â Banno
Joanna, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Baptiſta,
Galeatii Malateſtæ Fuͤrſtens zu Peſaro aͤlteſte gelehrte Tochter, und Graf Guidonis Montefeltrenſis zu Urbin, Gemahlin, eine Dame von wundernswuͤrdiger Gelehrſamkeit, hat mit denen gelehrteſten Maͤnnern ihrer Zeit nicht nur oͤffters zu diſputiren ſich unterſtanden, ſondern auch ein Buch in Lateiniſcher Sprache von der menſchlichen Gebrechlichkeit und der wahren Religion geſchrieben, auchuͤber dieſes noch viel herrliche Orationes gehalten. Vid. Raviſ. Tex tor. in Officin. L. 4. c. 12. p. 346 Baptiſt. Fulgoſ. l. 8. c. 3. Meiger. Nucl. Hiſtor. L. 1. c. 32. p. 293 Baldhoven in Catalog. Doctar. Virg. & Fœm.
Baptiſta
Johanna, aus Spanien gebuͤrtig, eine gelehrte und ſehr andaͤchtige Jungfer, hat etliche Theologiſche Schrifften heraus gegeben, und in Spaniſcher Sprache geſchrieben, erſtlich ein Buch vom Gebet, hernach eines von denen drey groͤſſeſten Feinden der Seelen. Vid. Chriſtoph. Hendreichs Pandect. Brandenb. p. 406.
Baptiſta
Maria, aus Portugall, eine gelehrte Nonne Prediger Ordens im Kloſter S. Salvatoris zu Liſſa,
bon-
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Bapti Barba
bon, hat in Portugieſiſcher Sprache gedachten Kloſters Hiſtorie geſchrieben, welche von denen Gelehrten ſehr gelobet wird. Vid. Nicol. Anton. in Bibliothec. Hi ſpanic. teſte Hendreich. in Pandect. Brandenburg. p. 407.
Baptiſta
Sfortia, Alexandri Sfortiæ und der gelehrten Conſtantiæ, gleichfalls gelehrte Tochter, dieſe hatte ſich ſo eine gewiſſe Wiſſenſchafft erworben, daß ſie durch ihre Beredſamkeit auch denen allergelehrteſten Maͤnnern zu thun machte, ſie ſoll gleichfalls auch eine gute Poetin geweſen ſeyn, und in einem gewiſſen Gedichte das gelehrte Frauenzimmer recenſiret haben. Vid. Raviſ. Textor. Officin. p. 345.
Baratotti Galerana, ſiehe Tarabotti.
von Barbançon, Maria Anſona.
Eine tapffere und heldenmuͤthige Heroine, Michael von Barbançon, Herrn von Cany, beruͤhmte Tochter, und Johann. Barenſis Neovii Wittbe, als ſie von dem Koͤniglichen Frantzoͤiſchen Lieutenant in Bourbonnois, Nahmens Montare, A. 1569. belagert ward, wehrte ſie ſich recht tapffer und behertzt, ohngeachtet die Thuͤrme und Mauren von ihrem Schloſſe bereits uͤber den Hauffen geſchoſſen waren. Sieſtellte ſich ſelbſt mit einer Pique auf die Breche, und ſchlug die Feinde in drey Stuͤrmen zuruͤcke. Endlich aber trieb ſie der Hunger nach 15. taͤgigen Wiederſtande zur Ubergabe. Als der Koͤnig von [Spaltenumbruch]
Barba Barbe
ſolcher ihrer Hertzhafftigkeit benachrichtiget ward, befahl er ſie wiederum in ruhige Beſitzung ihres Caſtells mit Erlaſſung der Ranzion, ſo ſie bey der Ubergabe verſprechen muͤſſen, zu ſetzen. Hilarion de Coſte des Femm. illuſtr.
Barbara,
Des Kaͤyſers Sigismundi Gemahlin, ein gottloſes WeibesBild, nennte diejenigen Jungfern, ſo als Maͤrtyrinnen vor Chriſto gelitten, albern und naͤrriſch, weil ſie den Zucker der Wolluſt nicht gekoſtet. Sie ſtatuirte keine Aufferſtehung, ſondern meynte, die Seele verweſete mit dem Leibe.
Barbara,
Eine Jungfer aus Nicomed, des Dioscori Tochter, von welchen ſie, weil ſie ſich eine Chriſtin nennte, in einen Thurm geworffen, und nachdem ſie gantz nackend zum Spott alles Volcks vor den Richter gefuͤhret, unter dem Kaͤyſer Maximiliano ſchmaͤhlig als eine Maͤrtyrinne umgebracht worden.
Barbe,
Barbus, (Mullus barbatus) Barbeau, ein bekannter Fiſch, der in lateiniſcher Sprache ſeinen Nahmen vom Bart hat, weil er vorne am Maule mit 2. Floſſen pranget, die ſich faſt wie ein Knebel-Bart præſentiren: dieſer Fiſch ſchadet Geſunden und Krancken nichts, denn er hat ein weiſſes, weiches und wohl geſchmacktes Fleiſch, und iſt im Majo am fetteſten und geſundeſten, ſonderlich haben die groſſen Barben das Lob, daß ſie beſſer als die kleinen. Wie hoch vor die-
ſem
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Barben
ſem die Roͤmer die Barben gehalten, und wie viel Geld ſie daruͤber verſchwendet, kan in den Hiſtorien nachgeſchlagen werden. Hat doch, nach Plinii Bericht, der Burgermeiſter Aſinius Celer eine eintzige Barbe um 8000. Roͤmiſche Nummos, ſo bey nahe 400. Thl. betragen, gekaufft. Dieſe Geld-Verſchwendung iſt nicht allein in Rom bey den Groſſen geblieben, ſondern endlich gar unter die Privat-Perſonen kommen. Jovius bezeuget, es haͤtten auch gemeine Leute daſelbſt, dieſen Fiſch, wenn er uͤber einen Schuch lang geweſen, um ſo ſchwer Silber, als er gewogen, bezahlt. Welches ihnen als eine unverantwortliche GeldVerſplitterung ausgeleget wird. Heut zu Tage giebt man vor dieſe Fiſche, weil etliche Stroͤme, als die Elſter, ſolche a part hegen, in Sachſen nicht ſo viel Geld aus. Gleichwohl aber, wenn ich den alten Reim erwaͤge:
Ruppen-Leber, Carpen-Zungen, Barben-Maͤulchen, Die brachten mich um mein graues Gaͤulchen;
ſcheinets, daß verſchwenderiſche Maͤuler, die eine Delicateſſe in denen Barben-Maͤulern u. Koͤpffen geſuchet, noch ein ziemliches auf die Barben muͤſſen gewendet habẽ, wie deñ noch taͤglich in koſtbaren FiſchHaͤltern geſchicht, da ſie ſpecialiter darzu gemaͤſtet werden. Was etwa die Alten nach Macaſii Bericht, in ſeinem Promptuario Mat. Medicæ von dem Rogen dieſer Fiſche geglaubt, ob ſolte ſelbiger bey Genieſſung den Durchlauff, Erbrechen, und andere gefaͤhrliche Sympto[Spaltenumbruch]
Barben
mata in dem menſchlichen Leibe verurſachen, wollen wir itzo nicht unterſuchen, vielmehr ſorgen, wie die Barben wohl moͤgen zubereitet werden. Darzu uns der Koch unterſchiedene Arten vorſchreibet, als 1) Barben blau geſotten. 2) Barben in einer Pohlniſchen Soſſe gelb. 3) Barben mit der ſchwartzen Pohlniſchen Soſſe. 4) Barben mit weiſſer Butter Soſſe. 5) Barben mit zerlaſſener Butter. 6) Barben gebacken. 7) Barben mit Capper-Soſſe und Baumoͤl. 8) Barben mit Fricaſſée und geroͤſteter Semmel.
Barben blau geſotten.
Nehmet dieſelben, reiſſet und ſchneidet ſie, nachdem ſie groß, in Stuͤcken, waſchet ſie rein aus, gieſſet, wenn ſie in einem Gefaͤſſe liegen, etwas Eßig daruͤber, ſetzet in einem Fiſch-Keſſel Waſſer aufs Feuer, ſaltzet ſolches und mercket, daß zu 4. Pf. Barben 2. Haͤnde voll Saltz gehoͤren. Wenn es nun ſiedet, ſo werffet die Barben hinein, laſſet ſie bey hellen Feuer wohl einkochen. Hernach hebet ſie vom Feuer, ſpritzet kaltes Waſſer darauf, leget rein Pappier druͤber, ſo bleiben ſie blau. Es iſt dieſes ein geringer Handgriff, der aber wohl in acht zu nehmen. Denn ſo bald der Braden davon gehet, werden dieſe Fiſche nicht blau, ſondern ſchwartz. Wollet ihr ſie anrichten, brechet eine Serviette, und leget ſie fein zierlich daruͤber. Oder aber ihr koͤnnet auch gruͤne Peterſilie drauf ſtreuen; Denn da muß man ſich allezeit reguliren, bey was vor einer Tafel ſie verzehret und gegeſſen
werden,
F 5
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Barben
werden, laſſet guten Wein-Eßig darzn aufſetzen, ſo iſts recht.
Barben in einer gelben Pohlniſchen Soſſe.
Dieſe werden geriſſen, geſchupet, und hernach gleich als die vorigen abgeſotten. (NB. nur ſo ſehr muß man ſie nicht ſaltzen.) Setzet einen Topff zum Feuer mit Waſſer oder bouillon; ſchneidet viel Zwiebeln und etliche BorsdoͤrfferAepffel hinein, thut auch SemmelRinden, Ingber und Pfeffer darzu, und laſſet es durch einander weich kochen. Hierauf ſtreichet das gekochte durch ein Haar-Tuch, welches in allen Kuͤchen zu finden ſeyn wird und ſoll; oder in Ermangelung deſſen, nur durch einen Durchſchlag; ſchuͤttet es in eine Caſſerole, wenns gleich ſehr dicke iſt, gieſſet darzu Wein, aber nicht viel Eßig, werffet Butter, rein geleſene groſſe Roſinen, abgezogene Mandeln, geſchnittene CitronenSchalen, auch Citron-Scheiben, ein Viertheil Pf. Zucker, und vor drey pf. Saffran mit darzu, und laſſet es alles zuſammen einen Sud thun, leget auch hernach die Barben hinein, welche auf einem gelinden Feuer durcheinander daͤmpffen muͤſſen. Wollet ihr die Barben anrichten, ſo koͤnnen ſelbige fein zierlich auf die Schuͤſſel geleget, mit ein wenig weiſſen Ingber und Muſcaten-Bluͤten beſtreuet, die Bruͤhe oben druͤber gegoſſen, ſauber mit Gebackens und Citronen garniret, und hingegeben werden.
[Spaltenumbruch]
Barben
Barben mit der ſchwartzen Pohlniſchen Bruͤhe.
Die Barben werden gleich den vorigen geſotten. Nehmet Wein, Waſſer und Wein-Eßig, ſetzet es zum Feuer, ſchneidet viel Zwiebeln, und die braune Rinde von RockenBrodt drein, ſchuͤttet Pfeffer und Ingber darzu, und laſſet dieſes alles mit einander kochen. Ferner reibet vor einen Gr. guten PfefferKuchen in dieſe Bruͤhe, ſtreichet ſolche hernach durch ein haͤren Tuch oder Durchſchlag in eine Caſſerole, machet braune Butter ſtatt der rohen dran, werffet auch ein Stuͤck Butter, Citron-Scheler, Nelcken und Zucker drein. Wenn es kochet, ſo quirlt ein wenig Schweiß, es ſey von was es wolle, mit ein wenig Eßig ab, gieſſet den hinein, und ruͤhret die Bruͤhe wohl um. In dieſe Bruͤhe leget letzlich die Barben, und laſſet ſie ein wenig durchziehen. Beym Anrichten ſtreuet geſchnittene Citron-Scheler druͤber, und laſſet ſie auftragen.
Barben mit einer weiſſen Butter-Soſſe.
Die Barben zu ſieden, iſt ſchon Nachricht gegeben worden. Die Soſſe hierzu wird auf folgende Art bereitet: Setzet eine Caſſerole auf Feuer, gieſſet halb Waſſer und halb Bruͤhe, darinne ihr die Barben geſotten, hinein, thut etwas geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten und Ingber, auch ein Stuͤck Butter darzu, und laſſet es kochen. Leget ferner eine gantze Zwiebel, ein bißgen kleine gehackte Peterſilie, und darnach die Barben in die Bruͤhe, damit ſie
ein
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[Spaltenumbruch]
Barben
ein wenig durchziehen. Schlaget hierauff drey Eyer-Dotter in ein Toͤpffgen, gieſſet nur ein Paar Tropffen Wein in die Eyer-Dotter, und quirlt ſelbe gantz klar, und gieſſet es wieder unter die Bruͤhe, die noch auf den Fiſchen; ſetzet ſolche vom Feuer, ſonſt rinnen die Eyer-Dotter zuſammen. Richtet endlich die Barben an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, nehmet zugleich ein wenig abgeklaͤrte Butter und beſprenget mit ſolcher die Fiſche, alsdenn koͤnnet ihr ſie laſſen auftragen.
Barben mit zerlaſſener Butter.
Die Barben muͤſſen erſtlich geſchuppet und darnach geſotten werden. Laſſet Butter zergehn, ein gut Theil, nachdem ihr viel Fiſche habt, hacket Peterſilie und Muſcaten-Bluͤten klein, richtet die Fiſche an, beſtreuet ſolche mit der Peterſilie und Muſcaten-Bluͤten, ſetzet ſie auf gluͤhende Aſche, und gieſſet damit die abgeklaͤrte Butter druͤber, ſo ſind ſie fertig.
Barben gebacken.
Nachdem ihr die Barben geſchuͤppet und geriſſen, ſo machet ihnen uͤber den gantzen Leib Kerben; ſchneidet ſie hernach in Stuͤcke, und leget ſolche eine Stunde in Saltz. Nun laſſet auf dem Feuer Schmaltz in einer Pfanne recht heiß werden, trocknet die Barben ab, beſtreuet ſie mit Grieß oder Mehl, werffet ſie ins heiſſe Schmaltz und backet ſolche fein Gold-gelb heraus, und zwar ſo viel Stuͤck als ihr vonnoͤthen habt. [Spaltenumbruch]
Barben
Hierauf richtet ſie an, nehmet zugleich gruͤne Peterſilie, leſet die ſauber, waſchet und machet ſie wieder trocken, backet ſie auch aus dem Schmaltz, und ſtreuet ſie uͤber die Barben her, ſie werden alsdenn den Appetit gar wohl vergnuͤgen.
Barben mit einer CapernSoſſe und Baumoͤl.
Schuppet und reiſſet die Barben auf Stuͤcken, ſaltzet ſelbige ein, und backet ſie aus Schmaltz, wie die vorigen, jedoch ohne Mehl. Hierauf ſetzet eine Caſſerole mit Butter aufs Feuer, laſſet dieſe braun werden, thut ein wenig Mehl hinein, und machet ſolches auch braun. Wenn es nun braun genug, ſo ſchuͤttet ferner Bruͤhe oder Peterſilien-Waſſer in die Caſſerole. NB. aber nicht gar zu viel, dieweil noch Wein und etwas Eßig dran muß gegoſſen werden. Leget Lorbeer-Blaͤtter, Ingber, Pfeffer und etliche gantze Zwiebeln darzu, laſſet es durch einander kochen, miſchet auch eine Hand voll Capern drunter, und leget darnach die Barben, ingleichen geſchnittene Citronen-Schalen und Scheiben mit hinein, und laſſet es alles zuſammen wieder kochen. Eine Viertel Stunde vor dem Anrichten, muͤſſet ihr Baumoͤl ſtatt der Butter an dieſe Bruͤhe ſchuͤtten, ſelbige noch einen Aufwall thun laſſen, die Fiſche hernach anrichten, die Soſſe druͤber gieſſen, und das Gerichte zum Aufſetzen hingeben.
Barben mit ſaurer Fircaſſée und geroͤſieter Semmel.
Die Barben werden geſchup-
pet
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[Spaltenumbruch]
Barber Barbie
pet, geriſſen, in Stuͤcke geſchnitten, und wie vorige geſotten. Iſt dieſes geſchehen, ſo thut Eyer-Dotter in ein Toͤpffgen, ſchuͤttet eine Meſſer-Spitze rohes Mehl darzu, gieſſet ein Paar Tropffen Eßig drein, und quirlt ſolches klar. Nehmet hernach halb Eßig und halb Bruͤhe, darinne die Barben geſotten worden, und zwar ſo viel als euch duͤncket gnug zur Bruͤhe zu ſeyn, miſchet und ruͤhret dieſes alles wohl unter die Eyer-Dotter, thut Pfeffer und Ingber hinein, ſetzet ſolches mit dem Toͤpffgen ins Kohlfeuer, und mercket, daß dieſes immer muß geruͤhret werden. Zuletzt leget auch ein Stuͤck Butter darzu, und ruͤhret wiederum ſo lange, biß es angefangen zu ſieden. Wenn es nun dicke iſt, ſo gieſſet einen Eß-Loͤffel voll kaltes Waſſer hinein, (NB. dieſes hindert, daß die Eyer-Dotter nicht zuſammen lauffen koͤnnen,) richtet die Barben an, und gieſſet die Bruͤhe druͤber; Habt auch wuͤrfflicht geſchnittene Semmel, ſo fein Goldgelb in Butter geroͤſtet worden, fertig, ſtreut dieſe uͤber die Fiſche, machets ſo zierlich, als es ſeyn kan, und gebts hin.
Barberina
Lucretia, eine gelehrte Frantzoͤſin, aus adelichem Geſchlechte zu Pariß gebohren, wurde wegen ihrer Gelehrſamkeit von dem beruͤhmten Gabriel Naudæo ſo hoch æſtimiret, daß er ihr des Leonhardi Aretini Tractat, de Studiis & Literis, den er An. 1642. heraus gab, dedicirte.
Barbier,
Mademoiſelle, eine galante Fran[Spaltenumbruch]
Barche Barne
tzoͤiſche Poetin, ſo acht Tragedies geſchrieben, ſo nach und nach zu Pariß heraus gekommen, unter deren die eine, Arrie & Petus genañt, ſonderliche Approbation gefunden: ſie hat ſelbige der Madame la Ducheſſe dc Bouillon dediciret.
Barchent,
Iſt ein halb leinen und halb Baumwollnes dichtes Gewebe, deſſen ſich das Weibes-Volck zu allerhand Unterfutter, auch Indelten zu Betten bedienet. Iſt entweder weiß, blauſtreiffigt oder couleur, breit oder ſchmahler; Der Zettel iſt aus Leinen, der Eintrag aus Baumwolle.
Barclaja,
Des gelehrten Johannis Barelaji gelehrte Gemahlin. Ihr voͤlliger Nahme heiſſet Louiſe, gebohrne Debonnaire. Sie ſoll einen netten Vers geſchrieben haben, abſonderlich wird das Lateiniſche Carmen, worinnen ſie den beruͤhmten Peireskio, vor die ihrem aus Engeland fluͤchtigen Manne erwieſene Auffnahme, u. erzeugte Wohlthaten Danck abgeſtattet, ſehr geruͤhmet. Wiewohl es einige nicht glauben wollen, ſondern in denen Gedancken ſtehen, ſie haͤtte mit ihres Mannes Feder gepfluͤget; auf welche Gedancken Petrus Gaſſendus gekommen. Vid. Petr. Gaſſend. in Vita Peireskii pag. 176. & 177. Edit. Pariſienſ. 1641.
Barne
Juliana, eine gelehrte und geſchickte Engellaͤnderin, ſo zugleich eine groſſe Liebhaberin der Jagt geweſen: ſie hat in ihrer Mutter-
Sprache
(0115)
[Spaltenumbruch]
Baron Barſi
Sprache ein Buch von der Vogelſteller-Kunſt, Jagt und Fiſcherey, wie auch eines von denen Geſetzen der Waffen geſchrieben, welche alle in das Latein uͤberſetzet worden. Dieſe Barne lebte um das Jahr 1460. in guten Anſehen und Æſtim. Vid. Joh. Pitſeum, de illuſtribus Angliæ Scriptoribus. pag. 649. Man ſchreibet ihr noch ein Buch zu, deſſen Titul heiſſet: Of The Gentlemans Academie, ſo zu Londen 1595. heraus gekommen.
Baroneſſe,
Oder Frey-Frau, iſt ein Fraͤulein oder Dame hohen Standes, ſo entweder aus Freyherrlichen Hauſe und Stamm entſproſſen, oder einen Frey-Herrn zum Gemahl hat, und durch ihn in ſolchen Stand und Wuͤrde erhoben worden.
Baroni,
Leonora, eine ſehr beruͤhmte Saͤngerin, ſo ehemahls in Italien floriret, und der zu Ehren ein gantzes Volumen Lateiniſcher, Griechiſcher, Frantzoͤiſcher, Italiaͤniſcher und Spaniſcher Poeſien gemacht, und zu Rom unter dem Titul: Applauſi Poetici alle glorie della Signora Leonora Baroni, heraus gegeben worden. Vid. Erythræum in Pinacoth. II. p. 129. it. Bayle. T. II. p. 491.
Barſine,
Ein zwar von geringer Herkunfft, doch ſehr gelehrtes und in der Griechiſchen und Lateiniſchen Sprache wohlerfahrnes Frauenzim̃er. Einige nennen ſie auch Barſene. Vid. M. Blum. Diſſert. D. Poetriis Græ[Spaltenumbruch]
Bart Bartho
cis. §. 13. p. 18. War des Alexandri M. Gemahlin, ſo der Caſſauder mit ihrem Sohn Hercules umbringen ließ, damit das Koͤnigreich Macedonien auf ihn verfiel.
Bart im Spinnen,
Heiſſet, wenn das junge Weibes-Volck ſo noch nicht recht im Spiñen erfahren, die abgeriſſenen Enden am Wocken hangen laͤßt, und den Faden an einem andern Orte des Wockens wieder von neuem anſpinnet. Dergleichen Baͤrte nennet man an etlichen Orthen Freyer.
Barthonia
Eliſabeth. Eine zwar gelehrte, doch ertzbetruͤgeriſche Nonne in Engeland, ſo im XVI. Seculo unter dem Koͤnige Henrico VIII. ums Jahr 1534. gelebet. Dieſe, (weil ſie etwas hartes wieder den Koͤnig geredet, und boͤſes von ihme propheceyet, indem ſie von unterſchiedlichen Paͤbſtlichen Creaturen angeſtifftet, den Koͤnig durch allerhand liſtige Erfindungen und Betruͤgereyen erſchrecken und dadurch um Cron und Thron bringen ſolte, auch bereits darzu bey ſeinen Unterthanen einen Auffruhr erwecket, endlich aber bey gerichtlichen Verhoͤr geſtunde, daß alle ihre vorgegebenen Viſiones und Propheceyungen erdichtet geweſen, ſie auch darinnen Richardus Maſter unterwieſen und abgerichtet, Gilbert. Burnett. Hiſtor. Reformat. Anglic. ad An. 1534. Einige neñen ſie auch Cantia, weil die Provintz koͤnt dieſer Engellaͤndiſchen Prophetin Vaterland geweſen.)
wurde
(0116)
[Spaltenumbruch]
Baſe Baſtarb
wurde nebſt noch etlichen Profeſſoribus Theologiæ ſtranguliret. Vid. Joh. Henr. Boecler. in Reb. Secul. c. XVI. Part. 2. p. 275.
Baſe,
Heiſſet in dem Stamm-Baum ſo viel, als des Vaters Schweſter.
Baſilia
Adriana, von Neapol aus Italien gebuͤrtig, war eine treffliche Poetin, und hat in Italiaͤniſchen Verſen ein Buch geſchrieben, unter dieſem Titul: Il Teatro delle glorie, della Signora Adriana Baſile, alla Virtu di lei, dalle cetri digli anſioni de queſto Seclo fabricato in Venetia, ſo gedruckt zu Neapolis 1628. Vid. Toppium in Bibliothec. Neapol. & ex eo Hendreich in Pandect. Brandenburg. p. 443.
Basmath,
Die Hethiterin, eine Tochter Elons und Weib Eſaus, Geneſ. XXVI, 34. Ein abgoͤttiſches, aberglaͤubiſches und verfuͤhreriſches Weib, maſſen durch ſelbige allerhand aberglaubiſches Weſen im Hauſe Iſaacs eingefuͤhret ward, daher auch ſeine Nachkommen die rechte Quelle verlieſſen, und ihnen ſelbſt Goͤtzen-Brunnen machten.
Baſt,
Iſt ein ſchlechter und leichter, glatter, einfaͤrbigter Taffet, deſſen ſich das Frauenzimmer zum Unterfutter und Auffſchlagung ihrer Kleider zu bedienen pfleget.
Baſtard,
Jungfern-Kind oder Huren[Spaltenumbruch]
Bathſe Batzen
Kind, auch Findel-Kind, heißt ein auſſer der Ehe erzeugtes Kind, Ohngeachtet die Goͤttlichen und Weltlichen Rechte auf die Erzeigung ſolcher Jungfer-Kinder gar hefftig eyfern, auch dergleichen aufſer der Ehe getriebenen Unzucht zu beſtraffen ſuchen, ſo vergoͤnnte doch damahls der Rath zu Lacedæmon, aus Mangel der in dem ſchweren und langwierigen Kriege wieder die Athenienſer auffgeriebenen jungen Mannſchafft, denen Spartaniſchen Jungfrauen, durch einen oͤffentlichen Ausruff und freye Connivenz, daß ſich eine jede von ſelbigen, ſo viel ſie wolte, Manns-Perſonen ausſaͤhe, und bey ſelbigen heimlich ſchlaffen ſolte, damit der Mangel wieder erſetzet wuͤrde, welches auch in kurtzer Friſt geſchehen. Dieſe JungfernKinder wurden hernach Parthenii genennet. In Spanien werden die Huren-Kinder oder Findlinge vor edel gehalten.
Bathſebah,
Des Urias Weib, hernachmahls aber des Koͤnigs Davids, mit welcher er zuvor wegen ihrer Schoͤnheit Ehebruch getrieben. Salomo war ihr Sohn, und kam durch ihre Klugheit zum Reiche, I. Reg. I. v. 11. ſeq.
Bathuſia Meckinſia,
War eine ſehr gelehrte und in denen Wiſſenſchafften erfahrne Matrone. Vid. Schurman. Epiſt. ad D. Simonds d’ Ewes. p. 218.
Batzen
Oder Angehencke, auch Klumpen genannt, iſt eine von Gold mit
hangen-
(0117)
[Spaltenumbruch]
Bauch Bauer
hangenden Diamanten reich beſetzte und mit vielen Gelencken und ausgebreiteten Gliedern um ſich ſtrahlende Zierrath, welche das Frauenzimmer nach heutiger Mode mit dem darzu gehoͤrigen Schnuͤr-Kaſten am Hals herunter zu hengen pfleget.
Bauch-Bettlein,
Iſt ein kleines mit weichen Pflaumen-Federn ausgeſtopfftes Bette, ſo das Weibes-Volck ſich und auch den kleinen Kindern des Nachts vorzubinden pfleget.
Bauchbett-Zuͤglein,
Iſt ein von weiſſer Leinwand, Zwillig oder Dammaſt verfertigter Uberzug, wormit man die Bauch-Bettlein zu beziehen und zu bekleiden pfleget.
Baucis,
Ein altes armes Weib, des Philemonis Frau, welche beyderſeits von dem Jupiter, den ſie doch vorher mit dem Mercurio beherberget und auffgenommen hatte, in Baͤume verwandelt worden.
Bauers-Frau oder Weib,
Heißt eine Frau Baͤuerlichen Standes, ſo auf dem Dorffe und Lande lebet.
Bauer-Magd.
Heißt eine ledige und annoch unverheyrathete Dirne oder Magd Baͤuerlichen Standes, ſo auf dem Lande lebet. In Holland findet man gar ſchwere Bauer-Maͤgdlein, ſo offtmahls zur Mit-Gifft ſo [Spaltenumbruch]
Baum Baumoͤl
viel Silber oder an Gelde mit bekommen, als ſie ſchwer ſeynd.
Baum-Baſt,
Wird von denen Baͤumen in Indien, item Afriea, ſonderlich in der Provintz Angola genommen, woraus man gewiſſe Zeuge, auch Matten, Tapeten, Tiſch-Decken und gantze Kleider zu weben und zu verarbeiten pfleget, welche wie das ſchoͤnſte ſeiden Zeug ausſehen; und deren ſich das Frauenzimmer bey ihrer Kleidung zu bedienen pfleget.
Baum-Fruͤchte,
Fructus arborum, des fruits, werden in der Kuͤchen auf unterſchiedene Art angewendet und zubereitet. Es gehoͤren aber darzu Aepffel, Birn, Feigen, Miſpeln, Kirſchen, Pfirſinge, Limonen, Citronen, Pomerantzen, GranatAepffel, Qvitten, Datteln, Mandeln, Nuͤſſe, Oliven, Piſtacien, Caſtanien, Pflaumen ꝛc. von welchen allen inſonderheit an gehoͤrigen Ort.
Baumoͤl,
Olivarum Oleum, Huile des Olives, wird aus den zeitigen und reiffen Oliven gepreſt, uñ zu uns in Pipen u. Faͤſſern gebracht. Es behaͤlt aber unter allen Baumoͤl das Liſſaboniſche und Italiaͤniſche, welches ſonderlich um den Lago di Garda herum waͤchſt, wegen ſeiner Suͤßigund Lauterkeit den Preiß. So wenig man dieſes Oel in Apothecken entbehren kan, ſo und noch weniger kan man es in wohl-beſtelten Kuͤchen miſſen, weil mit ſelben vielerley Speiſen zubereitet, und dadurch recht angenehm gemacht
werden.
(0118)
[Spaltenumbruch]
Bauɯoͤl Bauren
werden. Die Spanier, Frantzoſen, und Italiaͤner verthun es gar haͤuffig, und brauchen es an ſtatt der Butter, welches ihnen nebſt den Holl- und Engellaͤndern, auch die Teutſchen abgelernet. Wie ſie deñ in ihren Kuͤchen das Baumoel bald zum roͤſten, braten, backen, mariniren; bald zu Salaten und andern Eſſen gar wohl anzuwenden wiſſen.
Baumoel-Maͤßlein,
Iſt ein kleines von Blech verfertigtes Schoͤpff-Gefaͤſſe, welches in den Baumoͤel-Staͤnder gehenget wird.
Baͤumoͤl-Staͤnder,
Iſt ein von Zinn oder Blech, lang und tieff verfertigtes Behaͤltniß mit einem Deckel verſehen, worinnen das Baumoͤl in denen Kuͤchen und Speiſe-Cammern erhalten wird.
Baum-Wolle.
Waͤchſt auf denen Baumwollen Baͤumen in Indien, und wird von dem Frauenzimmer ſo wohl roh, als geſponnen zu allerhand Sachen gebrauchet und unter geleget.
Bauren-Haube,
Iſt ein langes weiſſes und mit rothen Streiffen durchwuͤrcktes Tuch, welches die Baͤurinnen in Straßburg auf eine beſondere Art um den Kopff zu winden und zu ſchlagen pflegen.
Bauren-Hut,
Iſt ein von ſchwartzen Sammet und mit Spitzen ausgezierter Hut, mit einem niedrigen und kleinen Kopff, aber deſto breitern und auf [Spaltenumbruch]
Beatrix du Bec
beyden Seiten ſehr lang uͤber die Ohren hinaus gehenden Rande, den die Staats-Jungfern in Straßburg zu tragen und mit ſchwartzen Spitzen einzufaſſen pflegen. In Baſel ſind ſie von Sammet und mit Gold oder Silber eingefaſſet.
Beatrix,
Ein gelehrtes Weib, war erſtlich Bonifacii eines ſehr maͤchtigen Herrns in Italien, hernachmahls Hertzog Gottfrieds in Lothringen Gemahlin, eine zu ihrer Zeit im XI. Seculo von den beruͤhmteſten Frauen, die von dem weltbekannten Kortholdo in Hiſtor. Eccleſiaſtica Part. XI. Sect. 3. c. 4. §. 17. p. 330. ſehr geruͤhmet wird.
Beatrix,
Baononenſis, war ein beꝛuffenes zauberiſches Weibesbild und Hexe.
Beatrix,
Friderici Barbaroſſæ, Kaͤyſers Gemahlin, ward von denen Maͤylaͤndern gar ſehr beſchimpffet, denn als dieſe Kaͤyſerin die Stadt Meyland einmahl beſichtigen wolte, ward ſie von denen treuloſen Unterthanen, ſo bald ſie hinein kam, ruͤcklings auf einen Eſel geſetzet, muſte den Schwantz in die Haͤnde nehmen, und ſolcher Geſtalt durch die Stadt zum andern Thore hinaus reiten.
du Bec.
Renata. Guebriantii eines Frantzoͤiſchen Marſchalls Gemahlin, eine Dame von ſolcher Klugheit und Geſchickligkeit, daß ſie als eine
Frantzoͤi-
(0119)
[Spaltenumbruch]
Becher Beere
Frautzoͤiſche Abgeſandte in Pohlen geſchicket ward. Projet & Fragmens d’ un Dictionaire Critique.
Becher-Glaͤſer,
Seynd diejenigen glatten runden und weiten Trinck-Geſchirr oder aus Glas verfertigten Becher, woraus man bey Gaſtereyen oder Hochzeiten das Bier zu trincken pfleget.
Beklagen, abgeſchlachte Huͤner, Gaͤnſe, Tauben. ꝛc.
Iſt eine alte aberglaͤubiſche Weiber Meynung, da einige in denen wunderlichen Gedancken ſtehen, es muͤſte ſich ein ſolches abgeſchlachtetes Vieh, wenn man es beklagte, lange und erbaͤrmlich quaͤhlen, koͤnte auch ſo leichte nicht erſterben.
Bectozia,
Sonſt Laudia Scholaftica genannt, eine Frantzoͤſin, war eine ſehr gelehrte Nonne im Delphinat, und deßwegen vom Koͤnige Franciſco I. dem groſſen Mæ cenate aller Gelehrſamkeit hochgehalten: ſie hat ſehr viel Sachen in Lateiniſcher uñ Frantzoͤiſcher Sprache geſchrieben, und iſt Anno 1547. verſtorben. Vid. Hendreich. in Pandect. Brandenburg. p. 476.
Beere,
Baccæ, Graines: es giebt derer vielerley Arten, als Johañis-StachelHind-Brom-Hollunder-ReiſſelErd-Maul-uñ Schwartze-Beer ꝛc. So zum Theil friſch gebraucht, zum Theil abgebacken, zum Theil eingemacht werden, und kan ſie ein geuͤb[Spaltenumbruch]
Befuͤh Beguine
ter Koch zu vielen Speiſen anwenden. Abſonderlich nimmt er gewiſſe Sorten zu kalten Schalen und Suppen; oder thut ſie in Torten; oder laͤſt ſie beym Gebratens aufſetzen; oder faͤrbet gewiſſe Eſſen, als gekochte Birn damit an, u. ſ. w.
Befuͤhlen Huͤner,
Iſt ein Amt der wirthlichen Hauß-Muͤtter, welche fleißig darnach ſehen und viſitiren, ob die Huͤner balde legen werden, auch ſo dañ ein wachſames Auge auf ſelbige haben, damit ſie nicht die Eyer an einen Ort legen, wo man ſelbigẽ nicht beykommen kan, oder (wie etlicher Huͤner Art iſt,) ſelbige, ſo bald ſie ſie gelegt, wieder auffreſſen.
Begieſſen,
Heiſſet in den Kuͤchen alles dasjenige was an dem Spieſſe ſtecket, oder zum braten auf dem Roſt lieget, mit zerlaßner Butter oder Braten-Fett betraͤuffeln.
Beguinage,
Iſt eine gewiſſer Platz in Amſterdam, in Form einer kleinen Stadt mit Maureu und Graben umgeben, wo die Geſellſchafft dererjenigen Maͤdgens oder Wittben, welche niemahls Kinder gehabt, zu finden. Eine jede Beguine hat ihr beſonders Hauß.
Beguinæ,
Oder die heiligen Beguinen. Waren gewiſſe Ordens-Schweſtern, ſo ſich in ihren ketzeriſchen Lehren nach den Ordens-Bruͤdern, ſo Beguini genennet worden, gleich-
falls
Frauenzim̃er-Lexicon. G
(0120)
[Spaltenumbruch]
Behn
fals richteten. Ihre ketzeriſchen Lehren erhellen daraus, weil ſie vorgaben 1) es koͤnne ein Menſch hier in dieſer Welt zur hoͤchſten Gluͤckſeeligkeit gelangen, alſo, daß ſie in der andern Welt nicht koͤnte groͤſſer ſeyn. 2) Eine Weibes Perſon zu kuͤſſen, ſey eine Todt-Suͤnde, weil die Natur den Menſchen nicht eben darzu antriebe; hingegen aber ſey es nicht ſuͤndlich, mit einer WeibesPerſon ſich fleiſchlich zu vermiſchen, weil die Natur die Menſchen darzu anreitzete. 3) daß ein ſolcher Menſch alsdenn nicht ſchuldig waͤre ſich einiger menſchlichen Botmaͤßigkeit zu unterwerffen, duͤrffte auch weder faſten noch beten. 5) Der Menſch koͤnne es in dieſer Gnaden-Zeit ſo hoch bringen, daß er der Gnade Gottes nicht weiter beduͤrffe. Vid. Erneſt. Amphit. c. 5. p. 109. Abrah. Carpzov. in Annal. ad A. C. 1310. Hottinger. in Hiſtor. Eccleſ. Tom. 3. Opp. p. 552.
Behn,
Aphara; eine gelehrte Engellaͤnderin gebuͤrtig von Canterbuꝛy. So ſich durch ihre gelehrte Poeſie bey der Welt vortrefflich renommiret. A. 1696. hat man zu Londen von ihr geſehen: The Hiſtories and Nouels of the Late Ingenious M. Behn: In one Volume. Viz. 1) Oroonoko or the Royal Slaue 2) The Fair Child, or Prince Tarquin. 3) Agnes des Caſtro, or the Force of Generous Loue. 4) Louers Watch’ ot the Art of Love. 5) The Ladies Looking-Glaſſ. 6) The Lucky Miſtake, and Love-Letters. Langbain und Gildon ſetzen dieſes gelehrte Weibes-Bild unter die Scri[Spaltenumbruch]
Belhoria Bello
ptores der Dramatum Die Collectores Actor. Erudit. Lipſienſ. legen ihr in dem Jahr 1699. p. 425. ein nicht geringes Lob bey. Sie lieget an einem verſchloſſenen Ort in der Weſtmuͤnſteriſchen Abtey unter einem Marmor-Stein bebegraben, worauf eine in Engliſcher Sprache verfertigte Grabſchrifft gehauen ſtehet; welche in der Uberſetzung alſo klingen duͤrffte:
Die durch Verſtand und Witz durch alles konte dringen, Vermochte doch den Todt dadurch nicht zu bezwingen.
Belhoria,
Alexia, war ein beruffenes zauberiſches Weibesbild und Hexe.
Bella Margherita,
Eine vortreffliche Italiaͤniſche Saͤngerin, ſo ſich vor einigen Jahren lange Zeit in Dreßden aufgehalten, und von jedermann bewundert worden.
Bellæa Claudia,
War eine beruͤhmte Hexe und Zauberin.
de Bellegarde,
Ein Frantzoͤiſche Fuͤrſtin, deren Geiſt in der Poeſie nicht geringe geweſen. Devizeus in Mercur. Polit. A. 1680. Octobr. Menſ. p. 36. ruͤhmet ihr Gedichte ſehr, ſo ſie unter dem Titul: La Réponſe ſur la Queſtion: Que ſi l’ étu de fait les Orateurs, la Nature ſeule a le droit de faire les Poetes? heraus gegeben.
Bellona,
Goͤttin des Krieges, des Martis
Schwe-
(0121)
[Spaltenumbruch]
Beltha Benzoe
Schweſter, hat nach der Alten ihren Fabeln, den Wagen und Pferde allezeit parat halten muͤſſen, wenn Mars zu Felde gezogen. Ward auch von denen Alten Duellona genennet.
Beltha,
Martha Salome à: eine gelehrte Dame, hat eine ſehr ſchoͤne Oration von denen Urſachen des teutſchen Krieges verfertiget. Vid. Hendreich in Pandect. Brandenburg. p. 500.
Bemba,
War eine gelehrte Aebtißin im Cloſter zum Leichnam Chriſti in Bononien, ſie hat ein Buch hinterlaſſen, deſſen Titul iſt: Speculum Illuminationis. Vid. Hendreich in Pandect. Brandenburg. p. 652.
Bennatel, ſiehe Suppe Bennatel.
Benticola,
Mitilda, Ferrantis Benticoli aus Italien Tochter, eine Dame von ungemeinen Tugenden mit einer ſonderbahren Gottſeeligkeit begabet, iſt in allerhand Wiſſenſchafften wohl verſiret geweſen, ſehr verſtaͤndig und gelehrt darbey, und hat ſich vortrefflich wohl in die Zeit und den Staat der Hoͤfe zu ſchicken gewuſt. Der beruͤhmte Janus Nicius Erythræus hat ihr in ſeiner Pynacothec. III. p. 242. ſeqq ein vortrefflich Lob beygeleget.
Benzoe Schminck-Waſſer
Iſt ein aus klein geſtoſſenen Benzoe, und Storax in reinen und guten Brandtewein bey gantz ge[Spaltenumbruch]
Berech Berlini
linden Feuer deſtillirte Tinctur, ſo das Frauenzim̃er in ihr Waſchwaſſer zu troͤpffeln pfleget, und das Geſichte dadurch rein und glatt zu erhalten ſuchet.
Berechnen,
Iſt ein Amt einer ohne Frau auf den Marckt gehenden Koͤchin, da ſie nach vollbrachten Einkauff ihrer Frau zu Hauſe das ihr zugezehlte Marck-Geld Stuͤckweiſe berechnen und zugleich anſagen muß, wie viel jedes koſte.
Berecynthia,
Die Mutter aller Goͤtter. Bey denen Poeten wird unter ihrem Nahmen die Erde verſtanden.
Berenice,
Des Koͤnigs Agrippæ Schweſter, war zum ſchreiben ſehr fertig und in deꝛ Oratorie wohl verſiret, ſie hat eine Oration ad Judæos novis rebus ſtudentes hinterlaſſen, ſo aber nicht gedruckt iſt, ſondern noch in Manuſcripto lieget. Vid Hendreich in Pandect. Brandenburg p. 66.
Berenice,
Ptolomæi Lagi Weib, von ſonderbahrer Schoͤnheit; daher die Poeten in ihren Gedichten viel Weſens von ihren ſchoͤnen und unvergleichlichen Haaren machen. Dergleichen Nahmen fuͤhrte auch das Weib des Ptolomæi Philadelphi: it. die Tochter des Herodis Aſcalonitæ.
Berliniſche Zipffel-Muͤtze,
Iſt eine von ſchwartzen Sammet, Pluͤſch oder Tripp zubereitete und mit ſchwartzen Spitzen uͤbernehete Muͤtze, uͤber den Kopff gantz platt und ſchlecht, hinten aber mit
zwey
G 2
(0122)
[Spaltenumbruch]
Bernard Bertha
zwey breiten und langen getheilten und uͤber den Ruͤcken herabhangenden Fluͤgeln verſehen, um und um an denen Raͤndern mit einem dicken und runden Zobel- oder MarterGebraͤhme verſehen, ſo vor dieſen (auch noch ietzo an etlichen Orten) die erbaren und betagten Weiber in Winters-Zeit zu tragen pflegten.
Bernard,
Eine vortreffliche Poetin aus Rouen in Franckreich, anfangs reformirter Religion, die ſie aber A. 1685. im Monat October abſchwur, und ſich zur Catholiſchen bekennete. Ihre Gedancken ſind artig, und findet man von ihr ein nettes Carmen. ſo ſie des Dauphins Gemahlin uͤber die Geburth des Hertzogs von Berry præſentiret. Deuiſeus, Mercur. Polit. A. 1686. Menſ. Octob. p. 120. Uber dieſes hat ſie auch ein Buch unter dem Titul: Les malheurs de l’ Amour. Premiere Nouvelle Eleonore d’ Yvrée. A la Haye. 1688. in 12. heraus gehen laſſen. Was Hr. Thomaſius von dieſem Buche urtheilet, iſt zufinden in ſeinen freymuͤthigen jedoch vernuͤnfftigen und Geſetzmaͤßigen Gedancken, p. 110. ſeqq. des 1689ten Jahres. Anno 1699. hat dieſe galante Poetin auf der Academie zu Paris den Ruhm in der Poeſie oͤffentlich darvon getragen.
Berta, ſiehe Bertrada,
Bertha,
Eine Gemahlin Pipini, Koͤnigs in Franckreich, eine Mutter Caroli Magni und Tochter des Griechiſchen Kaͤyſers Heraclii, war ein ſol[Spaltenumbruch]
Bertha Berur
ches zorniges, ja faſt raſendes Weib, daß auch die Alten ſchon ihre ſchreyenden und boßhafften Kinder mit Betrohung der boͤſen Bertha geſtillet haben.
Bertha,
Des keuſchen Koͤnigs in Hiſpanien gleichfalls keuſche und devote Gemahlin, ſo mit ſelbigen in groſſer Heiligkeit gelebet, und bey ſelbigen in unbefleckter Jungferſchafft geſtorben.
Bertrada, oder Berta,
Eine gelehrte Kloſter Jungfer, im Benedictiner Cloſter zu Villock ſo A. 980. geſtifftet ward. Sie lebte zur Zeit Kaͤyſers Conradi II. hat das Leben der H. Adelheidis beſchrieben. Vid. Petr. Lambec. App. 4. c. 27. f. 265. L. II. Prodr. Hiſtor. liter.
Berurjah,
Ein gelehrte Juͤdin, ſo im 2. Seculo nach Chriſti Geburth gelebet, eine Tochter R. Chanina des Sohnes Tardeſon, der um der Religion willen verbrant worden. Sie hat auf der Academie zu Tiberias und Jafne ſtudiret, und in einem einigen Winter alle Juͤdiſche Gelehrſamkeit gelernet; daher ſie bey denen Juͤden in groſſen Anſehen war, und verſchiedene mahl denen Diſputationen im Talmud den Ausſchlag gegeben: ſie bildete ſich auch darauf nicht wenig ein, und verachtete ſo wohl ihren eigenen Mann den R. Meir, als auch die andern Rabbinen: ihr Mann aber gab aus Uberdruß einem ſeiner Schuͤler ein daß er ſie zuꝛ Unkeuſchheit verleiten
moͤchte
(0123)
[Spaltenumbruch]
Beſchick Bete
moͤchte, und nachdem ſolches geſche[h]en, warff er ihr ſolches vor, wor[a]uf ſie ſich ſelbſt erhenckte. Vid. Georg. Guſtav. Zeltner. Diſp. d. Zerurja. Altdorſt. 1714.
Beſchicken Kinder, ſiehe windeln das Kind.
Beſchlaffen, ſiehe Schwaͤchen.
Beſchreyen Kinder.
Iſt eine laͤcherliche und aberglaͤubiſche Meynung des WeibesVolcks, da dieſelbigen in denen Gedancken ſtehen, ob koͤnte ein kleines Kind durch eines andern Mund, der ſolches kleines Kind etwan lobet, bewundert, oder ihm zuredet, beſchriehen und verwahrloſet werden, und den kleinen Kindern deswegen rothe Flecklein oder andere Taͤndeleyen dafuͤr anzuhengen pflegen.
Beſtechen,
Heiſſet das klare weiſſe Zeug am Ende ſonder Saum und Nath mit kleinen Stichen rund umſchlingen und anhalten, damit ſich die Faͤden nicht austroͤſſeln.
von Beſſemers,
Von Mechlen Maria. Petri Coucks von Aloſt Eheweib, war eine vortreffliche Kuͤnſtler in im mahlen. Vid. Guicciardini verteutſchte Beſchreibung Niederlandes. fol. 20. 21.
Bete oder Reſpueſta ſetzen,
Heiſſet im L’Ombre Spiel, weñ der Verſpieler auf den Spiel-Teller ſo viel Straffe ſetzet, als der Satz [Spaltenumbruch]
Bethſchw Bettel
austraͤget, oder ſo hoch die Spieler unter einander es anfangs abgeredet.
Beth-Schweſter, ſiehe Pietiſtin.
Betzner.
Iſt eine gewiſſe Art uͤber und uͤber raucher groſſer Muͤtzen, ſo rund und breit ſind, oben aber einen kleinen ſehr ſchmalen und laͤnglichten Teller von Sammet, Pluͤſch oder Tuch haben, deren ſich die gemeinen Weiber in Augſpurg bey Winters-Zeit uͤber den Kopff bedienen.
auff das Bette ſchencken,
Iſt an etlichen Orten der Gebrauch, daß die Gevattern, auſſer dem Pathen-Gelde, der Sechswoͤchnerin nach vollbrachten TauffActu, etwas zum Geſchencke auff das Bette reichen.
Bettel-Brodt kleinen Kindern zu eſſen geben,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige in der thoͤrichten Meynung ſtehen, man ſolte denen kleinen Kindern, ſo ſchwerlich reden lernen, Bettel-Brodt zu eſſen geben, welches ihnen die Zunge loͤſete.
Bettel-Frau,
Iſt ein armes altes und beduͤrfftiges Weib, ſo wegen Alters, Kranckheit oder Gebrechlichkeit nicht mehr arbeiten kan, und ihr Brodt vor denen Thuͤren oder auf den Land-Straſſen und Wegen ſuchen muß.
Betten
G 3
(0124)
[Spaltenumbruch]
Bettenſi Bettzopff
Betten ſinnen,
Heiſſet nach hieſiger Landes Art zu reden, die Feder-Betten bey ſchoͤnen Sommer-Tagen an die Sonne legen und ausbreiten, und ſelbige mit zwey langen ſchwancken Staͤblein ausklopffen, damit die verſtockten und in einen Klumpen verfallnen Federn wiederum auflauffen, und von dem Schweiß nicht faul werden.
Betten ſtopffen,
Heiſſet die aus Barchent verfertigten Bett-Indelte mit geſchloſſenen oder geriſſenen Federn anfuͤllen und ausſtopffen.
Bett-Korb,
Iſt ein groſſer langer und flachgeflochtener Korb, worinnen die Ammen des Nachts in denen Wochen-Stuben zu ſchlaffen pflegen.
Bett-Tiſch,
Iſt ein aus Holtz verfertigtes und zuſammen geſchobenes TiſchGeſtelle, welches, wenn es aus einander geſchoben und aufgeſchlagen wird, die Form eines Bettes bekoͤm̃t, und man ſich deſſen in denen Kinder-Stuben bedienen kan.
Bett-Tuch,
Iſt ein groſſes breit und langes aus weiſſer Leinwand geſchnittenes und umſaumtes Tuch, ſo man uͤber die Pfuͤhle und Unter-Betten zu breiten und zu ſchlagen pfleget: ſie ſeynd entweder groß, klein oder Mittel.
Bett-Zopff, ſiehe Quaſte im Ehe-Bette.
[Spaltenumbruch]
Beutel Beyfuß
Beutel-Tuch,
Iſt ein von Wolle weit loͤchericht und duͤnnes Gewebe, woraus das Frauen-Volck ihre ſo genannten Model-Tuͤcher zu ſchneiden und in dieſelbigen Creutz-Nath zu nehen pfleget.
Bey-Frau,
Iſt eine erbare, erfahrne und betagte Frau, ſo denen Sechswoͤchnerinnen, auſſer der Kinder-Mutter bey Beſchickung des kleinen Kindes auf Erfodern pfleget beyzuſtehen, und mit Rath und That an die Hand zu gehen.
Beyfuß,
Armoiſe, Artemiſia, (von der Koͤnigin Artemiſia, ſo dieſes Kraut zu allererſt gefunden und wahrgegenommen, alſo benennet;) hat nicht nur ſeinen Nutzen in der Medicin, ſondern auch in der Kuͤche, ſonderlich die Gaͤnſe auszufuͤllen u. ſelbige nicht nur deſto ſchmackhaffter, ſondern auch geſunder zum verdauen zu machen, weilen dem Frauenzim̃er das Gaͤnſe-Fleiſch dasjenige gerne aufzuhalten pfleget, was doch ſonſt den ordentlichen Lauff haben ſoll. Ehe man aber dieſes Kraut in die Gaͤnſe ſtecken will, muß ſelbiges zuvorher geleſen, in der Lufft getrocknet und in heiſſen Waſſer geſotten werden.
Beyfuß leſen,
Heiſſet die kleinen Blaͤtter von dem noch vor der Bluͤte abgeſchnittenen Beyfuß pfluͤcken, damit die Knoͤpffgen allein daran verbleiben, und wenn man ſelbigen geleſen, in
kleine
(0125)
[Spaltenumbruch]
Bezet Bibli
kleine Buͤndlein binden, ſo man hernach in die Gaͤnſe ſtecken kan.
Bezette,
Bezetta rubra, Torneſoll, Torna ſolis, ſind kleine zarte Fleckgen von Baumwollner klarer Leinwand, welche die Spanier und Frantzoſen in einem beſondern Safft von Heliotropio, ſo ſchoͤn roth faͤrbet, eintuncken, und darinne beitzen laſſen; hernach auftrocknen, zuſammen rollen, und ſolche in andere Laͤnder verfuͤhren. Hierbey gehet oͤffters Betruͤgerey mit vor, weil in ſolche Rollen Fleckgen von Leinen Zeug mit eingepacket, auch ſchlechtere und offt beiſſende Couleuren dazu gebraucht werden, die aber wenig taugen, und bey weiten der Guͤte der vorigen nicht beykommen. Die guten Fleckgen faͤrben ſchoͤn roth, und werden vom Frauenzimmer zur Schmincke gebraucht: Die falſchen hergegen zernagen die Haut der zarten Geſichter, und ſind ſchaͤdlich. Die guten brauchet man auch in der Kuͤche zu Faͤrbung der Gelées, oder gewiſſer Crêmes, wiewohl bey eſſenden Wahren ihr Gebrauch ſehr ſorgſam, weil hierdurch gar leichtlich eine Empoiſſonnirung, oder doch ſpecies philtri kan mit beygebracht werden, dahero es ſicherer waͤre, ſie wuͤrden weder in uſum medicum, noch culinarem gezogen.
Biblides,
Ein Weibes-Bild aus Lion, ſo A. C. 180. unter der erſchrecklichen Verfolgung Kaͤyſers Antonii Veri als eine Martyrin hingerichtet [Spaltenumbruch]
Bicklin Bieber
ward. Euſebius Cap. l. lib. 5. Hiſtor. Eccleſ.
Bicklinge, ſiehe Boͤcklinge.
Bieber,
Fiber, Caſtor, Bievre iſt ein animal amphibium, oder ein ſolches Thier, daß im Waſſer und auf der Erden lebet, und ſich von BaumRinden und Fiſchen ernehrt. Es iſt am Bieber viel gut, wie ſolches Bouſsvetus de nat. aquatilium. p. 133. bezeuget. Seine Haut wird hoch gehalten; und je ſchwaͤrtzer ſie iſt, je koſtbarer ſchaͤtzen ſie die Liebhaber. Die Geilen haben in der Artzney ihren beſonderen Nutzen, und koͤnnen Mannsund Weibs-Perſonen in gewiſſen Zufaͤllen ſelbige als ein kraͤfftiges Mittel nicht gnugſam preiſen: Jedoch ſind die Tonquiniſchen, ſo aus Oſt-Indien kommen, darzu am allertauglichſten. Sein Schwantz iſt am Geſchmack und Geſtalt wie ein Fiſch-Schwantz, hat ein ſehr niedlich Fleiſch, und dienet auf groſſe Herren-Tafeln zur angenehmen Speiſe. Unſer Kuͤchenmeiſter lehret den BieberSchwantz 1) recht zurichten, 2) an ſelben eine Nelcken-Soſſe machen.
Bieber-Schwantz zurichten,
Schneidet den Bieber-Schwantz als wie einen Karpffen in Stuͤcken, ſetzet Waſſer aufs Feuer, damit es ſiede, thut auch Saltz hinein, aber nicht ſo viel als bey einem Karpffen. Denn ihr ſollet wiſſen, daß ein ſolcher Schwantz nicht ſo weich wird als andere Fiſche, drum muß unter dem ſiedẽ, ein Stuͤckgen
But-
G 4
(0126)
[Spaltenumbruch]
Bieber
Butter darzu geworffen werden: welcher Handgriff das wahre Fun dament iſt, alle harte Fiſche weich zu machen. Wenn nun der Schwantz geſotten, ſo ſeiget das Waſſer rein abe, thut ihn in eine Caſſerole, gieſſet ein wenig Bruͤhe, Wein und Eßig drauff, und laſſet ihn kochen; ſchuͤttet auch Pfeffer, Ingber, geriebene Semmel, Citron-Scheller, Butter, Saffran und Zucker hinein, laſſer dieſes alles wohl durch einander kochen, biß daß die Bruͤhe fein dicke werde. Setzet gedachten Bieber-Schwantz hernach auf ein Feuer, damit er nur gantz gemaͤhlich koche. Letztlich habt in Bereitſchafft von Butter-Teig einen Krantz um die Schuͤſſel, richtet ſelbigen drein an, ſo wird es ſich faſt als eine Paſtete præſentiren.
Bieber-Schwantz mit einer Nelcken-Soſſe.
Machet den Bieber-Schwantz gleich dem vorigen zu rechte. Nehmet guten Pfeffer-Kuchen oder in Ermangelung deſſen, nur gebrannt Mehl, thut es in einen Topff, gieſſet drauff Bruͤhe, Wein und etwas Eßig, laſſet es durch einander kochen, ſtreichet es hernach durch ein Haar-Tuch, in eine Caſſerole oder Tiegel, leget Nelcken, Pfeffer, Ingber, Citronen-Scheller, Zucker ꝛc. nebſt dem Bieber-Schwantz hinein, welches zuſammen durch einander wieder kochen muß. Darnach nehmet Blut oder Schweiß, von was es ſey, quirlt ſolches klar mit etwas Eßig. Wañ nun in der Caſſerole alles recht kochet, ſo laſſet den Schweiß durch einen Durchſchlag hinein lauffen, ruͤttelts zu[Spaltenumbruch]
Bier
gleich fein um, daß es durch einander kommt. Endlich richtet den Bieber-Schwantz an, gieſſet die Sauce druͤber, beſtreuet ihn mit Nelcken und klein geſchnittenen Citronen-Schalen, ſo iſt es fertig. NB. Weil dergleichen Eſſen nicht à l’ ordinaire geſpeiſet werden, iſt dahin zu ſehen, damit man ſolche aufs zierlichſte garnire. Ein jeder, der hierinnen was ſonderliches præſtiren will, hat ſich nach der Zeit, Gelegenheit und der Wiſſenſchafft des garnirens zu richten.
Bier,
Iſt ein aus Hopffen, Gerſten und Maltz in Waſſer geſottenes und gekochtes Getraͤncke; hat in einer jeden Stadt ſeinen abſonderlichen Nahmen, als Raſtrum, Guckguck, Kuͤhſchwantz, Mumme, u. d. g.
Bier-Crantz,
Iſt ein von gruͤnen Laub und Blaͤttern geflochtener Crantz, welcher von denen Bier-Maͤgden bey Ausſetzung des Bier-Zeichens um den Kegel gehangen wird, zum Zeichen; daß man in ſelbigen Hauſe auch neben dem andern Bier, Kraͤuter- oder RoßmarienBier zu verſchencken habe.
Bier faſſen,
Heiſſet das aus dem BrauHauß abgefuͤhrte Bier in den Hauß-Keller bringen, und auff die darzu beſtimmten Faͤſſer und Viertel fuͤllen.
Bier-Gefaͤſſe.
Heiſſet alles dasjenige Geraͤthe, was zu dem Bier-Schanck gehoͤret,
als
(0127)
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Bier
als Faͤſſer, Viertel, Tonnen, Zapffen-Faß, Bier-Trichter, HefenFaͤßlein, Bier-Gelte, Wañe, BierRinne, u. d. g.
Bier-Geld,
Heiſſet dasjenige Geld, ſo das Geſinde woͤchentlich von ihren Frauen zu ihrem Trunck bekom̃et.
Bier-Regel, ſiehe Bier-Zeichen.
Bier Kraͤutern,
Heiſſet demjenigen Bier, ſo ſauer werden will, durch Kreide und andere dienliche Sachen wieder auffhelffen und zuvor kommen.
Bier- oder Keller-Magd,
Heiſſet diejenige Magd, ſo das Bier bey dem Schanck aus dem Keller traͤget, und denen Leuten zuzumeſſen pfleget.
Bier ſchencken, oder aufthun
Heißt das gebrauete und im Keller verkuͤhlte Bier Kannenweiſe um das Geld verkauffen und ausmeſſen. Wird insgemein durch einen vor dem Hauſe ſtehenden Bier-Kegel angedeutet und kund gethan.
Bier-Tiſch,
Heiſſet derjenige Sitz und Verſchlag, wo die Frau bey dem BierSchanck das Geld von denen BierGaͤſten einnimmt.
Bier-Wiſch,, ſiehe Bier-Zeichen.
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Bier Bilha
Bier-Zeichen, oder BierWiſch, Bier-Kegel.
Iſt ein hoͤltzernes bundgemahltes Creutz, mit zwey hoͤltzernen Toͤpffgen obenher gezieret, welches eine Frau, ſo Bier ſchencket, vor das Hauß ſetzen laͤßt.
Bignon,
La jeune, eine galante Poetin aus Franckreich, ſo ſehr ſchoͤne Gedanckẽ heget. Vid. la Galerie des Peintures, ou Recueil des Portraits & eloges en Vers & en proſe. T. II. p. 559. Edit. Pariſ. 1663. in 12. & Edit. 1670. p. 296.
Bilde,
Brigitta. Eine adeliche Matrone aus Daͤnnemarck, des beruͤhmten Claudii â Bilde, Guͤldnen Ritters und des Koͤnigreichs Daͤnnemarck Rathsherrns, Tochter und Chriſtophori Gaei hitterlaſſene Wittib, eine gute Poetin, ſo in einem Daͤniſchen Carmine die Genealogie ihres Vaters beſchrieben, ſo hernach zu Coppenhagen A. 1634. in 4. heraus kommen. Bartholin. de Scriptorib. Danic. p. 6.
Bilder-Nahd,
Iſt eine Wiſſenſchafft und Kunſt mit bundfarbichter offener Seide Bilder, Figuren, Fruͤchte und Blumenwerck nach der Mahler-Art lebhafft auszudruͤcken, und auf einen ſeidenen Boden zu ſticken.
Bilha,
War der Rahel, Jacobs Weib, Magd, durch welche Jacob, weil ſie auf ſeiner Rahel Schoß gebahr, Kinder zeugte. Geneſ. 30.
Bille
G 5
(0128)
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Bille Bind
Bille oder Billgen,
Iſt eine gewiſſe Art eines grauen zarten Rauchwercks, deſſen ſich das Frauenzimmer zur Winters-Zeit ſtatt Unterfutters unter ihre Peltz und Kleider zu bedienen pfleget.
Bimſenſtein, oder Bimsſtein.
Iſt ein weicher und ſchwammichter fremder Stein, den gleichſam die Natur calciniret hat, wormit das Geſinde dem Frauenzimzimmer die Schuhe und Pantoffeln, ſo von rauchen Leder ſeynd, abreibet und putzet.
Binderin
Catharina, wurde die heilige und von GOtt abſonderlich erleuchtete Jungfer, wegen ihrer wunderſeltſamen Auffuͤhrung und Weiſſageriſchen Geiſtes benennet, maſſen ſie 7. Jahre lang ohne Speiß und Tranck gelebet, auch darbey Sprachloß geweſen, A. 1583. aber durch eine wunderliche Errettung, ihrem Vorgeben nach, wieder darzu gelanget, und von ihrer vielen vor eine Prophetin gehalten ward. Ihr Betrug aber und erſonnenes Weſen ward durch die zu dieſer Sache abſonderlich verordneten Commiſſarios entdecket. Vid. Hiſtor. Apollon. Schregeriæ in Appendic. p. 51.
Bind-Faden,
Iſt eine geſchlancke und aus Werck zuſam̃en gedrehete Schnure, wormit das Weibes-Volck ihr Nehe-Werck in den Rahm einſpannet und befeſtiget.
[Spaltenumbruch]
Binſia Birck
Binſia oder de Bins,
Anna, eine gute Hollaͤndiſche Poetin von Antwerpen, zugleich aber eyfrige Papiſtin. Sie ſchrieb im XVI. Seculo viel Verſe wieder die Lutheraner, Hendreich. Biblioth. Berol. p. 580. & p. 814. Act. Erudit. Lipſ. ad Ann. 1687. p. 437. welche Guilielmus Eucharius von Gent aus dem Niederlaͤndiſchen in das Lateiniſche uͤberſetzet hat, Hoffmann. Lexic. Univerſal. p. 124. hielte zugleich zu Antorff Schule. Fridericus Subertus hat ihr folgendes Elogium in einem lateiniſchen Diſticho, ausgeſtellet; welches in der Uberſetzung etwan alſo klingen duͤrffte:
Der Sappho Weſen heißt mit Binſiens gemein, Nur dieſer Unterſcheid wird unter beyden ſeyn, Die erſte ſchilderte der Welt die Laſter ab, Da die der Tugend Riß dargegen uͤbergab.
von Bircken
Clara Catharina, ein gelehrtes und in der Poeſie verſtaͤndiges Weibes-Bild: im Blumen-Orden ward ihr der Nahme Florinda beygeleget. Sie ſtarb A. 1679.
Birckhun,
Tetraon minor, Gelinote, iſt ein wenig groͤſſer, denn ein HaſelHun, und von ſchwaͤrtzlicher Farbe; weil es kleine Fluͤgel und dabey einen ſchweren Leib hat, kan es ſich nicht wohl in die Hoͤhe ſchwingen. Sein Fleiſch ruͤhmen die Liebhaber als eine ſonderliche Delicateſſe,
wie-
(0129)
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Birgit Birn
wiewohl andere ſagen, folch Wildpret ſey oben gnob und zaͤhe; unten aber weiß wie Huͤner-Fleiſch. Der Birckhahn hingegen hat ein recht hartes und zaͤhes Fleiſch; Dahero werden die Birckhaͤhne faſt wie die Auerhaͤhne tractiret, nur daß ſie nicht ſo lange, wie dieſe braten duͤrffen. Zuvor muß man ſie etliche Tage in Eßig legen, darnach braten, und endlich in Paſteten ſchlagen, alles nach der Vorſchrifft, ſo bey dem Auerhahn weitlaͤufftig iſt gegeben worden.
Birgitta ſiehe Brigitta.
Birn,
Pyrum, Poire. Birnen ſind bekannte Baum-Fruͤchte, die in zahme und wilde eingetheilet werden. Jene pflantzet man in Gaͤrten; dieſe hingegen wachſen von ſich ſelbſt auf dem Felde. Ihrer ſind viel und mancherley Geſchlecht, wie denn denen Gaͤrtnern uͤber 60. Sorten bekannt, deren Benennung theils vom Geſchmack, welcher entweder ſauer, bitter, herbe, waͤſſericht, ſuͤſſe oder aromatiſch; theils von der Geſtalt und Farbe, ſo entweder groß, klein und laͤnglicht, oder roth, gelb und gruͤn; theils von der zeitlichen Reiffung, indem etliche Arten fruͤhzeitig, etliche aber ſpaͤte werden; theils auch etliche Sorten à loco natali vel inventore ihre Benennung haben. Unter denen guten Birnen behalten ſonderlich den Preiß, die Pfaltzgraͤfer-Bergamotten, Bonchreſtien, Malvaſier- und MuſcatellerBirnen, welche maͤßig genoſſen, gar geſund ſeyn. Sonſt geben [Spaltenumbruch]
Birnen
die Birnen ein gut und geſundes Zugemuͤſe, wie ſie denn gebraten oder geſotten, den Magen ſtaͤrcken und den Durſt loͤſchen ſollen. Ihre Zubereitung in der Kuͤche iſt unterſchiedlich 1) gedaͤmpft, 2) dito auf eine andere Art, 3) dito noch anders, 4) gefuͤllet und gebacken, 5) dito auf eine andere Art, 6) als gelbe Moͤhren zuzurichten, 7) angeſchlagen, 8) gantz ſchlecht gekochet, 9) duͤrre gekocht, 10) duͤrre zu daͤmpffen.
Birnen zu daͤmpffen und roth zu machen.
Schaͤlet ſchoͤne harte Birnen fein ſauber, ſchneidet oben die Sterne heraus und verkuͤrtzet ihnen die Stiele ein wenig, ſchuͤttet ſie hierauf in einen Topff, der juſtement dazu recht iſt, thut Wein und Waſſer dran, auch klein geſchnittetene Citronen-Scheler, ſetzet ſie ins Kohlfeuer, dergeſtalt, daß der Topff um und um Feuer habe, oben aber decket ſolchen fleißig zu, laſſet ſie ſo lange daͤmpffen, biß ſie weich werden. Nehmet denn rechte reiffe Hollunder-Beer, bindet ſie in ein Laͤppgen, werffet ſelbiges nebſt einem Viertel Pf. Zucker in die Birnen, und laſſet ſie noch ferner daͤmpffen. Wenn ſie nun gar, ſo ſchuͤttet ſie in eine Schuͤſſel, nicht in diejenige, darinnen ihr anrichten wollet, ſondern in eine beſondere, aus welcher ihr endlich die Birnen auf die rechte Anricht-Schuͤſſel bringen, die Bruͤhe durch ein HaarTuch drauf lauffen laſſen, daß Laͤppgen mit den Hollunder-Beeren hinweg thun, auch Zucker und Citronen-Scheler druͤber ſtreuen ſol-
let.
(0130)
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Birnen
let. Dieſes verfertigte Gericht kan warm oder kalt genoſſen werden, weiln darinnen nichts fettes anzutreffen.
Birnen auf eine andere Art zu daͤmpffen und roth zu machen.
Nehmet dergleichen Birnen, ſchaͤlet ſie, und thut den Stern oder Butzen oben heraus, ſchuͤttet ſie wie vorige, in einen Topff, ſetzet ſie mitten aufs Feuer, daß derſelbe um und um drinnen ſtehet; decket aber einen Deckel drauf, und laſſet ſie alſo daͤmpffen. Damit nun auch die Birnen erroͤthen, ſo werffet ein wenig Kirſch-Safft hinein, decket wieder zu, denn ſie muͤſſen noch ferner daͤmpffen. Machet darauf in einer Pfanne ein Stuͤckgen Butter heiß, thut ein wenig Mehl hinein, ruͤhret es um, biß es braun genug iſt, brennet es in die Birnen, und laſſet ſie vollends gar werden. Richtet ſie fein ſauber auf eine Schuͤſſel an, ſtreuet Zucker druͤber, und laſſet aufftragen.
Birnen gedaͤmpffet noch anders.
Machet die Birnen wie die vorigen zu rechte, thut ſie in einen Topff, gieſſet Waſſer drauf, ſetzet ſie eben in ein ſolch Feuer, darinnen ſie eine Weile kochen muͤſſen, gieſſet darnach Wein dran, laſſet es daͤmpffen, roͤſtet geriebene Semmel in Butter, die ſchuͤttet auch drein, laſſets wieder durch einander daͤmpffen, damit die Bruͤhe durch und durch fein dicke werde. Wenn ſie angerichtet ſeyn, kan [Spaltenumbruch]
Birnen
Zimmet und Zucker druͤber geſtreuet werden.
Birnen gefuͤllt und gebacken.
Schaͤlet feine groſſe Birnen ſauber, ſchneidet oben ein Stuͤckgen weg, als einen Deckel, hoͤlet ſie behutſam aus, daß ſie nicht zerſpringen, nehmet das ausgehoͤlte zuſammen und hacket es klein; hacket auch groſſe Roſinen, CitronenScheler und Zimmet drunter, thut noch in Butter geroͤſtete Semmel darzu, ſchlaget ein Paar EyerDotter dran, zuckert und ruͤhrets wohl durch einander, werffet hierauf die Birnen ein wenig in ſiedenden Wein, wenn ſie eine Weile drinnen gelegẽ, nehmet ſie heraus, fuͤllet ſie mit benannter Fuͤlle, und decket ſie mit dem vorher abgeſchnittenen Deckeln zu: bereitet eine Klare von Milch, Eyern und Mehl, nicht gar zu dicke, doch daß ſie an denen Birnen kleben bleibet, thut einen Loͤffel voll heiſſes Schmaltz in die Klare, denn eben dieſes machet dieſelbe haͤrter, als ſie ſonſten wird. Setzet darnach eine Pfanne mit Saltz aufs Feuer, laſſets heiß werden, tuncket die Birnen erſt in die Klare, nehmet ſie dann beym Stiel und thut ſie ins Schmaltz, worinnen ſie fein goldgelb backen muͤſſen: ſind deren genug, ſo richtet ſie auf eine Schuͤſſel an, und beſtreuet ſie mit Zucker. Daferne aber jemand eine Bruͤhe druͤber zu machen beliebte, der ſetze denjenigen Wein, darinnen die Birnen gelegen, in einem Tiegel aufs Feuer, ſchuͤtte in Butter geroͤſtete Semmel, Zucker, kleine Roſinen, Zim-
met
(0131)
[Spaltenumbruch]
Birn
met und Citronen-Scheler darein, laſſet es durch einander ſo lange kochen, biß es dicke wird. Hernach ſetze er die Birnen in eine Anricht-Schuͤſſel, gieſſe die Bruͤhe daruͤber, ſtelle die Schuͤſſel auf ein Kohl-Feuer, und laſſe es zugedeckt mit einander kochen. Wann nun vermeynet wird, daß ſie bald gut ſeyn, koͤnnen ſie mit Zucker beſtreuet und hingegeben werden.
Birn gebacken auf eine andere Art.
Schaͤlet Birnen und ſchneidet jede auf 8. biß 10. Stuͤcken; thut ſolche in einen Tiegel, gieſſet Wein dran, und laſſet ſie aufm Feuer ein wenig kochen. Wenn ſie angefangen weich zu werden, ſo leget ſie heraus auf einẽ Teller oder ein ſonſten ſauber Bret, damit ſie trocken werden. Machet ferner einen Teig von lauter Wein und Mehl an. NB. er muß aber ſehr klar geruͤhret werden, ſonſt bleiben gern Kloͤſergen von Mehl gantz. Machet in einer Pfanne Schmaltz aufm Feuer heiß, werffet die Birnen in die Klare, ſtechet mit einem ſpitzigen Holtz die Birnen an, und thut ein Stuͤck nach dem andern ins heiſſe Schmaltz, dariñen ſie fein goldgelb backen muͤſſen: wenn einmahl heraus gebacken worden, ſo reibet gleich Zucker drauf, weil ſie noch vom Schmaltz naß ſind, denn dieſe Klare iſt gar zu ſauer, drum muß man mit dem Zucker eylen, damit er ſich deſto beſſer anhaͤnge. Mit dem Backen koͤnnet ihr fortfahren, biß ihr der Birnen genug habt. Richtet ſie hernach fein ſauber auf eine Schuͤſſel an, garni[Spaltenumbruch]
Birnen
ret ſie mit gruͤnen und BlumenWerck.
Birnen als gelbe Mohren zuzurichten.
Nachdem ihr die Birnen geſchaͤlet, ſo ſchneidet ſie laͤnglicht, wie Nudeln, dañ laſſet Butter in einer Caſſerole heiß werden, werffet die geſchnittenen Birnen hinein, und ruͤhret ſie eine gute Weile, biß ſie ein wenig weich werden, hernach ſeihet die Butter rein davon ab, thut die Birnen in eine Schuͤſſel und miſchet gewaſchene kleine und groſſe Roſinen, abgezogene, und etliche mahl entzwey geſchnittene Mandeln unter dieſelben, ſetzet ſie aufs Kohl-Feuer, gieſſet guten Wein drauf, und laſſet es alſo durch einander daͤmpffen. Ferner roͤſtet ein wenig geriebene Semmel in Butter, reibet auch viel Zucker und Zimmet, welches alles zuſammen ihr in die Caſſerole hinein ſchuͤtten und ſelbige wieder zudecken ſollet, damit die Birnen noch mehr daͤmpffen koͤnnen. Wenn ſoll angerichtet werden, ſo ſtreut Zucker und Zimmet drauf, welches dieſem Eſſen ein gutes Anſehen geben wird.
Birnen angeſchlagen,
Setzet geſchaͤlte Birnen in einem Topf zum Feuer, gieſſet drauff Wein und Waſſer, und laſſet ſie eine Weile kochen, darnach nehmet ſie heraus, und ſchabet mit einem Meſſer alles Fleiſch, biß auf den Griebs herab, ſchneidet mit einem Schneide-Meſſer das abgeſchabte gantz klein, thut in Butter geroͤſtete Semmel, gehackte groſſe Roſinen
und
(0132)
[Spaltenumbruch]
Birnen
und Piſtacien drunter, auch muß Zucker und Zimmet genug darzu kommen, ingleichen ſchlaget ein gantzes Ey und einen Dotter drein, und ruͤhret dieſes alles durch und wohl unter einander. Weñ nun eine ziemliche Birnen-Farce draus worden, ſo ſchlaget ein Ey auf und beſprenget die BirnGriebſe damit, umleget ſelbige ſo lange, mit der Farce biß ſie ſo groß als Birnen werden; beſtreuet ſie mit klar geriebener Semmel, und ſetzet ſie inzwiſchen auf eine Schuͤſſel; habt ihr nun derer ſo viel, als ihr brauchet, gemacht, ſo bereitet eine Klare, ſetzet ſie gantz behutſam in das heiſſe Schmaltz, und backet ſie gantz geſchwinde heraus; ſetzet ſie alsdenn recht ordentlich in diejenige Schuͤſſel, darinnen ſie ſollen angerichtet werden; gieſſet Malvaſier oder ſonſt guten Wein drauff, ſtreuet Zucker druͤber, und laſſet ſie auf einem Kohlfeuer zugedeckt, fein gemaͤhlich kochen. Kom̃t die Zeit anzurichten, ſo beſtreuet ſie erſt mit Zucker und Zimmet, und gebet ſie auf die Tafel.
Birnen gantz ſchlecht zu kochen.
Nehmet geſchaͤlte oder ungeſchaͤlte Birnen, ſchneidet ſie mitten entzwey, ſetzet ſie in einem Topff mit Waſſer zum Feuer, damit ſie kochen koͤnnen, wenn ſie bald weich ſind, ſo machet auf dem Feuer in einer Pfanne Butter braun, werffet ein wenig Mehl drein, ruͤhret es uͤbern Feuer, biß es auch braun wird, ſchuͤttet dieſes in die Birnen, ruͤttelt ſolche wohl auf, daß die Bruͤhe uͤberein dicke werde. So [Spaltenumbruch]
Birnen
ihr nun anrichten wollet, koͤnnet ihr ein wenig Zucker druͤber ſtreuen.
Birnen duͤrre zu kochen.
Waͤſſert die duͤrren Birnen ein, daß ſie ein wenig aufflauffen, thut ſelbige hernach aus dem Waſſer in ein Toͤpffgen, roͤſtet gerieben Rocken-Brod braun in Butter, und ſtreuet dieſes zu den Birnen, in das Toͤpffgen gieſſet halb Wein und halb Waſſer drauf, und laſſet es miteinander kochen. Wenn ſie ſollen angerichtet werden, ſtreuet Zucker druͤber, und gebet ſie hin. Weil bey armen Leuten, die dergleichen Gerichte eſſen, nicht viel Zucker anzutreffen, koͤnnen und werden auch dieſelben ihre duͤrren Birnen ſchon nach ihrer gewohnten Art zuzurichten wiſſen.
Birnen duͤrre zu daͤmpffen.
Nehmet gute ſchoͤne Birnen, die von einer groſſen Art ſind, leget dieſe in halb Wein und Waſſer, laſſet ſie eine halbe Stunde darinnen liegen, thut ſie hernach daraus, und ſtecket in jede derſelben etwas gantzen Zimmet und eine Nelcke, ferner ſetzet ein wenig Butter in einem Tiegel aufs Feuer, damit ſolche braun werde, thut die Birnen drein, und laſſet ſie alſo daͤmpffen. Nehmet letzlich die Bruͤhe, darinnen die Birnen gelegen, vereuſchet ſie mit geroͤſten Brod, gieſſet ſie auf die Birnen, welche in ſelbiger noch weiter daͤmpffen muͤſſen, werffet auch ein Stuͤck Zucker drein, ſo ſind ſie fertig. Beym Anrichten beſtreuet ſie mit Zucker.
Biſam
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[Spaltenumbruch]
Biſam Bitter
Biſam,
Moſchus, du Muſc, iſt eine dunckel-graue und lieblich riechende Materie, die von einem Oſt-Indianiſchen Thier, welches wie ein Reh ausſehen ſoll, herkommt, wie davon ein mehrers in D. Schrœckii Tractat nachzuſehen. Es ſtaͤrcket daſſelbe das Hertz und alle innerlichen Glieder, dienet wieder den Schwindel und ſtinckenden Athem; Dahero die Koͤche ihn bißweilen unter ihre Gelées nehmen, und ſelbige dadurch annehmlich machen. Die aber ſolche Speiſe genieſſen, muͤſſen ſich vor Wein-Debauchen huͤten, ſonſt verfallen ſie ſtatt der vermeynten Staͤrckung in groſſe LeibesSchwachheit und Kopffweh.
Bischoff
Brigit, war eine beruffene Zauberin und Hexe in Neu-Engelland.
Biſcuit, ſiehe Zucker-Brodt.
Bislint,
Heiſſet das ſchmale und kleine Baͤndlein, ſo das Frauenzimmer zu allerhand Putz zu gebrauchen pfleget.
Biſorronde,
Von Taranto aus Italien gebuͤrtig, war der Philoſophie ſehr zugethan, und von der Pythagoriſchen Secte, der ſie Menagius in ſeiner Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 61. n. 106. zugeſchrieben.
Bitter Waſſer,
Oder verfluchtes Waſſer, war dasjenige von GOtt verordnete Probe-Waſſer, das der Hohe-Prie[Spaltenumbruch]
Bittf Blanca
ſter auf Anklagen der eyferſuͤchtigen Maͤnner, einem wegen Ehebruchs verdaͤchtigen Weibe in dem Alten Teſtamente zu trincken geben muſte; und welches, wann das Weib unſchuldig erfunden ward, ſonder Schaden wieder von ihr gieng: wann ſie aber ſich verunreiniget, und an ihrem Manne verſuͤndiget hatte, ihr den Bauch ſchwellend und die Huͤffte ſchwindend machte. Numer. Cap. V. vſ. 12. biß 28.
Bitt-Frau oder KlageFrau.
Iſt eine gemeine weiß geſchleyerte Frau, ſo zu den Leichen bittet, die Verſtorbenen anſaget, und die Wittbe bey dem Leichen-Proceß zu fuͤhren pfleget. Bey den alten Roͤmern wurden dieſe Weiber Præficæ genannt: ſiehe Præficæ.
Blanca,
Baptiſtæ de la Porta, eines Buͤrgers zu Padua ſo wohl tapfferes, als keuſches Eheweib. A. 1233. gieng ſie mit ihrem Mann nach Baſſano in die Treviſer-Marck, als er von Padua, um die Guarniſon zu commandiren, dahin geſchicket ward, und defendirte dieſen Ort recht tapffer, wider den Tyrannen Acciolini, der ſelbigen belagerte. Als er aber endlich durch Verraͤtherey die Stadt einbekommen, und ihr Mann darbey geblieben war, wurde ſie von denen Feinden gebunden, vor den Acciolini gebracht, welcher ſich in ſie verliebte, und ſie zu ſeinem Willen zwingen wolte. Ob ſie nun gleich zum Fenſter hinaus ſprung, wurde ſie doch zum andern-
mahl
(0134)
[Spaltenumbruch]
Blanca Blanch
mahl wieder gefangen genommen, und ihr von dem Acciolini noch ſchaͤrffer zugeſetzet; weil ſie ihm nun nicht mehr wiederſtehen konte, bathe ſie ſich aus, nur noch einmahl in ihres Mannes Grab zu ſehen, und als ihr ſolches erlaubet ward, warff ſie ſich hinein auff den Leichnam ihres Mannes, und ließ den Leichen-Stein mit einer ſolchen Behendigkeit und Hefftigkeit zufallen, daß er ihr den Kopff zerquetſchte. Scardeon. Hiſt. Pa[ – 1 Zeichen fehlt]av. Lib. 3.
Blanca,
Petri I. Koͤnigs in Caſtilien Gemahlin, und Graf Petri de Bourbon ungluͤckliche Tochter, maſſen ſie von ihrem eigenen Gemahl mit Gifft vergeben ward.
Blancha,
Eine Koͤnigin in Franckreich, war ſehr verſtaͤndig und gelehrt, ſie ſchrieb einen Brieff de Bello inter Chriſtianos an die Graͤfin von Champagne, ſo bey dem du Chesne Tom. V. Scriptor. Francicor. zu finden iſt.
Blanchetta
Johanna von Bononien aus Italien, ein ſehr gelehrtes Frauenzimmer, war Matthæi Blanchetti Tochter, und des bekannten Bonſignorii Ehe-Gemahlin, eine von denen beruͤhmteſten Weibern, die Bononien nur gekennet, ſintemahl ſie nicht nur Lateiniſch und Italiaͤniſch, ſondern auch Deutſch und Boͤhmiſch reden und ſchreiben konte. Vid. Leand. Albert. in Deſcriptione Romanul. p. 515.
[Spaltenumbruch]
Blanck Blancm
Blanck-Scheid,
Iſt eine entweder von Stahl oder auch Holtz formirte lange, ſchmahle und dreyeckigte Stuͤtze, nach dem Leib gebogen und ausgeſchweiffet, die das Frauenzimmer vorn herunter unter die SchnuͤrBruſt zu ſtecken pflegt, und ſelbige damit an den Leib alſo anſchlieſſend macht, daß die Vorder-Schneppe von der Schnuͤr-Bruſt durch druͤcken und einſchneiden ſie nicht incommodiren kan.
Blanc-manger,
Iſt eine verzuckerte MandelMilch, mit Safft aus Capaunen, Kaͤlber-Fuͤſſen ꝛc. und Milch nebſt etlichen Gewuͤrtzen zubereitet. Sie wird zu denen Gelées gerechnet, auch oͤffters mit ſelbigen vermiſchet. Unſer Kuͤchen-Meiſter lehret hier 2. Arten derſelben verfertigen.
Blanc-manger zu machen.
Bereitet eine Gelée auf die Art, wie ihr unten an gehoͤrigen Ort Unterricht finden werdet, wenn nun der Stand abgekocht und das Fette herunter genommen worden, ſo thut ſolchen Stand in einen neuen Tiegel oder Caſſerole; nehmet ein halb Pf. oder ein Viertel Pf. (nachdem ihr viel oder wenig machen wollet) bittere Mandeln, ſchaͤlet dieſe, ſtoſſet ſie hernach gantz klein, und ruͤhret ſie unter den Stand; thut auch gantz Gewuͤrtz, als Muſcaten-Bluͤten, CitronenScheler und Zucker hinein, laſſets durch einander kochen, und ſtreichet es letzlich durch ein Haar-Tuch. Solch blanc-manger koͤnnet ihr
her-
(0135)
[Spaltenumbruch]
Blanc Blaſen
hernach brauchen á part auf Teller; oder auch zu meliren, wenn die Ge[l]ées auf einander gegoſſen werden.
Blanc manger auf eine andere Art.
Nehmet Kalbs-Fuͤſſe, ſchneidet dieſe aus, blanchiret ſie, damit das geblichte heraus komme, darnach waſchet ſie aus, thut ſie in einen reinen Topff, gieſſet Milch drauff und laſſets kochen. Nach dieſem ſchuͤttet gantze Muſcaten-Bluͤten und Citronen-Scheler drein; probiret auf einem ziñernen Teller, obs geſtehe; nehmet hierauf mit Loͤſch-Pappier das Fette herunter, und laſſets durch doppelte Servietten lauffen, thut darnach Zucker drein, laſſet es geſtehen, ſo iſt es fertig. Dieſes Blanc manger ſiehet ſchoͤner aus als das vorhergehende.
Blandina,
Eine Gottesfuͤrchtige und Chriſtliche Jungfer, ſo unter Kaͤyſer Antonini Veri erſchrecklicher Tyranney A. C. 180. nach vieler ausgeſtandner Marter und offt wiederhohlter Peinigung, als eine Martyrin hingerichtet worden. Euſeb. Cap. I. Lib. 5. Hiſt. Eccleſ.
Blaſe-Balg,
Iſt ein von Holtz mit Eiſen beſchlagenes und durch geſchmeidiges Leder zuſammen gefuͤgtes Inſtrument, von vornher mit einer ſpitzigen Lufft-Roͤhre verſehen, wormit man durch Auff- und Niederdruͤckung die Kohlen anzublaſen pfleget.
In die Blaſen hoͤren,
Iſt eine aberglaubiſche Ge[Spaltenumbruch]
Blaͤttgen Blau
wohnheit, wenn das Weibes-Volck in der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und 12. Uhr in die eingemauerten kuͤpffernen oder eiſernen Blaſen hoͤret, um zu erfahren, ob es darinnen etwas hoͤret, daß ihnen ihres kuͤnfftigen Mannes Handwerck und Gewerbe vorher ſaget.
Blaͤttgen der Liebe,
Iſt ein dem Frauenzimmer gebraͤuchliches und bekanntes Spiel, vermoͤge deſſen man eine gantze Teutſche Karte verdeckt auff den Tiſch in einen Creyß herum blaͤttert, und das um den Tiſch ſitzende Mannes- und Frauen-Volck ein Blatt nach dem andern aufheben laͤßt: wer Eicheln oder Eckern bringt, richtet ſeine beyden Nachbarn zur rechten und lincken Hand aus; Schellen-Blatt theilet kleine Maulſchellen aus; Gruͤn lobet die Nachbarn beyderſeits; Roth aber oder Hertzen, theilet auf beyden Seiten ein Kuͤßgen aus.
Blaue Farbe,
Iſt ein aus Kobalt, Kieſſel und Pot-Aſche blau geſchmeltztes und klein geriebenes Glaß, wormit die Weiber bey dem Waſchen die weiſſe Staͤrcke zu vermiſchen pflegen.
Blaureria
Margareta, eine Schweſter des Ambroſii und Thomas Baurer, eine gelehrte und ſonderlich in der Poeſie ſehr erfahrne Dame. Eraſmus, Bullinger und Gualterus ruͤhmen ſie gar ſehr. Colomeſius in ſeiner Bibliotheque choiſie. p, 465. & 66. Edition. Hamb. 1709. erwehnet ihrer gleichfalls.
Bleiche
Frauenzim̃er-Lexicon, H
(0136)
[Spaltenumbruch]
Bleiche de Blem
Bleiche Farb-Sucht,
Oder Chloroſis, heiſſet bey denen Medicis ein weibliches Gebrechen, da durch eine uͤble Diſpoſition des Gebluͤtes oder durch allzu langwieriges oder gaͤntzliches Auſſenbleiben der Monatlichen Blumen die Lebens- und NahrungsSaͤffte ſo verderbet werden, daß das Frauenzimmer ſtetig blaß, gelb und bleyfaͤrbigt ausſiehet, Mattigkeit in allen Gliedern, Huſten und insgemein geſchwollene Schenckel darbey hat. Bey denen Nonnen wird dieſe Kranckheit ſonderlich verſpuͤret und angegemercket.
Bleichen,
Heiſſet die rohe gewuͤrckte und annoch graue Leinwand auf der Bleich-Wieſe mit Pfloͤckern aufſpannen, ſelbige mit Waſſer begieſſen, und bey dem Sonnenſchein weiß machen.
Bleich-Wieſe,
Heiſſet ein groſſer mit Graß bewachſener Ort, worauff die Weiber ihre rohe Leinwand auffzuſpannen und durch fleißige Begieſſung bey der Sonnen weiß zu bleichen pflegen. Zu Harlem ſind die Beruͤhmteſten in der gantzen Welt.
de Blemur
Joanna, eine adeliche Dame aus Franckreich, eine Nonne und wohlbeleſen Fꝛauenzimmer, ſintemahl ſie die alten und neuen Hiſtoricos Eccleſiaſtiecs wohl durchwandert, aus welchen ſie viel excerpiret, und hernachmahls Vitas Sanctorum in ihrer Mutter-Sprache heraus ge[Spaltenumbruch]
Bleſil Bley
geben, zu Lion 1689. in Fol. 3. Volum.
Bleſilla,
Ein ſehr gelehrtes Weib, von welcher der H. Hieronymus Tom. III. Epiſt. 65. berichtet, daß ſie eine Wundernswuͤrdige Memorie, einen ſcharffſinnigen Verſtand und ſolche Wiſſenſchafft in der Griechiſchen und Lateiniſchen Sprache gehabt, daß, wenn ſie Griechiſch geredet, man ſelbige vor eine gebohrne Griechin gehalten haͤtte, und in der Lateiniſchen Sprache vor eine Roͤmerin angeſehen. Sie ſoll die Ebraͤiſche Sprache in wenig Tagen erlernet habn. Vid. Weiſius im curieuſen Anhange des Politiſchen Nach-Tiſches. p. 325.
Bley oder Zinn gieſſen,
Iſt ein aberglaubiſcher Gebrauch, da das Weibes-Volck in der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und 12. Uhr zerlaßnes heiſſes Bley oder Zinn in kalt Waſſer geußt, und ſich aus der zuſammen geronnenen Figur vorher propheceyen will, von was vor Handthierung es einen Mann bekommen werde.
Bleyrin,
Beata, war ein devotes und in der H. Schrifft ſehr erfahrnes Weibes-Bild, geſtalt ſie auch ein ſchoͤnes und Andacht-volles GebetBuch geſchrieben, hinterlaſſen.
Bleyſtifft,
Iſt ein aus Waſſer-Bley mit Holtz eingekleideter Griffel, mit welchen ſich das Frauenzimmer das Muſter auf den Nehe-Rahm abzeichnet, oder ſelbigen ſonſt zu
ihrer
(0137)
[Spaltenumbruch]
Bleyweiß Blind
ihrer Mahlerey und Reiſſen gebraucht.
Bleyweiß,
Wird aus Bley durch calciniren bereitet, und bedienet ſich deſſen offtermahls das Frauenvolck zu ihrer Schmincke, wodurch ſie das Geſichte ſchoͤn und weiß zu machen ſuchen.
Bleyweiß-Tinctur,
Iſt eine von klein pulveriſirten Benediſchen Bleyweiß, Campher, Weinſtein, Oel, und deſtillirten Wein-Eßig in gelinder Waͤrme præparirte Eſſenz, deren ſich das Frauenzimmer um eine glatte und klare ſchoͤne Haut dadurch im Geſichte zu erlangen, zu bedienen pfleget.
Blinde-Kuh,
Iſt ein dem jungen und luſtigen Weibes-Volck gebraͤuchliches Spiel und Zeitvertreib, wenn nemlich ſie unter einander oder auch mit Mannsvolck vergeſellſchafftet einen runden Creyß ſchlieſſen, einem aus ihrem Mittel die Augen mit einem Tuͤchlein feſte zu binden, ſelbige in die Mitten des Creyſſes fuͤhren, und hernach ſolche blinde Jungfer um ſich greiffen heiſſen, ob ſie eine von ihnen ertappen kan, erwiſcht ſie eine, muß ſie die Perſon mit Nahmen nennen, trifft ſie es nicht, muß ſie weiter gehen, trifft ſie es aber, ſo wird ſie von ſolcher Perſon, ſo ſie erhaſcht, abgeloͤſet.
Blinder Saum,
Oder Blend-Saum heiſſet denen Naͤhderinnen derjenige ſchmal und lange Streiff, ſo unten auf die Schuͤrtzen, wenn ſelbige nicht lang [Spaltenumbruch]
Blocksb Bockelh
genug zureichen wollen, geſetzet, und ſtatt der eingeſchlagenen Nath und Saum angenehet wird.
Blocksberg,
Oder Brocks-Berg, auch HeweBerg, Vogels-Berg. Vid. Ortelium in Theſauro Geographico. Iſt derjenige ausgeſchriehene groſſe Berg bey Elbingrode, auf welchen die Hexen und zauberiſchen Weiber ihre vermeynte Zuſammenkunfft in der Walpurgis Nacht haben ſollen, die Muthmaſſung ſolcher Zuſam̃enkunfft und die aberglaͤubiſche Meynung ſoll von der alten Weiſſagerin Velleda herruͤhren. Siehe. Velleda.
Bluhme oder Wamme,
Heiſſet dem Frauenvolck in der Haushaltung dasjenige aneinander hengende Fett und Schmeer, ſo aus denen gemaͤſteten und abgeſchlachteten Gaͤnſen innewendig herausgenommen wird.
Blumelia,
Oder Blumelin, Anna, ein gelehrtes Weibesbild, hat ein ſchoͤnes Buch, das Guͤldne Halsband betittult, geſchrieben und zu Nuͤrnberg A. 1586. heraus gehen laſſen. Sie hat im XVI. Seculo floriret.
Blumen-Kohl, ſiehe Carfiol.
Bock-Fleiſch, ſiehe ZiegenFleiſch.
Bockel-Haube,
Oder Buckel-Haube, heiſt denen Weibesbildern in Augſpurg eine gewiſſe Art einer Haube, deren ſich die Jungfern zu Winters-Zeit zu
bedie-
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Bodenh Boͤckel
bedienen pfiegen: ſie ſeynd faſt auf Art der Leipziger Schleppen, von allerhand ſeidnen Zeugen geſchnitten, und haben vornher uͤber die Stirne weiſſe, breite, gefaltene und in Duten gelegte Spitzen. Das Neſt hat oben und unten eine Schleiffe Band. In Ulm tragen ſie die Weiber im Hauſe.
Boden-Haube,
Iſt ein von weiſſen ſeidnen oder zwirnen geſtrickten Netz weit ausgeſpañteꝛ und bꝛeiter runder Aufſatz um das Haupt, ſo die Ulmeriſchen Frauen zu tragen pflegen.
Boͤckel-Fleiſch,
Caro Conditanea, Chair ſalèe, wird nicht nur in denen See-Staͤdten in groſſer Menge eingeſaltzen, und das meiſte auf Schiffen verthan; ſondern man bedienet ſich auch deſſen an Hoͤfen und in privat Haͤuſern zur Abwechſelung: wiewohl die Frantzoſen davon eben ſo groſſe Liebhaber nicht ſind. Man ſiehet zwar aus allen Scribenten, daß man verſchiedene Fleiſch-Sor ten, vermoͤge Salpeters lange auff behalten koͤnne, jedoch duͤrffte, weil das Nitrum zu koſtbaꝛ geweſen, aus der Benennung zuſchlieſſen ſeyn, daß die Art und Weiſe ſolches Fleiſch einzuſaltzen, Wilhelm Boeckel, deſſen unter dem Wort Hering gedacht wird, vielleicht moͤge erfunden haben. Hierzu braucht man vornehmlich das Ochſen- oder RindFleiſch, wiewohl man auch roth Wildbret, Kuͤh- und Schweinefleiſch einzuboͤckeln pfleget. Hier wird gelehret 1) Boͤckelfleiſch zu machen und einzuſaltzen; 2) dito [Spaltenumbruch]
Boͤckelfleiſch
anders; 3) Boͤckelfleiſch zu raͤuchern; 4) Boͤckelfleiſch nur Stuͤckweiß zu machen, das balde kan gebraucht werden.
Boͤckelfleiſch zu machen und einzuſaltzen,
Nehmet ſchoͤnes fettes Rindfleiſch, davon hacket die voͤrderſten Beine und Knochen weg (ſo iſt auch das Halsfleiſch unter dem Boͤckelfleiſch nichts nuͤtze) und hacket es wie einem beliebt, zu feinen ſaubern Stuͤcken. Habt in Bereitſchafft ein darzu verfertigtes doch nicht eben gar zu groſſes Faß, darein man etwa einẽ halbẽ oder auch einen gantzen Centner einboͤckeln kan: ferner nehmet zu einer MeßKanne, Schneebergiſches Maaßes Saltz 1. Loth geſtoſſenen Salpeter, vermenget beyde Stuͤck wohl unter einander; und muͤſſen zu einem Centner Fleiſch 2. Kannen genommen werden. Hierauf netzet das Faß ein, und beſtreuet es um und um mit Saltz; Saltzet das Fleiſch beſonders und legets recht ordentlich in das Faß. Wenn ihr nun mit dem einſaltzen fertig, und das Faß voll iſt, ſo laſſet einen Deckel druͤber machen, vergieſſet es auf allen Seiten wohl mit Pech, ſetzet es auf einen kuͤhlen Ort, und ſorget, damit es alle Tage erſt geweltzet und drauf geſtuͤrtzet werde: auf dieſe Art koͤnnet ihrs ein gantzes Jahr gut behalten, wird auch ſo roth als eine Coralle ſeyn. Wenn man es aber verſiehet, und das Faß nicht recht waltzet und ſtuͤrtzet, auch ſelbiges nur auf einem Fleckgen trocken wird; alsbald leget ſich der Salpeter an, und verurſachet ei-
nen
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Boͤckelfleiſch
nen ſolchen Geſtanck, daß man das Fleiſch zu nichts brauchen kan. Iſts gleich roth und harte; ſo taugts doch nicht zu Eſſen.
Boͤckelfleiſch auf eine andere Art,
Nehmet, wie vorgedacht, RindFleiſch, hacket es in Stuͤcken, und bereitet Saltz und Faß, wie in vorhergehenden beſchrieben worden. Hernach ſtreuet unten am Boden des Faſſes Wacholder-Beern, Lorbeer-Blaͤtter und rothe Ruͤben Scheibenweis geſchnitten; leget drauf eine Lage eingeſaltzen Fleiſch, auf dieſes ſtreuet wieder ietztgedachte Species; denn wieder eine Lage Fleiſch, und continuiret wechſels Weiſe damit, biß das Faß voll iſt: endlich ſpuͤndet es fleißig zu, damit keine Bruͤhe heraus komme, und verfahret mit dieſem eben alſo, wie mit dem vorhergehenden, ſo wirds ſchoͤn roth und gut werden.
Boͤckelfleiſch zu raͤuchern,
Nehmet nur die Bruͤſte vom Rind, und dann die Ruͤck-Stuͤcke, ſaltzet ſelbige ein auf vorige Manier und koͤnnet ihr aus beyden Arten eine erwehlen, welche euch gefaͤllt; leget es in einen Scheffel oder offenes Faß, beſchweret es mit Steinen, und wenn es Bruͤhe giebt, muß dieſelbe allezeit abgeſeiget und das Fleiſch wieder damit begoſſen werden, hat es nun in die 3. biß 4. Wochen alſo gelegen, ſo nehmet es heraus, und waſchet es gantz trocken ab; ſtecket es hierauf an die Spieſſe, und henget es in die Raͤucher-Kammer, woſelbſt es etliche Tage alſo hengen muß, damit es ei[Spaltenumbruch]
Boͤckelfl Boͤckl
ne gelblichte Farbe bekomme. Nach dieſem uͤberziehet die Stuͤcke mit Leinwand Saͤckgen, ſo wird es nicht nur ſchoͤn raͤuchern, ſondern auch die gelbe Farbe behalten, welches hernach roh oder gekocht kan geſpeiſet werden. Will man es abkochen, ſo iſts noͤthig ſelbiges vorher uͤber Nacht einzuwaͤſſern, dann koͤnnet ihrs in einen Topff thun, Waſſer drauf gieſſen, auch 1. Hand voll Grummet drein werffen, und es ſo lange kochen laſſen, biß es weich wird. Hierauf richtet es in eine Serviette an, ſetzet Senff oder ſaure Gurcken darzu und gebets hin.
Boͤckelfleiſch nur Stuͤckweiſe zu machen, das bald kan gebrauchet werden,
Nehmet 20. Pfund, auch wohl mehr oder weniger Rindfleiſch, ſaltzet es auf dieſe Art, welche euch beliebet, ein, und leget es in einen groſſem Topff oder Faͤßgen. Wenn es Bruͤhe giebt, ſo begieſſets alle Tage; es muß aber ein wenig eingeſchweret werden. Dieſes Fleiſch koͤnnet ihr, wenn es 14. Tage oder 3. Wochen gelegen, auch wohl noch eher, kochen und verſpeiſen.
Boͤckling, Bickling oder Bucking,
Halec infumatum, Hareng enfumè, iſt ein in der Lufft getruckneter und geraͤucherter Hering, von welchen zu mercken, daß die Hollaͤnder diejenigen, ſo ſie nach Bartholomæi fangen, einſaltzen und in Rauch hengen: ſelbige hernach in gewiſſe Faͤſſer oder in Stroh einpacken und verfuͤhren. Jene heiſ-
ſen
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Boͤcklinge
ſen Tonnen Boͤcklinge, und ſind gar hart geſaltzen, dieſe ſo etwas beſſer und ſuͤſſer ſeyn, werden Stroh-Boͤcklinge genennet. Wiewohl wir hier zu Lande dieſeꝛ Negotie wahres Fundament noch nicht recht penetriren koͤnnen, indem auch in Holland die Engliſchen Buckings eingefuͤhret und verkaufft werden, da hergegen der Hollaͤnder die ſo genannten Y Boeken, ſo in 6. à 8. Tagen koͤnnen fertig werden, zur Landes Conſumtion verbraucht: und weil ſie ſich nicht auſſer Landes verfuͤhren laſſen, es ſey denn in Stroh, ſo glaub ich, die vorgemeldten ſind wuͤrcklich Engliſche, und dieſe Hollaͤndiſche. Wie denn zu deſſen Erlaͤuterung die Schrifften koͤnnen geleſen werden, die wegen des Heringsfangs zwiſchen Engelund Holland ergangen. Krancken und zarten Leuten dienen ſie nicht, ſondern nur geſunden, die einen guten Magen haben, und tapffer arbeiten. In einer Haushaltung ſind ſie ſehr nuͤtzlich, weil man ſolche gleich rohe eſſen und braten, oder auch in Eyerkuchen bringen kan.
Boͤcklinge zu braten,
Nehmet Boͤcklinge, ſchneidet dieſe auf dem Ruͤcken auf, daß ſie breit werden, thut das Eingeweide heraus, leget ſie in ein Geſchirr, und gieſſet, wenn ſie ſehr duͤrre ſind, etwas Bier drauf. Wenn ſie nun alſo angefeuchtet eine Weile gelegen, ſo nehmet ſie heraus, beſchmieret ſie dick mit recht ausgewaſchener Butter, leget ſie auf den Roſt, und laſſet ſie gar gemaͤhlich braten, richtet ſie alsdeñ an, machet [Spaltenumbruch]
Boͤcklinge Bohne
braune Butter druͤber und laſſet ſie auftragen.
Boͤcklinge in Eyerkuchen, ſiehe. Eyerkuchen mit Boͤcklingen.
Boemin,
Wilhelmina, war eine ErtzSchwaͤrmerin, ſo ſich unterſchiedlicher Geſichter und goͤttlicher Offenbahrungen ruͤhmete. Unter andeꝛn irrigen Lehren, gab ſie auch vor; Ob habe Chriſtus durch ſie menſchliche Natur angenommen. Vid. Joh. Mabillon. in Muſeo Ital. T. I. p. 19.
Boeo,
Eine alte Griechiſchiſche Poetin, ſo einen Hymnum auff Delphis gemacht. Vid. Pauſan. in Phocic. c. VI. p. 801.
Boetia,
Elpis oder Helpis. War des beruͤhmten Philoſophi Amti Manlii Severini Boetii Gemahlin aus Sicilien, eine vortreffliche Poetin, lebte umbs Jahr IↃXXX. und verfertigte nebſt andern Sachen ein nettes Lateiniſches Carmen von der Enthauptung Petri und Pauli. Vid. Joh. Frauenlob in der loͤblichen Geſellſchafft gelehrter Weiber p. 13. & 14.
Bogatta
Claudia, von Brindus, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Bohne,
Faba, Féve, iſt eine in Kuͤchen wohl bekannte Huͤlſenfrucht. Es giebt derer unterſchiedliche Arten, als rothe, weiſſe, groſſe und kleine.
Sie
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Bohnen
Sie erfodern einen guten Magen, uñ wer ihrer gar zu viel iſſet, bekom̃t Blehungen, und Noth in Augen. Um dieſer Urſachen willen meynen etliche, die Bohnen waͤren eine Koſt der Bauren; und gehoͤrten nur vor diejenigen, welche ſolche wieder ausarbeiten: deſſen aber ungeacht, wenn ſie wohl zugerichtet und maͤſſig genoſſen werden, dienen ſie auch vor vornehme Leute. Man bereitet ſie in Kuͤchen 1) mit Rahm; 2) ſaͤuerlich fricasſiret; 3) man machet ſie auf unterſchiedene Art ein; 4) werden ſie auch durchgeſtrichen wie Erbſen.
Bohnen mit Rahm,
Die noch nicht recht reiff, ſondern gantz jung ſeyn, muͤſſet ihr die Faſen auf beyden Seiten erſt wegziehen, darnach ſelbige klein ſchneiden, faſt wie man einen Spargel bricht, und gantz ſauber auswaſchen: ſo bald dieſes geſchehen, leget ein Stuͤck Butter in eine Caſſerole oder Tiegel, thut die Bohnen auch hinein, und koͤnnen ſie ein wenig ſchweiſſen, gieſſet hierauf abgeſottenen Rahm darzu, und laſſet ſie duꝛch einander weich kochen: wenn ſie ſollen angerichtet werden, ſo nehmet erſt ein Paar Eyerdotter (NB. ihr muͤſſet euch hierinne nach den Bohnen richten, ob derer viel oder wenig ſeyn) und ziehet den Rahm von denen Bohnen ab, gieſſet ihn wieder an dieſelben, welche aber nicht mehr kochen duͤrffen. Beym Anrichten ſprenget ein wenig zerlaßne Butter druͤber, gewuͤrtz iſt eben hier nicht noͤthig, wer Beliebung darzu hat, kan etwas Muſcaten-Blumen drauf ſtreuen.
[Spaltenumbruch]
Bohnen
Bohnen ſaͤuerlich fricasſiren,
Nehmet dergleichen Bohnen und machet ſolche wie die vorigen zu rechte, waſchet ſie aus, kochet ſie in guter Fleiſch-Bruͤhe ab, thut ſie in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet von der Fleiſch-Bruͤhe etwas dꝛauf, leget ein wenig gewaſchene Butter, Muſcaten-Bluͤten, und ein wenig Ingber dran, und laſſet ſolches auf dem Feuer ein wenig kochen: hernach ſchlaget 3. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, thut etwas Eßig dran, viel oder wenig, nachdem es ein jeder gerne ſauer eſſen will, quirlt es wohl durch einander, werffet noch ein wenig Butter an die geqvirleten Eyer, gieſſet auch die Bruͤhe von denen Bohnen unter die Eyer, und quirlt es ohn Unterlaß, daß es nicht zuſammen lauffe. Schuͤttet zuletzt die Bruͤhe alle an die Bohnen, damit ſie ſich in dieſelben ziehe, richtet an und beſprenget die Bohnen wie die vorigen.
Bohnen von der kleinen Art in Eßig einzumachen,
Es muͤßen erſtlich den Bohnen von der kleinen Art die Aedrigen von einer Spitze biß zu der andern auf beyden Seiten abgezogen werden. Hierauf wirfft man ſie in ſiedend Waſſer, laͤſſet ſie darinnen eine kleine Weile liegen, nimmt ſie wieder heraus, ſo bekommen ſie eine feine gruͤne Farbe. Endlich leget man ſelbige fein ordentlich in ein Faͤßgen, thut Fenchel, etwas gantzen Pfeffer und ein wenig Saltz darzu. Wenn nun das Faͤßgen voll iſt, ſo machet ſolches oben zu mit
einem
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Bohnen
einem Boden, darein ein klein Loch gebohret worden, ſetzet in das Loch einen Trichter, fuͤllet dadurch das Faͤßgen mit guten Eßig, ſchlaget einen Zapffen vor, und ruͤttelt es alle Tage um. Dieſe Bohnen weꝛden hart, gruͤn und gut ſeyn, und koͤnnen ſtatt eines Salats wohl gebraucht werden.
Bohnen von der groſſen Art einzumachen,
Dieſe werden wie die groſſen Erbſen ausgehuͤlſet: will man ſie gruͤn haben, muͤſſen ſie in Waſſer einen Sud thun, ſo kan man ihnen gar fuͤglich die weiſſe Haut oben weg ziehen, darauf ſie ſich ſchoͤn gruͤn præſentiren. Sie werden nach voriger Art eingeleget. Man kan ſie hernach zu Salat gebrauchen, oder Bruͤhen, gleich den Capern, davon machen, an Ragouts von Schoͤps-Kalbs-Lamm- oder andern Fleiſch, auch Schweinen Wildbret, welches bey jeder Art inſonderheit ausfuͤhrlich wird beſchrieben werden.
Bohnen von der groſſen Art zubereiten,
Nehmet von den groſſen Bohnen, und kernet ſie eben ſo aus, wie die gruͤnen Erbſen, hernach muͤſſet ihr ſolche mit Waſſer aufs Feuer ſetzen, einen Sud thun laſſen, wieder vom Feuer nehmen und die obere Haut von ihnen weg thun, ſo ſind ſie inwendig gruͤn: wenn ſie nun alle abgeſchaͤlet worden, ſo werffet ein Stuͤck Butter in eine Caſſerole oder Tiegel, wie auch die Bohnen, und laſſet ſie ein wenig roͤſten; endlich reibet Semmel hin[Spaltenumbruch]
Bohnen Bolog
ein. Thut Muſcaten-Bluͤten darzu, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe drauf und ſorget, daß ſie etwas dicklicht einkochen; hierauf koͤnnen ſie angerichtet werden.
Bohnen durchgeſtrichen, wie Erbſen,
Kochet dergleichen Bohnen weich, gieſſet ein wenig Rahm dran, ſtreichet ſie durch einen Durchſchlag in einen Tiegel, leget ein Stuͤck Butter dran, und wenn ihr ſie anrichten wollet, ſo roͤſtet Speck, und wuͤrfflicht geſchnittene Semmel in Butter und ſtreuet es druͤber.
Boͤhmiſche Amazonen ſiehe Amazones Bohemicæ.
Boͤhmiſche Haube,
Iſt eine Art hoch und rund erhabner, von Rauchwerck, faſt in form eines Muffes zubereiteter und dem Augſpurgiſchen Frauenzimmer gebraͤuchliche Muͤtzen, hat oben her einen kleinen runden Teller von Sammet, hinten aber eine Maſche Band, wird von ihnẽ zur WintersZeit, jedoch nur von Weibern getragen. Dergleichen Hauben werden auch in Ulm getragen.
Bologneſer Huͤndlein,
Sind eine Art von den kleinen zottichten Huͤndlein, ſo aus Bologna kommen, und welche das Frauenzimmer zu ihrem divertiſſement, weil ſie ſonderbar zaͤrtlich ſeynd, mit ſich herum zu tragen pfleget. Sie werden von dem Frauenzimmer ſo hoch gehalten, daß auch einſtens eine welſche adeliche Dame vor eine eintzige Meſſe, ſo ſie ihrem verſtor-
benen
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Bona
benen Huͤndlein zu Ehren halten laſſen, 400. Thl. ſoll gezahlet haben. In Bajonne und Biſcaja tragen die Dames an ſtatt der Huͤndlein kleine Span-Ferckel auf dem Arm herum, ſo mit allerhand bunten Baͤndern ausgezieret.
Bona
Eine Heldin, ſo um das XV. Seculum lebete. Sie war aus der Lombardey gebuͤrtig, von geringen Herkommen, und anfangs eine Concubine, hernach aber ein Eheweib eines Kriegs Obriſtens von Parma, Petri Brunoro genannt, fochte in vielen Scharmuͤtzeln nebſt ihrem Mann recht tapffer, und brachte ſich in Kriegs Sachen eine nicht geringe Wiſſenſchafft zu wege, die ſie bey vielen Begebenheiten, und ſonderlich bey dem Unternehmen der Venetianer wieder Franciſcum Sforziam, Hertzogen von Meyland erwieſen, da ſie die Feinde noͤthigte, das Schloß Pauono, nahe bey Breſcia, zu uͤbergeben, welches ſie ſelbſt mit beſtuͤrmen halff, und mit dem Degen in der Fauſt voꝛn an der Spitze ſtand. Uberdiß halff ſie auch mit ihren Mann die Inſul Negroponte wieder die Tuͤrcken tapffer defendiren. Sie ſtarb A. 1466. in einer Stadt in Morea, und hinterließ 2. Kinder. Hilar. d. Coſt. des Femmes illuſtres.
Bona Dea, mit dem Zunahmen Senta,
War des Fauni Eheweib, oder wie einige wollen, Tochter. Sie hegte eine ſolche groſſe Schamhafftigkeit, daß ſie niemahls aus ihrem Frauenzimmer heraus gekommen, [Spaltenumbruch]
Bonav de Bono
und man ihren Nahmen in oͤffentlicher Verſammlung gehoͤret, es hat ſelbige kein einiges Mannsbild mehr als ihr Mann zu ſehen bekommen; daher ſie nach ihrem Tode, als eine Goͤttin verehret, ein Tempel ihr zu Ehren erbauet und darinnen von den Weibern bloß allein geopffert worden, ihr Tempel war zu finden auf dem Berg Aventino.
Bonavia,
Maddelena, eine beruͤhmte und virtuoſe Saͤngerin in Italien.
Boncuria
Odilla, war ein beruffenes zauberiſches Weib und Hexe.
Bonhomin
Johanna Maria, eine Kloſter Frau zu Baſſon, und Ertzſchwaͤrmerin, ſo ſich vieler Erſcheinungen Chriſti, der Engel und der Verſtorbenen ruͤhmte. Ihre naͤrriſchen Einfaͤlle ſind in ein eigen Buch gebracht, uñ von Alberto Garzadaro zu Saltzburg durch den Druck der aberglaͤubiſchen Welt mitgetheilet worden.
de Bononia.
Catharina, von Bononien aus Italien gebuͤrtig, war im 14. Seculo eine Nonne zum Leichnam Chriſti, ſehr fertig zum Schreiben; wie ſie denn auch ein Buch de ſibi revelatis â Domino hinterlaſſen, ſo zu Bononien A. 1511. und zu Venedig 1503. heraus gekommen; Ihr Msct aber wird noch in obig erwehnten Cloſter gefunden. Sie wird von den Paͤhſtlern als eine Heilige verehret, und hat ihr zu Ehren der gelehrte Minorit Dionyſius
Balæ-
H 5
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[Spaltenumbruch]
Boonen Borbo
Balæottus ein Buch unter dem Titul: Officium & Miſſa, quæ in omniverſaria die Catharinæ de Bononia celebratur, geſchrieben. Chriſtoph. Mauſerus hat ihr gantzes Leben beſchrieben, ſo zu Rom A. 1591. gedruckt. Wie auch ein Anonymus, welches Buch zu Freyburg in deutſcher Sprache in 12. heraus gekommen. Voetius Vol. 2. Diſſertat. Sol. p. 1076. zehlet ſie unter die verfuͤhriſchen Weiber und Schwindel-Geiſter, und Delrio l. 4. Diſquiſ. Mag. fol. 132. will gar aus ihren eigenen Buͤchern erweiſen, daß ſie ihren Betrug und Verfuͤhrung zuletzt ſelbſt erkannt habe.
Boonen,
Heiſſet die ſchwartzgebeitzten oder mit Nußbaum und andern guten Holtze ausgelegten und fournirten Schraͤncke, Koͤthen, Threſor, Tiſch- und Stuhl-Geſtelle, Servietten-Preſſen u. a. d. g. mit einem woͤllenen und mit Wachs beſtrichenen Lappen uͤberfahren, poliren und glatt machen.
Borbonia,
Gabriela, eine Frantzoͤiſche Hertzogin, ſo im XVI Seculo unter dem Koͤnige Carolo VII. ums Jahr Chriſti 1484. gelebet, war eine fromme und gelehrte Fuͤrſtin, hat etliche Theologiſche Schrifften hinterlaſſen, unter welche nachfolgende gezehlet werden. 1) Iter poenitentis. 2) Templum Spititus Sancti. 3) Inſtitutio Virginum. 4) Contemplationes Animæ. 5) De incarnatione Domini und andere mehr. Vid. Vosſium in Philolog. [Spaltenumbruch]
Borghi Borte
p. 13. & Johan. Bochetium in Annalib. Aquitan.
Borghini Maria, ſiehe Selvaggia.
Borgia,
Lucretia, ein gelehrtes Frauenzimmer, wird von dem gelehrten Petro Bembo in ſeinen Gedichten p. 143. ſehr hoch æſtimiret. Vid. Sauerbrey in Diſput. d. foem. Erudit. p. 4.
Bornſtaͤnder. ſiehe. WaſſerStaͤnder.
Borromæa Blanca,
Eine gelehrte Frauens Perſon in Padua, war in Wiſſenſchafften und auslaͤndiſchen Sprachen ſehr erfahren, und hat zu Padua mit groſſen applauſu dociret. Sie ſtarb A. 1557.
Borſt-Wiſch,
Iſt zweyeyerley der groſſe iſt eine von langen Borſten rund verfertigte Kugel, auf eine lange Stange geſtecket, wormit man die Spinneweben herunter zu kehren pfleget; der kleinere aber iſt eine von Borſten gantz kurtz, doch laͤnglicht zuſammen geſetzte Hand-Buͤrſte.
Borte,
Iſt eine von Gold, Silber, Seide, Garn oder Zwirn hohl in einander geflochtenes u. am Rand ſcharff ausgebogenes oder gezaͤcktes Gewebe, ein oder zwey faͤrbigt, ſchmal oder breit; wormit das Frauenzimmer ihre Roͤcke und andere Sachen bebrehmet; Seynd von allerhand
Sorten
(0145)
[Spaltenumbruch]
Boschi Boſin
Sorten und Gattung; als Sammet-Borten, Spiegel-Boꝛten, Puͤſchel-Borten, Schlangen-Borten, Pfennig-Boͤrtlein, u. d. g.
Boschi,
Francesca Vanini, eine kuͤnſtliche und beruͤhmte Saͤngerin in Italien.
Boͤſe Sieben,
Heiſſen insgemein die kaͤuffigten, zanckſuͤchtigen und beißigten Weiber, ſo Tag und Nacht murren und in die Maͤnner hinein kaͤuffen, dergleichen des Socratis boͤſes Weib, die Xantippe war.
Boſin
Chriſtiana Eleonora. M. Paul Boſens Archi-Diacon, zum H. Creutz zu Dreßden, juͤngſte Tochter, ſo ihrer aͤlteſten verſtorbenen Schweſter, Johannen Margarethen in Gelehrſamkeit nichts nachgegeben, weil ſie gleichfalls Griechiſch, Lateiniſch und Frantzoͤiſch vollkommen verſtunde, geſchweige, was ſie in der Muſic und andern dem ſchoͤnen Geſchlechte anſtaͤndigen Kuͤnſten und Wiſſenſchafften gethan.
Boſin
Johanna Margaretha, M. Paul Boſens Archi-Diacon. zum H. Creutz zu Dreßden, aͤlteſte Tochter, und Eheweib des Torgauiſchen Superintend. D. Hoffkuntzens, war von ſolcher Gelehrſamkeit, daß ſie die Griechiſche, Lateiniſche und Frantzoͤiſche Sprache vollkommen inne hatte: ſie wuſte hiernechſt von Theologiſchen ſo wohl zu diſcuriren als auch zu diſputiren, [Spaltenumbruch]
Boudi Bouil
hatte auch in Antiquitæten was gethan. Uberdieß war ſie auch eine vollkommene Vocal- und Inſtrumental-Muſic Verſtaͤndige.
Boudicea,
Oder Bondicea, wie ſie einige nennen, eine tapffere Koͤnigin und Wittbe Praſutagi, Koͤnigs der Icener in Engeland, ſo ihren Heldenmuth, nach ihres Gemahlen Tode, bey dem damahligen Einfall der Roͤmer blicken ließ, maſſen ſie die Einwohner des Landes gleich auffbiethen ließ, und 26000. Mañ zuſammen brachte, ſich zum Haupt und Fuͤhrerin auffwarff, und ſelbige tapffer auffriſchte, das Roͤmiſche Joch von ſich zu werffen. Ihr erſtes Unternehmen gieng auch gluͤcklich von ſtatten, weil der Kaͤyſerl. Stadthalter Paulinus Suetonius nicht ſelber zugegen war; Als er aber von der Inſul Mona, der er ſich zuerſt verſichert hatte, zuruͤcke kame, zerſtreuete er ihre zuſammen gezogenen und im Krieg unerfahrnen Voͤlcker, und machte eine groſſe Niederlage von ſelbigen. Woruͤber Boudicea gantz in Verzweiffelung gerieth, und weil ſie ſahe, daß ſie ſich nicht wieder helffen konte, brachte ſie ſich ſelbſt mit Gifft um. Tacit. Annal. L. 14. c. 31. Hiernechſt ſoll ſie auch darbey ſehr gelehrt und klug geweſen ſeyn, maſſen ſie an die Staͤdte ihres Landes viel kluge und herrliche Epiſteln geſchrieben haben ſoll. Vid. Frauen-Lob in der loͤbl. Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 6.
Bouillon.
Iſt eine aus gewiſſen Din-
gen
(0146)
[Spaltenumbruch]
Bouil Bouquet
gen zubereitete Bruͤhe oder Suppe, welche an die Eſſen, ſie deſto wohlgeſchmackter zu machen, gegoſſen wird; ſie kommt faſt mit der Coulis uͤberein, worbey dieſer Unterſcheid zu mercken, Bouillon wird klar heraus genommen, Coulis hingegen wird zerruͤhret, und durch ein Haar-Tuch geſtrichen.
Bouillon zu machen,
Nehmet ein gut Stuͤck RindFleiſch und ein Paar MarcksKnochen; item auch alte Huͤner, Kalb-Fleiſch, waſchet dieſes alles aufs reinſte aus, thuts zuſammen in einen Topff, gieſſet rein Waſſer drein, ſaltzet es zur Gnuͤge, werffet allerhand gantze Wuͤrtze, als Muſcaten-Bluͤten, Ingber, CitronenScheler dazu, ſetzet es zum Feuer, und laſſets zuſammen kochen. Dieſe Bouillon oder Bruͤhe wird recht kraͤfftig, dabey noch folgender Griff zu mercken; wenn es bald anfaͤngt zu kochen, muß es fein ſauber abgefaͤumet werden.
Bouquet,
Iſt ein von natuͤrlichen oder von Seide und Schmeltz-Werck nachgemachten Blumen zuſammen gebundener Strauß, den das Frauenzimmer entweder an die Bruſt, oder auch auf die eine Seite des Kopffs zu ſtecken pfleget. Daß das Frauenzimmer ſchon zu den allererſten Zeiten die Blumen ſehr muß geliebet haben, erhellet aus der Rahel ihren Dudaim, ſo eine Art lieblicher Blumen war, und welche Ruben der Lea ſeiner Mutter mit nach Hauſe brachte, Gen. XXX, 14. An etlichen Orten nennet es das [Spaltenumbruch]
Bourb Bouri
Frauenzimmer einen Schmecker oder Schmeckerle; In Nuͤrnberg heiſſet es ein Stoͤckel Schmecken.
de Bourbon Gabrielle, ſiehe Borbonia Gabriela.
Bourignon
Antonia aus Flandern, ſtarb als eine Exulantin in den Niederlanden A. 1680. im 64. Jahr ihres Alters. Sie war ein ſehr gelehrtes und verſtaͤndiges, darbey aber ertzketzeriſches Weib. Und hat ihr Leben ſelbſt beſchrieben, welches mit einem Anhange eines Anonymi in 2. Voluminibus zu Amſterdam 1683. in 8. mit ihren andren Wercke aber zuſammen A. 1686. zu Amſterdam durch Wetſtenium Frantzoͤiſch in XIX. Tomis heraus gekommen. Sie hat mit ihren Schrifften in denen Niederlaͤndiſchen und Hollſteiner Kirchen einen groſſen Allarm gemacht, weil ſie darinnen unter dem Schein der Froͤmmigkeit und Heiligkeit viel ſchaͤdliche Lehren verſtecket, daher auch ſelbige oͤffentlich verbrannt wurden. Weßwegen ſie auch ſich nirgends ſicher auffhalten durffte. A. 1674. gieng ſie nach Flensburg in dem Hollſteiniſchen, muſte ſich aber, weil ſie des Nachts in ihren Lectionibus die Buͤrger auf gefaͤhrliche Meynungen und Lehren gebracht, gar bald wieder retiriren, und ihre ſchoͤne Bibliothec, ſo aus Frantzoͤiſchen, Teutſchen und Niederlaͤndiſchen Buͤchern beſtand, im Stiche laſſen. Vid. Act. Erudit. Lipſ. A 1686. Jon. Menagius in Lezzione ſopra l’Sonnetto VII. di Franceſco Petrar-
ca.
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Boute Braban
ca. Sie war gebohren zu Ryſſel [i]n Flandern, A. 1616. den 13. Januar. in ziemlicher monſtroſer Form. Von ihr iſt weitlaͤufftig nachzuleſen in D. Feuſtkings Gy[n]æc. Hæret. Fanat. p. 188. ſeq.
Bouteille,
Iſt eine glaͤſerne Flaſche, unten mit einen weiten Bauch und obenher mit einem engen Halſe, auch kleinem Deckel verſehen, worinnen der Wein bey denen Hochzeiten und Gaſtereyen auf Tiſch und Taffel auffgeſetzet wird.
Bouteſois,
Iſt eine Art des ſo genannten Raſe de Cyper, doch von ſchlechterer Seide, hat einen ſtarck gedreheten Drat oder Faden, und wird von dem Frauenzimmer zu ihrer Kleidung oͤffters gebrauchet.
Bozena,
Oder Beatrix, Udalrici XX. Hertzogs in Boͤhmen Gemahlin, welche er aus recht bruͤnſtiger Liebe gegen ihre vortreffliche Schoͤnheit, als ein Bauer-Maͤgdlein aus dem Dorff Opuzna heyrathete, und ſie alſo, ohngeachtet alles Einredens derer Staͤnde, zu ſeiner Fuͤrſtlichen Gemahlin machte.
Brabanter Elle meſſen,
Heiſſet in denen Frauenzimmer Spielen, wenn das MannsVolck, dem ſolches im Spiel aufferleget worden, das Frauenzimmer mit ausgeſpannten und an einander geſchloſſen Armen mißt, und in waͤhrender ſolcher Verrichtung ihm einen Kuß zuſtellet.
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Braja Braten
Brajada,
Eine beruͤhmte und edle Matrone, ſo ihre Tapfferkeit und Heldenmuͤthigen Geiſt bey der von Picinno Philippo unternommenen Belagerung der Stadt Brixia, nebſt andern Weibern, ſo ſich in rechte Trouppen eingetheilet, in denen Ausfaͤllen der Belagerten vortrefflich ſehen laſſen. Vid. Sabellic. Dec. 3. L. 3.
Braiſe, ſiehe. à la braiſe.
Brandtewein-Spielicht,
Iſt das Uberbleibſal von dem geſchrotenen Korn und Hefen, ſo auff der Brandtwein-Blaſe im Brennen verblieben, wormit die Koͤchin ihr kuͤpffernes Kuͤchen-Geraͤthe hell und rein zu ſcheuren pfleget.
Braſſelet,
Iſt eine oval oder rund von ſchwartz geaͤtzten Gold, mit oder ohne Diamanten, ausgearbeitete und am Rand durchbrochene Zierrath, hat entweder in dem Schilde einen ſchwartz von Gold emailirten verzogenen Nahmen oder ein kleines Portrait; wird von dem Frauenzimmer mit einem Bande auff die Hand geknuͤpffet.
Brat-Boͤcke,
Heiſſen diejenigen eiſernen Boͤcke, ſo mit ausgebogenen Zacken verſehen, worauff der Brat-Spieß bey dem Braten-Wenden ruhet, und an ſelbigen herum gedrehet wird.
Braten-Wender,
Iſt ein groſſes von Eiſen ver-
fer-
(0148)
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Bratpf
fertigtes Uhrwerck mit einer Feder verſehen, wird von einem an langen Stricken hengenden Gewichte gezogen, mit der darzu gehoͤrigen Leyer aber auffgezogen, und drehet in ſolchem Lauff den BratSpieß herum; iſt entweder oben an des Heerdes Schurtz-Nagel feſte gemacht, oder ſtehet unten auff dem Heerde, und kan ſodann abgehoben werden.
Brat-Pfanne,
Iſt eine von eiſernen Blech oder Thon lang und blatt ausgewoͤlbtes Gefaͤß, welches unter den Braten zu Aufffaſſung des herabtrieffenden Fettes geſetzet wird.
Brat-Roſt, ſiehe Roſt.
Brat-Spieß,
Iſt ein langer eiſerner zugeſpitzter Spieß, ſo an den BratenWender geſtecket wird. Iſt entweder groß oder klein: die letztern nennet man Hand-Spieſe.
Brat-Teller,
Iſt ein groſſer ovaler zinnerner Teller, mit einem ſchmalen Rande, worinnen das Gebratens aufgetragen wird.
Brat-Wurſt,
Lucanica, Sauciſſon, iſt eine gewiſſe Art von Wuͤrſten, welche aus Schwein-Fleiſch, Speck und allerhand Gewuͤrtze zubereitet werden. Die Lateiniſche Venennung ſoll, wie Varro berichtet, von gewiſſen Voͤlckern, denen Lucanis, herkommen, von welchen die Roͤmiſchen Soldaten gedachte Wuͤrſte zu ma[Spaltenumbruch]
Bratw
chen gelernet. Sind alſo dieſelben ſchon vor langer Zeit im Gebrauch geweſen, und als ein angenehmes Eſſen beliebet worden. Wie ſie heut zu Tage ſollen verfertiget werden, lehret unſer Koch; indem er beſchreibet, 1) ihre Zubereitung: 2) mit einer Senff-Soſſe: 3) Citronen-Soſſe: 4) mit ſauern Rahm und Capern.
Brat-Wuͤrſte zu machen.
Nehmet vom Schwein die Lenden-Braten und das kurtze HalsFleiſch, hacket dieſes duꝛch einander gantz klein, miſchet wuͤrfflicht geſchnittenen Speck, halb gar geſtoſſenen Pfeffer, geriebene CitronScheler, ein wenig Wein drunter, und ſaltzet zugleich was recht iſt. Nehmet ferner Schweins-Daͤrmer, ſtreiffet die ſauber aus, auf daß ſie fein helle werden, fuͤllet das zubereitete gehackte durch einen Wurſt-Biegel hinein, machet ſie drey Viertel Ellen lang, henget ſie hernach zuſammen gebunden an ein Staͤnglichen auf, damit ſie trocknen. Man kan ſie hernach auf unterſchiedene Art und Weiſe brauchen, zu was man will.
Brat-Wuͤrſte mit SenffSoſſe.
Ihr muͤſſet erſtlich Brat-Wuͤrſte nicht gar zu ſehr, ſondern fein ſafftig braten laſſen, hernach folgende Bruͤhe darzu machen. Laſſet Butter in einer Caſſerole braun werden, gieſſet Senff, darnach Wein darzu, thut auch CitronScheler, Ingber, Pfeffer, ein wenig Bouillon und Zucker hinein, und laſſet es ein wenig durch einander
kochen.
(0149)
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Brat
kochen. Richtet endlich die Bruͤhe in eine Schuͤſſel an, leget die Brat-Wuͤrſte auf den Rand fein zierlich herum und gebet ſie hin.
Brat-Wuͤrſte in CitronenSoſſe.
Bratet die Brat-Wuͤrſte halb gar, leget ſie hernach in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet Wein und Fleiſch-Bruͤhe drauf, ſchneidet Citron-Scheler und Scheiben von Citronen hinein, thut ein Buͤndlein Kraͤuter und Zwiebeln darzu, und laſſet es alſo mit einander kochen. Wenn ſie bald gar, ſo ſetzet Butter auf, damit ſie heiß werde, ſchuͤttet ein wenig Mehl hinein, laſſets braun werden, und braͤunet es hernach an die Wuͤrſte, thut auch Ingber, Pfeffer und ein wenig Zucker dran, ſo ſind ſie fertig.
Brat-Wuͤrſte mit ſauern Rahm und Capern.
Die Brat-Wuͤrſte ſollet ihr erſtlich halb gar braten. Dann in einer Caſſerole Butter uͤbern Feuer braun machen, ein wenig Mehl drein thun, und ſolches umruͤhren, biß es auch braun werde, Fleiſch-Bruͤhe und ein wenig Eſſig hinein gieſſen, Lorbeer-Vlaͤtter, Roßmarin, Pfeffer und Ingber darzu werffen, und alles zuſammen kochen laſſen. Endlich leget die Brat-Wuͤrſte in die Bruͤhe, thut geſchnittene Citron-Scheler und eine Hand voll Capern hinein, und laſſet es durch einander kochen; gieſſet ferner ein Noͤſſel guten und dicken Wein darzu, welches alles durch einander daͤmpffen muß; es hat dieſes Eſſen, wenn es recht in [Spaltenumbruch]
Brauen Braun
acht genommen wird, noch allezeit ſeine Liebhaber gefunden, weil es von einem ſehr annehmlichen und guten Geſchmack iſt.
Brauen,
Iſt eine Wiſſenſchafft, aus Hopffen, Gerſten und Maltz Bier in Waſſer zu kochen. Dieſe Arbeit wird von gewiſſen Maͤnnern, ſo man Brauer benennet, in dem Brau-Hauſe verrichter: in Braſilion aber muͤſſen die Weiber dergleichen Amt allein uͤber ſich nehmen, und alles ihr Getraͤncke ſelbſt in groſſen Toͤpffen kochen.
Braun-Kohl,
Braſica cumana, Choux rouge, iſt eine gewiſſe Gattung der KohlKraͤuter, welche ſonderlich zur Winters-Zeit, wenn ſie recht ausgefrohren, vor delicat gehalten werden. Diejenigen, ſo ihn mit Zucker angerichtet genieſſen, wiſſen, daß er eine geſunde und wieder den Huſten dienliche Speiſe ſey. Wie aber der Braun-Kohl zu kochen, wird aus nachſtehenden zu ſehen ſeyn.
Braun-Kohl zu kochen.
Brauner Kohl, der recht ausgefrohren iſt, muß ſauber geſtreiffet, am Feuer gekochet, das Waſſer hernach von ihm abgeſeiget, und er fein klein gehacket werden. Drauf machet man Butter in einer Caſſerole uͤbern Feuer braun, ſchuͤttet ein wenig Mehl drein, damit es auch eine braune Farbe bekomme, thut hernach den Kohl nebſt Fleiſch-Bruͤhe, Ingber, Pfeffer und Saltz, ſo viel als deſſen genug iſt, in die Caſſerole, und laͤſſet, durch
einan-
(0150)
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Braut
einander kochen, biß der Kohl gaͤntzlich weich, und keine lange Bruͤhe mehr dran iſt, welcher Kohl gemeiniglich ſtatt des Zugemuͤſes gebraucht wird. NB. Von dieſem Kohl werden noch mehr Beſchreibung folgen, wann ſonderlich von Enten, Gaͤnſen, Schincken, Rinds-Zungen und vielen andern Speiſen mehr, wird gemeldet werden.
Braut,
Heiſſet dasjenige Weibes-Bild, ſo ſich mit Beyſtimmung ihrer Eltern oder anderer Freunde, vermoͤge der Verloͤbniß an ihren Braͤutigam verſprochen. Bey den alten Schottlaͤndiſchen von Adel war ein abſonderliches Geſetze wegen der Braͤute im Gebrauch, daß eines jeden Unterthanen Braut in dem Gebiethe, dem Lands-Herrn zuvorher zur beliebenden Careſſe und Beyſchlaff præſentiret werden muſte, welches ſuͤndliche und wunderliche Geſetze hernachmahls vom Koͤnig Malcolino, auf Anſuchung ſeiner Gemahlin, Margarithæ auffgehoben und abgeſchaffet worden. Vid. Polydor. Virgil. d. Invent. Rer. Lib. 10.
Braut-Bad,
Iſt ein entweder ſchlechtes, oder bey Perſonen von Extraction, von allerhand wohlriechendẽ Kraͤutern, und Blumen zubereitetes warmes Bad, worinnen ſich die Braut insgemein den Tag vor der Hochzeit zu reinigen und zu ſaubern pfleget.
Braut-Bette,
Iſt ein groſſes auf vielerley Façon verfertigtes, koſtbahr beklei[Spaltenumbruch]
Braut Braͤutig
detes und mit Falbala oder andern Zierrathen ausgeputztes Bette, auf zwey Perſonen gerichtet, worinnen die Braut zum allererſtenmahl neben dem Braͤutigam ruhet und ſchlaͤfft.
Braut-Crantz,
Iſt eine entweder von LorbeerBlaͤttern oder von gruͤn beſponnenen Drat und bunten SchmeltzBluͤmgen zuſammen geſetzte kleine Crone, ſo eine Braut auf dem Haar-Kopff zu tragen pfleget; das vornehme Frauenzimmer ſchmuͤcket ſelbigen mit Perlen oder wohl gar Diamant-Steinen aus. Die alten Deutſchen ſetzten ihren Braͤuten Craͤntze von Diſteln auf.
Braut-Diener,
Iſt ein von der Braut auserſener Junggeſelle, welcher ſie bey der Hochzeit bedienen, den andern Tag uͤber der Tafel, nach geraubten Crantze, hauben, und auſſer ſeinem Hochzeit-Geſchencke allerhand Kinderſpiel-Sachen und andere Poſſen ihr bey der Tafel præſentiren laſſen muß.
Braͤutigams-Hembde,
Iſt ein von Neſtel-Tuch, klaren Caton oder Hollaͤndiſcher ſauberer Leinwand zart uñ nette verfertigtes Mannes-Ober-Hembde, welches die Braut nebſt Krauſe, Manchetten und Schnupff-Tuch ihrem Braͤutigam fruͤh Morgens vor der Trauung durch die Braut-Magd zu uͤberſenden pfleget. Das loͤbliche Frauenzimmer hat den Aberglauben, daß eine Braut nicht einen einigen Stich an dem Braͤuti-
gams-
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Braut
gams-Hembde thun darff; auch ſoll ſelbige der Naͤhderin, ſo ſolches verfertiget, nicht einen Groſchen von dem gefoderten Lohn abbrechen, weil es in beyden Faͤllen keine gute Ehe geben wuͤrde.
Braut-Kleid,
Iſt eine koſtbahre und anſehnſiche Ausſtaffirung der Braut vom Kopff biß auf den Fuß, welche der Braͤutigam auf ſeine Unkoſten der Braut verfertigen laſſen. Beſtehet insgemein in doppelter Kleidung, als nehmlich ſchwartz und auch bunt.
Braut-Kutſche,
Iſt derjenige Wagen, worauff die Braut nicht nur zur Trauung faͤhret, ſondern auch welcher die Hochzeit-Gaͤſte nach und nach zuſammen hohlet. Der Kutſcher darauff fuͤhret der Braut Liverey, auch zuweilen die Pferde, ſo vorgeſpannet ſind.
Braut-Liverey,
Iſt diejenige Montur von bunten Bande, ſo die Braut unter die Maͤgde und Kutſcher vor der Trauung auszutheilen pfleget.
Braut-Magd,
Heiſſet diejenige Magd, ſo der Braut ihre Hochzeit-Liverey traͤget, ſie neben der Kutſche in die Trauung begleitet, bey der Tafel bedienet, und ihren Crantz wieder den Braut-Diener mit Gegenwehr tapffer beſchuͤtzen hilfft.
Braut-Meſſe,
Heiſſet die Solennitaͤt und An[Spaltenumbruch]
Braut
ordnung, ſo bey der Trauung vor und nach zu geſchehen pfleget: als die Kirchen-Muſic, Lautung der Glocken, Begleitung in die Kirche und wieder heraus. Iſt entweder eine halbe oder gantze.
Braut-Meye,
Iſt ein gruͤner mit allerhand kleinen Kinder-Zeug ausgezierter Baum, ſo die Bauer-Maͤgde an etlichen Orten der neuen Braut den andern Hochzeit-Tag in das Hauß bringen, und ſie darbey anſingen, worauff ſie ſich bey ihnen loͤſen muß.
Braut-Reyhen,
Heiſſet der allererſte Tantz, den die Braut auf der Hochzeit nach aufgehobner Taffel mit dem BꝛautDiener zu thun pfleget.
Braut-Schatz, ſiehe MitGifft.
Braut-Schmuck,
Iſt derjenige Ornat, den der Braͤutigam ſeiner Braut an Diamanten, Perlen, Gold und anderen Geſchmeide nebſt der Kleidung einzuhaͤndigen verbunden iſt.
Braut-Suppe,
Iſt eine aus Wein, Eyern und Semmel abgewuͤrtzte gelbe Bruͤhe, ſo den andern Hochzeit-Tag zu allererſt auf die Tafel getragen wird. Man pfleget auch an etlichen Orten diejenigen luſtigen und ſchertzhafften Carmina Braut-Suppen zu benennen, ſo man den andern Hochzeit-Tag bey der Tafel austheilet.
Breda-
Frauenzim̃er-Lexicon. J
(0152)
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Breda Brenne
Bredalina,
Anna Margaretha, eine ſehr gelehrte Daͤnin, hat in der Oratorie vortreffliche Specimina ſehen laſſen. Sie hat auf die Salb- und Kroͤnung Chriſtiani V. in Daͤnnemarck eine Orationem Panegyricam memoriter gehalten, ſo hernachmahls 1671. gedruckt heraus kommen. Bartholin. d. Script. Danor. p. 368.
von Breitenbach,
Margaretha. war A. 1501. Priorin in dem im XIII Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen iu Leipzig, Bernhardiner-Ordens.
Brendelin,
Anna Maria, von Straßburg. Eine beruͤhmte und geſchickte Kuͤnſtlerin in der Mahler-Kunſt. Vid. Muſæum Brackenhoff. Germ. p. 71.
Brennerin,
Sophia Eliſabeth, eine gelehrte und beruͤhmte Schwedin, des bekannten Antiquarii Eliæ Brenneri Ehe-Liebſte: ſie machet nicht nur in ihrer Mutter-Sprache, ſondern auch in andern, vortreffliche Verſe, ſo auch heraus gekommen, iſt uͤberdieß in andern Wiſſenſchafften, abſonderlich in Hiſtoria Literaria wohl verſiret. Dannenhero ſie der gelehrte D. Esbergius in Diſput. d. Mulier. Philoſoph. Upſal. edit. 1700. nicht genug zu ruͤhmen weiß. Was ſie vor ungemeine Gaben und Gelehrſamkeit beſeſſen, kan man aus der netten Epiſtel, die ſie an den jungen Fedengrahn, der ihr ſeine Diſputa[Spaltenumbruch]
Beres Bricken
tion d. Mulierib. Philoſoph. dediciret, geſchrieben. Vid. Monatliche Auszuͤge, An. 1701. Menſ. Jan. p. 23. & Menſ. Septembr. p. 49. ſeq. it. Holmia Literat.
Brescina, ſiehe Brixiana.
Breyhan
Oder Weiß-Bier, iſt ein aus Hopffen und Weitzen-Maltz in Waſſer geſottenes und abgekochtes Getraͤncke, ſo man in denen Kuͤchen oͤffters zu Suppen verbrauchet.
Bricke,
Lampreta, Lamproye, dieſe Fiſche ſind klein und geſchmack, Daumens dicke, faſt anderthalb Schuh lang, werden in Liefland, Brehmen, Pommern ꝛc. haͤuffig gefangen, in gewiſſe Faͤßgen eingelegt und mariniret. Sie beduͤrffen weiter keiner Zurichtung, und pflegen die Liebhaber ſolche aus der Lacke mit ein wenig Pfeffer zu verzehren. Sie werdẽ nicht nur oͤffters unter Italiaͤniſchen Salat roh gebraucht, ſondern auch in Papier gebraten.
Bricken roh aus Faͤßgen,
Bricken in Faͤßgen ſind ſchon zugerichtet, drum darff man ſie nur fein ordentlich in eine Schuͤſſel legen, und nebſt Pfeffer zu verſpeiſen auftragen.
Bricken zu braten in Papier,
Schneidet die Bricken in gewiſſe Stuͤcke, und ſchabet ſie auff das allerreinſte mit einem Meſſer ab. Machet hierauff kleine Faͤchlein von Papier, leget die Bricken
drein,
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[Spaltenumbruch]
Briefft Brigi
drein, gieſſet Baumoͤl darzu, ſchneidet kleine Citronen-Scheler dran, ſetzet die Papiergen mit denen Bricken auf einen Roſt: es muß aber NB. nicht viel Feuer drunter ſeyn, druͤcket Citronen-Safft drein, ſo ſind ſie fertig. Dieſe itztbeſchriebenen Bricken koͤnnen zu Garnirung Braun-Kohls und Erbſen gebraucht werden.
Briefftraͤgerin,
Heiſſet diejenige Frau, ſo die von der Poſt kommenden Brieffe und Paͤcklein in die Haͤuſer herum traͤget, und ſelbige an die gehoͤrigen Oerter addresſiret.
van Briel,
Anna, war die Haus-Prophetin des Ertz-Ketzers in Niederland David Joris, auf deren Offenbahrungen und Weiſſagungen er ſich ohne Unterlaß bezogen. Uber dieſes verfuͤhrte dieſes ketzeriſche und irrige Weib David Georgium, der doch ſonſt ein Mann von guten natuͤrlichen Verſtande war, daß er ſeinen gewaltigen Haß gegen alle Evangeliſchen Kirchẽ in ſeinen Schrifften oͤffentlich ausdruͤckte und dieſelbẽ heßlich beſchimpffte.
Brigida,
Eine gelehrte Irrlaͤnderin, wiewohl ſie auch einige vor eine Schottlaͤnderin halten, lebte ums Jahr 512. und war eine ſehr ſchoͤne und beruͤhmte, doch unaͤchte Jungfer, angeſehen ſie von einem gewiſſen Mañe, Nahmens Dupraco mit ſeiner erkaufften Magd Brotſchet erzeuget. Nachdem aber ihr Vater von ſeinem rechten und [Spaltenumbruch]
Brigitta
ehelichen Weibe deßwegen viel Verdruß hatte, muſte er ſie mit ſamt der Magd aus den Hauſe ſchaffen, worauf er ſie an einen Schwartz-Kuͤnſtler verkauffte, der ſie auch in der Zauberey unterwieſen. Sie hat ſich nach dieſem bey dem Biſchoffe zu Sodore, Mexilla genannt, in Muͤnchs-Kleidern auffgehalten, auch daſelbſt viele Wunder-Wercke durch ihre Zauberey gethan. Sie hat gelebet im VI. Seculo und iſt geſtorben ums Jahr Chriſti 518. oder wie einige wollen, 522. Gerhardus Cambrenſis ſchreibet von ihr, daß auff ihr Gebet ein Engel (was es vor einer geweſen, weiß man nicht) ihr ein Buch dictiret, ſo ein Schreiber nachgeſchrieben, welches ſo verwirret iſt, daß es niemand leſen und verſtehen koͤnnen. Sonſten werden ihr noch 12. Buͤcher voller Offenbahrungen, ſo ſie aus Prophetiſchen Geiſte, jedoch ſehr dunckel geſchrieben, zugeeignet, welche zu Dillingen A. 1569. in Deutſcher Sprachẽ heraus gekommen. Vid. Andr. Hondorff. Promtuar. Exemplar. p. 95. Part. III. it. Santel. T. 1. Anni Sacri p. 55. ſeq. Voetius Vol. 2. Diſſert. Sel. n. 1063. haͤlt ſie vor eine Luͤgen-Prophetin.
Brigitta
Oder Birgitta die Heilige, eine Prophetin, deren Viſiones und Propheceyungen zu Rom 1556. zu Coͤlln [A]. 1664. zu Lyon 1652. und zu Muͤnchen 1680. in Fol. gedruckt worden, und welche in dem Catalogo Bibliothecæ Thuaneæ per Quesnelium zu finden. Sie war von Geburt eine Schwe-
diſche
J 2
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Briſeis
diſche Princeßin, hat in ihrem Vaterland in dem XIII. Seculo unter damahliger Regierung des groſſen Smecks gelebet. Ihr Mañ iſt geweſen Vulfo des Gunderi Sohn, mit welchen ſie 4. Soͤhne u. eben ſo viel Toͤchter erzeuget. Nachdem ihr Mann geſtorben, ſo um das Jahr 1344. geſchehen, hat ſie ſich in ihrem ſtillen und heiligen WittbenStande auf das Propheceyen geleget; Iſt nach Rom gangen, allwo ſie auch, nachdem ſie ſich 15. gantzer Jahr daſelbſt aufgehalten, und ihre Zeit mit geiſtl. Meditationibus und Propheceyungen zugebracht, A. 1383. geſtorben. Ihr Leichnam iſt nach Schweden abgefuͤhret, ſie aber 8. Jahr nach ihrem Todte von dem Pabſte Bonifacio IX. unter die Zahl der Heiligen verſetzet worden. Cardinal Joannes de Turre cremat. hat ihre Offenbahrungen Anno 1452. zu Luͤbeck ediret. Sie hat auch aus Rom Inſtitutiones und Admonitiones an ihren Sohn Birgerum in Lateiniſcher Sprache geſchrieben, ſo zu Stockholm 1647. heraus gekommen. So hat auch ihr gantzes Leben Joh. Meſſenius in ſeinen Chronic. S. Brigittæ weitlaͤufftig beſchrieben. Voetius Tom. II. Diſſert. Sel. p. 1063. rechnet dieſe Brigittam unter die Phantaſtiſchen Weiber.
Briſeis,
Eine Phrygiſche Jungfer, von ſonderbahrer Schoͤnheit und Geſtalt, welche der Achilles in dem Trojaniſchen Kriege entfuͤhret hatte. Es ward ihm aber ſelbige von dem Griechiſchen Koͤnig Aga[Spaltenumbruch]
Brito Brocks
memnon wieder abgejaget, weßwegen ein langwieriger Krieg gefuͤhret ward.
Britomartis,
Eine ſchoͤne Jagd-Nymphe aus Creta, des Jovis und der Charmes Tochter. Soll die Jagd-Netze erfunden haben.
Brixiana,
Laura, wird von etlichen Breſcina genennet. Ein gelehrtes Frauenzimmer aus Welſchland, verſtand die Lateiniſche Sprache uͤberaus wohl, daß ſie auch eine nette Epiſtel zu ſchreiben ſich nicht ſcheuete, maſſen ſie viel herrliche Briefe geſchrieben, ſo der gelehrte Jacobus Philippus Thomaſinus heraus gegeben. Vid. Morhoff. in Polyhiſtor. l. I. c. 24. Hendreich in Pandect. Brandenburg. p. 740. & Juncker. in Centur. Fœminar. Illuſtr. p. 51. ſeq.
von Brobach,
Brigitta, war eine kluge und ſehr gelehrte Nonne zu Hildesheim. Paullin. im hoch- und wohlgelehrten Frauenzimmer. p. 28.
Brocard Eſtoffe,
Seynd reiche bundfaͤrbigte mit allerhand gezwirnten und glatten Bluhmen und Rangage kuͤnſtlich gewebte Zeuge, deren ſich das Frauenzimmer zu ihrem Putz und Kleidern zu bedienen pfleget. Sie ſeynd entweder von bloſſer Seide allein, oder mit Gold und Silber durchwuͤrcket.
Brocksberg, ſiehe Blocksberg.
Brod,
(0155)
[Spaltenumbruch]
Brod
Brod,
Panis, Pain, wird entweder aus Weitzen, Korn oder Gerſte gebacken. Weitzen-Brod iſt das ſchoͤnſte und geſundeſte; Korn-Brod das wohlſpeiſende und gemeinſte, dahero es auch Hauß-Brod oder Haußbacken-Brod genennet wird; und das Gerſten-Brod gehoͤret vor Leute, die ſchwere Arbeit thun, oder die obern beyde weder haben noch bezahlen koͤnnen, wie zu ſehen Joh. VI, 9. Darunter auch im Fall der Noth Erbſen und Haver gemenget wird. In einer wohlbeſtalten Kuͤche kan neben dem Haußbackenen, abſonderlich das Weitzen-Brod unmoͤglich entbehret werden, und bedienen ſich die Koͤche insgemein der Weitznen Semmeln, die ſie bald klar gerieben, bald in der Butter gebraͤunet, bald in Milch geweicht ꝛc. an die meiſten Eſſen thun, und ſelbigen dadurch einen angenehmen Geſchmack zu Wege bringen.
Brod-Frau,
Heiſſet das jenige Bauern Weib, ſo alle woͤchentliche Marckt-Tage eine gewiſſe und ihr vorgeſchriebene Anzahl an Broden in das Hauß liefern muß.
Brod gleich auffſchneiden,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube und bekanntes Sprichwort, da man vorgeben will, daß derjenige, ſo ein gantzes Brod nicht gleich und eben auffſchneidet, denſelbigen Tag entweder muͤſſe gelogen haben, oder ohnfehlbar noch luͤgen wuͤrde.
[Spaltenumbruch]
Brod Brou
Brod gleich ſchneiden,
Iſt eine alte aberglaͤubiſche Gewohnheit etlicher Weiber, ſo in denen wunderlichen Gedancken ſtehen, ob koͤnte man in der Welt nicht reich werden, wenn man nicht allezeit das Brod gleich ſchnitte.
Brod-Schranck,
Oder Koͤthe, iſt ein mit groſſen Fachen unterſchiedener und insgemein mit zwey Thuͤren verſehener Schranck, worinnen das Brod, ſo taͤglich gebrauchet und angeſchnitten wird, verwahret lieget. Iſt meiſtentheils an denen Thuͤren mit durchloͤcherten Lufft-Deckeln verſehen.
Broſſerin,
Martha, eine begeiſterte Nonne aus Portugall, ſo durch unterſchiedliche vorgegebene Faſcinationes und Entzuͤckungen ſich einen groſſen Ruhm der Heiligkeit erworben hatte. Allein der gelehrte Mareſcottus hat ihr ſolche falſche Masque abgezogen, und ſattſam dargethan, wes Geiſtes Kind ſie geweſen. Vid. Thuan. in Hiſt. lib. 123. Voetius rechnet ſie unter die verfuͤhriſchen und irrigen Geiſter. Vol. 2. Diſſert. Select. p. 1138. und 1033. auch 1173. Vid. Cardinal. Oſſati Epiſtol.
Brounia,
Juditha, war eine Engellaͤndiſche Quaͤckerin, ward aber wegen ihrer verzweiffelten Lehr-Poſſen und Quaͤckeriſchen Irrthuͤmer auf einen Wagen geſetzet, mit Ruthen weidlich geſtrichen, und zu Boſton des Landes verwieſen. Vid. Croeſ. in Hiſtor. Quakerian. p. 538.
van Brug,
J 3
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Bruck Brun
van Bruck
Maria, eine Enckelin und Adhaͤrentin des Ertz-Ketzers David Joris, mit dem ſie unter einer Decken gelegen, und allerhand laͤſterliche und verdammliche Lehren ausgebruͤtet, maſſen man auch nach ihren jaͤhen Todte unter ihren Sachen nicht nur viel leichtfertige und aͤrgerliche Joriſtiſche Buͤcher, ſondern auch abſonderlich die Relationem Delphenſis Viſionis Georgii, ſo er A. 1539. verfertiget, gefunden, Vid. Voet. in Diſſert. Select. p. 1135. & 36.
von Bruck,
Levinia, war eine vortreffliche Kuͤnſtlerin in deꝛ Mahlerkunſt. Vid. Guicciardint verteutſchte Beſchreibung Niederlandes. fol. 75. & 77.
von Bruͤckel,
Aña, war eine ſehr beruͤhmte und virtuoſe Kuͤnſtlerin im Mahlen, deren ſchoͤne Arbeit Jean Meſſager in Kupffer geſtochen und copieret.
Bruͤhen Huͤner,
Heißt die abgeſchlachteten Huͤner in einen Topff voll ſiedend Waſſer ſtecken, damit die Federn deſto leichter koͤnnen abgerupffet werden.
Bruͤhen Waͤſche,
Heiſſet die ſchmutzigte und eingeweichte Waͤſche mit Lauge und ſiedenden Waſſer begieſſen, ſelbige zudecken, und in der Deſe oder Wanne eine Zeitlang ſtehen laſſen; ehe man ſolche heraus waͤſchet.
Brunehald,
Sigisberti, Koͤnigs in Meden grauſame und tyranniſche Gemah[Spaltenumbruch]
Brunnen
lin, ſo mehr als 10. Koͤnigl. Perſonen hinrichten ließ, und zuletzt ſelbſt ihren Sohn Theobertum bey den Fuͤſſen ergriff, und ihm an einem Stein den Kopff entzwey ſchmieß.
Brunnen-Kreſſe,
Naſturtium, Creſſon, ein bekanntes Kraut, das gerne an denen Baͤchen und in naſſen Wieſen waͤchſet. Es ſoll die Kraft uͤberfluͤßige Feuchtigkeiten auszutrocknen haben, und wird es von etlichen dem Senf gleich geachtet. In Kuͤchen weiß man es ſonderlich bey angehenden Fꝛuͤhling, wol zu nuͤtzen, und daraus allerhand Tuncken zu verfertigen, ſo hernach beym Gebratens mit aufgeſetzet werden. Man pfleget auch im FruͤhJahr Salate davon zu machen. Dazu noch Endivien, rothe Ruͤben, Kaͤumgen, Rapuͤntzlein und dergleichen kommen, wie bey Scorbuticis im Elſaß gebraͤuchlich. In nachfolgenden Beſchreibungen lehret der Koch Brunnen-Kreſſe auf unterſchiedliche Artzuzurichten.
Brunnen-Kreſſe gerieben mit Wein und Zucker.
Schneidet Brunnen-Kreſſe, weñ ſie erſt ſauber ausgeleſen und gewaſchen worden, mit einem SchneideMeſſer gantz klein, ſchuͤttet ſie hernach in einen Reibaſch, werffet ein ein Paar geſottene Eyer-Dotter darzu, und reibet ſolches mit einander gantz klar ab; das Geriebene thut in eine Schuͤſſel, gieſſet Wein drauf, ſo iſt es fertig.
Brunnen-Kreß gerieben auf eine andere Art,
Wenn ihr ſolche geſchnitten habt,
ſo
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Brun Bruͤſte
ſo thut ſie in einen Reibaſch, ſchuͤttet zugleich ein Paar auf einen Reibeiſen geriebene Borsdoͤrffer-Aepffel mit hinein, und machet ſie darnach ab, als wie die vorige.
Dito noch anders.
Die Brunnen-Kreſſe ſchneidet mit einem Schneide-Meſſer gantz klar, thut ſie in eine Schuͤſſel, gieſſet Eßig drauf und reibet viel Zucker dran.
Brunnen-Kreſſe mit BaumOel und Eßig,
Iſt die Brunnen-Kreſſe ſauber geleſen, und rein gewaſchen, ſo machet ſie ab wie einen andern Salat.
Bruͤſte,
Seynd diejenigen zwey erhabenen, wohlproportionirten, fleiſchichten, runden und mit denen gehoͤrigen Mammellons gezierten Voͤrder- und Ober-Theile des Weiblichen Leibes, wormit ſie die Natur nicht nur zur Zierrath, ſondern auch zur Saͤugung und Erhaltung der jungen Kinder, wofern ſie anders ſich tuͤchtig darzu befinden, begabet. Mr. Dionis in ſeiner Anatomie de l’Homme will die mittelmaͤßigen, weiſſen und derben vor die ſchoͤnſte Weibliche Zierrath halten. Etlichen Indianiſchen Weibern wachſen ſie faſt biß auf den Schos herunter, hingegen findet man auch wieder andere, ſo ſelbige koͤnnen uͤber die Achſeln werffen. Die Amazoninnen pflegten ſich die rechte Bruſt abzubrennen, damit ſie zum Reiten und Schieſſen geſchickt wuͤrden. Bey denen Eyden, ſo das Weibes-Volck oͤfters ableget, muß das Frauenzimmer die zwey [Spaltenumbruch]
Bruͤſtgen
Finger auf die lincke Bruſt legen Carpz. P. 2. C. 16. def. 6.
Bruͤſtgen
Oder Bruͤſtlein, ſeynd kurtze von weiſſer Leinwand, Neſtel-Tuch, Coton oder Schwaͤbiſch und Schleyer verfertigte Ober-Leiber mit Ermeln, ſo das Frauenzimmer uͤber die Unter-Hembden zu ziehen pfleget: ſie ſeynd entweder mit Laͤtzgen, ſo gefaͤltelt und eingereyhet, oder platt, mit oder ohne Spitzen umſtochen. Der Hallorum Weiber oder Jungfern ihre Bruͤſtgen haben Ermel mit rother oder ſchwartzer Seide ausgenehet und mit allerhand Blumenwerck gezieret.
Bruſtkern,
Heiſſet dem Weibes-Volck bey dem Fleiſcheink auf dasjenige Stuͤck Fleiſch von dem geſchlachteten Rinde, das aus der Bruſt gehackt wird, und insgemein derb, fett und kernicht iſt.
Bruſtlaͤtzlein vor kleine Kinder,
Sind kleine nach der Bruſt geſchnittene und insgemein von weiſen Barchet oder Dam̃aſt gemachte Flecklein, ſo man den kleinen Kindern auf die Bruſt zu legen und ſelbige vor der Kaͤlte dadurch zu bewahren pfleget.
Bruͤſtlein,
Heiſſet dem Augſpurgiſchen Frauenzimmer eine gewiſſe Art eines Wambs oder SchnuͤrLeibes, wird ſonſten mit langen Ermeln wie ein Wambs ge-
macht,
J 4
(0158)
[Spaltenumbruch]
Bruſtſt Buchh
macht, nur daß es keine Schoͤſe hat; der Zeug, woraus ſelbiges gemacht wird, iſt ſeiden oder wollen, und werden ſie durch und durch mit Spitzen friſiret; diejenigen, ſo die Maͤgde oder gemeinen WeibesBilder tragen, werden abgehackte Bruͤſtlein genennet, weil die Ermel glatt und nicht auffgeſchlagen daran ſind.
Bruſtſtuͤcke, ſiehe Agraffe.
Bubona,
War bey den Alten die Goͤttin des Rindviehes.
Bucca,
Dorothea, ein gelehrtes Frauenzim̃er, ſo im XV. Seculo zu Bologna gelebet, ſie hat daſelbſt die DoctorWuͤrde erhalten und oͤffentlich mit Verwunderung gelehret.
Buch,
Heiſſet dem Weibes-Volck bey dem Fleiſch Einkauff das Schulterblatt von dem gehackten Rinde: bey dem Wildpret behaͤlt es gleichfalls ſolchen Nahmen.
Buͤcher-Threſor,
Oder Buchhalter, iſt ein kleines, mit vier gedreheten Saͤulen ausgeziertes Geſims oder Geſtelle von allerhand ſaubern Holtz ausgeleget, oder durchaus ſchwartz gebeitzt, worauff das Frauenzimmer ihre Gebet- und andere Buͤcher zu ſtellen pfleget, iſt mannichmahl mit GlaßFenſtern umzogen.
Buchhalter, ſiehe BuͤcherThreſor.
[Spaltenumbruch]
Buͤchſenk Bund
Buͤchſen-Kuchen, ſiehe Gebackene Buͤchſen-Kuchen.
Bucklet Hauben,
Iſt eine Art von einem runden Aufſatz, der aus einem weiſſen ſeidenen oder zwirnen geſtrickten Netz verfertiget und weit, abſonderlich auf beyden Seiten, ausgeſpannet wird, dergleichen die Weiber in Augſpurg zu tragen pflegen: die Vornehmen pflegen auch oͤfters Perlen darein zu ſtricken und zu ſchlingen.
Bull-Bettlein,
Heiſſet denen Muhmen, Am̃en und Kinderwaͤrterinnen dasjenige Kuͤſſen und Bette, ſo den kleinen Kindern untergeleget und mit dem Windel-Lappen bedecket wlrd.
Bulmia,
Deſideria, war eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Bund,
Heißt denen Saltzburgiſchen Weibes-Bildern eine von Haaren odeꝛ Zindel geflochtene runde Wulſt mit goͤldenen, ſilbernen oder ſeidnen Boͤrtlein umwickelt, ſo ſie zu ihren ſo genannten Cappel Sommers-Zeit uͤber tragen, und um das Haar-Neſt zu ſchlieſſen pflegen. Uber ſolchen Bund tragen die Weiber noch eine Gaͤtter- oder Bund-Haube, ſiehe. GaͤtterHaube.
Bund am Hembde,
Heiſſet derjenige ſchmahle und doppelt eingeſchlagene Streiff wo-
durch
(0159)
[Spaltenumbruch]
Buͤndel Burd
durch die Mannes-Hembden oben am Halß, die Weiber-Hembden aber an dem Schurtz in ihren Falten zuſammen gehalten werden.
Buͤndel oder Gebuͤtte,
Heiſſet denen Koͤchiñen bey dem Karpffen reiſſen das innwendige Gedaͤrme, ſo in dem Bauch des Karpffens nahe bey dem Rogen oder Milch lieget.
Bund-Haube, ſiehe GaͤtterHaube.
Bundicea, ſiehe Boudicea.
Buͤndlein oder Auffſaͤtzlein,
Heiſſen die ſchmalen und doppelt eingeſchlagenen Striemen und Streiffen, wodurch die Hemden Ermel und Manchetten in ihren Falten zuſammen gehalten und befeſtiget werden. Werden ſtarck geſteppet, geholnaͤdelt oder uͤber und uͤber mit Zierrathen benehet.
Buͤplin,
Heiſſet dem Augſpurgiſchen Weibes Volck der Trauer-Muff, ſo von ſchwartzen Tuch gemacht wird.
Burdena,
Anna, eine Wittbe aus Londen und quackeriſches Weib. Sie ſuchte in der neu angelegten Engliſchen Republique Bosthon, ob gleich unter einem andern Vorwand, einen feſten Sitz und Wohnung, nur daß ſie daſelbſt eine Quaͤcker Schule aufrichten und ihre aberglaͤubiſchen Lehren daſelbſt ausſaͤen koͤnte; allein der damahlige Gouverneur Johannes Endicot ſahe ihr gar bald [Spaltenumbruch]
Buͤrgersf Butter
in die Karte, ſchaffte ſie beyzeiten fort, und verbannete ſie aus dem Lande. Vid. Lentii Bosthoniam. p. 14. & Croëſi Hiſtor. Quaker. p. 497. ſqq.
Buͤrgers-Frau, oder Handwercks-Frau,
Iſt ein Weib Buͤrgerlichen Standes, ſo einen Buͤrger zum Manne hat, und in einer Stadt oder Vorſtadt wohnet.
Burgia,
Anna, von Paris aus Franckreich eines beruͤhmten Doctoris Juris und Rathsherrn daſelbſt im XVI Seculo, gelehrte Tochter, hat ein Confesſion geſchrieben, welche mit des Feliciani Ninguardæ aſſertione fidei Catholicæ zn Venedig A. 1563. heraus gekommen iſt. Vid. Simler. Bibliothec. per Friſium. p. 53.
Burgoiſe.
Loyſa oder Ludovica, ein in der Medicin erfahrnes Frauenzimmer hat ein artiges Buch von dem Amte und denen noͤthigen Wiſſenſchafften der Wehe-Muͤtter geſchrieben. Vid. Hendreich in Pandect. Brandenburg- p. 798.
Buͤrſte,
Iſt ein von Borſten rund und dick zuſammen geſetztes Inſtrument mit einem hoͤltzernen Stiehl, ſo bey dem vornehmen Frauenztmmer oͤfters mit Silber bekleidet iſt, wormit ſich das Weihesvolck die Haare aus einander theilen und wieder auflocken laͤſt.
Butter,
Butyrum, Beurre, iſt in Teutſch-
land
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(0160)
[Spaltenumbruch]
Butter
land uͤberfluͤßig, da gegentheils andere Nationen Mangel dran haben. Es erzehlet D. Joh. Andr. Weber in ſeinen curieuſen und fruchtreichen diſcurſen aus David Froͤlichs Hiſtoriographia Apodemica folgendes. Als Churfuͤrſt Friedrich II. von Heidelberg nur mit 20. Perſonen zu Kaͤyſer Carln dem V. in Spamen reiſete, kam er nach Gomorra einer nicht unebenen Stadt und weil er den Appetit zn eſſen, der durch die allzugroſſe Tages-Hitze bey ihm ſehr verdeꝛbet war, durch eine ihm gemeine u. añehml. Speiſe wieder gerne zu recht gebracht haͤtte, fraget er in der Herberge, ob man keine Butter zu kauffen haͤtte, als nun der Wirth mit ja antwortete, kehrte ſich der Fuͤrſt zum Schaffner und ſagte: gehe hin, und kauffe ſo viel Butter, als ein Maul-Eſel ertragen kan, vergieß auch nicht Eyer in Vorrath zu ſchaffen, damit ich derſelben taͤglich zu genieſſen haben moͤge. Selbiger kam ſeines Fuͤrſtens Befehl nach: als er aber auf dem Marckte nach Butter fragte, wurde er von jemand zu einem Apothecker oder Wuͤrtzkraͤmer gefuͤhret, von dem er zwey oder dreyhundert Pfund Butter begehrte, woruͤber ſich der Apothecker vercreutzigte und ſagte, Oho! ſo viel Butter wird man in gantz Caſtilien nicht finden, du muſt dich in Eſtremadura verfuͤgen, daſelbſt findet man haͤuffig Kuͤhe; hier zu Land waͤchſt kein Graß, wir ſelbſt kauffen die Butter anderswo, nur ſolche zu den Pflaſtern vor die Geſchwuͤre zu gebrauchen, ſonſt haben wir keine Butter; u. mit dieſen Worten hohlete er eine Taſche von Ziegenhaut, dariñe war [Spaltenumbruch]
Butterb
Butter, die aber eher einer Wagenſchmiere, als Butter gleich ſahe, mit Vermelden, darinne waͤre alle ſeine Butter beyſammen. Als der Diener dem Fuͤrſten alles hinterbrachte, entſtunde ein groſſes Gelaͤchter, und gabe dieſe Begebenheit ihnen auf der Reiſe gnug Materie zum Gelaͤchter an die Hand. So nach muͤſſen die Kuͤchen ſchlecht daſelbſt beſtellt geweſen, und dem Churfuͤrſten aller Appetit zur Butter vergangen ſeyn. In unſern teutſchen Kuͤchen iſt Gott Lob! kein Mangel an guter und reiner Butter zu ſpuͤhren: was machet man nicht vor Ruhm von der ſchoͤnen gebuͤrgiſchen und anderer gelben MaͤyButter, es giebt geſaltzene und ungeſaltzene; ſie wird geſchmeltzet und mit gewiſſen Dingen zubereitet. Als Krebs-Piſtacien-Butter u. ſ. f. in Summa: unſer Koch muß Butter haben, zum backen, braten, ſieden, roͤſten, pregeln, und kochen, wie ſolches alles bey den Beſchreibungen der Speiſen deutlich wird zu ſehen ſeyn.
Butter-Bamme
Oder Schnittlein; ſeynd zwey duͤñe mit Butter, oder auch manchmahl Fett uͤberſchmierte und uͤber einander gelegte Schnittlein von Brod oder Semmel, dergleichen die Muhmen denen kleinen Kindern zum Morgen- und VeſperBrod mit zu theilen gewohnet ſeynd.
Butter-Buͤchſe,
Iſt ein von Zinn oder Ton mit Zinn beſchlagenes rundes Gefaͤß,
mit
(0161)
[Spaltenumbruch]
Butterf Butterſt
mit einem Deckel verſehen, worinnen die Butter auf den Tiſch gegeben wird.
Butter-Faß,
Iſt ein hoͤltzernes lang rundes gedoppeltes Gefaͤſſe, mit dem darzu gehoͤrigen Butter-Stoͤrl verſehen, worinnen die Hoff-Meiſterinnen auf denen Meyerhoͤfen und Vorwergen die Butter machen und zubereiten.
Butter-Frau,
Iſt eine Hoff-Meiſterin von einem Land-Gute oder Vorwerg, ſo woͤchentlich ein gewiſſes Deputat von friſcher Tiſch-Butter durch ihre Maͤgde in gewiſſe Haͤuſer liefern muß.
Butter-Hoſe,
Iſt ein lang zuſammen getriebenes Faͤßlein, worinnen die Butter zu Marckte getragen wird.
Butter-Milch,
Oder Schlutter-Milch, heiſſet denen Weibern in der Haushaltung diejenige Milch, ſo ſich unten in dem Butter-Faß, wenn die Butter zubereitet worden, geſetzet, und uͤberblieben, wird ſo wohl kalt, als auch warm zu Suppen verſpeiſet.
Butter-Stecher,
Iſt ein von Holtz oder Eiſen lang und hol verfertigtes Inſtrument, unten her mit eingekruͤmmten Stacheln verſehen, wormit man die Butter im koſten und probiren von dem Boden heraus ziehen kan.
Butter-Stoͤrl,
Iſt eine lange hoͤltzerne Stange unten mit einem runden durchloͤ[Spaltenumbruch]
Buw Beyw
cherten hoͤltzernen Teller verſehen, wormit die Butter in denen Faͤſſern durch oͤffters herauf und nieder ziehen gemachet und geſtampffet wird.
von Buwingshauſen,
Und Wallenrode; Margaretha Maria, Frey-Frau. War nicht nur eine in der Lateiniſchen und Franzoͤiſchen Sprache perfecte Dame, ſondern auch zugleich eine trefliche Poetin. Sie hat Joſeph Hals Ruhe des Gemuͤths nette uͤberſetzet. Paullin. im hoch und wohlgelahrten Frauenzimmer. p. 28.
Byblis,
Eine Tochter des Mileti und der Cyanes, hatte ſich in ihren Bruder Caunum unſterblich verliebt; als dieſer aber ihren Willen nicht vollziehen wolte, hat ſie ſich aus Verzweifflung ſelbſten erhencket.
Bythleja,
Eſther, eine Engellaͤndiſche Quaͤckerin, ſo unter andern ihren irrigen und phantaſtiſchen Lehren zugleich auch mit vorgab, wie ſie von GOtt geſand und aufgetrieben ſey, Friede zwiſchen hohen Haͤuptern zu ſtifften. Weswegen ſie nicht nur an die damahlige Koͤnigin in Engelland Maria Stuart, ſondern auch an den Koͤnig von Franckreich gieng, beyde darzu an zu vermahnen, wiewohl dieſe himmliſch vermeynte Legatin ſchlechte Expedition hatte. Vid. Croeſ. Hiſtor. I. Quaekerian. l. III. pag. 605.
Beywarthin,
Sibilla Catharina, eine ſtattliche und fertige Poetin, deren wohl-
geſetzte
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[Spaltenumbruch]
C Cab
geſetzte Carmina Paullinus mit Verwunderung geleſen zu haben anfuͤhret, in ſeinem hoch und wohlgelahrten Frauenzimmer p. 28.
C.
Cabeliau,
Aſellus, Cabeliau, iſt ein SeeFiſch von weiſſen Fleiſch, wird in der Nord-See gefangen, in Tonnen eingelegt, und hin und her in groſſer Menge verfuͤhret: nicht nur in See-Staͤdten halten die Leute ſolchen Fiſch fuͤr was ſonderliches, ſondern auch in unſern Landen findet er ſeine Liebhaber. Hier wird gelehret ſolchen Fiſch 1) zuzurichten; 2) mit einer Senff-Bruͤhe; 3) mit einer Rahm-Soſſe; 4) in einer Paſtete zu bereiten.
Cabeliau zuzurichten,
Nehmet ſolchen aus der Tonne und waſchet ihn etliche mahl ſauber aus, leget ihn darnach in friſches Waſſer, darinne er 2. Tage lang liegen, taͤglich aber 2. mahl friſches Waſſer bekommen muß. Hierauf waſchet ſelbigen aus, thut ihn in einen Tiegel, und gieſſet ſo viel friſches Waſſer drauf, daß es uͤber ihn zuſammen gehe; (iſts im Winter, ſo nehmet Schnee) ſetzet ihn nicht gar zu nahe zum Feuer, denn je laͤnger er beym Feuer ſtehet, deſto beſſer iſts. Er darff aber gar nicht ſieden, ſondern ſolches zu vermeiden, muͤſſet ihr hierbey dieſes zur Nachricht mercken, wann oben auf dem Topff, oder worinnen er zugeſetzet worden, ein weiſſer Gaͤſcht wird, ſo will er anfangen zu ſieden, da iſts alsdenn Zeit ihn weg zu hun; doch laſſet ihn noch eine [Spaltenumbruch]
Cabel
Weile ſtehen: denn wenn ein dergleichen Fiſch zum kochen kommt, und eine Weile kochen ſoll, wird er hart; dahero muß man ſich mit dergleichen Fiſche wohl in acht nehmen. Wenn er endlich ſoll angerichtet werden, leget ihn ordentlich auf eine Schuͤſſel, vermiſchet klar geriebene Semmel mit weiſſen Ingber und Muſcaten-Bluͤten, und ſtreuet dieſe druͤber her, machet auch braune Butter, begieſſet den Cabeliau damit, und laſſet ſolchen zu Tiſche tragen.
Cabeliau mit SenffBruͤhe,
Bereitet den Cabeliau nach ietzt gemeldeter Art, und ſiedet ihn auch ab wie den vorigen; hierauf laſſet ein ziemlich Stuͤck Butter in einer Caſſerole oder Tiegel braun werden, werffet ein Paar Meſſerſpitzen Mehl dazu, welches auch braͤunen muß, ferner gieſſet ein halb Noͤſſel Senff dran, und ruͤhret dieſes durch einander; ingleichen ein halb Noͤſſel Wein, Fleiſch-Bruͤhe oder Peterſilien-Waſſer, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, leget Zucker, Citronen-Scheiben drein, und laſſet es alſo kochen, putzet letzlich den Cabeliau aus, leget ihn in die Bruͤhe, darinne er nur anlauffen, aber gar nicht kochen darff. Beyn Anrichten gieſſet die Bruͤhe fein ordentlich druͤber und laſſet ihn aufftragen.
Cabeliau mit einer RahmSoſſe,
Nach voriger Manier machet den Cabeliau zu rechte, ſetzet in eine Caſſerole Rahm oder in Ermang-
lung
(0163)
[Spaltenumbruch]
Cabelian
lung deſſen nur gute Milch aufs Feuer, damit er koche, putzet den Cabeliau ſauber aus, leget ſelbigen in den Rahm, und laſts mit einander temperiren, werffet auch klein gehackte gruͤne Peterſilie, Muſcaten-Bluͤten und Ingber dran, hernach quirlt 3. Eyerdotter, und ein ziemlich Stuͤck Buter durch einander, ziehet den Rahm, worinne der Cabeliau lieget, an die Eyerdotter, gieſſets wieder in die Caſſerole, und ſchwenckets hin und wieder, damit ſich die Soſſe wohl durchziehe. Wenn er angerichtet iſt, ſtreuet gruͤne Peterſilie drauf, und gieſſet etwas zerlaßene Butter druͤber, ſo iſt er fertig.
Cabeliau in einer Paſtete,
Wenn der Cabeliau, wie voriger, gewaͤſſert worden, ſo brennet ihn mit heiſſen Waſſer, leget ein ziemlich Stuͤck Butter in eine Caſ ſerole, thut den Cabeliau drein, pa ſiret ihn mit etlichen gantzen Zwiebeln, ſchuͤttet auch Ingber, Pfeffer und Citronſcheler dran: zur Paſtete iſt ein guter muͤrber Teig zu nehmen, deſſen Beſchreibung hernach an gehoͤrigen Orte folgen ſoll. Dieſer Cabeliau kan nun in einer Schuͤſſel Paſtete, oder in einer umgeſchlagenen Paſtete verfertiget werden. Es wird aber eine umgeſchlagene Paſtete eigentlich alſo zubereitet, nehmet einen muͤꝛben Teig, davon ihr die Paſtete machen wollet, treibet dieſen auf einem BackTiſch auf, ſo groß, daß ihr die Paſtete auf das halbe Blatt bringen koͤnnet, leget einen Bogen Papier unter, beſtreichet den Ort, worauf die Paſtete aufgefuͤhret [Spaltenumbruch]
Cad Caͤc
wird, mit Eyern, fuͤhret hernach ein erhabenes Raͤndgen eines qvaͤren Fingers hoch, ſo weit die Paſtete gehen ſoll, thut Butter unten auf den Boden, leget den Cabeliau drauf, machet die Paſtete zu, und ſetzet ſie in Ofen, wann dieſe nun bald gebacken, ſo nehmet ein zuruͤck gelaſſenes Stuͤck Cabeliau, ein wenig ausgewaſchene Butter, Muſcaten Bluͤten, und ſtoſſet dieſes mit etwas Semmel im Moͤrſel, thuts alsdenn, wenn es genug geſtoſſen, in ein Toͤpffgen, gieſſet PeterſilienWaſſer, oder gute Bruͤhe drauf, laſſet es kochen und ſtreichet es hernach durch ein Haartuch, das iſt ein Coulis Wollet ihr die Paſtete anrichten, ſo gieſſet die fertige Coulis drein, ſie wird ſehr gut ſeyn, und kan man dergleichen bey groſſen Ausrichtungen auch â l’ ordinair verſpeiſen.
Cadence,
Iſt eine richtige Abmeſſung der Schritte in dem Tantzen nach dem Tact in der Muſic, mit welcher die Pas uͤberein ſtimmen muͤſſen, und welche das Frauenzimmer wohl zu obſerviren hat.
Cæcilia Caja,
Des Tarqvinii Priſci Weib, eine Frau von vortrefflichen Verſtand und Kunſt, wuſte gar unvergleichlich und kuͤnſtlich zu weben und zu ſticken. Ward erſtlich Tanaquilla genannt.
Cæcilia,
Eines Marggrafen in Italien zu Mantua gelehrte Tochter, ſo viel Wiſſenſchafft in gelehrten Sachen ſoll beſeſſen haben. Vid. FrauenLob in der loͤblichen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 10.
Cænis,
(0164)
[Spaltenumbruch]
Caͤnis Caffe
Cænis,
Eine Theſſaliſche Jungfer, wurde vom Neptuno mit Gewalt geſchwaͤchet, und erhielte auf ihre Bitte ſtatt der Vergeltung von ihm, daß er ſie in einen Mann verwandelte, der allezeit feſte und nicht zu verwunden waͤr, welches auch erfolget, und ſie ſich deßwegen den Nahmen Cænus beygeleget.
Cærellia, ſiehe Cerelia.
Cæſariſſa, ſiehe Panyperſebaſta.
Caffé,
Iſt ein aus gebrannten oder geroͤſteten Caffé-Bohnen mit ſiedendenden Waſſer, oder Milch und Sahne vermiſchtes Getraͤncke, ſo das Frauenzimmer taͤglich zu trincken pfleget.
Caffé-Bohnen,
Seynd eine gewiſſe Art von Bohnen, ſo in Oſt-Indien und in der Tuͤrckey zu wachſen pflegen, werden in einem Tiegel gebrannt, klein gemahlen oder geſtoſſen, in heiſſem Waſſer abgekocht, und von dem Frauenzimmer als eine Panacé getruncken.
Caffé brennen,
Heiſſet die Caffé Bohnen in einem neuen und reinen irdenen Tiegel, der uͤber gluͤhende Kohlen geſeſetzet wird, unter fleißigem herumruͤhren, roͤſten und duͤrren.
Caffé-Bret,
Iſt ein viereckigt oder oval rundes laccirtes Bret, worauf der Caffé Pott, Schaͤlgen und Koͤpff[Spaltenumbruch]
Caffe
gen, Spiel-Napff, Caffé Loͤffel, Zucker-Schachtel, oder ZuckerSchaͤlgen, und die geflochtenen Stroh-Tellerlein zum Caffé geſetzet und aufgetragen werden.
Caffé-Buͤchſe oder Schachtel,
Iſt ein von Meßing oder Blech verfertigtes Behaͤltniß, worinnen der gebrannte Caffé verwahret wird.
Caffé-Craͤntzgen,
Iſt eine taͤgliche oder woͤchentliche Zuſammenkunfft und Verſamlung einiger vertrauter Frauenzimmer, welche nach der Reihe herum gehet, worbey ſie ſich mit Caffee trincken und L’ Ombre-Spiel divertiren und ergoͤtzen.
Caffé-Kanne,
Iſt ein klein von Silber, Meſſing, Blech, Porcellain, Terra Sigillata, Serpentin, oder Zinn rund verfertigtes Geſchirr, mit einer Handhabe und Schnautze verſehen, worinnen der Caffé aufgegoſſen wird, iſt ins gemein nur auf eine oder mehr Perſonen gerichtet.
Caffe-Keſſel,
Iſt ein groſſer kugelrunder kuͤpffeꝛner Keſſel mit einer Schnautze und einem hohen Spriegel von obenher verſehen, worinnen der Caffe pfleget gekocht zu werden.
Caffée-Lampe,
Iſt ein kleines rundes von Meſſing oder Blech verfertigtes Behaͤltniß, mit einen Tacht und Spiritu Vini verſehen, welches angezuͤndet unter den Caffé-Pott bisweilen geſetzet wird.
Caffe-
(0165)
[Spaltenumbruch]
Caffe
Caffe-Loͤffel,
Seynd kleine ſilberne Loͤfflein mit langen Stielen, wormit man den Zucker in den Caffe-Schaͤlgen herum ruͤhret.
Caffe-Menſcher,
Heiſſen nach heutiger Art zu reden, diejenigen verdaͤchtigen und liederlichen Weibes-Bilder, ſo in denen Caffe-Haͤuſern das anweſende Mannsvolck bedienen, und ihm alle willige Dienſte bezeugen.
Caffe-Muͤhle,
Iſt ein von Holtz verfertigtes Inſtrument, von oben mit einer Leyer und der darzu gehoͤrigen Schraube, von unten aber mit einem Fach und Schubekaͤſtlein (worein der klein gemahlene Caffe faͤllt) verſehen, worinnen die geroͤſteten und gebrandten CaffeeBohnen klein gerieben und klar zermalmet werden.
Caffe-Pott oder Topff,
Iſt ein von Meßing, von PrintzMetall oder Blech laͤnglicht und getriebenes Geſchirr, ſtehend auff 3. hohen Fuͤſſen, mit Handhaben, und ein oder mehr haͤnlein verſehen, worinnen der gekochte Caffe auffgetragen wird.
Caffe-Schaͤlgen oder Naͤpffgen,
Seynd duͤnne und klare von Porcellain verfertigte runde und unten zugeſpitzte kleine Naͤpfflein mit ihren darzu gehoͤrigen Schaͤlgen, woraus das Frauenzimmer den Caffe zu trincken pfleget.
[Spaltenumbruch]
Caffe Callenb
Caffe-Schweſtergen,
Heiſſen einige vertraͤute und gute Freundinnen, ſo taͤglich auf ein Schaͤlgen Caffee zuſammen kommen, und ſich darbey eine Ergoͤtzung machen.
Caffe-Teller,
Seynd kleine runde von Stroh geflochtene Teller, worauff die Caffee-Schaͤlgen geſetzet werden.
Caffe-Tiſch,
Iſt ein kleiner ovaler laccirter Tiſch auf einem niedrigen Geſtelle ſtehend, an welchen man das Oberblatt ein und ausſchlagen kan, worauff das Frauenzimmer den Caffe zu trincken pfleget.
Cafftar,
Seynd lange und ſehr weite Ober-Roͤcke, ſo das Frauenzimmer in Moſcau zu tragen pfleget.
Calamank,
Iſt ein Engliſcher wollener ein oder mehr farbigter Zeug, geſtreiffet oder gebluͤhmet, von unterſchiedener Sorte und Guͤte, deſſen ſich das Frauenzimmer meiſtens zu ihren Hauß-Kleidern oder Unterziehe-Roͤcken, zu bedienen pfleget; die ſchlechteſte und leichteſte Sorte von Calamank, nennet man insgemein Sarge de Poys.
Calecutiſcher Hahn, ſiehe Tuͤrckiſcher Hahn.
Callenbergia,
Urſula Regina, gebohrne Freyin von Frieſen, vermaͤhlte Graͤfin von
Callen-
(0166)
[Spaltenumbruch]
Callio Calli
Callenberg, eine uͤberaus gelehrte Dame, vortrefflich erfahren in der Lateiniſchen und Frantzoͤiſchen Sprache, hat uͤber dieſes noch eine ungemeine Wiſſenſchafft von Theologiſchen Streit-Sachen, ſintemahlen ſie in denen Controverſiis Theologicis ſo bewandert iſt, daß man wenig ihres gleichen finden wird. Vid. Junck. Centur. Illuſtr. Fœmin. p. 30. & 31.
Calliope,
Eine von denen neun Muſen, und zwar die vortrefflichſte, weil ſie die Heroiſchen Lieder und Gedichte zu dirigiren pflegte.
Callirrhoë,
Des Phoci Boeotii Tochter, ein Frauenzimmer von auſſerordentlicher Schoͤnheit, und doch darbey ſehr keuſch. Es haben um ſelbige 30. der reichſten und vornehmſten Boeotiſchen Juͤnglinge geworben und angehalten, weil aber ihr Vater ſolche Freyer immer von einer Zeit zur andern vergebens aufhielte, haben ſie ſich zuſammen uͤber den Alten gemacht und ihm die letzte Huͤlffe gegeben; wodurch ſie aber nichts mehr erhalten, als daß die Callirrhoë heimlich entflohe. Dergleichen Nahmen fuͤhrte auch die Tochter des Lyci, welche, nachdem ſie von ihrem Diomede unverantwortlicher Weiſe verlaſſen wurde, ſich ſelbſt vor Schmertz erhenckte.
Calliſto,
Des Arcadiſchen Koͤnigs Lycaonis Tochter, eine Gefehrtin der Diana, die aber ſelbige, als ſie ſie [Spaltenumbruch]
Colon Colyp
mit verdaͤchtigen Leibe, weil ſie Jupiter gefchwaͤngert, im Bade erblicket, von ſich gejaget; Sie hat kurtz darauf den Arcadem im Walde gebohren; und iſt von der Juno in einen Baͤr verwandelt, und aus Mitleiden unter das Geſtirne mit an den Horizont geſetzet worden.
de Calonges,
Madame, eine gelehrte Frantzoͤſin, in der Hebraͤiſchen Sprache wohl erfahren, ſie hat ſchoͤne Annotationes uͤber das erſte Buch Moſis gemacht, und alſo ihr dadurch ein groſſes Lob erworben. Sie iſt eine Schweſter von der Marquiſe de Bougy. Vid. Colomeſ. in Gallia oriental. p. 271. Juncker. Centur. Fœminar. erudit. Illuſtr. pag 26.
Calphurnia,
Ein zwar in denen Rechten wohl geuͤbtes, doch aber auch allzu unverſchaͤmtes und freches Roͤmiſches Weibesbild, des Plinii Jun. Weib, war von ſolcher Kuͤhnheit, daß ſie ſelbſten in die Richter-Stuben lieff, Proceſſe allda fuͤhrte, und denen Richtern auf das groͤbeſte begegnete, weswegen ſelbige auch hernach genoͤthiget wurden, ein Edict zu publiciren, vermoͤge deſſen keine Frau etwas ſelber gerichtlich mehr vortragen durffte. Hoffmanns Lexicon Univerſal. Tom. I. p. 354. Plin. in Epiſtol. 19. lib. 4.
Calypſo,
Eine Nymphe, des Oceani und Thetis Tochter, welche den ſchiffbruch-erlittenen Ulyſſem freundlich aufgenommen, und ſieben gan-
tzer
(0167)
[Spaltenumbruch]
Cambis Camel
tzer Jahr, in Hoffnung, daß er ſie zur Ehe nehmen wuͤrde, beherberget und bewirthet.
de Cambis,
Margaretha, ein gelehrtes Frauenzimmer in Franckreich im XVI. Seculo, war eine Gemahlin des Baron d’Aigremont in Languedoc, ſie hat Joh. Georgii Trisſini Tractat. von der Pflicht der Wittben in ihrem Wittben-Stande ins Frantzoͤiſche uͤberſetzet.
Cambra,
Formoſa. Ward wegen ihrer Schoͤnheit alſo genennet, ſie war des Britanniſchen Koͤnigs, Belini, kluge und gelehrte Tochter. Ihr Gemahl hieß Antenor, der Francken Koͤnig, welche nicht allein dem Koͤnige und denen Vornehmſten des Reichs mit heilſamen und klugen Conſiliis an die Hand gienge, ſondern auch ein Buch Leges Sycambrorum genennet, geſchrieben. Sie ſtarb A. M. 3590. nachdem ſie ſich vorhero ihr eigenes Begraͤbniß auferbauet. Joh. Pitſeus de illuſtr. Britann. Scriptor. p. 65. & 66.
de Cambray
Joanna. War eine Nonne im Pabſtthum, zugleich aber auch eine Schwaͤrmerin, welches aus ihren Schrifften erhellet, ſo zu Turnai A. 1665. ans Licht gekommen. Ihr Leben findet man zu Antwerpen A. 1659. gedruckt. Feuſtking in Gynæc. Hæretic. Fanatic. pag. 218. ſeqv.
Camelot,
Iſt eine Art eines Engliſchen [Spaltenumbruch]
Camil Camme
von Cameel-Haaren ſauber und dicht gewuͤrckten Zeuges, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrem Putz u. Auskleidung zu bedienen pfleget: er iſt entweder gantz Cameelharen, oder auch halb ſeiden, welcher ſehr ſauber gearbeitet iſt. Man findet auch eine gewiſſe Art Camelot, durch welchen ein Faden von Gold oder Silber-Lahn mit geſchlagen iſt, der in der Sonnen einen ſchoͤnen Glantz von ſich giebet.
Camilla,
Der Toſcaner Koͤnigin, eine Tochter der Camillæ und Koͤnigs Metabi, eine vortreffliche Heroinne, ſo die Waffen wohl zu fuͤhren wuſte, ward in dem Kriege zwiſchen den Turno und Ænea, deren erſtern ſie zu Huͤlffe kom̃en wolte, erſchlagen. Vid. Virgil. Æn. L. XI. & VII.
Camilla,
Anna. Eine Jungfer aus Pariß gebuͤrtig, der Lucretiæ Morellæ und Dianæ Schweſter, war ein gelehrtes Frauenzimmer, das in Sprachen abſonderlich wohl erfahren hieß, geſtalt ſie Griechiſch, Lateiniſch, Italiaͤniſch und Spaniſch, vortrefflich zu ſprechen wuſte.
Camiſohl, ſiehe Courſſet.
Cammerbecken, ſiehe Nachtbecken.
Cammer-Frau,
Iſt eine vornehme Hof-Dame, ſo eine Kaͤyſerin, Koͤnigin, oder Fuͤrſtin zu ihrem Staat und Bedienung taͤglich um ſich hat.
Cammer-
Frauenzim̃er-Lexicon. K
(0168)
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Cammer Camus
Cammer-Fraͤulein, Jungfer, oder Maͤdgen,
Heiſſet dasjenige unverheyrathete Frauenzimmer an den Hoͤfen, ſo die Fuͤrſtin zu ihrer taͤglichen Aufwartung und Einkleidung mit und neben ſich hat; von adelichen oder buͤrgerlichen Stande.
Cammer-Matten, ſiehe Deecken in Stuben.
Cammer-Tuch, oder Cammericher Leinwand,
Iſt ein aus Baumwolle ſehr zart, fein und koſtbahr verfertigtes weiſſes Gewebe, ſo zu vornehmer und reicher Frauenzimmer Tracht und Putz dienlich, hat ſeinen Nahmen von Cambray oder Cammerich, einer Stadt in der Grafſchafft Hennegau, allwo es haͤuffig gemacht wird.
Campanen,
Werden diejenigen ſeidenen, goldenen oder ſilbernen Spitzen genennet, woran Zierrathen wie Gloͤcklein hangen, deren ſich das Frauenzimmer auf unterſchiedene Art zu bedienen pfleget.
le Camus,
Eine galante Poetin aus Fꝛanckꝛeich, dereꝛ Penſéen viel Beyfall erhalten; von ihren Proben der Poeſie weiſet ein und andere auff Deuiséus in Mercur. Polit. z. E. das Carmen auf die Bataille bey Caſſel, it. auf die Entrepriſe von St. Omer, it. auf den Hertzog von St. Aignan, it. eine nette Poetiſche Epiſtel an die Graͤfin Guiche, [Spaltenumbruch]
Canan Canar
und die Gemahlin des Marſchalls de Clerambauet; wie auch einige ſinnreiche Epigrammata, auf ihres Koͤnigs Portrait. Voiés Diverſités curieuſes pour ſervir de recreation à l’Eſprit. P. I. p. 1. 2.
Cananaͤiſches Weiblein,
War zwar eine Heydin, die aber ſo bald ſie den Heyland erſahe, eine maͤchtige und innerliche Erleuchtung empfand, auch einen ſolchen Glauben bekam, den Chriſtus ſelbſt ruͤhmen muſte. Matth. 15. v. 28.
Canarien-Hecke,
Iſt ein kleines verſchlagenes Behaͤltniß, mit Wachholderſtraͤuchern und kleinen geflochtenen Neſtern verſehen, worein das Frauenzimmer zur Fruͤhlings-Zeit die Canarien-Haͤhne und Siehen wirfft, und ſie darinnen hecken und ausbruͤten laͤßt.
Canarien-Vogel,
Iſt eine aus den Canariſchen Inſuln herſtam̃ende Art von Voͤgeln, ſo das Frauenzimmer in ihre Zimmer zu hengen pfleget, und ihnen allerhand muſicaliſche Stuͤcklein durch vorpfeiffen erlernen laͤßt: ſeynd von unterſchiedener Art, als Erdfahle, graue, ſprencklichte, weiſe und gelbe, ſo bißweilen ſchwartze Ringlein um den Hals haben. Baſtarte heiſſen, ſo von einem Canarie-Hahn und einer andern Siehe gefallen.
Canatho,
Der Jungfern Fluß bey Argi in Griechenland, ſo der Juno zugetheilet ward: dieſer Wunder-Fluß
hatte
(0169)
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Canda Candi
hatte die ſonderbahre Krafft und Wuͤrckung, daß, wenn ſich ein Weib oder eine geſchaͤndete Jungfer dariñen badete, ſo gleich wieder zur reinen Jungfer ward. Soll aber leider! heut zu Tage nicht mehr zu finden ſeyn, und als ein herrlicher Geſundheits-Brunnen ſo ſchaͤndlich eingangen ſeyn. Ein gewiſſer Poete hat uͤber dieſen Wunder-Brunnen nachfolgende Gedancken gehabt:
Der Brunn, den dort die Griechen hatten, Der halff durch ſeine WunderKrafft Gleich wieder zu der Jungferſchafft, Wenn ſie ſich nur darinnen badten. Waͤr dieſer Brunnen noch auff Erden, Es wuͤrden reiche Bader werden.
Candace,
Eine Mohren-Koͤnigin, ſo zu des Auguſti Zeiten gelebet: ein Weib von ſonderbahrer Großmuth und feurigen Verſtande, daher auch hernach alle Mohren Koͤniginnen nach ihrem Nahmen genennet worden.
Candida,
Aus China gebuͤrtig, eines reichen von Adel, de Hiu genannt, Wittbe, war eine zu dem Chriſtlichen Glauben bekehrte, gottſelige und gelehrte Dame, in der Religion wohl erfahren, doch Roͤmiſch Catholiſch, hielte ſehr viel auf Gelehrſamkeit, wie ſie denn ſolches oͤf[Spaltenumbruch]
Caneel
fentlich erwieß, da ſie auf ihre Unkoſten mehr als 400. Siniſche Buͤcher kauffte, und ſelbige nach Rom in die Bibliothecam Vaticanam ſchenckte: ſtarb endlich, nachdem ſie uͤber 70. Jahꝛ gelebet hatte. A. 1680. Vid. Caroli Memorabilia Eccleſiaſtica Secul. XVII. T. 2. part. 2. l. 9. Cap. 2. p. 251.
Caneel, Zimmet, oder Zimmet-Rinde,
Cinnamomum, Canelle, iſt eins von den allerbeſten Gewuͤrtzen, ſo zu uns aus Oſt-Indien gebracht wird. Zu Zeiten Galeni ſoll ſolcher gar nicht ſeyn zu bekommen geweſen: nur die Kaͤyſer, haͤtten ſie mit groſſen Unkoſten aus Arabia angeſchafft, und als etwas koſtbares unter ihren Schaͤtzen verwahret, vid. Galen. lib. I. de Antidot. So will auch Lonicerus in ſeinem Herbario p. 299. behaupten, daß zu ſeinen Zeiten noch niemand keinen rechten Zimmet geſehen, ſondern was man vor Zimmet ausgaͤbe, waͤre nur eine Species Casſiæ odoratæ, denn der Zimmet ſey ein gantzes hoͤltzernes Gertlein, und nicht hol, wie die Rinden der Caßien oder unſers gemeinen Zimmets. Allein die Meynung faͤllt nunmehro von ſich ſelbſt weg; denn, nachdem die Hollaͤnder Indien wohl durchkrochen, bringen ſelbige aus unterſchiedenen Inſeln gewiſſe Sorten, darunter der Caneel aus Ceylon den Preiß behaͤlt. Man kan hiervon nachleſen Rumpfii Amboiniſche Raritaͤten-Cammer, wo zwar das Capitel, was den Zimmet anlanget, von der Oſt-Indiſchen
Com-
K 2
(0170)
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Cane Cante
Compagnie wider des Autoris intention ziemlich verſtuͤmmelt worden, da doch gewiß iſt, daß bey 9. Species Zimmet von dieſem curieuſen Naturkuͤndiger beniemet worden. Conf. Bartholomæus Pielar. in Inſulæ Ceyloniæ Theſauro Medico. à Amſterd. 1679. in 12. edirt. p. 55. Sonſt iſt der Caneel dem Geruch und Geſchmack nach nicht nur lieblich und durchdringend, ſondern er ſtaͤrcket auch die fuͤrnehmſten Theile des Leibes, und vertreibet die Winde und Blehungen, zu dem Ende wird er faſt in denen meiſten Speiſen, dieſelben angenehm und geſund zu machen, gebraucht.
Canetille,
Seynd kleine runde von Goldoder Silber-Drat zart zuſammen gelauffene Wuͤrmergen, deren ſich das Weibes-Volck im Gold- und Silber-Stuͤcken zu bedienen pfleget.
Canevas,
Iſt eine Art von roher ungebleichter dichter gewuͤrckter flaͤchſener Leinwand, wormit die Weiber-Kleider unterleget und eſtaffiret werden.
Canevas weiß,
Iſt ein weiſſes baumwollenes dichtes, mit erhabenen Streiffen, auf vielerley façon gemoͤdeltes Gewebe, deſſen ſich das Frauenzimmer zu Nacht-Camiſolen oder Bruſt-Laͤtzen zu bedienen pfleget: der Hollaͤndiſche iſt der feinſte.
Cante,
Iſt eine ſchmahle von Gold oder [Spaltenumbruch] [[Spaltenumbruch] ]
Canth Capau
Silber gekleppelte Spitze, ſo das Frauenzimmer um Halstuͤcher und andern Putz zu ſtechen pfleget.
Canthera,
Von Groͤningen aus Frießland, Joh. Cantheri, eines gelehrtən Mannes, ſo dreyer Facultaͤten Doctor in Groͤningen, Tochter, war vortrefflich gelehrt, daß ſie mit guten Fug Miraculum Mundi genennet wurde. Vid. Vechner. in Breviar. Getm. p. 351. Sie hat mit ihrem Vater um das Jahr Chriſti 1489. gelebet.
Cantia Eliſabetha, ſiehe Barthonia.
Capaun,
Capus, Chapon, iſt ein verſchnittener Hahn, welcher deswegen caſtriret wird, damit er deſto feiſter und delicater zu eſſen werden moͤge: und gewiß unter allem Huͤnerfleiſch iſt das Capaunfleiſch das geſundeſte und nahrhafftigſte. Man kan aus ſelbigen gute Staͤrck-u. KraftBruͤhen bereiten, die zugleich den Bauch erweichen, die rohen Feuchtigkeiten hinweg nehmen, u. den Abnehmen des Leibes wiederſtehen, davon die Italiaͤniſchen Medici in ihren Sctiptis groſſen Staat machen. Ubrigens werden Capaune faſt bey allen Ausrichtungen aufgeſetzet, und kan man ihre Zubereitung auf vielerley Art verrichten, wie denn unſer Koch 34erley Beſchreibung hiervon ertheilet. (1) Capaun zu putzen und zu bereiten; (2) Capaun gepreſt mit Sardellen; (3) Capaun mit Auſtern; (4) dito auf eine andere Art; (5) Capaun mit Sau-
erkraut
(0171)
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Capaun
erkraut im Backofen; (6) dito auf eine andere Art; (7) Capaun mit Caſtanien; (8) dito braun; (9) Capaun mit Muſcheln weiß; (10) dito noch anders; (11) Capaun angeſchlagen; (12) Capaun mit Citronen; (13) Capaun mit Capern; (14) Capaun mit Muſcatenbluͤten und Semmelſchnitten; (15) Capaun gedaͤmpfft; (16) Capaun gut zu braten; (17) dito auf eine andere Art; (18) Capaun recht gut zu braten; (19) Capaun mit Reiß im Backofen; (20) dito ſchlecht; (21) Capaun mit Truffes; (22) Capaun mit Mandeln und Cibeben; (23) Capaun mit Nudeln; (24) Capaun mit Carfiol; (25) Capaun mit Hering; (26) Capaun mit ſauren Rohm und Capern; (27) Capaun mit JohañisBeeren kalt oder warm; (28) Capaun mit Hachis; (29) Capaun mit welſchen Nuͤſſen; (30) Capann mit einer Eyer Soſſe; (32) Capaun mit einer ſauren Limone; (33) Capaun gedaͤmpfft mit Stockſchwaͤmmen; (34) Eſtouffade von Capaun.
Capaun putzen und zubereiten.
Schneidet einem Capaun die Kehle ab, ſtecket den in recht heiſſes Waſſer, ruͤhret ihn darinnen ſo lange herum, biß er die Federn fahren laͤſſet, putzet ihn alſo gantz reinlich, und leget ihn in kalt Waſſer. Oder, wann ihr dem Capaun die Kehle abgeſchnitten habt, ſo ſchlaget ihn alſobald, da er noch zappelt, mit der Fauſt auf den gantzen Leib herum, ſo laͤſſet er die Federn fahren, und koͤnnet ihr ihn recht rein[Spaltenumbruch]
Capaun
lich rupffen, welcher Art ſich ſonderlich die Frantzoſen in ihren Kuͤchen bedienen.
Capaun gepreſt mit Sardellen.
Aus einem odeꝛ mehr Capaunen, wenn ſie nach ietzt beſchriebener Manier rein gemachet worden, nehmet das Eingeweide und den Kropff ſauber heraus, ſpeilert und zaͤhmet ihn fein ordentlich, ſtecket ſelbigen darnach an einen Spieß, laſſet ihn gantz gemaͤhlich halb gar braten, ſetzet ein á part Pfaͤnngen, die jus aufzufangen, darunter, beſtreichet den Capaun mit roher Butter, und laſſet ihn ferner braten. NB. Wolte man heiſſe Butter drauf gieſſen, wuͤrde der Capaun gantz hart werden; bey der rohen Butter aber bleibet er allewege gelinde, und muͤrbet deſto beſſer. Hierauf ziehet den Capaun vom Spieß, leget ihn auf eine Schuͤſſel, ſetzet oben wieder eine Schuͤſſel drauf, und beſchweret ihn, daß aller Safft heraus gehe; ferner nehmet ein Stuͤck gewaſchene Butter, beſchmieret die Schuͤſſel, waͤſſert Sardellen ein, waſchet dieſelben rein aus, ziehet ihnen das Fleiſch herunter, hacket es gantz klein, thut dieſe auch auf die Schuͤſſel, und leget den Capaun drauf. Ingleichen ſchneidet Citronenſcheler druͤber, gieſſet nebſt Muſcaten-Bluͤten, ein wenig jus, und ein wenig Wein darzu, ſetzet die Schuͤſſel aufs Kohl-Feuer, und laſſet dieſes durch einander gantz gemaͤhlich kochen; thut endlich die im Pfaͤñgen aufgefangene jus auch an den Capaun, leget eine gantze
Zwiebel
K 3
(0172)
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Capaun
Zwiebel darzu, und laſſet es alſo fein zugedeckt daͤmpffen. Beym anrichten druͤcket von 2. Citronen den Safft drein, und gebet es hin.
Capaun mit Auſtern,
Wenn ein oder ein Paar Capaunen nach vorbeſchriebener Art geputzet, und aus ihnen das Eingeweide und der Kropff genommen worden, ſo vermiſchet Auſtern, (ſind es aber eingeſaltzene, muͤſſen ſolche erſt ein Paar Tage eingewaͤſſert werden) ausgewaſchene Butter, Muſcaten-Bluͤten, Citronen-Scheler, und etwas klein geriebene Semmel durch einander, fuͤllet die Capaunen unter die Haut auf im Leibe, vernehet ſie feſte mit Zwirn, bindet ſie an einen Spieß, bratet ſie gantz gemaͤhlich, und behaltet fleißig die jus, ſo aus denen Capaunen gehet. Sind nun die Capaunen bald gar, ſo ziehet ſie herunter, richtet ſolche in eine Casſerole oder Tiegel ein, leget Auſtern darzu, ingleichen etwas geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten, Citronen-Scheler, gute Bouillon, und ein wenig ſuͤſſen Wein; machet ſo viel Bruͤhe, als vermeynet wird gnug zu ſeyn, und laſſet es gar gemaͤhlich kochen, ſo werden ſie alsdenn einen guten Geſchmack bekommen. Zum Anrichten qvirlt 2. oder 3. Stuͤck Eyer-Dotter mit etlichen Tropffen Wein-Eßig in einem Toͤpffgen klar ab; ziehet hernach die Bruͤhe von Capaunen dran, richtet die Capaunen fein ſauber auf eine Schuͤſſel an, und ziehet die Bruͤhe druͤber; garniret die Auſtern fein zierlich drum. Ihr koͤnnet auch um die Schuͤſſel kleine [Spaltenumbruch]
Capaun
Paſtetgen, worinnen Auſtern liegen, garniren; deren Verfertigung unten an gehoͤrigen Orte wird zu erſehen ſeyn.
Capaun mit Auſtern auf eine andere Art.
Den Capaun machet erſt nach der Beſchreibung ein, loͤſet ſelbigen drauf die Haut auf der Bruſt ab, und ſchneidet ihm das Fleiſch heraus, welches ihr mit Auſtern klein hacken, etwas friſchen Speck, wie auch etwas Semmel, ſo vorhero in Rahm eingeweichet worden, nebſt Citronenſchelern und MuſcaatenBluͤten darunter thun muͤſſet; dieſes alles fuͤllet wieder dahin, wo das Fleiſch heraus genommen worden, und bindet ihn oben den Halß feſte zu, ſtecket ihn an einen Spieß, und laſſet ihn halb gar braten. Hierauf richtet den Capaun in einen Tiegel oder Caſſerole ein, leget 100. Stuͤck Auſtern dazu, gieſſet eine im Vorrath verfertigte jus druͤber, und laſſet ihn mit Gewuͤrtz und Citronen ein wenig durch einander gantz gemaͤhlich kochen, gieſſet letzlich ein wenig guten Wein darauf, ſo iſt der Capaun fertig, und kan aufs zierlichſte angerichtet werden.
Capaun mit Sauer-Kraut im Back-Ofen.
Nehmet Capaunen, ſo viel als ihrer noͤthig, und bratet dieſelben halb gar, hernach ſetzet SauerKraut zum Feuer, laſſet es auch halb gar kochen, und hacket es, wenns vom Feuer, klein. Ferner, ſetzet eine Caſſerole mit Butter aufs Feuer, wenn ſelbige heiß iſt,
ſo
(0173)
[Spaltenumbruch]
Capaun
ſo werffet ein wenig Mehl drein, welches auch ein wenig braun werden muß; thut alsdenn das Kraut drein, gieſſet eine Kanne guten ſauren Rohm druͤber, und laſſet es durch einander daͤmpffen. Nach dieſem nehmet eine Schuͤſſel, drauf der Capaun ſoll angerichtet werden, machet einen Reiffen von Teig drum, beſtreichet die Schuͤſſel mit Butter; ſchuͤttet vom Kraut hinein; leget den Capaun drauf, ziehet vollends das Kraut uͤber den Capaun, und machet es als eine Paſtete. Wenn es nun alles druͤber geſtrichen, ſo machts gantz ſchlecht. Nehmet einen Pinſel, und beſtreichet es anfangs mit Eyern, darnach mit Butter, ſchuͤttet klein geriebene Sem̃el druͤber, ſetzet ſolches in einen Ofen, und laſſet es gar backen. Es wird dieſes Gericht als eine Paſtete, bekommt vom Rahm einen anmuthigen Geſchmack, und wird bey den groͤſten Ausrichtungen gebrauchet.
Capaun mit Sauer-Kraut auf eine andere Art.
Nehmet Capaune, richtet ſelbige zum braten zu, zaͤhmet und ſpeilert ſie, ſaltzet ſie ein wenig, ſteckt ſie an Spieß, und laſſet ſie fein gemaͤhlich braten. Dieſe muͤſſen aber offters mit Butter begoſſen werden. Ferner, nehmet ſchoͤnes Sauer-Kraut, kochet dieſes fein weiß, machet in einer Caſſerole Butter heiß; ruͤhret ein wenig Mehl drein, ſchuͤttet das SauerKraut darzu, und laſſet es daͤmpffen. Zuletzt thut die Capaune auch hinein, gieſſet die Bruͤhe, welche aus denen Capaunen getroͤpf[Spaltenumbruch]
Capaun
fet drunter, richtet alsdenn die Capaune in der Mitte der Schuͤſſel an, das Sauer-Kraut fein zierlich umher, und gebets hin.
Capaun mit Caſtanien,
Die zu recht geputzten Capaunen muͤſſen gezaͤhmet, in ſiedenden Waſſer blanchiret, hernach in eine Serviette geſchlagen, und mit Waſſer, darein etwas Saltz gethan worden, zum Feuer geſetzet werden, dadurch ſie eine ſchoͤne weiſſe Farbe bekommen. Hierauf ſiedet man ein Pfund Caſtanien in Waſſer, ſchaͤlet dieſe nachgehends ſauber ab, leget ſelbige und die Capaune in eine Caſſerole oder Tiegel, und Muſcatenbluͤten darzu. Ferner wird eine Bruſt von Capaun oder ein Paar Stuͤck Kalbs-Milch mit ein wenig ausgewaſchener Butter und ein wenig eingeweichter Semmel im Moͤrſel geſtoſſen; das Geſtoſſene hernach in ein Toͤpffgen gethan, ein wenig Bouillon, ſo viel man denckt genug zu machen, drauf gegoſſen, welches zuſam̃en beym Feuer aufkochen muß. Endlich ſoll es durch ein Haartuch geſtrichen, dieſe Coulis uͤber die Capaune gegoſſen, und wieder zum Feuer geſetzet werden, woſelbſt man es durch einander muß auffkochen laſſen. Beym Anrichten ſind die Capaune in die Mitte der Schuͤſſel und hernach die Caſtanien fein zierlich zu legen.
Capaun mit Caſtanien braun,
Erſtlich ſind die Capaune, ſo viel deren von noͤthen, zu ſpeilern und abzubraten. Hierauf nehmet Caſtanien 1. Pfund, ſchneidet dieſe ein
wenig
K 4
(0174)
[Spaltenumbruch]
Capaun
wenig auf, bratet ſie in einer Pfanne, ſchaͤlet ſie ab. Thut ſie in eine Caſſerole oder Tiegel, leget die abgebratenen Capaune darzu, werffet Muſcatenbluͤten und ein wenig weiſſen Ingber hinein, gieſſet jus drauf, ſo viel als noͤthig; laſſet ein Stuͤck Butter braun werden, und gieſſet dieſe auch hinein. Wenn nun dieſes alles durch einander gekochet hat, ſo kan es angerichtet und aufgeſetzet werden. NB. Wie die jus zu machen, wird am gehoͤrigen Ort zu ſehen ſeyn.
Capaun mit Muſcheln weiß,
Nehmet ſo viel Capaune, als ihr brauchet, zaͤhmet und kochet dieſe, in der Serviette, daß ſie weiß werden. Hernach putzet ein oder zwey hundert Stuͤck Muſcheln reinlich, thut ein Stuͤck gewaſchene Butter, ingleichen klein gehackte gruͤne Peterſilie, Muſcatenbluͤten, Citronenſcheler, geriebene Semmel und die Muſcheln zuſammen in eine Caſſerole, gieſſet bou Illon drauf, ſo viel ihr meynet, daß es gnug ſey; nehmet darnach die Capaunen, waſchet ſie ſauber aus, leget ſie auch zun Muſcheln, ſetzet alles auffs Kohlfeuer, und laſſet es gar allgemaͤhlich kochen. Wenn ſoll angerichtet werden, ſo nehmet 3. EyerDotter in ein Toͤpffgen, thut eine Meſſerſpitze rohes Mehl und etliche Tropffen Eßig drein, gieſſet von der Bruͤhe, ſo auf den Muſcheln iſt, darzu, und quirlt es gantz klar; ſchuͤttet alsdenn dieſe abgezogene Bruͤhe wieder unter die Muſcheln, laſſet es durch einauder anlauffen, ſo iſts zum Anrichten bereitet.
[Spaltenumbruch]
Capaun
Capaun mit Muſcheln noch anders,
Nehmet Capaunen, ſo viel ihr wollet, fuͤllet die zwiſchen der Haut und im Bauch, als wie beym Capaun mit Auſtern, bratet ſie bey einem gelinden Feuer halb gar. Ihr muͤſſet ſie aber oͤffters mit Butter beſtreichen, auch die Bruͤhe, ſo aus dem Capaun triefft, fein aufbehalten. Nach dieſen nehmet die Muſcheln, ſo viel deren noͤthig, putzet ſie reinlich, thut ſie hernach in eine Caſſerole oder Tiegel, leget ausgewaſchene Butter, Muſcatenbluͤten, Ingber und Citronenſcheler darzu, gieſſet gute jus darein, und zwar ſo viel, als ihr dran genug zu ſeyn vermeynet, ſetzet die Capaunen in die Muſcheln, und laſſet ſolche mit einander gar gemaͤhlich kochen. Da aber die Bruͤhe auf den Capaunen von der jus nicht moͤchte dicke genug ſeyn, ſo thut ein wenig braun Mehl daran, wovon ſie dicke werden wird. Daß Anrichten wird der Verſtand und die Gelegenheit ſchon zeigen.
Capaunen angeſchlagen,
Die Capaunen kochet gantz muͤrbe Hernach waſchet und kuͤhlet ſie aus, ſchneidet ihnen alles Fleiſch herunter, daß nur die bloſen Gerippe zu ſehen, dieſes Fleiſch ſchneidet mit einem Schneidemeſſer gantz klein, ſchneidet auch Nieren Stollen, in Milch eingeweichte und reinlich wieder ausgedrucknete Semmel drunter. Thut hierauff ſolches Gehaͤck in einen Moͤrſel und ſchuͤttet Muſcatenbluͤten, Citronſcheler und Saltz darzu, darnach ruͤhret 10. Eyer auffm Feuer mit
Butter
(0175)
[Spaltenumbruch]
Capaun
Butter ab, als wie man geruͤhrte Eyer machet, ſchuͤttet dieſe auch zum Gehaͤck in Moͤrſel, ſtoſſet alles wohl durch einander, damit es ein Teig werde. Nun nehmet die Capaunen Gerippe, leget ſelbige in eine mit Butter beſtrichene Torten-Pfanne, ſchlaget ein Ey auf einen Teller, beſtreichet damit, durch Huͤlffe eines Pinſels, die CapaunenGerippe, beſchlaget ſelbige fein ordentlich mit der geſtoſſenen farce, nach voriger Geſtalt derer Capaunen, ſtreichet ſie mit einem warmen Meſſer zu, damit ſie fein glatt werden; beſtreichet ſie ferner mit Eyern nicht gar zu dicke, und denn mit zerlaſſener Butter uͤber die Eyer her; ſtreuet gantz klein geriebene Semmel druͤber, ſetzet ſie in Backofen, und laſſet ſie backen, etliche beſtecken ſie mit Piſtacien: es muß aber geſchehen, wenn ſie ſchon uͤber die Helfte gar ſind, ſonſt verbrennen die Spitzen oben von dem Beſteckten. Dieſe Capaune kan man nun brauchen, zu was man will, als in Potagen, worinnen ſie gar proper ſtehen; zu Ragouten, oder auch nur ſo, wie ſie aus dem Backofen kommen: ſie muͤſſen aber gantz warm gegeſſen werden, denn ſo bald ſie erkalten, werden ſie wegen des Fetts, ſo dabey, harte. Dieſen Capaunen kan man auch andere Farben geben; mit Krebs-Butter werden ſie roth, mit Piſtacien-Butter gruͤn, und ſo weiter: dieſe duͤrffen nur fein dick damit beſtꝛichen oder unter die farce dergleichen gegoſſen werden, davon wird die farce durch und durch, entweder roth oder gruͤn. Es ſiehet nicht nur gut aus, ſondeꝛn der Geſchmack iſt auch angenehmer.
[Spaltenumbruch]
Capaun
Capaunen mit Citronen,
Es muͤſſen die Capaune ausgenommen, gezaͤhmet, weiß gekochet und wohl ausgewaſchen werden; dieſe ſetzet hernach in einen mit Butter beſtrichenen Tiegel, mit Muſcaten-Bluͤten, Ingber, Citronenſcheler und klein geriebener Semmel: gieſſet von der Bruͤhe, worinnen die Capaunen gekochet, ingleichen auch etwas von Wein darzu. Nebſt dieſen ſchneidet eine ſchoͤne Citrone Scheibenweiſe, werffet ſelbe erſt in Wein, damit er das in der Citrone enthaltene bittere ausziehen moͤge, ſchuͤttet dieſe Citronſcheiben auch zu den Capaunen, laſſets auf einem Kohlfeuer gantz gemaͤhlich kochen, ſo werden ſie recht gut und delicat ſchmecken, koͤnnen alſo angerichtet und hin gegeben werden.
Capaunen mit Capern,
Leget die Capaunen, wenn ihr ſelbige nach offt beſchriebener Art, ſauber ausgebraten habt, in einen Tiegel, thut allerhand Gewuͤrtz, als Muſcaten-Bluͤten, Cardemomen, auch eine Hand voll gantze Capern hinein. Ferner ſtoſſet Capern, mit etwas eingeweichter Semmel, in einem Moͤrſel klein, ſchuͤttet dieſe in ein Toͤpffgen, gieſſet gute Bouillon drauf, und laſſet es kochen, biß ſie gar dicke werden: ſtreichets hernach durch ein Haartuch, gieſſet dieſe Bruͤhe und etwas guten Wein uͤber die Capaunen, in Tiegel werffet Citronſcheler, auch nach belieben eine gantze Zwiebel darzu, und laſſet es durch einander kochen, endlich richtet die Capaunen an, die Bruͤhe
oben
K 5
(0176)
[Spaltenumbruch]
Capaun
oben druͤber, beſtreuet ſie mit Semmel und Muſcaten-Bluͤten, und gebet ſie hin.
Capaunen mit MuſcatenBluͤten, und SemmelSchnitten,
Wenn der Capaun ausgeweidet und gezaͤhmet worden, ſo blanchiret ihn, hernach ſetzet ſolchen zum Feuer, damit er weich koche; nehmet ihn wieder heraus, waſchet ihn ſauber aus, und leget ihn in einen Tiegel, darzu ihr Muſcaten-Bluͤten und geriebene Semmel ſchuͤtten, auch von der Bruͤhe, darinne die Capaun gekochet worden, ſo viel als noͤthig, in Tiegel gieſſen, und ihn aufs Feuer ſetzen muͤſſet. Kurtz vorhero, ehe er ſoll angerichtet werden, ſo leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter dran, nehmet gute Sem̃el, ſchneidet ſie Fleckweiſe, und roͤſtet ſie auf dem Roſt. Beym Anrichten, wird dieſer Capaun in die Mitte, und die Semmel-Schnitten umher gelegt, druͤber mit Muſcaten-Bluͤten und geriebener Semmel beſtreuet und aufgetragen.
Capaun gedaͤmpffet,
Putzet ein Paaꝛ Capaune ſauber, nehmet das Eingeweide und den Kropff heraus, ſchlaget ihnen die Beine entzwey, beſprenget ſie ein wenig mit Saltz, und laſſet ſie eine halbe Stunde liegen, hernach ſetzet ein wenig Speck und Butter in einer Caſſerole oder Tiegel aufs Feuer, und laſſet es heiß werden. Wenn ſolches nun heiß, ſo beſtreuet die Capaunen, welche aber vorhero mit groben Speck auch muͤſſen geſpicket [Spaltenumbruch]
Capaun
ſeyn, mit Mehl, leget ſie auf die heiſſe Butter, und laſſet ſie ſo lange daͤmpffen, biß ſie auf allen Seiten braun ſind: wobey dieſes zu beobachten, daß man ſie nicht ſo jaͤhlinge braͤune, ſonſt bleibet die Jus auſſen. Wenn ſie nun braun, ſo gieſſet gute Bouillon drauf, werffet Zwiebeln, Thymian und LorbeerBlaͤtter, in ein Buͤndgen zuſammen gebunden, dꝛein, u. laſſet ſolches eine gute Weile kochen: es muß aber der Tiegel oder die Caſſerole fleißig zugehalten werden, damit der Dampff nicht heraus kan. Nun iſt es auch noͤthig Wein und allerhand Gewuͤrtze dran zu thun, damit es einen lieblichen Geſchmack uͤberkomme, und kan man ihnen ietzo den Geſchmack nachgeben, wie man will. Z. E. von Citronen, Oliven, Sardellen ꝛc. und weil hier nicht alles ſo genau kan beſchrieben werden; als wird hoffentlich derjenige, ſo dergleichen Eſſen zubereiten will, zum wenigſten nur etwas Grund in der Kocherey geleget haben. Iſts nun Zeit anzurichten, ſo richtet die Capaune auf die Schuͤſſel an, gieſſet die jus druͤber, beſtreuet ſie mit klein geſchnittenen Citronen, beleget ſie auch mit ſauber geriſſenen CitronBlaͤtzgen und laſſet ſie zur Tafel tragen.
Capaun gut zu braten,
Nehmet einen Capaun, bruͤhet ſolchen, aber nicht im Waſſer, rupffet ihn, ſchlaget ihn auch, weil er noch warm, vorn das Bruſt-Beinlein ein, und leget ihn, wenn er gaͤntzlich gerupffet, die Fluͤgel Creutzweiſe uͤber die Bruſt, mit der Bruſt aber leget ihn auf einen Tiſch, damit er er-
kalte,
(0177)
[Spaltenumbruch]
Capaun
kalte, darnach nehmet das Eingeweide und den Kropff heraus, und ſehet zu, daß ihr beyderſeits nicht gar zu groſſe Loͤcher machet: ſpeilert und zaͤhmet ſolchen, damit er recht proportionirlich ausſehen moͤge; verſenget ihn ein wenig auf dem Kohlfeuer, ſtreichet ihn mit Butter oder Speck, laſſet ihn auf dem Kohlfeuer ein wenig anlauffen, wiſchet ihn hernach mit dem Handtuch trocken ab; ſtecket ihn hierauf an einen Spieß und laſſet ihn fein gemaͤhlig bey einem Feuer von harten Holtz oder Kohlen braten, begieſſet ihn oͤffters mit Butter, die nicht heiß, ſondern die nur zergangen, ſtreuet ein wenig Saltz druͤber, und beſtecket ihn mit Papier, auf daß er nicht gar zu braun, ſondern deſto muͤrber werde. Wenn er nun gaͤntzlich gebraten, ſo thut das Papier herunter, und beſtreichet ihn mit Butter, ſtreuet ein wenig klar geriebene Semmel druͤber, und laſſets ein bißgen anlauffen. Ziehet ihn darnach vom Spieß ab, und richtet an, beleget ihn auch mit Citronen, und laſſets auftragen.
Capaun zu braten auf eine andere Art.
Nehmet Capaunen, ſo viel ihrer noͤthig, rupffet und bereitet ſie zum braten, wie die vorigen, ſpicket ſie ſauber mit Speck, und ziehet darzwiſchen geſchnittene Citronen, wie Speck, ſtecket ſolche an Spieß, und bratet ſie wie vorbenannte, ſo werden ſie recht ſchoͤn und gut. Beym Anrichten nehmet zugleich Butter in einer Pfanne, die nicht gar zu braun, doch aber ſehr giſchet, und gieſſet dieſe druͤber, garniret ſie ſauber und gebet ſie hin.
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Capaun
Capaun recht gut zu braten,
Wann der Capaun zugeputzet, ſo miſchet gewaſchene Butter, gruͤne Peterſilie, Muſcaten-Bluͤten, und etwas geriebene Semmel unter einander, fuͤllet dieſes in des Capauns Bauch, ſpeilert ihn hernach fein wiedeꝛ zuſam̃en, ſteckt ihn an Spieß, bratet ihn ſehr gemaͤhlich, beſtreichet ihn oͤffters mit Butter, ſtreuet etwas Saltz drauf, machet ihn feſt mit Papier zu, ſo kan er deſto laͤnger beym Feuer braten, und wird fein muͤrbe; richtet ihn endlich an, begieſſet ihn mit Butter, und der jus, ſo aus dem Capaun gelauffen, denn iſt er fertig.
Capaun mit Reiß im BackOfen,
Kochet etliche Capaune fein ſchoͤn weiß, auf die Art, wie oben beym Capaunen gelehret worden. Setzet alsdenn Reiß zum Feuer, und laſſet ſie halb gar kochen, gieſſet hernach gute Fleiſchbruͤhe drauf, welches mit einander fein gemaͤhlich kochen muß. Wenn ſie nun bald gar, ſo wuͤrtzet ſie mit Muſcatenbluͤten, ruͤhret ſie auch mit ungefehr 8. Stuͤck Eyern ab, ingleichen ruͤhret ein Stuͤck Butter drein. Ferner thut ein Stuͤck Butter in eine Caſſerole, leget die Capaunen drauf, ſchuͤttet Citronſcheler und Gewuͤrtz dran, und pasſiret ſie ein wenig: machet letzlich einen Crantz um eine Schuͤſſel, beſtreichet dieſe mit Butter, gieſſet die Helffte von dem Reiß daran, leget die Capaune drauf, und ziehet den andern Reiß uͤber die Capaune; ſtreichets fein ſauber zu.
Capaun
(0178)
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Capaun
Capaun mit Reiß ſchlecht,
Die Capaunen, wenn ſie vorher gezaͤhmet worden, muͤſſen nach obiger Weiſe gekocht werden, hernach kochet Reiß ſauber aus, bruͤhet ihn mit heiſſen Waſſer, gieſſet gute Fleiſchbruͤhe druͤber, und laſſet ihn fein gemaͤhlich in einer Caſſerole oder Tiegel kochen; ferner ſchuͤttet Muſcaten-Bluͤten, und feine fette Fleiſchbruͤhe dran, thut die Capaune auch drein, welche mit den Reiß eine halbe Stunde kochen muͤſſen, richtet nach dieſem die Capaune in eine Schuͤſſel, und den Reiß druͤber her, ſtreuet Muſcatenbluͤten mit etwas weiſſen Ingber vermiſchet druͤber, und gebets hin.
Capaun mit Truffes,
Bratet die Capaune halb gar, und ſorget, damit die Jus oder Bruͤhe, ſo aus denen Capaunen laͤufft, aufgefangen werde. Hernach ſchuͤttet die Truffes in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet gute Bruͤhe drauf, worinnen ſie eine gute Weile weichen muͤſſen: nach verfloſſener Zeit druͤcket ſie aus, (es darff aber die Bruͤhe, darinne ſelbige gelegen, nicht weggeſchmiſſen werden) thut gedachte Truffes in einen Tiegel, gieſſet ſchon fertige jus drauf, werffet Muſcatenbluͤten, Ingber und dergleichen mit bey, und laſſet es ein wenig kochen, leget endlich die Capaunen drein, gieſſet die auſgehobene Bruͤhe, darinnen die Truffes gelegen, auch zu denen Capaunen, werffet eine gantze mit Nelcken beſteckte Zwiebel hinein, richtet an, es wird gut und delicat ſeyn.
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Capaun
Capaun mit Mandeln und Cibeben,
Nehmet Capaune und kochet dieſe wie vorbeſchrieben: hernach machet Butter in einer Caſſerole braun, thut et was Mehl hinein, damit es auch ein wenig braun werde; gieſſet ferner Bruͤhe, Wein und ein wenig Eßig drein, ſchuͤttet Muſcatenbluͤten, Ingber, Citronenſcheler, Cibeben und geſchnittene Mandeln, ingleichen ein Stuͤck ausgewaſchene Butter dazu (von Saltz wird nicht noͤthig zu erwehnen ſeyn, in Erwegung, daß niemand ungekoſtet etwas anrichtet) leget die Capaunen auch drein, und laſſet es mit einander kochen, werffet ein wenig Zucker und Saffran dazu, und wenn ſie ſollen angerichtet werden, ſo machet es fein zierlich.
Capaun mit Nudeln,
Erſtlich kochet die Capaunen weiß, darnach bereitet folgenden Teig: thut Mehl auf einen Tiſch, ſchlaget 2. gantze Eyer und 2. Dotter drein, und machet einen ſolchen feſten Teig, der mit harter Muͤh[e] kaum kan auffgetrieben werden[,] treibet ihn auch ſo duͤnne, als im̃e[r] moͤglich: ſtreuet darnach Meh[l] drauf, leget ihn doppelt zuſammen[,] und treibet ihn wieder, ziehet fer[-] ner ſolchen aus einander, kehret ih[n] ab, und henget ihn auf, damit er ei[n] wenig trocken werde, rollet ihn her[-] nach zuſammen, ſo kan er klaͤrer, als wie Italiaͤniſche Nudeln geſchnitte[n] werden. Nunmehro ſetzet Waſſe[r] aufs Feuer, laſſet es ſieden, werffe[t] die Nudeln hinein, welche darinn[e] einen Sod thun muͤſſen, hebet als[-]
denn
(0179)
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Capaun
denn den Keſſel, worinnen ſie geſot[t]en, herunter, gieſſet kaltes Waſſer hinein, nehmet die Nudeln entweder mit den Haͤnden, oder mit einem Durchſchlag heraus, thut ſie in eine Caſſerole oder Tiegel, dazu ihr auch Muſcatenbluͤten und gute Fleiſchbruͤh ſchuͤtten ſollet, ſetzet ſolche aufs Feuer, leget die Capaunen drein, und laſſet alles durch einander kochen. Wenn ſie ſollen angerichtet werden, und die Fleiſchbruͤhe nicht recht fett iſt, ſo legt ein Stuͤck ausgewaſchene Butter dran; laſſets noch einmahl aufſieden, richtet hernach die Capaunen auf die Schuͤſſel an, thut die Nudeln druͤber, ſtreuet Muſcatenbluͤten drauf, und gebet ſie hin. Will man dieſem Gericht ein Anſehen machen, ſo koͤnnet ihr etwas Nudeln, ehe ſie geſotten werden, aus dem Schmaltz backen, und damit garniren.
Capaun mit Carfiol,
Einen zu recht gemachten, und gezaͤhmten Caphaunen blanchiret und ſetzet ihn hernach mit ein wenig Saltz und Waſſer zum Feuer, woſelbſt er recht weich kochen muß. Schaͤlet nach dieſem vom Carfiol das gruͤne herunter; iſt er groß, ſo ſchneidet ſolchen entzwey, werffet ihn in kaltes Waſſer, und ſetzet ihn drauf znm Feuer, damit er halb gar koche: ferner thut den Carfiol nebſt ausgewaſchener Butter, Ingber, gantz klar geriebener Sem̃el in einen Tiegel oder Caſſerole, leget den Capaun auch darzu, gieſſet gute Fleiſchbruͤhe dran, ſetzet es zuſammen auf ein Kohlfeuer, laſſet es ſo lange durcheinander kochen, biß es dicklicht wird; ſoll es nicht fett ge[Spaltenumbruch]
Capaun
nug ſeyn, muͤſſet ihr ein wenig zerlaſſene Butter hinein lauffen laſſen, den Capaun auf die Schuͤſſel anrichten, den Carfiol fein ordentlich herum legen, Muſcatenbluͤten aufſtreuen, und den Rand mit Semmelſchnitten garniren. Es wird auch ſtatt der geriebenen Semmel gebrannt Mehl genommen, in ein Toͤpffgen gethan, Fleiſchbruͤhe dazu gegoſſen, und gantz klar gequirlt, auch ein Paar Meſſerſpitzen ſauerer Rahm mit drunter geruͤhret, ſo ſiehet es auch wie die ſchoͤnſte Coulis.
Capaune mit Hering,
Kochet einen Capaun, wenn er zugeputzet worden, halb gar, waͤſſert friſche Heringe ein, ſolten ſie auch uͤber Nacht liegen, ſchaͤlet ſie ſauber, wie ingemein Heringe pflegen geſchaͤlt zu werden, ſchneidet Stuͤcken als Speck, oder wie man ihn zur ã la daube ſchneidet. Spicket den Capaun damit, und den uͤbrigen ſamt der Milch ſchneidet wuͤrfflicht: dieſen geſpickten Capaun leget hernach in eine Caſſerole oder Tiegel, darzu auch geriebene Semmel, der uͤbrig geſchnittene Hering und Fleiſch-Bruͤhe, ſo viel als noͤthig, kommen muß. Ferner werffet ein Stuͤck einer Fauſt groß ungeſaltzte, und recht reinlich ausgewaſchene Butter dran, laſſet es gantz gemaͤhlich auf dem Feuer kochen, biß es ein wenig dicke wird. (Es ſchmecket dieſes als wie eine Auſter Bruͤhe.) Beym Anrichten leget Semmelſchnitten in die Schuͤſſel, richtet den Capaun drauf an, und gebets hin.
Capaun mit ſauren Rohm und Capern,
Einen Capaun, der ausgeweidet,
und
(0180)
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Capaun
und der Kropff herausgethan worden, ſpeilert u. ſaltzet ihn ein wenig ein, ſtecket ihn an einen Spieß, und bratet ihn halb gar: hernach laſſet Butter in einer Caſſerole auf dem Feuer braun werden, thut ein wenig Mehl drein, ſo auch braͤunen muß, iſt aber ſtets zu ruͤhren, damit es nicht anbrenne. Wenn es genug braun, ſo ſchuͤttet ein wenig Fleiſchbruͤhe dran, leget was Lorbeerblaͤtter, Citronſcheler und Gewuͤrtz darzu, und gieſſet Wein, auch ein wenig Eßig unter daſſelbe, ingleichen ein Noͤſel dicken ſauren Rahm, laſſet es mit einander kochen, werffet eine Hand voll Capern drein, leget den Capaun darzu, decket es feſte zu, welches zuſammen noch eine halbe Stunde alſo daͤmpffen muß. Soll geſpeiſet werden, ſo richtet den Capaun in eine Schuͤſſel an, uñ gieſſet Bruͤhe druͤber, es iſt recht und gut.
Capaun mit JohannisBeer kalt oder warm,
Capaune, wie vorige bereitet, ſollen gantz ausgebraten werden: ſetzet hierauf ein wenig Wein in eineꝛ Caſſerole oder Tiegel aufs Feuer, ſchuͤttet eine Kañe Johannis-Beere hinein, thut viel Zucker daꝛzu, laſſets alſo daͤmpffen, und reibet Citronſcheler dran. Wenn ſie ſollen angerichtet werden, ſo ſchuͤttet die Johannis-Beere in die Schuͤſſel, leget die Capaune fein zierlich drauf, und ſtreuet Triſſonet druͤber. Wollet ihr ſolche aber kalt haben, ſo laſſet die Capaune kalt werden, die Johannisbeere thut in eine Schuͤſſel, und laſſet ſie auch erkalten, leget die Capaune drauf und gebet ſie hin.
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Capaun
Capaun mit einem Gehack oder Hachis.
Erſtlich mußder Capaun gebraten oder geſotten werden; darnach bratet auch eine Kalbs-Keule, und wenn ſie fertig, ſo ſchneidet das Fleiſch alles herunter und hacket es gantz klein. Thut hierauf das Gehaͤck in einen Tiegel, gieſſet ein Noͤſel guten Rohm darzu, und ruͤhret es wohl durch einander, ſchuͤttet auch 1. halb Pfund gar klein geſchnittene Nieren Stollen oder Talg, ingleichen kleine Roſinen, Muſcaten-Bluͤten, Citronſcheler, 5. Eyerdotter und ein wenig Saltz hinein, und ruͤhret dieſes alles unter einander. Nun machet um die Schuͤſſel, darauf ſoll angerichtet werden, von Teig einen Krantz, beſtreichet die Schuͤſſel mit Butter, ſchuͤttet etwas von dem benannten Gehaͤck hinein, leget den Capaun drauff, und uͤberziehet ihn mit dem uͤbrigen gantz und gar, ſtreichet es mit einem Meſſer fein ſauber zu, gieſſet etwas zerlaſſene Butter druͤber, ſtreuet klein geriebene Sem̃el drauf, ſetzet es hernach in einen Backoſen, und laſſets backen. Wenn es fertig, koͤnnet ihrs laſſen auftragen. NB. Bey vornehmen Ausrichtungen iſt dieſes Eſſen gar wohl zu gebrauchen, und muß es alsdenn fein zierlich mit Citronen belegt, mit LorbeerBlaͤttern beſtecket, oder mit ſolchen Dingen, die ſich darzu ſchicken, garniret werden.
Capaun mit Welſchen Nuͤſſen.
Capaunen, ſo viel deren noͤthig,
muͤſſen
(0181)
[Spaltenumbruch]
Capaun
muͤſſen erſt recht weiß gekochet werden. Hernach nehmet Nuͤſſe, die ſich noch ſchaͤlen laſſen, ſchaͤlet deren ein ziemliches Theil, werffet ſie in ein kaltes Waſſer, damit das Oel ein wenig weggehet. Ferner nehmet eine Huͤner-Bruſt, ein wenig gebaͤhete Semmel, ein Stuͤck gewaſchene Butter, MuſcatenBluͤten, und ſtoſſet dieſes alles mit ein wenig ſauren Rohm in einem Moͤrſel; hierauf thut ſelbiges in ein Toͤpffgen, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe drauf, laſſet ſolches bey einem Feuer aufſieden, und ſtreichet es durch ein Haartuch. Endlich ſchuͤttet dieſe Bruͤhe in eine Caſſerole odeꝛ Tiegel. Leget die Nuͤſſe und den Capaun drein, laſſets durch einander kochen, leget ein Stuͤck Butter drein, ſo bekommt es einen lieblichen Geſchmack, und iſt recht gut: kan alſo, wenn es auf eine Schuͤſſel angerichtet worden, zu Tiſche getragen werden.
Capaunen mit Krebs und Spargel.
Anfaͤnglich kochet einen Capaun fein weiß, hernach ſiedet Krebſe nur halb gar, und brechet dieſe aus (NB. die Art und Weiſe des Ausnehmens wird ſchon unter dem Krebs zu lernen ſeyn) alsdenn nehmet Spargel, ſchneidet dieſen fein ordentlich, bindet ihn zuſam̃en, und kochet ihn halb gar. (NB. das Waſſer muß erſtlich ſieden, dann muß ein wenig Saltz dran geworffen werden, ſo bleibet der Spargel fein gruͤn.) Ferner nehmet etliche rohe Krebſe, ſchneidet denen die Koͤpffe ab, daß das bittere heraus komme, thut dieſe in einen Moͤrſel, [Spaltenumbruch]
Capaun
nebſt etwas gebaͤheter Semmel, etwas von Spargel und ein wenig Butter, und ſtoſſet dieſes alles klein, thuts hierauf in einen Topff, gieſſet von der Bruͤhe, in welcher der Capaun gekochet, drauf, laſſets kochen, ſtreichets darnach durch ein Haar-Tuch, thut den Capaun in eine Caſſerole oder Tiegel, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, gieſſet die Bruͤhe druͤber, leget die ausgebrochenen Krebſe und den Spargel dazu, werffet ein Stuͤck Butter drein, und laſſets alſo durch einander kochen. Wenn es fertig, ſo richtet den Capaun in eine Schuͤſſel an, den Spargel mit denen Krebſen fein melirt drum, gieſſet die Bruͤhe drauf, ſprenget KrebsButter druͤber her, und gebet ſie hin.
Capaun mit einer EyerSoſſe.
Nachdem der Capaun fein weiß gekochet worden, ſo thut dieſen in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet von der Bruͤhe drauf, darinnen der Capaun gelegen, thut Gewuͤrtz hinein, nur keinen Pfeffer, gieſſet ein wenig Wein zu, leget eine gantze Zwiebel und etliche Lorbeer-Blaͤtter drein, und laſſets alſo kochen. Wenn es nun bald genug, ſo ſchlaget etwa 5. Eyer-Dotter in ein Toͤpffgen, thut eine Meſſer-Spitze rohes Mehl hinein, gieſſet ein Paar Tropffen Eßig darzu, und quirlt es fein klar ab, gieſſet hierauf die Bruͤhe in das Toͤpffgen, und quirlts wiederum fein klar, daß es nicht zuſammen lauffe: werffet alsdenn ein gutes Stuͤck Butter zum Capaun, welches inzwiſchen zergehet; gieſſet
endlich
(0182)
[Spaltenumbruch]
Capaun
endlich die Bruͤhe in der Caſſerole auf den Capaun, daß es ſich mit einander vereinige, richtet den Capaun an, ſchuͤttet gedachte Bruͤhe uͤber ſelben, beſtreuet ſie mit Muscaten-Bluͤten, und gebet ſie hin.
Capaun mit einer ſauren Limone.
Bereitet einen Capaun nach oben beſchriebener Art, und kochet ſelben fein weiß, hernach leget ihn in einen Tiegel oder Caſſerole, ſchneidet eine gantze ſaure Limone, und thut ſie nebſt geriebener Semmel, Muſcaten-Bluͤten und Ingber hinein zum Capaun, werffet ein gut Stuͤck Butter dran, gieſſet von der Bruͤhe, darinnen der Capaun gekochet worden, desgleichen Wein darzu, laſſets fein gemaͤhlich kochen, thut auch ein wenig Saffran hinein, und richtets hierauf an, ſo gut ihr koͤnnet.
Capaun gedaͤmpfft mit Stock-Schwaͤmmen.
Vor das erſte ſpannet und zaͤhmet einen oder mehr Capaune, wenn ſie erſt nach offtbeſchriebener Manier geputzet worden, ſchmeiſſet ihnen alsdeñ die Fluͤgel-Beine am Leibe entzwey, und ſaltzet ſie ein wenig ein. Hernach ſetzet Butter in eine Caſſerole oder Tiegel aufs Feuer, und laſſet dieſe heiß werden, beſtreuet mittlerweile die Capaune dick mit Mehl, und wenn die Butter braun iſt, ſo leget die Capaune drein, und laſſet ſie auch braun werden. Nach deren Braͤunung gieſſet die ſchon fertig gehabte Jus dran, leget ein Buͤndgen zuſammen gebundene Kraͤuter, als Thymian, [Spaltenumbruch]
Capaun
Lorbeer-Blaͤtter, Peterſilie und eine gantze Zwiebel mit Nelcken beſtecket hinein, weichet hernach einen ziemlichen Theil StockSchwaͤmme, wenn ſie nemlich duͤrre ſind, in Fleiſch-Bruͤh, putzet ſelbige, nachdem ſie erweichet, ſauber ab, und ſchuͤttet ſie, nebſt Ingber, Pfeffer, Cardemomen, zu denen Capaunen, und laſſet es mit einander kochen. NB. Solte etwa die Bruͤhe zu kurtz werden, ſo gieſſet mehr Jus hinein, und laſſets ferner kochen, biß daß es ſoll angerichtet werden: richtet alsdenn die Capaune an, und die Schwaͤmme druͤber, das zuſammen gebundene Buͤndgen aber nehmet wieder heraus, und laſſets auftragen.
Capaunen-Eſtouffa de.
Nehmet einen oder mehr Capaune, wenn ſie zu recht geputzet, ſchneidet dieſe in Viertel, klopffet ſie wohl, und beſprenget ſie mit Saltz. Laſſet hierauf ein Stuͤck Butter und Speck in einer Caſſerole oder Tiegel aufn Feuer braun werden, beſtreuet die CapaunenStuͤcke mit Mehl, leget ſelbige in die braune Butter, darinnen ſie roͤſten muͤſſen. Wenn ſie nun braun ſeynd, ſo gieſſet fleißig Bruͤhe dran, leget ein Buͤndgen Kraͤuter, wie vorher gemeldet worden, hinein, thut Gewuͤrtz, Ingber, Pfeffer darzu, gieſſet auch Wein dran, werffet Citron und Scheler mit bey, und laſſet dieſes alles auf gelinden Feuer gar gemaͤhlich kochen. Wenn es nun Zeit iſt anzurichten, ſo machet alles fein ordentlich und gebets hin.
Capella,
(0183)
[Spaltenumbruch]
Capella Capern
Capella,
War das boͤſe und zanckſuͤchtige Weib des gelehrten Roͤmiſchen ICti, Geneſii Proidæ, ſo nicht nur mit harten und gifftigen Worten ihn Tag und Nacht gepeiniget, ſondern auch ihm offtermahls als eine Furie mit den Naͤgeln in das Geſichte gefahren, und ſelbigen klaͤglich zerkratzte. Vid. Erythræi Pinacothec. III. p. 164. ſeq.
Capellaria,
Sibylla, war ein beruffenes zauberiſches Weib und Hexe.
Cappel,
Iſt ein kleiner von ſchwartzen Sammet geſchnittener und nach dem Haupt accommodirter Auffſatz, ſo auf der halben Scheitel ſtehet, mit ſchwartzen Spitzen bebraͤhmet, uͤber die Stirne ſpitzig gehet, uͤber die Ohren rund um das HaarNeſt offen, und auf den Nacken zuſammen gehefftet iſt, deſſen ſich die Weibes-Bilder in Saltzburg bedienen.
Capern.
Cappares, Capres, ſind unzeitige Blumen-Knoͤpffe, welche ſonderlich die Italiaͤner wohl einzumachen wiſſen, u. werden die kleinund haͤrteſten Capern vor die beſten geachtet. Ihre Krafft beſtehet in zertheilen, zaͤhe Feuchtigkeiten auszufuͤhren, den Harn und die Menſes zu befoͤrdern. In Ermanglung der Capern ſoll nach Tabernæmontani Bericht in ſeinem Herbario p. 1511. die zarte Bluͤh-Knoſpe derer Florum Geniſtæ gleiche Dienſte thun. In der [Spaltenumbruch]
Carbe Carfiol
Kuͤche ſind ſie ein noͤthiges Stuͤck, geſtalt viel Eſſen dadurch einen guten Geſchmack bekommen; man nimmt ſie auch zu denen Salaten, oder ſetzet ſie allein beym Gebratens auf.
Carbonade,
Iſt Fleiſch, ſo fein ſafftig auf dem Roſt gebraten worden. Weil auch ſonderlich die Rippen von allerhand Vieh die Koͤche auf ſolche Art zu tractiren pflegen, nennen ſie dieſe gleichfalls eine Carbonade, welches unten bey denen Coteletes wird zu ſehen ſeyn. Siehe Coteletes.
Cardamomen,
Cardamomum, Cardamome. Eine Frucht, ſo auf denen Inſeln Cananas, Java, Sumatra und Ceylon waͤchſet. Diejenigen, ſo nach des Medici Bontii Erfahrung in Java wachſen, ſind die beſten, haben einen ſcharffen Geſchmack, ſtaͤrcken den ſchwachen Magen, das Haupt, und machen wohl dauen, worunter durchgehends die kleinen mit zu rechnen. In der Kuͤchen werden ſie bey vielen Eſſen mit Nutzen angebracht, wie ſolches die Beſchreibungen gewiſſer Speiſen bezeugen.
Cardia, oder Cardinea, ſiehe Carna.
Carfiol,
Caulifior, Braſſica apiana vel Cauliflora, Chouxfleur, iſt ein gewiſſes Kohl-Gewaͤchſe, ſo vor etlichen Jahren aus Italien in Teutſchland kommen, und nunmehro in vornehmen Gaͤrten haͤuffig gepflantzet, auch insgemein Blumen-Kohl genennet wird. Er hat aber dieſe Benennung da-
her,
Frauenzim̃er-Lexicon. L
(0184)
[Spaltenumbruch]
Carfiol
her, weil er inwendig in der Mitte, gleich wie eine kleine gelblichte krauſe Blume dick in einander waͤchſt. Er iſt ſonſt ſehr gut und zart zu eſſen, und kan er den gantzen Winter hindurch im Keller erhalten werden. Bey Manns-Perſonen ſtimuliret er Venerem, und vermehret derer Frauens-Perſonen fluorem album, weil er allzu abundant nutriret. Seine Zubereitung iſt 1) Carfiol zu putzen; 2) Carfiol mit Muſcaten-Bluͤten; 3) Carfiol mit Spargel-Bruͤh; 4) Carfiol mit Rahm und KrebsButter; 5) Carfiol gebacken; 6) Carfiol mit Baumoͤl und Eßig kalt als einen Salat zuzurichten.
Carfiol zuzuputzen,
Nehmet den Carfiol oder Blumen-Kohl, ſo er groſſe Blumen hat, ſpaltet den in etliche Stuͤcke, ſchaͤlet mit einem Meſſer alle harte Rinden herunter, ſchneidet in der Laͤnge ein Stuͤckgen wie das andere, und werffet ſolche in kaltes Waſſer, daß der rohe Geſchmack heraus kommt; alsdenn kan er gebꝛaucht werden, zu was man will.
Carfiol mit MuſcatenBluͤten,
Der nach voriger Beſchreibung geſauberte Carfiol muß in SaltzWaſſer bald weich geſotten, hernach in eine Caſſerole oder Tiegel gethan, geriebene Semmel und Muſcaten-Bluͤten drauf geſtreuet, gewaſchene Butter darzu geleget, gute Bouillon drein gegoſſen, und auf ein Kohlfeuer geſetzet werden; laſſet alles durch einander kochen, biß es eine feine dicke Bruͤhe wird. [Spaltenumbruch]
Carfiol
NB. Andere nehmen eine gute Coulis, und gieſſen es auf den Carfiol, duͤrffen aber keine geriebene Semmel darzu thun. Solls angerichtet werden, ſo leget auf den Roſt gebaͤhete Semmel drum, und gebet es hin.
Carfiol mit SpargelBruͤh.
Kochet den Carfiol in SaltzWaſſer gantz gar; thut hernach Ey-Dotter in eine Caſſerole, ſchuͤttet ein wenig, etwan eine MeſſerSpitze, rohe Mehl darzu, leget ein ziemlich Stuͤck gewaſchene Butter hinein, und ruͤhret es durcheinander ab. Ferner gieſſet ein wenig Wein, Eßig und uͤberbliebene Fleiſch-Bruͤh drein, MuſcatenBluͤten und Citron-Schaͤler muͤſſen auch darzu kommen, ingleichen eine gantze Zwiebel, die aber beym Anrichten wieder heraus gethan wird. Dieſes alles ſetzet hernach aufs Kohlfeuer, und ruͤhrets fein fleißig um, daß es nicht zuſammen rinnet. Wanns nun anfaͤnget dicke zu werden, da will es auch ſieden, ſo gieſſet nur etliche Tropffen kaltes Waſſer hinein, richtet hierauf den Carfiol fein foͤrmlich auf eine Schuͤſſel an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, ſprenget abgeklaͤrte Butter drauf, und ſetzet es auf heiſſe Aſche, damit ſich die Bruͤhe ein wenig hinein ziehe, ſo iſt es fertig; zu beobachten iſt hierbey, ob viel oder wenig zugerichtet wird? bey wenigen muß in vorhergehenden Zuſatz jedes Orts abgebrochen werden, abſonderlich an Eyern, Wein, Eßig und an der Bruͤhe, ingleichen muß man ſehen, wie
groß
(0185)
[Spaltenumbruch]
Carfiol
groß das Geſchirr, und wie viel der Perſonen ſeynd.
Carfiol mit Rahm und Krebs-Butter.
Wenn der Carfiol gar gekocht iſt, thut ihn mit Krebs-Butter in eine Caſſerole, und laſſet ihn aufm Feuer pasſiren. Werffet alsdenn Muſcaten-Bluͤten darein, gieſſet Rahm, der vorhero abgeſotten worden, drauff, welches alles durch einander kochen muß. Werdet ihr nun gewahr, daß er bald weich iſt, ſo ſchlaget drey Eyer-Dotter in ein Toͤpffgen, und klopffet dieſe klar, gieſſet hernach den Rahm von Carfiol hinein, und quirlt es fleiſſig; ſchuͤttets nach dieſem wieder in die Caſſerole, da der Carfiol liegt, und ruͤttelt es, daß es ſich fein darein ziehet, richtet es an, ſprenget Krebs-Butter drauf, und gebets hin.
Carfiol gebacken.
Nehmet geputzten Carfiol, ſetzet ihn mit Saltz-Waſſer in einem Topff ans Feuer, laſſet ihn gar kochen, thut ihn alsdenn heraus, und leget ihn auf einen Teller oder ſonſten ein rein Bret, hierzu machet folgende Klare: ſchuͤttet Mehl in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet klare Milch darzu; NB. zu denen Klaren gehoͤret allezeit die ſchlechteſte Milch, maſſen der Rahm oder gute Milch Fettigkeit an ſich hat, davon die Klare ſchwer wird, drum muß man zu ſolchen Klaren allezeit ſchlechte Milch, Waſſer, Wein und Weiß-Bier nehmen, ruͤhret es wohl unter einander, ſchlaget 2. gantze Eyer und noch 2. Dotter [Spaltenumbruch]
Carfiol
hinein, ſaltzet es, ſchneidet Muſcaten-Bluͤten drunter, und ruͤhret es nochmahls wohl durcheinander, darnach ſetzet eine Pfanne mit Schmaltz aufs Feuer, damit es heiß werde; davon ruͤhret einen Eß-Loͤffel voll unter die Klare, und werffet den Carfiol hinein, aufdaß ſich derſelbe ein wenig anlege. Thut letzlich den Carfiol Stuͤckweiſe in das heiſſe Schmaltz, backet ihn fein gold-gelb heraus, und richtet ihn ordentlich auf einen Teller oder Schuͤſſel an. (NB. Auf ſolche Art wird er auch gebacken, wenn man Potages, Oils, Ollapotriden und dergleichen groſſe Potages machet, dieſe damit auszuziehren.) Unter dieſen Carfiol kan nach Belieben eine Soſſe bereitet werden, dergeſtalt; thut ein Stuͤck gewaſchene Butter in einen Tiegel, ſtreuet Semmel und Muscaten-Bluͤten drein; gieſſet ein wenig gute Bouillon darzu, ſetzets auf ein Kohlfeuer und laſſet es ein wenig verkochen. Hernach, wenn die Bruͤhe ſoll unter den Carfiol gerichtet werden, nehmet 3. EyerDotter, und ziehet die Bruͤhe damit ab, ſo iſt es fertig.
Carfiol mit Baumoͤl und Eßig kalt, ſtatt eines Salats zugebrauchen.
Kochet den Carfiol im Waſſer, biß er gar wird, leget ihn aus dem heiſſen ins kalte Waſſer, richtet ihn fein zierlich auf eine Schuͤſſel an, ſtreuet ein wenig Saltz, aber keinen Pfeffer druͤber, ſondern ſetzet nur davon etliche Haͤufflein auf den Schuͤſſel-Rand, weil der zehende
Menſch
L 2
(0186)
[Spaltenumbruch]
Carixe Carovi
Menſch nicht gerne Pfeffer ißt. Daher ein jeder es machen kan wie er will: gieſſet Baumoͤl und Eßig drauf und laſſet es auftragen.
Carixena oder Charixena,
Eine vortreffliche griechiſche Poetin, ſo viel ſchoͤne Sachen geſchrieben hat, Ariſtophanes und Plutarchus wiſſen viel von ihr zu ruͤhmen, Suidas aber will eben nicht viel von ihr halten. Vid. Lotich. d. Nobil. Fœmin. p. 125.
Carmenta oder Carmentis, ſiehe Nicoſtrata.
Carna,
War bey den Alten die Goͤttin, ſo uͤber das Menſchliche Eingeweyde beſtellet war, in deren Hand und Gewalt die Erhaltung deſſen allein ſtunde. Sie wird auch ſonſten Cardia oder Cardinea genennet, und ſoll des Nachts die Geſpenſter oder Hexen von denen kleinen Kinder-Wiegen getrieben haben. Der erſte Roͤmiſche Buͤrgermeiſter Junius Brutus hat ihr einen Tempel erbauet.
Carola,
Eine Wundernswuͤrdige Tochter Ludovici Guarnæ Buͤrgers zu Salerno in Neapolis, bey Regierung Ferdinand. I. ſo in ihrem 15. Jahre ſich unverhofft in ein vollkommenes Manns-Bild verwandelte. Und dahero Carolus forthin geheiſſen ward. Fulgoſius Lib. l. c. 6.
Caroſſe, ſiehe Kutſche.
Carovine,
Iſt eine kleine glaͤſerne Flaſche [Spaltenumbruch]
Carou Cartes
oder Bouteille auf vielerley Art formiret, worinnen der Eßig bey denen Fiſchen uͤber der Tafel herum gegeben wird.
Carouſo,
Anna, ein in der Italiaͤniſchen und Frantzoͤiſchen Sprache wohlerfahrnes und gelehrtes Frauenzimmer, deren Idylion Italicum von dem Devizeus in Mercur. Polit. 1683. M. Jul. p. 125. ſeq. angefuͤhret worden.
Carpegna,
Eine Italiaͤniſche Graͤfin, ſo nicht nur 6. Sprachen; als Teutſch, Engliſch, Frantzoͤiſch, Spaniſch, Lateiniſch und Italiaͤniſch vollkommen verſtand, ſondern auch noch darneben eine groſſe Wiſſenſchafft in der Philoſophie beſaß. Vid. Novell Ritſchian. de die 29. Nov. A. 1670. Rom. perſcript.
Carrier,
Martha, war eine beruffene Zauberin und Hexe in Neu-Engelland.
Carſette,
Iſt eine beſondere Art von Frauenzimmer Schnuͤr-Bruͤſtẽ, ſo von vornher uͤber den darzu gehoͤrigen Vorſteck-Latz zugeſchnuͤret werden, hat breite Schupen oder kleine Schoͤßlein, und beſtehet aus 8. Theilen.
Cartes,
Des, eine galante Frantzoͤiſche Poetin und Anverwandtin des beruͤhmten Philoſophi Des-Cartes. Ihre Poeſien findet man in dem Rccueil des P. Bouhours.
Carthau-
(0187)
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Carthau Caſſan
Carthauterin,
Margaretha, eine Nuͤrnbergiſche Nonne im Cloſter zu St. Catharina, ſo im XV. Seculo gelebet, und in der Muſic wohl erfahren geweſen, immaſſen ſie vor ungefehr 242. Jahren acht muſicaliſche Choral-Buͤcher geſchrieben, ſo noch in Manu ſcripto in der Stadt-Bibliothec zu Nuͤrnberg gezeiget werden. Der Titul davon heiſſet: Nach Chriſti Geburt cIↄ CCCC. in dem 48. Jahre hat geſchrieben dieß Buch Margaretha Cartheuſerin zu Nutz ihrem Cloſter zu St. Catharina in Nuͤrnberg, Prediger-Ordens. Vid. Saubert. Orat. II. de Biblioth. Norimb. p 95. Sie hat auch eine Lateiniſche gantze Bibel vortrefflich ſchoͤn abgeſchrieben, ſo auch noch heute denen Liebhabern gezeuget wird. Vid Hallervord. Biblioth. Curioſ. p. 259. & 60.
Carycæ, ſiehe Feigen.
Caſchet, ſiehe Courſet.
Cascodille machen,
Heiſſet im L’ Ombre-Spiel ehe man die Farbe nennet, worinnen man ſpielen will, das erſte Blatt von der Kauff-Karte auffſchlagen, und nach ſelbiger ſein En tro einrichten.
Caſſandra Fidelis Veneta,
Eine gelehrte Venetianerin, deren Vor-Eltern ſich aus Meyland auf dieſe weltberuͤhmte Inſul geſetzet. Dieſe vortreffliche Frau und Zierde iſt A. 1465. gebohren worden. Ihr Vater hieß Angelo Fidelis. In der Lateiniſchen Poeſie [Spaltenumbruch]
Caſſandra
iſt ſie ein recht Miracul, und in den Epiſteln hat ſie nicht ihres gleichen, wovon ſie viel Proben an den Tag geleget, und woruͤber die beruͤhmteſten Maͤnner, als Politianus, Fulgoſius, Barbarus und Picus Sannazarius, wie auch andere ihre Elogia von ſich geſtellet. Hiernechſt verſtand ſie auch die Griechiſche Sprache, Theologie, Philoſophie, Hiſtorie und Oratorie ſehr wohl. Dieſe vortrefflichẽ Qualitaͤten zogen deßwegen viele Gelehrte nach Venedig, um nur dieſelbige zu ſehen und mit ihr zu converſiren. Ja die hoͤchſten Haͤupter der Welt, nemlich Pabſt Julius II. und Leo X. Ludovicus XII. Koͤnig von Franckreich, Ferdinandus Koͤnig von Arragonien und andere mehr, erzeigten ihr die groͤſte Gnade und Ehre. Sie hat ein Buch de literarum laudibus, wie auch ein anderes de Scientiarum ordine geſchrieben, von welchen letztern der Autor delle Coſe notabile della Citta di Venetia, einen groſſen Staat machet. Sie ſoll viel Lateiniſche Verſe ex tempore gemacht, auch zu Padua auf oͤffentlichen Catheder mit denen gelehrteſten Maͤnner diſputiret haben, ſo gar, daß man ihr endlich den Doctor-Hut aufgeſetzet. Die Oration, welche ſie bey einer von Bertrucio Lamberto, gehaltenen Diſputation oͤffentlich recitiret hat, ſoll eine ausbuͤndige ſchoͤne Rede geweſen ſeyn. Sie iſt zu Modena A. 1487. von Dominico Roconciolo durch den Druck bekannt gemacht worden. Ihr Mann war Mario Marpellio, ein Medicus von Vicenz, nach deſſen Tode ſie verwittibt geblieben. Ihr
Todt
L 3
(0188)
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Caſſandra
Todt erfolgte gegen das Jahr 1567. in dem 102ten Jahr ihres ruͤhmlichen Lebens. Baptiſta Fulgoſius und Angelus Politianus machen, wie ſie auch in der That verdienet, ein groſſes Wunder aus ihr, und Sannazarius hat ihre Gelehrſamkeit und angebohrne Schoͤnheit in einem Lateiniſchen Epigrammate der Welt vor Augen geleget; Welches in der Uberſetzung ſo lautet:
Du biſt Caſſandra zwar, die einge nur allein, Doch ſehn drey Choͤre dich der Goͤtter um ſich ſeyn, Sie finden ja durch dich die zehnte Pierinne, Die andre Cyprie, und vierte Charitinne.
Caſſandra Jovia,
Die Tochter des Priamus und der Hecuba; kunte zukuͤnfftige Dinge vorher ſagen, und ward wegen ihrer vortrefflichen Schoͤnheit von dem Apollo geliebet; welcher ſie auch in Hoffnung ſeinen Willen zu erhalten, ſich bey ihm etwas ausbitten hieß, worauff ſich dieſe Caſſandra die Kunſt zu wahrſagen von ihm ausbate, ſo er ihr auch mitgetheilet. Weil Apollo ſich aber von ihr hernachmahls betrogen ſahe, indem ſie ihr Verſprechen nicht hielte, hat er es aus Zorn ſo weit gebracht, daß man ihrem Wahrſagen keinen Glauben beyſtellete; wiewohl ihre Propheceyung von dem Trojaniſchen Pferde, der doch niemand Glauben geben wolte, wuͤrcklich eingetroffen. Die Lacedaͤmonier haben ihr zu Ehren einen Tempel auferbauet.
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Caſſand Caſtan
Caſſandra Leonaberna,
Von Mantua, eine nette Poetin, ſo ſonderliche Lieblichkeit in ihren Verſen ſehen laſſen. Stephanus Guazzi in ſeinen auserleſenen politiſchen Dialogis. p. 320. ruͤhmet ihre Conduite ſehr hoch.
Caſſelette,
Iſt eine gewiſſe Art von einer Frauenzimmer Schnuͤr-Bruſt, mit Achſel-Baͤndern, beſtehet aus 8. Theilen, und wird ſehr ſchwach geſteiffet.
Caſſerole oder Caſtrol,
Iſt ein runder kuͤpfferner Tiegel oder Pfanne ohne Fuͤſſe, worinnen allerhand Speiſen zugerichet werden, die meiſten ſind mit Deck eln.
Casſiope,
Des Mohren-Koͤnigs Cepheus Weib, und Mutter der Andromeda, ward wegen ihrer Meriten mit unter das Geſtirne geſetzet.
Caſtagnette,
Iſt ein klein hoͤltzernes Inſtrument, aus zwey gehoͤlerten Theilen, ſo oben zuſammen gebunden, beſtehend, ſo das Frauenzimmer vor Alters, wenn es allein tantzte, an die Haͤnde zu binden und die Cadantz damit zu ſchlagen pflegte.
Caſtanie,
Caſtania, Chataigne, iſt eine bekannte Baum-Frucht, deren es gantze Waͤlder voll, ſonderlich im Elſaß giebet. Man hat unterſchiedliche Arten derſelben, und die gar Groſſen, ſo meiſt aus Italien
kom-
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Caſtian Caſtro
kommen, werden Marones genennet. Will man wiſſen, welche gut oder boͤſe ſeyn, muß man ſie in kalt Waſſer ſchuͤtten, da denn die Guten zu Boden fallen, die Boͤſen hingegen oben ſchwimmen. Sie werden gebraten oder geſotten gegeſſen, ſind abeꝛ nicht gar zu geſund, weil ſie ſtopffen, Hauptweh verurſachen, und ſonderlich denen Lungenſuͤchtigen ſchaͤdlich ſeyn ſollen. Deſſen ungeacht, brauchet ſolche der Koch oͤffters an andere Eſſen, als an die Cayaunen, ſiehe Capaun mit Caſtanien davon dieſe einen annehml. Geſchmack bekommen; jene aber durch beygeſetztes Gewuͤrtz ihre Cruditæten verliehren.
Caſtianira,
War des Priami ſehr ſchoͤnes Weib, ſo er ſich aus Æſymo, einer Stadt in Thracien gehohlet. Homer. Iliad. l. 8.
de Caſtille,
Eine gute Poetin aus Franckreich, ſo ſich ſonderlich durch Uberſetzung etlicher Oden aus dem Horatio in das Frantzoͤiſche beruͤhmt gemacht. Vid. Deuiſei Mercur. Polit. 1680. M. Septemb. T. 1. p. 143.
de Caſtro,
Agnes. War die ausbuͤndig ſchoͤne Dame und Maitreſſe des Petri, Koͤnigl. Printzens in Portugall, welche ſein Vater Alphonſus IV. Koͤnig in Portugall hinrichten ließ.
de Caſtro,
Anna, eine gelehrte WeibesPerſon in Spanien, hat ein Werck unter dem Titul: Eternidad del Rey D. Felippe III. und andere ſinnreiche Schrifften hinterlaſſen.
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Catharina
Catharina von Born,
D. Martin Luthers Weib, Die er ſich A. 1524. als ein Torgauiſcher Buͤrger, 9. Adeliche Nonnen aus dem Kloſter Nimtſch bey Grimma nach Wittenberg brachte, aus ſelbigen heraus laß, und weil ſie ihm wohl gefiel, ehelich beylegen ließ.
Catharina,
Von Halberſtadt. Iſt eine von denen drey begeiſterten und entzuͤckten Maͤgden, wovon M. Francke in Halle eine eigene Nachricht aufgeſetzet, und welche einen Prophetiſchen Geiſt zu haben vorgaben. Vid. Feuſtkings Gynæc. Hæret. Fanatic. p. 220. ſeqv.
Catharina Alberta,
Eines Boͤhmiſchen Prieſters M. Nicolai Alberti Tochter, war ein gelehrtes, und in denen Sprachen wohlerfahrnes Frauenzimmer, geſtalt ſie Boͤhmiſch, Teutſch, Lateiniſch, Griechiſch und Hebraͤiſch wohl zu ſprechen wuſte. Baldhoven in Catalog. Virg. & Fœm.
Catharina Arragonia,
Eine Tochter Ferdinandi Cathol. Henrici VIII. Koͤnigs in Engelland erſtere Gemahlin, hatte einen groſſen Trieb und Liebe zum Studiren. Sie beredte ihren Gemahl, daß er mit ihr nach Oxfurth reiſete, nur bloß daſelbſt den beruͤhmten Ludovicum Vivem in ſeinen Collegiis anzuhoͤren. Uber die Pſalmen Davids findet man einige Erlaͤuterungen, wie auch Klagen eines Suͤnders von ihr
verfer-
L 4
(0190)
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Catharina
verfertiget. Siehe Meuſchens curioſe Schaubuͤhne p 60. Sie erfuhr allerhand wiederwaͤrtige Fata, worunter auch dieſes war, daß ſie ihr Gemahl verſtieß: warum ſelbiges geſchehen, kan man eigentlich nicht wiſſen. Daß ſie aber eine gelehrte und ſcharffſinnige Dame geweſen, kan man aus der vortrefflichen und beweglichen Rede allerdings ſchlieſſen, die ſie an ihren Gemahl, in Gegenwart des Paͤbſtlichen Abgeſandtens, Cardinals Campegii, nachdruͤcklich that. Sie iſt zu finden bey M. de Larray in Hiſtoire d’ Angleterre, d’Ecoſſe, & d’ Irlande. Tom. I. p. 252. ex recenſione L. Neocori Bibliothec. T. 4. pag. 82. ſeq.
Catharina de Medices.
Henrici II. in Franckreich Gemahlin, eine Tochter Hertzogs zu Urbin Der zu Gefallen A. 1572. den 24. Aug. das ſchreckliche BlutBad derer Hugenotten zu Pariß gehalten wurde. Sie war dreyer Koͤnige Mutter, als Franciſci II. Caroli IX. und Henrici III.
Catharina Genuenſis,
Oder Adorno, auch Adornavia, Jacobi Fieſchi, des Neapolitaniſchen Vice-Roy Tochter, und des Juliani Adorno Eheweib, ein in der Theologie erfahrnes Weibesbild, ſtarb zu Genua A 1510. Sie hat Sacros Catalogos, auch einen Tractat von Reinigung der Seelen nach dem Tode geſchrieben. Anno 1701. iſt auch zu Halle ihre Theologia amoris heraus gekom[Spaltenumbruch]
Catharina
men unter dem Titul: Der goͤttliche Liebes-Weg unter dem Creutz, oder ein anmuthiges und erbauliches Geſpraͤch, von denen LiebesWuͤrckungen GOttes in denen Menſchen, in Italiaͤniſcher Sprache uhrſpꝛuͤnglich beſchrieben, duꝛch Catharinen von Genua, ietzo aber wegen ſeiner Vortreffligkeit aus des Herrn Poirets Frantzoͤſiſcher Uberſetzung ins Teutſche gebracht. Worbey auch angefuͤget iſt ihꝛ gantzer Lebens-Lauff. Das Judicium ſo Herr D. Feuſtking von dieſem Buch gefaͤllet, iſt zu finden in ſeinem Gynæceo Hæretic. Fanatic. p. 324.
Catharina Hovvarda,
Henrici VIII. Koͤnigs in Engelland untreue Gemahlin, ward wegen beſchuldigten Ehebruchs enthauptet.
Catharina Landa, oder Laudæa,
Wird als ein gelehrtes und in vielen herrlichen Wiſſenſchafften, abſonderlich im Griechiſch- und Lateiniſchen hocherfahrnes Frauenzimmer, von dem Bembo in ſeinen Epiſteln Lib. VI. Epiſtol. 12. p. 615. ſehr geruͤhmet.
Catharina Pacenſis, oder de la Paz,
Eine gelehrte Spaniſche Poetin, deren Lateiniſche Verſe auf approbation vieler gelehrten Maͤnner den Poetiſchen Lorbeer Crantz zu Sevilla und Alcala davon getragen. Sie hat Johannis Hurtodi Mendorii Buch de Honeſtate in
Latei-
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Catharina
Lateiniſche Verſe uͤberſetzet, und wuͤrde man ſich noch ſchoͤnere Sachen von ihr haben verſprechen koͤnnen, wenn ſie nicht ſchon in dem 27ſten Jahre ihres Alters zu Guadalaxara geſtorben waͤre. Vid Tom II. Hiſpan Illuſtr. p. 822. & Biblioth. Hiſpan. T. II. p. 340.
Catharina von Portugall,
Hertzogin von Bragantza, eine Tochter Eduardi II. und Gemahlin Johannis II. von Portugall, war in der Griechiſchen und Lateiniſchen Sprache, wie auch in denen Mathematiſchen und andeꝛn cuꝛioͤſen Wiſſen ſchafften wohl erfahren, und ſtarb An. 1582.
Catharina Ruffa,
War eine beruffene Zauberin und Hexe.
Catharina Sancta,
Koͤnigs Coſti zu Salamina Tochter, eine Jungfer aus Alexandria, eine Meiſterin der Welt-Weißheit und Theologie. Lieſſe ſich mit 50. Grammaticis und Rednern ein, und ſiegte nicht allein in ſolcher Diſputation, ſondern bekehrte ſie allerſeits auch zum Chriſtlichen Glauben. Ward deßwegen als eine Maͤrtyrin von dem Tyrannen Maximino zu dem Rade verdammet: weil aber der Donner und Blitz das vor ſie aufgerichtete Rad zerſchmetterte, muſte ſelbige durch das Schwerdt fallen. Ihr Leib ſoll dem Vorgeben nach, von denen Engeln auf den Berg Sina getragen worden ſeyn. Vid. Vincent. Bellon. l. XIII. ſpec. hiſtor. c. 5. 6. 7. & 8. Voſſium d. Philolog. c. XI. [Spaltenumbruch]
Catharina
§. 3. Le grand Dictionaire Hiſtoriqu. par Moreri. p 82. Sie wird auch von einigen Æcaterina genennet, wie Menagius in Hiſtor. Mul. Philoſ. p. 41. & 44. berichtet. Ihr zu Ehren iſt der Ritter-Orden der H. Catharinæ auff dem Berg Sinai geſtifftet worden, welche Ritter das Grab dieſer H. Inngfrau bewahrten, hielten die Straſſe vor die Pilgrimme rein, trugen ein weiſſes Kleid, und auff demſelben ein halbes Rad, nebſt einem blutigen Schwerdt, ſie ſind anietzo wegen der Tuͤrcken gantz eingezogen, doch werden die Wall-Bruͤder nach demſelbigen Berge von dem vornehmſten Moͤnch des Kloſters uͤber dem Grabe der heiligen Catharinæ noch zu Rittern geſchlagen. Die Hiſtorie dieſes Martyrthums hat Sim. Metaphraſtes beſchrieben. Sie iſt zur Patronin der philoſophiſchen Facultaͤt zu Paris angenommen worden, und wird ihr NahmensTag von ſelbiger jaͤhrlich celebrirt.
Catharina Sienenſis, oder Senenſis,
Ein in der Theologie wohlerfahrnes Italiaͤniſches Weibesbild und Nonne, des Ordens des H. Dominici, ſtarb A. 1380. und ward A. 1461. vom Pabſt Pio II. canoniſiret. Sie hat ein geiſtliches Buch de Providentia Divina geſchrieben, hatte auch zugleich einen wiewohl falſch vermeynten Prophetiſchen Geiſt, und weiſſagete unter andern, daß GOtt gewiß ſeine Kirche reinigen, und den Geiſt ſeiner Auserwehlten erwecken wuͤrde. Ihre Epiſteln, ſo ſie an der Zahl in die 364. geſchrieben,
ſind
L 5
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[Spaltenumbruch]
Catharina Ceci
ſind in Venedig A. 1506. ediret worden. Johannes Pinus Toloſanus zu Pononien, hat A. 1505. dieſer Catharinæ Leben, und Antonius Penna gleichfals heraus gegeben.
Catharina Urſula.
Marggraͤfin zu Baden und Hochberg, lebte ums Jahr 1609. war eine devote und gelehrte Princeßin, und ſchrieb bey ihrer Lateiniſchen Sprache einen netten Verß. Wie ſie denn ſolches beydes in einer gewiſſen Schrifft, die ſie in des Flacii Catalogum Teſtium Veritatis, den ſie in die Durlachiſche Bibliothec verehret, geſchrieben, erwieſen. Vid. Seleniam. Auguſt. Andr. p. 496. & Andr. Carol. Memorabil. Eccleſ. Sec. XVII. Tom. 1. l. 1. c. 63.
Cavalletta,
Orſina oder Orſolina, eine gelehrte Dame zu Ferrara, excellirte in Italiaͤniſchen Verſen, und ſonderlich in Madrigalen, worvon einige gedruckt: ſie correſpondirte fleißig mit Torqu. Taſſo, und ſtarb A. 1592. den 3. Jun.
Cecilia,
Eine beruͤhmte Tochter der gelehrten Fonte Moderata, oder, welches ihr rechter Nahme iſt, der Modeſta Pozza, einer ſinnreichen Venetianiſchen Poetin; dieſe Cecilia hat eine Vorrede oder Præfation uͤber ihrer Mutter Buch, de Meriti delle Donne genennet, nach deren Verfertigung die Fonte moderata gleich in einem ungluͤcklichen Kind[Spaltenumbruch]
Cedro Centau
Bette verſtorben, gemachet, ſo bey dieſem Tractat zu finden.
Cedro,
Iſt ein Italtaͤniſches wohlſchmeckendes und gut riechendes Oehl, aus denen Citronen gepreſt, ſo das Frauenzimmer in den Thee oder andre Sachen zu troͤpffeln pfleget.
Celæno,
Eine von denen Plejaden, des Atlantis Tochter, mit welcher der Jupiter zu thun gehabt. Dergleichen Nahmen auch des Neptunus und der Erden Tochter gefuͤhret.
Cellia,
Catharina. Des beruͤhmten Predigers im Muͤnſter zu Straßburg, Matthiæ Cellii Ehefrau, war ein gelehrtes und erfahrnes Frauenzimmer. Sie ſchrieb eine Auslegung uͤber das Vater Unſer, und uͤber den 50. Pſalm, wie nicht weniger eine Apologiam der hefftigen Epiſtel Ludovici Rabi, eines Predigers zu Ulm, und andere nuͤtzliche Sachen. Vide Simler. Bibliothec. p. 139. Hapelius im Academiſchen Roman. l. 1. c. 25. p. 284.
Cenchris,
War des Aſſyriſchen Koͤnigs Cinyræ Tochter, und eine Mutter der Myrrhæ.
Centaurea, ſiehe Michaele Centaurea.
de la
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[Spaltenumbruch]
Certa Ceres
de la Cerda,
Bernardina Ferreira, eine Portugiſiſche Dame, ſo nicht allein in vielen Sprachen, ſondern auch in der Philoſophie und Matheſi etwas gethan; hiernechſt hat ſie viele nette Sachen, ſo wohl in gebundener als ungebundener Rede geſchrieben, neml. ein Volumen von Comoedien, ein Gedicht, ſo ſie Eſpagna Libertata, Las Soledades de Buſaco ꝛc. betittelt Lopez de Vega hat eine von ſeinen Elegien, la Philis genannt, ihr dediciret. Sie hat um das Jahr 1630. gelebet, und iſt ihr Vater Ignatius Ferreira Chevalier von St. Jacob geweſen. Vid. Nicol. Anton. Bibl. Hiſpan.
Cere,
Hieſſe die Tochter der Ceres oder Goͤttin der Erdfruͤchte und des Getraͤydes.
Cerelia, oder Cærellia,
War nach des Ciceronis Auſſage Lib. 13. ad Art. Epiſt. 21. ein der Philoſophie eyfrig ergebenes Frauenzimmer: Sie lag uͤber des Ciceronis Schrifften recht emſig, und ſuchte ſelbigen in allen nach zu ahmen; daher Cicero ſelbſt auf ſie gar viel haͤlt, ſeine beſte Freundin ſie nennet, und ſelbige dem P. Servilio ſeinem Collegen und vertrauteſten Freunde auf das beſte recommendiret. Vid. Ciceronem Lib. XII. ad Fam. Epiſtol. 72. & Godofred. ad d. L.
Ceres,
Des Saturni und der Opis Tochter, eine Goͤttin und Erfinderin [Spaltenumbruch]
Ceru Chalc
des Getraͤydes und der Erdfruͤchte; von welcher der Jupiter die Proſerpinam gezeuget. Wiewohl ſie auch von ihrem andern Bruder dem Neptunus gleichfalls geſchwaͤchet worden; ſie wird insgemein mit allerhand Getreydig und ErdFruͤchten ausgezieret und abgeſchildert.
Ceruaton,
Anna, ein ſchoͤnes und gelehrtes Spaniſches Frauenzimmer im Anfang des 16. Seculi, hat ſich ſonderlich auf die Humaniora geleget, und mit groſſer Lebhafftigkeit Latein geredet und geſchrieben, wie ſie denn auch ſehr ſinnreiche lateiniſche Briefe verfertiget hat.
Cervelat,
Sind kurtze dicke und ſehr derb geſtopffte Fleiſch-Wuͤrſte, welche in Italien gemachet, geraͤuchert und in Teutſchland verfuͤhret werden: man kan ſie entweder rohe genieſſen, oder der Koch ſchneidet ſie in Scheiben, und garniret damit die Schuͤſſeln, oder brauchet ſie mit unter die Italiaͤniſchen Salate.
Chagrin,
Iſt eine Art eines ein oder zweyfaͤrbigten (ſo man insgemein ſchielicht nennet) ſeidenen Zeuges, ſehr ſtarck und dichte an einander piccirt von unterſchiedener Sorte, und Guͤte, deſſen ſich das Frauenzimmer bey ihrem Putz und Auskleidung zu bedienen pfleget.
Chalciope,
War des Colchiſchen Koͤnigs Æetæ Tochter, der Medea Schweſter und Phryxi Eheweib.
Cha-
(0194)
[Spaltenumbruch]
Chal Char
Chalotte, ſiehe Schalotte.
Chamelouque,
Iſt ein lang niedergelaſſenes aus allerhand ſeidenen oder andern Zeugen verfertigtes Ober-Kleid mit Schlaff-Peltz-Ermeln und gantz glatten Leibe, deſſen ſich das Frauenzimmer zu bedienen pfleget. Die Vornehmen ſtecken die Schleppe oder den Schweiff davon auf die eine Seite, die Gemeinen aber tragen ſie gleich aus, weßwegen ſie auch nicht gar zu lang daran geſchnitten wird.
Champignon, ſiehe Pfifferling.
des Champs,
Magdalena, ein gelehrtes Frauenzimmer in Franckreich, war eine Gemahlin des Controlleurs Servin, Herrn von Pinoches und eine Mutter Ludovici Servin de Pinoches, eines gelehrten Parlaments Advocaten. Sie lebte 1584. und ſchrieb Memoires touchant la Police de France, Griechiſche, Lateiniſche und Frantzoͤiſche Gedichte.
Chariclo,
War des Apollinis Tochter, und des Centauri Chironis Eheweib.
Charites, ſiehe Gratien.
Charixena, ſiehe Carixena.
Charmiren,
Iſt eine heimliche Entdeckung der Liebe, wenn ein Frauenzimmer einer Manns-Perſon durch allerhand liebreiche Blicke und verlieb[Spaltenumbruch]
Chaſp Chen
te Minen zu verſtehen giebet, daß ſie ihm nicht ungeneiget ſey.
Chaſpia,
Oder Cozbia, war eine Fuͤrſtliche Midianitiſche Princeßin, deren Vater Sur, geheiſſen. Numer. 25. v. 7. 8. 14. 15. 18. darbey aber ein aberglaͤubiſches und ketzeriſches Weibesbild, ſo in der Kirchen Gottes viel Aberglauben erweckte, weßwegen ſie auch von dem Prieſter Pinehas ſamt Simri einem Iſraelitiſchen Fuͤrſten erſtochen ward. Vid. Joſeph. Antiquitat. Jud. lib. 4. fol. 63.
de Chate, ſiehe des Jardins Marie Catherine.
di Chateaunef,
Maria oder Landini, eine virtuoſe und beruͤhmte Saͤngerin in Italien.
Chenellen,
Deutſch: Schoͤnellgen, ſind ſam̃tne Schnuͤrgen von allerhand couleuren, ſo gantz zarte von Sammet abgeſchnitten und auf Saͤyten oder auf ſubtilen Drat gewunden werden, ſo das Frauenzimmer entweder vorn in den Fontangen, oder an den Halstuͤchern, oder auch an Roͤcken traͤgt, werden auch ſonſt Raͤupgen genannt.
Chenellen-Kappen,
Seynd ein ſchwartzes ſeidenes leichtes Gewebe, mit ſo genannten Chenellen oder Raͤupgen durchſchlungen, deſſen ſich das Frauenzimmer bey Winters-Zeit uͤber die Fontangen geſchlagen zu bedienen und damit wieder die Kaͤlte zu ver-
wahren
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[Spaltenumbruch]
Chem Chev
wahren pfleget, ſie ſeynd entweder halb oder gantz chenelliret.
de Chemeraut,
Magdalena, ein gelehrtes Frantzoͤiſches Frauenzim̃er aus Poitiers, hat ein und andere Sachen ſowohl in gebundener als ungebundener Rede herausgegeben, ſie lebte 1584. Vid. Hilar. Coſt. Elog. Illuſtr. fœminar.
von Chemnitz
Maggaretha, war A. 1500. Kuͤſterin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig Bernhardiner Ordens.
Cheron,
Mademoiſelle. Eine beruͤhmte Frantzoͤiſche Kuͤnſtlerin im Mahlen.
Chevalier
Mariana, eine Frantzoͤſin, Jacobi Chevalier Tochter, eine gelehrte Dame, ſintemahlen ſie in der Hiſtorie, Geographie, Arithmetic und in der Muſic ſehr erfahren, weswegen ſie von Deviſeo in Mercur. Pol. A. 1684. Febr. M. p. 179. & 80. ſehr geruͤhmet wird. Juncker. Centur. Fœm. illuſtr. p. 29. & 30.
Chevenſia,
Sara, eine Engellaͤndiſche Qvaͤckerin, ſo der Qvaͤcker Secte zugethan, und etliche Qvackeriſche Tractaͤtlein geſchrieben. Sie war eine vertraute Freundin und beſtaͤndige Begleiterin der Quackeriſchen Catharina Evanſia, mit der ſie auch gleiche fata erfahren. Siehe Evanſia Catharina.
[Spaltenumbruch]
Chid Chlor
Chideley,
Catharina, eine Engellaͤnderin, der Independenten Secte zugethan. Vid. Hornii Hiſtor. Eccleſ. p. 577. hat ihrer ſehr viele zu dem Browniſmo (deſſen Irrthuͤmer Hornius l. c. p. 532. beſchreibet) verfuͤhret. Sie hat ihre Secte in einem Buche defendiret, welches ſie unter dem Titul heraus gegeben: The Juſtification of the independant churches of Chriſt. Londin. 1641. in welchen ſie zugleich wieder Mag. Eduard. Presbyterianum ſchreibet. Vid. Hallervordii Bibliothec. Curioſ. p. 45.
Chilonis,
Eine gelehrte Dame, des beruͤhmten Chilonis Lacedæmonii, eines von denen 7. Weiſen aus Griechenland, Tochter, war in der Philoſophie ſehr erfahren, und der Pythagoriſchen Secte zugethan. Vid. Menagium in Hiſtor. Mulier. Philoſophic. pag. 60.
Chione,
War bey den Alten eine beruffene und ſehr beruͤhmte Hure. Martialis und Juvenalis gedencken ihrer offt.
Chloris,
Sonſt Flora genannt, die Goͤttin der Blumen, welche, da ſie den Zephyrus geheyrathet, von ſelbigen die voͤllige Bothmaͤßigkeit uͤber alle Blumen erhalten. Siehe Flora.
Chloris,
Des Amphions und der Niobe Tochter, welche an den Neleum verheyrathet ward, auch demſelbi-
gen
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Choccolate
gen den Neſtor und andere Soͤhne mehr gezeuget; ward wegen ihrer Mutter Hochmuth, mit ihren ſaͤm̃tlichen Geſchwiſter von der Diana erſchoſſen.
Choccolate,
Iſt eine gewiſſe paſta, ſo aus der Indianiſchen Frucht Caeao und etlichen Gewuͤrtzen, als Zim̃et, Naͤglein, Vaniglia, pipere indico nebſt Zucker nach der Americaner Compoſition, ehe die Spanier dahin gekommen, bereitet, und durch die kleinen Indianiſchen gruͤnen Mandeln Achioti genannt, gefaͤrbet wird. Ich glaube auch gantz gerne, ſolche werde in der Arbeit verbrennt, wenn man ſie nicht uͤber den Lapidem Metate præciſe zurichtet. Man haͤlt die Weſt-Indianiſchund Spaniſche vor delicater als die Hollaͤndiſche, welche hernach mit Waſſer, Milch oder Wein gekochet einen angenehmen Tranck giebt, ſo der Geſundheit ſehr zutraͤglich ſeyn ſoll. In der Kuͤche hat ſie bisweilen auch ihren Nutzen, und wird oͤfters ein Creme oder geſaltzte Milch daraus gemachet.
Choccolaten-Schaͤlgen, oder Koͤpffgen,
Seynd kleine laͤnglicht runde von Porcellain verfertigte Geſchirr mit ihren darzu gehoͤrigen rundflachen Naͤpffgen, woraus das Frauenzimmer die Choccolate zu trincken pfleget.
Choccolaten-Topff,
Iſt ein laͤnglicht runder kuͤpfferner Pott auff drey Fuͤſſen ſtehend und vornher mit einer Schnautze [Spaltenumbruch]
Chriſtb Chriſti
verſehen, hat oben in dem Deckel ein Loch, worinn der Qvirl ſtecket, mit welchen man die darinnen gekochte Choccolate lauter quirlt.
Chriſt-Beſcherung,
Iſt ein allgemeiner Gebrauch und altes Herkom̃en, da die Eltern ihre Kinder zur H. Chriſtzeit mit allerhand Spielwerck und andern ihnen noͤthigen Sachen beſchencken unter den Vorwandt, als haͤtte ihnen ſolches der ſo genannte Heilige Chriſt zugeſtellet.
Chriſtiana Wilhelmina,
Hertzog Johann Adolphs von Sachſen Weiſſenfels zweyte Gemahlin, ſie war eine Fuͤrſtin von vielen herrlichen Wiſſenſchafften und ſchoͤnen Studiis und noch darbey eine nette Poetin.
Chriſtina,
Guſtaphi Adolphi, Koͤnigs in Schweden Tochter, ward A. 1626. gebohren, und ſuccedirte ihrem Vater, bey deſſen Lebens-Zeit ſie ſchon A. 1627. zu einer Koͤnigin erklaͤret ward, in der Crone, die ſie aber A. 1654. wieder niederlegte. Eine Koͤnigin nicht nur von heroiſchen Gemuͤthe und vortrefflicher Tapfferkeit, deren Helden Proben ſie hier und dar blicken laſſen. Vid. Boecler. Hiſt. Bell. Sueco-Danic. Ziegler. im Schauplatz taͤglicher Zeiten. Pufend. in Introduct. ad Hiſt. ſondern auch von erſtaunenswuͤrdiger Gelehrſamkeit u. ein rechtes Wunder ihrer Zeit, daß man mehr bewundern als beſchreiben kan. Vid. Anonym. Leben der Koͤnigin Chriſtina von Schweden, Lipſ.
A. 1705.
(0197)
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Chriſtina
A. 1705. Puſtendorffs Einleitung P. II. p. 674. Zieglers Schauplatz der Zeit. p. 393. usque 665. Tentzels curioſe Bibliotheq. A. 1706. p. 345. Ihre ausbuͤndige Gelehrſamkeit und Wißenſchafft kan man daher abnehmen, weil ſie nicht nur mit denen gelehrteſten Cardinælen und andern beruffenen Maͤnnern, als: Salmaſio, Heinſio, Cartheſio, Kirchero, u. d. g. m. als eine groſſe Goͤnnerin gelehrter Leute taͤglich Briefe gewechſelt, ſondern auch ihr hier und dar von gelehrten Leuten allerhand Schrifften und Buͤcher, als einer wahren und aͤchten Kennerin dediciret worden, wie deñ des Claudii Sarravii Sohn, Iſaacus genannt, A. 1654. ihr ſeines Vaters Epiſteln dediciret, uͤberdiß auch viele andere herrliche Panegyrica ihr zu Ehren geſchrieben worden, dergleichen Henricus Valeſius, Sam. Bochartus und andere mehr gethan. Uber dieſes ſoll dieſe Grundgelehrte Koͤnigin ſich auch noch in ihrem 70. Jahr auff andere gelehrte Wiſſenſchafften, als die Alchimie, Aſtronomie, Antiquitæten und andere curioſa geleget haben. Anno 1645. hat ſie den bekannten Amaranthen Orden geſtifftet, vid. Gryphii Entwurff von geiſt- und weltlichen Ritter Orden p. 242. & ſeqq. und dieſen dem Spaniſchen Geſandten, Don Antonio Pimentel. zu Ehren. Vid. Zeitungs-Lexicon voc. Amaranthen Orden. Von ihren gelehrten Sachen und Schrifften iſt vor allen andern leſens wuͤrdig diejenige ausbuͤndig ſchoͤne Epiſtel, in der ſie ihre Gedancken uͤber den enthaupteten Koͤnig Carl Stuart in Engel[Spaltenumbruch]
Chriſtina
land entworffen. Vid. Ulric. Huber. Inſtit. Hiſtor. Civil. P. 3. l. 2. p. 638. & ſeqq. wie auch ihre vortreffliche und bewegliche Oratio vaIedictoria, worinnen ſie dem Reiche und der Crone ad jeu faget; ſie hat ſie zu Upſal 1654. im Monat Febr. gehalten. Vid. Thom. Crenium in Animadverſ. Philologic. Hiſtoric. P. 4. c. 4. & 5. p. 152. Jedoch ſo groß ihr Ruhm bey der gelehrten Welt geweſen, ſo iſt doch ſelbiger durch ihre Aopſtaſie in etwas verdunckelt worden, da ſie die Lutheriſche Religion abſchwur, und zu der Roͤmiſch Catholiſchen unter dem Nahmen Chriſtina Maria Alexandra, uͤbertrat. Wodurch ſie dem P. Franciſco à S. Auguſtino Gelegenheit gab ſeine Palladem togatam i. e. Reginam Sueciæ fidem amplexam Romanam A. 1656. in 4to heraus zu geben. Vid. Morhof. Polyh. p. 270. Endlich iſt ſie zu Rom A. 1686. im 63. Jahr ihres Alters geſtorben, und hat Menagius in Lectionibus Italicis p. 66. in einem gelehꝛten Carmine ihꝛen Todt beklaget. Sarruvius hat ihr zu Ehren folgendes Epigramma aufgeſetzet, welches in der Uberſetzung alſo lauten duͤrffte:
Ihr! die ihr Phoebo ſucht ein Opffer anzuzuͤnden, Und wiederum von ihm nach Pallas Tempel zieht, Erſpahret euch den Weg, und ſeyd nur unbemuͤht, Dieweil ihr beyde koͤñt hier in Chriſtinen finden.
Chriſtina,
Gebohrne Landgraͤfin von Heſ-
ſen,
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Chriſtina
ſen, ſo an Hertzog Johann Ernſt von Sachſen Eiſenach vermaͤhlet ward. Sie war gebohren Anno 1578. und hatte keine geringe Wiſſenſchafft in der Hiſtorie und Ma theſi erlanget. Anno 1658. ſtarb ſie im 80. Jahr ihres Alters.
Chriſtina,
Eine zu ihrer Zeit ſehr bekannte und gelehrte Jungfer, ſie wohnete zu Loͤwen in Brabant, und lebte zu der Zeit Mariæ Oegniacenſis: es iſt ein gewiſſes Buch von ihr herausgekommen, worinnen ſie das Leben Chriſtinæ eines Weibes aus Spanien beſchrieben. Vid. Vosſium in Appendic. ad Hiſtor. lat. pag. 817. Ihr Leben hat weitlaͤfftig beſchrieben Thomas de Cantiprato, man kan auch Laurent. Surium Tom. 3. die 23. Junii von ihr leſen.
Chriſtina,
Eine Italiaͤniſche Jungfrau, waꝛd von ihrem Heydniſchen Vater erſtlich in einen Thurm geſetzet, hernachmahls aber denen Henckern uͤbergeben, welche ſie auf alle erſiñliche Art gepeiniget, und als ſie ſelbige weder mit Feuer verbrennen, noch im Waſſer erſaͤuffen konten, iſt ſie endlich unter dem Kayſer Juliano mit Pfeilen, ihrer Standhaftigkeit wegen, als eine Martyrin todt geſchoſſen worden.
Chriſtina,
Die Wunderbahre genañt, ſtarb A. 1224. nachdem ſie zu vorher im Pabſtthum mit ihren vermeynten Offenbahrungen und Entzuͤckungen viele unſchuldige Seelen [Spaltenumbruch]
Chriſtina Chrone
bezaubert, worvon weitlaͤufftig Voetius in Diſſert. Select. l. II. p. 613. 1067. handelt.
Chriſtina,
Eine reiche und vornehme Jungfer in Tyro, ſo wegen des Chriſtlichen Glaubens als eine ſtandhaffte Martyrin enthauptet ward. Auguſtin. in Explicat. Pſalm. 120.
Chriſtina,
Ein gemeines Bauer-Maͤgdlein aus Kundſtrup, war des Weltberuͤhmten Mathematici Tycho de Brahe Gemahlin.
Chriſtina Pariſienſis, ſiehe Chriſtina Piſana.
Chriſtina Piſana.
Sonſt Pariſienſis genannt, ein in allerhand Wiſſenſchaften und gelehrten Sachen wohlerfahrnes Weibesbild: ſie hat ein Buch unter dem Titul, Theſaurus civitatis mulierum, geſchrieben, wie auch ein ſehr groſſes Werck, ſo ſie Viam magni ſtudii benennet, welches Carolo VI. Koͤnige von Franckreich von ihr dediciret worden. Ferner das Lob der Weiber, it. Jacobi M. Sententiarum Collectionem, ſo unter dem Nahmen Sophologii heraus kommen, aus dem Lateiniſchen uͤberſetzet und in ein compendium gebracht. Naudæus Epiſtol. 49. apud Magir Eponymol. Critic. p. 210. ſie hat ohngefehr vor 200. Jahren gelebt. Verdier. Bibliot. p 165.
Chrone,
Des Deucalionis Tochter von
ausbuͤn-
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Chudleich Cicori
ausbuͤndiger Schoͤnheit, ward von dem Apollo und Mercurius ſehr geliebet; von welchen beyden ſie auch Kinder gezeuget. Ward von der Diana, uͤber deren Schoͤnheit ſie ſich erheben wolte, mit Pfeilen erſchoſſen.
Chudleich,
Mary, eine vortreffliche Engellaͤndiſche Poetin, deren Gedichte A. 1703. zu Londen heraus gekommen, und welche groſſe approbation erhalten.
Churfuͤrſtin,
Iſt eine aus Fuͤrſtl. oder andern hohen Stamm und Bluͤte entſproſſene Princeßin, ſo einen Churfuͤrſten zum Gemahl hat.
Cibeben,
Paſſulæ, Cibebæ, Raiſins de cabas, ſind lange blaue Roſinen von guten Geſchmack, ſo nur einen Kern haben, ſie wachſen in Spanien und Franckreich, wie die Weintrauben, und wenn ſie abgetrocknet worden, werden ſie in groſſer Menge zu uns in Deutſchland gebracht: ſie ſtaͤrcken den Magen, und eroͤffnen die Leber, und geben bey Abfuͤhrung der Cruditæten gute Nahrung, dahero ſie der Koch zu vielen Speiſen, ſolche wohlgeſchmack und geſund zu machen, mit Nutzen anwendet, welche ſich aber uͤber etliche Naͤchte, der Saͤure wegen, nicht halten laſſen.
Cicori,
Cichoreum Sativum, Cichorea, Chicorèe, iſt ein Wurtzel-Gewaͤchs von kuͤhlender Art, und alſo in allen innerlichen Gebrechen des Magens, der Leber, des Miltzes, und [Spaltenumbruch]
Cimbur Cingu
der Nieren eine geſunde Speiſe; dieſe Wegwart-Wurtzeln werden erſt in Waſſer abgebruͤhet, denn dienen ſie zum Salat; koͤnnen auch uͤber Fleiſch und Huͤner warm gekochet werden, desgleichen das Kraut davon oder die gelben Keimlein, welche man auch rohe und mit Oel u. Eßig genieſſen kan; man tractiret dieſe Wurtzel in Frantzoͤiſchen Kuͤchen wie Scorzonera-Wurtzel, und machet eine Bruͤhe von geſottenen Waſſer, Eyerdotter, und zerlaſſener Butter, mit Muſcaten abgewuͤrtzt, druͤber.
Cimburga,
Alexii Hertzogs in Maſſovien Tochter und Erneſti Hertzogs in Oeſterreich Gemahlin, hatte von Natur eine dem weiblichen Geſchlechte ungewoͤhnliche Staͤrcke, angeſehen ſie mit ihrer bloſen Hand den ſtaͤrckeſten Nagel ſondern eimgen Schmertz oder Verletzung in die Wand und Mauer ſchlagen konte.
Cinq premier machen,
Heiſſet in L’Ombre-Spiel, wenn der Spieler die fuͤnff erſten Leſten ſonder Einſtechung der Wiederſpieler machet, und ſich ſelbige abſonderlich von denen andern bezahlen laͤſt.
Cinquille,
Iſt eine gewiſſe Art von L’Ombre Spiel, ſo das Frauenzimmer zu ſpielen gewohnet iſt: die Karte wird unter fuͤnff Perſonen zu acht Blaͤttern ausgetheilet, und muß in Ermanglung eines Spielers diejenige Perſon, ſo die Eſpadille hat, par force ſpielen; wer zwey Koͤnige
hat,
Frauenzim̃er-Lexicon. M
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Circe Citiren
hat, muß ihm, wenn er nicht ſolo ſpielet, helffen; ſeynd die Koͤnige aber zertheilet, ruffet er denjenigen auf, den er zu ſeinem Entro vor den dienlichſten haͤlt; die beyden Spieler rechnen ihre Leſten zuſammen.
Circe,
Eine Tochter der Sonne und des Perſes, war in der Zauberey ſehr erfahren, indem ſie des Glauci Geliebte, die Scyllam, nicht nur in ein Meerwunder, ſondern auch des Ulyſſes Gefehrten in allerhand wilde Thiere verwandelte; wiewohl ſie denen letztern wiederum zu ihrer vorigen Geſtalt verholffen.
Cither,
Iſt ein mit einem breit hohlen Bauch und langen Halſe verfertigtes Inſtrument und Saitenſpiel mit draͤternen Saiten bezogen, ſo mit denen Naͤgeln oder einer Federkiele geruͤhret wird, worauf das Frauenzimmer zu ſpielen und darein zu ſingen pfleget.
Cithringen,
Iſt eine kleine Art von einer Cither, mit draͤternen Saiten bezogen, wird von dem Frauenzimmer mit einer ſpitz geſchnittenen FederKiehle geriſſen und geſpielet.
Citiren in dreyer He[r]ren Landen,
Iſt eine in den Rechten zugelaſſene oͤffentliche Ladung, vermoͤge deren eine Ehefrau ihren fluͤchtigen oder ſich auswaͤrtig im verborgnen aufhaltenden Mann, der ſie liederlich und ſonder Schuld verlaſſen, binnen einer gewiſſen und in denen Rechten vorgeſchriebenen Friſt oͤf[Spaltenumbruch] [[Spaltenumbruch] ]
Citron
fentlich fodern und laden, auch ſolche Citation in dreyer Herren Landen an die Kirchthuͤren anſchlagen laͤſt.
Citron,
Malum Citreum, Citron, eine bekannte Baumfrucht, von annehmlichen Geruch, ſaͤuerlichen Geſchmack, und geſunder Wirckung: ſie wachſen haͤuffig in Spanien, Welſchland und Portugall, von da ſie in Deutſchland gebracht werden. Die wir in Sachſen haben, ſind meiſt Botzner Gut aus Tyrol, oder hieſige erzeugte Fruͤchte. Von deren Cultur hat man den herrlichen Tractat Hermani Grube Lübec. ſub Tit. Analyſis mali citrei compendioſa. Hafniæ 1688. in 8 vo. item. Pontani hortos Heſperidum. Man braucht ſelbige ſo wol in Apotheckẽ, als auch in Kuͤchen, maſſen der Koch die Eſſen annehmlich dadurch macht, oder ſelbige bißweilen damit garniret.
Citronen oder Pommerantzen Brodt zu backen,
Thut von zwey friſchen Eyern das Weiſſe in eine Schuͤſſel, zerruͤhret es fein duͤnne und wohl, reibet alsdann von zwey ſchoͤnen friſchen Citronen oder von Pommerantzen die aͤuſſerlichen Schalen ab, und ruͤhret es unter das Eyerweiß, deñ miſchet 2. Pfund Puder-Zucker darunter, machet alsdenn runde Kugeln daraus, wie ein Eyerdotter groß, treibet es auf, und machet runde dreyeckigte und laͤnglichte Kuͤchlein daraus, legt ſelbige auf Papier, und backet ſie in der Pfannen, biß daß ſie auflauffen.
Citronen-
(0201)
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Citronen Claudia
Citronen Reiſſer,
Iſt ein gewiſſes Koch-Inſtrumentlein, wormit man die Citronen, ſo auf die Schuͤſſelraͤnder geleget werden, zu reiſſen und auszuſtechen pfleget.
Civitelliſchen Weiber
Dieſe waren tapffere und recht behertzte Weiber, ſo ſich bey der Belagerung Civitella, einer Stadt in Neapolis, ſo A. 1557. von Guiſio unternom̃en ward, recht ſtreitbar und heldenmaͤßig erwieſen, angeſehen ſie wie ihre Maͤnner bewafnet, mit auf die Stadt-Mauren giengen, den durch den Feind angethanen Schaden der Mauren bey Nachtzeit wiederum erſetzen holffen, Ausfaͤlle mit thaten, und ohngeachtet ihrer viele von ihren Geſchlechte darbey getoͤdtet wurden, dennoch in ihrer tapffern Gegenwehr beſtaͤndig und wundernswuͤrdig fortfuhren. Vid. Thuan. T. III. L. 28. ad A. 1557.
Claudia,
Eine von denen Veſtaliſchen Jungfrauen; welche, als man ſelbige einiger Unzucht beſchuldigen wolte, um ihre Unſchuld darzuthun, mit ihrem Guͤrtel ein groſſes Schiff, ſo viel 1000. Menſchen nicht bewegen mochten, allein fortgezogen.
Claudia,
Des Statii Papinii, eines vortrefflichen Roͤmiſchen Poeten und Redners, Eheweib, ſo gleichfalls ſehr gelehrt geweſen: ſie hat unter dem Domitiano gelebet, und als dieſer Kaͤyſer verſtorben, hat ſie ſich [Spaltenumbruch]
Claudia
mit ihrem Mann nach Neapolis begeben, allwo ſie, als ein vortreffliches gelehrtes und in allen Kuͤnſten erfahrnes Weib, ihrem Manne nicht wenig zu ſeinem Wercke befoͤrderlich geweſen. Vid. Raviſ. Textor. in Offic. l. 4. c. 12. p. 344.
Claudia,
Ein in allerhand guten Kuͤnſten wohl erfahrnes und gelehrtes Weib, weswegen ſie Plutarchus nicht wenig geruͤhmet. Vid. Joh. Frauenlob in der Lobwuͤrdigen Geſellſchaft gelehrter Frauenzimmer. p. 10.
Claudia,
Bectozia, wurde nur Scholaſtica genennet, war aus Franckreich gebuͤrtig, hat vieles in Lateiniſchen und auch Frantzoͤiſchen Verſen geſchrieben, und ward deſſentwegen von Franciſco I. ſehr hoch gehalten. Nachdem ſie ſich zu der Secte der Academicorum bekennt, ſtarb ſie A. 1547. Vid. Hilar. Coſt. Elog. foem. illuſtr. T. II. p. 8. p. 755. Conf. Lud. Domin. d. Nobil. foemin. it. Fr. Auguſtin. Theatr. foem. illuſtr.
Claudia Felicitas,
Ertz-Hertzogin von Oeſterreich, zu Inſpruck, Erb-Princeßin von Tyrol, Kaͤyſers Leopoldi andere Gemahlin, ſo A. 1673. den 15. Octobr. vermaͤhlet ward, aber kurtz darauf A. 1676. wieder verſtarb. Sie war eine gelehrte Princeßin, maſſen ſie in Hiſtorien und auslaͤndiſchen, auch lateiniſcher Sprachen unvergleichlich erfahren geweſen. Vid. Weiſium im curioeſen Anhange des polit. Nach-Tiſches. p. 89.
Claudia,
M 2
(0202)
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Claudia Claͤlia
Claudia Rufina, ſiehe Rufina.
Clavier,
Iſt ein lang breites mit draͤternen Saiten bezogenes Inſtrument, vornher mit Clavieren (worinnen die Iangenten ſtecken,) verſehen, und in gehoͤrige und richtige Thone abgetheilet, worauf das Frauenzimmer insgeme in nach der teutſchen oder welſchen Tabulatur ſpielen lernet.
Clavier- oder TabulaturBuch,
Heiſſet ein zuſammen gehefftetes oder gebundenes laͤnglichtes Buch, worinnen die Muſicaliſchen Stuͤcken und Parthien, ſo das Frauenzimmer ſpielen erlernet, von ihrem Informatore und LehrMeiſter eingeſchrieben ſtehen.
Clælia,
Eine behertzte und heroiſche Roͤmiſche Jungfrau, welche nebſt andern ihres gleichen dem Koͤnig Porſenæ, welcher Rom belagerte, zur Geiſſel gegeben ward: ſie betrog aber die Waͤchter, und ſchwamm durch die Tyber wiederum gluͤcklich in die Stadt, weßwegen ihr auch eine Ehren-Saͤule in der groſſen heiligen Straſſe zu Rom geſetzet ward. Daher Loredano von dieſem klugen Weibesbild geſaget: die Natur haͤtte einen Fehler begangen, daß ſie dieſe maͤnnliche Seele in einen weiblichen Coͤrper verwieſen. Vid. Licium L. II. c. 13. & Virgil L. 8. Æn.
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Clea Cleobulina
Clea,
Hat zu den Zeiten des gelehrten Plutarchi ums Jahr Chriſti 100. gelebet, der ihr auch ſein Buch de Virtutibus dediciret; worinnen er bezeuget, daß ſie deſſentwegen viel Buͤcher geleſen habe, und ſie Librorum Lectione verſatam nennet. Ja er geſtehet ſelber, daß ſie, wie er aus ihren Diſcurſen abgenommen, in der Philoſophie allerdings muͤſſe erfahren ſeyn. Vid. Menag. in Hiſt. Mulier. Philoſoph.
Cleachma,
War des beruͤhmten Autochoridæ Lacedæmonii Schweſter, ein in philoſophiſchen Wiſſenſchafften geuͤbtes Frauenzimmer, der Pythagoriſchen Secte zugethan. Vid. Menag Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 61. ſeq.
Cleo,
War eine ſolche Heldin im Trincken, daß ſie auch von dem allerberuͤhmteſten und ſtaͤrckeſten Saͤuffer nicht zu Boden getruncken werden konte. Athenæus l. 10. c. 12.
Cleobulina,
Des Cleobuli Lindii, eines der Sieben Weiſen in Griechenland Tochter, hieß ſonſten Eumetide oder Eumele, iſt eine vortreffliche Poetin und ſehr erfahrne Philoſopha geweſen. Sie hatte ſich ſonderlich in Hexametriſchen Verſen ſehen laſſen, auch darinnen viel Raͤtzel geſchrieben, von welchen allen aber nur noch ein einiges zu finden. Solches iſt aus dem Griechiſchen Text bey der Uberſetzung folgender Geſtalt gerathen:
Sagt!
(0203)
[Spaltenumbruch]
Cleopatra
Sagt! welcher Vater iſts wohl? der zwoͤlff Kinder hegt, Davon ein jegliches kan dreyßig wieder weiſſen, Wiewohl dieſelben nicht von gleicher Farbe heiſſen, Weil jenes ſich gantz weiß, diß aber ſchwaͤrtzlich traͤgt. Sie ſind zwar allerſeits unſterblich zu benennen, Und doch wird keines leicht zwey Tage leben koͤnnen.
wodurch ſie das Jahr von 12. Monathen, deren jeder dreißig Tage hat, ſo halb bey Licht, halb im finſtern ihren Lauff haben, verſtanden wiſſen will. Cratinus gedencket dieſer Cleobuline gleichfalls in einer Fabel, ſo er auch Cleobulinus nennet. Siehe den Laetium in Cleobulo, und Athenæum L. 4. c. 21.
Cleopatra,
Des Ptolomæi Auletæ Tochter, die letzte Aegyptiſche Koͤnigin, lag erſtlich mit dem Auguſto in Liebe, heyrathete hernachmahls aber den Antonium; welches den Auguſtum bewog, ihn mit Krieg zu uͤberfallen und darinnen zu uͤberwinden. Cleopatra, als ſie ſahe, daß es um ihren Antonium geſchehen, als welcher ſich ſelbſt auf der ungluͤcklichen Wahlſtadt den Reſt gegeben, folgte ihres Gemahls Exempel nach, legte gifftige Schlangen, A. M. 3932. an ihre Bruſt, und toͤdtete ſich alſo ſelber. Sie hat mit ihrem Bruder Ptolomæo IX. Dyoniſio vier Jahr zugleich, nach ſeinem Tode aber 17. Jahr allein regieret, und war 39. Jahr alt, als ſie ſtarb, inzwiſchen hieſſe ſie ſehr ehrgeitzig, [Spaltenumbruch]
Cleoph Clerica
welches aus ihrem koſtbaren Con vivio, bey welchen ſie dem Antonio eine Perl eines Koͤnigreichs werth, in Eßig zerlaſſen vorſetzte, zu ſchlieſſen. Nechſt dieſem war ſie der Geilheit ſehr ergeben, maſſen ſie ſelbſt geſtanden, daß ſie niemahls darinnen koͤnte vergnuͤget werden: ſonſten aber wird ſie ihrer Gelehrſamkeit wegen ſehr geruͤhmet, maſſen ſie ſo vieler Sprachen kundig war, daß ſie mit denen Arabern, Egyptiern, Ebraͤern, Griechen, Syrern und Medern fertig reden konte. Dahero ihr Antonius die koſtbare Pergameniſche Bibliothec verehrte, durch welche ſie die Ptolomæiſche wieder aufrichtete. Sie hat unterſchiedenes geſchrieben: als De Menſuris & Ponderideribus: de Unguentis pretioſis: de Chymia ſive arte aurum faciendi und andere mehr. Vid. Eberti Cabinet des gelehrten Frauenzimmers. p. 100.
Cleophes,
Koͤnigin in Indien, die Mutter des Aſſacani, war eine Dame von heldenmuͤthiger Tapfferkeit und recht heroiſchen Geiſte, ſo ſich lange Zeit wieder den Alexandrum durch ihre kluge Anſtalt und Tapfferkeit gewehret, biß ſie endlich aus Noth gezwungen ward ſich zu ergeben. Vid. Curtius l. 8. c. 53.
Clerica,
Maria, war eine Engellaͤndiſche Quaͤckerin und Schwaͤrmerin, ſo zu Boſten in Neu-Engelland, weil ſie ſich ihrer ſchoͤnen Glaubens Genoſſen gewaltig annahm, mit Ruthen geſtrichen und ins Gefaͤngniß geworffen ward.
Clio,
M 3
(0204)
[Spaltenumbruch]
Clio Claſia
Clio,
Die erſte unter denen Muſen und Pierinnen: Die Ehre und Ruhm genannt, ſo die Tichter von ihrer Poeſie zu hoffen.
Clitagora,
Von Lacedæmon aus der Inſul Morea, eine Poetin, ſo zu ihrer Zeit gar beruͤhmt ſoll geweſen ſeyn. Vid. Scholiaſt. Ariſtophan. Veſp. 519. & 20.
Clitus,
Eine alte Griechiſche Poetin. Der beruͤhmte Amphiſtratus hat ihre Seule verfertiget, ſoihr zu Ehren auffgeſetzet worden. Vid. Tatian. Orat. Contr. Græc. p. 168.
Cloſter-Jungfrau, ſiehe Nonne.
Clotho,
Eine von den Parcen, ſo den Lebensfaden ſpinnen.
Clotildis,
Koͤnigin der Francken, eine behertzte und tapffere Dame, welche weil ihr Gemahl Clodoveus den an ihrẽ Eltern begangenen Mord nicht ſattſam gerochen, nach deſſen Tode ihren juͤngſten Sohn auffmunterte und durch behertztes Zureden dahin brachte, daß er die Burgundier mit Krieg uͤberzog. Vid. Kranz. L. II. Wandal. c. IX. n. 29.
Cluſia,
Ein ſehr ſchamhafftes Frauenzimmer und Tochter des Koͤnigs Tuſci, welche der Kaͤyſer Torquatus, ſo gegen ſelbige entbrandt war, [Spaltenumbruch]
Clymene Cocaͤ
von dem Tuſco zur Gemahlin begehret, weil er aber ſelbige nicht bekahm, ließ er die Stadt beſtuͤrmenCluſia ſolches erſehend, ſtuͤrtzte ſich von einen Thurm herunter, weil aber der Wind ſich in ihre Unterkleider verfangen, fiel ſie ſonder Schaden und Verletzung auf die Erde.
Clymene,
Die Tochter des Oceanus und der Thetis, des Japeti Weib. Dergleichen Nahmen fuͤhrte auch der ſchoͤnen Helena ihre Bediente und Vertraute, ſo mit ihr nach Troja gienge.
Clytemneſtra,
Des Tyndarus und der Ledæ Tochter, des Koͤnigs Agamemnonis Gemahlin, welchen ſie, als er aus dem Trojaniſchen Kriege wieder zuruͤcke kam, mit Huͤlffe ihres KebsManns und Ehebrechers des Ægiſthus umgebracht. Welche Mordthat der Sohn Oreſtes an beyderſeits Verbrechern wiederum gerochen.
Clytia
Oder Clytie, eine von des Oceani Nymphen, ſo mit dem Apollo in Liebe lag; ward zuletzt in ein Kraut, Wegwart oder Sonnenwende genannt, verwandelt. Dergleichen Nahmen fuͤhrte auch des Tantalus Eheweib und Amphidamantis Tochter. Item des Amyntoris Concu. bine.
Cocæ,
Des Antonii Coci ſehr gelehrte Toͤchter, ſo vortrefflich in dem Griechiſchen und Lateiniſchen ſollen geweſen ſeyn; Wie Cambdenus in ſeinen Annalibus p. 284. berichtet.
Codille
(0205)
[Spaltenumbruch]
Codille Colum
Codille gewinnen,
Heiſſet im L’Ombre Spiel, weñ derjenige, ſo nicht ſpielet und entriret hat, das Spiel dem Spieler abgewinnt, und mehr Leſten als dieſer, oder auch nur 4. wenn die andern vertheilet ſind, macht.
Colemannin,
Anna, war eine Engellaͤndiſche Qvaͤckerin und Schwaͤrmerin, zu Dover, ward ihrer ketzeriſchen Lehren und Hartnaͤckigkeit wegen gegen die Obrigkeit des Landes verwieſen. Vid. Croeſ. Hiſt. Quaker. l. ll. p. 542.
Colonna, ſiehe Columna Victoria.
Columna, Victoria oder Colonna,
Fabritii Colonnæ eines edlen Roͤmers Tochter und Gemahlin Ferdinandi Franciſci d’Avalos, Marquis von Pesqvaire. Sie iſt von ſolcher groſſen Gelehrſamkeit geweſen, das Folieta in ſeinem III. Buch de Latin. Ling. Præſtantia pag. 143. von ihr ſchreibet, er wuͤſte ſelbſt nicht, ob bey dieſer gelehrten Colonna der weibliche Ruhm dem maͤnnlichen beykaͤme oder gar uͤbertraͤffe. Uberdiß iſt ſie in der Poeſie von ſolcher Fertigkeit geweſen, daß man faſt nicht ihres gleichen zu ihrer Zeit gefunden, Flamin. l. 2. Carm. p. 186. it. Joh. Caſa p. 133. Opp. Gabriel Naudæus in Præfat. ad Leonhard. Aretin. Tract. de Studiis & Liter. Michael Havemann in Amuſio. Sect. II. c. 35. Gyrald. d. Poet. noſtr. tempor. l. 2. Pierius Valerian. in Epiſtol. [Spaltenumbruch]
Combe Cammer
prælim. l. 22. Hieroglyph. Der gelehrte Bembus hat viel Sonnette an ſie geſchickt, worauf ſie allemahl wieder geantwortet. Nach dem Tode ihres Gemahls wehlte ſie ſich die Einſamkeit und begab ſich in das Kloſter St. Marien zu Mayland, allwo ſie auch ihres verſtorbenen Gemahls des Marquis von Pesquaire beruͤhmten Thaten in einem Carmine beſchrieb, und im Jahr 1541. dieſes Zeitliche ſegnete. Hilarion de Coſte des Dames illuſtres. Von ihrer Poeſie ſiehe Teſoro di Concetti Poetici da Giovanni Ciſano P. II. p. 98.
Combe,
Eine Tochter des Aſopi, und Erfinderin der ehernen Ruͤſtungen, weswegen ſie auch Chalcis genennet wurde.
Comoͤdiantinnen,
Seynd diejenigen Weibesbilder, ſo in denen oͤffentlichen Schauſpielen mit auff dem Theatro agiren.
Commentgen,
Iſt eine kleine flache Schuͤſſel, darinnen die Duͤtſchen auffgeſetzet werden.
Commerin,
Clara Maria, war eine nette Poetin, ſo wohl in teutſchen als lateiniſchen Verſen, und ſoll mit dem Koͤnigl. Daͤniſchen Kriegs-Rath Paul Tſcherningen und andeꝛn gelehrten Maͤnnern groſſe Correſpondence, ſo meiſtens in Verſen beſtanden, gefuͤhret haben. Paullin. im hochund wohlgelahrten Frauenzimmer p. 33.
Commode,
M 4
(0206)
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Commo Compo
Commode,
Heiſſet dem Frauenzimmer derjenige von Drat gebogene, mit Leinwand uͤberzogene, und nach dem Kopffe eingerichtete runde Umfang, worauff die Fontangen und Auffſaͤtze geſtecket und befeſtiget werden.
Comnena, ſiehe Anna Comnena.
Compote,
Iſt ein von Eſſen von gewiſſen Fruͤchten, welche in Zucker geſotten, mit geſchnittenen Citronenſchelern oder Zimmet ꝛc. beſtreuet und in ſolcher Bruͤhe aufgetragen werden. Unſer Koch lehret hier dergleichen Eſſen mit und ohne Zimmet zubereiten, ſo leckerhaffte Maͤuler mit dem groͤſten Appetit verzehren.
Compote von Aepffeln,
Nehmet ſo viel Aepffel, als ihr brauchet, ſchaͤlet und ſchneidet ſelbige in 4. Theil, und thut den Krebs heraus, hierauff ſetzet in einem Geſchirr Zucker mit etwas Waſſeꝛ aufs Feuer, welches zuſammen ſieden muß; leget hernach die Aepffel drein, und laſt ſie darinne nur nicht gar zu weich werden: wann ſie dann weich ſind, ſo hebet mit einem Loͤffel ein Stuͤck nach dem andern heraus, und leget ſelbige auf die Schuͤſſel oder Teller, darauff ſie ſollen angerichtet werden, ſtreuet klein geſchnittene Citronſcheler druͤber, laſſets erkalten u. darnach auftragen.
Compote mit Aepffein und Zimmet,
Dieſe werden eben wie die vorigen gemachet, nur daß die Aepffel uͤber und uͤber mit Zimmet beſtreuet werden.
[Spaltenumbruch]
Concen Confect
Concente,
Heiſſen diejenigen glatten gemeinen wollenen und bundfaͤrbigten Zeuge, ſo einen ſtarcken gedreheten Drat haben, deren ſich das Weibes-Volck zu ihren HaußKleidern bedienet: ſie ſeynd entweder glatt oder gedruckt; die gantz ſchmahlen nennet man Quinetten. Einige nennen die Concente auch Polemit.
Concubine,
Heiſſet diejenige Weibes-Perſon, ſo ſich ein lediger Menſch oder Wittber, oder auch ein Mann ſtatt einer Beyſchlaͤferin haͤlt, doch ſonder Copulation, daher ſie auch nicht das Recht der Weiber genieſſen. Die von ihr erzeugten Kinder werden nicht vor ehrlich und zu allen Handthierungen tuͤchtig gehalten. In denen Roͤmiſchen Rechten waren ſolche Concubinen und Beyſchlaͤferinnen zugelaſſen, doch durffte ein Mann nur eine halten.
Condiren oder Einmachen.
Heiſſet allerhand Sachen in Zucker oder Honig ſieden oder ſetzen, damit ſie um ſo viel angenehmer im Geſchmack ſeynd, und ſich laͤnger halten moͤgen. Hierzu ſind tauglich, Wurtzeln, Rinden, Stengel, Fruͤchte und Obſt, auch etliche Blumen.
Confect,
Confitures, ſeynd allerhand mit Zucker uͤberzogene und candirte Sachen, ſo von denen Zucker-Beckern kuͤnſtlich zubereitet, und bey Hochzeiten, Verloͤbnuͤſſen, Beyſetzungen, Gaſtereyen und andern Mahlen aufgeſetzet werden.
Confe-
(0207)
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Confe Conſtan
Conferiren,
Oder beytragen, heiſſet, wenn die Weiber nach ihres Mannes Tode, weil ſie nicht nach ihrem Eingebrachten wieder greiffen, ſondern die Portionem Statutariam oder Pflichttheil an nehmen wollen, alle ihre Sachen mit in die Erbtheiles Maſſam bringen und einlegen. Doch duͤrffen ſie ihren weiblichen Schmuck und das Haußgeraͤthe, ſo ſie taͤglich brauchen, nicht mit conferiren. C. 20. p. 3. C. E. S. Carpzov. Def. 24.
Conradin,
Johanna Albertina, Gebohrne von Fletſcher aus Leipzig, war ein Frauenzimmer von vortrefflichen Verſtand und beſonderen Qualitæten, maſſen ſie nicht nur in der Hiſtorie, Genealogie, Geographie und Jure publico wohl verſiret, ſondern auch die Frantzoͤiſche, Italiaͤniſche und Lateiniſche Sprache zu reden und zu ſchreiben wuſte: ſie hat eins und das andere aus dieſen Sprachen uͤberſetzet, nicht aber aus beſonderer Modeſtie zugeben wollen, daß ſolches zum Druck befoͤrdert worden: ſie ſtarb A. 1699.
Conradine,
War nicht nur ehemahls eine virtuoſe Saͤngerin, ſondern auch vortreffliche Actrice auf dem Hamburgiſchen Theatro; ſoll aber nunmehro an einen Grafen vermaͤhlet worden ſeyn.
Conringin, ſiehe von Reichenbachen Madame.
Conſtantia,
Kaͤyſers Henrici VI. Gemahlin, [Spaltenumbruch]
Conſtan Conta
ſo in ihrem 50. Jahꝛ ihm noch einen Sohn, Fridericum II. in einem Zelt oͤffentlich und in Beyſeyn vieler Matronen gebahr. Faſell. Rer. Singular. Lib. 7. Dec. 2. Cap. pen. & Lib. 8. Cap. 1.
Conſtantia,
Kaͤyſers Conſtantini Schweſter, war eine groſſe Favoritin und Vertheidigerin des Ketzers Arii, geſtalt er durch ihre Vorbitte und Vertheidigung ſeine Freyheit voͤllig wieder erhielte. Vid. D. Schmid. Diſp. de Mulier. heterodox. §. 15. p. 21.
Conſtantia Sfortia,
Alexandri Sfortiæ Gemahlin hatte ſich von Jugend auf der Wiſſenſchafften beflieſſen, und nicht nur den Ciceronem, ſondern auch des Hieronymi, Lactantii, Gregorii und Ambroſii Opera fleißig geleſen. In der Poeſie war ſie ſo fertig, daß ſie auch ex tempore ein Carmen, ſo voller ſchoͤnen Penſéen, zu ſchreiben tuͤchtig war, da ſie doch niemahls einige Anweiſung und Unterricht darinnen bekommen. Sie hat gleichfalls eine gelehrte Tochter gehabt, Baptiſta genannt, welche ſich keinen geringen Ruhm bey denen Gelehrten erworben, ſiehe Bapſtita Sfortia.
Contarini,
Samaritana, eine adeliche Venetianerin und Nonne des Ordens von St. Auguſtini des Convents der 8. Catharina zu Venedig, ſo ihre Geſchicklichkeit in der Poeſie durch ein und anderes Sonnet ſehen laſſen.
Con-
M 5
(0208)
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Contou Corbi
Contouche,
Iſt ein auf abſonderliche Art aus allerhand ſeidenen auch wollenen Zeugen verfertigter weiter Uberzug und halbes Ober-Kleid, ſo faſt einem weiten und langen Mantel mit Ermeln gleichet, und deſſen ſich das Frauenzimmer ſo wohl in- als auſſerhalb des Hauſes zu ihrer commodité bedienet, und ſelbigen mit einem Bande uͤber die Bruſt vornher zuzubinden pfleget, diejenigen, ſo man in dem Hauſe traͤget, ſeynd etwas kuͤrtzer als die andern, und werden, weil ſie gantz klein und kurtz ſeynd, von etlichen auch Coſſæcklein benennet.
Corbilia,
Von Antiochien, war ein rechtes Wunder der Natur. Denn als ſie, als ein ſchoͤnes Maͤgdlein viel Freyer hatte, und mit ihrer Eltern Einwilligung ſich einen wehlete, empfande ſie an dem erſten Hochzeit-Tage, als ſie zu dem Hauſe heraus treten wolte, einen unſaͤglichen Schmertz in dem Leibe, welcher drey Tage lang bey unaufhoͤrlichen Schreyen waͤhrete. Den vierten Tag aber drauff fand man nach einem ſtarcken Paroxiſmo, daß ſie ſich jaͤhling in einen Mann verwandelt, weil dasjenige, was einem Manne gehoͤret, mit Gewalt und groſſen impetu auf einmahl bey ihr heraus getreten war. Man legte ihr deßwegen nunmehro als einem Manne den Namen Corbilius bey, und muſte ſelbige vor den Claudium Cæſarem nach Rom gebracht werden, welcher dieſem Wunder-Bilde zu Ehren in dem Capitolio Jovi Auerrunc. einen Altar laſſen auf[Spaltenumbruch]
Corinna Corinna
richten. Vid. Phlegon. Trallian. in Lib. de Mirabil. & Longæ. v.
Corinna,
So zu des Ovidii Zeiten gelebet, eine beruͤhmte Poetin. Auf welche Ovidius ſehr viel gehalten, und ihrer in ſeinen Gedichten gar oͤffters verliebt gedencket.
Corinna Thebana,
Eine Tochter des Archelodori und der Procratiæ. Eine Schuͤlerin des Myrtidis, wird ſonſten Muſa Lyrica genennet. Sie hat ohngefehr 340. Jahr vor Chriſti Geburt gelebet, und iſt diejenige beruͤhmte Poetin, ſo den zu ihrer Zeit florirenden groſſen Poeten, Pindarum, zu Theben fuͤnffmahl zu einem Poetiſchen Wett-Streit heraus gefodert, auch ſelbigen allezeit darinnen uͤberwunden; daher auch die Tanagræer wegen ſolches herrlichen Sieges ihr Bildniß an einen beruffnen Ort aufgehenget. Sie hat fuͤnff Buͤcher der herrlichſten Epigrammatum geſchrieben, welche zu Antwerpen in 8. Anno 1568. Griechiſch und Lateiniſch bey denen von Fulvio Urſino heraus gegebenen Carminibus der neun beruͤhmten Poetinnen, zugleich mit ſind ans Licht gekommen. Hiernechſt hat ſie auch Leges Lyricas geſchrieben. Sie ſoll auch in der Muſic ſehr erfahren geweſen ſeyn. Statius und Propertius ruͤhmen ſie ſehr in ihren Gedichten.
Corinna Thespia,
Oder Corinthia von ihrem Vaterland genannt, iſt eine beruͤhmte Poetin geweſen, welche Nomos
Lyricos
(0209)
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Corin Corne
Lyricos geſchrieben, und denen Gelehrten nicht unbekannt iſt.
Corinthen,
Paſſulæ minores, Raiſins de Corinthe, ſind nichts anders als kleine Weinbeeren, welche in denen Inſeln Cephalonia und Zante, unter der Venetianer Gebieth gelegen, wachſen, daſelbſt ſie am Stock ſo lange ſtehen bleiben, biß ſie duͤrre werden und abfallen. Man nennet ſie insgemein kleine Roſinen, welche ein gutes Mittel wider den alten Huſten ſind, weil ſie den Leib anfeuchten und kuͤhlen; ſie ſtaͤrcken auch Lung und Leber, machen gut Gebluͤt, und geben dem Leibe Krafft: um dieſer Urſache willen brauchen ſolche die Koͤche zu vielerley Speiſen, wie ſolches bey denen Zubereitungen dererſelben hin und wieder wird zu ſehen ſeyn.
Cornelia,
Metelli Scipionis Tochter, Pompeji Gemahlin, war ein gelehrtes Weib, verſtunde ſich wohl auf die Geometrie, war in der Muſic erfahren, und machte einen nicht unangenehmen Vers. Vid. Voſſium de quatuor artibus popularibus. c. 4. §. 28.
Cornelia Graccha,
Eine edle und gelehrte Roͤmiſche Matrone, von groſſer Beredſamkeit, des Sempronii Gracchi Weib, und Tiberii und Caji Gracchi Mutter: ihre Gewohnheit war weder mit Reichthum noch Schaͤtzen zu prahlen, ſondern ſie meynte, daß ihr groͤſter Schatz und alleredelſtes Kleinod in ihren Kindern beſtuͤn[Spaltenumbruch]
Corne Corniſi
de, als welche ſie vortrefflich und wohl erzogen hatte. Cicero in ſeinen Rhetoricis erhebet ſie ſehr hoch. Ihre Epiſtel, ſo ſie an ihre Soͤhne geſchrieben, weiſet Sextus Chæroneus, in ſeinem Buch de Laudibus Mulierum, mit auff. Sie hat nicht nur ihre eigenen Soͤhne, ſondern auch andere jungen Roͤmer, ſo haͤuffig ihre Lectiones beſuchten, informiret, wie Fabius Lib. XII. c. ult. berichtet, wodurch ſie ſich ein unſterbliches Lob erworben. Juvenalis hat ihre vortrefflichen Meriten in ſeiner VI. Satyra beruͤhret. Nach ihrem Tode iſt ihr eine Statue auffgerichtet worden. Vid. Ant. d. Guevara Horolog. Princip. l. II. c. 36. p. 570. Franc. Nann. d. Claris Corneliis Rom. Hiernechſt ſoll ſie eine vortreffliche Muſica geweſen ſeyn. Frauenlob in der lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 11.
Cornelia Paula, ſiehe Paula Cornelia.
Cornelia Piſcopia, ſiehe Piscopia.
Cornette,
Iſt eine gewiſſe Art von denen nicht allzu hoch geſtecktẽ Nachtzeugen, deſſen ſich das vornehme Frauenzim̃er zu Bedeckung des Hauptes bedienet. Siehe Nacht-Zeug.
Corniſicia oder Corniſicina,
Wie ſie Vincentius de Beauvais nennet. Eine ſehr gelehrte Roͤmerin, und des beruͤhmten Poeten Corniſicii Schweſter, welche ihren Bruder ziemlich gleich ge-
kommen
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Coronela
kommen ſeyn ſoll, ja ihnen oͤffters durch ihre ex tempore gemachten Verſe, wann jener lange nach geſonnen, uͤbertroffen. Bapt. Fulgoſ. L. 8. Cap. III. Petr. Crin. d. Poet. Lat. L. z. c. 29. Sie verſtund die Griechiſche uñ Lateiniſche Sprache vollkommen, und war eine nette Poetin. Abſonderlich ſind ihre Epigrammata hoch gehalten worden. Sie pflegte zu ſagen, daß das Gedaͤchtniß das einige Stuͤcke waͤre, ſo der Gewalt des Gluͤckes nicht unterworffen. In was ſie vor Anſehen und Renomée bey denen Italiaͤnern und ihren Bruder geweſen, kan man aus denen mit dem Calphurnio gehabten Di[ſput] erſehen: denn da dieſer Calpliurnius ihrem Bruder dem Corniſi[cia] ſeine Armuth und muͤhſeliges Leben vorwarff, gab dieſer ihr Bruder ihm zur Antwort: Er waͤre viel gluͤckſeliger als Calphurnius bey ſeinem groſſen Reichthum, denn er haͤtte doch eine gelehrte Schweſter, die gantz Italien venerirte und hoch hielte, er aber Calphu[r]nius ein Weib an ſeiner Seiten, ſo in Rom die groͤſte Coquette hieſſe. Vid. Petr. Crin. d. Poet. Lat. l. 2. c. 29. it. Ant. de Guevara Horolog. Princip. p. 366. & 67. Dieſe beruͤhmte Corniſicia lebte unter dem gluͤckſeligen Kaͤyſer Auguſto.
Coronela Maria d’ Agreda.
Eine Nonne im 17. Seculo, ſo Erſcheinungen hatte und deßwegen mit ihrem Vater Franciſco Co r[o]ne[l] und ihrer Mutter Catharina de Arena ſo zu Agreda in Spanien wohneten, 1619. zu Hauſe einen Convent anrichtete, auch auf Be[Spaltenumbruch]
Coroniaͤ Corvi
fehl GOttes und der Jungfer Maria, dieſer ihr Leben, wiewohl nach einiger Weigerung 1637. und 1655. in 3. Theilen beſchrieben, ſo iedoch zu hart von der Sorbonne cenſiret worden.
Coroniæ,
Des beruͤhmten Philoſophi Diodori Coroni 4. Toͤchter, waren ſehr gelehrte und keuſche Jungfern, ſo in der Philoſophie was rechtes gethan. Hieronymus in Lib. 1. contra Jovian, weiß ſie nicht zur Gnuͤge zu ruͤhmen, und ſaget, daß ihrer fuͤnffe ſollen geweſen ſeyn; wiewohl Philo, des Coroni Diſcipul nur von 4. gedencket, dem auch Clemens Alexandrinus Libr. IV. Stromat. beyſtimmet, und ſie nahmentlich Argiam, Theognidam, Artemiſiam und Pantacleam aufgezeichnet hat.
Coronis,
Eine Theſſaliſche Nymphe, ſo mit dem Apollo zugehalten, welcher mit ihr den Æsculapium gezeuget: weil aber Apollo erfuhr, daß ſie mit einem andern zugleich zu thun gehabt, erſchoß er ſelbige mit einem Pfeil, ehe daß ſie noch gebahr, ſchnitte das Kind aus ihrem Leibe, und gab es dem Chiron auffzuziehen.
Corvinin,
Anna Kunigunda, L. Andreæ Corvini Prof. Publ. in Leipzig Tochter, war eine kluge und in der ſo genannten Bilder-Nahd ſehr kuͤnſtliche Jungſer, maſſen ſie nicht nur mit bunter offener Seide allerhand Blumen, Fruͤchte und Voͤgel ſtuͤ-
cken
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[Spaltenumbruch]
Coſſaͤk Coſta
cken, Hiſtorien und andere Sachen nach dem Leben durch ihre kluge Schattirung kuͤnſtlich zu entwerffen wuſte, ſondern auch durch ihre Nadel lebhaffte und aͤhnliche Contrefaies auf eine beſondere Art verfertigen konte, ſie hat etliche ſonderliche Kunſt-Stuͤcke ausgenehet, ſo in groſſer Herren Kunſt-Kam̃er genommen worden, hatte auch das Gluͤck, daß nicht nur viel adeliche junge Fraͤulein vom Lande, ſondern auch das vornehmſte Frauenzimmer in Leipzig ihrer Unterweiſung und Auffſicht anvertrauet wurden. Das Wundernswuͤrdigſte von ihr iſt dieſes, daß ſie faſt biß in das 80. Jahr ihres Alters ſonder einige Brillen oder Vergroͤſſerungs-Glaß dergleichen kuͤnſtliche Nahd verfertiget. Sie ſtarb A. 1693. den 8. Maji.
Coßäcklein, ſiehe Courſet.
de Coſta Blancha,
Maria. Eine Frantzoͤſin aus Pariß gebuͤrtig, war in der Philoſophie abſonderlich in der Mathematic ſehr wohl erfahren, wie ſie denn auch in der Phyſica, und vor andern in allerhand Sprachen was rechtſchaffenes præſtiret hatte. Solches bezeugen die 3. Dialogi des Petri Mesſia, eines Spaniers, de Natura Solis & Terræ, welche ſie ins Frantzoͤſiſche uͤberſetzet, und zu Pariß A. 1566. heraus gegeben hat. Vid. Hoffman. in Lexic. Univerſ. Tom. I. p. 994.
Coſta,
Marguerite. Eine galante Poetin aus Rom, ſo in dem XVII. Se[Spaltenumbruch]
Cotel
culo gelebet. Sie hielte ſich eine zeitlang bey dem Groß-Hertzog von Florentz Ferdinando II. auf, und beſchrieb ſeine Reiſe. Man findet von ihr Une Fête à Chevalen forme de Carouſſel & de Ballet; allwo ein Kampff zwiſchen dem Apollo und Mars fingiret wird. Hiernechſt hat Mazarini etliche Comoͤdien, Satyren, Oden, auch ihr Carmen Epicum vom Martyrthum der H. Cæcilia und andere Sachen, zu Pariß praͤchtig drucken laſſen. Vid. Bayle dans l’Article Coſta. p. 972. T. I. it. Menétrier repreſentations en Muſique p. 231. ſeq.
Cotelettes,
Sind Ripplein von allerhand Vieh, zum Exempel Cotelettes de porc, de mouton, &c. Coſtulæ porcinæ, vervecinæ &c. Schweinsoder Hammels-Ripplein, welche unſer Koch zu braten, mit guten Soſſen zubereiten und zu farciren lehret.
Cotelettes oder Carbonade zu machen.
Nehmet von einem Schoͤps die Rippen, ſchneidet eine jede beſonders herunter, ſchabet vorher an der Spitze der Rippen eines Gliedes lang das Bein gantz glatt, klopffet ſelbige fein breit und duͤnne, leget ſie auf ein ſauber Bret, und beſtreuet ſie mit Saltz. Laſſet hernach Butter in einer Caſſerole zergehen, vermiſchet geriebene Semmel, mit etwas Ingber und gehackter Peterſilie; duncket die Carbonade in die Butter und beſtreuet ſie, weil ſie noch naß, mit der
ver-
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Cotelettes
vermiſchten Semmel, leget ſie ordentlich auf einen Roſt, ſetzet ſelbigen auf ein gelindes Feuer, und ſorget, damit ſie fein langſam braten; denn ie langſamer dergleichen Rippen braten, ie muͤrber werden ſie: ſind ſie nun fertig, ſo richtet an, und gebet ſie, wenn vorhero braune Butter druͤber gegoſſen worden, hin. NB. dieſe Cotelettes oder Carbonade kan man auf unterſchiedene Arten bey gewiſſen Speiſen trocken brauchen, nehmlich Comps-Kraut, Braunkohl, durchgeſtrichene Erbſen, Linſen, Bohnen, braune Ruͤben, ꝛc. zu garniren, und wenn man ſolche Cotelettes von Laͤmmern oder jungen Ziegen zurichtet, werden ſie recht ſubtil; dahero dienen ſie rare Eſſen damit zu belegen, als fricasséen, fricandeaus, fricantelles, potagen &c. muͤſſen aber niemahl gar zu harte abgebraten werden, damit ſie allezeit ſafftig bleiben.
Cotelettes, oder Carbonade, mit einer piquanten Soſſe,
Wie die Rippen ausgeſchlagen werden, iſt aus vorhergehenden ausfuͤhrlich zu ſehen. Dahero kan man dergleichen von Kalb- und zahmen Schweinefleiſch zubereiten. Machet dieſe alſo ab: Setzet in einer Caſſerole Butter aufs Kohl-Feuer, laſſet ſelbige braun werden, thut geriebene Semmel hinein, und roͤſtet dieſe auch fein braun, darnach gieſſet bouillon, Wein, und etwas Eßig drein, leget eine gantze Zwiebel, Zucker, Nelcken, und etwas Citronenſche[Spaltenumbruch]
Coteletes
ler darzu, damit es einen fein piquanten Geſchmack bekomme: denn die Suͤſſe und die Saͤure ſtreiten hier gleichſam um den Rang, und iſt dahin zu ſehen, daß man die Suͤſſe mehr als die Saͤure ſchmecke, weil doch die meiſten Menſchen eher zur Suͤſſe als zur Saͤure appetit haben. Druͤcket Citronenſafft drein, leget die abgebratenen Cotelettes in dieſe Soſſe, und laſſet es mit einander kochen. Mit dem Anrichten mache es ein jeder nach ſeiner beſten und beywohnenden Wiſſenſchafft.
Cotelettes oder Carbonade mit einer Capern-Soſſe.
Nehmet die Rippen von Schweinenfleiſch, bratet ſelbige wie vorher beſchrieben, hernach ſetzet Butter in einer Caſſerole oder Tiegel aufs Kohl-Feuer: wenn ſie braun, ſo ſchuͤttet ein wenig Mehl drein, damit es auch braun werde, gieſſet hierauf Bouillon, Wein, und ein wenig Eßig drein, leget eine gantze Zwiebel, Lorbeer-Blaͤtter, Citronenſcheler, Ingber und Pfeffer hinein, thut auch letzlich Capern dran, laſſets wohl durch einander kochen, alsdenn koͤnnet ihr die Cotelettes hinein legen und aufkochen laſſen. Vor beſſer aber hielt ichs, wenn man die Cotelettes, nachdem ſie ſauber aufgebraten, fein ordentlich auf den Schuͤſſel-Rand herum legete; die Bruͤhe in der Mitte der Schuͤſſel goͤſſe, und die Cotelettes zierlich mit Citronen garnirete.
Cotelettes farciret oder angeſchlagen.
Nehmet die Rippen-Stuͤckgen
vom
(0213)
[Spaltenumbruch]
Cotelettes
[v]om Kalbe, und machet die Carbo[n]ade auf oben beſchriebene Art zu [re]chte, ſaltzet ſolche ein wenig, und [b]ratet ſie halb gar, hernach neh[m]et aus einer Kalbskeule das der[b]e Fleiſch, ſchneidet alle Graͤden [h]eraus, hacket das Fleiſch klein, [t]hut 1. halb Pfund gehackten Nie[r]en-Talg, ingleichen in Milch ein[g]eweichte, und wiederum gantz [r]ein ausgedruckte Semmel drun[t]er, ſchuͤttet dieſes nebſt geſchnitte[n]en Citronenſchelern, MuſcatenBluͤten und Ingber zuſammen in einen Moͤrſel, ſchlaget 3. Eyerdotter, und ein gantzes Ey hinein, und ſtoſſet es, wenn es geſaltzen iſt, gantz klar. Nachdem es nun klar geſtoſſen worden, ſo thuts heraus, nehmet die zurecht gemachte Carbonade, ſchlaget auf beyden Seiten von der farce, und ſtreichets mit einem warmen Meſſer fein zierlich zu. Ferner ſchneidet von Speck lange duͤnne Stuͤcke, ungefehr einer Hand breit, oben an beyden Enden des Specks aber ein Loch der Quere, ſtecket die Rippe von der Carbonade durch ein ſolch Loch, ziehet hernach das andere Ende um die Carbonade, und ſtecket die Rippe gleichfals durch das andere Loch, daß alſo die Carbonade als eingefaſſet iſt, continuiret damit ſo lange, biß ihr deren genug habt. Wenn nun dieſes alles geſchehen, ſo leget die Carbonade in eine mit Butter beſchmeirte Torten-Pfanne, ſetzet ſolche in heiſſen Backofen, und laſſets fein goldgelbe backen. Beym Anrichten ziehet den Speck davon, den aber etliche dran laſſen, und mag auch eine Soſſe dazu gegeben werden, welche ein jeder [Spaltenumbruch]
Coton Couleur
nach ſeinem gouſt erwehlen kan. NB. Weil bißweilen in mancher Kuͤche der Speck ſehr rar iſt, kan an ſtatt des Specks Papier, das vorher fein fett angeſtrichen worden, gebraucht werden.
Coton oder Catun,
Iſt ein von Baumwollenen Garn verfertigtes leichtes Gewebe, deſſen ſich das Weibesvolck zu ihrem Putz und allerhand andern Sachen zu bedienen pfleget. Iſt entweder weiß, oder bunt gedruckt, klar, mittel und grob, ſchmahl oder breit.
Cottonia,
Anna. Eine alte Engellaͤndiſche Qvaͤckerin, ſo ihre Lehre zu Boſton in Neu-Engelland, allwo ſie ſich nieder gelaſſen, auszubreiten ſuchte. Allein ſie wurde durch den daſigen Magiſtrat davon abgehalten, kehrte daher nach Cambridge, um daſelbſt ihr Heyl zu verſuchen, allwo ſie aber als eine Verfuͤhrerin des Volckes geſtaͤupet, und in eine Einoͤde verbannet ward. Welcher Actus, weil ſie dennoch wieder zuruͤcke kommen war, noch einmahl an ihr wiederhohlet ward. Vid. Crœſ. Hiſtor. Quakerian. L. II. p. 424.
Cotytto,
Die Goͤttin der Geilheit, welcher ihre Prieſter, Baptæ genandt, zu Athen bey Nachtzeit Opffer brachten.
Couleur,
Heißt die Farbe eines Zeuges oder Bandes, deſſen ſich das Frau-
enzimmer
(0214)
[Spaltenumbruch]
Coulis
enzimmer bey ihren Putz und Auskleidung zu bedienen pfleget. Die Sorten der Couleuren ſind nachfolgende, als ſchwartz, weiß, grau, aſcherfarbig, Muſcus, braun, lichtbraun, dunckelbraun, Caſtanienbraun, ſchwartzbraun, Violbraun, Ponceau, Amaranth, Ziegel-Farbe, Colombin, Ceriſe oder KirſchFarbe, Feuerroth, Carmeſin, Incarnat, Nacarat, Purpurroth, Pfirſichfarbe, Zinnoberroth, Blutroth, Scharlach, Roſa oder Roſenroth, Coleur de chair, de Prince, Bleumourant, Violblau, Perlenfarbe, Frantzblau, Aurora, Citronengelb, Paille, Couleur de feuille morte, Iſabell, Orange, Schwefelgelb, Erbisfarbe, Jonquille, Graßgruͤn, Meergruͤn, Olivengruͤn, Papagoygruͤn, Celadongruͤn, u. d. g. Alle dieſe Couleuren ſind entweder ſchwach oder feſte, gleichfaͤrbig oder ſchielende.
Coulis,
Iſt ein durchgeſeigter Safft von Kalbfleiſch, Huͤnern oder Tauben, und etlichen Gewuͤrtz, welchen ein erfahrner Koch immer im Vorrath haben muß, weil er ſolchen nicht nur an Ragouten, Potagen, nuͤtzlich gebrauchen, ſondern auch bey unverhofften Gaſtereyen in Eyl gute Bruͤhen davon machen kan. Die Oeſterreicher und Boͤhmen nennen die Coulis eine geſtoſſene Suppe, ꝛc. deren Zubereitung aus folgenden zu erlernen iſt.
Coulis zu machen.
Nehmet Kalbfleiſch, Huͤner ꝛc. thut dieſes in einen Topff, gieſſet [Spaltenumbruch]
Coulis
rein Waſſer drauf, ſetzet es zum Feuer, ſaltzet es ein wenig, ſchneidet die Rinde von Semmeln herunter, und werffet welche, nebſt Citronenſchelern, Muſcaten-Bluͤten, und dergleichen hinein, und laſſet dieſes alles gantz weich kochen. Wenn es nun weich worden, ſo ruͤhrets fein ſtarck unter einander, und ſtreichets hernach durch ein Haartuch. Ein ſolch Coulis iſt in einer Kuͤche ſehr noͤthig, und bey groſſen Ausrichtungen hat ein Koch deren jederzeit fertig. Denn er kan dieſe an Ragouten, die weiß ſind, brauchen, ingleichen an die Potagen. Ferner dienen ſie, Bruͤhen davon zu machen, und darff nur ein ſolcher Zuſatz genommen werden, als man den Geſchmack haben will. Zum Exempel von Auſtern, Muſcheln, Sardellen, Capern, Citronen und was einem beliebet, auch von denen geringſten Sorten. Wo nun Coulis und jus fertig iſt, kan ein Koch bald eine Mahlzeit bereiten, da er in Manglung deſſen einem jeden Eſſen ſonſt eine abſonderliche Bruͤhe zu geben bemuͤhet ſeyn muͤſte. In Boͤhmen und Oeſterreich heiſſet man dergleichen Coulis ein geſtoſſenes, oder geſtoſſene Suppe, und kommen ſie noch leichter darzu. Sie nehmen nur Kalbfleiſch mit etwas Semmel und Muſcaten-Bluͤten, ſtoſſen und thun es in ein Toͤpffgen, gieſſen Bruͤhe drauf, und ſtreichens hernach durch. Es gehet aber eine Co[u]lis nicht nur von HuͤnerBruͤsten, gebratenen Kalbfleiſch, ꝛc. an; ondern man kan auch von allerhand Garten-Gewaͤchſen der-
gleichen
(0215)
[Spaltenumbruch]
Courſ Court
gleichen practiciren, wie ſolches ein [j]eder erfahrner Koch bezeugen wird. Unterſchiedene Arten derſelben ſind ſchon oben zu finden, als beyn Alraupen, beyn Artiſchocken, beym Cabeliau, beym Capaun, bey dito, beyn Forellen, beym Hecht, bey der LachsPaſtete, bey der Schincken-Paſtete, bey der Stockſiſch-Paſtete, beym Kalbfleiſch, bey der Potage, bey dito, bey dito, Erbſen, Coulis &c.
Courſet, Corſet, Caſchet, oder Coſſaͤklein, auch Camiſol,
Heiſſen dem Frauenzimmer diejenigen kleinen von Damaſt, Eſtoff, Taffet, Tuch, Cammelot, halb ſeidenen, Coton, oder wollenen Zeugen verfertigten leichten Waͤmslein, deren ſie ſich im Hauſe, oder auch in der Wochen auf die Gaſſe zu bedienen pflegen: ſie haben gantz kurtze Schoͤſe, und lange, ſchmahle, auch zuweilen etwas weite Ermel, vornher um die Haͤnde mit einem abſonderlichen Zeuge ſtaffiret und aufgeſchlagen, aufgewickelt, oder auch mit kleinen rechten Aufſchlaͤgen verſehen, die facon davon variret nach einer ieden Landes-Art, und taͤglich changirender Mode.
Courtoiſie oder Inclination,
Heiſſet nach heutiger Art zu reden, bey dem Frauenzimmer derjenige Galan oder Amante, mit welchen ſie heimlich in Liebe liegen, demſelben vor allen andern affectioniret ſeynd, und ihm aus ſon[Spaltenumbruch]
Choz Craͤntze
derlicher Gewogenheit ein und andere kleine Liebes-Freyheit verſtatten.
Chozbia, ſiehe Chasbia.
Crantz,
In Sarg, iſt eine von bunten ſeidenen und andern SchmeltzBluͤmgen, auch oͤffters mit guten oder Waſſer-Perlen reich beſetzte Crone, ſo man den verſtorbenen Jungfern im Sarge aufzuſetzen, oder wenn deren viel ſind, ſelbige herum zu legen pfleget, wird entweder von der Pathe, oder einer nahen Freundin, oder auch von einem Junggeſellen uͤberſchicket.
Den Crantz bezahlen,
Iſt eine in hieſigen Landen gebraͤuchliche Redens-Art, und heiſſet, einer jungen Dirne oder Dienſt-Magd, die geraubte Jungferſchafft und Ehre, mit einem gewiſſen Stuͤck Gelde buͤſſen und bezahlen, welche Summa nach denen Rechten insgemein, als der geſchwaͤchten Dirne Vater ſie ausſtatten, und mit einer Mitgifft verſehen koͤnnen, geſchaͤtzet und gerechnet wird.
Crantz um das Ehe- oder Wochen-Bette,
Iſt ein runder Umfang um das Obertheil des Ehe- oder WochenBettes geſtecket, von weiſſen oder bunten Caton, wollenen Zeuge, Taffet oder Damaſt verfertiget, glatt oder falbaliret, mit Frantzen umſtochen und friſiret.
Craͤntze-Macherin,
Oder Craͤntze-Frau, heiſſen
nicht
Frauenzim̃er-Lexicon. N
(0216)
[Spaltenumbruch]
Craͤntz Cram
nicht nur diejenigen Weiber, ſo aus Blumen Craͤntze und Straͤuſſer binden, ſondern auch diejenigen, ſo aus gemachten ſeidenen und Hollaͤndiſchen Bluͤmlein, Magi ſter-Craͤntze, Braut-Craͤntze und Begraͤbniß-Craͤntze, kuͤnſtlich in einander zu flechten wiſſen.
Craͤntzlein,
Heiſſet denen Ulmeriſchen Weibes-Bildern derjenige von Perlen, Diamanten oder Rubinen, auch weiſſen Flohr formirte ſchmahle Umfang und Streiff, den ſie oben um die Stirne herum, unter ihre Auffſaͤtze zu legen pflegen: das Augſpurgiſche Frauenzimmer nennet es Perlne Haarbaͤnder.
Cramerin,
Anna Maria. Dieſe gelehrte Jungfer war von Magdeburg, eine kluge Tochter M. Andreas Cramers, weyland Paſtoris zu St Johann. Sie ward gebohren 1613. und legte ſich in ihren zarteſten Jahren auf die Studia, daher ſie der Lateiniſchen und Hebraͤiſchen Sprache, als welche zu ihrem Studio hoͤchſt noͤthig waren, vollkommen maͤchtig ward: in der Muſic und Arithmetica war ſie wohl bewandert, die Hiſtorie hatte ſie vortrefflich inne, und was ſie vor Geſchicklichkeit in der Poeſie beſeſſen, zeigen diejenigen Proben, ſo ſie ihrem Vater kurtz vor ihrem Abſt erben eingehaͤndiget, an; ſie ſtarb in der ſchoͤnſten Bluͤte ihrer Jahre, nehmlich in dem 14den, den 6. Auguſt. 1627. Was der gelehrten Welt durch dieſen allzu fruͤhen Tod entgangen, hat ihr betruͤbter [Spaltenumbruch]
Crate Crame
Vater, in dem Ihr zu Ehren auffgerichteten Epitaphio dargethan. Vid. Laurenberg. Acerram Philolog. Cent. 4. Hiſtor. 24.
Crateſipole,
Des Sicioniſchen Koͤnigs Alexandri heroiſche und tapffere Gemahlin, ſo nach deſſen Tode das Regiment fortfuͤhrete, auch ihre rebelliſchen Unterthanen, die ihr gerne das Scepter aus den Haͤnden geſpielet haͤtten, durch ihre Tapfferkeit gaͤntzlich daͤmpffete, und uͤber ſelbige victoriſirte. Vid. Zieglers Schau-Platz taͤglicher Zeiten.
Credentz-Tiſch, ſiehe Threſor.
Creme,
Iſt ein Eſſen, ſo aus Wein, vielen Eyerdottern, Zucker und andern Dingen gekochet, und als ein dicker Milch-Rahm oder Gallerte vorgeſtellet wird. Die Teutſchen Koͤche heiſſen es eine geſultzte Milch, davon ſie unterſchiedene Zubereitungen haben, und ſind die beſten nachfolgende, 1) Creme von Wein; 2) dito von Zimmet; 3) von Citronen; 4) von Piſtacien; 5) von Mandeln; 6) von Eyerdottern; 7) von Eyerweiß; 8) von Choccolate; 9) von Roſen.
Creme von Wein.
Setzet 1. Noͤſel guten Wein zum Feuer, und laſſet ihn ſieden. Schlaget inzwiſchen in ein ander Toͤpffgen 15. Eyerdotter, davon aber das Weiſſe aufs reineſte muß weggethan werden; gieſſet einen
Eß-Loͤffel
(0217)
[Spaltenumbruch]
Creme
[E]ß-Loͤffel voll Wein dran, und [d]rucket von einer Citrone den Safft hinein, quirlts wohl durch [ei]nander, ſchuͤttet 1. halb Viertel[P]fund Zucker darzu, gieſſet den ſie[d]enden Wein an die Eyerdotter [u]nd quirlts beſtaͤndig, ſonſt rinnet [e]s zuſammen; ſetzet es darnach bey [e]in Kohlfeuer, und ruͤhret es im[m]er: wenn es anfaͤngt dicke zu wer[d]en, ſo ſetzet es vom Feuer weg, und [l]aſſet etliche Tropffen kalten Wein [d]rein fallen. Laſſet ihn endlich [d]urch einen Durchſchlag auf das[j]enige Geſchirr lauffen, darauf er [s]oll angerichtet werden, wirfft er [e]twa Blaͤßgen, ſo ſtreichet ſie mit [e]inem Meſſer oder ſaubern Spaͤngen herunter, und laſſet ihn kalt werden. Beym Anrichten garniret ihn mit Citronen und geſchnittenen Lorbeer-Blaͤttern, ſo iſt er fertig.
Creme, von Wein anders, mit Zimmet.
Der Wein wird auch zugeſetzet, darnach Eyerdotter aufgeſchlagen, ſo viel als deren noͤthig, welche ihr mit ein wenig kalten Wein klar abquirln, 1. halb Loth Zimmet und 1. Viertel-Pfund Zucker drein ſchuͤtten, und die Dotter mit dem Wein, gleich denen vorigen, abziehen muͤſſet. Dieſen Creme druͤcket durch einen Durchſchlag, auf das Geſchirr, darauf er kommen ſoll, und garniret ihn nach Belieben.
Creme von Citronen.
Setzet 1. Noͤſel Wein an das Feuer, und laſſet ihn kochen, ſchnei[Spaltenumbruch]
Creme
det indeß von 4. biß 5. Citronen die Schalen herab, werffet ſelbige in den Wein, darinne ſie auch weich kochen muͤſſen, ſind ſie nun weich, ſo ſtreichets durch ein Haartuch, das Durchgeſtrichene ſetzet wieder zum Feuer, und laſſets heiß werden, inzwiſchen ſchlaget 12. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, drucket von 3. biß 4. Citronen den Safft drein, quirlets gantz klar, thut 1. halb Pfund Zucker dazu, gieſſet den heiſſen Wein, der mit den Citronenſchalen durchgeſtrichen woꝛden, an die Eyerdotter, es muß aber NB. ſtets geruͤhret werden, und machet dieſen vollends ab, wie den erſten Creme von Wein.
Creme von Piſtacien.
Schuͤttet in eine Caſſerole Piſtacien, gieſſet Waſſer drauf, und laſſet ſie einen Sod thun. Hierauf ziehet ihnen die Haut ab, und leget ſie in kaltes Waſſer, thut ſie aus dem Waſſer in einen Moͤrſel, und ſtoſſet ſolche gantz klein als einen Brey. Inzwiſchen ſetzet ein Noͤſel Milch ans Feuer, aufdaß ſie koche, ſchlaget in ein ander Toͤpfgen 10. biß 12. Eyerdotter, quirlt ſie mit 1. Viertel-Pfund Zucker klar ab, und thut die Piſtacien auch darzu hinein, gieſſet darnach die geſottene Milch dran, welches alles beſtaͤndig muß geruͤhret werden, und ſetzet es zu einem Kohlfeuer. Wenn es nun beginnek dicke zu werden, ſo nehmet es vom Feuer weg, und laſſet einen EßLoͤffel voll kalte Milch hinein: ſtreichets darnach auch durch ein rein Haartuch, oder es kan auch nur durch einen Durchſchlag auf das-
jenige
N 2
(0218)
[Spaltenumbruch]
Creme
jenige Geſchirr lauffen, darauf der Creme zu ſtehen kommt, ſetzet ſolchen in einen kalten Ort, damit er wie eine Gallerte gerinne, und garniret ihn, weil er gruͤn, mit Citronen- und Roſen-Blaͤttern.
Creme von Mandeln.
Nehmet 1. Viertel-Pfund Mandeln. Ziehet ihnen die Haut ab, auf die Art, als ihr es bey den Piſtacien gethan habt, ſtoſſet ſie darnach in einen Moͤrſel gantz klein, in waͤhrenden Stoſſen aber, troͤpffet Milch dran; ſetzet auch in einem Topff 1. Noͤſſel Milch ans Feuer, und wenn ſolches ſiedet, ſo quirlt die Mandeln drein. Ferner nehmet von 10. Eyern das Weiſſe, thuts in einen Topff, und quirlt es recht klar, ſchuͤttet 1. Viertel-Pfund Zucker und ein wenig Roſen-Waſſer dazu, ziehet das Eyweiß mit der geſottenen Milch ab, ſetzet es an ein Kohlfeuer, und ruͤhret es ſo lange, biß es beginnet eine Dicke zu bekommen. Endlich ſtreichets durch ein Haartuch, oder laſſet es durch einen Durchſchlag lauffen, und garnirets wie ihr wollet.
Creme von Eyerdottern.
Setzet ein Noͤſſel Milch zum Feuer, und laſſet ſie kochen. Darnach verfahret, als wie beym Creme von Piſtacien gelehꝛet worden, nur daß ihr keine Piſtacien dran thut; ein wenig Roſen-Waſſer koͤnnet ihr zugleich mit drunter gieſſen.
Creme von Eyerweiß.
Dieſen verfertiget eben auf die [Spaltenumbruch]
Creme Cremu
Art, als wie den Creme von Mandeln, welche aber hier weg bleiben muͤſſen. NB. Dieſe beyde Cremes von Eyerdottern und von Eyerweiß werden unten ausfuͤhrlicher beſchrieben unter den Eyern.
Creme von Choccolate.
Setzet 1. Noͤſſel Milch ans Feuer, und ſchlaget inzwiſchen, ehe ſie kochet, 8. biß 9. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, thut einen Loͤffel voll geriebene Choccolate drein, und quirlt es wohl unter einander, ſchuͤttet 1. Viertel-Pfund Zucker drein, ziehet 1. Noͤſſel geſottene Milch dran, und qvirlts wiederum ſehr wohl durch einander, werffet auch ein Fleckgen von der Bezette hinein, damit der Creme ſchoͤn roth werde; ſetzet ihn ans Kohlfeuer, und haltet mit dem ruͤhren an, biß er beginnt dicke zu werden, alsdenn laſſet ihn durch einen Durchſchlag auf das Geſchirr lauffen, worauf er ſoll angerichtet werden.
Cremonenſiſchen Weiber,
Waren diejenigen merckwuͤrdigen und gegen ihre Maͤnner recht getreu beſtaͤndigen Weiber, ſo von Kaͤyſer Friderico Barbaroſſa, der ſie damahls belagert hatte, ſich bey dem Abzug ausbathen, daß ihnen ſo viel aus der Stadt mit zu nehmen vergoͤnnet ward, als ſie auf dem Ruͤcken ertragen konten, und als ſie ſolches erhielten, iede von ſelbigen Weibern ihren Mann auf den Ruͤcken mit ſich nahm, und ſelbigen heraus trug.
Cremutia,
Marcia. Eine Roͤmerin, des
im
(0219)
[Spaltenumbruch]
Crep Creutze
[i]m erſten Seculo beruͤhmten Hiſto[r]ici A. Cremutii Cordi Tochter, [w]ar den Studiis, abſonderlich der Hiſtorie ſehr ergeben, und hat ihr [d]adurch einen unſterblichen Ruhm [z]uwege gebracht, daß ſie nach dem Tode ihres Vaters ſeine Hiſtori[a]m Bellorum Romanorum & Re[r]um Auguſti, welche lange verbor[g]en geweſen, ans Tage-Licht ge[b]racht. Vid. Joh. Jonſton. in Po[l]yhiſtor. P. III. l. 1. c. 1. p. 452.
Crepon,
Iſt ein Engliſches halbſeidenes [o]der gantz wollenes krauſes, ein [o]der mehr farbigtes Gewebe, deſ[ſ]en ſich das Frauenzimmer zu ihrer Kleidung zu bedienen pfleget: iſt [v]on unterſchiedener Sorte und Guͤte, entweder glatt oder geſtreifft.
Creutz,
Iſt eine von Gold ſchwartz ge[aͤ]tzte, und in Form eines Creutzes mit Diamanten beſetzte Zierrath, [ſ]o das Frauenzimmer mit dem dar[z]u gehoͤrigen Schnuͤr-Kaſten an [d]en Halß zu hengen pfleget. Das [g]emeine Frauenzimmer traͤget [d]ergleichen von geſchliffenen, und mit dergleichen Steinlein beſetzten Stahl.
Creutze
Machen, bey Aufſchneidung des Brodtes, iſt eine aberglaͤubiſche Gewohnheit der Weiber, die da meynen, das Brodt gedeyete nicht, wenn nicht zuvorher bey Auf[s]chneidung deſſen mit dem Meſſer Creutz-weiſe uͤber den Ruͤcken ge[Spaltenumbruch]
Creutze Creu
fahren wuͤrde; koͤnte auch ſonſt behexet werden.
drey Creutze an die Thuͤre ſchreiben,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, da einige in denen einfaͤltigen Gedancken ſtehen, man ſolte den Walpurgis-Abend 3. Creutzen an die Thuͤren ſchreiben, ſo koͤnten einem die Hexen nichts ſchaden.
drey-Creutzige Meſſer auff die Brauſche druͤcken,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, da ſie vermeynen, daß, wenn man einem gefallenen Kinde die Brauſche, ſo es bey ſolchen Fall bekommen, mit einem drey-Creutzigen Meſſer, ſtillſchweigend uͤber das Creutze druͤckte, ſolche Beule von Stund an heilen muͤſte.
Creutzin
Margaretha. War Anno 1543. Kellerin, in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig, Bernhardiner-Ordens.
Creutz-Nahd, oder CreutzStich.
Iſt eine ſonderbahre Art, die Nahmen, Jahrzahl, auch offters gantze Figuren in weiſſe Waͤſche, durch eitel Creutz-Stiche, ſo uͤber den Faden gezehlet werden, Creutzweiß einzuziehen.
Creuſa,
Eine Tochter des Priamus, und Weib des Ænæas, mit welcher er Anchiſen gezeuget. Eben derglei-
chen
N 3
(0220)
[Spaltenumbruch]
Creyß Crofftin
chen Nahmen fuͤhrte auch des Corinthiſchen Koͤnigs Creontis Tochter, welche ſich der Jaſon, nachdem er die Medeam verſtoſſen, zum Weibe nahm, bald aber durch der Eifferſuͤchtigen Medeæ unausloͤſchliches Kunſt-Feuer umkam.
Im Creyß ſpielen,
Iſt eine dem Frauenzimmer bekandte und gebraͤuchliche Art zu ſpielen, allwo ſich das Frauenzimmer, mit oder ohne Manns-Volck vergeſellſchafftet, in einen groſſen runden Creiß an die Haͤnde ſchlieſſet, darbey gewiſſe Lieder zu ſingen pfleget, eine Perſon in die Mitten des Creyſes ſtellet, und ihr allerhand darinnen, vermoͤge ſolches Geſangs, bey denen um ſie herum tantzenden Perſonen zu verrichten aufferleget und anbefiehlet.
Crisbeerin,
Eva Dorothea, ein geſchicktes und ſinnreiches Frauenzimmer, ſo in teutſchen Anagrammatibus ſehr gluͤcklich geweſen, auch dererſelben ein gantzes Buch voll elaboriret hat.
Crispina,
Ein frommes und Gottesfuͤrchtiges Weib, ſo wegen des Chriſtlichen Glaubens um das Jahr Chriſti 360. zu Zeiten Kaͤyſers Diocletiani und Maximiani als eine Martyrin hingerichtet ward. Auguſtin. in Explicat. Pſ. 137.
Crofftin,
Eliſabeth, ein quackeriſches und ertzbetruͤgeriſches Weib, ſo Anno 1554. in Londen eine ſolche Be[Spaltenumbruch]
Crohn
truͤgerey geſtifftet, worein ſich kein Menſch zu finden gewuſt. Denn es ſchiene, als wenn jemand, aus einer Mauer, in fremden Thon und Stimme, redete und unterſchiedliche Dinge propheceyete. Endlich ward befunden, daß es die Eliſabeth Crofftin war, welche vermittelſt einer Roͤhre, ſo darzu abſonderlich gemacht war, durch ein Loch der Mauren, auf Anſtifften eines Mannes, Dracus genannt, ſolchen Betrug ausgeuͤbet, welches ſie auch vor der gantzen Gemeine bekennen, und deßwegen in der S. Pauli Kirchen daſelbſt oͤffentlich buͤſſen muſte. Vid. Burnet. Hiſtor. Reform. Angl. l. 3. p. 668. Delrio Disquiſit. Mag. l. 4. Tom. 2. p. 154.
Crohn-Leuchter,
Iſt ein von Meßing zierverfertigter und viel Tillen von ſich werffender Leuchter, wird meiſtens auf den groſſen Saͤlen oder Stuben an die Decke feſt gemacht.
Crohn-Princeßin,
Iſt eine aus Kaͤyſerl. oder Koͤniglichen Stamme entſproſſene Princeßin, ſo in Ermangelung Maͤnnlicher Erben die nechſte Anwartſchafft zur vaͤterlichen Crohne hat.
Crohn-Raſch,
Iſt eine Art eines Hollaͤndiſchen wollenen Zeuges, von Sargen Guͤte, doch nicht ſo breit, deſſen ſich das Weibes-Volck bey ihrer Kleidung meiſtens ſtatt Unterfutters zu bedienen pfleget. Er iſt entweder gepreßt oder ungepreßt.
de la
(0221)
[Spaltenumbruch]
dela Cruz Cunic
de la Cruz,
Magdalena, eine Spaniſche Nonne und vermeynte Prophetin, ſo zuletzt Aebtißin ward, auch ihre durch den Teuffel getriebenen Verblendungen, deren man zuvorher nicht wenig mit groſſen Wunder und Erſtaunung angeſehen hatte, oͤffentlich in der Kirche bekennete und bereuete. Sie bekahm deſſenthalben wegen ein und anderer Urſachen von dem Pabſte Abſolution. Vid. Zwinger. Theatr. Vit. Human. Vol. 5. l. 4 it. Bodini Dæmon. l. 2. c. 7. Voet. Tom. II. Diſſert. Select. p. 1033. & 1075.
Cryſtall,
Iſt ein laͤnglicht rund geſchliffener Stein von Cryſtall, in Silber eingefaſt, ſo die Weiber ihren Kindern an das Pater Noſter mit zu hengen pflegen, um ſelbigen damit das hitzige und juckende ZahnFleiſch zu kuͤhlen.
Cuba,
War eine alte Goͤttin bey den Roͤmern, welche denenjenigen, ſo bettlaͤgerig waren, beyſtande, und ſie zu beſchuͤtzen pflegte.
Cucumern, ſiehe Gurcken.
Cullender,
Roſa, war eine beruffene Zauberin und Hexe in Neu-Engelland.
Cuna, ſiehe Cunina.
Cunicia oder Kunitzin,
Maria. Henrici Cunitii Med. Doct. grundgelehrte Tochter, aus Schleſien, des von Loͤwen auff [Spaltenumbruch]
Cunina Curan
Kuntzendorff und hohen Gierßdorff Med. Doct. Eheweib. Sie verſtand 7. Sprachen: als Teutſch, Italiaͤniſch, Frantzoͤiſch, Polniſch, Lateiniſch, Griechiſch und Ebraͤiſch. Uber dieſes war ſie in der Muſic wohl erfahren, machte auch ein ſehr ſauberes Gemaͤhlde. Sie hat ſich durch ihr Mathematiſches Werck, ſo ſie Ferdinando III. unter dem Titul: Urania Propitia, dediciret, einen unſterblichen Ruhm erworben, worinnen ſie gewiſſe Aſtronomiſche Tafeln auffweiſet, durch deren Vermittelung auf eine beſonders behende Art aller Planeten-Bewegung nach der Laͤnge, Breite und andern Zufaͤllen auf alle vergangene, gegenwaͤrtige und kuͤnfftige Zeits-Puncten fuͤrgeſtellet wird. Des Tages uͤber ſoll ſie ſich meiſtens im Bette auffgehalten, des Nachts aber der SternGuckerey eyfrig obgelegen haben. Herbinius in ſeiner Diſſert. Hiſtor. de Fœm. Illuſtr. Erudit. Witteb. 1657. habit. weiß ſie nicht genung heraus zu ſtreichen. Vid. Lippen. Biblioth. real. Philoſ. p. 1579.
Cunina oder Cuna,
War eine alte Goͤttin bey denen Roͤmern, ſo die Kinder, welche annoch in den Wiegen lagen (worvon ſie auch den Nahmen bekommen) zu bewahren und zu hegen pflegte.
Curandin,
Heiſſet ein Frauenzimmer, ſo ſich entweder ihren Mann, wenn es eine verehlichte Perſon iſt, oder ein ander Manns-Volck entweder zu einer abſonderlichen oder zu allen ihren in- und auſſerhalb Ge-
richts
N 4
(0222)
[Spaltenumbruch]
Curiona Cybele
richts vorfallenden Sachen des vermoͤge daruͤber ertheilten und ausgefertigten Curatorii zum Curator beſtaͤtigen laſſen, der ihr Beſtes beobachten muß.
Curionia Angela, ſiehe Angela Curionia.
Curtia,
Maria Eliſabetha, von Zittau aus der Ober-Laußnitz, M. Jacobi Curtii, des Zittauiſchen Gymnaſii Con. R. Jungfer Tochter, ein in der Inſtrumental-Muſie wohlerfahrnes Frauenzimmer, uͤberdieß auch der Lateiniſchen, Griechiſchen und Italiaͤniſchen Sprache wohlerfahren.
Cyana,
Ein Syracuſiſches Frauenzimmer, waꝛd von ihrem eignen tꝛuncknen Vater geſchwaͤcht; weil aber wegen dieſer That eine ſtarcke Peſt und Seuche einfiel, ſchleppte die geſchwaͤchte Jungfer ihren Schaͤnder, den Vater bey den Haaren zum Altar, und opfferte ſich und ihn zugleich blutig auff; worauff auch die Peſt nachgelaſſen.
Cyanea,
Eine Nymphe aus Sieilien, welche, weil ſie der Proſerpinæ wieder den Plutonem beyzuſtehen trachtete, von ihm hernachmahls in einen Fluß, ſo nach ihrem Nahmen geneñet ward, verwandelt worden.
Cybele,
Eine Tochter des Himmels und der Erde, des Saturnus Eheweib, wird ſonſten Berecynthia und Mutter aller Goͤtter genannt, bey ihrem [Spaltenumbruch]
Cybele Cynoſu
Feſten tantzten die Curetes nackend mit Schildern um ſie herum.
Cybele,
Ein in der Medicin wohlerfahrnes Weib, ſo wieder der KinderKranckheiten viel Artzneyen erfunden. Cyriac. Spangenberg im Adel-Spiegel. p. 427.
Cybitzin,
Sara, eine gute Poet in, ſo das gantze Buͤchlein Ruth in anmuthige teutſche Verſe ſoll gebracht haben; Vid. Paullin. hoch- und wohlgelahrtes Frauenzim̃er. p. 35.
Cymodoce,
Eine ſehr beredſame und kluge Nymphe, war des Oceanus und der Thetys Tochter, deren Beredſamkeit Virgilius lib. 10. Æneid. ruͤhmet.
Cynoſura,
Urſula, eine Engellaͤndiſche Princeßin von Cornwal gebuͤrtig, Hertzog Dionothi in Cornubien Tochter, war ſehr gelehrt, und lebete im IV. Seculo, ſie verſtund die Lateiniſche und Griechiſche Sprache ſo wohl, daß ſie unterſchiedene Schrifften in ſelbigen hinterlaſſen. Vid. Joh. Baleum d. Script. Britann. Andere ſagen, ſie ſey mit denen 11000. Jungfrauen ums Jahr 453. im Rheine ertruncken, und alſo zu einer Martyrin geworden. Pitſeus ein gelehrter Engelaͤnder referiret, daß ſie 1) Librum Documentorum Fidei. 2) Librum de Viſionibus Arcanis, und 3) Librum Epiſtolarum ad Diverſos geſchrieben habe. Vid. Pitſeum alle-
gat.
(0223)
[Spaltenumbruch]
Cyrene Dagila
gat. d. Illuſtrior. Angliæ Scriptorib. p. 88. & Juncker. Centur. Illuſtr. Fœmin. p. 76.
Cyrene,
Eine Tochter des Arcadiſchen Koͤnigs Peneus, welche der Apollo entfuͤhret, und mit ſich nach Lybien genommen, mit welcher er hernach den Nomium, Anteum und Argum gezeugt.
Cytheris, ſiehe Lycoris.
D.
Dabnerin,
Maria Dorothea, eine gelehrte Luͤneburgerin, ſo viel ſchoͤne Lateiniſche Briefe geſchrieben, deren der Abt Heribert von Amelunxborn viel in Haͤnden haben ſoll. Paullin. im hoch- und wohlgelahrten Frauenzimmer. pag. 35.
Daciera oder Daceria, ſiehe Le Feure, Anna.
Daffin,
Bya, Melchior Judas Daffen verſtaͤndige und in H. Schrifft gelehrte Tochter; ſie ſchrieb einen Commentarium uͤber die Epiſtel Judæ, iſt aber uͤber der Arbeit geſtorben.
Dagila,
Ein adeliches und Gottſeliges Weib aus Carthago, ſo wegen des Chriſtlichen Glaubens unter der Tyranniſchen Verfolgung des Koͤnigs Hunnerrichs ins Elend verjaget ward, in welches ſie auch mit freudigen Muth und Geiſt gegan[Spaltenumbruch]
Dakon Dam
gen. Victor. Lib. III. von der Wendiſchen Verfolgung.
Dakon,
Iſt ein beſonderes blaues Cryſtall, ſo die Weibes-Bilder in Guinea in ihren Haaren ſtatt einer Zierrath tragen.
Dama oder Damo,
(Wie ſie Laertius; Pythagoras aber Polycratam nennet) war des Pythagoras Tochter, von vortrefflicher Gelehrſamkeit und Beredſamkeit. Dieſe erlangte nicht nur von ihrem Vater den Dietrich zu aller Wiſſenſchafft, ſondern er hinterließ ihr auch, als er ſtarb, alle ſeine Scrip uren, jedoch mit der Bedingung, daß ſie ſelbige ja nicht publicirte; welches ſie auch heilig gehalten, und ob ihr gleich vielmahl die groͤſte Noth angeſtoſſen, ſelbige doch nicht veraͤuſſert. Indeſſen hat ſie doch die duncklen Philoſophiſchen Oerter ihres Vaters mit einigen Erklaͤrungen erlaͤutert, und ſich bey der Welt bekannt gemacht. Diogenes Laertius in Pythagora. l. 8. p. 501.
Damaris,
War ein Griechiſches Weib, ſo durch Pauli Predigt an Chriſtum zu glauben anfieng. Act. 17. v. 34.
Damaſt,
Der ſeinen Nahmen von Damaſco, allwo er zuerſt erfunden worden, bekom̃en. Iſt ein mit eingeſtreueten Blumen und Rancken gewuͤrckter ſeidner Zeug, hat einen glaͤntzenden Satein ‒ Boden und Grund, wird ein- und zweyfaͤrbig
gewe-
N 5
(0224)
[Spaltenumbruch]
Damaſt Dame
gewebet; auch oͤffters mit gezwirnten Blumen; iſt Hollaͤndiſcher oder Italiaͤniſcher, der letztere iſt der ſchwereſte, die Blumen ſind entweder glatt oder gezwirnet.
Damaſt Moſcowitiſcher, ſiehe Moſcowitiſcher Damaſt.
Damaſt oder Leinen Damaſt.
Iſt ein mit allerhand Blumen, Laubwerck, Bildern und Figuren von Flachs verfertigtes leinenes Gewebe, ſo die Weiber zu ihrẽ BettGeraͤthe, Quehlen und Tiſch-Zeuge zu gebrauchen pflegen; Iſt entweder gantz weiß oder bund, der bunde iſt wiederum entweder blau und weiß, oder weiß und grau, ſo von ungebleichten Garn eingeſchoben wird. Man findet ſelbigen von unterſchiedener Guͤte, Breite und Sorten: der Hollaͤndiſche iſt der feinſte. Die Erfindung deſſen wird den Babyloniern zugeſchrieben.
Dame,
Heiſſet ſo viel, als eine Frau von Condition, oder vornehmen Standes und Ranges.
Dame d’ honneur, ſiehe Ehren-Dame.
Dame ziehen,
Iſt ein gewiſſes Spiel in dem Brete von auffen, wo zwoͤlff weiſſe Steine gegen ſo viel ſchwartze ausgeſetzet, gegen einander gezogen, geſchlagen oder ausgeblaſen werden, der letzte ſo auff dem Brete bleibet, oder ſeinen Feind verſetzet, daß er [Spaltenumbruch]
Damo Damoph
nicht weiter ziehen kan, heiſſet Uberwinden. Iſt ein Spiel, wormit ſich das Frauenzimmer oͤffters divertiret.
Damo, ſiehe Dama.
Damocharis,
Eine beruͤhmte Griechiſche Poetin, hat verſchiedene Verſe geſchrieben, ſo noch hier und dar gefunden werden. Vid. Voſſ. de Poetis Græc. p. 88. & M. Blum Diſſertat. de Poetriis Græcis. p. 24. ſeq.
Damocrita,
Eine alte Roͤmiſche Matrone und Eheweib des Alcippus, ein Weib von Großmuth und ſeltner Reſolution, denn als ihr ihrem in das Exilium verjagten Manne nachzufolgen unterſaget ward, ihre mannbahren Toͤchter auch nicht heyrathen durfften, damit kein maͤnnlicher Erbe, als des Alcippus ohnfehlbarer Raͤcher, gebohren wuͤrde, erfaßte ſie den Muth, mit Beyhuͤlffe ihrer Toͤchter, alle diejenigen vornehmen Weiber, ſo der Gewohnheit nach, des Nachts zum Opffer ſich verſammlet hatten, nachdem ſie zuvor das Opffer-Holtz in die Thuͤren geworffen, und ſelbiges unvermercket angezuͤndet, mit Feuer zu verbrennen; Ja nachdem das Feuer uͤberhand genommen, und die Maͤnner um ihre Weiber zu retten, herbey lieffen, erſtach ſie erſt ihre Toͤchter, ſich aber zuletzt ſelbſten.
Damophila,
Ein gelehrtes Weib aus der Inſul Lesbus, des Pamphili HaußFrau; Hatte viel Liebes-Gedichte
und
(0225)
[Spaltenumbruch]
Danae Danai
und Panegyriſche Poeſien auf die Diana verfertiget. Sie lebte zur ſelben Zeit, welches A. 3340. von Erſchaffung der Welt, als die groſſe Poctin Sappho in dem hoͤchſten Flor war, mit welcher ſie auch groſſe Freundſchafft hielt, und ſie durchgehends zu imitiren ſuchte. In des Brasſicani Commentariis in Angeli Politiani Nutricia kan man von ihr ein mehrers leſen. Philoſtr. in Vita Apollonii.
Danaë,
Eine Tochter des Acriſius der Argiven Koͤnigs; ward von ihrem Vater in einen Thurm geſchloſſen, und dennoch von dem in einen guͤldnen Regen ſich verwandelten Jupiter, ſo durch die Dach-Ziegel drang, geſchwaͤchet, wovon ſie hernach einen Sohn, Perſeus genannt, gezeuget. Ob nun gleich ihr erzuͤrnter Vater, der Acriſius, ſeine Tochter mit ſamt ihrem Kinde in einen hoͤltzernen Kaſten ſchlieſſen und ſelbigen in das Meer werffen lieſſe; erhielte er doch ſeinen Endzweck nicht, weiln der auf dem Meer ſchwimmende Kaſten den Fiſchern bey dem Apuliſchen Ufer in die Haͤnde gerieth, nach deſſen Eroͤffnung man ſelbige mit dem Kinde vor den Koͤnig Pilumnus brachte, welcheꝛ die Danaë zum Weibe genommen, den kleinen Sohn aber einem andern auffzuziehen uͤbergab.
Danaides,
Hieſſen die fuͤnff und funffzig Toͤchter des Danai, ſo alle ihre Maͤnner umbrachten. Sie ſollen zuerſt die Brunnen erfunden und ausgedacht haben. Plato fingiret, als [Spaltenumbruch]
Danck Daphne
muͤſten ſie zur Strafe in dem Orcus Tag und Nacht in ein durchloͤchertes und zerlechſetes Faß Waſſer gieſſen, daher das Sprich-Wort entſtanden; Waſſer in der Danaidum Faͤſſer tragen; das iſt, vergebne Arbeit thun.
Danckſagen vor eine Sechswoͤchnerin.
Heiſſet, wenn eine Frau von der Cantzel durch den Prieſter wegen giuͤcklicher und froͤlicher Entbindung ihrer bißher getragenen Leibes-Buͤrde dancken laͤſt.
Dantes,
Theodora, eine gelehrte Tocher des beruͤhmten Mathematici Petri Vincentii Dantes von Perugia, ſie ward von ihrem Vater auf dem Lande, wegen der in Perugia 1497. graſſirenden Peſt in der Mathematic mit ſolchen Ruhm unterrichtet, daß ſie auch einige Mathematiſche Schrifften verfertiget.
Daphne,
Eine gelehrte Griechiſche Poetin, war des Tireſiæ Tochter, welche ſo vortreffliche Verſe geſchrieben, daß der beruͤhmte Poete Homerus viele Gedancken von ihr ſoll entlehnet haben. Vid. Andr. Carol. T. 2. memorabil. Eccleſiaſticor. P. 2. l. 9. a. 7.
Daphne.
Eine Tochter des Theſſaliſchen Koͤnigs Peneus; welche, nachdem ſie Apollo, welcher ſich in ſie verliebt hatte, auf der Flucht verfolgte, durch Huͤlffe und Kunſt ihres Vaters in einen Lorbeer-Baum verwandelt wurde.
Daphne,
(0226)
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Daphne Datteln
Daphne,
Eine von den Sibyllen. Siehe Sibylla Delphica.
Darnieder kommen, ſiehe Einkommen.
Datteln,
Dactyli, Dattes, ſind BaumFruͤchte, welche in Arabien, Syrien und Egypten, auch in Oſt- und Weſt-Indien haͤuffig wachſen, und zu uns in Deutſchland gebracht werden. Ob zwar die Muͤhe etlicher Deutſchen Gaͤrtner in Pflantzund vermeynter Fortbringung dieſes Baums mit ſeinen Fruͤchten vergeblich geweſen; maſſen derſelbe ein gantz hitziges Clima, auch ein ſandig und ſalpetrig Erdreich erfordert, ſo hat man doch ſolchen aus dem Kern in einem gewiſſen vornehmen Garten fortzubringen gewuſt. Sonſt ſollen die Datteln die Frucht in Mutterleibe ſtaͤrcken, und daher denen ſchwangern Weiber dienlich ſeyn, weil durch deren Gebrauch ſonderlich auch der unordentliche Appetit, Pica genannt, bey ihnen unterbrochen werde. Denen Phthyſicis duͤꝛffte dieſe Frucht gleichfalls wohl bekommen, zumahl, wenn ſie ein gut Glaß Wein drauf zu trincken haͤtten. Wie nun die Datteln uͤberhaupt eine geſunde Speiſe ſeynd, alſo dienen ſie auch Lecker-Maͤulern zur angenehmen Delicateſſe, wenn ſie abſonderlich gedaͤmpfft und mit Wein und andern Specereyen zubereitet werden.
[Spaltenumbruch]
Datteln Daube
Datteln zu daͤmpffen,
Schneidet die Datteln auf, thut den Kern nebſt dem inwendigen weiſſen Haͤutlein heraus, ſetzet Butter aufs Feuer, leget die Datteln drauff, und laſſet ſie daͤmpffen. Gieſſet hernach Wein dran, werffet Citron-Scheler, Zucker, wie auch etwas Zimmet drein, und beſtreuet ſie vor dem Aufſetzen mit Zimmet und Zucker.
Datteln noch anders.
Weichet die Datteln erſt in Wein, damit ſie weich werden, ſetzet ſẽlbige hierauf zum Feuer, und lafſet ſie vollend daͤmpffen, ſchneidet Citronen-Schalen dran; werffet was Zucker hinein, und wenn ſie ſollen angerichtet werden, ſo ſtreuet Zucker und Zimmet drauf.
Dattel-Kern Kindern im Schubeſack ſtecken.
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da viele in denen laͤcherlichen Gedanckẽ ſtehen, man ſolle den kleinen Kinder ohnwiſſend DattelKerne zuſtecken, damit ſie nicht fallen, und darbey einen Schaden nehmen koͤnten.
Dattlerin,
Urſula, ein gelehrtes und in H. Schrifft wohlerfahrnes Frauenzimmer, ſo A. 1583. gelebet, ſie ſoll ſchoͤne Anmerckungen und Erklaͤrungen uͤber das Buch Tobiaͤ verfertiget haben. Vid. Paullin. im hoch- und wohlgelahrten Frauenzimmer. p. 36.
Daube, ſiehe á la Daube.
Debon-
(0227)
[Spaltenumbruch]
Debonn Deecken
Debonnaire Louiſe, ſiehe Barclaja.
Debora,
Lapidoths Frau, ein heldenmuͤthiges Weib, ſo dem Juͤdiſchen Volck als Richterin und Prophetin etliche Jahr lang vorgeſtanden Judic. IV. 4. auch in der Poeſie erfahren war, wie ihre Lob- und Dancklieder answeiſen. Dergleichen Nahmen fuͤhrte auch ebenfals der Rebecca Amme, Geneſ. 35.
Deck- oder Ober-Bette,
Iſt in dem Bette das oͤberſte groſſe Bette, mit welchen man ſich zuzudecken pfleget: iſt entweder auf eine oder zwey Perſonen gerichtet.
Decke uͤber das WochenBette,
Iſt eine ſaubere auf allerhand Art genehete oder geſteppte Decke, weiß oder bund, ſo die Sechswoͤchnerinnen, wenn ſie ſich nach denen drey Wochen aus dem Bette gemacht, zum Staat uͤber das Wochenbette zu decken pflegen.
Deecken oder Daacken in Stuben, auch, CammerMatten
Genennt, ſeynd von einer gewiſſen Art zarten Schilffs oder Rohr zuſammen geflochtene und durchſchlagene Unterbreit-Decken, von unterſchiedener Bꝛeite u. Guͤte, ein oder mehꝛ faͤꝛbigt, gemodelt, und ungemodelt, die man in die Stuben und Cam̃ern, um ſelbige rein u. ſauber zu halten, auf den Fuß-Boden zu breiten pfleget, die meiſten wer[Spaltenumbruch]
Degen Dejan
den in Holland verarbeitet: die kleinen und abſonderlichen Deecken, ſo man vor die Stuben-Thuͤren breitet, werden abſonderlich FaͤulMatten genennet.
Degen, ſiehe Diamanten Deglein.
de Degenfeld,
Maria Loyſa, oder wie einige wollen, Sophia Eleonora, Baroneſſe, ein vortreffliches und kluges Frauenzim̃er, redete gut Frantzoͤiſch, Italiaͤniſch und Lateiniſch, war darneben von ungemeiner Schoͤnheit, und konte mit ihrer Galanterie manchen gewinnen: wie ſie denn den Carolum Ludovicum Churfuͤrſten in der Pfaltz dermaſſen eingenom̃en, daß er ſeine rechtmaͤßige Gemahlin verſtieß, und dieſe Mariam Loyſam ſtatt jener zu ſich nahm. Sie hat etliche ſchoͤne lateiniſche Briefe an beſagten Churfuͤrſten geſchrieben; zu Heydelberg, allwo ſie begraben lieget, iſt ihr ein ſchoͤnes Epitaphium geſetzet worden. Vid. Anonym. in der Lebens Geſchichte der weyland durchl. Churfuͤrſten Friedrichs V. Carl Ludewigs und Carls; Colon. 1693. in 12.
Dejanira,
Eine Tochter des Ætoliſchen Koͤnigs Oenei und Eheweib des Herculs. Des Herculs ſein Rival, ſo gleichfalls um die Dejanira buhlten, war Achelans, er muſte aber ſelbige, weil er in jedem Kampffe verſpielte, und dem Hercul unten zu liegen gezwungen ward, ihm endlich abtreten. Nachdem nun Hercul mit dieſer ſeiner erfochte-
nen
(0228)
[Spaltenumbruch]
Deida Dela
nen Dejanira einen Fluß in Ætolien pasſiren wolte, erbote ſich einer Nahmens Neſſus, freywillig an, die Dejaniram uͤber zu ſetzen, weil er ihr aber waͤhrender ſolcher Uberſetzung etwas mit Gewalt zumuthen wolte, welches die Geſetze der Ehre verletzte, und ihr Mann Hercules ſolches erblickte, erſchoß er den Neſſum mit einem Pfeil; Neſſus, der als ein ſterbender, ſeinen Todt gerne raͤchen wolte, zog ſein mit Blut beſpritztes Kleid aus, und ſchenckte ſolches der Dejanira, worbey er ſelbige zugleich uͤberredete, daß, wenn ihr Mann dieſes Kleid anziehen wuͤrde, er ſelbiger niemahls wieder koͤnte untreu werden. Eine Zeit hernach, als ihr Mann Hercules dem Gerichte nach, eine junge Dirne Jole genannt, geraubet und entfuͤhret, ſchickte die Dejanira ſolches mit Blut beſpritzte Kleid ihren Manne, um ihn von ſolcher ausſchweiffenden Liebe dadurch abzufuͤhren. Hercules, der ſich nichts boͤſes verſahe, zoge ſolches Kleid, als er opffern wolte, an, empfand aber in ſolchem habit unmenſchliche Marter und Pein, ſo daß er ſich endlich in einen brennenden Berg vor Schmertz ſtuͤrtzte: als ſolches ſein Weib erfahren, hat ſie ſich mit ihres Mannes Keile ſelbſt erſchlagen.
Deidamia,
Des Koͤnigs Lycomedis Tochter, mit welcher der Achilles, ſo ſich in Weibliche Kleider verſtecket, den Pyrrhus gezeuget.
a Dela,
Margarita, Aebtißin im Kloſter Himmelscrohn im Voigt-Lan[Spaltenumbruch]
Delila Derce
de, eine ſehr gelehrte und verſtaͤndige Nonne, hat A. 1440. annoch gelebet, und die adelichen Fraͤuleins im Chriſtenthume, guten Sitten und weiblichen Tugenden wohl informiret. Vid. Caſpar Brushius de Monaſteriis Germ. p. 233.
Delila,
Ein freches Weibesbild, deſſen in der H. Schrifft gedacht wird. Simſon hatte ſich in ihre Schoͤnheit verliebt, und verlohr auch zuletzt durch ihre Liſt und Ausholung nicht nur ſeine erſtaunenswuͤrdige Staͤrcke, ſondern auch ſein Leben. Jud. XVI. v, 4, 5. ſeqq.
Deloima,
Des beruͤhmten Poeten Jani Morelli Guinæi Ehefrau, ein ſehr gelehrtes Weib, wird von Scævola Sammarthano in ſeinen Elogiis Doctorum in Gall. Viror. p. 112. ſehr geruͤhmet.
Demophile, ſiehe Sibylla Cumana.
Dentiere Maria, ſiehe Dentria.
Denrria oder Dentriere, auch Dentiere,
Maria, von Dornick aus Flandern, lebte im 16. Seculo, war ein ſehr gelehrtes Frauenzimmer und ſchrieb Epiſtolas contra Turcas, Judæos & Lutheranos, welche auch A. 1539. gedruͤckt worden. Vid. Valer. Andr. Bibl. Belgic.
Derceto oder Dercetis,
Eine ſchwatzhaffte Goͤttin, ſo von den Syriern verehret ward, Plin. l. 5. c. 13. & 23 und eine Toch-
ter
(0229)
[Spaltenumbruch]
Desc Deſtil
ter der Venus war, hatte ein Menſchen-Geſichte, die uͤbrigen Theile aber ihres Leibes hatten die Geſtalt eines Fiſches. Ihre Tochter hieſſe Semiramis, ſo von denen Tauben ſoll aufferzogen ſeyn.
Des-Cartes, ſiehe Cartes des.
Des-Champs, Magdalena, ſiehe Champs des.
Deſe oder Doſe,
Iſt ein groſſes rundes hoͤltzernes Waſch-Gefaͤſſe, auf drey Beinen ſtehend, mit einem Zapffen verſehen, worinnen das Weibesvolck die ſchwartze Waͤſche ein zu bruͤhen, und rein zu waſchen pfleget.
Deſſein, ſiehe Patrone.
Deſtillirte oder Abgezogene Waſſer,
Seynd allerhand von unterſchiedenen Kraͤutern, Blumen, Wurtzeln und andern Speciebus wohlriechende und ſtaͤrckende, auf dem Brennkolben und deſtillirBlaſe abgezogene und gebrannte Waſſer, deren ſich das Frauenzimmer in der Haushaltung zu bedienen pfleget. Die vornehmſten Sorten davon ſind nachfolgende; als Abbißwaſſer, Adermeñigwaſſer, Agleywaſſer, Andornwaſſer, Attichwaſſer, Baſilgenwaſſer, Bethonienwaſſer, blau Violenwaſſer, Brunnenkreßwaſſer, Camillenwaſſer, Cardobenedictenwaſſer, Cypreſſenwaſſer, Engelkrautwaſſer, Ehrenpreißwaſſer, Eiſenkrautwaſſer, Engelſuͤßwaſſer, Epffigwaſſer, Erdbeerwaſſer, Fenchelwaſſer, gelb Violenwaſſer, Hol[Spaltenumbruch]
Diac Diam
derbluͤthwaſſer, Himbeerwaſſer, Iſopwaſſer, Krauſemuͤntzwaſſer, Kirſchwaſſer, Kornblumenwaſſer, Lavendelwaſſer, Lindenbluͤthwaſſer, Loͤffelkrautwaſſer, Lilgenwaſſer, Limonienwaſſer, Majoranwaſſer, Mainblumwaſſer, Melilotenwaſſer, Meliſſenwaſſer, Negleinwaſſer, Neſſelwaſſer, Pommerantzenwaſſer, Peterſilienwaſſer, Poleywaſſer, Quendelwaſſer, Rautenwaſſer, Roßmarinwaſſer, Roſenwaſſer, Schlagwaſſer, Scharlachwaſſer, Scabioſenwaſſer, Scordienwaſſer, Schlehenwaſſer, Spickenwaſſer, Tillenwaſſer, Thymianwaſſer, Tormentillwaſſer, Wacholderwaſſer, Wermuthwaſſer, u. d. g. m.
Diaconiſſæ,
Hieſſen diejenigen Weibesbilder, ſo vor dieſen in der alten Kirche allerhand Dienſte verrichten muſten, als die Kirch-Thuͤren zuſchlieſſen, und denen Geiſtlichen, wenn Weiber getauffet wurden, an die Hand zu gehen; die armen, krancken, frembden und ſchwangeren Weiber zu beſuchen, ihnen huͤlffreiche Hand zu thun u. d. g. Es waren ſo wohl Jungfern als Weiber, und haben ihren Urſprung noch von denen Apoſteln. Dergleichen war die Phoebe der Cenchreer. Rom. XVI. 1.
Diamanten Deglein,
Iſt eine kleine in Form eines Degens ausgearbeitete und mit Diamanten oder andern Jubelen verſetzte Zierath, ſo das Frauenzimmer an etlichen Orten zur Galanteri[e] und Zierrath an die Bruſt oben in den Latz zu ſtecken pfleget;
ſie
(0230)
[Spaltenumbruch]
Diana Dicker
ſie fuͤhren es ſtatt eines Zahnſtochers, pflegen auch die BlumenBouquett darmit anzuſtecken.
Diana,
Sonſten auch Luna Delia, und Phoëbe von ihrem Bruder Phoebo genannt, die Tochter des Jovis und der Latonæ, eine Goͤttin der Jagd, welche aus allzugroſſer Liebe zur Jungferſchafft alle Compagnie gemeydet, und damit ſie der LiebesKuͤtzel nicht ſtechen koͤnte, ſich Tag und Nacht mit Jagen die Zeit vertrieben. Hat auch von dem Jupiter Bittweiſe erhalten, daß ſie Zeit Lebens eine Jungfer verbleiben moͤchte, weil ihr der gefaͤhrliche Zuſtand ihrer ſchwangern Mutter, als ſie den Apollo gebahr, nicht wenig Furcht und Eckel verurſachet. Den Actæon, welcher ſie nebſt ihren Nymphen in dem Bade nackend antraff, hat ſie in einen Hirſch verwandelt. Wird insgemein in einem kurtzen und fluͤchtigen Jagd-Habit abgeſchildert, mit einem Koͤcher voller Pfeile u. Bogen, auch etlichẽ Jagd-Hunden verſehen. Es iſt dieſer Goͤttin zu Epheſo ein Tempel aufgerichtet worden, an deſſen Pracht und Koſtbarkeit hundert und 20. Jahr gebauet worden.
Dicke Riebbe,
Heiſſet dem Weibes-Volck bey dem Fleiſch-Einkauff dasjenige Stuͤcke Fleiſch von dem geſchlachteten Rinde, ſo noch uͤber der Schos-Riebbe, nach den VorderViertheln zu, gefunden wird.
Dicker Lappen,
Heiſſet dem Weibesvolck bey dem [Spaltenumbruch]
Dictyn Dido
Fleiſch-Einkauff dasjenige Stuͤck am Rinde, ſo aus dem Wanſt gehacket wird.
Dictynna,
Eine Nymphe aus Creta, ſo zu erſt die Jaͤger-Netze ſoll erfunden haben. Sie begleitete, als eine Geſpiehlin, die Dianam ſtets auff der Jagd.
Dido,
Sonſt Eliſa genannt, eine Tochter des Tyriſchen Koͤnigs Beli, und Weib des Sichæi: raffte ihres Mannes Reichthum, nachdem er von ihrem Bruder Pygmalion vor dem Altar ermordet worden, zuſam̃en, gienge zu Schiffe, und flohe damit in Africam; allwo ſie ſich ausgebeten, ihr nur ſo viel Platz und Land abzutreten, als man mit einer Ochſenhaut umfangen koͤnte, ſo ihr auch verſtattet worden. Die liſtige Dido aber zerſchnitte die Ochſenhaut in ſolche ſchmale Riemlein, durch deren Umfang ſie einen ſolchen Platz umzaͤunen konte, worauf ſie fuͤglich die groſſe Stadt Carthago erbauete, ſelbiger auch Rechte und Policey-Ordnung, nach ihrem eigenen Gutbefinden ertheilte. Vid. Spangenberg Adelſpieg. p. 427. Nach Verflieſſung einiger Zeit warbe der Koͤnig Hiarbas oder Jarbas um ſelbige, wiewohl ſonder Erlangung ihres Jaworts, und als er ſelbige durch Waffen und Krieg mit Gewalt darzu zwingen wolte, fiele die kaltſinnige Dido, welche lieber ihr Leben verlieren wolte, in ihr eignes Schwerd; wiewohl auch eige Seribenten dem Ænea dieſen
ungluͤck-
(0231)
[Spaltenumbruch]
Diebin Dienſt
ungluͤcklichen Todesfall und deſſen Urſache zuſchreiben wollen.
Diebin,
Heißt ein liederliches und treuloſes Weibesbild, ſo anderen Leuten heimlichen etwas entwendet und wegpartieret hat: wird insgemein nach Saͤchſiſchen Rechten, wann der Diebſtahl ſich nicht allzuhoch belaͤufft, mit Staupenſchlaͤgen und Landes Verweiſung, nach vorhergegangener Stellung an den Pranger und Norificirung ihres Verbrechens, ſo nebſt ihrem Nahmen auf einem Taͤflein ſtehet, beſtraffet. Wenn ein Weib Diebſtahl begangen, ſo kan der Mann ſich deswegen nicht von ihr ſcheiden, Carpz. l. 2. Def. 103. & 4. 5. 6. Solte ſie aber des Landes daruͤber verwieſen werden, kan ihr Mann zwar ſelbigem nachzufolgen auvermahnet, aber nicht gezwungen werden. Wiewohl einige Rechts Lehrer meynen, daß dergleichen Mann darzu koͤnte angehalten werden. Hartm. Piſtor. Obſ. 148. n. 3. Carpz. P[ra]ct. Criminal. p. 3. qv. 13 o. n. 47. Bey denen alten Roͤmern war die Eheſcheidung wegen Diebſtahls zugelaſſen. Coraſius Lib. V. Miſcell. c. 12.
Dienſt auffſagen,
Heiſſet, wenn eine Frau ihrer alten Magd, oder die Magd ihrer bißherigen Frau, ein Viertel Jahr vorher den Dienſt auſkuͤndiget, und ihr andeutet, daß ſie ſich zu veraͤndern willens ſey.
Dienſt-Magd oder DienſtBothe,
Heiſſet alle dasjenige Geſinde, [Spaltenumbruch]
Dietrich Dill
weiblichen Geſchlechts, ſo ſich um ein gewiſſes Lohn in Dienſte begiebet, als da iſt Magd, Jungemagd, Jungfermagd, Amme, Muhme, Kindermaͤgdlein u. d. g.
Dietrich, ſiehe HauptSchluͤſſel.
Dietrichin,
Juſtina Sigismunda Von Romſtock aus Schleſien im Jauriſchen Fuͤrſtenthume, gebuͤrtig, Koͤnigl. Preußniſche und Churfuͤrſtliche Brandenburgiſche Hof-Wehemutter, ein kluges und in dieſen Sachen wohlerfahrnes Weib, hat ein Buch von ihrer Profesſion geſchrieben, welches A. 1690. zu Coͤlln in 4to mit Kupffern herausgekom̃en.
Dill,
Anethum, Anet, iſt ein Gartenkraut, ſo die Kraft zu erwaͤrmen und zu zertheilen hat. Unſer Koch brauchet zwar dieſes Kraut nicht ſonderlich, auſſer bey Einmachung der Gurcken, an andern Orten aber wird es als ein gutes Kuͤchenkraut beliebet. Tabernæmontanus weiß dieſes Kraut in ſeinem KraͤuterBuche nicht gnug zu loben. Er ſchreibet Lib. l. p. 166. hiervon alſo. Es haben die Alten, wie der Poet Virgilius in Alexi bezeuget, eine Salſen von Dillkraut, Qvendel und Knoblauch unter ein ander geſtoſſen, und ſolches den Schnittern fuͤrgeſtellt. Und iſt zwar das Dillkraut und ſein Samen noch heutiges Tages in unſern Kuͤchen des Teuſchlandes ſehr gemein, und den Armen eine nuͤtzliche Wuͤrtze, das gruͤne Kraut wird an Suppen und
Gemuͤß
Frauenzim̃er-Lexicon. O
(0232)
[Spaltenumbruch]
Dillh Dinner
Gemuͤß nuͤtzlich gebraucht, und giebt demſelben einen guten Geſchmack. Mit denen Samen machet man die juͤngſten Cucumern ein, ſo brauchen ihn auch die Weiber zum Kappeskraut, wenn ſie das uͤbers Jahr zu brauchen einſaltzen, welches ihn nicht allein einen guten Geſchmack giebt, ſondern es benim̃t ihm auch die Windigkeit, und machet es deſto verdaulicher: desgleichen wird der, Same nuͤtzlich gebraucht, das Fleiſch damit einzumachen, und zu den Wuͤrſten; davon denn alle ſolche Speiſen einen anmuthigen Geſchmack bekommen, und auch deſto verdaulicher werden. In Summa, unſere Weiber und Koͤche koͤnnen der Dille in ihren Kuͤchen keinesweges entbehren.
Dillhofin,
Barbara Catharina, eine Schleſiſche Poetin, ſo den gantzẽ Jeſus Syrach in ſchoͤne und wohlklingende teutſche Verſe verſetzet haben ſoll.
Dina,
Eine Tochter des Jacobs und Lea, Gen. 30. v. 21. ward, als ſie aus Fuͤrwitz, aus ihrer Mutter Hauß, und zwar allein u. ſonderihr Wiſſen ging von Sichem Hemors Sohn des Heviters, in ihrem 15. Jahr geſchwaͤchet. Woruͤber ein groſſes Blutbad entſtande. ibid. 34.
Dinner Lappen,
Heiſſet dem Weibesvolck bey dem Einkauff des Fleiſches, dasjenige Stuͤck am Rinde, ſo aus dem Bauche unten her gehackt wird.
[Spaltenumbruch]
Dion Dirce
Dione,
Eine Tochter des Oceani und der Thetis. Iſt die Mutter der Venus geweſen.
Dionyſia,
Starb unter des Decius Regierung bey Alexandria, An. 251. als eine Martyrin. Euſeb. c. 12. L. 6. Hiſtor. Eccleſ.
Diotima oder Diotime,
Hat mit der Aſpaſia Mileſia, weil ſie gleichergeſtalt eine vortreffliche Philoſopha war, gleiche Ehre genoſſen, indem Socrates ihre Lectiones, wie jener ihre ebenfalls beſuchet, und ſich nicht geſchaͤmet, ſie ſeine Meiſterin zu nennen. Plato in Sympoſiis & Menexem. Petr. Greg. Tholoſ. p. 276. n.a.
Dipſas,
War eine alte Huren-Wirthin und Kupplerin, ſo die jungen Nymphen anfuͤhrete, auf welche Ovidius in ſeineu Buͤchern der Liebe nicht wohl zu ſprechen: weil ſie ihm ſein Maͤdgen gleichfalls verfuͤhret und auf krumme Wege verleitet.
Dirce,
Des Thebiſchen Koͤnigs Lyci Gemahlin, ſo er nach Verlaſſung und Verſtoſſung ſeines erſteren Weibes der Antiope, genommen, welch Antiope, nachdem ſie Zeit waͤhrender Verſtoſſung von dem upiter geſchwaͤchet worden, von dieſer Dirce ſehr gepeiniget und in Ketten u. Banden geworffen worden, in Meynung, es haͤtte ihr Gemahl der Lycus ſich etwan wieder
von
(0233)
[Spaltenumbruch]
Dirce Doben
von neuen zu ihr geſunden. Nachdem aber ihre Geburt-Zeit heran nahete, hat ſie der Jupiter durch ſeine Huͤlffe und Erbarmnuͤß wieder auf freyen Fuß geſtellet: worauf ſie zwey Zwillinge, den Zethum und Amphion gebohren, welche, nachdem ſie erwachſen, den Koͤnig Lycum ermordet, die Dirce aber einem wilden Ochſen an den Schwantz gebunden, von welchen ſie eine lange Weile auff der Welt herumgeſchleppet worden, biß ſich endlich die Goͤtter uͤber ſie erbarmet, und ſie in einen Brunnen, der nach ihrem Namẽ geneñet worden, verwandelt.
Dirce,
Ein ſehr ſchoͤnes Weibesbild aus Babylonien, welches, weil ſie von der Pallas uͤbel geſprochen, in waͤhrenden Waſchen in einem Fiſch verwandelt worden.
Dirne,
Heiſſet an etlichen Orten ſo viel, als ein junges gemeines Weibesbild oder Maͤgdlein.
Diſa,
War ein ſchlechtes Bauermaͤgdlein, ſo der Koͤnig von Schweden Sichtrug wegen ihres vortreflichen Verſtandes und Scharffſinnigkeit zur Ehe nahm.
Diſſelbeck,
Rebecca, ein der teutſchen Poeſie kundiges Frauenzimmer, ſo die 7. Buß-Pſalmen in ſehr bewegliche Verſe gebracht.
Dobeneckerin,
Catharina Margaretha, war eine mit Ruhm gekroͤhnte Poetin, und [Spaltenumbruch]
Docke Dom
Johann Baptiſtæ Dobeneckers, hochfuͤrſtl. Brandenburgiſch-Bayrentiſchen Cammer-Raths Eheliebſte. Sie hat in dem Blumen Orden den Nahmen Sylvia gefuͤhret: ihr Todt iſt A. 1683. erfolget. Vid. Chriſt. Franciſcum Paullinum im hoch und wohlgelahrten Frauenzim̃er. p. 37.
Docke, ſiehe Puppenwerck.
Dodoneæ Columbæ,
Oder Peleæ, ſollen gewiſſe Weiber und Poetinnen in Griechenland geweſen ſeyn, ſo in dem Epiriſchen Wald Dodone genannt, und durch das daſelbſt geweſene Oraculum, denen Rathfragenden geantwortet. Vid. Pauſan. in Boeotie. pag. 828.
Dominica,
Kaͤyſeꝛ Valentiniani Gemahlin, ein zwar kluges und verſtaͤndiges, aber auch darbey Sectiriſches Arianiſches und verfuͤhreriſches Weib; maſſen ſie als eine Arianerin auch ihren Gemahl zum Arianer gemacht, und durch ſolches Gifft angeſtecket. D. Schmid. in Mulier. Heterodox. p. 24. Theodoret. l. 4. Hiſtor. Eccleſ. c. 12. p. 165.
á S. Dominico,
Maria, war eine begeiſterte Nonne im Pabſtthum, ſo mit ihrer Schweſter Charitas Gambara ſehr viel Offenbahrungen und Ecſtaſes ſoll vorgeſchuͤtzet haben: die Papiſten ſollen allezeit bey Nennung ihres Nahmens den Hut abgezogen, und ihre Heiligkeit ſehr hoch geprieſen haben. D. Saudius aber de ſuperſtit. Papiſt. §. 27. p. 8. haͤlt ſolches vor eine ſelbſt erwehlte Heilig-
keit
O 2
(0234)
[Spaltenumbruch]
Domna Doroth
keit und abgoͤttiſches Weſen, ja gar vor ein Blendwerck des Satans.
Domna,
Des Kaͤyſers Severi Gemahlin, ward wegen ihrer Großmuth und behertzten Geiſtes eine Mutter der Kriegs-Heere genannt.
de Doni,
Conſtantia, von Florentz, ein ausbuͤndig und ungemein ſchoͤnes Weibesbild, ſo zu ihrer Zeit gar nicht ihres gleichen hatte, und deßwegen vor einen Engel in der Schoͤnheit geprieſen wurde. Die beruͤhmte Mahlerin von Florentz, Plantilla hatte ihr Portrait verfertiget, welches ein rechtes Wunder hieß. Vid. Sandrarts deutſche A. cademie. T. II. L. 2. c. 22. p. 203.
Donna Olympia, ſiehe Olympia Donna.
Doris,
Eine Meer-Nymphe, des Oceani und der Thetis Tochter, welche, nachdem ſie ihren eigenen Bruder den Nereus geheyrathet, eine unſaͤgliche Menge Meer-Nymphen ihm nach einander gebohren, welche auch hernach nach ſeinem Nahmen Nereides genennet worden.
Dorothea,
Ein ausbuͤndiges ſchoͤnes Frauenzimmer aus Alexandrien, von vornehmen Herkommen und unſaͤglichen Reichthum; doch zugleich von ſolchen Tugenden und Beſcheidenheit, daß ſelbige, als ihr ein heydniſcher Tyranne, ſo damahls die Chriſten durch entſetzli[Spaltenumbruch]
Doroth Draben
che Martern verfolgete, an ſtatt der Straffe ſeine unzuͤchtige Liebe antrug, ſie bey Nacht heimlich durchgienge, und aus ungemeiner Liebe zur Keuſchheit, ihr groſſes Reichthum und vornehme Anverwandten willig und gerne mit dem Ruͤcken anſahe.
Dorothea Suſanna,
Gebohrne Pfaltz-Graͤfin am Rhein, Hertzog Johann Wilhelms zu Sachſen gelehrte Gemahlin, war in der Theologie und H. Schrifft trefflich beleſen, hat aus D. Luthers und andern geiſtlichen Schrifften ein ſchoͤnes Gebet-Buch zuſammen getragen und in Druck kommen laſſen, auch ein Bekaͤnntniß von denen vornehmſten Glaubens-Articuln geſtellet, ſo D. Georgius Mylius und D. Ambroſius Reudenus Profeſſores zu Jena approbiret haben.
Doto,
War eine mit von denen Waſſer-Nymphen und Toͤchtern des Nerei und der Doris.
Dotter-Brodt zu backen,
Nehmet ſchoͤnen Zucker ein halb Pfund, gut Weitzen-Mehl 1. Pfund, zwoͤlff Eyerdotter, Anis, Fenchel, jedes ein halb Loth, wol zerſtoſſen, miſcht es unter einander zu einen Teig, formiret ihn in Schnittlein, und backet ſie ab.
Draben,
Oder Draͤber, iſt das Uberbleibſal des von Hopffen und GerſtenMaltz gekochten und gebraueten Bieres, ſo auf dem Grund liegen bleibet.
Dracona
(0235)
[Spaltenumbruch]
Drac Drap
Dracona Penthilea,
War des gelehrten Pittaci Mitylenæi boͤſes und herrſchſuͤchtiges Weib, welches, als ihr Mann einsmahls gute Freunde bey ſich tractirete bey ihrem Eintritt in das Zimmer vor Zorn und Wuth den gedeckten Tiſch mit Speiß und Tranck uͤber den Hauffen warff. Vid. Plutarch. Libr. d. Animi Tranquil. lit. P. II. p. 258.
Dragant,
Iſt eine gewiſſe Art von weiſſen Gummi, deſſen ſich das Frauenzimmer bey ihrem Flor und Spitzenwaſchen zu deren Starr- und Steifmachung zu bedienen pfleget.
Drahomira,
Vratislai I. Koͤnigs in Boͤhmen gottloſe Gemahlin, ſo durch Liſt dieſen ihren Gemahl, mit Beyhuͤlffe ſeines Bruders Boleslai I. ums Leben brachte. Es traff ſie aber die gerechte Rache wieder, indem ſie lebendig von der Erde verſchlungen ward.
Drap d’ Argent,
Iſt ein gantz ſilbern und mit allerhand zierlichen Blumen und Rancken durchwebetes und zubereitetes reiches Stuͤck, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrem Putz und Galanterie zu bedienen pfleget.
Drap de Dames,
Iſt ein ſchwartzes zart und leicht gewebtes wollenes Tuch, in welches ſich das traurige Frauenzimmer zu kleiden pfleget.
[Spaltenumbruch]
Drap Droſſel
Drap d’ Or,
Iſt ein gantz guͤlden gewebtes und reiches Stuͤck, mit allerhand kuͤnſtlichen Blumen und Rangage gezieret und durch gearbeitet, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrem Putz und Galanterie zu bedienen pfleget.
Drat in das Band,
Iſt gantz ſchwacher und zarter ausgegluͤeter Drat, ſo unter das Band ſauber angeſtochen wird, damit die daꝛaus geknuͤpften Schleiffen auf den Fontangen und Hauben ſtarr und ſteiff liegen bleiben.
Drat-Leuchter,
Iſt ein von ſtarcken eiſernen Drat zuſammen geſetzter Leuchter, hat eine eiſerne Tille, ſo man auf und nieder ſchieben kan, und ſtehet auf einem hoͤltzernen abgeſetzten Fuſſe, wird nur in Kuͤch und Keller gebrauchet.
Dreyfuß,
Iſt ein runder eiſerner Creyß, auf drey hohen Fuͤſſen ſtehend, worauf man den Fiſch-Keſſel uͤber das Feuer zuſtellen pfleget.
Drögwald,
Candida, eine teutſche Poetin, ſo den Geſang der drey Maͤnner im feurigen Ofen, und die Hiſtorie vom Drachen zu Babel, wie auch die Hiſtorie von Suſannen in artige Lieder gebracht.
Droſſel,
Turdela, (Turdus minor) Tourd, iſt ein groſſer Vogel, doch etwas kleiner als ein Krammets-
Vogel.
O 3
(0236)
[Spaltenumbruch]
Droſſeln
Vogel. Sie kommen in der Weinleſe ein, und giebt es derſelben zweyerley Arten, nehmlich Wein-Droſſeln und Zippen, oder Zipp-Droſſeln, deren Unterſcheid an denen Federn untern Fluͤgeln zu erkennen: jene ſollen gelblichte, dieſe braͤunliche Federn haben. Bey Tiſche ſind ſie ſonderlich angenehm, weil man ſelbe am Geſchmack faſt denen Ziemern gleich ſchaͤtzet; geſtalt ſie auch in der Kuͤche entweder 1) wie die Ziemer gebraten, oder 2) eingemachet werden, auf welche Art man ſie lange Zeit gut behalten kan.
Droſſeln zu braten,
Laſſet Droſſeln rupffen und abſengen, ſtecket ſie an hoͤltzerne Spießgen, und bindet dieſe mit Bindfaden an einen eiſernen Spieß feſte, leget ſie hernach zum Feuer, begieſſet ſie oͤffters mit zerlaſſener Butter, die aber nicht braun muß gemachet ſeyn, und ſprenget ein wenig Saltz druͤber: wenn ſie nun bald gar, ſo begieſſet ſie mit Butter, und ſtreuet klar geriebene Semmel druͤber, betreuffet ſie nur Tropffenweiß mit Butter, davon werden ſie fein gaͤſchten. Endlich ziehet ſie fein gemach von denen Spieſſen, daß die angeſtreuete Semmel nicht herunter falle, machet braune Butter unten in die Schuͤſſel, leget die Droſſeln oben drauf und gebet ſie hin.
Droſſeln einzumachen,
Nehmet dergleichen, und laſſet ſie rupffen, thut das Eingeweide heraus, und hacket ihnen die Beine und Koͤpffe weg, waſchet ſie hernach fein ſauber aus, ſtecket ſie an Spieß[Spaltenumbruch]
Druſil Dryas
gen, leget ſie auf den Roſt, da ſie halb gar braten muͤſſen, beſtreichet ſie ein wenig mit Butter, und ſaltzet ſie ein wenig, hierauf nehmet ein Faͤßgen, darein ihr die Droßeln legen wollet, macht es inwendig naß mit Eßig; beſtreuet es mit grob geſtoſſeneu Gewuͤrtz, leget Lorbeer-Blaͤtter unten an Boden, und darauf eine Lage Droſſeln, auf dieſe wieder Lorbeer-Blaͤtter, u. ſ. f. Wechſelsweiſe, damit ihr fortfahren muͤſſet, biß ihr fertig ſeyd: zuletzt ſpuͤndet oben zu, bohret aber ein Loch in den Deckel, daß man einen Zapffen drein ſtecken koͤnne, machet auch ſo viel Eßig ſiedend, als ihr vermeynet noͤthig zu haben, laſſet ſolchen wieder kalt werden, gieſſet ihn alsdenn an die Droſſeln und ſetzet ſie an einen kuͤhlen Ort, wendet ſie auch alle Tage fein fleißig um, ſo koͤnnet ihr ſie lange Zeit gut behalten.
Druſilla,
Eine Juͤdin, des Land-Voigts Felicis Haus-Frau, ſo des Apoſtels Pauli Predigt mit anhoͤrete. Act. 24. v. 24.
Dryades,
Wurden genennet diejenigen Nymphen, ſo uͤber den Wald und die Baͤume geſetzet waren. Sie hieſſen nur Halb-Goͤttinnen.
Dryas,
Des Wald-Gotts Fauni Tochter, ſcheuete ſich vor denen Mannsbildern alſo, daß ſie ſich niemahls oͤffentlich ſehen ließ; daher auch oͤffentlich ausgeruffen ward, daß ſich kein einiges Mannsbild bey Leib und Lebens-Straffe bey ihrem Opffer ſolte erblicken laſſen.
Dryope,
(0237)
[Spaltenumbruch]
Dryope Ducnhn
Dryope,
Eine nette Jungfer aus Oechalien, welche von dem Apollo geſchwaͤchet worden, hernach aber den Antræmon zum Manne bekam; endlich iſt ſie in einen Neſſelſtrauch verwandelt worden.
Dryweg,
Abigail, ein in der Aſtronomie wohlerfahrnes Weibesbild, ſo anfangs Calender machte, hernachmahls aber Gebet-Buͤcher ſchrieb.
Ducheſſe,
Iſt eine von bunten Schmeltz, Stroh-Baͤndlein oder ſo genannten Raͤupgen zuſammen geflochtene Schleiffe oder Maſche, ſo an etlichen Orten von dem Frauenzimmer, als eine beſondere Zierrath, vornher auf die Stirne in die Fontangen und Aufſaͤtze angeſtecket wird.
van Duchnick,
Chriſtina Poniatouia, eines Predigers in Boͤhmen, ſo A. 1627. vertrieben ward, Tochter. Sie gab vor, daß ſie allerhand goͤttliche Offenbahrungen, himmliſche Geſichter und heilige Erleuchtungen haͤtte: die erſte Viſion ſoll ſie 1627. und die andere 1629. gehabt haben; woruͤber ſie allezeit in eine toͤtdliche Kranckheit gerathen. Ihre letzte Kranckheit brachte es dahin, daß man ſie dem Anſehen nach, vor wuͤrcklich todt hielte, auch bereits ſchon auf das Stroh legte; ſie ſtund aber doch wieder auf. Ihre Revelationes hat J. A. Comenius heraus gegeben. Vid. Voet. Vol. 2. Diſſert. Sel. p. 1081. welcher ihre Offenbahrungen vor eitele Traͤu[Spaltenumbruch]
Duellon Durchz
me, Boßheiten und Phantaſeyen haͤlt. Vid. Conſil. Wittebergenſ. P. I. p. 803. & 805. Herman. Witſium Lib. I. Miſc. c. 24. p. 390. Sie verheyrathete ſich an einen Prieſter Daniel Vettern A. 1632. und ſtarb A. 1644.
Duellona, ſiehe Bellona.
Duny,
Any, war eine beruͤhmte Hexe und Zauberin in Neu-Engelland.
Durantia,
Dominica, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Durchſchlag,
Iſt ein rundes und hol durchloͤchertes Blech, bißweilen auch laͤnglicht zugeſpitzt, wodurch man den Haber-Gruͤtze und andere gekochte Sachen von dem dicken abzuſondern pfleget.
Durchſtaͤuben,
Heiſſet dem Frauenvolck das mit Nadeln nach dem Umfang der Blumen durchloͤcherte Muſter, ſo ſie zu nehen willens ſind, vermoͤge des darzu dienlichen und mit geſtoſſener Kohlen angefuͤllten KlopfSaͤckleins, auf die Leinwand oder Caton tragen, damit ſolches hernach mit Waſſerbley kan uͤberriſſen werden.
Durchziehen,
Heiſſet denen Naͤhderinnen einige von Gold, Silber oder weiſſen Zwirn-Faden, ſo zuſam̃en geſchlungen und auf einmahl eingefaͤdmet ſeynd, durch Neſteltuch oder ander klahres und zartes Zeug die
Laͤnge
O 4
(0238)
[Spaltenumbruch]
Dutroi Dyna
Laͤnge hinauf fadenweiſe an dem Ende und Saum ziehen und ſchlagen, gleich waͤren ſolche Streiffen mit drein gewuͤrcket, z. E. in Maͤnnerkrauſen, Manchetten, auch Weiber Halstuͤcher.
Dutroi,
Iſt ein Oſt-Indianiſches Gewaͤchs, giebet braune Sam-Koͤrner, ſo unſern Linſen gleichen, wodurch man einen Menſchen gantz dumm und ſchlaͤffrig machen kan. Die wolluͤſtigen Weiber in Indien ſollen ſolches ihren Maͤnnern, oder die Toͤchter ihren alten Vaͤtern in Speiß oder Tranck liſtig beybringen, und ſie dadurch in eine Unempfindlichkeit bringen, damit ſie indeſſen ſich mit ihren Courtiſans brave luſtig machen koͤnnen: doch kan dergleichen gemachter Zufall durch Abwaſchung der Fuͤſſe mit kalten Waſſer wieder gehoben werden.
Dutz-Schweſtern,
Heiſſen diejenigen vertrauten, und mit einander ſpecial-bekannten Weibesbilder, ſo als rechte wahre und Hertzens-Freundinnen ſich aus aufrichtiger und vertrauter Freundſchafft einander Du heiſſen und zu betitteln pflegen.
Dyarin,
Maria. Eine Ertz-Quaͤckerin aus der Inſul Rhodus gebuͤrtig: ſie ward, weil ſie in Neu-Engelland in Ausbreitung ihres qvaͤckeriſchen Weſens gantz unſinnig war, ins Gefaͤngniß geworffen, und als eine Auffruͤhrerin, aus dem Lande verwieſen; weil ſie aber ſolches nicht achtete, und wieder nach Boſton [Spaltenumbruch]
E. Ebne Echidne
kame, auch den Richtern unter die Augen ſagte, daß ſie ihr Ouackerthum lieber mit Blute verſiegeln, als die Ausbreitung davon unterlaſſen wolte, ward ſie als ein Beyſpiel einer hartnaͤckigten Quaͤckerin den 31. May A. 1660. an Galgen gehencket. Vid. Croeſ. Hiſt. Quack. p. 412. ſeqq.
E.
Ebnerin,
Chriſtina, war eine Aebtißin in einem Cloſter ohnweit Nuͤrnberg, und bekannte Schwaͤrmerin, ſo ſich vieler Offenbahrungen ruͤhmete, und dahero viele ſchwaͤrmeriſche Propheceyungen hoͤren ließ, auch der Platoniſchen Theologie zugethan war. Vid. Micron. in Microcoſ. p. 12.
Echecratia,
Des beruͤhmten Philoſophi Echecratis Phliaſii Tochter, eine in der Pythagoræiſchen Philoſophie wohl verſirte Jungfer, wird vom Menagio in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 61. ſehr geruͤhmet.
Echidne,
Koͤnigin der Seythen; mit welcher der Hercules 3. Kinder auf einmahl gezeuget. Nachdem nun ſolche zur Welt gebohren, fragte die Mutter den Hercules, was er aus ſelbigen machen wolte? welcher Hercules zur Antwort gegeben, daß derjenige, ſo unter dieſen dreyen Knaben bey erwachſenen Jahren ſeinen Bogen, ſo er ihnen hinterließ, ſpannen lernte, der Nachfolger im Scythiſchen Reiche werden
ſolte,
(0239)
[Spaltenumbruch]
Echo Edictal
ſolte, welches auch geſchehen, indem der eine, ſo ſelbiges vermocht, und den Namen Scytha fuͤhrte, das Seythiſche Scepter dadurch erhielt.
Echo,
Eine junge Nymphe, ſo an dem Fluß Cephiſſus wohnete, hatte ſich in den Narciſſus, einen ſchoͤnen Juͤngling, ſo ſehr verliebet, daß ſie, als ſie ſeine Gegen-Liebe nicht erhalten konte, ſich vor Ungedult und Schmertz gantz auszehrete, zuletzt in einen trocknen Stein verwandelt ward, und nichts mehr von denen Menſchen mehr uͤbrig behielte, als eine bewegliche Stimme. Woher hernachmahls das Echo, das iſt, der Wiederſchall, ſeinen Urſprung genommen.
Eckel ſchwangerer Weiber,
Oder Nauſea genennet, iſt ein Abſcheu, den ſie entweder vor aller oder nur etlichen Speiſen haben, er ruͤhret von einer Alteration der Lebens-Geiſter her, beſonders, weiln die Menſes zuruͤcke bleiben, da viele Unreinigkeiten in dem Gebluͤte ſich verhalten, wodurch die Chylification turbiret wird.
Edel-Frau,
Heift eine aus Adelichen Stam̃ und Blute entſproſſene oder einem Adelichen Cavalier angetraute Dame, ſo insgemein auff ihres Gemahls Erb- und Ritter-Guͤtern von denen Unterthanen die gnaͤdige Frau tituliret wird.
Edictal-Citation,
Hieſſen diejeniger von denen [Spaltenumbruch]
Editha Egeria
Conſiſtoriis ergangenen Citationes, Krafft deſſen der eine Ehegatte, ſo den andern verlaſſen, oͤffentlich in dreyer unterſchiedener Herren Lande, wo etwan der Deſertor ſich befunden, citiret wird. Dergleichen Citationes werden in unſern Landen zu dreyen mahlen wiederholet, die andere und dritte aber wird nur in loco judicii insgemein an der Kirchthuͤre angeſchlagen.
Editha,
Eduardi Confeſſoris, Koͤnigs in Spanien gelehrte Gemahlin, welche wegen ihrer unglaublichen Gelehrſamkeit Gervaſius Dorobernenſis nicht genung zu ruͤhmen weiß. Vid. Vosſium in Epiſt. p. 15.
Edonides,
Hieſſen vor Alters diejenigen Weiber, die des Bacchus Feſt als unſinnige Leute begiengen und celebrirten.
Educa oder Eduſa,
Hieß bey denen Alten die FreßGoͤttin, der man bey der Geburt eines jungen Kindes durch Freſſen und Sauffen allezeit opfferte. Vid. Alex. II. c. 25.
Eduſa, ſiehe Educa.
Egeria,
Eine Nymphe, welcher die ſchwangeren Weiber zu opffern pflegten, in Hoffnung, daß die Geburt deſto gluͤcklicher von ſtatten gehen ſolte. Numa Pompilius beruͤhmte ſich, daß dieſe Goͤttin oder Nymphe Egeria ihm A. M. 3250. die Geſetze in Rom machen, und
den
O 5
(0240)
[Spaltenumbruch]
Egerin Eheo
den Gottesdienſt daſelbſt angeben helffen.
Egerin,
Suſaña, gebohrne Bornin, aus Leipzig, ein in der Koch-Kunſt wohlerfahrnes und geſchicktes Weib, geſtalt ſie A. 1706. das ſo genannte Leipziger Koch-Buch heraus gegeben, ſo viel Approbation gefunden: uͤberdieß wuſte ſie vor vielen andern mit dem Eingemachten ſehr wohl umzugehen, und ſelbiges in Zucker zu ſieden, maſſen ſich die Voꝛnehmſten in der Stadt bey denen angeſtellten Gaſtereyen und andern Solennitæten ihrer ſchmackbahren und wohlzubereiteten Sachen meiſtentheils zu bedienen pflegten.
Egla,
Davids Weib, mit welcher er den Jethream gezeiget 2. Samuel. 3. verſ. 5.
Ehebette,
Heiſſet diejenige Lagerſtatt mit denen darzu gehoͤrigen Betten, auch bisweilen Vorhaͤngen verſehen, worinnen Mann und Weib zu liegen pflegen. Dergleichen Ehebetten gehoͤren nicht mit zur Gerade, ſondern es behaͤlt ſelbiges der Wittber nach des Weibes Todt, und zwar in ſolchen Zuſtande, wie ſich ſelbiges Zeit waͤhrender Ehe befunden, Land-R. lib. 3. art. 38. Weichbild. Art. 23. Hiernechſt wird auch nach denen Saͤchſiſchen Rechten zum voͤlligen Eheſtande die Beſchreitung des Ehebettes erfodert.
Ehe-Geld, ſiehe Mit-Gifft.
Ehe-Ordnung,
Iſt eine von der hohen Landes[Spaltenumbruch]
Ehep Eheſch
Obrigkeit ausgeſtellte und publicirte Sanction und Vorſchrifft, worinnen denen Eheleuten ihre Pflicht, Ordnung und Schuldigkeit vorgehalten, auch zugleich abgefaſſet wird, wie weit die Heyrathen wegen der Blutfreundſchafft oder Schwaͤgerſchafft zugelaſſen. Dergleichen Ehe-Ordnungen pflegen jaͤhrlich von denen Cantzeln abgeleſen zu werden.
Ehe-Pacten, ſiehe EheStifftung.
Eheſcheidung,
Geſchiehet, wenn ein Paar zuſammen copulirte Eheleute aus erheblichen und in denen Rechten zugelaſſenen Urſachen wiederum entweder von Tiſch und Bette, oder, wegen Ehebruch oder boßhaffter Verlaſſung, gaͤntzlich von aller ehelichen Verbindlichkeit dergeſtalt geſchieden und loßgeſprochen werden, daß hernach der unſchuldige Theil, oder nach Befindung der Sache, alle beyde ſich anderwerts auff das neue verheyrathen moͤgen. Bey der boßhaften Verlaſſung, wird der abweſende Ehegatte auf Anſuchung des andern in dreyer unterſchiedenen Herren Lande oͤffentlich citiret und angeſchlagen: wenn nun die geſetzte Friſt verfloſſen, und der abweſende ſich nicht wieder einfindet, mag der andre Theil ſicher wieder ſich verheyrathen. In Peim einer Stadt in der groſſen Tartarey in Aſien, duͤrffen ſich die Weiber, weñ ihre Maͤnneruͤber 19 Tage auſſenbleiben, ſicher vieder verheyrathen. In dem Alten Teſtamente wurde dergleichen Eheſcheidung vermoͤge
des
(0241)
[Spaltenumbruch]
Eheſta Eheſti
des Scheidebrieffes von Moſe zugelaſſen, Deut. XXVI, 1. nicht zwar, als wenn es GOttes Gebot geweſen, ſondern weil er ſich faſt gezwungen und genoͤthiget ſahe, um ihres Hertzens Haͤrtigkeit willen, ſolche Politiſche Permisſion zu geben, wie denn der Heyland ſelbſt, Marc. X. verſ. 5. 6. ſolche Urſache wiederhohlet, warum Moſes ſich genoͤthiget befunden, in dieſen Stuͤcke ihnen durch die Finger zuſehen.
Eheſtand,
Iſt ein zwiſchen Mañ und Weib nach Goͤttlichen Satz und Ordnung Geneſ. I & II. feſt verknuͤpfftes Eheband, vermoͤge deſſen ſich beyderſeits, ſowohl den Leibern als Gemuͤthern nach, zu allem Leid und Freud auflebenszeit verbinden. Vid. Næv. Ehe-Recht. cap. I. per. tot.
Eheſteuer, ſiehe Mit-Gifft.
Eheſtifftung oder EhePacten,
Auch Ehezaͤrter genannt, ſeynd ein abſonderlicher Vergleich zwiſchen Mann und Weib, uͤber der Mit-Gifft und anderen dem Weibe zugehoͤrigen Geldern, auffgerichtet. Wann ſolcher in einem Actu unter Lebenden aufgerichtet wird, muͤſſen 2. Zeugen darbey ſeyn; geſchiehet er aber auf den Todes-Fall, werden 5. Zeugen darbey requiriret. Dergleichen Eheſtiftungen waren ſchon im Alten Teſtamente bekandt: alſo richtete dort Raguel mit ſeinen neuen Schwieger-Sohn, dem jungen Tobia eine Eheſtifftung auff. Tob. 7. v. 16.
[Spaltenumbruch]
Ehez Eiff
Ehe-Zaͤrter, ſiehe Eheſtifftung.
Ehe zur Morganatica, ſiehe Trauung zur lincken Hand.
Ehren-Dame,
Oder Dame d’honneur, heiſſen an denen Hoͤfen die vornehmſten Dames, ſo zu der Fuͤrſtin Bedienung am naͤheſten um ſie ſeyn: die OberHofmeiſterin iſt die vornehmſte und erſtere Dame vom Range.
Eichhoͤrnlein,
Sciurus, Eſcurieu, wird unter die Arten der Marter gerechnet. Es iſt ein leichtes Thierlein, von der Farbe entweder roͤthlich oder ſchwartzbraun, und kan wohl ſpringen, darzu ihm ſein ziemlich langer Schwantz etlicher maſſen dienet. Weil ſelbige gerne Nuͤſſe, Birnen, und andere Fruͤchte freſſen, werden ſie von vielen, als ein angenehmes Eſſen beliebt: dahero geſchoſſen, geſtreiffet, gewaͤſſert und in der Kuͤche auf mancherley Art zugerichtet. Abſonderlich aber ſchmecken ſie wohl gebraten, oder geſotten, und mit Zwiebeln ſauer zugerichtet, oder man zerhacket und tractiret ſie wie das Haaſen-Klein, deſſen Zubereitung unter dem Haaſen zu finden. Das Frauenzimmer pfleget ſich auch oͤffters an dergleichen Thierlein zu beluſtigen und ſelbige in kleinen Haͤußlein an Ketten geleget, vor ihre Fenſter zu ſetzen.
Eifleria Gertrudis, ſiehe Mölleria.
Eilff
(0242)
[Spaltenumbruch]
Eilff Einge
Eilff rauſend heilige Jungfrauen, ſiehe Urſula S. & Undecimilla.
Einbinden,
Heiſſet dem neugebohrnen Kindlein etwas zum Tauff-Geſchencke, oder ſo genannten Pathen-Gelde in einen Tauff-Zeddul ſchlagen, und ſelbiges nach vollbrachter Tauffe der Kinder-Mutter verſiegelt zuſtellen.
Einbrocken zur Meerte,
Heiſſet Brodt, Zweyback, Semmel oder Bretzeln in kleine Stuͤckgen zerkruͤmeln und in den Suppen Napff werffen.
Einfademen, oder Einfaͤdeln,
Heiſſet einen Faden von Gold, Seide, Garn oder Zwirn, durch das Nehenadel-Oehr ſtecken.
Einfaͤlteln, ſiehe Einreyhen.
Einflechten,
Heiſſet dem Frauenzimmer das ausgekaͤmmte und durchgebuͤrſtete Haar wiederum in die Haar-Baͤnder flechten und einſchlagen.
Eingebracht Gut, oder Illata.
Heiſſet alles dasjenige uͤberhaupt, was eine Frau ſtatt der Mit-Gifft zu ihrem Manne bringet.
Nach dem Eingebrachten greiffen.
Wird denen Weibern auf zwey[Spaltenumbruch]
Einge Einne
erley Art in denen Rechten zugelaſſen, eines theils, wenn ſie nach ihres Mannes Tode portionem ſtatutariam, oder ſtatuten Theil nicht nehmen wollen, dieweil ihr Eingebrachtes mehr geweſen: andern theils, wenn ihr Mann banquerot geworden, oder ſonſt in groſſe Schulden gerathen, da ſie dann nach ihrem Eingebrachten wieder greiffen, und das Privilegium habẽ, allen andern Creditoribus vorgezogen zu werden: ſie muͤſtẽ ſich denn vor ihꝛen Mann, als ſelbſt Schuldnerin mit unterſchrieben haben.
Eingemachtes,
Heiſſet uͤberhaupt alles dasjenige, was in Zucker abgeſotten und eingeſetzet wird, es ſey nun, Obſt, Fruͤchte, Gewuͤrtze, Schalen, Blumen u. d. g. ſiehe Condiren.
Einkommen, oder darnieder kommen.
Iſt eine gebraͤuchliche RedensArt, ſo von den ſchwanger gehenden Weibern geſaget wird, wann ſelbige ihrer Geburt entbunden ſeynd, und etwas Junges zur Welt gebracht.
Einlegen,
Heiſſet in der Haußhaltung einige rohe und gruͤne Sachen, ſo man verſpeiſſen will, vorher in eine gewiſſe und darzu dienliche Lacke eine zeitlang ſetzen, als Sauerbraten, rothe Ruͤben, groſſe und kleine Gurcken, viertheilig Kraut, Sauer-Kraut, u. d. g.
Eiñetzen, ſiehe Einſprengen.
Einpoͤ-
(0243)
[Spaltenumbruch]
Einpoͤ Einſch
Einpockeln oder Einſaltzen,
Heiſſet allerhand Fleiſch und Fiſche, ſo ſich nicht lange halten, in eine ſaltzigte Lacke legen, und eine Zeitlang darinnen durchbeiſſen und weichen laſſen.
Einprofilen, ſiehe Profeilen.
Einreyhen, oder Einfaͤdeln,
Heiſſet die Manchetten, Ermel, Schuͤrtzen, oder Hemden in zarte und dichte Faͤltlein ſchlagen, legen und an einen langen Faden reyhen.
Einſaltzen Fleiſch, ſiehe Einpockeln.
Einſatz
In Handkorb. Iſt ein von Kupffer hol getriebenes und nach dem Handkorb eingerichtetes Behaͤltniß, welches die Koͤchinnen, in Einkauffung der Victualien auff dem Marckte, in ihre ſo genannten Handkoͤrbe zu ſetzen und einzuſencken pflegen: geſchiehet insgemein deßwegen, weil die Handkoͤrbe, ſo geflochten und weitloͤchrich ſind, nicht allzu haltbar befunden werden, wofern man etwas kleines oder flieſſende Sachen von dem Marckte mit heim zu nehmen geſonnen iſt.
Einſchneiden Gebratens,
Heiſſet den uͤberbliebenen kalten Braten, vollends in Stuͤcken zerſchneiden, und mit einer warmen Bruͤhe machen.
Einſchneiden zur Suppen,
Heiſſet Brodt oder Semmel [Spaltenumbruch]
Einſch Einſpan
entweder wuͤrfflicht, oder breit laͤnglicht mit dem Kuͤchen-Meſſer in den Suppen-Napff ſchneiden.
Einſchneiden zur Zugemuͤſe,
Heiſſet Kraut, Ruͤben, Moͤhren, Aepffel, Birn u. d. g. ſchaͤlen, ſchaben, und viertheilig in den Koch-Topff ſchneiden.
Einſchnuͤren,
Heiſſet eines Frauenzimmers Leib in die Schnur-Bruſt, mit dem daran haͤngenden Schnuͤr-Senckel feſte zuſammen ziehen und einzwaͤngen, damit ſelbige geſchlanck ausſehen.
Einſetzen,
Heiſſet in der Haußhaltung einige friſche Sachen, ſo man zum verſpeiſen brauchet, in Eßig ſetzen, als Kirſchen, Hinckbeeren u. d. g.
von Einſiedel, Margaretha Sibylla, ſiehe à Löſeria.
Einſingen Kinder,
Iſt eine Verrichtung und Amt der Ammen und Kinder-Muhmen, ſo denen in die Wiege gelegten und eingebundnen Kindern, bey den Wiegen, ihre gebraͤuchlichen Wiegen-Lieder ſo lange vorzuſingen pflegen, biß ſie ſelbige dadurch eingeſchlaͤffert, und in Schlaff gebracht haben.
Einſpannen,
Heiſſet dasjenige weiſe Zeugund Waͤſch. Geraͤthe, ſo man zu nehen willens iſt, mit Bindfa-
den
(0244)
[Spaltenumbruch]
Einſp Einw
den vermoͤge der Einſpanne-Nadel, in einen hoͤltzernen Rahm dichte ausſpannen, und an den Raͤndern feſte anziehen.
Einſpanne-Nadel,
Iſt eine groſſe ſtaͤhlerne NeheNadel mit einem weiten Oehr; wormit das Frauenzimmer das weiſſe Z[e]ug, ſo es zu nehen Willens iſt, durch Bindfaden in den Rahm ausſpannet und ſtraff anziehet.
Einſprengen oder Einnetzen.
Heiſſet die klahre, weiß gewaſchene Waͤſche, ſo da ſoll geplattet werden, mit reinem Waſſer vorher wieder anſpritzen, anfeuchten, oder in ein feuchtes und naſſes Tuͤchlein ſchlagen.
Einſpruch,
Iſt ein wuͤrcklicher Eingriff eines Frauenzimmers, welche wider das Auffgebot eines Mannes, zu dem ſie ein naͤheres Recht und Anſpruch zu haben vermeynet, proteſtiret, und ihn dadurch ſo weit bringet, daß er ſie entweder zur Ehe nimmt, oder ſich, wegen des daraus ihr zugewachſenen Schimpffs, mit einem Stuͤck Geld bey ihr abfindet. Solcher Einſpruch kan noch vor dem dritten Auffgebot geſchehen; wann aber ſolches vorbey, wird dergleichen Perſon mit ihrem Anbringen nicht gehoͤret.
Einwaͤſſern oder waͤſſern,
Heiſſet den Braten, Huͤner oder das in Kochſtuͤcken zerhackte Fleiſch ehe daß es an das Feuer koͤmmt, in der Fleiſch-Gelte zuvorher in Waſſer legen. Es wird auch geſagt von [Spaltenumbruch]
Einw Elect
dem Stockfiſch und andern Sachen, ſo erſt gewaͤſſert werden muͤſſen.
Einweichen,
Heiſſet das harte Speiſewerck zuvorher erſt in Waſſer legen, und darinnen eine gute Weile liegen laſſen: als Schollen, oder Halbfiſch, u. d. g.
Einweichen Waͤſche,
Heiſſet die ſchwartze Waͤſche Stuͤckweiſe in eine Waſch-Doſe, oder Wanne legen, und uͤber ſelbige, ehe ſie gebrauchet wird, warm Waſſer gieſſen.
Eiſen-Mahl,
Iſt ein gelber Fleck, ſo in das weiſſe Geraͤthe, welches noch naß und feuchte iſt, durch Beruͤhrung des Eiſens gebracht wird: ſtehet nicht wieder heraus zu bringen.
Elaira,
War die Schweſter der Phœbe, eine Tochter des Leucippi, ſo mit ihrer Schweſter von dem Caſtor und Pollux entfuͤhret ward.
Elle,
Iſt ein von Eiſen oder Holtz ſchmahl und laͤnglicht verfertigtes Maaß, in vier Viertheile abgetheilet, wormit das Weibes-Volck die weiſſe Leinwand, und ander klahres Gewebe bey dem zuſchneiden abzumeſſen, und einzutheilen pfleget. Iſt lang, oder kurtz: die lange heißt Brabandter.
Electra,
Des Oreſtes Schweſter, und
Toch-
(0245)
[Spaltenumbruch]
Elect Eleon
Tochter Agamemons, brachte ihr Leben als Jungfer ſehr hoch, weswegen ſie nur die alte Jungfer betitult wurde.
Electra,
Eine Nymphe und Tochter des Oceani und der Thetis, des Atlantis Weib; zeugte eine Tochter gleiches Nahmens, welche dem Jupiter den Dardanum zur Welt brachte.
Eleonora,
Roͤmiſche Kaͤyſerin, gebohrne Hertzogin zu Mantua und Montferrat, Kaͤyſers Ferdinandi III. Gemahlin, war eine ſehr gelehrte Dame. Sie richtete A. 1662. den Orden der Sclavinnen der Tugend auf. Vid. Imhoff. l. 1. c. 3. Notit. p. 17. A. 1668. aber ſtifftete ſie den Orden der Creutztraͤgerinnen, ſo aber nur an Catholiſche Dames konte vergeben werden. Vid. Gryphium in kurtzen Entwurff von geiſt- und weltlichen Ritter-Orden. p. 263. ſeq.
Eleonora,
Eine Koͤnigin von Franckreich und hernach von Engelland, wurde von ihrem Gemahl Ludovico VII. Koͤnig in Franckreich geſchieden, und von Henrico, Koͤnige in Engelland, ihrem andern Gemahl, ins Gefaͤngniß faſt 16. Jahr geleget, worauff ſie ſich in das Kloſter begeben, und daſelbſt Anno 1204. den 31. Martii geſtorbenSie war von groſſen Verſtand und Wiſſenſchafft, maſſen ſie an den Pabſt Cœleſtinum III. Henricum IV. Richardum und Johan[Spaltenumbruch]
Eleon Eliſa
nem, ihre Soͤhne, viel kluge Brieffe geſchrieben.
Eleonora,
Hertzogin von Guyenne, und Koͤnig Ludewig des juͤngern, Gemahlin, ward von ihrem Gemahl, weil ſie ſich einmahl auf einer Reiſe nach Hungarn, in einen ſchlechten Barbaren verliebet, verlaſſen.
Eleonora Juliana,
Gebohrne Marggraͤfin zu Brandenburg-Onoltzbach, und verwittibte Hertzogin zu Wuͤrtemberg und Teck ꝛc. Eine nicht nur devote und tugendhaffte Fuͤrſtin, ſondern auch zugleich vortrefliche Teutſche Poetin, wovon eine recht ſchoͤne Probe in dem Stuttgarter Geſangbuch Edit. 1705. p. 893. zu finden.
Elephantis,
Eine zwar gelehrte, aber auch dabey unkeuſche Poetin, welche nette Verſe, doch ſehr wolluͤſtig und unflaͤtig ſoll geſchrieben haben, abſonderlich hat ſie viele Carmina, de variis Concubitus generibus verfertiget. Vid. Hoffm. Lex. Univerſ. T. 1. p. 587.
Elffenbein, ſiehe Helffenbein.
Eliſa, ſiehe Dido.
Eliſabeth,
Koͤnigin in Engelland, Koͤnigs Henricii VIII. und Annæ Bolenæ Tochter, A. 1533. den 8. Septembr. gebohren. Eine gelehrte Koͤni-
gin
(0246)
[Spaltenumbruch]
Eliſabeth
gin von ſolchen Verſtand und Wiſſenſchafften, daß kein Scribente ſie genug zu erheben weiß. In ihrem 17. Jahre konte ſie ſchon nebſt ihrer Mutter-Sprache zierlich Teutſch, gut Lateiniſch, ſchoͤn Italiaͤniſch, Griechiſch und nette Frantzoͤiſch ſprechen. Sie kam Anno 1558. nach dem Tode ihrer Schweſter, der Koͤnigin Mariaͤ aus dem Gefaͤngniß (worein ſie aus unzeitigen Religions-Eyfer ihrer Schweſter war geleget worden) zur Regierung, welcher ſie mit einem ſonderbahren Verſtande, heroiſcher Tapfferkeit. Vid. Camden. Annal. Eliſabethæ. hoher Klugheit, ungemeiner Autoritaͤt und groſſer Verwunderung aller Welt vorgeſtanden. Vid. Lauſium in Orat pro Britann p. 508. Sie fuͤhrte gleich bey dem Eintritt ihrer Regierung die reformirte Religion wieder ein, und ſchaffte alle Papiſten aus dem Lande, weßwegen ſie auch vom Pabſt Pio V. in den Bann gethan wurde, welches A. 1570. geſchahe, dergleichen Fata ſie zum andernmahl 1587. vom Pabſte Sixto, nach der unruhigen Koͤnigin Mariaͤ Enthauptung erfuhr, welches ſie aber wenig achtete, ſondern alle ihre Feinde, abſonderl. die Spanier, denen die Execution dieſes andern Banns auffgetragen ward, gluͤcklich uͤberwand; worzu ihr ihre politiſche Wiſſenſchafft und vortreffliche Staats-Politique wohl zu ſtatten kommen. Nebſt ihrem gefaͤhrlichen Regimente ergab ſie ſich allezeit denen Scudiis dermaſſen, daß ſie allezeit die Feder nebſt dem Scepter bey ſich liegen hatte, wie ſie denn viel [Spaltenumbruch]
Eliſabeth
Griechiſche und Lateiniſche Buͤcher uͤberſetzet, auch andere Sachen geſchrieben. Denn erſtlich findet man von ihr den ſocratem aus dem Griechiſchen ins Lateiniſche uͤberſetzet. 2) Etliche Orationes von ihm, aus dem Frantzoͤiſchen in das Engliſche. 3) Den Saluſtium. 4) Horatium. 5) Sophoclem. 6) Bo[ – 1 Zeichen fehlt]tium de Conſolatione Philoſophiæ. 7) Das neue Teſtament. 8) Meditationes Reginæ Navarræ. 9) Precationes quasdam piiſſimas. 10) Librum precum publicarum S. Miniſterii Eccleſiaſticæ Adminiſtrationis, it. Sacramentum in Eccleſia Anglicana. u. a. m. Vid. Voſſium Epiſt. V. p. 15. Was ſie vor eine gelehrte Dame muͤſſe geweſen ſeyn, kan man daraus ſchlieſſen, weil dieſe geſchickte Koͤnigin drey unterſchiedenen Geſandten in einem Tage, und zwar ex tempore, dem erſten Lateiniſch, dem andern Frantzoͤiſch und dem dritten Italiaͤniſch geantwortet. Sie liebte uͤber dieſes die Muſic ſehr, war auch zugleich eine geſchickte Poetin, daher die Poeten eine groſſe SchutzGoͤttin an ihr hatten, auch gegen ſelbige frey und ungeſcheuet reden durfften, welches aus der Hiſtorie mit dem Daſſeratio, einem beruͤhmten Poeten, erhellet: dieſen hatte ein entſetzlicher Schiff-Bruch ſo arm und elend gemacht, daß er gezwungen ward, in einem Winckel des Koͤniglichen Schloſſes einige Gaben zu ſuchen; als nun die Koͤnigin ihn von ungefehr erblickte, ſagte ſie zu ihm: Pauper ubique jacet. So bekam ſie gleich ex tempore von ihm ein Lateiniſches Diſtichon zur Ant-
wort,
(0247)
[Spaltenumbruch]
Eliſabeth
wort, welches nach der Uberſetzung alſo lauten moͤchte:
Ein Armer, der ſich muß gebuͤckt vor andern ſchmiegen, Wird, wenn er auch gleich ſteht, an allen Orten liegen: Traͤff, groſſe Koͤnigin, dieß Sprichwort richtig ein, So muͤßt ich heunte Nacht in deinem Bette ſeyn.
Selbſt ihre Religions- und ReichsFeinde konten ihre Klugheit und Gelehrſamkeit nicht ungeruͤhmet laſſen; geſtalt denn Sixtus V. ſelbſt, der ſie doch in Bann thate, wie Gregorius Leti bezeuget, einmahl ſoll geſagt haben: Er ſchaͤtzte nur 3. Perſonen in der gantzen Welt vor tuͤchtig das Scepter zu fuͤhren, nemlich, dieſe vortreffliche Eliſabeth, Henricum IV. Koͤnig in Franckreich und ſich ſelbſt. Uber dieß ſoll er auch einsmahls zu einem Engellaͤnder geſaget haben: Es mangle dieſer Koͤnigin bey ihrer gluͤcklichen Regierung nichts mehr, als daß ſie ſich nur mit ihm vermaͤhlen ſolte, um der Welt einen andern Alexander zu geben. Doch wie der alleredelſte Coͤrper der gantzen Welt, die Sonne, nicht ohne Flecken iſt, alſo iſt auch dieſe Wundernswuͤrdige Koͤnigin nicht ſonder Fehler geblieben, die aus der allzugroſſen Bekanntſchafft des Grafen zu Leuceſter und des Grafen von Eſſex entſprungen. Uber welchen letztern ſich unſere groſſe Eliſabeth dermaſſen gehaͤrmet, daß, als ſie vor dem Thurm, allwo er gefangen ſaß, vorbey gegangen, ſie in eine groſſe Ohnmacht dermaſſen gefallen, daß ſie wenig [Spaltenumbruch]
Eliſabeth
Tage hernach An. 1603. den 14. Martii im 70. Jahr ihres Alters verſtorben. Das Leben dieſer groſſen Koͤnigin haben beſchrieben Gregorius Leti, Camdenus, Jacob Thomaſius und Thomas Haywode 1631. Engliſch. Ihr Koͤniglicher Coͤrper lieget in Weſtmuͤnſter ihrem Groß-Herr Vater gegen uͤber, und hat ihr Succeſſor Jacobus VI. Koͤnig in Schottland ſelbiger ein praͤchtiges Mauſoleum mit vielen Inſcriptionibus, zu Ehren auffrichten laſſen. Sie ſoll bey Lebens-Zeiten noch anbefohlen haben, ihr auf das Grabmahl einige Lateiniſche Worte zu aͤtzen, welche uͤberſetzet alſo klingen duͤrfften:
Die Cron und Scepter ſtets als eine Jungfer fuͤhrte, Und die des Todes Arm, auch noch als Jungfer, ruͤhrte: Die ruhet, Wanderer, hier unter dieſem Stein. Es wird, was fragſt du noch, Eliſabeth wohl ſeyn.
Eliſabetha,
Koͤnigin in Spanien, eine in der Philoſophie und Aſtronomie vortrefflich gelehrte Dame, hat artige Aſtronomiſche Tabellen hinterlaſſen, welche der gelehrte Lucas Goaricus uͤberſehen und vermehret. Vid. Simler. Bibl. p. 213.
Eliſabeth,
Koͤnigin in Arragonien und Dionyſii Koͤnigs in Portugall Gemahlin, eine ſehr devote und milde Dame, ſo allezeit heimlich Geld vor die Armen bey ſich zu tragen gewohnet war.
Eliſa-
Frauenzim̃er-Lexicon. P
(0248)
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Eliſabeth
Eliſabeth,
Eine gelehrte Koͤnigin in Pohlen, hat ein Buch de Inſtitutione Regii Pueri geſchrieben, das noch in der Wieneriſchen Bibliothec in MSto gefunden wird. Vid. Simleri Biblothec. p. 213.
Eliſabeth,
Des Churfuͤrſten von der Pfaltz Friderici V. Tochter, Aebtißin zu Herford, eine ſehr gelehrte Dame, ſtarb An. 1680. wird von vielen Scribenten wegen ihrer herrlichen Meriten vortrefflich heraus geſtripen. Vid. Andr. Carol. in Memorabilib. Eccleſiaſt. Sec. 17. l. 9. c. 3. D. Goëtzius in Princip. Græce docto §. 65. p. 40. Meüſchen in der Schau-Buͤhne Durchl. gelehrter Dames. §. 68. p. 86. Sie ſoll eine ſo groſſe Liebe zu denen Studiis gehabt haben, daß ſie deßwegen den ihr von dem Koͤnig von Pohlen angetragenen Heyraths-Contract refuſiret und abgeſchlagen. Vid. Tenzel. Curioſe Bibliothec. Anno 1705. p. 914.
Eliſabeth,
Franciſci Erneſti, Hertzogs zu Parma einige Princeßin, und nunmehrige Gemahlin Philippi V. in Spanien, eine kluge und ſehr kuͤnſtliche Dame, ſo in der MahlereyKunſt recht virtuos zu nennen. Sie hat nur ohnlaͤngſt dem Cardinal Aquaviva, ſo ſie auf der Reiſe nach Spanien begleitet, ein kleines Gemaͤhlde von ihrer hohen kuͤnſtlichen Hand zum Præſent geſchickt, ſo ſehr pretieux ſoll geweſen ſeyn.
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Eliſabeth
Eliſabeth,
Erici des Aeltern, Hertzogs zu Braunſchweig Gemahlin, und Joachimi I. Churfuͤrſtens zu Brandenburg Tochter, A. 1510. gebohren. Eine kluge, fromme und gelehrte Dame: ſie hat ein Buch de Inſtructione Filii an ihren Sohn Ericum juniorem geſchrieben, welches annoch in der Biblothec zu Koͤnigsberg gefunden wird. Nechſt dieſem hat ſie auch durch Antonium Corvinum das Braunſchweigiſche Land mit Evangeliſchen Kirchen-Ordnungen verſehen laſſen. Sie ſtarb An. 1558. den 5. Maji, und findet man noch in der Fuͤrſtl. Gothaiſchen Bibliotheque ein geſchrieben Buch von ihr, unter dem Titul: Etliche Lieder, ſo die Durchlauchtige Eliſabeth in ihrem Elende zu Hannover gemacht. A. 54. und 55. es ſind derer 14. Stuͤck. Vid. Tenzel. in ſeiner erſten Hannebergiſchen Zehende. p. 35. 36. & 37. Vid. Hallervord. Biblioth. Curioſ. p. 66. Letzner. P. 1. l. 5. Chron. it. Lœſcher. Bibliothecam Purpurat. p. 533. Cyriac. Spangenberg im Adel-Spiegel. c. 6. p. 423.
Eliſabeth,
Aebtißin im Cloſter zu Schoͤnang oder Schonden, Benedictiner-Ordens, unweit Trier, lebete im XII. Seculo, und ſoll A. 1162. oder wie einige wollen, A. 1165. geſtorben ſeyn. Sie war der bekannten Rhosvvitæ Schuͤlerin, und hatte eine ſuperſtitioſe Erudition, maſſen ſie zum Enthuſiaſmo und Fanatiſmo ſehr inclinirte, verſtund
uͤber
(0249)
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Eliſabeth
ü[]ber dieß die Lateiniſche Sprache, [in] welcher ſie unterſchiedene Sa[c]hen verfertiget. Ihre Schriff[t]en ſind folgende: 1) Opus de Viis, quibus itur ad Deum. 2) Epiſtolæ plures. 3) Sermones ad[v]erſus Catharos. 4) Revelationes & Viſiones. 5) Liber de Origine, [n]omine & inuentione 11000. Virginum. Sonſt werden ihre Sachen von vielen Aberglaͤubiſchen als Prophetiſche Scripta æſtimiret, und hat ein Jeſuite, Hermann Crom[b]ach genannt, A. 1647. einen groſſen Band in 2. Buͤcher abgetheilet, und unter dem Titul: Urſula Vindicata, heraus gegeben, worinnen er dieſer Eliſabeth Heiligkeit und Offenbahrungen trefflich heraus ſtreichet. Ihr Bruder Eckbertus, Canonicus zu Boma, und Carl von Viſch haben ihr Leben weitlaͤufftig beſchrieben. Vid. Johann. Wolffium, Centur. XII. Lection. Memorabil. p. 292. Voet. Diſſert. Select. Vol. 2. p. 1064.
Eliſabeth,
Aebtißin zu Herford, Friedrichs, Koͤnigs in Boͤhmen, Tochter, die Aelteſte, war ein gelehrtes und in der Philoſophie auch Orientaliſchen und Occidentaliſchen Sprachen, wie nicht weniger Theologiſchen Sachen wohlerfahrnes Frauenzimmer: der beruͤhmte Renatus des Cartes hat ihr ſeine Philoſophie dediciret; in welcher Dedication man ihr gantzes Weſen und Wiſſen finden kan. Sie ſoll in dem Haag etliche vortreffliche und Wundernswuͤrdige Gemaͤhlde verfertiget haben, und den 2. Febr. 1680. geſtorben ſeyn.
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Eliſabeth
Eliſabeth,
Zachariæ, frommes und Gottesfuͤrchtiges Eheweib, ſo in ihrem Alter noch den groſſen Mann, Johannem den Taͤuffer, zur Welt gebahr; Luc. I.
Eliſabeth,
Eine Schottlaͤnderin, war ein rechtes Wunder der Natur, angeſehen ihr ein Horn binnen 7. Jahren hinter dem rechten Ohr ausgewachſen war, welches ihr Anno 1671. den 4. Maji der beruͤhmte Chirurgus Arcturus Temple gluͤcklich ausgeſchnitten. Dieß abgeſchnittene Horn wird als etwas curioſes in der Edenburgiſchen Bibliothec gezeiget. Sibbald. in Prodrom. Not. Hiſt. Scot. P. I. l. 2. c. 9.
Eliſabeth,
Von Erffurth; oder wie ihr rechter Nahme war, Anna Eliſabeth Schuchartin, war eine von denen drey begeiſterten und bekannten Maͤgden M. Frankens. Siehe. Schuchartin Anna Eliſabeth.
Eliſabetha Francica.
Philippi IV. Tochter, und Eduardi II. Koͤnigs in Engelland Gemahlin. Eine Dame von heroiſchen Geiſte und Tapfferkeit, ward von ihrem Gemahl verjaget, worauff ſie ſich nach Franckreich machte. Sie kam aber wieder nach Engelland zuruͤcke, faſte ſich einen Muth, lieferte ihrem Gemahl eine Schlacht, worinne ſie nicht nur victoriſirte, ſondern ſelbigen gaꝛ erlegte, auch Eduardum III. ihren
Sohn
P 2
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Eliſa Elrichin
Sohn an deſſen Stelle ſetzte. Vid. Froiſſard. in Hiſtor. Anglic.
Eliſabeth die Heilige,
Andreæ Koͤnigs in Ungarn Tochter, und deſſen Nachfolgers Belæ IV. Schweſter, Ludovici LandGrafens in Thuͤringen Gemahlin, war wegen ihrer groſſen Wiſſenſchafften im XIII. Seculo beruͤhmt. Ihre Revelationes, ſo ſie auffgezeichnet, ſollen noch gezeiget werden. Sie ſtarb A. 1231. den 19. Novembr. im 25. Jahres ihres Alters zu Marburg in Heſſen, allwo man ihr Grab findet mit dieſem Epitaphio: Hic jacet Eliſabeth, ſi bene fecit, habet. Sie wurde 5. Jahr nach ihrem Tode von Gregorio IX. in die Zahl der Heiligen geſetzet, und ihr der 19. Novembr. zugeeignet. Vid. D. Val. Löſcher. in Bibliothec. Purpurat. §. 10. lit. b. 3. Carol. du Fresn. Catalog. p. 92. Georg. Fabricium in Memorabilibus Germ. & Sax. l. 2. p. 234. Ziegler im Schau-Platz der Zeit p. 1366. Das Leben dieſer H. Eliſabeth hat einer mit Nahmen Theodoricus Thuringius, ſo um das Jahr 1288. gelebet, beſchrieben.
Eliſſa, ſiehe. Sibylla Lybica.
Ellin,
Sidonia, eine geſchickte und gelehrte Hamburgerin, ſo eine Catechiſmus hohe Schule geſchrieben.
Elpis, ſiehe. Boetia.
Elrichin Magdalena, ſiehe. Schultzin Magdalena.
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Elritzen
Elritzen,
Foxini, Gobions, ſind kleine Fiſche, die im April und Majo am beſten ſchmecken: ſie halten ſich in reinen klaren Baͤchen auf, und werden vor eine geſunde Speiſe geachtet. Diejenigen, ſo ſolche, wenn ſie ſonderlich voller Rogen, mit Strumpf u. Stiel eſſen, ſchmecken einige Bitterkeit; die aber nicht dem Fiſch, ſondern ſeiner Galle zuzuſchreiben, deßwegen ſie bey etlichen den Leib eroͤffnen, und in Fiebern zu eſſen gerathen werden. Ihre Zubereitung iſt aus folgenden Beſchreibungen zu erſehen; 1) Elritzen blau geſotten; 2) Elritzen mit einer Butter-Bruͤhe; 3) Elritzen in einer Butter-Bruͤhe mit gruͤner Peterſilie; 4) Elritzen mit einer ſaͤuerlichen Fricaſſée; 5) Elritzen gebacken.
Elritzen blau geſotten,
Nehmet dergleichen, ſaubert ſie, und beſprenget ſolche hernach mit guten Eßig. Hierauf ſetzet in einem Fiſch-Keſſel Waſſeꝛ aufs Feueꝛ, thut eine Hand voll Saltz hinein; wenn es bald ſieden will, ſo ſeiget die Elritzen ab, thut ſie hinein, und laſſet ſelbige ziemlich ſchnell ſieden. So bald ſie eingeſotten, hebet ſie vom Feuer, beſpꝛenget ſie mit kalten Waſſer, und decket einen Bogen Papier druͤber, ſo bleiben ſie ſchoͤn blau. NB. Solche kleine Fiſche muͤſſen aber nicht in das ſiedende Waſſer gethan werden, weil die Schaͤrffe ihnen die Haut abbeiſſen und gantz fleckigt machen wuͤrde.
Elritzen
(0251)
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Elritzen
Elritzen mit einer ButterBruͤhe.
Siedet dieſe erſt blau ab, hierauf thut ein Stuͤck rein ausgewaſchene Butter in einen Tiegel oder Caſſerole, ſchlaget 4. Eyer-Dotter darzu, thut eine Meſſer-Spitze rohes Mehl hinein, ruͤhrets klar ab, gieſſet hernach ſo viel Waſſer, als noͤthig iſt, darzu, werffet MuſcatenBluͤten hinein, ſetzet es auf ein Kohl-Feuer, und ruͤhret es mit einem Ruͤhr-Loͤffel, biß es beginnet dicke zu werden. Wenn es nun etwas dicke, ſo laſſet etliche Tropffen kaltes Waſſer drein fallen, welche verhuͤten, daß es nicht zuſammen lauffen kan: richtet alsdenn dieſe Fiſche auf eine Schuͤſſel ſauber an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, laſſet ein wenig Butter auf einen Teller zu Schmaltz werden, ſprenget alsdenn dieſe uͤber die Fiſche, ſo ſind ſie fertig, und zum Auftragen bereit.
Elritzen in einer ButterBruͤhe mit gruͤner Peterſilie.
Die Elritzen werden nach voriger Beſchreibung geſotten. Hierauf nehmet ein Stuͤck Butter, etwas geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten, thuts zuſammen in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet etwas Waſſer darzu, ſetzets aufs Feuer und laſt es kochen, hernach hacket gruͤne Peterſilie, werffet davon etwas hinein, die uͤbrige hebet auf, biß ſoll angerichtet werden. Ferner ſchuͤttet einen Eß-Loͤffel voll guten ſauren Rahm hinein, ruͤhrets wohl um, daß es durch einander koͤmmt, richtet die Fiſche auf [Spaltenumbruch]
Elritzen
eine Schuͤſſel an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, ſtreuet gehackte Peterſilie und Muſcaten-Bluͤten drauf, und gebet ſie hin.
Elritzen mit einer ſauerlichen Fricaſſée.
Siedet dieſelben wie vor beſchrieben ab, hernach waſchet ein Stuͤck Butter, thuts in eine Caſſerole, ſchlaget 5. Eyer-Dotter dran, ſchneidet Citronenſcheler und Muſcaten-Bluͤten, ſchuͤttet ſolche nebſt ein wenig rohen Mehl auch hinein, u. ruͤhret es mit ein wenig Eßig klar ab: hierauf gieſſet noch ſo viel Waſſer darzu, als ihr gedencket mit der Bruͤhe auszukommen, ſetzet ſolche aufs Feuer, und ruͤhrets mit einem Ruͤhr-Loͤffel ſtetig um, biß es anfaͤnget dicke zu werden. Wenns nun dicke, und anfaͤngt zu kochen, ſo thut gleich etwas kaltes Waſſer oder Eßig hinein, ſonſt rinnet es zuſammen. Nach dieſem richtet die Fiſche an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, beſprenget ſie mit zerlaſſener Butter, ſtreuet Muſcaten-Bluͤten und kleine geſchnittene Citronen drauff, denn ſind ſie fertig.
Elritzen gebacken,
Nehmet ſolche und ſetzet ſie in ein Gefaͤß, laſſet ſelbige eine Stunde im Saltz liegen, wenn es anders die Zeit leiden will; hernach trocknet ſie mit einen Tuch ſauber ab, nehmet Grieß, beſtreuet ſie dick damit, und miſchet ſie fein durch einander. Iſt kein Grieß vorhanden, ſo brauchet Mehl an deſſen ſtatt: darnach ſetzet in einer BackPfannen Schmaltz aufs Feuer, und laſſet dieſes heiß werden. Wenn es nun gnug, ſo thut von de-
nen
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Elvia Empan
nen eingemachten Fiſchen hinein, und backet ſie fein goldgelb und hart heraus, continuiret damit ſo lange, biß derſelben gnug ſeynd. Endlich richtet ſie an, garniret ſolche mit gebackener Peterſilie, und gebet ſie hin.
Elvia,
Eine beruͤhmte Roͤmiſche Jungfer, ſo von dem Donner und Blitz erſchlagen ward.
Embryon,
Heiſſet die unzeitige Frucht in Mutter-Leibe, und zwar ſo, daß alle Gliedmaſſen ſchon gebildet ſeyn.
Emerentiana,
Eine heydniſche Jungfer, ſo zwar noch nicht wuͤrcklich getaufft war, im Chriſtlichen Glauben aber ſich eyfrig unterrichten ließ: ward A. C. 306. deßwegen zu Diocletiani und Maximiniani Zeiten zu Todegeſteiniget.
Emiſſen,
Dorothea, ein geſchicktes und devotes Weib, hat ein Gebet-Buch auf allerhand Faͤlle des weiblichen Geſchlechts, jung und alter, hoher und niedern, unter dem Titul: Weiber-Andacht, geſchrieben hinterlaſſen.
Empanda,
War diejenige Goͤttin, ſo dem Feld und Land-Leben, abſonderlich den Doͤrffern und deren Inwohnern, vorgeſetzet ward: wiewohl auch einige meynen, es ſey ein Neben-Nahme der Ceres, als Goͤttin der Feld-Fruͤchte, geweſen.
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Empfan Endivi
Empfangen oder, Bewillkommen,
Heiſſet, wenn ein Frauenzim̃er dem andern bey dem Beſuch und Zuſpruch mit einer tieffen Verbeugung die Hand manierlich bietet, oder nach adelicher Dames Art einander umhaͤlſet, und auf beyden Seiten ſtatt der Bewillkommung einen Kuß aufdruͤcket.
Enckelin oder, Neffe,
Heiſſet auf dem Stamm-Baum der Tochter Kind.
Ende ſuchen im Spinnen,
Heiſſet, wenn der Faden am Spinn-Rad geriſſen, und das abgeriſſene Ende ſich unter die Faͤden auf der Spuhle verkrochen hat, und man ſelbiges alſo wieder heraus ſuchen muß.
Endivien,
Endivia, (Scariola,) Endive, iſt ein ſuͤſſes Garten-Kraut, das ſehr kuͤhlet, und alſo wieder alle hitzige Gebrechen und Entzuͤndungen ſehr dienlich. Die Gaͤrtner theilen ſolches in 2. Sorten: als, in den groſſen und breit-blaͤtterigen, und in den kleinen und ſchmal-blaͤtterigen, den ſie Scariol oder SchmalEndivien nennen. In denen Kuͤchen wird er abſonderlich zu Salaten gebraucht, nur iſt dabey acht zu haben, daß man nicht ſolche Endivien nehme, die auf Beeten gewachſen, ſo mit Roß-Miſt geduͤnget worden; weil ſelbige davon einen ſehr bittern und unannehmlichen Geſchmack bekommen. Den
Win-
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Engage Engliſch
Winter kan man ſie auch im Keller behalten. Wenn man die Endivien-Stoͤcke mit denen Wurtzeln, nachdem ſie vorher ein Reiff getroffen, aushebet, in etwas verwelcken laͤſſet, und ſie drauff in friſchen Sand ordentlich verſetzet, ſo bleiben ſie fein friſch, und kan man ſich ſolcher den gantzen Winter durch, zu Salate mit Nutzen bedienen.
Engageanten oder Manchetten,
Seynd runde und in der Mitten laͤnglicht herunter gekraͤuſelte und in Falten gelegte Hand-Krauſen, ſo das Frauenzimmer um den Arm zu Ende des Ermels im OberKleide anzubinden pfleget. Sie ſeynd entweder einfach, oder zweyauch dreyfach uͤber einander friſire[n], bey welchen letztern ein Streiff immer laͤnger uͤber einander, als der andere gefaͤltelt und zuſammen gereyhet wird. Man traͤget ſelbige entweder gantz von Spitzen, oder von weiſſen klarẽ Streiffen mit gekloͤppelten und geneheten Spitzen ſtarck friſiret, oder auch gantz ſchlecht und ſonder Spitzen, deren ſich das Frauenzimmer in der Trauer bedienet. Offtermahls werden auch die ſchlechten von Neſtel-Tuch mit Muſtern durchnehet, und mit ſchmalen Zaͤcklein am Rande umſtochen, dergleichen insgemein die erbarn Frauen zu tragen pflegen. An etlichen Orten werden auch Maſchen oder Schleiffen Band hinein geknuͤpfft.
Engliſch Eſſen,
Wird faſt wie eine Torte zube[Spaltenumbruch]
Engliſch
reitet, und entweder warm alleine, oder in einer darzu verfertigten Soſſe genoſſen. Es iſt ſelbiges ſehr angenehm und von guten Geſchmack, davon unſer Koch 2. Beſchreibungen ertheilet.
Engliſch Eſſen,
Podeni genannt. Nehmet Nieren-Stollen ein Pfund, ſchneidet ſie gantz klein, hernach weichet gute Semmel in Milch: wenn ſolche weich, ſo dꝛuͤcket ſie gantz treuge wieder aus, und ſchneidet ſie unter die Nieren-Stollen. Hierauf thut dieſes zuſammen in einen Reibaſch, reibet es klar, thut etliche gantze Eyer und 10. Dotter hinein, Cibeben ꝛc. Dieſes ruͤhret unter einander: wann es genug geruͤhret, ſo beſtreichet eine Torten Pfanne mit Butter, gieſſet das geruͤhrte hinein, ſetzet es in einen Back-Ofen, der nicht gar zu heiß iſt, und laſſet es backen. Letzlich machet es loß, richtet ſolches auf eine Schuͤſſel an: NB. es muß aber warm gegeſſen werden: und denn gebets hin, oder machet eine Soſſe darzu. Nehmet 5. Eyerdotter, thut ſelbe in ein Toͤpffgen, werffet ein wenig rohes Mehl darzu, und quirlt es gantz klar, gieſſet ein halb Noͤſſel Wein drein, auch ſo viel Bruͤhe, ingleichen Zucker und Muſcatenbluͤten, ferner ein Stuͤck Butter, ſetzet es in die Kohlen, und ruͤhret es ſtetig um, biß es anfaͤngt dicke zu werden, letzlich gieſſet die Soſſe in eine Schuͤſſel, leget die Podeni drauff, und laſſet es aufftragen.
Engliſch Eſſen auf eine andere Art.
Weichet Semmel in Milch, und
druͤcket
P 4
(0254)
[Spaltenumbruch]
Engliſche
druͤcket ſelbe wieder rein aus, ſchneidet etwas Nieren-Stollen; ſchlaget 6. Eyer und noch 6. Dotter dran, ingleichen Muſcaten-Bluͤten, gruͤne Peterſilie, ein wenig Saltz und etwas guten Rahm, ruͤhret dieſes alles unter einander, hernach gieſſet es in eine Serviette, bindet dieſe mit Bindfaden oben zu, leget die Serviette in einen Topff ſiedendes Waſſer, und laſt ſolches eine gute Weile kochen. Endlich bindet es auf, ſchneidet es auf Stuͤcken, gleich als man ein Kuͤh-Eyter ſchneidet. Dieſes in Butter getauchet, mit Semmel beſtreuet, und auf dem Roſt als ein Kuh-Eyter gebraten, und alsdenn warm hingegeben: oder in eine TortenPfanne gelegt, welche vorher mit Butter beſtrichen, in Back-Ofen geſetzet und braten laſſen. Es kan auch eine Soſſe darzu gemacht werden, welche Art man haben will, abſonderlich ſchicket ſich dieſe wohl darzu, die etwas ſuͤß und ſaͤuerlich ſchmecket.
Engliſche Jungfern-Milch.
Iſt eine aus rectificirten Spiritu Vini, Roſen-Blaͤttern, feiner Benzoë, Storax, Wuͤrtz-Naͤgelein, Biſam und Zibeth vermiſchte und zubereitete Tinctur, ſo dem Frauenzimmer die ſchoͤnſte Haut zu machen pfleget.
Engliſche Schnuͤr-Bruſt, ſiehe. Schnuͤr-Bruſt.
Engliſche Zeuge,
Seynd allerhand Mode-Zeuge von unterſchiedener façon, deren ſich das Frauenzimmer bedienet; [Spaltenumbruch]
Ente
ſind entweder halb ſeidene, als Crepon, glatt und geſtreifft, Camelott, halbſeidene geſtreiffte Eſtoffe, u. d. g. oder wollene, als Syperſoy, Du Roys, Sajetties, Tragett, Flonell, ſchlecht oder geſtꝛeifft, Quinelt, Calamank, u. d. g. m.
Ente,
Anas, Canard gehoͤret unter das Feder-Vieh; welche in wilde und zahme eingetheilet werden: jenen ſtellen die Jaͤger nach, und pflegen ſie ſolche insgemein auf den Teichen zu beſchleichen und zu ſchieſſen: dieſe hingegen ziehen ſorgfaͤltige Hauß-Muͤtter, nebſt andern FederVieh in Haͤuſern auf: das Maͤnnlein wird genennet Entrich, iſt ſtaͤrcker von Leibe, als das Weiblein, und kan man ihn ſonderlich an der heiſchern Stimme, an dem Ringlein um den Halß und an den krum̃gebogenen Federſchweiff erkennen. Die Enten haben ſonſt ein recht wohlſchmeckendes Fleiſch, das hier und dort ſeine Liebhaber findet. Der Poet Martialis mag auſſer der Bruſt nicht viel davon gehalten haben, weil er in einem, ſeiner Epigrammatum das uͤbrige dem Koch wieder zuruͤcke giebet. Allein, daran kehren ſich die wenigſten, ſondern laſſen ſichs gar wohl ſchmecken, zumahl wenn der Koch ſelbige wohl zubereitet auftragen laͤſſet; davon er dieſen Bericht ertheilet, 1) Enten, zahme, zu putzen; 2) Enten mit Sauerkraut; 3) Enten mit Sauerkraut im Backofen; 4) Enten gedaͤmpft; 5) Dito auf eine andere Art, mit ſauren Rahm; 6) Enten mit Braunkohl; 7) Enten mit braunen Ruͤben; 8) Enten ge-
daͤmpfft
(0255)
[Spaltenumbruch]
Enten
daͤmpfft mit Schwaͤmmen; 9) Enten gebraten auf wilde Art; 10) Enten nur ſchlecht gebraten; 11) Enten angeſchlagen; 12) Enten gefuͤllt mit einem Mandel Meerrettig; 13) Enten zu raͤuchern; 14) Enten, wilde, rein zu machen; 15) Enten geſpickt und gebraten; 16) Enten ungeſpickt und gebraten; 17) Enten mit Sauerkraut; 18) Dito in Backofen; 19) Enten gedaͤmpfft; 20) Dito mit ſauren Rahm.
Enten, zahme, zu putzen,
Nehmet Enten, ſchneidet ihnen die Kehle ab; oder hacket ihnen, wie an etlichen Orten der Gebrauch iſt, die Koͤpffe gar ab, rupffet ſie erſt, hernach bruͤhet ſie mit heiſſen Waſſer, und machet ſie vollends rein; hierauf leget ſie in kaltes Waſſer: nach dieſem ſchneidet ſie unten auf, thut ihnen das Eingeweyde heraus ſchneidet auch oben am Hals ein, ziehet die Gurgeln und Kroͤpffe heraus, waſchet ſolche wieder ſauber aus, ſo ſind ſie rein.
Enten mit Sauerkraut,
Nehmet Enten, ſo viel ihr derer noͤthig: wenn ſie geputzet, wie oben beſchrieben, ſpeilert ſie, und ſaltzet ſie ein wenig ein, hernach ſtecket ſolche an einen Spieß, bratet ſie halb gar, beſtreichet ſelbige etliche mahl mit Butter, ſetzet ein Pfaͤnnigen drunter, daß der Safft kan aufgefangen werden, darnach ſetzet Sauerkraut zum Feuer, laſſet es halb gar kochen, als denn ſeiget das Waſſer dran ab, thuts auf ein Bret oder Tiſch, ſchneidet es mit einem Meſſer klein, ſetzet in einer Caſſero[Spaltenumbruch]
Enten
le oder Tiegel Buttter aufs Feuer, laſſet dieſe braun werden, thut ein wenig Mehl hinein, und ruͤhrets ſo lange, biß das Mehl auch braun iſt, alsdenn ſchuͤttet das Kraut hinein: wenn es zu trocken, ſo gieſſet FleiſchBruͤhe drauf, leget die Enten dazu, und laſſets alſo mit einander daͤmpffen; darnach, wenn es bald ſoll angerichtetet werden, ſo ſchuͤttet das aufgefangene aus der BratPfanne darzu, richtet ſie an, und thut das Kraut druͤber oder darneben, wie es am beſten ſtehet, ſo ſind ſie fertig.
Enten mit Sauerkraut im Backofen,
Richtet die Enten zu wie die vorigen, ſetzet Kraut zum Feuer, und laſts gar kochen; hernach ſetzet ein ziemlich Stuͤck Butter in eine Caſſerole aufs Feuer, damit ſie braun werde, ſtreuet ein wenig Mehl drein: wenn es auch braun iſt, ſo thut das Kraut drein, ruͤhrets durch einander, gieſſet ein Noͤſſel, oder nachdem es viel, 1. Kanne guten ſauren Rahm hinein, und laſſet es durch einander daͤmpffen; endlich machet einen Krantz (wie beym Capaun beſchrieben) um eine Schuͤſſel, ſchmieret dieſe mit Butter an, ſchuͤttet von dem Kraut hinein, leget die Enten drauf und decket ſie vollends mit Kraut zu, wie mit denen Capaunen geſchehen iſt.
Enten gedaͤmpfft,
Nehmet Enten, ſo viel als noͤthig; wenn ſie nach obiger Beſchreibung geputzet, ſchlaget ihnen Fluͤgel und Beine entzwey, ſaltzet ſie ein wenig ein, zaͤhmet und ſpicket
ſie
P 5
(0256)
[Spaltenumbruch]
Enten
ſie, wie bey der à la daube beſchrieben worden, mit dicken Specke. Hernach leget in eine Caſſerole oder Tiegel ein Stuͤck Butter mit etwas Speck, laſſet dieſes braun werden, beſtreuet die Enten mit Mehl, thut ſie in die heiſſe Butter, und laſſet ſelbige auch braun werden, gieſſet etwas Fleiſch-Bruͤhe mit Eßig vermiſchet, drauf, leget eine gantze Zwiebel nebſt etwas Lorbeer-Blaͤttern hinein, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, und laſſets alſo durch einander kochen, habet fertig etwas gute jus, gieſſet ſelbe nebſt ein wenig Wein, auch hinein, und laſſets noch ferner gantz gemaͤhlich kochen: wenn ſie ſollen angerichtet werden, ſo nehmet die gantze Zwiebel heraus, richtet die Enten an, und gieſſet die Bruͤhe druͤber, ſo ſind ſie fertig. Will man dieſe Enten bey Gaſtereyen gebrauchen, koͤnnen ſolche auf folgende Art angerichtet werden; machet einen Teig um eine Schuͤſſel, wie ſolcher auf unterſchiedliche Art hierinnen beſchrieben worden, backet ſolchen in einer Tortenpfanne oder Backofen ab; wenn er gebacken, richtet die Enten drein an, ſo ſiehet es aus als eine Schuͤſſel-Paſtete, oder garniret es mit ſauber geſchnittenen ButterTeig, darzwiſchen Citronplaͤtzgen, und uͤber die Enten Citronſcheler geſtreuet, ſo ſeynd ſie fertig.
Enten gedaͤmpfft auf eine andere Art mit ſauren Rahm,
Nehmet Enten, putzet und braͤunt ſie, wie oben beſchrieben, hernach gieſſet Wein und Eßig drauf, thut Muſcatenbluͤten, Ing[Spaltenumbruch]
Enten
ber und Pfeffer dran, ſchneidet Citronſcheler, werffet ſelbige nebſt Lorbeer-Blaͤttern, und eine gantze Zwiebel hinein, beſtecket die Enten mit etwas gantzen Naͤglein und laſſet es alſo gantz kurtz einkochen. Hernach werffet eine Handvoll Capern dran; nehmet auch ein Noͤſel, oder ſo viel noͤthig, ſauren Rahm, und gieſſet die Bruͤh, ſo noch auf denen Enten iſt, drunter, quirlt ſolches gantz klar, gieſſet es wieder an die Enten, und laſſets noch eine halbe Stunde auf gelinden Feuer durch einander daͤmpffen, hernach koͤnnet ihr ſie anrichten, ſo zierlich ihr wollet, denn ſind ſie fertig und werden nicht uͤbel ſchmecken.
Enten mit Braunkohl,
Zahmet und ſpeilert die Enten, bratet ſie, wie bey dem Sauerkraut beſchrieben worden; hernach nehmet Braunkohl, laſſet denſelben leſen und waſchen, ſetzet ihn aufs Feuer, laſſet ſelben halb gar kochen, darnach druͤcket ihn aus, ſchneidet ihn etliche mahl entzwey, leget Butter und Speck in eine Caſſerole, laſſet es braun werden, thut ein wenig Mehl hinein, daß es mit braͤune, ferner ſchuͤttet den Kohl drauf, ruͤhret ihn um, gieſſet feine fette Rindfleiſch-Bruͤhe daran, ingleichen Ingber, Pfeffer, alsdenn leget die Enten drein, und laſſet ſie gemaͤhlig kochen; wenn ſie nun ſollen bald angerichtet werden, ſo gieſſet die Bruͤhe, welche in waͤhrenden braten aufgefangen worden, darzu, ſo ſind ſie fertig.
Enten mit braunen Ruͤben,
Man nimmet Enten, ſo viel der-
ſelben
(0257)
[Spaltenumbruch]
Enten
ſelben noͤthig, putzet, ſpeilert, zaͤhmet und bratet ſie wie die vorigen: hernach nehmet weiſſe Ruͤben, ſchaͤlet und ſchneidet ſie fein zierlich, entweder viereckigt oder laͤnglicht, wie Nudeln, thut ſelbige wohin, da ſie trocken liegen, ſetzet inzwiſchen Schmaltz aufs Feuer, laſſet dieſes heiß werden, wenn es gantz heiß, ſo ſtreuet Zucker drein, welcher alsdenn gantz braun und als ein Giſcht werden wird; dabey muß aber wohl in Obacht genommen werden, daß er nicht verbrenne, welches bald geſchehen kan. Denn werffet die weiſſen Ruͤben hinein, ruͤhret ſie um, ehe eine halbe Stunde vergehet ſind ſie braun, da ſonſt ohne Zucker wohl 2. Stunden offtmahls damit zugebracht wird; darnach gieſſet jus drauf, oder in Ermanglung deſſen, weil man ſolche nicht in allen Kuͤchen, ja wohl in der hunderſten nicht antrifft, machet ein wenig Butter braun, ruͤhret Mehl dran, daß es mit bꝛaͤune, leget die Enten darzu, miſchet das gebraͤunte Mehl zwiſchen die Ruͤben, und laſſets kochen; thut Pfeffer und Ingber hinein, ſo ſind ſie fertig.
Enten gedaͤmpfft mit Schwaͤmmen,
Erſtlich muͤſſen die Enten zu recht gemacht und gedaͤmpfft werden, wie oben beſchrieben worden; hernach nehmet duͤrre StockSchwaͤmme (es darff auf die Enten kein Eßig noch Wein gegoſſen werden, weil ſolches die Schwaͤmme nicht vertragen;) weichet ſie ein, laſſet ſolche ein Paar Stunden in warmen Waſſer ſtehen, biß ſie weich werden, hernach [Spaltenumbruch]
Enten
leget ſelbige zu den Enten, und gieſſet jus drauf, oder wenn ſolche mangelt, macht es wie vorher beyn Ruͤben beſchrieben worden, thut Gewuͤrtz hinein, als Muſcatenbluͤten, Ingber ꝛc. und laſſets fein gemaͤhlich kochen, wenn ſie gar ſind, koͤnnet ihr ſelbige anrichten, ſo ſind ſie fertig.
Enten gebraten, auf Art wie wilde,
Nehmet vors erſte Eßig, Wein, Ingber, Pfeffer und geſtoſſene Naͤglein in ein Toͤpffgen, miſchet dieſes durch einander, und gieſſets denen lebenden Enten in die Haͤlſe, wenn denn ſolches geſchehen, ſo bindet mit einem Bindfaden ſelbigen die Haͤlſe zu, doch nicht alſo, daß ſie bald ſterben, ſondern je laͤnger ſie ſich bewegen, je beſſer ſchlaͤgt das eingegoſſene zwiſchen Fell und Fleiſch, hernach laſſet ſie rupffen und rein machen, verſenget ſie uͤber dem Feuer, waſchet ſie ſauber aus, nehmet ihnen das Eingeweide und den Kropff heraus; wenn ſolche gewaſchen, ſo ſpeilert ſie zum braten: nach dieſem laſſet ſie auf einem Kohlfeuer, wenn ſolche vorhero mit Speck oder Butter beſtrichen, anlauffen, ſpicket ſie ſauber und ſaltzet ſie ein wenig ein, ſtecket hierauf ſolche an Spieß und laſſet ſie fein gemaͤhlig und gelinde braten, trauffet auch Butter drauf, ſo werden ſolche fein muͤrbe; wollen ſie etwa zu braun werden, muß man dieſelben mit Papier beſtecken, denn bleiben ſie weißlicht; wenn ſolche nun recht gebraten, ſo richtet ſie an, machet giſchichte Butter druͤber und gebet ſie hin.
Enten
(0258)
[Spaltenumbruch]
Enten
Enten nur ſchlecht gebraten,
Weñ die Enten ſauber geputzet, ſo ſpeilert ſelbige und ſaltzet ſie ein, hernach ſtecket ſolche an Spieß, und laſſet ſie gar ſachte braten, beſtreichet ſie mit roher Butter gar offt, ſo werden ſie fein muͤrbe: wenn ſoll angerichtet werden, ſo ſtreuet geriebene Semmel drauf, und betroͤpffet ſie mit Butter, alsdenn ſind ſie recht und gut.
Enten anſchlagen,
Zaͤhmet und ſpeilert dieſelben, und machet ſie zum kochen gerecht. Hernach ſetzet dieſe zum Feuer und laſſet ſie gantz weich kochen. Wenn dieſes geſchehen, ſo nehmet ſolche heraus, ziehet ihnen die Haut ab, ingleichen das Fleiſch vom Gerippe, ſchneidet es gantz klein, ſcheidet auch ein halb Pfund Nierenſtollen drunter, weichet Semmel in Milch; wenn ſolche weich iſt, ſo drucket ſie aus, daß ſelbe gantz trocken wird. Endlich thuts zuſammen in einen Moͤrſel, ſchuͤttet Muſcatenbluͤten, Ingber, Pfeffer, Citronſcheler, nebſt behoͤrigen Saltz hinein, ſchlaget 4. Eyerdotter und 2. gantze Eyer drein, leget ein wenig Butter darzu, ſtoſſet alles durch einander und machets zu einem Teig. Iſt es etwa zu ſtarck, ſo gieſſet ein Paar Loͤffel voll guten ſuͤſſen Rahm dran: ein wenig klein geſchnittene Zwiebel drunter geruͤhret, kan auch nicht ſchaden. Darnach thut den Teig oder farce heraus, nehmet der Enten Gerippe, beſtreichet es mit Eyern, ſchlaget daſſelbe mit oben [Spaltenumbruch]
Enten
benannter farce in gleicher proportion, als die Enten an, beſtreichet ſolche wieder gantz duͤnne mit Eyern, begieſſet ſie mit Butter, ſtreuet klein geriebene Semmel druͤber und ſetzet ſolche in Backofen. Wann ſie nun halb gar gebraten, ſo nehmet ſolche heraus, beſtecket ſie mit Pinien, und ſetzet ſelbige wieder in Backofen, bedecket ſie mit Papier und laſſet ſie vollends gar backen. Wenn ſolche nun gar fertig, koͤnnen ſie trocken, oder mit einer Bruͤhe angerichtet werden, welche bereitet wird, wie folget. Nehmet zur Bruͤhe (als zu einer Sardellen Soſſe) ein Stuͤckgen Butter, laſſet ſelbige auf dem Feuer braun werden, thut ein wenig Mehl drein und laſſet es roͤſten. Nach dieſem nehmet gewaͤſſerte Sardellen, ziehet ihnen das Fleiſch von Graͤten heꝛunter, und hackets klein, werffets hernach ins braune Mehl, gieſſet Rindfleiſch-Bruͤhe drauff, laſſets alſo kochen. Ferner gieſſets durch einen Durchſchlag in eine andere Caſſerole, ſchneidet Citronſcheler, werffet ſolche nebſt allerley Gewuͤrtze hinein, gieſſet von dem Fett, ſo aus denen Enten gelauffen, drunter. Alsdenn richtet die Bruͤhe auf die Schuͤſſel an, leget die Enten drauff, ſo ſind ſie recht und gut. Dieſe Enten koͤñen abſonderlich zu Potages gebraucht werden; welche an behoͤrigen Orte ſchon beſchrieben worden.
Enten gefuͤllet mit einem Mande Meerrettig.
Nehmet Enten wenn ſie geputzet und nicht zerriſſen ſind, loͤſet
ihnen
(0259)
[Spaltenumbruch]
Enten
ihnen die Haut loß, ſchneidet das Fleiſch, ſo viel moͤglich untẽ heraus: hernach ſchneidet es klein, nebſt etwas Nierenſtollen, thut Gewuͤrtz, eingeweichte und wieder ausgedruckte Semmel drunter, ſchlaget 2. gantze Eyer und 2. Dotter drein, und ruͤhrets alſo mit einander ab. Hierauff ſchneidet eine breite Schnitte Speck, ſtecket ſolche in die Ente, doch ſo, daß ſie oben an der Enten Haut zu liegen koͤmmt; nach dieſem fuͤllet die zubereitete Fuͤlle unter den Speck hinein, nehmet einen Zwirnsfaden, bindet oben beyn Hals, wo die Fuͤlle hinein gethan worden, die Ente feſt zu ſammen, ſpeilert dieſe, ſtecket ſie an Spieß, und bratet ſolche fein langſam, beſprenget ſie auch mit ein wenig Saltz. Wenn ſolches geſchehen, ſo nehmet Meerrettig, reibet ſelben und ſtoſſet ein viertel Pfund Mandeln klein, thut ſelbe unter den Meerretig, gieſſet ein Noͤſel guten Rahm drauf, und quirlt es gantz klar, hierauf ſetzet dieſes zum Feuer und laſſet es einen Sud thun: es muß aber wohl umgeruͤhret werden, ſonſt brennt es leicht an. Endlich thut ein Stuͤck Butter nebſt etwas Zucker drein, ſchuͤttet es in eine Schuͤſſel, leget die gebratenen Enten oben drauf, ſo ſind ſie fertig.
Enten zu raͤuchern und auff Weſtphaͤliſch mit Braunkohl zuzurichten, ſiehe unter den Gaͤnſen.
Enten, wilde, rein zu machen,
Erſtlich rupffet ſelbige fein ſauber, darnach ſenget die uͤbrigen kleinen Federn auf einem lohen Feuer [Spaltenumbruch]
Enten
ihnen ab, nehmet ſie auch aus, und handelt uͤbrigens, wie bey denen zahmen Enten gelehret worden.
Enten geſpickt und gebraten,
Wenn die Enten nach ietzigen Bericht gereiniget worden, ſo waſchet ſie ſauber aus, ſpeilert ſie wie zahme Enten zu rechte, und laſſet ſie auf folgende Art anlauffen: ſtecket ſie an einen hoͤltzernen Spieß, haltet ſelbige uͤber ein Kohlfeuer, kehret ſie oft um biß ſie trocken, und beſtreichet ſie hierauf mit Speck oder Butter: iſt dieſes nun eingetrocknet, ſo wiſchet ſie mit einem Handtuch ſauber ab, beſchmieret ſie wieder aufs neue, drehet ſie noch oͤffters herum, biß ſichs wieder hinein gezogen hat, wiſchet ſie alsdenn ſauber ab, und leget ſie hin, damit ſie kalt werden. Ferner ſchneidet Speck in ſolcher Laͤnge, als er zum ſpicken erfodert wird, ſpicket damit die Ente fein ſauber, ſtecket ſie nach dieſem an einen Spieß, leget ſie zum Feuer, und laſſet ſie fleißig umwenden, begieſſet ſie bald mit Butter, damit ſie recht ſafftig werde, uͤberziehet ſie auch bald mit Papier, auf daß ſie ſchoͤn weiß bleibe. Iſt ſolche nun fertig, koͤnnet ihr ſie anrichten und die jus in die Schuͤſſel, oder auf den Brat-Teller, darauff die Ente zu liegen kommet, gieſſen, ſie ein wenig mit Saltz beſprengen, welches zwar beſſer iſt, wenn die Ente am Spieß geſaltzen wird: machet goͤſchigte Butter druͤber und laſſet ſie aufftragen.
Enten ungeſpickt und gebraten,
Nachdem die Enten gerupffet
und
(0260)
[Spaltenumbruch]
Enten
und ausgenommen worden, ſelbige etwan auch anbruͤchig ſeynd, ſo wiſchet ſie ſauber aus; auſſer dieſem waͤſchet man ſonſten das gebratens nicht gerne; ſpeilert ſie und machet ſolche wie vorher gehende zu rechte, nur daß ſie nicht geſpicket werden. Wenn dieſes geſchehen, ſo beſprenget ſie mit Saltz, und bordiret ſie mit Speck alſo: Nehmet ein Stuͤck Speck, das ſo breit, als ihr der Ente den Bauch damit zu belegen gedencket, ſelbigen bindet der Ende mit Bindfaden an, ſtecket ſie an Spieß und bratet ſie wie vorhergehende; iſt ſie bald gar, ſo begieſſet ſie mit Butter, beſtreuet ſie mit Mehl, laſſet ſolche immer fort wenden, und continuiret mit dem begieſſen, und beſtreuen etliche mahl dergeſtalt, biß daß das Mehl ein wenig hart wird: zuletzt begieſſet noch einmahl, ſtreuet klar geriebene Semmel druͤber, richtet ſie wie vorhergehende an, und gebet ſie hin.
Enten mit Sauerkraut,
Sie werden wie die zahmen Enten zubereitet, weswegen bey jenen nachzuſchlagen und nachzuſehen iſt.
Enten mit Sauerkraut im Backofen,
Aus der Zubereitung der zahmen Enten kan ſolches erſehen werden.
Enten gedaͤmpfft,
Solche Zubereitung iſt wie der zahmen Enten ihre.
Enten gedaͤmpfft mit ſauren Rahm,
Ihr koͤnnet ſie eben auf die Art [Spaltenumbruch]
Enten Entre
wie die zahmen Enten zubereiten. Davon ihr Nachricht daſelbſt findet.
Entfuͤhren ein WeibesBild,
Oder Jungfern- und WeiberRaub, heiſſet eine Jungfrau, Frau oder Wittib, wieder der Eltern, Anverwandten oder anderer Wiſſen, heimlich, mit Gewalt, oder durch liſtige und boßhaffte Uberredung, an einen frembden Ort, fleiſchlicher Wolluſt wegen mit ſich fuͤhren. Bey denen alten Daͤnen hielten es groſſe Herren vor eine ſonderbare Gloire, wenn ihre Toͤchter entfuͤhret wurden: nach dem alten Roͤmiſchen Rechten aber ward es mit den Leben beſtraffet, und konte die geraubte und entfuͤhrte Jungfer ihrem Raͤuber nicht ehelich beygeleget werden. Nach heutigen Rechten aber faͤllt alles bieſes beydes hinweg, und wird darauf nicht mehr geſehen, der Sabiniſche Jungfern Raub iſt bekandt, da nehmlich die Roͤmern denen Sabinern ihre Jungfern mit Gewalt weg nahmen.
d’ Entieres,
Von Dornick aus dem Frantzoͤiſchen Flandern, lebte ums Jahr Chriſti 1539. und war eine ſehr gelehrte und beruͤhmte Dame. Vid. Valer. Andr. Deſſel. Bibliothec. Belgic. p. 642.
Entre-mets,
Heiſſen bey denen Taffel Auffſaͤtzen, diejenigen Speiſen und Trachten, ſo eingeſchoben werden, man nennet ſie auch Bey-Eſſen oder Zwiſchen-Trachten.
Entro,
(0261)
[Spaltenumbruch]
Entro Epiſco
Entro, oder ét il permis?
Sagen; heiſſet im L’Ombre Spiel die andern fragen, ob es zugelaſſen ſey zu ſpielen: denn im Fall einer ein Solo hat, muß er ihm, ob er gleich unter ihm ſitzet, das Spielen, wofern er nicht ſelbſten ſans prendre ſpielen will, uͤberlaſſen.
Entwoͤhnen, ſiehe. Gewoͤhnen.
Enyo,
Des Kriegs-Gott Martis Schweſter: heiſſet auch ſonſt Bellona oder Goͤttin des Krieges.
Ephrenis,
Ein frommes und gelehrtes Frauenzimmer, Paͤbſtlicher Religion, hat ein Handbuch heraus gegeben: worinnen, wie der Titul lautet, viel ſchoͤne Spruͤche und Lehren, einem ieden Chriſten hoͤchſtnuͤtzlich, begriffen werden. Gedruckt zu Mayntz A. 1565. in Oct. Vid. Nicol. Baſſæi Catalog. Libror. ab A. 1564. usque ad An. 1592. editor. P. III. p. 191.
Epicharma,
Eine Tochter des beruͤhmten Sicilianiſchen Comici und Poetens, wird ihrer Gelehrſamkeit wegen ſehr geruͤhmet. Vid. Aret. l. 9. Epiſtol. 8. p. 283.
Epiſcopiſſæ,
Hieſſen vor dieſen der Biſchoͤffe ihre Weiber, welcher Nahme ihnen nicht in Anſehung ihres Amts, ſondern bloß Ehrentwegen vergoͤnnet und beygeleget ward. Und [Spaltenumbruch]
Eppich Erb
ob ſich gleich einige unterſtanden oͤffentlich zu predigen, zu abſolviren, und die Sacramenta auszutheilen, ſo waren es doch nur diejenigen Ketzerinnen, ſo den Qvintilianiſchen und Priſcilliſchen Schwarm mit anhungen.
Eppich, ſiehe Peterſilie.
Equina,
Jacobæa, war eine beruffene Hexe und Zauberin.
Erato,
Ein tapfferes und heroiſches Weibes-Bild, welche ſich wegen des Zenonis, an den ſie ſich verlobet hatte, mit der Adelmunda in ein oͤffentlich Duell und Zweykampff einließ; vid. Lohenſtein. Armin. P. II. L. 3. p. 554.
Erato,
Eine von denen 9. Muſen, oder Pierinnen: hat ihren Nahmen von der Liebe her bekommen, weil ſie denenjenigen vorgeſetzet war, ſo Helden- und Liebes-Lieder ſchrieben.
Erbrechen ſchwangerer Weiber,
Oder Vomitus genannt, iſt ein gemeiner Zufall ſchwangerer Weiber, wann ſie nehmlich, wegen der rohen Unverdaulichkeiten derer Speiſen, theils auch wegen einer uͤbernatuͤrlichen Anreitzung derer nervoſen MagenTheilgen diejenigen Speiſen, ſo ſie zu ſich genommen, wieder von ſich zu geben, gezwungen werden.
Erb-Schluͤſſel an die Haußthuͤre werffen.
Iſt ein aberglaͤubiſcher Ge-
brauch
(0262)
[Spaltenumbruch]
Erbſen
brauch, wenn das Weibesvolck in der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und 12. Uhr ein Bund Erbſchluͤſſel an die Haußthuͤre wirfft, um zu hoͤren, auf welche Ecke der Hund zu bellt, als wohin ſie zu heyrathen vermeynen.
Erbſen.
Piſa, Pois, Zehlet man unter die Huͤlſen-Fruͤchte, derer die Gaͤrtner unterſchiedliche Arten pflantzen. An etlichen Orten ſaͤet man Erbſen in ungeduͤngtes oder ausgeriſſenes hart Land, weil ſelbiges hiervon locker wird, die hernach wenn ſie reiff ſind, abgehauen und ausgedroſchen werden. Und eben dieſe geben eine gute HaußSpeiſe ab. Man kan auch die Bruͤhe dererſelben in vielen Kranckheiten ohne Schaden genieſſen, wie denn ſelbige in Bauchfluͤſſen und Steinbeſchwerungen; auch als ein Vehiculum der Brech-Artzneyen zu gebrauchen. Unſer Koch bringet gedachte Fruͤchte nicht nur bey vielen Eſſen gar wohl an; ſondern er richtet ſie auch auf folgende Art zu: 1) Erbſen durchgeſtrichen; 2) Erbſen nur ſchlecht auf Boͤhmiſch; 3) Erbſen und Graupen durch einander auf Boͤhmiſche Art; 4) Erbſen gantz gemein; 5) Erbſen mit gebrunirten Zucker; 6) Erbſen auf Oeſterreichiſche Art abzuziehen.
Erbſen durchgeſtrichen.
Nehmet Erbſen, laſſet ſie ſauber leſen, hernach ſetzet ſoche zum Feuer, daran dieſelben ſo lange kochen muͤſſen, biß ſie weich werden. Darnach gieſſet 1. halb Noͤſel gu[Spaltenumbruch]
Erbſen
ten Rahm dran, ſtreichet ſie durch einen Durchſchlag in einen Tiegel, leget ein Stuͤck Butter hinein, und laſſet ſie alſo fein gelinde auf dem Kohlfeuer kochen, biß ſie dicklicht werden, ruͤhret ein wenig weiſſen Pfeffer, nebſt etwas Saltz drein. Nach dieſem ſchneidet Speck gantz wuͤrfflicht, roͤſtet denſelben, und wenn er heiß, ſo werffet auch wuͤrfflicht geſchnittene Semmel darzu, und laſſet ſolche darinne braun werden. Alsdenn richtet die Erbſen auf eine Schuͤſſel an, ſtreuet die geroͤſtete Semmel nebſt dem Speck druͤber, und gebet ſie hin. Bey denen Catholiſchen wird nur die Semmel in Butter geroͤſtet, der Speck hingegen bleibt weg.
Erbſen nur ſchlecht auff Boͤhmiſch,
Dieſe werden nur in Waſſer gekocht, biß ſie beginnen weich zu werden, hernach ſeiget das Waſſer davon ab, und ſaltzet ſie ein wenig, dieſe bleiben gantz, als ob ſie ungequirlt waͤren. Endlich richtet ſelbe an, brennet braune Butter druͤber, ſo ſind ſie fertig.
Erbſen und Graupen durch einander auf Boͤhmiſche Art,
Wird ein Pfantzel genannt; der rechte Nahme aber iſt ein ErbsKoch. Setzet Erbſen zum Feuer, und laſſet ſie halb gar kochen, ingleichen auch ſo viel Graupen; darnach nehmet beyde Sorten zuſammen, und laſſet ſolche vermiſcht wieder kochen, biß ſie gar ſeynd; hernach ſaltzet ſie ein wenig, ſeiget dieſe ab, miſchet etwas Ingber und
Pfeffer
(0263)
[Spaltenumbruch]
Erbſen
Pfeffer drunter, auch ein wenig geriebene Semmel. Ferner ſetzet Butter in einer Caſſerole oder Tiegel aufs Feuer, damit ſie braͤune, ſchuͤttet die mit Graupen vermiſchten Erbſen hinein, laſſet ſolche unten braun werden. Wenn nun dieſes, wie gemeldet geſchehen, ſo richtet ſie an, und gebet ſie hin.
Erbſen nur gemein.
Setzet ſolche mit Waſſer zum Feuer, und laſſet ſie gantz weich kothen, hernach quirlt und ſaltzet dieſelben, und brennet braune Butter druͤber.
Erbſen mit gebrannten Zucker,
Kochet reine und ſchoͤne weiſſe Erbſen gantz weich; gieſſet 1. halb Noͤſel guten Rahm drunter, quirlt ſolche gantz klar, ruͤhret auch ein Stuͤck Butter dran; laſſet ſie wie oben bey denen durchgeſtrichenen Erbſen beſchrieben, in einem Tiegel etwas dicker werden. Hernach nehmet ein Stuͤcke Zucker, thut ſelbigen in ein Geſchirr oder meßingen Pfaͤnngen, ſpritzet etliche Tropffen Waſſer dran, und laſſet es auf einem Kohlfeueꝛ ſo lange ſtehen, biß der Zucker braun wird, und ſich ziehen laͤſſet. Wenn ſie ſollen angerichtet werden, ſo ziehet den gebraͤunten Zucker druͤber, beſtreuet ſie auch mit Zucker, und gebet ſie hin.
Erbſen auf Oeſterreichiſche Art abzuziehen.
Nehmet ſchoͤne Erbſen, ſo viel ihr deren brauchet, darnach ſetzet reine durchgelauffene Lauge aufs [Spaltenumbruch]
Erbs
Feuer, werffet die Erbſen drein, und laſſet ſie darinnen einen Sud thun. Nach dieſem nehmet ſolche vom Feuer, ſchuͤttet ſie heraus, ſo werdet ihr die Huͤlſen davon thun koͤnnen, alſo, daß nur das gelbe von Erbſen noch uͤbrig; dieſelben werden ſich alle unten entzwey ſpalten, und gut ausſehen, denn eine iede Erbſe ſpaltet ſich von einander, wenn die Huͤlſe herunter. Dieſe Erbſen koͤnnen hernach trocken gemacht, und zu unterſchiedenen Eſſen gebraucht werden, z. E. an Huͤner, zu Potagen &c.
Erbſen in den zwoͤlff ChriſtNaͤchten eſſen.
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, da viele in denen Gedancken ſtehen, daß wenn ſie in den zwoͤlff Naͤchten Erbſen, oder andere Huͤlſen-Fruͤchte aͤſen, garſtige Schwaͤren davon bekaͤmen.
Erbſen-Mehl,
Iſt das aus Erbis verfertigte und klar gemahlne Mehl, wormit ſich das Frauenzimmer, weil es glatte und zarte Haut machen ſoll, zu waſchen pfleget.
Erbis-Topff,
Iſt ein rund und hol durchloͤchertes irrdenes Gefaͤß, wodurch man die gekochten Erbſen mit einer hoͤltzernen Keule zu reiben und von den Huͤlſen abzuſondern pfleget.
Erbs-Koch. Siehe. Erbſen und Graupen durch einander auf Boͤhmiſche Art.
Erd-
Frauenzim̃er-Lexioon, O
(0264)
[Spaltenumbruch]
Erd
Erd-Aepffel,
Cyclamen, Cyclaminus, Pain de Porceau, gehoͤret unter die Wurtzel-Gewaͤchſe, welche gemeinen Leuten zur guten Hauß-Koſt dienen. Im Meißnerlande ſind ſie ſehr gemein, haben zwar einen Geſchmack wie Erbſen, der dabey mehlicht, koͤnnen aber unterſchiedlich zugerichtet werden: an etlichen Orten kochet und bruͤhet man ſie erſt und bereitet ſie darauf wie die Artiſchocken, mit Baumoͤl und Eſſig kalt. Unſer Koch brauchet ſie bißweilen an gewiſſe Speiſen, oder er richtet ſelbige alſo zu: 1) ErdAepffel gebacken; 2) dito auf eine andere Art; 3) Erdaͤpffel als ein Zugemuͤß; 4) Erdaͤpffel gantz gemein; 5) Erdaͤpffel ſauer.
Erd-Aepffel gebacken,
Thut derſelben, ſo viel ihr noͤthig, in ein Gefaͤß, es ſey eine Caſſerole oder Topff, und laſſet ſie auffieden, ſo laſſen ſie die Haut abgehen, ziehet ihnen dieſelbe ab, ſetzet ſolche etwan auf ein Geſchirr, da ſie trocken liegen. Setzet alsdenn eine Pfanne mit Schmaltz aufs Feuer, laſſet es heiß werden; beſtreuet die Erdaͤpffel dick mit Mehl, welches mit zulaͤnglichen Saltz vermiſchet iſt, leget ſie ins heiſſe Schmaltz und laſſer ſie backen. Letzlich richtet dieſe auf ein Geſchirr an, darinnen ſolche ſollen zu Tiſche getragen werden, decket ſie mit einer Serviette zu, daß ſie warm bleiben, ſo ſind ſie fertig.
Erdaͤpffel auf eine andere Art gebacken.
Erſtlich gehet mit ſolchen um, [Spaltenumbruch]
Erd
gleich wie mit obigen. Hernach machet eine Klare. Nehmet ein halb Noͤſel Milch, eine Hand voll Mehl und 3. Eyer, ruͤhret es klar mit einander ab, und ſaltzet ſolche ein wenig, ſetzet eine Pfanne mit Schmaltz aufs Feuer, und laſſet es heiß werden. Hierauf gieſſet einen Eß-Loͤffel voll vom Schmaltz in die Klare, und ruͤhret es durch einander, daß man das Schmaltz nicht mercke. Letzlich gieſſet die Klare uͤber die Erdaͤpffel, leget ſolche eintzeln in das heiſſe Schmaltz, und backet ſo lange, biß ſie alle ſind.
Erdaͤpffel als ein Zugemuͤs,
Siedet und ſchaͤlet ſolche reinlich ab, thut ſie in eine Caſſerole, oder Tiegel, gieſſet gute FleiſchBruͤhe drauf, ſtreuet geriebene Semmel und Muſcaten-Bluͤten drein, thut ſelbe auf ein Kohlfeuer, und laſſet ſie dicklicht einkochen, doch daß die Erdaͤpffel nicht zerfahren: ſind ſolche etwa nicht fett genug, ſo leget ein Stuͤck Butter dran, und gebet ſie hin.
Erdaͤpffel gantz gemein,
Die Erd-Aepffel werden nur abgeſotten, hernach auf eine Schuͤſſel geſchuͤttet, Saltz und Pfeffer darzu geſetzet, dann ſchaͤlen ſich ſolche ein jeder ſelbſt; und beſtreuet ſie mit ſo viel Saltz und Pfeffer als einem beliebet: ſolches Gericht iſt bey gemeinen Leuten am uͤblichſten.
Erdaͤpſſel ſauer gemacht,
Das Abkochen und Schaͤlen iſt allbereit beſchrieben. Setzet ei-
nen
(0265)
[Spaltenumbruch]
Erdbee
nen Tiegel aufs Feuer mit einem Stuͤck Butter. NB. Da muß aber allezeit mit der Butter auf die Menge der Erdaͤpffel geſehen werden: laſſet ſelbige braunen, ruͤhret einen Koch-Loͤffel voll Mehl drein, welches auch braun muß werden, thut die Aepffel darzu, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe und Eßig hinein, und laſſets ein wenig aufkochen. Wenn ſie ſollen angerichtet werden, ſo ſtreuet Pfeffer drauf, und gieſſet braun gemachte Butter druͤber, ſo ſind ſie fertig.
Erdbeeren,
Fraga, Fraiſes, bekannte rothe Beeren von angenehmen Geſchmack, wachſen gerne an ſandigten Bergen und Waͤldern, niedrig auf der Erden, und ſind von einer kuͤhlenden Krafft: daher ſie auch in heiſſen Sommer-Tagen zur Erfriſchung genoſſen werden. Sie treiben ſonderlich den Harn, und fuͤhren die ſaltzigten Feuchtigkeiten ab, zu dem Ende in Amſterdam taͤglich bey 6. à 8. Obſt. Schiffe voll Erdbeeren conſumiret werden. Tabernæmontanus haͤlt ſie gar vor ein Gifft-treibendes Mittel, aus dieſen Urſachen, weil ſie niemahls von dem druͤber kriechenden Ungeziefer vergifftet wuͤrden; indem ſelbige gemeine Leute ungewaſchen und ohne Schaden zu eſſen pflegten, ſey es eine gewiſſe Anzeiguung, daß dieſes Kraͤutlein und ſeine Frucht, dem Gifft widerſtehe. Ob aber dieſe Meynung Grund habe oder nicht, moͤgen andere unterſuchen. Inzwiſchen kan man doch alle Jahr gewahr werden, wie ſich Heydexen, [Spaltenumbruch]
Erdbe Erdm
Froͤſche, ſchwartze Schnecken, deren zur Nahrung bedienen. In denen Kuͤchen haben ſie keinen ſonderlichen Nutzen, auſſer daß man ſolche zu kalten Weinſchalen brauchet.
Erdbeer kalte Weinſchale.
Wenn die Erdbeere rein geleſen, und ſauber gewaſchen worden, ſo thut ſolche in eine Schuͤſſel, gieſſet guten Wein drauf, reibet viel Zucker drein, und ſtreuet geriebene Citronſcheler, weiter nichts, druͤber. Etliche bedienen ſich hierbey des Zimmets, der aber den Beeren den Schmack nimmt, ſo duͤrffen ſie auch gar nicht warm gemacht werden, weil ſie eben hierdurch den Geſchmack verliehren.
Erd-Birnen,
Sind ein Geſchlecht der Erdaͤpffel, und da dieſe rund, ſind jene laͤnglicht rund. Sie koͤnnen an alles Fleiſchwerck gar fuͤglich gebraucht werden. Die uͤbrige Zubereitung iſt wie der Erdaͤpffel ihre, und kan man ſie nach obiger Vorſchrifft, wie die Erdaͤpffel auff allerhand Art zurichten.
von Erdmannsdorff,
Magdalena. War An. 1539. Priorin, in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig BernhardinerOrdens. A. 1528. war ſie erſtlich Unter-Priorin.
von Erdmannsdorff,
Margaretha. War A. 1535. Kuͤſterin in dem im XIII. Seculo ge-
ſtiffteten
Q 2
(0266)
[Spaltenumbruch]
Erdmuth Erigo
ſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig Bernhardiner Ordens.
Erdmuth Sophia.
Churfuͤrſt Johann Georgens II. in Sachſen, Tochter, ward gebohren A. 1644. den 15. Febr. war eine ausbuͤndig ſchoͤne, fromme und gelehrte, abſonderlich in der Hiſtorie und Politiſchen Wiſſen ſchafften hocherfahrne Princeßin. Ihr Gemahl war Chriſtian Ernſt, Marggraf zu Brandenburg-Bareuth, mit dem ſie ſich A. 1661. den 29. Decemb. verſprochen, und A. 1662. Beylager hielte. Dieſe gelehrte Princeßin ſtarb den 12. Junii A. 1670. im 26. Jahr ihres Alters. Sie hatgeſchrieben: Handlung von der Welt Alter ſo zu Nuͤrnb. A. 1676. in 12. gedruckt worden. Welches Buch vielmahl wieder auffgeleget worden. Vid. Bibliothec. Schulzian. p. 262. Henning Witte. Tom. I. Diarii Biographici ad Ann. Emortual.
Erichto,
Ein Theſſaliſches Weib, ſo wegen ihrer Zauberey und Schwartzkuͤnſtlerey, weit und breit bekannt war.
Erigone,
Eine Tochter des Iearus, und Schweſter der Penelope. Betruͤbte ſich uͤber ihres Vaters Tod, ſo von etlichen trunckenen Bauern ermordet war, dermaſſen, daß ſie ſich vor Schmertz erhenckte. Sie iſt aber hernach von denen Goͤttern aus Erbarmniß in ein HimmelsZeichen verwandelt worden, welches die Jungfer benennet wird.
[Spaltenumbruch]
Erin Erip
Erinna,
Eine beruͤhmte Poetin aus Telia oder Teja, wiewohl auch einige meynen, daß ſie aus der Inſul Lesbos, oder gar aus der Inſul Rhodus, ſeyn ſolle. Sie war eine vertraute Freundin von der beruͤhmten Sappho, wie Tatianus und Suidas vorgeben, und hat in Doriſcher Sprache ein herrliches Gedichte von 300. Verſen verfertiget; auch uͤberdiß viel andere ſchoͤne Epigrammata. Ihre Schreib-Art ſoll dem majeſtaͤtiſchen Stylo des Homeri nichts nachgegeben, ihr Verſtand aber, die Sappho, wie Euſebius ſchreibet, an Scharffſinnigkeit, und der Netteté weit uͤbertroffen haben. Sie ſtarb in dem 19 den Jahre ihres Alters. Propertius gedencket ihrer in ſeinen Gedichten L. II. Ihre Gedichte ſind mit anzutreffen in des Fulvii Urſini neun beruͤhmter Poetinnen, A. 1568. zu Antwerpen heraus gegebenen Gedichten.
Erinnys,
Eine von denen Hoͤlliſchen Furien und Plag-Goͤttinnen.
Eriphanis,
Eine Poetin, ſo ſich in den Jaͤger Menalcas verliebet. Als ſie aber keine Gegen-Liebe fand, und dieſem unempfindlichen Liebhaber durch Wald und Feld nachlieff, und nichts dadurch erhalten konte, hat ſie ein Gedichte verfertiget, ſo ſie νόμιον genennet. Vid. L. I. Poetices. Jul. Cæſar. Scaliger. p. 21.
Eriphyle,
Des Wahrſagers Amphiarai
Weib,
(0267)
[Spaltenumbruch]
Eris Erme
Weib, Tochter des Talai, und Schweſter des Adraſtus, welche ihren Mann, ſo ſich aus Furcht, er moͤchte in dem Thebaniſchen Kriege ſterben, verſtecket hatte gegen den Polynicem, welcher ſie durch ein goͤldnes Halsband beſtochen, aus Geitz verrathen. Nachdem aber ihr Mann in ſolchen Thebaniſchen Kriege geblieben, hat ihr Sohn Alcmæon des Vaters Tod und Verraͤtherey gerochen, und dieſe Eriphylen umgebracht.
Eris,
Die Zanckgoͤttin, ſo bey dem Goͤtter-Banquet einen Apffel einwurff, auff welchen geſchrieben ſtand, daß er der ſchoͤnſten unter den Goͤttinnen verbleiben ſolte.
Erkennen,
Iſt eine erbare und zuͤchtige Redens-Art in H. Schrifft, wodurch die Beywohnung des Mannes mit dem Weibe zu verſtehen gegeben wird. Solches wird geſagt von Adam Geneſ. IV. v. 1. In der Grund-Sprache ſoll diß Wort ſo viel heiſſen als: Wiſſen, erfahren, empfinden; denn die Juͤdiſchen Jungfern waren ſonſt verſchloſſen, und kamen niemanden vor das Geſichte. In der ehelichen Beywohnung aber, hatte ſie der Mann nahe, ſahe ſie, und erkannte ſie ſo wohl von Geſichte, als andern Gliedern des Leibes, ſo ſonder Verletzung der Keuſchheit erkennet werden konten.
Ermegarde,
Eine zu ihrer Zeit beruͤhmte Graͤſin, war recht heroiſchen und [Spaltenumbruch]
Erp Eſcla
Heldenmuͤthigen Geiſtes. Sie trat nach dem Tode ihres Gemahls das Regiment an, und eroberte das Haupt der Lombardie Pauiam. Vid. von Hoffmanns-Waldau Helden-Brieffe. p. 37.
von Erp,
Henrica. Eine ſehr gelehrte Aebtißin des Cloſters, Vrouwencloſter Oeſtbroek genannt. Sie hat eine Chronica geſchrieben, deren Titul heißt: Extract uyt ſeker out Bœk, geſchrewen by de hant van Vrouwe Henrica van Erp, Abdiſſe van Vrou-Cloſter. Anton Matthæus Jctus in Leiden, hat es in ſeinen Veteris Ævi Analectis p. 141. biß 188. mit heraus gegeben, unter dem Titul: Henricæ ab Erp, Abatiſſæ Cœnobii, vulgo Vrouvvenclooſter dicti, in Suburbanis Trajectenſibus, Annales Vernaculi.
Erudita,
Ein in der Philoſophie ſehr gelehrtes und verſirtes Weibesbild, ſoll ſich erſt in ihrem vollkommenen Alter auff die Studia geleget haben. Vid. Frauen-Lob in der Lobenswuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 14.
Eryphila. Siehe. Sibylla Erithræa.
Eſclavage.
Iſt ein von ſchwartzen Corallen, Schmeltz, oder andern ſubtilen Drat zuſammen geflochtenes Kettlein, ſo das Frauenzimmer um den Halß ſchlinget, und 2. lange Theile davon uͤber den Schnuͤr-
Leib
Q 3
(0268)
[Spaltenumbruch]
Eſco Eßig
Leib vorn herunter hengen laͤßt. Man nennet auch Perlne und Diamantne Angehencke, ſo auf vielerley Façon verfertiget und geſchnuͤret werden, Eſclavagen.
de Eſcobar,
Maria. Eine Spaniſche Nonne, ſo durch ihre vermeynten goͤttlichen Offenbahrungen und ſcheinheiliges Weſen, viel Menſchen in Aberglauben und Irrthum geſtuͤrtzet. Sie ſoll aus Hochmuth vielmahl geſaget haben, ſie habe keinen GOtt, ſondern ſey mit GOtt ſo vereiniget, daß ſie ſelbſt eine Goͤttin geworden. D. Petræus Diſſert. d. Sanct. non Sanct. p. 53.
Eßig,
Acetum, Vinaigre; Iſt ein ſaurer liquor, der zwar allen Leuten bekannt, ſein vieler Gebrauch aber, vornehmlich bey denen, die zu Lande wohnen, mehr ſchadet als nuͤtzet. Diejenigen hingegen, ſo zur See leben, finden hieran eine ziemliche Artzeney. Er wird aus vielerley Dingen bereitet, als aus Wein, Bier, Weitzen, wilden Obſt, gemeinen Brantewein, u.ſ.ſ. auch oͤffters, abſonderlich der Wein-Eßig, mit Hindbeeren, Roſen, Korn-Blumen, Violen, Kirſchen, Erdbeeren ꝛc. angemachet, und ſtatt der Tuncken mit aufgeſetzet. In der Kuͤche muß der Koch Eßig haben, will er anders beſtehen, und ſeine Speiſen angenehm machen, welches bey denen Beſchreibungen hin und wieder wird zu ſehen ſeyn.
Eßig-Bulle oder Krug,
Iſt ein von glaſuͤrten Thon hart [Spaltenumbruch]
Eſtar Etienne
gebrannte Flaſche, mit und ohne Schraubdeckel, worinnen der Eſſig verwahret wird.
Eſtar. Siehe. Oſtra.
Eſtephanette de Gantelines. Siehe Phanette.
Eſther,
Oder Hadaſſa, des Mardachai Muͤndel, ein Frauenzimmer von ausbuͤndiger Schoͤnheit und ſcharffen Verſtande, ward von dem Koͤnig Ahasveros zur Gemahlin angenommen, und mit der Koͤniglichen Crone begnadiget.
Eſtoff. Siche. Stoff.
Eſtouffade,
Iſt ein Eſſen, da z. E. Tauben, Capaunen, Kalb- oder Lammfleiſch, ꝛc. erſtlich wohl geklopfft, geſaltzen, mit Mehl beſtreuet, in braun gemachter Butter und Speck geroͤſtet, hernach in Fleiſchbruͤh, nebſt beygelegten guten Kraͤutern, allerhand Gewuͤrtz, Wein und Citronſcheler uͤber einen gelinden Feuer gantz gemaͤhlich gekocht werden.
Eta
Eine gebohrne Savoyerin und beruͤhmte Heroinne ihrer Zeit, ſo nicht nur ſehr ruͤhmlich das Regiment gefuͤhret, ſondern auch viel Heldenmaͤßige Thaten verrichtet. Vid. Contarin. Hortul. Hiſtor. p. 213.
Etienne. Siehe. Stephana Nicolæa.
Eva,
(0269)
[Spaltenumbruch]
Eva Evanſia
Eva, ſiehe. Heua.
Eva,
Eine Nonne des Cloſters St. Martin zu Luͤttich, ſo ſich ſonderbahrer heiliger Erſcheinungen und Geſichter ruͤhmete, auch den Pabſt Urb[an]um IV. dahin brachte, daß er das ſuͤndliche Fronleichnams-Feſt anordnete. Vid. Hoeſem. d. Reb. Geſt Pontif. c. 6. it. Hoſpinian. d. Feſt. Chriſtian. f. 74.
Evadne,
Eine Tochter des Martis, und Eheweib des Capanei, welchen ihren Mann ſie dermaſſen geliebet, daß ſie ſich ſelbſten mit auf ſeinen Scheiterhauffen geſetzet und lebendig aus Liebe mit verbrennet.
Evanſia,
Catharina, eine Engellaͤndiſche Quaͤckerin, ſo der Quacker Sorte mit ihrer vertrauten Gefaͤhrtin Sara Ch[ – 2 Zeichen fehlen]venſia, zu gethan war, reiſete mit ſelbiger uͤberall herum, und bemuͤheten ſich dieſe beyden Religions-Verwandten und wunderlichen Weiber durch einige von ihnen zuſammen geſtoppelte Tractaͤtlein ihren Irthum weiter aus zu breiten. Sie haben beyderſetts, nach Gerhard Croeſens Berichte, in ſeiner Quacker Hiſtorie l. 3. p. 576. ſeq. und in der uͤberſetzten Edition ſo zu Berlin A. 1696. ediret worden, pag. 773. wunderliche fata gehabt; denn dieſe beyden Betſchweſtern giengen zur See von Londen nach Italien, in willens von dar nach Alexandrette und endlich in Judeam ſich zu begeben. Indem [Spaltenumbruch]
Euberin Eubu
ſie aber bey der Inſul Malta ausgeſtiegen, und in ſelbiger Inſul ein wenig herum gegangen, auch allen denenjenigen, ſo ihnen entgegen kamen, ihre bey ſich habenden Tractaͤtlein verehreten, hierauf aber von den Inwohnern ſolcher Inſul einige Abgoͤttereyen uñ GoͤtzenGreuel nach ihrer Art und Meynung verſpuͤhreten, ſuchten ſie ſelbige durch ein und anderes gegebenes Zeichen, nehmlich durch wincken und ausſpeyen davon abzuhalten, worauf ſie vor die Inquiſition gebracht wurden, und als man ihnen durch einen Dolmetſcher ihre Freyheit zu verſtehen gab, unterſtunden ſich dieſe beyden Quaͤckerinnen mit denen Inquiſitoribus in einen Diſputat einzulaſſen, verwurffen und verachteten der Inwohner ihren Gottesdienſt, daß dahero die Maltheſer ſich endlich genoͤthiget ſahen dieſe zwey Animalia diſput[a]cia, ſo ein fꝛeches und wundeꝛliches Geplerre machten, ins Gefaͤngniß zu werffen, und zwey gantzer Jahr darinne ſtecken zu laſſen, biß ſie dieſelben gantz und gar zum Lande hinaus jageten. Vid. Croeſi Hiſtor. Quakerian. p. 576. Lib. 3.
Euberin,
Martha, eine geſchickte und gelehrte Lieflaͤnderin, hat ein Buch in 12. laſſen heraus gehen, unter dem Titul: Core, Dathan und Abiram.
Eubule,
Eine Tochter des Orpheus, und Schweſter der Paſithea und Theope, welche mit ihren zwey Schweſtern vor ihr Vaterland Athen, ſo wegen damahliger Theurung hart
gepreſ-
Q 4
(0270)
[Spaltenumbruch]
Euchro Eudoxia
gepreſſet ward, und nach Auſſage des Oraculs nicht anders als durch dẽ Tod dieſeꝛ dꝛey Schweſteꝛn eꝛloͤſet werden konte, aufgeopffert wurde.
Euchrocia,
Des Helpidii Eheweib und Haus-Prophetin des Priſcilliani, mit dem ſie nicht nur der Gnoſtiſchen und Manichæiſchen Secte zugethan war, ſondern auch ſehr ſuͤndlich lebte: ſie ward zugleich mit ihm als eine Verfuͤhrerin zu Trier oͤffentlich enthaͤuptet. Vid. Sigon. in Sulpic. Sever. pag. 615. & p. 637.
Eudocia,
Eine Gemahlin Conſtantini Palæologi Deſpotæ, des Kaͤyſers Palæologi juͤngern Sohnes, war ſchoͤn und beredt, wuſte auch dasjenige, was ſie bey denen Philoſophis geleſen, in ihren gelehrten Diſcurſen ſehr wohl wieder anzubringen.
Eudoxia,
Sonſt Athenais, auch Eudocia, wie ſie Vosſius nennet, eine ſchoͤne keuſche und ſehr gelehrte Jungfer aus Griechenland, wie nicht weniger eine vortreffliche Poetin. Ihr Vater war der beruͤhmte Philoſophus Leontius aus Athen, der das Gluͤcke hatte an thꝛ eine groſſe Kayſerin zu erleben; worzu ſich folgende Gelegenheit aͤuſſerte. Ihr Vater Leontius, welcher ſo wohl aus ihrer ſchoͤnen Phyſiognomie, als auch denen Geſtirnen zu vorher ſahe, daß ſie es in der Welt hoch bringen wuͤrde, befahl in ſeinem letzten Willen ſeinen beyden Soͤhnen Valeriano und Genueſio an, daß ſie ihreꝛ Schweſter Eudoxia nur ein ge[Spaltenumbruch]
Eudoxia
wiſſes Stuͤck Geld nach ſeinem Tode aus ſeiner Erbſchafft reichen ſolten, mit beygefuͤgter Urſache, daß ſie ſich mit ihrer Schoͤnheit und Gelehrſamkeit ſchon in der Welt fortbringen wuͤrde. Hiermit aber war Athenais nicht zu frieden, ſondern wolte den ihr nach denen Rechten zukommenden dritten Theil aller Verlaſſenſchafft haben; welches ihre Bruͤder nicht eingiengen, ſondern ſie gar aus der Behauſung ſtieſſen. Hierauf gieng Athenais nach Conſtantinopel, und hatte das Gluͤck, daß ſie ſich bey des Kaͤyſers Theodoſii Schweſter Pulcheria genannt, vortefflich inſinuirte, und durch dieſelbige endlich gar ihrem Bruder, dem ihre Schoͤnheit und Gelehrſamkeit einnahm, nachdem ſie zuvorher durch den Biſchoff zu Conſtantinopel, Atticum, getauffet, und ihr an ſtatt des heidniſchen Nahmens, Eudoxia, gegeben ward, zur Gemahlin beygeleget, welcher ihr auch die Kaͤyſerliche Crone aufſetzen ließ. Als ſie nun drey und zwantzig Jahr lang mit ihrem Gemahl einig und vergnuͤgt gelebet, fiele dieſe Eudoxia bey ihrem eyferſuͤchtigen Gemahl wegen eines ſchoͤnen Apffels, den ſie von ihm bekommen, und wieder an einen von ihren Bedienten, Paulinus genannt, verſchencket hatte, in groſſe Ungnade, worauf ſie alsbald in das Exilium gieng, und ſich Jeruſalem zu ihrer Wohnung erwehlte, auch allda vor die Armen und Fremdlinge ein Spital erbaute. Ihr Gemahl aber graͤmte ſich wegen ihrer Abweſenheit dergeſtalt, daß er bald darauf ſtarb. Ihr Todt erfolgte, A. 457. oder wie die Damoiſelle Guillaume
will,
(0271)
[Spaltenumbruch]
Eudoxia Eugeni
will 59. und lieget ſie in der Stephans Kirche zu Jeruſalem begraben. Sie ſoll, wie Socrates, Evagrius, Nicephorus und Cyrillus meldet, ein vortrefflich Gedichte von dem Perſiſchen Kriege verfertiget haben; und meynen auch einige, ſie haͤtte die Centones de Chriſto verfertiget, welches aber noch nicht bewieſen: vielleicht ruͤhꝛet deꝛ Iꝛꝛthum daher, weil ſie, wie Zonaras behauptet, das unvollkommene Werck, eines gewiſſen Patricii, die Centones Homericos abſolviret, und zu Stande gebracht.
Eudoxia,
Kaͤyſers Arcadii Gemahlin, eine Ertz-Verfuͤhrerin, maſſen ſie durch ihren An- und Rathſchlag, mit Beyhuͤlffe ihres Favoritens Theophili von Alexandria, den H. Chryſoſtomum ſeines Amtes entſetzen und ins Elend ſchicken halff, worinnen er auch geſtorben. Vid. Lairitzium in Thron. Papat. c. 7. l. 1. p. 132.
Everharda,
Iſabella, des beruͤhmteu Juriſten Nicolai Everhardi Tochter, wird wegen ihrer vortrefflichen Gelehrſamkeit ſehr geruͤhmet, und von ihrem Vater ſelbſt in einer Epiſtel, ſo er an ſie geſchrieben, die einige Zierde des weiblichen Geſchlechtes genennet. Vid. Valer. Andr. Deſſel. in Bibliothec. Belg. p. 685.
Eugenia,
Aus Alexandria, eine Tochter des beruͤhmten Roͤmers Philippi, ſo zu Zeiten des Kaͤyſers Commodi und Severi gelebet. Sie war von Heidniſchen Eltern A. 260. geboh[Spaltenumbruch]
Eulgen Eumeti
ren, hatte aber ſchoͤne Studia, war in der Griechiſchen und lateiniſchen Sprache, wie auch in der Philoſophie und andern freyen Kuͤnſten ſehr gelehrt und erfahren, und zeigete ein vortreffliches Gedaͤchtniß, maſſen ſie nach ihrer Bekehrung die gantze Bibel in 2. Jahren auswendig gelernet. Sie hat anfangs, nachdem ſie ihre Eltern verlaſſen, die Chriſtliche Religion angenommen, und ſich vor einen Mann ausgebende, ſich dem Maͤñer. Kloſter in Egypten vorſetzen laſſen: nach dem ſie aber von ihren Eltern erkennet worden, hat ſie wieder nach Rom mit den ihrigen gemuſt, und iſt alda auf Befehl des Kaͤyſers Gallieni, als eine Maͤrtyrin im Gefaͤngniß mit vielen andern, ſo ſich gleichfalls zur Chriſtlichen Religion bekennet, enthauptet worden. Vid. Ægydium Albertin. im himmliſchen Frauenzimmer p. 64. ſeq. Stengel. in des Hrn. Chriſti Stambuch ad diem 25. Decemb.
Eulgen,
Iſt ein weiſſes viereckigtes Tuͤchlein von ſauberer Leinwand oder Schwaͤbiſch, ſo man denen Sechswochenkindern um die Koͤpffgen zu ſchlagen, und unter dem Haͤlsgen zuzubinden pfleget: das uͤbrige, was herab henget, wird mit eingewindelt. Sie werden vornher um den Kopff herum gefuͤttert: um und um aber insgemein mit kleinen Spitzen umſetzet.
Eumenides, ſiehe. Furiæ.
Eumetide oder Eumetis, ſiehe. Cleobuline.
Eunice
Q 5
(0272)
[Spaltenumbruch]
Eunice Eurídí
Eunice, Salaminia
War eine fleißige Schuͤlerin der gelehrten Poetin Sapphus. Vid. Suidam in Voc. Sappho.
Eunice,
War die Mutter des Timotheu[s] Vid. 2. Timoth. 1.
Eunice,
Eine Nymphe, ſo dem Hercules ſeinen Knaben Hylam mit helffen entfuͤhren.
Eunomia,
Eine fromme und Chriſtliche Jungfer, ſo A.C. 300. zugleich mit dem Dionyſio Cretenſi, unter dem Diocletiano als eine Maͤrtyrinn die Crone erhalten. Zeil. Germ. Itin. c. 12.
Euodia,
War eine Mitgehuͤlffin Pauli, von welcher er ſelbſten ad Philip. 4. v. 3. ruͤhmet, daß ſie ſamt ihm uͤber dem Evangelio gekaͤmpffet.
Euphroſyne,
War eine von denen drey Gratien oder Charitinnen.
Euræa,
Dominica, war ein beruͤhmtes Zauberiſches Weib und Hexe.
Euridice,
Eine gelehrte Dame aus Hierapolis in Illyrien, ſo ſich erſt bey ziemlichen Alter auf die Wiſſenſchafften legte, damit ſie ihre Kinder darinnen unterrichten konte: ſie hat auch denen Muſen eine Inſcription gewiedmet. Menag, in Hiſt. Mul. Philoſ. p. 10.
[Spaltenumbruch]
Europa Eyrídi
Europa,
Eine Tochter des Phoeniciſchen Koͤniges Agenoris und der Nymphe Meliæ, von vortrefflicher Schoͤnheit und Leibes Geſtalt, welche der Jupiter, der ſich in einen wohlgeſtalten Stier verwandelt, und ſich an das Geſtade des Meeꝛes, wo dieſe ſchoͤne Europa mit ihren Geſpielinnen ſich zu divertiren pflegte, geſtellet, nachdem ſie die ſchoͤne Geſtalt ſolches Stieres betrachtet, und ſich auf ſelbigen geſetzet, entfuͤhret, und durch das Meer biß nach Cretam getragen. Eben dergleichen Nahmen hat auch eine Meer-Nymphe, des Oceani und der Thetis Tochter, gefuͤhret.
Euryale,
Eine Tochter des Minois, welche dem Neptunus den Orion gebohren. Eben dergleichen Nahmen fuͤhrte auch des Proceti der Argiven Koͤnigs Tochter, wie auch eine von denen Gorgoniſchen Jungfern durch welche derjenige, ſo ſie anſahe, gleich zum Steine ward.
Eurydice,
Des Polliani Gemahlin, und nach Jonſii Bericht, des Plutarchi Tochter, der ihr und dem Polliano zu Gefallen ſeine Præcepta conjugalia geſchrieben; ſie ſoll in der Philoſophie ſehr bewandert geweſen ſeyn. Vid. Jonſium de Scriptor. Hiſt. Philoſoph. l. 3. c. 6.
Eurydice,
Des Orpheus Eheweib, in welche ſich der Ariſtæus verliebet; dieſer als er ſelbige uͤberwaͤltigen wol-
te,
(0273)
[Spaltenumbruch]
Euſebia Euſto
te, flohe ihr in einen Walde nach, worinnen ſie durch einen gifftigen Schlangen Biß getoͤdtet ward. Ihr Mann aber der Orpheus wolte ſolchen ihren Tod nicht verſchmertzen, nahm derohalben ſeine Leyer, worauf er ein vortrefflicher Meiſter war, gienge darmit zu denen unterirdiſchen Goͤttern in die Hoͤlle, und ſchlaͤfferte den Plutonem und die Proſerpinam dadurch alſo ein, daß ſie ihm endlich zulieſſen, ſeine Frau wiederum heraus zufuͤhren, doch mit der Bedingung, daß er ſelbige nicht eher anſehen ſolte, als biß er wieder heraus waͤre. Weil er aber aus allzu hefftiger Liebe gegen ſeine Eurydicen ſolches ohnmoͤglich halten konte, und ſich nach ihr im herausgehen umſahe, wurde ſeine Eurydice wieder zuruͤcke gezogen, und muſte er alſo ſelbige mit Schmertzen im Stiche laſſen.
Euſebia,
Conſtantii gelehrte Gemahlin, ſo ſich zwar von auſſen ſehr ſcheinheilig anzuſtellen wuſte, im Hertzen aber den Arianiſmum ſehr hegte, und als eine Ketzerin eine eigene und Arianiſche Sorte aufrichtete, ſo nach ihrem Nahmen die Euſebianiſche benennet ward. Sie ſtarb im 36. Jahr ihres Altors. Vid. D. Schmid. d. Mulier. Heterodox. pag. 14.
Euſebie,
Wird von denen Poeten als eine Goͤttin und Vorſteherin der Gottes Gelahꝛtheit vorgeſtellet und angefuͤhret.
Euſtochium,
Julia, der edlen Paulæ Romanæ [Spaltenumbruch]
Euterpe Ey
Tochter, war in der Lateiniſchen, Griechiſchen und Hebraͤiſchen Sprache vortrefflich erfahren, und dermaſſen gelehrt, daß man ſie zu ihrer Zeit Novum Orbi Prodigium, ein neues Wunder der Welt nennete. Vid. Lotich. d. Nobilitat. Sex. Foem. p. 127. Uber dieſes ergab ſie ſich der Pietæt und Leſung der H. Schrifft ſo ſehr, daß ſie ſolche in der Grund-Sprache fertig leſen, auch gantze Hebraͤiſche Pſalmen her beten konte: der H. Hieronymus ruͤhmet ſie ſehr, er nennet ſie unter andern Exemplum unicum Nobilitatis & Virginitatistoti Orbi propoſitum: und hat nebſt andern Buͤchern auch das Leben ihrer Mutter an ſie in ſeiner 10. 19. 22. und 26. Epiſtel geſchrieben. Sie hat zu Bethlehem 35. Jahr im Kloſter ihr Leben zugebracht, und iſt endlich darinnen geſtorben.
Euterpe,
Eine von denen neun Muſen, ſo die Floͤten erfund en haben ſoll.
Ey,
Ovum, Oeuf. Unter allen Eyern werden die Huͤner-Eyer, als eine wohlſchmeckende, herrliche und geſunde Magen-Speiſe geruͤhmet; zumahl wenn ſie nicht alt[,] ſondern neu geleget ſeynd. Von denenſelben iſt alles zu gebrauchen: die Schalen kom̃en zu gewiſſen Artzeneyen, und aus den gantzen Eyern, wie auch aus dem Dotter und Eyweiß werden vielerley Eſſen zubereitet als 1) Eyer mit Sardellen geruͤhret; 2) Eyer mit Bratwuͤrſten; 3) Eyer mit Baumoͤl geſetzt; 4) Eyer gruͤn und gebacken; 5) gruͤ-
ne
(0274)
[Spaltenumbruch]
Eyer
ne Eyer auf eine andere Art; 6) dito noch anders; 7) Eyer mit Senff Bruͤhe; 8) Eyer fricasſiret; 9) Eyer geſtuͤrtzte; 10) Eyer geſetzte; 11) Eyer weich zu ſieden; 12) Eyer auf Butter; 13) Eyer gebacken, die insgemein Ochſen-Augen heiſſen; 14) Eyer gefuͤllt und gebacken aus einer Rahm Soſſe; 15) Eyer mit Schalen; 16) Eyer ſauer zu machen; 17) Eyer geruͤhret; 18) Eyer mit Kalbs-Nieren; 19) Eyer verlohrne; 20) Eyer-Dotter Créme oder geſultzte Milch; 21) Eyerweiß Créme; 22) Eyerkaͤſe zu machen; 23) Eyerkaͤſe mit Mandeln; 24) EyerWuͤrſtgen zu machen; 25) Eyerkuchen mit Boͤecklingen; 26) Eyerkuchen mit einer Rahm-Soſſe; 27) Eyerkuchen mit einer WeinBruͤhe; 28) Eyerkuchen mit Schincken; 29) Eyerkuchen mit Gundermann; 30) Eyerkuchen mit Schnittlauch.
Eyer mit Sardellen geruͤhret,
Nehmet 3. 4. biß 5. Sardellen, laſſet ſolche 1. Stunde ohngefehr waͤſſern, hernach waſchet dieſe reinlich ab, ziehet den Ruͤckgrad heraus, und ſchneidet ſie klein. Nach dieſem ſetzet Butter in einem Tiegel aufs Feuer, daß ſie zergehe, werffet die zerhackten Sardellen in die zerlaſſene Butter und ruͤhret es durch einander. Ferner nehmet 10. biß 12. Stuͤck Eyer, ſchlaget ſolche in einen Topff, und zerqvirlt ſie gantz klar, ſtreuet Muſcatenbluͤten drein, ſchuͤttet dieſes zuſammen in den Tiegel, worinnen die Butter und Sardellen bey einander [Spaltenumbruch]
Eyer
ſeynd, ruͤhret ſie auf dem Kohlfeuer, wie andere geruͤhrte Eyer, biß ſie gar ſeynd. Alsdenn richtet ſie an, ſtreuet oben ein wenig Muſcatenbluͤten drauf. Hat man nicht allezeit Saꝛdellen, ſo kan man auch gewaͤſſerte Heringe auf dieſe Art drunter brauchen, oder zum wenigſten nur die weiſſe Milch von Heringen.
Eyer mit Bratwuͤrſten,
Nehmet friſche oder geraͤucherte Bratwuͤrſte: wenn ſie friſch ſind, ſo bratet ſie erſt halb gar, hernach ſchneidet ſolche in Stuͤcke, thut ein Stuͤck Butter in einen Tiegel, ſetzet ſelbigen aufs Feuer, und ſo bald die Butter braun, ſo werffet die in Stuͤcken geſchnittene Wuͤꝛſte drein. Ferner nehmet 10. biß 12. Eyer, zerklopffet dieſe mit 1. Noͤſel guter Milch und ſaltzet ſie ein wenig: weñ dieſes geſchehen, ſo gieſſet es in den Tiegel uͤber die Wuͤrſte, ruͤhrets unter einander, thut die meiſte Glut unter dem Tiegel weg, daß ſie nicht anbrennen, und laſſets alſo daͤmpffen, biß ſolche gar werden, alsdenn koͤnnet ihr ſie anrichten und hingeben.
Eyer mit Baumoͤlgeſetzt,
Gieſſet Baumoͤl in eine Schuͤſſel, ſchlaget ſo viel Eyer dran, als beliebet wird; ſaltzet ſie ein wenig, ſetzet die Schuͤſſel aufs Kohlfeuer, und laſſet ſie von unten auf gar werden, hernach ſeiget das Baumoͤl dran ab, machet es heiß, und ziehet es wieder uͤber die Eyer; beym Anrichten laſſet nicht gar zu viel Oel drauf, ſtreuet ein wenig Muſcatenbluͤten und viel Parmeſan Kaͤſe druͤber und gebet ſie hin.
Eyer
(0275)
[Spaltenumbruch]
Eyer
Eyer gruͤn und gebacken,
Siedet wohl zwoͤlff Eyer hart, ſchaͤlet ſie ab, ſchneidet ſolche von einander, nehmet die Dotter heraus in eine Schuͤſſel, und reibet ſie gantz klar, hacket gruͤne Peterſilie ein ziemlich Theil, und thut ſolche auch zu denen Eyerdottern. Ferner weichet gute Semmeln ein in Milch, und drucket ſie wieder aus, ruͤhretſelbige, wie auch Muſcatentenbluͤten, weiſſen Pfeffer und noch 2. Eyer wohl untereinander, doch daß es nicht zu duͤnne werde. Dieſe Fuͤlle fuͤllet nunmehr in das WeißEy, oder Eyerweiß, wo der Dotter heraus genommen worden, fein erhaben, und machets ſo lange, biß ſie gar ſeynd: hernach ſchlaget etliche Eyer in eine Schuͤſſel, ſtreuet ein wenig Mehl, Saltz und viel gehackte Peterſilie drunter, weltzet die gefuͤllten Eyer in der Klare herum, habt ein heiſſes Schmaltz bereit, und backetſolche fein heraus. Nach dieſem macht eine gruͤne Bruͤhe mit durchgeſtrichener Peterſilie darzu, oder gebet ſie alſo gebacken hin. Die Bruͤhe muß mit etlichen Eyerdottern und einem Stuͤck Butter abgezogen werden, richtet alsdenn die Eyer auf eine Schuͤſſel an, gieſſet die Bruͤhe druͤber und laſſet ſie ein wenig ſtehen, damit ſie ſich ein wenig in die Eyer ziehe, ſo ſind ſie zum verſpeiſen fertig.
Eyer gruͤne auf eine andere Art,
Hacket Peterſilie klein, und roͤſtet ſolche in Butter, und thut ſie wieder in eine Schuͤſſel. Ferner nehmet Eyer, ſo viel deren ſollen bereitet [Spaltenumbruch]
Eyer
werden, machet oben und unten Loͤcher duꝛch, und blaſet das inwenwendige zu gehackter gruͤner Peterſilie, ſchuͤttet auch erſt in Milch geweichte Semmel und wieder ausgedruckt, nebſt kleinen Roſinen, Muſcatenbluͤten, ein wenig Saffran und Saltz darzu, ruͤhrets alles duꝛch einandeꝛ, fuͤllet es wiedeꝛ in die ausgeblaſenen Eyerſchalen, machet die Loͤcher mit Teig zu, ſtecket hoͤltzerne Spießgen durch und bindet ſie alſo auf den Roſt, oder bindet ſolche mit Bindfaden an einen eiſernen Spieß, treuffet in die Loͤcher Butter; wenn ſie denn fertig ſind, ſo werden ſolche wieder mit einer Serviette reinlich abgewiſchet und alſo warm zu Tiſche gebracht.
Dito noch anders,
Nehmet Eyer, und blaſet ſie aus in eine Schuͤſſel oder ander Gefaͤß, das Weiſſe und den Dotter alles zuſammen. Ferner nehmet Sem̃el in Milch geweicht, wie bey vorigen, ingleichen ein Paar Loͤffel guten dicken Rahm, zerlaſſene Butter, Ingber, Muſcatenbluͤten, Saltz und Rindermarck, auch viel gehackter Peterſilie. Dieſes alles thut zun ausgeblaſenen Eyern und ruͤhret ſolches wohl durch einander, hierauf fuͤllet ſolches wieder in die Schalen, veꝛkleibet ſelbige mit Teig; hernach thut ſelbige in ſiedend Waſſer und laſſet ſie kochen. Wann ſie nun gar ſeynd, ſo nehmet ſolche heraus, ſchaͤlet die Schale herab, ſetzet ſie in eine Schuͤſſel, worauf ſie ſollen angerichtet werden, leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter dꝛan. Nehmet 3. Stuͤck Sardellen, waſchet dieſe erſt reine aus, hacket ſie gantz
klein,
(0276)
[Spaltenumbruch]
Eyer
klein, thut ſolche in einen Durchſchlag, und gieſſet Bruͤhe drauff, reibet ſie hernach auf die Eyer, ſtreuet Muſcatenbluͤten und klar geriebene Semmel darzu, laſſet es auff einem Kohlfeuer fein langſam kochen, ſo ſind ſie fertig und koͤnnen verſpeiſet werden.
Eyer mit Senff-Bruͤhe,
Siedet die Eyer hart und ſchaͤlet ſie ſauber ab, ſchneidet ſolche in der Mitte entzwey, leget dieſelben ordentlich in eine Schuͤſſel, ſetzet einen Tiegel oder Caſſerole mit Butter aufs Feuer, und laſſet ſie braun werden. Hernach gieſſet Senff, Wein, und etwas Peterſilienwaſſer drein, laſſet es einen Sud thun, leget ferner drein ein Stuͤck Zucker, Citronſcheler, und weiſſen Pfeffer. Zuletzt gieſſet die Bruͤhe uͤber die Eyer, laſſet ſie auf einem Kohlfeuer einen Sud thun, denn gebet ſie hin.
Eyer fricasſiret,
Siedet 12. Eyer hart: wenn ſie geſchaͤlet, ſo thut ſolche erſtl. in das kalte Waſſer. Hernach ſchneidet ſie Plaͤtzgen weis und leget ſie auff eine Schuͤſſel, ſtreuet ein wenig Ingber und Pfeffer druͤber, werffet ein Stuͤckgen Butter dran, ſetzet ſie auf ein Kohlfeuer, und laſſet es nur ein wenig paſſiren, biß die Butter zergangen iſt. Nachdem ſetzet ſie wieder herunter, ſchlaget in ein Toͤpffgen 3. Eyerdotter, thut eine Meſſerſpitze rohes Mehl darzu, und qvirlt es klar. Ingleichen gieſſet halb Eßig und halb Waſſer oder Bruͤhe, ſo viel als zur Bruͤhe noͤthig iſt zun Eyerdottern, legt ein Stuͤckgen Butter drein, ſetzet es [Spaltenumbruch]
Eyer
zum Feuer, und ruͤhrets ſolches ſtets um, biß es anfaͤhet dick zu werden; ſaltzets auch ein wenig; gieſſet es uͤber die Eyer, und laſſet dieſes eine Weile dran ſtehen, damit ſie ſich durchziehen. Letzlich ſpruͤtzet ein wenig Butter drauf und gebet ſie hin. Eben auf dergleichen Art koͤnnen auch die verlohrnen Eyer fricasſiret werden, nur daß ſie nicht duͤrffen erſt in Butter paſſiret werden.
Eyer geſtuͤrtzte,
Nehmet ein Noͤſel auch weniger Milch, thut darein eine halbe Hand voll Mehl, und quirlt es gantz klar. Hernach nehmet 12. Eyer, waſchet ſie fein rein und weiß mit Saltz ab, machet auf beyden Seiten Loͤcher drein, und blaſet das Weiſe nebſt dem Dotter in oben beſagte Milch, thut Saltz und Muſcaten-Bluͤten darzu. Nun ſind ſolche Formen darzu gemacht, daran wohl 12. kleine Naͤpffgen hengen, thut in ein jegliches ein wenig geſchmeltzte Butter, ſetzet das Geſchirr aufs Feuer, und laſſet die Butter heiß werden. Nach dieſem gieſſet von der Klare etwas in ein jedes Naͤpffgen hinein, leget eine Eyeꝛ-Schale darzu, gieſſet noch ein wenig druͤber, und laſſets alſo backen. Weñ es nun auf der einen Seiten genug, dann verkehret es auf die andere Seite, ſo wird die Schale gaͤntzlich uͤberzogen, und ausſehen gleich als ein Apffel. Sind ſolche nun fertig, ſo richtet ſie an und gebt ſie hin. Es kan auch nach Belieben in der Mitte der Schuͤſſel von denen Bruͤhen, die beym Eyer-Kuchen beſchrieben werden, darzu gegoſſen werden; doch iſt beſſer, daß
man
(0277)
[Spaltenumbruch]
Eyer
man ſelbige, wie meiſt braͤuchlich, trocken aufſetzen laſſe.
Eyer geſetzte,
Nehmet eine Schuͤſſel, worauf die Eyer ſollen geſetzt werden, beſchmieret ſelche mit Butter fein dicke. Darnach machet ſo viel Gruben drein, als Eyer ſollen drauf geſtellet werden, ſchlaget die Eyer drauf, ſetzet die Schuͤſſel aufs Feuer, und laſſet ſie von unten gar werden. Hierauf machet eine Schauffel gluͤhend und haltet ſolche druͤber; ſaltzet die Eyer ein wenig, ſteuet Muſcaten-Bluͤten drauf, und gebet ſie hin.
Eyer weich zu ſieden,
Nehmet ſchoͤne neugelegte Eyer, waſchet die erſt rein ab, ſetzet in einer Pfanne oder Caſſerole Waſſer aufs Feuer, wenn es denn ſiedet, ſo leget die Eyer in einen Durchſchlag, laſſet ſie gantz ſachte in das Waſſer hinein. Haben ſolche nun ohngefehr 3. biß 4. Minuten lang geſotten, nehmet ſie heraus, wiſchet ſelbige mit einem Tuch ſauber ab, richtet ſie unter einer Serviette an, und laſſet ſolche fein warm zu Tiſche bringen. Bey gemeinen Leuten kan die Serviette nur weg bleiben, ſonſt moͤchten nicht viel weiche Eyer geſpeiſet werden.
Eyer auf Butter,
Setzet eine Caſſerole oder Pfanne mit einem Stuͤck Butter aufs Feuer, damit ſolche braun wird. Hernach ſchlaget ſo viel Eyer drein, als euch beliebet, und laſſet ſolche gar werden. Endlich richtet ſelbige in eine Schuͤſſel an, haltet oben [Spaltenumbruch]
Eyer
eine gluͤhende Schauffel druͤber machet ſie vollend gar, ſaltzet ſie dann ſind ſie fertig.
Eyeꝛ gebacken, die insgemein Ochſen-Augen heiſſen.
Hier muß ein klein Pfaͤnngen oder Tiegel mit geſchmeltzter Butter aufs Feuer geſetzet werden, ſo lange biß ſolche recht heiß iſt. Hernach nehmet eine Kelle, ſchlaget ein Ey drein, ſireuet ein wenig Saltz und Mehl drauf, ſchuͤttet ſolches ins heiſſe Schmaltz und laſſet es gar backen, ſo wird es als ein Ochſen-Auge ausſehen: dieſe Eyer muͤſſen ein jedes beſonder gebacken werden; backet denn ſo lange, biß derſelben gnug ſeynd. Dergleichen Eyer koͤnnen zu unterſchiedenen Eſſen gebraucht werden, als zu Spinat, Kohl und dergleichen.
Eyer gefuͤllet und gebacken auf der Schuͤſſel mit einer Rahm-Soſſe.
Nehmet 12. 15. auch wohl mehr Stuͤck Eyer, darnach das Eſſen groß werden ſoll, ſiedet ſie hart. Alsdenn ſchaͤlet ſolche, und ſchneidet ſie entzwey, thut den Dotter heraus, und wenn ſolche alle ſeynd, ſo ſchneidet dem Dotter klein. Weichet Semmel in Milch und druͤcket ſie wieder aus, thut ſelbe auch darzu, leget ein wenig Butter in eine Caſſerole und ſchuͤttet benannte Semmel und Dotter hinein, ingleichen kleine Roſinen, Muſcaten-Bluͤten, ein wenig Rahm, ſchlager auch ein Paar rohe Eyer darzu, ruͤhret es auf dem Feuer ab, als geruͤhrte Eyer, hierauf
thut
(0278)
[Spaltenumbruch]
Eyer
thut ſelbige in ein ander Geſchirr, daß ſie in der Hitze nicht zu hart werden, fuͤllet das abgeſottene Eyweiß damit, ſetzet ſelbige hernach ordentlich in eine Schuͤſſel. NB. Es muß aber vorher um die Schuͤſſel ein Krantz von Teig gemacht werden. Zerlaſſet ein wenig Butter, vermiſchet ſolche mit etwas Rahm, und gieſſet es zu den gefuͤllten Eyern. Darnach ſetzet dieſe in einen Back-Ofen, und laſſet ſie oben braun werden. Nach dieſem nehmet 4. Eyer-Dotter, auch ſo viel Rahm, als zur Bruͤhe zulaͤnglich, nebſt einem Stuͤck Butteꝛ, ſetzet ſolche aufs Feuer und quirlt es ohne Unterlaß, daß es nicht zuſammen lauffe, thut ein wenig Muſcaten-Bluͤten hinein. Weñ nun die Soſſe oder Bruͤhe fertig, denn gieſſet ſolche uͤber die Eyer, ſtreuet kleine Roſinen druͤber, auch etwas Zimmet, ſo koͤnnen ſie hingegeben werden.
Eyer mit Schalen,
Nehmet Butter, ſo vorhero zu Schmaltz gemacht worden, ſetzet ſolche in einem Pfaͤnngen oder Tiegel aufs Feuer, waſchet die Eyer ſo viel ihr brauchet, reinlich ab, machet oben und unten ein Loch drein, und blaſet das Ey in eine Kelle; ſtecket die Schale, woraus das Ey geblaſen, wieder in das ausgeſchlagene Ey; doch alſo, daß ein wenig von Weiß-Ey hinein kommt, hernach beſtreuet ſolche mit Saltz und Mehl, thut es in das heiſſe Schmaltz, und laſſets ſo backen; damit continuiret ſo lange und ſo viel, biß ihr deren genug habet. Dieſe Eyer koͤnnen unterſchiedlich ge[Spaltenumbruch]
Eyer
braucht werden, zu gebackenen Erbs-Suppen, Kraͤuter- und allen andern Suppen, welche aus Garten-Gewaͤchſe bereitet woꝛden, oder ſonſt zu gruͤnen Eſſen.
Eyer ſauer zu machen,
Setzet in einem Geſchirꝛ, ſo nicht blanck Kupffer iſt, Eßig aufs Feuerund laſſet dieſen ſieden: hernach ſchlaget Eyer auf eine Schuͤſſel, ſo viel ihr machen wollet, ſchuͤttet ſelbe in den ſiedenden Eßig, und laſſet ſie anlauffen, nach dieſem ſchlaget ein Paar Eyerdotter in ein Toͤpffgen, gieſſet ein wenig kalten Eßig dran, und quirlt ſie klar, gieſſet den geſottenen Eßig dran, leget ein Stuͤck Butter in die Eyer, und ſaltzet ſie ein wenig. Letzlich gieſſet die abgequirlten Eyerdotter hinein, laſſet ſelbige ein wenig zuſammen anlauffen, ſchuͤttet ſie auf die Schuͤſſel, darauf ſolche ſollen angerichtet werden, reibet Zucker druͤber, und ſtreuet ein wenig weiſſen Pfeffer drauff.
Eyer geruͤhret,
Setzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter aufs Feuer, und laſſet ſelbe nur ein wenig zergehen. Ehe ſie aber gar zergehet, ſo ſchlaget Eyer in einen Topff, und ruͤhret ſolche erſt klar ab, darnach ſchuͤttet ſolche zur Butter, und ruͤhret ſo lange auf dem Feuer, biß ſelbe dicke werde, und gantz broͤcklicht ausſehe; ſaltzet ſie ein wenig, und ſtreuet Muſcaten-Bluͤten druͤber. Wenn ihr ſolche anrichtet, ſo ſtecket Semmel-Schnitten darneben, welche aus Schmaltz geroͤſtet ſeyn, man
kan
(0279)
[Spaltenumbruch]
Eyer
kan ſie auch ohne Semmel-Schnitten eſſen.
Eyer mit Kalbs-Nieren,
Nehmet eine Kalbs-Niere von einem gebratenen Kaͤlber-Braten, ſchneidet ſolche mit einem Schneide-Meſſer gantz klein, darnach miſchet ſo viel Eyer dran, als ihr meynet gnug zu ſeyn, gieſſet ein wenig Rahm darzu, werffet auch etwas Muſcaten-Bluͤten darein, hernach ruͤhret ſie in einen Tiegel, wie vorige.
Eyer verlohrne,
Setzet eine Pfanne oder Caſſerole mit Waſſer aufs Feuer, laſſet es ſieden, darnach ſchlaget ſo viel Eyer, als ihr noͤthig habt, auf eine Schuͤſſel, ſchuͤttet ſolche in ſiedend Waſſer, und laſſet ſie ein wenig anlauffen. Andere ſchlagen auch ſolche eintzeln in ſiedend Waſſer. Wenn ſie nun recht ſeynd, werden ſelbe mit einem Loͤffel heraus genommen, und gebraucht, worzu man ſie haben will.
Eyer-Dotter Créme oder geſultzte Milch,
Nehmet eine Kanne gute Milch, ſetzet dieſe zum Feuer, und laſſet ſie ſieden. Hernach nehmet von 20. Eyern die Dotter, quirlt ſolche gantz klar, nehmet ferner einen á parten Topff, thut hinein ein Viertel Pfund Zucker und einen Loͤffel Roſen-Waſſer, gieſſet die ſiedende Milch an die Eyer, und ruͤhret ſtetig, daß es nicht zuſammen lauffe. Hierauf ſetzet es alſo wieder zum Feuer, und ruͤhret ſo lange, biß es anhebt dick zu werden. Dann [Spaltenumbruch]
Eyer
tropffet ein wenig kaltes Waſſer hinein, ſonſten laͤufft es zuſammen: ſetzet ferner eine Schuͤſſel auf ein gleiches Ort, leget einen reinen Durchſchlag drauff, ſchuͤttet den Crême oder geſultzte Milch drein, und laſſet ihn fein ſachte durchlauffen, daß er keine Blaſen bekom̃t, nehmet auch ein Meſſer, oder einen gleichen Span, und ziehet alles was ungleich iſt, oben herunter, ſetzet ihn in ein kuͤhles Ort, daß er kalt wird; hat er etwa hier und da noch kleine Blaͤßgen, ſo ſtechet ſolche mit einer Steck-Nadel auf. Beym Anrichten garniret ihn aufs zierlichſte: er wird bißweilen auch mit Piſtacien beſtecket, welches zwar nicht mehr Mode.
Eyer-Weiß-Créme,
Von 16. Eyern nehmet das Weiſſe, thuts in einen Topff, zerquirlts, und ſoll es gleich als ein Schnee werden. Hernach ſetzet eine Kanne gute Milch zum Feuer, laſſet ſolche ſieden, ſtoſſet ein Viertel Pf. Zucker klein, und thut ſolches zum Eyer-Weiß: nach Belieben kan auch ein wenig Roſen-Waſſer darzu genommen werden. Endlich gieſſet die geſottene Milch in das Eyer-weiß, und ruͤhret ſolches continuirlich wohl um, und machets ferner als wie den Eyer-DotterCréme, ſo wird er ſchoͤn weiß und gut werden.
Eyer-Kaͤſe zn machen,
Nehmet 12. Stuͤck Eyer, ſchlaget ſie in eine Kanne gute Milch, und quirlt dieſe klar, ruͤhret auch ein wenig Zim̃et und Roſen-Waſſer drunter. Hernach ſchuͤttet es
in
Frauenzim̃er-Lexicon. R
(0280)
[Spaltenumbruch]
Eyer
in eine verzinnte Caſſerole, ſetzet ſolches auf ein Kohlfeuer, und ruͤhret immer zu, daß es nicht anbreñe, biß es wie Kaͤſe zuſammen lauffe. Ferner ſetzet eine Form, darein der Kaͤſe ſoll geſchuͤttet werden, auf ein Geſchirr, darein das Waſſer von der zuſammen gelauffenen Milch rinnen kan, drucket ſolchen mit einer Kelle fein gleich, und laſſet ihn ſo ſtehen, biß er erkaltet. Inzwiſchen nehmet 5. Eyer-Dotter, 1. Noͤſſel Rahm und quirlt das klar, ſetzet es in ein Kohlfeuer, und ruͤhret es ſehr fleißig, damit es nicht zuſammen lauffe, thut auch Zucker und geriebene Citronſcheler drein: ſo bald nun die Bruͤhe gar iſt, ſo richtet den Kaͤſe, der in der Form ſtehet, auf eine Schuͤſſel an, ſtreuet viel kleine Roſinen druͤber, gieſſet die Bruͤhe auch drauf, und ſtreuet alsdenn Zimmet druͤber her. Es kan aber dieſer Kaͤſe nicht eher aufgetragen und genoſſen werden, als biß er kalt iſt.
Eyer-Kaͤſe mit Mandein,
Hierzu nehmet anderthalbe Kanne guten Rahm und 20. Eyer, miſchet es wohl durcheinander, ruͤhret geriebenen Zucker drein, darnach ſchuͤttet es in eine verzinnte Caſſerole, ſetzet ſolches auf ein gelindes Kohlfeuer, und ruͤhrets wohl und ohne Unterlaß um, ſonſt legt ſichs bald an. Nehmet ferner ein halb Pfund gute Mandeln, ziehet ſolche ab, ſtoſſet ſie mit Zucker und Roſen-Waſſer vermiſcht, gantz klein, werffet ſolche hernach zu dem in der Caſſerole geruͤhrten Rahm und Eyern, u. vermiſchets mit ſelbigen. Wenn nun dieſes bald an[Spaltenumbruch]
Eyer
faͤhet zu ſieden, ſo wird es auch beginnen zuſammen zu gehen. Sehet ihr denn, daß das geruͤhrte waͤſſericht wird, ſo ſetzet es vom Feuer, und habet bereit die darzu gehoͤrigen Eyer-Kaͤs-Formen, ſetzet ſelbe auf ein Geſchirr, daß der Molcken ablauffen kan, gieſſet das abgeruͤhrte und das zuſammen geronnene hinein, machet es oben fein gleich, und laſſets alſo erkalten. Darnach ſo richtet ſolche an; wollen ſie nicht gerne aus der Forme, ſo leget ein in heiſſes Waſſer geduncktes Tuch drauf, ſo werden ſie bald loß werden, ſtreuet Zucker und Zimmet druͤber, und laſſets auftragen.
Eyer-Wuͤrſtgen zu machen,
Nehmet 5. biß 6. Eyer, ſchlaget dieſe in ein Toͤpffgen, thut ein Paar Meſſer-Spitzen Mehl, Saltz und auch 2. Loͤffel Rahm, nebſt ein wenig Muſcaten-Bluͤten hinein, quirlt es gantz klar durch einander; hernach nehmet eine flache Pfanne oder ein ſolch Eiſen, wo man Plintzen damit baͤcket, thut etwas friſche Butter oder Schmaltz drein, und laſſet es auf dem Feuer heiß werden. Nach dieſem gieſſet das heiß gemachte Schmaltz heraus auf einen Teller, und gieſſet denn von denen gequirlten Eyern etwas in die Pfanne, und laſſets fein breit herum lauffen, ſetzet es alſo wieder aufs Feuer, daß es gar fein und goldgelb wird; nach dieſem thuts wieder heraus, legts auf einen Teller, und machet dergleichen, ſo lange biß die eingemachte Klare alle iſt. Die Pfanne muß aber bey jedweden wieder mit Butter angeſtri-
chen
(0281)
[Spaltenumbruch]
Eyer
chen werden. Wann ſolche nun alle gebacken, ſo machet zun Wuͤrſtgen nachbeſchriebene Fuͤlle. Nehmet einen Kalbs-Nieren, ſchneidet dieſen, wenn er erſtlich gebraten, mit einem Schneide-Meſſer gantz klein, thut geriebene Semmel, Ingber, Citronſcheler und ein wenig Saltz drein, miſchet dieſes alles wohl durch einander: nach dieſem ſchlaget 2. Eyer drein, ein Paar EßLoͤffel voll guten Rahm; es koͤnnen auch kleine Roſinen und etwas geſchnittene Mandeln darunter gethan werden. NB. Bey ſolchen und auch andern Eſſen kan bißweilen viel weg bleiben, und dennoch ſolches gemacht werden; iſt auch offtmahls nicht noͤthig, daß alle beſchriebene Species genommen werden, ſondern, wenn das Fundament bereitet, kan bißweilen theils Gewuͤrtz menagiret werden, als Roſinen, Mandeln, oder nachdem das Eſſen kalt oder warm geſpeiſet wird. Darnach beſtreichet die gemachten Eyer-Plaͤtzgen mit vorbeſchriebener Fuͤlle, und rollet ſolche als wie Wuͤrſtgen zuſammen, machets ſo lang, biß ſie alle fertig. Endlich beſtreichet eine Schuͤſſel mit friſcher Butter, leget die Wuͤrſtgen ordentlich drein, gieſſet gute FleiſchBruͤh druͤber, ingleichen etwas Wein, Citronſcheler, MuſcatenBlumen, und laſſet dieſes auf einem Kohlfeuer fein langſam kochen. Wenn ihr ſolche nun wolt zur Tafel geben, ſo beſtreuet ſie mit Zucker.
Eyer-Kuchen mit Boͤcklingen.
Man nehme Eyer, ſo viel man [Spaltenumbruch]
Eyer
will, ſchlage die auf und quirle ſie klar, ruͤhre auch einen Eß-Loͤffel voll Mehl und ein wenig Saltz drein. Hernach nehmet Boͤcklinge, ziehet ihnen die Haut ab, thut das Fleiſch Stuͤckweis heraus, und loͤſet alle Graͤten davon ab, thut das Fleiſch in einen Tiegel oder ander Geſchirr, und gieſſet ein wenig Bier drauf, daß es erweiche; denn ſonſt iſt das Boͤckling-Fleiſch zu hart, alsbald in die Eyer zu legen. Hierauf ſetzet einen Tiegel oder eiſerne Pfanne mit Butter auf ein Kohl- oder ander Feuer, wie man es haben kan, und laſſet ſelbe braun werden. Nach dieſem gieſſet die Eyer, welche ſchon zu recht gemacht ſind, hinein, daß ſie in der Butter backen. Nehmet ein Eyerſchaͤufflein oder breites Meſſer, und hebet von der Seiten den Eyer-Kuchen in die Hoͤhe. So ihr aber ſehet, daß er nicht fett genug, ſo legt auf der Seiten noch ein Stuͤck Butter hinein. Darnach nehmet die Boͤcklinge aus dem Bier, machet ſie treug und werffet ſie oben in den Eyer-Kuchen, ehe er vollends hart wird. Hierauf verkehret den Eyer-Kuchen, koͤnnet ihr ihn mit einer Eyer-Kuchen-Schauffel nicht heraus bringen, ſo nehmet einen zinnernen Teller, leget ihn uͤber das Gefaͤß, worinnen der Eyer-Kuchen iſt, und kehret ſolches um, ſchmieret darnach das Geſchirr wieder mit Butter, ſchuͤttet den Eyer-Kuchen wieder verkehret hinein, und laſſet ihn vollends gar werden. Weñ ſoll angerichtet werden, moͤget ihr ſolchen auf eine Seite legen, auf welche ihr wollet, nur daß er fein warm zu Tiſche koͤmmt.
Eyer-
R 2
(0282)
[Spaltenumbruch]
Eyer
Eyer-Kuchen mit einer Rahm-Soſſe,
Ruͤhret 8. Eyer und um 3. pf. geriebene Semmel unter einander, und gieſſet ein wenig gute Milch dran, ſetzet hernach einen Tiegel oder Caſſerole mit Butter aufs Feuer, und laſſet dieſe braun werden, ſchuͤttet das abgeruͤhrte, wenn zuvor ein Paar Meſſer-Spitzen Mehl, etwas Saltz, und ein wenig Muſcaten-Bluͤten dran gequirlt ſeyn, hinein, und laſſet ſolches mit einander braun werden. Doch muͤſſet ihr fein darnach ſehen, als bey vorigen, daß er nicht anbrenne. NB. Unter dem Tiegel muß niemahln Feuer ſeyn, ſonſt iſts mit einem Brande bald geſchehn: nur um den Rand wird Feuer gehalten, denn es bekoͤmmt ohne das wohl Hitze. Wenn er nun auf einer Seite zur Gnuͤge gebraͤunet, ſo verkehret ihn wie vorigen, thut ſelbigen wieder in Tiegel und machet ihn gantz fertig. Inzwiſchen ſiedet eine Kanne guten Rahm ab, gieſſet ſolchen geſotten uͤber den Eyer-Kuchen und laſſet ihn wiederum eine Weile ſieden. Darnach nehmet 3. Eyer-Dotter und ein Stuͤckgen Butter, ruͤhrets unter einander, und gieſſet den Rahm von Eyer-Kuchen abgeſeiget darzu, quirlt ſolches, damit es nicht zuſammen lauffe. Hierauf richtet den Eyer-Kuchen an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, ſtreuet ein wenig Muſcaten-Bluͤten drauf, und laſſet ihn auftragen.
Eyer-Kuchen mit einer Wein-Bruͤhe,
Dieſer wird zwar auf unter[Spaltenumbruch]
Eyer
ſchiedene Art zubereitet, die beſte aber iſt fdlgende: Nehmet 12. Eyer, oder nach Gelegenheit der Perſonen, weniger, auch mehr, quirlt ſolche fein klar, ſchuͤttet ein Paar Meſſer-Spitzen Mehl und ein wenig Saltz drunter. Hernach machet ihn oben gar gleich wie vorigen; nehmet hierauf ein Noͤſſel Wein, vermiſchet ſelben mit Zucker, gieſſe[t] ihn uͤber den Eyer-Kuchen, und laſſet ſolchen eine Weile im Wein kochen. Darnach nehmet 4. Eyer-Dotter, ein wenig Mehl, ein Paar Tropffen Wein, und etwas Saffran, ruͤhret alles durcheinander, und werffet erſt eine Hand voll kleine Roſinen an den Eyer-Kuchen, weil er noch kochet. Endlich gieſſet den Wein, ſo am Eyerkuchen iſt, an die aufgeſchlagenen Eyer, und ziehet ſolche damit an; richtet den Eyer-Kuchen auf eine darzu gehoͤrige Schuͤſſel an, gieſſet die Bruͤhe, wenn ſolche zuvor beym Feuer ein wenig dicklicht worden, dꝛuͤber, und ſtreuet Zimmet drauf.
Eyer-Kuchen mit Schincken,
Die Zubereitung iſt bey dem Eyer-Kuchen mit Boͤcklingen gantz klar beſchrieben, und dieſer wird gleich alſo verfertiget. Nur iſt dabey in acht zu nehmen, daß man das Fleiſch vom Schincken gantz klein, wie Nudeln ſchneiden muͤſſe: es ſollen auch ſolche Eſſen jedesmahl warm zu Tiſche getragen werden.
Eyer-Kuchen mit Gundermann.
Machet den Eyer-Kuchen wie
obige;
(0283)
[Spaltenumbruch]
Eyer
obige; ſchneidet den Gundermann klein, und vermiſchet ihn zuvor mit unter die Eyer.
Eyer-Kuchen mit Schnittlauch,
Wird gleichfalls wie Eyer-Kuchen mit Gundermann gemacht.
Ey auffſchlagen in der Chriſt-Nacht,
Iſt ein aberglaͤubiſcher Gebrauch: wenn das Weibes-Volck in der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und 12. Uhr ein rohes Ey in ein Glaß Brunnen-Waſſer ſchlaͤget, und aus der darinnen ſich auffziehenden Figur ihres kuͤnfftigen Mannes Ehren-Stand, Kunſt oder Handwerck ſich vorher ſagen will.
Eybenoffin,
Claudia, eine gelehrte Bayerin, hat das klaͤgliche Sodom und Gomorrha, mit Beyfuͤgung anderer erſchrecklichen Exempel beſchrieben.
von Eyck,
Margaretha, eine Niederlaͤnderin, war eine virtuoſe und beruͤhmte Kuͤnſtlerin im Mahlen. Vid. Sandrarts deutſche Academie. T. II. L. 3. C. 1. p. 213.
Eyer-Kuchen-Pfanne,
Iſt ein von eiſernen Blech getriebenes Pfaͤnnlein, worinnen die Eyer-Kuchen gebacken und zubereitet werden.
Eyer-Kuchen-Schippe oder Schauffel,
Iſt ein von Holtz oder Blech breit-laͤnglichtes Inſtrument, mit [Spaltenumbruch]
Eyer Fabiola
einer Handhabe, wormit man die Eyer-Kuchen in waͤhrenden Backen auffzulockern und herum zu drehen pfleget.
Eyer-Schaͤlgen,
Seynd kleine von Zinn gegoſſene und oval ausgewoͤlbte Pfaͤnnlein, auff drey Knoͤpffgen ſtehend, worein man die weich geſottenen Eyer zu ſetzen und ſelbige daraus zu eſſen pfleget.
Eyer-Stock,
Heiſſet bey den Huͤnern derjenige Sitz und Innbegriff, worinnen die Eyer gebildet und gezeuget werden.
Eyfferſucht, ſiehe Jalouſie.
F.
Fabia,
Eine Roͤmerin, ſo ihren Mann Fabium Fabricianum ermordet und bey Seite geſchafft, damit ſie mit dem Petronio Valentiano, einem ſchoͤnen Juͤnglinge, mit welchen ſie zuhielte, deſto freyer und ungehindert leben moͤchte.
Fabia,
Cordula, eine alte deutſche Poetin, ſo den griechiſchen Poeten Theognis in deutſche Alexandriniſche Verſe uͤberſetzet.
Fabiola,
Ein Roͤmiſches Weib, von ſolcher Gottesfurcht und Andacht, daß ſie Tag und Nacht uͤber geiſtlichen Buͤchern lag, daher ihr auch
der
R 3
(0284)
[Spaltenumbruch]
Fabra Falcken
der H. Hieronymus wegen ihrer vortrefflichen Wiſſenſchafft in der Theologie ſein Buch von dem Prieſterlichen Kleide zugeſchrieben. Vid. Hieronymum Epiſt. 30. ad Ocean. Lotich. d. Nobilit. Sex. Fœm p. 129. & Raviſ. Textor. in Off. l. 4. c. 12. p. 344.
Fabra Anna, ſiehe Le Feure.
Faͤchlein,
Iſt eine gewiſſe Art eines Schleyers von weiſſer Leinwand geſchnitten, und in eine gantz beſondere Form gebracht; er ſtehet von denen Ohren breit und weit abgeſchlagen, und wird von denen Weibern in Ulm, ſo zur Hochzeit gehen, getragen.
Faden ausziehen,
Heißt, wenn das Weibes-Volck bey dem Zuſchneiden, aus der Leinwand einen Faden vorher ausziehet, wornach es den gleichen Schnitt mit der Scheere thut.
Falbala,
Heiſſet alles dasjenige, was um etwas anders herum friſiret und gekraͤuſelt wird, es beſtehe gleich ſolches aus Spitzen, Bande oder andern Zeugen.
von Falckenberg,
Sibylla, eine in Hiſtoriſcher und Genealogiſcher Wiſſenſchafft erfahrne Dame. Sie hat des uhralten und ausgeſtorbenen Geſchlechts von Albachſen Urſprung, Genealogie, Thaten u. a. m. wohl beſchrieben, und uͤberall ſeltne [Spaltenumbruch]
Falle Falten
Merckwuͤrdigkeiten mit eingeſchoben.
zu Falle kommen,
Heiſſet, wenn ein ſchlechtes Weibes-Bild Juͤngferlichen Standes ſich von einem Mannsvolck ſchwaͤchen oder ſchwaͤngern laͤßt.
Fall-Muͤtze,
Iſt ein von Taffet, Sammet, Tuch oder andern Zeuge derb ausgeſtopffter Bund, ſo denen Kindern, welche zu lauffen anheben, um die Stirne gebunden wird, damit ſelbige bey dem Fallen mit dem Geſichte nicht ſo leichte auffſchlagen koͤnnen.
Falſch in allen,
Iſt ein gewiſſes FrauenzimmerSpiel in der teutſchen Karte, worinnen jede von denen zwey ſpielenden Perſonen 3. Briefe bekoͤmmt, und hierauf ein Trumpff gewehlet wird; nach jedweden Stich nimmt jegliche von denen zwey Spieleꝛinnen ein Blatt wiedeꝛ von dem noch liegenden Haͤufflein; die Farbe darff nicht bedienet werden: der letzte Stich gilt zehen Augen: wer die meiſten Augen aus ſeinen Leſten und Stichen zehlen kan, hat gewonnen.
Falten-Tuch,
Iſt ein aus Baum-Wolle zartes, weiſſes, klares und auf beſondere Art dicht zuſammen geſchlagenes Gewebe, ſo aus lauter kletnen und nah an einander hengenden Faͤltlein beſtehet, welches das Frauenzimmer zu allerhand Putz und weiſſen Geraͤthe zu gebrauchen pfleget.
Fama,
(0285)
[Spaltenumbruch]
Fama Faſan
Fama,
Die Goͤttin des Ruffs, ſo vermoͤge ihrer Trompeten, ſo ihr angedichtet wird, alles ausblaͤſet, und und mit ihren Fluͤgeln die gantze Welt uͤberfleucht.
Fang-Eiſen, ſiehe MahlSchatz.
Farbe-Kaͤſtlein,
Iſt ein kleines viereckigtes hoͤltzernes Behaͤltniß, worinnen das Frauenzimmer ihre Muſchel-Farben nebſt den Pinſeln, ſo ſie zu ihren Mahlen und Reiſſen brauchen, verwahret und auff hehet.
Farce,
Heiſt in der Kuͤche klein gehacktes Fleiſch, welches gemeiniglich mit klein geſchnittenen NierenStollen, und in Milch geweichter und wieder ausgedruͤckter Semmel vermenget, mit Saltz, Gewuͤrtz, abgeruͤhrten Eyern im Moͤrſel vollends klein geſtoſſen, und zu Fuͤllung gewiſſer Speiſen gebraucht wird. Die Teutſchen Koͤche nennen es ein Gehaͤck.
Farin oder Mußcovat,
Iſt der von dem ſiedenden Zucker uͤbergelauffene Schaum und ſchlechteſte Abgang, ſo in keine Maſſa kan gegoſſen werden; Iſt zweyerley, weiß oder braun.
Faſan,
Phaſianus, Faiſan, gehoͤret unter das Feder-Wildpreth, iſt etwas groͤſſer als ein Hauß-Hahn, und ungefehx 3. à 4. Pf. ſchwer, ſeinen Namen hat er von dem Fluß Pha[Spaltenumbruch]
Faſane Faul
ſis auf der Inſel Colchis, woſelbſt dieſe Voͤgel haͤuffig angetroffen, und von dar erſtlich in Griechenland, hernach auch in andere Laͤnder gebracht werden. Das Maͤñlein oder der Faſanen-Hahn pranget ſonderlich mit ſeinen bunten Federn, und giebt an der Schoͤnheit dem Pfau nichts nach. Er ſoll aber auch 2. albere Dinge an ſich haben; Erſtlich bilde er ſich ein, wenn er nur ſeinen Kopff wohin verſtecken koͤnne, ſey auch ſein gantzer Leib verborgen. Hernach, wenn er ſeinen Schatten im Waſſer gewahr werde, verliebe er ſich in ſeinen ſchoͤnen Federn dermaſſen, daß er ſich ſelber vergeſſe, und offt bey dieſer Gelegenheit gefangen wuͤrde. Sie ſind anfangs ſehr wild, werden aber bald zahm, ſonderlich, wenn man ſie in beſondere Faſan-Gaͤrten zur Zucht unterhaͤlt, oder fett zu machen in gewiſſe Behaͤltniſſe eingeſperret. Ihr Fleiſch iſt weit delicater als Huͤner-Fleiſch, machet gut Gebluͤt, und findet man ſie gemeiniglich auf groſſer Herren Tafeln, die ſie ſich nach ihrem gout zurichten laſſen.
Faſane zubereiten,
Dieſe werden wie die Rebhuͤner tractiret, daher muß man jene auffſuchen, und deren Zubereitung hier zur Vorſchrifft ſich bedienen.
Faveurgen. ſiehe. AffectionsBaͤndlein.
Faul-Bette,
Iſt ein kleines und ſchmales auf eine Perſon eingerichtetes niedriges Bett-Geſtelle, uͤber und uͤber
mit
R 4
(0286)
[Spaltenumbruch]
Faul Favoret
nicht nur mit Sammet, Pluͤſch, Damaſt, bunten Caton oder andern wollenen Zeugen bekleidet, auch mit dergleichen Couleur Campanen beſchlagen, ſondern auch mit denen darauff gehoͤrigen Matrazzen und Haupt-Kuͤſſen beleget, dergleichen man in denen Putz-Stuben des Frauenzimmers zu finden pfleget.
Faul-Matten,
Sind eine gewiſſe Art kleiner Hollaͤndiſchen geflochtenen Decken, ſo man vor die Thuͤren der Zimmer zu legen pfleget, um die Fuͤſſe ſich daran abzuſtreichen und zu ſaubern.
Fauna,
Eine Goͤttin der Keuſchheit, der die Roͤmiſchen Weiber bey NachtZeit und verdeckten Fenſtern und Thuͤren opfferten, ſo gar, daß es vor capital gehalten wurde, wenn eine Manns-Perſon nur in ihren Tempel hinein ſahe.
Favoretten,
Seynd kleine von Haaren rund zuſammen gerollte Schnecklein, ſo das Frauenzimmer um die Stirne leget, und ſelbige mit Eyerweiß anklebet: werden entweder von eigegenen oder falſchen Haaren geſchlungen, zuweilen auffgekaͤmmet und auffgelockert, bißweilen aber auch auffgewickelt und mit 2. Creutzweiß geſteckten Nadeln befeſtiget.
Favoretten-Kaͤmmlein. ſiehe Kaͤm̃lein zun Favoretten.
[Spaltenumbruch]
Fauſta Fecher
Fauſta,
Conſtantini M. Gemahlin, und Kaͤyſers Maximiniani Heraclii Tochter, eine abguͤnſtige und ungewiſſenhaffte Dame, brachte es durch falſche Anklage bey ihrem Gemahl ſo weit, daß er ihren Stieff-Sohn Criſpum hinrichten ließ: als aber nachgehends der Kaͤyſer ſeines Sohnes Unſchuld erfuhr, ließ er die verlaͤumderiſche Gemahlin verbrennen.
Fauſtina,
Kaͤyſers Marci Aurelii geile und unkeuſche Gemahlin, ſo von ſolcher Frechheit war, daß ſie auch ihrem Gemahl unter das Geſichte geſaget, ſie wolle lieber ſterben, als ohne Buhlerey leben.
de la Fayette. ſiehe. de la Vergne.
Februa,
Eine alte Goͤttin, welche der monatlichen Zeit der Weiber vorſtunde, und ihr deswegen geopffert wurde: hieß auch ſonſten Fluonia.
Fecher, Focher oder SonnenFecher,
Iſt ein von zarten und mit allerhand Figuren uͤbermahlten Papier, Leder, auch Taffet oder Atlas kleiner zuſammen gelegter und uͤber zarte Staͤblein gefaltener Schirm, auf vielerley façon gemacht, deſſen ſich das Frauenzimmer durch Ausſpannung und Vorhaltung, zur Sommers-Zeit, wieder die Sonne und deren Waͤrme zu bedienen pfleget. Man hat an etlichen Orten
derglei-
(0287)
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Fedeli Federſ
dergleichen Fecher von ſchwartzen Federn zuſammen geſetzet; insgemein wiꝛd eine goldene ſilbeꝛne, oder auch mit Seide durchgemengte Qvaſte und Drottel in die Fecher geſchlungen, zuweilen aber auch Band darein geknuͤpffet. Im alten Teſtamente bedienten ſich die Weibesbilder an ſtatt der Sonnen-Fecher gewiſſer Decken, welche Thliſtrum genennet wurden, und waren ſolche ein duͤnnes und leichtes leinen Gewand, ſo ſie in groſſer Hitze uͤber das Haupt ſchlugen. Dergleichen Sonnen-Decke fuͤhrte dort die Thamar, Geneſ. 43. v. 15. Die Sara, ſo dergleichen von dem Abimelech bekahm. Gen. XX, 16. Das Augſpurger Frauenzimmer nennet ihre Fecher, Wendelin.
Fedeli,
Aurelia, eine ſinnreiche Italiaͤnerin und beruͤhmte Comoͤdiantin, in der Poeſie wohl erfahren; ſie hat ihre Welſchen Gedichte, welche unter dem Titul: Riſiuti di Pindo. A. 1666. in 12. zu Pariß herausgekommen, dem Koͤnig dediciret. Vid. Baillett. in Judic. de Erudit. T. V. p. 450.
Feder-Muff,
Iſt ein von allerhand bunten Federn rund zuſammen geheffter Uberzug, worein das Frauenzimmer im Winter die Haͤnde ſtecket.
Federn reiſſen. ſiehe. Federn ſchlieſſen.
Feder-Sack,
Heiſſet bey dem Federſchlieſſen [Spaltenumbruch]
Federn
derjenige Sack, worein man die geſchloſſenen Federn zu ſtecken pfleget.
Federn ſchlieſſen oder reiſſen,
Heiſſet die Gaͤnſefedern von ihren Kielen rupffen und zum Bettſtopffen brauchbar machen.
Feder-Sieb,
Iſt dasjenige runde und mit einem geflochtenen Boden verſchene Behaͤltniß, worinn die ungeſchloſſenen Federn bey dem Federſchlieſſen liegen und Hauffenweiſe herausgenommen werden.
Feder-Spiel,
Iſt ein dem Frauenzim̃er wohlbekandtes u. gebraͤuchliches Spiel, aus allerhand zart und ſehr ſubtil klein geſchnitzten Geraͤthe, ſo mit gewiſſen Nummern bezeichnet, beſtehend, da man dergleichen Inſtrumente und zarte Hoͤltzlein zuſammen faſſet, ſelbige aus der Hand auf den Tiſch unter einander fallen laͤſt, und mit einer ſpitzig geſchnittenen und gekruͤmmten Feder-Kiele ein iedes Hoͤltzlein, ſonder Anſtoſſung und Beruͤhrung des andern, aus dem gantzen Hauffen aufzuheben und ſachte hervor zu ziehen ſich bemuͤhet, und die Nummern hernach zuſammen rechnet; die meiſte Summa gewinnet: und ſo bald man bey Auffhebung eines Sproͤßleins an das andere ſtoͤſſet oder ruͤhret, muß man den Nebenſpieler dran laſſen.
Federſtaͤuber oder Zinnſtaͤuber,
Iſt ein an einen langen Spiel
zuſammen
R 5
(0288)
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Fechh Feigen
zuſammen gebundner Buſch von Strauß-Federn, wormit die Maͤgde in denen Kuͤchen das aufgeſtuͤrtzte Zinn, auf welches ſich der Staub und Unflath geleget, wieder abzuſtaͤuben uñ rein zu machen pflegen.
Fehaube oder Polniſche Haube,
Iſt eine runde und hohe uͤber und uͤber rauche Muͤtze, faſt in Form eines groſſen und umgekehrten Muffs, ſo die Weiber in Regenſpurg zur Winterszeit aufzuſetzen pflegen.
Fehwam̃e,
Iſt eine Art eines gewiſſen Moſcowitiſchen und Lieflaͤndiſchen Grauwercks von eitel Baͤuchen oder Wammen zuſammen geſetzet, deſſen ſich das Frauenzimmer zur Winterszeit ſtatt Unterfutters unter ihre Peltz und Kleider zu bedienen pfleget.
Feigen,
Ficus, Figues, ſind Baumfruͤchte, welche in Spanien, Italien und Franckreich wachſen, auch nunmehro in Teutſchland erzielet werden; der Farbe nach ſind etliche weiß, etliche roth, wiewohl jene rarer und beſſer als dieſe. Ihr Geſchmack iſt ſehr angenehm und geſund, maſſen ſelbige nicht nur denen Lungund Schwindſuͤchtigen ſehr dienlich; ſondern auch dem Nierenſtein und aͤuſſerlich dem Gifft wiederſtehen ſollen. Ob nun zwar dieſelben in Kuͤchen nicht ſonderlich gebraucht werden: ſo laͤſt doch unſer Koch bißweilen die buͤrren, Carycæ genannt, wie Prunellen zurichten, [Spaltenumbruch]
Feldß Feller
und als ein gut und geſundes Zugemuͤß aufſetzen.
Feldhuhn. ſiehe. Rebhuhn.
Felicitas,
Eine edle und ſtandhafte Roͤmerin, ſo mit Freuden und ſonderbahrer Großmuth ihre 7. Kinder vor den Chriſtl. Glauben hinrichten ſahe, nach deꝛen Tod u. Hinrichtung ſie gleichfalls ſelber, als eine Martyrin A. C. 146. unter dem Kaͤyſer Marco Antonino Vero enthauptet ward. Volaterran. Lib. 19. Commentar.
Felicitas,
Ein gott esfuͤrchtiges Weib, ſo wegen des Chriſtlichen Glaubens A. C. 259. unter dem Kaͤyſer Valeriano mit hoch ſchwangern Leibe den wilden Thieren vorgeworffen, und als eine ſtandhafte Martyrin jaͤmmerlich zerriſſen ward. Volater. Lib. 16. Commentar.
Felicula,
Eine voꝛtrefliche Jungfrau, welche, als man ſelbige weder durch gutes Verſprechen noch allerhand Marter und Plagen von der Chriſtlichen Religion abhalten konte, auf Befehl des Flacci endlich in das heimliche Gemach geſtoſſen ward, und daſelbſt jaͤm̃erlich erſterben muͤſſen.
Fellæa,
Claudia, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Fellerin,
Des beruͤhmten Leipzigiſchen
Prof.
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Fellin
Prof. Poeſ. L. Joachim. Felleri Eheweib, war eine anmuthige Poetin und Dichterin, abſonderlich ſchickte ſich ihr Geiſt wohl zu Arien. Vid. M. Neumeiſters Diſputat. d. Poet. & Poetriis Germanic. p. 31. Lipſ. 1695. habit.
Fellin,
Margaretha, Sara, und Iſabella. Mutter und zwey Toͤchter. Drey vortrefliche Qvackeriñen: die Mutter Margaretha unterſtunde ſich nicht nur zu predigen, ſondern auch durch unterſchiedliche von ihr geſchriebene Buͤcher andere in ihrer Qvackerey zu unterrichten; die Aelteſte Tochter Sara that desgleichen, und war nicht nur zu Hauſe eine Catechetin, ſondern auch oͤffentlich eine Predigerin; maſſen ſie darzu die Ebraͤiſche Sprache erlernet, und in ſelbiger etliche Buͤcher von ihrer Qvackerey geſchrieben. Iſabella die Juͤngſte, gieng nach Hervord und gedachte ihre Qvackeriſchen Irrthuͤmer allda auszuſaͤen, ſo ihr aber mißlung. Die Mutter heyrathete nach ihres Mannes Tode den Quaͤckeriſchen Schuſter George Foxen, damit ihr Quackeriſmus deſto beſſer befoͤrdert ward; und ob ſie gleich zum andernmahl eine Wittib ward, ſo hat ſie doch noch im 76. Jahr ihres Alters geprediget, und uͤber dieſes einen eigenen WeiberSynodum und Convent zu Londen ausgeſchrieben; worinnen ſie ſelbige insgeſamt zu Fortſetzung ihres Foxianiſmi fleißig anmahnete. Croeſ. Hiſt. Quack. 468. 690. & 480. ihr Todt erfolgte Anno 1691.
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Fenchel Fer
Fenchel,
Foeniculum, Fenouil, iſt ein bekannt Garten-Gewaͤchs von ſehr lieblichen Geſchmack; deſſen Kraut und Samen ſtaͤrcket ſonderlich die Augen, machet gute Daͤuung, wiederſtehet den Blehungen, und treibet den Urin: in der Haußhaltung werden die Cucumern oder kleinen Gurcken damit eingemacht, und in der Kuͤche nuͤtzet ein Koch den Samen an gewiſſen Speiſen davon ſelbige einen guten Geſchmack bekommen.
Fenſter-Polſter,
Seynd lange und ſchmale ausgeſtopffte Kuͤſſen, mit Sammet, Damaſt, Tuch, Pluͤſch oder Zeug von ſolcher couleur, wie die Teppichte und Taffel-Stuͤhle in den Zimmern bekleidet, uͤberzogen, oͤffters falbaliret oder mit Frantzen, Campanen und andern Zierrathen ausgeſchmuͤcket, oͤffters werden ſie auch, damit ſie ſauber bleiben, mit Mappen bedecket.
Ferckel, ſiehe. Span-Ferckel.
Ferendin,
Iſt eine Art eines einfaͤrbigten halb ſeidenen und halb Lytteyenen Zeuges von runden und gedreheten Faden, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrer Auskleidung zu bedienen pfleget.
Feronia,
Die Goͤttin der Waͤlder, iſt von ſolcher Macht und Krafft geweſen, daß ein jeder, den ſie nur angehauchet, mit nackenden und bloſſen Fuͤſſen, ſonder einigen Schaden
und
(0290)
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Fero Feuer
und Empfindung uͤber gluͤende Kohlen gehen koͤnnen.
Feronia,
Die Goͤttin der Freygelaſſenen: in ihrem Tempel wurden die Roͤmiſchen Knechte mit denen darzu gegoͤrigen ſolennitæten loß und freygelaſſen.
Ferreira Bernardina. ſiehe. dela Cerda.
Feſchke oder Feſche,
Iſt eine beſondere Art von Frauenzimmer Schnuͤrbruͤſten, doch ſonder Achſelbaͤnder, wird von vorn her uͤber den darzu gehoͤrigen Vorſtecke-Latz zugeſchnuͤret, beſtehet nur aus 4. Theilen, und hat unten herum kleine abſonderliche durch geſchnittene Schupen oder Schoͤslein; bißweilen wird ſie auch in beyden Seiten getheilet, und mit einem Band oder Saͤnckel zuſammen gehalten.
Feſſonia,
War bey den Alten diejenige Goͤttin, ſo denen muͤden und matten Leuten zu Huͤlffe kam und ſelbigen vorſtunde.
Fett oder Schmaltz,
Iſt das fettichte Weſen, ſo man von dem Fleiſche bey dem kochen oder braten oben her abzufiſchen pfleget.
Fetzin, Dorothea Sophia, ſiehe. Madeweiſin.
Feuer auf dem Herd machen, wenn es wittert,
Iſt ein alter Weiber Aberglau[Spaltenumbruch]
Feuer
be, da einige in dem falſchen Wahn ſtehen, es koͤnte in keinem Hauſe das Wetter einſchlagen, wo Feuer auf dem Herd waͤre.
Feuer-Bock,
Iſt ein laͤnglichtes auf zwey niedrigen Zacken ſtehendes Eiſen, worauf das Holtz auf dem Herd und in dem Ofen bey dem kochen ruhet.
Feuer-Eymer oder WaſſerEymer,
Iſt ein von dichten Leder zuſammen geneheter und durchpichter Zober, deſſen man ſich bey entſtandner Feuers-Brunſt im Hauſe und Kuͤche zum loſchen und Waſſer zu ſchoͤpffen bedienen kan.
Feuer-Fecher,
Iſt ein von ſchmalen und duͤnnen hoͤltzernen Spaͤnen zuſammen gebundener Fecher, wormit man die Kohlen auf dem Herde anflammet.
Feuer-Schirm,
Iſt ein von Blech oder Kupffer mit allerhand ausgetriebenen Figuren gezierter halb runder Umfang, ſtehet auf drey Knoͤpffen, und wird zu Bedeckung der Aſche und Kohlen auf den Herd zur Zierrath in der Kuͤchen geſtellet.
Feuer-Spritze oder HandSpritze,
Iſt ein von Holtz oder Meßing hol verfertigtes und mit einer Plumpe verſehenes Inſtrument, ſo man bey entſtandener FeuersBrunſt im Hauß und Kuͤche zu brauchen pfleget.
Feuer-
(0291)
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Feuer Feure
Feuer-Zange,
Iſt ein eiſernes zweyzaͤckigtes [I]nſtrumont, ſo man vorne kan zu[ſ]am̃en kneippen, mit welchen man [d]ie Kohlen auf dem Herd zurechte [l]eget, und in die Kohl-Pfannen thut.
Feuer-Zeug,
Iſt ein von Blech klein verfertigtes Kaͤſtlein, worinnen Zunder, Stahl, Feuerſtein und Schwefel lieget, und zu Auffſchlagung des Lichtes dienet.
le Feure Anna, oder Dacieria,
Des welt bekannten und gelehrten Tanaquilli Fabri Tochter und Andreæ Dacierii, der Koͤniglichen Frantzoͤiſchen Academie Mitglieds, den ſie A. 1685. geheyrathet, Eheweib. Ein rechter Ausbund gelehrter Weiber, geſtallt ſie nicht nur die Griechiſche und Lateiniſche Sprache aus dem Grunde verſtehet, ſondern ſich auch um die Authores Clasſicos, uͤber welche ſie commentiret, ſehr wohl verdienet gemacht. In ihrem Jungfern Stande hat ſie ſchon die ſchoͤnſten Autores mit den herrlichſten Noten in Uſum Delphini heraus gegeben; als den Florum A. 1674. den Aurelium Victorem 1681. den Dictyn Cretenſem und Daretem Phrygium 1680. ſo A. 1701. zu Amſterdam auf das neue heraus kommen. Den Callimachum A. 1677. Anacreontis und der Griechiſchen Poetin Sapphus Carmina 1681. welche letztere ſie uͤber alle maſſen in ihren annotationibus wieder alle falſch vermeinte Anklaͤger zu defendiren weiß. Uberdiß hat ſie der gelehrten Welt [Spaltenumbruch]
Feuvillet
die Nubes Ariſtophanis und den Plautum zu Paris 1684. vor die Augen geleget, deſſen letztere drey Comoedien ſie frantzoͤiſch A. 1680. ingleichen den Terentium in eben dieſer Sprache daſelbſt 3. Vol. A. 1688. heraus gegeben. Nechſt dieſen hat ſie das Breviarium Hiſtoriæ Romanæ Eutropii mit ihren annotationibus der gelehrten Welt vor Augen geſtellet. A. 1691. ſahe man wieder von ihr ein Buch unter dem Titul: Reflexions Morales de l’ Empereur Marc. Antonin, auec des Remarques de Mr. & Madame Dacier. á Utrecht, in 12. wie ſie denn auch eine Verſion mit Noten uͤber den Sophoclem und Euripidem verſprochen. Sie war anfangs der reformirten Religion zugethan, und bemuͤhete ſich der gelehrte Menagius ſie auf alle Art und Weiſe von ihrer zur Roͤmiſchen Religion abzuziehen, deſſentwegen er ihr auch ſeine Hiſtoriam Mulier. Philoſoph. dediciret, und in einem artigen Carmine ſie zu ſeiner Religion invitiret. Endlich gieng ſie aus Furcht der Frantzofen A. 1685. zu Caſtres in OberLanguedoc zu der Catholiſchen Religion mit ihrem Manne zugleich uͤber, denen hernachmals die meiſten Buͤrger des Orts, einem ſo vornehmen und groſſen Exempel folgeten. M. Baillet in ſeinen Judiciis d. Eruditis giebet ihr T. II. p. 564. 565. und T. III. p. 654. 655. & T. IV. p. 105. 106. ein nicht geringes Lob, wie ſie auch in der That verdienet.
Feuvillet,
Eine gelehrte und devote Fran-
tzoͤſin
(0292)
[Spaltenumbruch]
Fiero Filtzh
zoͤſin, ſo ſich durch einige Buͤcher und etliche Uberſetzungen beruͤhmt gemacht. Man findet von ihr nachfolgende Buͤcher: 1) Sentimens Chrétiens. 2) Concordance des Propheties auec l’ Evangile ſur la Pasſion, la Reſurrection, & l’ Aſcenſion de Nôtre Seigneur in 12. a Paris. A. 1690. 3) L’ Ame Chré tienne ſoumiſe à l’ eſprit de Dieu in 8. A. 1701. 4) Les quatre fins de l’ homme. 5) La voie qui conduit au ciel, traduite, du P. Drexelius Jeſuite. Vid. Memories pour l’ hiſtoire des ſciences & de beaux Arts. Tom. II. p. 255. Vid. Engelcke Diſp. d. Sexu ſequiori Erudit. Fama coruſco Roſtock.
Fierovantæ, ſiehe. ImperialWaſſer.
Fieſchia, Catharina, ſiehe. Catharina Genuenſis, oder von Genua.
de Fiesque,
Catharina, ſoll nach Deviſei Bericht in ſeinem Mercur. Pol. ad An. 1680. Menſ. Jun p. 333 ein devotes und gelehrtes Weibes-Bild geweſen ſeyn, auch viel Sachen hin und wieder heraus gegeben haben.
Filtz- oder, Krauß-Gold,
Heiſſet dem Weibes-Volck in dem Sticken dasjenige geſponnene Gold oder Silber, welches gedoppelt und ſcharff zuſammen gedrehet worden.
Filtz-Hut, ſiehe. Hut. Fincke,
Fringilla, (Carduelis) Char[Spaltenumbruch]
Fincken
donneret, iſt ein kleiner ſingender Vogel, ſo in unſern Kuͤchen ſehr gemein. Sie werden zur HerbſtZeit in groſſer Menge auf denen Fincken-Herden gefangen und hernach verſpeiſet: ihr Fleiſch ſchmecket zwar anfangs etwas bitter, iſt aber ſehr geſund und Phthiſicis oder ſchwindſuͤchtigen Leuten dienlich; wenn ſie abſonderlich ſafftig gebraten worden. Ihre Zubereitung geſchicht auf folgende Arten; 1) Fincken mit Aepffeln; 2) Fincken mit Zwiebeln; 3) Fincken in einer Paſtete; 4) Fincken zu braten.
Fincken mit Aepffeln,
Erſtlich laſſet dieſe reinlich rupffen, nehmet ihnen das Gedaͤrme heraus, waſchet ſie ſauber aus, und trocknet ſie aufs beſte ab, damit nichts waͤſſeriges dran bleibe; hernach ſetzet Butter in eine Pfanne; ſo bald ſelbige braun iſt, werffet die Voͤgel hinein, darinne ſie ein wenig braun braten muͤſſen. Wenn dieſes geſchehen, ſo thut ſie mit der Butter in einen Tiegel: nehmet ferner Aepffel, ſchaͤlet derſelben ein ziemlich Theil, ſchneidet ſie wuͤrfflicht, roͤſtet ſie auch ein wenig in Butter, und ſchuͤttet ſie hernach zum Voͤgeln in den Tiegel: ihr muͤſſet auch ein wenig Semmel, ſo vorhero gerieben worden, roͤſten, und zugleich mit hinein thun. Endlich gieſſet halb Wein und halb Bruͤhe, doch daß der Bruͤh nicht zuviel wird, darzu; werffet Zimmet, viel Zucker und kleine Roſinen hinein, ſetzet es auf ein Kohlfeuer, und laſſet es allgemaͤhlich durch einander kochen, richtet ſelbige hernach
ordentlich
(0293)
[Spaltenumbruch]
Fincken
ordentlich an, ſo ſind ſie zum aufftragen fertig. NB. Alle andere kleine Voͤgel koͤnnen auf ſolche Art zugerichtet werden.
Fincken oder auch andere kleine Voͤgel mit Zwiebeln,
Bereitet ſie wie die vorigen; darnach nehmet eben ſo viel Zwiebeln, als vorher der geſchaͤlten Aepffel, ſchneidet und roͤſtet ſie in Butter, und ſchuͤttet ſie zum Voͤgeln. Nach dieſen gieſſet ein wenig Bruͤhe drein, ſtreuet Ingber und Pfeffer dran, und laſſet ſelbige unter einander fein gemaͤhlich daͤmpffen.
Fincken in einer Paſtete,
Wenn die Fincken geputzet, ſo blanchiret ſie in heiſſen Waſſer, waſchet ſolche ſauber aus, ſetzet einen Tiegel mit Butter, und etlichen Stuͤcken Speck aufs Feuer, werffet die Fincken darzu, leget Fett und etliche gantze Zwiebeln dran; Ingleichen ſchuͤttet Citronenſcheler, Muſcatenbluͤten und weiſſen Ingber hinein, und laſſet es zuſammen ein wenig daͤmpffen: hernach nehmet einen guten muͤrben Teig, welcher an ſeinem Ort wird beſchrieben werden, ſetzet eine Paſtete auf, thut die Fincken darein und backet ſie ab; ferner machet dieſe Soſſe darzu: Setzet in einen Tiegel Butter aufs Feuer, laſſet ſolche braun werden, und ruͤhret ein wenig Mehl drein, ſo auch braͤunen muß, gieſſet halb Bruͤh und halb Wein darzu, wie auch Citronenſcheler, Nelcken und dergleichen. Wenn nun die Paſtete halb gar gebacken, ſo machet ein [Spaltenumbruch]
Fincken Finger
Loch oben in dieſelbe, laſſet die verfertigte Bruͤhe durch einen Trichter hinein lauffen, ſetzet ſie wieder in Ofen, ſo werden ſolche unter einander daͤmpffen, und ein recht gutes Gericht abgeben.
Fincken zu braten,
Wenn ſolche gerupffet ſeynd, ſo hacket ihnen die Fuͤſſe weg, waſchet ſie, ſtecket ſelbige an ein Spießgen, und ſtreuet ein wenig Saltz drauf; hernach leget dieſe auf einen Roſt der aufm Kohlfeuer ſtehet, laſſet ſie gar gelinde braten, und begieſſet ſie oͤffters mit Butter. Wenn dieſe Fincken nun bald gar gebraten, ſo ſtreuet klein geriebene Semmel druͤber und betreuffelt ſolche mit Butter: richtet ſie hierauf an, und gieſſet auch unten auf den Teller braune Butter, ſo ſind ſie gut und fertig.
Finger-Futteral,
Iſt ein kleines von Silber zart getriebenes rundes Blech, in Form eines breiten Ringes, welches das Frauenzimmer um die mitten des Fingers bey dem Nehen zu ſtecken pfleget, damit ſie der glatte Zwirn bey dem Durchziehen nicht in die zarten Finger ſchneiden kan.
Finger-Hut,
Iſt ein von Silber oder Meßing auch Stahl getriebenes und ausgeſtochenes kleines Huͤtlein uͤber den Mittel-Finger, wodurch ſich das Frauenzim̃er bey dem Nehen wieder das Stechen des Nehe-NadelOehres verwahret.
Finger-
(0294)
[Spaltenumbruch]
Finger Fiſche
Finger-Hut zum Goldſpinnen,
Iſt ein von Eilffenbein rundlaͤnglichter offener, und mit lauter Ringlein uͤberdreheter Ubeꝛzug des Fingers, deſſen ſich die Goldſpinnerinnen zubedienen und den Goldund Silber-Lahn mit dem ſeiden Faden in waͤhrenden zuſammendrehen daruͤber lauffen laſſen.
Fiſchbein,
Iſt der Kiefer des Wallfiſches, ſo ihm an ſtatt der Zaͤhne, weil er keine hat, dienet in Staͤbe geſpalten u. zertheilet, durch welche das Frauenzimmer ſich ihre Schnuͤr-Leiber, Bruſt-Stuͤcken, Mieder, Laͤtze, Camiſoͤhler, Courſette, ReiffenRoͤcke, und andere Sachen ausſteiffen laͤßt.
Fiſchbret,
Iſt ein plattes rund formirtes Bretlein, mit einer Handhabe, worauff die Fiſche geriſſen werden, und welches nach dem Sod uͤber den Fiſchkeſſel zur Abkuͤhlung gedecket wird.
Fiſche,
Piſces, des Poiſons, ſind diejenigen Waſſer-Geſchoͤpffe, welche in Kuͤchen zubereitet, und von Menſchen gegeſſen werden. Es giebt derſelben vielerley Arten, und kan man ſie nach ihren Wohnungen und Lager unterſcheiden und beneñen: als Meer-See-StromFluß-Teich- und Bach-Fiſche. Alle ſind nicht geſund, und muß man in Erwehlung ſelbiger ſich dieſes zur Haupt-Regul dienen laſſen: Die ſo in ſteinigten, harten und friſchen [Spaltenumbruch]
Fiſch
Waſſern ſich aufhalten, ſind geſuͤnder, als diejenigen, ſo in ſumpffigten und weichen oder ſaltzigten Waſſern wohnen. Jedoch halt ich davor, daß denen von der See entferneten, die See-Fiſche mehr ſchaden, als denen an der See wohnenden Leuten, und dieſes ratione climatis & diverſi temperamenti. Ihre Zubereitung iſt vielfaͤltig. Man pfleget ſelbige einzuſaltzen, abzuraͤuchern, oder friſch zu ſieden und zu braten, ꝛc. welches bey jeglicher Sorte inſonderheit wird zu ſehen ſeyn.
Fiſcherin,
Maria. War eine Gefehrtin und Glaubens-Schweſter der Annæ Auguſtinæ, und hatte deßwegen mit ihr gleiche fata. Siehe Anna Auguſtina.
Fiſcherin,
Regina, aus Hollſtadt. Ein Qvackeriſches und Sectiriſches Weibesbild, ſo ſich A. 1641. und 42. ſonderlicher Viſionen, und Erſcheinungen beruͤhmete, und welche insgemein vor das vermeynte Fegefeuer und Purgatorium ſehr favorabel waren; maſſen ſie ſich in ihrer letzten Erſcheinung ruͤhmete, einen H. Engel geſehen zu haben, der ihr das Fegefeuer, die Hoͤlle und den Himmel gezeiget. Ihre thoͤrichten Revelationes und Entzuͤckungen ſind bey dem Voctio Tom. II. Diſſert. p. 1140. ſeq. weitlaͤufftig zu leſen.
Fiſchhamen,
Iſt ein laͤnglicht, rund, hohl ge-
ſtricktes
(0295)
[Spaltenumbruch]
Fiſchh Flachs
ſtricktes Netz, hat einen eiſernen Rand und Umfang oben her, und iſt mit einem langen hoͤltzernen Stiel verſehen, wormit die Koͤchin die in dem Waſſertroge eingeſetzten Speiſe-Fiſche heraus ziehet.
Fiſchholtz,
Iſt klein geſpaltenes Holtz, ſo unter den Fiſchkeſſel bey dem Sieden geleget wird.
Fiſch-Keſſel,
Iſt ein von ſtarcken Kupffer rund und hol getriebenes Behaͤltniß, worinnen die Fiſche geſotten werden: iſt entweder mit oder ohne Henckel.
Fiſch-Tiegel,
Iſt ein groſſer kuͤpfferner Keſſel, auf drey Beinen ſtehend, und mit einem langen Stiel verſehen, worinnen man Fiſche ſieden kan.
Fiſch-Topff,
Iſt ein groſſes abſonderlich verfertigtes und um und um durchloͤchertes irdenes Gefaͤß, mit einem Deckel, worinn die Koͤchin die kleinen Speiſe-Fiſchgen ſchlieſſet, und ſelbige in den Roͤhr-Trog ſtellet.
Fitz-Muͤtzgen,
Iſt ein von Stoff, Damaſt oder Brocard in die Hoͤhe zuſammen gezogenes Neſt, wird mit einem ſchmalen Bande, oder gold- und ſilbernen Schnuͤrgen zuſammen gezogen, und bedienen ſich deſſen die Frauenzimmer im Hauſe.
Flachs,
Oder Lein, wird ſonſten genannt [Spaltenumbruch]
Flachs Flammen
der Weiber vielgeliebter Maͤrtyrer. Vid. Hermann Bocks Kraͤuterbuch unter dem Titul: Flachs. Iſt eine Art von einer gewiſſen Frucht, ſo auf dem Felde durch Lein-Samen erbauet wird, aus welcher hernach, wenn ſie gebrochen und richtig zubereitet worden, die Leinwand geſponnen wird.
Flachs zurichten oder zubereiten,
Iſt eine dem Weibesvolck auff dem Lande gewoͤhnliche Art, den rohen Flachs auszuropffen, in Buͤſchel zu binden, durch einen eiſernen Kamm die Bollen davon abzureiffeln, wiederum in Buͤſchel zu binden, in die Roͤſtung zu bringen, zu ertraͤncken, mit Steinen ſelbigen zu druͤcken und zu beſchweren, wieder aus dem Waſſer zu nehmen, an der Sonnen zu trocknen, in den Ofen zu ſtoſſen, wohl zu erwaͤrmen, zu ſchlagen, zu brechen, zu ſchwingen, zu drehen, und endlich in Reißken zu bringen.
Flacilla,
Eine Roͤmerin, des Piſonis Weib, hatte ihren Mann ſo lieb, daß ſie mit ſelbigen in das Exilium gieng.
Flaminicæ,
Wurden der alten Paͤbſte Weiber genennet.
Flammen nehen, oder, zieziehen,
Heiſſet dem Frauenzimmer bey dem nehen, den ſo genannten Flammen-Stich, welcher in Form einer
langen
Frauenzim̃er-Lexicon. S
(0296)
[Spaltenumbruch]
Flannell Fleck
langen Flamme gezogen wird, in Neſtel- oder ander klahres Tuch, ſtatt eines Muſters etliche mahl uͤber einander zu bringen.
Flannell.
Iſt ein Engliſcher, insgemein grob und leicht gewuͤrckter, wollener krauſer Zeug, deſſen ſich das Frauenzimmer meiſtens zum Unterfutter zu bedienen pfleget, er iſt entweder ſchlecht oder bund-ſtreiffigt.
Flechterin,
Eliſabeth aus Engelland, eine beruͤhmte Qvaͤckerin, ſo nebſt ihren Adhærenten Hogvvilio und Bourrugio zu Waterford in Irrland A. 1655. die Qvaͤckeriſche Religion eingefuͤhret. Dergleichen ſuchte ſie auch zu Oxfurt zu thun, ſchlug deßwegen auf oͤffentlicher Gaſſen mit ihrer GlaubensSchweſter Eliſabetha Havenſia eine Cantzel auff, und predigte darauf die noͤthigſten Stuͤcke des Quackerthums, und wiederhohlte ſolche Puncte in oͤffentlichen Gotteshaͤuſern, ja ſie trat gar bey der Univerſitaͤt unter die Studenten auf, bey welchen ſie eine Profeſſorin abgeben wolte. Sie war aber ungluͤcklich darinnen, maſſen ſie die Studenten in ein offenes Grab warffen, worein eine Leiche ſolte geſetzet werden, von welchen Fall ſie auch hernachmahls geſtorben. Vid. Crœſ. Hiſtor. Quacker. pag. 106. & 166.
Fleck,
Heiſſet bey denen Nuͤrnbergiſchen Weibesbildern ſo viel als eine Schuͤrtze.
[Spaltenumbruch]
Fleder Fleiſche
Flederwiſche,
Seynd die Fluͤgel von denen Gaͤnſen, wormit man die Aſche und Kohlen auf dem Herde zuſammen zu kehren pfleget.
Flegel-Kappe. Siehe. Maͤgdebein.
Fleiſch,
Caro, Chair, iſt diejenige Speiſe, die GOtt uns Menſchen von denen eßbaren Thieren verordnet hat. Alles Fleiſch iſt nicht geſund; und wollen etliche, daß ein jeder ſolch Fleiſch zur Speiſe erwehle, welches ſeiner Complexion am zutraͤglichſten. Es giebt aber vielerley Sorten des Fleiſches, als: Rind-Kuͤh-Kalb-Schoͤpſen-Lam̃und Schweinenfleiſch ꝛc. welches entweder gekocht, gebraten, gepregelt, geꝛoͤſtet odeꝛ mit vielen andeꝛn Dingen zubereitet wird. Was ſich hingegen lange halten ſoll, muß eingeboͤckelt oder abgeraͤuchert werden, welches bey jeder Art wird zu ſehen ſeyn.
Fleiſcherin,
Anna Stephana. Lebete zu Freyberg ums Jahr Chriſti 1620. war ihrer Wiſſenſchafften wegen ſehr beruͤhmt. Sie hatte oͤffters wunderbahte Entzuckungen, daß ſie gleichſam darbey entgeiſtert zu ſeyn ſchiene, und wann ſelbige voruͤber, ruͤhmete ſie ihre gehabten Erſcheinungen, und wuſte von verborgenen Sachen offenbahr, und von zukuͤnfftigen Dingen recht gewiß mit aller Verwunderung zu reden. Vid. Theatr. Chronic. Freyberg.
Part.
(0297)
[Spaltenumbruch]
Fleiſch Fleute
Part. Poſter. de A. 1620. pag. 425. Was D. Feuſtking von ihren Erſcheinungen und Entzuͤckungen haͤlt, iſt weitlaͤufftiger in ſeinem Gynæceo Hæret. Fanat. p. 288. ſeqq. zu leſen.
Fleiſch-Baͤncke,
Werden diejenigen oͤffentlichen Stellen und Behaͤltniſſe genennet, worinnen das abgeſchlachtete Fleiſch zum oͤffentlichen Verkauff ausgeleget, und nach dem Gewichte in demjenigen Werth, wie iedes Pfund von der Obrigkeit alle Marcktage geſchaͤtzet und vorgeſchrieben worden, verkauffet wird.
Fleiſchbeil. Siehe. Hackebeil.
Fleiſch-Gabel,
Iſt eine von Eiſen groß verfertigte zweyzackigte Gabel, wormit man das gekochte Fleiſch auszulegen pfleget.
Fleiſch-Gelte,
Iſt ein von hoͤltzernen Tauben und Reiffen, ſchmahl und lang zuſammen getriebenes Faͤßlein, von obenher mit zwey langen Handhaben verſehen, worinnen die Magd das in Kochſtuͤcken zerhackte Speiſefleiſch voꝛher zu waſchen und auszuſpiehlen pfleget.
Fleiſchhaken,
Iſt ein dreyzackigtes an einem Strick herabhangendes Eiſen, woran man das rohe Fleiſch und Wildpret zu hengen pfleget.
Fleute douce,
Oder Floͤte, iſt ein gewiſſes In[Spaltenumbruch]
Fleyrin Fließg
ſtrument von Buchsbaum, Eben, Waſſer-Elben, Roſen oder andern Holtze, auch oͤffters Elffenbein gedrehet, worauf das Frauenzimmer offtermahls blaſen lernet.
Fleyrin,
Euphroſina. Eine Teutſche Poetin, ſo Leuten von Condition bey Hochzeiten, Begraͤbnuͤſſen, Geburths- und Nahmens-Tagen mit Poeſie ſoll auffgewartet haben: man hat deren viel Proben in dem Ruͤſtiſchen Parnaß an der Elbe gefunden.
Flicken,
Heiſſet dem Frauenvolck die ſchadhaffte weiſſe Waͤſche wiederum erſetzen, und durch Auffſetzung eines neuen Fleckes, oder Zuſtopffung eines kleinern Loches wieder gantz und brauchbahr machen.
Fliegen-Wedel,
Iſt ein von zarten und zuſammen gelauffenen Holtzſpaͤnlein gebundener Wiſch an einen langen und geſchlancken Stoͤcklein, wormit die Ammen und Kinder-Muhmen denen ſchlaffenden Kindern, oder der krancken Sechswoͤchnerin die Fliegen wehren und wegjagen.
Fließgen von Porcellain,
Heiſſen diejenigen kleinen viereckigten, von Thon gebrennten, und mit Porcellain laſirte und uͤberzogene Platten, wormit das Frauenzimmer die Waͤnde in ihren Zimmern, Kammern, Vorſaͤlen und Kuͤchen eine Ecke hinauff zum Zierrath beſetzen, auch oͤffters der-
gleichen
S 2
(0298)
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Flimmer Floͤh
gleichen unter die Oefen legen laͤßt.
Flimmer-Nadeln. Siehe. Zitter-Nadeln.
Floͤhe,
Sind dasjenige kleine ſchwartze und geſchwind huͤpffende Gewuͤrme, ſo das Frauenzimmer durch das ſtechen zu beunruhigen pfleget, und von dieſem Geſchlechte ſehr verfolget wird. Man pfleget dergleichen Thierlein, offtermahls zur Luſt an kleine, zarte und ſubtile goͤldne Kettlein zu legen. In der Africaniſchen Inſul S. Thomæ, ſollen die meiſten Floͤhe auf der gantzen Welt gefunden werden, welche das innwohnende Frauenzimmer gar erbaͤrmlich plagen: wenn aber fremd Frauenzimmer dahin koͤmmt, bleibet ſelbiges von ſolchen ſchwartzen Feinden frey und ungekraͤncket, welches zu bewundern iſt. Die bekannte Engellaͤndiſche Qvaͤckerin Anna Ovvena Hoyers, ſo der Pythagoriſchen Secte zugethan war, hatte gegen die Floͤhe ein ſolches Mitleiden, daß wenn ſie ein ſolches Thierlein bey ſich fand, ſie ſelbiges nicht todt ſchlagen wolte, ſondern es auf einen Hund, deren ſie etliche abſonderlich hierzu hielte, ſetzte. Vid. Feuſtkings Gynæceum Hæretic. Fanaticum. p. 361.
Floͤh-Falle,
Iſt ein dem Frauenzimmer bekanntes und ſehr dienliches Inſtrument, insgemein von Elffenbein rund gedrehet, um und um durchloͤchert, und innewendig mit [Spaltenumbruch]
Floͤh Flohr
Baumwolle ausgefuͤllet; dienet wider die Anfechtung der ſtachlichten Thierlein, ſo ihre Nahrung und Koſt bey dem Fruuenzimmer ſuchen wollen. Heute zu Tage bedienet ſich das Fraaenzimmer eines kleinen viereckigten Tuͤchleins aus Flanell geſchnitten, vermoͤge deſſen ſie auf der Haut dieſe ſpitzfuͤndigen Gaͤſte und ſchwartzen Paſſagier artig zu fangen wiſſen.
Floͤhfleck von Flanell. Siehe. Floͤhfalle.
Flohr,
Iſt ein von zarter Seide, Neſtel-Garn oder Wolle gantz leicht und duͤnne gewebtes Tuch, von allerhand Farben, deſſen ſich das Frauenzimmer zu vielerley Putz bedienet. Iſt entweder glatt oder krauß, ſo abſonderlich Crep-Flohr genennet wird; gebluͤhmet oder ſchlecht, piccirt, geſtreifft oder Muſchel-Flohr. Die Augſpurgiſchen Weiber pflegen ihre ſchwartzen Floͤhre, ſo ſie zu Winters-Zeit um den Halß und uͤber ihre Kragen ſchlagen, mit Spitzen zu friſiren.
Flohr-Band,
Iſt ein von ſchwartzer, klahrer und ſubtiler Seide gantz duͤnne gewebtes, und mit Streiffen durchzogenes Band, ſo von dem Frauenzimmer bey dem Trauren gebrauchet wird.
Flohr-Kappe,
Iſt ein von ſchwartzen oder weiſſen, piccirt, geſtreifft, Crep, Muſchel, gebluͤhmt oder ungebluͤhmten Flohr, weiter und hinten
zuſam
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Flohr Flora
zuſammen gereyheter Uberſchlag uͤber die Fontangen, mit langen Zipffeln, ſo das Frauenzimmer entweder nur hinten auf das Neſt hinunter geſtecket, oder von vorne unter dem Halſe uͤber einander ſchlinget, auch zur Sommerszeit bey dem Spatziergehen, uͤber das gantze Geſichte ſchlaͤget. Dergleichen Tracht war ſchon den Hebraͤiſchen Jungfern bekannt, welche dergleichen Flohr-Kappen oder ſeidenes Netz, wenn ſie ausgiengen, uͤber ihr Geſichte zu decken pflegten.
Flohr-Waͤſcherin,
Iſt eine abſonderliche Frau, ſo den eingeſchwaͤrtzten Flor zu Hauben und andern Sachen wiederum rein zu waſchen, und ſelbigen durch Dragant oder Gummi wieder auffzuſteiffen und ſtarr zu machen, auch reine zu ſchwefeln weiß.
Flora,
Der Roͤmer Goͤttin, ſo ſie uͤber die Blumen geſetzet. Ihr Feſt, ſo man ihr jaͤhrlich hielte, wurde Floralia genennet, worbey es gar liederlich und unverſchaͤmt herzugehen pflegte. Ward ſonſten von den Griechen Chloris, und von andern Zephyritis genennet.
Flora,
Johanna, ein vortreffliches gelehrtes Frauenzimmer, welche ihrer Wiſſenſchafft und Klugheit wegen ſehr geruͤhmet wird. Vid. Hoffmanni Lexicon Univerſale. T. 1. p. 837.
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Floret Focher
Floret-Band,
Iſt ein von grober und geringer Seide zuſammen geſchlagenes Gewebe, insgemein ſchmahl, von allerhand Farbe, wird meiſtentheils zur Einfaſſung gebrauchet.
Floret-Seide,
Heiſſet der grobe und unreine Abgang, welcher von der feinen Seide geſondert und ausgeſchlagen wird.
Fluͤgel-Kappe. Siehe. Kinder-Kaͤpplein.
Fluonia. Siehe. Februa.
Fluͤttig dicker,
Heiſſet dem Weibes-Volck bey dem Fleiſch-Einkauff dasjenige Stuͤck Fleiſch am Rinde, ſo nach dem Bruſt-Kern folget, und daraus gehacket wird: was weiter hinunter folget, nennet man duͤnnen Fluͤttig.
Flyßnerin,
Margaretha. Ein in der H. Schrifft ſehr erfahrnes und gelehrtes Weib, ſo ein gantz Compendium Theologicum geſchrieben, und mit denen Spruͤchen der Kirchen-Lehrer beſtaͤrcket.
Focher. Siehe. Fecher.
de Foligni,
Angela, ſonſt auch Fulginia genannt. Eine Italiaͤniſche Schwaͤrmerin, ſo zu Foligni in Spoletto vor 400. Jahren gelebet, und eine Kloſter-Frau des dritten Ordens
S. Fran-
S 3
(0300)
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Fontan
S. Franciſci geweſen. Sie hat allerhand myſtiſche Schrifften geſchrieben, ſo aber ſehr confus ſind, und ein fanatiſches Weſen in ſich haben. Ihre vermeynten Offenbahrungen ſind von ihrem Beichtvater zuerſt in Lateiniſcher Sprache heraus gegeben worden, ſo aber nach der Zeit zu Coͤlln, Antwerpen und Paris gedruckt worden. Ihre Theologiam crucis hat Petrus Poirettus A. 1696. Frantzoͤſiſch heraus gehen laſſen. Vid. Voet. Diſſert. Select. Vol. II. p. 1075.
de Fontange,
Madame, ſonſt Maria Angelica de Scorrailles genannt, eine Tochter des Marquis de Rousſille, war eine ſehr ſchoͤne Dame, weswegen ſie Ludovicus der XIV. Koͤnig von Franckreich ſehr liebte. Von dieſer Fontange haben die ſo genannten Frauenzimmer-Fontangen oder Aufſaͤtze ihren Nahmen bekommen. Sie ſturb in einer ungluͤcklichen Niederkunfft, und wollen einige muthmaſſen, als wenn ihr durch Anſtifften der Madame de Monteſpan, als ihrer Rivalin, etwas Gifft beygebracht worden.
Fontange oder, Aufſatz,
Iſt ein von weiſſen Flohr oder Spitzen, uͤber einen abſonderlich dazu gebogenen und umwundenen Drat in die Hoͤhe gethuͤrmte und faltenweiß uͤber einander geſteckte Haube, 2. 3. oder 4fach hinter einander auffgezogen, um die Ohren herum abgeſchlagen, gefaͤltelt, und mit geknuͤpfften Bandſchleiffen von allerhand couleur und Sorten, ſo wohl von vorn als hin[Spaltenumbruch]
Fonte
ten gezieret und beſtecket; die gehoͤrigen Theile darzu, woraus die Fontange geknuͤpffet und zuſammen geſtecket wird, ſind, der Hauben-Drat, die Commode, das Neſt von Drat, der Teller daruͤber, die Pavilotte, und das Band. Die Fontangen haben ihren Nahmen von der Madame Fontange in Franckreich bekommen, ſo mit dem Koͤnig auff der Jagd geweſen, und ſich wegen allzu groſſer Hitze einen dergleichen hohen Auffſatz von gruͤnen Laub und Blaͤttern gemacht, welcher nicht nur bey dem Koͤnig approbation gefunden, ſondern auch anderen Dames hernach zum Modell ihrer Hauben dienen muͤſſen. Die Art und Auffſteckung der Fontangen ſind unterſchiedlich und variren gar oͤffters.
Fonte,
Moderata. Eine Venetianiſche Dame, doch unter verdeckten Nahmen. Der rechte Nahme dieſer gelehrten Venetianerin iſt Modeſta Bozza, oder du Puy. Sie war gebohren An. 1555. verlohr aber auch im erſten Jahr ihre beyden Eltern, weßwegen ſie in dem Cloſter St. Martha zu Venedig erzogen ward. Sie ſoll von hurtigen und ſcharffſinnigen Geiſte geweſen ſeyn, legte ſich ſonderlich auf die Poeſie und Latinitaͤt, worinnen ſie ſich ſehr hervor gethan: auſſer dieſem excellirte ſie in der Muſic und Arithmetica. Von ihrer Feder hat man unzehlige Sonnette, Lieder und Madrigale, worunter ſonderlich das Gedichte il Floridoro und la Paſſione di Chriſto wohl zu leſen. Auch hat
ſie
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Fonten Forel
ſie ein Buch geſchrieben de Meriti delle donne, wobey dieſes als etwas remarquables angemercket wird, daß ſie eben denſelben Tag verſtorben, an dem ſie das andere Buch dieſes Tractats geſchloſſen. Sie ſtarb in einem ungluͤcklichen Kindbette den 1. Nov. 1592. als ſie 20. Jahr mit ihrem Ehe-Herrn Philipp de Georgiis genannt, in der vergnuͤgteſten Ehe gelebet. Eine von ihren Toͤchtern Nahmens Cæcilia, hat eine Præfation uͤber ihre Opera gemacht. Sie wird von Petro Paulo Ribera in Theatro fœm. illuſtr. ſehr geruͤhmet, Giovanni Nicolo Doglioni hat ihr Leben A. 1593. heraus gegeben; ihr Eheherr aber hat ihr ſelbſt ein Epitaphium auf ihr Grabmahl geſetzet. Vid. Hilarion de Coſte Elog. des Dames illuſtres.
de Fonteuraut,
War General-Auffſeherin des Fontebraldenſiſchen Ordens, und eine Schweſter der bekannten Monteſpan. Ein der Griechiſchen und Lateiniſchen Sprache wohlkundiges Weib, hat ein Buch zum Druck befoͤrdert unter dem Titul: Clypeus naſcentis Fontebraldenſis Ordinis, contra novos & priſcos ejus Calumniatores. Es iſt gedruckt zu Paris 1684. 8. Vid. Bælium in Novell. Reipubl. Liter. A. 1686. p. 384.
Forellen,
Trutta, Truite oder Tronette, ein roth- und gelbfleckigter Fiſch, der ſich in ſteinigten Baͤchen und harten friſchen Waſſer gerne auffhaͤlt. Man hat auch an gewiſſen [Spaltenumbruch]
Forellen
Oertern ſonderlich zugerichtete Forellen-Teiche, darinne ſie ſehr wohl ſtehen und zunehmen. Dieſe Fiſche werden auf Herren-Tafeln ſehr æſtimiret; und ob ſie gleich, wie die Hechte, Raub-Fiſche ſind, die nicht ſo wohl andere Fiſche als auch Ungeziefer: z. E. Molche, Heydexen, Maͤuſe ꝛc. freſſen; ſo bleiben ſie doch, ſonderlich die weiſſen, recht gute Fiſche, welche wegen ihrer leichten Verdauung von Geſunden und Krancken koͤnnen genoſſen werden. Jedoch halten auch viele diejenigen, ſo ſich roth und wie Fleiſchfarb ſieden, und ſonſt Lachs-Forellen genennet werden, vor was delicates. Dieſe ſo ſehr beliebten Fiſche lehret unſer Koch auf unterſchiedliche Manier zurichten. 1) Forellen blau geſotten; 2) Forellen marinirt; 3) Dergleichen noch anders; 4) Forellen in einer Gallerte; 5) Forellen in einer Butter-Soſſe; 6) Forellen in einer Butter-Bruͤhe noch anders; 7) Forellen in einer Butter-Bruͤhe mit Peterſilie; 8) Forellen in einer weiſſen Sardellen-Soſſe; 9) Forellen mit friſchen oder eingelegten Auſtern; 10) Forellen mit Muſcheln; 11) Forellen mit Capern; 12) Forellen in einer Paſtete; 13) Forellen mit geruͤhrten Eyern; 14) Forellen geſpickt mit Speck und Citronen.
Forellen blau zu ſieden.
Nehmet Forellen, ſo viel ihr deren noͤthig, reiſſet ſie auf, thut ihnen das Eingeweide heraus, ſchneidet ihnen den Gaumen unter dem Maul auf, ſo bekommt jede [unleserliches Material]
Maͤuler;
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Forellen
Maͤuler; waſchet dieſe ſauber aus, und gieſſet Eßig druͤber, hernach ſetzet einen Fiſch-Keſſel mit Waſſer aufs Feuer, werffet ein gut Theil Saltz hinein, nachdem ihr viel Forellen habt. Wann nun das Waſſer beginnet zu ſieden, ſo leget die Forellen hinein, und laſſet ſie ſieden. Wenn ſolche nun ziemlich eingeſotten, ſo nehmet ſie herunter, ſprenget kaltes Waſſer drauff, decket ein Paar Bogen Papier druͤber, daß der Braden nicht daran gehet, ſonſten werden ſie ſchwartz. NB. Alle ſolche Fiſche, die ſchoͤn blau werden und eine gantze Haut behalten ſollen, wirfft man ein wenig zuvor, ehe das geſaltzene Waſſer anfaͤngt zu ſieden, hinein. Beym Anrichten wird nur Eßig oder Wein darzu gegeben. Viele eſſen auch friſche Butter darzu, welche vor dienlicher als der Eßig gehalten wird. Man ſetzet auch viel Citronen darbey, wie beym Aal beſchrieben worden.
Forellen marinirt,
Reiſſet Forellen, kerbet ſie auf beyden Seiten, leget ſolche in ein Geſchirr, ſaltzet ſie ein, und laſſet ſelbe eine Weile im Saltz liegen. Hernach trocknet ſie fein treuge ab, beſtreichet ſolche mit Butter: dann leget ſelbige auf einen Roſt, der auf einem gelinden Kohlfeuer ſtehet, woſelbſt ſie fein ſchoͤn braten muͤſſen. Wenn ſolche nun gar gebraten, ſo hebet ſie weg, und laßt ſie kalt werden. Darnach nehmet ein Faͤßgen, das gleich ſo breit als eine Forelle lang iſt, netzet es ein, reibet es durchaus mit Pfeffer; leget unten auf den Boden Lor[Spaltenumbruch]
Forellen
beer-Blaͤtter, Roßmarien, Citronen-Scheler, gantze Nelcken und gantzen Pfeffer. Auf dieſes Gewuͤrtz und Kraͤuter leget wieder eine Lage Forellen, und auf dieſe abermahl Gewuͤrtz und Kraͤuter, damit ihr Wechſelsweiſe ſo lange fortfahren muͤſſet, biß das Faͤßgen voll und die letzte Lage das Gewuͤrtz iſt. Hierauf machet ſolches oben mit einem Boden zu; bohret durch dieſen ein Loch hinein, daß ein Zapffen drein kan geſtecket werden; gieſſet guten Eßig dran, damit das Faͤßgen voll werde; ſetzet es hernach an ein kuͤhles Ort, und verkehrets alle Tage, ſo kan man ſolche lange Zeit erhalten.
Forellen noch anders marinirt,
Reiſſet und kerbet ſolche, und ſaltzet ſie etliche Stunden ein. Hernach ſtreichet ſie reinlich ab, beſtreichet dieſelben mit Baumoͤl, uñ laſſet ſie auf einem Roſt gemaͤhlich braten; beſtreichet aber ſolche oͤffters mit Baumoͤl und leget ſie gleich wie die vorigen in ein Faͤßgen, machet es zu wie vorher gelehret. Wenn dieſes geſchehen, ſo nehmet Eßig, ſetzet ſolchen in einem Geſchirr aufs Feuer, laſſet ihn ſieden, werffet etliche gantze Zwiebeln drein, und vermiſchet hernach denſelben mit guten Baumoͤl, gieſſet hierauf den Eßig zum Loch hinein, ſetzet das Faͤßgen gleich dem vorigen an ein kuͤhles Ort, und verkehret es taͤglich, ſo kan man die Forellen lange gut behalten. Etliche backen ſolche gar aus Baumoͤl, als aus einem Schmaltz, und werden nichts deſto ſchlimmer; legen
ſie
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[Spaltenumbruch]
Forellen
ſie auch eben alſo ein, wie vorher iſt beſchrieben worden.
Forellen in einer Gallerte,
Nehmet Forellen, ſiedet ſolche ſchoͤn blau. Hernach kochet mit Hauſen Blaͤtter ein Paar KalbsFuͤſſe, biß ſie weich werden; langet denn einen Loͤffel voll heraus, probiret es, ob ſolches geſtehe: wenns denn geſtehet, ſo ſeiget es ab, nehmet alles fette mit einem Loͤſch-Papier herunter, thuts in einen neuen Tiegel, gieſſet Wein, auch etwas Eßig darzu, ingleichen Citronenſafft und Zucker, und laſſets auf einem Kohlfeuer auffkochen. Darnach nehmet von 3. Eyern das Weiſſe, ſamt denen Schalen, und klopffet ſolches, daß es alles ein Schnee wird. Wenn nun dieſes obige im voͤlligen Sud iſt, ſo ſchuͤttet das geklopffte Ey hinein, und ruͤhret es wohl um; alsdeñ wird ſich der Schaum alle hinein ziehen. Hernach gieſſet es durch ein Paar Servietten, daß es ein wenig klar wird. Leget die Forellen auf eine Schuͤſſel, darauf ihr ſelbe anrichten wollet, gieſſet die Gallerte druͤber, ſetzet ſie an ein kuͤhles Ort, ſo wird ſie geſtehen. Wenn ſolche ſollen zu Tiſche getragen werden, ſo garniret ſie ſauber mit Citronen oder Blumenwerck. Dieſe Gallerte koͤnnet ihr auch faͤrben, mit welcher Farbe ihr wollet, welches hernach bey den Gelées weitlaͤufftig wird beſchrieben werden.
Forellen in einer ButterSoſſe,
Hierzu koͤnnen diejenigen Fo[Spaltenumbruch]
Forellen
rellen, ſo auf der Tafel uͤberblieben, gebrauchet werden: ſind aber keine vorhanden, ſo nehmet Forellen, und ſiedet ſolche blau ab. Hernach leget ſie in eine Caſſerole oder Tiegel, ſtreuet klein geriebene Semmel und etwas Muſcaten Bluͤten drauff, thut auch ein gut Stuͤck ausgewaſchene Butter dran; gieſſet Peterſilien-Waſſer darzu, und zwar ſo viel, als ihr vermeynet gnug Bruͤhe zu haben, laſſet es zuſammen auf einem Kohlfeuer gemaͤhlich kochen, daß ſie ein wenig dicke werde, ſo koͤnnet ihr alsdenn ſolche anrichten und zu Tiſche tragen.
Forellen in einer ButterBruͤhe noch anders,
Wenn die Forellen nach itzo beſchriebener Art zubereitet worden, ſo nehmet eine Forelle von vorigen, und ſtoſſet ſie, nebſt einem Stuͤck Butter, Muſcaten-Bluͤten und etwas Semmel in einem Moͤrſel. Hernach thut das geſtoſſene in ein Toͤpffgen, gieſſet PeterſilienWaſſer drauff. Iſt es aber nicht beyn Catholiſchen, ſo nehmet Huͤner- oder Rindfleiſch-Bruͤh, und laſſet es alſo kochen. Darnach ſtreichet dieſes durch ein Haartuch, und gieſſet die Bruͤhe, die ſonſt eine Coulis genennet wird, uͤber die Forellen; leget ein Stuͤck Butter dran, laſſet ſie ein wenig in einem irdnen Tiegel auffkochen. Beym Anrichten ſtreuet Muſcaten-Bluͤten druͤber, und gebet ſie hin.
Forellen in einer ButterBruͤhe mit Peter ſilie.
Richtet ſolche zu, wie vorher die
But-
S 5
(0304)
[Spaltenumbruch]
Forellen
Butter-Soſſe beſchrieben worden, nur daß ihr klein gehackte Peterſilie dran werffet. Nebſt dieſen muͤſſen ſelbige auch an ſtatt der geriebenen Sem̃el mit Eyer-Dottern abgezogen werden, und zwar alſo: Nehmet 4. biß 5. Eyer-Dotter, zerklopffet dieſe klar in einen Toͤpffgen mit einem guten Stuͤck Butter, laſſet die Bruͤhe, darinnen die Forellen liegen, an die Eyer lauffen, quirlt es, daß es nicht zuſam̃en lauffe; gieſſet gemeldte Bruͤhe uͤber die Forellen, ſo ſind ſie fertig.
Forellen in einer weiſſen Sardellen-Soſſe,
Nehmet 4. biß 5. Stuͤck Sardellen, waͤſſert ſie ein, ziehet ihnen hernach das Fleiſch herunter, daß das Geaͤder alles heraus koͤmmt. Darnach ſchlaget in eine Caſſerole 6. Eyer-Dotter, ruͤhret die Sardellen nebſt Citronen-Scheler, Muſcaten-Bluͤten, ingleichen ein ziemlich Stuͤck Butter, eine gantze Zwiebel und eine Meſſer-Spitze rohes Mehl drunter, gieſſet halb Wein, und halb Waſſer oder auch Bruͤhe darzu, und zwar ſo viel, als ihr derſelben hernach vermeynet gnug zu haben; ſetzet ſolches auf ein Kohlfeuer und ruͤhrets beſtaͤndig um. Wenn es anfaͤhet dicke zu werden; alsdenn gieſſet einen Eß-Loͤffel voll kaltes Waſſer drein, ſo lauffet es nicht zuſammen. Nehmet nunmehro die abgeſottenen Forellen, welche warm behalten worden, richtet ſelbige in eine darzu gehoͤrige Schuͤſſel an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, ſprenget zerlaſſene Butter drauff, druͤcket Citronen-Safft drein, und gebet ſie hin.
[Spaltenumbruch]
Forellen
Forellen mit friſchen oder eingelegten Auſtern.
Dieſe werden nicht anders, als vorbeſchriebene mit Sardellen zugerichtet, nur daß an ſtatt der Sardellen Auſtern zu nehmen. Etliche Koͤche werffen auch ein Stuͤckgen Zucker unter die Bruͤhe, dadurch ſie ſelbige piquant machen. Was die gantzen Zwiebeln belanget, muͤſſen ſelbige allezeit beym Anrichten wieder heraus gethan werden.
Forellen mit Muſcheln,
Werden gleich wie vorige zugerichtet, nur daß ihr die Muſcheln erſt in die Bruͤhe, wenn ſolche bald fertig, ſchuͤtten muͤſſet, ſonſt zergehen ſie leichtlich im kochen.
Forellen mit Capern,
Nehmet Forellen, machet ſelbige zu rechte, reiſſet und kerbet ſolche, ſaltzet ſie ein, ſtreichet ſie hernach wieder ab, beſtreichet ſie auch mit Butter, und bratet ſelbige auf dem Roſt. Ferner ſetzet Butter in einen Tiegel aufs Feuer, daß ſie braun werde; ruͤhret ein wenig Mehl drein, daß es auch mit braͤune. Nach dieſem gieſſet Bruͤhe oder Peterſilien-Waſſer dran, ingleichen ein gut Theil Wein; vergeſſet auch nicht Ingber, Pfeffer, Citronen-Scheler, Lorbeer-Blaͤtter und eine Hand voll Capern dran zu werffen, und laſſet es alſo kochen; leget die Forellen drein, damit ſolche auch ein wenig auf einem Kohlfeuer kochen. Sind ſie zu mager und nicht fett gnug, ſ[o] machet in einer Caſſerole braun[e]
But[-]
(0305)
[Spaltenumbruch]
Forellen
Butter, laſſet ſelbe hinein lauffen; ſie muͤſſen aber noch einen Sud thun, daß ſich die Butter verkoche, ſo ſind ſolche fertig.
Forellen in einer Paſtete,
Wenn die Forellen geriſſen und zu rechte gemacht ſind, ſo kerbet und ſaltzet ſie ein. Hernach machet einen Eßig ſiedend, ſetzet die Forellen in ein Geſchirr, leget LorbeerBlaͤtter und Platzweiſe geſchnittene Zwiebeln drauf, gieſſet den Eßig druͤber, und laſſet es alſo eine Nacht ſtehen. Iſt aber die Zubereitung etwan noͤthig, ſo koͤnnen ſie gleich eingeſchlagen werden. Nehmet ferner einen guten muͤrben Teig, formiret eine Paſtete, leget unten Butter und Gewuͤrtz, und die Forellen oben drauf, thut auch Citronen, Lorbeer-Blaͤtter, gantze Nelcken, und Ingber dran, machet oben ein Blatt druͤber, und ſchneidet Zierrathen drauf, ſetzet ſie in einen Back-Ofen und laſſet ſolche halb gar backen. Hierzu muͤſſet ihr nun folgende Bruͤhe fertig haben: Nehmet ein Stuͤck Butter, ſetzet ſolche aufs Feuer, und laſſet ſie braun werden, thut ferner einen Eß-Loͤffel voll Mehl drein, daß es mit braͤunlich werde, gieſſet Bruͤhe und Wein dran, hacket auch etliche Sardellen, ſchuͤttet ſolche nebſt geſchnittenen Citron-Schelern darzu, und laſſet es durch einander kochen. Wenn es gnug hat, muͤſſet ihr die Bruͤhe durch einen Trichter in die Paſtete lauffen laſſen, und wieder in Back-Ofen ſetzen, biß ſie vollends gar wird, hierauf richtet ſie an, ruͤttelt ſolche fein um, und gebet ſie hin.
[Spaltenumbruch]
Forellen
Forellen mit geruͤhrten Eyern,
Nehmet abgeſottene Forellen, zerpfluͤcket ſolche, wie man mit dem Stockfiſch zu thun pfleget, und leget es zuſammen auf einen Teller. Hernach ſchlaget Eyer auf, ſo viel ihr deren brauchet, ferner ſetzet Butter in einen Tiegel aufs Feuer, laſſet ſolche zergehen, ruͤhret die Eyer hinein, thut die zerpfluͤckten Forellen, nebſt etwas MuſcatenBluͤten auch darzu, ruͤhret es durch einander, und laſſet ſie vollends gar werden. Wenn ihr ſie nun anrichtet, ſo leget Semmel-Schnitten aus Schmaltz geroͤſtet, drunter, und laſſet ſolche fein warm auftragen.
Forellen geſpickt, mit Speck und Citronen,
Reiſſet die Forellen, aber kerbet ſie nicht. Darnach nehmet Speck, ſchneidet denſelben gantz duͤnne, und etwan eines Daumens breit lang; in dieſer Laͤnge muͤſſen auch duͤnne Citronen-Scheler alſo geſchnitten werden. Wenn ſolches geſchehen, ſo ſpicket in die Forellen erſtlich eine Reihe Speck, und dann eine Reihe Citronen-Scheler; ſaltzet ſie hernach ein wenig ein, ſtecket ſolche an hoͤltzerne Spießgen, die ihr aber zuſammen an einen eiſernẽ Spieß binden, fein ſauber braten und ohne Unterlaß mit brauner Butter begieſſen muͤſſet. Endlich, wenn ſie fertig ſind, koͤnnet ihr ſolche mit brauner Butter entweder ſo trocken hingeben; oder eine Bruͤhe wehlen, welche ſich darzu ſchicket: als, eine
braune
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[Spaltenumbruch]
Form Fortuna
braune Sardellen. Soſſe oder Caper-Soſſe ꝛc. wie ihr wollet.
Form,
Seynd allerhand von Blech getriebene und formirte Umfaͤnge und Behaͤltniſſe, ſo man in denen Kuͤchen findet. Als Mandeltorten-Form, Preßkopff-Form, Eyerkaͤß-Form, Buͤchſenkuchen-Form, u. d. g. m.
Förſterin,
Catharina, ein begeiſtertes und prophetiſches Weibes-Bild, ſo A. 1669. zu Hohenthurm in dem ErtzStifft Magdeburg einen neuen unmittelbaren Beruff, ſonderbahre Traͤume, Erſcheinungen, Offenbahrungen und Weiſſagungen, auch andere wieder GOttes Wort lauffende Dinge vorgegeben: ſie ruͤhmte ſich abſonderlich, daß ihr Chriſtus in mancherley Geſtalt erſchienen und groſſe Verheiſſungen gethan haͤtte. Vid. Schneider. Anabaptiſt. & Enthuſiaſtic. Pantheon. p. 89.
Forthaͤkeln im Spinnen,
Heiſſet, wenn das Weibesvolck den Faden, ſo von der Spuhle des Spinn-Rads eingenommen wird, von einem Haͤklein der Spuhle zu dem andern forthenget, damit der Faden nicht uͤber die Spuhle tritt.
Forthengen im Spinnen. ſiehe. Forthaͤkeln.
Fortuna,
Die Goͤttin des Gluͤcks, eine Tochter des Oceanus, wiewohl auch einige davor halten, daß ſie bloß aus dem Blute gezeuget wor[Spaltenumbruch]
Fourbi Francis
den. Ihre Verrichtung und Gewalt beſtehet darinnen, daß ſie aller Menſchen Handlungen und Ausſchlaͤge der Sachen nach ihrem Gutduͤncken einrichte. Wird insgemein nackend auf einer Kugel oder Rade ſtehend und uͤber ſich ein Segel haltend, abgemahlet.
Fourbicheſſe,
Madame, ein weltberuffnes und ihrer bekannten Lebens-Art wegen ſehr fameuſes Weibes-Bild in Amſterdam: ſie ſoll in ihrer Jugend vortrefflich ſchoͤn geweſen ſeyn, und ſich durch ihre Galanterie und Liebe viel Geld erworben haben. Es wird ſo leichte kein Paſſagier durch Amſterdam gehen, welcher nicht dieſes weltbeſchriehene, nunmehr aber ſchon alte Weib ſich zuvorher weiſen lieſſe. Sie ruͤhmet ſich vor allen andern WeibesBildern eine Wundernswuͤrdige Gabe, ſo ihr die allzuguͤtige Natur mitgetheilet haͤtte, zu beſitzen, ſoll auch ein Stamm-Buch bey ſich verwahren, in welches viel groſſe Printze und Herren ihren Nahmen ehemahls einverleibet haͤtten.
Foxin Margaretha. ſiehe. Fellin.
de France,
Maria. Ein gelehrtes Frauenzimmer in Franckreich: lebte ums Jahr 1260. und war in der Frantzoͤiſchen Poeſie wohl erfahren. Sie hat Æſopi Fabeln aus dem Engliſchen in Frantzoͤiſche Verſe uͤberſetzet.
Franciſca
Agathina, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Fran-
(0307)
[Spaltenumbruch]
Franc Frantzb
Franciſca
Ludovici Guarnæ eines Buͤrgers aus Salerno wundernswuͤrdige Tochter, ward in dem 15. Jahre ihres Alters unverhofft und wieder alles Vermuthen in ein vollkom̃en Mannsbild verwandelt, und deswegen forthin Franciſcus geneñet. Fulgoſius Lib. I. c. 6.
Frangen, Frantzen, oder Franſen,
Seynd ein von Seiden, Zwirn, Silber oder Goldfaden zuſammen gedrehetes und oben her feſt verſchlungenes Gewebe, werden von dem Frauenzimmer auf die Laͤtze oder auch Kleider geſetzet.
Frantz-Brode,
Oder (wie ſie andere nennen) Mund-Semmeln, ſind nichts anders als eine Art von Paſteten, welche aus dem ſchoͤnſten Weitzenmehl gebacken und mit einem gewiſſen Ragout gefuͤllet werden. Der Koch bꝛauchet ſie entweder zu garnituren, oder laͤſſet ſie als ein gutes Gericht auftragen. Ihre Zubereitung und Gebrauch wird aus folgenden zu erlernen ſeyn.
Frantz-Brode zu bereiten.
Dieſe werden gantz rund und von dem feinſten Mehl gebacken. Hernach muß man ſolche auf allen Seiten mit einem Reibeiſen gantz zart abreiben. Ferner wird oben ein Deckel eines Thalers groß abgeſchnitten, und das innwendige mit einem ſilbern und blechern Loͤſfel heraus gehoͤlert; entweder in Schmaltz gebacken, oder mit But[Spaltenumbruch]
Frantz
ter beſtrichen und im Backofen abgetrocknet. Sie heiſſen insgemein Semmel-Paſteten und weꝛden folgender maſſen alſo gebrauchet.
Frantz-Brode, oder Sem̃elPaſteten zur Potage, oder à part.
Weñ dieſe nun zu bereitet, wie itzo gelehret worden, koͤñen ſie mit einen Ragout gefuͤllet, und nach Art der Potagen auf den Schuͤſſelrand mit andern Garnituren, ſo zierlich als es nur ſeyn kan, vereinbaret werden. Item: man mag ſie auch alleine auf einer Schuͤſſel anrichten, und ſtatt eines Eſſens gebrauchen. Etliche, wenn ſie ſolche gefuͤllet, ſetzen ſie auf eine ſilberne Schuͤſſel, und beſchmieren den Deckel mit Eyern, daß er anklebet, ſchieben ſolche in Backofen, und gebens alſo auf die Tafel, damit ſie fein warm bleiben. Was endlich die Ragouten betrifft, ſolches wird in Lit. R. zu finden ſeyn.
Frantzen. ſiehe. Frangen.
Frantzoͤiſche Mode-Zeuge,
Heiſſen diejenigen Zeuge, deren ſich das Frauenzim̃er zu ihrer Kleidung zu bedienen pfleget, ſie ſeynd entweder halb ſeiden, als: Rats à la Dauphine, Rats de Siamoiſe, Rats de Genes, Eſtamines de Reims, Eſtamines du Mann, Ras de Hompeſch, Ras de Cæſar, Ras de Maroc, Ras d’Orleans, Crepe d’Angleterre, Ferandine façonnée, Ferandine unie u.d.g. oder wollne, als: Sarge de Challons, Drap de Champagne u. d. g.
Frantzoͤi-
(0308)
[Spaltenumbruch]
Frantzoͤiſch
Frantzoͤiſches Rinds-Gall Schminck-Waſſer,
Iſt ein aus friſcher Rindsgalle, weiſſen Candel-Zucker, Venetiſchen Borax, Sal Gemmæ, Glas-Gall, Alaune und Campher, vermiſchtes und præparirtes Waſſer, welches dem Frauenzimmer und ihren Angeſichtern ein ſchoͤnes Anſehen zu machen pfleget.
Frantzoͤiſcher Steiß,
Iſt ein rund laͤnglichtes weich und gelind ausgeſtopfftes Kuͤſſen oder halb Schurtz, den das Frauenzimmer unter ihre Ober- und abſonderlich platt niedergelaſſenen Kleider von hinten herum zu binden pfleget, um ihrer Taille dadurch ein Anſehen zu machen.
Frantzoͤiſcher Stich,
Iſt dem Cꝛeutzſtich ziemlich nahe verwandt; denn, wie bey jenem iedesmahl uͤber 4. Faden Creutzweiß geſtochen wird, ſo geſchiehet es allhier nur uͤber einen Faden. Von dieſem Stich verfertiget man groſſe und kleine Kuͤſſen, Stuhl-Uberzuͤge, Beutel, Kammfutter und andere Galanterien.
Frantzoͤiſche weiſſe ZwirnSpitzen,
Seynd mehrentheils mit der Nadel genehet, und haben unterſchiedliche Benennungen, als Pointe a la Reine, Pointe Dauphine, Pointe de Gennes: die vornehmſten Spitzen-Manufacturen ſeynd zu Paris, Lyon, Dieppe, Aurillac und Havre de grace.
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Frantz Frau
Frantzoͤiſch Zucker-Brodt. ſiehe. Zucker-Brodt frantzoͤiſch zu backen.
Frantzoͤſinn,
Iſt ein aus Frantzoͤſiſcher Nation und Geburt entſproſſenes Weibesbild, ſo die Muͤtter in vornehmen Haͤuſern ihren Toͤchtern zur Erlernung der Frantzoͤſiſchẽ Sprache und anderer weiblichen Wiſſenſchafften vor ſetzen, und in ihren Haͤuſern erhalten.
Frau oder Weib,
Iſt eine verehlichte WeibesPerſon, ſo ihres Mannes Willen uñ Befehl unterworffen, die Haushaltung fuͤhret, und in ſelbiger ihrem Geſinde zu befehlen hat. Es mag auch ſelbige noch ſo geringen Standes und Herkommens ſeyn, ſo tritt ſie doch zugleich mit in die Wuͤrde ihres Mannes, genieſſet gleiche Jura mit ihm, und kan vor keinen andeꝛn Ort belanget werden, als, wo ihr Mann hingehoͤret. Die alten Juͤden muͤſſen die Weibeꝛ nach ihrer tollen Meynung vor etwas ſchimpfliches gehalten haben, weil ſie GOtt alle Morgen dafuͤr zu dancken pflegen, daß er ſie nicht zu Weibern haͤtte werden laſſen. Caſpar Neumann in ſeinen Trauer-Reden Part. I. n. 4. p. 138. ſeq. Und bey denen Tuͤrcken ſind die Weiber ſo veracht, daß ſie nicht einmahl bey ordentlichen Gottesdieſte in denen Kirchen, ſondern nur vor denen Thuͤren liegen und beten muͤſſen. Ja die naͤrriſchen Perſianer neñen die Weiber Haram, welches auf ihre Sprache, ſo viel als verflucht
heiſſet
(0309)
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Frauenl Frauenz
heiſſet: von Lohenſtein in Annotat. ad Ibraim Sultan. Act. 2. v. 93. Und die wilden Scythen hielten auch vor unflaͤtig den bloſſen Namen Weib auszuſprechen. Von Lohenſtein in Armin. P. I. Lib. 3. p. 307.
Frauenlob,
Heinrich; war ein Thumherr zu Mayntz, der von dem Frauenzimmer ſolche Ehre genoſſen, dergleichen keiner weiter zu hoffen hat. Denn weil er als ein guter teutſcher Poete viel Lieder und Gedichte dieſem ſchoͤnen Geſchlechte zu Ehren aufgeſetzet, und A. 1317. ſturb, auch am Tage St. Andreas ſein Begraͤbniß angeſtellet ward, verſammlete ſich das voꝛnehmſte Frauenzimmer aus Danckbarkeit gegen ihn, in ſeinem Hauſe, trugen ſeinen Leichnam auf ihren zarten Schultern nach der Thumkirche zu, allwo ſie ſelbigen in einen Creutzgange ſelbſt beerdigten: als auch die Gruft von ihnen wieder zugefuͤllet war, beſprengten ſie das Grab ſo haͤuffig mit Weine, daß derſelbe durch den Creutzgang ſtroͤmete, und die gantze Kirche mit deſſen Geruch erfuͤllet ward. Uberdieß betraureten ſie dieſen ihren liebgeweſenen Panegyriſten ein gantzes halbes Jahr, ſonder Anhoͤrung einiger Muſic und mit Einſtellung alles Tantzens: ja ihre Hochzeiten wurden biß nach verfloſſener Trauer verſchoben.
Frauenzimmer,
Heiſſet uͤberhaupt dasjenige ſchoͤne und edle Geſchlechte, ſo dem Maͤñlichen entgegen geſetzet wird. Ihr Humeur, Geiſt, Eigenſchaft, Inclination und Weſen ſcheinet [Spaltenumbruch]
Frauenzimmer
nach ieder Landes-Art und Beſchaffenheit von einander unterſchieden zu ſeyn. Das Portugiſiſche Frauenzimmer wird von denen Scribenten vor das ſchoͤnſte in gantz Europa, darbey aber auch vor hochmuͤthig, eyferſuͤchtig und argwoͤhniſch ausgegeben. Das Spaniſche ſoll nicht von ſonderbahrer Schoͤnheit, wohl aber traͤg und nachlaͤßig ſeyn: es ſchlaͤffet gerne lange, laͤſſet ſich am Tage ſehr ſelten ſehen, gehet es aber aus, ſo verdecket es ſich das Haupt; ſchmincket, ſich ſehr ſtarck, iſt ſehr verliebt, hat insgemein garſtige und uͤbelriechende Zaͤhne, weswegen es ſich auch ſtaꝛck zu parfumiren pfleget: zum Kleidern liebet es die ſchwartze Farbe, fuͤhret eine a parte Tracht; als einen ſehr weiten und ausgeſperten Unterrock, ein kurtzes Oberwammſt mit Fluͤgeln, einen Kragen und kleines Huͤtlein. Die Spendagen ſind ihnen ange nehm. Wenn ſie ihren Courtiſanen eine Affection erweiſen wollen, zeigen ſie ſelbigen ihre Fuͤſſe, wormit ſie gar ſproͤde thun, weil ſie hierinnen vor allen andern Nationen etwas beſonders haben, angeſehen ſelbige nette, ſchmal und ſehr delicat ſollen gewachſen ſeyn. Ohne Erlaubnuͤß hoher Damen in Spanien Fuͤſſe zu ſehen, halten ſie vor capital; anbey ſind ſie von mittelmaͤßiger Taille, doch ſehr ſchlanck. Das Frantzoͤſiſche Frauenzim̃er hingegen iſt luſtig, beredt, neugierig, veraͤnderlich in Moden, liſtig, verliebt, doch leichtſinnig, frey, doch ſonder Verletzung der Erbarkeit, es liebet keine Roͤthe im Geſichte, ſondern haͤlt blaß ſeyn vor eine ſonderbah-
re
(0310)
[Spaltenumbruch]
Frauenzimmer
re Schoͤnheit, daher es fleißig zur Ader laͤſt; hiernechſt iſt es ſehr fruchtbar. Das Niederlaͤndiſche Frauen-Volck iſt meiſtens ra masſirt und ein wenig ſtarck, doch darbey wohl gewachſen, iſt ſpaꝛſam, fleißig, haußhaͤltig, haͤlt viel auf Nettigkeit und Reinlichkeit im Hauſe, verdirbt keine Compagnie, und iſt ſehr complaiſant. Das Engellaͤndiſche Frauenzimmer iſt ſchlanck und wohl gewachſen, ſchoͤn von Geſichte, charmant, und haͤlt viel auf Frantzoͤiſche Moden, liebet die Freyheit und alle galanterien, machet den Maͤnnern die Herrſchafft gerne diſputirlich, daher auch das Sprichwort enſtanden; Engelland ſey der Weiber Paradieß, in Converſation iſt es nicht ſproͤde, maſſen ein Fremder ſelbiges gar leicht ſprechen kan, machet auch ein Pfeiffgen Tobac mit. Das Daͤniſche Frauenzimmer iſt ſchoͤn von Geſichte, haͤußlich und fruchtbar, doch ſehr mißtrauiſch und eigenſinnig. Das Schwediſche hingegen von etwas ſtarcker doch ſchoͤner Leibes-Geſtalt, li beral, converſabel und hoͤflich, abſonderlich in der Haußhaltung wohl conduiſiret. Was das Teutſche Frauenzimmer anbetrifft, ſo findet man hier und dar viel ſchoͤne Geſichter, ſie lieben neue Moden ſehr gerne, ſind politiſch und zu allen Dingen geſchickt, curieux, koͤnnen ihre Liebe ſehr verbergen, moͤgen auch gerne Schmeicheleyen vertragen, ſeynd begierig auf die Galanterie, laſſen ſich zur Haushaltung wohl anfuͤhren, und bey ihrer Liebe eine nicht geringe Eyferſucht mercken, ſie wiſſen ſich mei[Spaltenumbruch]
Frauenzimmer
ſterlich zu verſtellen, laſſen aber ihren Wanckelmuth hier und dar blicken, ſie lieben die Muſic ſehr, koͤnnen ſich in iede Tracht ſehr wohl ſchicken, und ſeynd meiſtens gut gewachſen. Das Ungariſche Frauenzimmer iſt artig von Geſichte, lebet ſehr eingezogen und iſt ſehr ſchamhafftig. Das Polniſche iſt gleichfalls meiſtentheils ſchoͤne, frey und converſabel und liebet die Frantzoͤiſche Tracht mehr als die ihrige. Das Moſcowitiſche aber findet man von kleiner Statur, wohl gewachſen und feinen Angeſichte; ſelbiges ſchmincket ſich aber dennoch und faͤrbet ſich die Augenbraunen. Die verheyratheten Perſonen tragen ihr zuſammen gerolltes Haar unter einer Muͤtzen, mit Fuchs oder Bieberfellen bebraͤhmet, die Jungfern aber laſſen ſie in Zoͤpffe geflochten uͤber die Schultern hengen; ſie tragen Cafftars oder Ober-Roͤcke, ſo weiter als der Maͤnner ihre ſind, gehen auf Schuhen mit ſehr hohen Abſaͤtzen und kleinen ſubtilen Naͤgeln beſchlagen: die Moſcowitiſchen Weiber erkennen die Affection der Maͤnner durch oͤffters pruͤgeln, je hefftiger der Streich, je groͤſſer iſt die Liebe. Das Tuͤrckiſche Frauenzimmer ſoll ſchoͤn ſeyn, abſonderlich das in Sukana; ſehr annehmlich, ſie gehen meiſt verdeckt, und laſſen von ihrem gantzen Geſichte nichts mehr als die Augen ſehen, halten ſich ſehr eingezogen, maſſen ihnen keine groſſe Freyheit vergoͤnnet wird, ſie duͤrffen ſich aus ihrem Hauſe nicht verlauffen, und und ſollen von der Liebe nicht viel Staat machen. Das Schwei-
tzeriſche
(0311)
[Spaltenumbruch]
Frauenzimmer
zeriſche Frauenzimmer iſt ſtarck von Leibe, abeitſam, offenhertzig, doch manchmahl ein wenig ſimpel, es liebet die frantzoͤiſche Sprache, und traͤget kein Gold und Silber auf den Kleidern. Das Welſche Frauenzimmer iſt hoͤflich in converſation, verliebt, beredt, ſchoͤn, doch an einem Orte beſſer als an dem andern, und wird ihre Keuſchheit zu erhalten ſehr eingeſchraͤnckt. Sehen wir in die andern 3. Theile der Welt, ſo finden wir in Aſien das Japaniſche Frauenzimmer ſehr keuſch und ſchamhafftig, maſſen ſie viel lieber ſterben, als ihre Keuſchheit entweihen laſſen. In Siam iſt es arbeitſam und haͤußlich, in Molta aber behertzt und ſtreitbar. Hingegen in Africa trifft man das Frauenzimmer von wilden und aberglaͤubiſchen Humeur an, ſie ſind von ſchwartzer Haut, und halten es vor eine ſonderbare Schoͤnheit, wenn ſie recht ſchwartz ſind: darneben ſind ſie ſehr unflaͤtig. Und endlich in America iſt das Frauenzimmer ſehr wild, rauch und abgoͤttiſch, es gehet nackend, und hat nur um den Schos eine leichte Baumwollene Decke oder auch bunte Federn. Die Weiber ſind harter Natur, und daher im gebaͤhren ſehr behertzt und gluͤcklich. In Braſilien hengen die Weiber ein von vielen Schnecken-Haͤuſern zuſammen gemachtes Kleinod in die Ohren, bemahlen ihr Geſichte mit allerhand Farben, und halten nicht viel von Pracht und Zierrath. So unterſcheiden findet man das weibliche Geſchlecht von einander. Ob aber ſelbiges dem maͤnnlichen Geſchlechte vorzuziehen, moͤgen ande[Spaltenumbruch]
Frauenz Fred
re eroͤrtern; ſo viel iſt doch gewiß zu ſagen, daß man von dieſem edlen Geſchlechte an allen Orten viel geſchickte und herrliche Subjecta antrifft, welche in den Studiis und andern herrlichen Wiſſenſchafften und Kuͤnſten es viel beruͤhmten Maͤnnern, wo nicht zuvor, doch gleich gethan haben, dergleichen in dieſem Frauenzimmer-Lexico in nicht geringer Menge zu finden.
Frauenzimmer, oder Frauenzimmer Gemach, ſiehe Gynæceum.
Fraͤulein,
Iſt ein junges und annoch unvermaͤhltes Frauenzimmer, ſo von adelichen Eltern gebohren worden.
Fraxinea,
Hadriana, in der Piccardie, ohnweit Amiens gebohren, war eine begeiſterte und beſeſſene Magd; und Petri Cottoni des koͤniglichen HoffPredigers und Beicht-Vaters, zu Henrici IV. Zeiten Oraculum und Haus-Prophetin, ſo ihn A. 1604. ſo wohl in politiſchen und Staatsals auch Theologiſchen und Religions Sachen unterrichten muſte. Vid. Jac. Aug. Thuan. lib. 132. Hiſtor. ad An. 1604.
Fredegonda,
Koͤnigs Chilberichs in Franckreich erſtlich Concubine, hernachmahls Gemahlin, eine geile und unerſaͤttliche Dame, maſſen ſie mit dem Landri de la Tour heimlich zu hielte, der aber davor ſein Leben einbuͤſſen muſte.
Freya,
Frauenzim̃er-Lexicon. T
(0312)
[Spaltenumbruch]
Freya Freyen
Freya,
Hieße bey deuen alten Teutſchen und Gothen ſo viel, als die Goͤttin der Liebe oder Venus, und ſoll das Wort Freyen von ihr herſtammen. Beſold. in Theſaur. Pract. voc Freyen.
Frey-Frau. ſiehe. Baroneſſe.
Freyen oder Heyrathen,
(Wiewohl das erſtere eigentlich von dem Manns-Volck geſaget, jedoch nach heutiger Art zu reden auch insgemein von dem FrauenVolck genommen wird) heiſſet ſich nach der in denen Rechten vorgeſchriebenen Ordnung und gehoͤrigen Solennitæten in den Stand der Ehe begeben; worzu nicht nur der contrahirenden Perſonen ungezwungener und deutlicher Conſens, ſondern auch der Eltern Einſtimmung erfodert wird; bey denen Waiſen, ſo keine Eltern mehr haben, erſodert zwar nicht die ſtrenge Nothwendigkeit, wohl aber die Geſetze der Ehrbarkeit u. Hoͤflichkeit, daß ihrer Curatorum, Vormuͤnder oder naͤheſten Anverwandten Genehmhaltung mit zuvor eingeholet wird. Nach denen alten Roͤmiſchen Rechten waren zwar die Jahre, worinnen zu heyrathen erlaubet war, determiniret, heut zu Tage aber wird bloß auf die capacitæt und Geſchicklichkeit geſehen. Wundernswuͤrdig iſt es, daß in Mengrelien einem Fuͤrſtenthum in der Tuͤrckey die Jungfern in ihrem 8. und 9. Jahre ſchon zu heyrathen pflegen; die Kinder ſo von ſolchen jungen Leutgen gebohren wuͤrden, waͤren nicht groͤſſer als bey uns die [Spaltenumbruch]
Freyt Fric
Froͤſche. Das Wort freyen ſoll von der alten Goͤttin Freya herkommen, welche bey denen alten Teutſchen uñ Gothen ſo viel als die Venus oder Goͤttin der Liebe hieſſe. Beſold. Thes. Pract. voc. freyen.
Des Freytags ſich nicht buͤrſten oder umbinden laſſen.
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige in denen Gedancken ſtehen, ob bekaͤmen ſie Ungeziefer, woferne ſie ſich an dem Freytage das Haar buͤrſten und einflechten lieſſen.
Fricandeau’,
Iſt ein gutes Eſſen, welches aus duͤnne geſchnittenen Kalbfleiſch bereitet wird; es muß aber diß fein zart geklopffet, mit Speck ſauber geſpicket, in Butter geroͤſtet, mit allerhand guten Gewuͤrtz-Kraͤutern verſetzet, und gute bouillon und Bruͤhe drauf gegoſſen werden, in welcher man es daͤmpffen und kochen laͤſt, und dieſes alles iſt aus nachfolgender Beſchreibung deutlich zu erſehen.
Fricandeau von duͤnn geſchnittenen Kalbfleiſch,
Nehmet eine Kalbskeule, und ſchneidet gantz duͤnne Stuͤckgen, woꝛan aber keine Flechſen und Haut duͤrffen hangen, klopffet dieſes Fleiſch mit einen Meſſerruͤcken, fein zart, hernach ſchneidet Speck, wie zum Rebhuͤner ſpicken, und ſpicket es auch ſo ſauber, als ein Rebhun, und legets auf eine Schuͤſſel oder Spickbret. Wenn es nun alles zuſammen geſpickt worden, ſo ſetzet
eine
(0313)
[Spaltenumbruch]
Fricandelle
eine Caſſerole mit Butter aufs Feuer, leget das geſpickte Fleiſch drein, laſſets eine ziemliche Weile pasſiren, ſo wird ſie viel jus zeigen. Dieſe ſeiget herunter auf eine Schuͤſſel, thut zu dem Fleiſch ein Paar gantze Zwiebeln, Ingber, Muſcatenbluͤten, ein wenig Thymian, Lorbeer-Blaͤtter, Citronenſcheler und etwas Saltz, laſſet es alſo ferner daͤmpffen, hernach gieſſet Wein und gute Bruͤhe dran, und laſſet es alſo kochen, ſtreuet auch ein wenig geriebene Semmel darzu oder gieſſet fertige jus drauf, und laſſet es noch ein wenig kochen. Wenn ihr nun bald anrichten wollet, ſo laſſet die abgeſeigete jus drein lauffen, es wird einen guten Geſchmack bekommen, druͤcket Citronen-Safft druͤber her, ſo iſts fertig und gut. Dieſes geſpickte Kalbfleiſch wird auch ſonſten gebrauchet, wie im G. bey der Grenade beſchrieben iſt, man kan auch Roletgen daran machen, welches an gehoͤrigen Ort wird zu ſehen ſeyn.
Fricandelle,
Iſt ein angenehmes Gerichte, welches aus einer ſonderlichen farce zubereitet wird; die man hernach auf ein Kaͤlber-Netz, ſo erſt in beliebige Stuͤcke geſchnitten worden, traͤget, wie kleine Wuͤrſte zuſammen rollet, in Butter backen, und mit einer guten Bruͤhe verſehen laͤſſet; nachfolgende Beſchreibung dieſes Gerichts wirds deutlicher zeigen.
Fricandelle oder Netzwuͤrſtgen,
Nehmet eine Kalbskeule und [Spaltenumbruch]
Fricandelle
bratet ſie ab, hernach thut die Haut alle herunter, und ſchneidet nur das derbe Fleiſch mit einem SchneideMeſſer gantz klein; ſtoſſet es in einem Moͤrſel, thut zuvor in Milch geweichte Sem̃el drein, ein Stuͤckgen Butter, Muſcatenbluͤten, 4. Eyerdotter, ein gantzes Ey, ein wenig klein geſchnittene Zwiebeln und Saltz, dieſes alles reibet wohl durch einander; thut es wieder heraus, ſchneidet friſchen Speck gantz klein wuͤrfflicht, und ruͤhret denſelben auch drunter: darnach nehmet Kaͤlber-Netze, ſchneidet ſie Stuͤckweiß, ſo groß als die Wuͤrſtgen werden ſollen, leget auff die geſchnittenen Stuͤck Netze etwa 2. Finger ſtarck von der gemachten farce, und rollet es zuſammen, machet deren ſo viel als ihr brauchet; beſtreichet auch eine Tortenpfanne mit Butter, leget die Wuͤrſte drein und ſetzet ſie in Backofen. Wenn ſolche nun fein gelb bꝛaun gebacken, ſo koͤnnet ihr ſie auf eine Schuͤſſel anrichten. Wollet ihr eine Sardellen-Soſſe darzu machen, ſo nehmet 3. biß 4. Eyerdotter, thut die in ein Toͤpffgen, gieſſet ein wenig coulis, oder ſonſt gute Bruͤhe druͤber, ingleichen ein wenig Wein, und Citronen Safft, qvirlt dieſes zuſammen an einem Kohlfeuer, biß es beginnet dicke zu werden. Endlich gieſſet von dem Fett, worinnen die Wuͤrſtgen gelegen und gebraten, auch hinein, ſchuͤttet dieſe Bruͤhe in eine Schuͤſſel, ſprenget von vorigen Fett etwas druͤber, richtet die Wuͤrſtgen auf den Schuͤſſelrand herum, uñ garniret ſie mit Citronen oder Blumwerck. Dieſe Wuͤrſtgen koͤnnen unterſchiedlich, als Beyla-
gen
T 2
(0314)
[Spaltenumbruch]
Fric Friſin
gen, gebraucht werden, zu Erbſen, Bohnen, braunen Kohl ꝛc. Sonſt kan gedachte Frieandelle auf vielerley Art gemachet werden, von Kalbs-Leber, Lungen, rohen Schweinfleiſch, Schoͤpſenfleiſch ꝛc. Und zu dergleichen Dingen ſind die Einfaͤlle am allerbeſten; nur muß man ein Fundament haben, was gelinde, oder hart machet. Dahero ſind bey ſolchen Wuͤrſtgen die Eyer zu menagiren, und nicht viel geriebene Semmel zu gebrauchen: Nieren-Talg aber und eingeweichte Semmel iſt hierzu am dienſtlichſten. Den Geſchmack zu veraͤndern koͤnnen es die Wuͤrtzwaaren thun, als: Citronen, Sardellen, Zwiebeln, und dergleichen. Viele thun auch ein ziemlich Theil Cardemomen darzu, nachdem man der Herrſchafft den gouſt abgemercket.
Fricaſſée,
Heiſſet ein ſolches Eſſen, da z. E. Fleiſch, Huͤner, u. d. g. in Butter nebſt Gewuͤrtz und andern Dingen daͤmpffen und gleichſam braten muͤſſen. Die vielerley Arten der Fri caſſeen ſind bey einem ieden Eſſen zu finden.
Frieſel,
Denen Medicis Purpura genañt. Iſt eine beſondere Art der Befleckung der Haut, mit Roͤthe und Auffſchieſſung kleiner Blaͤslein in Geſtalt der Hirſe-Koͤrner, wormit insgemein an etlichen Orten die Sechswoͤchneriñen uͤberleget werden, und dergleichen Zufall auszuſtehen haben: wird ſonſt eingetheilet in rothen und weiſſen Frieſel, und muß ſehr warm gehalten werden.
[Spaltenumbruch]
Friſch Froͤl
Friſin,
Carola Juſtina. Des beruͤhmten Carl, Freyherrn von Frieſen, Chur-Saͤchß. geheimbden Raths und Præſidentens des Ober-Conſiſtorii, Fraͤulein Tochter, war ſchon in ihrer zarten Jugend ſo gelehrt, daß ſie ſehr nette Frantzoͤiſch und gut Lateiniſch reden konte. Vid. junck. Cent. Fœm. illuſtr. p. 40. 41.
Friſche Milch,
Iſt eine entweder roh und blos abgekuͤhlte, oder mit Eyern vorher abgeſ[ot]tene Milch, worein man Semmel, Zwieback, oder nur Brod einzubrocken pfleget.
Friſir-Buch. ſiehe TrenchirBuch.
Friſiren,
Heiſſet dem Frauenzimmer etwas mit Bande, Spitzen, Frantzen oder andern Streiffen bekraͤuſeln oder falbaliren.
Friſiren Servietten. ſiehe Servietten brechen.
Froͤlichin,
Eva Margaretha, eine zwar gelehrte und in Theologiſchen Sachen wohl beleſene Weibes-Perſon, aber auch darbey wunderſeltſame Wiedertaͤufferin und Quaͤckerin: koͤmmt, ihrem fanatiſchen Geiſte nach, faſt der bekannten Burignonia bey, auſſer daß ſie mehr Grillen vom tauſendjaͤhrigen Reiche als jene heget. Man findet ein Buch von ihr, unter nachſtehenden Titul: Evangelium vom tauſendjaͤhrigen Reich Chriſti, Matth. 24. Cap. v. 14. Offenbahrung Joh. 20. v. 4. Auslegung uͤber die Sieben Gemeine in der Offenbahrung Johan-
nis,
(0315)
[Spaltenumbruch]
Froͤlichin
nis, auf welche Potentaten ſie zielen in der Chriſtenheit, durch den Geiſt der Warheit, ſo der groſſe GOtt mir gegeben, aus Alten und neuen Teſtumente bewieſen. Weil nun die Chriſtenheit ſoll verſtoͤhret werden, das Pabſtthum untergehen, Jeruſalem gebauet, die Juͤden zum Chriſtlichen Glauben bekehret, und ein Hirte und eine Heerde in der Chriſtenheit auf Erden, ein Glaube ſoll werden. Und dieſes wird geſchehen zu der Zeit, wenn Chriſtus, Carl und Chriſtian werden zuſammen gehen, ſo iſt es mit dem Pabſt gethan, ſie koͤnnen nicht beſtehen. Dieſes verſichere aus Gottes Wort ich Eva Margaretha Froͤlichin. Gedruckt zu Amſterdam den 1. Junii A. 1687. In der Vorrede dieſes Buͤchleins weiſſaget ſie: A. 1691. wuͤrden die Frantzoſen nach Stockholm kommen, aber im folgenden Jahr wuͤrde Chriſtus fuͤr Carl den XI. Koͤnig in Schweden ſtreiten, und alsdenn wuͤrde das tauſendjaͤhrige Reich Chriſti durch Huͤlffe dieſes Carls, Chriſtiani V. in Daͤnnemarck, wie auch der Saͤchſiſchen und Luͤneburgiſchen Hertzoge auf Erden aufgerichtet werden. Sie hat auch noch ein anderes Buch von der Juͤden Gnadenwahl geſchrieben. Zu Amſterdam ſoll ſie ein Schild mit dieſer Uberſchrifft: Hier wohnet eine tauſendjaͤhrige Prophetin, welche heiſſet Eva Margaretha Froͤlichin, ausgehangen haben; auch uͤber all in der Welt herum gereiſet und ihre tollen Lehren ausgeſtreuet haben. Vid. D. Rangon. Sueciam Orthodox. P. III. c. 21. p. 332. Tenzel. Monatliche Unterredung ad [Spaltenumbruch]
Froſch
An. 1692. p. 524. Colberg. Chriſtian. Plat. P. I. p. 261.
Froſch,
Rana, Raine, (Grenouille) iſt das bekannte Animal amphibium oder Thier, ſo in und auſſerhalb dem Waſſer lebet, daraus zwar die Frantzoͤiſchen Koͤche ein wohlſchmeckendes Gericht zuzurichten wiſſen, vor welchem aber unſere Leute zum Theil einen Eckel bekommen duͤrfften. Dieſe Zubereitung haben nicht nur die teutſchen Koͤche denen Frantzoſen abgelernet; ſondern ſie koͤnnen auch ſolche auf vielerley Art und Weiſe noch verbeſſern; hierzu brauchen ſie nur die groſſen gelben weiſſen Froͤſche, nicht aber die gruͤn- und ſchwartzſprenglichten aus Teichen oder Suͤmpffen, noch viel weniger die Laub-Froͤſche, die zwar nach Loniceri Bericht ein gewiſſes experiment fuͤr die unnuͤtzen Weinſaͤuffer ſeyn ſollen, daß ſie gar keinen Wein mehr trincken moͤgen, wenn man einen ſolchen Laubfroſch in einem Maaß Wein erſticken laͤſt, und hernach einem durſtigen Weinſchlauch von ſelbigen unwiſſend zu trincken gaͤbe, wuͤrde er ſein Lebtage einen Eckel vor dem Wein bekommen: welches auch etliche an denen ihrigen wegen des laͤſterlichen Brandweinſauffens verſuchet, und ſelbigen dadurch einen Keil zu ſtecken vermeynet haben. Es mag dieſes in ſeinem Werth oder Unwerth ſo lange beruhen, biß andere die Probe hiervon geſehen. Vielmehr wollen wir ietzo vernehmen, wie unſer Koch die Froͤſche auf teutſche Art zurichtet, und hiervon dieſe Nachricht erthei-
let
T 3
(0316)
[Spaltenumbruch]
Froͤſche
let 1) Froͤſche zu bereiten; 2) Froͤſche fricasſiret; 3) Froͤſche gebacken.
Froͤſche zu bereiten,
Fanget im Majo und Junio. da die Froͤſche am beſten, ſelbiger ſo viel als ihr noͤthig, ſchneidet ihnen das Vordertheil weg; darnach ziehet ihnen die Haut uͤber die Hintertheile, gleich als wenn man ein paar Hoſen ausziehet, hacket ihnen die Beine weg, leget ſie uͤber Nacht in kaltes Waſſer, daß ſie ſich auswaͤſſern, ſo koͤnnen ſie hernach gebrauchet und zugerichtet werden, wie es beliebet.
Froͤſche fricasſiret,
Wenn die Froͤſche zubereitet, wie ietzo beſchrieben, ſo leget Butter in einen Tiegel oder Caſſerole, ſetzet ſolche auf das Kohlfeuer und leget zugleich eine gantze Zwiebel mit Nelcken beſtecket hinein. Hernach werffet die Froͤſche in die Butter, gleich als ob es junge Huͤner waͤren, pasſiret oder daͤmpffet ſie eine Weile, ſchuͤttet Ingber, Muſcatenbluͤten, und Citronſcheler darzu, gieſſet auch etliche Loͤffel voll Wein, Rindfleiſchbruͤhe und ein wenig ſcharffen Eßig hinein, thut noch etwas Pfeffer dran, und laſſets alſo kochen. NB. Solch Froſchfleiſch muß ſchaͤrffer als ander Fleiſchwerck tractiret werden, weil es an ſich ſelbſt gar eckel und ſuͤſſe iſt. Wenn ſie nun kochen, ſo ſehet ja wohl zu, daß ſolche nicht zu weich werden. Zum Abziehen nehmet 4. Eyerdotter, quirlt ſie mit ein wenig Eßig gantz klar; laſſet die Bruͤhe von Froͤſchen, wenn ſolche im Sud iſt, drunter lauffen, ſchuͤttet es wieder [Spaltenumbruch]
Froͤſche
in den Tiegel oder in das Geſchirr, wo die Froͤſche ſind, und laſſet ſie ein wenig anlauffen. Letzlich richtet ſolche an, ſprenget zerlaſſene Butter und gehackte gruͤne Peterſilie druͤber, ſo wird es von hunderten nicht erkannt werden, ob es junge Huͤner oder Froͤſche ſind, weil ſolche mit jenen gar gleich kommen.
Froͤſche gebacken,
Bereitet ſolche wie oben beſchrieben: wenn ſie ausgewaͤſſert, ſo ſaltzet ſie ein, ſchneidet eine groſſe Zwiebel ſcheiblicht, leget dieſe oben drauf, ſprenget etwas Eßig druͤber, und laſſet ſie eine Weile liegen, hernach trocknet ſolche ab, und mehlet ſie ein. Man kan auch ſtatt Mehls Grieß nehmen, welches beſſer: ſetzet eine Pfanne mit Schmaltz aufs Feuer. und laſſet es heiß werden, thut die eingemehlten Froͤſche drein, und backet ſie gantz gelb: zuletzt richtet ſolche an, als junge gebackene Huͤnergen, ſtreuet aus Schmaltz gebackene gruͤne Peterſilie drauf, und gebet ſie hin. Wie dieſe ferner als junge Huͤner koͤnnen zugerichtet werden, wird weitlaͤufftiger unten im Buchſtaben H. von jungen Huͤnern zu finden ſeyn: koͤmmt auch hauptſaͤchlich auf die Invention eines geſchickten Kochs mit an, der ſich nach dem appetit anderer Leute wird zu richten wiſſen.
Froſchleich,
Iſt nichts anders als Eyer von Froͤſchen, ſo in einem Schleim eingeſchloſſen liegen, und an der Sonnen deſtillirt werden; das Frauenzimmer waͤſcht ſich mit ſolchen de-
ſtillir-
(0317)
[Spaltenumbruch]
Froͤſchl Fuigu
ſtillirten Waſſer, welches die Haut zart und glatt erhalten ſoll.
Froͤſchlein unter der Zungen bey jungen Kindern,
Soll nach der Medicorum Bericht entweder ein kalter zaͤher Schleim oder eine Geſchwulſt mit abwechslender Inflammation ſeyn.
de Frotté Ludovica, ſiehe. de Windſor.
Fuggerin,
Sidonia Iſabella, des Augſpurgiſchen Patricii Fuggers gelehrte Tochter, ſo den Freyherren von Villingen in Schwaben heyrathete, konte nicht nur nette Latein reden, ſondern war auch in andern edlen Wiſſenſchafften ſehr erfahren. Sie hatte noch 2. Schweſtern, die man gleichfalls vor gelehrt, geſchickt und kuͤnſtlich halten muſte. Vid. Musler. in Orat. I. p. 157. Conf. Cruſ. lib. X. part. III. Annal. Suevic.
Fugia,
War eine alte Goͤttin, ſo von denen fluͤchtigen und in die Flucht geſchlagenen Soldaten verehret und angeruffen ward.
de Fuiguirede,
Vaſconcella Gomeſia wird auch ſonſt Gillot und Gomes genennet, hat des Arioſti Italiaͤniſche Gedichte in 2. Tom. ins Frantzoͤiſche uͤberſetzet, und uͤber dieſes noch eine Romaine heraus gegeben unter den Titul: Le Mary Jaloux, gedruckt zu Paris A. 1688. in 12. die ſie an den Gouverneur zu St. Germain, [Spaltenumbruch]
Fulb Fuͤllen
Marquis de Montchevreuil dediciret. Vid. Richelet les plus belles lettres des meilleurs Auteurs Francois auec des Notes p. 373. in Act. Erudit. Lipſ. 1690. p. 283. In dem Mercur. Polit. ad An. 1686. Menſ. April. p. 350. wird ſie ſehr geruͤhmet, dergleichen auch der Weltberuͤhmte Thomaſius in ſeinen Monatlichen Gedancken A. 1689. pag. 127. & 29. gethan.
Fulbicke,
Emerentia, eine gelehrte Weibes-Perſon aus der Marck, ſo nicht allein in der Latinitæt vollkommen erfahren, ſondern auch darneben der Vocal und Inſtrumental-Muſic, wie auch der Rechenkunſt voͤllig kundig war.
Fulgoſia,
Conſtantia, eine gelehrte Italiaͤnerin von Padua, lebte in ihrem Vaterlande, unter denen Gelehrten, in groſſen Anſehen, und war ihrer Gelehrſamkeit wegen in ſolchen Æſtim, daß die gelehrteſten Maͤnner ſich an ihren Diſcurſen zu delectiren pflegten, ſie auch taͤglich beſuchten. Paulus Gualdus in Vita Pinelli pag. 362. & 63. ruͤhmet ſie ſehr und ſaget, daß der gelehrte Johan. Vincentius Pinellus ſie vor andern ſehr hoch gehalten. Vid. Juncker. Centur. fœm. illuſtr. p. 42. & 43.
Fuͤllen,
Heiſt ausgenommene Tauben, Lammes- und Kaͤlber-Bruͤſte, Truthaͤhne, ausgehoͤlerte Krauthaͤupte mit allerhand guten Fuͤllſal von Milch, Semmel, Eyern, Peterſilie, Muſcaten-Blumen u. d. g. inn-
wendig
T 4
(0318)
[Spaltenumbruch]
Fuͤllh Fund
wendig ausſtopffen und unterfuͤllen.
Fuͤllhals. ſiehe Trichter.
Fuͤll-Kanne,
Heiſt dasjenige hoͤltzerne Gefaͤß, mit welchen man den Wein und Bier aufffuͤllet.
Fulvia,
P. Clodii, hernachmahls M. Antonii Weib, ein kluges, verſtaͤndiges, recht heroiſches und erfahrnes Weibesbild, welches am Regimente mit zu ſitzen in der That verdiente. Sie hatte den Antonium, den die Cleopatra zum Gemahl hernachmahls bekam, in dergleichen Wiſſenſchafft vortrefflich informiret. Sie entdeckte heimlich bey Nachtzeit dem Ciceroni des Catilinæ Schalckheit und Untreu, ermahnte auch ſelbigen durch ihre kluge Vorhaltungen und Rathſchlaͤge gar ſehr, daß er ſich bey ſo geſtalten Sachen bey Zeiten proſpicirte. Dieſes iſt die beruͤhmte und behertzte Fulvia, ſo ihren Mann wieder den Cæſarem angeflam̃et und auffgebracht, auch gar oͤffters mit dem Degen in der Fauſt denen Soldaten einen Muth zugeſprochen. Vid. Hoffmanni Lex. Univerſ. p. 667. Vellej. Patercul. Hiſt. L. II. c. 74.
Fumannin,
Maria, war ein in der Griechiſchen Sprache, ſo wohl als Lateiniſchen, ſehr gelehrtes Weib. Vid. Melchior Adami Vitas Theolog. Ext. p. 24.
Fundana,
Des beruͤhmten Fundani Toch[Spaltenumbruch]
Fundz Fuͤrfl
ter, war ein ſchoͤnes und ſehr gelehrtes Frauenzimmer, welches vom Plinio in ſeiner 16. Epiſtl. 5. ad Marcellin. ſehr geruͤhmet wird. Nur iſt es ſchade, daß ſie ſo fruͤhezeitig geſtorben, und kaum das 14 de Jahr ihres Alters hingeleget.
Fund-Zettul,
Heiſſet an etlichen Orten, als in Breßlau und andern Staͤdten, ein Verzeichniß alles desjenigen, was eine Frau an Gelde, Silber-werck, Kleidern und Haußrath von Stuͤck zu Stuͤck dem Manne in die Ehe mit bringt.
Funia,
Eine in Geiſtlichen und Theslogiſchen Sachen wohlerfahrne Roͤmerin, deren der H. Hieronymus erwehnet. Vid. Danhauer. abgenoͤthigte Rettung. pag. 3.
von Fuhrlohn,
Fraͤulein. Eine galante Poetin aus Schleſien, des Kayſerlichen und Koͤnigl. Ober-Amts-Raths in Breßlau, geſchickte und qualificirte Tochter; ſie wird in des von Roſenroth ſeinen Poematibus oͤffters erwehnet.
Fuͤrbinder,
Heiſſet denen Weibesbildern in Augſpurg derjenige kleine Umſchlag und Streiff von weiſſer Leinwand, den die Maͤgde oder gemeinen Weiber bey denen Leichen uͤber das Kinn und Mund ziehen.
Fuͤrfleck,
Heiſſet den Augſpurgiſchen und Ulmeriſchen Weibesbildern dasje-
nige
(0319)
[Spaltenumbruch]
Furiaͤ Fußbaad
nige, was in Leipzig eine Schuͤrtze bedeutet: der Vornehmen ihre ſind von ſchwartzen Damaſt, Atlas oder Taffet, mit Spitzen um und um eingefaßt, der Gemeinen aber von weiſſer Leinwand. In Straßburg und Saltzburg nennen ſie es ein Fuͤrtuch, in Nuͤrnberg aber eknen Fleck.
Furiæ,
Die 3. Plag-Goͤttinnen und hoͤlliſchen Toͤchter des Acherontis, Alecto, Tiſiphone und Megæra genennet.
Furina,
Hieſſe bey denen Alten die Goͤttin, ſo uͤber die drey hoͤlliſchen Furien, Alecto, Tiſiphone und Megæra geſetzet war.
Fuͤrſtin,
Iſt eine Dame hohen Standes, ſo entweder aus einem Fuͤrſtlichen Hauſe und Stamm entſproſſen, oder durch Vermaͤhlung eines Fuͤrſtens in dergleichen Stand erhaben worden.
Fuͤrtuch,
Heiſſet denen Saltzburgiſchen Weibes-Bildern ſo viel als eine Schuͤrtze.
Fußbad,
Iſt ein von allerhand Kraͤutern, als Haͤlmergen, Feld-Kuͤmmel ꝛc. und wohlriechenden Blumen abgeſottenes warmes Bad, worinnen das Frauenzimmer ihre Fuͤſſe zu waſchen pfleget.
[Spaltenumbruch]
G. Gaillar
G.
Gabriella Bourbonia,
Hertzogs von Tremouille, Gemahlin, florirete zu Caroli VIII. Koͤnigs in Franckreich Zeiten, und war eine vortrefflich gelehrte und in allerhand Wiſſenſchafften wohlerfahrne Dame.
Gabrielle,
Von Eſtrée, die Schoͤne genañt. War eine Maitreſſe Henrici IV. Koͤnigs von Franckreich. Sie ſtarb 1599. in Kindes-Noͤthen.
Gaͤrtnerin,
Iſt ein gewiſſes Weib, ſo uͤber die Luſt-Gaͤrten beſtellet iſt, das darinnen gewachſene Obſt, Fruͤchte und Blumen zu Marckte traͤget, denen Spatziergehenden die Garten-Thuͤre auff- und zuſchlieſſet, und ihnen bey dem Abtritt ein Blumen-Bouquet gegen ein Trinck-Geld zu præſentiren pfleget.
Gaͤtter-Haube oder BundHaube.
Iſt ein aus Gold oder ſilbernen Schnuͤrlein geſtricktes Netz und Haͤublein, ſo die Weiber zu Saltzburg uͤber ihren ſo genanten Bund zu tragen pflegen.
Gaillarde,
Johanna, eine gute Poetin von Lion, ſo in dem 16. Seculo ſehr bekannt war: ſie wird ſonderlich von dem bekannten Clement-Maroto in ſeinen Epigrammatibus geruͤhmet. Vid. Les Oeures de Clement. Marot. p. 325. et. 26. Edit. Lyonn. 1561.
Galan-
T 5
(0320)
[Spaltenumbruch]
Galan Galla
Galanthis,
War die Magd der Alcmena, welche durch ihre Liſt ihrer in harten Kindes-Noͤthen liegenden Frau daraus gluͤcklich halff. Ward aber dafuͤr von der Lucina, der Goͤttin der Geburth, zum Danck in eine Wieſel verwandelt.
Galathea,
Eine Waſſer-Nymphe, des Nereus und Doridis Tochter, welche der Polyphemus vortrefflich liebte. Als dieſer Liebhaber aber erſahe, daß er kein Gehoͤr im Lieben bey ihr fande, indem ihm ein anderer Rival, Accis, vorgezogen wurde, hat er ſelbigen vor Schmertz und Ungedult von einem hohen Felſen herunter geſtuͤrtzet, uͤber welchen ſich endlich die Goͤtter erbarmet, und in einen Fluß nach ſeinem Nahmen verwandelt.
Galerana Baratotti. ſiehe. Tarabotti.
Galindo,
Beatrix, eine gelehrte Hoff-Dame der Koͤnigin iſabella von Caſtilien aus Salamanca buͤrtig, ward an Franciſcum Ramirez, Koͤniglichen Secretarium verheyrathet, und wegen ihrer Wiſſenſchafft in der Lateiniſchen Sprache Latina genannt. Sie hat zu Madrid ein Hoſpital und andere Profeß-Haͤuſer geſtifftet, und iſt A. 1535. den 23. Nov. geſtorben.
Galla,
Des Roͤmiſchen Burgemeiſters und Patricii Symmachi Tochter, ein wundernswuͤrdiges Weibes-Bild, [Spaltenumbruch]
Galla Gallerte
maſſen ſie nach ihres Mannes Tode, welchen ſie nur ein Jahr lang gehabt, einen groſſen und langen Maͤnner-Bart bekahm. Vid. Gregor. Magn. L. 4. Decalog. c. 13.
Galla,
Ein Quaͤckeriſches und Sectiriſches Weibes-Bild und Adhærentin des Priſcilliani, ſo den ſo genannten Gnoſticiſmum mit ausbreiten und dieſes Gifft ausſtreuen helffen. Vid. Schlüſſelburg. Diſp. d. Gnoſticis. §. 13. p. 39.
Gallæa,
Johanna, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Gallerte,
Galreda, (Gelatina) Gelée, iſt ein dicker zaͤher Safft, der aus cartilaginoͤſen Theilen der Thiere, als aus Kalbs-Fuͤſſen, Fleiſch, Fiſchen und Hirſchhorn ꝛc. gekochet, und hernach bey andern Speiſen kalt aufgeſetzet wird. Gemeine Leute nennen ſie eine geſtandene Schuͤſſel, und bereiten ſie offt ſchlecht genug. Wer Appetit zu dergleichen hat, kan ſolche nach der Vorſchrifft unſers Kochs zurichten. Hier iſt 1) eine Gallerte von Schweins-Fuͤſſen und Ohren; 2) Gallerte von Kaͤlber-Fuͤſſen; 3) Gallerte von Karpffen; 4) Gallerte von Kaͤlber-Fuͤſſen, KaͤlberOhren und Kalbs-Koͤpffen; 5) Gallerte von Merrettig; 6) Gallerte vom Span-Ferckel.
Gallerte von SchweinsFuͤſſen und Ohren.
Nehmet vom Schwein die Fuͤſ-
ſe,
(0321)
[Spaltenumbruch]
Gallerte
ſe, Ohren und Maul, ſchneidet die Fuͤſſe in der Mitte entzwey, ſenget die Haare davon ab, und laſſet ſie in einem Waſſer blanchiren oder anlauffen. Wenn denn ſolches geſchehen, ſo putzet ſolche fein ſauber, ſetzet ſie mit Waſſer und Saltz zum Feuer, und laſſet ſelbige eine Weile kochen. Darnach nehmet ſie heraus, und kuͤhlet ſolche im kalten Waſſer aus, thut ſie wieder in einen Topff, gieſſet die Bruͤhe mit Eßig drauff, leget eine gantze Zwiebel und gantze Wuͤrtze darzu, und laſſets alſo vollends gar kochen. Nun nehmet ſolche heraus; habet aber erſt eine Schuͤſſel fertig, darum ihr, wenn ſolche ſehr flach, ein Kraͤntzgen von Teig machen ſollet, und richtet ſie drauff an. Die Bruͤhe, ſo Gallerte werden ſoll, ſeiget durch einen Durchſchlag in ein ander Geſchirr, fanget das Fett ein wenig herunter; leget Loͤſch-Papier oben drauff, ſo wird ſich das Fett alles vollends hinein ziehen. Hierauff ſtreuet geſchnittene und abgezogene Mandeln, nebſt etwas groſſen Roſinen druͤber her, machet die Bruͤhe mit Saffran gelb, gieſſet ſie auch druͤber und laſſet es geſtehen. Wenn ihr es zu Tiſche geben wollet und nun geſtanden iſt, ſo thut den Teig-Rand von der Schuͤſſel, reibet Zucker drauff, und gebet ſie hin.
Gallerte von Kaͤlber-Fuͤſſen,
Bereitet dieſe eben wie vorige: hernach, wenn ſolche gekochet, ſo putzet ſie reinlich aus, ſeiget die Bruͤhe darvon in einen neuen Tiegel, oder der ſonſt ſauber iſt, nehmet [Spaltenumbruch]
Gallerte
alles Fett herunter, gieſſet Wein darzu, ſchuͤttet allerhand Gewuͤrtz, als: Muſcaten-Bluͤten, Pfeffer; Ingber, Naͤglein, Citronen, ein wenig Zucker, wie auch etwas Cßig dran, und laſſet es alſo durch einander kochen. Nach dieſen ſeiget ſolches durch eine Serviette, richtet die Fuͤſſe in eine Schuͤſſel an, gieſſet die Gallerte druͤber, ſetzet ſie an ein kuͤhles Ort, ſo wird ſelbe geſtehen.
Gallerte von Karpffen,
Nehmet Karpffen, ſiedet ſie, laſſet aber ſolche nicht gar zu ſehr einſieden. Hernach ſeiget die Bruͤh herunter, thut ſolche in einen Topff und gieſſet Eßig darzu, werfft auch ein wenig Hauſen-Blaͤtter, und Gewuͤrtz dran, wenn ihr viel Karpffen-Schupen habt, ſo leget die Koͤpffe von ſelben auch drein, und kochets alſo eine Weile. Indeß ſiedet einen feinen Karpffen fein blau, leget ſolchen, wenn er geſotten, in eine Schuͤſſel, und noch etliche Stuͤcke von obigen darzu, gieſſet die Bruͤhe druͤber, und laſſet es geſtehen.
Gallerte von Kaͤlber-Fuͤſſen, Kaͤlber-Ohren und Koͤpffen,
Putzet obige Stuͤck von Kaͤlbern zurechte, leget ſolche hernach ins heiſſe Waſſer, und laſt es einen Auffwall thun. Hierauff nehmet ſie heraus, ſetzet ſelbige mit einem reinen Waſſer zum Feuer, ſaltzet es ein wenig, ſiedet es auch ſo lange, biß es ziemlich eingeſotten und weich iſt. Darnach ſeiget die Bruͤhe herunter, laſſet die gekochten Fuͤſſe, und was darbey iſt, erkal-
ten,
(0322)
[Spaltenumbruch]
Gallerte Gallone
ten, daß ſie hart werden. Sind ſolche nun hart, ſo ſchneidet ſie klein als Nudeln, hacket gruͤne Schnitlinge, Citronen-Scheler und Muſcaten-Bluͤten, miſchet es nebſt etwas Ingber drunter. Nun nehmet die abgeſeigete Bruͤhe, gieſſet ein wenig Wein dran; thut das geſchnittene in einen zinnernen Napff oder neuen Tiegel, gieſſet die Bruͤhe druͤber, ſchuͤttet es durch einander ſo lange, biß ſich alles fein gleichet und alſo recht vermenget iſt; denn ſich keines von andern abſondern darff; ſetzet ſolches an ein kuͤhles Ort und laſſets geſtehen. (Andere Koͤche miſchen auch Piſtacien drunter.) Man kan es darnach heraus nehmen und gantz geben. Oder, man kan auch feine duͤnne Schnittgen ſchneiden, ſelbige ordentlich auf eine Schuͤſſel legen, und oͤffters als einmahl gebrauchen.
Gallerte von Merretig,
Nehmet Meerrettig, ſo viel ihr noͤthig habt, ſchabet und reibet ihn klar, thut ſelbigen in ein Noͤſſel Milch, werffet Zucker und geſtoſſene Mandeln drein, und laſſet es alſo kochen. Darnach ſeiget ihn durch ein Haar-Tuch auf einen Teller, und laſſet ihn kalt werden.
Gallerte vom Span-Ferckel. ſiehe. Span-FerckelGallerte.
Gallone,
Iſt eine Art von gold- oder ſilbernen auch ſeidenen gewebten und auf allerhand façon verarbeiteten Borten oder ſtarcke durch[Spaltenumbruch]
Gallos Gamba
brochene Spitzen, deren ſich das Frauenzimmer zu ihrem Putz und Zierrath zu bedienen pfleget.
Galloschen,
Heiſſen in Franckreich diejenigen hoͤltzernen und angeſchnallten Uberzuͤge und Schuhe, deren ſich die beduͤrfftigen und gemeinen Weibes-Bilder bey dem Ausgehen zu bedienen pflegen.
Gambara,
Charitas, war eine begeiſterte Nonne im Pabſtthum, ſo mit ihrer Schweſter Maria à S. Dominico ſehr viele Offenbahrungen und Ecſtaſes ſoll vorgegeben haben. Die Papiſten ſollen allezeit bey Nennung ihres Nahmens den Hut abgezogen und ihre Heiligkeit ſehr hoch gehalten haben. D. Sandius aber de Superſtit. Papiſt. §. 17. p. 18. haͤlt ſolches vor eine ſelbſterwehlte Heiligkeit und abgoͤttiſches Weſen, ja gar vor ein Blendwerck des Satans.
Gambara,
Veronica, Fuͤrſtin zu Corregio in Italien, eine Tochter Graf Johann Franciſci Gambara, und Gilberti VIII. von Corregio Gemahlin; ſo um das Jahr 1550. gelebet. Sie wird von Giraldo und Pierio Valeriano vor die beſte Italiaͤniſche Paetin gehalten, und hat auch auſſer der Poeſie viel herrliche Wiſſenſchafften beſeſſen. Es ſind einige Italiaͤniſche Gedichte und Brieffe zu Corregio gedruckt und ſehr hoch gehalten worden. Sie hielt ſich auch eine Weile zu Bologna auf, als Carolus V. und Cle-
mens
(0323)
[Spaltenumbruch] [[Spaltenumbruch] ]
Gana Gano
mens VII. allda zugegen waren, und war ihr Hauß nicht anders als eine Academie, allwo die gelehrteſten Leute zuſammen kamen, und von denen wichtigſten Materien diſcurirten. Der bekannte deutſche Poete Martin Opitz hat unterſchiedenes aus ihren Schrifften ins Deutſche uͤberſetzet. Vid. Opitz in ſeinen weltlichen Poemat. T. II. l. 4. Hilar. de Coſte d. Fœm. Illuſtr.
Ganatia,
Nicolæa, war eine beruffene Zauberin und Hexe zu Mazil.
de Gandretheim,
Eine gelehrte Nonne, lebte im XI. Seculo, war nicht allein etlicher Sprachen kundig, ſondern auch eine gute Poetin, geſtalt ſie ein ſchoͤnes Carmen Heroicum ſchrieb, auch Sex Comœdien nach des Terentii Art und Vorſchrifft verfertiget. Uber dieſes hat ſie die Martyrer von S. Denys und S. Pelage, auch auf Befehl Othonis II. das Leben Othonis I. entworffen. Vid. Juncker. Centur. Illuſtr. Fœm p. 43. & 44.
Ganna,
War bey denen alten heydniſchen Teutſchen eine Goͤttliche Weiſſagerin und Prophetin, ſo nach der Velleda abſonderlich bey denen Celtis ſehr hoch gehalten ward. Dio. Lib. 57.
Gano ruſſen,
Heiſſet im L’ Ombre Spiel das Spiel, wenn man ſich ſelbiges wegen des allzuſchlechten Kauffs zu gewinnen nicht getrauet, niederle[Spaltenumbruch]
Gans
gen, und ſich bey Zeiten zu der bete verſtehen. Es muß aber ſolches vor Ausſchlagung der dritten Leſten geſchehen, denn ſonſten kan es cottilie verlohren gehen.
Gans,
Anſer, Oye. Gaͤnſe, werden in wilde und zahme eingetheilet. Jene pflegen gegen den Winter wegzuziehen, und im Fruͤhling wieder zu kommen; dieſe hingegen bleiben beſtaͤndig an dem Orte, wo ſie ernaͤhret werden. Die zahmen ſind zwar recht albere, in der Haußhaltung aber ſehr nuͤtzliche Voͤgel, deren Fleich, Eyer und Federn, mit Nutzen zu gebrauchen. Gar zu alte Gaͤnſe haben ein grob Fleiſch, und koͤnnen nicht wohl, auſſer abgeraͤuchert, u. hernach mit Sauerkraut oder Vlau-Kohl zugericht, verſpeiſet werden: junge gegentheils ſind deſto beſſer und ſchmackhaffter, wiewohl auch deren Fleiſch dem Weibesvolck nicht zutraͤglich ſeyn ſoll, davon ſchon oben unter dem Beyfuß was gemeldet worden. Sonderlich ſchmecken diejenigen Gaͤnſe am beſten, welche man erſt mit guten alten Hafer maͤſtet, hernach mit Wolgern von rocknen Mehl ſtopffet, darbey ſie vollauff rein Waſſer zu ſauffen bekommen muͤſſen. Ihr Fleiſch wird davon ſuͤſſe und fett: das Gaͤnſekleint aber, ſo aus dem Kopff, Fluͤgeln, Fuͤſſen und Magen beſtehet, deſto fleiſchichter: ſo werden auch die Lebern ſehr groß, welche hernach ein à part gutes Gericht geben. Um Martini ſchmecken ſie am beſten, und freuen ſich viel Leute recht ſehr auff ihre Mar-
tins
(0324)
[Spaltenumbruch]
Gans
tins-Gans, wiewohl ſie auch zur andern Zeit nicht zu verwerffen, abſonderlich wenn ſie in der Kuͤche recht zubereitet werden. Hier entdecket der Koch unterſchiedene Arten der Zubereitung, ſo wohl der zahmen, als wilden Gaͤnſe, davon ſich ein jeder nach ſeinem gout welche erwehlen kan: 1) zahme Gaͤnſe zu wuͤrgen; 2) zahme Gaͤnſe in einer Paſtete; 3) Gaͤnſe zu raͤuchern; 4) geraͤucherte Gaͤnſe mit Braunkohl auf Weſtphaͤliſch; 5) geraͤucherte Gaͤnſe noch anders mit Braunkohl und Caſtanien; 6) geraͤucherte Gaͤnſe mit braunen Ruͤben; 7) friſche Gaͤnſe mit braunen Ruͤben; 8) Gaͤnſe gebraten mit Merrettig; 9) Gaͤnſe gebraten mit Caſtanien; 10) Gaͤnſe gebraten mit Aepffel oder Birnen; 11) Gaͤnſe à la daube; 12) Gaͤnſe-Kleint; 13) Gaͤnſe-Kleint mit Schweiſſe; 14) Gaͤnſe-Kleint mit Peterſilienwurtzeln; 15) Gaͤnſe-Kleint mit Semmel-Schnitten; 16) Gaͤnſekleint gelb mit Saffrau; 17) GaͤnſeLebern zuzurichten; 18) GaͤnſeLebern mit Citronen; 19) Gaͤnſe-Lebern mit Auſtern in einer Paſtete; 20) Gaͤnſe-Lebern mit Sardellen; 21) Gaͤnſe-Lebern mit Muſcheln; 22) Gaͤnſe-Lebern gebacken; 23) wilde Gaͤnſe zu putzen; 24) wilde Gaͤnſe zu braten; 25) wilde Gaͤnſe in Eßig zu beitzen.
Gans zu wuͤrgen,
Nehmet Gaͤnſe, ſchneidet ihnen die Kehle, oder, wie bey etlichen der Gebrauch, das Genicke ab; thut in ein Toͤpffgen etwas Eßig, und [Spaltenumbruch]
Gans
laſſet den Schweiß hinein lauffen. Hernach rupffet und ſaͤnget ſolche; nehmet heiſſes Waſſer und bruͤhet ſie damit, beſtreuet ſelbige mit Kleyen, machet von Stroh ein Wiſchgen, und ſcheuret die Gans, gleich als ob man eine Schuͤſſel oder Teller ſcheuret. Endlich nehmet ſolche aus, ſo ſind ſie zu recht gemacht, und koͤnnen unterſchiedlich gebraucht werden.
Gans in einer Paſtete,
Wenn die Gaͤnſe oder nur eine geputzet iſt, ſo ſchlaget ihr oben das Bruſt-Beinlein, ingleichen die beyden Fluͤgel und Beine mit einem groſſen Meſſerruͤcken entzwey, doch ſo, daß die Haut gantz bleibet, ſaltzet ſie ein wenig, und laſſet ſolche auf dem Roſt uͤber einem Kohlfeuer ein wenig anlauffen, hernach leget die Gans in ein irden oder hoͤltzern Gefaͤß, gieſſet Eßig drauf, und laſſet ſolche etliche Tage darinne liegen, jedoch nach Gelegenheit der Ausrichtung; ſonſt kan ſie ehe wieder aus dem Eßig genommen und eingeſchlagen werden. Hierauf, wenn ſelbe aus dem Eßig geleget worden, ſchneidet Speck eines duͤnnen Fingers dicke und lang, beſtreuet ſolchen mit Ingber, Pfeffer und Nelcken, ſpicket die Gans mit einer darzu gemachten Spicknadel; machet einen Teig, als wie beyn Auerhaͤhnen beſchrieben worden; nehmet davon die Helffte, und welgert ſelbigen aus, leget ſie auf einen Bogen Papier, nach proportion der Paſtete; beſtreichet das aufgewaltzte Blatt mit Eyern, ſchneidet Striemgen vom Teig, und machet
ſolche
(0325)
[Spaltenumbruch]
Gans
ſolche gleich einen Bratroſt auf das Blatt; darnach leget Speck drauf, beſtreuet es mit Ingber, Pfeffer, Nelcken ꝛc. thut auch Roßmarien darzu, bringet die Gans auf den gemachten Teigroſt, und aufs Gewuͤrtzlich, machet einen Rand eines Fingers dicke um die Gans, und formitets fein zierlich: Es muß aber noch Teig 2. Finger breit uͤber bleiben, wenn obiger Rand um die Gans gemachet iſt. Nun leget Butter, Citronenſcheler, auch etliche Citronenplaͤtzgen zu der Gans, und machet einen Deckel druͤber. Darnach ſind gewiſſe ausgeſchnittene Hoͤltzer, welche Paſteten-Baͤnder heiſſen; machet 2. ſolche Baͤnder, und umziehet die Paſtete damit fein zierlich; ſchneidet oben am Deckel etwas aus; drehet unten den Rand fein ſauber, vermachet die Paſtete alſo, daß ſie nicht auslauffe; und ſetzet ſolche hernach in einen Backofen. Wenn ſie nun eine Viertelſtunde daſelbſt geſtanden, ſo ſtechet oben in die Paſtete ein Loͤchlein hinein, daß die Lufft heraus kan. Ferner nehmet eine Caſſerole, werffet Butter drein, laſſet ſolche braun werden, ruͤhret ein wenig Mehl drein, laſſet es auch braͤunen; gieſſet Bruͤhe, Wein und Eßig drein, ſo viel, als ihr vermeynet gnug Bruͤhe zu haben. Endlich, wenn dieſes zubereitet iſt, nehmet die Paſtete heraus, machet oben ein Loͤchlein hinein, und laſſet dieſe Bruͤhe durch einen Trichter in die Paſtete lauffen, ſetzet ſolche hierauf wieder in den Backofen, darinnen ſie vollends gar backen muß. Wollet ihr ſelbe anrichten, ſo nehmet ſie heraus, [Spaltenumbruch]
Gans
beſchmieret ſie mit Speck, und garniret ſie auf der Schuͤſſel ſo ſchoͤn ihr koͤnnet.
Gans zu raͤuchern,
Nehmet recht ſchoͤne fette Gaͤnſe: wenn ihr ſolche vorbeſchriebener maſſen erſt geputzet und rein gemachet habt, ſo ſchneidet ſie am Ruͤcken hinunter auf. Hernach vermiſchet Saltz mit Salpeter, (darbey ihr euch nach denen Gaͤnſen richten muͤſſet, ob ihr dieſelben viel oder wenig raͤuchern wollet) und zwar unter 1. Kanne Saltz 1. Loth Salpeter; ſaltzet die Gaͤnſe in einem Geſchirr damit ein, und reibet das Saltz ziemlich hinein: es muß aber das Geſchirr unten ein Loͤchelgen haben, damit ihr die Bruͤhe, welche ſich da ſetzen wird, abzapffen koͤnnet. Hierauff ſchlet eine rothe Ruͤbe, ſchneidet Plaͤtzgen daraus, leget ſolche auf die Gaͤnſe; beſchweret ſelbige mit einem Gewichte, und gieſſet alle Tage die Bruͤhe, die ihr abzapffet, wieder druͤber: dadurch wird ſich die Roͤthe aus denen Ruͤben, in das Ganſefleiſch hinein ziehen, und gleich einer Coralle werden. Wenn ſie nun etliche Tage gelegen (doch zum wenigſten 3. Tage) ſo nehmet ſelbige heraus, bindet ſie an Spieſſe, haͤnget ſie hin, damit ſie erſt ein wenig ausſeihen; ſetzet ihnen ein paar Spreiel in den inwendigen Leib, daß ſolche in dem Raͤuchern nicht zuſammen gehen. Nach dieſem haͤnget die Gaͤnſe in eine Rauch-Kammer oder Feuermaͤuer, woſelbſt keine ſtarcke Hitze dazu koͤmmet. Sind ſolche nun ein
wenig
(0326)
[Spaltenumbruch]
Gans
wenig angelauffen, ſo verbindet ſie uͤber und uͤber mit Papier, und laſſet ſie alſo vollends gar werden. Man nimmet auch bißweilen nur die Bruͤſte von Gaͤnſen zu raͤuchern; und bey ſolcher Raͤucherung iſt es gut, wo ſie an denjenigen Ort geſchicht, da viel Wachholder-Holtz waͤchſet, davon kan man alle Tage brennen, und bekommet das Gaͤnſe-Fleiſch von ſolchen einen guten Geſchmack. Wo man aber dergleichen Holtz nicht hat, muͤſſen auch Hack- und Segſpaͤne angehen, die ebenfalls viel Dampff und Rauch geben. Die Enten, wenn ſie fett ſind, werden auch eben alſo geraͤuchert, und kan ſie hernach ein Koch nach folgender Beſchreibung, wie die Gaͤnſe, brauchen, und zubereiten.
Gans geraͤucherte mit Braunkohl, auf Weſtphaͤliſch,
Nehmet 1. oder 2. geraͤucherte Gaͤnſe, machet ein Wiſchgen von Grummet oder Stroh, und waſchet damit ſolche in warmen Waſſer reinlich ab. Hernach leget ſie uͤber Nacht ins kalte Waſſer, auf daß ſie ein wenig auflauffen. Hierauf ſchneidet ſolche in Stuͤcken, und ſetzet ſie in einem Topff mit Waſſer zum Feuer, ſaltzet ſie aber ja nicht, ſondern laſſet ſie nur gar kochen. Darnach nehmet guten braunen Kohl, ſtreiffet ſelbigen von Struͤngen herab, werffet ihn in friſches Waſſer, waſchet ſolchen ſauber aus, thut ihn in einen Topff, auch die Struͤnge ſchaͤlet wie KohlRavi, ſchneidet ſie ebenfals zum [Spaltenumbruch]
Gans
Kohl, gieſſet Waſſer drauff, aber nicht viel, ſetzet ihn, wenn er vorhero ein wenig geſaltzen worden, zum Feuer, decket einen Deckel drauf, und laſſet ihn eine Weile kochen. Ferner ſetzet in einen Tiegel oder Caſſerole 1. Pf. Butter aufs Feuer, daß ſie weich werde, thut auch 1. Loͤffel Mehl drein, und ruͤhrets ſo lange, biß es braun wird. Endlich nehmet den braunen Kohl, ſchuͤttet ſolchen nebſt dem Waſſer in die heiſſe Butter, leget noch ein Stuͤck Butter nebſt weiſſen Pfeffer, Ingber, gantz gebrockten Muſcatenbluͤten dran, vergeſſet auch nicht 2. Loth Zucker hinein zu werffen, und laſſet es alsdenn zuſammen kochen. Letzlich nehmet die geraͤucherten Gaͤnſe, leget ſolche zum braunen Kohl hinein: fanget oben das Fett ein wenig herunter, und gieſſet es auf den braunen Kohl, laſſet es alſo ein wenig mit einander kochen. Das Anrichten kan man nicht allezeit ſo ausfuͤhrlich beſchreiben. Wenn es nun fertig iſt, ſo wird ſchon ein jeder ſich leicht drein finden lernen.
Gans geraͤuchert noch anders mit braunen Kohl und Caſtanien,
Wie die Gaͤnſe ſollen zugeſetzet werden, iſt klar genug beſchrieben. Hierauf nehmet Braunkohl, ſtreiffet ſelben von Struͤngen, rollet ihn zuſammen, als wollet ihr KrautSallat ſchneiden, ſchneidet ihn etwa eines halben Fingers breit, und ſo viel als ihr brauchet, waſchet ſelbige hernach ſauber aus, ſetzet in einem Keſſel Waſſer aufs Feuer,
laſſet
(0327)
[Spaltenumbruch]
Gans
laſſet es ſieden, werffet ein wenig Saltz bran, und thut den Kohl darzu. Wenn er nun eine Viertelſtunde geſotten, denn ſeiget ihn ab, ſetzet eine Caſſerole mit Butter auffs Feuer, laſſet ſie braun werden, ruͤhret einen Loͤffel voll Mehl drein, biß es ein wenig gelblicht wird. Hernach ſchuͤttet den Kohl in die vermiſchte Butter; gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe drauff, u. wuͤrtzet ihn als wie den vorigen. Nach dieſem nehmet 1. Pfund Caſtanien, ſiedet dieſelben in Waſſer, ſchelet ſie ſauber, und ſchuͤttet ſie auch zum Kohl; (Etliche ſchneiden einen Schnitt in die Caſtanien) thut ſie in eine Pfanne, oder darzu gemachtes Geſchirr: beſſer aber iſts, man ſtecket ſie in heiſſe Aſche, und laͤſſet ſie darinnen braten, ſo werden ſie gantz muͤrbe. Endlich putzet die Gaͤnſe recht ſauber, leget ſolche zum Kohl; das Fett, welches aus denen Gaͤnſen gekochet iſt, gieſſet auch an den Kohl, welches alles zuſammen fein gemaͤhlich kochen muß, ſo iſt es fertig. Viele ſtreuen auch eine Hand voll HaberGruͤtz drein; roͤſtet braune Ruͤben, rothe Ruͤben, und thut ſolches nach Belieben mit drunter.
Gans geraͤuchert mit braunen Ruͤben,
Nehmet weiſſe Ruͤben, oder auch Steck-Ruͤben und dergleichen, wie ſie nur genennet werden, ſchelet oder ſchabet, und ſchneidet ſie fein ſauber ſtuͤckweiß, laͤnglicht oder breit. Hernach ſetzet in einer Caſſerole oder eiſernen Pfanne geſchmeltzte Butter auffs Feuer, [Spaltenumbruch]
Gans
damit ſolche heiß werden. Ferner reibet 1. Lot oder 1. halb Lot Zucker drein, und laſſet es zuſammen ſehr heiß werden, ſo wird der Zucker als ein brauner Schaum ſich præſentiren. Wenn nun ſolcher anfaͤhet ſich auszubreiten, ſo ſchuͤttet die geſchnittenen Ruͤben, wenn ſelbige zuvor recht trocken gemachet worden, hinein, ſo bekommen ſie alsbald eine ſchoͤne braune Farbe, ſetzet ſolche aufs Feuer, und ruͤhret ſie oͤffters um: Sind ſie nun braun genug, ſo thut ſolche in ein Geſchirr, darinnen ſie ſollen gekochet werden; gieſſet gute FleiſchBruͤhe darzu, brennet ein wenig braun Mehl, und ſchuͤttets drein; vergeſſet auch nicht ſelbige zu wuͤrtzen, mit Pfeffer und Ingber. Hierauf nehmet die Gans, wenn ſolche, wie im vorigen beſchrieben worden, zubereitet iſt, leget ſie zum Ruͤben, und laſſet es ferner kochen; zu ſolchen Eſſen darff aber niemahl kein ſtarck Feuer gebrauchet werden; ie gemaͤhlicher es kochet, ie beſſer es wird, es muß auch immer zugedecket bleiben.
Gans ſo friſch, mit braunen Ruͤben,
Dieſe koͤnnet ihr alſo bereiten und zurichten, wie oben beym Enten ausfuͤhrlich iſt gelehret worden.
Gans gebraten mit Merrettig,
Wenn die Gaͤnſe oben berichter Maſſen nach zugeputzet worden, ſo ſaltzet ſie in- und auswendig, ſpꝛeilet ſie auch, und leget ſelbe zum
Feuer,
Frauenzim̃er-Lexicon, U
(0328)
[Spaltenumbruch]
Gans
Feuer, daß ſie fein ſafftig braten. Darnach nehmet Merrettig, ſchabet und reibet ſolchen; ſetzet 1. Noͤſſel Rahm zum Feuer, ziehet eine Hand voll Mandeln ab, ſtoſſet ſie klein, und ruͤhret ſie auch unter den Merrettig; leget ein Stuͤck Zucker drein, und laſſet ihn alſo ein wenig ſieden. Richtet ſolchen endlich auf eine Schuͤſſel, worinnen die Gans ſoll zu Tiſche getragen werden, an, ſetzet ſolche auf ein Kohlfeuer, ziehet die Gans vom Spieß, leget ſie auf dem Merrettig, beſprenget ſolche mit etwas Fett, ſo aus der Gans gebraten, ſtreuet ein wenig Semmel druͤber, und gebet ſie hin.
Gans gebraten mit Caſtanien,
Iſt eine Gans wohl und ſauber geputzet, ſo ſchneidet ſolche bey einem Bein auf, machet aber kein zu groſſes Loch, und nehmet das Eingeweide ohne das Fett heraus. Hernach ſchneidet ihnen die Beine, Fliegel und den Hals ab, wie man insgemein eine Gans zum Braten pfleget zubereiten. Nun nehmet Caſtanien, bratet oder ſiedet ſolche auf die Manier, wie bey dem braunen Kohl gelehret worden; ſteckt die Caſtanien nebſt etwas Beyfuß in die Gans; vermachet den Auffſchnitt mit einem Spreilgen; ſaltzet ſelbe ein, ſtecket ſie an Spieß, und laſſet ſolche fein gemaͤhlich bey Kohlen oder harten Holtz braten. Wenn ſie nun Farbe hat, ſo beſtecket ſolche mit Pappier, und laſſet ſie immer fort braten, dadurch wird ſie fein muͤrbe, und recht im Safft gebraten werden. Wollet [Spaltenumbruch]
Gans
ihr dieſelbe abziehen, ſo begieſſet ſie erſt noch einmahl, ſtreuet ein wenig geriebene Semmel druͤber, und laſſet ſolche noch ein wenig am Feuer gehen, damit die Semmel etwas braͤunlich wird; zuletzt richtet ſie an, und gebet ſolche zu verſpeiſen hin. Es kan hierzu eine kalte Merrettigs-Gallerte gegeben werden.
Gans gebraten mit Aepffeln oder Birnen,
Bereitet die Gans wie vorige, darnach nehmet Aepffel oder Birnen, ſtecket ſolche in die Gans und bratet ſie, gleich wie vorige mit denen Caſtanien. Die Aepffel koͤnnen auch ungeſchelt bleiben; nur daß die Stiele und Butzen aufgeſchnitten und weggethan werden.
Gans à la daube,
Dieſe wird eben alſo verfertigt, wie die Tuͤrckiſchen Haͤhne à la daube, und wird ſolche in dem Buchſtaben A, unter der A la daube zu finden ſeyn.
Gans-Kleint zu putzen,
Wenn man Gaͤnſe recht reinlich geputzet hat, ſo werden ihnen die Haͤlſe, Beine oder Pfoten, um welche in denen gemeinen Kuͤchen das Gedaͤrme gewickelt wird, und Fliegel abgehackt; die Maͤgen auffgeſchnitten, die inwendige Haut abgezogen, die Leber heraus genommen, und alles ſauber ausgewaſchen, welche Stuͤck hernach zuſammen das Gaͤnſe-Kleint, oder die kleine Gans, auch Gaͤnſe-Gekroͤß genennet werden.
Gans-
(0329)
[Spaltenumbruch]
Gans
Gans-Kleint, mit Schweiß, oder, Gaͤnſeſchwartz,
Sind ietzt beruͤhrte Stuͤcke von Gaͤnſen recht zugeputzet, und auffs reineſte ausgewaſchen worden, ſo ſetzet ſie nebſt ein wenig Saltz mit Waſſer zum Feuer, und laſſet es alſo kochen. Hernach kuͤhlet ſolche aus; thut ſie in einen Tiegel, leget eine gantze Zwiebel darzu, gieſſet von der Bruͤhe, worinnen ſie gekochet, wie auch Wein und Eſſig drauff; werffet Citronenſcheler, Nelcken, Ingber und Pfeffer hinein, und laſſet es alſo zuſammen kochen. Unter waͤhrender Zeit machet braune Butter fertig, gieſſet ſelbe darzu, daß ſie auch mit koche. Endlich wenn ihr bald anrichten wollet, ſo laſſet den von den abgewuͤrgten Gaͤnſen auffgefangenen Schweiß, durch einen Durchſchlag lauffen in obigen Tiegel, weil es noch im voͤlligen Sud iſt, ruͤttelt es offt um, richtet es hernach an, ſtreuet Zucker und klein geſchnittene Citronenſcheler druͤber, und laſſet es zu Tiſche tragen.
Gans-Kleint mit Peterſilien-Wurtzeln,
Habet ihr das Gaͤnſe-Kleint beym Feuer mit Waſſer und behoͤrigen Saltz gekochet, wie vorher gelehret worden, ſo kuͤhlets aus, thuts in einen Tiegel, gieſſet von der Bruͤh, darinne das Kleint gekochet, auch in den Tiegel, werffet Muſcaten-Bluͤten, Ingber und Butter dran, darnach nehmet Peterſilien-Wurtzeln, ſchabet und ſchneidet ſie in Stuͤcken, wie es euch gefaͤllet, ſiedet ſolche mit Waſ[Spaltenumbruch]
Gans
ſer ein wenig ab, werffet alsdenn ſelbe zum Gaͤnſe-Kleint, und laſſets alſo mit einander kochen. Letzlich ſtreuet geriebene Sem̃el dran, daß die Bruͤhe ein wenig dicke wird, ſo iſt es fertig.
Gans-Kleint mit SemmelSchnitten,
Wenn das Gaͤnſe-Kleint auf vorige Art gekochet iſt, ſo richtet ſolches hernach in einer Caſſerole oder Tiegel an, (bey gemeinen Leuten muß auch ein Topff angehen) thut Muſcaten-Bluͤten, Ingber, und geriebene Semmel, und ein Stuͤck Butter dran, und laſſet es alſo mit einander kochen, biß es gantz dicklicht wird. Hierauff ſchneidet Semmel-Schnitten, baͤhet ſolche auf einem Roſt fein goldgelb, ſtecket ſie beym Anrichten unter das Gaͤnſe-Kleint, ſtreuet Muſcaten-Bluͤten und Ingber drauf, darnach kan es auffgetragen werden.
Gans-Kleint gelb mit Safran,
Iſt nun dieſes abgemachet worden nach obiger Beſchreibung, ſo werffet noch um 3. Pfennige Safran drein. Wenns angerichtet wird, muͤſſet ihr gruͤne gehackte Peterſilie druͤber ſtreuen, und es darnach hingeben. Ihr koͤnnet ſolches auch wie obiges, mit Semmel-Schnitten anrichten.
Gaͤnſe-Leber zuzurichten,
Nehmet Gaͤnſe-Lebern, leget ſolche, wenn ſie ſauber ausgewaſchen, in warme Milch, ſtreuet
weiſſe
U 2
(0330)
[Spaltenumbruch]
Gans
weiſſen Pfeffer druͤber, und laſſets alſo ein Tag oder zwey ſtehen, unter waͤhrender Zeit muͤſſet ihr fuͤr und fuͤr friſche Milch drauf gieſſen, da lauffen ſie auf, und werden noch einmahl ſo groß, als ſie ſonſt in der Gans geweſen. Andere hingegen gieſſen Brandtewein drauff, welcher eben dergleichen Aufflauffen verurſachet.
Gans-Lebern mit Citꝛonen,
Waſchet erſtlich die Gaͤnſe-Lebern aus, hernach ſetzet einen tieffen Tiegel oder wohl verzinnte Caſſerole mit einem ziemlichen Stuͤck Butter, welche wohl ausgewaſchen iſt, aufs Kohlfeuer, thut eine gantze Zwiebel mit Nelcken beſtecket, nebſt Muſcaten-Bluͤten, CitronenSchelern hinein, uñ leget die Lebern oben drauff, welches zuſammen gantz gemaͤhlich daͤmpffen muß; ſo wird alsdenn ſehr viel Bruͤhe dran werden. In ſolche Bruͤhe ſtreuet noch eine geriebene Semmel, gieſſet noch ein wenig guten Wein darzu, und laſſets mehr daͤmpffen; doch nicht zu lange, ſonſt werden die Lebern hart. Beym Anrichten kan Citronen-Safft drauf gedruͤckt und hingegeben werden.
Gans-Lebern mit Auſtern in einer Paſtete,
Machet die Gaͤnſe-Lebern, wie ſolche beſchrieben ſind, zu rechte, und trocknet ſie mit einer Serviette recht ab. Darnach leget in einen Tiegel oder Caſſerole ein Stuͤck Butter, Citronen-Scheler, Muſcaten-Bluͤten und ein wenig weiſſen Pfeffer; ſetzet ſelben aufs Kohl[Spaltenumbruch]
Gans
feuer, thut die Lebern auch darzu, und paſſiret ſolche eine gute Weile, ſo wird viel Jus dran werden, ſetzet ſie hernach wieder vom Feuer, ſeiget die Jus herab in ein ander Geſchirr, und thut ſie bey Seit. Ferner machet einen muͤrben Teig, wie ſolcher unter dem Buchſtaben T. wird beſchrieben ſeyn; formiret die Paſtete in eine Torten-Pfanne oder auf eine Schuͤſſel; oder auch aus freyer Hand, wie euch ſelbiges am bequemſten duͤncket, leget unten auf dem Boden Butter, Muſcaten-Bluͤten, Citronen-Scheler, ein Stuͤck Speck, und eine gantze Zwiebel; Ingleichen friſche Auſtern, oder in Ermangelung der friſchen, nur Faͤßgen-Auſtern; die aber uͤber Nacht erſt waͤſſern muͤſſen; gieſſet auch ein wenig Wein in die Paſtete, machet ſie auf das zierlichſte zu, ſetzet ſie hierauf in einen Backofen, und laſſet ſie backen, hat ſolche nun genung gebacken, ſo nehmet ſie heraus; bevor aber ſetzet die auffgehabene Jus in einen Tiegel aufs Feuer, wenn ſie kochet, ſo ſchlaget ein Paar Eyer-Dotter dran, und quirlt es gantz klar, daß es nicht zuſammen rinne; machet ein Loch in die Paſtete, gieſſet die Klare durch einen Trichter hinein, ruͤttelts fein durch einander, und gebet es alſo zugemacht auf die Tafel, ſo werden die Lebern gantz weich ſeyn. Wenn aber die Paſtete erſt aufgeſchnitten wird, denn gehet der Dampff weg, und die Lebern werden hart.
Gans-Lebern mit Sardellen,
Setzet eine Caſſerole oder Tiegel mit Butter auffs Feuer, werf-
fet
(0331)
[Spaltenumbruch]
Gans
fet Citronen-Scheler und Muſcaten-Bluͤten drein, thut die Gaͤnſe-lebern, wenn ſie beſchriebener Maſſen bereitet ſeyn, auch darzu, und laſſet ſie eine Weile pasſiren. Hernach nehmet 4. gewaͤſſerte Sardellen, thut die Graͤten heraus, hacket ſolche klein, und ſchuͤttet ſie zum Gaͤuſe-Lebern; ſtreuet klein geriebene Semmel dran, gieſſet ein wenig Wein darzu, und laſſet es eine kurtze Zeit kochen, jedoch nicht zu lange, damit die Lebern nicht hart werden. Iſt etwa zu wenig Bruͤhe drauff, ſo gieſſet gute bouillon darzu; denn die Bruͤhen an ſolchen Eſſen duͤrffen nicht gar zu lang ſeyn. Wenn ihr nun ſolche anrichten wollet, ſo druͤcket viel Citronen-Safft drein, und laſſet ſie auffſetzen.
Gans-Lebern mit Muſcheln,
Dieſe werden eben alſo, wie die vorigen mit Sardellen zugerichtet, nur putzet die Muſcheln erſt recht ſauber, und wenn die Lebern wie die vorigen mit der Bruͤhe fertig, ſo leget die Muſcheln zu denen Lebern hinein, und laſſet ſie, doch nicht ſo lange, mit einander daͤmpffen, denn die. Muſcheln werden ſonſt zu weich, verlieren den Geſchmack, und das Anſehen und die Saͤure wird zu groß.
Gans-Lebern gebacken,
Schneidet die Lebern Scheibenweiß, ſaltzet ſie ein wenig ein, beſtreuet ſolche mit etwas Ingber und Pfeffer, und laſſet ſie alſo eine Weile liegen. Hernach muß eine Pfanne mit Schmaltz auf dem [Spaltenumbruch]
Gans
Feuer heiß werden, beſtreuet die Lebern mit Mehl, leget ſie ins heiſſe Schmaltz, und ſorget, damit ſolche fein goldgelb heraus backen. Oder nehmet ein Paar Eyer, ein wenig Milch und Mehl und quirlts fein klar ab, alſo, daß er ein wenig duͤnner als Strauben-Teig werde; laſſet auch etwa einen Eß-Loͤffel voll Schmaltz in die Klare lauffen; ſaltzet ſie ein wenig, machet hernach das Schmaltz heiß, tuncket die Lebern ein, als ob ihr Aepffel backen wollet, und richtet ſie auf eine Schuͤſſel an.
Gans wilde zu putzen,
Sie werden wie die wilden Enten tractiret; iſt dahero unter denen Enten nachzuſchlagen.
Gans wilde zu braten,
Wenn eine wilde Gans jung iſt, ſo bratet ſie wie eine wilde Ente, iſt es aber eine alte, ſo wirds am beſten ſeyn, daß man ſie etliche Wochen lang in Eßig lege, und drauff in eine Paſtete ſchlage, damit ſie etliche Stunden backe: denn im braten kan es nicht wohl gezwungen werden.
Gans wilde im Eßig zu peitzen,
Erſt muß ſie rein gemachet, und dann ziemlich gepriegelt werden, damit ſelbiger die Beine entzwey gehen. Hierauff beſprenget ſie mit Saltz, leget ſie auf einen Roft, und laſſet ſie ein wenig anlauffen. Nach dieſem leget ſelbige in ein Geſchirr, nebſt Lorbeer-Blaͤttern, Roßmarien, Thymian und etlichen gantzen Zwiebeln, gieſſet ſo viel
Eßig
U 3
(0332)
[Spaltenumbruch]
Ganſe
Eßig drauff, daß ſolcher uͤber die Gans gehe, und laſſet ihr alle 3. Wochen friſchen Eßig geben, ſo wird ſie recht muͤrbe und in die Paſtete zu ſchlagen tuͤchtig werden. Ihr koͤnnet ſie wohl ein halb Jahr lang in Eßig liegen laſſen, ſie verdirbt nicht.
Ganſe-Fett, oder, Schmaltz,
Iſt das aus den Gaͤnſen genommene und ausgebratene Schmaltz, welches an Butter ſtatt pfleget gebrauchet zu werden.
Ganſe-Holtz,
Iſt ein laͤnglicht, ſchmahles, an beyden Seiten zugeſpitztes Holtz, in der Mitten mit einem viereckigten Loche verſehen, ſo bey Bratung derer Gaͤnſe dicht an die Gans mit an den Spieß geſtecket wird, damit ſich nicht ſolcher Braten in dem herum lauffen um den Spieß herumher drehet, und durch die Hitze ſchlapp wird.
Ganſekroͤß, ſiehe. Ganſekleint.
Ganſe-Maͤdgen,
Iſt ein kleines armes BauerKind, ſo denen Bauern die Gaͤnſe auf den Doͤrffern zu huͤten und zu treiben pfleget.
Ganſeſchwartz. ſiehe. Ganſekleint mir Schweiß.
Ganſe-Stall,
Iſt ein von Bretern zuſammen geſchlagenes, vornher mit langen Loͤchern und einer kleinen Krippe verſehenes Behaͤltniß, worinnen [Spaltenumbruch]
Garbe Gardie
die Gaͤnſe, ſo man verſpeiſen will, ſitzen und gemaͤſtet werden.
Garberini Benti detta la Romanina,
Maria Anna, eine virtuoſe und beruͤhmte Saͤngerin in Italien.
Garde Antonia, ſiehe. des Houlieres Madame.
Gardenetia,
Dorothea, eine Engellaͤndiſche Quackerin, ſo ſich nach Neu-Engelland zu Boſton ſetzen wolte, um daſelbſt ihr quackeriſches Gifft auszuſtreuen; Es gieng aber dieſer Gardenatin eben ſo, wie denen andern Quackerinnen, maſſen ſie nicht nur mit Ruthen geſtaͤupet, ſondern ihr auch die Ohren abgeſchnitten wurden. Vid. Jan. Brimchorſt. de Hæreſi Tremul. p. 14. Crœſ. Hiſtor. Quaker. p. 505.
Gardie,
Ebba Maria de la, des A. 1693. zu Stockholm verblichenen beruͤhmten Generals, und Schwediſchen Reichs auch Koͤnigl. Geheimbden Raths Ponti Friderici, Grafens de la Gardie aͤlteſte Tochter, war ein ſehr gelehrtes Fraͤulein, wie ſie denn einen geſchickten Schwediſchen, Fꝛantzoͤiſchen, Teutſchen und Niederlaͤndiſchen Verß geſchrieben, auch einige devote Meditationes in teutſcher Sprache verfertiget, welche die gelehrte Schwediſche Dame, Frau Sophie Eliſabeth Brennerin geſehen, auch ihnen eine gute Approbation ertheilet. Sie muſte aber Anno 1697. im Julio die Zeitlichkeit verlaſſen.
Vid.
(0333)
[Spaltenumbruch]
Gardinen Garn
Vid. Epiſtol. Soph. Eliſabeth. Brenner. ad Petr. Hedengran Diſſert. ejus de Mulierib. Philoſophant. annex. Upſal. 1699. it. Hiſtoriſche Remarquen uͤber die neueſten Sachen in Europa. 1700. p. 324.
Gardinen,
Heiſſen die Vorhaͤnge vor denen Fenſtern, Betten und Thuͤren.
Garn,
Iſt ein aus Flachs, Werck, Hanff, Wolle und Baumwolle geſponnener und zuſammen gedreheter Faden, ſo Strehnweiſe zuſammen geweiffet wird, dasjenige, ſo aus Flachs geſponnen wird, heißt Leinen-Garn.
Garnaͤſchern. ſiehe. Aeſchern Garn.
Garniture,
Heiſſet eine wohlzuſammen geſuchte Ausſtaffirung der Kleider, ingleichen der Haupt-Schmuck und Putz eines Frauenzimmers von Spitzen, Band, u. a. d. g.
Garniture der Speiſen,
Heiſſet in denen Kuͤchen alles dasjenige klein gebackene Zeug oder anderes Weſen, wormit die Trachten und Speiſen auf dem Schuͤſſel-Raͤndern umleget, garniret und angeputzet werden; Die Garnituren ſind bey jeder Speiſe an gehoͤrigem Ort zu finden.
Garn-Knaul,
Iſt ein von Garn rund und derb gewundener Ball; worvon [Spaltenumbruch]
Garn Garten
das Frauenzimmer bey dem Stricken die Faͤden herab ziehet.
bey dem Garn ſieden prav luͤgen,
Iſt eine laͤcherliche und aberglaͤubiſche Meynung der Weiber, ſo in denen Gedancken ſtehen, es koͤnte das Garn bey Aeſcherung und Einſiedung nicht weiß werden, wenn man nicht darbey einem Menſchen eine derbe und prave Luͤgen auffhienge.
Garten-Eppich. ſiehe. Peterſilie.
Garten-Huͤner, oder, gefuͤllt Kraut zu machen,
Nehmet feine derbe und dichte Kraut-Haͤupte, putzet ſelbige rein ab, ſchneidet von unten her bey dem Kraut-Strung uͤber das gantze Kraut-Haͤupt einen Deckel ab, hoͤlert das gantze Haupt mit einem Meſſer ſauber und gemach aus, hacket das ausgehoͤlerte Kraut vollends gantz klein und etliche Zwiebeln darunter, thut es in eine Caſſerole mit Fett, und laſſet es uͤber dem Feuer weich braten; gieſſet indeſſen in einen Topff Milch oder Rahm, ſchlaget Eyer darein, ſo viel ihr deren noͤthig zu ſeyn erachtet, werffet auch zugleich geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten, Pfeffer und klein gehackte Peterſilie hinein, und quirlt es alles wohl und klar unter ein ander; Schuͤttet es nunmehr in die Caſſerole uͤber das gebratene Kraut her, ruͤhret es wohl unter einander, und fuͤllet darauf die ausgehoͤlerten Kraut-Haͤupte darmit, leget den
abge-
U 4
(0334)
[Spaltenumbruch]
Garten Gaſt
abgeſchnittenen Deckel oder Teller von dem Kraut wieder oben drauf, beleget es mit etlichen Kraut-Blaͤttern, damit die Fuͤlle nicht heraus kochen kan, und umwindet ein jedes gefuͤlltes Kraut-Haͤupt feſte mit einem Faden. Wann dieſes geſchehen, ſo leget ſie fein behutſam in einen Topff, gieſſet gute Jus oder Rindfleiſch-Bruͤhe daran, und laſſet ſelbige ſo lange darinnen kochen, biß ſie weich ſind; bey dem Anrichten nehmet etwas von der Fuͤlle, (von welcher NB. allezeit bey Ausfuͤllung des Kraut-Haͤupts etwas zuruͤcke muß gefetzet werden) vermiſchet ſolches mit guter Rindfleiſch-Bruͤhe; gieſſet ſolches auf die in die Schuͤſſel gelegten KrautHaͤupte, beſtreuet ſie mit ein wenig Pfeffer und Muſcaten-Bluͤten, und gebet ſie hin.
Garten-Kreſſe,
Naſturtium hortenſe, du Creſſon, iſt faſt wie die Brunnen-Kreſſe; nur daß dieſe an Baͤchen und in naſſen Wieſen waͤchſet; jene aber in Gaͤrten geſaͤet wird, und kan man ſolche den Winter durch in Holland ſtets haben. Sie wird entweder mit Wein abgerieben, und ſtatt einer Salſe aufgetragen; oder man verbraucht ſie zum Salat ꝛc.
Gaſpertin,
Anna, eine gelehrte und in der Poeſie nicht unerfahrne Wittib, ſo viel wohlklingende Lieder auffgeſetzet.
Gaſt-Betten,
Heiſſen denen Weibern diejeni[Spaltenumbruch]
Gatter Gaze
gen abſonderlichen Betten, ſo ſie in ihrer Haußhaltung vor die bey ihnen einkehrenden Gaͤſte und guten Freunde in ihren Gaſt-Kammern parat halten.
Gatterſtadt,
Clara, Sub-Priorin in S. Jacobs-Cloſter vor Creutzburg an der Werra, war eine gute Kuͤnſtlerin und Mahlerin, maſſen ſie alle Fuldiſchen Aebte vom Erſtern biß auf dem Funffzigſten, Henrich von Wilnau dem V. abgemahlet. Vid. Joh. Craͤmers Chronic. Monaſt. S. Petri in monte Crucis.
Gaultier,
Lezine, ein gelehrtes Frauenzimmer in Franckreich, von Mans gebuͤrtig, lebte A. 1584 und verfertigte viel nette Epiſteln.
Gaxeta,
Barbelina, war ein zauberiſches Weib und beruffne Hexe.
Gaze-Flohr, oder, Gage,
Iſt ein von weiſſen zarten Neſtel-Garn oder auch Seide duͤnn und leicht zuſammen geſchlagenes Gewebe, ſehr ſtaꝛr gemacht, woraus die Fontangen verfertiget werden. Iſt entweder gantz Neſtel-Garn, oder gantz ſeiden, wie die Engliſchen, oder auch nach itziger façon halb Seide und halb Neſtelgarn, ſo Cantillje benennet wird. Die Naͤhterinnen heiſſen auch dasjenige weitloͤcherichte und duͤnne flaͤchſene Gewebe Gaze, worein ſie die Stuhl- und Teppicht-Nahd zu nehen pflegen.
Geba-
(0335)
[Spaltenumbruch]
Gebackens
Gebackens,
Iſt ein angenehmes Eßẽ, welches aus einen guten muͤrben Teig beſtehet, daraus der Koch gewiſſe Sorten bereitet und baͤcket, als: 1) gebackener Aal; 2) gebackene Aepffel; 3) gebackenes mit Blaͤttern; 4) gebackene Buͤchſenkuchen; 5) Gebackens mit dem Eiſen; 6) gebackene Engliſche Schnitte; 7) gebackene Genueſer Paſtetgen; 8) gebackene Hollunder-Bluͤten; 9) gebackene Hollippen; 10) gebackene friſche Kirſchen; 11) Leichtgebackenes; 12) gebackene Mandeln; 13) gebackene Mandelſpaͤne; 14) Dito anders; 15) gebackene Mehlſtrauben; 16) gebackene Milch oder Schuͤſſel-Koch; 17) gebackene Plintzen; 18) gebackener Reiß 19) gebackene Roſinen; 20) gebackene Roſinenſtrauben; 21) gebackene Salbey; 22) gebackene Schlange; 23) gebackene Schnee-Ballen; 24) Spritzkuchen zu backen; 25) gebackenes Weſpen-Neſt; 26) Zucker-Hertzen; 27) Zuckerſtrauben; 28) gebackene Kraͤpffgen; 29) gebackene Pfannenkuchen.
Gebackener Aal oder Schlange,
Nehmet von einem guten Butter- oder muͤrben Teig, deſſen Verfertigung unten aus der Beſchreibung des Teiges wird zu ſehen ſeyn, treibet ein langes Stuͤck aus, und zwar ſo lang, als ihr den Aal haben wollet, welches Stuͤck Teig ihr auch nach der Form eines Aals beſchneiden muͤſſet, damit es um den Schwantz herum ſpitziger, als oben [Spaltenumbruch]
Gebackene
und in der Mitte werden moͤge. Hierauf beſtreichet es mit Eyern, leget eines Daumens hoch Fuͤlle in der Mitten durch, es ſey was es wolle, und koͤnnet ihr deßwegen die Beſchreibung der Torten aufſchlagen. Darnach ziehet eine Seite vom Teig uͤber die Fuͤlle, beſtreichet es wieder mit Eyern, ziehet die andere Seite auf die erſte und klebets an; hieraus formiret einen rechten Aal, beſtreichet ihn gantz uͤber und uͤber mit Eyern, leget ihn auf ein Papier oder Back-Blech, rollet ihn als eine Schnecke, oder wie es euch ſonſt beliebet, backet ihn hernach ſauber, und bereibet ſolchen beym anrichten mit Zucker.
Gebackene Aepffel, Siehe. Aepffel gebackene.
Gebackens mit Blaͤttern,
Suchet auf, wie der Teig von Butter und Blaͤttern zu machen. Dieſen nehmet und treibet ihn, wenn er nach unten beſchriebener Art geſchlagen iſt, wohl aus, ſchneidet Stuͤckgen daraus nach eurem Belieben, beſtreichet ſolche oben mit Eyern, ſetzet ſie auf Papier oder aufs Back-Blech, und backet ſie ſauber ab; wenn ſie fertig, moͤget ihr ſie anrichten und auftragen laſſen.
Gebackene BuͤchſenKuchen,
In ein Noͤſel gute Milch ruͤhret Mehl, biß es wie ein duͤnner Brey wird; hernach ſchlaget 12. Eyer hinein, ſchuͤttet Muſcatenbluͤten darzu, ſaltzet es ein wenig, und ruͤhrets glatt ab; hierauf beſtreichet eine Buͤchſenkuchen-Forme mit
But-
U 5
(0336)
[Spaltenumbruch]
Gebackens
Butter, und ſchuͤttet ſie mit dieſem abgeruͤhrten Teig voll, ſtecket oben den Deckel feſt drauf, thut dieſe in einen Topff, darinne ſiedend Waſſer iſt, und laſſet ſelbiges kochen, biß der Teig in der Buͤchſe hart worden, nehmet ſie alsdenn heraus, wie auch den Teig, und machet den andern Teig vollends fertig wie den eꝛſten. Iſt dieſes geſchehen, ſo ſchneidet den zurecht gemachten Teig, eines kleinen Fingers dick, Scheiben weiſe, laſſet Schmaltz auf dem Feuer heiß werden, leget etliche Stuͤckgen hinein, und kochet ſie gar langſam, doch nur nicht zu heiß, fahret damit fort, biß ihr deren gnug habt, richtet ſie hernach an, und gebet ſie hin.
Gebackens mit dem Eiſen,
Schuͤttet Mehl in einen Tiegel oder Caſſerole, gieſſet Milch dran, ruͤhrets gantz klar ab, biß es als ein duͤnner Brey wird; ſchlaget als deñ 3. gantze Eyer, und von dreyen die Dotter drein, ſaltzet es, und ruͤhret auch etliche Tropffen Schmaltz drunter. Ferner ſetzet in einer Pfanne Schmaltz aufs Feuer, leget zugleich die Form, ſie mag von Meßing oder Eiſen ſeyn, in das Schmaltz und laſſet ſolche darinne heiß werden; habt auch ein Tuch gleich bey der Hand, damit ihr die Form bey jeden mahl abtrocknen koͤnnet. Wenn nun die Forme heiß worden und abgetrocknet iſt, ſo tuncket ſie in die abgeruͤhrte Klare, und gebet Acht, damit ſelbige nicht in die Form lauffe, thut die Forme mit der anklebenden Klare in das heiſſe Schmaltz und haltet ſo lange, biß daß es anfaͤngt harte zu werden, ſo faͤllet es von der [Spaltenumbruch]
Gebackene
Form herunter, welche ihr ein goldgelb heraus backen, und derer ſo viel machen muͤſſet, als ihr noͤthig habt.
Gebackene Engliſche Schnitte,
Es wird eine Klare wie bey denen Buͤchſenkuchen abgeruͤhret, hernach ſchmieret eine Tortenpfanne mit Butter an, gieſſet die Klare drein, ſetzet ſolche in einen Backofen, der nicht gar zu heiß iſt, und trocknet dieſes ab. Wenn es nun aus- und innwendig trocken iſt, ſo ſchneidet Stuͤckgen draus, wie ihr wollet, bekerbet ſie um und um, ſetzet zugleich auch Schmaltz aufs Feuer, darein thut, wenn es heiß worden, etliche Stuͤckgen, und backet ſie gantz kuͤhle heraus, begieſſet ſie auch mit einer Kelle ohne Unterlaß, davon lauffen ſie deſto ſchoͤner auf, und moͤget ihr ſolcher Schnitten ſo viel backen, als ihr beduͤrfft.
Gebackene Genueſer Paſtetgen,
Abgebratenes Kalbfleiſch nebſt Rindermarck muͤſſet ihr gantz klein unter einander ſchneiden, dieſes zuſammen ein wenig im Butter paſſiren, mit Muſcatenbluͤten und Citronenſchelern wuͤrtzen, von 1 Paar Citronen den Safft drein druͤcken, auch kleine Roſinen drunter miſchen; hernach machet einen Teig, wie unten beym Kraͤpffgen gelehret worden, an, treibet ſolchen ziemlich duͤnne auf, beſtreichet das aufgetriebene Blatt und zwar nur die Helffte mit Eyern, ſetzet alsdenn von der abgemachten Fuͤlle Haͤuffgen etwa eines gantzen Thalers
groß,
(0337)
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Gebackene
groß drauf, und ziehet nach dieſem das Blatt vollends druͤber, umgehet ein jedes Haͤuffgen mit denen Fingern, druͤckets letzlich mit einer darzu gemachten hoͤltzernen oder blechern Form ab, verkehret ſie alſo, daß das unterſte heraufwaͤrts komme, ſetzet es ſauber als eine aufgeſetzte Paſtete auf, darnach backet ſie fein kuͤhle aus Schmaltz und ſetzet ſie warm, damit ſie fein warm auf den Tiſch kommen.
Gebackene Hollunder-Bluͤten, ſiehe. Hollunder-Bluͤten gebacken.
Gebackene Hollippen, ſiehe. Hollippen.
Gebackene Kirſchen, ſo friſch ſind,
Machet hierzu eine Klare eben alſo, wie bey denen gebackenen Aepffeln; nehmet alsdenn ſchoͤne ſchwartz ſaure Kirſchen, an welchen die Stiele ſeyn muͤſſen. Inzwiſchen ſetzet Schmaltz aufs Feuer, und laſſet es heiß werden; faſſet hierauf jedes mahl 2. biß 3. Kirſchen bey den Stielen zuſammen, tuncket ſelbige in die Klare, ſetzet ſie in das Schmaltz, und backet ſie fein roͤſch heraus, ſo viel ihr derer noͤthig habt. Oder: ihr moͤget auch nur dieſe Klare von Eiſen-Gebackens nehmen, ſie gehet hierzu ebenfals an.
Gebackenes leichtes,
Nehmet Mehl, ſchlaget 3. biß 4. Eyer drein, legt ein Stuͤckgen Butter als ein halbes Huͤner-Ey groß dran, und wuͤrcket den Teig zuſammen. Darnach treibet ſol[Spaltenumbruch]
Gebackene
chen glatt aus, leget ihn doppelt zuſammen, und treibet ihn wieder ſo duͤnne als vorhero; wenn dieſes geſchehen, ſo machet draus allerhand Arten, wie es euch beliebet, ferner ſetzet Schmaltz aufs Feuer und laſſet es heiß werden, thut als denn von dergleichen Gebackens hinein, und begieſſet es im̃er mit einer Kellen, ſo laͤuffts fein auf, doch darffs nicht zu braun werden.
Gebackene Mandeln,
Nehmet Mehl, thuts auf einen Backtiſch, ſchlaget 2. Eyer und noch von zwey das weiſſe darzu, ſchuͤttet 4. Loth Zucker und 1. Loth geſtoſſenen Zimmet hinein, wirckt daraus einen nicht gar zu feſten und auch nicht gar zu weichen Teig, treibet ihn hernach auf, daß er etwa als ein halber Finger dicke bleibet, nun muͤſſet ihr eine blecherne Forme, die als eine Mandel gemachet worden, in Bereitſchafft haben, mit dieſer ſtechet den Teig, als ob es Mandeln waͤren, darnach ſetzet in einer Pfanne Schmaltz aufs Feuer, und wenn es bald heiß iſt, ſo thut von dergleichen Mandeln hinein, und backet ſie nicht gar zu heiß heraus, continuiret auch ſo lange damit, biß ihr deren gnug habt.
Gebackene Mandelſpaͤne,
Nehmet Mandelteig, deſſen Zubereitung ihr untern M. beyn Mandel-Torte finden werdet, ſchneidet aus Obblaten nach euren Gutduͤncken viereckigte Stuͤckgen, laͤnglichte und halb runde Hertzen ꝛc. ſtreichet auf ſelbige etwa eines Fingers hoch Mandel-Teig, beſtreuet ſie mit bunten Zucker, ſetzet ſie aufs
Back-
(0338)
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Gebackene
Backblech, thut ſolches in eine Tortenpfanne und backet dieſe Spaͤne gantz gelinde heraus, man kan ſie auch in einem Backofen, wenn erſt das groͤſte Gebackens heraus iſt, abbacken.
Gebackene Mandelſpaͤne anders,
Nehmet ein halb Pfund Mandeln, ziehet ſolche in heiſſen Waſſer ab, und werffet ſie drauf in kaltes Waſſer, hernach laſſet ſelbige im Moͤrſel mit ein wenig Roſenwaſſer, aber nicht gar zu klar abſtoſſen. Inzwiſchen nehmet von 8. Eyern das Weiſſe und peitſchet ſolches mit einer birckenen Ruthe zu einen Schnee; ſtreuet 4. Loth Zucker drunter, und peitſchet es ferner, darnach ruͤhret die Mandeln drunter ſo geſchwind, als es nur moͤglich und peitſchet oder ſchlaget ſolche ſo lange, biß es alles zuſammen klar iſt; endlich ſtreichet ſie wie die vorigen, auf Oblaten und backet ſie nicht gar zu heiß.
Gebackene Mehlſtrauben,
Setzet Mehl an einen warmen Ort, thut einen Eßloͤffel gewaͤſſerte Weißbier-Hefen drein, ſaltzet es ein wenig, gieſſet warme Milch dran, und ruͤhret einen Teig ab, der ziemlich zehe iſt, hernach ſchlaget 12. Eyer in einen Topff, aber nur von 6. Stuͤcken das Weiſſe mit, dieſe quirlt ab, ſchuͤttet ſie hierauf zu den angemachten Teig und arbeitet ſolchen gantz klar ab. Nun ſetzet Schmaltz aufs Feuer und laſſets nicht gar zu heiß werden, nehmet alsdenn einen nicht gar zu weiten Trichter, ſchuͤttet von dem Teig [Spaltenumbruch]
Gebackene
drein, dadurch ſolche in das Schmaltz lauffen muß; drehet aber den Trichter oͤffters herum, damit es als ein Zug werde, oder eine gedrehete Form bekomme, und begieſſet ſie im̃er mit Schmaltz, nur daß es nicht gar zu heiß wird, ihr moͤget auch dieſe Strauben nach euren Gefallen groß oder klein machen.
Gebackener Milch, oder, Schuͤſſel-Koch,
In 1½ Noͤſel gute Milch qvirlt einen Eßloͤffel Mehl, ſchlaget darnach 10. Eyer drein und qvirlts zuſammen klar ab, ihr muͤſſet noch 6. Loth Zucker und nach Belieben einen Eßloͤffel Roſenwaſſer drein ſchuͤtten. Wenn dieſes geſchehen, ſo machet einen Krantz von Teig, etwa 1. Paar Qver-Finger hoch um diejenige Schuͤſſel, darauff ſie kommen ſoll, gieſſet die abgeruͤhrte Milch hinein, ſetzet ſolche in einen darzu geheitzten Backofen, der nicht gar zu heiß iſt, laſſet ſie abbacken, und beſtreuet ſie beym Anrichten mit Zucker.
Gebackene Plintzen,
Nehmet 1. Noͤſel guten Rahm, darein qvirlt ſo viel Mehl, als ob man eine Klare abqvirlt; ſchlaget 7. Eyer drein, und ruͤhrets klar ab, ſaltzet es ein wenig, und ſetzet es gegen die Waͤrme, nur daß es ſich nicht anlegt; inzwiſchen waſchet ein halb Pfund Butter und thut ſie auf einen Teller. Darnach ſetzet einen Dreyfuß auf, machet von gehackten harten Holtz ein Feuer an, ſtellet das Blech, worauf ſie gebacken werden, drauf, thut ein
Stuͤckgen
(0339)
[Spaltenumbruch]
Gebackener
Stuͤckgen Butter einer Welſchen Nuß groß auf ſelbiges, laſſet dieſe hin und wieder lauffen, biß ſie anfaͤngt braun zu werden. Nach dieſem laſſet ſie auf die Asſiette oder dem Teller wo ihr die Plintzen anrichten wollet, lauffen, ſchuͤttet nun von der abgeruͤhrten Klare einen Loͤffel voll aufs heiſſe PlintzenBlech, welche uͤber das gantze Blech auch lauffen muß, ſetzet ſelbiges aufs Feuer und drehet es immer herum, damit es nicht braun werde. Hernach kehret es um, und wenn es noch ein wenig geſtanden, ſo ſchlaget es auf dem Teller, wo ihr die braune Butter hinlauffen laſſet, thut wieder ſo viel Butter auff das Blech; Wenn ſie braun iſt, ſchuͤttet ſolche auf dem gebackenen Plintzen, und ſtreichet dieſen damit uͤber und uͤber. Inzwiſchen aber gieſſet wieder von der Klare aufs Blech, und bereitet ſolche wieder als wie vorhergehende: ihr koͤnnet auf ſolche Art derer ſo viel machen, als ihr noͤthig; ſetzet ſie auch mit dem Teller auf heiſſe Aſche.
Gebackener Reiß. ſiehe. Reiß gebackener.
Gebackene Roſinen,
Nehmet ein halb Pfund Roſinen oder Cibeben, qvellet dieſe in heiſſen Waſſer ab, damit ſie ein wenig aufflauffen, und weich werden. Darnach machet eine Klare, eben als wie dieſe beym gebacknen Aepffeln, nehmet eine Spicknabel, ſpieſſet damit die Roſinen an, tuncket ſie in die Klare und thut ſie ins heiſſe Schmaltz; ihr muͤſſet aber ge[Spaltenumbruch]
Gebackene
ſchwind darmit ſeyn, auch fein Goldgelb ſelbige heraus backen.
Gebackene Aepffelſtrauben. ſiehe Aepffelſtrauben;
Weil ſie auf eben ſolche Art gebacken werden.
Gebackene Salbey,
Nehmet Salbey, die am Stengel feine Blaͤtter hat, und da immer 3. biß 4. Blaͤtter dran ſeyn, tuncket ſie in die Klare und bringet ſie ins heiſſe Schmaltz, backet ihrer ſo viel als ihr brauchet.
Gebackene Schlange. ſiehe gebackener Aal.
Gebackene Schnee-Ballen,
Setzet in eine Caſſerole dreyviertel Noͤſel ſchlechte Milch aufs Kohlfeuer und thut ein Stuͤckgen Butter eines Huͤner-Eyes groß darzu; wenn nun die Milch ſiedet, ſo ruͤhret ſo viel Mehl drein, als ihr hinein bꝛingen koͤnnet, und ruͤhrets auf dem Feuer ab, damit der Teig gantz trocken werde, hernach ſchuͤttet ſolchen in eine irdene Schuͤſſel, ſaltzet ihn ein wenig, thut Muſcatenbluͤtẽ, u. Saffran hinzu; ſchlaget 1. Paar Eyer dran, und mercket darbey, daß ihr die Eyer, ſo ihr hinein bringen, wollet, in das laulichte Waſſer legen muͤſſet. Hierauf durchknetet den Teig, ſchlaget wieder 5. biß 6. Stuͤck Eyer dran, und knetet ſelben klar ab; ſchlaget hernach ſo viel Dotter darzu, als ihr vermeynet, daß der Teig duͤnne gnug ſey. Weñ er nun gantz glatt abgearbeitet iſt, ſo ſtreichet ihn glatt zu; ſetzet alsdenn Schmaltz ans Feuer, das aber
nicht
(0340)
[Spaltenumbruch]
Gebackene
nicht gar zu heiß werden darff, nehmet einen ſilbern Loͤffel und tuncket ihn erſt ins Schmaltz ein, dann machet ein rundes Stuͤckgen von dem Teig; bey iedem Stuͤckgen aber tuncket den Loͤffel ein, thut ihrer ſo viel als ihr gedencket ins Geſchirr zu bringen, ins Schmaltz, damit begieſſet ſie auch ohne Unterlaß, daß ſie nicht gar zu heiß backen und backet biß der Teig alle, welche ihr hernach, wie es euch gut duͤncket, anrichten koͤnnet.
Gebackene Spritzkuchen,
Machet den Teig gleich als bey vorhergehenden Schnee-Ballen, ab, bringet ſolchen in die darzu verfertigten Spritzen, die forne einen Stern haben muß. Hernach ſetzet Schmaltz aufs Feuer, nehmet den Stempel, der zur Spritze gehoͤret und ſtecket ihn in ſelbige; und wenn das Schmaltz heiß iſt, ſo ſtoſſet etwas von dem Teig heraus ins Schmals, ziehet es immer hin und wieder, als ob ihr einen Zug oder eine Schnecke machen wollet; ſchneidet als denn den Teig ab, und machet es wieder alſo, begieſſet ſie auch in waͤhrendem Backen mit Schmaltz, ſo werden ſie ſchon aufflauffen und recht gut ſeyn.
Gebackenes WeſpenNeſt,
Mit dem Mehl richtet euch hier nach der Menge dieſes Gebackens, thut ſolches in eine Schuͤſſel und ſetzet es warm. Hernach gieſſet 1. Paar Loͤffel voll gewaͤſſerte Hefen drein, ſchlaget 3. bis 4. Eyer darzu, ſaltzet ſolches, laſſet ein halb [Spaltenumbruch]
Gebackene
Pfund Schmaltz zergehen und drunter lauffen. Nun machet das Mehl mit laulichter Milch an, es darff aber der Teig nicht gar zu dicke werden, ſchlaget ihn gantz glatt ab, und wieget ein halb Pfund kleine Roſinen drunter. Nach dieſem thut den Teig auf einen Backtiſch, ſtreuet Mehl drunter, wircket ihn klar ab, und treibet ſolchen auf, daß er eines halben Fingers dick bleibet. Darnach ſchneidet mit einem Backraͤdgen lange Striemgen ein Paar Qver Finger breit, beſtreichet den Teig uͤber und uͤber mit zerlaſſener Butter. Ferner laſſet Schmaltz in einer Tortenpfanne zergehen; rollet hierauf die 2. Striemen Teig, iedes beſonders zuſam̃en, und ſetzet ſie in die Tortenpfanne, wo das zerlaſſene Schmaltz iſt, doch nicht gar zu enge bey einander. Wenn ihr nun dieſe alle hinein gethan habt, ſo ſetzet die Tortenpfanne auf ein warmes Ort, und laſſet die Weſpenneſter gehen; ſeyn ſie dann gnug gegangen, ſo ſchiebet ſolche in einen Backofen, darinne ſie aber nicht zu heiß backen duͤꝛffen; hernach koͤnnen ſie verſpeiſet werden.
Gebackene Zucker-Hertzen,
Thut ſchoͤnes weiſſes Mehl auf einen Backtiſch, ſchlaget 2. oder 3. Eyer drein, reibet 6. Loth Zucker dran; Leget ein Stuͤckgen Butter als ein Ey groß darzu, machet den Teig, doch nicht gar zu feſte an, etwa als einen Nudelteig, und treibet ihn aus. Hernach ſchneidet Stuͤckgen uͤber den gantzen Teig, ungefehr ein wenig breiter als 2. qver Finger; nehmet alsdenn ein
Back-
(0341)
[Spaltenumbruch]
Gebackene
Backraͤdgen und ſchneidet die Quer durch; doch alſo: Der eine Schnitt darff nicht gar durch gehen, der andere aber muß durch und durch geſchnitten werden; ziehet hernach die beyden Enden Ruͤcklings zuſam̃en, ſo wird ein Hertz draus, das druͤcket zuſammen, und machet ihrer ſo viel, als ihr Teig habt; hierauf ſetzet Schmaltz in eine Backpfanne aufs Feuer, und wenn ſolches heiß worden, ſo thut von denen Zucker-Hertzgen hinein; laſſet ſie aber nicht zu heiß backen, weil der Zucker ſonſt bald ſchwartz werden wuͤrde; backet ſie alle fein goldgelb heraus, richtet ſie an und bereitet ſie mit Zucker. Sonſt koͤnnen von dieſem Teig allerhand Art Formen gemacht und gebacken werden, darein ſich ein ieder, der Luſt zu dergleichen Baͤckerey hat, gar bald wird finden lernen.
Gebackene Zuckerſtrauben,
Nehmet ſchoͤnes Mehl, thut das in einen Topff, ſchlaget von 12 Eyern das Weiſſe drein, ruͤhrets gantz glatt ab, daß es wie ein duͤnner Brey wird; reibet hernach ein viertel Zucker drein, und ruͤhrets wieder glatt ab. Hierauff ſetzet Schmaltz aufs Feuer in einem kleinen Tieglichen oder Pfaͤnnigen, ſo groß, als man die Strauben haben will, denn da darff iedesmahl nicht mehr, als ein Stuͤck gebacken werden; man muß auch das Schmaltz nur uͤber Kohlen heiß machen. Nun nehmet einen Strauben-Trichter, oder in Mangelung deſſen nur ein kleines Toͤpffgen, ſo unten am Boden etliche Loͤcher hat, ſetzet das Toͤpffgen auf ein [Spaltenumbruch]
Gebackene
Kartenblatt und gieſſet von dem abgeruͤhrten Strauben-Teig hinein. Darnach laſſet was davon ins heiſſe Schmaltz lauffen, und ziehet in waͤhrenden Guß das Toͤpfgen immer hin und wieder; es darff aber nur ſo viel hinein lauffen, biß daß es uͤberall zuſammen haͤngt. Kehret endlich die Straube um und laſſet ſie recht goldgelb backen; thut ſie darnach heraus und leget ſie uͤber ein rundes Holtz, daß ſie halb wird. Denn weil ſie warm iſt, ſo iſt ſie gantz weich, daß man ſie ziehen kan, wie man will; wenn ſie aber kalt worden, ſo zerſpringet ſie vor Haͤrte, daran der Zucker ſchuld iſt. Und auf eben ſolche Art muͤſſen die uͤbrigen alle gebacken werden.
Gebackene Kraͤpffgen, ſiehe. Kraͤpffgen.
Gebackene Pfannkuchen, ſiehe. Pfannkuchen.
Gebet-Buch,
Heiſſet dasjenige, in Silber, Sammet, Saffian, Corduan, Frantzoͤiſch oder anderes Leder eingebundene Buch, mit oder ohne Clauſuren, bißweilen auch mit einem ſilbernen Schloß, ſo die Maͤgde dem Frauenzimmer in die Kirche nachtragen, und ihnen ſelbiges bey Auffmachung des Kirchen-Stuhls in die Hand geben; dergleichen ſind Johann Chriſtian Beers andaͤchtiger Jungfer taͤgliches Handund Gebet-Buch. Leipzig 1715. it. Beers andaͤchtigen Frauenzim̃ers geiſtliches Hand- Hauß und Kirchen-Buch. Leipzig 1714. Johann
Cundi-
(0342)
[Spaltenumbruch]
Gebett Gebrann
Cundiſii geiſtl. Perlen-Schmuck des Frauenzimmers 1710. Nicolai Haaſens die in GOtt andaͤchtige Jungfer. Leipzig 1712. Haaſens in GOtt andaͤchtiges Frauenzimmer. Leipzig 1715. Salomon Liſcovii Frauenzimmers Tugendſpiegel in 12. Joh. Olearii Chriſtlicher Wittben und Wayſen-Troſt. Hieronymi Ortelii geiſtlicher Frauenzimmer-Spiegel. Joh. Quirsfelds des mit Jeſu verlobten Frauenzimmers allerſchoͤnſter SeelenSchmuck. Joh. Georg Schiebels andaͤchtige Jungfer. Schiebels andaͤchtige Wittwen. Barbaren Eliſabeth Schubartin Jeſum liebender Seelen Hertzens Zufriedenheit. Nuͤrnberg 1699 Ejusdem Creutzes Probe. Annen Marien Schwendendoͤrfferin andaͤchtige Hertzens-Seufftzer. Chriſtian Zeiſens Koͤnigliche Braut-Kammer 1714. Zeiſens Frauenzimmers Gebet- und Andachts-Cabinet. Zeiſens himmliſcher BrautSchmuck. Catharinen de Genua Goͤttlicher Liebes-Weg. Die GOtt wohlgefaͤllige Prieſter-Fꝛau. u. a. d. g. m.
Gebett-Bette,
Heiſſet dem Weibes-Volck der Innbegriff aller derjenigen Kuͤſſen und Stuͤcken, ſo zu einem vollkomnen Bette gehoͤren, als da ſind Indelte, Pfuͤhle, Haupt-Kuͤſſen und Deckbette.
Gebinde Garn, ſiehe. Zahl.
Gebrannter Teig, ſiehe. Teig zu allerhand groſſen Paſteten, ſo ein gebrannter Teig heiſſet.
[Spaltenumbruch]
Gebraͤu Gehack
Gebraͤude Bier,
Heiſſet dasjenige, was der Brau-Bottig in ſich faſt; und iſt entweder ein gantzes oder halbes; das gantze haͤlt 16. Faß in ſich, das halbe aber nur 8.
Geburths-Maͤhler. Siehe. Mutter-Maͤhler.
Gebuͤtte. Siehe. Bindel.
Geflecht oder Umgeſchlaͤge.
Seynd von Haaren, und meiſtentheils rothen Atlas-Wuͤlſten in einander geſchlungene Zoͤpffe uͤber das Haupt, mit guͤldenen Schnuͤrlein, auch Stein verſetzten Roͤßlein, ſo die Jungfern in Ulm zu tragen pflegen.
Gefuͤllt Kraut. Siehe. Garten-Huͤner.
Gegen-Vermaͤchtniß,
Iſt ein zwiſchen Weib und Mañ aufgerichteter Contract, vermoͤge deſſen der Frau von dem Manne etwas gewiſſes, von beweglichen oder unbeweglichen Guͤtern zur Sicherheit und Wieder-Vergeltung ihrer Mitgifft ausgemachet wird. Zeit waͤhrender Ehe hat das Weib keinen Uſum fructum oder Nutzen dran, und wann ſie vor dem Manne verſtirbt, verbleibet ſolches dem Manne. Carpz. P. II. Conſt. 42. Det. 1. n. 7.
Gehaͤck, Siehe. Farce.
Gehackte Gerſte. ſiehe. Suppe gehackte Gerſte genannt.
Gehenckel-
(0343)
[Spaltenumbruch]
Gehenck Gelee
Gehenckelte Goldſtuͤcken,
Seynd goͤldne Muͤntzen von leichten oder ſchweren Sorten, mit einen kleinen goͤldenen Henckel verſehen oder auch nur gekruͤmt, ſo an etlichen Orten das Frauenzimmer zur Zierath an den Hals zu hengen pfleget.
Geyfer-Laͤtzgen,
Iſt ein kleines, viereckigtes, aus weiſſer oder blauer Leinwand geſchnittenes Flecklein, ſo den kleinen Kindern um den Leib oben her von vorne gebunden wird, damit der aus dem Munde rinnende Schaum und Geyfer drauf fallen moͤge, und den andern Habit nicht beflecken kan.
Geilheit,
Denen Medicis Salacitas genañt, iſt bey denen Weibes-Bildern eine continuirliche Begierde und ſteter appetit nach dem Liebes-Werck, ſo von einer hitzigen, ſafftreichen, zaͤrtlichen und wolluͤſtigen Structur derer Theile des Leibes herruͤhret, und ſie dahero immer mehr und mehr zur Wolluſt anreitzet.
Gekraͤtze im Gold und Silber ſpinnen,
Heiſſet der Abgang und die kleinen Enden, ſo im waͤhrenden Spinnen von dem Gold uñ Silber-Lahn abſpringen und nicht mit in den Faden koͤnnen geſponnen werden.
Gelee,
Iſt ein geſtandener Safft, der aus Fleiſch, Elffenbein, Hirſchhoꝛn, Huͤnern, Capaunen, Kaͤlberfuͤſſen und andern cartilaginöſen Theilen der [Spaltenumbruch]
Gelee
Thieren ꝛc. gekochet, hernach auf vielerley Art und Weiſe gefaͤrbet und bey andern Eſſen mit aufgetragen wird. Hiervon ſind folgende Beſchreibungen, daraus die Zubereitung derer Gelees kan erlernet werden; 1) Gelee von Hirſchhorn; 2) Gelee von Elffenbein; 3) Gelee von Kaͤlberfuͤſſen; 4) Gelee von Kaͤlber-Hechſen; 5) Gelee von Schoͤpsfuͤſſen; 6) Gelee von Huͤnern oder Capaunen; 7) Gelee von Huͤner oder Tuͤrckiſchen Huͤner-Beinen; 8) Gelee von puren Hauſen-Blaͤttern; 9) Gelee roth zu faͤrben mit Torneſoll; 10) Gelee roth zu faͤrben mit Bezetta rubra; 11) Gelee roth zu faͤrben mit der Bruͤhe von rothen Ruͤben; 12) Gelee blau zu faͤrben mit Kornblumen; 13) Gelee gelb zu faͤrben mit Saffran; 14) Gelee gruͤn zu faͤrben mit Korn; 15) Gelees auf einander zu gieſſen; 16) Gelee zu ſtuͤrtzen.
Gelee von Hirſchhorn,
Nehmet 3 viertel Pfund klein geraſpelt Hirſchhorn, thut es in einen neuen Topff, gieſſet helles Brunnenwaſſer drauf, und laſſets eine halbe Stunde ſtehen. Hernach ſeiget das Waſſer davon ab, gieſſet anders drauf, ſetzet ſolches in einen Topff von 2. Kannen zum Feuer, davon aber uͤber ein Noͤſel einkochen muß, unter waͤhrender Zeit werffet ein halb Loth geſchnittene Hauſen-Blaͤtter darzu, und laſſet ſelbe auch eine halbe Stunde mit kochen; hierauf nehmet mit einem Eßloͤffel ein wenig heraus, thuts auf einen zinnern Teller, ſetzet es in ein kuͤhles Ort, daß ſolches erſtarre,
hebet
Frauenzim̃er-Lexicon. X
(0344)
[Spaltenumbruch]
Gelee
hebet den Topff mit dem Hirſchhorn vom Feuer, laſſet es ein wenig fallen, daß das truͤbe unten koͤmmt. Nun ſeiget ſolches wieder in einen andern neuen Topff, thut es bey Seite, welches, wenn es eine Weile geſtanden, truͤbes oder fettes oben zeigen wird; alsdeñ decket ſo lange Leſch-Pappier druͤber, biß ihr alles herunter habt. Iſt nun das auf dem Teller zur Proba hingeſetzte ſehr hart worden, oder iſt es, wie gebraͤuchlich, geblieben, ſo muͤſſet ihr den Zuſatz darnach einrichten. Nach dieſem thut den Stand in eine gute verzinnte Caſſerole oder reinen Tiegel, nehmet von 6. Citronen den Safft, und gieſſet ſolchen nebſt dreyviertel Noͤſel Wein auch dran, bindet ingleichen in ein ſauber Tuͤchlein allerhand gantze Wuͤrtze, (nur keinen Saffran) und leget ſolches nebſt 1 halb Pfund Canarien-Zucker gleichfalls darzu, welches zuſammen auf einem Kohlfeuer 1. halbe Stunde einen guten Sud thun muß. Waſchet ferner Eyer ſchoͤn weiß ab, ſchlaget ſolche auf, thut das Weiſſe in eine irrdene Schuͤſſel, und das gelbe ſetzet ſonſt wohin, zerdruͤcket die Schalen, leget ſie zum Eyweiß und machets alſo auf dieſe Art mit allen 6. Stuͤcken. Nach dieſem nehmet eine Schneepeitſche, welche von buͤrckenen Reißig gemacht, weiß abgeſchabet, und wie eine Ruthe zuſammen gebunden wird, ſchlaget die Eyer nebſt denen Schalen zu einen Schnee. Wenn die Gelee nun in voͤlligen kochen iſt, dann ſchuͤttet den geſchlagenen Eyeꝛſchnee hinein, ruͤhret ſolchen im Tiegel wohl um, und laſſet die Geleè noch einen Sud [Spaltenumbruch]
Gelee
thun, ſo wird ſich alle Unreinigkeit in den Schnee, und an die Schalen legen; ſetzet es hernach vom Feuer, laſſet ſolches eine Weile ſtehen, ſo wird ſie ſich laͤutern. Inzwiſchen nehmet einen Gelee Sack, der iſt von weiſſen dicken Tuch gemacht, oben in der Rundung eine Elle weit und unten aus gantz ſpitzig, er muß aber ſehr feſte genehet, und die Nad mit weiſſen Zwirn-Band beſetzet ſeyn; ſo ſind auch an dieſem Sack oben Baͤndergen angenehet, damit man denſelben an ſeinen eiſeꝛn oder hoͤltzern Reiffen binden kan. Der eiſerne Reiff iſt alſo beſchaffen: Er hat eine Schraube einer quer Hand lang, und wird an einem Ort geſchraubet wo es am bequemſten die Gelee zu gieſſen, und an dieſen Reiffen wird nun der Sack gebunden. Ehe ihr aber begieſſet, ſo leget unten in die Spitze des Sacks ein wenig reine Baumwollen, und oben uͤber den Sack breitet eine Serviette, gieſſet alsdenn etwas von der Gelee drauf und laſſet es lauffen; unter dem Sack aber muß ein reines Geſchirr ſtehen, daß ihr mit Pappier bedecken ſollet, damit kein Staub darein fliegen kan, mitten im Pappier muß ein Loch ſeyn, uͤber welche die Spitze des Sackes juſt hengen und die Gelee nach und nach durchlauffen muß. Iſt ſolches nun geſchehen und wird doch zum erſten mahl die Gelee nicht klar genug, ſo laſſet ſie oͤffters duꝛchlauffen. Im Winter aber muß man mit dergleichen Arbeit in einer Stube ſeyn, oder 2. biß 3. Kohlfeuer um den Sack herum ſtehen haben: denn wenn die Gelee zu kalt wird, laͤufft ſolche nicht wie es ſeyn ſoll.
Gelee
(0345)
[Spaltenumbruch]
Gelee
Gelée von Elffenbein,
Dieſes wird mit ein wenig geſchnittenen Hauſen-Blaͤttern vermiſchet, und zu 6. Loth Elffenbein und 1. Loth Hauſenblaͤttern 1. Kanne oder auch 3. Noͤſel Waſſer genommen, welches alles ihꝛ zum Feuer ſetzen und die Helffte einkochen laſſen ſollet. Mit dem Stand wird verfahren wie in voriger Gelee von Hirſchhorn ausfuͤhrlich beſchrieben worden.
Gelée von Kaͤlberfuͤſſen,
Putzet 8. auch mehr Kaͤlberfuͤſſe, nachdem ihr viel machen wollet, gantz ſauber, blanchiret ſie im ſiedenden Waſſer, daß ſolche ſchoͤn weiß werden, und das rothe heraus gehet, hernach ſetzet ſelbige in reinen Brunnenwaſſer zum Feuer, und laſſet ſie fein weich kochen. Nach dieſem machet eben eine Probe wie bey voriger Gelee mit den Hirſchhorn beſchrieben worden, denn dieſe gantze Gelee muß nach derſelben in allen Stuͤcken tractiret werden.
Gelêe von Kaͤlber-Hechſen,
Dieſe muͤſſen gleich wie die Fuͤſſe von Kaͤlbern blanchiret und zum Feuer geſetzet werden, hernach machet ihr dieſe Gelee wie die von Hirſchhorn.
Gelée von Schoͤpsfuͤſſen,
Nicht anders werden dieſe tractiret, als wie die Kaͤlberfuͤſſe, nur daß dieſe mehr Fett bey ſich haben: dannenhero man gerne den Stand erſtlich geſtehen laͤſſet, damit das Fette deſto beſſer koͤnne abgenommen werden. Ubrigens wird da[Spaltenumbruch]
Gelee
mit verfahren, wie mit denen vorigen allen.
Gelee von Huͤnern oder Capaunen,
Dieſe zerhacket Stuͤckweiſe, wie ihr koͤnnet, blanchiret ſolche in heiſſen Waſſer, ſetzet ſelbe mit hellen Bruñen-Waſſer hierauf zum euer, werffet ein Loth geſchnittene Hauſenblaͤtter drein, und laſſet es alſo kochen. Nehmet auch eine Proba, nur duͤrft ihr es nicht ſaltzen und verfahret mit dem Stand, wie oben bey dem Hirſchhorn gelehret worden.
Gelee von Huͤnern oder Tuͤrckiſchen HuͤnerBeinen,
Deꝛgleichen Beine blanchiret und hacket zu kleinen Stuͤcken; ſetzet ſie hernach zu, und tractiret ſelbige wie vorige Gelees alle. Dieſe Geele iſt eine von denen beſten und kan bald noch am klaͤreſten gezwungen werden.
Gelee von puren HauſenBlaͤttern,
Nehmet 3. biß 4. Loth dergleichen Blaͤtter, ſchneidet und waͤſſert ſie erſt ein wenig ein; gieſſet das Waſſer wieder davon ab, ſetzet ſelbe hernach in einem Brunnen-Waſſer zum Feuer und laſſet es ziemlich einkochen. Ihr muͤſſet auch eine Probe machen, und ſonſt durchaus damit verfahren, wie bey der Gelee von Hirſchhorn euch iſt gezeiget worden.
Geele roth zu faͤrben mit Torneſoll,
Gieſſet von der Gelee in ein be-
ſonders
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(0346)
[Spaltenumbruch]
Gelee
ſonders Geſchirr, ſo viel als ihr roth haben wolt; und leget Torneſoll hinein. Wenn ſie nun lange gnug gelegen, dann nehmet ſolche mit einem ſpitzgen Holtz heraus, und druͤcket ſie ja nicht mit den Fingern aus, ſonſten wird die Gelee davon truͤbe. Die Gelee muß aber ein wenig warm ſeyn, ehe man Torneſoll hinein thut; denn auf ſolche Art laͤſſet ſelbe die Farbe beſſer kochen.
Gelee roth zu faͤrben mit Bezetta rubra,
Dieſe wird gleichfalls tractiret wie vorhergehende, und iſt kein Unterſcheid unter beyden Farben, nur daß die Bezette reiner und zarter iſt; ſiehe Bezette.
Gelee roth zu faͤrben mit Bruͤhe von rothen Ruͤben,
Thut erſtlich die Gelee, ſo ihr faͤrben wollet, in ein Geſchirr. Hernach nehmet eine ſchoͤne rothe Ruͤbe, ſchabet und ſchneidet ſolche Scheibenweis, thuts auf einen Teller, gieſſet Eßig oder Wein dꝛauf, ſo ziehet er alle Roͤthe heraus, davon ſchuͤttet ſo viel in die Gelee, biß ſie roth wird. Oder: nehmet nur von eingemachten Ruͤben etwas ſolche Bruͤhe, und gieſſet ſie an die Gelee, ihr muͤſſet aber nicht zu viel hinein gieſſen, auf daß man den Geſchmack nicht ſo ſehr von Ruͤben ſpuͤhren kan. Dieſe Farbe iſt ſchoͤner als die vorigen beyde, auch wohlfeiler und eher zu bekommen.
Gelee blau zu faͤrben mit Korn-Blumen.
Reibet die Kornblumen zu einen [Spaltenumbruch]
Gelee
Safft, druͤcket ſelben durch ein rein Tuch, thut ſolches hernach unter die Gelee, ſo viel ihr faͤrben wollet, entweder Hochblau, oder bleumorant nach eines ieden Belieben.
Gelee gelb zu faͤrben mit Saffran,
Bindet nur gantzen Saffran in ein rein Fleckgen, und leget es in ſo viel Gelee, als ihr faͤꝛben wollet; machet ſolche erſt ein wenig warm, hernach druͤcket das Buͤndgen zuſammen, daß der Safft heraus gehet.
Gelee gruͤn zu faͤrben mit Korn,
Nehmet gruͤnes Korn, ſchneidet ſolches mit einem Schneidemeſſer gantz klein, ſtoſſet es hierauf in einen Moͤrſel, damit es Safft gebe; thut ſolches in ein rein Tuͤchlein, und ſtreichet den Safft durch daſſelbe, faͤrbet damit ſo viel Gelee als ihr brauchet. Oder nehmet gleich das abgeſtoſſene Korn, vermiſchet ſelbes mit ſo viel Gelee als ihr noͤthig habt, und zwinget es durch eine Serviette. Auf dieſe Art koͤñet ihr die Gelee gruͤn faͤrben mit Peterſilie, Spinath, Loͤffelkraut, und ſonſt mit allen gruͤnen Kraͤutern. Nur iſt dieſes dabey zu beobachten, daß man nicht zu heiß faͤrbe, ſonſt verlieren die Kraͤuter ihre Farbe und werden gar bleich.
Gelee auf einander zu gieſſen,
Wenn ihr die Geleen, eine jede beſonders, die da ſind gefaͤrbet worden, in ein Gefaͤß gebracht habt, ſo weꝛden ſolche alle geſtanden ſeyn;
als-
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[Spaltenumbruch]
Gelee
alsdenn ſetzet euch ein Kohlfeuer mit Kohlen zur Hand, wo ihr ſie wollet auf einander gieſſen, und moͤget ihr ſolche in Porcellan-Gefaͤß oder in Glaͤſer bringen wollen; ſo muß es auf folgende Art geſchehen: Erſtlich gieſſet eine Farbe, welche ihr wollet, etwa 2. qver Meſſerruͤcken hoch, und laſſet ſolche wieder geſtehen, darzu ihr im Sommer Eiß haben muͤſſet. Iſt es nun geſtanden, ſo gieſſet wieder eine andere Farbe drauff, und treibet ſolche ſo lange, als es euch beliebet. Es iſt aber dieſes darbey zu mercken, daß die Gelee niemahls heiß drauff gegoſſen wird, ſondern ſelbe darff nur zergangen ſeyn. In breite Porcelanene Gefaͤß kan man allerhand Figuren gieſſen, welches alſo angehet: Erſtlich muß man von einer Art Gelee das gantze Gefaͤß, es ſey Schuͤſſel oder Teller, uͤbergieſſen, und alſo geſtehen laſſen. Hernach kan man mit einem Meſſer dieſelbe nach Belieben ausſchneiden, was man will, und andere Farben wieder hinein gieſſen. Dieſe Gelee muß aber zu ſolchen Dingen haͤrter, als die vorige, abgemacht werden, und iſt keines beſſer darzu, als die Blanc manger, welche im B zu finden, und ausfuͤhrlich beſchrieben worden.
Gelee zu ſtuͤrtzen,
Wenn ihr die Gelee entweder in Glaͤſer oder Porcelanene Schaͤlgen gebracht habt, und ihr ſolche gerne gantz heraus haͤttet, ſo nehmet ein Tuch, tauchet ſelbiges in heiß ſiedend Waſſer, oder machets beym Feuer recht warm, und leget es um die Glaͤſer oder Schaͤlgen, [Spaltenumbruch]
Gelee Gems
ſo wird die Gelee gantz heraus fallen, wie ihr ſolche verlanget.
Gelee-Sack,
Iſt ein von weiſſen dicken Tuch verfertigter Sack, oben in der Rundung eine Elle weit, und unten zu gantz ſpitzig, worinnen die Geleen gegoſſen und verfertiget werden.
Gelte,
Iſt ein von hoͤltzernen hohen und ſchmalen Tauben mit Reiffen zuſammen getriebenes Faß, mit zweyen oben heraus ragenden Handgriffen verſehen, ſo zu allerhand kan gebrauchet werden.
Geminæ
Eine gelehrte Mutter und Tochter, waren Schuͤlerinnen des Plotini eines Platoniſchen Philoſophi, ſo zu ihrer Zeit ſehr beruͤhmt geweſen. Menagius in Hiſtor. Mulier. Philoſ.
Gems,
Dama, (Rupicapra) Daim: Iſt eine Art von einer wilden Ziege, ſo haͤuffig auf denen Alpenund Carpathiſchen Gebuͤrgen anzutreffen. Sie koͤnnen gewaltig ſpringen; und wenn ſie auf denen hoͤchſten Klippen ſich befinden und von denẽ Jaͤgern verfolget werden, ſollen ſie ſich, um der Gefahr zu entgehen, mit ihren krummen Hoͤrnern an die Steinfelſen hengen. Man pfleget ſie mehr um der Art Kugeln, odeꝛ Steine willen, die ſie im Leibe haben, zu ſchieſſen, und nach des gelehrten Velſchii Experienz in der Medicin anzuwenden, wiewohl auch hernach ihr Wildpret als was
ſonderli-
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(0348)
[Spaltenumbruch]
Gemſen
ſonderliches, und geſundes geruͤhmet, und nur auf vornehmen Tafeln aufgeſetzet wird. Hierzu Lande ſind ſie zwar nicht gaͤnge; doch iſt ihre Zubereitung dieſe. 1) Gemſen-Keule oder Schlegel gebraten, 2) Gemſen-Schlegel gepeitzt.
Gemſen-Keule oder Schlegel gebraten,
Wenn der Gems als ein Hirſch oder Rehe zerwircket iſt, ſo nehmet eine Keule oder Schlegel, wie es genennet wird, ſchneidet die duͤnne Haut, welche uͤber das Wildpret zuſammen gehet, mit einem ſcharffen Meßer oben herunter, ſchneidet auch Speck fein ſauber uͤber ein, und ſpicket ihn ſo zierlich, als es nur immer ſeyn will. Iſt er nun recht geſpicket, ſo werffet ihn ein wenig ins Waſſer, daß ſich die Roͤthe ausziehet. Hernach thut ihn heraus, ſaltzet ihn ein, nehmet groſſe Zwiebeln, ſchelet und ſchneidet ſie Scheibenweis, und leget ſie uͤber den gantzen Schlegel. Hierauf, wenn ihr dieſes gethan habt, ſo ſtecket ihn an einen Spieß, leget ſelben zum Feuer und laſſet ihn bey harten Holtz oder Kohlen fein gemaͤchlich braten; begieſſet ſolchen auch oͤffters mit Butter; die nur zergangen und gar nicht heiß worden iſt. Faͤnget nun der Schlegel an zu braͤunen oder bekoͤmmt Farbe, ſo verbindet ihn mit Papier, denn ſo wird er fein muͤrbe und ſafftig gebraten. Wann er ſoll angerichtet werden, ſo leget ihn auf die darzu gehoͤrige Schuͤſſel, gieſſet von der heraus gebratenen jus (oder Bruͤhe) aus der Bratpfanne drunter, machet ein wenig giſchichte Butter, die gar nicht zu [Spaltenumbruch]
Gemſen Gene
braun worden, und gieſſet ſelbe druͤber, garnirets auch ſo gut als es die Jahreszeit mit ſich bringet oder wie es die Kuͤche vermag.
Gemſen-Schlegel gepeitzt,
Dieſen haͤutelt wie den vorigen, darnach ſetzet ſolchen auf einen Roſt, und laſſet ihn auf dem Kohlfeuer ein wenig anlauffen. Hierauf leget ihn in ein Geſchin, ſaltzet ſelben ein, nehmet Eßig und laſſet ihn ſieden, thut Kraͤuter, als Thymian, Lorbeer-Blaͤtter, Roßmarien, Iſop, und gantze Zwiebeln hinein; beſtecket den Schlegel oder Keule mit gantzen Gewuͤrtz und gieſſet dieſen geſottenen Eßig druͤber; decket ſolchen zu, ſetzet ihn an einen Ort, da er nicht gar zu warm ſtehet, ſo mag er wohl ein halb Jahr gut bleiben. Soll er verſpeiſet werden, koͤnnet ihr ſolchen daͤmpffen, braten, auch in eine Paſtete ſchlagen auf die Art, wie beym Hirſch-Wildpret alles ausfuͤhrlich wird dargethan werden.
Gemuͤſe. ſiehe. TiegelBrey.
Genebria,
Eine gelehrte Dame von Verona aus der Venediſchen Lombardey gebuͤrtig, lebete in der Mitten des XV. Seculi zu den Zeiten des Pabſts Pii II. und hat ſich durch ihꝛe Gelehꝛſamkeit unſterblich gemacht. Ihre Epiſteln ſind ſehr nett und gelehrt, wie ſie denn auch uͤbeꝛdieß geſchickt, war eine vortreffliche Rednerin u. zwar mit einer ſonderbahren Gravitæt abzugeben, ſintemahl ſie an annehmlicher und zierlicher Aus-
ſprache
(0349)
[Spaltenumbruch]
Genotte Gerade
ſprache viele der beſten Redner uͤbertroffen. Mart. a Baldhofen Nobil. Sileſ, in Catalog. Doctar. Virg. & Fœminar. p. 9.
Genotte,
Iſt eine gewiſſe Art eines Rauchwercks von Katzen-Fellen, ſo aus Holland und andern Oertern gebracht werden, deſſen ſich das Frauenzim̃er zu Winterszeit ſtatt Unterfutters unter ihre Peltz u. Kleider zu bedienen pfleget.
Gentileſca. ſiehe. Artemiſia Gentileſca.
de Genua Catharina. ſiehe. Catharina Genuenſis.
Gerade,
Iſt ein Inbegriff aller dererjenigen Mobilien und Sachen, ſo nach denen Saͤchſiſchen Rechten des verſtorbenen Mannes Frau, oder der nechſten Anverwandtin ordentlich zukommen und gehoͤren.
Gerade-Stuͤcken,
Seynd diejenigen Sachen, ſo von dem weiblichen Schmuck, Kleidern und Geraͤthe dem weiblichen Geſchlechte nach des Mannes Tode in der Erbtheilung zuvor ausgeſetzet werden und ihnen eigenthuͤmlich zugehoͤren. Zur vollen Gerade (woferne die abſonderliche Landes-Art und Statuta nicht etwas darvon ausgenommen) gehoͤren folgende Stuͤcke. 1) Alle der Frauen verlaſſene Kleider, an Oberund Unter-auch Schlaff-Roͤcken, Hoſen, Struͤmpff-Bande, ſie haben Nahmen, wie ſie wollen, und ſeyn [Spaltenumbruch]
Gerade
gleich von wollnen, leinen, ſeidnen oder haarnen Zeugen zubereitet, allerley Stirn-Baͤnder, Halß-Zobeln, Schleiff-Nadeln, Flohr- und andere Kappen, Zoͤpffe, Muͤffe, Handſchuhe, Struͤmpffe, Schuhe und darzu gehoͤrigen Roſen und Schnallen, blancke Scheite, Sonnenfecher ꝛc. 2) Alle Koͤthen, Kuͤſten, Kaſten, Truhen-Laden, ſo auffgehabne Lider haben, unangeſehen, daß ſie in Form eines Tiſches, oder andern Haußraths zubereitet; ingleichen die Siedeln, Schachteln, Kaͤſtlein, darinnen die Gerade verwahret, daferne ſie nur darzu den Schluͤſſel gehabt, ſolche Behaͤltnuͤſſe auch nicht eingemauert, oder, wenn die uͤberlebende Wittibe die Gerade nimmt, von des verſtorbenen Ehemanns Verlaſſenſchafft mehr Erb- als der Frauen GeradeStuͤcken, und zwar nicht nach der Anzahl, ſondern nach dem Werthe darinnen enthalten geweſen. Hingegen ſind die ſo genannten Preſſen, darinnen die Tiſch-Tuͤcher, Servietten und anderes Tiſch-Geraͤthe geleget und wuͤrcklich dazu gebrauchet worden, ohne Unterſcheid vor Gerade zu achten. 3) Alles geaͤſchert und ungeaͤſcherte Garn und Zwirn, nicht aber die Wolle, und das daraus geſponnene Garn, ingleichen ungebrauchte Seide, ungenehete Frantzen und Spitzen. 4) Aller abgemeyete Lein, Flachs, gebrochen und ungebrochen, gehechelt und ungehechelt, nicht aber der Hauff. 5) Alle Leinwand, Zwillig oder Barchent, zerſchnitten und unzerſchnitten. 6) Alle FederBetten, wenn gleich die Kinder und das Geſinde drauff geſthlaffen, oder
ſolche
X 4
(0350)
[Spaltenumbruch]
Gerade
ſolche auf der Reiſe gebrauchet worden, wenn ſie nur das Weib im Beſchluß gehabt, nicht aber diejenigen, ſo in- und auſſerhalb der Meſſe zur Gaſtung gebrauchet worden, es haͤtte denn das Weib nach dem Gebrauch ſolche allezeit wieder zu ſich in Beſchluß genommen, ſo ſeynd ſie auf ſolchen Fall auch zu denen Gerade Stuͤcken zu rechnen. 7) Alle Banck-Pfuͤhle, Stuhl-Kuͤſſen, Windel-Kuͤſſen, Stuhl-Kappen, ſo taͤglich zu gebrauchen, und wenn die Ehe-Frau die Gerade nimmt, ſolche von dem Manne zu ſonderbahren Zierrath nicht angeſchaffet worden. 8) Alles leinen Geraͤthe, an Bett-Tuͤchern, Zuͤchen, Tiſch-Tafel-auch Tellerund Schnupf-Tuͤchern, Badeund Haar-Mantel, Handquehlen, Schleyer, Bruͤſtgen, Hembden, Schuͤrtzen, Halskragen, Hals-Tuͤcher, Ermel u. d. g. ſie haben gleich Spitzen oder nicht, und haben Nahmer, wie ſie wollen. 9) Alle Umund Vorhaͤnge, Teppichte und Tapecereyen, ſo die Frau zum taͤglichen Gebrauch gehabt, der EheMann auch ſolche zu ſonderbahrer Zierrath in das Hauß nicht angeſchaffet. 10) Geſchloſſene und ungeſchloſſene Federn. 11) Bade-Tuͤcher, Bade-Becken, BadeKeſſel, nicht aber die Bade-Mulde und Wanne. 12) Alle Decken, Matratzen, Sattel-Decken und Sattel, er ſey quer oder recht, wenn nur die Frau darauff geritten. 13) Die Trauer-Schleyer. 14) Alle Leuchter, ſo nicht auffgehencket, als da ſind: Wachs-Scheeren oder Klemmen und andere Tiſch-Leuchter, ſie ſeynd aus Silber, Zinn, Meſ[Spaltenumbruch]
Gerade
ſing, Cryſtall oder ſonſt ausgearbeitet, wenn gleich des Mannes Namen drauff geſtochen, ingleichen die Nacht-Lampen, und flachen Kaͤſtgen, darein die Leuchter, damit das Licht keinen Schaden thue, gegeleget und geſetzt werden, ſamt denen Poſtementen, worauff die Leuchter ſtehen, und heut zu Tage Gveridons genennet werden; hingegen werden hiervon ausgeſchloſſen die Kronen oder groſſen hangende und nicht abgenommene Leuchter, die Laternen und flachen Wand-Leuchter, auch Lichtputzen, ſamt denen darzu gehoͤrigen Kaͤſtlein, nicht weniger diejenigen Leuchter, ſo der Ehemann nicht zum taͤglichen Gebrauch, ſondern nur zum Zierrath angeſchaffet. 15) Waſch-Keſſel ſie ſeynd eingemauert oder nicht, it. der Laugen-Napff. 16) Die Brau-Pfanne, ſo ums Geld vermiethet wird, und nicht eingemauert, oder ſonſt zum ſteten Gebrauch an einem gewiſſen Orte nicht ſtille ſtehen muß. 17) Alles Tuch, Zeug und Gewand, woraus man etwas zubereitet, ingleichen zwirne, ſeidene, gold- und ſilberne Spitzen, ſo zum Frauen-Schmuck und Kleidung gehoͤren, auch zum Tragen zugeſchnitten. 18) Alles Geſchmeide aus Gold und Silber, es ſey mit Edelgeſteinen verſetzet oder nicht, als da ſind: Ketten, Halsund Arm-Baͤnder, Ohren-Gehencke, Haar-Nadeln, Borſtecke-Roſen, Agraffen, Contrafait, Capſulen, Kaͤyſer-Koͤnig-Chur- und Fuͤrſtliche Bildniſſe, Uhren, ſo alſo zubereitet, daß ſie von dem Frauenzimmer vorgeſtecket oder getragen werden koͤnnen, allerhand Baͤu-
mel-
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[Spaltenumbruch]
Gerade
melgen und Pandelotten, worunter auch die groſſen Perlen, ſo Ohren oder Haͤcklein haben, ingleichen Balſam-Buͤchslein und Ringe, (nicht aber der Petſchafft-Ring, er ſey denn mit Edelgeſteinen verſetzt) auch gekruͤmmte Ducaten und angehenckelte Thaler und SchauStuͤckgen, ſamt andern zum Zierrath und tragen gemachte Stuͤcke zu rechnen, wenn ſolche nach uͤblicher Mode getragen werden koͤnnen; denn auſſer dem, wenn ſie nach Gelegenheit der itzigen Zeit nicht zu tragen, anders nicht vor Gerade zu achten, als wenn ſie die Frau zum wenigſten einmahl getragen; ferner alles Gold und Silber zum Zierrath zubereitet, Perlen-Craͤntze, auch der Braͤutigams-Crantz, ſo die Frau in ihrer Verwahrung gehabt, Perlen, Corallen, Edelgeſteine, Elends-Klauen, guͤlden und ſilberne Koͤrner, Granaten, Pacifical oder guͤld und ſilberne Schauund Gold-Stuͤcken mit Oehrlein, jedoch anderer Geſtalt nicht, als wenn ſie angereyhet, geſchnuͤret und zum tragen bereitet, wenn ſie gleich nicht wuͤꝛcklich getragen ſind, guͤldne und ſilberne zum Zierrath geſchnuͤꝛte Beutel, Futterale, ZahnStocher, Baͤndereyen, die PoudreSchachteln, Hauben und Kappen, das Windel-Kuͤſſen, Laugen-Napf, Blanckſcheid, Sonnenfecher, alle wohlriechende Seiffe, Olitaͤten, Balſam und die darzu gehoͤrigen Glaͤſer, Buͤchslein auch andere Behaͤltniſſe; nicht aber ſolche Stuͤcken, ſo zur Handlung, Gewebe oder Ausleihung gebrauchet werden, ob es gleich an ſich ſelbſt GeradeStuͤcken ſind. 19) Alle Buͤcher, [Spaltenumbruch]
Gerade
darinnen die Frau geleſen, es ſeynd geiſtliche oder weltliche-Artzney-Hiſtorien-Buͤcher, Romane, ſamt denen ſo genannten Tabuletgen und Repoſitoriis, darauff ſie pflegen geſetzet zu werden. 20) Alles weibliche Gebaͤude und Gewebe, ſo etwan zur weiblichen Arbeit gehoͤret, als Rocken, Spinn-Raͤder, Weiffen, Haſpeln, Wuͤrck- und Nehe-Rahmen, Kleppel-Kuͤſſen, Scheren, ſamt ihren Futteralen, Nadel-Buͤchſen Nadel- und NeheKuͤſſen, Nehe-Pulte, Fingerhuͤte, Spindeln, Buͤrſten, Kaͤmme, Kam̃Futter, Blatt-Eiſen und Blatglocken, Zahnſtocher und andere zum Zaͤhnen dienliche Inſtrumenta. 21) Die Spiegel, ſo die Frau zu ihren taͤglichen Gebrauch gehabt, worunter abeꝛ diejenigen, ſo in denen GaſtStuben ſich befinden, oder welche der Mann zur ſonderbahren Zierrath und Staat angeſchaffet, nicht gehoͤren. 22) Uber dieſe Stuͤcken gehoͤren noch zu einer adelichen Frau Gerade alles Schaff-Vieh weiblichen Geſchlechtes, alle Gaͤnſe, Enten, die Kutſche nebſt dem Wagen-Tuch, worauff die Frau gefahren, nicht aber die Kutſch-Pferde. Hingegen werden von oberzehlten Gerade-Stuͤcken ausgeſchloſſen; 1) Die Wochen-Kanne. 2) Loͤffel, Tiſch-Becher, Kannen, Handfaſſe, Gießkannen, Handbecken, Waͤrmflaſchen, Pfannen, Gicken, Meſſer, Gabel und Loͤffel mit ihren Futteralen, Lichtzieher, Fiſchkruge, Fiſchhahmen, Handkorb, Fiſch- oder Henckeltopff. 3) Hunde HalsBaͤnder. 4) Wolffs-Zaͤhne und Pater noſter, ſo man den Kindern anhaͤnget. 5) Laugenkorb, Waſch-
Doſen
X 5
(0352)
[Spaltenumbruch]
Gerar Geraͤu
Doſen und andere zum waſchen und ausſpiehlen gebrauchte Gefaͤß, ſamt Rollen oder Mangel, NachtTiſch und was darauff gehoͤret, wenn daſſelbe ſeiner Natur und Eigenſchafft nach unter die Gerade ſonſt nicht zu rechnen. 6) PathenGeld und baares Geld, wenn es gleich zu Erkauffung der GeradeStuͤcken ausgeſetzet oder daraus geloͤſet worden. 7) Teller, Suppen-Naͤpffe, Schuͤſſeln, Toͤpffe, Tiegel, Kruͤge, wenn ſie gleich ſilbern und von der Frau in Sechswochen gebrauchet worden. 8) Alle Spanund eiſerne Himmel-auch zuſammen gelegte Reiſe-Betten, ungeachtet die Frau im Sechswochen darinnen gelegen. 9) Der Mahlſchatz, ſo dem Manne gegeben worden, wenn er nicht vor ſich ſelbſt ein Gerade-Stuͤcke iſt, und in des Weibes Beſchluß angetroffen worden. 10) Alle Bilder und Schildereyen. 11) Aller Weiber-Schmuck und Geraͤthe, wormit die Frau handelt oder darauff geliehen; ingleichen die Perlen und Edelgeſteine, ſo nicht angereyhet und geſchnuͤret. 12) Wollen Garn, ungebrauchte Seide, ungenete Frantzen und Trotteln.
Gerardina Johanna, und Roſa Gerardina,
Waren zwey beruͤhmte Zauberin und Hexen.
Geraͤthe-Schranck oder Koͤthe. ſiehe. Waͤſch-Koͤthe.
Geraͤuchert Fleiſch,
Heiſſet, das friſch in die Feuermauer oder Rauch-Cammer auff[Spaltenumbruch]
Gerid Gersd
gehangene und von dem Rauch durchzogene Fleiſch; auf welche Art auch Gaͤnfe, Fiſche, Wuͤrſte und andere Sachen koͤnnen zubereitet werden.
Geridon. Siehe. Gueridon.
Germana,
Eliſabetha, eine devote und in der Theologie wohlerfahrne Jungfer, ſo um das Jahr Chriſti 1150. florirete, war eine vertraute Freundin der Hildegarde. Ihre Schrifften ſind zu Pariß mit der Præfation Fabri gedrucket worden; ſie ſoll einen Prophetiſchen Geiſt gehabt, und alles dasjenige, was ſie auffgezeichnet hinterlaſſen, durch Goͤttliche Erſcheinungen erhalten haben; Joh. Wolffius recenſiret dieſer Germanæ Erſcheinungen in Lect. Memorabil. & recond. Cent. XII. p. 292.
Geroßin oder Großin,
Bilha, ein kluges und gelehrtes Frauenzimmer, ſie hat ein gantz Werck in 4. Anno 1523. unter dem Titul: drey Haupt- oder OberFacultaͤten der Chriſten, als nemlich drey groſſe Kuͤnſte: Andaͤchtig zu bethen, heroiſch zu leiden und ſelig zu ſterben, herausgehen laſſen.
von Gersdorff,
Henrietta Catharina Baroneſſe, eine ſehr gelehrte Tochter Baron Carl von Frieſen und Gemahlin Baron Nicolai à Gersdorff, eine Dame von wundernswuͤrdiger Gelehrſamkeit, geſtalt ſie nicht nur vieler Sprachen maͤchtig war, ſondern auch in der teutſchen und lateini-
ſchen,
(0353)
[Spaltenumbruch]
Gersdorff
ſchen Poeſie groſſe Geſchicklichkeit ſehen laſſen. Unter andern vortrefflichen Poeſien und Schrifften hat ſie die gantze Paſſion unſers Heylandes in ſehr geiſtreiche und ſcharffſinnige Sonnette gebracht, ſo mit einer Vorrede bereits in Druck gekommen. Ihre Meriten und vortrefflichen Eigenſchafften erhellen aus denenjenigen LobSchrifften und Panegyricis, die ihr die gelehrteſten und beruͤhmteſten Maͤnner ihrer Zeit auffgewieſen. D. Rappolt hat ihr A. 1665. bey gluͤcklicher Ankunfft in Leipzig mit einer ſchoͤnen lateiniſchen Poeſie gratuliret, ſo in ſeinen Poematibus Lib. Miſcellan. p. 288. zu finden. Der beruͤhmte D. Scherzer, der ſie in der Ebraͤiſchen Sprach unterwieſen, hat ſelbige nicht hoch genug zu erheben gewuſt; der vortreffliche Carpzov hat in einem gewiſſen Programmate invitatorio ſie ihrer Gelehrſamkeit wegen ſehr geruͤhmet, und ſelbige deßwegen ein wahres und lebendiges Contrefait der Muſen und Gratien unter andern Lobes-Erhebungen betittult; der bekannte Thomaſius hat ein gleiches in Diatrib. Academ. de Fœm. Erudit. th. II. §. 6. gethan. Joh. Fridr. Hekelius in Libell. Hiſt. Philolog. de Poetar. Coron. in Not. ad Cap. III. weiß ſelbige nicht ſattſam zu bewundern; D. Goetzius in ſeinen Principe græce docto §. 67. p. 41. und D. Zimmermann in ſeinen Analect. Miſcell. Menſtr. Menſ. 1. Dedicatione erwehnet dieſer gelehrten Dame hoͤchſtruͤhmlich. Otto Prætorius Prof. Poeſ. in Wittenberg, welcher ſie in der lateiniſchen Poeſie zu informiren die Ehre gehabt, hat [Spaltenumbruch]
Gersd Gertrud
ihre Meriten und gelehrte Qualitaͤten in einem gewiſſen Carmine, ſo er unter dem Titul: Seceſſus Rœthavienſis, wohl exprimiret, geſchweige, was der gelehrte Morhoff in ſeinem Unterricht von der teutſchen Sprache und Poeſie p. 401. & ſeq. von ſelbiger niedergeſchrieben. Aus welchen allen erhellet, was dieſe vortreffliche und gelehrte Dame vor wunderswuͤrdige Qualitaͤten beſeſſen.
von Gersdorff,
Charlotta Juſtina, eine ſehr gelehrte Saͤchſiſche Baroneſſe, der vortrefflich gelehrten und beruͤhmten Henriettæ Catharinæ Baroneſſe von Gersdorff, gebohren von Frieſen, Fraͤulein Tochter, verſtund allbereits im 16. Jahr ihres Alters die herrlichſten Sprachen: als Griechiſch, Lateiniſch und Frantzoͤiſch, war auch ſchon in Theologiſchen Wiſſenſchafften ſo bewandert, daß ſie mit aller Verwunderung auch die ſchwereſten Schrifft-Stellen aus der Bibel auffloͤſen und beantworten konte; Vid. Juncker. Centur. Fœm. Illuſtr. p. 44. & 45.
Gertrud,
Die Heilige, eine devote Nonne und Aebtißin erſtlich zu Rodersdorff, hernach zu Helpede in der Graffſchafft Mannsfeld, ſo ums Jahr 1280. beruͤhmt war, wiewohl einige ſie in das XIV. Seculum ziehen wollen; da ſie doch ſchon A. 1291. todt geweſen, war eine gebohrne Graͤfin von Hackeborn, ward A. 1251. Aebtißin und ſtarb A. 1291. Ihre Schrifften hat Johannes Juſtus Landsberg in 5.
Buͤcher
(0354)
[Spaltenumbruch]
Gertr Geſchl
Buͤcher zuſammen gefaſſet, unter dem Titul: Offenbahrung und Leben der Gertrud &c. Coͤlln 1657. und zu Saltzburg A. 1662. it. zu Pariß 1674. in 8. und iſt ihr Gedaͤchtnlß wegen ſonderbarer heiligen Andacht bey der Catholiſchen Kirche annoch in hohen Werth. Vid. Stengel. in des Herrn Chriſti Stamm-Buch. ad 12. Nov. it. Arnoldi Hiſtor. Theolog. Myſtic. c. 21. p. 397. ſeq.
Gertrudis,
Die erſtere Aebtißin des Kloſters Nivelle in Brabant, eine zwar gelehrte, doch aber auch darbey ſuperſtitioſe u. aberglaͤubiſche Jungfrau, iſt A. 664. d. 17. Martii geſtorben, und erzehlet man allerhand Wunderwercke, die ſie gethan. Joſephus Geldolphus à Ryckel und ein Anonymus haben ihr Leben beſchrieben, welches bey dem Sario Tom. 2. Vit. Sanct. ad diem 17. Martii zu finden iſt. Vid. Jacob. Meyer. Chronic. Flandr. Antvverp. 1560. & Hendorff. Promptuar. Exemplar. P. III. p. 221.
Geruͤlle,
Heiſſet dem Weibes-Volck allerhand alte unbrauchbahre Mobilien und Haußrath in dem Hauſe, ſo in die Winckel oder auf den Boden geſtecket wird.
Geſchlechters Jungfern oder Frauen,
Heiſſen in Schwaben auch andern Orten das Frauenzimmer, ſo aus einem adelichen Hauſe iſt, und [Spaltenumbruch]
Geſchm Geſta
ſich von dem Frauenzimmer buͤrgerlichen Standes diſtinguiret.
Geſchmeide,
Heiſſet dem Frauenzimmer alle gold und ſilberne Zierrathen, Juwelen und Koſtbarkeiten, mit welchen ſie ſich auszuputzen pflegen; als da ſind: Ohrgehencke, Flimmernadeln, Ketten, Schnuren, Perlen, Halsbaͤnder, Agraffen, Eſclavagen, Angehencke, Baͤumelgen, Vorſteckeroſen, Creutzen, Ancker, Ringe, Spangen, Braſſelotten, Armbaͤnder u. d. g. So angenehm dem Frauenzim̃er ſonſt ihr Schmuck und Geſchmeide heiſt, ſo ſehr iſt daher die Großmuth jener Daͤniſchen Frauenzimmer zu bewundern, die vor ihres gefangenen Koͤnigs, Stenonis in Daͤnnemarck, Ranzion, alle ihr Geſchmeide und Schmuck hingaben. Weßwegen auch ihr dadurch befreyeter Koͤnig zur Danckbarkeit gegen das ſaͤmtliche weibliche Geſchlechte, ein Daͤniſches Geſetze machte, vermoͤge deſſen, die weiblichen Perſonen, bey denen Erbtheilungen, gleiche Theile mit dem Mannsvolck genieſſen ſollen.
Geſchmeide-Kaͤſtlein,
Oder Schraͤncklein, ſo ein von allerhand ſaubern Holtz kuͤnſtlich formirtes, oder auch lacquirtes Behaͤltniß, mit etlichen Fachen und Schubladen verſehen, worinnen das Frauenzimmer ihren Schmuck und Koſtbarkeiten zu verwahren pfleget.
Geſtandene Schuͤſſel. ſiehe. Gallerte.
Geſtoſ-
(0355)
[Spaltenumbruch]
Geſtoſ Gevat
Geſtoſſene Suppe. ſiehe. Coulis.
Geſtoͤcke. ſiehe. Nehzeug.
Geſtreuete Blumen,
Heiſſen dem Frauenzimmer im Nehen diejenigen kleinen eintzeln Bluͤmlein und Figuren, ſo ſie in ihre geneheten Neſteltuchenen Schuͤrtzen oder Halstuͤcher weit aus einander zu werffen und einzuſticken pflegen.
Geſtrick von Haaren,
Heiſſet dem Augſpurgiſchen Frauenzimmer diejenigen zuſammen geflochtenen und mit rothen Atlas uͤberkleideten Zoͤpffe oder Wuͤlſte, ſo ſie ſtatt der Hauben im Sommer zu tragen, und uͤber die Haare zu ſchlagen pflegen, zuweilen ſind ſie auch mit guͤldnen Schnuͤrlein unterflochten, in Ulm nennet es das Frauenzimmer ein Geflecht, oder Umgeſchlaͤge von Haaren.
Geſtrickte Haube,
Iſt ein kleines lichtes, aus Seide oder Zwirn geſtricktes Haͤublein, ſo die gemeinen Weiber auff dem Lande, auch Baͤurinnen, zur Sommerszeit zu tragen pflegen.
Geſultzte Milch. ſiehe. Creme.
Gevatter-Brieff,
Iſt dasjenige hoͤffliche geſchrie[b]ene oder auch offt gedruckte Schreiben, worinnen der Kindtauffen-Vater derjenigen Perſon, [Spaltenumbruch]
Gevat
ſo er zum Tauff-Zeugen erkieſſet, die gluͤckliche Entbindung ſeines Weibes entdecket, und mit Benennung des Tages, Orts und Stunde ſie freundlich erſuchet, ſolches Amt und heilige Werck willig auf ſich zu nehmen. Wird insgemein von der Amme oder Muhme herum geſchicket. An etlichen Orten bittet der Kindtauffen-Vater die Gevattern muͤndlich.
Gevatter-Eſſen, oder, Schmauß,
Heiſſet diejenige Gaſterey oder Mahlzeit, ſo der Kindtauffen-Vater nebſt ſeiner Frau, an etlichen Orten, wo man keine Gevatterſtuͤcken herum ſchicket, denen Gevattern, ſo das neugebohrne Kindlein aus der Tauffe gehoben, ſtatt des Gratials giebet, und ſelbige darbey anſehnlich bewirthet.
In Gevatter-Kleidern das Waſſer nicht abſchlagen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, da einige der albern Meynung ſeynd, es koͤnte das Kind, ſo getauffet werden ſoll, dadurch verwahrloſet werden, wenn man in denen Gevatter-Kleidern, ehe man diß Werck verrichtete, ſein Waſſer abſchluͤge.
Gevattern, oder, Pathen,
Heiſſen diejenigen Perſonen, ſo das neue Kind aus der Tauffe heben, und ſich darbey als Zeugen gebrauchen laſſen. Insgemein ſind deren nur drey, die Adelichen aber,
wie
(0356)
[Spaltenumbruch]
Gevat
wie auch Officirers und gemeine Soldaten bitten derer, ſo viel ſie wollen.
Gevatterſchmauß. Siehe. Gevattereſſen,
Gevatter-Schnupfftuch,
Heiſſet dasjenige Schnupfftuch oder Tuͤchlein, ſo ein Junggeſelle an etlichen Orten, von der Jungfer, mit welcher er zugleich Gevatter geſtanden, bey dem GevatterEſſen, ehe noch das erſte Gerichte trenchiret wird, zu fordern hat; Er muß ſelbiges noch vor Zergliederung und Zerſchneidung der Speiſen einfodern, denn wo er ſelbiges mit Stilleſchweigen uͤbergehet, oder vergißt, wird ihm ſelbiges hernach von der Schuldnerin diſputirlich gemacht.
Gevatter ſtehen,
Heiſſet das neugebohrne Kindlein nach erhaltenen GevatterBrieffe, entweder ſelbſt, oder wegen vorfallender Verhinderung, durch einen andern aus der Tauffe heben.
Gevatter-Stuͤcke,
Iſt entweder ein mit vielen Confituren und candirten Zierrathen ausgeputzter Marcipan, Mandel- oder Krafft-Dorte, oder auff vielerley Art ſchmackbar und wohl gebackener Kuchen, ſo den Gevattern nach vollbrachter Tauffe, vor ihre gehabte Bemuͤhung in das Hauß, nebenſt etlichen PfannKuchen, geſchicket wird. An etlichen Orten wird ſtatt der Gevatter-Stuͤcken ein Kindtauffen[Spaltenumbruch]
Gevat
Schmauß gegeben. In Hamburg wird an ſtatt der Gevatterſtuͤcken, ein groſſer Zucker-Hut geſchicket, der mit einem Crantz von Mantelteig umwunden, und obenher mit einem Strauß geſchmuͤcket iſt.
Gevatterſtuͤcke herum ſchicken,
Iſt eine alte Gewonheit und Gebrauch, da diejenige Perſon, ſo zu Gevattern geſtanden, das Gevatterſtuͤcke in Stuͤcken ſchneidet, und iedem von ihren Anverwandten, oder andern guten Freunden ein Stuͤcklein darvon zu ſchicken pfleget.
Gewehnen, oder, Entwehnen,
Heiſſet die ſaͤugenden Kinder nicht weiter fort ſtillen, ſondern nunmehro zu andern Getraͤncke gewoͤhnen, ſolches geſchiehet insgemein nach Verlauff eines Jahres, wiewohl auch oͤffters aus dringenden Urſachen noch eher, der Herbſt oder das Fruͤhjahr iſt darzu am allerbequemſten, wenn Tag und Nacht gleich ſind, und der Mond im Zunehmen iſt. Dergleichen actus geſchahe im alten Teſtament, mit einer ſonderbahren Solennitaͤt. Sie hatten darbey meiſtens eine Gaſterey, Geneſ. XXI, 8. machte Abraham bey der Entwehnung ſeines Sohns Iſaacs ein groſſes Gaſt-Gebot.
Gewuͤrtz,
Aroma, des eſpeces, darunter werden verſtanden diejenigen
fr mden
(0357)
[Spaltenumbruch]
Ghiri Gicke
fremden Gewaͤchſe, von einem bal[ſ]amiſchen, kraͤfftigen und pene[t]ranten Geſchmack, welche in wohl[b]eſtalten Kuͤchen an die Eſſen ge[t]han werden, davon die vornehm[ſ]ten: Cardamomen, Zimmet, Nel[c]ken, Saffran, Ingber, Pfeffer, Muſcaten-Bluͤten, und Nuͤſſe ꝛc. von einem jeden an gehoͤrigen Ort inſonderheit.
Ghirinzana,
Magdalena, von Savona, eine Tochter des beruͤhmten Philoſophi und Medici daſelbſt, ſtifftete nach ihres Mannes Tode ein Cloſter zu Genua, wohin ſie ſich mit ihrer Mutter und Tochter begab. Sie excellirte in der Mahlerey, ſo ſie vom Antonio Vandeik erlernet, und edirte 1639. ein Oratoriſch Werck: Li progreſſi di S. Maria Maddalena Principeſſa di Maddalo.
Gibbens,
Sara, eine Engellaͤndiſche Quaͤckerin, ſo zu Boſton in Neu-Engelland ihre Qvaͤckeriſche Religion einfuͤhren wolte, ſie ward aber deßwegen in das Gefaͤngniß geworffen, und darinnen ſehr uͤbel gehalten. Crœſ. Hiſtor. Quaker. p. 498. & 506.
Gicke,
Iſt ein von Meßing oder Blech rund getriebenes und um und um durchbrochenes Behaͤltniß mit einem Spriegel verſehen, wird inwendig in einem abſonderlich darzu verfertigten Einſatz mit gluͤhenden Kohlen angefuͤllt, und dem [Spaltenumbruch]
Gieß Gioe
Frauenzimmer zur Winterszeit in die Kirchenſtuͤhle geſetzet.
Gießbecken,
Iſt eine von Silber oder Zinn oval-rund getriebene flache Schale, worinnen das darzu gehoͤrige Gießkaͤnngen ſtehet.
Gieß-Kanne,
Iſt eine von Silber oder Zinn in Form eines Wuͤrtz-Topffs mit einer Schnautzen und Henckel verſehenes Geſchirr, in das Gießbecken gehoͤrig, woraus man ſich die Haͤnde waͤſcht.
Gige,
Margaretha, eine gelehrte Engellaͤnderin, war in des Thomæ Mori Hauſe erzogen, und heyrathete einen Doctorem Medicinæ, Johann Clemens. Sie begab ſich hernach wegen der Verfolgung in Engelland, nach die Niederlande, und ſtarb zu Mecheln A. 1570.
Gilberta Agneſia. Siehe. Johanna Papiſſa.
Gillot. Siehe. Fuiguirede.
Gioe,
Mettea, eine Daͤniſche gelehrte Dame von Adel, ſo ſich durch unterſchiedene Schrifften bekannt gemacht. Sie war nicht nur in vielen Sprachen, ſondern auch in der Poeſie wohl erfahren. Ihre Mutter hieß Brigitta Tott, eine gleichfalls gelehrte Dame, ſo des Senecæ und andere Schrifften aus unterſchiedenen Sprachen in das Daͤniſche uͤberſetzet. Ihrer Oda-
rum
(0358)
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Gips Glaͤt
rum Tragicarum Pars I. iſt zu Coppenhagen A. 1657. in 8. heraus gekommen, Vid. Albert. Bartholin. d. Scriptis Danor. p. 101. Sonſten werden auch noch Sententiæ Biblicæ in Manuſcriptis angetroffen, welche ſie in Daͤniſcher Sprache ſehr artig zuſammen getragen. Vid. Moller. in Biblioth. Septentrionis Erudit. Lipſ. 1699. edit. in 8.
Gips- oder Romanſche Bilder,
Seynd allerhand klein oder groſſe von Thon oder Gips gebildete Figuren gantz oder halb, ſo Bruſt-Bilder genennet werden, welche das Frauenzimmer auf ihre Schraͤncke und Koͤthen, oder auch auf das Geſimſe in den Stuben und Cammern zu ſtellen pfleget.
Gitter-Bette,
Iſt eine Art von Kindbetten, ſo mit hoͤltzernen Gitter-Thuͤren und Fluͤgeln verwahret ſind, damit die kleinen Kinder nicht heraus fallen koͤnnen.
Glaß-Raͤumer,
Iſt ein langer zuſammen geflochtener eiſerner Drat, von unten her mit ſtarcken Borſten rund herum eingeſchlagen, wormit das Geſinde die Flaſchen und Glaͤſer rein zu machen pfleget.
Glaͤtten-Waͤſche,
Heiſſet das weißgewaſchene klare Zeug ſtatt der Rolle oder Platte mit einem runden Steine vom Glaß, glatt und ſpiegelnd reiben.
[Spaltenumbruch]
Glied Gnad
Glied-Ringlein,
Iſt ein von Gold geaͤtztes mit oder ohne Diamanten kleines ſubtiles Ringlein, ſo das Frauenzimmer meiſtens an das erſtere Glied des kleinen Fingers zu ſtecken pfleget.
Gloͤcklein,
Iſt ein von Silber oder andern Metall gegoſſene kleine Glocke, ſo das Franenzimmer uͤber der Tafel bey der Hand ſtehen hat, um dadurch die Magd auff beduͤrffenden Fall zu ruffen.
Glucke,
Heiſſet denen Weibern in der Haußhaltung die alte Henne, ſo die jungen von ihr ausgebruͤteten Kuͤchlein fuͤhret, locket, und unter ihre Fluͤgel huſchert.
Gluͤcksraͤdlein. ſiehe. Wuͤrffelbuch.
Glycerium,
Eine beruͤhmte Hure in Thespien, welche das vortreffliche Gemaͤhlde des Cupidinis, ſo der unvergleichliche Kuͤnſtler Pragiteles verfertiget, nach Theſpien verehret.
Gnaden-Jahr,
Heißt eine an etlichen Orte eingefuͤhrte und gebraͤuchliche Verguͤnſtigung und Wohlthat vor die Wittben und Kinder, deren Maͤnner ein Officium publicum bedienen, da nehmlich denſelbigen nach ihrer Maͤnner Tode ein halb oder
auch
(0359)
[Spaltenumbruch]
Gois Gold
auch gantzes Jahr uͤber von des Succeſſoris ihrer verſtorbenen Maͤnner Einkuͤnfften und Salario die Helfte, oder auch uͤberhaupt ein gewiſſes Stuͤck Geld ausgemachet und gereichet wird.
Goisvintha,
Lewichildi, Koͤnigs in Spanien Gemahlin: war ein groſſe Patronin des Arianiſmi, maſſen nicht nur des Arii Ketzerey im ſechſten Jahrhundert daſelbſt von ihr eingefuͤhret worden, ſondern ſie hat auch alle diejenigen, ſo derſelben wiederſtunden, toͤdten, martern oder verjagen laſſen; auch ihre eigenen Kinder, wenn ſie dem Arianiſmo nicht Beyfall geben wolten, ſehr uͤbel und grauſam angelaſſen. Vid. Gregor. Turonenſ. l. 5. Hiſt. c. 39. p. 113.
Gold oder Silber ſpinnen,
Heiſſet den Gold- oder SilberLahn, mit der darzu gezwirnten Seide, durch Zuſammendrehung vereinigen, und in brauchbare Faͤden bringen.
Goldſchmiedin,
Sara. Eine liſtige Qvaͤckerin in Engelland, ſo zu Briſtol durch ihre wunderlichen Geberden, Kleidung und Verſtellungen, das freye Exercitium ihrer Quackeriſchen Religion zu erhalten gedachte; ſich aber, gleich wie andere, betrogen fand, maſſen ſie deßwegen als eine falſche Prophetin und Verfuͤhrerin in das Gefaͤngniß von dem Richter geworffen ward. Vid. Croeſ. Hiſtor. Quaker. pag. 176. & 178.
[Spaltenumbruch]
Gold Gonz
Goldſpinnerin,
Heiſſen diejenigen Weibesbilder, ſo Gold- und Silber-Lahn in die Manufacturen ums Lohn geſponnen liefern.
Gomes. ſiehe. Fuiguirede.
Gongyla,
Von Colophori, war eine gute Poetin, und eine Schuͤlerin der beruͤhmten Sappho Lesbiæ, von welcher ſie einen netten Vers machen gelernet. Vid. Joh. Frauenen-Lob in der Lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 17. & 29. M. Blum. Diſſertat. d. Poetr. Græcis. §. 35. p. 35.
Gonzaga
Cæcilia, ein gelehrtes und tugendhafftes Frauenzimmer, lebte im 15. Seculo, ward durch Victorinum Feltrium in Studiis wohl unterrichtet, und begab ſich hierauff in den geiſtlichen Stand.
Gonzaga
Eliſabetha, von Mantua, war eine gelehrte und in der Philoſophie treflich bewanderte Dame, weswegen ſie auch der gelehrte Cardinal Petrus Bembus nicht genug zu ruͤhmen weiß, und den vor einen Stein und Klotz haͤlt, der nicht ihre converſation aller Philoſophorum Geſellſchafften vorziehet. Vid. Colomeſ. Opuſcul. p. 194. Scriver. in Amorib. Baudii. p. 372.
Gonzaga
Hippolyta, eine gelehrte Tochter Ferdinandi, Hertzogs von Man-
tua,
Frauenzim̃er-Lexicon. Y
(0360)
[Spaltenumbruch]
Gonza Gorgi
tua, und Gemahlin Antonii Caraffæ, Fuͤrſten von Mandragone, war in Humanioribus und Italiaͤniſcher Poeſie wohl erfahren, ließ einige Gedichte, und ſtarb A. 1513. den 9. Martii.
Gonzaga,
Lucretia, eine beruͤhmte Weibes-Perſon im 16. Seculo, hat mit vielen gelehrten Leuten Correſpondenz gepflogen, auch wegen Erledigung ihres Mannes aus ſeiner Gefangenſchafft bewegliche Brieffe an den Hertzog von Ferrara, Pabſt Paulum III. und Julium III. das Cardinals-Collegium, den Kaͤyſer, den Koͤnig von Franckreich, den Tuͤrckiſchen Kaͤyſer, und andere Potentaten, wiewohl vergeblich geſchrieben, welche mit groſſen Fleiß geſammlet, und A. 1552. zu Venedig gedruckt worden.
Gordon de Graeuw,
Eine gute Hollaͤndiſche Poetin, deren Ernſtige Gedichte, A. 1710. zu Amſterdam in 4. heraus gekommen, und welche gewiß recht nette ſind.
Goͤrichte Hemden. ſiehe. Hemden.
Gorgentine. ſiehe. SchnuͤrBruſt.
Gorgippa,
Aus Nemyſia; ein wundernswuͤrdiges Weibes-Bild, ſo nach einem etliche Tage lang anhaltenden Schmertz einen maͤnnlichen Leib, rauhe Stimme und langen Bart bekam, und alſo auf einmahl in [Spaltenumbruch]
Gorl Goſch
ein Manns-Bild verwandelt ward.
Gorl-Spitzen,
Seynd eine abſonderliche Art von weiſſen Spitzen, wo die Blumen an ſtatt des Spitzen-Baͤndleins mit runden gedreheten Gorl umleget, und von innen mit allerhand Spitzen-Stichen ausgefuͤllet werden.
Gorgones,
Wurden zuſammen genennet die 3. Toͤchter des Phorci. Meduſa nehmlich, Stheno und Euryale. Ihre Haͤupter waren mit Schlangen umflochten, die Zaͤhne wie wilder Schweine, die Haͤnde eiſern, und waren mit Fluͤgeln angethan. Wen ſie anſahen, den konten ſie gleich zum Steine machen.
Gorgonia,
Gregorii Nazianzeni, des im IV. Seculo beruͤhmten Kirchen-Lehrers gelehrte Schweſter, hatte die heilige Schrifft und Theologie ſo fleißig ſtudiret, daß ſie in der interpretation der Schrifft-Stellen alle Doctores zu ihrer Zeit uͤbertraff. Merckwuͤrdig war auch von ihr, daß ſie ihre Sterbeſtunde accurat zuvorher wuſte. Vid. Sozomen. Orat. 2. n. 23. p. 415.
Goſchkia,
Von Magdeburg, eine behertzte und heroiſche Jungfer, ſo An. 1615. als Fridericus Ulricus Hertzog von Braunſchweig die Stadt belagerte, bewaffnet auf die Waͤlle mit gegangen, allda ſich tapffer erwieſen, und manchen Soldaten
ſein
(0361)
[Spaltenumbruch]
Goß Goz
ſein Leben genommen. Sie achtete es nicht, ob ihr gleich die Kugeln um dem Kopff herum flogen. Wiewohl einige in denen Gedancken geſtanden, ob haͤtte ſie ſich koͤnnen feſte machen. Vid. Braunſchweigiſche Krieges-Handlungen.
Goßſtein,
Iſt ein hohl ausgehauener Stein, mit einem langen kupffernen oder blechernen Canal und Roͤhre, meiſtentheils vor dem Kuͤchen-Fenſter angemacht, worein die Magd die Spielig-Gelte auszugieſſen pfleget.
de Gournay, Maria Jarſia. oder, le Jars. ſiehe. Jarſia Maria.
Gozadina,
Beltizia, Amatoris Gozadini, aus Bononien Tochter, war eine ſehr gelehrte Jungfer, und hielte Anno Chriſti 1532. in ihrem 23. Jahre auf den damahligen verſtorbenen Biſchoff zu Bononien, Ludovicum Frattam, einen vortrefflichen Panegyricum in Lateiniſcher Sprache, woruͤber ein iedes faſt eꝛſtaunen muſte. Ihre Wiſſenſchafft in Jure war ſo hoch geſtiegen, daß ſie zu Bononien in dem 26. Jahre ihres Alters den Doctor-Hut erhielte, worauf ſie nicht nur uͤber die Inſtitutiones Juris privatim laß, ſondern auch ſelbiges, nachdem man ihr eine Profeſſion conferirte, oͤffentlich verꝛichtete. Sie ſoll viel ſchoͤne Schrifften unter einem verſteckten Nahmen heraus gegeben haben. Aus Liebe zu denen Studi[i]s hat ſie ſich [Spaltenumbruch]
Grac Graͤfin
niemahls verheyrathet. Vid. Hilarion de Coſte des eloges & vies des Regines, Princeſſes. it. Limnæum in addit. ad Jus Publ. L. V. l. 8. c. 8. n. 96.
Graccha. ſiehe. Cornelia Graccha.
Gra de Tour,
Iſt eine Art eines ſeidenen Zeuges von gedreheten runden Faden, doch nicht ſo breit und fein als Ferentin, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrer Auskleidung zu bedienen pfleget.
Gra di Napel,
Iſt ein glatter einfarbigter ſeidener Zeug von gedreheten runden Faden, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrer Kleidung zu bedienen pfleget.
Graͤfin,
Iſt eine Dame hohen Standes, ſo entweder aus einem Graͤflichen Stamm-Hauſe entſproſſen, oder durch Vermaͤhlung eines Grafens in dergleichen Dignitaͤt und Wuͤrde erhoben worden.
Graͤſerin,
Eva Juliana, war ein geſchicktes und gelehrtes Frauenzimmer, ſo nicht nur in der Geometrie. Rechenkunſt und Hiſtorie wohl verſiret war, ſondern auch darbey die Muſic verſtande.
Graͤvin,
Dorothea Magdalena, gebohrne Brummerin, des Koͤnigl. Polniſchen und Churfuͤrſtl. Saͤchſi-
ſchen
Y 2
(0362)
[Spaltenumbruch]
Graͤfin
ſchen Raths und Burgermeiſters zu Leipzig, Tit. Herrn Gottfried Graͤfens ehmahlige Gemahlin, war nicht nur eine Dame von herꝛlichen Verſtand und groſſer Geſchickligkeit, ſondern auch darbey eine virtuoſe Kuͤnſtlerin in der Mahlerey-Kunſt, geſtalt ſie nicht nur in Oel-ſondern auch WaſſerFarben, viel nette Schildereyen verfertiget. Auf hieſiger RathsBibliothec zeiget man noch von ih rer curioſen und kuͤnſtlichen Hand eine ſchoͤne Edition von dem Horto Botanico Eyſtettenſi, worinnen ſie alle die darinnen befindlichen Blumen und Kraͤuter mit bunten Farben, nach dem Leben ſehr natu rell illuminiret und kuͤnſtlich ausgemahlet.
Grafin,
Maria, eine begeiſterte Jungfer zu Erffurt, ſo A. 1693. vorgab, GOtt wuͤꝛde in 114. Wochen kommen, nicht zu richten die Lebendigen und die Todten, ſondern ein beſonders Auffheben zu machen, und ſich mit den gottſeligen Glaubens-Toͤchtern zu Halberſtadt, Qvedlinburg und Erffurt, auff weltliche Art zu abouchiren.
Grafin,
Maria Sibylla, des beruͤhmten Medici, Mariani Graffii, gelehrte Tochter, ein in der Natur wohlerfahrnes Frauenzimmer. Sie hat geſchrieben der Raupen wunderbahre Verwandelungen und ſonderbahre Blumen-Nahrung durch 50. ſchoͤne Kupffer-Figuren, ſamt der ausfuͤhrlichen Beſchreibung, heraus gegeben zu Franckfurt [Spaltenumbruch]
Graja
1678. in 8. Conringus ruͤhmet ſolches ſehr in ſeiner Introductione in medicin. in annotat. ad C. IX. §. 7. p 294. Vid. Corn. à Beughem in Biblioth. Medic. p. 398. Nechſt dieſem iſt ſie auch in der Zeichenkunſt und Mahlerey perfect, nehet auch mit der Nadel gar natuͤrliche und lebhaffte Blumen. Vid. Sandrarts Deutſche Academie. T. II. l. 3. c. 23. p. 339.
Graja,
Johanna, oder Jana, des Hertzogs von Suffolck in Engelland gelehrte Tochter, Gilfordi Dudleji, Hertzogs in Nordhumbrien Gemahlin, eine ausbuͤndig gelehrte Princeßin, welche die Lateiniſche, Griechiſche und Hebraͤiſche Sprache, auch ſchon in ihren zarteſten Jahren fertig reden und ſchreiben konte. Der Autor Heroologiæ Anglicæ p. 33. leget ihr ein nicht geringes Lob bey, und die gelehrte von Schurmann nennet ſie in einer Epiſtel an D. Andream Rivetum, eine unvergleichliche Vorſchrifft und Beyſpiel aller Princeßinnen, dergleichen man an allen Orten und Enden der Welt nim̃ermehr wieder auffweiſen wuͤrde. Ja die beruͤhmte Demoiſelle Jaquette Guillaume in ihren illuſtres Dames. p. 282. ruͤhmet ſie ſehr hoch. Nach dem Tode Henrici VIII. wurde ſie, wiewohl wider ihren Willen, maſſen ſie viel lieber mit gelehrten Buͤchern, als mit Cron und Scepter zu thun haben wolte, als Koͤnigin ausgeruffen, da aber der Maria, des verſtorbenen Henrici VIII. Tochter, Parthey uͤberhand nahm, wurde ſie, als
ſie
(0363)
[Spaltenumbruch]
Graja
ſie 10. Tage nur die Crone gehabt, mit ihrem Vater und Gemahl, innerhalb den Ringmauern des Thurms von Londen, nach gegebenen Beyſpiele ſonderbahrer Großmuͤthigkeit und Beſtaͤndigkeit, weil ſie einen rechtẽ heꝛoiſchen Geiſt von ſich blicken lieſſe, enthauptet. Vid. Gratian. in Caſibus Virorum illuſtr. p 273. ſeq. Vor ihrem Ende ſoll ſie ſich haben verlauten laſſen, daß ihr auf der gantzen Welt nichts ſo lieb geweſen, als daß ſie die drey gelehrteſten Sprachen erlernet: dem Hauptmann des Tours, Nahmens, Thomas Bridgis, der bey ihr gewachet, ſoll ſie noch vor ihrer Enthauptung 3. Spruͤche Griechiſch, Lateiniſch und Hebraͤiſch in ſeine Schreibe-Tafel geſchrieben haben. Der damahlige GerichtsPræſident Morgan, der ihr das Todes-Urthel vorgeleſen, iſt nach ihrer Hinrichtung in eine entſetzliche Raſerey gefallen, worinnen er biß an ſein Ende ſtets geſchriehen, man ſolle ihm doch die Princeßin Jana vom Halſe ſchaffen. In dem Gefaͤngniß hat ſie ein Lateiniſches Diſtichon aufgeſetzt, welches uͤberſetzet alſo klinget:
Das Schickſaal iſt nicht als was fremdes anzuſehen, Was mir heunt wiederfaͤhrt, kan morgen dir geſchehen.
Von dem Tage und Jahre ihrer Enthauptung ſind die Scribenten nicht einig, indem etliche, wie Larreus in Hiſtor. Angl. Scot. & Hibern. p. 762. das 1553. etliche das 1554. wie Ziegler in ſeinem Schauplatz der Zeit p. 128. einige aber das 1555. Jahr, wie Hubne[Spaltenumbruch]
Gran Graſ
rus in hiſtoriſchen Fragen P. II. p. 937. ſetzen. Kurtz vor ihrem Tode hat ſie ihrer Schweſter der Graͤfin von Pembrock das Griechiſche Teſtament mit einer netten Griechiſchen Epiſtel geſendet. Vid. Neocor. & Sickium in Biblioth. Libr. Novor. T. IV. p. 208. Von ihren Schrifften in Engliſcher Sprache ſind bekandt: 1) Epiſtola ad eruditum hominem, qui a virtute verbi Divini defecit. 2) Colloquium cum Fecknaimo de ejus fide & ſententia de Sacramento. 3) das Leben der Koͤnigin Chriſtina in Schweden. 4) Epiſtola, quam ad ſuam ſororem ſcripſit, una cum ſermone, quem mox decollanda in Theatro habuit.
Granaten,
Seynd ſchwaͤrtzlich rothe durchſichtig, rund eckigt geſchnittene Steinlein, ſo das gemeine Frauenvolck um den Halß ein- oder mehrfach zuſchnuͤren und anzuhaͤngen pfleget. Es giebt derſelben dreyerley Sorten: die erſten haben die Farbe der Granat-AepffelBluͤte; die andere faͤllt in den Hyacinth; die dritte neiget ſich nach der Violen-Farbe.
Granſanctæa,
Jana, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Graſe-Magd,
Heiſſet auf denen Laͤndereyen und Meyerhoͤfen diejenige Magd, ſo in das Graß gehet, ſolches mit der Sichel hauet, und in Koͤrben nach Hauſe zu tragen pfleget.
Gra-
Y 3
(0364)
[Spaltenumbruch]
Grat Grau
Gratiæ,
Die 3. Charitinnen und Toͤchter des Jupiters, Paſithea, Euphroſyne und Ægiale genannt; wiewohl ſie von etlichen Euphroſyne, Aglaja, und Thalia benennet werden. Sind von vortrefflicher Schoͤnheit und Geſtalt geweſen. Werden nackend und mit langen herab hangenden Haaren gemahlet.
Graupen,
Ptiſana hordeacea. l’orgemondé, werden gemeiniglich aus der Gerſte gemacht, und dienen ſie in einer Haußhaltung fuͤrs Geſinde. Sonderlich ſind die Nuͤrnbergiſchen Graupen nicht zu verwerffen, welche weit und breit verfuͤhret, und an Rindfleiſch, Huͤner, und andere Eſſen gekochet werden. Damit aber auch gemeine Leute wiſſen moͤgen die Graupen recht zuzurichten, giebet ihnen der Koch folgende kurtze Nachricht an die Hand, 1) Graupen in Milch gekocht, 2) Graupen in FleiſchBruͤhe.
Graupen in Milchgekocht,
Nehmet Graupen, leſet die erſt recht rein, ſetzet ſie alsdenn mit Waſſer ans Feuer, und laſſet ſie kochen. Wenn ſie nun eingekocht haben, ſo gieſſet Milch dran, darauf ſie vollends weich und gar kochen muͤſſen. Endlich ſaltzet ſelbige, ruͤhret kalte Butter drein, oder machet dieſe braun, und brennet ſie druͤber.
Graupen in Fleiſch-Bruͤhe,
Vorher leſet die Graupen fein rein, ſetzet ſie alsdenn mit Waſſer [Spaltenumbruch]
Grau Greif
ans Feuer, und wenn ſie eingekocht, ſo ſchuͤttet Fleiſch-Bruͤhe dran; ſaltzet ſie auch und werffet Ingber und Pfeffer drein. Zuletzt gieſſet auch etwas Fleiſch-Bruͤhe dran, welches Gericht einem hungerigen Magen wohl ſchmecken wird.
Grau-Werck,
Iſt eine gewiſſe Art eines grauen Moſcowitiſchen und Lieflaͤndiſchen Rauchwercks, deſſen ſich das Frauenzimmer zur Winters-Zeit ſtatt Unter-Futters unter ihre Peltze und Kleider zu bedienen pfleget.
Gregortitschin Barbara. ſiehe. von Methen Maria.
von Greiffenberg,
Catharina Regina, gebohrne Freyherrin von Seyſſenegg, ein ſehr gelehrtes und in der Theologie wohlerfahrnes Fraͤulein, hat ſich meiſtentheils in Nuͤrnberg auffgehalten. Sie hat nicht nur Lieder und Gedichte zu ihrem gottſeligen Zeit-Vertreib erfunden und auffgeſetzet, ſo ihr Vetter Hans Rudolph von Greiffenberg, An. 1662. zu Nuͤrnberg in 12. heraus gegeben, ſondern auch eine teutſche Uranie oder geiſtliche Betrachtung von der Geburth und Jugend des HErrn Chriſti in 12. Meditationen zu Nuͤrnberg A. 1678. in 8. heraus gegeben, welche A. 1693. zu Nuͤrnberg wiederum ſtarck vermehret heraus gekommen. Ingleichen hat man auch ihre PaßionsBetrachtungen in 12. Sinnbildern zu Neuſtadt A. 1653. in 8. zu Nuͤrnberg A. 1672. in 12. und
A. 1683.
(0365)
[Spaltenumbruch]
Grenade
A. 1683. in 8. wieder auffgelegt geſehen. Ferner die SiegesSeule der Buſſe und Glaubens wieder den Erb-Feind Chriſtlichen Nahmens. Nuͤrnberg 1675. in 12. Joh. Wilhelm L. B. de Stubenberg nennet ſolches in ſeiner Cenſur ein Helden- und Engelwerck. In der teutſchen Genoſſenſchafft hat ſie den Nahmen der Tapfferen erhalten, in der LiljenZunfft aber iſt ſie zur Ober-Vorſetzerin und Zunfftmeiſterin erkieſſet worden.
Grenade,
Iſt ein recht delicates Gerichte, welches man mit guten Recht eine geſpickte Paſtete nennen koͤnte, wie ſolches nachgeſetzte Beſchreibung bezeugen wird.
Grenade zu machen,
Nehmet 5. Pf. derb Kalbfleiſch von denen Keulen, ſchneidet ſolches Scheibenweis, gantz duͤnne und klopffet es. Hernach nehmet Speck, ſchneidet ihn ſo klein, als woltet ihr Rebhuͤner ſpicken, ſpicket darmit die Scheibgen des Kalbfleiſches fein ſauber, ſo viel ihr deren brauchet. Nach dieſem ſchneidet Speck Fleckweiſe; je groͤſſer je beſſer. Ferner machet eine farce, nehmet wiederum derb Kalbfleiſch, ſchneidet ſelbiges nebſt 1. Pf. Nieren-Stollen gantz klein, und menget dieſes unter einander. Weichet Semmel in Milch, wenn ſolche geweicht, ſo druͤcket ſie wieder aus, und thut ſelbe auch unter das gehackte; ſaltzet und wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, thuts in einen Moͤrſel, ſtoſſet ſolches mit ungefehr [Spaltenumbruch]
Grenade
2. gantzen Eyern und 4. Dottern klar ab; machet einen Ragout von Kalbs-Milch oder Ochſen-Gaumen (welcher nebſt andern Ragouts mehr an ſeinem Ort ausfuͤhrlich wird zu finden ſeyn.) Nun nehmet eine Caſſerole, beſtreichet ſie mit Butter und uͤberleget mit zubereiteten Speck die gantze Caſſerole, thut auch nochmahls das geſpickte Fleiſch dazu hinein, doch alſo, daß es auf den Speck zu ſitzen koͤmmt. Hernach nehmet von der gemachten farce, und uͤberleget das geſpickte Kalbfleiſch uͤber und uͤber, nicht gar eines Fingers dick, ſchlaget ein Ey auf einen Teller, nehmet einen Pinſel und beſtreichet mit dem Ey die farce gantz glatt. Ferner thut das Ragout drein, beſtreichet hierauf ein Papier mit Butter; formiret einen Fleck von der farce drauff, ſo groß als man die Ragout damit bedecken kan. Wenn es nun aufgeſtrichen, ſo nehmet das Papier mit der farce und decket es daruͤber, es wird aber von ſich ſelbſten nicht abfallen; ſondern ihr muͤſſet eine eiſerne Schauffel gluͤhend machen, und ſolche uͤber das Papier halten; thut das Papier hinweg, und machet die farce zuſammen, gleich wie man eine Paſtete zumachet. Darnach leget oben wieder von dem geſpickten Fleiſch, biß es gantz zu wird; leget wieder geſchnittene Speck-Plaͤtzgen oben druͤber, ſetzets in einen Backofen, und laſſet es alſo backen. Wenn es gnug gebacken, ſo richtet es auf die Schuͤſſel an, alſo, daß das untere Theil heraus koͤmmt; thut den Speck alle hinweg, ſo ſichet es aus als eine geſpickte Paſtete, und
kan
Y 4
(0366)
[Spaltenumbruch]
Greßin Gries
kan es in- und auswendig gegeſſen werden. Es iſt ein Eſſen, welches man zu groſſen Ausrichtungen, ja auf Koͤnigl. Tafeln gebrachen kan. Wem beliebt ein Ragout drein zu machen, kan ſich einen erwehlen, welchen er will; wird ſich auch ein jeder, der ohne diß ſchon Nachricht von der Koch-Kunſt hat, ſelbſt am beſten darnach zu richten wiſſen. Beleget endlich dieſes Gerichte beym Auftragen mit Citronen, ſo iſt es fertig.
Greßin,
Dorothea, gebohrne Pfeifferin, eine in der Poeſie recht ſehr erfahrne Wittibe, wie ihre Proben, ſo ſie hin und wieder verfertiget, deutlich ausweiſen.
Gretzen,
Heiſſet denen Maͤgden in Augſpurg der Handkorb, mit dem ſie auf den Marckt zu gehen und darinnen einzukauffen pflegen: ſind entweder groß oder klein, die groſſen nennen ſie Stadt-Gretzen, die kleinen aber Vogel-Gretzen.
Grieblinge. ſiehe. Truffes.
Gries,
Flos, (Pollen) la fleur de la farine, wird aus gutem Weitzen gemacht; wenn nemlich der erſte Gang von der Muͤhle herab laͤufft, pfleget man ſelbigen durch ein enges Sieb zu ſieben, und das ausgeſiebte aufzubehaltẽ, welches heꝛnach Gries heiſſet. Dieſe Koſt ſcheinet noch von denen Roͤmern her zu kommen, als die in die 300. Jahr ab urbe condita ſtatt des Brodtes [Spaltenumbruch]
Griff Grillade
ſich mit Brey aus Gries gemacht, genehret haben. In der Kuͤche hat er vielfaͤltigen Nutzen, indem er hin und wieder an die Speiſen verbraucht wird, wie ſolches bey gewiſſen Zubereitungen derſelben kan abgemercket werden.
Griff am geſchlachteten Viehe,
Heiſſet dasjenige Stuͤck Fett oder Unſchlitt, was inwendig zwiſchen beyden Hinter-Keulen an Rindern, Schweinen und andern ſchlachtbahren Vieh zu ſitzen pfleget.
Grillade,
Iſt nichts anders als ein RoſtBraten, der von uͤberbliebenen Gebratens, als Tuͤrckiſchen Haͤhnen, Capaunen, Kaͤlber-Vierteln ꝛc. ingleichen von Kaͤlber-Schoͤpsund Schweins-Fuͤſſen, Schincken und andern Dingen mehr, auf gewiſſe Art zu rechte gemacht, und hernach fein ſafftig auf dem Roſt gebraten wird. Hiervon ſind folgende Beſchreibungen zu mercken 1) Grillade vom Tuͤrckiſchen Hahn; 2) Grillade von Capaunen; 3) Grillade von Gaͤnſen; 4) Grillade von Schweins-Fuͤſſen; 5) dito anders; 6) Grillade von KaͤlberFuͤſſen; 7) Grillade von Schoͤpsoder Lamms-Fuͤſſen.
Grillade vom Tuͤrckiſchen Hahn.
Wenn der Tuͤrckiſche Hahn gebraten, oder von der Tafel uͤberblieben iſt, ſo zerleget ſelben in ſchoͤne lange Stuͤckgen, thut ſolche in ein Geſchirr, ſprenget guten Wein
drauff,
(0367)
[Spaltenumbruch]
Grillade
drauff, und laſſet ſie eine Weile liegen. Nehmet hierauff geriebene Semmel, vermiſchet ſelbe mit Ingber, Pfeffer, Muſcaten-Bluͤten und Saltz, laſſet Butter zergehen, und ziehet den zerlegten Tuͤrckiſchen Hahn durch dieſelbe, weltzet die Stuͤcke in der geriebenen Semmel herum, und leget eines nach dem andern auf den Roſt. Weñ es nun bald Anrichtens Zeit iſt, ſo ſetzet ſolchen Roſt auf ein gelindes Kohlfeuer, und begieſſet es immer mit Butter, daß es fein ſafftig bleibet. Dieſes koͤnnet ihr nun alſo gebraten anrichten, oder auch eine Bruͤhe von Sardellen Schnittlauch, Zwiebeln, Citronen und dergleichen darzu machen, deren an ihren Orten unterſchiedliche beſchrieben worden ſind, doch haͤlt man gemeiniglich die Soſſen von Sardellen und Citronen vor die beſten und gebraͤuchlichſten.
Grillade von Capaunen,
Dieſe wird eben alſo, wie vorige vom Tuͤrckiſchen Hahn beſchrieben worden, zugerichtet und nicht das geringſte geaͤndert.
Grillade von Gaͤnſen,
Solche kan gleichfalls nicht anders als vorige tractiret werden.
Grillade von SchweinsFuͤſſen.
Nehmet Fuͤſſe von Schweinen, putzet und ſenget ſie ſauber uͤber dem Feuer, waͤſſert ſolche ein, und ſetzet ſelbe im Waſſer mit etwas Saltz zum Feuer, werffet etliche Kraͤuter, wie bey der à la daube gemeldet worden, darzu, ingleichen [Spaltenumbruch]
Grillade
gieſſet Wein und Eßig drauf und laſſet ſie gar kochen. Darnach ſetzet ſolche nebſt der Bruͤhe an ein kuͤhles Ort, daß ſie erkalten; nehmet ſie alsdenn heraus, ſo werden ſelbe als eine Gallerte ſich præſentiren. Hierauf thut jeden beſonders, putzet ſie ſauber zu; vermiſchet viel geriebene Semmel mit Ingber, Pfeffer und Cardamomen, laſſet in einer Caſſerole Butter zergehen; ziehet die SchweinsFuͤſſe durch, beſtreuet ſie mit der vermiſchten Semmel, leget ſolche ordentlich auf einen Roſt, biß ſie alle ſind, ſetzet ſolche auf ein gelindes Kohlfeuer und laſſet ſie braten. Werden ſie nun auf einer Seiten braͤunlicht, ſo verkehret ſolche, und troͤpfflet Tropffenweiſe braune Butter drauf, ſonſt gehet die angeſtreuete Semmel herunter. Wenn dieſe nun fertig, denn koͤnnet ihr ſie anrichten: entweder trocken, oder mit einer Soſſe wie es euch beliebet. Die Soſſe, darff aber nicht uͤber die Fuͤſſe gehen, ſondern ſie muß nur in die Schuͤſſel gegoſſen, und die Fuͤſſe gleichſam als eine Garnitur herum geleget werden. Endlich beleget dieſe mit Citronen, und beſtecket ſie mit Lorbeer-Blaͤttern, ſo ſind ſie fertig.
Grillade von Schweins-Fuͤſſen noch anders.
Putzet dieſe ſauber, ſetzet ſie hernach im Waſſer mit einem Bißgen Schmaltz zum Feuer, und laſſet ſie weich kochen. Hernach, wenn ſie gekochet, ſo thut ſelbe heraus in ein kaltes Waſſer daß ſie verkuͤhlen. Nun nehmet gerieben Brod oder Semmel, vermiſchet es wie vori-
ges,
Y 5
(0368)
[Spaltenumbruch]
Grillade
ges, ſchlaget ein Paar Eyer dran; werffet Butter oder Fett darzu, wie auch geriebenen Zucker, gieſſet auch ein wenig Wein darein, und vermiſchet alles dergeſtalt durch einander, als wollet ihr einen Teig machen. Iſt dieſer Teig nun fertig, ſo laſſet in einem Geſchirr ein Stuͤckgen Butter zergehen, ſchlaget ein Ey drein, zerklopffet ſolches mit einem Pinſel gantz klar, und ſtreichet die Fuͤſſe, jeden beſonders damit an. Ferner nehmet von dem gemachten Teig, und uͤberziehet ihn fein foͤrmlich; leget ihn in eine mit Butter angeſcheuerte Torten-Pfanne, und machet derer ſo viel als ihr noͤthig habt; beſtreichet ſie wieder mit dem zerklopfften Ey und Butter; ſtreuet klein geriebene Semmel druͤber, ſetzet ſie in einen Backofen und laſſet ſelbe fein goldgelb backen. Machet endlich eine Soſſe, und richtet ſolche, wie ſchon gelehret, an, ſo koͤnnet ihr ſie laſſen auftragen.
Grillade von Kalbs-Fuͤſſen,
Solche Grillade wird nicht beſſer, als wenn die Fuͤſſe erſt abgekocht werden, wie in der à la daube beſchrieben zu finden, ſo werden ſolche einen lieblichen Geſchmack bekommen. Man muß ſich aber nach der Kuͤche, darinnen man ſtehet, richten, ob man allezeit was noͤthig, darzu bekoͤmmt. Dieſe Grillade wird eben wie vorige tractiret: iſt derohalben nicht noͤthig, weitlaͤufftig davon zu ſchreiben. Die Soffen koͤnnen veraͤndert werden, wie es nur beliebet.
[Spaltenumbruch]
Grillade Griſette
Grillade von Schoͤps- oder Lamms-Fuͤſſen.
Die Zubereitung dieſer Grillade iſt eben wie die vorige.
Griſette,
Iſt eine Paſtete, welche von gebratenen und klein geſchnittenen Kalb-Fleiſch, Nieren-Stollen, Eyern, Gewuͤrtz u. d. g. auf eine ſonderliche Art zubereitet, gebacken und verkehret aufgeſetzet wird. Man nennet ſie auch eine verkehrte Paſtete, davon nachfolgende Beſchreibung Bericht giebet.
Griſette oder verkehrte Paſtete,
Bratet nach gemeiner Art eine Kalbs-Keule ab, und laſſet ſie erkalten. Hernach loͤſet mit einem Meſſer das braune gantz duͤnne herunter; das Fleiſch aber ſchneidet mit einem Schneidemeſſer gantz klein, nehmet auch drey viertel Pf. Nierenſtollen, brechet ſolche aus, damit alle Haut davon komme, ſchneidet es gleichfalls klein, und thuts zuſammen in einen Moͤrſel. Ferner werffet in Milch eingeweichte und wieder ausgedruckte Semmel, nebſt Muſcaten-Bluͤten und Ingber darzu, wie auch 6. Eyerdotter, 2. gantze Eyer, 3. biß 4. Loͤffel voll dicken Rahm, Saltz und Citronenſcheler, welches alles zuſammen ihr durch einander wohl ſtoſſen muͤſſet. Wenn nun dieſes zum Teige worden, ſo nehmet eine Caſſerole, die eine ſaubere Form hat, beſtreichet ſelbige mit Butter; treibet aus einem andern muͤrben Teig zugleich ein Blat eines ſtar-
cken
(0369)
[Spaltenumbruch]
Griſette
cken Meſſerruͤckens dick auf, thut es in die Caſſerole und beleget es inwendig gantz und gar; beſtreichet es auch uͤber und uͤber mit einem zerklopfften Ey. Nun langet das abgeſtoſſene aus dem Moͤrſel herfuͤr, und ſchlaget davon eines kleinen Fingers dick auf den Teig, biß daß derſelbe damit gaͤntzlich uͤberzogen ſey. Hierauf habet in Bereitſchafft ein gutes Ragout, davon ihr Nachricht unter dem Buchſtaben R, und zwar bey Beſchreibung derſelben finden werdet; fuͤllet damit das angeſchlagene in eine Caſſerole bald voll; nehmet alsdenn einen Bogen Papier, beſchmieret dieſen mit Butter, und zwar einen ſo groſſen Fleck, als die Caſſerole, darinne die Griſette ſtehet, breit iſt, traget auf denſelben von der geſtoſſenen farce eines kleinen Fingers dicke, gleichſam in der Abſicht, als wollet ihr einen Deckel auf eine Paſtete machen; nehmet darnach den Bogen Papier und leget ihn verkehrt uͤber die Caſſerole, daß die farce das gantze Ragout bedecke, und es auf allen Seiten kan zugekleibet werden. Weil nun dieſes Papier ſich nicht wird von der farce wollen abziehen laſſen, ſo machet eine Schauffel gluͤhend, haltet dieſe ein wenig druͤber, dadurch es ſich gleich wird abloͤſen. Jetzund aber nehmet wieder ein Blatt von dem muͤrben Teig, und ziehet es uͤber das vorige Blatt, welches ihr aber erſtlich mit Eyern beſtreichen muͤſſet, vermacht es hernach ſo gut als ihr koͤnnet, ſetzet die Caſſerole in einen Backofen und laſſet es fein goldgelb backen. Wenn ihrs nun anrichten wollet, muͤſſet ihr ſie ver[Spaltenumbruch]
Groß Grumba
kehrt anrichten, auch garniren, ſo gut als ihr wollet. Es iſt dieſe Paſtete recht delicat, und kan mit Haut und Haar verzehret werden.
Groß-Baſe,
Heiſſet auf dem Stamm-Baum des Groß-Vatern Schweſter.
Groſchen-Frau,
Heiſſen diejenigen alten traurig geſchleyerten Weiber, ſo bey der Leich-Proceſſion den Beſchluß von dem Frauenzimmer machen: bekommen davor jede einen Groſchen.
Große Magd,
Heiſſet auf den Doͤrffern oder Land-Vorwercken diejenige Magd, ſo backen, melcken und das groſſe Vieh beſtellen muß, auch auf die Kuͤche Achtung zu geben hat; wird von etlichen Vieh-Magd genennet.
Groß-Muhme,
Heiſſet ſo viel als der GroßeMutter Schweſter.
Große-Mutter, oder, ElterMutter,
Heiſſet der Mutter ihre Mutter.
Groß- oder, Elter-Schwieger,
Heiſſet der Schwieger-Mutter ihre Mutter.
Grumbachia,
Argula, aus dem adelichen Geſchlechte derer von Stauffen und Bayrn gebohren, vermaͤhlte Frau von Grumbach in Francken, eine devote und ſehr gelehrte Dame mit
ſon-
(0370)
[Spaltenumbruch]
Gruͤndling
ſonderbaren Theologiſchen Wiſſenſchafften begabet. Sie hat A. 1523. oͤffentlich eine Schrifft an die Theologiſche Facultæt zu Ingolſtadt ausgehen laſſen, darinnen ſie die gantze Univerſitæt wegen Verfolgung der Evangeliſchen Chriſten ernſtlich ſtraffet, und ſie zum Kampff der Religion halber im diſputiren ausfodert. Ihre ſchoͤnen Epiſteln an Hertzog Wilhelm in Bayern, Vid. Ludov. Rabum im Maͤrtyrer Buche P. 2. p. 375. an Churfuͤrſt Friedrich in Sachſen, an Pfaltz-Grafen Johannem, an die Univerſitæt und Rath zu Ingolſtadt, ingleichen an ihren Vetter Adam von Thering, wie nicht weniger etliche deutſche Verſe, ſo an einen Studenten zu Ingolſtadt geſchrieben, ſind noch vorhanden, und voll herrlicher Dinge und wahren Evangeliſchen Eyfers. D. Luther und Georg Spalatinus haben dieſe Argulam ſehr geruͤhmet. Vid. D. Joh. Andr. Schmid. in Mulier. orthodox it. Luther. in 9. Tom. Wittenbergiſcher Schrifften: da ſie hingegen der eyfrige Papiſte Jacobus Gretſerus in ſeinem Luthero Acad. p. 258. und in defenſion. Bellarmin. T. I. l. 2. c. 15. aus unzeitigen Haſſe Medeam Lutherico & Anabaptiſtico genio plenisſimam nennet.
Gruͤndling,
Fundulus, Goujon, dieſes ſind kleine Fiſche, welche ſich geꝛne in ſteinigten uñ friſchen Waſſern aufhalten. Weil ſie etwas bitter ſchmecken, pflegen die Frantzoͤiſchen Koͤche eine Hand voll Neſſeln zu nehmen und ſolche damit abzuſchaͤumen, wenn ſie im ſieden ſind, wodurch ſie [Spaltenumbruch]
Gruͤndlinge
ſelbigen die Bitterkeit benehmen. Sie ſind geſunde Fiſche, welche auch Patienten ohne Gefahr eſſen koͤnnen. Ihre Zubereitung iſt unterſchiedlich; 1) Gruͤndlinge blau geſotten; 2) Gruͤndlinge mit einer Butterbruͤhe; 3) Gruͤndlinge mit einer Butterbruͤhe und Eyern abgezogen; 4) Gruͤndlinge mit einer ſauren fricaſſee Soſſe; 5) Gruͤndlinge gebacken; 6) Gruͤndlinge mit zerlaſſener Butter.
Gruͤndlinge blau geſotten,
Nehmet Gruͤndlinge, waſchet ſolche ſauber, thut ſie in ein Geſchirr, ſprenget Eßig drauf, ſetzet einen Fiſch-Keſſel mit Waſſer, deſſen aber nicht zu viel ſeyn muß, aufs Feuer, und werffet eine Hand voll Saltz drein. Wenn nun das Waſſer bald ſieden will, ſo thut die Fiſche hinein, da weꝛden ſie ſchoͤn blau, laſſet ſie einen ſtarcken Sud thun, damit ſie allezeit uͤberſieden. Sind ſelbe nun eingeſotten, ſo hebet ſie vom Feuer, ſprenget kalt Waſſer drauf, leget einen Bogen Papier druͤber, dann bleiben ſie blau. Wolt ihr ſolche anrichten, ſo ſtreuet gruͤne Peterſilie drauf, und gebet Eßig darzu. Ihr koͤnnet auch eine Ser. viette druͤber brechen und alſo zugedeckt zu Tiſche tragen laſſen.
Gruͤndlinge mit einer Butter-Bruͤhe,
Wenn die Gruͤndlinge abgeſotten ſeynd, ſo ſetzet in einem Geſchirr ein Stuͤck Butter aufs Feuer, werffet geriebene Semmel, MuſcatenBluͤten, klein gehackte Peterſilien, und Waſſer, ſo viel ihr meynet gnug Bruͤhe zu haben, daran, laſſet dieſes
durch
(0371)
[Spaltenumbruch]
Gruͤndlinge
durch einander kochen, biß es dicke wird. Es muß aber viel Butter [da]rzu kommen, denn dieſe Bruͤhen [m]uͤſſen ſehr fett ſeyn. Hernach [ri]chtet die Fiſche fein ſauber an, [gi]eſſet die Bruͤhe druͤber, ſetzet es auf eine Glutpfanne, daß ſich die Bruͤhe in die Fiſche ziehe, ſo koͤnnet ihr ſolche hingeben.
Gruͤndlinge mit ButterBruͤhe und Eyerdottern abgezogen,
Sind dieſe Fiſche geſotten, ſo [k]oͤnnet ihr die Bruͤhe bereiten, wie [ſ]olche beyn Forellen ausfuͤhrlich [b]eſchrieben worden.
Gruͤndlinge mit einer ſauren Fricaſſee Soſſe,
Sie werden wie die Forellen zugerichtet. Siehe Forellen fri. casſirte.
Gruͤndlinge gebacken,
Thut die Gruͤndlinge in ein Geſchirr, ſaltzet ſie ein, und laſſet ſolche eine Weile im Saltz liegen. Wenn dieſes geſchehen, ſo trocknet ſelbige mit einem Tuch ſauber ab, oder ziehet ſie durch die Hand, daß der Schleim davon abgehet; beſtreuet ſolche alsdenn dick mit Gries, und miſchet ſie wohl durch einander. Hernach ſetzet in eine Pfanne ausgeſchmeltzte Butter aufs Feuer, laſſet ſolche recht heiß werden, thut von denen Fiſchen ſo viel hinein, als ihr gedencket heraus zu backen, und backet ſie fein goldgelb, daß ſie fein roͤſch und hart werden. Habt ihr nun derſelben ſo viel als euch noͤthig, ſo richtet ſie an und decket ſolche mit einer Serviette zu, daß ſie [Spaltenumbruch]
Gruͤnd Gruͤnitz
warm zu Tiſche kommen. NB. Ihr koͤnnet auch oben an ſtatt des Grieſes Weitzenmehl gebrauchen.
Gruͤndlinge mit zerlaſſener Butter,
Wenn die Fiſche geſotten, denn laͤſſet man nur Butter in einer Caſſerole zergehen, aber nicht braun werden. Darnach richtet die Fiſche auf eine Schuͤſſel an, gieſſet die Butter oben druͤber, ſetzet ſie auf ein Kohlfeuer, ſtreuet gehackte Peterſilie und Muſcatenbluͤten druͤber, ſo ſind ſie fertig.
Gruͤnen Donnerſtag holen,
Iſt ein alter Gebrauch an etlichen Orten; da die kleinen Kinder, abſonderlich von gemeinen und beduͤrfftigen Eltern, zu ihren Pathen, ſo ſie aus der Tauffe gehoben, am gruͤnen Donnerſtage gehen, uñ das ſo genannte rothe Ey nebſt andern Geſchencken abhohlen.
Gruͤnitz,
Loxias, ein nicht unbekanter Vogel, der faſt wie ein Guͤmpel ausſiehet, und einen auf eine beſondere Art von einander gekruͤmten Schnabel hat; dahero er auch an vielen Orten Krum̃ſchnabel zum Unterſcheid des im Elſaß bekañten Vogels, Uberſchnabel, genennet wird. Dieſer Voͤgel Fleiſch iſt das beſte nicht, deñ ſie riechen ſtarck nach Hartz. Um dieſer Urſach willen werden ſie nicht leicht gebraten, ſondern meiſt eingemacht, und hernach als kleine Voͤgel zugerichtet und verſpeiſet.
Gruͤnitz
(0372)
[Spaltenumbruch]
Gruͤnitz
Gruͤnitz eingemacht oder marinirt,
Wenn dieſe Voͤgel ſauber gerupffet und ausgenom̃en worden, ſo werffet ſie in ein ſiedend Waſſer, damit ſolche ein wenig anlauffen; Darnach thut ſie heraus, trocknet ſelbe gantz rein ab, ſpieſſet ſie an hoͤltzerne Spießgen, leget ſolche auf einen Roſt uͤber Kohlen, beſchmieret ſie ein wenig mit Butter, und laſſet ſolche halb gar braten. Hierauf nehmet die Voͤgel von denen Spießgen, daß ſie erkalten; habet auch kleine Faͤßgen, in der Gꝛoͤſſe wie die Senff-Faͤßgen ſeyn, parat; leget unten auf die Boͤden erſt LorbeerBlaͤtter, Citronenſcheler und gantze Wuͤrtze, hernach auf die Kraͤuter und Wuͤrtze eine Lage Voͤgel, und das ſo lange Wechſelsweiſe, biß die Faͤßgen voll ſeynd. Endlich machet ſolche zu und bohret Loͤcher oben hinein; laſſet Eßig ſieden und wieder verkuͤhlen, und gieſſet ihn zun Loͤchern hinein, ſchlaget ſie feſt zu, ſetzet ſie an ein kuͤhles Ort, verkehret ſelbe oͤffters, ſo werden ſie ſich eine lange Zeit gut halten, und koͤnnen hernach mit Beinen gegeſſen werden. Theils nehmen auch Baumoͤl darzu; ſie werden hernach als ein Salat verſpeiſet.
Gruͤnkraut,
Heiſſet in denen Kuͤchen allerley friſch zuſammen geleſene Kraͤuter, ſo unter einander vermiſcht gekocht und verſpeiſet werden. Als: Spinat, Gundermann, Guͤriſch, taube Neſſeln, Melden, Butter-Blaͤtter, Rothruͤben-Kraͤutig, u. d. g. m. In Sachſen iſt der abſonderliche [Spaltenumbruch]
Gruͤnkr Gruͤtzw
Gebrauch, daß man an dem Gruͤnen Donnerſtage faſt in jeden Hauſe dergleichen gruͤne Kraͤuter zu verſpeiſen pfleget.
Gruͤnkraut zuzurichten,
Nehmet dergleichen gruͤne Kraͤuter, uͤberleſet ſelbige rein, waſchet ſie aus, und ſetzet ſelbige mit Waſſer in einen Topff an das Feuer. Wenn ſie genug gekocht, ſo hebet ſie davon weg, ſtuͤrtzet ſie, druͤcket ſelbige rein aus, hacket ſie gantz klar, ſetzet indeſſen Butter oder Fett in einen Tiegel oder Caſſerole auf das Feuer, ſchuͤttet die gehackten Kraͤuter hinein, und laſſet ſie eine Weile darinnen praͤgeln. Nach dieſem gieſſet guten Rahm oder gute Milch mit Eyern, geriebene Semmel und Pfeffer, auch kleine Roſinen angemacht daruͤber, laſſet es unter einander wieder aufkochen, und beſtreuet es bey dem Anrichten mit kleinen Roſinen.
von Grünrad,
Regina, ein devotes und gelehrtes Fraͤulein aus Thuͤringen, in der Theologie und H. Schrifft ſehr verſiret. Sie hat ein Buch geſchrieben, geiſtlicher Wagen genannt, welches mit einer Vorrede der Theologiſchen Facultæt zu Jena Anno 1609. zu Leipzig gedruckt worden. Vid. Frauenlob in der lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 28.
Gruͤtze, ſiehe. HaferGruͤtze.
Gruͤtz-Wurſt, ſiehe. Wurſt.
Grytten
(0373)
[Spaltenumbruch]
Gryt Guet
Grytten,
Ingeburga, Andreæ Gryttens [P]aſtor. Holmedallenſ. Tochter, eine [g]ute Poetin. Die Collector. Nov. Literar. Maris Baltici. A. 1701. p. [1]07. geben vor, daß ihre deutſche Gedichte, ſo ſie Fruͤchte des Creutzes [n]en[n]et, worinnen Abends und Morgends Buß-Andachten it. [P]arobolæ metaphraſis de Pha[r]iſæo & Publicano zu finden, ehe[ſ]tens wuͤrden heraus kommen.
Guarniſon von Weibern. ſiehe Weiber-Guarniſon.
Gueridons, oder, Geridons,
Seynd hohe von Holtz geſchnitzte, gedrehete, auf allerhand Art mit Laubwerck gezierete, laccirte, gefuͤrnſte, gebeitzte oder ziervergoldete Saͤulen und Geſtelle, mit einem kleinen Poſtement und Ober-Platte verſehen, worauff man in denen Putz-Stuben die Lichter zu ſetzen pfleget. Insgemein findet man bey zwey Gueridons auch einen kleinen Putz- oder Galanterie-Tiſch, der mit ihrer couleur und façon uͤberein koͤmmt.
Guerin,
Margaretha, eine edle Matrone a Pinha. War eine gelehrte Dame, ſo abſonderlich in der Griechiſchen Sprache wohl verſirt war. Sie ſoll mit der gelehrten Catharina Junckerin ſehr vertraut und in ſteter Bekandſchafft gelebet haben. Vid. Caſp. Bruſch. in Tract. vom Fichtelberg. p. II. it. Zeiler. Cent. IV. Epiſtol. 65. p. 441.
[Spaltenumbruch]
Guerre Guion
de la Guerre,
Mademoiſelle, eine in der Muſic vollkommen erfahrene Frantzoͤſin, ſo eine gantze Opera, Cephale & Procris genannt, componiret und in Muſic geſetzet hat, welche A. 1694. zu Paris aufgefuͤhret worden; die Poeſie darzu hat Monſ. Duche gemacht. Vid. Diverſités curieuſes en pluſieurs lettres. T. II. p. 369.
Guillelmina,
Eine Boͤhmin, ſo A. 1281. ſtarb, aber im Verdacht einer Ketzerey, von welcher und ihrem Anhange Johannes Petrus Puricellus eine Diſſertat. geſchrieben. Vid. Act. Erudit. Lipſienſ. A. 1687. p. 595.
de Guimene,
Eine Frantzoͤiſche gelehrte Princeßin, war der Hebraͤiſchen Sprache dermaſſen kundig, daß ſie ihre Horas, (wie ſie ihr Buch nennet) Hebraͤiſch und Frantzoͤiſch zu Paris heraus gegeben: ſie lebete ums Jahr Chriſti 1625. Vid. Colomeſii Gall. Oriental. p. 261.
de Guion oder Gayon,
Murovia Madame, von Riom aus Nieder-Auvergne gebuͤꝛtig, eine gelehrte, aber auch des Quietismi halben ſehr verdaͤchtige Frantzoͤſin, hat ſich durch verſchiedene, theils gedruckte, theils noch in Manuſcriptis liegende Tractætlein bekandt gemacht. Sie ſtarb im Anfange des 1699. Jahres. Ihre wunderlichen Meynungen kan man am beſten aus ihren Buͤchern ſehen, ſo Heinrich Wettſtein in Amſterdam
zum
(0374)
[Spaltenumbruch]
Guͤncke
zum 4tenmahl drucken laſſen, unter dem Titul; Recueil de divers Traites de Theologie Myſtique, qui entrent dans la celebre diſpute du Quietisme qui s’agite preſentement en France. A Cologne 1699. & ſe trouve a Amſterdam chez Henrij Wetſtein. Sie heyrathete einen reichen Mann M. de Guion genañt, welcher die Direction des Canals de Briare auf ſich hatte, der ſie als Wittbe mit 3. Kindern verließ. In ihrem Wittben-Stande ergab ſie ſich nach ihres Manns Tode gantz und gar der Devotion, unter der Direction eines Religieuſen Barnabiter Ordens, und als ſie ihrer ſondeꝛbahꝛen Meynungen wegen verſchiedene Verfolgungen ausgeſtanden, wurde ſie endlich aus dem Cloſter de Filles de Vaugirad durch einen Exempten und die Archers abgehohlet, und nach der Baſtille zu Paris abgefuͤhret, in welcher ſie auch ihr Leben beſchloſſen. Von ihren Schrifften ſiehet man 1) Moyen court & facile de faire Oraiſon. 2) Cantique des Cantiques. 3) Stroͤme, das iſt 3. Myſtiſche Wege. 4) eine Erklaͤrung uͤber Moſen, Joſuam, die Richter, die Evangelia, uͤber Pauli Epiſteln, und die Offenbahrung. Vid. Unſchuldigen Nachrichten. A. 1706. p. 286. Arnold. in ſeiner Veꝛthaͤdigung der Myſtiſchen Theologie p. 251. und in der Kirchenund Ketzer-Hiſtorie p. 778. it. in der Hiſtorie der Myſtiſchen Theologie c. 24. p. 514 machet groß Weſen von ihr; D. Feuſtking aber in ſeinem Gynæc. Hæret. Fanatic. pag. 325. redet gantz anders.
Guͤncke,
Iſt ein langer Mantel von Ca[Spaltenumbruch]
Gunderm Gurck
melott, den die gemeinen Weiber in Ulm, wann ſie zur Hochzeit oder Tauffe gehen, umhengen.
Gundermann,
Hedera terreſtris, Lierre terreſtre, iſt ein Kraͤutlein, das gemeiniglich an denen Zaͤumen waͤchſet und ſich auff der Erde gleich dem Epheu ausbreitet. Es treibet dieſes Kraut ſonderlich den Gries und Sand, iſt der Lunge und verſchleimtẽ Magen zutraͤglich, zu dem Ende gemeine Leute es nicht nur in ihre Eyerkuchen oder unter ihr gruͤnes Kraut zu thun pflegen, ſondern unſer Koch bedienet ſich auch deſſen bey ein und andern Speiſen, wodurch er ſelbige lieblich und geſund machet.
Gurcken,
Cucumeres, Concombres, ſind Garten-Gewaͤchſe, deren es zweyerley Sorten gibt, nehmlich kleine und groſſe. Die kleinen heiſſen eigentlich Cucumern oder Kuͤm̃erlinge, werden ſonderlich in Nuͤrnberg mit Fenchelkraut, Saltz, Pfeffer und Eßig in kleine Faͤßgen eingemacht, und Winterszeit zum Gebratens auffgeſetzet. Aus denen groſſen ſchneidet man zur Sommerszeit entweder Salat, richtet ihn mit Baumoͤhl, Pfeffer, Saltz und Eßig zu, oder man machet dieſelben auch ein in gewiſſe Faͤſſer, auff folgende Art.
Gurcken groſſe einzumachen,
Nehmet Gurcken, ſo viel ihr wollet, putzet die Stiele herunter und
werffet
(0375)
[Spaltenumbruch]
Guͤrtel
werffet ſie in ein kaltes Waſſer, waſchet ſie ſauber wieder heraus, und laſſet ſie trocken werden. Darnach nehmet ein Geſchirr, es ſey ein Faß oder groſſe Toͤpffe, leget erſtlich unten auf den Boden Tillſcheibe und Blaͤtter von ſchwartz ſauren Kirſchen; hernach die Gurcken, damit ihr Wechſelsweiſe continuiren muͤſſet, bis das Geſchirr voll iſt. Ferner vermiſchet friſch BrunnenWaſſer, ſo viel deſſen noͤthig, mit Saltz, gieſſets auf die Gurcken; thut ein Bret oder Teller drauf, und beſchweret ſie mit Gewicht oder Steinen. Wenn ſolche nun anfangen zu gaͤhren, ſo koͤnnet ihr die Bruͤhe koſten, ob ſie gnug geſaltzen; wo nicht, ſo thut mehr Saltz dran, wiewohl es beſſer iſt zu wenig, als zu viel Saltz, denn ſie halten ſich deſto laͤnger, nur daß ſolche an ein warmes Ort geſetzet werden. Sind ſie nun ſauer und recht, denn ſetzet ſelbe ins Kuͤhle, da halten ſie ſich eine gute Weile.
Guͤrtel,
Oder Leib-Guͤrtel, iſt ein aus gold- oder ſilbernen Gelencken gegoſſener und zuſam̃en geſetzter Umfang um den Leib, den das Frauenzimmer zur Zierrath umleleget. In Augſpurg wird ſolcher nicht allein um den Leib, ſondern auch um den gantzen Schnabel der ſo genannten Schnabel-Bruͤſtlein geleget, bey den geringen Weibesbildern iſt er um den Leib herum nur von ſchwartzen Sammet verfertiget, an der rechten Seiten aber hengen ſilberne Kettlein, ſo ein Beſchlaͤg-Guͤrtel benennet wird, faſt uͤber den halben Rock herab, [Spaltenumbruch]
Gurt Gynaͤc
woran eine ſilberne blinde Meſſerſcheide gehefftet; dergleichen auch in Saltzburg und Regenſpurg dem Frauenzimmer gebraͤuchlich iſt, woran aber insgemein ein gantz ſilbern gegoſſenes Meſſer-Beſteck heꝛab henget. In Ulm bedienet man ſich ebenfalls dergleichen, auſſeꝛ daß der vornehmen Weibesbilder allda ihre Guͤrtel, ſo ſonder Geſteck ſind, ſehr lang von vorne herunter hengen, auch oͤfters mit einer Schleiffe Band zuruͤcke wieder hinauf angeſtecket werden.
Gurt,
Heiſſet denen Augſpurgiſchen Weibes-Bildern ſo viel, als eine Windelſchnur. Siehe Windelſchnur.
de Guzmann,
Feliciana Henriquez ein gelehrtes Frauenzimmer von Sevilien, lebte zu Anfang des 17. Seculi und ſchrieb in Spaniſcher Sprache eine ſehr ſchoͤne Tragicomædia.
Gynæceum,
Oder Frauenzimmer Gemach, heiſt dasjenige Theil des Hauſes, wo ſich die Weiber vor Zeiten bey den Griechen und Roͤmern aufhielten. Dahero heiſt noch heutiges Tages dasjenige Gebaͤude ein Gynæceum oder Frauenzimmer Gemach, wo eine Anzahl von jungen Frauenzimmer beyſammen wohnet, und in allerhand dem weiblichen Geſchlechte anſtehenden Kuͤnſten und Wiſſenſchaften erzogen wird. In der Heil. Schrifft wird auch des Frauenzimmers, das iſt, des Orts, in welchem die Weiber und Kebs-Wei-
ber
Frauenzim̃er-Lexicon. Z
(0376)
[Spaltenumbruch]
Gypſis H. Haarb
ber verwahret wurden, gedacht. Ein ſolch Frauenzimmer hatte der Koͤnig in Aſſyrien, woriñen Eſther war. Eſth. II. v. 9. 10. & 11. David, aus welchem Salamo KebsWeiber nahm, 2. Samuel. XVI. v. 21. 22.
de Gypſis,
Angela Cæcilia, war eine ſehr gelehrte Nonne in Bologna und florirete 1660.
Gytterin,
Urſula Maria, eine kluge und gelehrte Prieſters Tochter, hatte nicht nur die Schul-Autores, ſo ſie ſich in teutſcher Sprache vortragen laſſen, ſehr inne, ſondern war auch eine hurtige Rednerin und gute Poetin.
H.
Haader-Suppe, ſiehe. Suppe, ſo Haader-Suppe genennet wird.
Haarband,
Heiſſet dem Augſpurgiſchen Frauenzimmer dasjenige von Perlen geflochtene Baͤndlein, ſo die vornehmen Weibes-Bilder bey EhrenTagen oben uͤber die Stirnen zu ſchlagen und zu legen pflegen. In Ulm heiſt es ein Perlen-Craͤntzlein.
Haarbaͤnder,
Seynd ſchmale und lange ſeidene oder zwirne Baͤnder, worein ſich das Frauenzimmer die Haare flechten und abtheilen laͤſt.
[Spaltenumbruch]
Haard Haark
Haardrat, ſiehe. HaarWulſt.
nach den Haaren in der Chriſt-Nacht greiffen,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, wenn nehmlich eine Jungfer oder Magd, ſo da wiſſen will, was ihr kuͤnfftiger Liebſter vor Haare hat, in der Chriſtnacht zwiſchen 11. und 12. Uhr ruͤcklings zur Stubenthuͤr hinaus greifft, und ſelbige zu erhaſchen gedencket.
Haarſlechterin,
Heiſſet dasjenige Weibesvolck, ſo denen Peruquen-Machern die gebackenen und aufgekreuſelten Haare Reyhen-weiſe in lange Treſſen flicht und ſetzet.
Haar-Kopff,
Iſt ein abſonderlicher Putz und Zierrath vor die Braͤute, wenn ſie zur Trauung oder bey dem dreymahligen Aufgeboth in die Kirche gehen, da man ſelbigen durch die Umbinde-Frau einen von Haaren in die Hoͤhe gezogenen, mit Puͤffen, Zoͤpffen, Favoretten und Neſt ausgezierten und durchſchlungenen Putz aufſetzet und auf unterſchiedene Art ausſtaffiret.
Haarkopff mit Bande, oder Auffſatz von Bande,
Iſt eine abſonderliche Art von Haarkoͤpffen, wann nehmlich die Jungfern, ſo auf Hochzeiten gehen wollen, ſich das Haar aufziehen, mit Puͤffen unterſcheiden und ſel-
bige
(0377)
[Spaltenumbruch]
Haarl Haarn
bige mit bunten Baͤnderſchleiffen durchſchlingẽ laſſen, bißweilen auch wohl gar einen mit Flohr oder Spitzen belegten bloſen HaubenDrat darbey aufſetzen, und die in Puͤffe geſchlungenen Haare und Neſt gantz frey und unbedecket ſehen laſſen.
Haarlocken,
Seynd zwey lange zuſammen gedrehete Locken, ſo an dem Haarkopffe bey denen umgebundenen Braͤuten uͤber die Ohren herunter zu hangen pflegen.
Haar-Mantel, oder NachtMantel,
Iſt ein oben um den Hals zu[ſ]ammen gefaͤlteter oder geſchobeneꝛ [l]anger Kragen und weiter Um[h]ang, deſſen ſich das Frauenzim̃er [e]tlicher Orten, ſonderlich zur Sommers Zeit zu bedienen pfleget. Sie [ſ]eynd entweder durchaus von ge[k]loͤppelten oder geneheten Spitzen, oder mit angeſetzten Spitzen, oder auch ſchlecht von Coton, Neſtel[t]uch, Terletank, Cammertuch u. d g.
Haar-Nadeln,
Seynd groſſe, lange und ſtarcke Nadeln mit runden Kuppen, wormit das Frauenzimmer ſich bey dem [u]mbinden und aufſetzen die Haar[p]uͤffe abtheilen und anſtecken laͤſt. Dergleichen Nahmen haben auch [d]iejenigen groſſen Nadeln, ſo vielmehr einem Griffel aͤhnlich ſehen, und womit ſich das Frauenzimmer das Neſt von der Haube auf dem Kopff feſt anſtecket. Das Saltz[b]urgiſche Weibesvolck nennet auch [d]iejenigen von Gold oder Silber [Spaltenumbruch]
Haarp Haaſe
zubereiteten Nadeln, Haar- oder Aufſatz-Nadeln, ſo ſie durch ihre Haar-Neſter ſtecken, und welche man ſonſten Schleiff-Nadeln zu nennen pfleget.
Haar-Puͤffe,
Heiſſen bey dem Frauenzimmer diejenigen abgetheilten, uͤber die Stirne hoch hinauf gezogenen und uͤber gewiſſe darzu abſonderlich verfertigte Wuͤlſte oder Haar-Draͤter geſchlagenen und angeſteckten Haare, worauf der Haubendrat geſetzet wird.
Haar-Tuch,
Heiſſet in denen Kuͤchen ein aus Beuteltuch geſchnittenes Tuͤchlein, wodurch man die Krebsbutter und andere Sachen zu druͤcken pfleget.
Haar-Wulſt, oder HaarDrat,
Heiſſet ein von Leinwand mit Baumwolle, Flachshaaren oder Werck derb ausgeſtopffter halber Umfang, mit Drat auf beyden Seiten eingebogen, woruͤber das Frauenzimmer bey dem umbinden und aufſetzen ſich die Haarpuͤffe aufziehen und ſchlagen laͤſt.
Haar-Zoͤpffe,
Heiſſen die langen Frauenzimmer-Haare, ſo ſich das Weibesvolck auf zwey Theile in Baͤnder flechten und daraus das Neſt formiren laͤſt.
Haaſe,
Lepus, Lievre, iſt ein furchtſames fluͤchtiges Thier, von welchem merckwuͤrdig, daß er mit offnen Augen ſchlaͤfft. Sein Wildpret
haben
Z 2
(0378)
[Spaltenumbruch]
Haaſen
haben die alten Medici nicht loben wollen, wie deñ Lonicerus hiervon alſo ſchreibet; unter aller Thiere Fleiſch iſt keines, das ſo viel Melancholey machet, als Haaſenfleiſch. Allein die Liebhaber dieſes Wildprets lachen druͤber, und kehren ſich wenig an dieſe marque, vielmehr halten ſie ſolches vor was delicates und niedliches, zumahl wenn der Haaſe nicht gar zu alt iſt, daran ſie ſonderlich die Keulen und an dieſen das Bein, ſo am Ruͤcken hengt, vor das beſte Bißlein preiſen. Die Zurichtung der Haaſen iſt mancherley. Davon folgendes zur Nachricht dienet; 1) Haaſen zubereiten; 2) Haaſen zu braten; 3) Haaſen in einer Paſtete; 4) Haaſen mit Sauerkraut im Backoͤfen; 5) Haaſen ſo uͤberblieben mit Capern; 6) dito mit Kuͤmmel ſaͤuerlich; 7) dito mit groſſen Zwiebeln; 8) dito mit Citronen; 9) dito mit geſaltzter Limonie; 10) Haſen-Wildpꝛet mit Schweiß; 11) Haaſenkleint nur ſchlecht mit Zwiebeln.
Haaſen zubereiten,
Erſtlich muͤſſet ihr dem Haaſen den Balg abſtreiffen; hernach das voͤrdere Theil biß an die Buͤcher wegſchneiden, alsdann koͤnnet ihr beyde Sorten brauchen, wie euch beliebet.
Haaſen gut zu braten,
Nehmet erſtlich den geſtreifften hintern Haaſen, ſchneidet ſelbigen mit einem ſcharffen Meſſer die Haut, ſo am Wildpret klebet, ſauber herunter, insgemein heiſſet es: den Haaſen haͤuteln. Wenn ſolches [Spaltenumbruch]
Haaſen
nun geſchehen, ſo ſchneidet ihm das Schloß hinten entzwey, damit das Weideloch kan rein gemacht werden, ſpreilet ſolchen hinten durch die zwey Viertel und vorn durch den holen Leib, ſchneidet Speck fein ſauber uͤberein, und ſpicket ihn ſo zierlich als ihr koͤnnet. Iſt er nun geſpicket, ſo waſchet ſolchen ein wenig aus, ſaltzet ihn ein, und laſſet ſolchen ein wenig verſchwitzen; ſtecket ſelben an einen Spieß, laſſet ihn bey einen gelinden Feuer braten, betraͤuffet ſolchen oͤffers mit Butter, und ſo bald er anfaͤngt Farbe zu bekommen, ſo verbindet ſelben mit Papier und begieſſet es mit Butter. Wenn nun das Pappier erhitzet, giebet es dem Haaſen eine ſtarcke Hitze, und machet ihn doch nicht braͤuner, ſondern er wird ſafftig und gut. Iſt er endlich gar und ſoll angerichtet werden, ſo ziehet ihn vom Spieß, leget ihn auf die darzu bereitete Schuͤſſel, gieſſet et[-] was von der jus aus der Bratpfan[-] ne darunter, und machet braun[e] Butter, die muß aber Giſcht haben[;] oben druͤber beſtreuet ſolchen mi[t] geriebener Sem̃el und beleget ihn mit Citronen, ſo iſt er fertig.
Haaſen in einer Paſtete,
Wenn der Haaſe geſtreifft un[d] abgeſchnitten iſt, ſo haͤutelt ihn, w[ie] vorigen zum braten, loͤſet ihm d[ie] Laͤuffte ab, ſaltzet ſelben ein wen[ig] ein, leget ihn auf einen Roſt, un[d] ſetzet ihn auffs Feuer, woſelbſt e[r] ein wenig anlauffen muß. Herna[ch] thut denſelben in ein Geſchirr, gie[ſ-] ſet Eßig druͤber und laſſet ihn, wen[n] es Zeit hat, ein Paar Tage dari[n-] nen liegen. Darnach nehmet de[n-]
ſelben
(0379)
[Spaltenumbruch]
Haaſen
ſelben heraus, ſchneidet Speck und [z]war dicke Stuͤcken, gleich wie man [z]ur à la daube zu ſchneiden pfleget, wuͤrtzet und ſaltzet ſolchen ein, und [ſ]tecket ihn in den Haaſen ohne Zier[l]ichkeit hin und her, wie ihr nur am [b]eſten darzu kommen koͤnnet. Nach [d]ieſem nehmet groben Teig, wie ſolcher zu groben Paſteten muß gemachet werden, waltzet ihn auf, le[g]et das ausgewaͤltzte Blatt auf Papier, beſtreichet ſolches mit Eyern, nehmet auch kleine Schnittgen Teig, und machet einen Roſt, ſo weit ihr gedencket den Haaſen zu legen; thut unten auf den Boden Lorbeerblaͤtter und Roßmarien, auf dieſe Stuͤcke leget hernach Speck und Butter, ſtreuet auch Ingber, Pfeffer, Neglein und Citronenſcheler druͤber, leget den Haaſen drauf, uñ fuͤhꝛet von einem langen Stuͤckgen Teig einen Rand um den Haaſen, wie derſelbe lieget, machet es fein feſte an, damit die Bruͤhe im Ofen nicht kan durchdringen, machet auch einen Blatt-Teig und decket den Haaſen zu, gehet mit den Fingern an den geſetzten Rand, damit der Haaſe eingefaſſet iſt, herum, und druͤcket das Blatt fein ſauber an. Wenn dieſes nun geſchehen, dann ſchneidet den Teig unten herum fein ab, daß nur 2. Qver-Finger breit bleibet, blaſet das obere Blatt ein wenig auf, damit es eine Form bekoͤmmt. Endlich ſo ſind auch gewiſſe Paſteten-Baͤnder geſtochen, darein druͤcket eine Streiffe Teig, daß damit die halbe Paſtete kan umzogen werden, beſtreichet die Paſtete mit Eyern, uñ ziehet das Band fein zierlich darum. Iſt dieſes vollbracht, ſo wickelt den Teig, der un[Spaltenumbruch]
Haaſen
ten um die Paſtete gelaſſen worden, fein ſauber auffwaͤrts an die Paſtete, und zwicket es ſo gut ihr koͤnnet; machet oben einen ausgeſchnittenen Deckeldar auf, beſtreichet ſie mit Eyern und ſetzet ſie in Ofen. Weñ ſie nun anfaͤngt braͤunlich zu werden, ſo ſtechet mit einem ſpitzigen Holtz oder Bratſpieß oben am Deckel ein Loch hinein, daß die Lufft heraus kan; hernach machet auch folgende Bruͤh darzu. Nehmet ein wenig braun Mehl, thut ſolches in einen Tiegel oder Caſſerole, gieſſet Bruͤhe, Wein, auch Eßig darzu, und laſſet es duꝛch einander kochen; hierauff nehmet einen kleinen Trichter oder Fuͤllhals, machet ein Loch oben in die Paſtete und fuͤllet die Bruͤhe hinein, biß deren ſattſam drinne iſt, ſetzet ſolche wieder in Ofen, und laſſet ſie vollends gar backen. Wollet ihr die Paſtete anrichten, ſo ruͤttelt ſie fein durch einander und gebet ſie hin.
Haaſen mit Sauerkraut im Backofen,
Nehmet einen Haaſen, wenn er geſtreiffet iſt, ſchneidet ihn vorn ab, loͤſet ſelbem die hintern Laͤufte abe, wie bey der Paſtete geſchehen, haͤutelt und ſpicket ihn, wie zum braten, laſſet ihn darauff nur halb gar braten, daß er fein ſafftig bleibet. Hernach nehmet Sauerkraut, kochet es, doch nicht gar zu weich, ſeiget die Bruͤhe herunter und ſchneidet ſolches mit einem Schneidmeſſer klein; hierauf ſetzet in einer Caſſerole ein ziemlich Stuͤck Butter, auffs Feuer; wenn ſie heiß worden, deñ werffet einẽ Eßloͤffel voll Mehl drein, ruͤhrets ſo lange, biß ſichs
ein
Z 3
(0380)
[Spaltenumbruch]
Haaſen
ein wenig faͤrbet, thut das Sauerkraut hinein, gieſſet auch eine Kanne guten ſauern Rahm dran, ruͤhret es durch einander, und laſſet es alſo eine gute Weile daͤmpffen. Ferner machet von Teig einen Rand auf eine Schuͤſſel, worauf es ſoll zur Taffel getragen werden, 2. Qver Finger hoch, ſtreichet die Schuͤſſel mit Butter an, ſchuͤttet von dem Kraut die Helffte drein, leget den Haaſen drauf, die andere Helffte Kraut uͤber denſelben, auf daß der gantze Haaſe damit uͤberzogen werde, ſtreichet ſolches mit einem breiten Meſſer fein zu; ingleichen laſſet Butter zergehen, ſchlaget ein Ey dran, vermiſchet es durch einander und uͤberſtreichet oben damit das gantze Kraut, ſtreichet auch klar geriebene Semmel druͤber, und ſetzet es in Backofen, ſo wirds als eine Paſtete werden. Wenn ihr nun anrichten ſollet, denn nehmet ſolches wieder aus dem Backofen, garniret es, wie ſichs am beſten ſchicket, ſo iſt es fertig und recht gut. Dieſes Kraut kan auch ohne Rahm alſo bereitet werden, nur daß man mehr Fett ſtatt des Rahmes nehme, und dadurch diejenige Fettigkeit erſetze, welche der Rahm ſonſt bey ſich hat.
Haaſen ſo uͤbrig blieben, mit Capern.
Setzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter auffs Kohlfeuer, laſſet ſelbe braun werden, ruͤhret einen Eßloͤffel voll Mehl drein, welches auch braͤunen muß, gieſſet hernach Fleiſch-Bruͤhe, Wein und Cßig darzu, und laſſet ſolches zuſammen kochen. Darnach zerſchneidet den [Spaltenumbruch]
Haaſen
Haaſen zu Stuͤcken, leget ihn in die kochende Bruͤhe, werffet auch eine Hand voll Capern dran, wuͤrtzet ſolches mit Ingber und Pfeffer, leget ein Paar gantze Zwiebeln darzu; ſelbe muͤſſen aber beym Anrichten wieder heraus genommen werden, und laſſet es alſo ferner kochen. Iſt dieſes nun etwan nicht fett genug, ſo gieſſet aus der Braten-Pfanne einen Loͤffel voll Jus dran; oder laſſet ſo viel braune Butter drein lauffen, ſo iſt es fertig, will man auch kein braun Mehl machen, ſo kan eine Hand voll gerieben Rocken-Brod darzu geworffen werden, es gilt gleich viel.
Haaſen dergleichen, mit Kuͤmmel ſaͤuerlich,
Dieſer wird, gleich wie vorher beſchriebener bereitet, nur daß an ſtatt der Capern Kuͤmmel hinein gethan wird; ſolcher muß aber erſt mit einem Schneidemeſſer klein geſchnitten werden, auff daß man ihn nicht leicht zu ſehen bekomme. Jedoch kan man den Kuͤmmel auch gantz laſſen; nur hat hierbey der Koch zu uͤberlegen, auff was vor einer Tafel er verſpeiſet ſoll werden.
Haaſen dergleichen, mit geroͤſteten Zwiebeln,
Wenn der Haaſe zerſtuͤcket iſt, ſo leget ihn in eine Caſſerole oder Tiegel, ſtreuet eine Hand voll gerieben Rocken-Brodt dran, thut Zwiebeln, die ihr erſt in Butter roͤſten ſollet, darzu, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer und geſtoſſenen Nelcken, gieſſet Fleiſch-Bruͤh und ein Paar Eßloͤffel voll Eßig dran,
ſetzet
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[Spaltenumbruch]
Haaſen
ſetzet dieſes zuſammen auf ein Kohlfeuer, und laſſets alſo durch einander kochen, biß es ein wenig dicke wird, hernach koͤnnet ihr dieſes anrichten, wie ihr wollet.
Haaſen dergleichen, mit Citronen,
Thut den in Stuͤcken geſchnittenen Haaſen in einen Tiegel, ſtreuet geriebene Semmel drauf, ſchneidet Citronenſcheler, auch Scheiben von der Cirrone, thut ſelbe nebſt Ingber und Muſcatenbluͤten auch darzu, ingleichen ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, gieſſet FleiſchBruͤh und ein wenig Wein drein, und laſſet es auf einem Kohlfeuer fein gemaͤhlich ſo lange kochen, biß es beginnet dicke zu werden; endlich ſaltzet es ein wenig, und richtet an.
Haaſen dergleichen, mit geſaltzner Limonie,
Iſt der Haaſe nach vorhergehenden Bericht zubereitet worden, ſo koͤnnet ihr an ſtatt der Citronen eine geſaltzene Limonie Scheibenweiſe dran legen, die aber vorhero ein wenig muß ausgewaͤſſert werden.
Haaſen-Wildpret mit Schweiß,
Wird ſonſten Haaſenkleint oder der junge Haaſe genennet. Nehmet das Vordertheil vom Haaſen, ſchneidet die Buͤcher herunter, und hackets zu feinen Kochſtuͤcken, thut die Galle von der Leber, ſpaltet den Kopff entzwey, nehmet Waſſer, Eſſig und Vier durch einander, ſetzet ſolchen Haaſen darinnen zu, ſaltzet ihn und laſſet ſolchen bald kochen. [Spaltenumbruch]
Haaſen Haberta
Es muß aber vorhero, wenn der Haaſe geſtreiffet wird, der Schweiß auffgefangen werden, und zwar auf folgende Art. Wenn der Balg herunter, ſo ſetzet eine Schuͤſſel oder ander Geſchirr unter den Haaſen, gieſſet Eßig in denſelben, ſo laͤufft der Schweiß alle heraus. Nun kuͤhlet den gekochten Haaſen aus, und richtet ihn in einen Tiegel, ſeiget von der Bruͤhe, darinnen derſelbe gekochet, darzu, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, reibet was Pfefferkuchen dran, brennet braune Butter hinein, und laſſet es alſo durch einander kochen. Wenn ihr bald wollet anrichten, ſo qvirlt den auffgefangenen Haaſen-Schweiß mit etwas Zucker ab, und ſo das eingerichtete im vollen kochen iſt, ſo laſſet den Schweiß durch einen Durchſchlag hinein lauffen, und ruͤttelts wohl durch einander. Wollet ihr anrichten, ſo ſchneidet Citronenſcheler klein, ſtreuet ſolche druͤber, bereitet es auch mit Zucker und gebets hin.
Haaſen Kleint nur ſchlecht mit Zwiebeln,
Dieſes wird eben alſo gemacht, nur daß an ſtatt des Pfefferkuchens braun Mehl gebrannt und nebſt viel geſchnittenen Zwiebeln hinein gethan wird, welches durch einander kochen muß: wer nicht gerne Zwiebeln iſſet, der kan ſie auch weg laſſen und nur bey der vorher beſchriebenen Bruͤhe bleiben.
Haberta,
Suſanna, eine gelehrte Frantzoͤſin, verſtund die Hebraͤiſche, Griechiſche, Lateiniſche, Spaniſche und
Italiaͤ-
Z 4
(0382)
[Spaltenumbruch]
Hachis Hackem
Italiaͤniſche Sprache aus dem Grunde, war uͤber dieſes in der Philoſophie ſehr erfahren, und hatte nebſt Leſung der Heiligen Schrifft viel Zeit, die Patres zu durchwandern, angewendet. Dannenhero ſie eine Auslegung des Symboli A thanaſiani, ingleichen einen Tractat vom Gebete und von denen Sacramentis, wie nicht weniger einen Catechißmum verfertiget. Sie iſt A. 1633. den 26. Decembr. Todtes verblichen. Vid. Henning Witte Tom. I. Diarii Biograph. ad An. 1633. lit. Gg. col. 2.
Hachis,
Iſt eine klein gehackte Speiſe, die abgewuͤrtzt und in gewiſſe Eſſen gethan und gefuͤllet wird, wie an iedem gehoͤrigen Orte bey denen Speiſen wird zu finden ſeyn.
Hacke-Beil, oder FleiſchBeil,
Iſt ein breites und geſchaͤrfftes Eiſen, an einen hoͤltzernen Stiel befeſtiget, womit das Fleiſch zuhacket wird.
Hacke-Bret,
Iſt ein groſſes und breites mit einem hohen Rand umgebenes Bret, worauff die Victualien klein gehacket werden.
Hacke im Strumpff,
Heiſſet dem Frauenzimmer im Stricken, der unterſte Hintertheil des Strumpffs, worein die Ferſe von dem Fuß zu ſitzen koͤmmt.
Hacke-Meſſer,
Iſt ein lang und ſehr breites ge[Spaltenumbruch]
Hacken Haͤnde
ſchaͤrfftes Meſſer, womit man in den Kuͤchen Peterſilie und andere Sachen, ſo man klein haben muß, klar und klein hacket. Wann die Schneide davon rund gebogen iſt, werden zwey Handhaben daran gemacht, und heiſſet ſolches ein Schneide-Meſſer.
Hacken, ſiehe. WandSchrauben.
Hacke-Stock,
Iſt ein tichter, runder Klotz auff drey Fuͤſſen ſtehend, worauff das Fleiſch i[n] Stuͤcken zerhauen wird, wird durch Bedeckung eines hoͤltzernen Deckels rein und ſauber gehalten.
Hacquart,
Franciſca, war eine beruͤhmte Hexe und Zauberiſches WeibesBild.
Hadaſſa, ſiehe. Eſther.
Haͤcklein am Spinnerad,
Iſt ein von Drat krum̃ gebogener und am Spinnerad herabhangender Hacken, womit das WeibesVolck das Ende des im Spinnen geriſſenen Fadens durch die Spuhle wiederum herausziehet.
Haͤfftlein, ſiehe. SteckeNadeln.
Haͤlsgen, ſiehe. Uberſchlag.
Haͤnde dem Kindlein geben,
Bedeutet denen kleinen Windelkindern die Haͤndlein, ſo man ſonſten mit einzuwickeln pfleget,
nach
(0383)
[Spaltenumbruch]
Haͤnsgen
nach den neun Tagen wieder geben, und ihnen ſelbige frey uͤberlaſſen.
Haͤnßgen im Keller,
Iſt eine Art von einem ſilbernen zierverguldeten Trinckgeſchirr, ſiehet auf einen langem Fuß, von oben her mit einer runden und hol ausgetriebenen Muſchel verſehen, in der Mitte ſolcher Muſchel iſt ein klein hohl verfertigtes in die Hoͤhe gehendes Behaͤltniß, mit einem kleinen und leichten ſilbernen Blaͤttlein, ſtatt Deckels bedecket; worinnen ein zartes und ſubtiles klein von Silber formirtes Kindlein verborgen lieget. Wann nun Wein in dieſes Trinckgeſchirr gegoſſen wird, wird ſolches kleines Kindlein, das unten auf einer kleinen vom zarten Glaſe geblaſenen Kugel ſtehet, durch den Wein in die Hoͤhe gehoben, ſtoͤſſet das Decklein auf, und præſentiret ſich alſo mit aller Verwunderung und Luſt. Man pfleget insgemein denen ſchwangern Weibern aus dergleichen Trinckgeſchirr die Geſundheit zuzutrincken.
Haͤnsgens im Keller Geſundheit trincken,
Iſt eine in unſern Landen bekante Art und Gewohnheit, da man in denen Compagnien u. luſtigen Geſellſchaften einer ſchwangern Frau, ſo ſich darunter befindet, auf die Geſundheit Haͤnßgens im Keller eines zuzutrincken pfleget; Etliche trincken auch Grietgens Geſundheit in der Kuͤche, wenn ſie vermuthen, daß die ſchwangern Weiber ein Maͤgdlein tragen. In Engel[Spaltenumbruch]
Haͤusl Haferg
land ſoll dieſes Sprichwort auch gar ſehr bekant ſeyn.
Haͤußlichkeit,
Iſt eine dem Weibesvolck abſonderlich wohl anſtehende Tugend und Eigenſchafft, vermoͤge deren ſie ſich in ihrem Hauſe ſtets eingezogen halten und ihres Hausweſens pflegen ſollen. Das oͤfftere ausgehen und herum lauffen der Weiber war bey denen alten Roͤmern und Egyptiern ſehr verhaſt, maſſen die letztern ihre Weiber nicht anders aus dem Hauſe, als mit entbloͤſten Fuͤſſen gehen laſſen, daher auch ſelbige aus Furcht, ſie moͤchten etwa auf der Gaſſen anſtoſſen und ſich verletzen, entweder gar nicht aus dem Hauſe giengen, oder wenn ſie ja nothwendig auszugehen hatten, nicht weit giengen und gar bald wieder nach Hauſe kehreten. Vid. Plutarch. Lib. d. Præcept. Nupt. Ja als man einmahl zu Rom ein Weib vor das Marckhanß vorbey gehen ſahe, wurden die Roͤmer vor Verwunderung dermaſſen beſtuͤrtzet, daß ſie nach dem Oracul zu Delphis ſchickten, um zu fragen, was wohl ſolches bedeuten wuͤrde, weil ihnen dergleichen Anblick etwas ungewoͤhnliches hieſſe? Plutarchus in Vita Numæ Pompilii.
Haͤuteln den Haaſen, ſiehe. Haaſen gut zu braten.
Hafergruͤtze,
Avena decortiata, Avoine ſans l’Eſcorce, iſt nichts anders als ausgehuͤlſter Hafer, darzu der ſchoͤnſte weiſſe Hafer genommen
und
Z 5
(0384)
[Spaltenumbruch]
Haferg Haferw
und hernach auf der Muͤhle alſo zubereitet wird. Er giebet in der Haußhaltung nicht nur ein gutes Zugemuͤß, welches geſund iſt, wohl ſaͤttiget und naͤhret, ſondeꝛn es werden auch daraus gute Suppen und Bruͤhen fuͤr geſunde und krancke gekochet; dererjenigen Gruͤtzwuͤrſten, die man in Nordiſchen Gegenden damit machet, anietzo zu geſchweigen. Hier ſind Beſchreibungen den Hafergruͤtz zuzurichten 1) Hafergruͤtz in Milch gekochet; 2) Hafergruͤtz in Waſſer.
Hafer-Gruͤtz in Milch gekocht,
Leſet den Hafergruͤtze reinlich aus, heꝛnach ſetzet Milch zum Feuer, und laſſet ſie kochen; unter waͤhrenden kochen aber bruͤhet den Hafergruͤtze mit heiſſen Waſſer, ſchuͤttet ihn alsdenn in die Milch, damit ſolcher auch kochen moͤge; doch muß er oͤffters umgeruͤhret werden, ſonſt legt er ſich an. Wenn er bald ſoll angerichtet werden, ſo ſaltzet ſolchen und ſchuͤttet ihn auf eine Schuͤſſel, machet auch in einer Pfanne braune Butter warm, und gieſſet ſie druͤber.
Hafer-Gruͤtze in Waſſer,
Leſet denſelben reinlich aus, waſchet hernach ſolchen, und ſetzet ihn mit Waſſer zum Feuer, damit er kocht. Ihr muͤſſet ihn dan und wañ auch umruͤhren, ſonſt leget er ſich an. Hat er genug gekocht, ſo ſaltzet ihn, ruͤhret ein ziemlich Stuͤck Butter drein, und richtet ihn an.
Hafer-Wurtzel,
Scorzonera (Viperina) Scorſonere, iſt eine ſuͤſſe, liebliche, ge[Spaltenumbruch]
Haffners Hage
ſunde, zur Speiſe und Artzney dienende Wurtzel, ſo aus Spanien in Franckreich und Teutſchland gebracht worden, woſelbſt ſie nun auch uͤberfluͤßig waͤchſt: wiewohl die auslaͤndiſche zur Artzney beſſer iſt, und alſo nicht leicht in die Kuͤche koͤmmt. Sie wird entweder mit Zucker eingemacher, und als ein kraͤfftig Præſervativ wieder gifftige Lufft gebrauchet, oder warm uͤber Fleiſch und Huͤner gekochet, oder kalt mit Eßig und Baumoͤl als ein Salat zugerichtet, da ſie denn auf beyderley Art vor eine delicateſſe pasſiret. Wie werth ſelbige die Frantzoſen halten, kan man daraus abnehmen, weil ein gewiſſer Frantzoͤiſcher Kuͤchenmeiſter ihr folgendes Lob giebt: dieſe iſt unter allen Wurtzeln, die wir in Franckreich haben, die allerkoͤſtlichſte, und nur die einige, ſo man durchs gantze Jahr eſſen kan; dieweil ſie niemahls, wie die andern Faͤden ſetzet. In teutſchẽ Kuͤchen wird zwar gedachte Wurtzel nicht viel gebraucht, auſſer bey Potagen, an Ragouten, oder wie man ſie am beſten anwenden kan, welches bey denen Beſchreibungen ſolcher Eſſen hin und wieder wird zu finden ſeyn.
Haffners,
Catharina, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
de la Hage,
Vantelaii, des Frantzoͤiſchen Abgefandten an die Republic Venedig Gemahlin; hatte die Lateiniſche Sprache ſo gruͤndlich inne, daß der Autor des Buchs: Ms. Perrot d’ Ablancourt vengé, ou Amelot de
la Hou-
(0385)
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Hagen Hahn
la Houſſaye convaincu de ne pas parler Francois, & d’ expliquer mal le latin a Amſterdam. 1686. in 12. welcher mit dem Amelot de la Houſſaye, einen Streit hatte, ſie als eine gelehrte und verſtaͤndige Schiedsmaͤnnin und Richterin erwehlte. Vid. Bælium in Excerpt. Reip. literar. 1686. M. Xbr. p. 1460.
von Hagen,
Madm. Engel. eine gelehrte und in Theologiſchen Wiſſenſchafften erfahrne Schweſter der Maria von Heringen. Siehe von Heringen Maria.
Hagenbutten, oder Hahnebutten,
Cynosbatus, (Ciſthus) Esglantine, iſt eine bekannte rothe Frucht. ſo auf Dornen waͤchſt. Sie werden gemeiniglich im Octobr. oder Novembr. da ſie recht reiff, abgenommen, aus ſelbigen die Kerne und anderer Unrath gethan, und hernach abgetrocknet. Sie taugen zum Zugemuͤß, unter welche man groſſe Roſinen oder Cibeben miſchet und in Wein abkochet; ſo werden auch aus ſelbigen gute Suppen bereitet, wie die Beſchreibung hiervon unter den Suppen nachzuſchlagen iſt.
Hagith,
Davids Weib, mit welcher er den Adoniam gezeuget. 2. Sam 3. verſ. 4.
Hahn. ſiehe. Tuͤrckiſcher Hahn.
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Hahn
Hahn,
Iſt ein von Meßing lang und hol gegoſſenes und mit einem Drehe-Wuͤrbel verſehenes Inſtrument, wormit die Wein und VierFaͤſſer angeſtecket werden; wann ſelbiger mit einem Drehe-Schloß und Schluͤſſel verſehen, heiſt er ein Schließhahn.
Hahnebutten. ſiehe. Hagenbutten.
Hahne-Kaͤmme fricasſiret,
Nehmet dergleichen, ſo viel ihr wollet, putzet und waͤſſert ſie, ſetzet ſie mit Waſſer zum Feuer, und kochet ſie weich; hernach nehmet ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, leget dieſe nebſt den Hahne-Kaͤmmen in einen Tiegel, werfft auch eine gantze Zwiebel drein, und paſſiret dieſes alles ein wenig, biß die Butter zerſchmoltzẽ. Nach dieſem gieſſet gute Bruͤh und ein wenig Wein daran, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Ingber und Citronenſcheler ab, und laſſet es alſo durch einander kochen. Ferner ſchlaget 4. biß 5. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, gieſſet ein Paar Tropffen Wein-Eßig dran, und qvirlt es klar. Wollet ihr nun bald anrichten, ſo gieſſet die Bruͤhe, wenn ſie im kochen iſt, an die Eyerdotteꝛ, die ihr fleißig qviꝛleu muͤſſet, damit ſie nicht zuſammen lauffe, und gieſſet alsdenn die abgeqvirlte Bruͤhe wieder an die Hahne-Kaͤmme. Bey dem Anrichten nehmet die Zwiebel heraus, ſprenget zerlaſſene Butter druͤber her, druͤcket ein wenig Citronen-Safft dran, und laſſet ſie aufftragen.
Hahne
(0386)
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Hahn
Hahne-Waͤcker,
Iſt eine an etlichen Orten in Sachſen bekannte Redens-Art, wenn man nemlich auf denen Hochzeiten oder Kindtauffen, wo ſich das Frauenzimmer nach gehaltener Abend-Mahlzeit mit Tantzen divertiret, um Mitternacht oder gegen Morgen etwas von Gelèen, Gallerten oder andern kalten und uͤberbliebenen Speiſen dem jungen Volck auf dem TantzPlatz offeriret und zum Anbiß uͤberreichet.
Hahnreyh machen,
Iſt eine allgemeine und der Welt gebraͤuchliche Art zu reden, wodurch dasjenige Laſter der Weiber angedeutet wird, die an ihren Maͤnnern wieder ihre Pflicht und Gewiſſen, durch verdaͤchtige Con verſation mit andern Maͤnnern untreu werden. In dem LehnRecht heiſſet dieſes Laſter Cucurbitatio, wenn nemlich der Vaſall mit ſeines Herrn Weibe auf verbothene Art zu thun hat, woruͤber er um ſein gantzes Lehn koͤmmt. 1. Ff. 5. & Bitſchius in Comment. ad h. l.
Hahn ſcharrt Zucker,
Iſt eine in den Kinder-Schulen alte bekannte Gewohnheit, allwo der Lehrmeiſter denen kleinen in dem A. B. C. ſtudierenden Kindern allerhand Zucker oder Confect hinter das A. B. C. Buch heimlich zu ſtecken, und ſelbigen ihnen, wann ſie mit ihrer Lection wohl beſtanden, einzuhaͤndigen pfleget, unter dem Vorwand, ob haͤtte ſolchen der Hahn, ſo insgemein hinten an den [Spaltenumbruch]
Halb
A. B. C. Buͤchern abgedruckt zu finden, wegen ihres Fleiſſes ihnen geſcharrt und verehret.
Halb-Ermel,
Sind kleine von weiſſer ſauberer Leinwand oder Coton, NeſtelTuch, Terletenk, und andern zarten Gewebe, halbe Uberzuͤge, uͤber die Arme, ſo ſich das Fauenzimmer unter die Kleider-Ermel uͤber den Arm anknuͤpffen laͤſt: ſie ſeynd entweder ſchlecht oder mit Spitzen Canten, und Zaͤcklein umſtochen und eingefaßt.
Halb-Schweſtern,
Heiſſen zwey von einem Vater und zwey Muͤttern, oder von einer Mutter und zweyen Vaͤtern zuſammen gebrachte Schweſtern.
Halbfiſche, Platteiſſen, Schollen,
Paſſeres, Plies, (Carlets,) ſind bekannte Meer- und See-Fiſche, die ſich oͤffters aus Begierde zum ſuͤſſen Waſſer in die groſſen Stroͤme begeben; und meldet Lonicerus, es waͤren zu ſeiner Zeit etliche mahl lebendige Platteiſſen in dem Mayn-Strom gefangen worden. Der alte Fiſch-Scribent Rondeletius fuͤhret derſelben unterſchiedliche Arten an, davon doch in Teutſchland nur die glatten bekannt ſeyn. Wenn man dieſe abgeduͤrret, werden ſie in Gebuͤnde zuſammen gebunden, und in groſſer Menge verfuͤhret, welche dann, abſonderlich die fleiſchigſten, im Sommer zu guten Hauß-Koſt dienen. Die Hollaͤnder eſſen ſolche offt trocken, und trincken Brandte-
wein
(0387)
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Halbfiſche
wein darzu; es iſt aber hierbey als etwas curieuſes anzumercken, daß ſolcher Leute Excrementum ſ. v. hernach diejenige ſchwartze Fliege producirt, daruͤber ſich die Gaͤrtner der Orten trefflich beklagen. Deñ ſie verderbt alles Obſt, wie zu ſehen aus Ant. de Ja Cie Amſterdamſen Tuyn-Vrugten in 12. 1699. daſelbſt edirt. Wir hier zu Lande eſſen ſolche Fiſche nicht rohe, ſondern wenn ſie wohl zubereitet, ſeynd davon folgende Arten; 1) Halbfiſche zu waͤſſern; 2) Halbfiſche mit Butter und Peterſilie; 3) Halbfiſche mit einer Rahmſoſſe; 4) Halbfiſche mit gruͤnen Erbſen; 5) Halbfiſche mit brauner Butter und geriebener Semmel; 6) Halbfiſche gefuͤllt; 7) Halbfiſche gantz gemein; 8) Halbfiſche mit Zwiebeln; 9) Halbfiſche mit zerlaſſener Butter.
Halbfiſche, Platteiſen oder Schollen zu waͤſſern.
Nehmet dergleichen, ſchneidet ihnen das faͤſigte biß an das Fleiſch weg, hernach machet aus Aſche, ſo ihr mit Waſſer angieſſen muͤſſet, eine Lauge, und ſo ſich ſolche fein abgeklaret hat, ſo gieſſet ſie uͤber die Halbfiſche, und laſſet ſelbe 24. Stunden darinnen liegen. Hierauf ſeiget dieſe wieder reinlich ab; gieſſet friſch Brunnen-Waſſer drauf, welches ihr des Tages 3. biß 4. mahl wiederholen ſollet, ſo werden ſie in 3. oder 4. Tagen auflauffen und ſchoͤn weiß werden. Nach dieſem koͤnnet ihr ſie gebrauchen auf was vor Art ihr wollet. Oder waͤſſert ſie alſo: leget ſie ein Paar Tage in Regen-Waſſer, und [Spaltenumbruch]
Halbfiſch
gieſſet taͤglich 3. mahl friſches Waſſer drauff, ſo werden ſolche auch gut. Etliche nehmen auch etwas Kalck darzu, wenn es aber in einer Kuͤche iſt, da allezeit auf Silber geſpeiſet wird, ſo wird daſſelbe verderbet und gantz braunfleckigt; denn die Schaͤrffe vom Kalck laͤſſet ſich nicht allezeit wieder auswaͤſſern.
Halbfiſch mit Butter und Peterſilie.
Sind dieſe beſchriebener maſſen gewaͤſſert und zubereitet, ſo leget ſie auf der Seiten, wo ſie die Haut haben, auf einen Roſt, und ſetzet ſie auf Kohlfeuer; denn wenn ſie warm werden, ſo ziehet ſich die Haut herunter. Andere ziehen auch die Haut herunter, ehe ſie gewaͤſſert werden, iſt aber zu beſchwerlich. Darnach waſchet dieſe ſauber aus, ſetzet ſie mit kalten Waſſer zum Feuer, und gebt Acht, damit ſie nicht gehling zum kochen kommen. Wenn ſie nun beym Feuer ſtehen, und ſich ein weiſſer Giſcht oben auf dem Waſſer zeiget, ſo ſetzet ſie weg, denn das ſieden iſt ſolchen Fiſchen nicht gut. Nach dieſem nehmet einen Tiegel oder Caſſerole, thut ein Stuͤck Butter, geriebene Semmel, weiſſen Ingber, Muſcaten-Bluͤten und FleiſchBruͤhe, ſo viel ihr noͤthig habt, hinein (NB. iſt es aber bey denen Catholiſchen, ſo nehmet an ſtatt der Fleiſch-Bruͤhe, Peterſilien-Waſſer, wie ſie ſolches zu haben pflegen, auch die Beſchreibung hiervon unter der Peterſilie wird zu finden ſeyn) ſetzet dieſes zuſammen auf ein Kohlfeuer, laſſet es kochen, biß
es
(0388)
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Halbfiſche
es dicke wird, ſtreuet auch gehackte Peterſilie darzu, und ſaltzet es zur Gnuͤge. Endlich nehmet die Halbfiſche, leget ſie hinein, laſſets noch einen Sud thun, auf daß ſich die Bruͤhe beſſer hinein ziehen koͤnne, ſo ſind die Fiſche fertig, und moͤget ſelbe nach Belieben anrichten.
Halbfiſche mit einer RahmSoſſe,
Die Zubereitung nebſt dem abfieden iſt allbereit beſchrieben worden. Nunmehr nehmet 1. Noͤſſel (oder nachdem ihr viel Halbfiſche habt) mehr Rahm, laſſet ſolchen ſieden, ſchlaget 5. biß 6. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, thut eine MeſſerSpitze rohes Mehl darzu, quirlt ſolches mit einem Loͤffel voll Rahm klar ab, werffet Muſcaten-Bluͤten und ein wenig Saffran hinein, gieſſet den geſottenen Rahm in die Eyer-Dotter, und quirlt es ohne Aufhoͤren, daß es nicht zuſammen lauffe, leget auch ein Stuͤck Butter einer Fauſt groß hinein. Wenn es nun dicke worden, ſo ſetzet es bey ſeite, daß es nicht koche; letzlich richtet die Halbfiſche auf eine Schuͤſſel an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, ſetzet ſolche auf ein gelindes Kohlfeuer, daſelbſt ſie wiederum nicht kochen darff, ſondern es geſchicht dieſes deßwegen, damit nur die Bruͤhe ſich ein wenig hinein ziehe, ſprenget zerlaſſene Butter druͤber, ſo ſind ſie fertig.
Halbfiſche mit gruͤnen Erbſen,
Nehmet dergleichen und ſiedet ſie beſchriebener maſſen ab. Her[Spaltenumbruch]
Halbfiſche
nach huͤlſet Schoten aus, ſo viel als ihr meynet genug zu haben, ſetzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer, thut die gruͤnen Erbſen hinein, ſchweiſſet ſie ein wenig; nach dieſem thut geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten und ein ziemlich Stuͤck Butter darzu, gieſſet gute Bruͤhe (oder Peterſilien-Waſſer) dran, und laſſet es zuſammen kochen. Darnach leget die Halbfiſche auch drein, und laſſet ſolche ein wenig anlauffen. Man nimmet auch an ſtatt der geriebenen Semmel weiß eingebranntes Mehl, welches eben ſo viel verrichtet. Letzlich richtet die Halbfiſche an auf eine Schuͤſſel, ſchuͤttet die gruͤnen Erbſen druͤber, ſtreuet ein wenig Muſcaten-Bluͤten und geriebene Semmel drauff, denn gebet ſie hin.
Halbfiſche mit brauner Butter und geriebener Semmel,
Siedet dieſe ab, und richtet ſie warm auf eine Schuͤſſel, vermenget geriebene Semmel mit ein wenig Saltz, Ingber und Pfeffer, und ſtreuet ſolches dick uͤber die Halbfiſche. Hernach machet ziemlich viel Butter heiß, und brennet ſolche uͤber die Halbfiſche, ſetzet ſie endlich auf ein Kohlfeuer, daß ſie nur warm werden, und gebet ſie hin.
Halbfiſche gefuͤllet,
Wenn dieſelben abgeſotten ſind, ſo thut alle Graͤten davon, auf daß ſolche Stuͤckweiſe wie gepfluͤckte Hechte werden. Darnach nehmet nicht gar die Helffte darvon, ſchneidet es mit einem Schneide-
Meſſer
(0389)
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Halbfiſche
Meſſer gantz klein, und thuts in eine irdene Schuͤſſel, weichet Semmel in Milch, druͤcket ſolche wieder aus, und leget ſie in die Schuͤſſel. Ferner ſchlaget 8. Eyer-Dotter drein, ſchuͤttet Muſcaten-Bluͤten, ein wenig Saffran, Saltz und ſuͤſſen Rahm darzu, ruͤhret es wohl durch einander, miſchet auch gehackte Peterſilie drunter. Nunmehro machet einen Krantz von Teig auf eine Schuͤſſel, darinnen die Halbfiſche ſollen angerichtet werden, und beſchmieret ſie mit Butter; ſetzet eine Caſſerole mit Butter aufs Feuer, thut die ausgepfluͤckten Halbfiſche drein, und laſſet ſie ein wenig pasſiren; es muß auch eine gantze Zwiebel nebſt ein wenig Muſcaten-Bluͤten hinein geleget werden. Hierauf ſetzet es bey ſeite, und laſſet ein Stuͤck Butter zergehen, welches ihr auch in das Abgeruͤhrte lauffen laſſen, und alles wohl durch einander ruͤhren ſollet. Hierauf gieſſet die Helffte in diejenige Schuͤſſel, darauf der Rand iſt gemachet worden, thut die abpaſſirten Halbfiſche hinein, ſtreuet klein geſchnittene CitronenScheler drauf, ziehet die andere Helffte vollends druͤber, leget oben Butter drauf, beſchmieret es mit geriebener Semmel, ſetzet es in Backofen, damit es backe, ſo wird es als eine Paſtete. Beym Auftragen muß es recht warm auf die Tafel gegeben werden.
Halbfiſche gantz gemein,
Nehmet gewaͤſſerte Halbfiſche, und ſiedet dieſe ab. Darnach ſetzet ein wenig Butter aufs Feuer, ruͤhret etwas Mehl dran, und laſ[Spaltenumbruch]
Halbfi Halc
ſet es ein wenig gelblicht werden. Hierauf gieſſet von der Bruͤhe, worinnen die Halbfiſche geſotten, hinein, thut auch Jugber und Pfeffer dran, und leget endlich die Halbfiſche auch drein, welches alles ein wenig durchſieden muß, alsdenn koͤnnen ſie verſpeiſet werden; Jedoch darff Saltz, als das nothwendigſte Stuͤck, dabey nicht vergeſſen werden.
Halbfiſche mit Zwiebeln,
Bereitet dieſe wie vorige, nur daß ihr Zwiebeln dran ſchneidet, und ſolche mit Saffran gelb abmachet, ſonſt bleiben ſie gleich als vorhergehende, gantz gemein, ohne daß ſie etwas laͤnger kochen muͤſſen, damit die Zwiebeln weich werden.
Halbfiſche mit zerlaſſener Butter,
Waͤſſert, putzet und ſiedet ſolche, wie oben beſchrieben. Wenn ihr ſie nun vom Feuer nehmet, ſo werffet eine Hand voll Saltz drein, und laſſet ſie im heiſſen Waſſer ſtehen, thut auch in ein Geſchirr Butter, welche beym Feuer zergehen muß. Hierauf richtet die Halbfiſche in die Schuͤſſel an, darinnen ſie ſollen zu Tiſche getragen werden, gieſſet die Butter oben druͤber, ſetzet es auf ein Kohlfeuer, ſtreuet gehackte gruͤne Peterſilie und MuſcatenBluͤten druͤber, und gebet ſie hin.
Halcyone, oder Alcyone,
Eine Tochter des Neptunus, und Eheweib des Ceyx. Dieſe liebte ihren Mann dergeſtalt, daß, als ſie von ſeinem Schiffbruch und
Tode
(0390)
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Hallis Halß
Tode bey Delphis Nachricht bekam, ſo gleich vor Kummer in das Meer ſich ſtuͤrtzte. Sie wurde aber von den Goͤttern aus Erbarmung in einen Vogel ihres Nahmens verwandelt, welcher Vogel heut zu Tage der Eyß-Vogel benennet wird.
Hallis,
Eliſabeth, war A. 1528. Priorin in den im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig Bernhardiner Ordens.
Hallis,
Urſula, war A. 1504. UnterPriorin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu StGeorgen in Leipzig Bernhardiner Ordens. A. 1501. war ſie noch Kellerin darinnen.
Halß-Band,
Iſt ein von Gold ausgearbeiteter weiblicher Schmuck, meiſtentheils ſchwartz amuliret und geaͤtzet, offtermahls aber auch mit Diamanten, Perlen und andern Edelgeſteinen verſetzet, wird von dem Frauenzimmer um den Halß gebunden. Die Halß-Baͤnder waren ſchon dem Ebraͤiſchen Frauenzimmer gewoͤhnlich. Proverb. XXV, 12. Hoſ. II. v. 13. und der Iſraeliter gleichfals. Jud. VIII, 26. An etlichen Orten traͤget das Frauenzimmer zuſammen gekruͤm̃te Ducaten an einer ſeidenen Schnure, ſtatt des Halß-Bandes.
Halß-Ketten, ſiehe. Ketten.
Halß-Potterlein,
Heiſſet dem Augſpurgiſchen [Spaltenumbruch]
Halß Hand
Weibes-Bildern die Schnuͤrlein, ſo ſie um den Halß ſchlingen: ſie ſeynd von Schmeltz-Corallen oder von andern Sachen geſchnuͤret.
Halß-Tuch,
Iſt ein meiſtens viereckigt geſchnittenes u. geſaͤumtes Tuch von Flor, Seide, Caton, Cam̃er-Tuch, Neſtel-Tuch, glatten oder geſtreifften Terletenk, Schleyer, Schwaͤbiſch, Leinwand, buntẽ Coton, halbſeidnen und halbleinenen Zeuge zubeꝛeitet. Seynd entweder ſchlecht, oder mit Spitzen, Canten und Zaͤcklein umſtochen und friſiret, auch oͤffters durch und durch genehet und mit Mahler-Nahd gezieret, auch an denen Hinter-Zipffeln mit kleinen Qvaſten und Drotteln beſetzet. Die Hals-Tuͤcher von Flor oder Mouſſelin, werden insgemein mit Gold oder Silber, auch bunter und weiſſer Seide oder Zwirn durchnehet, an deſſen ſtatt aber mit Gold-oder Silber-Lahn auch weiſſer Seide und Zwirn, auf vielerley Art und Manier durchzogen; bißweilen auch Bogenweiſe ausgeſchnitten, und mit Zaͤcklein oder Spitzen-Rand umſtochen.
Hamadryades,
Wurden diejenigen Nymphen und Wald-Goͤttinnen genennet, ſo mit den Baͤumen zugleich gebohren wurden, und auch mit ſelbigen wieder abſturben.
Hand-Baͤnder,
Seynd ſchwartz oder ponœau ſchmahl und dicht gewebte Baͤnder, ſo ſich das Frauenzimmer um die Haͤnde feſt zu binden pfleget.
Handfaß,
(0391)
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Handf Handk
Handfaß,
Iſt ein von Zinn oder Thon auf vielerley Art verfertigtes Gefaͤß, aus Ober- und Unter-Theil beſtehend, woraus man ſich zu waſchen pfleget. Bißweilen iſt es auch, in Form einer groſſen Taffel, Wandund Mauer-feſte angemacht.
Handfaß-Tuͤcher,
Seynd kleine von weiſſer Leinwand oder klaren Schleyer, auch Coton verfertigte Umhaͤnge, meiſtens mit Spitzen oder Strichen von vielerley Gattung, unten herum beſtochen und gezieret, ſo das Frauenzimmer in denen Putzſtuben um das Poſtement, worauf das Handfaß oder Gießbecken ſtehet, anzuſchlagen, und ſelbiges darmit zu bekleiden pfleget.
Handkauff von einer Jungfer oder Junggeſellen,
Iſt eine alte aberglaͤubiſche Meynung derjenigen Weiber, ſo etwas feil haben, und ſich feſte einbilden, daß, wenn eine Jungfer oder Junggeſelle der allererſte Kaͤuffer bey ihnen iſt, ihr gantzer Kram hernach bey dem verkauffen wohl und bald abgaͤnge.
Handkorb,
Iſt ein von weiſſen oder halb ſchwartzen Ruthen laͤnglicht und rund zuſammen geflochtenes Behaͤltniß, obenher mit einem groſſen Spriegel verſehen, worinnen das Fleiſch und andere Sachen von dem Marckte in die Kuͤchen getragen werden. Bißweilen findet man auch in dergleichen Handkoͤr[Spaltenumbruch]
Handl Handſch
ben einen von Kupffer getriebenen Einſatz, ſo auf den Boden des Korbes geſencket wird. In Augſpurg heiſſet er ein Gretzen.
Hand-Leuchter,
Iſt ein von Silber, Zinn oder Meßing gantz platt und niedrig getriebener Leuchter, mit einer langen Handhabe verſehen, wormit man in dem Hauſe herum zu gehen pfleget.
Hand-Quehlen,
Heiſſen diejenigen von weiſſen Zwillig oder auch Damaſt und weiſſer Leinwand verfertigten mittelmaͤßigen Quehlen, woran man ſich in denen Stuben die Haͤnde abzutrocknen pfleget, und welche nicht zum Staat, wie die Putz-Quehlen auffgeknuͤpffet werden.
Handſchuh,
Iſt ein entweder von klaren Leder zuſammen geſtickter, oder aus Garn, Baumwolle, klaren Zwirn oder Seide gewuͤrckter oder geſtrickter Uberzug der Haͤnde, mit Fingern oder Klappen, zuweilen geſtickt oder mit bunten Bande friſiret: wenn er von dem Frauenzimmer in dem Hauſe oder des Nachts uͤber angeſtecket wird, werden die Spitzen von den Fingern daran entweder auffgeritzt oder gar hinweg geſchnitten. Die ſaubern ledernen, ſo meiſtens aus Welſchland kommen, ſind insgemein parfumirt. Das Augſpurgiſche Frauenzimmer pfleget die Handſchuh am Ende mit Spitzen oder Fraͤntzlein zu beſetzen: das Saltzburgiſche Weibes-Volck nennet ihre ſeidnen
geſtrick-
Frauenzim̃er-Lexicon. A a
(0392)
[Spaltenumbruch]
Handſp Hang
geſtrickten Handſchuhe, ſo gar keine Finger haben, und vorn und hinten mit kleinen Fraͤntzlein beſtochen ſind, Pulsſtuͤtzlein.
Hand-Spritze, ſiehe. FeuerSpritze.
Handwercks-Frau. ſiehe. Buͤrgers-Frau.
Hanff,
Iſt ein aus Hanff-Samen aus der Erde erzeugtes Gewaͤchſe, in langen und holen Stenglein beſtehend, aus welchen, wenn es zubereitet worden, leinen Tuch, ſo das gemeine Weibes-Volck in ihrer Haußhaltung zu verbrauchen pfleget, gewuͤrcket wird: er iſt zweyerley, Maͤnnlich oder Weiblich. Der Weibliche heißt Fimmel oder Femel, dahero auch nach der Weider Redens-Art Hanff fimmeln ſo viel heiſſet, als den Weiblichen, der eher, als der Maͤnnliche zeitig und reiff wird, aus der Erde ziehen, und in Buͤndlein binden.
Hangela, ſiehe. Angela.
Hang-Matten,
Sind Betten von Baumwollenen Zeuge, geſtrickter Seide, und andern, ſo in der Lufft hangen, und an zwey Baͤume oder Pfaͤle angebunden werden. In America ſind ſie ſehr gebraͤuchlich, wie auch an andern warmen Oertern, wo man hierdurch vor dem Ungeziefer und andern gifftigen Thieren frey ſchlafen und liegen will.
[Spaltenumbruch]
Hanna Harpa
Hanna,
Des Elkanæ Weib, ein gottesfuͤrchtiges Frauenzimmer, ſo faſt Tag und Nacht im Tempel des HErrn mit Beten und Faſten anhielte, weßwegen auch der HErr ihre Unfruchtbarkeit, ſo bey denen alten Juͤden eine groſſe Schande war, von ihr nahm, und ſie den theuren Propheten Samuel gebaͤhren ließ. 1. Samuel V. v. 6. Dergleichen Nahmen fuͤhrte auch die Prophetin und Wittibe, des Phanuelis Tochter, vom Geſchlecht Aſer.
Harlotta, ſiehe. Hervela.
Harmonia,
Eine Tochter des Martis und der Venus, des Cadmi Weib. Bekam unter ihren Hochzeit-Geſchencken, ſo ihr von denen andern Goͤttinnen offeriret wurden, von dem Vulcanus (der ihr, weil ſie aus ſeiner Frauen und des Martis Ehebruch gezeuget, nicht allzuguͤnſtig war) ein zwar ſchoͤnes, doch vergifftetes und hoͤchſt ſchaͤdliches Halß-Band. Dieſe Harmonia ward zuletzt in einen Drachen verwandelt.
Harpalyce,
Eine Koͤnigin der Amazonen, und Tochter des Lycurgus; liebte die Jagt uͤber alles. Als ihr alter Vater, der Koͤnig von Thracien von denen Getis war gefangen weggefuͤhret worden, hat ſie, ehe daß man es hoffen und vermuthen koͤnnen, mit einer Geſchwindigkeit gleich Volck zuſammen gebracht,
und
(0393)
[Spaltenumbruch]
Harpi Hartz
und in eigner Perſon mit unvergleichlicher Tapfferkeit und Großmuth ihren gefangenen Vater wiederum abgehohlet.
Harpijæ, oder, Stymphalides,
Des Neptunus und der Erden drey Raͤuberiſche Toͤchter, Iris nehmlich, Aëllo und Ocypete. Waren groſſe gefluͤgelte Voͤgel, hatten Ohren wie die Baͤren, Leiber wie ein Geyer, Geſichter wie eine Jungfrau, menſchliche Arm und Fuͤſſe, iedoch mit grauſamen groſſen Klauen. Sie hielten ſich in Thracien auf, allwo ſie dem daſigen Koͤnige Phineo, dem ſie zur Straffe waren zugeſchicket worden, ſeinen Speiß und Tranck durch einen ſolchen Geſtanck unſchmackbar machten, der gar nicht zu ertragen ſtunde. Es hat aber endlich Hercules dieſe Raubvoͤgel durch den Klang eines ehernen Gloͤckleins nach Cretam gejaget, allwo ſie ſich verborgen und beſtaͤndig aufgehalten.
Hartz-Kappe. Siehe. Kinderkaͤpplein.
Haſelhuhn,
Attagen, Gallina corylorum, Gelinotte, iſt ein Vogel, ſo groͤſſer als ein Rebhuhn, die aber beyde ſprengliche Federn haben, und wenig in die Hoͤhe fliegen. Sie halten ſich am liebſten in Haſelſtraͤuchern auf; daher ſie auch den Namen bekommen: iedoch giebts auch welche an Orten, da nie dergleichen Staudẽ wachſen. So laͤſt ſich auch ihr Fleiſch viel muͤrber, als der Rebhuͤhner ihres braten, iſt auch [Spaltenumbruch]
Haſel
viel weiſſer: zu dem Ende ſie als ein wohl verdauliches Wildpret recommandiret werden. Ihre Zubereitung iſt dieſe: 1) Haſelhuhn gebraten; 2) Haſelhuhn gebraten mit gantzen Nelcken und Peterſilien-Wurtzeln; 3) Haſelhuhn in einer Paſtete.
Haſelhuhn gebraten,
Rupffet das Haſelhuhn biß auf den Kopff, welcher zur Zierrath und deſſen Erkaͤntniß, rauch bleiben muß; hernach nehmet auch das Eingeweide heraus, waſchet es ſauber aus (wiewohl die Frantzoſen kein Gebratens auswaſchen) ſpeilert und ſpicket ſolches, oder bordirets nur, das heiſt ſo viel: ſchneidet Speck, duͤnne Stuͤckgen, ſo groß ihr deren noͤthig habet, legets dem Haſelhuhn uͤber die gantze Bruſt, hefftet es mit Speilergen, oder bindets mit Bindfaden an, ſtecket ſolches an einen Spieß, und bratet ſelbiges bey harten Holtze oder Kohlfeuer fein ſachte, betraͤuffet es auch offters mit Butter, ſo bleibet es recht ſafftig. Wenn ihr nun anrichten wollet, ſo leget es auf eine Schuͤſſel oder Teller; gieſſet die ausgetropffte jus druͤber, ingleichen brennet ein wenig giſchichte Butter uͤbers Haſelhuhn, beſtreuet es mit geriebener Semmel, ſo iſts gut.
Haſelhuhn gekocht mit gantzen Nelcken und Peterſilien-Wurtzeln.
Dieſes Huhn muß ſehr friſch ſeyn: wenn es nun zugeputzet iſt, ſo ſchneidet ihm den Kopff ab; neh-
met
A a 2
(0394)
[Spaltenumbruch]
Haſel
met es aus, waſchet es reinlich und blanchiret es im heiſſen Waſſer, hernach ſetzet das Hun in FleiſchBruͤhe, zum Feuer, laſſet ſolches ein wenig kochen, kuͤhlet es dann aus, und thuts in einen Tiegel, oder laſſets auch im Toͤpffgen; gieſſet die Bruͤhe wieder drauf, ſchuͤttet viel gantze Nelcken und Peterſilienwurtzeln darzu, ingleichen Muſcaten-Bluͤten und Cardemomen; roͤſtet ein wenig braun Mehl dran, und ſo muß es nur in Kohlen fein gemaͤhlich kochen. Wenn es Zeit anzurichten, ſo laſſet Butter in einer Pfanne nicht gar zu ſchwartzbraun werden, gieſſet ſolche zu dem Haſelhun, laſſet es noch ein wenig daͤmpffen, ſo iſts fertig.
Haſelhun in einer Paſtete.
Putzet dieſes ſauber zu, nehmet es aus, ſpeilert und blanchiret ſolches, ſetzet es ein wenig auf einem Roſt uͤber Kohlen, und laſſets ein wenig anlauffen. Hernach leget das Hun einen Tag oder etliche, wenn es Zeit hat, in Eßig, hernach nehmet es wieder heraus, und ſpicket ſolches, ſchlaget auch einen Teig, es ſey ein muͤrber oder harter, thut Citronſcheler, Ingber, Pfeffer, Nelcken, Lorbeer-Blaͤtter, und ein Stuͤck Butter darzu, machet die Paſtete zu, ſetzet ſie in einen Ofen, und laſſet ſelbe halb gar backen. Hierauf nehmet ein Stuͤck Butter, ſetzet ſie in einem Tiegel auf Kohlen, damit ſie braun werde, ruͤhret ein wenig Mehl drein, das auch braunen muß, gieſſet Bruͤhe und Eßig drein, laſſet es kochen, daß es etwas dicke wird, [Spaltenumbruch]
Haſel
darnach machet ein Loch in die Paſtete, und fuͤllet dieſes durch einen Trichter hinein, und laſſet alsdenn die Paſtete vollends gar backen. Beym Anrichten ruͤttelts fein durch einander, und gebets hin. Sonſt kan man bey ſolchen Paſteten allezeit eine Veraͤnderung treffen, abſonderlich mit denen Bruͤhen: als von Sardellen, Capern, Citronen, Limonen, Auſtern ꝛc. in Ermanglung dieſer und anderrn Specien aber, koͤnnen auch nur durch geroͤſtete Zwiebeln dergleichen Eſſen ſchmackhafft gemacht werden.
Haſel-Nuß. ſiehe. Nuß. Haube.
Heiſſet uͤberhaupt derjenige Aufſatz und Zierrath, womit ſich das weibliche Geſchlechte das Haupt bedecket und bekleidet: ſie wird nach ieder Landes-Art gebraͤuchlichen Moden auf vielerley façon geſteckt und geknuͤpffet. In Sachſen werden ſie insgemein aus weiſſen Flor oder Spitzen; von den gemeinen Weibern ab r, auch aus ſchwartzen Taffet und ſchwartzen Spitzen geſtecket, 2. 3. oder auch 4fach hoch geleget, um die Backen herum geſchlagen, mit Schleiffen von allerhand Band beſtecket, auch oͤffters von vornher mit Band unterleget, ſie ſeynd entweder niedergelegt, dergleichen die gemeinen und betagten Weibesbilder zu tragen pflegen; oder auffgeſetzt, ſo abſonderlich Fontangen oder Auffſaͤtze benennet werden. Siehe Fontange.
Hauben die Braut,
Iſt ein Amt vor die Braut-
Diener
(0395)
[Spaltenumbruch]
Hauben Haue
Diener, weñ ſie dẽ andern HochzeitTag uͤber der Tafel der Braut den Crantz abreiſſen, und ihr dafuͤr eine geſtrickte Vexier-Haube aufſetzen.
Haubendrat,
Iſt eine von Drat hoch und Gliederweiſe gebogne, und nahe an einander ordentlich zuſammen geflochtene Stuͤtze, mit weiſſen Zwirn oder Leinwand umkleidet, woruͤber der Flohr oder die Spitzen zu denen Fontangen faltenweiſe geſchlungen, und ordentlich in einander geſtecket werden.
Haubenmacherin,
Iſt ein geſchicktes und inventioͤſes Frauenzimmer, ſo denen Jungfern und Dames die Fontangen ſtecket und knuͤpffet, auch andere Galanterien, ſo ſie zu ihrem Auffſatz noͤthig haben, verfertiget.
Haubenſtock,
Iſt eine von Thon, oder meiſtens von Holtz gebildete und geſchnitzte Figur, in Form eines Weiberkopffs mit dem Halſe, woruͤber die Haubenmachern die Fontangen zu ſtecken und zu knuͤpffen pflegen.
Hauens,
Eliſabeth. War eine unverſchaͤmte und dummkuͤhne Qvaͤckerin, ſo An. 1655. zu Oxford nicht nur in denen Kirchen und Gaſſen, ſondern auch in denen Auditoriis Academicis bey denen Studenten geprediget, und die Qvacker Religion befoͤrdert. Sie ward aber als eine Friedensſtoͤhrerin ergrieffen, und in das Gefaͤngniß geworffen, zuletzt aber gar verwieſen [Spaltenumbruch]
Haug Hauſſ
Crœſ. Hiſtor. Qvaker. pag. 166. lib. 1.
von Haugwitz,
Cæcilia. War A. 1537. Aebtißin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Kloſter zu St. Georgen in Leipzig, Bernhardiner-Ordens.
Haupt-Kuͤſſen,
Heiſſet im Bette dasjenige kleine Kuͤſſen, worauf wir mit dem Kopffe liegen.
Hauptkuͤſſen-Zuͤgen,
Seynd weiſſe, von Leinwand, Zwillig, weiſſen oder blauen Damaſt verfertigte Zuͤgen, wormit die Haupt-Kuͤſſen im Bette bekleidet und uͤberzogen werden.
Haupt-Schleyer. Siehe. Kopff-Schleyer.
Haupt-Schluͤſſel, oder, Dietrich,
Heiſſet derjenige kuͤnſtlich verfertigte und abgepaßte Schluͤſſel, der alle Zimmer im Hauſe ſchlieſſet, und dem die Frau im Hauſe allezeit bey ſich zu tragen pfleget.
Haußbacken-Brodt. Siehe. Brodt.
Hauſſen,
Huſo, Exos, iſt ein ſehr groſſer Fiſch ohne Schuppen, weiſſer Farbe, und oͤffters 4. á 5. Centner ſchwer. Er wird nicht nur in der Donau gegen Ungarn zu, ſondern auch in dem groſſen WolgaStrom in Moſcau gefangen, her-
nach
A a 3
(0396)
[Spaltenumbruch]
Hauſſen
nach wie Rindfleiſch ausgehackt und verkaufft. Von dieſem Fiſch kommt her die bekannte HauſſenBlaſe, Ichthyocolla genannt, derer ſich die Koͤche unter ihre meiſten Gelees bedienen. Wie gewiſſe Kuͤnſtler und Handwercker ſolche auch unter den Leim zu miſchen pflegen, iſt nicht noͤthig anzufuͤhren: vielmehr gehet meine Abſicht auf die Zubereitung dieſes Fiſches, denn ob er ſchon hier zu Lande nicht gemein iſt, ſo giebt doch der Kuͤchenmeiſter hiervon dieſen Bericht: 1) Hauſſen geſotten; 2) Hauſſen in einer Polniſchen gelben Bruͤhe; 3) Hauſſen in einer Paſtete; 4) Hauſſen mit zerlaßner Butter; 5) Hauſſen in einer Senffſoſſe; 6) Hauſſen gebraten kalt oder warm; 7) Hauſſen marinirt.
Hauſſengeſotten,
Der Hauſſen wird faſt auf die Art, als wie ein Lachs geſotten, und iſt die Zubereitung dieſe: ſchneidet Stuͤcke, und ſteckt hoͤltzerne Spießgen durch, ſetzet in einem Fiſch-Keſſel halb Waſſer und Eſſig aufs Feuer, werffet Saltz, Zwiebeln und Kraͤuter drein, und wenn es kochet, ſo thut den Hauſſen auch hinein, und laſſet ihn ſieden; es muß auch einer Welſchen Nuß groß Butter darzu gelegt werden; weil ſich ein ſolcher Fiſch eher hart als weich ſiedet: wenn aber etwas Fettes hinein gethan wird, ſo wird er mild. Hat nun der Hauſſen ziemlich eingeſotten, ſo hebet ihn ab, und ſprenget Wein druͤber. Wenn ihr ſolchen anrichten wollet, ſo leget ihn in eine Serviette, und [Spaltenumbruch]
Hauſſen
gebet ſcharffen Wein-Eßig, oder eine Buͤchſe mit friſcher Butter darzu.
Hauſſen in einer gelben Polniſchen Bruͤhe,
Siedet den Hauſſen beſchriebener maſſen: hernach ſetzet Zwiebeln mit Aepffeln vermiſcht, in einem Topff zum Feuer, gieſſet Bruͤhe oder Peterſilien-Waſſer drauff, und laſſet es kochen, heꝛnach qviꝛlts und ſtreichets durch ein Haartuch: thuts in einen Tiegel odeꝛ Caſſerole, gieſſet Wein und Eßig darzu, daß es nicht zu dicke wird; ſchuͤttet auch Ingber, Pfeffer, Zucker, Saffran, laͤnglicht geſchnittene Mandeln, und ein Stuͤck Butter dran, welches zuſammen kochen muß. Letzlich leget den abgeſottenen Hauſſen auch hinein, damit ſich die Bruͤhe wohl in denſelben ziehe, nehmet ferner eine Citrone, ſchneidet die Citronſcheler klein, thut die Kerne heraus, damit es nicht bitter werde, leget dieſes alles in die Bruͤhe zum Hauſſen, und laſſet es kochen, ſo wird es gut und ſehr geſchmack werden.
Hauſſen in einer Paſtete,
Wenn der Hauſſen Stuͤckweiſe geſchnitten, ſo leget ihn in ein Geſchirr, und ſaltzet ſelben. Hernach bratet ihn auf einem Roſt ein wenig, daß er braun wird, leget ſolchen wieder in ein Gefaͤß, gieſſet ſcharffen Eßig drauff, leget ſcheibenweis geſchnittene Zwiebeln druͤber, und laſſet ihn alſo alſo ein Paar Tage liegen: darnach machet einen harten Teig, ſchlaget den
Hauſſen
(0397)
[Spaltenumbruch]
Hauſſen
Hauſſen ein mit Ingber, Pfeffer, Nelcken, Butter, Speck, LorbeerBlaͤttern, und viel Capern, machet die Paſtete zu, formiret ſolche ſo gut, als es ſeyn will, ſetzet ſelbe in einen Backofen, und laſſet ſie halb gar backen. Nach dieſen ſetzet ein wenig Butter mit etwas Mehl aufs Feuer, welches braun muß werden. Wenn es nun braun, ſo gieſſet Bruͤhe, Eßig und Wein hinein, und laſſet es ein wenig kochen. Endlich ſetzet die Paſtete, wenn ihr zuvor die Bruͤhe durch einen Trichter habt hinein lauffen laſſen, wieder in Backoſen, und laſſet ſolche vollends gar backen: ihr koͤnnet ſie hernach warm oder kalt hingeben.
Hauſſen mit zerlaſſener Butter, als Cabeliau, oder, Laberdan,
Schneidet feine Stuͤckgen und ſiedet ſie, wie vorige. Hernach laſſet Butter auf dem Feuer nur zergehen. Den Fiſch leget auf eine Schuͤſſel, gieſſet die zerlaſſene Butter druͤber, ſtreuet Ingber, Pfeffer und Muſcaten-Bluͤten drauf, leget eine gantze Zwiebel darzu, und laſſets alſo auf einem Kohlfeuer daͤmpffen. Wenn es fertig, ſo werffet die Zwiebel heraus, und gebets hin.
Hauſſen in einer SenffSoſſe,
Schneidet Stuͤckgen, als wie den Laberdan, und ſiedet ihn ab, wie vorige. Hernach ſetzet ein gut Theil Butter in einer Caſſerole aufs Feuer, laſſet ſolche braun werden, gieſſet ein gut Theil Senff [Spaltenumbruch]
Hauſſen
hinein, thut Wein und Bruͤhe darzu, wuͤrtzet es mit Zucker, Ingber und Pfeffer; leget den Fiſch auch drein, und laſſet ihn eine Weile kochen. Wenn er ſoll angerichtet werden, ſo ſtreuet geſchnittene Citronſcheler druͤber.
Hauſſen gebraten, kalt oder warm,
Schneidet dergleichen Fiſch in feine gleiche Stuͤcken, ſaltzet ſolche ein, ſtreichet ſie hernach trocken ab, beſtreichet ſelbe mit Butter, und bratet ſie auf einem Roſt fein braͤunlich. Wenn ſie nun recht gebraten, ſo richtet ſolche auf eine Schuͤſſel an, und gieſſet braune Butter druͤber, oder laſſet ſelbe braun werden, ſetzet Eßig und Pfeffer darzu auf, ſo iſts recht.
Hauſſen marinirt,
Dieſen ſchneidet in Stuͤcken, etwan 2. qver Finger dicke, ſaltzet ihn ein, und laſſet ſelben eine Weile im Saltz liegen. Darnach bratet ihn ſauber ab, als wie vorhergehenden; iſt er nuu abgebraten, ſo leget ihn alſo ein: Nehmet ein weites Faͤßlein, thut unten auf den Boden Lorbeer-Blaͤtter, und machet es gleich alſo, wie beyn Forellen beſchrieben worden.
Hauß-Frau,
Heiſſet nach gemeiner Leute Redens-Art ſo viel als das Weib oder die Frau im Hauſe.
Hauß-Fuchs,
Heiſſet bey gemeinen Weibern dasjenige, was ſonſt ein Eyerkuchen genennet wird, und wird aus
Semmel
A a 4
(0398)
[Spaltenumbruch]
Haußh Haußr
Semmel, Milch, Mehl, Eyern, Fett oder Butter, auf allerhand Arten gebacken und zubereitet.
Haußhaͤlterin,
Iſt ein insgemein betagtes, und der Haußhaltung kundiges Frauenzimmer, ſo gemeiniglich denen Wittbern ihre Haußhaltung zu fuͤhren, und auf die Kinder-Zucht Acht zu haben pfleget.
Hauß-Jungfer, oder Ausgeberin,
Iſt ein buͤrgerliches, und insgemein ihrer Eltern beraubtes haͤußliches und verſtaͤndiges Frauenenzimmer, ſo denen Weibern in vornehmen und beguͤterten Haͤuſern, gegen Erlegung eines jaͤhrlichen Salarii, ihre Haußhaltung zu fuͤhren und zu verſehen, auch an ſtatt ihrer Frau auf den Marckt zu gehen, und einzukauffen pfleget.
Hauß-Mittel,
Heiſſen denen haͤußlichen Weibern und Muͤttern, alle diejenigen Sachen, ſo ſie bey entſtandner Kranckheit, Schaden oder Schmeꝛtzen, als ein leichtes und wohlfeiles Remedium anzubringen ſuchen, es beſtehe nun ſolches aus Kraͤutern, Wurtzeln oder andern Dingen, wie ſie Nahmen haben moͤgen.
Haußrath,
Hat zweyerley Bedeutung: insgemein wird darunter alles dasjenige Geraͤthe, was in eine Haußhaltung gehoͤret, begrieffen. Sonſten aber heiſſet es nach hieſiger Landes-Art ein gewiſſes und aus[Spaltenumbruch]
Haußt Hay
geſuchtes Stuͤcke vom Hauß-Geraͤthe, warum eine Braut von gemeiner Extraction, einen Junggeſellen ſtatt eines Geſchenckes in ihre Haußhaltung erſuchet und bittet.
Hauß-Trauung,
Heiſſet eine prieſterliche Copupulation zweyer verbundener Perſonen, ſo in der Braut oder des Braͤutigams Hauſe, auch andern bequemen Oertern, auf abſonderliche Vergoͤnſtigung und Zulaſſung der hohen Landes-Obrigkeit, verrichtet und vollzogen wird.
le Hay,
Mademoiſelle, eine vortreffliche Frantzoͤiſche Kuͤnſtlerin im Mahlen, darbey auch zugleich ſehr kluges und ſcharffſinniges Frauenzimmer, welches aus der Antwort zu ſchlieſſen, die ſie dereinſtens einem guten Freund auf die Frage: Warum ſich doch die Madame *** uͤber ihr Portrait noch 5. andere Copien machen laſſen, in dieſem Innhalt ertheilet: Weil ſich ihre Leichtfertigkeiten multiplicirten, ſo muͤſte ſie auch ihr Portrait vielmahl darzu haben. Vid. Furetieriana p. 171. Edit. Amſtelodam. Sie war gebohren den 3. Oct. A. 1648. und wendete ſich von der Reformirten zu der Catholiſchen Religion, iſt in zwey Academien, als in die Koͤnigliche Mahler- und in die Academie de Ricourati zu Padua, aufgenommen worden, hinterließ Poetiſche Gedichte, in welcher Kunſt ſie ſehr erfahren war, und ſtarb 1713.
Hayme-
(0399)
[Spaltenumbruch]
Haym Heba
Haymerin,
Magdalena, von Regenſpurg, wiewohl auch einige Gravenwerth in Oeſterreich zu ihrem Vaterlande machen. War ein gelehrtes Frauenzimmer, und ums Jahr 1572. beruͤhmt, auch eine Poetin; hat in Teutſchen Reimen unterſchiedene Buͤcher verfertiget, die noch vorhanden ſind. Ihr Jeſus-Sirach iſt 1571. und 1578. heraus gekommen. Ihre Sonntags-Epiſteln uͤber das gantze Jahr Geſangsweiſe geſtellet, haben zu Nuͤrnberg 1568. und 69. in 8. das Licht erblicket. Das Buch Tobiaͤ iſt A. 1580. ſamt etlichen und funffzig geiſtlichen Liedern und Kinder-Geſpraͤchen zum Vorſchein kommen. Uber dieſes hat ſie noch WeynachtOſtern- und Pfingſt-Geſaͤnge verfertiget: letzlich hat ſie auch die Apoſtoliſchen Geſchichte in Teutſche Geſaͤnge gebracht, und ſolche zu Straßburg A. 1586. in 8. zum Druck befoͤrdert. Vid. Nicol. Basſæum in Catalog. Libror. ab An. 1564. usque ad 1592. Editor. P. II. p. 126.
Heb-Amme, ſiehe. KinderMutter.
Hebe, oder Juventus,
Die Goͤttin der Jugend, eine Tochter des Jupiters und der Juno. Muſte dem Jupiter, wenn er ſpeiſete, auffwarten, und das Getraͤncke, woruͤber ſie von denen andern Goͤttern war geſetzet worden, zureichen. Als ſie aber einmahl bey einem groſſen Goͤtter-Banquet ihr Schenck-Amt verrichtete, und in [Spaltenumbruch]
Heber Hechel
waͤhrender ſolcher Bedienung von ohngefehr auf die Erde fiel, wodurch ſie dasjenige, was die Natur und Schamhafftigkeit verdeckethaben will, oͤffentlich entbloͤßte, war ſie von ſolchen Amte abgeſetzet, welches dem Ganymedi auffgetragen wurde. Endlich hat ſie der Hercules geheyrathet, und unter die Zahl der Goͤtter mit ſetzen laſſen.
Heber,
Iſt ein von Meßing oder Blech hol getriebenes Rohr, wormit man den Wein oder das Bier aus den friſchen und noch nicht angezapfften Faͤſſern zu heben und heraus zu ziehen pfleget.
Hecale,
War ein altes armes, doch wohlthaͤtiges Weib, welches den Theſeus, noch als ein Kind, unbekañter Weife auffgenommen und beherberget.
Hecate,
Des Jovis und der Latonæ, oder wie einige wollen, des Perſei Tochter, des Apollinis Schweſter, wird auch ſonſten Diana genennet. Dieſer Hecate werden dreyerley Nahmen und Aemter beygeleget: denn im Himmel repræſentiret ſie die Lunam, auf der Erden die Dianam, und in der Hoͤlle die Proſerpinam. Sie ſoll zu allererſt das gifftige Kraut, Wolffswurtz, erfunden, und ihrem eigenen Vater darmit vergeben haben.
Hechel-Banck,
Iſt eine von Holtz lang und
ſchmal
A a 5
(0400)
[Spaltenumbruch]
Hecheln Hecht
ſchmal erbauetes Geſtelle, obenher mit ſpitzigen eiſernen Stacheln, ſo dicht an einander ſtehen, verſehen, wodurch der Flachs etlichemahl gezogen, gereiniget und zum Spinnen tuͤchtig gemacht wird.
Hecheln,
Heiſſet den Flachs auff der Hechelbanck, vermoͤge einer offt wiederhohlten Durchziehung von dem Scheben und Werck abſondern und reinigen, und ſelbigen hernach in gewiſſe Kauten ſchlagen.
Hechſſe, ſiehe. Maͤgdebein. Hecht,
Lucius, (Lupus) Brochet, iſt ein rechter Raubfiſch, der ſonderlich in denen Teichen groſſen Schaden thut, dahero ihn etliche mit guten Recht einen Waſſerwolff nennen, weil er eben dasjenige in Waßer gegen andere Fiſche thut, was der Wolff im Walde mit andern Thieren. Sie werden in See-Teichund Stromhechte eingetheilt, und allezeit der Milchner denen Roͤgnern vorgezogen, auch die friſchen mehr beliebet, als die eingeſaltzenen. Etliche curieuſe Leute meynen, aus den Beinen des Hechtkopffs die Inſtrumenta, ſo bey der Creutzigung Chriſti vorgekommen, zu zeigen. So ſind auch noch die Hechtlebern bekañt, dadurch junge Leute vor dieſem bey Gaſtereyen Gelegenheit zu denen ſo genannten Leber-Reimen bekamen. In der Artzney haben viel Dinge von ihn einen herrl. Nutzen, jedoch duͤrffen es nicht die reliquien von der Taffel ſeyn. So wird auch ihr Fleiſch, ſonderlich von de[Spaltenumbruch]
Hecht
nen Mittelhechten, vor geſund und gut geachtet. Auf was Art und Weiſe aber die Hechte zuzurichten, iſt aus nachfolgenden Beſchreibungen zu erlernen. 1) Hechte blau zu ſieden; 2) Hechte mit einer RahmSoſſe; 3) Hechte mit Rahm und Kuͤmmel; 4) Hechte gebacken mit einem Mandelmeerrettig; 5) Hechte gelb auf polniſch; 6) Hechte mit Rahm u. geroͤſteten Zwiebeln; 7) Hechte mit Sardellen weiß; 8) Hechte weiß mit Sardellen ohne Eyer; 9) Hechte mit Sardellen braun; 10) Hechte mit durchgeſtrichener Caperſoſſe; 11) Hechte gebacken mit einer Caperſoſſe; 12) Hecht mit weiſſer Caperſoſſe und Eyern abgezogen; 13) Hechte gebacken mit einer Baumoͤlſoſſe; 14) Hechte mit Meerrettig und zerlaſſener Butter; 15) Hechte mit Steckruͤben braun; 16) Hechte mit dergleichen Ruͤben weiß; 17) Hechte mit weiſſen Ruͤben; 18) Hechte mit Peterſilienwurtzeln; 19) Hechte mit Butter und Peterſilie; 20) Hechte mit Sauerkraut im Backofen; 21) Hechte mit Auſtern; 22) Hechte gedaͤmpfft auf der Schuͤſſel mit Citronen; 23) Hechte mit unreiffen Weintꝛauben; 24) Hechte mit Wein und kleinen Roſinen; 25) Hechte mit Muſcheln; 26) Hechte mit Nelcken oder Stockſchwaͤm̃en; 27) Hechte mit zerlaſſener Butter; 28 Hechte mit Senff-Bruͤhe; 29) Hachis von Hecht; 30) Dito mit kleinen Roſinen; 31) Dito mit Capern und Roſinen; 32) Hechte gefuͤllet; 33) Dito auf eine andere Art; 34) Dito noch anders; 35) Hechte marinirt; 36) Hechte mit Krebſen,
Carfio
(0401)
[Spaltenumbruch]
Hechte
Carfiol und Kloͤſern; 37) Hechte mit Morgeln und gebackenen Kloͤſern; 38) Hechte angeſchlagen; 39) Hechte mit Knoblauch; 40) Hechte in einer warmen Paſtete; 41) Hechte gepfluͤcket; 42) Dito mit Sardellen; 43) Hechte geſpickt; 44) Hechte in Erbsbruͤh; 45) Hechte, ſo eingeſaltzen, mit gruͤnen Erbſen; 46) Hechte mit ſaurer Limone; 47) Hechte mit Pomerantzen oder Apel de Sina.
Hechte blau zu ſieden,
Erſtlich reiſſet dem Hecht den Bauch auf, und nehmet das Eingeweide heraus, reiſſet ihn ferner durch den gantzen Leib im Ruͤckgrad hinunter, ſchneidet Stuͤcker daꝛaus, wie es euch beliebet, waſchet ſolchen ſauber aus, und ſprenget Eßig druͤber, den Kopff aber muͤſſet ihr gantz laſſen, welches geſchehen kan auf folgende Art: wo das Ruͤckgrad iſt, da ſchneidet neben ſelben gegen den Kopff und auf der andern Seiten auch auf, daß das Ruͤckgrad alleine heraus ſtehet; durchſchneidet auch von unten den Kopff, daß man ihn ihn recht breit dꝛuͤcken kan. Nun ſetzet Waſſer mit Saltz vermiſchet zum Feuer, in einen FiſchKeſſel: wenn das Waſſer ſiedet, ſo leget den Hecht hinein und laſſet ihn fein gehling uͤberſieden; hat er denn genug geſotten, ſo hebet ihn vom Feuer, ſprenget kaltes Waſſer druͤber, und decket Papier drauf; denn wenn der Braden davon gehet, ſo wird er ſchwartz. Wenn ihr ſolchen anrichtet, ſo gebet Eßig darzu, und dem Hecht thut die Leber ins Maul.
[Spaltenumbruch]
Hechte
Hechte mit Rahm-Soſſe,
Wenn die Hechte blau, wie obiger, abgeſotten ſind, ſo nehmet 1. Noͤſel oder mehr Rahm, ſetzet ſolchen zum Feuer und laſſet ihn ſieden: ſchlaget hernach in ein Toͤpffgen 4. biß 5. Eyerdotter, quirlt dieſe nebſt einer Meſſerſpitzen rohes Mehl klar ab, gieſſet den geſottenen Rahm an die Eyerdotrer, und quirlt es ſtetig um, daß es nicht zuſammen rinnet; leget auch ein Stuͤck Butter und etwas Muſcatenbluͤten dran. Richtet die Hechte auf eine Schuͤſſel, gieſſet die Bruͤhe druͤber, laſſets auf einem Kohlfeuer erwaͤrmen, aber nicht kochen: ſprenget zerlaßene Butter druͤber und gebet ſie hin.
Hechte mit Rahm und Kuͤmmel,
Reiſſet den Hecht, wie ſonſt gebraͤuchlich (daran aber nicht allezeit die Koͤpffe gantz bleiben duͤrffen) und ſiedet ihn ab; hernach nehmet 1. Noͤſel Rahm, ſetzet ſelbigen zum Feuer, ziehet ihn mit Eyerdottern ab, gleichwie vorhergehenden. Ferner nehmet nicht gar einen Eßloͤffel voll Kuͤmmel, ſchneidet ſolchen mit einem Schneidemeſſer klein, werffet ihn in die abgequirlte Bruͤh, und laſſet ſolche ein wenig ſtehen. Endlich richtet den Hecht an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, und ſprenget zerlaſſene Butter drauf, ſo iſt er fertig.
Hechte gebacken mit einen Mandelmeerrettig,
Schupet und reiſſet den Hecht, ſchneidet ihm erſt kleine Kerben auf
den
(0402)
[Spaltenumbruch]
Hechte
den gantzen Leib, und machet aus ſelbigen hernach Stuͤcke, ein Paar Finger breit, ſaltzet ſelbe alsdenn ein, und laſſet ſie eine Weile im Saltz liegen. Nehmet hierauf ausgelaſſene Butteꝛ odeꝛ Schmaltz, welche muß heiß gemacht werden, trocknet die Hechtſtuͤcklein ab, beſtreuet ſie mit Grieß oder Mehl, leget ſolche ins heiſſe Schmaltz und laſſet ſie fein hart backen. Darnach nehmet Meerrettig, putzet und reibet dieſen, ſetzet ein Noͤſel Rahm zum Feuer, ſtoſſet ein Viertel Mandeln und ein Viertel Pfund Zucker, ruͤhret dieſes nebſt dem Meerrettig und ein Stuͤckgen Butter auch hinein. Wenn ihr anrichten wollet, ſo ſchuͤttet den Meerrettig in eine Schuͤſſel, leget den Hecht ordentlich herum, ſprenget ein wenig zerlaſſene Butter druͤber, und gebet es hin.
Hechte gelb auf polniſch,
Reiſſet, zerſtuͤcket und ſiedet den Hecht, wie bey dem blau geſottenen Hecht gelehret worden. Hernach nehmet ein gut Theil Zwiebeln und Borsdorffer-Aepffel, ſchaͤlet und ſchneidet beyde gantz klein, thut ſie in einen Topff, gieſſet Peterſilienwaſſer drauf, ſchuͤttet geriebene Semmel darzu, und laſſet es kochen. Hat ſolches genug gekochet, ſo ſtreichets durch ein Haartuch, oder in Ermanglung deſſen, nehmet nur einen Durchſchlag, thut das durchgeſtrichene in einen Tiegel, gieſſet Wein und Eßig drein, werffet auch Zucker, eine Hand voll kleine, und eine Hand voll groſſe Roſinen, ingleichen laͤnglicht geſchnittene Mandeln, Citronſcheler und Scheiben, Saffran, Ingber und [Spaltenumbruch]
Hechte
ein Stuͤck Butter drauf, ſetzet ſolches auf ein Kohlfeuer, und laſſet es alſo durcheinander kochen. Nach dieſem leget den abgeſottenen Hecht in die zubereitete Bruͤhe, daß er ſich fein durchziehe, koſtet ſolche Bruͤh, ob ſie fein piquant ſey: denn, wenn die Saͤure und Suͤſſe recht unter einander vermiſchet werden, ſo giebet es den beſten Geſchmack. Beym Anrichten leget die Stuͤckgen Hecht fein ſauber in die Schuͤſſel, und den Kopff mit der Leber im Maul in die Mitte, richtet die Bruͤhe alſo druͤber her, daß das Gewuͤrtz mit der Citrone fein zu ſehen iſt, bereibet es mit Zucker und gebets hin. Oder in Ermanglung der Aepffel kan man oͤffters nur weiß eingebrañt Mehl nehmen und obbeſchriebener Maſſen mit dergleichen Gewuͤrtz abmachen. Die Zeit und Gelegenheit giebet den beſten Anlaß dergleichen Veraͤnderung zu treffen; bevorab, wenn man erſtlich einen Grund geleget, und ſeiner Sache recht gewiß iſt.
Hechte mit Rahm und geroͤſteten Zwiebeln,
Das Abſieden iſt klar und deutlich genug beſchrieben: ſo muͤſſet, ihr auch die Bruͤhe, wie beym Hecht mit der Rahmſoſſe gelehret worden, auf ſolche Art verfertigen. Nur, daß oben druͤber geroͤſtete Zwiebeln geſtreuet werden.
Hechte mit Sardellen weiß,
Dieſe werden erſtlich blau geſotten, hernach waͤſſert 5. biß 6. Sardellen ein, waſchet ſie reinlich aus, ziehet ihnen das Fleiſch von denen Graͤten herunter, hacket ſelbige
gantz
(0403)
[Spaltenumbruch]
Hechte
gantz klein und befeuchtet ſie mit etlichen Tropffen Bruͤhe oder Wein. Hierauf ſchuͤttet ſolches in eine verzinnte Caſſerole; ſchlaget 6. biß 7. Eyerdotter darzu, thut auch ein halb Pfund friſche Butter nebſt einer Meſſerſpitze Mehl hinein, und ruͤhret mit etlichen Loͤffeln Wein ſolches ab: ſchuͤttet ferner Citronſcheler und Muſcatenbluͤten, ingleichen noch etwas Wein und Fleiſchbruͤhe oder auch Peterſilienwaſſer dran, und ſetzet es auf Kohlen. Ihr muͤſſet es aber mit einem blechernen Schoͤpffloͤffel ſtets begieſſen, biß es begiñet dicklicht zu werden. Wann es nun anfaͤngt eine Dicke zu bekommen, ſo will es kochen; denn gieſſet gleich einen Eßloͤffel voll kaltes Waſſer hinein, ſonſten laͤufft es zuſammen. Richtet alsdenn die Hechte auf einer Schuͤſſel an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, beſprenget ſelbe mit zerlaſſener Butter, und gebet ſie hin.
Hechte weiß mit Sardellen, ohne Eyer,
Setzet in einem Tiegel oder Caſſerole ein Stuͤck Butter, einer Fauſt groß, aufs Feuer, und wenn ſolche heiß, ſo ruͤhret einen Eßloͤffel voll Mehl drein, laſſet es ein wenig roͤſten, daß es gelblicht werde. Habt Sardellẽ zu rechte gemacht, wie bey den vorigen, ruͤhret ſie zum gebrañten Mehl, gieſſet Bruͤhe oder Peterſilien-Waſſer und ein Glas guten Wein drein; wuͤrtzet es ab mit Muſcatenbluͤten, Ingber, Citronſcheler, und leget noch ein Stuͤckgen Butter dran, laſſets alſo kochen. Letzlich leget den abgeſottenen Hecht hinein, daß er die Bruͤhe fein an [Spaltenumbruch]
Hechte
ſich ziehe, richtet ihn nach eurem Gutduͤncken an, wie es die Tafel und Mahlzeit erfodert, ſo iſt er fertig.
Hechte mit Saꝛdellen braun,
Dieſe Bruͤhe wird gleich wie die vorige zubereitet, nur daß ihr das Mehl in der Butter Caſtanienbraun roͤſten, alsdenn das Gewuͤrtze nebſt denen Sardellen darein thun, auch diejenige Butter, ſo ihr bey vorigen rohe hinein geleget, hier braun machen und hinein lauffen laſſen muͤſſet. Leget alsdenn die abgeſottenen Hechte, die vorhero abgeſchupet worden, darzu, und laſſet es fein gemaͤhlich kochen, ſo ſind ſie recht und gut. Will iemand die Hechte bey vorigen Bruͤhen auch abſchupen, ſolches ſtehet in ſeinem Belieben.
Hechte mit duꝛchgeſtrichener Caper-Soſſe,
Nehmet ein Stuͤckgen Hecht von denen geriſſenen, die erſt geſchupet ſind, roͤſtet ſolches in Butter oder Schmaltz braͤunlicht, thut es in einen Moͤrſel, nebſt einer Hand voll Capern und ein wenig in Butter geroͤſteter Semmel, und ſtoſſet dieſes mit einem Stuͤckgen Butter gantz klar ab; hernach thuts in einen Topff, gieſſet FleiſchBruͤhe oder Peterſilien-Waſſer und ein Glas Wein drauff und laſſet es kochen. Wenn es genug gekochet, ſo qvirlt ſolches und ſtreichet es durch ein Haartuch, thuts in einen Tiegel oder Caſſerole, werffet Muſcatenbluͤten, Ingber, Citronſcheler und ein Paar gantze Zwiebeln hinein, und laſſet dieſes ferner
durch
(0404)
[Spaltenumbruch]
Hechte
durch einander kochen. Endlich leget den Hecht, wie er geſchupet und abgeſotten, auch drein, laſſet ihn doch nicht lange mit kochen; thut auch noch ein wenig Butter dran, und richtet ſolchen nach Belieben an; ſo iſt er fertig.
Hechte gebacken mit einer Caper-Soſſe,
Machet dieſen erſt zu recht, als wie bey dem gebackenen Hecht mit Meerrettig beſchꝛieben worden: hernach ſetzet in einen Tiegel oder Caſſerole ein Stuͤck Butter aufs Kohlfeuer, laſſet ſie braun werden, thut einen Loͤffel voll Mehl drein, ruͤhret ſolches biß es Caſtanienbraun iſt, gieſſet denn Bruͤhe oder Peterſilien-Waſſer und ein Glas Wein drauff, werffet Muſcatenbluͤten, Ingber, Citronenſcheler, auch eine Hand voll Capern hinein, und laſſet es zuſammen kochen, damit es eine dickliche Bruͤhe uͤberkomme. Hierauff leget den gebackenen Hecht darein, und laſſet es noch eine Weile fein ſachte kochen. Wenn er nicht genug geſaltzen, ſo werffet noch ein wenig Saltz darzu, ſo iſt er fertig.
Hechte mit weiſſer CaperSoſſe und mit Eyern abgezogen,
Beſiehe den Hecht mit weiſſer Sardellen-Soſſe, wornach dieſer gleich alſo zu machen iſt, nur muͤſſen an ſtatt der Sardellen, Capern genommen werden, ſo iſt die Zubereitung einerley.
Hechte gebacken, mit einer Baumoͤl Soſſe,
Gleichwie der gebackene Hecht [Spaltenumbruch]
Hechte
mit Meerrettig iſt tractiret worden, eben auf ſolche Art muß dieſer auch tractiret werden. Darnach ſetzet einen Tiegel oder Caſſerole mit Butter auffs Feuer, laſſet ſie heiß werden, ruͤhret ein Paar Meſſerſpitzen Mehl drein, und machet es auch braun: gieſſet alsdenn Bruͤhe oder Peterſilien-Waſſer, Wein und Eßig drauff, leget ein Paar gantze Zwiebeln, Lorbeerblaͤtter nebſt Roßmarien dran; wuͤrtzet es mit Ingber, grob geſtoſſenen Pfeffer, Nelcken und Citronſcheler, und laſſet dieſes fein durch einander kochen. Unter waͤhrender Zeit leget den Hecht auch drein; gieſſet ein gut Theil Baumoͤl darzu, welches mit einander ferner kochen muß, damit ſich das Oel in den Hecht ziehe. Beym Anrichten thut die gantze Zwiebel heraus, und gebets hin.
Hechte mit Meerrettig und zerlaſſener Butter,
Iſt der Hecht abgeſotten, wie oͤffters gemeldet worden, ſo muͤſſet ihr ein halb Pf. Butter zerlaſſen, hernach den Hecht auf die Schuͤſſel, darinnen er ſolle zu Tiſche getragen werden, anrichten, die Butter druͤber gieſſen, Muſcaten-Bluͤten und klein gehackte Peterſilie drauff ſtreuen, ſolchen alsdenn auf eine Kohl-Pfanne ſetzen, damit er warm bleibet. Hierauf reibet Meerrettig, ſo viel als ihr vermeynet deſſen gnug zu haben, thut ſolchen auf einen Teller, und gebet ihn alſo roh auf den Tiſch. Wenn nun der Hecht geſpeiſet wird, ſo muß der Meerrettig mit vorgeleget und von der zerlaſſenen Butter et-
liche
(0405)
[Spaltenumbruch]
Hechte
liche Loͤffel drauff gegoſſen werden, ſo verliehret derſelbe die Schaͤrffe und wird gantz mild.
Hechte mit Steckruͤben braun,
Wenn der Hecht geſchupet und abgeſotten worden, ſo nehmet dergleichen Ruͤben, ſchabet ſolche ſauber, ſchneidet ſie, wie ihr wollet, und euch am beſten gefaͤllt. Hernach ſetzet eine Caſſerole mit Schmaltz aufs Feuer, und wenn ſolches heiß iſt, ſo ſtreuet Zucker drein, und ſetzet es wieder aufs Feuer. So bald nun der Zucker will braun werden, ſo wirfft er einen Giſcht uͤber ſich; alsdenn ſchuͤttet die Ruͤben hinein, ruͤhret ſolche wohl durch einander, ſo werden ſie jehling und geſchwind braun, brennet nach dieſem ein wenig braun Mehl drein; gieſſet Peterſilien-Waſſer drauf, und laſſets kochen; wuͤrtzet es auch mit Ingber und Muſcaten-Bluͤten, ſaltzet ſolches ſo viel es noͤthig, legt den Hecht drein und ſetzet es wieder aufs Feuer. Solche Eſſen duͤrffen nicht mit groſſen Feuer gezwungen werden: deñ je maͤhlicher es kochet, je geſchmackhaffter ſolches wird. Endlich koͤnnet ihr nach euren Belieben anrichten.
Hechte mit dergleichen Ruͤben weiß,
Schabet die Ruͤben und ſchneidet ſolche ſcheiblicht, wie Groſchen, ſetzet ſie in einem Tiegel, wenn vorhero Bruͤhe drauff gegoſſen worden, aufs Feuer, ſtreuet geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten und Ingber drein, werffet ein Stuͤck Butter, einer Fauſt groß dran, leget [Spaltenumbruch]
Hechte
den geſchupten oder auch ohngeſchupten abgeſottenen Hecht hinein, und laſſet es durch einander alſo kochen, daß die Bruͤhe fein dickigt wird, hernach koͤnnet ihr ſolche nach eurem Gefallen anrichten.
Hechte mit weiſſen Ruͤben,
Schabet und ſchneidet weiſſe Ruͤben klein, wie Nudeln. Brennet ſolche mit ſiedenden Waſſer, und ſeiget es wieder davon: thut ſie hierauf in einen Tiegel, gieſſet Bruͤhe oder Peterſilien-Waſſer drauf, ſtreuet geriebene Semmel und Muſcaten-Bluͤten darzu, werffet ein gut Stuͤck Butter dran, ſetzet es aufs Kohlfeuer und laſſets kochen. Endlich legt den abgeſottenen Hecht hinein, welcher darinnen auch kochen muß. Nach dieſem richtet ihn an, wie ihꝛ wollet.
Hecht mit Peterſilien-Wurtzeln,
Schabet Peterſilien-Wurtzeln, ſo viel ihr deren noͤthig, ſchneidet dieſe Scheibenweis, brennet ſie ein wenig mit ſiedenden Waſſer, thut ſie in einen Tiegel, leget geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten und ein Stuͤck Butter drein, gieſſet Bruͤhe drauf, ſetzet es aufs Feuer, und laſſets kochen. Darnach kan ſolches, wenn es verlanget wird, hingegeben werden.
Hechte mit Butter und Peterſilie,
Setzet in einem Tiegel Butter aufs Feuer, thut geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten und gehackte gruͤne Peterſilie drauff, gieſſet
Bruͤhe
(0406)
[Spaltenumbruch]
Hechte
Bruͤhe darzu, laſſet es kochen, und leget hernach den Hecht hinein, daß er auch mit koche. Wenn ihr wollet anrichten, ſo nehmet drey Eyerdotter, quirlt ſolche fein klar, thut ein Stuͤckgen Butter drein, gieſſet alsdenn die Bruͤhe an die Eyer, und ruͤhret dieſes wohl durch einander, daß es nicht zuſammen lauffe. Richtet zuletzt den Hecht an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, und beſprenget ſie mit zerlaſſener Butter.
Hechte mit Sauerkraut im Backofen,
Dieſe muͤſſen erſtlich blau geſotten, Stuͤckweiß gepfluͤcket und alle Graͤten heraus gethan werden, die blaue Haut aber legt alleine: hierauf ſetzet Sauerkraut mit Waſſer zum Feuer, und laſſet es halb gar kochen, ſeiget die Bruͤhe darvon, ſchneidet ſolches mit einem Schneide-Meſſer nicht gar zu klein, darnach ſetzet eine Caſſerole mit etwas Butter aufs Feuer; wenn ſie heiß iſt, ſo thut das Kraut drein, ſchuͤttet eine gute Kanne ſauren Rohm darzu, und laſſet es durch einander daͤmpffen. Nun machet einen Krantz von Teig um die Schuͤſſel, darauf ſoll angerichtet werden, beſtreichet die Schuͤſſel mit Butter, nehmet eine Kelle und uͤberziehet den gantzen SchuͤſſelBoden mit Kraut. Darauf leget eine Lage Hecht, und dieſes thut Wechſelsweiſe, ſo lange biß es alle iſt. Wenn dieſes geſchehen und die Schuͤſſel voll, ſo ſtreuet oben Semmel drauf, und begieſſet es uͤber und uͤber mit Butter, ſetzet es in einen Backofen, und laſſet ſol[Spaltenumbruch]
Hechte
ches als eine Paſtete backen. Wollet ihr anrichten, ſo nehmet es aus dem Ofen, garniret ſolches nach eurem Gefallen, alsdenn koͤnnet ihrs laſſen zu Tiſche tragen.
Hechte mit Auſtern,
Reiſſet und ſchupet einen Hecht, ſchneidet ſolchen in Stuͤcken, etwa 2. Quer-Finger breit, ſetzet eine Pfanne mit Waſſer aufs Feuer, und wenn es ſiedend heiß iſt, ſo gieſſet ſolches auf den geriſſenen Hecht, und laſſet ihn eine Weile alſo liegen. Hernach thut den Hecht wieder aus dem Waſſer, waſchet ſolchen ſauber, beſchmieret eine Schuͤſſel dicke mit Butter, ſtreuet Muſcaten-Bluͤten und CitronenScheler drauf, leget den zerſtuͤckten Hecht drein, ſeltzet ſolches auf einen Dreyfuß, worunter Kohlen ſind. Decket eine andere Schuͤſſel druͤber, und laſſet es eine gute Weile daͤmpffen, leget auch ein Paar gantze Zwiebeln dran, ſaltzet es ein wenig, und ſtreuet geriebene Semmel drein. Hierauf nehmet friſche, oder wo dieſe nicht vorhanden, Faͤſſel-Auſtern, welche letztern erſtlich 24. Stunden waͤſſern muͤſſen; leget ſolche zum Hecht, gieſſet ein wenig Wein und Bruͤhe dran, und laſſets verdeckt eine Weile daͤmpffen. Wenn es ſoll zu Tiſche getragen werden, ſo druͤcket viel Citronen-Safft drauf, dann iſts fertig. Wer es nun recht gut machen will, der bereite eine Coulis, und nehme ein Stuͤck vom gebratenen Hecht, ingleichen ein Paar Auſtern, ſtoſſe ſolches nebſt Muſcaten-Bluͤten und einem Stuͤck Butter in einem Moͤrſel: das geſtoſſene thue er her-
nach
(0407)
[Spaltenumbruch]
Hechte
nach in ein Toͤpffgen, gieſſe Peterſilien-Waſſer drauf, und laſſe es ein wenig kochen, hierauf wird es durch ein Haar-Tuch geſtrichen. Dieſe Krafft-Bruͤhe an den gedaͤmpfften Hecht gegoſſen, und auf Kohlen noch eine Weile gekochet, ſo iſt es recht und ſehr gut.
Hechte gedaͤmpfft auf einer Schuͤſſel mit Citronen,
Reiſſet und zerſtuͤcket den Hecht, wie vorigen, brennet ihn auch mit ſiedenden Waſſer, beſchmieret eine Schuͤſſel dick mit ausgewaſchener Butter, beſprenget den Hecht mit etwas Saltz, und leget ſolchen in die Schuͤſſel; ſchneidet CitronScheler und Muſcaten-Bluͤten dran, ſetzet ſelben auf ein Kohlfeuer, decket die Schuͤſſel mit einer andern zu, und laſſet es eine gute Weile daͤmpffen. Hernach werffet eine gantze Zwiebel dran, welche aber bey dem Anrichten wieder heraus genommen werden muß, ſtreuet ein wenig klar geriebene Semmel dran, gieſſet ein Paar Loͤffel voll Wein drein, und laſſet es nochmahls eine Weile daͤmpffen. Beym Anrichten ſtreuet Muſcaten-Bluͤten drauf, und druͤcket viel Citronen-Safft druͤber, ſo koͤnnet ihr es hingeben.
Hechte mit unreiffen Weintrauben,
Siedet und ſchupet den Hecht, und ſchneidet ſolchen in feine kleine Stuͤckgen. Hernach nehmet unreiffe Weintrauben, leſet die Beere davon ab, ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, thut die Beer hinein, und laſſets eine Weile [Spaltenumbruch]
Hechte
daͤmpffen. Darnach gieſſet ſuͤſſen Wein drauf, thut viel Zucker drein, daß es recht piquant ſchmecke, leget endlich den abgeſottenen Hecht hinein, werffet Citronen-Scheler, Muſcaten-Bluͤten und in Butter klar geriebene geroͤſtete Semmel auch hinein, daß die Soſſe ein wenig dicke wird. Beym Anrichten ſtreuet Zucker und Zimmet drauf, und laſſet es zu Tiſche tragen.
Hechte mit Wein und kleinen Roſinen,
Erſtlich muß der Hecht, auf die Art, wie der blaue, geſotten werden. Hernach ſetzet in einen Tiegel Wein und Peterſilien-Waſſer, oder Bruͤhe, aufs Feuer, thut geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten, viel kleine Roſinen, Citronen-Scheler, Saffran, Zucker und ein Stuͤck Butter drein, welches zuſammen kochen muß, biß es ein wenig dicke wird. Darnach leget den Hecht drein, laſſet ſelben eine Weile darinnen liegen und kochen, auf daß er die Bruͤh an ſich ziehe. Wenn ihr nun anrichten wollet, ſo druͤcket Citronen-Safft drauff, und gebets hin.
Hechte mit Muſcheln,
Dieſen ſiedet, geſchupet, oder nur blau, ab; ſetzet hierauf in einer Caſſerole ausgewaſchene Butter aufs Feuer, damit ſolche zergehe, thut Muſcheln, ſo viel ihr noͤthig habt, hinein, und laſſet es ein wenig paſſiren. Hernach gieſſet Bruͤhe drauf, werfft Muſcaten-Bluͤten, auch Citronen-Scheler hinein, welches aber nicht lange kochen darff. Nach dieſem nehmet 4. biß 5. Ey-
erdotter,
Frauenzim̃er-Lexicon. B b
(0408)
[Spaltenumbruch]
Hechte
erdotter, quirlt dieſelben mit ein wenig Wein klar, gieſſet die Bruͤhe von denen Muſcheln dran, ruͤhrets daß es nicht zuſammen lauffe, und ſchuͤttet ſolches wieder an die Muſcheln. Hierauf ſetzet ſie vom Feuer, richtet den Hecht an, thut die Muſcheln druͤber, ſtellet es zuſammen auf ein Kohlfeuer; nur daß es nicht koche, und der Hecht ſich ein wenig durchwaͤrme, ſo iſt er gut.
Hechte mit Nelcken-oder Stock-Schwaͤmmen,
Schupet ein Paar Hechte, welche nicht gar zu groß ſind, thut ihnen das Eingeweide heraus, machet kleine Kerbigen uͤber den gantzen Leib, und ſiedet ſie ab. Darnach weichet Stock- oder NelckenSchwaͤmme in Fleiſch-Bruͤh oder Peterſilien-Waſſer, laſſet dieſe eine gute Weile weichen und trucket ſie wieder aus. Ferner nehmet ein Stuͤck gewaſchene Butter, thut ſolche in einen Tiegel, werffet die Schwaͤmme darzu, ſetzet es aufs Kohlfeuer, paſſiret ſie, biß die Butter zerſchmoltzen, gieſſet hernach Bruͤhe drauf, laſſet die Schwaͤm̃e ferner kochen, leget die Hechte nebſt Muſcaten-Bluͤten hinein, daß ſie auch mit kochen. Nehmet endlich die Hecht-Lebern, ein Paar hart geſottene Eyerdotter, ein Stuͤckgen Butter und Muſcaten-Bluͤten, ſtoſſet dieſes in einem Moͤrſel gantz klar, ſeiget die Bruͤhe von den Schwaͤm̃en dran, quirlt es auch klar, ſtreichet ſolches durch ein Haar-Tuch, gieſſets wieder an die Hechte, und laſſet es vollends kochen. Wenn ſie gar ſind, koͤnnet [Spaltenumbruch]
Hechte
ihr ſolche nach eurem Gefallen anrichten.
Hechte mit zerlaſſener Butter,
Siedet den Hecht nur blau ab, laſſet hernach Butter zergehen. Richtet den Hecht auf eine Schuͤſſel an, gieſſet die zerlaſſene Butter dꝛuͤber, ſtꝛeuet gehackte gruͤne Peterſilie und Muſcaten-Bluͤten drauf, ſo ſind ſie fertig.
Hechte mit Senff-Bruͤh,
Schupet die Hechte, ſchneidet ſolche in Stuͤcken und ſiedet ſie; hierauf ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, und laſſet ſelbige heiß werden, thut ein Paar Meſſer-Spitzen Mehl drein, welches Caſtanienbraun muß werden, gieſſet hernach ein halb Noͤſel guten Senff drein, ingleichen Rindfleiſch-Bruͤh und Wein: wuͤrtzet es mit Zucker, Citronen-Schelern und dergleichen Scheiben, und laſſet ſolches kochen, leget alsdenn den abgeſottenen Hecht hinein, welches alles noch ein wenig daͤmpffen ſoll. Beym Anrichten ſetzet die Stuͤcken fein ordentlich, und gieſſet die Bruͤhe druͤber. Iſt aber die Bruͤhe noch zu mager, ſo koͤnnet ihr ein wenig Butter braun machen und drein gieſſen, es moͤgen auch die Hechte zu ſolcher Bruͤhe gebacken oder gebraten werden. Wollet ihr dieſe Bruͤhe weiß machen, ſo darff das Mehl nicht zu braun ſeyn.
Hachis von Hecht,
Nehmet einen Hecht, ſchupet ihn, und thut aus ſelben das Eingeweide heraus, zerſtuͤcket ihn als-
denn
(0409)
[Spaltenumbruch]
Hechte
denn, und ſchneidet das Fleiſch mit einem Schneide-Meſſer klein. Darnach ſetzet Butter aufs Kohlfeuer, es ſey in einem Tiegel oder Caſſerole: wenn ſolche zergangen, ſo leget das gehackte Hecht-Fleiſch hinein, laſſet es alſo daͤmpffen, nur daß es nicht braun werde, wuͤrtzet es hernach mit Muſcaten-Bluͤten und Citronen-Schelern, leget eine gantze Zwiebel und ein Paar Lorbeer-Blaͤtter drein, gieſſet ein wenig Wein und Bruͤhe darzu, ſtreuet geriebene Semmel drauf, ſaltzet es, doch nicht gar zu ſtarck, abſonderlich wenn die Butter viel Saltz hat. So ihr nun anrichten wollet, ſo nehmet die Zwiebel herauſſer, druͤcket viel Citronen-Safft drauf, ſo iſts gut und recht.
Hachis von Hecht mit kleinen Roſinen,
Dieſes wird in allen, wie voriges zubereitet; nur daß kleine Roſinen hinein kommen, und mit Zucker etwas ſuͤſſe gemacht wird, zuvor aber muß man einen EßLoͤffel voll Wein-Eßig dran gieſſen, damit es recht piquant ſchmeckt.
Hachis von Hecht mit Capern und Roſinen,
Wird ebenfalls tractiret wie voriges, nur daß ihr Capern, kleine Roſinen und etwas Zucker hinein werffen, auch guten Wein-Eßig dran gieſſen muͤſſet. Der Kopff, Schwantz und Haut wird hernach aus dem Schmaltz gebacken, und als eine Garnitur zum Hachis gebrauchet.
Hechte gefuͤllet,
Nehmet einen ſchoͤnen Hecht [Spaltenumbruch]
Hechte
von 4. biß 5. Pfunden, ſchupet ſelben, reiſſet ihn auf dem Ruͤcken auf, ſchneidet ihm alles Fleiſch, ſamt denen Graͤten heraus, doch daß der Kopff und Schwantz gantz bleibe, loͤſet ferner das Fleiſch von denen Graͤten herunter, und ſchneidet es mit einem Schneide-Meſſer gantz klein. Hierauf weichet Semmel ohne die Obern- und Untern-Rinden in Milch, und wenn ſie genug geweichet, ſo druͤcket ſie wieder aus, und ſchuͤttet dieſe zum Hechtfleiſch. Ferner ruͤhret 6. biß 7. Eyer, wie hiervon die Beſchreibung unter denen Eyern zu finden, thut ſolche auch darzu, ſchuͤttet es in einen Moͤrſel, und ſtoſſet es gantz klar, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, Cardemomen und Ingber. Nach dieſem thut ſelbiges aus dem Moͤrſel in einen Reibaſch, ſaltzet es zur Gnuͤge; weichet Cibeben ein, werffet ſolche nebſt Citronen-Scheler auch drein, und ruͤhret es eine Weile, hernach laſſet noch etwas Butter zergehn und ſolche drunter lauffen, ruͤhret es wieder wohl durch einander, und fuͤllet den Hecht damit. Wann derſelbe nun gaͤntzlich gefuͤllet iſt, ſo nehet den Ruͤcken mit einem Zwirnfaden wieder zu; ſaltzet den Hecht ein wenig, beſtreichet ſelben dick mit Butter, und leget ſolchen in ein laͤnglicht Geſchirr, damit er ausgeſtreckt darinnẽn liegen kan: ihr muͤſſet aber das Geſchirr vorhero mit Butter beſtreichen, ſelbiges mit dem Hecht in einen Backofen ſetzen, und ihn fein ſachte braten laſſen. Hat ſolcher nun genug gebraten, ſo kan er angerichtet, und nur gelb gemachte Butter darzu
gege-
B b 2
(0410)
[Spaltenumbruch]
Hechte
gegeben werden, oder man kan eine Bruͤhe erwehlen, wie ſolche bey vorhergehenden Hecht-Bruͤhen beſchrieben worden.
Hechte gefuͤllet auf eine andere Art,
Schupet einen Hecht fein ſauber, damit ihr kein Loch in die Haut ſchneidet; loͤſet alsdenn mit einem Meſſer des Hechtes Haut um den Kopff ab, und ſtreiffet ihn als einen Aal, nur daß ihr ſie nicht gaͤntzlich uͤber den Schwantz herunter ziehet. Hierauf ſchneidet das Fleiſch herunter, reiſſet den Bauch auf, thut das Eingeweide heraus, loͤſet alles Fleiſch von denen Graͤten und hacket ſolches klein; ſchweiſſet geriebene Semmel in Butter, und thut ſelbe zum gehackten Fleiſch, wuͤrtzet es mit Ingber, Muſcaten-Bluͤten, Cardemomen, Citronen-Schelern, kleinen Roſinen und Saltz; machet ferner 5. biß 6. Stuͤck geruͤhrte Eyer und thut ſie darzu, welches ihr hernach alles wohl durcheinander miſchen ſollet. Nehmet ingleichen ein halb Pf. Speck, er ſey friſch oder geraͤuchert, ſchneidet ſolchen gantz klein wuͤrfflicht, und menget ihn auch drunter. Dieſe Fuͤlle fuͤllet nun in die abgezogene Haut, und wenn ſelbe voll, ſo nehet ſie wieder an dem Ort an, wo ihr ſolche loß geſchnitten habt, ſtreichet den gefuͤllten Hecht zu, daß er fein einem Hechte gleichet. Nach dieſem beſtreichet ein Geſchirr mit Butter, darinnen der Hecht liegen ſoll, ſaltzet ſelben erſtlich ein wenig ein, beſtreichet ihn auch dicke mit Butter, ſetzet ihn in Backofen und laſſet ihn ſo lange [Spaltenumbruch]
Hechte
braten, biß ihr meynet, daß er genug hat. Ihr moͤget denſelben entweder trocken mit brauner Butter, oder mit einer Bruͤhe, oder auch kalt zu Tiſche tragen laſſen.
Hechte gefuͤllt noch anders,
Schupet den Hecht und reiſſet ihn auf dem Ruͤcken auf, wie bey dem erſten iſt erinnert worden, nehmet fein ſubtil alles Fleiſch heraus, daß ihr ja kein Loch in die Haut ſchneidet; loͤſet das Fleiſch von den Graͤten herunter, ſchneidet es gantz klein, thut eingeweichte und wieder ausgedruͤckte Semmel, MuſcatenBluͤten, Ingber, Citronen-Scheler, Zwiebeln, Piſtacien, Pinien und Saltz drein; machet wieder wie vor, geruͤhrte Eyer, und ruͤhret dieſes alles wohl durch einander. Hernach habt fertig eine abgekochte Rinds-Zunge, ſo zuvor geraͤuchert geweſen, ſchneidet ſolche in laͤnglichte Stuͤckgen, ſchneidet auch Speck und Citronat. Wenn nun der Hecht ſoll gefuͤllet werden, ſo leget eine Lage von der Fuͤlle, und denn eine von der geſchnittenen Zunge, Citronat und Speck: thut ſo lange Wechſelsweiſe, biß der Hecht gaͤntzlich gefuͤllet iſt, nehet ihn wieder zu, und bratet ihn gleich wie den erſten. Dieſer Hecht kan nun kalt oder auch warm verſpeiſet werden; wenn er zerſchnitten wird, ſo præſentiret er ſich als eine Spaniſche Wurſt. Dieſer Hecht kan auch abgeſotten werden, auf folgende Manier: Nehmet ein langes kuͤpffernes Waͤnnigen, gieſſet Waſſer, Wein und Eßig drein, ſaltzet es zur Gnuͤge, und leget von allerhand Kraͤutern, auch etliche
zer-
(0411)
[Spaltenumbruch]
Hechte
[z]erſchnittene Zwiebeln darzu. Wenn es bald anfaͤhet zu ſieden, ſo [w]ickelt den Hecht in eine Serviette [un]d bindet ihn mit Bindfaden, leget ſolchen in die Bruͤhe, und laſſet [i]hn fein ſachte ſieden: hat er nun [e]urer Meynung nach ausgeſotten, [ſ]o nehmet ſelben vom Feuer, und [l]aſſet ihn kalt werden. Er wird [h]ernach als eine à la daube verſpei[ſ]et. Dieſe gefuͤllten Hechte kan man, ſie moͤgen gebraten oder geko[c]het ſeyn, zu Potagen gebrauchen, wie ſolches bey denen Beſchreibungen derſelben weitlaͤufftig wird zu finden ſeyn.
Hechte marinirt,
Der Hecht wird geſchupet und geriſſen, wie oben beym gebackenen gemeldet worden, hernach eingeſaltzen, und aus Schmaltz ohne Mehl gebacken, muß auch, wenn er aus dem Schmaltz gethan wird, wieder auskuͤhlen, darnach leget ſolchen in ein Faͤßgen, wie bey den Forellen beſchrieben worden, es ſey mit Oel oder ohne daſſelbe, ſo iſt er lang gut zu behalten.
Hechte mit Krebſen, Carfiol und Kloͤsgen,
Wenn der Hecht geſchupet und geriſſen worden, ſo thut ihm das Eingeweide heraus, ſchneidet feine Stuͤckgen etwa 2. Quer-Finger breit, ſaltzet ſie ein wenig ein, und ſtreichet ſolche hernach durch die Hand fein treug ab. Hierauf ſetzet in einer Caſſerole Butter mit Muſcatenbluͤten und Citronſcheler vermiſcht aufs Feuer, leget den Hecht auch drein, und laſſet ihn eine Weile pasſiren, daß ſich die But[Spaltenumbruch]
Hechte
ter in den Hecht ziehet. Darnach nehmet ausgebrochene Krebſe (ſie ſind im K. zu finden) leget ſolche auch darzu, machet Kloͤſe von Hecht (ſie ſind auch im K. zu finden) laſſet die in Waſſer oder Fleiſchbruͤh enlauffen, und thut ſie hernach auch zum Hecht, gieſſet eine gute Gelée drauf, wie ſolche im G. beſchrieben ſtehet; ſetzet es aufs Feuer und laſſets kochen. In Ermanglung der Gelée, welche nicht in allen Kuͤchen gaͤnge iſt, ſtreuet nur geriebene Semmel drein, werffet MuſcatenBluͤten nebſt einer gantzen Zwiebel dran, welches ſo lange kochen ſoll, biß es eine feine dicklichte Bruͤhe bekommt. Wenn es fertig, koͤnnet ihr anrichten, ſo gut und zierlich es ſeyn will.
Hecht mit Morgeln und gebackenen Kloͤſen,
Dieſer Hecht wird geſchupet, geriſſen, zerſtuͤcket und eingeſaltzen, auch wieder abgetrocknet und mit Muſcatenbluͤten, Citronſcheler uñ einer gantzen Zwiebel in Butter pasſiret, wie oben berichtet worden. Hernach nehmet Morgeln, weichet ſolche in Fleiſchbruͤh oder Peterſilienwaſſer, laſſet ſie einen Sud thun, druͤcket ſie darnach aus, und laſſet etwas davon an den Hecht lauffen; die Morgeln aber muͤſſen etliche mahl ausgewaͤſſert werden, daß der Sand davon koͤmmt. Nach dieſem ſchneidet ſolche nicht gar zu klein, thut ſie zum Hecht und machet Kloͤſe von ſelbigen, Stritzlichen eines Fingers lang, und auch rund. Wenn ſolches fertig, ſo beſtreuet ſie ein wenig mit Mehl, backet ſie aus dem Schmaltz fein gold-
geld,
B b 3
(0412)
[Spaltenumbruch]
Hechte
gelb, und thut ſie auch an den Hecht, gieſſet jus drauf, wie ſolche im J. beſchrieben zufinden, in Ermanglung aber dieſer nehmet braun Mehl, quirlt es in Bruͤhe und laſſets durch einen Durchſchlag an den Hecht lauffen, ſetzet ſolchen aufs Feuer, laſſet ihn kochen, biß euch duͤncker, daß er ſatt habe und angerichtet werden ſoll. NB. Dieſe und vorige Beſchreibung der Hechte mit Krebs, Carfiol und Kloͤſen koͤnnen zuſammen in ein Eſſen gebracht u. mit allen denen beſchriebenen Specien vereinbaret werden; denn jemehr man Sachen in einer vermiſchten Speiſe hat, je ſchoͤner iſt ſie anzurichten. Dahero kan man die Veraͤnderungen, die Abnahme und Zugabe ſelbſten inventiren z. E. mit Carſiol alleine, desgleichen mit Kloͤſen, mit Krebſen, auch die Morgeln beſonders, welches alles ſich in der Praxi ſelber geben wird.
Hechte angeſchlagen,
Schupet einen Hecht, ziehet ihm die Haut ab, reiſſet ſelben den Bauch auf, und thut das Eingeweide heraus, hernach loͤſet alles Fleiſch von den Graͤten herunter, woran aber der Kopff und der Schwantz muß hengen bleiben, ſchneidet das Fleiſch mit einem Schneidemeſſer gantz klein, miſchet eingeweichte Semmel drunter, thut es in einen Moͤrſel, werffet auch zugleich mit hinein Citronſcheler, Muſcatenbluͤten, Ingber und ein wenig klein geſchnittene Zwiebeln, ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, 2. gantze Eyer, und 6. Stuͤck geruͤhrte Eyer, wie man [Spaltenumbruch]
Hechte
dieſe pfleget zu eſſen, ſaltzet es auch, doch nicht gar zu ſtarck, und ſtoſſet dieſes alles durch einander, daß es recht klar wird. Etliche nehmen auch abgekochten Rindertalg, oder Nierenſtollen, wie es insgemein genennet wird, iſt aber bey den Catholiſchen nicht uͤblich. Wenn nun dieſe farce fertig, ſo beſtreichet das Hechtgerippe mit Eyern, ſchlaget alſo die abgemachte farce an, und formiret dieſes ſo gut ihr koͤnnet, ſtreichet ſolches mit einem warmen Meſſer fein glatt zu, beſtreichet das angeſchlagene mit Eyern, und gieſſet zerlaſſene Butter druͤber her, beſtreuet es mit klar geriebener Semmel, legts in eine mit Butter beſtrichene Pfanne, ſetzet es in einen Backofen, und laſſet ſolches alſo fein gemaͤhlich backen, hernach ziehet Pinien ab, leget dieſe in kalres Waſſer, daß ſie ein wenig ſchwellen, beſtecket darnach den angeſchlagenen Hecht damit, und ſetzet ihn wieder in den Backofen, darinne er vollends gar backen mag. Dieſen Hecht kan man in Potagen am allerbeſten gebrauchen, auch kan man ſolchen mit brauner Butter eſſen, oder eine Bruͤhe, wie in vorigen Hecht beſchrieben worden, darzu machen.
Hecht mit Knoblauch,
Habt ihr den Hecht geſchupet, ſo thut ihm das Eingeweide heraus, ſchneidet ſolchen in Stuͤcken, ſaltzet ihn ein wenig ein, und laſſet ſelben eine Weile im Saltz liegen. Darnach ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, damit ſolche heiß werde, trocknet erſt den Hecht recht ab, und leget ihn in die heiſſe Butter, darinne er auf einer Seite gelb
braten
(0413)
[Spaltenumbruch]
Hechte
braten muß: ferner laſſet wieder in einer Pfanne Butter heiß werden, thut klein geſchnittenen Knoblauch dran, und braͤunet ſelben uͤber den Hecht; verkehret dieſen, daß er auf der andern Sette auch braun werde, wuͤrtzet ihn mit Ingber und Pfeffer, nehmet ein wenig braun Mehl darzu, quirlt es gantz klar, und laſſets hernach durch einen Durchſchlag an den Hecht lauffen, darinne derſelbe kochen muß, biß er gar und zum verſpeiſen fertig iſt.
Hecht in einer warmen Paſtete,
Iſt der Hecht geſchupet und geriſſen, ſchneidet ſelbigen in kleine Stuͤckgen, ſaltzet dieſe ein wenig ein und ſtreichet ſie wieder gantz trocken ab. Setzet nunmehro Butter, Citronen-Scheler und Muſcaten-Bluͤten vermiſcht auffs Kohlfeuer, pasſiret den Hecht, gleich als ob ihr wollet eine Fricaſſée machen. Ferner nehmet gedoͤrrete Artiſchocken-Boͤden, dieſe waͤſſert uͤber Nacht in FleiſchBruͤhe oder Peterſilienwaſſer, daß ſie weich werden, ſchneidet ſie hernach zu feinen Stuͤckgen, und leget ſolche nebſt Morgeln, wenn ſolche vorher abgequellet und denn ſauber ausgewaſchen ſind, ingleichen ausgebrochene Krebsſchwaͤntze zu dem Hecht, und laſſet es ein wenig mit ſchweiſſen, ſtreuet auch ein wenig geriebene Semmel drein, gieſſet ein Paar Loͤffel voll Bruͤhe dran, welches alles ein wenig kochen muß. Hierauf nehmet eine Schuͤſſel, darauf ſoll angerichtet werden, beſtreichet ſolche mit Butter, leget den Hecht, die Morgeln, Krebs und [Spaltenumbruch]
Hechte
Artiſchocken-Boͤden fein ordentlich hinein, und gieſſet die wenige Bruͤhe druͤber, thut noch etwas Muſcatenbluͤten und kleingeſchnittene Citronſcheler dran, machet ein Blatt, nur von einem gebrannten harten Teig, uͤberziehet die Schuͤſſel damit, ſo weit als der Hecht lieget, blaſet dieſes ein wenig auf, daß es rund wird, hernach ziehet oben uͤber den ſchwartzen und harten Teig, wenn derſelbe erſt mit Eyern uͤberſtrichen iſt, einen guten Butterteig, formiret und ſchneidet die Paſtete auf das zierlichſte, als ihr koͤnnet, ſetzet ſolche in den darzu geheitzten Backofen, und laſſet ſie gar backen. Ihr muͤſſet aber in dieſe Paſtete, wenn ſie halb gar gebacken, ein Loͤchlein ſtechen, ſonſt ſpringet ſelbe auf. Wenn ſie nun fertig; und ihr ſelbe aus dem Ofen nehmen wollet, ſo machet erſt folgende Bruͤhe zu rechte; Schlaget 3. biß 4. Eyerdotter in einen Tiegel oder Caſſerole, gieſſet etliche Tropffen Weineßig dran, auch ein klein wenig rohes Mehl und ruͤhrets ab, leget darnach ein Stuͤck Butter nebſt einer gantzen Zwiebel dran, ſchuͤttet Bruͤhe oder Peterſilienwaſſer hinzu, ſo viel ihr in die Paſtete noͤthig habt, ſetzet es auf Kohlfeuer, und ruͤhrets ſtets mit einer Kelle, biß es beginnet dicke zu werden. Iſt die Bruͤhe fertig, ſo ſchneidet die Paſtete auf, ziehet den ſchwartzen und harten Teig unter dem guten hervor, gieſſet die Bruͤhe in die Paſtete, thut die gantze Zwiebel wieder heraus, ruͤttelt es um, und decket ſie mit dem ausgeſchnittenen wieder zu, bereitet ſolche mit Zucker und laſſet ſie alſo zur Taffel tragen.
Hechte
B b 4
(0414)
[Spaltenumbruch]
Hechte
Hechte gepfluͤcket,
Nehmet uͤbergebliebenen Hecht, oder da deren keiner vorhanden, ſo ſchupet und ſiedet dergleichen blau, hernach ziehet ihm die Haut herunter, thut alle Graͤten heraus, zerpfluͤcket ihn Stuͤckweis und leget ihn in eine Schuͤſſel, darauf er ſoll angerichtet werden. Ferner werffet ausgewaſchene Butter dran, ingleichen Muſcatenbluͤten, Citronenſcheler und geriebene Semmel, gieſſet auch Wein und Bruͤhe, ſo viel noͤthig iſt, dꝛauf, ſetzet es auf ein Kohlfeuer und laſſets kochen. Endlich werffet eine Hand voll Capern hinein, decket ſolches mit einer Schuͤſſel zu, darunter es daͤmpffen muß, und wenn es fertig, mag es aufgetragen werden.
Hechte gepfluͤcket mit Sardellen,
Dieſer wird gleich wie obiger zu bereitet. An ſtatt der Capern nehmet 3. biß 4. Sardellen, die ihr erſt einwaͤſſern muͤſſet, waſchet ſie hernach wieder aus, ziehet das Fleiſch von den Graͤten herunter, ſchneidet ſolche gantz klein, und reibet ſie alsdenn mit ein wenig Bruͤhe an den Hecht.
Hecht geſpickt,
Nehmet mittelmaͤßige Hechtgen, ſchupet dieſe ab, und thut ihnen das Eingeweide heraus, darnach ſchneidet Speck gantz ſubtil; auf dergleichen Art auch Citronenſcheler laͤnglicht, ſpicket die Hechte mit einer kleinen Spicknadel, eine Reihe Speck und eine Reihe Citronenfcheler. Wenn ſie nun geſpicket [Spaltenumbruch]
Hechte
ſind, ſo ſprenget ſie ein wenig mit Saltz ein, bratet hernach ſelbige an einem Spieß fein ſauber, begieſſet ſie oͤffters mit Butter und ſetzet eine Pfanne unter, daß die Butter nebſt dem Safft drein lauffe. Sind ſie nun gebraten, ſo machet eine Bruͤhe, wie folget: Setzet eine Caſſerole oder Tiegel mit Butter auffs Feuer, thut Citronenſcheler, Muſcatenbluͤten etwas gehackte Sardellen und ein wenig geriebene Semmel hinein, gieſſet auch Wein und Bruͤhe darzu, und laſſet es kochen, biß es ein wenig dicke wird. Letzlich gieſſet das auffgefangene aus der Bratpfanne drunter, richtet die Bruͤhe in eine Schuͤſſel an, leget die Hechte oben druͤber, garniret ſie ſo gut ihr koͤnnet, und gebet ſie hin.
Hechte mit Erbs-Bruͤhe,
Vors erſte ſchupet, reiſſet und ſiedet die Hechte; hernach ſetzet ſchoͤne weiſſe Erbſen zum Feuer, damit ſie kochen: ſtreichet ſolche alsdenn durch in eine Caſſerole, laſſet ein Paar Loͤffel voll dicken Rahm drunter lauffen, thut ein Stuͤck Butter, Ingber und Muſcatenbluͤten dran, leget nach dieſem auch die Hechte drein, und laſſet es alſo kochen. Wenn ihr wollet anrichten, ſo ſchneidet Sem̃el wuͤrfflicht, roͤſtet ſelbe goldgelb in Butter, und ſtreuet ſie uͤber die Hechte, denn ſind ſie fertig.
Hechte ſo eingeſaltzen, mit gruͤnen Erbſen,
Wenn ihr die Hechte aus der Tonnen genommen, ſo ſchneidet ſolche zu Kochſtuͤcken, waͤſſert ſie
uͤber
(0415)
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Hechte
uͤber Nacht ein, und ſiedet dieſe alsdenn ab. Inzwiſchen hoͤlet Erbſen aus denen Schoten, richtet ſelbe zu als wie beyn Halbſiſchen beſchrieben worden, leget die Hechte drein, und laſſet ſie ein wenig mit den Erbſen kochen, richtet ſie hierauff an, wie es euch beliebet.
Hechte mit einer ſauren Limonie,
Erſtlich werden die Hechte abgeſotten, wie offt gelehret worden, und lieget nichts dran, ſie moͤgen geſchupet ſeyn oder nicht: hernach ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, thut geriebene Sem̃el oder weiß eingebrannt Mehl, CitronenSchalen, Muſcatenbluͤten, Wein, Bruͤhe und ein wenig Saffran drein. Darnach nehmet eine eingeſaltzene Limonie, ſchneidet dieſe Scheibenweis, leget ſolche in kaltes Waſſer, damit ſich das Saltz ein wenig herausziehe, thut ſolche hierauff in die beſchriebene Bruͤhe, leget die Hechte darzu, und laſſet es beyſammen auf einen gelinden Feuer kochen: nach dieſem koͤnnet ihr ſie anrichten.
Hechte mit Pomerantzen oder Apel de Sina,
Schupet und ſiedet Hechte in Saltz-Waſſer nur ein wenig ab. Hernach beſchmieret eine Schuͤſſel mit Butter, ſtreuet geriebene Semmel, Pomerantzen-Scheler und Muſcatenbluͤten drauff, leget den Hecht anff die Schuͤſſel, und werffet auch eine gantze Zwiebel dran. Ferner nehmet eine ſuͤſſe Pomerantzen oder Apel de ſina, ſchneidet ſolche zu Scheiben, und [Spaltenumbruch]
Hec Hed
legt ſie auch an den Hecht, gieſſet Wein und Bruͤhe drauff; ſetzet es alsdenn auff ein Kohlfeuer und laſſets kochen. Solte aber uͤber Veꝛmuthen dieſes nicht dicke genug ſeyn, ſo nehmet ein Paar Eyerdotter, ruͤhret ſolche mit einem Loͤffel voll Wein und ein wenig Zucker ab, gieſſet hernach von der Bruͤh ſo auf dem Hecht iſt, darzu und ruͤhret es, daß es nicht zuſam̃en lauffe: dieſe abgezogene Bruͤhe gieſſet nun wieder an den Hecht, ſtreuet geſchnittene Pomerantzen-Schalen druͤber, und gebet ſie hin.
Hecuba,
Des Priamus Weib. Eine Tochter des Thraciſchen Koͤnigs Ciſſei, welche nach dem Untergang Trojæ, worinnen ihr Mann und Kinder zugleich geblieben, in einen Hund verwandelt worden.
Hedibia,
War ein ſehr gelehrtes und in der H. Schrifft wohlerfahrnes Weib, des Redners Paterii Tochter, wohnete in denen aͤuſſerſten Graͤntzen Franckreichs, und hat 12. Quæſtiones Theologicas aus der Heil. Schrifft gezogen, auch ſolche durch den Apodemium aus Franckreich nach Bethlehem zu dem Heil. Hieronymo geſchicket, auf welche der H. Vater auch mit ſonder bahren Lobe geantwortet. Sonſten werden von ihr noch andere Epiſteln gelobet, die ſie an unterſchiedene Leute geſchrieben. Vid. Centuriator. Magdeburg. Centur. IV. c. X. p. 778.
Hedile,
Eine gute Poetin von Samos,
welche
B b 5
(0416)
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Hedw Heerdb
welche zu ihrer Zeit nicht unrechte Verſe geſchrieben. Ihre Mutter, Nahmens Moſchine, hat gleichfals Carmina geſchrieben: und ihr Sohn Hedylogus iſt ſonderlich in Anagrammatibus ſehr gluͤcklich geweſen. Ihr Gedichte, Seylla genannt, iſt aus dem Athenæo bekannt, welcher aus ſelbigen unterſchiedene Verſe angefũhret. Vid. Athæn. Lib. IV.
Hedwigis.
Burchardi II. Hertzogs in Schwaben Gemahlin, verſtund die Griechiſche und Lateiniſche Sprache ſehr wohl. War uͤber dieſes von ſchoͤner und annehmlicher Geſtalt, darbey aber ſehr ernſthafftig: und meldet Stumpfius lib. IV. c. 28. Part. III. Annal. Suevic. f. 127. daß ihr Gemahl kurtz nach ihrer Vermaͤhlung geſtorben.
Heerd,
Iſt ein von Mauerſtein zuſammen geſetzter Tiſch, oben her mit einer groſſen eiſernen Blatte beleget, worauf das Kochfeuer brennet, wird insgemein von auſſen mit Holtz bekleidet. Nach heutiger façon wird er hol gemauert und erbauet, damit die kuͤpffernen KochToͤpffe hinein geſencket, und Kohlen drunter geleget werden koͤnnen.
Heerd-Breter,
Seynd einige von Holtz geſchnittene und glatt gehobelte Breter, ſo die Koͤchin auf den Heerd, wenn das Feuer ausgeloͤſcht, und alles wieder auffgewaſchen und bey ſeite geſetzet worden, zu legen, und ſelbigen damit zu bedecken pfleget.
[Spaltenumbruch]
Heerdg Heideg
Heerd-Geld, oder, SchluͤſſelGeld,
Iſt eine an etlichen Orten gebraͤuchliche und von denen Weibern prætendirte Diſcretion, da der Kaͤuffer, ſo von ihren Maͤnnern ein Hauß oder ander unbewegliches Gut erkauffet, nach dem geſchloſſenen Kauff, bey Auszahlung und Erlegung des Kauffgeldes, der Frau im Hauſe ein gewiſſes Stuͤck Geldes, ſtatt einer Diſcretion und ſo genannten Heerd-Geldes verehren muß.
Heerd-Tuch,
Iſt ein von weiſſer oder auch blauer Leinwand zuſammen geneheter Schurtz, wormit der Heerd von auſſen bekleidet wird: in groſſen Kuͤchen wird er zuweilen mit groben Spitzen von unten her bekraͤuſelt.
Hefen,
Iſt das dicke, ſchwere und truͤbe Weſen, ſo in den Wein- und BierFaͤſſern ſich zuletzt zu ſetzen pfleget: die Bier-Hefen werden bey dem Backen gebrauchet. Es wird auch Brandtewein darvon gebrannt.
Heidegruͤtze, oder, Heidekorn,
Frumentum Saracenicum, Blé Sarasſin. Iſt eine nuͤtzliche Huͤlſenfrucht in einer Haußhaltung, welche wohl naͤhret und ſaͤttiget. An etlichen Orten, ſonderlich im Wendiſchen, wo deſſen viel waͤchſet, mengen arme Leute ſolches un-
ter
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Heidegruͤtze
ter das Korn, und backen Brodt draus. So wiſſen auch die Haußmuͤtter, daß der Brey von Heidegruͤtz, wenn er abſonderlich mit Gaͤnſeſchmaltz fein fett gemachet iſt, eine gute Koſt vor ihr Geſinde ſey, welche den Leib zu laxiren pfleget. Damit aber auch andere Leute, wenn ſie zu dieſem Zugemuͤß appetit bekommen moͤchten, ſelbiges bereiten koͤnnen, denen giebt der Koch hiervon folgende Nachricht: 1) Heidegruͤtz in Milch gekocht; 2) Heidegruͤtz mit Rohm; 3) Heidegruͤtz nur gemein, wie im Wendiſchen gebraͤuchlich; 4) Heidegruͤtz im Waſſer.
Heidegruͤtz in Milch gekocht,
Leſet den Heidegruͤtze reinlich aus, und waſchet ſolchen. Darnach ſetzet einen Topff mit Milch an das Feuer, und thut den Gruͤtz hinein. Er muß aber oͤffters umgeruͤhret werden, ſonſt wird er knollicht. Wenn er nun ausgekochet iſt, ſo ſaltzet ihn; ruͤhret ein Stuͤck Butter drein, oder machet die Butter braun, und brennet ſie druͤber, ſo iſt er fertig.
Heidegruͤtz mit Rahm,
Dieſer wird in Waſſer abgekochet: wenn er nun ausgeqvollen, ſo ſaltzet ihn, und ruͤhret ein wenig Butter drunter, ſchuͤttet hernach ſolchen auf eine Schuͤſſel, und laſſet ihn kalt werden, ſo wird er ſo hart, daß ihr ihn ſchneiden koͤnnet. Hierauf laſſet 1. Noͤſel Milch oder Rahm, ſo viel ihr noͤthig habt, ſieden, thuts auch in eine Schuͤſſel, traget den Gruͤtze kalt, und den [Spaltenumbruch]
Heideg Heidelb
Rahm warm, und alſo beydes zugleich zu Tiſche. Wenn er geſpeiſet wird, kan man den Gruͤtze entweder heraus ſchneiden, oder mit einem ſilbernen Loͤffel heraus ſtechen, und jedesmahl in den warmen Rahm eintauchen.
Heidegruͤtz gemein, wie in dem Wendiſchen gebraͤuchlich,
Wenn dieſer nur ſchlecht im Waſſer abgekocht, und ein wenig geſaltzen worden, ſo thut ihn auf eine Schuͤſſel, und laſſet ihn kalt werden. Will man ſolchen alsdenn eſſen, ſo muß allezeit eine Schuͤſſel mit warm geſottener Milch dabey ſtehen, daraus man ihn ſtuͤckweis nimmt, in die Milch tuncket, und verzehret.
Heidegruͤtz in Waſſer,
Kochet den Heidegruͤtze in Waſſer, biß er ſattſam ausgeqvollen, ſaltzet ihn alsdenn, ruͤhret ein Stuͤck Butter drein, und richtet ihn an, ſo iſt er fertig.
Heidelbeeren, oder, ſchwartze Beere,
Myrtilli, Myrtilles, Airelles, wachſen, wie bekandt, in denen Waͤldern, darinnen ſie abgepfluͤcket und Hauffenweis verthan werden. Sie haben in der Medicin auch ihren Nutzen, und werden vor ein remedium wider die Dyſenteriam, oder den Durchfall gehalten. Man kan auch uͤber dieſes, wer den Vortheil weiß, die Weine wohl damit faͤrben. Es ſchmecken dieſe Beere, wenn ſie
recht
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[Spaltenumbruch]
Heidelb Heidew
recht reiff, ſo wohl roh als gekocht, gar angenehm, die auf folgende Art gar leicht zuzurichten ſeynd: 1) Heidelbeermus gantz gemein; 2) Heidelbeermus mit Milch; 3) Heidelbeer kalte Schale mit Milch.
Heidelbeermus gantz gemein,
Thut in einen Topff, ſo viel euch beliebet, abgepfluͤckte und ſaubet geleſene Heidelbeer, gieſſet etwas Waſſer dran, und laſſet ſolche beym Feuer daͤmpffen. Hernach ruͤhret dieſe Beere zu einem Mus, leget dann geſchnitten Brodt in eine Schuͤſſel, ſchuͤttet die Beere druͤber, und laſſet ſie kalt werden, ſo koͤnnt ihr ſie verzehren.
Heidelbeermus mit Milch,
Nehmet ſauber geleſene Heidelbeer, thut dieſe in einen Topff, gieſſet eine Kanne Milch dran, nachdem der Beer viel ſind, laſſet ſolche beym Feuer daͤmpffen, qvirlt ſie darnach klar, thut Nelcken und Zucker hinein, und richtet ſie in eine Schuͤſſel auf gebaͤhete SemmelSchnitten an.
Heidelbeer kalte Schale mit Milch,
Auf die ausgeleſene Heidelbeer wird Rahm oder Milch gegoſſen, und hernach alſo zu Tiſche getragen.
Heidevvetterin,
Margaretha. War ein begeiſtertes Maͤgdlein, in der NiederLaußnitz, ſo allerhand Ecſtaſes ge[Spaltenumbruch]
Heimfuͤhrung
habt, und in ihren Entzuͤckungen viel begeiſterte Reden von ſich hoͤren laſſen, auch allerhand ſchoͤne anmuthige und zur Buſſe bewegende Diſcurſe gefuͤhret; Vid. Speculum pœnitentiæ Corbuſian. ſo A. 1624. zu Leipzig heraus gekommen. D. Feuſtking hat ſeine Gedancken von dieſen Corbuſiſchen Maͤgdlein in ſeinem Gynæceo Hæretico-Fanatico p. 346. an den Tag gegeben.
Heimfuͤhrung,
Heiſſet, wenn eine Braut, ſo aus ihrer Vater- oder Wohnſtadt auswaͤrts heyrathet, nach vollbrachter hochzeitlicher Solennitaͤt und Beurlaubung der ihrigen, ihrem neuen Ehemann nach demjenigen Orte zugefuͤhret wird, wo er ſeine Wohnung hat. Bey der Heimfuͤhrung der alten Roͤmiſchen Braͤute wurden ſonderliche Solennitaͤten beobachtet und in Acht genommen, als nehmlich: es wurde vorhero 1) der Braut Waſſer und Feuer, ſo ſie mit den Haͤnden beruͤhren muſte, præſentiret; 2) theilte man ihr die Haare auf dem Haupte, mit einer Helleparte; 3) trug man ihr 5. brennende WachsFackeln voran; 4) ward ſie mit einem Guͤrtel um den Leib gebunden; 5) wurde ihr ein Braut-Lied Talaſius genannt geſungen (welches bey denen Griechiſchen Braͤuten Hymen Hymenæus hieſſe;) 6) durffte ſie nicht gutwillig uͤber die Schwelle des Hauſes zu ihrem Mann gehen, ſondern ward von denen anweſenden Freunden mit Gewalt zu ihm hinein getragen; 7) muſte ſie in ſolches Hauß eine
Spindel
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[Spaltenumbruch]
Heiml Heimt
Spindel und Spinnerocken mit ſich bringen, auch des Braͤutigams Thuͤre mit Wolle croͤnen und zieren; 8) muſte ſie zu ihrem jungen Ehemanne ſagen: Da du biſt Cajus, bin ich Caja; 9) Ward ihr der Braut-Guͤrtel oͤffentlich abgeloͤſet; und 10) muſten die Verknuͤpfften beyde einen Qvittenapffel mit einander aufeſſen.
Heimliche Frage ſpielen,
Iſt ein dem Frauenzimmer bekanntes und ſehr gebraͤuchliches Spiel, wo ſich eine vertraute Compagnie um einen Creyß, oder um den Tiſch herum zuſammen ſetzet; der Nachbar zur rechten Hand fraget die in der Mitten ſitzende Perſon etwas heimliches in das Ohr, dieſe Perſon fraget ihren Nachbar zur lincken Hand wiederum etwas heimlich, und ſaget hernachmahls, wenn das Spiel herum iſt, ihres Nachbars zur rechten Hand geſchehene Frage, mit ihres Nachbars zur lincken Hand darauf gegebenen Antwort oͤffentlich her, da denn oͤffters eine ſchoͤne Connexion und Folge heraus koͤmmt.
Heimſteuer. ſiehe. MitGifft.
Heimtragen,
Iſt eine den Spinnerinnen, Naͤhderinnen, Stuͤckerinnen und andern um das Lohn arbeitenden Weibesbildern gewoͤhnliche Redens-Art, wenn ſie die ihnen ausgegebene und verfertigte Arbeit nacher Hauſe tragen, und den Lohn dafuͤr hohlen.
[Spaltenumbruch]
Heil Helena
Heil. Chriſt-Beſchehrung. ſiehe. Chriſtbeſcherung.
Heiliger Chriſt koͤmmt leibhafftig,
Iſt ein alter hergebrachter Gebrauch, da die Muͤtter um ihre kleinen Kinder in Furcht und Gehorſam zu halten, am H. Chriſt-Abend, allerhand ſo genannte H. ChriſtMaſquen, und angekleidete Perſonen, als da ſind: Ein Engel, der H. Chriſt, Knecht Ruprecht, Petrus mit dem groſſen Schluͤſſel, Hirten, Bauren u. d. g. zu ihren Kindern, mit allerhand abgeſungenen oder bloß hergeſagten Reimen und Verſen, in die Stube treten, und ſelbige, nach einem ausgeſtandenen Examine, mit allerhand Spielwerck, und andern Sachen beſchencken laſſen.
Heitzgen. ſiehe. Kuß.
Helena,
Eine Tochter des Jupiters, ſo er mit des Laconiſchen Koͤnigs Tyndarus Weibe, Leda genannt, unordentlich gezeuget. Caſtor und Pollux waren ihre Bruͤder. Dieſe Helena ward wegen ihrer vortrefflichen und ſeltnen Schoͤnheit 2mahl entfuͤhret: das erſtemahl noch als eine zarte Jungfer von dem Theſeus, der ſie aber ſonder einige Verletzung ihrer Ehre und Jungferſchafft, weil ihre Bruͤder Caſtor und Pollux, ſie ihm wieder abnahmen, wieder hergeben muſte; das anderemahl entfuͤhrte ſie Paris, ohngeachtet ſie ſchon einem Manne, Menelaus genannt, vertrauet war.
Wegen
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[Spaltenumbruch]
Helena
Wegen wieder Erlangung ſolcher entfuͤhrten ſchoͤnen Helena haben die Griechen mit den Trojanern einen zehenjaͤhrigen Krieg gefuͤhret.
Helena,
Des Ertzketzers und Zauberers Simons Concubine, wird auch von etlichen Selene, auch Luna genennet. Sie war erſtlich eine oͤffentliche Hure zu Tyro, nachdem ſie aber von dieſem Simone als eine Teuffels Lehrerin und Mitgehuͤlffin war auffgenommen worden, muſte ſie ſein Engel heiſſen: Vid. D. Thom. Ittig. d. Hæreſiarch. c. 2. p. 26. §. 4. und ſolches ketzeriſche Gifft fortpflantzen; welches ihr auch gelungen, angeſehen ihr viele beygepflichtet, und ihre gottloſen Lehren aufgenommen, auch deswegen ſich Helenianos nennten, vor ihr Bildnuͤß, ſo in Geſtalt der Goͤttin Minervæ vorgeſtellet war, niederfielen und ſolches anbeteten. Vid. Euſebii Hiſtor. Helen. lib. 2. c. 13. p. 51.
Helena Antonia,
Eine wundernswuͤrdige Jungfer, ſo von der Spaniſchen Koͤnigin, der Ertz-Hertzogin Mariaͤ von Oeſterreich Tochter, zu Graitz unterhalten ward, und einen groſſen maͤnnlichen Bart hatte. Ihr Bildnuͤß iſt A. 1597. in Kupffer geſtochen worden, darunter folgende Worte zu leſen waren: Helena Antonia nata in Archiepiſcopatu Leodienſi Ætat. 18. A Serenisſima Archiduciſſa Auſtr. Maria Vidua Gaercii cducata.
S. Helena,
Flavia Auguſta, eine gelehrte En[Spaltenumbruch]
Helena Helffenb
gellaͤnderin, u. Mutter des Conſtantini M. Sie war die einige Tochter des Koͤnigs Coeli und Gemahlin des Conſtanini Chlori. Ihre Buͤcher, ſo ſie geſchrieben, ſind folgende: 1) de Providentia Dei. 2) de Immortalitate. 3) de Modo recte vivendi. 4) Monita Pietatis. 5) Revelationum ſuarum L. 1. 6) Carmina Græca. 7) Epiſtolarum ad Sylveveſtrum Papam L. I. 8) Epiſtolarum ad Antonium Abbatem L. 1. 9) Epiſtolarum ad Conſtant. Filium L. 1. Sie ſtarb in ihrem 80. Jahre. d. 15. Calend. Septembr. A. C. 337. Ihr Leben ſoll in einen Manuſcript in Colleg. S. Benedict. Cantabrig. zu finden ſeyn. Vid. Catalog. Illuſtr. Britann. Scriptor. in Pitſei Relat. Hiſtor. de Reb. Anglic. T. 1.
Helena Lucretia Cornara, ſiehe. Piſcopia.
Helffedenſis,
Eine devote Jungfer des Cloſters Helffede. Sie hat ein ſehr andaͤchtiges Buch geſchrieben, worbey zwar ihr Nahme nicht zu finden; es iſt aber aber ſelbiges auf Befehl der Durchlauchtigſten Sidoniæ oder Zedenæ, Hertzogin zu Sachſen, in Leipzig unter dieſem Titul: Das Buch der Bothſchafft oder Legation goͤttlicher Guͤtigkeit, durch eine ſonderliche andaͤchtige, und ſeel. Cloſter Jungfer des Cloſters Helffede etwa bey Eißleben im Lande Sachſen aus Goͤttlicher Eingebung gemacht: zum Druck befoͤrdert worden.
Helffenbein,
Ebur, Yvoire, ſind eigentlich die Zaͤhne von dem Elephanten, wel-
che
(0421)
[Spaltenumbruch]
Heliad Heloiſa
che aus Africa und Oſt-Indien zu uns gebracht werden. In der Kuͤche hat das Helffenbein keinen Nutzen, auſſer daß der Koch aus ſelbigen, eine angenehme Gelée zubereiten kan. Siehe. Gelee von Elffenbein.
Heliades,
Die Toͤchter der Sonnen und Clymenes, nehmlich Phaëtuſa. Lampetia und Lampetuſa, welche, weil ſie ihres Bruders des Phaetontis Fall allzuſehr beweinten, in Baͤume verwandelt worden, ſo lauter Agtſtein-Tropffen von ſich ſpritzten.
Helle,
Eine Tochter des Athamantis Koͤnigs in Theben und Nephele, war des Phrixus Schweſter; mit welchen ihren Bruder, als ſie ſich beyderſeits vor der liſtigen Nachſtellung ihrer Stieff-Mutter, der Ino, fuͤrchteten, ſie auf dem goͤldnen Widdeꝛ des Mercurius durch die Luft nach Colchis fliegen wolte; in ſolchen Fluge aber in das Meer von ohngefehr herab fiel, daher ſolches Meer auch hernach nach ihrem Namen Helleſpontus beneñet worden.
Heloiſa,
Oder Ludovica, des im 12. Seculo beruͤhmten, aber auch zugleich verdaͤchtigen Theologi, Petri Abelardi, erſtlich Schuͤlerin, hernach Gemahlin: an welchen letztern zwar einige zweiffeln wollen, und ſie dahero nur zu ſeiner Concubine machen. Sie verließ aus allzuhefftiger Liebe gegen ihren Lehrmeiſter die Welt, und wurde Priorin eines Cloſters an der Seine, oder [Spaltenumbruch]
Helpis Hembde
wie andere wollen, die erſtere Aebtißin des Paraclentiſchen Geſtifftes. War ſonſten eine ſehr gelehrte Dame, maſſen ſie noch auſſer den 3. gelehrten Sprachen die Philoſophie, Theologie und Matheſin wohl verſtunde. Ihre Schrifften ſind zugleich mit ihres Lehrmeiſters Wercken durch Franciſcum Amboiſium zu Paris in fol. 1616. heraus gekommen. Vid Herrn von Hoffmannswaldau Helden-Brieffe, Epiſtol. ultim. Königii Bibliothee. f. 2.
Helpis, ſiehe. Boetia.
Helvia,
Die Mutter des Ciceronis, ſoll von ſolcher wundeꝛbahren und ſtarcken Leibes-Conſtitution geweſen ſeyn, daß ſie niemahls bey der Geburt, auch nicht den allermindeſten Schmertz, empfunden. Plutarchus. Dergleichen erzehlet auch Strabo von einem gewiſſen Liguriſchen Weibe.
Hellwigin,
Chriſtina Regina, gebohrne Ratzenſteinin, ein in der Medicin, Chymie, Poeſie und Muſic wohlerfahrnes Weibesbild: ſie ſoll das Gold ſonder Feuer und corroſiv ſolviret haben.
Hembde,
Iſt ein von weiſſer Leinwand geſchnittener und auff beſondere Art zuſammen geneheter gantzer Uberzug des Leibes, den die Weibesbilder auf die bloſe Haut zu ziehen und ſelbige damit zu bekleiden pflegen. Seynd entweder Goͤꝛichte, mit ſchie-
fen
(0422)
[Spaltenumbruch]
Hembd Hemſin
fen eingeſetzten Seiten-Stuͤcken und langen Zwickeln, oder ſo genannte Laͤtzgens Hembden, ſo einen abſonderlichen und zuſammen gereyheten Oberleib haben; oder Kuͤttel und Leiber-Hembden, ſo ſonder Laͤtzgen und Goͤre ſind. Diejenigen Frauenzimmer Hembden, ſo Ermel von ſehr klarer Leinwand haben, auch mit Spitzen beſetzet werden, nennet man abſonderlich Platt-Hembden. Die GeſindeHembden werden offters ohne Ermel gemacht; und heiſſen AchſelHembden. Das Circaſſiſche Frauenzimmer in Moſcau traͤget buntgefaͤrbte Hembden, welche von oben biß unten offen ſtehen. Meꝛckwuͤrdig iſt das Hembde der Iſabellæ Claræ Eugeniæ, einer ehemahligen Gouvernantin in denen Niederlanden, ſo ſie faſt in die dꝛey Jahr lang auf dem Leibe behalten; denn dieſe Heroiſche Dame hatte bey der Belagerung des Hafens Oftende eine Geluͤbde gethan, daß ſie ihr Hembde nicht eher vom Leibe ziehen wolte, biß daß ſie Meiſterin von ſolchen Ort waͤre, welches ſie auch gehalten, und ſoll von der Couleur dieſes Hembdes die Iſabel Farbe ihren Nahmen bekommen haben.
Hembden-Ermel,
Heiſſen den Augſpurgiſchen Weibes-Bildern die groſſen weiten und aufgebloͤheten Ermel von weiſſer Leinwand, worinnen die Jungfern zur Sommerszeit im Hauſe zu gehen und ſelbige mit einem Bande zu unterbinden pflegen.
Hemſin,
Catharina von, des beruͤhmten [Spaltenumbruch]
Henckelt Hering
Mahlers Johann von Hemſen aus Antwerpen Tochter, ein geſchicktes und ſehr kuͤnſtliches Frauenzimmer, maſſen ſie im Mahlen vortrefflich geweſen, weswegen ſie auch die Koͤnigin Maria von Ungarn mit ſich nach Spanien nahm. Ludov. Guicciardin. verteutſchte Beſchreibung Niederlandes p. 75. & 77.
Henckel-Topff,
Iſt ein von Kupffer oder Thon in Form eines kleinen Handkorbes verfertigtes Behaͤltniß, worinnen die Fiſche und andere Victualien von dem Marckte nach Hauſe getragen werden.
Henne, ſiehe. Huͤner.
Hering,
Halec, Harang e Salé heiſt derjenige bekannte Fiſch, welcher faſt von allen Nationen in Europa beliebet und mit den groͤſten Appetit verzehret wird. Siehe. Natur-Lexicon. Man muß bey dem Heringsfang billig den reichen Segen des Schoͤpffers bewundern, allermaſſen die Hollaͤnder jaͤhrlich biß 79200. Laſten verkauffen, und nach etlicher Berechnung daraus in die 3. Millionen Pfund loͤſen ſollen, darzu doch nicht gezehlet werden die Laſten, ſo ſie nach Spanien, Italien, Frankckreich und in die Nordiſchen Gegenden verſenden, auch nicht, was ſie ſelber in Holland verzehren; unerachtet man die Landheringe gegen Octobris zu 36. Stuͤck offt vor 1. Stuͤber bezahlen ſiehet. Wie aber und
zu
(0423)
[Spaltenumbruch]
Heringe
zu welcher Zeit die Hollaͤnder den Heringsfang anſtellen, iſt hin und wieder ausfuͤhrlich zu befinden, und uͤberhebet mich dißfalls Neucranz Luͤbeckiſcher Stadt-Phyſicus der Muͤhe mit ſeinem ſchoͤnen Tractat de Harengo. Nur kan hierbey nicht ungemeldet bleiben die invention, Heringe einzuſaltzen, die im 14. Seculo ans Tage-Licht kommen, und ſchreibet man ſie einem, Nahmens Wilhelm Boͤckeln, zu. Kaͤyſer Carl der fuͤnffte hat dieſe Erfindung dermaſſen hoch gehalten, daß er Boͤckeln zum Andencken auf ſeinem Grabmahl zu Enckhuyſen, oder wie einige meynen, zu Biervliet, einen friſchen Hering gegeſſen. Ob nun zwar faſt das gantze Jahr hindurch die Heringe zu gebrauchen, ſo werden doch nach Johannis die neuen Heringe als eine delicate Speiſe ſonderlich geruͤhmet. Uberhaupt geben ſie bey Buͤrgern uñ Bauren eine nuͤtzliche Haußſpeiſe ab, und taugen ſie zu braten, zu ſieden, kalt aus Eßig zu genieſſen ꝛc. Welches aus nachgeſetzten Bericht unſers Kochs am beſten wird zu ſehen ſeyn. 1) Heringe auf gemeine Art mit Zwiebeln und Baumoͤl; 2) Heringe mit Aepffeln; 3) Heringe zu waͤſſern; 4) Heringe mit einer Zwiebelſoſſe; 5) Heringe mit einer Butterſoſſe; 6) Heringe mit Majoran; 7) Heringe mit einer ErbsBruͤhe; 8) Heringe mit Rahm und Kuͤmmel; 9) Heringe mit Kuͤmmel; 10) Heringe gebraten; 11) Heringe gebraten in Papier; 12) Heringe marinirt; 13) Heringe mit Meerrettig.
[Spaltenumbruch]
Heringe
Heringe auf gemeine Art mit Zwiebeln und BaumOel,
Nehmet Heringe, wie ſolche in dem Krahm gekaufft werden, tuncket ſie in das Waſſer, ziehet ihnen die Haut ab, und leget ſie in eine Schuͤſſel, darnach ſchaͤlet und ſchneidet Zwiebeln gantz klein, ſtreuet ſolche auf die Heringe, gieſſet Eßig und Baumoͤl drauf, ſtreuet Pfeffer druͤber, ſo ſind ſie fertig, und koͤnnen verſpeiſet werden.
Heringe mit Aepffeln,
Waſchet Heringe, ſo viel ihr deren beduͤrffet, erſtlich ein wenig ab, nehmet ihnen die Haut herunter, ſchneidet etliche Kerben oben am Ruͤcken, leget ſie auf die Schuͤſſel, darinnen ſelbe ſollen angerichtet werden: hernach ſchaͤlet und ſchneidet Aepffel wuͤrflicht, ſtreuet ſolche uͤber die Heringe, putzet kleine Roſinen, ſtreuet ſie auch drauf, gieſſet Eßig und Baumoͤl druͤber, und beſtreuet ſie dicke mit Zucker. Wer gerne Pfeffer iſſet, der kan auch ſolchen ſtatt des Zuckers dran ſtreuen.
Heringe zu waͤſſern,
Waſchet feine friſche Heringe erſt aus, thut ſelbe alsdenn in ein Geſchirr, und gieſſet friſch Waſſer drauf, laſſet ſie 1. 2. biß 3. Tage waͤſſern, nur daß ſie alle Tage friſch Waſſer bekommen, hernach nehmet ſie heraus, machet hoͤltzerne Spießgen, ſtecket ſolche denen Heringen durch die Augen, und an jeden Spieß 5. biß 6. Stuͤck, henget ſelbige auf, daß ſie trocken werden,
welche
Frauenzim̃er-Lexicon. C c
(0424)
[Spaltenumbruch]
Heringe
welche ihr darnach braten oder ſieden koͤnnet. NB. Wem eine Bruͤhe daran zu machen beliebet, der darff ſie nicht eben an einen Spieß ſtecken und aufhengen, ſondern nur diejenigen, welche ſollen gebraten oder marinirt werden, die muß man recht trocken machen, ſo kan man ſie wie hernach folget, zurichten.
Heringe mit einer ZwiebelSoſſe,
Schneidet gewaͤſſerte Heringe mitten entzwey, thut ſolche in einen Keſſel oder Caſſerole, gieſſet Waſſer drauf, ſetzet ſie zum Feuer, und wenn das Waſſer einen weiſſen Giſcht bekommen, ſo thut ſolche wieder vom Feuer: unter waͤhrender Zeit ſchaͤlet Zwiebeln, ſchneidet dieſe klein, thut ſie in einen Tiegel oder Caſſerole, ſtreuet Ingber, Pfeffer, und Saffran, und eine Hand voll geriebene Sem̃el drein, gieſſet Bruͤhe oder Peterſilienwaſſer drauf, ſetzets alſo auf Kohlen; leget ferner ein Stuͤck Butter dran, etwan einer Fauſt groß, und laſſet es alſo eine Weile kochen, biß die Zwiebeln anfangen weich und die Bruͤhe dicke zu werden, leget alsdenn die Heringe hinein, laſſet ſie gantz gemaͤhlich ein wenig kochen, und richtet ſie darnach an. Ob dieſes gleich ein gemeines Eſſen zu ſeyn ſcheinet, ſo iſt es doch ſehr gut und findet jederzeit ſeinen Liebhaber.
Heringe mit einer ButterSoſſe,
Nehmet gewaͤſſerte Heringe, zerſchneidet und ſiedet ſie ab. Darnach waſchet 1. halb Pfund Butter [Spaltenumbruch]
Heringe
aus, leget dieſe auf eine zum anrichten gehoͤrige Schuͤſſel, ſtreuet etwas geriebene Semmel und Muſcatenbluͤten drauf, gieſſet ein wenig Waſſer dran, ſetzet es auf ein Kohlfeuer, leget die Heringe drein, decket ſelbige mit einer Schuͤſſel zu, und laſſet ſie eine gute Weile daͤmpffen. Weñ ihr ſolche nun anrichten wollet, ſo ſtreuet Muſcatenbluͤten druͤber.
Heringe mit Majoran,
Bereitet die im abſieden wie vorige, hernach wenn ſie abgeſotten, denn thut in einen Tiegel ein Stuͤck Butter, geriebene Semmel, Muſcatenbluͤten, Ingber und Majoran zuſammen gieſſet Bruͤhe dran, und laſſet es kochen, biß ſolches anfaͤhet dicke zu werden, alsdenn leget die Heringe hinein, welche noch ein wenig in der Bruͤhe kochen muͤſſen, richtet ſie hierauf nach Belieben an, und gebet ſie hin.
Heringe mit einer ErbsBruͤhe,
Wie die Heringe muͤſſen zubereitet und abgekochet werden, iſt bekannt. Nun ſetzet Erbſen mit Waſſer aufs Feuer, kochet ſolche weich, quirlt und ſtreichet ſie durch, und thut ſie in einen Tiegel; hernach laſſet ein Noͤſel guten dicken Rahm kochen, gieſſet dieſen auch unter die durchgeſtrichenen Erbſen ruͤhrets wohl durch einander, leget ein Stuͤck Butter drein, werffet Muſcatenbluͤten und Ingber dꝛan ſetzet dieſes im Tiegel auf ein Kohlfeuer, damit es koche. Alsdenn leget die abgeſottenen Heringe darzu und laſſet ſie noch ein wenig kochen Nach dieſem nehmet Semmel[,]
ſchnei-
(0425)
[Spaltenumbruch]
Heringe
ſchneidet dieſe wuͤrfflicht, und roͤſtet ſie aus Butter fein goldgelb. Weñ ihr die Heringe anrichtet, ſo ſtreuet die geroͤſtete Semmel druͤber und gebet ſie hin. Man kan auch wuͤrfflicht geſchnittenen Speck mit unter die Semmel roͤſten.
Heringe mit Rahm und Kuͤmmel,
Nehmet dergleichen und ſiedet ſie ab, wie vorige, hernach ſetzet 1. Noͤſel Rahm in ein Toͤpffgen zum Feuer, und laſſet ihn ſieden. Ferner nehmet 4. Eyerdotter, eine Meſſerſpitze rohes Mehl und ein Stuͤck Butter, und quirlt dieſes durch einander, gieſſet den geſottenen Rahm hinein, das ihr aber ruͤhren muͤſſet, damit es nicht zuſammen lauffe; werffet auch ein wenig Kuͤmmel darzu, und ruͤhrets beym Feuer ſo lange ab, biß es ein wenig dicke werde, richtet endlich die Heringe an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, ſetzet die Schuͤſſel auf ein Kohlfeuer, daß ſich die Bruͤhe ein wenig in die Heringe ziehet: ihr muͤſſet es aber wohl in Acht nehmen, auf daß es nicht zuſammen koche, ſprenget abgeklaͤrte Butter druͤber, ſo ſind ſie fertig, und koͤnnet ihr ſolche hingeben.
Heringe mit Kuͤmmel,
Siedet gewaͤſſerte Heringe ab, wie vorige, hernach ſetzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer, thut ein Paar Meſſerſpitzen Mehl drein, ruͤhrets mit einem Loͤffel um, biß es beginnt goldgelb zu werden; gieſſet darnach Bruͤhe drauf, werffet Ingber, und Pfeffer und etwas Kuͤmmel darzu, und laſſet es ein wenig kochen. Letzlich [Spaltenumbruch]
Heringe
leget die Heringe und noch ein Stuͤck Butter hinein, welches zuſammen noch eine Weile kochen muß; ſo ſind ſie fertig.
Heringe gebraten,
Beſtreichet abgetrocknete Heringe mit Butter, beſtreuet ſie ein wenig mit Mehl, und bratet ſolche auf einem Roſt uͤbeꝛ einem gelinden Feuer fein goldgelbe, betraͤuffet ſie oͤffters mit Butter, und ſorget, damit ſie fein gantz bleiben. Wenn ihr ſie anrichtet, ſo gebet braune Butter darzu.
Heringe gebraten in Papier,
Nehmet dergleichen Heringe und hacket ſelbigen ein Spitzgen vom Schwantz, und ein Stuͤckgen vom Kopff weg, hernach habet zu jedem Hering einen halben Bogen Papier bey der Hand, beſchmieret ſolchen recht dicke mit Butter, leget den Hering drauf, und ſchlaget das obere und untere Theil vom Papier uͤber ſelbigen, wickelt ihn recht ein, und machet derer ſo viel, als ihr brauchet. Ferner beſtreichet das Papier auswendig auch mit Butter, leget dieſe auf einen Roſt, bratet ſie auf einem gelinden Feuer, damit das Papier nicht verbrenne. Beym anrichten ſchlichtet die Heringe fein ordentlich auf eine Schuͤſſel, und mercket, daß dieſe gebraten und auch die vorigen koͤnnen zum Sauerkraut und durchgeſtrichenen Erbſen gebraucht werden, wenn nehmlich das Kraut vorhero gekochet und abgemacht iſt; denn daſelbſt dienen ſie zur garnitu-
re
C c 2
(0426)
[Spaltenumbruch]
Heringe
re, und machen das ſonſt geringe Eſſen annehmlich.
Heringe marinirt,
Dieſe Heringe muͤſſen auch von denen abgetrockneten ſeyn, und ſollen wie die vorigen, fein ſauber gebraten, aber nicht mit Mehl beſtreuet werden. Wenn ihr dieſe nun fein ſauber habt abgebraten, ſo leget ſie in ein Faͤßgen ein, auf die Art, wie beyn Forellen und Hecht iſt beſchrieben worden, ſo werden ſie faſt ſo gut als die Bruͤcken.
Heringe mit Meerrettig,
Nehmet friſche Heringe gleich von der Tonne weg, haͤutelt und zerſtuͤcket ſolche, und leget ſie in eine Schuͤſſel, darnach ſchabet und reibet Meerettig gantz klar, ſchneidet auch Zwiebeln und BorsdorfferAepffel klein, menget es durch einander und ſtreuet ſolches auf die Heringe, gieſſet Eßig drauf, reibet Zucker druͤber, damit es ein wenig ſuͤſſe wird, denn ſonſten konte man es vor Schaͤrffe nicht eſſen, und gebet ſie hin.
von Heringen,
Maria, gebohrne von Hagen. War in der Theologie ſo gelehrt und in den Buͤchern Lutheri dermaſſen beleſen, daß ſie allen Verkehrern und Verfaͤlſchern reiner Lehre aus guten Grunde Apoſtoliſcher und Prophetiſcher Schrifften alſo begegnen koͤnnen, daß ſie nichts mit Beſtande wieder ſie aufzubringen vermocht. Inſonderheit hat ihre Schweſter, Engel von Hagen genannt, mit aller Gelehrter Verwunderung den Raͤdels-Fuͤhrern [Spaltenumbruch] [[Spaltenumbruch] ]
Hermannin
ſolcher Corruptelen alle ihre Gruͤnde nehmen, und ſie in ihren eigenen Woꝛten fangen und ſchamroth machen koͤnnen: haben auch alle beyde ernſtlich wieder die Verfolger des Chriſtlichen alten Lehrers M. Antonii Ottens biß an ihr Ende geeyfert. Vid. Cyriac. Spangenberg in ſeinem Adel-Spiegel.
Hermannin,
Catharina. Ein wegen ihrer Courage und Großmuth beruͤhmtes Weib, aus Nord-Holland gebuͤrtig, welche ihren von den Spaniern bey Belagerung der Stadt Oſtende gefangenen Mann aus der Gefangenſchaft mit behertzten und unerſchrocknen Muthe zu erledigen ſuchte: weswegen ſie ſich, um ſolches Deſſein deſto beſſer auszufuͤhren, ihre langen Haare abſchnitte, einen Manns-Habit annahm, und ſich in das Lager vor Oſtende begab. Weil ſie aber von ſonderbarer Schoͤnheit war, und ihr Angeſichte ſich nicht allzuwohl zu dergleichen Manns-Kleidern ſchickte, auch ihr Accent mit denen andern nicht uͤberein kam, wurde ſie vor einen Spion angeſehen, und deswegen an Haͤnden und Fuͤſſen geſchloſſen in ein abſonderliches Gefaͤngnuͤß geworffen, worinnen ſie erfuhr, daß ihr Mann nebſt andern ſolte hingerichtet werden. Indem ſie nun hin und her ſanne, ſahe ſie einen Jeſuiten in das Gefaͤngniß kom̃en, welcher ſeiner Gewohnheit nach die Krancken zu beſuchen kam, dieſem beichtete ſie nicht nur, ſondern vertrauete auch ihr Anliegen ihm gantz und gar. Der Pater, welcher dieſes behertzten Weibes muthigen
Ent-
(0427)
[Spaltenumbruch]
Hermap Hermio
Entſchluß nicht ſatt bewundern konte, verſprach ihr aus Mitleiden alle moͤgliche Huͤlffe, brachte es auch vom Carolo Longueval, Comte de Buquoy, ſo weit, daß ſie zu ihrem Manne in das Gefaͤngniß gelaſſen wurde. Als ſie nun ſelbigen mit unter denen Todes-Expectanten mit nicht geringer Wehmuth und faſt Todes erſchrecken erblickte, bekannte ſie, nachdem ſie ſich wiederum in etwas erhohlet, ihm und allen Anweſenden, wie daß ſie alles, was ihr lieb geweſen, verkauffet, und dadurch unter ſolcher angekom̃enen, Geſtalt ihren Mann zu raozioniren geſuchet; dieſes zu erhalten, wuͤrde man ihr doch nicht verweigern, daß ſie ihren Mann begleiten und auch die allergrauſamſten Martern mit ihm ausſtehen moͤchte. Als nun dieſe wunderbare Begebenheit dem Comto de Buquoy hinterbracht ward, verlangte er beyde Perſonen zu ſehen, u. wurde durch dieſer Frauen Großmuth dergeſtalt beweget, daß er ihr und ihrem Manne die Freyheit ſchenckte. Hilarion de Coſta des Femmes illuſtres.
Hermaphrodyte. Siehe. Zwitter.
Hermelin-Fell,
Iſt ein ſchneeweiſſes zartes und weiches Fellgen von dem Hermelin, einem kleinen Wieſel in Lapland und Siberien, wormit ſich das Frauenzimmer allerhand fuͤttern und vorſtoſſen laͤſt.
Hermione,
Eine Tochter des Menelaus und der ſchoͤnen Helena, ſo noch als ein klein Maͤgdlein von ihrem Groß[Spaltenumbruch]
Hermo Hero
Vater, in Abweſenheit ihres Vaters, an den Oreſtes war verſprochen worden. Als aber ihr Vater Menelaus, nicht wiſſend, daß ſie in ſeiner Abweſenheit allbereit an einẽ verſprochen, ſie dem Pyrrho, des Achillis Sohn, zum Weibe beygeleget hat Oreſtes, als welcher ein naͤheres und erſtes Recht an ſie zu haben vermeynte, ihren Mann Pyrrhum in dem Tempel des Apollinis ermordet, und ſeine ehemahlige Braut zu ſich genommen. Dergleichen Nahmen fuͤhrte gleichfalls auch eine Tochter des Martis und der Venus, nehmlich des Cadmi Eheweib, welcher der Vulcanus ein ſehr ſchoͤnes, doch vergifftetes Halsband verehret. Es ward aber dieſe letztere Hermione mit ihrem Mañe zuletzt in eine Schlange verwandelt.
Hermodica,
Des Koͤnigs in Phrygien Gemahlin, eine kluge und verſtaͤndige Dame, ſo in Rechts- und RegimentsSachen ſehr erfahren geweſen. Vid. Spangenbergs Adel-Spiegel. p. 427.
Hero,
Ein vortrefflich ſchoͤnes wohlgeſtalltes Weibesbild aus Seſto, einer Stadt in Thracien, gebuͤrtig, war eine Prieſterin der Venus, und hatte ſich ein gewiſſer Juͤngling, Leander genennet, in ſelbige ſo ſehr verliebet, daß er, ſo offt er mit ſeiner Geliebte vertraut ſprechen wolte, allezeit des Nachts uͤber den Hellespont zu ſchwimmen pflegte. Als er aber einsmahls auf eben ſolchen gefaͤhrlichen Wege begriffen war, u. ſich ein Sturm auf dem Meer erhub, muſte er wegen allzugroſſer Mattigkeit den wuͤtenden Wellen
ſein
C c 3
(0428)
[Spaltenumbruch]
Herod Heroph
ſein Leben zum Opffer uͤberlaſſen, deſſen todten Coͤrper, als er von dem Meer an das Ufer bey Seſto wieder ausgewoꝛffen waꝛd, u. ſeine geliebte Hero ſolchen erſahe, hat ſie ſich aus Ungedult und Verzweiffelung von einem ſehr hohen Thurm ins Meer geſtuͤrtzet.
Herodias,
Ariſtobuli Tochter, eine Heydin und Neffe Herodis des Erſtern, hatte erſtlich den Philippum zum Manne, von welchen ſie ſein Bruder Herodes Antipas abſpenſtig gemacht. Welche Schandthat Johannes der Taͤuffer nicht zugeben wolte, dafuͤr aber durch Liſt und Gewalt des Herodis enthauptet ward. Matth. 14.
Heroinnen,
Heiſſen diejenigen tapffern, großmuͤthigen und beruͤhmten Weibesbilder, ſo ſich vor der Welt durch allerhand edle und Heldenmuͤthige Thaten ſignaliſiret und unſterblich gemacht.
Herophila,
War der Zunahmen der Erythræiſchen Sibyllæ, ſo zu des Tarquinii Zeiten nach Rom kahm, und drey Buͤcher, ſo ſie in einem heroiſchen Carmine geſchrieben, mitbrachte. Sie foderte vor ſelbige eine groſſe Summa Geldes; als ihr aber ſelbige von dem Koͤnige abgeſchlagen wurde, verbrandte ſie derer zwey darvon, vor das dritte uͤberbliebene aber hat ſie zuletzt doch noch ſo viel Geldes bekommen, als ſie vor alle 3. uͤberhaupt vorher gefodert hatte.
[Spaltenumbruch]
Herſe Hertzg
Herſe,
Eine Tochter Cecropis, von vortrefflicher Schoͤnheit und LiebesGeſtalt, ward von dem Mercurio geliebet, welches ihre Schweſter die Aglauros alſo eyferſuͤchtig machte, daß ſie den Mercurium einmahl nicht zu der Herſe in die Cammer laſſen wolte. Wofuͤr ſie aber ihren Lohn empfieng, und von dem Mercurio in einen Stein verwandelt ward.
Herſilia,
Des Romuli Eheweib, welche er dazumahl bey dem Sabiniſchen Raub mit entfuͤhret hat. Ward zuletzt zu einer Goͤttin gemacht, und nebſt ihrem Mann, dem Romulo, mit unter die Sternen geſetzet. Sie wird auch ſonſten Hora oder Horta genennet.
Hertz-Bettlein,
Iſt ein kleines weich und ſanfft von Pflaumen-Federn ausgeſtopftes und weiß uͤberzogenes Kuͤßgen, ſo man den kleinen Kindern bey dem Einwindeln auff das Hertze leget.
Hertzbett-Zuͤgen,
Seynd die kleinen weiſſen Uberzuͤge, wormit man die Hertz-Bettlein vor die kleinen SechswochenKinder beziehet.
Hertzgeſpan kleiner Kinder,
Denen Medicis Cardiaca, oder Cardiogmus benennet, iſt eine Aufblehung des Unterleibes unter den kurtzen Ribben, ſo eine ſchwere und aͤngſtliche Reſpiration verurſachet. Die Urſache deſſen iſt
der
(0429)
[Spaltenumbruch]
Hertzl Heſione
der verhinderte Motus diaphragmatis oder des Zwergfells, welcher von kalter Lufft, ſcharffen Blaͤhungen im Magen und Gedaͤrme, Subluxation der Wirbel u. d. gl. entſtehen kan. Dergleichen Zufall kan auch erwachſenen Leuten begegnen.
Hertz-Laͤppgen,
Seynd kleine viereckigte und gedoppelte, aus weiſſer Leinwand, Damaſt oder Zwillig, in Form eines Laͤtzleins, geſchnittene und umſtochene Tuͤchlein, ſo man den kleinen Kindern uͤber das Hertze, beym beſchicken und einwindeln zu ſchlagen pfleget.
Hervela, oder, Harlotta, auch Aclotta
Genannt, war ein gemeines Kuͤrſchner-Maͤgdlein, wurde aber von Roberto oder Rollo, Koͤnige aus der Normandie, der ſich, als er ſie einsmahls tantzen ſahe, in ſie verliebet, zur Gemahlin angenommen, mit welcher er auch den Weltberuͤhmten Wilhelmum Conque ſtorem erzeuget. Sie war von ſolcher Beſcheidenheit und Ehrerbietung gegen den Koͤnig, daß, als ſie das erſtemahl mit ſelbigen zu Bette gienge, ſie ihr Hembde von oben biß unten aufriſſe, ſelbiges von einander theilete, und zu ihrem Gemahl ſagte: Es wuͤrde nicht wohl ſtehen, wenn ſie den Saum ihres Hembdes, der ihr um die Fuͤſſe gehangen, an den Mund ihres ſo theuren Gemahls braͤchte.
Heſione,
Des Trojaniſchen Koͤnigs Lao[Spaltenumbruch]
Heſole Heſtiaͤa
medontis Tochter und Schweſter des Priamus. Welche Hercules, als ſie einem groſſen Raub und MeerFiſche zur Beute ausgeſetzet ward, befreyet und loß gemachet. Als aber Laomedon, ihr Vater, dieſe Wohlthat bald vergaß, und dem Hercules das verſprochene Geſchencke nicht hielte, uͤberfiel er die Stadt Trojam, und gab dieſe Heſione dem Telamon, der zuerſt die Stadt-Mauer bey der Beſtuͤrmung erſtiegen hatte, zum Weibe.
Heſoletia,
Eva, war eine beruͤhmte Hexe und Zauberin.
Heſperides,
Die drey Toͤchter des Heſperus, nehmlich: Ægle, Arethuſa und Heſperethuſa, bewohnten einen Garten in Mauritanien, der lauter goͤldne Aepffel trug, ſo ein groſſer Drache bewachte; Den zuletzt Hercules erleget, und die daſelbſt gefundenen goͤldnen Aepffel mit ſich zu ſeinem Stieff-Vater dem Euryſtheus genommen.
Heſſe, ſiehe. Maͤgde-Bein.
Heſtiæa,
Eine gute Griechiſche Poetin aus Egypten von Alexanuria gebuͤrtig, nach Tiraquelli und Vosſii Bericht. Vid. Vosſium de Græcis Hiſtoricis. p. 91. Sie hat auch eine Diſſertation geſchrieben: Utrum, quæ Homerus de bello circa Trojam geſto cecinit, Hiſtoria an Fabula ſit? Vid. Strab. L. XIII. Geograph p. 599. ſonſt wird auch eine Heſtiæa Grammatica von Pſeu-
dodi-
C c 4
(0430)
[Spaltenumbruch]
Heva Hexen
dodidymo ad Iliados Librum tertium erwehnet. Vid. M. Blum in Diſſertat. d. Poetriis Græc. §. 38. p. 36.
Heva oder, Eva,
War das allererſte WeibesBild, ſo von dem Schoͤpffer in dem Paradieß, aus des Mannes Ribbe formiret, und dem Adam zum Weibe gegeben ward, Geneſ. II, 21. heiſſet eine Mutter der Lebendigen. Die Rabbinen bekuͤmmern ſich ſehr, warum GOTT dieſes Weib aus einer Ribbe gemacht. Sie ſagen, nicht aus dem Kopffe, damit ſie nicht des Mannes Herr waͤre; nicht aus dem Auge, damit ſie nicht alles ſaͤhe; nicht aus den Ohren, damit ſie nicht alles hoͤren moͤchte; nicht aus dem Munde, damit ſie nicht alles auswaſchen koͤnte; nicht aus einer Hand, damit ſie nicht ſtehlen moͤchte; nicht aus einem Fuſſe, damit ſie nicht herum lauffen moͤchte; ſondern von einer Ribbe um das Hertz, damit ſie ihn hertzlich lieben ſolte.
Hexe,
Zauberin, Wettermacherin, Unholde, Gabelreuterin, auch an etlichen Orten Trutten und Wickherſen genannt, iſt ein boͤſes gottloſes Weib, ſo vermoͤge des mit dem Teuffel auffgerichteten Bundes, mit Zauberey und unzulaͤßlichen Beſchwerungen umgehet, und dadurch ihrem Nechſten und Nachbarinnen an ihrem Leibe, Kindern und Viehe zu ſchaden pfleget.
Hexen einen Beſem in Weg legen,
Iſt ein alter Weiber Aberglau[Spaltenumbruch]
Hexen Hidda
be, ſo in denen Gedancken ſtehen, es koͤnte ihnen keine Hexe uͤber die Haußſchwelle kommen, woferne ſie einen Beſem quer uͤber geleget.
Hexen-Marter,
Iſt ein gantz beſonderer und geſchaͤrffter Gradus Torturæ, da die wegen Hexerey verdaͤchtigen Weiber bey der Peinlichen Frage weit ſchaͤrffer und empfindlicher, als andere Inquiſiten, angegriffen, und auf der Folter exerciret werden, als nehmlich: Durch Aufſetzung eines brennenden Pech-Crantzes, angezuͤndete Schwefel-Papierlein oder Federn, ſo auf die bloſſe Haut geworffen werden, Einſchlagung kleiner aus Kiefern-Holtz geſchnittener Speiler zwiſchen die Naͤgel der Finger, und andere dergleichen mehr.
von der Heyda,
Eva, war A. 1481. Priorin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig, Bernhardiner Ordens.
Heyrathen, ſiehe. Freyhen.
Heyraths-Gut, ſiehe. Mitgifft.
Hidda,
Eine Graͤfin zu Eulenburg, Wittin und Seuſſelitz, Burggraff Friedrichs Fraͤulein, ſo ſtets unverehliget bliebe: war denen Wittben ſo feind, daß ſie ſelbigen eine Straffe dictirte; denn es muſten alle diejenigen Wittben in Eulenburg, oder auch auſſer demſelben in ihꝛem Gebiete, ſo ſich wieder verehligen wolten, zuvor auf das Schloß oder
Amt
(0431)
[Spaltenumbruch]
Hilda Hildeg
Amt einen Beutel ohne Nahd und darinnen zwey Schreckenberger bey Strafe eines neuen Schockes einliefern. Vid. Simon. Eulenb. Chronick. p. 286.
Hilda oder Hylda,
Eine gelehrte Engellaͤndiſche Princeßin und Aebtißin des Cloſters Streanshalch in Engelland, eine Tochter des Fuͤrſten Hererici. Venerabilis Beda, der im VIII. Seculo beruͤhmte Prieſter in Engelland, in Hiſtor. Eccleſiaſt. Anglic. L. 4. c. 13. ruͤhmet ihre Erudition ſehr, beklaget aber auch darbey, daß ſie in einige Sectirer Irrthuͤmer gefallen, und ſolche in einem Synodo A. 664. ſo in ihrem Cloſter gehalten worden, hefftig defendiret. Ihre Buͤcher, ſo ſie geſchrieben, ſind folgende: Liber. I. Contra Agilbert. Epiſcop. Wintoricenſ. poſtea Pariſienſem, pro obſervatione Britonum rituum. Liber I. Meditationum piar & Liber I. Epiſtol. ad diverſos. Sie iſt geſtorben A. 680. den 17. Novembr. Vid. Pitſeum d. Illuſtr. Britann. Scriptor. p. 111. & Vosſium c. 2. d. Philolog. p. 12.
Hildega,
Ein in der Natur wohlerfahrnes und gelehrtes Weibes-Bild, hat nach Schotts Bericht 4. Buͤcher von natuͤrlichen Dingen geſchrieben.
Hildegardis,
Mit dem Zunahmen de Pingua von Spanheim A. 1098. gebohren, wurde in der Mitten des XII. Seculi zu Zeit Friderici I. durch ſon[Spaltenumbruch]
Hildegardis
derbahre Erleuchtungen beruͤhmt. Ihr Vater hieß Hildebert, die Mutter aber Mechtild. Sie war Aebtißin des Cloſters St. Ruperti zu Bingen im Mayntziſchen am Rhein, ſo ſie ſelbſten erbauet; und alda wegen ihrer groſſen Wiſſenſchafft in der Theologie, Medicin und Philoſophie, wie auch Poeſie ſehr beruͤhmt. Vid. Trithem. Op. Hiſt. Hirſaug. Hiſtor. p. 134. Uber dieſes hatte ſie einen Prophetiſchen Geiſt, und ſind ihre Buͤcher im Concilio zu Trier von 9. Ertz-Biſchoͤffen, ja vom Papſt Eugenio ſelbſten, wie auch nach der Zeit von Anaſtaſio IV. und Adriano IV. approbiret worden; deren erſterer ſie mit einem lateiniſchen Brieffe beehret. Und ob ſie gleich in ihren Buͤchern viel von dem Greuel der Pfaffen und ihren Untergang ſehr frey geſchrieben, iſt ſie dennoch (welches zu verwundern) in beſtaͤndiger Hochachtung bey dem Pabſtthum verblieben. Sie ſturb A. 1180. d. 17. Sept. im 82. Jahr ihres Alters, und lieget auf dem St. Ruprechts Berg begraben. Ihrer Schrifften werden ſehr viele gezehlet: denn ſie hat auf Befehl des Abts Helengers, des Biſchoffs Diſibodi, S. Berthen und Ruperts Leben beſchrieben, ſo zu Mayntz A. 1602. in 4. gedruckt worden, wie denn auch Quentel zu Coͤlln etwas davon heraus gegeben hat. Ihre Revelationes oder Viſiones in 3. Buͤchern und 38. Brieffen beſtehende, ſind zu Coͤlln 1628. und zu Paris 1513. in Fol. heraus kommen, wie denn auch einige Opuscula ſchon zu Coͤlln 1560. das TageLicht erblickt. Etliche ihrer Tra-
ctaͤt-
C c 5
(0432)
[Spaltenumbruch]
Hildegardis
ctaͤtlein mit einer Dedication an den Ertz-Biſchoff Daniel zu Mayntz hat Juſtus Blanckovalt publiciret, als da ſind: Etliche Epiſteln an unterſchiedene geſchrieben ſamt der Antwort. Quæſtiones an Wibertum, einen Moͤnch zu Gemblours. Auslegung uͤber die Reguln S. Benedicti und eine Erklaͤrung des Symbol. Athanaſiani. Sonſten findet man noch ein Buch, Auffmunterung der Welt-Kinder genennet: ferner ein Buch vom H. Abendmahl, ein Buch an ihre Schweſtern, ein Buch an die Grau-Moͤnche, ein Buch unterſchiedener Carminum und 58. Predigten uͤber die Evangelia. Vosſius gedencket einer Phyſica oder vier Buͤcher von natuͤrlichen Dingen der Hildegardis, ſo zu Straßburg A. 1533. und A. 1544. gedruckt worden. Andr. Tiraquellus T. I. c. 31. p. 199. ruͤhmet ihr Buch de Medicina ſimplici & compoſita ſehr. Paſchalis Gallus aber will nichts daraus machen. Alſtedius ſetzet ſie unter die Teſtes Veritatis in Theſauro Chronolog. p. 389. weil ſie in ihren Schrifften kein Blatt vor das Maul genommen, auch ſich nicht dem Pabſt die Wahrheit zu ſagen geſcheuet. Ihre Prophetie vom Antichriſt wird noch heute zu Tage in der Bibliothec zu Baſel im Manuſcripto gefunden. Vid. Theophil. Spizel. in Sacr. Bibliothec. retect. p. 19. Das Leben dieſer Hildegardis hat einer, Nahmens Gottfried, angefangen, ein Benedictiner Abt aber, Dietrich genannt, vollzogen, und wird ſolches bey dem Laurentio Surio ad diem 17. Septemb. und in der Bi[Spaltenumbruch]
Hildeg Hippar
bliotheca maxima Patrum Tom. XXIII. p. 536. geleſen.
Hildegardis,
Des Caroli M. Gemahlin, eine Tochter des Schwediſchen Koͤnigs Hildebrands, ſo A. 777. in Schweden ein Kloſter erbauet und auffgerichtet.
Hildegardis,
Zu Neuß im Ertz-Stifft Coͤlln gebohren, gab ſich vor einen Mann aus, ward ein Ciſtercienſier Moͤnch zu Schoͤnaug, nicht weit von Heidelberg, welches Cloſter Hugo Biſchoff zu Worms auf Anhalten S. Bernhardi ums Jahr Chriſti 1135. erbauet. Sie wurde nur im Cloſter von denen Bruͤdern, Joſeph genannt biß an ihren Tod, der An. 1188. erfolget, und iſt daher bekannt, weil ſie ein Buͤchlein vom Leben und Prærogativen Johannis des Taͤuffers geſchrieben. Vid. Carol. Viſch. in Biblioth. Ord. Ciſtercienſ. p. 151.
Himmel-Bette,
Heiſſen denen Weibern diejenigen hoͤltzernen groſſen Bett-Geſtelle, ſo von obenher mit einem auf vier Seulen ruhenden Himmel bedeckt ſind.
Hindlaͤuffte, ſiehe. Cicori.
Hipparchia,
Eine Schweſter des Metroclis und Eheweib des Cratetis, war der Philoſophie ſehr ergeben, und liebte die Studia dergeſtalt, daß ſie durchaus keinen Ungelehrten heyrathen wolte. Sie hat Hypotheſes Phi-
loſo-
(0433)
[Spaltenumbruch]
Hippe
loſophicas, Epicheremata und Quæſtiones an den Theodorum mit dem Zunahmen Atheum, geſandt: auch hat ſie vortreffliche Tragœdien nieder geſchrieben, und den Platonem ſehr imitiret Dieſe vortreffliche Philoſopha hatte ſich, als ſie noch ledig war, in den Crateten wegen ſeiner Philoſophiſchen Wiſſenſchafft alſo verliebet, daß ſie ſich, weil ihre Eltern es hintertreiben wolten, den Tod anzuthun drohete. Selbſt Crates, der nichts Liebenswuͤrdiges an ſich fand, wolte ihrer Liebe nicht glauben, viel weniger annehmen; Als ſie aber bey ihren Entſchluß verbliebe, iſt er endlich aufgeſtanden, hat ſeinen Mantel abgeleget, und ſeinen hoͤckerigten Ruͤcken ſehen laſſen, auch iſt in dieſe Worte heraus gebrochen: Damit niemand betrogen werde, ſo ſehet mich erſt recht an, diß iſt der Braͤutigam: hiernechſt warff er ſeinen Stab und Taſche hinweg, ſagende; und diß iſt mein Braut-Schatz, bedencke dich daher, denn ich kan ſonſt keine Frau nehmen, es muͤſte ihr denn dieſes alles gefallen. Weil nun Hipparchia darbey beſtaͤndig verharret, hat er alſobald in Gegenwart ihrer Eltern und anderer Anweſenden, ſeinen Mantel auf die Erde ausgebreitet, ſeine Braut darauff niedergeleget, und ſelbige nachdruͤcklich durch Beyſchlaff gekuͤſſet.
Hippe oder, Hippo,
Eine Tochter des Chironis Centauri, ward auf dem Berge Pelio, als ſie ſich mit Jagen beluſtigte, geſchwaͤchet, und weil ſie aus Furcht ihrem Vater unter die Augen zu [Spaltenumbruch]
Hippia Hippoda
gehen ſich nicht wieder getrauete, erbarmten ſich die Goͤtter uͤber ſelbige, und verwandelten ſie, wie die Fabeln wollen, in ein MutterPferd, ſo hernach mit unter die Geſtirne geſetzet worden. Sie ſoll zugleich in der Natur wohl erfahren und gelehrt geweſen ſeyn, daher ſie auch den Æolum in Naturalibus unterrichtet. Vid. Clem. Alexand. Stromat. 1. & Cyrillus L. IV. contra Julian.
Hippiades,
Hieſſen die Statuen zu Pferde, ſo denen beruͤhmten Weibes-Bildern, als denen Amazonen und andern Heroinnen, zu Ehren auffgerichtet wurden.
Hippodamia oder, Hippodame,
Eine Tochter des Arcadiſchen Koͤnigs Oenomai, welchem das Oraculum vorher geſaget hatte, daß er, ſo bald dieſe ſeine Tochter Hippodamia wuͤrde geheyrathet haben, ſterben muͤſte. Damit er nun dieſe ſeine Tochter, ſo wegen ihrer ſonderlichen Schoͤnheit unzehlich viel Freyer hatte, unverheyrathet behielte, ſtellte er mit allen dieſen Freyern ein Wett-Rennen an, doch mit dieſer Bedingung, daß derjenige, ſo ihn uͤberhohlete, ſeine Tochter bekommen ſolte; blieb er aber ihm hinten nach, ſo muͤſte er ſterben. Weil er nun gar viele von ſolchen Werbern im Rennen uͤberhohlet und niedergemacht, weil er vor ſeinem Wagen Pferde hatte, ſo von dem Wind zuſammen geſetzet waren, gab ſich zu ſolchen Wett-Rennen der Pelops, des Tan-
talus
(0434)
[Spaltenumbruch]
Hippodamia
talus Sohn, ſo ſich in die Hippodamiam erbaͤrmlich vergaffet, gleichfalls mit an, und weil er des Oenomai ſeinen Kutſcher Myrtilum, durch Verſprechung, daß er die erſte Nacht bey der Hippodamia ſchlaffen ſolte, beſtochen, dieſer auch die Axen an ſeines Herrn Wagen von Wachs gemacht, damit ſelbige in dem Rennen bald zerbraͤchen, ſo konte es nicht anders ſeyn, als daß er als Uderwinder in ſolchen Rennen ſiegete, und den ſchoͤnen Raub darvon trug. Als ſich nun der alte Oenomaus von ihm uͤberwunden ſahe, erſtach er ſich ſelbſt aus Ungedult, worauff der Pelops mit ſeiner ſchoͤnen Hippodamia das gantze Reich bekam. Wie aber des Oenomaus Knecht ſein ihm gethanes Verſprechen gehalten wiſſen, und die erſte Nacht dem Pelops Eingriff thun wolte, ſtuͤrtzte dieſer den Knecht ins Meer, ſo auch hernach nach dieſes Myrtilus Nahmen benennet worden.
Hippodamia,
Des Pirithous Eheweib, um welcher willen ein blutiger Streit zwiſchen denen Centauren und dem Hercules und Theſeus geweſen iſt.
Hippodamia,
Des Briſei Tochter, wird auch von etlichen Briſeis genennet. Welche der Hercules, nachdem er die Stadt Lyrneſſum erobert, mit ſich hinweg gefuͤhret.
Hippodamia,
Eine Tochter des Anchiſes, des Trojaners Alcathoi Eheweib.
[Spaltenumbruch]
Hippoly Hirſch
Hippolyte,
Des Acaſti Koͤnigs in Magneſien Gemahlin, welche den Peleum, weil er nicht nach ihrer LiebesPfeiffe tantzen wolte, bey ihrem Mann faͤlſchlich angab, und unſchuldig hinrichten ließ.
Hippona,
Oder wie andere wollen, Eponœ war die Goͤttin der Pferde und Maul-Eſel, der die Stall-Knechte zu opffern pflegten.
Hippolyte,
Eine Koͤnigin der Amazonen, welche der Hercules in einer Schlacht uͤberwand, und dem Theſeus zum Weibe uͤbergab, mit welcher er auch den Hippolytum gezeuget.
Hirn-Kaͤpplein,
Iſt ein ſchmaler, und nach dem Kopff geſchnittener ausgeſchweiffter Umſchlag uͤber das Haupt, von ſchwartzen Sammet oder Pliſch verfertiget, worinnen das Haar-Neſt frey und unbedecket bleibet, dergleichen das Frauenzimmer in Augſpurg auffzuſetzen pfleget.
Hirſch,
Cervus, Cerf, iſt unter dem rothen Wildpret das vornehmſte Geſchlechte. An demſelben iſt alles gut, und kan ſo wohl in der Apothecken, als in der Kuͤche mit Nutzen gebraucht werden. Sein Wildpret iſt von ſehr guten und angenehmen Geſchmack, wird auch vor ſehr geſund geachtet, abſonder-
lich,
(0435)
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Hirſch
lich, wenn es zwiſchen den Franen-Tagen, als Mariaͤ Himmelfahrt, und Mariaͤ Geburt iſt geſchoſſen worden. Davon D. Hermann Grube in der Beſchreibung des Hirſches nachzuleſen. Unſer Kuͤchenmeiſter kan den Hirſch in der Kuͤche ſich trefflich zu Nutze machen. Denn er tractiret I. das Hirſch-Wildpret, und lehret ſolches zubereiten: 1) HirſchWildpret gedaͤmpfft; 2) dito mit Wachholderbeeren; 3) dito mit Sardellen; 4) dito mit Citronen; 5) dito mit Citronen anders; 6) dito mit Capern; 7) dito mit Capern anders; 8) Hirſch-Wildpret mit Wachholderbeeren und Zwiebeln; 9) HirſchWildpret mit Wachholderbeeren alleine; 10) Hirſchwildpret mit Zwiebeln; 11) Hirſchwildpret mit Zwiebeln ſauer, auf andere Art; 12) Hirſchwildpret mit Mandeln und Cibeben; 13) Hirſchwildpret mit dito gelb; 14) Hirſchwildpret mit Sauerkraut im Ofen; 15) Hirſchwildpret mit Morgeln und Peterſilienwurtzeln; 16) Hirſchwildpret mit Brod-Pfeffer; 17) Hiſchwildpret mit dito ſchlecht; 18) Hirſchwildpret mit Kirſch- oder Pflaumen-Mus; 19) Hirſchwildpret in einer Paſtete; 20) Hirſchwildpret gut zu braten. II. Die HirſchBruſt, und zwar 21) Hirſchbruſt mit gantzen Zwiebeln. III. Den Hirſch Zimmel, und zwar 22) Hirſchzimmel angeſchlagen; 23) dito auf eine andere Art. IV. Die Hirſch-Ohren, und dieſe 24) zugerichtet; 25) Hirſch-Ohren fricasſiret; 26) Hirſchohren mit [Spaltenumbruch]
Hirſchw
Truffes; 27) Hirſchohren mit Citronen und Pinien; 28) Hirſchohren mit gruͤner Peterſilie; 29) Hirſchohren mit Muſcheln; 30) Hirſch Ohren mit Muſcatenbluͤten. V. Hirſch-Rolben, wie dieſe ſollen 31) zubereitet werden; 32) Hirſchkolben mit Truffes; 33) Hirſchkolben mit Butter und Muſcaten-Bluͤten; 34) Hirſchkolben fricasſiret; 35) Hiꝛſchkolben mit einer ſauren Limone. V. Hirſch-Laͤuffte, wie man dieſe wiederum 36) kan zubereiten; 37) Hirſchlaͤuffte eingelegt; 38) Hirſchlaͤuffte mit Butter und Citronen.
Hirſch-Wildpret gedaͤmpfft.
Weil hierzu derbes Wildpret gehoͤret, ſo ſpaltet eine Hirſchkeule, und haͤutelt die Helffte davon ſauber ab. Hernach ſchneidet Speck, bald eines kleinen Fingers dicke, beſtreuet ſolchen mit Ingber, Pfeffer und Saltz, und durchziehet hernach das Wildpret damit. Setzet hierauf in einer Caſſerole Butter und Speck auf ein Kohlfeuer, laſſet es zuſammen braun werden. Nach dieſem beſtreuet das Wildpret mit Mehl, leget es in die heiſſe Butter, und laſſets auf beyden Seiten braun werden, gieſſet dann gute Fleiſch-Bruͤhe dran, darinne es eine gute Weile daͤmpffen muß; thut nun LorbeerBlaͤtter, und eine gantze Zwiebel mit Nelcken beſteckt hinein, gieſſet 1. halb Noͤſel Wein drauf, und wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Nelcken und Citronenſcheler ab.
Wann
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Hirſchw
Wann dieſes alles dran iſt, ſo ſetzet es auf ein gelindes Kohlfeuer, laſſet es daͤmpffen, ſehet aber dabey zu, daß ja kein Feuer unter der Caſſerole ſey, ſonſt legt ſichs an: iſt etwan die Bruͤhe auch nicht dicke genug, ſo brennet noch ein wenig braun Mehl dran. Wann das Wildpret nun weich, und es Zeit Anrichtens, denn richtet ſolches auf eine Schuͤſſel an, beſtreuets mit klein geſchnittenen Citronſchelern, und gebets hin.
Hirſchwildpret gedaͤmpfft, mit Wachholderbeeren,
Nehmet gleichermaſſen von derben Wildpret, ſpicket und bereitet dieſes eben alſo, wie voriges, nur daß ihr ein wenig Wachholbeer, ungefehr einen halben EßLoͤffel voll, dran thun muͤſſet, weil dieſes Eſſen von mehrern Beeren ſonſt bitter wuͤrde.
Hirſchwildpret gedaͤmpfft, mit Sardellen,
Schneidet derb Hiꝛſchwildpret von einer Keulen Stuͤckweiß, und ſpicket ſolches mit groben Speck. Hierauf ſetzet Butter aufs Feuer, laſſet ſie braun werden, beſtreuet inzwiſchen das geſpickte Wildpret mit Mehl, leget es ordentlich in die heiſſe Butter, und laſſets auf beyden Seiten braun werden: gieſſet hernach Bruͤhe dran, leget LorbeerBlaͤtter, und ein Paar gantze Zwiebeln drein, welches alles eine gute Weile daͤmpffen muß: gieſſet ferner ein Glaß Wein hinein, und wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, [Spaltenumbruch]
Hirſchw
Citronſchelern, und etlichen gantzen Naͤglein ab. Nach dieſem waͤſſert 6. Sardellen ein, waſchet ſie ſauber aus, ziehet ihnen das Fleiſch von denen Graͤten herunter, und hacket es, mit ein wenig Wein angefeuchtet, gantz klein, ruͤhret dieſe gehackten Sardellen an das Wildpret, und laſſet es zuſammen noch eine Weile daͤmpffen. Hierbey obferviret dieſe Regul: Je langſamer gedaͤmpffte Sachen kochen, ie beſſer und geſchmackhafftiger ſie werden; kochen ſie aber jaͤhling, ſo muß man offters dran gieſſen, wodurch aber die jus den Geſchmack verleuret. In groſſen Kuͤchen werden alle ſolche Sachen mit jus angegoſſen, dahingegen in kleinen Kuͤchen man ſich des Mehls, welches in Butter gebraunet iſt, bedienet, und davon das Eſſen eben dergleichen Geſchmack, wie von der Jus, bekommet; nur daß in groſſen Kuͤchen die jus einen groͤſſern Nahmen hat, und daſelbſt auch ſtets zubereitet vorhanden ſeyn muß. Beym Anrichten werden die gantzen Zwiebeln wieder heraus geworffen, das Wildpret mit Citronen beſtreuet, auch mit Citronſcheiben belegt, und dann kan man es hingeben.
Hirſchwildpret gedaͤmpfft, mit Citronen,
Dieſes wird gleich wie voriges zubereitet, nur daß man viel Citronenſcheler dran leget, damit es einen Citronen-Gefchmack davon bekommt. Was das Zurichten anlanget, iſt ſolches mit vorigen einerley.
Hirſch-
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Hirſchw
Hirſchwildpret mit Citronen anders,
Darzu koͤnnet ihr entweder uͤbergebliebenen Braten, oder auch friſch Wildpret nehmen, welches ihr Scheibenweis ſchneiden, hernach in einen Tiegel thun, auch Citronenſcheler und dergleichen Scheiben dran werffen; zugleich aber dabey Acht geben ſollet, daß ja kein Citronkern oder viel Weiſſes darzu kommt, ſonſt wird es bitter: leget ein Stuͤck Butter, Muſcaten-Bluͤten und Ingber drein, gieſſet ein Paar Loͤffel Wein hinein, ſtreuet geriebene Semmel oder gebrannt Mehl drauf, gieſſet endlich Fleiſchbruͤhe druͤber, laſſet ſolches ſo lange kochen, biß es ein wenig dicke wird, und richtet alsdenn an. Waͤre es etwan zu dicke eingekochet, ſo gieſſet noch ein wenig Bruͤhe dran; waͤre es aber zu duͤnne, ſo ſtreuet geriebene Semmel drein, ſo iſts fertig.
Hirſchwildpret gedaͤmpfft, mit Capern,
Solches wird nach denen vorhergehenden Beſchreibungen des gedaͤmpfften Wildprets tractiret, nur daß der Geſchmack mit Capern hierbey angebracht wird. Zu dem Ende werffet eine gute Hand voll Capern dran, und laſſets eine Weile daͤmpffen.
Hirſchwildpret mit Capern anders,
Darzu wird nur Kochwildpret oder uͤbergeblieben Gebratens genommen, und nebſt Butter, ge[Spaltenumbruch]
Hirſchw
riebener Semmel, oder gebrañten Mehl in einen Tiegel oder Caſſerole gethan, mit Ingber, Pfeffer und etlichen gantzen Naͤglein abgewuͤrtzet, hernach eine Hand voll Capern dran geworffen, FleiſchBruͤhe mit ein wenig Wein drauf gegoſſen, aufs Kohlfeuer geſetzet, daruͤber es gantz gemaͤhlich kochen muß. Das Koſten iſt dem Koch hierbey nicht verbothen: denn wenn ſolches unterlaſſen wird, geſchicht es, daß oͤffters ein Gerichte, weil es entweder zu wenig, oder zu viel geſaltzen worden, nicht zu eſſen tauget.
Hirſchwildpret mit Wachholderbeeren und Zwiebeln,
Hacket Kochwildpret in ſeine Kochſtuͤcken, waſchet dieſes ſauber aus, ſetzet es mit Waſſer und ein wenig Saltz aufs Feuer: und laſſets ziemlich weich kochen, darnach thut ſolches heraus in kaltes Waſſer, und kuͤhlet es aus, putzet es ſauber in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet von der Bruͤhe, worinnen es gekochet, drauf, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, und ſetzet es aufs Kohlfeuer. Hernach brennet Mehl ziemlich braun in Butter, und thuts drein, ſtoſſet ein wenig Wachholder-Beer, ſchuͤttet ſolche nebſt gantz klein geſchnittenen Zwiebeln auch darzu, und laſſet es alſo duꝛch einander kochen. Iſts etwan nicht Fett genug, ſo brennet noch ein wenig braun gemachte Butter hinein, oder ſo ihr in der Bratpfanne aufgefangene jus habt, die iſt noch beſſor. Auf ſol-
che
(0438)
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Hirſchw
che Weiſe iſt ihm ſein Recht geſchehen, und koͤnnet ihr es nach euren Gefallen anrichten.
Hirſchwildpret mit Wachholderbeeren alleine,
Dieſe Zubereitung iſt nicht anders als oben, nur daß die Zwiebeln wegbleiben.
Hirſchwildpret mit Zwiebeln,
Hier werden die WachholderBeer auſſen gelaſſen, und im uͤbrigen, wie vorige, tractiret.
Hirſchwildpret mit Zwiebeln ſauer, auf eine andere Art,
Das Abkochen iſt vorhero beſchrieben. Nun richtet ſolches in eine Caſſerole oder Tiegel, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, gieſſet Bruͤhe und Eßig drauf, ſchneidet Zwiebeln, ſo viel ihr daran haben moͤget, und thut dieſe auch darzu. Ferner nehmet Butter, brennet einen Loͤffel voll Mehl braun, und brennet es auch drein: ſetzet es aufs Feuer, und laſſet es durch einander kochen, daß es eine feine dicklichte Bruͤhe bekoͤmmt, ſo iſt es fertig.
Hirſchwildpret mit Mandeln und Cibeben,
Hacket Kochſtuͤcken, von Wildpret, wovon euch beliebet, waſchet dieſes ſauber aus, ſetzet es mit Waſſer ein wenig geſaltzen zum Feuer, und laſſets gar kochen. Hernach kuͤhlet ſolches aus, richtet es in eine Caſſerole oder Tiegel, [Spaltenumbruch]
Hirſchw
ziehet Mandeln ab, zerſchneidet ſie etliche mahl nach der Laͤnge, leſet und waſchet Cibeben ſauber aus, und thut beydes an das Wildpret, gieſſet Bruͤhe und Wein dran, wuͤrtzet mit Ingber und Pfeffer, thut braun Mehl drein, werffet noch ein Stuͤck Zucker, Citronſcheler, auch Scheiben hinein, ſetzet es aufs Feuer, und laſſets alſo kochen. Ihr koͤnnet auch ein wenig ſcharffen Eßig dran gieſſen, daß es recht piquant wird. Iſts noch zu mager, ſo brennet ein wenig Butter dran, dann iſt es fertig. NB. Beym Wuͤrtzen kan auch geriebener Pfefferkuchen genommen werden, das giebet noch einen lieblicheꝛn Geſchmack ab, ſonderlich wer gerne ſuͤſſe iſſet.
Hirſchwildpret mit Mandeln und Cibeben gelb,
Hacket und kochet beſchriebener maſſen Wildpret ab, thut hernach die Stuͤcke in einen Tiegel, ſtreuet geriebene Semmel dran, gieſſet Bruͤhe, Wein, und ein wenig Eßig hinein, und wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer und Saffran, leget auch Mandeln und Cibeben darzu, wenn ſolche erſt geleſen, und gewaſchen worden; ingleichen Zucker und Citronſcheler, wie auch ein Stuͤck Butter, ſetzets aufs Feuer, und laſſets alſo kochen: iſt ſolches etwan nicht dicke genug, ſo ſtreuet noch mehr geriebene Sem̃el dran, alsdenn wird es recht und gut.
Hirſchwildpret mit Sauerkraut im Backofen,
Hierzu ſind wohl die LendenBraten am beſten. Dieſe ſpicket
ſauber
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Hirſchw
ſauber und bratet ſie halb gar, darnach kochet Sauerkraut ab, ſchneidet dieſes mit einem Schneide- oder Hackemeſſer gantz klein, ſetzet Butter in einen Tiegel oder Caſſerole aufs Feuer, daß ſie braͤune, thut ein wenig Mehl drein, ſchuͤttet das gehackte Kraut drein, gieſſet ein halb Noͤſel ſauren Rahm dran, und laſſets durch einander daͤmpffen. Hierauf machet ein Kraͤntzlein von Teig um die Schuͤſſel, darauf ſoll angerichtet werden, beſtreichet ſolche mit Butter, thut etwas von dem Kraut hinein; leget die abgebratenen Lenden-Braten drauff, ſchuͤttet das uͤbrige Kraut vollends druͤber, ſtreichet es oben fein glatt zu, beſtreuet ſolches mit geriebener Semmel, ſetzet dieſes in einen darzu geheitzten Backofen, und laſſet es backen, ſo wird es als eine Paſtete. Wann dieſes nun gar gebacken, denn nehmet es aus dem Backofen, und gebets alſo auf den Tiſch.
Hirſchwildpret mit Morgeln und PeterſilienWurtzeln,
Fuͤllet von einem friſch zerwirckten Hirſch die Bruſt alſo: Nehmet ein wenig derbes Wildpret und hacket es klein: hernach ſetzet in einem Tiegel Butter aufs Feuer, thut das Gehackte hinein, ſchlaget drey Eyer dran, ſchuͤttet etwas geweichte Semmel, Muſcatenbluͤten, Ingber, kleine Roſinen und Nierenſtollen drunter, welches alles ihr auf dem Feuer ruͤhꝛen ſollt, als wollet ihr geruͤhrte Eyer machen. Wenn es nun gar iſt, ſo luͤfftet die Bruſt, und machet ſie [Spaltenumbruch]
Hirſchw
unter der Haut hol, fuͤllet die gemachte Fuͤlle drein, ſtecket vorn das Loch mit einem Spreil zu, und blanchiret ſie im heiſſen Waſſer, putzet ſolche nunmehro reinlich aus, richtet ſie in eine Caſſerole oder Tiegel ein, gieſſet gute Bruͤhe drauff, und laſſet es am Feuer wohl kochen. Machet nach dieſem Peterſilienwurtzeln zu rechte, ſchabet und ſchneidet ſie nach eurem Belieben, wie es am zierlichſten ſeyn kan, und thut ſie zur gefuͤllten Bruſt: weiter weichet Morgeln ein, es ſeyn Ohr- oder Spitz-Morgeln, und waſchet ſolche ſauber, daß kein Sand darinnen bleibet, und ſchuͤttet ſolche auch darzu, ſtreuet ein Paar Haͤnde voll geriebene Semmel drein, thut Ingber, Muſcatenbluͤten, und ein Stuͤck Butter dran, und laſſet es alſo mit einander gantz gemaͤhlich kochen. Denn ie maͤhliger ſolche Eſſen kochen, ie beſſer werden ſelbige. Ihr muͤſſet auch etliche gantze Nelcken drein zu thun nicht vergeſſen, alsdenn iſt es gut.
Hirſchwildpret mit BrodtPfeffer,
Hacket das Wildpret in kleine Kochſtuͤcken, oder es kan auch gantz bleiben, nachdem es ein ſchoͤnes Stuͤck iſt, ſetzet dieſes im Waſſer mit etwas Saltz zum Feuer, und laſſet es weich kochen. Hernach nehmet ein Brodt, und ſchneidet etliche Schnitte uͤber den gantzen Leib Brodt, leget es denn auf einen Roſt, und braͤunet es, zerbrocket es hernach, und thuts in einen Topff, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe dran, oder auch nur dieſe Bruͤhe, darinnen
das
Frauenzim̃er-Lexicon. D d
(0440)
[Spaltenumbruch]
Hirſchw
das Wildpret gekochet hat, ſetzet es zum Feuer, und laſſets kochen. Wenn es gnug, ſo qvirlts und ſtreichets durch einen Durchſchlag in eine Caſſerole, leget das Wildpret drein, gieſſet etwas Wein, und ein wenig ſcharffen Eßig darzu, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Naͤglein, Citronſchelern und Zucker, ſetzet es aufs Feuer, und laſſet es alles fein durch einander kochen. Wollet ihr es bald anrichten, ſo wird es nicht fett genug ſeyn, drum muͤſſet ihr Butter braun machen, und ſie einbrennen, oder wenn ihr Braten am Feuer gehen habt, ſo nehmet ein Paar Kellen voll dergleichen abgetropfftes, und gieſſet es an das Wildpret. Ihr moͤget es nun anrichten, mit Zucker bereiben, und geſchnittene Citronſcheler druͤber ſtreuen.
Hirſchwildprek mit BrodtPfeffer ſchlecht,
Erſtlich bereitet das Wildpret wie voriges, roͤſtet auch dergleichen Brodt, brocket ſolches in einen Topff, gieſſet von der Bruͤhe, worinnen das Wildpret gekochet, drauf, und laſſet es kochen. Hernach ſtreichet es durch einen Durchſchlag, thut das Wildpret hinein, wuͤrtzet ſolches mit Ingber und Pfeffer, und ſetzet es auf Kohlen, damit es gar koche, brennet letzlich ein wenig heiß gemachte Butter drauff, und gebets hin.
Hirſchwildpret mit Kirſchund Pflaumenmus,
Das Wildpret wird auf vorhergehende Manier abgekochet. Hier[Spaltenumbruch]
Hirſchw
auf thut Pflaumen- oder Kirſchmus in einen Topff, gieſſet von der Bruͤhe, worinnen das Wildpret gekochet, nebſt etwas Wein drauf, und laſſet dieſes zuſammen einen Sud thun. Waſchet hernach das Wildpret reinlich aus, thut es in eine Caſſerole oder Tiegel, das Kirſch- oder Pflaumenmus aber ſtreichet durch einen Durchſchlag auf das Wildpret, wuͤrtzet es mit vielen geſtoſſenen Nelcken, Citronenſchelern und viel Zucker, abſonderlich, wenn es Kirſchmus iſt; ſetzet endlich die Caſſerole mit dem Wildpret aufs Feuer, jedoch nicht aufs Lohfeuer, und laſſets kochen. Inzwiſchen macht ein wenig braune Butter, die brennet drein, habet auch Acht, damit das Mus fein dicke uͤber dem Wildpret liegen moͤge. Wenn ihr nun anrichtet, ſo ſtreuet Zucker drauf, ingleichen Citronenſcheler, beleget es auch mit Citronſcheiben, ſo iſt es fertig.
Hirſchwildpret in einer Paſtete,
Nehmet ein Stuͤck aus einer Hirſchkeule, oder auch gleich eine halbe (bißweilen werden auch gantze Keulen eingeſchlagen) haͤutelt es rein ab, legets ein wenig auf den Roſt, hernach ſaltzets ein, thut es alsdenn in ein Geſchirr, gieſſet Eßig drauf, leget Zwiebeln Scheibenweis geſchnitten oben druͤber, und laſſet es alſo etliche Tage ſtehen. Wenn es ſoll eingeſchlagen werden, ſo ſchneidet Speck bald eines kleinen Fingers dicke, beſtreuet ſolchen mit Ingber, Pfeffer, geſtoßnen Nelcken und Saltz, und ſpicket das Wildpret darmit, dar-
nach
(0441)
[Spaltenumbruch]
Hirſchw
nach nehmet einen gebrannten Teig, wie dergleichen zur groben Paſtete muß gemacht werden, und vorn im A. bey der Auerhan-Paſtete ordentlich beſchrieben worden: waltzet ein dickes Blatt aus, beſtreichet ſolches mit Eyern, leget lang geſchnittene Strichlein Teig, als einen Roſt uͤber einander, und zwar ſo weit als das Wildpret zu liegen kommt, auf das Blatt, beſtreuet dieſes mit Ingber und Pfeffer, thut etliche Scheiben Speck drauf, ingleichen Lorbeer-Blaͤtter, Roßmarin, und Citronſcheler, und ſetzet das Wildpret drauff. Ferner ziehet einen Rand von Teig eines Fingers dick um das Wildpret herum, daß es lieget, als wenn ein Zaun herum waͤre, formiret es fein zierlich, thut hernach oben dergleichen drauf, als ihr unten auff den Boden gethan habt, werffet etwas Butter darzu, machet wieder ein Blatt Teig, und druͤcket die Paſtete darmit zu; beſtreichet erſt unten das Blatt und den aufgeſetzten Rand mit Eyern, damit ihr das obere fein feſte ankleiben koͤnnet, verfertiget von einem PaſtetenBande eine ſchoͤne Galerie herum; ſchneidet hierauf den Teig unten ab, biß ohngefehr auf 1. und 1. halben queren Finger, nehmet auch eine Spicknadel, und ſtechet damit unten am Orte ein Loͤchlein hinein, dadurch die Paſtete ein wenig muß aufgeblaſen werden; zwicket alsdenn den Rand zierlich herum, drehet auf beyden Ecken die Spitzen fein ſauber auf; machet oben von Teig einen Ausſchnitt, (dieſer kan hier nicht beſchrieben werden; denn es kommt pur allein [Spaltenumbruch]
Hirſchw
auf die ſelbſteigene Phantaſie an) ſo groß als oben noch Platz, und ſo weit als die Paſteten-Baͤnder reichen, beſtreichet ſie mit Eyern, ſetzet ſie in einen darzu geheitzten Backofen, und laſſet ſelbe wohl biß 5. Stunden backen. Wenn ſie nun Farbe bekommt, ſo nehmet ein ſpitziges Holtz oder Bratſpieß, und ſtechet oben hinein ein Loch, ſonſt zerſpringet ſie; wird ſelbe etwan zu braun, ſo decket oben einen Bogen Papier druͤber; laſſet nun auch ein wenig Butter in einem Tiegel auf Kohlen braun werden, ruͤhret ein Paar Ruͤhrloͤffel voll Mehl drein, und roͤſtet ſelbiges ſo lange, biß es gantz Caſtanienbraun wird. Iſt dieſes fertig, ſo gieſſet Bruͤhe, Wein und Eßig drein, und laſſets ein wenig aufkochen. Endlich nehmet die Paſtete heraus, machet oben ein Loch hinein, durch welches ihr die Bruͤhe, durch einen Trichter muͤſſet laſſen hinein lauffen, ſetzet ſie wieder in den Backofen, und laſſet ſie alſo daͤmpffen. Solche Paſtete kan hernach warm oder kalt zu Tiſche getragen werden. Ich wolte ſolche Paſteten auf unterſchiedliche Art beſchreiben, achte es aber vor unnoͤthig; doch ſo viel will ich nur ſagen, daß dergleichen dem Geſchmack nach vielfaͤltig zu veraͤndern, als 1) von Capers; dieſe duͤrffen nur in die Paſtete oder Bruͤhe gethan werden; 2) mit Sardellen, welche man zuvor ſauber machen muß, hernach wird das Fleiſch von denen Graͤten abgeloͤſet, und klein gehacket; ſo koͤnnen auch unten am Boden der Paſtete, etliche halbe Sardellen mit gelegt, die gehackten aber nur in die Bruͤ-
he ge-
D d 2
(0442)
[Spaltenumbruch]
Hirſchw
he geſchuͤttet werden; 3) mit Citronen, von welchen bey dem Einſchlagen der Paſtete, viel Scheler und Scheiben beyzubringen ſind; 4) mit Oliven, dieſe ſind wie die Capern zu tractiren; 5) werden auch ſolche Paſteten mit einem puren Zwiebel-Geſchmack verfertiget; 6) auch mit Chalotten &c. In Summa, wenn jemand eine Paſtete gemacht hat, ſo wird er leicht eine andere darnach inventiren koͤnnen.
Hirſchwildpret gut zu braten,
Nehmet von dem Hirſch eine Keule, Zimmel, Ruͤcken, oder Bug, was euch gefaͤllet, und haͤutelt daſſelbige reinlich ab: waͤre es etwan vom Schuß ſehr ſchweißig, ſo brennets, wenn es erſtlich abgehaͤutelt worden, mit ſiedenden Waſſer, und waſchets reinlich aus. Iſts aber nicht ſchweißig, ſo ſpielet es nach dem abhaͤuteln ſauber, waſchet es alsdenn aus, u. ſaltzet es ein wenig ein, ſteckt es an Spieß, und laſſet es im Anfang gantz gemaͤhlig braten, begieſſet es auch mit Butter, die aber nicht heiß ſeyn muß. Wenn ihr nun dencket, daß es Farbe gnung habe, ſo beſtecket es mit Papier, ſo wird es nicht braͤuner werden. Wollet ihr ſolches bald anrichten, ſo nehmet das Papier herunter, begieſſet es nochmahls mit Butter, und laſſet es noch eine Weile gehen; hernach bey dem anrichten gieſſet die aufgefangene Jus uͤber oder unter den Braten, beleget dieſen mit Citronen garniret ihn mit Butter, und gebet ihn hin.
[Spaltenumbruch]
Hirſchb Hirſchz
Hirſch-Bruſt mit Zwiebeln,
Kochet eine gantze Hirſch-Bruſt in Waſſer, ſo ein wenig geſaltzen, ſauber ab. Hernach ſchaͤlet ohngefehr ein Pfund kleine Cibeben, oder deren wohl mehr, laſſet auf dem Feuer in einer Caſſe[r]o’e Butter braun werden, und roͤſtet die geſchaͤlten Zwiebeln dar inne auch braun. Wenn ſie nun braun ſeyn, ſo gieſſet von der WildpretsBruͤhe auch drauf thut einen Loͤffel voll eingebrauntes Mehl, ingleichen Ingber und Pfeffer darzu, und laſſet es zuſammen kochen: unter waͤhrender Zeit leget die HirſchBruſt ebenfalls hinein damit ſelbe auch eine Weile mit koche. Endlich richtet ſelbige auf eine Schuͤſſel an, und diẽ Zwiebeln druͤber, alsdenn kan es aufgetragen werden.
Hirſch-Zimmel angeſchlagen,
Nehmet einen feiſten Hirſchzimmel waſchet dieſen ſauber aus, durchſtoſſet ihn hierauf mit groben Speck, wie man eine a la daube ſpicket, ſtecket etliche hoͤltzerne Spießgen durch ſetzet ſolchen in einen groſſen Topff oder Keſſel zum Feuer, gieſſet Waſſer, Eßig und Wein drauff; ſaltzet ihn, werffet allerhand Kraͤuter, als Roßmarin, Lorbeer-Blaͤtter, Thymian, Salbey Yſop, und eine Zwiebel darzu, laſſet ihn kochen, biß er bald weich wird. Hernach nehmet ihn heraus, leget ſolchen auf eine Torten- oder Brat-Pfanne, laſſet ein Haußbacken Brodt reiben, vermi-
ſchet
(0443)
[Spaltenumbruch]
Hirſchzimmel
ſchet dieſes mit Zucker, Zimmet, Ingber, kleingeſchnittenen Citronſchelern, ein Paar Eyern, zerlaßner Butter, Wein und ein wenig von dem Fette, worinne der Zimmel iſt gekochet worden, ingleichen etwas Bruͤhe; machet ſolches alles als einen Teig, beſtreichet den Hirchzim̃el mit Eyern, und uͤberziehet ihn von oben her gantz und gar eines Fingers dick mit dieſem Teig, ſtreichet es mit einem warmen Meſſer fein glatt zu, begieſſet ihn mit zerlaſſener Butter, und ſtreuet geriebene Semmel druͤber: ſetzet ſelben endlich in einen heiſſen Backofen und laſſet ihn alſo backen. Wenn ihr anrichtet, ſo ſtreuet Zucker und Zimmet druͤber. Soll nun eine Bruͤhe darzu kommen, wie deñ gebraͤuchlich, ſo verfertiget folgende: Setzet in einer Caſſerole Butter aufs Kohlfeuer, und laſſet ſolche heiß werden, ruͤhret hernach ein Paar Haͤnde voll geriebene Semmel drein, laſſet ſie Caſtanienbraun roͤſten: gieſſet ferner Bruͤhe und Wein drauf, wuͤrtzet es mit Zucker, Citronſchelern und Scheiben, laſſet dieſes kochen, biß es ein wenig dicke wird. Dieſe Bruͤhe heiſt eine piquante Soſſe, die koͤnnet ihr nun unter den Zimmel und nicht druͤber gieſſen.
Hirſchzimmel angeſchlagen auf eine andere Art,
Bereitet einen Hirſchzimmel wie vorher beſchrieben, und ſchlaget ihn alſo an: nehmet 1. halb Pfund Mandeln und laſſet ſie einen Sud thun, ziehet ihnen die Schale ab; ſtoſſet ſie dann in einem Moͤrſel, doch nicht gar zu klein, gleichwie zu [Spaltenumbruch]
Hirſchzimmel
einer Mandel-Torte, und thut ſie in einen Tiegel oder in eine irdene Schuͤſſel; hernach weichet Semmel ein, druͤcket ſolche wieder gantz rein aus, und ſchuͤttet ſie nebſt ein Paar Haͤnden voll geriebener Semmel auch zum Mandeln, ſchlaget 6. Eyer dran, gieſſet 1. halb Noͤſel dicken Rahm hinein, wuͤrtzet es mit Zucker, Zimmet, Muſcatenbluͤten und klein geſchnittenen oder geriebenen Citronſchelern: dieſes alles ruͤhret durcheinander klar ab. Ferner laſſet 1. halb Pfund Butter zergehen, welche ihr auch drunter muͤſſet lauffen laſſen. Hierauf beſtreichet den Zimmel mit Eyern, ſchlaget ihn mit der abgeruͤhrten Mandel-farce an, ſtreichet ihn aber fein glatt zu; nehmet einen Pinſel und zerklopffet ein Ey, beſtreichet damit den Zimmel, gleich einer Paſtete, laſſet auf die beſtrichenen Eyer klare Butter lauffen, ſtreuet geriebene Semmel druͤber, und ſetzet ſolchen in einen Backofen: dieſer aber muß nicht ſo ſehr heiß gebacken werden als der vorige. Wenn er nun im Backofen ſolte jaͤhling Farbe bekommen, ſo decket einen Bogen Papier druͤber, machet aber inzwiſchen dieſe Bruͤhe; Setzet in einem Tiegel oder Caſſerole ein Stuͤck Butter aufs Feuer, ſtreuet geriebene Semmel drein, gieſſet Bruͤhe, Wein und einen Loͤffel voll Eßig darzu, und laſſet dieſes zuſammen kochen, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Ingber, Zucker, Zimmet, viel Citronſchelern uñ Citronſcheiben, daß es recht piquant wird, richtet hernach dieſe Bruͤhe in die Schuͤſſel an, und den angeſchlagenen Zimmel druͤber, garniret ihn
aufs
D d 3
(0444)
[Spaltenumbruch]
Hirſchohren
aufs zierlichſte und laſſet ſolchen auftragen.
Hirſch-Ohren zuzurichten,
Dieſe werden ſamt den Maul von dem Kopff geſchnitten mit Waſſer zum Feuer geſetzet, darinne ſie kochrn muͤſſen, biß ſie weich werden: hernach kan man ſelbigen die Haut ſamt den Haaren abziehen, ſie reinlich putzen, alsdenn in kaltes Waſſer legen, ſo taugen ſie zu nachſtehenden Eſſen.
Hirſch-Ohren fricasſiret,
Nehmet dergleichen, wenn ſie erſt nach vorhergehender Art geputzet worden, und ſchneidet ſie wie Nudeln klein. Hernach nehmet ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, leget dieſe nebſt den geſchnittenen Ohren in einen Tiegel, werfft auch eine gantze Zwiebel drein, und pasſiret dieſes alles ein wenig, biß die Butter zerſchmoltzen. Nach dieſem gieſſet gute Bruͤhe und ein wenig Wein an die Ohren, wuͤrtzet ſelbe mit Muſcatenbluͤten, Ingber und Citronſchelern ab, und laſſet es alſo durch einander kochen. Ferner ſchlaget 4. biß 5. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, gieſſet ein Paar Tropffen Weineßig dran und quirlts klar. Wollet ihr nun bald anrichten, ſo gieſſet die Bruͤhe, wenn ſie im kochen iſt, an die Eyerdotter, die ihr fleißig quirlen muͤſſet, damit ſie nicht zuſammen lauffen, gieſſet alsdenn die abgequirlte Bruͤhe wieder an die Hirſchohren. Nach dem Anrichten ſprenget zerlaſſene Butter druͤber her und laſſet es auftragen.
Hirſch-Ohren mit Truffes,
Nehmet die Ohren und ſchnei[Spaltenumbruch]
Hirſchohren
det ſie, nicht wie die Nudeln, ſondern nur Plaͤtzgenweiſe, als die Truffes, und thut ſelbe in einen Tiegel, hernach weichet 4. Loth Truffes in Fleiſchbruͤhe, und wenn ſie recht weich worden, ſo thut ſie unter die Ohren, ſtreuet ein wenig geriebene Semmel dran, wuͤrtzet es mit Citronenſchalen, Muſcatenbluͤten und ein wenig Cardemomen, gieſſet eine gute Couli[s] dran, leget ein Stuͤck gewaſchene Butter darzu, und laſſet es (aber auf keiner groſſen Glut) eine Weile durch einander kochen. Solche Ragouten muͤſſen gantz gemaͤhlich kochen; denn wenn man zu offt dran goͤſſe, wuͤrden ſie den Geſchmack und das Anſehen dadurch verliehren. Es werden auch dieſe Eſſen gemeiniglich in eine Schuͤſſel angerichtet, wo ein Krantz von Teig drum gemacht worden iſt.
Hirſchohren mit Citronen und Pinien,
Sind die Ohren ausgeputzet uñ wie Nudeln klein geſchnitten worden, ſo thut ſie in einen Tiegel, ſtreuet eine Hand voll geriebene Semmel dran, ſchneidet Citronſcheler und auch dergleichen Scheiben hinein, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten und Ingber, leget ein Stuͤck Butter darzu, gieſſet Bruͤhe drauf, ſetzet es aufs Feuer, und laſſet es zuſammen kochen. Wenn es nicht dicke genug wird, ſo ſtreuet mehr Semmel dran, denn iſt es fertig.
Hirſchohren mit gruͤner Peterſilie,
Schneidet und thut ſolche in einen Tiegel oder Caſſerole, leget
Butter
(0445)
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Hirſchoh Hirſchk
Butter, Muſcatenbluͤten, Ingber und geriebene Semmel daran, gieſſet gute Fleiſchbruͤhe drauf, ſetzet es aufs Feuer und laſſet es kochen, auf daß eine feine dicklichte Bruͤhe dran wird, hacket ingleichen ein gut Theil Peterſilie, und werffet die auch hinein. Viele nehmen an ſtatt der geriebenen Semmel weiß eingebrenntes Mehl, oder wo es in groſſen Kuͤchen, ſo gieſſet man nur Coulis dran, die denn an ſich ſelber ſchon dicke genug iſt.
Hirſchohren mit Muſcheln,
Die geputzten Ohren ſchneidet als Nudeln, thut ſie in einen Tiegel oder Caſſerole, leget hundert Stuͤck Muſcheln, wenn es nehmlich ein groß Gerichte ſeyn ſoll, darzu, gieſſet gute Bouillon drauf, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten und Citronſchelern, werffet ein gut Stuͤck ausgewaſchene Butter nebſt geriebener Semmel daran, ſetzet es auf ein Kohlfeuer und laſſets gantz gemaͤhlich kochen. Beym Anrichten druͤcket Citronenſafft hinein, ſo kan es aufgetragen werden.
Hirſchohren mit MuſcatenBluͤten,
Schneidet die Hirſchohren, und thut ſie in einen Tiegel, ſtreuet geriebene Semmel und Muſcatenbluͤten darein, gieſſet Fleiſchbruͤhe drauf, ſetzet es auf Kohlen und laſſets kochen, richtet es auf gebaͤhete Semmel an und gebets hin.
Hirſchkolben zu bereiten,
Dieſe bekoͤmmt man erſt nach Johannis, und iſt eine ziemlich rare Speiſe: denn von einem Hirſch [Spaltenumbruch]
Hirſchkolben
kan man keine groſſe Caſſerole oder Tiegel voll zu wege bringen: dahero ſie nur bey groſſer Herren Hoͤfen koͤnnen zugerichtet werden. Wenn nun Hirſchen einkommen, die noch weich Gehoͤrne haben, ſo ſchneidet oben an allen Enden die Kolben ab, leget ſie uͤber Nacht in kaltes Waſſer, daß es den rothen Schweiß heraus ziehet, hernach ſetzet ſelbige im Waſſer zum Feuer, laſſet ſie kochen, biß ſie weich werden, alsdenn ziehet ihnen die Haut ab, und mit einem ſcharffen Meſſer beſchneidet ſie fein ſauber, leget ſie hierauf wieder in kaltes Waſſer, ſo ſind ſie zugeputzt, und koͤñet ihr ſie nun brauchen, wie ihr wollet.
Hirſchkolben mit Truffes,
Nehmet dergleichen zugeputzte Hirſchkolben, ſchneidet ſie Scheibenweis, hernach weichet Truffes in Fleiſchbruͤh, daß ſie ein wenig weich werden, alsdenn thut dieſes zuſammen in eine Caſſerole, ſchneidet Citronſcheler dran, leget Muſcatenbluͤten und ein Stuͤck gewaſchene Butter darzu, pasſiret alſo dieſes ſo lange auf Kohlen, biß die Butter gaͤntzlich zerſchmoltzen, darnach moͤget ihr jus oder Coulis drauf gieſſen, nachdem ihr die Farbe am Ragout haben wollet; werffet eine gantze Zwiebel hinein, die muß aber beym Anrichten wieder heraus gethan werden; laſſets deñ ein wenig kochen, und richtet es an.
Hirſchkolben mit Butter und Muſcaten-Bluͤten,
Das Putzen iſt allbereit beſchrieben. So ſchneidet nun dieſelben
Schei-
D d 4
(0446)
[Spaltenumbruch]
Hirſchkolben
Scheibenweis, thut ſie in einen Tiegel oder Caſſerole, leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter nebſt Muſcatenbluͤten und ein wenig Citronſchelern dran, pasſirts ein wenig auf Kohlfeuer, ſtreuet klar geriebene Semmel hinein, gieſſet eine gute bouillon dra[n], laſſets ein wenig auf Kohlen wieder aufkochen, ſo iſt es fertig.
Hirſchkolben fricasſirt,
Dieſelben, wenn ſie ſcheiblicht geſchnitten ſind, thut in einen Tiegel, leget ein Stuͤck Butter dran, und pasſiret dieſe. Hernach ſchneidet Citronenſcheler, Muſcatenbluͤten, und leget ſolche auch nebſt einer gantzen Zwiebel hinein. Alsdenn gieſſet darauf ein wenig gute Bruͤhe und Wein, und laſſets ein wenig kochen. Die Bruͤhen muͤſſen auf Fricaffeen und Ragouten nicht gar zu lang ſeyn; das heiſt, es muß nicht gar zu viel naſſes dran gegoſſen werden: deñ je kuͤrtzer, je delicater. Wenn ihrs bald wolt anrichten, ſo ſchlaget 3. biß 4. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, zerquirlt dieſe mit etlichen Tropffen Weineßig recht klar. Darnach, wenn die Fricaſſée im kochen iſt, ſo ſchuͤttet die Bruͤhe an die Eyerdotter, quirlts gantz klar ab, und gieſſet dieſe Bruͤhe wieder an die Fricaſſée; ihr duͤrffet es aber nicht wieder kochen laſſen, ſonſten rinnet es zuſammen: richtet es endlich an, und ſprenget oben druͤber wieder Fett oder zerlaſſene Butter, und druͤcket von ein Paar Citronen den Safft dran, ſo koͤnnet ihr es hingeben.
[Spaltenumbruch]
Hirſchk Hirſchl
Hirſchkolben mit ſaurer Limonie,
Nach dem die Hirſchkolben zu geputzet ſind, ſo ſchneidet dieſe Scheiben weiß und thut ſie in einen Tiegel, leget ein Stuͤck Butter und Muſcaten-Bluͤten daran. Hernach nehmet eine eingeſaltzene Limonie, ſchneidet dieſe auch Scheibenweis, leget ſie erſt ein wenig in kaltes Waſſer, daß ſich das ſaltzigte etwas heraus ziehet; thut dieſe hierauf zum Hirſchkolben, ſtreuet geriebene Semmel drauf, gieſſet Bruͤhe und ein wenig Wein dran, ſetzet dieſes auf Kohlfeuer, laſſet es kochen, biß eine dicke Bruͤhe wird. Beym Anrichten druͤcket CitronenSafft hinein, und gebets hin.
Hirſchlaͤuffte zubereiten,
Dieſe, wenn ſie abgehauen worden, ſchneidet mitten entzwey, ſetzet ſolche zum Feuer, laſſet ſie kochen, biß ſie gar werden. Nach dieſem putzet ſelbige gleich denen Hirſchohren oder Hirſchkolben, leget ſie denn in kaltes Waſſer, daß ſie ſchoͤn weiß werden, und brauchet ſolche nachfolgender Geſtalt.
Hirſchlaͤuffte eingeleget,
Wenn dieſelben, wie beſchrieben, geputzet ſind, ſo nehmet ein Faͤßgen, darein ſie ſollen geleget weꝛden, thut unten am Boden Lorbeerblaͤtter, ein wenig Roßmarin, Citronſcheler und allerhand gantze Gewuͤrtze; leget denn eine Lage ſolcher HirſchLaͤuffte, und denn wieder die vorigen Species, biß das Faͤßgen voll iſt. Alsdenn machet es zu, bohret ein Loch oben in Deckel, und laſſet
durch
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Hirſchl Hirſe
durch einen Trichter guten Weineſſig hinein lauffen, und ſetzet es auf ein kuͤhles Ort, machet einen Stoͤpffel vor das Loch, und wendet ſolches alle Tage oder auch in etlichen Tagen einmahl um; darnach moͤget ihr ſie verſpeiſen, wenn ihr wollt, jedoch nur kalt.
Hirſchlaͤuffte mit Butter und Citronen,
Dieſe nehmet, wie ſie geputzet ſind, leget ſolche in einen Tiegel, thut ein Stuͤck Butter dran, ſetzet ſelbige aufs Feuer und pasſiret ſie, ſtreuet geriebene Semmel und Muſcatenbluͤten, auch kleingeſchnittene Citronenſcheler dran, gieſſet gute bouillon drauf, ſchneidet eine Citrone, wenn erſtlich die Schalen herunter, und das bittere weggeſchnitten worden Scheibenweiſe, thut die Kern heraus, leget die Citronen an die Hirſchlaͤuffte, und laſſet es mit einander kochen, biß die Bruͤhe ein wenig dicke wird, alsdenn koͤnnet ihr es hingeben. Das Saltzen werdet ihr hoffentlich bey dem koſten nicht vergeſſen. Wie uͤbrigens die Hirſchlaͤuffte ferner zuzurichten, davon koͤnnen die nur angefuͤhrten Beſchreibungen der Hirſchohren und Hirchkolben Nachricht geben. Ingleichen die Beſchreibungen der Kaͤlber- und Rindsfuͤſſe: ſo koͤmmet es auch mit auf die ſelbſt eigene Invention eines guten Kochs an.
Hirſe,
Milium, Millet (Millaco,) iſt eine bekandte Huͤlſenfrucht, die in der Haußhaltung viel Nutzen ſchafft. Seine Krafft beſtehet in einem [Spaltenumbruch]
Hirſem Hobelſp
haͤuffigen uñ temperirten Schleim, der dem Chylo vortreffliche Nahrung giebt; dahero wird er nicht nur vor naͤhrend, ſondern auch vor geſund und kraͤfftig geachtet. Wie hoch gemeine Leute dieſe Frucht halten, kan man daraus abnehmen, weil ſelbige, wenn ſie ſonderlich an Sonn- und Feſt-Tagen ſich wollen guͤtlich thun, gemeiniglich einen Hirſchbrey in Milch, darein ſie ein wenig Saffran thun, kochen, auff ſelbigen hernach braune Butter gieſſen, auch klaren Zucker oder geriebenen dicken Pfefferkuchen druͤber ſtreuen, und ſolche Gerichte mit dem groͤſten Appetit verzehren. Sonſt braucht man ihn in der Kuͤche an vielen Eſſen, welches bey denen Beſchreibungen der Speiſen hin und wieder wird zu ſehen ſeyn.
Hirſe-Mus gelb gemacht am groſſen Neujahrs-Tage eſſen.
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, ſo da meynen, es koͤnne derjenigen Perſon, ſo am groſſen Neujahrs-Tage gelbgemachtes Hirſemuß bey Tiſche mit aͤſſe, das gantze Jahr uͤber nicht an Gelde fehlen.
Hiſtiæa. ſiehe. Heſtiæa.
Hiſtrina,
Oder, wie ſie von andern genennet wird, Iſtrina. ſiehe. Iſtrina.
Hobelſpaͤne zu backen,
Nehmet geſchaͤlter Mandeln ein Viertel Pfund, ſo viel guten Zucker mit Roſen-Waſſer abgeſtoſſen; alsdann auff das allerduͤnnſte auf eine Oblate geſtrichen, in ſchmahle
Stuͤck-
D d 5
(0448)
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Hochg Hochzeit
Stuͤcklein zerſchnitten, um eine Spindel gewickelt, entweder das glatte oder das rauhe heraus, und ſelbige an der Spindel trocken werden laſſen, alsdann gemaͤchlich von der Spindel abgenommen, ſo ſehen ſie wie die Hobelſpaͤne.
Hoch Geſtrick,
Heiſt den Augſpurgiſchen Weibesbildern diejenige Zierrath und Auffſatz des Kopffes, ſo aus eitel mit rothen Atlas umwundenen Wuͤlſten in einander geſchlungen und bisweilen mit breiten guͤldenen Lahnſtreiffen umwickelt iſt: die Form iſt ein breiter Umfang um das Haupt, und bedienen ſich ſolches Auffſatzes nur die Braͤute.
Hochzeit-Bitter,
Iſt ein erbarer und ſchwartz bekleideter Mann, an etlichen Orten mit einer groſſen Band-Roſe auff dem Hute, oder weiſſen Schnupfftuch mit einem Crantz und bunten Baͤndern in der Hand verſehen, welcher der Braut und Braͤutigam die ihm ſpecificirten Gaͤſte zur Hochzeit ladet.
Hochzeit-Brieff,
Iſt ein hoͤſliches Schreiben, worinnen das Frauenzimmer auff auswaͤrtige Hochzeiten geladen wird.
Hochzeit-Geſchencke,
Seynd diejenigen Preſente, ſo die eingeladenen Gaͤſte der Braut und Braͤutigam, als ein Zeichen der Danckbarkeit mit einem Gluͤckwunſch einzuhaͤndigen pflegen: beſtehet in vielerley, alten Geld und [Spaltenumbruch]
Hochzeit
Speciebus, Silber-Geſchirr, Zinn und anderm Hausrath. Der Gebrauch ſolcher Hochzeit-Geſchencke war ſchon im Alten Teſtamente, dergleichen thaten die Anverwandten der Rebeccæ, Gen. XXIV. 16. Raguel der Saræ, Tob. VII. 15. Die Aelteſten der Stadt Bethlehem der Ruth, c. IV. 11.
Hochzeit-Hauß,
Iſt derjenige Ort, worinnen die Hochzeit-Gaͤſte von Braut und Braͤutigam tractiret und bewirthet werden: wird insgemein vor denen Thuͤren wegen Auflauff des Poͤbels mit Wache beſetzet. Iſt entweder ein privat oder oͤffentlich darzu beſtimmtes Hauß, z. E. in Leipzig allhier das hieſige Cramer-Hauß, Ranſtaͤdter Schießgraben ꝛc. Zu Rom hieſſen vor Alters dergleichen oͤffentliche Hochzeit- oder Ausrichtungs-Haͤuſer Nymphæa.
Hochzeit-Ruͤche,
Iſt ein in dem Hochzeit-Hauſe im Hofe von Bretern auffgeſchlagene Boutique, worinnen die Speiſen uͤber die Hochzeit-Tafel gekochet und verfertiget werden.
Hochzeit-Mahl,
Iſt diejenige Solennitæt, allwo eine Braut und Braͤutigam ihre durch den Hochzeit-Bitter eingeladenen Gaͤſte nach geſchehener Trauung in dem Hochzeit-Hauſe mit anſehnlicher Koſt und Tranck, Tantzen und anderer Luſtbarkeit etliche Tage lang bewirthen und accommodiren laſſen; iſt entweder ein AbendEſſen oder eine groſſe SchenckHochzeit, ſo insgemein drey Tage
lang
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Hochz Hofm
lang zu werden pfleget. Im Alten Teſtamente waͤhrete das HochzeitMahl gemeiniglich 7. Tage lang. Gen. XXIX. 17. Judic. XIV. 13. Tob. XI. 12.
Hochzeit-Zeddel,
Iſt ein langes Regiſter dererjenigen Perſonen, ſo die Braut und der Braͤutigam durch den Hochzeit-Bitter einladen laͤſt.
Hoͤckin,
Heiſſen diejenigen Weiber, ſo auff den Wochen-Maͤrckten allerhand Eß-Waaren auffzukauffen und ſelbige heꝛnach wieder eintzeln um einen erhoͤheten Preiß zu verkauffen pflegen.
Hoͤckerling ſtreuen,
Iſt eine Beſchimpffung dererjenigen Braͤute, ſo wegen des Jungfern Standes verdaͤchtig ſeynd, da man nehmlich uͤber denjenigen Gang und Weg, daruͤber ſie in der Kirche zur Trauung gehen, dergleichen klein geſchnittenes Stroh auszuſtreuen pfleget.
Hoͤrner-Muͤtze,
Iſt eine meiſtens von ſchwartzen Sammet verfertigte und mit vier hohen Hoͤrnern umgebene ZobelMuͤtze: wird insgemein von erbarn Matronen getragen.
Hofmeiſterin, oder Mayerin,
Iſt eine auf einem Bauer-Gute oder Vorwergk der Haushaltung und Viehzucht vorgeſetzte Frau, ſo das Geſinde im Hauſe regieret, und [Spaltenumbruch]
Hog Hohln
die ihr anvertraute Haußhaltung, die ſie auch offtmahls Pachtsweiſe hat, wohl in Acht nimmt.
Hog
Cæcilia. Eine Adeliche Dame aus Dennemarck, ſo ihre Devotion und Geſchicklichkeit durch ein GebetBuch an den Tag geleget, welches zu Coppenhagen A. 1620. u. 1661. in 12 gedruckt worden. Vid. Thom. Bartholin. d. Scriptor. Danor. p. 16.
von Hohendorff,
Maria Eliſabeeh. War ein in der teutſchen Poeſie erfahrnes Fraͤulein, ſo mit Dorotheen Eleonoren von Roſenthal, deren Poetiſche Gedancken zu Breßlau Anno 1641. gedruckt herausgekommen, ihre Poetiſche Correſpondenz gehabt.
Hohes Umgeſchlaͤge,
Iſt ein von lauter mit Atlas umſchlagenen, auch goldgezierten Wuͤlſten zuſammen geſchlungener und in einander verſteckter breit runder Auffſatz um das Haupt, den die Ulmeriſchen Geſchlechters Braͤute zutragen pflegen.
Hohlnaͤdeln,
Iſt im Nehen eine gewiſſe Art kleiner loͤchlichter Nahd, wo dicht an den Saum deꝛ weiſſen Leinwand, Caton oder Neſſeltuchs, vermoͤge eines Steppſtiches, allezeit uͤber 2. oder 3. Faͤden in einer langen u. gleichen Linie geſtochen wird. Wann die Loͤchlein etwas gꝛoß gerathen ſollen, pflegen die Naͤhderinnen ein oder zwey Faͤden vorher darzu auszuziehen.
Holgia,
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Holgia Holip
Holgia
Maria. Aus einem Adelichen Geſchlechte aus Dennemarck: wird ihrer Gelehrſamkeit halber von Bartholino d. Luce Animalium p. 286. ſehr gelobet.
Holippen,
Sind ein gewiſſes zuſammen gerolltes Gebackens, das der Koch zu verfertigen auff folgende Art lehret: 1) Holippen gebacken mit Zimmet; 2) Holippen ohne Zimmet; 3) Holippen ohne Zucker.
Holippen gebacken mit Zimmet,
Ruͤhret in ein halb Noͤſel gute Milch ein Paar Loͤffel voll Mehl, ſchlaget 4. Eyer dran, und qvirlt es gantz klar, ſchuͤttet alsdenn um 6. Pf. geſtoſſenen Zimmet und 3. Loth Zucker drunter, und ruͤhret es zuſammen klar ab. Hernach machet auf einem Forcir-Loch mit harten Holtz Feuer an, leget das Eiſen druͤber, darauff die Holippen ſollen gebacken werden, und macht daſſelbe erſt recht heiß, thut es von einander und ſtreichet es mit Speck an. Wenn dieſes geſchehen, ſo gieſſet einen Eß-Loͤffel voll von der eingemachten Klaꝛe auf das Eiſen, dꝛucket ſolches zuſammen, und legt es wieder auff das Feuer; verkehret es aber, damit es auff beyden Seiten braͤunlich werde. Hernach machet das Eiſen auff, und habet bey der Hand ein rundes Hdltz, wickelt und rollet das gebackene Blaͤttgen auff ſelbiges, ziehet es wieder heraus, leget das Gebacken auff eine Schuͤſſel, und verfertiget derer ſo viel, als ihr noͤthig habt.
[Spaltenumbruch]
Holip Hollaͤnd
Holippen ohne Zimmet,
Hierzu wird ietzt beſchriebene Klaꝛe gebraucht, nur muß der Zim̃et davon bleiben, und im uͤbrigen werden ſie wie vorige gebacken. Solten ſelbe etwa nicht muͤrbe genung ſeyn, ſo laſſet unter die Klare einen halben Eßloͤffel voll geſchmeltzte Butter lauffen und ſetzet die Klare an einen Ort, wo ſie ein wenig warm ſtehet, damit die Butter nicht zuſammen rinne.
Holippen ohne Zucker,
Vorige Klare wird hierzu gebraucht, nur muß man den Zucker und Zimmet weg laſſen.
Holippen Eiſen,
Iſt ein gewiſſes von Eiſen verfertigtes Inſtrument, worinnen die Holippen gebacken und verfertiget werden.
Hollaͤndiſch Baͤndgen,
Iſt ein weiſſes gantz ſchmal und dicht gewebtes gemuſtertes Streifflein, wormit das Frauenvolck die Buͤndgen auf denen Hembden, wofern ſie ſelbige nicht nehen, ſteppen oder holnaͤdeln wollen, etlichemahl zu beſetzen pfleget. Wird Stuͤckweiſe verkaufft.
Hollaͤndiſches SchminckWaſſer,
Iſt ein aus klein zerhackten Spanferckel-Fleiſch und zerſtoſſenen Schnecken, Spaniſchen Wein, Citronen und Zuckercand deſtillirtes und 3. Wochen lang hernach an die Sonne geſetztes Waſſer, deſſen ſich das Hollaͤndiſche Frauenzim̃er zu bedienen pfleget.
Hollaͤn-
(0451)
[Spaltenumbruch]
Hollaͤnd Hollund
Hollaͤndiſche Zeuge,
Seynd allerhand Arten und Sorten von Mode-Zeugen, deren ſich das Frauenzimmer zu bedienen pfleget; ſeynd entweder halbſeidene: als Raſo de Friſo, Raſe de Parys, Raſe d’ Orleans, Raſe de Marlborough, Raſe de Nimes, Raſe de Siam, Raſe de Larette, Raſe de Charles, Raſe de Lillie, Poli de Cheuer, glatt und geſtreiffte Mignons, Toſean, geſtreiffte Sajettjes, Chinetten u. d. g. m. oder wollene: als Raſe de Signor, Eſpagniolett, Mascherade, Crohn-Raſche, Sargen, Sarge Imperiale, Sarge de Poys. u. d. g. m.
Hollaͤndiſcher Zwey-Back. ſiehe. Zwey-Back Hollaͤndiſch zu machen.
Hollunder,
Sambucus, Sureau, iſt ein nicht gar zu ſtarcker Baum, der weiß bluͤhet und ſchwartze Beere traͤget, daraus fleißige Hausmuͤtter, das bekannte Hollunder-Mus, als ein Schweißtreibendes Mittel zu kochen pflegen: die Koͤche bedienen ſich dieſer Frucht auch, indem ſie gewiſſe Eſſen damit roth faͤrben, wie ſolches unter denen Birnen zu ſehen, die Bluͤten aber, welche vor allen Dingen, von denen ſchwartzen und kleinen Fliegen muͤſſen geſaubert ſeyn, wiedrigenfalls Durchfaͤlle und Fieber davon entſte[h]en, werden auff eine ſonderliche Art gebacken und als ein angenehmes Gericht, welches iedoch das H[a]upt ſehr ſchwaͤchet, auffgeſetzet.
[Spaltenumbruch]
Hollund Holtzb
Hollunder-Bluͤten zuzurichten,
Wenn dieſe im bluͤhen ſind, ſo brechet gantze Straͤußlein mit denen Bluͤten ab, daran aber ein Stiel etwa einer qveren Hand lang muß gelaſſen werden.
Hollunder-Bluͤten gebacken,
Hierzu muͤſſet ihr folgende Klare verfertigen: qvirlt in ein Noͤſel ſchlechte Milch ſo viel Mehl, biß es bald wie ein Brey dicke wird; ſchlaget nach dieſem 4. biß 5. Eyer dran, und ruͤhret dieſe auch klar drunteꝛ, ſaltzet es ein wenig, uñ werffet Muſcatenbluͤten, aber nicht viel, hinein. Hernach ſetzet ausgeſchmeltzte Butter aufs Feuer und laſſet ſolche heiß werden, gieſſet vorher einen Loͤffel voll Schmaltz in die Klare und ruͤhret es drunter: wenn nun das Schmaltz heiß iſt, ſo duncket die geſauberten Hollunderbluͤten in die Klare und ſetzet ſolche alsdenn ins heiſſe Schmaltz, darinne ihr ſie fein goldgelbe und roͤſch backen muͤſſes: verfertiget derer ſo viel, als ihr noͤthig habt. Dieſe Klare wird noch beſſer, weñ ihr ſtatt der Milch WeißBier nehmet: ſolche Klare wird hernach viel roͤſcher, als die erſte.
Holtz-Boden oder HoltzKammer,
Heiſſet dasjenige verſchlagene Behaͤltniß in dem Hauſe, woriñen das geſpaltene u. zerſchnittene Holtz vor die Kuͤche und Oefen, Stoßweiſe geſetzet, lieget.
Homme-
(0452)
[Spaltenumbruch]
Homme Hoogwa
Hommezia,
Magdalena, des beruͤhmten Pataviſchen Profeſſoris Caroli Patini gelehrte Gemahlin, hat zu groſſer Vergnuͤgung der gelehrten Welt ihre Reflexiones Morales & Chriflianas A. 1680. heraus gegeben. Vid. Andr. Carol. in Memorabil. Eccleſ. T. 2. l. 9. c. 7. p. 264. Conf. Acta Eruditor. Lipſienſ. An. 1684. p. 587. Sie hat 2. gleichfalls gelehrte Toͤchter Gabrielis Carola, und Carola Catharina genannt. Siehe Patina.
Honig,
Mel, Miel, iſt nach Sirachs Ausſpruch c. X. die allerſuͤſſeſte Frucht, welches die Biene, das kleine Voͤglein, giebt. Honig trifft man faſt aller Orten an, wiewohl eines immer edler, als das andere. Sowohl in der Apothecke, als in der Kuͤche hat es ſeinen Nutzen, und pfleget man es bißweilen in unſern Laͤndern an gewiſſe Eſſen zu thun, davon ſelbe einen lieblichen Geſchmack bekommen. In Orientaliſchen Gegenden aber wird es dißfalls weit mehr gebraucht.
Hoogwandin.
Anneken. Eine quackeriſche Niederlaͤnderin aus der Graffſchafft Meurs, und Weigelianiſche Creatur, ſo der Prediger ihre Lehren, Leben, Amt und Verrichtungen auf das ſchimpfflichſte laͤſterte. Von Anno 1650. biß 60. hat ſie viel Schrifften ausgeſtreuet, als: Die Klagen Sions, den Morgenſtern, Neu-Jahrs Gedancken, den Pruͤfeſtein, den Luſt-Hof des Gemuͤths und die Auslegung uͤber die Offenbahrung Johannis: welche zwar [Spaltenumbruch]
Hooto Hopffen
viel Gutes in ſich zu haben ſcheinen, viel irrige Lehren aber zugleich auch hegen. Vid. D. Feuſtking. Gynæceum Hæretic. Fanatic. pag. 352. ſeq.
Hootonin,
Eliſabeth. Eine Engellaͤndiſche Ertz-Quaͤckerin, ſo A. 1650. am erſten unter den Weibern auffgetreten und denenſelben oͤffentlich geprediget, wodurch ſie viel andere Weiber verfuͤhret. Etzliche Jahr darnach reiſete ſie mit dem Quacker Foxen in Neu-Engelland, um ihre Religion daſelbſt in Auffnehmen zu bringen, allwo ſie oͤffentlich auf die Cantzel trat; allein ſie muſte von denen Inwohnern daſelbſt ſo viel leiden, daß ſie daruͤber ihren Geiſt auf der Inſul Jamaica auffzugeben gezwungen ward. Vid. Crœſ. Hiſtor. Quaker. p. 53.
Hopffen,
Lupulus, Houblon, iſt das bekannte Gewaͤchs, ſo zum Bierbrauen, als ein hoͤchſt noͤthiges Stuͤck erfodert wird: denn was das Saltz bey ſolchen Dingen, die man lange auff behalten will, verrichtet, eben dieſes præſtiret auch der Hopffen bey dem Braun-Bier. Abſonderlich aber werden diejenigen Hopffen-Sparges oder HopffenKeimigen, ſo im Fruͤhling aus der Wurtzel hervor ſproſſen, ſehr geruͤhmet, daß ſie das Gebluͤt reinigen und denen Verſtopffungen des Bauchs, der Leber und des Miltzes, weil ſie kuͤhlen, wiederſtehen ſollen. Zu dem Ende nutzet man ſolche in der Speiſe nicht nur zum Salat, ſondern unſer Koch bereitet ſie auch
folgen-
(0453)
[Spaltenumbruch]
Hopffenk
folgender Geſtalt: 1) HopffenKeimigen zuzurichten; 2) HopffenKeimigen fricasſiret; 3) HopffenKeimigen mit einer Butter-Soſſe; 4) Hopffen-Kemigen mit zerlaſſener Butter.
Hopffen-Keimigen zuzurichten,
Dieſe muͤſſet ihr im Fruͤh-Jahr, wenn ſie noch klein ſeynd, ſchneiden, darnach ſauber putzen, in kaltes Waſſer werffen, und reinlich auswaſchen.
Hopffen-Keimigen fricasſiret,
Setzet in einen Topff oder Caſſerole Waſſer zum Feuer, und weñ ſolches kochet, ſo werffet ein wenig Saltz, und denn die Hopffen-Keimigen hinein, darinne ſie eine Weile ſieden muͤſſen, biß ſie beginnen weich zu werden. Inzwiſchen ſchlaget 4. biß 5. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, gieſſet einen halben Loͤffel voll Wein-Eßig dran, und quirlt es wohl durch einander. Ferner habt in einem Toͤpffgen Fleiſch-Bruͤhe mit ein Paar EßLoͤffeln voll Wein-Eßig und Wein beym Feuer ſtehen: wenn es kochet, ſo ziehet dieſes an die EyerDotter, und quirlt es, daß es nicht zuſammen laufft. Faͤnget es nunmehro an dicke zu werden, ſo leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter und etwas MuſcatenBluͤten drein, nehmet die HopffenKeimigen aus dem Waſſer heraus, leget ſie auf das Geſchirr, worauf ſie ſollen zu Tiſche getragen werden, gieſſet die Bruͤhe druͤher, be[Spaltenumbruch]
Hopffenk
ſprenget ſie mit zerlaſſener Butter, ſo ſind ſie fertig.
Hopffen-Keimigen mit einer Butter-Soſſe.
Wenn ihr dieſe, wie vorige, abgekochet habt, ſo nehmet Rindfleiſch-Bruͤhe, oder aber Peterſilien-Waſſer, welches bey denen Catholiſchen gebraͤuchlich, ſchlaget 3. Eyerdotter drein und quirlt es, daß es nicht zuſammen laufft. Ferner leget ein Stuͤck Butter und Muſcaten. Bluͤten dran, laſſet es bey einem Kohlfeuer dicke werden, und continuiret mit dem Ruͤhren beſtaͤndig: endlich richtet die HopffenKeimigen auf dasjenige Geſchirr an, darauf ſie ſollen zur Tafel kommen, gieſſet dieſe Bruͤhe drauf, beſprenget ſie mit zerlaſſener Butter, und gebt ſie hin.
Hopffen-Keimigen mit zerlaſſener Butter,
Habt ihr die Hopffen-Keimigen geputzet und abgeſotten, ſo beſchmieret einen Teller oder Schuͤſſel, darauf ſie ſollen angerichtet werden, dicke mit Butter, ſtreuet Muſcaten-Bluͤten und ein wenig klar geriebene Semmel drauf, leget die Hopffen-Keimigen uͤber das aufgeſtreuete, und oben auf dieſe wieder ein Stuͤck Butter und Muſcaten-Bluͤten, ſetzet es darnach auf ein Kohlfeuer, decket es mit einer andern Schuͤſſel oder Teller zu, und laſſet es alſo daͤmffen. Wenn es nun eine Weile uͤber dem Feuer geſtanden und gedaͤmpffet hat, koͤnnet ihr ſie laſſen auftragen.
Hora,
(0454)
[Spaltenumbruch]
Hora Horenb
Hora,
War bey denen alten Roͤmern diejenige Goͤttin, ſo der Schoͤnheit und Zierde vorſtand. Sie meynten, dieſe Goͤttin Hora ſey die Herſilia, des Romuli Weib, welche mit unter die Sternen geſetzet worden.
Hora oder, Horta. ſiehe. Herſilia.
Horæ,
Des Jupiters und der Themis Toͤchter, Carpo und Thallote genennt, wiewohl ſie auch einige Dice, Eunomia und Irene betitteln: ihr Amt beſtehet darinnen, daß ſie, als Goͤttinnen des Wetters, die Himmels-Thuͤren auf- und zuſchlieſſen, der Sonnen an die Hand gehen, und nach Belieben gut Wetter machen. Sie ſollen denen Fabuln nach ſehr weiche Fuͤſſe haben, und unter allen Goͤttinnen die langſamſten ſeyn.
Horbin,
Suſanna Maria, ein geſchicktes und gelehrtetes Weibes-Bild, ſo aus den Spruͤch Woͤrtern Salomonis ein ſo genanntes NarrenBuch geſchrieben, worinnen ſie allerhand Arten der Narren vorſtellet, und auf eine Satyriſche Art durchziehet.
Horenburgin,
Anna Eliſabeth, gebohrne Guͤldapffelin, aus Wolffenbuͤttel, geſchwohrne Kinder-Mutter zu Braunſchweig, hat ein Buch heraus gegeben unter dem Titul: Unterricht der Hebammen, welches viel Approbation gefunden.
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Horten Houlie
Hortenſia,
Eine gelehrte Tochter des Hortenſii, von groſſer Beredſamkeit; brachte es auch durch ihre Beredſamkeit ſo weit, daß der damahlige groſſe Tribut, den der Octavius, Antonius und Lepidus, denen Matronen und Weibern aufferleget, um ein groſſes vergeringert und nachgelaſſen wurde. Quintilianus in Inſtitut. Orat. l. 1. c. 1. p. 9. und Valerius Maxim. l. 8. c. 3. Hiſt. 3. wiſſen dieſe ihre gegen das Triumvirat zu Rom damahls gehaltene Rede nicht genug zu ruͤhmen. Sie ſoll es faſt dem beruͤhmten Griechiſchen Oratori Demoſtheni zuvor gethan haben. Vid. Lotich. d. Nobil. fœm. p. 124. & Baudii Amores p. 372.
Hoſen-Butter,
Heißt diejenige, ſo man in hoͤltzerne Faͤßlein einzudruͤcken pfleget: wird in halbe und gantze Hoſen getheilet.
Hoſen ihres Mannes hat das Weib,
Iſt ein bekanntes Spruͤchwort, ſo von denen herrſchſuͤchtigen Weibern geſaget wird, welche ihren Maͤnnern in allen befehlen und das Regiment uͤber ſelbige fuͤhren wollen. Siehe Weiber. Regiment.
des Houlieres,
Madame, ihrem rechten Nahmen nach Antonia Garde genannt, eine galante Frantzoͤiſche Poetin, deren ſchoͤne Gedancken durchgehends approbiret werden. Ihre Poeſien ſind in 2. Theilen zu Amſter-
dam
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Houlieres
dam in 8. heraus kommen. Ihre Idylles ſind ſehr ſchoͤn, und ihre andern Reflexions voller Geiſt und Anmuth. M. Bayle Dictionair. Hiſtorique p. 1510. ſeq. leget ihr ein groſſes Lob bey, und Deviſeus in Mercur. Polit. A. 1680. M. Januar. p. 303. referiret, daß ſie eine gewiſſe Tragœdie unter dem Titul: Genſeric Roy des Vandales, verfertiget, ſo voͤllige Approbation gefunden. Menagius ruͤhmet ſie ſehr in ſeinen Lectionibus Italicis ad Sonnett. VII. Petrarch. p. 63. geſtalt ſie die Italiaͤniſche, Spaniſche und Lateiniſche Sprache wohl verſtanden. Wie M. de Liguieres in ſeiner Galerie des Peintres p. 33. T. II. bezeuget. Dieſe gelehrte Poetin ſtarb den 17. Febr. A. 1694. in dem 56ten Jahre ihres Alters. Was Boilletus von ihr raiſonniret, kan man in ſeinen Judiciis T. V. p. 450. finden.
des Houlieres,
Mademoiſelle, der vortrefflichen Frantzoͤiſchen Poetin Madame des Houlieres gleichfalls gelehrte Tochter und Poetin, ſo den Geiſt zur Poeſie und das Feuer von ihrer vortrefflichen Mutter gleichſam durch Erbgangs-Recht erhalten. Daher es auch kein Wunder der Welt geheiſſen, als ſie A. 1687. am St. Ludwigs-Tage von der Frantzoͤiſchen Academie unter allen andern den Lorbeer-Crantz und Koͤnigl. Preiß darvon trug. Wie Bælius in ſeinen Novellis 1688. Menſ. Jan. p. 50. ſeq. und Baſnagius Hiſtor. Actor. Erudit. 1687. Menſ. 7 br. Artic. 14. p. 132. erzehlet.
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How Hoyers
Hovv,
Eliſabeth, war eine beruffene Zauberin und Hexe in Neu-Engelland.
Howartin,
Maria Ruth, war nicht nur eine gute teutſche Poetin, ſondern auch eine fertige Muſica darbey. Paullini im hoch- und wohlgelahrten Frauenzimmer. p. 74.
Hovvieſin,
Sibylla, ein in der Medicin wohlerfahrnes Weib: ſie hat ein Artzney-Buch geſchrieben, beſtehend in lauter probirten Mitteln fuͤr arme Hauß-Leute in 4.
Hoyers,
Anna Ovena A. 1584. zu Eyderſtett im Holſteiniſchen gebohren, Hermann Hoyers, Landvoigts daſelbſt Eheweib, eine Niederſaͤchſiſche Poetin, aber auch zugleich Schwaͤrmerin und Quaͤckerin, maſſen ſie dem Weigelianismo zugethan war. Ihre geiſt- und weltlichen Gedichte ſind zu Amſterdam heraus gekommen. Vid. Neumeiſter. Diſſertat. d. Pœtriis Germ. p. 57. Sie hielte es anfaͤnglich mit David Goͤrgens oder Joris Schwarm, und approbirte deſſen Gotteslaͤſterliche Ketzerey. Nach ihres Mannes Tode Anno 1622. gelangte ſie gar in die Bekanntſchafft des ſchlimmen Wiedertaͤuffers, Totingen, welcher ſie gantz und gar einnahm, und ihr ſeine Gifft zugleich einfloͤßte. Sie hat hierauff unterſchiedliche ſtachlichte Schrifften als: Die einfaͤltige Wahrheit; Schreiben an
Titul-
Frauenzim̃er-Lexicon. E e
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Hrosvita
Titul Traͤgern von hohen Schulen; den Daͤniſchen Dorff-Pfaffen u. d. g. m. heraus gegeben, worinnen ſie weder geiſtlicher noch weltlicher Perſonen verſchonet, muſte ſich auch deßwegen nacher Weſterwig in Gottland retiriren, und ſtarb A. 1648. Vid. Joh. Moller. P. II. Iſag. Hiſt. Cimbr. p. 141.
Hrosvita oder Rosvvita,
Helena von: wird auch von etlichen Helena á Köſſau genennet, eine edle Sachſin, ſo im Cloſter zu Gandersheim gebohren und auch erzogen worden. Eine in vielen Goͤttlichen und weltlichen Wiſſenſchafften und Sprachen gelehrte Nonne und Poetin, ſo zu Zeiten Kaͤyſer Ottonis II. A. 970. florirete. Trithemius in Catalog. illuſtr. Viror. p. 129. giebet ihr ein herrliches Lob, dergleichen auch andere gelehrte Maͤnner hin und wieder thun. Conrad Celle hat ihre Opera zuſammen zu Nuͤrnberg 1501. heraus gegeben. Worinnen zu finden, 1) Sex Comœdiæ in æmulationem Terentii: nehmlich Gallicanus, Dulcicius, Callimachus, Abraham, Paffnucius, Fides & Spes betittelt; 2) Octo ſacras hiſtorias verſu hex. & pent. nehmlich Hiſtoriam B. Mariæ Virginis, Hiſtoriam reſurrectionis Domini, Hiſtoriam & Vitam S. Gangolti, Hiſtoriam S. Pelagii, Hiſtoriam converſionis S. Theophili, Hiſtoriam Pasſionis S. Dionyſii, Hiſtoriam Paſſionis S. Agnetis & Hiſtoriam de Aſcenſione Domini. 3) de Lapſu cujusdam Juvenis per S. Baſilium converſi. libr. 1. 4) Ottonis Imperatoris Primi Res geſtas. 5) E[Spaltenumbruch]
Hubert Hure
pigrammata diverſa & quasdam non inelegantes Epiſtolas. Dieſe Opera aber der Hrosvitæ ſind wiederum mit einem Appendice und Præfat. des beruͤhmten Schurzfleiſchii heraus gekom̃en. Sie iſt mit vielen Elogiis, als von Johanne Dalburgio Biſchoffen zu Worms, Martino Pelichio dem erſten Rector in Wittenberg, Itel wolfo à Stein, Johanne Cuſpiniano, Caſpare Bruſchio und anderen mehr, beehret worden.
Hubert,
Franciſca, ein gelehrtes Frauenzimmer in Franckreich, lebte zu Mans um das 1584. Jahr, und machte ſich ſonderlich durch ihre ſchoͤnen Gedichte bekannt.
Huberta, ſiehe. Haberta Suſanna.
Huff,
Heiſſet dem Weibes-Volck bey dem Einkauff des Fleiſches das erſte Stuͤck, ſo von der Hinter-Keule oder Viertheil des Rindes gehacket wird, und ſich unten am Schos anfaͤnget.
Hure oder, Coquette,
Iſt eine liederliche Vettel und geiles Weibes-Bild, welches ihren Leib um einen leichtfertigen Gewinſt, allen unzuͤchtigen MannsVolck, ſonder Unterſcheid Tag und Nacht Preiß giebt. Der Babylonier ihre Huren waren der Goͤttin Veneri conſecriret, und hielten ſich auf dem Wege auf, hatten ſich auch mit Stricken geguͤrtet, denn es war daſelbſt die ſchaͤndliche Gewohnheit, daß keine Jung-
fer
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Hurenh Hurenk
fer heyrathen durffte, ſo nicht vorhero der Venus ihren Strick auffzuloͤſen gegeben, und ſich alſo oͤffentlich proſtituiret hatte. Der Iſraeliten ihre Huren waren von dem heiligen Volcke, vermoͤge des Geſetzes ausgeſchloſſen, Deut. XXIII, 17. Woher das Wort Hure ſeinen Urſprung hat, ſiehe. Aurinia. In den Paͤbſtlichen Rechten, und nach Clementis III. Ausſpruch, thut derjenige ein Opus meritorium oder ſonderbares gues Liebeswerck, der eine Hure oder Beſchlaffene zur Ehe nimmt.
Huren-Hauß oder. Bordel.
Sind diejenigen Oerter und Schlupff-Winckel, allwo ſich dergleichen liederliche Vetteln und Coquetten auffzuhalten pflegen: an etlichen Oertern, als zu Rom ꝛc. ꝛc. werden ſie oͤffentlich gedultet. Papſt Sixtus IV. ließ zu Rom ein oͤffentliches Huren Hauß auffrichten, woraus er den Huren-Zinß erhoben: jede Hure muſte alle Wochen einen Julius-Pfennig Zoll dem Pabſte geben, welcher Zins jaͤhrlich uͤber 20000. Ducaten ausgetragen. Cornel. Agripp. d. Vanitat. Scient. c. 64. Die HurenHaͤuſer waren auch ſchon bey denen allererſten Zeiten bekannt; die H. Schrifft gedencket ſolcher Jer. V, 7. Baruch. VI, 10.
Huren-Kind,
Iſt ein auſſer der Ehe erzeugtes Kind. Brunner in ſeinem Facto Theologico machet dreyerley Sorten der Huren-Kinder; 1) Nothus, bedeutet ein Kind, daß von ſolchen Leuten erzeuget, die beyde andern [Spaltenumbruch]
Hurenk Huͤner
mit ehelichen Bande verhafftet; oder da doch zum wenigſten die Mutter eine Ehefrau iſt, und mit andern zugehalten; 2) Manſer ſo von einen gemeinen Proſtibulo gebohren, deſſen Vater man eigentlich nicht weiß; und 3) Spurius, der von einer geliebten Perſon, auſſer der Ehe iſt gezeuget worden. Siehe. Baſtard.
Huren-Kind aus der Tauffe heben,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige meynen, daß wenn ein Kind zum erſtenmahl bey einem Hur-Kinde zu Gevattern ſtuͤnde, muͤſte es ohnfehlbahr gluͤcklich in der Welt ſeyn.
Huren-Zoll oder, MilchZinß,
Iſt ein gewiſſes Stuͤck Geld, welches in Rom das Mannsvolck erleget, damit es frey und ungehindert Concubinen halten darff. Goldaſt. Tom. II. Conſtit. Imper. Carpzov. Prax. Crim. P. II. qv. 70. Herm. Later. de Cenſib.
Hulda,
Sallums Eheweib, eine Prophetin, bey welcher ſich der Prieſter Hilkia, auf Befehl des Koͤnigs Joſias, wegen des im Hauſe des HErrn gefundenen Geſetz-Buchs befragen muſte. II. Reg. XXII, 14.
Huͤner,
Gallinæ, Gelines (Poules) ſind diejenigen Voͤgel, ſo unter dem zahmen Feder-Vieh mit vor die nutzbarſten gehalten werden. Man theilet ſie in Junge und Alte ein,
und
E e 2
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Huͤner
und iſt jener Fleiſch ſehr niedlich, dieſer hingegen, zumahl wenn ſie recht fett ſeynd, geſund und ſchmackhafft. Es koͤnnen aber die Huͤner, groſſe und kleine, auf vielerley Art zugerichtet werden. Davon der Koch folgende Beſchreibungen ertheilet: I. Groſſe: wie nehmlich 1) Huͤner zu wuͤrgen und zu putzen; 2) Huͤner zuzurichten mit Reiß; 3) Huͤner mit Reiß im Backofen; 4) Huͤner mit Semmel-Schnitten; 5) Huͤner mit Saffran; 6) Huͤner mit Morgeln und Peterſilien-Wurtzeln; 7) Huͤner mit Carfiol; 8) Huͤner mit Peterſilien-Wurtzeln alleine; 9) Huͤner mit Krebſen und Kloͤſen; 10) Huͤner mit Roſinen und Mandeln; 11) Huͤner angeſchlagen; 12) Huͤner mit Sauerkraut und ſauren Rohm im Backofen; 13) Huͤner mit Sauerkraut nur ſchlecht; 14) Huͤner mit einer Caper-Soſſe; 15) Huͤner mit Heringen geſpicket; 16) Huͤner mit Nudeln; 17) Huͤner mit Italiaͤniſchen Nudeln und Parmeſan Kaͤſe; 18) Huͤner mit Macaroni; 19) Huͤner mit kleinen Graͤupgen; 20) Huͤner mit ſaurer Lemonie. II. Huͤner junge oder kleine und zwar 21) Huͤner junge fricasſiret; 22) dito anders; 23) Huͤner junge mit Auſtern; 24) dito andere Art; 25) Huͤner junge mit Muſcheln; 26) Huͤner junge mit einer Muſchel-Soſſe; 27) Huͤner junge mit Stachelbeeren; 28) dito anders; 29) Huͤner junge mit Spargel; 30) Huͤner junge mit Spargel, Morgeln, Krebſen und Kloͤſen; 31) Huͤner junge mit gruͤnen Erbſen, Krebſen [Spaltenumbruch]
Huͤner
und Kloͤſen; 32) Huͤner junge mit gruͤnen Erbſen; 33) Huͤner junge ſchwartz mit Schweiß; 34) Huͤner junge mit Truffes; 35) Huͤner junge mit Lactuca; 36) Huͤner junge mit Johannisbeeren; 37) Huͤner junge mit gruͤner Peterſilie; 38) Huͤner junge umlegt; 39) Huͤner junge gepreſt mit Sardellen; 40) Huͤner junge in Paſteten; 41) Huͤner junge in einer Schuͤſſel-Paſtete mit Krebſen, Morgeln, Kaͤlber-Milch, Carſiol ꝛc. 42) Huͤner junge ausgebrochen mit einer Citron-Soſſe, 43) Huͤner junge gefuͤllt mit Krebſen und gebraten; 44) Huͤner junge mit Mandeln gefuͤllet und gebraten; 45) Huͤner junge nur ſchlecht gefuͤllet und gebraten; 46) dito andere Art; 47) Huͤner junge geſpickt und gebraten; 48) dito andere Art; 49) Huͤner junge recht gut zu braten auf Frantzoͤiſch; 50) Huͤner junge andere Art zu braten; 51) Huͤner junge gebacken; 52) Huͤner gebacken andere Art mit einer Klare; 53) Huͤner junge in einer Eſtoufade; 54) Huͤner junge in Papier.
Huͤner zu wuͤrgen und zu putzen,
Dieſen ſchneidet mit einem Meſſer die Kehle ab, hernach ſetzet Waſſer aufs Feuer, und laſſet es heiß, aber nicht ſiedend werden, thuts wieder herunter, und ſtecket die Huͤner hinein, bruͤhet ſie ſauber und werffet ſolche darnach in kalt Waſſer. Wenn dieſes geſchehen, ſo nehmet ſie wieder heraus, ſchneidet ſelbige unten zwiſchen den Beinen auf, und ziehet die Gedaͤrm,
Magen
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Huͤner
Magen und Leber heraus. Ferner ſchneidet oben gegen den Ruͤcken, wo der Hals am dickeſten iſt, auch ein Loch, ziehet die Gurgel ſamt dem Kropff heraus, ſtechet auch die Augen aus, ſchneidet das untere Maul ab, hauet die Zehen unten an Fuͤſſen weg, ſchneidet auch den Magen auf, und ziehet das harte Haͤutgen davon, thut endlich die Galle von der Leber, ſo ſind die Huͤner rein, und koͤnnen nachfolgender maſſen gebraucht werden.
Huͤner mit Reiß,
Nehmet dergleichen, wenn ſie geputzet worden, ſchneidet ihnen die Fuͤſſe unten am Gelencke ein und ſpannet ſie. Hernach ſetzet ſelbige zu, ſaltzet ſie ein wenig, laſſet ſolche gaꝛ kochen und kuͤhlet ſie aus. Hernach leſet drey Viertel Pfund Reiß, waſchet ihn aus, bruͤhet und ſetzet ihn in der Huͤner-Bruͤhe zu: thut ihn in einen Tiegel oder Caſſe role, leget die Huͤner darzu, und wuͤrtzet ſie mit Muſcaten-Bluͤten und Ingber. Sind ſolche etwan nicht fett genug, ſo leget noch ein Stuͤck gewaſchene Butter dran, dann ſind ſie fertig.
Huͤner mit Reiß im BackOfen,
Wenn ihr dieſe nach voriger Art gekochet habt, ſo kuͤhlet und waſchet ſie ſauber aus. Hernach nehmet Reiß, leſet dieſen gantz rein, ſetzet ihn in Fleiſch-Bruͤhe ab, daß er weich wird, alsdenn thut ihn in einen Reibaſch, leget ein Stuͤck Butter, Muſcaten-Bluͤten und ein wenig geriebenen Saffran dran, und ſchlaget 7. biß 8. Eyer drunter. [Spaltenumbruch]
Huͤner
Machet alsbenn einen Krantz um die Schuͤſſel, darauf es ſoll zu Tiſche getragen werden, von Teig, beſchmieret dieſelbige mit Butter, ſchuͤttet von dem Reiß etwas darein, leget die Huͤner drauf, und uͤberziehet mit dem andern Reiß ſelbige vollends, ſtreichet dieſen mit einem Meſſer glatt zu, beſtreichet es mit Butter und ſtreuet geriebene Semmel druͤber, ſetzets in einen heiſſen Backofen und laſſet es gar backen. Endlich garniret es, wie ihr wollet, ſo koͤnnet ihrs laſſen zu Tiſche tragen.
Huͤner mit Semmelſchnitten,
Wenn ſie geputzet, wie vorhergehend beſchrieben worden, ſo kochet ſolche. Darnach, wenn ſie weich ſind, ſo kuͤhlet ſie aus, richtet dieſe in eine Caſſerole oder Tiegel; thut geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten und Ingber darzu, leget ein Stuͤck Butter dran, gieſſet von der Huͤner-Bruͤhe drauf, und laſſet ſolche auf Kohlfeuer kochen, daß ein wenig eine dicke Bruͤhe wird. Nach dieſem roͤſtet Semmelſchnitten aufm Roſt, richtet die Huͤner an, leget die Semmelſchnitten drunter, ſtreuet Muſcaten-Bluͤten druͤber, und gebets hin.
Huͤner mit Saffran,
Selbige werden gleich alſo bereitet, wie vorhergehende, nur daß dieſe mit Saffran gelb abgemacht werden.
Huͤner mit Morgeln und Peterſilien-Wurtzeln,
Laſſet die Huͤner erſtlich gar ko-
chen,
E e 3
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[Spaltenumbruch]
Huͤner
chen, hernach weichet Morgeln ein, daß ſie weich werden, alsdenn putzet und waſchet ſolche wohl 10. mahl aus, denn ſonſt gar leicht Sand darinnen bleibt, thut ſie in einen Tiegel, legt ein Stuͤck Butter darzu, pasſiret ſie ein wenig, ſchabet Peterſilien-Wurtzeln, und ſchneidet ſolche nach eurem Gefallen, werffet ſie ein wenig in ſiedend Waſſer, und ſchuͤttet ſie zun Morgeln. Ferner leget die Huͤner gantz oder zerſtuͤckt hinein, wuͤrtzet ſie mit Muſcaten-Bluͤten und Ingber, ſtreuet geriebene Semmel drein, und gieſſet gute Bouillon dran, ſetzet es aufs Feuer, und laſſet es durch einander kochen. Wenn ſie etwan nicht fett genug ſind, ſo leget noch ein wenig Butter dran. Endlich koͤnnet ihr auch die Bruͤhe zum Uberfluß mit einem Ey abzieben, ſo wird ſie deſto ſchoͤner.
Huͤner mit Carfiol,
Wenn die Huͤner ſauber geputzet worden, ſo kochet ſolche: nach dieſem leget ſie heraus in kaltes Waſſer, waſchet ſelbige aus, daß ſie ſchoͤn weiß werden. Darnach zerlegt ſolche fein Stuͤckweiſe, thut ſie in eine Caſſerole oder Tiegel, werffet ein Stuͤck Butter darzu, pasſiret es, biß die Butter zergehet, und wuͤrtzet ſie mit Muſcaten-Bluͤten und Ingber. Ferner nehmet Carfiol, ſchaͤlet und ſchneidet ſolchen zu Stuͤcken nach der Laͤnge, wenn er groß iſt, quellet ihn in ſiedenden Waſſer, und leget ihn dann zum Feuer, thut eine Hand voll geriebene Semmel dran, gieſſet gute Bruͤhe drauf, ſetzet es aufs Feuer, und laſſet ſolches zuſam̃en kochen, [Spaltenumbruch]
Huͤner
daß die Bruͤhe ein wenig dicke wird; oder nehmet ſtatt der Semmel ein wenig eingebrannt weiß Mehl, quirlt das mit der Bruͤhe klar ab, thut einen Loͤffel voll dicken ſauren Rohm dran, ſo wird es ſchoͤn als eine Coulis, die ihr durch ein Haartuch oder enges Sieblein an die Huͤner lauffen, und denn mit einander kochen laſſen muͤſſet, ſo wird es ſchoͤner und beſſer, als von der Semmel, von der es ſonſt eine gar graue Farbe bekommt. Wenn ihrs nun angerichtet, ſo thut die Huͤner fein in die Schuͤſſel, den Carſiol aber brauchet als eine Garniture, beſtreuet es mit Sem̃el und Muſcaten-Bluͤten, und gebet es hin.
Huͤner mit PeterſilienWurtzeln alleine,
Dieſe werden tractiret gleich denen vorigen, ſo mit Morgeln und Peterſilien-Wurtzeln beſchrieben worden, nur daß die Morgeln hier zuruͤcke bleiben.
Huͤner mit Krebſen und Kloͤſen,
Wann die Huͤner geputzet und geſpannet ſind, ſo ſtecket einen Spreil durch, als wie zum braten, ſetzet eine Caſſerole oder Keſſel mit Waſſer aufs Feuer, und wenn es kocht, blanchiret die Huͤner darinn, ſo werden ſie ſchoͤn weiß. Hernach ſetzet ſie erſt zu in Waſſer und Saltz; man kan auch die Huͤner in eine Serviettte einwickeln und alſo kochen laſſen, ſo werden ſie deſto weiſſer. Wann ſolche weich ſind, ſo thut ſie heraus in kaltes Waſſer; ſiedet inzwiſchen 1. Schock
Krebſe
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[Spaltenumbruch]
Huͤner
Krebſe mit ein wenig Saltz halb gar, brechet ſie aus, wie es im K. unter den Krebſen wird anzutreffen ſeyn. Die Schalen nehmet, putzet ſolche ſauber aus, und machet Krebs-Butter draus; die ebenfalls im K. unter den Krebſen wird anzutreffen ſeyn. Ferner bereitet Kloͤſe von Kalbfleiſch, deren Verfertigung das K. zeigen wird; nehmet alsdenn die Huͤner, zerſtuͤcket ſie oder laſſet ſie gantz, thut ſolche in einen Tiegel oder Caſſerole, paſſiret ſie in Butter mit etwas KrebsButter vermiſcht, leget die Krebſe und Kloͤſe, wenn ſie erſt ein wenig in Fleiſchbruͤhe abgequellet ſind, zun Huͤnern, gieſſet eine gute Coulis drauf, oder in Ermanglung dieſer, nehmet weiß gebranntes Mehl, und quirlt es in ſo viel Bruͤhe, als ihr noͤthig habt, miſchet einen Eß-Loͤffel voll dicken ſauren Rohm drunter, gieſſet es hierauff an die Huͤner, ſetzet es auf Kohlen, und laſſet es gantz gemaͤhlich kochen. Letzlich richtet die Huͤner fein zierlich an, beſprenget ſie mit Krebs-Butter, ſo ſind ſie fertig.
Huͤner mit Roſinen und Mandeln,
Wann dieſelben abgekocht ſind, wie ſchon oͤffters beſchrieben worden, ſo zerſtuͤcket ſie, oder ihr koͤnnet ſie auch gantz laſſen; thut ſolche in einen Tiegel oder Caſſerole, leſet groſſe Roſinen reinlich aus, und leget ſie zun Huͤnern, ingleichen ziehet 4. Loth Mandeln ab, ſchneidet dieſe laͤnglicht, und thut ſie auch darzu: hernach gieſſet Wein und Bruͤhe drauf, werffet Citronſcheler, Muſcatenbluͤten und Jagber [Spaltenumbruch]
Huͤner
hinein, ſtreuet geriebene Semmel dran, leget Butter darzu, und machet es gelb mit Saffran ab; laſſet es kochen, biß eine dicke Bruͤhe wird, werffet ein wenig Zucker dran, ſo iſt es fertig.
Huͤner angeſchlagen,
Kochet die Huͤner erſtlich gar, leget ſelbige alsdenn in kaltes Waſſer, ziehet ihnen die Haut ab, und thut alles Fleiſch von denen Beinen herunter, welches ihr mit einem Schneide-Meſſer gantz klein ſchneiden muͤſſet. Hierauf nehmet zu 2. Huͤnern ein halb Pfund Nieren-Talg, dieſen ſchneidet auch gantz klein, machet 6. geruͤhrte Eyer, die ihr unter denen Eyern im E. antreffet; weichet Semmel in gute Milch, drucket ſolche fein trucken wieder aus, und ſchuͤttet dieſes alles zuſammen in Moͤrſel, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, CitronenScheler und Ingber, ſchlaget noch ein Paar rohe Eyer dran, und ſtoſſet es recht durch einander. Iſt die farce etwa noch zu ſtarck, ſo gieſſet etliche Loͤffel voll guten Rohm dran und ſaltzet es ein wenig: dieſe farce muß aber ſehr glatt abgeſtoſſen werden. Nach dieſem nehmet eine Torten-Pfanne und thut die Huͤnergerippe drein, beſtreichet dieſe mit Eyern; nehmet von der farce, und ſchlaget ſolche an die Gebeine, formiret es, als wie ſonſten eine Henne geweſen; ſtreichet die mit einem warmen Meſſer zu, beſtreichet ſie hierauf mit Eyern, gieſſet zerlaſſene Butter druͤber, und ſtreuet klar geriebene Semmel drauf, ſo ſind ſie mit dem Anſchlag fertig. Zuletzt ſetzet ſelbige in einen
heiſſen
E e 4
(0462)
[Spaltenumbruch]
Huͤner
heiſſen Backofen, und laſſet ſie fein goldgelb backen. Dieſe moͤget ihr brauchen wohin ihr wollet, abſonderlich in Potagen, oder ſonſten mit Bruͤhen, wie es oben ſchon beyn Capaunen wird zu finden ſeyn.
Huͤner mit Sauerkraut und ſauren Rohm im Backofen,
Beſehet den Capaun mit Sauerkraut, nur daß die alten Huͤner nicht gebraten, ſondern gekocht werden.
Huͤner mit Sauerkraut nur ſchlecht,
Wenn die Huͤner gar gekochet ſind, ſo ſetzet Sauerkraut zu, und laſſet es kochen, ſeiget es alsdenn ab, und hacket es klein. Hierauf ſetzet Butter in einer Caſſerole aufs Feuer, damit ſie heiß werde, ruͤhret einen Loͤffel Mehl drein, welches ein wenig braͤunen muß, ſchuͤttet das Kraut hinein, und ruͤhret es unter einander. Hernach gieſſet von der Huͤner Bruͤhe drein, leget die Huͤner auch hinein, es moͤgen nun gantze oder zerſchnittene ſeyn, laſſet alles durch einander kochen, darnach koͤnnet ihr ſie anrichten.
Huͤner mit einer CaperSoſſe,
Sind die Huͤner weich gekocht, ſo waſchet und kuͤhlet ſie ſauber aus und ſchneidet ſolche in feine Stuͤcke. Ferner nehmet ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, thut dieſe in eine Caſſerole oder Tiegel, und leget die zerſchnittenen Huͤner darzu, [Spaltenumbruch]
Huͤner
wuͤrtzet ſelbige mit Muſcatenbluͤten, Ingber, Cardemomen und Citronenſcheler, pasſiret ſie auff Kohlen, biß die Butter alle zerſchmoltzen; werfft auch eine gantze Zwiebel dran, und wenn es eine Weile pasſiret hat, ſo thut eine Hand voll Capern darzu, ſtreuet auch geriebene Semmel drauf, oder macht ſie mit eingebrannten Mehl ab, wie ſchon oͤffters beſchrieben worden, gieſſet gute Bruͤhe, Wein und etliche Tropffen Eßig druͤber, werffet Zucker, einer welſchen Nuß groß, hinein, und laſſet es durch einander ſachte kochen, ſo iſt es gut und fertig.
Huͤner mit Heringen geſpickt,
Nehmet die Huͤner und kochet ſie uͤber die Helffte, thut ſolche heraus, und waſchet ſie aus. Hierauff nehmet ein Paar Heringe, waſchet dieſe ſauber ab, ſchneidet ihnen das Fleiſch herunter, und zwar feine breite Stuͤckgen, daß ihr darnach ſolche als Speck ſchneiden koͤnnet, ſpicket die Huͤner nur damit im Leibe, wie ihr darzu kommet, die Herings-Milch aber ſchneidet wuͤrfflicht, und thut ſie in die Caſſerole oder Tiegel, worein die Huͤner kommen ſollen. Iſt dieſes geſchehen, ſo zerleget die Huͤner, und richtet ſie auch in Tiegel ein, gieſſet Bruͤhe, die nicht gar zu ſehr geſaltzen iſt, darauff, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer u. Muſcatenbluͤten, ſtreuet eine Hand voll geriebene Sem̃el dran, und legt bald ein halb Pfund ausgewaſchene Butter hinein. Ferner nehmet noch einen Hering, den ſchneidet wuͤrfflicht, und thut ihn
auch
(0463)
[Spaltenumbruch]
Huͤner
auch darzu, laſſet es alſo mit einander kochen, biß die Bruͤhe etwas dicke worden, ſo wird es bald einer Auſter-Bruͤhe im Geſchmacke gleichen. Zuletzt richtet die Huͤner an, und die geſchnittenen Heringe fein oben druͤber, ſo koͤnnet ihrs hingeben.
Huͤner mit Nudeln,
Dieſelben kochet vor allen Diugen ſchoͤn weiß ab, hernach machet Nudeln, die im N. beſchrieben werden, und wenn ſolche fertig, ſo laſſet ſie einen Sud thun. Nach dieſem gieſſet kaltes Waſſer in das Geſchirr, darinnen die Nudeln gekocht, nehmet dieſelben herans, thut ſie in einen Tiegel; leget Muſcatenbluͤten und Ingber darzu, gieſſet gute Huͤner-Bruͤhe drauff, leget die Huͤner hinein, und laſſet es alles fein gemaͤhlich kochen. Iſt es etwan noch zu mager, ſo thut ein Stuͤck Butter dran, dann ſind ſie fertig. Im Anrichten uͤberziehet die Huͤner auf der Schuͤſſel mit den Nudeln, und gebet ſie hin.
Huͤner mit Italiaͤniſchen Nudeln und ParmeſanKaͤſe,
Dieſe werden ebenfalls, als wie vorige, zubereitet, nur daß die Nudeln nicht eꝛſt duͤrffen abgekocht werden. Wenn ihr ſie nun wie die vorigen abgemacht habt, und ſolche anrichtet, ſo ſtreuet Parmeſan Kaͤſe druͤber, denn taugen ſie zu eſſen.
Huͤner mit Macaroni,
Die Huͤner werden gleicher weiſe gekocht, wie die vorhergehenden. [Spaltenumbruch]
Huͤner
Darnach nehmet Macaroni, thut die in einen Tiegel, gieſſet gute FleiſchBruͤhe drauff, und laſſet ſie weich werden; alsdenn richtet die Huͤner auch darzu hinein, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter drein; welches alles mit einander fein gemaͤhlich kochen muß, darnach koͤnnet ihr anrichten.
Huͤner mit Graͤupgen. ſiehe. Huͤner mit Reiß,
Denn die werden eben alſo zugerichtet.
Huͤner mit ſaurer Limonie,
Kochet die Huͤner erſt ab, hernach kuͤhlet ſelbige aus, zerleget ſie fein ſauber, thut ſolche hierauff in einen Tiegel oder Caſſerole, leget ein Stuͤck Butter unter und pasſiret ſelbe, daß ſie bald goldgelb werden, nach dieſem brennet ſie mit geroͤſteten braunen Mehl an gieſſet Fleiſch-Bruͤhe dranff, wuͤrtzet ſolche mit Muſcatenbluͤten, Ingber und Citronenſchelern: ferner nehmet eine ſaure Limonie, ſchneidet dieſe Scheibenweis, und thut ſie auch hinein, ſetzet es auff Kohlfeuer, laſſet es durch einander kochen, und gieſſet ein wenig Wein darzu. Wenn ihr nun denckt, daß es Zeit iſt, ſo richtet ſie an.
Huͤner, Junge fricasſiret,
Das abputzen iſt beyn alten Huͤnern deutlich beſchrieben worden, welches hier bey denen Jungen gleichfalls zu beobachten iſt. Nehmet nun dergleichen, zerſchneidet ſie in kleine Stuͤckgen; ſchlaget ihnen mit einem Meſſer Ruͤcken,
und
E e 5
(0464)
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Huͤner
und Beine entzwey, thut ſie in eine Caſſerole, gieſſet ſiedend Waſſer drauff, und waſchet ſolche ans. Ferner leget in einen Tiegel oder Caſſerole, ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, leget die zerſchnittenen Huͤner drauff, paſſiret ſie auff dem Kohlfeuer mit einer gantzen Zwiebel u. etlichen Lorbeer-Blaͤttern damit ſich die Butter fein ins Fleiſch ziehe, wuͤrtzet ſelbige mit Muſcatenbluͤten und Citronenſchelern, gieſſet ein wenig Fleiſch-Bruͤhe und Wein dran, und laſſet es kochen. Wenn ihrs bald wollet anrichten, ſo nehmet 4. bis 5 Eyerdotter, qvirlt dieſe mit ein wenig Wein-Eßig und gehackter gruͤner Peterſilie klar ab, laſſet die Bruͤhe von Huͤnern in die Eyerdotter lauffen; es muß aber immer geruͤhret werden, gieſſet es hierauff uͤber die Huͤner, und ruͤhrets fein durch einander. Richtet ſie nun an, die Bruͤhe oben druͤber, drucket von ein Paar Citronen Safft drauff, beſprenget es mit zerlaſſener Butter, und laſſet es zu Tiſche tragen. Dieſe koͤnnen garniret werden mit Citronen und gebackener gruͤner Petorſilie: die Peterſilie aber muß man ohne Klare, nur in heiſſen Schmaltz backen, nachdem ſelbige erſt ſauber geleſen und trocken in das Schmaltz geworffen worden, ſo wird ſie recht roͤſch und gut.
Huͤner Junge anders fricasſiret,
Zerſchneidet dergleichen, wie beyn vorigen: pasſiret ſelbige in Butter, leget eine gantze Zwiebel mit Nelcken beſtecket, ingleichen ein Paar Lorbeer-Blaͤtter und einen [Spaltenumbruch]
Huͤner
Stengel Thymian hinein, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe, Wein und guten Eßig drauff, werffet Citronenſcheler und Muſcatenbluͤten dran, und laſſet es alſo kochen. Alsdenn nehmet 4. Eyerdotter, thut die auf einen Teller, ſtreuet eine Meſſerſpitze rohes Mehl drauff, zerſchlaget ſie mit Wein-Eßig klar, gieſſet ein wenig von der Bruͤhe, darinnen die Huͤner liegen, darzu, ſchuͤttelt es fein unter einander, richtet es an, beſprenget es mit zerlaſſener Butter.
Huͤner Junge mit Auſtern,
Nehmet junge Huͤner, ſo viel ihr derſelben beduͤrffet, ſchneidet dieſe Stuͤckweis, blanchiret ſie in ſiedenden Waſſer, und waſchet ſolche ſauber aus. Ferner thut ausgewaſchene Butter in einen Tiegel oder Caſſerole, pasſiret ſelbige mit einer gantzen Zwiebel und ein Paar Lorber-Blaͤttern, wuͤrtzet ſolche mit Muſcaten-Bluͤten und ein wenig weiſſen Pfeffer; und dieſes darum weil die Auſtern ſonſten eine etwas harte Speiſe ſind, die gemeiniglich ſich erſt im Magen zeiget, wenn ſie ſind verſpeiſet worden; dahero kan ſchon etwas Pfeffer darzu gebraucht werden: gieſſet gute Bouillon drauff, und laſſet es alſo gemaͤhlich kochen. Wenn ihr bald anrichten wollet, ſo thut die Auſtern erſt dran, ſie werden ſonſt zu hart, und ſo es etwan eingeſaltzene Faͤſſel-Auſtern waͤren, ſolche muͤſſen erſt ein Paar Tage eingewaͤſſert werden; ſind es aber friſche, ſo laſſet die Bruͤhe, die in der AuſterSchale iſt, fein an die jungen Huͤner lauffen. Wollet ihr ſie nun anrichten, ſo druͤcket von etlichen Ci-
tronen
(0465)
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Huͤner
tronen den Safft hinein, alsdenn koͤnnet ihrs laſſen zu Tiſche tragen.
Huͤner Junge andere Art mit Auſtern,
Machet dieſelben zum braten zu recht, ſpeilert ſie, beſprenget ſolche mit ein wenig Saltz, ſtecket ſie an einen Spieß, legt ſelbige zum Feuer, ſetzet eine ſaubere Pfanne unter, daß die jus drein lauffet, begieſſet die Huͤner mit zerlaſſener Butter, und bratet ſie ſo lange, biß ſolche halb gar werden. Hernach ziehet ſelbige vom Spieß, leget ſie auff eine zinnerne Schuͤſſel und druͤcket ſolche dergeſtallt mit einem Teller, daß aller Safft heraus kommt, dieſen thut auch zu dem Safft in die BratPfanne, richtet nun die Huͤner entweder gantz oder zerſtuͤcket in einen Tiegel an, gieſſet jus und ein Glaß guten Wein drauff, leget Ingber, Muſcatenbluͤten, Citronenſcheler, ein Paar Lorbeer-Blaͤtter, nebſt einer gantzen Zwiebel mit Nelcken beſteckt dran, und laſſet es gemaͤhlich kochen. Kurtz vor dem Anrichten gieſſet die jus aus der Brat-Pfanne darzu, ingleichen leget 50. Stuͤck Auſtern mit bey, welches zuſammen nur noch ein wenig kochen muß, damit die Auſtern den Geſchmack von ſich geben. Endlich richtet ſolches an, druͤcket Citronen-Saft drein, und beſtreuet es mit Citronen-Schalen.
Huͤner junge mit Muſcheln,
Machet die Huͤner zum kochen zu rechte, und blanchiret ſolche im heiſſen Waſſer, waſchet ſie darnach ſauber aus, thut in einen Tiegel oder Caſſerole ein Stuͤck ausgewa[Spaltenumbruch]
Huͤner
ſchene Butter, leget die Huͤner gantz oder zerſtuͤcket hinein, pasſiret ſelbige eine Weile, als wie beyn Auſtern, wuͤrtzet ſie mit Muſcatenbluͤten, Ingber, weiſſen Pfeffer und Citronenſchelern, und gieſſet gute Coulis drauf. Nach dieſem putzet 100. Stuͤck Muſcheln, die thut erſt, wenn die Huͤner bald gar ſind hinein, den ſonſt zerkochen ſich die Muſcheln. Ihr duͤrffet hier keinen Citronenſafft drein druͤcken, ſo ſind ſie fertig.
Huͤner mit einer MuſchelSoſſe,
Die jungen Huͤner bratet halb gar, und machet es gleich wie beyn Auſtern anderer Art; richtet ſelbe hernach in einen Tiegel ein, u. wuͤrtzet ſie mit Muſcatenbluͤtẽ, Ingber und Citronen-Schalen. Hierauf nehmet drey Mandel Muſcheln, pasſiret dieſe in Butter, thut ſie alsdenn in einen Reibaſch, legt ein Stuͤck Butter, eingeweichte Semmel und Muſcatenbluͤten darzu, und reibet ſolches alles zuſammen klar ab. Hierauf ſchuͤttet dieſes in einen Topff, gieſſet gute Bouillon drauf, und laſſet es kochen; ſtreichet es durch ein Haartuch, ſchuͤttet dieſe Coulis uͤber die Huͤner, gieſſet die ausgepreſte jus, und auch dieſe in der Bratpfanne darzu, welches alles gemaͤhlich mit einander kochen muß, darnach koͤnnet ihr die Huͤner anrichten.
Huͤner junge mit StachelBeren,
Das Abputzen derſelben iſt ſchon deutlich genug beſchrieben worden. So nehmet nun junge Huͤ-
ner
(0466)
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Huͤner
ner, machet dieſe zum kochen zu rechte, ſetzet Waſſer aufs Feuer, und wenn es ſiedet, ſo blanchiret die Huͤner erſt, waſchet ſie wieder ſauber aus, und kochet ſolche vor allen Dingen in Waſſer und Saltz, nehmet ſie hernach wieder aus dem Waſſer und kuͤhlet ſie aus, und moͤget ihr ſolche entweder gantz laſſen oder zerſchneiden. Ferner nehmet Stachelbeeren oder Agreſt, putzet von dieſen oben das Koͤpffgen und unten den Stiel weg. Setzet Butter in einer Caſſerole aufs Feuer, und wenn ſolche zergangen, ſo thut die Stachelbeer drein, und roͤſtet ſie ein wenig: roͤſtet hierauf auch ein wenig geriebene Semmel in Butter und ſtreuet dieſe dran, gieſſet Wein und etwas Bruͤhe drauf, legt die Huͤner darzu, reibet ſehr viel Zucker hinein, abſonderlich, wenn ſie ſehr ſauer und noch ziemlich unreiff ſind, und laſſet es alsdenn mit einander gar gemaͤhlich kochen, jedoch alſo, damit die Beeren nicht gar zu Brey werden. Zuletzt richtet die Huͤner an, und die Beere oben druͤber, bereitet ſolche mit Zucker und laſſet ſie zu Tiſche tragen.
Huͤner junge auf andere Art mit Stachelbeeren,
Die Huͤner kochet ab, wie voꝛige: hernach nehmet Stachelbeeren die nicht gar reiff ſind, putzet dieſe wie vorige zu, ſetzet in einem Tiegel Wein und ein wenig Waſſer aufs Feuer, thut viel Zucker nebſt Citronenſchelern drein, und laſſet dieſes kochen. Nach dieſem ſchuͤttet die Beeren auch hinein, leget die Huͤ[Spaltenumbruch]
Huͤner
ner, wenn ihr ſie vorhero auf Stuͤcken zerſchnitten habet, auch darzu, ſchneidet ferner Muſcatenbluͤten nicht gar zu klein, und thut dieſelben auch darzu; laſſet es alſo mit einander ein wenig daͤmpffen, ſo ziehet die Suͤſſe nebſt der Saͤure in das Fleiſch, daß es einen recht anmuthigen Geſchmack uͤberkoͤmmt, richtet ſie alsdenn an, reibet Zucker druͤber, und gebet ſie hin.
Huͤner junge mit Spargel,
Kochet die Huͤner nach vorigen Bericht ab, darnach moͤget ihr ſie zerlegen oder gantz laſſen. Nun thut ein Stuͤck Butter in eine Caſſerole oder Tiegel, legt die Huͤner drauf, pasſiret ſolche ein wenig, wuͤrtzet ſie mit Muſcatenbluͤten, ſtreuet geriebene Semmel dran, gieſſet gute Bruͤhe drauf, und laſſet es alſo kochen. Hierauf nehmet Spargel, ſchneidet ihn unten fein gleich ab, ſetzet Waſſer aufs Feuer, und ſo bald es ſiedet, ſo werffet ein wenig Saltz drein, und thut den Spargel auch hinein, darinne er einen Sud thun muß, ſo bleibet er gruͤn, als ob er aus dem Garten kaͤme. Wenn er bald weich iſt, ſo ſchuͤttet ihn heraus in kaltes Waſſer, leget ihn alsdenn zun Huͤnern, und laſſet ihn vollends gar werden. Letzlich moͤget ihr die Huͤner nach eurem Belieben und aufs zierlichſte als ihr koͤnnet anrichten.
Huͤner junge mit Spargel, Morgeln, Krebſen und Kloͤſen,
Die jungen Huͤner kochet nur ab, wie vorhergehende: darnach kuͤhlet ſie aus, zerſchneidet ſolche oder
laſſet
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Huͤner
laſſet ſie gantz. Ferner thut Butter in einen Tiegel oder Caſſerole, vermiſchet dieſe mit Krebs-Butter, und ſetzet es auf Kohlen, leget die Huͤner drein; pasſiret ſie, daß ſie gantz durchroͤthen. Nach dieſem wuͤrtzet dieſelben mit Muſcatenbluͤten und Citronſchelern, brennet weiß Mehl goldgelb, quirlts mit ſo viel guter Fleiſchbruͤhe ab, als ihr vermeynet gnug Bruͤhe zu haben, quirlt auch einen Eßloͤffel voll ſauren Rahm dran, dieſer machet eine ſchoͤne Couleur, und laſſet es durch ein Haartuch an die Huͤner lauffen. Hierauf machet den Spargel, wie vorigen zurechte, und leget dieſen auch hinein: habet parat KalbfleiſchKloͤſe, die thut auch nur ſo rohe, wenn die Huͤner im Tiegel kochen, hinein. Ferner nehmet Morgeln, machet dieſe erſt in Fleiſchbruͤhe oder Waſſer weich, waſchet ſie hernach oft aus, daß kein Sand darinnen bleibet, ſchneidet ſie etliche mahl entzwey, pasſiret ſie in ein wenig Butter, und werffet ſie auch an die Huͤner. Wenn ſie nun gantz gemaͤhlich gekochet haben, ſo richtet ſie an, und koͤnnet ihrs zur Potage oder zum Ragout gebrauchen.
Huͤner junge mit gruͤnen Erbſen, Krebſen und Kloͤſen,
Kochet die Huͤner, wenn ihr ſie erſt blanchiret habt, gar: hernach kuͤhlet ſie aus, richtet ſie in eine Casſerole oder Tiegel, thut ein halb Schock ausgebrochene Krebſe darzu, leget ein Stuͤck Butter an die Huͤner, pasſiret ſolche ein wenig auf Kohlen, und wuͤrtzet ſie mit [Spaltenumbruch]
Huͤner
Muſcatenbluͤten und Cardemomen. Ferner machet kleine Kalbfleiſchkloͤsgen, deren unterſchiedliche in K. ſchon werden zu finden ſeyn, dieſe quellet erſt in ſiedender Fleiſchbruͤh ein wenig ab, und thut ſie nicht zun Huͤnern. Hierauf nehmet Schoten, huͤlſet dieſe aus, ſchuͤttet die Erbſen in eine Caſſerole mit ein wenig Butter, pasſiret ſie, und thut ſelbige auch an die Huͤner. Iſt Coulis vorhanden, ſo gieſſet ſolche drauf, iſt aber deren keine da, ſo nehmet nur weiß eingebranntes Mehl, vermiſchet dieſes mit Fleiſchbruͤhe und einem Loͤffel voll ſauren Rahm, quirlets klar, und laſſet es durch ein Siebgen an die Huͤner lauffen, ſetzet es auf Kohlen, uͤber welchen es gar gemaͤhlich kochen ſoll. Wenn ihr nun dencket, daß es Zeit ſey anzurichten, ſo richtet es fein ſauber an, und ſprenget Krebsbutter druͤber.
Huͤner junge mit gruͤnen Erbſen,
Dieſe kochet beſchriebener maſſen fein ſchoͤn ab, und kuͤhlet ſie ſauber aus. Hierauf nehmet viel ausgehuͤlſte Erbſen, die noch gruͤn ſind, thut ſolche in eine Caſſerole oder Tiegel, leget ein Stuͤck Butter drunter, und pasſiret ſie ein wenig. Ferner leget die Huͤner darzu hinein, ſtreuet geriebene Semmel drein, wuͤrtzet ſie mit Muſcatenbluͤten, gieſſet gute Rindfleiſchbruͤhe drauf, ſetzet ſie aufs Feuer und laſſet ſie gemaͤhlich kochen. Seynd ſolche etwan noch nicht fett genug, ſo thut noch ein wenig Butter dran, alsdenn koͤnnen ſie verſpeiſet werden.
Huͤner
(0468)
[Spaltenumbruch]
Huͤner
Huͤner junge ſchwartz mit Schweiß,
Zerſtuͤcket die jungen Huͤner, gleich als wollt ihr eine Fricaſſée machen, ſaltzet ſie ein wenig ein, backet ſie hierauf aus Schmaltz, richtet ſie in eine Caſſerole oder Tiegel ein, thut Nelcken, Muſcatenbluͤten, Ingber, Citronſcheler und ein Paar Lorbeer-Blaͤtter dran, gieſſet Bruͤhe und Wein drauf, leget ein Paar gantze Zwiebeln hinein, ſetzet es auf Kohlen und laſſet es zuſammen kochen. Wenn nun die Huͤner bald gar ſeynd, ſo habet parat aufgefangenen Schweiß mit Eßig vermiſcht, quirlt dieſen klar ab mit etwas Zucker: laſſet dieſen Schweiß, wenn die Huͤner im kochen ſeynd, durch einen Durchſchlag hinein lauffen, darbey ihr es aber fein ruͤtteln moͤget, damit der Schweiß fein klar bleibe. Letzlich brennet ein wenig braun gemachte Butter noch hinein und richtet die Huͤner an. Beleget ſie mit Citronenſcheiben und beſtreuet ſie mit Schelern und Zucker.
Huͤner junge mit Truffes,
Die Huͤner bereitet zum braten, gleich denen mit Auſtern anderer Art. Hernach zerviertheilt ſolche richtet ſie in eine Caſſerole ein wuͤrtzet ſelbige mit Muſcatenbluͤten und Citronenſchelern, und thut die aufgefangene jus darzu. Hierauf nehmet 4. Loth Truffes, weichet dieſe in Fleiſchbruͤhe ein, daß ſie ein wenig weich werden, und ſchuͤttet ſie alsdenn auch an die Huͤner. Ferner gieſſet gute jus drauf, und laſſet es durch einander auf gelin[Spaltenumbruch]
Huͤner
den Kohlfeuer kochen; koſtets aber, obs genug geſaltzen ſey; richtet es alsdenn an, ſo wird es gut ſeyn. Dieſes vorhergehende Ragout kan auch weiß mit Truffes gemacht werden; da muͤſſet ihr die Huͤner nur kochen und an ſtatt der jus, Coulis dran gieſſen.
Huͤner junge mit Lactuca,
Dieſes iſt der groſſe auffgeſchoſte Salat deſſen Stengel ihr wie Carfiol ſchaͤlen, nach eurem Belieben in Stuͤcke zerſchneiden und alsdenn in ein wenig ſiedenden Waſſer abbrennen ſolt. Hierauf nehmet abgekochte u. ausgekuͤhlte junge Huͤner, richte dieſelben in eine Caſſerole oder Tiegel ein, thut den Lactuc dran, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten und Ingber, ſtreuet geriebene Semmel hinein gieſſet gute Fleiſchbruͤhe drauf und ſetzets aufs Kohlfeuer. Ferner legt ein Stuͤck gewaſchene Butter darzu, ſaltzet und laſſet es vollends zuſammen kochen, daß es eine dicke Bruͤhe bekommt.
Huͤner junge mit Johannis-Beeren,
Solche machet zum braten zu rechte, ſpeilert und ſaltzet ſie ein wenig. Nach dieſem ſetzet ſie an Spieß geſteckt zum Feuer, bratet ſie halb gar, betreuffet ſie oͤffters mit Butter, und zerleget ſodañ dieſelben. Hernach nehmet Johannis-Beere, ſetzet ſolche, wenn die Stengel abgepfluͤcket ſind, in einer Caſſerole mit Butter aufs Feeur, pasſiret ſie ein wenig, roͤſtet geriebene Semmel drunter, gieſſet Wein und etwas Bruͤhe dran, reibet viel
Zucker
(0469)
[Spaltenumbruch]
Huͤner
Zucker drein, alsdenn legt die zerlegten Huͤner auch hinein, laſſets auf dem Kohlfeuer kochen, ſo ſind ſie fertig.
Huͤner junge mit gruͤner Peterſilie,
Selbige kochet ſchoͤn weiß, aber nur halb gar ab, waſchet und kuͤhlet ſie aus; alsdenn nehmet viel gruͤne Peterſilie, leſet und waſchet ſie ſauber, thut ſolche, in einen Tiegel mit geriebener Semmel und Muſcatenbluͤten, gieſſet gute Fleiſchbruͤhe drauf, leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter dran, ſetzet ſie aufs Kohlfeuer, thut die abgekochten Huͤner auch hinein, laſſet dieſe mit gruͤner Peterſilien einkochen, daß ſie eine dicke Bruͤhe bekommen, ſo ſind ſie gut.
Huͤner junge umlegt,
Blanchiret die jungen Huͤner ab, nehmet ihnen alsdenn alles Fleiſch von der Bruſt und von denen Beinen, ſchneidet das Geaͤder heraus, hacket oder ſchneidet es mit einem Schneidemeſſer gantz klein, und thut geſchnittenen Nierentalg drunter. Hierauf weichet Semmel ein, druͤcket dieſe wieder rein aus, und leget ſie auch darzu; machet ferner geruͤhrte Eyer 4. biß 5. Stuͤck, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, ſaltzet es ein wenig und miſchet dieſes alles durch einander, daß dieſe farce recht glatt wird. Nun putzet die Beine von den Huͤnern rein ab, umſchlaget ſelbige mit der vorbeſchriebenen farce, doch alſo, daß allezeit ein wenig von den Beinen zuſehen iſt, und continuiret damit, biß ihr die Beine alle habt. [Spaltenumbruch]
Huͤner
Bleibet nun was von der farce uͤbrig, ſo machet Kloͤſe draus, ſetzet einen Topff mit Fleiſchbruͤhe zum Feuer, und wenn ſie kochet, ſo thut das angeſchlagene ſamt den Kloͤſen hinein, laſſet es einen Sud thun, ſchuͤttet hierauf geriebene Sem̃el, Muſcatenbluͤten und ein Stuͤck Butter hinein, und dieſes muß ferner kochen, alsdenn moͤget ihr es anrichten.
Huͤner junge gepreſt mit Sardellen,
Dieſe werden gleichfalls gemacht, als die mit Auſtern anderer Art beſchrieben ſeynd, nur daß an ſtatt der Auſtern etwan 6. Stuͤck Sardellen, wenn ihr ſie erſt ausgewaſchen, die Graͤten heraus gethan, und das Fleiſch klein gehacket habt, hinein geruͤhret werden.
Huͤner junge in Paſteten,
Nehmet junge Huͤner und halbiret dieſe, klopffet ihnen die Beine entzwey, und beſtreuet ſie mit Mehl. Hernach ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Kohlfeuer, damit ſie braͤune, leget ſie drein, daͤmpffet ſie ſo lange, biß ſie auf beyden Seiten braun werden. Hierauf legt ein Paar gantze Zwiebeln dran, gieſſet drauf Wein und Jus, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Ingber, Pfeffer, Nelcken, Citronenſcheler und Lorbeer-Blaͤttern, thut auch eine Hand voll Capern dran, und laſſet es ein wenig daͤmpffen, nehmet es wieder weg, damit es kan kalt werden. Nach dieſem machet einen muͤrben Teig, und ſchlaget die Huͤner alſo ein: Waltzet ein Blatt Teig aus,
nachdem
(0470)
[Spaltenumbruch]
Huͤner
nachdem ihr nun viel Huͤner habt, oder die Paſtete groß machen wollet, legt dieſes auf einen Bogen Papier, fuͤhret von Teig einen Rand, eines Daumen hoch, als einen Grund, auch wie ihr die Form der Paſtete haben wollt, entweder als ein 3. Eck, 4. Eck, 6. Eck, halb rund, auch wie ein Tuͤrckiſcher Hahn, oder wie es euch beliebet; leget die Huͤner in den aufgefuͤhrten Rand, thut ein Stuͤck Butter dran, gieſſet einen Loͤffel voll von der Bruͤhe, worinne ſelbige gelegen ſeynd, drauf; machet die Paſtete mit einem Teig platt zu, zieret es mit darzu dienlichen Formen aufs beſte. Zwicket ſie unten, und ſetzet ſolche in einen Backofen. Wenn ſie nun Farbe hat, ſo ſtechet ein Loch von oben hinein; da ſie auch halb gar gebacken, ſo fuͤllet durch einen Trichter die uͤbrige Bruͤhe in die Paſtete, und laſſet ſelbe vollends gar backen. Endlich ſchneidet ſie auf, und beſehet ſolche, ob noch was mangeln moͤchte, beſtreuet ſie mit Zucker, und gebet ſie hin.
Huͤner junge in einer Schuͤſſel-Paſtete, mit Krebſen, Morgeln, KaͤlberMilch, Carfiol, ꝛc.
Die Huͤner zerſchneidet als zu einer Fricaſsée, blanchiret dieſe, waſchet ſie aus, thut ein Stuͤck Butter in eine Caſſerole; leget die Huͤner drauf, und pasſiret ſie mit Citronenſchelern und MuſcatenBluͤten; gieſſet auch ein Glaß Wein dran, hernach richtet ſie auf eine Schuͤſſel, darauf die Paſtete [Spaltenumbruch]
Huͤner
ſoll gemachet werden, an, leget alsdenn 30. Stuͤck ausgebrochene Krebſe, abblanchirte Kalbsmilch, die im K. zu finden. Morgeln, wie ſie ſchon beyn jungen Huͤnern mit Morgeln beſchrieben worden, Carfiol, der vorhero erſt muß ſauber geputzet, und in ſiedenden Waſſer blanchiret werden, zu denen Huͤnern, ſtreuet MuſcatenBluͤten drauf, und werffet oben ein wenig Butter drauf. Ferner machet, ſo weit der Schuͤſſel-Napff gehet, von Teig ein Raͤndgen herum, eines kleinen Fingers dicke; es muß erſt die Schuͤſſel mit Eyern beſtrichen werden, damit der Teig anklebe; ziehet oben druͤber von harten Teig ein duͤnnes Blatt, und klebets uͤber den gemachten Rand an; blaſet es ein wenig auf, beſchneidet ihn, daß er nur ein Paar Meſſerruͤcken weit vom SchuͤſſelNapff gehet, uͤberziehet auch die gantze Schuͤſſel mit einem guten Butterteig, beſtreichet den Schuͤſſelrand mit Butter, und den uͤberzogenen harten Teig mit Eyern. Wann das geſchehen, ſo beſtreichet die Paſtete mit Eyern, machet ein Meſſer warm, und beſtreichet die Paſtete, verfertiget Zierrathen drauf, ſo gut ihr koͤnnet, ſetzet die Paſtete darauf in Backofen, und laſſet ſie fein goldgelbe backen, ſtechet auch mit einem ſpitzigen Holtze ein Loͤchlein in dieſelbe, wenn ſie nehmlich erſt ein wenig hart gebacken iſt. Endlich machet nachfolgende Bruͤhe: Schlaget 5. Eyerdotter in einen Tiegel, thut einer Meſſerſpitze rohes Mehl drein, und reibet es mit einem Ruͤhrloͤffel klar ab, gieſſet einen Loͤffel voll Wein
darzu
(0471)
[Spaltenumbruch]
Huͤner
darzu, leget ein Stuͤck Butter, nebſt Muſcatenbluͤten und Citronenſchelern drein, gieſſet noch ein Paar Loͤffel voll Wein, und auch ſo viel Bruͤhe, als man in die Paſtete noͤthig hat, dran; ſetzet es auf Kohlen, und gieſſet es mit einer Kelle ſo lange, biß es beginnet dicke zu werden. Wenn es nun dicke wird, ſo laſſet etliche Tropffen kaltes Waſſer drein fallen, davon rinnet es nicht zuſammen; ſetzet es vom Feuer, ſchneidet die Paſtete auf, ziehet den untern ſchwartzen Teig weg, gieſſet die Bruͤhe in eine Paſtete, ruͤttelts wohl durch einander; decket es mit dem aufgeſchnittenen Deckel zu, und bereitet es mit Zucker.
Huͤner junge ausgebrochen, mit einer Citronenſoſſe,
Nehmet geputzte junge Huͤner, die nicht zerriſſen ſind, machet ihnen die Haut loß, als ob ihr ſie fuͤllen wollet, welches bey denen gefuͤllten Huͤnern wird beſchrieben werden, ſchneidet ihnen die Bruͤſte unter der Haut heraus, und machet ihrer ſo viel, als ihr noͤthig habt. Hernach ſchneidet das Fleiſch gantz klein, und thut ein wenig NierenTalg drunter, ſchuͤttet etwas eingeweichte Semmel dran, ſchneidet noch ein Stuͤckgen Kalbfleiſch, und menget es unter das vorige, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten und Citronenſchelern, ſchlaget ein gantz Ey drein; ſaltzet es ein wenig, und miſchet endlich alles zuſammen durch einander, darein ihr auch noch 1. Viertel-Pfund gantz klein wuͤrfflicht geſchnittenen friſchen Speck reiben ſollt. Hieꝛauf nehmet [Spaltenumbruch]
Huͤner
andern Speck, ſchneidet duͤñe Stuͤcken, einer Hand groß, ſtecket davon in ein jedes Hun ein Stuͤck, und hebt die Haut auf, daß ſie auf den Speck zu liegen kommt; alsdenn fuͤllet die vorbeſchriebene farce wieder unter den Speck, damit das Hun recht rund wiꝛd, bindet ſolches am Halſe mit einem Faden zu, und bereitet dergleichen Huͤner ſo viel, als von noͤthen. Nach dieſem ſtecket ſie an einen Spieß, und legt ſolche zum Feuer, laſſet ſie fein ſachte braten, und betreuffelt ſie offt mit Butter; die ablauffende Butter aber und die Jus von Huͤnern muͤſſet ihr fein fleißig auffangen. Nur ſorget hierbey, daß die Huͤner ja nicht zu jaͤhling braten, ſonſt ſpringen ſie auf. Endlich machet nachfolgende Bruͤhe: ſetzet in einen Tiegel ein wenig Butter aufs Feuer, und laſſet dieſe heiß werden, ruͤhret ein wenig Mehl drein, und wenn dieſes eine goldgelbe Farbe bekommen, ſo gieſſet gute Fleiſchbruͤhe, und ein Paar Loͤffel voll Wein dran, leget eine gantze Zwiebel drein; gieſſet die aufgefangene Jus aus der Brat-Pfanne auch darzu, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Ingber, Citronenſchelern und dergleichen Scheiben, und laſſet alſo dieſe Bruͤhe kochen. Zuletzt richtet ſelbe in eine Schuͤſſel an, darauf die Huͤner ſollen aufgetragen werden, leget dieſelbigen drauf, garniret ſie ſauber mit Citronen, und gebt ſie hin: ſie muͤſſen aber warm zu Tiſche kommen.
Huͤner junge mit Krebſen, und gebraten,
Nehmet ſauber geputzte junge
Huͤner
Frauenzim̃er-Lexicon. F f
(0472)
[Spaltenumbruch]
Huͤner
Huͤner, und zwar ſolche, denen die Haut nicht zerriſſen worden, machet ihnen dieſelbe uͤber die gantze Bruſt, auch unten an denen dicken Beinen loß, und wenn etwan dieſe Huͤner uͤber Nacht liegen bleiben, und ihnen die abgeloͤſete Haut wieder anbacken ſolte, ſo leget ſie nur eine halbe Stunde in laulicht Waſſer, das wird die Haut bald wieder loß weichen. Hernach nehmet eine Krebs-farce oder Krebsfuͤlle, wie ſie im K. anzutreffen ſeyn wird; fuͤllet dieſe zwiſchen die Haut und Fleiſch, aber nicht gar zu uͤbrig voll, bindet ſolche oben an dem Halſe mit einem Faden zu, und bereitet deren ſo viel als ihr wollet. Wenn ihr nun Fleiſch oder auch nur ſiedend Waſſer beym Feuer habt, ſo ſtecket ſelbige einen Augenblick hinein, und ziehet ſie gleich wieder heraus, ſpeilert und ſtecket ſie an einen Spieß, leget ſelbige zum Feuer und bratet ſie gantz ſachte; ihr ſollet auch an ſtatt der Butter, KrebsButter nehmen, und ſie damit beſtreichen, auch ſie ein wenig mit Saltz beſprengen: ſind ſie nun gar, ſo betreuffet ſie mit Krebs-Butter, ſtreuet geriebene Semmel druͤber, garniret ſie mit Citronen und Blaͤttern, und gebet ſie hin.
Huͤner junge mit Mandeln, gefuͤllet und gebraten,
Darzu muͤſſen auch Huͤner genommen werden, gleich als bey vorigen, an denen die Haut nicht zerriſſen iſt, und dieſe machet vom Fleiſch loß. Hernach ziehet ein halb Pfund Mandeln ab, ſtoſſet ſolche klein im Moͤrſel, und thut ſie in einen Tiegel, werfft auch ein we[Spaltenumbruch]
Huͤner
nig Semmel, die in Milch geweichet worden, drein, ſchlaget 2. biß 4. Eyer hinein, ruͤhret es durch einander, wuͤrtzet ſolches mit Muſcatenbluͤten, Zucker und ein wenig Saffran, laſt ein Stuͤck Butter zergehen, und dieſe auch drunter lauffen. Hierauf fuͤllet die Huͤner zwiſchen die Haut und Fleiſch, bindet ſolche am Halſe mit einem Faden zu, blanchiret ſie ebenfalls ein wenig in ſiedenden Waſſer, als wie die, ſo mit Krebſen gefuͤllet. Nach dieſen ſpeilert dieſelben, ſtecket ſie an einen Spieß, legt ſolche zum Feuer, und laſſet ſie gantz gemaͤhlich braten, begieſſet ſie oͤffters mit Butter, damit ſie fein eine GoldFarbe bekommen moͤgen. Solten ſie aber zu braun werden, welches bey dieſer Fuͤlle leicht geſchehen kan, ſo bindet Papier mit Butter beſtrichen druͤber, ſo werden ſie ſchoͤn und gut. Endlich richtet ſelbige nach eurem Belieben und aufs zierlichſte an, ſo gut ihr koͤnnet; denn ſolche Eſſen werden doch nicht bey ordinairen Mahlzeiten gemacht, es muͤſte denn in einer groſſen Kuͤche ſeyn.
Huͤner junge, nur ſchlecht gefuͤllt und gebraten,
Dieſe richtet zu als wie die andern zum Fuͤllen. Hernach machet die Fuͤlle nachfolgender maſſen: Thut in einen Tiegel ein Stuͤck Butter, und laſſet dieſe zerlauffen, ſchuͤttet geriebene Semmel, Eyer, Muſcatenbluͤten, Saffran, gehackte gruͤne Peterſilie, und ein Paar Loͤffel voll Rahm hinein, ruͤhrets auf dem Feuer ab, als ob man geruͤhrte Eyer machen wolte,
und
(0473)
[Spaltenumbruch]
Huͤner
und ſaltzet es ein wenig. Fuͤllet die Fuͤlle nicht alſo gleich und ſo heiß in die Huͤner, ſondern laſſet ſie erſt ein wenig kalt werden: fuͤllet alsdenn die Huͤner, iedoch nicht gantz voll, weil ſolche im blanchiren ſchon rund genug werden. Nach dieſem ſpeilert dieſelben, und ſtecket ſie an Spieß, legt ſie zum Feuer, begieſſet ſie oͤffters mit Butter, und ſtreuet ein wenig Saltz druͤber. Wenn ihr ſie nun bald anrichten wollet, ſo begieſſet ſie mit Butter, beſtreuet ſie mit geriebener Semmel, betroͤpffet ſie mit Butter, aber nur Tropffenweis, daß ſich die Semmel nicht herunter waͤſchet, ſo werden ſie ſchoͤn und gut, und richtet ſolche alsdenn nach eurem Belieben an.
Huͤner junge, andere Art gefuͤllet und gebraten,
Solche werden, gleich als vorige zugerichtet. Darnach machet nachfolgende Fuͤlle: Schneidet Rinderne Nierenſtollen klein, alsdenn nehmet eingeweichte Semmel, Eyer, klein gehackte Huͤner[l]ebern, und miſchet ſolches in einem Tiegel durch einander, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, ein wenig Ingber, klein geſchnittenen Citronenſchelern, und Saltz, leget auch [e]in wenig Butter darzu, und dieſes [r]uͤhret alles auf dem Feuer ab. Hierauf gieſſet einen Eß-Loͤffel voll Rahm dran, fuͤllet dieſe Fuͤlle in [d]ie Huͤner, gleich denen vorigen, [b]indet ſie zu, blanchiret ſie, ſpeilert [s]ie, und ſtecket ſie an einen Spieß, [l]eget ſie zum Feuer, und laſſet ſie [g]antz gemaͤhlich braten, betraͤuffet [ſ]ie oͤffters mit Butter, und ſtreuet [Spaltenumbruch]
Huͤner
ein wenig Saltz druͤber: wann dieſelben gar ſind, ſo richtet ſie an, gieſſet giſchichte Butter druͤber, und gebet ſie hin. Mercket, daß bey allen ſolchen kleinen Zeug man Acht haben muß, daß es recht brate: denn weil dergleichen Dinge gefuͤllet ſind, dieſelbe Fuͤlle aber iedesmahl mit Eyern abgemachet iſt, ſo werden ſie am Feuer bald braun, daher habt iederzeit Papier parat, daß ihr es gleich, wenn ſie ſich faͤrben, druͤber binden koͤnnet.
Huͤner junge geſpickt und gebraten,
Dieſe muͤſſet ihr erſt putzen und ausnehmen, alsdenn ihnen das Bruͤſtlein ausbrechen; ſie ſpeilern, ein wenig blanchiren, und ſie denn wieder kalt laſſen werden. Darnach ſchneidet Speck ſubtil, und ſpicket die Huͤner aufs zierlichſte damit; ſtecket ſie an Spieß, leget dieſen zum Feuer, laſſet ſie braten; begieſſet ſolche offt mit Butter, die aber nicht heiß ſeyn darff, ſprenget ein wenig Saltz druͤber; bratet ſie denn vollends gar, und richtet ſie an.
Huͤner junge andere Art geſpicket zu braten,
Wuͤrget die Huͤner ab, bruͤhet ſie aber nicht, ſondern rupffet ſie nur rein, und ſenget die Haͤrigen auf dem Feuer weg. Hernach nehmet ſie aus, hacket ihnen die Helffte von Beinen, und auch den Kopff ab; ſpeilert und ſtecket ſie eintzeln an einen Spieß, und haltet ſie uͤber Kohlfeuer, damit ſie moͤgen anlauffen, beſchmieret ſie auch
mit
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(0474)
[Spaltenumbruch]
Huͤner
mit Speck oder Butter; drehet ſie allezeit herum, daß ſie nicht braunfleckigt werden. Hierauf wiſchet ſie mit einer Quehlen rein und trocken ab, und wenn ſie kalt ſind, ſo ſpicket ſie ſauber, ſtecket ſolche an Spieß, und bratet ſie fein weiß, begieſſet ſie oͤffters mit Butter, und beſprenget ſie ein wenig mit Saltz. Ihr moͤget ſie aber beyzeiten mit Papier verbinden, weil ſie ſehr weiß bleiben, und doch ausgebraten ſeyn muͤſſen; alsdenn richtet ſie nach eurem Gefallen an.
Huͤner junge, recht gut zu braten auf Frantzoͤſiſch,
Wuͤrget und rupffet die jungen Huͤner, ſchlaget ihnen die Bruſt ein, leget ihnen die Fluͤgel Creutzweis uͤber die Bruſt, thut ſie auf eineu Tiſch, daß ſie mit dem Bauch unten liegen, und laſſet ſie alſo erſtarren. Hernach putzet dieſelben vollends zu, nehmet ſie aus, ſtecket ſie an einen Spieß, haltet ſie uͤber ein Kohlfeuer, beſtreichet ſie mit Speck, und machet ſie alſo recht ſteiff, gebt aber mit Acht, damit ja keine Brandflecker dran kommen, und wiſchet ſie fein trocken mit einem Handtuch ab. Hierauf ſpeilert und ſtecket ſie an Spieß, leget ſolche zum Feuer von harten Holtz, oder nur von harten Kohlen, begieſſet ſie aber gleich mit Butter, und bratet ſie gantz weiß, ſo werden ſie doch ausgebraten ſeyn. Beſprenget ſie alsdenn mit Saltz, ſo ſind ſie fertig.
Huͤner junge, andere Art zu braten,
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Huͤner
Machet ſie zu rechte, als Huͤner junge geſpicket und gebraten: Nur duͤrffen dieſe nicht geſpicket, ſondern nur fein ſachte gebraten werden.
Huͤner junge gebacken,
Nehmet junge Huͤner, und zerſchneidet dieſe, wenn ſie klein, viertelweis, ſind ſie aber groß, moͤget ihr ſie wohl auch in 8. Stuͤcken zerſchneiden. Darnach legt ſie auf eine Schuͤſſel, ſaltzet ſie ein, thut oben Zwiebelſcheiben drauf, und beſprenget ſie ein wenig mit Eßig und Gewuͤrtze. Ferner laſſet Schmaltz auf dem Feuer heiß werden, trocknet die Huͤner ab, beſtreuet ſie dick mit Mehl, und leget ſie ins heiſſe Schmaltz, backet ſolche fein raſch heraus, und machet deren ſo viel als ihr noͤthig habt, ſo ſind ſie fertig.
Huͤner gebacken andere Art mit einer Klare,
Schneidet dieſe wie vorige, und ſaltzet ſie auch alſo ein. Nach dieſem machet folgende Klare: Nehmet ein halb Noͤſel lautere Milch, ruͤhret dieſe mit Mehl an, daß ſie ziemlich dicke wird, ſchlaget drey Eyer drein, ſaltzet ſolche ein wenig[,] und ruͤhret es ferner klar. Hier[-] auf machet Schmaltz heiß, und thut einen Eß-ꝛoͤffel voll davon i[n] die Klare, trocknet alsdenn die jun[-] gen Huͤner treuge ab, ziehet ode[r] gieſſet die Klare druͤber, legt ſolch[e] ſtuͤckweis ins heiſſe Schmaltz, un[d] backet ſie fein raͤſch heraus.
Huͤner junge in einer Eſtouf[-] fade,
Dieſe Huͤner koͤnnen, nach de[r]
junge[n]
(0475)
[Spaltenumbruch]
Huͤner
jungen Huͤner Paſtete erſter Art, verfertiget werden, nur daß ihr ſie nicht in Teig ſchlagen duͤrffet.
Huͤner junge in Papier,
Dieſe Huͤner bereitet auf diejenige Art, welche bey den ausgebrochenen jungen Huͤnern zu finden iſt. Hernach ſo ſetzet in einem Geſchirr ein Papier auf, ſo groß ihrs haben wollet, leget aber einen Bogen Papier in das Geſchirr, und drucket es nach der Form des Geſchirrs hinein, beſtreichet ſolches mit Eyern, legt drauf wieder einen Bogen Papier, daß es Creutzweis kommt, oben beſtreichet alle Falten mit Eyern, und kleibet ſie fein zuſammen: ferner ſchneidet den Bogen ſo groß, als das Geſchirr iſt, beſtreichet das Papier mit Eyern, und kleibet es fein zuſammen, ſchneidet auch einen Streiffen Papier, ſo breit, als ihr es hoch haben wollet, und kleibets inwendig an den Seiten um und um ſauber an. Nach dieſen ſchlaget 2. Eyer in den papiernen Hut, Muͤtze oder Pfanne, oder was ſie nur vor eine Forme hat, ſtreuet Mehl drein, und ruͤhret es mit einem Pinſel an, ſetzet es auf ein heiſſes oder warmes Ort, auf daß die angeſtrichenen Eyer hart werden, beſchneidet ſolches alsdenn ſauber, und zwar ſo hoch und tieff, als ihrs haben wollet. Nun machet nachſtehende Fuͤlle ein; nehmet 1. Noͤſel guten Rohm, ein halb Pfund Nierentalg, ein halb Pfund klar gehackten Kaͤlberbraten, und eingeweichte Semmel; wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten und Cardemomen, ſaltzet es ein wenig, ſchlaget 4. gantze Eyer, [Spaltenumbruch]
Huͤner
und 8. Dotter dran, und ruͤhret dieſes alles durch einander. Endlich gieſſet die Helffte in das aufgeſetzte Papier, leget die zubereiteten Huͤner drauf, und gieſſet die andere Helffte auch noch druͤber. Und wenn gleich die Huͤner mit denen Baͤuchen ſolten ein wenig heraus gehen, ſo ſchadet es ihnen doch nichts, thut nur auff ein iedes Hun ein Stuͤck Speck, und legt ein Stuͤckgen Papier drauf, ſo groß als das Hun zu ſehen iſt, beſtreuet dieſes mit geriebener Semmel, ſetzet es in einen geheitzten Backofen, und laſſet es gar backen. Zuletzt garniret es, und gebts mit dem Papier auf die Tafel. Dieſes Eſſen kan offtmahls gemacht, und der Geſchmack allezeit veraͤndert werden. Zum Exempel: Hier koͤnnet ihr unter die Fuͤlle etwas Sardellen klein hacken, auch dieſen mit Citronen den Geſchmack geben, oder mit Muſcheln, wenn dieſe klein gehacket drunter gemiſchet werden. Desgleichen auch mit Auſtern, denn das Fette vom Rohm und Nierentalg, wird ſich ſchon mit denen Specien vereinbaren.
Huͤner befuͤhlen. ſiehe. Befuͤhlen Huͤner.
Huͤner-Frau,
Iſt eine Frau, ſo von denen Bauersleuten Huͤner einzukauffen, ſelbige zu maͤſten und abzuſchlachten, und ſolche hernach in ihre gewiſſen Haͤuſer zu woͤchentlichen Verkauff, oͤffentlich abgeſchlachtet herum zu tragen pfleget.
Huͤner-
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(0476)
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Huͤner
Huͤner-Hauß,
Iſt ein kleines, im Hofe verſchlagenes Behaͤltnuͤß, worauff die Huͤner des Abends zu fliegen pflegen.
An das Huͤner-Hauß klopfpfen,
Iſt ein weibiſches, aberglaͤubiſches Weſen, wenn nehmlich eine Jungfer oder Magd, ſo gerne wiſſen will, ob ſie in dieſem Jahre einen Mann bekommen werde, in der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und 12. Uhr an das Huͤner-Hauß pochet; gackert der Hahn, ſo kriegt ſie einen Mann, gackert die Henne, ſo kriegt ſie keinen.
Huͤner ſetzen,
Iſt ein Amt der haͤußlichen Weiber, die da, ſo bald ſie mercken, daß eine Henne zu glucken anfaͤngt, ſelbiger friſche und tuͤchtige Eyer unterſetzen, und auf ſelbige fleißig Acht haben, damit ſie die Eyer nicht wieder verlaͤſt. Wann die Huͤner ausgebruͤtet ſind, heiſſet die alte, ſo ſie fuͤhret, die Glucke, die jungen aber Kuͤchlein.
Huͤner ſetzen, wenn die Leute aus der Kirchen gehen,
Iſt ein alter Aberglaube einiger wunderlicher Weiber, ſo in denen Gedancken ſtehen, daß, wenn ſie bruͤtende Huͤner uͤber Eyer, gleich zu der jenigen Zeit, wenn die Leute aus der Kirchen gehen, ſetzten, viel Huͤnlein und Kuͤchlein, aus denen Eyerngehen muͤſten.
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Huͤner Huth
Huͤnerſteige,
Iſt eine von hoͤltzernen kleinen Staͤben und Sproſſen, viereckigt zuſammen geſchlagenes Behaͤltnuͤß, worinnen die auf dem Marckt eingekaufften Huͤner, ehe man ſelbige abſchneidet, auf etliche Tage lang gefuͤttert und verpfleget werden.
Huͤner zaͤumen. ſiehe. Zaͤumen, oder, ſpannen Huͤner.
Hunger, auſſerordentlicher, ſchwangerer Weiber,
Oder Malacia genannt, iſt ein ungewoͤhnlicher appetit; zwar nach ordentlichen Speiſen, doch in ungeziemender Maße, wenn ſie, z. E. gantze Pfund Heringe, oder Obſt und andere Sachen zu ſich nehmen. Es ereignet ſich ſolcher Hunger insgemein, in dem andern und dritten Monat der Schwangerſchafft.
Hure. ſiehe. Huhre.
Huſſecke,
Iſt ein langer Mantel von ſchwartzen Tuch, worinnen die Handwercks-Weiber in Augſpurg zur Leichen gehen, und ſelbigen uͤber den Ruͤcken hinunter ſchlagen.
Huth oder, Spitz-Huth, auch Filtz-Huth,
Iſt ein dem Augſpurgiſchen und Saltzburgiſchen Frauenzimmer von zarten Filtz ſpitzig und hoch zubereiteter gebraͤuchlicher Huth, den ſie zu Sommers-Zeit uͤber ihre
Geſtri-
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Huͤthlein Huth
Geſtricke und Hauben auffzuſetzen pflegen: der Augſpurger ihre ſind entweder mit einer Schleiffen von Silberdrat-Arbeit oder einer Maſche Band gezieret, der Saltzburger aber haben eine ſchwartz ſeidne Schnure, woran eine aus kleinen ſchmalen Taffet-Baͤndlein rund geknuͤpffte Maſche zu ſehen. In Regenſpurg nennen ſie es einen Stroh-Huth, ſo oͤffters mit Perlen und andern Schmuck ausgezieret. In Straßburg aber einen BauerHuth, ſo mit Sammet und Spitzen gezieret wird.
Huͤthlein,
Iſt ein auf vielerley Art und façon von Brocard, Sam̃et, Eſtoff, Damaſt oder andern ſeidnen Zeugen, auch allerhand Flohr, falbalirter, zuſammen geſchobener, aus vielen Theilen in einander verſteckter und mit gold- oder ſilbernen Borten oder Schnuͤren bekraͤuſelter, ſteiff gemachter kleiner Auffſatz auf das Haupt, deſſen ſich meiſtens die Jungfern zu bedienen, und ſelbiges entweder mit einer Maſche Band oder auch einigen hohen krauſen Federn auf der einen Seite zu zieren pflegen: zuweilen werden ſie auch von ſchwartzen Sammet, in Form eines kleinen MaͤnnerHuths verfertiget und auffgeſteifft.
Huth loͤſen,
Iſt ein an etlichen Orten uͤblicher und denen Ammen oder Kinder-Muhmen zum beſten eingefuͤhrter Gebrauch, vermoͤge deſſen ein Junggeſelle oder Mann, ſo in eine Wochen-Stube koͤmmt, ſeinen der Amme oder Muhme ver[Spaltenumbruch]
Huthm Hyacin
fallenen Huth durch ein Trinckgeld wieder ausloͤſen und ranzioniren muß.
Huth-Maſche,
Heiſſet dem Frauenzimmer in Augſpurg und Saltzburg entweder eine von Silberdrat-Arbeit rund verfertigte Schleiffe oder Maſche von bunten Band, wormit ſie ihre Spitz- und Filtz-Huͤthe ausſchmuͤcken.
Huttenbergin,
Eleonora, war ein in der FeldMeß-Kunſt wohl perfectionirtes Weibes-Bild, ſchrieb darbey einen netten Brieff und eine ſehr ſchoͤne Hand.
Hyades,
Waren die 7. Toͤchter des Atlantis und der Æthræ: nahmentlich Ambroſia, Eudoxa, Paſithoe, Corone, Plexauris, Pytho und Tyche, welche, weil ſie ihꝛen Bruder Hygas, welchen eine Loͤwin zerriſſen, auf eine gar unſaͤgliche Art unablaͤßlich beweinten und betraureten, und vor Harm gantz mager und welck wurden, aus Erbarmung endlich des Jupiters in Himmel gehohlet und als 7. Sterne daran verſetzet worden, die man noch heut zu Tage an dem Horizont bey des Stieres Kopff betrachten kan. Nach des Pherecydis von Athen Meynung ſollen ſie die Am̃en des Bacchi geweſen ſeyn.
Hyacinthides,
Wurden die 4. Toͤchter des Hyacinthi eines Lacedaͤmoniers genennet, nehmlich: Antheide, Ægleide, Euthenide und Lytæa, (wiewohl
auch
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Hygaͤa Hymen
auch einige von 6. ſagen, doch unter andern Nahmen.) Sollen nach des Oraculi Befehl und Einſchlag von denen Athenienſern dem Vaterlande zum beſten geſchlachtet und auffgeopffert worden ſeyn.
Hygæa,
Die Goͤttin der Geſundheit und Artzney-Kunſt, war eine Tochter Minervæ und des ÆAEculapius, und in der Artzney-Kunſt ſehr erfahren. Vid. Cyriac. Spangenberg im AdelSpiegel. p. 427.
Hylda, ſiehe. Hilda.
Hymen oder, Jungferſchafft,
Iſt ein zartes Haͤutlein (weswegen es auch das Jungfer-Haͤutlein genennet wird) welches eine Enge iſt, ſo den Weg zur GebaͤhrMutter verwahret. Ob ſolches Haͤutlein die Jungferſchafft machet, oder ein unbetruͤgliches Zeichen einer reinen Jungfer ſey, iſt von denen Anatomicis noch nicht ausgemacht. Doch findet man von ſelbigen noch Fußtapffen in H. Schrifft Deut. XXII, 14. 15. 16. 17. Und zeuget von ſelbigen der im alten Teſtamente uͤber die Jungfrauſchafft angeſtellte Proceß, da nehmlich vor der Braut-uñ Braͤutigams-Kammer die Zeugen, ſo Weiſen genennt wurden, warteten, welche, wenn Braut und Braͤutigam von einander wieder waren, in das Schlaff-Gemach giengen, das Gewand, oder mit Blut benetzte Tuch beſchaueten, und ſelbiges mit ſich nahmen. Fagius in Paraph. Chald. Vid. Joh. Leon. L. III. Hiſtor. African. c. 24.
[Spaltenumbruch]
Hypathia
Hypathia,
Ein gelehrtes Weib aus Alexandrien des beꝛuͤhmten Feld-Meſſers Theonis Tochter und ſiodori Weib, war der Platoniſchen Philoſophie, neben welcher ſie noch die Geometrie und Aſtronomie verſtand, ergeben, und ſoll nach des Socratis Geſtaͤndniß L. 7. c. 15. Hiſtor. alle Philoſophos zu ihrer Zeit uͤbertroffen haben. Dieſe hat nach ihrer Einfuͤhrung des Plotini in die Scholam Platonicam daſelbſt ſuccediret, und ihren Zuhoͤrern alle Philoſophiſche Diſciplinen erklaͤret, daher ſie einen groſſen Zulauff weit und breit gehabt. Nicephorus ſchreibet ſehr viel von ihr L. 14. c 16. Von ihren Wercken ſind bekandt: 1) Commentarius in Diophantum. 2) Canon Aſtronomicus. 3) Commentatio in Conica Apollonii. Syneſius der Cyrenæiſche Biſchoff, hat ſeine Epiſtolas Septenas an ſie, worinnen er ihr den Nahmen, Philoſophæ, beygeleget, geſchrieben. Die Epiſtel, ſo man ihr Schuld geben will, daß ſie ſelbige an den Biſchoff Cyrillum geſchrieben, ſoll nicht von ihrer Arbeit ſeyn. Wie Menagius behaupten will, p. 32. Vid. Stephan. Baluzium Tom. I. Concilior. in Synodico adverſus Tragœd. Irenæi cap. 216. Sonſten ſoll ſie bey ihrer ſeltnen Schoͤnheit ſehr keuſch geweſen ſeyn, auch einen geilen Juͤngjing, der ihr beſtaͤndig nachgegangen und ſie zu Stillung ſeiner Affecten noͤthigen wollen, mit Liſt abgewieſen haben, indem ſie ſelbigen bey ſeiner Hitze und viehiſchen Begierden ein gewiſſes un-
ſaube-
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Hyper Hypol
ſauberes Hembde, ſo ſie ausgezogen, vorgehalten, ihm auch dadurch den Appetit ziemlich vertrieben. Die Art ihres Todes war ſehr jaͤmmeꝛlich, indem ſie in einem Auffruhr von dem unbaͤndigen Poͤbel A. 415. mit Steinen zu Tode geworffen, ihr Leib alsdenn zerſtuͤckt, von Gliedern zu Gliedern zerhauen, und hierauff verbrannt worden. Und ſolches ſoll alles auf des Biſchoffs Cyrillus Anſtifftung, der ihren Ruhm, ſo ſie wegen ihrer vortrefflichen Wiſſenſchafften erlanget, beſtaͤndig beneidet, geſchehen ſeyn.
Hypermneſtra,
War eine von denen Beliden oder 50. Toͤchtern des Danai, und die einige aus ſo vielen, die ihren Mann Lynceum nicht umbrachte, da doch die uͤbrigen 49. alle ihre Maͤnner in der erſten Nacht auf Befehl und Einſchlag ihres alten Vaters (ſo in denen furchtſamen Gedancken, nach des Oraculi Warnung ſtund, als wuͤꝛde er von einem ſeiner Eydame hingerichtet werden) mit einem Dolch ermordeten.
Hypolita,
Koͤnigin zu Aragonien und Neapolis, des Hertzogs von Meyland Schweſter, iſt in der Heil. Schrifft und freyen Kuͤnſten ſo gelehrt geweſen, daß ihres gleichen zur ſelbigen Zeit kaum gefunden worden. Vid. Joh. Frauen-Lob in der lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Frauenzimmer. p. 19.
[Spaltenumbruch]
Hypſic Hypſip
Hypſicratea,
Eine heroiſche und Heldenmuͤthige Dame, des Koͤnigs Mithridatis Gemahlin, ſo in einem Perſianiſchen Maͤnner-Habite ihren von dem Cnejo Pompejo uͤberwundenen und in wilden Oertern herum fliehenden Manne aus Liebe getreulich folgte und anhienge, man fande ſie bewaffnet mehr zu Pferde als auf der Erde. Vid. Valer. Maxim. L. 4. c. 6. p 147.
Hypſipyle,
Eine Tochter des Lemniſchen Koͤnigs Thoantis, hat damahls ihren Vater, als alle Weiber in Lemno in einer Nacht alles, was maͤnnlich hieß, darnieder machten, gantz allein errettet und ſeiner verſchonet. Weil ihr aber deßwegen zu Leibe gegangen wurde, und man ſie ſtraffen wolte, entflohe ſie, und ward auf der Flucht von denen See-Raͤubern ertappet, welche ſie dem Koͤnig Lycurgo einhaͤndigten; dieſer nahme ſie gar freundlich auf, und gab ihr ſeinen jungen Sohn Opheltem zur Auffſicht und Aufferziehung, der aber, als ſeine Auffſeherin jemanden einen Brunnen zeigen wolte, und ihn unterdeſſen auf die Erde in das Graß geleget, von einer Schlange in ihrer Abweſenheit getoͤdtet ward. Und obgleich Lycurgus ihr wegen ſolcher Nachlaͤßigkeit das Leben nehmen wolte, ward ſie doch von dem Adraſto und ſeinem Anhange beſchuͤtzet und ſalviret.
I. Ja,
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(0480)
[Spaltenumbruch]
J Ja Jael
I.
Ja,
Eine Tochter des Atlantis und die juͤngſte unter den ſieben Plejaden.
Jacke oder, Jaͤcklein,
Heiſſet denen gemeinen WeibesBildern, ſo viel als ein kurtzes Waͤmſtlein, Roͤckgen oder Camiſol.
Jacobi,
Anna Eva. Eine verfuͤhreriſche und begeiſterte Frau in Quedlinburg, ward ſonſt nur SchinderAnne genennet, weil ihr letzter Mann, den ſie A. 1686. heyrathete, dergleichen Profeßion zugethan war. Sie hatte ſehr ſeltſame Viſiones, Traͤume und Erſcheinungen, ſo ſie vorgab: abſonderlich ſoll ſie einmahl Blut geweinet und geſchwitzet haben, daher ſie einige die Blut-Schwitzerin nennen. Vid. D. Hellwig. P. 2. Piet. Sect. p. 228. Man muß dieſes Weib nicht mit der Barbara Jacobea con fundiren, ſo A. 1685. in der Stadt Harlem durch ihre phantaſtiſchen Prophezeyungen und betruͤglichen Blendwercke allerhand Teuffeleyen erregte. Vid. Anton. van Dalen. d. Divinat. cap. 10. p. 654.
Jael,
Hebers Frau, ein heldenmuͤthiges Weib, ſo durch ihre Liſt und Tapfferkeit den Feld-Hauptmann Jabin Siſſera gefaͤllet, indem ſie ſelbigem im Schlaffe einen Nagel durch den Topff geſchlagen. Judic. IV, 18. 19.
[Spaltenumbruch]
Jaͤtef Janus
Jaͤte-Frau oder, Jeterinn,
Heiſſen diejenigen gemeinen, Weiber, ſo in denen groſſen Gaͤrten um das Tage-Lohn das Unkraut aus denen Rabatten und Beeten ausjaͤten.
Jagellonica,
Catharina. Koͤnigs Sigismundi in Polen Tochter, und Johannis eines Finnlaͤndiſchen Fuͤrſtens Gemahlin, ſo ihren Gemahl als er Koͤnig in Schweden ward, dahin bewog, daß er die Paͤbſtiſche Reliligion annehmen, auch ſeinen aͤlteſten Sohn Sigismundum darinnen informiren laſſen muſte, weßwegen auch in ſelbigen Koͤnigreich zwey Factiones entſtunden, nehmlich die Liturgici und die Orthodoxi: die letztern wurden ſuſpendiret, removiret, incarceriret und verfolget, die erſtern aber vom Hoffe ſehr geliebet, geehret und geadelt. Auff dieſer Jagellonicæ Anſtifften kam endlich A. 1576. die neue Liturgia Miſſatica zum Vorſchein, welche aber der Koͤnig endlich wieder auffhub. Sie ſtarb bald nach ihres Gemahls Tode, welcher An. 1592. erfolgte.
von Jahnus,
Dorothea Eliſabeth Fraͤulein. Des Koͤniglichen Pohlniſchen und Chur-Saͤchſiſchen Generals von Jahnus Fraͤulein Schweſter. Eine galante teutſche Poetin. Man findet von ihr eine poetiſche Abmahnung von dem Laſter des Sauffens, welche wegen des wohlflieſſenden und netten Verſes leſenswuͤrdig iſt; es iſt ſolches mit in denen teutſchen
Actis
(0481)
[Spaltenumbruch]
Jahrk Jahrl
Actis Eruditorum oder Geſchichte der Gelehrten Part. 28. pag. 308. recenſiret worden.
Jahr-Kaͤppgen oder, JahrKleidgen,
Iſt ein neues von Damaſt, Stoff, Taffet oder geringen Zeuge verfertigtes Habitlein, womit man die kleinen Kinder an demjenigen Tage, da ſie ein volles Jahr erreichet, anzuputzen und ſelbige in die Kirche zu ſchicken pfleget. Wird insgemein mit Fluͤgeln gemacht, daher es auch offt ein Fluͤgel- oder Hartz-Kaͤppgen genennet wird.
Jahr-Kuͤchen,
Heiſſen an etlichen Orten-diejenigen oͤffentlichen Kuͤchen, wo allerhand Speiſen zubereitet und zum Verkauff verfertiget werden.
Jahr-Kuchen,
Iſt ein groſſer auf vielerley Art gebackner Kuchen, mit welchen die Muͤtter ihre Kinder an denen Geburths-Taͤgen anzubinden, und ſelbigen hernach unter die Ihrigen und andere gute Freunde Stuͤckweiſe zu theilen pflegen; wird manchmahl den Jahren nach mit ausgeputzten Eyern oder andern Blumen-Straͤuſſern beſtecket.
Jahr-Kuchen unter viel Perſonen theilen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, die da meynen, wenn fein viel Perſonen von des Kindes JahrKuchen aͤſſen und bekaͤmen, muͤſte es ohnfehlbahr alt werden.
Jahr-Lohn oder GeſindeLohn, auch Lied-Lohn, ſiehe, Mieth-Lohn.
[Spaltenumbruch]
Jahrſ Jambe
Jahr-Schuhe,
Seynd insgemein von Brocard, Sammet, Stoff oder Damaſt verfertigte Schuͤchlein, ſo man denen kleinen Jungfern zu ihrem JahrPutz anzuziehen pfleget: werden insgemein von einem Junggeſellen ſpendiret und verehret.
Jalouſie oder Eyfferſucht,
Iſt ein von Liebe und Eygenſinn herruͤhrende innerliche Bewegung eines Frauenzim̃ers, ſo ihrem Mañ oder Amanten, wegen der Converſation mit einer andern Dame oder Jungfer, ihren Eyfer, duꝛch zornige Minen oder andere entbrannte kaltſinnige Geberden, ſattſam zu verſtehen giebet. Die Spaniſchen Weiber duͤrffen nicht jaloux ſeyn, maſſen ſie nach ihrer LandesArt gedultig muͤſſen zugeben, daß ihre Maͤnner oͤffentliche Maitreſſen halten, und die unaͤchten Kinder vor ihren Augen herum lauffen duͤrffen.
Jambe,
Ein kleines altes Weiblein und Magd der Metaniræ; wuſte, wie die alten Fabeln melden, dermahleinſt der Goͤttin Ceres, als ſie ſie ſehr beſtuͤrtzt und traurig fand, ſolche laͤcherliche Maͤhrlein in einer gewiſſen Art Verſe (ſo nach ihrem Nahmen auch die Jambiſche benennet wird und welche ſie ſoll erfunden haben. Vid. Gyrald. in Hiſtor. Poetar. p. 1039.) vor zu erzehlen, daß die betruͤbte Goͤttin uͤberlaut darbey zu lachen angefangen, und allen vorigen Schmertz daruͤber vergeſſen. Scaliger iſt gantz ande-
rer
(0482)
[Spaltenumbruch]
Janin Jardins
rer Meynung. Vid. Lib. I. Poetie. l. 1. c. 54. p. 133.
Janin,
Margaretha Anna, Oswald Janens zu Halberſtadt bekannte Tochter, ſo nur die begeiſterte Jungfer benennet ward; dieſe fanatiſche Jungfer hatte viele wunderliche Entzuͤckungen, ſo wohl zu Hauſe als in der Kirche, bey welchen ſie ſich ſehr ungeberdig geſtellet, auch unteꝛ ihren irrigen und tollen Lehren vorgab, daß ſie keine Suͤnderin waͤre. Sie muſte wegen ihres gegebenen Aergerniſſes, als eine Verfuͤhrerin des Volcks A. 1694. den 21. May das Land raͤumen. Vid. D. Schelwig. Piet. Sect. P. II. p. 230. it. Schneider. Panth. Anab. p. 150. ſeq.
Janthe,
Eine junge Dirne aus Creta des Iphidis Weib, ſo an dem eꝛſten Hochzeit-Tage aus einem Weibesbild in einen Mann verwandelt worden.
Jaquette Guillaume,
Eine gelehrte Frantzoͤiſche Dame: man findet von ihr ein Werck, ſo ſie unter dem Titul: Dames Illuſtres. herausgegeben.
des Jardins,
Marie Catharine, oder Villedieu, wird auch de CHate genennet. Eine galante Frantzoͤiſche Poetin von Alençon, ſo ſich durch ihre Romans und netten Gedichte ſehr bekannt gemachet. Ihr Vater iſt zu Alençon Prevot geweſen, und begab ſie ſich in ihrem 19. Jahre nach Paris, um daſelbſt ihre Wiſſenſchafft deſto bekannter zu machen. Air.de Vil[Spaltenumbruch]
Jarſia
le Dieu, ein junger Edelmann hatte das Gluͤcke dieſe gelehrte Dame durch eine Vermaͤhlung zu beſitzen. Welcher aber bald darauf verſtarb. Ihr anderer Gemahl war Mr. de la Chate, welche aber mit ihrem erſten Gemahl gleiche fata erfuhr, indem er gleichfalls bald der Welt und ſeiner Geliebten adjeu ſagen muſte. Hierauf wolte dieſe ungluͤckl. Wittbe ſich zur dritten Ehe nicht wieder entſchlieſſen, verblieb daher in ihrem einſamen WittwenStande und brachte ihre Zeit mit Verfertigung allerhand Schrifften hin. Darunter ſind ſonderlich, 1) Portrait des foibleſſes humaines á Amſterd. 1685. 2) Les Deſordres de l’ Amour. á Liege 1686. 3) Les Exilez de la Cour d’ Auguſte. Paris. & Lugdun. A. 1679. 4) Les Amours des Grands Hommes. A. 1679. 5) Le Journal Amoureux A. 1680. 6) Annales Galantes. à la Haye 1688. 7) Les Caprices de l’ Amour. Paris 1681. 8) Carmente Hiſtoire Grecque. Paris. 1680. 9) Les Fables allegoriques. 10.) Les Galanteries Grenadines. 11) Les Nouvelles Afriquaines. 12) Les Oevres mélées Ihr Todt iſt Anno 1683. erfolget. Vid. Bælium in Excerpt. A. 1685. p. 1191. Deviſeus in Mercur. Polit. A. 1683. M. Novembr. p. 164.
Jarſia Marja, oder le Jars,
Mit dem Zunahmen de Gournay, eine gelehrte adeliche Jungfer aus Franckreich, und wie ſie Lipſius heiſt, die warhaffte Theano unſrer Zeiten: ſie war des gelehrten Michaelis Montani Pflege-Tochter, vor deſſen Opera ſie auch eine nette
Præfa-
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Jaſis Jasmin
Præfation gemacht. Vid. Colomeſ. in Bibliothec. Select. p. 81. und hatte eine ſolche beredte Zunge, daß ſie auch dem Gelehrteſten das Maul ſtopffen konte. Rolandus Mareſius, nennet ſie eine Selbſt-Lehrerin, weil ſie das meiſte im ſtudieren vor ſich ſelbſt gethan, hat ihr auch ein Epigramma in einem Lateiniſchen Diſticho zu Ehren aufgeſetzet, welches nach der Uberſetzung alſo klingen duͤrffte:
Die Sappho war gelehrt, nicht aber keuſch zu nennen, Doch beydes wird man hier beyſammen finden koͤnnen.
Bailletus in ſeinen Judiciis Eruditor. T. III. n. D. CCL. p. 247. ruͤhmet ſie ſehr. Sonſten hat ſie heraus gegeben: Tentamina Montani, Faſciculum Pindi, und ein Buch unter dem Titul L’ Ombre des hommes & des Femmes: wie denn auch einige andere Sachen nach ihrem Tode L’ Ombre de la Demoiſelle de Gournay genennet, heraus kommen. Sie iſt geſtorben Anno 1645. im 80. Jahr ihres Alters, und hat der gelehrte Valeſius ihr ein ſchoͤnes Epitaphium gemacht: welches in Junckeri Centuria Illuſtr. foem. p. 100. zu finden.
Jaſis, ſiehe. Atalanta,
Jasmin Oel,
Iſt eine Olität, ſo aus dem welſchen oder ſpaniſchen wohlriechenden Jasmin ‒ Stauden gepreſſet wird. Wormit ſich das Frauenzimmer im Aufſetzen das Haar einreibet, ehe ſich ſelbiges mit Poudre beſtreuet.
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Jaſo Jeſabell
Jaſo,
Eine Tochter des beruͤhmten Æſculapii, war in der Medicin und Artzney-Kunſt ſehr erfahren. Vid. Cyriac. Spangenberg im Adelſpiegel. p. 427.
Jawort,
Heiſſet der voͤllige Entſchluß und Einwilligung, ſo die Braut ihrem Freyer und Werber benebenſt ihren Eltern zu verſtehen giebet, und ſich ihm dadurch verbindlich macht.
Iberin,
Veronica, eine geſchickte und in ſchweren Geburthsfaͤllen wohlerfahrne Frau: ſie hat ein Buch von dergleichen ſchweren Faͤllen denen Unwiſſenden zur Nachricht hinterlaſſen.
Idæa,
Ward die Mutter aller Goͤtter benennet.
Idothea,
Eine Tochter des Proeti der Argiven Koͤnigs, welche benebenſt ihren Schweſtern, ſo durch die furien verwirret worden waren, von dem Melampus wieder curiret und zu ſich ſelbſt gebracht wurde. Dergleichen Nahmen fuͤhrte ebenfals die Tochter des alten Protei.
Jemina,
War eine von denen 3. ſchoͤnen Toͤchtern Hiobs, deren Schoͤnheit in keinem Lande gefunden ward. Hiob. 42. v. 14. & 15.
Jeſabell, oder Iſebel,
Eine Tochter Ehtbaal des Koͤnigs zu Zidon, und Gemahlin des
Koͤnigs
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Jeſu
Koͤnigs Ahabs. Eine Affter Prophetin Apoc. II. v. 20. und ErtzVerfuͤhrerin des Volcks I. Reg. 18. 19. Sie brachte die Propheten des HErrn um, draͤuete Elia den Tod, und ward zuletzt wegen ihrer Ruchloſigkeit nach des HErren Wort von denen Hunden zerriſſen. 2. Reg. 9.
de Jeſu,
Hippolita, wird auch Rocaberti genennet, von Barcellona aus Catalonien gebuͤrtig, eine gelehrte und in heiligen Wiſſenſchafften wohlerfahrne Nonne im Engels-Cloſter Benedictiner Ordens, ſtarb Anno 1624. d. 6. Auguſt im 73. Jahre ihres Alters, und machte ſich durch ihre 3. Scripta 1) de Timore Dei, 2) de Poenitentia, und 3) de Meditatione einen unſterblichen Nahmen. Vid. Hening. Witte Tom. I. Diarii Biographic. ad A. 1624. lit. V. 2. col. 2. Wiewohl in ſelbigen viel myſtiſche und fanatiſche Lehren ſtecken ſollen. Vid. D. Feuſtkings Gynæceum Hæret. Fanat. p. 531.
de Jeſu,
Maria Joſepha, war anfangs eine Paͤbſtiſche Nonne, ſo zuletzt Abtiſſin des Kloſters de Agreda ward. Sie ruͤhmte ſich ſehr vieler Entzuͤckungen und Offenbahrungen, worinnen ſie mit der Mutter Gottes, den Engeln und vielen Heiligen ſelbſt geredet zu haben vermeynte. Man findet ein Buch von ihr, ſo ſie unter dem Titul: Myſtica civitas Dei herausgehen laſſen, worinnen aber viel ſoll enthalten ſeyn, ſo den Enthuſiasmum der Myſticorum bekraͤfftiget. Vid. Alegreum in Paradiſ. Carmelit. p. 490.
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Jeſuitiſſaͤ
Jeſuitiſſæ, oder Jeſuitinnen,
War eine gewiſſe Zunfft Quackeriſcher und ſectiriſcher Weiber, ſo A. 1540. in Spanien nach Art der Jeſuitarum und Maͤnner-Zunfft ſo damahls von Pabſt Paulo III. ſehr geſchuͤtzet wurden, angeordnet und aufgerichtet ward. Ihre HeckeMutter und Stiffterin war die bekannte Eliſabetha Roſella, ſo in kurtzer Zeit einen groſſen Anhang und Schwarm ſolcher GlaubensSchweſtern bekam. Worauf ſie A. 1541. nach Rom reiſete, in Hoffnung, es wuͤrde ſie nebſt ihren Glaubensſchweſtern mit den Jeſuitern und Maͤnner-Orden gleiches Gluͤck uñ Schutz genieſſen; welches ihr aber fehl ſchlug, weil daſelbſt Ignatius Lojola, der doch ehemahls in Barcellona mit ihr ſehr vertraut gelebet hatte, vorgab, daß der Roſellæ Intention ſeinen Reguln zu wieder waͤr, weßwegen auch der damahlige Pabſt Paulus III. ſolchen Jeſuitinnen keinen freyen Pas verſtatten wolte, ob ſie gleich indeſſen heimlich zu Rom und andern Orthen Welſchlandes einen Anhang bekam, auch Jungfern Cloͤſter zu bauen anfing, worein ſie gewiſſe Probſtinnen und Rectorinnen ſetzte. Von dar fienge ſie in Holland an ſich vor zuthun, und zwar noch in groͤſſeꝛer Menge als in Italien, wiewohl ſie daſelbſten nicht Jeſuitiñen, ſondern von allzuoͤftern klopffen des Pater noſters, Paterkloppers oder Queſelinnen genennet wurden. Thuan. l. 37. Hiſt. p. 691. it. Zimmerman. d. Presbyt riſſ. §. 59. p. 93. Endlich ward dieſe Roſella als Hecke-Mut-
ter
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Jeterin Ilia
ter mit ihren ſchaͤdlichen Kindern A. 1630. durch Pabſt Urbanum VIII. gaͤntzlich verworffen und mit ihren Verſammlungen aufgehoben. Vid. Hornbek. Exam. Bull. Papal. contra Jeſuitiſſas p. 35. 36.
Jeterinn, ſiehe. Jaͤte-Frau.
Igel zuzurichten,
Nehmet eine Kalbs-Leber, kochet dieſelbe, reibet ſie auf dem ReibEiſen, ſchlaget 3. oder 4. Eyer in geriebene Semmel und Gewuͤrtze, ruͤhret es wohl unter einander, daß es recht trocken werde: hierauf formiret es einem Igel gleich, nehmet Pinien und laͤnglicht geſchnittene Mandeln, beſtecket den formirten Igel dichte damit, ſetzet ihn hernach in Backofen auf ein Blech oder Papier, laſſet ihn fein gelb backen; ehe er aber gar ausgebacken, kan er zuvor mit ein wenig zerlaſſener Butter begoſſen werden: wenn dieſes geſchehen, ſo ſetzet man ihn auf den Tiſch zum SchauEſſen auff.
Iifrau,
Heiſſet in Hamburg ſo viel als eine Frau von Condition und Stande, ſo ſich von denen gemeinen diſtinguiret.
Ilia,
So auch Rhea und Sylvia genennet wird, eine Tochter des Albaniſchen Koͤnigs Numitoris, und Mutter des Romuli und Remi; ſo Amulius ihres Vatern Bruder zu einer Veſtaliſchen Jungfer gemacht: als ſie ſich aber von dem Krieges-Gott Mars, wiewohl ihrem Vorgeben nach nur im Traum, ſchwaͤchen [Spaltenumbruch]
Ilione Inclin
laſſen, hat ſie dieſer Amulius lebendig an das Ufer der Tyber, allwo ſie dieſen ſchweren Traum gehabt, eingraben und die beyden gebohrnen Zwillinge Romulum und Remum in den Fluß zu werffen anbefohlen, wiewohl ſie alle beyde darvon gekommen.
Jlione,
Des Priamus aͤltefte Tochter und Gemahlin des Thraciſchen Koͤnigs Polymneſtoris.
Jlithyia,
Die Goͤttin der Gebaͤhrenden, wird auch ſonſten Diana und Lucina genennet.
Illata, ſiehe. Eingebracht Gut.
Iltes-Fell,
Iſt das allergemeinſte und ſchlechteſte Rauchwerck, wormit ſich die Baͤuerinnen oder ander gemeines Weibes-Volck, ihre Muͤtzen, Schleyer, Schleppen, Schauben bebraͤhmen und ausſtaffiren laſſen, auch ſich zuweilen Muͤſſe daraus verfertigen.
Imperial-Waſſer, oder Fiero Vantæ,
Iſt ein aus guten Brandtewein, Myrrhen, Maſtyx, Weyrauch, Benzoes, Arabiſchen Gummi. Naͤgelein, Zimmet, MuſcatenNuß und ſuͤſſen geſtoſſenen Mandeln vermengtes und deſtillirtes Schminck-Waſſer, deſſen ſich die Dames zu bedienen pflegen.
Inclination. ſiehe. Courteſie.
Indelt
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Indelt Ingber
Indelt, oder, Unterbette,
Heiſſet dem Weibes-Volck bey dem Bette, die groſſen Unterkuͤſſen, ſo zu allererſt auf das StrohTuch im Bette geleget werden, ſeynd von geſtreifften Barchend.
Indianiſche Vogel-Neſter. ſiehe. Vogel-Neſter.
Infantin,
Iſt der eigentliche Nahme und Benennung derer aus dem Koͤniglichen Hauſe entſproſſenen Princeßiñen in Spanien und Poꝛtugall.
Ingber,
Zingiber, Gingembre, iſt ein Wurtzel-Gewaͤchs, das in Malabar haͤuffig anzutreffen. Man hat unter andern vielen Speciebus zweyerley Sorten des Ingbers, die bey uns bekannt, nehmlich braunen und weiſſen. Es behaͤlt aber dieſer vor jenen billich den Vorzug. Die Chineſer wiſſen ſonderlich den friſchen Ingber in Zucker einzumachen, welches andere Nationen ihnen zwar auch mit dem trocknen nachthun wollen, der aber jenen bey weiten nicht gleichet, weil ihnen die in der Pharmacopæa Perſica enthaltene Nachricht mangelt. Sonſt iſt der Ingber ein hitziges Gewuͤrtz, das zu dem erkalteten Magen ſehr geruͤhmet wird, welcher aber nicht eher als in Declinatione morbi zu gebrauchen; wiedrigenfalls man Hertz-Klopffen und Kraͤtze zum Trinckgeld davon tragen kan. Weil auch die Speiſen von dem Ingber einen guten Geſchmack bekommen, brauchen ihn, abſonderlich den weiſſen, die Koͤche entweder gantz [Spaltenumbruch]
Ino Intaph
oder geſtoſſen, an die meiſten Eſſen, welches bey denen Beſchreibungen der Speiſen wird abzunehmen ſeyn.
Ino. oder Matuta, auch Leucothea,
Des Cadmi und der Harmoniæ Tochter, und des Thebaniſchen Koͤnigs Athamantis Gemahlin, mit welchen ſie den Palæmon gezeuget. Hat ſich aus Furcht vor ihrem Gemahl, weil ſie deſſen Kinder erſter Ehe harte gehalten, mit ſamt ihrem Sohne Palæmon ins Meer geſtuͤrtzet: iſt aber aus Erbarmniß von denen Goͤttern in eine Meer-Goͤttin verwandelt worden.
Inſter,
Heiſſet in den Kuͤchen das Gekroͤſe von denen Kaͤlbern. Siehe Kalbs-Gekroͤſe.
Intaphernia,
Eines Hofrahts des Koͤnigs Darii Eheweib, war von einer wunderlichen Reſolution. Denn als ihr Gemahl, wegen eines Verbrechens mit allen ſeinen Kindern, Anverwandten und gantzen Hausgeſinde zum Tode verurtheilet ward, brachte es endlich dieſe Intaphernia, ſo einig und allein unter ihrem gantzen Hauſe von ſolcher gefaͤnglichen Haft befreyet war, durch ihr ſtetes Bitten und Flehen bey dem Koͤnig Darius ſo weit, daß ſie ſich aus allen ihren Gefangenen denjenigen heraus leſen ſolte, den ſie am liebſten haͤtte, ſodann wolte er ſelbigen das Leben ſchencken. Worauff ſich dieſes wunderliche Weib nicht lange bedachte, ſondern ihren Bruder un-
ter
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[Spaltenumbruch]
Jo
ter allen erkieſete. Als ſich nun der Koͤnig uͤber ſolche unverhoffte Wahl ſehr verwunderte, uñ die Urſache von ihr zu wiſſen begehrte, warum ſie nicht ihren Mann oder doch zum wenigſten einen von ihꝛen Kindern das Leben erhielte; gab dieſe Intaphernia zur Antwort darauff; o! Koͤnig, wann ich ſchon meinen Mann und Kinder verliehre, ſo koͤnnen mir die Goͤtter einen andern Mann und andere Kinder wieder geben, aber einen Bruder koͤnnen ſie mir nicht wieder geben, denn meine Eltern ſind beyderſeits vorlaͤngſt geſtorben. Welche Rede dem Koͤnig ſo wohl gefiel, daß er nicht nur den Bruder, ſondern auch den aͤlteſten Sohn los gab, der Mann aber und die andern muſten ihr Leben hergeben. Herodotus.
Io,
Eine Tochter des Inachi, oder wie einige wollen, des Argi und der Ismenes, ward von dem Jupiter heftig geliebet, und damit ſie von der Juno nicht erkennet wuͤrde, in eine junge Kuh verwandelt. Nachdem aber die Juno ſolchen Streich merckte, hat ſie ſich von ihrem Jupiter dieſe Kuh ausgebeten, und als ſie ſelbige von ihm erhalten, den hundert augigten Argum zum Waͤchter uͤber ſie geſetzet, welcher aber auff Anſtifften des Jupiters von dem Mercurio eingeſchlaͤffert und umgebracht worden. Die Io aber iſt von der Juno durch eine ihre zugeſchickte groſſe Hornuͤſſe erbaͤrmlich geplaget und geſtochen worden, ſo daß ſie vor Schmertz hin und her geflohen. Endlich iſt ſie nach Egypten gekommen, und von dem daſigen Koͤnige [Spaltenumbruch]
Jocaſta Johanna
Oſiris zur Gemahlin auffgenommen, auch in ſolchen Ehren erhalten worden, daß ſie nach ihrem Tode als eine Goͤttin, unter dem Nahmen Isis, verehret ward.
Jocaſta,
Eine Tochter des Creontis, Mutter des Oedipus, und Gemahlin des Thebaniſchen Koͤnigs Laij. Nach deſſen Todte ſie den Oedipum, nicht wiſſend, daß es ihr Sohn ſey, geheyrathet, und mit ihm den Eteoclem und Polynicen gezeuget; welche beyden Gebruͤdere in der Schlacht ſich beyderſeits ſelbſt veꝛwundet uñ getoͤdtet, woruͤber ſich dieſe Mutter ſo ſehr alteriret, daß ſie ſich ſelbſt ermordet.
Johanna,
Des beruͤhmten Kaͤyſers Caroli V. Mutter, iſt in der Lateiniſchen Sprache und Oratorie ſo gelehꝛt geweſen, daß ſie auf alle Lateiniſche Reden, die man zu ihr gethan, wieder Lateiniſch geantwortet. Welches man auch von ihrer Schweſter der Koͤnigin in Engelland, und von denen andern beyden, ſo in Portugall geſtorben, ſchreibet: Vid. Ludovic. Vives lib. I. d. Inſtitut. fœm. p. 201. & Voſſ. c. 2. d. Philolog. p. 14. it. Gothofr. Ferdin. a Buckiſch in Nucl. Hiſtor. P. 2. c. 1. Sect. 2. p. 9.
Johanna,
Koͤnigin in Neapolis: ſie vermaͤhlte ſich an Andream, einen Ungariſchen Printzen, welchen ſie aber bald aus uͤbermaͤßiger Herrſchſucht und Geilheit mit einem ſeidnen Stricke ſelbſt erwuͤrget, deſſen
Bruder
Frauenzim̃er-Lexicon. G g
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Johanna
Bruder aber Ludovicus Koͤnig in Ungarn raͤchete ſeinen Tod, und ließ ſie gleichfalls wiederum erdroſſeln.
Johanna,
Ferdinandi Catholici Tochter und Philippi I. von Oeſterreich Gemahlin. Liebte ihren Gemahl, ſo einer mit von denen ſchoͤnſten Pꝛintzen ſeiner Zeit war, vortrefflich, war aber darbey ſehr jaloux und eyferſuͤchtig, maſſen ſie eine gewiſſe Niederlaͤndiſche Dame, ſo ihr Gemahl liebete, vor ſich bringen ließ, und ſelbiger nicht nur ihre ſchoͤnen Haare, ſo ihrem Gemahl abſonderlich gefielen, abſchnitte, ſondern auch ſie noch darzu mit einer Schere dermaſſen im Geſichte zurichtete und zerfetzte, daß ſie mehr einem Ungethuͤm als einem Menſchen, aͤhnlich ſahe. Varillas L. II. de la Pratique de l’Educ. des Princes p. 94. Und als ihr Gemahl ihr dieſer Grauſamkeit halben eine Maulſchelle gab, ward das Ubel aͤrger, und fiel ſelbige gar daruͤber in eine Unſinnigkeit.
Johanna,
Graͤfin von Montfort. Siehe Montfort.
Johanna.
Chuſæ, des Pflegers Herodis, frommes und gottesfuͤrchtiges Weib, ſo Chriſto nachfolgete, und weil er ſelbige geſund gemacht hatte, von ihrer Haabe ein und andere Handreichung thate, Luc. VIII. verſ. 3.
Johanna von Albret,
Eine Koͤnigin von Navarra, [Spaltenumbruch]
Johanna
liebte gute Kuͤnſte und gelehrte Leute, ſetzte unterſchiedene Schrifften, ſo wohl in gebundener als ungebundener Rede auff, und erwarb ſich durch ihren Eyfer vor die Reformirte Religion einen unſterblichen Nahmen. Sie ſtarb zu Paris 1572. den 9. Junii im 44. Jahr.
Johanna Anglica. Siehe. Johanna Papisſa.
Johanna d’ Arc,
Sonſt genennet Pucelle d’Orleans, Sybilla Lotharingica, oder Puella Aurelianenſis, ein Weibesbild, das vor vielen andern merckenswuͤrdig iſt. Sie war gebohren unweit Tull in Lothringen auff dem Dorffe Damremy an der Maas als eine Bauer-Magd, ſo in ihrer Jugend die Schaafe gehuͤtet, und hernachmahls ſolche Thaten verrichtet, die faſt unglaublich ſcheinen. Denn ſie nahm ihr vor Franckreich von der Engellaͤnder Dienſtbarkeit zu erledigen, ſagte, ſie waͤre von GOtt geſendet, dem Koͤnige Carolo VII. in Franckreich zu helffen. Daher commandirte ſie die Armee und befreyete mit ungemeiner Tapfferkeit An. 1429. die von den Engellaͤndern hart bedraͤngte Stadt Orleans von der Belagerung, weswegen ihr die Einwohner zu Ehren ein Monument von Ertz auff der Bruͤcken auffgerichtet, ſo noch heutiges Tages zu ſehen. Ihre fernern großmuͤthigen und Helden-Thaten, wie ſie nehmlich hernachmahls gantz Champagne erobert, Carolum VII. zu Reims kroͤhnen laſſen, wie ſie vor Paris verwundet, in einem Aus-
fall
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[Spaltenumbruch]
Johanna
fall aus der Stadt Campiegneſo, ſo ſie auff den Feind gethan, gefangen, als eine Zauberin und Hexe angeklaget und An. 1430. zu Roan lebendig verbrandt worden, iſt weitlaͤufftig in dem Engellaͤndiſchen Floro pag. 198. ſeq. und in denen Diſſertationibus de Sibylla Francia, ſo aus der Bibliothec des gelehrten Melchioris Goldaſti zu Franckfurt gedruckt worden, nachzuleſen. Kippingus in ſeiner Hiſtor. Univerſal. l. 13. c. 4. § 6. p. 319. nennet ſie Amazonam Gallicam und Busſier in Hiſtoria Francica Lib. 12. ſchreibet, es waͤre bey ihrem Supplicio eine weiſſe Taube aus dem Feuer geflogen, und haͤtte ſich gen Himmel geſchwungen, woraus er ihre Unſchuld erweiſen will. Vignie rius meynet in einer Epiſtel an Grammontium, es waͤre dieſe Johanna nicht, ſondern eine andere an ihrer Stelle verbrandt worden, indem ſie ſich aus der Engellaͤnder Haͤnden durch die Flucht geriſſen, und ſich unter dem Nahmen Clau diæ an einen Engellaͤndiſchen Ritter Robertum des Armoiſes verheyrathet, und will er ſolches aus einem Manuſcripto, welches ſein Bruder zu Metz gefunden, gruͤndlich beweiſen. Uber dieſes ſind unterſchiedene Meynungen der Gelehrten von ihren Thaten, etliche ſchreiben ſolche einer Melancholie, Vid. Becmannum in Hiſt. Orbis Terr. Geographic. P. II. c. 3. p. 292. etliche einer Zauberey, wie die Engellaͤndiſchen Judices, ſo ſie deswegen A. 1430. verbrennen lieſſen, andere aber einer Betruͤgerey zu. Vid. Juſt. Lipſium in not. ad Politic. l. 1. c. 3. & Dominum de Langeii l. 3. d. di[Spaltenumbruch]
Johanna
ſciplina militari c. 3. da hingegen auch unterſchiedene ſolches als divina Miracula nicht genug zu ruͤhmen wiſſen. Vid. Paſchaſium l. 6. Recherches de la France c. 4. & 5. Delrio in Disquiſitionib. Magic. l. 4 c. 1. quæſt. 3. Sonſten ſoll ſie viele Geſpraͤche mit denen Feis oder Aloinen, ſonſt weiſe Frauen oder Witte Vrouen genennet, gehabt haben, welche ſie vor die H. Catharinam und Margaretham ausgegeben, ſo ihr alles, was ſie reden und thun ſolte, offenbahret haͤtten. Johannes Hordolius und Valerandus Varanni habẽ in beſondern Buͤchern ihre Hiſtorie weitlaͤufftig beſchrieben, abſonderlich Mr. Chapellain, der ſo lange, als er uͤber ihrer Hiſtorie ſchrieb, eine Penſion bekahm, und dahero uͤber deren Ansarbeitung viel Jahre zubrachte. Voetius Diſput. Sel. Vol. 3. p. 515. zehlet ſie unter die thoͤrichten und vom Teuffel betrognen Weiber, dem D. Feuſtking in Gynæc. Hæretic. Fanatic. p. 137. ſeqv. ſcheinet recht zu geben.
Johanna Blanchetta,
Eine ſehr gelehrte Jungfer aus Bononien, ſoll auch nette Latein, Teutſch und Boͤhmiſch geredet haben. Vid. Leand. Albert in deſcript. Ital. p. 418.
Johanna Papiſſa. auch Johanna Anglica
Genannt, zu Mayntz gebohren: ihr eigner und rechter Nahme hieſſe Gilberte: dieſe empfand in ihrer Jugend eine groſſe Luſt zum ſtudiren, worzu ſie aber als eine WeibesPerſon nicht gelangen konte, warff
ſich
G g 2
(0490)
[Spaltenumbruch]
Johanna
ſich daher in maͤnnlichen Habit und begab ſich in das beruͤhmte Kloſter Fulda, allwo ſie nach erlangter Erudition von einer Ehren-Stelle zur andern, und endlich gar zur Paͤbſtl. Dignitæt, unter dem Nahmen Johannes VIII. gelangte. In ſolcher Wuͤrde hielte ſie mit einem gewiſſen Cardinal eine fehr veꝛtraute und heimliche Congregation, daß ſie einige Zeit darauff die Benediction, die ſie als Pabſt andern ertheilen ſolte, an ihrem eignen Leibe ſelbſt empfande, und, weil ſie auff oͤffentlichen Marckte in einer ſolennen Procesſion, nahe bey dem Amphitheatro zu Rom, dieſen ſchoͤnen Segen verſchuͤttete, den Paͤbſtl. Stuhl alſo zu einem Kindermutter Stuhl, das Vatican aber zur Wochenſtube machte. Wiewohl ſie zu keinem gluͤcklichen und vollſtaͤndigen Kirchgange gelangen konte, indem dieſer wunderliche Paroxiſmus den vermeynten heiligen Vater gar darauff uͤber den Hauffen warff. Zwar wollen einige ſolche Begebenheit in Zweiffel ziehen, dergleichen Natalis Alexander in ſeiner Hiſt. Eccleſiaſt. Tom. VI. p. 230. David. Blondellus in ſeiner Anacriſi de Johanna Papiſſa, Rupertus in ſeiner Hiſtor. Univerſ. p. 636. Struvius in Diſſertat. d. Pyrrhonismo Hiſtor. Herm. Dietr. Meibomius in ſeiner Oration d. genuinis Germ. Hiſtor. Fontibus und andere mehr gethan. Allein dieſen alle opponiren ſich gar ſehr Samuel Mareſius in Johanna Papiſſa reſtituta, Fridericus Spanhemius in Disquiſitione Hiſtorica d. Papa fœmina (deſſen excerpta in Actis Erudit. Lib. Anno 1691. p. 390. zu finden) Wagen[Spaltenumbruch]
Joan Joh
ſeilius in ſeiner Disputation de Pontificibus Rom. ex Germanorum gente creatis. p. 7. Uberdieß thut auch Anaſtaſius Bibliothecarius in denjenigen exemplarien, ſo noch nicht corrumpiret ſeynd, Meldung von dieſer Johanna Papiſſa; dergleichen Radulphus Flaviacenſis, Marianus Scotus, Sigebertus Gemblacenſis, Martinus Polonus und andere mehr bezeugen. Und endlich kan der Paͤbſtliche ſo genannte Viſitations-Stuhl, worauff ſich ihr Succeſſor Benedictus III. vorher nieder ſetzen und als einen Mañ legitimiren muͤſſen, und dieſer heiligen Kindbetterin auffgerichtete Seule ein groſſes Zeugnuͤß beytragen. Nach des Balæi Bericht ſoll dieſe gelehrte Johanna ein gewiſſes Buch de Necromantia geſchrieben haben.
Joannetta,
Gebohrne Graͤfin von Seyn und Witgenſtein, Hertzogs Johañ George von Sachſen Eiſenach hinterlaſſene Gemahlin und gelehrte Wittbe, war eine in der Medicin wohlerfahrne Fuͤrſtin.
Johannis-Beer,
Ribes, Groſſeilles, werden in weiſſe und rothe eingetheilet, haben, wie alle ſauerliche Fruͤchte, eine kuͤhlende Krafft und pflegen die Apothecker ſelbige in Zucker einzumachen; die hernach in hitzigen Kranckheiten einiges Labſal geben. In der Kuͤche braucht man ſie gar ſelten, ohne daß ſie bißweilen an etliche Eſſen oder in die Torten und ander Gebackens gethan, auch, weñ ſie eingemacht, an ſtatt der Tuͤtſche
zum
(0491)
[Spaltenumbruch]
Johan Jonen
zum Gebratens mit auffgeſetzet werden.
Johannis-Topff ſpielen,
Iſt ein an etlichen Orten denen kleinen Maͤgdlein gewoͤhnliches Spiel und altes Herkommen, da die ſich zuſam̃en gefundenen Maͤgdlein am Johannis-Tage einen kleinen Knaben, den Johannis-Engel genannt, in einem weiſen Hemde eingekleidet, mit allerhand bunten Baͤndern und andern Zierrathen ausputzen, ſelbigen einen BlumenCrantz auffſetzen, vor ihn auff den Tiſch einen mit bunten Blumen ausgeſchmuͤckten und mit WachsLichterlein beſteckten Topff ſtellen, und in dem Creyß herum bey allerhand angeſtimmten Reimlein und Geſaͤngen um dieſen Johañis-Engel zu tantzen pflegen.
Joja Eliſabeth. ſiehe. de Roſeres.
Jole,
Eine Tochter des Oechaliſchen Koͤniges Euriti, ward von dem Hercules ſo hefftig geliebet, daß er ihr wie eine Magd aufwartete, und ihr zu gefallen Weiberkleider anlegte, auch ihrentwegen mit dem Eurito ſich in einen Zweykampff einließ, und darinnen die Oberhand behielte; weil aber Euritus der vorhergenommenen Abrede nach ihm, als Uberwinder, ſelbige nicht auslieffern wolte, brachte er ſelbigen um, zerſtoͤrte ſeine Burg, und entfuͤhrte die Jolen, die er zuletzt ſeinem Sohn Hyllo zum Weibe gab.
Jonenſis Iſabella,
Ein Adeliches Frauenzimmer [Spaltenumbruch]
Joſepha Iphig
aus Catalonien von Barcellona, war von einer trefflichen Gelehrſamkeit und hurtigen Kopffe, daher ſie von denen Scriptoribus fœminar. illuſtrium ſehr geruͤhmet wird. Vid. Tom. II. Hiſpaniæ illuſtrat. pag. 822.
Joſepha,
Anna Maria. Eine Nonne Barfuͤſſer Ordens, ſo eine Vorgaͤngerin des Quietiſmi geweſen, waſſen ſie ſtatuiret: ſie muͤſſe vielmehr ihrem Geiſtlichen Vater und SeelenHirten, als GOtt dem HErrn gehorchen. Vid. Molinos. geiſtliche Handleiſtung. p. 207. it. Feuſtkings Gynæc. Hæret. Fanat. p. 383. ſeq.
de S. Joſepho,
Feliciana Euphroſina, eine gelehrte Carmeliter Nonne zu Saragoſſa in Arragonien, war von Calahorra und eine Tochter Johannis Baſilii á Santoro, ſie florirete Anno 1640. und ſchrieb: Inſtruction de Religioſas &c.
Iphianeſſa oder Iphinoe, auch Lyſippe,
Eine Tochter des Proeti der Argiven Koͤnigs, ward als ſie zum Tempel der Juno kam, und die Goͤttin durch allerhand Vorwurff und Geringhaltung ihrer Qualitaͤten, zu verſpotten ſuchte, von der erzuͤrnten Juno in ein raſendes Weibesbild verkehret.
Iphigenia,
Eine Tochter des Agamemnons und der Clytemneſtræ. Als ihr Vater der Agamemnon von ungefehr der Diana ihren Hirſch erſchoſ-
ſen
G g 3
(0492)
[Spaltenumbruch]
Iphim Iphis
ſen, nahm es dieſe erzuͤrnte Goͤttin ſo uͤbel auff, daß ſie der Griechen ihre Schifffahrten durch contrairen Wind allezeit zu nichte machte. Nachdem man ſich nun deſſentwegen bey denẽ Wahrſagern um Rath fragte, wie die erzuͤrnte Goͤttin wieder koͤnte ausgeſuͤhnet werden, iſt zur Antwort ertheilet worden, nicht anders als durch Auffopfferung dieſer ſeiner Tochter. Weswegen Ulyſſes abgeſchickt wurde, der auch durch Liſt dieſe Iphigeniam ihrer Mutter abſchwatzte, unteꝛ den Vorwand, als wolte er ſelbige dem Achilles helffen heyrathen. Indem man aber bereit und fertig ſtand, dieſe Iphigeniam auffzuopffern, hat ſich die Diana uͤber ſie erbarmet, und ſtatt ihrer eine Hindin unter ihrer Geſtalt bey dem Opffer abſchlachten laſſen, ſie ſelbſt aber mit ſich genommen, allwo ſie zur Prieſterin der Diana geweyhet worden. Wiewohl auch einige meynen, daß ſie in der That ſey geſchlachtet worden.
Iphimedia,
Des Aloei Weib welche von dem Neptuno heimlich beſchlaffen waꝛd, und ihm zwey Zwillinge zur Welt brachte.
Iphis,
Eine Jungfer aus Creta, des Lygdi und der Theluſæ Tochter, ſo an ihrem erſten Hochzeit-Tag in einen Mann verwandelt worden. Ihre wunderl. fata find folgende: Es hat der uͤber Land reiſende Lygdus ſeiner ſchwangern Frau anbefohlen, daß, wenn ſie ein Maͤgdlein gebaͤhren ſolte, ſelbiges hinweg ſetzen muͤſte. Und nachdem auch ſol[Spaltenumbruch]
Irene
ches in der That erfolgte, hat die des wegen beaͤngſtete Mutter aus Liebe zu ihrer Tochter ſich gegen ihren wiederkommenden Mann angeſtellet, als haͤtte ſie einen Sohn zur Welt gebracht, ihm auch nach angelegten Maͤnnlichen Habit den Nahmen Iphis beygeleget. Als das Maͤgdlein aber heran gewachſen, und ihr Vater Lygdus ſie, in Meynung, daß es ein Juͤngling ſey, an eine junge Dirne Nahmens Ianthe, verſprochen, iſt ſie durch Huͤlffe und Anruffung der Iſidis in einen Mann verwandelt worden.
Irene,
Von Athen gebuͤrtig, des Griechiſchen Kaͤyſers Leonis IV. Gemahlin, und eine Mutter des Kaͤyſers Conſtantini VII hat A. 783. mit ihrem Sohn 9. Jahr lang regieret. Weil aber dieſer ihr Sohn des Neben-Regimentes uͤberdruͤſſig war, hat er ſelbige davon abgeſondert und gantz alleine noch 7. Jahr lang geherrſcht. Worauf die verſtoſſene Mutter aus Erbitrerung ſolchen ihren Sohn, den ſie mit Liſt gefangen genommen, die Augen ausgeſtochen, und in das Gefaͤngniß geworffen, worinnen er auch A. 797. ſein Leben beſchloſſen. Sie hat aber nach ſeinem Tode noch 4. Jahr gantz alleine regieret, biß ſie endlich von Nicephoro Logotheta in die Inſul Lesbus relegiret ward. Sie war zwar ein gelehrtes und verſtaͤndiges Weib, aber eine eyffrige Patronin der Iconolatrie oder Anbetung der Bilder. Vid. Kromayer. in Hiſtor. Eccleſ. pag. 281. Spanhem. in Hiſtoria Imag.
reſtitut.
(0493)
[Spaltenumbruch]
Irene Irment
reſtitut. & Schmidium in Muliere Heterodox. p. 34.
Irene,
Die Friedens Goͤttin, wird unter dem Bilde eines weiß gekleideten ſittſamen Frauenzimmers, in der Hand etliche Oelzweige haltend, abgebildet.
Irene,
Des beruͤhmten Mahlers Cratonis Tochter, ein in der Mahlerkunſt vortrefflich virtuoſes Frauenzimmer, ſo eine Jungfer verfertiget, die hernachmahls in den Tempel der Ceres zu Eleuſine aufgeſtellet worden. Vid. Lotichii Gynæcolog. p. 128. it. Sandrarts deutſche Academie. T. II. l. 1. c. 7.
Iris,
Eine Tochter des Thaumantis und der Electræ, ſoll nach der Poeten Meynung, der Juno Bediente und Bothſchaffterin geweſen ſeyn. Heut zu Tage wird ſie unter dem Bilde eines Regenbogens, nach der Bedeutung ihres Nahmens, entworffen und vorgeſtellet.
Irmentrude,
Des Grafens von Altorff aus Provence Gemahlin, gebahr 12. Kinder auf einmahl. Wovon ſie eilffe davon verbergen und heimlich wegtragen laſſen wolte. Zu allem Gluͤck aber begegnete der Graf derjenigen Frau, ſo ſie ins Waſſer tragen ſolte, und weil ſelbige auf befragen, was ſie in dem Korbe haͤtte, ihm zur Antwort gab, ſie wolte junge Hunde in das Waſſer tragen, muſte ſie ſelbige wieder ihren Wil[Spaltenumbruch]
Ital Iſab
len aufweiſen, und dem Grafen ſolches Geheimniß verrathen. Worauf er dieſe ſeine 11. Kinderlein heimlich einer gewiſſen Frauen aufzuerziehen uͤbergab, und als ſie ein wenig erwachſen waren, ſelbige alle mit einander ſeiner wunderlichen Gemahlin vorſtellte, und ihr ſelbige wieder uͤbergab, weßwegen dieſe Familie, zum Angedencken dieſer wundernswuͤrdigen Begebenheit, biß dato noch den Nahmen der Welffen fuͤhret.
Italiaͤniſcher Salat, ſiehe. Salat.
Italiaͤniſches Schloß,
Iſt eine auf beſondere Art von ſtaͤhlernen Gliedern und Gelencken verfertigte Bandage, mit einem offenen Voͤrder- und Hinterſchild verſehen und insgemein mit Sammet uͤberzogen: dergleichen die eyfferſuͤchtigen Maͤnner in Welſchland ihren Weiber umzulegen und anzuſchlieſſen pflegen ſollen, um dadurch den fremden Eingriff zu verhindern und abzuwenden.
Iſabella,
Des eyfrigen Koͤnigs in Spanien, Ferdinandi Catholici Gemahlin, eine vortreffliche Koͤnigin, hatte einen rechten maͤnnlichen und heroiſchen Geiſt und einen ungemeinen Verſtand, liebete die Studia uͤber alle maſſen, zoge auch ihre Toͤchter zu ſelbigen, verſtunde die Latinitaͤt ſehr wohl, und war eine geſchickte Rednerin. Vid. Lipſii Monit. Pol. l. 1. c. 7. wie ſie denn bald gewahr wurde, wenn jemand wieder den Accent peccirte. Uberdiß ſoll ſie
viel
G g 4
(0494)
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Iſabella
viel bey des Ximenii groſſen Wercke der Bibliorum Polyglotrorum gethan haben. Vid. Juncker. Centur. foeminar. Illuſtr. p. 131. allwo des Jeſuiten Le Moyne Raiſonnement, das er in ſeiner Galerie des Femmes Fortes. P. II. p. 150. von dieſer Heroinne und gelehrten Koͤnigin gethan, zu finden. Ihre Tapfferkeit und recht Heldenmuͤthigen Geiſt hat ſie zur Gnuͤge in dem Luſitaniſchen Kriege, den ſie in Abweſenheit ihres Gemahles gantz alleine beylegte, erwieſen. Vid. Joh. Piſtor. Hiſpan. illuſtrat. & Joh. Marian. de Reb. Hiſpan.
Iſabella,
Aus Baͤyern, Caroli VI. Koͤnigs in Franckreich Gemahlin, eine Dame von wunderlichen und tollen humeur: ſie ließ ihrem eigenen Sohne Carolo VII. die Crone rauben und ſolche ihren Eydam, dem Koͤnig in Engelland zuſchantzen.
Iſabella,
Chriſtiani, Koͤnigs in Dennemarck getreue und beſtaͤndige Gemahlin. Als A. 1523. ihr Gemahl aus ſeinem Reich vertrieben ward, ſtund es ihr frey allda zu verbleiben, ſie wolte aber dieſe Offerte nicht annehmen, ſondern ſprach: wo mein Koͤnig iſt, da iſt auch mein Koͤnigreich.
Iſabella Clara Eugenia,
Gouvernantin der Niederlande, Philippi II. Hifpan. Tochter, Anno 1566. gebohren, Ertzhertzogs Alberti von Oeſterreich Gemahlin, zu dem ſie die geſam̃ten Niederlande nebſt Burgundien ſtatt Heyraths[Spaltenumbruch]
Iſabella
Guts mitbrachte; eine rechte heroiſche und heldenmuͤthige Dame. A. 1901. belagerte ſie den Hafen Oſtende, und wurde, weil es eine ſehr ſchwere und wichtige Belagerung war, erſt in drey Jahren Meiſter davon. Sie ſoll bey dieſer Belagerung ein Geluͤbde gethan haben, ihr Hemde nicht eher auszuziehen, biß der Ort gewonnen waͤre: welches ſie auch gehalten, und ſoll von der Coleur dieſes Hemdes die Iſabel-Farbe ihren Nahmen bekommen haben. Sie ſtarb A. 1633. im 68. Jahre ihres Alters, ſonder Kinder, und will man vorgeben, daß ſie durch gewiſſe Medicamenta unfruchtbar waͤre gemacht woꝛden. Huͤbner. Hiſtor. P. II. Meteran. im Niederl. Krieg. Ludolphs Schaubuͤhne der Welt.
Iſabella,
Philippi Pulchri, Koͤnigs in Franckreich Tochter, und Eduardi II. Koͤnigs in Engelland Gemahlin. Eine heroiſche und heldenmuͤthige Dame, welche, als ſie ihr Gemahl nicht wieder nach Engelland wolte zuruͤck kommen laſſen, mit einer ſtarcken Flotte wieder anlandete, und weil ſie einige Groſſe in Londen auf ihrer Seite hatte, in ſolcher Stadt wiederum mit Triumph eingenommen ward. Worauf ſie ihre Rache in der That ſehen lieſſe, angeſehen ſie den Ertzſchatzmeiſter Waltherum Stapletonum enthaͤupten, dem alten Hugoni Spenſero das Hetze lebendig aus dem Leibe reiſſen, den jungen Spenſer aber auf hencken ließ. Ja ſie ließ dem Koͤnig ſelbſt Bart und Haar abſcheren, bald da bald dorthin fuͤh-
ren,
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Iſaura Iſchom
ren, und endlich ins Gefaͤngniß werffen. Vid. Calviſ. Chronol. Franc. p. 488.
Iſaura Clementia,
Eine gelehrte Dame zu Touloſe um das Jahr 1323. hat die ſo genannten Jeux de Floraux, die Fruͤhlings Spiele zu Toulouſe, worbey ihr zu Ehren eine Oration gehalten wird, geſtifftet, auch ein gewiſſes Capital verordnet, von deſſen Intereſſen denen, ſo die beſte Schrifft verfertiget jaͤhrlich ein gewiſſer Preiß auszutheilen: doch wollen einige an dieſer gantzen Perſon zweifeln.
Isburgis,
Eine ſehr ſchamhaffte Frau, des Philippi Theodati, der Francken Koͤnigs Gemahlin, ward von ihrem Gemahl, weil er meynte, er haͤtte zu nahe ins Blut geheyrathet, verſtoſſen. Worauf ſie Zeit Lebens als eine Wittwe gelebet. Sie lieget in der Kirche des H. Johannis de Inſula begraben, iſt auch mit einer ſehr ſchoͤnen Grabſchrifft, ihrer Froͤmmigkeit und Keuſchheit wegen, beehret worden.
Iſchomache,
Aus Atraclen einer Stadt in Theſſalien, des Lapithiſchen Koͤnigs Piritous Gemahlin, um welchen ſie nach den alten Fabeln ſchaͤndlich ſoll gekommen ſeyn, weil ſelbigen der Hoͤllenhund Cerberus, als er mit dem Theſeus, ſeinem vertrauten Freunde, ſich in die unterirdiſche Welt begab, um daraus die Proſerpinam zu entfuͤhren, verſchlungen und aufgefreſſen. Sie wird auch ſonſt Hippodamia genennt.
[Spaltenumbruch]
Iſebel Iſora
Iſebel, ſiehe. Jeſabel.
Iſis,
Eine Tochter des Inachi und des Oſiridis Weib, ſo bey denen Egyptiern nach ihrem Tode als eine Goͤttin verehret worden. Siehe. Io.
Ismena,
Des beruͤhmten Arminii Schweſter, eine rechte Heroine und heldenmuͤthige Dame, ſo in dem Krieg wieder die Roͤmer ſich wegen ihrer Tapfferkeit ſehr ſignaliſiret. Sie ſtritte mit dem damahligen FeldHerrn, dem Zenone, biß auf das Blut. Vid. Lohenſtein. in Armin. P. I. I. p. 38.
Ismene,
Eine Tochter des Oedipus, hatte ſich mit einem Juͤnglinge, Cyrrhæus genannt, verſpꝛochen, welcher ihr Braͤutigam vom Tydeo ermordet ward.
Iſop,
Hyſſopus, Hyſſope, iſt ein gemein Garten-Kraut, welches denen Lungenſuͤchtigen gut thun, auch den Huſten vertreiben ſoll. Ingleichen bedienen ſich deſſen die Koͤche an denen Eſſen, davon ſelbige einen guten Geſchmack bekommen.
Iſora oder, Iſota Nuarola,
(Fulgoſius nennet ſie Navorulam oder Nogarolam) eine ſehr gelehrte Italiaͤnerin von Verona, ſo in der Philoſophie excelliret, weswegen ſie auch von Nieolao V. und Pio II. Roͤmiſchen Paͤbſten ſo hoch æſtimiret worden, daß ſie ſelbige ihrer Correſpondenz gewuͤrdiget.
Ihr
G g 5
(0496)
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Iſtrina Juͤdel
Ihr Dialogus, worinnen ſie unterſuchet: Ob Adam oder Eva groͤblicher geſuͤndiget, zeiget gnug Gelehrſamkeit an. Sie ſoll A. 1466. im 38. Jahr ihres Alters geſtorben ſeyn. Baptiſta Fulgoſus erwehnet ihrer ſehr ruͤhmlich in L. VIII. c. 3. Desgleichen auch Leander Albertus in ſeiner Deſcriptione Italiæ. p 464. thut. Vid. Dictionaire Hiſtorique Moreri. P. III. p. 273. Sie hat auch Lateiniſche Orationes und Epiſtolas an Hermannum Barbarum geſchrieben.
Iſtrina oder, Hiſtrina,
Eine Koͤnigin der Scythen, und Eheweib des Aripithis, war in den Sprachen ſo erfahren, daß ſie ihren eigenen Sohn Sylem, wie Herodotus in Melpomen. ſchreibet, in Griechiſcher und Lateiniſcher Sprache ſelbſt informirt und unterrichtet.
Juden-Haube,
Heiſſet in Augſpurg ein kleiner Uberſchlag uͤber das Haupt und Neſt, von vornher mit einem ſpitzigen Schnaͤpfflein verſehen: iſt insgemein von Eſtoff oder Damaſt und mit Spitzen friſiret; ſo die Weibes-Bilder zur SommersZeit im Hauſe tragen; das Neſt daran wird insgemein mit einer Schleiffe Band oben und unten beſetzt.
Juͤdel ſpielt mit dem Kinde,
Iſt eine laͤcherliche und aberglaͤubiſche Meynung dererjenigen Weiber, ſo in den wunderlichen Gedancken ſtehen, wenn ein klein Sechswochen-Kind in der Wiege laͤge, die Auglein verkehrte, ſienge [Spaltenumbruch]
Juͤdin Judith
an zu laͤcheln oder bald darauff zu weinen, ſo ſpielte das Juͤdel mit ihm, und deßwegen den kleinen Kindern wieder ſolches Juͤdelſpiel allerhand Taͤndeleyen und Fratzen in die Wiege ſtecken.
Juͤdin,
Getauffte, iſt ein Weibes-Bild aus Juͤdiſchen Stamm entſproſſen, ſo ſich zur Chriſtlichen Religion bekennet, und nach gnugſamer vorher geſchehener Unterrichtung im Chriſtlichen Glauben oͤffentlich tauffen laſſen.
Judith,
Eine Juͤdiſche Heldin, aus dem Stamm Simeon, Merari, des Sohnes Uz, Tochter, und Wittib des Manaſſes zu Bethulien. Sie war nicht nur gottesfuͤrchtig, ſchoͤn und reich, ſondern auch von ſonderbahren Groß- und Helden-Muth. Deñ als die Stadt Bethulia von dem Aſſyriſchen General Holofernes belagert ward, die Belagerten ſchon auch auf dem Sprunge geſtanden, die Stadt zu uͤbergeben, ſchlug ſich Judith in das Mittel, ſchmuͤckte ſich zuvorher auf das herrlichſte aus, und gieng in das feindliche Lager; Holofernes, ſo bald er ſelbige erblickte, ward durch ihre Schoͤnheit und angenehme Geſtalt ſo gleich geruͤhret und entzuͤndet, nahm ſie mit Freuden auf, und befahl ſeinen Soldaten, ſie ſolten ſie frey und ungehindert aus- und eingehen laſſen. Er war froͤlich mit ihr, und als er einsmahls mehr Wein zu ſich genommen hatte, als er ſonſt gewohnt war, blieb er mit ſelbiger gantz allein in der Cum̃er.
Als
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Juditha Julia
Als er nun berauſcht im Bette lag, und davon in einen tieffen Schlaff gerathen, nahm dieſe Juͤdiſche Heldin ſein eigenes Schwerdt, ſchnitte ihm damit das Haupt von dem Rumpffe, und ließ es ihre Magd, ſo ſie bey ſich hatte, in einen Sack ſtecken; worauff ſie beyderſeits nach Bethulien wieder zu giengen, und allda ſolchen von GOtt verliehenen Sieg verkuͤndigten. Mittlerzeit da dieſe That im Lager kundbar ward, uͤberfiel die Feinde ein ſolches Schrecken, daß ſie in voller Verwirrung die Flucht gaben. Wegen ſolcher heroiſchen That ward Judith in gantz Iſrael nicht nur bewundert, ſondern auch ſehr geehret. Sie ſtarb endlich in dem 105ten Jahr ihres Alters zu Bethulien, uñ wurde daſelbſt zu ihrem Manne geleget. Judith. VII. Bayle in Diction. Hiſtor.
Juditha,
Eine Tochter Bori des Hethithers und Eheweib des Eſaus, Geneſ. XXVI, 34. War ein abgoͤttiſches, aberglaͤubiſches und verfuͤhreriſches Weib, maſſen durch ſelbige allerhand aberglaͤubiſches Weſen in Iſaacs Hauſe eingefuͤhret ward: weßwegen auch ſeine Nachkommen den rechten Gott verlieſſen und frembden Goͤttern nachhiengen.
Julia,
Eine Tochter des Kaͤyſers Auguſti, war ein freches und geiles Weibes-Bild, und wurde zuletzt von ihrem Vater wegen allerhand begangenen Ehebruchs und naͤchtlichen Ausſchweiffungen in eine [Spaltenumbruch]
Julia
gewiſſe Inſul verwieſen. Sie hatte in ihren jungen Jahren ſchon einen eyßgrauen Kopff. Macrobius.
Julia,
War die Stieff-Mutter des Kaͤyſers Caracallæ, die er zuletzt geheyrathet. Vid. Spartian. in Vita Caracall.
Julia Agrippina, ſiehe. Agrippina Julia.
Julia Domna,
Des Roͤmiſchen Kaͤyſers Severi Gemahlin aus Syrien von Emeſſa, war ein in der Philoſophie wohlerfahrnes Weib, welche dieſe Wiſſenſchafft ſo ſehr liebte, daß ſie zu gantzen Tagen die Philoſophos um ſich leiden konte. Im uͤbrigen war ſie unvergleichlich ſchoͤne, aber auch abſcheulich geil, ſo gar, daß ſie durch ihre Entbloͤſſung des Leibes ihren Stieff-Sohn Caracallam anreitzete, ſie zu heyrathen. Vid. Dion. Caſſium Hiſtor. Libro 75. Menag. in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 10. Matth. Theatr. Hiſtor. p. 592.
Julia,
Pompeji Gemahlin, lebte mit ihrem Mañe ſo vertraͤglich, daß ſie Zeit ihres gantzen Eheſtandes nicht einen einigen unfreundlichen Blick, geſchweige ein ungleiches Wort, einander gegeben.
Julia,
Suor. Eine Neapolitaniſche Nonne, ſo zu Neapolis vor heilig gehalten ward. Sie konte zukuͤnfftige Dinge propheceyen, und einem
jeden
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Juliana
jeden das innerſte ſeiner Gedancken und Hertzens offenbaren und hegte unter andern gotteslaͤſterlichen Lehren, das irrige Principium, ob waͤren der Menſchen Leiber einander zur Wolluſt gemein, weßwegen ſie auch ihre Verſammlungen und Collegia Gnoſtica fleiſſig hielte, worinnen dieſer vermeynte Actus der Chriſtlichen Liebe ſchaͤndlich exerciret ward. Doch ihr Betrug und die Kunſt zu propheceyen, ſo ſie durch Huͤlffe des boͤſen Feindes getrieben, wurde kundbar, und ward ſie deßwegen von der Roͤmiſchen Inquiſition zu ewiger Gefaͤngniß verdammet. Vid. Stolterfootii Conſiderat. Viſion. p. 159.
Juliana Erdmuth,
Graͤfin von Hohenſtein, Grafens Johann Ludewigs Gemahlin, eine in der Theologie zwar erfahrne, darbey aber auch dem Fanaticiſmo ergebene Dame. Die Urſache, worum ſie auf dergleichen Irthum gerathen, waren die zwey Schwaͤrmer, Eſaias Stiefel und Ezechiel Meth, die ſie nicht nur ſehr hegte und werth hielte, ſondern auch durch Schrifften vertheidigte, maſſen ſie A. 1624. unterſchiedliche Verantwortungs-Schreiben deßwegen heraus gab, worinnen ſie dieſe beyden irrigen Maͤñer ſehr defendirte. Es wurde aber doch zuletzt ſolches Neſt durch ihren Gemahl zerſtreuet, der dieſe beyden IrLichter verjagete. Vid. D. Schmid. Mulier. Heterodox. §. 31. p. 45. it. Colberg. P. I. Platon. Chriſt. c. 5. p. 224.
[Spaltenumbruch]
Julitta Juncke
Julitta,
Ein ſehr beredtes Weib, hatte eine Sache und Klage wieder Alexandrum, einen Kaͤyſerlichen ungerechten Præſidenten, der ihr Haab und Gut an ſich zu ziehen trachtete, defendirte auch ſolche ihre Sache ſelbſten. Als man aber vor dem heydniſchen Richter-Stuhle des Kaͤyſers Diocletiani ihr keine Audienz geben wolte, biß daß ſie Chriſtum verleugnet, und ſich zu dem heydniſchen Glauben bekennet haͤtte, nahm ſie ihr Kind, ſo ein Sohn von 3. Jahren war, auf den Arm und antwortete großmuͤthig darauff: Schade vor mein Leben, ſchade vor alles Vermoͤgen; Ich will alles dieß lieber verliehren, als daß ich mich an GOTT meinen Schoͤpffer nur mit einem einigen Laͤſter- und Schand-Wort vergreiffen ſolte. Worauf ſie die Richter alsbald zum Scheiterhauffen verdammeten, auf welchen ſie auch die Martyrer-Crone erlanget. Centuriator. Magdeburg. Cent. IV. c. 12. Santelii Ann. Sacr. T. I. p. 228. ad diem 16. Junii.
Junckerin,
Catharina, ein gelehrtes Weib von Eger, war von einer ſolchen Theologiſchen Wiſſenſchafft, daß ſie durch oͤffentliche Theſes die vornehmſten Theologos zum diſputiren invitirte, und ihnen viel zu ſchaffen machte, ſintemahln ſie alle Buͤcher, ſo von der Religion geſchrieben worden, ſo fleißig durchgeſehen, daß ihr ſelbige faſt bekandter als denenjenigen geweſen, die ſie ſelbſt geſchrieben. Sie hat um das Jahr 1542. gelebet. Vid. Ca-
ſpar.
(0499)
[Spaltenumbruch]
Jungem Jungfer
ſpar. Bruſchium in Beſchreibung des Fichtelberges. p. 11. & Zeiller. Cent. 5. Epiſt. 68. pag. 441.
Junge-Magd,
Heiſſet in groſſen und vornehmen Haͤuſern diejenige Magd, welche der Frau mit Spitzen waſchen, platten, ponen, ankleiden, nachtreten, verſchicken und anderer dergleichen Arbeit an die Hand gehen und ſie bedienen muß.
Junger Haaſe, ſiehe. HaaſenWildpret mit Schweiß.
Jungfer oder, Jungfrau,
Iſt ein noch unverehlichtes unberuͤhrtes und ſittſames Frauenzimmer, ſo nunmehr tuͤchtig iſt in den Eheſtand zu treten. Bey denen Hebraͤern und andern Orientaliſchen Voͤlckern war die Gewohnheit, daß ſich die Jungfern muſten zu Hauſe halten; und wenn ſelbige mit Vergoͤnſtigung der Eltern aus dem Hauſe gieng, ſo ward dieſelbe um den gantzen Leib bedeckt. Die Decke des Hauptes, hieß ein Schleyer, die Decke des Geſichtes war ein ſubtiles Netze, welches aus Seide gewuͤrcket und zierlich geſticket war. Um die Augen waren zwey kleine Loͤcher, wodurch ſie ſehen konten, den gantzen Leib bedeckte ein Mantel, daher auch die Jungfern eingeſchloſſen genennet werden, 1. Maccab. III, 19. Die Hebraͤer zehlten drey Claſſen des Alters der Jungfrauen; wenn eine Jungfer noch nicht das zwoͤlffte Jahr erreichet, ſo hieß ſelbige die kleinere; hatte ſie zwoͤlff Jahr und einen Tag hingeleget, [Spaltenumbruch]
Jungfer
nennete man ſelbige ein Maͤgdlein, wenn ſie aber uͤber dieſe Zahl noch 6. Monat erfuͤllet, ward ſie erwachſen benennet. In dem Kriege hatten die Jungfrauen ſonderbare Privilegia, und wurden nicht leicht umgebracht. Jud. VII, 24. wurden alle Midianiter umgebracht, die Jungfern aber erhalten, und Jud. XXI. v. 24. wurden unter der Gibeoniter Niederlage 500. Jungfern erhalten. In Jeruſalem giengen die Jungfern ſchneeweiß an dem Verſoͤhn-Feſte, und auch zur Zeit der Wein-Erndte. Von denen Veſtaliſchen Jungfrauen, ſiehe. Veſtaliſche Jungfern.
Jungfern-Berg,
Oder Diwiza Gora, iſt ein ſehr hoher, luſtiger, mit gelb und blauen Stein-Baͤncken und vielen ordentlich zuſammen geſetzten TannenBaͤumen von Natur gezierter Berg in Ceremiſſeu in Moſcau, welcher gantzer Berg ehemahls nur blos von einem Zwerg und einer Jungfer ſoll bewohnet worden ſeyn, und daher auch den Nahmen bekommen.
Jungfern-Crantz,
Iſt eine aus Lorbeer- oder andern Blaͤttern, auch natuͤrlichen oder nachgemachten Blumen geflochtene Zierrath vor das Haupt, deren ſich die Jungfern bey Hochzeiten, Feſt- und Ehren-Tagen auch andern angeſtellten Solennitæten an etlichen Orten zu bedienen pflegen. Es iſt eine eigentliche Zierrath und Proprium der Jungfern, wodurch ſie ſich von denen Weibern diſtin-
guiren
(0500)
[Spaltenumbruch]
Jungfern
guiren und ſelbige als ein Zeichen der annoch unverletzten Jungferſchafft tragen. Daher auch offtermahls nach heutiger Redens Art durch den Crantz die Jungferſchafft verſtanden wird; wenn man z. E. ſaget, die Jungfer hat ihren Crantz verlohren, das iſt, die Jungferſchafft iſt ihr geraubet worden. Ohngeachtet nun dergleichen Zierrath blos und allein denen unberuͤhrten und annoch reinen Jungfern zu tragen vergoͤnnet wird, ſo hat es doch die Billigkeit und Erlaͤuterung der alten Geſetze ehemahls alſo geordnet, daß diejenigen Weibesbilder, ſo mit Gewalt und Uberwaͤltigung um ihre Keuſchheit und Jungferſchafft wieder ihren Willen und Einſtim̃ung, abſonderlich bey feindlichen Belagerungen und Einbruch, ſchmertzlicher Weiſe gekommen, dennoch gleich denen andern Jungfeꝛn ihrer Unſchuld wegen, ſtatt eines Troſtes vor ihre angethane Schmach, den Crantz tragen, und ſich dieſer Zierrath fernerweit bedienen duͤrffen. Beſold. ad. J. P. W. p. 347. Bey denen alten Roͤmern, durfften diejenigen Wittwen, ſo nicht wieder heyrathen wolten, in Craͤntzen gehen.
Jungfern-Fluß, ſiehe, Canathus.
Reine Jungfer im Licht anblaſen,
Iſt ein Weibiſcher und aberglaͤubiſcher Argwohn, da man vermeynet, daß diejenige Jungfer, ſo ein ausgeputztes Licht durch anblaſen wieder zum brennen bringen [Spaltenumbruch]
Jungfern
kan, ohnfehlbar eine reine und unbetaſtete Jungfer ſey.
Jungfer-Kind, ſiehe. Baſtard, wie auch Huren-Kind.
Jungfer-Magd,
Iſt eine abſonderliche Magd, ſo die Jungfer in dem Hauſe allein zu bedienen und ſelbiger aufzuwarten hat.
Jungfern-Marckt, oder Jungfern-Meſſe,
Dieſer Ort iſt in Fuentarabia einer anſehnlichen Stadt in Spanien, allwo ſich dasjenige Frauenzimmer, denen die Luſt zu heyrathen ankoͤmmt, an einen gewiſſen Ort auf die Schau zu ſtellen pfleget, und allda erwartet, welcher junger Purſche ſie nach ſeinem Gefallen auslieſet.
Jungfer-Milch,
Oder Lac Virginis, iſt eine, aus geſtoſſenen und ſcharff gepreſten Hauß-Wurtzel-Safft mit etlichen wenigen Tropffen guten Spiritus Vini vermiſchte und bey gantz gelinder Hitze zubereitete Milch, deren ſich das Frauenzimmer zu Erhaltung zarter, glatter und weiſſer Haut im Angeſichte zu bedienen pfleget.
Jungfern-Raub. ſiehe. Entfuͤhren.
Jungfern-Regal, oder, Baſs,
Iſt ein gewiſſes offenes Regal in denen Orgelwercken, und wird
deswegen
(0501)
[Spaltenumbruch]
Jungferſ Juno
deswegen alſo benennet, weil es wie eine Jungfern-Stimme, die einen Baſs ſingen wolte, klinget. Dieſes Jungfern-Regal nennet man auch ſonſten das GeigenRegal.
Jungferſchafft. ſiehe. Hymen.
Jungfern-Zoll,
Als A. 850. die Spanier von denen Saracenen uͤberwunden wurden, und ihnen von ſelbigen Mauergad zum Koͤnige auffgedrungen ward, ſo begehrten dieſe von ihm jaͤhrlich einen Tribut von 50. Edelen und 50. buͤrgerlichen der ſchoͤnſten Jungfern, welches ihnen aber abgeſchlagen ward, angeſehen die Mohren, ſo ſolchen Jungfer-Tribut hohlen wolten, mit blutigen Koͤpffen wieder abziehen muſten.
Juno,
So auch ſonſten Zygia genennet wird, weil ſie denen Hochzeiten mit vorzuſtehen pfleget, eine Tochter des Saturnus und der Opis, des Jupiters Schweſter und Weib. Iſt eine Goͤttin des Reichthums, und der Reiche der Welt geweſen, und zugleich auch uͤber die Wolcken geſetzet worden: ſie hat dem Jupiter den Vulcanum und Martem zur Welt gebracht. Man fingiret von ihr, daß, als ihr der Jupiter im Schlafe den kleinen Hercules an die Bruͤſte legen ließ, um daraus ſeine Krafft und Staͤrcke zu ſaugen, ſie daruͤber aufgewachet, und einen Theil der Milch gen Himmel ſpritzen laſſen, [Spaltenumbruch]
Jupe Jus
woraus die ſo genannte Milchſtraſſe unter dem Geſtirne entſtanden, den andern Theil aber auf die Erde ſpriehen laſſen, woraus die weiſſen Lilien gewachſen waͤren. Der Fluß Canathus iſt dieſer Goͤttin eigen geweſen, worinnen ſie ſich alle Jahr gebadet, und wieder zur Jungfer geworden. Sie wird auf einem erhabenen Wagen, als ein ſchoͤnes, annehmliches, und mit goͤldnen Armbaͤndern geziertes Weibesbild gemahlet, welcher von zwey Pfauen, weil dieſer Vogel ihr als heilig, und des Argus hundert Augen im Schwantz zeigende, gewiedmet war, an ſtatt der Pferde gezogen wird.
Jupe,
Heiſſet denen Schwaͤbiſchen Baͤuerinnen ihr Rock oder Kittel; iſt insgemein ſtarck und klein gefaͤltelt, gar kurtz, und entweder von ſchwartzer Glantz-Leinwandt, den ſie Sonntags tragen, oder von gruͤnen Tuch und Zeug gemacht. Der Straßburgiſchen Baͤuerinnen ihre Juͤpen oder Jupen, ſeynd insgemein von dreyerley Farben, als gruͤn, roth u. ſchwartz, auch unten herum mit Beltz verbraͤmet und eingefaſſet.
Juppe,
Heiſſet denen Bauer-Maͤgden oder Weibern in Sachſen ſo viel als ein kurtzes Waͤmſtlein, ſo ſie uͤber den Oberleib zu ziehen und zu werffen pflegen, ſie laſſen ſelbige insgemein offen ſtehen, und heffteln ſie gar ſelten zu.
Jus,
Heiſt bey denen Frantzoſen ent-
weder
(0502)
[Spaltenumbruch]
Jus
weder in genere eine iede Bruͤhe, ſo aus denen Speiſen gekochet und gebraten wird; oder in ſpecie eine ſolche, welche aus Rindfleiſch, Tauben ꝛc. die in brauner Butter und Speck, nebſt guten Kraͤutern, Gewuͤrtz und andern Dingen, daͤmpffen muͤſſen, bereitet wird. Hiervon zeiget folgende Beſchreibung.
Jus zu machen,
Nehmet Rindfleiſch, es ſey was vor welches es will, derbes oder ſonſt anders, und zerklopffet es ziemlich, darnach ſtreuet es mit Mehl an, ſetzet aber zugleich in einer Caſſerole Butter und Speck auf das Feuer, und wenn dieſe braun iſt, ſo leget Fleiſch drein, und daͤmpffet es ſo lange, biß es braun iſt. Ferner ſchneidet Ruͤben, Kraut und Zwiebeln hinein, welche auch mit braun werden muͤſſen. Darnach leget Lorbeer-Blaͤtter, einen Stengel Thymian, Citronenſchalen, Brodrinden, und gantz Gewuͤrtz drein, gieſſet gute RindfleiſchBruͤhe drauf, werffet eine Hand voll Morgeln dran, und laſſet es mit einander kochen. Dieſe Jus wird oͤffters durch ein Haartuch geſtrichen, auch ſonſt nur alſo verbrauchet, und wiſſen ſich die Frantzoſen derer abſonderlich zu bedienen, und bey ihren Eſſen gar ſehr anzubringen. In Teutſchen wohlbeſtellten Kuͤchen, ſonderlich an groſſen Hoͤfen, findet man dergleichen Jus auch, an kleinen Hoͤfen aber wird wenig davon angetroffen; es waͤre dann, daß eine Jus Potage ſolte verfertiget werden. Wer weiter von der Jus Nachricht verlanget, wie ſolche auf andere [Spaltenumbruch]
Juſti Jutur
Art zuzurichten, der darff nur auf die Zubereitung der Speiſen Acht haben, ſo wird er davon hin und wieder gute Nachricht finden.
Juſtina,
Des Magnentii, hernachmahls aber auch des Valentiniani des aͤlteren Weib, war zwar ſehr gelehrt, aber unchriſtlich und gottloß darbey, geſtalt ſie der Arianer gifftige Lehre in ſich geſogen, und dem heiligen Ambroſio viel Verdruß anthate, denn nachdem ſie ihren Mann Valentinianum liſtigeꝛ Weiſe umbringen laſſen, hat dieſe Ketzerin ihren Sohn, als des Reichs Succeſſorn, mit eben ihrer Arianiſchen Seuche angeſtecket, welcher, weil er es von ſeiner loſen Mutter nicht beſſer gelernet, mit dem Ambroſio einen groſſen Streit der Lehre wegen anfieng, auch demſelbigen ein blutiges Ende machte. Vid. Centuriat. Magdeburg. Centur. IV. c. 10. p. 672. it. Cap. III. pag. 83.
Juſtitia Sengeria. ſiehe. Sengeria.
Juswinin,
Juliana. Ein in der Orarorie wohlerfahrnes Weibesbild; Sie hatte ſich ſtarck in Hochzeit- und Trauerreden geuͤbet, auch deren ein gantz Buch voll zuſammen getragen.
Juturna,
Eine Tochter des Daunus, und Koͤnigs Turni Schweſter; ſo der Jupiter, dem ſie ihre Jungferſchafft gegoͤnnet, unſterblich ge-
macht
(0503)
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Juven Kabin
macht; ſie hat ihrem Bruder in dem Kriege wider den Æneam groſſe Dienſte gethan; nachdem ſie aber geſehen, daß es um ihres Bruders Leben gefaͤhrlich ausſaͤhe, hat ſie ſich in den Fluß Numicum geſtuͤrtzet; in welchen ſie als eine Waſſer-Nymphe verblieben.
Juventas. ſiehe. Hebe.
Juwelen,
Heiſſet uͤberhaupt dem Frauenzimmer derjenige Schmuck und Koſtbarkeiten, ſo mit Edelgeſteinen verſetzet ſind, als da ſind Ringe, Glied- und Galanterie-Ringlein, Ohren-Ringe, Ohren-Gehencke, Batzen, Creutzen, Halsbaͤnder, Ancker, Caraffen, Baͤumelgen, Vorſtecke-Roſen, Braſſeletten, diamantne Deglein, Flimmer- oder Zitter-Nadeln, diamantne oder mit Rubin beſetzte Schloͤſſer an Ketten und Perlen, Craͤntze, Haarbaͤnder, Haarnadeln und dergleichen.
K.
Kabin,
Iſt eine Gattung halber Ehen, bey den Tuͤrckiſchen Weibern, da ein Mann vor dem Richter ein Weib auf eine gewiſſe Zeit oder Monate nimmt, und ihr dafuͤr eine gewiſſe Sum̃a Geld verſpricht. In Spanien nennet man dergleichen halbe Ehen Amencebado und Caſado de media Carta. Dieſes Wort Kabin kommet her, von dem Arabiſchen Kabſch, ſo eine fleiſchliche Vermiſchung mit einem Wei[Spaltenumbruch]
Kaͤmm Kaͤſe
be bedeutet, daher denn ohne Zweifel auch das Teutſche Wort Kebsweib, ſeinen Urſprung bekommen.
Kaͤmmlein zun Augenbraunen,
Iſt ein ſehr zartes und ſubtiles kleines Kaͤmmlein, wormit das Frauenzimmer ſich die Augenbraunen auszukaͤmmen und zu ſaubern pfleget.
Kaͤmmlein zun Favoretten,
Iſt ein zarter und ſubtiler kleiner Kamm von Elffenbein oder Schildkroͤte, deſſen ſich das Frauenzimmer zu Auskaͤmmung und Accommodement ihrer Favoretten bedienet.
Kaͤſe,
Caſeus, Fromage, wird aus geronnener Milch gemacht, und iſt eine gute Koſt bey reichen und armen Leuten. Weil in allen Laͤndern, Staͤdten und Doͤrffen, wo nur Viehzucht iſt, Kaͤſe bereitet werden; ſo trifft man in groſſen Handels-Staͤdten viel Sorten derſelben an, die aber hier zu ſpecificiren nicht noͤthig ſind, weil ſie in der Kuͤche keinen ſonderlichen Nutzen haben. Nur des Parmeſan-Kaͤſes, welcher wohlſchmeckend, und in der Italiaͤniſchen Stadt Parma gemachet wird, bedienet ſich unſer Koch bey etlichen Eſſen, davon ſelbige einen guten Geſchmack bekommen. Es wiſſen auch etliche den Texel-Kaͤſe, unter der Zurichtung des gruͤnen Krauts, wohl mit anzubringen,
weil
Frauenzim̃en-Lexicon. H h
(0504)
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Kaͤſe Kalbfl
weil er ſelbigen eine purgirende Krafft giebet.
Kaͤſeſchale,
Iſt ein insgemein von Zinn, in Form eines runden Tellers, ſo auf einem niedrigen Fuſſe ruhet, gegoſſenes und gedrehetes Kuͤchen-Geſchirr, worinnen der Kaͤſe auf den Tiſch getragen wird.
Kaͤſe-Suppe. ſiehe. Suppe von Kaͤſe,
Kalbfleiſch,
Caro vitulina, chair de veau, iſt die gemeine Speiſe, ſo wohl naͤhret und geſund iſt. Es wird aber vom Kalbe alles gebrauchet: Das Fleiſch, die Bruͤſte, die Viertel, der Kopff, die Fuͤſſe, die Leber, das Geſchlinge, Lunge und Gekroͤſe ꝛc. welche Sorten alle der Koch zuzurichteten lehret, in nachfolgenden: 1) Kalbfleiſch fricasſiret; 2) dito auf eine andere Art; 3) Kalbfleiſch mit Carfiol; 4) Kalbfleiſch mit Muſcheln; 5) dito auf eine andere Art; 6) Kalbfleiſch mit Citronen; 7) Kalbfleiſch mit ſauerer Limonie; 8) Kalbfleiſch mit Capern und kleinen Roſinen; 9) Kalbfleiſch Eſtouffade mit Capern; 10) Kalbfleiſch mit Kloͤſen und Morgeln; 11) Kalbfleiſch mit Majoran; 12) Kalbfleiſch mit Semmelſchnitten: 13) Kalbfleiſch mit Sauerampffer; 14) Kalbflleiſch mit Spinat; 15) Kalbfleiſch mit Peterſilien-Wurtzeln; 16) Kalbfleiſch mit gruͤner Peterſilie; 17) Kalbfleiſch mit Selerie; 18) Kalbfleiſch mit Selerie anders; 19) Kalbfleiſch mit [Spaltenumbruch]
Kalbfl
gebraͤunten Ruͤben und Stockſchwaͤmmen; 20) Kalbfleiſch mit Haferwurtzeln; 21) Kalbfleiſch mit Zuckerwurtzeln; 22) Kalbfleiſch-Paſtete, ſo man kalt und warm geben kan; 23) Kalbfleiſch-Paſtete anders; 24) Kalbfleiſch-Paſtete noch anders, mit Krebs-Kloͤſen, Morgeln, Spargel und dergleichen; 25) Kalbfleiſch mit gefuͤllten Salat; 26) Kalbfleiſch gelb mit Saffran; 27) Kalbfleiſch mit Krebſen, Morgeln, Kloͤſen, Spargel und dergleichen; 28) Kalbsbruſt gefuͤllt und gebraten; 29) Kalbsbruſt anderer Art gefuͤllet; 30) dito noch anders; 31) Kalbsbruſt noch auf eine andere Art; 32) KalbsBruſt mit Krebsfuͤlle; 33) Kalbskeule angeſchlagen; 34) Kalbskeule gefuͤllt; 35) dito noch anders; 36) Kalbskeule, ſo in Eſſig gelegen, gut zu braten; 37) Kaͤlber- oder Nieren-Braten recht gut zu braten; 38) Kalbs-Braten mit Sardellen geſpickt, auf Engliſch; 39) Kalbskopff zu putzen und zu rechte zu machen; 40) Kalbskopff mit einer Speck-Bruͤhe; 41) Kalbskopff mit Muſcaten-Bluͤten; 42) Kalbskopff mit ſauerer Fricaſsée und geroͤſteter Semmel; 43) Kalbskopff mit Majoran; 44) Kalbskopff angeſchlagen; 45) Kalbsfuͤſſe gebacken; 46) Kalbsfuͤſſe noch anders gebacken; 47) Kalbsfuͤſſe fricasſiret; 48) Kalbsfuͤſſe in einer Papier Paſtete; 49) Kalbsfuͤſſe farciret oder angeſchlagen; 50) Kalbsfuͤſſe mit Muſcaten-Bluͤten; 51) Kalbsfuͤſſe mariniret; 52) Kalbs-Leber gebacken im Netz; 53)
dito
(0505)
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Kalbf
dito andere Art; 54) Kalbs-Leber gebacken mit einer Nelckenſoſſe; 55) Kalbs-Leber gedaͤmpfft; 56) Kalbs-Leber gedaͤmpfft mit Knoblauch; 57) Kalbs-Leber mit einer Sardellen-Soſſe; 58) Kalbs-Leber mit einer ZwiebelSoſſe ſauer; 59) Kalbs-Leber mit einer Schnittlauchs-Soſſe; 60) Kalbsleber gebacken mit einer Klare; 61) Kalbsgeſchlinge gebacken auf einer Schuͤſſel; 62) Kalbs-Leber gehackt mit gruͤner Peterſilie; 63) Kalbs-Lunge ſauer mit Zwiebeln; 64) KalbsLungmus; 65) Kalbs-Lunge gantz gemein; 66) Kalbs-Gekroͤſe fricasſiret; 67) Kalbs-Gekroͤſe ſauer mit Saffran; 68) Kalbsgekroͤſe mit Majoran; 69) KalbsGekroͤſe farciret; 70) Kalbs-Gekroͤſe in Papier; 71) Kalbs-Gekroͤſe mit einer Rahm-Soſſe.
Kalbfleiſch fricasſiret,
Nehmet Kalbfleiſch, und zwar von denen Bruͤſten, hacket es in kleine Kochſtuͤckgen, leget ſelbige in kaltes Waſſer, und laſſet ſie eine kleine Weile darinnen liegen, daß ſich das rothe ein wenig heraus ziehe. Hernach blanchiret es in ſiedenden Waſſer, thuts aber gleich wieder heraus, und waſchet ſolches ſauber aus. Ferner leget in eine Caſſerole oder Tiegel ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, ſtreuet Muſcatenbluͤten, und Citronenſchalen darauf, thut das Fleiſch auch hinein, ſetzet es zuſammen auf ein Kohlfeuer, pasſirets mit einer gantzen Zwiebel, und etlichen Lorbeer Blaͤttern, und ſehet wohl zu, daß die Butter ja nicht braun wer[Spaltenumbruch]
Kalbf
de. Nach dieſen gieſſet Wein und Fleiſchbruͤhe darauf, und laſſet es ferner kochen, ſchuͤttet auch einen Eß-Loͤffel Wein-Eßig darzu. Wenn ihr nun anrichten wollet ſo ſchlaget 4. biß 5. Eyerdorter, nachdem es viel iſt, in ein Toͤpffgen, ruͤhret ſie mit ein wenig Wein-Eßig ab, thut auch ein Bißgen rohes Mehl darein, ziehet die Eyerdotter mit der Bruͤhe, die am Fleiſche iſt, an, ruͤhrets aber beſtaͤndig, damit es nicht zuſammen laͤufft, ſchuͤttet es hernach wieder ans Fleiſch, und ruͤttelt ſolches, daß es fein dicke werde. Richtet dieſes endlich auf eine Schuͤſſel an, ſprenget zerlaſſene Butter, wie auch Muſcatentenbluͤten druͤber, und koſtet es obs genug geſaltzen ſey.
Kalbfleiſch auf eine andere Art fricasſiret,
Kalbfleiſch wird gehackt, blanchiret, und auf Butter pasfiret, wie das vorige, hernach gehackte gruͤne Peterſilie dran geſchuͤttet, mit Eyerdottern abgezogen, und in allen wie vorhergehendes bereitet.
Kalbfleiſch mit Carfiol,
Nehmet Kalbfleiſch und hacket es zu Kochſtuͤcken, und leget es in kaltes Waſſer. Ferner ſetzet es in einen Topff mit Waſſer zum Feuer, ſaltzet es, und laſſet es ſo dann eine halbe Stunde kochen. Hierauf kuͤhlet es aus, richtet es in einen Tiegel oder Caſſerole ein, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten und Ingber, ſtreuet auch geriebene Semmel darein, leget ein Stuͤck Butter daran, gieſſet Bruͤhe drauf,
und
H h 2
(0506)
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Kalbf
und ſetzet es auf Kohlen. Hernach nehmet Carfiol, und ſchneidet ihn nach der Laͤnge entzwey in feine proportionirte Stuͤckgen, brennet ihn alsdenn mit ſiedenden Waſſer und Saltz, leget ſolchen hernach zum Kalbfleiſch, und laſſet es zuſammen kochen, daß es eine feine dickigte Bruͤhe bekoͤmmt. Nach dieſen moͤget ihr es anrichten, wenn ihr wollet.
Kalbfleiſch mit Muſcheln,
Dieſes, wenn es zu Stuͤcken gehackt worden, ſo blanchiret es, hernach kuͤhlet es aus, thut es in einen Tiegel oder Caſſerole, legt ein Stuͤck Butter darein, pasſiret es auf dem Feuer, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten und Citronſchalen, gieſſet auch ein wenig Wein und gute Fleiſch-Bruͤhe daran, und laſſet es kochen, brennet es auch mit ein wenig braunen Mehl an. Nun putzet 100. Stuͤck Muſcheln, pasſiret ſolche erſt in Butter, thut ſolche alsdenn an das Kalbfleiſch, welches alles, wenn es noch 1. Viertelſtunde gekochet hat, ſo iſt es fertig, und kan nach Belieben angerichtet werden.
Kalbfleiſch auf eine andere Art mit Muſcheln,
Nehmet eine ſchoͤne KalbsBruſt, machet ſie mit einem Meſſer auf, daß ſie hohl wird. Hernach drucket eingeweichte Semmel rein aus, ſchuͤttet ſolche in einen Tiegel, ſchneidet Nierentalg klein, thut 6. Eyer, Muſcaten-Bluͤten, Ingber, ein Paar Loͤffel voll Rahm, und ein Stuͤck Butter dar[Spaltenumbruch]
Kalbf
zu, und ſetzet es aufs Feuer. Wenn es nun bald dicke wird, ſo thut 30. Stuͤck Muſcheln darein, und ruͤhret es darunter, mit welcher Fuͤlle ihr die Kalbs-Bruͤſte fuͤllen muͤſſet. Nehmet hierauf noch mehr Kalbfleiſch, und hacket es zu Stuͤcken, blanchiret es ſamt der gefuͤlleten Bruſt, und laſſet es eine Viertelſtunde darinnen liegen. Nach dieſen kuͤhlet es aus, richtet ſolches in einen Tiegel, pasſiret es mit Citronenſchalen und Muſcaten-Bluͤten in Butter. Ferner machet dieſe Coulis: Nehmet 20. Stuͤck Muſcheln, pasſiret dieſe in Butter, thut ſie hernach in einen Moͤrſel, ſchuͤttet eingeweichte Semmel, ein wenig Butter, und 3. hart geſottene Eyerdotter hinein, und ſtoſſet dieſes alles zuſammen, thut ſolches alsdenn in einen Topff, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe drauf, ſetzet es zum Feuer und laſſets kochen, quirlt es recht klar, und ſtreichet es durch ein Haartuch. Wenn es durchgeſtrichen, ſo gieſſet es an das Kalbfleich, welches ſo denn gantz gemaͤhlich kochen muß. Endlich richtet an, die Bruſt in die Mitte, und das kleine Kalbfleiſch auſſen herum, ſo iſt es fertig, und kan nach Belieben aufgetragen und verſpeiſet werden.
Kalbfleiſch mit Citronen,
Hacket das Kalbfleiſch, wie ſchon offt beſchrieben worden, zu Kochſtuͤcken, waſchet es ſauber aus, ſetzet es zum Feuer, und laſſets eine halbe Stunde kochen, kuͤhlet es alsdenn aus, und richtet es in einen Tiegel ein, leget ein Stuͤck But[-]
ter
(0507)
[Spaltenumbruch]
Kalbfl
ter daran, pasſiret es mit Muſcaten-Bluͤten, Citronenſchale und einer gantzen Zwiebel, gieſſet ein wenig Wein und Fleiſch-Bruͤhe daran, ſtreuet geriebene Semmel hinein, welches hernach kochen muß, biß die Bruͤhe ein wenig dicke wird. Zuletzt leget geſchnittene Citronſcheiben daran; es darff aber ja kein Kern driñe bleiben, ſonſten wird es bitter. Und ſo iſt es zum Anrichten fertig.
Kalbfleiſch mit ſauerer Limonie,
Dieſes wird in allen gleich wie vorher gehendes gemacht, nur daß ſtatt derer Citronen, eingeſaltzene Limonien genommen werden.
Kalbfleiſch mit Capern und kleinen Roſinen,
Nehmet Kalbfleiſch und hacket es zu Stuͤcken, blanchiret es in ſiedenden Waſſer, putzet und kuͤhlet es aus, richtet ſolches alsdenn in eine Caſſerole, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, Ingber und Citronenſchalen, thut eine Hand voll Capern, und ſo viel Roſinen dran, ſtreuet auch geriebene Semmel hinein, und gieſſet gute FleiſchBruͤhe, und ein wenig Wein darein, ſetzet es aufs Kohlfeuer, und laſſets unter einander kochen, daß die Bruͤhe fein dicke wird, leget auch ein Stuͤcke Butter darein, ſo moͤget ihr es endlich anrichten. Wer Luſt hat, kan auch bey ſolchen Eſſen eine gantze Zwiebel, und ein Paar Lorbeer-Blaͤtter mit beylegen, welche nichts ſchaden werden.
[Spaltenumbruch]
Kalbfl
Kalbfleiſch Eſtouffade mit Capern,
Nehmet eine Keule Kalbfleiſch, und hacket Stuͤckgen eines Fingers dick daraus, hernach klopffet es, und ziehet in ein jedes Stuͤckgen ein Paar Stuͤcken Speck. Wenn ihr nun alles alſo gemachet habt, ſo beſtreuet es mit Mehl, und ein wenig Saltz, ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, und ſo bald dieſe braun iſt, ſo leget das mit Mehl angeſtreuete Fleiſch hinein. Wenn ſolches auf der einen Seite braun worden, ſo leget es auf die andere Seite, daß es auch braun werde. Ferner wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, Ingber, gantzen Nelcken und Citronenſchalen, gieſſet gute Bruͤhe, oder ſo ſie da iſt, gute jus darauff, ingleichen auch ein Glaß Wein, leget eine gantze Zwiebel und etliche LorbeerBlaͤtter daran, thut auch eine Hand voll Capern hinein, laſſet es alſo fein ſachte kochen, biß es eine feine dicke Bruͤhe bekoͤmmt, decket es aber fein zu, damit der Braden nicht heraus kan. Nach dieſen richtet es an, und garniret es mit Citronenſchalen, und dergleichen Scheiben.
Kalbfleiſch mit Kloͤſen und Morgeln,
Das Fleiſch zu hacken, zu blanchiren, zu kochen und auszukuͤhlen, iſt bereits ſattſam beſchrieben worden. Alsdenn richtet ſolches in einen Tiegel oder Caſſerole, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe darauf, wuͤrtzet es ab, mit Muſcatenbluͤten, Cardamomen und Ingber.
Ferner
H h 3
(0508)
[Spaltenumbruch]
Kalbfl
Ferner weichet Morgeln in warmes Waſſer, putzet ſie ſauber, und waſchet ſie vielmahl aus, daß kein Sand darinnen bleibe, und pasſiret ſolche in Butter, machet auch indeſſen Kalbfleiſch-Kloͤsgen. Wenn nun das Kalbfleiſch im kochen iſt, ſo thut dieſe hinein, ſtreuet etwas geriebene Semmel daran, leget auch ein gutes Stuͤck Butter hinein, und laſſet es alſo zuſammen kochen, ſo iſt es fertig, und kan nach Belieben angerichtet werden.
Kalbfleiſch mit Majoran,
Kochet das Kalbfleiſch nur auf gemeine Art ab, hernach richtet ſolches in eine Caſſerole Tiegel oder Topff, wuͤrtzet es mit MuſcatenBluͤten und Ingber, thut auch durchgeſiebten Majoran hinein und gieſſet die Bruͤhe drauff. Hat es nun gekocht, ſo legt ein Stuͤck Butter daran, ſetzet es zum Feuer, laſſet es kochen, daß es eine feine dicke Bruͤhe bekomme, ſo iſt es fertig.
Kalbfleiſch mit SemmelSchnitten,
Dieſes kochet auch nur in Waſſer mit etwas Saltz ab, richtet alsdenn ſolches in eine Caſſerole oder Tiege, ſtreuet geriebene Semmel darauff, wuͤrtzet es mit viel Muſcaten-Bluͤten und Ingber, leget ein Stuͤck Butter daran, gieſſet Bruͤhe darauff und laſſet es alſo kochen. Darnach baͤhet Sem̃elSchnitten, und wenn ihr das Fleiſch anrichtet, ſo leget etliche von den gebaͤheten Semmel-Schnitten in die Schuͤſſel, die andre garniret [Spaltenumbruch]
Kalbfl
herum, gieſſet die Bruͤhe uͤber das Fleiſch, ſtreuet endlich MuſcatenBluͤten mit Ingber vermiſcht daruͤber her, und laſſets auftragen.
Kalbfleiſch mit Sauerampffer,
Nehmet Kalbfleiſch, hacket dieſes zu kleinen Koch-Stuͤcken und blanchiret es, kuͤhlet es aldenn ſauber aus, richtet darnach dieſes in einen Tiegel oder Caſſerole ein, leget ein Stuͤck Butter darzu, und pasſiret es mit Muſcaten-Bluͤten und Ingber, ſeiget auch Bruͤhe daran, laſſet es eine Weile kochen. Ferner nehmet ein wenig weiß eingebrandt Mehl und ruͤhret es an die Bruͤhe, ſo auf dem Kalbfleiſch iſt; nach dieſem leſet Sauerampffer fein rein, ſetzet indeſſen in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, thut den Sauerampffer darein, pasſiret ihn, biß er welck und weich iſt, ſchuͤttet ihn ſodann an das Fleiſch, welches mit einander kochen muß. Endlich moͤget ihr es anrichten, wenn ihr wollet und hingeben.
Kalbfleiſch mit Spinat,
Dieſes kochet ab und richtet es in einen Tiegel oder Caſſerole. Nehmet alsdenn Spinat, brennet ſolchen mit ſiedenden Waſſer, thut ihn zum Kalbfleiſch, ſtreuet geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten und Ingber daran, gieſſet FleiſchBruͤhe darauff, ſetzet es aufs Kohlfeuer und laſſet es kochen, biß die Bruͤhe ein wenig dicke wird, leget auch ein Stuͤck Butter daran, ſo iſt es fertig.
Kalb-
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Kalbfl
Kalbfleiſch mit PeterſilienWurtzel,
Bereitet das Fleiſch, wie es ſchon offt beſchrieben worden, richtet es in einen Tiegel oder Caſſerole, ſtreuet geriebene Semmel darein, und wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten und Ingber, und ſaltzet es. Hierauf ſchabet Peterſilien-Wurtzeln, ſchneidet ſie als ihr wollet, thut ſie ans Kalbfleiſch, gieſſet Bruͤhe darauff, ſetzet es auf Kohlfeuer, und laſſet es kochen. Wenn es beliebig, ſo koͤnnen zu ſolchen Eſſen auch allezeit gebaͤhete Semmelſchnitten geleget werden.
Kalbfleiſch mit gruͤner Peterſilie,
Kochet das Fleiſch ab, kuͤhlet es alsdenn fein ſauber aus, richtet es hierauff in einen Tiegel oder Caſſerole, thut gerie bene Semmel, Muſcaten-Bluͤten, Ingber und Bruͤhe darauff und ſetzet es auf Kohlfeuer. Ferner werffet ein Paar Haͤnde voll gehackte gruͤne Peterſilie und ein Stuͤcke Butter daran, laſſet es kochen, biß es eine feine dickigte Bruͤhe bekoͤmmt, ſo iſt es fertig, und kan nach Belieben angerichtet und verſpeiſet werden.
Kalbfleiſch mit Selerie,
Hacket das Kalbfleiſch zu feinen Kochſtuͤcken, blanchiret es in heiſſen Waſſer, kuͤhlet es ſauber aus, thut ſelbiges ſodann in einen Tiegel oder Caſſerole, leget ein Stuͤck Butter darzu, pasſiret es ein wenig und wuͤrtzet es darnach mit MuſcatenBluͤten und Ingber. Indeſſen putzet Selerie, ſchneidet ſolchen mit [Spaltenumbruch]
Kalbfl
einem Schneidemeſſer klein und leget ihn zum Kalbfleiſch, ſtreuet geriebene Semmel drein, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe druͤber, ſetzet es auf Kohlfeuer, woſelbſt es ſachte kochen muß, biß es eine dicke Bruͤhe bekoͤm̃t, ſo iſts zum Anrichten fertig.
Kalbfleiſch anders mit Selerie,
Kochet Kalbfleiſch ab und richtet dieſes in eine Caſſerole oder Tiegel. Hernach ſchneidet Selerie als zu einem Salat, Plaͤtzgen weis, und thut ſolchen zum Kalbfleiſch. Ferner ſtreuet eine Hand voll, oder ſo viel noͤthig, geriebene Semmel, wie auch Muſcatenbluͤten und ein wenig Ingber hinein, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe darauff, ſetzet es auf Kohlen und laſſet es kochen. Endlich richtet ſolches nach eurem Gefallen an.
Kalbfleiſch mit gebraͤunten Ruͤben und StockSchwaͤmmen,
Nehmet Kalbfleiſch von Keulen, ſchneidet oder hacket ſolches eines Fingers ſtarck und klopffet es. Hernach ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auf Kohlen, welche muß braun werden, leget ſodann das Kalbfleiſch darein und braͤunet es ein wenig. Hieranff nehmet Ruͤben, ſchaͤlet ſolche und ſchneidet ſie wuͤrfflicht, ſetzet abermahl in einer Caſſerole oder Tiegel Butter oder Schmaltz aufs Feuer, und wenn ſolches braun iſt, ſo reibet ein Loth Zucker darein, ſetzet es wieder aufs Feuer, ſo wird der Zucker eine braune Farbe bekommen. Nach dieſen thut die Ruͤben darein
ſo
H h 4
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Kalbfl
ſo werden ſie auch bald braune werden, die ihr nachgehends ans Kalbfleiſch ſchuͤtten muͤſſet. Ferner weichet Stock- oder NelckenSchwaͤmme ein, putzet ſie ſauber und pasſiret ſie ein wenig in Butter und thut ſelbige auch zum Kalbfleiſch, wuͤrtzet es hierauf mit Ingber und Pfeffer. Nehmet auch braun Mehl, quirlt dieſes mit Bruͤhe ab, und ſeiget ſie hernach ans Fleiſch, ſetzet es aufs Feuer, werffet eine gantze Zwiebel mit Nelcken beſtecket darein, und laſſet es kochen. Wenn ihr es nun anrichten wollet, ſo thut die gantze Zwiebel wieder heraus, ſo kan es aufgetragen werden.
Kalbfleiſch mit HaferWurtzel,
Suchet Kalbfleiſch mit Peterſilien-Wurtzeln, welches gleich alſo gemachet wird.
Kalbfleiſch mit ZuckerWurtzeln,
Da muß man das Kalbfleiſch gantz und gar wie vorhergehendes abmachen und weich kochen, ehe und bevor die Zucker-Wurtzeln daran koͤnnen gethan werden; denn es iſt eine weiche Wurtzel, die gefchwinde zerkochet dahero ſie erſt daran zu thun, wenn man bald anrichten will.
Kalbfleiſch-Paſtete, ſo man kalt und waꝛm geben kan,
Nehmet eine Kalbs-Keule, haͤutekt ſolche ab, und bratet ſie ein wenig auf dem Roſt. Hierauf leget ſie in Eßig und laſſet ſie ein Paar Tage darinnen liegen. Nachge[Spaltenumbruch]
Kalbfl
hends nehmet ſie wieder heraus, und ſpicket ſie, wie man á la daube ſpicket, beſprenget ſie ein wenig mit Saltz, und ſchlaget ſie folgender maſſen in Teig. Erſtlich treibet ein Blatt auf, machet von Teigſtreiffen einen Roſt, beſtreichet das Blatt erſt mit Eyern, darnach leget Speck und Butter auf den Roſt, wuͤrtzet es mit Ingber, Naͤglein, Citronenſchalen, Lorbeer-Blaͤttern und Roſinen, ſchlaget oben wieder ein Blatt daruͤber, und machet ſolches gleich alſo, als wie es bey der Hirſchwildpret-Paſtete ausfuͤhrlich beſchrieben zu finden iſt, allwo auch die Bruͤhen, ſo zur Paſtete koͤnnen genommen werden, anzutreffen ſeyn. Wird alſo unnoͤthig ſeyn, hier ſolches weitlaͤufftiger zu wiederhohlen.
Kalbfleiſch-Paſtete anders,
Nehmet Kalbfleiſch, hacket dieſes zu Kochſtuͤckgen, waͤſſert es eine halbe Stunde ein, hernach blanchiret es in ſiedenden Waſſer, kuͤhlet es alsdenn ſauber aus, richtet ſolches in eine Caſſerole oder Tiegel, leget ein Stuͤck Butter darzu, pasſiret ſolches auf einem Kohlfeuer, mit einer gantzen Zwiebel LorbeerBlaͤttern und Citronen-Schaleu, wuͤrtzet es auch mit MuſcatenBluͤten und Ingber, gieſſet ein wenig Wein hinein und laſſet es alſo daͤmpffen. Darnach machet einen Teig folgender maſſen: Nehmet Mehl, ſo viel euch duͤnckt genug zu ſeyn, ſchlaget drey Eyer darein, ſchneidet ein Pf. Butter zu Stuͤcken, thut dieſe auch ins Mehl, feuchtet es ſodann mit Waſſer an, und machet einen glatten Teig dar-
aus.
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Kalbfl
aus. Hernach nehmet eine Torten-Pfanne, beſtreichet dieſe unten mit Butter, treibet von der Helffte des Teigs ein Blatt aus, das leget in die Torten-Pfanne, daß dieſelbe gantz bedecket ſey, alsdenn beſtreichet den Teig mit Eyern und leget das Kalbfleiſch ordentlich hinein, thut wieder ein wenig Butter darzu, gieſſet auch einen Loͤffel voll von der Bruͤhe, darinnen das Kalbfleiſch abgemachet worden, zur Paſtete. Nach dieſen verfertiget von dem uͤbrigen Teig wieder ein Blatt oben daruͤber, bedecket damit die Torten-Pfanne und machet dieſes feſt zuſammen, machet ein Loͤchlein, daß ihr ſie auffblaſen koͤnnet, hinein. Was die Zierrathen belanget, ſolche bereitet nach euern Einfaͤllen und Gefallen, ſo gut als ihr koͤnnet; Wenn ſie fertig, ſo ſetzet ſie in einen heiſſen Backofen, und laſſet ſie fein ſchoͤn backen, inzwiſchen machet dieſe Bruͤhe fertig: nehmet vier Sardellen, dieſelben waſchet ſauber aus, ziehet das Fleiſch von denen Graͤten herunter und hacket ſolches gantz klein, ruͤhret es in die Bruͤhe, darinnen das Kalbfleiſch abgemachet woꝛden, gieſſet noch mehr Coulis zu, daß ihr Bruͤhe gnug zur Paſtete habet, ſetzet ſolche aufs Feuer, daran ſie kochen muß. Wenn ihr nun die Paſtete aus dem Backofen nehmet, ſo ſchneidet ſolche, nachdem ſie vorhero auf eine Schuͤſſel heraus gethan worden, auf, und beſehet ſie, wie viel ihr noch Bruͤhe darein brauchet, gieſſet alsdenn von der Sardellen-Bruͤhe, ſo viel ihr noͤthig habt, darein, ruͤttelt ſolche fein um, decket den Deckel wieder daruͤ[Spaltenumbruch]
Kalbfl
ber und bereitet ſie mit Zucker, ſo iſt es fertig, und kan nach Belieben auffgetragen werden.
Kalbfleiſch-Paſtete noch anders mit Krebs-Kloͤſen, Morgeln, Spargel und dergleichen,
Nehmet Kaͤlber-Bruͤſte, hacket dieſe klein, als ob ihr eine Fricaſſée machen wollet, blanchiret dieſe in ſiedenden Waſſer, kuͤhlet ſie ſauber aus, richtet ſie in einen Tiegel oder Caſſerole an, leget ein Stuͤck Butter daran, pasſiret es mit Citronenſchalen und Muſcaten-Bluͤten, thut auch eine gantze Zwiebel und ein Paar Lorbeer-Blaͤtter darein und laſſet es alſo eine Weile daͤmpffen. Nach dieſem brechet 1. Schock Krebſe aus, putzet Morgeln, machet Kalbfleiſch-Kloͤſe, brechet Spargel als wie gruͤne Erbſen, welches alles ihr parat haben muͤſſet. Nun bereitet einen Teig, gleich als wie bey vorhergehender Paſtete beſchrieben worden, richtet dieſe Paſtete ebener maſſen alſo ein, und wenn ihr das Fleiſch auf den Teig in die Torten-Pfanne gebracht habt, ſo thut die Krebſe, Morgeln, Kloͤſe und Spargel fein ordentlich darzu hinein, leget Butter darauff, gieſſet ein wenig von der Bruͤhe, darinnen das Kalbfleiſch gelegen, darzu, machet die Paſtete fertig und ſetzet ſie in einen Backofen, damit ſie backe. Inzwiſchen verfertiget dieſe Bruͤhe: nehmet 5. Eyerdotter, thut ſie in eine verzinnte Caſſerole, ſchuͤttet eine Meſſerſpitze rohes Mehl darzu und ruͤhret es mit etlichen Tropffen Wein oder Eßig klar ab. Fer-
ner
H h 5
(0512)
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Kalbfl
ner ſchneidet Citronenſchalen hinein, leget eine gantze Zwiebel und ein Stuͤck Butter darzu, gieſſet auch die Bruͤhe, darinnen das Kalbfleiſch gelegen, mit bey, und wenn ſolche noch nicht zulaͤnglich, ſo muͤſſet ihr noch mehr Fleiſchbruͤhe darzu ſchuͤtten, ſetzet dieſe aufs Kohlfeuer und gieſſet es mit einer Kelle, biß es beginnet dicke zu werden. Endlich nehmet die Paſtete, nachdem ſolche recht gebacken, richtet ſie auf eine Schuͤſſel an, ſchneidet ſie auf und fuͤllet die Bruͤhe hinein, ruͤttelt ſie wohl durch einander und decket ſie wieder zu, bereibet ſie auch mit Zucker und laſſet ſie zu Tiſche tragen.
Kalbfleiſch mit gefuͤllten Sallat,
Kochet Kalbfleiſch, wenn es zu Stuͤcken gehackt iſt, ab, kuͤhlet es ſo dann ſauber, richtet ſolches nach dieſem in einen Tiegel oder Caſſero le mit einem Stuͤck Butter, pasſiret es auf dem Feuer mit Muſcatenbluͤten und ein wenig Ingber, gieſſet Bruͤhe darauf und laſſet es kochen. Ferner nehmet feſten Haͤuptel-Sallat und putzet ſolchen, ſchneidet ihn mitten entzwey, ſchneidet auch das Hertz heraus, damit das Haͤuptel hol werde, ſetzet indeſſen in einer Caſſerole Waſſer aufs Feuer, werffet ein wenig Saltz hinein, thut den ausgehoͤlten Sallat darein, und laſſet ſolchen einen Sud thun. Nehmet hernach das ausgeſchnittene und ſchneidet es mit einem Schneidemeſſer klein, ſchweiſſet ſolches in Butter, ſchlaget 3. biß 4. Eyer daran, ſchuͤttet geriebene Semmel, Muſcatenbluͤ[Spaltenumbruch]
Kalbfl
ten und ein wenig guten Rahm darzu, und ruͤhret es alſo auf dem Feuer zu einer Fuͤlle ab, thut alsdenn den abgebruͤhten Sallat aus dem Waſſer, druͤcket ihn aus, fuͤllet von der abgeruͤhrten Fuͤlle darein, doch ſo, daß allezeit 2. Theile uͤber einander kommen, bindet ſolches mit Zwirn zuſammen, leget es zum Kalbfleiſch, welches mit einander kochen muß, und machet die Bruͤhe mit ein wenig eingebrennten Mehl an, daß ſie dicke werde. Wenn ihr es anrichtet, ſo thut den Zwirn wieder davon, den Sallat aber ſchneidet entzwey, daß ihr das Fleiſch damit garniren koͤnnet, ſtreuet Mußcaten-Bluͤten daruͤber, und laſſet es auftragen.
Kalbfleiſch mit Saffran gelb,
Dieſes kochet ab, als man ſonſten Fleiſch in Waſſer und Saltz abzukochen pfleget, richtet alsdenn ſolches in einen Topff oder Tiegel, ſtreuet geriebene Semmel, Ingber, Pfeffer und Muſcatenbluͤten darein, gieſſet Bruͤhe, darinnen es gekochet, ſo viel ihr noͤthig habt, daꝛauf, ſetzet es in Kohlen und laſſet es kochen, thut auch Saffran daran, das es gelb werde, und ſaltzet es zur Gnuͤge. Wenn es nun eine dickichte Bruͤhe gekochet hat, ſo ſchneidet Semmelſchnitten, baͤhet ſolche auf den Roſt, und legt ſie hernach in die Schuͤſſel, worauf ihr es anrichten wollet; richtet das Fleiſch darauf an, gieſſet die Bruͤhe daruͤber, ſtreuet Ingber und MuſcatenBluͤten oben her, ſo iſt es fertig zum aufftragen.
Kalb-
(0513)
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Kalbfl Kalbsb
Kalbfleiſch mit Kꝛebſen, Moꝛgeln, Kloͤſen, Spargel und dergleichen,
Dieſes alles wird abgemachet, als wie es deutlich beſchrieben zu finden iſt bey der Kalbfleiſch Paſtete, nur daß es nicht in eine Paſtete gethan, ſondern alſo ſauber und ordentlich auf eine Schuͤſſel angerichtet wird.
Kalbs-Bruſt gefuͤllet und gebraten,
Nehmet eine Kalbs-Bruſt, loͤſet die zwiſchen der Haut und den Rippen, daß ſie inwendig hol werde, das Loch aber, wo ihr oben mit dem Meſſer hinein fahret, machet nicht zu groß, und bereitet die Fuͤlle darzu alſo; ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel ein Stuͤck Butter auf Kohlen, und laſſet ſie zergehen, thut geriebene Semmel, 4. Eyer, ein wenig Rahm, gruͤne gehackte Peterſilie und ein wenig Saffran daran, ruͤhret es auf dem Feuer als geruͤhrte Eyer ab, fuͤllet ſolches in die Bruſt, und machet oben das Loch mit einem Speiler zu, ſaltzet ſie ein wenig ein, ſtecket ſie hernach an einen Bratſpieß und leget ſie zum Feuer. Wenn ſie nun anfaͤngt zu braten und treuge wird, ſo beſtreichet ſie mit Butter, und laſſet ſie alſo gemaͤhlich braten, ſie muß aber oͤffters beſtrichen werden. Endlich weñ ſie gar iſt, richtet ſie an gieſſet ein wenig braun gemachte Butter daruͤber, beſtreuet ſie mit geriebener Semmel, und gebet ſie hin.
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Kalbsb
Kalbs-Bruſt auf eine andere Art gefuͤllt,
Die Haut wird eben alſo los gemachet, wie bey vorhergehender, die Fuͤlle aber bereitet alſo: nehmet ein Stuͤck derben Kalbsbraten, hacket ſolchen gantz klein, und thut ihn nebſt ein wenig wuͤrfflicht geſchnittenen friſchen Speck, gehackter gruͤner Peterſilie, kleinen Roſinen, Citronenſchalen, eingeweichter Semmel, Muſcatenbluͤten und Nierenſtollen in eine Caſſerole, ſetzet es mit einem Stuͤck Butter auf Kohlen, ſchlaget 3. biß 4. Eyer darein, gieſſet auch ein Paar Loͤffel dicken, Rahm daran, ruͤhret es zuſammen ab, daß es gar werde, vergeſſet aber darbey das Saltz nicht, fuͤllet ſo dann dieſe Fuͤlle in die Bruſt, ſtecket ſie oben mit einem Speiler zu, und brate, ſie wie vorige.
Kalbs-Bruſt gefuͤllt noch anders,
Das Abloͤſen iſt ſchon beſter maſſen beſchrieben worden, die Fuͤlle aber machet alſo: Nehmet ein Stuͤck von einer Kalbsleber, und hacket es gantz klein, thut eingeweichte Semmel darzu, und roͤſtet ſolche in einer Caſſerole auf dem Feuer mit Butter ab, ſchlaget 3. biß 4. Eyer daran, ſchuͤttet ein wenig Rahm, Ingber, Pfeffer und etwas klar geſchnittenen Speck darzu, und ſaltzet es ein wenig, ruͤhret es ferner auf Kohlfeuer ab, biß es dicke wird; mit dem einfuͤllen und braten aber, verfahret vorherbeſchriebener maſſen.
Kalbs-
(0514)
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Kalbsb Kalbsk
Kalbs-Bruſt gefuͤllt noch auf eine andere Art,
Dieſe, wenn ſie auf mehr beſchriebene Art ausgehoͤlet iſt, fuͤllet alſo: nehmet von 6. harten Eyern die Dotter, von 2. Kaͤlbern die Milch und blanchiret dieſe, hernach ſtoſſet es zuſam̃en mit einem Stuͤck Butter im Moͤrſel, und nach dem Stoſſen ſchuͤttet ſolches in einen Tiegel oder Caſſerole, thut ein wenig eingeweichte Semmel, noch 2. gantze Eyer, klein geſchnittene Piſtaclen und Muſcatenbluͤten daran, und ruͤhret es klar durch einander ab. Iſt es etwan noch zu dicke, ſo gieſſet einen Loͤffel voll dicken Rahm daran, zuckert und fuͤllet es in die Bruſt, und bratet ſolche als vorher beſchrieben.
Kalbs-Bruſt mit KrebsFuͤlle,
Wenn die Bruſt gehoͤriger maſſen gehoͤlet iſt, ſo machet eine Fuͤlle von Krebſen, die unter den Krebſen deutlich beſchrieben wird zu finden ſeyn; nur ſolt ihr ſie im braten mit Krebs-Butter beſtreichen.
Kalbskeule angeſchlagen,
Nehmet eine Kalbskeule, und ſaltzet dieſe ein wenig ein, hernach ſtecket ſie an Spieß, und wenn ſie abgebraten, ſo ſchneidet das braune herunter, das uͤbrige Fleiſch aber loͤſet von denen Knochen alles herunter, uñ hacket ſolches gantz klein; ihr ſollet auch zugleich den Knochen ſauber putzen und bey Seite legen. Nach dieſem ſchneidet 1 halb Pfund guten Nierentalg darunter, und thut dieſes in einen Moͤrſel, ſchlaget 4. biß 5. Eyer daran und ſtoſſet [Spaltenumbruch]
Kalbskeule
es, darnach gieſſet ein Paar Eß-Loͤffel voll guten dicken Rahm darein, auch werffet eingeweichte und wieder ausgedruͤckte Semmel darzu, ſaltzet es ein wenig, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Ingber und Citronſchalen, und ſtoſſet dieſes alles vollends zuſam̃en. Wenn es nun ziemlich klar iſt, ſo ſchlaget mit der farce die Knochen alſo an. Beſtreichet die Knochen mit Eyern, alsdenn leget von der farce daran, (es muß aber erſtlich eine Tortenpfañe oder andere Pfanne mit Butter angeſchmieret, hernach ein Bogen Papier darein geleget, und dieſer auch alſo beſchmieret werden) und ſchlaget ſie fein proportionirlich an. Wenn dieſes geſchehen, ſo beſtreichet ſie mit Eyern, und gieſſet zerlaſſene Butter daruͤber, beſtreuet ſie mit klar geriebener Semmel, ſetzet ſie in einen heiſſen Backofen und laſſet ſie backen, ſo koͤnnet ihr ſie ſodenn warm zu Tiſche tragen laſſen, oder Bruͤhe darunter geben, oder auch in eine Potage legen. Viele haben die Art, wenn ſie halb gar gebacken, daß ſie ſolche heraus nehmen und mit Pinien beſtecken: dieſes halte ich aber nicht vor gut deñ in waͤhrender Zeit, da ich doch unter einer Viertelſtunde nicht fertig werde, ſetzet ſich das Fett ſo in der Keule iſt, und kan darnach zu ſeinem rechten Auffgehen nicht wieder gelangen: zu dem iſt auch dieſes nicht mehr mode. Wenn ihr ſolche wollet anrichten, ſo thut ſie mit dem Papier in eine Schuͤſſel, und ziehet das Papier hervor, ſo iſt es recht und fertig zum Aufftragen.
Kalbskeule gefuͤllt,
Nehmet eine Kalbskeule, dieſel-
be
(0515)
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Kalbskeule
be oͤffnet unten die Laͤnge im dicken Fleiſch, und ſchneidet alles Fleiſch heraus, ſehet aber zu, daß ihr auf beyden Seiten keine Loͤcher darein machet, das Fleiſch aber hacket gantz klein. Wenn dieſes geſchehen, ſo nehmet darzu eingeweichte Sem̃el, Nierenſtollen, ein wenig Zwiebeln, ein gantzes Ey, und ſchneidet dieſes alles gantz klein zuſammen, wuͤrtzet es auch mit Ingwer, MuſcatenBluͤten, Cardemomen und Saltz, reibet wuͤrfflicht geſchnittenen Speck, ingleichen Citronſchalen, und ein klein wenig Thymian darunter, dieſes alles nun miſchet durch einander, fuͤllet es in die aufgeſchnittene Keule, und nehet ſie nachgehends feſte wieder zu. Es ſtehet in eurem Belieben, ob ihr ſie alsdann braten oder kochen wollet, denn ſie wird hernach meiſtentheils zu Potagen oder Ragouten gebraucht.
Kalbskeule gefuͤllt auf eine andere Art,
Das Aufſchneiden und Aushoͤlen iſt allbereit oben beſchrieben; hierauf fuͤllet dieſe alſo: das ausgeſchnittene Fleiſch ſchneidet klein, hernach ſchneidet Speck wuͤrfflicht mit Nierentalg vermiſchet darunter, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, und Muſcatenbluͤten, roͤſtet in Butter ein wenig Thymian, ſaltzet und miſchet alles wohl durch einander. Wenn nun dieſes alles ſattſam unter einander gemiſchet iſt, ſo fuͤllet ſolches in die Keule, nehet ſelbige zu, waſchet ſie nach dieſem ſauber ab, ſaltzet ſolche ein, ſtecket ſie alsdenn an einen nicht gar zu di[Spaltenumbruch]
Kaͤlber
cken Spieß, bratet ſie an einem gelinden Feuer, betrieffet ſie oͤffters mit Butter, damit ſie fein ſafftig werde, die Bruͤhe aber, ſo aus der Keule tropffet, fanget in einer reinen unter geſetzten Pfanne auf. Wollet ihr nun die Keule anrichten, ſo leget ſie auf eine Schuͤſſel, und ſeiget die aufgefangene Bruͤhe darunter, oben druͤber aber gieſſet braun gemachte giſchende Butter, beſtreuet ſolche mit geriebener Semmel und laſſet ſie auftragen.
Kalbskeule, ſo in Eßig gelegen, gut zu braten,
Wenn ſolche recht ſauer woꝛden, ſo nehmet und haͤutelt ſie gantz ſubtil ab, ſpicket ſie alsdenn ſauber, ſtecket ſie an einen Spieß, leget ſie zum Feuer, ſetzet eine Pfanne unter, begieſſet ſie in der erſt mit warmen Eßig darinnen Zwiebeln liegen, die Bruͤhe aber ſo abtrieffet, fanget reinlich auf. Habt ihr ſie nun etliche mahl mit ſolcher Bruͤhe begoſſen, ſo begieſſet ſie auch oͤffters mit Butter, biß der Braten vollends fertig. Hernach nehmet die jus aus der Bratpfanne und ruͤhret ein wenig braun Mehl darein, daß es ein wenig dicke wird, ſeiget ſo dann die Bruͤhe auf eine Schuͤſſel und leget den Braten oben darauf, ſaltzet ihn ein wenig, gieſſet auch giſchende braune Butter daruͤber, beſtreuet ihn endlich mit geriebener Sem̃el und laſſet ihn auftragen.
Kaͤlber- oder Nierenbraten recht gut zu braten,
Nehmet einen fetten NierenBraten, waſchet dieſen nicht aus, ſondern beſchabet ſolchen nur, wo
er
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[Spaltenumbruch]
Kalbsb
er etwa nicht rein iſt, mit einem Meſſer, ſtecket ihn an einen Spieß, leget ihn zum Feuer, und wenn er bald trocken worden, ſo druͤcket auf einen Ruͤhrloͤffel ein Stuͤck Butter und befahret den Braten uͤber und uͤber, u. zwar oͤffters, beſprenget ihn ein wenig mit Saltz, ſo wird er recht gut braten, und ſich im vorſchneiden ziemlich ſafftig zeigen. Hierauf richtet ſolchen an, gieſſet die jus aus der Pfanne druͤber, beſtreuet ihn mit Semmel und ſchicket ihn zu Tiſche.
Kalbs-Braten mit Sardellen geſpickt, auff Engliſch.
Darzu nehmet eine Keule, und trocknet ſelbige erſt uͤber Kohlfeuer alſo: Machet Kohlfeuer in ein Forcir Loch, ſtecket den Braten an ein en hoͤltzernen Spieß, und haltet dieſen uͤber die Glut, beſchmieret ihn mit Speck oder Butter, laſſet ihn ziemlich anlauffen, und wiſchet ihn fein trockẽ wieder ab. Hernach nehmet friſche Sardellen, waͤſſert dieſe ein, und waſchet ſie heraus, ziehet ihnen das Fleiſch von den Graͤten herunter, und durchziehet die Keule mit einer Spickenadel, als man à la daube zu ſpickẽ pfleget, druͤcket auch in dasjenige Loch, wo ihr die Sardellen hinein gezogen habet, ein wenig ausgewaſchene Butter, und denn oben darauff ein wenig Semmel, ſtecket ſie hierauff an einen Spieß, und bratet ſie, aber ja nicht zu jaͤhling. So bald ſie nun beginnet trocken zu werden, ſo befahret ſie, wie vorige mit Butter, ſetzet aber erſt eine reine Bratpfanne unter, leget ein Paar gantze Zwie[Spaltenumbruch]
Kalbsk
beln und ein Paar Lorbeer-Blaͤtter hinein, gieſſet ein Paar Loͤffel voll Bruͤhe in die Pfanne, und ſorget, daß ja das heraus tropffende in die Pfanne komme, denn die Jus in der Keule und der Geſchmack von den Sardellen werden einen lieblichen Geſchmack gebẽ, ſaltzet auch die Keule ein klein wenig am Spieß, die ihr aber indeſſen oͤfters mit Butter beſtreichen, und allezeit, ſo offt ſie begoſſen worden, mit Mehl anſtreuen ſollet, denn durch das oͤfftere beſtreuen bekoͤmmt ſie eine Rinde, und bleibet die jus mehr als ſonſten darinnen. Wenn ſie nun ſolchergeſtalt ausgebraten, ſo ziehet ſie vom Spieß und leget ſie auf eine Schuͤſſel, die jus aber in der Bratpfanne machet heiß, daß ſie ſiedet, ſchlaget ein Paar Eyerdotter auff einen Teller, zerklopffet dieſe mit etlichen Tropffen Weineßig gantz klein, und laſſet ſelbe hernach in die jus lauffen, ruͤhret ſie aber, daß ſie nicht zuſam̃en riñe. Dieſe Bruͤhe ſoll alsdeñ durch einen Durchſchlag unter den Braten lauffen, uͤber dieſen aber gieſſet giſchende Butter, u. beſtreuet ihn mit Semmel, ſo iſt er fertig.
Kalbs-Kopff zu putzen und zu rechte zu machen,
Es putzen zwar hier zu Lande die Fleiſcher ſolche meiſtens, in Boͤheim und Oeſterreich aber iſt es der Gebrauch, daß, ſo bald der Fleiſcher das Kalb abgeſchlachtet, ſie ſelbigen den Kopff gleich mit Haut und Haar abſchneiden und in kaltes Waſſer werffen, ſo ziehet ſich der Schweiß heraus, und wird der Kopff hernach mit denen Haaren im Waſſer zum Feuer geſetzet und
geko-
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[Spaltenumbruch]
Kalbsk
gekochet. Wenn er nun eine zieml. Weile gekochet, ſo thut ihn heraus, alsdeñ wird ſich die Haut mit denen Haaren Fleckweiſe abſchaͤlen. Es iſt aber hie nicht zu verſtehen, die rechte dicke Haut, ſondern nur die duͤnne, darinnen die Haare ſtecken, deñ ſonſten wuͤrde nicht viel am Kalbskopffe bleiben. Darauff putzet ihn mit einem Meſſer vollends ſauber ab, und nach dem putzen und ſaubern koͤnnet ihr ihn, wie hernach folgen wird, zurichten. Wenn man einen Kalbskopff zurichtet, ſo werden allezeit die Fuͤſſe vom Kalbe darzu genom̃en, wovon auch nach dieſen eine à parte Beſchreibung folgen wiꝛd, die Fuͤſſe aber muß man die Laͤnge durchaus ſchneiden, u. das Bein heraus nehmen, daß alſo von jedem 2. Theile gemachet werden.
Kalbs-Kopff mit einer Speck-Bruͤhe,
Nehmet einen ausgeputzten Kalbskopff ſamt denen Fuͤſſen, ſetzet ihn in Saltz und Waſſer zum Feuer, und laſſet ihn weich kochen, hernach kuͤhlet ihn aus, ſtechet ihm die Augen aus, reiſſet ihm die Kinnbacken aus, putzet vom Gaumen die weiſſe Haut herunter, und brechet ihm die Zaͤhne aus, biß auf den Hinterſten, ſo der Milch-Zahn heiſſet; die Fuͤſſe putzet auch reinlich, daß keine Haare daran bleiben. Hierauff ſetzet in einer Caſſerole Butter auf Kohlen, damit ſolche heiß werde, ruͤhret einen Loͤffel voll Mehl darein, und machet ſolches Caſtanienbraun, ſo viel als ihr meynet gnug zu haben, wuͤrtzet ſolches mit Ingber und Pfeffer, leget ferner den Kopf nebſt [Spaltenumbruch]
Kalbsk
denen Fuͤſſen darein und laſſet ſolches kochen. Inzwiſchen brennet geſchnittenen und geroͤſteten Speck an den Kalbskopff, ſchneidet aber auch zugleich Speck und Semmeln wuͤrfflicht, und roͤſtet ſolches durch einander. Weñ ihr nun den Kalbskopff anrichtet in eine Schuͤſſel, ſo leget die Fuͤſſe auſſen herum, brennet die geroͤſtete Sem̃el und Speck darauff, ſtreuet Ingber und Pfeffer daruͤber, ſo iſt er fertig.
Kalbs-Kopf mit MuſcatenBluͤten,
Wenn der Kalbskopff vorher beſchriebener maſſen abgekochet, ausgeputzet und zu rechte gemachet iſt, ſo richtet ſolchen in einen Tiegel oder Caſſerole ein, gieſſet FleiſchBruͤhe darauff, wuͤrtzet ſolche mit Muſcatenbluͤten und Ingber, ſaltzet ihn zur Genuͤge, leget auch ein Stuͤck Butter hinein, und laſſet ihn alſo kochen, bis eine dickigte Bruͤhe daran wird. Endlich richtet ihn an, ſtreuet oben Muſcatenbluͤten und Ingber daruͤber, und gebet ihn hin.
Kalbs-Kopff mit ſauerer Fricaſſèe und geroͤſteter Semmel,
Kochet den Kalbskopff ſauber ab, und putzet ſolchen nach ſchon beſchriebener Art auffs reinlichſte, hernach leget ihn in einen Tiegel oder Caſſerole, gieſſet die Bruͤhe darauff, nur daß er warm bleibt; ferner nehmet 6. Eyerdotter, thut ſolche in einen Tiegel, ſchuͤttet ein wenig rehes Mehl darzu, und ruͤhret es mit einem Loͤffel voll Wein-
Eßig
(0518)
[Spaltenumbruch]
Kalbskopff
Eßig klar ab, leget ein Stuͤck Butter darzu, gieſſet Bruͤhe und noch mehr Eßig darein, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer und Muſeatenbluͤten, ſetzet es nach dieſen auffs Feuer, und ruͤhret es biß es beginnet dicke zu werden, alsdenn thut ein Paar Tropffen kalt Waſſer hinein, ſonſten rinnet es zuſammen. Endlich nehmet den Kalbskopf aus der warmen Bruͤhe und richtet ihn auf eine Schuͤſſel an, machet die Hirnſchale oben von einander, thut das Gehirn in iede Schale halb, und leget es neben den Kopff auff den Schuͤſſel-Rand, gieſſet auch die Bruͤhe uͤber den Kopff, daß ihr ihn gantz uͤberziehet. Letzlich habt wuͤrflicht geſchnittenen Speck und Semmel fertig, roͤſtet beydes und brennet es daruͤber, ſo iſt er fertig.
Kalbs-Kopff mit Majoran,
Denſelben kochet vor beſchriebener maſſen ab, richtet hernach ſolchen in einen Tiegel oder Caſſerole, gieſſet Bruͤhe darauff und ſtreuet geriebene Semmel darein, ſetzet ſolches aufs Feuer und laſſet es kochen, biß es eine dickigte Bruͤhe zeiget, ſetzet es mit Muſcatenbluͤten, Ingber und Pfeffer, und leget ein ziemlich Stuͤcke Butter daran. Ferner machet Majoran duͤrre, und ſiebet etwa einen Eßloͤffel voll durch einen Durchſchlag an den Kalbskopff, welcher alſo noch eine weil[c]hen muß. Nach dieſen koͤnnet ihr ſolchen nach Belieben anrichten.
Kalbs-Kopff angeſchlagen,
Dieſen, wenn er rein geputzet iſt, ſetzet zu, kochet ihn wie die andern [Spaltenumbruch]
Kalbsfuͤſſe
ab, kuͤhlet und ſaubert ihn gehoͤriger maſſen aus. Hernach nehmet ein Stuͤckgen abgebratenen KalbsBraten, hacket ſolchen klein, desgleichen ein halb Pfund Nierenſtollen, ſtoſſet es mit etwas eingeweichter Semmel im Moͤrſel, ſchlaget 4. bis 5. Eyer darein, wuͤrtzet es ferner mit Muſcatenbluͤten und Ingber, und da es etwa zu dicke iſt, ſo gieſſet ein Paar Loͤffel voll Rahm daran, und ſaltzet es zur Genuͤge. Hierauff ſetzet den Kalbskopff in einer Tortenpfanne, beſtreichet ihn mit Eyern u. ſchlaget dieſen mit der gemachten force nach proportion eines Kalbskopffs an, ſtreichet ihn mit einem warmen Meſſer glatt zu, beſtreichet ihn auch mit Eyern, und uͤbergieſſet ihn mit Butter, ſtreuet nach dieſem geriebene Semmel daruͤber, und ſetzet ihn alsdenn im Backofen, damit er fein goldgelb backe. NB. Die Fuͤſſe koͤnnet ihr ebener maſſen alſo angeſchlagen und nachdem ihr den Kalbskopff auf eine Schuͤſſel angerichtet, ſolchen damit garniren. Eine Bruͤhe moͤget ihr daran machen, was euch vor eine beliebet.
Kalbs-Fuͤſſe gebacken,
Schneidet die Fuͤſſe in der Laͤnge, als wie bey den Kalbskoͤpffe putzen ſchon gedacht worden, von einander, ſetzet ſolche in Waſſer mit etwas Saltz zum Feuer, und laſſet ſie weich kochen, darnach kuͤhlet ſie trocken, machet dieſe Klare an: Nehmet ein halb Noͤſel Milch, und quirllt ſo viel Mehl darein, daß ſie bald als ein duͤnner Brey wird, ſchlaget 4. Eyer darein, und ſaltzet es ein wenig. Ferner ſetzet in ei-
ner
(0519)
[Spaltenumbruch]
Kalbsfuͤſſe
ner Pfanne Schmaltz aufs Feuer, und laſſet dieſes heiß weꝛden, ſchuͤttet einen Eßloͤffel voll davon in die Klare, und dieſe Klare gieſſet alsdenn uͤber die Fuͤſſe, weltzet ſie in der Klare herum, thut ſie hierauf in das heiſſe Schmaltz, und backet ſie fein goldgelb heraus, und zwar ſo lange biß ſie alle ſind. NB. Das wenige Schmaltz daß ihr unter die Klaꝛe gegoſſen habt, machet, daß dieſelbige hart und kraus wird.
Kalbs-Fuͤſſe noch anders gebacken,
Machet ſolche eben wie die vorigen ab: daꝛnach nehmet 4. bis 5. Eyer auf eine Schuͤſſel, ſtreuet geriebene Sem̃el und ein wenig Mehl darein, klopffet es klar ab, ſaltzet es ein wenig und hacket viel gruͤne Peterſilie darunter. Hernach ſetzet Schmaltz auffs Feuer und laſſet es heiß werden, wickelt die Fuͤſſe darinnen herum, leget ſie ſo denn ins heiſſe Schmaltz und backet ſie fein roͤſch heraus. NB. Eben die gebackenen Kaͤlberfuͤſſe koͤnnet ihr bisweilen an die Kalbskoͤpffe zum garniren brauchen.
Kalbs-Fuͤſſe fricasſiret,
Kochet dieſe ab und putzet ſie ſauber aus, richtet ſie in einen Tiegel oder Caſſerole ein, leget ein Stuͤck Butter darzu, pasſiret es mit Citronen und Muſcaten-Bluͤten ab, werffet auch ein Paar gantze Zwiebeln daꝛan, gieſſet ingleichen ein wenig Wein, ein Paar Loͤffel voll Eßig und Bruͤhe daran, und laſſet ſie alſo kochen. Hierauff nehmet vier [Spaltenumbruch]
Kalbsfuͤſſe
Eyerdotter, nachdem ihr viel Fuͤſſe habt, ſchlaget dieſe in ein Toͤpffgen, gieſſet etliche Tropffen Eßig hinein, thut auch eine Meſſerſpitze voll Mehl darzu, quirrelt es klar und laſſet die Bruͤhe von denen Kaͤlberfuͤſſen an die Eyerdotter, ruͤhret es aber ſtetig, daß es nicht zuſammen lauffe. Nach dieſen ſchuͤttet ſolches wieder an die Fuͤſſe und richtet ſie an, ſprenget zerlaſſene Buttes darauf und laſſet ſolche auftragen.
Kalbs-Fuͤſſe in einer Papier-Paſtete.
Nehmet Kalbsfuͤſſe, kochet ſolche ſchon oft beſchriebener maſſen ab, kuͤhlet ſie aus, und putzet ſie ſauber zu, richtet ſie hernach in einen Tiegel ein, leget ein Stuͤcke Butter darzu, pasſiret ſie auf dem Feuer, wuͤrtzer ſie auch mit Muſcatenbluͤtenbluͤten und Citronſchalen, und ſetzet ſie vom Feuer. Inzwiſchen nehmet Papier und ſetzet in einer runden Form ein Muſter, gleich einer aufgeſetzten Paſtete auf, alſo: leget einen Bogen Papier in die Form und druͤcket ſolchen mit Falten bis er rund wird, beſtreichet die Falten mit Eyern, daß ſie zuſam̃en kleben, darnach beſtreichet das gantze Papier, leget wieder einen Bogen darauff, und druͤcket wieder ſo lange, bis er die Rundung hat, beſtreichet alles wieder wie vor. Ferner ſchneidet Blaͤtter Papier, ſo hoch als ihr die Paſtete haben wollet, und ſetzet es inwendig um den Rand herum, beſtreichet ſolche mit Eyern, ſchneidet auch ein rund Blatt und leget es auf den Boden. Hieranf ſchlaget zwey Eyer ins Papier, und ſtreuet ein wenig
Mehl
Frauenzim̃en-Lexicon. J i
(0520)
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Kalbsfuͤſſe
Mehl darein, ſchlaget es mit einem Pinſel zu einem Teig, und beſtreichet das gantze Papier inwendig mit dieſem Teig; ſetzet es hernach in einen warmen Ofen, oder in eine Roͤhre, und laſſet es trocken werden, beſchneidet auch das Papier fein ſauber. Nun nehmet ein halb Noͤſel guten dicken Rahm, thut geriebene Sem̃el und ein halb Pfund gehackte Nierenſtollen hinein, und qvirrelt alles klar ab. Ferner ſchlaget 5. gantze Eyer und etwan 6. bis 7. Eyerdotter darein, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten und Citronenſchalen (ſo man will kan man auch hier gruͤne Peterſilie drunter hacken) ſaltzet ſolches ein wenig, ruͤhret alles wohl durch einander, daß es wie ein Mus werde. Nachgehends gieſſet die Helffte von dem eingeruͤhrten in die papierne Paſtete, leget die abpaſſirten KaͤlberFuͤſſe hinein, ſchuͤttet die wenige Bruͤhe, ſo auf denen Fuͤſſen geweſen, wie auch das Abgeruͤhrte vollends darzu, beſtreuet ſolche mit geriebener Semmel, ſetzet es auf ein Blech, und thut es in einen geheitzten Backofen, ſo wird es gewiß recht delicat. Soll es endlich zur Taffel getragen werden, ſo ſetzet es nur als eine Paſtete auf eine Schuͤſſel: iſt es aber bey einer Ausrichtung, ſo garniret ſolche auffs ſchoͤnſte. Hierbey iſt zu mercken, daß dieſes Eſſen recht warm muß verſpeiſet werden, denn das Fette ſo darinnen iſt, ſetzet ſich ſonſt und wird hart.
Kalbs-Fuͤſſe farciret oder angeſchlagen,
Dieſe kochet und wuͤrtzet ab, daß [Spaltenumbruch]
Kalbsfuͤſſe
keine Haare daran bleiben, und leget ſie trocken. Hernach machet eine farce, als wie beym Kalbskopf angeſchlagen zu finden iſt, oder dieſe, ſo bey der Kalbs-Keule angeſchlagen, beſchrieben worden; beſtreichet alsdenn die Fuͤſſe mit Eyern, aber nicht eben gar zu naß, umſchlaget ſelbige mit der vorbenannten ſelbſtbeliebigen farce nach Art des Fuſſes, und verfahret weiter, als wie bey dem anſchlagen der Kalbskeule geſchehen, und backet ſie im Ofen. Dieſe Fuͤſſe koͤnnen entweder mit einer Bruͤhe, die man ſich ſelbſt wehlen kan, verzehret werden; odeꝛ man kan ſie zum garniren eines Kalbeskopfs, ingleichen auch zu einer Potage gebrauchen.
Kalbs-Fuͤſſe mit MuſcatenBluͤten,
Dieſe, wenn ſie gehoͤrig ausgeſchnitten, abgekocht, abgekuͤhlet und geputzet ſind, richtet in einen Tiegel oder Caſſerole, leget Butter daran, thut geriebene Semmel mit Muſcatenbluͤten darein, gieſſet gute Bruͤhe darauff und ſetzet ſolche aufs Kohlfeuer, daruͤber ſie ſo lange kochen muͤſſen, bis die Bruͤhe etwas dicke wird, alsdenn moͤget ihr ſolche nach Belieben anrichten.
Kalbs-Fuͤſſe marinirt,
Nehmet Fuͤſſe und blanchiret ſie ſauber, ſetzet ſie in Waſſer, mit Wein und Eßig vermiſchet, zum Feuer, ſaltzet ſie ein wenig, leget Kraͤuter, als Thymian, Salbey und Iſop daran, und laſſet ſie weich kochen: wenn dieſes geſchehen, ſo thut ſie heraus, daß ſie trocken werden, ſetzet indeſſen in einer Pfanne
Schmaltz
(0521)
[Spaltenumbruch]
Kalbsleber
Schmaltz oder Baumoͤl aufs Feuer, damit es heiß werde, werffet alsdenn die Kalbsfuͤſſe darein, und laſſet ſie ein wenig braun werden, leget ſie daꝛnach alſo ein, als wie bey denẽ beym Aal, Forellen n. Hecht beſchriebenen Marinaden zu ſehen ſeyn wird, wartet ſie auch alſo ab, ſo moͤget ihr ſie lange gut behalten. Will man ſie aber nicht in Schmaltz oder Oel backen, ſo nehmet nur eine Tortenpfañe, beſtreichet dieſe mit Butter, leget oben Papier und die Fuͤſſe darauff, beſtreichet ſie alsdenn wieder mit Butter, ſetzet ſie in einen heiſſen Ofen, und laſt ſie ein wenig braun werden.
Kalbs-Leber gebacken im Netz,
Nehmet ein oder mehr KaͤlberLebern, hacket ſolche gantz klein, vermiſchet ſie mit eingeweichter Semmel, wuͤrtzet ſie mit Ingber und Pfeffer, und ruͤhret dieſes zuſammen in einer Caſſerole mit einem Stuͤck Butter auf Kohlfeuer ab. Hernach ſchneidet 1. halb Pfund Speck gantz kleinwuͤrfflicht, ſchuͤttet dieſen nebſt 1. viertel Pfund kleinen Roſinen auch zur Leber, ſaltzet und ruͤhrets wohl durch einander: iſt es etwa noch zu dicke, ſo ſchlaget 3. biß 4. Eyer darein, und gieſſet ein Paar Loͤffel voll guten Rahm daran. Hierauf nehmet ein Kaͤlber-Netz, ſo nicht zerriſſen, breitet ſolches uͤber eine Pfanne oder Tiegel, der mit Butter angeſchmieret iſt, und ſchuͤttet die abgeruͤhrte Leber darein, decket ſie alsdenn mit dem noch uͤbrigen Netze oben zu, ſtecket ein Paar [Spaltenumbruch]
Kalbsleber
Speiler darein, ſetzet ſie in einẽ heiſſen Backofen und laſſet ſie backen.
Kalbs-Leber gebacken im Netz, auf eine andere Art,
Kochet die Kalbs-Lebern gar ab, und laſſet ſie kalt und hart werden, hernach reibet ſie alle auf dem ReibEiſen, miſchet darunter 1. halb Pfund Speck, kleine Roſinen, gehackte gruͤne Peterſilie oder Schnittlauch, geriebene Semmel, 6. Eyer, 1. Kanne Rahm, Ingber, Pfeffer, Saltz und ruͤhret dieſes alles durch einander ab. Wenn es geſchehen, ſo fuͤllet ſolches ins Netz und verfahret damit als wie beym vorigen.
Kalbs-Leber gebacken mit einer Nelcken-Soſſe,
Dieſe ſchneidet Schnittgenweiſe, ſaltzet ſie ein, und laſſet ſie eine Weile alſo liegen, ſtreiffet ſie darnach durch die Hand, oder machet ſie mit einem Tuch trocken, und beſtreuet ſie dicke mit Mehl. Ferner ſetzet Schmaltz aufs Feuer, in welches, wenn es heiß worden, ihr die eingemehlte Leber legen, und ſelbe braun heraus backen muͤſſet. Wenn ſie nun alle, ſo habet eine Nelckenſoſſe fertig, die wird alſo gemachet. Machet in einem Tiegel oder Caſſerole Butteꝛ auf dem Feuer braun, ruͤhret einen Eßloͤffel voll Mehl darein, welches auch Caſtanienbraun werden muß, gieſſet hierauf Bruͤhe, Wein und Eßig darein, wuͤrtzet es mit viel geſtoſſenen Nelcken, Ingber, Citronſchalen und Zucker, damit dieſelbe Bruͤhe mehr ſuͤß als ſauer ſchmecke, und
laſſet
J i 2
(0522)
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Kalbsleber
laſſet es alſo durch einander kochen, biß die Bruͤhe ein wenig dicke wird, gieſſet auch ein Paar Loͤffel voll Schmaltz darein, es moͤchte ſonſt die Bruͤhe zu mager ſeyn. Wenn ihr nun anrichtet, ſo ſchuͤttet die Soſſe in die Schuͤſſel, die Leber aber leget als eine garnitur herum, bereibet es mit Zucker, ſo iſt es fertig.
Kalbs-Leber gedaͤmpfft,
Nehmet ein Paar Kalbs-Lebern, und durchziehet dieſe mit groben Speck. Hernach laſſet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auf dem Feuer braun werden, beſtreuet die Lebern mit Mehl und leget ſie hinein, damit ſie auf beyden Seiten auch braͤunen. Ferner gieſſet Bruͤhe darauf und laſſet ſie ein wenig kochen, ſchuͤttet auch ein Paar Loͤffel Wein daran, leget ein Paar gantze Zwiebeln darzu, und wuͤrtzet ſie mit Ingber, Pfeffer, Nelcken und Citronſchalen. Solte etwa die Bruͤhe nicht dicke genug werden, ſo thut ein wenig eingebrenntes Mehl darein, langet hernach beym Anrichten die Zwiebeln wieder heraus, leget die Lebern auf die Schuͤſſel, und gieſſet die Bruͤhe daruͤber, beſtreuet ſolche mit Semmel und gebt ſie hin.
Kalbs-Leber gedaͤmpfft mit Knoblauch,
Dieſe ſpicket eben wie vorige, nur daß ihr auch neben dem Speck zeꝛtheilten Knoblauch hinein ſtecket. Darnach ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Kohlfeuer, laſſet ſolche heiß werden, und leget die Lebern drein, worinnen ſie eine gute Weile daͤmpffen muͤſſen; alsdenn gieſſet [Spaltenumbruch]
Kalbsleber
die Bruͤhe darauf, wuͤrtzet ſie mit Ingber, Pfeffer und Citronſchalen, und leget etliche Lorbeer-Blaͤtter darzu. Ferner machet in einer Pfanne weiß eingebrenntes Mehl, braͤunet ſolches an die Leber, und laſſet es alſo nach Belieben kochen. NB. Dieſes iſt darbey ſonderlich zu beobachten, daß die Lebern nicht duͤrffen gantz und gar ausgekochet ſeyn, denn ſonſten werden ſie zu hart, ſondern ſie muͤſſen ſein ſafftig bleiben. Was uͤbrigens das Saltz anbetrifft, davon kan man keine Gewißheit vorſchreiben, weil eines immer ſchaͤrffer als das andere iſt, dahero es hier hauptſaͤchlich auf das Koſten ankoͤmmt.
Kalbs-Leber mit einer Sardellen-Soſſe,
Schneidet dieſelben Scheibenweiſe. Hernach ſetzet in einer Caſſerole Butter auf Kohlen, und laſſet dieſe heiß werden, ſtreuet indeſſen die Leber mit Mehl an, leget ſie alſo in die heiſſe Butter und roͤſtet ſie. Nach dieſem gieſſet Bruͤhe darauf und wuͤrtzet ſie mit Ingber, Pfeffer, Nelcken, Citronſchalen und Scheiben. Hierauf waſchet Sardellen, ziehet dieſelben von den Graͤten ab, und hacket ſie gantz klein, feuchtet ſie auch ein wenig mit Wein an, ſo hacken ſie ſich deſto klaͤrer, thut ſie alsdenn an die Lebern, laſſet ſie noch eine Weile kochen, und richtet ſie endlich an, ſo gut ihr koͤnnet.
Kalbs-Leber mit einer Zwiebel-Soſſe, ſauer,
Dieſe machet gleich als die ietzt
vorher-
(0523)
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Kalbsleber
vorhergehenden, nur daß ihr Eßig hinein gieſſet, auch viel Zwiebeln in Butter roͤſtet und daꝛan brennet, ſo koͤnnet ihr ſolche nach Belieben antichten.
Kalbs-Leber mit einer SchnittlauchsSoſſe,
Blanchiret die Lebern in ſiedenden Waſſer, doch ſo, daß ſie nicht gar auskochen: hernach ſchneidet ſie zu Stuͤcken, richtet ſie in einen Tiegel ein, ſchneidet Schnittling oder Schnittlauch daran, thut Ingber, Pfeffer und eingebrennt Mehl daꝛein und laſſet es kochen. Wollt ihr ſie bald anrichten, ſo brennet braun gemachte Butter daran, koſtet ob ſie genug geſaltzen, und richtet ſolche nach Belieben an.
Kalbs-Leber gebacken mit einer Klare,
Dieſe machet wie die Kalbs-Leber gebacken mit einer Nelckenſoſſe zu rechte, nur daß ihr an das Mehl eine Klare verfertiget, und zwar alſo: Nehmet Weiß-Bier und qvirlt Mehl darein, damit es ſo dicke als etwa ein duͤnner Brey werde, darnach ſaltzet ſie, und ſchlaget 3. Eyer dran, thut auch ein klein wenig Schmaltz in die Klare. Inzwiſchen ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Schmaltz aufs Feuer, und laſſet ſolches heiß werden, weltzet ſo dann die Leber in die Klare, thut ſie ſo gleich ins heiſſe Schmaltz, und backet ſie fein roͤſch aus, damit ſie inwendig ſein ſafftig bleibe. Dieſes treibet ſo lange, biß ihr fertig ſeyd.
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Kalbsg Kalbsl
Kalbs-Geſchling gebacken auf einer Schuͤſſel,
Nehmet ein oder mehr KaͤlberGeſchling, ſetzet dieſe mit Waſſer ans Feuer, ſaltzet ſie ein wenig, und laſſet ſie weich kochen, kuͤhlet ſie hernach aus, hacket ſie gantz klein, ſchuͤttet ſie in einen Tiegel, darzu ihr eingeweichte und wieder ausgedruckte Semmel, 1. halb Noͤſel guten Rahm, 8. biß 9. Eyer, eine gehackte Zwiebel, eine Hand voll kleine Roſinen, wuͤrfflicht geſchnittenen Speck, Ingber, Pfeffer, gruͤne gehackte Peterfilie, zerlaſſene Butter und Saltz thun, und dieſes alles durch einander abruͤhren ſollet. Hierauf nehmet die Schuͤſſel, darauf ihr anrichten wollet, machet von harten Teig einen Krantz darum; doch nicht gar ſo weit hinaus als die Schuͤſſel groß iſt, ſondern laſſet noch ein Paar Quer-Finger breit ler, damit ihr einen guten Butter Teig um den harten ziehen koͤnnet: den harten Teig aber, daraus der erſte Crantz gemachet worden, zwicket ſauber, beſtreichet ſie beyde mit Eyern, beſchmieret nach dieſem die Schuͤſſel mit Butter, und ſchuͤttet das abgeruͤhrte hinein, ſetzet ſolches alsdenn in einen geheitzten Backofen, laſſet es fein ſauber und nicht gar zu heiß backen, ſolches auch endlich nach Belieben auftragen.
Kalbs-Lunge gehackt, mit gruͤner Peterſilie,
Dieſe kochet ab als vorhergehende, kuͤhlet ſie aus, und ſchneidet
ſie
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(0524)
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Kalbsg
ſie mit einem Schneidemeſſer klein. Hierauf ſetzet in einer Caſſerole Butter auf Kohlfeuer, und machet dieſe heiß, ruͤhret ein wenig Mehl darein, laſſet es auch goldgelb werden, ruͤhret es aber allweg um, ſonſt brennet es an. Zu dieſen thut die geſchnittene, oder gehackte Lunge, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe drauf, ruͤhret es durch einander, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, ſchuͤttet viel gehackte gruͤne Peterſilie daran, und laſſet es alſo kochen, darnach koͤnnet ihr ſolche anrichten.
Kalbs-Lunge ſauer mit Zwiebeln,
Dieſe kochet ebener maſſen als vorige ab, kuͤhlet ſie alsdenn aus, ſchneidet ſie Schnittenweis; machet inzwiſchen in einer Caſſerole oder Tiegel, Butter auf dem Feuer braun, ruͤhret ein wenig Mehl darein, und laſſet es braun werden. Hierauf nehmet geſchnittene Zwiebeln, und werffet ſolche in das braun geroͤſtete Mehl, thut die geſchnittene Kalbslunge drein, gieſſet Bruͤhe und Eßig darauff, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer. Wenn es gekochet hat, ſo iſt es zum Anrichten fertig.
Kalbslungen-Mus,
Dieſe kochet ab, kuͤhlet ſie aus, und hacket ſie gar klein. Nun ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auffs Feuer, und machet ſolche braun, ruͤhret ein wenig Mehl daran, und laſſet es auch ein wenig goldgelbe werden, thut hernach die gehackte Lunge darein, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe daran, werf[Spaltenumbruch]
Kalbsg
fet kleine Roſinen, Pinien, Ingber und Muſcaten-Bluͤten hinein, ſchuͤttet einen Loͤffel voll Wein-Eſſig darzu, und laſſet es alſo kochen, leget auch ein wenig Butter darein, und ſaltzet es. Beym Anrichten ruͤhret einen Eyerdotter daran, und gebet es hin.
Kalbs-Lunge gantz gemein,
Nehmet die Kalbs-lunge, und ſetzet ſie mit Waſſer zum Feuer, ſaltzet ſie und laſſet ſie gar kochen. Darnach nehmet ſolche heraus, ſchneidet ſie in Stuͤcke, werffet ſie in einen Topff, thut geriebenes Brodt, Ingber, Pfeffer, geſchnittene Zwiebel und Eßig hinein, gieſſet etwas von der Bruͤhe, darinnen ſie gekochet darzu, ſetzet ſie wieder zum Feuer, und laſſet ſie eine dickigte Bruͤhe kochen, vergeſſet auch nicht ſolches zu ſaltzen. Wem es beliebet, kan Butter daran thun, es wird damit nicht verderbet werden.
Kalbs-Gekroͤſe fricasſiret,
Wenn dieſe von Fleiſchern geriſſen und abgeputzt ſeynd, ſo waſchet ſie aus, ſetzet ſie mit Waſſer, ſo ein wenig geſaltzen, zum Feuer, und laſſet ſie nicht gar zu weich kochen. Nach dieſen thut ſie heraus in kaltes Waſſer, nehmet alle Druͤſen heraus, ſchneidet ſolche alsdenn Stuͤckweiſe, richtet ſolche in einen Tiegel oder Caſſerole ein, leget ein Stuͤcke Butter daran, pasſiret es ein wenig, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, Ingber und Citronſchalen, werffet auch eine gantze Zwiebel, und ein Paar Lorbeerblaͤtter daran, gieſſet ein Paar
Loͤffel
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[Spaltenumbruch]
Kalbsg
Loͤffel voll Wein, ein wenig Eßig und Bruͤhe darein, und laſſet dieſes alles zuſammen kochen. Unterdeſſen ſchlaget 4. biß 5. Eyerdotter auf, ruͤhret dieſe mit WeinEßig, welches nur etliche Tropffen oder zum meiſten einen Eß-Loͤffel voll ſeyn darff, darauff. Wenn ihr wollet anrichten, ſo ziehet die Bruͤhe an Kalbsgekroͤſen damit ab, ſchuͤttet dieſe wiedeꝛ uͤber die Kalbsgekroͤſe, ruͤttelt es durch einander, damit die Bruͤhe bald wie ein dicker Brey dicke wird, richtet endlich ſolche an, ſprenget zerlaſſene Butter daruͤber, und laſſet es auftragen.
Kalbsgekroͤſe ſauer mit Saffran,
Dieſe kochet vorbeſchriebener maſſen ab, und putzet ſie aus, richtet ſolche, wenn ſie geſchnitten, auch in einen Tiegel, oder Caſſerole, gieſſet Bruͤhe, und ein Paar Loͤffel Eßig darauf, ſetzet ſie auf Kohlfeuer, wuͤrtzet ſie mit Saffran, Muſcaten-Bluͤten und Ingber, leget ein Stuͤcke Butter daran, brennet ein wenig eingebranntes Mehl, welches doch nicht gar zu braun ſeyn muß, hinein, ruͤhret es unter einander, daß es klar wird, ſo iſt es fertig.
Kalbsgekroͤſe mit Majoran,
Dieſe kochet und putzet ab, wie vorige, und wenn ſie geſchnitten ſind, ſo thut ſie in einen Tiegel oder Caſſerole, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe darauf, ſtreuet geriebene Semmel, Ingber, Pfeffer, Majoran und Saltz hinein, leget ein Stuͤcke [Spaltenumbruch]
Kalbsg
Butter daran, und laſſet es ſo lange kochen biß die Bruͤhe ein wenig dicke wird, ſo iſt es zum Anrichten fertig.
Kalbsgekroͤſe farciret,
Dieſe kochet, putzet und ſchneidet Stuͤckweis als vorige, thut ſolche in eine Caſſerole oder Tiegel, pasſiret ſie in Butter, Muſcatenbluͤten und Citronenſchalen, nehmet ſodenn die Helffte davon heraus, und hacket ſie klein, vermiſchet es mit viel geriebener Semmel, 1. halben Noͤſel guten Rahm, gehackter Peterſilie, 8. Eyern, nehmlich halb Dottern, und halb gantzen Eyern, 1. halb Pfund gehackten Nierenſtollen, Muſcatenbluͤten, Ingber und Saltz; dieſes alles nun ruͤhret durch einander. Hierauf machet einen Krantz um eine Schuͤſſel, wie bey der gebackenen Kalbs-Lunge beſchrieben worden, beſchmieret ihn mit Butter, und gieſſet von dem abgeruͤhrten die Helffte hinein, leget das abpasſirte in die Mitte, ſchuͤttet alsdenn die andre Helffte des abgeruͤhrten oben druͤber, thut ein wenig Butter darauf, ſtreuet Semmel daruͤber, ſetzet es nach dieſem in einen geheitzten Backofen, und laſſet es fein ſchoͤne lichtbraun backen, bereitet es endlich, wenn ihr es angerichtet, mit Zucker, und gebet es hin.
Kalbsgekroͤſe in Papier,
Kochet, putzet u. ſchneidet ſolche, wie ſchon gemeldet worden, pasſiret ſie alsdenn, kochet und putzet ſolche nach voriger Art, und wenn ſie zu
rechte
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(0526)
[Spaltenumbruch]
Kalbs Kalte
rechte geſchnitten, ſo pasſiret ſolche in Butter, Citronen und Muſcatenbluͤten. Hernach ſetzet Papier auf, als wie bey denen Kalbsfuͤſſen in Papier gebacken beſchrieben zu finden ſeyn wird, ja auch die Jus ruͤhret alſo ab, beſchneidet das Papier, wie ihr wollet, oder was ihr vor Zierrathen daran machen koͤnnet, gieſſet dieſes ſodenn ein, wie es allda bereits beſchrieben iſt, und backet es in Backofen, ſo iſt es fertig.
Kalbsgekroͤſe mit einer Rahm-Soſſe,
Dieſe richtet vorher beſchriebener maſſen zu, und ſchneidet ſolche Stuͤckweiſe. Hernach ſetzet einen Tiegel oder Caſſerole aufs Feuer, gieſſet darein ein und ein halb Noͤſel guten Rahm, und laſſet ſolchen kochen, thut ſodann das Kalbsgekroͤſe darein, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, ſchlaget indeſſen 3. biß 4. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, quirlt ſelbige, und gieſſet den Rahm von dem Gekroͤſe an die Dotter: ihr muͤſſet ſie aber ruͤhren, ſonſt lauffen ſie zuſammen. Ferner leget ein Stuͤcke Butter an die Gekroͤſe, und gieſſet die Bruͤhe wieder druͤber, ruͤttelts fein um, richtet ſolche darnach an, und ſprenget zerlaſſene Butter daruͤber.
Kalte Kuͤche,
Heiſſet bey dem Frauenzimmer, wenn es des Abends in ihren Gaͤrten, oder auch zu Hauſe, nur mit kalten und bereits abgekochten Speiſen tractiret.
[Spaltenumbruch]
Kalte Kamm
Kalte Schale,
Iſt ein von Wein, Milch, Bier, Dyckſtein oder Kofent, mit Zucker und andern Gewuͤrtze, Citronen, Erdbeeren, Heydelbeeren, oder Brodt vermengte Meerte, woduꝛch ſich das Frauenzimmer im Sommer abzukuͤhlen pfleget.
Kalterſchalen-Napff,
Iſt ein von Porcellain tieff und runder Napff mit einem Deckel, woraus die Erdbeer- und andere kalte Schalen gegeſſen werden, hat offtermahls an der einen Seiten des Randes einen kleinen durchloͤcherten Abſatz, durch den man den bloſſen Wein, ſonder Brocken abtrincken kan.
Kamm,
Iſt ein von Elffenbein, Schildkroͤte, Nußbaum oder gemeinen Horn, offtermahls mit Silber beſchlagenes Inſtrument, mit ſpitzigen, weiten oder engen Zacken verſehen, wormit ſich das Frauenzimmer bey dem Umbinden die Haare durchſtreichen und auflockern, auch den unrein gewordenen Poudre von dem Haupt wieder abkaͤmmen laͤſt. Das Frauenzimmer hat auch abſonderliche kleine Kaͤmmlein zun Favoretten und Augenbraunen.
Kamm,
Heiſſet dem Weibesvolck bey dem Fleiſch-Einkauff dasjenige Stuͤck, ſo aus dem Hals des Rindes gehacket wird.
Kam-
(0527)
[Spaltenumbruch]
Kammer Kaph
Kammer-Becken. Siehe. Nachtbecken.
Kammfutter,
Iſt ein von Sammet, Eſtoff, goldnen Leder, oder andern Zeugen geſchnittenes, auch oͤffters gewuͤꝛcktes, auf allerhand Art ausgeziertes, und mit Faͤchlein an einander gehefftetes Futteral, worinn das Frauenzimmer ihre Kaͤmme und Buͤrſten zu ſtecken, und ſelbiges an die Wand aufzuhengen pfleget.
Kanifas. ſiehe. Cannevas.
Kanne. ſiehe. Krug.
Kannenkraut,
Iſt ein gewiſſes Kraut, ſo insgemein Katzenzahl genennet wird, wormit die Maͤgde das Kuͤchenzinn rein und helle zu ſcheuern pflegen.
Kannenkraut leſen,
Heiſſet dergleichen Kraut, ſo man zu dem Scheuern brauchet, von denen groben und ſcharffen Stengeln abpfluͤcken, damit die Maͤgde mit ſelbigen fuͤglich ſcheuern koͤnnen.
Kannen- oder, Noͤſelmaß,
Iſt dasjenige zinnerne oder blecherne Gefaͤß, mit welchen das Frauenzimmer den Wein, oder Bier, oder Kofent, in denen Kellern ausmiſſet.
Kaphan. ſiehe. Capaun.
[Spaltenumbruch]
Kaph Kappen
Kaphanin,
Regina Catharina, M. Cruſii, Pfarrers zu Allerſtaͤdt in Thuͤringen, Eheliebſte. Sie ſoll eine gute Poetin geweſen ſeyn, und gar ſchoͤne Gedancken gehabt haben.
Kappe,
Iſt eine uͤber und uͤber mit Rauchwerck uͤberzogene, hohe und breit runde Muͤtze, ſo die Maͤgde in Ulm, wenn ſie in die Kirche gehen, auffzuſetzen pflegen.
Kappe von Flohr. Siehe. Flohrkappe.
Kappe von Taffet. Siehe. Taffetkappe.
Kappe zur Fußſohle,
Heiſſet denen Weibern, der obere ſchmale Theil und Deckel, ſo bey dem Struͤmff beſetzen, oben auf die Sohle genehet, und nach derſelbigen aus Parchet oder Leinwandt geſchnitten wird.
Kappendrat,
Iſt ein in die Hoͤhe gebogener, und mit ſchwartzer Seide uͤberkleideter Drat, woruͤber die ſchwartzen Kappen geſtuͤlpet und geſchlagen werden. Er wird faſt in der Form eines Haubendrats gebogen, nur daß er etwas hoͤher iſt. In Hamburg heiſt dergleichen Drat eine Wiehre.
Kappen Haͤne,
Heiſſet einen Han, ſo noch jung
iſt
J i 5
(0528)
[Spaltenumbruch]
Karauſchen
iſt, aufſchneiden, und ihm ſeine Maͤnnlichkeit benehmen, damit er bey der Zucht deſto fetter und ſchoͤner wird, wovon er hernach den Nahmen Capaun, oder Kaphan bekoͤmmt: manchmahl pflegen die Weiber, ſo dergleichen Amt verrichten, einen ſolchen gekapten Han den abgeſchittenen Sporen, ſtatt des herunter geſchnittenen Kammes anffzuſetzen, auch ihm eine Muſcaten-Nuß in den Leib mit einzuhellen.
Karauſchen,
Caracinus, Corasſin, iſt ein bekannter Teich-Fiſch von geſunden Fleiſch und guten Geſchmack, den unſer Koch auf unterſchtedliche Art zuzurichten lehret; 1) Karauſchen mit Rahm und Kuͤmmel; 2) Karauſchen mit einer Caper-Soſſe weiß; 3) dito anders; 4) dito noch anders; 5) Karauſchen mit einer Speck-Bruͤhe; 6) Karauſchen mit einer Nelcken-Soſſe; 7) Karauſchen mit Knoblauch gedaͤmpfft; 8) Karauſchen mit Zwiebeln; 9) Karauſchen mit einer piquanten Soſſe; 10) Karauſchen gebacken; 11) Karauſchen mariniret; 12) Karauſchen mit BaumOel; 13) Karauſchen mit MandelMeerrettig; 14) Karauſchen mit einer Polniſchen gelben Bruͤhe.
Karauſchen mit Rahm und Kuͤmmel,
Nehmet Karauſchen und ſchupet dieſe ab, thut ihnen hernach das Eingeweide heraus und ſchneidet etliche Kerben auf beyden Seiten. Nach dieſen ſetzet in einem FiſchKeſſel Waſſer aufs Feuer, ſaltzet es [Spaltenumbruch]
Karauſchen
auf die Art, als man einen Karpffen zu ſaltzen pfleget. Inzwiſchen waſchet die Karauſchen aus, beſprenget ſie mit Eßig, und wenn das Waſſer kochet, ſo leget die Karauſchen hinein u. laſſet ſie ziemlich einſieden. Unterdeſſen muͤſſet ihr auch machen folgende Bruͤhe: Setzet ein Noͤſel Rahm ans Feuer, und laſſet ſolchen ſieden, ſchlaget 4. biß 5. Eyerdotter in ein ander Toͤpffgen und quirrelt dieſe, ſchuͤttet auch einen halben Eß-Loͤffel voll Kuͤmmel, der mit einem SchneideMeſſer klein geſchnitten worden, an die Eyerdotter, und thut ein Stuͤck Butter und Muſcatenbluͤten darzu. Wenn nun der Rahm kochet, ſo ſchuͤttet ſolchen an die Eyer, die ihr abeꝛ beſtaͤndig quirrln muͤſſet damit ſie nicht zuſammen lauffen. Endlich richtet die Karauſchen an, und wenn die Bruͤhe ein wenig dicke worden, ſo gieſſet ſie druͤber, beſprenget die Fiſche hernach mit zerlaſſener Butter, und gebet ſie hin.
Karauſchen mit einer Caper-Soſſe weiß,
Erſtlich werden dergleichen Fiſche, wie die vorigen geſchupet und abgeſotten. Hierauff machet darzu folgende Soſſe: In ein Toͤpffgen gieſſet 1. Noͤſel Fleiſch-Bruͤhe und Wein, thut darein eine Hand voll Capern, Citꝛonenſchalen, Muſcaten-Bluͤten, Ingber und ein Paar Lorbeer-Blaͤtter, welches zuſammen kochen muß. Hernach ſchlaget 5. Eyerdotter in einen andern Topff, quirrelt dieſe mit etlichen Tropffen Wein-Eßig, leget ein Stuͤck Butter darzu, und gieſſet
die
(0529)
[Spaltenumbruch]
Karauſchen
die Bruͤhe im erſten Toͤpffgen, weñ ſie ſiedet, an die auffgeſchlagenen Eyerdotter, quirrelt ſie aber ohne Unterlaß, ſonſt lauffen ſie zuſammen. Wenn nun dieſe Soſſe oder Bruͤhe dicke iſt, ſo richtet die Karauſchen, die aber warm ſeyn muͤſſen, an, gieſſet die Bruͤhe daruͤber und beſprenget es mit zerlaſſener Butter.
Karauſchen mit einer Caper-Soſſe anders,
Die Karauſchen muͤſſen geſchupet und abgeſotten werden. Laſſet hernach in einem Tiegel oder Caſſerole Butter auf dem Kohlfeuer braun werden, ruͤhret einen EßLoͤffel voll Mehl drein, und laſſet dieſes nur goldgelb werden, ihr muͤſſet ſolches aber immer ruͤhren, ſonſten brennet es an. Wenn es nun gedachte Farbe hat, ſo gieſſet Fleiſch-Bruͤhe daran (dafuͤr man in Catholiſchen Kuͤchen Peterſilien-Waſſer nimmt) wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, MuſcatenBluͤten, Citronenſchalen und Lorbeer-Blaͤttern, leget etliche gantze Zwiebeln daran, gieſſet ein Glaß Wein darzu, und laſſet es alſo kochen. Nach dieſen werffet eine Hand voll Capern daran, und weil ſonſt die Bruͤhe zu mager ſeyn wuͤrde, ſo brennet etwas Butter hinein, richtet alsdenn die Karauſchen an, und gieſſet die Bruͤhe daruͤber, ſetzet ſie auf ein Kohlfeuer, damit ſich ſelbige in die Fiſche ziehe, beſtreuet ſie hernach mit Semmel, und wenn ihr erſt die gantzen Zwiebeln wieder heraus genommen habt, ſo gehet ſie hin.
[Spaltenumbruch]
Karauſchen
Karauſchen mit eineꝛ CaperSoſſe noch anders,
Nach dem ſchupen und abſieden thut eine Hand voll Capern in einen Moͤrſel, und ſtoſſet ſie mit geriebenen geroͤſten Rocken-Brod in Butter gar klar. Hernach ſchuͤttet dieſes in einen Topff, gieſſet darauff Fleiſch-Bruͤhe, Wein und gantz wenig Eßig, weil die Capern ohnediß eine ziemliche Saͤure in ſich haben, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Nelcken und Citronenſchalen und laſſet es zuſammen kochen. Wenn es nun gekochet hat und ſich ſchon dicke zeiget, ſo ſtreichet es durch ein Haartuch in eine Caſſerole oder Tiegel, leget die Karauſchen darzu und ſetzet es aufs Kohlfeuer, woſelbſt ſie gantz gemaͤhlich kochen muͤſſen. Endlich machet in einer Pfanne Butter braun, brennet ſolche hinein, richtet ſie alsdenn an und beſtreuet ſie mit Citronenſchalen.
Karauſchen mit eineꝛ SpeckBruͤhe,
Sind die Karauſchen nach oͤfftern Bericht bereitet und abgeſottet worden, ſo laſſet ein Stuͤck Butter in einer Caſſerole auf dem Kohlfeuer braun werden, ruͤhret hernach einen Eß-Loͤffel voll Mehl drein, und continuiret mit dem Ruͤhren ſo lange, biß das Mehl Caſtanienbraun worden. Wenn dieſes geſchehen, ſo gieſſet Bruͤhe und Eßig drein, und laſſets noch weiter kochen. Darnach ſchneidet ein halb Pf. Speck wuͤrfflicht, roͤſtet ſolchen in einer Pfanne braun, brennet ihn alsdenn in die Bruͤhe, wuͤrtzet
ſolche
(0530)
[Spaltenumbruch]
Karauſchen
ſolche mit Ingber, Pfeffer und Lorbeer-Blaͤttern und leget die Karauſchen drein. Inzwiſchen ſchneidet Speck und Semmel wuͤrfflicht, roͤſtet dieſes zuſammen goldgelb, und wenn ihr die Karauſchen angerichtet und die Bruͤhe druͤber her gegoſſen habt, ſo ſtreuet die Semmel und den Speck druͤber und laſſet es auftragen.
Karauſchen mit einer Nelcken-Soſſe,
Laſſet Butter in einem Tiegel oder Caſſerole auf dem Kohlfeuer braun werden, ruͤhret Mehl drein, und fahret mit dem ruͤhren ſo lange fort, biß es bald ſchwartzbraun wird. Darnach gieſſet Bruͤhe, Wein und auch Eßig darzu, wuͤrtzet es mit Nelcken, Muſcatennuß, Citronenſchelern und dergleichen Scheiben, ingleichen Lorbeerblaͤttern, ein Paar gantzen Zwiebeln, und laſſet es alſo zuſammen kochen. Weil aber dieſe Soſſe noch gar zu mager ſeyn wuͤrde, ſo iſt es noͤthig, daß ihr braun gemachte Butter hinein lauffen laſſet. Endlich leget die abgeſottenen Karauſchen drein, welche noch ein wenig kochen muͤſſen, richtet ſie alsdenn an, beſtreuet ſie mit Citronenſchalen und beleget ſie mit dergleichen Scheiben.
Karauſchen mit Knoblauch gedaͤmpfft,
Die Karauſchen reiſſet und ſchupet, und ſprenget ſolche alsdenn mit Saltz ein. Hernach muͤſſet ihr Butter in einem Tiegel oder Caſſerole auf dem Kohlfeuer laſſen braun werden, inzwiſchen aber die [Spaltenumbruch]
Karauſchen
Karauſchen trocken machen, und ſie in die heiſſe Butter legen. Mitlerweile, weil ſie auf der Seite, da ſie liegen, braun werden, ſetzet andre Butter aufs Feuer, und wenn ſelbe heiß worden, ſo thut geſchnittenen Knoblauch hinein, und brennet alsdenn dieſen uͤber die Karauſchen. Darnach ſeiget von Fiſchen die Butter herunter, ſetzet ſie vom Feuer und verfertiget zugleich folgende Bruͤhe: Roͤſtet RockenBrod in Butter, thuts hierauf in einen Topff, ſchuͤttet Knoblauch darzu, gieſſet Bruͤhe darauff, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, und laſſet es kochen. Hernach ſtreichet es durch ein Haartuch, gieſſet dieſe Bruͤhe uͤber die Karauſchen, ſetzet ſie auf Kohlfeuer, woſelbſt ſie wieder kochen muͤſſen. Zuletzt gieſſet die braune Butter, die ihr von denen Karauſchen abgeſeiget habt, und richtet ſie an.
Karauſchen mit Zwiebeln,
Dieſe ſiedet ab und roͤſtet darnach ſchwartz Brodt nebſt Zwiebeln in Butter recht braun, ſchuͤttet dieſes zuſammen in ein Toͤpffgen, gieſſet Bruͤhe darauff und laſſet es wie ein Muß kochen. Wenn es fertig, ſo ſtreichet es durch ein Haartuch in eine Caſſerole oder Tiegel, thut Wein-Eßig, Zucker, Ingber und Pfeffer hinein, ſetzet es auffs Feuer und laſſet es ferner kochen, leget auch die Karauſchen drein, roͤſtet inzwiſchen geſchnittene Zwiebeln in Butter braun, und weñ ihr die Karauſchen angerichtet habt, ſo brennet die geroͤſteten Zwiebeln druͤber.
Karau-
(0531)
[Spaltenumbruch]
Karauſchen
Karauſchen mit eineꝛpiquanten-Soſſe,
Schupet und nehmet die Karauſchen aus, kerbet ſie auf beyden Seiten, ſaltzet fie ein, und ſtreichet ſie alsdenn durch die Hand ab, oder machet ſie ſonſt mit einem Tuch trocken. Darnach beſtreichet ſie mit Butter, leget ſie auf den Roſt, ſetzet ſie auf Kohlen und laſſet ſie braten, biß ſie gnug haben, verkehret ſie aber dabey oͤffters. Hierauf machet hierzu die Bruͤhe alſo: Laſſet Butter in einem Tiegel oder Caſſerole auf dem Feuer draun werden, thut hernach ein Paar Haͤnde voll geriebene Semmel drein, und roͤſtet ſolche, biß ſie Caſtanienbraun wird. Wenn dieſes geſchehen, ſo gieſſet Bruͤhe, Wein und auch Wein-Eßig dran, wuͤrtzet ſie mit Nelcken, Ingber, Citronenſchalen, Zucker und kleinen Roſinen, welches alles zuſammen kochen muß, damit es eine dickigte Bruͤhe werde. Richtet endlich die Karauſchen an, ſchuͤttet die Bruͤhe druͤber, beſtreuet ſelbe mit Citronenſchelern, und beleget es mit dergleichen Scheiben.
Karauſchen gebacken,
Dieſe richtet auf eben ſolche Art zu, wie vorhergehende, dafern ſie aber groß ſeyn, ſo ſchneidet ſie entzwey, ſonſten bleiben ſie gantz, machet ſie mit einem Tuch trocken und beſtreuet ſie dicke mit Mehl. Ferner ſetzet Schmaltz aufs Feuer, und wenn dieſes heiß worden, ſo leget die Karauſchen hinein und backet ſie fein roͤſch heraus, und zwar derer ſo viel, als ihr noͤthig [Spaltenumbruch]
Karauſchen
habt, ſind ſie fertig, muͤſſen ſie warm zu Tiſche getragen werden.
Karauſchen mariniret,
Die Karauſchen ſchupet, reiſſet, kerbet und ſaltzet ein, machet ſie hierauff mit einem Tuche trocken, bratet ſie auf einem Roſt, wie beyn Forellen weitlaͤufftig gelehret worden, und leget ſie auf ſolche Art ein.
Karauſchen mit Baumoͤl,
Schupet, reiſſet und kerbet ſie als vorhergehende, ſaltzet ſie hernach ein, und laſſet ſie eine Stunde alſo liegen, machet ſie hernach trocken durch die Hand oder mit einem Tuch, und beſtreuet ſie mit Mehl. Nach dieſem laſſet Baumoͤl heiß werden, leget die Fiſche darein, backet ſie fein roͤſch heraus, richtet ſie in eine Caſſerole oder Tiegel, werffet etliche Lorbeer-Blaͤtter, gantze Zwiebeln, Ingber, Pfeffer und Citronenſchalen dran, gieſſet Wein, Bruͤhe und Eßig darauff, welches auf Kohlfeuer zuſammen kochen muß, hernach ſchuͤttet ein Viertel Pfund Baumoͤl dran, und laſſet es ferner kochen, damit ſich das Baumoͤl hinein ziehe. Wenn ihr ſolches anrichtet, ſo thut die gantzen Zwiebeln heraus, und gebets hin, welches Eſſen auch kalt kan verſpeiſet werden.
Karauſchen mit MandelMeerrettig,
Die Karauſchen ſchupet, reiſſet und kerbet auf beyden Seiten, ſaltzet ſie ein, machet ſie trocken, und beſtreuet ſie mit Mehl. Hernach laſſet Schmaltz auf dem Feuer
recht
(0532)
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Karauſch Karpf
recht heiß werden und backet die Karauſchen fein roͤſch heraus. Inzwiſchen habet fertig den Mandel-Meerrettig, welcher beym Hecht deutlich beſchrieben worden, thut ſolchen in die Schuͤſſel, und die Karauſchen als eine Garniture herum, ſo ſind ſie fertig.
Karauſchen mit einer Polniſchen gelben Bruͤhe,
Wenn die Karauſchen alle geſchupet worden, ſo thut ihnen das Eingeweide heraus, und ſiedet ſie in Saltz-Waſſer ab. Hernach machet die Polniſche Bruͤhe, wie ihr ſie beym Hechte antreffen werdet, richtet ſie an und gebet ſie hin.
Karpffen,
Cyprinus, Carpe, iſt ein herrlicher und geſunder Fiſch, zumahl wenn er wedeꝛ zu gꝛoß noch zu klein, ſondern mittelmaͤßiger Groͤſſe, etwa von 2. biß 4. Pfund ſchwer zugerichtet wird. Man faͤnget ſelbige entweder in Seen, Stroͤmen oder Teichen, und werden ſonderlich die Spiegel-Karpffen vor die fetteſten und delicateſten gehalten. Die Zubereitung dieſer Fiſche lehret der Koch in folgenden Beſchreibungen. 1) Karpffen trocken oder blau geſotten; 2) Karpffen ſchwartz; 3) dito anders; 4) Karpffen mit einer Nelckenſoſſe; 5) Karpffen mit einer Speck-Bruͤhe; 6) Karpffen mit einer Polniſchen ſchwartzen Bruͤhe; 7) Karpffen gebacken mit einer Baumoͤl-Soſſe; 8) Karpffen mit einer Caper-Soſſe; 9) Karpffen gedaͤmpft mit Knoblauch; 10) Karpffen mit einer FricaſſéeSoſſe; 11) Karpffen geſotten auf Lachs-Art; 12) Karpffen mit Sau[Spaltenumbruch]
Karpffen
erkraut; 13) Karpffen-Hachis; 14) Karpffen gebraten; 15) Karpffen in einer Paſtete; 16) Karpffen marinirt; 17) Karpffen mit Stockſchwaͤmmen und braunen Ruͤben; 18) Karpffen mit Rahm und Kuͤmmel; 19) Karpffen mit Zwiebeln.
Karpffen trocken oder blau geſotten,
Nehmet einen Karpffen, reiſſet ſelben, nehmet ihm das Eingeweide heraus, thut die Galle von ſelbigen weg, machet ſo viel Stuͤcke daraus, als euch beliebet, machet ihn ſauber aus, und gleſſet ein wenig ſcharffen Eßig druͤber. Wenn dieſes geſchehen, ſo ſetzet Waſſer in einen Keſſel aufs Feuer, werffet ein Paar Haͤnde voll Saltz hinein, und laſſets alſo ſieden. So nun das Waſſer im Sude iſt, leget den Karpffen hinein, und zwar alſo, daß zu erſt die Koͤpffe unten, die Schupen aber oben aufkommen, hingegen die andern Stuͤcke leget alſo ein, daß die Schupen ſich unterwerts kehren, ſo kommen dann die Schupen auf einander zu ſitzen. Hierauff machet viel lohes Feuer um den Keſſel, daß er faſt uͤberſiedet, laſſet ihn alſo einſieden, biß er anfaͤnget als ob er anbrennen will, thut ihn hernach vom Feuer, ſpritzet die Karpffen-Stuͤcke mit kalten Waſſer ab, und decket Papier druͤber, ſo bleiben ſie blau. Beym Anrichten koͤnnet ihr ſie in eine Serviette legen, Wein-Eßig druͤber ſpritzen und ſelbige hingeben.
Karpffen ſchwartz,
Dieſe ſchupet, reiſſet, und thut ihnen das Eingeweide heꝛans. Hier-
bey
(0533)
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Karpffen
bey nehmet dieſes in Acht, wenn ihr ihnen den Bauch aufreiſſet ſo gieſſet ein wenig Eßig hinein, waſchet das Gebluͤte heraus und ſchuͤttet es beſonders in ein Geſchirr, ſchneidet ſie alsdenn in Stuͤcken, ſaltzet ſelbige ein, und laſſet ſie alſo eine Stunde liegen. Hierauff machet Butter in einer Caſſerole oder Tiegel auf dem Kohlfeuer braun, leget den Karpffen drein, daß er ein wenig hart wird, gieſſet Wein-Bruͤhe und Eßig drauff, werffet ein Paar gantze Zwiebeln, etliche LorbeerBlaͤtter und einen Stengel Rosmarin dran, ſetzet ſolches zuſam̃en auffs Kohlfeuer, und wuͤrtzet es mit Citronen-Schalen, Ingber, Nelcken aber ja nicht mit viel Pfeffeꝛ ab. Ferner reibet um 1. Gr. bꝛaunen Pfefferkuchen thut dieſen in einen Topff, und gieſſet die Bruͤhe von Karpffen drauff, qvirllt es klar ab, ſchuͤttet es wieder an die Karpffen und laſſet ſelbige weiter kochen. Endlich nehmet den auffgehabenen Schweiß ruͤhret Zucker daran, und laſſet ſolchen durch einen Durchſchlag an die Karpffen lauffen ruͤttelt es um, und beym Anrichten, beſtreuet ſie mit Zucker und Citronenſchalen.
Karpffen ſchwartz andeꝛs,
Schupet, reiſſet und zerſtuͤcket denſelben, als wie vorigen, ſaltzet ihn auch ein wenig ein. Hernach ſetzet in einer wohl verzinnten Caſſerole, Eßig, Wein, Bruͤhe, Zwiebeln, Lorbeer-Blaͤtter, Rosmarin, Nelcken, Citronſchalen, Ingber und Pfeffer aufs Feuer, und laſſet es ſieden, leget darnach den Karpffen drein, welches alles zuſammen [Spaltenumbruch]
Karpffen
kochen muß. Wenn es nun eine ziemliche Weile geſotten, ſo ſetzet ſolches vom Feuer auf ein Kohlfeuer, damit er vor ietzo nur gantz gemaͤhlich kochen moͤge, nehmet aufgehabenen Schweiß oder Gebluͤte von Fiſchen, waͤre auch dergleichen zum ſchwartz machen nicht genug, ſo muß auch der Schweiß von einem Hun angehen, quirit ſelbigen mit Eßig und Zucker ab, ſchuͤttet es an die Karpffen und ruͤttelt es fein um, daß ſich der Schweiß allenthallenthalben zertheile. Endlich richtet an und ſehet zu, daß ihr die Stuͤcken fein gantz moͤget heraus bringen, dazu ihr eine Eyerſchauffel brauchen koͤnnet, bereibet ſie mit Zucker und ſtreuet Citronſcheler druͤber.
Karpffen mit einer Nelcken-Soſſe,
Schupet und reiſſet dieſe gleich vorigen, ſetzet ſie aber nicht ein, ſondern ſiedet ſie im Waſſer und Saltz ab, auf die Art wie beym blauen Karpffen ſtehet; doch mercket, daß ſie nicht ſo ſehr als jene duͤrffen geſaltzen ſeyn: hernach ſetzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer; wenn ſie braun worden, ſo ruͤhret Mehl darein, und laſſet dieſes recht Caſtanien braun werden. Iſt dieſes geſchehen, ſo gieſſet Bruͤhe, Eßig und Wein hinein, leget eine gantze Zwiebel dran, wuͤrtzet es mit vielen geſtoſſenen Nelcken, Ingber, Citronſchalen und Zucker, ſetzet es auf ein Kohlfeuer, daruͤber es zuſam̃en gar gemaͤhlich kochen muß. Wenn die Bruͤhe nun dicklicht worden, ſo richtet den Karpffen an, und denn die Bruͤhe druͤber, ſetzet
ihn
(0534)
[Spaltenumbruch]
Karpffen
ihn auf ein Kohlfeuer, daß ſich die Bruͤhe ein wenig in den Karpffen ziehe, reibet ſie mit Zucker und ſtreuet Citronſchalen, druͤber.
Karpffen mit einer SpeckBruͤhe,
Siedet dieſen ab, gleich vorigen, ſetzet hernach geſchnittenen Speck, mit etwas Butter, in einer Caſſerole oder Tiegel aufs Feuer, laſſet dieſes zuſam̃en draun werden, ruͤhret ein wenig Mehl drein, welches auch braͤunen muß, gieſſet alsdenn Bruͤhe und Eßig darzu, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, und laſſet es zuſammen kochen. Ferner ſchneidet Speck und Semmel wuͤrfflicht, roͤſtet dieſes zuſam̃en, daß es braun wird, richtet hernach den Karpffen an, gieſſet die Bruͤhe oben druͤber, und brennet letzlich den Speck und die Semmel druͤber. Wolte jemand die Bruͤhe verbeſſern, koͤnte er nebſt dem Ingber und Pfeffer ein Paar Lorbeer-Blaͤtter, einen Stengel Roßmarin, und ein Paar gantze Zwiebeln in die Bruͤhe werffen, welche Zwiebeln er aber beym Anrichten wieder heraus nehmen muͤſte.
Karpffen mit einer Polniſchen ſchwartzen Bruͤhe,
Wenn ihr den Karpffen nach voriger Art abgeſotten habt, ſo laſſet ein Stuͤck Butter auf dem Feuer in einem Tiegel oder Caſſerole braun werden, ruͤhret Mehl drein, und machet ſelbiges auch braun, gieſſet Bruͤhe, Wein und Eßig drein, ſchuͤttet Ingber, Pfeffer, Nelcken, gantze Zwiebeln und Citronenſchalen hinein, und laſſet es [Spaltenumbruch] [[Spaltenumbruch] ]
Karpffen
mit einander kochen. Ferner leget ein Viertel Pfund groſſe Roſinen, und ein Viertel Pfund kleine Roſinen fein ſauber, ziehet auch ein Viertel Pfund Mandeln ab, und ſchneidet dieſe, daß allezeit etliche Stuͤckgen aus einer werden, werffet alles zuſammen, nebſt einen Stuͤckgen Zucker hinein, davon die Bruͤhe ziemlich piquant werden wird, leget den Karpffen auch darzu, darinnen er gar gemachlich kochen muß. Richtet hernach den Karpffen an, und die Bruͤhe fein zierlich, ſtreuet Zucker und Citronenſchalen drauff, und gebets hin.
Karpffen gebacken mit einer Baumoͤl-Soſſe,
Schupet den Karpffen, thut ihm das Eingeweide heraus, reiſſet und ſchneidet ſolchen in Stuͤcken, ſaltzet ihn ein, und machet ihn wiederum trocken. Hernach laſſet Schmaltz auf dem Feuer heiß werden, beſtreuet den Karffen mit Mehl, leget ihn ins heiſſe Schmaltz, und backet ſolchen fein roͤſch heraus. Inzwiſchen machet Butter auf dem Kohlfeuer in einer Caſſerole braun, ruͤhret ein wenig Mehl darein, welches auch braͤunen muß. Ferner gieſſet Bruͤhe, Wein, und Eßig drauf, leget etliche Lorbeer-Blaͤtter, Roßmarin, und ein Paar gantze Zwiebeln dran, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, gantzen Nelcken und Citronenſcheler, leget auch den Karpffen drein, gieſſet ein reichlich Viertel Pfund Baumoͤl dran, laſſet es noch eine Weile daͤmpffen, und richtet es darnach an.
Karpffen
(0535)
[Spaltenumbruch]
Karpffen
Karpffen mit einer CaperSoſſe,
Den Karpffen ſiedet, ſchupet und bratet ihn gantz, welches auff einer groſſen Tafel beſſer ſtehet, als wenn er waͤre in Stuͤcken geſchnitten worden. Die Bruͤhe hierzu findet ihr beyn Karauſchen mit einer Caper-Soſſe ausfuͤhrlich beſchrieben.
Karpffen gedaͤmpfft mit Knoblauch,
Den Kapffen ſchuͤpet, reiſſet und ſchneidet in Stuͤcke, ſaltzet ihn ein wenig ein, laſſet ihn eine Weile alſo liegen, und machet ihn alsdenn wieder trocken. Hierauf laſſet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter auf dem Feuer heiß werden, leget den Karpffen drauf, daß er ſich unten ein wenig braͤune. Ferner machet in einem Pfaͤñgen andre Butter braun, und roͤſtet zugleich geſchnittnen Knoblauch drinnen, brennet dieſes zuſammen uͤber den Karpffen, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, und leget eine gantze Zwiebel mit Nelcken beſteckt darzu. Hernach ſetzet in einem Toͤpffgen Bruͤhe und Eßig zum Feuer, damit es koche, quirlt ein wenig braun Mehl dran, und gieſſet ſolches durch ein HaarSieb uͤber die Karpffen, laſſet ſie alſo denn fein gemaͤchlich kochen, und richtet ſie darnach an, ſo gut ihr koͤnnet.
Kaꝛpffen mit einer FricaſséeSoſſe,
Habt ihr den Karpffen geſchu[Spaltenumbruch]
Karpffen
pet, in Stuͤcke geſchnitten, ſo nehmet 4. biß 5. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, quirlt ſelbe mit ein wenig Mehl ab, gieſſet daran ein Glaß Wein Eßig und Bruͤhe, und zwar ſo viel, als ihr meynet genug zu haben, wuͤrtzet ſolches mit Ingber, Muſcatenbluͤten und Citronſchalen, leget ein Paar LorbeerBlaͤtter, nebſt einem ziemlichen Stuͤck Butter darzu, ſetzet es zum Feuer, und ruͤhret es ſehr fleißig, ſonſt rinnet es zuſammen. Wenn es nun bald dicke worden, ſo laſſet etliche Tropffen kaltes Waſſer hinein fallen, roͤſtet in Butter wuͤrfflicht geſchnittene Semmel, und ſtreuet ſelbige beym Anrichten uͤber den Karpffen.
Kaꝛpffen geſotten auf LachsArt,
Reiſſet einen Karpffen von 3. biß 4. Pfund, wie die blau geſottenen, waſchet ſolchen ſauber aus, und beſprenget ihn mit Eßig. Der Sud darzu muß alſo verfertiget werden: Gieſſet in einen Fiſchkeſſel Waſſer ein Theil, und Eßig ein Theil, ſaltzet dieſes, doch nicht ſo ſtarck, als wenn man einen Karpffen àl’ordinair ſiedet, ſchneidet Zwiebelſcheiben und Citronenſchalen drein, leget Lorbeer-Blaͤtter, Roßmarin und etwas gantze Wuͤrtze darzu, und ſetzet dieſes zuſammen auffs Feuer. Wenn es nun kochet, ſo thut den Karpffen hinein, ſtecket aber vorhero durch ein iedes Stuͤck ein hoͤltzernes Spießgen, laſſet ihn ſieden, doch nicht ſo jaͤhling, als ſonſt einen Karpffen, werffet ein Bißgen Butter, etwan ei-
ner
Frauenzim̃er-Lexicon. K k
(0536)
[Spaltenumbruch]
Karpffen
ner Haſelnuß groß hinein, und gebet Acht, daß er nicht uͤberſiedet, doch duͤrffet ihr ihn nicht ſo ſehr einſieden laſſen, als den erſten blau geſottenen. Hierauf ſetzet den Keſſel vom Feuer, und mag der Karpffen entweder in der Bruͤhe erkalten, oder aber gebet ihn gleich warm, in eine Serviette geſchlagen, hin, darzu ihr, als bey einem Lachs, Aal oder Neunaugen Zitronen ſetzen muͤſſet. Hierbey mercket, daß ihr dieſen Karpffen in der Bruͤhe, dariñen er geſotten worden, ſtehen laſſen, und ſolchen wohl ein Viertel Jahr gut behalten, auch beym Anrichten ſcharffen WeinEßig darzu aufſetzen koͤnnet.
Karpffen mit Sauerkraut,
Nehmet ein Paar Karpffen, ſchupet, reiſſet und ſchneidet ſie in Stuͤcke, die Koͤpffe und Schwaͤntze ſaltzet ein, und das uͤbrige ſiedet ab, wie man ſonſten Karpffen zu ſieden pfleget. Hernach laßt Sauerkraut halb gar in Waſſer kochen, ſchneidet es alsdenn klein, ſetzet aber zu gleicher Zeit in einer Casſerole Butter aufs Feuer, in welche, wenn ſie braun worden, ihr ein wenig Mehl ruͤhren, und ſelbiges ein wenig roͤſten laſſen ſollet, ſchuͤttet das Kꝛaut hinein, gieſſet nach dieſen eine Kanne guten ſauren dicken Rahm dran, welches zuſammen eine Weile daͤmpffen muß. Inzwiſchen brocket den Karpffen Stuͤckgenweiſe aus, machet ſolches hernach, wie es beym Hecht mit Sauerkraut beſchrieben worden; die Koͤpffe und Schwaͤntze beſtreuet mit Mehl, und backet ſie aus heiſ[Spaltenumbruch]
Karpffen
ſen Schmaltz, garniret das Kraut damit, nachdem es im Ofen gebacken worden, und ihr es zur Tafel tragen laſſet.
Karpffen Hachis,
Nehmet ſo viel Kapffen, als ihr Hachis zu machen vermeynet, ſchupet und reiſſet ſie, ziehet ihnen die Haut ab, loͤſet alles Fleiſch herunter, hacket oder ſchneidet ſelbiges mit einem Schneidemeſſer klein, und die Koͤpffe ſaltzet ein. Hernach ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter aufs Feuer, und wenn ſie anfaͤnget braun zu werden, ſo leget das gehackte Fleiſch hinein, pasſiret es ſo lange, biß es gantz heiß wird, wuͤrtzet es mit Ingber, Muſcatenbluͤten, Cardemomen und Citronenſchelern, ſtreuet ein wenig geriebene Semmel drein, gieſſet ein Paar Loͤffel voll Wein, und ein wenig Peterſilien-Waſſer dran, werffet eine Hand voll Capern hinein und laſſet es alſo ein wenig mit einander kochen. Die Koͤpffe hingegen backet aus Schmaltz, wie ſchon oͤffters beſchrieben worden. Wenn ihr das Hachis anrichtet, ſo druͤcket viel Citronen-Safft drein, und garniret das Hachis mit denen Koͤpffen; denn koͤnnet ihr es hingeben.
Karpffen gebraten,
Nehmet Karpffen, ſo viel ihr wollet, ſchupet und reiſſet ſelbe auf dem Ruͤcken, biß zum Schwantze hinunter auff, ſpaltet ſelbige entzwey, thut die Gallen heraus, das Eingeweide aber muͤſſet ihr drinnen laſſen, machet ferner denen
Karpffen
(0537)
[Spaltenumbruch]
Karpffen
Karpffen kleine Schnittgen oder Kerben auf beyden Seiten; es muͤſſen auch die Koͤpffe entzwey geſpaltet werden; ſaltzet ſie alsdenn ein, und laſſet ſie eine Weile alſo liegen. Hernach trocknet oder ſtreiffet ſie ab, beſtreichet ſie mit Butter, leget ſie auf einen Roſt, und ſetzet ſie uͤber Kohlen, dabey aber die Glut nicht gar zu ſtarck ſeyn muß. Wenn ihr nun auf der Seite ſehet, daß ſie ſchoͤne braun ſind ſo beſtreichet ſie oben mit Butter, leget alsdenn eine Schuͤſſel oder ein Blech oben drauf, verkehret den Roſt, und machet daß ſie nicht ſehr zerreiſſen, ſetzet den Roſt abermahls aufs Kohlfeuer, leget die Karpffen wieder drauff, und bratet ſie vollends gar. Endlich richtet ſie an, machet braune Butter druͤber, und gebet ſie hin: gefaͤllt es euch, ſo koͤnnt ihr auch eine Bruͤhe darzu verfertigen, dergleichen ihr bey denen Forellen, Hechten und Karauſchen finden werdet.
Karpffen in einer Paſtete,
Nehmet einen ziemlich ſtarcken Karpffen, ſchupet und reiſſet ihn den Leib auf, ziehet die Galle heraus, doch daß das Eingeweide drinnen bleibe, ſtechet ihm Loͤcher in den Leib, ſpaltet ihm den Kopff auf, ſaltzet ihn ein, und laſſet ihn uͤber Nacht im Saltze liegen. Hernach machet heiſſen Eßig, und brennet ſolchen uͤber den Karpffen, leget darzu Zwiebeln, Roßmarin und Lorbeer-Blaͤtter, und kan er ſo lange liegen bleiben, als ihr Zeit darzu uͤbrig habt. Hierauf ſchlaget ihn alſo ein: Nehmet Paſteten-Teig, und treibet ein Blatt aus, machet [Spaltenumbruch]
Karpffen
davon einen Roſt, beſtreuet ſolchen mit Ingber, Pfeffer, Nelcken, Lobeer-Blaͤttern und Roßmarin, und leget den Karpffen drauf, ziehet um ſelbigen einen Rand von Teig, druͤcket ihn fein feſte an, damit die Bruͤhe im backen nicht auslauffen kan, leget Butter, Citronenſcheler und Capern dran, ſtecket etliche gantze Nelcken in Karpffen, verfertiget oben einen Deckel wieder von Teig druͤber, formiret die Paſtete gleich einen Karpffen beleget dieſen uͤber und uͤber mit runden Plaͤtzgenteig, als Karpffenſchupen, vorne aber den Kopff wie einen Karpffenkopff, ſetzet ſie hierauf in einen Backofen, und laſſet ſie backen. Wenn nun die Paſtete hart worden iſt, ſo ſtechet oben ein Loch drein, auf daß ſie nicht zerſpringe, und machet nachſtehende Bruͤhe daran: Laſſet in einer Casſerole auf dem Feuer Butter braun werden, thut einen Ruͤhrloͤffel voll Mehl drein, und roͤſtet es Caſtanienbraun, gieſſet alsdenn Bruͤhe, Wein und Eßig drein, und laſſet es einen Sud thun. Darnach machet in die Paſtete oben ein Loch, gieſſet durch einen Trichter ſo viel Bruͤhe hinein, als ihr noͤthig zu haben meynet, ſetzet ſie denn wieder in Backofen, damit ſie vollends gar backe. Bey dem Anrichten moͤget ihr ſie aufſchneiden oder nicht, garniret ſie auf das zierlichſte, und laſſet ſie alsdenn kalt oder warm zu Tiſche tragen. Hierbey dienet zur Nachricht, daß ihr in dieſe Paſtete Veraͤnderungen machen koͤnnet, mit denen Bruͤhen wie es euch beliebet, u. was ihr vor einen Geſchmack dꝛein haben wollt.
Karpffen
K k 2
(0538)
[Spaltenumbruch]
Karpffen
Karpffen marinirt,
Dieſe Marinade iſt bey andern Fiſchen ſchon oͤffters beſchrieben worden, und koͤnnet ihr die Karpffen ſchupen, in Stuͤcke ſchneiden, einſaltzen, abtrocknen, ſelbige ohne Mehl aus heiſſem Schmaltz oder Baumoͤl backen, und ſie hernach, wie bey denen Forellen und Hechten beſchrieben zu finden iſt, einlegen.
Kaꝛpffen mit Stockſchwaͤmmen und braunen Ruͤben,
Die Karpffen ſchupet, reiſſet und ſchneidet ſie in Stuͤcke, ſaltzet ſie ein und backet ſie alsdenn, wie gebraͤuchlich, aus heiſſen Schmaltz. Hernach nehmet friſche Stockſchwaͤmme, oder, wenn ſie duͤrre ſind, ſo weichet ſie ein, laſſet ſelbige in Bruͤhe oder Waſſer einen Sud thun, waſchet und putzet ſie ſauber aus, richtet ſie in einem Tiegel mit Butter, und pasſiret ſie ein wenig. Ferner ſchaͤlet und ſchneidet Ruͤben nach eurem Gefallen, machet auf dem Feuer ein wenig Schmaltz in einer Pfanne heiß, reibet ohngefehr ein Lot Zucker drein, und wenn er anfaͤngt zu braͤunen, auch oben einen braunen Geſcht bekommt, ſo ſchuͤttet die Ruͤben drein, und ruͤhret ſie wohl um, und ſetzet ſie aufs Feuer, ſo werden ſie bald braun werden; ihr muͤſſet ſie aber fleißig umruͤhren. Schuͤttet ſie endlich zun Schwaͤmmen, gieſſet Jus drauff, und laſſet ſolches kochen, und wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer. [Spaltenumbruch]
Karpffen
Solte aber keine Jus vorhanden ſeyn, ſo quirlt ein wenig eingebranntes braunes Mehl mit Bruͤhe oder Peterſilien-Waſſer dran, und gieſſet ſolches an die Ruͤ[b]en und Schwaͤmme, leget darnach die Karpffen hinein, welche zuſammen kochen muͤſſen, biß ſie eine feine dicke Bruͤhe bekommen. Wenn ihr anrichtet, ſo leget die Karpffen in die Schuͤſſel, und gieſſet das Ragout oben druͤber, oder als eine garniture um dieſelbe herum.
Karpffen mit Rahm und Kuͤmmel,
Der Karpffen muß geriſſen, geſchupet, und in Stuͤcken zerſchnitten werden, deſſen Zubereirung aber iſt wie beyn Karauſchen, mit Rahm und Kuͤmmel.
Karpffen mit Zwiebeln,
Bereitet und bratet dieſe, wie ihr beym gebratenen Karpffen ſeyd gelehret worden: nur duͤrffen dieſe nicht auf dem Ruͤcken geriſſen, ſondern wie derſelbe zur Paſtete, tractiret werdeu. Hierauff nehmet eine ziemliche Menge nicht gar zu groſſer Zwiebeln, ſchaͤlet ſolche, ſetzet auch zugleich Butter aufs Feuer, laſſet ſolche heiß werden, werffet ein wenig Zucker drein, welcher zugleich mit der Butter braͤunen muß, ſchuͤttet darnach die Zwiebeln drein, und machet ſie auch braun, wuͤrtzet ſie mit Ingber und Pfeffer, brennet braun geroͤſt Mehl drein, gieſſet halb Eßig, und halb Waſſer drauf, laſſet es aufkochen, damit es recht geſchmack
werde,
(0539)
[Spaltenumbruch]
Karpffen Karten
werde, und eine dickigte Bruͤhe bekomme. Endlich leget die Karpffen drein, und wenn dieſes alles zuſammen gekochet hat, koͤnnet ihr ſie nach euerm Gefallen anrichten.
Karpffen blauen,
Heiſſet auf den geriſſenen und in Stuͤcken zertheilten Karpffen Eßig ſprengen, damit derſelbige im Sod eine blaue und annehmliche Farbe bekoͤmmt.
Karpffen reiſſen,
Heiſſet den Karpffen, ehe er geſotten wird, mit einem groſſen und ſchaꝛffen Kuͤchen-Meſſer von einander ſpalten, in Stuͤcken zerſchneiden, das Eingeweide heraus zu nehmen, das Gebuͤndel oder Gebuͤtte rein zu machen, und die Galle nebſt der Blaſe davon abzuſondern.
Karren ziehen,
Iſt eine in etlichen Staͤdten eingefuͤhrte Straffe vor das liederliche und geile Weibes-Volck, vermoͤge deren es an ſtatt der Beſchimpffung vor ihre getriebene Unzucht den oͤffentlichen Marckt mit dem Beſem rein kehren, und den zuſammen gekehrten Koth und Unflath in einem Karren, woran es geſchloſſen wird, davon wegfuͤhren muß.
Karten,
Sind diejenigen klein und laͤnglicht gemahlten und gepappten Brieffe und Blaͤtter, wormit ſich das Frauenzimmer zu divertiren pfleget: ſie ſeynd entweder Teutſch oder Frantzoͤiſch. Die Frantzoͤiſchen L’ Ombre-Karten ſind entweder auf dem Ruͤcken gantz weiß [Spaltenumbruch]
Kaſten Katze
oder ſchwartz gemodelt, fuͤhren 40. Brieffe, und wird allezeit bey dem L’ Ombre, Cinquille oder Quatrille mit 2. Karten geſpiehlet, bey dem ſo genannten Planeten-Spiel aber muͤſſen in der Karte 52. Brieffe ſeyn. Die Teutſche Karte hingegen hat nur 32. Brieffe, und wird mit ſelbiger Mariage, Rummel-Piqvet, Offenhertzig Piqvet, KauffLabet, Andre Farbe, Contra, Falſch in allen, Scharwentzeln, Pochen u. d. g. geſpielet.
Kaſten, Kuͤſte, Truhe oder, Lade,
Iſt ein hoͤltzernes nicht allzuhohes zuſammen gefuͤgtes und holes Behaͤltniß, mit Schloß und Baͤnder verſehen, worinnen das Weibesvolck ihr Geraͤthe und andere Sachen zu verwahren pfleget.
Katze,
Iſt ein bekanntes und in dem Hauſe ſehr nuͤtzliches Thier, ſo von denen Weibern deßwegen geheget wird, damit es die Ratten und Maͤuſe wegfaͤnget: das Maͤnnlein heiſſet der Kater, und wird oͤffters caſtriret, damit er ſich durch das Ausſchweiffen nicht allzuweit aus dem Hauſe verlauffe. Diejenigen ſo in dem May-Monat geworffen und gehecket werden, haͤlt man vor die beſten. In China halten die Weiber auf ihre Spiel-Katzen, ſo Sumxi und Fexi heiſſen, ſehr viel, maſſen ſie ſelbige mit ſchoͤnen Hals-Baͤndern auszuzieren pflegen, und ſollen ſelbige von ſehr ſchoͤnen glaͤntzenden Fellen und Haaren ſeyn, ſo, daß man oͤffters vor eine ſolche Katze ſieben und mehr
Silber-
K k 3
(0540)
[Spaltenumbruch]
Katzen Kauffl
Silber-Cronen zahlen muͤſſe; Uberdieß beſitzen die Chineſiſchen Weiber auch eine Art ſchneeweiſſer Katzen, ſo lange Ohren und ſehr viel Haare haben, welche ſie ſehr zaͤrtlich halten, und ſelbige, wie das Teutſche [F]rauenzimmer die Bolo[-] gne[ſer] Huͤndlein, ſtets mit ſich herum zu tragen pflegen; Es taugen ſelbige aber gar nicht zum Mauſen. Dasjenige Frauenzimmer, ſo denen Katzen gewogen iſt, und ſelbige zu hegen pfleget, ſoll nach dem alten Aberglaͤubiſchen Sprichwort einen ſehr frommen Mann bekommen.
Katzen umbringen,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige in denen Gedancken ſtehen, es ſtuͤnde derjenigen, ſo eine Katze ermordet, ein groſſes Ungluͤck vor.
Katzen-Zahl, ſiehe KannenKraut.
Kauff-Labet,
Iſt ein dem Frauenzimmer mit teutſcher Karte gebraͤuchliches Spiel und Zeit-Vertreib, wo drey oder vier Perſonen zuſammen ſpielen koͤnnen, jede Perſon bekoͤmmt vier Brieffe, und wird ein Trumpff auffgewehlet, nach dieſem wird nach der Reyhe herum von denen noch uͤberbliebenen Blaͤttern, ſo weit ſelbige heꝛum langen und jeder noͤthig hat, gekauffet, das gewehlte Trumpff-Blatt nimmt derjenige, ſo Karte gegeben hat, gegen Wegwerffung eines andern ein; wer die meiſten Stiche hat, geneuſſet den Profit, wer gar keinen bekommt, [Spaltenumbruch]
Kaute Kebs
muß ſo viel Labet ſetzen, als auf dem Teller ſtehet, oder der Stamm austraͤget.
Kaute Flachs,
Wird auch ſonſt Reiſte oder Knocke genannt, iſt ein vom gehechelten Flachs abgetheiltes, derb zuſammen gedrehetes und von oben zugeſchlungenes Bund.
Kaͤyſerin,
Iſt eine aus Kaͤyſerlichen, Koͤniglichen oder Fuͤrſtlichen Gebluͤte entſproſſene Princeßin ſo an einen Kaͤyſer, als den allergroͤſten Regenten und Monarchen vermaͤhlet worden; heiſt die allerhoͤchſte und vornehmſte Dame in der gantzen Welt.
Kaͤyſerin,
Chriſtina Auguſta. Soll eine geſchickte teutſche Poetin geweſen ſeyn, und ein uͤberaus ſchoͤnes Sterbe-Lied verfertiget haben. Vid. Paullin. im hoch- und wohlgelahrten Frauenzimmer. p. 81.
Kebs-Weib,
Heiſſet nach heutiger Art zu reden zwar eine Concubine, ſo ſich ein Mann neben ſeinem ehelichen und rechten Weibe auf ſeinen Leib haͤlt; in dem alten Teſtamente aber waren die Kebs-Weiber keine Concubinen, ſondern ſie hatten ein rechtmaͤßiges Verbuͤndniß mit dem Manne: doch war ein groſſer Unterſcheid zwiſchen denen rechten Weibern und Kebs-Weibern, denn 1) muſten die Kebs-Weiber den rechten Weibern und Haußfrauen unterthaͤnig ſeyn; 2) genoſſe die rechte Frau die Ehre ihres Man-
nes
(0541)
[Spaltenumbruch]
Kehrab Kehrb
nes, denn nachdem derſelbe in ſeinem Stande hoch oder niedrig war, ſo hielt ſich auch die Frau darnach; die Kebs-Frau aber durffte ſich ſolcher Ehre nicht anmaſſen, ſondern blieb in ihrem geringen Stande; 3) Hatten die rechten Weiber die Auffſicht und die Gewalt uͤber die Kebs-Weiber, und konten ſelbige, wann ſie ſich wiederſpenſtig erzeugten, aus dem Hauſe ſtoſſen, wie dorten Sara der Hagar thate. Gen. XVI, 9. 4) Des Weibes Kinder waren alleine Erben, der Kebs-Weiber Kinder aber, ohngeachtet ſie auch vor ehrlich gehalten wurden, muſten ſich mit einem gewiſſen Geſchencke begnuͤgen laſſen, wie dorten Abraham ſeinen Kindern der Kebs-Weiber gab. Gen. XXV, 6. 5) Die rechten Weiber wurden mit ſonderlicher Solennitaͤt nach der Hochzeit in das Hauß ihres Mannes gefuͤhret, die KebsWeiber aber ſonder einige Ceremonien. Siehe. Cabin.
Kehrab,
Heiſſet derjenige lange Tantz, mit welchen die ſaͤmtlichen Hochzeit-Gaͤſte, die ſich mit den Haͤnden in einer langen Reyhe feſt an einander geſchlungen, und allerhand Figuren in ſolchem Tantz ſehen laſſen, die Hochzeit-Luſt beſchlieſſen und denen Muſicanten Feyerabend geben.
Kehr-Beſem,
Iſt eine von Italiaͤniſchẽ ſchwancken und geſchmeidigen gelben Holtz-Ruͤthlein lang zuſammen gebundne Buͤrſte, welche den tieff eingefreſſenen Staub aus den Kleidern wegnimmt.
[Spaltenumbruch]
Kehrb Kelchg
Kehr-Buͤrſte,
Iſt eine von ſtarcken Borſten laͤnglicht zuſam̃en geſetzte Buͤrſte, insgemein mit bunten oder GoldLeder obenher bezogen, iſt entweder blatt oder mit einem langen umwundenen Stiel, wird zu Reinigung der Kleider von Staub und Unflath gebrauchet.
uͤber das Kehricht gehen,
Iſt eine laͤcherliche und aberglaͤubiſche Meynung dererjenigen Weiber, ſo in denen wunderlichen Gedancken ſtehen, als koͤnte ein Menſch nicht gluͤcklich ſeyn, oder, wann es ein Junggeſelle iſt, wuͤrde ihm ſeine Liebſte gram, der fruͤh Morgens uͤber das Kehricht ſchritte.
Kehricht-Korb,
Iſt ein von ſchlancken Ruthen rund geflochtenes Behaͤltniß, worinnen die Magd den Auskehricht zu ſammlen und auf die Gaſſe zu tragen pfleget.
Kehrwiſch, ſiehe. Borſtwiſch.
Keilin,
Eliſabeth Margaretha, gebohrne Putzin, des beruͤhmten Raths und Leib-Medici D. Andreæ von Keil gelehrte Ehe-Liebſte. Sie war in der Medicin ſehr erfahren, eine vortreffliche Chymica, und uͤberaus verſtaͤndiges Weib. Man findet auch von ihr ein ſchoͤnes Hebammen-Buch, ſo ihr Ehe-Herr nach ihrem Tode in Druck gegeben. Sie ſtarb den 10. Sept. 1699.
Kelch-Glaͤſer, ſiehe. TaffelGlaͤſer.
Kelle
K k 4
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Kelle Kennava
Kelle, oder, Schaum-Loͤffel,
Iſt ein groſſer tieffer blecherner Loͤffel, meiſtentheils durchloͤchert, wormit die kochenden Speiſen abgeſchaͤumet werden.
Keller,
Iſt ein unter der Erden ausgemauertes und tieffes Gewoͤlbe, worinnen das Getraͤncke in Faͤſſern friſch erhalten und auf Lager geleget wird.
in Keller gehen mit einem kleinen Kinde,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, wenn ſie meinen, man ſolte mit keinem kleinen Kinde vor dem Jahre in den Keller gehen, damit ſelbiges nicht furchtſam wuͤrde.
Kellerin,
Heiſſet in denen Frauen-Cloͤſtern dasjenige Weibes-Bild, ſo uͤber das Getraͤncke des Cloſters geſetzet iſt, vor ſelbiges ſorgen, und es gehoͤriger maſſen warten muß.
Kellners,
Ottilla, war eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Kennava,
Ein Weib von ſonderbahrer Tapfferkeit und heroiſchen Geiſt. Sie commandirte dazumahl die Harlemiſchen Weiber, welche ihren Maͤnnern bey dem Spaniſchen Einfall beyſtunden, und gleich andern Soldaten eine tapffere Gegenwehr blicken lieſſen. Vid. Fam. Strad. Dec. 1. L. VII. p. 253.
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Kent Ketten
von Kent,
Graͤfin. Eine in der Medicin hocherfahrne Engliſche Dame, ſo ein auserleſenes Hand-Buͤchlein von raren und ſonderbahren Artzneyen geſchrieben: es iſt ſolches Buͤchlein wegen ſeines vortrefflichen Nutzens 9. mahl in Engelland auffgeleget, und von dem Fuͤrſtlichen Saͤchſiſchen Eiſenachiſchen Leib-Medico und beruͤhmten Leipziger Practico D. Johann Caſpar Grimm aus dem Engliſchen ins Deutſche uͤberſetzet worden; welche Verſion A. 1713. zu Leipzig heraus gekommen.
Kerbholtz,
Iſt ein langes ſchmales Hoͤltzlein gedoppelt in einander geleget, worauf das Geſinde, ſo das TiſchBier auſſer dem Hauſe zu hohlen pfleget, Kannenweiſe einkerben und anſchneiden laͤſt.
Kerenhapuch,
War eine von den drey ſchoͤnen Toͤchtern Hiobs, deꝛgleichen Schoͤnheit man in keinem Lande fand, Hiob. XLII. v. 14. 15.
Kern-Sack,
Iſt ein von treigen und duͤrren Kirſch- oder Pflaumen-Kernen ausgeſtopfftes Kuͤſſen und Saͤcklein, welches die Maͤgde zu Winters-Zeit in die warme Roͤhre zu ſchieben, und es an ſtatt der WaͤrmFlaſche mit in ihr Bette zu nehmen pflegen.
Ketten an Hals und Arm,
Seynd ein aus Gold kuͤnſtlich
zuſam
(0543)
[Spaltenumbruch]
Ketzerin Kielen
zuſammen geſetzter und aus eitel Gelencken beſtehender Umfang, ein- oder mehrfach, mit oder ohne Schloß, ſo das Frauenzimmer um Hals und Arm zu tragen pfleget. Die Gattung derſelben iſt mancherley, als: Erbis-Ketten, Pantzer-Ketten, Graͤn-Ketten, DratKetten, Flincker-Ketten, FrantzKetten u. a. d.
Ketzerinnen,
Heiſſen diejenigen Sectiriſchen Wei[b]es-Bilder, ſo allerhand irrige Lehren ausbruͤten, ſich durch ihre aͤrgerlichen Lehren von der allgemeinen Kirche abſondern, und ihr ketzeriſches Gifft andern beyzubringen ſuchen.
Keutzlein oder Eule ſchreyet,
Iſt eine alte aberglaͤubiſche und Weibiſche Propheceyung, daß nehmlich ein Krancker, wann ſich des Nachts dergleichen Thier auf ſeinem Hauſe oder in der Nachbarſchafft hoͤren laͤßt, ohnfehlbahr ſterben muͤſſe.
Kezia,
War eine von denen drey ſchoͤnen Toͤchtern Hiobs, deren Schoͤnheit in keinem Lande gefunden ward. Hiob. XLII. v. 14. 15.
Kiehn,
Heiſt Fichten- oder Kiefern-Holtz in kleine breite Stuͤcklein zerſchnit[t]en und in Buͤndlein gebunden, [w]ormit die Maͤgde das Feuer auf [d]en Heerd oder in die Ofen anzu[m]achen pflegen.
Kielen,
Heiſſen bey dem Federſchlieſſen [Spaltenumbruch]
Kieſelb Kinderf
die abgeꝛupften und leeren Spulen, ſo man in das Kehricht zu werffen pfleget.
Kieſelbeckin,
Anna Sabina. War eine gute teutſche Poetin, und ſoll ſonderlich gluͤcklich in Erfindung der Raͤtzel geweſen ſeyn.
Kind anhauchen,
Iſt eine laͤcherliche und aberglaͤubiſche Meynung, etlicher ſtillenden Muͤtter oder Ammen, die drey Sonntage nach einander ſtillſchweigend aus der Kirche gehen, und ihr ſtillendes Kind gleich anhauchen, damit ihm die Zaͤhngen leichte ankommen.
Kindbetterin, ſiehe. Sechswoͤchnerin.
Kindeln,
Iſt eine an etlichen Orten bekannte und alte hergebrachte Gewohnheit, da nehmlich die Jungfern des Morgens Fruͤhe an der Aſcheꝛ-Mittewoche denen ihnen bekannten Junggeſellen in dem Bette einen guten Morgen mit der Ruthe zu biethen, und ſie durch ſelbige im Schertz einzuaͤſchern pflegen; Dergleichen Scheꝛtz auch das Manns-Volck mit dem Frauenzimmer gleichfalls zu treiben gewohnet iſt.
Kinder-Betten,
Seynd diejenigen kleinen und weichen Betten, ſo denen Kindern in die Wiege untergeleget werden.
Kinder-Flecken,
Seynd ſchwartzbraune Flecken,
ſo
K k 5
(0544)
[Spaltenumbruch]
Kinderf Kinderm
ſo gemeiniglich denen ſchwangern Weibern an der Stirne, Lippen auch oͤffters Haͤnden auffzufahren pflegen: die Urſache ſolcher Flecken ſoll nach der Medicorum Bericht die Verhaltung der Menſium ſeyn, wenn das Gebluͤthe in einem unreinen Leibe etliche boͤſe Eigenſchafften an ſich nimmet und ſolche in die Haut ausſtoͤſſet.
Kinder-Frau, ſiehe. Muhme.
Kindeꝛ-Kaͤppgen oder, HaꝛtzKappen, auch FluͤgelKappen,
Heiſſen diejenigen kleinen und langen Kappen, worein die kleinen Kinder, ſo noch nicht lauffen koͤnnen, gekleidet werden. Sie werden auf unterſchiedene façon nach einer jeden Landes-Art, doch meiſtentheils mit Fluͤgeln gemacht. In Augſpurg heiſſen es KinderKittel.
Kinder-Laͤtzgen,
Iſt ein aus weiſſer oder blauer Leinwand, Zwillig, Damaſt oder bunten Coton viereckigt geſchnittener kleiner Latz mit Schlingen und Baͤndern verſehen, ſo denen Kindern um die Bruſt vornher gebunden wird.
Kinder-Magd,
Heiſſet unter dem Geſinde diejenige Magd und ledige Perſon, ſo zu der Kinder Wartung beſtellet iſt und ſelbige pflegen muß: wenn ſie einen Mann hat, oder vorher zu Falle kommen iſt, heiſſet es die Muhme.
[Spaltenumbruch]
Kinderm
Kinder-Maͤgdlein,
Heißt ein junges auffgeſchoſſenes Maͤgdlein, ſo bey gemeinen und Handwercks-Weibern, denen es groſſe Maͤgde zu halten ſchwer fallen will, die kleinen Kinder warten und tragen muß.
Kinder-Mutter oder, HebAmme, auch Wehmutter, Wehefrau, PuͤppelMutter,
Iſt ein erbares, betagtes, wohlerfahrnes und von der Obrigkeit vermoͤge eines gewiſſen Eydes eingeſetztes und approbirtes Weib, welches auf Erfordern denen in der Geburth arbeitenden Weibern mit Rath und That beyſtehen, an die Hand gehen, und die Kinder vorſichtig und behutſam von ſelbigen nehmen muß.
Kinder-Mutter-Schaube,
Iſt ein von allerhand ſchwartzen, ſeidenen oder wollenen Zeuge aus Falten beſtehender kurtzer Mantel, mit Rauchwerck gefuͤttert, auch dann und wann mit ſchwartzen Spitzen, Chinellen und Boͤrtlein umfaſſet und beſetzet, worein die Kinder-Muͤtter die Kinderlein ſchlagen, und ſelbige darinnen in die Kirche zur Tauffe tragen.
Kinder-Mutter-Stuhl,
Iſt ein auf beſondere Art verfertigtes groſſes Geſtelle und LehnSeſſel von Holtze, worauff die in hart anhaltender Geburth arbeitenden ſchwangern Weibern auf beduͤrffenden Fall geſetzet werden. Wird an etlichen Orten, ob man
gleich
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[Spaltenumbruch]
Kindesn Kinderſt
gleich deſſen nicht beduͤrfftig iſt, mit einem ſchwartzen Tuch uͤberzogen von der Kinder-Mutter ihrer Magd in der Schwangern Hauß, als eine Ceremonie, gebracht, und gegen ein Trinckgeld wieder weg getragen, wiewohl ſolches hieſiger Orten eine Zeit daher ziemlich abgekommen.
Kindes-Noth oder, in Kindes-Noͤthen liegen,
Heiſſet, wann das ſchwangere Weib in der Geburt arbeitet oder im Kreiſſen lieget.
Kinder-Pocken, ſiehe. Pocken.
Kinder-Schaube,
Iſt ein von allerhand Zeuge verfertigter kurtzer Mantel, welchen die Kinder-Muhmen oder Ammen umzuhengen, und die kleinen Kinder darein zu ſchlagen pflegen, wenn ſie mit ſelbigen auſſerhalb der warmen Stube gehen wollen.
uͤber das Kind ſchreiten,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, da einige der irrigen Meynung ſeynd, daß, wenn man uͤber ein klein Kind ſchritte, ſelbiges nicht groß wachſen koͤnte.
Kinderſtube,
Heiſſet dasjenige Gemach und Zimmer in dem Hauſe, allwo die kleinen Kinder mit denen Muhmen und Ammen ſich befinden, und darinnen gepfleget werden.
Kinderſtuͤhlgen,
Iſt ein hoͤltzernes mit Leder uͤbtr[Spaltenumbruch]
Kindt Kirchg
zogenes und mit weichen Haaren ausgeſtopfftes Geſtelle mit einer Hinter- und zwey Seiten-Lehnen, mit hohen oder niedrigen Beinen, worauff man die kleinen Kinder ſitzen lernet.
Kindtauffen geben,
Heiſſet, wenn ein Mann, deſſen Weib darnieder gekommen, und ihrer bisherigen Buͤrde entlaſſen worden, das neugebohrne Kindlein zur Heil. Taffe befoͤrdert, bey Vollziehung ſelbiger die darzu gehoͤrigen Tauff-Pathen und Zeugen erkieſet, und zu denen Kindtaͤufflichen Solennitæten die behoͤrige Anſtalt machet.
Kinder wegſetzen. ſiehe. Wegſetzen Kinder.
Kirchen-Buſſe,
Iſt eine Straffe dererjenigen Weibes-Perſonen, ſo wieder das ſechſte Gebot geſuͤndiget, vermoͤge deren ſie an etlichen Orten unter waͤhrenden Gottesdienſt vor den Altar allen Zuhoͤrern zum Spectacul und Exem pel knien muͤſſen.
Kirchenſtuhl,
Iſt ein dem Frauenzimmer in der Kirchen von dem Vorſteher der Kirchen vermoͤge eines Loͤſe-Zettuls zugeſchriebener Sitz, ſo durch Erbgangs-Recht auff ſie gefallen. Iſt entweder ein Stul oder Baͤncklein. Wann ihrer etliche von denen Competenten in gleichen Grade ſeyn, muͤſſen ſie darum loſen.
Kirchgang, oder, zur Kirchen gehen,
Heiſſet, wenn die Sechswoͤchne-
rin
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[Spaltenumbruch]
Kirchin Kirſchel
rin nach gehaltenen ſechs Wochen ſich mit ihrem Kindelein in der Kirchen wiederum oͤffentlich ſehen laͤſt, und ihre Andacht und Danckſagung darinnen verrichtet. Dieſer Actus war ſchon im Alten Teſtamente gebraͤuchlich, und ward die Reinigung benennet, Levitic. XII. v. 6 & 8. Dergleichen that auch die Jungfrau Maria, Luc. II. v. I 4.
Kirchin,
Magdalena Maria, Wittib, gebohrne Winckelmannin, war eine gute Aſtronoma und verſtunde ſich ſehr wohl auf das Calendermachen, welches ſie von ihrem Manne erlernet.
Kirchnerin,
Suſanna Magdalena, das begeiſterte und bekañte Weib aus OberCroſſen bey Jena. So unter andern Viſionen vorgab, ob waͤre ſtets ein Geiſt um ſie in Geſtalt einer Taube, den ſie den Boten der Heil. Dneyfaltigkeit nennete, und welcher ihr vom 28. April des 1695ſten Jahres biß auff den 25. Junii des darauff folgenden beſtaͤndig erſchienen. Anno 1696. kam von ihr eine gedruckte Relation heraus, welche iedermann bewundern muſte. Es hat ſich aber endlich ſolcher Geiſt wieder abgefuͤhret: woraus man geſchloſſen, daß es eine bloſſe Einbildung und betruͤgliche Phantaſey geweſen. Vid. Schelwig. Pietism. Sect. P. II. verſ. 13. pag. 236.
Kirſchel,
Heiſſet denen Augſpurgiſchen Weibesbildern ein Bund zuſam̃en gebundener und herabhangender [Spaltenumbruch]
Kirſchen Kitl
Zobel-Schwaͤntze, ſo dem kleinen Kindlein, wenn es von der Hebamme zur Tauffe getragen wird, unten zun Fuͤſſen mit eingeſchlagen werden, und lang unter der Windel herabhangen.
Kirſchen,
Ceraſa, Ceriſes, ſind gemeine Baumfruͤchte, welche der Faꝛbe, Geſtalt, Geſchmack, Landſchafft und Wuͤrckung nach diſtinguiret werden, dahero die Botanici vielerley Sorten derſelben zehlen. In der Kuͤche haben die Kirſchen auch ihren Nutzen, maſſen viel Leute, ſo wohl die friſchen als abgedoͤrreten zu kochen, und an ſtatt eines guten Zugemuͤſſes auffzuſetzen pflegen: ingleichen braucht der Koch dieſelben oͤffters bey gewiſſen Torten, Kloͤſen, und Gebackens, welches bey Beſchreibung derſelben ſchon vorkommen wird.
von Kittlittz,
Anna. Eine gelehrte Baroneſſe aus dem vornehmen Geſchlechte derer von Kittlitz in Schleſien: iſt von Jugend auff bey dem ſtudieren erzogen worden und in der Theologie ſehr erfahren geweſen, und weil ſie ein geruhiges und ſtilles Leben geliebet, hat ſie ſich in das Evangeliſche Fuͤrſtl. Cloſter zu Gegenroda in Sachſen am Hartz begeben; allwo ſie ihrer Devotion und Geſchicklichkeit wegen erſtlich zur Decana, hernach zur Proͤbſtin, und endlich zur Aebtißin erwehlet worden. Sie iſt geſtorben den 26. Junii A. 1158. im 84. Jahre ihres Alters. Vid. J. Frauenlob in der lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 3.
Kittel,
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Kittel Klapper
Kittel,
Heiſſet denen Bauer-Weibern und Maͤgden ſo viel als der Rock: iſt insgemein von ſchwartzer Leinwand, ſtarck gefaͤltelt, und mit einem Schurtzband unterbunden und auffgeſchuͤrtzet.
Kittel-Hembden. ſiehe. Hembden.
Klag-Haube,
Heiſſet denen Regenſpurgiſchen Weibes-Bildern eine auf gewiſſe Art uͤbergeſchlagene und von weiſſen Zeug verfertigte Haube und Auffſatz, deſſen ſie ſich in der Trauer zu bedienen pflegen.
Klag-Kragen,
Heiſt in Augſpurg ein von weiſſer geſtaͤrckter Leinwand faſt viereckigt ausgeſchnittener und platter ebener Kragen, den die Weibesbilder bey denen Leichen uͤber das Klage-Bruͤſtlein zu ſchlagen und uͤber ſolchen Klag-Kragen einen Flohr zu tragen pflegen.
Klapper,
Iſt ein von Silber Blech, Holtz, oder Drat mit bunten Corallen zuſammen geflochtens und holgetriebenes Inſtrument, woran kleine Schellen entweder hangen, oder innewendig hinein gethan ſeyn, durch deſſen Bewegung und Klang die Muhmen oder Ammen die kleinen ſchreyenden Kinder zu ſchweigen machen, und ſie durch Vorhaltung ſelbiger zu beſaͤnfftigen ſuchen; haͤnget insgemein an einem Bande.
[Spaltenumbruch]
Klapperſt Kleiderſ
Klapperſtorch bringt Zucker,
Iſt eine an etlichen Orten alt eingefuͤhrte Gewohnheit, da man etliche Dietlein Zucker und Confect in des neugebohrnen Kindleins Wiege ſtecket, und des kleinen Kindleins Geſchwiſter oder anderer guter Bekandten kleine Kinder darmit beſchencket, unter dem Vorwand, ob haͤtte der Klapperſtorch ihnen ſolches zum Geſchencke mit gebracht.
Klatzſchen,
Heiſt eine langweilige Unterredung zweyer auf dem Marckt ſich ſprechenden Weiber, von geringen Stand, ſo im ſtehen geſchiehet, von allerhand neuen Dingen und andern weiblichen Affairen: iſt auch ſonſten der Maͤgde proprium, wenn ſie uͤber die Gaſſe geſchicket werden.
Klauin,
Maria. J. N. eines Prieſters gelehrtes Weib, ſie ſoll von ſolcher Geſchicklichkeit und Klugheit geweſen ſeyn, daß ſie ihrem Manne viel Predigten elaboriren helffen. Paull. in ſeinem hoch- und wohlgelahrten Frauenzimmer. p. 81. & 82.
Kleeblatt ſo vierblaͤttrig, finden,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige vermeynen, ſie muͤſten ohnfehlbar gluͤcklich ſeyn, wenn ſie von ohngefehr ein vierblaͤtteriges Kleeblatt auf dem Wege faͤnden.
Kleider-Schranck,
Heiſſet dasjenige verwahrte Be-
haͤltniß
(0548)
[Spaltenumbruch]
Kleidg Kleppeln
haͤltniß, worinnen das WeibesVolck ihre Kleider und Putz auffzuheben und zu veꝛſchlieſſen pfleget.
Kleidgen,
Iſt das aͤuſſerſte Geburts-Haͤutlein, ſo in der Anatomie Chorion benennet wird, mit welchen die Leibesfrucht umgeben iſt, und welches rund herum an der Nachgeburt zu hangen pfleget. Wird insgemein den kleinen Kindern mit zu ihren Pathen-Gelde geleget und verwahret.
Kleidgen bey ſich tragen,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige der irrigen Meynung ſeynd, daß derjenige Menſch, der ſein Kleidgen oder Geburts-Haͤutlein ſtets bey ſich truͤge, im Spielen und andern Dingen muͤſte gluͤcklich ſeyn.
Kleine-Magd,
Heiſſet auf den Land-Guͤtern und Vorwercken diejenige Magd, ſo neben der Groſſen dienet; ihre Verrichtungen ſeynd in dem Hauſe abzuſcheuren und aufzuwaſchen, kleine Kinder zu warten, das FederVieh zu fuͤttern u. d. g. m.
Kleppel,
Seynd kleine lang rund gedrehete Hoͤltzer mit denen daruͤber hangenden holen Schalen, worauf die Faͤden bey dem Spitzenkloͤppeln aufgewickelt und angeſchlungen werden.
Kleppeln oder Knuͤppeln,
Heiſſet Spitzen, Canten oder Zaͤcklein von Gold, Silber, Seide, Zwirn, Neſtel-Garn u. d. g. m. [Spaltenumbruch]
Kleppelk Klippf
nach dem vorgeriſſenen Muſter auf dem Kleppelkuͤſſen durch Fortſteckung und Umſchlingung der darzu gehoͤrigen Steckenadeln vermoͤge derer an denen Faͤden herabhangenden Kleppel kuͤnſtlich in einander flechten und zuſammen ſetzen.
Kleppel-Kuͤſſen,
Iſt ein rund mit Heu oder Werck ausgeſtopfftes und mit Leinwand uͤberzogenes Kuͤſſen, worauf das Weibesvolck nach dem darauf geſteckten und vorgeriſſenenen Muſter allerhand Spitzen zu kleppeln und zu verfertigen pfleget.
Kleppel-Magd,
Heiſſen diejenigen Weibes Perſonen ſo denen Gold und SilberHaͤndlern um das Lohn gold- und ſilberne Spitzen, Canten, Zaͤckgen und andere dergleichen Zierrathen verfertigen.
Kleppel-Muſter,
Heiſſet eine auf Papier vorgeriſſene Figur und Abtheilung, wornach das Weibesvolck Spitzen von vielerley Art in einander zu ſchlingen und zu kleppeln pfleget.
Klinge-Beutel,
Iſt ein kleines an einem langen Stabe hangendes und mit Schellen beſetztes Saͤcklein, welches die Waͤſcherinnen denen Vorbeygehenden vorhalten und dieſelbigen um ein Trinckgeld zu Brandtewein anſprechen.
Klipp-Fiſch,
Hat ein hartes Fleiſch, und halten ihn etliche vor eine Art der
Stock-
(0549)
[Spaltenumbruch]
Klippfiſch
Stockfiſche, davon Jonſtonus de piſcibus kan nachgeleſen werden. Seine Zubereitung iſt dieſe; 1) Klippfiſch zu waͤſſern; 2) Klippfiſch mit zerlaſſener Butter und Peterſilie; 3) Klippfiſch gedaͤmpfft mit Zwiebeln; 4) Klippfiſch mit brauner Butter und geriebener Semmel; 5) Klippfiſch mit ſauren Rahm und Capern; 6) Klippfiſch mit einer Senffſoſſe.
Klipp-Fiſch zu waͤſſern,
Schneidet den Klippfiſch auf etliche ſtuͤcke, leget ihn in kaltes Waſſer, darinnen er 2. biß 3. Tage liegen, u. alle Tage ein Paar mahl friſches Waſſer bekommen muß, ſo wird er auflauffen und ſchoͤn weiß werden.
Klipp-Fiſch mit zerlaſſener Butter und Peterſilie,
Wenn der Klippfiſch gewaͤſſert worden, ſo ſchneidet ſelben in Stuͤcke, thut ihn in einen Topff, gieſſet kaltes Waſſer drauf, und ſetzet ihn zum Feuer. So bald nun das Waſſer einen weiſſen Giſcht bekoͤmmt, muͤſſet ihr ihn weg ſetzen, und alſo eine Weile ſtehen laſſen, ſo wird er deſto milder. Inzwiſchen ſetzet einen Tiegel mit Butter auf Kohlfeuer, welche nur zergehen muß, langet den Klippfiſch aus dem Topff und leget ihn auf eine Schuͤſſel, gieſſet die Butter druͤber, beſprenget ihn mit ein wenig Saltz, ſetzet ihn verdecket auf ein Kohlfeuer, und laſſet ihn eine halbe Viertel Stunde ſtehen, ſtreuet letzlich Ingber, Muſcaten-Bluͤten, und klein gehackte gruͤne Peterſilie druͤber, und gebet ihn hin.
[Spaltenumbruch]
Klippfiſch
Klipp-Fiſch gedaͤmpfft mit Zwiebeln,
Den gewaͤſſerten Klippfiſch ſchneidet in feine Stuͤcke, ziehet die braune Haut ein wenig herunter, und werffet ihn in friſches Waſſer. Darnach beleget eine Schuͤſſel inwendig mit ausgewaſchener Butter eines halben Fingers dicke, ſtreuet Muſcaten-Bluͤten darauf, und beleget die Butter mit Scheibenweiſe geſchnittenẽ Zwiebeln, auf dieſe thut eine Lage Klippfiſch, welche ihr wiederum mit einer Lage Butter und Zwiebeln bedecken, auch ein wenig Saltz darzu ſprengen ſollet. Wenn ihr nun ſo viel eingeleget habt als ihr brauchet, ſo thut oben Butter druͤber, ſtreuet Ingber und Muſcaten-Bluͤten drauf, ſetzet ſolche auf eine KohlPfanne und decket ſie feſte zu, laſſet es ſo lange daͤmpffen, biß ihr dencket, daß die Zwiebeln weich ſind, alsdenn muß dieſes Eſſen verdeckt zu Tiſche getragen werden.
Klipp-Fiſch mit Butter und geriebener Semmel,
Der in Stuͤcken zerſchnittene Klippfiſch muß mit Waſſer, wie der erſte zum Feuer geſetzet und gekochet werden. Wenn er nun gar, ſo leget ihn auf eine Schuͤſſel, ſtreuet geriebene Semmel, ſo mit Ingber, Muſcatenbluͤten und Saltz veꝛmiſchet worden, dꝛuͤber, machet auch drey Viertel Pfund Butter braun, und brennet dieſe gleichſam heiß uͤber den Fiſch, ſo iſt er fertig.
Klipp-Fiſch mit ſauern Rahm und Capern,
Schneidet ſolchen in Stuͤcke, wa-
ſchet
(0550)
[Spaltenumbruch]
Klippfiſch
ſchet ihn aus, und ſetzet ihn wie vorige mit Waſſer zum Feuer. Inzwiſchen machet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auf dem Kohlfeuer braun, ruͤhret ein wenig Mehl drein und braͤunet es auch, gieſſet alsdeñ ein wenig Bruͤhe dran, und laſſet es kochen, daß es klar wird. Hierauf vermiſchet dieſe Bruͤhe mit einem Noͤſel ſauren Rahm, der vorhero recht klar geqvirlt worden, ruͤhret ſolches, biß es durch einander auch klar wird, und laſſet es durch einen Durchſchlag wieder in die Caſſerole oder Tiegel lauffen, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Citronſchalen, Lorbeer-Blaͤttern und Capern, welches zuſammen mit einander kochen muß. Endlich leget den abgekochten Klippfiſch drein, und gebet Acht, daß er auf gelinden Feuer, nur ein wenig mit daͤmpffe; iſt die Bruͤhe etwan noch zu mager, ſo brennet noch ein wenig braune Butter dran, womit es hernach ſeine Richtigkeit haben wird.
Klipp-Fiſch mit einer SenffSoſſe,
Wenn derſelbe zerhacket und zugeſetzet worden, ſo machet in einer Caſſerole Butter auf dem Feuer braun, ruͤhret ein wenig drein, und laſſet dieſes auch gantz braun werden, gieſſet Bruͤhe und Wein dran, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Citronſchalen und Zucker, damit es recht piquant ſchmecke; welches alles durch einander kochen muß. Zuletzt leget den Klippfiſch drein, und laſſet ſolchen eine ViertelStunde alſo daͤmpffen, richtet ihn darnach an, und ehe ſolcher aufge[Spaltenumbruch]
Klopffſ Kloͤſe
tragen wird, ſo brennet erſt noch etwas braune Butter dran, ſonſ[t] moͤchte es zu mager ſeyn.
Klopff-Saͤcklein,
Iſt ein kleines zartes und duͤnngewebtes zuſammen gebundenes Tuͤchlein mit klein geriebenen und klar zermalmeten Bleyweiß angefuͤllet, wormit die Ammen oder Kindermuͤtter denen kleinen Windelkindern an denenjenigen Orten, allwo ſich der meiſte Schweiß zu ſammlen pfleget, einſtreuen, damit ſie der Schweiß nicht freſſen noch wund machen kan.
Kloͤſe, Knoͤtlein,
Turundæ, Morceau de Páte, werden aus allerhand Fleiſch, Semmeln, Mehl ꝛc. und Gewuͤrtz bereitet, wie kleine runde Baͤlle formiret und à part in einer Bruͤhe aufgeſetzet, oder an gemiſchte Eßen, Potages und dergleichen gebrauchet. Solche lehret der Koch unterſchiedlich verfertigen. 1) Kloͤſe oder Knoͤtlein von Kalbfleiſch; 2) dito anders; 3) Kloͤſe von Rindfleiſch; 4) Kloͤſe gebacken in einer RahmSoſſe; 5) Kloͤſe von Semmeln; 6) dito anders; 7) Kloͤſe von friſchen Speck; 8) dito anders; 9) Kloͤſe von Hecht; 10) dito gebacken anders; 11) Kloͤſe von Hefen; 12) Kloͤſe vor gemeine Leute; 13) Kloͤſe auf Vogtlaͤndiſche Art mit Krautſtruͤncken oder Kohlruͤben; 14) Kloͤſe von ſauren Kirſchen oder Weichſeln; 15) Kloͤſe von Pflaumen; 16) Kloͤſe von Quarck.
Kloͤſe,
(0551)
[Spaltenumbruch]
Kloͤſe
Kloͤſe oder Knoͤtlein von Kalbfleiſch,
Nehmet derbes Kalbfleiſch, und ſchneidet alles Geaͤder und Haut aus, hacket es nebſt 1. halb Pfund Nierentalg gantz klein, ſchlaget 2. Eyer dran, werffet Muſcatenbluͤten, Saltz und in Milch eingeweichte und wieder ausgedruckte Semmel darzu, und miſchet dieſes alles durch einander, daß es gantz klar wird. Hernach machet Kloͤſe oder Knoͤt ein draus, ſo groß als ihr ſie haben wollet, welche ihr darnach à part kochen, oder an gemiſchte Eſſen und Potagen brauchen koͤnnet.
Kloͤſe von Kalbfleiſch anders,
Machet dergleichen Kalbfleiſch zurecht, wie voriges, miſchet auch Nierentalg, eingeweichte Semmel, Muſcatenbluͤten, Ingber, Pfeffer und kleine Roſinen drunter, ruͤhret 4. Eyer und thut dieſe auch dran, menget dieſes alles wohl durch einander, ſaltzet es, und machet daraus Kloͤſe oder Knoͤtlein nach euren Gefallen. Nach dieſen ſetzet in einem Toͤpffgen Fleiſchbruͤhe ans Feuer, ſchuͤttet die Kloͤſe hinein und laſſet ſie kochen, bereitet auch ein wenig weiß eingebrenntes Mehl und thuts mit hinein, daß die Bruͤhe ein wenig dickligt werde, richtet ſie hernach an, ſtreuet geriebene Semmel mit Muſcatenbluͤten und Ingber vermiſcht druͤber, und gebet ſie hin.
Kloͤſe oder Knoͤtlein von Rindfleiſch,
Dieſe werden eben von derben [Spaltenumbruch]
Kloͤſe
Fleiſch verfertiget, wie die vorhergehenden, u. habt ihr euch hier nach voriger Beſchreibung zu richten.
Kloͤſe gebacken in einer Rahm-S[oſſe],
Netzet geriebene Semmel mit Rahm an, und ruͤhret ſie wohl unter einander, ſchlaget 10. Eyer drein, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten und Saltz, und ruͤhret es mit etlichen Meſſer-Spitzen Mehl zuſammen: es muß aber der Semmel-Teig nicht duͤnne ſeyn, ſondern etwas ſtarck, damit man Stuͤckgen als ein Kloß oder Knoͤtlein mit einem Ruͤhrloͤffel aufffaſſen koͤnne. Laſſet hernach Schmaltz auf dem Feuer heiß werden, nehmet mit einem Loͤffel von obigen Teig Stuͤcke aus dem Topff, gleich einen Kloß, leget ſelbige in das heiſſe Schmaltz und backet ſie gantz goldgelb heraus; ſetzet auch zugleich in einer Caſſerole oder Tiegel gute Milch auf das Feuer, werffet allezeit die heꝛaus gebackenen loͤſe oder noͤtlein hinein, ſo lauffen ſie groß auf. Habt ihr nun derer ſo viel, als ihr gebrauchet, gebacken, ſo muͤſſet ihr ſie in der Milch eine Weile kochen laſſen. Ferner ſchlaget 3. biß 4. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, und quirlt dieſe klar, ſchuͤttet eine Meſſerſpitze rohes Mehl darzu, ziehet die Milch von den Kloͤſen an die Eyerdotter, welche aber ſtets muͤſſen geruͤhret werden, ſonſt rinnen ſie zuſammen leget noch ein Stuͤck Butter drein, und laſſet es ein wenig dicke werden, richtet die Kloͤſe oder Knoͤtlein auf eine Schuͤſſel an, und gieſſet die Bruͤhe druͤber, ſo ſind ſie fertig.
Kloͤſe
Frauenzim̃er-Lexicon. L l
(0552)
[Spaltenumbruch]
Kloͤſe
Kloͤſe von Semmeln,
Nehmet ein ziemlich Theil geriebene Semmel, ſchlaget 2. auch wohl 3. gantze Eyer drein, leget 1. halb Pfund ausgewaſchene Butter Muſcatenbluͤten und Saltz darzu, und wuͤrcket ſolches mit denen Haͤnden oder Ruͤhr-Loͤffel wohl durch einander. Hernach ſetzet Waſſer in einen Topff zum Feuer, werffet ein wenig Saltz drein, und wenn dieſes kochet, ſo leget die verfertigten Kloͤſe, welche ſo groß als eine Welſche-Nuß muͤſſen gemachet werden, hinein, und laſſet ſie nicht gar zu lange kochen. Bey dem Anrichten beſchmieret eine Schuͤſſel mit Butter, und thut die Kloͤſe darauf, gieſſet ein wenig von der Bruͤhe dran, ſtreuet Muſcatenbluͤten druͤber, decket ſie mit einer andern Schuͤſſel zu, und laſſet ſolche gleich zu Tiſche tragen.
Kloͤſe von Semmeln, anders,
Nehmet den halben Theil geriebene, und den andern halben Theil eingeweichte und wiederum ausgedruckte Semmeln, ſchlaget 3. Eyer dran, ſchuͤttet ein wenig gehackte gruͤne Peterſilie, Zwiebeln, Muſcaten-Bluͤten, kleine Roſinen, 1. halb Pfund ausgewaſchene Butter und Saltz darzu: machet den Semmelteig ab wie vorigen, formiret die Kloͤſe oder Knoͤtlein nach euren Gefallen, kochet ſie in Waſſer oder Rindfleiſch-Bruͤhe ab, und richtet ſie wie die vorigen an.
Kloͤſe von friſchen Speck,
Schneidet 1. Pfund friſchen [Spaltenumbruch]
Kloͤſe
Speck gantz klein, thut ſolchen hernach in einen Moͤrſel und ſtoſſet ihn, daß er ſo geſchmeidig als Butter wird, thut ſolchen wieder heraus in einen Tiegel und ruͤhret ihn mit 3. gantzen Eyern ab und ſchlaget noch 8. oder 9. Stuͤck Eyerdotter hinein. Ferner nehmet geriebene und eingeweichte Semmel, ſo viel als ihr den abgeruͤhrten Speck mit denen Eyern zu einem KloßTeig zwingen koͤnnet, ſaltzet dieſen und ſchuͤttet Muſcatenbluͤten darzu: iſt der Teig etwan zu ſtarck ſo ſollet ihr ein Paar Eßloͤffel voll guten Rahm dran gieſſen hernach machet kleine odeꝛ gꝛoſſe Kloͤſe nach dem ihr ſie zu gebrauchen habt, ſo ſind ſie fertig. Dieſe werden gemeinigglich bey friſchen oder geraͤucherten Schweinefleiſch gekochet, welches im S. ſchon wird zu finden ſeyn.
Kloͤſe mit Speck anders,
Schneidet Semmel und Speck wuͤrfflicht, eines ſo viel als des andern, ſetzet den Speck mit ein wenig Butter auf das Feuer, und wenn er geroͤſtet hat, ſo thut die vorige Semmel und noch ein wenig klein geſchnittene Semmel hinein, und laſſet es zuſammen roͤſten. Hernach ſchuͤttet ein halb Noͤſel Mehl in eine andere Schuͤſſel, ſaltzet es ein wenig, und ruͤhret es mit Milch ab, zu einem ziemlich ſtarcken Teig, damit man Kloͤſe daraus wuͤrcken koͤnne, miſchet den geroͤſteten Speck und Semmel, ingleichen noch 1. halb Pfund gantz klein wuͤrfflicht geſchnittenen Speck drunter, machet Kloͤslein oder Knoͤtlein nach euren Gefallen davon, welche ihr entweder allein
kochen
(0553)
[Spaltenumbruch]
Kloͤſe
kochen und verſpeiſen, oder an Schweinfleiſch legen moͤget.
Kloͤſe von Hecht,
Schupet einen Hecht, loͤſet von ihm alles Fleiſch ab, und ſchneidet es mit einem Schneidemeſſer gantz klein, thut eingeweichte und wieder rein ausgedruckte Semmel darzu, ſchuͤttet auch 6. geruͤhrte Eyer, von welchen ihr Nachricht unterm E. finden koͤnnet, nebſt Muſcatenbluͤten, geriebenen Citronſchalen, ein wenig Ingber und Saltz daran, und ſtoſſet es gantz klar in einem Moͤrſel ab. Darnach moͤget ihr Kloͤſe machen, nach welcher Art ihr wollet, und muͤſſet ihr vorhero wiſſen, ob ſie zu Potagen und anderen Ragoutes ſollen gebrauchet werdeñ. Auſſer dieſem aber, wenn man ſie alleine verſpeiſen will, koͤnnet ihr ſelbe alſo bereiten. Setzet in einem Toͤpffgen gute Fleiſchbruͤhe, oder ſo es in Catholiſchen Kuͤchen iſt, Peterſilien waſſer zum Feuer, und wenn ſelbige kochen, ſo thut die Kloͤſer hinein, und laſſet ſie einen Sud thun, iſt etwan zu viel Bruͤhe dran, muͤſſet ihr welche davon runter ſeigen, leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, mit ein wenig geriebener Semmel und Muſcatenbluͤten dran, laſſet es ein wenig kochen, daß die Bruͤhe ein wenig dicke wird, denn moͤget ihr die Kloͤſe anrichten.
Kloͤſe von gebackenen Hecht, auf eine andere Art,
Von einem geſchupten Hecht, ſiedet die eine Helffte ab, die andere Helffte aber ſchneidet wie bey den vorigen rohe aus. Von den abge[Spaltenumbruch]
Kloͤſe
ſottenen thut alle und iede Graͤten heraus, und ſchneidet alsdenn dieſen und den rohen zuſammen gantz klein, ſchuͤttet auch eingeweichte Semmel, geruͤhrte Eyer, Muſcatenbluͤten, Ingber, und ein wenig Saltz drunter, und hacket dieſes alles gantz klar. Hernach machet daraus Stritzeln eines Fingers lang, und leget ſie beſonders auf ein Geſchirr, verfertiget auch runde Kloͤſe und beſtreuet ſie ein klein wenig mit Mehl, machet auf dem Feuer Schmaltz heiß, leget die Stritzeln und Kloͤſe hinein, und backet ſie fein goldgelb heraus, thut ſie heraus in einen Tiegel, gieſſet Bruͤhe oder Peterſilien-Waſſer darauff, werffet ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, Muſcatenbluͤten, und ein wenig geriebene Semmel dran, und laſſet es auf den Feuer gantz gemaͤhlich kochen, ſo ſind ſie fertig.
Kloͤſe oder Knoͤtlein mit Hefen,
Vors erſte ſetzet Mehl in einer irdenen Schuͤſſel an ein warmes Ort, ruͤhret hernach ein Paar Loͤffel gewaͤſſerte Hefen, mit laulicht gemachter Milch unter das Mehl, und ſaltzet es, daraus ihr Kloͤſe, verfertigen ſollet, derẽ ieder ſo groß als ein Dreyer-Brodt ſeyn muß. Dieſe Kloͤſe nun ſetzet auf einen Kuͤchen-Deckel, und beſtreuet ſie mit Mehl, ſetzet ſie alsdenn an einen warmen Oꝛt, ſo werden ſie groß aufgehen, wenn ſie nun genug gegangen, ſo ſetzet einen Keſſel mit Waſſer auffs Feuer und laſſet es kochen, in ſolches thut hierauff die Kloͤſe, welche auch kochen muͤſſen. Inzwiſchen ſetzet in einer Caſſerole
oder
L l 2
(0554)
[Spaltenumbruch]
Kloͤſe
oder Tiegel Butter aufs Feuer, und wenn ſie nur zergangen, ſo leutert ſie herunter in einen ſaubern Tiegel, richtet darnach die ausgekochten Kloͤſe auff eine Schuͤſſel an, und laſſet ſie mit der zerlaſſenen Butter zu Tiſche tragen, woſelbſt ſie zerriſſen, Stuͤckweiſe in die Butter getuncket und verzehret werden.
Kloͤſe vor gemeine Leute,
Habt Mehl in einem Geſchirr bereit, wie auch wuͤrfflicht geſchnitten Brod, und ein Paar klein geſchnittene Zwiebeln, machet Butter oder Speck braun, darinne roͤſtet das Brodt und Zwiebeln, und ſchuͤttet es darnach in das Mehl, ſaltzet es, gieſſet laulicht Waſſer dran und machet es, damit ein ſtarcker Teig werde, aus welchen man Kloͤſe welgern kan. Unterdeß ſolt ihr in einem Topff Waſſer ans Feuer ſetzen, welches wenn es kochet, ihr ſaltzen und die Kloͤſe hinein legen ſollet, damit ſie kochen, ruͤhret ſie offt um und nachdem ſie gar gekochet ſind, richtet ſie auff eine Schuͤſſel an, brennet braune Butter druͤber, und gebet ſie hin.
Kloͤſe auff Vogtlaͤndiſche Art, mit Krautſtruͤncken oder Kohlruͤben.
Schneidet weiß Brodt und Speck, jedes beſonders wuͤrfflicht. Hernach ſchaͤlet und ſchneidet Krautſtruͤncke oder Erdkohlruͤben auch alſo, ſetzet alsdenn in einer Pfanne etwas Butter und den geſchnittenen Speck auffs Feuer, und wenn ſelbiger genug geroͤſtet hat, ſo ſchuͤttet das Brodt und die geſchnittenen Krautſtruͤncke auch darein [Spaltenumbruch]
Kloͤſe
und roͤſtet es ferner. Hierauf thut ſo viel Mehl in eine Schuͤſſel, als ihr gedencket Kloͤſe zu verfertigen, ſaltzet ſolches und machets mit laulichen Waſſer an, daß es ein ziemlicher dicker Teig wird, menget hernach das geroͤſtete darunter und bereitet die Kloͤſe ſo groß, als euch beliebet. Habet ferner einen Topff mit Waſſer am Feuer ſtehen, und wenn es kochet, ſo werffet erſt etwas Saltz und alsdenn die Kloͤſe hinein, laſſet ſie kochen und ruͤhret ſie oͤffters um, damit ſie nicht zuſammen kleben. Wollet ihr ſie anrichten, ſo brennet Butter daruͤber, und traget ſie zu Tiſche.
Kloͤſe von Kirſchen oder Weichſeln,
Nehmet dergleichen abgedoͤrrte Kirſchen, waſchet dieſe ſauber aus, und ſetzet ſie hernach in einem Topff mit Waſſer zum Feuer, und laſſet ſie gantz weich kochen. Nach dieſen thut die Kern heraus, und ſchneidet das Fleiſch von Kirſchen mit einem Schneidemeſſer, roͤſtet in Butter geriebene Semmel braun, thut ſelbe auch zum Kirſchen, ſchlaget ein Paar Eyer drein, wuͤrtzet es mit Nelcken, Citronenſchalen und viel Zucker, machet Kloͤſe daraus, beſtreuet ſie ein wenig mit Mehl, und backet ſolche aus heiſſen Schmaltz uͤber dem Feuer recht roͤſch heraus. Endlich nehmet die Bruͤhe, worinne die Kirſchen gekochet haben, ſeiget ſie durch einen Durchſchlag in einen Tiegel, ſetzet die gebackenen Kloͤſe drein, ſchuͤttet Nelcken, Citronenſchalen und viel Zucker darzu, und laſſet ſie kochen. Beym Anrichten gieſſet die Bruͤhe oben druͤ-
ber,
(0555)
[Spaltenumbruch]
Kloͤſe Kluge
ber, bereibet ſie mit Zucker und ſtreuet Citronenſcheler drauf, ſo ſind ſie fertig.
Kloͤſe mit Pflaumen,
Dieſe werden in allen wie vorhergehende gemacht, nur daß unter die Bruͤhe Wein koͤmmt und etwas mehr geroͤſtete Semmel in Butter, ſonſt ſind ſie eineꝛley. Zu denen vorigen Kirſchkloͤſen kan man nach Belieben Wein nehmen, es darff aber kein ſaurer, ſondern ein muß rechter guter ſuͤſſer Wein ſeyn.
Kloͤſe von Qvarck gebacken,
Nehmet friſchen Kaͤſe-Quarck 1. Pfund und Mehl ſo viel ihr dencket Kloͤſe zu machen, ſchlaget 4. biß 5. Eyer drein, ſaltzet es ein wenig, thut etwas Saffran, und ein halb Pfund zerlaſſene Butter daran, und machet dieſes alles mit guter Milch zu einem Teig. Darnach ſchmieret eine Brat-Pfanne mit Butter an, machet aus dem Teig Kloͤſe, ſetzet ſie ordentlich neben einander in die geſchmierte Pfanne, und dieſe hernach in einen heiſſen Backofen, darinne ſie backen muͤſſen, biß ſie gar ſind.
Kloſertin,
Elſa, eine gute Poetin, ſo abſonderlich in ſinnreichen Epigrammatibus ſehr gluͤcklich geweſen.
Klufe, ſiehe. Steckenadel.
Kluge Frau,
Heiſſen diejenigen wegen Zauberey verdaͤchtigen Weiber, ſo die, ſie wegen geſtohlner Sachen und anderer Dinge um Rath und Huͤlffe [Spaltenumbruch]
Knackw Knobl
fragenden Leute in ihre Zauberſpiegel und Cryſtallen ſehen laſſen, und ihnen allerhand aberglaͤubiſchen Rath und Vorſchlaͤge angeben.
Knackwurſt. ſiehe. Wurſt.
Knecht Rupprecht,
Heiſſet eine auf allerhand Art heßlich masquirte und vermummte Perſon, wodurch die Weiber und Muhmen die kleinen Kinder zu fuͤrchten machen.
Knecht Rupprecht wirfft ein,
Iſt eine alte hergebrachte Gewohnheit, da die Muͤtter ihren kleinen Kindern um die Heilige Chriſtzeit herum durch ein vermummtes Geſinde allerhand Obſt und Naſchwerck mit einem Gemurmle durch die Stuben-Thuͤre werffen laſſen.
Knieband. ſiehe. Strumpffband.
Knoblauch,
Allium, Ail, koͤmmt mit denen Zwiebeln faſt uͤberein, doch iſt er von ſtaͤrckerer Krafft und Geruch, und brauchen ihn gemeine Leute, wie die Zwiebeln ſtatt des Therǐacs, weil er ihrer Meynung nach dem Gift wiederſtehen ſoll. Wenn er maͤßig genoſſen wird, iſt er zu vielen Gebrechen gut. Sonderlich wiſſen ihn diejenigen, welche oft heiſch werden, oder einen alten Huſten haben, mit Nutzen anzuwenden, indem ſie Kloblauch abſieden und mit Baumoͤl eſſen, dadurch ſie die erkaͤltete Bruſt reinigen, und eine helle Stimme bekommen. In der Kuͤche iſt er auch was noͤthiges. Ei-
ne
L l 3
(0556)
[Spaltenumbruch]
Knocke Knopfm
ne mit Knoblauch geſpickte Schoͤpskeule hat iederzeit ihre Liebhaber gefunden, und ein Eſſen, daran Kloblauch gekocht wird, iſt nicht zu verachten. Zudem brauchen ihn die Koͤche an gewiſſe, ſo wohl gekochte als gebratene Speiſen, davon dieſelben gut und wohlſchmeckend werden.
Knocke. ſiehe. Kaute Flachs-
Knoͤpffgen auffſetzen,
Heiſſet denen Naͤhderinnen auff die Hembden, Manchetten oder andere Bindgen durch in einander Schlingung des Zwirnfadens erhabne Knoͤtlein oder Knoͤpffgen in einer Reyhe nach einander, oder auch nach gewiſſen Figuren ſetzen.
Knoͤtgen machen oder knuͤpffen,
Iſt eine dem Weibes-Volck gebraͤuchliche Kunſt aus langen gedoppelten weiſſen Zwirn-Faͤden durch zuſammen Schlingung vermoͤge eines darzu verfertigten Schiffleins ein Knoͤtgen dicht an das andere zu hengen und anzuſchlingen. Woraus hernachmahls Frantzen oder auch Trotteln und Quaſteu an die Fenſter Vorhaͤnge verfertiget werden.
Knoͤtlein. ſiehe. Kloͤſe.
Knopfmacherinnen,
Seynd diejenigen Weibes-Perſonen, ſo denen Schneidern oder in die Gewoͤlber Knoͤpffe von allerhand Sorten und Muſtern kuͤnſtlich uͤber die Knopffhoͤltzer ſchlingen, verſtechen und verfertigen.
[Spaltenumbruch]
Knoſpend Kochb
von Knoſpendorff,
Clara, ein geſchicktes und gelehrtes Fraͤulein, ſo ſich abſonderlich auff die Oratorie geleget, und ein und andern wohlgeſetzten Panegyricum verfertiget.
Knoten im Faden,
Iſt, wenn die Naͤhderinnen den abgeſchnittenen Faden zu Ende deſſen verſchlingen, damit er bey dem Nehen nicht durch die Leinwand faͤhret.
Knuͤpffen. ſiehe. Knoͤtgen machen.
Knuͤppeln. ſiehe. Kleppeln.
Kobolt haben,
Iſt eine unter dem Geſinde gebraͤuchliche Redens-Art und aberglaubiſches Sprichwort, da man in denen laͤcherlichen Gedancken ſtehet ob muͤſte eine Magd, ſo hurtig und geſchwinde in ihrer Kuͤchen-Arbeit erfunden wird, einen Kobolt, oder Spiritum familiarem haben, der ihr die Arbeit mit verrichten huͤlffe.
Koch-Buch,
Iſt ein von einer erfahrnen und kochverſtaͤndigen Perſon zuſam̃en getragenes Buch, worinnen dem Frauenzimmer die Kunſt die Speiſen auf allerhand ſchmackbahre Arten zuzurichten auch vielerley Torten und Paſteten zu backen, deutlich und kuͤnſtlich gewieſen wird. Dergleichen die Frau D. Schellhammerin zu Kiel Anno 1697. und 1699. heraus gehen laſſen. it. Anna Wolley vollkommner Koch. Hamburg
1674.
(0557)
[Spaltenumbruch]
Kochl Koͤnigin
1674. it. Suſanna Egerin. Leipz. Anno 1706.
Koch-Loͤffel. ſiehe. RuͤhrLoͤffel.
Koch-Zeddel,
Heiſſet ein Uberſchlag und Verzeichnuͤß dererjenigen Speiſen und Auffſaͤtze, ſo der Koch bey bevorſtehender Hochzeit der Braut Eltern vorher uͤbergiebet, und ſich mit ihnen daraus beſpricht.
Koͤchin, oder, Magd,
Iſt ein uͤber die Kuͤche und Kochwerck beſtelltes Geſinde, ſo nicht nur die Speiſen und Eß-Waaren einkauffen, und von dem Marckt heimtragen, ſondern auch ſelbige kochen, zurichten und auch das eingeſchwaͤrtzte Kuͤchen-Geraͤthe wieder rein und auffwaſchen muß. Der alten Roͤmer ihre Maͤgde waren ſo wohl leibeigen als die Knechte. Die Lacedæmonier hieſſen ihre Maͤgde Chalcides, die Archiver Gymnetes, weil ſie mit bloſen Fuͤſſen giengen, die Sicyonier Corynephoros, weil ſie ihnen die Schuͤſſel anvertraueten, und die Areadier Prospelatos. Alex. Lib. III. c. 20.
Koͤllerlein. ſiehe. Koller.
Koͤnigin,
Iſt eine aus hohen Fuͤrſtl. Hauſe entſproſſene Princeßin, ſo an einen Koͤnig vermaͤhlet worden, oder in einem erblichen Koͤnigreich ihrer Geburt und Erbgangs-Recht nach das Scepter ſelber fuͤhret.
[Spaltenumbruch]
Koͤnigin Koͤnigsm
Königin
Benigna, eines Predigers Tochter aus dem Joachimsthal, welche Anno 1623. in das Fuͤrſtl. Frauenzimmer zu alten Stetin auffgenommen worden. Sie hatte einen Prophetiſchen Geiſt, und viel wunderbahre Entzuͤckungen, ſo D. Fabritius Anno 1629. in einem eigenen Hiſtoriſchen Bericht von ihr beruͤhret, dergleichen auch man in dem Theatro Europæo Tom. II. p. 126. findet. Ræthelius in ſeiner Morgenroͤthe p. 128. haͤlt ſie vor eine verdaͤchtige Weibes-Perſon, und zehlet ſie mit unter die Schwaͤrmerinnen. Vid. Feuſtkings Gynæc. Hæretic. Fanatic. p. 404.
de Königsmarck,
Maria Aurora, eine gelehrte und beruͤhmte Graͤfin aus Schweden, des geweſenen Koͤniglichen Schwediſchen Reichs-Feld-Zeugmeiſters Grafens Lordt Chriſtophs vortreffliche Tochter, Philipp Chriſtoph des letztereu Grafens aus dieſem Geſchlechte und Caroli Johannis Schweſter, ward A. 1700. Proͤbſtin des Fuͤrſtl. Stiffts zu Quedlinburg, eine Dame, ſo in der Poeſie, Inſtrumental- und Vocal-Muſic. Sprachen und andern galanten Wiſſenſchafften vortrefflich erfahren, ſie redet Frantzoͤiſch, Welſch, und verſtehet ihren Lateiniſchen Autorem und Poeten, ihre netten Proben der Poeſie in Frantzoͤiſchen und Teutſchen Verſen, ſo hier und dar begierig zuſammen geleſen und als was ſchoͤnes auffgehoben werden, ſeynd ſattſame Zeugen und Verraͤther ihres vortreffl. Ver-
ſtandes
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(0558)
[Spaltenumbruch]
Koͤnn Koͤſtg
ſtandes und angeflam̃ten Geiſtes. Vid. Hiſtoriſche Remarques ad An. 1700. die 23. Woche. pag. 177. it. Epiſtol. ſpecioſam Incomporabilis Sophiæ Eliſabethæ Brenneriæ ad Petrum Heldengrahn Diſputationi ejus de Mulierib. Philoſophant. præmiſſ. p. 3.
von Koͤnneritz,
Margaretha, war Anno 1501. Kuͤſterin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig Bernhardiner-Ordens.
Koͤpffgen,
Iſt ein kleiner zinnerner tieffer Napff, woraus man das warme Bier oder andere Bruͤhen zu trincken pfleget.
Koͤrbel, oder, Koͤrbelkraut,
Cerephyllum. Cerfeuil, iſt ein bekanntes Garten-Gewaͤchſe und Kraut, ſo man in denen Kuͤchen oftermahls zu Suppen verbrauchet.
Koͤrblein,
Iſt ein von Holtz und ſchlancken Ruͤthlein zuſammen geflochtenes, oder auch von Pappe bund uͤbermahltes Behaͤltniß rund oder Oval, eckigt oder auf allerhand Arten verfertiget, worein das Frauenzimmer ihren taͤglichen Putz oder andere weibliche Sachen zu legen oder etwas darinnen weg zuſchicken pfleget.
â Koͤſſau Helena. Siehe. Hroſuita.
Koͤſtgen,
Iſt eine dem hieſigen Frauenzim[Spaltenumbruch]
Koͤthe Kohlg
mer abſonderlich gebraͤuchliche Redens-Art, wodurch ſie diejenigen Eſſen und Gerichte verſtehen, ſo eine Braut ihrer Pathe, oder nechſten Anverwandtin, die ſelbſten zur Hochzeit nicht kommen kan, nebſt darzu gehoͤrigen Confect und Weine von der Hochzeit-Taffel abſonderlich zu uͤberſenden pfleget.
Koͤthe. ſiehe. Schranck.
Kofent,
Sonſt ſchwach oder duͤnne Bier genannt, heiſt der andere Auffgoß auf die bey dem gekochten Bier uͤberbliebenen Draben oder Draͤber.
Kofent-Spahn,
Iſt ein von Holtz krauß geſchnitzter runder Spahn, den die Weiber, ſo Kofent ſchencken, uͤber ihre Haus-Thuͤre hengen.
Kohl, ſiehe. Braunkohl.
Kohlrabi, oder, Cauliravi,
Iſt eine Art des Kohles, welche vor nicht gar vielen Jahren aus Italien in Teutſchland gebracht worden, daſelbſt er nunmehro in groſſen Gaͤrten auch haͤuffig gepflantzet, und in Kuͤchen hernach bey vielen Eſſen angebracht wird.
Kohlgaͤrtnerinn,
Seynd diejenigen Maͤgde, oder auch Weiber, ſo in groſſen Koͤrben Salat, Kohl, Kraut, Ruͤben, Moͤhren, Peterſilie, Artſchocken, Wurtzeln, Rettig, Gorcken u. a. d. g. Kuͤchen Kraͤuter aus denen Kohlgaͤrten auf die gewoͤhnlichen Wo-
chen-
(0559)
[Spaltenumbruch]
Kohlgaͤrtner
chen-Maͤrckte zu fuͤhren und zu verkauffen pflegen.
Kohlgaͤrtner-Muͤtzen,
Seynd kleine von geringen ſchwartzen Tuch oder Zeug viertheiligt geſchnittene und mit einem runden Gebraͤhme von gemeinen Rauchwerck umſetzte Muͤtzen, ſo die Kohlgaͤrtners Weiber oder Maͤgde um Leipzig herum, ſonderlich zur Winterszeit zu tragen pflegen. Der heutigen Hallorum Weiber ihre Muͤtzen ſind gleichfals von ſolchen Schnitt und Façon, auſſer daß ſie von ſeidnen Zeugen ſind.
Kohlgaͤrtner Waare,
Seynd allerhand Fruͤchte, Kraͤuter und Wurtzeln, ſo in denen Kohlgaͤrten wachſen und in denen Kuͤchen verſpeiſet werden. Als da iſt, Salat in Stauden, Portulae, Rapuntzel-Salat, Endivien-Salat, junger und noch kleiner Salat, Selleri, Spargen, Hopffſpargen oder Keimen, Ruͤbſamen-Salat, Kohl, Braunkohl, Kaͤſekohl, Hindlaͤuffte, Brunnkreß, Schwaͤmme und Pfifferlinge, Welſchkohl, Kohlruͤben, Kohlrabi, Krauthaupt, Ruͤben, kleine Merſeburger Ruͤben, Moͤhren, Peterſilie, Peterſilienwurtzeln, Paſtinac, Artſchocken, Gorcken, Groß und Klein, rothe Ruͤben, Rettige, Radislein, Bornkreſſe, Meerrettig, Zwiebeln, Knoblauch, Erdaͤpffel, Bohnen, Majoran, Salbey, Chalotten, oder kleine Zwiebeln, Gruͤnkraut, Sauerampff, Gaͤnſeſtoͤcklein, Spinat, Gundermann, Dille, Endimian u. d. g.
[Spaltenumbruch]
Kohlen
Kohlen,
Heiſſen diejenigen aus harten und feſten Holtz ſchwartz gebrannten Stuͤcken, worbey die Speiſen in denen Kuͤchen meiſtens gebraten und gekochet werden: ſie werden hier zu Lande Korbweiſe verkauffet.
Kohlen-Cammer,
Heiſſet ein in dem Hauſe verſchlagenes Behaͤltnuͤß, worinnen die Kuͤchenkohlen verwahret werden.
Kohlen-Hoſe,
Iſt ein von Kupffer oder eiſernen Blech lang und tieff verfertigtigtes Gefaͤß, worinnen die Kohlen in die Kuͤche getragen werden.
Kohlen-Korb,
Iſt ein von ſchlancken Ruthen rund zuſammen geflochtenes Behaͤltnuͤß, worinnen die Kohlen in die Kuͤche getragen werden.
Kohl-Pfanne,
Iſt ein von Meßing, Kupffer, Eiſen oder Thon rund durchbrochenes Gefaͤß mit einer Handhabe verſehen uñ mit gluͤhenden Kohlen angefuͤllt, woruͤber die Speiſen wieder aufgewaͤrmet werden.
Kohlen-Schauffel,
Iſt eine kleine eiſerne Schuͤppe, wormit die Kohlen von dem Herde gelanget werden.
Kohlen-Topff,
Iſt ein rund holes und mit zwey Henckeln verſehenes irdenes Gefaͤſſe mit gluͤhenden Kohlen angefuͤllt, woruͤber ſich die Maͤgde in
denen
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(0560)
[Spaltenumbruch]
Koller Kopffb
denen Kuͤchen, oder die Weiber, ſo auf denen Maͤrckten feil haben, zu erwaͤrmen pflegen, es wird insgemein eine durchloͤcherte irdene Stuͤrtze druͤber gedecket, damit die Glut nicht zu ſtarck in die Hoͤhe ſteiget, oder man ſich etwas von Kleidern darbey verbrennet.
Koller, oder Koͤllerlein,
Iſt ein von weiſſer Leinwand, Coton oder Neſteltuch geſchnittenes und verfertigtes halb Bruͤſtlein oder Kraͤglein, oben herum mit weiſſen Spitzen friſiret und ausſtaffiret, ſo das Frauenzimmer uͤber den bloßen Hals zu ſchlagen und die Oberkleider daruͤber zu ziehen pfleget, bey etlichen werden ſie oben durch ein weiſſes durchgezogenes Baͤndlein zuſammen gereihet und gezogen. In Augſpurg ſind die Frauenzimmer-Koller insgemein aus einem gantzẽ Stuͤck eineꝛ weiſſen Spitze gekleppelt; die geringen Weibesbilder aber tragen auch dergleichen von weiſſer Leinwand mit Canten oder Spitzen umſtochen.
Koller-Leib,
Iſt ein von weiſſer und zarter Leinwand verfertigtes halb-Bruͤſtlein um und um mit weiſſen Spitzen friſiret, ſo das Frauenzimmer in Ulm uͤber den Hals ziehet.
Kopffbinde, ſiehe. StirnBinde,
Kopffkuͤſſen-Zuͤge,
Iſt ein kleiner weiſſer Uberzug, wormit man die kleinen KopffKuͤßlein, ſo man denen Sechswo[Spaltenumbruch]
Kopffk Koppl
chen Kindern auf das Haupt leget, zu bekleiden pfleget.
Kopff-Kuͤßlein,
Iſt ein gantz kleines viereckigtes und mit weichen Federn ausgeſtopfftes Kuͤſſen, ſo man denen eingewindelten und in dem Tragebette liegenden Sechswochen-Kindeꝛn oben uͤber das Haͤuptlein zu legen pfleget, um ſelbiges dadurch warm zu halten.
Kopff ohne Schatten,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige vermeynen, daß diejenige Perſon, ſo bey Anbrennung eines Lichtes am H. Chriſt-Abend in der Stube mit dem Kopffe keinen Schatten an der Wand von ſich waͤrffe, in ſolchem Jahre ohnfehlbar ſterben muͤſte.
Kopff- oder Haupt-Schleyer,
Iſt ein von weiſſen Schwaͤbiſch verfertigter Trauer-Aufſatz, und Umſchlag, welcher die gantze Stirne und das Haupt bedecket, auch uͤber den Kopff lang hinunter henget.
Koppel-Peltz,
Heiſſet diejenige diſcretion und Geſchencke, ſo ein Unterhaͤndler, der einem Frauenzimmer zu einer vortheilhafften Mariage hilfft, vor ſeine Belohnung erhaͤlt.
Kopplerin,
Iſt eine alte Vettel und HurenWirthin, ſo dem jungen Mannsvolck Gelegenheit macht mit verdaͤchtigen Frauenzimmer an heimlichen und verborgnen Orten zu converſiren.
Korb
(0561)
[Spaltenumbruch]
Korb Krach
Korb geben,
Iſt eine hoͤfliche doch abſchlaͤgliche Antwort eines Frauenzimmers gegen ein Mannsvolck, der ihre Liebe entweder geſuchet, oder ſie gar zu heyrathen geſonnen iſt.
Korb-Waͤſcherinnen,
Sind gewiſſe Weiber, ſo zu Halle die Saltzkoͤrbe, wenn ſolche bey Ausſchlag- und Verkauffung des Saltzes ledig worden, ehe ſolche wiederum zu gebrauchen, in dem Saal-Strome vor das Lohn wieder rein auswaſchen.
Korn-Blume,
Cyanus, Bluet, iſt eine bekannte Blume, die im Korn, auch in der Gerſte und Hafer waͤchſt: insgemein ſind ſie blau, wiewohl es auch an etlichen Orten braune und weiſſe giebt. In der Kuͤche werden ſie gar nicht gebraucht, auſſer daß mit denen blauen eine und die andere Gelée gefaͤrbet wird.
â Köſſau Helena. Siehe. Hrosvita.
Koſtgaͤnger. Siehe. TiſchPurſche.
de Krach,
Anna Catharina, eine devote und in geiſtlichen Wiſſenſchafften wohl erfahrne Daͤhniſche Barones ſin von Putbuſch, Frau von Koruch, ſo Anno 1687. den 19. Novembr. verſtorben. Sie hat ihre Gelehrſamkeit und Gottesfurcht durch ein ſchoͤnes Gebet-Buch an den Tag geleget, welches ſie zu Archus A. 1643. in 12. heraus gehen laſ[Spaltenumbruch]
Krafftm Krag
ſen. Vid. Henning Witto Tom. II. Diar. Biograph. p. 144. it. Albert. Bartholin. d. Script. Dan. p. 9. ibiq; Moller.
Krafft-Mehl, StaͤrckMehl,
Amylum, Amidon, wird aus dem beſten Weitzen gemacht, und trifft man ſelbiges in Nuͤrnberg am ſchoͤnſten an: die Waͤſcherinnen brauchen es zu Staͤrcke, die Peruquiers zu Haar-Poudre, und die Koͤche bereiten davon einen Paſtetenoder Torten-Teig. Jedoch ſoll ein Koch fleißig Acht haben, daß dergleichen Mehl rein ſey, denn wenn er geringe Sorten kaufft, wie zu Perouquen koͤmmt, kan er leicht uͤbel verwahret werden, weil bekannt, daß die Staͤrcke mit Spath kan verfaͤlſchet werden.
Kragen,
Iſt ein zierlich formirter zuſammen gereyheter Umfang und Uberſchlag, den das Frauenzimmer uͤber den Hals und Schultern leget. Man findet ſelbigen von vielerley Art und façon: in Augſpurg traͤget das Frauenzimmer von Condition weiſſe breite Spitzen-Kragen, ſo aus einem Stuͤck gekleppelt ſind, und hinten uͤber den Ruͤcken hinunter tieffer als von vornher herabhengen: in Nuͤrnberg ſeynd ſie von weiſſer Leinwand geſchnitten und mit Spitzen friſiret, ſie fuͤhren auch dergleichen von ſchwartzen Spitzen, ſo mit einer goldenen Nompareille gezieret: das Saltzburgiſche Frauenzimmer traͤget gedoppelte, der unterſte iſt von weiſſer ſauberer Leinwand mit einer breiten
weiſſen
(0562)
[Spaltenumbruch]
Krahin Kramm
weiſſen Spitzen umkreuſelt, der oberſte aber ſo druͤber lieget, iſt von lauter ſchwartzen Spitzen. Diejenigen Kragen, ſo die erbaren Matronen oder alten Weiber an etlichen Orten in Sachſen noch zu tragen pflegen, ſeynd aus ſchwartzen Sammet, Atlas, Taffet oder andern Zeugen geſchnitten und mit ſchwartzen Spitzen, Borten, Nompareillen, oder andern Zierrathen beſetzet und bebraͤhmet. Der Hallorum Frauenzimmer ihre Kraͤgen ſind von weiſſen Neſteltuch und um und um mit Spitzen beſetzet.
Krahin,
Eliſabeth, war A. 1501. Unter Priorin, in dem im XIII. Seculo, geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig Bernhardiner-Ordens. War erſt zuvor Kuͤſterin darinne geweſen.
Krammets-Voͤgel,
Turdus, Tourd, iſt der ſo ſehr beliebte Vogel unter dem FederWildpret, welcher den Nahmen hat von denen Krammet- oder Wacholdelbeeren, die er gerne iſſet. Auf vornehmen Taffeln iſt er eine rechte delicateſſe, nicht nurheute zu Tage, ſondern die alten Roͤmer wuſten ſchon deſſen Guͤte und angenehmen Geſchmack zu ruͤhmen, zu dem Ende ſie den Krammetsvogel und Haſen vor das allerbeſte Wildbret geachtet, wie Martialis in Xeniis XCII. und Horatius Lib. I. Ep. V. bezeuget. Es werden aber unter Kram̃etsvoͤgeln eigentlich dreyerley Arten begriffen, nehmlich Schnarran, ſo die groͤſſeſten, Droſſeln, ſo etwas kleiner als jene, und [Spaltenumbruch]
Kramp Kraͤp
die man wiederum in Zipp- und Wein-Droſſeln theilet, und Ziemer als die kleineſten, von deren Zubereitung im Z. Nachricht zu finden.
Krampff-Ring,
Iſt ein aus allerhand Materie gegoſſener oder gedreheter Ring, ſo die gemeinen Weiber als ein vermeyntes Mittel wieder den Kꝛampf in den Haͤnden, an den Fingern zu tragen pflegen.
Kraͤpffgen,
Crepides, beſtehen aus einem mit etwas Butter, Rahm, Eyern und ein wenig Saltz vermengten Teig, in welchen zugleich gewiſſe Dinge, als Kirſchen, Johannesoder Stachel-Beere ꝛc. geſchlagen, und aus Schmaltz gebacken werden. Davon ſind folgende Arten: 1) Kraͤpffgen mit eingemachten Johannes-Beeren aus Schmaltz gebacken; 2) dito anders; 3) dito von eingemachten Stachel-Beeren; 4) Kraͤpffgen mit friſchen Stachelbeeren; 5) Kraͤpffgen von eingemachten Kirſchen; 6) Kraͤpffgen von rohen und friſchen Kirſchen; 7) Kraͤpffgen von allerhand Eingemachten; 8) Kraͤpffgen von Blaͤtterteig, ſo im Ofen gebacken werden; 9) Schlick-Kraͤpffgen.
Kraͤpffgen mit eingemachten Johannes-Beeren aus Schmaltz gebacken,
Schuͤttet Mehl auf einen Tiſch, ſchlaget 3. Eyer drein, thut ein Stuͤckgen Butter, und ein wenig
Rahm
(0563)
[Spaltenumbruch]
Kraͤpffgen
Rahm darzu, ſaltzet es ein wenig und bereitet davon einen nicht gar zu feſten Teig, reibet ſolchen gantz duͤnne aus, und beſtreichet ihn mit Eyern. Hierauf nehmet eingemachte Johannes-Beere, machet von ſelben Haͤuffgen in einer gleichen Reihe hin, uͤberſchlaget ſolche mit dem Teig, der vorgehen muß, druͤcket ihn fein mit den Fingern zu, ſchneidet ſie alsdenn mit einem Backraͤdgen ab, und verfertiget deren ſo viel als ihr brauchet, ſetzet hernach in einer Pfanne Schmaltz aufs Feuer, und laſſet ſolches heiß werden, backet ſodann die Kraͤpffgen fein goldgelb heraus, richtet ſie an, und beſtreuet ſie mit Zucker.
Kraͤpffgen mit Johannisbeeren andre Art,
Nehmet reiffe Johannis-Beere, und putzet die Stiele herunter, thut ſolche hernach in einen Tiegel mit ein wenig Butter, ſetzet ſie auf Kohlfeuer, und laſſet ſie ein wenig daͤmpffen, reibet viel Zucker drauf, und da etwan viel Safft dran waͤre, muͤſſet ihr ſolchen herunter ſeichen. Nach dieſen machet aus vor beſchriebenen Teig dergleichen Kraͤpffgen, backet ſie wie die vorigen aus Schmaltz, und beſtreuet ſie beym Anrichten mit Zucker.
Kraͤpffgen von eingemachten Stachelbeeren,
Dieſe werden gleich alſo wie vorher beſchriebene verfertiget.
Kꝛaͤpffgen mit frifchen Stachelbeeren,
Nehmet Stachelbeeren oder [Spaltenumbruch]
Kraͤpffgen
Agreſt, putzet die Stiele und das ſchwartze Poppelgen herunter, ſetzet hierauf in einem Tiegel oder Caſſerole ein wenig Wein aufs Feuer, thut die Stachelbeere hinein, und laſſet ſie ein wenig daͤmpffen, ſchneidet auch Citronenſchalen und Zucker darzu. Wenn ſie weich worden ſind, ſo ſchuͤttet ſie auf einen Teller, machet hernach ſolche Kraͤpffgen davon, wie die vorigen.
Kraͤpffgen von eingemachten Kirſchen,
Die Verfertigung dieſer Kraͤpffgen, iſt eben diejenige, ſo beſchrieben worden.
Kraͤpffgen von rohen und friſchen Kirſchen,
Thut aus friſchen Kirſchen die Kerne heraus, reibet Zucker drauf, leget ſie in einen Tiegel und laſſet ſie daͤmpffen, damit der Safft weg koͤmmt. Denn wo viel Safft dran bleibet, ſo ſpringen die Kꝛaͤpffgen auf. Dieſe Kirſchen nun fuͤllet in den vorher beſchriebenen Teig, backet ſie aus dem Schmaltz, bereibet ſie mit Zucker, ſo ſind ſie fertig.
Kraͤpffgen von allerhand eingemachten,
Dieſe muß man eben auf die Art machen, wie die von Johannis-Beeren aus Schmaltz gebacken, nur darff nicht viel Safft dran bleiben: ſo iſt auch die Bereitung des Teigs bekannt.
Kraͤpffgen
(0564)
[Spaltenumbruch]
Kraͤpffgen
Kraͤpffgen von Butterteig, ſo im Ofen gebacken,
Vors erſte bereitet folgenden Teig: Schuͤttet Mehl auf einen Tiſch oder Backbret, machet es in der Mitte hol, und ſchlaget 2. Eyer drein, leget ein Stuͤck Butter als ein Ey groß darzu, gieſſet kaltes Waſſer dran, und verfertiget einen Teig daraus, der aber nicht gar zu feſte ſeyn, ſondern gantz zaͤhe gearbeitet werden muß, machet auch noch ein rundes Stuͤck draus, treibet ihn aus, daß er eines Fingers dick bleibet. Ferner nehmet ausgewaſchene Butter, und zwar ſo viel, als 3. Theile des Teiges betragen, machet dieſe wie einen Kuchen breit, trocknet ſie mit einem Tuch ab, und leget darnach dieſe auf den Teig, ziehet die Seiten von dem Teig oben uͤber die Butter zuſammen, damit man von dieſer nichts ſehen koͤnne, treibet alsdenn den Teig aus, ſo weit und groß ſolcher zu bringen. Hierauf nehmet das eine Ende, und ziehet es biß in die Mitte zuruͤcke, das andere Ende aber ziehet auch alſo, daß die beyden Enden zuſammen kommen, darnach ziehet die eine Seite biß zu der andern, damit ſie recht gleich ſind. Vors andere treibet den Teig wieder lang aus, und ſchlaget ihn auf die Art wie erſt geſchehen; das dritte mahl aber ziehet nur ein Ende zum andern, und reibet ihn zu Kraͤpffgen aus, ſchneidet von dieſem Teig lange Stuͤcken einer queren Hand breit, jedes Stuͤck beſonders, und beſtreichet es mit Eyern. Hierauf ſetzet, nachdem der Teig lang iſt, und ihr [Spaltenumbruch]
Kraͤpffg Kraͤß
die Kraͤpffgen groß machen wollet, 6. biß 7. Haͤuffgen von vorbeſagter Fuͤlle auf den Teig, ziehet eine Seite von dem Teig zu der andern, und umgehet jedes Haͤuffgen mit denen Fingern beſonders, beſtreichet ihn darnach mit Eyern, und ſchneidet die Kraͤpffgen mit einem warm gemachten Meſſer, ſo zierlich als ihr koͤnnet. Endlich leget ſelbige auf ein Backblech oder Papier, laſſet einen Ofen, wenn ihr nehmlich derſelben viel habt, darzu heitzen, und ſetzet ſie hinein, es muß aber die Hitze nicht gar zu groß ſeyn, backet ſie fein ſchoͤn gelb heraus, und richtet ſie letzlich an. Dieſe Kraͤpffgen kan einer fuͤllen mit was er will, und darzu eingemachtes friſches Obſt, Mus, Roſinen ꝛc. darzu gebrauchen.
Kraͤpffgen, ſo man Schlickkraͤpffgen nennet. ſiehe. Schlickkraͤpffgen.
Kraͤpfflein von Lebekuchen. ſiehe. Lebkuchen-Kraͤpfflein.
Kraͤpfflein von Lebzelten. ſiehe. Lebzelten-Kraͤpfflein.
Kraͤpfflein von Mandeln. ſie he. Mandel-Kraͤpfflein.
Kraͤß, oder, Kraiß, auch Kroͤß,
Iſt ein von weiſſer Leinwand runder, und in Faͤltlein gelegter Kragen um den Halß, faſt in Form einer Prieſterkrauſe, ſo die Wei-
besbil-
(0565)
[Spaltenumbruch]
Kraußg Kraute
[b]esbilder in Augſpurg, Ulm, Nuͤrnberg und Regenſpurg ſtatt er Halstuͤcher tragen.
Krauß gold. Siehe. Filtz.
Krauſin,
Sibylla, gebohrne Kieſſelin, in Augſpurg, eine vortreffliche Meiſterin und Kuͤnſtlerin im Kupfferſtechen, und ſonderlich im gradiren, ſie hat allerhand ſchoͤne Stuͤcke unter ihrem Nahmen heraus gegeben.
Kraͤuter-Bier,
Iſt ein mit Wermuth und andern Kraͤutern vermiſchtes Bier, ſo die Weiber bey dem Vier-Schanck auf kleine Tonnen à part fuͤllen laſſen, und darneben es mit verzapffen und verlaſſen.
Kraͤuter-Frau,
Seynd insgemein alte Weiber, ſo auf denen Feldern die Kraͤuter und Wurtzeln zuſammen leſen, und in denen Apothecken Korbweiſe zu verkauffen pflegen.
Kraͤuter-Saͤcklein,
Iſt ein von duͤnner Leinwand mit allerhand guten und heilſamen Kraͤutern angefuͤlltes und durchnaͤhetes kleines Kuͤſſen, ſo das Frauenzimmer bey Fluͤſſen und andern Zufaͤllen ſich oder den kleinen Kindern warm aufzuſchlagen und uͤberzulegen pfleget.
Kraͤuter-Suppe. Siehe. Suppe von Kraͤutern.
Kraut-Eiſen. ſiehe. ScharpEiſen.
Kraut gefuͤllt. ſiehe. Garten-Huͤner.
[Spaltenumbruch]
Kraut Krebs
Kraut-Stampffe.
Iſt ein klein rund gebogenes und ſcharffes Eiſen, mit einem langen hoͤltzernen Stiel verſehen, wormit das Kraut klein geſtampffet wird.
Krebs,
Cancer, Ecreviſſe, iſt ein Thier, das im Waſſer und auf der Erde leben kan, und giebt es derer ſo wol in ſuͤſſen als geſaltzenen Waſſern, dahero ſie auch in Meer- SeeStrom- Fluß- Bach- und TeichKrebſe eingetheilet werden. Wer die Krebſe wohl betrachtet, duͤrffte bald mit Colero auff die Gedancken kommen: Ein kuͤhner Mann muß der geweſen ſeyn, der den erſten Krebs gegeſſen hat. Merckwuͤrdig iſt von ihnen, daß ſie mit dem Mond ab- und zunehmen, und ſonderlich zu der Zeit im Jahre gut ſeyn, wenn der Monat kein R. hat, wiewohl ſie in der WeitzenBluͤte am allerbeſten geachtet werden, darauf aber die Frantzoſen in der Picardie wenig regardiren, ſondern ſie lieber zur Faſten-Zeit als im Sommer verſpeiſen. Was ihr Fleiſch anbetrifft, ſo ſind die See-Krebſe ſehr unverdaulich, die Bach-Krebſe aber behalten unter denen uͤbrigen allen den Vorzug, weil ſie wohlſchmeckend, geſund und ſonderlich den Lungenſuͤchtigen, um der ausheilenden Krafft willen ſehr dienlich ſeyn ſollen. Ihre Zubereitung iſt vielfaͤltig, darunter folgende denen Liebhabern der Krebſe gar angenehm ſeyn: 1) Krebſe geſotten; 2) dito mit Butter und Kuͤm̃el; 3) Krebſe mit einer Rahm-Soſſe ausgebrochen; 4) Krebſe ausgebrochen mit But-
ter
(0566)
[Spaltenumbruch]
Krebſe
ter und Citronen; 5) Krebs-Nudeln; 6) dito anders; 7) Krebsfarce zu machen; 8) dito anders; 9) Krebs-Strudel; 10) dito anders; 11) Krebs-Euter; 12) Krebs-Butter zu machen; 13) dito anders.
Krebſe geſotten,
Nehmet Krebſe ſo viel ihr wollet, waſchet dieſelben rein aus, thut ſie in einen Keſſel, gieſſet ein wenig Waſſer drauff, ſaltzet ſie, ſetzet den Keſſel aufs Feuer, und laſſet ſie ſieden. Wenn ſie geſotten, ſo ruͤttelt ſie um, decket ſie zu, daß ſie warm bleiben, richtet ſie alsdenn an, und ſetzet friſche Butter darzu auff.
Krebſe geſotten mit Butter und Kuͤmmel,
Machet dieſe gleich als vorige zu rechte, und wenn ſie ein wenig eingeſotten haben, ſo werffet ein Stuͤck Butter, und etwas Semmel dran, gieſſet ein halb Noͤſel Vier drein, und laſſet ſie alſo durch einander kochen. Die Krebſe ſetzet hierauf vom Feuer, richtet ſie an, und gieſſet die Bruͤhe druͤber.
Krebſe mit einer Rahmſoſſe ausgebrochen,
Siedet die Krebſe beſchriebener maſſen erſt ab, und brechet ſie alſo aus. Schneidet ihnen die Beine, biß auf die 2. groſſen Scheren ab, hacket denen Scheren vorne die Spitzgen weg, und ſchneidet auff der Dicke der Scheren, ein Stuͤck Krebsſchale herunter, damit man das Fleiſch zu ſehen bekomme. Hernach brechet vorn um den [Spaltenumbruch]
Krebſe
Hals die Schalen herab, und nehmet ench dabey in Acht, daß ihr den Hals nicht gar herunter reiſſet, nun thut ihm vollends den Harniſch herunter, und weil auf beyſen Seiten es faͤſigt iſt, ſo ſchneidet ſolche Faſen hinweg, welches ausgebrochene Krebſe heiſſen. Hierauf leget ein Stuͤckgen Butter, nebſt denen Krebſen in einen Tiegel, und pasſiret ſie ein wenig, ſchuͤttet etwas Muſcaten-Bluͤten dran, laſſet 1. Noͤſel, oder wohl mehr, nachdem ihr viel machet, Rahm ſieden, gieſſet ſolchen uͤber die Krebſe, darinnen ſie ein wenig kochen muͤſſen, quirlt hernach vier Eyerdotter mit ein wenig kalten Rahm ab, ſchuͤttet den vorigen Rahm von denen Krebſen, wenn er im kochen iſt, an die Eyerdotter, und quirlt es ſtets, ſonſt rinnet es zuſammen, dieſe Bruͤhe gieſſet alsdenn wieder an die Krebſe, richtet ſie an, und ſprenget oben KrebsButter druͤber.
Krebſe ausgebrochen mit Butter und Citronen,
Siedet die Krebſe auf ſchon beſchriebene Manier ab, ſie muͤſſen aber nicht gar voͤllig ausgeſotten ſeyn, damit man ſie ausbrechen kan, nehmet ſie vom Feuer, und brechet ſie aus wie es gelehret worden; ihr muͤſſer aber nur die Haͤlſe und Scheren nehmen, deren eine ziemliche Menge ſeyn ſollen, und ſonderlich die ſchwartze Ader aus denen Haͤlſen ziehen. Hernach ſchmieret eine Schuͤſſel mit Butter an, leget die ausgebrochenen Krebſe drein, und pasſiret ſie, werffet geſchnittene Citronenſcheler und
Muſcaten-
(0567)
[Spaltenumbruch]
Krebs
Muſcaten-Bluͤten dran, gieſſet ein wenig Coulis und Krebs-Butter dran, und laſſet ſie alſo ein wenig daͤmpffen.
Krebs-Nudeln,
Siedet die Krebſe ab, brechet ſie aus, und ſchneidet das Fleiſch laͤnglicht als wie Nudeln. Darnach machet einen Nudel-Teig von Mehl, ein Paar Eyern, und ein wenig Butter, wuͤrcket einen recht feſten Teig, und waltzet ihn darnach ziemlich duͤnne aus, ſchneidet ihn alsdenn mit einem Meſſer oder Back-Raͤdgen zu Nudeln, backet dieſe in einer Pfanne mit heiſſen Schmaltz heraus; verfertiget nun auff eine Schuͤſſel, darauff ihr ſie anrichten wollet, einen Crantz ein Paar queer Finger hoch, ſchmieret die Schuͤſſel mit Butter an, u. leget erſt eine Lage Nudeln drein, auf dieſe aber eine Lage Krebſe, und fahret damit wechſelsweiſe ſo lange fort, biß nichts mehr vorhanden. Zuletzt gieſſet Krebs-Butter drauff, ſtreuet geriebene Semmel hinein, laſſet eine Kanne guten dicken Rahm ſieden, und gieſſet ſolchen auch druͤber, ſetzet ſie in Backofen, darinne ſie backen muͤſſen. Sollen ſie endlich zu Tiſche getragen werden, ſo garniret ſie nach euren Gefallen.
Krebs-Nudeln andeꝛs,
Die Krebſe und Nudeln machet zurecht wie vorige, nur daß ihr die Nudeln erſt, wenn ſie geſchnitten ſind, leget ſie alsdenn ein in die Schuͤſſel auf vorhergehende Art, und vermiſchet ſie mit geſchnittenen Piſtacien, gieſſet Krebs-Butter und Rahm drauf, richtet ſie her[Spaltenumbruch]
Krebs
nach, wenn ſie gebacken ſind, an, und laſſet ſie aufftragen.
Krebs-Farce zu machen,
Nehmet ein, Schock, auch noch mehr Krebſe, ſchneidet ſelbigen vorne den Kopff ab, daß das bittere heraus koͤmmt, ſtoſſet ſie heꝛnach im Moͤrſel zu einem Mus, gieſſet gute Milch drauff und quirrelt es durch einander, ſtreichet dieſes ſo lange durch ein Haar-Tuch, weil ein bißgen heraus gehen will. Dieſes thut hernach in eine Caſſerole und ſetzet es aufs Feuer, ruͤhret es auch beſtaͤndig, ſo wird ſolches zuletzt zuſammen fahren als ein EyerKaͤſe, ſchuͤttet ſolches nach dieſem in einen Durchſchlag, und wenn die Gauge oder das Molcken davon gelauffen, ſo thut es in einen Reibaſch und reibet es klar, werffet ferner etwas in Milch geweichte und ausgedruͤckte Sem̃el nebſt Muſcaten-Bluͤten und klein geſchnittenen Citronenſchelern darzu, miſchet ein halb Pf. Krebs-Butter drunter, ſchlaget 10. Eyerdotter und 5. gantze Eyer dran, und ruͤhret dieſes alles eine gute halbe Stunde. Zuletzt thut ein Viertel Pfund Zucker drein, ſo iſt es fertig.
Krebs-Farce anders,
Dieſe bereitet gleich alſo wie die vorige, und weñſie im Durchſchlag abgelauffen, ſo ſchuͤttet ſie wieder in den Moͤrſel, ſchneidet drey Viertel Pf. guten Nieren-Talg gantz klein, thut ein Paar Haͤnde voll in Milch eingeweichte und wieder ausgedruckte Semmel hinein, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten und geriebenen Citronenſchalen, ſchlaget
4. gantze
Frauenzim̃er-Lexicon. M m
(0568)
[Spaltenumbruch]
Krebsſt
4. gantze Eyer darzu, und ſtoſſet ſolches gantz klar. Hernach ſchlaget noch 4. Eyerdotter drein, miſchet ein Viertel Pf. Krebs-Butter dꝛunter, und ſtoſſet dieſes ferner, damit es ſich durch und durch erroͤthe. Dieſe Farce koͤnnet ihr brauchen zu was ihr wollet, entweder Krebſe damit anzuſchlagen oder Kalbs-Fuͤſſe, Lam̃s-Fuͤſſe, Kloͤſe ꝛc. oder wozu ihr es ſonſt nehmen wollet.
Krebs-Strudel,
Aus Mehl, 3. Eyern, ein wenig Waſſer oder blauer Milch und ein wenig Saltz verfertiget einen nicht gar zu feſten Teig und treibet ſolchen auf. Hernach breitet ein Tuch auf einen Tiſch, leget den Teig drauff und ziehet ihn mit den Haͤnden gantz duͤnne, er wird ſich auch weit duͤnner ziehen laſſen als mit den Waltzen. Wenn nun dieſes geſchehen, ſo nehmet von der erſt beſchriebenen Krebs-Farce, und beſchmieret damit das gantze Blatt Teig, rollet darnach vorne ſolches einmahl zuſammen, und hebet das Tuch gantz ſacht in die Hoͤhe, ſo wird es ſich vollends ſelbſt zuſammen rollen. Endlich machet um eine Schuͤſſel, darauff der KrebsStrudel ſoll angerichtet werden, einen Krantz von harten Teig ein Paar quer Finger hoch, beſtreichet die Schuͤſſel mit Butter und leget den Strudel drauff, laſſet eine Kanne guten dicken Rahm ſieden u. gieſſet dieſen nebſt ein Viertel Pf. Krebs-Butter dꝛunter, ſetzet es alsdenn in Backofen, damit es backe, u. wenn es gar iſt, ſo nehmet es wieder [Spaltenumbruch]
Krebsſt Krebseu
heraus, bereibet es mit Zucker und gebets hin.
Krebs-Strudel anders,
Machet von Mehl, 3. biß 4. Eyern, ein wenig Butter und Saltz einen ziemlich feſten Teig, treibet ihn mit einem Treibe-Holtz gantz duͤnne aus, beſtreichet das Blatt erſtlich mit Eyern, und hernach mit Krebs-Farce, ſo beſchrieben ſtehet; iſt der Teig etwa ſehr groß, ſo rollet ihn nuꝛ biß in die Helffte und ſchneidet ihn alsdenn von einander, ſo koͤnnet ihr die andre Helffte gleich der erſten rollen. Hierauf ſchneidet Stucken 2. quer Finger breit, nicht mit der Meſſer Schaͤrffe, ſondern mit dem Meſſer-Ruͤcken, machet gleich einen Teig-Krantz um eine Schuͤſſel, wie bey voriger, ſchmieret dieſelbe mit Krebs-Butter an, leget die Stuͤcken Strudel ordentlich hinein, gieſſet erſt kalten Rahm und hernach Krebs-Butter oben druͤber, ſetzet es in einen BackOfen und laſſet es backen, ſo iſt es fertig.
Krebs-Euter,
Machet Krebſe, wie zur Farce zu rechte, und wenn ſie in Durchſchlag abgelauffen ſind, ſo ſchuͤttet ſie mit viel geriebener Semmel in einen Reibaſch, ſchlaget biß 12. Eyer dran, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten und geriebenen Citronenſchalen, und reibet es durch einander. Ferner laſſet ein Viertel Pf. Krebs-Butter zergehen und dieſe drunter lauffen, gieſſet noch ein halb Noͤſſel Rahm dran, ſchuͤttet es hernach in eine Serviette und bindet ſolche oben zu. Hierauff
laſſet
(0569)
[Spaltenumbruch]
Krebsb
laſſet in einem Topff Waſſer ſieden, leget die Serviette mit der eingebundenen Krebs-Farce drein, welches darinne ſo lange liegen muß, biß es durchaus gekochet iſt. Wenn dieſes geſchehen, ſo bindet es wieder auf und leget es auf eine Schuͤſſel, fanget oben von dem Topff, darinnen es gekochet, das Fette herunter und gieſſet es mit etwas Bruͤhe auf das Euter, ſtreuet ein wenig geriebene Semmel und MuſcatenBluͤten dran, und ſetzet es auffs Kohlfeuer, thut noch mehr KrebsButter darzu und laſſet es eine Weile zugedeckt kochen, ſo kan es hernach zu Tiſche getragen werden.
Krebs-Butter zu machen,
Putzet die Schalen von denen ausgebrochenen Krebſen ſauber, damit nichts naſſes drinne bleibe, ſo ſonſt von denen Krebſen weggeworffen worden, ſtoſſet ſie hernach im Moͤrſel, und leget ein ziemlich Stuͤck Butter, aus welcher ihr erſt das Saltz waſchen ſollet, darzu, ſtoſſet dieſes alles ferner durch einander, nehmet es mit einem RahmLoͤffel heraus und thut es in eine Caſſerole oder Tiegel, ſetzet es aufs Kohlfeuer und laſſet es roͤſten. Wenn es nun ſatt geroͤſtet hat, ſo ſchuͤttet es in ein Haar-Tuch oder nur in eine Serviette, und zwinget es durch, ſo iſt die Krebs-Butter fertig.
Krebs-Butter anders,
Nehmet ein halb Schock, mehr oder weniger Krebſe, hacket ihnen vorne die Koͤpffe ab, daß die Galle heraus koͤmmt, ſtoſſet ſie alsdenn mit Butter im Moͤꝛſel ab, und roͤſtet [Spaltenumbruch]
Krebs Krug
ſie wie vorige, zwinget ſie hernachmahls durch, ſo wird es mit der Krebs-Butter ſeine Richtigkeit haben.
Krebs an der Bruſt,
Oder Carcinoma Mammarum iſt ein von ſaltzigt ſcharffen Gebluͤte an denen Bruͤſten entſtandene, harte, blaufaͤrbigte und ſchmertzhaffte Geſchwulſt: die Medici theilen ihn ein in den verdeckten Krebs, wenn er noch klein iſt, und nur anfaͤngt um ſich zu freſſen, und in den unartigen Krebs, ſo unterkoͤtig, geſchworen und incurabel iſt.
Kresſin,
Barbara. Eine edle und gelehrte Nuͤrnbergerin, Proͤbſtin des Kloſters Bildenreut im Bißthum Aichſtadt, war ein ſolches gelehrtes Weib, daß ſie auch zu Rom ihrer ſonderbahren Weißheit halben beruͤhmet ward. Vid. J[o]h. FrauenLob, in der lobenswuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 6.
Kroͤllin,
Anna Veronica. Eine gelehrte Aebtißin des Cloſters Heppach, hatte 46. Schweſtern unter ſich, ſo ſie alle in Sprachen wohl informiret. Vid. Bruſch. de Monaſter. Germ. pag. 241.
Kroͤß, Siehe. Kraͤß.
Krug oder, Kanne,
Iſt ein von Zinn, Porcellain, Serpentin-Stein, Glaß oder gebrannten Thon gedrehetes und mit Zinn beſchlagenes Trinck-Geſchirr, mit einem Deckel und Henckel ver-
ſehen,
M m 2
(0570)
[Spaltenumbruch]
Krug Kruͤmmen
ſehen, und auf allerhand Art und Manier formiret.
Krug oder, Kanne mit der Hand uͤberſpannen,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da nehmlich dergleichen Weiber dencken, es bekaͤme derjenige das Hertz-Geſpann, der aus einem Becher oder Krug traͤncke, den man im Zulangen mit der Hand uͤberſpannet haͤtte.
Krug bringen,
Iſt ein dem Frauenzimmer wohlbekanntes Spiel und Ergoͤtzlichkeit, da das Frauenzimmer einer Mannes-Perſon aus der Compagnie 3. gewiſſe nach ihrem Habit beſchriebene, doch unbenennte Jungfern oder Dames vorſtellet, und ihn bey Uberbringung ſelbiger befꝛaget, was er mit jedeꝛ von dieſen ihm verehrten 3. Dames zu machen geſonnen ſey; Wann ſich nun die Manns-Perſon hierauff erklaͤret, und einer jeden ihr Aemtgen und Verrichtung zugetheilet, werden ihm die drey Frauenzimmer mit Nahmen genennet.
Kruͤm̃en oder, Schwaͤntzen, Hechte,
Heiſſet in denen Kuͤchen denen ausgenommenen und rein ausgewaſchenen Hechten, ſo gantz, und nicht Stuͤckweiſe verſpeiſet werden ſollen, den Schwantz ins Maul geben, wodurch ſie in die Kruͤmme gebracht werden. Etliche Koͤche pflegen ſie auch uͤber den Ruͤcken hinunter auffzuſchlitzen.
[Spaltenumbruch]
Kuͤche Kuͤchenſch
Kuͤche,
Iſt dasjenige Behaͤltniß des Hauſes, worinnen die Speiſen zugerichtet, abgekocht und angerichtet werden.
Kuͤchenbanck, ſiehe. ScheuerBanck.
Kuͤchen-Fuͤrfleck,
Heiſt denen Augſpurgiſchen Maͤgden ſo viel als die KuͤchenSchuͤrtze. Siehe KuͤchenSchuͤrtze.
Kuͤchen-Kram oder, Auffwaſch,
Heiſſet denen Maͤgden insgemein dasjenige eingeſchwaͤrtzte und herum liegende Kuͤchen-Geraͤthe, ſo zum Auffwaſch mit kommen muß.
Kuͤchen-Meſſer,
Iſt ein ſcharffes mit einer ſchwartzen beinernen Schale und Hefft befeſtigtes Meſſer, ſo zu dem Kuͤchen-Gebrauch beſtimmet iſt: ſind groß oder klein.
Kuͤchen-Quehle,
Iſt ein von groben Zwillig oder ſtarcker Leinwand lang verfertigtes Hand-Tuch, zum Kuͤchen-Gebrauch beſtimmet.
Kuͤchen-Schuͤrtze,
Iſt eine von grober Leinwand kurtz verfertigte Schuͤrtze, ſo die Koͤchin um ſich ſchlaͤgt; wann ſelbige einem Manns-Volck in der Kuͤche umgebunden wird, muß ſich ſelbiger mit einem Trinckgeld loͤſen:
in
(0571)
[Spaltenumbruch]
Kuͤchenz Kugelh
in Augſpurg heiſſet es der KuͤchenFuͤrfleck.
Kuͤchen-Zeddel,
Iſt ein Verzeichniß aller Stuͤcken und Geraͤthes, ſo in die Kuͤche gehoͤren; welches eine Frau ihrer neuen Magd mit Zuzehlung und Nachrechnung derer Stuͤcken richtig uͤbergiebet, damit ſie ſolche bey ihrem Abzug alle wieder uͤberliefern muß.
Kuchen-Bret,
Iſt ein lang und breites Bret, mit einem kleinen Angriff, worauff die Hochzeit- und andere Kuchen in die Kuchen-Kammer getragen werden.
Kuchen-Frau, oder, Paſteten-Frau,
Heiſſet ein armes gemeines Weib, ſo allerhand Paſteten in einem Korbe auf den Gaſſen herum hauſiren traͤget, oder an denen Ecken der Gaſſen und Straſſen zu ſitzen pfleget.
Kuchen-Kammer,
Iſt dasjenige Zimmer und Behaͤltniß, worinnen die bey Hochzeiten oder Kind-Tauffen hierzu erbethenen Weiber Kuchen und Wein auszutheilen pflegen.
Kugel-Hippen,
Iſt ein ſonderlich Gebackens, ſo die Koͤche aus Mehl, Milch, Eyern, Gewuͤrtz, Schmaltz ꝛc. bereiten, und in einer gewiſſen Forme backen, welches aus beyſtehenden 2. Beſchreibungen zu erſehen iſt.
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Kugelhippen
Kugel-Hippen,
Dieſes Gebackens, wenn ihr ſolches groß haben wollet, muß auch aus viel Mehl beſtehen, welches ihr vor allen Dingen in die Waͤrme ſetzen ſollet. Darnach machet das Mehl mit laulichter Milch, 4. Loͤffel guten gewaͤſſerten Hefen und Saltz an, ſchlaget 5. Eyer drein, laſſet ein halb Noͤſel Schmaltz zergehen und ſolches drunter lauffen, arbeitet alsdenn den Teig ziemlich mit einem RuͤhrLoͤffel, biß ſich derſelbe vom Loͤffel abloͤſet, ſchuͤttet hierauff MuſcatenBluͤten und Saffran drein und arbeitet ſolchen Teig noch mehr. Wenn nun gedachter Teig genug geſchlagen worden, ſo beſchmieret diejenige Forme, darinne ihr den Kugelhippen backen wollet, mit Schmaltz und ſchuͤttet dieſen Teig hinein, und zwar ſo viel, daß die Forme uͤber 2. Quer-Finger leer bleibet, ſtellet ſolchen hernach in ein warmes Ort, damit er gehe und uͤber die Form ſteige, ſetzet ihn hierauff in einen heiſſen Backofen, und laſſet ihn eine Stunde, auch wohl noch laͤnger backen. Iſt er nun fertig, ſo nehmet ihn wieder heraus und leget ihn alſo, daß die unterſte Seite in die Hoͤhe koͤmmt, beſtreuet ihn mit Zucker und gebet ihn hin.
Kugelhippen anders,
Nehmet Mehl, ſo viel ihr zu einem Kugel-Hippen noͤthig habt, ihr auch ſolchen groß machen wollet, und ſetzet ſolches an ein warmes Ort. Darnach gieſſet unter gute Milch, ſo viel ihr deren brauchet, 4. biß 5. Loͤffel voll gute gewaͤſſerte
Hefen,
M m 3
(0572)
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Kugelh Kuh
Hefen, und laſſet es durch einander laulicht werden, dieſes gieſſet alsdenn an das Mehl, ſchlaget 6. Eyer drein, ſaltzet ſolches ein wenig und miſchet es alles wohl unter einander. Nach dieſem laſſet ein halb Noͤſel, das iſt ein Viertel Pfund Schmaltz zergehen, und dieſes auch drunter lauffen, ſchlaget den Teig, der nun ziemlich ſtarck ſeyn muß, mit einem Ruͤhr-Loͤffel wohl ab, wuͤrtzet ſelbigen mit Cibeben, geſchnittenen Mandeln, MuſcatenBluͤten und ein wenig Saffran, welches alles ihr unter den Teig mengen und ſolchen hernach ſo lange ſchlagen ſollet, biß er ſich vom Loͤffel abloͤſet. Hierauf beſchmieret eine Forme, ſo zu ſolchen KugelHippen gemacht worden, oder ihr koͤnnet auch an derer ſtatt eine Mandel-Torten-Forme nehmen, ſchuͤttet den Teig darein und ſetzet ihn an einen warmen Ort, daß er fein auffgehet, ſetzet ihn hernach in heiſſen Ofen und laſſet ihn fein ſchoͤn backen, richtet ihn endlich an und bereibet ihn mit Zucker.
Kugel Hippen-Form,
Iſt eine von Kupffer getriebene Form, worinnen die ſo genannten Kugel-Hippen gebacken werden.
Kugel-Lacc, Siehe. Lacc-Kuͤgelein.
Kuh,
Vacca, Vache, iſt ein nutzbares Thier in der Haußhaltung, wegen der Milch, Rahm, Butter und Kaͤſe ꝛc. Denn wenn dieſe nicht waͤren, wuͤrde manch Eſſen in der Kuͤche nicht vollkommen koͤnnen [Spaltenumbruch]
Kuheuter
bereitet werden. Und gleich wie das Rind- und Kuh-Fleiſch zu Erhaltung des Menſchen mehr als ander Fleiſch gebrauchet wird; Alſo iſt ſonderlich das Kuh-Euter hoch zu achten, welches der Koch auf mancherley Art zurichtet; 1) Kuh-Euter zu bereiten; 2) KuhEuter mit Zibeben; 3) Kuh-Euter fricasſiret; 4) Kuh-Euter gebraten; 5) Dito anders; 6) KuhEuter gebacken im Backofen.
Kuh-Euter zu bereiten,
Wenn dieſes von der Kuh geſchnitten worden, ſo ſetzet es in einen Topff mit Waſſer zum Feuer, ſaltzet es ein wenig und laſſet es weich kochen, thut es darnach in kaltes Waſſer, putzet es ſauber und braucht es zu folgenden Eſſen.
Kuh-Euter mit Cibeben,
Aus dem abgekochten Kuh-Euter ſchneidet breite Stuͤcken, und dieſe wiederum wie Nudeln. Machet hernach in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auf dem Feuer braun, ruͤhret einen Loͤffel voll Mehl drein, und laſſet dieſes auch ein wenig braun werden, gieſſet alsdenn Fleiſch-Bruͤhe, Wein und einen Loͤffel voll Eßig dran, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer und Nelcken, und leget nebſt einer gantzen Zwiebel das Kuh-Euter auch darzu. Endlich nehmet eine Hand voll Cibeben, leſet die aus und ſchuͤttet ſie mit Citronen-Schalen u. ein wenig Zucker darzu, welches, wenn es mit einander gekochet hat, ihr darnach anrichten koͤnnet.
Kuh-Euter fricasſiret,
Schneidet ſolches entweder
wuͤrf-
(0573)
[Spaltenumbruch]
Kuheuter
wuͤrfflicht, oder wie Nudeln, und thut es in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe drauff, leget eine gantze Zwiebel und ein Paar Lorbeer-Blaͤtter hinein, ſetzet ſolches auf Kohlfeuer und laſſet es kochen. Ferner gieſſet 2. Loͤffel voll Wein und einen Loͤffel voll Eßig darzu, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, Ingber und Citronen-Schalen, und laſſet es immer weiter kochen. Nach dieſem ſchlaget 4. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, thut etliche Tropffen Eßig darein und quirrelt es klar, an welche ihr darnach die Bruͤhe, worinnen das Kuh-Euter kochet, ſchuͤtten, aber dabey ſtetig quirreln muͤſſet, ſonſt lauffen die Eyer zuſammen. Iſt dieſes geſchehen, ſo gieſſet dieſe Bruͤhe wieder an das Kuh-Euter, ruͤttelt ſolches wohl durch einander, richtet es an und ſprenget zerlaſſene Butter druͤber, ſo iſt es fertig.
Kuh-Euter gebraten,
Schneidet ſolche Stuͤckweiſe, etwa eines guten Meſſer-Ruͤckens dick, und ſo breit und groß als man es heraus bringen kan. Darnach machet zerlaſſene Butter, habet bey der Hand geriebene Semmel mit Ingber und ein wenig Saltz vermiſchet, tuncket das Euter in die Butter, und beſtreuet es mit dieſer vermengten Semmel, leget es alles zuſammen auf den Roſt und laſſet es fein gemaͤhlich braten. Wenn es gar iſt, ſo richtet ſolches an, gieſſet braune Butter druͤber, ſtreuet geriebene Semmel drauff, und gebt es fein warm zu Tiſche.
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Kuheu Kuhlm
Kuh-Euter gebraten anders,
Schneidet ſelbiges wie vorhergehendes, machet hernach Butter in einer Pfanne oder Caſſerole auf dem Feuer heiß, thut das Kuh-Euter drein, und laſſet es auf beyden Seiten braun werden, richtet es alsdenn an, und gieſſet von der Butter druͤber.
Kuh-Euter gebacken im Backofen,
Ihr muͤſſet das Kuh-Euter auf einem Reib-Eiſen reiben, ein halb Pf. Nieren-Stollen klein ſchneiden, und dieſe beyden Stuͤcke, nebſt eingeweichter und wieder recht trucken ausgedruͤckter Semmel in einen Reibaſch ſchuͤtten, ein halb Noͤſel guten Rahm drein gieſſen und es wohl unter einander ruͤhren, auch mit Ingber, MuſcatenBluͤten, Citronen-Schalen, Zucker und kleinen Roſinen wuͤrtzen und 5. Eyer drein ſchlagen. Hernach machet um eine Schuͤſſel einen Krantz von Teig, und ſchmieret ſelbe mit Butter an, gieſſet das abgeriebene hinein, ſetzet es in einen Backofen, und laſſet es, aber gar gemaͤhlich kochen. Solte es etwa oben zu braun werden, ſo decket es mit einem Bogen Papier zu, richtet es alsdenn an und beſtreuet es mit Zucker.
Kuͤh-Fuͤſſe. ſiehe. RindsFuͤſſe,
Kuhlmannin,
Roſina gebohrne Ludovicin, des bekandten Schwaͤrmers Quirini
Kuhl-
M m 4
(0574)
[Spaltenumbruch]
Kuͤmmel Kumps
Kuhlmanns, ſo zu Moſcau lebendig verbrannt ward, Mutter, war ein Sectiriſches Weib, maſſen ſie ſich vielmahl vernehmen laſſen, ſie wuͤrde einen Sohn der Verheiſſung zur Welt bringen, welcher Wunder thun, und Iſrael erloͤſen wuͤrde. Vid. Schelwig. Piet. Sect. Part. 2. p. 255.
Kuͤmmel,
Cuminum, Cumin, iſt ein guter nuͤtzlicher Samen, der gemeiniglich auf denen Wieſen waͤchſt, und zum Unterſcheid des Kram-Kuͤmmels, Wieſen-Kuͤmmel genennet wird. Er dienet nicht nur zur Artzeney, ſondern Hauß-Muͤtter backen ſelbigen auch unter ihr Brod, machen davon einen Brautewein, der ſonderlich denen Bloͤhungen wiederſtehet, um welches Ubels willen, man auch die warmen Bier-Muͤſer mit Kuͤmmel erfunden hat. Die Koͤche thun ſolchen an Fleiſch, oder kochen ihn an andere Eſſen, davon ſelbige einen lieblichen Geſchmack bekommen.
Kuͤm̃erlinge, ſiehe. Gurcken.
Kumps-Kraut,
Machen die Hauß-Muͤtter aus denen kleinen Kraut-Haͤuptern, welche ſie laͤnglicht in 4. oder mehr Theile ſchneiden, in Waſſer kochen, und darnach, wenn ſie kalt worden, in Faͤßgen mit Saltz, Kuͤmmel, Dille, Wacholder-Beeren ꝛc. einlegen und es gaͤhren laſſen, welches hernach in Kuͤchen bereitet, und als ein gut Eſſen auffgetragen wird.
[Spaltenumbruch]
Kunckel Kunig
Kunckel-Lehn, ſiehe. Weiber-Lehn.
Kunigunda,
Kaͤyſers Henrici Gemahlin, ſoll von ihꝛem Gemahl die gantze Zeit ihres Eheſtandes uͤber nicht einmahl beruͤhret worden u. eine im̃er waͤhrende reine Jungfer geblieben ſeyn, auch nach ihrem Tode A. 118. viel Wunder die Welt erblicken laſſen. Ohngeachtet nun ihr Gemahl ſie als eine Keuſchheit liebende und ſchamhaffte Gemahlin niemahls beruͤhret, ſo ſchiene er doch dermahleinſt, als ſie einen Soldaten etwas freundlich anſahe, auf ſelbige aus einer unverhofften Eyferſucht einen uͤblen Argwohn zu legen. Als ſie aber ſolches verſpuͤrte, lieſſe ſie um ihre Unſchuld oͤffentlich zu proben und darzuthun, in Gegenwart des Kaͤyſers etliche gluͤhende Eiſen auf die Erde werffen, lieff uͤber ſelbige mit bloſen Fuͤſſen ſonder einigen Schmertz, und ſagte zu ihrem Gemahl: Sehet da! ſo rein und unverletzt ich von dieſer Glut und Feuer verblieben, ſo rein und unverletzt iſt auch noch mein Liebes-Feuer gegen euch. Woruͤber der Kaͤyſer ihr zun Fuͤſſen gefallen mit Verſicherung, daß er ſie niemahls in dergleichen Verdacht gehabt haͤtte, mit ſelbiger auch biß an ſein Ende als mit einer reinen Jungfer gelebet. Nach D. Matthiæ Bericht, den er in ſeinem Buch de Signis Falſæ Eccleſiæ §. 13. p. 25. erſtattet, ſoll dieſe Kunigunda eine ſcheinheilige geweſen ſeyn, und viel auf heimliche Abgoͤtterey gehalten haben.
Kunigun-
(0575)
[Spaltenumbruch]
Kunig Kuppen
Kunigunda,
Ottocari, Koͤnigs in Boͤhmen Gemahlin, eine Dame von recht heroiſchen und heldenmuͤthigen Geiſt; ſie reitzte ihren Gemahl wider Rudolphum an, damit er ihm nicht unterthaͤnig bliebe, ſagte auch zu ihm, daß, wenn er ſelbſt nicht dasjenige, was er durch ſeine Nachlaͤßigkeit verlohren, wieder erfechten wolte, er ihr nur ſeinen Platz und Recht abtreten ſolte, ſie wolte ſo dann als eine Amazone alles wieder redresſiren und mit dem Degen in der Fauſt gewinnen. Ottocarus ſelbſt ſoll ſich etliche mahl haben verlauten laſſen, daß ihm niemahls eine Sache waͤr contrair gegangen, in welcher er ihrem Rath und Vorſchlag gefolget haͤtte. Vid. Thuan. l. 106.
Kunitzin Maria. Siehe. Cunicia.
Kuͤpferne Pfanne im Ofen,
Iſt ein aus Kupffer hohl und laͤnglicht getriebenes Behaͤltniß mit einem Aufſchlage-Deckel, inwendig uͤber das Ofen-Loch eingemauret und eingeſetzet, worinnen die Koͤchin zu Winterszeit das Waſſer warm zu machen pfleget.
Kuppen von Federn,
Heiſſen diejenigen Spitzen, ſo bey dem Federſchlieſſen an den Kielen gelaßen weꝛden, weil ſelbige, wofern man ſie mit in die Betten ſtecken wolte, alle wieder durch zu kriechen pflegen.
[Spaltenumbruch]
Kuͤrbis
Kuͤrbis,
Cucurbita, Courge, iſt ein nuͤtzliches Garten-Gewaͤchs, das in der Kuͤche gar wohl zu gebrauchen. Wenn ſie recht reiff ſeyn, pflegen gute Haus-Muͤtter ein Gemuͤſe daraus zu kochen, ſelbiges wohl zu pfeffern, und hernach ihren Geſinde vorzuſetzen. Man kan auch nach Anleitung unſers Kochs ſie alſo zurichten. 1) Kuͤrbis zu putzen; 2) Kuͤrbis gebacken; 3) Kuͤrbis in Milch; 4) Kuͤrbis nur ſchlecht.
Kuͤrbis zu putzen,
Den Kuͤrbis ſchneidet erſt in der Mitte entzwey, und alsdenn nach der Laͤnge in Stuͤcke, etwa 2. QueerFinger breit, thut die Kerne inwendig heraus, und die aͤuſſerſte gruͤne Schale herunter. Darnach ſchneidet ſolchen Stuͤckweiſe, wie ihr darzu kommet, ſetzet ihn mit Waſſer zum Feuer, laſſet ſolchen kochen biß er weich iſt, ſeiget das Waſſer wieder ab, damit er gantz trocken werde, ſo koͤnnet ihr ihn hernach auf folgende Art brauchen.
Kuͤrbis gebacken,
Wenn derſelbe abgekochet und zubereitet iſt, ſo thut ihn nebſt eingeweichter und wieder ausgedruckter Semmel in einen Reib-Aſch, gieſſet 1. halb Noͤſel guten Rahm darzu, ſchlaget 10. Eyer hinein, laſſet 1. halb Viertel Butter zergehen und die darein lauffen, wuͤrtz et es mit Ingber und Pfeffer, und ruͤhret dieſes alles zuſammen klar ab. Wenn dieſes geſchehen, ſo beſtreichet erſtlich eine Tortenpfanne mit Butter, beleget ſie hernach inwendig mit einen guten Teig,
ſchuͤttet
M m 5
(0576)
[Spaltenumbruch]
Kuͤrbis Kuß
ſchuͤttet das abgeruͤhrte hinein, ſetzet ſolches in heiſſen Backofen und laſſet es backen. So es nun fertig, muͤſſet ihr es in der Torten-Pfanne loß machen, auf eine Schuͤſſel anrichten und hingeben.
Kuͤrbis in Milch,
Habt ihr denſelben auf vorbeſchriebene Art abgeſeiget, ſo thut ſolchen mit geriebener Semmel in einen Topff, gieſſet Milch darauf, und laſſet es am Feuer kochen. Hernach quirrelt es klar, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer und leget ein Stuͤck Butter drein. Wollet ihr es bald anrichten, koͤnnet ihr ein Paar Eyer klar quirreln, und ſie darunter ruͤhren, alsdenn moͤget ihr es anrichten und hingeben.
Kuͤrbis nur ſchlecht,
Dieſer wird, wenn er erſt geputzet, abgeſeiget und abgeſotten worden, mit Milch und Semmel wieder ans Feuer geſetzet, daran er kochen muß: darnach ſolt ihr ihn mit Ingber und Pfeffer wuͤrtzen, klar quirreln, ein wenig ſaltzen, ihn anrichten und braune Butter druͤber brennen.
Kuß, oder Maͤulgen, auch Schmaͤtzgen, und Heitzgen
Genannt, iſt eine aus Liebe herruͤhrende und entbrannte Zuſammenſtoſſung und Vereinigung derer Lippen, wo der Mund von zwey Perſonen ſo feſt aneinander gedruͤcket wird, daß die Lippen bey dem Abzug einen rechten und deutlichen Nachklang zum Zeichen des Wohlgeſchmacks von ſich geben. [Spaltenumbruch]
Kuß
Plutarchus in ſeinen Quæſtionibus Romanis will den Urſprung der Kuͤſſe daher deriviren, weil denen Roͤmiſchen Weibern der Wein ſcharff verboten war; aufdaß man nun erfahren haͤtte, ob auch die Weiber wieder ſolches Verbot gehandelt, und etwan ihr nach Wein riechender Athem ein Verraͤther ſolches Verbrechens waͤre, haͤtte man ein Geſetze gemacht, daß die nechſten Anveꝛwandte ihren Freundinnen bey dem Eintritt und Gruß ihnen den Mund bieten und ſie kuͤſſen ſolten, um zu erforſchen, ob ſelbige auch Wein getruncken. Wiewohl auch einige die Erſindung der Kuͤſſe denen Trojaniſchen Weibern zuſchreiben wollen, welche damahls nach der Zerſtoͤrung der Stadt Troja ihrer Maͤnner Schiffe auf dem Fluß Tybris in Abweſenheit der Maͤnner damit ſie ſich nebenſt ihnen nicht weiter auf dem ungeſtuͤmen Meere herum placken duͤrfften, angeſtecket und verbrant; weil ſie nun ihrer wiederkommenden Maͤnner Zorn und Unmuth verſpuͤret, waͤren ſie ihren erzuͤrnten Maͤnnern mit ausgeſtreckten Armen entgegen gegangen, ſelbige freundlich umfangen und gekuͤſt, und dadurch den Zorn wieder geſtillet. In dem Jure Feudali oder Lehn-Recht verliehret ein Vaſall, der ſeines Herrn Weib gekuͤſſet, ſein gantzes Lehn, wenn nehmlich der Kuß nicht aus Schertz, ſondern einer geilen Liebe geſchehen. Roman. d. Oſcul. §. 24. Die Clerici und Geiſtlichen haben eine groſſe Prærogativ in dieſem Stuͤcke, angeſehen ſie ſonder Strafe und boͤſen Argwohn eine Frau
oder
(0577)
[Spaltenumbruch]
Kuͤſter Kutſche
oder Jungfer kuͤſſen duͤrffen, weil die Rechte es gar guͤtig auslegen, und ihren Kuß nicht anders interpretiren, als daß ſolcher geiſtlicher Kuß um des Segens willen geſchehen waͤre. D. Roman. Diſſert. d. Oſcul. § 27. Vor alten Zeiten war es capital eine Jungfer zu kuͤſſen.
Kuͤſterin,
Heiſſet in denen Frauen-Cloͤſtern dasjenige Weibes-Bild, ſo uͤber den Kirchen Ornat geſetzet worden, ſelbigen im Beſchluß und Verwahrung hat, die Lampen oder Lichter anzuſtecken pfleget, und die Kirche auf und zu ſchlieſſet.
Kutte, ſiehe. Kuͤttel.
Kuͤttel, oder, Kutte,
Heiſſet dem Straßburgiſchen und Saltzburgiſchen auch andern Weibes-Bildern ſo viel als ein Weiber-Rock.
Kutten-Tollheit, ſiehe. Wuͤten der Mutter.
Kutzen,
Iſt ein runder und dicker Kragen um den Halß von Zobelfell oder Marter uͤberzogen, den die Weiber in Straßburg zur Winters-Zeit umſchlagen: er wird unter dem Halſe mit einer groſſen Schleiffe oder Maſche Band zu gebunden.
Kutſche, oder Caroſſe.
Iſt ein auf allerhand Art verfertigter Wagen, worinnen das Frauenzimmer in die Kirche und andere [O]erter zu fahren pfleget.
[Spaltenumbruch]
L. Labda Labe
L.
Labda,
Des Amphionis Tochter und Eheweib des Ætions. Sie war lahm, und gebahr ihrem Manne einen Sohn, der wegen des Scheffels, worinnen er war verborgen gehalten worden Cypſelus hieſſe, und von welchen das Corinthiſche Oraculum vorher geweiſſaget hatte, daß er mit der Zeit Tyranney in Corinth veruͤben wuͤrde; es ward auch ſolches Kind hinzurichten anbefohlen, weil es aber denjenigen, ſo es toͤdten wolte, anlaͤchelte, konte ſolches niemand aus Erbarmniß uͤber ſein Hertze bringen, und verbarg es hernach ſeine Mutter aus Furcht ferneres Anfalls unter ein Getraydig Maaß.
Labe,
Loyſe, von Lyon, war zwar ein gelehrtes Frauenzimmer und gute Poetin, aber auch darbey ſehr vordaͤchtig u. von ſchlechten Ruffe. Sie lebte zu Koͤnig Henrici des II. Zeiten im Jahr 1555. und hat ſich nicht allein durch ihren guten Verſtand, ſondern auch durch ihre Liebes Intriguen ſehꝛ bekandt gemacht. La Croix du Maine p. 291. weiſet ihren Character auff. Denen Gelehrten lieſſe ſie ihre unzuͤchtige Liebe umſonſt und par honneur genieſſen, da ſie hingegen vornehme Herren theuer bezahlen muſten. Von ihren Schrifften hat man einen Dialogum in Proſa, le Debat de Folie & d’honneur, wie auch ein und andere Poeſien, ſo zuſammen A. 1555. gedruckt worden. Vid. Mr. Moreri Dictionair. Hiſtoriqv.
Laberdan
(0578)
[Spaltenumbruch]
Laberd Lacheſis
Laberdan,
Hat eine Verwandtſchafft mit dem Cabeliau, dahero auch beyder Zubereitung einerley iſt; muß man ſich alſo mit dem Laberdan nach jenem in allen richten.
Lacc-Kuͤglein oder, Lacc,
Beſtehet aus kleinen runden Kugeln und hat eine bleiche Purpur-Farbe, wormit ſich das Weibesvolck, ſo gern ſchoͤn ſehen will, die Backen auffaͤrbet und anzuſtreichen pfleget.
Laccirter Tiſch,
Iſt ein kleiner viereckigter, oval oder rundeckigter Tiſch ſchwartz oder bund lacciret, den man iusgemein in denen Frauenzimmer Putzſtuben nebſt denen darzu gehoͤrigen zwey Gueridons aufgeſchlagen oder niedergelaſſen findet.
Lacæa
Philippa, eine vortreffliche gelehrte Poetin aus Pohlen, machte einen netten Vers, wie ſie denn auch ein Carmen Phalæcium auf Johannem Jacobum Boiſſardum verfertiget, welches in ſeinen Gedichten mit zu finden iſt. Sonſten hat ſie das Leben der Heil. Catharinæ in einem Sapphiſchen Carmine beſchrieben, welches von gedachten Boiſſardo ſehr geruͤhmet wird. Vid. Poem. Boiſſard. p. 317.
Lacheſis,
Iſt eine von denen Parcen oder Lebens-Goͤttinnen, ſo in dem Unterirdiſchen ſich aufhielten, bey welchen das Gluͤck und Leben des [Spaltenumbruch]
Lachs
Menſchen ſtehen ſolte, und die der Menſchen ihren Lebensfaden nach ihren Belieben und Gutduͤncken zu ſpinnen pflegten.
Lachs,
Salm, Eſox (Salmo) wird von denen Fiſch-Scribenten als der herrlichſte und beſte Fiſch geprieſen, und unter die Herren-Fiſche gerechnet. Wenn er friſch iſt, hat er ein ſuͤſſes wohlſchmeckendes, feiſtes und naͤhrendes Fleiſch; wird er aber eingeſaltzen und in Tonnen geſchlagen, oder geraͤuchert, iſt er eine gꝛobe und unverdauliche Speiſe. Er wohnet eigentlich in der See: weil er aber dem ſuͤſſen Waſſer gerne nachgehet, iſt er auch in groſſen Stroͤmen haͤuffig anzutreffen, unter welchen ſonderlich der Elb-Lachs vor den beſten und ſchmackhafftigſten gehalten wird. Wie er ſoll zubereitet werden, lehret der Koch in nachfolgenden. 1) Lachs zu reiſſen; 2) Lachs zu ſieden; 3) Lachs marinirt; 4) Lachs zu raͤuchern; 5) Lachs ſo geraͤuchert in Papier zu braten; 6) Lachs zu braten anders; 7) Lachs mit Braunkohl; 8) Lachs in einer Paſtete.
Lachs zu reiſſen,
Nehmet einen Lachs, reiſſet ihm den Leib auff, thut das Eingeweide heraus, und ſchneidet ihn hernach in Stuͤcke, nach euern belieben.
Lachs zu ſieden,
Reiſſet und zerſtuͤcket den Lachs, ſtecket in iedes Stuͤck ein hoͤltzern Spießgen und waſchet ſolchen ſauber aus. Darnach ſetzet in einen Keſſel Waſſer, Wein und Eßig aufs
Feuer,
(0579)
[Spaltenumbruch]
Lachs
Feuer, werffet ziemlich viel Saltz darein, thut auch gantze Wuͤrtze, als Ingber, Pfeffer, Muſcatenbluͤten, Nelcken, Lorbeer-Blaͤtter, Roßmarin, Zwiebelſcheiben, ꝛc. darzu, und wenn es kochet, ſo leget den Lachs hinein, und laſſet ihn ziemlich einkochen, aber nicht zu jaͤhling, als einen Karpffen ſieden, und werffet noch ein Stuͤck Butter als eine welſche Nuß groß daran. Hat er nun geſotten, ſo koͤnnet ihr ſolchen anrichten, in eine Serviette einſchlagen und Citronen oder WeinEßig darzu geben.
Lachs mariniret,
Den in Stuͤcke geſchnittenen Lachs ſaltzet ein und laſſet ihn eine Weile darinnen liegen. Darnach machet ihn trocken und backet ſolchen aus Baumoͤl oder Schmaltz. Iſt er nun kalt worden, ſo richtet euch mit dem einlegen, nach der Forellen Marinade, welche ihr unter dem Wort Forelle, beſchrieben antreffen werdet.
Lachs zu raͤuchern,
Den Lachs muͤſſet ihr am Ruͤcken auffreiſſen, den Kopff entzwey ſpalten, ſolchen mit Saltz, welches mit ein wenig Salpeter vermenget worden, einſaltzen und ein Paar Tage liegen laſſen. Hernach nehmet breite Spaͤhne, ſo auff beyden Seiten ſpitzig, ſpannet damit den Lachs aus, henget ihn alſo in Rauch, und wenn er etliche Tage gehangen, ſo bindet ihn mit Papier zu, und laſſet ihn weiter gar ſachte raͤuchern. Iſt dieſes geſchehen, ſo nehmet ihn herunter, und haͤnget ihn an einen luͤfftigen Ort auff.
[Spaltenumbruch]
Lachs
Lachs ſo geraͤuchert, in Papier zubraten,
Schneidet aus geraͤucherten Lachs Stuͤckgen ein Paar MeſſerRuͤcken dick und etwa eine Viertel Elle lang, leget ihn in eine Schuͤſſel oder Geſchirr, gieſſet Bier darauff, und wenn er ein oder zwey Stunden gelegen, ſo nehmet ihn wieder heraus, daß er trocken wird. Hernach verfertiget zu iedem Stuͤck Lachs ein kleines Kaͤſtlein von Papier, beſtreichet ſelbige mit Butter, und leget die Stuͤckgen drein, den Lachs aber beſtreuet mit weiſſen Ingber, der mit klar gerlebener Semmel gemiſchet worden, ſetzet ſelbige auff einen Roſt, darunter nicht gar zu viel Feuer iſt, ſonſt wuͤrde das Papier verbrennen, verwendet ihn einmahl im Papier, und wenn er auf beyden Seiten fertig iſt, ſo koͤnnet ihr ſolchen mit dem Papier anrichten und warm zu Tiſche tragen laſſen.
Lachs zu braten anders,
Schneidet den Lachs auff vorbeſchriebene Art zu Stuͤckgen, und bereitet ihn hernach wie eine Grillade.
Lachs mit Braunkohl,
Die Zubereitung des Braunkohls findet ihr im B. ausfuͤhrlich beſchrieben, den Lachs aber duͤrfft ihr nur in Stuͤckgen ſchneiden, und ſelbigen oben auf den Braunkohl, wenn er in einem Tiegel oder Caſſerole iſt, legen, und auff Kohlfeuer ſetzen, ſo wird die Hitze den Lachs ſchon gar machen. Waͤre aber der Lachs ſehr geſaltzẽ, ſo waͤſſert ſolchen erſt ein, oder thut ihn in Bier, welches letztere beſſer. Beym Anrichten
ſchuͤttet
(0580)
[Spaltenumbruch]
Lachs Lactue
ſchuͤttet den Braunkohl in eine Schuͤſſel, und den Lachs garniret um ſelbigen um und um, darzu ihr auch Erbſen, Kraut, Spinat, ſauere Ruͤben ꝛc. nehmen koͤnnet.
Lachs in einer Paſtete,
Dieſe Paſteten ſind ſchon unter denen Beſchreibungen der Paſteten angefuͤhret worden, welche im P. nachzuſchlagen.
Lachs-Forellen. ſiehe. Forellen.
Lachſin,
Chriſtina Dorothea, Wittib; des beruͤhmt geweſenen Dreßdniſchen Capellmeiſters Struncks, Tochter. Eine gute Poetin, maſſen man nicht nur viele nette Proben von ihrer eigenen Poeſie geſehen, ſondern ſie hat auch drey Welſche Opera in deutſche Poeſie gebracht, nehmlich 1) Il riſo de Democrito; 2) Caligula Delirante und 3) Germanico ſul Reno, ſo alle dreye auf dem Theatro groſſe Approbation gefunden.
Lactuc,
Lactuca, Laictue heiſt eigentlich bey denen Botanicis Lattich-Sallat, deren verſchiedene Sorten in wohlbeſtallten Gaͤrten anzutreffen. Es verſtehen aber die Koͤche durch den Lactuc einen aufgeſchoſſenen Sallat-Strunck, der ziemlich hoch und dicke iſt. Dieſen kochen ſie nicht nur an viele Eſſen, ſondern er wird auch in ſpecie 1) zugeputzet; 2) mit Fleiſch-Bruͤh und Muſcaten-Bluͤten; 3) mit einer ſauern Fricaſſèe Soſſe zugerichtet und 4) gebacken.
[Spaltenumbruch]
Lactuc
Lactuc zu putzen.
Dieſer auffgeſchoſte SallatStrunck wird als Carfiol geſchelet, in kalt Waſſer geleget und auf folgende Art zugerichtet.
Lactuc mit Fleiſch-Bruͤhe und Muſcaten-Bluͤten,
Schneidet geputzten Lactuc nach euren Gefallen laͤnglicht wie Peterſilien-Wurtzeln, oder rund wie Groſchen, und werffet ſie in ſiedend Waſſer, damit aus ſolchen das Rohe ein wenig gezogen werde, hernach ſchuͤttet ſie in eine Caſſerole oder Tiegel, leget Butter, Muſcaten-Bluͤten, Ingber und geriebene Semmel daran, gieſſet gute FleiſchBruͤhe darzu, ſetzet die Caſſerole aufs Kohlfeuer, und laſſet den Lactuc ſo lange kochen, biß daß die Bruͤhe ein wenig dicke wird, alsdenn kan er angerichtet und hingegeben werden.
Lactuc mit einer ſauern Fricaſſée Soſſe,
Er wird wie der Carfiol mit einer ſolchen Soſſe zugerichtet, deren Beſchreibung im C. nachzuſchlages iſt.
Lactuc gebacken,
Wenn er geputzet worden, ſo ſchneidet ſolchen etwan eines Fingers lang gantz flach und duͤnne, die geſchnittenen Stuͤckgen quellet in etwas geſaltzenen Waſſer auf dem Feuer ab, biß er beginnet weich zu werden. Darnach ſeiget ſelbigen ab, damit er trocken werde, beſtreuet ihn erſt mit vermiſchten Muſcaten-Bluͤten und ein wenig
Ingber
(0581)
[Spaltenumbruch]
Lade Laͤlia
Ingber, und machet folgende Klare: Quirrelt in ſchlechte Milch eine Hand voll weiſſes Mehl, daß es wie ein duͤnner Brey wird, ſchlaget 3. Eyer drunter, ſaltzet es ein wenig und quirrelt es recht klar. Inzwiſchen laſſet Schmaltz in einer Pfanne auf dem Feuer heiß werden, gieſſet aber erſt davon einen Eß-Loͤffel voll in die Klare, quirrelt es unter einander, und ſchuͤttet dieſe Klare uͤber den Lactuc. Iſt nun das Schmaltz heiß, ſo leget jedes Stuͤckgen beſonders hinein, damit ſie nicht zuſammen kleben, und backet derer ſo viel, als ihr zum Auffſetzen noͤthig habt.
Lade, ſiehe. Kaſten.
Laduſia,
Eine beruͤhmte und edle Matrone von recht heroiſchen Geiſte und Tapfferkeit, ſo ſich in dem KriegsWeſen vortrefflich umgeſehen: wann ſie zu Pferde ſaß, hatte ſie den Degen an der Seite, ihre Piſtolen im Hulffter, und ließ ihre zuſammen gebundenen Haare uͤber die Schultern herab fliegen. Sie commandirte manchmahl eine Eſquadron, oͤffters auch einen gantzen Fluͤgel. Vid. Gramond. Hiſt. Gall. l. XI. p. 528.
Lælia Sabina,
Des C. Lælii, beruͤhmten Roͤmiſchen Redners, gleichfalls gelehrte und beredte Tochter, ſoll in ihres Vaters Fußtapffen getreten ſeyn, und nicht nur annehmlich peroriret ſondern auch ſehr nette geſchrieben haben. Vid. Herbinium in Diſſ. Hiſtoric. I. d. Foem. Ill. Erudit. §. [Spaltenumbruch]
Laͤpplein Lais
13. qui ſua quæ habet ex Quintiliano Fabio & Bocatio hauſit.
Laͤpplein, oder, Flecklein,
Heiſſen diejenigen bey Seite gelegten Stuͤcklein Leinwand, Zeug, oder Tuch mit welchen die Weiber im Hauſeihre zerriſſenen Sachen wieder aus zu flicken und zu ergaͤntzen pflegen.
Laeta,
Ein gelehrtes Roͤmiſches Frauenzimmer, ſo zu Zeiten des Hieronymi denen Theologiſchen Wiſſenſchafften ſehr nachgegangen, und in der H. Schrifft fleißig ſtudieret. Vid. Danhaueri abgenoͤthigte Rettung. Th. 7. l. c. app. p. 3.
Lager,
Seynd ſtarcke groſſe eichene Balcken, worauf die Bier- und Wein-Faͤſſer im Keller liegen.
Lager-Bier,
Heiſſet dasjenige Bier, welches man in denen heiſſen Sommertagen zu brauen und mit Hopffen ſtaͤrcker als ſonſt zu verſehen pfleget, damit ſich ſelbiges in der Hitze halten und vor der Saͤure erwehren kan.
Lahn,
Iſt das vom Goldplattner zubereitete und ſubtil gezogene Gold und Silber, welches denen Goldſpinnerinnen aus denen Manufacturen zum Spinnen uͤbergeben wird.
Lais,
Eine ſehr beruͤhmte und koſtbare Hure. War aus Sicilien, von dar ſie ſich nach Corinth um ihre
Hand-
(0582)
[Spaltenumbruch]
Lala
Handthierung daſelbſt zu treiben, begab. Zu welcher ſich auch, weil ſie von ausbuͤndiger Schoͤnheit war, jedermann, der aus Griechenland war, begab, ja auch die maͤchtigſten und vornehmſten Haͤupter, ſie ließ aber niemanden als um groſſes Geld zu, geſtallt ſie vor eine einige Nacht zehn tauſend Drachmas zu fodern ſich nicht ſcheuete; dergleichen der beruͤhmte Redner Demoſthenes, ſo dem weit erſchollnẽ Ruffe nach zu dieſer ſchoͤnen Lais nach Corinth geſegelt war, erfuhr, welcher ihr aber vor Verwunderung und Erſtaunuug zur Antwort gab: er moͤchte ſolche Reue nimmermehr mit zehen tauſend Drachmen erkauffen. Letzlich hat ſich dieſe theure Craͤmerin nach Theſſalien gemacht, allwo ſie das Mannesvolck in ſolcher Hochachtung aus Liebe hielte, daß ſie, ſo offt ſie vor ihr Hauß vorbey giengen, die Schwellen mit Wein beſpritzten, woruͤber ſich aber die andern Theſſaliſchen Weiber ſo entruͤſteten, daß ſie dieſe ſchoͤne Lais, die in dem Venus Tempel opffern wolte, aus Neid und Mißgunſt ermordeten.
Lala,
Von Cyzicus oder Spiga, eine kuͤnſtliche Veſtaliſche Nonne, ſo zu M. Varronis Zeiten gelebet, und nicht nur allein vortrefflich gemahlet, ſondern auch kuͤnſtlich in Helffenbein gegraben, wie ſie denn ihr eigenes Contrafait verfertiget. Plinius meldet von ihr, daß niemahls einiger Mahler eine ſo geſchwinde Hand wie ſie gehabt, und daß ſie ſo vollkommen in der Kunſt geweſen, daß man ihre Wercke vor [Spaltenumbruch]
Lamm
Gemaͤhlde der damahls beruͤhmten Meiſter, Sopyli und Dionyſii habe ſicher verkauffen koͤnnen. Vid. Sandrarts deutſche Academie T. II.
Lamm,
Agnus, Agneau, iſt in der Haushaltung ein nuͤtzliches Thier: denn es dienet denen Menſchen mit zunehmenden Jahren auf allerhand Art und Weiſe. Zwar wollen ihrer viel das Lammfleiſch nicht loben weil es gar zu viel Feuchtigkeiten in ſich habe, und deßwegen ungeſund ſey: hingegen andere verzehren es mit deſto groͤſſern Appetit und befinden ſich wohl dabey, wenn es ſonderlich der Koch gut zurichtet, als: 1) Lammfleiſch fricasſirt; 2) Lam̃fleiſch mit Carfiol; 3) Lammfleiſch mit Muſcheln; 4) Lammfleiſch mit Citronen; 5) Lammfleiſch mit ſauerer Limonie; 6) Lammfleiſch mit Sauerampffer; 7) Lam̃fleiſch mit Kloͤſen und Morgeln; 8) Lammfleiſch mit Majoran; 9) Lammfleiſch mit Semmelſchnitten; 10) Lammfleiſch mit Capern und kleinen Roſinen; 11) Lammfleiſch mit Spinat; 12) Lammfleſch mit Haferwurtzel; 13) Lam̃fleiſch mit gruͤner Peterſilie; 14) Lam̃fleiſch mit Peterſilien Wurtzeln; 15) Lammfleiſch mit Selerie; 16) Lammfleiſch mit Schwaͤm̃gen und geſchnittenen Ruͤben; 17) Lammfleiſch Eſtouffade; 18) Lammfleiſch Carbonade; 19) Lammfleiſch mit Zuckerwurtzeln; 20) Lammfleiſch Paſteten; 21) Lammfleiſch mit gefuͤllten Sallat; 22) Lammfleiſch mit Saffran; 23) Lammfleiſch mit Krebſen, Morgeln, Spaꝛgel, Kloͤßgen ꝛc.; 24) Lammfleiſch geſpickt
gebraten;
(0583)
[Spaltenumbruch]
Lammfleiſch
gebraten; 25) Lammfleiſch gefuͤllt gebraten; 26) Lamfleiſch mit Lactuc.
Lammfleiſch fricasſirt,
Vor allen Dingen iſt zu mercken, daß alles Lammfleiſch wie das Kalbfleiſch ſoll zugerichtet werden, dahero wird dieſe Fricaſſée gemacht, ſo unter dem Wort Kalbfleiſch zu finden.
Lammfleiſch mit Carfiol,
Suchet Kalbfleiſch mit Carfiol.
Lammfleiſch mit Muſcheln,
Wird gemacht wie das Kalbfleiſch mit Muſcheln.
Lammfleiſch mit Citronen,
Suchet Kalbfleiſch mit Citronen.
Lammfleiſch mit ſaurer Limonie,
Suchet Kalbfleiſch mit ſaurer Limonie.
Lammfleiſch mit Sauerampffer,
Schlaget nach Kalbfleiſch mit Sauerampffer.
Lammfleiſch mit Kloͤſen und Morgeln,
Wird eben wie das Kalbfleiſch zugerichtet.
Lammfleiſch mit Majoran,
Deſſen Zubereitung iſt beym Kalbfleiſch zufinden.
[Spaltenumbruch]
Lammfleiſch
Lammfleiſch mit SemmelSchnitten,
Wird eben wie das Kalbfleiſch zugerichtet.
Lammfleiſch mit Capern und kleinen Roſinen,
Richtet euch hiernach, bey dem Kalbfleiſch mit Capern und kleinen Roſinen.
Lammfleiſch mit Spinat,
Ihr richtet euch hiernach unter dem Kalbfleiſch.
Lammfleiſch mit HaferWurtzeln,
Wird eben alſo gemacht, wie das Kalbfleiſch mit Haferwurtzeln.
Lammfleiſch mit gruͤner Peterſilie,
Die Zubereitung hiervon iſt unter dem Kalbfleiſch anzutreffen.
Lammfleiſch mit Peterſilien-Wurtzeln,
Schlaget unterm Kalbfleiſch ſolches nach.
Lammfleiſch mit Sellerie,
Die Zubereitung koͤnnet ihr erſehen beym Kalbfleiſch.
Lammfleiſch mit Schwaͤmgen und geſchnittenen Ruͤben,
Schlaget auf Kalbfleiſch mit gebraͤnnten Ruͤben und Stockſchwaͤmmen.
Lamm-
Frauenzim̃er-Lexicon. N n
(0584)
[Spaltenumbruch]
Lammfl
Lammfleiſch Eſtouffade,
Richtet euch nach der Kalbfleiſch-Eſtouffade mit Capern.
Lammfleiſch-Carbonade,
Suchet im C. auf, daſelbſt werdet ihr gelehret dergleichen Carbonade zu verfertigen.
Lammfleiſch mit ZuckerWurtzeln,
Die Zubereitung iſt mit dem Kalbfleiſch mit dergleichen Wurtzeln einerley.
Lammfleiſch Paſteten,
Suchet auf die Kalbfleiſch Paſteten und richtet euch darnach.
Lammfleiſch mit gefuͤllten Sallat,
Dieſes wird eben wie das Kalbfleiſch mit gefuͤllten Sallat zugerichtet.
Lammfleiſch mit Saffran,
Davon wird gehandelt bey dem Kalbfleiſch.
Lammfleiſch mit Krebſen, Morgeln, Spargel, Kloͤsgen ꝛc.
Der Unterricht hierzu wird beym Kalbfleiſch mit Krebſen ꝛc. gegeben.
Lammfleiſch geſpickt gebraten,
Die Zubereitung werdet ihr ebenfalls unter Kalbfleiſch antreffen.
[Spaltenumbruch]
Lammfl Lamia
Lammfleiſch gefuͤllt gebraten,
Richtet euch hier nach der Kalbsbruſt auf ſolche Art zubereitet.
Lammfleiſch mit Lactuc,
Wird wie das Kalbfleiſch mit Carfiol zugerichtet.
Lambetia,
Eine Tochter der Sonnen und Neæra, der Phaethuſæ Schweſter, welche beyderſeits der Vater uͤber ſeine Herden in Sicilien beſtellet hatte.
Lambeto,
Oder Lambedo. Eine Koͤnigin der Amazonen, hat mit ihrer Gehuͤlffin der Martheſia, oder Marpeſia, groſſe und gluͤckliche Kriege gefuͤhret. Sie ruͤhmten ſich alle beyde, daß ſie des Martis Toͤchter waͤren, brachten einen groſſen Theil von Europa unter die Bothmaͤßigkeit Aſiens, und baueten die Stadt Epheſo und andere mehr auf. Vid. Juſtin. L. II. c. IV. 12.
Lamia,
Eine alte Griechiſche Poetin, und Mutter der Artemis, oder Sibyllæ Delphicæ. Vid. M. Blum. in Diſſertat. de Poetriis Græcis §. 40. §. 37.
Lamia,
Eine beruͤhmte Hure, ſo von dem Koͤnig Demetrio viel Gnade und Huld genoß, in weſſen regard die ſchmeichelnden Thebaner ihr ei-
nen
(0585)
[Spaltenumbruch]
Lamia Lampr
nen Tempel aufrichteten, und ſelbigen der Venus Lamiæ Heiligthum betittelten.
Lamia,
Von Athen. War eine vortreffliche Saͤngerin, und wuſte die Floͤte ſehr zierlich zu ſpielen.
Laminita,
Anna, eine Prophetiſche und Quackeriſche Jungfer, ſo nach ihren vermeynten Erſcheinungen vorgab, wie Chriſtus ſich oͤffters ihr auf mancherley Weiſe geoffenbahret, ſie herrlich verklaͤret, und zu einer Lehrerin goͤttlicher Geheimnuͤſſe aufgeſtellet haͤtte. Wie uͤbel aber ſolche ſelbſt gewachſene Prophetin mit ihren tollen Einfaͤllen und Entzuͤckungen angelauffen, lehret Bzovius ad An. 1201. §. 10. Vid. Voet. Tom. II. Diſſertat. Select. p. 1066.
Lampe,
Iſt ein von Zinn oder Thon ſchlanck und hoch getriebenes Gefaͤß, hat oben her einen kleinen runden Keſſel mit einer Schnautze, worinnen der Tocht lieget, und iſt mit einem Henckel verſehen, wird meiſtentheils in denen Kuͤchen gebrauchet.
Lampertsnuͤſſe. ſiehe. Nuß.
Lamprete,
Muſtela, Lamproye, iſt ein Fiſch von ſehr guten und angenehmen Geſchmack, ſein Fleiſch hingegen ſoll deſto unverdaulicher ſeyn. Es werden hier aber nicht die kleinen Lampreten verſtanden, welche in [Spaltenumbruch]
Lampr Landg
ſuͤſſen Waſſern wohnen, und ſonſt Neunaugen heiſſen, ſondern die groſſen, ſo aus der See kommen, darunter etliche Armes dick, 3. biß 4. Pfund ſchwer und lang wie Aale ſeyn ſollen. Ihre Zubereitung beſtehet nach des Kochs Vorſchrifft, im Abſieden, welches alſo verrichtet wird.
Lampreten zu ſieden,
Die Lampreten muͤſſen in ſuͤſſen Wein, oder wenn man ſie recht gut haben will, in Malvaſier erſauffen. Darnach ſchneidet ſie in Stuͤcken, damit die Farbe in den Wein komme, und ſaltzet ſie ein wenig. Hierauf ſetzet einen Keſſel mit Waſſer und demjenigen Wein, darinne die Lampreten gelegen, auffs Feuer, werffet ein Paar Lorbeer-Blaͤtter, Ingber, Pfeffer, Nelcken und Zucker darein, und laſſet es ſieden, leget hernach die Lampreten auch drein, welche kurtz einkochen muͤſſen, ſo ſind ſie recht.
Lampuſa,
War eine mit von denen Sibyllen. Vid. M. Blum. Diſſert. de Poetriis Græc. §. 41. pag. 37.
Lancea. ſiehe. à Pasſione Eliſabetha Maria.
Landgertha,
Eine Heldenmuͤthige Jungfer und rechte Heroinne, ſie bothe ſich dazumahl in maͤnnlichen Kleidern dem Daͤniſchen Koͤnig Regnero, wieder den Schwediſchen Koͤnig Fro, als eine Raͤcherin der ihrem weiblichen Geſchlechte durch unter-
nom-
N n 2
(0586)
[Spaltenumbruch]
Landg Landsb
nommene Jungferſchaͤndung angethane Schmach dar. In ſolchem Kriege war ſie die Fuͤhrerin, und ließ ihre langen Haare uͤber die Schultern herunter im Streit und Kampff fliegen, um ihren weiblichen Stand dem Feind dadurch zu entdecken, verrichtete auch recht groſſe Heldenthaten. Vid. Kranz L I Norvveg. c. 37 p. 350. LIV. Dan. c. 6. p. 75. L. V. Suec. c. 4.
Landgraͤfin,
Iſt eine Dame hohen Standes, ſo an einen Landgrafen vermaͤhlet worden.
Landini. ſiebe. di Chateauneuf Maria.
Landlaͤuffer, oder, BachHaſe,
Heiſſet nach der gemeinen Weiber in Sachſen Art und Benennung, ein aus Waſſer und Mehl ſchlecht gekochtes Gemuͤſe, ſo ſonſten ein Waſſermus genennet wird.
von Landsberg,
Herrard Eine vortreffliche gelehrte Jungfer, ſchrieb nette Latein, und machte einen guten Vers, ſie florirte um die Helffte des XII. Seculi. und hinterließ ein Lateiniſches Buch, Hortus Deliciarum genañt, worinnen alle denckwuͤrdigen Sachen altes und neues Teſtaments abgefaſſet ſind, ſo auch noch zu Hohenburg verwahret wird. Die Præfation ſolches Buches ſoll nicht ſonder Verwunderung koͤnnen durchleſen werden. Sie ward vom Kaͤyſer Friderico Barbaroſſa [Spaltenumbruch]
Landsb Lange
als Advocaten des Cloſters Hohenburg zur Aebtißin ernennet. Hat auch das Cloſter Truttenhauſen unten am Berge A. 1181. auf ihre eigne Koſten aufgerichtet. Vid. Bruſch. de Monaſteriis Germ. p. 558. ſeq. it. Hallervord. in Bibliothec. Curioſ. p. 128.
Landsberg,
Petronia, aus Flandern, ein gelehrtes Frauenzimmer, des gelehrten Chriſtiani Rychii Stieff-Tochter: der beruͤhmte Petrus Bertius in Londen, ſoll von ihr die Calliographie und die Muſic erlernet haben. Vid. Joh. Meurſii Athen. Belgic. l. 2. p. 233.
Landsberg,
Maria, eine gelehrte Schweſter der beyden beruͤhmten Prediger in Rotterdam und Goes, Franciſci und Philippi Landsbergiorum. Sie war im Lateiniſchen und Griechiſchen, auch in der Poeſie wohl erfahren, und ſoll viel Lateiniſche Brieffe und Epigrammata geſchrieben haben. Vid. Thomaſii Diſſert. de Fœmin. Erudit.
Lange,
Anna Margaretha, der Koͤnigin in Daͤnnemarck CammerFꝛaͤulein, war voꝛtrefflich in Sprachen und von ungemeiner Erudition, welcher J. S. D. D. ein Buch L’Ecole pour Rieur &c. genannt, dediciret. Vid. Paſch. in Gynæceo docto p. 40.
Lange,
Barbara Helena, von Nuͤrnberg. Im Edelgecroͤnten Blumen-Or-
den
(0587)
[Spaltenumbruch]
Lang Laod
den brone genannt. Eine nette Poetin, ſo wohl im Teutſchen als auch Frantzoͤiſchen, aus welcher letztern Sprache ſie auch unterſchiedliche nuͤtzliche Sachen uͤberſetzet. Anbey iſt ſie eine zierliche Mahlerin und Kuͤnſtlerin, und kan mit allerhand Sachen aus Wachs, Elffenbein, Alabaſter ꝛc. wohl umgehen. Vid. Paullinum in ſeinen hoch- und wohlgelahrten Teutſchen Frauenzimmer p. 82.
Langir,
Ein Heldenmuͤthiges und recht heroiſches Weib, ſo ſich unter dem Hof-Frauenzimmer des Koͤnigs Tranzianis befand. Sie hielte ſich einſtens in einem Duell und Zweykampff ſo ritterlich, daß ihr der Koͤnig ſelbſt, ſo ſolchen Kampff mit beywohnete, die Sturm-Haube von dem Kopff herunter riſſe, ſie kuͤſſete, und mit guͤldenen Armketten behunge. Er gewann dieſe Langir dadurch hernachmahls ſo lieb, daß er ſie, ſo offt er in die Schlacht gieng, an ſeine Seite mit in den Streit nahm. Vid. Vincent. Blanc. Itinerar. c. 28.
Laodamia,
Eine Tochter des Acaſtus, und Weib des Proteſilaus, hat ihren Mann ſo inbruͤnſtig geliebt, daß als ſie vernommen, wie er von dem Hector entleibet ſey, nicht alleine ſonder ihm mehr leben wollen. Ehe ſie aber noch Hand an ſich ſelbſten legte, wuͤnſchte ſie ſich ihres verſtorbenen Proteſilaus Schatten nur noch einmahl zu ſehen, welches ihr auch gewaͤhret wurde, und als [Spaltenumbruch]
Laod Lapp
ſie ſelbigen umfangen ihren LebensGeiſt aufgab.
Laodamia,
Die Tochter des Bellerophontis, in welche ſich der Jupiter verliebet, und mit ihr den Sarpedon, ſo hernach Koͤnig in Lycien ward, gezeuget, iſt zuletzt von der Diana, die ihre abgeſagte Feindin hieß, mit einem Pfeil erſchoſſen worden.
Laodicea,
War die beruͤhmte Mutter des Seleuci Nicanors, der er zu Ehren die Stadt Latichez, oder Laodicea, erbauet, und ſelbige nach ihrem Nahmen genennet.
Laodice,
Des Koͤnigs Antiochi in Syrien Gemahlin, ein geiles und liſtiges Weib, ſo ihren Gemahl heimlich umbringen ließ, damit ſie deſto ſicherer mit ihrem Artemon, einem jungen und friſchen Held, den ſie neben ihrem Antiocho auf der Seiten hatte, ihr Liebeswerck treiben konte, brachte es auch durch Argliſt und ihren Witz dahin, daß die Unterthanen ſie zur Nachfolgerin des Reichs erklaͤreten, auch nicht das geringſte von ſolchen ihren heimlich begangenen Mord darbey inne wurden.
Lappen am Rind. ſiehe. dicker Lappen und duͤnner Lappen.
Lappenkoͤrblein, oder, Lappenkaͤſtlein,
Heiſſen denen haußhaͤltigen Weibes-Perſonen diejenigen Be-
haͤlt-
N n 3
(0588)
[Spaltenumbruch]
Laqvey Laſth
haͤltniſſe, worein ſie die abgegangenen und uͤberbliebenen Laͤpplein oder Flecken zu werffen pflegen, damit ſie ſelbige auf beduͤrffenden Fall wieder hervor ſuchen koͤnnen.
Laquey,
Iſt ein mit gewiſſer Mondur verſehener Diener, den die Dames oder Fraͤulein von Adel und vornehmen Stamm an ſtatt der Magd hinter ſich her gehen laſſen. Das Tuͤrckiſche und Perſiſche Frauenzimmer wird von lauter Verſchnittenen oder Caſtraten, an ſtatt der Laqueyen bedienet.
Lara. ſiehe. Larunda.
Larve. ſiehe. Maſque.
Larunda,
Eine Nymphe, des Fluß Almonis Tochter, mit welcher der Mercurius die Zwillinge, Lares genañt, gezeuget. Es wurde ihr von dem Jupiter, weil ſie ſeine ausſchweiffende Liebe zu der Juturna, der Juno verrathen, die Zunge aus dem Halſe geſchnitten, der ſie hernach durch den Mercurium zu den unterirrdiſchen Geiſtern fuͤhren ließ; auf welcher Hinfuͤhrung ſie von dem Mercurio geſchwaͤchet ward.
Laſthenia,
Aus Arcadien, ein gelehrtes und edles Weib, ſo zugleich mit der Axiothea Phliaſia, oder Chiliaſia, des Platonis Lectiones, iedoch in Manns-Habit verkleidet, beſuchet, und haben ſich beyde eine groſſe Wiſſenſchafft in der Philoſophie zu Wege gebracht. Wenn Plato [Spaltenumbruch]
Lata Latona
dieſe beyden maſquirten Auditores in der Lection nicht geſehen, hat er niemahls leſen wollen, und wenn er deſſentwegen von denen andern befraget worden, hat er zur Antwort geben; der Verſtand, der es verſtehen, und das Gedaͤchtnuͤß, ſo es behalten ſolle, waͤre nicht zugegen, darum koͤnne er ohnmoͤglich leſen. Laertius Lib. 3. in Platon. & Lib. 4. in Speuſippo. Rondellus d. Vit. Epicur. p. 114. Clem. Alexandr. L. IV. Stromat. p. 381. Esbergius in Mulierib Philoſoph. nennet ſie Laſcheniam Mantinicam.
Lata Gyzicena,
Eine alte Jungfer in Rom, ſo eine vortreffliche Kuͤnſtlerin in Mahlen war. Sie lebte zu M. Varronis Zeiten. Plin. l. 35. c. 11.
Laterne,
Iſt ein von Meßing oder Blech rund oder eckigt gemachtes Behaͤltnuͤß mit Glaß- oder HornFenſtern gezieret, und innewendig mit 2. Tillen verſehen, wormit man des Abends zu leuchten pfleget.
Latomia,
Catharina, und Latomia Babilla, waren zwey beruffene Zauberinnen und Hexen.
Latona,
Eine Tochter des Coei und Phœbes, ward von dem Jupiter, wegen ihrer ungemeinen Schoͤnheit heimlich geſchwaͤcht, welches ſeine Juno ſo ſehr verdroſſen, daß ſie die entſetzliche und groſſe
Schlange
(0589)
[Spaltenumbruch]
Latz
Schlange, Python genannt, ihr zur ſteten Plage nachſchickte, welche ihr auch keine Ruhe goͤnnte, und nicht einmahl ein Plaͤtzgen zu ihrer heran nahenden Gebuhrt vor Schmertz ausſuchen lieſſe; biß ſie endlich nach langer Herumſchweiffung und ausgeſtandnen Marter zu ihrer Schweſter der Aſterie gekommen, und daſelbſt erſtlich die Dianam, hernachmahls den Apollo gebahr, welcher letzterer, als er erwuchs, und an ſeiner Mutter Schmach annoch gedachte, die Schlange Python mit einem Pfeil erſchoß.
Latz zur Schnuͤrbruſt,
Oder Vorſtecke-Latz, heiſſet dem Frauenzimmer derjenige geſteiffte, und nach dem Schnuͤr-Leib eingerichtete Latz, uͤber welchen ſie die ſo genannten Feſchken oder Carſette vornher zuzuſchnuͤren pflegen; er wird mit eben ſolchen Zeuge uͤberzogen, wie die Schnuͤr-Bruſt eſtaffiret iſt.
Latz zum Unterziehen,
Heißt der allererſte Uberzug, den das Weibesvolck auf den Leib ziehet, er iſt ohne Ermel, und hat gantz kurtze und ſchmahle kleine Schoͤslein, wird auch manchmahl mit etlichen wenigen Stuͤcken Fiſchbein unterſteiffet, bey den galanten Frauenzimmer iſt er insgemein von Damaſt, Eſtoff, Atlas und Taffet, und wird insgemein von vornher zugeſchnuͤret, oder auch mit goͤldnen oder ſilbernen Knoͤpfflein zugeknoͤpffet, bey denen gemeinen Weibesbildern aber iſt er nur von wollenen und ſchlechten [Spaltenumbruch]
Latz Lauch
Zeugen, und wird meiſtentheils mit Hefften oder Schlingen zugemacht; das Geſinde nennet auch ſolchen an etlichen Orten ein Mieder.
Latz zum Vorſtecken,
Iſt ein oben breit und unten ſcharff ſpitzig zu lauffendes geſteifftes und unterpapptes, und am Ende mit Schupen oder Schoͤßlein beſetztes Bruſtſtuͤcke, von Gold oder Silber, auch mit bunter Seide auf vielerley façon geſtickt, gewuͤrckt, gekloͤppelt oder genehet, ſo das Frauenzim̃er uͤber die Schnuͤrbruſt von vornher zu ſtecken pfleget; wird oͤffters mit gold- oder ſilbernen Spitzlein an denen Seiten und Rand herum friſiret und eingefaßt. Bißweilen werden ſie auch aus weiſſen Flohr mit goldoder ſilbernen Muſcheln, und allerhand ſeidnen Chenellen ſtaffiret und gebraͤhmet, oͤffters auch aus eitel gold- oder ſilbernen Frantzen oder Schleiffenband zuſammen geſetzt. Siehe Baͤnder-Latz.
Lauch,
Porrum, Porreau, iſt ein Garten-Gewaͤchs, faſt wie die gemeinen Zwiebeln, an Geſchmack aber etwas lieblicher und milder als jene. Rohe genoſſen, iſt er dem Magen ſchaͤdlich, und ob er gleich durch den Eßig in etwas verbeſſert wird, machet er doch ein ſchleimichtes Gebluͤte, daher er denen Podagricis und Veneriſchen, ſo bloͤde Augen haben, todt ungeſund. Inzwiſchen wollen ihn an etlichen Orten die Haußmuͤtter mit Eßig abgerieben, dennoch ſtatt einer Salſe
auf-
N n 4
(0590)
[Spaltenumbruch]
Lauda Lauffz
aufſetzen, weil ſie darinnen einen guten Geſchmack ſuchen. Wenn er an andere Eſſen gethan wird, verlieret er meiſt ſeine rohe Art, und machet dieſelben angenehm, welches der Koch hier und da aus guten Grund zu practiciren weiß.
Lauda. ſiehe. Catharina Lauda.
Laudia Scholaſtica. ſiehe. Bectozia.
Lauerna,
Die Goͤttin der Diebe, welche ſie bey denen Roͤmern zu beſchuͤtzen pflegte, und die ihr deßwegen Opffer brachten.
Lauff-Banck,
Iſt ein hoͤltzernes laͤnglichtes Geſtelle, in Form einer Banck, mit einem Schiebling, ſo ein rund ausgeſchweifftes och hat, von obenher, worein man die kleinen Kinder, ſo da lauffen lernen ſollen, zu ſtellen pfleget, und welche in ſolcher Banck durch Huͤlffe des hin und wieder ruͤckenden Schieblings, gar bequem auf und nieder gehen koͤnnen.
Lauff-Wagen,
Iſt ein von langen hoͤltzernen Staͤben zuſammen geſetztes, und oben her mit einem rund ausgeſchweifften Loche verſehenes Geſtelle, worein man die kleinen Kinder, ſo lauffen lernen, ſtellet; ſtehet auf vier kleinen Raͤdlein, damit ſelbiger deſto leichter fortgehen kan.
Lauffzaum,
Iſt ein von Garn, Wolle, Sei[Spaltenumbruch]
Lauge Lavinia
de oder Leder geflochtener BruſtBund, ſo um den Ober-Leib geſchnuͤret werden kan, hat 2. lange gedoppelte Fluͤgel, und wird den kleinen Kindern um den Leib gemacht, woran man ſelbige in dem Lauffen fuͤhren kan.
Lauge,
Iſt ein mit Aſche eingeruͤhrtes, und durch den Laugenkorb eingelaͤutertes Waſſer, welches wegen feiner Schaͤrffe zu denen Waͤſchen gebrauchet wird.
Laugenkorb,
Iſt ein grob geflochtener, und unten ſpitzig zu lauffender Korb, ſtehet auf 2. langen Qverhoͤltzern, worinnen die Lauge aus Aſche und Waſſer zubereitet wird.
Laugenſack,
Iſt ein von grober Sack-Leinwand geriſſenes Tuch, welches uͤber den Laugenkorb gebreitet wird, damit die aus Aſche und Waſſer vermiſchte Lauge durchtraͤuffelt.
Laugentopff,
Iſt ein groſſer von Eiſen oder Kupffer getriebenes Gefaͤß, mit Aſche und Waſſer angefuͤllet, worinnen die Lauge zu dem Auffwaſchen gekochet wird.
Lavinia,
Des Koͤnigs Latini und der Amatæ Tochter, ward erſtlich dem Turno zugeſaget, hernachmahls aber dem Æneas; woruͤber die beyden Rivaln ſich in einen Zweykampf einlieſſen, darinnen aber der Turnus vom Ænea umgebracht ward.
Laura,
(0591)
[Spaltenumbruch]
Laura
Laura,
Ein gelehrtes Weibesbild von Verona, und von einem ſo unvergleichlichen Ingenio, daß ſie ſchon in dem zehenden Jahre viel Sapphiſche Verſe, mit einem ſonderbaren lebhafften Geiſt und praͤchtigen Stylo ſoll auffgeſetzet haben. Bey zunehmenden Jahren hat ſie viel G[r]iechiſche und Lateiniſche Orationes verfertiget. In der Italiaͤniſchen Sprache ſoll ſie beſondere Inventiones in ungewoͤhnlichen Woͤrtern geſucht haben, ſonſten aber von einer vortrefflichen Geſchickligkeit geweſen ſeyn. Vid. Gio. Felice Aſtolfi Officin. Iſtoric. pag. 113.
Laura,
Brixiana, war ein gelehrtes Weibesbild, ſo allerhand nette Epiſteln geſchrieben. Jac. Phil. Thomaſius, ſoll ſelbige, wie Morhof in ſeinem Polyhiſtor. p. 310. anfuͤhret, heraus gegeben haben. Vid. Juncker. Centur. fœm. Illuſtr. p. 51. & 52.
Laura,
Terracina, eine Welſche Poetin, ſo um das Jahr 1550. gelebet. Sie wird von Thoma Garzonio unter diejenigen Autores mit gerechnet, ſo poetiſche Centones geſchrieben; hat ſich auch durch andere Gelehrſamkeit bey der Welt in groſſen Ruhm geſetzet. Aſtolfi in ſeiner Officina [I]ſtorica in dem Capitel von denen gelehrten Dames fuͤhret etliche Proben von ihrer Poeſie an, und raiſonniret von ihr ſehr wohl. Vid. Gio. Felice Aſtolfi [Spaltenumbruch]
Lauren Laut
Officin. Iſtor. p. 114. Thom. Garzon. Lib. II. Lapiaze Univerſal. S. Theatr. Vit. Human. diſcurſ. 40. p. 548.
Laurentia,
Chriſtina Regina, von Adlershelm, des Churfuͤrſtl. Saͤchſ. Cammer-Rath und Buͤrgermeiſters zu Leipzig, Lorentz von Adlershelm, hinterlaſſene gelehrte Tochter, ſo vieler Sprachen, als Lateiniſch, Italiaͤniſch, Frantzoͤiſch, Hollaͤndiſch und Engellaͤndiſch, nicht nur maͤchtig war, ſondern ſich auch auf andere gelehrte und curioͤſe Dinge geleget hatte, von welchen ihre damahls ſelbſt zuſammen geſuchte Kunſt- Naturalien- und Raritaͤten-Cammer ein ſatſames Zeugniß gegeben. Vid. Paſchii Gynæceum doct. p. 44. it. Paullini Hoch- und Wohlgelahrtes Teutſches Frauenzimmer. p. 17. & 18.
Laurentia,
Mayetta, war ein beruͤhmtes zauberiſches Weib und Hexe.
Laute,
Iſt ein muſicaliſches Inſtrument, mit einem holen und runden Bauch, langen und oben zuruͤck gebogenen Hals, mit vielen Saiten von Daͤrmen, ſo zuweilen mit Silberdrat beſponnen, uͤberzogen, beſtehet aus eilff Choͤren. Welches das Frauenzimmer mit den Fingern zu ſpielen pfleget, auch oͤffters darein mit ſinget.
Lautenbuch,
Iſt ein laͤnglicht zuſammen ge-
hefftetes
N n 5
(0592)
[Spaltenumbruch]
Lauti Lazar
hefftetes odeꝛ eingebundenes Buch, worinnen die Lauten-Stuͤcklein oder Parthien, ſo das Frauenzimmer ſpielen lernet, in die abſonderlich zur Laute gehoͤrige Tabulatur geſetzet, von ihrem Lehrmeiſter eingeſchrieben ſtehen.
von Lautier,
Anna, eine gelehrte Dame von Champ-Boudouin, zu Ende des 16. Seculi von Pariß, war eine Schweſter Philippi de Lautier, und Wittbe des Koͤnigl. Geheimden Raths, Groslot. Sie verſtunde die Lateiniſche Sprache und Humaniora, beſonders aber die Mathematic ſehr wohl, und wuſte ſo wohl in gebundener als ungebundener Rede zu ſchreiben.
Lautzſchin,
Urſula, war A. 1519. UnterPriorin, in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig, BernhardinerOrdens.
Lazareth,
Heiſſet dasjenige insgemein auſſerhalb der Stadt angelegte Kranck- und Siechhauß, worinnen die krancken und beſchaͤdigten Weibesbilder, ſo ſich wegen Armuths nicht erhalten koͤnnen, auf Anordnung der Stadt-Obrigkeit verpfleget und gewartet werden.
Lazareth-Mutter,
Heiſſet diejenige Frau, ſo denen im Lazareth kranck darnieder liegenden Weibes-Perſonen, mit Rath und That an die Hand gehet, [Spaltenumbruch]
Leade
uͤber ſelbige die Aufſicht hat, und vor ihre Wartung und Verpflegung Sorge tragen muß.
Leade,
Joanna. Eine Engellaͤndiſche Quackerin, ſo ſich durch unterſchiedene Theologiſche aber auch zugleich durch und durch mit Fanatiſchen, Chiliaſtiſchen, Quietiſtiſchen und Boͤhmiſchen Schwaͤrmereyen angefuͤllte Schrifften mehr als zu bekandt gemacht. Arnold. in ſeiner Hiſtoria Theolog. Myſtic. c. 25. p. 393. machet ein groſſes Wunder aus dieſer Quaͤckerin: Doctor Feuſtking aber in ſeinem Gynæoeo Hæretico Fanatico p. 413. ſchencket ihr klaren Wein ein, und fuͤhret an, wie ihre gantze Theologie in der innern Erleuchtung, oder nach ihrer Redens-Art in dem Einſteigen in das Centrum des Geiſtes beſtehe, wodurch ſie ein beſonderes Weſen im Menſchen, welches von Seel und Leib unterſchieden, und worinnen die Ideæ aller Erkaͤntniß GOttes verborgen laͤgen, verſtanden wiſſen wolte; Es ſaͤhe aber ein jederman hieraus die fanatiſchen Fußſtapffen, und wie ihre Myſteria mit dem Quietiſmo Molinoſii und der Schuſter-Theologie des Jacob Boͤhmens uͤberein kaͤmen. Sie iſt A. 1704. den 19. Auguſt. in ihrem 81. Jahre geſtorben. Ihre Buͤcher, ſo dieſe Quackerin geſchrieben ſind nachſtehende: 1) Die himmliſche Wolcke; 2) Die O[f]fenbahrung der Offenbahrungen; 3) Die ſechs Myſtiſchen Tractaͤtlein als: Der Henochianiſche Wandel mit GOtt, die Paradiſiſchen Geſetze, die in acht unterſchie-
de-
(0593)
[Spaltenumbruch]
Leaͤna
denen Welten geoffenbahrten Wunder der Schoͤpffung GOttes, die erſte Bothſchafft an die Philadelphiſche Gemeinde, der Baum des Glaubens oder Lebens, die Arche des Glaubens; 4) Der Garten-Brunn oder geiſtliches Diarium; 5) Das ewige Evangelium; 6) Der Berg des Schauens; 7) Ein geiſtlicher Allarm oder die Kriege Davids, und das friedſame Reich Salomons; 8) Ihre LeichPredigt; 9) Die Aufferſtehung des Lebens; 10) Die Urſachen der Philadelphiſchen Societaͤt, und 11) die letztere Lebens-Stunde. Amſterdam A. 1705. Ihr Lebens-Lauff iſt ihrer Arche des Glaubens beygefuͤget. Ihre neuen Offenbahrungen aber aus dem Engliſchen ins Teutſche uͤberſetzet ſind, A. 1696. in 4to heraus kommen. Ferner hat ſie aus dem Engliſchen ins Teutſche uͤberſetzet und mit einer Vorrede heraus gehen laſſen: J. P. M. D. Theologiam Myſticam oder geheime und Goͤttliche Lehre von denen ewigen Unſichtbarkeiten als vom Mundo und Globo Archetypo. Ingleichen: Kurtzer Begriff der Engeliſchen Welt auch ihrer Einwohner, und wie ſich GOtt in derſelben offenbare, item ein Tractaͤtlein von denen Graden und Arten der Goͤttlichen Geſichten und Offenbahrungen, it. ein gar ungemein ausfuͤhrlich Sendſchreiben vom Stein der Weißheit.
Leæna,
Eine beruffene Hure, welche, weil ſie um des Harmodii und Ariſtogitonis, als Moͤrderer, Anſchlaͤge gewuſt, auf allerhand Art, [Spaltenumbruch]
Learchis Lebkuch
ſolche zu bekennen, gemartert ward, ſie hielte aber ſelbige aus Verſchwiegenheit gaͤntzlich aus. Weßwegen ihr auch die Athenienſer eine Ehren-Saͤule durch den Iphicratem auffrichten lieſſen, und zwar unter einem Bilde, daß keine Zunge hatte, zum Zeichen der Verſchwiegenheit. Alex. ab Alex. Lib. 1. C. 30. Plin. l. 34. c. 8.
Learchis,
Eine Griechiſche Poetin, wie Tatianus in ſeiner Oration, ſo er contra Græcos geſchrieben, p. 168. referiret, ihre Statua ſoll von dem beruͤhmten Meneſtrato verfertiget worden ſeyn.
Leber, ſiehe. Kalbs-Leber.
Leberflecken,
Sind einige Leberfaͤrbigte Maͤhler und Flecken ſo ſich unter dem aͤuſſerſten Haͤutlein ausbreiten und ihren Urſprung aus dem mit etwas Gall vermiſchten FließWaſſer, ſo durch deren Beymiſchung verdickert und zur freyen Ausduͤnſtung unfaͤhig gemacht wird, haben; verſtellen oͤffters das Frauenzimmer, und ſeynd ſehr uͤbel zu vertreiben.
Leber-Wurſt, ſiehe. Wurſt.
Leb-Kuchen, ſiehe. PfefferKuchen.
Lebkuchen-Kraͤpfflein,
Nehmet geriebenen Leb- oder Pfeffer-Kuchen, geſchnittene Pommerantzen-Schalen, Zimmet, Ingber, Naͤglein, Muſcaten, Car-
damo-
(0594)
[Spaltenumbruch]
Lebzel Leda
damomen, geſtoſſenen Zucker, Tragant, Krafft-Mehl und RoſenWaſſer, walgert Plaͤtzlein daraus, decket einen Teig von Roſen-Waſſer und Mehl daruͤber, nehmet ein Kraͤpfflein-Eiſen, ſchneidet es mit ab, leget es auf einen Bogen Papier, nach einander auf einen Ofen, wann ſie nun bey einer Stunde gebacken, wird es gut ſeyn.
Lebzelten-Kraͤpfflein,
Nehmet geriebenen Leb-Kuchen, thut gelaͤuterten Honig und Zucker daran, wie auch Quitten-Lattwerge mit Roſen-Waſſer und Malvaſir gerieben, ein wenig Naͤglein, Ingber, Zimmet und eingemachte Citronen-Schalen, walgert Plaͤtzlein daraus, decket einen Teig von Roſen-Waſſer und Mehl daruͤber, nehmet dann ein Kraͤpfflein Eiſen, ſchneidet es mit ab, leget es auf einen Bogen Papier und backet es ab.
Lecken,
Heiſſet dem Weibes-Volck im Spinnen den Faden mit der Zunge annetzen und befeuchten; bißweilen bedienet ſich ſelbiges an ſtatt des Leckens eines kleinen angefeuchteten Schwaͤmmleins.
Lecker-Bißlein, oder, Delicateſſen,
Heiſſen diejenigen koſtbaren raren und ſchmackhafften Speiſen, ſo auf eine beſondere Art in denen Kuͤchen zugerichtet werden, und welche das Weib mit ihrem Manne vor ſich alleine zu verzehren pfleget.
Leda,
Eine Tochter des Theſtii, des [Spaltenumbruch]
Leaͤna Legitimi
Tyndari Koͤnigs in Laconien Gemahlin, mit welcher der Jupiter in heimlicher Liebe gelegen, und ſie, nachdem er ſich in einen Schwan verwandelt, geſchwaͤngert, nach welcher heimlichen Vermiſchung ſie zwey Eyer gebohren, aus welchen einem Pollux und Helena, aus dem andern aber Caſtor und Clytemneſtra gekrochen.
Leæna,
War eine beruffene Zauberin und Hexe.
Legen Waͤſche,
Heiſſet die getreigte Waͤſche in gehoͤrige Form zuſammen ſchlagen, ſelbige uͤber einander legen, und in gewiſſe Stoͤſſe oder Hauffen ſortiren, damit man ſelbige hernach rollen kan.
Legitimirung durch erfolgte Ehe
Heiſſet, wenn ein Mann diejenige Weibes-Perſon oder Concubine, mit der er zugehalten, zum Weibe nimmt und ſich mit ſelbiger copuliren laͤſt. Dergleichen Legitimation kan geſchehen, wenn er auch ſchon auf dem Todt darnieder lieget, und die Kinder, ſo er vor der Copulation mit ihr erzeuget, werden dadurch zu ehelich gebohrnen Kindern gemacht, ſie empfangen wie die anderen Geburths-Brieffe, und ſuccediren ihren Eltern mit denen andern Kindern in gleiche Theile, auch nach heutiger Obſervanz in Lehn-Guͤter. Carpz. P. 3. C. 28. def. 17. Finckelth. Diſp. Feud. 6. q. 13.
Lehman-
(0595)
[Spaltenumbruch]
Lehman Leibr
Lehmannin,
Maria Barbara, des A. 1699. den 16. Martii verſtorbenen Su perintendentis und beruͤhmten. Theologi D. Georg Lehmanni gelehrte Tochter, und Hans Friedrich von Roͤmer in Schneckengruͤn, Canonici in Merſeburg Eheliebſte; Eine gelehrte Leipzigern, ſo nicht nur allerhand Kuͤnſte und Wiſſenſchafften, ſondern auch die herrlichſten Sprachen erlernet, geſtalt ſie Hebraͤiſch, Lattiniſch, Italiaͤniſch und Frantzoͤiſch vollkommen verſtehet. Vid. Hiſtoriſchen Remarquen A. 1699. Menſ. Septemb. 16. p. 126. Paſch. in Gynæceo Doct. p. 44.
Lehne-Baͤncke, ſiehe Baͤncke.
Leib-Band,
Iſt ein von allerhand Sorten ſeidener, breiter oder ſchmaler Baͤnder abgetheiltes Stuͤck, ſo das Frauenzimmer um den Leib ſtecket, und vorn herunter ein Paar Theile davon herab hangen laͤſt.
Leibgedinge, oder, Witthum, Witthum-Sitz, LeibZucht,
Iſt derjenige Ort und Diſtrict, der einem Frauenzimmer von hohen Stande nach ihres Gemahles Tode zu ihrer Reſidenz und Unterhaltung angewieſen wird.
Leib-Guͤrtel, ſiehe. Guͤrtel.
Leib-Renthen,
Seynd gewiſſe Einkuͤnffte und Revenuen, ſo eine Dame oder Wit[Spaltenumbruch]
Leibſch Leibtr
tib hohes Standes in gewiſſen Aemtern, Schloͤſſern oder Doͤrffern nach Beſchaffenheit und Zuſtand des Staates von ihrem Gemahl angewieſen werden, damit ſelbige davon Zeit Lebens ihrem Stand gemaͤß leben kan. Dergleichen Leib-Renthen fallen nach ihrem Tode wiederum hinweg.
Leib-Schnalle,
Iſt eine auf vielerley Art und façon rund oder oval, viereckigt oder ausgeſchweiffte von Gold, Silber, Stahl oder Printz-Metall polirte und zuſammen geſchweißte Schnalle, mit welcher das Frauenzimmer ihre Leib-Treſſen anzuſchnallen pfleget, ſie ſeynd entweder durchbrochen oder glatt polirt auch oͤffters mit aͤchten oder unaͤchten Steinlein umſetzet und ausgezieret.
Leibſtuͤcke,
Iſt ein beſonderer Ober-Habit vor kleine Jungfern, beſtehend aus einem kurtzen Ober-Leib, ſo auf dem Ruͤcken zugeſchnuͤret wiꝛd, und dem herabgehenden langen Schurtz und Schweiff; Wird entweder mit oder ohne Fluͤgel gemacht, bey denen vornehmen Kindern wird der Schurtz von beyden Seiten hinauff unterbunden und geknuͤpffet; bey denen Gemeinen aber wird nur ein bloſſes und gleiches Roͤcklein an das Leibſtuͤcke geſetzet.
Leib-Treſſe,
Iſt eine von Gold, Silber oder Seide gewebte, durchbrochene oder glatte, ausgezaͤckte oder gleiche, Spiegel- oder gemeine Treſſe, ſo das
Frauen-
(0596)
[Spaltenumbruch]
Leibzucht Leib
Frauenzimmer um den Leib zu ſtecken, auch oͤffters mit einer ſaubern Leib-Schnalle zu befeſtigen pfleget.
Leib-Zucht, ſiehe. LeibGedinge.
Leiber-Hembden. ſiehe. Hembden.
Leichen ſpielen unter den Kindern,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige furchtſame und wunderliche Weiber ein Sterben vorher propheceyen, wenn die Kinder auf der Gaſſen Leiche ſpielen, oder ſich mit Creutzen tragen.
Leid annehmen,
Heißt, wenn eine Wittbe oder des verſtorbenen Tochter und Anverwandte in einem ſchwartz meublirten Zimmer die Condolenz der Leidklagenden mit gehoͤrigẽ DanckCompliment und einem GegenWunſch annimmt; Nach itziger Leipziger Mode wird es bey den gewoͤhnlichen Anſagen durch die Bitt-Frau oder den Leichen-Bitter gemeldet, ob man das Leid und das gebraͤuchliche Ceremoniel annehmen wolle oder nicht.
Leid-Eſſen,
Iſt eine Abend-Mahlzeit, ſo die Leidtragende Frau ihren nechſten Anverwandten und guten Freunden zur Danckbarkeit vor die LeichBegleitung giebet und ausrichtet.
im Leid gehen,
Heiſſet, wenn die nechſten Anverwandten oder ſonſt gute Freundinnen von der Leidtragen[Spaltenumbruch]
Leid Leinw
den Wittibe auf vorhergeſchehene abſonderliche Bitte und Erſuchung durch die Bitt-Frau uͤber das Maul geſchleyert mit in den erſteren und foͤrderſten Paaren des Leich-Proceßes gehen.
Leid klagen,
Iſt ein zierliches Compliment, worinnen ein Frauenzimmer dem andern wegen eines Todes-Falles condoliret und ihr Mitleid daruͤber bezeuget.
Leilach, ſiehe. Bett-Tuch.
Lein. ſiehe. Flachs.
Leinen, oder, Waſch-Leinen,
Seynd reine zuſammen gedrehete lange Stricklein, ſo die Waͤſcherinnen auf denen Treige-Plaͤtzen oder Boͤden auffzuziehen und die naſſe Waͤſche daruͤber zu hengen pflegen.
Leinwand,
Iſt ein aus geſponnenen Flachs, Werck oder Hanff in einander geſchlagenes Gewebe, deren ſind vielerley Sorten, als: Rohe und ungebleichte, zarte, mittel und grobe. Schleyer, glatte oder geſtreiffte, gemodelte, auf Damaſt Art mit Bildern, Blumen und Laubwerck durchwuͤrckte, halb leinen und halb Baumwollen, welches insgemein Barchend genennet wird, gemahlte oder gedruckte, ſteiffe und geleimte, Glantz- und Futter-gefaͤrbte und ungefaͤrbte, weiſſe odeꝛ blaue, Haußoder Kauff-Leinwand. Die Hollaͤndiſche iſt die zaͤrteſte, dichteſte und weiſeſte, wegen der Harlem̃er-
Bleiche,
(0597)
[Spaltenumbruch]
Leipzig Leontium
Bleiche, welche weit und breit beruffen.
Leipziger Haube,
Heiſſet den Augſpurgiſchen Weibes-Bildern eine mit einem hohen und runden rauchen Gebraͤhme umſetzte und hinten mit einem runden Teller von bunten Eſtoff oder Damaſt ſtaffierte Muͤtze, ſo die Weiber im Winter zu tragen pflegen, iſt aber in Leipzig voritzo unbekandt.
Lemnia,
War eine beruͤhmte Hexe und Zauberin bey denen Athenienſern.
Lend-Braten,
Heiſſen dem Weibes-Volck diejenigen langen und ſchmalen Striemlein Fleiſch, ſo innewendig unter dem Ruͤck-Grad des Viehes heraus geſchnitten werden, man findet ſelbige an allen Thieren, auch an dem Feder-Vieh.
Leonhardin,
Urſula. Des Schwaͤrmers und Quackers Jodoci Leonhardi gleichfalls Fanatiſches und Wiedertaͤufferiſches Weib. Sie war eine falſche Prophetin, ſo ſich allerhand Viſionen und Erſcheinungen ruͤhmete, auch ihre naͤrriſchen Lehren mit einer andern Wiedertaͤufferiſchen Weibes-Perſon, ſo Barbara hieſſe, hier und dar ausbreitete. Vid. Baron. Tom. 19. Annal. ad Ann. 1532. it. Plarrii Specim. Hiſtor. Anabapt. c. 6. p. 46.
Leontium,
Eine griechiſche Jungfer von Athen, ſo der Epicuraͤiſchen Secte [Spaltenumbruch]
Lerche
zugethan, hatte einen ſehr groſſen Verſtand und Wiſſenſchafft in der Philoſophie, daß ſie ſich unterſtand wieder den Theophraſtum zu ſchreiben, auch kein geringes Lob ſich dadurch erwarb. Cicero nennet ſie lib. 1. de Nat. Deor. 289. ex Edit. Lambin. eine Fettel, dergleichen auch A. Gellius gethan. Textor. in Officin. fol. 134. Ob er ſelbige aber deßwegen alſo nennet, weil ſie des Epicuri Converſation genoſſen, und ſeiner Secte angehangen, moͤgen andere eroͤrtern. Vid. Demoiſelle Jacquette Guillaume les Dames Illuſtres p. 207. Ihre Tochter hieß Danae, und ſoll gleicher Art geweſen ſeyn.
Lerche,
Alauda, Alouette iſt ein wohlſingender Vogel von ſehr guten Geſchmack, und halten etliche ihr Fleiſch nebſt den Schnepffen vor das allerbeſte Wildbret unter den kleinen Voͤgeln. Sie werden in groſſer Menge gefangen, und muß man zu mancher Zeit den reichẽ Segen Gottes hierbey bewundern. Ob aber die Kinder eine angenehme Stimme bekommen, denen das erſtemahl gebraten Lerchenfleiſch zu eſſen gegeben wird, ſolches moͤgen diejenigen Muͤtter ausmachen, die daran glaͤuben. Unſere Abſicht gehet ietzo nur auff die Liebhaber der Lerchen, welche zu der Herbſt-Zeit einen Appetit nach ſelbigen empfinden. Denen zu Gefallen ſetzet der Koch nachſtehende Zubereitungen bey; 1) Lerchen zu braten am Spieß; 2) Lerchen zu braten anders; 3) Lerchen mit Aepffeln; 4) Lerchen mit Zwiebeln; 5) Lerchen
mit
(0598)
[Spaltenumbruch]
Lerchen
mit Weinbeeren; 6) Lerchen in einer Paſtete.
Lerchen zu braten am Spieß,
Rupffet ſo viel Lerchen, als euch beliebet, ſchneidet ſelben die Fluͤgel herunter, und den Kopff die Qver entzwey, und ſenget ſie abe. Hernach wenn ſie nicht rein genug ſind, ſo waſchet ſie aus, ſchneidet Stuͤckgen Speck als ein zwey Groſchen Stuͤck groß, ſtecket ein ſolches Stuͤckgen Speck an ein Spießgen und an daſſelbe eine Lerche, alsdenn wieder ein Stuͤckgen Speck, auff welche Art ihr alle Lerchen machen ſollet. Nach dieſen ſprenget ſie ein wenig mit Saltz ein, bindet die Spießgen alle, woran die Lerchen ſtecken, an einen eiſernen Spieß, doch alſo, daß allezeit eine Lerche oben und die andere unten koͤmmt, leget ſie zum Feuer und machet eine ziemliche Hitze, doch nur von harten Holtz oder Kohlen, begieſſet ſie aber gleich mit zerlaſſener Butter und laſt ſie fein gleich drehen, ſo werden ſie recht giſchen, u. der Saft wird von einer Lerchen in die andere dringen, die ihr aber doch dabey begieſſen muͤſſet. Endlich wenn ſie bald gar ſind, ſo beſtreuet ſie mit klar geriebener Sem̃el, betroͤpffet ſie mit Butter, aber nicht zu ſtarck, damit ſich die Semmel nicht herunter waͤſchet, drehet ſie gantz gemaͤhlich um, ſo werden ſie wie angeſchlagen und uͤberaus delicat und ſafftig ſeyn. Wollet ihr ſie anrichten, ſo ſchneidet ſie fein ſachte vom Spieß, daß die Semmel nicht herunter faͤllt, ziehet ſie von den Spießgen und leget ſie fein ordent[Spaltenumbruch]
Lerchen
lich in die Schuͤſſel, machet braune Butter drunter und gebet ſie hin.
Lerchen zu braten anders,
Habt ihr die Lerchen nach voriger Manier zugeputzet, ſo ſtecket ſie an hoͤltzerne oder darzu gemachte Spießgen, ſprenget ſie ein wenig mit Saltz ein, leget ſie auf einen Roſt, ſetzet ſolchen aufs Kohlfeuer, und wenn ſie trocken werden, ſo begieſſet ſie mit zergangener Butter, welches ihr oͤffters thun muͤſſet. Sind ſie nun bald gebraten, ſo beſtreuet ſie mit klar geriebener Semmel, betreuffet ſie wieder mit Butter und laſſet ſie noch ein wenig anlauffen, daß ſie fein giſchigt werden, richtet ſie endlich auff eine Schuͤſſet an, und machet braune Butter drunter.
Lerchen mit Aepffeln,
Richtet ſie zu, wie die Fincken mit Aepffeln.
Lerchen mit Zwiebeln,
Werden wie die Fincken mit Zwiebeln bereitet.
Lerchen mit Wein-Beeren oder unreiffen Trauben,
Dieſe Zurichtung iſt leicht und kan man ſich nach den Fincken richten.
Lerchen in einer Paſtete,
Suchet unter denen Paſteten auff, daſelbſt werdet ihr die Beſchreibung finden.
Lerchen-Spieß, oder, VogelSpieß,
Seynd kleine von Holtz oder Ei-
ſen
(0599)
[Spaltenumbruch]
Lesc Leuci
ſen gemachte Spießlein, woran die Lerchen im waͤhrenden Braten geſtecket werden.
Lescailje,
Kataryne, eine Hollaͤndiſche Poetin, deren Tragœdien zu Amſterdam gedruckt worden. Dieſe ſind folgende 1) Herodes en Mariamne 1685. 2) Genſerik 1685. 3) Wenſeslaus Koning van Poolen. A. 1686. 4) Hercules en Dianira. 1688. 5) Nicomedes aus dem Corneille uͤberſetzt. An. 1692. und 6) Ariadne. Anno 1693.
Leſen,
Heiſſet denjenigen Vorrath, ſo man zur Zugemuͤſſe oder an das Fleiſch kochen will, fleißig vorher uͤberſehen, von den faulen Koͤrnern abſondern, und den darein gefallenen Staub und Unflath heraus leſen, als Linſen, Erbiſſen, Reiß, Gruͤtze, Hirſe, Graupen u. d. g.
Leuchter,
Iſt eine von Zinn hol’ gegoſſene und ſchlanck in die Hoͤhe getriebene Zierrath, unten her mit einem breiten Fuſſe und oben mit einer tieffen Tille verſehen, worein die Lichter geſetzet werden.
Leuchten unter den Tiſch,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da viele Weiber in denen Gedancken ſtehen, es entſtuͤnde Zanck im Hauſe, wenn man mit dem Lichte Abends unter den Tiſch leuchtete.
Leucippides,
Wurden die Toͤchter des Leucippi, Phoebe nehmlich und Elaira, [Spaltenumbruch]
Leucot Levi
die der Caſtor und Pollux raubten, genennet.
Leucothea,
Oder die weiſſe Goͤttin. Dieſer Nahmen wurde des Athamantis Weibe, der Ino, nachdem ſie unter dem Waſſer zur Meer-Goͤttin geworden, beygeleget. Siehe. Ino.
Leucothoe,
Eine Tochter des Babyloniſchen Koͤnigs Orchami, welche der Vater, nachdem er ſelbige von dem Phoebo geſchwaͤngert fande, lebendig vergraben laſſen; Phoebus aber nachdem er ſie nicht wieder lebendig machen konte, hat ſie in einen Weyrauch-Baum verwandelt.
Levi,
Juſtina, Andreæ Levi gelehrte Tochter, eine welſche Poetin und des beruͤhmten Sipontiniſchen Biſchofs Nicolai Perotti Bluts-Verwandten. Sie ſoll, wie Menagius in ſeinen Lectionibus Italicis ſupra Petrarchæ Sonnettum VII. behauptet, eine Epiſtel in Verſen an Franciſcum Petrarcham geſchrieben, und ihn darinnen conſuliret haben, ob ſo im Studio Philoſophico fortfahren oder bey ihrem Hausweſen verbleiben ſolle, der auch Petrarcha in einem artigen Sonnet wieder geantwortet. Philippe de Maldeghem und Lelio Lelji will ihm nicht beypflichten, ſondern meynen, daß dieſes Sonnet an Joh. Boccatium von Petrarcha waͤr geſchrieben worden. Aleſſandro Taſſoni aber hat ſich in ſeiner Conſideration Sopra le Rime del Petrarca pag. 27. darwieder opponiret. Vid. Act. Erudit. Lipſ. A. 1691. p. 537.
Libera,
Frauenzim̃er-Lexicon. O o
(0600)
[Spaltenumbruch]
Libera
Libera,
Des Jupiters und der Cereris Tochter, wird auch ſonſten Proſerpina genannt.
Liberata,
S. ſonſt Wilgefortis auch bey denen Niederlaͤndern Ont Kommera genannt, des Koͤnigs in Portugall Tochter, und wieder ihres heydniſchen Vaters Wiſſen eine heimliche Chriſtin, die Schoͤnſte unter allen Frauens-Perſonen im Koͤnigreiche, ward nach ihrer Mutter Tode von ihren Vater zur Ehe verlanget, uͤber welches unvernuͤnftige Anſinnen ſie hertzlich erſchrack, und ſelbiges auff alle Art abzulehnen ſuchte, weil aber ihr Vater ſie mit Gewalt darzu zwingen wolte, ſeufftzete ſie zu GOtt recht inſtaͤndig, er moͤchte doch ihre Schoͤnheit von ihr nehmen, und dasjenige, was ihren geilen Vater reitzete, an ihr veraͤndern. Welches auch in der That erfolget, angeſehen ſie den folgenden Tag darauff nicht mehr als eine Weibes-Perſon, ſondern wie ein Mann, durch ihre jaͤhe Veraͤnderung, ausſahe, weil ſie einen langen und rauhen Bart in einer einigen Nacht bekahm, welches auch ihres Vaters unordentliche Brunſt gedaͤmpffet, und ihn nunmehr dahin gebracht, daß er von ſeinem wunderlichen Vorſatz abgeſtanden. Und ob dieſe ſeine Chriſtl. Tochter gleich von dieſen ihren Anliegen dadurch befreyet ward, ſo ließ er doch ſeine Wuth, dieweil er erfuhr, daß ſie heimlich den Chriſtl. Glauben angenommen, anderweitig gegen ſelbige blicken, indem er ſie auf das [Spaltenumbruch]
Libit Libuſſa
allergrauſamſte martern und endlich an das Creutze nageln ließ, woran ſie als eine beſtaͤndige Martyrin ihren frommen Geiſt auffgab.
Libitina,
Eine Goͤttin der Toden-Graͤber und der Leichen: in ihrem Tempel zu Rom verkauffte man alle diejenigen Sachen, ſo zu denen Begraͤbniſſen noͤthig waren.
Libuina,
So von etlichen Lidwina oder Lydwidis genennet wird. War ein fanatiſches und begeiſtertes Weibesbild, ſo ſich vieler Goͤttlichen Geſichter, Himmliſcher Offenbahrungen, und heiligen Geſpraͤche mit den Engeln ruͤhmetee, auch unter andeꝛn behauptete, daß ihꝛ von Chꝛiſto, nachdem er ihr Perſoͤnlich erſchienen, fuͤnf Wunden zum Wahrzeichen eingedrucket worden. Vid. Voet. Tom. II. Diſſertat. Select. p. 1066.
Libuſſa,
Croci, des andern Hertzogs in Boͤhmen, Tochter ſie uͤberkam duꝛch das Loß die gantze Herrſchafft uͤber Boͤhmen, und ward dahero von ihren Unterthanen gezwungen ſich zu vermaͤhlen, weswegen ſie auch bey ſich beſchloß denjenigen darzu aus zu erſehen, welchen ihre Bedienten zu erſt auff dem Felde an einem eiſernen Tiſch wuͤrden eſſend finden: weil ſie nun einen Bauer, Primislaum genannt, an ſeinem Pflugſchar ſitzend antraffen, muſte ſie ſofort ſelbigen zu ihrem Gemahl nehmen.
Licht-
(0601)
[Spaltenumbruch]
Lichtb Lichtſ
Licht-Breter,
Seynd duͤnne runde Bretlein uͤber und uͤber durchloͤchert, und mit einem Griff und Handhabe verſehen, worinnen vermittelſt der durchgezogenen Speiler und Staͤblein die Lichte gezogen werden.
Licht-Knecht,
Iſt ein von Zinn, Meßing oder Blech holes und zugeſpitztes Huͤtlein, ſo man uͤber die Lichter bey Ausloͤſchung derſelben decket.
Licht-Korb,
Iſt ein laͤnglicht rund und tieffes geflochtenes Koͤrblein, worein die Lichter geſtecket werden.
am Lichtmeß-Tage tantzen,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige in denen tollen Gedancken ſtehen, es muͤſte ihnen der Flachs wohl gerathen, wenn ſie nur am Lichtmeß-Tage bey Sonnenſchein einmahl tantzten.
Lichtputze,
Iſt ein von Eiſen oder Meßing in Form einer Schere verfertigtes Inſtrument, hat an dem einen holgearbeiten Theile eine lange Spitze, wird zu Abkuͤrtzung und Sauberung des zu lang breñenden Tochts gebrauchet.
Lichtputzen-Kaͤſtgen,
Iſt ein von Zinn, Meßing oder Blech laͤnglichtes und auff drey Knoͤpffen ſtehendes Futteral, worein die Lichtputze geleget wrid.
Lichtſchirm,
Iſt ein uͤber einen runden Drat [Spaltenumbruch]
Licht
ausgeſpanntes gruͤnes Pergament, auf einer hoͤltzernen Schraube, ſo hoch und niedrig kan gezogen werden, ſtehend, welches man in denen Wochen- und Kinder-Stuben vor das brennende Licht zu ſetzen pfleget damit der Schein die ſchlaffenden Kindlein oder Sechswoͤchnerinnen nicht beunruhigen moͤge. Man hat auch eine Art ſolcher Schirme, ſo man zuſammen falten und legen kan.
Licht ziehen,
Iſt zwar ſonſten ordentlich eine Arbeit der Seiffenſieder, die aber auch oͤffters von haushaͤltigen Weibern verrichtet wird, da ſie nehmlich die aus baumwollenen oder auch ſchlechten Garn zugeſchnittenen Dachte, vermoͤge der darzu gehoͤrigen Lichtbreter mit warm zerlaſſenen Unſchlitt uͤberkleiden und die Lichte in gehoͤrige Form bringen. Sie pflegen auch dergleichen in gewiſſe darzu aptirte glaͤſerne oder blecherne Formen zu gieſſen. Die Sorten der Lichter ſind von unterſchiedener Gꝛoͤſſe und Guͤte, die gantz kleinen und geringen werden in der Haushaltung nur Gauckel-Lichtlein oder GauckelKatzen genennet; bey vornehmen und ſolennen Ausrichtungen werden insgemein weiſſe Wachs-Lichter aufgeſetzet; wiewohl man auch deren von gelben Wachs hat.
mit dem Lichte gauckeln,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige vermeynen, daß wenn die Kinder mit Lichtern oder angebrandten Hoͤltzlein des Tages uͤber gauckelten, ſie des Nachts uͤber in das Bette harneten.
Licinia,
O o 2
(0602)
[Spaltenumbruch]
Licinia Liebesm
Licinia.
Eine gelehrte Tochter des L. Craſſi, ſo nebenſt ihrer Schweſter wegen ihrer Gelehrſamkeit und Beredſamkeit vom Cicerone hochgeruͤhmet wird. Vid. Lotich. d. Nobilit. & Perfect. Sex. Fœm. §. 36. Raviſ. Textor. in Off. pag. 344. l. 4. C. 12.
Lidvvidis, oder, Lidvvina. Siehe. Libuina.
Liebaͤugeln,
Heiſſet, wenn das Frauenzim̃er einer Manns-Perſon, ſo ſie zu ihren Amanten erkieſet, allerhand verliebte Blickgen und Charmes mercken laͤſt.
Liebes-Brieff, oder, Billet,
Iſt eine Schrifft, worinnen das Frauenzimmer ihren Amanten die Neigung und Liebe entdecket, oder ihm ſonſt etwas darinnen zu ſeiner Avantage rapportiret.
Liebes-Fieber. ſiehe. LiebesMelancholey.
Liebes-Melancholey, oder Liebes-Fieber,
Denen Medicis Melancholia Uterina genannt, iſt ein weiblicher Zufall, ſo aus groſſer und hefftiger Liebe herruͤhret, wenn nehmlich das Frauenzimmer ſich allzuſtarcke Liebes-Ideen und bruͤnſtige Phantaſien alſo macht und vorſtellet, daß ſie darbey Aberwitzig, Schotenthoͤricht und Melancholiſch werden.
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Liebest Limb
Liebes-Trunck, oder Philtrum,
Iſt ein von einem geilen und unzuͤchtigen Frauenzimmer aus allerhand aberglaͤubiſchen Ingredientien, ſo die Liebes-Macht und Wuͤrckung in ſich haben ſollen, vermiſchter Trunck, ſo ſie demjenigen Manns-Volck beyzubringen ſuchen, auf den ſie ihr buhleriſches Auge geworffen; machet oftmahls dergleichen Mannsbilder naͤrriſch und raſend. Dergleichen LiebesTraͤncke wuſte dorten Pabſt Benedictus IX. der beruffene Zauberer, meiſterlich zu machen, wodurch er ein iedes Frauenzimmer zur Gegen-Liebe zwingen konte.
Lied-Lohn. Siehe. JahrLohn.
Lilith,
Soll nach der Juͤden Vorgeben als ein Geſpenſte eine Feindin der Kindbetteriñen geweſen ſeyn, daher ſie uͤber ihre Wochenſtuben zu ſchreiben pflegen: Adam, Eva, Chuez, Lilith, oder auch: entfernt ſey die Lilith. Die thoͤrichten Talmudiſten und wunderlichen Cabaliſten aber meynen, es waͤre die Lilith des Adams erſte Frau geweſen, mit welcher er 130. Jahr vor der Eva im Eheſtande gelebet. Daß ſolche Lillith aber eine Gattung eines ungluͤcklichen Nachtvogelsſey, deſſen Eſ. XXXIV. v. 14. gedacht wird, lehret Selden. in ſeinem Tractat de DiisSyrisSynt. II. l. 2. p. 214.
von Limburg,
Leonora Sophia, Graͤfin, eine
gelehrte
(0603)
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Limb Lincke
gelehrte Dame und gute Poetin, ſo einen ſchoͤnen Vers zu ſchreiben weiß, wie Ebertus in ſeinem eroͤffne[t]en Cabinet des gelehrten Frauen[z]immers p. 217. angefuͤhret.
Limburgerin,
Regina Magdalena, Martin Limburgers. Kaͤyſerlichen gekroͤnten Poetens, der Gemeinde zu Kratshoff bey Nuͤrnberg und umliegenden Orten Predigers, auch der loͤblichen Blumgenoſſenſchafft Oberhaupts, Eheweib, in eben dieſem Orden Magdalis genannt, eine anmuthige Poetin, ſo einen guten Vers machet. Vid. Paullin. in ſeinem hoch und wohlgelehrten Frauenzimmer. p. 85.
Limonie,
Malum Limonium, Limon, haben die alten Botanici vor eine graßgruͤne Citrone gehalten, da hingegen die neuen etliche 30. Geſchlechter zehlen, ſo allerdings von denen Citronen unterſchieden ſind, Vide Petri Nati Obſervationes de Malo Limonio, Citrio, Florentiæ 1674. Unſere Koͤche bedienen ſich insgimein der ſauren Limonen, welche von denen Canarien-Inſeln in Saltzwaſſer auf behalten und nach Holland gebracht werden, womit ſie gewiſſe Eſſen als Capaune ꝛc. annehmlich zu machen pflegen.
Limoniades,
Wurden die Nymphen der Blumen und Wieſen genennet.
auf die Lincke Seite kein neugebohrnes Kind legen,
Iſt ein alter Weiber Aberglau[Spaltenumbruch]
Linſen
be, da einige wunderliche Weiber vermeynen, daß Kind bliebe ſein Lebetage linckiſch, wenn man es nach der Geburt zum erſten mahl auf die lincke Seite legte.
Linſen,
Lentes, Lentilles, ſind eine bekannte Huͤlſen-Frucht, deren taͤglicher Gebrauch grob Gebluͤte, Blehungen, Augen-Beſchwerungen und andere Zufaͤlle verurſachen ſollen, dahero gehoͤren ſie vor das Geſinde, Tageloͤhner und ſolche Leute die ſie wieder ausarbeiten koͤnnen. Werden in rothe und weiſſe eingetheilet, und uͤbertreffen dieſe jene an Geſchmack. Nicht nur gemeinen Leuten ſind ſie eine gute Haußkoſt, wie ſchon gemeldet worden, ſondern auch vornehme Leute pflegen ſich ſolcher bißweilen zur Abwechſelung zu bedienen, abſonderlich weñ ſie der Koch alſo zurichtet. 1) Linſen ſauer mit Zwiebeln; 2) Linſen mit brauner Butter; 3) Linſen mit Bratwuͤrſten; 4) Linſen mit Côteletes; 5) Linſen mit gebratener Kalbsleber; 6) Linſen mit gebackenen Eyern, Ochſen-Augen genannt.
Linſen ſauer mit Zwiebeln,
Leſet die Linſen ſauber aus, und laſſet ſie hernach in Waſſer am Feuer bald weich kochen, gieſſet alsdeñ Eßig dran, mit welchen ſie gantz kurtz einſieden muͤſſen. Hernach machet Butter in einer Caſſerole braun, ruͤhret ein wenig Mehl drein und laſſet dieſes auch braun werden, werffet nach dieſen klein geſchnittene Zwiebeln darzu, welche auch mit roͤſten ſollen, brennet
ſie
O o 3
(0604)
[Spaltenumbruch]
Linſen
ſie an die Linſen, ruͤhret ſie durch einander und ſaltzet ſie ein wenig, ſo ſind ſie fertig.
Linſen mit brauner Butter,
Kochet dieſe nur in Waſſer gantz weich, und ſaltzet ſie ein wenig, beym Anrichten machet Butter braun und brennet dieſe uͤber die Linſen.
Linſen mit Bratwuͤrſten,
Vereitet dieſe nach erſt beſchriebener Art, bratet hernach Bratwuͤrſte und garniret ſie damit.
Linſen mit Cotelettes,
Die Linſen machet zu recht wie vorige. Die Coteletres brauchet zur Garnitur, deren Beſchreibung ihr unter dem Buchſtaben C. finden werdet.
Linſen mit gebratener Kalbsleber,
Der Linſen Abkochung iſt bekannt. Die Kalbsleber ſtecket in ſiedend Waſſer, daß ſie ein wenig anlaͤufft, ſchneidet darnach viereckigte Stuͤcken, als welſche Nuͤſſe groß aus ſelbiger, ſchneidet auch viereckigte breite Stuͤckgen Speck ſo groß, als die Stuͤckgen Leber ſind, dieſe ſtecket Wechſelsweiſe an kleine hoͤltzerne Spießgen, daß allezeit ein Stuͤck Speck und denn ein Stuͤck Leber koͤmmt, damit ihr continuiren muͤſſet, biß ihr ein Spießgen oder etliche voll habt. Iſt dieſes nun alles gemacht, ſo ſprenget ſie mit Saltz ein, laſſet Butter zergehen und tuncket die an denen Spießgen ſteckende Leber drein, ſtreuet ſie mit Semmel, und bratet [Spaltenumbruch]
Linſen Livia
ſie auf dem Roſt ſauber ab. Zuletzt richtet die Linſen an, garniret, die Spießgen mit der Leber herum und laſſet ſie zu Tiſche tragen.
Linſen mit gebackenen Eyern, Ochſen-Augen genannt,
Wenn die Linſen gekocht ſind, ſo machet gebackene Eyer, ſo insgemein Ochſen-Augen heiſſen, deren Beſchreibung ihr unter denen Eyern antreffen werdet, mit dieſen garniret die Linſen, welche, wie ſie ferner zuzurichten ſind, kan man beyn Suppen, Rebhuͤnern, jungen Tauben, Schincken ꝛc. finden.
von der Lippe,
Johanna Sophia, Reichsgraͤfin und Hofmeiſterin bey der Princeſſin von Wallis, eine devote und in Theologiſchen Wiſſenſchafften hocherfahrne Dame, ſie hat vor einigen Jahren ein auserleſenes Gebet-Buch, ſo zu Rindeln gedruckt worden, heraus gehen laſſen, welches A. 1715. zu Leipz. allhier von Johann Friedrich Gleditſch und Sohn wieder aufgeleget worden.
Liriope,
Eine Meer-Nymphe, des Oceanus und der Thetis Tochter. Mit welcher der Fluß Amnis den vortrefflichen ſchoͤnen Knaben Narciſſum gezeuget.
Livia,
Druſilla, des Kaͤyſers Auguſti anderes Weib, und Mutter des Tyberii, war eine Dame von auſſerordentlicher Klugheit, Liſt und Verſtande.
Locuſta,
(0605)
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Locuſta Loͤſen
Locuſta,
Eine beruͤhmte Zauberin und Hexe, ſo zu des Neronis Zeiten lebte, und welche er ſich aus Franckreich verſchrieben; durch deren Huͤlffe und Kunſt Agrippina den Claudium, und Nero den Britannicum aus dem Wege geraͤumet, ſie iſt aber vom Kaͤyſer Galba umgebracht worden.
Loͤffel,
Iſt ein von Silber, Zinn oder Blech mit einen langen Stiel rund laͤnglicht ausgewoͤlbtes SchoͤpffGeſchirr, wormit die Suppe und Bruͤhe aus der Schuͤſſel gelanget wird.
Loͤffeln,
Heiſſet nach heutiger Art zu reden, ſo viel als courtiſiren, daher ſaget man eine Loͤffel-Magd oder Loͤffel-Schweſter.
Loͤffel-Blech,
Iſt ein viereckigtes mit groſſen Loͤchern ausgeſchlagenes Blech, worein die Loͤffel in der Kuͤche gehangen werden.
ſich Loͤſen,
Heiſſet dem Frauenzimmer ſo viel als revangiren, alſo muß ſich derjenige neue Magiſter, ſo einen Crantz und Schnupfftuch bey der Promotion geſchickt bekommen, bey demjenigen Frauenzim̃er, von welcher ihm ſolches uͤberſendet worden, durch ein Gegen-Preſent wieder loͤſen. In denen WochenStuben loͤſet ein Junggeſelle oder auch Mann, ſeinen Hut bey der Amme oder Muhme durch ein [Spaltenumbruch]
Loͤſen Loͤſer
Trinckgeld, bey denen Gevatterſchafften oder Hochzeiten auf dem Lande loͤſet ſich diejenige Jungfer durch ein Schnupfftuch oder ander Preſent bey demjenigen Junggeſellen, mit dem ſie Gevatter geſtanden, oder mit welchen ſie zur Hochzeit geweſen. Auf dem Lande loͤſet ſich ein Junggeſelle bey der Magd, wenn er in dem Viehſtalle angebunden worden, bey denen Waͤſchen durch Einwerffung eines Trinckgeldes in den Klinge-Beutel, und bey dem Scheuren gleichfalls bey der Scheuer-Magd oder Frau, die das Mannsvolck mit Stroh anbinden.
Loͤſen die Zunge kleinen Kindern, ſiehe. Zunge loͤſen kleinen Kindern.
â Loͤſerin,
Margaretha Sybilla, gebohrne von Einſiedelin, des Churfl. Saͤchſiſchen Cammer-Raths und ErbMarſchalls Conrad von Loͤſers hinterlaſſene Witwe, ein rechter Ausbund eines gelehrten Frauenzimmers, ſo in allen vier Facultæten bewandert war. Sie verſtunde die Matheſin vortrefflich, war in der Hiſtoria Eccleſiaſtica, Civili und Literaria wohl bewandert, machte einen guten Vers, und redete nebſt ihrer Mutter-Sprache Ebraͤiſch, Griechiſch, Lateiniſch, Italiaͤniſch und Frantzoͤiſch, weßwegen ſie auch Cornelia Saxonica und Minerva Miſnica genennet wurde. Sie hinterließ Meditationes Sacras unter dem Titul: Politicæ Chriſtiaanæ und ſtarb A. 1690. Vid. Weiſium im Anhange zum Politi-
ſchen
O o 4
(0606)
[Spaltenumbruch]
Loges L’Ombre
ſchen Nachtiſche. p. 340. David Winter im Cloͤdiſchen Alter Spiegel. Henning. Witte Tom. II. Biographic. Diar. p. 179.
des Loges,
Madame, eine ſehr gelehrte Frantzoͤſin. Ludovicus Balſazius hat in einer Epiſtel an den gelehrten Menagium das Portrait dieſer klugen und gelehrten Dame entworffen, und ſelbiger ein nicht geringes Lob beygeleget. Vid. Part. I. L. II. Epiſtol. 13. Juncker. Centur. Foem. Illuſtr. p. 52.
Logiren im Spiel. Siehe. Schencken im Spiel.
Lohn. Siehe. Miet-Lohn.
Lois,
Des Timothei Groſſe-Mutter, war ein kluges und gottesfuͤrchtiges Weib, ſo ihn in ſeiner Jugend in aller Gottesfurcht unterrichtet und aufferzogen. 2. Tim. 1. v. 5.
Lollia,
Eine beruͤhmte und gelehrte Frau zu Coͤlln am Rhein, ſo ums Jahr Chriſti 48. florirete, ſie war in der Phiioſophie und andern freyen Kuͤnſten ſehr erfahren. Vid. Frauenlob in der lobenswuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber pag. 21.
L’Ombre,
Iſt ein in Frantzoͤiſcher Karte dem Frauenzimmer ſehr gebraͤuchliches und nach gewiſſen Reguln eingerichtetes Spiel und Zeit-Vertreib, kan unter zweyen Perſonen, [Spaltenumbruch]
L’Ombre
(wenn eine gantze rothe Farbe aus der Karte genommen wird) ordentlich aber unter dreyen geſpielet werden. Jede Perſon bekoͤmmt 9. Briefe, zur rechten Hand wird herum gefraget, wer entriren oder ſpielen will; ſpielet einer Solo oder Sans prendre, ſo kauffet er von den uͤberbliebenen Blaͤttern nichts, und laͤſt ſich ſolches von denen GegenSpielern, wenn er es gewiñt, a part bezahlen; denn wofern er ſolches verſpielet, ſo muß er es denen andern ſelbſt bezahlen: ſpielet er aber ſimple oder bloß, kauffet er nach Anſagung der Farbe und Wegwerffung der unnuͤtzen Briefe ſo viel Blaͤtter, als er noͤthig hat. Das Spiel muß entweder mit 5. Leſten oder auch vieren, wann die andern unter die Gegenſpieler vertheilet ſeynd, gewonnen werden, verliehret er es, muß er bêre ſetzen; und wofern er Matador hat, ſelbige noch darneben bezahlen.
L’Ombre-Fiſchgen,
Seynd kleine duͤnne ſchmahl laͤnglichte von Elffenbein oder Holtz, platt oder ausgezaͤckte Blaͤttlein, ſo bey dem L’Ombre-Spiel zur eintzeln Einſetzung und Auszahlung gebrauchet werden, ſechs ſolche Fiſchlein machen eine gantze Marque.
L’Ombre-Karten,
Seynd kleine gepappte Frantzoͤiſche bund gemahlte und aus 40. Blaͤttern beſtehende Karten, auf dem Ruͤcken weiß oder ſchwartz gemodelt, wormit man das L’Ombre zu ſpielen pfleget.
L’Om-
(0607)
[Spaltenumbruch]
L’Omb Looſ
L’Ombre-Marquen,
Seynd kleine von Elffenbein oder ſaubern Holtz rund und auf allerhand Art ausgezaͤckte Blaͤttlein und Scherben, ſo bey dem L’ Ombre Spiel unter die Spielenden um einen gewiſſen und beliebigen Preiß und Taxe ausgetheilet und im waͤhrenden Spiel in den L’Ombre-Teller eingeſetzet oder denen Gegenſpielern zur Bezahlung zugezehlet werden.
L’Ombre-Schachtel,
Iſt eine laccirte oder auf andere Art uͤberfuͤrnſte und gemahlte Schachtel, worinnen die L’Ombre-Marquen und Fiſchgen verwahret werden.
L’Ombre-Teller, oder SpielTeller,
Iſt ein von Silber, Printz-Metall, Meßing oder laccirter hoͤltzerner flach und laͤnglicht runder Teller, worein die Marquen und L’ Ombre-Fiſchgen geſetzet werden.
L’Ombre-Tiſch,
Iſt ein kleiner niedriger und dreyeckigter, meiſtentheils mit Tuch beſchlagener und mit drey Beuteln verſehener Tiſch, worauf das Frauenzimmer L’Ombre zu ſpielen pfleget.
Loſen,
Iſt eine den Weibern wohl bekannte und gebraͤuchliche Art, Toͤpffe und ander irdenes Gefaͤſſe und Kuͤchen-Geraͤthe Parthien weiſe auf dem Topff-Marckt einzukauffen, da nehmlich der Verkaͤuffer ſolcher Waaren die Toͤpffe und Tiegel in gewiſſe Claſſen ſetzet, und die [Spaltenumbruch]
Lorbeerb Loſa
Kaͤufferinnen darum unter einander looſen laͤſſet, iſt deßwegen erfunden, damit nicht eine Perſon allein die beſten Stuͤcken vorher heraus leſen kan, und das ſchlim̃ſte Zeug denen andern hinterlaͤſt.
Lorbeer-Baum,
Laurus, Laurier, iſt ein welſcher Baum, gehoͤret mit unter die fruchttragenden Baͤume, welche ob ſie ſchon bey uns ihre Fruͤchte gar ſelten zur Reiffe und Zeitung bringen, doch gleichwohl wegen ihres ſchoͤnen und immer gruͤnenden Laubes zu einer ſonderlichen Zierde der Gaͤrten dienen. Die Arten derſelben ſind vielerley. In der Kuͤche ſind die Lorbeer-Blaͤtter hoͤchſtnoͤthig, angeſehen die Koͤche nicht nur dieſelben an viele Speiſen zu kochen, ſondern auch die Trachten auf denen Schuͤſſel-Raͤndern darmit zu garniren pflegen.
Loſa,
Iſabella oder Eliſabeth, wie einige wollen, in Andaluſien zu Cordoua gebohren, verſtund die drey gelehrten Sprachen, nehmlich die Lateiniſche, Griechiſche und Hebraͤiſche, und hatte eine ſolche Wiſſenſchafft in der Theologie, daß ſie auch oͤffentlich den Doctor Titul darinne erlangete; damit ſie aber deſto geruhiger leben und ihre Studia eyfriger abwarten konte, begab ſie ſich nach dem Tode ihres Mannes in das Clarisſiner-Kloſter und ſtarb Anno 1564. in dem 73. Jahre ihres Alters. Vid. Hoffmanni Lexic. Univerſal. p. 572.
Loß
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Loßbit Louiſa
Loß bitten,
Iſt eine abſonderliche Begnadigung uñ Verguͤnſtigung eines Landes-Herrns oder commandirenden Generals, vermoͤge deren ein Weibes-Bild zu weilen einen zum Tode verurtheilten gemeinen Soldaten durch Erklaͤrung, daß ſie ſelbigen zur Ehe nehmen wolle, loß bitten und von der ihm dictirten Todes-Strafe in faveur des Eheſtandes befreyen kan, dergleichen Weibes-Bild aber muß, wenn ſie Concesſion erhaͤlt, ſich mit dem Delinquenten unter den Gerichte trauen laſſen, und mit ſelbigen das Land hernach raͤumen.
Lotis,
Eine ſchoͤne wohlgeſtallte Nymphe, des Neptunus Tochter, welche, als ſie dem Priapo, der ſie hoͤchſt entbrannt verfolgte, nicht entfliehen konte, nach Anruffung der Goͤtter in einen Neſſelſtrauch verwandelt worden.
Lotterin,
Sophia, aus Goßlar in Boͤhmen, ein begeiſtertes und fanatiſches Weibes-Bild, ſo A. 1629. ſich unterſchiedlicher Erſcheinungen u. Geſichter ruͤhmete; ſo in D. Feuſtkings Gynæc. Hæret. Famatic. pag. 420. nebſt ſeinem beygefuͤgten Judicio zu finden.
Louiſa Eliſabeth,
Hertzog Philipps zu SachſenMerſeburg Wittwe eine devote Dame, ſo den A. 1652. von Sylvio Nimrod, Hertzogen zu Wuͤrtenberg und ſeiner verwittibten Frau Mutter Sophia Magdalena, Hertzogin zu Liegnitz und Prieg aufge[Spaltenumbruch]
Louiſa Lucana
richteten Orden des Todenkopffs, Anno 1709. wiederum renoviret.
Louiſa, oder, Ludovica Amoena,
Princeßin von Anhalt, war ein ſehr gelehrtes Frauenzimmer, und der Hebraͤiſchen, Lateiniſchen und Frantzoͤiſchen Sprache ſehr kundig, wie ſie denn ihre Geſchicklichkeit genugſam bewieſen an des beruͤhmten Frantzoſens Petri Molinæi Heraclito, den ſie in das Teutſche uͤberſetzet. Der beruͤhmte Poet Martinus Opitius hat ihren Tod, der 1625. erfolget, in einem Carmino ſehr beklaget. Vid. Opiz. in Poemat. P. II. p. 294. it. Frauenlob in ſeiner lobenswuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 22.
Lüba,
Eine devote und gelehrte Weibes-Perſon zu Biſchoffsheim in Francken ums Jahr 764. war in der Theologie ſo erfahren, daß ſie auf Anordnung S. Bonifacii in der Kirchen oͤffentlich predigte und die Gemeinde im Glauben unterrichtete, da doch ſonſten Paulus die Weiber in der Gemeinde ſchweigen heiſſen. 1. Cor. XIV, v. 34. it. 1. Tim. II, v. 12.
Lucana Ocella. ſiehe. Ocella.
Luceja,
Eine beruͤhmte alte Comoediantin, war eine gute Poetin und vortreffliche Rednerin, ſie ſoll nach Plinii Bericht biß in das hunderte Jahr Comoedien geſchrieben, und ſelbige auf oͤffentlichen Theatro mit groſſem Applauſu des Volck aufge-
fuͤhret
(0609)
[Spaltenumbruch]
Lucer Lucilla
fuͤhret haben. Vid. Mart. a Baldhoven in Catalog. Doctar. Foem. p. 6. it. Joh. Raviſii Textor officin. p. 344. L. IV. C. XII.
von Lucerna,
Francifca, und Maria, zwey devote Schweſtern in Spanien, ſo A. 1495. den Orden der Minimen oder allergeringſten geſtifftet und zwar nach denen Reguln des Heil. Franciſci de Paula.
von Luͤchtringen,
Ottilia, war eine ſehr gelehrte Nonne zu Coͤlln, ſo Anno 1394. gelebet.
Lucia,
Eine Roͤmiſche, oder, wie andere wollen, Sicilianiſche Wittwe, ward von ihren eigenen Sohne angegeben, daß ſie ſich zum Chriſtlichen Glauben bekannte, und als eine Maͤrtyrin unter dem Kaͤyſer Diocletiano hingerichtet. Dergleichen Nahmen fuͤhrte auch eine Jungfer aus Syracus, die von ihrem eigenen Braͤutigam, weil ſie alle ihr Erbtheil unter die Armen ausgetheilet, angegeben ward, und als eine Maͤrtyrin geſtorben.
Lucilla,
Eine Tochter des Nemeſii, welche blind gebohren ward, von dem Pabſt Stephano aber ihr Geſichte wieder erlangte. Dieſe wurde als eine Maͤrtyrin unter den Valeriano hingerichtet.
Lucilla,
War das ketzeriſche und Sectiriſche Weib, wodurch Donatus ſeine [Spaltenumbruch]
Lucina Lucretia
ſeine Ketzerey ausbreitete, und damit gantz Africam beunruhigte. Vid. Hieronym. ad Cteſiphont. Tom. II. Opp. p. 171. Sie ruͤhmete ſich allerhand goͤttlicher Viſionen, Offenbahrungen und Tꝛaͤume, welches zu ihrem Behuff am beſten dienete. Sie brachte durch Liſt und Spendagen Cæcilionum, ſo auf ihre Ketzerey geeyffert hatte, von dem Carthaginenſiſchen BiſchoffsStuhl herunter; an deſſen Stelle ihr Hauß-Prophete, Majorinus kam; wodurch ihr Lehr-Gifft vollends zu Kraͤfften kam. Vid. D. Ittig. d. Hæreſiarch. in append. Diſſert. 2. §. 6. p. 144.
Lucina,
So auch ſonſten Juno und Diana benennet wird, it. Luna, die Goͤttin der Gebaͤhrenden, des Jupiters und der Latonæ Tochter; ſie hatte ſolches Amt von denen Parcen erhalten, und beſtunde ſelbiges darinnen, daß ſie denen ſchwangern Weibern zu Huͤlffe kam, und auf ihre Geburth ein wachſames Auge hatte; wiewohl ſie auch denen traͤchtigen Thieren helffen konte. Sie wurde in Geſtalt eines WeibesBildes abgemahlet, mit der einen Hand leer, wormit ſie den nothleidenden zu Huͤlffe kam, mit der andern aber hielte ſie eine Fackel, weil ſie die Kinder aus der Finſternuͤß ans Licht brachte.
Lucretia,
Eine Tochter des Lucretii, Eheweib des Tarquinii Collatini, und Zierde aller Roͤmiſchen Frauen, welche der Tarquinius Sextus des
damahli-
(0610)
[Spaltenumbruch]
Lueretia
damaligen Koͤnigs Tarquinii Sohn, mit Gewalt ſtupciret und geſchwaͤngert. Nach beſchehener That, klagte ſie ſolches mit Thraͤnen ihrem Manne, Vater und Anverwandten, zoge einen Dolch hervor, bathe recht beweglich, daß man den Koͤnig mit ſeiner gantzen Familie aus Rom verjagen moͤchte (welches auch hernach geſchehen) und ſtieß ſich ſelbigen aus Liebe zur Keuſchheit in die Bruſt.
Lucretia,
Alexandri VI. Pabſts Tochter, ſo er mit einer Concubine, Vannocia genannt, gezeuget, ſie raubte allen Huren in Rom den Vorzug, und lebte nicht allein fremden, ſondern auch ihrem Vater und Bruder zu Dienſt und Willen.
Lucretia,
Morella, eines Frantzoͤiſchen Edelmanns gelehrte Tochter, verſtund Griechiſch, Lateiniſch, Italiaͤniſch und Spaniſch, dergleichen auch ihre beyden Schweſtern Camilla und Diana konten. Vid. Paſch. in Gynæceo docto p. 45.
Lucretia,
Tornabonia, eine gelehrte Florentinerin aus Italien, Petri Medicei Eheweib, und des beruͤhmten Laurentii Medicei Mutter, war eine gute Poetin; darneben aber ſehr devot, maſſen ſie einen guten Theil der Heil. Schrifft in welſche Verſe gebracht, und findet man hin und wieder ſehr gute Judicia von ihr. Vid. Le Dictionaire Hiſtorique par M. Moreri l’Article: Luerece Tornabonie.
[Spaltenumbruch]
Ludman Ludomil
Ludman
Margaretha, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Ludolfia,
Suſanna Magdalena, des gelehrten und Weltbekannten Kayſerl. und Fuͤrſtl. Saͤchß. Raths Jobi Ludolphi gleichfalls beruͤhmte Tochter, iſt in der Ebraͤiſchen, Lateiniſchen und Frantzoͤiſchen Sprache vortrefflich verſiret geweſen. Vid. Juncker. Centur. fœm. Illuſtr. p. 52.
Ludomilla,
Graf Albrechts von Pogen hinterlaſſene Wittbe und Hertzog Primislai aus Boͤhmen Tochter, eine liſtige und verſchlagene Dame, ſo Ludovicum, Hertzog in Bayern, ſo ſich in ſie hefftig verliebet, und ſelbige zu einem verbothenen LiebesWerck zu beſchwatzen gedachte, auff eine liſtige Art fang. Denn als einsmahls dieſer entbrannte Liebhaber zu ihr, in das Schlaff-Gemach kam, und ihr alle erſinnliche Careſſen machte, wolte dieſe Ludomilla in ſein Begehren nicht einwilligen, als mit dem Verſprechen, daß er ſie hernach ſich ehlich beylegen ließ. Weil nun Ludovicus, der doch an nichts weniger, als die Ehe, dachte, vermeynte, daß es nichts zu bedeuten, angeſehen er mit der Graͤfin gantz alleine, und ihr alſo memand zeugen koͤnte, gab er ſein verſtelltes Jawort gar bald von ſich, worauff ſich die Graͤfin gegen drey in die Wand-Tapeten des Zimmers eingewuͤrckte Ritter gleichſam im Schertz wendete, und dieſe 3. Bil-
der
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[Spaltenumbruch]
Ludomil Ludovi
der als Zeugen ihres Ehe-Verloͤbniſſes anruffete. Ludovicus trug wenig Bedencken, ſein Ja nochmahlen zu wiederhohlen, und dieſe 3. ſtummen Zeugen gar willig anzunehmen; weilen aber die liſtige Ludomilla drey vornehme rechte Ritter hinter dieſe Tapeten verſtecket, zog ſie ſelbige geſchwind hinweg, und fragte den Hertzog, ob dieſes nicht Zeugen genung waͤren, woruͤber er zwar erſchrack, doch als er ſich wegen ſeines Verſprechens durch ihre Liſt uͤberzeuget ſahe, war er endlich willfaͤhrig ſich nunmehro im Ernſt mit ihr zu vermaͤhlen, aus welcher Ehe ihm zwey Printze gebohren wurden.
Ludomilla Eliſabeth,
Graͤfin zu Schwaꝛtzburg, hatte ſich nur nicht in der Lateiniſchen Spraund andern Wiſſenſchafften ſehr perfectioniret, ſondern war auch eine nette deutſche Poetin, ſie ſturb aber als eine Hochgraͤfl. verlobte Braut Anno 1672. zu Rudelſtadt. Vid. Wolffgang Caſpar Printzens Hiſtor. Muſic. c. 13. p. 167.
Ludovica Abelarda. ſiehe. Heloiſa.
Ludovica Margaretha,
Eine geſchickte und beleſene Lotheringerin, Henrici Hertzogs von Guiſe Tochter und Franciſci Borbonii Fuͤrſtens von Conti Gemahlin, ſo Anno 1620. das gantze Hofleben in einer artigen und ſinnreichen Roman, Royal oder die Begebenheit des Hofs genannt, vorgeſtellet. Der unter dem Namen des [Spaltenumbruch]
Ludovi Lupa
du Pilouſt herausgekommen. Sie ſtarb Anno 1631. Vid. Paſch. in Gynæc. Doct. p. 45.
Ludovica
Saracena, eine in der Hebraͤiſchen Griechiſchen u. Lateiniſchen Sprache wohlerfahrnes und gelehrtes Frauenzimmer. P. Meliſſus hat ein artiges Acroſtichon auf ſie gemacht, und iſt ſelbiges in des Alſtedii Encyclopæd. Poetic. p. 551. zu finden. Vid. Paſch. Gynæceum Doct. p. 46. Colomeſ. in Gall. Oriental. p. 110. fuͤhret an, daß dieſe Saracena Ludovica 1606. einen Doctorem Medicinæ, Marcum Offredum genannt, geheyrathet. Vid. Juncker. Centur. fœmin. Illuſtr. p. 119.
Luna. ſiehe. Lucina.
Luna. ſiehe. Helena.
Des Ertzketzers Simons Concubine.
Lungen-Mus. ſiehe. KalbsLungen-Muß.
Lupa. ſiehe. Acca Laurentia.
Luparia,
War zwar eine reiche und vornehme Matrone in Gallicien, aber auch darbey eine eyfrige GoͤtzenDienerin. Doch ward ſie endlich nach Erſehung einiger Wunderwercke, zum Chriſtl. Glauben bekehret, worauff ſie ſo gleich ihre Goͤtzen und Altaͤre zerſtoͤhren und nieder reiſſen lieſſe, ihren gereinigten Goͤtzen-Tempel auch dem Heil. Jacobo wiedmete.
Luͤſternen
(0612)
[Spaltenumbruch]
Luͤſter Luͤtzen
Luͤſterner Appetit ſchwangerer Weiber,
Denen Medicis Citta oder Pica genannt, iſt eine auſſerordentliche und wunderliche Sehnſucht derer ſchwangern Weiber, ſo ſich oͤffters nach allerhand ungewoͤhnlichen und laͤcherlichen Sachen, als: Menſchenfleiſch, Kreide, Kohlen, Sand, Leder u. d. g. ſehnen. Es ruͤhret ſolcher Appetit von dem irregulæren Einfluß und Circulirung der Lebens-Geiſter und des Gebluͤts wie auch einer thoͤꝛigten impresſion her.
Luſtorffin,
Anna Magdalena, eines Prieſters Tochter, war von ſolcher Gelehrſamkeit, daß als ſie einſt in einer gelehrten Verſammlung examiniret ward, man ſelbige des Gradus Magiſterii vor wuͤrdig achtete. Sie ſtarb im 22. Jahr ihres Alters an der Peſt.
Lutgardis,
War eine begeiſterte Nonne, ſo ums Jahr 1270. gelebet. Ihre Erſcheinungen, Entzuͤckungen und Revelationes, die bey dem Surio ad 16. Junii A. 1270. weitlaͤufftig zu finden, zeigen gleich an, wes Geiſtes Kind ſie geweſen. Voetius nennet ſie eine ſelbſt gewachſene Heilige. Vid. Tom. II. Diſſert. Select. p. 1066. & 67. Nach D. Matthiæ Bericht d. ſignis falſæ Eccleſ. §. 24. p. 6. ſoll ſie ſich ſelber das Leben genommen haben.
Luͤtzen,
Seynd kleine ſchmale von Gold Silber oder Seide rund gedrehete [Spaltenumbruch]
Lycaſte Lydia
Schnuͤrlein, deren ſich das Frauenzimmer zu allerhand Putz zu bedienen pfleget.
Lycaſte,
Eine vortrefflich ſchoͤne und beruͤhmte Hure aus Sicilien, ward wegen ihrer ausbuͤndigen Schoͤnheit die Venus genennet, hat mit dem Buten des Koͤnigs Amyci Sohne, welcher bey ihr herbergte, ein ſehr ſchoͤnes Kind, Nahmens Erice, gezeuget, daher auch die Nachwelt in den Gedancken ſtande, es waͤre Erice von der Venus gebohren worden.
Lycaſte,
Eine unehliche Tochter des Priamus, und Weib des Polydamas.
Lycoris,
Auch Cytheris genannt, eine freygelaſſene des Roͤmiſchen Rathsherrns Volumnii, wurde von dem Cornelio Gallo einem Poeten, der ſelbige in vier Buͤchern beſungen, hefftig geliebet, ſie achtete aber ſeiner Liebe nicht, und zoge mit dem Antonio zu Felde.
Lyde,
Des Poeten Antimachi Eheweib, welche er gar uͤbernatuͤrlich geliebet. Nach ihrem Tode hat er auf ſie eine unvergleichliche und bewegliche Elegie, ſo er Lyden nennet, verfertiget.
Lydia,
Eine Purpur-Craͤmerin und ſehr gottsfuͤrchtiges Weib, welche zu allererſt in der Stadt Philippis das Wort des Herrn von Paulo an-
nahm
(0613)
[Spaltenumbruch]
Lyſidice Lyxb
nahm, ſich tauffen ließ, und ſelbigen nebſt dem Syla geherberget. Act. 16. v. 15.
Lyſidice,
Des Pelops und der Hippodamia Tochter, ein Weib des Electyrons, mit welcher er die Alcmenam, des Herculis Mutter gezeuget.
Lyſippe. Siehe. Iphianiſſa.
Lyſippe,
Eine von denen Toͤchtern des Proeti, der Iphianaſſæ und Iphinoe Schweſter, welche alle drey, weil ſie ſich unterſtanden vor der Juno einen Vorzug zu haben, ſo wuͤtend und verwirrt gemacht worden, daß ſie ſich nicht anders einbildeten, ſie waͤren Kuͤhe, und lieffen dahero durch die Felder hin und wieder.
Lyſtingin,
Alcida, aus Amſterdam. Eine Wiedertaͤufferin und Ertz-Quackerin, ſo ſich nach Muͤnſter begab, um daſelbſt ihre naͤrriſchen Lehren unter das Volck zu bringen: unter andern ihren irrigen und gifftigen Lehren war auch dieſe, daß Chriſtus vor dem Juͤngſten Tage in aͤuſſerlicher Pracht, Macht und Herrlichkeit beſtehen wuͤrde, allwo allein heilige und gerechte Leute herrſchen ſolten, und dieſes waͤr das geſegnete Reich der Wiedertaͤuffer. Plarrii Hiſtor. Anabapt. p. 152.
Lyxbergin,
Juſtina Maria, ſoll eine gute Poetin geweſen ſeyn, und einen abſonderlichen Geiſt in geiſtlichen Gedichten bey ſich haben ſpuͤhren laſſen.
[Spaltenumbruch]
M. Maacha Maca
M.
Maacha,
Eine Tochter Thalmai des Koͤnigs zu Geſur, Davids Weib, mit welcher er den ungerathenen Sohn Abſalom gezeuget. 2. Sam. III. v. 3.
Maaſche im Stricken. ſiehe. Schmaaſe.
Macaria,
Des Herculis Tochter, ſo ihr Leben vor das gemeine Weſen dahin gegeben. Denn als Hercules verſtorben, und der Eriſtheus ſeine hinterlaſſenen Kinder verfolgte, ſelbige aber vor ſeiner Wuth zu dem Altar der ſo genannten Barmhertzigkeit flohen, wolten die Athenienſer ſelbige ihren Feinden nicht aushaͤndigen, und bekahmen dahero mit dem Eriſtheus einen gefaͤhrlichen Krieg; Weil aber das Oraculum ſich verlauten lieſſe, daß die Athenienſer nicht eher vor des Eriſtheus Anlauffen Friede haben wuͤrden, biß ſich eines von des Herculs Familie zum Suͤhn-Opffer darſtellte; hat ſich Macaria freywillig dargebothen; Nach deren Auffopfferung auch die Athenienſer geſieget, und den Eriſtheus, welchen des Herculis Sohn Jolaus den Kopf abgehauen, voͤllig geſchlagen. Nach dieſem erhaltenen Sieg haben die Athenienſer dieſer Heldenmuͤthigen Macariæ ein praͤchtiges Leich-Gepraͤnge gehalten, ihr auch zu Ehren ein ſehr koſtbahres Monument auffgerichtet, und ihr Grab mit Blumen beſtreuet.
Maca-
(0614)
[Spaltenumbruch]
Macaroni
Macaroni,
Iſt ein ſonderliches Eſſen, welches aus einem Teig bereitet, in Waſſer geſotten und mit brauner Butter begoſſen wird. Man richtet ſelbige auch mit einer Bruͤhe zu, welches nicht unangenehm ſchmecket. Die Teutſchen Koͤche heiſſen dieſes Gerichte von der Form und Geſtalt Mehl-Flecke, und wird es von ihnen alſo bereitet: 1) Macaroni oder Mehl-Flecke mit brauner Butter; 2) Dito anders; 3) Dito noch anders mit einer ſauern Soſſe.
Macaroni oder Mehl-Flecke mit brauner Butter,
Machet einen Nudel-Teig, treibet ſolchen ſo duͤnne als es moͤglich iſt, ſchneidet darnach aus ſelbigen mit einem Back-Raͤdgen viereckigte Stuͤcken wie ein Blatt groß. Hierauf ſetzet einen Keſſel mit Waſſer aufs Feuer, und wenn es kochet, ſo werffet ein wenig Saltz, ingleichen die Mehl-Flecke hinein, und laſſet ſie einen Sud thun, ruͤhret es aber um damit ſie nicht zuſammen kleben. Hernach thut den Keſſel vom Feuer, fanget die Mehl-Flecke mit einem Durchſchlag heraus, leget ſie auf eine Schuͤſſel, beſtreuet ſie mit geriebener Semmel und brennet Butter, die ihr im Vorrath braun machen muͤſſet, daruͤber. Solte aber die Butter nicht geſaltzen ſeyn, ſo ſollet ihr die Flecke erſt ein wenig ſaltzen, alsdenn das Schmaltz oder Butter druͤber brennen, und ſie hingeben.
[Spaltenumbruch]
Maca Macri
Macaroni oder Mehl-Flecke anders
Machet und kochet die MehlFlecke ab wie vorige. Darnach ſiedet 3. Eyer hart, hacket ſie gantz klein und beſtreuet die Schuͤſſel darmit, auf welche ihr alsdenn eine Lage Flecken legen, darnach wieder eine Lage Eyer ſtreuen und damit abwechſeln ſollet biß ſie alle ſind. Zuletzt ſtreuet das uͤbrige mit etwas Semmel vermiſcht oben druͤber, gieſſet ein Paar Loͤffel von der Bruͤhe, darinne die Flecke gekocht haben, darzu, ſetzet es auf eine Kohl-Pfanne und brennet braune Butter druͤber.
Macaroni oder Mehl-Flecke noch anders mit einer ſauern Bruͤhe,
Wenn die Flecke verfertiget und abgekochet ſind, ſo nehmet ein halb Noͤſel Milch und bald ſo viel Eßig, ſchuͤttet ein wenig rohes Mehl, etwan einer Meſſer-Spitzen voll, drein, und quirrelt es wohl durch einander, ſchlaget 4. biß 5. Eyerdotter dran und quirrelt es klar. Hierauf ſetzet es zum Feuer, leget ein Stuͤck Butter drein und ruͤhret es ſehr fleißig um, ſonſt laͤufft es zuſammen. Wenn es nun anfaͤngt dicke zu werden, ſo ſetzet es vom Feuer weg, richtet die abgekochten Flecke auf eine Schuͤſſel an, und gieſſet die Bruͤhe druͤber, ſo ſind ſie fertig.
Macrina die Heilige,
Eine Schweſter des groſſen Baſilii, ſo nach dem Exempel ihres Bruders den Orden der BaſilianerCloſter-Frauen geſtifftet. Es
leb-
(0615)
[Spaltenumbruch]
Macr Maecha
lebten ſolche Cloſter-Jungfern ſehr ſtreng, trugen kein Hembde, ſchlieffen auf bloſſen Stroh, aſſen niemahls Fleiſch und hielten bey nahe eine immerwaͤhrende Faſte.
Macronen zu machen,
Nehmet geſtoſſene Mandeln 1. Pfund, ein und ein halb Pfund geſtoſſenen Zucker, Zimmet, CitronenSchalen, und von vier Eyern das Weiſſe, wohl gequirrlet, vermenget es alles wohl unter einander; alsdann nehmet eine Oblaten, ſtreichet von dieſer Maſſa Haͤufflein darauff, ſo groß als man die Macrone haben will, und backet es ab.
Macrina,
Eine Schweſter Baſilii und Gregorii Nyſſeni, war in der Bibel und Theologie uͤberaus wohl erfahren, u. ſchrieb ſich ein Troſtſchreiben an Gregorium Nyſſenum uͤber den Tod ihres Bruders Baſilii.
Madevveiſin,
Dorothea Sophia. Des beruͤhmt geweſenen Mathematici, Koͤnigl. Preußiſchen und Churf. Brandenburgiſchen Secretarii auch Hoff-Poſt-Meiſters zu Halle Friedrici Madeweiſens gelehrte Tochter, itzo verheyrathete Fetzin. Sie iſt nicht nur eine nette Poetin, ſondern verſtehet auch noch darneben Frantzoͤiſch und Italiaͤniſch perfect. Von ihren artigen Gedancken findet man hin und wieder einige Proben, woraus man ihre Geſchicklichkeit leicht erſehen kan.
Maecha,
Des Aſſa Mutter, ein abgoͤtti[Spaltenumbruch]
Maͤnad Maͤgdek
ſches und verfuͤhreriſches Weib, ſo den Abgott Miplezeth in dem Succoth Benoth verehrete. 1. Reg. XV, 12. 13. und 2. Reg. XVII, 30. und als eine Prieſterin dieſes Abgotts Dienſt auf alle Art und Weiſe befoͤrderte. Vid. Tholoſan. d. Republ. Lib. 5. c. 18. Anton. van Dale d. Origin. Idololatr. p. 25.
Mænades,
Wurden dieienigen unſinnigen Weiber genennet, ſo dem Baccho opfferten, und ſich als ſeine Prieſterinnen auffuͤhreten.
Mæro, oder, Moero,
Eine geſchickte und gelehrte Poetin, welche ein herrliches Gedichte auf den Neptunum verfertiget, wie Baldhoven in ſeinem Catalogo der gelehrten-Jungfern anfuͤhret. Vid. Joh. Raviſ. Textor. in Officin. fol. 149.
Magd, ſiehe. Koͤchin.
Maͤgdebein, oder, Heſſe,
Auch Maͤgde-Griff genannt, it. Flegel-Kappe und Hechße, heiſſet das Hinterſte Bein an den Schoͤpsoder andern Keulen, ſo auf denen Fleiſch-Baͤncken zum oͤffentlichen Verkauff feil liegen; Wird ſonder Zweiffel daher alſo genannt, weil die Maͤgde bey Einkauffung des Fleiſches dergleichen Schoͤps-Keulen und Braten bey ſolchem Bein am erſten anzugreiffen und ſie zu beſichtigen pflegen.
Maͤgde-Kammer,
Iſt dasjenige Behaͤltniß im Hauſe, worinnen das Geſinde des
Nachts
Frauenzim̃er-Lexicon. P p
(0616)
[Spaltenumbruch]
Maͤgdeg Magd
Nachts uͤber ſeinen Auffenthalt und Betten, wie auch Laden und Geraͤthe ſtehen hat.
Maͤgde-Griff, ſiehe. MaͤgdeBein.
Maͤgde-Holtz,
Iſt eine Art einer gewiſſen Rinde, ſo aus Holland koͤmmt, ſiehet auswendig grau, iſt innewendig braun und hat einen ſtarcken anhaltenden Geſchmack, ſeinen Nahmen hat es davon bekommen, weil die Maͤgde oder auch ander Frauenzimmer dasjenige, was ſie bey dem Spatzier-Gang der Dina verlohren, dadurch wieder zu erzwingen ſuchen ſollen.
Maͤgde-Lade,
Iſt eine hoͤltzerne Truhe oder Kaſten, mit einem Schloß und Schluͤſſel verſehen, worinnen die Magd bey dem An- und Abzug ihre Waͤſche und Kleider in das Hauß bringet, und wieder weg tragen laͤſt.
Magdthum,
Heiſſet ſo viel, als wenn eine Tochter noch in ihrer Eltern Gewalt und Hauſe iſt, wir finden ſolche Benennung in der H. Schrifft. Numer. XXX. v. 4.
Magdalena,
Gebohrne Hertzogin in Baͤyern, Hertzog Wolffgang Wilhelms, Pfaltz-Grafens am Rhein zu Neuburg Gemahlin, war eine gelehrte Fuͤrſtin, und in der Lateiniſchen, Italiaͤniſchen, Spaniſchen und Frantzoͤiſchen Sprache ſehr wohl geuͤbet.
[Spaltenumbruch]
Magd Magiſt
Magdalena de Chemeraut. ſiehe. de Chemeraut.
Magdalena,
Einohre. Eine ohne Arme A. 1596. zu Engershafe gebohrne Oſt-Frießlaͤnderin. Sie konte mit ihrem Fuß, woran ſie nur 4. Zaͤhen hatte, eſſen, trincken, ſpielen und allerhand Kuͤnſte machen, war auch der Teutſchen, Frantzoͤiſchen und Niederlaͤndiſchen Sprache kundig. Vid. Spangenbergs Adel-Spiegel P. I. L. XIII. p. 423.
Magdalena Sibylla,
Gebohrne Land-Graͤfin zu Heſſen und vermaͤhlte Hertzogin zu Wuͤrtemberg und Teck, eine recht kluge, devote und verſtaͤndige Fuͤrſtin, auch zugleich geſchickte Poetin, man findet von ihrer geiſtlichen Poeſie etliche ſchoͤne Proben in dem Stuttgarter Geſang-Buch ſo A. 1705. heraus gekommen, als p. 153. ſeq. u. p 830. 31. & 32. Uber dieſes hat auch dieſe andaͤchtige und gelehrte Fuͤrſtin ein Buch unter dem Titul: Das mit JEſu gecreutzigte Hertz, oder andaͤchtige Betrachtungen des bittern Leidens und Sterbens JEſu Chriſti, wie auch der ſieben Worte am Creutz ꝛc. verfertiget, welches A. 1691. zu Stuttgard gedruckt worden. Sie ſtarb den 11. Aug. A. 1712.
Magiſter-Crantz,
Iſt eine von allerhand bunten ſeidenen und Schmeltz-Bluͤmgen zuſammen geſetzte Crone, oͤffters mit Perlen reich ausgezieret, welche das Frauenzimmer nebſt einem ſpitznen Schnupff-Tuch denen
neuen
(0617)
[Spaltenumbruch]
Magdſt Mahlſ
neuen Magiſtern den andern Tag zu uͤberſenden pfleget.
von Magſied,
G. Eine in der H. Schrifft ſehr erfahrne Dame und gute Poetin, ſo das gantze hohe Lied Salomonis in ſchoͤne Lieder abgefaſſet. Vid. Paullini Hoch- und wohlgelahrtes Frauenzimmer. p. 87.
Mahler-Nahd,
Iſt eine Kunſt allerhand Muſter, Blumen und Gaͤnge in weiſſe Leinwand, Caton oder Neſtel-Tuch ſauber zu nehen und zu ſticken; iſt entweder weiß oder bund.
Maͤhrlein,
Seynd laͤcherlich ertichtete Hiſtorien, ſo die Muhmen oder Maͤgde denen kleinen Kindern erzehlen und vorſchwatzen, um ſelbigen dadurch die Zeit zu vertreiben.
Mahl-Schatz,
Iſt dasjenige Pfand, welches ein Braͤutigam ſeiner Braut bey der Verloͤbniß zu Verſicherung ſeiner Liebe und Treue einhaͤndiget und ſich daduꝛch verbuͤndlich macht, beſtehet insgemein in einem Ring oder auch andern Pretioſen; wird von dem Frauenzimmer insgemein das Fang-Eiſen genennet. Den Urſprung des Mahlſchatzes erzehlet ſehr weitlaͤufftig Glaſſius Philolog. Sacr. Rhet. I. Tract. I. c. VII. p. 1158. wie auch Roſinus Lib. V. Antiquit. C. 37. Der alte Griechiſche Poet Homerus, gab ſeiner heyrathenden Tochter ſeine Cypriſchen Gedichte zum Mahlſchatz mit, die [Spaltenumbruch]
Maja Maint
ſie ihren Braͤutigam drauff geben ſolte.
Maja,
Die Tochter des Atlantis, ſo er mit der Nymphe Plejo gezeuget, die Mutter des Mercurius, und eine mit von denen Plejaden.
Maja, oder, Fatua,
War eine mit von denen Goͤttinnen, ſo den ſchwangern Weibern bey der Geburth und Empfaͤngniß beyſtunde, und ſelbige zu beſchuͤtzen pflegte.
de Maine,
Hertzogin. Des Printzens von Conde Gemahlin, eine gelehrte und Fꝛantzoͤiſche Poetin, ſiehat ein Buch geſchrieben unter dem Titul; La Crete de Coq d’ Inde, Conte Hiſtorique mis en vers par Mad. la Ducheſſe du Maine, A. MDCCII. in Octav. und ſelbige ihrem Vater dediciret. Vid. Autor. der monatlichen Auszuͤge. A. 1702. Menſ. Januar. p. 12. ſeq.
de Maintenon,
Wilhelmina Madame. Wittibe des Frantzoͤiſchen Poetens Scarron. Sie war auf der Inſul Martinique in America gebohren, und in ihrem 7. Jahr von einer vornehmen Dame aus Weſt-Indien mit nach Franckreich genommen; Eine Dame von ſonderbahren hohen Verſtande und groſſer Staats-Erfahrenheit, ſie ſchliche ſich dadurch in die Liebe des ietzigen Koͤnigs von Franckreich Ludovici XIV. ein, hat es auch ſo weit gebracht, daß er ſelbige mit in ſein Staats-Cabinet ziehet, ihren Rath
und
P p 2
(0618)
[Spaltenumbruch]
Major Malada
und Vorſchlag mit anhoͤret, und ſonder ihr Wiſſen und Einwilligung ſo leichte nichts zu ſchlieſſen pfleget.
Majoran,
Majorana, Marjolaine, iſt ein edles Kraut, deſſen Blaͤtter an einem hoͤltzernen Stengel wachſen, und von annehmlichen Geruch, Krafft und Wuͤrckung ſeyn; denn ſie erwaͤrmen, ſtaͤrcken das Haupt und Gehirn-, und wiederſtehen der Waſſerſucht. In der Kuͤche iſt es auch ein ſehr nuͤtzliches Kraut, mit welchen der Koch viel Speiſen gut, lieblich und wohlſchmeckend zubereiten kan, wie ſolches die taͤgliche Erfahrung bezeuget.
Majuma,
War ein der Goͤttin Flora zu Ehren angeſtelltes Feſt, welches zu Rom und in denen uͤbrigen Provintzen den erſten May mit vieler Leichtfertigkeit jaͤhrlich gefeyert ward. Daher es auch Conſtantinus M. verbothen, von dem Kaͤyſer Arcadio und Honorio aber iſt es wiederum, jedoch unter Bedingung der Erbarkeit, zu halten erlaubet worden.
Maîtreſſe,
Heiſſet nach heutiger Art zu reden die Concubine eines groſſen Herrn oder andern vornehmen Stands-Perſon.
Malada,
War eine mit von denen Boͤhmiſchen Amazonen, ſo A 735. unter Anfuͤhrung der tapffern und heroiſchen Valaska den WeiberKrieg anfiengen.
[Spaltenumbruch]
Malat Malv
Malateſta,
Iſabella. Ein ſehr gelehrtes Weib, ſo bey dem Aretino in ſolchem Æſtim war, daß er ſeinen Tractat de Litteris & Studiis an ſie ſchrieb. Vid. Amuſ. Havemann. Sect. 2. c. 36. p. 706.
de Malmoue,
Aebtißin, ſo ſonſten Maria Eleonora de Rohan heiſſet, eine Tochter Herculis de Rohan Hertzogs von Monbazon, und der Maria de Bretagne. Sie war eine ſehr gelehrte Princeßin und hatte ſich durch ihre Paraphraſes in Salomonis Opera ſehr renommiret gemacht. Anshelmus ein gelehrter Abt hat eine geſchickte Oration auf ihren Tod verfertiget, ſo zu Pariß 1682. heraus gekommen. Dieſe gelehrte Princeßin ſtarb A. 1681. im April, und iſt ihr Lob bey dem Deviſeo in Mercur. Polit. A. 1681. p. 203. zu finden. Vid. Junck. Centur. Fœminar. Illuſtr. p. 34.
Malvaſier,
Vinum Malvaticum, la Malvoiſie, iſt ein vortrefflicher guter Wein, der in Malvaſia einer Stadt in Morea waͤchſt, und von da zu uns in Teutſchland gebracht wird. Andere Nationes pflegen ihn auch aus gewiſſen Specereyen nachzukuͤnſteln, er haͤlt aber am Feuer die Probe nicht, iſt auch wegen des Additaments derer Mineralien mehr ſchaͤdlich. Dahero wenn gewiſſe Eſſen damit ſollen bereitet werden, iſt es noͤthig, daß man hierzu veritablen Malvaſier nehme.
Mamma,
(0619)
[Spaltenumbruch]
Mamma Mammaͤ
Mamma,
Iſt das allererſte Wort, ſo die kleinen Kinder am aller leichteſten Heraus lallen lernen, und ſoll ſolches eine ſchmeichelhaffte Benen[n]ung ihrer Muͤtter ſeyn. Vid. Cat. d. Liber. Educand. wiewohl ſolches Wort nicht nur die kleinen Kinder im Gebrauch haben, ſondern es bedienen ſich ſelbiges auch erwachſene Leute, wenn ſie die Mutter nennen wollen. Ja heut zu Tage iſt es an etlichen Orten ein ſolch beliebtes und ſchmeichelvolles Wort, daß auch die Maͤnner ihre Weiber bey ſolchen Nahmen zu ruffen pflegen.
Mammæa,
Aurelii Alexandri Severi, Roͤmiſchen Kaͤyſers Mutter; war ein devotes und frommes Weib, und hatte eine ſolche Begierde zur Theologie, daß ſie einsmahls zu Antiochien den beruͤhmten Kirchen Lehrer Origenem zu ſich fodern ließ, der ſie im Chriſtlichen Glauben unterrichten muſte, und brachte alſo die Kirche GOttes durch ihre Guͤtigkeit in Ruhe und Auffnehmen, ſintemahln der Kaͤyſer denen Chriſten nicht nur einen freyen Zutritt nach Hoffe verſtattete, ſondern auch einige Gebaͤude zu Wohnungen einraͤumete. Alſtedius in ſeiner Chronolog. p. 383. nennet ſie eine Chriſtin, und ſetzet ſie unter die Teſtes Veritatis, wiewohl unter denen Gelehrten noch ein groſſer Diſput iſt, ob ſie ſich oͤffentlich zur Chriſtlichen Religion bekennet habe. D. Schmid. Mulier Orthodoxa. §. 9. p. 13. ſeq. ſonſten hatte ſie eine Correſpondenz [Spaltenumbruch]
Manch Mand
mit dem Origene, der unterſchiedene Briefe an ſie geſchrieben: endlich iſt ſie zu Mayntz ſamt ihrem Sohne von denen rebelliſchen Soldaten ermordet worden. Vid. Matth. Hiſtor. p. 605. Jonſton. Polyhiſtor. P. III. L. 2. c. 8. p. 539.
Manchetten, ſiehe. Engageanten.
Mancino,
Mariana. Hertzogin von Bouillon und Albret, des klugen Cardinals Mazarini von ſeiner Schweſter Enckelin, Gottfried Mauritii de la Tour, Hertzogs von Bouillon Gemahlin, ſie ſoll eine Dame von ungemeinen Verſtande geweſen ſeyn, ihr eigner Vetter aber Cardinal Mazarini nennet ſie in ſeinen Epiſteln, ſo 1690. zu Amſterdam heraus gekommen, ein Weib von einem unbeſtaͤndigen Naturell, und unruhigen Leben, ſo er vielleicht aus Affecten geſchrieben. Der gelehrte D. Joſephus de Tertiis hat ihr ſeine Curioſitates Phyſicas zu Paris dediciret. Sie ſelbſten hat nach dem Tode ihres Gemahls ihr Leben unter dem Titul: Memorie della Vita ſua beſchrieben. Ludovicus Adimari ein welſcher Poete hat in einer beſondern Italiaͤniſchen Ode die Schoͤnheit und Tugend unſerer Mariane der gelehrten Welt vor die Augen geleget, ſo zu Padua A. 1666. in Fol. gedruckt worden. Vid. Juncker. Centur. Fœm. Illuſtr. p. 53. & 54.
Mandane,
Des Aſtyagis Tochter und Eheweib des Cambyſis, mit welcher er
den
P p 3
(0620)
[Spaltenumbruch]
Mandel
den Cyrum gezeuget. Von dieſer Mandane hatte ihr Vater Aſtyages, als ſie noch jung war, einen artigen Traum, nehmlich es traͤumete ihn, als ſaͤhe er von dieſer ſeiner Tochter ſo viel Urin weggehen, daß davon nicht nur ſeine Stadt, ſondern auch gantz Aſien angeſchwemmet ward.
Mandeln,
Amygdala, Amandes, werden insgemein in ſuͤſſe und bittere eingetheilet. Jene kommen aus Franckreich und Italien, dieſe hingegen aus Apulien, und andern warmen Inſuln des Egyptiſchen Meeres, wiewohl darbey zu mercken, daß alle diejenigen ſuͤſſen Mandel-Baͤume, ſie moͤgen wachſen wo ſie wollen, wenn ſie nicht wohl gewartet werden, aus der Art ſchlagen, und bittere Fruͤchte tragen ſollen. Sie haben nicht nur in der Apothecke ihren Nutzen, ſondern auch in der Kuͤche. Die ſuͤſſen kommen an gewiſſe Eſſen, und die bittern an Blanc-manger. Abſonderlich aber bereitet der Koch daraus die ſo ſehr beliebten Mandel-Torten und Mandel-Spaͤne.
Mandel-Brod zu backen,
Nehmet mit Roſenwaſſer friſch geſtoſſene Mandeln ein halb Pf. geſtoſſenen Zucker 3. Viertel Pf. zehen friſcher und wohlzerklopffter Eyer, Weitzen Mehl ein halb Viertel, wuͤrcket alles wohl unter einander, backet es dann auf einem Papier in der Pfannen, ſchneidet es in Stuͤcken, beſtreichet es mit Eyerweiß, und ſtreuet geſtoſſenen Canari-Zucker druͤber.
[Spaltenumbruch]
Mandel
Mandeln gebackene. ſiehe. Gebackene Mandeln.
Mandel-Kraͤpfflein,
Nehmet mit Roſen-Waſſer abgeriebene Mandeln 1. Viertel Pfund, Pinien 6. Loth, in heiſſes Roſen-Waſſer geweichet, und darinnen quellen laſſen, reibet ſie hernach, und thut ein wenig Zucker, Zimmet und Roſen-Waſſer dran, ruͤhret es unter einander, doch daß es nicht zu duͤnne wird, machet darauf ein Teiglein von Roſen-Waſſer und ſchoͤnen Mehl, ſchlagt die Fuͤlle drein, machet kurtze Strietzlein daraus, und backet es in Torten-Pfannen ab.
Mandel-Seiffe,
Iſt eine aus geriebenen Mandeln, Hirſch-Unſchlitt oder HirſchMarck, Campher, Citronenſafft, Roſenoͤl, Weinſtein- und Jeſminoͤl, auch Ziegen-Milch vermiſchte, und unter einander geknaͤtete Masſa, woraus das Frauenzimmer runde Kugeln zu formiren, und ſich die Haͤnde, um ſelbige ſchoͤn klar und weiß zu machen, damit zu waſchen pfleget.
Mandel-Torten,
Sind ein recht delicat Gebackenes, welches aus klar abgeſtoſſenen Mandeln, Eyern, Milch und Zucker ꝛc. bereitet, und in gewiſſen hierzu verfertigten Formen gebacken wird. Auf ſolche Art werden auch die Mandel-Spaͤne tractiret, nur ſind hier die Mandeln nicht gar zu klein zu ſtoſſen, und aus dem Teig formiret man kleine Plaͤtzgen, welche hernach in einer Torten-
Pfan-
(0621)
[Spaltenumbruch]
Mandel
Pfanne im Ofen gebacken werden. Die ausfuͤhrliche Beſchreibung wird alles deutlicher machen: 1) Mandeln zu putzen; 2) Mandel-Torten zu bereiten; 3) dito andere Art; 4) dito noch anders; 5) Mandel-Spaͤne zu bereiten; 6) dito anders.
Mandeln zu putzen,
Schuͤttet Mandeln, ſo viel ihr brauchet, in einen Topf oder Pfanne, gieſſet Waſſer drauf, ſetzet ſie ans Feuer, und laſſet ſie einen Sud thun. Darnach ſchuͤttet kaltes Waſſer in das heiſſe, darmit ihr die Haͤnde darinnen leiden koͤnnet, ziehet alsdenn denen Mandeln die Haut ab, ſelbige aber leget in friſches Waſſer, biß ihr ſie alle geputzet habet, und moͤget ihr daraus machen, was euch beliebet.
Mandel-Torten zu bereiten,
Nehmet 2. Pfund Mandeln, welche, wenn ſie nach ietzt gemeldeter Art geputzet worden, ihr alsdenn in einem Moͤrſel gantz klein ſtoſſen, und oͤffters Milch Tropffenweiſe darein ſpruͤtzen muͤſſet. Es nehmen zwar andere Leute Roſen-Waſſer, welches aber ihrer viel nicht vertragen koͤnnen, und halt ich gaͤntzlich dafuͤr, ſchlechte blaue Milch ſey zum Aufflauffen beſſer als das Roſen-Waſſer. Wenn ihr nun die Mandeln klein geſtoſſen habt, ſo ſchuͤttet ſie aus dem Moͤrſel in einen Reib-Aſch oder neuen Tiegel, reibet ſie erſt klar, ſchlaget darnach 3. Eyer drein, und reibet ſolche, daß keine Knollen darinnen bleiben. Nach dieſen [Spaltenumbruch]
Mandel
ſchlaget 8. Eyer drein, und ruͤhret es immer uͤberein. Iſt dieſes wieder klar gerieben, ſo ſchlaget auffs neue 6. Eyer hinein, und ruͤhret es wieder klar. Zuletzt ſchlaget noch 24. Stuͤck Eyerdotter darzu, damit der Teig fein ſchlecht werde, ihr muͤſſet aber mit dem ruͤhren ohne Auffhalten fortfahren. Inzwiſchen beſtreichet die Mandeltorten-Form mit zerlaſſener Butter, und ſetzet ſie parat, ſtoſſet oder reibet 1. Pfund Zucker klar, und ſchuͤttet dieſen an den Mandelteig. Ferner nehmet Saffran in einen Loͤffel, und thut ein wenig Milch darzu, reibet es ab, und laſſet es an den Mandelteig lauffen, ruͤhret es wohl unter einander, ſchuͤttet den Teig hernach in die Mandeltorten-Forme, machet ſie aber nicht gar voll, weil die Torte aufflauffen muß, ſetzet ſie in einen Ofen, der nicht gar zu heiß ſeyn darff, ſondern daraus ſchon einmahl gebacken worden, denn ie kuͤhler man dergleichen Gebackens backen kan, ie beſſer es wird. Wenn ihr nun die Probe haben wollet, ob die Torte ausgebacken, ſo ſtechet mit einem kleinen Spaͤnlein in ſelbige hinein, bringet ihr dieſes trocken wieder heraus, ſo iſt ſie gar; ſonſt muß ſie noch laͤnger backen. So nun die Torte fertig iſt, muͤſſet ihr ſie heraus nehmen, oben drauf einen Bogen Papier, und auf dieſen ein Blech oder Schuͤſſel legen, die Forme umkehren, damit die Torte heraus falle. Darnach nehmet eine Schuͤſſel und einen Teller, darauf ihr anrichten wollet, leget den Teller auf die Torte, de Schuͤſſel aber druͤber und verkehret ſie,
thut
P p 4
(0622)
[Spaltenumbruch]
Mandel
thut das Papier davon, beſtreuet ſie mit Zucker, und garniret ſie aufs zierlichſte.
Mandel-Torte auf eine andere Art,
Putzet und ſtoſſet 1. Pfund Mandeln im Moͤrſel gantz klein, weichet gute Semmel in Milch ein, davon ihr, wenn ihr die Rinde herunter genommen, und die Grume gantz ꝛein wiedeꝛ ausgetꝛucket habt, ein gut Theil derſelben unter die geſtoſſenen Mandeln ſchuͤtten, und ſie, wie vorige, in einem Reib-Aſch klar abruͤhren ſollet. Hierauff ſchlaget 15. gantze Eyer, und 15. Dotter hinein, werffet 3. Viertel Pfund Zucker, etwas Saffran, klein geſchnittene oder geriebene Citronenſchalen darzu, und reibet dieſes alles wohl durch einander. Endlich gieſſet ſolches in die Forme, wie das vorige, und backet ſie auch alſo.
Mandel-Torte noch anders,
Stoſſet 1. und ein halb Pfund Mandeln gantz klein, thut ſie in einen Reib-Aſch, und ruͤhret in die 30. Stuͤck Eyer-Dotter dran; das Weiſſe davon ſchlaget beſonders in eine hoͤltzerne oder unglaſirte irdene Schuͤſſel, und ruͤhret es recht klar ab, ſchuͤttet auch 3. Viertel Pfund Zucker dazu. Wenn ihr nun dencket, daß ſie bald kan in den Backofen kommen, ſo peitſchet mit einem bircknẽ abgeſchaͤlten weiſſen Beſen das Eyweiß damit, ſo wird ein ziemlicher Hauffe Schnee werden, ſolchen ſchuͤttet unter die abgeruͤhrten Mandeln, und thut ſie [Spaltenumbruch]
Mandel
gleich in die Mandel-Torten Forme, ſetzet ſie in einen Backofen, ſo werden ſie ſchoͤn lucker werden und hoch aufflauffen, und koͤnnet ihr alſo aus 1. Pfund Mandeln eine zweypfuͤndige Forme voll gieſſen.
Mandel-Spaͤne zu bereiten,
Stoſſet ein halb Pfund Mandeln, wie bey der Mandel-Torte, aber nicht gar zu klein, und ruͤhret ſie auf vorige Art ab. Darnach ſchneidet von Oblat Plaͤtzgen, wie ihr ſie haben wollet, thut mit einem Loͤffel von denen geſtoſſenen Mandeln drauff, ſtreuet kleinen bunten Zucker druͤber, und backet ſie in einem nicht gar zu heiſſen Ofen. Mercket, daß dergleichen Sachen beſſer in einer Torten-Pfanne zu backen ſind, als in einem Ofen, weil man die Hitze geben kan, wie man will.
Mandel-Spaͤne anders,
Stoſſet ein halb Pfund Mandeln nicht gar zu klein, und thut ſie in einen neuen Tiegel. Hierauf ſchlaget von 10. Eyern das Weiſſe auff vorher beſchriebene Art zu einem Schnee, reibet Zucker drein, und ſchlaget ihn weiter, ſchuͤttet ſolchen darnach an die Mandeln, und ruͤhret es wohl durch einander. Endlich ſchneidet Oblaten in Stuͤckgen, wie es euch beliebet, ſtreichet von dem abgeriebenen Mandelteig Haͤuffgen drauff, eines Qveren-Fingers dick, beſtreuet ſie mit klein geſchnittenen Piſtacien, ſetzet ſie auf ein Backblech, thut ſie in Backofen oder eine TortenPfanne, und backet ſie gar gelinde.
Endlich
(0623)
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Mand Mang
Endlich richtet die Mandel-Spaͤne an, und garniret ſie wie ihr wollet.
Mandel-Torten-Forme,
Iſt eine von Blech auf vielerley Art ausgetriebene Form und Figur, worinnen die Mandel-Torten gebacken und zubereitet werden.
Mandille,
Iſt ein von ſchwartzen Sammet, Taffet oder andern ſeidenen Zeugen langer, mit allerhand Flor oder bunten Taffet auf vielerley Art falbalirter und umkraͤuſelter langer Umſchlag und Mantel, den das Frauenzimmer von Condition um den Halß zu ſchlagen pfleget, er bedecket den gantzen Oberleib, und henget mit denen zwey breiten und vorgeſchlagenen Voͤrder-Theilen uͤber den gantzen Rock, faſt biß auf die Schuhe herunter.
Mangel, oder, Mandel. ſiehe. Rolle.
Mangel- oder, MandelHoltz,
Iſt eine lange rund gedrehete Waltze, woruͤber die Waͤſche, ſo da ſoll gerollet werden, derb geſchlagen und aufgewickelt, und hernach unter den Rollkaſten geleget wird.
Mangelholtz in das Wochen-Bette legen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, da man in einer verſtorbenen Sechswoͤchnerin ihr Bette ein Mandelholtz leget, und ſelbiges al[Spaltenumbruch]
Mania Mannb
le Tage wieder aufſchuͤttelt, damit die Verſtorbene im Grabe ruhen kan.
Mania,
Die Mutter der Haußgoͤtter; war eine alte Goͤttin bey den Heyden, der zu Ehren viel Taͤntze zu Rom auf denen Creutzwegen gehalten, und die Knaben vor ihrer Familien Wohlergehen auffgeopffert wurden, welche Art zu opffern hernach Junius Brutus eingeſtellet, und an ſtatt der jungen Knaben-Koͤpffe Mohn- oder Knoblauch-Koͤpffe zu opffern befahl. Macrob. L. I. Saturn. c. 7.
Manley,
Delarivies, des beruͤhmten Rogerii Manley, gleichfals gelehrte Tochter; daß ſie des Ariſtorelis Principia wohl inne gehabt, erhellet aus ihrer Tragoͤdie, ſo ſie geſchrieben. Hiernaͤchſt ſoll ſie auch einige andere Schrifften unter einem verdeckten Nahmen verfertiget haben. Vid. Gildon. und Langbain. in dem Buch: The Livesand Characters of the Engliſch Dramatick Poets. it. Act. Eruditor. Lipſienſ. A. 1699.
Mannbar,
Wird von denenjenigen Jungfern geſaget, ſo nunmehro in dem Zuſtand ſind, einen Mann zu nehmen, und ſelbigen zu accommodiren. In den alten Roͤmiſchen Geſetzen wurde das zwoͤlffte Jahr darzu erfordert, heut zu Tage aber ſiehet man nicht mehr auf die Jahre, ſondern auf die aͤuſſerlichen Gaben der Na-
tur
P p 5
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Maͤnn Mannt
tur, Staͤrcke und Geſchicklichkeit des Leibes. In Mengrelien, einem gewiſſen Diſtirict in der Tuͤrckey, nehmen die Jungfern in ihren 8. und 9. Jahre ſchon Maͤnner, daher auch die Kinder ſo in dergleichen unzeitigen und kahlen Ehe erzeuget werden, nicht groͤſſer als die Froͤſche ſeyn ſollen.
Maͤnnern,
Heiſſet bey dem Weibesvolck ſo viel, als ein ſehnliches Verlangen nach einem Mann haben, daher heiſſet man diejenigen Jungfern Mannthoͤricht, ſo dergleichen Af fect und Sehnſucht an ſich haben.
Maͤnner-Hoſen um den Kopff wickeln,
Iſt ein aberglaͤubiſches Weſen und Einbildung des Weibesvolcks, ſo ſich bey dem Ohrenzwang ein Paar Maͤnner-Hoſen um den Kopf wickelt, um dadurch den Ohrenzwang zu vertreiben.
Maͤnnin,
Heiſſet nach der Heil. Schrifft ſo viel, als des Mannes Weib oder Frau, Geneſ. II. verſ. 23. Maͤnnin werden auch heute zu Tage diejenigen tapffern und virtuoſen Weiber, ſo ein maͤnnliches und heroiſches Gemuͤthe bey ihren Verrichtungen und Thaten hervor blicken laſſen, benennet.
Mannthoͤricht. ſiehe. Maͤnnern.
Mann-Tollheit. Siehe. Wuͤthen der Mutter.
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Manſer Mant
Manſer,
Heiſſet ein Huren-Kind, ſo aus einer gemeinen Metze und Proſtibulo gebohren, deſſen Vater man eigentlich nicht weiß.
Manteau, oder, AuffſteckeKleid,
Iſt ein dem Frauenzimmer gewoͤhnlicher Ober-Habit aus Sammet, Brocard, Eſtoff, Damaſt, Atlas, Chagrin, Taffet, Cammelot, halbſeidnen und andern ModeZeugen geſchnitten und zubereitet, hat einen kurtzen angeſetztẽ geſchobenen und in Falten gelegten, zuweilen auch gantz glatten Leib, deſto laͤngern aber und weiten, ſchief und unten ſpitzig zu lauffenden Schurtz oder Schweiff, die Ermel an ſelbigen ſind zwar ordinair halb und ſehr ſtarck in Falten uͤber einander geſchlagen, auch mit Auffſchlaͤgen oder aufgewickelten Umſchlag verſehen, changiren aber oͤffters nach denen eingefuͤhrten Moden, daher die Auffſchlaͤge an ſelbigen bald ſchmahl, bald breit, glatt oder ausgeſchweiffet ſeynd, zuweilen werden auch bey vornehmen Dames gold- oder ſilberne breite Spitzen, oder auch Frantzen, in Form einer Engageante dran gehefftet, man findet in ſelbigen groſſe gegoſſene Stuͤcken Bley, damit ſich der Ermel nach dem Arm recht herunter ziehet, die Auffſteckung an ſolchen Kleidern iſt auch unterſchiedlich, geſtalt der Schurtz von beyden Seiten auf vielerley façon in groſſe Falten uͤber einander geleget, und mit groſſen Nadeln hinten aufgeſtecket, auch mit untergeleg-
ten
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Mantel
ten ſtarcken Papier unterſteiffet wird, der Schweiff aber oder das Ende des Schurtzes wird entweder gleich von unten hinauf, nach des Rockes Laͤnge, oder auf die eine Seite geſtecket, auch oͤffters mit einer Maſche Band angehefftet. Bey Fuͤrſtlichen Perſonen wird er von denen Pagen getragen. Was die Ausſtaffirung endlich ſolcher Auffſteckekleider anbelangt, ſo werden ſie mit gold- oder ſilbernen Mellinen, Canten, Spitzen, Treſſen, Litzen oder Boͤrtlein, auch oͤffters ſeidenen Nompareillen, Schnuͤren, Raͤuplein, Chinellen, und andern Zierrathen durchbrehmet und beſetzet, oͤffters auch mit gold- oder ſilbernen Schleiffen oder Schmeltzwerck gezieret und ausſtaffiret. Sie werden entweder gefuͤttert, oder auch nicht.
Mantel,
Iſt ein langer in Falten gelegter ſchwartzer ſeidener, oder auch wollener, mit Spitzen friſirter Umhang, von unterſchiedener Laͤnge, deſſen ſich das Frauenzimmer an etlichen Orten, nach ihrer Mode und Tracht zu bedienen pfleget. In Regenſpurg gehet er ihnen biß an die Waden.
Maͤntele, oder, Maͤntelein,
Iſt eine kleine und kurtze Schaube, von ſchwartzen Sammet, ſeidenen Zeugen, oder auch Cammelot und andern Zeuge gemacht, ſo die Weiber in Ulm zu tragen pflegen, bißweilen werden ſie auch mit Spitzen oder Canten umſetzet.
[Spaltenumbruch]
Maͤnt Manto
Maͤntelgen, oder, Mantel.
Iſt ein kleiner weiter, und um den Halß enge zuſammen gezogener Mantel, der etwa biß an den Schos gehet, deſſen ſich das Frauenzimmer, ſo wohl im Hauſe, als auch auf die Gaſſe zu bedienen, und um ſich zu ſchlagen pfleget. Man findet deren von Brocard, Eſtoff, Sammet, Damaſt, Atlas und andern ſeidenen Zeugen, Tuch, Cammelot, auch halbſeidenen Zeugen, entweder mit Hermelin umſtochen und aufgeſchlagen, oder mit goldoder ſilbernen Poſementen, Agrementen, Spitzen, Treſſen und Borten, auch oͤffters ſeidenen Band friſiret und eingefaßt. Die Maͤntel waren ſchon im alten Teſtamente denen Weibesbildern gebraͤuchlich, wiewohl von andrer Form und Laͤnge. Dergleichen Mantel trug Rebecca Geneſ. XXV, 55. die Thamar, Geneſ. XXXVIII, 18. 19. Hebers Weib Jud. IV, 15. die Ruth, Ruth. III, 15.
Manto, oder, Mantua,
Eine Tochter des Thebaniſchen Wahrſagers Tireſiæ, von gleicher Wiſſenſchafft. Welche, als ſie nach ihres Vaters Tode vor des Creontis und Theſei Wuth und Tyranney flohe, erſtlich nach Aſien kam, allwo ſie des Apollinis Clarli Tempel erbauet; nach dieſem iſt ſie nach Italien gegangen, allwo ſie mit dem Koͤnig Tyberino einen Sohn, Oenum benandt, gezeuget, welcher Oenus eine Stadt hernach gebauet, und ſelbige nach ſeiner Mutter Nahmen, Mantua, benennet. Sie ſoll etliche Weiſſa-
gungen
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Mapp Marc
gungen geſchrieben haben, welche ſie aus dem Eingeweide des Viehes abgemercket hat.
Mappen auf Tiſch und Fenſter,
Seynd meiſtens zuſammen gekleiſterte, und mit gold- oder Tuͤrckiſchen Papier uͤberzogene Deckel, wormit in denen FrauenzimmerPutzſtuben die kleinen Putztiſche, auch Fenſterpolſter, beleget werden, damit ſelbige rein und ſauber verbleiben.
Maurozia,
Oder Marazia, eine Italiaͤnerin und abgoͤttiſches Weib, war des Pabſts Sergii III. Concubine, mit welcher er Johannem XII. erzeuget. Vid. Papebroch. in Propylæo ad Act. Sanctor. p. 154. Baron. in Annal. ad Ann. 1412. §. 8.
Marcella,
Die Heilige, eine edle Roͤmerin und Schuͤlerin des Heil. Hieronymus, war wegen ihres Fleiſſes in der H. Schrifft und Theologie ſo beruͤhmt, daß ihr Hieronymus viel Briefe zugeſandt, auch unterſchiedene Buͤcher dediciret, nemlich das von Verachtung der Welt, vom Chriſtl. Glauben, von der Suͤnde wider den H. Geiſt, u. d. g. Sie iſt Ao. 409. kurtz nach Eroberung der Stadt Rom von denen Gothen geſtorben, auch hierauf unter die Heiligen gezehlet, und ihr der 31. Januar. gewiedmet worden. Sie iſt die erſtere geweſen, ſo die Secte der Origeniſten, welche in Jeruſalem ſich eingeſchlichen, entdecket, und oͤffentlich wider ſelbige ge[Spaltenumbruch]
Marc March
ſchrieben. Vid. Hieronym. in Vit. Marcell. ad Princip. Epiſt. 8.
Marcellina,
Ein Ertz-verfuͤhriſches und Sectiriſches Weib, ſo dem Ketzer Carpocrati zu Gefallen nach Rom zog, und ſeine gifftigen Irrthuͤmer daſelbſt unter der Paͤbſtlichen Regierung Aniceti ausbreiten halff. Ihre Verfuͤhrungen waren auch ſo kraͤfftig, daß ſie eine eigene Secte aufrichtete, ſo ſich nach ihr Marcelliani nennten. D. lttig. d. Hæreſiarch. c. 3. §. 6. p. 112. durch ſie ſoll der verhaſte Gnoſticiſmus ſeinen Anfang genommen haben. Vid. Epiphan. Hæreſ. 27. §. 6.
Marchina,
Martha. Eine Neapolitanerin und rechtes Muſter gelehrter Weiber, ſie hatte ein herrliches Naturell zum Studiren, und fieng ſchon im 7. Jahr ihres Alters mit ſolcher Begierde daſſelbe an, daß ſie in kurtzen zu einer vollkommenen Erudition gelangete, welche man ſich von einem Frauenzimmer kaum einbilden kan, Vid. Jan. Nic. Erythræ. in Pinacoth. 3. p. 234. Und geſtehet Morhoff. l. 2. Polyhiſt. c. 8. p. 413. daß es faſt uͤbernatuͤrlich ſey, was von ihrer Gelehrſamkeit geſchrieben wuͤrde. Denn ſie verſtunde die Hebraͤiſche und Griechiſche Sprache recht gruͤndlich, redete das ſchoͤnſte Latein, und ſchrieb einen ſolchen nett-flieſſenden Lateiniſchen und Griechiſchen Verß, daß auch der vortreffliche Poete und Roͤmiſche Prælat Anton. Quoerengus ſelbſten geſtande, es waͤre kaum moͤglich, daß ſolche Verſe
von
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[Spaltenumbruch]
Marcia
von einem Frauenzimmer herkaͤmen. Uber dieſes war ſie in der Philoſophie wohl verſiret, hatte davon eine herrliche Wiſſenſchafft, und verſtund die Theologie dermaßen, daß ſie der Cardinal Spada in einer Epiſtel ſehr ruͤhmen muſte, und war dieſes alles um deſto mehr zu bewundern, weil ſie niemals darzu einige Anweiſung gehabt. Sie publicirte ihre Lateiniſchen Epi grammata, und ſtarb A. 1646. den 9. April. in dem 46. Jahr ihres Alters. Der gelehrte Paͤbſtliche Secretarius Caſpar de Simonibus ſetzte ihr zu Ehren ein ſchoͤnes Epitaphium, ſo in Eberti gelehrten Frauenzimmer Cabinet pag. 233. zu finden.
Marcia,
Eine Tochter des Varronis, ſo nicht nur ſehr gelehrt, ſondern auch noch uͤberdiß im Mahlen und Stechen eine gute Kuͤnſtlerin hieß: ſie war von ſolcher Schamhafftigkeit und Keuſchheit, daß ſie niemals ein Mannsbild mahlen oder ſtechen wolte damit ſie nicht auch diejenigen Theile des Leibes mit abſchildern muͤſte, welche die Natur verdeckt wiſſen wolte; denn die alten Kuͤnſtler pflegten ihre Bilder insgemein nackend zn entwerffen. Biſciol. T. II. p. 1006.
Marcia Proba,
Wilhelmi Koͤnigs in Britannien Gemahlin, ein kluges und denen Studiis, abſonderlich derer Rechte, zugethanes Weib: nach dem Tode ihres Gemahls hat ſie zur Zierde des Landes eigene Leges geſchrieben, ſo man Martianas nach [Spaltenumbruch]
Marck
ihr genennet; Gildas hat ſolche in das Lateiniſche, Alphredus aber in Saͤchßiſche Sprache uͤberſetzet. Sie hat noch vor Chriſti Geburth A. M. 3615. gelebet. Vid. Tiraquell. T. I. Oper. in XI. Connub. Leg. Gloſſ. 1. P. 11.
Marck,
Medulla, Mouelle, heiſt das Fett in denen groſſen MarckBeinen und Knochen; aus denen gekochten Rindfleiſch-Beinen wird es auf geroͤſteten Brodſchnittlein uͤber dem Tiſch herum gegeben; auch zuweilen in Torten und andere Dinge von denen Koͤchen verbrauchet.
Marcketenterin,
Iſt eine gewiſſe Frau, ſo allerhand Vorrath vor die im Felde liegenden Soldaten zu verkauffen hat, und ihnen uͤberall nachziehet.
Marckt-Buch,
Iſt ein von weiſſen Papier gehefftetes oder in laͤnglichten Format gebundenes Buch, worein die Weiber woͤchentlich tragen, was ſie auf dem Marckte bey dem Einkauff ausgegeben.
Marckt-Geld,
Iſt eine gewiſſe und woͤchentliche ausgemachte Summa Geldes, ſo die Maͤnner ihren Weibern vor Verpflegung des Tiſches und Unterhaltung des Haußweſens woͤchentlich zu zahlen pflegen.
Marckt-Rechnung,
Iſt diejenige Berechnung, ſo
die
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[Spaltenumbruch]
Margaretha
die Hauß-Jungfern, Haußhaͤlterin oder Koͤchinnen ihrer Frau, wenn ſie von dem Marckte wieder heim kommen, wegen ihres Einkauffs und Ausgaben ablegen.
Margaretha,
Hertzog Heinrichs in Kaͤrndten, Grafens in Tyrol, und Adelheits, einer Hertzogin von Braunſchweig, tapffere und behertzte Tochter, ſo wegen ihres unfoͤrmlichen Mauls die Maultaſch benennet ward. Nach ihres Vaters Tode wolte ſie eine Erbin von allen ſeinen Laͤndern ſeyn, ſie muſte aber nur mit Tyrol vorlieb nehmen, weil der Kaͤyſer das Hauß Oeſterreich mit Kaͤrndten belehnet hatte, worzu die Kaͤrndtiſchen Land-Staͤnde den Kaͤyſer ſelbſt angeflammet hatten. Woruͤber dieſe Margaretha ſo entzuͤndet ward, daß ſie die Kaͤrndter mit Feuer und Schwerdt heimſuchte. Sie eroberte auch unterſchiedene Schloͤſſer, und ließ uͤberall Zeichen ihrer Grauſamkeit hinter ſich; Endlich kam es gar zu einem groſſen Treffen, worinnen die Oeſterreichiſch-Geſinneten in die Flucht geſchlagen wurden. Sie befand ſich mehrentheils bey denen Belagetungen in Perſon, um ihre Officiers und Soldaten durch ihre Gegenwart zu deſto groͤſſerer Tapfferkeit aufzumuntern. Und als ſie eben vor dem feſten Schloſſe Oſterwitz lage, kam ihr ein Schreiben in die Hand, darinnen ihr der getroffene Vergleich mit Oeſterreich kund gemacht wurde, worauf ſie die Waffen niederlegte, und ſich wieder in ihre Reſidentz Inſpruck begab. Bey Lebzeiten ihres Vaters hatte [Spaltenumbruch] [[Spaltenumbruch] ]
Margaretha
ſie ſich mit dem Boͤhmiſchen Printzen Johanne, Kaͤyſers Caroli IV. Bruder, vermaͤhlet, weil er aber eines ſtillen Humeurs war, konte ſie ihn nicht wohl leiden, ja endlich beſchuldigte ſie ihn gar, daß er zum Eheſtand untuͤchtig waͤre, ohngeachtet hernach die Erfahrung bey ſeiner andern Gemahlin das Gegenſpiel auswieſe. Letztens, als dieſer ihr Gemahl einſtens auf die Jagd geritten war, wolte dieſe Margaretha ihn bey ſeiner Ruͤckkunfft nicht wieder auf das Schloß Tyrol zu ſich laſſen, er ritte von einer Feſtung zur andern, ward aber, weil Margaretha ſolches befohlen hatte, aller Orten abgewieſen, und muſte ſich alſo wieder nach Boͤhmen begeben. Unterdeſſen aber hatte Margaretha mit dem Kaͤyſer Ludovico Bavaro heimliche Tractaten gepflogen, daß ſie ſeinen Sohn Ludovicum zum Gemahl nehmen, und ihme die Grafſchafft Tyrol zuwenden wolte. Hierauf ließ der Kaͤyſer durch einen Biſchoff die Ehe mit dem Boͤhmiſchen Printzen Johanne ſolenniter aufheben, und die andere Ehe mit ſeinem Printzen vollziehen, wobey dieſes merckwuͤrdig war, daß, da ſie als eine vermaͤhlte Princeſſin nach damaliger Art einen Schleyer getragen, ſie ſelbigen bey ihrer anderen Vermaͤhlung mit groſſer Ceremonie in der Kirche auf einen Altar geleget, und einen Jungfer-Crantz auffgeſetzet, mit ausdruͤcklicher Proteſtation, daß ſie, ohngeachtet eines zehn-jaͤhrigen Eheſtandes, gleichwol noch eine unverletzte Jungfer waͤre. Sie lebte mit ihrem andern Gemahl 19. Jahr,
und
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[Spaltenumbruch]
Margaretha
und zeigete mit ihm einen Sohn, Meinhardum, genennt. Man will ihr Schuld geben, daß ſie beyde mit Gifft hingerichtet, den Gemahl A. 1361. und den Sohn A. 1363. nachdem der letztere ſich verlauten laſſen, daß er die Untreue an ſeiner Mutter raͤchen wolte. Nach dem Tode ihres Sohnes, hat ſie ſich nicht wieder, wie einige meynen, an Rudolphum IV. vermaͤhlet, ſondern die Grafſchafft Tyrol dem Hauſe Oeſterreich abgetreten, worauf ſie A. 1366. zu Wien im Wittwen-Stande geſtorben. Brandis Tyrol. Ehren-Crantz. Megiſeri Annal. Carinth.
Margaretha,
Waldemari V. Koͤnigs in Daͤnnemarck heroiſche Tochter, ſo von denen Geſchichtſchreibern wegen ihrer Tapfferkeit nur Semiramis Arctoa genennet wird. Sie vermaͤhlte ſich an Haquinum Koͤnig in Norwegen, und gebahr ihm Olaum V. ſo nach dem Tode ſeines Groß-Vaters um das Jahr 1377. unter der Vormundſchafft und Mit-Regierung ſeiner Mutter Margarethæ zur Crone gelangete. Vid. Pontan. Hiſt. Dan. L. 8. Nach deſſen allzufruͤhen Tode ſie Ericum zum Koͤnig von Norwegen declarirte. Weil aber Alberto Sueco ihrer Schweſter Sohne die Naſe ziemlich nach der Daͤniſchen und Norwegiſchen Crone hunge, und er mit ihr deßwegen einen Krieg anfunge, auch zu ihrer Beſchimpffung ihr vor dem Streit einen Wetzſtein zuſchickte, mit Vermeldung, daß ſie ſich auf ſelbigen ihre Nadeln und Trenne-Meſſer [Spaltenumbruch]
Margaretha
ſcharff machen ſolte, uͤberwand ſie ſelbigen durch ihre Heldenmaͤßige Tapfferkeit A. 1389. nahm ihn gefangen, und brachte ihn nach 7. jaͤhriger Gefaͤngniß auch noch dahin, daß er ſein Reich abtreten muſte. Vid. Kranz. l. 7. Dan. c. 40. & Svec. l. 5. c. 32. it. Arnold. Vittif. Chron. Dan. l. 3. Sie ließ auch A. 1369. nach Beruffung der Staͤnde der dreyen Reiche das Buͤndniß beſtaͤtigen, daß forthin Daͤunemarck, Norwegen und Schweden unter einem Koͤnig ſtehen ſolte.
Margaretha,
Henrici Koͤnigs in Engelland tapffere und heroiſche Gemahlin. Dieſe Heldenmuͤthige Dame ſchlug damahls durch ihre Tapfferkeit die Engelaͤnder, als ſie ihren Gemahl vorher uͤberwunden und gefangen genommen hatten, auf das neue, und machte ſelbigen wieder frey und loß. Vid. Contarin. in Hortul. Hiſtorie.
Margaretha,
Hertzogin von Neu-Caſtell, eine gelehrte Dame, ſo allerhand Orationes und Epiſteln, wie auch ihres Gemahls Wilhelmi Leben, und ſehr viele Dramata geſchrieben. Sie war eine gute Philoſopha. Vid. Acta Eruditor. Lipſienſ. A. 1699. p. 426.
Margaretha,
Virboslai eines Polniſchen Magnatens im Cracauiſchen Kraͤyſe, Gemahlin, brachte A. 1270. den 20. Januarii ſechs- und dreyßig junge lebendige Knaͤblein auf einmahl zur Welt, ſo auch alle das Bad der Heil. Tauffe erlanget. Gothofr. Chron. p. 586.
Marga-
(0630)
[Spaltenumbruch]
Margaretha
Margareta Auſtriaca, oder, Flandrica,
Kaͤyſers Maximiliani I. von der Burgundiſchen Princeßin Maria einige Tochter, eine kluge und gelehrte, aber im Heyrathen ungluͤckliche Princeßin, war gebohren An. 1480. den 10. Jan. In ihrer Kindheit war ſie an den Dauphin nachmahls Koͤnig von Franckreich Carolum VIII. ehelich verſprochen, auch deßwegen zur Aufferziehung nach Franckreich geſand. Welcher aber hernach Annam, die Erbin des Hertzogthums Bretagne heyrathete und ſie die Margaretham ihrem Vater wieder nach Hauſe ſendete. A. 1497. im Januar. ward ſie abermahl an Johannem Infanten von Portugall Ferdinandi Catholici einigen Sohn verlobet, machte ſich dahin auch auf den Weg, als aber das Schiff, worauf ſie ſich befande, durch Sturm zu Grunde gehen wolte, ſatzte ſie ſich ſelbſt ein Epitaphium in Frantzoͤiſcher Sprache auf, welches nach der Uberſetzung alſo gerathen:
Hier ſincket und verſtirbt die edle Margaris, Die zweymahl ſich vermaͤhlt und doch noch Jungfer hieß.
Doch der Sturm legte ſich wieder, und ſie kam gluͤcklich in Spanien an, war aber darinnen ungluͤcklich, daß ihr Gemahl noch eben daſſelbige Jahr kurtz noch vollzogenen Beylager ſtarb. A. 1501. den 26. Septembr. ward ſie Hertzogs Philiberti II. von Savoyen andere Gemahlin, welcher auch A. 1504. den 10. Sept. verſtarb. Hierauf [Spaltenumbruch]
Margaretha
ward ſie von ihrem Herrn Vater A. 1506. zu einer Gouvernantin uͤber die geſamten Niederlande gemacht, welche Charge ſie auch biß an ihren A. 1532. den 1. Decemb. zu Mechlen erfolgten Tod mit groſſen Verſtand und ungemeiner Klugheit verwaltete, da ſie zuvorher A. 1529. den Frieden zu Cambray ſchlieſſen helffen, ſich auch der damahls angehenden Reformation ſtarck wiederſetzet. Sie hat die ſchoͤne Kirche zu Bourgenbreſſe bauen laſſen, ſo uͤber 200000. Thaler gekoſtet. In beſagter Kirche iſt noch ihre Deviſe: Fortune, Infortunæ, Fortune, zu ſehen. Man findet von dieſer gelehrten Princeſſin viel gebundene und ungebundene Sachen, worunter auch eine Beſchreibung von ihrem eignen Leben enthalten iſt. Vid. Hiſtoriſche Remarquen A. 1700. Menſis Septemb. 50. p. 393. ſeq.
Margaretha Dallia,
Franciſci Colini Gemahlin, eine heldenmuͤthige und heroiſche Dame ſo bey der A. 1590. von Burrone unternommenen Belagerung ſich recht tapffer bezeugte, angeſehen ſie, da der Feind ſchon in der Stadt war, und ſelbige bereits gepluͤndert hatte, mit ihrer Hand voll Volck, aus dem innerſten Theil der Veſtung noch einmahl heraus fiel, die Feinde durch ihren wieder zuſammen geſuchten Muth tapffer zerſtreuete, auch den Burronum, ſo vorher geſieget, gefangen nahm, und die ſchon auf Waͤgen gepackte Beuthe ſelbigen wieder abjagte. Vid. Thuan. Hiſt. L. 99. p. 370.
Marga-
(0631)
[Spaltenumbruch]
Margaretha
Margaretha Gorgona,
Des weltbekannten PſeudoDemetrii II. oder Affter-Czaars in MoſcauWittwe, war eine behertzte und heroiſche Dame, indem ſie ſich ihres Sohnes des jungen Demetrius, tapffer annahm, und den A. 1613. erwehlten Czaar Michael Foederowitz zu dethroniſiren ſuchte, auch bereits unterſchiedliche maͤchtige Provintzen, als Cazan, Aſtracan, Rhezan, Siberien und andere mehr auf ihre Seite gebracht, und das Gouvernement druͤber genommen; zuletzt aber war ſie doch ungluͤcklich, maſſen ſie der Czaar Michael Foederowiz zu Aſtracan gefangen bekam, uñ im Gefaͤngniß erwuͤrgen ließ.
Margaretha Mathildis,
Eine Hollaͤndiſche Graͤfin gebahr A. 1276. im 40. Jahr ihres Alters in einer Stunde 365. Kinder auff einmahl, welche alſo vollkommen und lebendig waren, daß man die Knaͤblein von denen Maͤgdlein unterſcheiden konte. Sie wurden allzuſammen in zwey Becken getaufft, und die Knaͤblein Johannes, die Maͤgdlein aber Eliſabeth genennet. Dieſe wunderſeltſame Geſchichte, ſo Eraſmus und Ludovicus Vives, wie auch Crantzius in ſeiner Vandalia glaubwuͤrdig und deutlich beſchrieben, iſt zu Losduͤn in Holland nicht weit von Schevelingen in der Kirchen auf einer Tafel abgemahlet mit einer Lateiniſchen Erklaͤhrung, worinnen auch gedacht wird, daß dieſe Margaretha Graf Hermanns Gemahlin und eines Grafen aus Holland Tochter geweſen.
[Spaltenumbruch]
Margaretha
Margaretha,
Von Parma, Gouvernantin, der Spaniſchen Niederlande, eine natuͤrliche Tochter Kaͤyſers Caroli V. und ſein erſtes Kind, ſo er An. 1512. zu Oudenarde mit einer adelichen Dame, Margaretha van Geſte, gezeuget hatte. A. 1536. ward ſie mit Alexandern de Medicis, Hertzogen von Toſcana und einem natuͤrlichen Sohne Pabſts Clementis VII. vermaͤhlet, ſo aber Jahres drauf, auf Anſtifften ſeines Vettern Laurentii ermordet worden. A. 1538. bekam ſie den Hertzog von Parmä Octavium von Farneſe, deſſen Vater Aloyſius Pabſts Pauli III. unaͤchter Sohn geweſen, zum Gemahl, unerachtet ſie viel andere Fuͤrſten zur Gemahlin begehrten. Allem Anſehen aber nach war ſie mit der andern Vermaͤhlung nicht allzu vergnuͤgt, wie ſie denn ſelber einsmahls im Schertz geſaget: Sie ſey gleichſam vom Himmel zu ſolchen Maͤnnern verſehen, welche ſich gar nicht vor ſie ſchickten; denn als ſie noch ein zwoͤlffjaͤhriges Maͤgdlein geweſen, habe ſie einen Gemahl von 27. Jahren bekommen, nun aber, da ſie ſchon eine Frau waͤre, wuͤrde ihr ein Knabe von 13. Jahren zum Gemahl gegeben. Inzwiſchen war ſie eine Dame nicht nur von ſonderbahrer Leibes-Staͤrcke, geſtalt ſie ein recht maͤñliches Geſichte hatte, auch im weiblichen-Habit ein Mann zu ſeyn ſchiene, ſondern ſie beſaß auch einen rechten heroiſchen Geiſt und tapfferes Gemuͤthe. A. 1559. ward ſie von ihrem Bruder Philippo II. bey denen damahligen
verwirr-
Frauenzim̃er-Lexicon. Q q
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[Spaltenumbruch]
Margaretha
verwirrten und gefaͤhrlichen Zeiten denen Niederlanden als Gouvernantin vorgeſtellet, welches Regiment ſie auch ſo klug und tapffer verwaltet, daß man ſich wuͤrcklich die Hoffnung machte, es wuͤrde dadurch das Krieges-Feuer wieder geloͤſchet werden, wofern nicht der Hertzog von Albanien A. 1567. ihre progreſſen verhindert. Durch ihre Tapfferkeit zwang ſie die Stadt Antwerpen zur Ubergabe, worein ſie mit ihrer Beſatzung im groͤſten Triumph gezogen. In allen maͤnnlichen Ubungen hat ſie es vielen Maͤnnern zuvor gethan, abſonderlich war ſie eine Jagt verſtaͤndige, weßwegen ſie auch insgemein um ſelbige von denen andern ihres Nahmens zu diſtinguiren, die Jaͤgerin genennet ward; ihre OberLeffze hatte einen maͤñlichen Bart, und ward ſie oͤffters vom Podagra hart angegriffen. Endlich ſtarb ſie A. 1568. zu Ortonna im Neapolitaniſchen, nachdem ſie vorher das Gluͤck und Vergnuͤgen gehabt, daß einer von ihren beyden Soͤhnen, nehmlich der beruͤhmte Alexander von Parma Stadhalter in denen Niederlanden geworden. Meteran. Niederl. Hiſtor. Strad. d. Bell. Belgic. Dec. I. L. 3. p. 26. Grot. in Annal. Belgic. L. 1. Thuan. L. 21. Hiſtor.
Margaretha Valeſia,
Oder de Valois, Caroli d’ Orleans, Hertzogs von Angouleme und Louyſens von Savoyen Tochter, Koͤnigs Franciſci I. in Franckreich Schweſter, erſtlich Caroli Hertzogs in Alençon, hernachmahls Henrici Koͤnigs in Navarren Gemahlin den [Spaltenumbruch]
Margaͤ Marga
11. April. A. 1432. gebohren. Eine devote, polite und vortrefflich gelehrte Fuͤrſtin und Poetin, ſie hinterließ unterſchiedene Scripta; als 1) La Marguerite des Marguerites. 2) des Paſtorales. 3) Le Miroir de l’ ame pechereſſe. 4) Le Triomphe & l’ Agneau. 5) Le Heptameron ou les Nouvelles de la Reine de Navarre. Dieſe gelehrte Koͤnigin ſtarb den 21. Dec. A. 1549. im 59. Jahre ihres Alters, u. lieget ſelbige zu Pau in dem Bearniſchen begraben. Ihr Todt iſt von vielen beſungen und mit Epitaphiis beehret woaden. Als von drey Engliſchen Poetinnen, Nahmens Anna, Margarita und Jana von Seymour in 104. Lateiniſchen Diſtichis unter dem Titul: Le Tombeau de Marguarite de Valcis Reine de Navarre. Ferner von dem beruͤhmten Ronſard, Joh. Aurato, Malthæo Paco, Antonio Armando. Joh. Tagautio, Johanne Anton. de Boif, Nicolao Borbonio, und Carolo Sammarthano. Der Graf von Alſinois hat ihr ein Epitaphium aufgerichtet. Alle dieſe ihr zu Ehren verfertigten Epitaphia und Laudes findet man in einem zuſammen gedruckten Volumine.
Margæa,
Barbara, war ein beruͤhmtes zauberiſches Weib und Hexe.
Margarita,
Franciſci I. und der Claudiæ Francicæ Tochter, eine gelehrte Princeſſin A. 1523. gebohren, ſo nicht nur der Griechiſchen und Lateiniſchen Sprache vollkommen kundig war, ſondern auch uͤberdiß einen klugen
und
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Margaritha
und vortrefflichen Geiſt, auch in andern Sachen von ſich blicken ließ. Sie hielt ſehr viel auf gelehrte Leute und ſtarb A. C. 1574. den 14. Sept.
Margarita,
Aus Polen, ein in der Medicin wohl erfahrnes Weib, war ſo beruͤhmt und gelehrt, daß ihr der damahlig regierende Polniſche Koͤnig Ladislaus die Freyheit voͤllig verſtattete dieſe ihre Kunſt gleich andern Medicis oͤffentlich zu treiben und Patienten ungehindert zu curiren. Vid. Tiraquell. Tom. I. c. 31. p. 199. it. Thomaſ. Diſput. I. de Foemin. Erudit. theſ. 1. §. 52. in not. Lit. a. Weiſ. im eurioͤſen Anhange zum politiſchen Nach-Tiſch. pag. 336.
Margarita,
Dulcini Eheweib, war die Urheberin und Anfaͤngerin der tollen Secte, ſo ſich im 13. und 14. Seculo in der Lombardie fratricellos, ſo wohl weiblichen als maͤnnlichen Geſchlechts, nenneten, und des Nachts ihre conventicula und Zuſammenkuͤnffte angeſtellet, worinnen die heßlichſten Thaten ausgeuͤbet wurden. Bzovius in Annal. ad An. 1303. n. 11. Ihre naͤrriſchen und abgeſchmackten Lehren hat Colberg. Part. 1. Chriſt. Platon. c. 1. p. 74. dargethan, worunter dieſer mit iſt, daß ein Menſch in dieſem Leben einen ſo hohen Grad der Vollkommenheit erlangen koͤnne, daß er gantz unſuͤndhafft wuͤrde, und in der Gnade Gottes nicht mehr zunehmen koͤnte. Vid. Pratcol. Elench. Hæreſ. l. 6. n. 13.
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Marga Marghe
Margarita Coſta,
Eine zwar ſchoͤne Italiaͤniſche Saͤngerin, aber auch wegen ihrer Liebes-Affairen ſehr verdaͤchtige Weibes-Perſon. Vid. Erythræum in Pinacothec. P. II. p. 130.
Margarita Valeſia,
Henrici II. in Franckreich und Catharinæ de Medices gelehrte Tochter. Eine mit ungemeiner Leibes und Gemuͤths Schoͤnheit begabte Princeßin, Henrici Printzens von Bearn, nachmahls Koͤnigs zu Navarra und endlich gar Franckreichs Gemahlin, welcher ſie aber verſtieß, und A. 1599. Mariam Mediceam aus dem Hauſe Florentz ſich antrauen ließ. Sie ward gebohren den 13. May A. 1552. Uñ ſtarb A. 1615. den 37. Mart. mit welchen Fall die in Franckreich ſo lang gebluͤhete Valeſiſche Familia aufhoͤrete. Auſſer ihrer herrlichen Wiſſenſchafft in gelehrten Sachen war ſie auch zugleich eine nette Poetin, waſſen ſie viel Poemata mit einem Commentario de rebus à ſe per vitam geſtis hinterlaſſen. Vid. Thuan. in Hiſt. & Barclai. in Euphorm Luſin. P. IV. c. 7. it. Gramond. Lib. I. Hiſtor. Gall. p. 74.
Marggraͤfin,
Iſt eine aus einem hohen Hauſe entſproſſene Princeßin, ſo an einen Marggrafen vermaͤhlet worden.
Margherita,
Duraſtanti, eine vortreffliche und kuͤnſtliche Saͤngerin in Italien.
B. Maria,
Q q 2
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Maria
B. Maria,
Von Nazareth aus Galilæa Luc. 1. v. 26. & 27. Dieſe heilige Mutter iſt nicht nur deſſentwegen beruͤhmt, weil ſie den groſſen Welt Heyland gebohren, ſondern auch ſelbſten ſeinen Predigten beygewohnet und ſein Wort in ihrem Hertzen bewahret. Sie ſoll uͤberdiß auch gelehrt geweſen ſeyn, maſſen ſie auſſer ihrem Lobgeſang, der im erſten Cap. Luc. zu befinden, unterſchiedene Epiſteln, als eine an den H. Ignatium. Vid. Sixt. Senenſ. Bibliothec. Sæct. l. 2. & in Biblioth. Patr. Tom. 3. und etliche an die Meſſinenſer und Florentiner geſchrieben, ob gleich die wunderlichen Paͤbſtler ſie unter die Scripta Suppoſititia zehlen wollen. Vid. Baron. Tom. I. ad A. 48. n. 28. & Joh. Mariam Sacr. Palat. Magiſtr. in Indic. Rom. Lib. expurgand. T. I. Ihr Buch de Miraculis fidei & de Annulo Regis Salom. welches zum Ende des 16. Seculi zu Granada ausgegraben worden, hielte der Roͤmiſche Pabſt Innocentius XI. ſelbſt A. 1682. vor falſch. Vid. Act. Erud. Lipſ. A. 1696. M. Mart. p. 107. Henric. Cornel. Agrippa de Præcellent. & Nobilitat Sex. Foem. P. 2. c. 5. p. 39. ruͤhmet ihre Gemuͤths und Leibes Schoͤnheit ſehr. Und der im 2. Seculo beruͤhmte Sardiſche Biſchoff Melito beſchreibet in einem abſonderlichen Tractat ihren Tranſitum. Ægydius Albertinus aber, Rabanus Pombellus, Joh Bonifacius, Petrus â Cogni und Leonbardus Mayerus haben allerſeits ihr Leben und Wunderwercke ausfuͤhrlich beſchrieben. Ihr [Spaltenumbruch]
Maria
zu Ehren ſind nachfolgende RitterOrden geſtifftet worden: als die Ritter B. Virginis Mariæ, ſo von Carolo Gonzaga, Hertzogen von Neuers und Michaele Adolpho, Grafen von Althaun zu Olmuͤtz in Maͤhren aufgerichtet worden. Und zwar den 8. Martii 1619. in Wien. Die Ritter von JEſu und Maria, ſo 1615. zu Rom aufgekommen. Die Ritter unſer lieben Frauen vom Berge Carmel, vom Koͤnig Heinrich dem IV. in Franckreich durch Pabſt Pauli V. Confirmation auf das neue wiederum geſtifftet. Ritter unſer lieben Frauen von Monteza im Koͤnigreich Valencia A. 1316. geſtifftet. Ritter B. Mariæ Bethlehemiticæ von Pabſt Pio II. 1459. geſtifftet. Ritter der H. Mariæ glorioſæ A. 1233. von Bartholomæo di Vicenza geſtifftet. Ritter der H. Maria von der Lilje von Garſia VI. Koͤnig in Arragonien geſtifftet; Ritter von S. Maria zu Loretto von Sixto V. 1587. geſtifftet; Ritter der Mutter Gottes de Mercede An. 1218. zu Barcelona von Jacobo I. Koͤnig in Arragonien geſtifftet. Ritter des Sterns, ſo Koͤnig Robert der andaͤchtige in Franckreich A. 1022. der Mutter Gottes zu Ehren geſtifftet. Dieſe H. Mutter Gottes ſoll nach Nicephori Bericht im 59. Jahre zu Epheſus, oder wie andere wollen, zu Jeruſalem geſtorben ſeyn.
Maria,
Koͤnigin in Schottland, Jacobi IV. Koͤnigs in Schottland Tochter, erſtlich Franciſci II. Koͤnigs in Franckreich, hernachmahls aber
Henrici
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Maria
Henrici Stuarti Gemahlin, ſie regierte um die Helffte des XVI. Seculi, wurde aber auf der Koͤnigin Eliſabeth Befehl A. 1587. den Febr. nicht ſonder Beyſpiel eines recht heroiſchen und gꝛoßmuͤthigen Geiſtes, den ſie auch in der letzten Todes-Stunde blicken ließ, Vid. Gratian. in Caſibus Viror. Illuſtr. p 274. in 46. Jahre ihres Alters enthauptet. Sie waͤr gewiß vor eine kluge Koͤnigin bey der gantzen Welt pasſiret, wofern ſie ihren Ruhm und Purpur nicht mit dem bekannten Muſico, David Ritzen, oder Ricci, (ſo damahls unter des Savoyiſchen Geſandtens Moretii Suite nach Schottland gekom̃en) und Jacob Hebruns Grafens von Bothwell, der ihren Gemahl, vielleicht mit ihrem Vorbewuſt, ermordete, beſudelt und beflecket haͤtte. Sie war unterdeſſen eine gute Poetin, maſſen Mr. Brantome in ſeinen Memoires p. 115. ſeqq. Diſcurſ. 3. eine nette Probe von ihrer Poeſie mit aufweiſet. Sie hat auch in ungebundener Rede ein Buch de Inſtitutione Principis geſchrieben, welches ihr Sohn Jacobus I. Koͤnig in Britannien ſehr fleißig ſoll verwahret haben. Die Judicia ſo von ihr hin und wieder gefaͤllet werden, ſind unterſchieden. Und kan man ſelbige bey dem Camdeno in Annalib. Rer. Anglic. p. 458. Brantome in ſeinen Memoires p. 109. Diſcurſ. 3. wie auch Romoaldo Scoto finden. Bey welchen erſteren man auch das ihr aufgerichtete Epitaphium leſen kan.
Maria,
Koͤnigin in Engelland, Hen[Spaltenumbruch]
Maria
rici VIII. Tochter von der Catharina Arragonia, Philippi II. in Spanien Gemahlin, eine Dame von heldenmuͤthigen und unerſchrocknen Geiſt, dennn als Hunniatus vor Londen ruͤckte, worinnen er viel adhærenten fand, und ihr gerathen ward, daß ſie ſich mit der Flucht ſalviren ſolte, ſtunde ihr als einer heroiſchẽ Dame dergleichen weiblicher Vorſchlag durchaus nicht an, ſondern beſchloß allda zu verbleiben und hielte gegen ihre verdaͤchtigen Unterthanen eine ſolche heroiſche und nachdruͤckliche Rede, daß ſie endlich nach den Waffen griffen und ihr mit Glut und Blut bey zu ſtehen auf das neue verſprachen, nach welcher reſolution ſie mit ihrem Volcke einen Ausfall thate, Hunniatum ſchlug und ſelbigen nebſt dem meiſten Theil ſeiner Trouppen gefangen bekam, ihrem Gemahl Philippo, welcher damahls wieder Franckreich fochte, kame ſie gleichfalls zu Huͤlffe, und erhielte den herrl. Sieg bey Saint Quintin. Vid. Gratian. in caſibus Vir. Illuſtr. p. 236. Thuan. Hiſt. L. 13.
Maria,
Koͤnigs Ordonii Wittwe und hernachmahls Kaͤyſers Ottonis Gemahlin, welcher ſie aber wegen ihrer uͤbermaͤßigen Geilheit verbrennen ließ.
Maria,
Princeßin von Burgund, ErtzHertzogin in Oeſterreich, Caroli Hertzogens von Burgund und Iſabelle von Bourbon Tochter. So von ihrem Vater als ein kuͤnfftiger Zanck-Apffel hinterlaſſen ward,
maſſen
Q q 3
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[Spaltenumbruch]
Maria
maſſen bey ihren herannahenden mannbahren Jahren zwoͤlff Freyer auf einmahl ſich bey ihr angaben, als: 1) Koͤnig Ferdinand zu Nea polis. 2) Hertzog George zu Clarence des Engellaͤndiſchen Koͤnigs Eduardi Bruder. 3) Hertzog Johannes zu Cleve. 4) Hertzog Phi lippus zu Cleve. 5) Hertzog Carl von Angoulesme. 6) Maximilianus von Oeſterreich. 7) Hertzog Carl von Geldern. 8) Hertzog Philibert von Savoyen. 9) Joannes Galeatius, Printz von Mayland. 10) Carolus Dauphin von Franckreich. 11) Hertzog Heinrich von Lothringen, und endlich 12) Ludwig von Luͤtzeburg, Graf und Conſtabel von Franckreich. Unter allen dieſen Freyern aber bekam ſie keiner als Ertz-Hertzog Maximilian, dem ihr Hr. Vater ſie ſchon noch in ihrer Kindheit ehelich verſprochen. Und wurde ſolches Beylager den 28. Auguſti Anno 1477. zu Bruͤgge vollzogen; wiewohl dieſe hoͤchſt vergnuͤgte Ehe nicht allzu lange dauerte, maſſen dieſe Maria den 16. Mart. A. 1452. auf der Reiger-Beitze, als welche Art zu jagen ihr einiges Vergnuͤgen war, mit dem Pferde ſtuͤrtzte, und ſich durch ſolchen ungluͤcklichen Fall an den Lenden und Huͤffſehr verletzte. Ob ihr nun gleich durch eine geſchickte Hand und Beſichtigung ſolches Schadens Huͤlffe vielleicht geſchehen koͤnnen, ſo wolte ſie doch aus einer ungemeinen Schamhafftigkeit lieber ſterben, als ſich von einem Wund-Artzt beſichtigen laſſen, welches auch den 28. Mart. A. 1482. im 25. Jahre ihres Alters geſchahe, und war die[Spaltenumbruch]
Maria
ſer Todes-Fall gedoppelt zu beklagen, weil zugleich eine verborgene Leibes-Frucht mit ihr erſterben muſte. Zieglers hiſtoriſches Labyrinth der Zeit. p. 29. usq. ad 35.
Maria,
Ein edles Weib aus Jeruſalem ſo in der Belagerung, welche damahls Titus Veſpaſianus vornahm, aus Hungers-Noth ihren eigenen Sohn aufgegeſſen. Joſeph. l. 7. c. 15.
Maria,
Von Becken genannt, eine adeliche und gottsfuͤrchtige Jungfer aus Delden, ſo des Chriſtlichen Glaubens wegen mit ihrer Schweſter Urſula A. 1545. zu Delden oͤffentlich verbrannt ward, und dadurch die Maͤrtyrer-Crone erhielte. Vid. Rabbi Maͤrtyrer Buch. P. III. p. 180.
Maria,
War des Lazari und der geſchaͤftigen Marthæ Schweſter. Vid. Luc. 10. & Joh. 11. Dergleichen Nahmen fuͤhrte auch die Mutter Jacobi.
Maria,
Ein ſchwaͤrmeriſches und ſectiriſches Weibes-Bild, ſo in dem VI. Seculo in dem Hertzogthum Berry lebte, unter andern naͤrriſchen und gotteslaͤſterlichen Lehren vorgab, ſie waͤre ein weſentliches Stuͤck der ewigen Gottheit, und unterſchiedliche verbothene Raͤncke brauchte, dadurch ſie ſich bey dem Volcke in Anſehen brachte. Vid. Gregor. Turonenſ. l. 10. c. 25. pag. 236.
Maria,
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[Spaltenumbruch]
Maria
Maria,
Von Oxford, ein quackeriſches und ſchwaͤrmeriſches Weibesbild, ſo An. 1300. zu Oxford oͤffentlich unter andern irrigen und Gotteslaͤſterlichen Lehren mit vorgab, ſie waͤr die Erloͤſerin des menſchlichen Geſchlechts. Vid. Centur. Magdeburg. 13. H. E. c. 5. fol. 220. lib. 7. c. 34.
à S. Maria,
Joanna. Eine Schwaͤrmerin und Cloſter-Frau zu Burgos aus Alt-Caſtilien, von der die Papiſten einen groſſen Staat machen. Chriſtianu[ſ] von Amcyugo hat das Leben dieſer Mariaͤ A 1682. zu Coͤlln unter dem Titul: Das neue Wunder-Werck der Gnaden, heraus gegeben.
Maria Alberta
Aus Lothringen, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Maria Amalia,
Hertzogin von Sachſen-Zeitz, eine kluge und kuͤnſtliche Dame, geſtalt ſie in der Inſtrumental-Muſic eine ſolche Perfection erlanget, daß ſie gleich andern virtuoſen ſelber componiren kan.
Maria Andegavienſis,
Koͤnigin von Franckreich, des Koͤnigs zu Neapolis Ludovici II. Tochter, und Gemahlin Caroli VII. Graſens zu Pontiniac, eine nicht nur ſehr kluge, ſondern auch darbey recht heroiſche und behertzte Dame; als ihr Gemahl Koͤnig wurde, und wegen des ſo wohl von denen Engellaͤndern, als ſeinen eigenen Un[Spaltenumbruch]
Maria
terthanen erregten Aufſtandes aus Furcht ſich nach dem Delphinat retiriren wolte, brachte ſie es durch ihre behertzten und klugen Anſchlaͤge ſo weit, daß die unruhigen Koͤpffe wieder beſaͤnfftiget wurden, ihr Gemahl allda verblieb, und das Reich auf recht ruhigen Fuß wieder geſetzet ward. Vid. Contarin. in Hortul. Hiſtor. p. 221. & Hoffmann. in Lex. Univerſal. Hiſtor.
Maria Auſtriaca,
Koͤnigin in Ungarn und Voͤhmen, Kaͤyſer Carls des fuͤnfften Schweſter, Philippi Ertz-Hertzogs Tochter, ſo er mit der Johanna Arragonia erzeuget, und Ludovici Jagellonis in Ungern Gemahlin, war in der Lateiniſchen Sprache ſehr gelehrt, und in der H. Schrifft wohl erfahren, hatte auch ſtets eine Bibel bey ſich zu Hauſe und auch auf der Reiſe, war der Evangeliſchen Religion ſehr geneigt, daher auch Kaͤyſer Carl ſie einsmahls ermahnen laſſen, ſie ſolte zuſehen, daß ſie von den Pfaffen nicht verfuͤhret wuͤrde, als ſie aber ſolches nicht groß achtete, wurde ihr Hof-Prediger, welcher der Evangel. Wahrheit Beyfall gab, gaͤntzlich abgeſchaffet. Sie ſchlug in der Predigt alle Dicta nach, und hielte es dem Prediger gleich vor, wenn er etwan aus Unachtſamkeit etwas unrecht allegiret hatte. Nechſt dieſem war ſie auch eine behertzte und recht heroiſche Dame, ſintemal ſie von ihrem Bruder Carl, weil ſie nach ihres Gemahls Tode, der A. 1526. in der Schlacht blieb, nicht wieder zur andern Ehe ſchreiten wolte, zur Gouvernantin in Spaniẽ erklaͤret ward,
allwo
Q q 4
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Maria
allwo ſie auch ihr Regiment weiſe und tapffer gefuͤhret, ſie fiel Henrico II. von Franckreich in die Piccardie ein, und verheerete alles was ſie konte. Anno 1558. ſtarb ſie. Vid. Thuan. l. 10. p. 196.
Maria Baptiſta Fornari,
Eine devote Jungfer in Genua, ſo daſelbſt den Orden der Annunclatinnen oder Cloſter-Frauen der himmliſchen Botſchafft Mariaͤ geſtifftet, ſie ſtarb daſelbſt A. 1677.
Maria von Bretagne,
Eine devote Matrone, ſo Anno 1464. dem Orden der Reformirten Aebtiſſin von Abralds-Brunnen oder Font Ererald als Aebtißin ruͤhmlichſt vorgeſtanden.
Maria Eliſabeth,
Gebohrne Marggraͤfin von Durlach, und vermaͤhlte Graͤfin von Naſſau-Saarbruͤcken, war eine ſehr gelehrte Dame, ſo nicht nur ſchoͤne Latein zu reden wuſte, ſondern auch eine treffliche Philoſopha war, und einen ſchoͤnen Vers ſchrieb. Vid. Thom. Corv. in ſeinem Kriegs-Buche. C. 17. p. 155.
Maria de France,
Eine Frantzoͤſiſche Poetin, ſo nicht aus Frantzoͤſiſchen Gebluͤthe, ſondern nur deßwegen de France genennet wird, weil ſie in Franckreich gebohren. Sie hat die Fabeln Æſopi aus dem Engliſchen in Frantzoͤſiſche Verſe uͤberſetzet. Vid. Recueil de l’ origine de la langue & Poeſie Françoiſe, Ryme & Romans a Paris 1581. p. 163.
[Spaltenumbruch]
Maria
Maria Gargacenſis,
Eine ſehr beruͤhmte Matrone in Franckreich. War eine Dame von ſonderlicher Klugheit, Gelehrſamkeit und Beredſamkeit. Sie hat ein und das andere geſchrieben, abſonderlich hat ſie ſich durch eine Schrifft bekannt gemacht, deren Titul iſt: Egalité des hommes & des femmes. Vid. Ludovicum Jacobum a Sancto Carolo, Cabilonenſ. Carmelit. in Bibliothec. Illuſtr. Fœmin. quæ Scriptis claruerunt.
Maria del Incarnation und Mater de Jeſu,
Zwey devote Jungfrauen und Schweſtern, die erſte eine Frantzoͤſin, die andere eine Spanierin. Richteten beyderſeits in Franckreich A. 1644. den Orden der ungeſchuheten Carmeliter CloſterFrauen in Franckreich auf.
Maria Longa,
Die Heilige genannt, war die erſte Uhrheberin und Stiffterin des Ordens der Capucinerinnen, welchen ſie A. 1530. angeordnet.
Maria Magdalena,
Die in der H. Schrifft bekannte und bekehrte Suͤnderin (worwider doch ein gelehrter Presbyter Curatus zu Lyon in einem Frantzoͤſiſchen Tractat ein und anderes einzuwenden geſuchet. Vid. Löſcher. Altes und Neues Theologiſcher Wiſſenſchafften. An. 1701. Menſ. Majo. p. 161.) Sie muß ſonder allen Zweiffel gelehrt geweſen ſeyn, weil Cornelius a Lapide ihr Zeugniß
giebt,
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[Spaltenumbruch]
Maria
giebt, daß ſie zu Marſeille denen Frantzoſen ſolle geprediget haben. Mr. Anquetin, ein Geiſtlicher in Franckreich, hat eine beſondere Diſputation von ihr heraus gegeben. Vid. die Hiſtoriſchen Remarquen An. 1699. pag. 296. Ein mehrers iſt von ihr zu leſen bey dem Zeillero in ſeinem Hiſtoriſchen Anzeiger. p. 388. Der Pater Sautel hat in einem gantzen Tractat Epigiammatum u. Elegien ihꝛen LebensWandel und Weſen aufgewieſen und betittelt ſelbigen Divæ Magdalenæ Ignes Sacros & pias lacrymas. Colon. Agripp. in 12.
Maria Medicæa,
Eine Mutter Ludovici III. und Tochter Franciſci, Groß-Hertzogs von Florentz. Ihr Gemahl war Henricus IV. Man fand an Ihr einen recht heroiſchen und Heldenmuͤthigen Geiſt, denn als ſie nach ihres Gemahls Tod zur Regentin des Reichs ſo lange erklaͤret ward, biß ihr noch junger Sohn muͤndig und zum Regiren geſchickt wurde, hat ſie dem Regiment klug und tapffer vorgeſtanden, maßen ſie die Rebellen, ſo ſich damahls entſpinnen wolten, in der Zeit daͤmpffte, in kurtzen ein Kriegs-Heer, ehe man es kaum hoffen konte, auf die Beine brachte, und ſelbiges ſelbſten muſterte. Ihre Heldenthaten findet man weitlaͤufftig in des Gram mond. Hiſt. Gall. L. I. p. 50. & L. V. p. 251.
Maria Pix,
Eine gute Poetin, ſo ſchon bereits viel heraus gegeben, und noch immer mehr publiciret. Vid. Act. [Spaltenumbruch]
Mariagen-Spiel
Erudit. Lipſienſ. ad An. 1699. p. 421.
Maria Stuarta,
Koͤnigin in Engelland, Jacobi II. Koͤnigs in Engelland Tochter und Wilhelmi Henrici in Engelland vortreffliche Gemahlin, eine vortreffliche kluge, gluͤckliche und heroiſche Koͤnigin, ſie ward mit ihrem Gemahl An. 1689. den 21. April gekroͤhnet, was ſie in dem ehemaligen Kriege, wider Franckreich vor Helden-Proben abgeleget, weiß noch iederman, und ihr kurtzer Lebens-Lauff ſtehet aus der von denen Hollaͤndern ihr zu Ehren aufgeſetzten Inſcription: Maria Stuarta, Fortis, Felix & plus quam Fœmina leichte zu erſehen; maßen ihre heroiſche Thaten, die noch das Gluͤcke darzu begleitete, einem Manne mehr aͤhnlicher als einem WeibesBilde zu ſeyn ſcheinen.
Maria Victoria,
Madame la Dauphine, aus ChurBayeriſchen Stamm. Eine ſolche kluge und in denen Sprachen erfahrne Dame, daß ſie bey empfangenen Gluͤckwuͤnſchungen einem ieden auf ſeine Sprache geantwortet. Vid. Franck f. Relation Autumn. A. 1680.
Mariagen-Spiel,
Iſt ein dem Frauenzimmer gewoͤhnliches Spiel, ſo unter zwey Perſonen mit deutſcher Karte geſpielet wird, Koͤnig und Ober einerley Farbe, heißt eine Mariage, und gilt 20. Augen, iſt es aber TrumphFarbe, gilt es 40. Es werden zu
An-
Q q 5
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[Spaltenumbruch]
Mariam Marin
Anfangs ſechs Briefe ieder Perſon in die Hand gegeben, und ein Blatt zum Trumph aufgeſchlagen, nach Ausſchlag des Blatts nimmt iede Perſon von dem Hauffen wieder ein neues, die Farbe darff nicht bedienet werden, auſſer in denen letzten 6. Leſen, die Trumph Siebene raubet das aufgewehlte Blatt, der letzte Stich gilt zehen, und die Augen und Mariagen werden gegen einander gezehlet, wer die meiſten hat, gewinnet. Wiewol auch einige die Mariagen nicht mit zu denen Augen zehlen, ſondern ſich ſelbige a part bezahlen laſſen; Die Mariage darff nicht eher angeſaget und aufgewieſen werden, als biß man eine Leſe oder Stich hat.
Mariamne,
Eine Koͤnigin, aus dem Machabæiſchen Stamme, des Tyrannen Herodis frommes Weib, von vortrefflicher Leibes-Geſtalt; denn ob ſie gleich einen unſtraͤfflichen Lebens- und Tugend-Wandel fuͤhrte, und ihres Mannes Wuth und Schmaͤh-Worte mit der groͤſten Gedult und Gelaſſenheit uͤberſahe, muſte ſie doch dieſem Wuͤterich und Tyrannen ſo unſchuldiger Weiſe ihren zarten Nacken dem moͤrderiſchen Schwerdte darbiethen.
Marica,
Eine Meer-Nymphe, an dem Fluß Liris wohnend, welche der Koͤnig Fauno ſich anvertrauet, und mit ihr den Latinum gezeuget.
Marinella,
Lucretia. Eine Italiaͤniſche gelehrte Dame, und gute Poetin, [Spaltenumbruch]
Maroz Marqu
ſo ſich durch eine und andere Schrifft bekannt gemacht; man findet von ihr 1.) la Colomba, 2.) la Vita di Maria Vergine, und 3.) la nobilta è excellenza delle donne con diffetti è mancamenti de gli huomini, worinnen ſie die Geſchicklichkeit des weiblichen Geſchlechtes dem Maͤnnlichen weit vorziehet. Die vortreffliche gelehrte Schumannin gedencket ihrer in ihren Opuſculis. p. 92.
Marozia, ſiehe. Maurozia.
Marpeſia, ſiehe. Sibylla Helleſpontica.
Marpeſia Amazona, ſiehe. Martheſia.
Marpeſſa, oder, Marpiſſa,
Eine Tochter des Eveni, des Ætoliſchen Koͤnigs und Weib des Idæi oder Idas, von vortreffl. Schoͤnheit, eine Mutter der beruͤhmten Cleopatra. Dieſe ward von ihrem Manne ſo zaͤrtlich geliebet, daß, als ſich Apollo ihm ſelbige zu entfuͤhren unterſtande, er dieſen ſeinen Raͤuber, nachdem er ihm Pfeil und Bogen genommen, hefftig angefallen.
Marqueda,
Koͤnigin aus Arabien, ſo zu dem wegen ſeiner unvergleichlichen Weißheit beſchriehenen Koͤnig Salomon, A. M. 2956. oder 992. Jahr vor Chriſti Geburth nach Jeruſalem kam, auch dieſes Koͤnigs Klugheit noch viel groͤſſer als den Ruff von ſelbiger in der That fande, ſie zog aber wieder geſegne-
tes
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[Spaltenumbruch]
Marq Marſch
tes Leibes von ihm nach Hauſe. Einige nennen diefe Marquedam auch Nicaulam.
Marquetia oder von Marqueſt,
Anna. Eine in Griechiſchen und Lateiniſchen wohl verſirte und gelehrte Nonne, ſo zu des beruͤhmten Ronſard und Donati Zeiten gelebet. Sie ſoll einen artigen Verß gemacht haben, und Anno 1588. geſtorben ſeyn. Vid. Auguſtin. de la Chieſa Theatr. des Dames Scan. it. Hilar. de Coſte Eloges de Dam. illuſtr. it. Lud. Jacob. Biblioth. Fœm.
Marſchall,
Rahel Sophia, gebohrne von Fletſcher aus Leipzig, eine gelehrte und qualificirte Dame, maßen ſie nicht nur in der Hiſtorie, Geographie, Genealogie und Heraldica ſich eine nicht geringe Wiſſenſchafft acquiriret, auch in der Moralité vortrefflich verſiret, ſondern auch der Frantzoͤſiſchen, Italiaͤniſchen und Lateiniſchen Sprache ſo wohl im Reden als Schreiben vollkommen maͤchtig iſt. Was die Moral anbetrifft, hat ſie ſich nicht nur aus dergleichen Schrifften ihre eigenen Excerpta gemacht, ſondern correſpondiret auch deßwegen mit den gelehrteſten Maͤnnern in und auſſerhalb Teutſchlandes, ſonderlich mit einigen aus der Sorbonne. Sie hat etliche Autores aus dem Italiaͤniſchen und Frantzoͤſiſchen nette und gluͤcklich uͤberſetzet, ſo ſie aber auf vieler Anhalten aus einer ſonderlichen Modeſtie, die man ihr vor vielen Dames nach[Spaltenumbruch]
Marſ Martha
ruͤhmen muß, an das Licht zu geben ſich nicht entſchlieſſen will. Sie iſt gebohren 1686.
Marſeille-Nahd,
Iſt eine vor nicht gar langer Zeit neu-erfundne Art erhaben zu nehen, wo man auf weiſſen Caton, Hollaͤndiſche Leinwand, oder ander dicht und klares Gewebe, welches mit einem ſtarcken Unterfutter verſehen, vermoͤge der ſo genannten Stepp-Stiche allerhand Figuren und Blumen-Werck ausdruͤcket und nehet, die umſtochenen Blumen und Laubwerck werden mit weiſſen gedoppelten Garn unterzogen, damit ſie erhaben ſehen, der platte Grund aber wird nur durchſtichelt. Hat ſonder Zweiffel ſeinen Nahmen bekommen von Marſeille, einer Stadt in Provence, allwo ſie zu erſt erfunden worden.
Marter,
Iſt eine gewiſſe Art eines Felles und Rauchwercks, ſo das Frauenzimmer zu Muͤffen, oder Palatinen, zu gebrauchen pfleget, iſt entweder gefaͤrbt oder ungefaͤrbt; Sie pflegen auch ihre ſo genannten Peltzgen im Winter mit ſolchen Fell aufſchlagen und vorſtoſſen zu laſſen. Der Stein-Marter iſt der ſchlechteſte.
Martha,
Die Schweſter des Lazarus, den der Heyland wieder von Todten auffgewecket. Luc. 10. Joh. 11. Sie wird von dem Heyland ſelbſt die Geſchaͤfftige genennet.
Mar-
(0642)
[Spaltenumbruch]
Marth Martia
Marthana und Martho,
Waren zwey verfuͤhriſche Weiber und falſche Prophetinnen der Helceſaiten, welche zu Epiphanii Zeiten im dritten Jahrhundert gelebet, und allerhand Irrungen und GOtteslaͤſterliche Lehren eingefuͤhret. Sie waren allda in ſo groſſen Anſehen, daß das Volck auch den Speichel aus ihrem Munde und den Staub von ihren Fuͤſſen als ſonderbahre Heiligthuͤmer mit Andacht leckten. Euſeb. Hiſt. Eccleſ. c. 38. p. 234. und Bzovius in Epit. B[a]ron. col. 190. n. 6. und n. 13. col. 237. ſchreiben, daß dieſe beyden Schwaͤrmerinnen ein EvangeliumBuch dem Poͤbel vorgezeiget, welches ihrem Vorgeben nach vom Himmel gefallen und ihnen in die Haͤnde geliefert worden. Wer ſolches leſen hoͤrte, dem verſprachen ſie die Vergebung aller Suͤnde, und zwar alſo, daß ſelbige weit kraͤfftiger und nachdruͤcklicher waͤre als diejenige, ſo Chriſtus durch ſein Leiden und Sterben erworben.
Martheſia,
Oder Marpeſia, eine Koͤnigin der Amazoninnen, ſo mit ihrer Gehuͤlffin der Lambeto viele HeldenThaten verrichtet. Siehe. Lambeto.
Martho. Siehe. Marthana.
Martia,
Eine Roͤmiſche Fuͤrſtin, ward von dem Donner, als ſie ſchwanger gieng, ſo ſtarck geruͤhret, daß ihr die todte Frucht aus dem Leibe fiel, ſie [Spaltenumbruch]
Martia Martin
ſelbſt aber blieb unverſehrt, und lebte noch lange darnach.
Martia,
Des Catonis Uticenſis Weib, welche ihr Mann, nachdem er etliche Kinder mit ihr gezeuget, ſeinem Freund, dem Hortenſio, uͤberlaſſen. Nachdem aber dieſer Hortenſius verſtorben, hat Cato dieſe ſeine vormahlige Martiam, weil ſie in des Hortenfii Teſtamente ziemlich bedacht worden, aus Geitz wieder angenommen, welches ihm aber zu ſchlechter Ehre vor der Welt gereichet. Dieſe Martia hielte ihrem damahligen Hortenſio bey dem Studieren das Licht, aus Begierde etwas Gelehrtes von ihm zu hoͤren und zu lernen.
Martia,
Des Catonis juͤngſte Tochter; von ſittſamer und tugendhaffter Auffuͤhrung, daher ſie auch, als ſie nach ihres Mannes Tode gefraget ward: Warum ſie nicht wieder heyrathete? zur Antwort gab: Sie koͤnte keinen Mann antreffen, der mehr auf ſie ſelber, als ihr Reichthum und Guͤther ſaͤhe.
Martin,
Suſauna, war eine beruffene Hexe und Zauberin in Neu-Engelland.
Martina,
Des Kaͤyſers Heraclii anderes Weib, ließ ihren Stieff-Sohn Kaͤyſer Conſtantinum im erſten Jahr ſeiner Regierung mit Gifft hinbringen; weßwegen ihr auch hernach die Zunge abgeſchnitten,
und
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Martin Maſche
und ſie aus dem Reich vertrieben ward.
Martinelli,
Giovanna. Eine virtuoſe und beruͤhmte Saͤngerin in Italien.
Martins-Beſcherung,
Iſt eine alte hergebrachte Gewohnheit, vermoͤge deren die Eltern ihre Kinder am St. MartinusAbend mit allerhand Spielwerck, Martins-Hoͤrnern, Obſt und andern Sachen zu beſchencken pflegen, unter dem Vorwand, ob kaͤme ſolches von dem H. Martino.
Marulla,
Eine edle und behertzte Jungfer von Pennos, dieſe war von ſolcher heroiſchen Tapfferkeit, daß ſie, als ihr Vater bey Beſchuͤtzung der von dem Ottomanniſchen Heer uͤberfallenen Stadt Coccis geblieben, ſie aus Rache ihres entleibten Vaters Waffen ergriff, und durch Huͤlffe der Ihrigen den Feind, der bereits die Stadt-Mauren erſtieg, mit tapfferer Fauſt und unerſchrockenen Helden-Muthe anfiel, zuruͤcke jagte, und ihr Vaterland wieder davon befreyete. Vid. Contarin. in Hortul. Hiſtor. p. 232.
Maſcarade,
Iſt eine Verſammlung bey Hofe, wo die Dames und Cavallier in allerhand Maſquen verkleidet erſcheinen, die Geſichter mit Maſquen bedecken, und ſich mit Tantzen und Spielen ergoͤtzen.
Maſche Band,
Iſt eine von allerhand Farben [Spaltenumbruch]
Maſern Maſque
und Sorten Bandes rund zuſammen geknuͤpffte oder gehefftete Schleiffe, deren ſich das Frauenzimmer auf vielerley Art bey ihrem Putz zu bedienen pfleget, als das Augſpurgiſche hinten in ihre Bucklete oder ſo genannten Boͤhmiſchen Hauben, das Saltzburgiſche auff ihre Filtz-Huͤthe, das Leipziger Frauenzimmer vorn an der Bruſt, oder auch auf ihre Muͤtzen und Huͤthlein, u. d. g. m.
Maſern kleiner Kinder,
Denen Medicis Morbilli genant, ſind rothe Flecken auf der Haut, ſo ſich nicht in Blattern aufwerffen, auch keine Narben nach ſich laſſen; Die Urſache deren, iſt ein ſcharffes und bey nahe etzendes Blut, worzu eine uͤbele Diæt, unreine Lufft u.d.g. Gelegenheit geben. Dergleichen Kranckheit begegnet auch oͤffters erwachſenen Perſonen.
Maſque,
Iſt eine von ſchwartzen oder andern bunten Sammet nach dem Geſichte geſchnittene und zuſammen gepappte Forme, mit offenen Augen-Naſen- und Mund-Loͤchern verſehen, deren ſich das Frauenzimmer auf denen Redouten oder Reiſen, und Spatzier-Fahren, wenn ſie incognito gehen wollen, zu Bedeckung des Angeſichtes zu bedienen pfleget, und ſelbige durch eine von iñen angeſchlungne Coꝛalle, oder auch einen durchgeſteckten Ring in dem Munde zu halten pfleget. Sie ſeynd entweder mit Gold und Silber geſtickt oder glatt.
Maſquen-
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Maſq Mater
Maſquen-Kleider,
Sind allerhand von fremden Nationen und andern erdichteten Trachten und Moden erborgte Kleider und Habite, worein ſich die Dames auf den Redouten und Aſſembléen zu verkleiden, und in ſelbigen zu divertiren pflegen.
Masquin,
Iſt eine aus weiſſen Wachs, Froſchleich-Waſſer, Pomade, Wallrath und Campffer verfertigte und auf eine zarte Leinwand geſtrichene Maſſa, woraus ſich die Dames Masquen uͤber das Geſichte zu ſchneiden, und zu verfertigen pflegen, welche ihnen zarte und weiſſe Haut machen ſoll.
Maſſeldraͤtig Garn,
Heiſſen bey dem Spinnen diejenigen Faͤden, welche wegen allzu ſtarcker Drehung zuſammen lauffen und unbrauchbar werden.
Maͤſten. ſiehe. Stopffen.
Matador,
Heiſſen bey dem L’Ombre. Spiel die oberſten Truͤmphe, ſo nach der Reyhe von oben herunter gehen, werden von dꝛeyen an biß auf neun gezehlet, wenn kein Blat darzwiſchen fehlet; wer ſolche Matadors als Spieler hat, bekoͤmmt ſelbige abſonderlich bezahlet, verliehret er aber das Spiel, muß er ſelbige denen Gegenſpielern bezahlen.
Mater de Jeſu. ſiehe. Maria del Incarnation.
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Mathildis
Mathildis,
Eine Gemahlin Henrici I. Koͤnigs in Engelland, hatte ſich anfangs feſte vorgeſetzet, als eine Jungfrau zu ſterben, ward aber von ihrem Bruder dem Schottiſchen Koͤnig Edgaro darzu gezwungen, weßwegen fie ſich auch vor Schmertz und Ungedult wuͤnſchte, daß kein Kind aus ihrer Ehe moͤchte gluͤcklich ſeyn, oder eines natuͤrlichen Todes ſterben, welches auch mehr als zu wohl eingetroffen.
Mathildis,
Eine maͤchtige Fuͤrſtin in Italien; Hertzogs Bonifacii und Beatricis Tochter, vermaͤhlte ſich erſtlich mit Hertzog Godefrido dem hoͤckerichten von Lotharingen, hernachmahls aber mit dem Fuͤrſten Welfone II. Hertzog in Bayern, von welchen ſie ſich aber ſchiede. Die wunderlichen Urſachen ſolcher Eheſcheidung entdecken Cosmus Pragenſis, den Freherus An. 1602. unter denen andern Scriptoribus Rerum Bohemicarum mit heraus gegeben, Adlzreiter in Annal. P. 1. p. 497. Bertoldus Conſtantienſis ad A. 1095. Dieſes iſt die merckenswuͤrdige Dame, welcher die Roͤmiſchen Paͤbſte die Vermehrung ihrer Lande und weltlichen Gewalt guten theils zu dancken haben, angeſehen ſie dem damahligen Pabſte Gregorio VII. bey dem ſie Tag und Nacht ſtack, ihr gantz allodium, welches ein gꝛoß Stuͤck Landes vom Mantuaniſchen, Parmeſaniſchen, Reggianiſchen, Modeneſiſchen, und den gantzen Strich Garfagnana in ſich be-
griffen,
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Mathildis
griffen, vermacht. Vid. Baron. in Annal. Eccleſiaſt. ad Ann. 1077. Die Chartula Donationis ſo An. 1102. XV. Kal, Decemb. Canuſ. datiret iſt, ſtehet zu leſen in des Baronii Annal. Eccleſiaſt. ad Ann. 1077. Ob dieſe Donation in einer vertrauten und heimlichen Liebe, ſo ſie gegen den Gregorium VII. im hoͤchſten Grade hegte, geſchehen, wollen einige gar ſtarck muthmaſſen, denen ihre allzu genaue Converſation mit gedachten Pabſt ſehr verdaͤchtig vorgekommen, Vid. Lambert. Schaffnaburgenſis. ad Annum 1077. Dieſe Mathildis erhielte bey ihrem Gregor. VII. ſo viel, daß ſie denen Conciliis der Cardinaͤle beywohnen durffte, welches ſonſt niemahls geſchehen. Sie ſtarb A. 1115. den 24. Jul. im 69. Jahre ihres Alters, und lieget in dem von ihren Groß-Vater dem Fuͤrſten Tedaldo geſtiffteten, und von ihr ſelbſt ſehr bereicherten Kloſter der Benedictiner de Padolirone. Ihr Leben haben folgende Autores beſchrieben: Silvano Razzi nella vita piu breve di Mathilda e nel libro S. delle Donne illuſtri. Dominico Mellini Trattato de fatti di Matilda. Fiorenza 1589. Chronica della vera origine e attioni della Conteſſa Matilda de Benedetto Luchino da Mandova 1592. Felice Contelovo Genealogia Mathildis Comitiſſæ 1657. Maraviglie Heroiche di M[e]tilde Conteſſa d’Italia Verona 1677. Franceſco Maria Florentini, Medici Luccnſis Vita Mathildis. Des Modeneſiſchen Abts Bachini Hiſtorie des Cloſters Polirone.
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Matraz Maturn
Matrazzen,
Sind groſſe ausgeſtopffte Unterbetten mit bunten Coton oder andern Zeugen uͤberkleidet und durchzogen, ſo man in denen Faul- oder Garten-Betten zu finden, und welche man insgemein mit den darzu gehoͤrigen Decken zu bedecken pfleget.
Matrona,
Wurde die Juno genennet, weil ſie den Weibesvolck vorſtund, welche geſchickt waren, Muͤtter dereinſt zu werden.
Matrone,
Heiſſet eine erbare alte betagte Wittbe oder Frau, adelichen oder buͤrgerlichen Standes. Denen Matronen zu Ehren und Liebe, hat der beruͤhmte Frantzoͤiſche Marſchall de Boucicault, zu Ende des XIV. Seculi einen Ritter-Orden in Franckreich, Orden vom gꝛuͤnen Schild genannt, auffgerichtet, und 14. Ritter darzu genommen, ſo ſich die an Ehre und Vermoͤgen gekraͤnckten Matronen zu vertheidigen verpflichten muͤſſen. Die Ritter trugen ein guͤldenes gruͤn emaillirtes Schild um den Arm, worinnen ein weiß gekleidetes Frauenzimmer ſtunde.
Matthæola Guilleræa,
War eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Maturna,
Hieſſe bey denen Alten die Goͤttin, der diejenigen Weiber zu opf-
fern
(0646)
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Matuta Mauv
fern pflegten, von welchen ihre Maͤnner lauffen, und ſie verlaſſen wolten.
Matuta. ſiehe. Aurora.
Matuta. ſiehe. Ino.
Maͤulgen. ſiehe. Kuß.
Maul-Schleyer,
Nach Leipziger Art iſt ein von weiſſen Schwebiſch lang verfertigter Trauer-Habit, welcher nicht nur die Haͤnde und den gantzen Ober- und Unter-Leib bedecket, ſondern auch wenn das Frauenzimmer im Leid gehet, uͤber das Maul und Naſe gezogen wird, iſt auf vielerley Art geſtecket. Bey denen gemeinen und ſo genannten Groſchen-Weibern, iſt er gantz platt, und in Form eines Meß-Gewandtes. Bey dem Straßburger Frauenzimmer iſt er aus einem Stuͤcke, doch hin und wieder mit Guffen oder Naͤhden gezieret.
Maultaſch. ſiehe. Margaretha, Hertzog Heinrichs in Kaͤrndten Tochter.
Mauſern,
Heiſſet denen Weibern und Haußhaͤlterinnen, wenn die Huͤner zu einer gewiſſen Jahres-Zeit die alten Federn fallen laſſen.
Mauvia,
Koͤnigin der Iſmaeliten oder Saracenen, eine behertzte und tapffere Heroin. Sie fuͤhrte nach ihres Gemahls Tode, weil der Roͤmiſche Kaͤyſer Valens den zuvor [Spaltenumbruch]
Maxen Mecht
aufgerichteten Bund gebrochen, mit den Syriern ſchwere Kriege, worinnen ſie offters victoriſiret; machte auch nicht eher Friede, biß Moſes Saracenicus, ein Einſiedler, der von den Arrianern excommuniciret war, zum Ertz-Biſchoff uͤber ſeine Nation creiret ward. Nach des Valentis Todte ſandte ſie denen Roͤmern wider die Gothen Huͤlffs-Voͤlcker. Vid Socrat. L. IV. Hiſtor. c. 29. Sozom. l. 6. c. 38. & Theodoret. l. 4. c. 23.
Maxentia,
Sebaſtiana, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Maximilla,
Des Ketzers Montani Concubine und Hure, eine Affter-Prophetin und Ertz-Ketzerin, ſo ſich durch ihn auf ſolche Irrthuͤmer verleiten und bringen laſſen, erhung ſich ſelbſt an einem Stricke. Vid. Euſeb l. 5. Hiſt. Eccleſiaſt. c. 16. Ittig d. Hæreſ. c. 13. §. 23. p. 250. ſeq.
Mayrin,
Suſanna von Augſpurg, war nicht nur eine vortreffliche Mahlerin und Kuͤnſtlerin, ſondern wuſte auch mit der Nadel alleꝛhand kuͤnſtliche Spickel-Arbeit nach denen Reguln der Zeichnung zu verfertigen, machte auch mit der Schere auf Pergament viel Wunder-Sachen. Vid Sandrarts Teutſche Academie. T. II. L. III. c. 22. p. 328. it. Zeidlers Hand-Buch P. 1. verb. Kunſt. p 498.
Mechtildis,
Aebtißin zu Qvedlinburg, Kaͤy-
ſer
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[Spaltenumbruch]
Mechtil Mekin
ſer Ottonis l. Tochter, eine gelehrte Princeßin, der Wittekind, der beruͤhmte Corbeiſche Moͤnch, ſeine drey Buͤcher Annalium dediciret hat. Vid. Matthiæ Theatr. Hiſtor. p. 864.
Mechtildis,
Ludwigs des Sanfftmuͤthigen, Churfuͤrſten in der Pfaltz Tochter, und Ludovici II. des aͤltern, Grafens zu Wuͤrtenberg Gemahlin, eine qualificirte Dame, welche ſolche Liebe zu denen Studiis trug, daß ſie nicht nur ihren andern Gemahl, Albrecht, Hertzogen von Oeſterreich A. 1461. zu Aufrichtung der Univerſitaͤt zu Freyburg im Brißgau, ſondern auch ihren Sohn, Graf Eberharden zu Stifftung der Tuͤbingiſchen Univeꝛſitaͤt A. 1477. veranlaſſete und auffmunterte.
Mechtildis,
Eine Graͤfin von Hackeborn und Nonne zu Helepde, Benedictiner-Ordens in der Grafſchafft Mannsfeld, ſo um das Jahr Chriſti 1300. floriret, hat viele Offenbahrungen und Viſionen hinterlaſſen, auch ein Buch von der geiſtlichen Gnade geſchrieben, welches in Lateiniſcher, Frantzoͤiſcher und Italiaͤniſcher Sprache ſehr offte gedruckt worden. Ihr guͤldnes Gebet-Buch iſt zu Muͤnchen gedruckt A. 1614. Flacius ſetzet ſie in ſeinen Catalogum mit unter die Teſtes Veritatis p. 774. & 793. was aber D. Feuſtking von ihr haͤlt, iſt in ſeinem Gynæceo Hæretic. Fanatic. p. 471. ſeqq. zu leſen.
Meckinſia,
Bathuſia, war eine ſehr gelehrte [Spaltenumbruch]
Medea Medul
Matrone, und wird von der gelehrten Schurmannin in einer Epiſtel, ſo ſie an Simonds d’Evves geſchrieben, p. 218. ſehr geruͤhmet.
Medea,
Eine Tochter des Colchiſchen Koͤnigs Æetæ, verſtunde die Zauberey und Artzney-Kunſt, ſo ſie von der Hecate erlernet. Sie liebte den Jaſon hefftig, dem ſie auch als er nach Colchis reiſete, um daſelbſt das goͤldne Vließ zu erobern, vorhero ſattſam unterwieſen, wie er der Argonauten Heer ſicher daͤmpffen, die Feuer ſpeyendẽ Stiere jagen, den Drachen, der das goͤldne Vließ bewachte, uͤberwaͤltigen, ihn hernach ermorden, und auf ſolche Art ſicher dieſen koͤſtlichen Raub darvon bringen koͤnte. Mit dem Jaſon hat ſie 4. Soͤhne, nehmlich den Mermyrum. Phæretem, Polyxenum und Theſſalum, gezeuget. Als Jaſon ſich endlich nach einer andern Frau nehmlich des Corinthiſchen Koͤnigs Creontis Tochter, die Glaucam oder Creuſam, umſahe, ward Medea ſo eyferſuͤchtig hieruͤber, daß ſie die Glaucam, nebſt ihrem Vater Creonte, nachdem ſie jener einen bezauberten Hochzeit-Schleyer uͤberſendet, mit ſamt dem Koͤniglichen Pallaſte verbrandte, und alle ihre Soͤhne, ſo ſie mit dem Jaſon zuvor erzeuget hatte, aus Zorn und Rachgier abſchlachtete.
Medullina,
Eine Roͤmiſche Jungfer, ward von ihren eigenem Vater in Trunckenheit und im Finſtern geſchwaͤngert; zoge ihm, damit ſie
ihren
Frauenzim̃er-Lexicon. R r
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Medum Meduſ
ihren Beyſchlaͤffer erkennen moͤchte, den Ring von dem Finger; als ſie aber ſolches Zeichen bey Tage beſahe, und daran erfuhr, daß es ihr eigner Vater geweſen, hat ſie ihm ſelbſt den Stahl durch das Hertze geſtoſſen.
Medum,
Anna, oder Frau von Acor genannt, eine adelich Matrone aus Preuſſen, Johann von Kophkul hinterlaſſene Wittbe; ſo vielmahls oͤffentlich geprediget, wodurch ſie einen Juden zum Chriſtlichen Glauben bekehrete, auch ſelbigen hernachmahls gar zur Ehe nahm; Sie ſtarb A. 1674. und hinterließ ein Buch unter dem Titul: Geiſtlicher Juͤdiſcher Wunder-Balſam, von den allerheiligſten und herrlichſten Specereyen goͤttl. Worts zubereitet. So zu Amſterdam 1646. gedruckt worden. Vid. Henning Witte. T. 2. Diarii Biographic. p. 108. uͤberdiß ſoll ſie ſich auch eines prophetiſchen Geiſtes geruͤhmet, und viel zukuͤnfftige Dinge offenbahret haben, von welchen aber Rumpæus in ſeiner Betrachtung vom Churlaͤndiſchen Glauben nicht viel zu halten ſcheinet.
Meduſa,
Eine Tochter des Phorci, die ſich mit einem heßlichen uñ entſetzlichen Meer-Wunder, Ceto genannt, vermiſchet. Sie hatte unter vielen andern Schoͤnheiten vortreffliche Haare, ſo wie Gold ſpielten, von deren Glantz auch der Neptunus alſo eingenom̃en ward, daß er ſie in dem Tempel der Mi[Spaltenumbruch]
Meer Megac
nerva ſchwaͤngerte, woraus der Pegaſus gezeuget wurde. Weil aber die Minerva die Entheiligung ihres Tempels raͤchen muſte, verwandelte ſie der Meduſæ ſchoͤne Haare, wodurch ſie den Neptunus gefangen, in eitel heßliche Schlangen, und machte, daß derjenige, ſo ſie anſahe, vor Furcht und Schauer gleich zum Steine ward. Endlich wagte ſich Perſeus, ſo der Minerva Schild vor die Augen gehalten, zu ihr, und ermordete ſelbige; ſchnitt ihr den Kopff ab, und verehrte ſolchen der Pallas oder Minerva in ihr Schild, welches noch heute zu Tage mit der Meduſa Schlangenhaͤrichten Kopffe abgeſchildert wird.
Meerrettig. ſiehe. Rettig.
Meerweiblein. ſiehe. Sirenen.
Meeſchen,
Heiſſet das bey dem Bierbrauen zu Boden liegende Maltz auf dem Bottig herum ruͤhren.
Megaclo,
Eine Tochter des Lesbiſchen Koͤnigs Macaris, ſanne Tag und Nacht auf ein Mittel, wie ſie ihren zanckſuͤchtigen Vater, der ſtets wieder ſeine Gemahlin, als ihre Mutter, wuͤtete. Daher ſie aus Erbarmung gegen ihre Mutter die Muſen als Maͤgde erkauffte, die ſie auf eine beſondere Art ſingen und muſiciren lernte; durch welche angenehme Harmonie der zanckſuͤchtige Macaris ſo eingenommen und umgekehret ward, daß er alles Zancken und Poltern daruͤber vergaß.
Und
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[Spaltenumbruch]
Megaͤ Mega
Und weil durch dieſer Muſen Huͤlffe und Kunſt dergleichen Ubel gedaͤmpffet ward, hat ſie ſelbigen zu Ehren, und aus Danckbarkeit groſſe aͤhrene Saͤulen aufrichten laſſen, und ſelbige in allen Tempeln zu verehren anbefohlen.
Megæra,
Eine von denen drey hoͤlliſchen Furien und Plag-Geiſtern, war eine Tochter der Nacht und des Acherontis.
Megaloſtrata,
Eine gelehrte Epheſerin und gute Poetin, in welche ſich der erſtere unter denen Poetis Lyricis, Alemann genannt, unſterblich verliebt hattee. Weil nun dieſe Megaloſtrata die Poeten gar ſehr æſtimirte, mag es wohl ſeyn, daß ſich dieſer entbrandter Apollo auf ihren Pindus dann und wann geſetzet, und ihr etwas nachdruͤcklich verliebtes vorgeſpielet. Vid. Gyrald. in Hiſtor. Poetar. p. 967. it. Jul. Cæſ. Scaliger. T. I. Poeticar. p. 122. c. 44. Lottichium L. 1. Bibliothec. Poet. p. 37.
Meganira,
Des Celei Weib und Mutter des Triptolemi, ein devotes Weibesbild.
Megara,
Eine Tochter des Thebaniſchen Koͤnigs Creontis, und Eheweib des Herculis, ward von ihrem eigenen Mann mit alle denen Kindern, ſo ſie ihm zur Welt gebohren, umgebracht, weil die Juno den Herculem, weges des an dem Lycus be[Spaltenumbruch]
Mehl Mehr
gangenen Todtſchlags, in eine ſtarcke Raſerey geſetzet, worinnen er auch ſeine Frau und Kinder umgebracht.
Mehl,
Farina, Farine, iſt klein und klar gemahlnes, und von den Kleien geſaubertes Korn oder Waitzen, deren ſich die Koͤche an unterſchiedliche Eſſen, ſonderlich Gebackens, Paſteten, Torten ꝛc. zu bedienen wiſſen, doch wird gemeiglich nur Waitzen Mehl darzu genommen.
Mehl-Faͤßlein,
Iſt ein von weiſſen Blech oder Holtz rund verfertigtes Geſchirr mit einem Deckel verwahret, worein das Mehl gethan wird.
Mehlfleck. ſiehe. Maccaroni.
Mehl-Frau,
Heiſſen diejenigen Weiber, ſo auf den Wochen-Maͤrckten das klare Mehl in die Kuͤchen Metzen oder Kuchenmaß weiſe zu verkauffen pflegen.
Mehl-Kaſten,
Iſt ein groſſes von hoͤltzernen Bretern oder Pfoſten zuſammen geſetztes Behaͤltniß, worinnen das Mehl zur Haußhaltung verwahret wird, er ſtehet meiſtentheils auff denen Voͤden.
Mehlſtrauben. ſiehe. Gebackene Mehlſtrauben.
Mehr reden,
Heiſſet im L’Ombre-Spiel, denjenigen, ſo entriren will, entweder
zum
R r 2
(0650)
[Spaltenumbruch]
Meiſch Melan
zum Solo forciren und zwingen, oder in Ermangelung deſſen ſelbſten ſans prendre ſpielen.
Meiſchnerin,
Anna. D. Michael Delii Profeſſor. zu Straßburg, gelehrtes Weib, ſo ſehr viel Wiſſenſchafft in der Lateiniſchen und Griechiſchen Sprache ſoll gehabt haben. Vid. Johann Sturms ErinnerungsSchrifft an die Straßburgiſche Buͤrgerſchafft. pag. 27.
Meiſe,
Parus, Meſange, iſt ein kleines Voͤglein, und giebt es derer unterſchiedliche Arten, als Blau-KohlMehl-Haͤubel-Meiſen u.ſ.f. welche die Vogelſteller wohl zu unterſcheiden wiſſen. Sie werden manches Jahr in groſſer Menge gefangen, aber auf vornehmen Taffeln nichts geachtet, dahero kom̃en ſie gemeiniglich an den gemeinen Mann, zu dem Ende ſie auch Lonicerus nennet eine Speiſe des armen Volcks. Sonſt kan man ſie auf die Art wie die Fincken zurichten, und wer Appetit zu ſolcher kleiner Gattung hat, mag ſich nur in allen nach der Zubereitung der Fincken richten.
Melanchtonin,
Anna. Eine gelehrte Wittenbergerin aus Sachſen, Philippi Melanchtonis aͤlteſte Tochter, ſo im 14. Jahr A. 1635. den damahls beruͤhmten Poeten Georgium Sabinum geheyrathet; Sie war ein gelehrtes Weib und in der Latini tæt und Poeſie wohl erfahren, ihr Tod erfolgte den 26. Febr. 1547. [Spaltenumbruch]
Melania Melan
und iſt noch in der Kneiphoffianiſchen Kirche zu Koͤnigsberg ihr Epitaphium zu leſen. Vid. Nathan. Chytræum in Deliciis Itiner. p. 412.
Melania,
Mutter und Tochter, waren zwey Schwaͤrmerinnen und Quackerinnen; die Mutter war des Origenis trrigen Lehren zugethan, als welche ſie wieder den Hieronymum ſehr vertheidigte, wiewohl ſie auch dem Pelagio anhieng. Die Tochter, des Piniani Eheweib, war anfangs auch des Pelagii Adhærentin, zuletzt aber ſoll ſie doch ſeine Parthey verlaſſen haben. Vid. Noriſii Hiſtor. Pelag l. 1. c. 2. p. 9. it. Schmid. de Mulier. Heterodox. §. 23. pag. 32.
Melanis,
Wurde bey denen Alten die Venus genennet, weil ſie die Finſterniß liebete, und ihre Liebes Wercke insgemein bey Nacht vollzogen worden.
Melantho,
Eine Tochter des Protei, die im Gebrauch hatte, ſich nach hinweggeworffenen Kleidern auf den Ruͤcken eines Delphins zu ſetzen, und auf ihres Vaters Meer alſo herum zu vagiren. Weil nun dieſes der Neptunus gemercket hatte, verwandelte er ſich in einen Delphin, und brachte ſie durch ſeine Schmeicheleyen dahin, daß ſie ſich auf ſeinen Ruͤcken ſetzte, und, nachdem er ſelbige an das Ufer brachte, ſich von ihm ſchwaͤngern lieſſe. Aus welchen Beyſchlaff der Amycus entſproſſen ſeyn ſoll.
Melck-
(0651)
[Spaltenumbruch]
Melckf Melline
Melck-Faß,
Heiſſet derjenige Stutz oder Gelte, woruͤber die Vieh-Maͤgde die Kuͤhe zu melcken pflegen.
Meliſſa,
Des Koͤnigs aus Creta, Melisſi Tochter, ſo zugleich nebſt ihrer Schweſter, der Amalthea, den Jupiter mit Ziegen-Milch aufferzogen. Dieſe ſoll die erſte Erfinderin des Honigs geweſen ſeyn, daher man auch vorgiebt, daß ſie zuletzt in eine Biene verwandelt worden.
Meliſſa,
Des Corinthiſchen Tyrannens Periandri Weib, welches dieſer Wuͤterich, der ſeiner Concubinen und Kebs-Weiber faͤlſchlichen Angebungen leichtlich glaubte, ohngeachtet ſie hoch ſchwangern Leibes war, mit Fuͤſſen zu Tode trat.
Meliſſa Samica,
Eines Samiſchen Amtmannes, Meliſſi genannt (deſſen Plutarchus in Periele gedencket) Eheweib, war ein gelehrtes und der Pythagoriſchen Secte zugethanes Frauenzimmer, ſie hat eine Epiſtolam an Claretam de Veſtibus honeſtarum ſœminarum geſchrieben, ſo noch unter denen Epiſtolis Pythagoræ zu finden iſt. Vid. Vosſium de Sectis Philoſoph. C. 6. §. 12. p. 33.
Meliſſæ,
Hieſſen die Prieſterinnen der Goͤttin Ceres.
Melline,
Iſt eine breite von Gold oder [Spaltenumbruch]
Melpo Menali
Silber gewebte Spitze, ſo das Frauenzimmeꝛ um den Unter-Rock zu ſetzen pfleget, wird ſonſt auch eine Tour genennet.
Melpomene,
Eine von denen neun Muſen, ſoll die Tragœdien und TrauerSpiele erfunden haben.
Meluſine,
Soll ein Meer-Wunder ſeyn, das von oben her die Geſtalt eines ſchoͤnen Weibes-Bildes zeiget, von unten her aber ein Fiſch iſt.
Memorata,
Anna. Eine vortreffliche Poetin aus Polen, und Jacobi Memorati, geweſenen Paſtoris zur Liſſa in Groß-Polen Tochter, ſo nicht nur in der Hiſtorie und unterſchiedenen Sprachen wohl erfahren geweſen, ſondern auch die Poeſie voͤllig verſtande, worvon ſie eine aͤchte Probe in dem ſchoͤnen Lateiniſchen Carmine, daß ſie auf den Woywoden von Liſſa, Graff Leſzczynsky verfertiget, abgeleget, ſie muß auch an den zu ſeiner Zeit beruͤhmten Poeten Tſcherning etwas mit ihrer Poetiſchen Feder geſchrieben haben, weil ſelbiger ſeinen Gedichten der Fruͤhling genannt, eine Poetiſche Antwort, ſo an die Memoratam gerichtet, p. 273. mit eingeruͤcket. Vid. Paſch. Gynæceum doctum. pag. 48.
Menalippe,
Der Amazonen Koͤnigin Antiopes Schweſter. Ward von dem Hercules in dem Amazoniſchen Kriege gefangen; Er reſtituirte aber ſelbige der Antiope wieder, wo-
fuͤr
R r 3
(0652)
[Spaltenumbruch]
Meneſes Menſch
fuͤr ſie ihm zur Danckbarkeit ihre Waffen und eib-Guͤrtel, wie ihm ſchon vorher von dem Euryſthes war propheyet worden, uͤbergab.
de Meneſes,
Eleonora. War eine vortrefflich gelehrte und in der Literatur wohlerfahꝛne Portugieſiſche Dame.
Menſch,
Bedeutet nach der allgemeinen und uͤblichen Redens-Art ſo viel als ein Weibes-Bild von gemeinem und ſchlechten Stande; Der alberne Streit, ob die Weiber auch Menſchen ſeynd, iſt laͤngſtens beygeleget worden, weil die von denen Gegentheilen angefuͤhrten Argumenta auf ſchlechten Fuͤſſen beruhen und gar leicht zu refutiren ſeynd, dergleichen thoͤrichte Frage warff ein gewiſſer Biſchoff ums Jahr Chriſti A. 590. auf, dem aber das Maul im dritten Synodo Matisconemſi ziemlich geſtopffet worden. Oſiander in Hiſtor. Eccleſ. Centur. VI. Lib. 4. c. 15. Joh. Nicol. Pfitzer. de Natur. Mulier. P. I. c. 2. p. 5. ſeqq. Um den Ausgang des XVI. Seculi that ſich ein Anonymus hervor, der in einem Lateiniſchen Tractat mit vielen, wiewohl ungegruͤndeten Argumentis behaupten wolte, daß die Weiber keine Menſchen waͤren, den aber D. Gediccius ſtattlich refutiret, und ſolches Satyriſches Scriptum als was Ketzeriſches verworffen; Ja es haben dazumahlen die Theologiſchen Facultaͤten zu Leipzig und Wittenberg durch ein ernſtes Warnungs-Schreiben die ſtudierende Jugend ermahnet, dieſe verdam̃te [Spaltenumbruch]
Mera
und laͤſterliche Schrifft nicht einmahl des Leſens zu wuͤrdigen, geſchweige denn das Frauenzimmer im Schertz damit zu railliren, damit ſie nicht in Zweiffel wegen ihrer Seeligkeit gerathen moͤchten. Titius in Literat Hiſtoric. Artic. IX. C. 2. §. 5. Kromeyer. Theolog Poſitiv. Polem. Artic. VII. th. 6. Der Autor ſolcher Satyriſchen und ketzeriſchen Schrifft ſoll Acidalius geheiſſen haben, welches aus dem Thuano und Barthio Hendreich in Pandect. Brandenb. Tom. I. p. 33. erwieſen. Vid. Melanges d’ Hiſtoire de Literature. p. 20. Die Indianer geben vor, es waͤren die Weiber keine rechten Menſchen, ſondern es haͤtte einmahl ein Manns-Bild eine boͤſe Druͤſe an ſeinem Bein bekommen, und als man ſelbige eroͤffnet und auffgeſchnitten, waͤre das erſte WeibesBild heraus geſprungen.
Mera,
Eine Tochter des Proeti und Antiæ, in welche als ſie Tag und Nacht dem Jagen nachhieng, und der Diana durch die Waͤlder folgte, ſich der Jupiter hefftig vergaffet hatte; Weil er aber dieſem ſchamhafften Kinde auf keinerley Art beykommen konte, ſuchte er endlich die Liſt hervor, verwandelte ſich in die Dianam, und bekahm auf ſolche Weiſe dasjenige, was er lange geſucher. Weil nun die Mera ſich betrogen ſahe, und der Diana, wenn ſie ſelbige [ru]ffte, nicht mehr, wie vor, gehorchen wolte, aus Furcht, es moͤchte wieder ein Jupiter in ihren Kleidern ſtecken, verdroß es die Diana (welche von ſolcher Bege-
benheit
(0653)
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Mercera Mermit
benheit nichts wuſte) dergeſtalt, daß ſie dieſe ungehorſame JagtNymphe mit einem Pfeil erſchoß. Endlich aber ward ſie aus Erbarmung dieſer Goͤttin in einen Hund verwandelt.
Mercera,
Anna. Des beruͤhmten Frantzoͤiſchen Antiquarii Joſuæ Merceri Tochter, war das boͤſe und arge Weib des Salmaſii, ſo ihn Tag und Nacht gepeiniget, daher die Gelehrten auch ſeinen noch zu fruͤhen Tod dieſer boͤſen Sieben allerdings zugeſchrieben; Sie war nicht nur allein zanckſuͤchtig, geitzig und herrſchſuͤchtig, ſondern gab ihrem Manne ſehr wenig zu eſſen, und durffte er, woferne er nicht ein Donner-Wetter uͤber den Hals haben wolte, nicht einmahl muchſen. Die Gelehrten heiſſen dieſe boͤſe und hochmuͤthige Merceram in ihren Schrifften hin und wieder nur Junonem Salmaſianam. Nach dem Tode ihres Mannes wandte ſie ſich nach Franckreich, welche Nation dieſen Vogel gar bald an ſeinen ſchoͤnen Federn gleichfalls erkannten, und ſie dahero in oͤffentlichen Schrifften, die andere Xantippe nennten. Vid. Menagian. ou bons mots rencontres aggreables. p. 200. ſeq. it. Clarmund. in Vit. Clariſſim. Viror. P. 1. pag. 137.
Merianin Maria Sibylla. ſiehe. Graffia.
von Merlau. ſiehe. Peterſin.
Mermitte. ſiehe. Topff.
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Merope Meſſali
Merope,
Eine von denen Toͤchtern des Atlantis, aus der Nymphe, Plejone. Ihr Stern ſcheinet unter allen 7. Plejaden am dunckelſten, weil ihre andern 6. Schweſtern alle Goͤtter geheyrathet, ſie aber allein den ſterblichen Syſiphum genommen.
Merſchallin,
Eliſabeth. Eine Engellaͤndiſche Quackerin, ſo zu Waterford in Irrland A. 1655. die Quackeriſche Religion eingefuͤhret und viel Menſchen darzu verleitet; Dergleichen ſie auch zu Briſtol thun wolte, aber ungluͤcklich dabey war; angeſehen ſie einsmahls wegen eines begangenen Exceſſus, als eine Auffruͤhrerin, in der Kirchen ſchaͤndlich zugerichtet und zum Tempel hinaus geſtoſſen ward; Dergleichen ihr kurtz darauff noch einmahl wiederfuhr, biß ſie endlich durch den Scharffrichter in ein Gefaͤngniß gefuͤhret ward.
Meſſalina,
Eine Tochter Barbari Meſſalæ. Heyrathete noch als eine ſehr junge Dirne den alten Claudium Tiberium, den Kaͤyſer; War der Geilheit ſehr ergeben, ſo gar, daß ſie mit unzehlichen Maͤnnern Ehebruch getrieben, und in verſtellten Kleidern die oͤffentlichen Hurhaͤuſer beſuchte. Sie certirte dereinſten mit einer beruͤhmten Hure, und machte, weil ſie ſelbiger uͤberlegen war, einen groſſen Ruhm von ſich, betheurte auch zugleich darbey, daß ſie in einer Nacht 25. Anfaͤlle auszuſtehen vermoͤgend geweſen.
End-
R r 4
(0654)
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Meſſe Metani
Endlich ward ſie ſelbſt von dem Claudio aus dem Wege geraͤumet und erſtochen.
Meſſe,
Heiſſet bey dem Frauenvolck dasjenige Præſent, welches ein Amante ſeiner Geliebten bey den Jahr-Maͤrckten zu uͤberſenden pfleget.
Meſſer- und Loͤffel-Futteral oder Geſtoͤcke,
Iſt ein von Gold und rothen Leder uͤberzogenes und ausgehoͤlertes Behaͤltniß, worinnen ein ſilberner oder Zier vergoldter Loͤffel mit dem darzu gehoͤrigen Meſſer und Gabel lieget, deren ſich das Frauenzimmer bey Hochzeiten und andern Gaſtereyen uͤber der Taffel zu bedienen pfleget.
Meſſer kauffen ſeiner Braut,
Iſt ein alter aberglaͤubiſcher und einfaͤltiger Argwohn, den manch Frauen-Volck heget und in denen laͤcherlichen Gedancken ſtehet, ob wuͤrde die Liebe durchſchnitten, wenn es von ihrem Braͤutigam ein Meſſer geſchencket bekaͤhme.
dreycreutzig Meſſer an das Butter-Faß ſtecken,
Iſt eine alte aberglaͤubiſche Gewohnheit der Weiber, ſo bey dem Buttermachen ein dreycreutzig Meſſer an das Butter-Faß ſtecken, damit die Butter bald gerathe, und niemand ſelbige behexen kan.
Metanira,
Des Celei Eheweib. Derglei[Spaltenumbruch]
Mens Metra
chen Nahmen fuͤhrte auch eine beruͤhmte Hure in Athen.
Metens,
Catharina, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
von Methen,
Maria. Eine Quackerin und Ertz-Schwaͤrmerin, ſo einen Schwaͤrmer Nicolaum Gregortitſchen, zum Manne hatte. Ihr Tauff-Nahme hieß Barbara. den ſie aber, zum Zeichen ihres Abfalls und aus Liebe gegen ihren Schwaͤrmeriſchen Sohn, Ezechiel Methen, den ſie nur den Groß-Fuͤrſt Michael nennte, veraͤnderte, und ſich Maria von Methen nennte. Ihre verdammlichen Lehren, ſo ſie mit ihrem Ketzeriſchen Sohne geheget, ſind in D. Feuſtkings Gynæc. Hæret. Fanat. pag. 484. ſeqq. zu leſen. Dieſe Methen ward als eine Verfuͤhrerin A. 1614. auf die Churf. Saͤchſ. Berg-Feſtung Koͤnigſtein gefangen gefuͤhret, von dar ſie hernach wiederum, weil ſie ihre Lehre wiederuffen, auf freyen Fuß geſtellet ward.
Metra,
Eine Tochter des Eriſichtonis aus Theſſalien, welche, nachdem ſie dem Neptunus zu Willen gelebet, dafuͤr dieſes von ihm erhalten, daß ſie ſich, in was ſie nur wolte, verwandeln konte. Daher als ſie ihr Vater aus Hungers-Noth verkauffen muſte, verwandelte ſie ſich in einen Fiſch, und entzohe ſich ſolcher Dienſtbarkeit; Und ob ſie gleich zum andernmahl von ihrem Vater wieder verkauffet ward,
machte
(0655)
[Spaltenumbruch]
Metra Meublen
machte ſie ſich doch allezeit wieder frey, indem ſie bald eines Ochſens, bald eines Hirſches, bald aber eines Vogels Geſtalt annahm.
Metra,
War eine beruͤhmte Hure in Theſſalien, welche vor ihre Muͤhe und Verguͤnſtigung, weil zur ſelben Zeit das Gold und Geld noch nicht im Schwange war, Ochſen, Pferde und allerhand Vieh ſtatt Recompenſes annahm; Daher das gemeine Volck von ihr fabuliret, als haͤtte ſie ſich in alle dieſe Thiere verwandeln koͤnnen.
Metze,
Heiſſet nach heutiger RedensArt ſo viel als eine liederliche Vettel und verdaͤchtige Dirne, welches Wort, wiewohl gar uͤbel und nicht ſonder Mißbrauch von dem alten Wort Mets oder Mede (welches ſo viel als eine Jungfer bedeutet) hergenommen und deriviret worden; Scheffer. Upſal. cap. 8. pag. 112. & 13.
Metzſchin,
Mechthildis, war A. 1507. Priorin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig Bernhardiner-Ordens.
Meublen,
Heiſſet aller Haußrath und noͤthiges Hauß-Geraͤthe, ſo man in denen Zim̃ern nicht entbehren kan. In allgemeinen Verſtande aber heiſſen ſie allerhand Fahrnuͤß und Sachen, ſo denen Immobilien und [l]iegenden Gruͤnden entgegen geſetzet werden.
[Spaltenumbruch]
Meyer Mieder
Meyerin, ſiehe. Hoffmeiſterin.
Michal,
Sauls Tochter, und Davids getreues Eheweib, ſo ihm das Leben errettete. 1. Samuel. XIX. v. 12. Sie ward ihm genommen, und dem Phaltiel gegeben, hernach aber auch wieder zugeſtellet. II. Samucl. III. v. 14.
Michaele,
Centaurea. Wird von dem Seneca als ein gelehrtes Weib geruͤhmet, und der beruͤhmte Poet Ovidius erwehnet ihrer gleichfalls in dem 12. Buch ſeiner Metamorphoſ. Vid. Baldhoven Catalog. Doct. Fœm. & Virgin. p. 4. & Textor. in Officin. fol. 149.
Mieder,
Heiſſet denen Ulmeriſchen Weibes-Bildern ein Uberzug uͤber den Ober-Leib mit Ermeln verſehen, wird entweder von Sammet, Seide oder auch Camelot und andern Zeuge verfertiget, auch mit Spitzen oder Boͤrtlein ausgebraͤhmet. Die Mieder ſo das gemeine WeibesVolck in Sachſen traͤget und unterziehet, auch oͤffters Laͤtze genennet werden, ſeynd ohne Ermel, und werden insgemein mit etlichen ſchwachen Staͤben Fiſchbein unterleget. Der Hallorum Weiber ihre Mieder, ſo vornher nicht ausgeſchnitten, ſondern ziemlich hoch in die Hoͤhe und oben von einander ſtehen, ſind ſtarck mit goldenen Treſſen verbraͤhmet.
Miethen
R r 5
(0656)
[Spaltenumbruch]
Miethen Milan
Miethen,
Heiſſet eine Magd, Muhme, Junge-Magd oder Amme vor ein gewiſſes Jahr- und Mieth-Lohn in ſeinen Dienſt und Hauß auffnehmen.
Mieth-Geld,
Heiſſet derjenige Pfennig und Geld-Stuͤcke, welches eine Frau ihrer neugemietheten Magd bey dem abgeredeten Mieth-Vergleich zu Befeſtigung ihres unter einander auffgerichteten Mieth-Contracts auf die Hand drauff giebt. Wenn die Frau der neugemietheten Magd den Dienſt wieder auffſagen laͤſt, iſt das drauff gegebene Mieth-Geld verfallen, ſaget aber die neugemiethete Magd (doch noch zu rechter Zeit) den Dienſt wieder auf, muß ſie ſolches Geld wieder zuruͤcke geben.
Mieth- oder Jahr-Lohn, auch Lied-Lohn,
Heiſſet dasjenige jaͤhrliche Geld was eine Frau ihrem Geſinde vor Arbeit und Dienſt; ſo hoch als ſie ſelbiges bedungen, nach verfloßner Jahres-Zeit auszuzahlen pfleget.
Milancia,
Des im XIV. Seculo beruͤhmten Bononienſiſchen Juriſtens Joh. Andreæ, gelehrtes und ſehr verſtaͤndiges Eheweib, welche einen ſo hohen Verſtand hatte, daß ihr Mann ſich offtermahls in ſchweren Fragen ihres klugen Raths bediente. Vid. Joh Frauenlob in der lobenswuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. pag. 25.
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Milchm Milchſ
Milch von Kuͤhen,
Lac Vaccinum, Lait de Vache, wird in der Kuͤche als was noͤthiges zu allerhand Eſſen gebrauchet, auch das Gebackene, Torten und andere Sachen darmit angefeuchtet, wie an gehoͤrigen Orten wird zu finden ſeyn.
Milch-Magd,
Iſt eine gewiſſe Magd von denen Land-Guͤtern und Vorwergen, ſo die Milch in groſſen Kruͤgen auf der Gaſſen in der Stadt herum hauſiren traͤget. In Amſterdam tragen die ſo genannten MelckMeyts die Milch in zwey uͤber die Schultern herabhengenden Eymern oder Zobern zum Verkauff herum.
Milch-Pulver,
Heiſſen diejenigen aus allerhand Speciebus zuſammen geſetzten und vermiſchten Puͤlverlein, wodurch man denenjenigen ſaͤugenden. Weibern und Ammen zu Huͤlffe koͤmmt, bey welchen ſich ein Milch-Mangel erreget.
Milch-Rahm. ſiehe. Rahm.
Milchſchauer,
Denen Medicis febris lactea genannt, iſt ein beſonderer Zufall bey ſchwangern Weibern, da nehmlich ſolcher Schauer ſelbige anfangs mit gelinder Kaͤlte und einer darauff folgenden Waͤrme anfaͤllet, und ſie zu der Zeit alteriret, wenn die Milch in die Bruͤſte eintritt, und ſelbige ſchwellend macht, ſolcher Schauer iſt aber, woferne nicht in der Diæte ein Exceſſ begangen wird, auſſer Gefahr.
Milch-
(0657)
[Spaltenumbruch]
Milchz Millet
Milch-Zahn,
Heiſſet der hinterſte Zahn im Kalbs-Kopffe, den der Koch bey Ausbrechung der andern allein ſtehen laͤſt.
Milch-Zinß, ſiehe. HurenZoll.
Millet,
Maria. Ein ſehr ſchoͤnes aber dabey keuſches Niederlaͤndiſches Bauers-Maͤgdlein aus dem Dorffe Becourt. In ſolche hatte ſich ein Frantzoͤiſcher Hauptmann Le Pont genannt, ſo verliebet, daß er ſie auf allerhand Art in ſein Netz zu locken ſuchte, weil er aber bey dieſem keuſchen Bauer-Maͤgdlein allezeit Gegenwehr fande, ſuchte er mit Gewalt ſeinen Viehiſchen Begierden eine Gnuͤge zu thun, jagte daher den Vater aus dem Hauſe und nothzuͤchtigte nicht nur dieſes unſchuldige Maͤgdlein, ſondern gab ſelbiges hernach nach veruͤbter Unzucht ſeinen Soldaten zu einem ſchaͤndlichen Raube. Weil aber dieſes unſchuldig gekraͤnckte Kind ſtets mit Rache umgieng, nahm ſie einſtens die Gelegenheit in acht, als ein Laqvey dieſen ihren EhrenSchaͤnder, dem Hauptmann Le Pont, etwas heimliches in das Ohr ſagte, griff nach einem Meſſer, welches nicht weit von ihr lag, und ſtieß ſelbiges dem Hauptmann ſo behertzt in ſein verhurtes Hertze, daß er augenblicklich todt zur Erden ſanck. Ob ſie nun gleich hierauff die Flucht nahm, ſo wurde ſie doch von des entleibten Hauptmanns Soldaten wieder erhaſchet [Spaltenumbruch]
Mimallo Miner
welche ſie an einen Baum banden, und ſo lange mit Buͤchſen nach ihr ſchoſſen, biß ſie endlich Stuͤckweiſe darvon herunter fiel. Meteran. Niederlaͤnd. Hiſtor. L. 8. fol. 309. Thuan. Hiſt. Lib. 66.
Mimallones,
Hieſſen diejenigen tollen und unſinnigen Weiber, ſo dem Baccho zu opffern pflegten. Sie werden auch ſonſt genannt: Thyades, Mænades und Bacchæ.
Minerva, oder, Pallas,
Die Goͤttin der Weißheit und aller freyen Kuͤnſte. Iſt der Poeten Meynung nach aus des Jupiters Gehirne ſonder Mutter gebohren worden. Soll ſtets eine Jungfer geblieben ſeyn, daher ſie auch dem Frauenzimmer als eine Kuͤnſtlerin im mahlen, ſpinnen, nehen und weben vorgeſetzet worden. Soll zuerſt das Spinnen und Weben erfunden haben, und um die Wette mit der Arachne einer Lydiſchen Jungfer, ſo dieſe Kunſt gleichfalls verſtunde, gearbeitet, ſelbige aber uͤbertroffen, daher ſich die uͤberwundene Arachne ſelbſt erhencket, welche ſie aber in eine Spinnewebe verwandelt. Dem Vulcanus, ſo fleißig um ſie geworben, hat ſie es beſtaͤndig abgeſchlagen. Zu Athen und Sparta ſind ihr Ehren-Tempel auffgerichtet worden. Sie wird in Geſtalt eines Weibes-Bildes abgemahlet, mit einem Bruſt-Pantzer verſehen, auf dem Haupt fuͤhrt ſie einẽ Helm, worinnen insgemein eine Eule zu ſchen, welcher Vogel ihr gewidmet war, in der einen Hand fuͤhret
ſie
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[Spaltenumbruch]
Minithea Miny
ſie die Lantze, in der andern ein groſſes Schild, worinnen der Meduſa Schlangen-Haupt zu ſehen. Man findet bey denen Autoribus fuͤnfferley Minervas. Die erſte iſt des Apollinis Mutter, die andere iſt aus dem Fluß Nilus kommen, die dritte aus des Jupiters Gehirne entſproſſen, die vierte iſt von dem Jupiter und der Coryphe, des Oceanus Tochter, hergeſtammet, und die fuͤnffte der Pallantis, von der man erzehlen will, daß ſie ihren eigenen Vater, der ſie nothzuͤchtigen wollen, ermordet habe. Vid. Alexand. ab Alexandr. l. 3. Genial. Dier. c. 12. & l. 5. c. 4. Der weiſe Cicero ſoll der Minervæ Bildnuͤß in ſeinem Hauſe ſo hoch æſtimiret haben, daß er ſelbiges, als er in das Exilium zu gehen gezwungen waꝛd, zuvorhero auf das Capitolium trug, und als was Heiliges daſelbſt einweyhete. Dio Caſſius l. 38. Hiſtor.
Minithea, ſiehe. Taleſtria.
Minthe,
Eine Tochter des Cocyti, welche die Proſerpina, nachdem ſie ſelbige mit dem Pluto in verdaͤchtiger Arbeit angetroffen, in ein Kraut, nach ihren Nahmen, verwandelt.
Minyſchen Weiber,
Waren ihren Maͤnnern ſo getreu, daß ſie, als ſelbige zu Sparta einiges Auffruhrs wegen ins Gefaͤngniß geworffen und zum Tode verurtheilet wurden, ihre Weiblichen Kleider in dem Gefaͤngniß mit denen Maͤnnern vertauſchten, und ſich vor ſelbige in den Kercker [Spaltenumbruch]
Mirefl Miß
warffen, damit nur ihre Maͤnner der Todes Gefahr entrinnen konten.
Mirefleur,
Eines armen Wollbereiters Tochter, war des Chereberts Achten Koͤnigs in Franckreich vornehmſte Concubine.
Miremontana,
Didacia. War eine beruffene Zauberin und Hexe.
Mirjam,
Aarons Schweſter, eine Prophetin und in der Muſic auch Poeſie wohl erfahrnes Weib, welches bey Paucken und Reigen ein LobLied mit ihren Geſpielinnen dem HErrn dort, wegen erhaltenen Sieges der Kinder Iſrael wieder den Pharao, ſang und brachte.
de la Miſericordia,
Eleonora, eine gelehrte Barfuͤſſige Carmeliter-Nonne, war aus einem Adelichen Geſchlecht in Navarra entſproſſen, und ſchrieb la Vida de la Bienaventurada Virgen Catalina de Chriſto. Sie ſtarb zu Pampelona. A. 1620.
Miß- oder, Wunder-Geburth,
Monſtrum, heiſt, wenn etwan ein Kind zwey Koͤpffe, zwey Leiber, vier Fuͤſſe und Haͤnde, oder unnoͤthige Glieder mit zur Welt bringet, ſolches ruͤhret meiſtens her von der falſchen Impresſion und Einbildung der Mutter, ſo dem zarten Leibe dadurch gantz wiedrige Geſtalten und Bildnuͤſſe eindruͤcket.
Miß-
(0659)
[Spaltenumbruch]
Mißge Mitgifft
Mißgebaͤhren. ſiehe. Unrichtig gehen.
Miteſſer, oder, Zehrwuͤrme,
Denen Medicis Comedones, Crinones oder Draeunculi genañt, ſind kleine Wuͤrmlein, ſo in der Haut der jungen Kinder nicht anders, als kleine ſchwartze Haͤrlein ſtecken, und wovon die kleinen Kinder ſchwinden und abzunehmen pflegen, ſie werden insgemein durch ein Bad von Honig-Waſſer oder ſuͤſſer Milch aus der Haut gelocket und von der Haut hernach abgeſchabet.
Miteſſer bekommen,
Iſt eine laͤcherliche und aberglaͤubiſche Meynung dererjenigen Weiber, ſo in denen wunderlichen Gedancken ſtehen, es duͤrffte keine ſchwangere Frau, wenn ſie aͤſſe, vor dem Brodt-Schranck ſtehen bleiben, das Kind bekaͤme ſonſt die Miteſſer.
Mit-Gifft, oder, Mit-Gabe, Ausſtattung, Eheſteuer, Braut-Schatz, Heimſteuer, Ehe-Geld und Heyraths-Gut
Benennet, iſt ein Inbegriff desjenigen Geldes und anderer Guͤter und Stuͤcken, ſo eine Frau mit zu ihrem Manne bringet und ſelbigen den nuͤtzlichen Gebrauch darvon wegen der auf ſich habenden Verpflegung und Verſorgung der Familie und Hauſes uͤberlaͤſſet. Denen alten Spartanern und Griechen auch einigen Indianern war dergleichen Mit-Gifft unbekannt, daher ſie ihren heyrathenden Toͤch[Spaltenumbruch]
Mnemoſy
tern an ſtatt deren einen SpinneRocken nebſt der Spindel mitzugeben gewohnet waren. Juſtin L. III. Hiſtor. Plutarch. in Vit. Solon. & Lycurg. Alex. ab Alexand. Genial. Dier. l. 2. c. 5. Die Roͤmer aber fuͤhrten ſolche Mit-Gifft als was noͤthiges und nuͤtzliches ein, und begabten ſie mit vielen Privilegien. Sie ruͤhret entweder aus des Vaters Gut, welcher die Tochter zu dotiren nach denen Rechten verpflichtet iſt, oder anderwerts her, wenn Z. E. die Mutter ihre Tochter vor ſich, oder die Bluts- und andere Freunde eine Jungfer ausſtatten, und faͤllt nach des Weibes Tode ihren Erben wieder anheim, bey Adelichen Perſonen aber wird ſelbige nicht wieder erſtattet. Das Weib hat dieſer Mit-Gifft wegen in allen Guͤtern ihres Mannes zur Verſicherung eine ſtillſchweigende Hypothec oder heimlich Pfand. Carpzov. P. II. C. 24. def. 1. wird auch, wenn ſich ein Concurs der Glaͤubiger ereignet, ſelbigen allen vorgezogen. Die MitGifft war ſchon im alten Teſtamente bekant, Pharao gab ſeiner Tochter, Salomonis Weibe, die Stadt Gaſer zur Heimſteuer mit. 1. Reg. IX. v. 16. Das Roͤmiſche Frauenzimmer rechnete die Siege ihrer Vaͤter, und den daraus entſtandenen Ruhm ihren Braͤutigam zur Mit-Giſſt an.
Mnemoſyne,
Eine Nymphe und Mutter der neun Muſen. Denen heutigen Poeten bedeutet dieſer Nahme ſo viel, als das Gedaͤchtniß oder das Angedencken.
Menſar-
(0660)
[Spaltenumbruch]
Mneſ Mogen
Mneſarchis,
Eine Griechiſche Poetin aus Epheſus, Tatianus in ſeiner Oratione contra Græcos p. 168. meldet, das Euthycrates, der nach Plinii Bericht in der CXX. Olympiade floriret, ihre Statuam gemacht habe. Vid. Spangenberg. im Adelſpiegel p. 427. L. XIII. c. 7.
Mode,
Heiſſet eigentlich nach der Frauenzimmer Redens-Art, eine neue oder frembde Erfindung weiblicher Kleidung und Tracht.
Mode-Bilder,
Seynd allerhand in Kupffer geſtochene, mit bunten Farben illuminirte oder mit Stoff und Brocard ausgelegte Dames nach allerhand Moden galant eingekleidet, ſo das Frauenzimmer in ihre Stuben oder Cammern zu ſetzen, und ſelbige damit auszuzieren pfleget.
Modell-Tuch,
Iſt ein aus Beutel-Tuch zugeſchnittenes Tuͤchlein, worinnen das Weibesvolck die Creutz-Nahd an Buchſtaben, Zahlen und allerhand Figuren entworffen, und welches denen Jungfern in der Nehe-Schule zur Vorſchrifft vorgeleget wird.
Moero. ſiehe. Mæro.
Mogen,
Anna Euphroſina, gebohrne Pachelblin von Gehag aus Anſpach, den 17. Aug. A. 1686. gebohren, eine recht gelehrte Dame, maſſen ſie nicht nur in der Oratorie, Hiſtorie, Philoſophie, Muͤntzen, und Stylo Lapidari vortreff[Spaltenumbruch]
Moͤhren
lich verſiret, ſondern auch darbey eine galante und ſinnreiche Poetin iſt, wie ihre hin und wieder ausgefertigten Proben ſo wohl in gebundener als ungebundener Rede ſattſam darthun.
Mohr, oder, Moor,
Iſt ein gewaͤſſerter Zeug von gezwirnten und gedreheten runden runden Faden, entweder gantz ſeiden, oder halb Cameel-Haaren oder halb leiuen, und ſeiden gewebet, deſſetz ſich das Frauenzimmer zu ihrer Kleidung zu bedienen pfleget; iſt entweder ſchlecht, geſtreifft oder mit Blumen, mit Gold oder Silber durchſchlagen.
Moͤhren,
Siſer, Carrote, iſt ein bekannt Wurtzel-Gewaͤchs von gelber Farbe und ſuͤſſen Geſchmack, ſo in einer Haushaltung ein gut Zugemuͤß abgiebt. Sie werden oͤfters an andere Eſſen gekocht, oder gar aus ſelben eine delicateſſe zubereitet, welches zu ſehen an den auffgelauffenen Moͤhren-Koch und andern Gerichten mehr, wie denn der Koch ſolche hier lehret 1) zubereiten; 2) Moͤhren zu fuͤllen mit FleiſchBruͤhe; 3) Dito noch anders.
Moͤhren und gelbe Ruͤben zubereiten,
Die Moͤhren ſchabet und leget ſie in kalt Waſſer, damit ſich das Rohe ein wenig heraus ziehe, als denn koͤnnet ihr ſie brauchen, wie folget.
Moͤhren gefuͤllt mit FleiſchBruͤhe.
Nehmet feine groſſe Moͤhren, ſchneidet von ſelbigen oben einen Deckel eines Meſſer-Ruͤckens dick
ab,
(0661)
[Spaltenumbruch]
Moͤhren
ab, hoͤlet ſie aus und das ausgehoͤlte ſchneidet mit einem Schneidemeſſer klein. Inzwiſchen weil die ausgehoͤlten Moͤhren im Waſſer einen Sud thun, ſetzet in einer Caſſerole Butter auf Kohlen, ſchuͤttet die geſchnittenen Moͤhren nebſt geriebeuer Semmel, klein gehackter gruͤner Peterſilie, Muſcatenbluͤten, Ingber, 5. Eyern und ein Paar Loͤffeln voller Rahm hinein, ſaltzet dieſes ein wenig und ruͤhret es auf dem Feuer ab, daß es als wie geruͤhrte Eyer werde. Dieſes alles fuͤllet nun in die Moͤhren, und decket den Deckel oben wieder drauf, leget ſie in eine Caſſerole, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe darauff, thut geriebene Semmel, Muſcatenbluͤten und ein Stuͤck Butter hinein, und laſſet es auff Kohlfeuer kochen, daß die Bruͤhe ein wenig dicke wird. Zuletzt richtet die Moͤhren an, und die Bruͤhe oben druͤber, beſtreuet ſie, und gebt ſie hin.
Moͤhren gefuͤllt anders,
Machet dieſe wie vorige zu rechte, und das ausgehoͤlete ſchneidet klein, ſchneidet auch eben ſo viel Kalbs-Braten klein, und thut es es zuſammen in eine Caſſerole mit Butter, die ihr auf das Kohlfeuer ſetzen muͤſſet. Ferner ſchlaget 5. Eyer hinein, ſchuͤttet Muſcatenbluͤten, Ingber, kleine Roſinen, und ein Paar Loͤffel voll Rahm darzu, und ruͤhret es ab wie voriges, fuͤllet die Moͤhren damit und decket ſie oben wieder zu. Hernach verfertiget eine Klare von Mehl, Eyern und Weiß-Bier und ſaltzet ſie ein wenig, werffet die gefuͤllten Moͤhren hinein, und wenn ſie gantz [Spaltenumbruch]
Mohr Mol
mit der Klare uͤberzogeu ſind, ſo thut ſie in heiſſes Schmaltz und habet Acht, daß oben der Deckel fein drauff bleibe, und backet ſie fein roͤſch heraus. Sind ſolche nun alle gebacken, ſo leget ſie in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet gute FleiſchBruͤhe drauff, und laſſet ſie auff Kohlfeuer kochen. Darnach nehmet ein wenig eingebrenntes Mehl in ein Toͤpffgen, und gieſſet die Bruͤhe von denen Moͤhren dran, qvirllt es klar und laſſet es wieder an dieſelben lauffen, thut auch ein Stuͤck Butter und Muſcatenbluͤten dran, und wenn ſie noch eine Weile gekochet haben, koͤnnet ihr ſie anrichten.
Mohrin,
Heiſſet ein Kind Weibliches Geſchlechtes, ſo annoch jung aus Mohrenland gebracht, und an dem Hofe einer Kaͤyſerin, Koͤnigin oder Fuͤrſtin aufferzogen worden, die ſolches zu ihrem Staat und Vergnuͤgen um ſich haben.
Molde, oder, Mulde,
Iſt eine groſſe rund oder laͤnglicht von Holtz gedrehete Schuͤſſel, ſo man in der Kuͤchen benoͤthiget iſt.
Molinæa,
Maria, ein ſehr gelehrtes Frauenzimmer, ſo gleichſam ihre herrlichen Wiſſenſchafften von ihrem gelehrten Vater Petro Molinæo zur Mit-Gifft uͤberkommen, denn ſie verſtunde die Hebraͤiſche Sprache ſo accurat, daß ſie ſich nicht ſcheuete mit der gelehrten von Schurmann Hebraͤiſche Brieffe zu wechſeln. Vosſius und Bochartus wiſſen ſie deswegen nicht genung zu ruͤhmen,
nicht
(0662)
[Spaltenumbruch]
Moͤllerin
zumahlen da ſie uͤber dieſes noch in der Logica, Phyſica und Ethica nicht geringe Wiſſenſchafft hatte. Vid. Colomeſium in Gallia Orientali. pag. 272.
Möllerin,
Gertrud, von Koͤnigsberg aus Preuſſen, M. Michael Eifleri, ehemahligen Profeſſoris in Koͤnigsberg Tochter, und D. Petri Mollers, geweſenen Profeſſor. Chym. und Chirurg. Eheliebſte. Dieſes gelehrte Weib hat nicht nur die Frantzoͤiſche und Lateiniſche Sprache fertig verſtanden, ſondern ſich auch durch ihre gaiante Poeſie ſehr beliebt gemacht. Sie iſt eine Kaͤyſerliche gekroͤhnte Poetin und ein Mitglied des Blumen-Ordens geweſen, und hat darinne den Nahmen Mornille gefuͤhret. Man findet von ihr ein Buch geiſt- und weltlicher Oden, ſo zu Hamburg A. 1675. mit Melodien in Folio heraus gekommen. Der weltberuͤhmte Morhoff leget ſelbigen in ſeinem Unterricht von der Teutſchen Sprache und Poeſie c. IX. p. 402. ein nicht geringes Lob bey. Dergleichen noch andere hin und wieder mehr gethan.
Mollerin, Helena Sibylla, ſiehe. Wagenſeilin.
Mollerin,
Magdalena, eine Quaͤckerin und Wiedertaͤufferin in der Schweitz zu St. Gallen, unter andern naͤrriſchen und gottloſen Lehren und Einfaͤllen gab ſie oͤffters vor, ſie waͤre Chriſtus ſelbſt, bald aber fiel ſie auf den Wahn, daß ſie ſchwanger werden und den Antichriſt zur Welt gebaͤhren wuͤrde; offter[Spaltenumbruch]
Molza Monb
mahls iſt ſie Faden nackend unter ihren Glaubens-Genoſſen geſtanden, auch alſo durch die Gaſſen gerennt, unter dem Vorwand, ſie muͤſte die bloſſe und nackende Wahrheit ſagen. Vid. Scultet. Annal. Evangel. p. 226. & 27. Plarrii Hiſt. Anab. p. 22. Craji Matæol. Mennon. p. 88.
Molza Tarquinia. ſiehe. Tarquinia Molza.
Monats-Zeit der WeibesBilder, oder, Menſes,
Iſt ein Monatlicher Abfluß des uͤbrigen Gebluͤtes bey dem Weibes-Volck. Dieſer Fluß faͤnget ſich nach dem Lauff der Natur gemeiniglich im 14den Jahre an, und waͤhret biß in das 50. Die Urſache dieſes Fluſſes beſtehet in dem Uberfluß und Trieb des Gebluͤts, welches aus dem geſchwinden Puls und ſtarcken Hertzklopffen erkannt wird. In dem Alten Teſtamente wurde ein ſolches Weib vor unrein gehalten, gantzer 7. Tage lang, und muſte ſich der Geſellſchafft des gantzen Hauſes enthalten, auch der Ort, wo ſie ſaß, war unrein; Dieſer Monatliche Fluß iſt nach der Medicorum Bericht und Eintheilung vielerley, als da iſt der unordentliche, der Fleiſchfarbige, gaͤntzlich verſtopffte und ausbleibende, allzuſtarcke, der Weiſſe, u. a. m.
de Monbel,
Eine galante Frantzoͤiſche Poetin, ſo viel artige Gedancken zu Papier gebracht. Ihr Portrait hat Monſ. de Liegnieres verfertiget. Sie hat ſich aber revengiret,
und
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Moͤnchin Monluc
und ihm ſein Gegen-Portrait offeriret, ſo gewiß eine netre Poeſie iſt. La Galerie des Peintures Edit. Paris. A. 1664. p. 554. & p. 529.
Moͤnchin,
Catharina. War An. 1535. Kellerin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig BernhardinerOrdens.
Monden-Kind, oder, Kalb, ſiehe. Mutter-Kalb.
Monica,
Des H. Auguſtini Mutter, hat ſo heilig und Gottesfuͤrchtig gelebet, daß ſie ſich oͤffters Fluͤgel angewuͤnſchet den Himmel vor der Zeit zu erſteigen. Ihren frommen Lebens-Wandel hat der H. Auguſtinus, als Sohn, ſelbſt beſchrieben.
von Monluc,
Renata. Sonſt de Clermont genannt, Johannis von Monluc, Fuͤrſtens zu Cambray und Marſchalls in Franckreich Gemahlin; Eine Dame nicht nur von vortrefflicher Klugheit ſondern auch heroiſchen Geiſte. Ihr hoher Verſtand brachte nicht nur ihren Gemahl A. 1593. bey dem Koͤnige den Fuͤrſten-Stand, ſondern auch die Marſchalls-Stelle von Franckreich zu Wege; Und ihre Tapfferkeit und unerſchrocknen Muth lieſſe ſie damahls bey einer bevorſtehenden Rebellion der Buͤrger in Cambray erblicken, da ſie nehmlich, als ihꝛ Gemahl ſich, aus Furcht ein blutiges Opffer des wieder ihn erhitzten Poͤbels zu werden, verſtecket hatte, ſich [Spaltenumbruch]
Monte Mont
mit einer Pique in der Hand mitten unter die rebelliſchen Buͤrger auf den Platz wagte, u. ſich aͤuſſerſt bemuͤhete, durch ein und andere vernuͤnfftige Vorſtellung die entbrannten Gemuͤther wieder zu beruhigen. Weil aber der Urheber ſolches Auffruhrs, ohngeachtet die andern zum Frieden ziemlich inclinirten, ſich nicht geben wolte, und die Rebellen in ihrem Deſſein fortfuhren, haͤrmte ſich dieſe heroiſche Dame ſo ſehr daruͤber, daß ſie einige Stunden vor der Ubergabe Cambray Todes verblich. Ziegler. Hiſtoriſch. Labyr. der Zeit. p. 853.
de Monteſpan,
Madame, oder Françoiſe Athanaſie de Rochechouart, des Printzen von Mortemar Tochter, und Henry Louis de Pardaillen Marquis de Monteſpan ehemahlige Gemahlin, hernachmahls aber Ludwigs als XIV Koͤnigs von Franckreich Geliebte, mit welcher er drey Printzen und eben ſo viel Printzeßinnen erzeuget. Sie begab ſich wegen vermerckter Kaltſinnigkeit des Koͤnigs A. 1692. in den Convent der Jungfern von St. Joſeph.
von Montfort,
Johanna Graͤfin; Ludovici von Flandern, Grafens von Nevers tapffere u. ihres Heldenmuths wegen im VI. Seculo ſehr beruͤhmte Tochter. Nach dem Tode ihres Gemahls Johannis IV. Hertzogs von Bretagne und Grafens von Montfort nahm ſie dem Grafen von Blois in Bretagne unterſchiedliche Staͤdte wiederum weg, und beſchuͤtzte Hennebout wieder dieſen Herrn mit
ſonder-
Frauenzim̃er-Lexicon. S s
(0664)
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Montle Montn
ſonderbahrer Tapfferkeit. Vornehmlich wurde ihre Großmuͤthigkeit, die ſie einsmahls bey einem Ausfalle ſehen laſſen, ſehr bewundert. Denn als der Graff von Blois die Stadt attaquirte, that dieſe tapffere Heroinne, nachdem ſie zuvor ihr Volck angefriſchet, bey einem gewiſſen Orte der Stadt, ſo nicht belagert war, einen Ausfall, und ohngeachtet ſie nicht mehr als 60. Mann bey ſich hatte, verbrannte ſie doch viele feindliche Zelte. Dieſes ſonderbahre Unternehmen machte der Belagerung ein Ende, und noͤthigte ſie den Grafen von Blois ſich mit ſeiner gantzen Armee zuruͤcke zu ziehen. Alſo behielte dieſe tapffere Johanna das Feld, und eroberte das Hertzogthum Bretagne, welches eine lange Zeit hernach dem Hauſe von Monftort gehoͤret. Paſquier. Recherches de la France.
Montleona,
Magdalena. Hieronymi Auguſti de Montleon, eines Frantzoͤiſchen von Adels Gemahlin, ward von der bloſſen Einbildung in vierjaͤhriger Abweſenheit ihres Mannes ſchwanger und gebahr davon einen Sohn, welcher auch durch das Frantzoͤiſche Parlament, nach vorher gehaltenen Rath und Uberlegung mit denen damahligen beruͤhmten Medicis ſo wohl als Kinder-Muͤttern, A. 1637. fuͤr Stam̃Nahmens-Erb- und Lehnfaͤhig erklaͤret ward. Eraſm. Franciſc. luſtige Schau-Buͤhne. Part. II. pag. 1213. ſeq.
Montnay,
Georgette von. Eine gelehrte [Spaltenumbruch]
Montro Mony
und ſinnreiche Dame von Adel, ſo in dem XVI. Se ulo floriret. Sie redete nicht nur gut Latein, ſondern war auch in der Phiioſophie wohl verſiret, hat auch hundert geiſtliche Sinnbilder mit darbey gefuͤgten Lateiniſchen Deviſen und Frantzoͤiſcher Poetiſchen Erklaͤrung heraus gegeben, und ſelbige der Koͤnigin von Navarra, Johannen, dediciret, wodurch ſie nicht wenig beruͤhmt worden. Vid. Verdier. in Bibliothec. Gall. p. 450.
Montrouſe,
De Charpentras. Eine gelehrte Frantzoͤſin und Poetin, ſo in der Philoſophie, Geometrie und Aſtronomie vortrefflich verſiret war, ſie machte einen guten Lateiniſchen und netten Frantzoͤiſchen Vers, wie ſolches die 22. Ode des erſten Buchs Horatii bezeuget, ſo ſie aus dem Lateiniſchen in ihre Mutter-Sprache uͤberſetzet. Vid. Devizeum in Mercur. Pol. 1682. Menſ. Febr. p. 141. ſeq.
Monyma,
Des Mithridatis Weib, lebte wegen Harm ihres verſtorbenen Gemahls in ſolcher Verwirrung und Verzweiffelung, daß ſie einsmahls ihr Koͤnigliches Stirn-Band herunter zoge, und ſelbiges, um ſich daran zu erhencken, um den Hals ſchlunge; Als aber ſelbiges wegen der Schwere ihres Leibes zerriſſe, hat ſie ſolches auffgehoben, darauff geſpiehen, und geſaget: Du verfluchtes Band, haſt mir auch in dergleichen traurigen Begebenheit nicht ernmahl dienen wollen. Endlich hat ſie ſich von des Koͤnigs
Beſchnit-
(0665)
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Mooßſ Mora
Beſchnittenen einen erwuͤrgen laſſen.
Mooß-Schwaͤmme, ſiehe. Muſſerons,
Mora,
Margaritha. Eine gelehrte und mit einen rechten Heroiſchen Geiſte begabte Tochter des ungluͤckſeligen Engliſchen Cantzlers, Thomæ Mori; Sie verſtunde die Philſophie, machte einen ſchoͤnen Vers, ſchrieb einen ziemlichen Periodum, redete neben ihrer Mutter-Sprache gut Griechiſch und Lateiniſch, und war in der Hiſtorie ſehr bewandert. Als ihr Vater, auf Befehl Koͤnigs Henrici VIII. zu Londen enthauptet werden ſolte, tꝛoͤſtete ſie ihn nicht nur mit ſonderbahrer Standhafftigkeit und Gꝛoßmuth, ſondern blieb auch behertzt bey ihm biß an ſein Ende. Nach deſſen Tode ſoll ſie ſein Haupt nebſt ſeinen Schrifften in Silber eingeſchloſſen bey ſich behalten haben. Weßwegen ſie auch ins Gefaͤngniß geworffen, aber auch bald wieder heraus gelaſſen worden. Vid. Juncker. Centur. Illuſtr. fœm. pag. 134. La Galerie des femmes fortes par le Moyne. P. I. p. 86. Vid. Thom. Stapleton. in Vita Thom. Mori. It. Ludovic. Vivem l. 1. de Chriſtiana fœmin. c. IV. fol. 195. & Hoffmann. Lexic. Univerſal. T. 1. p. 993.
Mora,
Catharina. Des A. 1535. enthaupteten Engellaͤndiſchen Cantzlers Thomæ Mori andere Tochter, ſoll ein kluges und gelehrtes Frau[Spaltenumbruch]
Morata
enzimmer geweſen ſeyn, ſo ſehr groſſe Inclination zu denen Studiis getragen. Vid. Freher. in Theatr. Claror. Viror. P. II. Sect. 4. p. 813. Conf. Voſſ. l. 2. d. Philolog. p. 14.
Morata,
Fulvia Olympia. Eine vortrefflich gelehrte Italiaͤnerin, ſo zu Ferrara An. 1526. gebohren worden. Ihr Vater war Fulvius Peregrinus Moratus, ein Mantuaner und gleichfalls ſehr gelehrter Mann; Sie heyrathete D. Andream Gruͤndlern Medicum zu Schweinfurth, mit welchem ſie viel Ungemach ausgeſtanden, biß ſie ſich nach dem Schwein furthiſchen Brandte erſtlich gen Homburg, nachgehends aber nach Heydelberg begab, allwo er Profeſſor Medicinæ worden. Dieſe Morata war ein rechter Ausbund der Gelehrſamkelt, daher ihr Thuanus, Libro XXIV. p. 497. Curio, de Educandis Liberis p. 61. 98. & 106. Cyraldus de Poet. noſtr. tempor. l. II. Rittershuſius Comment. in Vit. Birckhen. p. 3. Gualtherus Tom. II. Chronic. p. 1276. Fabricius in Memorabilib. p. 331. Kornmannus c. 24. d. Virgin. Stat. p. 57. Lotichius P. II. Bibliothec. Poet. p. 3. Scheurlius in Bibliograph. Moral. §. 176. Titius, im Exempel-Buche, p. 3. Morhoffius P. 1. Polyhiſt. c. 34. und andre beruͤhmte Maͤnner, mehr billig das Lob einer vortrefflich gelehrten Perſon zueignen. Sie machte einen netten Vers und verſtunde neben der Philoſophie die Griechiſche und Lateiniſche Sprache recht gruͤndlich, ſintema[h]l ſie ſchon im 16. Jahre die Paradoxa Ciceronis
zu
S s 2
(0666)
[Spaltenumbruch]
Morbona Mordeiſ
zu Ferrara profitirte, und einen Commentarium uͤber den Homerum machte. Ihre Griechiſchen, Lateiniſchen und Italiaͤniſchen Poeſien wie auch Brieffe, ſo viel deren in dem Schweinfurthiſchen Brandt gerettet wurden, ſind zu Baſel von Oporino und Cælio Secundo Curione A. 1562. 1570. und 1580. in Octav. heraus gekommen und der Engellaͤndiſchen Koͤnigin Eliſabeth dediciret worden; Zu Baſel und auch Heydelberg hat ſie die Philoſophie in Griechiſcher und Lateiniſcher Sprache mit groſſer Verwunderung gelehret, iſt auch zu Heydelberg A. 1555. den 26. Octobr in dem 29. Jahre ihres Alters geſtorben. Sie iſt von vielen nach ihrem Tode mit Panegyricis und Lob-Schrifften als Gilberto Cognato Nozareno, Theodoro Zwingero, Philippo à Marnix, Hieronymo Angenoſio, Cælio Secundo Curione, Carolo Utenhofio, Chiliano Sinapio und Micyllo beehret worden. Guilielmus Rascalonus aber hat ihr das Epitaphinm zu Heydelberg, allwo ſie begraben lieget, geſetzet.
Morbona,
Die Goͤttin der Kranckheiten in deren Haͤnden und Einrichtung alle dieſelbigen beſtehen.
von Mordeiſen,
Johanna Friderica, auf Stenſchitz, ein gelehrtes Frauenzimmer, verund Frantzoͤiſch, Italiaͤniſch, Griechiſch und Lateiniſch. M. Hanitſch hat ihr einen Lateiniſchen Panegyricum in Form einer langen Epiſtel geſchrieben, worinnen er ih[Spaltenumbruch]
Mordey Morelia
re Gelehrſamkeit und Wiſſenſchafft in gelehrten Sachen der Welt kund thut, und dieſem gelehrten Frauenzimmer wegen ihrer vortrefflichen Profectuum oͤffentlich gratuliret. Sie iſt ohnlaͤngſten geſtorben.
von Mordey,
Maria, aus Graͤflichen Stande, war erſt eine Puritanerin, hernachmahls eine eyfrige Quackerin, und begab ſich dahero nach Graveſand in Neu-Engelland, woſelbſt ſie ihꝛen haͤußlichen Gottesdienſt hielt, auch darbey allen ihren andern Glaubens-Genoſſen einen freyen Zutritt verſtattete, doch mit ſolcher Vorſichtigkeit und Klugheit, daß ſie ſich aͤuſſerſt huͤtete, andren, ſo nicht ihrer Religion waren, einigen Auſtoß und Aergerniß damit zu geben, oder ſich ſelbſt dadurch eine Verdrießlichkeit auf den Halß zu laden. Vid. Croeſ. Hiſt. Quack. p. 551. Crajum in Matæol. Mennon. p. 13.
More,
Gerdrutha, war eine Nonne zu Cammerich, von dem Geſchlechte des Engellaͤndiſchen Cantzlers Mori, der Quietiſtiſchen Secte zugethan; man findet ein Myſtiſches Buch von ihr, unter dem Titul: Bekaͤnntniß einer liebenden Seele. Vid. Feuſtkings Gynæc. Hæretic. Fanatic. p. 493. ſeq.
Morelia,
Claudia, war eine beruffene Hexe und zauberiſches Weib.
Morelia,
Nicolœa, war eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Morella,
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[Spaltenumbruch]
Morella Morgeln
Morella,
Juliana, eine gelehrte Jungfer aus Spanien, eine Nonne des Dominicaner-Ordens zu Avignon, A. 1595. zu Barcellona gebohren, hat in ihrem 12. Jahr in einem Capuciner-Habit oͤffentlich uͤber etliche Philoſophiſche Theſes diſputiret, ſo ſie der Spaniſchen Koͤnigin Margaritæ Auſtriacæ dediciret. Sie verſtunde Griechiſch, Lateiniſch, Hebraͤiſch, und andere viele Sprachen mehr, hatte auch eine nicht geringe Wiſſenſchafft in der Jurisprudenz, und war eine groſſe Kuͤnſtlerin im Mahlen, Muſic und andern Kuͤnſten. Vid. Voſſ. de Pilolog. p. 82. Henricus Kornmann hat ihr zu Ehren in ſeinem Tractat d. Virgin. Stat. & Jur. cap. 14. ein Carmen Heroicum, ſo er auf ſie verfertiget, mit eingeruͤcket; ſonſten gedencket auch Puteanus in ſeiner 94. Epiſtel. Centur. III. noch eines gelehrten Frauenzimmers dieſes Nahmens, ſo eine vortreffliche und pathetiſche Rednerin ſoll geweſen ſeyn.
Morgeln,
Pumiceus boletus, Morille, iſt eine Gattung von Schwaͤmmen, die auf feiſten Wieſen, auch unter denen Steinen wachſen, und ſtehen ſolchen die Leckermaͤuler ſehr nach, die ſie entweder friſch mit Gewuͤrtz bereiten und an Spießlein braten, oder zum Gebrauch anderer Speiſen abdoͤrren laſſen. Es ſind die Morgeln theils ſpitzig, theils rund und knorricht, dahero ſie in Spitzund Ohren- oder Stockmorgeln eingetheilet werden, welche man [Spaltenumbruch]
Morgeln
aber, wenn ſie friſch ſind, wohl reinigen muß, weil ſich gerne gifftig Ungeziefer drinnen aufhaͤlt. Unſer Koch kan ſie bey vielen Eſſen, abſonderlich bey denen Potages emploiren, auch a part zurichten, welches aus folgenden zu erſehen: 1) friſche Morgeln zu putzeu, 2) Morgeln mit Fleiſch-Bruͤhe, 3) friſche Morgeln gehackt mit Rahm, 4) Morgeln von Kalbs-Lunge zu machen, 5) Morgeln wie ſie ſonſt koͤnnen bereitet werden.
Morgeln friſche zu putzen,
Nehmet Morgeln, und ſchneidet ihnen unten die Stiele ab, werffet ſie in kalt Waſſer, waſchet ſie rein aus, ſo koͤnnet ihr ſie auf folgende Art zurichten.
Morgeln mit FleiſchBruͤhe,
Die zugeputzten Morgeln waſchet noch etliche mahl aus, damit kein Sand darinne bleibet. Hernach thut in eine Caſſerole oder Tiegel Butter und die Morgeln, die ihr entweder gantz laſſen oder entzwey ſchneiden moͤget, und pasſiret ſie ein wenig, ſchuͤttet alsdenn Ingber, Mußcaten-Bluͤten, Fleiſch-Bruͤhe und geriebene Semmel daran, laſſet ſie kochen biß ſie weich werden, ſo koͤnnet ihr ſie anrichten und hingeben. Solten ſie etwa noch zu duͤnne ſeyn, duͤrfft ihr ſie nur mit einem Eyerdotter abziehen.
Morgeln friſche gehackt mit Rahm,
Laſſet geputzete und gewaſchene
Mor-
S s 3
(0668)
[Spaltenumbruch]
Morgeln
Morgeln im Waſſer einen Sud thun, nehmet ſie alsdenn heraus, und drucket ſie aus, ſchneidet ſolche mit einem Schneide-Meſſer gar klein, ſchuͤttet ſie in einen Tiegel, gieſſet ein Noͤſel Rahm drauff, ſetzet es aufs Kohl-Feuer, wuͤrtzet es mit Mußcaten-Bluͤten und Ingber ab, und laſſet es kochen. Wenn ihr die Morgeln wollet anrichten, ſo nehmet ein Paar Eyerdotter in ein Toͤpffgen, an welche der Rahm, wenn er kochet, lauffen muß, ruͤhret aber fleißig, ſonſt laͤufft es zufammen. Inzwiſchen leget ein Stuͤck Butter an die Morgeln, damit ſie ſich ein wenig durchziehen, gieſſet hernach den abgeruͤhrten Rahm wieder an die Morgeln, daß die Bruͤhe ein wenig dicke wird, und richtet ſie an.
Morgeln von Kalbs-Lunge zu machen,
Setzet ein Paar Kaͤlber-Lungen mit Waſſer in einem Topff zum Feuer, und laſſet ſie recht weich kochen. Hernach nehmet ſie wieder heraus, kuͤhlet ſie aus, ſchneidet das fleiſchigte, wie auch 1. Viertel Pfund Nieren-Talg gantz klein, und menget es unter einander. Ferner ſetzet in einer Caſſerole ein wenig Butter aufs Kohl-Feuer, ſchuͤttet darein das gehackte, ingleichen Ingber, Pfeffer, MußcatenBluͤten, Cardamommen und roͤſtet es ein wenig, thut alsdenn ein Paar Haͤnde voll geriebene Semmel darzu, ſchlaget 4. biß 5. Eyer dran, werffet gehackte gruͤne Peterſilie darauf, ſaltzet es ein wenig, ruͤhret es ab, und ſetzet es vom Feuer, daß es ein wenig erkuͤhle. [Spaltenumbruch]
Morgeln
Nach dieſem machet aus einer Hand voll Mehl, einem Ey und aus einer Welſchen Nuß groß Butter, einen feſten Teig, treibet ihn auf, daß er gantz duͤnne wird, ſchneidet daraus kleine Plaͤtzgen, einen quer Daumen breit und Finger lang, ſchlaget auch auf einen Teller ein Ey, und habet bey der Hand einen Pinſel, mit dem ihr das Ey auf den Teller zerſchlagen ſollet. Hierauf nehmet ein rundes Holtz, in der Dicke als ein Morgel-Stiel, uͤberziehet daſſelbe mit einem Stuͤckgen von dem geſchnittenen Teig, damit es die Form eines Morgelſtiels bekomme, den uͤberzogenen Teig aber beſtreichet mit dem Ey. Hernach nehmet von der gehackten und abgeruͤhrten Kalbs-Lunge ſo viel, als groß ihr die Morgeln haben wollet, und kleibet es um den Teig herum, doch ſo, daß der Stiel eines halben Fingers breit heraus gehe, und formiret es wie eine Morgel, ziehet ſie vom Holtz ab, und leget ſie auf eine Schuͤſſel, biß ihr deren genung habt. Endlich machet Schmaltz heiß, ſtreuet Mehl uͤber die gemachten Morgeln, und backet ſie aus dem Schmaltz, ſo werden ſie naturell als wie Spitzmorgeln ausſehen. Dieſe Morgeln koͤnnet ihr entweder warm gebacken, oder in einer Soſſe, welche euch beliebet, auftragen laſſen.
Morgeln wie ſie ſonſt koͤnnen bereitet werden.
Dieſes werdet ihr finden bey Huͤnern, Tauben, Kalbfleiſch, Hechten, Lamm-Fleiſch, Potagen, ꝛc.
Morgen-
(0669)
[Spaltenumbruch]
Morgen
Morgen-Gabe,
Iſt ein anſehnliches Præſent, welches ein neuer Ehemann von Adel ſeiner Braut den andern Hochzeit-Tag fruͤh Morgens nach dem erſten Beyſchlaff und beſchlagener Decke ſtatt eines Lohnes und einiger Ergoͤtzlichkeit vor die verlohrne Jungferſchafft zu verehren pflegt. Dergleichen Morgen-Gabe war ſchon denen alten Voͤlckern bekannt, im alten Teſtament lehret uns davon Sichem. Geneſ. XXXIV, 12. Moſes Exod. XXII. v. 16. 17. Die Longobarden nennten ſie Morgencap, wiewohl ſelbige von der heutigen in etwas unterſchieden war, die Griechen aber ein Crantz-Geld. Scaliger l. 1. c. 10. Poet. Von dieſer Morgen-Gabe iſt wohl zu unterſcheiden der Sachſen beſondere MorgenGabe, ſo eine Adeliche Wittbe nach ihres Ehe-Herrn Abſterben uͤberkoͤmmt; Sachſen-Spiegel L. 1. art. 20. Hierzu gehoͤret alles Feldgaͤnge weibliche Vieh mit den Kaͤlbern, Ziegen, Schweinen, alle unbeſeilte Stutten- und MutterPferde, ſo auf die Weyde gehen, und noch nicht eingeſpannet worden; It. Zeune und Zimmer zum Gebaͤude, ſo noch nicht gerichtet und gedecket iſt. Land-R. L. 1. n. 24. alle Fuͤllen und jung Vieh, ſo vor dem 30ſten Tage nach des Mannes Tode gefallen, weiblicher und maͤnnlicher Art; Und dieſes alles gilt, es mag die Wittbe aus Adelichen oder Buͤrgerlichen Herkommen ſeyn, wenn nur der Ehemann Adelichen Geſchlechtes iſt. Coler. Deciſ. 60.
[Spaltenumbruch]
Morian Morſo
Morian,
Anna, eine gute Hollaͤndiſche Poetin, ſo abſonderlich viel heilige Gedichte aufgeſetzet, und den 7. Jun. 1696. zu Amſterdam geſtorben iſt. Anno 1698. iſt ihre Dichter-Kunſt daſelbſt heraus gekommen, worinnen man auch etliche Frantzoͤiſche Pieces von ihr findet.
Morings,
Trinicke oder Catharina, war eine beruffene Zauberin und Hexe zu Brackel.
Moritzin,
Sophia Regina, des Ertz-Ketzers Peter Moritzens gleichfals ketzeriſches und epicuriſches Weib, welches bey der A. 1673. zu Dreßden angeſtellten Inquiſition, wegen ihrer Gotteslaͤſterlichen und aͤrgerlichen Lehren, nachdem man ſie vorher etliche Stunden am Pranger geſtellet, oͤffentlich des Landes verwieſen ward, dergleichen Ehre ihr auch in Halle vorher widerfahren war. Worauf ſie mit ihrem Mann nach Holland gegangen, allwo ſie A. 1676. und 77. allerhand ſchwaͤrmeriſche Buͤcher ausgeſtreuet haben.
Moͤrſel,
Iſt ein von Meſſing oder Eiſen ſtarck und hol gegoſſenes Behaͤltniß, worinnen man die Wuͤrtze und andere bey dem kochen noͤthige und harte Sachen, mit der darein gehoͤrigen Moͤrſer-Keile zermalmet und klein ſtoͤſſet.
Morſo, Eliſabeth. Siehe. a Pasſione Eliſabetha Maria.
Morta.
S s 4
(0670)
[Spaltenumbruch]
Morta Mouſch
Morta,
Eine von denen Parcen. Denen heutigen Poeten heiſſet ſie ſo viel als der Tod ſelbſt.
Moſchina,
Attica, eine gute Poetin von Samos; Ihre Tochter Hedile war gleichfals darinnen beruͤhmt, und ihrer Tochter Sohn, Hedylogus, war ſonderlich in Anagrammatibus ſehr gluͤcklich. Vid. Spangenberg. im Adel-Spiegel. p. 427. l. 13. c. 7.
Moſchken-Weiber,
Heiſſen an etlichen Orten in Sachſen diejenigen Weiber, ſo bey dem Kind-Tauffen-Schmauß oder Eſſen noch uͤber die Gevattern erſcheinen, und darzu vorher eingeladen worden.
Moſcowitiſcher Damaſt,
Iſt ein gewiſſer Seidner-Zeug, ſo einen Atlas-Boden und allerhand Blumen hat, deſſen ſich das Frauenzimmer bey ihrer Kleidung zu bedienen pfleget. Er iſt noch reicher und ſtaͤrcker als ein Panciges.
Mouſchen oder SchminckPflaͤſterlein,
Seynd klein und groſſe von ſchwartzen Taffet in allerhand Figuren ausgeſchnittene Flecklein, ſo das Frauenzimmer in das Geſichte oder auch auf die Bruͤſte zu kleben pfleget, um ihre Haut dadurch weiſſer und beliebter zu machen.
Mouſchen-Schachtel,
Iſt eine kleine von Silber oder [Spaltenumbruch]
Mouſſel Muff
laccirten Holtz verfertigte Capſul, worinnen die Mouſchen liegen.
Mouſſeline,
Iſt ein aus weiſſer Baum-Wolle ſehr klar leicht und zart verfertigtes Gewebe, ſo dem Frauenzimmer zu Halßtuͤchern, Engageanten, Haͤlßgen, Ermeln und andern Putz dienlich iſt.
du Moy,
Claudia, Graͤfin von Chaligen, eine ſehr devote Dame, ſo A. 1620. den Orden der Regular-Canoniſſen von dem Heil. Grab zu Jeruſalem geſtifftet, welche unter die Regul des Heil. Auguſtini mit gehoͤren.
Muff,
Iſt ein rund gewoͤlbter holer Uberzug, worein das Frauenzimmer Winters-Zeit uͤber die Haͤnde zu ſtecken pfleget, wird auf allerhand Art verfertiget, als: aus Zobel, Hermelin, Marter, Iltis, Federn, Flohr, ſchwartzen Crep, Tuch, Sammet, Pliſch, Tripp-Sammet, Frantzen u. d. g. In Augſpurg wird er ein Schlieffer genennet, der Trauer-Muff aber Buplin: in Nuͤrnberg ein Staucher: in Ulm heiſt er ein Schlupffer, und wird insgemein mit Spitzen bebraͤhmet.
Muff-Band,
Iſt eine Schleiffe von allerhand breiten Bande, ſo das Frauenzimmer in den Muff zu knuͤpffen pfleget; oder nach heutiger Mode gar an ein breit uͤber die Schultern herab hangendes Band ſelbigen zu knuͤpffen gewohnet iſt.
Muͤffgen,
(0671)
[Spaltenumbruch]
Muͤffgen Muͤhle
Muͤffgen,
Seynd kleine laͤnglicht zuſammen genehete Muͤffe, vornher mit einer Klappen, oder auch gantz platt, von innen rauch gefuͤttert, um und um mit Zobel-Spitzen beſtoſſen, insgemein von Brocard oder Sammet uͤberzogen, bißweilen auch geſtickt, werden von dem Frauenzimmer uͤber die Haͤnde geſtraͤuffelt.
Mugetta,
Von Eſſæjo, war eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Muhme,
Heiſſet diejenige Frau, ſo auf die Kinder im Hauſe gantz allein beſtellet iſt, ſelbige taͤglich warten, reinigen und waſchen, an- und ausziehen, in und aus der Schulen fuͤhren, und ſie bey Tiſche verſorgen muß.
Muhme oder Baſe,
Heiſſet auf dem Stamm-Baum ſo viel als der Mutter Schweſter.
Muͤhle ziehen,
Iſt ein dem Frauen-Volck gebraͤuchliches Spiel, ſo mit kleinen weiß und braunen Hoͤltzgen oder Steinlein auf einem darzu abſonderlich abgetheilten Quadrat, der insgemein auf denen Bretſpielen unten gefunden wird, geſpielet und wechſels Weiſe von zweyen Perſonen gezogen wird, dasjenige, ſo die letzten Steinlein auf dem Bret behaͤlt, hat gewonnen.
[Spaltenumbruch]
Mulde Mund
Mulde. ſiehe. Molde.
Muͤllerin,
Barbara Juliana, von Nuͤnberg, eine gute Poetin, ſie hatte einen Prediger zu Pfedelberg, Prutzel genannt, zum Manne, und war neben ihrer Poeſie in der Hiſtorie ſehr beleſen; In der Pegniſchen Blumen-Geſellſchafft hat ſie den Nahmen Daphne gefuͤhret, und ſtarb A. 1674. Vid. Paullin. in ſeiner Zeitkuͤrtzenden erbaulichen Luſt P. II. p. 1111.
Mummele, oder, Mummel,
Iſt ein kleiner und ſchmahler von weiſſen Schleyer oder Leinwand verfertigter Umſchlag, den die Weibesbilder in Ulm bey der Trauer uͤber das Kinn biß an den Mund ziehen, ſie fuͤhren auch groſſe Mummele, ſo nichts anders als ein langes weiſſes, gantz glatt und ebenes Fuͤr-Tuch iſt, und von dem Mund biß auf den Schos lang herunter haͤnget, dergleichen allda die Geſchlechters- auch gemeine Klage-Maͤgde, bey denen Leichen vorzuſtecken pflegen. In Augſpurg heiſſen die kleinen Mummele Fuͤrbinder.
Mund-Faͤßlein,
Iſt ein von Zinn rund gegoſſenes Geſchirre mit einer Schnautze und Spriegel verſehen, hanget mit bey dem Handfaß, und pfleget ſich das Frauenzimmer den Mund daraus auszuſpielen.
Mund-Semmeln. Siehe. Frantz-Brode.
Mur-
S s 5
(0672)
[Spaltenumbruch]
Murcea Muſaͤ
Murcea,
Hieſſe denen alten Roͤmern die Goͤttin der Faulheit.
Mus. Siehe. Tiegelbrey.
Mus von Bier, oder, BierMus. Siehe. Suppe von Bier ſo ein Bier-Mus mit Kuͤmmel heiſſet.
Mus-Loͤffel,
Iſt ein kleiner ſilbernen Loͤffel, wormit man denen kleinen Kindern das Mus in das Maͤulgen zu ſchmieren pfleget.
Mus-Teller,
Iſt ein abſonderlicher zinnerner Teller, worauf das Mus iſt, ſo man den kleinen Kindern einzuſchmieren pfleget.
Mus-Tiegel,
Iſt ein kleiner irdener Tiegel, worinnen das Mus vor die kleinen Kinder aufgewaͤrmet wird.
Muſæ, oder, Camœnæ,
Die neun Muſen werden von denen Poeten auch genennet: Heliconinnen, Aoninnen, Parnaſſinnen, Pierinnen, Caſtalinnen, u. d. g. waren des Jupiters und der Mnemoſyne Toͤchter. Ihr Oberhaupt iſt Apollo oder Phoͤbus, ihr Sitz aber der Helicon oder Pyndus. Ihre Nahmen ſind Clio, Euterpe, Thalia, Melpomene, Terpſichore, Erato, Polymnia, Urania, Calliope.
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Muſca Muſcheln
Muſca,
Es werden zwey Poetinnen dieſes Nahmens, wie Gyraldus berichtet, gefunden, die erſtere heiſſet Muſca Theſpiaca, oder Lyrica, ſo nach des Luciani und Cæl. Rhodigini Meynung ſchoͤne Lyriſche Verſe geſchrieben hat, die andere aber Spartiata, ſo gewiſſe Hymnos auf den Apollo und die Diana verfertiget. Dieſe zwey Poetinnen werden auch ſonſt Myja Theſpiaca, und Myja Spartana, genennet. Vid. Simler. in Bibliothec. p. 614. Menagius in ſeiner Hiſtoria Mulier. Philoſoph. p. 52. gedencket auch einer Muſcæ oder Myjæ P[yt]hagoricæ, it. einer Athenienſiſchen beruͤhmten Coquete, ſo gleichfals dieſen Nahmen gefuͤhret.
Muſcatenbluͤte, Macis, und Muſcaten-Nuß,
Nux Moſchata, Moſcade ſind herrliche Baumfruͤchte, die aus Bantam, durch die Hollaͤnder zu uns heraus gebracht werden. Ihr Geruch iſt lieblich, ihr Geſchmack balſamiſch, und ihre Wuͤrckung kraͤfftig und durchdringend. Weil dieſe Fruͤchte unter andern auch das Hertz und Magen ſtaͤrcken, werden ſie in der Kuͤche vielfaͤltig an den Speiſen gebraucht, davon ſelbige eine ſchmackhaffte und geſunde Guͤte bekommen, welches bey denen Speiſen deutlich wird zu ſehen ſeyn.
Muſcheln,
Mytuli, Muſculi, Coquilles de mer, werden an denen See-Ufern im Sande ausgeheckt, und haͤngen
viele
(0673)
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Muſcheln
viele hundert gleich als an einem Faden beyſammen; vom October an biß in Mertz hinein, ſind ſie am beſten, iedoch eſſen ſich viele ein Fieber dran, weil offt krancke Muſcheln, die ſich gantz verzehret, mitgenommen und verkaufft werden. Sie haben duͤnne Schalen, und inwendig ein weiſſes odeꝛ auch gelblichtes Fleiſch, in deſſen Mitte ein hartes Zuͤnglein ſitzet, um welches ein Nerve gehet, welche beyde Stuͤcke aber man nicht eſſen kan, ſondern nur das uͤbrige Fleiſch. Sie werden entweder aus denen Schalen rohe oder geſotten genoſſen, oder man hat ſie in Faͤßgen eingeleget, deren Zubereitung der Koch in folgenden zeiget. 1) Muſcheln ſo in Schalen; 2) Muſcheln eingelegt zu putzen; 3) Muſcheln mit gruͤner Peterſilie; 4) Muſcheln fricasſiret.
Muſcheln ſo in Schalen,
Schuͤttet Muſcheln, ſo viel ihr wollet in einen Keſſel, gieſſet Waſſer drauf, und ruͤhret ſie mit einem neuen Beſen eine gute Weile um, damit ſie ſich reine abwaſchen moͤgen, ſeiget dieſes Waſſer herunter, und gieſſet wieder reines, nur kein warmes dran. Darnach ſetzet die Muſcheln in einem Keſſel mit Waſfer auf das Feuer, und laſſet ſelbige einen Sud thun, machet unterdeſſen folgende Soſſe fertig: Thut 4. biß 5. Eyerdotter, und eine Meſſerſpitze rohes Mehl in eine Caſſerole oder Tiegel, und ruͤhret es klar ab, gieſſet ein Glaß Wein dran, wuͤrtzet es mit Citronenſchelern, Muſcatenbluͤten und ein wenig weiſſen Ingber, ſchuͤttet ferner [Spaltenumbruch]
Muſcheln
Fleiſch-Bruͤhe oder nur Waſſer dran, leget 1. halb Pfund ausgewaſchene Butter darzu, ſetzet es auf Kohlfeuer, und gieſſet immer mit einer Kelle, biß es anfaͤngt dicke zu werden. Hierauf richtet dieſe Soſſe a part in eine Schuͤſſel an, druͤcket viel Citronen-Safft drein, die Muſcheln aber richtet an, decket eine Serviette druͤber, und laſſet ſie zu Tiſche tragen, daſelbſt werden ſie eintzeln mit der Bruͤhe verzehrt.
Muſcheln eingelegte zu putzen,
Ziehet denen Muſcheln die ſchwartzen Kraͤntze herunter, und ſchneidet ihnen inwendig die wenigen Hare heraus, ſo ſind ſie geputzet, und koͤnnet ihr ſie auf folgende Art brauchen.
Muſcheln mit gruͤner Peterſilie,
Waſchet ein Stuͤck Butter aus, und leget ſie in eine Caſſerole, ſchuͤttet gehackte gruͤne Peterſilie, Citronenſchalen, Muſcaten-Bluͤten, weiſſen Ingber und geriebene Semmel dran, gieſſet ſo viel Peterſilien-Waſſer drauf, als ihr dencket Bruͤhe genung zu haben, ſetzet es auf Kohlfeuer, und laſſet es kochen, biß die Bruͤhe anfaͤngt dicke zu werden. Wenn dieſes geſchehen, ſo leget die geputzten Muſcheln drein, welche auch eine Weile kochen muͤſſen, richtet ſie hernach an, druͤcket Citronen-Safft drein, und gebet ſie hin.
Muſcheln fricasſiret,
Schuͤttet in eine Caſſerole oder
Tiegel
(0674)
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Muſchel Muſſer
Tiegel 4. biß 5. Eyerdotter, eine Meſſerſpitze rohes Mehl, ein Stuͤck gewaſchene Butter, Citronen ſchalen, Muſcatenbluͤten, Ingber, ein Glaͤßgen Wein, und ruͤhret dieſes alles durch einander klar ab. Ferner gieſſet Fleiſchbruͤhe oder Waſſer darzu, ſo viel als ihr Bruͤhe haben wollet, ſetzet es aufs Kohlfeuer und ruͤhret es ſtets, biß es anhebt dicke zu werden. Hernach pasfiret Muſcheln, viel oder wenig, in einer Caſſerole mit Butter ab, und wenn ſie durchwaͤrmet ſind, ſo gieſſet die abgeruͤhrte Bruͤhe darauff, und richtet an. Wie die Muſcheln ferner gebraucht werden, wird bey denen Hechten, Huͤnern, Kalb- und Lammfleiſch ꝛc. zu ſehen ſeyn.
Muſchel-Bund,
Heiſſet dem Nuͤrnbergiſchen Frauenzimmer ein gewiſſer nicht allzu hoher Auffſatz von ſchwartzen Spitzen friſiret, und hinten um das Neſt herum mit goͤldenen gezieret.
Muſchel-Farben,
Seynd allerhand bunte, mit Waſſer abgeriebene Farben, in Muſcheln eingeſetzet, deren ſich das Frauenzimmer bey ihrer Mahlerey und Reiß-Kunſt zu bedienen pfleget.
Muſchen. ſiehe. Mouſches.
Muſcovvat. ſiehe. Farin.
Mißgebaͤhrung. ſiehe. Unrichtig gehen.
Muſſerons,
Sind kleine weiſſe Erdſchwaͤm[Spaltenumbruch]
Mustheil
me, die im Majo unter dem Mooß gefunden werden, dahero ſie auch die Teutſchen Mooßſchwaͤmme nennen. Man zeuget ſie in Franckreich in eben dem Erdreich, worinnen man daſelbſt die weiſſen Endivien Winters uͤber conſerviret, und pflegen ihre Koͤche ſie in einer kurtzen Bruͤhe mit Wein, viel Gewuͤrtz, guten Kraͤutern ꝛc. zuzurichten, oder auch zu fricasſiren, und als ein gutes Gericht bey jungen Huͤnern aufzuſetzen.
Mustheil,
Heiſſen diejenigen Eß-Waaren, ſo eine Adeliche Wittbe nach ihres Mannes Tode, nach dem dreyßigſten Tag von ſeinen Guͤtern zur Helffte mit ſich nimmt. Hierzu gehoͤret 1) allerley Getraͤncke an Wein, Bier, Koffend u. d. g. ſo bey Lebzeiten des Mannes in Keller gebracht worden; 2) Fleiſchwerck, als Maſtſchweine, ſo zum wenigſten binnen den dreyßigſten geſchlachtet worden, item ander Fleiſch, geraͤuchert, geſaltzen oder ungeſaltzen, als Schincken, SpeckSeiten, Schmaltz, Wuͤrſte u. d. g. 3) Fiſche, als Karpffen, Hechte, Heringe und dergleichen, ſie moͤgen ſeyn geſaltzen oder ungeſaltzen, die Fiſche in den Teichen davon ausgeſchloſſen; 4) allerhand Getraydig an Korn, Weitzen, Hirſen, gemaltzte Gerſte, und zwar das Getraydig getroſchen, oder in Bauſen oder in Gemenge; Nicht weniger Flachs, Hanff, Lein, dafern er nach des Mannes Tode annoch auff dem Felde ſtehet, denn wenn er gehauen oder geſchnitten, ob er gleich noch nicht geroͤſtet oder ge-
hechelt,
(0675)
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Muſter Mutter
hechelt, ſo gehoͤret er zur Gerade: Ferner wird darzu gerechnet Linſen, Bohnen, Erbſen, Mohn, Ruͤbſaat, ſo wohl betagte KornPaͤchte und Getreydig-Zinſen, welches letztere zwar von einigen noch in Zweiffel gezogen werden will; 5) was ſonſt zur Haußhaltung und Hof-Speiſe vorhanden an Butter, Graupen, Gruͤtze, Kaͤſe, Qvarck, Saltz. Coler. d. Aliment. L. I. c. 11. Doch darff ſich die adeliche Wittbe dieſer Hof-Speiſe nicht vor ſich allein anmaſſen, ſondern ſie muß ſelbige von denen Erben fodern und erwarten, auch ſolches Mustheil binnen Jahr und Tag fodern, angeſehen bey Unterlaſſung deſſen, dergleichen Foderung nach Sachſen-Recht verjaͤhret wird.
Muſter,
Iſt ein Vorriß und Entwurff derjenigen Blumen, Gaͤnge und Zierrathen, ſo man in das weiſſe Zeug zu naͤhen Willens iſt, auf blau oder weiß Papier mit der Feder entworffen und eingetheilet.
Mutiæ,
Waren des Q. Mutii zwey gelehrte Toͤchter, ſo von groſſer Eloquenz ſollen geweſen ſeyn, und die Oratorie trefflich verſtanden. Baldhoven in Catalog. Doct. Fœm. & Virg. p. 7. Lotich. d. Nobilitat. & Perfect. Sex. Fœm. §. 36. Rav. Textor. Offic. l. 4. C. 12. p. 344.
Mutter,
Heiſſet derjenige gemeine Stam̃, von dem die abſteigende Linie weibliches Geſchlechtes ſich anhebet, [Spaltenumbruch]
Mutter
und von welcher man auf dem Stamm-Baum, wenn nach weiblichen Grad gefraget wird, zu zehlen anfaͤnget.
Mutter-Bein,
Heiſſet dem Weibesvolck dasjenige Knoͤchlein oder Gelencke, ſo an allen Keilen des Viehes allda gefunden wird, wo Keile und Bein ſich ſchlieſſen.
Mutterbeſchwerung, oder, Mutterplage, MutterColica,
Denen Medicis Paſſio hyſterica genannt, ſind continuirliche und unordentliche Zuckungen derer kleinen nervoͤſen Theilen im Ober- und Unterleibe, ſie entſtehen aus der Mutter, und kommen gemeiniglich mit Mattigkeit, Hertzklopffen, Eckel, kalten Schweiß, und Ohnmachten an. Die Medici mercken bey der Mutter viel Zufaͤlle an, als da iſt 1) die Mutter-Austretung oder Procidentia uteri, ſo von vielen hefftigen Bewegungen oder ſchwehrer Geburt herkoͤmmt, und die Mutter oder Mutterſcheide aus ihrem natuͤrlichen Lager und zum Vorſchein bringet; 2) Entzuͤndung der Mutter, oder Inflammationes Uteri, ſo von einem allzu hefftigen Zufluß der Lebens-Geiſter herruͤhret; 3) Mutter-Geſchwuͤre, oder Ulcera Uteri. ſo durch Entzuͤndungen, Qvetſchungen und andern Urſachen erreget werden; 4) Mutter Wind- und Waſſerſucht, ſo eine Sammlung iſt, nicht nur derer windichten Blehungen, ſondern auch derer aus
ihren
(0676)
[Spaltenumbruch]
Mutter
ihren Gefaͤſſen getretenen waͤſſerichten Theile, ſowohl zwiſchen denen Mutter-Haͤutgen, als in der Mutter Subſtanz und dero Hoͤhle ſelbſt ſich befindend.
Mutter-Colica. ſiehe. Mutterbeſchwerung.
Mutter-Kalb,
Oder Mola carnea, auch Monden-Kind und Monden-Kalb, iſt ein Fehler der Natur, in der Generation eines Kindes, da an deſſen ſtatt ein unfoͤrmliches aͤdriges Stuͤck Fleiſch, ohne Bein und Eingeweide, das kein vollkommen Leben in ſich hat, welches auch zuweilen 2. 3. oder mehr Jahr bey der Mutter bleibet, auch offt ſo groß waͤchſt, daß das Weib ſterben muß, gezeuget wird; Aus Mangel des Spiritus vitalis genitalis, wenn nehmlich dieſer kraͤncklich, oder ſchlecht, oder auch zu unvermoͤgend iſt, nach der ihm zugeeigneten Idea einen Menſchen zu bilden. Die Medici theilen dergleichen Mondenkalb in ein rechtes und ein falſches ein.
Muttermaͤhler, oder, Geburthsmaͤhler,
Sind diejenigen Zeichen, welche einem annoch im Mutterleibe verborgenen Kinde durch der Mutter Einbildung, Phantaſie, Furcht und Schrecken, auch ſo gar die Geſtalt und Abbildung desjenigen Dinges, woruͤber die Mutter erſchrocken, oder deſſen, was ſie ſich eingebildet mit lebendigen Farben [an] dem Leibe ausgedrucket und abgebildet, und von dem Kindlein [Spaltenumbruch]
Mutter Myja
mit auf die Welt gebracht werden, als Feuermaͤhler, und andre dergleichen mehr.
Mutterplage. ſiehe. Mutterbeſchwerung.
Mutz,
Heiſſet denen Schwaͤbiſchen Baͤuerinnen ihr Mieder und Wams, ſo weite gefaltene Ermel hat, die wieder um die Haͤnde ſpitzig zugehen, iſt insgemein von ſchwartzen Barchet gemacht.
Muͤtzgen,
Iſt ein viertheiliger von Sammet, Stoff oder Brocard zuſammen geſtickter, und in die Hoͤhe gethuͤrmter Auffſatz, mit Falbuln auff vielerley Art abgeſetzet, und um und um mit einem runden, ſpitzigen oder viereckigten Zobel-Gebraͤhme verſehen, wird meiſtens zu Winters-Zeit getragen. Das Leipziger Frauenzimmer nennet auch die aus Brocard, Eſtoff, Damaſt oder Taffet auf vielerley Art und facon gezierte, und unter dem Neſt zuſam̃en gezogenen Aufſaͤtze, Muͤtzgen, ſo das Haupt gantz knapp bedecken, und ein erhoͤhetes, zuſammen gefitztes Neſt haben.
Mycale, oder, Michale,
Eine beruͤhmte Hexe und Zauberin, doch darbey gelehrt, ſie ſoll oͤffters nach des Ovidii Zeugnuͤß Lib. 12. Metamorph. durch ihre Lieder den verſteckten Mond hervor gelocket haben.
Myja,
Eine Tochter des Pythagoras
und
(0677)
[Spaltenumbruch]
Myro
und Theano, und Eheweib des Mi[l]onis Crotoniatæ, hat ſich durch ihre vortreffliche Wiſſenſchafft in der Philoſophie ſehr vorgethan. Uberdiß ſoll ſie eine vortreffliche Saͤngerin geweſen ſeyn, Jamblich. in Vita Pythagor. L. I. c. 3. Henricus Stephanus hat eine Epiſtel in monumentis Pythagoricis unter ihrem Nahmen bekannt gemacht, und iſt deren Inhalt: de optima nutrice eligenda. Clem. Alex. L. IV. Strom. p. 108. Edit. Heinſ. Lucianus gedencket noch ihrer dreyen dieſes Nahmens, nehmlich der Myjæ Theſpiacæ und Myjæ Spar tanæ, zweyer gelehrten und artigen Poetinnen und der Myjæ, einer beruͤhmten Athenienſiſchen Huren.
Myro,
Byzantina, des beruͤhmten Homeri Tragiei Mutter, (oder, wie Simlerus in Bibliothec. pag. 614. will) Tochter. Eine vortreffliche Poetin, ſo Epica, Elegiaca und Lyrica geſchrieben. Es iſt auch noch ein Buch von ihr unter dem Titul: Anemoſyne, bekandt, wie auch ein anders de Dialectis. Ihre Carmina ſind Greechiſch zu Antwerpen 1568. heraus gekommen. Vid. Voſſium d. Poet. Græc. p. 17. it. Athæneum Lib. IX. Cap. 12. Eu ſtach. in Homer. ad. Iliad. Verſ. 310.
Myro,
Rhodia, war eine gelehrte und treffliche Philoſopha, ſo nicht alleine Chrias Mulierum Reginarum, ſondern auch Fabulas ge[Spaltenumbruch]
Myrrh Myrt
ſchrieben. Ihre Gedichte finder man bey des Fulvii Urſini publieirten Carminibus neun beruͤhmter Poetinnen. Vid. Simler Bibliothec. p. 614. & Menag. in Hiſtor. Mulier. Philoſophar. p. 13. n. 20.
Myrrha,
Eine Tochter des Cypriſchen Koͤnigs Cynaræ; hatte ſich in ihren eigenen Vater verliebet, der ſie auch durch Liſt und Betrug ihrer Amme, nicht wiſſend, daß es ſeine eigene Tochter ſey, beſchlaffen. Nachdem aber der Vater dieſen Betrug wahrgenommen, verfolgte er dieſe Myrrham mit dem Schwerdte, die Tochter aber flohe durch Arabien, und nachdem ſie die Goͤtter um Huͤlffe angeruffen, ward ſie endlich aus Erbarmung in einen Baum ihres Nahmens verwandelt, das Kind aber, ſo ſie aus ſolchen Beyſchlaff bekommen, hat Adonis geheiſſen.
Myrtis, oder, Myſtis,
Wie ſie einige nennen, eine Lyriſche Poetin, ſo den vortefflichen Poeten Pindarum ſoll informiret haben, wiewohl auch einige dieſe Ehre der Corinnæ Thebanæ, oder Tanagrææ zuſchreiben. Fulvius Urſinus hat der Myrtis ihr Gedichte in denen A. 1568. zu Antwerpen publicirten Carminibus gleichfals mit inſeriret. Plutarch. in Quæſtion. Græc. & Tatian. in Orat. contr. Græc. p. 168. Es iſt ihr zu Ehren eine Saͤule aufgeſetzet worden, ſo Ariſtodotus ſoll verfertiget haben.
N. Nabel-
(0678)
[Spaltenumbruch]
Nabelb Nache
N.
Nabel-Binde,
Iſt ein von weiſſer Leinwand lang und ſchmahl geſchnittener Streiff, wormit bey Einwindelung und Beſchickung des Kindes der Nabel eingebunden und angedrucket wird.
Nabelbruch,
So ſich insgemein bey denen kleinen und neugebohrnen Kindern findet, iſt eine Ausdehnung und Heraustretung der Nabelſchnure, ſo nicht recht verwahret oder zu lang verknuͤpffet worden.
Nabelſchnure,
Iſt ein zuſammen gedreheter hautichter Gang, drey Spannen lang, eines Fingers dicke, wodurch eine Blut- und zwey Puls-Adern gehen, an dem einen Ende haͤnget bey dem Gebaͤhren der MutterKuchen, an der andern das Kind.
Nabeltuͤchlein,
Iſt ein kleines von weicher Leinwand uͤber einander geſchlagenes Tuͤchlein, ſo den kleinen Kinderlein auf den eingedruckten Nabel geſchlagen, und bey dem Einwindeln unter die Nabel-Binde geleget wird.
Nach-Eſſen,
Heiſſet in denen Kuͤchen dasjenige Gerichte, ſo nach dem Fiſch und Braten, noch vor der Zugemuͤſe auf die Tafel geſetzet wird, es beſtehe nun ſolches, woraus es wolle, als, Schincken, geraͤucher[Spaltenumbruch]
Nachg Nachtb
ten Zungen, Krebſen und dergleichen.
Nachgeburt, Affterbuͤrde, oder, Secundinæ,
Heiſſet alles dasjenige, was gleich nach der Geburt von der Kindbetterin zu gehen pfleget, als da iſt: die Nabelſchnur, das Aderhaͤutlein, das Schafhaͤ[u]tlein ſamt dem Mutterkuchen, Ge[w]aͤſſer, und dergleichen. Sie wird deßwegen die Nachgeburt genennet, weil ſie nach der Geburt gleichſam in der andern Geburt ans Tagelicht gebracht wird, bißweilen pfleget ſie ſich auch zu verhalten, und zuruͤcke zu bleiben.
Nach-Hochzeit,
Heiſſet man dasjenige GaſtGebot oder Mahlzeit, ſo man den Tag nach der Hochzeit, oder kurtz darauf haͤlt und anſtellt[;] zu ſolcher Nach-Hochzeit werden [i]nsgemein diejenigen Perſonen mit gezogen, ſo wegen ihrer aufgetragenen Verrichtungen, dem rechten HochzeitMahl nicht beywohnen koͤnnen, als diejenigen Weiber, ſo in der Kuchenkammer geweſen, einige weitlaͤufftige Freundinnen von Seiten Braut und Braͤ[u]tigams, ſo man bey dem erſtern Hochzeitſchmauß nicht fuͤglich ſetzen koͤñen, und andre dergleichen Perſonen.
Nach-Nifftel, oder, UrurEnckelin,
Heiſſet der Unter-Nifftel, oder Urenckelin Tochter.
Nachtbecken, oder, Cammerbecken,
Iſt ein von Zinn gegoſſenes
und
(0679)
[Spaltenumbruch]
Nachte Nachtk
und ausgedrehetes Geſchirr mit einer Handhabe, auch insgemein mit einem freyen Deckel verſehen, ſo man unter das Bette in das Schlaffgemach zu ſtellen pfleget.
Nacht-Camiſohl,
Heiſſet dem Frauenzimmer derjenige gantze Uberzug uͤber den Ober-Leib, worinnen ſie ſich zu Bette legen. Sie ſeynd entweder weiß, von Stangen-Leinwand, Zwillig, Dammaſt oder Cannevas, oder auch bunt von Caton, oder ſeidenen Zeugen.
Nacht-Halß-Tuch,
Sind diejenigen ſchlechten und geringen Tuͤcher, ſo das Frauenzimmer, wenn es zu Bette gehet, um den Halß zu ſchlagen pfleget. Sie ſeynd entweder bunt oder weiß, Baum-Wollen, Leinen, oder auch bey Vornehmen Seiden.
Nachtigall,
Iſt eine gewiſſe Art von Vogeln, an deren anmuthigen Schlag ſich das Frauenzimmer beluſtiget, und ſelbige zur Sommers-Zeit in allerhand ſaubern Bauern vor das Fenſter, oder im Winter in ihre Stuben zu hengen pfleget. Seynd zweyerley, entweder Sproſſer, oder Rothvoͤgel.
Nacht-Kappe vor die Kinder,
Seynd insgemein von bunten Caton platt und goͤrichte gemachte lange Kaͤpplein, ſo man denen Kindern, wenn ſie zu Bette gehen, anzuziehen pfleget.
[Spaltenumbruch]
Nachtl Nachtr
Nacht-Lampe,
Iſt entweder ein von Wachs dick und rund gegoſſener Stock von innen mit einem zarten Tocht verſehen, oder ein von Baum-Wolle kleiner zugeſpitzter Tocht auf einen mit Baum-Oel uͤbergoſſenen zinnernen Teller geſetzet, deren man ſich in den Wochen- oder Patienten-Stuben des Nachts uͤber zu bedienen pfleget.
Nacht-Leuchter,
Iſt ein von Zinn oder Blech hoch- und holgetriebener Leuchter, mit einer weiten und tieffen Tille obenher verwahret, welche, ehe das Nacht-Licht hinein geſetzet wird, mit Waſſer angefuͤllet werden muß.
Nacht-Licht,
Seynd ſchmahle lange von Unſchlitt gezogene Lichter, mit zarten und duͤnnen Baumwollenen Tochten verſehen, werden des Nachts uͤber in einem abſonderlich darzu verfertigten Leuchter in der Cammer angebrandt.
Nacht-Mantel. ſiehe. HaarMantel.
Nacht-Maͤnnlein. ſiehe. Alp.
Nachtreten,
Iſt ein Amt und Verrichtung der Maͤgde, die nemlich ihre Jungfern und Frauen von Condition in die Kirche, auf den Marckt, bey den Leichen, und andern Ausgaͤngen begleiten, und hinter ihnen hergehen muͤſſen.
Nacht-
Frauenzim̃er-Lexicon. T t
(0680)
[Spaltenumbruch]
Nachtſ Nachtz
Nacht-Schleppen,
Heiſſen dem Frauenzimmer diejenigen gantz platten Schleppen und Muͤtzen ſonder Streiff und Bekraͤuſelung, ſo ſie des Nachts im Bette aufhaben, ſie ſeynd entweder weiß oder bunt.
Nacht-Tiſch,
Heiſſet insgemein derjenige ſaubere auch oͤffers mit einem weiſſen Tuch oder andern Teppichte bedeckte Tiſch, in denen FrauenzimmerKammern, worauf ſie ihr taͤglich gebraͤuchliches Geſchirr und Geraͤthe, auch andere darauf gehoͤrige Galanterien ſtehen haben. Auf einem Nacht-Tiſch findet man insgemein nachfolgende Stuͤcken: Einen ſilbernen Aufſetze-Spiegel, Leuchter, Licht-Putze und Kaͤſtlein von Silber, ſilberne PoudreSchachtel, Mouſchen-Schaͤchtlein oder Capſul, Kamm, Buͤrſte, Hand-Leuchter, ſilberne WachsStock-Scheere, ſilbern Neh-Geſtoͤcke, L’ombre-Teller, MarquenSchachtel, allerhand kleine ſilberne Schaͤlgen, worein ſie des Nachts uͤber ihr taͤgliches Geſchmeide zu legen pflegen, Nadel-Schaͤchtlein, Haar- und Schleiff-Nadel, Favoretten und Augenbraun-Kaͤmmlein, ziervergoldete oder andere ſaubere Kaͤſtlein, u. a. d. g. Bißweilen auch ein Gebeth-Buch, oder ſauberes Cruciſix.
Nacht-Tuch. ſiehe. Toilette
Nacht-Zeug,
Iſt eine gantz beſondere Art eines Aufſatzes, deſſen ſich das [Spaltenumbruch]
Nachtzeug
Frauenzimmer nach ietziger Frantzoͤiſcher Mode, zu Bedeckung des Haupts, bedienet. Es wird insgemein von weiſſen Flohr oder auch klaren Schleyer geſtecket, und iſt von denen andern Fontangen darinnen unterſchieden, daß es nicht an denen Backen abgeſchlagen, ſondern tieff und rund in das Geſichte hinein gehet, ſie ſeynd entweder doppelt oder einfach, ſo nur einmahl aufgeſetzet ſind, mit hervorgeſchlagenen oder auch hinten herabhangenden doppelten oder einfachen, glatten oder friſirten Fluͤgeln, mit oder auch ohne Band geſtecket, ſchlecht oder mit Canten und Spitzen beſetzet, aufgeſetzet oder niedergelegt, welche letztern insgemein von Cammer-Tuch oder zarten Schleyer gantz niedrig und ſonder Drat und Band geſtecket, und von dem Frauenzimmer meiſtens im Hauſe getragen werden. Die Neſter an denen Nacht-Zeugen ſtehen hoch auf dem Kopffe, und ſind nach ietziger Façon ſehr klein. Man findet auch eine Art von Nacht-Zeugen, ſo man Cornetten nennet. Deßgleichen nennet man diejenigen Nacht-Zeuge Batenellen, ſo ſonder Commodc ſind, und nur uͤber den bloſſen Drat aufgeſtecket werden.
Nacht-Zeug, oder, NachtHabit,
Heiſſet diejenige Einkleidung, deren ſich das Frauenzimmer, wenn es ſchlaffen gehn will, bedienet, als da iſt, das Nacht-Camiſohl, Rammelhaͤubgen oder Nacht-Schleppe, Nacht-Halßtuch, Nacht-Handſchuh, u. d. g.
Nach-
(0681)
[Spaltenumbruch]
Nachw Naema
Nachwehen,
Oder Dolores poſt Partum, heiſſen bey denen gebaͤhrenden Weibern diejenigen Schmertzen, ſo ſich nach der Geburth aͤuſſern, und von vielen Zufaͤllen und Umſtaͤnden herzuruͤhren pflegen.
Nadeln. Siehe. SteckeNadeln.
Nadel-Buͤchſe,
Iſt ein von Silber, Stahl, Elffenbein, Meſſing, Zinn, oder Holtz mit Drat uͤberſponnenes laͤnglicht rund und holes Behaͤltniß mit einem Schraube-Deckel verſehen, worinnen das Frauenzimmer ihre Nadeln und Nehe-Nadeln zu verwahren pfleget.
Nadel-Kuͤßgen,
Iſt ein kleines rundes derb geſtopfftes, von Sammet, Brocard oder Stoff verfertigtes und mit Gold oder Silber umſetztes Kuͤßgen, welches das Frauenzimmer an einem ſchoͤnen Bande an der Schuͤrtze herunter zum Staat hengen hat; wofern ſie es aber zu denen Nadeln brauchen, pflegen ſie es an die Wand zu hengen, und wird ſelbiges auf allerhand Art und Figuren verfertiget.
Naema,
Eine Ammonitin, des Rehabeams Mutter. 1. Reg. 14. v. 21. War ein verfuͤhriſches und abgoͤttiſches Weib, ſo ihren Sohn zu allerhand Abgoͤtterey verleitete.
[Spaltenumbruch]
Naemi Nantes
Naemi,
Eine fromme Wittib Elimelechs, ſo ſich nicht mehr Naemi, ſondern Mara nennen wolte laſſen, weil ſie der HErr betruͤbet hatte. Ruth. I. v. 20. Sie gab der Ruth ihrer Schnur Einſchlaͤge, wie ſie den Boas, einen anſehnlichen Moabitiſchen Mann, an ſich ziehen und zur Liebe bewegen koͤnte. Ruth. III. v. 1. 2. 3. & 4.
Naͤhterin,
Iſt eine geſchickte und kuͤnſtliche Frau, welche dem jungen Frauenzimmer, ſo ihrer Unterricht- und Anfuͤhrung anvertrauet worden, auf allerhand Art zu nehen lernet, und ſelbiges in ſolcher Kunſt unt das veraccordirte Lehr-Geld, treulich und fleißig unterweiſet, oder auch ſonſten andern Leuten um das Lohn nehet.
Najades oder Naides,
Wurden die Nymphen und Goͤttinnen der Fluſſe und Brunnen benennet.
Nancejana,
War eine beruffene Zauberin und Hexe.
Nannini,
Livia, detta la Polacchina. Eine virtuoſe und beruͤhmte Saͤngerin in Italien.
de Nantes Barrera,
Oliva Sabuco, ein gelehrtes Frauenzimmer von Alcaraz in Spanien, lebte im 16. Seculo,
brachte
T t 2
(0682)
[Spaltenumbruch]
Napeaͤ Natuͤrl
brachte es ſehr weit in der Medicin und Philoſophie, und ſchrieb verſchiedene Mediciniſche und Philoſophiſche Buͤcher, ſo zu Madrit An. 1588. zuſammen heraus gekommen.
Napeæ oder Napeen,
Hieſſen die Nymphen und Goͤttinnen der Waͤlder und Fluhren.
Napff. Siehe. Aſch.
Naͤpffgen-Tiegel,
Iſt ein irdener dreyeckigter und mit vielen ausgehoͤlerten runden Loͤchern abgetheilter Tiegel, worinnen man iedes Ey abſonderlich ſauer aufſchlagen, ſtuͤrtzen oder auf andere Art zurichten kan.
Naſen-Tuch,
Heiſt dem Leipziger Frauenzimmer derjenige Uberſchlag, ſo oben an dem Maul-Schleyer zu finden, und welchen ſie bey denen Leichen, wenn ſie mit im Leid gehen, uͤber den Mund und Naſe herauf zu ziehen pflegen.
Natuͤrliche Kinder,
Oder Naturales Liberi, heiſſen diejenigen Kinder, ſo ein Vater mit einer Coneubine gantz allein auſſer dem Eheſtande erzeuget, und welche von denen ehrlichen und rechtmaͤßigen Kindern zu unterſcheiden. Was die Succesſion der natuͤrlichen Kinder betrifft, ſo wird in denen Rechten gefraget, ob der Vater eines ſolchen unehrlichen Kindes eine rechte Frau und rechtmaͤßige Kinder verlaſſe oder nicht? In dem erſtern Fall ſuccediren die Na[Spaltenumbruch]
Nauſicaa Nazaria
turales ihm nicht, ſondern bekommen nur Alimenta; In dem andern Caſu aber bekommt die Mutter mit ihren natuͤrlichen Kindern ein Sechstheil von des verſtorbenen Vaters Erbſchafft. Diejenigen Kinder, ſo eine unverheyrathete Manns-Perſon mit einem ledigen Weibes-Bild erzeuget, werden heute zu Tage denen ſo genannten natuͤrlichen Kindern in dieſem Stuͤcke gleich geachtet. J. P. Würtenberg. P. III. Tit. 18. §. Wann von zweyen Perſonen ꝛc. ꝛc. In denen Lehns-Rechten werden dergleichen natuͤrliche Kinder von der Succeſſion gaͤntzlich ausgeſchloſſen. Struv. Jurisprud. Feudal. c. 9. Sie kommen auch nicht einmahl darzu, wenn gleich keine rechtmaͤßige Kinder da ſeynd. In Spanien duͤrffen die natuͤrlichen Kinder mit denen andern ehelichen und rechtmaͤßigen zugleich erben.
Nauſicaa,
Des Koͤnigs Alcinoi und der Aretes Tochter, welche, als ſie mit ihren Maͤgden auſſer der Stadt gienge, um ihre Kleider im Fluß abzuwaſchen, den Ulyſſem, ſo wegen des gehabten Schiff-Bruchs gantz nackend und bloß am Ufer ſaß, von ohngefehr antraff, und ihm auf ſeine Bitte Kleider zuwarff, auch ſelbigen mit ſich in die Koͤnigl. Burg nacher Hauſe nahm.
Nazaria,
Eunoma, des beruͤhmten Redners Nazarii, deſſen Orationes unter denen Panegyricis minoribus zu finden, gelehrte Tochter, ſie ſoll es in der Oratorie und Beredſamkeit
ihrem
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[Spaltenumbruch]
Neaͤra Neglein
ihrem Vater gleich gethan haben. Vid. Johann Frauen-Lob in der Lob-wuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 16.
Neæra,
Eine Nymphe, ſo der Sonnen 2. Toͤchter zur Welt gebohren, nehmlich die Phaetuſam und Lampetiam.
Neben-Buhlerin,
Heiſſet ein Frauenzimmer, das auf des andern Frauenzimmers ihren Galan zugleich mit ein Auge geworffen, und ihm ſolchen abſpenſtig zu machen ſich bemuͤhet.
Nebriſſenſis,
Franciſca, eine gelehrte Tochter, des vortrefflich gelehrten Spaniers Helii Antonii Nebriſſenſis, verſtand unterſchiedliche Sprachen, und laß oͤffters an ihres Vaters Stelle die Rhetoric auf der Univerſitaͤt zu Alcala.
Nedderſtedt,
Auguſta. Eine geſchickte teutſche Poctin, ſo An. 1685. ihrer Kunſt wegen den Poetiſchen LorbeerCrantz erhalten.
Neffe, ſiehe. Enckelin.
Neglein, oder, Nelcken,
Caryophylli, Clouxdes Giroxles, ſind ein herrliches Gewuͤrtz, ſo in denen Oſt-Indiſchen Inſeln Peju, Java und Sumatra auf Baͤumen wachſen, und die ohne alle Pflantzung ſich ſelbſt vermehren. Man hat von dieſer Frucht ausfuͤhrliche [Spaltenumbruch]
Nehen Nehe-Nadel
Beſchreibungen, darinne zugleich von der Nutzung in der Medicin gehandelt wird. Abſonderlich ſind auch die Nelcken eines von dem allerbeſten Kuͤchen-Gewuͤrtz, mit welchen der Koch ſehr viel Speiſen wohlſchmeckend und geſund machet.
Nehen,
Iſt eine Kunſt und weibliche Wiſſenſchafft in allerhand weiß Zeug, als Leinwand, Catton, Neſtel-Tuch, Cammer-Tuch, Tarlatenck ꝛc. entweder ſchlecht weg beſtechen, umſchlingen, durchziehen, auszaͤcken, ſaumen, holnaͤdeln, ſteppen, mit Knoͤpfflein zu beſetzen, oder darein nach Art der Mahler-Nahd allerhand Blumen und Gaͤnge mit klaren weiſſen Zwirn zu ſticken, und mit der NeheNadel einzuverleiben. Iſt dahero das Nehen zweyerley: nehmlich, eine Hauß-Nath oder ein zierliches Genehe.
Nehe-Korblein,
Iſt ein kleines ſauberes von zarten Holtz geflochtenes und mit einem Deckel verſehenes Koͤrbgen, worinnen das Frauenzimmer ihre Naͤhderey zu haben pfleget.
Nehe-Kuͤſſen. ſiehe. SandKuͤſſen.
Nehe-Nadel,
Iſt eine von Stahl ſcharff zugeſpitzte Nadel mit einem Oehr (oder auch zuweilen zweyen) verſehen, ſo das Frauenzimmer bey ihrer Naͤhderey noͤthig hat.
Nehe-
T t 3
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[Spaltenumbruch]
Nehen Nehez
Nehe-Nadel-Oehr,
Iſt dasjenige kleine Loͤchlein, ſo oben in der Nehe-Nadel gefunden wird, und worein bey dem Nehen der Zwirn-Faden gezogen wird. Iſt an etlichen Nehe-Nadeln gedoppelt; lang oder rund, wie an den Spaniſchen Naͤhe-Nadeln.
Nehe-Pult,
Iſt ein von ſaubern Holtz ſchieff verfertigtes kleines Kaͤſtlein, mit einem gepolſterten Deckel von auſſen, von innen aber mit etlichen kleinen Schub-Faͤchlein verſehen, und mit einem Schloß befeſtiget, worinnen das Frauenzimmer ihre Naͤhderey zu verwahren, an deſſen gepolſterten Deckel aber dasjenige Stuͤck einwand, ſo ſie zu ſaumen willens, im Nehen mit der SteckeNadel anzuſtecken und zu befeſtigen pfleget.
Nehe-Rahm, ſiehe. Rahm.
Nehe-Schule,
Iſt derjenige Ort und Verſamlung, allwo das Frauenzimmer von ihrer Lehrmeiſterin in allerhand Art und Kunſt zu nehen an gefuͤhret wird.
Nehe-Zeug oder Geſtecke,
Iſt ein mit Schildkroͤt, Sammet, Fiſch-Otter-Haut, Chagrin, Frantzoͤſiſchen Leder, Corduan oder anderer Maaterie uͤberzogenes holes Futteral in allerhand Form, worinnen die zum nehen gehoͤrigen Inſtrumenta ſtecken, als da ſind: ein Scheerlein, ſo manchmahl zu[Spaltenumbruch]
Neidh Neobule
ſammen geleget werden kan, ein ſilberner Finger-Huth, ein FingerFutteral, Zaͤnglein zun Nadeln, Nadel-Schaͤchtlein, Trennemeſſer, Pfriemlein, ein kleines ſilbernes Creutze, worauf man Zwirn winden kan.
von Neidhart,
Fraͤulein. Eine galante Poetin aus Schleſien von Breßlan, deren Geſchickligkeit und netten Verſe der von Roſenroth in ſeinen Gedichten ſehr ruͤhmet.
Neigen,
Heiſſet der uͤberbliebene Reſt von denen auf Tiſch und Tafel geweſenen und ſchon einmahl wieder aufgewaͤrmten Speiſen, ſo die Koͤchin denen armen Weibern, die ihr mit Holtz- und Kohlen-tragen auch Aufwaſchen in der Kuͤchen an die Hand gehen, zu geben und zuzuſtecken pfleget.
Neigen oder Verneigen,
Heiſt, wenn das Frauenzimmer einander ſelbſt oder eine ihr begegende Manns-Perſon mit einer tieffen Verbeugung gruͤſſet, oder ſelbigen im Gruͤſſen dancket, dergleichen auch bey dem Tantzen geſchiehet.
Nelcken. ſiehe. Neglein.
Nemeſis,
Die Goͤttin der Rache, des Jupiters Tochter, wurde auch ſonſt Adraſtia, it. Rhamnuſia genennet. Ihr Amt und Verrichtung iſt, daß ſie das Boͤſe beſtraffet.
Neobule,
Eine Tochter des Thebaner Ly-
cambis,
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Nephele Neſt
cambis, dieſe ward von ihrem Vater dem Archilocho, einem gewiſſen Poeten verſprochen: nachdem aber der Lycambes ſolches bereuete, und auf die Hinter-Beine treten wolte, machte der betrogeue Archilochus ein ſolches ſpitzfinnigtes und Satyriſches Carmen auf ihn, daß er vor Schaam und Harm ſich ſelbſt erhenckte.
Nephele,
Des Athamantis Weib und Mutter des Phryxi und Helles.
Nereides,
Die Waſſer-Nymphen und Kinder des Nereus, deren an der Zahl zuſammen 50. waren, ſie ſollen gruͤne lange Haare auf den Koͤpffen gehabt haben, dennoch aber darbey von ſonderbarer Schoͤnheit, weßwegen ſie auch der Casſiope, ſo ſich noch ſchoͤner als ſie zu ſeyn ruͤhmete, keinen Vorzug laſſen wolten.
Nerio, oder, Neria, auch Neriene,
War des Krieges-Gott Martis Eheweib.
Neſt,
Heiſt eigentlich diejenigen in Haarbaͤnder eingeflochtenen und um die Schleiffnadel herumgeſchlungenen langen Weibl. Haare, welche nach heutiger Mode gantz oben auf dem Wuͤrbel hoch aufgebauet werden; zuweilen aber bedeutet es auch an denen Fantangen und Hauben denjenigen mit Flohr oder andern Zeuge uͤbeꝛzogenen und zuſammen geſitzten Drat, der dieſes [Spaltenumbruch]
Neſt Netzſchw
Haar-Neſt bedecket und uͤber ſolches geſetzet wird.
Neſt zur Hauben,
Iſt ein von Drat rund und hol zuſammen geflochtener, mit Seidt uͤberwundener, und auf vielerley Art ausgebogener Umfang, ſo hinten an die ſo genannte Commode der Hauben und Fontangen angehefftet, und mit einem Flohr oder andern Teller bekleidet und umleget wird.
Neſtel knuͤpffen,
Heiſt einem Paar neuen Eheleuten durch Knuͤpffung eines Neſtels, Verſchlieſſung eines Schloſſes bey der Trauung oder andere unzulaͤßliche und aberglaͤubiſche Taͤndeleyen etwas aus Haß und Feindſchafft in Weg legen und ſie dadurch boßhaffter Weiſe verhindern, daß ſie die gehoͤrige eheliche Pflicht einander nicht abſtatten koͤnnen. Bodin. in Dæmon. Lib. II. c. 1.
Neſtel-Tuch,
Iſt ein zartes, aus Baumwolle weiß verfertigtes Gewebe, von unterſchiedener Breite und Guͤte, ſo dem Frauenzimmer zu allerhand noͤthigen Putz und Geraͤthe dienlich iſt.
Neſtheaduſa Lacæna,
Ein gelehrtes Weib und kluge Philoſopha, ſo der Pythagoriſchen Secte zugethan war. Vid. Menagium in Hiſt. Mulier. Philoſophant. p. 6. n. 106.
Netz-Schwaͤmmlein,
Iſt ein kleines rundes an einen
Drat
T t 4
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Netzw Neunau
Drat gebundenes, und an dem Spinnrad hangendes, mit Waſſer angefeuchtetes Stuͤcklein Schwam̃ wormit das Weibesvolck an ſtatt des Leckens bey dem Spinnen den Faden anzufeuchten pfleget.
Netzwuͤrſtlein. Siehe, Fricandelle, oder NetzWuͤrſt lein.
Neueu,
Magdalena, ſonſt Frau von Roches genannt, von Poictiers aus Franckreich, ſoll nach des Scævolæ Samartani Zeugniß eine ſehr gelehrte Dame um das 16. Seculum, geweſen ſeyn, derer Wohnung die gelehrteſten Maͤnner als eine Academie beſucher haben. Sie hat einige Schrifften ſo wohl in gebundener als ungebundener Rede verfertiget, und ſtarb mit ihrer gleichfalls gelehrten Tochter Catharina von Roches an der Peſt. Paſch. in Gynæceo Docto. p. 49.
Neumannin,
Des Appellation- Raths D Neumanns in Prag gelehrte Gemahlin ſo nicht nur Lateiniſch, Frantzoͤiſch, Italiaͤniſch und Boͤhmiſch vollkommen verſtehet, ſondern auch in der Poeſie und andern ſchoͤnen Kuͤnſten und Wiſſenſchafften trefflich gelehrt iſt.
Neun-Augen,
Sollen eine Art von Lampreten ſeyn, daher ſie etliche Murænulas, andere aber Muſtelas Oculatas nennen, von denen 9. ſchwartzen Puͤnctlein, die faſt wie kleine Augen ſehenſollen. Insgemein heiſ[Spaltenumbruch]
Neunaugen
ſen ſie marinirte Bruͤcken, davon oben nach zuſchlagen. Sonſt ruͤhmer Colerus dieſen Fiſch gewaltig, und ſchreibet, es ſey ein Herrnſiſch, der einen guten Geſchmack habe, und ſehr anmuthig zu eſſen ſey. Sie werden auf mancherley Art zubereitet, davon folgende die beſten 1) Neunaugen zu ſchleimen; 2) Neunaugen geſotten; 3) Neunaugen gebraten; 4) Neunaugen mariniret.
Neunaugen zu ſchleimen,
Thut die Neunaugen in einen Keſſel, gieſſet ſiedend Waſſer drauf uñ durcharbeitet ſie mit einem neuen Beſem daß es recht ſchaͤumet, ſo wird ſich die ſchlierichte Haut alle herunter laſſen, leget ſie darnach in ein rein Waſſer, alsdenn ſind ſie geſchleimt, und koͤnnen wie folgende zugerichtet werden.
Neunaugen geſotten,
Wenn ſie geſchleimet worden, ſo reiſſet ſie als einen Aal, nur daß ihr ſie nicht zerſtuͤcket, waſchet ſie aus, und gieſſet Eßig drauf. Darnach ſchuͤttet ineinen Fiſch-Keſſel Waſſer, Wein und Eßig, ſaltzet ſolches, doch nicht ſo ſtarck als einen Karpffen, werffet Zwiebeln, Citronſchalen und Lorbeer-Blaͤtter darzu, und ſo bald es kochet, ſo leget die Neunaugen drein und laſſet ſie auch kochen. Weil aber dieſe Fiſche nicht gerne weich werden, muͤſſet ihr ein Stuͤckgen Butter eines Tauben-Eyes groß, darzu werffen, und wenn ſie genug geſotten haben, koͤnnet ihr ſie vom Feuer nehmen, ein wenig kaltes Waſſer drauf ſprengen, und einen Bogen Pa-
pier
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[Spaltenumbruch]
Neuna Nickel
pier druͤber decken. Bey dem Anrichten leget ſie in eine Serviette, gebet guten Wein-Eßig oder Citronen darzu, und laſſet ſie auftragen.
Neunaugen gebraten,
Sind die Neunaugen abgeſchleimet und geriſſen, ſo ſaltzet ſie ein, uñ laſſet ſie eine Weile im Saltz liegen. Hernach ſtreichet ſie ab, und beſtreichet ſie mit zerlaſſener Butter, leget ſie auf einen Roſt und bratet ſie gantz gemaͤhlich. Wenn ſie nun gebraten ſind, ſo machet braune Butter druͤber, ſetzet Citronen darzu und gebet ſie hin.
Neunaugen marinirt,
Dieſe bratet wie vorige ab, und nehmet ſtatt der Butter Baumoͤl, leget ſie hernach in Faͤßgen, wie bey dem mariniren der Forellen gelehret worden, ſo ſind alsdenn Bruͤcken daraus worden.
Nicarete,
Eine Maitresſe des Megariſchen Philoſophi Stilponis war zugleich ſeine Schuͤlerin, und in der Philoſophie wohl erfahren.
Nicaula, ſiehe. Marqueda.
Nicerata,
Ein in der Artzney-Kunſt ſehr erfahrnes Weibes-Bild, ſo zu Zeiten Kaͤyſers Arcadii in Conſtantinopel gelebet, viel gluͤckliche Curen gethan, und von der Roͤmiſchen Kirche unter die Heiligen mit gerechnet wird.
Nickel,
Iſt eine Art eines Schimpff[Spaltenumbruch]
Nicken Niedelp
und Scheltworts, mit welchen diejenigen liederlichen Weibes-Bilder beleget werden, ſo ein verdaͤchtiges Leben fuͤhren, und ſich durch allerhand unzulaͤßige Profeſſion Geld machen, daher pfleget man von ihnen zu ſagen, ſie haben ſich diß oder jenes ernickelt. Es ſoll dieſe Redens-Art von einer beruͤhmten Hure, Nicolea herſtammen.
Nicken,
Heiſt bey dem Frauenzimmer, wenn es in der Kirchen oder uͤber einer andern ſtillen Arbeit einſchlummert und mit dem Kopff von einer Seite zur andern wancket.
Nicoſtrata,
Eine Arcadiſche Koͤnigin und Mutter des Evandri, war eine vollkommene Wahrſagerin, wurde auch Carmentis oder Carmenta genennet, weil ſie viel Carmina und wahrſageriſche Gedichte geſchrieben. Dieſe gelehrte Dame ward von denen Griechen eine Mutter der Eloquenz und Wiſſenſchafft genennet weil ſie nicht allein die Griechiſche und Lateiniſche Sprache, ſondern auch die Poeſie voͤllig verſtund. Von denen Latiern, denen ſie die Lateiniſche Sprache gelernet, ward unter ihr Bild geſetzet: Nicoſtrata Latinarum Literarum Inventrix. Die Roͤmiſchen Dames ſollen ihr zu Ehren einen Tempel erbauet, und gewiſſe Feſttage, mit Nahmen Carmentales, angeſtellet haben. Voiés le Grand Dictionaire per Ms. Moreri. T. II. p. 6.6.
Niedel-Pathe,
Heiſſet an etlichen Orten diejeni-
ge
T t 5
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[Spaltenumbruch]
Nieder Nierenſch
ge Gevatter und Vice Pathe, ſo vor eine abweſende Perſon, ſo dieſes Werck verrichten ſollen, das neugebohrne Kindlein aus der H. Tauffe hebt.
Niedergelaſſen Kleid,
Heiſſet dem Frauenzimmer ein aus Damaſt, Eſtoff, Chagrin oder andern ſeidenen auch halb ſeidnen Zeugen geſchnittenes u. veꝛfertigtes langes Ober-Kleid, mit einem Manteau Ermel, hat entweder einen geſteifften oder ſchlappen Leib, und wird der Schurtz daran nicht aufgeſteckt, auſſer daß der Schweiff davon an die eine Seite des Rockes gehefftet wird; bey denen gemeinen Weibesbildern aber geſchiehet ſolches nicht, weil keine langen Schweiffe oder Schleppen daran zu finden.
Nierenſchnitten, oder, Poffeſen,
Sind duͤnne Semmelſchnitten, ſo mit einer farce von Kaͤlber-Braten, geriebener Semmel, Eyern, Gewuͤrtz ꝛc. eines Fingers dick beſtrichen, und hernach aus heiſſen Schmaltz gebacken werden. Welches die beygeſetzten Beſchreibungen deutlicher zeigen. 1) Nierenſchnitten oder Poſſeſen zu machen; 2) dito anders; 3) dito noch anders.
Nierenſchnitten oder Poffeſen zu machen,
Schneidet ein Paar Nieren von abgebratenen Kalbs-Braten mit einem Schneidemeſſer gantz klein, thut geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten, Ingber und klein ge[Spaltenumbruch]
Nierenſchnitten
ſchnittene Citronſchalen darzu, und ſchlaget ein Paar Eyer drein. Nach dieſen laßet Butter in einer Caſſerole auf dem Feuer zergehen, ſchuͤttet das gehackte in ſelbige, gieſſet ein wenig Milch-Rahm dran, und ruͤhret es ab, ſaltzet es auch ein bißgen und ſetzet ſolches vom Feuer. Hernach ſchneidet duͤnne Semmelſchnitten, beſtreichet dieſelbigen unten mit zerklopfften Eyern, und oben drauf ſtreichet das abgeruͤhrte, etwa eines guten Daumes dick, formiretes fein, und machet derſelben ſo viel als ihr abgeruͤhret habt. Wenn dieſes geſchehen, ſo laſſet in einer Pfanne Schmaltz auf dem Feuer heiß werden, zerklopffet inzwiſchen 4. Eyer mit gehackter gruͤner Peterſilie und ein wenig Saltz, ziehet die Nierenſchnitten darinnen herum, leget ſie ins heiſſe Schmaltz, backet ſie fein gemaͤhlich heraus, und richtet ſie hernach an, ſie muͤſſen aber warm zu Tiſche kommen und warm gegeſſen werden.
Nierenſchnitten anders,
Die Nieren hacket klein, und ſchlaget 2. biß 3. Eyer drein. Ferner miſchet drunter geriebene Semmel, kleine Roſinen, ein wenig Rahm, Saltz und zerlaſſene Butter, welches gemengte ihr auf Semmeln, wie bey vorigen gelehret worden, ſtreichen ſollet. Nun machet eine Klare von Bier oder ſchlechter Milch, quirlt Mehl und 3. Eyer drein, daß es ein duͤnner Brey wird, und ſaltzet es auch ein wenig. Laſſet alsdenn Schmaltz in einer Pfanne auf dem Feuer heiß werden, gieſſet aber erſt von dem
Schmaltz
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[Spaltenumbruch]
Nierenſch Nifftel
Schmaltz einen Eß-Loͤffel voll in die Klare, ziehet hernach die Nierenſchnitteu in dem heiſſen Schmaltz herum, backet ſie aus, und gebet ſie recht warm auf die Tafel.
Nierenſchnitten noch anders,
Hacket Kaͤlber-Nieren und ein Viertel Pfund Nierenſtollen gantz klein unter einander, thut eingeweichte und wieder ausgedruckte Semmel, ingleichen 3. Eyer, Muſcatenbluͤten, Roſinen, Saltz und ein wenig Rahm daran, ruͤhret es durch einander, und ſchmieret es auf Semmelſchnitten nach voriger Manier. Hierauf ſchmieret eine Tortenpfanne mit Butter an, und leget die Nierenſchnitten ordentlich hinein, beſtreichet ſelbige mit zerklopfften Eyern, gieſſet zerlaßne Butter druͤber, beſtreuet ſie mit geriebener Semmel, ſetzet ſie in einen Backofen, und laſſet ſie gar backen. Zuletzt richtet ſie an, und koͤnnet ihr auch eine Bruͤhe darzu erwehlen, welche ihr wollet.
Nierenſtollen,
Heiſſet bey denen Koͤchen der abgekochte Talg von Rindern.
Nieſen fruͤhe Morgens,
Iſt eine ungegruͤndete und aberglaͤubiſche Meynung etlicher Weibeꝛ, ſo ſich einbilden, daß, weñ ſie fꝛuͤh Morgens nuͤchtern nieſeten, ſie ohnfehlbar ſolchen Tag uͤber etwas geſchencket bekaͤmen.
Nifftel Gerade,
Seynd etliche Gerade-Stuͤcken die ein Wittwer ſeiner verſtorbe[Spaltenumbruch]
Nigra Niobe
nen Frauen (ſo keine Toͤchter hinterlaͤſt) nechſten Anverwandten, worunter auch die Mutter der Verſtorbenen gerechnet wird, von der nach dem Leipziger Statuto ihm anheim gefallenen Gerade aushaͤndigen muß; z. E. die 2. beſten Kleider der verſtorbenen Frau, das nechſte Bette nach dem beſten, 2. HauptKuͤſſen, 2. Pfuͤhle mit dem DeckBette. Goldbeck d. Succeſ. Gerad. Sax.
Nigra Jacoba.
Ein wundernswuͤrdiges Weib aus Novellara, ſo in dem 50. Jahr ihres Alters, nachdem ſie vorher etliche Kinder gezeuget, einen Bart bekam. Vid. M. Anton. Ulmum in Phyſiolog. Barb. Human. Sect. III. Cap. 11.
Nigra,
Jona, war eine beruͤhmte Hexe und Zauberin.
Niobe,
Eine Tochter des Tantalus, Schweſter der Pelopis, und Eheweib des Amphionis der Thebaner Koͤnigs. Dieſe, weil ſie ihrem Manne 6. Soͤhne und eben ſo viel Toͤchter zur Welt gebohren, erhub ſich ſo hoch, daß ſie auch den Vorzug vor der Latona haben wolte, welche ſolches uͤbel empfand, und deßwegen dem Apollo und der Diana ſo lange in Ohren lag, biß der Niobe Kinder alle in einem Tag mit Pfeilen erſchoſſen worden, woruͤber ſich die Mutter Niobe dermaſſen gegraͤmet, daß ſie endlich nach Anruffung der Goͤtter in einen Stein vermandelt ward. Eben dergleichen Nahmen fuͤhrte auch
die
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[Spaltenumbruch]
Niphe Nocken
die Tochter des Phoronei und Mutter des Pelasgi.
Niphe
War eine mit von denen Nymphen, ſo die Dianam zu begleiten pflegten; ſoll von vortrefflicher weiſſer Haut geweſen ſeyn.
Nitocris,
Eine Babyloniſche Koͤnigin, und Weib des Nebuchodoneſers. Soll den Fluß Euphrates, ſo mitten durch Babylonien vorbey floß, in einen gantz andern Gang gebracht und eine entſetzliche Bruͤcke daruͤber gebauet haben.
Nitzwitzin,
Barbara, war Anno 1501. Priorin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig Bernhardiner-Ordens.
Nixe. Siehe. WaſſerNixe.
Nobitzin,
Felicitas. Ein geſchicktes und gelehrtes Frauenzimmer, ſo ein Jungfern Gebet-Buch auf allerhand Faͤlle und Anliegen unter dem Titul: Perlen-Crone; in 8. geſchrieben und heraus gegeben.
Nocken,
Sind ein Boͤhmiſches Eſſen aus Mehl, Eyern, Butter, Gewuͤrtz ꝛc. beſtehend, ſo faſt wie die Schneeballen formiret, und hernach im Backofen gebacken wird, wie ſolches nachſtehende Beſchreibung deutlich bezeuget.
[Spaltenumbruch]
Nocken Nodra
Nocken in Milch zu backen,
Nehmet ein halb Pf. geſchmeltzte Butter in einer Caſſerole oder Tiegel, treibet dieſe mit einem Ruͤhr-Loͤffel ab, daß ſie recht quillet, ſchlaget ein Ey dran und ruͤhret es wieder klar ab. Hernach ſchlaget wieder ein Ey hinein, und machet es wieder alſo, auf welche Art ihr auch mit dem dritten und vierdten Ey verfahren muͤſſet. Nach dieſen ſchuͤttet ſo viel ſchoͤn WeitzenMehl darein, daß ihr den Teig mit ruͤhren bezwingen koͤnnet, thut ein wenig geſtoſſene Muſcatenbluͤten drunter, und ruͤhret den Teig ab. Wenn dieſes geſchehen, ſo habt auf dem Feuer Milch in einer Caſſerole oder Tiegel ſtehen, nehmet einen Schluͤſſel, machet denſelben mit der Milch warm, und ſtoſſet kleine Stuͤckgen von dem Teig ab, faſt auf die Art, als wie man Schneeballen machet, leget ſolche in die ſiedende Milch und laſſet ſie eine Weile kochen. Inzwiſchen verfertiget auf diejenige Schuͤſſel, darauf ihr anrichten wollet, einen Krantz von Teig, beſchmieret aber erſt die Schuͤſſel mit Butter, und richtet hernach die Nocken drein, gieſſet die Milch, darinne ſie gekochet, druͤber, ſtreuet aber klar geriebene Semmel drauff, ſetzet es in einen Backofen und laſſet es daͤmpffen, damit es auch oben braun werde, ſo iſt es fertig.
Nodra,
War eine mit von den Boͤhmiſchen Amazonen, ſo unter der tapffern Anfuͤhrung der heroiſchen
Valas-
(0691)
[Spaltenumbruch]
Nogaro Nonne
Valaska A. 735. den Weiber-Krieg in Boͤhmen anfiengen.
Nogarola Angela. ſiehe. Angela Nugarola.
Nogarola Antonia,
Ein beruͤhmtes und vortrefflich gelehrtes Weibes-Bild aus Veron ſo im XV. Seculo gelebet. Sie hat Noten uͤber das neue Teſtament verfertiget, und des Auguſtini und Hieronymi Opera wohl ausgeleget. Ihre beyden Schweſtern Genofeva und Laura waren gleichfalls trefflich gelehrt, ihre Tochter aber Angela oder Angelica genannt, eine galante Poetin. Vid. Petuſium d. fœmin. Illuſtr. & Cæſ. Capacium d. Mulier. Illuſtr.
Nogarola Iſora. ſiehe. Iſora Nuarola.
Nompareille,
Heiſſet gantz ſchmal und zaͤckigtes Baͤndlein oder Boͤrtlein, ſo das Frauenzimmer auf allerhand zu brehmen pfleget; ſeynd von ein oder mehr Farben, auch von Gold oder Silber.
Nona,
War eine mit von denen Parcen.
Nonne, oder, Cloſter-Jungfrau,
Iſt eine andaͤchtige Jungfer, ſo aus Verdruß der Weltlichen Eitelkeit unter dem abgelegten und zugeſagten dreyfachen Voto, des Gehorſams, Armuth und Keuſchheit ſich in ein Cloſter begiebet, und in den gewoͤhnlichen geiſtlichen [ – 1 Zeichen fehlt]abit nach vorher geſchehener Berau[Spaltenumbruch]
Nonnen Noſtor
bung ihrer Haare Pracht einkleiden laͤſt.
Nonnen-Brodt zu machen,
Machet einen Teig von Marzin Maſſa, darunter Pfeffer, Zimmet, Naͤgelein, Cardamomen, Muſcaten-Bluͤt gemiſchet, deßgleichen Citronat, Citronen-Schalen, eingemachter Ingber, alles groͤblich geſchnitten, und mit eingemenget, dann runde Kugeln daraus formiret, ſo groß als man will; alsdann in den Teig eingeſchlagen, mit einem Back-Raͤdlein abgeſchnitten, und in der Torten-Pfanne ſo lange abgebacken, biß es gelblicht wird.
Noͤnngen. ſiehe. Seſſel.
de Noronha,
Eleonora, ein vornehmes und gelehrtes Frauenzimmer in Portugall. Ihr Vater war Meneſius Noronha, Marquis vou Villareal. Sie verſtund viel Sprachen und Wiſſenſchafften, blieb unverheyrathet, continuirte ihr Studieren, und uͤberſetzte in ihrer MutterSprache: As decadas de Marco Antonio Sabellico.
Nosſis,
Eine gute Lyriſche Poetin, deren Gedichte von Fulvio Urſino nebenſt andern 8. gelehrter Poetinnen ihren publiciret worden; Antipater gedencket ihrer in einem Epigrammate gar ruͤhmlich, und Voſ. ſius gleichfalls. Vid. Vosſium d. Poetis Græcis. p. 92.
Noſtorffin,
Eliſabeth Catharina. Ein ge-
ſchick-
(0692)
[Spaltenumbruch]
Noten Novella
ſchicktes und ſcharſfſinniges Frauenzimmer, ſie hat allerhand Fabeln geſchrieben, worinnen viel Moralité ſtecken ſoll.
Noten-Buch, ſiehe. ClavierBuch.
Noth-Tauffe,
Heiſſet, wenn das neugebohrne Kindlein, wegen allzugroſſer Schwachheit oder zugeſtoſſenen jaͤhen Kranckheit, im Hauſe entweder von dem ordentlichen Prieſter, oder im Fall der Noth von der Kinder-Mutter getauffet wird.
Nothzuͤchtigen,
Heiſſet eine Jungfer mit Gewaltthaͤtigkeit und Zwang um ihre Ehre und Jungferſchafft bringen. Dergleichen Nothzuͤchtigung ward ſchon im Alten Teſtamente ſcharff gerochen, wegen Dinæ Nothzuͤchtigung wurden die Sichemiter erwuͤrget und ihre Stadt gepluͤndert. Geneſ. XXXIV. v. 14. biß 25. Vid. Judic. XIX. & XX. 2. Samuel. XIII. v. 1. biß 28.
Novella,
Des gelehrten Juriſten Johannis Andreæ beruͤhmte und gelehrte Tochter, ſo die Jura vortrefflich inne hatte, auch in der Philoſophie nicht unerfahren hieß. Chriſtina Pi ſana erzehlet in ihrer Civitat. Mulier. P. II. c. 36. artige Dinge von ihr. Vid. Menag. in Hiſtor. Mulier. Philoſ. p. 25. & 26. n. 43. Ihre Schweſter hieß Bettina. Siehe. Andreæ Bettina.
[Spaltenumbruch]
Nour-Mahal
Nour-Mahal,
Die Schoͤne, eine Perſianerin, ſo zwar anfangs von geringen Herkommen war, darbey aber nebſt ihrer Schoͤnheit viel Qualitæten beſaß, angeſehen ſie die Perſianiſche, Indianiſche und Arabiſche Sprache vollkommen verſtunde. Dieſe ihre Qualitæten und auſſerordentliche Schoͤnheit verleiteten den damahligen groſſen Mogol Jehan-guir, daß er ſelbige in das Koͤnigliche Braut-Bette erhob. Nach ſolcher Vermaͤhlung wurde ihr wegen ihrer unvergleichlichen und ſchoͤnen Geſtalt anfangs der Nahme Nomur gehanbegum, das iſt: Das Licht der Welt, hernachmahls aber Nour-Mahal, das iſt das Licht des Serrails, beygeleget. Weil nun dieſe ſchoͤne Perſianerin ſich auf den Indianiſchen Thron wieder alles Vermuthen erhoben ſahe, gab ihr der Ehrgeitz nunmehr ein, ein Mittel auszuſinnen, wodurch ſie ihr Andencken bey der Nachwelt verewigen moͤchte. Solches zu bewerckſtelligen erſuchte ſie ihren Gemahl durch die allerzaͤrtlichſten und erſinnlichſten Careſſen dahin zu vermoͤgen, daß er ihr nur auf 24. Stunden lang das voͤllige Scepter uͤberlaſſen moͤchte: dieſes unvermuthete Begehren beſtuͤrtzte den groſſen Mogol zu anfangs nicht wenig, indem er derſelben zu willfahren nicht ohne Gefahr zu ſeyn erachtete. Allein ihre unauffhoͤrliche Schmeicheleyen und ſonderbahren Liebkoſungen vermochten ihn endlich doch noch dahin, daß er ihr verſprach ſich 24. Stunden lang vom Hoffe zu entfernen, und ihr das Scepter und
die
(0693)
[Spaltenumbruch]
Nour-Mahal
die voͤllige Gewalt zu uͤberlaſſen. Zu dem Ende er in ihrer Gegenwart alle Groſſen des Reichs vor ſich kommen ließ, und ſie auf 24. Stunden lang an die Koͤnigin verwieſe. Als nun dieſer Regierungs-Tag heran nahete, ordnete dieſe liſtige Nour-Mahal eilends Couriers in alle Muͤntz-Oerter des Koͤnigreichs ab, mit Befehl, zwey Millionen guͤldene und ſilberne Rupien zu muͤntzen, auf deren einer Seite eines von denen zwoͤlff himmliſchen Zeichen, auf der andern aber den Nahmen des groſſen Mogols nebſt dem ihrigen NourMahal (ſo noch niemahls in ſolchen Reiche geſchehen) zu praͤgen. Welche Verordnung, weil die liſtige Regentin vorher in geheim eine groſſe Menge Gold und Silber in die Muͤntzen geſchafft, ſo unverzuͤglich bewerckſtelliget ward, daß ſie ſchon nach 2. Stunden ihrer Regierung eine groſſe Menge ſolcher von ihr geſchlagener goͤldner und ſilberner Muͤntzẽ vor ſich ſahe, welche ſie hernachmahls unter das Volck warff, um ihren Nahmen auf eine in ſolchem Reiche noch nie erhoͤrte Art bey der Nachwelt zu verewigen, und konte dieſe kluge Regentin in ihrer 24. ſtuͤndigen Regierung in der That nichts praͤchtigers ausſinnen, daß ihren Nahmen vor der Welt groß machte. Als aber ihr Gemahl ſtarb, und ſein Sohn, Kourom das Scepter uͤberkam, ließ ſelbiger, weil er ohnedieß dieſer Nour-Mahal nicht gewogen war, dieſe Muͤntze alle wieder umpraͤgen, ſo, daß gar wenig darvon in geheim zuruͤcke blieben. Taverniers Reiſe-Beſchreibung von Indien.
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Nudeln
Nudeln,
Werden insgemein von einem aus Mehl u. Eyern bereiteten Teig gantz klar geſchnitten, u. entweder an andere Eſſen gekochet, oder á part zubereitet nach folgender Vorſchrifft: 1) Nudeln zu machen; 2) Nudel-Kuchen, oder auf Oeſterreichiſch, Nudeln-Pfantzel; 3) dito anders; 4) Nudeln in Milch im Backofen; 5) dito anders; 6) Nudeln mit brauner Butter; 7) dito anders.
Nudeln zu machen,
Schuͤttet Mehl auf einen Tiſch und ſchlaget 2. 3. 4. auch wohl 5. Eyer drein, nachdem ihr viel machen wollet, bereitet einen Teig dermaſſen feſte, daß ihr ſolchen kaum waltzen koͤnnet. Wenn ihr nun dieſen genug gewuͤrcket habt, ſo treibet ihn mit einem Walger oder Treibe-Holtz, welches zwar ſchwer hergehet. Iſt nun ſolcher getrieben worden, ſo ſtreuet Mehl drauf, leget den Teig zuſammen und treibet ihn doppelt, ziehet ſolchen hernach wieder aus einander, ſtreuet abermahls Mehl an und leget ihn aufs neue zuſammen, ſo koͤnnet ihr ihn ſo duͤnne treiben, daß man Nudeln daraus als einen Zwirnfaden ſchneiden kan. Nachdem er duͤnne genug getrieben worden, muͤſſet ihr ihn aufhengen, damit er ein wenig ſtarr werde, rollet ihn alsdenn zuſammen und ſchneidet mit einem ſcharffen Meſſer Nudeln ſo klar, als ihr es gelernet habt, ſchuͤttet ſie nach dieſen fein aus einander, daß ſie nicht zuſammen kleben, ſo ſind ſie fertig und
koͤn-
(0694)
[Spaltenumbruch]
Nudelk
koͤnnet ihr ſelbige auf folgende Art brauchen.
Nudel-Kuchen oder auff Oeſterreichiſch NudelnPfantzel,
Laſſet Milch in einem Tiegel oder Caſſerole auf dem Feuer ſieden, leget darnach auf vorbeſchriebene Art gemachte Nudeln hinein, und ruͤhret in waͤhrenden hinein thun mit einem Ruͤhr-Loͤffel fleißig um, damit die Nudeln nicht zuſammen kleben, daß ſie auch trocken werden, muͤſſen ſie recht einkochen. Nach dieſen nehmet ſie vom Feuer, und machet in einem andern Tiegel oder Caſſerole auf dem Kohlfeuer Butter braun, ſchuͤttet die Nudeln drein, raͤumet das Feuer unter dem Tiegel weg, daß nur die Hitze von der Seite koͤmmt, und laſſet ſie unten braun werden, ihr ſollt es aber oͤſſters beſehen und mit einem Eyer-Schaͤuffelgen loß machen. Wenn es nun unten als ein EyerKuchen braun worden, ſo kehret das Pfantzel um, und machet es auf der andern Seite auch alſo, ſo koͤnnet ihr es darnach anrichten und hingeben.
Nudel-Kuchen oder Pfantzel anders,
Setzet in einem Keſſel Waſſer aufs Feuer, ſaltzet es ein wenig, und wenn es kochet, ſo thut die gemachten Nudeln hinein, ruͤhret aber unter waͤhrenden hinein thun fleiſſig mit einem Ruͤhr-Loͤffel die Nudein um, daß ſie nicht zuſammen backen. Haben ſelbige nun einen Sud gethan, ſo nehmet ſie vom [Spaltenumbruch]
Nudeln
Feuer und gieſſet kalt Waſſer drauff, fanget ſie mit einem Durchſchlag oder mit denen Haͤnden heraus, und laſſet alles Waſſer herunter lauffen, damit ſie gantz trocken werden. Hernach ſtreuet geriebene Semmel, aber nicht gar zu viel drunter, machet Butter oder Schmaltz in einer Caſſerole auf dem Kohlfeuer braun, ſchuͤttet die Nudeln hinein, und laſſet ſie wie vorige, unten und oben braun werden.
Nudeln in Milch im Backofen,
Laſſet Milch in einem Topff oder Caſſerole auf dem Feuer kochen, ruͤhret Nudeln ſo viel ihr deren beduͤrfft hinein, welche auch eine Weile kochen muͤſſen, doch alſo, daß nicht viel lautere Milch mehr zu ſehen ſey. Ruͤhret hernach ein ziemlich Stuͤck Butter drein, machet auch um eine Schuͤſſel, die ihr erſt mit Butter anſchmieren ſollet, ein Kraͤntzgen, ſchuͤttet die Nudeln drein und ſetzet ſie in einen Backofen, woſelbſt ſie fein ſauber backen muͤſſen. Sind ſie fertig, koͤnnet ihr ſie wieder heraus nehmen und hingeben.
Nudeln in Milch anders,
Dieſe verfertiget wie vorige, nur duͤrffen ſie nicht gebacken werden.
Nudeln mit brauner Butter,
Setzet Waſſer in einen Keſſel aufs Feuer, und wenn ſolches kochet, ſo werffet ein wenig Saltz hinein, ſchuͤttet die Nudeln auch darzu, ruͤhret ſie um, daß ſie nicht zu-
ſammen
(0695)
[Spaltenumbruch]
Nudeln Nulles
ſammen kleben, und laſſet ſie ein wenig ſieden. Hernach thut ſie vom Feuer, ſeiget ſie durch einen Durchſchlag, ſchuͤttet ſie auf eine Schuͤſſel, brennet braune Butter druͤber, und beſtreuet ſie mit geriebener Semmel.
Nudeln anders mit brauner Butter,
Dieſe ſiedet eben wie vorige ab. Inzwiſchen ſiedet 2. biß 3. Eyer hart, ſchaͤlet und hacket ſie gantz klein, ſtreuet von dieſen auf die Schuͤſſel, richtet die Nudeln drauff an, beſtreuet wieder gehackte Eyer, und continuiret Wechſelsweiſe mit denen Nudeln und Eyern biß ſie alle ſeyn. Zuletzt brennet braune Butter druͤber und gebt ſie hin.
Nudeln, oder, Wolgern vor Gaͤnſe,
Seynd ein von Mehl und Waſſer derb vermiſchter Teig, in lange ſchmale Stuͤcklein zertheilet, rund gewolgert, und auf dem Ofen gedoͤrret, wormit man die Gaͤnſe zu ſtopffen und zu maͤſten pfleget.
Nulles,
Iſt ein angenehmes Gerichte: ſo der Koch folgender Geſtalt zuznbereiten lernet: Zerreibet EyerDotter mit Roſen-Waſſer, Zucker und etwas Saltz, laſſet dieſes zuſammen in einer ziñernen Schuͤſſel auf einem Kohlfeuer ſieden, und ruͤhret es offt um, biß ſich ſelbiges zu ſetzen beginnet. Hernach laͤſſet man ſelbiges wieder ſo lange ſieden, biß es einem dicken Brey gleich iſt, jedoch, daß es nicht zu harte werde. Sodann ſtreuet ein we[Spaltenumbruch]
Numeria Nuß
nig Puder-Zucker mit Ambra und Muſc vermiſchet daruͤber, ſtecket auch etliche Citronen-Schalen und Piſtacien drauf, und eſſet es alſo warm. Dieſes Gerichte ſoll ein gewiſſer Italiaͤner, Nahmens Nullo, der eines groſſen Herrn Kuͤchen-Meiſter geweſen, erfunden haben, daher es auch nach ſeinem Nahmen, Nulles, beneñet worden.
Numeria,
Hieß bey denen alten Roͤmern die Goͤttin, ſo uͤber die Zahlen und Rechnungen geſetzet war.
Nuͤrnbergiſche Graͤuplein. ſiehe. Graupen.
Nuͤrnbergiſch SchminckWaſſer,
Iſt ein aus Bleyweiß, FrauenGlaß, Bley-Zucker, Magiſter. Marcaſit. Froſchleich, weiſſen LiljenSeeblumen- und Roſen-Waſſer, Eyerweiß, Campffer, CitronenSafft und Pomerantzen-BluͤtWaſſer vermiſchtes und an der Sonnen deſtillirtes Waſſer, deſſen ſich das Frauenzimmer um das Geſichte ſchoͤn und weiß zu erhalten, zu bedienen pfleget.
Nuß,
Nux, Noix, iſt eine Baumfrucht ſo jederman bekannt. Sie werden eingetheilet in Welſche und Haſel-Nuͤſſe, und dieſe wiederum in gemeine Zeller- und LampertsNuͤſſe, jedoch differiret die Italiaͤniſche Art von dieſen, welche faſt dreyeckigt und von vortrefflichen Geſchmack ſind. Sie haben in der
Kuͤche
Frauenzim̃er-Lexicon. U u
(0696)
[Spaltenumbruch]
Nuͤtzelin Nyctt
Kuͤche keinen ſonderlichen Nutzen, auſſer die Welſchen Nuͤſſe, welche bey denen Capauneu angebracht werden, und die man auch in Suppen nehmen kan. Deßgleichen machet man auch eine gewiſſe Nuß-Milch.
Nützelin,
Anna Maria, gebohrne Baumgaͤrtnerin von Nuͤrnberg und eines Raths-Herrn daſelbſt Carl Benedicti Nuͤtzels genañnt, Eheliebſte. Eine in denen galanten Studiis wohlerfahrne Poetin, ſo ſchoͤne Carmina geſchrieben, unter dem Pegniſiſchen Blumen-Hirten Amarillis genannt. Sie ſturb A. 1685. den 30. Octobr. Der Altdorffiſche Profeſſor und P. L. C. Omeiſs in ſeinem nuͤtzlichẽ BaumGarten pag. 70. giebet ihr ein herrliches Lob, und nennet ſie gar die zehnde Muſe. Vid. Henr. Witte in Spieileg. poſt Meſſ. T. 2. Diarii Biograph.
Nybe,
Catharina Eleonora. Eine geſchickte und gute Poetin, ſo D. Meyfartens hoͤlliſches Sodom und himmliſches Jeruſalem in artige Verſe gebracht.
Nyctimene,
Eine Tochter des Nycteus, hatte ſich in ihren eigenen Vater verliebet, und brachte es auch durch Liſt und Huͤlffe ihrer geweſenen Amme ſo weit, daß er unwiſſender Weiſe mit ihr ſich vermiſchte. Nachdem aber ſolches entdecket ward, und er ſelbige ermorden wolte, ward ſie durch Erbarmung der Minerva in eine Eule verwandelt.
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Nymphaͤ Nyſte
Nymphæ,
Die Toͤchter des Oceanus und der Thetis. Werden in allerhand Claſſen eingetheilet: Als da ſind Waſſer- und Meer-Nymphen, Jagt-Nymphen, Berg-Nymphen u. d. gl. Heut zu Tage heiſſet eine Nymphe ſo viel als eine junge Dirne.
Nymphea. ſiehe. HochzeitHauß.
de Nys,
Tenneken. War eine ErtzVerfuͤhrerin, ſo in Holland, Engeland, Schottland und NiederSachſen herum geſchwaͤrmet, und mit ihren Babeliſchen Schrifften viele unſchuldige Menſchen bezaubert. Sie hat eine Auslegung uͤber das hohe Lied Salomonis, wie auch Chriſtliche Liljen-Blumen zu Amſterdam A. 1662. 63. und 64. ausfliegen laſſen, aus welchen ihre Schwaͤrmeriſchen Lehren ſattſam zu erſehen, ſtarb endlich unvermuthet im Haag und hinterließ viel ungedruckte Buͤcher.
Nyſis,
Eine Griechiſche Poetin, derer Lilius Gregorius Gyraldus in ſeiner Hiſtoria Poetarum. p. 375. und Tiraquellus ad Leg. Connub. XI. p. 190. erwehnet.
Nyſterin,
Sophia Eliſabeth. Ein devotes und gelehrtes Weibes-Bild, hat ein Buch unter dem Titul: Gottſeeliges Andachtvolles RauchFaß, heraus gegeben.
O Ober-
(0697)
[Spaltenumbruch]
Oberb Oberh
O.
Ober-Baſe,
Heiſſet auf dem Stammbaum des Ober-Elter-Vater Schweſter.
Ober-Bette. ſiehe. DeckBette.
Oberbettzuͤgen, oder, Deckbettzuͤgen,
Seynd groſſe, von weiſſen oder blauen Damaſt, Zwillig, Stangen- oder anderer weiſſer Leinwand verfertigte Zuͤgen, wormit die Ober- oder Deckbetten bekleidet und uͤberzogen werden.
Ober-Elter-Mutter, oder, Uran-Frau,
Heiſſet der Elter- oder GroſſeMutter ihre Mutter.
von Oberfeldt,
Suſanna, gebohrne Ruſcheplattin, und hernachmahls Vermaͤhlte von Nannexen, eine in der Lateiniſchen Poeſie erfahrne Dame, ſo von dem Rehebockiſchen Wappen ein artiges und ſinnreiches Lateiniſches Epigramma verfertiget. Vid. Lezner. in Hiſtor. Ludovici Pii. c. 61.
Ober-Hoffmeiſterin,
Iſt die erſte und vornehmſte Dame vom Range, unter denen Hof-Dames und Cammer-Frauen, zu einer Kayſerin, Koͤnigin oder Fuͤrſtin Staat und Bedienung beſtimmet; heiſſet die erſte Ehren-Dame, oder Dame d’honeur.
[Spaltenumbruch]
Oberm Obſt
Ober-Muhme,
Heiſſet der Ober-Elter-Mutter ihre Schweſter.
Oberſchale,
Heiſſet dem Weibesvolck bey dem Fleiſch-Einkauff das oberſte Stuͤck Ziem, ſo von der Keile des Rindes gehacket wird.
Oberta,
Jana, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Oblaten,
Sind ein gantz duͤnnes Gebackens, das aus einem Teig von Mehl, Milch, Eyern und etwas Gewuͤrtz vermiſchet, in einem gelinden Oblaten-Eiſen bey gelinden Feuer gebacken wird.
Oblat-Eiſen,
Iſt ein aus Eiſen verfertigtes Inſtrument, aus 2. breiten auf einander paſſenden Theilen beſtehend, worinnen die Oblaten gebacken und zubereitet werden.
Obſt anreyhen,
Heiſſet das geſchaͤlte und zerſchnittene Obſt, mit der AnreyheNadel an Bindfaden reyhen, und ſelbiges entweder an die Sonne Reyhenweiſe herunter hengen, oder in hoͤltzerne Rahmen und Reiffe ſpannen.
Obſt backen,
Heiſſet das geſchaͤlte oder ungeſchaͤlte Obſt in Backofen ſchieben, und darinnen duͤrre werden laſſen.
Obſt-
U u 2
(0698)
[Spaltenumbruch]
Obſt Ocella
mer zur Herbſt-Zeit von allerhand Obſt, als Aepffel, Birn, Pflaumen u. d. g. die Schalen mit einem Meſſer duͤnne herum abloͤſet, ſelbiges gantz laͤßt, oder in vier Theile zerſchneidet, anreyhet und an der Sonnen treuget.
Obſt ſchneiden,
Heiſſet mit einem ſubtilen Meſſer allerhand Sterne und Figuren in das Obſt ſchneiden, ſo das Frauenzimmer insgemein zugleich mit bey dem Trenchiꝛen und Serviettenbrechen erlernet.
Obſt treugen,
Heiſſet das geſchaͤlte Obſt an langen Faͤden und Reyhen an die Lufft und Sonne aushaͤngen, oder auch um den warmen Ofen herum ſtellen.
Ocella, oder, Ocello Lucana,
Des beruͤhmten alten Ocelli Lueani, ſo ein vortrefflicher Philoſophus zu ſeiner Zeit war, gleichfalls gelehrte Tochter; dieſe weil ſie ſchon in ihrer Jugend eine nicht geringe Begierde und Inclination zu denen Studiis, abſonderlich zu der Welt-Weißheit an ſich ſpuͤhren lieſſe, ward nach ihren eignen Vater zu Erlernung ſelbiger angefuͤhret und erwieſen, durch welche gute Unterweiſung ſie es hernachmahls vermittelſt ihres eigenen Fleiſſes ſo weit in der Philoſophie gebracht, daß ſie von iedermann vor eine gute Philoſopha gehalten ward, und ihrem Vater in dieſem Stuͤcke vortrefflich nachahmete. Vid. Menagium in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 58. & 59. Confer. Vita Pythagoræ Jamblichii.
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Ochſen Ocy
Ochſen-Augen. ſiehe. Eyer gebacken.
Ochſenfleiſch,
Caro bovina, Chair de bœuf, nehmlich von geſchnittenen Ochſen, es moͤgen ſeyn Land, Ungariſche, Schweitzeriſche, Juͤtlaͤndiſche oder Polniſche Ochſen: dieſe alle geben diejenige Speiſe, welche zu Erhaltung des Menſchen mehr als ander Fleiſch gebraucht wird, weil man ſich deſſen wie des Brods nicht uͤberdruͤßig iſſet. Es iſt geſund, giebt gute Nahrung, und kan man ſolches auf vielerley Art zurichten, davon unter dem Wort Rindfleiſch mehrere Nachricht zu finden.
Ocriſia,
War die Mutter des Roͤmiſchen Koͤnigs Tulli, wiewohl ſie einige Oereliam ſchreiben.
Octavia,
Eine Tochter des Kaͤyſers Claudii, und Eheweib des Neronis, von welchem Tyrannen ſie auch umgebracht worden. Seneca hat ſolche Tragoͤdie und Trauerſpiel wohl beſchrieben.
Octavia,
Des Kaͤyſers Octavii Schweſter, und Eheweib des M. Antonii, von welcher er ſich hernach geſchieden.
Ocypete,
Eine von denen Harpijen und Raubgeſinde. Ihre Schweſtern hieſſen Aello und Celæno.
Obſt ſchaͤlen,
Heiſſet, wann das Frauenzim
Ocy-
(0699)
[Spaltenumbruch]
Ocy Oeno
Ocyroe,
Eine Nymphe, und Tochter des Centauren Chirons, und der Nymphe Chariclus. Sie ſoll die Wahrſager-Kunſt wohl verſtanden haben, zuletzt aber in ein MutterPferd ſeyn verwandelt worden.
de Oegnies,
Maria, eine Schwaͤrmerin, und zugleich auch Zauberin, ſo ſich um das Jahr 1280. hervorgethan. Ihr Abſehen war, daß ſie ſich ſelbſten zu einer Goͤttin in Franckreich machen, und dadurch dem Volck einen richtigen Weg zum Aberglauben baͤhnen wolte. Sie ruͤhmete ſich zugleich eines Wahrſager-Geiſts, daher auch groſſe Herren von entfernten Orten zu ihr kamen, und ſie als ein Oracu lum um Rath fragten, ſchuͤtzete auch viel goͤttliche Erleuchtungen und Offerbahrungen vor. Vid. Centur. Magdeburg. 13. p. 587. 640. & 642.
Oel. ſiehe. Oehl.
Oeno,
Eine von denen Toͤchtern des Anii und der Dorippes, welche Schweſtern insgeſamt von dem Dionyſio die Kunſt erlernet hatten, daß alles dasjenige, was ſie nur mit der Hand anruͤhreten, in Wein, Oel oder Waitzen verwandelt ward.
Oenone,
Eine Phrygiſche Nymphe, lag mit dem Paride in Liebe, als er aber die ſchoͤne Helenam erblickte, ließ er [Spaltenumbruch]
Ofeng Offen
ſeine alte Geliebte fahren. Sie ſoll die Wahrſager-Kunſt, Muſic und Medicin verſtanden haben, und ihrem Paris, ehe er nach Griechenland geſchifft, den gantzen Verlauff des Krieges-Feuers vorher propheceyet haben Dieſe Oenone, als ſie wieder alles Vermuthen, ihres alten Liebhabers des Paridis Coͤrper zu Geſichte bekam, und an die vorigen Zeiten gedachte, iſt gleich todt auf ſelbigen gefallen, und zugleich mit ihm eingeſcharret worden.
Ofen-Gabel,
Iſt ein zwey-zackigtes Eiſen an einen langen hoͤltzernen Stiel befeſtiget, wormit man das Holtz in den Ofen ſchiebet.
In das Ofenloch gucken,
Iſt eine dem Geſinde laͤcherliche und aberglaͤubiſche Gewohnheit, wenn ſie bey ihrem Anzuge in den neuen Dienſt, ſtracks in das OfenLoch gucken, damit ſie in dem Hauſe bald gewohne wuͤrden.
Offenhertziges, oder, aufgelegtes Piquet,
Iſt ein dem Frauenzimmer wohl bekanntes Spiel in Teutſcher Karte; die Karte wird unter die zwey ſpielenden Perſonen gleich getheilet, acht Blaͤtter bekommt iedes in die Hand, die andern ſechzehen Brieffe aber, werden in vier auffgelegte Haͤufflein, vor eines ieden Ort zwey geleget, das letzte aufgedeckte Blatt iſt Trumph, iede Farbe muß im ſpielen entweder bekannt, oder mit Trumph abgeſto-
chen
U u 3
(0700)
[Spaltenumbruch]
Oehl Ohr
chen werden, die Augen werden durch die gantze Karte gezehlet, wer die meiſten zuſammen bringet, der gewinnet.
Oehl. ſiehe. Baumoͤl.
Oehlbulle, oder, Oehlflaſche,
Iſt eine kleine irdene Flaſche, worinnen das Brennoͤl, ſo in der Kuͤche verbrauchet wird, verwahret ſtehet.
Ohrendrat,
Iſt ein von Gold oder Silber nach dem Ohr eingebogner Drat, mit einem halben Ringlein und Gehencke verſehen, deſſen ſich das Frauenzimmer zu bedienen pfleget, wenn ſich ſelbiges die Ohren nicht durchloͤchern laͤßt.
Ohrgehencke,
Seynd Gold- und ſchwartz-geaͤtzte Zierrathen, mit Diamanten, Perlen und andern Edelgeſteinen verſetzet, zu weilenauch aus einem Stuͤcke, als rothen groſſen Corallen und andern Fluͤſſen beſtehend, ſo das Frauenzimmer in die OhrenRinge mit einſchlieſſet. In Braſilien henget das Frauenzimmer ein von vielen Schneckenhaͤuſern zuſammen geſetztes Kleinod, an ſtatt der Ohrengehencke in die Ohren.
das Ohr klinget,
Iſt eine laͤcherliche und aberberglaͤubiſche Meynung des Frauenvolcks, ſo in denen wunderlichen Gedancken ſtehet, ob wuͤrde ſelbiges von iemand belogen, wenn ihnen das Ohr klinget, dergleichen [Spaltenumbruch]
Ohren Olha
einfaͤltige Muthmaſſung ſie auch hegen, wenn ſie Blaſen auf der Zunge bekommen.
Ohren-Lappen,
Iſt ein von ſchwartzen Sammet geſchnittener, und nach dem Kopff eingerichteter Streiff, mit einem ſpitzigen Schnaͤpfflein uͤber die Stirne, und zwey rund hervorgehenden kleinen Theilen uͤber die Ohren, deſſen ſich das Ulmeriſche Frauenzimmer unter ihre ſo genannten Boͤhmiſchen und Boden-Hauben, Umgeſchlaͤge, und Kappen von Rauchwerck zu bedienen pfleget.
Ohrenmorgeln. ſiehe. Morgeln.
Ohren-Ringe,
Seynd kleine goldne, ſchwartzgeaͤtzte mit Diamanten, Perlen und andern Jubelen ausgeſetzte Ringlein, ſo das Frauenzimmer in den Ohren zu tragen pfleget.
Olha,
Des Moſcowitiſchen Fuͤrſtens Igoris Gemahlin, eine behertzte und heroiſche Dame, darbey von groſſer Liſt und Klugheit. Denn als Maledittus Fuͤrſt der Drevulianer ihren Gemahl umgebracht, und nach ſolchen Mord 20. Geſandten an ſie ſchickte, mit aufgetragner Werbung, ob ſie ihn zum Gemahl haben wolte, hat ſie alle dieſe Werber niedermachen laſſen, und hingegen ihre Abgeordneten an den Maledittum geſchicket, mit dem Vermelden, daß wenn er um ſie werben wolte, er vornehmere
Abge-
(0701)
[Spaltenumbruch]
Oliven
Abgeſandten, als die vorigen geweſen, ſchicken ſolte. Hierauf haben ſich 50. vornehmere Abgeordnete bey ihr gemeldet, welche ſie aber alle zuſammen in einer Badſtube verbrennen laſſen. Nach dieſen hat ſie ihre endliche Ankunfft melden laſſen, ſich auch in der That eingeſtellet, aber ſo gleich wider den Maledittum eine Belagerung formiret, bey welcher es ſo weit durch Tractaten kam, daß ihr von einem iedweden Hauſe ein Tribut von 3. Tauben und 3. Sperlingen abgeſtattet werden muſte, welchen, als ſie ſelbige erhalten, ſie eine gewiſſe anbrennende Materie unter die Fluͤgel gebunden, wodurch die nach ihrem alten Lager eilenden Voͤgel, die Haͤuſer auf einmahl in Brandt gebracht, und bey ſolchen unverhofft entſtandenen Ungluͤck und Unordnung, ihre Feinde theils in die Flucht gerathen, theils auch ihr in die Haͤnde gefallen, auf welche Art ſie ihre Rache wegen ihres Vaters Mord und Tod, liſtig ausgeuͤbet. Vid. Sigismund. Bar. d. Herberſtein. l. 1. Rerum Moſcovvitic.
Oliven,
Olivæ, Olives, ſind Fruͤchte des Oelbaums, die in Spanien und Italien haͤuffig wachſen, daſelbſt eingemachet, und zu uns in Faͤſſern gebracht werden, einige Nachricht davon iſt unter den Wort Baumoͤl zu finden. Die Oliven refraichiren und oͤffnen den Leib, deßwegen ſetzet man ſie nicht nur bey dem Gebratens auf, ſondern ſie koͤnnen auch an gewiſſe Eſſen, ſo hin und wieder in dieſem Buch wird zu ſehen ſeyn.
[Spaltenumbruch]
Olymp Omph
Olympia,
Donna, eine kluge, gelehrte und verſtaͤndige Roͤmerin, ſo zu Zeiten des Innocentii X. deſſen Bruders Weib ſie war, und mit welcher er ſehr familiar gelebet, und ſeines Nachfolgers des XI. mit ihrer Klugheit und herrlichen Conſiliis den gantzen Roͤmiſchen Hof gubernirete. Dieſer Dame zu Ehren u. groſſen Vortheil hielt Innocentius X. A. 1650. ein Jubel-Jahr. Vid. Erneſti in ſeinen GemuͤthsErgoͤtzligkeiten. Colloq. 30. p. 558.
Olympias,
Hieß die Mutter des Alexandri Magni, und Gemahlin des Koͤnigs Philippi in Macedonien. Das Alterthum hat von ihr fabuliret, ſie haͤtte ſich von einem Gott, der ihr in Schlangen-Geſtalt im Bette erſchienen, ſchwaͤngern laſſen, wovon ſie das Wunder der Welt, den Alexandrum Magnum gezeuget.
Omeiſin,
Diana, von Cadix aus Spanien, des Altdorffiſchen Profeſſoris Magni Davidis Omeis, gelehrte Eheliebſte, ſo ſich auf viele Wiſſenſchafften geleget, und in der Pegniſchen Blumen-Zunfft mit war. Vid. Paullin. in der Zeit kuͤrtzenden erbaulichen Luſt. P. 2. p. 1111.
Omelotte. ſiehe. Aumulette.
Omphale,
Koͤnigin aus Lydien. In welche Hercules ſo entzuͤndet und ver-
liebet
U u 4
(0702)
[Beginn Spaltensatz] [Spaltenumbruch]
Ontk Opis
lieber war, daß er ihr in MaͤgdeKleidern gleich einer Auffwaͤrterin, gedienet und zur Hand gegangen; ja er ſcheuete ſich nicht aus Liebe gegen ſie, die Spindel und den Rocken in die Hand zu nehmen, und in ihrem Zimmer zu ſpinnen.
Ontkommera. ſiehe. Liberata S.
Opera. ſiehe. Patrone.
Opern-Buch,
Iſt ein zuſammen gehefftetes Exemplar von derjenigen Opera, ſo auf dem Theatro præſentiret und abgeſungen wird, deſſen ſich das Frauenzimmer, bey Anſehung dergleichen Singe-Spiels zu bedienen, und in ſelbiges hinein zu ſehen pfleget.
Opis.
War eine von denen JagdNymphen, ſo die Dianam in die Waͤlder zu begleiten pflegte.
[Spaltenumbruch]
Opper Orban
Oppermannin,
Maria, war eine nette TeutſchePoetin, ſo ſich durch ihre Kunſt ſehr beliebt gemacht.
Oppia,
War eine von denen Veſtaliſchen Jungfrauen, welche, weil man ſie einiger Unzucht uͤberfuͤhrete, lebendig eingemauert ward.
Ops,
Eine Tochter des Himmels und der Veſtæ, die Schweſter und Weib des Saturnus, wird auch ſonſten Rhea und Cybele genannt. Siehe Rhea.
Orange. ſiehe. Pomerantzen.
Orbana,
Hieſſe bey den alten Roͤmern diejenige Goͤttin, ſo uͤber die Vater- und Mutterloſen Wayſen beſtellet war. Sie hatte ihren Altar in dem Hauſe Larius. Plin. l. 2. c. 7.
[Ende Spaltensatz]
Orden Geiſtlicher und weltlicher Frauenzimmer nach Alphabetiſcher Ordnung.
[Beginn Spaltensatz] [Spaltenumbruch]
A.
Orden derreformirten Aebtißin von Abralds-Brunnen in Franckreich,
Die erſte Aebtißin dieſes Or[Spaltenumbruch] dens iſt Anno 1100. eine Frantzoͤſiſche Jungfrau, Petronelle de Chemille, geweſen. Sie war durchaus in ſchwartz Tuch gekleidet und trug eine weiſſe Weihel.
Orden
(0703)
[Spaltenumbruch]
Orden
Orden der reformirten Aebtißin von AbraldsBrunnen,
Ob zwar einige vorgeben wollen ob haͤtte die H. Brigitta, als ſie nach Rom durch Franckreich reiſete, den Orden Font Ererald oder Eyralds-Brunnen geſtifftet, ſo ſcheinet es doch, daß da dieſer Brunnen 200. Jahr aͤlter iſt, ſie ſelbigen Orden nur verbeſſert und reformiret. Die Mutter Maria von Bretagne iſt A. 1464. Aebtißin dieſes Ordens geweſen; ſie gehen in einen Aſchengrauen Mantel und einem ſchwartzen Rock gekleidet, den Mantel haben ſie von der H. Brigittæ Orden angenommen.
Orden der Acoͤemeter oder Studter-CloſterFrauen,
Die Stifftung von dieſem Orden hat Anno 459. zu Conſtantinopel ihren Anfang genommen. Ihre Kleidung beſtund in einem Unter-Rock, breiten Scapulier, auf welchen ein rothes Creutz geſticket, und einem weiten Mantel, (welches alles von gruͤnen Tuch war) nebſt einer weiſſen Hauben und ſchwartzen Weyhel auf dem Haupt; es ſeynd aber dieſe Cloſter-Frauen, ſeither die Tuͤrcken ſelbiger Orten Meiſter ſpielen, gantz ausgerottet worden.
Orden der Aegyptiſchen Cloſter-Frauen,
Die H. Aebtißin Syncletica hat um das Jahr Chriſti 318. gelebet, und in der Egyptiſchen Wuͤſten [Spaltenumbruch]
Orden
Thebais die Frauen unter denen Reguln des H. Antonii und Athanaſii zu einer Cloſter-Wohnung gegebracht. Sie giengen auf Einſiedler-Art in Lausgrauen Habit mit einem ſchwartzen Mantel bekleidet.
Orden der Aetiopiſchen Cloſter-Frauen,
Dieſer Orden iſt in Aetiopien Anno 1325. von der Mutter Imata geſtifftet worden. Dieſe Cloſter-Frauen ſeynd der Regul des H. Antonii zugethan; ſie tragen nach ihrer Landes-Art einen aus geſteiffter Leinwand geflochtenen Tulband auf dem Haupte, und ein rauhes Maͤntelein von gelben Geißfellen. Das uͤbrige der Kleidung iſt entweder gelb oder weiß, inmaſſen ſie ſich an keine gewiſſe beſtaͤndige Farbe binden. Im uͤbrigen erbetteln ſie ihre Koſt, und erwerben ſolche mit ihrer Hand-Arbeit, geben aber wiederum den Armen ſehr viel Allmoſen: ſie kommen, gleich wie auch andere Frauen, niemahlen in die Kirche, ſondern die H. Sacramenta werden ihnen von den Prieſtern oder Moͤnchen auſſerhalb mitgetheilet. Sonſten leben ſie meiſtentheils in trefflicher Keuſchheit.
Orden der regulirten CloſterFrauen der H. Agnes zu Dordrecht,
Dieſes Cloſter iſt A. 1326. geſtifftet und A. 1419. vom H. Gerhard von Hembskirchen, A. 1430. von Frau Walburg von Neruede und A. 1491. von Reinier. des Dordrechtiſchen Schatz-Meiſters
Sohne
U u 5
(0704)
[Spaltenumbruch]
Orden
Sohne mit groſſen Einkommen verſehen und begabet werden, die Kirche dieſes Cloſters iſt A. 1494. geſtifftet worden. Im beſagten Cloſter ſeynd viel adeliche Frauen und Jungfrauen. Die Schweſtern tragen auf dem Haupt eine ſchwartze Weyhel, weiſſe leinene Schleyer und Hauben, um den Hals aber einen weißen und gefaltenen Kragen, und ferner einen weiſſen wollenen Rock und Scapulier. Sie muͤſſen eine ewige Keuſchheit und Verlaſſung eigener Guͤter und Gehorſam, gleich wie alle, ſo der Regul des H. Auguſti zugethan ſeyn, geloben.
Orden der Cloſter-Frauen des H. Ambroſii,
Dieſer Orden iſt auch eine Art der Benedictinerinnen in dem Maͤylaͤndiſchen Gebiete, ſo Jungfrauen des H. Ambroſii genennet werden. Sie gehoͤren mit unter die Ciſtercienſer, und ſind der Regul des H. Benedicti unterworſſen. Zu Zeiten des H. Ambroſii trugen ſie einen grauen Habit; ietzo aber tragen ſie eine ſchwartze Weyhel auf dem Haupt, im uͤbrigen aber gantz weiſſe Kleider. Anno 360. wurden ſie der H. Marcellina untergeben.
Orden der Annunciaten, ſiehe. Orden der Cloſterfrauen der zehen Tugenden Mariaͤ.
Orden der Annunciatinnen oder Cloſter-Frauen der himmliſchen Botſchafft Mariaͤ,
Dieſer Orden floriret zu Genua, [Spaltenumbruch]
Orden
den daſelbſt eine Genueſiſche Jungfrau, Nahmens Maria Baptiſta Fornari, ſo A. 1617. geſtorben, geſtifftet, und die Cloſter-Frauen Religioſas oder geiſtliche der himmliſchen Bothſchafft Mariaͤ genennet. Sie tragen ein rothes Scapulier nebſt einer ſchwartzen Weyhel, und gehen in einem him̃elblauen Rock und Mantel, weilen ſie himmliſche Annuciatinnen genennet werden.
Orden der Cloſter-Frauen des H. Auguſtini,
Die H. Perpetua, des H. Auguſtini Schweſter, wird vor die Mutter uñ Stiffterin aller Cloſterfrauen und Orden, die unter ihres Bruders Reguln ſich bequemt, gehalten. Selbige hat, da ſie ihre Stifftung aufgerichtet, um das Jahr Chriſti 390. gelebet. Ihre Kleidung iſt ein ſchwartzer Unter- und weiſſer leinener Ober-Rock, nebſt einem weiſſen von dem Haupt biß auf die Fuͤſſe reichenden Mantel, der mit lauter rothen Creutzlein uͤber und uͤber geſticket iſt, geweſen.
Orden der regulirten Canoniſſen des H. Auguſtini,
Iſt von der H. Brigitta 1615. geſtifftet worden; ſie waren vor dieſem in Engelland, Schottland, Irrland und Niederland mit einem ſchwartzen Unter- und leinenen Ober-Rock, naͤchſt einem uͤber den ſchwartzen Weyhel ſelbſten angezogenen ſchwartzen Mantel bekleidet gegangen. Es wurden aber nachgehends bey denen Niederlaͤndiſchen Canoniſſen dieſe Kleider in etwas veraͤndert.
Orden
(0705)
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Orden
Orden der Damen von der Axt oder dem Beyl,
Zu Tortoſa in Arragonien geſtifftet A 1148. von Raymundo Berengario, dem letzten Grafen von Barcelona, als er das Koͤnigreich Arragonien mit Petronella Koͤnigs Ramiri Tochter erheyrathet, und durch der Frauen Tapfferkeit die Stadt Tortoſa von der Mohriſchen Belagerung befreyet ward. Sie trugen einen langen Rock und auf dem Haupte ein Muͤtzgen faſt auf die Art derer Capuciner, worinnen eine Carmeſinrothe Axt zuſchauen war. Ihre Privilegia waren, daß ſie von allen Contributionen frey ſeyn, und nach ihres Mannes Tode alle Juwelen und andern weiblichen Haußrath, wenn er auch noch ſo koſtbar waͤre, alleine erben, und jedesmahl, wenn ein oͤffentlich Gepraͤnge vorfiele, den Vorzug vor denen Maͤnnern haben ſolten.
B.
Orden der Canoniſſen des H. Baſilii,
Dieſer Orden iſt von dem H. Baſilio, ſo um das Jahr Chriſti 300. gelebet, von Moͤnchen und Cloſter-Frauen, ſo eine Zeit lang ſonder einige Reguln, nur nach ihrem Gutduͤcken, in Wildnuͤſſen, Cloͤſtern und andern abgeſonderten Oertern gewohnet, zum erſten geſtifftet worden; die erſte CloſterFrau diefes Ordens iſt die H. Theodora Anno 340. geweſen. Die[ſ]e Canoniſſen gehen in einem [ſ]chwartzen weiten Rock, und tragen [Spaltenumbruch]
Orden
eine ſchwartze Weyhel auf dem Haupte.
Orden der Baſilianer CloſterFrauen,
Die Stiffterin dieſes Ordens iſt die H. Macrina, des groſſen Baſilii Schweſter geweſen, ſo dem Exempel ihres Bruders gefolget, nach ſeiner Reguln Anleitung Cloͤſter erbauet, und Verſammlungen von geiſtlichen Jungfrauen angeordnet, welche ſich abſonderlich zu dem Geluͤbde der Keuſchheit und Armuth verbinden muͤſſen. Sie lebten ſehr ſtreng, dann ſie trugen kein Hemde, ſchlieffen auf dem Stroh, aſſen niemahlen kein Fleiſch und hielten beynahe eine immerwaͤhrende Faſten.
Orden der Barmhertzigen Cloſter-Frauen zu Erloͤſung der Gefangenen,
Dieſer Orden war zu einer Ausloͤſung der gefangenen oder Tuͤrckiſchen Sclaverey zu Barcelona von Jacobo, Koͤnig von Arragonien aufgerichtet, und von Pabſt Gregorio IX Anno 1230. unter der Regul des H. Auguſtini confirmiret worden. Einige Zeit hernach hat Maria Sacors einen CloſterFrauen Orden zu eben ſolchen Abſehen geſtifftet. Sie, die Stiffterin, ſtarb A. 1288. zu Barcelona. Die Cloſter-Frauen dieſes Ordens ſeynd gantz weiß gekleidet, und tragen eine ſchwartze Weyhel, benebenſt des Koͤnigs Wappen auf der Bruſt.
Orden
(0706)
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Orden
Orden der Amſterdammiſchen Begginnen oder Cloſter Jungfrauen,
Dieſer Orden iſt um das Jahr Chriſti 698. von der H. Begga, Pepins des erſtern Hertzogs von Brabant Tochter, und der H. Gertrud Schweſter, geſtifftet worden. Nach Ermordnung ihres Gemahles Anſegiſt, des H. Arnouds Sohn, hat ſie in ihrem Wittwen-Stande ein Cloſter fuͤr geiſtliche Jungfrauen angeleget, und ſelbiges Sieben-Kirchen genennet. Worzu ſie von ihrer Schweſter der H. Gertraud eine gute Anzahl KloſterFrauen uͤberkommen. Dieſes Cloſter iſt in zwey Theile, nehmlich in geiſt- und weltliche Canoniſſen getheilet, welche Lebens-Art in denen meiſten Niederlaͤndiſchen Staͤdten gebraͤuchlich und im Schwange geweſen. Zu Amſterdam iſt das allerſchoͤnſte und ſauberſte davon anzutreffen, ſo A. 1572. renoviret worden. Vor dieſen waren die Jungfrauen dieſes Cloſters verpflichtet die Krancken zu beſuchen, nunmehro aber ſeynd ſie durch ein allgemeines Capitul, ſo A. 1500. zu Harlem gehalten, davon freygeſprochen worden, und leben anietzo in ſtiller Ruhe, unter der Regul des H. Auguſtini. Die Regen-Tuͤcher, ſo ſie ſonſten uͤber ihre Kleider getragen, haben ſie nunmehro abgeleget, und wenn ſie auſſer ihrer Wohnung ſeynd, gehen ſie gantz erbar nach der heutgen Mode in ſchwartz, zu Hauſe hergegen in weiß gekleidet; und tragen in der Kirche eine ſchwartze Weyhel [Spaltenumbruch]
Orden
auf dem Haupte. Sie wohnen in ihrem Cloſter in beſondern Haͤußlein, zwey, drey, oder mehr bey einander, und wenn eine ſtirbt, wird ſie von denen andern Schweſtern begraben. Gregorius XI. Bonifacius X. Martinus II. Eugenius IV. Nicolaus V. und Pius III. haben ſie confirmiret und beſtaͤtiget.
Orden der Antwerpiſchen Begginnen,
Dieſe Cloſter-Jungfrauen gehen in ſchwartz gekleidet, tragen auf dem Haupt einen Regen-Mantel und vorn an dem Leib ein ſchwartz Tuch; ſie ſeynd an keine ewige Freyheit verbunden, ſondern koͤnnen heyrathen, wenn es ihnen beliebet. Auf ſolchen Fall aber muͤſſen ſie ihr Hauß, ſo ſie in dem Cloſter-Hof innen gehabt, raͤumen, und denen armen Begginnen, ſo daraus unterhalten werden, uͤberlaſſen.
Orden der Benedictiner Cloſter-Frauen,
Die H. Scholaſtica des H. Benedicti Schweſter, hat um das Jahr Chriſti 530. nach ihres Brudern Exempel, etliche Cloſter-Frauen zum Cloſter-Leben, Keuſchheit und Armuth angefuͤhret, ihres Bruders Regul angenommen, und ſich in gantz ſchwartz gekleidet. Der Grund ihres Ordens iſt auf dem Berg Casſin, ſo gleichſam eine Pflantz-Schule geweſen, geleget worden, wodurch faſt die gantze Welt hernach iſt angefuͤllet worden. Die Frantzoͤiſchen CloſterFrauen ſeynd durch ein allgemein Concilium mit dieſen Benedictinern
vereini-
(0707)
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Orden
vereiniget worden. Die eingezogene Abtey zu Cleinsburg auſſerhalb Leyden iſt auch dieſes Ordens geweſen.
Orden der Benedictiner Cloſter-Frauen des Bergs Calvariæ,
Die Stiffterin dieſes Ordens iſt geweſen Mutter Antonia von Orleans, Marggraͤfin in Belluiſte, zugenannt St. Scholaſtica, eine Frantzoͤiſche Princeſſin, ſo dieſes Cloſter der Benedictiner Cloſter-Frauen des Bergs Calvariæ zu Poictiers angeleget, worinnen ſie auch Anno 1618. geſtorben. Die CloſterFrauen tragen ſchwartze Weyhel und weiſſe Kleider.
Orden der Benedictiner Cloſter-Frauen zu Clung,
Der Urſprung dieſes Ordens wird dem Odo, ſo anfangs Canonicus zu Tours geweſen, beygemeſſen. Denn, nachdem er Abt zu Clung worden, hat er daſelbſt den Orden des H. Benedicti, der faſt gantz in Abnehmen kommen war, um das Jahr Chriſti 940. wieder in voriges Aufnehmen gebracht, ſo, daß ihme in kurtzer Zeit mehr denn 2000. Cloͤſter nachgefolget. Nicht weniger reformirte er auch die Cloſter-Frauen dieſes Ordens, welche anietzo eine ſchwartze Weyhel auf dem Haupt, einen ſchwartzen weiten Rock und weiſſe Unterkleider tragen, auch von vielen Paͤbſten und Concilien confirmiret worden.
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Orden
Orden der Reformirten Benedictiner CloſterFrauen.
In Franckreich wird noch eine Art von Benedictinerinnen der Verſammlung Caſalis Benedicti, ſo die Mutter von Tovars, Aebtiſſin des Cloſters St. Mariæ zu Charenton, um das Jahr Chriſti 1520. reformiret, angetroffen. Sie tragen uͤber ihren ſchwartzen Kleidern noch einen Mantel.
Orden der Brigittinerinnen,
Die Stiffterin dieſes Ordens iſt die H. Brigitta, eine Schwediſche Fuͤrſtin, ehemahlige Gemahlin des Fuͤrſten von Nericien, Ulſe genannt, geweſen. Sie hat ſolchen Orden ſo wohl fuͤr Maͤnner als Frauen An. 1344. geſtifftet, welcher hernach vom Pabſt Urbano V. auf Anhalten ihrer Tochter Anno 1360. confirmiret worden. Die geiſtlichen Maͤnner und Weiber wohnen in einem Cloſter, iedoch ein Theil von dem andern abgeſondert, und haben die Aebtiſſinnen denen Moͤnchen ſo wohl als denen Cloſter-Frauen zu befehlen. Die Weiber gehen in Aſch-grauer Kleidung mit einer ſchwartzen Weyhel, und tragen auf dem Haupt ein Band, ſo ihnen Creutz-weiß uͤber den Kopff gehet, und bey einem ieden Eck, wie auch auf der Mitte des Creutzes einen Knopff hat. In Schweden und in andern Nordiſchen Laͤndern, wie nicht weniger in Engelland, wohin ſie A. 1414. gekommen, werden viel Cloͤſter die-
ſes
(0708)
[Spaltenumbruch]
Orden
ſes Ordens gefunden, ſeynd aber meiſtentheils veraͤndert worden. Jedoch ſind derſelben noch in Teutſchland, Franckreich und Niederland nach ihrer rechten Art anzutreffen.
C.
Orden der Cloſter-Frauen des H. Cæſarei,
Der Stiffter dieſes Cloſters zu Arles, nahe an der Kirchen gelegen, iſt der H. Cæſareus, worein er ſeine Schweſter, die H. Cæſariam, als Aebtiſſin, geſetzet, ſo einen groſſen Zulauff von vornehmen Jungfrauen uͤberkommen. Pabſt Symmachus hat A. 478. dieſe OrdensStifftung bekraͤfftiget. Die CloſterFrauen dieſes Ordens tragen eine Weyhel und einen weiſſen um den Leib geguͤrteten Rock.
Orden der Ritter und Ritterinnen von Calatrava,
Der maͤnnliche Orden davon iſt A. 1158. von Gomeſio Ferdinando Koͤnig von Caſtilien wider die Mohren geſtifftet worden. Er fuͤhret zum Ritterlichen Zeichen ein rothes Creutz, an deſſen Ende vier Lilien ſiehen nebſt zwey FußBanden. Der Koͤnig von Spanien iſt ſelbſt ihr Groß-Meiſter, ſie beobachten die Ciſtercienſer-Regul, und duͤrffen nur einmahl heyrathen. Die Cloſter-Frauen aber dieſes Ritterlichen Ordens wurden A. 1219. unter der Regul der Ciſtercienſer oder Eleonora Gonzales eingefuͤhret, ſie tragen einen rothen Rock und Scapulier, wie auch auf der Bruſt das Ritterliche [Spaltenumbruch]
Orden
Ordens-Zeichen von Calatrava, und unter dem Weyhel eine Ritterliche Haupt-Decke, ſo ihnen Pabſt Benedictus zu fuͤhren vergoͤnnet. Die Groß-Meiſterin davon hat zu Almagro in Neu-Caſtilien ihren Sitz.
Orden der Camaldulenſer Cloſter-Frauen,
Der H. Romualdus von Ravenna gebuͤrtig, ſo 120. Jahr alt worden, und von Clemente VIII. Anno 1593. in die Zahl der Heiligen geſetzet worden, iſt der Stiffter dieſes Ordens, ſo wohl maͤnnlichen als weiblichen Geſchlechts, geweſen, und hat beyderſeits Ordens-Leuten, welche ſonſt nach der Regul des H. Benedicti, als worunter ſie zuvor gehoͤrten, in ſchwartzen Habit gegangen, ſich weiß einzukleiden anbefohlen.
Orden der Niederlaͤndiſchen, Teutſchen und Lothringiſchen Canoniſſen,
Die H. Walbrud, ehemahls des Fuͤrſten Magoldus, Grafen von Hennegau Gemahlin, ſo um das Jahr Chriſti 650. gelebet, hat dieſen Orden geſtifftet durch Erbauung eines Jungfraͤulichen Kloſters in Hennegau, worinnen ſie Aebtiſſin geweſen, und von welchen Orden ſich viel hernach durch gantz Niederland, Teutſchland und Lothringen ausgebreitet. Die Canoniſſen hiervon tragen eine ſchwartze Weyhel, nebſt einem weiſſen Mantel und geguͤrteten weiſſen LeibRock.
Orden
(0709)
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Orden
Orden der Capucinerinnen,
Die Capucinerinnen, ſo ihren Urſprung von dem Heil. Franciſco herfuͤhren, ſind An. 1530. von der H. Maria Longa angeordnet worden, deren Exempel die Mutter Paſthea Trogia eine Senenſiſche Jungfrau, ſo viel Cloͤſter zu Sena, Piombino und Paris aufgerichtet hat, gefolget. Sie duͤrffen nichts eigenthuͤmliches beſitzen, und haben vor ſich nichts anders als ein Buch, ein Creutz, und eine Geiſel. Inzwiſchen fuͤhren ſie ein uͤbermaͤſig ſtrenges und faſt unertraͤgliches Leben, gehen in grauer Kleidung, ſo in einem mit einem Strick geguͤrteten Rock und einem kurtzen Maͤntelein, von ſehr ſchlechten Zeug beſtehet: wenn ſie ein neues Kleid haben, nehen ſie alte Lappen drauff, weil ſie verbunden ſeynd zerlumpte Kleider zu tragen. Sie gehen barfuß, und bedienen ſich keines Scapuliers. Urbanus VIII. hat ihnen alle ihre vorigen Paͤbſtlichen Freyheiten und Privilegia A. 1629. confirmiret.
Orden der Carmeliter Cloſter-Frauen,
Die Europaͤiſchen Carmeliter Cloſter-Frauen, ſo in einem weiſſen Mantel und grauen Rock gekleidet gehen, ſind um das Jahr 1238. da die Chriſtlichen Printzen von dem Tuͤrcken wieder aus Pa[l]æſtina vertrieben worden, in Europa uͤbergekommen, und haben ſich auf Vergoͤnſtigung Honorii III. an unterſchiedenen Orten, als, Italien, Franckreich, Spanien [Spaltenumbruch]
Orden
und gantz Teutſchland, niedergelaſſen.
Orden der Frantzoͤſiſchen Carmeliter CloſterFrauen,
Dieſe fuͤhren ihren Urſprung her von Franciſca d’ Amboite, Hertzogin zu Bretagne, ſo A. 1461. dieſe Cloſter-Frauen in Franckreich angeordnet. Man findet ſie mit einer grauen Patience und Rock, einer ſchwartzen Weyhel, und mit einem Hertzoglichen bunten Mantel uͤber ihre Kleider umgeben.
Orden der Carthaͤuſer Cloſter-Frauen,
Dieſer Orden, ſo ſich ſtarck in Franckreich, Teutſchland und Niederland ausgebreitet, iſt um das Jahr Chriſti 1100. von dem Heil. Bruno von Coͤlln gebuͤrtig, geſtifftet worden. Die Cloſter-Frauen kleiden ſich in eine ſchwartze Weyhel, weiſſen Rock, Patience und Scapulier. Dieſer Orden iſt der allerſtrengſte, denn ſie tragen ein haͤrin Kleid, eſſen kein Fleiſch, und ſeynd ſo genau eingeſchloſſen, daß ihnen nicht einmahl vergoͤnnet wird mit ihren Bluts-Freunden zu ſprechen. Die H. Beatrix aus Franckreich gebuͤrtig, ſo um das Jahr Chriſti 1309. gelebet, iſt zu ietziger Zeit dieſer Cloſter-Frauen Patronin.
Orden der Cloſter-Frauen des H. Casſiani,
Der H. Casſianus von Alexandrien gebuͤrtig, hat dieſen Orden in
Egypten
(0710)
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Orden
Egypten aufgerichtet. Die Aebtiſſinnen gehen in weiſſer Wolle gekleidet, woruͤber ſie eine zarte Leinwand und auf dem Kopff eine ſchwartze Weyhel tragen, und ſeynd unter der Regul des H. Auguſtini auf Paͤbſtliche Verordnung beſtaͤtiget worden.
Orden St. Catharina,
Ward Anno 1714. von Peter Alexewitz, Moſcowitiſchen Czaar, zum Andencken der bey dem Fluß Pruth A. 1711. gluͤcklich gehaltenen Action, geſtifftet. Er iſt das allererſte mahl der Princeſſin Natolia gegeben worden. Selbiger fuͤhret zum Sinnbilde dieſe Worte: Pro Fide & Patria, und wird nur dem fuͤrnehmſten Frauenzimmer gegeben. Das Ordens-Zeichen iſt ein rothes Creutz, welches nebſt dem Nahmen St. Catharina in der Mitten ſtehet, und von der rechten Hand zur Lincken, wie der Daͤniſche Orden von Dannenbrock herab henget. Das Band iſt weiß, doch nicht allzu breit.
Orden der Ciſiercienſer Cloſter-Frauen,
Hambelina, die Schweſter des H. Bernhardus, ſo der erſte Abt zu Clareval geweſen, hat dieſen Orden unter Anfuͤhrung und Direction des Heil. Bernhardi um das Jahr Chriſti 1118. zu Ciſteaux aufzurichten begonnen. Sie gehen gantz weiß gekleidet, ausgenommen die Weyhel und Scapulier, ſo ſie von ſchwartzer Farbe zu tragen pflegen.
[Spaltenumbruch]
Orden
Orden der Clariſſen,
Die Stiffterin dieſes Ordens iſt die Heil. Clara von Aſſiſien in Umbrien, einem gewiſſen Strich in Italien, gebuͤrtig, geweſen, ſo An. 1210. dieſen Convent angefangen. Ihre Reguln waren ſehr ſtreng, ſo daß Pabſt Innocentius IV. ſelbige vor das weibliche Geſchlechte ſelbſt zu hart erachtete, und ſie ſolcher ſtrengen Geluͤbde erlaſſen wolte. Nichts deſtoweniger bliebe ſie darbey beſtaͤndig, und ſtarb An. 1263. nachdem ſie ihrem Cloſter 24. Jahr vorgeſtanden. Zwey Jahr nach ihrem Tode ſetzte ſie Pabſt Alexander IV. im erſten Jahr ſeiner Paͤbſtlichen Regierung unter die Zahl der Heiligen. Dieſer Orden beſitzet durch die gantze Chriſtenheit in der Welt eine unglaubliche Menge Cloͤſter; Sie muͤſſen auſſer ihrer ungemeiner Strengheit ihren Unterhalt zu leben erbetteln; tragen ein Cameel-haͤrnes Unterkleid und einen ſehr ſchlechten grauen Rock, nebſt einem Scapulier von gelber Farb, und einer ſchwartzen Weyhel. Den Rock aber guͤrten ſie mit dem Strick des FranciſcanerOrdens.
Orden der Cloſter-Frauen des H. Columbani,
Der Stiffter dieſes Ordens iſt geweſen der H. Columbanus, ein Irrlaͤnder von Gebluͤte, welcher das treffliche Cloſter zu Luxen in dem Vogeſiſchen Gebuͤrge geſtifftet. Das Concilium zu Maſcon hat Anno 627. ſeine Reguln vertheidiget, worauf dieſer Orden
durch
(0711)
[Spaltenumbruch]
Orden
durch gantz Franckreich und Italien ſich ausgebreitet. Die Cloſter-Frauen, ſo er eingeſetzet, ſuͤhren ihren Urſprung her von der Schweſter des Biſchoffs Faron oder auf Burgundiſch Fare genañt, ſie giengen gantz weiß gekleidet, und gehoͤrten unter die Regul des Heil. Benedicti.
Orden der Creutztraͤgerinnen,
Anno 1668. von der Roͤmiſchen Kaͤyſerin Eleonora, Ferdinandi III. Gemahlin, geſtifftet, als bey Abbrennung der neuen Burg zu Wien ein goldnes Creutz, worinnen ein Stuͤck von dem Creutz Chriſti eingefaſt war, mitten unter den Flammen unverletzt blieb. Sie tragen auf der lincken Bruſt an einem ſchwartzen Bande ein viereckigtes Creutz, an deſſen vier Ecken vier Sterne funckeln, welche auf das Creutz-Geſtirne ihr Abſehen haben. Mitten durch das Creutz gehen zwey holtz-farbene in Creutzes Geſtalt formirte Linien, rings herum ſtehen vier ſchwartze Adler, und um das gantze Zeichen dieſe Worte: Salus & Gloria. Die Dames von ſolchen Orden, ſo man Crociere nennet, muͤſſen alle Tage das Officium vom Heil. Creutz und einen Roſen-Crantz von den Heil. fuͤnff Wunden ſprechen. Dieſer Orden wird von der Roͤm. Kaͤyſerin zweymahl des Jahres, nehmlich den 3. May und den 14. Septemb. bey den Obern-Jeſuiten durch die Hand eines Cardinals ausgetheilet.
[Spaltenumbruch]
Orden
D.
Orden de la Dame blanche, oder, vom gruͤnen Schilde,
Ward von Johanne de Boueicaut, Grafen von Beaufort, Vicomte von Turenne, und Marſchall von Franckreich, den Dames und Matronen zu Ehren geſtifftet; worzu vierzehn Ritter genommen wurden, ſo ſich die an Ehre und Vermoͤgen gekraͤnckten Matronen zu vertheidigen verpflichten muſten; die Ritter trugen ein guͤldenes gruͤn emaillirtes Schild um den Arm, worinnen ein weiß gekleidetes Frauenzimmer ſtande.
Orden der Cloſter-Frauen der erſten Regul des H. Dominici,
Der H. Dominicus in Languedoc hat dieſen Orden der CloſterFrauen unter der Regul des Heil. Auguſtini An. 1206. eingefuͤhret. Sie muͤſſen drey Geluͤbde, des Gehorſams, Keuſchheit und Armuth thun, tragen eine ſchwartze Weyhel, und ſind in gantz weiß gekleidet, werden auch Cloſter-Frauen der erſten Regul oder Schluͤſſel des Heil. Dominici genennet. Dieſer Orden hat ſich faſt durch die gantze Chriſten-Welt ausgebreitet, und beſitzen ſie viel reiche und herrliche Cloͤſter.
Orden der Cloſter-Frauen der zweyten Regul des H. Dominici,
Pabſt Honorius III. hatte ſich
vor-
Frauenzim̃er-Lexicon. X x
(0712)
[Spaltenumbruch]
Orden
vorgenom̃en, alle Cloſter-Frauen, ſo in kleinen abgeſonderten Geſellſchafften gewohnet, unter eine Regul zuſammen zu bringen. Weil er nun niemand bequemer darzu, als den H. Dominicum erachtete, hat er ihm ſolches aufgetragen, welcher auch An. 1218. ſolche Reformation vorgenommen. Die erſtere Cloſter-Frau darvon iſt eine Roͤmiſche Jungfrau von 17. Jahren, Cecilia genannt, geweſen. Sie gehen weiß gekleidet, und haben einen ſchwartzen Mantel druͤber.
Orden der Cloſter-Frauen der dritten Regul der Bußfertigkeit des Heil. Dominici,
Nachdem faſt die gantze Grafſchafft Toulouſe und das UnterAlpiſche Franckreich durch die Lehre der Albigenſer verfuͤhret worden, hat der H. Dominicus gegen diejenigen, ſo ſich nicht wieder bekehren laſſen wolten, einen Ritterlichen Orden aufgerichtet, ſo das Werck mit dem Schwerdte ſolten wider die Hartnaͤckigten ausfuͤhren, da er dann ihnen ſolche Reguln vorgeſchrieben, die das gemeine Leben zwar uͤbertroffen, aber doch denen verbundenen Geiſtlichen nicht gleich zu achten geweſen; und wurden ſelbige insgemein Bruͤder und Schweſtern des Krieges-Ordens des Heil. Dominici genennet. Und ob gleich die Albigenſer voͤllig ausgerottet worden, ſo begaben ſich doch nach der Zeit ſo wohl Maͤnner als Weiber in die Cloͤſter, und nahmen die Prediger-Kleidung an; [Spaltenumbruch]
Orden
die Ordens-Weiber gehen wie andere Cloſter-Frauen, in weiß gekleidet, mit einem leinenen Kragen um den Halß, und einem halb ſchwartz und weiſſen Mantel, wodurch ſie ihren vorigen weltlichen und ietzigen geiſtl. Stand vorgebildet. Pabſt Innocentius VI. hat Anno 1360. ihre Reguln confirmiret.
Orden der verſchloſſenen Cloſter-Frauen, der Regul des H. Dominici.
Anno 1368. hat die H. Catharina von Sena, den Orden der erſten und andern Regul des H. Dominici noch mehr Strengheit beygeleget, indem ſie die Cloſter-Frauen ſolches Ordens zu einem groſſen Stillſchweigen, Keuſchheit und Gehorſam verbunden, auch ſie ſo hart eingeſchloſſen, daß, wenn ſie einmahl in das Cloſter gegangen, ſie gar nicht wieder daraus kommen koͤnnen. Sie kleiden ſich in weiß mit einer ſchwartzen Weyhel auf dem Haupt, werden in Italien, Nuͤrnberg, Augſpurg und unterſchiedenen Orten in Niederland gefunden.
E.
Orden der Einſiedlerinnen des H. Auguſtini,
Der Stiffter dieſes Ordens iſt Pabſt Alexander IV. geweſen, welcher die von dem Heil. Auguſtino durch viele Retormationen in unterſchiedene Bruͤder- und Schweſterſchafften abgetheilten Geiſtliche wiederum A. 1256. unter einen reformirten Orden und Ver-
ſamm-
(0713)
[Spaltenumbruch]
Orden
ſammlung gebracht, indem er denen Frauen den Nahmen der Einſiedlerinnen des H. Auguſtini gegeben, und einerley Tracht zu halten befohlen, nehmlich, daß die Unter-Kleider weiß, und die oberen ſchwartz, wie auch mit einem ledernen Riemen und elffenbeinernen Stifft geguͤrtet ſeyn ſollen. Zu gegenwaͤrtiger Zeit haben ſie ſich durch die gantze Chriſtenheit ſehr ausgebreitet.
Orden der Einſiedlerinnen des H. Hieronymi,
Die H. Paula von Rom gebuͤrtig, ſtifftete ein Cloſter zu Bethlehem, deme der H. Hieronymus eine lange Zeit vorgeſtanden, erbauete auch in denen Egyptiſchen Wuͤſteneyen viel Cloͤſter, die nach der Ermahnung des H. Hieronymi ihren Lebens-Wandel anſtellen muſten. Sie ſtarb Anno 404. in Cloſter zu Bethlehem. Ihr Orden iſt Anno 1374. vom Pabſt Gregorio XI. unter der Regul des H. Auguſtini confirmiret, und ihnen der Nahme der Einſiedlerinnen des H. Hieronymi beygeleget worden. Sie haben einen grauen Rock mit einem ledernen Riemen umguͤrtet, nebſt einem gleichfaͤrbigen Mantel und einer ſchwartzen Weyhel getragen.
F.
Orden der Foliantinnin,
Margaretha de Paleſtran, hat zu Toulouſe in Franckreich das erſte Cloſter dieſer Ordens-Frauen An. 1588. aufgerichtet. Sie fuͤhren ein ſehr ſtrenges Leben, denn ſie eſſen kein Fleiſch, Fiſch noch Eyer, [Spaltenumbruch]
Orden
trincken auch keinen Wein, es waͤre denn im aͤuſſerſten Nothfall: und ſeynd in gantz ſchlecht weiſſes Tuch gekleidet, und tragen eine ſchwartze Weyhel.
Orden der Recollecten Cloſter-Frauen, ſo der Regul des Heil. Franciſci zugethan,
Um das Jahr 648. hat eine Spanierin, Benedicta genannt, eine Art Cloſter-Frauen unter Anfuͤhrung des Heil. F[r]uctuoſi, ErtzBiſchoffen zu Brocharn, geſtifftet. Dieſer Orden iſt nachgehends von denen Paͤbſten der Regul des Heil. Franciſci untergeben worden. Sie gehen gantz grau, guͤrten den Rock mit einem ledernen Riemen, tragen einen Kappen-Mantel, wie die Moͤnchen, und zwar alles von groben Tuch, gehen barfuß, und bedienen ſich nur groſſer Holtz-Schuhe.
Orden der bußfertigen Cloſter-Frauen, der dritten Regul des H-Franciſci in Teutſchland,
In Hoch-Teutſchland wird noch eine Art gewiſſer Kloſter-Frauen des H. Franciſci gefunden, welche ſich aus dem Cloſter in Buͤſch und Waͤlder begeben, um daſelbſt ihrer Buß und Strengheit deſto mehrer obzuliegen. Sie halten ſich als die aͤlteſten Einſiedlerinnen in einem von denen Staͤdten weit abgelegenen Ort in kleinen Huͤttlein auf, und leben von Kraͤutern und Wurtzeln. Ihre Kleidung iſt ein grauer Rock, den ſie mit einem Strick umguͤrten, und tragen groſ-
ſe
X x 2
(0714)
[Spaltenumbruch]
Orden
ſe hohe hoͤltzerne Schuhe an denen bloſſen Fuͤſſen.
Orden der bußfertigen Cloſter-Frauen, der driten Regul des Heil. Franciſci, anderer Art,
In dieſen Orden werden allerhand Weibs-Bilder, ſo wohl ehrliche als unehrliche, Jungfern und Frauen, eingenommen. Der Urſprung wird der Mutter Franciſca von Beſance, ſo A. 1627. zu Paris geſtorben, zugeſchrieben. Er iſt eine Art von Capucinerinnen, ſo von Honorio III. Innocentio IV. und Nicolao IV. beſtaͤtiget worden. Sie tragen einen grauen Rock, Scapulier, einen biß zu den Fuͤſſen abhangenden Mantel, und eine ſchwartze Weyhel auf dem Haupt.
Orden der Cloſter-Frauen, der dritten Regul des H. Franciſci,
Der H. Franciſcus als Stiffter dieſes Ordens, nachdem er durch gantz Aſien ſeine Lehre und Reguln ausgebreitet, brachte eine groſſe Menge Volcks von allerhand Stand an ſich, daher er genoͤthiget ward eine geringere Regul, als die vorhergehende, aufzurichten, die er die dritte Regul genennet, worinnen allerhand Art von Leuten, ja ſelbſt verehligte Perſonen, die mit Bewilligung ihrer Maͤnner in das Cloſter ſich begeben wolten, eingenommen, auch dieſe dritte Regul oder Stifftung Anno 1225. von Honorio dem III. wie auch Nicolao IV. confirmiret wurde. Sie tragen einen Mantel ohngefehr ſo [Spaltenumbruch]
Orden
lang als die Capucinerinnen, welcher unten herum mit einem Stuͤck Tuch, von anderer Farbe, belegt war. Ihre Kleider ſind grau, ſie aber gehen barfuß. Nechſt dem H. Franciſco wird die H. Eliſabeth, Andreæ, Koͤnigs in Ungarn Tochter, auch fuͤr die Stiffterin und Patronin gehalten, ſo Anno 1235. von Gregorio IX. unter die Zahl der Heiligen geſetzet worden. Man findet viel Cloͤſter und Spitaͤle ihres Nahmens zu Coͤlln und Antwerpen.
Orden der Reformirten Cloſter-Frauen, der dritten Regul des Heil. Franciſci.
Dieſer Orden iſt eine Art von den Clariſſen, und An. 1410. von der Heil. Jungfrau Coleta aus Corpie in Picardien ge[ – 1 Zeichen fehlt]uͤrtig, ein[-] geſuͤhret worden. Denn nach[-] dem ſie die eingeſchlichenen Un[-] achtſamkeiten des Frauen-Orden[s] des Heil. Franciſci angemercket, ha[t] ſie ſich entſchloſſen, eine Reforma[-] tion darinnen zu vollfuͤhren, wel[-] ches ihr nicht nur der Pabſt z[u] Rom vergoͤnſtiget, ſondern ſie auc[h] zur Mutter und Aebtiſſin ſolche[r] Reformation ernennet. Und o[b] ſie gleich bey Vollfuͤhrung ſolche[s] Werckes vielerley Verdruß un[d] Verhinderung erfahren muͤſſe[n,] hat ſie ſelbiges doch, nachdem ih[r] der Pabſt das Cloſter von Biſa[n-] tine darzu verehret, die Graͤf[in] Blanche auch ihr redlich beygeſta[n-] den, bewerckſtelliget. Ihr ſtre[n-] ger Orden hat ſich in kurtzen dur[ch] gantz Deutſchland, Franckrei[ch,]
Bu[r-]
(0715)
[Spaltenumbruch]
Orden
Burgund und Spanien ausgebreitet. Sie ſchlaffen auf dem bloſſen Stroh, gehen barfuß, und tragen einen grauen Rock mit einem Strick umguͤrtet, beſtehen auch meiſtens aus Weibes-Bildern, ſo ein liederlich Leben verfuͤhret.
Orden der verſchloſſenen Cloſter-Frauen der dritten Regul des Heil. Franciſci,
Dieſer Orden iſt Anno 1405. von einer Italieniſchen Graͤfin von Civitella de Fernis genannt, geſtifftet worden. Sie bleiben die Zeit ihres Lebens eingeſchloſſen, fuͤhren ein ſehr ſtrenges Leben, reden nichts, und gehen wie die andern Franciſcaner Cloſter-Frauen gekleidet, in einem Mantel, grauen Kleid, und ſchwartzen Weyhel.
Orden der Frauen, ſo denen Krancken dienen,
Dieſen Orden hat die H. Fabiola, ſo um das Jahr Chriſti 390. gelebet, zu erſt aufgerichtet, und ihn mit allerhand krancken wartenden Frauen, ſo mit allen darzu gehoͤrigen Nothwendigkeiten verſehen, beſetzet. Ihr Habit, den dieſe Weiber tragen, iſt gantz ſchwartz.
G.
Orden der Gaſtalanen. ſiehe. Orden der Paulinen.
Orden der geguͤrteten Damen,
Geſtifftet von Annen, gebohrner [Spaltenumbruch]
Orden
Hertzogin von Bretaigne, Caroli VIII. von Franckreich Gemahlin. Sie trugen einen auf der Franciſcaner Art formirten Strick um den Leib, und ward keine in den Orden genommen, welche nicht die Reinigkeit ihrer Sitten und zugleich ihren Adel beweiſen konte. Von welcher Stifftung die Gewohnheit entſtanden, daß noch heutiges Tages in Franckreich unverheyrathete Damen um ihre Wappen einen ſolchen Strick, eben auf die Art, wie die Mannsbilder die Federn zu tragen pflegen.
Orden der Cloſter-Frauen des H. Gregorii,
Pabſt Gregorius der Groſſe hat im Jahr Chriſti 594. in Sicilien dieſes Frauen-Cloſter aufgebauet, und uͤber ſelbiges ſeine Baſe, die H. Tharſilla geſetzet, auch mit uͤberfluͤßigen Einkommen aus ſeinen eigenen Guͤtern verſehen. Sie gehen gantz in weiß gekleidet, und gehoͤren unter die Regul des H. Benedicti, fuͤhrten auch zu Folge der Paͤbſtlichen Verordnung ein ſtrenges Leben.
Orden vom gruͤnen Schilde. ſiehe. Orden de la Dame blanche.
H.
Orden der Hodendagſiſchen Canoniſſen von Bergen,
Die Canoniſſen dieſes Ordens ſeynd von der Geluͤbde der ewigen Keuſchheit abgewichen, dergeſtalt, daß wenn ſie des Morgens geiſtlich
ſeynd,
X x 3
(0716)
[Spaltenumbruch]
Orden
ſeynd, und als Kloſter-Jungfrauen ſich auffuͤhren, des Nachmittags hingegen ſich weltlich erzeigen. Sie duͤrffen ſich nach Belieben und ſonder Verletzung ihrer Reputation verheyrathen; und beſtehen ſaͤmtlich aus den fuͤrnehmſten und edelſten Damen, ſeynd gekleidet in einen ſchwartzen Unter-Rock, woruͤber ſie noch einen kurtzen weiſſen leinenen Rock, nebſt einer Weyhel auf dem Haupt tragen.
Orden der Gaſt-Hauß-Cloſter-Frauen zum Heil. Geiſt,
Das Gaſthauß zum H. Geiſt St. Maria in Sapia, hat Innocentius III. A. 1201. erbauet. In daſſelbe ſetzte er geiſtliche Maͤnner und Frauen; um die armen Wandersleute zu bewirthen. Caſtellus von Aquileja, ein Lehrer dieſes Ordens hat ſelbigen Orden einiger maſſen reformiret und gebeſſert. Die Bruͤder und Schweſtern muͤſſen vermoͤge ihrer Regul, einen genauen Gehorſam, Keuſchheit, Verlaſſung eigener Guͤter, und fleißiger Wartung der Krancken geloben. Ihr Merckzeichen iſt eine weiſſe, mit einem Scheine umgebene Taube, ſo den H. Geiſt vorbilden ſoll. Die KloſterFrauen ſeynd in ſchwartze Roͤcke gekleidet, und tragen auf der Bruſt ein 12. eckigtes weiſſes † auf dem Haupt aber eine weiſſe Haube oder Weyhel.
Orden der Regular-Canoniſſen von dem H. Grab zu Jeruſalem,
Wird in Franckreich gefunden, [Spaltenumbruch]
Orden
allwo er 1620. von einer Graͤfin von Chaligen, Claudia du Moy ſonſt genannt, geſtifftet worden. Dieſe Canoniſſen tragen eine ſchwartze Weyhel uͤber die weiſſen Hauben, und ſeynd in einen ſchwartzen Rock und Mantel gekleidet, auf deſſen lincker Seite ein roth ſechseckigtes † gleichwie auch auf dem leinenen Ober-Rocke zu finden iſt, auf der rechten Seiten aber des Mantels hengt ein doppelter Strick mit zerſchnittenen Knoͤpffen. Sie gehoͤren ſonſten unter die Regul des H. Auguſtini.
Orden der Jeruſalemitaniſchen Kloſter-Frauen des H. Hilarions,
Die H. Maria, ſo eine Aebtißin uͤber 55. geiſtliche Jungfrauen geweſen, hat nach des H. Hilarions Exempel und Regul zu Jeruſalem um das Jahr Chriſti 325. eine Kloſter-Frauen-Verſammlung geſtifftet, die nach Ausweiſung ihrer Conterfaiten, ſo noch hier und dar gefunden werden, auf dem Haupt eine ſchwartze jungfraͤuliche Weyhel, ſo ſie mit einem gewundenen leinen Band umgebunden, ingleichen ein kurtzes graues Maͤntelein, und einen Leib-Rock von gleich er Farbe getragen haben.
Orden der Jungfrauen, von der Heimſuchung Mariaͤ,
Dieſer Orden iſt von dem Heil. Franciſco de Sales, Biſchoff und Printzen von Geneve um das Jahr Chriſti 1610. geſtifftet. Der die Reguln ſolcher Stifftung
ſelbſt,
(0717)
[Spaltenumbruch]
Orden
ſelbſt entworffen, und von denen Paͤbſten confirmiren laſſen. Doch hat ſelbigen Orden in Franckreich am allermeiſten in groſſes Aufnehmen gebracht, die Ehrwuͤrdige Mutter Johanna Franciſca Fremior, Frau von Chantail. Die Jungfrauen dieſes Ordens, ſeynd in ſchwartz Tuch, nebſt einem leinenen Ober-Rock gekleidet.
I.
Orden der ritterlichen Krieges-Kloſter-Frauen von St. Jacob mit dem Schwerdt in Spanien,
Die erſte Commenthurin und Befehlshaberin dieſer geiſtlichen Ritter-Frauen, ſoll eine gewiſſe Aebtißin aus dem Cloſter des H. Geiſtes zu Salamanca, ſo um das Jahr Chriſti 1030. gelebet, geweſen ſeyn, ob gleich einige dieſen Orden dem Koͤnig Ferdinando von Galicien Anno 1170. zuſchreiben wollen. Die Verrichtungen dieſer Kloſter-Frauen beſtehen in Beherbergung und Handreichung der armen Reiſenden, die nach St. Jacob in Galicien Wallfahrt gehen; ſie gehoͤren unter die Regul des H. Auguſtini, und iſt der Koͤnig ihr Oberhaupt. Sie gehen durchaus ſchwartz gekleidet, und tragen auf der rechten Seiten ihres Oberrocks ein rothes Schwerd, ſo auf dem Creutze des Gefaͤſſes einen Schulp hat.
Orden Johanniter, oder, Maltheſer Ritter,
So auch weiblichen Perſonen conferiret wird. Dergleichen [Spaltenumbruch]
Orden
Frauen-Kloͤſter ſolches Ordens in Franckreich, Spanien und Italien, ja auch Maltha ſelber gefunden werden; allwo die Nonnen ihre Proben und Profeßionen, wie die Capellanen verrichten, und das achteckigte weiſſe Creutze in Form eines Sternes auf einem Schulterblatt tragen.
Orden der Gaſthauß-Cloſter-Frauen von St. Johann zu Jeruſalem,
Einige meynen, der Stiffter dieſes Ordens waͤre Johannes Hircanus; Andere nennen Johannem, Patriarchen von Alexandria, wieder andere glauben, es ſey einer, Nahmens Gerhard, geweſen, ſo das Jeruſalemitaniſche Gaſthauß geſtifftet. Die Gaſthauß-Cloſter-Frauen aber, die zu Rom im Gaſthauß der Heil. Maria Magdalena gefunden werden, ſeynd A. 1080. von der Agnes von Rom gebuͤrtig eingefuͤhret worden. In welchem Gaſthauß alle Reiſende und Pilgrime, ſo nach dem H. Land gehen, ihre behoͤrige Nothdurfft und Reiſe-Geld empfangen. Die Kloſter-Frauen tragen eine Weyhel, gehen in einem Laußgrauen Rock, haben ein rothes † auf der Bruſt, und ſind der Regul des Heil. Auguſtini beygethan.
Orden der Reformirten Gaſthauß-Cloſter-Frauen von St. Johann zu Jeruſalem,
Die Uhrheberin dieſes Ordens,
ſo
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(0718)
[Spaltenumbruch]
Orden
ſo in Franckreich gefunden wird, iſt geweſen Mutter Galliote de Vaillac von Anjou, ſo die Reformation zu Anfang des 17. Seculi vorgenommen worden. Die Kloſter-Frauen gehen ſchwartz gekleidet, mit einem achteckigten weiſſen ſeidenen Creutze auf der Bruſt, an der lincken Seiten des Mantels, welche acht Ecken gleichwie an dem Maltheſer-Creutz, die acht Seeligkeiten vorſtellen ſollen, und ſeynd auch auf dem Mantel in acht zerſchnittenen runden Platten die vornehmſten Werckzeuge des Leidens Chriſti abgebildet, als in dem oberſten das Angeſicht, in dem andern die Dornen-Crone, in dem dritten die 3. Naͤgel, in dem vierdten die Wuͤrffel, in dem fuͤnfften der Rock, im ſechſten das † im ſiebenden die Saͤule und der Speer, und in dem achten die Silberlinge. Dieſe alle ſeynd in Geſtalt der Schaugelder an Corallen, Paternoſter-weis zuſammen gefaßt.
Orden der H. Canoniſſen von St. Johann zu Lateran,
Soll von der Apoſtel Zeit noch herſtammen; dieſe Canoniſſen werden zu Rom in der Kirchen St. Johannis zu Lateran, gantz weiß gekleidet angetroffen. Sie tragen einen Rock, Mantel, leinenen Ober-Rock und ſchwartze Weyhel. Das Merckzeichen ihres Ordens iſt die H. Jungfrau Maria mit dem auf ihrem Schoß ſitzenden JEſus-Kind, ingleichen der H. Johannes zur rechten, und der Auguſtinus zur lincken Seiten, mit [Spaltenumbruch]
Orden
dieſem Beyworte: Donec auferatur Luna, biß daß der Mond hinweg genommen wird.
Orden der Jungfrauen des guten JEſu zu Ravenna,
Dieſer Orden iſt von Margaretha Ruſci, um das Jahr Chriſti 1506. zu Ravenna angeordnet worden. Sie ſelbſten die Stiffterin wird mit einer Hauben, ſo faſt wie ein Tulband zuſammen gebunden, und geflochten iſt, nebſt einem Pater noſter um den Halß, und einem Stock in der Hand, abgebildet gefunden.
Orden der Kloſter-Frauen der Regul des heiligen Iſiodori,
Die H. Florentina aus Spanien, des H. Iſiodori Biſchoffs in Sicilien Schweſter, ſtifftete An. 598. nach Anleitung der Reguln, die ihr Bruder, der H. Iſiodorus ihr vorgeſchrieben hatte, einen Frauen-Orden, welche durchaus in grau gekleidet gehen muſten.
L.
Orden der Layen-Schweſtern von Torre di Speculo, der Verſammlung des Oel-Bergs,
Die Heil. Franciſca de Pontianis des Pauli de Brixis Tochter hat An. 1434. dieſen Orden angefangen, und ſich bey ihren Satzungen der Olivetaner Vaͤter bedienet. Das Cloſter, ſo ſie zu Rom erbauet, und naͤchſt dem Capitolio geſtanden, iſt Torre di Speculo genennet wor-
den,
(0719)
[Spaltenumbruch]
Orden
den, allwo ſie auch Anno 1440. geſtorben, und von Paulo V. unter die Zahl der Heiligen geſetzet worden. Die Wittben und Jungfrauen ihres Ordens ſeynd durchaus gantz ſchwartz gekleidet.
Orden der Clariſſen LayenSchweſtern,
Dieſe ſeynd der Clariſſen Cloſter-Frauen ihre Maͤgde, und muͤſſen auſſer dem Cloſter die Bothſchafften und andere noͤthige Dinge verrichten, auch vor das Cloſter Lebens-Mitteln zuſammen betteln. Und ob ſie gleich nicht zu CloſterFrauen geweyhet, tragen ſie mit ſelbigen faſt einerley Kleider mit einem Mantel daruͤber, ausgenommen die ſchwartze Weyhel. Sie halten ſich an die Regul des Heil. Franciſci.
Orden vor die Liebe des Nechſten,
Iſt von damahliger Princeſſin Eliſabetha Chriſtina von Braunſchweig Wolffenbuͤttel, nunmehro Roͤmiſcher Kaͤyſerin, kurtz vor ihrer Abreiſe aus Teutſchland nach Spanien, A. 1708. geſtifftet worden, deſſen Zeichen iſt ein kleines goldenes Creutz, an einem rothen Bande, auf welchen die eingetheilten Worte: Amore Proximi, befindlich. Sothaner Orden wird von einem Geſellſchaffter an den andern verehret, und hat die Liebe des Naͤchſten zu ſeiner Abſicht. Es werden auch Dames mit in ſolchen Orden genommen.
[Spaltenumbruch]
Orden
M.
Orden der Heil. Maria. Siehe. Orden der Paulinen.
Orden der Cloſter-Frauen, der Heiligen Jungfrau Maria vom Berg Carmel,
Die Stiffterin dieſes Ordens iſt geweſen die Heil. Aebtiſſin Sara, ſo An. 432. die Cloſter-Frauen der Heil. Jungfrau Maria vom Berg Carmel, nach eben denſelben Reguln, denen die CarmeliterBruͤder zugethan ſeynd, geſtifftet hat. Diejenigen, ſo einen grauen Rock und weiſſen Mantel tragen, findet man in Europa gar ſpahrſam, wohl aber annoch in Syrien, um den Berg Carmel.
Orden der Adelichen Canoniſſen von St. Maria im Capitolio zu Coͤlln,
Die Stiffterin dieſes Ordens iſt Alpaidis Koͤnig Pepins von Auſtraſien Concubine geweſen, ſo um das Jahr 716. gelebet, und ihren Pallaſt zu Coͤlln in eine Kirche verwandelt, ihn auch zu der H. Mariaͤ im Capitolio genennet. Die Canoniſſen, ſo darinnen ſich aufhalten, ſeynd alle von hohen Adel, ſo nicht gnugſame Mittel haben ihren Stand zu fuͤhren. Des Morgens gehen ſie in geiſtlichen Habit in das Char, Nachmittags aber tragen ſie weltliche Kleider. Sie duͤrffen in keine oͤffentliche Geſell-
ſchafft
X x 5
(0720)
[Spaltenumbruch]
Orden
ſchafft kommen, iedoch iſt ihnen erlaubt, wann ſie wollen, ſich zu verheyrathen, auf welchen Fall ſie alsdann ihrer Einkuͤnffte ſich begeben muͤſſen. Sie leben ſonſt nach der Regul des Heil. Auguſtini, doch mit der Ausnahme, daß ſie gleichwohl an das Geluͤbd der ewigen Keuſchheit nicht gebunden ſind. Wann ſie in das Chor gehen, ſo ziehen ſie einen weiſſen Ober-Rock von klaren Kammer-Tuch uͤber ihre bunten weltlichen Kleider, ſo mit Gold und Silber ſtarck beſetzt ſeynd, und durch das klare OberTuch leuchten, haben auf dem Haupt einen ſchwartz-ſeidenen Flohr, der ihnen von hinten ziemlich weit nachſchleppet, ſonſt trugen ſie auch Haarlocken.
Orden der Cloſter-Frauen der Empfaͤngniß Mariaͤ,
Die Heil. Beatrix de Silva, hat A. 1484. dieſen Orden in Portugall aufgerichtet. Sie ſeynd gantz blau gekleidet, und haben an ihrem Scapulier ein Marien-Bild mit dem Kind JESU auf dem Arm, welches mit einem Speer den Drachen unter den Fuͤſſen Mariaͤ ertoͤdtet, angehefftet. Die Weyhel auf dem Haupte iſt ſchwartz.
Orden der Cloſter-Frauen der zehen Tugenden Mariaͤ, ſonſten Annutiaten genannt,
Dieſe Cloſter-Frauen gehoͤren zwar auch unter die Regul des H. Franciſci, gehen aber anders gekleidet, als in einem Aſch-faͤrbigen [Spaltenumbruch]
Orden
Rock, einem rothen Creutz-weiſen Scapulier, ſo zehen Knoͤpffe hat (die zehn Tugenden Maria bedeutend) und mit einem Strick geguͤrtet wird, woran noch drey kleine Stricklein (die Geiſſeln des HErrn Chriſti) gehangen. Die Novitiatin oder Neulingin tragen zum Gedaͤchtniß der Unſchuld des Seligmachers ein weiſſes Scapulier. Die H. Johanna, Koͤnigs Ludwigs XI. Tochter, hat ſie Anno 1500. mit groſſer Muͤhe geſtifftet, welche zu letzt vom Pabſt Leone X. confirmiret worden. Dieſer Orden hat ſeinen Aufang nur von fuͤnff Jungfrauen genommen, anietzo aber wird er unter die vornehmſten gezehlet.
Orden der Dienerinnen der H. Jungfrau Maria. Siehe. Orden der Serviten CloſterFrauen.
Orden der Gaſt-Hauß Cloſter-Frauen der H. Maria Magdalena. Siehe. Orden der Gaſt-Hauß Cloſter-Frauen von St. Johann zu Jeruſalem.
Orden der Minimen oder Allergeringſten,
Die Uhrheberinnen dieſes Ordens ſeynd zwey Spaniſche Schweſtern, Nahmens Maria und Franciſca von Lucerna, A. 1495. geweſen, ſo ſelbigen nach den Reguln
des
(0721)
[Spaltenumbruch]
Orden
des H. Franciſci de Paula angeordnet haben. Sie duͤrffen nach ſolcher Regul kein Fleiſch, Butter, Eyer noch Milch, ausgenommen in dem hoͤchſten Nothfall nur allein Kaͤß eſſen. Sie tragen eine ſchwartze Weyhel, weiſſen Schleyer, und eine Kappe mit einer runden Patience, ſo von der Kappe biß auf den halben Leib herab henget, und mit einem ledernen Riemen zugeguͤrtet wird, alles zuſammen von grauer Farbe.
O.
Orden der Obſervanz Cloſter-Frauen von der Biſchoͤfflichen Regul,
Anno 630. machte der H. Eloy, Biſchoff zu Nagon ſein groſſes Hauß in Paris zu einem Convent, und verſahe daſſelbe mit ſo reichlichen Einkuͤnfften, daß in ſelbigen 300. Jungfrauen konten erhalten werden. Nach dieſem bauete er ein ander Frauen-Cloſter, worin er die damahls zu Paris wohnende H. Aurea, von Geburth eine Sirerin, des Morini und der Quiria Tochter, zur Aebtiſſin eingeſetzet. Dieſe Cloſter-Frauen tragen eine ſchwartze Weyhel und Rock, und daruͤber einen weiſſen Mantol.
P.
Orden der Paulinen oder Gaſtalanen, ſonſt Jungfern der H. Maria genannt,
Dieſer Orden iſt zu Mayland von Louiſa Torella, Graͤfin von [Spaltenumbruch]
Orden
Gaſtalla, ſo eine Geſellſchafft 1556. geſtifftet, auffgerichtet worden. Sie ſeynd nicht, wie die CloſterFrauen, ſondern bey nahen weltlich gekleidet gegangen, nach weniger Zeit aber, wegen einiger unter ihnen eingeſchlichenen Mißbraͤuchen aus allen Staͤdten in Italien vertrieben und gantz vertilget worden.
Orden der PræmonſtratenſerCloſter-Frauen,
Anno 1120. hat der H. Robertus den Præmonſtratenſer-Orden zu pflantzen angefangen, welcher dieſen Nahmen von einen kleinen Platz, Præmonſtrans genannt, bekommen. Die Ricivera aber, eine Frantzoͤſin von Geburth hat die Cloſter-Frauen dieſes Ordens A. 1141. eingefuͤhret. Sie tragen weiſſe wollene Kleider und eine ſchwartze Weyhel. Sie ſeynd der Regul des H. Auguſtini unterworffen. Dieſer Orden hat ſich in Spanien, Franckreich und Niederland, wo mehr denn 50. Cloͤſter darvon gefunden werden, ſehr ausgebreittet. Die vortreffliche Abtey von Koͤnigsfeld, ſo eine von denen 6. Hollaͤndiſchen Abteyen iſt, war vor dieſem auch dem Præmonſtratenſer Orden beygethan, und ein adeliches Geſtifft auſſerhalb Delfft, an dem Weg nach Rotterdam gelegen; ſo von Richardis von Delfft, einer Tochter Wilhelmi I. auffgebauet, hernach aber ſelbſt von denen Delfftern, aus Furcht, es moͤchten die Spanier einen feſten Fuß darinnen ſetzen, Anno 1572. in Brand geſtecket worden.
S. Orden
(0722)
[Spaltenumbruch]
Orden
S.
Orden der Sacktragenden Cloſter-Frauen,
Der Heil. Ludwig, Koͤnig in Franckreich, welcher durch ſeine Mutter Blanche darzu auffgemundert ward, hat Anno 1261. einen Orden von Geiſtlichen, ſo wohl Maͤnnern als Weibern auffgerichtet, welche in Saͤcken gekleidet giengen, und deßwegen Sacktraͤgerinnen, Saccariæ, ingleichen bußfertige Toͤchter JEſu Chriſti genennet wurden. Allein der Manns-Orden hat nicht lange gedauret, indem ſie A. 1293. in ein ander Cloſter uͤbergangen. Das Frauen-Cloſter aber, ſo nahe bey St. Andreas zu Pariß geſtanden, hat auch nicht lange Beſtand gehabt, weil ſie beyderſeits noch bey ſeinem Leben in Abnahm gekommen. Jedoch ſollen noch 1357. zu Londen Cloſter-Frauen von dieſem Orden gefunden worden. Sie giengen in Saͤcken oder groben haͤnffinen Kleidern und barfuß.
Orden der Jungfrauen des Collegii zu Saragoſſa in Spanien,
Die Jungfrauen dieſes Ordens duͤrffen keine Weyhel tragen, ſie haben denn das 40. Jahr ihres Alters erreicht. Anno 1531. hat Mutter von Villa Simplis dieſes Jungfrauen-Collegium angeordnet. Sie gehen durchaus grau gekleidet.
Orden der Sclavinnen der Tugend,
Anno 1662. von der Roͤmiſchen [Spaltenumbruch]
Orden
Kaͤyſerin, Eleonora Ferdinandi III. Gemahlin, als des Ordens-Haupt und Groß-Meiſterin, geſtifftet. Das Ordens-Zeichen war eine goldene mit einem Lorber-Crantz umgebene Soñe; mit der Umſchrifft: Sola ubique triumphat.
Sie pfleget gantz allein, Im Sieg begluͤckt zu ſeyn.
Dieſe Medaille trugen die Damen an einer goldenen Kette um den lincken Arm, und zwar alſo, daß ſie konte geſehen werden; Ihre Pflicht beſtunde darinnen, daß die, ſo bey Hofe waren, den Orden allemahl trugen, die Abweſenden aber zu gewiſſen Zeiten ſolches thun muſten; Daß ſie der Tugend, ſonderlich der Maͤßigung der Affecten und andern dergleichen loͤblichen Ubungen obliegen wolten, und der Großmeiſterin die Treu verheiſſen ſolten, daß im Fall das OrdensZeichen, welches, wenn es klein war, an einer ſchwartzen ſeidenen Schnure hieng, verlohren gienge, 100. Thl. erleget, und ſelbige an ein armes tugendhafftes Menſche gewendet werden ſolten. Die Damen muſten alle von hoher Ankunfft, edlen Geiſt und tugendhafften Leben ſeyn, ihre Anzahl erſtreckte ſich nicht uͤber 30. und nach dem Todes-Fall einer Ordens-Genoßin ward das groſſe Zeichen der Großmeiſterin wieder zuruͤcke gegeben, das kleine aber verblieb den Erben.
Orden der ſchwartzen Schweſtern,
Dieſe ſeynd eine Art der Begginnen, ſo an vielen Orten in Niederland gefunden werden, und be-
ſtehet
(0723)
[Spaltenumbruch]
Orden
ſtehet ihre Verrichtung in Wartund Pflegung der Krancken, ſie gehoͤren unter die Regul des H. Auguſtini, und gehen ſchwartz gekleidet, mit einer weiſſen leinenen Hauben auf dem Haupt, uͤber welche, wann ſie ausgehen, ſie noch eine Kappe zu tragen pflegen.
Oꝛden der dienenden ſchwaꝛtzen Schweſtern,
Iſt eine abſonderliche Art derjenigen ſchwartzen Schweſtern, welche die Krancken in ihren eigenen Haͤuſern auſſer dem Cloſter vor ein woͤchentliches oder taͤgliches Lohn, welches hernach zum Nutzen des Cloſters verwendet wird, fleißig warten. Wann ſie ſolcher geſtalt bey denen Krancken ſeynd, ſo tragen ſie ein weiſſes Schurtz-Tuch vor dem Leib nebſt einem Schleyer auf dem Haupte.
Orden der Serviten-CloſterFrauen oder Dienerinnen der H. Jungfrau Maria,
Es hatten ſieben Florentiniſche Kauffleute den Orden der ServitenBruͤder geſtifftet. Hundert Jahr darauff richtete Juliana de Falconerys den Orden der Serviten-Cloſter-Frauen oder Dienerinnen der H. Jungfrau Maria zu Florentz gleichfalls auf, welche faſt eben auf die Weiſe, wie die Bruͤder dieſes Ordens lebten, und in ſchwartz gekleidet giengen. Die Stiffterin dieſes Ordens ſtarb A. 1341. und wurden ihre Reguln von Leone X. und Paulo beſtaͤtiget. In Italien, wie auch zu Coͤlln findet man [Spaltenumbruch]
Orden
uͤber 50. Cloͤſter von dieſen CloſterFrauen. Dionyſius Buſſat, der allgemeine Regierer und Director ſolches Ordens hat ſie A. 1641. zu einer ſtrengen Verſchlieſſung und eine ſchwartzen Weyhel zu tragen vermoͤget.
Orden der Studter-CloſterFrauen. Siehe. Orden der Acoemeter.
T.
Orden der Cloſter-Frauen auf der Inſul Tabennes,
Dieſen Orden hat der Abt Pachomius um das Jahr Chriſti 340. in der Inſul Tabennes geſtifftet. Seine Schweſter iſt von ihm zur Aebtißin uͤber ſolches Cloſter geſetzet worden, welche auch eine groſſe Anzahl geiſtlicher Jungfrauen von allen Orten her an ſich gezogen, mit welchen ſie in einfaͤltiger Beobachtung ihrer Regul, der Gottesfuͤrchtigkeit und Stilleſchweigen gelebet. Sie waren auf Griechiſche Art gekleidet, die Kappe aber und des Ober-Rocks Enden mit Creutzen geſtickt. Ihr MerckZeichen war ein Engel mit den metallenen Tafeln, worauf die Reguln, die er ihrem Bruder dem H. Pachomio auffzuzeichnen befohlen, geſchrieben waren, nebſt dem Denck-Spruch: Er hat ſeinen Engeln wegen deiner befohlen.
Orden des Todten-Kopffs,
Iſt zwar von Sylvio Nimrod, Hertzogen zu Wuͤrtenberg und ſeiner verwittibten Frau Mutter der Fuͤrſtin Sophia Magdalena, Her-
tzogin
(0724)
[Spaltenumbruch]
Orden
tzogin zu Liegnitz und Prieg, Anno 1652. geſtifftet, von Frauen Louiſen Eliſabeth aber, Hertzogs Philipp zu Sachſen Merſeburg Hochfuͤrſtl. Frau Wittiben 1709. wieder renoviret worden, das Zeichen iſt ein weiſſes ſeidenes Band, woriñen ein ſilberner Toden-Kopff an einer ſchwaꝛtzen emaillirten Schleiffe, auf welcher dieſe Worte mit weiß emaillirten Buchſtaben, Memento Mori, zu befinden. Es werden ſo wohl Dames als Cavaliers mit dieſem Orden beehret.
U.
Orden der ungeſchuheten Carmeliter-CloſterFrauen,
Die H. Thereſia von JEſu, ſo A. 1515. in Spanien gebohren ward, hat zu Zeiten Pabſt Leonis X. den Orden der ungeſchuhten Carmeliter-Cloſter-Frauen angefangen und geſtifftet. An. 1582. ſtarb ſie, und ward vom Gregorio XV. in die Zahl der Heiligen 1622. verſetzet. Die Cloſter-Frauen dieſes Ordens tragen einen grauen Rock und Scapulier, einen weiſſen Mantel und eine ſchwartze Weyhel auf dem Haupte, muͤſſen auch bloſſes Fuſſes gehen.
Orden der ungeſchuheten Carmeliter-CloſterFrauen in Franckreich,
Die Stiffterinnen dieſes Ordens, ſo ſelbigen in Franckreich A. 1644. eingefuͤhret, ſind geweſen zwey Jungfrauen, nehmlich die Mutter von JEſu, eine Spaniern, [Spaltenumbruch]
Orden
und die Schweſter Matia del Incarnation eine Frantzoͤſin. Sie ſeynd faſt wie die alleraͤlteſten Carmeliter gekleidet, ausgenommen, daß ſie barfuß gehen, und einen etwas kuͤrtzern Mantel tragen; Die Muͤtter tragen eine ſchwartze Weyhel, die Schweſtern aber weiſſe Hauben.
Orden der Urbaniſten,
Der Urſprung dieſer CloſterFrauen wird der Heiligen Iſabolla, des Heil. Ludewigs, Koͤnigs in Franckreich Schweſter, zugeſchrieben; welche ihren Bruder um Beyhuͤlffe erſuchet ein Cloſter und Orden nach der Regul des Heil. Franciſci auffzurichten; welches er ihr nicht nur bewilliget, ſondern auch allen verlangten Vorſchub gethan; maſſen er einige der vornehmſten und gelehrteſten Maͤnner aus ſeinem Orden zuſammen kommen laſſen, ſo einige neue Art Cloſter-Frauen nach Anleitung des H. Franciſci entwerffen ſolten. Welche Reguln hernach Pabſt Alexander IV. gebilliget und confirmiret, auch ihnen den Nahmen der Clariſſen-Urbaniſten gegeben. Die Stiffterin dieſes Ordens ſtarb und ward An. 1521. vom Pabſt Leone X. unter die Zahl der Heiligen geſetzet. Dieſe Cloſter-Frauen kommen gar ſelten aus dem Cloſter, und gehen wie die Clarißen in grau gekleidet, ausgenommen, daß ſie weder Scapulier noch ſchwartze Weyhel tragen.
Orden der Urſuliner Jungf[ – 1 Zeichen fehlt]auen
Iſt von einer Italiaͤniſchen
Jung-
(0725)
[Spaltenumbruch]
Orden
Jungfrau, Angela von Brixis genannt, Anno 1540. geſtifftet worden. Dieſe Stifftung iſt vom Pabſt Pio III. A. 1544. confirmiret, ihrer Geſellſchafft der Nahme von St. Urſula der regulirten Stifftung gegeben, und mit vielen Privilegien und Freyheiten begabet worden. Dergleichen auch Gregorius XIII. Anno 1572. gethan. Ihr Ober-Auffſeher iſt geweſen der H. Carolus Borromæus. Sie gehen gantz weiß, und ſeynd mit einem ſchwartzen Mantel umgethan.
Orden der Urſuliner Jungfrauen in Pariß,
Iſt Anno 1612. im Novembr. am Tage des H. Martini zu Pariß von Mutter Anna de Rousſi geſtifftet worden, welche ihr zu Pariß an deꝛ Vorſtadt St. Jacob gelegenes Hauß zu eineꝛ Wohnung vor geiſtl. Urſuliner Jungfrauen erbauet. Zu dem Ende hat ſie eine gantz ſchwartze Kleider-Tracht und zugleich die Regul des H. Auguſtini unter den drey gewoͤhnlichen Geluͤbden auf Verguͤnſtigung Pabſt Pauli V. angenommen, welcher dieſen Orden 1619. viel Freyheiten ausgemacht. Sie ſeynd erſtlich in denen Niederlanden auf Anhalten Ferdinandi Ertz-Biſchoffs von Coͤlln vom Pabſt Urbano VIII. beſtaͤtiget worden, nachgehends aber Anno 1629. auch nach Luͤttich und A. 1639. nach Coͤlln gekommen.
V.
Orden der Verſammlung der Chriſtlichen Lehre,
Dieſer Orden iſt von dem Heil. [Spaltenumbruch]
Orden
Borromæo, Cardinal und ErtzBiſchoff zu Mayland, ſo wohl fuͤr Mannes-als Weibes-Perſonen A. 1568. auffgerichtet worden, wo die Ordens-Frauen, wie die Maͤnner verpflichtet ſind die Kinder im Chriſtlichen Glauben zu unterweiſen. Die Frauen gehen ſchwartz gekleidet mit einem weiſſen leinenẽ Ober-Rock, und tragen noch darzu einen ſchwartzen Mantel, der ihnen von dem Haupt biß auf die Fuͤſſe reicht. Sie ſeynd der Regul des H. Auguſtini zugethan.
Orden der Verſammlung der H. Maria,
Die Stiffterin dieſes Ordens iſt die Mutter Alix à Præſentatione aus Lothringen gebuͤrtig, geweſen, ſo ſelbigen um das Jahr Chriſti 1610. angegeben. Sie tragen eine weiſſe Weyhel und ein ſchwartzes Kleid.
Orden der Verſammlung zu Mayland,
Iſt im Jahr Chriſti 1574. von dem H. Corolo Borromæo zu Mayland auffgerichtet, welcher eine Verſammlung von Frauen daſelbſt angegeben, ſie mit CloſterWohnungen verſehen, und ihnen gewiſſe Lebens-Reguln vorgeſchrieben. Sie gehen in ſchwartz Tuch gekleidet, und ſeynd uͤber den LeibRock geguͤrtet.
Oroades,
Hieſſen diejenigen Nymphen; ſo auf denen Bergen ſich auffhielten, und die Dianam auf die Jagd begleiteten. Virg. l. 1. Æneld.
Orin-
(0726)
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Orinda Oſt-Indi
Orinda. ſiehe. Philips.
Orithya,
Des Athenienſiſchen Koͤnigs Erechtei Tochter, in welche ſich der Boreas verliebet; weil er aber ſelbige durch gute Worte als Weib nicht erhalten konte, entfuͤhrte er ſelbige mit Gewalt, und flohe mit ihr nach Thracien, hat auch daſelbſt den Cethen und Calaim gezeuget.
Orithya,
War eine Koͤnigin der Amazonen.
von Orleans,
Antonia. Marggraͤfin in Belluiſte, eine ſehr devote Frantzoͤiſche Princeßin, ſo den Orden der Benedictiner Cloſter-Frauen des Bergs Calvariæ zu Poictiers geſtifftet, worinnen ſie auch A. 1618. geſtorben.
Orphne,
Eine Nymphe und Mutter des Aſcalaphi, den ſie in der Hoͤlle gebohren.
Orſina,
Clarice. Soll eine ſehr beruͤhmte und ſcharffſinnige Poetin geweſen ſeyn. Vid. Gio. Felice Aſtolfi nella ſua officin. Iſtorica. p. 114.
de Oſorio,
Anna. Eine adeliche und gelehrte Spaniern von Burgos gebuͤrtig, war in der Theologie ſehr gelehrt, und deßwegen weit beruͤhmt. Vid. Hiſpan. Illuſtr. Tom. II. pag. 822.
Oſt-Indiſche Vogel-Neſter. Siehe. Vogel-Neſter OſtIndiſche.
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Oſtra Paan
Oſtra, oder, Eoſtra, auch Aſtarte und Eſtar,
War eine Goͤttin bey den alten Sachſen in Deutſchland, und in Brittanien, welcher zu Ehren ein beſonderes Feſt im April gefeyert und darbey geopffert wurde. Als nun nach der Reformation Caroli M. dieſe Abgoͤtterey abgeſchaffet und dargegen das Paſcha Feſt eingefuͤhret wurde, ſo haben dennoch die alten Deutſchen ihrer hartnaͤckigten Gewohnheit nach den Nahmen beybehalten, und erwehntes Paſcha das Oſter-Feſt genennet; wie denn auch noch die Engellaͤnder den April den Eaſter-Monath nennen. Beda. cap. 13. d. Temp. Rat.
Ottona,
Johanna, von Gent aus Flandern, des gelehrten Johannis Ottonis gleichfalls gelehrte Tochter, und Guilielmi Magarti, eines Provincial Advocatens in Flandern Eheweib, eine gute Poetin, deren Poemata und Luſus Poetici Extemporanei zu Antwerpen A. 1617. heraus gekommen. Vid. Joh. Hallervord. Bibliothec. Curioſ p. 159. ſeq.
P.
Paan,
Heißt dasjenige Gewand, ſo das Frauen-Volck in Mohrenland an ſtatt des Rocks um den UnterLeib zu ſchlagen pfleget, es henget ſolches von dem Nabel biß auf die Fuͤſſe, und wird aus Sammet, Stoff, Taffet odeꝛ Tuch geſchnitten.
Pacen-
(0727)
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Pacen Palantia
Pacenſis Catharina. ſiehe. Catharina Pacenſis.
Padilla,
Louiſia. Eine gelehrte Spanierin, aus vornehmen Geſchlechte, ihr Vater Martinus de Padilla war Graf de Sancta Gadea, und Koͤnigs Philippi III. Staats-Rath, ihr Gemahl hieß Anton Ximenez de Urrea, Graf von Aranda und ein Grande. Sie hat geſchriebenꝛ Lagrimas de la Nobleza y Nobleza virtuoſa; defenſa de la verdad y invectiva contra la mentira; Excelencias de la Caſtidad. &c.
Paͤppe,
Pflegen die Muhmen und Ammen insgemein dasjenige Mus zu nennen, welches ſie den kleinen Kindern einzuſtreichen pflegen. Es iſt dieſe Redens-Art von dem alten Lateiniſchen Wort Papa hergenommen. Vid. Nonium Marcell. d. Propr. Sermon. c. II. & Varr. it. Cat. de Liber. Educ.
Palantia,
Anna. Eine vortreffliche Poetin, ſo mit dem beruͤhmten Epigrammatiſten Joh. Poſthio certiret, ihn auch uͤberwunden. Wie er ſelbſt in dem I. Theil ſeiner Poemat. pag. 133. 139. 141. und P. II. p. 294. geſtehet. Sie hat des beruͤhmten Poeten und Heydelbergiſchen Bibliothecarii Pauli Meliſſi Schedii Pſalmen uͤberſetzet, der ihr zu Ehren viel Elogia hin und wieder auffgeſetzet. Auch hat ſie ihres Schwagers Utenhovii Poemata abgeſchrieben Meliſſo uͤberſendet, [Spaltenumbruch]
Palati Pales
der ſelbige hernach heraus gegeben. Sie ſoll uͤberdieß vortrefflich haben zeichnen koͤnnen.
Palatine,
Iſt eine gewiſſe Art von einem Kragen oder Halß-Binde, der aus Zobel, Marter, Hermelin, Samm̃et oder Flohr, auch Crep verfertiget wird, und den das Frauenzimmer um den Halß zu ſchlingen pfleget: die von Sam̃et, Flohr auch ſchwartzen zarten Tuch oder Crep werden zu Ende der beyden Theile offtermahls mit zwey gold- oder ſilbernen umſponnenen groſſen und holen Knoͤpffen durchſchlungen. Die façon ſoll von einer gewiſſen PfaltzGraͤfin inventiret worden ſeyn, daher man ſie auch Palatine benennet. Man heiſſet auch nunmehro diejenigen flohrnen, mit gold- oder ſilbernen geſtickten oder durchzogenen und mit gold oder ſilbernen Canten und Spitzen um und um friſirten Hals-Tuͤcher und Kragen Palatine, ſo zuſammen geſchoben und mit goldnen oder ſilbernen Knoͤpffgen und Litzgen oben um den Hals 2. oder 3. mahl eingehalten und zuſammen geſchlagen werden.
Pales,
Die Goͤttin der Schaͤfer und Hirten, ſo uͤber ihre Fuͤtterung beſtellet war, und welcher ſie zu opffern pflegten. Ihre Feſte wurden Palilia, oder Parilia, wie einige wollen, genennet, an welchen die Schaͤfer und Hirten auf denen Feldern um groſſe angebrennte Holtzhauffen zu tantzen pflegten.
de Pa-
Frauenzim̃er-Lexicon. Y y
(0728)
[Spaltenumbruch]
Pale Pamphi
de Paleſtran,
Margaretha aus Franckreich, eine ſehr devote Dame, ſo A. 1588. zu allererſt den Orden der Foliantinnin auffgerichtet, und ein Cloſter darzu erbauet. Dieſe Ordens-Schweſtern fuͤhren ein ſehr ſtrenges Leben, doͤrffen kein Fleiſch, Fiſch noch Eyer eſſen, auch keinen Wein trincken, auſſer im hoͤchſten Nothfall.
Pallades,
Hieſſen diejenigen Jungfern, ſo die Thebaner bey den Egyptiern dem Jupiter widmeten.
Pallas,
Die Goͤttin der freyen Kuͤnſte und Weißheit, wird ſonſt Minerva genannt. Siehe. Minerva.
Paluzia,
Catharina. Eine begeiſterte Paͤbſtliche Nonne, ſo etzliche hundert vermeynte Offenbahrungen vorgegeben, worinnen ſie Chriſtus perſoͤnlich und muͤndlich ſoll unterrichtet haben. Daß ſelbige aber der Quietiſtiſchen Secte und Ketzerey ergeben geweſen, haben die Paͤbſtler nach der Zeit ſelbſt erſehen. Vid. Molin. Manuduct. Spirit. l. 2. c. 9. p. 206.
Pamphila,
Des Soteridis Tochter und Socratidis Frau, ein gelehrtes Weib aus Aegypten, hat zu des Kaͤyſers Neronis Zeiten im I. Seculo gelebet, und 8. Buͤcher untermiſchter Hiſtorien geſchrieben. Photius in ſeiner Biblioth. Cod. 175. lobet ſie ſehr; Suidas aber, Vosſius, Gellius und Laertius meynen gar ſie haͤtte [Spaltenumbruch]
Pampſ Panda
23. Buͤcher geſchrieben. Auſſer dieſen hat ſie noch Epitomen Cteſiæ, it. Epitomas Varior. Scriptor. und undere mehr geſchrieben. Vid. Menag. in Hiſt. Mulier. Philoſ. p. 9.
Pamp-Schweſtern,
Heiſſen diejenigen Weiber, ſo auf nichts dencken, als was ſie Gutes eſſen und tꝛincken wollen, und ihren wolluͤſtigen Leib durch allerhand Lecker-Bißgen und Schnabelwerck taͤglich unterhalten und ausmaͤſten.
Panacea,
Eine Tochter des beruͤhmten Æsculapii, ſo gleichfalls in der Medicin und Artzney-Kunſt ſehr erfahren war. Vid. Cyriac. Spangenberg im Adel-Spiegel. p. 427.
Panagæa,
Iſt ein Beynahmen der Diana, weil ſie ſtets herum ſtriche und keinen gewiſſen und beſtaͤndigen Sitz weder im Himmel noch auf Erden hatte.
Panciges,
Iſt ein Oſt-Indianiſcher gewebter ſeidner Zeug, ſo einen Gra di Napel Grund hat und mit Blumen ausgezieret iſt, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihren Kleidungen zu bedienen pfleget.
Panda,
Eine alte Goͤttin bey denen Roͤmern, ſo denen Wegen und Pforten vorgeſetzet ward. Weil ſie ſelbige auffzuthun und zu oͤffnen pflegte. Wird auch ſonſten Pantica genennet.
Pan-
(0729)
[Spaltenumbruch]
Pandora Pantof
Pandora,
Ein wohlgeſtaltes und ſehr ſchoͤnes Weibes-Bild, ſoll von dem Vulcano auf Befehl des Jupiters verfertiget, und von jedem Gott und Goͤttin mit eines jeden Geſchicklichkeit und Tugend beliehen worden ſeyn. Dieſes Weib ſoll von dem Jupiter mit einer verſchloſſenen Buͤchſe zu dem Promotheus auf die Erde geſendet worden ſeyn, welcher auch ſolch Behaͤltniß von ihr angenom̃en, und als er ſelbiges eroͤffnet, die Welt mit allerhand Kranckheiten und Ungluͤck, welches alles in dieſer Buͤchſe ſtack, angefuͤllet und angeſtecket haben. Eben dergleichen Nahmen fuͤhrte auch die Mutter des Deucalions.
Pandroſos,
Des Athenienſiſchen Koͤnigs Cecrops Tochter, eine Schweſter Aglauri und der Herſe.
Panothea,
Eine Prieſterin und Weiſſagerin des Apollinis, ſo unter Abantis Argivi oder Acriſii Regierung gelebt, und die Heroiſchen Verſe erfunden haben ſoll.
Pantaclea Coronia. ſiehe. Coroniæ.
Pantænis,
Eine alte gute Poetin, deren M. Valerius Martialis Lib. VII. Epigrammat. p. 229. ad Canium erwehnet.
Pantoffeln,
Seynd Halb-Schuh, ſonder La[Spaltenumbruch]
Pantof Papa
ſchen und Hinter-Leder, werden insgemein mit Treſſen bebraͤhmet und mit Falbala beſetzet, ſind auch oͤffters geſtickt; Das Leipziger Frauenzimmer gehet nach itziger Mode in die Kirche darinnen.
Pantoffeln verkehrt vor das Bette ſetzen,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige der falſchen Meynung ſeynd, ob koͤnte man nicht, wenn man die Pantoffeln des Abends vor ſein Bette verkehret ſtellte, des Nachts uͤber von dem Alp gedruͤcket werden.
Panyperſebaſta,
Eine gelehrte Tochter Theodori Metochitæ, der unter Andronico Magnus Logotheta war, ſie heyrathete des Kaͤyſers Brudern Sohn, der erſt Panyperſebaſtos hernach Cæſar war, daher ſie auch Cæſariſſa genennet wird. Nicephorus Gregoras, ſo ihr Præceptor geweſen, bezeuget in ſeiner Hiſtorie viel von ihrer Gelehrſamkeit und Beredſamkeit, fuͤhret auch eine nette Oration von ihr an.
Papa,
Iſt das jenige Wort, welches die Kinder am erſten und allerleichteſten heraus lallen lernen und ihre Vaͤter dadurch genennet wiſſen wollen. Den Urſprung ſolches Worts und die davon unterſchiedenen Meynungen hat M. Gerſtaͤcker in einer abſonderlichen Diſſertation de Blanda Gallorum compellatione, Papa, ausgefuͤhret. Heut zu Tage iſt dieſes Wort auch ſo beliebt, daß die Weiber ihren
Maͤn-
Y y 2
(0730)
[Spaltenumbruch]
Papagoy Paraph
Maͤnnern mit dergleichen Nahmen zu ſchmeicheln ſuchen, und ihnen ſelbigen aus einer Galanterie beylegen.
Papagoy,
Iſt ein Indianiſcher groſſer Vogel, von allerhand Art und Farben, woran ſich das Frauenzimmer, welches dergleichen Voͤgel ſchwatzen lehret, zu beluſtigen und ſelbige in ihr Zimmer zu hengen pfleget. Die kleine Art von Papageyen werden Perroquetgen genennet.
Papagoy-Bauer,
Iſt ein groſſer von Meßing oder Drat-Blech in einander geſchlungener Keficht, innewendig mit einem runden Ringe verſehẽ, worinnen das Frauenzimmer den Papagey ſitzen hat.
Parade-Bette,
Heiſſen diejenigen praͤchtigen mit einem halben Himmel oder Baldachin bedeckten und auf allerhand Art ausſtaffirten und gezierten Betten, ſo man in denen vornehmen Zimmern und Kammern findet, und welche mehr zum Staat als zum Gebrauch aufgeſtellet und ausgeſchmuͤcket werden.
Paraphernal-Guͤter,
Heiſſen in denen Rechten diejenigen Guͤter, welche die Woiber ihren Maͤnnern nicht als EheGeld, ſondern ſonſt in waͤhrenden Eheſtande noch uͤber die Mit-Gifft zubringen. Nach denen Kaͤyſerlichen und gemeinen Rechten hat der Mann kein Recht daruͤber, es muͤſte denn das Weib ihm ſelbige gutwillig einraͤumen: nach Saͤch[Spaltenumbruch]
Parap Parcaͤ
ſiſchen Rechten aber bekommt der Ehemann von denen ParaphernalGuͤtern die Frucht-Genieſſung ſo wohl als von der Mit-Gifft. Carpzov. P. I. C. 26. Def. 86. & L. 6. Tit. 6. Reſp. 51. n. 14.
Para-Pluye. ſiehe. Paraſol.
Paraſol,
Heißt eigentlich ein SchirmTach von Wachs-Tuch, ſo an einem Staͤnglein das Frauenzimmer uͤber ſich traͤget, um ſich dadurch wieder der Sonnen Hitze zu bedecken. In hieſigen Landen aber brauchet ſie das Frauenzimmer zur Regen-Zeit. Sie koͤnnen ausgeſpannet und wieder eingezogen werden. Die Frantzoſen geben ihm den rechten Nahmen und nennen es Parapluye.
Parat,
Heiſſet derjenige Zeug, welcher in Hamburg von dem Frauenzimmer zu denen Regen-Kleidern getragen wird. Man hat keine andere Farbe davon als ſchwartz. Er iſt zweyerley, ſeiden und woͤllen. Der woͤllene aber iſt unterſchiedener Gattung.
Parcæ,
Waren drey unterirdiſche Goͤttinnen, in deren Haͤnden der Menſchen Leben und Gluͤck beſtand, und welche den Lebens-Faden zu ſpinnen und abzureiſſen pflegten. Sie heiſſen Clotho, ſo den Rocken trug, Lacheſis, ſo den Lebens-Faden drehete, und Atropos, ſo ſelbigen abriſſe.
Par-
(0731)
[Spaltenumbruch]
Parch Pariſa
Parchent. ſiehe. Barchent.
Pardea,
Iſabella, war eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Paret,
Iſt eine Zierrath des Haupts faſt in Form einer kleinen Crone oder Crantzes, entweder von Perlen oder von goͤldenen Drat-Buckeln auch ſchwartzen Schmeltz zuſammen geſetzet und gebogen, ſo die Jungfern in Augſpurg und Ulm, wann ſie zur Hochzeit gehen, auffzuſetzen pflegen.
Parfumirte Sachen,
Heiſſen dem Frauenzimmer alle diejenigen Dinge, ſo mit wohlriechenden Eſſentien und Ingredientien angefeuchtet und angeſchmieret werden, als da ſind: Handſchuh, Haar-Poudre, Pomaden, Seiffen-Kugeln, kleine Kuͤßlein, ſo mit allerhand wohlriechenden Kraͤutern ausgeſtopffet werden, und welche ſie in die WaͤſchgeraͤthKoͤthen und Schraͤncke zu legen pflegen.
Pariſani,
Conſtantina Celeſte. Eine gelehrte und vornehme welſche Dame in Rom, ſo nicht nur die Philoſophie uñ Sprachen wohl verſtunde, ſondern auch in der Theologie herrlich erfahren war.
Pariſatis,
Die Wunderliche benannt, Artaxerxis Mutter und des Cyri Tochter, war von ſolchen Eigenſinn und wunderlichen Humeur, daß ſie ſich [Spaltenumbruch]
de Parthenai
oͤffters vernehmen laſſen; Es ſey nichts auf der gantzen Welt, daß ihr recht und nach ihrem Kopffe gemacht waͤre.
de Parthenai,
Anne. Eine ſehr gelehrte Dame und nahe Anverwandtin von der Catharina de Parthanai. Sie verſtund nicht allein die Griechiſche und Lateiniſche Sprache, ſondern hatte auch in der Theologie eine nicht geringe Wiſſenſchafft. Vid. M. Bayle dans l’Article Parthenai. T. III. pag. 2302.
de Parthenai,
Catharine. Eine galante Poetin aus Franckreich, ſo ſich erſtlich mit dem Baron du Pont 1568. und das andere mahl 1575. mit Renato de Rohan vermaͤhlet. Sie hat ſehr ſchoͤne Sachen geſchrieben, worunter bekannt ſeynd: Etliche Tragœdien und Comœdien, aus welchen abſonderlich die Tragœdie d’ Holoferne, ſo zu Rochelle A. 1574. oͤffentlich auffgefuͤhret worden, groſſe Approbation erhalten; viele Elegien, ſo auf allerhand groſſer Herrn Abſterben verfertiget worden; it. Le Preceptes d’Iſocrate á Demoniq. ſo noch nicht gedruckt ſind. Wie auch eine Apologie vor den Koͤnig Henricum IV. in Franckreich, ſo aber in der That eine rechte Satyre iſt. Sie hatte drey Toͤchter, davon die Juͤngſte Anne gleichfalls eine ſehr gelehrte Dame geweſen. Ihr Tod iſt den 26. Octobr. 1631. erfolget. Vid. La Croix du Maine en ſa Bibliotheque Franc. p. 478. Le Pere Anſelme Hiſtoire des Grand Officiers. p. 153.
Parthe-
Y y 3
(0732)
[Spaltenumbruch]
Parthe Paſiph
Parthenope,
War eine von denen Syrenen oder Meer-Wundern, ſo an denen Siciliſchen Ufern ſich aufhielten, und, weil ſie den voruͤber ſchiffenden Ulyſſes durch ihren ZauberGeſang nicht an die gefaͤhrlichen Klippen locken konten, ſich vor Zorn und Schmertz ins Meer ſtuͤrtzeten; Dieſe Syrene iſt zu Campanien eineꝛ beruͤhmten Stadt in Neapolis begraben worden; Weßwegen auch ſolche Stadt nach ihrem Nahmen Parthenope genennet wird.
Partunda,
Hieß bey denen Alten diejenige Goͤttin, ſo denen in der Geburt arbeitenden Weiber zu Huͤlffe kahm, und von ſelbigen Opffer annahm.
Parunda,
War bey den Alten auch eine Goͤttin, ſo denen gebaͤhrendeu Weibern vorzuſtehen pflegte. Sie wird auch ſonſt genennt Lucina.
van de Pas,
Magdalena. War nicht nur allein eine groſſe Kuͤnſtlerin im Mahlen, ſondern wuſte auch ſauber in Kupffer zu ſtechen.
Paſiphaë,
Eine Tochter der Sonnen und Perſidis, des Cretiſchen Koͤnigs Minois Weib mit welchen ſie die Ariadne gezeuget; Dieſe Paſiphaë hatte ſich in einen ſchoͤnen Stier verliebet, und als ſie ſolches ihr Anliegen dem Dædalo einem Kuͤnſtler entdecket, hat er ſie in Form einer [Spaltenumbruch]
Paſithea Paſſa
hoͤltzernen Kuh eingeſchloſſen, daher ſie auch mit dieſem ſchoͤnen Stier durch dieſe Liſt ihre Liebe gepflogen, und von ihm den Minotaurum, welcher halb ein Menſch und halb ein Stier war, gezeuget. Dieſer ihr Sohn Minotaurus iſt hernach in den Labyrinth eingeſperret worden.
Paſithea,
Eine von denen drey Gratien. Eine Tochter des Jupiters und der Eurynomes, der Thaliæ und Euphroſyne Schweſter.
Paſithea,
Eine Meer-Nymphe, des Nereus und der Doris Tochter. Dergleichen Nahmen fuͤhrte auch des Atlantis Tochter, ſo er mit der Æthra gezeuget.
Pasquill,
Iſt eine Schmaͤh- und SchaͤndSchrifft ohne Benennung des Autoris, wodurch mal-honnette Gemuͤther offtermahls das Frauenzimmer zu proſtituiren und ihren ehrlichen Nahmen abzuſchneiden ſuchen. Nach denen alten Roͤmiſchen Geſetzen wurden dergleichen Pasquillanten mit dem Leben geſtraffet. Rittershuſ. ad LL. XII. Tabb. Heut zu Tage aber iſt die Straffe willkuͤhrlich, und beſtehet offtermahls nach Befindung der Umſtaͤnde in Gefaͤngnuͤß, Relegation, Landes-Verweiſung, auch manchmahl Staupenſchlaͤgen.
Paſſarini,
Paula, Helena, Laura und Caſſandra; des im 16. Seculo zu Padua
beruͤhm-
(0733)
[Spaltenumbruch]
Paſſemen Paſta
beruͤhmten Philoſophi Marci Antonii Genuæ Paſſarini oder de Paſſeribus, vier gelehrte Toͤchter, ſo allerſeits von ihrem Vater die Philoſophie erlernet, und ſich wegen ihrer groſſen Wiſſenſchafften unter denen Gelehrten in Italien eine ſonderbahre Hochachtung erworben.
Paſſementen, oder, Poſſementen,
Seynd allerhand von Gold, Silber oder Seide gewuͤrckte, umſchlungene auch mit gekloͤppelter Arbeit eingeſchobene Zierrathen, Borten, Spitzen, Canten und durchbrochene Gewebe, deren ſich das Frauenzimmer zu allerhand Putz und Galanterie bedienet.
â Pasſione,
Eliſabetha Maria. Eine gelehrte und geſchickte Sicilianerin, ſonſt Eliſabeth Morſo oder auch Lancea genannt, ward A. 1582. zu Trabia aus Graͤfflichen Stamme gebohren. Sie wurde mit Antonio Morſo Marcheſe de Gibillino vermaͤhlet, als aber ihr Gemahl ſtarb, und ſie an ihren Augen Schaden litte, gieng ſie in das FranciſcanerCloſter S. Viti, und wurde wegen ihrer ſtrengen Lebens-Art ſehr æſtimiret, ſie ſchrieb Lettere ſpirituali und ſtarb A. 1639. den 5. Jun. Ihr todter Coͤrper ſoll einen uͤberaus lieblichen Geruch von ſich gegeben, und viele Krancke, ſo ihn angeruͤhret, wieder geſund gemacht haben.
Paſta,
Heiſſet uͤberhaupt ſo viel als eine Maſſa oder Teig, es beſtehe nun ſelbiger woraus er wolle.
[Spaltenumbruch]
Paſtete
Paſtete,
Iſt ein vortreffliches Eſſen, daß die Koͤche aus gewiſſen Dingen, z. E. aus Fleiſch, Wildpret, Fiſchen oder Voͤgeln zubereiten, von ſelbigen hernach eine gewiſſe Sorte nebſt Gewuͤrtz und Jus in einen Teig, ſo nach Proportion der Inlage faſt wie eine Schachtel zierlich formiret wird, ſchlagen, ſolche in einen Backofen ſetzen, worinnen es zuſammen daͤmpffen und kochen muß. Es ſind aber der Paſteten ſehr vielerley, davon der Kuͤchenmeiſter folgende nach Alphabetiſcher Ordnung beſchreibet.
Paſtete von Aal weiß,
Suchet untern Aal, da ihr auch zugleich Nachricht von PaſtetenTeig findet.
Paſtete von Aal braun,
Suchet Aal braun in einer Paſtete.
Paſtete von Auerhan,
Suchet unter dem Auerhan, dabey zugleich der harten Paſteten gedacht wird.
Paſtete von Auſtern. Siehe. Paſtetgen kleine von Auſtern.
Paſtete von Cabeliau,
Suchet unter dem Cabeliau, dabey auch etwas von einer Schuͤſſel- oder umgeſchlagenen Paſtete gemeldet wird.
Paſtete von Fincken,
Suchet unter dem Fincken.
Paſtete
Y y 4
(0734)
[Spaltenumbruch]
Paſtete
Paſtete von Forellen,
Suchet unter denen Forellen.
Paſtete von Frantz-Brod,
Dieſes iſt eine Art von der Paſtete und iſt zu finden unter dem Frantz-Brod.
Paſtete von zahmen und wilden Gaͤnſen,
Suchet untern Gaͤnſen.
Paſtete von Gaͤnſe-Lebern mit Auſtern,
Suchet unter denen Gaͤnſen.
Paſtete von Haſen,
Suchet unter dem Haſen.
Paſtete von Halbfiſchen,
Dieſe werden gefuͤllt und faſt auch wie eine Paſtete zugerichtet. Davon ſuchet unter denen Halbfiſchen.
Paſtete vom Haſelhun,
Suchet unter dem Haſelhun.
Paſtete von Hauſen,
Suchet unter dem Hauſen.
Paſtete warm von Hechten,
Suchet unter denen Hechten.
Paſtete von Hirſch-Wildpret,
Suchet unter dem Hirſch.
Paſtete von jungen Huͤnern,
Suchet unter denen Huͤnern und zwar Jungen.
Paſtete von dito.
Dieſes iſt eine Schuͤſſel Paſtete. [Spaltenumbruch]
Paſtete
Suchet ſie unter. Huͤner junge in einer Schuͤſſel-Paſtete mit Krebſen ꝛc.
Paſtete warm und kalt von Kalbfleiſch,
Suchet Kalbfleiſch-Paſtete, ſo man kalt und warm geben kan.
Dito noch anders,
Suchet Kalbfleiſch-Paſtete anders.
Dito noch anders,
Suchet Kalbfleiſch-Paſtete noch anders mit Krebs-Kloͤſen, Morgeln, Spargel ꝛc.
Paſtete von Kalbs-Fuͤſſen,
Suchet Kalbs-Fuͤſſe in einer Papiet-Paſtete.
Paſtete von Karpffen,
Suchet untern Karpffen.
Paſtetgen kleine,
Dahin gehoͤren die gebackenen Genueſer-Paſtetgen. Suchet gebackene Genueſer-Paſtetgen.
Paſtetgen kleine von Auſtern,
Machet die Paſtetgen aus einem guten Teig, der ziemlich fett iſt, zu rechte, wie ſolcher unten im T. bey dem Teig ausfuͤhrlich wird zu finden ſeyn, beſtreichet dieſe inwendig mit Eyern, und thut in ein jedes Paſtetgen ein wenig ausgewaſchene Butter etwan einer welſchen Nuß groß. Hernach leget 1. auch wohl 2. gute friſche Auſtern, nach dem die Paſtetenpfaͤnnigen groß ſind, darzu, miſchet geſchnitte-
ne
(0735)
[Spaltenumbruch]
Paſtetgen
ne Citronſcheler, geriebene Semmel und Muſcatenbluͤten unter einander, und ſtreuet was davon auf die Auſtern, druͤcket auch in ein jedes Citronenſafft, decket ſie zu, beſtreichet ſie mit Eyern und ſchneidet ſie ab. Endlich backet ſie in einem Ofen gantz gaͤhling heraus, und laſſet ſie gleich auftragen. Denn wenn dieſe Paſtetgen kalt werden, ſo bekommen die Auſtern inwendig eine Haͤrte, ſonſt aber ſind ſie delicater, als wenn ſie auf dem Roſt gebraten waͤren.
Dito anders,
Nehmet ſolche farce, wie oben bey der Griſette beſchrieben worden, beſtreichet aber erſt die Paſtetenpfaͤnngen dicke mit Butter, leget von der farce drein, und formiret es wie eine Wanne, jedoch alſo, daß das Paſtetenpfaͤnngen inwendig gantz mit der farce beleget werde, in der Mitte aber hol bleibe. Hernach leget drein eine Auſter, ein Stuͤck Butter, Citronſchalen, Muſcatenbluͤten, druͤcket CitronenSafft drauf, und wenn dieſes geſchehen, ſo decket dergleichen farce druͤber, damit das gantze Pfaͤnngen uͤberzogen werde, und oben noch ein Huͤgel drauf ſey. Letzlich ſtreichet es mit einem warmen Meſſer zu, begieſſets mit Butter, ſtreitet oben Semmel druͤber, und blaſet es ab, daß nicht zuviel drauf liegen bleibe.
Paſtetgen klein von gehackten Kaͤlber-Braten,
Von einem Stuͤck abgebratenen Kalbfleiſch, loͤſet das braune alles herunter. Hernach ſchneidet ſolches mit einem Schneide-Meſſer [Spaltenumbruch]
Paſtetgen
klein, ſetzet in einen Tiegel Butter aufs Feuer, thut das gehackte hinein, und pasſiret es ein wenig, ſchuͤttet auch Muſcatenbluͤten, Ingber, Citronſchalen, kleine Roſinen und Capern darzu, ſtreuet ein wenig geriebene Semmel und Zucker drein, ingleichen gieſſet ein wenig Wein und Fleiſch-Bruͤhe dran, und laſſet es zuſammen ein wenig kochen. Wenn dieſes geſchehen, ſo ſchuͤttet es aus, daß es kalt wird, nehmet alsdenn einen guten Butter- oder muͤrben Teig, von deſſen Zubereitung wird Nachricht im T. zu finden ſeyn, treibet dieſen gantz duͤnne etwa eines Meſſer-Ruͤckens dick, ſchneidet Plaͤtzgen einer Hand groß, nachdem es die Groͤſſe der Paſtetenpfaͤnngen erfodert, ſchmieret ſolche Pfaͤnngen mit Schmaltz an, beleget ſie inwendig mit Teig, und druͤcket ſelbigen fein ſauber an, ſtreichet ſie ferner mit Eyern aus, thut von dem gehackten Fleiſch hinein, und leget oben allezeit ein wenig ausgewaſchene Butter drauf. Iſt dieſes vollbracht, ſo treibet wieder ein Blatt Teig aus, ſo duͤnne als das erſtere, beſtreichet dieſes mit Eyern, ſchneidet davon Deckel, und decket die Paſtetgen darmit zu, ziehet ſolche fein glatt an, druͤcket es auch fein ſauber an, damit die Paſtetgen Lufft fangen, beſtreichet ſie wieder mit Eyern, ſchneidet ſie um den Rand, doch mehr aus-als einwaͤrts ab, und backet ſie hernach im Ofen oder in einer Tortenpfanne.
Paſtetgen kleine von Karpffen,
Das Gehaͤck in folchen iſt anzu-
treffen
Y y 5
(0736)
[Spaltenumbruch]
Paſtetgen
treffen beym Karpffen-Hachis, man muß ſich aber darnach richten, ob wenig oder viel Paſtetgen ſollen gemachet werden, ſo kan man auch die Capern weg laſſen oder nach Belieben darzu nehmen. Nur wird ein guter Teig darzu erfodert, das uͤbrige giebt vorherſtehende Beſchreibung an die Hand.
Paſtetgen kleine von Muſcheln,
Nehmet nur eingelegte Muſcheln, putzet die ſauber zu, ſetzet Butter aufs Feuer, leget die Muſcheln drein, und pasſiret ſie ein wenig mit Muſcatenbluͤten und Citronenſchelern. Hierauf formiret aus einem guten Teig die Paſtetgen wie vorige, leget die Muſcheln nebſt einem Stuͤckgen Butter drein, druͤcket Citronenſafft drauf, decket ſie zu, und backet ſie ab. Dieſe muͤſſen alsbald aufgetragen und warm verſpeiſet werden.
Dito anders,
Dieſe verfertiget wie die Auſter-Paſtetgen anderer Art, und die Muſcheln machet nach voriger Beſchreibung, nur mercket daß die Pfaͤnngen recht dicke muͤſſen geſchmieret werden, es ſtehet auch in euren Gefallen die Paſtetgen oben mit Krebs-Butter zu beſtreichen, davon ſie hernach eine rothe Farbe bekommen.
Paſtetgen kleine von Krebſen,
Siedet 1. Schock Krebſe mit ein wenig Saltz in Waſſer ab, brechet ſie hernach aus, und zwar nur das Fleiſch aus dem Hals und aus [Spaltenumbruch]
Paſtetgen
den Scheeren, ſammlet dieſes zuſammen auf einem Teller, und ziehet aus dem Halsfleiſch die ſchwartze Ader oder Darm heraus. Wenn ihr nun mit dem gantzen Schock fertig ſeyd, ſo ſchneidet den Hals und die Scheeren ein oder zwey mahl entzwey, aus denen Schalen aber machet (wenn ſie erſt rein geleſen worden) Krebs-Butter. Hierauf nehmet von ein Paar Kaͤlbern die Kalbs-Milch, waſchet dieſe ſauber aus, und blanchiret ſie denn in heiſſen Waſſer, daß ſie recht weiß werde, thut ſie wieder in kaltes Waſſer, putzet alles Geaͤder und Blut herunter, und ſchneidet ſie denen Krebſen gleich, ingleichen ziehet ein Paar Loth Piſtacien ab, und ſchneidet dieſe auch nach der Laͤnge etliche mahl entzwey. Dieſe drey Sorten nun miſchet unter einander, ſetzet alsdenn in einer Caſſerole oder Tiegel von der KrebsButter ein ziemlich Theil auf Kohlfeuer, thut darein Muſcatenbluͤten, geriebene Citronſcheler, ſchuͤttet auch das zubereitete Ragout hinein und pasſiret es wohl durch einander, ferner gieſſet 1. Paar Eß-Loͤffel voll guten ſauren Rahm hinein, ſo wird es eine ſchoͤne Couleur bekommen. Endlich machet von einem guten Torten-Teig die Paſtetgen alſo, den Teig treibet als wie bey vorigen Paſtetgen gelehret worden, beſtreichet ſelben inwendig in Pfaͤnngen, thut von der vorbeſagten Krebs-Ragout hinein, aber nicht zu viel, damit ſie nicht gar zu voll werden, leget alsdenn in ein jedes allezeit noch ein wenig KrebsButter, welches doch alles kalt in Teig kommen muß, decket ſie vorbe-
ſchrie-
(0737)
[Spaltenumbruch]
Paſtetgen
ſchriebener maſſen zu, beſchneidet, beſtreichet und ſetzet ſie in Ofen und laſſet ſie fein goldgelb backen. Beym Anrichten ſorget, daß ſie warm zu Tiſche gebracht werden.
Paſtetgen klein von Krebsfarce,
Die Zubereitung dieſer farce wird unter denen Krebſen zu finden ſeyn. Die Paſtetenpfaͤnngen muͤſſet ihr dicht mit Krebs-Butter anſtreichen, alsdenn nehmet von der Krebs-farce, und beleget damit inwendig die Pfaͤnngen uͤber und uͤber. Darnach fuͤllet in die Paſtetgen etwas von demjenigen Krebs-Ragout, das in den vorhergehenden beſchrieben worden, uͤberziehet nach dieſen die Paſtetgen vollends mit der Krebs-farce, formiret und ſtreichet ſolche mit einem warmen Meſſer ſauber zu, beſtreichet ſie ſtarck mit Krcbs-Butter, und backet ſie in keiner groſſen Hitze: denn es ſind viel Eyer darinne, und wenn es ſich von ſachten erhitzet, ſo lauffẽ ſie deſto ſchoͤner auf. Bringet ihr nun dieſe aus dem Ofen, ſo beſtreichet ſie, weil ſie nochwarm ſind mit Kꝛebs-Butteꝛ, richtet ſie an, und garniret ſie nach euern Gefallen.
Paſtetgen kleine von Marck,
Nehmet drey Viertel Pfund (auch mehr oder weniger, darnach man viel machen will) RinderMarck, ſchneidet dieſes mit einem Schneidemeſſer gantz klein, thuts [i]n eine Caſſerole und ſetzet es auf [e]in Kohlfeuer, doch daß es nicht gar [z]u groſſe Hitze hat, ſchlaget 3. biß 4. Eyer darzu, und ruͤhret ſolches ab, [Spaltenumbruch]
Paſtetgen
als ob ihr geruͤhrte Eyer machen wollet. Wenn es nun ein wenig dicke worden, ſo ſetzet ſolches vom Feuer, weichet gute Semmel in Milch ein, und da ſie weich worden, ſo nehmet die Rinde davon, und druͤcket das uͤbrige recht trocken aus, werffet ein Paar Haͤnde voll in das abgeruͤhrte Marck, ſchlaget noch 8. Dotter und 6. gantze Eyer darzu, ruͤhret es wohl durch einander ab, reibet Muſcaten-Nuß und Citronſcheler drein, werffet ein Viertel Pfund Zibeben und ein Viertel Pfund kleine Roſinen, wenn ſie erſt ſauber geleſen und gewaſchen worden, ingleichen ein Viertel Pfund Mandeln, die ihr vorhero in heiſſen Waſſer abziehen und jede wohl 4. 5. biß 6. mahl entzwey ſchneiden muͤſſet, hinein, reibet auch ein halb Viertel Zucker drunter, und ruͤhret alles zuſammen recht klar ab. Darnach ſchmieret die Paſteten-Pfaͤnnigen mit Schmaltz an, beleget ſie inwendig mit einem duͤnnen Blaͤttgen Teig, thut dann diß abgeruͤhrte in die Pfaͤnnigen, biß daß ſie voll werden, ſetzet ſie hernach in einen Backofen der nicht gar zu heiß iſt, und laſſet ſie backen. Wenn ſie nun fertig, ſo gebet ſie gleich zu Tiſche, denn dieſe muͤſſen warm verſpeiſet werden.
Paſtetgen kleine von Rahm,
Schmieret erſtlich die Paſtetenpfaͤnngen, und beleget hernach ſelbe inwendig mit einem guten Teig fein glatt. Hierauf ſchneidet ſie oben ab, und machet derer ſo viel als ihr noͤthig habt. Ferner quirlet 1. Noͤſel guten Rahm mit einem Ruͤhrloͤffel voll guten Mehl an,
ſchlaget
(0738)
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Paſtetgen
ſchlaget 12. Eyer nebſt MuſcatenBluͤten, Citronſchelern und ein Viertel Pfund Zucker drein, und quirlet dieſes alles wohl durch einander, daß keine Knollen drinnen bleiben. Daꝛnach gieſſet von dem abgeruͤhrten jedes Paſtetenpfaͤnnigen bald voll, ſetzet ſie auf ein Blech und bringet ſie in Ofen, ſo werden ſie hoch auflauffen. Endlich richtet ſie an, beſtreuet ſie mit Zucker, und garniret ſie wie ihr wollet, maſſen man ſich allezeit nach der Jahres-Zeit hierinnen richten ſoll.
Dito anders,
Die Einlage vom Teig in die Pfaͤnnigen iſt deutlich beſchrieben worden, den Guß darzu machet alſo: quirlet in ein Noͤſel, oder ſo viel ihr noͤthig habt, Rahm, ein Paar Loͤffel voll Mehl, daß es als ein duͤnner Brey wird. Hernach nehmet gewaͤſſerte Hefen, thut von dem unten geſetzten dicken einen Loͤffel voll unter den Rahm, und ſetzet es in ein warmes Ort. Ferner leget 10. biß 12. Eyer in lauliches Waſſer, ſchlaget die Helffte davon gantz, und von der andern Helffte nur die Dotter hinein, ruͤhret Muſcatenbluͤten und viel Zucker mit drunter, und ſetzet es wieder an ein warmes Ort. Gieſſet dieſes endlich in die Pfaͤnngen, ſtellet ſie auf ein Blech wiederum an ein warmes Ort, von dar bringet ſie gleich in Ofen, der muß aber nicht gar zu heiß ſeyn: denn wenn ſolch Gebackens in groſſe Hitze koͤmmt, laͤufft es uͤber und uͤber mit einer Rinde zu, ſo kan hernach das inwendige nicht fort, welches wohl zu mercken.
[Spaltenumbruch]
Paſtetgen
Paſtergen kleine von Mandeln,
Beſchmieret kleine Pfaͤnngen mit Butter, es giebt auch Pfaͤnnigen die keine Boͤden haben, ſondern ſind gerade aus, und dieſe werden als eine Mandel-Torten-Forme beſtrichen, alsdenn wird ein Teig, ſo nur hart ſeyn darff, auf ein Blech geleget, ſtecket darnach die Bechergen hinein, und verwahret ſie aufs beſte. Endlich nehmet nur einen ordinair abgeruͤhrten Mandelteig, welcher bey Beſchreibungen der Mandel-Torten wird zu finden ſeyn, gieſſet dieſen in die Becher, aber nicht gar zu voll, ſetzet ſelbe in Ofen, und laſſet ſie gar gemaͤhlich backen. Wenn ſie fertig, ſo thut ſie heraus, ziehet die Bechergen davon ab, und richtet ſie nach euren Gefallen an.
Paſtetgen kleine von Mandeln andere Art,
Die Pfaͤnngen beſchmieret mit Butter, und beleget ſelbige, wie ſchon offt gemeldet, inwendig mit einem guten Teig, darnach machet folgende Fuͤlle. Ziehet in heiſſen Waſſer 1. Viertel Pfund Mandeln ab, ſchneidet jedwede zu 6. auch mehr Stuͤckgen, und miſchet dieſe nebſt klein geſchnittenen Citronſchelern unter eingemachte Johannis-Beere, gieſſet hierauf mit Mandelteig, der im M. zufinden ſeyn wird, die Pfaͤnngen halb voll, thut auch in jedes nach proportion von der obigen Fuͤlle, und gieſſet es vollends uͤber, daß von der Fuͤlle nichts weiter zu ſehen, ſetzet ſie auf ein Blech, und backet ſie im Ofen gantz laulicht, ſo werden ſie recht
ſchoͤn
(0739)
[Spaltenumbruch]
Paſtetgen
ſchoͤn und gut ſeyn. Das Anrichten und garniren koͤnnet ihr nach euren Gefallen bewerckſtelligen.
Paſtetgen kleine von KuͤhEuter,
Kochet Kuͤh-Euter, und wenn es gar iſt, ſo laſſet es kalt werden, und reibet es auf einem Reibeiſen. Hier auf ſetzet ein wenig Butter in einer Caſſerole aufs Kohlfeuer, thut das Euter darzu, ſchlaget etliche Eyer drein und ruͤhret es ab. Wenn ſolches geſchehen, ſo thut das abgeruͤhrte in einen Reibaſch, ſchuͤttet ein Viertel Pfund gantz klein geſchnittenen Nierentalg darzu, werffet Muſcatenbluͤten, klein geriebene Citronſcheler, in Milch geweichte und wieder gantz rein ausgedruckte Semmel hinein, und ruͤhret alles zuſammen gantz klar ab. Zuletzt ſchlaget noch 10. Eyerdotter und 6. gantze Eyer darzu, werffet auch ein halb Pfund klein geſchnittenen Citronat, und 12. Loth Zucker darzu, welches alles ihr nun wohl unter einander ruͤhren muͤſſet. Hierauf koͤnnet ihr die Paſtetenpfaͤñgen mit Teig belegen oder ſonſt nur fett mit Butter beſchmieren, von der Fuͤlle drein gieſſen, und die Paſteten nicht gar zu heiß im Ofen backen laſſen.
Paſtete von Laberdan,
Suchet Cabeliau in einer Paſtete.
Paſtete von Lachs,
Nehmet friſchen Lachs, ſchneidet ſolchen en in Stuͤcke, als ob ihr ihn ſieden wollet, waſchet ihn aus, brennet heiß Waſſer drauf, leget ihn in ein Geſchirr, gieſſet guten Wein [Spaltenumbruch]
Paſtete
auf ſelbigen, thut Zwiebeln und ein Buͤndgen gute Kraͤuter nebſt Citronſchalen dran, und laſſet ihn uͤber Nacht alſo ſtehen. Darnach nehmet einen muͤrben Teig, deſſen Beſchreibung im T. zu finden ſeyn wird, treibet ein Blatt aus, ſetzet ein Raͤndgen etwan eines queeren Daumes groß an, beleget den gantzen Boden mit ausgewaſchener Butter, wuͤrtzet es mit MuſcatenBluͤten, Ingber und Citronſchelern, ſetzet den Lachs ordentlich drauf, und oben uͤber denſelben machts wieder alſo, decket die Paſtete mit einem ausgetriebenen Blatt Teig zu, formiret ſie aufs zierlichſte, und ſetzet ſie in Backofen. Wenn ſie nun braun worden, ſo ſtechet oben ein Loͤchlein drein. Inzwiſchen nehmet ein Stuͤcklein Lachs, roͤſtet ſolches ein wenig in Butter oder Schmaltz, thut es in einen Moͤrſel, nebſt einem Stuͤck ausgewaſchener Butter und ein wenig Semmel-Mehl, ſtoſſet es zuſammen, ſchuͤttet es darauf wieder in ein Toͤpffgen, gieſſet gute bouillon, oder nach Catholiſcher Manier Peterſilienwaſſer drauff, quirlet es klar und laſſet es am Feuer kochen, ſtreichet es nach dieſen durch ein Haartuch, thut dieſe Coulis wieder in ein Toͤpffgen, gieſſet ein wenig guten Wein dran, druͤcket von 2. biß 3. Citronen den Safft drein, ſo iſt ſie fertig. Endlich fuͤllet Coulis durch einen Trichter in die Paſtete, laſſet ſolche noch eine Weile im Backofen daͤmpffen, richtet ſie darnach an, ſchneidet ſie aber erſt auf und koſtet ſie, ob ſie zu fett, oder genug geſaltzen, und gebeſie hin.
Paſtet.
(0740)
[Spaltenumbruch]
Paſtete
Paſtete von Lachs mit Auſtern,
Den geſaltzenen Lachs muͤſſet ihr zu Stuͤcken ſchneiden, und uͤber Nacht einwaͤſſern, und ſolchen darnach in Butter mit Zwiebeln, Muſcaten-Bluͤten und Citronenſchalen paſſiren. Inzwiſchen waͤſſert die Auſtern, wenn ſie geſaltzen auch ein, formiret aus dergleichen Teig, wie bey voriger, eine Paſtete, machet die Einlage gleichfalls wie dieſe, menget die Auſtern drunter, decket die Paſtete zu, und verfertiget ſie in allen wie vorhergehende.
Paſtete von Lachs noch anders,
Suchet Karpffen in einer Paſtete, welcher auch auf dergleichen Art kan gemacht werden.
Paſtete von Lammfleiſch,
Suchet Kalbfleiſch-Paſtete kalt und warm, ſo eben auf dieſe Art verfertiget wird.
Paſtete von Lerchen,
Wenn die Lerchen ſauber geputzet ſind, ſo nehmet ihnen das Eingeweide heraus, blanchiret ſie mit ſiedenden Waſſer, und waͤſſert ſie wohl aus, leget die Lerchen nebſt einen Stuͤck Butter in eine Caſſerole, wuͤrtzet ſie mit Muſcatenbluͤten, Ingber, Citronenſchalen und Lorbeerblaͤttern, pasſiret ſie ziemlich, ſo werden ſie jus von ſich geben, dieſelbe ſeiget alsdenn ab in ein Geſchirr, und ſetzet ſie bey Seite. Darnach nehmet einen Teig, als wie zur Lachs-Paſtete, treibet ein [Spaltenumbruch]
Paſtete
Blatt aus, thuts auf ein BackBlech oder Bogen Papier, ſetzet ein Raͤndgen eines queren Daumens hoch auf den Teig, beleget den Boden ſo weit als die Paſtete geht, mit Speck, ſtreuet allerhand Gewuͤrtze drauf, leget auf ſelbiges ordentlich die Lerchen, davon ihr aber etliche Stuͤcke zur Coulis uͤbrig behalten muͤſſet, thut oben wieder Speck druͤber, und wuͤrtzet ſolche mit Muſcatenbluͤten, Ingber, Citronenſchalen und dergleichen Scheiben, werffet auch klein gehackte Sardellen drein, uͤberziehet hernach die Paſtete, ſo zierlich als ihr koͤnnet, und ſetzet ſie in einen Backofen. So bald nun die Paſtete braun worden iſt, ſo ſtechet in ſelbige ein Loͤchlein. Inzwiſchen ſtoſſet die zuruͤck gelegten Lerchen, nebſt ein Paar Stuͤckgen Sem̃el, die aus Schmaltz geroͤſtet worden, wie auch ein wenig Zwiebeln in einem Moͤrſel durch einander, ſchuͤttet es in ein Toͤpffgen, gieſſet gute bouillon und Wein drauf, laſſet es mit einander kochen, ſtreichets hernach durch ein Haartuch, und laſſet dieſe durchgeſtrichene Coulis durch einen Trichter in die Paſtete lauffen, ſetzet ſie wieder in Ofen, darinnen ſie noch ein wenig daͤmpffen muß. Wollet ihr ſie anrichten, ſo ſchneidet ſie auf, und ſchuͤttet die jus, die ihr von denen Lerchen abgeſeiget habt, in die Paſtete, ruͤttelt ſie wohl durch einander, und laſſet ſie zu Tiſche tragen.
Paſtetgen kleine von Moͤhren,
Suchet. Auffgelauffener
Moͤh-
(0741)
[Spaltenumbruch]
Paſtete
Moͤhren Koch im A. nach welchen ihr auch dieſe Paſtetgen bereiten koͤnnet.
Paſtete vom Pfau,
Suchet Auerhan in einer Paſtete, und richtet euch darnach.
Paſtete von Rebhuͤnern,
Nehmet Rebhuͤner ſo viel ihr wollet, rupffet ſolche ſauber, thut ihnen das Eingeweide nebſt dem Kropff heraus, ſchlaget ihnen die Gebeine entzwey, waſchet ſie ein wenig aus, und ſetzet ſie alsdenn auf einen Roſt, daß ſie nur trocken werden: von dem Roſt leget ſie in ein Geſchirr, gieſſet Eßig drauff, werffet Zwiebeln und Lorbeerblaͤtter darzu, und laſſet ſie liegen, ſo lange ihr wollet. Hernach muͤſſet ihr ſie auf folgende Art in Teig ſchlagen. Nehmet die Rebhuͤner aus dem Eßig, ſpicket ſie wie eine â la daube, machet darnach einen Teig von ſchwartzen oder weiſſen Mehl, entweder hart oder weich, treibet davon ein Blatt aus, und leget es auf ein Papier oder Backblech, beſtreichet es mit Eyern, und machet von Teig einen Roſt. Darnach leget Butter und Speck ſo weit, als die Rebhuͤner zu liegen kommen, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Ingber, Pfeffer, Nelcken, Citronenſchalen und LorbeerBlaͤttern, ſetzet die Rebhuͤner drauf, und machets oben wieder alſo. Endlich formiret die Paſtete auf das zierlichſte, ſetzet ſie in Ofen, und laſt ſie halb gar backen, luͤfftet ſie darnach, gieſſet durch einen Trichter jus, und ein wenig Wein hinein, worauf ſie noch eine [Spaltenumbruch]
Paſtete
Weile backen muß. Wollet ihr ſie anrichten, ſo ſchneidet ſie auff, druͤcket von ein Paar Citronen den Safft drein, und gebet ſie hin.
Paſtete von einer RehKeule,
Suchet Hirſch-Wildpret in einer Paſtete.
Paſtete von Rindfleiſch,
Wird eben gemacht als wie Hirſch-Wildpret in einer Paſtete.
Paſtete von Rindfleiſch auf Engliſch,
Nehmet 2. auch 3. ſchoͤne Lenden-Braten von einem Rind, loͤſet aus ſelbigen alle Haut und Flechſen, ſchneidet ſie ſcheibicht, und klopffet ſolche, als ob man eine Fricandeau machen wolte, und legets auf eine Schuͤſſel, biß daß ihr alles geklopffet habet. Hernach bereitet die hierzu gehoͤrige Wuͤrtze alſo: Stoſſet Muſcaten-Bluͤten, und leget ſie auf einen Teller, nehmet auch Ingber, Pfeffer, geſchnittene Citronenſcheler, Coriander, hart geſottene und gehackte Eyerdotter, 1. halb Pfund klein gehackt Rindsmarck, und geriebene klare Semmel. Dieſe Sorten alle thut ein jedes Haͤuffgen beſonders, ingleichen waͤſſert 6. biß 8. Stuͤck Sardellen, ziehet dieſe ab, daß die Graͤten davon kommen. Was aber die Paſtete anbelanget, ſolche muͤſſet ihr alſo verfertigen. Nehmet ſchoͤn weiß Mehl, ſo viel als ihr dencket genug zu haben, thut 1. und ein halb Pfund ſchoͤn
Schwein-
(0742)
[Spaltenumbruch]
Paſtete
Schwein-Schmaltz dran, reibet es mit dem Mehl alſo ab, als wenn ihr einen geriebenen muͤrben Teig machen wollet, ſchlaget 3. biß 4. Eyer drein, feuchtet den Teig mit guter Milch an, aufdaß ihr einen zaͤhen Teig draus machen koͤnnet, und ſaltzet ſolchen. Hierauf arbeitet den Teig fein ziemlich zaͤhe ab, treibet ein Blatt zum Boden daraus, bald noch dicker als ein Daume, leget ſelbiges auf Papier oder ein Backblech, beſtreichet es mit Eyern, ſetzet uͤber den gantzen Boden, ſo weit die Einlage oder Paſtete gehen ſoll, Speck, beſtreuet ſolchen mit der vorbeſagten Wuͤrtze nicht gar zu ſtarck, leget darauf die Sardellen Stuͤckgenweis, und von dem geklopfften Rindfleiſch eine Lage, wuͤrtzet es darnach wieder alſo, nur daß ihr mehr kleinen Speck dran thut, continuiret Wechſelsweiſe damit ſo lange, biß das geklopffte Fleiſch alles hinein gethan worden, uͤber welches ihr zuletzt groſſe Stuͤcken Speck legen muͤſſet, damit man das Fleiſch nicht ſehen koͤnne. Endlich ſetzet einen Rand eines guten Daumens dicke um die Paſtete, beſtreichet ſie mit Eyern, und uͤberziehet ſie mit Teig, formiret ſie auch auf das zierlichſte, ſetzet ſie hierauf in Backofen, und laſſet ſie 5. biß 6. Stunden ſtehen, waͤhrender Zeit aber luͤfftet ſie, damit ſie nicht auffſpringe. Beym Anrichten ſchneidet die Paſtete auf, fanget das Fett herunter, und gieſſet an dieſes ſtatt etwas jus hinein, ruͤttelt ſie durch einander, und laſſet ſie zur Tafel tragen, ſo kan ſie daſelbſt mit Loͤffeln gegeſſen, und der [Spaltenumbruch]
Paſtete
Teig, der ſo muͤrbe iſt, als der beſte Blaͤtterteig, verzehret werden.
Paſtete von Rind-Fleich Engliſch auf eine andre Art,
Laſt einen Rindern-Lenden Braten auf dem Roſt ein wenig anlauffen, und leget ihn alsdenn in Eßig. Wenn ihr nun die Paſtete machen wollet, ſo thut ſolchen aus dem Eſſig wieder heraus, und ſpicket ihn mit groben Speck und gantzen Nelcken. Ferner treibet ein Blatt aus von beſagten Teig, oder auch nur aus einem harten, leget dieſes Blatt auf Papier oder ein BackBlech, beſtreichet es mit Eyern, verfertiget auch von Teig einen Roſt ſo weit, als der Lenden-Braten zu liegen koͤmmt, thut Butter und Speck drauff, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Citronen-Schalen, Lorbeer-Blaͤttern und Capern, leget den Lenden-Braten drauff, und beſtreuet ihn wieder mit Gewuͤrtz, machet darnach die Paſtete zu, und ſetzet ſie in BackOfen. Wenn ſie nun halb gar gebacken, ſo langet ſie heraus, und ſchneidet oben ein Loch drein. Ferner nehmet anderthalb Noͤſel dicken ſauern Rahm, ingleichen ein wenig Eſſig, quirrlet dieſes zuſammen klar ab, und laſſet es durch einen Trichter in die Paſtete lauffen, ſetzet ſie wieder in den Ofen, darinne ſie bey nahe 4. biß 5. Stunden backen muß, und moͤget ihr ſie hernach anrichten.
Paſtete von Schincken,
Nehmet einen Schincken, der
nicht
(0743)
[Spaltenumbruch]
Paſtete
nicht gar zu lange im Rauch gehenget hat, und waͤſſert ſolchen ein Paar Tage ein, leget ihn hierauf in Milch, darinnen er einen gantzen Tag, auch noch laͤnger liegen ſoll; aus der Milch langet ihn wieder heraus, thut ihn nebſt einer Hand voll Grummet in einen Topff, gieſſet Waſſer drauff, ſetzet ſolchen zum Feuer, und laſſet ihn eine Stunde alſo kochen. Nach dem Kochen thut den Schincken wieder heraus, ziehet die Haut oben loß, die Knochen aber loͤſet aus. Nun muͤſſet ihr die Paſtete verfertigen: Treibet von einem gebrennten oder auch muͤrben Teig ein Blatt aus, leget ſelbiges auf Papier oder ein Back-Blech, und beſtreichet es mit zerklopfften Eyern. Ferner verfertiget einen Roſt, ſo weit der Schincken zu liegen koͤmmt, leget Butter drauff, wuͤrtzet den Fleck mit Ingber, Pfeffer, Cardemommen, Citronen-Schalen und geriebenen Borsdoͤrffer-Aepffeln, leget den Schincken drauff, ſetzet unten um den Schincken ein Raͤndigen eines quer Fingers hoch, und formiret ſelbiges nach Art eines Schinckens. Ferner ziehet vom Schincken die Haut loß, ſtecket gantze Nelcken in denſelben, ſtreuet allerhand Gewuͤrtz drauff, leget Kraͤuter drauff, als Lorbeer-Blaͤtter, Roßmarin, Thymian, ꝛc. und decket die Haut wieder druͤber, machet hernach die Paſtete zu, formiret ſie aufs ſchoͤnſte, und laſſet ſie im Ofen backen. Inzwiſchen ſchaͤlet und reibet auf einem Reib-Eiſen Borsdoͤrffer-Aepffel, thut ſie in einen Tiegel, ſchuͤttet ein Paar Haͤnde voll in Butter geroͤſtete [Spaltenumbruch]
Paſtete
Semmel darzu, gieſſet Bouillon und Wein drauff, und laſſet es am Feuer kochen, ſtreichet es nach dieſem durch ein Haar-Tuch, und fuͤllet dieſe Coulis, unter welche ihr erſt ein wenig Zucker thun ſollet, durch einen Trichter in die Paſtete, ſetzet ſie wiederum in Ofen, darinnen ſie ein Paar Stunden alſo daͤmpffen muß. Iſt ſie ſatt gebacken, ſo nehmet ſie aus dem Ofen, ſchneidet ſie auf, ziehet die Haut ab, druͤcket Citronen-Safft drein, decket ſie wieder zu, und laſſet ſie zu Tiſche tragen.
Paſtete von einer SchoͤpsKeule,
Suchet die Paſtete von einer Reh-Keule, nach welcher dieſe gemachet wird. Wer gerne Knoblauch eſſen mag, der kan ein Paar Stuͤckgen bey Einſchlagung der Paſtete mit beylegen.
Paſtete von einer SchweinsWildpret-Keule,
Suchet Hirſch-Wildpret in einer Paſtete.
Paſtete von Schnepffen,
Suchet die Paſtete von Rebhuͤnern nach welchen ihr dieſe machen koͤnnet. Nur nehmet hier aus denen Schnepffen das Eingeweide, roͤſtet ſolches nebſt Semmel in Butter, wuͤrtzet es mit MußcatenBluͤten, Ingber und CitronenSchalen, ruͤhret ein Paar Sardellen mit drein, gieſſet Jus, Wein und etwas Bouillon drauff, und laſſet es kochen, ſtreichts letzlich durch ein Haar-Tuch, fuͤllet dieſe Coulis
wenn
Frauenzim̃er-Lexicon. Z z
(0744)
[Spaltenumbruch]
Paſtete
wenn die Paſtete halb gebacken, in ſelbe, ſetzet ſie wieder in Ofen, und wenn ſie noch eine Weile gebacken hat, moͤget ihr ſie anrichten.
Paſtete von Stock-Fiſch,
Schneidet ſauber gewaͤſſerten Stockfiſch in Stuͤcken, waſchet ſolchen aber aus, ſetzet ihn mit kalten Waſſer ans Feuer, und wenn es oben einen weiſſen Geſcht bekoͤm̃t, ſo nehmet ihn vom Feuer, gieſſet das warme Waſſer herunter, und gegentheils kaltes drauff, und pfluͤcket den Stock-Fiſch ſauber aus. Ferner thut ausgewaſchene Butter in eine Caſſerole, leget den StockFiſch drein, wuͤrtzet ſolchen mit Cittronen-Schalen, Muſcaten-Bluͤten und Ingber, und paſſiret ihn auf dem Feuer ab, werfft auch ein Paar gantze Zwiebeln und etliche Lorbeer-Blaͤtter darzu, und gieſſet ein wenig Wein mit bey, beſchmieret eine Schuͤſſel mit Butter, und richtet den Stock Fiſch drauff, etwas aber von dem ab- paſſirten Stock-Fiſch behaltet zuruͤck, uͤberziehet die Schuͤſſel, ſo weit der Stock-Fiſch lieget, mit ſchwartzen harten Teig, die gantze Schuͤſſel aber uͤberziehet darnach mit Butter-Teig, ſchneidet Figuren drauff, ſo gut ihr koͤnnet, ſetzet ſie in BackOfen, und laſſet ſie ſauber backen. Inzwiſchen nehmet ein Paar Stuͤcke von dem uͤbergelaſſenen StockFiſch, in Butter gelb geroͤſtete Semmel, drey hart geſottene Eyerdotter, Mußcaten-Bluͤten, Citronen-Schalen und ein Stuͤckgen Butter, ſtoſſet dieſes alles zuſammen in einem Moͤrſel, ſo klar als einen Teig, ſchuͤttet es in ein Toͤpff[Spaltenumbruch]
Paſtete
gen, gieſſet Peterſilien-Waſſer und ein wenig Wein drauff, und laſſet es kochen, ſtreichet alsdann dieſe Coulis durch ein Haar-Tuch in eine Caſſerole, daß ſie warm bleibet. Nach dieſem langet die Paſtete aus dem Ofen, und ſchneidet ſie auf, thut den harten Teig unten weg, fuͤllet Coulis. ſo viel ihr noͤthig habt drein, ruͤttelt es durch einander, und laſſet ſie auftragen.
Paſtete von Stock-Fiſch anders,
Gewaͤſſerten Stock-Fiſch ſchneidet in Stuͤcken, ſetzet ihn wie vorigen zum Feuer, thut ihn wieder heraus, pfluͤcket die Helffte davon ſauber aus, und paſſiret ſolchen mit Butter, Citronen-Schalen, Mußcaten-Bluͤten und Ingber wohl ab. Wenn dieſes geſchehen, ſo ſchneidet die andere Helffte mit einem Schneidemeſſer gantz klein, thut ſolchen nebſt in Milche eingeweichter und wiederum rein ausgedruckter Semmel in eine irdne Schuͤſſel, werffet geſchnittenen Schnittlauch, Citronen-Schalen und ein halb Pfund Nieren-Talg drunter; vor welchen aber die Catholiſchen drey Viertels Pfund Butter drunter lauffen laſſen; ſchlaget 6. gantze Eyer und 6. Dotter dran, gieſſet 1. Noͤſel guten Rahm hinein, ſaltzet es ein wenig, und ruͤhret es wohl durch einander ab. Nun machet einen Krantz um eine Schuͤſſel, oder wie man es ſonſt auszureden pfleget, ſetzet eine aufgeſetzte Paſtete auf, und beſtreichet ſie mit Butter, ſchuͤttet hernach die Helffte von dem abgeruͤhrten Stock-Fiſch drein, den abpaſſir-
ten
(0745)
[Spaltenumbruch]
Paſteten
ten aber thut in die Mitte, und mit der andern abgeruͤhrten Helffte uͤberziehet die Paſtete, darauf ihr alsdenn ein wenig klar geriebene Semmel ſtreuen ſollet. Dieſe ſetzet zu letzt in Back-Ofen, und wenn ſie recht gold-gelb gebacken hat, ſo laſſet ſie fein warm zu Tiſche tragen.
Paſtete von Tauben,
Suchet Paſtete von RebHuͤnern wornach ihr dieſe verfertigen koͤnnet.
Paſtete vom Tuͤrckiſchen Hahn,
Suchet Auer-Hahn in einer Paſtete, ſo zur Vorſchrifft dienen kan.
Paſteten-Band,
Iſt eine lange in Holtz geſchnittene und ausgeſtochene Forme, worinnen der Teig zu denen Paſteten-Raͤndern formiret und ausgedrucket wird.
Paſteten-Baͤckerin,
Heiſſet diejenige Frau, ſo Paſteten auf allerhand Arten, groß und klein, zu backen und ſelbige um Geld zu verkauffen pfleget.
Paſteten-Pfanne,
Iſt ein Oval rundes und holes von Zinn gegoſſenes Behaͤltniß mit einem Deckel, worinnen das Paſteten-Fleiſch oder das ſo genannte Boeuff à la mode auf den Tiſch getragen wird.
Paſteten-Waͤnngen,
Iſt ein von Kupffer rund getrie[Spaltenumbruch]
Paſthea Patern
benes Pfaͤnnlein, worinnen die Paſteten zubereitet werden.
Paſthea Trogia,
Eine devote Senenſiſche Jungfer, ſo viel Cloͤſter zu Sena, Piombino und Paris aufgerichtet, und zwar nach Art der H. Mariæ Longæ, maßen ſie in ſolchen ihren Cloͤſtern durchgehends den Orden der Capucinerinnen einfuͤhrte.
Paſtinack,
Paſtinaca, Panais, (Paſtenade) iſt ein Wurtzel-Gewaͤchs von ſuͤſſen Geſchmack, und die leicht weich zu kochen iſt. Es machet dieſe Wurtzel alle Speiſen wohlgeſchmack, dahero ſie uͤber allerley Fleiſch angerichtet wird.
Pater noſter, oder, RoſenCrantz,
Iſt eine lange an einander gereyhete Schnur, mit allerhand runden Kuͤglein und Koͤrnern aus wohlriechenden Holtz, Bein, Corallen, Agtſtein, Agat, Gold und Silber, getrehet und geſchnitten, Wechſelsweiſe gezieret, deſſen ſich die Nonnen im Beten zu bedienen und ihr ſo genanntes Ave-Maria darnach einzurichten pflegen.
Pater noſter-Baͤndlein,
Heiſſet das gantz kleine und ſehr ſchmahle ſeidne Baͤndlein, ſo wie ein ſchwaches Schnuͤrlein ausſiehet, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrem Putz bedienet, insgemein werden die ſo genannten Schnuͤr-Kaſten zu denen Diamantnen-Creutzlein oder ander
An-
Z z 2
(0746)
[Spaltenumbruch]
Patern Patience
Angehencke daran gereyhet und um den Halß gehencket.
Pater noſter der Kinder,
Heiſſen uͤberhaupt diejenigen Sachen und ſilbernen Inſtrumenta, ſo man den kleinen Kindern um den Halß an ein ſeidenes Band zu hengen pfleget; hieher gehoͤret die Klapper, der Wolffs-Zahn, Cryſtall, gehenckelt Species Geld an Gold und Silber. u. d. g.
Parthen. ſiehe. Gevattern.
Pathen-Geld,
Heiſſet dasjenige Geſchencke, ſo diejenigen Perſonen, ſo das neugebohrne Kindlein aus der Tauffe heben, dem Pathgen an Gold oder ſilbernen Muͤntzen verehren, und es nach vollbrachter Tauffe der Kinder-Mutter verſiegelt zuſtellen.
Pathen-Zettul,
Heiſſen diejenigen in Kupffer geſtochenen oder radirten abgedruckten Blaͤtter, auf Knaͤblein oder Maͤgdlein eingerichtet, und mit allerhand gluͤckwuͤnſchenden Reimlein gezieret, worein die Gevattern das Geſchencke oder Pathen-Geld mit Unterſchreibung ihres Nahmens, einzuwickeln und zu verſiegeln pflegen.
Pathgen,
Heiſſet denen Gevattern das neugebohrne Kindlein, ſo ſie aus der Tauffe gehoben.
Patience,
Heiſſet an etlichen Orten denen [Spaltenumbruch]
Patina
Nonnen oder Cloſter-Jungfern [ſo] viel als das Scapulier. Sieh[e] Scapulier.
Patina,
Gabrielis Carola, des beruͤhmte[n] Pataviniſchen Profeſſoris und Ant[i-] quarii Caroli Patini und Magdale[-] nen Hommez, grundgelehrte Toch[-] ter, ein in der Philologie, Griech[i] ſchen und Lateiniſchen Sprach[e] auch Antiquitaͤten wohlerfahrne[s] Frauenzimmer. Sie hielt eine[n] geſchickten Panegyricum Ludovic[o] XIV. Koͤnige in Franckreich zu Eh[-] ren, und gab An. 1683. eine ſchoͤn[e] Epiſtel de Phœnice in Numiſmat[e] Imperatoris Antonini Caracall[æ] mit groſſem Lobe zu Venedig her[-] aus. Vid. Act. Erudit. Lipſien[ſ.] A. 1684. p. 587. Ihre gleichfal[s] gelehrte Schweſter hieß Carol[a] Catharina.
Patina,
Carola Catharina, eine gleichfal[s] gelehrte Schweſter der gelehrte[n] Gabrielis Carolæ Patinæ. Si[e] hatte mit dieſer faſt eine gleich[e] Wiſſenſchafft in der Philologie[.] Griechiſchen und Lateiniſchen Sprache, wie auch Antiquitaͤten[;] Und machte ihr nicht nur durch di[e] nette Oration de Liberata A. 1683. Vienna, ſo ſie dem Kaͤyſer Leopol[-] do dediciret, ſondern auch durch ihre zu Padua 1691. in Fol. herau[s] gegebenen Tabulas Selectas & Explicatas einen unſterblichen Ruhm[.] Alſo gereichet es ihr auch zu ſonderbahren Lobe, daß ſie mit unterſchiedenen Briefen ihren Vater in einer gewiſſen Sache wider den damahligen Leipzigiſchen Profeſſor
Poeſ.
(0747)
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Patrone Pattin
Poeſ. L Feller, welcher in Erklaͤ[r]ung des Marcelliniſchen Monu[m]ents von ihrem Vater diſſentirte, Vid. Act. Erudit. Lipſienſ. A. 1688. pag. 557. zu defendiren ſich angele[g]en ſeyn ließ. Ihr Bildniß iſt [m]it der Oration de Vienna liberata [z]ugleich heraus gekommen. Vid. Act. Erudit. Lipſienſ. Anno 1691. Menſ. Jul. pag. 337. & Menſ. Dec. [p]. 549. it. Happelii Academiſchen Roman L. 1. c. 24. p. 276.
Patrone,
Oder Opera, Deſſein, Rangage, [h]eiſſet das Muſter oder die Ordon[n]ance der Blumen, Gaͤnge, Zweige, und Rancken, ſo auf denen Eſtoffen, Damaſten und andern Zeugen angebracht und verarbei[t]et worden.
Pattin,
Heiſſen in Engelland diejenigen Uberzuͤge, ſo das Frauenzimmer uͤber ihre ordentlichen Schuhe zu [z]iehen, und ſich deren im Ausgehen bey garſtigen und kothigten Wetter zu bedienen pfleget. Es ſind deren dreyerley Sorten, als 1) a pair of Clogs. ſo von Leder allein gemacht ſind, und von vornehmen Frauenzimmer getragen werden; 2) a pair of wooden Clogs, ſo etwas ledern, das meiſte aber daran von Holtz iſt, und von Frauenzimmer mittlern Standes gebrauchet werden, und 3) a pair of patten, ſo gantz hoͤltzern ſind, und eiſerne Sohlen haben, die die gantz gemeinen Weibes-Bilder zu tragen pflegen.
[Spaltenumbruch]
Paventia Paula
Paventia,
War eine ſehr alte Goͤttin, ſo das Erſchrecken und die Furcht der kleinen Kinder abwenden konte; woher ſie auch alſo genennet wird.
Pauillotte,
Heiſſet dem Frauenzimmer derjenige lange und doppelt breite Streiff von weiſſen Flohr, ſo hinten uͤber die Aufſaͤtze oder Fontangen herunter angeſchlagen und geſtecket wird; iſt entweder mit oder ohne Fluͤgel, die Fluͤgel koͤnnen hinten auf das Neſt geſtecket, oder herabhangend getragen werden.
Paula Cornelia,
Oder Paula Romana, eine Adeliche Roͤmiſche Wittbe, eine Tochter Rogati, des Griechen aus dem Geſchlechte Agamemnonis, ihre Mutter iſt geweſen Bleſilla, eine Roͤmerin. Ihr Mann hieß Toxatius, aus des Æneæ Geſchlechte, nach deſſen Tode ſie mit Paulino und Ephanio in Egypten und Judaͤam gereiſet, und die Heil. Oerter beſuchet. Sie war ein gelehrtes und in der Hebraͤiſchen, Griechiſchen und Lateiniſchen Sprache wohlerfahrnes Weib, hatte eine ſonderliche Begierde zur Religion, damit ſie aber in derſelben den rechten Grund legen moͤchte, zog ſie dem Heil. Hieronymo aus Italien biß gen Bethlehem nach, den ſie auch fleißig ermahnet und dahin vermocht, daß er einen Commentarium uͤber die H. Schrifft verfertigte. Sie gieng mit ihm ſo vertraut um, daß einige argwoͤhniſche
Leute
Z z 3
(0748)
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Paulina Pelagia
Leute ihr deßwegen eine uͤble Nachrede zu machen ſuchten, wiewohl Eraſmus in dem Leben des Hieronymi ihnen gar ein anders weiſet. Sie bauete 4. Cloͤſter, und ſtarb An 404. den 24. Jan. in dem 57. Jahre ihres Alters. Vid. Hondorff. Promptuar. Eempl. P. III. pag. 82. Hieronym. in Proœm. Commentar. in Eſaiam l. 18. Conf. Korthold. in Hiſt. Eccleſ. Part. IV. Sect. ult. c. 4. §. 11. Hieronymus hat das Leben dieſer Paulæ beſchrieben, ſie auch mit einem Epitaphio beehret.
Paulina,
Eine virtuoſe und beruͤhmte Saͤngerin in Caſſel, ſo zugleich eine gute Actrice iſt.
de Paz. Siehe. Catharina Pacenſis.
de Pazzis,
Magdalena, ſo ihrer vermeynten Heiligkeit wegen im Paſtthum in ſolchen Anſehen geweſen, daß ſie Pabſt Clemens IX. A. 1669. cano. niſiret, und unter die Heiligen geſetzet. Ihr Leben hat ein Carmeliter-Moͤnch, Dominicus Capellus, beſchrieben, worinnen von vielen Erſcheinungen und Geſpraͤchen, ſo ſie mit den Seelen in der Hoͤllen gehabt, Meldung geſchiehet. Uber dieß ſoll ihr der HERR JESUS offt erſchienen ſeyn, und ihr ſein Leyden gezeiget haben. Vid. Marc. Anton. Alegr. in Paradiſ. Carmelitic. pag. 454.
Pelagia,
Ein anfangs ruchloſes und [Spaltenumbruch] [[Spaltenumbruch] ]
Peleaͤ Pelopon
wolluͤſtiges Weib aus Antiochien welche ſich aber zuletzt bekehrte, und ihr voriges Leben ſehr bereuete.
Pelleæ, ſiehe. Dodoneæ Columbæ.
Pellegrina Maria,
War ein wundernswuͤrdiges Maͤgdlein, indem ſie in dem zehenden Monat ihres Alters Haar und Bart bekam. Die Haare waren ſchwartz, dicke, hart und dichte; ihre Stimme maͤnnlich, hatte auch auf der Bruſt und Ruͤcken viel Haare[,] war in dem andern Jahre ihres Alters, worinnen ſie auch verſtarb[,] ſchon zwey gute Ellen lang. M. Anton. Ulmus in Phyſiolog. Barb. Human. Sect. III. Cap. n.
Pelopea,
Eine Tochter der Thyeſtæ, welche, nachdem ſie von ihrem eigenen Vater war geſchwaͤchet worden, ein Kind von ausbuͤndiger Schoͤnheit und Geſtalt gebahr, und damit ſolche ihre begangene Blutſchande nicht kundbar wuͤrde, ſelbiges in dem Walde denen wilden Thieren zur Beuthe und Raub hingeleget. Es ſchickte ſich aber wundeꝛlich, daß ein Schaͤffer, der durch ſolchen Wald pasſirte, dieſes ausgeſetzte Kind von ohngefehr erblickte, und ſelbiges aus Erbarmung mit ſich nahm, auch mit Ziegen-Milch ſolches auferzog, weßwegen dieſes Kind auch hernach Ægiſthus benennet ward.
Peloponneſia,
War ein ſolch fruchtbar Weib und gute Hecke-Mutter, daß ſie
fuͤnff-
(0749)
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Peltz Peluſa
fuͤnffmahl nach einander Vierlinge (oder 4. Kinder zugleich) gebahr.
Peltz,
Heiſſet eigentlich dem Frauenzimmer ein kurtzer mit zarten Peltz und Rauchwerck gefuͤtterter Unter-Rock, ſo gleich uͤber das Hemde gezogen wird, hat nicht allzuviel Falten und insgemein einen bunten leichten Caton zum OberZeug.
Peltz-Haube,
Iſt eine runde etwan eine Spanne hoch erhoͤhete und mit ſchwartzen glatten Rauchwerck uͤberzogene Muͤtze, ſo uͤber die halbe Scheitel nur gehet, und welche die Weibes-Bilder in Saltzburg zur Winters-Zeit an ſtatt ihres ſo genannten Bundes zu tragen pflegen.
Peltz-Hoſen,
Seynd mit geſchmeidigen Rauchwerck gefuͤtterte Bein-Kleider, doch von einem gantz beſondern Schnitt, ſo das Frauenzimmer im Winter manchmahl zu tragen pfleget.
Peltz-Stieffelgen,
Seynd mit Rauchwerck gefuͤtterte Struͤmpffe, ſo an den Schuhen hangen, und lang hinauf zugeſchnuͤret oder zugeknoͤpffet werden.
Peluſa,
Eine Mohrin, Koͤnigin in Africa war eine groſſe Liebhaberin und Meiſterin vom Schacht-Spiel, worbey ſie ſo hochmuͤthig war, daß ſie ſich mit niemanden anders in dergleichen Spiel einließ, als biß [Spaltenumbruch]
Pembroock
er auf den Fall des verlohrnen Spieles ſein Blut und Leben vorher gegen die groſſe Summa Geldes, worum ſie zu ſpielen gewohnet war, aufgeſetzet. Dieſem ungeachtet gab ſich deñoch ein zwar tapfferer und behertzter aber nur gemeiner Soldat von ihren Trouppen an, ſo mit dem Nahmen Loſt hieſſe und gedachte Koͤnigin zum Schachtſpiel heraus foderte, auch ihren Begehren nach ſein Leib und Leben, im Fall er das Spiel verliehren ſolte, zum Unterpfande ſetzte. Doch das Gluͤck und ſeine Behutſamkeit in ſolchem Spiel ſecundirte ihn alſo, daß er wuͤrcklich das Spiel gewann, welches gedachter Mohren-Koͤnigin ſo wohl gefiel daß ſie ihn nicht nur die gewonnene Summa Geldes auszahlen, ſondern auch ihn noch uͤberdiß wegen ſeiner Courage und großmuͤthigen Reſolution zum Ritter ſchlagen ließ: zum Zeichen dieſes großmuͤthigen unterfangens, ſuchte ſie vor ihm ein abſonderliches Ritterliches Wappen aus, ſetzte ihr eigenes Bildniß nebſt einem Schachtſpiel in ſelbiges, und befahl ihm an, daß er ſich in Zukunfft, weil er ſein Leben vor ſelbige auf das Spiel geſetzet, nicht mehr Loſt, ſondern den von Leben nennen ſolte; welchen Nahmen und Wappen noch heute zu Tage diejenigen Geſchlechter, ſo von ihm herſtammen, fuͤhren, wiewohl ſich einige davon die von Loͤben ſchreiben.
de Pembroock,
Maria, eine Engellaͤndiſche gelehrte Graͤfin und Poetin; Philippi Sidney Schweſter, der ihr
auch
Z z 4
(0750)
[Spaltenumbruch]
Pene Penidz
auch ſeine Arcadiam dediciret; ihr Lehr-Meiſter hieß Samuel Daniel dem ſie, wie auch allen Poeten, ſehr wohl wolte. Sie hat eine Tragoedie Antonius genannt, geſchrieben, ſo Langbainius und Gildonus ſehr ruͤhmen. Vid. Act. Erudit. Lipſ. A. 1699. p. 426.
Penelope,
Des Jearus und der Peribeæ Tochter; und Eheweib des Ulyſſis, ein rechtes Muſter einer keuſchen getreuen und ſtill eingezogenen Frau, welche Zeit waͤhrender ihres Mannes Abweſenheit, ſo in die 20. Jahr waͤhrete, kein anderes Mannsbild verliebt angeblicket, geſchweige deñ ihrem Mann ungetreu geworden. Weil ihr aber die vielen Freyer und Amanten ſcharff zuſetzten, auch ihr zuletzt gar mit Gewalt droheten, erſonne dieſe keuſche Penelope folgende Liſt aus: ſie gab allen ihren Freyern ein gewiſſes Gewebe zu verfertigen auf, mit dem Verſprechen, daß wer ſolches binnen einer gewiß geſetzten Zeit vollſtaͤndig und fertig braͤchte, ſie ſo dañ zum Lohn haben ſolte; weil ſie aber des Nachts allezeit in der Stille dasjenige wieder auftrennete, was die Freyer des Tages uͤber gewebet, gewanne ſie durch ſolche Liſt ſo viel Zeit, biß ihr geliebter Ulyſſes endlich ſelbſten wieder zuruͤck kam; der ihr auch in Bettlers Geſtalt und Kleidern wieder erſchien, und alle ſeine Mit-Buhler, ſo ihm ſeine Penelope verfuͤhren wollen, auf einmahl aus gerechter Eyferſucht ermordete.
Penid-Zucker,
Iſt eine Art von dem allerrein[Spaltenumbruch]
Pentheſil Pera
ſten, gelindeſten und mit allerhand Staͤrckung angefeuchteten Zucker, den die Kinder-Muͤtter denen neugebohrnen Kindlein bey der Tauffe, wenn ſie zu wemmern anheben, in das Muͤndgen druͤcken, um ſelbige dadurch wieder zu ſtillen.
Pentheſilea,
Eine Koͤnigin der Amazonen, ſo der Orithyæ in der Regierung nachgefolget. Hielte ſich in dem Trojaniſchen Kriege, als ſie dem Priamo wieder die Griechen zu Huͤlffe kam, vortrefflich, ward aber endlich von dem Achilles ermordet.
Pera,
Des Cimonis eines alten Athenienſers Tochter, hatte ſo viel kindliche Treue und Liebe gegen ihren in Ketten und Banden liegenden alten eißgrauen Vater, daß ſie ſelbigen, als er im Gefaͤngniß nachdem ihm geſprochenen Urtheil verhungern und ſterben ſolte, ſo offt ſie zu ihm nach vorher geſchehener Viſitation, ob ſie auch etwas von Eßwaaren bey ſich haͤtte, hinein gelaſſen wurde, ihre eigene Bruſt, mit welcher ſie zu Hauſe ihr neugebohrnes Kind ſaͤugete, heimlich darbot, u. eine lange Zeit unterhielt, welches, nachdem ſie von denen Waͤchtern einmahl druͤber angetroffen ward, bey der Obrigkeit ſo viel gefruchtet, daß nicht nur ihr alter Vater der Strafe entlaſſen wurde, ſondern ſie auch von dem damahligen Richter, dem dieſe kindliche Liebes-Probe vortrefflich gefallen, noch eine ſtattliche Verehrung ſtatt Ammen-Lohns erhielte. Vid.
Plin.
(0751)
[Spaltenumbruch]
Percan Perlen
Plin. cap. 7. Lib. 36. Hiſtor. Natural.
Percan,
Iſt ein Hollaͤndiſcher von Cameel-Haaren gewirckter Zeug mit einem gezwirnten oder rund gedreheten Faden, deſſen ſich das WeibesVolck zu ihren Kleidern zu bedienen pfleget. Die beſte und feinſte Sorte von ſelbigen iſt Percan de Brüſſel.
Perictonia, oder, Perictone,
Eine ſehr gelehrte Philoſopha und erfahꝛnes Weib, Pythagoriſcheꝛ Secte. wird von Stobæo offt geruͤhmet, welcher auch, nach Photii Meynung, unterſchiedene Apophtegmata aus ihr genommen. Sie hat auch noch 2. Buͤcher geſchꝛieben, als eins von der Weißheit und eins von der Weiber Harmonie. Vid. Menag. in Hiſt. Mulier. Philoſ. p. 63. n. 180.
Perimede,
War eine beruͤhmte Zauberin, deren Leben und Thaten Theocritus beſchrieben.
Perina,
Franciſca, war ein beruffenes zauberiſches Weib und Hexe.
Perlen,
Seynd ein zu dem weiblichen Schmuck gehoͤriges Kleinod, eckigt oder rund, welche letztern Zahl-Perlen genennet werden, und an einen Faden angereyhet ein- oder mehrfach um den Halß und Haͤnde geſchlungen werden. Sie wachſen in dem Meer und liegen in ihren [Spaltenumbruch]
Pero Perpetua
Muſcheln verſchloſſen, die ſchoͤnſten Perlen kommen aus dem Sinu Perſico, ie reiffer ſie ſeynd, ie ſchoͤner ſpielen ſie.
Perlen-Haarband, ſiehe. Craͤntzlein.
Pero,
Eine Tochter des Nereus und der Chloris. Eine Schweſter des alten Nectors und Periclimeni, von ſolcher vortrefflichen Schoͤnheit und Geſtalt, daß viel hundert Freyer ſich um ſelbige beworben. Weil aber ihr Vater der Nereus zur ſelbigen Zeit einen toͤdtlichen Haß und Feindſchafft wieder den Hercules hegte, und ſich gerne an ihm raͤchen wolte, ließ er ausruffen, daß derjenige unter den Freyern, ſo dem Hercules ſeine Ochſen entfuͤhren und ihm zuſtellen wuͤrde, ſeine Tochter Pero ohnfehlbar haben ſolte. Welches endlich Bias des Amythaonis und der Aglajæ Sohn, ſich durch Beyhuͤlffe ſeines Bruders Melampodes unterſtanden, und nachdem er ſolche Ochſen dem Hercules geraubet, die ſchoͤne Pero zum Weibe erhalten.
Peronne,
Claudia, ein gelehrtes Frauenzimmer von Lyon, florirete zu Koͤnigs Franciſci I. und Henrici II. Zeiten, und war beruͤhmt wegen ihrer Geſchicklichkeit in der Frantzoͤiſchen Poeſie.
Perpetua,
Ward unter dem Kaͤyſer Valeriano in Mauritania A. Chriſti 259.
als
Z z 5
(0752)
[Spaltenumbruch]
Perpet Perſche
wilden Thieren jaͤmmerlich zerriſſen und zerfleiſchet. Volaterran. Lib. 16. Commentar.
Perpetua,
Die Heilige, war des H. Auguſtini Schweſter, und ſoll die Mutter und Stiffterin aller derjenigen Orden und Cloſter-Frauen geweſen ſeyn, ſo ſich unter ihres Bruders Reguln bequemet. Sie hat gelebet um das Jahr Chriſti 390.
Perſch,
Perca, Perche, iſt ein bekannter Teichfiſch, der auf dem Ruͤcken ſtechende Graͤten hat, und kan alſo von andern Fiſchen nicht leicht gefreſſen werden. Sein Fleiſch iſt wohl hart, aber auch recht geſund und krancken Leuten nicht undienlich, bey denen Roͤmern waren dieſe Fiſche in hohen æſtim, und wurden ſie von Auſonio deliciæ menſarum wegen ihrer delicateſſe genañt, welches Lob ihnen noch heut zu Tage ein jeder goͤnnet. Ihr ſonſt angenehmes Fleiſch wird durch eine gute Zurichtung noch delicater, zumahl wenn ſie nach der Vorſchrifft unſers Kochs bereitet. 1) Perſche zu reiſſen und zu ſchupen; 2) Perſche mit Butter und Peterſilie; 3) Perſche mit zerlaſſener Butter; 4) Perſche mit einer Fricasſee Soſſe; 5) Perſche mit Rahm und Kuͤmmel; 6) Perſche mit einer Citronenſoſſe; 7) Perſche mit einer Capernſoſſe; 8) Perſche mariniret; 9) Perſche vor gemeine Leute zu ſieden.
Perſche zu reiſſen und zu ſchupen,
Die Perſche ſchupet mit einem Reibeiſen, darnach fahret ſelbigen mit einer Spickenadel oder einem [Spaltenumbruch]
Perſche
ſpitzen Hoͤltzgen unter dem Floß hinein, und ziehet den Darm heraus, ſo wird die Galle daran hengen, welches zuſammen ihr wegſchneiden muͤſſet: oder ſchneidet denen Perſchen den Bauch auf und nehmet das Eingeweyde heraus, der Rogen aber muß drinnen bleiben, ſo ſind ſie fertig und moͤgen auf folgende Art bereitet werden.
Perſche mit Butter und Peterſilien,
Wenn die Perſche geſchupet und geriſſen ſind, ſo ſiedet ſie ab, wie man einen andern Fiſch zu ſieden pfleget. Hernach thut in eine Caſſerole Butter, gehackte Peterſilie, Muſcatenbluͤten, geriebene Semmel und Ingber, gieſſet Waſſer oder Fiſch-Bruͤhe drauf, ſetzet es aufs Kohlfeuer und laſſet es einkochen, leget alsdenn die abgeſottenen Perſche drem, welche auch ein wenig mit kochen muͤſſen, damit ſich die Bruͤhe hinein ziehe. Endlich richtet an, ſtreuet uͤber die Fiſche Muſcaten-Bluͤten und Ingber, und gebet ſie hin.
Perſche mit zerlaßner Butter,
Die Perſche reiſſet, aber ſchupet ſie nicht, ſondern ſiedet ſie nur ab. Nach dem Abſieden koͤnnet ihr ihnen die Schupen ſamt der grauen Haut abziehen und die Perſche in einer Schuͤſſel anrichten, laſſet aber Butter zergehen, damit ſich das Saltz ſetze, dieſe gieſſet uͤber die Perſche, ſetzet ſolche auf ein Kohlfeuer, decket ſie zu und laſſet ſie eine Weile daͤmpffen. Wenn ihr ſie wollet hingeben, ſo ſtreuet gehackte als eine ſtandhaffte Martyrin von
wilden
(0753)
[Spaltenumbruch]
Perſche
gruͤne Peterſilie und MuſcatenBluͤten uͤber die Fiſche, ſo ſind ſie fertig.
Perſche mit einer FricaſſéeSoſſe,
Bereitet dieſe wie die Karpffen oder Karauſchen mit einer Fricaſſée-Soſſe.
Perſche mit Rahm und Kuͤmmel,
Verfertiget dieſe nach der Vorſchrifft der Karauſchen mit Rahm und Kuͤmmel.
Perſche mit einer CitronenSoſſe,
Bereitet ſolche wie ſie in vorigen beſchrieben worden. Darnach ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel ein Stuͤck ausgewaſchene Butter aufs Feuer, ſchuͤttet geriebene Semmel, Citronſchalen und Scheiben und Muſcaten-Bluͤten darzu, gieſſet ein Glaß Wein und Waſſer drauf, welches zuſammen noch eine Weile kochen muß, biß es beginnet dicke zu werden, leget alsdenn die Perſche hinein, und laſſet ſie ein wenig kochen. Wenn ſie ſollen angerichtet werden, ſo thut die Perſche ordentlich auf die Schuͤſſel, gieſſet die Bruͤhe druͤber, garniret die Citronſcheiben fein zierlich auf die Fiſche, und gebet ſie auf die Tafel.
Perſche mit einer CapernSoſſe,
Sie werden zugerichtet, wie die Karauſchen mit der CapernSoſſe, woſelbſt dreyerley Arten zu finden.
[Spaltenumbruch]
Perſche Perſida
Perſche marinirt,
Wenn dieſe geſchupet und geriſſen worden, muͤſſet ihr ſie auf den Seiten kerben, alsdenn einſaltzen, und ſie eine Weile im Saltz liegen laſſen. Hierauf ſtreiffet und trocknet ſie ab, backet ſie in Schmaltz oder Baum-Oel, oder ihr koͤnnet ſolche auch auf einem Roſt braten, mit Baum-Oel oder Butter beſtreichen, und ſie ſo lange braten laſſen, biß ſie gar ſind. Hierbey aber gebet Achtung, daß ihr die Fiſche nicht zerreiſſet, und wenn ſie kalt worden, ſo leget ſie ein und mariniret ſie wie die Forellen.
Perſche vor gemeine Leute zu ſieden,
Die gemeinen Leute reiſſen nur die Perſche, waſchen ſie darnach aus, und gieſſen ein wenig Waſſer drauf. Nach dieſem ſieden ſie fie blau, wie bey denen Karpffen zu ſehen iſt.
Perſephone,
Eine Tochter des Jupiters und der Ceres, ſonſt genannt Proſerpina, welche Pluto der Hoͤllen Gott entfuͤhret, und als ſeine Frau mit in den Orcum genommen. Daher ſie auch die Koͤnigin der unterirdiſchen Geiſter genennet wird. Siehe Proſerpina.
Perſida,
War ein gelehrtes und Gottesfuͤrchtiges Weibes-Bild, von der Paulus ſelbſt ad Rom. 16. v. 12. ruͤhmet, daß ſie viel in dem Hern gearbeitet.
Peruſina,
(0754)
[Spaltenumbruch]
Pern Peterſ
Peruſina,
Margaretha, des vortrefflichen Juriſten in Maͤyland Johannis Peruſini, gelehrtes Eheweib, ſo in der Griechiſchen und Lateiniſchen Sprache gelehrt und hoch erfahren geweſen. Vid. Frauenlob in der Lobenswuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Frauenzimmer. p. 23.
Peterſilie, oder GartenEppich,
Petroſelinum, Perſil, iſt ein Garten-Kraut, ſo nebſt der Wurtzel oͤffters an denen Speiſen genoſſen wird. Dieſes Kraut recommendirten die alten Medici gar ſehr denen Waſſerſuͤchtigen, es ſoll auch der verſtopfften Leber, Miltz, Nieren, Blaſen, und Harngaͤngen dienlich ſeyn, und den Sand, Grieß und Stein abtreiben. Hingegen aber deſſen uͤberfluͤßiger Gebrauch, Augen-Beſchwerungen, und die fallende Sucht, oder boͤſe Kranckheit verurſachen. Es ſoll auch dieſes Kraut ad coitum dienlich ſeyn, daher Simon. Paul. in Claſſe III. p. 430. den alten Verß angefuͤhret:
Peterſely helpt de Mannen te paerdt, De Vrouen onder de Ærdt.
Wie in allen Dingen, alſo auch hier bey dem Gebrauch der Peterſilie, iſt das Sprichwort zu mercken: Maſe iſt zu allen Dingen gut. Sonſt bleibt die Peterſilie ein gut Kuͤchen-Kraut, womit viel Speiſen annehmlich gemacht werden, und brauchet man bey ſolchen Gerichten, daran Peterſilie gekochet worden, nur die Helffte Saltzes [Spaltenumbruch]
Peterſ
weil die Peterſilie ſelbſt alles Eſſen ſaltzet. Es wird auch aus ſelbiger ein Waſſer bereitet, welches in Catholiſchen Kuͤchen ſtatt der Fleiſch-Bruͤhe dienet, deren Verfertigung der Koch in nachfolgenden eroͤffnet.
Peterſilien-Waſſer zu machen, welches in Catholiſchen Kuͤchen ſtatt der FleiſchBruͤhe gebraucht wird,
Setzet einen Topff mit Waſſer zum Feuer, thut darein ein Paar Haͤnde voll Erbſen, gruͤne Peterſilie mit denen Wurtzeln, gantze Muſcaten-Bluͤten, Ingber und ein wenig Saltz, und laſſet es durch einander kochen.
Peterſin,
Johanna Eleonora, gebohrne von Merlau, D. Johann Wilhelm Peterſen, weylandt Superintendentens zu Luͤneburg Eheliebſte. Ein gelehrtes und in H. Schrifft geuͤbtes Weibesbild, ſo ſich durch unterſchiedene Schrifften bey der Welt bekannt gemacht. Unter ſolchen iſt am vornehmſten ihr Commentarius uͤber die Offenbahrung St. Johannis, der A. 1696. mit einer Tabelle in Folio heraus gekommen. Ihr Hertzens-Geſpraͤch mit GOtt aus ihren Hertzen und Glauben durch Erfahrung. Franckfurt A. 1691. welches Buch der weltberuffene Thomaſius in ſeinen monatlichen Gedancken A. 1609. p. 854. excerpiret, und ſelbiges als orthodox recommendiret. Ferner, die ver-
klaͤrte
(0755)
[Spaltenumbruch]
Petron
klaͤrte Offenbahrung JEſu Chriſti nach dem Zuſammenhang, und nach dem Sinn des Geiſtes, mit beygefuͤgten geiſtlichen Kampf der Erſtgebohrnen. A. 1706. in 8. D. Feuſtking in ſeinem Gynæceo hæretico-fanatico. p. 459. will ſie zu einer Adhærentin des Fanaticiſmi und Chiliaſmi machen, und lehnet ſich ſcharff wider die LobesErhebungen, ſo Arnold in der geiſtlichen Geſtalt eines Lehrers Appendic. 3. §. 26. p. 24. ihr beygeleget. Ihren Commentarium Apocalypticum ſpricht er, haͤtte ſie aus dem Coccejo, Forbeſio, Moro, Brigthamo, Durhamo, Medo, Hofmanno, Seydenbecchero, Jurieu und Brecklingio ausgeſchrieben. Vid. Autor. der Unſchuldigen Nachrichten An. 1702. p. 120. welche nebenſt D. Feuſtkingen ihr das A. 1698. unter dem Titul: Ewiges Evangelium der allgemeinen Wiederbringung aller Creaturen, herausgekommene wunderliche Buch Schuld geben wollen; welche Mißgebuhrt D. Grævius in ſeiner Diſputatione Inaugurali, ſo er wider dieſe monſtroſe Schrifft gerichtet, anatomiret, und das darinne ſteckende Chiliaſtiſche Gifft entdecket. Vid. Diſſertat. Hujus Sect. I. §. 4.
Petronelle,
De Chemille, eine devote Frantzoͤiſche Jungfer, ſo A. 1100. die allererſte Aebtißin des Ordens der Aebtißin von Abralds-Brunnen in Franckreich geweſen.
Petronilla,
War des Apoſtels Petri Toch[Spaltenumbruch]
Petron Pfaf
ter, ſo er mit ſeinem Weibe, des Barnabaͤ Schweſter, erzeiget. Auguſtin. cap. 17. contra Adimant. Vid. Surium in Vit. Sanctor. 29. Junii. T. 2. f. 353.
Petronina,
Dominica, War eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Petſchier,
Iſt ein in Silber geſtochenes, oder in Carniol eingegrabenes Wapen, verzogener Nahme, oder ſinnreiche Deviſe, oder auch alter Roͤmiſcher Kopff, wormit das Frauenzimmer ihre Billetgen und andere Handbrieffgen zu ſiegeln pfleget.
Peutingerin,
Juliana, des beruͤhmten Peutingers in Augſpurg gelehrte Tochter, die Muslerus in ſeiner Oration pag. 156. wegen ihrer Gelehrſamkeit und andern herrlichen Tugenden ſehr ruͤhmet. Sie ſoll ſchon im vierdten Jahre ihres Alters den ankommenden Kaͤyſer Maximilianum im Nahmen der Stadt Augſpurg mit einer herrlichen Oration empfangen haben, ſo der Kaͤyſer auch ſehr gnaͤdig angehoͤret. Sie hat noch mehr Schweſtern gehabt, welche gleichfals denen Studiis obgelegen. Vid. Mart. Cruſ. Lib. X. Annal. Suevicor. P. III.
Pfaffenſchnitt,
Heiſſet an der gebratenen Ganß dasjenige Schnittlein Fell und Fett, ſo zwiſchen denen Fluͤgeln
und
(0756)
[Spaltenumbruch]
Pfaltz Pfan
und der Keulen aus der Seite im trenchiren geſchnitten wird.
Pfaltz-Graͤfin,
Iſt eine hohe Standes-Perſon, ſo entweder aus dergleichen Stam̃ entſproſſen, oder an einen PfaltzGrafen vermaͤhlet worden.
Pfannenkuchen,
Sind viereckigte, oder auch laͤnglicht breite Stuͤcke, ſo aus einem ausgetriebenen Teig geſchnitten, und aus heiß gemachten Schmaltz gebacken werden, davon folgende Beſchreibungen: 1) Pfannenkuchen; 2) dito anders auf Oeſterreichiſch; 3) dito noch anders.
Pfannen-Kuchen zu machen,
Setzet Mehl in einem Geſchirr bey einen warmen Ofen, gieſſet ein Paar Loͤffel voll gute Bierhefen drein, und ſaltzet es, machet es hernach mit laulichter Milch an, und bereitet einen Teig, der aber nicht gar zu ſtarck ſeyn darff. Wenn ihr nun ſolchen gnug gearbeitet habt, ſo thut ihn auf ein mit Mehl beſtreuetes Bret, und laſſet ihn gehen, wuͤrcket hin darnach, und treibet ihn mit einem Walger-Holtz auf, und ſchneidet viereckigte Stuͤcken draus, leget ſie auf einen mit Mehl beſtreueten Kuchen-Deckel, ſetzet ſelben an einen warmen Ofen, damit ſie fein gehen. Zuletzt machet Schmaltz in einer Pfanne heiß, leget die Pfannkuchen drein, und backet ſie, aber nicht gar zu heiß, fein goldgelb, ſo ſind ſie fertig. NB. an etlichen Orten wer[Spaltenumbruch]
Pfaan
den ſie auch gefuͤllt mit Kirſchmus, Pinien und Citronat, abſonderlich diejenigen, ſo bey denen Kindtauffen ausgetheilet werden.
Pfannenkuchen anders auf Oeſterreichiſch,
Setzet in einem Geſchirr ſchoͤn Mehl zu einen warmen Ofen, oder ſonſt an ein warmes Ort, ruͤhret das Mehl um, daß es ſich durchwaͤrme, ſchuͤttet darnach hinein ein Paar Loͤffel voll gewaͤſſerte Hefen von Weißbier, und 1. Viertel Pfund zerlaſſene Butter, ſchlaget 4. Eyer drein, aber nur von zweyen das Weiſſe, machet es mit laulichter Milch zu einem ziemlich feſten Teig an, ſaltzet ſolchen, und ſchlaget ihn mit einem Ruͤhr-Loͤffel glatt ab. Dieſen Teig leget nach dieſen auf einen Tiſch, wuͤrtzet ihn und bereitet Strietzeln draus, einer Viertel Ellen lang, und ein Paar quer Finger dick, leget ſolche ordentlich auf ein mit Mehl beſtreuetes Brett, und wenn ſie alle fertig ſind, ſo decket oben ein Tuch druͤber, und ſetzet ſie an ein warmes Ort, damit ſie daſelbſt gehen koͤnnen. Sind ſie nun genung gegangen, und wollen oben aufſpringen, ſo ſetzet Schmaltz aufs Feuer, und wenn es bald heiß iſt, ſollet ihr 2. biß 3. Stuͤcke drein legen, und ſie gar gemaͤhlich, aber nicht zu heiß backen, und ſie im̃er mit Schmaltz begieſſen. Denn wenn ihr ſolche in gar heiſſes Schmaltz thut, ſo werden ſie auſſen flugs hart, aber in dem Schmaltz, das ſeine Hitze noch nicht voͤllig hat, gehen ſie noch ein wenig auf. Habt ihr nun einmahl heraus gebacken, ſo leget ſel-
bige
(0757)
[Spaltenumbruch]
Pfan Pfaͤnd
bige allezeit warm, und backet ſie ſo lange, biß ihr deren ſatt habt, richtet ſie alsdenn nach euren Gefallen an, und laſſet ſie auftragen.
Pfannenkuchen noch anders,
Machet den Teig, gleich wie vorigen, ab, miſchet geſchnittene Mandeln, Cibeben, Saffran und Muſcaten-Bluͤten drunter, machet wieder ſolche Strietzeln, und backet ſie aus Schmaltz.
Pfannkuchen-Zettul,
Heiſſet bey den Kindtauffen dasjenige Verzeichnuͤß, worauf aller derjenigen Nahmen geſchrieben ſtehen, denen die Sechswoͤchnerin Pfannkuchen ſchicken laͤßt, dergleichen Zettul wird denen ſo genannten Tuͤtſch-Muͤttern in die KuchenCammer gegeben, ſo die Austheilung derer Kuchen darnach einrichten.
Pfanne zum Schmaltz-Gebackenen,
Iſt ein von eiſernen Blech getriebenes Pfaͤnnlein, worinnen man allerhand Schmaltz, Fett, und Buttergebackens zu bereiten pfleget.
Pfaͤndter austheilen im Spiel,
Iſt ein dem Frauenzimmer bekanntes und gebraͤuchliches Spiel, da diejenige Perſon, ſo das Pfand wegen eines im Spiel begangenen Fehlers einlegen muͤſſen, ſelbiges wiederum durch Vollſtreckung desjeniges Befehls, der ihr in der [Spaltenumbruch]
Pfaͤnn Pfau
Geſellſchafft aufferleget worden, einloͤſen muß.
Pfaͤnnlein,
Iſt ein von eiſernen Blech rund getriebener Tiegel mit einem langen Stiel, und 3. Fuͤſſen verſehen, worinnen man die Butter braun macht, oder Eyerkuchen und andre Dinge zu backen pfleget.
Pfantzel. ſiehe. Nudelkuchen.
Pfantzel. ſiehe. Erbſen und Graupen durch einander auf Boͤhmiſche Art.
Pfau,
Pavo, Paon, iſt faſt der ſchoͤnſte Vogel von Federn, mit welchen er ſonderlich zu prangen pfleget. Die Roͤmer hielten vor dieſen die Pfanen in ihren Hoͤfen nur zur Luſt und Pracht, brauchten ſie aber nicht zur Speiſe, biß H[ – 1 Zeichen fehlt]rtenſius ein Orator zu Rom ſich unterſtunde, den erſten Pfau zu ſchlachten und zu eſſen, dem hernach andere mehr nachgefolget. Ihr Fleiſch haͤlt man gemeiniglich vor grob und zaͤhe, es ſoll aber nach Coleri Bericht, einen lieblichen und guten Geſchmack haben, und nur vor groſſe Herren eine Speiſe ſeyn. Waͤre der Alten ihr Vorgeben wahr, daß das Pfauen-Fleiſch der Verweſung nicht unterworffen, und wohl in die 30. Jahr gantz unverdorben koͤnne behalten werden, wuͤrden gewiß die Pfauen als eine hoͤchſt unverdauliche und ſchaͤdliche Speiſe in keine Conſi-
deration
(0758)
[Spaltenumbruch]
Pfauen
deration kommen, welche Meynung iedoch als ein Fabelwerck, billig zu verwerffen. Vielmehr lehret unfer Koch die Pfauen als ein gutes Gericht zubereiten, und zwar wie dieſelben 1) zu wuͤrgen; 2) zu braten; 3) in eine Paſtete zu ſchlagen ſeyn.
Pfauen zu wuͤrgen,
Nehmet einen Pfau, und zwar, wenn es ſeyn kan, einen jungen, ſchuͤttet dieſem Wein, mit allerhand geſtoßnen Gewuͤrtze vermiſchet, in den Halß, bindet ſolchen mit Bindfaden zu, und henget den Pfau auf, daß er erwuͤrget. Darnach rupffet ihn und nehmet ihn aus, ſo iſt er gewuͤrgt und geputzt.
Pfauen zu braten,
Wenn der Pfau gewuͤrget und geputzet iſt, ſo nehmet ihm das Eingeweide und den Kropff heraus, pruͤgelt ihn darnach, waſchet ihn aus, laſſet ihn in friſchen Waſſer ein wenig anlauffen, und ſpeilert ihn auch. Nach dieſen ſchneidet Speck gantz grob, beſtreuet ſolchen mit Gewuͤrtz, und ſpicket den Pfau, als wie man eine a la daube ſpicket, iedoch darff vom Speck nichts zu ſehen ſeyn. Iſt dieſes geſchehen, ſo ſpicket den Pfau erſt recht mit klein geſchnittenen Speck, als wie man ein ander Fluͤgelwerck ſpicket, ſaltzet ihn ein wenig ein, ſtecket ihn an Spieß, leget ihn zum Feuer, bratet ihn erſtlich gantz gemach, und begieſſet ihn oͤffters nur mit zerlaſſener Butter. So bald er nun anfaͤnget braun zu werden, ſo machet Papier druͤber, und laſſet ihn alſo braten, biß er genug hat. [Spaltenumbruch]
Pfau Pfef
Endlich richtet ihn auf eine Schuͤſſel an, ſetzet aber zugleich in einem Pfaͤnngen Eßig aufs Feuer, gieſſet die jus, die in der Bratpfanne iſt, darzu, und wenn es einen Sud gethan hat, moͤget ihr dieſes durch einen Durchſchlag auf den Pfau lauffen laſſen, auch braune Butter machen, und ſie druͤber gieſſen, ihn mit geriebener Semmel beſtreuen, und ſo gut, als euch nur moͤglich iſt, den Pfau garniren.
Pfau in einer Paſtete,
Die Nachricht hiervon findet ihr unter der Paſteten vom Pfau.
Pfeffer,
Piper, Poivre, iſt eine Oſt-Indianiſche Frucht, die in gewiſſen Provincien daſelbſt in groſſer Qvantitaͤt als ein Convolvulus waͤchſt, und durch die Hollaͤnder zu uns in Europam gebracht wird. Man trifft bey denen Materialiſten viererley Pfeffer an, nehmlich langen, rothen, weiſſen und ſchwaꝛtzen runden Pfeffer, welches der beſte iſt, und der auch in der Kuͤche am meiſten gangbar. Der Pfeffer iſt ſonſt von hitziger Art, und vertragen denſelben nur gewiſſe Speiſen. Ihrer viel ſtehen in denen Gedancken; wenn man alle Eſſen ohne Unterſcheid nur ſtarck pfeffere, ſo bekaͤmen ſelbige einen guten Geſchmack, und wuͤrden dadurch geſund, welches man bißhero in etlichen Teutſchen Kochbuͤchern in Acht genommen, daruͤber ſich aber unſer Kuͤchenmeiſter nicht wenig wundert, weil dieſe PfefferMethode wieder das wahre Fun-
dament
(0759)
[Spaltenumbruch]
Pfeffer
dament des Kochens laͤuffet. So eſſen auch viel Leute nicht gerne gepfeffert, muß dannenhero bey denen Zubereitungen der Speiſen auf alles und iedes genau regardiret werden.
Pfefferkuchen, oder, Lebkuchen,
Dulciaria condita, pain d’epices, werden aus Mehl, Honig und Gewuͤrtz bereitet, darunter etliche Kuͤchelbecker ein wenig Potaſche thun, davon der Teig wohl gehet, und ſehr lucker wird. Man findet der Pfefferkuchen mancherley Arten, darunter ſonderlich die Thoriſchen, Nuͤrnbergiſchen und Coͤllniſchen beruͤhmt ſeynd. In der Kuͤche werden ſonderlich die dicken, ſo ohne alles Gewuͤrtz aus Mehl und Honig beſtehen, gebrauchet und an gewiſſe Bruͤhen gethan, davon ſelbe einen ſuͤſſen Geſchmack bekommen.
Pfefferingerin,
Anna, Aebtißin des Kloſters Neuburg, ſo ziemlich gelehrt und geſchickt war, ſie ſchrieb in Teutſcher Sprache um das Jahr 1444. das Leben des H. Hilarii an Ludovicum Pfaltz-Grafen am Rhein, und Hertzogen in Bayern, und ſtarb A. 1451. Vid. Teiſſer. in Catalog. Catalogor. p. 19. Pruſch. d. Monaſter. Germ. p. 343.
Pfeffer-Muͤhle,
Iſt ein rundes viereckigtes Kaͤſtlein, obenher mit einer eiſernen Schuͤſſel, und der darein gehoͤrigen Schraube und Leyer, unten aber mit einem Schubelaͤdlein ver[Spaltenumbruch] [[Spaltenumbruch] ]
Pfiffer Pfirſch
ſehen, worein der klein zermalmte Pfeffer, oder andere Wuͤrtze faͤllt.
Pfifferling,
Piperites, Champignon, iſt ein gewiſſer kleiner Schwamm von roͤthlicher Farbe, an Geſchmack ein wenig ſcharff, faſt wie Pfeffer. Sie werden entweder abgedoͤrret an Eſſen gethan, oder auch gruͤn zugerichtet und verſpeiſet auf folgende Art.
Pfifferlinge mit gruͤner Peterſilie,
Pfifferlinge putzet ſauber, waſchet ſie aus, ſiedet ſie in Waſſer bald weich, ſeiget ſie wieder ab, und hacket ſie gantz klein. Hernach ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter aufs Kohlfeuer, thut die Pfifferlinge hinein und roͤſtet ſie ein wenig, gieſſet FleiſchBruͤhe drauf, wuͤrtzet ſie mit Ingber und Pfeffer, und laſſet ſie kochen, thut auch eine Hand voll gruͤne Peterſilie dran, und ſchicket euch zum Anrichten. Vorhero aber zerquirlt ein Paar Eyerdotter, und gieſſet von der Bruͤhe, ſo auf den Schwaͤmmen iſt, dran, ruͤhret es fleißig, daß es nicht zuſammen laͤufft, ſchuͤttet dieſes wieder hinein und richtet an, ſo koͤnnet ihr ſie hingeben.
Pfirſching,
Malum Perſicum, Peche iſt eine gantz angenehme Baum-Frucht, welche ihren Urſprung aus Perſien haben ſoll. Vielerley Arten derſelben ſind in Gaͤrten anzutreffen, und wenn man die Teutſchen
und
Frauenzim̃er-Lexicon, A a a
(0760)
[Spaltenumbruch]
Pfirſch Pfitz
und Frantzoͤiſchen Botanicos auffſchlaͤgt, ſo wuͤrde man wohl uͤber anderthalb hundert Gattungen zehlen koͤnnen. Sonſt dienen die Pfirſchingen insgemein zur Naͤſcherey, weil ſie nicht gar zu lange liegen, wiewohl auch der Koch aus ſelbigen folgende Eſſen machet: 1) Pfirſchingen gedaͤmpfft; 2) Pfirſchinge gebacken.
Pfirſchinge gedaͤmpfft,
Schaͤlet Pfirſchinge, thut aus ſelbigen die Kerne heraus, und halbiret ſie, Darnach gieſſet Wein mit etwas Waſſer vermiſcht in einen Tiegel, werffet ein Stuͤck Zucker nebſt Citronenſchalen und Zimmet darzu, leget die Pfirſchinge auch drein, und laſſet ſie auf Kohlfeuer daͤmpffen. Wenn ſie nun bald weich ſind, ſo thut ſie bey Seit, richtet ſie an, bereibet ſie mit Zucker, ſtreuet Zimmet und klein geſchnittene Citronenſchalen druͤber, und koͤnnet ihr ſie nach euern Belieben kalt oder warm hin geben.
Pfirſchinge gebacken,
Schneidet aus geſchaͤlten Pfirſchingen, und zwar aus jeder, nachdem ſie groß ſind, 4. biß 6. Stuͤckgen, machet eine Klare, wie ihr finden werdet bey denen gebackenen Aepffeln, und tractiret ſie gleich alſo.
Pfitzerin,
Regina Maria, aus Leipzig, ein in der Poeſie und Muſic geſchiektes und erfahrnes Frauenzimmer, von deren netten Proben ohnlaͤng[Spaltenumbruch]
Pflaumen
ſten etwas durch eine fremde Feder publiciret worden.
Pflaumen,
Pruna, Prunes, Brignoles, ſind bekandte Baumfruͤchte von ſehr guten Geſchmack, und trifft man bey denen Teutſchen und Frantzoͤſiſchen Botanicis vielerley Sorten derſelben an, die theils nach der Farbe, Geſchmack, Geſtalt, Groͤſſe, Landſchafft, Wuͤrckung ꝛc. benennet werden. Man hat auch noch eine Gattung Pflaumen, Prunellen genannt, ſo aus fremden Landen kommen, woſelbſt ſie die Einwohner ſchaͤlen, die Kerne raus thun, abtrocknen, und mit Zucker einlegen, und kan mit unſern inlaͤndiſchen gleich alſo verfahren werden. Dieſer und anderer Pflaumen bedienet ſich der Koch an gewiſſe Eſſen, Torten ꝛc. oder richtet ſelbige, ſie moͤgen gruͤn oder abgetrocknet ſeyn, auff folgende Art zu: 1) Pflaumen gruͤn gedaͤmpfft; 2) Pflaumen gebacken; 3) Pflaumen auf gemeine Art; 4) Pflaumen duͤrre zu kochen; 5) dito anders.
Pflaumen ſo gruͤn gedaͤmpfft,
Schneidet die Pflaumen auf, und thut die Kerne heraus, ſetzet in einem Tiegel oder in einer Caſſerole ein wenig Butter aufs Kohlfeuer, ſchuͤttet die Pflaumen drein und laſſet ſie daͤmpffen, und gieſſet ein wenig Wein darzu. Wenn ihr ſie anrichtet, ſo leget gebaͤhete Semmeln in die Schuͤſſel, ſchuͤttet die Pflaumen druͤber, und bereibet ſie mit Zucker.
Pflau-
(0761)
[Spaltenumbruch]
Pflaumen
Pflaumen gebacken,
Schaͤlet die Pflaumen, oder nehmet ſie ungeſchaͤlet, und thut die Kern heraus, machet eine Klare, als wie beym Aepffelgebackens zu finden ſeyn wird, und backet ſie gleich alſo.
Pflaumen auf gemeine Art,
Schneidet dieſe auf, thut ſie in einen Topff, gieſſet Waſſer drauf, und laſſet ſie kochen. Darnach ſchneidet Schnitten Brodt auf eine Schuͤſſel, richtet die Pflaumen druͤber, und gebet ſie kalt oder warm.
Pflaumen duͤrre zu kochen,
Erſtlich waſchet duͤrre Pflaumen reinlich aus, und ſetzet ſie in Waſſer zum Feuer, wenn ſie halb gar geſotten, ſo gieſſet Wein darzu, und laſſet ſie noch ferner alſo daͤmpffen. Hernach baͤhet weiß Brodt, leget ſelbiges in eine Schuͤſſel, und thut von denen Pflaumen drauf, gieſſet auch die Bruͤhe druͤber, und beſtreuet ſolche endlich mit Zucker.
Pflaumen duͤrre zu kochen noch anders,
Nachdem die Pflaumen rein [a]usgewaſchen worden, muͤſſet ihr [ſ]olche in Waſſer zum Feuer ſetzen und kochen laſſen. Machet her[n]ach ein wenig Mehl in Butter [b]raun, brennet es hinein, ruͤttelt [e]s fein unter einander, damit das Mehl nicht auf einen Klumpen [li]egen bleibe, wenn ſie nun ſollen [Spaltenumbruch]
Pflaum Pflugin
angerichtet werden, ſo reibet Zucker druͤber.
Pflaumen-Federn,
Heiſſen bey denen Federſchlieſſern diejenigen weichen und kurtzen Federlein, ſo denen Gaͤnſen von den Baͤuchen gerupfft werden, und nicht noͤthig zu ſchlieſſen ſind, weil ſie keine Kielen haben.
Pflaumin,
Anna Maria, gebohrne Marcien, D. Chriſtoph Pflaumens geweſenen Stadt-Richters in Leipzig, Eheliebſte, deren herrlicher Geiſt ſich ſo wohl in Lateiniſcher als Teutſcher Poeſie hervor gethan. Sie hat eine Thraͤnen- und Troſt-Qvelle geſchrieben, ſo in geiſtlichen Liedern, andaͤchtigen Seuffzern, und Bibliſchen Spruͤchen beſtehet, und zu Leipzig Anno 1689. in 12. heraus gekommen. Vid. Erdmann Neumeiſter in Disſert. d. Poetis & Poetriis Germanicis. p. 80.
Pflugin,
Margaretha, war An. 1528. Aebtißin, in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig, BerhardinerOrdens, nachdem ſie ſolcher Wuͤrde biß an das zehende Jahr vorgeſtanden, tratt ſie A. 1537. im Monat Jan. ihr Amt Sigismundo, Biſchoffen zu Moͤrſeburg ab, und haͤndigte dem damahligen ThumDechant, Heinrich von Buͤnau, der von Sigismundo hierzu gevollmaͤchtiget war, den Brieff ihrer confirmation wieder ein. A. 1516. war ſie noch Priorin.
Pfriem-
A a a 2
(0762)
[Spaltenumbruch]
Pfrieml Phaͤdr
Pfriemlein,
Iſt ein kleines, zartes, zugeſpitztes Eiſen, deſſen ſich das Frauenzimmer im Nehen bey denen ſo genannten Schnuͤrloͤchern zu bedienen und mit ſelbigen vorzubohren pfleget.
Pfuͤhl,
Heiſſen in dem Gebett Bette, diejenigen ſchmahlen und langen Kuͤſſen, ſo zu denen Haͤupten und Fuͤſſen geleget werden.
Pfuͤhl-Zuͤgen,
Heiſſen diejenigen meiſtens von weiſſer Leinwand verfertigten groſſen und langen Uberzuͤge, wormit man die Pfuͤhle in denen Betten bekleidet und uͤberziehet.
Phanothea,
Des Icarii Weib, eine Poetin, ſo nach einiger Meynung die Hexametriſchen Verſe ſoll erfunden haben, da man doch deren Erfindung der beruͤhmten Poetin, Phœmonoe Schuld giebet. Vid. Clement. Alexandrin. in Stromat.
Phanette oder Thiennette, auch Eſtephanette de Gantelines,
Frau von Romanin aus Provence, florirte zu Avignon A. 1348. und verfertigte einige Poeſien.
Pharnace,
Hieß die Mutter des Cynniræ, des Koͤnigs in Phoͤnicien.
Phædra,
Des Cretenſiſchen Koͤnigs Mi[Spaltenumbruch]
Phaͤmn Phaetuſa
nois und der Paſiphaës Tochter, des Theſeus Eheweib, welche ſich in ihren Stieff-Sohn, den Hippolytum verliebet; als ſie aber von ſelbigen keine Gegen-Liebe erhalten konte, gab ſie ſelbigen boßhaffter Weiſe bey ihrem Mann Theſeus an, als haͤtte er ſie mit Gewalt zum Beyſchlaff zwingen wollen, weswegen der erzuͤrnte Theſeus ſo bald ſeinen Stieff-Sohn durch Huͤlffe und Beyſtand des Neptunus mit Pferden zerreiſſen ließ. Nachdem aber ſolches die Phædra erfahren, hat ſie ſich aus Reu und Schmertz ſelbſt an einen Strick erhencket.
Phæmnoë oder Phemonoë,
Eine Poetiſche Jungfer, war die allererſte Wahrſagerin und Prieſterin des Delphiſchen Apolli[-] nis, und ſoll die heroiſchen Gedicht[e] erfunden haben. Ihrer Weißhei[t] wegen ward ſie des Apollinis Toch[-] ter genennet. Vid. Plin. Hiſtor. [I.] 10. c. 2. & Pauſan. in Phocic. S[ie] ſoll gantzer 25. Jahr vor dem Lin[o] und Orpheo gelebet haben. Euſe[-] bius in Chron. Tom. II.
Phaennis,
War eine beruͤhmte Wahrſ[a-] gerin, ſo zu Zeiten des Antiochu[s] oder 174. Jahr vor Chriſti G[e-] burth floriret. Vid. Pauſan. i[n] Bœotic. p. 828.
Phænomerides,
War der eigentliche Zunah[me] der Lacædemoniſchen Weiber, we[l-] chen ihnen insgeſamt Ibycus be[y-] geleget.
Phaetuſa,
War eine Tochter der Son[ne.]
Ih[re]
(0763)
[Spaltenumbruch]
Phaet Philaenis
Ihre Schweſtern, ſo zuſammen Phaetotiades wegen ihres Bruders des Phaetons genennet werden, hieſſen Lampetia und Lampetuſa, welche den Tod ihres Bruders ſo hefftig beweineten, daß ſie in Baͤume verwandelt worden, von welchen lauter Agtſtein-Tropffen, als ihre Thraͤnen, herab fielen.
Phaëtuſa,
Des Pythei wundernswuͤrdiges Weib, denn als ſie gleich zu derjenigen Zeit, da ihr Mann in das Exilium verjaget wurde, ſich ſchwanger befand, und kurtz darauf in allen ihren Gliedern einen hefftigen Schmertz gewahr ward, verwandelte ſie ſich mit aller Erſtaunen auf einmahl in eine MañsPerſon, bekam ſo gleich darbey einen Bart und eine grobe maͤnnliche Stimme. Hippocrat. lib. C. Epidem. p. 8. aphor. 45.
Phila,
War eine gute Griechiſche Poetin, derer Jambos de Animalium Proprietatibus, der gelehrte Joachimus Camerarius, Griechiſch und Lateiniſch heraus gegeben. Vid. Joh. Henr. Boecler. in Bibliograph. Hiſtor. Pol. Philologica Curioſa. Lit. D. 2.
Philaenis,
Eine aus der Inſul Leucas oder St. Mauro gebuͤrtig, Griechiſche aber auch unflaͤtige Poetin, derer Xenophon und Suidas gedencken. Sie hat Varios Concubitus zwar ſehr ausfuͤhrlich, doch aber auch ſehr ſchaͤndlich beſchrieben. Wiewohl einige den guten Nahmen dieſer [Spaltenumbruch]
Philatris Philip
Poetin zu retten ſuchen, und ſolche Arbeit dem Philocrati Athenienſi zuſchreiben wollen. Vid. Voſſium de Poetis Græc. p. 94. it. Joſephum Barberium de Miſeria Poetar. Græcor. p. 587. & M. Blum. in Diſſert. d. Poetr. Græc. §. 60. p. 46.
Philattis,
Eine gelehrte Tochter Theophridis Cratonitæ und Schweſter des Pynthaici, ſo in der Philoſophie ſehr verſiret, und abſonderlich der Pythagoriſchen Secte zugethan war. Vid. Menag. in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 58. n. 99.
Philips,
Catharina, eine Engellaͤndiſche Poetin, aus der Grafſchafft Wallis im XVII. Seculo, ſo den verdeckten Nahmen Orinda gefuͤhret. Langbain und Gildonus legen ihr ein nicht geringes Lob bey, ſie hat aus dem Frantzoͤiſchen 2. Tragoedien des Cornelii, Horatium nehmlich und Pompejum, ins Engliſche mit groſſer Approbation uͤberſetzet. Vid. Act. Eruditor. Lipſ. ad Anno 1699. pag. 425.
Philippa Chriſtina,
Des Fuͤrſten Eſpinoi Gemahlin, und Gubernantin zu Dornick, eine behertzte und heroiſche Dame, welche, als ſolche Stadt Anno 1581. von denen Frantzoſen belagert ward, die gantze Zeit waͤhrender Belagerung die Beſatzung ſelbſt commandiret, aufgemuntert und angefuͤhret, ſo daß ſie viel Bleſſuren davon getragen. Vid. Strad. Bell. Belgic. Dec. II. l. 4. p. 492.
Philip-
A a a 3
(0764)
[Spaltenumbruch]
Philippa Philon
Philippa Pratenſis. Siehe. du Prat.
Philomela,
Des Athenienſiſchen Koͤnigs Pandions Tochter, welche der Thracier Koͤnig Theſeus entfuͤhret, auf den Weg geſchwaͤngert, und damit ſie ihn nicht verrathen und angeben koͤnte, ihr die Zunge aus dem Halſe geſchnitten, und ſie in ein Gefaͤngniß geſperret. Weil dieſe Philomela aber vortrefflich weben und wuͤrcken konte, ſo entworff ſie dieſe gantze Begebenheit auf ein Tuch, und uͤberſchickte ſolches durch die Aufwaͤrterin ihrer Schweſter der Progne. Theſeus wurde zur Straffe in einen Wiedehopffen, die Philomela aber in eine Nachtigall, ſo ihre Fata und Ungluͤck durch ihren beweglichen und angenehmen Geſang, der Welt vorpfiffe, verwandelt.
Philonomia,
Eine Tochter des Nyctini und der Arcadiæ, war mit der Diana auf der Jagd, allwo ſie ohnverſehens der Mars, ſo ſich in einen Schaͤfer verkleidet, erdappte und zu einer Liebes-Niederlage brachte. Nachdem ſie aber davon ſchwanger waꝛd, und 2. Zwillinge gebahr, warff ſie ſelbige aus Furcht vor ihren Vater in den Fluß Erymanthus, welche aber durch der Goͤtter ſonderliche Schickung in einer im Waſſer ſtehenden holen Eiche lebendig erhalten, und von einer Woͤlffin ſo lange geſaͤnget worden, biß ein Schaͤfer, Telephus genannt, der ſolches von ohngefehr inne ward, ſelbige [Spaltenumbruch]
Philotis
mit ſich nahm, und ſie, wie ſeine Kinder, auferzogen; da er denn den einen Lycaſtum, den andern aber Parhaſium genennet; welche beyden Kinder zu letzt in dem Arcadiſchen Reiche ſuccediret.
Philotis,
Eine wundernswuͤrdige Jungfer aus Mevania, einer alten Stadt in Italien, welche, als ſie heyrathen wolte, auf einmahl in ein Weibes-Bild verwandelt ward. Phlegon. Trallian. d. Mirabilib. & Longæv.
Philotis,
Eine zwar nur geringe Roͤmiſche Magd, darbey aber von groſſer Liſt und Klugheit. Denn als die Roͤmiſche Republic von dem Poſthumio Livio, den damahls die ſogenannten Fidenates zu ihrem Dictatore und Ober-Haupt auffgeworffen, uͤberfallen wurd, und dieſer Livius den Roͤmiſchen Rathe zur Nachricht ertheilen ließ, daß, wenn ſie anders ihre Stadt behalten wolten, ſie ihre Weiber und Jungfern uͤberlieffern ſolten; die Roͤmer aber ſich zu nichts entſchlieſſen konten, gab ſich dieſe Magd an, mit der Offerte, daß ſie mit denen andern Maͤgden unter dem Nahmen der Roͤmiſchen Weiber und Jungfern dem Feinde ſich ſtellen wolte, gieng auch mit ihrer Schaar, ſo ſich nach Art der Roͤmiſchen Weiber und Jungfern eingekleidet, unter vielen verſtellten Thraͤnen und Trauer-Zeichen nach des Feindes Lager zu; Nach deren Ankunfft ſis ſo gleich von dem Livio im Lager vertheilet wurden;
Allwo
(0765)
[Spaltenumbruch]
Philtrum Philu
Allwo ſie ſich mit den Soldaten bey einem Glaß Wein beluſtigten, und unter dem Vorwand, als wolten ſie ein ihnen ſonſt zu der Zeit gewoͤhnliches Feſt noch celebriren, ihren Geſellen wacker mit zutrancken, indem nun die Soldaten genung hatten, und zu ſchlaffen anfiengen, gab dieſe Philotis von einem nahe bey dem Lager ſtehenden wilden Feigen-Baum denen Roͤmern ein Zeichen, welche alſobald in das Lager ihrer Feinde einen Einfall thaten und ſelbige in die Flucht ſchlugen. Worauff der Roͤmiſche Rath dieſe wieder zuruͤckkommende Magd mit ihren ſaͤmtlichen Anhang gleich frey zu ſprechen anbefahl, ihnen allerſeits aus dem allgemeinen Fiſco eine Mitſteuer ausmachete, und fernerweit einen reputirlichen WeiberHabit zu tragen vergoͤnnete; Der Tag aber, an welchen dieſe Victorie geſchehen, wurde nach dem Feigen-Baum, worvon die Loſung war gegeben worden, Caprotina genennet, und jaͤhrlich durch ein rechtes Feſt gefeyert. Vid. Polyæn. L. 8. Stratag.
Philtrum. ſiehe. LiebesTrunck.
Philumena,
Eine Ertzverfuͤhrerin und Zauberin, ſo A. 180. ſich als eine von GOtt erleuchtete Prophetin ausgegeben, und darbey unterſchiedene Gotteslaͤſterliche Lehren der Montaniſten ausgebreitet, auch viel Wunder-Wercke durch ihre Zauberey verrichtet. Nach des Auguſtini Meyuung Cap. 24. ſeines [Spaltenumbruch]
Philyra Phryne
Ketzer-Buchs ſoll ſie des Severi Hauß-Prophetin geweſen ſeyn. Vid. D. Feuſtkings Gynæc. Hæret. Fan. p. 502. ſeqq.
Philyra,
Eine Nymphe, mit welcher der Saturnus den Centaurum Chiron erzeuget, daher auch dieſer ihꝛ Sohn Philyrides von ihr genennet wird.
Phœbas,
War eine Prieſterin des Phœbus, und gab aus dem Oracul denen Rathfragenden Antwort.
Phoëbe,
Die Heilige, Rom. XVI. war die erſte Dienerin der Cenchrenſer Kirchen zu Corintho; wird insgemein in ſchwartzen Habit abgemahlet, in der Hand haltend ein Bund Schluͤſſel.
Phœbe,
Hieß die Schweſter des Leucippus und der Elaira. Dergleichen Nahmen wird auch der Diana beygeleget.
Phœmonoë. ſiehe. Phœmnoë.
Phryne,
Eine beruͤhmte und ſehr ſchoͤne Hure zu Athen, welche, als ſie wegen ihres uͤppigen und freyen Lebens vor Gerichte gefodert ward, und deßwegen daſelbſt beſtraffet werden ſolte, ihre Bruͤſte aus dem Schleyer hervor zog, und ſelbige vor dem Richter entbloͤſete, wodurch ſie die richtenden Perſonen dermaſſen verblendete und einnahm, daß ſie ihr die Straffe
ſchenck-
A a a 4
(0766)
[Spaltenumbruch]
Phryne
ſchenckten. Ihre Liſt und Verſchlagenheit ſtehet auch hieraus zu erſehen. Als der beruͤhmte Kuͤnſtler Praxiteles ſich in ihre Schoͤnheit hefftig vergaffet, und ihr deßwegen erlaubte, das beſte und kuͤnſtlichſte Stuͤck von ſeiner Hand, als ein Geſchencke auszubitten, ſchloſſe die ſchlaue Phryne nicht unrecht, er moͤchte das beſte Stuͤck ihr nicht richtig angeben; Um ſolches nun auszuforſchen, ſteckte ſie ſich hinter ſeinen Knecht, welcher, als Praxiteles einmahl einige von ſeinen Sachen auf dem Marckte feil hatte, geſchwind zu ſeinem Herrn kommen, und ihm, wiewohl falſch, hinterbringen muſte, wie daß ſein Hauß in vollen Feuer ſtuͤnde, auch etliche Stuͤcke ſchon von ſeinen Sachen in die Aſche geleget waͤren. Praxiteles erſchrack nicht wenig daruͤber, fragte daher in voller Angſt, ob ſein Satyrus und Cupido noch ſtuͤnde? Woraus die liftige Phryne ſchloß, es muͤſte wohl ſolches Stuͤck das beſte ſeyn, und muſte er ihr ſelbiges, wiewohl ungerne ausliefern. Ihre Ehren-Saͤule iſt zu Delphis von Gold auffgerichtet worden, und Apelles nahm von ihr das Modell und Zeichnung ab, als er ſeine beruͤhmte Venus verfertigte; Sie ſoll ſich durch ihre loͤbliche Nahrung ſo viel Geld verdienet haben, daß ſie ſich einſt erbothen, ſie wolte die von dem Alexander zerſtoͤhrten Stadt-Mauern zu Theben wieder anffbauen, weñ die Thebaner dieſe Worte drein graben lieſſen: Vom Alexander verſtoͤhret, von der Phryne aber wieder auffgebauet. Cæl. Rhodig. L. 14. c. 15. & L. 20. c. 15. Antiquitat.
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Phual Phillis
Phual, oder, Pual,
War eine vornehme Heb-Am̃e unter denen Ebraͤiſchen WeheMuͤttern, welcher dort Pharao nebſt der Saphora anbefahl alles, was Maͤnnlich hieß, bey Entbindung der Hebraͤiſchen Weiber umzubringen, welches ſie aber als ein Gottesfuͤrchtiges Weib nicht thate. Exod. I. v. 15. 16. & 17.
Phygo,
Eine Poetin, ſo nach des Euſebii Bericht die erſten Hymnos ſoll verfertiget haben.
Phillis,
Des Thracier Koͤnigs, Lycurgi, Tochter, ſo des Theſeus ſeinem Sohn, als er aus dem Trojaniſchen Krieg zuruͤcke kahm, beherbergte und auffnahm, doch mit dieſer Bedingung, daß er ſelbige, weñ er ſeine Sachen zu Hauſe wuͤrde eingerichtet haben, heyrathete, welches er ihr auch wuͤrcklich verſprochen; und zu ſolchen ſeinen Verrichtungen eine gewiſſe Zeit beſtimmet und ausgeſetzet. Weil aber dieſer nach Hauſe reiſende Demophoon wegen ein und anderer Verwirrung und Verhinderung uͤber die beſtimmte Zeit auffgehalten ward, und dadurch ſeine mit Schmertzen auf ihn wartende Phyllis auf die Gedancken gebracht, ob haͤtte er ſelbige gar vergeſſen nnd hintan geſetzet, erhung ſie ſich aus Verzweiffelung und Schmertz an einem Strick, und ward nach ſolchen Tod in einen duͤrren Mandel-Baum, ſonder Blaͤtter, verwandelt. Nachdem aber ihr zuruͤckgekommener Liebhaber ſolches
erfah-
(0767)
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Pieria Pierides
erfahren, iſt er ſo gleich nach ſolchen Mandel-Baum zugegangen, und indem er ſelbigen vor Schmertz und Liebe umarmet, hat er zugleich wahrgenommen, daß aus ſolchen duͤrren Baum uͤber und uͤber gruͤne Blaͤtter herausgeſchlagen, zum Zeichen, wie ſeine verwandelte und todte Phyllis ſich uͤber ſeine Ankunfft annoch erfreue.
Pieria,
Des Pythes und der Japigyæ vortrefflich ſchoͤne und wohlgeſtalte Tochter, in welche ſich ein gewiſſer Mileſier Phrygius genannt, verliebet hatte, weil aber dazumahl ein harter und langweiliger Krieg zwiſchen denen Myuntiern und Mileſiern war, und dieſer Phrygius, um der Pieriæ Gegen-Liebe zu erhalten, ihr etwas auszubitten erlaubte, es moͤchte auch ſelbiges noch ſo groß ſeyn, verſetzte dieſe Pieria darauff, daß ihr nichts liebers waͤr, als wann ſie wieder unter Begleitung einer anſehnlichen Menge Volckes (ihre gefangenen LandsLeute meynend) nach Hauſe ziehen duͤrffte. Worauff es dieſer Phry gius aus hefftiger Liebe gegen ſie bey ſeinen Mileſiern ſo weit gebracht, daß ſie gleich mit denen Myuntiern Friede machten. Welche hefftige Liebe beyden Voͤlckern ſo wohl gefallen, daß ſie daraus ein Sprichwort machten, und denen neuen Ehe-Leuten nichts mehr anzuwuͤnſchen pflegten, als daß ihrer beyder Liebe wie der Pieriæ und des Phrygius ſeyn moͤchte. Cælius. Lib. 23. c. 1.
Pierides. ſiehe. Muſæ.
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Pierre Piltz
de Pierre-Viue,
Maria. Eine gelehrte adeliche Dame zu Lyon in Franckreich, ſo um das Jahr 1540. in groſſen Anſehen gelebet.
Pietiſtin, oder, Bet-Schweſter,
Iſt ein fromm vermeyntes und ſcheinheiliges Frauenzimmer, ſo der ſo genannten Pietiſterey anhaͤnget, ihre Conventicula fleißig beſuchet, und durch Annehmung allerhand aͤuſſerlich demuͤthiger und erbarmenswuͤrdiger Geberden ſich durch ihre Quackeriſchen Lehren von andern unterſcheidet.
Pigeon,
Catharina, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Piltz,
Boletus, Potiron, iſt ein bekannter Schwamm, oben von Caſtanien-brauner Farbe, den gemeine Leute haͤuſſig zu eſſen pflegen. Es ſind vielerley Arten derſelben: Der Kaͤyſer Claudianus war ein groſſer Liebhaber der Piltze, und da man ihm durch einen vergiffteten Piltz das Lebens-Licht ausbließ, machete er als ein guter Poet bey Empfindung des Giffts zu guter letzt noch dieſen Vers:
Boleti leti cauſa fuere mei. Das iſt: Ein gifftger Piltz, den man mir gab, Stuͤrtzt mich noch vor der Zeit ins Grab.
Sie werden von denen HaußMuͤttern entweder abgebacken,
oder
A a a 5
(0768)
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Piltze Pinellen
oder rohe zubereitet, man muß ſie aber erſt oben fleißig beſchaben, und das rauche unten weg ſchneiden. Hernach auf folgende Art zurichten; 1) Piltze friſche in Butter geroͤſtet; 2) Piltze duͤrre ſauer zu machen.
Piltze in Butter geroͤſtet,
Schaͤlet Piltze und ſchneidet ſie Plaͤtzgen weiſe, thut ſie hernach in eine Pfanne, nur wie ſie ſind, und machet ſie auf dem Feuer trocken. Iſt dieſes geſchehen, ſo nehmet ſie hinweg, machet aber in einer Caſſerole ein und ein halb Pf. Butter auf dem Feuer braun, ſchuͤttet die Piltze hinein und roͤſtet ſie dermaſſen ab, daß ſie wie gebraten ſind, ſtreuet gehackte gruͤne Peterſilie, Ingber und Pfeffer drein, und richtet ſie darnach an.
Piltze, ſo duͤrre, ſauer zu machen,
Weichet duͤrre Piltze ein, und kochet ſie ab, ſchuͤttet ſie hernach in einen Tiegel, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe und Eßig drauff und laſſet ſie auf dem Kohlfeuer kochen. Zuletzt brennet braun Mehl dran, wuͤrtzet ſie mit Ingber und gebet ſie hin.
Pinelo,
Valentina. Eine gelehrte Nonne zu Sevilien, war der Lateiniſchen Sprache ſehr maͤchtig, und ſchrieb um das Jahr 1601. Libro de las alabanças y excelencias de la glorioſa Santa Ana; Carmina u. a. m.
Pinellen. ſiehe Pingen.
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Pingen Piquet
Pingen, Pinellen, ZirbelNuͤſſe, auch Pinien,
Pineæ, Noyaus de Pin, kommen aus Franckreich und Hiſpanien, die beſten aber aus Italien. Sie wachſen auf einem hohen Baum, Zirbel-Baum genannt, in feſten Zapffen. Darinnen liegen weiſſe, oͤlichte und ſuͤſſe Kerne, welche man Pingen heiſſet. Sie geben gute Nahrung und ſchmecken gar annehmlich, dahero ſie der Koch bey gewiſſen Eſſen anzubringen pfleget.
Pinien. ſiehe. Pingen. Pinſel,
Seynd verkuͤrtzte Feder-Kielen von unten her mit derb zuſammen gebundenen und ſpitzig zulauffenden Ziegen- oder EichhoͤrnleinsSchwantz-Haaren ausgefuͤllet, deren ſich das Frauenzimmer bey ihrer Mahlerey und Reiſſen zu bedienen pfleget.
Pips oder, Zipff reiſſen,
Heiſſet, wenn die Weiber denen Huͤnern den ſo genannten Pips und Huͤner-Kranckheit benehmen, ſelbigen ein weiſſes Haͤutlein an der Zungen-Spitze abloͤſen, Butter und Pfeffer in die Kehle ſtecken, und ihnen eine Feder aus ihren Fluͤgeln durch die Naſen-Loͤcher ziehen, damit ſie Lufft bekommen.
Piquante Soſſe. ſiehe. Soſſe piquant zu machen.
Piquet offenhertziges oder auffgelegtes. ſiehe. Offenhertziges Piquet.
Pirck-
(0769)
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Pirckheime
Pirckheimerin,
Charitas und Clara. Wilibald Pirckheimers, Maximiliani I. und Caroli V. Rath und Senatoris zu Nuͤrnberg, zwey gelehrte Schweſtern, waren in Theologicis und auch der Lateiniſchen Sprache ſo beruͤhmt, daß ſie nicht allein mit ihrem Bruder, ſondern auch andern zu ihrer Zeit beruͤhmten Maͤnnern mit Verwunderung diſcuriret und Briefe gewechſelt. Der beruͤhmte und von Kaͤyſer Friderico III. zum allererſten mahl gekroͤnte Poete Conrad Celtes hat ihnen beyden viel Carmina dediciret. Ihr Bruder Wilibald hat der Aelteſten, Charitas, die Opera B. Fulgentii und Maximi, it. des Plutarchi Buch von denen langwierigen Straffen GOttes, der Juͤngſten aber, Clara, die Capita Sententioſa des H. Biſchoffs und Martyrers Nili, ſo er aus dem Griechiſchen in das Lateiniſche uͤberſetzet, zugeſchrieben. D. Sixt Oelhafen und D. Chriſtoph Scheurle Syndicus der Univerſitaͤt zu Bologna haben ihnen gleichfalls eine Schrifft dediciret. Eine Epiſtel ſo beſagter D. Scheurle an die Charitas geſchrieben, iſt noch in des Bilibaldi Oper. Epiſtol. T. 1. Epiſt. 14. zu finden, ſo Juncker in ſeiner Centur. fœm. Illuſtr. p. 108. ſeq. auffweiſet. Die Aelteſte, Charitas, war Aebtißin des Convents zu Clara in Nuͤrnberg, die Juͤngſte aber Cloſter-Jungfrau daſelbſt. Charitas ſturb A. 1532. und Clara A. 1533. Vid. Reuſner. in Iſagog. Hiſtor. p. 637. Pruſch. d. Monaſter. Germ. p. 394.
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Piſan Pisco
de Piſan,
Chriſtina. Ein ſehr gelehrtes Weibes-Bild, ſo viel Sachen geſchrieben; Man findet nachfolgende Buͤcher von ihr; 1) De Longetude; 2) Des faits & bonnes mœurs du Sage; 3) Roy Charles V. 4) Le livre des epitres, que Othea la Deeſſe envoya á Ector; 5) Le livre de la mutation de la Fortune. 6) Un livre ou ſont ècrits les VII. Pſeaumes & entre chaque vers des Pſeaumes, il ya un autre vers fait ſur le méme ſujet; 7) Un livre de la Paix, & 8) Un livre de pluſieurs balades & ditiez. Vid. Diar. Gallic. T. XVIII. A. 1690. p. 483.
Piscatrix,
Nicolæa, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Piscopia,
Cornelia, oder Helena Lucretia Cornara. Eine adeliche Venetianerin, Johannis Baptiſtæ Cornelii, eines Venetianiſchen Procuratoris ausbuͤndig gelehrte Tochter. Dieſes gelehrte Wunder ward A. 1646. den 5. Junii gebohren. Sie war ein rechter Inbegriff aller Gelehrſamkeit, indem ſie nicht nur die Arabiſche, Hebraͤiſche, Griechiſche, Lateiniſche, Spaniſche und Frantzoͤiſche Sprache aus dem Fundament verſtunde, ſondern auch in der Theologia, Matheſi, Phyſica und andern Philoſophiſchen Wiſſenſchafften dermaſſen bewandert war, daß ſie mit der groͤſten Verwunderung in die beruͤhmteſten Societates Literarias, als, zu Rom, Siena, Padua und Venedig als ein Mit-Glied auffgenoznmen ward.
Der
(0770)
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Piscopia
Der gelehrte Rinaldinus ſchrieb eine beſondere Diſputation von ihr, worinnen er ſie vor tuͤchtig erklaͤrete, den Gradum Doctoris Theologiæ oͤffentlich anzunehmen, allein weil der wunderliche und eigenſinnige Cardinal Barbarigo und Biſchoff zu Padua ſolches verhinderte, wurde dieſe Wuͤrde nur in den Magiſter-Titul verwandelt, den ſie auch zu Padua A. 1678. den 25. Jun. in Gegenwart vieler Gelehrten, Venetianiſchen Nobeln und mehr als hundert Adelichen Dames, ſo deßwegen nach Padua gereiſet, mit ungewoͤhnlicher Solennitaͤt erhielt, und geſchahe ſolches in der Dom-Kirche daſelbſt, weil die ſonſt gewoͤhnlichen Auditoria im daſigen Collegio nicht zulaͤnglich waren eine ſolche Menge Volcks zu beherbergen. Der Pater Franciſcus Macedo ruͤhmet ſie in ſeinem Myrothecio Morali nach Wuͤrden und hat ihr auch ſeine Medullam Hiſtor. Eccleſiaſt. dediciret; auch ein herrliches Elogium in ſeiner Pictura Urbis Venetæ geſetzet. Dergleichen Ruhm ihr auch Carolus Rivaldinus, der ſie in Matheſi und Philoſophia informiret, in ſeiner Analytica Mathematum, nach Verdienſt beygeleget. Dieſes gelehrte und wundernswuͤrdige Weibes-Bild ſtarb A. 1684. den 26. Jul. im 38. Jahre ihres Alters, und ward zu Padua im Cloſter St. Juſtinæ begraben. Ihre Orationem Parentalem hat Franciſcus Carus den 28. Jul. darauff gehalten. In was vor groſſen Anſehen dieſes gelehrte Weibes-Bild geſtanden, kan man leicht aus demjenigen Tractat abnehmen, der zu Padua [Spaltenumbruch]
Piſtacien
1688. heraus gekommen, und den Titul fuͤhrt: Le Pompe funebre celebrate da Signori Academici Infecondi per la morte dell’ illuſtrisſima Signora Elena. Ihre Schrifften ſind in III. Tomis A. 1688. zu Parma in 8. heraus kommen. Die Philoſophiſche Facultæt zu Padua hat ihr zu Ehren eine Schau-Muͤntze praͤgen laſſen mit ihrem BruſtBild und einem Emblemate, welches Juncker. in ſeiner Centur. Fœm. Illuſtr. p. 115. & 16. auffweiſet. Ihr Leben hat Antonius Lupis A. 1689. zu Venedig in 4to Maximilianus Deza zu Venedig 1687. in 4to, und Benedictus Bacchini heraus gegeben, welcher letztre ſolches in der Præfation uͤber der Piscopiæ Opera, ſo unter ſeiner Auffſicht ediret worden, der Welt darleget.
Piſtacien,
Piſtacia, Piſtaches, ſind Grasgruͤne Kerne eines Italiaͤniſchen Baums, lieblich von Geſchmack, ſtaͤrcken den Magen und geben gute Nahrung. Die Koͤche brauchen ſie an verſchiedene Speiſen, wodurch ſie ſelbige wohlſchmeckend machen, bereiten auch daraus eine Butter, die hernach an Eſſen gethan wird.
Piſtacien-Butter zu machen,
Laſſet Piſtacien in Waſſer einen Sud thun, ziehet ihnen hernach die Haut ab, und leget ſie ins kalte Waſſer. Nach dieſem ſtoſſet ſie in einem Moͤrſel klein, thut ein Stuͤck ausgewaſchene Butter darzu, und ſtoſſet beydes ferner durch-
ein-
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Pitho Placidia
einander. Endlich ſchuͤttet dieſes in einen Tiegel oder Caſſerole, ſetzet es auf Feuer, und wenn es ein wenig geroͤſtet hat, ſo ſtreichet es durch ein Haartuch in eine zinnerne Schuͤſſel, und bedienet euch ſolcher Butter nach Gelegenheit der Speiſen.
Pitho,
Hieſſe denen Roͤmern die Goͤttin, ſo der Beredſamkeit und denen Uberredungen vorgeſetzet war. Sie wird ſonſten auch Svada oder Suadela benennet.
Pix,
Maria. Eine nette Poetin, ſo viel Sachen herausgegeben, und deren in den Actis Eruditor. Lipſienſ. ad A. 1699. p. 426. gar loͤblich gedacht wird.
Placidia,
Kaͤyſers Honorii Schweſter und Valentiniani III. Mutter, vermaͤhlte ſich erſt mit der Weſt-Gothen Koͤnige, Athaulfo, und nach deſſen Tode A. 418. mit einem Roͤmiſchen Patricio Conſtantino genannt, mit welchen ſie Valentinanum III. gezeuget. Eine ſehr kluge, gelehrte, verſtaͤndige und eyfrige Fuͤrſtin, ſie hat durch einige kluge Brieffe an den Kaͤyſer Theodoſium und deſſen Gemahlin Æliam Pulcheriam den Pſeudoſynodum, welchen Dioſcorus Alexandrinus wider den frommen Conſtantinopolitaniſchen Biſchoff Flavium zu Epheſo gehalten, vertilget, und mit groſſen Ruhme ſich des Reichs Ruhe und Austilgung der Manichæer und anderer Ketzer ſehr angelegen ſeyn laſſen, [Spaltenumbruch]
Placilla Plane
wie denn auch von dem gelehrten Cardinal Noriſio noch zwey Epiſteln deſſentwegen an Anidium und Auguſtinum von ihr geſchrieben, ſehr geruͤhmet werden. Vi[ – 1 Zeichen fehlt]. D. Schmidii Mulier. Orthodox. §. 13. p. 21. Sozomen. lib. 9. Hiſt. Eccleſ. c. 16. Noriſ. Hiſt. Pelagian. Lib. I. c. 16. Matthiæ Theatr. Hiſtor. p. 724.
Placilla,
Kaͤyſers Theodoſii Magni Gemahlin, ließ, als ſie zur Regierung kam, viel Zeichen ihrer Guͤtigkeit und Gnade, ſonderlich gegen die Armen ſehen, als welche ſie ſelbſten zu beſuchen und perſoͤnliche Huͤlffreichung zu thun pflegte, ſo gar, daß ſie bey ſelbigen vor ihren Betten und Krancken-Stuben oͤffters dasjenige zu verrichten ſich nicht ſchaͤmete, was denen Maͤgden und Waͤrterinnen zukam; und wenn ſich auch gleich einige unterſtunden ihr deßwegen einzureden, und von ſolchen Ausſpendungen abzuhalten, pflegte ſie zu ſagen: Daß derjenige, ſo mit Vernunfft erwoͤg, was er itzo ſey, und was er zuvor geweſen, die Danckbarkeit und Gutthaten ohnmoͤglich vergeſſen koͤnte.
Planeten-Spiel,
Iſt ein dem Frauenzimmer ſehr gebraͤuchliches Spiel, mit einer voͤlligen und gantzen Frantzoͤiſchen Karte aus zwey und funffzig Bꝛieffen beſtehend; Die Perſonen darzu koͤnnen zum hoͤchſten 6. ſeyn. Die gantze Karte wird auf die rechte Hand herum ausgetheilet, der erſte faͤnget an von dem allerniedrigſten Blatt (welches in dieſem
Spiel
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Plantilla
Spiel das Taus iſt) zu zehlen und auszuwerffen, ſo hoch er kan, ob es gleich nicht einerley Farbe iſt, kan er nicht weiter kommen, z. E. er haͤtte von der Eins oder dem Taus biß auf die Zehne ausgeſpielet und haͤte keinen Valet oder Buber, wirfft ſein Nachbahr, oder, wo er auch keinen hat, der dritte Spieler zu, und dieſes gehet ſo lange herum, biß daß einer ſich blanck und gantz loß geſpielet. Da ihm denn die andern ſo viel Augen ſie in ihren Karten annoch haben, ſo viel ZahlPfennige bezahlen muͤſſen; hat einer die Carreau odeꝛ ſchellene Neune, welches der Planete heiſſet, und wie ein Scharwentzel in alle Blaͤtter verwandelt werden kan, in der Hand behalten, und ſelbige nicht bey Zeiten weggeworffen, muß er ſelbige und alle, ſeine anderen Augen, ſo er noch in denen Haͤnden hat, gedoppelt bezahlen, behaͤlt er aber ſolchen Planeten biß zum letzten Blatt, und trifft ihn auch die Reyhe, daß er ſich darmit blanck und loß ſpielen kan, bekoͤmmt er noch uͤber der andern Mitſpieler ihre in Haͤnden habenden Augen den gantzen Planeten Pot, ſo hoch auch ſelbiger an Marquen geſtiegen, zur Zubuſſe.
Plantilla,
Zu Florentz. Aebtißin eines Cloſters, eine vortreffliche Kuͤnſtlerin im Mahlen. Sie hat viel admirable Stuͤcke verfertiget, worunter ſonderlich 2. Altar-Taffeln, in welchen die H. drey Koͤnige, Chriſtum anbetend gebildet waren, und der zu ihrer Zeit wegen ihrer ausbuͤndigen Schoͤnheit vor [Spaltenumbruch]
Plate Plattg
einen Engel geprieſenen Conſtantiæ de Doni Portrait. ſo faſt vor unſchaͤtzbar gehalten ward. Vid. Sandrarts deutſche Academie. T. II. L. 2. c. 22. p. 203.
Plateiß. ſiehe. Halbfiſche.
Platte,
Iſt ein von Meßing oder Stahl laͤnglicht breit zubereitetes Inſtrument, obenher mit einer hoͤltzernen Handhabe verſehen, von innen aber mit einem gluͤhenden Eiſen ausgefuͤllt, wormit die klare Waͤſche ausgeplattet und glatt gemacht wird; Die auf Frantzoͤiſche Manier verfertigten Platten ſeynd von Stahl und ſehr tieff ausgearbeitet, weilen an ſtatt des gluͤhenden Eiſens gluͤhende Kohlen darein gefuͤllet werden.
Platten,
Heiſſet die klare Waͤſche, ſo vorher ein wenig wieder angenetzt oder in ein feuchtes Tuch geſchlagen worden, mit der heiſſen Platte nach dem Strich uͤberfahren und ſelbige nach fleißigem Auszupffen und gleich ziehen glatt machen.
Platt-Eiſen,
Iſt ein nach der Platte geformtes und zuſammen geſchmiedetes Eiſen, welches gluͤhend in die Platte geſtecket wird.
Platt-Glocke,
Iſt ein von Meßing rund laͤnglicht gegoſſenes Inſtrument mit einem darnach formirten gluͤhenden Eiſen von innen angefuͤllet, wird in die Wand oder einen darzu
gehoͤ-
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Platth Plattw
gehoͤrigen Klotz geſtoſſen und feſte gemacht, damit man uͤber ſelbiges die Manchetten und andere Sachen ſo friſiret ſeynd, ziehen undſtarr machen kan.
Platt-Hembden,
Heiſſen dem Frauenzimmer diejenigen feinen und ſaubern Hembden, ſo klare und mit Spitzen beſetzte Ermel haben, und dahero an ſtatt der Rolle geplattet werden.
Platt-Kuͤſſen,
Iſt ein groſſes lang und breites von weichen Haaren derb ausgeſtopfftes Kuͤſſen und Polſter, mit roher Leinwand uͤberzogen, worauff das Frauenzimmer ihr weiß Geraͤthe auszuplatten pfleget.
Platt-Quehle,
Iſt ein meiſtentheils von ungebleichter Leinwand lang verfertigtes Tuch, ſo etliche mahl uͤber einander geſchlagen wird, worauff das Frauenzimmer ſtatt des PlattKuͤſſens ihr weiß Geraͤthe auszuplatten pfleget.
Platt-Teller,
Iſt ein von Meßing verfertigter Teller, worauff die heiſſe Platte geſetzet wird. Zuweilen hat man auch einen von Blech beſonderlich darzu aptirten Fuß, worein die heiſſe Platte an ſtatt des Tellers geſetzet wird.
Platt-Waͤſche,
Heiſſet dem Weibes Volck alles dasjenige klare Waͤſch- und Spitzen-Geraͤthe, welches nicht zu rollen tauget, ſondern abſonder[Spaltenumbruch]
Plectru Plintzen
lich heiß ausgeplattet werden muß.
Plectrudis,
Pipini Crasſi oder Heriſtelli Gemahlin, eine tapffere und heroiſche Dame; Nach ihres Gemahls Tod uͤbernahm ſie A. 714. im Nahmen ihres jungen Euckels Theobaldi das Reich ſelbſten, und weil ſie ſich befuͤrchtete, es moͤchte Carolus Martellus, den Pipinus mit der Alpaida erzeuget, ihr einen Eingriff thun, nahm ſie ſelbigen gefangen, und ließ ihn nach Coͤlln fuͤhren. Vid. Buſſier. Hiſtor. Franc. l. 3. p. 203.
Plejades,
Heiſſen die 7. Toͤchter des Atlantis und Plejone, nehmlich Electra, Alcinoe, Celæno, Merope, Sterope, Taggeta und Maja. Heut zu Tage heiſſen es die 7. Sterne ſo auf der Huͤffte des Stirns am Horizont zu ſehen ſeyn.
Plejas. ſiehe. Plejades.
Plejone,
Eine Nymphe, des Oceanus und der Thetis Tochter, und Weib des Atlantis, mit welchen ſie die 7. Plejades oder Toͤchter ſoll gezeuget haden.
Plintzen. ſuchet. Gebackene Plintzen.
Plintzen-Eiſen, oder Plintzen-Blech,
Iſt eine Art einer eiſernen platten Pfanne, worinnen die Plintzen gebacken und zugerichtet werden.
Plintzen-
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[Spaltenumbruch]
Plintzen Plotina
Plintzen-Tiegel,
Iſt ein abſonderlicher irdener Tiegel ſonder Beine, worinnen die Plintzen gleichfalls gebacken und zubereitet werden.
Pliſch Sammet,
Iſt eine Art von einem leichten ſeidenen Sammet mit einem leinenen Grund verſehen, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ein und anderer Galanterie zu bedienen pfleget. Iſt entweder von Seide oder auch Cameel-Haaren, welcher Pliſch genennet wird. Der gantz leinene, wovon ſich die alten Meiber Kragen, Schauben und Muͤffe insgemein machen laſſen, heiſſet Tripp.
Plotiana oder Plotina,
War ein gelehrtes WeibesBild, und abſonderlich in der Jurisprudenz dermaſſen erfahren, daß ihrer oͤffentlich mit Ruhme in denen Rechten gedacht wird. Celſus Ictus ſoll mit ihr Briefe gewechſelt haben. Vid. Tiraquell. Tom. I. opp. in XI. Leg. Connubial. Gloſſ. prim. Part. XI. p. 191. L. Plotiana ff. d. Jur. Dot.
Plotina,
Des Kaͤyſers Trajani Gemahlin, ein mit allen weiblichen Tugenden uñ Vortrefflichkeiten begabtes frommes und gottesfuͤrchtiges Weib. Dieſe hat ihren Gemahl, nachdem ſie ſich die Haare laſſen abſcheren, und maͤnnliche Kleider angezogen, ins Exilium beſtaͤndig mit begleitet.
[Spaltenumbruch]
Pocal Pochen
Pocal,
Iſt ein aus Silber getriebener, und Zier-vergoldeter Becher oder Trinck-Geſchirr, mit oder ohne Deckel, glatt oder ausgearbettet, deren man ſich bey Tiſch und Tafel zu bedienen pfleget.
Pochen,
Iſt ein dem Frauenzimmer gebraͤuchliches Spiel und Zeitvertreib, mit teutſcher Karte unter 4. 5. biß 6. Perſonen, wo eine iede Perſon auf das darzu verfertigte Pochbret, ſo mit Tauß, Koͤnig, Ober, Unter, Zehne, Pochen und Leſten bezeichnet, und in abſonderliche Reyhen eingetheilet iſt, eine iede Reyhe lang herunter mit einem Zahl-Pfennige beleget, wer nun unter ſeinen fuͤnff Briefen, des auffgewehlten Trumpffes Taus, Koͤnig, Ober, Unter oder Zehne hat, der ſtreichet die ZahlPfennige von ſelbigem Fache, wo dergleichen Blaͤtter angezeichnet ſtehen, vor ſich ein; hiernechſt wird herum gefraget, wer etwas zu pochen Luſt hat, hat einer ein gedrittes in der Hand oder wohl gar gevierdtes, als 4. Zehnen, 4. Unter, der pochet ſo viel Zahlpfennige als er will, laͤſſet ſich auch oͤffters wohl beſſer und wieder biethen, wann ſie es nun alle beyde gehalten, muͤſſen ſie die Karten einander herweiſen, wer das hoͤchſte und meiſte hat, ſtreichet das Pochen ein, gleichwie derjenige, ſo die meiſten Leſten und Stiche hat, dasjenige, was auf der Leſten-Reyhe ſtehet, gleichfals von dem Pochbret einſtreichet.
Poch-
(0775)
[Spaltenumbruch]
Pochb Poͤlings
Poch-Bret,
Iſt ein zu dem Poch-Spiel abſonderlich verfertigtes und eingetheiltes Bret, mit Tauß, Koͤnig, Ober, Unter, Zehen, Pochen und Leſten von oben herunter bezeichnet.
Pocken kleiner Kinder, oder, Kinder-Pocken,
Denen Medicis Variolæ genañt, ſind nichts anders als Ausfahrungen in der Haut, anfaͤnglich in Geſtalt rother Flecken, ſo ſich hernach allmaͤhlig in Blattern erheben und eytern, auch oͤffters in einander zu flieſſen pflegen. Die Urſache ſelbiger iſt eine allzu groſſe und etzende Schaͤrffe des Gebluͤtes, ſo bey der Circulation zur Haut gefuͤhret, allda ſtecket, und ſolche Eroſiones oder Auswuͤrffe erwecket. Sie werden eingetheilet in Wind-WaſſerSpitz- und Stein-Pocken. Dergleichen Kranckheit trifft auch oͤffters erwachſene Perſonen.
Podagra der Weiber. ſiehe. Zipperlein.
Podarge,
War eine von denen Harpijen, oder Raub-Voͤgeln. Der Zephyr hat mit ihr des Achillis Pferde, Xanthus und Balius genannt, gezeuget.
Podeni. ſiehe. Engliſch Eſſen.
Pœlings Canton,
Iſt die allerfeinſte Sorte von [Spaltenumbruch]
Poetin Pollniſ
dem Baͤllgen Atlas, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihren Kleidern zu bedienen pfleget.
Poetin,
Iſt ein zur Tichter-Kunſt geſchicktes, verſtaͤndiges und gelehrtes Frauenzimmer, ſo ſich durch ihre Proben der Poeſie bey der Welt bekannt gemacht; dergleichen in Franckreich die Scudery und andere mehr ſind.
Poffeſen. ſiehe. Nierenſchnitten.
Polimit,
Iſt ein ſchlechter wollener Zeug und Art von Concenten, deſſen ſich das gemeine Weibes-Volck zu ihren Kleidern zu bedienen pfleget.
Politiana,
Agnes, ein fanatiſches und begeiſtertes Weibes-Bild, ſo ſich vielerley Entzuͤckungen, Erſcheinungen und Offenbahrungen, die doch alle bey dem Ausgang falſch befunden worden, nicht nur geruͤhmet, ſondern auch viel laͤſterliche Lehren geheget. Vid. Voet. Vol. II. Diſſert. Select. p. 1075. ſeq.
Polniſche Haube. ſiehe. Feh-Haube.
Polniſches Peltzgen,
Iſt ein dem Frauenzimmer zur Winters Zeit gebraͤuchlicher Habit und Uberzug, von Sammet, Damaſt, Eſtoff, Tuch, Cammelott, halbſeidnen auch andern Zeugen, hat einen kurtzen und glatten Leib,
lange
Frauenzim̃er-Lexicon. B b b
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Polſter Polygam
lange Schoͤſe, und Ermel, ſo oben herum etwas weit, unten aber um die Haͤnde herum gantz enge und ſpitzig zu gehen, auch kleine von Rauchwerck aufgeſchlagene Klappen hat, iſt durch und durch mit koſtbahren als gemeinen Rauchwerck gefuͤttert, und an denen Raͤndern um und um mit ſchmahlen Streifflein von Zobel oder Marter vorgeſtoſſen, wird an der VoͤrderTaille m̃it goldenen, ſilbernen oder auch ſeidnen Schleiffen beſetzet, und zu oberſt am Halſe mit einer gold- oder ſilbernen Schnure, woran insgemein zwey Zier-verarbeitete Quaͤſtlein herab hangen, zugeknuͤpffet. Die vornehmen Dames laſſen an ihre Polniſche Peltze fliegende Ermel machen, ſo hinten uͤber dem Ruͤcken hinunter fliegen und hengen, und worein die Armen gar nicht geſtecket werden.
Polſter-Nahd. ſiehe. StuhlNahd.
Polybæa,
War bey denen Alten die Goͤttin, ſo uͤber die Weyde und Trifften geſetzet war.
Polycrata. ſiehe. Dama.
Polycrita,
Ein edles und beruͤhmtes Weib aus der Inſul Naxos. Welche uͤber eine froͤliche Poſt, ſo ſie von ohngefehr erhielte, ſich ſo geruͤhret fand, daß ſie ſo gleich daruͤber erſtarb, und ihren Geiſt aufgab.
Polygamia oder Viel-Weiberey,
Heiſſet, wenn ein Mann ſich [Spaltenumbruch]
Polyhymn Polyxen
mehr als eine Frau auf einmahl und zu gleicher Zeit antrauen laͤßt. Dieſe Viel-Weiberey iſt ſo wohl i[n] denen goͤttlichen Rechten (ohnge[-] achtet GOtt denen Ertz-Vaͤtern im Alten Teſtament aus bewegende[n] Urſachen ſie zuließ) als auch welt[-] lichen Rechten ſcharff verbothen[,] und wird heut zu Tage mit de[m] Schwerd geſtraffet. In des groſ[-] ſen Mogels Reich in Indien wird ſelbige noch heut biß ietzo gedultet angeſehn der groſſe Mogol ſelbſ[t] auf die tauſend Weiber hat.
Polyhymnia oder Polymnia,
War eine von denen 9. Muſen[,] ſo ein vortreffliches Gedaͤchtniß ha[-] ben, und ſehr viel auf einmahl her[-] ſagen ſoll.
Polyxena,
Eine Tochter des Priamus un[d] der Hecubæ, von ſonderliche[r] Schoͤnheit, welche der Pytthus, de[s] Achillis Sohn, bey ihres Vater[s] Grab ermordet und umgebracht[,] denn als Achilles, der damahl[s] Troja belagerte, dieſe ſchoͤne Poly[-] xenam von ohngefehr auf de[r] Stadt-Mauer erblickte, hat er ſic[h] in ſelbige ſo vertieffet, daß er ſelbi[-] ge zum Weibe begehrte; welche[s] er auch von ihrem Vater, dem Pria[-] mus, erhielte, der in dem Tempe[l] des Apollinis ſie beyderſeits ließ zu[-] ſammen geben. Weil aber Paris[,] der ſich hinter des Apollinis Goͤtzen[-] Bild verſtecket hatte, ſolches merck[-] te, und ſelbſt mit anſahe, ſchoß e[r] den Achillem, ehe er ſichs verſahe[,] mit einem Pfeil todt. Nach die[-] ſem gieng Troja uͤber, und geriet[h] alſo dieſe ſchoͤne Nymphe dene[n]
Feinden
(0777)
[Spaltenumbruch]
Polyxo Pomade
Feinden in die Haͤnde. Inzwiſchen aber war Achillis todter Geiſt und Schatten einigen von den Fuͤrnehmſten Griechen-Landes im Traum erſchienen, welcher ihnen angedeutet hatte, daß ſie ihm ſeine Polyxenam, uͤber welcher er ſein Leben verlohren, durch einen blutigen Streich in die unterirdiſche Welt ſolten nachſchicken; Zu welcher moͤrderiſchen That ſich Pyrthus gleich angab, und ſelbige auch verrichtet.
Polyxo,
Ein Weib aus der Inſul Lemnos, des Apollinis Prieſterin, ſo die Urheberin und Anfuͤhrerin des Lemniſchen Ungluͤcks war: denn als die Maͤnner zu Lemnos, weil ihre Weiber wegen der Venus eine gewiſſe Thorheit begangen hatten, ſich andere Weiber aus Thracien holen wolten, wurde auf der Polixo Anſtifften und Einſchlag alles, was maͤnnlich hieß, in Lemnos niedergemacht, worunter die einige Hypſipyle war, die ihren Vater Thoas verſchonet und gantz allein bey dem Leben erhalten.
Pomade zu dem Angeſichte,
Iſt ein aus gekochten Marck, von zerknickten Hammel-Fuͤſſen, Borrax, gebrannter Alaune, weiſſen Wachs und Roſen-Oel an dem Feuer unter einander zerlaſſenes und zubereitetes gelindes Saͤlblein, deſſen ſich das Frauenzimmer im Geſichte, um eine ſchoͤne glatte und zarte Haut dadurch zu bekommen, bedienet.
[Spaltenumbruch]
Pomade Pompeja
Pomade zun Lippen,
Iſt ein aus ſuͤſſen Mandel-Oel, friſchen Hammel-Talg und rother Ochſen-Zunge uͤber dem Feuer abgekochtes und unter einander vermiſchtes Saͤlblein, deſſen ſich das Frauenzimmer, ſo ſchoͤne rothe und gelinde Lippen haben will, zu bedienen pfleget.
Pomerantzen,
Aurantia mala, Oranges, ſind angenehme Baum-Fruͤchte, welche die Italiaͤner zu uns heraus bringen, und Apel de Sina nennen. Man hat vielerley Arten derſelben, davon unterſchiedliche [ – 1 Zeichen fehlt]utores ausfuͤhrlich geſchrieben haben. Sie werden entweder mit Zucker eingemachet, oder rohe gegeſſen, oder auch an ein und ander Eſſen gebraucht, und bißweilen beym Beſchluß der Tafel als ein Liqueur zugerichtet aufgeſetzet.
Pomerantzen-Brod zu backen. ſiehe. CitronenBrod.
Pomona,
Eine Nymphe aus Latien, und Goͤttin der Gaͤrten und des Obſtes, ſo den Gott Vertumnum nach langer Gegenwehr endlich geheyrathet. Der Latiner Koͤnig Picus hatte ſich in ſie ſehr verliebet, und ward auch deßwegen von ſeinem eyferſuͤchtigen Weibe in einen Specht verwandelt.
Pompeja,
Eine Tochter des Cneji Pompeji,
und
B b b 2
(0778)
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Pompej Pontian
und Neffe Syllæ. Hatte den Julium Cæſarem zum Gemahl, ward aber von ihm verſtoſſen, weil er auf ſie Muthmaſſung hatte, daß ſie ſich mit dem Clodio in verdaͤchtige Liebe eingelaſſen.
Pompeja Paulina,
War des weiſen Senecæ Weib, ſo wegen ihrer Klugheit und Gelehrſamkeit gleichfals geruͤhmet wird. Vid. Lipſ. de Vita Senecæ. c. 5. p. 24.
Pompeja Plautina,
Eine vortreffliche Kaͤyſerin, ſo ihrem Ehe-Gemahl dem Kaͤyſer Juliano wiederrieth, auch endlich dahin brachte, daß er das Volck nicht in ſo hohe Gaben ſetzte, und ſie bald biß auf das Blut auszehrte.
Pomponia,
Hieß die Mutter des tapffern Scipionis, wiewohl ſie auch einige Pompejam nennen.
Poniatovia Chriſtina. ſiehe von Duchnick.
Ponſeta Eſſelina,
Von Lecherio, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Pontia,
Eine keuſche und edle Roͤmerin, ſo weder durch Gutes noch Boͤſes von dem Octavio zu unkeuſcher Liebe konte bewogen werden, und lieber ſterben wolte, als in dergleichen Schand-That willigen.
de Pontianis,
Franciſca, die Heilige, Pauli de [Spaltenumbruch]
Poppaͤa Porquin
Brixis Tochter, hat Anno 1434. zu Rom das Cloſter Torre di Speculo, nahe bey dem Capitolio, erbauet, und den Orden der Layen-Schweſtern, von Torre di Speculo, der Verſammlung des Oelberges geſtifftet, ſie ſtarb darinnen A. 1440, und ward von Paulo V. unter die Zahl der Heiligen geſetzet.
Poppæa,
Des Neronis Gemahlin, ein Weib von groſſer Verſchwendung und Wolluſt, ſo gar, daß ſie auch ihren Pferden guͤldne Huff-Eiſen aufſchlagen lieſſe, ſich auch taͤglich der Schoͤnheit wegen in EſelsMilch badete. Sie ward von ihrem Gemahl, als ſie gleich ſchwanger gienge, mit Fuͤſſen todt getreten.
Porcellain-Schale,
Iſt eine von weiſſen oder auch blau und weiſſen Porcellain verfertigte Schuͤſſel, mit einem glatten und auch ausgebogenen doch gar ſchmahlen Rande verſehen, worinnen insgemein friſch Obſt oder Gebacknes aufgeſetzet wird.
Porcia. ſiehe. Portia.
Porelia,
Joanna, war eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Porquin,
Barbara, ein gelehrtes Frauenzimmer von Luͤttich, lebte um das Jahr 1622. war eine Gemahlin des von Rolly, und ſchrieb Hortulum Animæ, und andere Sachen mehr.
Porreta
(0779)
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Porreta Portio
Porreta,
Margaretha, eine Weibes-Perſon aus Hennegau, ſchrieb zu Paris ein ſehr verfuͤhriſches Buch, worinnen ſie zu behaupten ſuchte, daß ein Menſch, welcher ſich der Liebe ſeines Schoͤpffers gaͤntzlich ergeben, alles wornach ſeine Natur geluͤſtete, ohne Furcht, GOtt dadurch zu beleidigen, thun duͤrffte. Weßwegen ſie auch Anno 1210. verbrennet wurde. Hoffmann. Lex. Univerſ. T. I. p. 993.
Porri. ſiehe. Lauch.
Porrima,
War die Schweſter und ſtete Geſpielin der Carmentæ, ſo den Evander gezeuget.
Portia oder auch Porcia,
Des Catonis gelehrte und weiſe Tochter, liebte ihren Mann den Brutum ſo hefftig, daß ſie ſich ſelbſt, als man ihr ſeinen Tod A. R. 712. ankuͤndigte, durch Verſchluckung gluͤender Kohlen toͤdtete. Plutarchus nennet ſie wegen ihrer Gelehrſamkeit nur die Philoſopham. Vid. Menagium in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 44. n. 75.
Portio Statutaria, oder, Statuten-Theil,
Iſt in den Rechten ein Stuͤck und Erbtheil der Guͤter, ſo das uͤberlebende Weib nach Inhalt der Statuten oder hergebrachten Gewohnheit aus des verſtorbenen Mannes Vermoͤgen bekoͤmmt, woſerne ſie nicht nach ihrem Einge[Spaltenumbruch]
Portug
brachten greiffen will, welches ihr, wann keine abſonderlichen EhePacten oder Eheſtifftung unter ihnen aufgerichtet werden, frey ſtehet, auf welchen Fall ſie alle das Ihrige, ausgenommen den weiblichen Schmuck und das Hauß-Geraͤthe, ſo ſie taͤglich gebrauchet, mit in die Erbtheils-Maſſam conferiren muß. Nach den allgemeinen Saͤchſiſchen Rechten iſt dieſes Statuten-Theil, wenn 3. oder weniger Kinder da ſind, der vierdte Theil von des Mannes Verlaſſenſchafft, wo aber mehr oder druͤber, iſt es ein KindsTheil: nach denen Churfuͤrſtlichen Saͤchſiſchen Rechten aber iſt es, wenn Kinder da ſind, der vierdte, und ſo gar keine da ſind, der dritte Theil der maͤnnlichen Verlaſſenſchafft. c. 20. P. 3. C. E. S. Carpzov. def. 24.
Portugiſiſches Brod zu backen,
Nehmet abgeſchaͤlte und mit Roſen-Waſſer groͤblich zerſtoſſene Mandeln, ein Viertel Pfund klein geſtoſſenen Zucker ein halb Pfund, und ein wenig Armeniſchen Bol, reibet es wohl unter einander, thut darzu geſtoſſene Naͤgelein, feinen Zimmet, Cordamommen, Mußcaten-Bluͤt, iedes ein halb Loth, alles nur groͤblich zerſtoſſen, ein halb Pfund ſchoͤn Mehl, zerklopffte Eyer nach Nothdurfft, daß ein Teig kan daraus gemachet werden, machet eines queren Fingers dicke Semmeln daraus, leget ſie auf ein mit Mehl beſtreutes Papier, thut es in eine Torten-Pfanne, und backt es mit gelinden Feuer, doch aber oben ſtaͤrcker als unten, ab.
Por-
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(0780)
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Portu Potages
Portulac,
Portulaca, Purchille, (Pourpier) iſt ein Garten-Kraut, daß ſehr kuͤhlend, und denen, die hitzig Gebluͤt haben, gute Nahrung giebt, auch der Galle wiederſtehet. In der Kuͤche hat es keinen ſonderlichen Nutzen, auſſer daß man es ſtatt eines Sallats brauchet, und unter die bouillons derer Patienten in Frantzoͤiſchen Hoſpitaͤlern mit genommen wird.
Poſſementen, ſiehe. Paſſementen.
Poſthuma,
Heiſt eine Tochter die nach des Vaters gemachten Teſtamnt oder Tod allererſt gebohren wird.
Poſthumia,
War eine von denen Veſtaliſchen Jungfern, weil ſie ſich aber allezeit ſehr nette auffuͤhrte, und eine viel freyere Art zu leben als ſonſten denen Jungfern gehoͤret, angenommen, brachte ſie ſich in groſſen Verdacht wegen begangener Unzucht; ſie fuͤhrete aber ihre Sache ſelbſt aus, und ward durch des Pabſts Sentenz voͤllig abſolviret, der ihr aber allen freyen Schertz zugleich ernſtlich unterſagte.
Poſtuerta,
War bey denen alten Roͤmern eine mit von denen Goͤttinnen, ſo denen ſchwangern Weibern vorgeſetzet waren.
Potages,
Sind vermiſchte Eſſen, beſtehend aus einem gewiſſen Stuͤck [Spaltenumbruch]
Potage
Fleiſch oder Fiſch ꝛc. vielen Gewuͤrtz, Jus, Coulis und Ragout, Kloͤſen, Fricandelles und andern Dingen: waͤre auch gut, wenn ein jeder ſolche nach ſeinem und der ſeinigen Conſtitution, als eine veritable Hauß-Artzney einrichten ließ. Ihre Zubereitung iſt mancherley, davon der Koch folgende mittheilet. 1) Potage à la Reine; 2) Potage von Capannen, ſo farciret 3) Potage von Tuͤrckiſchen Huͤnern; 4) Potage von Rebhuͤnern oder jungen Faſanen; 5) Potage von jungen Huͤnern; 6) Potage von alten Huͤnern; 7) Potage von Entenbraun; 8) Potage von Enten anders, mit einer gruͤnen ErbſenCoulis; 9) Potage von einer gefuͤllten Kalbs-Keule; 10) Potage von einer Kalbs-Keule braun; 11) Potage von einem gantzen Lamm; 12) Potage von einer Schoͤpskeule; 13) Potage von einer Schoͤpskeule angeſchlagen; 14) Potage von einer Gans; 15) Potage von einer gruͤnen Gans; 16) Potage von Krebſen mit einem Krebs-Euter; 17) Potage von einem Hecht; 18) Potage von Hecht anders; 19) Potage von Karpffen; 20) Potage von jungen Tauben; 21) Potage von jungen Tauben anders; 22) Potage von jungẽ Tauben noch anders; 23) Potage von Tauben mit Linſen; 24) Potage von jungen Tuͤrckiſchen Huͤnern; 25) Potage von zwey und dreyerley Arten auf eine Schuͤſſel; 26) Potage von einer Span-Sau.
Potage à la Reine,
Nehmet von ohngefehr 12. Kaͤlbern die Milch, waſchet dieſe rein
aus
(0781)
[Spaltenumbruch]
Potage
aus, blanchiret ſie hernach in heiſſen Waſſer, und wenn ſie einen Wall aufgethan haben, ſo putzet ſie ſauber heraus in kaltes Waſſer, davon werden ſie ſchoͤn weiß. Ferner nehmet eine Kaͤlber-Bruſt, fuͤllet dieſe mit Krebſen und Piſtacien, (beſehet junge Huͤner mit Krebſen gefuͤllt und Krebs-farce) blanchirer ſie, daß ſie weiß wird, richtet ſie ſo dann in einen Potagen-Keſſel, pasſiret ſie in Krebs-Butter, leget Citronſchalen und Muſcatenbluͤten darzu, gieſſet gute bouillon drauf, ſetzet es aufs Feuer und laſſet es fein gemaͤhlich kochen. Hierauf nehmet vorbeſchriebene Kaͤlber-Milch, thut ſolche, wenn ſie vorhero ordentlich in Stuͤcke, eines Fingers groß geſchnitten worden, in einen Tiegel oder Caſſerole, leget Krebs-Butter darzu, pasſiret ſie auf Kohlfeuer, damit ſie gantz durchroͤthet, gieſſet ein wenig ſauren Rahm drauf, ſo bekoͤmmt es eine ſchoͤne Couleur. Nun bereitet kleine Ragouten von Krebſen, Piſtacien, Kaͤlber-Ohren und was ihr zuſammen bringen koͤnnet, jedes beſonders in kleine Tiegelgen oder Caſſerole, machet ein Toͤpffgen gute Coulis, (ſuchet Coulis zu machen) ſchneidet, ehe ihr die Potage anrichtet, gute Semmel in die Schuͤſſel und leget die Kalbsbruſt drauf, gieſſet von der bouillon druͤber, daß ſich die Semmel einweiche, thut die Kalbs-Milch auf den Schuͤſſelrand, ungefaͤhr allezeit 3. quer Finger breit aus einander, alles nach proportion und die kleinen Ragouten darzwiſchen. Iſt dieſes alles geſchehen, ſo gieſſet die Coulis druͤber, biß ihr vermeynet [Spaltenumbruch]
Potage
daß genug in der Schuͤſſel iſt, beſtreuet ſolche mit klein gehackten Piſtacien und ſprenget KrebsButter daruͤber.
Potage von Capaunen farciret,
Nehmet nach Proportion der Schuͤſſel 2. biß 3. Capaunen, machet dieſe auf die Art, als bey dem zuputzen der Huͤner beſchrieben worden, zum kochen zu rechte ſetzet ſie in einem Topff an das Feuer, gieſſet Waſſer drauf und ſaltzet ſie, laſſet ſie kochen biß ſie weich werden. Hierauf kuͤhlet ſie aus und leget ſie in kaltes Waſſer, nehmet ſie wieder heraus uñ loͤſet ihnẽ alles Fleiſch ab, und ſchneidet dieſes nebſt drey Viertel Pf. Nierentalg gantz klein, ſchuͤttet es zuſammen in einen Moͤrſel, und ſtoſſet es klar, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten und Citronenſchalen, thut darzu eingeweichte und wieder ausgedruͤckte Semmel, ſchlaget 8. Eyer drein, aber nur von 2. Eyern das Weiſſe, ſtoſſet es duꝛch einandeꝛ, daß die farce recht klar wird. Wenn nun dieſes alles geſchehen, ſo leget die Capaunen in eine Tortenpfanne und ſchlaget mit der farce die Capaunen-Gerippe an, damit ſelbe als wie Capaune ausſehen. Beſtreichet ſie alsdeñ mit einem zerklopfften Ey, gieſſet zerlaſſene Butter daruͤber, ſtreuet Semmel darauf, ſetzet ſie in einen Backofen und laſſet ſie fein ſchoͤn backen. Nun ſollet ihr dieſe Coulis oder geſtoſſene Suppe, wie die Oeſterreicher und Boͤhmen ſagen, verfertigen. Nehmet eine Capaunen-Bruſt, die vor dem anſchlagen kan zuruͤcke behal-
ten
B b b 4
(0782)
[Spaltenumbruch]
Potage
ten werden, ein Paar Kalbs-Milch und auch etliche eingewaͤſſerte Auſtern, dieſes alles ſchneidet klein, und thuts in einen Moͤrſel, ſtoſſet es mit einem Stuͤck Butter, geriebener Semmel, Muſcaten-Bluͤten und Citronenſchalen gantz klar als einen Teig, thut es hernach in einen Topff, gieſſet gute bouillon drauf, und laſſet es bey dem Feuer kochen. Hat es nun eine Weile gekocht, ſo ſtreichet ſolches durch ein Haaꝛtuch, habet fertig allerhand garnituren, Ragoutes von Huͤner-Maͤgen, Kalbs-Milch, ausgebrochenen Krebſen, Artiſchocken-Boͤden, angeſchlagene Krebſe, die ihr eben von der farce, mit welcher die Capaunen angeſchlagen worden, anſchlagen und im Backofen abbacken muͤſſet. Endlich ſchneidet Semmel, die vorhero auf dem Roſt abgeroͤſtet iſt, in die Schuͤſſel, gieſſet gute bouillon darauf, daß die Semmel ein wenig weich wird, ſetzet alsdenn die angeſchlagenen Capaunen darein, richtet ferner die Garnituren auf den Schuͤſſelrand ſauber an, gieſſet die Coulis daran; es duͤrffen aber mit ſolcher die Capaunen nicht begoſſen werden; ſprenget Krebs-Butter drauf, und laſſet ſie zu Tiſche tragen.
Potage von Tuͤrckiſchen Huͤnern,
Nehmet ein Paar gute Tuͤrckiſche Huͤner, machet ſie zu rechte, blanchiret ſie ſauber und ſpicket eine davon, die andere aber kochet, daß ſie weiß bleibe. Die geſpickte hingegen ſollet ihr halb gar abbraten. Darnach richtet ſie beyde in einen Potagen-Keſſel, gieſſet gute bouillon drauf, und laſſet ſie gar [Spaltenumbruch]
Potage
gemaͤhlich kochen, inzwiſchen verfertiget die Garnituren. Nehmet Frantz-Brod oder Mund-Semmeln (die ihr im F. beſchrieben finden werdet) hoͤlet dieſe aus, und machet ſie nach der Beſchreibung zu rechte, bereitet ein Ragout von Krebſen, Morgeln, Kloͤsgen und was man darzu haben kan. Wenn nun die Potage ſoll angerichtet werden, ſo ſchneidet gute Semmel in die Schuͤſſel, und gieſſet von der bouillon, worinnen die Tuͤrckiſchen Huͤner liegen, auf die Semmel, leget die Tuͤrckiſchen Huͤner drauf, die uͤbrige Bruͤhe ziehet mit Eyern alſo ab: nehmet 6. Eyerdotter, thut ſolche in ein Toͤpffgen, quirrelt ſie mit einem Loͤffel voll Wein ab, und gieſſet die Bruͤhe drauf, ihr muͤſſet es aber fleißig ruͤhren, ſonſt lauffen ſie zuſammen. Nach dieſem ſetzet die Frantz-Brode auf den Schuͤſſelrand herum, und fuͤllet das Ragout hinein, decket es oben mit einem Deckelgen zu, ſtreuet viel Muſcatenbluͤten in die Potage, gieſſet die abgezogene Bruͤhe vollends druͤber, beſprenget ſolche letzlich mit Krebs-Butter, ſo iſt ſie fertig.
Potage von Rebhuͤnern, oder jungen Faſanen,
Wenn die Rebhuͤner oder Faſanen gerupffet ſind, ſo nehmet ſie aus, und koͤnnet ihr die Zubereitung derer Rebhuͤner ſchon im R. beſchrieben finden, die Helffte davon ſpicket ſauber, und bratet ſie halb gar ab, die jus aber, ſo in waͤhrenden braten heraus laͤufft, fanget fleißig auf. Hingegen die andere Helffte der Huͤner fuͤllet zwiſchen der Haut und Bauch mit Cham
pignons
(0783)
[Spaltenumbruch]
Potage
pignons und Auſtern alſo; machet die Haut loß, als bey einem jungen Hun (ſuchet junge Huͤner gefuͤllt) nehmet Champignons und Auſtern ſo vorhero ausgewaͤſſert worden, hacket dieſe zuſammen, und thut ſie in einen Tiegel, miſchet darunter ein wenig geriebene Semmeln, ein Stuͤckgen gehackten derben ReheBraten, Muſcatenbluͤten, Citronſchalen, ein wenig Nelcken, 1. Viertel Pfund klein gehackte Nierenſtollen, 3. Eyer und ein wenig Saltz, welches ihr alles auf dem Feuer ſo lange abruͤhren muͤſſet, biß es wie ein Muß oder Brey wird, fuͤllet ſo dann die Rebhuͤner damit, und was nicht unter die Haut hinein gehet, das fuͤllet in holen Leib, den ihr darnach unten ſpeilern und oben zubinden und blanchiren ſollet. Wenn dieſes geſchehen, ſo thut ietzt gedachte, und auch die geſpickten in einen PotagenKeſſel, leget ein Stuͤck Butter darzu, und pasſiret ſie eine Weile, gieſſet jus darauf, und laſſet ſie gemaͤhlich auf Kohlfeuer kochen, ſchuͤttet auch ſpaniſchen Wein daran, und leget in einem zuſammen gebundenen Buͤndlein, Zwiebeln, Thymian, Lorbeer-Blaͤtter und Porrey darzu. Unterdeſſen machet zum garniren kleine Genueſer-Paſtetgen, Fricandeau, Rolletgen, und dann ein Ragout von Champignons, NaͤgelSchwaͤmmgen ꝛc. Ferner hacket ein Rebhun, wenn es abgebraten, gantz klein, ſtoſſet ſolches im Moͤrſel mit einem Stuͤcke Butter, einer in ſuͤſſen Wein geweichten Semmel, Mnſcatenbluͤten, Citronenſchalen, ꝛc. zu einem Teig und thut ſolchen in ein Toͤpffgen, gieſſet gute [Spaltenumbruch]
Potage
bouillon drauf, laſſet es einen Sud thun, quirrelt und ſtreichet es durch ein Haartuch. Wenn ihr nun die Potage wollet anrichten, ſo leget geroͤſtete Semmel in die Schuͤſſel, und gieſſet von der jus, darinnen die Rebhuͤner liegen, darauf, leget ſodann die Rebhuͤner in die Schuͤſſel auf die Semmeln, die Garnituren aber, was die naſſen ſind, leget ordentlich inwendig an Schuͤſſelrand, hingegen die kleinen Genueſer-Paſtetgen, gantz auswendig auf den Rand um die gantze Schuͤſſel herum, gieſſet die gemachte Coulis vollends druͤber, daß genug Bruͤhe in die Schuͤſſel komme, und laſſet ſolche auftragen.
Potage von jungen Huͤnern,
Nehmet kleine junge Huͤner, putzet dieſe ſauber, wie es bey denen jungen Huͤnern beſchrieben zu finden, fuͤllet ſie mit Krebſen, und koͤnnet ihr die Art und Weiſe ſolche zu fuͤllen unter denen jungen Huͤnern mit Krebſen gefuͤllet erlernen, die ihr auch blanchiren muͤſſet. Nach dieſen richtet ſie in einen PotagenKeſſel, leget ein Stuͤck Butter mit Krebs-Butter, Citronſchalen und Muſcatenbluͤten vermiſchet darzu, pasſiret ſie eine Weile, gieſſet darnach gute bouillon drauf, ſetzet ſolche auf ein gelindes Kohlfeuer, und laſſet ſie gantz gemaͤhlich kochen. Deñ ſo ſie einen ſtarcken Sud thun ſo zerſpringen ſie; gieſſet gute Coulis daran, damit die Bruͤhe ein wenig dicke werde. Indeſſen putzet Carfiol, blanchiret ſolchen erſt und thut ihn darzu hinein, ingleichen ausgebrochene Krebſe; zum garni-
ren
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(0784)
[Spaltenumbruch]
Potage
ren aber machet gefuͤllten Sallat (ſuchet Kalbfleiſch mit gefuͤllten Sallat) gefuͤllte Krebs-Naſen, Morgeln, Kalbs-Milch, KaͤlberOhren, Huͤner-Maͤgen, und gebackene junge Huͤnergen (ſuchet junge Huͤner gebacken) dieſe vorbeſchriebene Ragouten bereitet jede beſonders in kleinen Tiegelgen oder Caſtroͤlgen, damit man deſto zierlicher anrichten koͤnne machet auch dieſe Ragouts alle mit Coulis an. Wenn ihr nun bald anrichten wollet, ſo ſchneidet gute Semmel in die Schuͤſſel, darauf ſoll angerichtet werden, gieſſet von der Bruͤhe, darinnen die Huͤnergen liegen darauf, leget die Huͤnergen ferner fein ordentlich darein, und den Carfiol auf den Rand, die Krebſe und kleinen Ragouten aber fein darzwiſchen, daß ſie einander uͤber Creutz abſtechen, und alsdenn die gebackenen Huͤnergen. Unterdeſſen aber nehmet 5. biß 6. Eyerdotter, nachdem die Potage groß iſt, thut ſolche in ein Toͤpffgen, und ziehet die noch uͤbrige Bruͤhe damit ab, uͤbergieſſet die Potage vollends damit, beſprenget ſolche endlich mit Krebs-Butter, ſtreuet klein gehackte Piſtacien daruͤber, ſo kan ſolche nach Belieben verſpeiſet werden.
Potage von alten Huͤnern,
Dieſelben, wenn ſie geputzet und ausgenommen ſind, zaͤhmet und blanchiret ab, ſetzet ſie ſodann in Waſſer, ein wenig geſaltzen zum Feuer und laſſet ſie kochen. Wenn ſie nun bald weich ſind, ſo thut ſie heraus und kuͤhlet ſie aus, richtet ſie nach dieſen in einen Potagen-Keſſel, leget ein Stuͤck ausgewaſchene [Spaltenumbruch]
Potage
Butter daran, pasſiret ſie mit Citronſchalen und Muſcatenbluͤten, gieſſet gute bouillon darauf, inwelcher Bruͤhe ſie gantz gemaͤhlich kochen muͤſſen. Inzwiſchen putzet Peterſilienwurtzeln, ſchneidet ſolche zierlich, und kochet ſie alsdenn ab, die Helffte davon richtet in einen Tiegel oder Caſſerole, die andere Helffte aber leget trocken, nehmet auch Morgeln und waſchet ſolche offt aus, daß kein Sand darinnen bleibet, ſiedet ſelbige ab und thut ſie in die Caſſerole zu denen Wurtzeln. Ferner ſchneidet Huͤner-Maͤgen klein, ſchuͤttet ſolche nebſt Butter auch daran, pasſiret dieſes alles ein wenig, gieſſet ingleichen von der Bruͤhe, darinnen die alten Huͤner liegen, drauf, welches durch einander kochen muß, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten und Ingber. Was die trockenen Wurtzeln anlanget, ſolche backet aus einer Klare, bereitet auch kleine Paſtetgen von dem Gehaͤcke, welches ihr unter den kleinen Paſtetgen von gehackten Kaͤlber-Braten finden werdet, ſtreuet an das Ragout geriebene Semmel, ſtoſſet auch von einer Henne die Bruſt, und von einem Kalbe die Milch mit einem Stuͤcke Butter im Moͤrſel zu einem Teig, thut es nachgehends in ein Toͤpffgen, gieſſet gute bouillon darauf, laſſet es kochen, ſtreichet es durch ein Haartuch und ſetzet es wieder warm. Wollet ihr nun anrichten, ſo ſchneidet gute Semmel in die Schuͤſſel, gieſſet von der Bruͤhe, darinnen die Huͤner liegen, darauf, leget hernach die Huͤner hinein, richtet die gebackenen Wurtzelu auf den Rand, und zwar alle-
zeit
(0785)
[Spaltenumbruch]
Potage
zeit 3. quer Finger breit aus einander um die gantze Schuͤſſel, richtet das Ragout von Wurtzeln, Morgeln und Maͤgen fein darzwiſchen ein, die Paſtetgen aber gantz auff den Schuͤſſelrand, gieſſet alsdenn mehr von der Bruͤhe, ſo an denen Huͤnern geweſen, an die Potage, beſtreuet ſolche endlich mit Muſcatenbluͤten, ſchuͤttet die Coulis vollends daruͤber, und laſſet ſie auftragen.
Potage von Enten braun,
Nehmet Enten, nachdem ihr die Potage groß machen wollet, und wenn ſolche gehoͤriger maſſen geputzet ſind, ſo blanchiret ſie ab, ſpicket eine davon ſauber, die andere aber ſpicket, als wie man a la daube ſpicket. Die klein geſpickte betꝛeffend ſo bratet ſie ab, tedoch nicht gar, bey der andern aber, ſetzet in einer Cas ſerole Butter und Speck auf Kohlfeuer, und laſſet es heiß werden. Inzwiſchen nehmet ein Paar Pf. derbes Rindfleiſch, ſchneidet dieſes Scheibenweis, und beſtreuet es ſamt der Ente mit Mehl, leget es ſodenn in die heiſſe Butter und braͤunet es. Wenn es nun braun iſt, ſo gieſſet gute Bruͤhe darauf, werffet ferner hinein Lorbeerblaͤtter, gantze Zwiebeln, Rinden Brodt, Kraut, Ruͤben, Schwaͤmme und Citronenſchalen, und laſſet es kochen, und da ihr den JusGeſchmack ziemlich gewonnen habt, ſo leget die Ente heraus in einen Potagen-Keſſel, und die andere abgebratene auch darzu, ruͤhret die jus wohl durch einander, welche ihr durch einen Durchfchlag auff die Ente lauffen laſſen ſollet, ſetzet [Spaltenumbruch]
Potage
den Poragen-Keſſel auf Kohlfeuer, damit es zuſammen fein gemaͤhlich koche. Hierauf verfertiget Garnituren. Nehmet Kraut-Haͤupter, ſchneidet dieſe in 4. Stuͤcke, oder wenn ſie groß ſind, auch wohl in 8. Stuͤcke, ſetzet ſie in einem Topff mit Waſſer und Saltz zum Feuer, auf daß ſie weich kochen, darnach ſeiget das Waſſer wieder ab, die Helffte des Krauts thut in einen Tiegel oder Caſſerole, gieſſet von der jus darauf, die andere Helffte aber leget trocken. Jene Helffte ſetzet mit der Caſſerole aufs Feuer, hingegen zu dem andern Kraut machet eine Klare, und backet es fein roͤſch aus den Schmaltz, ſetzet es in ein warmes Ort, daß es warm bleibe. Wenn ihr wollet anrichten, ſo ſchneidet von einem Brodte ein Stuͤck herunter, und zwar Scheibenweis, doch daß es alles an einander bleibe, ſetzet es ſodann in die Schuͤſſel, gieſſet von der jus, darinnen die Enten liegen, darauf. Nach dieſen leget die Enten auch hinein, auf den Rand aber das Kraut, iedoch Wechſelsweiſe, ein Stuͤck gekochtes, und darnach ein Stuͤck gebackens, daß nichts von dem Rand zu ſehen ſey, gieſſet alsdenn noch ſo viel jus darauf, als ihr zur Potage noͤthig habet, und laſſet ſie auftragen.
Potage von Enten anders, mit einer gruͤnen Erbſen-Coulis,
Nehmet ein Paar fette Enten, die ſauber geputzet, ausgenommen und gewaſchen ſind, ſtecket ihnen in den hohlen Leib gruͤne Peterſilie, gruͤne Erbſen, Muſcatenbluͤten und Butter, und machet unten
den
(0786)
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Potage
den Auffſchnitt mit einem Spreul feſte zu. Hierauf ſetzet ſie mit Waſſer und Saltz zum Feuer, laſſet ſie kochen, biß ſie beginnen weich zu werden, verfaͤumet ſie aber fleiſſig, ſonſt werden ſie ſchwartz. Wenn ſie nun ſatt gekochet, ſo kuͤhlet ſie aus, richtet ſie in einen Potagen-Keſſel, leget ein Stuͤck Butter, nebſt Muſcaten-Bluͤten daran, pasſiret es ein wenig auf Kohlfeuer, und gieſſet ſodann ein wenig bouillon drauf. Ferner nehmet gruͤne Erbſen, pasſiret die auch in Butter, thut ſie hernach in einen Topff, gieſſet gleichfalls gute bouillon darzu, ſchuͤttet Muſcatenbluͤten und Ingber hinein, und ſetzet ſie zum Feuer, daran ſie weich kochen muͤſſen, quirrelt ſie hernach und treibet ſie durch einen Durchſchlag, ſchuͤttet ſie wieder beſonders in ein Toͤpffgen, und ſetzet es warm. Sorget inzwiſchen vor Garnituren, ſo ſich zu dieſer Potage ſchicken, und weil ſelbige mit Erbſen iſt, ſo verfertiget kleine Wuͤrſtgen von Kalbfleiſch, Speck, Wuͤrtze und ein Paar Eyerdottern, dergleichen Wuͤrſte zu bereiten, wird im W. ausfuͤhrlich beſchrieben ſeyn, machet auch gantz kleine Kalbfleiſch-Kloͤsgen, die ihr im K. finden werdet, ingleichen Strietzelgen eines Fingers lang, beſtreuet ſolche mit Mehl, und backet ſie aus Schmaltz. Die Wuͤrſtgen aber laſſet vorhero in Milch einen Sud thun. Nach dieſem leget ſelbige auf ein mit Butter beſchmiertes Papier, ſetzet ſie mit dieſem in eine Torten-Pfanne in einen heiſſen Ofen: auf die ausgebackenen Kloͤſe, ſo in einem Tiegel ſind, gieſſet [Spaltenumbruch]
Potage
bouillon, ſchuͤttet darzu Citronenſchalen und Muſcatenbluͤten, und laſſet ſie ein wenig kochen. Sind die Wuͤrſtgen im Ofen gar, ſo nehmet die Helffte davon heraus, ſchneidet daraus Stuͤckgen etwa eines Fingers lang, und backet ſie aus einer Klaꝛe in Schmaltz. Wenn ihr nun wollet anrichten, ſo roͤſtet geſchnittene Semmel in Schmaltz, und thut ſolche in die Schuͤſſel, darauf ihr anrichten wollet, gieſſet etwas von der Bruͤhe, darinnen die Enten liegen, darauf, und leget die Enten auch darein, ſetzet die gemachten Garnituren fein ordentlich auf den Schuͤſſel-Rand herum, ſchuͤttet endlich die gruͤne Erbſen-Coulis uͤber die Enten, und gebet ſie hin. NB. Dieſe Potages koͤnnen auch tractirot werden, als wie die Potagen von angeſchlagenen Capaunen, item Potage von Tuͤrckiſchen Huͤnern, oder auch Potage von alten Huͤnern, und wird ſich gleich bey der erſten praxi eine und andere invention zeigen, daß man eben nicht alles zu einer Potage haben muß, wie es beſchrieben ſtehet, ſondern man kan wohl mehr oder weniger nehmen, oder abbrechen und zugeben, und iſt hierinnen kein beſſerer Lehrmeiſter als die Zeit, die Victualien und die Gelegenheit, wornach man ſich allenthalben zu richten hat.
Potage von einer gefuͤllten Kalbs-Keule,
Nehmet eine ſchoͤne Kalbs-Keule, fuͤllet ſie auf die Art, wie ihrs unter dem Kalbsfleiſch gelehret wer-
det,
(0787)
[Spaltenumbruch]
Potage
det, bratet oder kochet ſie, richtet ſolche hernach in einen PotagenKeſſel, und paſſiret ſie in KrebsButter mit Muſcatenbluͤten und Citronenſchalen. Ferner quirlt ein halb Noͤſel ſauern Rahm mit ein wenig bouillon an, daß er klar wird, laſſet ſolchen durch einen Durchſchlag an die Keule lauffen, ſo wird ſie eine ſchoͤne Couleur bekommen, gieſſet gute Coulis drauf, und zwar ſo viel als ihr vermeynet genung zu der Potage zu haben. Die Garnituren muͤſſen aus dreyerley Sorten Kalbsfuͤſſen beſtehen, nehmlich: etliche ſchlaget ſein ſauber mit einer farce an, mit einem aufgeworffenen Rand, machet es recht zierlich, daß nur vorne die Klaue heraus gehe, etliche backet ſauber, roͤſch, goldgelb aus Schmaltz, die letzten aber thut in einen Tiegel, paſſiret ſolche in Krebs-Butter, und gieſſet von der Bruͤhe, darinnen die Kalbskeule lieget, daran. Wenn ihr nun wollet anrichten, ſo ſchneidet gute Semmel in die Schuͤſſel, gieſſet von der Bruͤhe darauf, und leget die Kalbskeule darein, ziehet aber erſt den Faden, womit ſie zugenehet iſt, heraus, garniret ſo dann auf den Schuͤſſel-Rand die KalbsFuͤſſe unter einander ordentlich herum, uͤberziehet hierauff die Potage vollends mit der Coulis, ſprenget nach dieſem Krebs-Butter daruͤber, und laſſet ſolche nach Belieben auftragen.
Potage von einer Kalbskeule braun,
Fuͤllet eine ſchoͤne Kalbskeule eben wie die vorige, ſpicket ſie als[Spaltenumbruch]
Potage
denn ſauber, und bratet ſie halb gar ab. Nehmet hierauf Rindfleiſch, klopffet und beſtreuet es mit Mehl, und machet es, gleich als bey der Potage von Enten braun. Iſt nun die jus fertig, ſo leget die Kalbskeule darein, und laſſet ſie eine Weile kochen. Weñ; bieſes geſchehen, ſo thut die Keule heraus in einen Potagen-Keſſel, und ſeiget die jus durch einen Durchſchlag drauf, und ſetzet es auf Kohlfeuer. Inzwiſchen machet zum garniren kleine Fleiſchkloͤſe, backet ſelbige aus Schmaltz, thut ſie nebſt Morgeln in eine Caſſerole, gieſſet von der jus darauf, verfertiget auch von derben Kalbfleiſch Rollet oder Spaniſche Voͤgel und etwas Fricandeau. Wenn ihr anrichtet, ſo machet unten ſchwartz Brodt an die Schuͤſſel, und gieſſet von der jus drauf, leget die Keule darein, die Rollet ſetzet ordentlich auf den Schuͤſſel-Rand, das Kloͤſe- und Morgeln-Ragout aber darzwiſchen, gieſſet endlich die jus vollends uͤber die Potage, ſo iſt ſie fertig.
Potage von einem gantzen Lamm,
Nehmet ein fettes Lamm, von mittlerer Groͤſſe, und machet ſolches zu braten zu recht, jedoch muß dieſes an einem Stuͤcke geſotten oder gebraten werden. Hierauff ſpicket die zwey hintern Viertel auf das zierlichſte, an denen voͤ[ – 1 Zeichen fehlt] dern aber fuͤllet die Bruͤſtgen ein wenig, beſprenget es darnach ein wenig mit Saltz, und ſtecket es an einen Bratſpieß. Ferner nehmet eine Serviette, machet dieſelbe in Fleiſch-Bruͤhe naß, und umwickelt
den
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Potage
damit des Lammes Voͤrdertheil, die zwey hintern Viertel aber laſſet alſo, leget es zum Feuer, und wenn es eine Weile gelegen hat, ſo begieſſet das hinterſte mit Butter, das mit einer Serviette verbundene aber begieſſet allezeit mit Fleiſch-Bruͤhe, damit die Serviette ſtets ſehr naß bleibe, ſo kochet es dergeſtalt, als ob es in einem Topff waͤre, wird auch noch weiſſer. Wenn es nun gar iſt, ſo ziehet es wieder vom Spieß, richtet es in einen Potagen-Keſſel, die Serviette aber thut herunter, gieſſet gute Bouillon darauff, wuͤrtzet es mit MuſcatenBluͤten, Ingber und CitronenSchelern, leget ein Paar gantze Zwiebeln und ein Buͤndlein zuſammen gebundene Kraͤuter darein, die aber beym Anrichten wieder heraus genommen werden, und laſſet es auf Kohlen kochen. Unterdeſſen ſchicket euch zum garniren und verfertiget dieſes. Nehmet Kaͤlber-Milch, blanchiret und ſchneidet ſolche zu Stuͤcken, weichet auch Truffes ein, und thut dieſe beyde Sorten hierauff zuſammen in einen Tiegel oder Caſſerole, pasſiret es mit Butter, MuſcatenBluͤten und Citronen ab, gieſſet Coulis drauff, und laſſet es ein wenig kochen. Ferner machet dieſe Garnituren. Nehmet 4. groſſe Frantz-Brode, ſo etwan als ein 3. Pf. Broͤdgen groß ſind, reibet es mit einem Reib-Eiſen ab, ſchneidet es oben eines Thalers groß auff, und hoͤlerts ſauber aus, beſtreichet es mit Butter und laſſet es in einem heiſſen Ofen ein wenig hart werden. Darnach nehmet Schoͤpsoder Lammes-Fuͤſſe, zerſpaltet die[Spaltenumbruch]
Potage
ſe, kochet ſie weich ab, und machet ſie zu rechte, gleich denen, als bey der Potage mit oder von einer gefuͤllten Kalbs-Keule beſchrieben worden. Wenn nun die Bruͤhe, darinnen das Lamm lieget, eingekochet, ſo gieſſet gute Coulis zu, bey dem Anrichten aber, ſchneidet gute Semmel in die Schuͤſſel, und gieſſet gute Bouillon drauff, leget hernach das Lamm darauff, und gieſſet etwas von der Bruͤhe, darinnen das Lamm gelegen, darzu, und die uͤbrige ziehet mit Eyerdottern ab. Endlich ſetzet die 4. Frantz-Brode ins gevierdte, richtet das Ragout von Truffes und Kalbs-Milch darein, und decket die Deckligen druͤber, leget ferner die Schoͤpsoder Lamms-Fuͤßgen eins um das andere fein zierlich zwiſchen die Frantz-Brode herum, gieſſet die abgezogene Bruͤhe vollends in die Potage, das Sebratene am Lamm garniret mit Citronen, das Gekochte aber beſtreuet mit Piſtacien, ſo iſt es fertig und kan auffgetragen werden.
Potage von einer SchoͤpsKeule,
Nehmet eine ſchoͤne SchoͤpsKeule und pruͤgelt dieſe: damit ihr aber die Haut nicht entzwey ſchlaget, ſo leget oben ein Tuch drauff, darnach ſpicket ſie a la daube, beſtreuet ſie mit Mehl, ſetzet in einer Caſſerole Butter und Speck aufs Feuer, und wenn es braun iſt, ſo leget die Schoͤps-Keule nebſt ein Paar Pf. Rindfleiſch auch mit ein, laſſet es beydes mit einander braun werden und gieſſet darnach Bouillon drauff, thut darein gan-
tze
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Potage
tze Zwiebeln, Ingber, MuſcatenBluͤten, Citronen-Schalen, gantze Nelcken, Rinden Brod, geſchnittene Ruͤben, Kraut, Seleri und laſſet es alles durch einander kochen, daß es einen guten Geſchmack bekoͤmmt, werffet auch ein wenig Morgeln nebſt braunen Ruͤben darzu, die ihr alſo verfertigen ſollet: ſchneidet die Ruͤben wuͤrfflichr, ſetzet darnach Butter in einer Caſſerole aufs Feuer, wenn ſie braun iſt, ſo reibet Zucker hinein und laſſet dieſen mit braun werden, ſo bald es geſchiehet, werffet die Ruͤben drein, ſo bekom̃en ſie augenblicklich eine braune Farbe. Dieſe ſchuͤttet hernach in ein Tiegelgen, ſchneidet auch Kraut, und machet es wie bey der Potage von Capaunen braun, ruͤhret gleichergeſtalt Morgeln unter die Ruͤben, gieſſet jus drauff, ſetzet es aufs Feuer, welches zuſammen kochen muß. Bey dem Anrichten ſchneidet ſchwartz Brodt Scheibenweiſe und thut es in die Schuͤſſel, gieſſet von der jus drauff, darinnen die Schoͤps-Keule lieget und leget dieſe auch drein, garniret das Kraut, ſo in der Bruͤhe liegt, ingleichen das Gebackene auf den Schuͤſſel-Rand und die Ruͤben und Morgeln darzwiſchen, fuͤllet die Potage vollends an, machet auch eine kleine Carbonade (deren Zubereitung findet ihr im C. unter Carbonade) fein ſauber, und legets um die gantze Schuͤſſel herum.
Potage von einer SchoͤpsKeule angeſchlagen,
Nehmet eine gute Schoͤps-Keule, bratet dieſe ab, hernach ſchneidet alles Fleiſch herunter und machet [Spaltenumbruch]
Potage
es damit, als wie bey der angeſchlagenen Kalbs-Keule. Zum garniren verfertiget angeſchlagene Krebſe, Morgeln, deren Zubereitung ihr findet unter den Morgeln von Kalbs-Lungen. Nun ſchneidet ein derbes Stuͤck SchoͤpsBraten wuͤrfflicht, thut ihn in einen Tiegel nebſt einem Stuͤck Butter, Muſcaten-Bluͤten, CitronenSchelern und geriebener Sem̃el, gieſſet ein wenig Wein und Bouillon dran und laſſet es kochen. Inzwiſchen machet eine Coulis, wie ihr ſolche im C. finden werdet, fertig in ein Toͤpffgen, und wenn ihr wollet anrichten, ſo ſchneidet Semmel in die Schuͤſſel, gieſſet gute Bruͤhe drauff, leget hernach die angeſchlagene Schoͤps-Keule, die vorhero im Backofen ſauber gebacken worden, drauff, die angeſchlagenen Krebſe aber ſetzet auf den Rand, daß ihr das Ragout darzwiſchen bringen koͤnnet, und um die Schuͤſſel auswaͤrts thut die gebackenen Morgeln, gieſſet alsdenn die Couiis vollends drein, doch ſo, daß die Keule damit nicht begoſſen wird, die Keule aber ſtreichet mit Krebs-Butter roth an, ſprenget auch ein wenig Krebs-Butter auf die weiſſe Suppe, und laſſet die Potage aufftragen.
Potage von einer Gans,
Habet eine gute junge Gans in Bereitſchafft, wenn dieſelbe gewuͤrtzet, und nach gehoͤriger Art zugeputzet iſt, ſo ſchneidet unten nicht ein gar zu groſſes Loch, nehmet und waſchet ſie ſauber aus, fuͤllet ſelbige mit gebratenen und abgeſchaͤlten Caſtanien, ſpeilert ſie
zum
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[Spaltenumbruch]
Potage
zum kochen, ſetzet ſie hernach in einemirdenen Topff mit Waſſer zum Feuer, thut noch darein gantze Muſcatenbluͤten, Seleri, PeterſilienWurtzeln, Citronenſchalen, etwas Wein, Saltz, Lorbeerblaͤtter, Semmelrinden, und eine gantze Zwiebel, laſſet die Gans alſo kochen, biß ſie weich wird. Ferner bereitet darzu Garnituren. Nehmet von etlichen Gaͤnſen die Halsleder, ſo nicht zerſchnitten, und machet auf folgende Art Wuͤrſte draus: blanchiret und ſchneidet Gaͤnſe-Lebern nebſt Gaͤnſefett und friſchen Speck gantz klein wuͤrfflicht, thut nach dieſen in Milch eingeweichteund wieder ausgedruͤckte Semmel, mit ein wenig Butter in eine Casſerole, ſchlaget 6. Eyer darzu, ſetzet es aufs Kohlfeuer, und ruͤhret es als geruͤhrte Eyer ab, thut hierauf das wuͤrfflicht geſchnittene Zeug hinein, ruͤhrets unter einander, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Citronenſchalen, und Cardemomen, fuͤllet es in die GaͤnſeHaͤlſe, und machet ſie oben und unten feſte zu. Hernach blanchiret dieſe in heiſſen Waſſer, putzet ſie ſauber, thut ſie in einen Tiegel, und gieſſet von der Bruͤhe drauff, darinnen die Gans kochet. Ferner machet Gaͤnſe-Lebern alſo ab: ſchneidet ſolche wuͤrfflicht, und ſchuͤttet ſie nebſt gewaͤſſerten Auſtern in einen Tiegel, leget ein Stuͤck Butter darzu, pasſiret und wuͤrtzet es mit Citronenſchalen und Muſcatenbluͤten, ſtreuet geſtoßnes Tartuffel-Mehl darein, gieſſet ein Glaͤßgen ſuͤſſen Wein darzu, ingleichen einen Loͤffel oder Kelle voll von der Bruͤhe, ſo an der [Spaltenumbruch]
Potage
Gans iſt, laſſet alsdenn dieſe beyden Ragoutes kochen auf gemaͤhlichen Feuer, die Gaͤnſe-Lebern abermuͤſſen nicht zu ſehr kochen, ſonſt werden ſie hart. Endlich putzet die Gans aus, und richtet ſie in einen Potagen-Keſſel, gieſſet ein wenig von der Bruͤhe darauff, die andere quirlet und ſtreichet ſie durch ein Haartuch, und gieſſet ſolche auch uͤber die Gans. Wenn ihr nun dieſe wollet anrichten, ſo leget gute Semmel in die Schuͤſſel, gieſſet von der Coulis darauf, worinnen die Gans lieget, und ſetzet die Gans darein; die Wuͤrſte hingegen bringet zierlich auf den Schuͤſſel-Rand, und das Ragout darzwiſchen, ſchuͤttet die Coulis vollends druͤber, und umſetzet die gantze Schuͤſſel auſſen am Rande mit kleinen Auſter-Paſtetgen, die ihr unter denen Paſteten beſchrieben findet, beſtreuet ſie letzlich mit klein geſchnittenen Piſtacien, und gebet ſie hin.
Potage von einer gruͤnen Gans,
Wenn ihr eine Gans geputzet, gewuͤrtzet und ausgenommen habt, ſo ſetzet dieſelbe mit Waſſer zum Feuer, und ſaltzet ſie ein wenig, iſt ſie nun halb gar gekocht, ſo thut hinein ein gut Theil gruͤne Erbſen, die vorhero ein wenig in Butter gepaſſiret worden, ingleichen in Waſſer abgequellten Spinat, SemmelRinden, Mußcaten-Bluͤten, Ingber, Butter, und laſſet es ferner kochen. Inzwiſchen bereitet Spinat-Kloͤſe zum garniren, auf folgende Art: Laſſet Spinat gar kochen, und ſeihet ihn trocken ab, ha-
cket
(0791)
[Spaltenumbruch]
Potage
cket ihn alsdenn gantz klein, ſchuͤttet ein gut Theil geriebene Semmel darzu, ſchlaget 3. Eyer druͤber, ſetzet in einer Caſſerole Butter auf das Feuer, und thut den gehackten Spinat nebſt Mußcaten-Bluͤten drein, ruͤhret es ab, und laſſet es kalt werden, machet hernach kleine Kloͤsgen und Stritzeln eines Fingers lang, beſtrenet ſie mit Mehl, und backet ſie aus heiſſen Schmaltz. Ferner paſſiret ein gut Theil gruͤne Erbſen in Butter, thut darnach Krebs-Schwaͤntze drunter, und gieſſet ein wenig von der GansBruͤhe drauff. Ingleichen nehmet Artiſchocken, ſchneidet ſelbige gleich ab und gantz kurtz, ſetzet ſie zum Feuer, ſaltzet ſie ein wenig, daß ſie gruͤn bleiben, und wenn ſie weich ſind, ſo thut ſie heraus, und zugleich das haarichte alles ſauber weg, dadurch bekommen ſie ein Anſehen als wie Paſtetgen, leget ſie auch in eine Caſſerole, gieſſet von der Bruͤhe drauf, und wuͤrtzet ſie mit Mußcaten-Bluͤten. Iſt dieſes nun alles geſchehen, ſo nehmet die Gans heraus und quirlt die Bruͤhe, darinnen ſelbige gelegen, ſtreichet ſie durch ein Haar-Tuch in einen Potagen-Keſſel, und leget die Gans mit darzu, die ihr alsdann aufs Kohl-Feuer ſetzen muͤſſet. Wann ihr anrichtet, ſo thut Semmel-Schnitten in die Schuͤſſel, gieſſet ein wenig gute Bouillon drauff, damit die Semmel quelle, und leget die Gans hinein, die Artiſchocken aber ſetzet auf den Schuͤſſel-Rand, die gruͤnen Kloͤſe und Stritzlichen leget fein ordentlich darneben, und die Ragout fuͤllet in die Artiſchocken. Letzlich gieſſet [Spaltenumbruch]
Potage
die Coulis vollends druͤber, und um den gantzen Rand leget gebackene gruͤne Peterſilie, die ihr erſt leſen, ſo gleich friſch aus dem Schmaltz backen, und dabey zuſehen ſollet, daß ſie ſchoͤn gruͤn bleibe.
Potage von Krebſen mit einem Krebs-Euter,
Nehmet drey Viertel Schock Krebſe, nachdem ihr viel Potage machen wollet, ſchneidet ihnen die Koͤpffe ab, daß die Galle heraus koͤmmt, und ſtoſſet ſie in einem Moͤrſel gantz klein. Inzwiſchen ſetzet 3. Noͤſel guten ſuͤſſen Rahm zum Feuer, und laſſet ſolchen ſieden, thut hierauf die Krebſe mit Semmel-Schnitten, Mußcaten-Bluͤten, Citronen-Schalen drein, welches, wenn es eine Weile gekochet, ihr durch einander ruͤhren, und durch ein Haar-Tuch in einen Potagen-Keſſel ſtreichen muͤſſet. Nach dieſem verfertiget ein KrebsEuter, wie ſolches im K. zu finden, und zum garniren ausgebrochene Krebſe, dieſe ſchneidet vom Kopff herein biß in die Mitte weg, daß nur der Schwantz und der halbe Leib bleibet, machet derer ſo viel als ihr zu Umlegung der gantzen Potage noͤthig habet, bereitet auch etwas Grillade von Krebs-Euter, ſchneidet ſelbiges Schnittgenweiſe, wie man pfleget ein Kuh-Euter zu ſchneiden, und bratet es auf dem Roſt oder auf Papier im BackOfen. Wann ihr nun anrichtet, ſo ſchneidet gute Semmel ein, leget das Kuͤh-Euter drauff, und gieſſet von der Krebs-Coulis darzu, hingegen die ausgebrochenen Krebſe
paſſi-
Frauenzimmer-Lexicon. C c c
(0792)
[Spaltenumbruch]
Potage
paſſiret erſt in Krebs-Butter, darnach garniret ſie um die Schuͤſſel herum nebſt der Grillade, gieſſet ferner von der Krebs-Coulis an die Potage biß genug iſt, und beſprenget ſie mit Krebs-Butter.
Potage von einem Hecht,
Nehmet einen Hecht, fuͤllet ſolchen, als oben bey dem Hecht beſchrieben ſtehet, und bratet ihn fein ſauber im Back-Ofen. Hernach machet dieſe Coulis: Nehmet ein Paar Stuͤckgen Hecht, backet dieſelben aus Schmaltz und ſtoſſet ſie alsdann in einem Moͤrſel, thut darzu etwas in Milch geweichte Semmel, eine Mandel gewaͤſſerte Auſtern, Citronen-Schalen, Mußcaten-Bluͤten, ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, und ſtoſſet es als einen Teig zuſammen, ſchuͤttet es darnach in einen Topff, gieſſet Peterſilien-Waſſer drauf, quirlt es klar, laſſet ſolches kochen, und ſtreichet es durch ein Haar-Tuch in einen Potagen-Keſſel. Nun machet allerhand Garnituren, Kloͤſe von Hecht, ſo wohl gebacken als auch gekocht, Selery, Krebs, Morgeln, Artiſchocken-Boͤden, welches alles muß mit Bruͤhe angemacht, und beſonders in einen Tiegel gebracht werden, gieſſet auch von der Coulis drauf, und laſſet es nach Gelegenheit kochen. Wollet ihr endlich anrichten, ſo ſchneidet gute Semmel in die Schuͤſſel, gieſſet von der Coulis drauf, den Hecht aber, wann er lang iſt, ſchneidet oben 3. quer Finger vom Kopff durch, darnach ſchneidet Stuͤckgen herunter, etwa eines halben Fingers dick, leget dieſe ordentlich auf den Schuͤſſelrand, [Spaltenumbruch]
Potage
den Schwantz und Kopff aber ſtoſſet zuſammen, und machet es, als ob der Hecht noch gantz waͤre. Zuletzt ſetzet die Garnituren aufs zierlichſte, daß es uͤbers Creutz fein abſticht, gieſſet die Coulis vollends druͤber, beſtreuet die Potage mit Piſtacien, und gebet ſie hin.
Potage von Hecht anders,
Nehmet einen feinen Hecht, ſchupet und reiſſet ihn, laſſet an dem Kopff wohl eine Viertel Elle lang Fleiſch, und ſpaltet es auf biß an die Harte des Kopffs, den Schwantz machet gleichfalls lang, daß derſelbe doppelt koͤmmt, und ſiedet den Hecht ab. Wenn er nun abgeſotten, ſo nehmet das Fleiſch das am Kopff iſt, herunter, ſchneidet es fein klein, thut eingeweichte Semmel, ſo wieder ausgedrucket worden, dran, machet 6. Stuͤck geruͤhrte Eyer, und thut dieſe auch darzu, wuͤrtzet es mit Mußcaten-Bluͤten, Citronen-Schalen, ſaltzet es ein wenig, laſſet auch ein gut Theil Butter zergehen, und dieſe drunter lauffen. Hierauf ſchlaget den Kopff, ſo weit als das Fleiſch weggenommen worden, an, machet ſolchen fein foͤrmlich, thut ihn in eine Torten-Pfanne, begieſſet ihn mit Butter, und ſetzet ſolchen in einen Ofen, daß er fein ſchoͤn baͤcket, den Schwantz aber laſſet wie er iſt. Ferner nehmet ein Paar Stuͤck Hecht, ſiedet oder backet ſie, und machet eine Coulis daraus, alſo, ſtoſſet dieſe Stuͤcke Hecht mit eingeweichter Semmel, gewaſchener Butter, CitronenSchalen und Mußcaten-Bluͤten im Moͤrſel zu einem Teig, thut
ſelben
(0793)
[Spaltenumbruch]
Potage
ſelben in einen Topff, und gieſſet Peterſilien-Waſſer drauf, iſts aber nicht beyn Catholiſchen, ſo nehmet gute Fleiſch-Bruͤhe, quirrelt es wohl durch einander, ſtreichet es durch ein Haar-Tuch, und ſchuͤttet es in einen Potagen-Keſſel, leget den Hecht-Schwantz drein, und ſetzet es auf Kohlen. Inzwiſchen muͤſſen auch die Garnitures hierzu auf folgende Art verfertiget werden: brechet Krebſe aus, die Helffte thut in einen Tiegel, paſſiret ſie, und gieſſet von der Coulis drauff, und die andere Helffte backet mit einer Klare aus dem Schmaltz nehmet auch gruͤne Erbſen, paſſiret ſolche in Butter, und gieſſet von der Coulis drauf, ingleichen machet kleine Paſtetgen von Muſcheln, davon ihr Nachricht unter denen Paſteten finden koͤnnet. Wenn ihr nun die Potage anrichtet, ſo ſchneidet Semmel in die Schuͤſſel, gieſſet von der Coulis darauf, thut den Kopff hinein, und gebet ihm die Leber ins Maul, leget alsdenn den Schwantz an den Kopff, als ob er gantz waͤre, darnach die gebackenen und ausgebrochenen Krebſe, und die gruͤnen Erbſen darzwiſchen, nach dieſem die kleinen Paſtetgen auf den Rand herum, gieſſet endlich die Coulis druͤber, beſprenget ſie mit Krebs-Butter, ſo iſt ſie fertig.
Potage von Karpffen,
Nehmet einen ſchoͤnen groſſen Karpffen, ſchupet ſolchen, und loͤſet [i]hm alles Fleiſch herunter, das ihr [d]arnach gantz klein ſchneiden, und mit eingeweichter und wieder aus[g]edruͤckter Semmel vermiſchen [Spaltenumbruch]
Potage
ſollet. Ferner machet 6. geruͤhrte Eyer, und thut dieſelbe nebſt Mußcaten-Bluͤten, Citronen-Schalen, Ingber, ein wenig Saltz, auch geroͤſteten Zwiebeln zn dem vorigen, ſchneidet alles durch einander, und dafern es nicht bey Catholiſchen iſt, ſo nehmet ein halb Pfund NierenStollen drunter, ſonſt laſſet ein gut Theil Butter zergehen, oder ſtoſſet es im Moͤrſel, und thut ein halb Pfund rein ausgewaſchener Butter dran. Hierauf ſchlaget den Karpffen ſauber mit dieſem Gehaͤcke an, ſtreichet ſolchen mit einem warmen Meſſer fein glatt zu, zerklopffet hernach ein Ey, und beſtreichet den Karpffen damit, gieſſet nach dieſem Butter daruͤber, beſtreuet ihn mit klar geriebener Semmel, und ſetzet ihn in einen heiſſen Back-Ofen. Iſt dieſes geſchehen, ſo nehmet noch einen Karpffen, zerhacket ihn auf Stuͤcke, ſaltzet ſolchen ein wenig ein, machet auch in einer Caſſerole Butter auf dem Feuer braun, beſtreuet erſt den zerhackten Karpffen mit Mehl, und leget dieſen drein, werffet Neglein, Ingber, Citronen-Schalen, Thymian, Zwiebeln, weiſſe Ruͤben, Schwaͤmme und Brod-Rinden darzu, und laſſet es alſo roͤſten. Wenn es nun braun genug iſt, ſo gieſſet Peterſilien-Waſſer oder gute Fleiſch-Bruͤhe drauf, welches zuſammen kochen muß, darnach ſtreichet es durch ein Haar-Tuch in einen Potagen-Keſſel, und dieſes heiſſet eine Jus. Zum Garniren bereitet Kloͤſe von Karpffen die ausgebacken ſind, Morgeln, gebackene Artiſchocken, gebackene GenueſerPaſtetgen. Wollet ihr nun die
Potage
C c c 2
(0794)
[Spaltenumbruch]
Potage
Potage anrichten, ſo ſchneidet ſchwartz Brod in die Schuͤſſel, gieſſet von der Jus drauf, daß das Brod ein wenig quillet, leget alsdann darein den Karpffen, die gebackenen Artiſchocken auf den Rand, die Ragoutes aber von gebackenen Kloͤſen und Morgeln fein ſauber darzwiſchen, endlich die Genueſer Paſtetgen gantz hinaus auf den Rand um die gantze Schuͤſſel herum, gieſſet die Jus vollends darauf, damit davon genug in der Schuͤſſel ſey und gebet ſie hin.
Potage von jungen Tauben,
Suchet Potage von jungen Hunern, denn dieſe dienet zur Vorſchrifft.
Potage von jungen Tauben anders,
Beſehet Potage von Enten mit einet gruͤnen ErbſenCoulis.
Potage von jungen Tauben noch anders,
Suchet Potage von Krebſen mit Krebs-Euter, nur daß ihr an ſtatt des Krebs-Euters, gefuͤllte Tauben mit Krebſen einleget, davon junge Huͤner mit Krebſen aufzuſuchen ſind.
Potage von Tauben mit Linſen,
Nehmet junge Tauben ſo viel ihr meynet, und nachdem ihr die Potage groß machen wollet, ſpicket die Helffte fein ſauber, und die andere Helffte bereitet nur zum bra[Spaltenumbruch]
Potage
ten. Hierauf bratet beyde Theile halb gar, und die Jus, die in waͤhrenden braten heraus tropffet, fangetſauber auf. Inzwiſchen ſetzet Linſen nur in Waſſer zum Feuer, und wenn ſie halb gar gekocht ſind, ſo thut ſie in eine Caſſerole, ſchuͤttet ein wenig braun Mehl daran, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe drauf, roͤſtet klein gehackte Zwiebeln in Butter, und werffet ſie auch hinein, leget alsdann die Tauben darein, die aufgefangene Jus von denen Tauben laſſet auch durch ein Tuch geſchlagen hinein lauffen, ſetzet ſolche auf das Feuer, damit es gemaͤhlich koche. Zum Garniren nehmet Brat-Wuͤrſte, ſo in Teig gebacken worden, roͤſtet weiß Brod in Schmaltz, und thuts in eine Schuͤſſel. Wann nun ſoll angerichtet werden, ſo ſchuͤttet die Linſen drauf, leget die Tauben fein ordentlich, letzlich die Brat-Wuͤrſte auf den gantzen Rand herum, und gebet ſie hin.
Potage von jungen Tuͤrckiſchen Huͤnern,
Suchet Potage von jungen Huͤnern.
Potage von zwey- und drey erley Arten auf eine Schuͤſſel,
Machet einen recht feſten ge[-] brennten Teig, wie zu einer grobe[n] Paſtete, nur daß ihr darzu wei[ß] Mehl nehmen muͤſſet, beſtreich[es] darnach die Schuͤſſel, darauf ih[r] die Potage bereiten wollet, in d[er] Mitte durch mit Eyern, ziehet al[s-] denn den Teig auf demgeſtrichene[n,]
d[en]
(0795)
[Spaltenumbruch]
Potage
den ihr aber erſtlich ſo lang, als die Schuͤſſel breit iſt, darnach auch in der Mitte breiter, als er vorne am Ende iſt, machen ſollet, weil die Schuͤſſel tieffer in der Mitte als auf der Seiten iſt, formiret es fein ſauber, beſchneidet es fein gleich, zwicket es wie ihr wollet, und ſetzet es letzlich in einen heiſſen Ofen, daß es hart wird. Dieſes koͤnnet ihr in Triangel, auch ins Gevierdte bringen, und da die Schuͤſſeln etwa zu ſeichte ſind, ſo fuͤhret ein kleines Raͤndgen von Teig um die gantze Schuͤſſel herum. Wenn nun dieſes alles geſchehen, ſo moͤget ihr darnach Potagen wehlen, welche ihr darauf machen wollet.
Potage von einer SpanSau,
Nehmet ein Span-Ferckel, wenn es ſauber zugeputzet iſt, ſchneidet ſolchen die Fuͤſſe ab, ſpeileꝛt es, als ob ihrs braten wollet und bla[ – 1 Zeichen fehlt]chiret es. Hernach ſetzet es in einem Potagen Keſſel mit guter Bruͤhe aufs Kohl-Feuer, leget darzu Mußcaten-Bluͤten, CitronenSchalen, weiſſen Ingber, gantze Zwiebeln, ein Buͤndlein zuſammen gebundene Kraͤuter, und laſſet es eine Weile kochen. Hierauf nehmet ein Stuͤck derben KalbsBraten, ſchneidet ſolchen gantz klein, ſtoſſet ſolches mit eingeweichten Semmeln, Mußcaten-Bluͤten, Citronen-Schalen und einem Stuͤck ausgewaſchener Butter in einem Moͤrſel, thut ſolches darnach in einen Topff, und gieſſet von der Bruͤhe, darinnen das Span-Ferckel lieget, darauf, ſetzet auch ein Noͤſel guten ſauern Rahm zum [Spaltenumbruch]
Potage
Feuer, ſtreichet es durch ein HaarTuch, und gieſſet dieſe Coulis wieder an das Span-Ferckel, und laſſet ſolches nur gar gemaͤhlich kochen. Zum Garniren machet lauter Wuͤrſte auf folgende Manier. Nehmet eine abgebratene KalbsKeule, und ſchneidet das Braune herunter, das andere aber ſchneidet gantz klein, ſchuͤttet ſolches nebſt in Milch oder Rahm eingeweichter und wieder ausgedruckter Semmel, anderthalb Pfund NierenStollen, Mußcaten-Bluͤten, Ingber, Citronen-Schalen und ein wenig Cardemomen in einen Moͤrſel, ſtoſſet es wohl durch einander, ſaltzet es zur Genuͤge, gieſſet ein Paar Loͤffel voll guten Rahm darunter, und wenn es genug geſtoſſen worden, ſo thut die Farce wieder heraus. Ferner nehmet rein gemachte Daͤrmer und eine Wurſt-Spritze, welche vorne her einen langen Zapffen haben muß, faſt wie ein Trichter, an dieſem ziehet alsdenn von denen Daͤrmer[ – 1 Zeichen fehlt] ein ſo langes Stuͤck, als ihr daran bringen koͤnnet, wie denn oͤffters wohl 6. 7. biß 8. Ellen daran gezogen werden, darnach thut von der Farce in die Spritze, ſtoſſet mit dem darzu gemachten Stoͤſſel die Farce durch die Spritze, ſo wird ſich der Darm, wenn die Farce in ſelben koͤmmt, ſelbſten abziehen. So ihr nun deren genug verfertiget habt, thut ſie in laulichtes Waſſer, damit ihr ſie fein zuſtreichen koͤnnet, ſetzet alsdenn in einer Caſſerole Milch aufs Feuer, und wenn ſie kochet, ſo blanchiret die Wuͤrſte, leget darnach einen Bogen Papier in eine Torten-Pfanne, die fett mit But-
ter
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Potag Potam
ter beſchmieret iſt, und thut die Helffte der Wuͤrſte drauff, ſetzet ſie in einen heiſſen Ofen, daß ſie ſchoͤn braten, die andere Helffte aber werffet in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet von der Coulis darauf, darinnen das Span-Ferckel lieget, und ſetzet ſie aufs Kohl-Feuer. Wenn ihr nun wollet anrichten, ſo ſchneidet gute Semmel in die Schuͤſſel, und gieſſet von der Coulis darauf, umwindet das Span-Ferckel mit Wuͤrſten, als ob ihr es mit Stricken gebunden haͤttet, die andern hingegen garniret aufs zierlichſte, fuͤllet endlich die Potage mit der Coulis an, biß es genug iſt, und laſſet ſolche zu Tiſche tragen.
Potagen-Keſſel,
Iſt ein in Form einer Wanne, doch von unten her runder aus Kupffer getriebener Keſſel mit 2. Henckeln und einem Deckel.
Potagen-oder VorlegeLoͤffel,
Iſt ein groſſer ſilberner Loͤffel mit einem langen Stiehl, wormit man das Allerley-Eſſen und andere Gemuͤſe uͤber der Tafel herum giebet.
Potagen-Schuͤſſel,
Iſt eine ſehr groſſe, mit einem breiten Rand umgebene zinnerne Schuͤſſel, worinnen die Potage oder Allerley-Eſſen aufgetragen wird.
Potamenia, oder, Potamiena,
Eine Schuͤlerin des Origenis, [Spaltenumbruch]
Potina Poud
die allerſchoͤnſte unter denen Weibern und Maͤytirinnen, welche nach Euſebii Bericht A. C. 206. zu Alexandria unter der Regierung des Kaͤyſers Severi, unausſprechliche Marter ausgeſtanden, und mit ihrer Mutter der Marcella ins Feuer geworffen worden; das notabelſte von ihr iſt, daß ſie mitten unter der Marter ihren Hencker, den Baſilidem, ſo ſie peinigen muſte, zum Chriſtenthum ſelbſt bekehret, der auch hernacher ſelbſt als ein Martyrer hingerichtet worden. Euſeb. Lib. 6. c. 5. Hiſtor. Eccleſ.
Potina,
War diejenige Goͤttin bey den alten Roͤmern, ſo uͤber der kleinen Kinder ihr Getraͤncke beſtellet war.
Poudre-Blaſebalg,
Iſt ein kleiner ſubtiler, und mit Haar-Poudre angefuͤllter Blaſebalg, womit ſich das Frauenzimmer an ſtatt des Poudre-Puͤſchels den Poudre in die Haare blaͤſt und ſtreuet.
Poudre-Puͤſchel,
Iſt eine von Seide oder Garn zuſammen gedrehete Quaſte, wormit das Frauenvolck den Poudre in die Haare ſtreuet.
Poudre-Schachtel,
Iſt ein von Silber oder lacquirten Holtze rund verfertigtes Behaͤltnuͤß, mit wohlriechenden Poudre angefuͤllet, wormit ſich das Frauenzimmer bey dem Auffſetzen ein zu poudren pfleget.
Pou-
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Poupeton
Poupeton,
Iſt ein recht angenehmes Eſſen, welches faſt wie eine Paſtete oder aufgelauffener Koch bereitet wird, ſolches beſtehet eigentlich aus einer ſonderlichen farce und guten Ragout, davon folgende Beſchreibungen handeln: als 1) Poupeton von Kalbfleiſch; 2) von Krebs-farce; 3) von gruͤnen Spinat.
Poupeton zu machen von Kalbfleiſch,
Nehmet Kalbfleiſch von der Keule des Kalbes, ſchneidet das Geaͤder heraus, und das Fleiſch mit einem Schneidemeſſer gantz klein, hacket auch viel Nieren-Talg und Rindermarck klein, weichet Semmel in Milch, druͤcket dieſe hernach wieder gantz treuge aus, thut dieſes alles in einen Moͤrſel und ſtoſſet es recht durch einander, ſchneidet Citronenſcheler, Ingber, und Muſcatenbluͤten, 2. gantze Eyer und 6. Dotter drein, ſtoſſet es alles wohl durch einander, und dafern die farce noch zu dicke, ſo gieſſet ein wenig guten Rahm dran, doch nicht zu viel, damit die farce nicht zu duͤnne werde, und man ihn als einen Teig arbeiten kan. Hierauf habet ein Ragout von Gaͤnſelebern und Auſtern fertig, oder worzu man am eheſten kommen kan, wie denn die Verfertigung derer Ragoutes von allerhand Sachen ordentlich ſind beſchrieben worden: da man denn ausleſen kan, was vor ein Ragout zu allen Zeiten in Poupeton zu gebrauchen. Ferner beſtreichet eine [Spaltenumbruch]
Poupeton
Schuͤſſel oder Teller, darauf der Poupeton ſoll zu ſtehen kommen, und zwar nur oben den Rand mit Eyern, nehmet von der farce, und umſetzet damit den Rand eines kleinen Fingers dicke auf die Art, als wollet ihr eine aufgeſetzte Paſtete verfertigen (NB. ihr koͤnnet ihn hoch und flach machen, nach dem es beliebig) ſchuͤttet hernach den verfertigten Ragout hinein, und machet ſo lange mit dem Teig, biß oben noch ein Loch einer mittlern Fenſterſcheibe groß offen bleibet, habet bey der Hand in einem Geſchirr warme Milch, darein duncket die Hand oder ein breit Meſſer, damit koͤnnet ihr die farce deſto glatter ſtreichen. Der Deckel oben uͤber das Loch wird alſo verfertiget: Nehmet und ſchmieret einen Bogen Papier ſo breit, als der Deckel iſt, mit Butter, ſchlaget von der farce eines Fingers dick drauf, decket das Papier ſamt der farce verkehret uͤber das Loch, alſo, daß das Papier oben in die Hoͤhe koͤmmt. Hernach haltet eine gluͤhende eiſerne Schauffel uͤber das Papier, ſo wird die Butter, darauf die farce klebet, weich, alsdenn koͤnnet ihr das Papier herunter ziehen. Machet endlich den Poupeton vollends fertig, ſtreichet ſelbigen fein glatt als ein haußbackens Brodt zu, nehmet darnach einen Pinſel und Eyer, ſtreichet abermahl den Poupeton uͤber und uͤber, laſſet Butter zergehen, und beſtreichet ihn gleichergeſtalt als wie mit denen Eyern, ſtreuet klar geriebene Semmel druͤber, und blaſet ſie wieder ab, damit nicht zu viel drauf liegen bleibe, ſetzet ſol-
chen
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Poupeton
chen in einen Backofen, und laſſet ihn gemaͤhlich backen. Wenn er nun voͤllig gebacken, hebet ſolchen heraus, ſchneidet ihn oben auf, und dafern nicht genug Bruͤhe darinnen, ſo gieſſet noch ein Bißgen Coulis hinein, maſſen gemeiniglich in denen Kuͤchen, wo dergleichen Eſſen gemacht werden, allezeit gute bouillon, Coulis und jus zu finden: dahero kan man die weiſſe Ragout mit Coulis, die braune aber mit jus anmachen. Soll der Poupeton angerichtet werden, iſts noͤthig, daß man ihn aufs ſauberſte garnire.
Poupeton von Krebs-farce.
Nehmet ein Paar Schock Krebſe, hacket ſelbigen vorne am Kopff das Bittere heraus, ſtoſſet ſie in einem Moͤrſel klein, ruͤhret das Gehackte in eine Kanne (nachdem das Maas groß) gute Milch oder Rahm, ſtreichets durch ein Haartuch, ſetzet es in einer Caſſerole aufs Kohlfeuer, und ruͤhrets ſo lange, biß es beginnet zu kochen, es wird auch zuſammen lauffen, nur ruͤhrets fein fleißig, daß ſichs unten nicht anleget. Hernach ſchuͤttet es in einen Durchſchlag, laſſet das waͤſſerichte davon ablauffen, thuts alsdenn in einen Reib-Aſch, und reibets klar, hacket ein Viertel Pf. Rindern Marck klar, und reibets auch drunter, ſchuͤttet in Milch eingeweichte und wiederum rein ausgedruͤckte Semmel, nebſt Muſcatenbluͤten, ein wenig Zucker, 6. gantze Eyer, und 6. Dotter drein, und ruͤhret dieſes alles wohl durch einander. Wenn es nun eine halbe Stunde geruͤhret worden, ſo [Spaltenumbruch]
Poupeton
thut ein halb Pfund Krebs-Butter, und ein wenig Citronen ſcheler darzu, ſo iſt alsdenn die farce fertig; daraus wird der Poupeton eben wie der vorige aufgeſetzet, nur daß man ihn oben mit Krebs-Butter beſtreichen muß. In denenſelben iſt letzlich ein ſauber Ragout noͤthig, Z. E. von Kalbs-Milch, Krebs-Schwaͤntzen, Piſtacien ꝛc. welches Ragout ſchon beſchrieben worden, nur hat man ſich hierbey nach der Gelindigkeit der farce zu richten.
Poupeton von Spinat gruͤn,
Laſſet Waſſer in einem Keſſel ſieden, werffet Saltz drein, damit der Spinat gruͤn bleibe. Der Spinat muß hierauf im Waſſer kochen, hernach recht treuge ausgedrucket, und mit einem Schneide-Meſſer gantz klein geſchnitten werden. Ferner ſchneidet 1. Pfund guten Nierentalg oder Marck klein, thuts in eine Caſſerole, und ſchlaget 8. Eyer dran, ruͤhrets aufm Feuer ab, wie geruͤhrte Eyer, ſchuͤttet den Spinat ſamt denen geruͤhrten Eyern in einen Reib-Aſch, werffet in Milch geweichte, und wiederum rein ausgedruckte Semmel, nebſt einem Viertel Pfund abgezogenen und in Moͤrſel geſtoſſenen Piſtacten darzu, ruͤhret alles wohl durch einander, damit die farce recht zaͤhe werde: es darff kein ander Gewuͤrtz als Muſcatenbluͤten darein kommen, muͤſſen auch ein Paar rohe Eyer drunter geſchlagen werden, denn dieſe bringen der farce ihre Haltung zuwege. Nun kan man ſolche farce, als wie vorige aufſe-
tzen,
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[Spaltenumbruch]
Pozza Praug
tzen, es iſt aber dieſer Poupeton mit Piſtacien-Butter zu beſtreichen, welche, wie ſie zu machen, allbereit beſchrieben worden. Von denen Ragouts, ſo darein ſollen, kan man eine nach Belieben erwehlen, doch wird NB. eine gantz zarte und ſubtile erfordert.
Pozza Modeſta. ſiehe. Fonte Moderata.
Prachtin,
Barbara, eine Wittbe aus Weiſſenfels, und zu ihrer Zeit nicht unebene Poetin. Sie hat ihre Froͤmmigkeit und devote Gedancken durch zwey Buͤcher an den Tag geleget. Das erſtere heiſſet: Neues Catechiſmus-Gebet-Buͤchlein, dem HErrn Chriſto, der Crone unſers Heyls zu Ehren, und allen Chriſtlichen Weibes-Perſonen zur Ubung der Gottſeligkeit geſtellet. Zwickau A. 1651. in 12. Das andere aber nennet ſie: Neues Creutzund Troſt-Gebet-Geſang-Buͤchlein vor betruͤbte Hertzen. Zwickau A. 1659. in 12. Paullin.
Prangerin,
Agatha, eine trefflich gelehrte Nonne Benedictiner Ordens zu Cammadea an der Weſer; Sie ſoll viele Patres ihres Ordens durch ihre rare Wiſſenſchafft offt ſchamroth gemacht haben. War von ſehr kleiner Statur, daher auch Caſpar Angles ſchreibet, was die Natur bey ihr an der Statur fehlen laſſen, das haͤtte ſie reichlich an ihren Gemuͤths-Gaben erſetzet. Vid. Paullin. in der Zeitkuͤrtzenden Luſt. p. 1113.
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Praſch Prat
Praſchin,
Suſanna Eliſabeth, gebohrne Taborin, Johannis Ludovici Praſchii, eines Regenſpurgiſchen Buͤrgermeiſters, ſo A. 1690. verſtarb, gelehrte Wittbe. Sie hat ihre Gelehrſamkeit der Welt durch ein gelehrtes Buch vor Augen geleget, ſo betittelt wird: Reflexions ſur les Romans, par Madame S. E. P. Ratisbon. 1684. ſo ſie dazumahl ihrem Manne dediciret. In welchen Buche ſie der Roͤmer ihre altvaͤteriſchen Fabeln und Maͤhrlein improbiret, und zugleich anfuͤhret, wie unglaublich und monſtros ſelbige oͤffters erdichtet worden. Uberdiß lobet ſie des Heliodori, Tatii und Euſtathii hinterlaſſene Buͤcher, ſo eben von dieſer Materie handeln, it. des Barclaji Argenidem und Bicondi Eromenam. Vid. Act. Erudit. Lipſ. 1684. p. 433. ſeqq. Uberdiß war ſie in denen Occidentaliſchen Sprachen ſehr wohl verſiret, und hat in Hiſtoricis ein gutes Judicium blicken laſſen. Vid. Henning Witte Tom. 2. Diar. Biograph. ad. Ann. 1682.
Du Prat,
Philippa, eine Tochter Franciſci du Prat, Freyherrn von Thiern, eine Staats-Dame bey der Koͤnigin Catharina de Medices in Franckreich, ſo zu Ende des XVI. Seculi, nehmlich 1584. gelebet. Sie verſtund nicht allein die Lateiniſche Sprache wohl, ſondern auch einen netten Vers zu machen. Vid. La Croix du Maine Bibliotheque Francoiſ.
Praxi-
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(0800)
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Praxid Praͤt
Praxidice,
Eine Nymphe, zeugte mit dem Tremilo den Cragum, ſo dem Berg Lyciæ den Nahmen gegeben.
Praxigoris,
Soll nach des Tatiani Bericht eine alte Poetin geweſen ſeyn.
Praxilla,
War eine luſtige Poetin, welche gewiſſe bey dem Wein und ſchmauffen uͤbliche Lieder verfertiget. Vid. Autor. Scholior. in Ariſtophan. Crabron. p. 519.
Praxilla Sicyonia,
Eine beruͤhmte Poetin aus Sicyon, einer Stadt in Pelopones, hat ein gewiß Gedichte geſchrieben, ſo ſie Adonis betittelt. Das Genus Praxilleum ſoll von ihr herruͤhren. Sie hat in der 82. Olympiade gelebet. Scaliger. l. 2. & 17. Poetic.
Præficæ, oder, vorhergehende Klage-Weiber,
Wurden bey denen alten Roͤmern und andern Voͤlckern, die Klage-Weiber genennet, ſo nebſt einem Pfeiffer gedungen waren, den Todten zu beklagen, und vor der Leiche herzugehen, wenn ſelbige zu Grabe getragen wurde. Siehe Bitt-Frau.
Prætoria,
Ein begeiſtertes und Enthuſiaftiſches Weibesbild, ſo A. 1694. zu Magdeburg allerhand Entzuͤckungen und tolle Vortraͤge, ab[Spaltenumbruch]
Praͤv Princ
ſonderlich gegen den Prediger zu St. Peter daſelbſt, Maybringen, blicken laſſen, Vid. D. Schellwig. Part. II. Piet. Sect. c. 13. §. 17. f. 234.
Prævotia,
Catharina, aus Lothringen, war eine beruͤhmte Hexe und Zauberin.
Preſſe,
Iſt ein mit ſaubern und ſchwartzgebeitzten Holtze ausfournirtes Geſtelle, in der Mitten mit einer groſſen hoͤltzernen Schraube und denen darzu gehoͤrigen Preßplatten verſehen, worin die Servietten und Tafel-Tuͤcher geſchlagen und eingepreßt werden.
Preſſen,
Heiſſet in der Kuͤchen etwas zwiſchen 2. Teller legen, und obenher mit einer Laſt oder ſtarcken Gewichte beſchweren, damit das Waſſer, Lacke oder Gauche heraus tritt, als Gurcken, Sallat, Maͤgen, Sultze, u. d. g.
Preßkopff. ſiehe. Rindskopff,
Prez,
Sainte des, ein gelehrtes, und in der Frantzoͤiſchen Poeſie erfahrnes Frauenzimmer in Franckreich, lebte um das Jahr 1300. und verfertigte allerhand Poeſien.
Princeßin,
Iſt eine von Fuͤrſtlichen Stam̃ und Gebluͤte, annoch unvermaͤhlte entſproſſene hohe Perſon. Die Gemahlin eines Cron-Prin-
tzens
(0801)
[Spaltenumbruch]
Princes Priſca
tzens, nennet man die Cron-Princeßin.
Princeßin von Wallis. ſiehe. von Wallis Princeßin.
Prinſonin,
Suſanna, eine Qvaͤckerin zu Worceſter, ſo unter andern irrigen und laͤſterlichen Lehren ſich ruͤhmete, daß ſie die Todten auferwecken koͤnte, welches ſie auch an einem verſtorbenen Qvacker, Wilhelm Pauli, zu Worceſter practiciren wolte, bey welcher Probe ſie aber mit Schimpff und Schande beſtand, angeſehen ihrem Einſchreyen ohngeachtet: Wilhelm Pauli, ſtehe auf und wandele! ſelbiger dennoch todt und unbeweglich blieb. Vid. Benedict. Figken. Hiſtor. Fanat. c. 5. §. 6.
Priorin,
Heißt die oberſte Ordens-Frau, in einem Cloſter oder NonnenConvent, und die naͤchſte nach der Aebtißin, ſo in Abweſenheit der Aebtißin, ihre Stelle und Verrichtungen bekleidet.
Priſca, oder, Priſcilla Philippina,
Des Aquilæ Pontici Weib, und Apoſtels Philippi Tochter, ein in der Chriſtlichen Theologie ſolch erfahrnes Weibesbild, daß ſie Paulus ſelbſten ſeine Gehuͤlffin in Chriſto nennete, Rom. XVI, 3. Actor. XVIII, 26. und zwar darum, weil ſie die Lehre Chriſti, wiewohl privatim ausbreiten helffen: ſie ſoll bey ihrem Vater Philippo zu Hierapoli begraben liegen. Vid. D. Schmid. [Spaltenumbruch]
Priſca Proba
in Diſſert. de Mulier. Orthodox. §. 3. ſeq. Clemens Alexandrin. lib. III. Stromat. p. 410. Euſebii Hiſtor. Eccleſ. l. III. c. 31. & lib. 5. c. 34.
Priſca, oder, Priſcilla,
War eine Affter-Prophetin, Viſioniſtin, und Kebsweib des Ertz-Ketzers Montani, der ſie auff dergleichen Irrthum und Ketzerey gebracht, auch ihre Offenbahrungen hoͤher, als die Schrifften der H. Evangeliſten gehalten. Sozomen. l. 7. c. 28. Epiphan. Hæreſ. 51. n. 33. p. 456.
Priſcilla. ſiehe. Priſca.
Proba Valconia,
Oder wie ſie andere nennen, Proba Valeria Romana. Anicii Probi, oder Adelphi, eines Roͤmiſchen Raths-Herrns Gemahlin, ſo im V. Seculo ums Jahr 430. gelebet. Sie war ein trefflich gelehrtes Weib, redete perfect Griechiſch und Lateiniſch, machte auch einen ſchoͤnen Lateiniſchen Vers, maſſen ſie den gantzen Virgilium auswendig konte, und dahero Centones Virgilianos verfertigte, in welchen ſie mit Virgilianiſchen Verſen das Leben und die Wunder-Wercke Chriſti beſchrieben. Man findet ſelbige in der Bibliotheca SS. Patrum, Tom. VIII. Edit. 2. und in denen Centonibus Virgilianis, ſo Henricus Meibomius zu Helmſtaͤdt A. 1597. heraus gegeben. Sie ſind erſt zu Venedig in 4. A. 1501. und hernach zu Franckfurt am Mayn 1541. zu Baſel 1546. zu Pariß und zu Coͤlln 1601. und 1661. in 8. heraus gekommen, wiewohl ſie
auch
(0802)
[Spaltenumbruch]
Proba Procris
auch noch hin und wieder, als zu S. Eliſabeth in Breßlau, und in der Bibliothec zu Baſel in Manuſcripto angetroffen werden. Aſtolſi in Officin. Iſtoric. L. 1. c. 20. ruͤhmet ſie ſehr. Der Cardinal Baronius in ſeinem Tom. IV. Annal. Eccleſ. ad A. 395. fuͤhret ein Epitaphium an, ſo ſie auf ihres Mannes Grab geſetzet, und welches im 16. Seculo zu Rom iſt ausgegraben worden. Es ſoll auch noch ein ander Buch von ihr geſchrieben in der Bodlejaniſchen Bibliothec zu Oxfort angetroffen werden.
Proba Valeria Romana. ſiehe. Proba Valconia.
Proͤbſtin,
Iſt eine Dame insgemein hohen Standes und Herkommens, ſo eine vornehme Wuͤrde in einem geiſtlichen Stiffte beſitzet.
Prockoli,
Sind eigentlich Kohlſproſſen, welche der Koch zuzurichten und an gewiſſe Eſſen zu thun gewohnt iſt.
Procris,
Des Athenienſiſchen Koͤnigs Erichteus Tochter, und Eheweib des Cephalus, welche aus Eyferſucht ihrem Mann, den ſie in Verdacht hatte, heimlich auf der Jagt nachzuſchleichen pflegte; Indem ſie ſich aber einsmahls hinter einen Strauch verſtecket hatte, und ſich ſolcher Buſch zu regen anfieng, vermeynte ihr Cephalus, es muͤſte ein Wild darhinter ſtecken, druͤckte ſeinen Pfeil darauff loß, und erſchoß alſo unwiſſend ſein eigen Weib.
[Spaltenumbruch]
Procu Progne
Procula,
Der Euchrociæ und HelpidiiTochter, ein Sectiriſches und Fanatiſches Weibes-Bild, und HaußProphetin des Priſcilliani, mit welchen ſie ſehr verdaͤchtig ſoll gelebet haben. Vid. Carolum igonium ad Sulpic. p. 614. & 16. Ihre Mutter ward zu Trier wegen ihrer Gotteslaͤſterlichen Lehren enthauptet, und ſoll dieſe Procula eben dergleichen Fata gehabt haben.
Proëtides,
Hieſſen der Argiven Koͤnigs Proeti Toͤchter, Lyſippe, Hipponoe und Cyrianaſſa genannt, welche, weil ſie von ausbuͤndiger Schoͤnheit waren, ſich unterſtanden der Juno vorzuziehen, woruͤber aber die Juno ſo entruͤſtet ward, daß ſie dieſe hochmuͤthige Dirnen in ſolche Verwirrung und Raſerey brachte, ſo daß ſie zuletzt vermeynten, ſie waͤren zu Kuͤhen geworden, rannten dahero durch Feld und Wald; wiewohl ſie der Melampos durch ein gewiſſes Kraut ſoll wiederum zu rechte gebracht haben.
Profeilen oder ein profilen,
Heiſſet dem Frauen-Volck bey dem Gold und Silber ſticken den Rand des Laub- und Blumenwercks mit erhabenen gold oder ſilbernen Schnuͤrlein umlegen.
Progne,
Des Athenienſer Koͤnigs Pandions Tochter, und Schweſter der Philomela. Siehe Philomela.
Proma,
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[Spaltenumbruch]
Proma Prophe
Proma,
War eine mit von denenjenigen Goͤttinnen, ſo uͤber die Weiblichen Kranckheiten zu diſponiren hatten.
Propertia,
Von Bolognen, war eine vortrefſliche Saͤngerin und auch in der Inſtrumental-Muſic herrlich erfahrnes Frauenzimmer. Vid. Sandrarts deutſche Academie p. 203. T. II. l. 2. c. 22. Auſſer dieſem beſaſſe ſie noch viel andere Kuͤnſte, ſie zeichnete wohl mit der Feder, ſtach ein nettes Kupffer, ſchnitt in Pferſen-Steine und Marmor. Sie hat die gantze Paßion in ſehr vielen Bildern zierlich auf einem kleinen Pferſen-Stein vorgebildet. In Marmor hat ſie die Hiſtorie des keuſchen Joſephs, wie ihn des Potiphars Weib in das Bette ziehen will, ſehr ſchoͤn gebildet, und dieſes darum, weil ſie ſich in einen angenehmen Juͤngling verliebet, und ſich ſelbſt dadurch als einer Ehefrau eine heimliche Reprimande geben wollen. Pabſt Clemens VII. ſoll groſſe Hochachtung vor ſie gehabt haben.
Prophetiſſæ, oder, Prophetinnen,
Hieſſen diejenigen Weibes-Bilder, durch welche des Herrn Mund dasjenige zuvorher dem Volck verkuͤndigen und anſagen ließ, was er Boͤſes uͤber ſie verhengen oder Gutes ihnen wuͤrde wiederfahren laſſen. Dergleichen war im Alten Teſtament Mirjam. Exod. XV. 20. Debora. Jud. IV. 4. Hulda. 2. Reg. XXII, 14. Paralipom. XXXII, 22. [Spaltenumbruch]
Proſa Ptolo
Das Weib Eſaiæ. Jeſ. VIII, 2. im Neuen Teſtamente, die 4. Toͤchter Philippi. Act. XXI, 8. Dieſen werden entgegen geſetzt die AffterProphetinnen, dergleichen war Noadiah. Nehem. VI, 14. und Ezech. XIII. die Jeſabel. Apoc. II. 1. Reg. XVI, 31. u. d. g.
Proſa,
War eine gewiſſe Goͤttin bey denen Alten, der diejenigen auf ihrem Altar zu opffern pflegten, ſo in ſchweren Kindes-Noͤthen ſich befanden.
Proſerpina,
Des Jupiters und der Ceres Tochter, welche, als ſie auf den Ennæiſchen Feldern und Wieſen Blumen laß, von dem Pluto entfuͤhret ward. Wird dahero die Koͤnigin und Goͤttin der Hoͤllen genennet, ſonſt heiſt ſie auch Perſephone.
Prottin,
Emerentia. Eine gelehrte und ſehr devote Nonne zu Fredelsheim, ſo A. 1497. geſtorben.
Prunellen. Siehe. Pflaumen.
Prutzlin. ſiehe. Muͤllerin Barbara Juliana.
Pryerin,
Anshelma. War eine ſehr gelehrte und kluge Nonne in dem Marien-Magdalenen-Cloſter zu Hildesheim.
Prolomais Cyrenæa,
Ein gelehrtes und der Pythagoriſchen Secte zugethanes Weib, lebte noch vor Aureliano, ohngefehr
zur
(0804)
[Spaltenumbruch]
Publica Pulche
zur Kaͤyſerin Juliæ Domnæ Zeiten, und war uͤberdieß in der RechenKunſt wohl erfahren, und eine vortreffliche Muſica darbey. Sie ſchrieb de Pythagorica Muſices Inſtitutione. Vid. Menag. in Hiſtor. Mulier. Phiſoſoph. p. 64. & 65.
Publica, oder, Publia,
Des H. Chryſoſtomi Mutter. Ward auf Befehl des Mamelucken Juliani wegen ihres Glaubens Beſtaͤndigkeit todt geſchlagen. Theodorit. c. 19. L. 3. Hiſtor. Eccleſ.
Pucellage,
Iſt ein von ſchwartzen ſeidenen Chinellgen oder ſo genannten Raͤupgen zart zuſammen geflochtenes Hals-Band, ſo das Frauenzimmer um den Hals ſchlinget, und vornher uͤber die gantze Bruſt herunter die 2. Enden davon, ſo mit dergleichen Troddeln und Quaſten verſehen, hengen laͤſt.
Pucelle d’ Orleans. ſiehe. Johanne d’ Arc.
Pudentilla,
Des Apuleji Weib, hatte eine ſolche Begierde zu denen Wiſſenſchafften, daß ſie ihrem Manne bey dem Studieren das Licht hielte, um darbey etwas Gelehrtes mit zu erlernen.
Pulcheria,
Arcadii des Conſtantinopolitaniſchen Kaͤyſers Tochter und des gelehrten Theodoſii Junioris Schweſter und Gouvernantin, eine trefflich gelehrte Princeßin, ſo Griechiſch und Lateiniſch wohl verſtunde, dahero ſie auch mit dem Roͤ[Spaltenumbruch]
Pulcheria
miſchen Biſchoffe Leone III. Brieffe wechſelte, D. Korthold in Eccleſ. Hiſtor. P. 5. Sect. 2. cap. ult. §. 21. p. 129. Sie regierte nebſt dem Conſtantinopolitaniſchen StadtPræſidenten Anthemia des unmuͤndigen Bruders Reich mit groſſer Klugheit und ungemeinen Verſtande, wie ſie denn auch den Printzen zu einer verwundernswuͤrdigen Erudition durch ihre eigene Information brachte, und diſponirte ihren Bruder dahin, daß er ſich mit der gelehrten Athenaide vermaͤhlte, halff auch ſo viel Gutes ſtifften, daß zur ſelbigen Zeit die Kaͤyſerliche Reſidenz einem Tempel aͤhnlicher ſahe, als einer Hoffſtadt. Ja ſie gelobete GOtt eine ſtetswaͤhrende Jungferſchafft und bauete zu deſſen Ehren einen von Gold und Edelſteinen trefflich koſtbahren Altar in die Kirche. Weil aber Theodoſius keine Erben verließ, kahm es endlich dahin, daß dieſe Pulcheria Marcianum heyrathete, doch mit dem Bedinge, daß ihre GOtt gelobte Keuſchheit unverletzet bliebe, welches dieſer ihr Gemahl auch gehalten. Sie war dazumahlen ſchon uͤber 50. Jahr alt, und beſaß mit der groͤſten Vergnuͤgung des Reichs den Kaͤyſerlichen Thron. Man hat ſie auch canoniſiret, und ihr den 10. September eingeraͤumet. Vid. Raderi Aulam Sanctam. c. 3. it. Menag. in Hiſtor. Mulier. Philoſoph. p. 14. 15. Huͤbners Hiſtoriſche Fragen I. Theil. l. 5. part. 3. p. 481. D. Schmidt in Mulier. Orthodox. §. 14. Santel. in Ann. Sacr. T. 2. pag. 95.
Pulche-
(0805)
[Spaltenumbruch]
Pulche Puppenw
Pulcheria,
Eine fromme und Chriſtliche Kaͤyſerin, ſtarb Anno 459. und hinterließ alle ihre Guͤter denen Armen, denen ſie viel Haͤuſer und Kirchen zuvor erbauet, worunter auch der Tempel des H. Martyrers Laurentii geweſen.
Pulß-Stuͤtzlein,
Heiſſen dem Saltzburgiſchen Frauenzimmer diejenigen ſeidnen geſtiꝛckten ſchwartzen Handſchuh, ſo keine Finger haben, und oben und unten mit kleinen Fraͤntzlein umſtochen ſind.
Puͤppel-Mutter, ſiehe. Kinder-Mutter.
Puppen-Frau,
Heiſſen diejenigen Weiber, ſo allerhand Puppen anzukleiden und zu verfertigen wiſſen, und ſich durch ſolche Nahrung und Handthierung ihr Brod erwerben.
Puppen-Werck, oder, SpielSachen, auch DockenWerck
Genannt, heiſſet uͤberhaupt alles dasjenige Spielwerck, woran die Kinder ihre eigene Luſt und Freude haben, und mit welchen ſie ſich die Zeit zu paſſiren pflegen. Die Materie, woraus dieſe Spielund Docken-Waaren beſtehen, ſind entweder Silber, ſo von denen Gold- und Silber-Arbeitern verfertiget werden, oder Holtz, welche die gemeinen Bildſchnitzer und Drechßler zu machen pflegen, theils Alabaſter und Marmor, welches [Spaltenumbruch]
Puppenw
eine Arbeit der Alabaſterer iſt. Andere werden von Wachs poſſiret, wie auch von Krafft-Mehl oder gegoſſenen Zucker, ſo die ZuckerBecker zu formiren pflegen, welche daraus allerhand Figuren und Thiere der Natur gemaͤß zu verfertigen und abzubilden wiſſen, auch oͤffters ſelbige mit rauchen zarten Fell, oder mit Federn auszuputzen pflegen. Derjenigen Docken zu geſchweigen, ſo nach ieder LandesArt, mit allerhand Zeugen, ſammetſeidnen und wollenen bekleidet, ja ſo gar nach denen neueſten Moden des Frauenzimmers ausſtaffiret hier und dar zum Modell verſchicket werden, wie auch der koſtbahren und kuͤnſtlichen Docken, ſo offtermahls durch ein verſtecktes Uhrwerck allerhand Actiones von ſich ſehen laſſen. Uberdieß machet man auch allerhand Dockenund Puppenwerck von PappenZeuge, ſo von auſſen bemahlet und mit einem Firnuͤß beſtrichen werden. Ja es iſt faſt kein Handwerck, das nicht von denenjenigen Sachen, ſo ſie groß zu machen gewohnet ſind, auch oͤffters im kleinen, Modell und Puppenwercke verfertigte. Wegen Verfertigung ſolcher und anderer faſt unzehlbahrer, artig, kuͤnſtlich und wohlerfundener Spiel- und Puppen-Sachen ſind vor allen andern die Nuͤrnberger und Augſpurger ſehr beruͤhmt, als welche faſt die gantze Welt damit anfuͤllen. Man kan aus ſolchen der Jugend vorgelegten Puppen- und Spielwerck oͤffters ihr Gemuͤthe artig erforſchen, und aus deren Erkieſung zuvoraus erlernen, worzu ſie geneigt, ob
ſie
(0806)
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Putzfrau Putzq
ſie Weibiſche oder Kindiſche oder Ernſthaffte ihrem Stande nach wohlanſtaͤndige Sachen wehlen und belieben, wie ſie ſich damit auffuͤhren, und ſie verwahren, ob ſie ſolche recht anzuwenden und zu gebrauchen wiſſen, ob denen kleinen Jungfern die kleinen Puppen-Kuͤchen angenehm, und ob ſie daruͤber die Liebe zur kuͤnfftigen Haußhaltung auch darbey blicken laſſen, ob ſie ſchon die Hauß-Geſchaͤffte aus einer Begierde ſuchen in der Zeit nachzuaͤffen, und ſich dadurch zu allerhand Guten anfuͤhren und anmahnen laſſen. Dergleichen Puppenwerck und Spiel-Sachen pflegen die Kinder insgemein zur H. Chriſt-Beſcherung, MartinsZeit, Nahmens- oder GeburthsTaͤgen ſtatt eines Geſchenckes zu uͤberkommen.
Putz-Frau,
Iſt ein geſchicktes Weibes-Bild, ſo nicht nur allerhand Putz und Galanterien zu verfertigen, ſondern auch das zur Kind-Tauff- oder Hochzeit-gehende Frauenzimmer ſelbſten mit anzuziehen und auszuzieren pfleget.
Putz-Quehlen,
Heiſſen diejenigen groſſen langen und breiten Quehlen, insgemein von weiſſen Damaſt verfertiget und an allen beyden Theilen unten her mit breiten Spitzen beſetzt, die das Frauenzimmer in ihren Putz-Stuben auf eine beſon[Spaltenumbruch]
Putzſtube Pytho
dere Art uͤber das Hand-Faß auffzuſtecken und auffzumachen pfleget.
Putz Stube,
Heiſſet dasjenige Zimmer, ſo das Frauenzimmer mit ihren ſchoͤnſten und beſten Meublen ausgezieret, und worein ſie diejenigen, ſo ihnen Viſiten geben, fuͤhren, und ſie darinnen bewirthen.
du Puy Modeſta. ſiehe. Fonte Moderata.
Pyrrha,
Des Deucalions Eheweib, welche, wie die Alten fabuliret, nach der Suͤndfluth durch einige Steine, ſo ſie hinterwerts uͤber den Ruͤcken geworffen, Menſchen wiederum ſollen gemachet haben.
Pythia,
Eine Prieſterin und Wahrſagerin des Apollinis, ſo durch das Oracul zu Delphis denen Rathfragenden zu antworten pflegte.
Pythias,
War des beruͤhmten Ariſtotelis tugendhaffte und kluge Tochter, von vortrefflichen und ſinnreichen Verſtande, denn als ſie einſtens gefraget wurde, welche di[e] ſchoͤnſte Farbe vor ein Frauenzimmer Geſichte waͤr? gab ſie gleich die fertige Antwort darauff: Diejenige, welche die Schamhafftigkeit auf die Wangen mahlet.
Pytho, oder, Phytho. ſiehe. Sibylla Samia.
Q. Qua[-]
(0807)
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Quacke Quaſte
Q.
Quackerinnen,
Heiſſen diejenigen ſchwaͤrmeriſchen ſectiriſchen und begeiſterten Weibes-Perſonen, ſo allerhand tollen und irrigen Meynungen ſich zugeſellen, durch ihre phantaſti ſchen Lehren und quaͤckeriſches Weſen von der wahren Kirche abſondern, und viel auf Traͤume und Erſcheinungen zu halten pflegen: dergleichen Weibes-Perſon man in der alten und neuen Kirche haͤuffig finden wird. Vid. D. Feuſtkings Gynæceum Hæretico-Fanaticum, per totum.
Quarck, oder, Steiffmatz,
Heiſſet dem Weibesvolck auf dem Lande dasjenige zuſammen geronnene Weſen, ſo ſich aus der geſtandenen und zuruͤck geſetzten ſuͤſſen Milch unten auf den Boden des Gefaͤſſes angeleget, wird durch ein Tuch gepreſt, und in denen Haußhaltungen nicht nur an ſtatt der Butter zu Brode gegeſſen, ſondern auch zu andern Sachen, als Kuchen ꝛc. gebrauchet.
Quarck-Kloͤſe, ſiehe. Kloͤſe von Quarck.
Quaſte, oder Trottel,
Iſt eine von Gold, Silber oder bloſſer Seide zuſammen gerollte Frantze, auf allerhand Art geknuͤpfft, geſchlungen, und von umſponnener Arbeit zuſammen geſetzt, ſo das Frauenzimmer in die Fecher zu ſchlingen pfleget.
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Quaſte Qehlen
Quaſte, oder Bett-Zopff,
In das Ehe- oder Wochen-Bette, iſt eine groſſe von Seide zuſammen gewuͤrckte und mit allerhand kleinen Buͤſcheln durchſchlungene Trottel, ſo das Weibes-Volck in die Ehe- oder Wochen-Betten oben an die Decke zu befeſtigen pfleget.
Quaſten an den Vorhaͤngen,
Seynd groſſe an weiſſen geflochtenen runden Leinen herab hangende, und von weißen Zwirn geflochtene Trotteln mit allerhand kleinen Buͤſchlein gezieret, entweder ſchlecht, oder von Knoͤtlein zuſammen geſetzet, wormit das Frauenzimmer in ihren Stuben die Vorhaͤnge an denen Fenſtern aufund zuzuziehen pfleget.
Quatrille,
Iſt eine Art von L’OmbreSpiel, ſo das Frauenzimmer unter vier Perſonen zu ſpielen pfleget.
Quedlerin,
Eliſabeth, war ein ſonderlich gelehrtes Weib, wie Jonas Adolf Zinſerlinus in ſeiner Oration von der Weiber-Klugheit anfuͤhret.
Quehlen,
Seynd lange von weiſſen Zwillig oder Leinwand geſchnittene und umſaͤumete Tuͤcher, woran man ſich die Haͤnde abzutrocknen pfleget. Seynd von allerhand und unterſchiedenen Sorten, als Putz-Quehlen, ſo insgemein von Damaſt, ſeht lang und mit Spitzen beſetzet ſind, Hand-Quehlen, Kuͤchen-Quehlen, Roll-Quehlen u. d. g.
Quendel,
Frauenzim̃er-Lexicon. D d d
(0808)
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Quend Quintil
Quendel Roͤmiſcher, Siehe. Thymian,
Quer-Sattel,
Iſt ein gar auf beſondere Art und nur vor die Weibes-Bilder verfertigter Reit-Sattel mit einer rund ausgebogenen Ruͤck-Lehne verſehen, welchen man in die Quere auf die Pferde oder Maulthiere zu legen pfleget. Dergleichen QuerSattel bedienen ſich insgemein die Soldaten- und andere Weiber, auch offtermahls die Dames auf der Jagd.
Queſelinnen, Siehe. Jeſuitiſſæ.
Quinette, ſiehe. Concente.
Quinta,
Ein gottſeliges und ſtandhafftes Weib aus Antiochia, ſo wegen des Chriſtlichen Glaubens unter dem Kaͤyſer Decio A. Chriſti 252. als eine Maͤrtyrin zu Tode geſchleiffet ward. Euſeb. c. 42. Lib. 6. Hiſtor. Eccleſ.
Quintilla,
Eine Affter- und Hauß-Prophetin des Ertz-Ketzers Montani, welche viel Ketzereyen in der Kirche Gottes ausgebreitet, diejenigen, ſo ihrer ketzeriſchen Lehre angehangen, nennten ſich nach ihrem Nahmen Quintilianer; Unter andern irrigen und laͤſterlichen Lehren, ſo ſie geheget, war auch dieſe, daß ſie die H. Tauffe verwarff, und vor eine nichtswuͤrdige Sache hielte.
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Quiri Quiſtel
Quirinin,
Catharina, ein in der Lateiniſchen Poeſie wohl erfahrnes Frauenzimmer, ſie machte ſich ſelbſt ihre Grabſchrifft in einem lateiniſchen Diſticho. So nach der Uberſetzung folgendes Innhalts war:
Mein Geiſt und auch der Leib war ſtets im Leben rein, Im Sterben werd ich auch noch rein zu nennen ſeyn, Drum muß ich, wird mich GOtt der Eitelkeit entruͤcken, Sein reines Angeſicht mit reinem Geiſt erblicken.
Quirl,
Seynd lange, ſchlancke von Holtz geſchnitzte und oben lange Zacken habende Inſtrumente, wormit man die Muͤſer und Suppen in denen Toͤpffen unter einander zu miſchen pfleget.
Quirl-Blech,
Iſt ein viereckigtes grob durchloͤchertes Blech, worein die Quirl gehenget werden.
Quirl lecken,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube und bekantes Sprichwort, da einige denen Maͤgden oder Jungfern bey dem Kochen den Quirl abzulecken ernſtlich unterſagen und verwehren, aus Furcht, es moͤchte dermahleinſt an ihrem erſten Hochzeit-Tage regnen und garſtiges naſſes Wetter einfallen.
Quiſtelli,
Lucretia, von Mirandule, Graf Clemens Picita Haußfrau, war ei-
ne
(0809)
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Quitte Quittenb
ne vortreffliche Kuͤnſtlerin im Mahlen, hat ihre Kunſt von dem beruͤhmten Alexander Aſtori erlernet, und machte vortreffliche Stuͤcken. Vid. Sandrarts deutſche Academie T. II. L. 2. c. 22. p. 204.
Quitte,
Malum cydonium, Pomme de coln, iſt eine in unſern Gaͤrten bekannte Baum-Frucht, hat die Geſtalt eines Apffels, einen angenehmen Geruch, ſtaͤrcket den ſchwachen Magen, und hegt eine ſonderlich anhaltende Krafft bey ſich, weßwegen ſie in der Medicin wieder alle Bauch-Fluͤſſe mit groſſen Nutzen gebrauchet wird. Der QuittenSafft, ſo in den Apothecken mit Zucker zu einer feſten Maſſa oder Gallerte gemacht wird, heiſt Marmelade. In der Kuͤche wird ſie gleich den Birnen und Aepffeln tractiret, und dahero zu dem Zugemuͤſe, wie jene gebrauchet. Es koͤnnen die Quitten auch condiret und eingemacht werden, ſo weiß man auch ein wohlſchmeckendes QuittenBrod zu backen.
Quitten-Brod zu backen,
Nehmet Quitten, preſſet den Safft durch ein Tuͤchlein darvon heraus, reiniget die ausgedruckten Quitten von dem ſteinigten Weſen, alsdenn nehmet Farin Zucker, laͤutert denſelbigen mit Eyerweiß und kochet es, dann thut die durchgedruckten Quitten hinein, ruͤhret es erſtlich uͤber gelinden Feuer, ziehet alsdann die Maſſa auf, und uͤber ſtarcken Feuer ab, gieſſet ſie in naſſe darzu gemachte Schachteln, laſſet ſie etliche Wochen in der warmen [Spaltenumbruch]
R. Raffal
Stube ſtehen, biß ſie ausgetrocknet, alsdann verwahret es.
R.
Raconiſſa,
Catharina, ein fanatiſches und begeiſtertes Weibesbild, ſo ſich vieler goͤttlichen Offenbahrungen und Viſionen, und dahero eines prophetiſchen Geiſtes ruͤhmete, ſo aber nach Voetii Bericht Tom. II. Diſſert. Sel. p. 1075. eitel Betrug und Aberglaube geweſen. Das Leben dieſer Raconiſſæ haben Delrio und Johannes Franciſcus Picus beſchrieben.
Radga,
War eine mit von denen Boͤhmiſchen Amazonen, welche unter der tapfferen Anfuͤhrung der heroiſehen Valaska A. 735. den WeiberKrieg in Boͤhmen anfiengen.
Raͤdlein zum Goldſpinnen,
Iſt ein kleines gangbares von Holtz zuſammen geſetztes Raͤdlein, worauf der Gold- und Silber-Lahn zum abſpinnen gewunden wird.
Raffal,
Iſt in Scheiben geſchnittenes gewuͤrtztes zuſammen gerolltes, und mit Bindfaden gebundenes Rindfleiſch, welches in einem verkleibten Topff mit guten Kraͤutern eine Zeitlang daͤmpffen muß.
Raffal von Rindfleiſch,
Schneidet derbes Rindfleiſch ſcheiblicht, und zwar ſo breit als ihrs machen koͤnnet; beſtreuet ſelbiges mit allerhand Gewuͤrtz, nehm-
lich
D d d 2
(0810)
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Ragout
lich: Muſcatenbluͤten, Cardemomen, Ingber, Citronſchalen, etwas geriebene Semmel; thut auch darzu Nierenſtollen, rollet ſolches hernach zuſammen; bindet es mit Bindfaden, und machet deſſen ſo viel als ihr brauchet. Hierauf ſtecket die zuſammen gerollten Stuͤcke in einen Topff; gieſſet Wein und Waſſer drauf; werffet Saltz, ein Paar gantze Zwiebeln, ein Paar Lorbeer-Blaͤtter, Thymian und Roßmarin darzu; leget oben eine Stuͤrtze drauf, und verkleibet ſelbige mit Teig und Papier feſte zu; ſetzet den Topff in Kohlen, aber nicht gar zu ſehr, und laſſet es 6. Stunden lang alſo ſtehen; jedoch [mu]ß es beſtaͤndig daͤmpffen. Wenn [es] einmahl im Sud iſt, ſo duͤrffet [ih]r nur gluͤhende Aſche zulegen. [N]ach ausgehaltenen 6. Stunden ſetzet es vom Feuer, damit es erkalte, und koͤnnet ihr es alsdenn warm oder kalt geben, wiewohl es kalt am meiſten verſpeiſet wird.
Ragout,
Iſt eine aus gewiſſen Fleiſch mit Gewuͤrtz und andern Dingen gekochte gute Bruͤhe, die hernach an andere Eſſen gegoſſen wird, ſie deſto wohlgeſchmackter zu machen. Hiervon zeugen die Beſchreibungen ſolcher Ragoutes, deren der Koch drey und zwantzig anfuͤhret, als: 1) Ragout von uͤbergebliebenen Rebhuͤnern mit Auſtern; 2) Ragout von Rebhuͤnern mit Sardellen; 3) Ragout von Rebhuͤnern mit Citronen; 4) Ragout von Rebhuͤnern mit Oliven; 5) dito anders; 6) Ragout von Rebhuͤnern mit Truffes; 7) Ragout von Rebhuͤ[Spaltenumbruch]
Ragout
nern mit Capern; 8) Ragout von Kalbs-Milch mit Truffes; 9) Ragout von Kalbs-Milch mit Anſtern; 10) Ragout von KalbsMilch mit Morgeln; 11) Ragout von Kalbs-Milch mit gruͤnen Erbſen; 12) Ragout von Kalbsmilch mit Krebſen; 13) Ragout von Kolbsmilch mit Champignons; 14) Ragout von Kalbsmilch mit Seleri; 15) Ragout von Kalbsmilch mit Peterſilienwurtzeln; 16) Ragout von Kalbsmilch mit Stockſchwaͤmmen; 17) Ragout von Capaunen; 18) Ragout von jungen Huͤnern; 19) Ragout von Gaͤnſen; 20) Ragout von Enten; 21) Ragout von Hirſch-Wildpret; 22) Ragout von Kalbfleiſch; 23) Ragout von einer Reh-Keule.
Ragout von Rebhuͤnern, ſo uͤberblieben mit Auſtern,
Wenn ihr uͤbergebliebene Rebhuͤner habt, oder koͤnnet auch wohl friſche nehmen und abbraten, ſo halbiret oder viertheilet ſolche, leget ſie in eine Caſſerole, thut Muſcatenbluͤten, Ingber, Citronenſchalen und eine gantze Zwiebel darzu, gieſſet gute Jus und ein Glaß ſuͤſſen Wein darauf, ſchuͤttet 25. Stuͤck Auſtern darzu, ingleichen ausgewaſchene Butter; ſetzet es aufs Kohlfeuer, und laſſet es zuſamme[n] gemaͤhlich kochen. Ihr koͤnne[t] auch in Ermanglung der Jus ei[n] wenig braun Mehl oder gerieben[e] Semmel nehmen, und ſolches dar[-] zu thun. Wenn es nun eine We[i-] le gekochet, ſo werffet die gantz[e] Zwiebel heraus, und beym anrich[-] ten druͤcket Citronenſafft darein, ſ[o] iſt es fertig.
Rago[ut]
(0811)
[Spaltenumbruch]
Ragout
Ragout von Rebhuͤnern anders mit Sardellen,
Nehmet abgebratene Rebhuͤner ſchneidet dieſe zu Stuͤcken, und leget ſie in eine Caſſerole oder Tiegel, hernach waſchet 5. Stuͤck gewaͤſſerte Sardellen ſauber aus; ziehet das Fleiſch von denen Graͤten herunter; hacket es gantz klein und thut es in einen Durchſchlag; gieſſet ein wenig Fleiſch-Bruͤhe darauf und treibet ſie durch, alsdenn ſchuͤttet Muſcatenbluͤten, Citronenſchalen und ein Paar Loͤffel voll Wein, ingleichen ein wenig braun Mehl, oder Jus und bouillon dran; leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter darzu, ſetzet es aufs Kohlfeuer und laſſet es kochen. Wenn es nun kurtz genug eingekochet hat, ſo moͤget ihr es anrichten.
Ragout von Rebhuͤnern mit Citronen,
Darzu werden ebenfalls uͤbergebliebene Rebhuͤner genommen, und in Stuͤcke geſchnitten. Hierauf ſchmieret eine Schuͤſſel mit ausgewaſchener Butter dick ein, ſtreuet darauf Muſcatenbluͤten, Citronenſchalen und klar geriebene Semmel; auf dieſes leget die zerſchnittenen Rebhuͤuer und uͤber dieſelben wieder Butter und Citronenſchalen; gieſſet darzu bouillon und Wein; thut eine gantze Zwiebel darein, ſtreuet wieder geriebene Semmel darauf, decket es mit einer andern Schuͤſſel zu, ſetzet es auf eine Kohlpfanne, und laſſet es ſo lange kochen, biß es ein wenig dicke wird. Wenn ihr es wollet zu Tiſche tragen, ſo druͤcket erſt Citronenſafft darein.
[Spaltenumbruch]
Ragout
Ragout von Rebhuͤnern mit Oliven,
Hacket friſchen Rebhuͤnern, wen ſie gehoͤriger Maſen gerupffet und ausgenommen ſind, die Koͤpffe und Beine weg, zerſchlaget ihnen mit einem Meſſer alle Beine, ziehet ein wenig Speck in ſelbe, beſprenget ſie alsdenn mit Saltz. Hernach ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, und wenn ſie will braun werden, ſo beſtreuet die Rebhuͤner mit Mehl, und leget ſolche hinein, darinne ſie gar gemaͤhlich oben und unten braͤunen muͤſſen, gieſſet alsdeñ gute bouillon drauf, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Cardemomen, Citronenſchalen, und ein Paar Lorbeer-Blaͤttern; leget eine gantze Zwiebel mit Nelcken beſtecket hinein, und ſchuͤttet guten Wein drauf. Endlich nehmet aus 3. Viertel Pfund Oliven die Kern heraus, und thut ſie gleichfalls zun Rebhuͤnern, laſſet es alſo durch einander kochen, biß die Rebhuͤner weich werden. Solte etwann die Bruͤhe zu duͤnne ſeyn, koͤnnet ihr ein wenig Mehl daran brennen, und beym Anrichten die Zwiebel wieder heraus nehmen.
Ragout von Rebhuͤnern mit Oliven anders,
Nehmet abgebratene Rebhuͤner zerſtuͤcket ſolche, und machets alſo, wie beym Ragout von Rebhuͤnern mit Citronen nur daß ſtatt der Citronen ausgekernte Oliven gethan werden.
Ragout von Rebhuͤnern mit Truffes,
Die Rebhuͤner zerſchneidet auf
Vier-
D d d 3
(0812)
[Spaltenumbruch]
Ragout
Viertheil, und thut ſolche in eine Caſſerole. Hernach weichet ein Viertel Pfund Truffes in FleiſchBruͤhe ein, wenn ſie nun ziemlich weich worden, ſo ſchuͤttet ſie zu denen Rebhuͤnern, werffet auch Muſcatenbluͤten und Citronenſchalen daran, leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter darzu, gieſſet jus darauf, ſetzet es auf ein Kohlfeuer, und laſſet es gar gemaͤhlich kochen. Nach dieſen moͤget ihr es nach Belieben anrichten.
Ragout von Rebhuͤnern mit Capern,
Beſehet Ragout von Rebhuͤnern ſo wohl das erſte, als das andere, und kan dieſes eben alſo auf beyde Arten bereitet werden.
Ragout von Kalbs-Milch mit Truffes,
Nehmet Kalbs-Milch, blanchiret dieſe feſt; hernach ziehet mit einer Spickenadel etliche Stuͤck Speck in jedes Stuͤck, und beſtreuet ſie mit Mehl. Hierauf ſetzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer, und ſo bald ſie braun worden, ſo leget die Kalbs-Milch hinein und braͤunet ſie, wuͤrtzet ſie alsdenn mit Muſcatenbluͤten, Citronenſchalen und ein Paar Lorber-Blaͤttern, ſchuͤttet auch ein Viertel Pfund Truffes, ſo vorhero in Fleiſch-Bruͤhe weich worden, darzu, gieſſet gute jus drauf, ſetzet es aufs Feuer, und laſſet es gar gemaͤhlich kochen. Die LorbeerBlaͤtter, thut beym Anrichten wieder heraus, ſo iſt es fertig.
[Spaltenumbruch]
Ragout
Ragout von Kalbsmilch mit Auſtern,
Die Kalbsmilch blanchiret ſauber, und putzet ſie zu, daß ſie ſchoͤn weiß werde, und leget ſolche in kaltes Waſſer. Nach dieſen ſchmieret eine Caſſerole dick mit ausgewaſchener Butter an; thut die Kalbsmilch und 30. Stuͤck Auſtern drein; wuͤrtzet ſelbige mit Muſcatenbluͤten, Citronenſchalen, Lorbeeꝛblaͤttern, und pasſiret es auf Kohlfeuer. Wenn dieſes geſchehen, ſo gieſſet eine gute Coulis darauf, laſſet es durch einander kochen nicht aber gar zu lang, ſonſt verlieret ſie den Geſchmack und das Anſehen. Nachgehends moͤget ihr ſolche nach Belieben anrichten.
Ragout von Kalbsmilch mit Morcheln,
Wenn dieſe blanchiret iſt, ſo werffet ſie in kaltes Waſſer, hernach nehmet ausgewaſchene Butter, thut die in eine Caſſerole, ſchneidet die Kalbsmilch Scheibenweis, und leget ſolche auch darzu. Ferner weichet 1. Viertel Pfund Spitz-Morcheln in heiſſes Waſſer oder in Fleiſch-Bruͤhe, welche, ſo ſie weich genug ſind, ihr zuputzen, und zur Kalbsmilch nebſt Muſcatenbluͤten ſchuͤtten, und auf dem Feuer pasſiren ſollet. Nach dieſen gieſſet gute Coulis drauf, und laſſet es weiter kochen, alsdenn koͤnnet ihr es nach Belieben anrichten.
Ragout von Kalbsmilch mit gruͤnen Erbſen,
Blanchiret die Kalbsmilch, und leget ſie hernach in kaltes Waſſer, daß ſie heiß werde. Alsdenn thut
Butter
(0813)
[Spaltenumbruch]
Ragout
Butter in eine Caſſerole, pasſiret die Kalbsmilch und ſchuͤttet Muſcatenbluͤten drein. Nachgehends bruͤhet gruͤne Erbſen mit heiſſen Waſſer, und pasſiret ſie auch in Butter, thut ſie zur Kalbsmilch, gieſſet Coulis drauf oder in Ermangelung derer ſchuͤttet geriebene Semmel drein, ingleichen gute bouillon, ſetzet es auf Kohlfeuer, laſſet es kochen, und richtet es nach Belieben an.
Ragout von Kalbs-Milch mit Krebſen,
Die Zubereitung der KalbsMilch iſt ſchon oͤffters beſchrieben worden. Darnach brechet ein Schock Krebſe aus, welches, wie es geſchehen ſoll, ihr unter dem Wort Krebs finden koͤnnet, ſiedet dieſe erſt halb gar ab, damit ſie noch etwas rohe bleiben, und nehmet die Swaͤntze und Scheeren davon. Nach dieſem thut Krebs-Butter in eine Caſſerole, leget KalbsMilch und Krebſe zuſammen hinein, paſſiret es und wuͤrtzet es mit Mußcaten-Bluͤten, unterwaͤhrenden paſſiren ſchuͤttet ein Paar Loͤffel voll ſauren Rahm daran, gieſſet Coulis darauf, und laſſet es gantz gemaͤhlich kochen. Wenn es fertig, koͤnnet ihr es nach Belieben anrichten und Piſtacien darunter meliren. Da man aber nicht in allen Kuͤchen Coulis hat, ſo kan man klein geriebene Semmel oder gebranntes Mehl daran thun.
Ragout von Kalbs-Milch mit Champignons,
Blanchiret die Kalbs-Milch, und thut ſie in kaltes Waſſer. Her[Spaltenumbruch]
Ragout
nach ſetzet Butter in einer Caſſerole aufs Feuer, nehmet die KalbsMilch inzwiſchen heraus, und ſchneidet ſolche zu Stuͤcken; ſtreuet Mehl darauf, leget ſelbe in die Butter und ſchweiſſet ſie, biß ſie braun worden; gieſſet auch Jus darauf, und wuͤrtzet es mit Mußcaten-Bluͤten, Nelcken, LorbeerBlaͤttern. Hierauf nehmet Champignons und ziehet ihnen, wenn ſie friſch ſind, die Haut ab, ſchneidet ſie Scheibenweis; ſind es aber trockene, ſo weichet ſie in Fleiſch-Bruͤhe ein, druͤcket ſie wieder aus, thut ſie an die Kalbs-Milch, und laſſet es kochen, ſo iſt es fertig.
Ragout von Kalhs-Milch mit Seleri,
Die Kalbs-Milch, wie ſie blanchiret und zugeputzet wird, iſt allbereit beſchrieben. Paſſiret ſie hernach in Butter, und thut Mußcaten-Bluͤten und Citronen-Schalen drein. Ferner putzet Seleri ſauber zu; ſchneidet ihn Scheibenweis, paſſiret ſolchen in Butter, und ſchuͤttet ihn zur Kalbs-Milch, gieſſet Coulis darauf, oder geriebene Semmel und Fleiſch-Bruͤhe, ſo iſt es gut.
Ragout von Kalbs-Milch mit Peterſilien-Wurtzeln,
Machet gleich als voriges mit Seleri; die Wurtzeln ſchneidet wie ihr wollet.
Ragout von Kalbs-Milch mit Stock-Schwaͤmmen,
Blanchiret Kalbs-Milch wie die
vori-
D d d 4
(0814)
[Spaltenumbruch]
Ragout
vorige, paſſiret ſie darnach gantz braun, und wuͤrtzet ſie mit Mußcaten-Bluͤten und Citronen-Schalen. Darnach nehmet duͤrre Stock-Schwaͤmme, weichet ſie in Fleiſch-Bruͤhe, daß ſie weich werden, druͤcket ſie wieder aus, pasſiret ſie in Butter, ſchuͤttet ſie zur KalbsMilch, gieſſet gute jus darauf, ſetzet es aufs Feuer, und laſſet es kochen, ſo koͤnnet ihr es anrichten.
Ragout von Capaunen,
Beſehet Capaunen in ihrer gantzen Beſchreibung, ſo werdet ihr die Ragout allbereit beſchrieben finden.
Ragout von jungen Huͤnern,
Suchet Huͤner junge, ſo werdet ihr ſolche antreffen.
Ragout von Gaͤnſen,
Suchet Gans, ſo werdet ihr ſolche gleicher Geſtalt finden.
Ragout von Enten,
Suchet die Beſchreibung von Enten, da werdet ihr auch dieſes antreffen.
Ragout von Hirſch-Wildpret,
Bey Beſchreibung des HirſchWildprets wird auch dieſes zu finden ſeyn.
Ragout von Kalb-Fleiſch,
Dieſes iſt auch in der Beſchreibung von Kalb-Fleiſch zu finden.
[Spaltenumbruch]
Ragout Rahel
Ragout von einer RehKeule,
Nehmet eine Rehe-Keule, und ſchneidet dieſer die Knochen aus, haͤutelt ſie ab, ſpicket ſie mit groben Speck als wie man eine a la Daube zu ſpicken pfleget. Darnach ſetzet in einer Caſſerole Butter und Speck aufs Feuer, und laſſet dieſes zuſammen braun werden, beſtreuet die Reh-Keule mit Mehl, und machet ſie oben und unten braun, gieſſet alsdenn gute Bruͤhe und die Helffte ſo viel Wein darauf; leget Lorbeer-Blaͤtter, einen Stengel Thymian, gantze Zwiebeln, Citronen-Schalen, Ingber, Pfeffer und gantze Nelcken daran, welches auf einem gelinden Feuer daͤmpffen muß. Daferne nun die Bruͤhe nicht etwa dicke genug waͤre, ſo brennet noch ein wenig braun Mehl daran; iſts aber in einer groſſen Kuͤche, da man allezeit Jus fertig hat, ſo gieſſet Jus darzu, und richtet es an. Die Kraͤuter und gantzen Zwiebeln thut wieder heraus, beſtreuet es mit CitronenSchalen, und beleget es mit Citronen-Scheiben.
Rahab,
Eine beruͤhmte Hure, welche bey der Zerſtoͤrung und Verwuͤſtung Jericho mit ihrer gantzen Familie einig und allein uͤbrig blieb und erhalten wurde, weil ſie die Bothen und Kundſchaffer, ſo Joſua dahin geſendet, verſtecket und erhalten hatte. Joſ. 6. Vid. Hildebr. Antiquit. Bibl. p 76. & 77.
Rahel,
Die ſchoͤne, Labans juͤngſte Toch-
ter
(0815)
[Spaltenumbruch]
Rahm Ramb
ter, und Jacobs Ehe-Weib, um welche er zuvor 14. gantzer Jahr dienen muſte. Sie war ein liſtiges Weib, welches aus der Verſteckung ihres Vaters Goͤtzen und der bey Haußſuchung derſelben ſchlauen Antwort erhellet. Geneſ. XXXI. v. 32. Sie ſtarb in einer ſchweren Geburth. Gen. XXXV. v. 18.
Rahm oder Saane, auch Rohm,
Cremor lactis (Flos lactis) Creme, iſt das beſte und fette oben auf der Milch, daraus nicht nur die Butter gemacht wird, ſondern er koͤmmt auch an viel Eſſen und Gebackens, wie ſolches hin und wieder bey denen Zubereitungen derer Speiſen abzunehmen iſt.
Rahm zum Nehen,
Iſt ein von Holtz geſchnitzter und aus vier Leiſten beſtehender viereckigter Umfang, worein das Frauenvolck ihr weiß Geraͤthe, ſo ſie zu nehen willens ſind, mit BindFaden ſcharff einzuſpannen pfleget; kan groß und klein geſchoben werden.
Rambouillet,
Catharina Viuonna, eine gelehrte Italiaͤniſche Marquiſin, gebohren zu Rom. Sie lebte mit ihrem Vater, der zur ſelbigen Zeit Roͤmiſcher Ambaſſadeur bey Henrico IV. in Franckreich war. Ihre Gelehrſamkeit und Verſtand wird vom Menagio in ſeinen LectionibuItalicis p. 61. hoch erhoben. Vid. Juncker. Centur. Fœm. Illuſtr. p. 62. & 63. it. Le Moyne in la Ga[Spaltenumbruch]
Ramie Ranfft
lerie des Femnes Fortes. P. II. p. 46. & 47.
de Ramie,
Eine gelehrte Jungfer aus Marſeille. Sie hat einige Lateiniſchen Oden aus dem Horatio in Frantzoͤiſche Verſe uͤberſetzet. Vid. Mercur. Galant. Anno 1681. Menſ. Mart. p. 158.
Rammel-Abend oder Weltzer-Abend,
Iſt eine von Braut und Braͤutigam oder deren Eltern des Abends vor dem Hochzeit-Tag angeſtellte Gaſterey und Collation, auf der ſie ſich mit den nechſten Anverwandten oder andern guten Freunden luſtig erzeigen, und mit der Braut allerhand Schertz treiben.
Rammel-Haͤubgen,
Iſt ein von Neſtel-Tuch oder andern klaren Gewebe rund geſchnittener und mit kleinen weiſſen Spitzlein oder Canten umſtochener Aufſatz, deſſen ſich die Weiber, ſo Nachmittags Ruhe halten, zu bedienen pflegen. Es wird oben uͤber dem Neſt zuſammen gebunden, wirfft um das Geſichte herum 4. Falten oder ſo genannte Duten, und hat zwey herabhangde Zipffel.
Ranfft, Raͤnfftlein, oder Aufſchnitt am Brode,
Heiſſet dasjenige Ecklein oder Ober-Theil des Brodes, ſo von einem gantzen Brode zum erſtenmal oben abgeſchnitten wird.
Ranga-
D d d 5
(0816)
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Rangage Raquet
Rangage. ſiehe. Patrone.
Rantzowin,
Catharina Hedwig, gebohrne Burchtorffin, vermaͤhlte Graͤfin zu Rantzow und Heuenholm, eine gelehrte und ſehr beleſene Dame, hiernechſt war ſie der auslaͤndiſchen Sprachen kundig, und hatte ſich durch ihre ſtetige Lecture eine nicht geringe Wiſſenſchafft in vielen Dingen zu wege gebracht. Der beruͤhmte Morhoff hat ihre Tugenden und Geſchickligkeit in einem auf ſie verfertigten TrauerCarmine nach Wuͤrden beſungen.
Rapuͤntzlein,
Rapunculus, Reponce waͤchſt in Feldern und Gaͤrten, und wird mit Eßig und Baum-Oel zum Salat aufgeſetzet. Es iſt ein kuͤhlendes Kraut, bekoͤmmt, ſonderlich wenn es jung iſt, dem Magen wohl, und treibet den Harn. Etliche HaußMuͤtter, ehe ſie ſolche gebrauchen, weichen ſie vorhero in heiſſen Waſſer ein, und ſollen ſie dadurch einen beſſern Geſchmack bekommen, welches beſonders im Winter, da es offt Froͤſte ohne Schnee thut, geſchicht, weil zu der Zeit ſie am meiſten bitter ſchmecken.
Raquet,
Iſt ein Oval-runder Spriegel mit zuſam̃en eingeflochtenen Daͤrmern und Saiten uͤberſpannet, hat einen lagen mit Leder bewundenen Stiol oder Griff, wormit das Frauenzimmer den Volanten zu ſpielen pfleget; bißweilen iſt ſol[Spaltenumbruch]
Raſch Raͤtzel
ches Raquet auf einer Seite mit Pergament uͤberzogen und beſpannet.
Raſch,
Iſt ein geringes und leichtes wollenes Gewebe, deſſen ſich das Geſinde zu ihrer Kleidung zu bedienen pfleget.
Raſe de Cyper,
Iſt eine Art eines ſeidenen glatten Zeuges und Gewebes, von gedreheten runden Faden, deſſen ſich das Weibes-Volck zu ihren Kleidern zu bedienen pfleget.
Raſe de Moer,
Iſt ein kurtz gefaſtes und eingeſchlagenes ſeidenes Gewebe, von offenen und ungedreheten Faden, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrer Kleidung zu bedienen pfleget. Iſt entweder glatt oder piccirt.
von Rathſamhauſen,
Johanna Wilhelma, ein kluges und gelehrtes Fraͤulein, maßen ſie nicht nur in der Theologie ſehr geuͤbt, ſondern auch der Ebraͤiſchen, Spaniſchen, Italiaͤniſchen und Frantzoͤiſchen Sprache ſehr kundig iſt.
Raͤtzel oder aufzurathen geben,
Seynd einige verbluͤmte und ſcharffſinnig verſteckte artige Reimlein oder ungebundne Reden, ſo das Frauenzimmer bey dem Federſchlieſſen oder andern langweiligen und verdrießlichen Verrichtungen
einan-
(0817)
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Rayel Rauiolen
einander zur Aufmunterung und Gemuͤths-Ergoͤtzlichkeit aufzuloͤſen vorleget.
Rayel,
Barbelina, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Raͤucher-Cammer,
Iſt ein abſonderlich verſchlagener Eingang in die Feuer-Maͤuer, worein man das Fleiſch, ſo man raͤuchern will, auffzuhengen pfleget.
Raͤucher-Pfaͤnnlein,
Iſt ein von Meßing, oder Kupffer, auch Eiſen durchbrochenes und ausgetriebenes kleines Behaͤltniß, mit welchem man in denen SpeiſeZimmern, nach gehaltener Mahlzeit oder auch in denen Kinderund Wochen-Stuben durch ein gewiſſes auf gluͤende Kohlen geſtreuetes Raͤucher-Pulver, den unangenehmen Stanck zu vertreiben pfleget.
Rauche Schleppe,
Iſt eine zweytheiligte und rund-laͤnglichte von Brocard, Stoff, Damaſt, Sammet, Atlas, oder andern ſchwartz oder bunten Zeugen geſchnittene und zuſammen geſetzte Schleppe, mit einem runden Zobel- oder Marter-Gebraͤhme von vornen her beſetzet, deren ſich das gemeine Weibesvolck zu Bedeckung des Haupts zur Winters-Zeit bedienet.
Rauiolen. ſiehe. SchlickKraͤpffgen.
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Raͤupgen Rebh
Raͤupgen. ſiehe. Chenellen.
Reb-Huͤner,
Perdix, Perdrix, gehoͤret unter das Feder-Wildpret, welches auf groſſer Herren Tafel ſehr werth gehalten wird. Denn das RebhuͤnerFleiſch iſt ſehr geſund, und die Bruͤſte haben abſonderlich einen guten Geſchmack; da hingegen das Untertheil an der Guͤte jenem gar nicht beykoͤmmet. So ſoll auch die Bruͤhe von Rebhuͤnern dem Magen ſehr zutraͤglich ſeyn, und der gelben Sucht widerſtehen. Ja es haͤlt Cardanus gar davor, daß ſie die Frantzoſen curirten; jedoch wuͤrden ſie denen Lecker-Maͤulern eben ſo hoch zu ſtehen kommen als eine ordentliche Salivation. Ihre Zubereitung wird auf folgende Art verrichtet: 1) Rebhuͤner zu rupffen und zu recht zu machen. 2) Rebhuͤner gebraten geſpickt. 3) Rebhuͤner gebraten bordiret mit Speck. 4) Rebhuͤner gekocht mit Peterſilien-Wurtzeln und Nelcken.
Rebhuͤner zu rupffen und zu recht zu machen,
Nehmet dergleichen und laſſet ſie rupffen, der Kopff aber muß nicht mit gerupffet werden. Darnach machet ſie unten auf, thut das Eingeweide heraus, und alsdann den Kropff, und ſenget ſie ab, ſo ſind ſie zubereitet.
Rebhuͤner gebraten geſpickt,
Wann ſie vorher beſchriebener maßen zubereitet ſind, ſo ſpeilert
ſie,
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Rebhuͤner
ſie, hacket ihnen die Beine weg, ſtecket ſie darnach an einen hoͤltzernen Spieß, laſſet ſie auf einem KohlFeuer anlauffen und beſchmieret ſie mit Speck oder Butter. Hierauf nehmet klein geſchnittenen Speck, und ſpicket ſie ſauber; ſaltzet ſie alsdann ein wenig ein, ſtecket ſie an einen Spieß, leget ſie zum Feuer, bratet ſie fein gemaͤhlich, und begieſſet ſie oͤffters mit Butter. Wann ſie nun gar gebraten ſind, ſo richtet ſie an, ſo gut als es ſeyn will; gieſſet braune Butter daruͤber und laſſet ſie auftragen.
Rebhuͤner gebraten, bordiret mit Speck,
Wann die Rebhuͤner geſpeilert und bereitet ſind als vorige, ſo ſchneidet aus Speck duͤnne breite Stuͤcken einer Hand breit, leget dieſe uͤber das Rebhun, und ſtecket duͤnne Spießgen uͤbers Creutz durch das Rebhuhn, damit der Speck angeſtecket werde; oder bindet denſelben mit Bind-Faden an, und bratet ſie wie vorige.
Rebhuͤner gekocht mit Peterſilien-Wurtzeln und Nelcken,
Wann die Rebhuͤner erſtbeſchriebener maßen zugeputzet ſind, ſo ſchneidet ihnen die Koͤpffe und Beine ab; blanchiret und ſetzet ſie mit Fleiſch-Bruͤhe zum Feuer. Darnach ſchabet Peterſilien-Wurtzeln und ſchneidet ſolche nach euren Belieben; thut dieſe nebſt gantzen Nelcken, Muſcaten-Bluͤten und in Butter geroͤſteter geriebener Semmel auch darzu; leget Butter [Spaltenumbruch]
Rebuͤntzl Regen
daran, und wenn ſie gar gekochet ſind, ſo richtet ſie an.
Rebuͤntzlein. ſiehe. Rapuͤntzlein.
Redslobin,
Anna Sophia, M. Jacobi Redsloben, Pfarrers zu Lucca in der Nieder-Laußnitz hinterlaſſene Wittib, und des geweſenen HofPredigers in Oldenburg Vismari gelehrte Tochter, ſo nicht nur artig Latein redete und ſehr gelehrte Diſcurſe formirete, ſondern auch ein ſchoͤnes Carmen geſchrieben. Vid. Paſch. in Gynæceo Docto. p. 53.
Regal,
Seynd nuterſchiedene mit hoͤltzernen Knoͤpffen abgetheilte Faͤcher in denen Kuͤchen und SpeiſeCammern, worauf das Zinn und Kuͤchen-Geraͤthe geſtuͤrtzet wird.
Reff,
Iſt ein kleines und leichtes hoͤltzernes Geſtelle, worinnen die Maͤgde das geſpaͤltete Holtz auff dem Ruͤcken in die Holtz-Cammern oder Kuͤchen zu tragen pflegen.
Regen am Hochzeit-Tage,
Iſt eine aberglaͤubiſche Propheceyung der Weiber, ſo den irrigen Wahn hegen, daß das neuverehlichte Paar, wann es an dem Hochzeit-Tage regnete, ohnfehlbar muͤſte reich werden.
Regen am Johannis-Tage,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, da einige der irrigen Meynung
ſeynd,
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Regenk Rehe
ſeynd, daß, wenn es am JohannesTage regnete, die Nuͤſſe gar nicht, wohl aber die Huren, gerathen muͤſten.
Regen-Kleid, oder RegenTuch,
Iſt ein ſchwartzes von Parat verfertigtes Tuch 4. Ellen lang und 2. Ellen breit, welches das Frauenzimmer in Hamburg uͤber den Kopff henget, wenn es ausgehet. Sie tragen ſeidne und auch woͤllene Regen-Kleider, deren letztere mit ſchwartzen Taffet, die ſeidenen aber nicht gefuͤttert werden. In Nuͤrnberg ſind die Regen-Tuͤcher meiſtens gruͤn, und mit dergleichen Spitzen oder Nompareillen beſetzt.
Regen-Schurtz,
Iſt ein langer von ſchwartzen Parat verfertigter Weiber-Rock, der zu einem Regen-Kleid mit gehoͤret, und in Hamburg keines ſonder das andere getragen wird. Das Frauenzimmer ziehet ſie uͤber alle Kleider, auch uͤber das AuffſteckeKleid, wenn es ausgehet.
Rehe,
Caprea, Chevrelle, iſt ein anmuthiges Thier, nicht gar zu groß, deſſen Wildpret aber deſto angenehmer und delicater geachtet wird. So ſoll auch ſelbiges recht geſund ſeyn, nicht nur der guten Kraͤuter halben, die es taͤglich zur Nahrung hat; ſondern auch darum, weil durch das viele lauffen und ſpringen die uͤbrigen Feuchtigkeiten verzehret werden, davon das Wildpret hernach eine zarte und geſunde Krafft bekommen ſoll. Die Zu[Spaltenumbruch]
Rehek
bereitung des Rehe-Wildprets beſtehet in braten und kochen, davon folgende Nachricht; 1) ReheKeule gebraten; 2) Rehe-Buch gebraten; 3) Rehe-Ruͤcken gebraten; 4) Rehe-Keule davon ein Ragout; 5) Rehe-Wildpret eingemacht mit Capern; 6) Rehe-Wildpret mit Mandeln und Cibeben; 7) Rehe-Wildpret mit Citronen; 8) Rehe-Wildpret mit Brod-Pfeffer; 9) Rehe-Wildpret mit Zwiebeln und Wachholder; 10) Rehe-Wildpret gedaͤmpfft mit Sardellen; 11) ReheBraten ſo uͤberblieben mit Citronen; 12) Rehe-Braten ſo uͤberblieben mit Sardellen; 13) ReheBraten ſo uͤbeꝛblieben mit Capern; 14) Rehe-Braten ſo uͤberblieben mit Kuͤmmel und Zwiebeln; 15) Rehe-Braten ſo uͤberblieben auf Butter; 16) Rehe-Braten ſo uͤbergeblieben mit Muſcaten-Bluͤten.
Rehe-Keule gebraten,
Nehmet eine Keule vom Rehe und haͤutelt dieſe ſauber ab. Hernach ſchneidet Speck, ſo zart als ihr ſpicken wollet, und ſpicket ſolche ſauber; ſaltzet ſie alsdenn ein wenig ein, und da ſie etwa ſehr ſchweißig waͤre, ſo waſchet ſie erſt aus, oder brennet ſie mit heiſſen Waſſer; ſtecket ſie an einen BratSpieß, leget ſie zum Feuer und bratet ſolche bey Kohlen oder harten Holtze, denn das weiche Holtz dienet nicht ſonderlich zum braten. Wenn ſie nun bald tꝛocken worden, ſo begieſſet ſie mit Butter, welche aber nicht braun darff gemacht werden, und laſſet ſie ferner braten;
Leget
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Reheb Rehew
Leget ein Paar gantze Zwiebeln in die Brat-Pfanne, daß die Jus darauff laͤuffet; begieſſet ſie oͤffters, ſo wird ſie ſchoͤn und gut. Iſt ſolche bald gebraten, ſo begieſſet ſie noch einmahl, daß ſie recht giſchet; alsdenn richtet ſie an, und gieſſet die Jus erſtlich in die Schuͤſſel, die Keule aber leget oben darauff; beſtreuet die Schuͤſſel mit Semmel und garniret ſie, nachdem ihr die Ausrichtung vor euch habt.
Rehe-Buch gebraten,
Dieſes tractiret gleich als vorhergehende Keule.
Reh-Ruͤcken gebraten,
Dieſen ſpeilert als einen Haſen; haͤutelt und ſpicket ſelbigen ſauber, und mit dem Braten gehet alſo um, wie bey der Keule beſchrieben worden.
Rehe-Keule davon ein Ragout,
Suchet Ragout von einer Rehe-Keule.
Rehe-Wildpret eingemacht mit Capern,
Suchet Hirſch-Wildpret mit Capern.
Rehe-Wildpret mit Mandeln und Cibeben,
Beſehet Hirſch-Wildpret mit Mandeln und Cibeben.
Rehe-Wildpret mit Citronen,
Suchet Hirſch-Wildpret mit Citronen.
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Rehew Reheb
Rehe-Wildpret mit BrodPfeffer,
Suchet Hirſch-Wildpret mit Brod-Pfeffer.
Rehe-Wildpret mit Zwiebeln und Wachholder,
Beſehet Hirſch-Wildpret mit Zwiebeln und Wachholder.
Rehe-Wildpret gedaͤmpfft mit Sardellen,
Suchet Hirſch-Wildpret gedaͤmpfft mit Sardellen.
Rehe-Braten, ſo uͤberblieben gedaͤ mpfftmit Citronen,
Nehmet uͤbergebliebenen ReheBraten, von was er ſey, und hacket ſolchen zu Stuͤcken. Hernach ſetzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Kohlfeuer, und wenn ſie braun iſt, ſo ruͤhret ein wenig Mehl drein, laſſet es roͤſten, biß es Licht-braun worden; gieſſet alsdenn Bouillon und Wein drauff, wuͤrtzet es mit Pfeffer, Ingber und Cardemomen; ſchneidet Citronen-Schalen und Scheiben dran, welches zuſammen erſt kochen und alsdenn angerichtet werden muß.
Rehe-Braten, ſo uͤberblieben mit Sardellen,
Dieſes machet gleich als voriges, nur daß ihr 4. biß 5. Sardellen auswaſchet, dieſelben von Graͤten abloͤſet, klein hacket und unter die Bruͤhe ruͤhret.
Rehe-
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[Spaltenumbruch]
Reheb
Rehe-Braten, ſo uͤberblieben mit Capern,
Hacket den Braten zu kleinen foͤrmlichen Stuͤcken und thut ſolche in einen Tiegel oder Caſſerole; Legt ein Stuͤck Butter, ingleichen geriebene Semmel, MuſcatenBluͤten, Ingber und CitronenSchalen daran; gieſſet ein wenig Wein und Bouillon darzu und laſſet es auf Kohlen kochen, biß es ein wenig dicke wird, alsdenn richtet es an.
Rehe-Braten, ſo uͤber geblieben mit Kuͤmmel und Zwiebeln,
Setzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, und wenn ſolche braun, ſo thut ein wenig Mehl darein, und roͤſtet es Caſtanien-braun; ſchneidet auch Zwiebeln klein, werffet ſie in das heiſſe Mehl und laſt ſie ein wenig mit roͤſten. Darnach gieſſet Bruͤhe und Eßig darein, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, ſchneidet den Braten zu Stuͤcken, und thut ſolchen mit hinein; ſchneidet mit einem Schneide-Meſſer ein wenig Kuͤmmel und ſchuͤttet ſolchen auch darzu, laſſet es eine Weile kochen, ſo koͤnnet ihr ſolches alsdenn anrichten.
Rehe-Braten, ſo uͤberblieben auff Butter,
Den uͤberbliebenen Braten ſchneidet zu feinen Stuͤcken, ſetzet hernach Butter in einer Caſſerole auf das Feuer, und wenn ſie braun iſt, ſo thut geſchnittene Zwiebeln nebſt dem Braten darzu, und roͤſtet ſolchen, doch ſo, daß er nicht gar [Spaltenumbruch]
Reheb Reibeiſ
zu hart werde oder verbrenne, richtet ihn alsdenn an, und gieſſet die braune Butter zuſamt denen Zwiebeln daruͤber.
Rehe-Braten ſo uͤbeꝛgeblieben mit MuſcatenBluͤten,
Schneidet den Braten zu Stuͤcken und thut ſolchen in einen Tiegel oder Caſſerole, ſtreuet geriebene Semmel und Muſcaten-Bluͤten darein; leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter darzu; gieſſet Bruͤhe darauff und ſetzet es aufs Feuer, laſſet ſolches ein wenig dicklicht einkochen, ſo iſt es fertig.
Reiben,
Heiſſet das jenige, ſo man an das Eſſen bꝛauchet, auf dem Reib-Eiſen vorher klein zermalmen, als Meerrettig, Semmel, Brod, Rinden, u. d. g. oder auch in dem Reibaſch etwas klein machen; als Brunnen-Kreſſe u. d. g.
Reib-Aſch,
Iſt ein runder und tieffer hart gebrannter irdener Napff, worinnen man etwas mit der darzu gehoͤrigen Reibe-Keule klein und klar zu reiben pfleget.
Reib-Eiſen,
Iſt ein von Blech lang und hol durchloͤchert und dicht ausgeſchlagenes Inſtrument, worauff Zucker, Semmel, Brod und andere Sachen gerieben werden. Die gantz kleinen Reib-Eiſen brauchet man in der Kuͤche zu Muſcaten-Nuͤſſen und andern Sachen, ſo darauff klein gerieben werden.
Reibe-
(0822)
[Spaltenumbruch]
Reibek Reiß
Reibe-Keule,
Iſt ein von Holtz gedreheter und unten dick zugerundeter Kloͤppel in den Reib-Aſch gehoͤrig.
von Reichenbachen,
Madame, gebohrne Conringin, des weyland beruͤhmten Helmſtaͤdiſchen Profeſſoris Conringii Tochter und Schweſter der gelehrten Maria Sophia Schellhammerin. Sie hielte ſich zu Gottorff in Holſtein auf, und machte einen artigen Vers. Vid. Paullin. in der Zeitkuͤrtzenden erbaulichen Luſt. P. II. p. 1113.
Reichenbachin,
War ein begeiſtertes und Enthuſiaſtiſches Weibes-Bild in Halle ſo A. 1993. ſich vieler Goͤttlicher perſoͤnlicher Erſcheinungen und allerhand Offenbahrungen ruͤhmete. Vid. D. Schellwig. P. II. Piet. Sectar. p. 233.
Reiffen-Rock,
Iſt ein insgemein von roher Leinwand mit Stricken oder FiſchBein-Reiffen weit ausgeſpannter und ausgedehneter kurtzer UnterRock, den das Frauenzimmer nach ietziger Mode, um ihrer Taille dadurch ein Anſehen zu machen, unter die andern Roͤcke zu ziehen pfleget. Die Erfindung ſolcher Mode iſt wohl denen Spaniern zuzuſchreiben.
Reiß,
Oryza, Ris, iſt eine ſehr nuͤtzliche Frucht, die aus Indien und Tuͤrckey uͤber Welſchland und zur See durch die Hollaͤnder zu uns ge[Spaltenumbruch]
Reiß
bracht wird. Er giebt eine wohlſchmeckende, naͤhrende und das Gebluͤt vermehrende Speiſe ab, die zwar etwas ſtopffet, zu denen Bauch-Fluͤſſen aber nicht undienlich iſt, dahero man erſt in der Milch, darinne der Reiß ſoll gekocht werden, gluͤhende Kieſelſteine abzuloͤſchen pfleget, und dieſes Gericht hernach als ein gutes Gericht vor die rothe Ruhr preiſſet. Sonſt wird zu einem guten und dauerhafften Reiß erfodert, daß er ſchoͤn, rein, grob, lauter und gantz ſey und nicht uͤbel rieche. Man machet daraus entweder ein gut Zugemuͤß, welches gemeine Leute hoͤher als einen Rinder-Braten achten; oder kochet ihn an Fleiſch: oder tractiret ihn auf folgende Art; 1) Reiß zu leſen; 2) Reiß gekochet mit Zimmet; 3) Reiß auf einer Schuͤſſel gebacken im Ofen; 4) Reiß-Koch; 5) Reiß-Milch; 6) Dito anders; 7) Reiß in Schmaltz gebacken.
Reiß zu leſen,
Den Reiß thut auf einen Tiſch, und ſuchet die gantzen Koͤrner, die bald ſehen als Gerſten-Koͤrner, heraus, alsdenn koͤnnet ihr ſolchen nach Belieben brauchen.
Reiß gekocht mit Zimmet,
Nehmet drey Viertel Reiß zu anderthalber Kanne auch wohl 2. Kannen guter Milch, nachdem er quillet; ſetzet die Milch in einem Topff zum Feuer und wenn ſie kochet, ſo ſchuͤttet den Reiß, der aber vorhero mit heiſſen Waſſer muß gebrennet ſeyn, in ſelbige und laſſet ihn kochen; ruͤhret ihn oͤffters um,
ſonſten
(0823)
[Spaltenumbruch]
Reiß
ſonſten brennet er an. So er nun dicke genug und ausgekochet iſt, ruͤhret ein wenig Butter darein, ſchuͤttet ſolchen auf eine Schuͤſſel, ſtreuet Zucker und Zimmet daruͤber und gebet ihn hin.
Reiß auf einer Schuͤſſel gebacken im Ofen,
Kochet den Reiß, gleich vorigen ab, ſchlaget hernach 8. Eyer oder mehr darein, nachdem ihr viel machen wollet, und wornach ihr euch iederzeit reguliren muͤſſet; ruͤhret dieſes wohl unter einander; ruͤhret auch ein Stuͤck Butter und Zimmet darein. Nach dieſem machet von Teig einen Krantz um die Schuͤſſel und beſchmieret ſelbige mit Butter, gieſſet alsdenn dieſen abgeruͤhrten Reiß darein; ſetzet ihn in Backofen und laſſet ihn alſo fein backen. Beym Anrichten bereibet ſolchen mit Zucker ſo iſt er fertig.
Reiß-Koch,
Suchet Auffgelauffener Koch von Reiß.
Reiß-Milch,
Kochet den Reiß in guter Milch, aber nicht gar zu dicke, thnt Zucker und Zimmet darein und laſſet es kalt werden.
Reiß-Milch anders,
Kochet den Reiß, aber nicht gar zu dick in Milch, thut viel Zucker daran und ſtreichet es durch ein Haar-Tuch, richtet ſolches hernach an, reibet viel Citronen-Schalen darein und laſſet es kalt werden.
[Spaltenumbruch]
Reiß
Reiß in Schmaltz gebacken,
Kochet den Reiß in Milch ſehr dicke und nur halb gar aus, hernach ſchlaget 7. biß 8. Eyer drein, wenn der Reiß noch in voller Hitze iſt und ruͤhret es wohl durch einander; ſchuͤttet ihn alsdenn auf ein Bret und formiret ſolchen nach der Laͤnge, und etwan einer Hand breit; machet ihn fein ordentlich zuſammen mit einem warmen oder naſſen Meſſer, und laſſet ihn kalt werden, ſo wird er hart. Nach dieſen ſchneidet laͤnglichte Stuͤcke eines Fingers breit, beſtreuet ſolche mit Mehl, machet Schmaltz in einer Pfannen heiß und leget den Reiß darein, damit ſolcher fein braun backen moͤge, und weil man ihn nicht wohl Stuͤckweiſe heraus thun kan, ſo ſeiget das Schmaltz davon gantz herunter, und ſchuͤttet den Reiß auf einmahl heraus; reibet alſobald Zucker darauff, weil er noch naß und warm iſt; das Schmaltz aber machet wieder heiß, und backet ferner alſo. Oder ſchlaget 5. biß 6. Stuͤck Eyer in eine Schuͤſſel, und zerklopffet ſie, ſprenget ein wenig Saltz darein, ziehet den Reiß, wenn Stuͤckgen geſchnitten ſind, in denen Eyern herum; leget ihn alsdenn ins heiſſe Schmaltz und backet ſolchen fein ſchoͤn heraus. Etliche machen auch eine Klare zuſammen, als einen duͤnnen Brey, von Weiß-Bier, Mehl und Eyern, dieſes quirlen ſie klar zuſammen; ſaltzen es ein wenig, ſchuͤtten einen Loͤffel voll Schmaltz in die Klare, daß ſie fein roͤſch und krauß wird; ziehen den Reiß durch, und backen ſolchen aus
heiſſen
Frauenzim̃er-Lexicon. E e e
(0824)
[Spaltenumbruch]
Reiſſen Reiſſek
heiſſen Schmaltz, biß ſie deſſen genug haben.
Reiſſen, oder, Zeichnen,
Iſt eine Kunſt und Ergoͤtzlichkeit des Frauenzimmers, da ſie mit Roͤtel, Bleyſtifft, Reiſſe-Kohle, oder einer zarten Feder allerhand Muſter zum nehen, oder andere Figuren auf das Papier kuͤnſtlich zeichnen und entwerffen lernen.
Reiſſe-Buch,
Heiſſet dasjenige von Papier zuſammen geh efftete Buͤchlein, worein das Frauenzimmer ſich von ihren Reiſſe-Meiſter allerhand Muſter und Figuren vorreiſſen laͤſt, und ſelbige hernachmahls nachbildet.
Reiſe-Kappe,
Iſt ein dem Frauenzimmer zur Winters-Zeit auf der Reiſe ſehr nuͤtzlicher Uberſchlag uͤber den Kopff, hat einen Teller oder Neſt, einen Uberſchlag in 2. Falten geleget, mit zwey herabhangenden breiten Zipffeln; Dieſe Kappen werden insgemein von Taffet oder Atlas geſteppet, und mit Baumwolle oder ſeidner Watte gefuͤttert und unterleget, wiewohl auch einige mit gewaͤchſter Leinwand wegen des einfallenden Regen-Wetters uͤberzogen werden.
Reiſſe-Kohle,
Seynd kleine zarte von weichen Holtze ſchmal und laͤnglicht gebrannte Kohlen, deren ſich das Frauenzimmer bey dem Reiſſen zu bedienen pfleget.
[Spaltenumbruch]
Reißken
Reißken, oder, Roͤthlinge,
Sind gute Schwaͤmme von ſuͤſſen Geſchmack, die gemeine Leute offt rohe eſſen. Wenn ſelbige aber wie Morgeln abgedoͤrret ſind, und auffgeſotten alsdenn erſt gebraucht werden, haͤlt man ſie vor eine geſunde Speiſe. Die Koͤche pflegen ſie alſo zuzurichten; 1) Reißken oder Roͤthlinge zu braten; 2) Dito einzumachen.
Reißken, oder, Roͤthlinge zu braten,
Nehmet dergleichen, ſchneidet die Stiele ab, und putzet ſie auf dem Rand ſauber ab; waſchet ſie aus; leget ſie auf den Roſt, und wenn ſie trocken ſind, ſo beſtreichet ſie mit Butter, ſaltzet ſie ein wenig und laſſet ſie braten. Inzwiſchen ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, damit ſolche braun werde; ſchuͤttet alsdenn die Schwaͤmme hinein, und bratet ſie vollends gar, beym Anrichten ſtreuet ein wenig Pfeffer darauf und gieſſet die Butter daruͤber, ſo ſind ſie fertig.
Reißken oder Roͤthlinge einzumachen,
Trocknet die Reißken, wenn ſie zugeputzet worden, auf einem Roſt ab, und leget ſie in glaͤſerne Buͤchſen alſo ein: Erſtlich thut unten an den Boden etwas gantze Wuͤrtze und ein Paar Lorbeer-Blaͤtter, und dann wieder ein Paar Schichten Schwaͤmme; ſolcher geſtalt verfahret, biß ihr die Buͤchſe voll habet, ſchneidet auch Citronen-Schalen daran. Inzwiſchen laſſet guten Wein-Eßig ſieden und wieder
ver-
(0825)
[Spaltenumbruch]
Reiſte Remit
verkuͤhlen; fuͤllet nachgehends den Eßig darauſſ, bindet die Buͤchſe oben zu, welche eine Zeitlang verbunden ſtehen muß. Sehet ihr aber, daß ſie beſchlagen moͤchten, ſo laſſet Schmaltz zergehen, und gieſſet ſolches oben damit an, davon werden ſie ſchoͤn und gut bleiben. Auf dieſe Art werden auch Champignons eingemacht, und lange Zeit gut behalten, welche man zun Salaten und zu Ragoutes gebrauchen kan.
Reiſte. ſiehe. Kaute Flachs.
Relevé, oder, Renouvé,
Iſt ein ſeidenes dichtes und piccirtes Gewebe, deſſen ſich das Frauenzimmer bey ihrer Kleidung zu bedienen pfleget. Man findet ihn von unterſchiedener Guͤte und Sorten.
Remis werden,
Heiſſet in dem L’ombre-Spiel ſein Entro verliehren oder Bête werden.
Remittiren, oder, Erlaſſen,
Iſt eine bey dem Ehebruch rechtliche Vergoͤnſtigung, da die Rechte zu Ehren des Eheſtandes denen Eheleuten unter einander zulaſſen und vergoͤnnen, daß der unſchuldige Theil dem ſchuldigen und wegen begangenen Ehebruchs uͤberzeugten Theile remittiret, ſich mit ſelbigen wieder ausſoͤhnet, und ihn von der dictirten Straffe und Urtheil dadurch befreyet; Solche Remiſſion geſchiehet entweder ausdruͤcklich, wenn ſich der unſchuldige Theil vor Gerichte deutlich darzu [Spaltenumbruch]
Renata Rettig
bekennet, oder ſtillſchweigend, wenn er durch eheliche Beywohnung die Remiſſion dadurch zu verſtehen giebt. Wenn die Erklaͤrung und Remiſſion einmahl geſchehen, kan man nicht wieder umkehren; doch muß bey dergleichen Faͤllen der unſchuldige Theil allezeit mit dem Schuldigen das Land raͤumen; damit dergleichen Aergernuͤß dem Volck nicht ſtets vor Augen ſchwebe.
Renata,
Hertzogin von Ferrara, gebohren zu Blois A. 1510. Ludovici XII. Koͤnigs von Franckreich und Anna von Bretagne Tochter, war nicht allein in der Hiſtorie, Matheſi und Aſtrologie, ingleichen in denen Sprachen wohl erfahren, ſondern ſie unterſuchte auch die ſchwereſten Puncte in der Theologie, welches ſie unvermerckt auf die Meynung der Proteſtanten brachte; Sie begab ſich nach ihres Gemahls Tode wieder nach Franckreich, und ſtarb A. 1575. als eine gute Proteſtantin auf ihrem Schloſſe zu Montargis. Curio d. Liber. Educand. p. 62.
Reſpueſta. ſiehe. Béte ſetzen.
Rettig, und Meerrettig,
Raphanus Rave, Raphanus marinus, Raifort, ſind WurtzelGewaͤchſe, ſo von Geſchmack zwar ſcharff, wenn ſie aber maͤſſig und zu rechter Zeit genoſſen werden, ſehr geſund. In der Kuͤche kan der Meerrettig nicht entrathen werden, ſonderlich um des fetten Rindfleiſches willen, welcher daſſelbe noch weit delicater machet,
andere
E e e 2
(0826)
[Spaltenumbruch]
Reißin Richard
andere Eſſen anietzo zu geſchweigen. Wie gut ſchmecken nicht die Huͤner ꝛc. Fiſche, mit einem Mandel-Meerrettig? welcher mit geriebenen Mandeln, Rahm und Zucker vermiſchet wird, dadurch dem Meerrettig die Schaͤrffe und Rohigkeit vergehet, davon bey gewiſſen Eſſen mehrere Nachricht vorkoͤmmet.
Reußin,
Suſanna Eliſabeth. Des Fuͤrſtlichen Heſſen-Darmſtaͤdtiſchen Hoff Cammer-Raths Johann Jacob Reuß, gelehrte Tochter, ſo nicht nur der Frantzoͤiſchen Sprache dermaſſen kundig, daß ſie ein nettes Billet, und Poeſien darinnen verfertiget, ſondern auch in der deutſchen Dichter-Kunſt die ſchoͤnſten Proben blicken laͤſt.
Reuterin,
Anna Chriſtina. War eine erfahrne Sternſeherin, ſo manchen Aſtronomo auffzurathen gegeben.
Reynerin,
Gertrudis. Ein ſehr gelehrtes Frauenzimmer, mit welcher der gelehrte Weſſelinus correſpondiret und in einer Epiſtel, ſo er an ſie geſchrieben, ſehr ruͤhmet. Vid. Weſſelinum in Epiſtol. p. 914.
Richardis,
Kaͤyſers Caroli Craſſi Gemahlin, von welcher ſich ihr Gemahl, der ſie wegen Ehebruchs mit einem gewiſſen Biſchoff zu Vercell in ſtarcken Verdacht hatte, ſcheiden ließ, ihre Unſchuld aber darzu thun, zog ſie einen waͤchſernen Rock an, [Spaltenumbruch]
Richb Richl
und trat mit ſolchen mitten in ein angeſchuͤrtes Feuer mit dieſen Worten: So wahr mein Leib von keinem fremden Manne beflecket worden, ſo wahrhafftig wird auch das Feuer meinem Leibe nicht den geringſten Schaden thun, welches letztere auch in der That erfolget.
Richburgis,
Von Oldenhauſen, eine Canonißin zu Herfort; ſoll eitel kleine weiſſe Wuͤrmer durch ihren Speichel ausgeworffen habẽ, wie Iſibord von Amelunxen in ſeinem Breviario rer. memorabil. n. 14. erzehlet. Vid. Paullin. im hoch- und wohl-gelehrten Frauenzimmer. p. 214.
Richemontana,
Anna, war ein beruffenes zauberiſches Weib und Hexe.
Richlindis,
Oder Rilindis, eine vortreffliche Aebtißin zu Hohenburg im Biſchoffthum Eichſtadt, ſie lebte im 12. Seculo, oder wie einige wollen ums Jahr 1093. war in der Theologie wohl erfahren, verſtande die Lateiniſche Sprache, und machte einen netten lateiniſchen Vers: Bruſchius d. Monaſter. Germ. p. 351. und 352. weiſet etliche Proben von ihrer Poeſie auf. Ihre Gelehrſamkeit und Geſchickligkeit recommendirte ſie bey dem Raͤyſer Friderico Barbaroſſa ſo hoch, daß er ſie in das S. Ottilien-Cloſter nach Elſaß ſendete, um ſelbiges in beſſern Stand zu bringen, allwo ſie auch in kurtzer Zeit nicht nur die Nonnen reformirete, ſondern auch in der Latinitæt und Gottesfurcht mit groſſen
Ruhm
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Rieb Rindfleiſch
Ruhm unterrichtete. Vid. Frauenlob in der lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber p. 28.
Rieberin,
Anna Catharina. War nicht nur eine gute Philoſopha, ſondern auch darbey eine fertige deutſche Poetin.
Riegel,
Heiſſen bey dem Frauenzimmer bey dem Spitzen nehen, diejenigen laͤnglichten und dicht an einander geſchlungenen Zacken, welche die Blumen und Gaͤnge in den Spitzen zuſammen halten und befeſtigen, dergleichen werden auch in die Schlitzen der Hemden geſetzet, damit ſelbige nicht weiter aufreiſſen.
Rilindis, ſiehe. Richlindis.
Rindfleiſch,
Caro bubula, Chair de boeuf, naͤhret unteꝛ allem Fleiſch am beſten, wie ſchon oben bey dem Kuͤh- und Ochſen-Fleiſch davon Meldung geſchehen. Der Koch brauchet vom Rind das Fleiſch, die Fuͤſſe, die Flecke, den Magen, die Zunge, den Gaumen und das Euter, und weiß ſie gantz ſonderlich zuzurichten. I. Rindfleiſch. 1) Rindfleiſch gedaͤmpfft; 2) Rindfleiſch gedaͤmpfft anders; 3) Rindfleiſch gedaͤmpfft noch anders; 4) Rindfleiſch gedaͤmpfft noch auf eine andere Art; 5) Rindfleiſch gedaͤmpft wieder anders; 6) Rindfleiſch, Watwartzcke auf Boͤhmiſch; 7) Rindfleiſch gedaͤmpfft mit braunen Moͤhren; 8) Rindfleiſch mit Moͤhren anders; 9) Rindfleiſch [Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
mit Peterſilien-Wurtzeln; 10) Rindfleiſch mit gruͤner Peterſilie; 11) Rindfleiſch mit Kohlrabi; 12) Rindfleiſch mit Kohlruͤben; 13) Rindfleiſch mit Paſtinat; 14) Rindfleiſch mit Erd-Birnen; 15) Rindfleiſch mit Sauerampffer; 16) Rindfleiſch mit Meerrettig; 17) Rindfleiſch mit Meerrettig und Mandeln; 18) Rindfleiſch mit einer piquanten-Soſſe; 19) Rindfleiſch mit gantzer Wuͤrtze; 20) Rindfleiſch mit gantzer Wuͤrtze anders; 21) Rindfleiſch mit gantzer Wuͤrtze auf eine andere und zwar gemeine Art; 22) Rindfleiſch mit weiſſen Ruͤben; 23) Rindfleiſch mit braunen Ruͤben; 24) Rindfleiſch mit einer Senff-Soſſen; 25) Rindfleiſch mit einer SenffBruͤhe anders; 26) Rindfleiſch mit Senff; 27) Rindfleiſch mit einer Citronen-Soſſe; 28) Rindfleiſch angeſchlagen wie ein HirſchZimmel; 29) Rindfleiſch mit einer Sardellen-Soſſe; 30) Rindfleiſch mit Kuͤmmel und Zwiebeln; 31) Rindfleiſch mit Kuͤmmel und Zwiebeln anders; 32) Rindfleiſch mit Knoblauch; 33) Rindfleiſch gebraten auff Engliſch; 34) Rindfleiſch gefuͤllt mit einer Auſter-Soſſe; 35) Rindfleiſch mit Schnittlauch oder Schnittling. II. RindsFuͤſſe; 36) Rindsfuͤſſe mit Cibeben; 37) Rindsfuͤſſe ſauer mit Zwiebeln; 38) Rindsfuͤſſe anders mit Zwiebeln; 39) Rindsfuͤſſe fricasſiret; 40) Rindsfuͤſſe mit Muſcatenbluͤten; 41) Rindsfuͤſſe Grillade; 42) Rindsfuͤſſe kalt mit Baum-Oel und Eßig; 43) Rindsfuͤſſe mit einer SenffBruͤhe; 44) Rindsfuͤſſe mit Ma-
joran.
E e e 3
(0828)
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Rindfleiſch
joran. III. Rindsflecke; 45) Rindsflecke zu rechte machen; 46) Rindsflecke mit Kuͤmmel ſaͤuerlich; 47) Rindsflecke anders mit Kuͤmmel ſauer; 48) Rindsflecke mit Speck; 49) Rindsflecke mit Zwiebeln ſauer; 50) Rindsflecke mit Zwiebeln anders; 51) Rindsflecke mit gruͤner Peterſilie; 52) Rindsflecke, wie ſie gemeine Leute zuzurichten pflegen; 53) Rindsflecke mit Kraut; 54) Rindsflecke mit weiſſen Ruͤben; 55) Rindsflecke auf dem Roſt als eine Grillade. IV. Rinds-Magen; 56) Rinds-Magen gefuͤllt mit Kraut; 57) Rinds-Magen gefuͤllt noch anders; V. Rinds-Gaumen; 58) Rinds-Gaumen-Salat. VI. Rindszunge; 59) Rindszunge; 60) Rindszunge gefuͤllt; 61) Rindszunge geſpickt mit Citronen; 62) Rindszunge mit groſſen Roſinen; 63) Rindszunge mit Capern braun; 64) Rindszunge mit Capern weiß; 65) Rindszunge mit einer piquanten Soſſe; 66) Rindszunge mit Sauerampffer; 67) Rindszunge mit PeterſilienWurtzeln; 68) Rindszunge mit Paſtinat; 69) Rindszunge mit Meerrettig; 70) Rindszunge mit braunen Ruͤben u. Stockſchwaͤmmen; 71) Rindszunge gebraten; 72) Rindszunge gebraten anders; 73) Rindszungen Grillade; 74) Rindszunge, ſo geraͤuchert, nur trocken mit Senff; 75) Rindszunge, ſo geraͤuchert, mit Braunkohl; 76) Rindszunge, ſo friſch, mit Seleri; 77) Rindszunge mit einer SenffBruͤhe; 78) Preßkopff zu machen; 79) Rindfleiſch Raffal.
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Rindfleiſch
Rindfleiſch gedaͤmpfft,
Nehmet aus einer Keule ein gantz derbes Stuͤck Rindfleiſch und klopffet es mit einem Stuͤcke Holtz. Hernach ſchneidet Speck ſo dick als einen kleinen Finger, beſtreuet ſolchen mit allerhand Wuͤrtze, und ſpicket das Fleiſch wie a la daube. Hierauf ſetzet in einer Caſſerole Butter und Speck aufs Feuer, laſſet es mit einander braun werden, beſtreuet das Stuͤcke Fleiſch mit Mehl und legets hinein, und wenn es auf einer Seite braun worden, ſo wendet es auf die andere, und machet es da gleich alſo. Hat es nun auf beyden Seiten gebraͤunet, ſo gieſſet bouillon, Wein und Eßig darauf und laſſet es gemaͤhlich kochen; thut ingleichen noch darzu Lorbeer-Blaͤtter, gantze Zwiebeln, Citronſchalen, Ingber und Pfeffer, wie auch gantze Nelcken; welches mit einander ein Paar Stunden daͤmpffen muß, decket es aber fein fleißig zu, damit der Braden nicht heraus komme: denn je beſſer und feſter es zugedecket iſt, je beſſern Schmack bekommt es, weil ſonſt, ſo es nicht recht zugedecket wird, alle Krafft davon gehet; ſolte etwa die Bruͤhe nicht dicke genug ſeyn, ſo thut noch ein wenig braun geroͤſtet Mehl darzu. Wenn es nun weich gekochet, und man anrichten will, ſo fanget etwas von dem Fett, welches ſich auf dieſem Fleiſch wird geſam̃let haben, herunter, und richtet es auf eine Schuͤſſel an, die gantzen Zwiebeln thut wieder heraus; gieſſet die Bruͤhe druͤber, beſtreuet es mit geſchnittenen Citronenſchalen undgebet es hin.
Rindfleiſch
(0829)
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Rindfleiſch
Rindfleiſch gedaͤmpfft anders,
Nehmet ein derbes Stuͤck Fleiſch, ſpicket und machet es zurechte wie voriges; ſetzet Butter und Speck aufs Feuer, und wenn es braun, ſo leget das Stuͤcke Rindfleiſch darein, und braͤunet es auff beyden Seiten; gieſſet hernach gute Fleiſch-Bruͤhe, Wein und Eſſig darauff, thut Wuͤrtze, Muſcatenbluͤten, Ingber, Pfeffer gantze Nelcken, Citronenſchalen und Lorbeer-Blaͤtter darzu, und laſſet es gantz gemaͤhlich kochen. Nach dieſen ſtoſſet einen Eßloͤffel voll Wachholderbeeren, und thut ſolche auch hinein, und habt Acht, damit es immer gar ſachte daͤmpfe, biß es weich wird: Denn wenn es zu gaͤhling kochet, muß man gar zu offt zugieſſen, davon ſich aber der Geſchmack verlieret. Mit dem Anrichten machet es als wie beym vorigen, ſo iſt es recht.
Rindfleiſch gedaͤmpfft noch anders,
Nehmet derbes Rindfleiſch oder Lenden-Braten, trocknet dieſes auf dem Roſt ab; leget es in ein Geſchirr, und gieſſet Eßig darauff; ſchneidet oben Zwiebeln druͤber, uñ laſſet es ein Paar Tage alſo ſtehen. Wenn ihr es nun daͤmpffen wollet, ſo leget es heraus, und ſpicket es mit groben Speck, als voriges; ſetzet darnach in einer Caſſerole oder Tiegel Speck auff das Kohlfeuer, und ſo bald er braun iſt, leget den mit Mehl angeſtreuten Braten oder das Fleiſch darein, daͤmpffet dann bis es auff beyden Seiten [Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
braun worden; alsdenn gieſſet Bruͤhe, Eßig und Wein darauff, und wuͤrtzet es mit Nelcken, Ingber, Pfeffer, Citronenſchalen, Lorbeer-Blaͤttern, Roßmarin und Capern: hat es nun eine ziemliche Weile gedaͤmpffet, ſo qvirlt 1. Noͤſel guten ſauren Rahm mit ſolcher Bruͤhe, wie ſie am gedaͤmpfften Fleiſche iſt, ab, und ſchuͤttet dieſes wieder an das Fleiſch; laſſet es ferner daͤmpffen, und richtet es alsdenn nach euren Belieben an.
Rindfleiſch gedaͤmpfft noch auff eine andere Art,
Nehmet ein derbes Stuͤck Rindfleiſch, klopffet es ziemlich, und machet es nach dieſem gleichwie voriges. Wenn es nun auf beyden Seiten braun worden, ſo gieſſet gute Bruͤhe darauff, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, leget etliche Lorbeer-Blaͤtter daran, und laſſet es daͤmpffen, hierauf ſchaͤlet eine ziemliche Quantitaͤt Zwiebeln, die nicht gar zu groß ſind, ab, ſetzet alsdenn in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, damit ſie braͤune, leget hernach die Zwiebeln darein und roͤſtet ſie, biß ſie auch gantz braun worden. Hierauff ſchuͤttet ſie an das Rindfleiſch, und laſſet mit einander daͤmpffen, biß das Rindfleiſch zu eſſen weich genug iſt. Solte etwa die Bruͤhe auf dem Fleiſch nicht genug ſeyn, ſo brennet noch ein wenig braun Mehl daran; ruͤttelt ſolches durch einander, und laſſet es noch eine Weile daͤmpffen. Letzlich richtet das Fleiſch auff eine Schuͤſſel an, und die Zwiebeln oben druͤber, ſo iſt es recht.
Rindfleiſch
E e e 4
(0830)
[Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
Rindfleiſch gedaͤmpfft wieder anders,
Nehmet derbe Stuͤcken Rindfleiſch, und machet ſie wie vorige, daß ſie auf beyden Seiten braun werden, thut alsdenn das Fleiſch in einen erdenen Topff, wuͤrtzet es mit gantzen Nelcken, Ingber, Pfeffer, Citronenſchalen, Lorbeerblaͤttern, gantzen Zwiebeln, etlichen gehackten Sardellen, und gieſſet darauff bouillon und guten Wein. Hernach bedecket den Topff mit einer Stuͤrtze oder Decke, ſo ſich wohl darauff ſchicket, und verkleibet ſolchen mit Teig und Papier ſo feſt, als ihr koͤnnet, ſetzet hernach den Topff auf einen beſondern Ort, thut allewege Kohlen um ihn herum; aber nicht gar zu groß Feuer, oder groſſe Hitze duͤrffet ihr geben und laſſet es alſo, nachdem das Fleiſch alt, 5. biß 6. Stunden gar daͤmpffen. Wollet ihr es endlich anrichten, ſo thut den Deckel davon herunter, alsdenn mag ſolches ein jeder nach Belieben warm oder kalt verſpeiſen.
Rindfleiſch, Watwartzke auf Boͤhmiſch,
Nehmet von der duͤnnen Bruſt ein Stuͤck, hacket dieſes Stuͤckweis etwan anderthalben Finger dicke, klopffet es mit einem hoͤltzernen Meſſer, ſprenget es ein wenig mit Saltz ein; leget es ferner auff den Roſt und bratet es ein wenig ab. Hierauf ſchlichtet es ordentlich in einen erdenen Toff hinein, gieſſet darauf Weiß-Bier, Wein, Bruͤhe und ein wenig Eßig, ſetzet es [Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
auf einen Ort, und thut um den gantzen Topff herum Kohlen, decket es oben zu, und laſſet es daͤmpffen. Wenn es nun eine ziemliche Weile gedaͤmpffet hat, ſo thut darzu geſchaͤlte geſchnittene Mandeln, Cibeben, Nelcken, Ingber, Pfeffer, geriebenen Pfefferkuchen, Zucker und ein Paar Lorbeer-Blaͤtter: iſt etwa die Bruͤhe zu kurtz, ſo gieſſet mehr Wein, Bruͤhe und Eßig zu, ſetzet es wieder in die Kohlen und ruͤttelt es oͤffters um, daß es ſich fein durch einander ziehet: endlich richtet an, beſtreuet es mit Citronenſchalen, und laſſet es zu Tiſche tragen.
Rindfleiſch gedaͤmpfft mit braunen Moͤhren,
Nehmet ein derbes Stuͤck Rindfleiſch, daͤmpffet daſſelbige wie voriges, gieſſet hernach RindfleiſchBruͤhe darauff, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, und laſſet es kochen. Hierauff ſchneidet Moͤhren nach euren Belieben; ſetzet in einer Caſſerole Butter auf das Feuer, woſelbſt ſie braͤunen muß; reibet ein wenig Zucker darein: wenn dieſer braun wird, ſo thut die Moͤhren auch darein, und machet ſie braun. Sind ſelbige nun braun, ſo ſchuͤttet ſie an das Rindfleiſch und laſſet es kochen: waͤre die Bruͤhe noch zu duͤnne, ſo thut ein wenig braun Mehl daran, ruͤttelt es durch einander, uñ ſetzet es wieder an das Feuer, damit es weiter koche, endlich richtet nach euren Gefallen an, die Garnituren aber machet alſo, wie es der Zuſtand der Tafel erfordert.
Rindfleiſch
(0831)
[Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
Rindfleiſch mit Moͤhren anders,
Setzet ein Stuͤck Rindfleiſch mit Waſſer zum Feuer, ſaltzet es ein wenig und laſſet es gantz muͤrbe kochen. Darnach ſchabet und ſchneidet Moͤhren nach euren Belieben in eine Caſſerole oder Tiegel, ſchuͤttet geriebene Semmel, Ingber, Pfeffer, und gute fette Bruͤhe darauf und laſſet es kochen. Letzlich kuͤhlet das Rindfleiſch aus, leget es zum Moͤhren; hat es noch eine Weile gekochet, ſo richtet es an, ſtreuet gehackte gruͤne Peterſilie und Ingber druͤber, und gebet es hin.
Rindfleiſch mit PeterſilienWurtzeln,
Dieſes Fleiſch ſetzet gleich als voriges zum Feuer, damit es weich koche. Hierauf putzet Peterſilien-Wurtzeln, ſchneidet ſie wie ihr wollet, und thut ſolche nebſt geriebener Semmel, Muſcatenbluͤten und Ingber in einen Tiegel, gieſſet gute fette Rindfleiſch-Bruͤhe darauf, ſetzet es auf Kohlen, und laſſet es kochen, daß es ein wenig dicke wird. Darnach kuͤhlet das Fleiſch aus, und leget es zun Wurtzeln, welches unter einander kochen muß. Bey dem Anrichten ſtreuet Ingber daruͤber, ſo iſt es fertig.
Rindfleiſch mit gruͤner Peterſilie,
Kochet das Rindfleiſch als voriges. Nehmet viel gruͤne Peterſilie, leſet und waſchet ſolche ſauber und rein, thut ſie in einen Tie[Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
gel oder Caſſerole, ſtreuet geriebene Semmel, Ingber, Muſcatenbluͤten darzu, gieſſet gute fette FleiſchBruͤhe drauf, und laſſet es kochen; Leget alsdenn das Rindfleiſch darein, und wenn es ein wenig mit einander gekochet, und der Geſchmack von der Peterſilie ſich fein ins Fleiſch gezogen hat, ſo richtet es an.
Rindfleiſch mit Kohlrabi,
Nehmet Rindfleiſch, und ſetzet es nur zu, als man ordinair Fleiſch kochet. Hernach ſchaͤlet Kohlrabi, reiſſet ſelben mit einem Citronen-Reiſſer voller Kerben; ſchneidet ihn alsdenn Scheibenweis und brennet ſolchen mit heiſſen Waſſer. Hierauf ſchuͤttet ihn in einen Tiegel oder Caſſerole, thut geriebene Semmel, Muſcatenbluͤten und Ingber dran; gieſſet gute FleiſchBruͤhe darzu, ſetzet ihn auf das Feuer, und laſſet ihn kochen, daß die Bruͤhe ein wenig dicke wird. Endlich leget das Fleiſch zum Kohlrabi, und wenn ihr es anrichtet, ſo ſtreuet Ingber daruͤber.
Rindfleiſch mit KohlRuͤben,
Das Fleiſch wird gekochet, wie ſchon oͤffters beſchrieben worden: Alsdenn nehmet Kohlruͤben, ſchaͤlet ſolche ſauber, und ſchneidet ſie wie ihr wollet. Hernach koͤnnet ihr es in allen nach vorhergehender Art verfertigen.
Rindfleiſch mit Paſtinat,
Dieſes kochet ebenfals nach vorbeſchriebenen Unterricht. Darnach nehmet Paſtinat, ſchabet und
thut
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(0832)
[Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
thut ſolchen in kaltes Waſſer; ſchneidet ihn alsdenn wie ihr wollet, und machet es gleich alſo wie beym Rindfleiſch mit PeterſilienWurtzeln gemeldet worden. Beym Anrichten ſtreuet gehackte gruͤne Peterſilie und Ingber druͤber, und laſſet es auftragen.
Rindfleiſch mit Erd-Birbirnen,
Kochet ein Stuͤck Rindfleiſch wie obiges. Hernach ſchaͤlet ErdBirnen, thut ſie in kaltes Waſſer, und wenn ſie zu groß ſind, ſo ſchneidet ſie entzwey, ſchuͤttet ſolche darnach in eine Caſſerole oder Tiegel, ſtreuet geriebene Semmel, auch Ingber und Pfeffer daran, ſeiget gute fette Rindfleiſch-Bruͤhe daran, und laſſet es kochen; leget hierauf das Rindfleiſch darein, welches wieder mit einander kochen muß. Beym Anrichten ſtreuet gruͤne Peterſilie und Ingber druͤber, und gebet es hin.
Rindfleiſch mit Sauerampffer,
Leſet und waſchet Sauerampffer fein ſauber. Hernach ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter aufs Feuer, thut ſolchen hinein, und pasſiret ihn eine Weile. Ferner ſchuͤttet geriebene Semmel, Muſcatenbluͤten und Ingber daran; gieſſet gute bouillon drauff, und laſſet es kochen: endlich leget das abgekochte Fleiſch drein, welches zuſammen noch eine Weile daͤmpffen muß. Nach dieſen richtet es nach euren Belieben an. An ſtatt der geriebenen Semmel, nehmet gebrenntes Mehl, das [Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
nicht gar zu braun, ſondern nur Semmelgelb geroͤſtet worden, quirlt dieſes mit bouillon, und ein Paar Loͤffel ſauern Rahm an, und laſſet es durch einen Durchſchlag an den Sauerampff lauffen, ſo iſt es gut.
Rindfleiſch mit Meerrettig,
Nehmet Meerrettig oder Green, ſchabet und reibet ihn fein zart, nehmet darnach Semmel, und reibet davon ein wenig auf dem Reibeiſen unter den Meerrettig, ſchuͤttet ſolchen alsdenn in einen Topff oder Tiegel, gieſſet gute FleiſchBruͤhe drauf, ſetzet ihn zum Feuer, doch darff er nicht kochen; will man aber haben, daß er die Schaͤrffe in etwas verlieren ſoll, ſo laſt ihn nur einen Sud thun. Hierauf richtet das Rindfleiſch an, ſo ihr ſchon im Vorrath muͤſſet abgekochet haben, thut den Meerrettig druͤber, und beſprenget ſolchen mit Rindsfett, und laſſet es zu Tiſche tragen. Viele ſtreuen den Meerrettig nur ſo rohe auf das Fleiſch, gieſſen fette Bruͤhe daruͤber, und ſchuͤtten Ingber darzu, welches in eines ieden Belieben ſtehet.
Rindfleiſch mit Meerrettig und Mandeln,
Kochet ein ſchoͤnes fettes Stuͤck Rindfleiſch in Waſſer und Saltz ab, und thut eine Hand voll Peterſilien-Wurtzeln und Gruͤnes drein. Hernach ſetzet in einen Tiegel oder Caſſerole eine Kanne guten ſuͤſſen Rahm aufs Feuer; wenn er kochet, ſo leget das Rindfleiſch hinein, und laſſet es eine
Vier-
(0833)
[Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
Viertel-Stunde alſo kochen. Ferner nehmet ein Viertel-Pfund geſtoſſene Mandeln, und geriebenen Meerrettig, ſo viel als man noͤthig zu haben vermeynet, miſchet dieſes durch einander, ſchuͤttet es in einen Topff, gieſſet den Rahm, worinnen das gekochte Rindfleiſch lieget, daran, werffet ein ViertelPfund Zucker dran, qvirlt es klar durch einander, und ſchuͤttet es aufs Rindfleiſch; laſſet es noch eine Weile mit einander daͤmpffen. Zuletzt ſeiget von der RindfleiſchBruͤhe ein Paar Kellen reines Fett darunter, daß es ſich ſchoͤn melire, richtet nach dieſen das Fleiſch an, gieſſet den Meerrettig druͤber, und beſprenget es mit gelben Rindsfett.
Rindfleiſch mit einer Picquanten-Soſſe,
Das Rindfleiſch kochet nur auf gemeine Art in Waſſer und Saltz, doch verſchaͤumets wohl ab, und machet darnach die Bruͤhe darzu alſo. Setzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter, oder auch Rinder-Fett aufs Kohlfeuer, laſſet es heiß werden, thut geriebene Semmel hinein, und roͤſtet ſie Caſtanibraun. Wenn ſie nun braun worden, ſo gieſſet etwas gute Bruͤhe und ein halb Noͤſel Wein, wie auch ein Paar Loͤffel voll guten Wein-Eßig dran, welches zuſammen kochen muß, wuͤrtzet es mit Nelcken, Ingber, Pfeffer, Citronenſchalen und Scheiben, thut 1. Viertel-Pfund Zucker darzu, daß es recht picquant werde, und die Saͤure und die Suͤſſe gleichſam mit einander ſtreiten, [Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
leget alsdenn das Rindfleiſch in dieſe Bruͤhe, laſſet es eine Weile gar gemaͤhlich kochen, daß ſich die Bruͤhe ins Fleiſch ziehe. Endlich richtet es an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, beleget es mit Citronenſcheiben, und beſtreuet es mit dergleichen klein geſchnittenen Schelern.
Rindfleiſch mit gantzer Wuͤrtze,
Das Rindfleiſch wird in einem Topffe abgekochet, gleich als voriges. Hernach ſetzet in einen Tiegel oder Caſſerole Butter oder Rindsfett aufs Kohlfeuer, und wenn es braun iſt, ſo ruͤhret einen Loͤffel voll Mehl hinein, welches auch braͤunen muß; gieſſet ferner gute Fleiſch-Bruͤhe drauff, wuͤrtzet es mit in Stuͤckgen geſchnittenen Ingber und mit gantzen Pfeffer, werffet ein Viertel-Pfund groſſe und ein Viertel-Pfund kleine Roſinen auch darzu, und laſſet es alſo kochen; leget hierauf das Rindfleiſch drein, welches gleichfals eine Weile mit kochen ſoll, richtet es darnach an, und die Roſinen oben druͤber, ſo iſt es fertig.
Rindfleiſch mit gantzeꝛ Wuͤꝛtze, anders,
Kochet eine Rinds-Bruſt gantz muͤrbe, und bereitet hernach die Bruͤhe alſo: Setzet in einen Tiegel oder Caſſerole Butter oder Rindsfett aufs Feuer, damit es braͤune, ruͤhret einen Loͤffel voll Mehl drein, und machet es auch braun, gieſſet Bruͤhe, Wein und Eßig drein, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer und Nelcken, ſchuͤttet Citronenſchalen, ein Viertel-Pfund
geleſene
(0834)
[Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
geleſene groſſe, ein Viertel-Pfund geleſene kleine Roſinen, wie auch ein Viertel Pf. Mandeln, die ihr erſt abziehen, und darnach iede wohl 4. biß 5. mahl nach der Laͤnge entzwey ſchneiden ſollet, nebſt einem Viertel-Pf. Zucker zuſammen in die Bruͤhe; nach dieſen thut das Rindfleiſch hinein, und laſſet ſolches eine Weile darinnen mit daͤmpffen, daß es der Geſchmack durchziehe. Wenn ihr nun anrichtet, ſo leget das Fleiſch in die Schuͤſſel, und die Wuͤrtze daruͤber, beſtreuet es mit klein geſchnittenen Citronenſchalen, ſo iſt es fertig.
Rindfleiſch mit gantzeꝛ Wuͤꝛtze, auf eine andere und zwar gar gemeine Art,
Hacket das Rindfleiſch in Kochſtuͤcken, waſchet es aus, und ſetzet es in einem Topff mit Waſſer und Saltz zu, woſelbſt es eine Weile kochen muß, kuͤhlet es hernach aus, und thut es wieder in einen Topff, werffet Ingber, Pfeffer und groſſe Roſinen, ſo viel euch beliebet darein, ſeiget die Bruͤhe wieder drauf, und laſſet es in einem Kohlfeuer etwas kurtz einkochen. Nach dieſen koͤnnet ihr es nach Belieben anrichten und verſpeiſen.
Rindfleiſch mit weiſſen Ruͤben,
Das Rindfleiſch kochet offt beſchriebener maſſen ab, und moͤget ihr ſolches nach Belieben an einem gantzen Stuͤcke laſſen, oder zerhacken. Hernach nehmet weiſſe Ruͤben, ſchaͤlet ſelbige, ſchneidet und bruͤhet [Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
ſie mit heiſſen Waſſer ab, thut ſie in einen Tiegel odeꝛ Caſſerole, gieſſet gute Bruͤhe darauf, wuͤrtzet ſelbige mit Ingber und Pfeffer, ſchuͤttet klein geriebene Semmel oder eingebrenntes Mehl darein, und laſſet es kochen. Darnach leget das Fleiſch darzu, daß es den Geſchmack von denen Ruͤben anziehe, gieſſet eine Kelle voll gutes Rindsfett daran, richtet es an, und die Ruͤben oben druͤber, ſo iſt es fertig.
Rindfleiſch mit braunen Ruͤben,
Nehmet ein Stuͤcke Rindfleiſch, hernach ſchaͤlet und ſchneidet weiſſe Ruͤben nach eurem Belieben, und machet ſie braun alſo: Laſſet Schmaltz in einer Caſſerole auf dem Feuer heiß werden, reibet alsdenn ein wenig Zucker drein, und wenn der Zucker einen braunen Geſcht wirfft, ſo ruͤhret die Ruͤben hinein, denn werden ſie bald braun. Darnach thut ſolche in eine andere Caſſerole, und gieſſet Fleiſchbruͤhe drauf, machet ein wenig braun Mehl, und ſchuͤttet es auch hinein, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, ſetzet es wieder auf Kohlfeuer, und leget das abgekochte Stuͤck Fleiſch darein, welches ihr nach Belieben anrichten koͤnnet.
Rindfleiſch mit einer SenffSoſſe,
Setzet ein Stuͤck Rindfleiſch zum Feuer, gieſſet darauf Waſſer, Wein und Eßig, thut darein Saltz, Lorbeerblaͤtter und Roßmarin, und laſſet es kochen. Hernach ſetzet in einem Tiegel oder Caſſerole
Butter
(0835)
[Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
Butter aufs Feuer, und wenn es braun wird, ruͤhret ein wenig Mehl drein, welches auch braunen muß; hierauf gieſſet darzu ein Achttheil Kanne Senff, wie auch etwas von der Bruͤhe, darinnen das Fleiſch kochet, und Wein; ſchuͤttet Ingber, Citronenſchalen, auch Scheiben und Zucker daran, daß es recht piquant heiſſet, und laſſet es zuſammen kochen; leget alsdenn das Stuͤcke Fleiſch, ſo ihr abgekochet, auch hinein, damit ſolches die Bruͤhe fein durchziehe, ſo moͤget ihr es nach euren Gefallen anrichten, und kleine geſchnittene Citronenſchalen druͤber ſtreuen.
Rindfleiſch mit Senffbruͤhe anders,
Kochet ein Stuͤcke Rindfleiſch nur in Waſſer und Saltz, wie es ſchon mehrmahls beſchrieben worden, die Senff-Bruͤhe aber machet darzu folgender maſſen: Setzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, und wenn ſolche braun worden, ſo ſchuͤttet ein wenig geriebene Semmel hinein, damit ſie auch Caſtanienbraun moͤge werden, darnach thut Senff drein, gieſſet Rindfleiſch-Bruͤhe und Wein darauf, wuͤrtzet es mit Citronenſchalen, Ingber und Zucker, und laſſet es kochen. Endlich leget das Stuͤck Fleiſch drein, daß ſich die Bruͤhe hinein ziehe, und richtet es nach Belieben an.
Rindfleiſch mit Senff,
Das Rindfleiſch kochet nur ordinair ab, leget ſolches in eine Serviette, und richtet dieſe in eine Schuͤſſel an; thut oben gruͤne Pe[Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
terſilie, und ein wenig fette Bruͤhe drauff, den Senff aber gieſſet auf einen Teller beſonders, reibet Zucker druͤber und gebet beydes hin.
Rindfleiſch mit einer Citronen-Soſſe,
Das Rindfleiſch muß in einem Stuͤcke ſeyn, kochet ſolches in Saltz u. Waſſer und Peterſilie, die Bruͤhe machet darzu alſo: Setzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer, wenn ſie braun worden, ſo ruͤhret ein wenig Mehl drein, und laſſet es goldgelbe werden, hernach gieſſet Bruͤhe und ein wenig Wein drauf, wuͤrtzet es mit Ingber und Muſcaten-Bluͤten, ſchneidet die Schalen von einer gantzen Citrone, und auch die Scheiben davon hinein, und laſſet es kochen, leget alsdenn das Fleiſch darein, welches, wenn es eine Weile mit gekochet hat, ihr anrichten koͤnnet.
Rindfleiſch angeſchlagen, wie ein Hirſch-Zimmel,
Nehmet vom Rind ein SchwantzStuͤck, und klopffet es, ſpicket es hernach a la daube, thut es in einen Topff, gieſſet Waſſer, Wein und Eßig dran, ſchuͤttet Saltz und Kraͤuter darzu, und laſſet es kochen, biß es weich genug iſt, hernach ſchlaget es alſo an, wie einen Hirſch-Zimmel, davon die Beſchreibungen unter dem Hirſch N. 22. und 23. auf zweyerley Art anzutreffen ſind, davon koͤnnet ihr eine erwehlen, welche ihr wollet, nach dieſen machet eine piquante
Soſſe
(0836)
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Rindfleiſch
Soſſe nach N. 18. unter dem Rindfleiſch, und wenn ihr das angeſchlagene Fleiſch anrichtet, ſo thut ſelbige unten in die Schuͤſſtl, garnirets alsdenn mit Citronen und Blaͤttern, und laſſet es zu Tiſche tragen.
Rindfleiſch mit einer Sardellen-Soſſe,
Dieſes kochet gleich als vorhergehendes; die Bruͤhe aber bereitet alſo: Machet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter auf Kohlen braun, ruͤhret ein wenig Mehl drein, und laſſet es goldgelb werden. Nehmet hierauf 5. gewaͤſſerte Sardellen, thut dieſe drein, und ruͤhret es durch einander, gieſſet bouillon und Wein drein, und wenn es aufgekochet, ſo laſſet es alsdenn durch einen Durchſchlag in einen andern Tiegel oder Caſſerole lauffen, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Ingber, Citronenſchalen, und einer gantzen Zwiebel, leget darnach das Stuͤcke Fleiſch in die Bruͤhe, daß ſich dieſelbe in das Fleiſch ziehe, richtet es an, und garniret es nach euren Gefallen.
Rindfleiſch mit Kuͤmmel und Zwiebeln,
Kochet ein Stuͤck Rindfleiſch nur ſchlecht ab, machet hernach in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auf dem Kohlfeuer braun, ruͤhret ein wenig Mehl drein, und laſſet es auch braun werden. Ferner thut ein Paar Haͤnde voll geſchnittene Zwiebeln drein, und roͤſtet ſolche mit; ſchuͤttet auch einen Eß-Loͤffel voll Kuͤmmel, der vor[Spaltenumbruch]
Rindfleiſch
hero ein wenig mit einem Schneidemeſſer geſchnitten worden, daran, gieſſet gute Fleiſchbruͤhe darauf, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, leget zuletzt das Fleiſch drein, welches alles zuſammen durch einander kochen muß. Wenn es nun weich, und die Bruͤhe ein wenig dicke worden, ſo richtet es an, und gebet es hin.
Rindfleiſch mit Kuͤmmel und Zwiebeln anders,
Nehmet Rindfleiſch in gantzen oder Stuͤcken, kochet es, wie zur Gnuͤge beſchrieben, nur in Waſſer und Saltz ab, kuͤhlet es aus, und richtet es wieder in einen Topff; thut gerieben Brodt, Ingber, Pfeffer, Kuͤmmel und Zwiebeln hinein, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe darauff, und laſſet es zuſammen kochen, ſo iſt es fertig.
Rindfleiſch mit Knoblauch,
Kochet das Rindfleiſch gleichwie vorhergehendes, kuͤhlet es aus, thut geriebene Semmel, Ingber, Pfeffer und Saffran dran, und gieſſet Rindfleiſch-Bruͤhe drauff. Hernach nehmet Knoblauch, weil er noch jung und gruͤn iſt, putzet ſolchen ſauber, ſchneidet ihn klein, und werffet dieſen auch ans Fleiſch, ſetzet es zum Feuer, und laſſet es zuſammen kochen, biß es ein wenig dicke wird, alsdenn richtet es nach eurem Gefallen an, und ſchicket es zu Tiſche.
Rindfleiſch gebraten auff Engliſch,
Nehmet von einem fetten jun-
gen
(0837)
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Rindfleiſch
gen Ochſen oder Kalben-Rind, und zwar vom hintern Viertel ein Stuͤcke, ſo groß, als ob ihr einen Kaͤlbernen Nieren-Braten hacken woltet; klopffet dieſes mit einem Stuͤck Holtz ziemlich muͤrbe, ſprenget es mit Saltz ein, leget es in ein Geſchirr, damit es Raum habe, denn ſolche Braten ſind oͤffters 30. biß 40. Pfund ſchwer. Hat er nun etliche Stunden im Saltz gelegen, ſo ſprenget ein wenig Eſſig daruͤber, beleget ihn mit Zwiebel-Scheiben, und laſſet ihn uͤber Nacht alſo liegen. Wollet ihr darnach ſolchen braten, ſo ſtecket ihn an Spieß, und leget ihn nicht gar zu jaͤhling zum Feuer, ihr muͤſſet aber darauff ſehen, daß er nicht bey weichen Holtze gebraten werde. Wenn er nun anfaͤnget und trocken wird, ſo begieſſet ihn mit Butter, und ſo offt ihr ſolches Begieſſen wiederholet, ſo offt beſtreuet ihn mit Mehl, er muß aber allezeit fett begoſſen werden, ſo bekoͤmmt er eine Rinde, als ob er mit Teig uͤberzogen worden, er darff aber nicht uͤber 2. biß 3. Finger ausbraten. Iſt er nun fertig, ſo richtet ihn an, und gieſſet von der Jus, die in der Bratpfanne auffgefangen worden, daruͤber, und garniret es nach eurem Gefallen. NB. Wenn der Braten vorgeſchnitten wird, muß er gantz ſcheibig nach der Laͤnge geſchnitten werden, und ſo ein Stuͤckgen abgeſchnitten worden, ſo druͤcket man die Jus heraus, und gieſſet ſolche auf den Braten, alsdenn kan ſelbiger den andern Tag wieder aufs neue gebꝛaten und aufgetragen werden.
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Rindfleiſch
Rindfleiſch gefuͤllt mit einer Auſter-Soſſe,
Erſtlich nehmet eine ſchoͤne Bruſt, und machet ſie hol, hernach hacket abgebraten Kalbfleiſch, wie auch Nierenſtollen klein, thut es in eine Caſſerole, miſchet darunter kleine Roſinen, Citronenſchalen, Ingber, Pfeffer, wuͤrfflicht geſchnittenen Speck, Saltz, ein wenig klein geſchnittene Zwiebeln, ein Stuͤckgen Butter, und 3. Eyer; ſetzet dieſes zuſammen auffs Kohlfeuer, und ruͤhret es ab, oder laſſet es auch nur rohe. Fuͤllet es hierauf in die Rinds-Bruſt, machet es mit einem Speiler ſauber zu, daß die Fuͤlle nicht heraus lauffen kan, blanchiret und waſchet ſolche ſauber aus, wickelt ſie alsdenn in eine Serviette, ſetzet ſie in einen Topff mit Waſſer, Eßig und Wein ans Feuer, und ſaltzet ſie; ſchuͤttet auch etwas Kraͤuter, und etliche gantze Zwiebeln hinein, und laſſet ſelbige ſo lange kochen, biß ſie gantz weich wird. Darnach nehmet 50. Stuͤck Auſtern, die vorhero etliche Stunden gewaͤſſert haben, thut dieſe in einen Tiegel oder Caſſerole, leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter daran; pasſiret ſie mit Citronenſchalen, Muſcatenbluͤten, Ingber, und ein Paar gantzen Zwiebeln, gieſſet alsdenn Jus darauf, oder in deren Ermangelung nehmet braun geroͤſtetes Mehl, und thut es zu denen Auſtern, gieſſet gute bouillon oder Wein drauff, und laſſet es kochen; leget das Bruſtſtuͤck darein, welches gleichfals mit kochen muß. Beym Anꝛichten ziehet den Speiler
mit
(0838)
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Rindfleiſch
mit dem die Bruſt zugeſpeilert iſt, heraus; richtet ſie an, und die Auſtern fein oben druͤber, beleget ſie mit Citronenſchalen und Scheiben; hingegen zum garniren moͤget ihr kleine Auſter-Paſtetgen machen. Es wird aber dieſes Eſſen nicht immer ordinair bereitet, ſondern nur bey Ausrichtungen, oder an einem groſſen Hof.
Rindfleiſch mit Schnittlauch, oder, Schnittling,
Kochet Rindfleiſch in Waſſer und Saltz ab, darnach leſet Schnittling ſauber aus, ſchneidet ſolche klein, und thut in ſie einen Topff, gieſſet Rindfleiſch-Bruͤhe drauf, ſetzet ſie zum Feuer, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, ſchuͤttet geriebene Semmel, oder weiß eingebrenntes Mehl daran, und laſſet es kochen, biß es ein wenig dicke wird. Einige thun auch Saffran daran. Zuletzt richtet das Fleiſch an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, und beſtreuet es mit Ingber.
Rindsfuͤſſe mit Cibeben,
Nehmet Rindsfuͤſſe, wie ſie der Fleiſcher gebruͤhet hat, ſenget ſelbige ab, und ſchneidet ſie der Laͤnge nach entzwey, waſchet ſie ſauber aus, ſetzet ſie mit Waſſer und Saltz in einem Topff zum Feuer, und laſſet ſie weich kochen. Wenn nun dieſes geſchehen, ſo thut ſie heraus in kaltes Waſſer, kuͤhlet ſie aus, ſchneidet ſie alsdenn wie Nudeln, ſchuͤttet ſie in einen Tiegel oder Caſſerole, wuͤrtzet ſie mit Ingber, Pfeffer, Citronenſchalen, und ei[Spaltenumbruch]
Rindsfuͤſſe
nem Viertel Pf. geleſenen Cibeben, und werffet ein Stuͤckgen Zucker darzu. Hernach machet in einer andern Caſſerole Butter auf dem Feuer braun, ruͤhret einen Eß-Loͤffel voll Mehl drein, und laſſet es Caſtanien braun werden, thut ſolches auch an die Rindsfuͤſſe. Nach dieſen gieſſet bouillon, Eßig und Wein drauff, ſetzet es aufs Feuer, damit es koche, und eine feine dicke Bruͤhe bekomme, alsdenn koͤnnet ihr es anrichten. NB. Waͤre ſolch Eſſen etwa nicht fett genug, ſo machet nur Butter braun, und brennet ſie dran.
Rindsfuͤſſe ſauer mit Zwiebeln,
Wenn dieſelben vorher beſchriebener maſſen abgekochet ſind, ſo kuͤhlet ſie aus, u. zuſchneidet ſie, daß die Knochen heraus kommen. Hernach thut ſie in eine Caſſerole oder Tiegel, ſchneidet Zwiebeln, und roͤſtet ſie alſo: Machet Butter in einer Pfanne auf dem Feuer braun, ruͤhret Mehl drein und braͤunet es auch, ſchuͤttet alsdenn die geſchnittenen Zwiebeln drein, und roͤſtet ſolche mit. Iſt dieſes geſchehen, ſo thut das braune Mehl, benebſt denen geroͤſteten Zwiebeln, zu denen geſchnittenen Rindsfuͤſſen, wuͤꝛtzet ſolche mit Ingber und Pfeffer, gieſſet Rindfleiſch-Bruͤhe und Eßig drauff, ſetzet es aufs Feuer, und laſſet es kochen, ruͤhret aber ſelbige um, daß ſich das eingebrannte Mehl zerruͤhre, ſo ſind ſie fertig, und koͤnnet ihr ſolche nach Belieben anrichten.
Rinds-
(0839)
[Spaltenumbruch]
Rindsfuͤſſe
Rindsfuͤſſe anders mit Zwiebeln,
Nehmet abgekochte Rindsfuͤſſe und thut die groͤſten Knochen heraus, leget ſolche in einen Tiegel oder Caſſerole, ſchuͤttet geſchnittene Zwiebeln, ſo viel ihr derer daran thun wollet, auch Ingber, Pfeffer, geriebene Semmeln, und ein Stuͤcke Butter dran, gieſſet gute FleiſchBruͤhe drauff, und laſſet ſie auf dem Feuer kochen, ihr koͤnnet ſie auch nach Belieben mit Saffran gelb machen.
Rindsfuͤſſe fricasſiret,
Dieſelben ſchneidet klein, thut ſie mit einem Stuͤck Butter, Muſcatenbluͤten und Citronenſchalen in einen Tiegel oder Caſſerole, paſſiret ſie auf Kohlfeuer mit einer gantzen Zwiebel ab, gieſſet hernach bouillon und Wein drauff und laſſet es kochen. Ferner ſchlaget 4. biß 5. Eyerdotter, nachdem der Fuͤſſe viel ſind, in einen Topff, gieſſet ein Paar Eß-Loͤffel ſcharffen Eſſig an die Eyerdotter, quirlt ſie klar, ſchuͤttet auch die Bruͤhe, ſo an denen Fuͤſſen iſt, an die Eyerdotter, quirlt es aber, daß ſie nicht zuſammen lauffen, inzwiſchen leget ein Stuͤck Butter wieder an die Rindsfuͤſſe, und pasſiret ſie ein wenig, gieſſet alsdenn die abgeruͤhrte oder gequirlte Fricaſſee drauf, ſchuͤttelt es durch einander, und wenn es dicke worden, ſo richtet es an, und laſſet es zu Tiſche tragen.
Rindsfuͤſſe mit Muſcatenbluͤten,
Dieſelbigen ſchneidet ebener [Spaltenumbruch]
Rindsfuͤſſe
maſſen klein, oder laſſet ſie nach Belieben gantz; thut ſolche in einen Tiegel oder Caſſerole, ſtreuet geriebene Semmel und Muſcatenbluͤten drein, leget ein Stuͤck Butter darzu, gieſſet Rindfleiſch-Bruͤhe dran, ſetzet ſie aufs Kohlfeuer, und laſſet ſie kochen. Iſt nun die Bruͤhe ein wenig dicke worden, ſo iſt es zum Anrichten fertig.
Rindsfuͤſſe Grillade,
Suchet Grillade von Schweinsfuͤſſen, oder Grillade von Kaͤlberfuͤſſen, die beyderſeits euch zur Vorſchrifft dienen.
Rindsfuͤſſe kalt mit Baumoͤhl und Eßig,
Dieſe ſchneidet gantz klein wie Nudeln; hernach richtet ſie in eine Schuͤſſel an, ſtreuet Ingber und Pfeffer drauff, gieſſet Baumoͤhl und Eßig dran, und miſchet es durch einander, ſtreuet klein geſchnittne Schnittlinge druͤber, und laſſet ſie zu Tiſche tragen.
Rindsfuͤſſe mit einer SenffBruͤhe,
Dieſe laſſet gantz, nur daß die groͤſten Knochen heraus kommen. Hierauf machet in einer Caſſerole Butter auf dem Feuer braun, leget die Fuͤſſe drein, welche auch ein wenig braͤunen muͤſſen, richtet ſie hernach in eine Caſſerole, und wuͤrtzet ſolche mit Ingber, Pfeffer, Citronenſchalen und Zucker. Ferner laſſet Butter in einer Caſſerole oder Tiegel braun werden, thut ein klein wenig Mehl drein, und wenn es braun iſt, ſo gieſſet Senff
und
Frauenzimmer-Lexicon. F f f
(0840)
[Spaltenumbruch]
Rindsf Rindsfl
und Fleiſch-Bruͤhe, ingleichen etwas Wein dran, ſchuͤttet es an die Rindsfuͤſſe, und laſſet es durch einander kochen, ſo iſt es recht.
Rindsfuͤſſe mit Majoran,
Wenn die Rindsfuͤſſe abgekochet ſind, ſo kuͤhlet ſie ſauber aus, ſchneidet die groͤſten Beine heraus, und thut die Fuͤſſe in einen Tiegel oder Caſſerole, wuͤrtzet ſie mit Ingber und Pfeffer, ſchuͤttet geriebene Semmel darzu, gieſſet RindfleiſchBruͤhe drauf, ſtreuet einen EßLoͤffel Majoran hinein, ſetzet ſie aufs Feuer, und laſſet ſie kochen, biß die Bruͤhe ein wenig kurtz und dicke wird. Letzlich leget ein Stuͤck Butter dran, ſo ſind ſie fertig. NB. An ſtatt der geriebenen Semmel, kan man auch weiß gebrenntes Mehl nehmen, und die Bruͤhe damit abmachen.
Rindsflecke zu rechte zu machen,
Wenn ſolche der Fleiſcher gebruͤhet oder gebrennet hat, ſo waſchet ſie ſauber aus, ſchneidet ſie zu Stuͤcken und thut ſie in einen Topff, gieſſet Waſſer drauf, werffet Saltz dran, ſetzet ſie zum Feuer, und laſſet ſie weich kochen. Wenn ſolche nun weich ſind, ſo thut ſie heraus in kaltes Waſſer, waſchet und kuͤhlet ſie aus, und brauchet ſie hernach auf folgende Art.
Rindsflecke mit Kuͤmmel ſaͤuerlich,
Nehmet abgekochte Flecke, ſchneidet dieſe laͤnglicht, thut ſie in eine Caſſerole, wuͤrtzet ſie mit Ingber und Pfeffer, ſtreuet gerie[Spaltenumbruch]
Rindsflecke
bene Semmel dran, leget ein Stuͤck Butter hinein, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe und Eßig darzu, ſchuͤttet ein wenig Kuͤmmel hinein, ſetzet ſie aufs Feuer, und laſſet ſie kochen, biß die Bruͤhe ein wenig dicke wird, ſo iſt es recht.
Rinds-Flecke, anders mit Kuͤmmel ſauer,
Machet in einer Caſſerole Butter auf Kohl-Feuer braun, ruͤhret einen Loͤffel voll Mehl darein, und laſſet es ebenfalls braun werden. Hernach thut die geſchnittenen Flecke hinein, ſo viel ihr derer noͤthig habt; wuͤrtzet ſie mit Ingber und Pfeffer, gieſſet Bruͤhe und Eſſig darauf, und werffet ein wenig Kuͤmmel daran, ſetzet ſie aufs Feuer, damit ſie fein kurtz einkochen, ſo ſind ſie zum anrichten fertig.
Rinds-Flecke mit Speck,
Schneidet Rinds-Flecke laͤnglicht wie Nudeln, thut ſie hernach in einen Tiegel oder Caſſerole mit geriebener Semmel, Ingber, Pfeffer, Saffran und ein Viertel Pfund klein geſchnittenen Speck, wie auch ein wenig klein geſchnittenen Zwiebeln; gieſſet Fleiſch-Bruͤhe darauf, ſetzet es aufs Feuer und laſſet es kochen; leget ein Stuͤcke Butter daran, und wenn es dicklicht worden, moͤget ihr anrichten.
Rinds-Flecke mit Zwiebeln ſauer,
Die abgekochten Flecke ſchneide[t] nach euern Gefallen in einen Tiege[l] oder Caſſerole, thut daran einge[-] brenntes Mehl, Ingber, Pfeffer, i[n]
Butter
(0841)
[Spaltenumbruch]
Rindsflecke
Butter geroͤſtete Zwiebeln; gieſſet Eßig und Bruͤhe darauf, ſetzet ſie auf Kohl-Feuer, und laſſet ſie kochen; Hernach brennet ein wenig braun-gemachte Butter hinein, und richtet ſie nach Belieben an.
Rinds-Flecke mit Zwiebeln anders,
Dieſe ſchneidet ebenfalls wie ihr wollet, richtet ſie in einen Tiegel oder Caſſerole ein; thut gerieben Brod, Ingber und Saffran daran; ſchelet und ſchneidet Zwiebeln klein, und thut ſolche auch darzu; gieſſet Bruͤhe darauf, und leget ein Stuͤck Butter darzu; laſſet es durch einander kochen, daß die Zwiebeln weich werden; ſaltzet ſie ein wenig, ſo ſind ſie fertig.
Rinds-Flecke mit gruͤner Peterſilie,
Thut die gekochten und geſchnittenen Flecke in eine Caſſerole, ſchuͤttet darzu gruͤne gehackte Peterſilie, geriebene Semmel, Mußcatenbluͤten, Ingber und Butter, gieſſet Rind-Fleiſch-Bruͤhe darauf; ſetzet es auf Kohl-Feuer, laſſet es kochen, biß es ein wenig dicke wird, ſo ſind ſie zum anrichten fertig. NB. Uberall, wo man keine geriebene Semmel daran thun will, kan man ſich ſtatt deren weißgebrennten Mehls bedienen.
Rinds-Flecke, wie ſie gemeine Leute zuzurichten pflegen,
Dieſe nehmen ſie und ſchneiden ſolche, wie ſie darzu kommen; thun ſie alsdenn in einen Topff, ſtreuen Ingber und Pfeffer hinein, inglei[Spaltenumbruch]
Rindsflecke
chen gerieben Brod, Saltz und ein wenig Butter. Darnach gieſſen ſie die beſte Bruͤhe von Flecken drauf, ſetzen ſie zum Feuer, und laſſen ſolche ziemlich kurtz einkochen. Wenn ſie dieſe anrichten, ſo ſtreuen ſie wieder Ingber daruͤber und eſſen ſolche.
Rinds-Flecke mit Kraut,
Schneidet die Flecke, und thut ſie in einen Topff, Tiegel oder Caſſerole. Schneidet hernach KrautHaͤupter, als wollet ihr Sallat machen, thut das Kraut zu denen Flecken, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer; gieſſet Bruͤhe drauff, ſetzet es aufs Feuer, und laſſet es kochen, hernach ruͤhret eingebrenntes Mehl darunter; gieſſet Fett von Rind-Fleiſch-Bruͤhe darauf, ſo ſind ſie fertig. Bey dem Anrichten ſtreuet Ingber und Pfeffer daruͤber, denn iſt es fertig.
Rinds-Flecke mit weiſſen Ruͤben,
Dieſe werden gleich alſo gemachet, als vorhergehende mit Kraut, nur daß an ſtatt des Krauts, weiſſe Ruͤben genommen werden.
Rinds-Flecke auf dem Roſt, als eine Grillade,
Nehmet Rinds-Flecke, ſchneidet ziemliche Stuͤcke daraus, daß ihr ſie koͤnnet auf den Roſt legen, machet ſie gleich alſo ab, als wie ihr eine Grillade abmachet, gebet braune Butter darzu, und beſtreuet ſie mit Ingber, ſo ſind ſie fertig, und koͤnnet ſolche nach Belieben anrichten.
Rinds-
F f f 2
(0842)
[Spaltenumbruch]
Rindsmagen
Rinds-Magen gefuͤllet mit Kraut,
Nehmet einen Rinds-Magen, kochet ſelben weich, waſchet und kuͤhlet ihn ſauber aus, hernach ſchneidet Kraut-Haͤupter mit einem Schneide-Meſſer gantz klein, ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, thut das Kraut hinein, und laſſet es eine Weile roͤſten. Ferner werffet geriebene Semmel, 4. Eyer, Mußcaten-Bluͤten, Ingber und Saffran darzu, gieſſet auch ein Paar Loͤffel Rahm daran, ſchneidet ein Viertel Pfund Speck wuͤrfflicht, und thut dieſen auch darunter, ruͤhret es auf Kohl-Feuer durcheinander, als ob ihr geruͤhrte Eyer macht, und ſaltzet es ein wenig. Darnach fuͤllet den RindsMagen damit, machet ihn feſte zu, leget ſelbigen in eine Caſſerole, gieſſet gute Rind-Fleiſch-Bruͤhe daran, ſetzet ſolchen aufs KohlFeuer, ſtreuet geriebene Semmel und noch etwas klein gehacktes Kraut hinein, wuͤrtzet es mit Mußcaten-Bluͤten und Ingber, leget noch ein Stuͤck Butter daran, und laſſet es alſo kochen, biß daß das Kraut weich iſt. Endlich richtet ſolchen an, und gieſſet die Bruͤhe darauf. Oder, zerſchneidet ſolchen Stuͤckweiſe, als man eine Wurſt zu zerſchneiden pfleget, und richtet ihn ſauber an.
Rinds-Magen gefuͤllt noch anders,
Solchen kochet wie vorigen ab. Hernach hacket abgebraten KalbFleiſch, wie auch ein halb Pfund [Spaltenumbruch]
Rindsg Rindsz
Nieren-Talg klein, vermiſchet ſolches mit kleinen Roſinen, Citronen-Schalen, Ingber, MußcatenBluͤten und eingeweichter Semmel. Hierauf thut Butter in eine Caſſerole und das zuſammen gemiſchte drein, ſchlaget 4. Eyer dran, und ruͤhret es auf Kohlen ab; nach dieſem fuͤllet den Magen damit, thut ihn alsdenn in eine Caſſerole, gieſſet Rind-FleiſchBruͤhe darauf, thut geriebene Semmel, Mußcaten-Bluͤten, Ingber, Citronen-Schalen und Scheiben, auch ein Stuͤck ausgewaſchene Butter darzu, und laſſet ihn alſo kochen. Endlich, wenn ihr ſolchen anrichtet, ſo ſchneidet ihn Scheibenweiſe, und gieſſet die Bruͤhe daruͤber, ſo iſt es recht.
Rinds-Gaumen-Salat,
Beſehet Salat von RindsGaumen.
Rinds-Zungen,
Dieſe waſchet aus, und ſetzet ſie[,] als man Rind-Fleiſch zuſetzet, zum Feuer, und wenn ſie weich iſt, ſo thut ſie in kaltes Waſſer, ziehet ih[r] die Haut herunter, und putzet ſie ſauber zu, hernach brauchet ſie folgender maßen.
Rinds-Zunge gefuͤllet,
Nehmet eine Rinds-Zunge, un[d] wenn ſie ſauber abgekocht und zu[-] geputzet iſt, wie vorher beſchriebe[n] worden, ſo ſchneidet ſie die Laͤng[e] herunter am dicken Ort auf, ſchne[i-] det auf der Seiten das Fleiſch her[-] aus, und hacket es klein, hacke[t] auch ein Viertel Pfund Nieren[-]
Talg[,]
(0843)
[Spaltenumbruch]
Rindszunge
Talg, nehmet kleine Roſinen, Citronen-Scheler, Mnſcaten-Bluͤten, Ingber, geriebene Semmel und laͤnglicht geſchnitene Mandeln, und miſchet dieſes alles durcheinander. Hierauf ſchuͤttet ſolches in eine Caſſerole, leget ein Stuͤcke Butter darzu, ſchlaget 3. biß 4. Eyer drein, ruͤhret es auf Kohl-Feuer ab, gieſſet ein Paar Eß-Loͤffel guten Milch-Rahm darzu, und fuͤllet die Zunge damit. Hierauf beſtreichet eine TortenPfanne mit Butter, leget die Zunge drein, und ſetzet ſie in einen heiſſen Ofen. Es muß aber vorhero die Zunge oben mit Butter begoſſen werden, und laſſet ſie alsdenn gar backen. Inzwiſchen machet eine Bruͤhe von Sardellen, Capern, Citronen oder von was ihr wollet; Dieſe Bruͤhe findet ihr bey dem Kalb-Fleiſch und Huͤnern, wie auch beyn Fiſchen beſchrieben, von ſelbigen moͤget ihr wehlen und darzu brauchen welche ihr wollet.
Rinds-Zunge geſpickt mit Citronen,
Wenn die Zunge abgekocht und zugeputzet iſt, ſo ſpicket ſie darmit. Darnach ſtecket ſie an einen BratSpieß, oder bindet ſie an, hierauf leget ſie zum Feuer, und laſſet ſie braten, begieſſet ſie oͤffters mit Butter. Unter waͤhrender Zeit aber machet die Bruͤhe fertig, die ihr beym Rind-Fleiſche mit einer Sardellen-Soſſe finden werdet.
Rinds-Zunge mit groſſen Roſinen,
Wenn die Zunge abgekocht und vorbeſchriebener maßen zugeputzet [Spaltenumbruch]
Rindszunge
iſt, ſo ſchneidet ſolche nach der Laͤnge flach entzwey in 6. biß 7. Stuͤcken, thut ſie in einen Tiegel oder Caſſerole, wuͤrtzet ſie mit Ingber, Pfeffer, Nelcken, Citronen-Schalen, thut eine Hand voll groſſe und ſo viel kleine Roſinen, wie auch laͤnglicht klein geſchnittene Mandeln darzu, brennet ein wenig braun Mehl daran, gieſſet RindFleiſch-Bruͤhe, auch Wein und Eßig darauf, und laſſet es kochen. Wenn es nun ziemlich kurtz und dicke eingekocht iſt, ſo reibet Zucker daran, und laſſet ſie noch ein wenig kochen. Hernach iſt ſie fertig, und koͤnnet ihr ſolche nach Belieben anrichten.
Rinds-Zunge mit Capern braun,
Wenn ſie abgekocht iſt, ſo ſetzet eine Caſſerole mit Butter auf das Feuer, wenn ſolche braun worden, ruͤhret ein wenig Mehl darein, und laſſet es auch braun werden. Hernach gieſſet Rind-Fleiſch-Bruͤhe, Wein und Eßig drauf, wuͤrtzet ſie mit Ingber, Pfeffer und CitronenSchalen, und werffet eine Hand voll Capern darein. Hierauf ſchneidet die Zunge als vorige, leget ſie in die Bruͤhe, und laſſet es mit einander kochen, daß die Bruͤhe fein dickigt werde. Iſt ſie noch nicht fett genug, ſo machet noch ein wenig braune Butter, und brennet ſolche daran; richtet ſie nach euren Gefallen an, und gebet ſie hin.
Rinds-Zunge mit Capern weiß,
Die Rinds-Zunge, wenn ſie ab-
gekocht
F f f 3
(0844)
[Spaltenumbruch]
Rindszunge
gekocht iſt, ſchneidet wie vorige, leget ſolche in einen Tiegel oder Caſſerole, thut darzu geriebene Semmel, Muſcaten-Bluͤten, Ingber, Citronen-Schalen und Scheiben, ingleichen eine Hand voll Capern, kleine Roſinen, ein Paar gantze Zwiebeln, ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, gieſſet Bruͤhe, Eßig und Wein darauf; ſetzet ſie aufs Feuer, und laſſet alles gemaͤchlich durcheinander kochen. Wenn es nun eine Weile gekochet hat, und ſchmackhafft worden, ſo werffet die gantzen Zwiebeln heraus, die Zunge hingegen richtet ordentlicher Weiſe ſauber an, und die Bruͤhe oben druͤber, ſo iſt es recht.
Rinds-Zunge mit einer piquanten-Soſſe,
Die Zunge ſchneidet in Stuͤcken wie die Rinds-Zunge mit groſ ſen Roſinen. Die Bruͤhe darzu findet ihr bey dem Rind-Fleiſch mit einer piquanten-Soſſe. Wenn nun die Soſſe abgemacht, ſo leget die zerſchnittene Zunge hinein, laſſet es ein wenig mit einaͤnder kochen, darnach koͤnnet ihr ſolche nach Belieben anrichten.
Rinds-Zunge mit Sauerampffer,
Den Sauerampffer leſet rein, und waſchet ihn ſauber aus. Darnach thut in einen Tiegel oder Caſſerole ein wenig Butter, leget den Sauerampffer gleich drauff, ſetzet ihn aufs Feuer und ſchweiſſet ſolchen ein wenig. Hernach ſtreuet geriebene Semmel, MuſcatenBluͤten und Ingber dran; gieſſet [Spaltenumbruch]
Rindszunge
gute fette Rind-Fleiſch-Bruͤhe drauf, und ſetzet es wieder aufs Kohl-Feuer. Ferner ſchneidet die Zunge als vorige zu Stuͤcken, leget dieſe zum Sauerampff, laſſet es kochen, damit ſich die Semmel verkoche, und ein wenig dicke werde, ſo koͤnnet ihr alsdenn ſolche anrichten.
Rinds-Zunge mit Peterſilien-Wurtzeln,
Die Rinds-Zunge wird erſt vorherbeſchriebener maßen abgekocht, alsdenn nach der Laͤnge in ſo viel Stuͤcke, als ihr wollet, geſchnitten. Wie ihr die Wurtzeln ſolt zubereiten mit der Bruͤhe, ſuchet Rindfleiſch mit Peterſilien-Wurtzeln.
Rinds-Zunge mit Paſtinat,
Suchet Rindfleiſch mit Paſtinat, und bereitet darnach die Rinds-Zunge.
Rinds-Zunge mit Meerretrig,
Suchet Rind-Fleiſch mit Meerrettig und Mandeln. Die Zungen muͤſſen aber allezeit zerſchnitten oder ſonſten gantz fein foͤrmlich zubereitet werden.
Rinds-Zunge mit braunen Ruͤben und Schwaͤmmen,
Suchet Rind-Fleiſch mit braunen Ruͤben. Auff die Schwaͤmme aber, wenn ſie duͤrre ſind, gieſſet erſt Bruͤhe her, und laſſet ſie eine Weile weichen; hernach putzet ſie ſauber, paſſiret ſie ein
wenig
(0845)
[Spaltenumbruch]
Rindszunge
wenig in Butter, und miſchet ſie unter die Ruͤben, leget alsdenn die Rinds-Zunge drein, und laſſet es durcheinander kochen, darnach moͤget ihr ſolche anrichten.
Rinds-Zunge gebraten,
Wenn die Rinds-Zunge abgekocht und ausgeputzet iſt, ſo ſchneidet ſie nach der Laͤnge in 4. biß 5. Stuͤcke. Hernach ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, laſſet dieſe braun werden, leget alsdenn die Zunge hinein, welche auf beyden Seiten braun muß werden. Hierauf richtet ſie an, und gieſſet die braune Butter oben daruͤber, beſtreuet ſie letzlich mit Ingber, und laſſet ſie zu Tiſche tragen.
Rinds-Zunge gebraten anders,
Suchet Rinds-Zunge geſpicket, und bereitet dieſe auch alſo.
Rinds-Zungen-Grillade,
Die Zunge ſchneidet gleich wie vortzergehende, und machet ſie darnach ab, wie eine Grillade abzumachen gebraͤuchlich iſt.
Rinds-Zunge, ſo geraͤuchert, nur trocken mit Senff,
Nehmet geraͤucherte RindsZungen, waͤſſert dieſe uͤber Nacht in laulichten Waſſer ein; hernach waſchet ſie ſauber aus, und thut ſie in einen Topff, gieſſet Waſſer darauf, ſetzet ſie zum Feuer, und laſſet ſie kochen, biß ſie weich werden, alsdenn thut ſie wieder heraus in [Spaltenumbruch]
Rindszunge
kaltes Waſſer, und ziehet ihnen die Haut ab, gleich als bey einer friſchen. Nach dieſem ſchneidet ſie nach der Laͤnge zu gantz duͤnnen Schnitten, richtet ſie auf eine Schuͤſſel an wie einen Crantz, damit in der Mitte ein Platz bleibe, gieſſet Senff hinein, gamiret und traget ſie zu Tiſche.
Rinds-Zunge, ſo geraͤuchert mit Braun-Kohl,
Dieſe bereitet gleich alſo, und ſchneidet ſie wie die vorige, zu Stuͤcken. Die Zubereitung des Kohls koͤnnet ihr im B. unterm BraunKohl finden und eine Art davon erwehlen, welche euch beliebet.
Rinds-Zunge, ſo friſch, mit Seleri,
Wenn ſie abgekochet, abgeputzet und ausgekuͤhlet iſt, wie vorhero gemeldet worden, ſo ſchneidet ſie zu kleinen Stuͤcken und thut ſie in einen Tiegel oder Caſſerole. Hernach putzet Seleri, und ſchneidet denſelben gantz klein; ſchweiſſet ihn in ein wenig Butter, und ſchuͤttet dieſen zur Zunge, wuͤrtzet ſie mit Ingber und Muſcaten-Bluͤten, ſtreuet geriebene Semmel daruͤber, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe drauff, leget ein Stuͤck Butter dran und ſetzet es aufs Kohlfeuer; laſſet ſolches durch einander kochen, ſo iſt es recht.
Rinds-Zunge mit einer Senff-Bruͤhe,
Suchet Rindfleiſch mit einer Senff-Bruͤhe, und bereitet dieſe Zunge darnach.
Rinds-
F f f 4
(0846)
[Spaltenumbruch]
Rindskopff
Rinds-Kopff oder PreßKopff zu machen,
Nehmet einen Rinds-Kopff, ingleichen das kurtze Fleiſch vom Hals, ſetzet beydes in Waſſer und Saltz zum Feuer und laſſet es wie ander Rindfleiſch kochen, damit die Beine heraus fallen. Ferner kochet in Waſſer und Saltz 3. Pf. Schweinfleiſch ab, leget ſolches auf ein Hackebret, wie auch den RindsKopff und kurtze Fleiſch vom Halſe, welches ihr aber erſt ausputzen muͤſſet, und ſchneidet dieſe beyden Stuͤcke zuſammen gantz klein. Nach dieſen ſetzet auch Rinds-Fuͤſſe zu, und wenn dieſe weich gekochet ſind ſo putzet ſie ſauber ab, thut alle Knochen heraus, und werffet ſie in kaltes Waſſer, ſchneidet ſie darnach wuͤrfflicht, wie Semmel oder Speck; ſchuͤttet ſie nebſt den obigen zuſammen in eine groſſe Caſſerole gieſſet von der Bruͤhe drauff, darinnen die RindsFuͤſſe gekochet haben; wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Cardemomen, Citronen-Schalen und Saltz; ſetzet es aufs Feuer und laſſet es eine gute Weile durch einander kochen. Iſt dieſes geſchehen, ſo hebet es vom Feuer weg, ſchuͤttet das gehackte in eine Preß-Kopffs-Forme, ſetzet ſolche auf ein Geſchirr, daß die Bruͤhe ablauffen kan; beſchweret es oben mit einem darzu gemachten und uͤber die Forme ſich ſchickenden Bret; leget Gewichte darauff und laſſet es alſo uͤber Nacht ſtehen, daß es erkalte. Soll dieſes Eſſen nun angerichtet und zur Tafel gebracht werden, ſo ſtecket in heiſſes Waſſer ein Tuch und umleget damit die [Spaltenumbruch]
Rindfl Rindsw
Forme, ſo wird der Kopff ſich loß machen, und heraus auf die Schuͤſſel, darauf ihr anrichten woller, fallen, uͤber welche ihr aber die Forme verkehret halten muͤſſet. Das garniren wird einem jeden frey uͤberlaſſen, und mag er es ſo gut machen als er kan. Hierbey mercket, daß ſonderlich bey groſſen Ausrichtungen etliche Koͤche, wenn ſie erſtlich ein wenig von dem gehackten in die Forme gegoſſen haben, ſo ſie abſonderlich eine Pyramide iſt, inwendig an das Blech geſchnittene Scheiben CervelatWurſt, auch Citronen-Scheiben, ingleichen geſchnittene Spitzen von Speck, als eine Piramide, fein ordentlich zu legen pflegen; hernach von dem Gehaͤck wieder darauf gieſſen und auf das allerzierlichſte, ſo gut ſie nur koͤnnen, es verfertigen. Sind ſie nun mit dem eingieſſen fertig, und auf den breiten Fuß kommen, worauff der PreßKopff ſtehen muß, ſo belegen ſie es erſtlich fein ſauber, hernach ſchuͤtten ſie das Gehackte vollends druͤber, und beſchweren es nach vorbeſchriebener Art, welches eingelegte denn an dem Preß-Kopff recht ſauber ausſehen wird. In Mangelung einer Forme kan man das Gehackte in ein Tuch gieſſen, es feſte zubinden und darnach mit Steinen beſchweren, daß der Safft davon laͤufft, und alsdenn, wenn es kalt worden, hingeben.
Rindfleiſch-Raffal. ſiehe. Raffal von Rindfleiſch.
Rinds-Wurſt. ſiehe. Wurſt.
Ring
(0847)
[Spaltenumbruch]
Ring Rios
Ring,
Iſt eine von Gold entweder glatte oder ſchwartz geaͤtzte Zierrath und runder Umfang mit und ſonder Edelgeſteinen auf vielerley Art garniret und verſetzet, den das Frauenzimmer an die Finger zu ſtecken pfleget. Die Sorten ſind groſſe Roſen- oder Liljen-Ringe, Galanterie Ringe, SchnallenRinglein, Glied-Ringlein, KettenRinglein, ſo aus eitel kleinen Gelencken beſtehen, Carniol-Ringe, Pitſchafft-Ringe u. d. g.
Ring-Futteral,
Iſt ein hoͤltzernes mit Leder uͤberzogenes und innewendig mit Sammet ausgekleidetes laͤnglichtes kleines Kaͤſtlein, mit kleinen und engen Faͤchlein abgetheilet, worein das Frauenzimmer ihre Ringe eintzeln zu ſtecken und zu verwahren pfleget.
Ringin,
Maria Eliſabeth, verwittibte Rhodin. Eine gelehrte und qua[l]ificirte Tochter des beruͤhmten Profeſſoris Rings zu Franckfurt an [d]er Oder. Sie excelliret nicht [n]ur in der Poeſie, ſondern verſtehet [a]uch Matheſin, Lateiniſche u. Fran[z]oͤiſche Sprache, iſt eine gute Muſi[c]a, und hat auch in der Mahlerey [e]twas gethan.
de los Rios,
Franciſca, eine gelehrte Spa[n]ierin von Madrit, lebte A. 1618. [u]nd ſchrieb: La Vida de la Beata [A]ngela de Folinno &c.
[Spaltenumbruch]
Ritzba Rhod
Ritzba,
War eine Tochter Aja, und Kebs-Weib des Koͤnig Sauls. 2. Samuel. III. v. 7.
Rhamnuſla,
Die Goͤttin der Rache und des Zorns, ſo uͤber die Hochmuͤthigen geſetzet und das Boͤſe zu beſtraffen pfleget. Sie wird auch ſonſten Nemeſis genannt. Siehe Nemeſis.
Rhea,
Des Albaniſchen Koͤnigs Numitoris Tochter, wird auch ſonſt Ilia genannt, welche ihr Vetter Amulius zu einer Veſtaliſchen Jungfer gemacht, ſie wurde aber von dem Marte uͤberwaͤltiget und geſchwaͤchet, gebahr ihm auch hernach den Romulum und Remum.
Rhea,
Eine Tochter des Himmels und der Erden, wird ſonſten genennet Iſis, Cybele, Ops, Berecynthia und Mutter aller Goͤtter. Ihr Mann iſt der Saturnus geweſen, mit welchen ſie den Jupiter gezeuget. Soll die allererſte Erfinderin der Staͤdte und der Thuͤrme geweſen ſeyn; Daher ſie auch mit einer Crone ſo von Thuͤrmen gemacht, auf dem Haupte angethan, in der Hand ein Scepter haltend, und auf einem Wagen ſitzend, ſo von 4. Loͤwen gezogen wird, abgemahlet zu finden.
Rhodope,
Ein in der Philoſophie wohlerfahrnes Weib, der Pythagoriſchen Secte zugethan. Theano hat eine Epiſtel an ſie geſchrieben, woraus
man
F f f 5
(0848)
[Spaltenumbruch]
Rhod Rob
man ihre Philoſophiſche Wiſſenſchafft ſchlieſſen kan. Vid. Menag. in Hiſtor. Mulier. Philoſ. p. 64. n. 110. it. Anonym. Not. ad Vitam Pythagor.
Rhodope,
Eine beruͤhmte Hure aus Thraclen, hat ſich durch ihre Hurerey ein ſolches Stuͤck Geld erworben, daß ſie ſich eine faſt unſchaͤtzbare Fyramide erbauet, und nach ihrem Tode verlaſſen. Pſammotichus Koͤnig in Aegypten nahm ſie zuletzt zur Gemahlin an. Ælian. Lib. 13. Hiſtor.
Rhoxane,
Eines Perſiſchen Land-Voigts Tochter, und des groſſen Alexandri Concubine, welche ſich endlich dieſer groſſe Welt-Bezwinger und Kaͤyſer bloß wegen ihrer ſonderbaren Schoͤnheit zum Weibe antrauen laſſen.
Robigo, oder, Rubigo,
Hieſſe denen alten Roͤmern diejenige Goͤttin, die man deſſentwegen von denen Inwohnern und Land-Leuten verehren ſahe, damit ſie den Mißwachs des Getraides, oder den darauff fallenden gifftigen Meelthau (von welchen ſie auch ihren Nahmen bekommen) abwenden moͤchte.
Robuſta,
Maria, ſonſten Tintoretta genannt, eine Venetianerin, des beruͤhmten Mahlers zu Venedig, Tintaretts, ſehr kuͤnſtliche Tochter, maſſen ſie nicht nur in der Vocal- und Inſtrumental-Muſio [Spaltenumbruch]
Rocab Roches
wohl erfahren, ſondern auch eine vortreffliche Mahlerin geweſen, als worauf ſie ſich von Jugend auf geleget, auch aus Liebe zu ſolcher Kunſt ſtets in ihren jungen Jahren als ein Knaͤblein gekleidet gangen. Sie hat vortreffliche Stuͤcke gemacht und muſte Philippum den II. Koͤnig in Spanien wie auch den Ertz-Hertzog Ferdinandum abcontrafaien. Kaͤyſer Maximilianus hat von ihrer Hand auch ein Stuͤck bekommen, und beſtehet ſelbiges in dem Portrait ſeines Obriſten-Stallmeiſters Jacobi Stradæ. Sie ſtarb A. 1590. in dem 30. Jahr ihres Alters und lieget in Santa Maria dell [ – 1 Zeichen fehlt]orto begrabeu. Vid. Joach. von Sandrarts deutſche Academie der edlen Bau-Bild- und Mahlerey-Kuͤnſte. T. II. L. 2. c. 17. it. Hoffmann. Lex. Univerſ. T. I. p. 995. it. Rudolphium in Vitis Pictor. P. 2. p. 71.
Rocaberti. ſiehe. de Jeſus Hyppolita.
de Roches,
Magdalena und Catharina. Mutter und Tochter, zwey gelehrte Frantzoͤſinnen und Poetinnen, aus Poitiers, ſo um das Jahr 1580. gelebet auch beyde an einem Tag an der Peſt A. 1587. geſtorben. Sie waren beyde in der Poeſie, Hiſtorie u. Sprachen hoch erfahren, und wurden taͤglich von gelehrten Leuten beſuchet; Ihre Gedichte ſind zu Pariß Anno 1584. in 4to heraus kommen. Vid. Baillet. Jugem[.] des Savans. T. V. p. 449. Bæl. i[n] Novell. Reipubl. Liter. A. 1684[.] M. Octobr. p. 824. Quesnel. in Bibl[.]
Thuan[.]
(0849)
[Spaltenumbruch]
Rock Roͤckg
Thuan. Catalog. P. II. p. 307. Happel. in Academ. Roman. l. 1. c. 24. p. 282.
Rock,
Heißt bey dem Frauenzimmer derjenige weite und ſtarck in Falten gelegte lange Schurtz und Uberzug, den ſie uͤber die Huͤfften legen. Wird aus allerhand ſeidenen halbſeidenen und wollenen Zeugen auf vielerley Art geſchnitten und verfertiget, iſt entweder ſchlecht oder falbaliret; bey denen vornehmen Dames und Frauenzimmer von Condition werden ſelbige zuweilen mit breiten goldenen oder ſilbernen Mellinen, Spitzen, Poſſementen, Treſſen, Frantzen oder andern Zierrathen beſetzet. Die Roͤcke, ſo ſie zum taͤglichen Gebrauch haben, ſeynd nach heutiger Mode meiſtens geſteppt, auch oͤffters unten her mit einem Bande friſiret. Das gemeine Weibes-Volck beſetzet die Roͤcke unten herum mit ſeidnen breiten Spitzen, Borten, Bande, Campanen, Nompareillen, und andern ſeidenen oder halb-ſeidnen auch wollenen Poſſementen. Die ſchwartzen Tuch-Roͤcke werden auch offtermahls von dem Frauenzimmer uͤber und uͤber vermoͤge eines gewiſſen Zaͤck- und Aushack-Eiſens nach einem gewiſſen Muſter ausgehacket, und mit bunten Taffet oder Glantz-Leinwand unterleget.
Roͤckgen,
Heiſſet denen Weibes-Bildern in Sachſen ein aus Damaſt, Eſtoff oder andern ſeidenen auch halb-ſei[d]enen Zeugen, Tuch oder Cameel[h]aͤrnen auch wollenen Zeugen ge[Spaltenumbruch]
Roͤckl Rohan
ſchnittener und verfertigter OberHabit, hat einen Manteau-Ermel, geſchobenen und in Falten gelegten geſteifft- und ungeſteifften Leib und angeſetzte lange Schoͤſſe, ſo die buͤrgerlichen Weiber und Jungfern zu tragen pflegen.
Roͤcklein,
Heiſſet denen Nuͤrnbergiſchen, Augſpurgiſchen und Straßburgiſchen Weibes-Bildern derjenige Habit, den man in Sachſen ein Roͤckgen nennet, der Unterſcheid iſt nur dieſer, daß der Auslaͤndiſchen ihre Roͤcklein ſtarck mit ſchwartzen Spitzen friſiret, und abſonderlich der Nuͤrnbergiſchen ihre auch unten herum die Schoͤſſe, ſo gantz ſchmal und kurtz ſind, mit breiten Spitzen umkꝛaͤuſelt weꝛden.
Rocken. ſiehe. SpinnRocken.
Den Rocken Sonnabends abſpinnen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, die da meynen, daß, wenn des Sonnabends der gantze Rocken nicht voͤllig abgeſponnen wuͤrde, das uͤbrige Werck oder Flachs kein gut Garn wuͤrde, auch nimmermehr weiß gebleichet werden koͤnte.
Roͤtel-Stifft,
Iſt ein von rother Kreyde mit Holtz uͤberkleideter langer und geſchlancker Griffel, deſſen ſich das Frauenzimmer bey ihrem Reiſſen und Muſtern zu bedienen pfleget.
de Rohan,
Anne, eine ſehr gelehrte Fran-
tzoͤiſche
(0850)
[Spaltenumbruch]
Rohan Rohe
tzoͤiſche Princeßin Renati, Hertzogs von Rohan Tochter, lebte ums Jahr 1634. ſie war eine kluge und der Hebraͤiſchen Sprache ſehr erfahrne Dame, ſintemahl ſie das alte Teſtament ſtets im Grund-Texte geleſen, und die Pſalmen Hebraͤiſch abgeſungen; Sie hat einige Epiſteln und Gedichte in ihrer Mutter-Sprache herausgegeben. Worunter abſonderlich das Gedichte uͤber den Tod Henrici IV. leſens-wuͤrdig iſt. Vid. M. Bayle Dictionaire Hiſtoriqve & Critique p. 2589. T. III. Die Gelehrte Schurmañin lobet ſie in Opuſcul. a Spanheim. editis. p. 293. gar ſehr ſehr, und Phil. Aquinas, wie auch Theodorus Tronchinus legen ihr einen nicht geringen Ruhm bey. Vid. Colomeſ. in Gall. Oriental. p. 165. Sie iſt zu Paris A. 1646. den 20. Septembr. in dem 62ſten Jahre ihres Alters geſtorben.
de Rohan Catherine. ſiehe. de Parthenai.
de Rohan, Maria Eleonora, Abtißin de Malmoe. Siehe. de Malmoe.
Rohe oder ungebleichte Leinwand,
Heiſſet diejenige, welche annoch ſo iſt, wie ſie von dem Weberſtuhle kommen, und an der Sonnen noch nicht weiß gebleichet worden, wird zu den Frauenzimmer-Kleidern auf vielerley Art verbrauchet, abſonderlich werden aus ſelbiger die zu ietzigen Zeiten im Schwange gehenden Reiffen-Roͤcke verfertiget.
[Spaltenumbruch]
Rohm Roͤllgen
Rohm. ſiehe. Rahm.
Roͤhr-Trog, oder, RoͤhrKaſten, ſiehe. WaſſerTrog,
Rolle, oder, Mangel,
Iſt ein groſſes hoͤltzernes Poſtement, mit einem ſtarck befeſtigten Geſtuͤhle von unten her verſehen, von oben her aber mit einem langen mit Steinen beſchwerten Kaſten bedecket, zwiſchen welchen beyden die zwey Mangel oder MandelHoͤltzer lauffen, worauf man das gewaſchene Geraͤthe durch Hin- und Herziehung glatt zu rollen pfleget.
Roll-Cammer,
Heiſſet dasjenige Behaͤltniß in dem Hauſe, worinnen die Rolle zu ſtehen pfleget.
Roll-Tuͤcher, oder, RollQuehlen,
Seynd lange Tuͤcher von klarer und dichter roher Leinwand, welche das Weibes-Volck bey dem Rollen uͤber die auf die Roll- oder MandelHoͤltzer gewickelte Waͤſche zu ſchlagen und die Waͤſche in denenſelbigen zu rollen pfleget.
Rolle zur gezwirnten Seide,
Iſt eine von Holtz gedrehete laͤnglicht runde Rolle, worauf die gezwirnte Seide bey dem Goldund Silberſpinnen gewunden lieget.
Roͤllgen zum Zirn,
Seynd kleine hol und rund von
Holtz
(0851)
[Spaltenumbruch]
Rols
Holtz gedrehete Rollen, worauf das Frauenzimmer ihren Zwirn oder Seyde bey dem Nehen zu winden pfleget.
de Rols,
Bertrande, war das merckwuͤrdige Weib in Languedoc, ſo zwey Maͤnner zugleich, wiewohl wieder ihr wiſſen, hatte, denn als ihr rechter Mann Martin Guerre von Andaye in Krieg nach Spanien zog, und in die 8. Jahr ſich darinnen, ſonder einige gegebene Nachricht von ſeinem Zuſtand, befand, gab ſich eine gewiſſe Manns Perſon, Arnauld du Tilh genannt, bey ihr an, unter dem Vorwand, als ob er ihr Mann waͤre, ſo bißher in dem ſpaniſchen Kriege ſich aufgehalten haͤtte. Weil er nun ihren Martin Guerre ziemlich gleich ſahe, auch alle ihres Mannes ſonderbare Merckmahle und Zeichen, im Geſichte ſo wohl, als am Leibe mit ſich brachte, uͤberdiß auch viel Heimlichkeiten, ſo dieſe de Rols mit ihrem rechten Manne ehemahls gehabt, gleichſam ſich wieder erinnernd zu erzehlen wuſte (welches alles daher ruͤhrte, weil er lange Zeit desjenigẽ Camrad geweſen, deſſen Perſon er anitzo vorſtelte) vermeynte ſie nicht anders, als ob er ihr rechtmaͤßiger Mann waͤr. Eine lange Zeit aber darauff kam ſelbige nicht nur hinter den Betrug, ſondern ihr rechter Martin Guerre ſtellte ſich auch wieder ein, daher ſie die Sache bey dem Richter zu Rieux anhaͤngig machte, der dieſem Eheſtands Betruͤger den Galgen und die Viertheilung zu erkañte, welches auch A. 1560. im Monat Septembris vor des rechten [Spaltenumbruch]
Rom Roͤm
Martin Guerre Behauſung vollzogen ward. De Rocoles, Les Impoſteurs inſignes. Corras. Tractat. peculiar. d. hae Hiſtor.
Romain,
Seynd allerhand verliebte Geſchichte und Erzehlungen derer Goͤtter, Helden, hohen Standesauch anderer Perſonen mit allerhand heimlichen und wundernswuͤrdigen Liebes-Intriguen angefuͤllet, entweder ertichtet, oder warhafftig, uͤberſetzet oder ſelbſt ausgefertiget, worinnen das Frauenzimmer zu ihrer Gemuͤths Ergoͤtzung und Auspolirung der recht reinen und Hochteutſchen Sprache zu leſen pfleget. Man findet deren von unzehliger Menge, die neueſten ſind des Herrn von Lohenſteins, des von Ziegler, der Madm. Seudery, Talanders, Menantes u. a. m.
von Roͤmer. ſiehe. Lehmannin Maria Barbara.
Rõmers. ſiehe. Roͤmerin Anna.
Roͤmerin
Fortuna Eliſabeth, war eine ſcharffſinnige Poetin, wie Paullini in ſeinem Hoch- und Wohlgelahrten Frauenzimmer p. 127. anfuͤhret.
Roͤmerin, oder, Roemers.
Anna, ein Fiſcher-Maͤdgen aus Holland, welche ſich wegen ihrer Poeſie, Latinitaͤt und Beredſamkeit ſo bekannt gemacht, daß die gelehrten ihren Nahmen in oͤffentli-
chen
(0852)
[Spaltenumbruch]
Romi Roͤm
chen Schrifften angefuͤhret. Sie lieſſe ſich mit allen gelehrten Maͤnnern ſonder einige Scheu in alle Diſcurſe ein; Barlæus leget ihr ein nicht geringes Lob bey in ſeiner 440. Epiſtel ad Erye. Putean. p. 866. ſeq. Puteanus erwehnet ihrer gleichfalls in ſeiner 23. und 24. Epiſtel, ſo er ad Conſtantinum Hugenium, geſchrieben, und welche Boxhornius zu Leiden 1647. ediret. Sie hat artige Sinn-Poppen geſchrieben, davon Doct. Johannes Nicolaus Pfeizerus in ſeinen annotationibus bey D. Fauſts greulichen Leben und Ende, Happelius in ſeinen Academiſchen Roman p. 288. c. 25. lib. I. und Harsdoͤrffer in der Vorrede des dritten Theils ſeiner Geſpraͤch-Spiele, Meldung gethan. Ihre Schweſter hieß Teſſela. Siehe Teſſela.
de Romieu,
Marie, eine galante Poetin aus Franckreich und zwar aus der Provintz Vivarets, hat in dem XVI. Seculo gelebet; A. 1582. hat ſie ihre Gedichte heraus gegeben, worinnen eine Apologie des weiblichen Geſchlechtes, ſo ſie wieder eine von ihrem Bruder verfertigte Satyram geſchrieben, zugleich mit enthalten. Sie hat auch noch ein Buch, die Inſtruction junger Dames genannt, geſchrieben. La Croix du Maine & du Verdier Vaupripas Bibliotheq. Franc. Vid. Hoffm. Lexic. Univerſal. T. 1. p. 995.
Roͤmiſcher Qvendel. Siehe. Thymian.
[Spaltenumbruch]
Ropera Roſe
Ropera,
Maria, eine gelehrte Engellaͤnderin, Wilhelm Roperi Tochter und Thomæ Mori des beruͤhmten Engliſchen Cantzlers Enckelin von ſeiner gelehrten Tochter Margaretha, ſie verſtund die Griechiſche und Lateiniſche Sprache, aus welchen ſie des Euſebii Hiſtoriam Eccleſiaſticam und ihres Groß-Vaters Tractat. d. Pasſione Filii Dei in ihre Mutter-Sprache uͤberſetzet, auch deswegen bey der Koͤnigin Maria in groſſen Gnaden ſtunde. Vid. Hilar. Coſt. d. Fœm. illuſtr. & Hoffm. Lex. Univerſ. T. 1. p. 995.
Roſalba,
Signora, aus Venedig, eine vortreffliche welſche Kuͤnſtlerin und recht virtuoſe Mahlerin en mignature, deren Gemaͤhlde weit und breit geruͤhmet werden, ſie ſpricht darneben einige Sprachen und verſtehet die Muſic ſehr wohl.
Roſcia,
Amerina Fulvia, eine gelehrte Tochter des Gentiliani, und des Sicilianiſchen Printzens, Lucii, Gemahlin, ſie war aus Umbrien, verſtande die Griechiſche und Lateiniſche Sprache, wie auch die Philoſophie, lehrte auf dem Gymnaſio zu Amerino etliche Jahre durch die Philoſophie, und ſchrieb verſchiedene Philoſophiſche Schrifften.
Roſe,
Roſa, Roſe, iſt eine vortreffliche Blume, von guten Geruch und Kꝛafft, davon viel zu ſchꝛeiben waͤꝛe, weñ ich mein Abſehen nicht auf den
Kuͤchen-
(0853)
[Spaltenumbruch]
Roſe Roſella
Kuͤchen-Gebrauch gerichtet haͤtte, welcher vornehmlich darinnen beſtehet, daß der Koch aus denen Roſenblaͤtteꝛn einen Creme macht, das gebrannte Roſen-Waſſer aber an etliche Eſſen, bisweilen auch an die Mandel-Torten thut.
Roſe an der Bruſt,
Denen Medicis Eryſipelas genannt, iſt eine Inflammation und Entzuͤndung aus der Stagnation oder ſtille Stehung des Gebluͤtes herruͤhrend, ſo meiſtens die fleiſchigten Gliedmaſſen und zwar nur von obenher betrifft, und bey denen ſaͤugenden Weibern, aus Erſchrecken, Zorn, Erkaͤltung, Schaͤrffe der Humorum oder anderen Urſachen, auf denen Bruͤſten oͤffters auffzufahren pfleget.
Roſe brechen,
Iſt ein dem Frauenzimmer gebraͤuchliches Spiel, da die um den Tiſch herum ſitzende Compagnie von etlichen Karten-Blaͤttern eine runde Roſe in einander ſtecket, die uͤbrigen Blaͤtter der Karte daruͤber ſtreuet, und immer ein Blatt nach dem andern in der Reyhe eintzeln davon wieder hinweg nimmt, wen die Reyhe trifft, daß er in Ermanglung anderer ſchon auffgehobener Blaͤtter die Roſe aubrechen und ein Blatt daraus ziehen muß, dem wird ein Pfand einzulieffern anbefohlen.
Roſella,
Eliſabetha, oder Iſabella, wie ſie einige nennen, aus Spanien, ein Sectiriſches und ſchwaͤrmmeriſches Weibesbild, ſo die Urheberin [Spaltenumbruch]
Roͤſeln Roſera
der ſo genannten Jeſuitinnen geweſen, und ſolche Secte zu Barcellona An. 1540. nach Art der Jeſuiten und maͤnnlichen Geſellſchafft geſtifftet. Siehe Jeſuitiſſæ.
Roͤſeln. ſiehe. SommerSproſſen.
Roſen-Crantz. ſiehe. Pater noſter.
von Roſenthal,
Dorothea Eleonora, legte ſich auf die deutſche Dichter-Kunſt, und hat A. 1641. zu Breßlau ein Buch unter dem Titul: vermiſchtes Divertiſſement in gebundenen und ungebundenen Reden heraus gegeben. Vid. Neumeiſter. Diſſertat. de Poetriis Germanicis.
Roſen-Tuch, oder, rothe Pezetten,
Sind aus dem beſten Creſpon oder zarten Hollaͤndiſchen Leinwand geſchnittene Schminckflecklein, ſo mit Cochenillen wohl gefaͤrbet ſeyn, wormit ſich oftermahls das Weibes-Volck die Wangen roth anzuſtreichen und zu ſchmincken pfleget.
Roſera, oder de Roſeres auch Joja,
Eliſabetha, eine ſehr gelehrte Spanierin, ſo von Pabſt Paulo III. wegen ihrer Erudition ſehr hoch gehalten worden, ſie lebte um das Jahr 1549. predigte zu Barcellona mit aller Verwunderung, brachte eine groſſe Menge Juͤden zum Catholiſchen Glauben und erklaͤrte in Gegenwart vieler Cardinaͤle
Johannis
(0854)
[Spaltenumbruch]
Roſinen
Johannis Scoti Buͤcher. Henr. Muhlius de Epiſcop. Poet. p. 44. Hoffm. Lex. Univerſ. T. l. p. 592.
Roſinen,
Uvæ paſſæ, Raiſins de damas, werden in groſſe und kleine abgetheilet. Der groſſen ſind viererley Sorten: als 1) die Damaſcener; 2) die Cibeben; 3) Marſilianer; und 4) Korb-Roſinen. Die kleinen werden genennet Corinthen, weil ſie in Morea, darinnen vor dieſen Corinthus gelegen, wachſen. Ein mehrers hiervon iſt zu finden unter Cibeben und Corinthen. Beyde Gattungen brauchet der Koch vielfaͤltig, abſonderlich die Groſſen, daraus er entweder eine Torten-Fuͤlle oder ein Roſinen-Mus bereitet.
Roſinen zum Torten zu bereiten,
Nehmet groſſe Roſinen, leſet und waſchet ſie ſauber aus. Darnach ſetzet in einem Tiegel oder Caſſerole Wein aufs Feuer, thut die Roſinen hinein, und laſſet ſie daͤmpffen, biß ſie ziemlich weich ſind, ſchneidet auch Citronenſchalen klein, ſtoſſet Zucker klein, und ſchuͤttet ſolches zu den Roſinen. Dieſe zugerichteten Roſinen koͤnnet ihr zu allen denjenigen Gebackenen brauchen, wo eine Fuͤlle noͤthig iſt; es muͤſſen auch die kleinen Roſinen, ingleichen die Prunellen eben auf ſolche Art zubereitet werden.
Roſinen-Mus,
Leſet Roſinen, und waſchet ſie aus, thut ſolche in einen Topff, [Spaltenumbruch]
Roßmar Roſt
gieſſet halb Waſſer und halb Wein dran; ſetzet ſie zum Feuer, und laſſet ſie gar weich kochen. Hernach quirlt ſie klar, und treibet ſelbige durch einen Durchſchlag in einen Tiegel, gieſſet noch ein wenig Wein dran, ſchuͤttet ferner darein Citronenſchalen, Zimmet und Zucker, und laſſet es ein wenig mit einander kochen. Zuletzt richtet ſolches auf eine Schuͤſſel an, ſtreuet oben Zucker und klein geſchnittene Citronenſchalen druͤber, und gebet es hin: nachdem es beliebet wird, kan dieſes Eſſen kalt oder warm gegeſſen werden.
Rosmarin,
Roſmarinus, Romarin, iſt ein herrliches Kraut, welches ſo wohl in der Medicin, als in der Kuͤchen ſeinen Nutzen hat. Sie wird in wilde und zahme abgetheilet. Die wilde waͤchſt in Spanien und Franckreich auf gantzen Feldern in groſſer Menge; die zahme aber wird in Teutſchen Gaͤrten haͤuffig gepflantzet, welche auch kraͤfftiger iſt als jene. In der Apothecke werden viel Medicamenta daraus bereitet, und in der Kuͤche branchet der Koch ſolche ſtarck an die Eſſen, dadurch er dieſelben recht gut und wohlſchmeckend machet.
Roſt, oder, Bratroſt,
Iſt ein viereckigtes eiſernes Gatter, auf 4. Fuͤſſen ſtehend, und mit einem langen Stiel verſehen, worauf man Lerchen, Picklinge, Lam̃sKoͤpffgen, Wuͤrſte und andere Sachen zu braten pfleget.
Roͤſten
(0855)
[Spaltenumbruch]
Roͤſten Rothe
Roͤſten Brod, oder Semmel,
Heiſſet duͤnne Schnittlein Brod oder Semmel zu denen Suppen, oder Marcksbeinen, auf gluͤhenden Kohlen oder einem Roſt baͤhen oder duͤrre machen.
Rosvvita. ſiehe. Hrosvvita.
Rothe Corallen,
Seynd runde aus CorallenZincken geformte Kuͤgelein, von unterſchiedener Groͤſſe: wann ſie groß ſeynd, traͤget man ſelbige nur einfach um den Hals und Haͤnde geſchlungen.
Roth Ey,
Iſt ein roth gefaͤrbtes, und mit allerhand Figuren und luſtigen Reimlein beſchriebenes Ey, wormit die Muͤtter ihre kleinen Kinder am gruͤnen Donnerſtage zu beſchencken pflegen. Dergleichen pflegen auch an etlichen Orten die kleinen Kinder bey ihren Pathen, ſo ſie aus der Tauffe gehoben, an obbenannten Tage zu hohlen.
Rother Mund-Balſam,
Oder Purpuriſmus. Iſt ein aus Florentiniſchen Lac, ſo mit Brandtewein wohl ausgewaſchen, und Muſcatenoͤhl, Roſen-Zimmet- oder Pomerantzenoͤhl vermiſchter Balſam, wodurch ſich das Frauenzimmer ſchoͤne und lebendige Farbe der Lippen zu machen ſuchet.
Rothe Ruͤben. ſiehe. Ruͤbe.
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Roͤth Ruͤbe
Roͤthlinge. ſiehe. Reißken.
Roxelana,
Des Tuͤrckiſchen Kaͤyſers Solimanns Gemahlin, war zwar von ſonderbarer Schoͤnheit, aber auch darbey ſehr grauſam und boßhafftig, maſſen ſie ihren Gemahl durch Uberredung und Falſchliſtigkeit dahin brachte, daß er ſeinen Sohn Muſtapha, von welchem man ſich groſſe Hoffnung machte, ermorden ließ.
de Roucy,
Jeanne, eine Gemahlin des Hertzog Carls von Montmorency, welcher zu Ehren ihr Gemahl den Ritter-Orden des Hahns und des Hundes geſtifftet, ſie fuͤhrte in ihrem Wappen 4. Hirſche, daher auch die Ordens-Kette aus eitel HirſchKoͤpffen beſtanden, an welcher eine guͤldene das Gepraͤge eines Hundes fuͤhrende Muͤntze gehangen.
de Rousſi,
Anna, eine devote Frantzoͤiſche Matrone, ſo A. 1612. Menſ. Novembr. am Tage des H. Martini zu Paris aus ihrem in der Vorſtadt St. Jacob gelegenen Hauſe ein Cloſter gemacht, und den Orden der Urſuliner Jungfrauen in Paris nach denen Reguln des H. Auguſtini zu erſt geſtifftet.
Ruͤbe,
Rapa, Rave, iſt ein bekannt Wurtzel-Gewaͤchs, welches in einer Haußhaltung viel Nutzen ſchaffet. Sie werden in weiſſe,
rothe,
Frauenzim̃er-Lexicon. G g g
(0856)
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Ruͤckl Ruffa
rothe, gelbe und Steck-Ruͤben eingetheilet. Die Weiſſen geben ein gut Zugemuͤs, oder man kochet ſie oͤffters an Fleiſch, auch an gewiſſe Fiſche; die rothẽ kochet und machet man mit Eßig, Kuͤm̃el und Meerrettig ein, und ſetzet ſie bey Gebratens auf; die gelben und Steck-Ruͤben werden auch entweder als ein Zugemuͤs, oder an Fleiſch gekochet und aufgeſetzet; die welcken oder getreugten Ruͤben ſetzet man zum geraͤucherten oder Treuge-Fleiſche zuweilen auf. Uberhaupt erwecken die Ruͤben alle viel Blehungen, in welchem Abſehen auch allezeit Kuͤmmel darzu gethan wird, vermehren aber doch die Feuchtigkeiten im Leibe; wiewohl ſie auch zu gewiſſen Beſchwehrungen dienlich ſeyn ſollen, indem ſie wegen vorgedachter Feuchtigkeit den Leib offen halten. Wer ſie genieſſen will, der gehe, wie in allen Dingen, die Mittelſtraſſe, und brauche ſie maͤßig, ſo werden ſie ihm keine Beſchwehrung verurſachen, zumahl wer den Leib durch eine purgation zur Herbſt-Zeit zuvor gereiniget hat.
Ruͤcklings aus dem Bette ſteigen,
Iſt eine laͤcherliche und aberglaͤubiſche Meynung dererjenigen Weiber, ſo ihrem Geſinde verbiethen, des Morgens ruͤcklings aus dem Bette zu ſteigen, damit ihnen des Tages uͤber nicht alles contrair und verkehrt gaͤnge.
Ruffa,
Catharina, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
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Rufina Ruͤhrl
Rufina,
Claudia, eine Britanniſche Princeßin, lebte zu Kaͤyſers Claudii I. Zeiten, in der letzten Helffte des I. Seculi, von welchen gelehrten Kaͤyſer ſie auch Claudia, von ihrem Gemahl aber, Aulo Ruſino, Rufina genennet ward. Sie war eine Chriſtin, und eben diejenige Claudia, deren Gruß Paulus an den Timotheum bringet, II. ad Timoth. c. IV. v. 21. verſtunde gut Lateiniſch und Griechiſch, l[ – 1 Zeichen fehlt]ß fleißig den Martialem, welcher ihrer auch in dem 54. Epigrammate Lib. XI. gedencket, und machte einen netten Vers. Sie ſtarb A. C. 110. und hinterließ ein Buch Epigrammatum, vielerley Carmina, und eine Elegiam uͤber ihres Mannes Tod. Vid. Bitſcum. d. Illuſtr. Seriptorib. Britann. p. 72. ſeq.
Ruhe mit nehmen,
Iſt eine laͤcherliche und aberglaͤubiſche Meynung, in denen Wochen- oder Kinder-Stuben, vermoͤge deren iederman, ſo in ſolche Zimmer tritt, ſich, ehe er wieder heraus gehet, vorher nieder ſetzen muß, damit er nicht der Sechswoͤchnerin oder dem kleinen Kinde die Ruhe mit nimmt.
Ruͤhr- oder Koch-Loͤffel,
Iſt ein platter von Holtz geſchnitzter Loͤffel, wormit man di[e] kochenden Speiſen herum ruͤhret damit ſie nicht anbrennen.
Ruͤhrloͤffel-Blech,
Iſt ein viereckigtes durchloͤcher[-]
tes
(0857)
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Rula Rupffen
tes Blech, worinnen die Ruͤhrloͤffel in denen Kuͤchen ſtecken.
Rula,
Eine heroiſche und tapffere Jungfer in Norwegen, des Trondi Schweſter: als Ringo geſtorben, theilten ſich die Fuͤrſten und Vornehmſten des Reichs in ſelbiges, und nahm ieder ein Stuͤck darvon; worauf ſie gegen ſie insgeſamt die Waffen ergrieff, auch einen nach dem andern unter ſich brachte. Nach dieſem machte ſie ſich an Omundum, und verjagte ſolchen gleichfals, welches ſie ebenfals auch mit ihrem Bruder Trendo vorgenommen. Vid. Krantz Norweg. l. 1. c. 33. p. 348.
Rumia,
Hieſſe bey denen Alten diejenige Goͤttin, ſo uͤber die Bruͤſte und ſaͤugenden Kinder beſtellet war; wird auch ſonſten Rumilia genannt.
Rund- oder, SchraubeSchnuͤre,
Seynd ein von Zwirn, Seide, Gold oder Silbeꝛ, rund u. ſehr ſtaꝛck gedrehetes Schnuͤrlein, wird insgemein auf die Naͤhte geſetzet, oder der Rand an Kleidern damit eingefaſſet, ſeynd ſie aber von Zwirn, werden ſie an Bett-Geraͤthe geſtochen.
Rupffen,
Heiſſet dem Feder-Vieh, das man verſpeiſen will, vorher die Federn ausrauffen, als Gaͤnſe, Enten, Tauben u. d. g.
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Ruſci Ruth
Ruſci,
Margaretha, ein devotes Weibesbild, ſo A. 1506. zu Ravenna den Orden des guten Jeſu zu Ravenna geſtifftet.
Ruſila,
Ein tapfferes und heroiſches Weibesbild, ſie fochte lange Zeit wider Hirwillum Fuͤrſten zu Walland, der mit den Daͤnen eine Allianz getroffen, und Norwegen gedachte wegzufiſchen, und zwar zur Zeit derjenigen Troublen, da Koͤnig Fridleuus in Daͤnnemarck die Oberhand hatte. Vid. Krantz. Norweg. L. 1. c. 10. §. 47. ſeq.
Ruſticana,
Des Symmachi Weib, hatte eine ſolche Begierde etwas kluges zu erlernen, daß ſie ihrem Manne, wenn er ſtudirte, das Licht hielte, um darbey etwas zu erſchnappen.
Ruth,
Eine Moabitin, der Naemi Schnur, und des Boas Eheweib, zu dem ſie ſich auf Eingeben der Naemi, als er des Nachts Gerſten auf ſeiner Tenne worffelte, nach vorher gegangener Badung und Salbung, gantz ſtille und in geheim legte, welcher ihr auch, nachdem er ſelbige inne ward, die Ehe verſprach, auch ſelbige bald darauf vollzog, ſie gebahr ihm den Obed, Davids GroßVater. Ruth. I. & cap. IV. verſ. 13.
Saane
G g g 2
(0858)
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Saane Sabli
S.
Saane. Siehe. Rahm.
Saba. ſiehe. Sibylla Perſica.
Sabina,
Kaͤyſers Adriani Gemahlin, hegte aber gegen ſelbigen einen ſolchen unmenſchlichen und thoͤrichten Haß, daß ſie ihm auch nicht einmahl ehelich beywohnen wolte, damit ſeiner und ſeiner Kinder bey der Nachwelt nicht mehr gedacht werden koͤnte. Zuletzt ließ ſie ſich ſelbſt, weil ſie von ihm ſelaviſch gehalten wurde, umbringen.
Sabiniſcher JungfernRaub. ſiehe. Entfuͤhren.
de Sable,
Eine gelehrte und kluge Marggraͤfin aus Franckreich, ſie hat A. 1678. ein Buch, Maximes genañt, heraus gegeben, ſoll auch dem gemeinen Weſen zum beſten, eine gewiſſe Art kurtzer Brieffe erſunden haben, ſo die Frantzoſen Billets nennen. Vid. Mercur. Polit. Tom. III. Extraord. ad Ann. 1683. p. 61.
de la Sabliere,
Eine gelehrte Frantzoͤfin, und galante Poetin von extraordinairen Verſtande, ſonderbahren Einfaͤllen, und herrlichen Wiſſenſchafften, iſt auch, wie Bælius in Novell. A. 1685. Menſ. Septemb. p. 1020. meldet, eine gute Philoſopha. Vid. de la Fontaine in Opuſcul. Vol. 2.
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Saͤcken Saffr
Saͤcken,
Iſt eine in denen Saͤchſiſchen Landen bekannte Lebens-Straffe, vermoͤge deren die Kinder-Moͤrderinnen in einen Sack mit einem Hund, Hahn, Natter, Affen oder Katze (welches aber anietzo meiſtens nur abgemahlet, oder auch gar weg gelaſſen wird) genaͤhet, und mit langen daran gebundenen Stangen, in das naͤchſte flieſſende Waſſer geſtoſſen und erſaͤuffet werden.
Sacors,
Maria, ein devotes Weibesbild, ſo zu Barcelona den Orden der barmhertzigen CloſterFrauen, zu Erloͤſung der Gefangenen geſtifftet, ſie ſtarb daſelbſt A. 1288.
Sado, oder, Sade,
Laure, ſonſt auch Chiabau genannt, ein gelehrtes Frauenzimmer, gebohren A. 1314. zu Avignon, aus einem vornehmen Geſchlechte, brachte es ſehr weit in der Frantzoͤiſchen Poeſie, und ſtarb endlich zu Avignon A. 1348. im 34. Jahre ihres Alters.
Saffran,
Crocus, Safran, iſt eine vortreffliche edle Blume, die in der Medicin nicht gnugſam kan geruͤhmet werden. Es giebt unterſchiedene Sorten dieſes Gewaͤchſes, darunter wohl der Aſiatiſche oder Orienentaliſche der beſte iſt. Weil aber die Tuͤrcken aus Neid gegen die Chriſten denſelben verfaͤlſchen und
ſchwaͤ-
(0859)
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Sagana Salat
ſchwaͤchen ſollen; wird in Teutſchland gemeiniglich der Oeſterreichiſche Saffran beliebet, welcher ſo gut, ja faſt noch beſſer als der Orientaliſche iſt. In der Kuͤchen hat er auch ſeinen ſonderlichen Nutzen, geſtalt damit der Koch vielen Speiſen einen angenehmen Geſchmack giebet, muß aber damit Maſe gehalten werden, ſonſt ſchadet der uͤberfluͤßige Gebrauch mehr als daß er nutzet.
Sagana,
War eine beruͤhmte Hexe und Zauberin, ſo den Varum, als er noch ein Kind war, behexet hatte.
Saͤgeſpaͤne,
Seynd die von dem geſaͤgten und durchſchnittenen Holtze herunter gefallenen Broͤcklein, welche mit Waſſer angefeuchtet, und in die Zimmer bey dem Auskehren geſtreuet werden, damit es nicht darbey allzu ſehr ſtaͤubet.
Salacia,
Des Neptunus Eheweib, eine Meer- und Waſſer-Goͤttin, ſo auf dem Meere Sturm zu erregen pfleget.
Salat,
Acetaria, Salade, iſt ein Eſſen, das von gewiſſen Kraͤutern oder andern Dingen mit Baum-Oel, Eßig, Saltz ꝛc. zubereitet wird. Allen Leuten ſtehet dieſes Gerichte nicht an. Wie ſpoͤttiſch hat doch Plautus ſchon zu ſeiner Zeit davon raiſonniret, da er den Salat genennet condita prata in patinis, ge[Spaltenumbruch]
Salat
wuͤrtzte Wieſen in Schuͤſſeln: Ja die davon eſſen, vergleichet er gar denen Ochſen, wie dieſer ſtachlichte Locus in Pſeud. Act. 3. Sc. 2. 12. &c. weitlaͤufftig nachzuleſen iſt. Allein das achtet ein Liebhaber des Salats wenig, vielmehr ißt er ſolchen mit groͤſſern Appetit, weil er aus der Erfahrung gelernet, daß die uͤbermaͤſſige Hitze des Gebluͤts in denen heiſſen Sommer-Tagen, gleichwie die hitzige Schaͤrffe des Magens zur Winterszeit durch den Salat gemildert und der Geſundheit etlicher maßen gedienet werde. Solchen Salat-Appetit nun zu vermehren, recommendiret unſer Koch gewiſſe Zubereitungen, welche in der Ordnung alſo folgen: 1) Salat von Endivien; 2) Salat von Artiſchocken; 3) Salat von BrunnenKreſſe; 4) Salat von Seleri; 5) Salat von Aepffeln, Rettig und Zwiebeln; 6) Salat von friſchen Gurcken; 7) Salat von eingelegten Gurcken; 8) Salat von Kuͤmmerlingen; 9) Salat von Bohnen; 10) Salat von GartenKreſſe; 11) Salat von Haͤupteln; 12) Salat von Hoppen-Keimgen; 13) Salat von Lactuc; 14) Salat von Haſen-Ohren; 15) Salat von Kraut Haͤuptern kalt; 16) Salat von Kraut-Haͤuptern warm; 17) Salat von Kraut-Haͤuptern warm anders; 18) Salat von Portulac; 19) Salat von Prockoli oder KohlSproſſen; 20) Salat von rothen Ruͤben; 21) Salat von Cicori, Wegwarten oder Hindlaͤufft; 22) Salat von Rebuͤntzgen; 23) Sallat von Ruͤben-Kraut; 24) Salat von Rinds-Gaumen: 25) Salat von weiſſen Ruͤben; 26) Salat von
Spargel
G g g 3
(0860)
[Spaltenumbruch]
Salat
Spargel; 27) Salat Italiaͤniſchen zuzurichten.
Salat von Endivien,
Endivien leſet reinlich, und thut das gruͤne, ſo auſſen herum iſt, alles weg; das Mittelſte aber, welches gelb und zimlich lang ſeyn wird, behaltet und ſchneidet es mitten entzwey. Dieſes geſchnittene waſchet hernach ſauber aus, leget es in eine Schuͤſſel, beſprenget ſolches mit Saltz, gieſſet guten Eßig und Baum-Oel drauf, und bereibet es mit Zucker.
Salat von Artiſchocken,
Suchet auf Artiſchocken gebacken, und gieſſet nur noch Eßig und Baum-Oel dazu.
Salat von BrunnenKreſſe,
Wird ebenfalls bey der Beſchreibung der Brunnen-Kreſſe anzutreffen ſeyn, allda nachzuſehen.
Salat von Seleri,
Nehmet Seleri, ſo viel ihr brauchet, ſchaͤlet und putzet ihn rein; hernach ſchneidet ſolchen Scheibenweis, thut ihn in kaltes Waſſer, und waſchet ihn aus; leget ſolchen auf eine Schuͤſſel, beſprenget ſelbigen mit Saltz, gieſſet Eßig und Baum-Oel druͤber, ſtreuet Pfeffer drauf, und miſchet alles durcheinander.
Salat von Aepffeln, Rettig und Zwiebeln,
Schaͤlet Borßdoͤrffer-Aepffel und Rettige, ſchneidet beyde Sor[Spaltenumbruch]
Salat
ten wuͤrfflicht oder laͤnglicht, oder wie es einem ieden beliebet, die Zwiebeln ſchneidet ebenfalls ſo, und miſchet dieſes durcheinander. Hierauf leſet 4. Loth groſſe Roſinen, und laſſet ſie in heiſſen Waſſer ein wenig liegen; hernach thut ſie heraus, und miſchet ſie auch unter den Salat. Ferner ziehet 4. Loth Mandeln in heiſſem Waſſer ab, ſchneidet ſie laͤnglicht, miſchet ſie gleichfalls drunter, richtet alsdenn dieſen Salat auf eine Schuͤſſel an, gieſſet guten Wein-Eßig und Gartzer-Oel drauff, ſtreuet Zucker darunter und vermiſchet alles wohl, ſo moͤget ihr ſolchen nach Belieben hingeben.
Salat von friſchen Gurcken,
Friſche Gurcken ſchaͤlet, und ſchneidet ſie Scheibenweiſe gantz duͤnne, thut ſolche in eine Schuͤſſel, und ſaltzet ſie ſcharff ein; decket oben einen Teller oder Bret drauff, und beſchweret ſie mit Steinen oder Gewicht, daß ſie ſchwitzen, und ſeiget die Gauche allezeit fein herunter. Wenn ſie nun etliche Stunden im Saltz gelegen haben, ſo drucket ſie gantz trocken aus, leget ſolche auf eine Schuͤſſel, gieſſet Eßig und Baum-Oel drauf, ſtreuet Pfeffer darunter, und vermiſchet ſolchen mit denen Gurcken, richtet ſolche an, und ſtreuet Pfeffer oben daruͤber. Andere thun die Gurcken, wenn ſie lange genug im Saltz gelegen ſind, in eine reine Serviette, und zwingen ſie ſo lange, biß kein Safft mehr davon gehet, davon werden ſie wie ein Gehaͤck, und machen ſolche ab als vorhergehende.
Salat
(0861)
[Spaltenumbruch]
Salat
Salat von eingelegten Gurcken,
Dieſe moͤget ihr gantz anrichten und Eßig drauf gieſſen, auch entweder nach der Laͤnge oder Scheibenweis in Stuͤcken ſchneiden, Eſſig drauf gieſſen und Pfeffer druͤber ſtreuen. Wem es beliebet, kan auch Baum-Oel daran thun.
Salat von Kuͤmmerlingen,
Dieſe werden nur angerichtet, wie man ſie aus dem Faͤßgen heraus nimmt.
Salat von Bohnen,
Suchet Bohnen in Eßig eingemachet, aus welchen ihr hernach leicht einen Salat bereiten koͤnnet.
Salat von Garten-Kreſſe,
Leſet und leget ſolche in kaltes Waſſer, waſchet ſie ſauber aus; ſaltzet ſie ein wenig, gieſſet Eßig und Baum-Oel drauf, miſchet alles durcheinander, und ſtreuet Zucker daruͤber.
Salat von Haͤupteln,
Nehmet Haͤuptel-Salat, ſchneidet unten die Wurtzel und Strung, ſo viel noͤthig, weg, und gebet Acht, daß ſelbige gantz rein gemacht werden, und keine unreinen Blaͤtter mehr dran ſeyn. Sind etwa die Haͤuptlein groß, ſo ſchneidet vier Stuͤcke draus, werffet ſolche ins kalte Waſſer, waſchet ſie aus, leget ſie auf eine Schuͤſſel, ſaltzet ſie, und gieſſet Baum-Oel und Eßig dranff, [Spaltenumbruch]
Salat
richtet den Salat ſauber an, und laſſet ihn zu Tiſche tragen. Auff dieſe Art muß ieglicher Salat, ſo Haͤuptel-Salat genennet wird, oder da anfangs nur Blaͤtter ſind, zugerichtet werden; den man auch oͤffters mit hartgeſottenen Eyern, die halbiret oder Viertelweiſe zerſchnitten ſind, garniret, oder man pfleget die hart-geſottenen Eyer gantz klein zu hacken und daruͤber zu ſtreuen.
Salat von HopffenKeimgen,
Dieſelben beſchabet, leſet und putzet ſie ſauber, und leget ſie in kaltes Waſſer. Hernach ſetzet Waſſer in einer Caſſerole oder Topff zum Feuer, und wenn es kochet, ſo werffet ein wenig Saltz hinein, hierauf waſchet die HopffenKeimgen ſauber aus, thut ſolche in das ſiedende Waſſer; laſſet ſelbige ein wenig kochen, biß ſie weich werden, ſeiget ſie hernach ab, leget ſie auf eine Schuͤſſel, daß ſie kalt werden. Wollet ihr ſolche anrichten, ſo gieſſet guten Eßig und BaumOel drauf, miſchet alles durcheinander, und richtet an. Wer Appetit hat, kan auch oben druͤber Zucker reiben.
Salat von Lactuc,
Schaͤlet Lactuc fein ſauber ab, und ſchneidet ihn duͤnne laͤnglicht, oder wie man einen Gurcken-Salat ſchneidet. Hierauf ſetzet in einer Caſſerole oder Topff Waſſer zum Feuer, laſſet es ſieden, werffet ein wenig Saltz, und als denn den Lactuc auch drein, welcher ſieden muß, biß er weich wird, ſeiget ihn darnach ab, leget ihn auf eine
Schuͤſſel,
G g g 4
(0862)
[Spaltenumbruch]
Salat
Schuͤſſel, und wenn er kalt worden, ſo gieſſet guten Eßig und Baum-Oel drauf. Ferner leſet und waſchet kleine Roſinen, ſtreuet dieſe nebſt etwas Zucker beym Anrichten druͤber, und gebet ihn hin.
Salat von Haſen-Ohren,
Nehmet Haſen-Ohren ſo viel ihr wollet, ſetzet dieſe mit Waſſer zum Feuer, und wenn ſolche eine Zeit lang gekocht, ſo thut ſie heraus ins kalte Waſſer, putzet die Haare herunter, daß ſie ſchoͤn weiß werden. Nach dieſem ſchneidet ſie, ſo zart als man Nudeln zu ſchneiden pfleget, leget ſie auf eine Schuͤſſel, gieſſet Baum-Oel und Eßig drauf, ſchneidet Citronen-Schalen laͤnglicht und ſtreuet ſie druͤber.
Salat von Krauthaͤuptern kalt,
Nehmet ſchoͤne ſchlechte KrautHaͤupter, loͤſet davon die Blaͤtter herunter, und ſchneidet den durchgehenden Strung durchs Blat heraus. Hernach wickelt etliche Blaͤtter zuſammen, und ſchneidet es ſo klein als ihr immer koͤnnet; thut ſolchen, wenn ihr deſſen genug habt, in eine Schuͤſſel, ſaltzet ihn, gieſſet Eßig und Baum-Oel drauf, und miſchet ihn wohl durch einander. Wem beliebet, kan etwas Pfeffer drunter miſchen, ſolchen endlich anrichten und oben noch Pfeffer druͤber ſtreuen.
Salat von Kraut warm,
Wenn der Salat vorbeſchriebener maßen geſchnitten iſt, ſo thut ſolchen auf eine Schuͤſſel, darnach [Spaltenumbruch]
Salat
machet in einem Tiegel Butter auf dem Feuer braun, gieſſet Eßig und ein wenig Pfeffer drein, laſſet den Eßig ſieden, den Salat aber ſaltzet ein wenig, gieſſet alsdenn den Eſſing alſo ſiedend drauf, und decket den Tiegel druͤber. Will man ihn aber recht weich haben, ſo muß der Eßig noch einmahl heiß gemacht, oder der Salat auf eine Pfanne mit Kohlen geſetzet werden; richtet ihn endlich ſauber an, ſtreuet Pfeffer druͤber, ſo iſt er fertig.
Salat von Krauthaͤuptern warm noch anders,
Wenn der Kraut-Salat geſchnitten iſt, ſo thut ihn in eine Schuͤſſel. Hernach nehmet ein halb Noͤſel ſauern Rahm, quirlt ein wenig Eßig drunter, ſetzet ihn aufs Feuer, daß er koche, bruͤhet alsdenn den Salat damit, decket ihn ein wenig mit dem Tiegel zu, und ſeiget den Rahm herunter, welchen ihr wieder in Tiegel ſchuͤtten und aufs Feuer ſetzen, und noch ein wenig Rahm darzu gieſſen ſollet. Hierauf ſchlaget drey EyerDotter in ein Toͤpffgen, quirlt ſie klar, und wenn die Bruͤhe im ſieden iſt, ſo leget ein Stuͤck Butter drein, und gieſſet die Bruͤhe an die EyerDotter, quirlt es ſtetig, damit die Eyer nicht zuſammen rinnen, thut auch Pfeffer mit darbey, und gieſſet dieſes uͤber den Kraut-Salat, richtet ſolchen an, und laſſet ihn zu Tiſche bringen. Auch der GartenSalat wird alſo gemacht und hingegeben.
Salat von Portulac,
Nehmet Portulac, leſet die Blaͤt-
ter
(0863)
[Spaltenumbruch]
Salat
ter eintzeln, und werffet ſolche in kaltes Waſſer, waſchet ihn ſauber aus, thut ihn auf eine Schuͤſſel, ſaltzet ihn ein wenig, und gieſſet Eßig und Oel drauf. Hernach leſet kleine Roſinen, waſchet ſelbige aus heiſſen Waſſer, daß ſie ein wenig auflauffen, und ſtreuet ſie auf den Salat, vermiſchet es durcheinander, richtet ihn auf eine Schuͤſſel an, ſtreuet Zucker druͤber, und gebet ihn hin.
Salat von Prockoli oder Kohl-Sproſſen,
Nehmet die Sproſſen von braunen Kohl, ſo am Strunge herauf gewachſen ſind, und putzet dieſe ſauber. Hernach ſetzet Waſſer zum Feuer, damit es koche, werffet erſt ein wenig Saltz und den Prockoli alsdenn auch hinein, und laſſet ihn weich kochen; nach dieſem thut ſolchen heraus auf eine Schuͤſſel, und laſſet ihn kalt werden, ſaltzet ſelbigen ein wenig, gieſſet Eßig und Oel druͤber, ſtreuet Zucker drauf, ſo iſt er fertig.
Salat von rothen Ruͤben,
Waſchet rothe Ruͤben ſauber ab, ſetzet dieſe mit ſiedenden Waſſer zum Feuer, damit ſie weich kochen; hernach thut ſie heraus in kaltes Waſſer, und ziehet ihnen die Haut ab; ſchneidet ſie Scheibenweis, als man einen Gurcken-Salat ſchneidet, doch nicht ſo gar duͤnne, und thut ſolche in ein Faͤßgen oder Topff, ſtreuet Kuͤmmel und wuͤrfflicht klein geſchnittenen Meerrettig darunter, gieſſet auch guten Eßig drauff und laſſet ſie kalt werden. Wenn ihr nun ſolche zu Ti[Spaltenumbruch]
Salat
ſche geben ſollet, ſo werden ſie heraus genommen und ordentlich angerichtet, auch von der Bruͤhe etwas darauff gegoſſen.
Salat von Cicori, Wegwarten oder Hindlaͤuffte,
Schabet dergleichen Wurtzeln ſauber ab, ſchneidet ſie nach der Laͤnge entzwey und thut den Kern heraus, alsdenn ſchneidet Stuͤcke 2. Quer-Finger lang, und aus dieſen Stuͤckgen nach der Laͤnge, ſo duͤnn, als moͤglich, wie Nudeln. Wenn dieſes geſchehen, ſo ſetzet Waſſer zum Feuer, thut die Cicori hinein und laſſet ſie weich kochen. Iſt ſolches geſchehen, ſo nehmet ſie heraus, leget ſie auf eine Schuͤſſel, daß ſie kalt wird, beſprenget ſelbige alsdenn mit Saltz, gieſſet Eßig und Oehl drauff, ſtreuet Zucker, kleine Roſinen und Citronen-Schalen druͤber, ſo iſt er fertig.
Salat von Rebuͤntzgen,
Wenn die Rebuͤntzgen ausgeſtochen ſind, ſo leſet ſolche rein und thut ſie in kaltes Waſſer; waſchet ſie ſauber ans, leget ſie auf eine Schuͤſſel und beſprenget ſie mit Saltz. Ferner gieſſet Eßig und Baumoͤl drauff, miſchet ſolche wohl durcheinander, und beym Anrichten beleget ſie mit harten Eyern, welcher Salat aber auch ohne dieſe kan verſpeiſet werden.
Salat von Ruͤben-Kraut,
Wenn es offtmahls geſchiehet, daß man im Herbſt weiſſe Ruͤben in Keller leget, ſo pflegen ſie gemeiniglich auszuwachſen und oben ein ſchoͤnes gelbes Kraut zu bekom-
men,
G g g 5
(0864)
[Spaltenumbruch]
Salat
men, dieſes ſchneidet ſauber ab, leſet es reinlich und ſchuͤttet es in kaltes Waſſer, waſchet es hernach aus, thut es auf eine Schuͤſſel, gieſſet Eßig und Oel drauff, ſaltzet es auch ein wenig, und gebet ihn hin.
Salat von Rinds-Gaumen,
Setzet Rinds-Gaumen zum Feuer, und laſſet ſie weich kochen; hernach thut ſie heraus in kaltes Waſſer, ſchneidet ſie gantz klein als Nudeln, leget ſolche auf eine Schuͤſſel, ſaltzet ſie, gieſſet Eßig und Oel drauff, werffet kleine Roſinen, geſchnittene Citronen-Schalen und Zucker, ſo iſt er zum Anrichten fertig.
Salat von weiſſen Ruͤben,
Schaͤlet und ſchneidet weiſſe Ruͤben wie Nudeln, kochet ſolche in Waſſer ab, biß ſie weich werden; thut ſolche alsdenn heraus und wenn ſie kalt worden ſind, machet ſie ab, als wie vorhergehenden Salat und laſſet ihn aufftragen.
Salat von Spargel,
Putzet Spargel ſauber ab und laſſet ihn in Waſſer am Feuer ſieden; thut ein wenig Saltz darzu, werffet den Spargel darein, damit er weich werde, nach dieſen werffet ihn in kaltes Waſſer, leget ihn ſodann ordentlich auf eine Schuͤſſel, gieſſet Eßig und Oel darauff, ſtreuet klein geſchnittene CitronenSchalen druͤber, und gebet ihn hin.
Salat Italiaͤniſch zuzurichten,
Dieſe werden zwar unterſchiedlich zubereitet: mir gefaͤllet aber [Spaltenumbruch]
Salbey Salibiſſa
ſonderlich folgende Art. Waͤſſert Sardellen ein, waſchet ſie aus und ziehet ihnen das Fleiſch auf beyden Seiten gantz herab. Von dieſem Fleiſch rollet etliche Stuͤckgen wie Papier zuſammen, und die andern laſſet nur gantz; darzu muͤſſen auch noch kommen Muſcheln, eingelegte Auſtern, kleine Capern, Oliven, Citronen und dergleichen eingelegte Italiaͤniſche Waaren; richtet ſie alsdenn nach eurer Wiſſenſchafft proportionirlich an, gieſſet guten Wein-Eßig und Garzer-Oel drauff, ſo iſt er fertig.
Salbey,
Salvia, Sauge, iſt ein ſonderbares Garten-Kraut, deſſen Krafft und Tugend wieder viele Zufaͤlle, die von zaͤher Feuchtigkeit entſtehen, ſehr geruͤhmet wird. Es braucht ſie gleichfalls der Koch an gewiſſe Eſſen, davon ſelbige einen guten und annehmlichen Geſchmack bekommen, wie ſolches ein jeder, der dergleichen Speiſen gekoſtet, in der That wird erfahren haben.
von Salern,
Trotta. War ein ſehr gelehrtes Weib, abſonderlich in der Medicin ſo erfahren, daß ſie von allen Kranckheiten der Weiber etwas geſchrieben hat. Vid. Johann Frauenlob in der lobenswuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber p. 31.
Salibiſſa,
Des Grafen Celadonis vortreffliche Gemahlin, deren Klugheit und vortrefflichen Verſtand die Scribenten nicht ſatt genug zu
ruͤhmen
(0865)
[Spaltenumbruch]
Saliez Salis
ruͤhmen wiſſen, ſie ſoll faſt am Verſtande nicht ihres gleichen gehabt haben. Vid. Ernſt im BilderHauſe. P. II. p. 580. und Adelungks Schatz-Cammer rarer Hiſtorien. pag. 240.
de Saliez,
Eine gelehrte Wittibe des Herrn le Viguiere d’ Alby. So ſich durch ein und andere Schrifften beruͤhmt gemacht. Man findet von ihr einen Roman, unter dem Titul: La Princeſſe d’Iſambourg; Eine mit Poeſie untermiſchte gelehrte Epiſtel an den Abt de la Roque; Eine ausfuͤhrliche Relation von dem praͤchtigen Einzug des Biſchoffs von Alby. Nechſt dieſen war ſie eine vortreffliche Philoſopha, geſtallt ſie in Willens war, eine gantz neue Secte der Philoſophie auffzurichten. Vid. Juncker. Centur. fœm. illuſtr. p. 5. & ſeq. in Præſat. Deviſeus weiſet auch in ſeinem Mercur. Polit. ad A. 1687. P. 2. Menſ. Mart. ein Carmen von ihr auff, ſo ſie auf den Koͤnig von Franckreich verfertiget, und an den Abt de la Chaiſe gerichtet.
de Salis,
Madame, des Chur-Brandenburgiſchen geheimbden Raths, Herrn von Jena, gelehrte StieffTochter, in Frantzoͤiſcher, Italiaͤniſcher und Lateiniſcher Sprache ſehr fertig; Sie hat die bewehrteſten Hiſtoricos, ſonderlich den Tacitum, durchſtudieret, machet einen netten Vers, und lebet mit ihrem EheHerrn in Italien. Vid. Paullin. der Zeickuͤrtzenden erbaulichen uſt. Part. II. p. 1115.
[Spaltenumbruch]
Saliſch Salonia
Saliſches Geſetze,
Iſt eine von Pharamundo dem erſtern Koͤnige der Francken gemachte Verfaſſung und Satzung, vermoͤge deren kein Weibes-Bild zu der Koͤnigl. Frantzoͤiſchen Crone durch Erbfolge gelangen kan. Er gab vor, es haͤtten ihm ſolch Geſetze die Goͤtter eingegeben und anbefohlen: die heutigen Frantzoſen beſtaͤrcken ſolch Geſetze aus denen Worten Chriſti: Die Lilien nehen nicht, weil das Frantzoͤiſche Wappen aus Lilien beſtehet.
Sal-Leiſte,
Heiſt denen Naͤhderinnen ſo viel als die Enden von denen beyden Breiten der gewuͤrckten Leinwand, welche nicht duͤrffen beſtochen oder geſaͤumet werden, weil die Faͤden alle auf dem Wuͤrck-Stuhl bereits eingeſchlagen worden.
Salm. ſiehe. Lachs.
Salmaſia. Siehe. Mercera Anna.
Salmonnin,
Florentia. Ein vortreffliches und kuͤnſtliches Frauenzimmer, ſo dermaſſen in der Muſic ſoll excelliret haben, daß ſie zu ihrer Zeit gar nicht ihres gleichen gehabt.
Salonia,
Des Kaͤyſers Gallieni gelehrte Gemahlin, hielte ſehr viel auf die Platoniſche Philoſophie, welche ſie vom Plotino erlernet hatte, und uͤberredete ihren Gemahl, daß er Plotino erlauben moͤchte, eine
Stadt
(0866)
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Saltz
Stadt zu bauen, und daſelbſt eine Republic nach des Platonis Vorſchrifft auffzurichten. Allein ob wohl der Kaͤyſer drein willigte, ſo wolte dieſes Vornehmen doch nicht von ſtatten gehen, alſo daß Plotinus endlich bekennen muſte, daß ſeines Lehr-Meiſters Republic nur in Gedancken ſchoͤne, in der That aber nicht practicabel waͤre. Budæus.
Saltz,
Sal, Sel, iſt das allernoͤthigſte Stuͤck in einer Kuͤche, ohne welches kein eintziges Eſſen koͤnte ſchmackhafft bereitet werden. Es behaͤlt aber unter denen vielen Sorten des Saltzes ſonderlich dasjenige, ſo zu Halle in Magdeburg geſotten wird, den Preiß, weil es, wenn man es maͤßig brauchet, geſund ſeyn und aller Faͤulung wiederſtehen ſoll. Von denen Eigenſchafften und Nutzen dieſes Saltzes wird in einer kurtzen Beſchreibung, ſo A. 1708. zu Erlangen gedruckt, nachdruͤcklich gehandelt: wer noch curieuſer ſeyn will, kan D. Thurmanns Bibliothecam Salinariam daruͤber zu rathe ziehen.
Saltz-Faß. ſiehe. SaltzMeſte.
Saltz-Haͤufflein ſetzen,
Iſt eine aberglaubiſche Gewohnheit, wenn das Weibesvolck in der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und 12. Uhr einen Fingerhut voll Saltz ſtillſchweigend auf den Tiſch ſetzet, und bey der fruͤhmorgenden Beſichtigung aus dem umgefallenen oder ſtehen gebliebenen [Spaltenumbruch]
Saltz
Haͤufflein urtheilet, ob es in ſolchen Jahre ſterben oder leben bleiben werde.
Saltz-Meſte, oder, SaltzFaͤßlein,
Bedeutet zweyerley: wann es groß iſt, ſo iſt es ein von Holtz vierecket und mit einem Deckel verſehenes Geſchirr, worinnen das Saltz in der Kuͤchen verwahret wird; Iſt es aber klein, ſo bedeutet es ein von Silber, Zinn, Porcellain oder Blech getriebenes kleines Tiſch-Geſchirr, obenher mit einem tieff ausgehoͤlerten Boden, unten aber mit einem breiten Fuß verſehen, wird mit Saltz angefuͤllt auf die Taffeln und Tiſche geſetzet.
Saltz-Seule,
War diejenige Statua, worein Loths vorwitziges Weib, welches ſich wieder des Engels Befehl auf der Flucht aus Sodom umſahe, verwandelt ward. Geneſ. XIX, 26. Es war ſolche Seule nicht gemeines, ſondern ein mineraliſches Saltz, welches hart und dauerhafftig war; hat auch noch zu Joſephi Zeiten geſtanden, wie ſie denn auch Bochartus, Adrichomius, Breitenbachius und andere mehr, ſo im gelobten Lande geweſen, gleichfalls noch geſehen.
Saltz und Brod zu erſt in das Hauß raͤumen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, vermoͤge deſſen man bey Beziehung eines neuen Hauſes Saltz und Brod zuerſt hinein raͤumen muß, damit man Gluͤcke darinnen habe, und an nichts Mangel leide.
Saltz
(0867)
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Saltz Samm
Saltz verſchuͤtten,
Iſt eine alte aberglaͤubiſche Meynung einiger Weiber, ſo in den irrigen Gedancken ſtehen, es wuͤrde derjenige des Tages uͤber nicht gluͤcklich ſeyn, der das Saltz verſchuͤttete.
Salvagnini,
Margherita, Eine beruͤhmte und kuͤnſtliche Saͤngerin in Italien.
Saluetta Magdalena Acciajoli,
Eine gelehrte Florentinianerin, hinterließ zwey Tomos von Italiaͤniſchen Gedichten, und ſtarb A. 1610.
Sambethe. ſiehe. Sibylla Perſica.
Sammet,
Iſt ein aus Seide erhabner und uͤber einen gezwirnten Grund geſchlagener Zeug, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrem Putz und Kleidung zu bedienen pfleget. Iſt entweder geſchoren, oder ungeſchoren, glatt oder geriſſen.
Sammet-Bund,
Iſt ein breiter von ſchwartzen Sammet verfertigter und mit Baumwolle oder ſeidener Watte durchfuͤtterter Streiff und Umſchlag, an den Enden mit Baͤndern verſehen, den die adelichen oder andere vornehme Dames auf denen Reiſen um die Stirne zu binden pflegen; die von Buͤrgerlichen Stande, pflegen ſolchen nur von Taffet zu machen.
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Samm Sand
Sammet-Buͤrſte,
Iſt eine von weichen ZiegenHaaren zuſammen geſetzte Buͤrſte, wormit das Frauenzimmer ihre Sammet- und andere ſeidene Kleider ausſaubert.
Sammet-Spitzen,
Sind eine gewiſſe Art von ſchwartzen Spitzen, worinnen die Blumen mit Sammet ausgefuͤllt werden.
de Samphut, ſiehe, Tereſia de Samphut.
Saͤngen Gaͤnſe,
Heiſt eine gerupffte Ganß uͤber einem angezuͤndeten Strohwiſch halten, die uͤbergebliebenen Stoppeln und kleinen Federn ausrotten, und das Fell von den Pfoten abſtreiffeln.
Saͤngerin,
Heiſt ein Frauenzimmer, ſo auf dem oͤffentlichen Theatro in einer Opera, ſo wohl in Arien als Recitativ, ihre Stimme manierlich und kuͤnſtlich in die darzu einſtimmenden Inſtrumenta hoͤren laͤſt, und ihre darzu gehoͤrigen Actiones darbey zu machen pfleget.
Sand-Frau,
Heiſſen diejenigen armen und beduͤrfftigen Weiber, ſo den Sand im Trage-Koͤrben in denen Haͤufern hauſiren herum zu tragen pflegen.
in Sand gehen,
Wird von denen Maͤgden geſa-
get,
(0868)
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Sand Sappho
get, ſo den Waſch- und ScheuerSand in Tragkoͤrben aus der Sand-Grubenhohlen, und auf dem Ruͤcken nach Hauſe tragen.
Sand- oder Nehe-Kuͤſſen,
Iſt ein viereckigtes von Sammet, Tuch oder andern Zeug auf allerhand Art zuſammen geſetztes und mit Sand derb und dichte ausſtopfftes Kuͤſſen, worauf das Weibesvolck dasjenige Stuͤck Leinwand oder Caton, ſo es zu nehen willens iſt, zu ſtecken und mit einer Nadel anzu befeſtigen pfleget.
Sand-Sieb,
Iſt ein von Blech durchloͤchertes Sieb, wodurch der Sand auf den Saal und Gaͤngen herum klar und rein geſiebet und aufgeſtreuet wird.
Sand ſtreuen,
Heiſſet, wenn das Geſinde in die geſcheuerten oder ausgekehrten Zimmer, Saͤle und Gaͤnge durch ein darzu abſonderlich verfertigtes blechernes Sieb klar gewaſchenen und reinen Sand ausſtreuet, damit der Unflath nicht ſo gleich an dem Fuß-Boden hafften kan.
Santa Stella,
Signora, ein kuͤnſtliche und beruͤhmte Saͤngerin in Italien.
Sappho,
Die Tochter Scamandronymi und der Cleidis, des Cercilæ Weib, eine vortreffliche Poetin, (ſo in der 46. Olympiade gelebet, oder wie einige wollen ums Jahr der Welt A. 3338.) aus der Inſul Lesbus, und Erfinderin einer gewiſſen Art Ver[Spaltenumbruch]
Sappho
ſe, ſo nach ihrem Nahmen das Genus Sapphicum benennet worden. Dieſe Sappho hatte ſich in einen jungen Menſchen, Rahmens Phaon, verliebet, weil er ihr aber gar wenig Gegen-Liebe blicken ließ, ſtuͤrtzte ſie ſich endlich aus Ungedult von dem Berge Leucade in das Meer herab. Ihre Carmina, ſo ſie geſchrieben, ſeynd zu unterſchiedenen Mahlen gedruckt worden, als A. 1660. cum notis Tanaquill. Fabri. A. 1652. zu Paris. A. 1654. ibid. A. 1692. zu Amſterdam. Anno 1712. par M. Gacon. Die unterſchiedenen Judicia, ſo von ihr gefaͤllet worden, hat Gyraldus und andre mehꝛ. Siehe Monſ. Longepierre Vie de Sappho au devant de la traduction en vers François des Pocſies de Sappho. Æneas Sylvius und einige andere Hiſtorici ſtatuiren zweye dieſes Nahmens, die Lateiniſchen Poeten aber gedencken nur einer dieſes Nahmens. Sie ſoll ziemlich frey und unzuͤchtig gelebet haben, daher alle ihr Ruhm der ſie unſterblich macht, bloß von ihrer Poeſie herruͤhret. Man hat von ihr nichts mehr uͤbrig als 2. Oden, ein Paar Epigrammata, und einige Fragmenta, ohngeachtet ſie 9. Buͤcher Oden, und noch mehr Buͤcher Epigrammata, deßgleichen viel Elegien, Epithalamia und andere Poetiſchen Gedancken hinterlaſſen. Auſſer dieſem ſoll ſie auch ein abſonderliches Inſtrument nebſt einer auſſerordentlichen Art der Harmonie erdacht haben, ſo aber nunmehr unbekannt. Von ſonderbarer Schoͤnheit ſoll ſie nicht geweſen ſeyn, auſſer daß ſie ein Paar ſchoͤne und feurige Augen gehabt. Budæus.
Sappho,
(0869)
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Sappho Sara
Sappho,
Crexea, von Mitylene, war eine um das Jahr der Welt 3564. florirende herrliche Tichterin, ſo nach Genebrardi Voſſii und des Æneæ Sylvii Meynung von der andern beruͤhmten Sappho gantz unterſchieden geweſen ſeyn ſoll, und werden ihr die meiſten Scripta Sapphus Eretriæ zugeeignet. Ovidius und Strabo gedencken ihrer gar offt mit groſſen Ruhm. Vid. Vosſium in Inſtitut. Poet. L. 3. c. 15. Genebrard. l. Il. Chronograph. p. 230. Frauenlob in der Lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 29.
Sapphora, oder. Siphra,
War die vornehmſte Hebamme unter denen Hebraͤiſchen WeheMuͤttern, der Pharao nebſt der Phual anbefahl alles was maͤnnlich waͤre, bey Entbindung der Ebraͤiſchen Weiber umzubringen, welches ſie aber als eine Gottesfuͤrchtige Matrone nicht that. Exod. I. v. 15. 16. & 17.
Sara, oder, Sarai,
Abrahams Weib, war von ſonderbahrer Schoͤnheit, weswegen er ſie auch bathe, daß ſie ſich auff der Reiſe vor ſeine Schweſter moͤchte ausgeben; hatte einen groſſen Glauben an GOTT, wodurch ſie auch in dem 90. Jahre ihres Alters einen Sohn gebahr. Geneſ. XXI. v. 2. und wurde eine Mutter vieler Fuͤrſten.
Sara die Heilige,
Eine devote Matrone und Aebtißin, ſo A. 432. den Orden der [Spaltenumbruch]
Sara Sardel
Cloſter Frauen der heil. Jungfer Maria vom Berg Carmel geſtifftet, und zwar nach eben denſelben Reguln, ſo die Carmeliter Bruͤder zu obſerviren pflegen.
Sara,
Eine einige Tochter des Raguels; eines wohlhabenden Mannes zu Rages in Meden, ſo ſieben Braͤutigams vorher gehabt, welche alle nach einander von einem boͤſen Geiſt waren getoͤdtet worden, Tob. VI. v. 15. zuletzt aber ſich mit dem jungen Tobia, der einen Engel Raphael genannt, zum Werber und Freyers-Mann mit brachte, gluͤcklich und vergnuͤgt in ein Ehelich Geloͤbniß einließ, Tobiæ 7. v. 15.
Saracena Ludovica, ſiehe. Ludovica Saracena.
Sarca,
War eine mit von denen Boͤhmiſchen Amazoner, ſo unter der tapffern Auffuͤhrung der heroiſchen Valaska A. 735. den Weiber-Krieg in Boͤhmen anfiengen.
Sardelle,
Trichis, (Sarda) Sardelle, iſt ein kleiner Fiſch, der von der Inſul Sardinien, bry welcher er gefangen wird, die Benennung hat, und ziemlich mit dem Hering uͤbereinkom̃t, ſie gehoͤren unter die Italiaͤniſchen Waaren, ſo uͤber Venedig, Livorno und Genua in Teutſchland gebracht worden. So bald ſelbige die Fiſcher in dem Mittellaͤndiſchen Meer gefangen, legen ſie ſolche in kleine Faͤßgen ein und verſenden ſie haͤuffig, die man denn hernach ent-
weder
(0870)
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Sarge Sarroch
weder a part verſpeiſet, oder bey andere Eſſen anzubringen ſuchet. Die Sardellen muͤſſen ſchon vor alten Zeiten etwas beliebtes geweſen ſeyn, angeſehen ſie Apicius, der Roͤmer, vor das allerdelicateſte unter denen Lecker-Bißgen zu halten pflegte.
Sarge ſeidne, oder, Soy Roſſata,
Iſt ein einfaͤrbiger glatter und von offnen ungedreheten Faden dicht gewebter ſeidner Zeug, ſo einen ſtarcken Glantz von ſich giebet, iſt ſtaͤrcker und feiner als der Atlas und wird von dem Frauenzimmer bey ihrer Kleidung gebrauchet.
Sarge wollene,
Iſt ein aus Wolle gewebter glatter Zeug, ſo das Frauenzimmer ſtatt Unterfutters zu gebrauchen pfleget, man findet ſelbigen gepreſt, von unterſchiedener Guͤte und Sorten, als da iſt Sarge Imperial, ſo die breiteſte iſt, und Sarge de Poys, ſo eine Art von ſchlechten und leichten Calemanc iſt.
Sarrochia,
Oder wie ſie einige nennen Scarrocchia, Margaretha, eine zwar trefflich gelehrte, aber auch darbey ſehr hochmuͤthige Neapolitanerin, ſo ſich ihrer Gelehrſamkeit wegen, entſetzlich viel einzubilden wuſte, weil die gelehrteſten Maͤnner ihr Hauß gleich einer Academie beſuchten, ihren Theologiſchen und Philoſophiſchen Diſcurſen zuhoͤreten, und ihren accuraten Diſputationibus beywohnten, auch ſie recht vor [Spaltenumbruch]
Sartre
ein Oracul hielten. Janus Nicius Erythræus in ſeiner Pinacotheca I. pag. 259. & ſeq. machet ein rechtes Wunder aus ihr. Sie gerieth wegen ihres allzu unbaͤndigen Hochmuths und Kaltſinnigkeit gegen die braveſten Leute in Diſput, als mit Joh. Baptiſta Marino, mit der Academia Humoriſtarum und Octavio Tronſarello. Vincentius Nolfi in ſeiner Ginipedia oder Unterweiſung des Frauenzimmers cap. ult. gedencket dieſer Sarrochiæ gar ruͤhmlich. Ubrigens machte ſie einen netten heroiſchen Vers, ſo wohl in Lateiniſcher als welſcher Sprache, wie ſolches die artigen Lateiniſchen Epigrammata, und das ſchoͤne welſche Carmen Heroicum vom Leben und Thaten Georgii Caſtriote oder Scanderbegs Fuͤrſtens in Epiro und Albanien, ſo ſie verfertiget, bezeugen. Vid. Morhoff. in Polyh. Hiſtor. P. I. p. 144. & Hoffmann. Lex. Univerſ. T. I. p. 993.
de Sartre,
Madame Dauphin, eine gelehrte Marquiſin aus Franckreich, und M. le Marquis de Robias d’ Eſtoublon Gemahlin eine einige Tochter des Frantzoͤiſchen Hof- und FinancenRaths M. de Satre. Ihre Mutter hieß Madam. Brigide de Maſſauve. Sie war eine ſehr gelehrte Dame von ſonderbaren Verſtande und hoher Wiſſenſchafft verſtunde die Matheſin und Arithmeticam aus dem Fundamente, war eine gute Philoſopha, und hatte ſchoͤne Wiſſenſchafft in der Medicin. Sie ſtarb A. 1685. den 17. Martii zu Arles in der Provence. Vid. Mercur. Polit. Deviſei ad A. 1685. M. April.
p. 86.
(0871)
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Satin Sauciſſ
p. 86. & Juncker. Centur. Illuſtr. Foem. p. 67. & 68.
Satin,
Iſt eine Art eines geringen und leichten Atlas, wird auch ſonſten Baͤllgen-Atlas genennet, und bedienet ſich deſſen das Frauenzimmer zu ihrer Auskleidung.
Sauciſſes,
Sind kleine Bratwuͤrſtgen, werden aus klein gehackten Schweinefleiſch, wuͤrfflicht geſchnittenen Speck, Wuͤrtze, Saltz ꝛc. verfertiget, in kleine Daͤrmer gefuͤllet, hernach mit Eßig, Citronenſchalen und gantzen Zwiebeln eingemacht, und auf beſondere Manier zugerichtet, welches der Koch in nachfolgenden Beſchreibungen darthut; 1) Sauciſſes oder kleine Bratwuͤrſtgen zu machen; 2) Sauciſſes mit einer piquanten Soſſe; 3) Sauciſſes mit einer SardellenSoſſe.
Sauciſſes oder kleine BratWuͤrſtgen zu machen,
Hacket Schweinefleiſch klein, ſchneidet Speck wuͤrfflicht, und thut beydes zuſammen; ſchuͤttet Pfeffer, Coriander, Citronenſchalen, ein wenig Thymian und Saltz daran, und ruͤhret alles wohl unter einander. Hernach nehmet kleine Daͤrmer, etwa von Schoͤpſen, und ſchleimet dieſe ſauber; fuͤllet die gemachte Fuͤlle in eine Wurſt-Spritze und ziehet den Darm oben an die Spitze, ſo viel als ihr auf einmahl daran bringen koͤnnet, laſſet ein Ende vom Darm oben uͤber die Spitze von der Spritze vorgehen; [Spaltenumbruch]
Sauciſſes
darnach ſtoſſet mit einem Stempel das Fleiſch vorne zur Roͤhre heraus, ſo wird ſich die Wurſt ſelber machen. Wenn ihr nun fertig, ſo leget dieſe Wuͤrſte in einen Topff und gieſſet Eßig drauf; thut etliche gantze Zwiebeln hinein, damit ſie alſo recht ſauer werden; alsdenn koͤnnet ihr ſelbige nachfolgender maſſen zurichten.
Sauciſſes mit einer piquanten Soſſe,
Machet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter auf dem Kohlfeuer braun; ruͤhret nach dieſem geriebene Semmel darein, welche auch braun werden muß. Iſt dieſes geſchehen, ſo gieſſet Fleiſchbruͤhe, Wein und Eßig dran, wuͤrtzet es mit Nelcken, Citronenſchalen und Scheiben, auch Zucker, welches alles zuſam̃en kochen muß. Hernach nehmet von denen Wuͤrſten, ſo viel als ihr hinein legen wollet, laſſet ſolche auch ein wenig mit kochen, aber nicht lange, weil ſelbige ohnediß muͤrbe ſind, richtet ſie an, und beſtreuet ſie mit Citronenſchalen.
Sauciſſes mit einer Sardellen-Soſſe,
Die Bruͤhe ſuchet beym Rindfleiſch mit Sardellen; in dieſe Bruͤhe leget die Wuͤrſte und laſſet ſolche ein wenig mit kochen. Zu dieſen Wuͤrſten moͤget ihr eine Bruͤhe machen, welche ihr wollet, nur daß dieſelbe allezeit etwas ſcharff ſchmecke, weil die Wuͤrſte in der Saͤure gelegen, als Champignons, eingelegte Capern, Pomerantzen, Oliven, Citronen, Lemonien, Zwiebeln und Kiꝛſch-Bruͤhe.
Sau-
Frauenzim̃er-Lexicon. H h h
(0872)
[Spaltenumbruch]
Saue Sauerk
Saue. ſiehe. Schwein.
Sauerampffer,
Acetoſe, Ozeille, iſt ein Kraͤutgen von einer angenehmen Saͤure, waͤchſt haͤuffig in Wieſen, Gaͤrten und auf Feldern, und dienet in der Artzeney wieder viele Beſchwerungen. Nechſt dem iſt es auch ein gut Kuͤchen-Kraut, daraus der Koch Salſen verfertiget, oder es unter den Salat vermiſchet, oder ſonſt bey andern Eſſen anwendet; jedoch iſt es im Fruͤh-Jahr am geſuͤndeſten, wie davon das Ziegenund Lammfleiſch, ſo man damit kochet, Zeugniß giebet.
Sauerkraut,
Brasſica conditanea, (muriatica) wird auf einer Hobel-Banck klein geſchnitten, mit Saltz, Kummel, und manchmahl mit Wachholder-Beeren in Faͤſſer eingetreten, darinne es gaͤhren muß: von deſſen Einmachung ſchon oben unter dem Wort Dille, etwas gedacht worden. Es iſt dieſes zwar eine gute Speiſe vor gemeine Leute, die es wieder ausarbeiten koͤnnen; es hat ſich aber auch mancher Siechling daran wieder erhohlet. Die Koͤche brauchen es auch an viel andere Speiſen, davon hin und wieder die Zubereitungen zeugen werden. Insgememein pfleget man es alſo abzukochen.
Sauerkraut zuzurichten,
Nehmet Sauerkraut, ſetzet es mit Waſſer zum Feuer, und kochet es weich. Hernach machet Butter oder Schweinenſchmaltz heiß; [Spaltenumbruch]
Saufft Scala
ruͤhret ein wenig Mehl drein, und laſſet es ein wenig roͤſten; ſeiget alsdenn etwas Bruͤhe vom Kraut ab, und ſchuͤttet das heiſſe Schmaltz oder Butter an das Kraut; ruͤhret es wohl durch einander, darnach moͤget ihr es anrichten. Wie es ferner zubereitet wird, iſt bey denen Huͤnern, Gaͤnſen, Enten, Capaunen, Hechten, Schweinefleiſch und an andern Orten mehr zu erſehen.
Sauff-Droſſel,
Nennet man insgemein diejenigen liederlichen verſoffenen Weiber, ſo dem Trunck ergeben ſind, ingleichen Zech-Schweſtern, Brantewein-Bullen, Zipp-Schweſtern, u. d. g.
Saͤugen, ſiehe. Stillen.
Saͤug-Amme, ſiehe. Amme.
Saͤumen,
Heiſſet die zugeſchnittene Leinwand oder ander weiſſes Zeug an denen Enden herum einſchlagen, und mit einer ſchmalen zierlichen Nahd umgeben; welche Nahd der Saum genennet wird. Iſt entweder ſchmal oder breit.
Scala,
Alexandra, von Florentz aus Italien, des gelehrten Bartholomæi Scalæ Tochter, ſie war ein gelehrtes Frauenzimmer und gute Poetin, ſo Griechiſch, Lateiniſch und Italiaͤniſch fertig reden und ſchreiben konte. Ihr Mann war Michael Marullus, der bekañte Poe-
te,
(0873)
[Spaltenumbruch]
Scaͤa Sceue
te, und welcher, wie einige wollen, ein Atheiſte geweſen ſeyn ſoll. Der gelehrte Politianus hat ein artiges Epigramma in Griechiſcher Sprache Vid. Gualther. Tom. II. Chron. p. 1140 von ihr hinterlaſſen. Sie ſturb A. 1506.
Scæa,
War eine von des Danaus 50. Toͤchtern, ſo Danaides oder Belides genennet wurden; Ihr Mann hieß Archander.
Scapulier,
Heiſt das Schulter-Kleid, das die Nonnen und Cloſter-Frauen umhengen. Es beſtehet ſolches aus 2. kleinen Breiten Tuch, deren die eine die Bruſt, die andere aber den Ruͤcken bedecket.
Scarabelli,
Diamante Maria, eine vortreffliche und kuͤnſtliche Saͤngerin in Italien.
Scariol. ſiehe. Endivien.
Scarrochia. ſiehe. Sarrochia.
Sceue,
Claudina, ein gelehrtes Frauenzimmer von Lyon, war im XVI. Seculo als eine nette Dichterin beruͤhmt.
Sceue,
Sibille, eine gelehrte Anverwandtin der Sceue Claudina, lebte zu Koͤnigs Henrici Il. Zeiten, und verfertigte einige Schrifften in gebundener und ungebundener Rede.
[Spaltenumbruch]
Schaale Schaͤf
Schaale. ſiehe. PorcellainSchaale.
Schaart,
Iſt ein groſſer runder kuͤpfferner Tiegel auf Fuͤſſen ſtehend, mit einer kuͤpffernen feſt einſchlieſſenden Decke verſehen, worinnen Paſteten gebacken, auch andere Speiſen zugerichtet werden; wird oben und unten mit gluͤenden Kohlen beleget.
Schaben,
Heiſſet in der Kuͤche mit einem Meſſer den Unflat von allerhand Kohl-Gaͤrtner-Waare, als: Peterſilien-Wurtzeln, Paſtinac, Moͤhren, Radies, u. d. g. ehe man ſie kocht, vorher abziehen.
Schachtel,
Iſt ein von gantz ſchwachen und ſchwancken hoͤltzernen Blaͤttern rund oder oval zuſammen gefuͤgtes Behaͤltniß, mit dem darzu gehoͤrigen Deckel verſehen, worinnen das Frauenzimmer allerhand zu verwahren und beyzulegen pfleget. Sie ſeynd von unterſchiedener Gattung, groß, klein oder mittel.
Schaͤferinnen,
Heiſſen diejenigen Nymphen und jungen Dirnen, ſo die Laͤmmer und Schafe huͤten, von welchen die Poeten in ihren Eclogen und Paſtorellen viel zu ſchreiben und ihnen allerhand Liebes-Intriguen anzutichten wiſſen. Dergleichen Amt und Verrichtung war ſchon denen Weibes-Bildern Altes Teſtaments bekannt; alſo huͤtete dor-
ten
H h h 2
(0874)
[Spaltenumbruch]
Schaͤrtl Scharſ
ten Rahel ihres Vaters Labans Schafe. Gen. XXIX. v. 6.
Schærtlerin,
Catharina, Aebtißin zu Soͤfflingen, ſo ums Jahr Chriſti 1553. wegen ihrer Gelehrſamkeit ſehr beruͤhmet war. Cruſius in Annalib. Sueuicis Lib. IX. P. III. fol. 689. ruͤhmet ſie wegen ihrer Geſchickligkeit und Gelehrſamkeit.
Schaff-Kuchen,
Heiſſet an etlichen Orten ſo viel als ein Eyer-Kuchen.
Schalotte,
Echalote, iſt eine gewiſſe Art kleiner ſchmackbahren und angenehmen Zwiebeln, ſo die Koͤche an allerhand Speiſen in denen Kuͤchen zu verbrauchen pflegen.
Schappel oder Scheppel,
Heiſſet an etlichen Orten ſo viel als ein Craͤntzlein, ſo das Frauenzimmer zu tragen pfleget, es beſtehe nun ſolches aus Blumen, Perlen, Seide oder andern Sachen.
Scharſegin,
Die Schoͤne, eine natuͤrliche Tochter Kaͤyſers Maximiliani, ſo er in ſeiner Jugend von einem Graͤflichen Fraͤulein in Oſt-Frießland erzeuget. Dieſe, weil ſie von ſonderbahrer Schoͤnheit war, hatte 2. vornehme Werber, ſo nach ihrer Liebe ſtrebeten, als nemlich den Ritter in Crain Rauber genannt, und einen vornehmen Spanier. Weil nun Kaͤyſer Maximilianus ſolches merckte, und keinen dem andern gerne vorziehen wolte, ließ er ſie [Spaltenumbruch]
Scharp Schaube
beyderſeits vor ſich kommen, und nachdem er vorhero zwey groſſe Saͤcke machen laſſen, that er ihnen dieſen Vorſchlag: daß wer von ihnen beyden den andern in Sack ſtecken und zwingen koͤnte, der ſolte die ſchoͤne Scharſegin haben. Nachdem ſie nun beyderſeits ihr aͤuſſerſtes Vermoͤgen angewendet, einander zum Sack-Ritter zu machen, muſte doch endlich der Spanier, aller Gegenwehr ohngeachtet, in des Ritters in Crain ſeinen Sack, uͤber welchen Schimpff der Uberwundene bald darauf den Hof quittirte, und dieſes ſchoͤne Kleinod ſeinem Uberwinder zur Gemahlin hinterlaſſen. Valvaſ. Crain. Lib. XI. fol. 601.
Scharp- oder Kraut-Eiſen,
Iſt eine lange hoͤltzerne glatt gehobelte Tafel, in der Mitten durchſchnitten, und mit einem ſcharff-geſchliffenen Eiſen unterſchieden, worauf die Koͤchin das Kraut oder die Gurcken zum Salate klein zu ſchneiden pfleget.
Schaube,
Heiſt denen Augſpurgiſchen Weibesbildern ein gantzes OberKleid, ſo faſt in Form eines SchlafRocks gemachet, und durch und durch mit ſchwartzen Spitzen uͤber friſiret iſt, wird meiſtentheils von ſchwartzen Sammet verfertiget, weil es ein Habit der Braͤute iſt, der Unter-Rock, den ſie darzu tragen, iſt insgemein roth.
Schaube,
Vor alte Weiber oder Baͤuerinnen, iſt ein von ſchwartzen Pluͤſch
oder
(0875)
[Spaltenumbruch]
Schaub Schau
oder Trip, auch andern ſchwartzen Zeuge mit ſchwartzen Spitzen uͤberbraͤhmter und beſetzter kurtzer Mantel, den die alten Weiber oder Baͤuerinnen in Sachſen umzuſchlagen pflegen. Der Hallorum Weiber ihre Schauben ſind in eitel kleine Falten geleget, auf beyden Seiten von vornher mit rauchen Hunde-Fellen breit aufgeſchlagen, und haben auch von dergleichen Rauchwerck oben einen Kragen daran.
Schaub-Hut,
Iſt ein von zarten Stroh geflochtener oder zuſammen geneheter Hut, mit zwey Baͤndern verſehen, deſſen ſich die Maͤgde bey truͤben und Regen-Wetter zu bedienen pflegen. Die BaurenSchaub-Huͤte ſind meiſtens von zuſammen geflochtenen StrohBoͤrtlein dichte auf einander genehet.
Schauer,
Oder Febricula, heiſſet denen Medicis eine kleine Bewegung, ſo mit Kopff- und Lenden-Weh verknuͤpffet iſt, und bey denen Weibern gleich bey Anfang der Conception und Empfaͤngniß wegen Veraͤnderung des gantzen Gebluͤtes und lebendiger Bewegung der auræ ſeminalis, vermercket und verſpuͤhret wird.
Schau-Eſſen,
Heiſſen bey denen Gaſtereyen und ſolennen Ausrichtungen diejenigen zierlich ausgeputzten und eingeſchobenen Speiſen, ſo uͤber der Tafel nicht angeſchnitten wer[Spaltenumbruch]
Schauff Scheelb
den, ſondern nur bloß auf ſelbiger zur Zierrath und Augen-Weydt ſtehen bleiben, dergleichen ſind zierlich ausgeſchmuͤckte SchweinsKoͤpffe wild und zahm, allerhand bund-faͤrbigte Gallerten, u. d. g.
Schauffel,
Iſt eine kleine eiſerne Schuͤppe, wormit die Maͤgde aus dem Ofen die Kohlen zu langen, und ſelbige in das Kohl-Feuer zu thun pflegen.
Schaumen,
Heiſſet denen Koͤchinnen den Schaum von dem kochenden Fleiſch oder andern Speiſen mit der Schaum-Kelle von obenher abnehmen.
Schaum-Loͤffel. ſiehe. Koͤlle.
Schrecken-Weib,
Iſt eine gewiſſe Oeffnung und Riß in einem Thal bey Tripolis, von ziemlicher Tieffe, hat ſeinen Namen von einer vornehmen Dame, ſo auf ihrer Reiſe nach dem Gelobten Lande von ohngefehr darein gefallen und erſoffen, bekommen. Maundrell. Reiſe-Beſchreibung nach dem Gelobten Lande. pag. 8.
Scheben,
Heiſſen diejenigen Spaltzen und Spreu, ſo aus dem gehechelten Flachs und Werck heraus geklopffet werden.
Scheelblaſen,
Denen Medicis Phlyctenæ oder Phlyctides genannt, ſind kleine juckende Blattern, ſo ſich auf die
Haut
H h h 3
(0876)
[Spaltenumbruch]
Scheffel Scheideb
Haut der kleinen und jungen Kinder oͤffters zu ſetzen auch etwas weiſſer eyterichter Materie in ſich zu haben pflegen, die Urſache deren iſt ein unter den Haut-Druͤſen angeſetztes ſcharffes Serum, ſie kommen bald, ſcheelen ſich auch bald wieder ab.
Scheffel. ſiehe. Stutz.
Scheibin,
Anna, war Anno 1504. UnterPriorin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu SanctGeorgen in Leipzig Bernhardiner Ordens.
Scheibin,
Margaretha, war Anno 1500. Priorin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu Sanct Georgen in Leipzig BernhardinerOrdens.
Scheid ausziehen,
Iſt ein aberglaubiſcher Gebrauch, wenn das Weibes-Volck in der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und 12. Uhr ſtillſchweigend aus einem Stoß Holtz hinterwaͤrts ein Scheid heraus ziehet, und ſelbiges hernach beſiehet, ob es gerade oder krumm iſt, woraus ſie ſich propheceyen wollen, ob ihr kuͤnfftiger Mann, zu dem ſie das Fatum verſehen, gerade oder bucklicht und hoͤckricht gewachſen ſey.
Scheide-Brief,
War ein in dem Alten Teſtament durch Moſes faſt gezwungene Zulaſſung ausgefertigtes Document, worinnen ein Chemann, [Spaltenumbruch]
Scheideb
welcher ſein Weib nicht laͤnger haben wolte, mit beygefuͤgten Urſachen, ſelbiges von ſich ließ, und ihr darinnen Freyheit gab, einen andern zu heyrathen. Die Requiſita eines ſolchen Scheide-Briefes waren, daß der Mann ſich ſelbſten unterſchrieben, oder auch ſelbigen deutlich und ohne Raſur gantz geſchrieben, daß er ſolchen Brief mit ſeinem Ringe verſiegelt, in Beyſeyn zweyer Zeugen dem Weibe uͤbergab, drey Vor-Eltern des Mannes und des Weibes darinnen benennete, und ſelbigen von Zeugen beſiegeln ließ. Maimonides d. Divort. C. I. Eine Formul von dergleichen Scheide-Brief iſt bey dem Seldeno in Uxor Ebr. Lib. III. c. 14. folgendes Inhalts zu finden Siehe da, hier iſt der ScheideBrief zwiſchen mir und dir, das Libell der Zertrennung, und das Inſtrument der Loßlaſſung; Nunmehro haſt du Freyheit einen Mann wieder zu heyrathen, welchen du wilſt. Die Juden haben aus ſolcher genoͤthigten Zulaſſung dieſes Scheide-Briefes, welches bloß um des Hertzens Haͤrtigkeit willen geſchahe, Marc. X. v. 5. 6. einen ſolchen Mißbrauch gemacht, daß ſie in die 30. Urſachen angefuͤhret, warum ein Mann ſeiner Frau den Scheide-Brief geben koͤnte, welches recht laͤcherlich zu leſen; Z. E. wenn ſie mit einem Nachbar geredet: dem Manne das Eſſen verſaltzet: wenn ſie ihre gewiſſe Menſes nicht haͤtte: wenn ſie dem Mann etwas weg genaſchet, das er ſelbſten eſſen wollen: wenn ſie das eheliche Werck nicht zu gebuͤhrender Zeit treiben wolte: wenn ſie mit einem
ledigen
(0877)
[Spaltenumbruch]
Scheiden
ledigen Menſchen ſpielete: wenn ſie ſich in einem oͤffentlichen Bade wuͤſche: wenn ſie dem Mann nicht verſtatten wolte, ein ſchoͤnes Kleid zu tragen: wenn ſie grob baͤueriſch redete: wenn ſie zu ſehr ſchwitzte und nach Schweiß roͤche: wenn ſie eine Wartze an der Stirn haͤtte, oder wenn eine Bruſt groͤſſer als die andere waͤre: wenn ſie die Speiſe anbrennen ließ, oder auf oͤffentlicher Gaſſe das Kind ſtillte: wenn ſie ihre Schuhe an den Ort ſetzte, wo des Mannes ſeine ſtehen ſolten, und andere dergleichen Poſſen mehr. Dergleichen Scheide-Briefe waren auch ehemahls bey denen alten Roͤmern im Schwange, Carol. Sigon. l. 1. Antiquitat. Jur. Rom. c. 9. wie auch bey denen Griechen, Sca lig in Not. ad Euſeb. n. 2015. Alexand. ab Alexand. Genial. Dier. l. 4. c. 8. und vermochten bey denen alten Voͤlckern die Vaͤter krafft ihrer vaͤterlichen Gewalt die Toͤchter nach ihrem Belieben von den Maͤnnern zu ſcheiden, biß endlich Kaͤyſer Auguſtus und hernach M. Anton. Philoſoph. ihnen Eingriff that. Huber. Digreſſ. l. 1. c. 18. n. 1.
Scheiden,
Von Tiſch und Bette, iſt eine in denen Canoniſchen Rechten vergoͤnnte Abſonderung derer Weiber von ihren Maͤnnern, da nehmlich eine Frau, aus denen in den Rechten zugelaſſenen Urſachen, als da ſind 1) die allzu groſſe Wuth und Zorn ihres Mannes; 2) toͤdtlicher Haß und Feindſchafft; 3) hinterliſtige Nachſtellungen; 4) anhaltende Raſerey und Furor, worbey ſie ihres Lebens nicht ſicher iſt; [Spaltenumbruch]
Schellh Schenck
5) anſteckende und gefaͤhrliche Kranckheiten, ſo nicht zu curiren; 6) wenn der Mann wegen Hexerey verdaͤchtig iſt. u. a. d. g. m. welche Urſachen auf das Arbitrium und Gutachten des Conſiſtorii ankommen, alles Ungluͤck zu vermeiden, ſich von ſeinem Ehe-Bette ſcheidet, ob gleich das Eheband ſonſten noch bey ſeinem Werth und Kraͤfften verbleibet.
Schellhammerin,
Maria Sophia, gebohrne Conringin, eine qualificirte, gelehrte und kluge Dame, ſo nicht nur der Frantzoͤiſchen Sprache, Doctrinæ Sphæ[ – 1 Zeichen fehlt]icæ, Geographie und der Hiſtorie ſehr kundig, ſondern auch eine rare und groſſe Wiſſenſchafft im Kochen hat; maßen ſie ein Buch An. 1699. unter dem Titul: Der wohl-unterwieſenen Koͤchin zufaͤlliger Confect-Tiſch, zu Braunſchweig heraus gegeben. Welches Buch wegen ſeiner guten Approbation zum zweyten mahl wieder aufgeleget worden. Uber dieß ſchreibet ſie auch einen ſaubern Vers. Vid. Paullin. in der Zeitkuͤtzenden Luſt. T. II. p. 1115.
Schencken oder im Spiel logiren,
Iſt ein dem Frauenzimmer bekanntes und ſehr gebraͤuchliches Spiel, da nehmlich unter einer in einem Creyß herum ſitzenden Geſellſchafft der Nachbar zur rechten Hand einem Frauenzimmer etwas heimlich in ihr Ohr ſchencket, und ſolches in der Mitten ſitzende Frauenzimmer ihren Nachbar znr
lincken
H h h 4
(0878)
[Spaltenumbruch]
Schenck Scherp
lincken Hand heimlich fraget, wohin er es logiren will; wenn nun das Schencken in der gantzen Compagnie herum gegangen, ſo erzehlet iedwede Perſon oͤffentlich, was ihr von dem Nachbar zur rechten Hand geſchencket worden, und meldet anbey, wohin es von dem Nachbar logiret worden, da denn oͤffters gar eine artige und kurtzweilige Connexion heraus koͤmmt.
Schencken auf das Bette. ſiehe. Auf das Bette ſchencken.
Schenck-Kuchen,
Iſt ein oval-runder duͤnner aufgezogener Kuchen, ſo in der KuchenCammer bey Hochzeiten demjenigen Geſinde, die ihres auſſengebliebenen Herrns oder Frau HochzeitGeſchencke uͤberbringen, zum Gratial eingehaͤndiget wird.
Schere,
Iſt ein von Stahl auf vielerley Art und Form zuſammen geſchweißtes Inſtrument, aus zwey ſcharff-geſchliffenen Theilen beſtehend, und mit einer Niede zuſammen befeſtiget, wormit das Frauen-Volck im Nehen die Leinwand und andere Sachen zu ſchneiden pfleget. Bißweilen pfleget auch das Frauenzimmer ihre zarten und ſubtilen Scherlein an ein Band geknuͤpfft an ſich zu hengen.
Scherpe,
Heiſſet der andere Aufguß auf die bey dem gekochten Weiß-Bier oder Breyhan uͤberbliehenen Treben oder Traͤber.
[Spaltenumbruch]
Schetter Scheuer
Schetter-Taffet. ſiehe. Zindel-Taffet.
Scheuer- oder KuͤchenBanck,
Iſt eine hoͤltzerne auf vier Beinen ſtehende Banck, ſonder Lehne, auf welcher die Koͤchin im Aufwaſch das Scheuer-Faß in der Kuͤche zu ſetzen pfleget.
Scheuer-Faß,
Iſt ein rundes flaches hoͤltzernes Faß, worinnen die eingeſchwaͤrtzten Schuͤſſeln, Teller und Toͤpffe wieder rein gewaſchen werden.
Scheuer-Frau,
Heiſſet eine alte arme und beduͤrfftige Frau, ſo in den Haͤuſern die Stuben, Cammern und andere Behaͤltniſſe des Jahres uͤber etliche mahl zu ſcheuern und rein zu waſchen pfleget.
Scheuer-Gelte,
Iſt ein abſonderlich hohes und nicht allzu weites hoͤltzernes Gefaͤſſe, mit zwey langen Hand-Haben verſehen, mit warmen Waſſer angefuͤllt, ſo bey dem Scheuern der Stuben und anderer Behaͤltniſſe gebrauchet wird.
Scheuer-Lappen oder Hader,
Iſt ein von ſehr groben leinen Zeug geſchnittener Fleck, deſſen die Maͤgde bey dem Scheuern oder in der Kuͤche zu andern Dingen benoͤthiget ſind.
Scheuer-Wiſch,
Iſt ein von Stroh oder auch
Baſt
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[Spaltenumbruch]
Schialv Schiffl
Baſt derb und rund zuſammen geflochtener Crantz, wormit das Kuͤchen-Geraͤthe wieder abgewaſchen und gereiniget wird.
Schialvia,
Ein ſchoͤne Princeßin des Finnlaͤndiſchen Fuͤrſten Froſtonis, ſo der Schwediſche Koͤnig Agnius bey der Finnen Niederlage zur Geiſſel mit ſich hinweg fuͤhrte, und ſich ehelich beylegen ließ, weil er aber nicht erwarten konte, biß er wieder an Ort und Stelle kam, und dahero unter Weges ſein Braut-Bette unter einem Gezelte bey einem gꝛoſſen Baum auffſchlug, ſich auch bey Beſteigung ſolches Braut-Bettes ziemlich berauſchet, bediente ſich dieſe liſtige Princeßin ſolcher Gelegenheit, und hung, als alle Schweden des Nachts im Weine begraben lagen, ihren trunckenen und ſchlaffenden Braͤutigam an beſagten Baum auff, ſetzte ſich mit ihren Geſpielinnen bey Nacht zu Schiffe, und fuhr gluͤcklich darvon. Zieglers Hiſtoriſches Labyrinth der Zeit. pag. 114.
Schiebe-Kaͤſtlein,
Iſt ein viereckigt laͤnglichtes zuſammen geſetztes hoͤltzernes Behaͤltniß mit dem darzu gehoͤrigen Schiebe-Deckel, worinnen die Weiber ihr getreugtes Obſt oder andere Sachen zu verwahren pflegen.
Schifflein zu den Knoͤtgen,
Seynd zwey kleine von ſaubern und glatten Holtz laͤnglicht breit geſchnitzte, oben und unten zugeſpitzte, und an einander gehefftete [Spaltenumbruch]
Schildkroͤt
Blatten, worauff das Frauenzimmer den Zwirn bey dem Knoͤtgen machen, zu winden, und mit ſelbigen ſtatt der Stricke-Nadel den Knoten zu ſchlingen pfleget.
Schildkroͤte,
Teſtudo, Tortue, iſt ein Thier, das in dem Waſſer und auf der Erde lebet, traͤget uͤber ſich einen groſſen feſten Schild, darunter es ſich gantz verbergen kan. Sie werden in Oſt- und Weſt-Indien haͤuffig gefangen, woſelbſt ſie auch in ungewoͤhnlicher Groͤſſe anzutreffen; ſonſt findet man ſie auch haͤuffig in der Donau und an andern Orten aber nicht ſo groß: ſiehe. Natur-Lexicon. So wohl die zur See fahren, als die auf dem Lande leben, bedienen ſich ſelbiger zur Speiſe, und befinden, daß ihr Fleiſch weiß, feiſt, geſund und von einem guten Geſchmack ſey. Diejenigen, ſo zu uns in Deutſchland geſandt werden, pflegen die Koͤche alſo zuzurichten; 1) Schildkroͤten zubereiten und zuputzen; 2) Schildkroͤten fricasſiret; 3) Schildkroͤten mit einer Citronen-Soſſe; 4) Schildkroͤten mit MuſcatenBluͤten; 5) Schildkroͤten mit gruͤner Peterſilie.
Schildkꝛoͤten zubereiten und zuputzen,
Leget die Schildkroͤten oben auf die Schalen uͤber Kohlfeuer, ſo ſtrecken ſie die Fuͤſſe, Koͤpffe und Schwaͤntze hervor, alsdenn hacket ihnen ſolches alles weg; waſchet ſie ſauber aus, ſetzet ſie mit Waſſer zum Feuer und laſſet ſie weich kochen. Nach dieſen thut ſie heraus
in
H h h 5
(0880)
[Spaltenumbruch]
Schildkroͤt
in kaltes Waſſer, ſchaͤlet ihnen das Schild oben herunter und kuͤhlet das Fleiſch, als ob ihr junge Huͤner haͤttet; vergeſſet aber nicht die Galle von der Leber zu nehmen: weil ſie auch werden Eyer haben, ſo waſchet ſolche ſauber ab, und ziehet das ſchwartze Haͤutel oben herunter, ſo ſind ſie geputzet. Was den Schild anbelanget, den muͤſſet ihr alſo ſa[ub]ern; ziehet die ſchwartze Haut davon, und waſchet es ſodenn mit Saltz, als ein SchneckenHauß, ſo iſt alles beydes rein, und koͤnnet ihr ſie hernach auf folgende Art zurichten.
Schildkroͤten fricasſiret,
Waſchet Butter rein, thut ſolche in einen Tiegel oder Caſſerole, werffet darzu Citronen-Schalen, eine gantze Zwiebel und Muſcatenbluͤten, leget die ausgeputzten Schildkroͤten darein, und pasſiret ſie auf Kohlfeuer. Darnach gieſſet ein Paar Glaͤſer guten Wein und etwas gute Bouillon drauff: waͤre es aber in Catholiſchen Kuͤchen, muͤſte man Peterſilien-Waſſer nehmen: und laſſet ſolches eine Weile kochen. Nach dieſen ſchlaget 4. Eyer-Dotter auf (nachdem ihr derer Schildkroͤten viel habt) gieſſet etliche Tropffen Wein-Eßig dran, thut gehackte gruͤne Peterſilie dazu und quirlt es klar ab. Habt ihr dieſes gethan, ſo gieſſet die Bruͤhe von denen Schildkroͤten an die gequirlten Eyer und quirlt es beſtaͤndig, daß ſie nicht zuſammen rinnen, inzwiſchen leget noch ein Stuͤcke Butter an die Schildkroͤten, ſetzet ſie wieder auf Kohlfeuer und pasſiret ſie ein wenig. Zuletzt ſchuͤttet [Spaltenumbruch]
Schildkroͤt
die gequirlte Bruͤhe daran und ruͤttelt es um, richtet ſie in das Schild von der Schildkroͤten, ſo ſind ſie fertig. Wer die Schilder nicht gerne hat, kan dieſes Gerichte nur in eine Schuͤſſel anrichten und zu Tiſche tragen laſſen.
Schildkroͤten mit einer Citronen-Soſſe,
Thut Butter in einen Tiegel, ingleichen Muſcaten-Bluͤten und Citronen-Schalen, leget die geputzten Schildkroͤten darein, und pasſiret ſie auf Kohlfeuer. Hernach gieſſet Coulis und ein Glaß Wein drauff, ſchneidet von einer Citronen die Scheiben und leget ſolche auch hinein, ſaltzet es ein wenig und laſſet es kochen. Endlich moͤget ihr es entweder in die Schilder oder nur ſonſten anrichten.
Schildkroͤten mit Muſcaten-Bluͤten,
Thut die geputzten Schildkroͤten in einen Tiegel, leget ein Stuͤck Butter daran; ſtreuet klar geriebene Semmel und viel MuſcatenBluͤten drein; gieſſet gute FleiſchBruͤhe drauff, ſetzet ſolches auf Kohlfeuer, laſſet es gemaͤhlich kochen, biß es eine dickigte Bruͤhe bekoͤmmt, und richtet es alsdenn nach euren Belieben entweder in die Schilder, oder nur alſo an.
Schildkroͤten mit gruͤner Peterſilie,
Leget geputzte Schildkroͤten in einen Tiegel, thut ein Stuͤck Butter darein und pasſiret ſie auf dem Kohlfeuer. Ferner ſtreuet klar geriebene Semmel, Muſcatenbluͤ-
ten,
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[Spaltenumbruch]
Schincken
ten, Citronen-Schalen und gehackte gruͤne Peterſilie daran; gieſſet gute Bruͤhe darauff, ſetzet es auf Kohlfeuer und laſſet es gemaͤhlich kochen. Wenn ihr ſie wollet anrichten, ſo ziehet die Bruͤhe mit ein Paar Eyerdottern ab, richtet es hernach offtbeſchriebener maſſen an, und vergeſſet dabey des Saltzes nicht.
Schincken,
Petaſo, Jambon, ſind die Hintertheile von einem Schwein, ſo eingeſaltzen und abgeraͤuchert worden. Man haͤlt insgemein die Weſtphaͤliſchen Schincken vor die beſten, wiewohl auch andre nicht zu verachten, zumahl wenn man ſie recht raͤuchert, und hernach wohl zugerichtet auftragen laͤſſet, davon der Koch in folgenden Beſchreibungen ausfuͤhrlich handelt: 1) Schincken zu raͤuchern; 2) Schincken nur abgekocht ſchlecht; 3) Schincken angeſchlagen; 4) Schincken gepreſt; 5) Schincken rohe geſchnitten.
Schincken zu raͤuchern,
Nehmet von einem friſch geſchlachteten Schweine die HinterKeulen, und ſchneidet ſolche nach Schincken Art zu; ſaltzet dieſelben ſcharff ein, miſchet unter das Saltz ein wenig Salpeter, leget oben drauff etliche Schnitten von rohen rothen Ruͤben, und laſſet ſie auff 3. Wochen im Saltze liegen; ihr muͤſſet ſie aber alle Tage mit der Bruͤhe, ſo ſich von denen geſaltzenen Schincken zuſammen ziehet, begieſſen. Wenn ihr ſie aufhaͤnget, ſo ſtecket ieden beſonders in [Spaltenumbruch]
Schincken
ein leinwanden Saͤckgen, oder ihr koͤnnet ſie auch nur ſo offen auffhaͤngen, und laſſet ſie alſo nicht gar zu jaͤhling raͤuchern. Sind ſolche nun ſatt geraͤuchert, ſo taugen ſie zu folgenden Zubereitungen.
Schincken abgekocht nur ſchlecht,
Waͤſſert den Schincken uͤber Nacht ein; hernach waͤſſert ihn in heiſſen Waſſer ſauber ab; ſetzet ſolchen in Waſſer zu, werffet eine Hand voll Grummet drein, und laſſet ſolchen recht kochen, wenn er nun gar gekocht, ſo thut ſolchen heraus, und ziehet ihm die Haut herunter biß an das Bein, vor dem Anrichten aber rollet die Haut ſauber zuſammen, und garniret ihn auff das zierlichſte mit Blumen und Buchsbaum. NB. An etlichen Orten pfleget man auch die Schincken ſtatt des Abkochens, in einen ſchlechten Teig zu ſchlagen, und ſelbige in dem Backofen abzubacken.
Schincken gepreſt,
Ziehet einem Schincken, weil er nach rohe iſt, die Haut ab. Darnach loͤſet den Speck oben herunter, und ſchneidet ſolchen wuͤrfflicht, das Fleiſch aber ſchneidet alles von denen Knochen ab; hacket ſolches klein, und miſchet beydes unter einander, wuͤrtzet es mit Pfeffer, Cardemomen, Citronenſchalen, thut es zuſammen in eine Caſſerole, ſchlaget 1. oder 2. Eyer drein, und ruͤhret es wohl unter einander. Nach dieſen ſchneidet aus Citronat lange viereckigte
Stuͤck-
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[Spaltenumbruch]
Schincken
Stuͤckgen, und zwar ſo lang, als derſelbe iſt; ingleichen ſchneidet auch geꝛaͤucherte abgekochte RindsZungen, wie auch Speck alſo, und ziehet Piſtacien ab. Nehmet zuletzt noch von einem Schincken eine Haut, leget dieſe auff eine Serviette, und ſtreichet von dem Abgeruͤhrten eines halben kleinen Fingers dicke drauff, leget alsdenn immer ein Stuͤckgen Citronat, RindsZunge und Speck nach der Laͤnge, und zwiſchen dieſe Stuͤck uͤberall Piſtacien und Pinten. Seyd ihr nun damit fertig, ſo ſtreichet wieder von dem Abgeruͤhrten drauff wie erſt, und treibet es ſo lange, biß ihr bald einen Schincken formiret habt, darnach leget oben wieder eine Haut drauf, und wickelt die Serviette feſt herum, leget uͤberall breite Spaͤne, und bindet ihn mit Bindfaden feſt zuſammen, ſetzet ihn in einen Potagen. Keſſel, gieſſet darauf Wein, Waſſer und Eßig, werffet allerhand Kraͤuter, gantze Zwiebeln, Citronenſchalen, auch etliche Kaͤlber-Fuͤſſe drein, und laſſet es auf Kohlfeuer fein gemaͤhlich kochen. Wenn er nun drey Stunden gekochet, ſo thut ſolchen mit der Serviette heraus, leget ein Bret druͤber, und beſchwehret ſolchen ein wenig. Iſt der Schincken kalt worden, ſo wird die Serviette weggethan, ingleichẽ auch die Haͤute, und alſo gantz auf die Tafel gegeben. Bey dem Vorſchneiden ſiehet es aus, als die ſchoͤnſte Weſtphaͤliſche Wurſt, da werden ſich præſentiren braune, weiſſe und gruͤne Fleckgen, iſt alſo dieſer Schincken auf unterſchiedliche Arten zu gebrauchen.
[Spaltenumbruch]
Schincken
Schincken angeſchlagen,
Kochet auf vorher beſchriebene Art den Schincken ab, loͤſet darnach den Speck abſonderlich herunter, und ſchneidet ſolchen wuͤrfflicht ſehr klein, ingleichen hacket das Fleiſch abſonderlich auch klein, thut es in einen Tiegel oder Caſſerole, ſchlaget 5. Eyerdotter, und 2. gantze Eyer dran, ſchuͤttet ein wenig in Milch eingeweichte Semmel, Citronenſchalen, Pfeffer, Cardemomen, Coriander, und ein wenig Saltz darzu, und ruͤhret es wohl durch einander. Letzlich miſchet den wuͤrfflicht geſchnittenen Speck drunter, und da es noch zu dicke waͤre, ſo gieſſet ein Paar Loͤffel Rahm dran, ſchlaget alsdenn den Knochen an, als bey der angeſchlagenen Kalbs-Keule gemeldet worden, wenn er nun gebacken, ſo richtet ihn ſauber an, und garniret ihn auffs zierlichſte.
Schincken rohe geſchnitten,
Nehmet einen ſchoͤnen ausgeraͤucherten Schincken, loͤſet oben die Haut und etwas Speck ab, ſchneidet alsdenn gantz duͤnne Stuͤckgen, leget ſelbe ordentlich auff eine Schuͤſſel oder Teller, ſetzet Pfeffer dazu, und in die Mitten Senff drein.
Schincken-Keſſel,
Iſt eine von Kupffer laͤnglicht getriebene kleine Wanne, auf eiſernen Fuͤſſen ſtehend, worinnen die geraͤucherten Schincken abgekochet werden.
Schind-
(0883)
[Spaltenumbruch]
Schinck Schlai
Schindlerin,
Roſina, gebohrne Kaͤrnerin aus Leipzig, eine vortreffliche Kuͤnſtlerin und Meiſterin im Steingraben und Schneiden, deren Arbeit nicht zu verbeſſern. Uberdiß weiß ſie auch ſehr kuͤnſtlich in Wachs zu poſſiren.
Schlaffin,
Clara, ein in Theologiſchen Schrifften ſehr beleſenes Weib und gute Poetin, wie ihre noch vorhandenen geiſt- und weltlichen Lieder zeigen koͤnnen. Uberdiß hat ſie ein Gebet auf alle Nahmen, ſo im Calender zu finden, verfertiget, ſo ſehr curios ſeyn ſoll.
Schlaff-Peltz,
Heiſſet dem Frauenzimmer, ein auf abſonderliche Art aus Damaſt, Eſtoff, Atlas, und andern ſeidenen, auch halbſeidenen und wollenen Zeugen verfertigtes niedergelaſſenes langes Oberkleid, mit langen platten Ermeln, iſt gantz glatt im Leibe, und wird nicht aufgeſtecket, auſſer daß der Schurtz oder Schweiff von oben her in eine oder zwey breit geſchobene Falten, mit einer Nadel hinten ein wenig auffgeſchuͤrtzet wird.
Schlaier vor Baͤuerinnen,
Iſt ein breiter und langer, von ſchwartzen Pluͤſch, Tripp oder andern Zeugen geſchnittener, und mit ſchwartzen Spitzen uͤberbraͤmter, auch mit ſchmahlen Streifflein Rauchwerck an beyden Enden und Seiten vorgeſtoſſener Streiff, [Spaltenumbruch]
Schlai Schlee
den die Baͤuerinnen in Sachſen, auch anderer Orten um den Kopff zu ſchlagen, und hinten unter dem Neſt mit einem langen Bande zu zuknuͤpffen pflegen.
Schlaier-Lehn. ſiehe. Weiber-Lehn.
Schlange gebacken. ſiehe. Gebackne Schlange,
von Schleebuſch,
Anna Eliſabeth, Baroneſſe, gebohrne von Eickin aus Schleſien. Dieſe gelehrte Dame hat ſich durch unterſchiedliche Theolog. Schrifften einen unſterblichen Ruhm zu wege gebracht. Denn ſie hat geſchrieben: 1) Geiſtliche EhrenPforte, zu fleißiger Ubung eines wahren Chriſtenthums. Franckfurt 1677. 2) Geiſt-haͤußliche Seelen-Apothecke. Franckfurt und Leipzig 1689. 3) Bibliſcher Extract oder Auszug der gantzen H. Schrifft Altes und Neues Teſtaments. Leipzig 1703. 4) Anmuthiger Seel-erquickender WuͤrtzGarten, oder auserleſenes GebetBuch, darinnen Schriffimaͤßige Andachten in Gebeten, Fuͤrbitten und Danckſagungen, wie auch geiſtreiche Lieder auf aller hand Faͤlle und Anliegen enthalten. Leipzig 1702. 5) Geiſtliche Andachten auf die fuͤrnehmſten Feſte und Feyertage des gantzen Jahres, nebſt heilſamer Betrachtung des Leidens und Sterbens JESU CHriſti. Leipzig 1703. Vid. Autor der unſchuldigen Nachrichten ad. Ann. 1704. p. 305. it. ad Ann. 1705. p. 438. Ihr erſter Gemahl war
ein
(0884)
[Spaltenumbruch]
Schleiff
ein Schwediſcher Obriſt-Lieutenant Baron de Londy, in Brehmen; In dem 30. jaͤhrigen Kriege ſtunde ſie viel Ungemach aus, und waͤre bey nahe in der Belagerung der Stadt Schweidnitz Hungers geſtorben. Sie ſturb An. 1706. den 20. Mart. in dem 81. Jahre ihres Alters.
Schleiffen von Gold oder Silber,
Seynd allerhand auf vielerley Art und Mode von Gold oder Silber verarbeitete Poſſementen, Treſſen, mit oder ohne Frantzen am Ende, dergleichen ſich das Frauenzimmer auf ihre Polniſchen Peltzgen, Kleider, Courſet auch andere Sachen zu ſetzen und auffzuhefften pfleget.
Schleiff-Kanne,
Iſt ein von hoͤltzernen ſchmalen Tauben zuſammen geſetztes, und durch Reiffen an einander getriebenes, von innen ausgepichtes Geſchirr, mit einer langen vornher mit Blech beſchlagenen Schnautze, und einer runden Handhabe, von oben aber mit einem Deckel und Zuſchiebling verſehen, worinnen die Maͤgde das Tiſch-Bier aus den Kellern zu tragen pflegen.
Schleiff-Nadel,
Iſt eine von Silber oder andern Metall insgemein breit verfertigte Nadel, woruͤber das eingeflochtene Haar-Neſt gewickelt und feſte gemacht wird. Das Frauenzimmer nennet auch das Schleiff-Nadeln, welche oben ein laͤnglicht Oehr haben, wormit ſie die Baͤnder in [Spaltenumbruch]
Schlenck Schlep
die Schuͤrtzen und andere Sachen ziehen koͤnnen. Von dem auslaͤndiſchen Frauenvolck werden ſie Haar-Nadeln oder Auffſetz-Nadeln genennet.
Schlencker-Braten,
Iſt eine dem Geſinde wohlbekannte und gebraͤuchliche RedensArt, wenn nehmlich eine aus ihrem alten Dienſte abgezogene Magd oder ander Geſinde, den Tag nach ihrem Abzug ſich mit einem Spatziergang in denen Schencken mit Tantzen und anderer Luſtbarkeit einen guten Tag macht, und nach ſolcher vollendeten Luſt ihren neuen Dienſt antritt und beziehet.
Schleppe,
Iſt ein von weiſſer klarer Leinwand, Caton, Netteltuch, oder Schleyer zuſammen geneheter Uberſchlag um das Haupt, wird vornher mit breiten weiſſen Spitzen bekraͤuſelt, und hinten unter dem Neſt zugezogen. Es werden auch dergleichen Schleppen von Brocard, Damaſt, Stoff und andern ſeidenen und woͤllenen Zeugen verfertiget, mit gold- und ſilbernen Treſſen beſetzt, oder mit goͤldnen Spitzen und Canten bekraͤuſelt.
Schleppe am Kleide,
Auch Schweiff oder Schwantz genennet, iſt der allerunterſte ſcharff und ſpitzig zulauffende Theil an denen FrauenzimmerKleidern, ſo offters an die Seite, offt aber auch hinten gleich hinauf angeſtecket wird. Die Fuͤrſtli-
chen
(0885)
[Spaltenumbruch]
Schleyen
chen Dames laſſen ſich ſelbige von denen Pagen nachtragen.
Schleyen,
Tinea, Tenche, iſt ein ſchleimigter Fiſch, der ſeinen Nahmen vom Schleim hat: denn er wuͤhlet gerne im Schlamm, ſuchet ſeine Nahrung im Schlamm, und ſchmecket auch gar ſehr nach Schlamm, dahero haͤlt man ihn vor einen ungeſunden Fiſch, daran ſich einer leicht ein Fieber eſſen kan. Wie aber dergleichen Fiſche, wenn ſie ſich in reinem Waſſer lange Zeit ausgewaͤſſert, ſollen zugerichtet werden, lehret der Koch in folgenden: 1) Schleyen zu putzen; 2) Schleyen mit einer Erbs-Bruͤhe; 3) Schleyen mit einer SpeckBruͤhe; 4) Schleyen mit Sauerkraut; 5) Schleyen mit einer ſauren Rahm-Soſſe; 6) Schleyen mit einer piquanten Soſſe; 7) Schleyen mit brauner Butter; 8) Schleyen gebacken.
Schleyen zu putzen,
Leget Schleyen in ein Geſchirr, gieſſet heiſſes Waſſer darauf, ſo koͤnnet ihr die ſchleimichte Haut herunter thun, und waſchet ſelbige aus. Ferner reiſſet ſie auff, nehmet ihnen das Eingeweide heraus, ſind ſie groß, ſo ſchneidet ſie in Stuͤcke und brauchet ſie nachſtehender maſſen.
Schleyen mit einer ErbsBruͤhe,
Nehmet Schleyen, ſo viel ihr brauchet, und begieſſet ſie mit ein wenig Eßig. Hernach ſetzet in einem Fiſch-Keſſel Waſſer aufs Feu[Spaltenumbruch]
Schleyen
er, ſaltzet es, als man ſonſten einen Fiſch ſaltzet, und wenn es ſiedet, ſo thut die Schleyen hinein, und laſſet ſie ausſieden. Inzwiſchen ſetzet Erbſen mit Waſſer zum Feuer, ſind ſie weich gekocht, ſo quirlt und ſtreichet ſie durch einen Durchſchlag; waͤren ſie aber zu dicke, muͤſſet ihr ein Paar Loͤffel voll Rahm drunter ſchuͤtten. Hernach thut ſolche in einen Tiegel, werffet ein Stuͤck Butter dran, wuͤrtzet ſie mit Pfeffer und Ingber. Nach dieſen leget die Schleyen dazu, und laſſet ſolche mit der Erbs-Bruͤhe kochen. Dieſe kan man entweder nur alſo anrichten, oder auch wuͤrfflicht geſchnittene Semmel in Butter geroͤſtet, druͤber ſtreuen.
Schleyen mit einer SpeckBruͤhe,
Wenn die Schleyen abgeſchleimet, geriſſen und abgeſotten ſind, ſo ſetzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer, und wenn ſie braun worden, ſo ruͤhret ein wenig Mehl drein, welches auch mit braunen muß. Hierauf gieſſet Bruͤhe und Eßig dran, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, laſſet es kochen, und leget nach dieſen die Schleyen drein. Ferner ſchneidet Speck wuͤrfflicht, machet ihn in einem Tiegel braun, und brennet ſolchen auch an die Schleyen. Endlich ſchneidet Semmel wuͤrfflicht, und roͤſtet ſolche in Butter, die ihr alsdenn bey dem Anrichten uͤber die Schleyen ſtreuen ſollet.
Schleyen mit Sauerkraut,
Suchet Karpffen mit Sauer-
kraut
(0886)
[Spaltenumbruch]
Schleyen
kraut, und bereitet die Schleyen darnach.
Schleyen mit einer ſauren Rahm-Soſſe und Capern,
Erſtlich ſiedet die Schleyen auf beſchriebene Art ab. Hernach machet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter auf dem Feuer braun, ruͤhret ein wenig Mehl drein, damit es auch braun werde, gieſſet alsdenn Eßig und ein wenig Bruͤhe drauff, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Citronenſchalen, und ein Paar Lorbeer-Blaͤttern. Ferner quirlt 3. Viertel Noͤſel ſauern Rahm mit der Bruͤhe ab, gieſſet ſolches wieder zuſammen in den Tiegel, ſchuͤttet eine Hand voll Capern darzu; leget die Schleyen hinein, und wenn ſolche durch einander gekochet, ſo ſind ſie fertig, und koͤnnen nach Belieben angerichtet werden.
Schleyen mit einer piquanten Soſſe,
Suchet Karauſchen mit einer piquanten Soſſe, und machet die Schleyen auch alſo.
Schleyen mit brauner Butter,
Wenn die Schleyen gemeldter maſſen abgekochet ſind, ſo richtet ſolche warm an; machet alsdenn braune Butter, und brennet ſie oben druͤber, beſtreuet ſie hernach mit Pfeffer und gebet ſie hin.
Schleyen gebacken,
Suchet Karauſchen geba[Spaltenumbruch]
Schleyer
cken, und auf dieſe Art bereitet die Schleyen.
Schleyer,
Iſt ein duͤnnes und leichtes aus Garn verfertigtes weiſſes und klares Gewebe, deſſen ſich das Frauenzimmer zu allerhand Putze zu bedienen pfleget. Iſt von unterſchiedlichen Sorten als: glatt, geſtreifft, piquirt, auch mit Blumen gezieret, ſtarck, mittel oder fein, die glatten werden zu Trauer-Schleyern meiſtens genommen.
Schleyer zur Trauer,
Heiſſet uͤberhaupt derjenige aus weiſſen Schleyer verfertigte und zuſammen geſteckte Habit, deſſen ſich die Weibesbilder bey denen Leichen zu bedienen pflegen. Es beſtehet ſolcher Habit aus einem Haupt- und Kopffſchleyer, Maulſchleyer, Schleyerkappen, Schleyer-Haube, Schleyer-Schuͤrtze, und nieder gelaſſenen Schleyer. Bey den alten Ebraͤiſchen Frauenzimmer hieſſe diejenige Decke der Schleyer, ſo ihre Jungfern, wenn ſie ausgiengen, uͤber das Haupt wurffen, und ſelbiges damit bedeckten.
Schleyer,
In Augſpurg, iſt ein auf eine gewiſſe Art hoch uͤber einander geſchlagener, und durch Drat unterſtuͤtzter Auffſatz, von weiſſer ſtarr gemachter Leinwand, deſſen ſich die Handwercksweiber und Maͤgde bey denen Leichen, wie auch die Hebammen und Hochzeit-Laderinnen bedienen. Die Ulmer Haupt-
Schleyer
(0887)
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Schleyer
Schleyer kommen ihnen ſehr nahe, auſſer daß ſie oben hinaus ſpitziger zulauffen. Die ſo genannten Klag-Frauen in Ulm haben, wenn ſie zur Leichen gehen, einen langen ſchmalen weiſſen hervor geſchlagenen Streiff und Fluͤgel, ſo hinten an den Schleyer angemacht iſt, und abſonderlich der Schleyer mit Fluͤgeln heiſſet. Die Straßburgiſchen Haupt-Schleyer ſind ſehr niedrig, und nicht hoͤher als der Kopff, doch auf beyden Seiten ſehr breit und laͤnglicht hinaus geſchoben und umgeſchlagen.
Schleyer-Frau,
Iſt ein gewiſſes Weibesbild, welches das zur Leichen gehende Frauenzimmer im ſchleyern bedienet, ſie darein kleidet, und ihnen ſelbigen gewoͤhnlicher maſſen anſtecket.
Schleyer-Haube,
Iſt eine insgemein von weiſſen Schwaͤbiſch verfertigte TrauerHaube, um die Backen herum, mit Streiffen von Schwaͤbiſch, NeſtelTuch oder Caton, ſtarck friſiret und bekraͤuſelt.
Schleyer-Kappe,
Iſt ein von weiſſen Schwaͤbiſch, mit langen Zipffeln zuſammen gereyheter Trauer-Auffſatz, wird vornher uͤberſchlagen, und unter dem Halſe zuſammen geſchlungen.
Schleyerſchuͤrtze,
Iſt ein von weiſſen Schwaͤbiſch, Caton, oder auch Neſteltuch gantz ſchlecht verfertigtes Vor[Spaltenumbruch]
Schlickk
Tuch, ſo das Frauenzimmer, wenn ſich ſelbiges bey der Leiche ſchleyern laͤſt, darbey vorzubinden pfleget.
Schlick-Kraͤpffgen, oder, Raviolen,
Sind ein Gebackens, ſo aus einer gewiſſen farce, die in einen ausgetriebenen Teig geſchlagen wird, beſtehen. Hernach in Waſſer gekochet, und aus Schmaltz gebacken werden, welches folgende Beſchreibungen erlaͤutern: 1) Schlickkraͤpffgen oder Raviolen von Karpffenmilch; 2) dito von Karpffen-Rogen; 3) dito von friſchen Morgeln; 4) dito von Hecht; 5) dito von Kalbs-Lunge; 6) von gehackten Kalbfleiſch; 7) dito von Bratwuͤrſten-Gehaͤck; 8) dito von Spinat; 9) dito von Krebſen.
Schlick-Kraͤpffgen, oder Raviolen von KarpffenMilch,
Siedet die Milch von einem oder mehr Karpffen ab; hacket ſolche gantz klein, thut darzu Semmel, ſo in Milch geweicht iſt, und wuͤrtzet es mit Ingber und Muſcatenbluͤten. Hernach machet 3. geruͤhrte Eyer, die ihr unter denen Eyern N. 17. beſchrieben findet, thut dieſe auch darzu, und ruͤhret es wohl unter einander. Den Teig hierzu bereitet alſo: Schuͤttet Mehl auf einen Tiſch, ſchuͤttet 3. Eyer drein, leget ein Stuͤckgen Butter eines Eyes groß darzu, feuchtet es noch mit ein Paar EßLoͤffel voll Milch an, ſaltzet es ein wenig, und machet einen ziemlich feſten Teig an, doch nicht ſo gar
feſt,
Frauenzimmer-Lexicon. I i i
(0888)
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Schlickk
feſt, als der Nudel-Teig beſchrieben worden; treibet alsdenn ſolchen aus, und zwar ſo duͤnne als es moͤglich, davon werden ſie deſto ſchoͤner. Habt ihr den Teig nun ausgetrieben, ſo beſtreichet ſelbigen mit Eyern, ſetzet von dem Gehaͤck eine Reihe Haͤuffgen an die Seite, etwan ein Paar quer Finger aus einander; ziehet darnach von der Seite den Teig druͤber, umgehet ein iedes Haͤuffgen beſonders mit dem Finger, daß es fein zuſammen klebet, ſchneidet ſie mit einem Back-Raͤdgen ab, daß ſie recht wie halbe Monden werden. Nach dieſen ſetzet in einem Topff Waſſer ans Feuer, und laſſet es, nachdem ihr Saltz drein geworffen, kochen, thut die Schlickkraͤpffgen drein, welche eine Weile kochen muͤſſen, hacket inzwiſchen ein Paar harte Eyer gar klein, und wenn ihr ſolche wollet anrichten, ſo ſchmieret eine Schuͤſſel mit Butter an, und ſtreuet etwas von denen gehackten Eyern drauff; leget von denen Schlickkraͤpffgen drein, ſtreuet wieder Eyer, und machet es alſo, biß ihr fertig werdet, gieſſet ein Paar Eß-Loͤffel voll von der Bruͤhe, darinne ſie gekochet, drauf, brennet braune Butter druͤber und gebet ſie hin. Dieſe Schlickkraͤpffgen oder Raviolen koͤnnen auch aus Schmaltz gebacken und warm zu Tiſche gebracht werden.
Schlick-Kraͤpffgen, oder, Raviolen von KarpffenRogen,
Siedet den Karpffen-Rogen in Saltz-Waſſer halb gar ab, darnach ſchneidet ihn mit einem Schneide[Spaltenumbruch]
Schlickk
Meſſer klein, pasſiret ihn ein wenig in Butter, thut etwas geriebene Semmel, und auch 3. Eyer drein, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, gieſſet ein Paar Eß-Loͤffel voll ſuͤſſen Rahm drunter, und ruͤhret es alſo auf dem Kohlfeuer durch einander ab. Darnach machet es mit dem Teig einfuͤllen, Abſieden, Ausbacken und Anrichten eben alſo, wie bey denen vorhergehenden beſchrieben worden.
Schlick-Kraͤpffgen von friſchen Morgeln,
Leſet und putzet friſche Morgeln ſauber zu, waſchet ſolche hernach aus, gieſſet ein ſiedend Waſſer drauff, drucket ſie alsdenn ſehr trocken wieder aus, pasſiret ſie ein wenig in Butter, ſchneidet ſie dann gantz klein, thut darunter gehackte gruͤne Peterſilie, Muſcatenbluͤten, Ingber, eine klar geriebene Semmel, ein Paar Loͤffel Rahm, drey Eyer und Saltz, ſetzet ſolches alles aufs Kohlfeuer, und ruͤhret es als eine Fuͤlle ab. Darnach machet den Teig darzu an, als ſolcher erſter maſſen beſchrieben worden, fuͤllet die Schlickkraͤpffgen wie vor gedacht; kochet oder backet dieſe und richtet ſie auch alſo wie vorige an.
Schlick-Kraͤpffgen, oder, Raviolen von Hecht,
Nehmet ein Paar Stuͤckgen Hecht, ſchneidet das Fleiſch davon, daß keine Graͤten und Haut daran bleiben, hacket es in Stuͤcken, pasſiret es ein wenig in Butter, darnach ſchneidet es mit einen Schneide-Meſſer als ein Hachis, thut
darunter
(0889)
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Schlickkr
darunter kleine Roſinen, Muſcatenbluͤten, Citronenſchalen, ein wenig geriebene Semmel, und miſchet dieſes durch einander, hernach nehmet einen ſolchen Teig, wie vorhero bey denen erſten Raviolen beſchrieben worden, machet ſie nach ihrer Proportion gleich alſo, ſiedet ſie in Waſſer ab, und richtet ſie alsdenn mit brauner Butter begoſſen an; oder aber, ihr moͤget ſolche vorher beſchriebener maſſen auch aus Schmaltz backen.
Schlick-Kraͤpffgen oder Raviolen von Kalbs-Lungen,
Setzet eine Kalbes-Lunge mit Waſſer und Saltz zum Feuer, damit ſolche weich koche, hernach leget ſie heraus in kaltes Waſſer, kuͤhlet ſie aus, und ſchneidet ſie alsdenn mit einem Schneidemeſſer gantz klein. Ferner fetzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer, thut die gehackte Lunge darein, werffet Muſcatenbluͤten, kleine Roſinen, geriebene Semmel, und gehackte gruͤne Peterſilie dran; gieſſet ein Paar Loͤffel Rahm hinein, ſchlaget auch drey Eyer dazu, ruͤhret ſolches alles, wie eine Fuͤlle ab, und laſſet es kalt werden. Hierauf nehmet von dem Teige der erſt beſchriebenen Raviolen oder Schlick-Kraͤpffgen, machet aus ſelben mit dieſer Fuͤlle auch dergleichen Kraͤpffgen, und bereitet ſie ferner, wie offt beſchrieben worden.
Schlick-Kraͤpffgen oder Raviolen von gehackten KalbFleiſch,
Hacket oder ſchneidet derben ge[Spaltenumbruch]
Schlickkr
bratenen Kaͤlber-Braten; ſetzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer, und thut das Gehaͤcke hinein; ſchuͤttet darzu Citronenſchalen, Muſcatenbluͤten und kleine Roſinen, auch ein wenig geriebene Semmel, gieſſet einen Loͤffel voll Wein daran, ruͤhret es vorher beſchriebener maſſen durch einander, und thut ſolches abgeruͤhrte auf eine Schuͤſſel, damit es kalt werde. Nehmet nach dieſen von dem erſtbeſchriebenen Teig, machet offt gedachter maſſen daraus die Kraͤpffgen, und tractiret ſie ferner als vorige.
Schlick-Kraͤpffgen oder Raviolen von Bratwurſt Gehaͤcke,
Nehmet Schweinenfleiſch, loͤſet das Geaͤder und haͤutigte davon ab, und ſchneidet es nebſt Speck klein, wuͤrtzet es mit Ingber, Muſcatenbluͤten und Citronenſchalen, ſaltzet es zur Gnuͤge und miſchet alles unter einander. Hernach bereitet von dem beſchriebenen Teig ſolche Kraͤpffgen, machet ſolche ferner zu rechte wie die vorigen, und wenn ihr ſie aus Schmaltz backet, muͤſſet ihr ſie recht warm verſpeiſen laſſen. NB. Zu dieſen Kraͤpffgen kan der Teig etwes fetter mit Butter angemachet werden, die ihr hierauf in eine Torten-Pfanne legen, in einem Backofen abbacken, und hernach warm verſpeiſen koͤnnet.
Schlick-Kraͤpffgen von Spinat,
Leſet Spinat rein, und waſchet ihn ſauber aus. Hernach ſetzet
einen
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Schlickkraͤpff
einen Keſſel mit Waſſer aufs Feuer, ſaltzet es ein wenig, und wenn das Waſſer kochet, ſn thut den Spinat hinein, welcher weich kochen muß, nehmet darnach ſolchen heraus, und ſchneidet ihn mit einem Schneidemeſſer ſehr klein. Hierauf ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter aufs Feuer; thut den gehackten Spinat hinein, und ruͤhret es unter einander; ſchuͤttet ferner darein kleine Roſinen, Muſcaten-Bluͤten, ein Paar Loͤffel voll guten ſuͤſſen Rahm, laſſet es ein wenig durch einander kochen, und thut es hernach auf ein Geſchirr, damit es erkalte. Endlich machet von erſt beſchriebenen Teig Kraͤpffgen, verfahret damit als mit denen vorigen, und gebet ſie hin.
Schlick-Kraͤpffgen oder Raviolen von Krebſen,
Bereitet zum einfuͤllen ſolcher Schlick-Kraͤpffgen eine Krebsfarce, die ihr untern Krebſen bebeſchrieben finden werdet. Hernach machet aus oben beſchriebenen Teig die Kraͤpffgen, laſſet in einer Caſſerole gute Milch auf dem Feuer ſieden, und thut die Raviolen darein, damit ſie einen Sud thun koͤnnen. Nach dieſen bereitet einen Krantz von Teig um die Schuͤſſel, darauf ihr ſolche Kraͤpffgen anrichten wollet, beſchmieret die Schuͤſſel mit Butter, leget die Kraͤpffgen drein, ſtreuet gehackte Piſtacien daruͤber, gieſſet die Milch darauf, und ſprenget Krebs-Butter daran, beſtreuet ſie mit klar geriebener Semmel, ſetzet ſie hernach in einen geheitzten Backofen, und laſſet ſie backen. Iſt dieſes geſche[Spaltenumbruch]
Schlief Schloß
hen, ſo nehmet ſolche heraus; beſtreuet ſie mit Zucker, und moͤgen ſie alsdenn zu Tiſche getragen werden.
Schlieffer,
Heiſſet den Weibesbildern in Augſpurg, ſo viel als ein Muff, derjenige den ſie zur Trauer tragen, und welcher von ſchwartzen Tuch iſt, wird abſonderlich Buͤplein genennet.
Schließ-Han, Siehe. Han.
Schlimm- oder SchneckenStich,
Iſt in der Mahler-Nahd derjenige Stich, ſo nach Schnecken-Aꝛt ſchlimm herum an einander geſtochen, und bey den Haͤcklein employret wird.
Schlittenfahrt,
Iſt ein Divertiſſement und ZeitVertreib im Winter vor das Franenzimmer, da ſie ſich von einem Mannesvolck auf einen einſpaͤnnigen und mit allerhand Zierrathen ausgeputzten Renn- und SchellenSchlitten entweder in der Stadt herum oder uͤber Land fuͤhren und leiten laſſen.
Schloß,
Iſt ein von Gold ſchwartz amulirtes oder mit Perlen und Diamanten ausgeſetztes kleines Schild mit einer Feder und kleinen Haͤcklein zum Einſchluß verſehen, welches insgemein an Ketten und Halsbaͤnder um ſelbige an dem Halſe feſte zu verwahren, gehefftet wird.
Schloß
(0891)
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Schloß Schma
Schloß Italiaͤniſches. ſiehe. Iraliaͤniſches Schloß.
Schluͤſſel-Geld, ſiehe. HeerdGeld.
Schluͤſſel-Kette,
Iſt eine von Silber oder Meſſing ſauber zuſammen geſetzte Kette, mit einem Hacken verſehen, worran das Frauenvolck ihre Schluͤſſel zu reyhen, und nach etlicher LandesArt an die Huͤfften zu hengen pfleget.
Schluͤſſel-Ring,
Iſt ein von polirten Eiſen rund verfertigter kleiner Umfang, woran das Frauenvolck ihre Schluͤſſel einzuklammern pfleget.
Schlupffer,
Heiſſet dem Ulmeriſchen Frauenzimmer ſo viel als ein Muff, iſt insgemein mit Spitzen und Borten bebraͤhmet.
Schmaſe, oder Maſche,
Heiſſet dem Frauenzimmer in dem Stricken, die Zuſammenſchlingung und Faſſung des Fadens vermoͤge derer beyden Strickenadeln.
Schmaaſen,
Heiſſen die zarten und kleinen zuſammen geſtickten Laͤmmer-Fellgen, deren ſich das Frauenzimmer ſtatt Unterfutters unter ihre Peltze zu bedienen pfleget.
Schmaͤtzgen, ſiehe. Kuß.
Schmaltz. Siehe. Fett.
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Schmeer Schmerl
Schmeerhaube,
Iſt eine gewiſſe Art einer PeltzHaube, ſo die Saltzburgiſchen Baͤuerinnen zu tragen pflegen, ſie iſt vorn und hinten kurtz rund, uͤber die Ohren laͤnglicht, mit ſchwartzen Leder uͤberzogen, und um und um mit Haſen-Balg umſetzt.
Schmeltz,
Iſt ein durchſichtiges, zartes, glaͤntzendes und hol verarbeitetes Weſen uͤber einen zarten Drat oder Faden gezogen, wormit ſich das Frauenzimmer ihre Kleider, Vorſtecke-Laͤtze, Ducheſſen, FecherQuaſten, Pucellagen und andere Galanterien zu beſetzen und auszuzieren pfleget, er iſt entweder ſchwartz oder bunt.
Schmeltz-Halsband,
Iſt ein von ſchwartzen Schmeltz oder kleinen Corallen zuſammen geſchnuͤrtes Band, welches das Frauenzimmer bey dem Trauren um den Halß zu binden pfleget.
Schmerlen,
Gobii, Gojons, ſind kleine Fiſche, welche ſich in kieſigten ſteinigten harten Baͤchen und Waͤſſern aufhalten. Man pfleget ſie auch in kleine Teiche zu verſetzen, ſie verlieren aber wegen des Schlammes darinne ihre Guͤte, und werden die Bach-Schmerlen dieſen allezeit vorgezogen. Denn jene bleiben unter den kleinen Fiſchen allezeit die ſchmackhafftigſten beſten und geſundeſten, welche alle Patienten ohne Unterſcheid eſſen
duͤrffen
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Schmerl
duͤrffen. Man pfleget auch wohl die groſſen Schmerlen wie Bruͤcken einzulegen, welche ſich ſehr lange halten und recht delicat ſchmecken. Ihre Zubereitung iſt dieſe. 1) Schmerlen blau geſotten; 2) Schmerlen mit einer ſaͤuerlichen weiſſen Bruͤhe; 3) Schmerlen gebacken; 4) Schmerlen auf gemeine Art.
Schmerlen blau geſotten,
Setzet in einem Fiſch-Keſſel Waſſer aufs Feuer, thut eine gute Hand voll Saltz, wenn es nehmlich eine Kanne Schmerlen ſind, hinein, gieſſet erſt uͤber die Schmerlen Eßig, und wann das Waſſer bald will anfangen zu ſieden; es darff aber noch nicht ſieden; ſo leget die Schmerlen hinein, und habt Acht, daß ja kein Eßig mit hinein komme, ſo werden ſie fein blau und krumm. NB. Wenn das Waſſer ſiedet, ehe ihr ſie hinein thut, ſo wird ihnen die Haut gantz abgehen, muß dannenhero ein ieder ſich mit dem Waſſer in Acht nehmen. Haben nun die Schmerlen geſotten, ſo nehmet ſie herunter, und ſprenget ein wenig kaltes Waſſer dran, decket oben Papier druͤber, richtet ſolche in eine Serviette an, und laſſet guten Wein-Eßig darzu auffſetzen.
Schmerlen mit einer ſaͤuerlichen weiſſen Bruͤhe,
Suchet Gruͤndlinge mit einer ſauren Fricaſſee-Soſſe, und richtet die Schmerlen auch alſo zu.
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Schmerl Schminck
Schmerlen gebacken,
Suchet Gruͤndlinge gebacken, auf welche Art ihr die Schmerlen auch bereiten koͤnnet.
Schmerlen zuzurichten, wie die gemeinen Leute pflegen,
Siedet die Schmerlen erſt beſchriebener maſſen ab. Hernach machet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auf dem Feuer braun, werffet etwas Salbey hinein, und wenn ſolche braun iſt, ſo thut die Schmerlen auch darein, und laſſet ſolche ein wenig mit roͤſten. Iſt dieſes geſchehen, koͤnnen ſie alsdenn angerichtet und zu Tiſche geſchicket werden.
Schmier-Glaͤßlein,
Iſt ein mit Baumoͤl angefuͤlltes, und einer kleinen Federkiele verſehenes Glaͤßlein, ſo an dem Spinnerade haͤnget, wormit die Spuhle und das Rad, wann es ſtocken will, eingeſchmieret wird.
Schmincken,
Seynd allerhand koͤſtliche Waſſer, Tincturen, Pomaden, Saͤlblein, Pulver, Olitaͤten und andere Sachen, aus herrlichen und der Haut zu ſtatten kommenden Specereyen und Ingredientien præparirt, diſtillirt, und zuſammen geſetzet, wodurch ſich das Frauenzimmer ein ſchoͤnes und annehmliches Geſichte zu machen ſuchet, deren ſind vielerley Gattungen: als Venetianiſch Waſſer, Imperial Waſſer, Schminck-Waſſer, der Groß-
Her-
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Schmi Schna
Hertzogin von Florentz, Hollaͤndiſches Schminck-Waſſer, Spaniſcher Anſtrich, Jungfern-Milch, Nuͤrnbergiſches Schminckwaſſer, weiß Melonen-Waſſer, Pomade zum Angeſichte, Spaniſche Schminck-Laͤpplein, u. d. g. deren iegliches in ſeiner Initial-Litter nachzuſchlagen. Dergleichen Schminckweſen war ſchon denen Weibesbildern altes Teſtaments bekannt, denn mit ſolcher Schmincke zierte ſich dorten die gottloſe Jeſabel aus 2. Reg. IX. v. 30.
Schminckoͤl von Eyern,
Iſt ein aus hart geſottenen und mit ein wenig guten Wein angeſprengten, uͤber den Kohlen zerruͤhrten Eyerdottern ausgepreßtes Oel, deſſen ſich das Frauenzimmer, um das Angeſichte ſchoͤn und glatt zu machen, wohl zu bedienen weiß.
Schminckpflaͤſterlein. ſiehe. Mouſchen.
Schminckwaſſer der GroßHertzogin zu Florentz.
Iſt ein aus weiſſer SemmelKrume, Ziegen- oder Eſels-Milch, Eyerweiß, Bohnen-Bluͤt- und Maͤyen-Thau-Waſſer, Kalbfleiſch aus der Keulen, oder weiſſen jungen Huͤnerfleiſch, weiſſen Weinſtein, Bleyweiß, weiſſen LilienWaſſer, deſtillirtes Waſſer, deſſen ſich das Frauenzimmer zu Erhaltung ſchoͤner, glatter, und weiſſer Haut im Geſichte zu bedienen pfleget.
Schnabel-Bruͤſtlein,
Heiſſet dem Augſpurgiſchen [Spaltenumbruch]
Schnal Schnecke
Frauenzimmer, ein von ſchwartzen ſeidnen oder andern Zeug verfertigtes, und mit ſchwartzen Spitzen uͤber und uͤber friſirtes ſo genanntes Bruͤſtlein, oder Wams, ſonder Schooß, hat von vornher einen langen, rund breiten, mit Fiſchbein ausgeſteifften, und durchaus mit Spitzen bekraͤuſelten Schnabel, ſo faſt den gantzen Bauch bedecket, und mit einem ſilbernen Guͤrtel um und um beleget wird. Diejenigen ſo die Maͤgde tragen, ſind meiſtens ungeſteifft.
Schnallen-Ringlein,
Iſt ein kleiner ſauberer, von Gold mit bunten Schmeltz gezierter Ring, in Form einer Schnalle, mit dem darzu gehoͤrigen Ringelein, mit und ohne DiamantSteingen.
Schnap-Weiffe,
Iſt eine von Holtz verfertigte und ausgeſpannte Machine, woruͤber das geſponnene, und von der Spuhle lauffende Garn geſpannet und in Gebind und Strehne geſchlagen wird. So offt ein Gebinde voll iſt, thut der unten daran haͤngende hoͤltzerne Hammer einen Klapp.
Schnarren. ſiehe. Krammets-Vogel.
Schnecke,
Cochlea terreſtris, Eſeargot, die bißher beliebte Art wird eigentlich in denen Weinbergen gefunden, und eben dieſe Gattung braucht man in der Kuͤche zu verſpeiſen, wiewohl auch andere in Gaͤrten
eben
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(0894)
[Spaltenumbruch]
Schnecken
eben ſo gut ſind. Soll ich die Wahrheit bekennen, ſo iſt an denen Schnecken wenig zu erjagen, und muͤſſen die guten Bruͤhen hierbey wohl das beſte thun. Ich verwundere mich, ſchreibet ein Frantzoͤiſcher Kuͤchenmeiſter, daß der Menſchen Neuligkeit ſich ſo ferne erſtrecket, und ſolch einen verdorbenen Geſchmack zu ſuchen ſich bemuͤhet, um nur ſeine Luͤſte zu ſaͤttigen, da doch ſolche Schnecken, man mag ſie zurichten wie man will, von mir nicht koͤñen geruͤhmet werden. Die Liebhaber wollen ihnen zwar allerhand Kraͤffte zuſchreiben, und ſoll der Gebrauch der Schnecken nicht nur Venerem ſtimuliren, ſondern man will auch denjenigen, der die lebendigen in Frantz-Wein erfauffen laͤſſet und genieſſet, ſelbiges Jahr vom Fieber frey halten; allein weil ſie gemeiniglich aus einem ſchleimichten Weſen beſtehen, ſo halte ich ſie nicht vor gar geſund. Die beſte Zeit ſolche zu verſpeiſen, iſt im Winter da ſie in denen Haͤuſern verſchloſſen liegen, und lehret ſie der Koch alſo zuzurichten: 1) Schnecken zu putzen: 2) Schnecken mit Majoran; 3) Schnecken mit Baumoͤl; 4) dito anders, und mit ParmeſanKaͤſe; 5) Schnecken gebraten mit Baumoͤle; 6) Schnecken an Spießgen gebraten mit Speck; 7) Schnecken mit einer Citronen-Soſſe; 8) Schnecken mit ſauren Rahm; 9) Schnecken kalt mit Baumoͤl und Eßig.
Schnecken zu putzen,
Waſchet die Schnecken ſauber [Spaltenumbruch]
Schnecken
ab, ſetzet ſie mit einem Keſſel mit Waſſer aufs Feuer, und laſſet ſie ſo lange ſieden, als man pfleget ein wenig Eßig zu ſieden, hernach nehmet ſie wieder herunter, und ziehet ſie aus mit einer Spicknadel oder ſonſt mit einem ſpitzigen Holtze; ferner ſchneidet mit einem ſcharffen Meſſer, oben wo der Crantz iſt, die Haut loß, daß kein braunes daran bleibe, ſo ziehet ſich die Haut von der gantzen Schnecke ab, die Schwaͤntze aber reiſſet unten nur weg, ſo ſind ſie geputzet. Und ſo muͤſſet ihr es mit allen Schnecken machen, ſo viel ihr derer zurichten wollet. Was die Schnecken-Haͤuſer anlanget, ſolche ſetzet wieder in Waſſer auf Feuer, und wenn ſie noch eine Weile geſotten haben, ſo thut ſie herunter, und gieſſet kaltes Waſſer drauf, waſchet ſie inwendig und von auſſen her mit Saltz, werffet ſie wieder in kaltes Waſſer, ſo ſind ſolche auch gereiniget, und koͤnnet ſelbige auf nachfolgende Art zurichten.
Schnecken mit Majoran,
Wenn die Schnecken vorher beſchriebener maſſen geputzet ſind, leget ſie auf eine Schuͤſſel und ſtreuet eine Hand voll Saltz darauf, reibet ſie alsdenn durch einander ab, daß ſie gantz ſchleimig werden, waſchet ſie darnach etliche mahl aus, daß das Saltz wieder heraus komme, ſchuͤttet ſie in ein Toͤpffgen, gieſſet Waſſer drauf, und laſſet ſelbige wohl noch 2. Stunden kochen, ſeiget ſie alsdenn ab, und leget ſie trocken. Hierauf waſchet ein halb Pfund Butter rein aus, und thut ſie in eine Schuͤſſel, werffet ein Paar Haͤnde voll klar geriebene
Semmel
(0895)
[Spaltenumbruch]
Schnecken
Semmel, ein Paar Meſſerſpitzen klar gemachten Majoran, Muſcatenbluͤten und Ingber, auch ein Paar Eyerdotter dran, und machet davon einen klaren Teig. Nach dieſen trocknet die Schnecken-Haͤuſer rein aus, und fuͤllet ſie nachfolgender maſſen: ſtecket ein Stuͤckgen von dem Teig, einer Haſel-Nuß groß, in das Schnecken-Hauß, darauf ſchiebet eine Schnecke, und bereitet von dem Teig einen Deckel oben druͤber, thut ſie, nachdem ſie alle auf dieſe Art gefuͤllet worden, in eine Caſſerole oder Tiegel, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe darauf, oder, ſo es bey Catholiſchen, Peterſilienwaſſer, ſtreuet noch ein wenig geriebene Semmel und Muſcatenbluͤten drein, und laſſet es zuſammen kochen, biß es ein wenig dicke wird; darnach koͤnnet ihr ſolche nach Belieben anrichten.
Schnecken mit BaumOel,
Wenn dieſelbe zugeputzet und abgekochet ſind, ſo machet folgenden Teig zum fuͤllen: gieſſet ein Viertel Pfund Gartzer-Oel in eine Schuͤſſel, ſtreuet ein Paar Haͤnde voll klar geriebene Semmel darzu, leget 3. Stuͤck hart geſottene gehackte Eyerdotter, Citronenſchalen, Muſcatenbluͤten, Ingber, Pfeffer und ein wenig Saltz mit bey, und bereitet einen Teig als vorigen mit Butter, hierauf fuͤllet die Schnecken wie vorhergehende, thut ſie in einen Tiegel oder Caſſerole, [g]ieſſet gute Fleiſchbruͤhe darauf, le[g]et ein Paar gantze Zwiebeln und [e]tliche Lorbeer-Blaͤtter daran, welche alſo kochen muͤſſen, biß ſie ein [Spaltenumbruch]
Schnecken
wenig dicke worden. Nach dieſen moͤget ihr ſolche nach Belieben anrichten und auftragen laſſen.
Schnecken mit Baum-Oel und Parmeſan-Kaͤſe anders,
Die Zubereitung iſt allbereit beſchrieben; den Teig aber zur Fuͤlle verfertiget alſo: gieſſet ein Viertel-Pfund gutes Baum-Oel in eine Schuͤſſel; thut darzu ein Paar Haͤnde voll geriebene Semmel, eine Hand voll geriebenen ParmeſanKaͤſe, ein Paar hart geſottene EyerDotter, Ingber und Pfeffer, auch Citronen-Schalen; dieſes wuͤrcket zuſammen, und machet einen Teig daraus; fuͤllet die Schnecken nach vorbeſchriebener Art; leget ſie alsdenn in einen Tiegel oder Caſſerole; gieſſet Fleiſch-Bruͤhe drauf, ſtreuet noch eine Hand voll Parmeſan-Kaͤſe drein, werffet ein Paar Zwiebeln dran, ſaltzet es ein wenig, und laſſet es auf einem KohlFeuer ſo lange kochen, biß es ein wenig dicke wird, ſo ſind ſie zum Anrichten fertig.
Schnecken gebraten mit Baum-Oel,
Wenn dieſe geputzet und abgekochet ſind, ſo fuͤllet die Schnecken in die Haͤuſer, und ſetzet ſie auf den Roſt; Hernach vermiſchet gut Baum-Oel mit geriebenen Citronen-Schalen und Muſcaten-Bluͤten; gieſſet ſo denn in ein iedes Schnecken-Hauß ein wenig von dem vermiſchten Baum-Oel, und laſſet ſelbige gantz gemaͤchlich braten. Es iſt aber dabey dieſes zu
obſer-
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(0896)
[Spaltenumbruch]
Schnecken
obſerviren, daß ſolche, nachdem ſie fertig und angerichtet worden, gleich warm zu Tiſche muͤſſen getragen werden.
Schnecken an Spieſſelein gebraten mit Speck,
Nehmet ſauber geputzte und allbereit abgekochte Schnecken, ſo viel ihr bereiten wollet, und machet auch ſaubere hoͤltzerne Spießgen. Hernach ſchneidet breite Stuͤckgen Speck als ein ZweyGroſchen-Stuͤck, ſtecket erſt an die Spießgen ein Stuͤckgen Speck, alsdenn eine Schnecke, und fahret damit fort biß ſie alle. Hierauf laſſet in einer Caſſerole Butter auf dem Feuer zergehen; vermiſchet geriebene Semmel mit etwas Ingber und Muſcaten-Bluͤten; tuncket die Schnecken am Spießgen in die zerlaſſene Butter, beſtreuet ſolche mit der vermiſchten Semmel, und leget ſie auf den Roſt. Wenn ihr ſie bratet, ſo ſetzet ſie nur auf ein gelindes Feuer, unter dem Braten aber betropffet ſie nur Tropffenweis mit Butter: Denn wenn ihr ſie begieſſet, ſo gehet die angeſtreuete Semmel herunter. Bey dem Anrichten ſetzet halbgeſchnittene Citronen darzwiſchen, und moͤget ihr ſie an Spießgen laſſen, oder ordentlich als Voͤgel abziehen, ſo ſind ſie fertig. NB. Bey groſſen Ausrichtungen werden ſie oͤffters als eine Garnitur gebrauchet, andere Arten Schnecken damit zu zieren.
Schnecken mit einer Citronen-Soſſe,
Das Zubereiten derer Schne[Spaltenumbruch]
Schnecken
cken iſt ſchon zur Gnuͤge beſchrieben. Hierauf nehmet ein Paar Haͤnde voll Sem̃el, leget dieſe nebſt einem halben Pfund gewaſchener Butter in eine Schuͤſſel; darbey iſt aber zu mercken, daß man ſich nach der Menge der Schnecken richten muß; zu fett kan man ſie wohl leichtlich nicht machen; jedoch werden zu anderthalb Schocken vorbeſchriebene Semmeln und Butter genug ſeyn. Ferner thut Muſcaten-Bluͤten, Citronenſchalen, und von einer Citronen den Safft, ingleichen ein Paar EyerDotter, ein wenig Saltz zu denen Semmeln, machet daraus einen Teig; damit fuͤllet die Schnecken ſchon beſchriebener maßen, leget ſolche alsdenn in einen Tiegel, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe und ein Paar Glaͤßgen guten Wein daran, werffet Citronen-Schalen und Ingber, auch Citronen-Scheiben hinzu, und laſſet es durcheinander kochen, biß es ein wenig dicke wird, darnach richtet ſie an. Wenn ihr ſolche aber wollet zugleich anrichten, ſo machet von guten BlaͤtterTeig einen Crantz um die Schuͤſſel, darauf ihr die Schnecken anrichten wollet, der Schuͤſſel-Rand aber muß erſt mit Eyern angeſtrichen werden. Nachdem nun der Teig herum geleget worden, ſo beſtreichet ihn oben auch mit zerklopfften Eyern, ſchneidet ihn um die Schuͤſſel ab, ſchneidet Zierathen nach eurer Wiſſenſchafft darein, und ſetzet oben auf den Teig um den gantzen Schuͤſſel-Rand herum SchneckenHaͤuſer; ſchiebet die Schuͤſſel i[n] Back-Ofen, gieſſet, wenn es Zin[n] iſt, Waſſer darein, und laſſet e[s]
backe[n]
(0897)
[Spaltenumbruch]
Schnecken
backen. Endlich richtet die Schnecken in die Schuͤſſel an, und ſtecket zugleich in ein iegliches SchneckenHauß, ſo auf dem Rande angeklebet worden, eine Schnecke, fuͤllet auch ein wenig Bruͤhe darein, ſo ſind ſie fertig.
Schnecken mit ſauren Rahm,
Bereitet von geriebener Semmel, einem Stuͤck Butter, ein Paar Eyer-Dottern, Muſcaten-Bluͤten, Ingber und Pfeffer, einen Teig, dieſen fuͤllet in die Schnecken-Haͤuſer nebſt denen Schnecken auf vorherbeſchriebene Art ein, und leget ſolche hernach in einen Tiegel; hierauf quirlt ein Noͤſel ſauern Rahm mit etwas guter FleiſchBruͤhe gantz klar ab, laſſet es durch einen Durchſchlag an die Schnecken lauffen, ſetzet es auf das Feuer, damit ſolche durcheinander kochen, biß die Bruͤhe ein wenig dicke wird. Ferner ſchneidet Capern, mit einem Schneide-Meſſer gantz klein, und thut ſolche mit etlichen Lorbeer-Blaͤttern, Ingber, Pfeffer, Citronen-Schalen und einer gantzen Zwiebel an die Schnecken. Wenn nun ſolche ſo lange darinne gekochet, daß ſie Geſchmack haben, ſo koͤnnet ihr ſolche nach Gefallen anrichten.
Schnecken kalt mit BaumOel und Eßig,
Wenn dieſe geputzet und abgekocht ſind, ſo thut ſie auf eine Schuͤſſel; gieſſet drauf gut BaumOel und ſcharffen Eßig, ſtreuet [v]iel Pfeffer und Citronen-Scha[l]en drauf, ſo ſind ſie fertig.
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Schneck Schnepff
Schnecken-Haͤußlein oder Schnecken-Faͤßlein,
Sind keine von Zinn in Form eines Eyes hol gegoſſene und mit einem Decklein von oben her verſehene Schaͤlgen und Behaͤltniſſe, worinnen die gekochten und in der gehoͤrigen Bruͤhe zubereiteten Schnecken aufgetragen und daraus gegeſſen werden.
Schnee-Ballen. ſiehe. Gebackene SchneeBallen.
Schneide-Meſſer. ſiehe. Hacke-Meſſer.
Schnepffe,
Ruſticula, Becaſſe, iſt ein Vogel mit bunten Federn und langen Schnabel, auch immer eine groͤſſer als die andere; man findet dreyerley Gattung, nehmlich, WaſſerGraß- und Holtz-Schnepffen, und wird ihr Fleiſch uͤberhaupt vor ſehr zart, delicat und ſuͤſſe geprieſen. Wer ſolche aber recht zubereiten will, muß ſie 1) putzen, 2) braten.
Schnepffen zu putzen,
Laſſet dieſelbigen gantz und gar rupffen, daß alles rein wird, drehet ihnen hernach die Fuͤſſe, als einer Droſſel oder Zippen; ſtecket ihnen den Schnabel ſtatt eines hoͤltzernen Spreuls durch den Leib, und bratet ſolche nachfolgender maßen.
Schnepffen gebraten,
Wenn die Schnepffe zugeputzet iſt, ſo duͤrfft ihr ſie nicht ausnehmen, ſondern nur an einen Spieß
ſtecken
(0898)
[Spaltenumbruch]
Schnepp Schnittl
ſtecken oder binden, und bey Kohlen oder harten Holtz braten. Setzet zugleich ein Pfaͤnngen oder ſonſt ein Geſchirr unter; roͤſtet vorher in Butter 3. biß 4. Semmelſchnitten, und leget ſolche in das Geſchirr, damit das Eingeweide von der Schnepffe drauf fallen kan, begieſſet die Schnepffe oͤffters mit Butter, und beſprenget ſie mit Saltze. Wenn ſie nun gar gebraten iſt, ſo richtet die Semmelſchnitten auf eine Schuͤſſel oder Teller an, und das Eingeweide drauf, leget die Schnepffe oben druͤber, und gieſſet ein wenig braun gemachte Butter uͤber ſelbige; ſetzet halbgeſchnittene Citronen darzu, und gebet ſie hin.
Schneppen-Haͤublein. ſiehe. Weiſſe Haube.
Schneppe zur Trauer. ſiehe. Trauer-Schneppe.
Schniegel-Fleckgen,
Iſt eine ſpitzfindige Benennung desjenigen Frauenzimmers, ſo den gantzen Tag vor dem Spiegel ſtehet, ſich aus Selbſt-Liebe darinnen unauf hoͤrlich betrachtet, und hier und dar etwas an ſich zu zupffen und auszubeſſern ſuchet.
Schnitte Engliſch Gebacken. ſiehe. Gebackene Engliſche Schnitte.
Schnittlauch, Schnittling,
Porrum ſectivum & capitatum, Porreau, differiret mit dem Lauch in ſo weit, daß dasjenige, was zum [Spaltenumbruch]
Schnupfft
Samen bekleibet, Lauch heiſſet, was man aber vom Kraut zum taͤglichen Kuͤchen-Gebrauch abſchneidet, Schnittlauch oder Schnittling genennet wird. Es iſt aber hierbey zu mercken, daß man ſich des Schnittlauchs maͤßig bedienen ſoll: Denn zu viel macher bloͤde Augen, boͤſe Gebluͤt und giebt ſchlechte Nahrung; da hingegen maͤßig genoſſen er zur Lungen-Bruſt- und Stein-Beſchwerung dienlich iſt; zu dem Ende ihn der Koch an unterſchiedliche Eſſen adaptiret, davon dieſelben recht gut und wohlgeſchmack werden.
Schnupff-Toback-Doſe,
Iſt ein von Silber, Elffenbein, Schildkrote, Stahl, Horn oder koſtbaren Holtze auf allerhand Art und Façon formirtes und ausgearbeitetes Behaͤltniß, worinnen das Frauenzimmer, ſo ſich an das Schnupffen gewehnet, den Schnupff-Toback bey ſich zu tragen pfleget.
Schnupff-Tuͤcher,
Seynd kleine viereckigte und umſaumte Tuͤcher von allerhand Sorten Leinwand, auch baumwollenen und ſeidenen, halbſeidenẽ und andern Zeugen geſchnitten und umſaͤumet. Sie ſind weiß oder bunt, diejenigen Schnupff-Tuͤcher, ſo das Frauenzimmer zum Staat fuͤhret, und insgemein an die Seite des Aufſtecke-Kleides zu ſtecken pfleget, ſind insgemein von Caton oder Neſtel-Tuch, auch mit geneheten oder gekloͤppelten Spitzen umſetzet.
Schnur
(0899)
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Schnur
Schnur,
Heiſſet auf dem Stamm-Baum ſo viel als des Sohnes Weib.
Schnur am Spinn-Rad,
Iſt eine daͤrmerne Saite, ſo an dem Spinn-Rade die Spuhle und das Rad, um welche beyde ſie geſchlagen worden, herumlauffend macht.
Schnuͤre von Zwirne,
Werden von dem Frauenzimmer mit vier Kegeln oder Kloͤppeln, einer Spanne lang von Holtz gedrehet, von weiſſen, zuweilen auch blau und weiſſen Zwirn in einander geſchlungen, und zu denen KuͤſſenDeck- und Bett-Zuͤgen, um ſelbige damit einzuſchnuͤren, gebrauchet.
Schnuͤr-Bruſt, SchnuͤrLeib, Schnuͤr-Mieder auch Gorgentine genannt,
Iſt ein aus 16. 12. 8. oder 4. Theilen zuſammen geſetztes und mit eitel dicht an einander geſchobenen Fiſchbein-Staͤblein durchſteifftes und belegtes Bruſt-Stuͤcke, oben mit Achſel-Baͤndern auf beyden Seiten verſehen, unten aber um und um mit eitel abgetheilten Schupen oder ſo genannten breiten Schoͤslein verſehen, worinnen das Frauenzimmer ihren Leib zuſammen zu ſchnuͤren und zu befeſtigen pfleget; ſie wird ordentlich auf den Ruͤcken hinauf mit einem darzugehoͤrigen Schnuͤr-Senckel zugeſchnuͤret, insgemein ſind ſie [Spaltenumbruch]
Schnuͤrh
von roher Leinwand oder Cannevas verfertiget, und mit bunter Seide auch oͤffters Gold- oder Silber-Faden geſteppet und zwiſchen ein iedes Staͤblein Fiſchbein durchnehet, bißweilen aber werden ſie auch mit Damaſt, Eſtoff, Taffet oder andern leichten Zeugen uͤberzogen. Die Gattungen von ſelbigen ſind unterſchieden; als, die Engliſchen Schnuͤr-Leiber, ſo aus ſechzehn Theilen beſtehen, und vornher uͤber die Bruſt mit goldnen, ſilbernen oder ſeidenen Litzen Schnuͤrweiſe beleget werden, Carſette, ſo aus acht Theilen beſtehet, und von vorne uͤber den darzu gehoͤrigen Vorſteckelatz zugeſchnuͤret wird, Caſſelette, ſo gleichfals aus acht Theilen beſtehen, doch ſehr ſchwach geſteiffet werden, und Feſchke, ſo aus vier Theilen zuſammen geſetzet wird, und ſonder Achſelbaͤnder iſt.
Schnuͤr-Holtz,
Iſt ein von ſaubern Holtz oder Elffenbein hol gedrehtes laͤngliches Inſtrumentlein, obenher mit vier langen Zacken verſehen, woruͤber das Frauenzimmer aus Seide die ſo genannten Schnuͤrſenckel zu ſchlingen und zu verfertigen pfleget.
Schnuͤr-Kaſten,
Iſt ein groſſer in einem goldoder ſilbernen Kaſten gefaſter Diamant, Brillant, Roſe, Dickoder Tafelſtein, welchen das Frauenzimmer feſt um den Halß anzuſchnuͤren und die Creutzen oder Ancker daran herunter hangen zu laſſen pfleget.
Schnuͤr-
(0900)
[Spaltenumbruch]
Schnuͤrk Scholaſt
Schnuͤr-Kette,
Iſt eine von ſilbernen gegoſſenen Gliedern und Gelencken zuſammen geſetzte Kette, wormit die Weibesbilder in Augſpurg und Ulm auch andern Orten ihre Mieder von vornher zuzuſchnuͤren pflegen.
Schnuͤr-Loͤcher,
Sind kleine runde mit einem darzu abſonderlich gemachten Pfriemlein gebohrte Loͤcher, ſo das Frauenzimmer in der Mahler-Nahd zwiſchen die Blumen und Gaͤnge hier und dar zn ſetzen pfleget. Seynd entweder ſchlecht, oder beſchlungen.
Schnuͤr-Mieder,
Heiſſet dem Frauenzimmer ein kurtzes von allerhand ſeidnen und wollnen Zeugen verfertigtes und mit Fiſchbein ausgeſteifftes Bruſtſtuͤcke; In Augſpurg, Ulm, auch anderer Orten, wird es durch die daran geheffteten ſilbernen Haͤcklein mit einer ſilbernen Kette vornher uͤber die Bruſt zugeſchnuͤret.
Schnuͤr-Senckel,
Iſt eine von Seide oder Wolle rund gedrehete oder geſchlungene ſtarcke Schnure, am Ende mit einem Stiffte verſehen, wormit ſich das Frauenzimmer ihre SchnuͤrBruͤſte, Leiber, Courſette und andere Kleider zuzuſchnuͤren pfleget. Bey denen gemeinen Weibesbildern ſind ſie auch oͤffters von Leder.
Scholaſtica die Heilige,
War die Schweſter des H. Benedicti, ſo A. C. 530. nach ihres Bruders Exempel den Orden der Bene[Spaltenumbruch]
Schollen Schoͤnh
dictiner-Cloſter-Frauen eingefuͤhret, und ſelbigen nach den Reguln ihres Bruders eingerichtet.
Schollen. ſiehe. Halbfiſche.
von Schönau,
Eliſabeth. Aebtißin des Benedictiner-Cloſters zu Trier, ein ſehr gelehrtes Weibes-Bild und eyfrige Schuͤlerin der beruͤhmten Hroſvvidæ. Hat etliche Sachen geſchrieben, als: von dem Urſprung, Nahmen und Erfindung der 11000. Jungfern. it. Orationes Suaſorias, it. Volumen Epiſtolarum eruditisſimarum. Sie ſtarb A. 1165. und hat ihr Bruder Egbertus ihr Leben beſchrieben, ſo A. 1628. zu Coͤlln gedrucket worden. Vid. Bapt. Fulgoſ. lib. VIII. c. 3. it. Voſſium de Hiſtor. Lit. l. II. c. 50. & 53. Von ihren vorgeſchuͤtzten Viſionen und Offenbahrungen, welche Jacob. Faber Stapulenſ. heraus gegeben, will Voetius T. 3. Diſſert. Select. p. 482. nichts halten, dergleichen auch Jacobus Uſſerius in der Vorrede ſeiner Antiquitat. Britannic. thut.
Schoͤnellen. ſiehe. Schenellen.
Schoͤnheit,
Iſt eine aͤuſſerliche wohlgefaͤllige Geſtalt und hoͤchſt angenehme Diſpoſition des weiblichen Leibes, ſo aus einer richtigen Proportion, Groͤſſe, Zahl und Farbe der Glieder herruͤhret, und dem weiblichen Geſchlechte von GOtt und der Natur mitgetheilet, auch durch eigene Politur und angewendete kuͤnſtliche Verbeſſerung immer mehr und mehr erhoͤhet wird. Ein gewiſſer Frantzoͤiſcher Scribente
erfor-
(0901)
[Spaltenumbruch]
Schoͤnheit
erfordert 30. Stuͤcke zu einer vollkommenen Schoͤnheit, als da iſt 1) die Jugend; 2) eine mittelmaͤſſige, nicht zu kleine, noch zu groſſe Laͤnge des Leibes; 3) Nicht zu fett nicht zu mager; 4) Eine gleichſtimmige und foͤrmliche Ordnung aller Glieder des Leibes; 5) Weiſſe, gelbe oder recht ſchwartze Haare, zart und kraͤußlich; 6) Eine zarte Haut, mit kleinen blauen Aederlein unterleget; 7) Eine roͤthliche weiſſe Farbe des Leibes; 8) Eine hohe und auffgeheiterte Stirne; 9) Gleiche und nicht eingebogene Schlaͤffe; 10) Zwey ſchmale und nicht allzulange Augenbraunen; 11) Liebliche und feurige Augen; 12) Eine wohl proportionirte ſcharffe Naſe; 13) Gleich runde und nicht allzu dicke roſinfarbene Wangen; 14) Ein holdſeliges Laͤcheln; 15) Corallen rothe Lippen; 16) Ein kleiner wohlgebildeter Mund; 17) Kleine weiſſe und einander gleiche Zaͤhne; 18) Ein ſanffter und reiner Athem; 19) Eine liebliche und angenehme Sprache; 20) Ein Kinn mit einem Gruͤblein, nicht zu weit auch nicht zu wenig vorſchieſſend; 21) Kleine roͤthliche Ohren, ſo nicht allzuweit von dem Haupt abſtehen; 22) Eine langer Elffenbeinerner Hals; 23) Weiſſe mittelmaͤßige runde und derbe Bruͤſte; 24) Voͤllige und ſchneeweiſſe Haͤnde; 25) Mittelmaͤßige und ſchlancke Finger; 26) Ablange gleiche Naͤgel; 27) Frey doch darbey ſittſame und ungezwungene Geberden; 28) Ein modeſter und gleicher Gang mit auffgerichteten Leibe; 29) Eine zarte weißliche Haut, und endlich [Spaltenumbruch]
Schoͤpffg Schoͤpſ
30) wohl-proportionirte und auswaͤrts geſetzte kleine und ſchmale Fuͤßlein. Wiewohl nun dieſe alle oberzehlte Stuͤcken allerdings vor ſchoͤne zu preiſſen, ſo kan doch der Schoͤnheit wegen nichts gewiſſes und abſolutes determiniret werden, angeſehen der gouſt und humeur des maͤnnlichen Geſchlechtes unterſchieden, und einer dieſes, der andere wieder etwas anders ſchoͤne und ſeinen Augen gefaͤllig heiſt.
Schoos,
Heiſſet dem Weibes-Volck bey dem Fleiſch-Einkauff dasjenige lappichte und duͤnne Stuͤck Fleiſch am Rinde, ſo noch unter dem Lappen henget.
Schoos-Huͤndlein. ſiehe. Bologneſer-Huͤndlein.
Schoos-Ribbe,
Heiſſen denen Weibes-Bildern diejenige mit Fleiſch bewachſenen Ribben, ſo aus dem Schoſe des Rindes gehacket werden.
Schoͤpel,
Heiſſet denen Straßburgiſchen Baͤuerinnen das kleine Wambs ſo um den Hals und vorn herunter auch um die Haͤnde an denen Ermeln mit breiten Peltzwerck verbraͤhmet und auffgeſchlagen iſt.
Schopen,
Heiſſet denen vornehmen Jungfern in Straßburg das Wambs, ſo auf beſondere Art gemacht iſt, die Ermel daran ſind halb und offen, von entſetzlicher Weite und um und um mit breiten flatterichten Spitzen ſtarck friſiret, die Schoͤſe hingegen daran ſind nicht allzu lang, doch gehen ſelbige vorn-
her
(0902)
[Spaltenumbruch]
Schoͤpffg Schoͤpſ
her uͤber die Schuͤrtze oder das FuͤrTuch gantz ſpitzig hinunter zu.
Schoͤpff-Gelte,
Iſt ein kleines hoͤltzernes Geltlein, wormit das Waſſer aus dem Waſſer-Staͤnder geſchoͤpffet wird.
Schoͤpff-Kelle,
Iſt ein meiſtens von Kupffer rund und hol ausgetriebenes kleines Behaͤltniß mit einem langen eiſernen Stiel verſehen, wormit man das Waſſer aus denen Staͤndern in denen Kuͤchen zu ſchoͤpffen pfleget.
Schoͤpſenfleiſch,
Caro vervecina, Chair de mouton, ſoll wegen des vielen unverdaulichen Fettes nicht gar zu geſund ſeyn, welches zwar, wenn man es geneuſt und kalt darauff trincket, ſeine Richtigkeit hat. Jedennoch wird es von vielen Leuten ſehr geliebet, weil ſie Kraut, Ruͤben ꝛc. daran kochen und mit dem Fett, welches vor allen Dingen erſt an die Garten-Gewaͤchſe gethan werden muß, ſolche Dinge wohl durchmachen koͤnnen; anders nimmt das Waſſer das Fett nicht an. Eine gebratene Schoͤps-Keule bleibet auch ein angenehmes Gericht, zumahl wenn ſie mit Knoblauch geſpicket auffgeſetzet wird. Uberhaupt kan man das Schoͤpſenfleiſch zur Vergnuͤgung der Liebhaber auf vielerley Art zurichten, welches aus nachfolgenden zu erſehen. 1) Schoͤpſenfleiſch mit weiſſen Kraut auf gemeine Art; 2) Schoͤpſenfleiſch mit Kraut anders; 3) Schoͤpſenfleiſch mit [Spaltenumbruch]
Schoͤpſenfl
Kraut noch anders; 4) Schoͤpſenfleiſch mit Hertz- oder WelſchenKohl; 5) Schoͤpſenfleiſch mit weiſſen Ruͤben; 6) Schoͤpſenfleiſch mit Ruͤben noch anders; 7) Schoͤpſenfleiſch mit weiſſen Ruͤben braun; 8) Schoͤps-Keule gekocht mit durchgeſtrichenen weiſſen Ruͤben; 9) Schoͤps-Keule gedaͤmpfft mit Knoblauch; 10) Schoͤpſenfleiſch oder Schoͤpskeule gedaͤmpfft mit einem Ragout von Zwiebeln; 11) Schoͤps-Keule gedaͤmpfft mit ſauren Gurcken; 12) Schoͤps-Keule geſpickt mit Gurcken; 13) Schoͤpſenfleiſch mit Moͤhren oder gelben Ruͤben; 14) Schoͤpſenfleiſch mit Moͤhren oder gelben Ruͤben braun; 15) SchoͤpsKeule gefuͤllt mit Auſtern; 16) Schoͤpſenfleiſch mit Braunkohl; 17) Schoͤpſenfleiſch mit Zwiebeln; 18) Schoͤpſenfleiſch mit Kuͤmmel weiß; 19) Schoͤpſenfleiſch mit Steck-Ruͤben gantz gemein; 20) Schoͤpſenfleiſch mit Steck-Ruͤben anders; 21) Schoͤpſenfleiſch mit Steck-Ruͤben noch andees; 22) Schoͤpſenfleiſch mit Steck-Ruͤben braun; 23) Schoͤpſenfleiſch mit Kohlrabi; 24 Schoͤps-Carbonade; 25) Schoͤps-Cotelete; 26) Schoͤps-Braten mit Knoblauch; 27) Schoͤpſenfleiſch mit Erdaͤpffeln; 28) Schoͤps-Viertel gebraten mit Salbey geſpickt; 29) Schoͤps-Viertel gebraten mit Sardellen geſpickt; 30) Schoͤps-Fuͤſſe gebacken; 31) Schoͤps-Fuͤſſe in Papier; 32) Schoͤps-Fuͤſſe farciret; 33) Schoͤps-Fuͤſſe fricaſſiret; 34) Schoͤps-Fuͤſſe mit MuſcatenBluͤten; 35) Schoͤps-Fuͤſſe mariniret.
Schoͤp-
(0903)
[Spaltenumbruch]
Schoͤpſenfl
Schoͤpſenfleiſch mit weiſſen Kraut auf gemeine Art,
Hacket Schoͤpſenfleiſch zu KochStuͤcken, ſetzet ſolches in einen Topff mit Saltz und Waſſer zum Feuer, thut es, nachdem es halb gar gekochet, heraus in kaltes Waſſer und kuͤhlet es ſauber aus. Hierauff nehmet ſo viel Kraut, als ihr daran kochen wollet, ſchneidet die unſaubern und Nelcken-Blaͤtter herunter, und die Kraut-Haͤupter auf 4. oder 6. Stuͤcken, darnach ſie groß ſind, und richtet alsdenn das Fleiſch ſamt dem Kraut folgender maſſen ein. Nehmet einen Topff, welchen ihr dencket, daß er groß genug zum Fleiſch und Kraut ſeyn moͤge, leget unten eine Lage Kraut und dañn eine Lage Fleiſch, ſtreuet Ingber und Pfeffer drauff, darnach leget wieder eine Lage Kraut, Fleiſch und Gewuͤrtz, und treibet dieſes ſo lange, biß der Topff voll iſt. Solte etwa die Bruͤhe nicht genug geſaltzen ſeyn, ſo ſtreuet oben noch ein wenig Saltz daran, und laſſet die Bruͤhe durch einen Durchſchlag an das Kraut und Fleiſch lauffen. Wenn nun dieſes geſchehen, ſo ſetzet den Topff ferne von Feuer, thut um denſelben herum Kohlen und decket ihn zu; laſſet es alſo daͤmpffen, daß es ſehr kurtz einkoche, dann wird es fertig ſeyn, und koͤnnet ihr ſolches nach euren Belieben anrichten.
Schoͤpſenfleiſch mit Kraut anders,
Hacket das Schoͤpſenfleiſch zu Koch-Stuͤcken, waſchet es ſauber aus, thut es in einem Topff, gieſſet Waſſer drauff, ſaltzet und ſetzet es [Spaltenumbruch]
Schoͤpſenfl
zum Feuer, damit es bald gar koche. Hernach kuͤhlet ſelbiges aus, und richtet es in eine Caſſerole oder Tiegel, ferner ſchneidet Kraut ſo viel ihr noͤthig habt, viertheilig, oder auch in mehr Theile, nachdem das Kraut-Haupt groß iſt; ſetzet in einem Keſſel Waſſer aufs Feuer, und wenn es kochet, ſo ſchuͤttet das Kꝛaut hinein, und laſſets eine Viertel Stunde kochen; nach dieſem thut es aus dem Waſſer und druͤcket es aus, leget es ordentlich zum Fleiſch in die Caſſerole und wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer. Ferner machet ein Paar Loͤffel voll Mehl in Butter nicht gar zu braun, nehmet alsdenn von der Bruͤhe, darinnen das Schoͤpſenfleiſch gekochet hat, und quirlt das Mehl daran, und laſſet ſolches durch einen Durchſchlag an das eingerichtete Schoͤpſenfleiſch lauffen; ſetzet es auf Kohlfeuer, damit es wohl durch einander koche, biß das Kraut recht muͤrbe und geſchmack worden, ſo moͤget ihr ſolches nach euren Gefallen verſpeiſen.
Schoͤpſenfleiſch mit Kraut noch anders,
Dieſes machet gleich als voriges, nur daß ihr an ſtatt des gebrennten Mehls, geriebene Semmel daran ſtreuet.
Schoͤpſenfleiſch mit Hertzoder Welſchen-Kohl,
Dieſes wird gleich dem Schoͤpſenfleiſch mit Kraut nach der zweyten Art zubereitet.
Schoͤpſenfleiſch mit weiſſen Ruͤden,
Das Schoͤpſenfleiſch wird zu
Koch-
Frauenzim̃er-Lexicon. K k k
(0904)
[Spaltenumbruch]
Schoͤpſenfl
Koch-Stuͤcken gehacket, ausgewaſchen mit Waſſer und Saltz in einem Topff zum Feuer geſetzet, und wenn es nun halb gar gekochet, ausgekuͤhlet. Hernach ſchneidet weiſſe Ruͤben nach eurem Belieben und waſchet ſie aus; leget alsdenn in einen Topff unten von denen Ruͤben, und auf dieſe eine Lage Fleiſch, ſtreuet Ingber und Pfeffer dran, und wiederhohlet dieſes wechſelsweiſe, biß das Fleiſch und die Ruͤben alle ſind. Daferne auch das Fleiſch noch nicht geſaltzen waͤre, ſo ſtreuet noch ein wenig Saltz hinein, gieſſet die Bruͤhe, darinne das Fleiſch gekochet hat, durch einen Durchſchlag dran, biß deren genug iſt, ſetzet es zum Feuer und thut um den Topff herum Kohlfeuer, decket es oben und laſſet es alſo daͤmpffen, biß alles fein muͤrbe worden, alsdenn verſpeiſet es nach euren Gefallen.
Schoͤpſenfleiſch mit Ruͤben noch anders,
Wenn das Schoͤpſenfleiſch zu Koch-Stuͤcken gehacket iſt, ſo waſchet es aus, ſetzet es mit Waſſer und ein wenig geſaltzen zum Feuer; laſſet es kochen, biß es bald gar iſt, kuͤhlet es hernach aus, und richtet es in einen Tiegel. Hierauff ſchaͤlet und ſchneidet Ruͤben nach euren Gefallen, ſiedet ſie in Waſſer erſt ein wenig, alsdenn ſeiget ſie ab, thut ſie an das Schoͤpſenfleiſch und wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, quirlt ein Paar Eß-Loͤffel eingebranntes Mehl an die Schoͤpſenfleiſch-Bruͤhe, und laſſet ſolche durch einen Durchſchlag an das eingerichtete Ruͤben-Fleiſch lauf[Spaltenumbruch]
Schoͤpſenfl
fen, ſetzet es auf Kohlfeuer, damit es koche und fein geſchmack werde. Solte es etwa nicht genug geſaltzen ſeyn, ſo thut noch etwas Saltz daran und richtet es nach euern Gefallen an.
Schoͤpſenfleiſch mit weiſſen Ruͤben braun,
Kochet das Schoͤpſenfleiſch als vorhergehendes ab, kuͤhlet es aus und richtet es in eine Caſſerole oder Tiegel ein. Hernach ſchaͤlet weiſſe Ruͤben, ſchneidet dieſe wuͤrfflicht oder laͤnglicht; ſetzet in einer Caſſerole Schmaltz aufs Feuer, und laſſet es heiß werden, reibet ein wenig Zucker drein; ſetzet es wieder aufs Feuer, daß der Zucker auch braun werde, und wenn er einen braunen Giſcht von ſich giebet, ſo werffet die Ruͤben drein, ruͤhret es durch einander und ſetzet es wieder aufs Feuer, ſo werden ſie bald braun, und bleiben ſo groß, als man ſie hinein gethan hat. Hierauff ſchuͤttet ſie zum Schoͤpſenfleiſch; wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, ferner quirlt ein wenig Caſtanienbraun gemachtes eingebranntes Mehl mit SchoͤpſenfleiſchBruͤhe durch einander ab, ſeiget ſolches durch einen Durchſchlag an das eingerichtete Schoͤpſenfleiſch, ſetzet ſelbiges aufs Feuer, damit es ſo lange durch einander koche, biß das Fleiſch und die Ruͤben gar ſind; alsdenn moͤget ihr ſolches nach euren Belieben verſpeiſen. Zu dieſen braunen Ruͤben kan oͤffters eine gantze SchoͤpsKeule oder ein Paar Schoͤps-Buͤche gedaͤmpfft verfertiget, und dann die braunen Ruͤben dran gethan
werden
(0905)
[Spaltenumbruch]
Schoͤpſenfl
werden: Denn es ſtehet beſſer auf einer Tafel, wenn das Schoͤpſenfleiſch in gantzen Stuͤcken iſt, als wenn es zu Koch-Stuͤcken zerhacket worden.
Schoͤpskeule gekocht mit durchgeſtrichenen weiſſen Ruͤben,
Blanchiret eine ſchoͤne fette Schoͤps-Keule, hernach wickelt ſie in eine Serviet ein, thut ſie in einen Topff, gieſſet Waſſer darauf, ſaltzet es, ſetzet ſie zum Feuer, damit ſie koche, werffet etl. Stuͤck Lorbeerblaͤtter und Zwiebeln dran, gieſſet 1. halb Noͤſel Wein darzu, und laſſet ſolche vollends gar kochen. Darnach ſchneidet weiſſe Ruͤben, wie ihr darzu kommet, ſchuͤttet dieſe in einen Topff, gieſſet gute Fleiſchbruͤhe darauf, ſetzet ſie zum Feuer, und wenn ſie weich gekochet ſind, ſo quirlt und ſtreichet ſie durch einen Durchſchlag in eine Caſſerole oder Tiegel, werffet darzu geſchnittene Citronenſchalen, Muſcatenbluͤten, Ingber, ein Stuͤck Butter, ein Viertel Pfund kleine Roſinen, ſetzet es auf Kohlfeuer, und laſſet es ein wenig kochen, daß ſich der Geſchmack findet. Endlich richtet ſie als ein Mus auf eine Schuͤſſel an, nehmet die Keule aus der Serviet und leget ſie oben drauf, garniret ſie mit gebackenen Schoͤps-Fuͤßgen und gebet ſie hin.
Schoͤps-Keule gedaͤmpfft mit Knoblauch,
Klopffet eine ſchoͤne Schoͤpskeule mit einem Stuͤcke Holtz ziemlich muͤrbe. Hernach ſchneidet Speck als man a la daube ſpicken will, [Spaltenumbruch]
Schoͤpſenfl
wuͤrtzet dieſen mit Ingber, Pfeffer und Nelcken; damit ſpicket die Schoͤpskeule, neben den Speck ſtecket eine halbe Zehe Knoblauch mit hinein, ſaltzet dieſe ein wenig ein, und beſtreuet ſie mit Mehl, darnach ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Speck und Butter zuſammen aufs Feuer, und wenn es braun worden, ſo leget die Schoͤps-Keule darein und braͤunet ſolche auf beyden Seiten, gieſſet alsdenn gute Fleiſch-Bruͤhe dran, und laſſet es kochen, werfft Lorbeer-Blaͤtter darzu; gieſſet ein halb Noͤſel Wein drein, welches alles auf dem Kohlfeuer gemaͤhlich kochen muß. Waͤre etwa die Bruͤhe nicht dicke genug, ſo brennet noch ein wenig braun Mehl daran, und wenn ſie weich iſt, ſo richtet an.
Schoͤpſenfleiſch odeꝛ SchoͤpsKeule gedaͤmpfft mit einem Ragout von Zwiebeln,
Bereitet eine Schoͤps-Keule wie vorige, nur daß ihr keinen Knoblauch darein ſtecket, braͤunet ſie auch ab als vorige, gieſſet hernach gute Bruͤhe drauff, und laſſet ſie kochen. Inzwiſchen ſchaͤlet viel Zwiebeln, ſetzet auch Butter in einer Caſſerole ans Feuer, und wenn ſie heiß iſt, ſo ſtreuet ein wenig Zucker drein, und laſſet ihn braun werden, und ſo bald er einen braunen Giſcht wirfft, ſo thut die Zwiebeln hinein und machet ſie braun, dieſes ſchuͤttet alsdenn an die Schoͤps-Keule, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, welches mit einander gemaͤhlich ſo lange
daͤmpf-
K k k 2
(0906)
[Spaltenumbruch]
Schoͤpsk
daͤmpffen muß, biß die Keule gar weich wird. Endlich richter die Keule auf einer Schuͤſſel an, und die Zwiebeln oben druͤber, welche ſodenn zu Tiſche kan getragen werden.
Schoͤps-Keule gedaͤmpfft mit ſauren Gurcken,
Daͤmpffet die Schoͤps-Keule ab wie vorhergehende; gieſſet FleiſchBruͤhe drauf und laſſet ſie kochen. Hernach ſchneidet ſaure Gurcken Scheibenweis, ſetzet zugleich auch Butter in einer Caſſerole auffs Feuer und roͤſtet die Gurcken darinne, ſchuͤttet alsdenn dieſelben an die Schoͤps-Keule und wuͤrtzet ſie mit Ingber und Pfeffer; ſolten die Gurcken etwa nicht ſauer genug ſeyn, ſo gieſſet noch ein wenig Eßig daran: waͤre auch die Bruͤhe nicht dicke genug, ſo brennet noch ein wenig braun geroͤſtetes Mehl dran und laſſet es durch einander kochen. Das Anrichten kan nach euren Belieben geſchehen.
Schoͤps-Keule geſpickt mit Gurcken,
Stecket die Schoͤps-Keule an einen Spieß; wenn ſie halb gebraten, ſo nehmet kleine PfefferGuͤrcklein, ſchneidet ſelbige ſchmal und laͤnglicht, und ſpicket die Keule uͤber und uͤber darmit, laſſet ſie hierauf vollends gut braten, nehmet hernach Schmeltz-Butter und geriebenes Brod, bratet ſelbiges braun in derſelben, gieſſet ein wenig Wein und Fleiſch-Bruͤhe darzu, thut auch Nelcken, Cardamomen und kleine Goͤrcklein [ – 1 Zeichen fehlt]inein, laſſet es wohl mit einander auffkochen, [Spaltenumbruch]
Schoͤpſenfl
richtet es alsdann uͤber die abgezogene Schoͤps-Keule her, und gebt es hin.
Schoͤpſenfleiſch mit Moͤhren oder gelben Ruͤben,
Hacket Schoͤpſenfleiſch zu KochStuͤcken, waſchet es aus, ſetzet es mit Waſſer und Saltz zum Feuer, damit es bald gar koche. Hernach kuͤhlet es aus, ſchabet alsdenn gelbe Ruͤben oder Moͤhren gar rein, werffet ſie in kaltes Waſſer, und ſchneidet ſelbige nach euren Belieben. Jedoch das muͤſſet ihr dabey in Obacht nehmen, auf was vor eine Tafel ſie kommen ſollen, darnach muͤſſet ihr ſie auch ſchneiden. Dieſe Moͤhren ſollet ihr nun erſtlich in ſiedenden Waſſer abquellen, ſolche hierauf zum Schoͤpſenfleiſch thun; ein Paar Haͤnde voll geriebene Semmel darzu werffen, es mit Ingber und Pfeffer abwuͤrtzen, von der Schoͤpſenfleiſch-Bruͤhe darauf gieſſen und es zuſammen auf Kohlfeuer ſetzen, damit es ein wenig dicke einkoche. Endlich richtet dieſes Eſſen an, und koͤnnet ihr ſtatt der Semmel auch weiß eingebrenntes Mehl nehmen, und damit abmachen.
Schoͤpſenfleiſch mit Moͤhren oder gelben Ruͤben braun,
Suchet Schoͤpſenfleiſch mit weiſſen Ruͤben braun und machet dieſes auch alſo.
Schoͤpskeule gefuͤllt mit Auſtern,
Nehmet eine ſchoͤne Schoͤpskeule, wickelt dieſe in ein Tuch ein, und
klopf-
(0907)
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Schoͤpſenfleiſch
klopffet ſolche mit einem Holtze ziemlich muͤrbe, ſchneidet ſie unten auff, und nehmet das Fleiſch heraus; doch nehmet euch in Acht, daß ihr ſie oben und unten nicht zuſchneidet; hacket alsdenn das Fleiſch gantz klein, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten und Citronenſchalen; hacket auch ein Vierthel Pfund Nieren-Talch klein, und ſchuͤttet ſolchen gleichfalls darzu, werffet ein Paar Eyerdotter nebſt 10. Stuͤck ausgewaͤſſerten Auſteꝛn, wenn ihr iedwede erſt in 4. Stuͤcken geſchnitten habt, mit hinein, ſaltzet es ein wenig und ruͤhret alles wohl unter einander. Dieſes Gehaͤck fuͤllet darnach wieder in die Schoͤpskeule, nehet ſie zu, und blanchiret ſie, richtet ſie in einen Tiegel oder Caſſerole, gieſſet gute bouillon drauff; werffet ein Buͤndgen Kraͤutet zuſammen gebunden, als Lorbeer-Blaͤtter und Roßmarin, ingleichen ein Paar gantze Zwiebeln hinein, ſetzet es aufs Kohlfeuer, und decket es wohl zu, damit es gantz gemaͤhlich koche: wenn es nun ziemlich kurtz eingekochet iſt, ſo gieſſet ein gutes Glaß Wein daran und gute Coulis, oder in Ermangelung derer nur weiß eingebrenntes Mehl, oder klar geriebene Semmel, wuͤrtzet es ferner mit Muſcatenbluͤten, Ingber und Citronenſchalen ab, ſchueidet noch 20. Stuͤck Auſtern, wie vorige, pasſiret ſie in Butter, thut ſie auch zur Schoͤpskeule, und laſſet es zuſammen noch eine Weile kochen. Zuletzt richtet die Schoͤpskeule an, garniret ſie mit einem Teig-Krantz oder mit einer Grillade von Lebern an Spießgen gebraten.
[Spaltenumbruch]
Schoͤpſenfleiſch
Schoͤpſenfleiſch mit BraunKohl,
Wenn das Schoͤpſenfleiſch abgekochet iſt, ſo ſtreiffet, waſchet und ſchneidet Braunkohl, aber nicht gar ſo klein, als einen Salat, ſiedet ihn in Waſſer ab, uͤnd richtet hernach das Fleiſch und den Kohl zuſammen, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer; gieſſet von der Schoͤpſenfleiſch-Bruͤhe drauff und machet es fein fett ab. Denn der Kohl muß fein fett gemacht werden: ſtreuet ein wenig geriebene Semmel darein, und da es nicht genug geſaltzen waͤre, ſo werffet noch ein wenig Saltz hinzu, ſetzet es auff Kohlfeuer und laſſet es wohl duꝛcheinander kochen: iſt er nun zuſammen muͤrbe gekocht, ſo moͤget ihr es dahin anrichten, wo es hin gehoͤret, entweder auf Tafeln oder vor gemeine Leute. NB. Der Kohl muß nicht eben auf vorbeſchriebene Art daran gemacht werden, ſondern ihr koͤnnet ſolchen, wenn er geſtreifft iſt, abſieden, mit einem Schneidemeſſer ſchneiden und alsdenn an das Fleiſch thun, oder auch wohl nur, wie er geſtreifft worden, verbrauchen.
Schoͤpſenfleiſch mit Zwiebeln,
Kochet das Schoͤpſenfleiſch ab, wie ſchon oͤfteꝛs beſchꝛieben woꝛden, richtet es darnach in einen Topff, ſchaͤlet und ſchneidet viel Zwiebeln klein, und werffet ſie zum Fleiſch, wuͤrtzet mit Ingber, Pfeffer u. ein wenig Saffran, welcher auch, wo man nicht gerne Safran ſpeiſet, gar kan weg gelaſſen werden; ſtreuet
geriebene
K k k 3
(0908)
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Schoͤpſenfl
geriebene Semmel daran, ſetzet es in die Kohlen und laſſet es alſo durch einander daͤmpffen.
Schoͤpſenfleiſch mit Kuͤmmel weiß,
Das Schoͤpſenfleiſch kochet ab, richtet es in einen Tiegel oder Caſſerole, ſtreuet ein wenig Kuͤmmel drauf, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, thut geriebene Semmel und die fette Bruͤhe vom Schoͤpſenfleiſch dran, und laſſet es zuſammen kochen, biß es ein wenig dicke wird, ſo iſt es fertig.
Schoͤpſenfleiſch mit SteckRuͤben gantz gemein,
Suchet Schoͤpſenfleiſch mit weiſſen Ruͤben und machet dieſes auch alſo.
Schoͤpſenfleiſch mit SteckRuͤben anders,
Suchet Schoͤpſenfleiſch mit weiſſen Ruͤben noch anders, und richtet euch mit dieſen daꝛnach.
Schoͤpſenfleiſch mit SteckRuͤben noch anders,
Suchet Schoͤpſenfleiſch mit Ruͤben noch anders, und kan auch hier die Beſchreibung dienen.
Schoͤpſenfleiſch mit SteckRuͤben braun,
Suchet Schoͤpſenfleiſch mit weiſſen Ruͤben braun.
Schoͤpſenfleiſch mit KohlRabi,
Das Schoͤpſenfleiſch kochet ab, kuͤhlet es aus, und richtet es in einen Tiegel oder Caſſerole. Her[Spaltenumbruch]
Schoͤpſenfl
nach ſchaͤlet Kohlrabi und reiſſet ſolchen mit einem Citronenreiſſer kerbigt, ſchneidet ihn Scheibenweis, waſchet ihn aus, und ſiedet ihn ein wenig in Waſſer ab. Wenn dieſes geſchehen, ſo leget ihn zum Schoͤpſenfleiſch, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, ſtreuet ein Paar Haͤnde voll klar geriebene Sem̃el daran, ſeiget fette SchoͤpſenfleiſchBruͤhe drauff, ſetzet es auffs Feuer und laſſet beydes durcheinander kochen, biß ſolches weich und eine dicke Bruͤhe daran worden, ſo iſt es fertig, und koͤnnet ihrs nach euren Gefallen anrichten.
Schoͤps-Carbonade,
Suchet Carbenode im C.
Schoͤps-Coteletes,
Suchet Coteletes im C.
Schoͤps-Braten mit Knoblauch,
Klopffet ein Schoͤpsviertel mit einem Holtze muͤrbe; Ziehet ihm darnach ſubtil das obere Haͤutel herunter, daß das Fett ohne Haut zu ſehen iſt, waſchet ſolches ſauber ab, und ſaltzet es ein wenig ein, ſtecket das Viertel an einen Spieß, leget es zum Feuer, beſtreichet es ein wenig mit roher Butter, und wenn es gar gebraten, ſo ſpicket es mit Knoblauch. Nach dieſen machet oben Papier druͤber, begieſſet es aus der Bratpfanne oͤffters, ſtreuet ein wenig braun Mehl in die Bratpfanne, und wenn es nun ga[r] gebraten iſt, ſo richtet es an, laſſe[t] aber vorher die aufgefangene Jus in die Schuͤſſel lauffen; Hernach leget den Bꝛaten drauf, machet obe[n]
ein
(0909)
[Spaltenumbruch]
Schoͤpſ Schoͤpsv
ein wenig giſchichte Butter druͤber, beſtreuet ſolchen mit Sem̃eln und gebet ihn hin.
Schoͤpſenfleiſch mit ErdAepffeln,
Suchet Kindfleiſch mit ErdBirnen.
Schoͤps-Viertel gebraten mit Salbey geſpicket,
Dieſes bereitet gleich als das mit Knoblauch. Wenn es bald gebraten, ſo nehmet Salbey und leſet fein die Stengel heraus, ſpicket alsdenn, vermittelſt einer Spicke-Nadel, den Braten mit Salbey, begieſſet ihn oͤffters mit der Jus, die in der Brat-Pfanne iſt, und wenn ihr ſolchen bald abziehen wollet, ſo begieſſet ihn erſt mit Butter, beſtreuet ihn mit geriebener Semmel und laſſet ſolchen noch ein wenig gehen, daß er fein giſchet. Nach dieſen ziehet ihn ab, und gieſſet bey dem Anrichten die Bruͤhe aus der Bratpfanne durch einen Durchſchlag in die Schuͤſſel, richtet den Braten druͤber an, und gebet ihn zu Tiſche.
Schoͤps-Viertel gebraten mir Sardellen geſpicket,
Wie es zubereitet muß werden, iſt bey dem Knoblauchs-Braten zu erſehen. Hernach machet 8. biß 10. Stuͤck Sardellen rein aus, ziehet ſie auf beyden Seiten von denen Graͤten ab, nehmet alsdenn eine Sicknadel wie man zu dem à la daube ſpicken brauchet, und ziehet die Sardellen, daß ſie inwendig in das Fleiſch kommen und auswendig nichts zu ſehen iſt. Hierauf [Spaltenumbruch]
Schoͤpsfuͤſſe
ſtecket ſelbiges an einen Spieß und wickelt ein Netz vom Kalbe um die Keule herum, verbindet es mit Papier, und laſſet ſolche bey einem Kohlfeuer oder harten Holtz fein gemaͤhlich braten, die Jus aber fanget fein ſauber auf. Wenn ihr nun meynet, daß ſie bald gebraten ſey, ſo thut das umgebundene herunter, begieſſet es mit Butter und beſtreuet es mit Semmel, richtet es, wie voriges, in eine Schuͤſſel an, die Jus aber ziehet ein Paar Eyerdotter, und gieſſet ſie unter den Braten.
Schoͤpſen-Fuͤſſe gebacken,
Suchet Kaͤlber-Fuͤſſe gebacken, und bereitet die SchoͤpsFuͤſſe auch alſo.
Schoͤps-Fuͤſſe in Papier,
Suchet Kalbs-Fuͤſſe in Papier, nach welchen ihr jene auch tractiren koͤnnet.
Schoͤps-Fuͤſſe farciret,
Suchet Kaͤlber-Fuͤſſe farciret, auf welche Art die Schoͤps-Fuͤſſe auch muͤſſen abgemachet werden.
Schoͤps-Fuͤſſe fricasfiret,
Suchet Kalbs Fuͤſſe fricasſiret, welche euch hier zur Vorſchrifft dienen ſollen.
Schoͤps-Fuͤſſe mit Muſcaten-Bluͤten,
Suchet Kalbs-Fuͤſſe mit Muſcaten-Bluͤten, nach welchen ihr dieſe auch bereiten muͤſſet.
Schoͤps-
K k k 4
(0910)
[Spaltenumbruch]
Schoͤpsf Schot
Schoͤps-Fuͤſſe mariniret,
Suchet Kalbs Fuͤſſe mariniret, nach welchen ihr euch hier richten koͤnnet.
Schorff oder Anſprung kleiner Kinder,
Denen Medicis Cruſta lactea oder Achores genannt, iſt ein weißlichter Auswurff auf dem Haupt hinter den Ohren oder auch im Geſichte der jungen und ſaͤugenden Kinder, die Urſache deſſen iſt das uͤble Blut, ſo insgemein von der zaͤh- und ſcharffen Milch verderbt worden. Die Gradus ſolches Anſprungs ſind: Favi wenn er tieffer einfriſt, und Tinea oder BerneGrund, wenn ſelbiger biß nach dem Entwehnen bleibt.
Schoß-Banck. ſiehe. LehneBanck.
Schoten,
Piſa viridia, Siliqua, des Pois verds oder écoſſes, iſt eine gewiſſe Feld-Frucht, ſo in der Haußhaltung ſehr brauchbar und dienlich iſt, denn wenn ſelbige annoch gruͤn und friſch ſeynd, koͤnnen ſie nicht nur gantz als eine Zugemuͤſſe gekochet und verſpeiſet, ſondern auch, wenn die Erbſen von denen Schalen abgeſondert, an vielerley Eſſen verbrauchet werden; ſeynd ſie aber duͤrre, ſo heiſſen ſie Erbſen, und koͤnnen gleichfalls entweder allein oder an ander Eſſen verſpeiſet werden. Es ſeynd zweyerley Sorten der Schoten, als nehmlich die Feld-Schoten oder gemeinen, und die Stengel- oder Zuckerſcho[Spaltenumbruch]
Schoten Schreib
ten ſo als ein friſches Obſt mit aufgeſetzet und meiſtens in denen Gaͤrten erzogen werden.
Schotenthoͤricht. ſiehe. Wuͤten der Mutter.
Schranck, Schrein, oder, Koͤthe,
Iſt ein groſſes, mittelmaͤßiges oder kleines auf allerhand Art und Façon mit Fachen unterſchiedenes Behaͤltniß, worein das Frauenzimmer ihre Sachen zu verſchlieſſen und in ſelbigen zu verwahren pfleget. Sie ſeynd entweder ſchlecht, oder auch mit ſaubern Holtz fourniret und ausgeleget, laccirt oder gebeitzt, diejenigen ſo gebeitzt ſind, werden mit einem Wachs-Lappen gebohnet und abgerieben damit ſie hell und glaͤntzend ſehen.
Schraube-Schnuͤre. ſiehe. Rund-Schnuͤre.
Schreck-Steinlein,
Iſt ein aus Armenien Stein in Form eines Hertzes klein gebildetes Steinlein, ſo die aberglaͤubiſchen Muͤtter ihren kleinen Kindern an ein Baͤndlein um den Hals anhaͤngen, in Meynung, daß das Kindlein nicht erſchrecken, oder doch ihm ſelbiges nichts ſchaden koͤnte.
Schreib- und Rechen-Buch,
Iſt ein von weiſſen Papier zuſammen gehefftetes oder eingebundenes Buch, worinnen das Frauenzimmer von ihrem Meiſter nach der Vorſchrifft ſchreiben und rechnen lernet.
Schreibe-
(0911)
[Spaltenumbruch]
Schreibe Schuch
Schreibe-Kaͤſtlein,
Iſt ein insgemein von Holtz laccirtes Kaͤſtlein mit etlichen Fachen unterſchieden, worinnen DintenFaß, Strau-Buͤchſe, Federn, Meſſer, Lacc, Papier und was das Frauenzimmer im Schreiben noͤthig hat, verwahret lieget.
Schritt-Schuhe,
Seynd kleine hoͤltzerne und mit Stahl unterlegte Kufen, ſo das Frauenzimmer in Holland ſich an die Fuͤſſe feſt anbindet, und darmit uͤber das Eiß zur Luft und ZeitVertreib zu fahren pfleget, ſie koͤnnen mit ſelbigen weiter als mit Pferden kommen, und fahren in einer Stunde wohl 2. biß 3. Meil Weges weit.
Schubartin,
Barbara Eliſabeth von Duͤben, Johann Schubarts geweſenen Amtmanns daſelbſt kluge und devote Tochter, hat ein geiſtliches Buch geſchrieben unter dem Titul: JEſum liebender Seelen HertzensZufriedenheit A. 1674. Leipzig in 12. Juncker. in Cent. Fœm. Illuſtr. p. 68.
Schuchartin,
Anna Maria. War eine mit von denen begeiſterten und fanatiſchen Maͤgden, ſo ſonſt die Erffurthiſche Lieſe genennet ward. D. Veſti Prof. Medic. zu Erffurt hat A. 1692. von ihr eine vollſtaͤndige Nachricht auffgeſetzet. Sie ruͤhmte ſich ſonderbahre Viſiones und Goͤttliche Erſcheinungen gehabt zu haben, wovon D. Feuſtking. in [Spaltenumbruch]
Schuhe
ſeinem Gynæceo Hæretic. Fanat. weitlaͤufftig p. 537 ſqq. raiſonniret.
Schuhe,
Seynd die Bekleidung des Fuſſes, von Leder, Tuch, Damaſt, Sammet oder auch gar Brocard verfertiget, werden zuweilen mit Gold und Silber geſticket, meiſtentheils aber mit Treſſen, Bande, Spitzen, Boͤrtlein und Taffet-Falbala friſiret; In Italien waren ehemahls dem Frauenzimmer die ſo genannten Zoccoli gebraͤuchlich, welches durch Gorck- oder Pantoffel-Holtz erhoͤhete Schuhe hieſſen, ſo faſt eine halbe Elle hoch waren, und worinnen ſich das Frauenzimmer muſte fuͤhren laſſen. Das Spaniſche Frauenzimmer ruͤhmet ſich, und zwar nicht unrecht, die allerkleineſten und ſchmaͤleſten Schuhe zu haben, maſſen ſie ſich ihre ohnedeß ſehr ſchmalen und netten Fuͤßgen, von denen erſten Jahren gleich an, in enge Schuhe recht zwingen und einpreſſen laſſen. Das Moſcowitiſche Frauenvolck traͤget ſehr hohe Abſaͤtze an ihren Schuhen, und laͤſſet ſelbige mit ſubtilen Naͤglein beſchlagen. Die hoͤltzernen Schuhe, ſo die gemeinen WeibesBilder in Franckreich tragen, werden Galoſchen genennet, in Engeland aber heiſſen ſie a par of patten, und haben eiſerne Sohlen, der vornehmen Engliſchen Weibes-Bilder hingegẽ heiſſen a pair of Clogs, ſo zwar von Leder ſind, doch aber nur als Uberzuͤge uͤber die rechten Schuhe im garſtigen Wetter getragen werden, dergleichen haben ſie auch a pair of wooden Clogs, ſo etwas Ledern, das meiſte aber daran
von
K k k 5
(0912)
[Spaltenumbruch]
Schuhe
von Holtze iſt, und werden von dem Frauenzimmer mittlern Standes getragen. Die bußfertigen Cloſter-Frauen der dritten Regul des H. Franciſci in Teutſchland tragen hohe hoͤltzerne Schuhe an den bloſſen Fuͤſſen, die Capucinerinnen aber und ungeſchuheten Carmeliter Cloſter-Frauen in Spanien und Franckreich gehen gantz barfuß. In der Chriſt-Nacht pflegen offtermahls die WeibesBilder allerhand Gauckeleyen und aberglaͤubiſches Weſen mit denen Schuhen vorzunehmen.
Schuhe alle Wochen veraͤndern,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, vermoͤge deſſen man denen ſchwangern Weibern zu rathen und einzugeben pfleget, daß ſie alle Wochen ihren rechten Schuch mit dem lincken verwechſeln, damit ihre Leibes-Frucht munter und friſch dadurch erhalten wuͤrde.
Schuh-Baͤnder,
Heiſſen diejenigen von allerhand Sorten breiten Band geknuͤpfften Schleiffen, ſo ſich entweder das Frauenzimmer vorn auf die Schuhe abſonderlich ſetzet, oder mit ſelbigen die Schuhe zubindet, bey dem gemeinen Weibes-Bildern ſind ſie insgemein von Floretſeidenen auch wollenen oder ZwirnBand.
Schuhe einwarts treten,
Iſt ein laͤcherlicher und aberglaͤubiſcher Argwohn der Weiber, ſo da meynen, wenn die Kinder die Schuhe einwarts treten, wuͤrden [Spaltenumbruch]
Schuhe
ſie mit der Zeit reich, treten ſie ſelbige aber auswarts, wuͤrden ſie arm.
Schuh-Roſen,
Seynd gewiſſe von Gold- oder Silber-Drat kleine zuſammen gebogne runde Roͤßlein oder Schleiffen, ſo das Frauenzimmer an etlichen Orten vornher auf den Schuhen zu tragen pfleget.
Schuh-Schnallen,
Seynd kleine zarte von Gold, Silber, Stahl oder Printz-Metall zuſammen geſchweiſte und polirte Schnallen, wormit ſich das Frauenzim̃er ihre Schuhe um den Fuß zuzuſchnallen und zu befeſtigen pfleget.
Schuhes ſpielen,
Iſt ein kurtzweiliges und dem Frauenzimmer offt gebraͤuchliches Spiel, da ſich nehmlich eine gantze Geſellſchafft in einen Creyß herum auf die Erde gantz nahe und dichte zuſammen ſetzet, einen holen Schos machet, und einen Schuch, der von einer um den Creyß herumgehenden Perſon geſuchet und ausgeſtaͤubert wird, einander verborgen unter den Beinen geſchwind zuſtecket, damit der Suchende ſelbigen nicht erwiſchet.
erſten Schuhe uͤberbringen,
Heiſſet, wenn der Braut ihre ge[-] weſene Amme den andern Hochzeit[-] Tag die allererſten Schuͤchlein, ſo die Braut als ein Kind getragen[,] dem Braͤutigam auf einem Telle[r] uͤber der Taffel præſentiret, und da[-] vor ein ſtattliches Trinck-Geld er[-] wartet.
Schu[h]
(0913)
[Spaltenumbruch]
Schuh Schult
Schuh werffen,
Iſt ein aberglaͤubiſcher Gebrauch, wenn das Weibesvolck den H. Chriſt-Abend den einen Schuch oder Pantoffel mit dem Fuß uͤber den Kopff wirfft, um zu ſehen, ob er an die Stuben-Thuͤre flieget, woraus ſie ſich propheceyen wollen, daß ſie noch ſelbiges Jahr von einem Freyer aus dem Hauſe gehohlet werden
den lincken Schuh zu erſt anziehen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, wenn einige der irrigen Meynung ſeynd, daß ihnen des Tages uͤber alles verkehrt gienge, wann ſie fruͤh Morgens den lincken Schuch zuerſt anzoͤgen.
Schüllerin,
Mauritia, von Breßlau, Johann Caſpar Lochmanns Kauffmanns in Breßlau geweſene Ehe-Liebſte, eine Frau von ungemeinen Tugenden und nicht geringen Hiſtoriſchen Wiſſenſchafften abſonderlich aber in der Rechen-Kunſt wohl erfahren, wie ſolches ihre ſchoͤnen Tabellen in der Wexel-Ordnung ausweiſen, ſo ſie zu Breßlau in Fol. drucken laſſen.
Schult,
Juliana Patientia, des Fuͤrſtlichen Heſſen-Darmſtaͤdtiſchen Adelichen Regierungs- und ConſiſtorialRaths gelehrte Fraͤulein Tochter, ſo A. 1680. den 24. Jul. gebohren, ſtarb A. 1701. ſo nicht nur Hebraͤiſch, Griechiſch, Lateiniſch und Frantzoͤiſch verſtand, ſondern auch [Spaltenumbruch]
Schultz Schum
in der Hiſtorie, Genealogie, Geographie, Arithmetica und Muſic wohl verſiret war; Uberdieß war ſie eine gute Poetin, und hat ſehr ſchoͤne Gedancken darinnen ſehen laſſen. Sie hat weil ſie ſich in Halle beſtaͤndig auffhielt, etliche ſchoͤne Lateiniſche Brieffe an ihren Herr Vater uͤberſchrieben.
Schultzin,
Magdalena, ſonſt Elrichin genannt, aus Quedlinburg, ſo ihrer Entzuͤckungen halber bekannt iſt. Es iſt Anno 1703. zu Bremen ein wahrhaffter Bericht von ihr abgefaſſet und in Druck heraus kommen. Sie ruͤhmte ſich eines Prophetiſchen Geiſtes, wodurch ſie lange Zeit viel Leute verblendet und verfuͤhret, gab auch vor, daß Chriſtus ſelbſt perſoͤnlich mit ihr vielmahl redete. Es verlohren ſich aber ſolche Entzuͤckungen und hat ſie ſelbſt bekennet, daß ſie nicht nur von einigen damahligen Irr-Geiſtern, ſo ſie eingenommen, verfuͤhret ſondern auch genoͤthiget worden etwas einzunehmen, wodurch ſie ſo kranck geworden und in Entzuͤckungen gerathen. Nach der Zeit ließ dieſe vermeynte Heilige ſich von einem jungen Menſchen ſchwaͤngern, und als ſie auf einem Dorffe A. 1699. der Muntzenberg genannt, die Sechs-Wochen hielte, gerieth durch ihre Unvorſichtigkeit und Verwahrloſung dieſes Dorff den 5. Novembr. in Brand, worinnen ein und zwantzig Haͤuſer aufflogen.
Schumper-Lieder,
Heiſſen diejenigen geilen und
unflaͤ-
(0914)
[Spaltenumbruch]
Schurmann
unflaͤtigen Liebes-Lieder, ſo die frechen und unverſchaͤmten Vetteln oͤffters zu ſingen und ſich daran zu delectiren pflegen. Die H. Schrifft nennet ſelbige Huren-Lieder. Eſai. XXIII, 15.
von Schurmann,
Anna Maria. Eine Adeliche Jungfer A. 1607. den 5. Nov. in Coͤllniſchen Gebiethe gebohren, begab ſich aber nach Utrecht, allwo ſie ſich beſtaͤndig auffgehalten, und wo man ihr eine eigene Stelle im oͤffentlichen Auditorio, worinnen ſie vielmahl bey angeſtellten Diſputationibus opponiret, angewieſen hatte. Sie war aus vornehmen Geſchlechte, und eine rechte Zierde des weiblichen Geſchlechts, daher ſie aller Augen auf ſich zog, und von den allergelehrteſten Maͤnnern auf eine gantz auſſerordentliche Art bewundert und verehret ward. Die Schwediſche Koͤnigin Chriſtina und Ludovica Maria Gonzaga, des Polniſchen Koͤnigs Vladislai IV. Gemahlin haben ihr ſelbſt die Viſite gegeben und ihre ungemeinen Wiſſenſchafften hoch bewundert; und dieſes nicht unbillich, maſſen ſie nicht nur vierzehn Sprachen als: Ebraͤiſch, Chaldaͤiſch, Syriſch, Arabiſch, Tuͤꝛckiſch, Gꝛiechiſch, Lateiniſch, Frantzoͤiſch, Engellaͤndiſch, Italiaͤniſch, Spaniſch, Deutſch, Niederlaͤndiſch und Bataviſch vollkommen zu ſchreiben und zu reden wuſte, ſondern auch in Theologiſcher, Philoſophiſcher, Hiſtoriſcher, Mathematiſcher und anderer Wiſſenſchafft ſich ſehr hervor thate, auch darbey eine vortreffliche Poetin abgab, ſo einen ſchoͤ[Spaltenumbruch]
Schurmann
nen Hebraͤiſchen, netten Griechiſchen, galanten Lateiniſchen und artigen Frantzoͤiſchen Vers zu ſchreiben wuſte. Uber dieſes excellirte ſie in der Muſic, Mahlerey und Rechen-Kunſt, konte in Kupffer und Glaß graben, Bilder von Holtz, Ertz und Wachs verfertigen, und ſonderlich in Mignatur mahlen, geſtalt ſie die Schwediſche Koͤnigin Chriſtinam, als ſie ihr damahls eine hohe Viſite gab, unter dem eyfrigſten Diſcurs gantz naturell und kuͤnſtlich abgemahlet. Unter andern dergleichen von ihr verfertigten Kunſt-Stuͤcken wird das Portrait ihrer Mutter, ihres Bruders, und ihr eigenes, ſo ſie mit einem gemeinen Meſſer von Buxbaum-Holtz geſchnitzet, ſehr hoch geruͤhmet, worvon der beruͤhmte Kuͤnſtler Honthorſt des Bruders Bild allein auf 1000. Guͤlden werth geſchaͤtzet: Noch hoͤher aber wurde ihr eigenes Bild gehalten, ſo ſie mit Huͤlffe des Spiegels aus Wachs verfertiget und ſich ſelbſt zwey Lateiniſche Diſticha darunter geſetzet, welches aber von ungefehr aus Unvorſichtigkeit einer von ihren Anverwandtinnen auff die Erde verſchuͤttet ward. Die allerberuͤhmteſten und gelehrteſten Maͤnner ſo wohl anderer, als auch ihrer Zeit als: Salmaſius, Bartholinus, Voſſius, Gaſſendus, Esbergius, Clementinus, Gabriel Naudæus, Jacobus Crucius, Jacobus Martinus, Barlæus, Drechslerus und andere mehr, wiſſen nicht Nahmen genug zu erfinden, wodurch ſie dieſe gelehrte Pallas nach Wuͤrden erheben koͤnnen; Doch wie nichts ſo vollkommen in der Welt iſt, woran
man
(0915)
[Spaltenumbruch]
Schurmann
man nichts zu tadeln faͤnde; So kan man doch auch dieſer ſo vollkommen gelehrten und ausbuͤndigen klugen Dame den Fehler nicht verſchweigen, den ſie durch die wunderliche Liebe zur Labadiſtiſchen Bruͤderſchafft, worinnen ſie ein ſtandhafftiges Mitglied war, begangen. Denn es ſchlug ſich ſelbige anfangs aus auffrichtigen Eyfer und in ihrer Pietæt zu erbauen, zu dem bekannten Johanne de Labadie, fiel aber nach und nach dadurch mit ihm in die Secte der neuen Separiſten, ſo von ihrem Autore Labadiſmus heiſſet. Wovon ihr Buch ſo ſie unter den Titul: Ευκληρίαν, oder die Erwehlung des beſten Theils, geſchrieben, deutlich zeiget. Sie ſtarb endlich in Frießland A. 1678. im 72. Jahre ihres Alters unverheyrathet. Unter ihren Schrifften wird abſonderlich geruͤhmet das Lateiniſche Carmen, ſo ſie auf die A. 1636. geſtifftete Academie zu Utrecht gemacht, ingleichen die Diſſertatio Logica, von der Geſchicklichkeit des weiblichen Geſchlechts zum Studiren. Ihre Opuſcula Hebræa, Græca, Latina, proſaica und metrica hat Spanhemius A. 1648. zu Utrecht in 8. heraus gegeben, welche aber A. 1650. wie auch Anno 1652. zu Leyden wiederum auffgeleget worden. Ludovicus à St. Claro hat ihr Elogium weitlaͤufftig beſchrieben, ſo A. 1646. in 8. gedruckt worden. Vid. Hoffmann. Lex. Univerſ. T. I. p. 124. Zieglers Hiſtoriſches Labyrinth der Zeit. p. 1317. Sie ſoll willens geweſen ſeyn, ein groß Lexicon Philoſophicum heraus zu geben, von dem [Spaltenumbruch]
Schurtz Schuͤr
man aber noch nichts zu ſehen bekommen. Ihr Wahl-Spruch waren die Worte des H. Ignatii: Meine Liebe iſt gecreutziget.
Schurtz,
Heiſſet denen Nuͤrnbergiſchen Weibes-Bildern ſo viel als der Rock.
Schurtz,
Iſt derjenige von obenher ausgeklebte Umfang uͤber den Heerd, der den Rauch in die Feuermauer hinauff fuͤhret.
Schuͤrtze,
Iſt ein von weiſſer Leinwand, Schleyer, Schwaͤbiſch, Coten, Neſteltuch, glatt oder geſtreifft, Cammer-Tuch, Falten-Tuch, Terletenk oder andern klaren Gewebe und Zeug, langes und in Falten gebrachtes auch oben in einen Bund zuſammen gereyhetes Tuch, ſo die Weibes-Bilder fuͤrzubinden pflegen, ſind von vielerley Arten: als ſchlecht, oder mit Mahler-Nahd durchnehet und gezogen, mit Spitzen, Canten, Zaͤcklein friſiret und umſtochen, Bogenweiſe ausgeſchlungen, mit oder ohne Saum, auch oͤffters blinden Saum, mit Buͤndlein auffgeſetzet oder nur mit einem Bande durchzogen, weiß, blau oder bunt, mit oder ohne Latz, lang oder kurtz, deren letztere Taͤndel-Schuͤrtzen genennet, und insgemein von ſchwartzen Damaſt oder andern ſeidenen auch bunten vornehmlich weiſſen Taffet oder Atlas und mit allerhand ſeidenen auch bunten Blumen und Zweigen geſticket, genehet, mit Falbala
beſe-
(0916)
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Schuͤrtze Schuͤſſel
beſetzet und mit gold- oder ſilbernen Spitzen durch friſiret gemacht ſind, das ſchwaͤbiſche Frauenzimmer machet die langen Schuͤrtzen meiſtens von ſchwartzen Eſtoff, Damaſt, Atlas, Taffet, Cammelot und andern Zeugen, ſo um und um mit ſchwartzen breiten Spitzen ſtarck friſiret ſeynd; In Ulm und Augſpurg heiſſen die Schuͤrtzen Fuͤrflecke, in Straßburg und Saltzburg Fuͤr-Tuͤcher, in Nuͤrberg Fleck oder Schurtz. Die allererſte Schuͤrſo Eva getragen und fuͤrgebunden, war aus Feigen-Blaͤttern, Geneſ. III. v. 7.
an die Schuͤrtze ſich treugen oder wiſchen,
Iſt ein alter weibiſcher Aberglaube, da das Weibes-Volck in denen Gedancken ſtehet, ob muͤſte ihm ein Manns-Bild, daß ſich an ihre Schuͤrtzen und Vor-Tuͤcher wiſchte, ſpinnefeind und gramm werden.
Schurtz-Band,
Iſt ein langer Streiff meiſtens von denen Schrooten oder SalLeiſten ſo von denen Raͤnden der Tuͤcher abgeſchnitten werden, wormit ſich die Maͤgde bey dem waſchen oder ſcheuern den Rock hoch hinauff binden und ſchuͤrtzen.
Schuͤſſel,
Iſt ein von Silber, Zinn oder Thon rund verfertigtes Behaͤltniß, mit einem tieffen Boden und platten Rande umgeben, worinnen die Speiſen aufgetragen werden. Sie ſeynd entweder groß, mittel oder klein, die groſſen Schuͤſ[Spaltenumbruch]
Schuͤſſel Schwaͤ
ſeln nennet man Potagen-Schuͤſſeln.
Schuͤſſel-Koch. ſiehe. Gebackene Milch.
Schuͤſſel-Ring,
Iſt ein runder von Zinn, Meſſing oder Kupffer gedreheter und durchbrochener Umfang auf 3. Knoͤpffen ruhend, worauff die Schuͤſſeln geſtellet werden.
Schuͤſſel-Waͤſcherin,
Heiſſet man diejenigen gemeinen Weiber, ſo bey denen Hochzeiten und Gaſt-Geboten das eingeſchwaͤrtzte Zinn in denen Kuͤchen gleich wieder auffwaſchen und reine machen, damit uͤber der Taffel kein Mangel daran zu ſpuͤhren.
Schwaben-Kappe,
Heiſſet den Straßburgiſchen Weibern eine runde und hohe uͤber und uͤber rauche Muͤtze von Zobel, die ſie zur Winters-Zeit aufſetzen.
Schwaͤchen, ſchwaͤngern oder beſchlafen,
Heiſſet eine Jungfer oder Wittib durch allerhand Verſprechungen und Schmeicheleyen zum Beyſchlaff beſchwatzen, und ſich mit ihr fleiſchlich vermiſchen. Nach denen heutigen Rechten muß das Mannsbild die geſchaͤndete entweder zur Ehe nehmen, oder ſelbige ausſtatten, (ſo die gemeinen Dirnen den Crantz bezahlen nennen) und noch darzu das Kind, wofern er ſich bey der Geſchwaͤchten deßwegen nicht abfindet, ſo lange ernaͤh-
ren,
(0917)
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Schwaden
ren, biß ſich ſelbiges ſelbſt forthelffen und ſein Brod verdienen kan. Welches insgemein biß in das 13te Jahr waͤhret.
Schwaden,
Manna, (Oryza minor) Manne, iſt ein kleiner, weiſſer, runder Same, der in langen Aehren waͤchſt, und ſonderlich in Boͤhmen, Schleſien, in der Marck und andern Orten mehr gebauet wird. An Geſchmack gleichet er faſt dem Reiß, iſt auch gar geſund, und pflegen ſelbigen die Koͤche vielfaͤltig zu gebrauchen, wiewohl ſie die Proportion des zugeſetzten Liquidi recht verſtehen muͤſſen, ſonſt wird nichts draus. Unſer Koch bedienet ſich des Schwadens auf folgende Art und Weiſe: 1) Schwaden in Milch; 2) Schwaden in Milch anders; 3) Schwaden in einem Tiegel und gebrennet; 4) Schwaden-Suppe.
Schwaden in Milch,
Nehmet Schwaden und leſet denſelben rein, thut ihn in ein Geſchirr und gieſſet heiß Waſſer darauf. Alsdenn ſetzet Milch an das Feuer, ſchuͤttet hernach den Schwaden hinein, und nehmet euch da wohl in Acht, daß ihr in eine Kanne Milch nicht uͤber anderthalb Aechterle Schwaden thut, weil er ſehr quillet; kochet ihn alſo, er muß aber oͤffters umgeruͤhret werden, daß er nicht anbrenne. Wenn er nun ausgekochet und dicke worden, ſo ſaltzet ihn ein wenig; ruͤhret auch ein Stuͤcke Butter darein, und richtet endlich ſolchen nach Belieben an.
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Schwad Schwaͤmm
Schwaden in Milch anders,
Dieſer wird eben als der vorige gekochet, nur muß man braune Butter daruͤber brennen.
Schwaden in einem Tiegel und gebrennet,
Dieſes iſt bey denen TiegelBreyen abſonderlich beſchrieben anzutreffen.
Schwaden-Suppe,
Suchet Suppe von Schwaden.
Schwaͤgerin,
Heiſſet des Mannes oder der Frauen Schweſter. Nach dem heutigen Frauenzimmer- und galanten Stylo nennet man einander nicht mehr Schwaͤgerin, denn iſt es ein Weibesbild, ſo nennet man die Schwaͤgerin Schweſter, iſt es aber ein Mannsvolck, leget man ſelbigen den Titul eines Bruders bey.
Schwamm,
Iſt ein auslaͤndiſches weiches zartes, leichtes und poroſes Gewaͤchſe, wormit man die kleinen Kinder vermittelſt laulichten Waſſers, worein man den Schwamm tauchet, zu waſchen und zu reinigen pfleget.
Schwaͤmmchen kleiner Kinder,
Denen Medicis Aphtæ oder Ranula ſub Lingua genannt, ſind kleine mit einer Lympha angefuͤllte Blaſen, ſo ſich in dem gantzen in-
nerli-
(0918)
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Schwaͤm Schwartz
nerlichen Mund kleiner Kinder anzuſetzen und im Anfang des Ausbrechens ſo klein, wie Hirſe, ſind. Sie ruͤhren von der Schaͤrffe der eingeſognen Milch her, welche alſofort die zarte Haut durchfrißt.
Schwaͤmme,
Fungi, Potirons, werden in gifftige und gute eingetheilet. Mit jenem, als mit denen gifftigen Fliegenſchwaͤmmen, haben wir hier nichts zu thun, ſondern mit denen guten, ſo man eſſen kan. Es ſeynd aber dergleichen Schwaͤmme excrementa terræ, ſo von uͤberfluͤßigen faulen Feuchtigkeiten wachſen, und dahero durchgehends ungeſund, wo in ihnen nicht durch Butter und Gewuͤrtz die boͤſe Art etlicher maßen gedaͤmpffet wird. Es werden aber zu denen Schwaͤmmen gezehlet die Champignons, Mouſerons, Morgeln, Piltze, Roͤttlinge, Stockſchwaͤmme, Truffes &c. ſo in der Kuͤche an viele Eſſen kommen, oder a part zugerichtet werden, welches an gehoͤrigen Stellen wird zu finden ſeyn.
Schwaͤntzen Hechte. ſiehe. Kruͤmmen Hechte.
Schwaͤntzel-Pfennge,
Heiſſen diejenigen Geld-Brocken und Reſtlein, ſo denen Weibern von dem uͤbrig behaltenen MarcktGelde und Ausgaben in ihre Beutel fallen, wird auch offtermahls von denen Maͤgden, ſo zu Marckte gehen, practiciret.
Schwartze Beere. ſiehe. Heidel-Beere.
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Schwartze
Schwartze Waͤſche,
Heiſſet dem Weibesvolck dasjenige gebrauchte u. eingeſchwaͤrtzte weiſſe Zeug und Geraͤthe, ſo man vor dem Einweichen zuſammen zu leſen und zu ſortiren pfleget.
Schwartzin,
Adelheit Sibylla, ein fanatiſches und ſectiriſches Weib, ſo dem Chiliaſmo und Enthuſiaſmo zugethan war, und D. Auguſt. Pfeiffern in Luͤbeck mit ihrer quackeriſchen Feder anzutaſten ſuchte. Er hat ſolche Charteque ſeinem Anti-Enthuſiaſmo p. 238. einverleibet, und iſt ſie von dieſer Schwaͤrmerin, in einer ſo genannten goͤttlichen Offenbahrung nebſt zwey Sendſchreiben an ihn abermahl in Druck wiederhohlet worden.
Schwartzin,
Von Lintorff Catharina, eine ſehr gute Kuͤnſtlerin in der Mahlerey. Vid. Muſæum Brackenhoff. Germ. p. 71.
Schwartzin,
Regina Gertrud, eine geſchickte und wohlerfahrne Jungfer von 14. Jahren, der damahlig beruͤhmten Pommeriſchen Poetin Sibyllen Schwartzin, Bruders Tochter, ſie wuſte nicht allein viel frembde Sprachen, ſondern war auch eine perfecte Meiſterin der Vocal- und Inſtrumental Muſic, ihr Præceptor in Linguis Exoticis war Petrus Gergerus, Koͤnigl. Prof. Linguar. Exoticar. zu Stetin; ſie ſoll viel Muſicaliſche Sachen in ſolchen zarten Jahren ſchon componiret
haben
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Schwartzin
haben, und ſind ſolche unter dem Titul: Muſiealiſche GemuͤthsWeyde, beſtehend in unterſchiedlichen geiſt- und weltlichen Arien, ſo theils mit, theils ohne Inſtrumenta zu machen ſind, heraus zu geben verſprochen worden. Vid. Collector. Novor. Literar. Lubec. A. 1704. p. 104.
Schwartzin,
Sibylla, von Gripswald aus Pommern, ſo um das Jahr 1638. gelebet. Ihr Vater war der damahlige Fuͤrſtliche Pommeriſche Geheimbde Landes-Rath und Burgermeiſter zu Gripswalde, Chriſtian Schwartze; ſie war eine geſchickte und gelehrte Jungfer, und ein rechtes Wunder ihrer Zeit, indem ſie von dem 13. Jahr ihres Alters biß in das 17. worinnen ſie verſtorben, ſolche Verſe geſchrieben, die vor ſolche Jugend und zumahl vor eine Frauens-Perſon unvergleichlich geweſen; da zur ſelbigen Zeit Maͤnner, ſo ſich ausdruͤcklich auf die Poeſie geleget, es ihr nicht gleich thun koͤnnen. Ihre Verſe ſind nach ihrem Tode von M. Samuel Gerlachen zu Dantzig 1650. heraus gegeben worden. Vid. Morhoff. im Unterricht von der Deutſchen Poeſie. P. II. c. 9. it. Neumeiſter. Diſſert. d. Poetis Germ. p. 110. Witte Tom. I. Diar. Biograph. ad Ann. 1678. Lit. M.
Schwartzin,
Urſula Catharina, aus Mecklenburg, ein in Griechiſcher und Lateiniſcher Sprache wohlerfahrnes Frauenzimmer, ſo den gantzen Heſiodum aus dem Griechiſchen in [Spaltenumbruch]
Schweb Schwef
das Deutſche uͤberſetzet haben ſoll. Sixtus Laimerus bezeuget ſolches. Vid. Monatl. Auszuͤge ad Menſem Januar. A. 1701. p. 23. Paullin. in der Zeit-verkuͤrtzenden Luſt. Part. II. p. 1118.
Schwebiſch,
Iſt ein leichtes und duͤnnes aus Flachs gemachtes weiſſes Gewebe, ſo dem Weibesvolck zu allerhand Putz dienet; doch nicht ſo klar und von ſolcher Guͤte als der Schleyer, worinnen er von ſelbigen ſich unterſcheidet.
Schwediſche Haube,
Iſt eine gewiſſe Art einer uͤber und uͤber rauchen hohen Muͤtze, faſt in Geſtalt eines groſſen umgekehrten Muffs, die die Weiber in Regenſpurg zur Winters-Zeit ſtatt des Stroh-Huts zu tragen pflegen.
Schwediſche Jungfer,
Iſt eine gefaͤhrliche Klippe und Felſen vor Stockholm, an welchen die Schiffe gar leichtlich ſcheitern koͤnnen, und welcher die Paſſage zu dieſer Stadt ſehr incommodiret.
Schwefeln,
Iſt eine denen Spitzen- und Flohr-Waͤſcherinnen bekannte Wiſſenſchafft dem Flohr oder weiſſen Spitzen bey dem Waſchen durch den aufſteigenden Dampff und Rauch des in eine KohlPfanne geſtreueten ungenetzten Schwefels, wiederum eine rechte weiſſe und reine Farbe zu geben.
Schweh-
Frauenzim̃er-Lexicon. L l l
(0920)
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Schwehr Schwein
Schwehrer Stand,
Heiſſet bey denen ſchwangeren und gebaͤhrenden Weibern, wenn ſich die Geburth hart anlaͤßt, und lange anzuhalten pfleget.
Schweine-Fleiſch,
Caro porcina, Chair de pore, iſt ein weiſſes, ſuͤſſes und ſchmackhafftiges Fleiſch, welches ein gewiſſer Medicus in ſeinen GeſundheitsRegeln fuͤr das beſte unter allen Fleiſche preiſet. Es wird ſo leicht nicht ein Hauß-Vater gefunden werden, der nicht jaͤhrlich ein, 2. oder mehr Schweine in ſeiner Haußhaltung ſchlachten, und davon das meiſte abraͤuchern ſolte, darunter die Schincken, Speckſeiten, Knackwuͤrſte ꝛc. hernach die vornehmſten Stuͤcke ſeyn. Dieſem Fleiſch von zahmen Schweinen wird auch noch an die Seite geſetzet dasjenige von wilden Schweinen, daraus ſich die Liebhaber viel machen, und welches gemeiniglich auf vornehmen Tafeln Platz findet. Es kan beydes auf vielerley Art zugerichtet werden, u. giebt der Koch davon folgende Nachricht: 1) Schweinefleiſch ſo friſch, mit Sauerkraut auf gemeine Art; 2) Schweinefleiſch mit Sauerkraut anders; 3) Schweinefleiſch mit Sauerkraut im BackOfen; 4) Schweinefleiſch mit Braun-Kohl; 5) Schweinefleiſch mit Kloͤſen; 6) Schweinefleiſch mit durchgeſtrichenen Erbſen; 7) Schweinefleiſch nur gantz ſchlecht wie es in Boͤheim gebraͤuchlich; 8) Schweinefleiſch mit Mandeln und Cibeben gelb; 9) Schweine[Spaltenumbruch]
Schweinefleiſch
fleiſch mit Mandeln und Cibeben braun; 10) Schweinefleiſch mit Zwiebeln gelb; 11) Schweinefleiſch mit Kumps-Kraut; 12) Schweins-Carbonade; 13) Schweinefleiſch gebraten; 14) Schweinefleiſch zu braten anders, daß es gantz kraus werde; 15) Schweinefleiſch ſo geraͤuchert, mit welcken Ruͤben; 16) Schweinefleiſch ſo geraͤuchert, mit Kloͤſen; 17) Schweinefleiſch ſo geraͤuchert, mit Moͤhren, gruͤnen Erbſen und Bohnen, auch gedoͤrreten Birnen, heiſſet ein verlohren Hun; 18) Schweinefleiſch ſo geraͤuchert mit zerfahrnen Eyern, insgemein, heiſſet man es gefuͤllet; 19) SchweinsKaͤſe zu machen; 20) SchweinsWildpret mit Kirſch-Mus; 21) Schweins-Wildpret mit Pflaumen-Mus; 22) Schweins-Wildpret mit Mandeln und Cibeben braun; 23) Schweins-Wildpret mit Mandeln und Cibeben gelb; 24) Schweins-Wildpret mit Sauerkraut im Backofen; 25) Schweins-Wildpret mit Wachholder u. Zwiebeln; 26) SchweinWildpret mit Kuͤmmel und Zwiebeln; 27) Schweins-Wildpret gebraten; 28) Schweins-Wildpret, Ruͤcken, Zimmel und Buͤche zu braten; 29) Schweins-Wildpret-Zimmel angeſchlagen; 30) Schweins-Wildpret mit BrodPfeffer; 31) Schweins-Wildpret gedaͤmpfft mit Sardellen; 32) Schweins-Wildpret mit Capern; 33) Schweins-Wildpret-Braten ſo uͤberblieben, mit Citronen; 34) Schweins-Braten, ſo uͤberblieben, mit Sardellen; 35) SchweinsWildpret-Braten, ſo uͤberblieben,
mit
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Schweinefleiſch
mit geroͤſteten Zwiebeln; 36) Schweins-Wildpret-Braten eingemacht mit Capern; 37) SchweinWildpret-Braten eingemacht, mit Capern anders; 38) SchweinWildprets-Braten eingemacht mit Kirſch-Mus; 39) Schweinwildprets-Braten eingemacht, mit Mandeln und Cibeben; 40.) Schwein-Wildprets-Braten eingemacht, mit Wachholder und Zwiebeln; 41) Schwein-Wildprets-Braten eingemacht, mit kleinen Roſinen und Pinien; 42) Wilden Schweins-Kopff abzuſchneiden; 43) Schweins-Kopff zu putzen und zu ſengen; 44.) Schweins-Kopff, er ſey zahm oder wild, zuzurichten; 45) SchweinsKopff anders zuzurichten; 46) Schweins-Kopff noch anders nur ſchlecht; 47) Schweins-Fuͤſſe zu putzen; 48) Schweins-FuͤſſeGrillade; 49) Schweins-Fuͤſſe mit einer Senff-Soſſe; 50) Schweins-Fuͤſſe mit einer Zwiebel-Soſſe gelb; 51) SchweinsFuͤſſe mit Zwiebeln ſauer; 52) Schweins-Fuͤſſe mariniret; 53) Schweins-Fuͤſſe gebacken; 54) Schweins-Fuͤſſe mit Mandeln und Cibeben; 55) SchweinsFuͤſſe mit Baum-Oel und Eßig; 56) Schweins-Ohren mit Senff; 57) Schweins-Ohren mit Muſcaten-Bluͤten; 58) Schweins-Ohren mit Mandeln und Zibeben; 59) Schweins-Ohren mit Schnittlauch; 60) Schweins-Ohren mit Baumoͤl u. Eßig; 61) SchweinOhren fricaſſiret; 62) SchweinsOhren mit gruͤner Peterſilie; 63) Schweiß-Wuͤrſte zu machen; 64) Schweiß-Wuͤrſte mit Sauer[Spaltenumbruch]
Schweinefleiſch
Kraut; 65) Schweiß-Wurſt mit durchgeſtrichenen Erbſen.
Schweine-Fleiſch, ſo friſch, mit Sauer-Kraut auf gemeine Art,
Nehmet dergleichen, das nicht gar zu fett iſt, hacket es zu Kochſtuͤcken; ſetzet es mit Waſſer und Saltz zum Feuer, laſſet es weich kochen, und kuͤhlet es aus; ſetzet inzwiſchen Sauer-Kraut zum Feuer, damit es koche; richtet das Fleiſch in eine Caſſerole, und ſchuͤttet das Kraut an ſelbiges, gieſſet von der Schweinfleiſch-Bruͤhe darauf, thut auch das Fette, ſo aus ſelbigen kochet, darzu, und ſetzet es auf Kohl-Feuer. Wenn es nun durcheinander gekochet, ſo koͤnnet ihr es nach Belieben anrichten.
Schweinefleiſch mit SauerKraut anders,
Hacket Kochſtuͤcken aus dem Schweinefleiſch, (man kan auch ein gantz Buch oder eine Keule vom Schweine nehmen) ſetzet es wie voriges, zum Feuer, ingleichen auch Sauer-Kraut in einen abſonderlichen Topff. Wenn nun das Kraut halb gar gekochet, ſo ſeiget es ab, und ſchneidet es mit einem Schneide-Meſſer klein. Darnach ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter aufs Feuer, laſſet dieſe braun werden; ruͤhret einen Eßloͤffel voll Mehl darein, welches auch ein wenig braͤunen muß, alsdenn ſchuͤttet das gehackte Kraut hinein, und gieſſet von der Schweinefleiſch-Bruͤhe daran; ruͤhret es durcheinander, putzet das Schwei-
ne-
L l l 2
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[Spaltenumbruch]
Schweinefl
nefleiſch ſauber aus, leget es ins Kraut, und laſſet es mit einander kochen, ſo iſt es fertig.
Schweinefleiſch mit Sauerkraut im Backofen,
Nehmet ein Schweins-Keulgen, oder ſo es zu groß, ſo ſpaltet es, und kochet es ab als voriges, hernach ſetzet Sauerkraut mit Waſſer auffs Feuer, laſſet es halb gar kochen, ſeiget es ab, und ſchneidet es mit einem Schneide-Meſſer klein; inzwiſchen machet in einer Caſſerole Butter auf dem Feuer braun, ruͤhret ein wenig Mehl drein, und wenn es goldgelb worden, ſo thut das Kraut hinein, und ruͤhret es durch einander. Ferner gieſſet ein und ein halb Noͤſel dicken ſauren Rahm ans Kraut, welches duꝛch einander daͤmpffen muß. Iſt dieſes geſchehen, ſo machet von Teig einen Krantz um die Schuͤſſel, darauff ihr dieſes Kraut und Fleiſch wollet anrichten, ſchuͤttet die Helffte von dem Kraut in die Schuͤſſel, alsdenn leget das Schweins-Keulgen drauf. Die andere Helffte des Krauts aber ziehet oben druͤber, und ſtreichet es fein glatt zu. Nach dieſen gieſſet von Schweinefett etwas drauf, ſtreuet geriebene Semmel druͤber, ſetzet es alſo gleich in einen BackOfen, damit es backe. Wenn es fertig, koͤnnet ihr es zur Tafel tragen laſſen.
Schweinefleiſch mit BꝛaunKohl,
Dieſes waſchet ab, zerſtuͤcket es, oder laſſet es gantz, wie ihr beliebet, [Spaltenumbruch]
Schweinefl
hierauf ſetzet es mit Waſſeꝛ u. Saltz zum Feuer, daran es kochen muß, thut es wieder heraus in kaltes Waſſer, und kuͤhlet es aus: nun ſtreiffet Braun-Kohl, ſo viel ihr noͤthig habt, von denen Struͤncken herunter, wickelt ſolchen zuſammen und ſchneidet ihn, als wie man einen Kraut-Salat ſchneidet, doch nicht ſo gar klein, und waſchet ihn ſauber aus. Nach dieſen ſetzet einen Keſſel mit Waſſer auffs Feuer, und wenn es kochet, ſo werffet ein wenig Saltz drein, thut den Braun-Kohl dazu, und laſſet ihn ein wenig ſieden. Iſt er nun bald weich, ſo thut ihn heraus, ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auffs Feuer, auf daß ſie braun werde, ruͤhret einen Loͤffel voll Mehl drein, und roͤſtet es braun, leget das Fleiſch nebſt dem Braun-Kohl darzu, gieſſet von der Bruͤhe, darinnen das Schweinefleiſch gekochet hat, dran, wuͤrtzet mit Ingber und Pfeffer, ſetzet es auf Kohlfeuer, auf welchen beydes mit einander kochen muß, biß es gar iſt, darnach verſpeiſet es wie ihr wollet.
Schweinefleiſch mit Kloͤſen oder Knoͤtlein,
Das Schweinefleiſch zerhacket auf Kochſtuͤcken, ſetzet es wie vorher beſchrieben, zum Feuer, laſſet es weich kochen, und kuͤhlet es aus. Die Kloͤſe oder Knoͤtlein betreffende, dieſe ſuchet im K. da ihr denn die Wahl habet, welche ihr nehmen wollet, die Schweinefleiſch-Bruͤhe aber ſeiget reinlich durch in einen andern Topff; ſetzet ſie zum Feuer,
daß
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[Spaltenumbruch]
Schweinefl
daß ihr die Kloͤſe darinnen kochen koͤnnet, das Fleiſch hingegen thut in eine Caſſerole, gieſſet was Bruͤhe drauff, und ſetzet es, daß es warm bleibet: wenn nun die Kloͤſe gekochet ſind, ſo richtet das Fleiſch auf eine Schuͤſſel an, und denn die Kloͤſe oben druͤber; gieſſet ein wenig Bruͤhe drauf, habet auch bey dem Anrichten fertig wuͤrfflicht geſchnittenen Speck und Semmel, dieſes beydes zuſammen geroͤſtet, muß uͤber die Kloͤſe gebrennt, und alſo zu Tiſche geſchicket werden.
Schweinefleiſch mit durchgeſtrichenen Erbſen,
Das Abkochen des Schweinefleiſches iſt ſchon zur Gnuͤge beſchrieben. Leſet hernach ſchoͤne Erbſen ſauber, ſetzet ſie mit Waſſer zum Feuer, und laſſet ſelbige weich kochen. Mercket: wenn das Waſſer an denen Erbſen das erſte mahl eingekochet hat, ſo gieſſet an ſtatt des Waſſers Schweinefleiſch-Bruͤhe dran. Sind ſolche weich worden, ſo quirlt ſie klar, ſtreichet ſie durch einen Durchſchlag in eine Caſſerole oder Tiegel, ſetzet ſie auf Kohlfeuer und ſaltzet ſie, leget das Fleiſch drein, welches ein wenig in einander kochen muß, thut ein wenig Ingber und Pfeffer hinein, ſchneidet auch Speck und Semmel wuͤrfflicht, und roͤſtet es auf dem Feuer braun. Soll es aufgetragen werden, ſo richtet das Fleiſch auf die Schuͤſſel, und uͤber die Erbſen brennet den geroͤſteten Speck, und gebet es hin.
[Spaltenumbruch]
Schweinefl
Schweinefleiſch nur gantz ſchlecht, wie es in Boͤhmen gebraͤuchlich,
Das Schweinefleiſch kochet offt beſchriebener maſſen ab, darnach leſet und waſchet Erbſen, ſetzet ſie in einen Topff mit Waſſer zum Feuer, und wenn ſie eingekochet haben, ſo gieſſet ſtatt des Waſſers die fette Schweinefleiſch-Bruͤhe dran, ſaltzet die Erbſen, und ſtreuet etwas Pfeffer drein, und laſſet ſie ferner kochen, biß ſie beginnen weich zu werden. Ihr duͤrffet aber ſolche nicht quirlen, ſondern ſie muͤſſen gantz bleiben. Endlich richtet das Schweinefleiſch an, und die Erbſen oben druͤber, ſo iſt es zum verſpeiſen fertig.
Schweinefleiſch mit Mandeln und Cibeben gelb,
Hacket und kochet das Schweinefleiſch wie voriges ab, kuͤhlet es aus, thut es in einen Tiegel oder Caſſerole, ſtreuet geriebene Semmel, Ingber und Pfeffer drauff, gieſſet von der Schweinefleiſchbruͤhe dran, ſetzet es auf Kohlfeuer, und laſſet es kochen. Inzwiſchen ziehet Mandeln ab, ſchneidet dieſe in 3. biß 4. Stuͤcken; waſchet auch ein Viertel Pfund Cibeben aus, und thut beydes zuſammen an das Schweinefleiſch, gieſſet 1. Achttheil Kanne Wein, und auch etwas Eßig hinein, werffet Zucker und Citronenſchalen dazu, nehmet auch ein wenig Saffran in einen [ – 1 Zeichen fehlt]oͤffel, und gieſſet von der FleiſchBruͤhe drauff, ruͤhret ſolchen ab,
und
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[Spaltenumbruch]
Schweinefl
und ſchuͤttet ihn an das Schweinefleiſch, ruͤttelt es durch einander, laſſet es alſo fein kochen, daß es einen rechten piquanten Geſchmack bekoͤmmt, und richtet es an.
Schweinefleiſch mit Mandeln und Clbeben braun,
Nehmet Schweinefleiſch eine gantze Keule oder ein Buch, ſtecket dieſes an einen Spieß, und laſſet es abbraten. Inzwiſchen ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer, damit ſie braun werde, ruͤhret einen Loͤffel voll Mehl drein, darnach gieſſet von der Schweinefleiſch-Bruͤhe, wie auch Wein und Eßig dran, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Nelcken und Citronenſchalen, thut nach vorhergehender Nummer zubereitete Mandeln, Cibeben und Zucker drein, daß es recht piquant wird, ſetzet es auf Kohlfeuer, daran es kochen muß; ziehet das gebratene Schweinefleiſch vom Spieß, leget es in die gemachte Bruͤhe, und laſſet es mit einander kochen. Bey dem Anrichten ſtreuet oben geſchnittene Citronenſchalen druͤber, und gebet es hin.
Schweinefleiſch mit Zwiebeln gelb,
Das Schweinefleiſch kochet erſt auf mehr beſchriebene Art ab. Hernach ſchaͤlet und ſchneidet Zwiebeln, thut ſie in einen Topff, gieſſet Schweinefleiſch-Bruͤhe drauff, ſchuͤttet Ingber, Pfeffer, Saffran, und ein Paar geriebene Semmeln daran, und laſſet es ko[Spaltenumbruch]
Schweinefl
chen. Nach dieſen leget das Schweinefleiſch in einen Tiegel oder Caſſerole, gieſſet die Bruͤhe druͤber, ſetzet es auf Kohlfeuer, auf daß es ein wenig durch einander koche, ſo iſt es fertig.
Schweinefleiſch mit Kumpskraute,
Bereitet es wie das Schweinefleiſch mit Sauerkraut.
Schweins-Carbenade,
Suchet Carbenade unter dem C.
Schweinefleiſch gebraten,
Nehmet einen Schweins-Braten, ſo groß als ihr ſolchen haben wollet, waſchet dieſen ſauber aus und ſaltzet ihn ein, und laſſet ihn eine Stunde im Saltze liegen. Hernach ſtecket ihn an den Spieß, und leget ihn zum Feuer, und wenn er trocken worden, ſo ſchneidet mit einem ſcharffen Meſſer durch die Schwarte, etwan eines quer Fingers breit von einander, lange Striemgen uͤber den gantzen Braten in die Quere, und muß er darnach ferner braten, beſtreichet ihn ein wenig mit Speck oder Schweine-Schmer, damit die Schwarte fein harte werde. So er nun gaͤntzlich gebraten, ſo ziehet ſelbigen ab, und richtet ihn nach Gefallen an.
Schweinefleiſch zu braten anders, daß es gantz kraus werde,
Bereitet einen Schweinebraten wie vorher gehenden, ſtecket ihn
hernach
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[Spaltenumbruch]
Schweinefl
hernach an einen Spieß, und laſſet ihn am Feuer braten, kerbet ihn wie vorigen, doch muß er ferner bey einem guten Feuer fortbraten. Wenn er nun bald gar iſt, ſo ſtreichet ſolchen mit Butter, und haltet oͤffters auf der Seite, wo die Schwarte iſt, ſtille, ſo wird ſelbige gantz kraus, als lauter Blaͤßgen, und gantz hart werden, darnach koͤnnet ihr ſolchen anrichten.
Schweinefleiſch ſo geraͤuchert mit welcken Ruͤben,
Hacket geraͤuchert Schweinefleiſch zu Stuͤcken, und waͤſſert es uͤber Nacht ein, hernach ſetzet es mit Waſſer zum Feuer und laſſet es kochen. Inzwiſchen nehmet welcke Ruͤben, thut dieſe in laulicht Waſſer, und gieſſet von der Schweinefleiſch-Bruͤhe drauff, ſetzet ſie auf Kohlen, brennet ein wenig braun gemacht Mehl dran, wuͤrtzet ſie mit Ingber und Pfeffer, und laſſet ſie alſo kochen, nach dieſen kuͤhlet das geraͤucherte Fleiſch aus, leget es an die welcken Ruͤben, ſetzet es an das Feuer, damit es durch einander noch eine Weile koche, richtet es alsdenn nach Belieben an.
Schweinefleiſch ſo geraͤuchert mit Kloͤſen,
Wie ſolches ſoll eingehacket, eingewaͤſſert, und abgekochet werden, iſt bereits beſchrieben worden. Wenn ihr nun dieſes Eſſen wollet vor eine Tafel bereiten, da es was ſeyn ſoll, ſo machet Speck-Kloͤſe dran, deren Beſchreibung unter [Spaltenumbruch]
Schweinefl
den Kloͤſen zu ſuchen, und ſo ihr ſie wollet abkochen, muͤſſet ihr halb Schweinefleiſch-Bruͤhe, und die andere Helffte Waſſer nehmen, welches wenn es zuſammen in einem Topffe kochet, ſo thut die Kloͤſe drein, und laſſet ſolche kochen, ruͤhret ſie von der Seite um, daß ihr ſie nicht zerruͤhret. Habt ihr nun das Schweinefleiſch ausgekuͤhlet, ſo richtet es auf eine Schuͤſſel an, leget die Kloͤſe oben drauff, brennet wuͤrfflicht geſchnittenen Speck druͤber, und gebet es auf die Tafel.
Schweinefleiſch ſo geraͤuchert, mit Moͤhren, gruͤnen Erbſen und Bohnen, auch gedoͤrreten Birnen, heiſſet ein verlohren Huhn,
Nehmet geraͤuchertes Schweinefleiſch, zerſtuͤcket es ſauber, und machet es wie beym erſten, ſetzet es alsdenn zum Feuer, und laſſet es weich kochen. Hernach nehmet gruͤne Erbſen, pasſiret ſie ein wenig in Butter, und ſetzet ſie bey Seite, ſchabet ferner Moͤhren oder gelbe Ruͤben, ſchneidet ſie wie Nudeln, und blanchiret ſie ein wenig in Waſſer ab, nehmet auch Bohnen von der groſſen Art, ſiedet ſolche in Waſſer, und ſchaͤlet die Schale oder dicke Haut herunter. Endlich nehmet die duͤrren Birnẽ, kochet ſolche erſt ein wenig ab: wenn dieſes geſchehen, ſo thut alles zuſammen in eine Caſſerole oder Tiegel, ſtreuet geriebene Semmel drein, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer und Muſcaten-Bluͤten,
gieſſet
L l l 4
(0926)
[Spaltenumbruch]
Schweinefl
gieſſet die fette Bruͤhe worinnen das geraͤucherte Fleiſch gekochet hat, dran, ſetzet es auf Kohlfeuer, und laſſet es mit einander gantz gemaͤhlich kochen. Hat es nun eine Weile gekochet, ſo richtet das Fleiſch auf eine Schuͤſſel an, und die Moͤhren, Erbſen, Bohnen und Birnen ordentlich druͤber, ſo iſt es fertig.
Schweinefleiſch ſo geraͤuchert mit zerfahrnen Eyern insgemein gefuͤllet genannt,
Wenn das Schweinefleiſch nach ſchon beſchriebener Art zugeputzet und abgekochet iſt, ſo ſchlaget 6. biß 7. Eyer, mehr oder weniger, nachdem man viel Fleiſch hat, in einen Topff, ſchuͤttet ein Noͤſel gute Milch, drey Haͤnde voll Semmel, Ingber, Pfeffer und Saffran darzu, ſaltzet und quirlt es durch einander, gieſſet auch von der fetten Bruͤhe von Schweinenfleiſch daran, ſetzet es zum Feuer, und laſſet es unter einander zuſammen fahren, es muß aber oͤffters umgeruͤhret werden, ſonſten brennet es an. Wenn dieſes geſchehen, ſo richtet das Fleiſch auf eine Schuͤſſel an, und das Zerfahrne oben druͤber, gieſſet noch ein Paar Kellen gute fette Bruͤhe daruͤber, und gebets hin.
Schweins-Kaͤſe zu machen,
Zerſpaltet einen SchweinsKopff, waſchet ſolchen ſauber aus, ſetzet ihn mit Waſſer und Saltz in einem Topff zum Feuer, und laſ[Spaltenumbruch]
Schweinw
ſet ihn bald weich kochen. Hierauf nehmet ſolchen heraus, thut das Fleiſch von den Knochen herunter, und ſchneidet es klein, den Speck aber ſchneidet gantz klein wuͤrfflicht, und menget ſolchen unter das Fleiſch, wuͤrtzet es ab mit Ingber, Pfeffer und Citronenſchalen, thut es zuſammen in eine Caſſerole, gieſſet von der Bruͤhe, darinnen der Schweinskopff gekochet hat, darauf: kochet auch Kalbs-Fuͤſſe, wenn ſelbige vorhanden, ſchneidet ſie klein, und thut ſolche auch darzu, ſetzet es auf Kohlfeuer, woſelbſt es wieder eine gute Weile kochen muß. Inzwiſchen ſchneidet aus Citronat, entweder lange oder wuͤrfflichte Stuͤckgen, wie auch geraͤucherte Rinds-Zungen, und habet Citronenſchalen, Piſtacien und Pinien bereit. Alsdenn nehmet ein rein Tuch oder Serviette, und ſchuͤttet ein wenig von dem gehackten drauff, darnach leget eine Lage von denen ietzt beniemten Speciebus, auf dieſe ſchuͤttet wieder von dem Gehackten, und fahret Wechſelsweiſe damit fort, biß es alle iſt. Zuletzt bindet die Serviette feſt zuſammen, leget es auff ein reines Ort, und oben ein Bret oder Blech drauff, beſchweret es mit Steinen oder Gewicht, und laſſet es alſo einen Tag eingeſchweret liegen. Nach dieſen trut es heraus, ſchneidet daraus duͤnne Schnitten, gieſſet Baumoͤl und Eßig druͤber, ſo iſt es fertig.
Schweins-Wildpret mit Kirſchmus,
Nehmet von einem wilden
Schwein
(0927)
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Schweinw
Schwein das Koch-Wildpret, das ſind die Blaͤtter, oder die Bruͤſte, hacket dieſe zu Stuͤcken; hernach waſchet es aus, und ſetzet es mit Waſſer und Saltz zum Feuer, damit es weich koche. Inzwiſchen ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Kohlfeuer, ruͤhret in ſelbe, wenn ſie braun worden, ein Paar Meſſerſpitzen Mehl, welches braͤunen muß, ſchuͤttet alsdenn 3. biß 4. Eß- oͤffel voll Kirſchmus dran, gieſſet von der Schwein-Wildprets-Bruͤhe, wie auch Wein darzu, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Nelcken, Citronenſchalen und Zucker ab, daß es recht piquant wird, thut hernach das Schweins-Wildpret in kaltes Waſſer, und putzet es ſauber aus, leget es darauf an die Kirſchmus-Soſſe, und laſſet es auf Kohlfeuer eine ziemliche Weile mit einander kochen. Wenn es nun recht dicke als ein Mus gekochet iſt, ſo richtet das Wildpret auf eine Schuͤſſel an, und das Mus druͤber, bereitet es mit Zucker, und ſtreuet endlich geſchnittene Citronenſchalen druͤber, dann kan es zu Tiſche getragen werden. NB. die Bruͤhe von dem Kirſchmus koͤnnet ihr auch alſo machen. Schuͤttet ſo viel Kirſchmus in ein Toͤpffgen, als ihr brauchet, gieſſet von der Wildpret-Bruͤhe etwan das dritte Theil, auch etwas Wein drauff, quirlt es wohl durch einander, ſetzet es zum Feuer, und laſſet es kochen. Wenn es nun ziemlich als ein Mus worden, ſo ſtreichet es durch einen Durchſchlag in eine Caſſerole, wuͤrtzet es alsdenn wie vorhergehend beſchrieben worden, leget hernach das Wild[Spaltenumbruch]
Schweinw
pret drein, damit es vollend gar werde.
Schwein-Wildpret mit Pflaumenmus,
Bereitet das Schwein-Wildpret gleich als vorhergehendes; die Soſſe oder das Mus aber machet ab, wie das vorherſtehende eigentlich beſchrieben worden, nur daß ihr an ſtatt des Kirſch-Muſes Pflaumenmus nehmet, ſonſten iſt es einerley. Darbey iſt aber zu beobachten, daß ihr allezeit in die Kirſch- oder Pflaumenmus-Soſſe ein Stuͤcke Butter braun machet, und daran brennet, davon ſie deſto geſchmacker werden. Es kan zwar ſolche auch wohl davon bleiben, indem man es mit der fetten Schweine-Wildprets-Bruͤhe anmachen kan, iedoch allezeit nach Beſchaffenheit der Tafel, auf welcher ſolches verſpeiſet wird.
Schwein-Wildpret mit Mandeln und Cibeben braun,
Wenn das Schwein-Wildpret nach voriger Beſchreibung abgekochet iſt, ſo kuͤhlet es aus. Unterdeſſen machet in einer Caſſerole odeꝛ Tiegel Butter auf dem Feuer braun, ruͤhret einen Loͤffel voll Mehl drein, damit es auch braͤune. Wenn dieſes geſchehen, ſo gieſſet etwas von der Wildprets-Bruͤhe, ingleichen ein Glaß Wein, und erwas guten Eßig drein, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Nelcken, Citronenſchalen und Zucker ab, und laſſet es kochen, ziehet ein Viertel Pfund Mandeln ab, und ſchnei-
det
L l l 5
(0928)
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Schweinefl
det ſelbige nach der Laͤnge zu Stuͤcken, ingleichen leſet und waſchet ein Viertel Pfund groſſe Roſinen, oder Cibeben, und thut beydes in die Bruͤhe; leget das ausgeputzte Wildpret drein, welches, wenn es durch einander gekochet, ihr nach euren Belieben anrichten koͤnnet.
Schwein-Wildpret mit Mandeln und Cibeben gelb,
Suchet Schweinefleiſch mit Mandeln und Cibeben gelb.
Schwein-Wildpret mit Sauerkraut im BackOfen,
Suchet Schweinefleiſch mit Sauerkraut im BackOfen.
Schwein-Wildpret mit Wachholder und Zwiebeln,
Suchet Hirſch-Wildpret mit Wachholder und Zwiebeln.
Schwein-Wildpret mit Kuͤmmel und Zwiebeln,
Das Schwein-Wildpret kochet ab, und richtet es in eine Caſſerole oder Tiegel, werffet ein Paar Haͤnde voll gerieben Rocken-Brod daran, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, und etwas Nelcken, gieſſet von der Schwein-WildpretsBruͤhe drauff, ſetzet es uͤber Kohlfeuer, und laſſet es kochen. Her[Spaltenumbruch]
Schweinefl
nach ſchaͤlet und ſchneidet Zwiebeln klein, roͤſtet ſie ein wenig in Butter, und thut ſie zum Wildpret, und ſtreuet ein wenig Kuͤmmel darzu: Waͤre aber das Wildpret ſo mager, und die Bruͤhe nicht fett genug, ſo brennet ein wenig braun gemachte Butter dran, und wenn ſolches fein durch einander gekochet hat, ſo richtet es nach euren Gefallen an.
Schwein-Wildpret gebraten,
Nehmet eine Schwein-Wildprets-Keule, putzet ſelbige zum braten zu, ſaltzet ſolche ein wenig ein, ſtecket ſie an Spieß, leget ſie zum Feuer, und laſſet ſie braten. Ferner ſetzet eine Bratpfanne unter, und begieſſet ſie oͤffters mit dem daraus getroͤpfften Fett; iſt aber der Braten nicht ſo fett, daß man ihn von ſeinem Fett begieſſen kan, ſo beſtreichet ihn nur mit Butter. Hat nun der Braten ziemliche Farbe bekommen, ſo beſchmieret ein Paar Bogen Papier mit Butter, und bindet ſolche uͤber die Keule, laſſet ſelbige noch ferner braten, ſo wird ſie muͤrbe, und bleibet ſchoͤn weiß. Darnach moͤget ihr ſie anrichten, und etwas von der heraus getroffenen Jus aus der Bratpfanne druͤber gieſſen, mit geriebenen Semmeln beſtreuen, mit Citronen garniren und auftragen laſſen.
Schwein-Wildpret, Ruͤcken, Zimmel und Buͤche zu braten,
Dieſes alles wird als wie vorher beſchriebene Keule gebraten.
Schwein-
(0929)
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Schweinw
Schwein-Wildpret-Zimmel angeſchlagen,
Suchet Hirſch-Zimmel angeſchlagen.
Schwein-Wildpret mit Brod-Pfeffer,
Suchet Hirſch-Wildpret mit Brod-Pfeffer.
Schwein-Wildpret gedaͤmpfft mit Sardellen,
Suchet Hirſch-Wildpret gedaͤmpfft mit Sardellen.
Schwein-Wildpret mit Capern,
Suchet Hirſch-Wildpret mit Capern.
Schwein-Wildpret-Braten ſo uͤberblieben mit Citronen,
Schneidet den uͤberbliebenen Schwein-Wildpret-Braten Scheibenweiſe, thut dieſen in einen Tiegel oder Caſſerole, ſtreuet ein wenig geriebene Semmel drein, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, und Cardemomen, ſchneidet Citronenſchalen und Scheiben dran, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe und ein wenig Wein hinein, leget eine gantze Zwiebel dran, ſetzet es auf Kohlfeuer und laſſet es kochen. Wollet ihr bald anrichten, ſo brennet [ – 1 Zeichen fehlt]raun gemachte Butter hinein, oder, wean man von den SchweinWildprets-Braten in der Bratpfanne etwas Jus hat aufgefangen, ſo kan ſolche auch dran gegeſ[Spaltenumbruch]
Schweinw
ſen werden das giebet einen guten Geſchmack, und mag man es nach Belieben anrichten.
Schweins-Braten ſo uͤberblieben mit Sardellen,
Den Schwein-Wildpret-Braten ſchneidet als vorigen, thut ihn in einen Tiegel oder Caſſerole, und ſtreuet ein wenig Semmel, Ingber, Pfeffer und Muſcatenbluͤten hinein. Hierauf nehmet 4. biß 5. Stuͤck gewaͤſſerte Sardellen, ziehet ihnen das Fleiſch von denen Graͤten herunter. Ferner thut ein Stuͤck ausgewaſchene Butter in eine Caſſerole, ſetzet ſolche aufs Kohlfeuer, leget die Sardellen drein, und reibet ſolche ab, biß ſie wie ein Brey zerrieben ſeyn, gieſſet ein wenig Bruͤhe und Wein drein, und laſſet ſolches durch einen Durchſchlag an das geſchnittene Wildpret lauffen, gieſſet alsdenn mehr Bruͤhe zu, daß ihr vermeynet, deren gnug zu haben. Nach dieſen ſetzet es wieder auf Kohlfeuer, und laſſet es gemaͤhlich kochen, ſchneidet zuletzt Citronenſchalen drein, und wenn es eine dicke Bruͤhe hat, moͤget ihr ſolches nach Belieben anrichten.
Schwein-Wildprets-Braten ſo uͤberblieben, mit geroͤſteten Zwiebeln ſauer,
Den uͤberbliebenen SchweinWildpret-Braten ſchneidet ein, wie ihr darzu kommet, und thut ſolchen in einen Tiegel oder Caſſerole. Hernach machet Butter
auf
(0930)
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Schweinw
auf den Feuer braun, ruͤhret einen Eß-Loͤffel voll Mehl drein, und wenn es auch braun worden, ſo thut geſchnittene Zwiebeln hinein, und roͤſtet ſie braͤunlich, brennet ſie hernach an den eingeſchnittenen Braten, wuͤrtzet ihn mit Ingber und Pfeffer, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe und guten Eßig drauff, und laſſet ſolches auff Kohlfeuer kochen. Hat es zur Gnuͤge gekochet, ſo richtet ſolches nach Belieben an.
Schwein-Wildpret-Braten eingemacht mit Capern,
Dieſen bereitet gleich als vorhergehenden, nur daß ihr an ſtatt der Zwiebeln Capern nehmet, und mit ein wenig braunen Mehl abmachet, ſo iſt es zum Anrichten fertig.
Schweins-Wildpret-Braten mit Capern eingemacht anders,
Verfahret damit vorher beſchriebener maſſen, nehmet aber an ſtatt des braunen Mehls geriebene Semmel, an ſtatt des Eßigs Wein, miſchet Citronenſchalen drunter, und wenn es von Capern zu ſcharff und ſauer moͤchte werden, ſo thut ein Stuͤckgen Zucker, etwan einer Welſchen Nuß groß drein, ſo iſt es fertig, und kan alsdenn angerichtet und verſpeiſet werden.
Schwein-Wildpret-Braten eingemacht mit Kirſchmus,
Suchet Schweins-Wildpret mit Kirſchmus.
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Schweinw
Schwein-Wildprets-Braten eingemacht mit Mandeln und Cibeben,
Suchet Schwein-Wildpret mit Mandeln und Cibeben.
Schwein-Wildprets-Braten eingemacht mit Wachholder und Zwiebeln,
Suchet Schwein-Wildpret mit Wachholder und Zwiebeln.
Schwein-Wildprets-Braten eingemacht mit kleinen Roſinen und Pinien,
Schneidet uͤbergebliebenen Schweinwildprets-Braten wuͤrfflicht, thut ſelbigen in eine Caſſerole, wuͤrtzet ihn mit Ingber, Pfeffer, Cardemomen, Citronen-Schalen und einer Hand voll kleine Roſinen; ſtreuet geriebene Semmel dran, leget ein Stuͤcke Butter hinein, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe und ein wenig Wein daran, und ſetzet es aufs Feuer. Unterdeſſen putzet ein halb Viertel Pf. Pinien, leget ſolche in ein wenig kaltes Waſſer, thut ſie nach dieſen auch in das wuͤrfflicht geſchnittene gebratene, und laſſet alles noch eine Weile durcheinander kochen. Wem es beliebet, der kan auch ein wenig Zucker dran werffen, und endlich ſolches anrichten. Alſo mag ein uͤbergebliebenes Gebratens eingemachet werden, auf was Art und Weiſe man will, und wie es die Gelegenheit, das Gewuͤrtze und Italieniſchen Waren zulaſſen wollen.
Schwein-
(0931)
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Schweinsk
Schweins-Kopff wilden abzuſchneiden,
Wenn ein wildes Schwein einkoͤmmet, ſo ſchneidet ſelben den Kopff alſo ab: Die foͤrdern zwey Laͤuffie nehmet zuſammen, und ziehet ſie gegen die hintern; hernach ſchneidet oben am Genicke, ſo weit als das Ohr langet, ein, und auf beyden Seiten an denen Buͤchern herunter, und hacket ſolchen alsdenn vollends herab. Hierbey dienet zur Nachricht, daß mit einem zahmen Schweine eben alſo muß verfahren werden.
Schweins-Kopff zu putzen und zu ſengen,
Stecket durch den SchweinsKopff einen Spieß, nehmlich zum Maul hinein und oben am Genicke oder RuͤſſelRuͤſſel wieder heraus. Darnach muͤſſen ihrer zwey ſolchen uͤber ein Lohe-Feuer halten, allezeit herum drehen und alſo ſengen. Inzwiſchen leget Eiſen ins Feuer, laſſet ſolches gluͤhend werden, und brennet den abgeſengten Kopff mit dieſem gluͤhenden Eiſen gantz glatt, beſtreichet ihn oͤffters mit Speck, und brennet ihn ferner, ſo wird er recht ſchwartzbraun. Zuletzt ſchneidet das untere Maul loß, daß es haͤnget, und denn das obere auch loß, damit ſich der Ruͤſſel uͤberbeuge, alsdenn moͤget ihr ihn einwaͤſſern.
Schweins-Kopff, er ſey zahm oder wild zuzuputzen,
Waſchet ſelbigen ſauber aus thut ihn in einen Topff, gieſſet da[Spaltenumbruch]
Schweinsk
rauff ein Drittel Waſſer, ein Drittel Wein und ein Drittel Eßig und ſaltzet ihn ziemlich ſtarck. Ferner werffet darein allerhand Kraͤuter, als: Iſop, Salbey, Roßmarin, Lorbeer-Blaͤtter und etliche gantze Zwiebeln, ſetzet ſolchen zum Feuer, und laſſet ihn, nachdem das Alter des Schweins iſt, etliche Stunden kochen. Iſt er nun weich worden, ſo ſetzet ihn mit der Bruͤhe, darinnen er gekochet hat, in ein Gewoͤlbe, damit er erkalte. Wollet ihr den Kopff nunmehr anrichten, ſo nehmet ſolchen heraus, und ſchneidet ihn unten gleich zu, ziehet die Haut ein Paar quer Finger um den Kopff herum weg, daß das weiſſe abſticht; ſtellet ihn darnach auf eine Schuͤſſel, beſtecket ihn mit Buchsbaum und Blumenwerck; gebet ihm eine Citrone oder ſchoͤnen Borsdoͤrffer-Aepffel ins Maul und laſſet ihn zu Tiſche tragen. Wenn es bey groſſen Ausrichtungen iſt, ſo wird der Kopff oͤffters mit Gelees garniret. Dieſe nun werden von allerhand Farben gemacht, auf einander gegoſſen und hernach, wenn ſie geſtanden, nach eines jeden Belieben geſchnitten, und um den Kopff herum gelegt, die Gelees aber muͤſſen etwas haͤrter angemachet werden, als die man ſonſten zur Kuͤhlung brauchet. Von Verfertigung der Gelees ſuchet unter dem G. an gehoͤrigen Ort.
Schweins-Kopff anders zuzurichten,
Waͤſſert einen Schweins-Kopf, wenn er erſt geſenget und geputzet worden, uͤber Nacht ein; waſchet
ihn
(0932)
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Schwinsk
ihn ſauber aus, ſtreuet ihm Pfeffer und Saltz ins Maul und laſſet ihn alſo etliche Stunden liegen. Hierauf leget den Kopff in einen Keſſel, gieſſet Wein, Waſſer und Eßig darauff, thut Lorbeer-Blaͤtter, Roßmarin, Iſop, Salbey, Zwiebeln, gantzen Ingber, gantzen Pfeffer, gantze Nelcken und Citronenſchalen daran, und ſaltzet ihn ziemlich; ſetzet ihn alsdenn zum Feuer, woſelbſt er ſo lange kochen muß, biß er weich wird. Solte die Bruͤhe eingekocht und der Kopff doch nicht weich ſeyn, ſo gieſſet noch einmahl Wein, Waſſer und Eßig zu und laſſet ihn vollends weich kochen; alsdenn moͤget ihr ſolchen gleich als vorhergehenden, anrichten.
Schweins-Kopff noch anders nur ſchlecht,
Wenn der Schweins-Kopff, er ſey zahm oder wild, vorbeſchriebener maſſen zugeputzet iſt, ſo thut ſolchen in einen Topff, gieſſet Waſſer und ein Paar Kannen Eßig drauff, werffet allerhand Kraͤuter dran, ſaltzet ſolchen und laſſet ihn kochen, biß er weich worden. Nach dieſen thut ihn heraus in ein ander Geſchirr, nur in kein kupffernes nicht; denn im Kupffer wird es gleich bitter; und gieſſet von der Bruͤhe daruͤber: alsdenn koͤnnet ihr ſolchen nach euren Gefallen aufs zierlichſte anrichten. NB. Einen abgekochten SchweinsKopff kan man lange gut behalten, ſo man denſelben, wenn er abgekochet worden, in ein hoͤltzernes Geſchirr thut, die Bruͤhe oben daruͤber gieſſet, alle Tage umwendet, und ein Tuch daruͤber decket.
[Spaltenumbruch]
Schweinsf
Schweins-Fuͤſſe zu putzen,
Wenn die Schweins-Fuͤſſe vom Schwein abgehacket ſind, ſo ſchlaget die Klauen herunter, ſenget die kleinen Haͤrgen uͤber einem LoheFeuer ab, ſchneidet ſolche nach der Laͤnge, als einen Kalbs-Fuß entzwey, waſchet ſie ſauber aus und blanchiret ſie.
Schweins-Fuͤſſe-Grillade,
Suchet Grillade von Schweins-Fuͤſſen.
Schweins-Fuͤſſe mit einer Senff-Soſſe,
Putzet die Schweins-Fuͤſſe nach ietztgedachter Art zu, ſetzet ſie in einen Topff mit Waſſer, Saltz und Eßig zum Feuer, laſſet ſelbige weich kochen, und wenn ſolches geſchehen, ſo kuͤhlet ſie aus. Inzwiſchen machet in einer Caſſerole Butter auf dem Feuer heiß, ruͤhret ein Paar Meſſer-Spitzen Mehl drein, damit es auch braͤune; alsdenn ſchuͤttet den zwoͤlfften Theil von einer Kanne Senff an das gebrannte Mehl; gieſſet RindfleiſchBruͤhe und Wein daran, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Cardemomen, Zitronen-Schalen und einer gantzen Zwiebel, und laſſet es alſo zuſammen kochen. Hernach leget ein ziemlich Stuͤcke Zucker dran, daß die Bruͤhe recht piquant wird; machet ferner ein wenig Butter in einer Caſſerole auf dem Feuer heiß; thut die Schweins-Fuͤſſe drein, und braͤunet ſie ein wenig; nach dieſen leget ſie in die Senff-Bruͤhe und laſſet ſolche eine Weile mit ko-
chen,
(0933)
[Spaltenumbruch]
Schweinsf
chen, ſo koͤnnet ihr ſolche nach Belieben anrichten.
Schweins-Fuͤſſe mit einer Zwiebel-Soſſe gelb,
Sind die Schweins-Fuͤſſe geputzet, ſo ſetzet ſie nur mit Waſſer und Saltz zum Feuer, und laſſet ſolche weich kochen. Unterdeſſen ſchaͤlet und ſchneidet Zwiebeln klein; ſetzet in einer Caſſerole Butter auf Kohlfeuer, thut ein Paar Haͤnde voll geriebene Semmel und die geſchnittenen Zwiebeln drein und roͤſtet ſie ein wenig; gieſſet von der Bruͤhe, darinnen die Schweins-Fuͤſſe gekocht haben, daran, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer und Saffran; kuͤhlet alsdenn die Fuͤſſe aus, welche, wenn alles durch einander erſt gekochet hat, koͤnnen nach Belieben angerichtet und zu Tiſche getragen werden.
Schweins-Fuͤſſe mit Zwiebeln ſauer,
Die Fuͤſſe kochet ab, wie vorher beſchrieben worden. Hernach ſetzet in einer Caſſerole Butter aufs Feuer; ruͤhret ein wenig Mehl darein, welches auch braͤunen muß; werffet klein geſchnittene Zwiebeln in das braune Mehl und roͤſtet ſie mit; gieſſet Bruͤhe und Eßig dran, wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer, und laſſet es kochen; kuͤhlet die Schweins-Fuͤſſe ſauber aus, leget ſolche in die Bruͤhe, darinne ſie eine Weile mit kochen muͤſſen, richtet ſie an und gebet ſie hin.
Schweins-Fuͤſſe mariniret,
Suchet Kalbs-Fuͤſſe mariniret.
[Spaltenumbruch]
Schweinsf
Schweins-Fuͤſſe gebacken,
Suchet Kalbs-Fuͤſſe gebacken.
Schweins-Fuͤſſe mit Mandeln und Cibeben,
Suchet Schweinefleiſch mit Mandeln und Cibeben.
Schweinsfuͤſſe mit BaumOel und Eßig,
Kochet Schweins-Fuͤſſe mehr beſchriebener maſſen ab; hernach kuͤhlet ſie aus, thut alle Knochen heraus, und laſſet ſie kalt werden, hernach ſchneidet ſie wie Nudeln, ſchuͤttet ſelbige alsdenn auf eine Schuͤſſel, gieſſet Baumoͤl und Eßig drauff, wuͤrtzet ſie mit Saltz, Ingber u. Pfeffer, hacket auch Schnittlauch klein, und ſtreuet ihn daruͤber, miſchet alles durch einander, richtet es an und laſſet es zu Tiſche tragen.
Schweins-Ohren mit Senff,
Wenn dieſelben ſauber geputzet und abgekochet ſind, ſo ſchneidet ſie wie Nudeln, und machet die Senff-Soſſe darzu, wie bey denen Schweins-Fuͤſſen mit SenffSoſſe ſtehet.
Schweins-Ohren mit Muſcaten-Bluͤten,
Wenn ſelbige vorbeſchriebener maſſen geputzet und abgekochet ſind, ſo ſchneidet ſie ebenfalls wie vorige; thut ſolche in eine Caſſerole oder Tiegel, ſtreuet geriebene Semmel und viel Muſcaten Bluͤten drein, leget ein Stuͤckgen But-
ter
(0934)
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Schweinsoh
ter dazu, gieſſet Bruͤhe darauff, ſetzet ſolche auf Kohlfeuer und laſſet ſie kochen, biß die Bruͤhe ein wenig dicke wird, ſo ſind ſie fertig.
Schweins-Ohrenmit Mandeln und Cibeben,
Suchet Schweinefleiſch mit Mandeln und Cibeben.
Schweins-Ohren mit Schnittlauch,
Dieſelben werden ebener maſſen wie vorhergehende abgekochet und geſchnitten: nach dieſen ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter uͤber Kohlfeuer, ſchuͤttet eine Hand voll geriebene Semmel drein, und roͤſtet ſie ein wenig ab, ſchneidet alsdenn Schnittlauch, und thut ſolchen auch darzu, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer und Saffran, gieſſet Bruͤhe darauf, leget denn hierauf die SchweinsOhren darzu hinein, und laſſet ſolche ein wenig kochen, biß die Bruͤhe etwas dicke wird, richtet ſolche hernach an und gebet ſie hin.
Schweins-Ohren mit Baumoͤl und Eßig,
Suchet Schweinsfuͤſſe mit Baumoͤl und Eßig.
Schweins-Ohren fricasſiret,
Dieſe kochet und ſchneidet klein, gleich als vorher beſchriebene, thut ſie in einen Tiegel oder Caſſerole, leget ein Stuͤck Butter und eine gantze Zwiebel dran, und pasſiret es ein wenig auf Kohlfeuer ab, wuͤrtzet es mit Ingber, MuſcatenBluͤten und Citronenſchalen, gieſ[Spaltenumbruch]
Schwei Schweiß
ſet ein Glaß Wein, und ein Paar Eßloͤffel Wein-Eßig daran, welches alſo eine Weile daͤmpffen muß, gieſſet alsdenn noch etwas FleiſchBruͤhe drein, und laſſet es eine Weile kochen. Inzwiſchen ſchlaget 4. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, ſchuͤttet eine halbe Meſſerſpitze Mehl und einen Loͤffel voll Eßig darein, und quirlt dieſe klar ab, hierauf ziehet die Bruͤhe, darinnen die Schweins-Ohren liegen dran, quirlt es wohl durch einander, leget wieder ein Stuͤck Butter an die Ohren und pasſiret ſie noch ein wenig, gieſſet die geruͤhrte Bruͤhe darein, ruͤttelt es durch einander und richtet es an.
Schweins-Ohren mit gruͤner Peterſilie,
Schneidet ſelbige, wie offt beſchrieben worden, thut ſie in einen Tiegel oder Caſſerole, ſtreuet geriebene Semmel, Muſcatenbluͤten, Ingber und gehackte gruͤne Peterſilie dran, gieſſet gute FleiſchBruͤhe darzu, leget ein Stuͤck Butter hinein, ſetzet es auf Kohlfeuer und laſſet es kochen, biß die Bruͤhe ein wenig dicke wird, ſo ſind ſie zum Anrichten fertig.
Schweiß,
Heiſſet in denen Kuͤchen ſo viel als das aufgefangene Blut von Gaͤnſen, Huͤnern, Tauben, Enten, ꝛc.
Schweiß-Wuͤrſte zu machen,
Nehmet den Schweiß vom Schwein, und ruͤhret ihn wohl
durch
(0935)
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Schweißwuͤrſte
durch einander. Darnach kochet das Geſcher und das Halbfleiſch vom Schwein ab, ſchneidet es hernach wuͤrfflicht, beſtreuet es mit Ingber, Pfeffer, Saltz, Nelcken, ein wenig Majoran und miſchet es wohl durch einander. Nach dieſen gieſſer ein halb Noͤſel Waſſer unter den Schweiß, nehmet alsdenn abgeſchnittene Daͤrmer, und fuͤllet das geſchnittene darein, ſo, daß der Darm halb voll werde: auf dieſes gieſſet von dem Schweiß hinein, und machet damit den Darm bey nahe voll, ſpeulert ihn oben zu, ſchuͤttet das Fette, ſo inwendig, wohl durch einander, daß es nicht auf einen Klumpen beyſammen bleibe; verfertiget alſo SchweißWuͤrſte, ſo viel ihr wollet, und ſiedet ſolche in einem Keſſel ab. Ehe ihr aber ſelbige ſiedet, ſo muͤſſet ihr mit einer Spicknadel, oder mit einem ſpitzigen Holtze Loͤcher hinein ſtechen, ſonſten zerſpringen ſie. Wenn ſie genug geſotten, ſo thut ſie heraus in kaltes Waſſer, leget ſelbige auf rein Stroh, daß ſie abtrocken.
Schweiß-Wuͤrſte mit Sauerkraut,
Setzet die Schweiß-Wurſt mit Waſſer in einen Topff zum Feuer, und laſſet ſolche noch ein wenig kochen. Hernach nehmet Sauerkraut, und machet es wie das Schweinefleiſch mit Sauerkraut beſchrieben worden, leget die Wurſt darein, und richtet alsdenn ſolches an.
Schweißwurſt mit durchgeſtrichenen Erbſen,
Suchet Schweine-Fleiſch [Spaltenumbruch]
Schwen Schwinz
mit durchgeſtrichenen Erbſen, und machet die Wurſt gleich alſo.
Schwenck- oder SpielKeſſel,
Iſt ein groſſer und flacher kuͤpfferner Keſſel, worinnen bey Hochzeiten oder andern Gaſtereyen die Wein- und Bier-Glaͤſer ausgeſpielet und geſchwencket werden.
Schwendendorſſin,
Anna Maria. Von Leipzig, des damahligen Buͤrgermeiſters Schwendendorffes gelehrte und tugendhaffte Tochter. Sie ward an einen vom Adel von Wolfframsdorffs verlobet, ſtarb aber als eine Braut A. 1673. und hinterließ ein ſchoͤnes Buch, ſo ſie unter dem Titul; Andaͤchtige GemuͤthsSeufftzer, geſchrieben, welches groſſe approbation gefunden. Vid. Henning. Witte. Tom. II. Diar. Biograph. ad A. 1673.
Schweſtern,
Seynd zwey von einer Mutter erzeugte Toͤchter, entweder voll oder halbbuͤrtig. Deren letztere eine Mutter und zwey Vaͤter, oder einen Vater und zwey Muͤtter haben.
Schwieger-Mutter,
Heiſſet des verheyratheten Mannes Frauen Mutter.
Schwinzerin,
Agnes, aus Pommern, eine gelehrte und noch junge Jungfer, ſo faſt den gantzen Florum in zierlich Deutſch uͤberſetzet, und die Klag-
Lieder
Frauenzimmer-Lexicon. M m m
(0936)
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Scifis Scud
Lieder Jeremiæ in gute Lateiniſche Verſe gebracht, ſie war eines Dorff-Pfarrherrns Tochter. Vid. Paulin. in ſeiner Zeitkuͤrtzenden erbaulichen Luſt. p. II. p. 1118.
de Scifis,
Clara, eine gelehrte Nonne aus Graͤfflichen Geſchlechte zu Aſſiſio, ſtifftete den Orden St. Claræ, und ſchrieb ihr Teſtament und Epiſteln, ſie ſtarb den 22. Aug. A. 1553.
de Scudery,
Magdalena, eine vortrefflich gelehrte, u. galante Frantzoͤſin, ſo eine rechte Zierde Franckreichs und andere Sappho zu nennen, deren vortrefflicher Verſtand, Geſchicklichkeit und gelehrtes Weſen mehr zu bewundern als zu beſchreiben ſtehet, weswegen man auch hin und und wieder viel Lobes-Erhebungen, ſo ſie auch in der That verdienet, findet. Vid. die Monatl. Auszuͤge ad An. 1701. Menſe Decembr. p. 34. ſeq. it. die raiſonnirende Welt uͤber den heutigen Staat Europæ. P. V. p. 469. P. Richelet. in Libr. Les plus belles Lettres Françoiſes T. I. p. 265. Thomaſ. in Monatl. Unterredungen ad Ann. 1689. Menſ. Febr. p. 120. Damoiſell. Jaequette Guillaume Dames Illuſtres. p. 293. Juncker. Centur. Foem. Illuſtr. p. 121. & 22. Nach dem Tode der beruͤhmten Helena Cornara wurde ſie von der Academie di Ricourati zu Padua, als ein Mit-Glied angenommen, bekam auch ſo wohl vom Koͤnig in Franckreich als auch andern vornehmen Herren Penſion. Dieſe gelehrte Dame iſt A. 1701. in dem 94. Jahre ihres Alters, in der [Spaltenumbruch]
Scudery
groͤſten Renommée geſtorben, ſintemahl ihr der beruͤhmte Menagius nachgerechnet, daß ſie 80. Buͤcher aus ihrem eignen Kopffe geſchrieben. Der Catalogus ſelbiger iſt folgender. Converſations Morales. De la Converſation. Des plaiſirs. De la Connoiſſance d’autrini & de ſoi même. Contre ceux pui parleut peu reſpectueuſement. De la Religion. De parler trop, ou trop peu contre ceux, qui decrient le gouvernement, quelqu’ il ſoit. Des pasſions que les hommes ont inventé. De la complaiſance. De la Disſimulation & de la Sincerité. De l’ Indifference. Les Bains des Termopiles, ou la Converſation de la Crainte. De la Magnanimité. De la Politeſſe. De l’ abſence. De la Douceur. De la fierté. De l’ Inlination. De l’ air galant. Du Menſonge. De l’ ennuy ſans ſujet. De la Maniere d’ ecrire des lettres. De la gloire. De la Poeſie Françoiſe jusqu’ á Henry huitiéme. De l’ eſperance. De l’ envie. De la pareſſe. De la Tirannie. De l’ uſage. De la Colere. De l’ incertitude. De la haine. De la diſcretion. De la jalouſie. De l’ avarice. De l’ inegalitè. De la Mediſance. L’Hiſtoire des converſations de l’ amitiè. De l’hipocriſie. L’Hiſtoire de Morale. Sentimens de Confutius ſur divers Sujets. Deſcription de—du Repentir. Du diſcernement. Des Louanges. L’Hiſtoire de la coquetterie. De la Modeſtie. De la diverſité des amitiez. De l’impatience. Quels ſont les plus grandes douceurs de la gloire
ou
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Scylla
ou celles de l’ amour. De l’ experience. Des fleurs & des fruits. Des deſirs. Des fauſſes Conſolations. Des impertinens. Hiſtoire du Prince Ariamene. Des papillons. Obſervations ſur les papillons. De la reconnoiſſance. L’illuſtre Baſſa en 4. Volumes. Les femmes illuſtres. 2. Volumes. Le grand Cyrus 10. Volumes. Clelie 10. Volum. Celinte. Mathilde. Aciane. La Promenade de Verſaililes. Le Diſcours de la gloire. qui a remporté le prix de l’Academie. Sappho, ou l’ heureuſe in conſtance par Madm ‒‒ Uberdiß ſoll ſie noch etliche Schrifften und Gedichte hinterlaſſen haben, ſo noch nicht einmahl gedruckt worden. Aus dieſen Buͤchern, und ihrer Menge iſt nun leichte zu ſchlieſſen, was dieſe gelehrte Minerva vor Verſtand und Wiſſenſchafft muͤſſe beſeſſen haben. Vid. Continuat. Prim. des Ziegleriſchen Schauplatzes und Labyrinthes N. 70.
Scylla,
Eine Tochter des Megarenſiſchen Koͤnigs Niſi ſo ſich in ihres Vaters Tod-Feind den Minos verliebet hatte, und ihn dahero auf alle Art zu gewinnen und einzuſchlaͤfern ſuchte, weil ſie nun wuſte, daß des gantzen Reichs Wohlfahrt und Verhaͤngniß in denen Purpurfarbnen Haaren ihres Vaters beſtande, ſchnitte ſie ihm ſelbige heimlich ab, und ſtellte ſolche ihrem vermeinten Liebhaber als eine Marque der kuͤnfftigen Mit-Gifft zu, als ſie aber ſahe, daß er ſie nicht viel achtete, wurde ſie vor Schmertz und Wehmuth in eine Lerche verwandelt.
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Scylla Sebu
Scylla,
Des Phorci Tochter, in die ſich der Meer-Gott, Glaucus hefftig verliebet, bey ihr aber kein Gehoͤr fand, weßwegen er die Zauberin Circe um Huͤlffe angeruffen, weil aber Circe ſich ſelber in den Glaucum vergaffet, wiewohl ſonder einige Gegenliebe, bezauberte ſie den Brunnen, worinnen ſich die Scylla zu baden pflegte, dergeſtalt, daß, ſo bald ſie, die Scylla, hinein trat, in ein Monſtrum verwandelt ward, nemlich dem Ober-Theil nach, zwar eine Jungfer, doch mit einem Wolffs-Kopffe, dem Untertheil aber nach ein Delphin, woruͤber ſich die verwandelte Scylla vor Schmertzen in das nechſte Meer geſtuͤrtzet, und allda in einen Stein und Klippe verwandelt woꝛden, welche Klippe noch heut zu Tage, auf den Sicilianiſchen Meer ſoll zu finden ſeyn, wofuͤr ſich die Schiffenden ſehr zu huͤten pflegen.
Sebutia,
Cæcilia, eine ſehr gelehrte Roͤmerin, ſie verſtund die Latinitaͤt perfect, und hatte ſich mit groſſen Fleiß auf die Orientaliſchen Sprachen geleget, abſonderlich auf die Ebraͤiſche, weßwegen ſie auch die Dicta Biblica wieder die Juden behaupten und die gelehrteſten Rabbinen wiederlegen konte. Uberdiß war ſie in der Theologie und Philoſophie ſo wohl verſiret, daß ſie in ihrem 18. Jahre unter dem Præſidio des gelehrten P. Joan. Anton. de Panormo mit groſſen Ruhm gewiſſe Theſes Philoſophico Theologicas defendirete und die Argumenta ihrer Opponenten recht ge-
lehrt
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Sechswoch
lehrt und accurat antwortete. Der beruͤhmte Bartoloccius in ſeiner Bibliothec. Magn. Rabbinic. P. III. fol. 756. & 57. redet weitlaͤufftig von ihr, und leget ihr ein nicht geringes Lob bey. Vid. Juneker. Centur. Illuſtr. Foem. p. 69. & 70.
Sechswoͤchnerin, oder KindBetterin,
Heiſſet dasjenige Weib, ſo nach geſchehener Entbindung der Geburth und Niederkunfft ſich 3. Wochen lang in dem Wochen-Bette, 3. Wochen aber auͤſſer demſelbigen, und alſo zuſammen 6. Wochen lang in ihrer Wochen-Stube reinlich und nette ausgeputzt und angekleidet aufhaͤlt, den Gevaͤtterund Wochen-Beſuch binnen ſolcher Zeit annimmt und gebraͤuchlicher maſſen abwartet.
Sechswochen halten,
Wird geſagt von denen Kindbetterinnen, ſo ſich ſechs Wochen lang nach ihrer Niederkunfft inne haͤlten, und den Wochen Beſirch und Zuſpruch binnen ſolcher Zeit abwarten. Die Heilige Schrifft ſetzte einer Kindetterin 33. Tage, binnen welcher Zeit ſich ſelbige inne halten, und nicht zum Heiligthum kommen duͤrffte. Vid. Levitic. XII. In Chialis einer Stadt in der groſſen Tartarey muͤſſen die Maͤnner vor die Weiber 6. Wochen halten, denn ſo bald eine Frau des Kindes geneſen, gehet ſelbige aus dem Bette wieder an ihre Verrichtung, hingegen muß ſich der Mann 42. Tage ins WochenBette legen und pflegen. Der[Spaltenumbruch]
Sechsw Segh
gleichen auch die Brasſilianiſchen Weiber in America thun ſollen.
Sechswochen-Kind nicht in einen Mantel ſchlagen,
Iſt eine laͤcherliche und aberglaͤubiſche Meynung dererjenigen Weiber, ſo da verbieten das Sechswochen-Kind binnen ſolcher Zeit durchaus in keinem Mantel zu ſchlagen, damit es nicht bey ſeiner Lebens-Zeit immer zu trauren bekaͤme.
See-Weiber, oder SeeMaͤgdgens,
Sind die wunderlichen Weibes-Bilder, ſo in dem Dorffe Senteir nahe bey Fuentarabia in Spanien wohnen, welche kein MannsVolck leiden koͤnnen. Sie haben alte Jungfern zu ihren Hoffmeiſterinnen, und konnen vortrefflich wohl ſchwimmen, wie ſie denn auch von Rudern, oder von auf- und abfahrenden Schiffen ſich zu naͤhren pflegen, diejenigen ſo Luſt zum Heyrathen bekommen, gehen nach Fuentarabia auf die Meſſe, ſtellen ſich allda zur Schau aus, aus welchen ſich hernach die jungen Purſche eine heraus leſen und ſie zum Weibe nehmen duͤrffen.
Segeſta oder Segetia,
War eine Goͤttin bey den alten Roͤmern, ſo der Saat auf denen Feldern vorzuſtehen und ſelbige zu bewahren pflegte, Macrobl. 1. Satutnal. c- 16.
Segherin,
Anna, des beruͤhmten Phyſici M. Seghers zu Antorff kuͤnſtliche Toch-
ter
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[Spaltenumbruch]
Seguier Seiffe
ter, ſo eine vortreffliche Mahlerin und kuͤnſtliche Meiſterin in Schildereyen iſt. Vid. Frauenlob in der lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 32.
Seguier,
Anna, ein ſchoͤnes, kluges und gelehrtes Frauenzimmer in Franckreich, florirte zu Ende des 16. Se culi und wurde anfaͤnglich an den von Prat, nach deſſen Abſterben aber an den von Vergne vermaͤhlet. Man findet von ihr Gedichte, Geſpraͤche von der Tugend, Ehre, Wolluſt u. a. m.
Seide,
Iſt ein zartes Geſpinſte der Seiden-Wuͤrmer, von unterſchiedenen Farben; woraus Band, Treſſen, Stoff und andere ſeidene Zeuge von allerhand Art gewuͤrcket werden, iſt entweder offen oder gedrehet, fein oder Floret, Nehoder Stepp-Seide, Italiaͤniſche oder Hollaͤndiſche.
Seidne Treſſe,
Iſt ein ein- oder zweyfaͤrbigtes dicht und ſchmal gewuͤrcktes Band, mit und ohne Muſter, wird von dem gemeinen Frauenzimmer um den Leib getragen.
Seiffe,
Iſt eine von Talg, Aſche, ungeleſchten Kalck und Lauge geſottene zache und zuſammen geronnene Materie, wormit das Frauenvolck die ſchwartze Waͤſche bey dem Waſchen zu ſchmieren und rein zu machen pfleget. Wird mit einen [Spaltenumbruch]
Seiffe
meßingenen Drat zu Taffeln und Stuͤcken geſchnitten.
Seiffe wohlriechende zu den Haͤnden,
Iſt eine aus wohl zerriebener und in Roſenwaſſer gekochter Venetianiſcher Seiffe mit klein geſtoſſenen bittern Mandeln, Pimper-Nuͤßlein, weiſſen Zucker, Hollunder-Bluͤt-Eßig, Weinſtein-Oel, Benzoes Oel, Liljen-Oel, aufgeloͤſeten Campher, pulveriſirten Bleyweiß, Wallrath, Zibet, Moſch, Ambra, und Roſen-Holtz-Oel vermiſchte unter einander geknetete und in runde mittelmaͤßige Kugeln formirte Maſſa, mit welcher ſich das Frauenzimmer ihre Haͤnde, um ſelbige ſchoͤn und klar zu erhalten, zu waſchen pfleget.
Seiffen-Erlet,
Iſt das uͤberbliebene Waſſer aus Seiffe gekocht, woraus die geſchmierte Waͤſche warm gewaſchen worden, bekoͤmmt in waͤhrenden waſchen und reiben, einen ſtarcken Gaͤſcht.
Seiffen-Faͤßlein,
Iſt ein kleines von Zinn oder Blech getriebenes Kaͤſtlein ſonder Deckel, worinnen die Hand-Seiffe lieget, uñ welches insgemein an die Handfaß-Tafel angehenget wird.
Seiffen-Saͤcklein,
Iſt ein kleines von Beutel-Tuch zuſammen genehetes Saͤcklein, wormit ſich das Frauenzimmer vermittelſt Seiffe und warmen Waſſers die Haut abzureiben und rein zu waſchen pfleget.
Seihe-
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Seih Selſen
Seihe-Tuch, ſiehe. HaarTuch,
Seil-Taͤntzerin,
Iſt eine leichtſinnige WeibesPerſon, ſo in dem Lande herum ziehet, und ihre Kunſt auf den Straffen oder Schweng-Seil zu tantzen oͤffentlich um das Geld ſehen laͤſt.
Selene. ſiehe. Helena des ErtzKetzers Simons.
Selerie,
Hippoſelinum, Selerie, iſt ein Wurtzel-Gewaͤchſe, ſo aus Italien in Teutſchland gebracht worden, und das man numehro auch in teutſchen Gaͤrten haͤuffig antrifft. Es waͤchſt nicht nur wie ſtarcke Peterſilien-Wurtzeln, ſondern hat auch noch beſſere Krafft und Wuͤrckung denn jene. Er wird geſaubert, in duͤnne Stuͤcklein zerſchnitten, und entweder auffgeſotten oder ſtracks rohe mit Baumoͤl, Saltz, Pfeffer und ein wenig Eßig zum Gebratens auffgeſetzet, oder ſonſt bey andern Speiſen angebracht.
von Selſen,
Floriana. Eine wohlgelahrte edle Nonne und Priorin vom Cloſter Gottes-Thal Ciſtercienſer Ordens, hat unter andern eine ſchoͤne Homilie vom verſtorbenen Sohne der Wittben zu Nain an Abt Heinrich zu Corbey, Grafen von Hamburg A. 1290. geſchrieben, der ihr auch einen Lateiniſchen Brieff darauf geantwortet, und darinnen gedachter Homilie dieſes Lob giebet, daß er von keinem alten Theologo [Spaltenumbruch]
Selvag Semira
in dieſem Stuͤcke etwas beſſers erwarten koͤnne. Vid. P. Viſſebecii Chronic. Hoxatienſ. ad A. 1290. Sie redete ſehr fertig Latein, war in Theologiſchen Streit-Fragen wohl geuͤbt, ſtarb A. 1302. und befahl auf ihren Leichen-Stein dieſe Worte hauen zu laſſen: Seelig, die im HErrn leben und ſterben.
Selvaggia,
Maria Borghini. Eine gelehrte Italiaͤnerin von Siena, ſie verſtund die Lateiniſche Sprache perfect, war eine gute Philoſopha, abſonderlich in der Matheſi wohl erfahren, und machte in Lateiniſcher ſo wohl als Welſcher Sprache einen zierlichen Vers. Vid. Menag. in Lection. Italic. p. 60.
Semele,
Eine Tochter des Thebaniſchen Koͤnigs Cadmi, mit welcher Jupiter den Bacchum gezeuget, ward aber durch die Liſt der eyferſuͤchtigen Juno von dem Jupiter mit ſeinem Donner erſchlagen. Als ſie nun zur Erden fiel, rieß er ihr, das unzeitige Kind aus dem Leibe, band es um ſeine Huͤfften, und truge es ſo lange an ſeinem Leibe, biß es die noch ruͤckſtaͤndigen Monate der Geburt voͤllig erreichet, welches Kind Bacchus genennet ward.
Semiramis,
Der Aſſyrer Koͤnigin, des erſtern Koͤnigs Nini Gemahlin, hat nach ihres Mannes Tode, den ſie verborgen hielte, lange Zeit, unter angenom̃ener Geſtalt ihres Mannes in ſeinen Kleidern regieret, biß ihr Sohn zum herrſchen tuͤchtig
und
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Semira Semnitz
und mannbahr wurde. Sie hat das Reich durch ihre gefuͤhrten Kriege ſehr erweitert, auch die Mauren um Babylon auffgefuͤhret; Indeſſen aber war ſie ſehr geil und unerſaͤttlich, ſo gar, daß ſie aus ihrem Krieges-Heer ſich taͤglich die ſchoͤnſten und ſtaͤrckſten Soldaten zu ihrer Bedienung heraus zog, als ſie aber ihren eigenen Sohn zum Beyſchlaff zwingen und beſchwatzen wolte, ſoll ſie von ihm ermordet worden ſeyn. Als ſie einsmahls mit ihrem Haar-Auffſatz beſchaͤfftiget war, und man ihr die ſchlimme Zeitung brachte, daß die Stadt Babylon ihr abtruͤnnig geworden, lieſſe ſie den einen noch ungeflochtenen Theil ihrer Haare hengen, machte ſich auff, zu wieder Eroberung ſolcher Stadt und ſchwur ihr Haar nicht eher wieder einzuflechten, biß ſie die Stadt Babylon wieder unter ihren Gehorſam gebracht, weßwegen ihr auch zu Babylon eine Statua in ſolchen fliegenden und uneingeflochtenen Haaren geſetzet und auffgerichtet worden. Val. l. 9. c. 3.
Semiramis Arctoa. ſiehe. Margaretha Waldemar.
Semmel-Paſteten. ſiehe. Frantz-Brode.
von Semnitz,
Eliſabetha. Eine galante Schleſierin und gekroͤnte Poetin, in dem Pegneſiſchen Blumen-Orden, Celinde, genennet, welcher der Herr von Bircken den andern Theil ſeiner Pegneſis dediciret hat. Sie ſturb A. 1679.
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Sempro Senff
Sempronia,
Eine zwar gelehrte doch aber auch ihres geilen und wolluͤſtigen Lebens ſehr verdaͤchtige Roͤmerin; Sie war von guten Geſchlechte und ſchoͤner Geſtalt, darbey von tapffern und behertzten Gemuͤthe, und verrichtete viele kuͤhne und maͤnnliche Thaten, verſtund die Griechiſche und Lateiniſche Sprache, konte uͤberaus lieblich ſingen, zierlich tantzen, und machte einen netten Vers. Vid. Henr. Corn. Agrippam in Lib. de præſtantia Sexus fœm. l. 2. c. 19. Menagium in Lection. Italic. p. 60. & Andr. Hondorff. in Promptuar. Exemplor. f. 120. b.
de Sena Catharina. ſiehe. Catharina Sienenſis oder Senenſis.
Senatus Conſultum Vellejanum. ſiehe. Vellejaniſcher Rathsſchluß.
Senecta,
War bey denen alten Gaden die Goͤttin des Alters, welcher diejenigen zu opffern pflegten, ſo kein ſchweres und unruhiges Allter verlangten.
Senff,
Sinapi, de la Moutarde, iſt ein bekannter Same, der auf der Muͤhle gemahlen, mit Wein-Eßlg in kleine Faͤßgen eingemachet, und weit und breit verſendet wird; man findet auch nicht leicht eine beſſere Sorte, als die von Dyon aus Franckreich koͤmmet. Mit dem
Senff
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Senffte Senta
Senff pflegt der Koch entweder gewiſſe Eſſen gut und angenehm zu machen, oder er ſetzet ſolchen als eine Tuncke bey Boͤckel- und geraͤucherten Fleiſch, Schincken ꝛc. auff, wodurch dergleichen Gerichte delicat, geſund und verdaulich gemachet werden.
Senffte, Porte-Chaiſe,
Iſt ein an etlichen Orten gewoͤhnlicher Trage-Seſſel, worauff ſich das Frauenzimmer von zwey darzu beſtellten Senfften-Maͤnnern von einem Ort zum andern tragen laͤſt.
Sengeria,
Juſtitia, von Braunſchweig, war zwar blind gebohren, doch im Verſtand ſehr erleuchtet und in der Theologie wohl erfahren, ſie hat A. C. 1593. den 59. Pſalm vortrefflich ſchoͤn ausgeleget, und heiſſet der Titul dieſes Werckes: des H. Geiſtes Beſchreibung vom Leiden und Sterben unſers HErrn JEſu Chriſti, durch eine blindgebohrne Jungfer Juſtitia Sengers in Braunſchweig, zu wahrer und letzter Warnung der itzigen verſtockten Welt. Hamburg 1493. Die Dedication dieſes Buchs iſt an Fridericum II. Koͤnig in Daͤnnemarck gerichtet. Vid. Sax. in der Kaͤyſer-Chronic. ſub Maximil. II. p. 390.
Sennel,
Armentaria, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Senta,
Eine Tochter des Koͤnigs Picus, [Spaltenumbruch]
Sentia Serviet
und Eheweib des Fauni. Dieſe ſoll nach des Varronis Auſſage von ſolcher Keuſchheit geweſen ſeyn, daß ſie Zeit ihres Lebens kein Manns-Bild mehr als ihr Mann Faunus zu ſehen bekommen. Weswegen auch die Weiber ihr gantz in geheim und im verborgenen zu opffern und ſie die Goͤttin Faunam auch Bonam Deam zu nennen pflegten.
Sentia, oder, Sentiarea Ameſia. ſiehe. Ameſia.
Serail,
Heiſſet dasjenige Gemach und Zimmer, wo die Concubinen und Kebs-Weiber des Tuͤrckiſchen Kaͤyſers ſich auffzuhalten pflegen, und darinnen verwahret werden.
Serena,
Eine Spanierin, des Stiliconis Eheweib, mit welchen ſie eine Tochter, Mariam genannt, gezeuget, die der Kaͤyſer Honorius zur Gemahlin genommen; Claudianus hat ihr ein herrliches Lob-Gedichte geſchrieben.
Servietten, oder, Teller-Tuͤcher,
Seynd diejenigen meiſtens in das Gevierdte von Damaſt, Zwillig oder Stangen-Leinwand geſchnittenẽ und umſaͤumten weiſſen Tuͤcher, ſo man bey dem Tiſch decken auf die Teller herum leget, und woran man ſich bey dem Eſſen Mund und Haͤnde zu wiſchen pfleget. Bey Hochzeiten oder vornehmen Gaſtereyen werden ſie noch hier und dar gebrochen oder friſiret,
mei-
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[Spaltenumbruch]
Servietten
meiſtentheils aber heut zu Tage uͤber die Teller in allerhand nur auffgerollte, und in einander geſchlagene Figuren und Formen geleget oder auffgeſetzet. In Holland werden die feinen und ſaubern Serviettren in abſonderliche und nach jeden Stuͤcke abgetheilte Muſter gewebet und gebracht.
Servietten-Baͤnder,
Heiſſen diejenigen Stuͤcklein Band oder Livereyen von unterſchiedenen Sorten, ſo die Weiber, welche Koſt- oder Tiſch-Gaͤnger halten, an das eine Ende der Serviette zu knuͤpffen pflegen, damit eine jede zu Tiſche ſitzende Perſon ſein Serviett erkennen und vor ſich allein woͤchentlich behalten kan.
Servietten auffſetzen,
Heiſſet die friſirten und gebrochenen Servietten uͤber die Teller auffrichten und ihnen die gehoͤrige Figur zutheilen; bißweilen werden auch von dem FrauenzimmerServietten, ſo nicht gebrochen ſeyn, dennoch in gewiſſe Figuren und Arten uͤber die Teller eingerollt und geſchlagen.
Servietten brechen, oder, friſiren,
Iſt eine Kunſt und Wiſſenſchafft die ſteiff und ſtarr geſtaͤrckten Servietten oder Tafel-Tuͤcher niedlich einzufalten, und aus ſelbigen gewiſſe Figuren hervor zu bringen. Wird insgemein mit dem Trenchiren von dem Frauenzimmer erlernet.
Servietten-Preſſe,
Iſt ein von Holtz geſchnitztes [Spaltenumbruch]
Seſſel Seymo
und ausgearbeitetes auch mit Ober- und Unter-Platte nebſt der darzu gehoͤrigen und eingerichteten Schraube verſehenes Geſtelle, glatt gebeitzt oder mit allerhand eingelegten Holtze ſauber fourniret, worein man nach gehalteneꝛ Mahlzeit die Taffel-Tiſch-Teller-Tuͤcher und Servietten zu legen und darinnen einzupreſſen pfleget.
Seſſel,
Iſt eine Art kleiner ausgeſtopffter und beſchlagener niedriger Stuͤhle ſonder Lehne, ſo man insgemein in denen Zimmern an die Fenſter oder Ercker zu ſtellen pfleget, das Frauenzimmer nennet ſie auch Noͤnngen.
di Sevigni,
Eine gelehrte Marquiſin aus Italien, von welcher Menagius in Lectionib. Italic. p. 64. bezeuget, daß ſie ſey:
Donna bella, gentil, corteſe é ſaggia, Di caſtita, di Fede, & d’ Amor Tempio.
Das iſt:
Ein ſchoͤn und kluges Weib, der Hoͤfflichkeit Exempel, Der Keuſchheit, Treu und auch zugleich der Liebe Tempel.
Seymour,
Anna, Margarita und Jana, drey gelehrte Engliſche Dames und vortreffliche Poetinnen. Sie haben zuſammen 104. Lateiniſche Diſticha auf den Tod der Koͤnigin von Navarra, Margaritæ Valeſiæ, Koͤnigs Franciſci I. in Franckreich Schwe-
ſter,
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[Spaltenumbruch]
Sfortia Sibyllaͤ
ſter, verfertiget, ſo unter dem Titul: Le Tombeau de Margverite de Valois Reine de Navarre, à Paris 1551. und wegen ihrer Schoͤnheit in Griechiſche, Italiaͤniſche und Frantzoͤiſche Poeſie uͤberſetzet worden, der beruͤhmte Frantzoͤiſche Poet Mr. Ronſard weiſet in ſeiner Poeſie, les Odes de Ronſard betittelt T. II. p. 613. & 14. eine Ode auff, ſo er auf dieſe 3. gelehrte Gratien verfertiget.
Sfortia Baptiſta. ſiehe. Baptiſta.
Sfortia Conſtantia. ſiehe. Conſtantia.
Sibylla,
Eine Stiffts-Jungfer zu Wißbeck in Stifft Minden, und Deutſche Poetin, ſie hat das Leben des Heil. Remberts und vieler andern, ſamt dero Miraculn in Verſen beſchrieben. Vid. Hiſtor. Visbecenſ. §. 75.
Sibyllæ,
Waren bey denen Alten gewiſſe Weibes-Perſonen, und Heydniſche Jungfrauen, die ſich aufs Wahrſagen legten, und entweder mit dem Teuffel Gemeinſchafft gehalten, oder die Leute auf andere Art betrogen; Es waren deren unterſchiedliche, als die Perſica, Lybica, Delphica, Cumæa, Erythræa, Samia, Cumana, Helleſpontica, Phrygia, und Tiburtina, doch iſt die Cumæa die vornehmſte darunter geweſen. Was die Zahl dieſer Sibyllen betrifft, ſo ſeynd vielerley Meynungen: Lactantius nennet ihrer zehen; Sebaſtianus Franck eilffe, andere gar 12. Plinius ſta[Spaltenumbruch]
Sibylla
tuiret nur eine, insgemein aber zehlet man derer zehen. Ihre Weiſſagungen wurden allezeit auf Oeloder Palmen-Blaͤtter geſchrieben. Was aber die Buͤcher anbelanget, ſo dieſe Sibyllen geſchrieben, ſo iſt gewiß, daß, ſo lange als die Heydniſchen Kaͤyſer zu Rom geblieben, dieſe Sibylliniſchen Oracula gar ſorgfaͤltig verwahret, und daraus zur Zeit der Noth und bey vorfallenden wichtigen Angelegenheiten guter Rath genommen worden. Es ſind noch biß dato viel Griechiſche Verſe, ſo in 8. Buͤcher eingetheilet ſind, und Oracula Sibyllina genennt werden. Allein die meiſten Gelehrten halten davor, daß ſie ohngefehr im II. Seculo nach Chriſti Geburt an das Licht gekommen und faͤlſchlich eingeſchoben worden. Voſſius fuͤhret an, daß die alten Sibylliniſchen Buͤcher, ſo biß zur Einaͤſcherung des Capitolii erhalten worden, lauter weltliche Dinge in ſich begreiffen, diejenigen aber, ſo Octacilius Craſſus aus Griechenland gebracht, einige Prophcceyungen in ſich halten, welche von gewiſſen Juden vor Sibylliniſche Oracula ausgegeben worden. Woher es auch koͤmmt, daß unter dieſen Propheceyungen auch einige Verſe gefunden werden, worinnen von der Zukunfft des Meſſiæ gehandelt wird.
Sibylla Cimmearia Italica,
Einige wollen, daß dieſe Sibylla des Evandri Mutter geweſen. Vid. Livium Hiſt. L. 1. & Dionyſ. Halicarnaſſ. Antiquitat. Rom. lib. 1. Virgilius erzehlet Wunder-Dinge von ihr, und wollen ihr einige gar
das
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[Spaltenumbruch]
Sibylla
das Carmen ænigmaticum de materia Lapidis Philoſophorum ſchuld geben. In Italien iſt annoch die Grotte dieſer Sibylle, nicht weit von Napoli im Grunde der weyland beruͤhmten Stadt Cuma, allwo ſie gewohnet. Sie iſt A. M. 2710. beruͤhmt geweſen.
Sibylla Cumana,
Wird ſonſten Demophile, oder Herophile auch Amalthea genennet. Soll, wie die andern Sibyllen, von CHriſti Erniedrigung ins Fleiſch geweiſſaget haben. Dieſes iſt eben diejenige Sibylle, ſo dem Tarquinio Superbo neun Buͤcher von goͤttlichen Geheimnuͤſſen nach ihrer Ausſage um eine groſſe Summa Geldes angeboten; weil aber Tarquinius daruͤber lachte, verbrandte ſie in ſeiner Gegenwart drey davon, mit Befragen, ob er die Summa Geldes noch vor die uͤbrigen ſechſe geben wolte, welches er auch abſchlug, worauf ſie noch drey von dieſen neun Buͤchern ins Feuer warff, mit nochmahligen Befragen, ob er vor die uͤbrigen 3. die gefoderte Summa Geldes noch zu geben ſich entſchlieſſen wolte? Tarquinius, welcher vermuthete, es muͤſte darunter was ſonderliches verborgen ſeyn, gieng den Accord endlich ein, nahm ſolche drey Buͤcher, und von dem Augenblicke an ſoll dieſe Sibylle nicht mehr geſehen worden ſeyn. Dieſe drey Buͤcher hat man nach der Zeit als ein Heiligthum im Capitolio verwahret, und ſie Libros Sibyllinos genennet; Es iſt um das Jahr der Welt 3339. geſchehen.
[Spaltenumbruch]
Sibylla
Sibylla Delphica,
Oder Theſſalica, wird abſonderlich Daphne oder Themis auch Artemis genennet. Soll de nativitate Chriſti ex virgine geweiſſaget haben. Vid. Anguſtin. l. 18. d. C. D. c. 21. it. de Bello Trojano. Chryſippus gedencket ihrer in ſeinem Buche de Divinatione. Sie hat A. M. 2680. gelebet.
Sibylla Erithræa,
Wird ſonſten Sicula, Sardana Gergethia, Rhodia, Lucana genennet; ihr eigner Nahme iſt Eryphila. Nach Caſtellionis und Hornii Meynung ſoll ſie die Suͤndflut vorher geweiſſaget haben, welches aber nicht wohl zu glauben. Vid. Grenium Diſp. l. de Sibyllis. cap. III. §. 6. Sie hat A. M. 2730. gelebet.
Sibylla Helleſpontica,
Sonſt Marpeſia auch Gergithia genannt, ſoll von der Geburth Chriſti, von ſeinem Leyden, Finſternuͤß bey ſeiner Creutzigung, Ende der Welt und Juͤngſten Tage geweiſſaget haben. Sie ſoll viel heilige Geheimniſſe durch Raͤtzel der Welt vorgeleget, und um das Jahr 3380. floriret haben.
Sibylla Lybica oder Lybiſſa,
Wird ſonſten eigentlich Eliſſa genannt, dieſe ſoll viel de exitio gentium, de nativitate Chriſti ex virgine, de Miraculis Chriſti, de Mundi conflagratione, mortuorum reſurrectione & æterna vita geweiſſaget haben. Sie hat A. M. 2620. gelebet.
Sibylla
(0946)
[Spaltenumbruch]
Sibylla
Sibylla Perſica,
Sambethe oder Saba genannt, war eine von denen ſo genannten zehn Sibylliſchen Weibern, ſie wird theils Sibylla Agrippa, theils Perſis, theils auch Hebræa und Chaldæa genennet. Pauſanias Lib. X. will, ſie ſey des Beroſi Tochter, andere aber wollen, ſie ſey von dem heiligſten Noa entſproſſen. Vid. Petr. Gregor. Tholoſan. Tract. de Republic. p. 455. l. XII. C. XII. § 4. Noch andere wollen die Nicaule, Koͤnigin aus Morgenland, ſo den Salomon in Jeruſalem beſuchet, draus machen. Vid. Cyriac. Spangenberg im Adel-Spiegel. p. 425. Ihre Weiſſagungen haben von dem groſſen Alexander und von der Menſchwerdung gehandelt, ſie ſoll 25. Buͤcher geſchrieben und A. 1990. gelebet haben.
Sibylla Phrygia,
Soll von dem Dardano und der Neſo gebohren worden ſeyn; In Aſien hat man dieſe Sibylle und Weiſſagerin ſehr hoch gehalten; In Phrygien zu Anticyris hat ſie ſich am allermeiſten mit Wahrſagen hoͤren laſſen. Burchardus fol. 269. weiſet ihre wahrſageriſchen Carmina von der Geburth Chriſti, Jungfer Maria, dem Engel Gabriel, dem Leyden Chriſti, ſeiner Himmelfahrt und Auferſtehung, auf. Sie hat im Jahre der Welt 3500. gelebet.
Sibylla Samia,
Oder Samomea und Samometes, wird eigentlich Pytho oder Phyto genennet. Sie ſoll nach Auguſti [Spaltenumbruch]
Sibylla Siebenz
ni und Æliani Meynung Lib. XII Var. Hiſtor. c. 35. unter des Numa Regierung, A. M. 3000. floriret und von Chriſto geweiſſaget haben.
Sibylla Tiburtina oder Tiburtia,
Wird eigentlich genennet Albunea. Ihre Weiſſagungen ſind geweſen von der Roͤmer Untergang, Chriſti Geburth zu Bethlehem, und von der Frommen Gluͤckſeeligkeit. Sie ſoll auch dem Kaͤyſer Auguſto durch ihre Weiſſagung, von der heilſamen Geburth Chriſti von ſeinem allzu groſſen Hochmuth abgerathen haben. Vid. Gyrald. dial. 2. Hiſtor. Poet. welches geſchehen iſt um das Jahr der Welt 3910.
Sidero,
War der Peliæ und des Neleus Stieff-Mutter.
Sieb,
Iſt ein von Holtz rund verfertigtes Behaͤltnuͤß, hat einen durchloͤcherten und zuſammen geſlochtenen Boden, bey denen Groſſen iſt er von Baſt geflochten, bey denen Kleinen aber, ſo man zu dem Gewuͤrtze braucht, von Beutel oder andern durchloͤcherten Tuch verfertiget.
Siebenzehen Creutzer druͤcken,
Iſt eine dem Frauenzimmer im Spiel bekannte Art zu kuͤſſen, wenn nehmlich die Manns-Perſon, der ſolche Verrichtung aufgetragen worden, ſeine beyden Haͤnde mit
des
(0947)
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Siedel Sigaͤa
des Frauenzimmers ihren Creutzweiſe einſchlieſſet, und ihr uͤber ſolches formirtes Creutz, ſo zehen bedeuten ſoll, noch 7. Kuͤßgen daruͤber giebet.
Siedel,
Iſt eine an etlichen Orten gebraͤuchliche Art einer langen und verdeckten Banck, mlt einer ſchmalen Lehne befeſtiget, worein man allerhand legen und verwahren kan, man findet ſie insgemein auf dem Lande in den gemeinen Stuben.
Sigæa,
Aloyſa oder Loyſa, eine adeliche Dame von Toledo aus Spanien, war von ſolcher wundeꝛnswuͤꝛdiger Gelehrſamkeit, daß ſie keinem gelehrten Mann zu ihrer Zeit was nachgab, maßen ſie nicht nur eine vollkommne Philoſopha war, ſondern auch Lateiniſch, Griechiſch, Hebraͤiſch, Syriſch und Arabiſch perfect reden und ſchreiben konte; weswegen ſie auch Pabſt Paulus III. mit welchem ſie in allen dieſen Sprachen Briefe gewechſelt, ſehr hoch hielte. Die Portugieſiſche Koͤnigin nahme ſie wegen ihrer ſonderbahren Gelehrſamkeit an ihren Hof unter das Koͤnigliche Frauenzimmer. In was vor groſſer Conſideration dieſe Sigæa bey den gelehrteſten Maͤnnern geſtanden, kan man aus denen herrlichen Lobes-Erhebungen des Johannis Vaſæi, Andreæ Raſendii, Alphonſi, Alvari Geometii, Didaci Guevaræ, Franciſci und Rodrigo Lopii, Luſini Itali, Johannis Meruli und anderer mehr, erſehen und abnehmen. Sie verheyrathete ſich [Spaltenumbruch]
Sigaͤa
an Alphonſum de Guenas, oder wie ihn einige nennen, Franc. Cuevos de Burgos, ſtarb aber den 13. Octobr. Anno 1560. in einem ſchmertzlichen Kind-Bette. Von ihren Schrifften iſt bekannt: 1) ein Gedichte in Lateiniſcher Sprache, Sintra genennt, ſo ſie an die Infantin Marie, geſchrieben; 2) Dialogus de Differentia Vitæ ruſticæ & Urbanæ 3) unterſchiedene Lateiniſche Epiſteln und Poemata, ſo aber nur noch in Manuſcripto ſollen gefunden werden. Vid. Morhof. l. 1. Polyhiſt. c. 25. & Anton. Biblioth. Hiſpan. pag. 341. Es wird dieſer gelehrten Dame insgemein eine gewiſſe Satyra Sotadica, ſo zwar herrlich Latein in ſich hat, aber voller Unflat und Schandthaten iſt, Schuld gegeben, und ruͤhret ſolches daher, weil der ungewiſſenhaffte Autor ſeine liederliche Satyre nach der Spaniſchen MundArt und Laſter-Gebraͤuchen eingerichtet, um dadurch die Sigæam vor die Erfinderin deſſen auszugeben, allein Mothof in ſeinem Polyhiſt. p. 76. & 77. erweiſet, daß man ihr hoͤchſt unrecht gethan. Einige wollen Voſſium, einige aber Meurſium zu dem Autore dieſer obſcoenen Satyræ machen, etliche aber ſtehen in denen Gedancken, daß es eine Geburth von D. Joanne Weſtrene, JCto in Holland ſey. Der Welt-beruͤhmte Thomaſius nennet den wahren Verfertiger dieſer Satyræ, iedoch nur mit denen Literis initialibus. Vid. Thomaſ. Monatl. Gedancken, ad Ann. 1688. p. 586. it. Tentzels Monatl. Unterredung. Menſ. Febr. A. 1693. pag. 166. & 169.
Sigæa,
(0948)
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Sigaͤa Silva
Sigæa,
Angela, der vorigen gelehrten Aloyſæ Sigææ gleichfalls geſchickte und erfahrne Schweſter, maßen ſie nicht nur die Lateiniſche und Griechiſche Sprache vortrefflich verſtand, ſondern auch eine gute Muſiea war. Thuan. Lib. 26. in fine.
Sigbritta,
Eine gemeine Frau aus Holland, war die Mutter der Columbulæ, ſo der Koͤnig von Daͤnnemarck Chriſtianus II. oder, wie ihn einige nennen, Chriſtiernus, zur Concubine hatte; dieſer Chriſtiernus war der Sigbrittæ ſo unterthaͤnig, daß er im gantzen Reich ohne ihr Gutbefinden niemahls etwas vornahm. Ihre Tochter die Columbula ward zuletzt heimlich mit Gifft vergeben, der Koͤnig aber aus dem Reiche verjaget.
Silber-Koͤthe oder SilberSchranck,
Heiſſet dem Frauenzimmer dasjenige Behaͤltnuͤß, worinnen ſie ihr Silber-Geſchirr und Pretioſa zu verwahren pflegen, ſie ſeynd oͤffters mit Glaß-Thuͤren verſehen.
Silberner Spiegel,
Iſt ein mittelmaͤßiges in einem ſilbernen und Zier-vergoldten oder bloſen ſaubern Rahm eingeſchloſſenes Spiegel-Glas, welches das Frauenzimmer bey dem Auffſetzen auf dem Nacht-Tiſche vor ſich ſtehen hat.
de Silva,
Beatrix, eine devote Dame in [Spaltenumbruch]
Silveſt Singen
Portugall, ſo A. 1484. den Orden der Cloſter-Frauen der Empfaͤngnuͤß Mariaͤ geſtifftet.
Silveſtrina,
Regina, eine Italiaͤnerin von ſonderbahrer Gelehrſamkeit, Verſtand und Geſchickligkeit; ſie machte vielmahls einen Vers ex tempore, der ſinnreicher war als anderer ihre muͤhſamen Meditationes. Uberdieß hatte ſie auch von andern galanten Sachen Wiſſenſchafft, und war darbey eine vortreffliche und herrliche Saͤngerin. Vid. Gvalther. Tom. II. Chronic. pag. 1189.
Simætha,
Eine beruͤhmte Hure, welche, weil ſie etliche junge Leute von Athen entfuͤhret, Gelegenheit zum Peloponneſiſchen Kriege gab, und einig und allein die Urſache deſſen war.
de Simetzky,
Madame, auf Sadow, eine gelehrte Baroneſſe von Wilezeck aus dem Oppelniſchen Fuͤrſtenthume Schleſiens, ſie ſpricht und ſchreibet fuͤnff Sprachen in der groͤſten Perfection, als: Deutſch, Polniſch, Frantzoͤiſch, Italiaͤniſch und Lateiniſch. Vid. Ebert. im gelehrten Frauenzimmer-Cabinet. p. 339.
Singen,
Iſt eine Kunſt und Wiſſenſchafft allerhand Arien, Cantaten und Lieder auf eine kuͤnſtliche und ſchmeichelhaffte Manier nach den vorgeſchriebenen Noten in richtigen Thon und abgemeſſenen Tacte in ein darein ſpielendes Inſtrument
ab-
(0949)
[Spaltenumbruch]
Singeb Sirenb
abzuſingen; auf welche Kunſt das Frauenzimmer ſich meiſtentheils zu legen pfleget.
Singe-Buch oder ArienBuch,
Iſt ein von weiſſen Papier zuſammen gehefftetes Buch, worein das Frauenzimmer ſich ihre Arien und andere Lieder, ſo ſie ſingen erlernet, von ihren Lehrmeiſter in die Noten ſetzen laͤßt. Man findet auch gedruckte Arien Buͤcher, ſo von denen beruͤhmten Muſicis zuſammen getragen und heraus gegeben worden, dergleichen des beruͤhmten Hochfuͤrſtl. Saͤchſiſchen Weiſenfelſiſchen Capell-Meiſters, Kruͤgers, Arien ſind.
Sinope,
Eine Tochter des Aſopus, welche der Apollo entfuͤhret, und mit ihr den Syrum gezeuget haben ſoll. Wiewohl auch andere vorgeben, ſie waͤre ſo wohl von dem Apolline als auch dem Jupiter durch ihre ſonderbahre Liſt verſchonet blieben, und als eine Jungfer Zeit Lebens gehen duͤrffen.
Siphra. ſiehe. Saphora.
Sirenbergin,
Conſtantia, eines Buͤrgemeiſters Tochter aus Dantzig, von groſſer Gelehrſamkeit und Wiſſenſchafft. Carolus Ogerius in ſeinem Itinere Polonico nennet dieſe gelehrte Conſtantiam, in einer Lateiniſchen ihr zu Ehren verfertigten Elegia, Syrenem Balthicam. Vid. Morhof. im Unterricht von der [Spaltenumbruch]
Sirenes Sittenb
Deutſchen Sprache und Poeſie. P. II. c. 9. p. 444.
Sirenes oder Sirenen, auch Meer-Weiblein,
Sollen gewiſſe Meer-Wunder und Toͤchter des Fluſſes Acheloi und der Terpſichore geweſen ſeyn; Aglaope, Piſinoe und Thelxiopia genannt, wiewohl man ihre Nahmen hin und wieder veraͤndert findet. Sie hielten ſich an dem Sicilianiſchen Ufer auf. Ihre Geſtalt war halb als eine Jungfer, und halb als ein Vogel. Sie haben ſo vortrefflich ſingen koͤnnen, daß ſie dadurch die Vorbeyreiſenden gleich einzuſchlaͤffern und zu ſich in das Ungluͤck und Verderben zu locken vermoͤgend geweſen; als aber Ulyſſes mit ſeinen Gefehrten einsmahls vor ihnen vorbey geſeegelt, und, weil er allen ſeinen Leuten auf dem Schiffe die Ohren mit Wachs verſtopffet, damit ſie den Geſang nicht hoͤreten, dieſe Sirenen ihn nebſt denen Seinigen nicht zu ſich locken koͤnnen, ſollen ſie ſich vor Schmertz und Scham ſelbſt in das Meer geſtuͤrtzet und in groſſe Felſen und Klippen verwandelt haben.
Siſigambis,
Des letztern Perſer Koͤnigs Darii Gemahlin, ſo zu ihrer Zeit an Schoͤnheit ihres gleichen nicht gehabt, doch hat der Alexander, ſo ſie mit ihrem Manne Dario gefangen bekam, ſelbige weder beruͤhret, noch ihr den geringſten Schimpff und Verdruß anthun laſſen.
von Sittenbach,
Euphroſina, eine Poetin; Hen-
ricus
(0950)
[Spaltenumbruch]
Skeiſers Smilax
ricus Schævius hat ihre ſo genannten Leber-Reime heraus gegeben. Vid. Morhof. im Unterricht von der Deutſchen Sprache und Poeſie. Part. ult. c. 18. p 768. & Erdmann. Neumeiſter. in Diſſert. de Poet. & Poetriis Germ. p. 91.
Skeiſers,
Clara, war von Gent aus Flandern, eine achtzig-jaͤhrige ſehr kuͤnſtliche Jungfer, maßen ſie eine vortreffliche Mahlerin und im illuminiren ſehr kunſtreich ſoll geweſen ſeyn. Vid. Frauen-Lob in der lobenswuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 32.
Skytte,
Vandala und Anna, zwey gelehrte Schweſtern aus Schweden, des Schwediſchen Reichs-Raths Johann Skyttens beruͤhmte Toͤchter, ſo ungemein verſtaͤndig und in der Lateiniſchen Sprache vortrefflich erfahren geweſen, wie ſolches die Tabula Teſtamentaria ihres Vaters ausweiſet. Die grundgelehrte Sophia Eliſabetha Brennerin gedencket dieſer 2. gelehrten Schweſtern in ihrer Lateiniſchen Epiſtel, ſo ſie den 3. Martii 1699. an Petrum Hedengrahn geſchrieben. Vid. Esberg. in Mulier. Philoſophantib. Lit. C. b.
Smilax,
Eine ſehr ſchoͤne und wohlgeſtalte Nymphe, welche ſich in einen Juͤngling, Crocus genannt, ſo verliebet, daß ſie, nachdem er ſie nicht achtete, ſich vor Harm recht abzehrte, und in ein Kraut verwandelt wurde, ſo dem Epheu gleichet.
[Spaltenumbruch]
Smitters Solom
Smitters,
Von Gent, Anna, war eine gute Kuͤnſtlerin im Mahlen. Vid. Ludov. Guicciardin verdeutſchte und zu Franckfurt am Mayn 1582. gedruckte Beſchreibung Niederlands. voc. Antorff. fol. 75. & 77.
Soffa,
Iſt bey denen Morgenlaͤndern eine gewiſſe Art von Betten, welche in denen Saaͤlen und Cammern laͤngſt den Mauren und an den Fenſtern von einer Wand zur andern gehen, um darauf zu ſitzen oder zu liegen; man pflegt dieſelben nicht allein mit ſaubern Teppichen und ſchoͤnen geſtickten Kuͤſſen zu belegen, ſondern auch vor den oberſten Ort eines Zimmers zu halten.
von Solms,
Magdalena Wilhelmia, Graͤfin, eine geſchickte und gelehrte Dame, von ſonderbahren Verſtande und herrlichen Ingenio, eine nette Poetin, maßen ſie auf D. Zieglers, Prof. zu Wittenberg A. 1678. beygelegte Vermaͤhlung ein ſchoͤnes Carmen verfertiget. Vid. Paſch. in Gynæceo Doct. p 57.
Solo oder Sans prendre
Spielen, heiſſet im L’ombreSpiel, wenn man ohne Kauffen ſpielet, und ſich ſolches von denen Gegenſpielern abſonderlich bezahlen laͤßt.
Solomona,
War die ſtandhaffte Maccabaͤerin, und Mutter, ſo auf des Ty-
ranni-
(0951)
[Spaltenumbruch]
Somm Sonnt
ranniſchen Antiochus Befehl wegen ihres Glaubens Bekaͤnntnuͤß nebſt ihren ſieben Soͤhnen, deren entſetzliche Marter ſie zuvorher ſelbſt angeſehen, und ſie darbey zu aller Beſtaͤndigkeit großmuͤthig anermahnet, als eine Maͤrtyrin hingerichtet ward. 2. Maccab. VII. Joſeph. in Hiſtor. Machabæor.
Sommer-Sproſſen oder Flecke, auch Roͤſeln genannt,
Seynd einige gelbe und hitzige Puͤnctlein, ſo dem Frauenzimmer zur Sommers-Zeit meiſtens unter den Augen und um die Naſe herum auszuſchlagen pflegen, und ihrer Schoͤnheit im Geſichte nachtheilig ſeynd.
Sommer-SproſſenWaſſer,
Iſt ein aus Hauß-Wurtzel und Schell-Kraut deſtillirtes und abgezogenes Waſſer, wormit ſich das Frauenzimmer, ſo zur SommersZeit und Hitze von denen SommerSproſſen und Flecken incommodiret wird, zu waſchen pfleget. Einige pflegen ſich auch dergleichen Waſſer aus hart geſottenen und mit klar pulveriſirten Bleyweiß vermiſchten und ſtarck ausgepreſten Eyer-Saffte zu deſtilliren.
Soͤnnen Betten. ſiehe. Betten Soͤnnen.
Sonnen-Fecher. ſiehe. Fecher.
Sonntags-Kind,
Nennet man ein Kind, das an [Spaltenumbruch]
Sonnt Sophia
einem Sonntag jung gebohren worden, die alten Weiber haben meiſtens den Aberglauben, daß ein ſolches Sonntags-Kind nicht nur groſſes Gluͤcke in der Welt haben, ſondern auch alle Geſpenſter im Hauſe ſehen ſolte.
Sonntags-Kleider,
Heiſſen diejenigen Stuͤck Kleider, deren ſich das Frauenzimmer, Sonntags oder Feſt-Tages, auch wohl andere Tage bey Ehren-Tagen, oder Solennitæten zu bedienen und ſich darmit auszuſchmuͤcken pfleget. In der H. Schrifft werden dergleichen Kleider FeuerKleider genennet. Geneſ. XLV. v. 22.
Sophia,
Churfuͤrſt Friderici V. zu Pfaltz gelehrte Tochter, Erneſti Auguſti Churfuͤrſtens zu BraunſchweigLuͤneburg, Gemahlin und Mutter des ietzigen Koͤnigs von GroßBritannien, Georgens, ſtarb im Junio A. 1714. und war eine rechte gelehrte und in denen Sprachen hocherfahrne Dame, geſtalt ſie perfect Latein, Frantzoͤiſch, Italiaͤniſch, Spaniſch, Engliſch, und Hollaͤndiſch ſchreiben und reden konte. Vid. T. 9. du Mercure galant du Mois de Septembre A. 1679. p. 248. & 257.
Sophia,
Marggraffs Procopii in Maͤhren Tochter, und Bogislai VIII. Hertzogs in Pommern Tugendhaffte Gemahlin, ſo ein rechtes Muſter der Klugheit und verſtaͤndiger Haußhaltung geweſen; ſie
ſoll
Frauenzim̃er-Lexicon. N n n
(0952)
[Spaltenumbruch]
Sophia
ſoll auch noch in ihrem hoͤchſten Alter mit ihren Haͤnden taͤglich gearbeitet, und bey ſelbiger oͤffters dieſe Reime wiederhohlet haben:
Nicht bethen, gern ſpatzieren gehn, Vorm Fenſter und dem Spiegel ſtehn, Viel geredt und wenig gethan, Mein Kind! da iſt nichts fettes an.
Sophia Charlotta,
Koͤnigin in Prenſſen und Churfuͤrſtin zu Brandenburg, gebohrne Princeßin aus dem Churfuͤrſtl. Hauſe Braunſchweig und Luͤneburg. War eine vortreffliche kluge in vielen Sprachen und andern gelehrten Wiſſenſchafften hoch-erfahrne. Dame. Vid. Prof. Neukirchs Trauer- und Lob-Rede auff dero hohen Todes-Fall. per tot.
Sophia Eleonora,
Hertzog Ferdinand Alberti zu Braunſchweig-Bevern qualificirte Tochter, ſie ward den 5ten Martii A. 1674. gebohren, ward StifftsFraͤulein zu Gandersheim, ſtarb aber den 14. Jan. 1711. Von ihrer Geſchickligkeit in der Poeſie und zugleich auch ihrer Devotion werden ihre geiſtlichen Lieder, uͤber die Blut-Vergieſſung JESU, ſo A. 1696. im Druck heraus gekommen, ſattſam zeugen.
Sophia Eleonora,
Gebohrne und vermaͤhlte Graͤfin zu Limburg. Eine in der Heil. Schrifft und denen Patribus ſehr beleſene Dame und vortreffliche [Spaltenumbruch]
Sophia
Poetin, ſie hat nicht nur Lehr-Klagund Troſt-Lieder, ſondern auch ihr geiſtliches ſo genanntes Klee-Blat, welches ſie in ihrem 14. Jahre ſoll verfertiget haben, heraus gehen laſſen, auch das letztere ihren fuͤnff Toͤchtern in einer nachdruͤcklichen und affectuoͤſen Dedication zugeſchrieben.
Sophia Eleonora,
G. und F. S. z. L. W. eine gelehrte und ſehr devote Matrone, hat ſich durch ihre Weiſen Tugendleuchte, ſo 1714. heraus kommen, bey denen Gelehrten einen groſſen Ruhm erworben.
Sophia Eliſabeth,
Hertzog Johann Albrechts von Mecklenburg Princeßin, und Auguſti Hertzogs zu Braunſchweig und Luͤneburg gelehrte und kluge Gemahlin, ſo nicht nur vieler Sprachen, ſondern auch anderer Wiſſenſchafften ſehr kundig war, ſie ward wegen ihrer Vortrefflichkeit und groſſen Verſtand in der Poeſie mit in den Frucht-bringenden Palm Orden gezogen, worinnen ihr der Nahme der Befreyenden oder der Befreyten beygeleget ward. Paullin. im hoch- und wohlgelahrten Frauenzimmer. p. 25. & 26. Auſſer der Poeſie hatte ſie eine recht groſſe Wiſſenſchafft in der Muſic, maßen ſie die Kunſt zu componiren voͤllig verſtande, auch eines gewiſſen Pemmeriſchen Ehelmanns Lieder in ſchoͤne Melodien gebracht; uͤberdieß ſoll ſie auch des de Charron Lumen Sapientiæ aus dem Frantzoͤiſchen in das Deutſche
uͤber-
(0953)
[Spaltenumbruch]
Sophia Sophon
uͤberſetzet haben. Martin. Kemp. Tom. II. Diar. Biograph. p. 112. Vid. Joh. Hübneri Hiſtoriſche Fragen T. VI. p. 265. it. Neumeiſter. Diſſert. d. Poetriis Germ. Es wollen ihr einige das artige Scriptum de Amelinde zueignen. Sie ſtarb A. 1676. den 12. Auguſt. im 63. Jahr ihres Alters.
Sophia Louyſa,
Gebohrne Graͤſin von Caſtell, Graf Albert Friedrichs von Wolffſtein Gemahlin, war eine ausbuͤndig gelehrte und kluge Dame. Vid. Paullin. Zeit- verkuͤrtzende Luſt. P. II. p. 1115.
Sophia Magdalena,
Hertzogin zu Liegnitz und Prieg, eine ſehr devote Dame, ſo A. 1652. nebſt ihrem Gemahl, Sylvio Nimrod, Hertzogen zu Wuͤrtemberg den Orden des Todten-Kopffs geſtifftet und aufgerichtet.
Sophonisba,
Des Numidiſchen Koͤnigs Syphacis Gemahlin und Tochter des Asdrubalis aus Carthago; verheyrathete ſich weiter, nachdem ihr Mann von denen Roͤmern uͤberwunden und ihnen unterthaͤnig gemacht worden, an den Maſiniſſam, der ihr zuvor verſprochen, daß er ſie nimmermehr in eines Roͤmers Hand und Willen lebendig kommen laſſen wolte. Weil aber Scipio ſelbige gleichfalls als einen Theil des Raubes mit verlangte, und Maſiniſſa ihm nicht zuwider leben dorffte, uͤberſendete er ſeiner Sophonisbe heimlich einen Becher [Spaltenumbruch]
Sophon Soſſe
mit Gifft, welche ihn ſonder einige Furcht und Verwandlung ausgetruncken.
Sophonisbe,
Von Cremona, eine Tochter des Amilcars Anguſcivola, eine virtuoſe Kuͤnſtlerin im Mahlen, ſo faſt allen Mahlerinnen den Preiß entwendet, weswegen ſie auch nach Spanien beruffen und in Dienſte genommen ward. Von ihrer vortrefflichen Arbeit wird ſonderlich ein Maͤgdlein, das uͤber ein ſchreyendes Kind lachet, ſo ein aus dem Korbe gekrochener Krebs bey dem Finger erwiſcht, ſehr geruͤhmet, welches gantz naturell und lebhafft ſoll vorgeſtellet ſeyn. Vid. Sandrarts Deutſche Academie. T. II. L. 2. c. 22. p. 204.
Sophronia,
Eine Roͤmiſche Matrone und andere Chriſtliche Lucretia, welche, weil ſie voraus ſahe, daß ſie des Decii Gewalt und Anfall nicht wuͤrde abhalten koͤnnen, ſich mit Vergoͤnſtigung ihres Manns den Degen ſelbſt in die Bruſt ſtach, und hernach unter die heiligen Weiber mit iſt geſetzet worden.
Soſſe piquante zu machen,
Setzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auf das Kohl-Feuer, und laſſet ſolche heiß werden, ruͤhret hernach ein Paar Haͤnde voll geriebener Semmel drein, laſſet ſie Caſtanien-braun roͤſten, gieſſet ferner Bruͤhe und Wein drauf, wuͤrtzet es mit Zucker, Nelcken, Citronen-Schaͤlern und Scheiben, laſſet dieſes zuſammen kochen, biß es ein
wenig
N n n 2
(0954)
[Spaltenumbruch]
Soſip Spanb
wenig dicke wird, ſo iſt ſie gut; dergleichen Soſſe kan man uͤber vielerley Speiſen gieſſen.
Soſipatra,
Eine ſehr gelehrte Wahrſagerin und Prophetin aus Lidyen, des Ædæſii, eines Welt-weiſen oder wie Menagius will, Euſtachii Landpflegers in Cappadocien Eheweib, iſt von ſolcher Gelehrſamkeit geweſen, daß einige gar gemeynet, ſie muͤſſe von denen Goͤttern ſelbſt informirer worden ſeyn. Vid. Menag. in Mulier. Philoſ. pag. 13. n. 21. Textor. in Officin. fol. 149. it. Voſſium in Philolog. c. 2. p. 10.
Soy Roſſata. ſiehe. Sarge ſeidne.
Spaco,
Des Koͤnigs Cyri Amme, heiſſet nach der Meder Sprache ſo viel als ein Hund, weswegen einige auf den Irthum gefallen, als waͤre Koͤnig Cyrus von einer Huͤndin geſaͤuget und aufferzogen worden.
Spahr-Buͤchſe,
Iſt ein von Blech oder Thon verfertigtes Behaͤltnuͤß, worein die Eltern vor ihre Kinder etwas woͤchentlich hinein zu ſtecken, und vor ſelbige nach und nach darinnen zu ſammlen pflegen.
Spahrhafen-Gelder. ſiehe. Spiel-Gelder.
Span-Bette,
Heiſſen denen Weibern diejenigen hoͤltzernen Bett-Geſtelle, ſo [Spaltenumbruch]
Spanf
ſonder Himmel und Decke find, man findet ſelbige auf eine, oder auch zwey Perſonen eingerichtet.
Spanferckel, Spanſaue,
Porculus lactens, Cochon de lait, iſt ein junges Sug-Schweingen, welches der Koch als etwas delicates zu verſpeiſen pfleget. Seine Zubereitung iſt dieſe: 1) Spanferckel zu putzen; 2) Spanferckel gebraten; 3) Spanferckel zu fuͤllen und zu braten; 4) Spanferckel zu kochen als einen Schweinskopff; 5) Spanferckel-Gallerte; 6) Spaniſche Wurſt von einem Spanferckel zu machen.
Spanferckel zu putzen,
Schlachtet ein Spanferckel ab[,] darnach leget es in ein Geſchirr[,] ſtreuet klein geklopfftes Pech druͤ[-] ber, gieſſet heiſſes Waſſer drauff[,] es darff aber nicht gar ſieden, und bruͤhet alſo die Haare herunter[.] Wenn ſolches geſchehen, ſo nehme[t] ein ſcharffes Meſſer, und ſchabe[t] alle kleine Haͤrlein ab; ſchneide[t] alsdenn unten am Bauche ei[n] Loch nicht gar zu groß, thut das Ge[-] daͤrme, ſamt Lunge und Leber her[-] aus, waſchet es ſauber aus, un[d] richtet es nachfolgender maſſen zu[.]
Spanferckel gebraten,
Wenn daſſelbe ietzt gemeldte[r] maſſen ſauber zugeputzet iſt, ſo ſal[-] tzet ſolches ein, und ſpeilert es her[-] nach als einen Haſen. Oben a[m] Halſe ſchneidet einen Strich nac[h] der Laͤnge, als ob ihr nach den Ruͤ[-] cken zu ſchneiden wollet, und ſchne[i-] det alsdenn ein Paar Striche[l-]
ge[n]
(0955)
[Spaltenumbruch]
Spanferckel
gen die Qver, bald wie ein Creutz. Hat es nun etwa eine Stunde im Saltze gelegen, ſo ſtecket es an Spieß, trocknet es aber vorhero mit einem Tuche ab, leget es ſo dann zum Feuer, und laſſet es wenden. Unter waͤhrenden Wenden wird es feucht werden, und um daſſelbe herum lauffen; dahero iſt das Spanferckel allezeit abzuwiſchen. Nachdem es nun eine ziemliche Zeit gegangen, und faͤnget nunmehro an zu braten, ſo beſtreichet es mit Speck alſo: Stecket an ein Spießgen ein Stuͤcke Speck, welches am Feuer ein wenig heiß werden muß, daß es beginnet zu ſchmeltzen, damit beſtreichet das Spanferckel uͤber den gantzen Leib, und dieſes thut oͤffters, ſo wird es eine ſchoͤne Farbe und eine harte Rinde bekommen. Wollet ihr es abziehen und anrichten, ſo blaſet hinten hinein, daß der Dampff heraus faͤhret, ſonſt machet die Feuchtung die Haut wieder linde, richtet es auf eine Schuͤſſel an, und garniret es, nachdem die Ausrichtung iſt.
Spanferckel zu fuͤllen und zu braten,
Speilert ein rein geputztes Spanferckel wie vorhergehendes, zum braten. Hernach ſchaͤlet von ein Paar ſuͤſſen Citronen die Schalen herunter, ſchneidet die Citronen Scheibenweiſe, die Schalen aber laͤnglicht klein. Ferner baͤhet biß 8. Stuͤck Semmelſchnitten, und leget ſie in ein Geſchirr, gieſſet etwas Wein drauff, daß ſie ein wenig quellen, reibet alsdenn viel Zucker drauff, desgleichen [Spaltenumbruch]
Spanferckel
auch auf die geſchnittene Citronen. Darnach ſaltzet das Spanferckel ein klein wenig ein, und fuͤllet es auf nachfolgende Art: Erſtlich leget in dem Leib herum etliche Semmelſchnitten, darnach Citronen, und ſtreuet viel Zimmet drauff, machet es alsdenn wieder wie erſt. Wenn es alle iſt, ſo nehet den Bauch unten zu. Da auch die Fuͤlle zu trocken waͤre, ſo gieſſet noch etwas Wein zu, aber es muß ſehr ſuͤſſe gemacht werden. Nach dieſen ſtecket es an Spieß, und machet alle Loͤcher, wo ihr meynet, daß etwas heraus kommen kan, mit Brodkrumen zu, und bratet er wie vorher gehendes. Soll nun ſolches warm verſpeiſet werden, ſo muͤſſet ihr eine reine Pfanne unterſetzen, und ein wenig Wein drein gieſſen, damit ihr dieſes, was daraus laͤuffet, nebſt dem Wein zu einer Soſſe nehmen koͤnnet. Wird es aber kalt verſpeiſet, ſo koͤnnet ihr das inwendige auch mit vorlegen. Etliche nehmen auch Borsdoͤrffer-Aepffel mit unter dieſe Fuͤlle.
Spanferckel zu kochen als einen Schweinskopff,
Nehmet ein geputztes Spanferckel, und machet ſelbiges alſo ſchwartz: Zuͤndet Stroh an, und haltet das Spanferckel druͤber, beſtreichet es mit Speck, daß es fett wird, hernach nehmet von dem gebrennten Stroh das ſchwartze und reibet das Spanferckel uͤber und uͤber kohlſchwartz; ſtreichet es ferner mit Speck, oder ſonſt mit etwas Fetten, und haltet es wieder
uͤbers
N n n 3
(0956)
[Spaltenumbruch]
Spanf Spani
uͤbers Strohfeuer, daß es fein ſchoͤn ſchwartz werde. Wenn nun dieſes alles geſchehen, ſo zerviertheilet das Spanferckel, waſchet es ſauber aus, und kochet es hernach, wie es bey den Schweinskoͤpffen beſchrieben zu finden iſt, nur daß es nicht gar eine Stunde kochen darff, ſetzet es ſo denn mit der Soſſe, darinnen ihr es gekochet, beyſeite, und laſſet es erkalten, richtet es letzlich als einen Schweinskopff an, und laſſet es zu Tiſche tragen.
Spanferckel-Gallerte,
Zerſtuͤcket ein Spanferckel, waſchet es aus, ſetzet es zu, und bereitet daraus eine Gallerte, auff die Art, wie von Schweinsfuͤſſen dergleichen gemachet wird.
Spaniſche Wurſt von einem Spanferckel zu machen,
Ziehet einem guten Spanferckel das Leder uͤber den gantzen Leib ab, ſchneidet darnach alles Fleiſch herunter, und alles Geaͤder heraus, hacket ſolches klein, und thut es in ein Geſchirr. Ferner ſchneidet ein Pfund Speck gantz klein wuͤrfflicht, thut ſolchen auch darzu, wuͤrtzet dieſes mit Ingber, Muſcatenbluͤten, ein wenig groͤblich geſtoſſenen Pfeffer, Cardemomen, Citronen ſchalen und ein wenig Saltz, und ruͤhret es wohl durch einander. Hierauf nehmet die Haut von dem Spanferckel, breitet ſolche auf einen reinen Tiſch, und ſtreichet das Geſchnittene drauff, ſchneidet auch aus ab[Spaltenumbruch]
Spani Spann
gekochten geraͤucherten Rindszungen, ingleichen aus Citronen und friſchen Speck, viereckicht-laͤnglichte Stuͤcken, leget dieſelben fein ordentlich nach der Laͤnge auf das aufgeſtrichene gehackte Fleiſch, und ſtreuet abgezogene Piſtacien darzwiſchen. Hierauf rollet dieſes zuſammen, und bindet es mit Bindfaden, leget Spaͤne an die Wurſt, wie ihr ſolche haben wollet, entweder 3. 4. oder 6. eckigt, und ſo muͤſſet ihr die Spaͤne darnach ſchneiden und legen, auch mit einem Bindfaden feſte zuſammen binden. Wenn dieſes geſchehen, ſo ſetzet ſolche Wurſt in ein laͤnglicht kupffernes Waͤnngen, gieſſet darauff ein Theil Waſſer, ein Theil Wein, und ein Theil Eßig, ſaltzet ſolches zur Gnuͤge, ſchuͤttet darein Citronenſchalen, Muſcatenbluͤten, und ſonſten allerhand gantze Wuͤrtze, ingleichen LorbeerBlaͤtter, Roßmarin, Iſop, Thymian, Spicanard, ꝛc. ſetzet es aufs Feuer, und laſſet es kochen. Meynet ihr nun, daß ſie genug gekochet hat, ſo ſetzet ſie vom Feuer in ein kuͤhles Ort, daß ſie erkalte, und wenn ſie ſoll angerichtet werden, ſo nehmet ſie heraus, wiſehet ſie ſauber ab, ſchneidet ſie zu Scheiben, und leget ſie ordentlich auf eine Schuͤſſel, garniret ſie mit Citronen, und gebet guten WeinEßig darzu, man kan ſie auch gantz laſſen, und bey einem SchweinsKopff a la daube, oder ſonſten etwas kaltes legen.
Spannen Huͤner. ſiehe. Zaͤumen Huͤner.
Spa-
(0957)
[Spaltenumbruch]
Spaniſch
Spaniſch Creutze druͤcken,
Iſt eine dem Frauenzimmer im Spiel bekannte Art und Weiſe zu kuͤſſen, wenn man nehmlich ſelbiges uͤber das Creutz kuͤßt, und ihnen einen Kuß auf die Stirne, Mund und beyde Backen druͤcket.
Spaniſcher Anſtrich,
Iſt ein aus rother Mennige, deſtillirten Wein-Eßig und BenzoesBlumen, bey gelinder Waͤrme vermiſchtes, und durch ein Papier filtrirtes zu Boden gefallenes klares, weiſſes Schminck-Puͤlverlein, deſſen ſich die vornehmen Damen in Spanien und Venedig, als ein geheimes Stuͤck, zu bedienen, und vermittelſt eines angefeuchteten Tuͤchleins, fich mit ſelbigen das Geſichte zu uͤberreiben pflegen.
Spaniſche Mandel-Bretzen zu machen,
Nehmet friſch abgezogene Mandeln ein halb Pfund, reibet ſie mit Roſen-Waſſer ab, thut ſelbige mit 4. Loth Zucker in eine Schuͤſſel, machet ein Teiglein mit Eyerdottern, ein wenig Zucker und Mehl, wuͤrcket es ab, daß man es laͤnglicht waͤlgern kan, nehmet den obern Teig, walgert ihn rund wie Wuͤrſte, doch nicht gar zu dicke, legt ſolchen in den gewalgerten Teig, ſchlaget das andere Theil druͤber, zwicket es mit einem Zwickerlein, beſtreichet es mit Weiſſen vom Ey, daß es nicht auslaͤufft, formiret Bretzen daraus, backet ſie ab, und beſtreichet ſie mit Eyerweiß.
[Spaltenumbruch]
Spaniſche
Spann-Nadeln. ſiehe. Stecke-Nadeln.
Spann-Ribbe,
Heiſſet dem Weibesvolck bey dem Fleiſch-Einkauff dasjenige Ribben-Stuͤcke, ſo gleich bey dem Kamme an den Vorder-Theilen des Rindes zu finden iſt.
Spaniſche Schminck-Laͤpplein,
Bezette, oder Torna Solis, ſeynd kleine und zarte in Scharlach-Farbe getauchte, und wieder getrocknete Laͤppgen, mit welchen ſich das Frauenzimmer die Backen und Wangen aufzufaͤrben und anzuſtreichen pfleget. Siehe Bezette.
Spaniſche Voͤgel zu machen,
Nehmet Kalbs-Milch oder Broͤßgen, auch Kalbsfleiſch, ſtreuet geriebene Semmel drein, gieſſet Eyerdotter, ſo viel ihr deren noͤthig erachtet, nebſt ein wenig Saane oder Rahm darzu, werffet gehackte Peterſilie, klein geſtoſſene Cardemomen, Muſcaten-Bluͤten und Ingber dran, leget ein wenig Rindermarck darzu, hacket diß alles klein zuſammen, daß aus ſelbigen ein Teig wird, alsdenn formiret ſelbigen in Geſtalt eines kleinen Vogels, und huͤllet ſelbigen in ein Stuͤck Kalbs-Netz ein, wann dieſes geſchehen, laſſet es es ein wenig aufkochen, nehmet es ſodann aus der Caſſerole heraus, laſſet den Vogel trocken werden, und backet ſelbigen fein roͤſch aus geſchmeltzter Butter, ſo iſt er fertig. Man
brau-
N n n 4
(0958)
[Spaltenumbruch]
Span Spar
brauchet dieſe Spaniſchen Voͤgel insgemein zur Garniture.
Spaniſche Zucker-Plaͤtzlein zu machen,
Nehmet Krafft-Mehl und Waitzen-Mehl iedes ein VierrelPfund, Zucker ein halb Pfund, vier Eyer mit Roſen-Waſſer wohl geſchlagen, machet daraus einen Teig, und laſſet ihn durch einen Trichter, auff ein mit Butter geſchmiertes Papier abgeſetzt lauffen, und backet ſolche Plaͤtzlein in der Torten-Pfanne.
Spargel,
Aſpargus, Aſperge, iſt ein angenehmes Kuͤchen-Gewaͤchs, daran ſich die Liebhaber zur FruͤhlingsZeit rechtſchaffen delectiren koͤnnen. Nirgends wird er dicker und ſtaͤrcker gefunden, als um Genua, wiewohl er in Teutſchen Gaͤrten auch noch ziemlich fortgebracht wird. Seine Art iſt temperiret, dahero laͤſt er ſich hurtig abkochen und zurechte machen. Sonſt ſoll er die Leber, Miltz und Nieren eroͤffnen, und den Harn gewaltig treiben, denen Podagricis hingegen recht ſchaͤdlich ſeyn, daran ſich aber manche wenig kehren, ſondern eſſen lieber was ihnen ſchmecket, und leiden hernach was ſie ſollen. Die Zubereitung des Spargels geſchiehet auf folgende Art: 1) Spargel zu putzen und abzukochen; 2) Spargel mit Butter; 3) Spargel mit einer Fricaſſee Soſſe; 4) Spargel anders fricasſiret; 5) Spargel mit einer Butter-Bruͤhe; 6) dito anders; 7) Spargel kalt, mit Baumoͤl [Spaltenumbruch]
Spargel
und Eßig; 8) Spargel gebacken.
Spargel zu putzen und abzukochen,
Nehmet Spargel, ſonderlich der groß iſt, beſchabet ihm die Stengel ſauber, und leget ſolchen in kaltes Waſſer, hernach ſetzet ihn in einen Keſſel mit Waſſer auf Feuer, werffet ein wenig Saltz drein, und wenn es kochet, ſo thut den Spargel drein, welcher ſo lange kochen muß, biß man ihn mit Fingern druͤcken kan, thut ihn alsdenn heraus in kaltes Waſſer, und verbraucht ihn nachfolgender maſſen.
Spargel mit Butter,
Beſtreichet eine Schuͤſſel, darauf ihr den Spargel anrichten wollet, eines Fingers dick mit ausgewaſchener Butter, ſtreuet Muſcatenbluͤten, klein geſchnittene Citronenſchalen, und ein wenig geriebene Semmel drein, leget den Spargel ordentlich drauf, und uͤber dieſen noch mehr Butter, ſetzet es auf Kohlfeuer, decket es mit einer andern Schuͤſſel zu, und laſſet es alſo ſtehen, biß daß ſich die Butter ein wenig in den Spargel gezogen hat, daꝛnach richtet ihn ſauber aus, und beſtreuet ihn mit Muſcatenbluͤten und geriebener Semmel.
Spargel mit einer FricaſſeeSoſſe,
Leget geputzten und abgekochten Spargel ordentl. auf eine Schuͤſſel. Hernach ſchlaget in eine Casſerole oder Tiegel, nachdem ihr viel Spargel habt, 3. biß 4. auch
wohl
(0959)
[Spaltenumbruch]
Spargel
wohl mehr Eyerdotter, gieſſet ein Paar Tropffen ſcharffen Eßig dran, thut eine Meſſerſpitze Mehl darzu, und ruͤhret es klar ab. Ferner ſchuͤttet ein halb Pfund ausgewaſchene Butter, Muſcatenbluͤten, Citronenſchalen zun Eyerdottern hinein, und ruͤhrets durch einander, gieſſet ferner Fleiſchbruͤhe oder Peterſilien-Waſſer, ein Paar Loͤffel voll Wein, und ein Paar Loͤffel voll Eßig drauff, ſetzet es auff Kohlfeuer, und ruͤhret es ſo lange, biß es beginnet dicke zu werden, ſo gieſſet einen Loͤffel voll kaltes Waſſer drein, davon laͤufft es nicht zuſammen. Zuletzt gieſſet es uͤber den ſchon in der Schuͤſſel angerichteten Spargel, ſetzet ihn auf ein Kohlfeuer, daß ſich die Bruͤhe ein wenig hinein ziehe, er darff aber nicht kochen, und wenn ihr ſolchen auf den Tiſch zu tragen uͤbergebet, ſo ſprenget oben zerlaſſene Butter druͤber.
Spargel anders fricasſiret,
Den abgekochten Spargel leget, wie vorigen auf die Schuͤſſel, und das Fricaſſee machet ebenfalls ab, als das vorher gehende, nur ſolt ihr darzu lauter Eßig nehmen.
Spargel mit einer ButterBruͤhe,
Leget abgekochten Spargel auf eine Schuͤſſel, ſtreuet geriebene Semmel und Muſcatenbluͤten drauff, thut ein halb Pfund Butter dran, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe oder Peterſilien-Waſſer druͤber, und ſetzet dieſelbige mit dem Spargel aufs Kohlfeuer, daſelbſt es ko[Spaltenumbruch]
Spargel
chen muß, daß die Bruͤhe ein wenig dicke werde, wenn ihr ſolchen hingebet, ſo ſireuet geriebene Semmel und Muſcatenbluͤten druͤber.
Spargel mit einer ButterSoſſe anders,
Den Spargel richtet auf eine Schuͤſſel, leget ein Stuͤck Butter drauff, gieſſet Bruͤhe oder Waſſer darzu, ſetzet ſolchen mit der Schuͤſſel auffs Kohlfeuer und laſſet ihn kochen. Darnach ſchlager 3. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, thut Muſcatenbluͤten, und noch ein wenig Butter darzu, quirlt es klar ab, alsdenn ſchuͤttet die Bruͤhe von dem Spargel dran, und ruͤhret es ſtets, ſonſt laͤufft es zuſammen. Endlich gieſſet ſolche wieder an den Spargel, es darff aber ſolcher nicht mehr kochen, und gebet ihn hin.
Spargel kalt mit Baumoͤl und Eßig,
Suchet Salat von Spargel.
Spargel gebacken,
Wenn der Spargel vorher beſchriebener maſſen abgeputzet und abgekochet iſt, ſo leget ſelbigen trocken. Hierauff nehmet 2. Eyer, eine Hand voll Mehl, und ein wenig Milch, quirlt dieſes zu einem Teig, daß es wird als ein duͤnner Brey, und ſaltzet es ein wenig. Nach dieſem ſetzet in einer Pfanne Schmaltz auffs Feuer, und laſſet es heiß werden, ehe und bevor aber ſolches recht heiß iſt, ſo thut einen Eß-Loͤffel voll unter die Klare, tuncket alsdenn den Spargel biß in die Helffte oben von dem Kopffe an
in die
N n n 5
(0960)
[Spaltenumbruch]
Spart Speck
in die Klare, leget ſelbigen in das heiſſe Schmaltz, und backet ſolchen fein ſchoͤn goldgelb heraus. Habt ihr deſſen genug gebacken, ſo richtet ihn nach euren Belieben an, und laſſet ihn zu Tiſche tragen.
Spartaniſche Weiber,
Dieſe Weiber, ſo an der Zahl 30. waren, giengen zu ihren wegen Aufruhr gefangenen und zum Tode verurtheilten Maͤnnern in das Gefaͤngnuͤß, verwechſelten ihre Kleider mit ſelbigen, damit die Gefangenen durch ſolche Verkleidung entwiſchen konten. Als nun der Tag herbey ruͤckte, daß ſie folten verurtheilet werden, fande man an ſtatt der Maͤnner eitel Weiber, die ſich ſo gleich erbothen, das Leben vor ihre Maͤnner zu laſſen. Woruͤber ſich die damahlige Regierung nicht nur hoͤchlich verwunderte, ſondern auch ihnen und den Maͤnnern das Leben ſchenckte. Plutarchus.
Spatzier-Stab, oder, Stock,
Iſt ein ſchmahl und geſchwanckes von Spaniſchen Rohr verfertigtes Staͤblein, mit einer Schleiffe Band verſehen, deſſen ſich das Frauenzimmer an etlichen Orten bey dem Spatziergehen zu bedienen pfleget.
Speck,
Lardum, Lard, iſt das Fett von zahmen Schweinen, von welchen gantze Seiten abgezogen, eingeſaltzen und abgeraͤuchert werden. Er iſt ein noͤthig Stuͤck in der Kuͤche, welcher an viel Eſſen gebrauchet, [Spaltenumbruch]
Speil Speiſ
am meiſten aber Wildpret, Fleiſch, und anders damit geſpicket wird.
Speiler, oder, Spreil,
Iſt ein ſpitzig geſchnittener ſchlancker Pflock, wormit die Niere in den Braten, oder bey den Haſen die Hinter-Theile feſt angeſpeilert und zuſammen geſtecket werden, damit ſelbige in den herum drehen nicht herab fallen.
Speiſe-Cammer,
Wird dasjenige Behaͤltnuͤß des Hauſes genennet, worinnen der Vorrath von Speiſen und andern Victualien verwahret wird, iſt insgemein gleich an die Kuͤche angebauet, und mit vielen Regalen verſehen.
Speiſe-Cammer-Vorrath,
Heiſſet alles dasjenige, was in eine wohlverſehene Speiſe-Cammer gehoͤret und noͤthig iſt, als da iſt: Wuͤrtze gantz oder geſtoſſen, mit allen ihren Speciebus. Getreugt Obſt, Huͤlſen- oder andere Fruͤchte; z. E. Aepffel, Birn, Pflaumen oder Qvetzſchken, Brunellen, Quitten, Hanebutten, Heidelbeeren, Kirſchen, welcke Ruͤben, Reiß, Morgeln, Spitz-Morgeln, Pinien, Capern, Piſtacien, Citronen, Citronat, Oliven, Gruͤtze, Heydegruͤtze, Hafergruͤtze, Graupen, Gerſten-Gꝛaupen, Nuͤrnberger Graupen, Grieß, Svaden, Nudeln, Eꝛbſen, Linſen, Hiꝛſe, Kuͤmmel, Fenchel, Lorbeer-Blaͤtter, Beyfuß, Wachholderbeeren, Majoran, Salbey, Zwiebeln, Chalotten, Caſtanirn, Saltz, Mehl; Ein-
gemachte
(0961)
[Spaltenumbruch]
Spei Sphi
gemachte oder in Zucker geſetzte Sachen, allerhand wohl angemachte Eßige, groſſe und kleine Pfeffer-Gurcken, rothe Ruͤben, Butter, Eyer, Schmaltz und Fett, Speck, geraͤuchert Fleiſch, Wuͤrſte und Fiſche, harte Semmel, Baumoͤl oder Gartzeroͤl, Pflaumen- und Kirſchmus u. d. g.
Speiſe-Koͤthe,
Oder Schranck, iſt ein von Holtz verfertigtes, mit vielen Fachen unterſchiedenes, und mit einer oder 2. Thuͤren verwahrtes Behaͤltnuͤß, worinnen die uͤberbliebenen EßWaaren verwahret werden, die Thuͤren daran werden insgemein mit runden durchloͤcherten Blechen verſehen, damit die Lufft durchſtreichen kan.
Spende-Hering eſſen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, da einige Weiber in den wunderlichen Gedancken ſtehen, man bekaͤme das Fieber nicht, wenn man von denenjenigen Heringen aͤſſe, ſo in denen Spenden unter das gemeine Volck ausgetheilet werden, dergleichen laͤcherlichen Aberglauben ſie auch von dem Bettelbrod haben.
Sphinx,
War ein weibliches Monſtrum, ſo die Echidna mit dem Typhone gezeuget, ſein Geſichte, Hals und Bruſt, war wie eines Weibes, Schwantz und Fuͤſſe wie eines Loͤwens, die Federn aber gleich eines Adlers. Pflegte denen vorbey gehenden auf den Sphingiſchen Berge bey Thebas, viel Raͤtzel vor[Spaltenumbruch]
Spicanard
zulegen, abſonderlich aber plagte es taͤglich die Thebaner, mit dem bekannten Raͤtzel, von dem menſchlichen Alter, woruͤber viel Menſchen, weil ſie ſolches nicht aufloͤſen konten, von ihm auffgerieben wurden; bey ſo geſtalten Sachen ließ Creon, ſo damahls in dem Thebaniſchen Reiche die groͤſte Autoritaͤt und Gewalt hatte, durch gantz Griechenland ausruffen, daß der, ſo dieſes Raͤtzel errathen wuͤrde, ſeine Schweſter, die Jocaſtam, des Laji Wittbe, zum Weibe bekommen ſolte. Worauf ſich einer mit Nahmen Oedipus angab, der dieſes Raͤtzel (ſo in dieſer Frage beſtand: welches Thier wohl fruͤh morgens 4. Fuͤſſe, um Mittag 2. und des Abends 3. haͤtte?) auff das menſchliche Alter deutete, und ſolches daher gluͤcklich loͤſete, woruͤber Sphinx ſo erſchrocken, daß es ſich vor Zorn und Schimpff zu einem Felſen herunter zu todte geſtuͤrtzet.
Spicanard,
Spica, du Nard, iſt ein wohlriechendes Kraut von groſſer Krafft und Wuͤrckung, und wird in die Welſche, Garten- und Indianiſche Spick eingetheilet. Ob aber diejenige koſtbare Salbe, Joh. XII, 3. womit Maria Magdalena den HErrn Chriſtum vor ſeinem Tode geſalbet, aus der Indianiſchen Gattung ſey bereitet worden, ſolches iſt noch nicht ausgemacht, und kan man deßwegen D. Wedels Programma de Unguento Nardino nachzuſchlagen belieben. Inzwiſchen hat dieſes Kraut auch ſeinen Nutzen in der Kuͤche, und kan der
Koch
(0962)
[Spaltenumbruch]
Spick Spieg
Koch bald dieſes bald jenes Eſſen damit delicat machen.
Spicken,
Heiſſet den Braten von allerley Arten und Gattung vorher mit klein geſchnittenen Speck, vermoͤge der Spicke-Nadel, uͤber und uͤber beziehen und durchſtechen.
Spickbrett,
Iſt ein rundes und duͤnnes Bret, worauf die Braten in den Kuͤchen geſpicket werden.
Spicke-Nadel,
Iſt eine von Stahl lang zugeſpitzte Nadel, obenher hol und offen, auch etliche mahl aufgeſpaltet, worein der klein und laͤnglicht geſchnittene Speck geſtecket, und durch das Wildpret oder ander Fleiſch eintzeln und Stuͤckweiſe gezogen wird.
Spiegel,
Iſt ein aus zubereiteten Spiegel-Glas verfertigte, und mit einem auf vielerley Façon in unterſchiedener Form und Groͤſſe gezierten und ausgearbeiteten Rahm umgebene Zierrath, ſo das Frauenzimmer in denen Zimmern nicht wohl entbehren kan. Sie ſeynd entweder groß, deren man insgemein zwey von einerley Gattung in den Putz-Stuben und Zimmern findet, oder mittelmaͤßig, ſo in denen Wohnſtuben gebraͤuchlich, oder klein, ſo man insgemein Auffſetze-Spiegel nennet, und vor welchen ſich das Frauenzimmer aufzuſetzen und zu coëffiren pfleget, das [Spaltenumbruch]
Spieg Spiel
Venetianiſche Glas iſt das beſte bey den Spiegeln.
Spiegel auf dem NachtTiſch,
Iſt ein meiſtens in ſilbernen Rahm eingefaſter Spiegel, ſo von hinten aufgeſtellet werden kan, vor welchen ſich das Frauenzimmer ihren Haar-Putz und Fontangen aufzuſtecken und aufzuſetzen pfleget.
Spiegel-Futteral,
Iſt ein hoͤltzernes oder mit Frantzoͤiſchen Leder, auch Gold-Papier uͤberzogenes Fach, worinnen das Frauenzimmer ihre ſilbernen und ſaubern ſo genannten AufſetzeSpiegel zu verwahren pfleget.
Kinder in Spiegel vor dem Jahre ſehen laſſen,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige in denen wunderlichen Gedancken ſtehen, man muͤſte kein kleines Kind vor dem Jahre in Spiegel ſehen laſſen, damit ſie nicht ſtoltz und hoffaͤrtig wuͤrden.
Spiegel-Karpffen, ſiehe. Karpffen.
Spiel-Faß,
Iſt ein rundes flaches hoͤltzernes Faß, worinnen die geſcheuerten Teller und Schuͤſſeln abgeſpielet werden.
Spielings-Gelte,
Iſt ein von Holtz zuſammen geſetztes und mit 2. hohen Handhaben verſehenes Kuͤchen-Gefaͤſſe, worein der Schaum und anderer
Unflat,
(0963)
[Spaltenumbruch]
Spiel Spin
Unflat, ſo von den kochenden Speiſen abgeſondert, gegoſſen wird.
Spiel-Katzen. ſiehe. Katzen.
Spielkeſſel. ſiehe. SchwenckKeſſel.
Spiel-Magen, oder, Spindel-Magen,
Heiſſet dasjenige Weibesvolck, das uns von der Mutter her anverwandt und mit Freundſchafft zugethan iſt.
Spiel-Napff,
Iſt ein groſſer runder Porcellain-Napff mit Waſſer angefuͤllet, worinnen man bey dem Caffeeund Thee-Trincken die Schaͤlgen und Naͤpffgen ausſpielet.
Spiel-Sachen. ſiehe. Puppenwerck.
Spiel- oder SparhafenGelder,
Heiſſen diejenigen Gelder, ſo das Weib auſſer der Mitgifft und Paraphernalien zu dem Manne mit bringet, ſelbige aber vor ſich gantz alleine behaͤlt, und daruͤber nach Belieben diſponiren kan.
Spiel-Teller. ſiehe. L’Ombre-Teller.
Spinat,
Spinachia, Epinard, iſt ein Garten-Kraut von kalt und feuchter Natur, und kan ſonderlich die Kaͤlte wohl vertragen, wird zu dem Ende in denen Kuͤchen gar ſehr be[Spaltenumbruch]
Spinat
liebet, weil es faſt das gantze Jahr hindurch zu haben und zu eſſen taugt. Es pflegen ihn die Koͤche entweder an andere Speiſen zu kochen, oder à part, wie folget, zuzurichten 1) Spinat zu leſen und abzukochen; 2) Spinat mit Rahm und kleinen Roſinen; 3) Spinat ohne Rahm und kleinen Roſinen; 4) Spinat-Farce; 5) Spinat mit einer Carbonade; 6) Spinat mit Grillade; 7) Spinat mit Poffeſen; 8) Spinat mit Eyerkuchen; 9) Spinat mit Eyern, ſo OchſenAugen heiſſen; 10) Spinat mit verlohrnen Eyern.
Spinat zu leſen und abzukochen,
Wenn der Spinat jung iſt, darff ſelbiger nur rein abgeſchnitten werden, dafern er aber alt und ſchon in Schoß gehet, ſo werden nur die Blaͤtter abgenommen und hernach ausgewaſchen. Nach dieſen ſetzet einen Keſſel mit Waſſer aufs Feuer, ſaltzet es ein wenig, und wenn es kochet, ſo thut den Spinat hinein und laſſet ſolchen abkochen, dieſen koͤnnet ihr hernach zu folgenden Bereitungen anwenden.
Spinat mit Rahm und kleinen Roſinen,
Wenn der Spinat abgekochet iſt, ſo thut dieſen aus dem Waſſer in einen Durchſchlag, daß er abſeihet, und ſchneidet ihn hernach mit einem Schneide-Meſſer gantz klein. Nach dieſem ſetzet in einen Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer; ſchuͤttet den Spinat drein, damit er ein wenig roͤſte; gieſſet alsdenn ein Noͤſſel guten ſuͤſſen
Rahm
(0964)
[Spaltenumbruch]
Spinat
Rahm dran, werffet eine Hand voll kleine Roſinen drunter, ruͤhret dieſes alles wohl durch einander und laſſet es eine Weile daͤmpffen, ſo iſt es fertig.
Spinat ohne Rahm mit kleinen Roſinen,
Dieſen machet gleich als vorhergehenden, nur duͤrffet ihr den Rahm nicht dran bringen; ſtatt deſſen aber deſto mehr Butter und ein wenig Fleiſch-Bruͤhe dazu thun.
Spinat-Farce,
Hacket abgekochten Spinat gantz klein und thut ſolchen in einen Tiegel, ſchuͤttet darzu geriebene Semmel, auch etwas eingeweichte Semmel, ein halb Pf. klein gehackten Nieren-Talg oder RinderMarck, nachdem viel Farce gemacht wird. Ferner ſchlaget 3. biß 4. Eyer-Dotter dran, und ſetzet es auf Kohlfeuer; ruͤhret es ein wenig ab, daß die Eyer gar werden. Hernach thut es in einen Moͤrſel, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, ſtoſſet ein wenig rohe Butter und Saltz drunter, und wenn es genug geſtoſſen worden, ſo nehmet ſolche Farce heraus und verbrauchet ſie nach euren Gefallen. Abſonderlich kan man Kraͤntze davon um die Potagen-Schuͤſſeln alſo abmachen. Erſtlich wird ein Kraͤntzgen von Teig um die Schuͤſſel gefuͤhret, ſo breit von der Seite, als man den gruͤnen Krantz haben will. Darnach muß die Spinat-Farce um die Schuͤſſel herum gefuͤhret, ſauber und glatt mit einem warmen Meſſer zugeſtrichen, mit Butter begoſſen, mit Semmel beſtreuet und [Spaltenumbruch]
Spinat
endlich im Ofen zum backen geſchoben werden. Ingleichen kan man auch Wuͤrſtgen in Daͤrmer, Wuͤrſtgen aus Schmaltz gebacken, entweder zum garniren derer Potagen, oder was einem ſonſt einfaͤllet, daraus machen.
Spinat mit Carbonade,
Den Spinat machet ab, wie vorher beſchrieben worden; Die Zubereitung der Carbonade koͤnnet ihr finden unter dem Buchſtaben C.
Spinat mit Grillade,
Machet den Spinat eben wie vorigen, ab, und die Grillade zu verfertigen, ſuchet unter dem Buchſtaben G.
Spinat mit Nierenſchnitten oder Poffeſen,
Der Spinat wird als ſchon beſchrieben, abgemacht; Die Verfertigung der Nierenſchnitten ſuchet unter dem Buchſtaben N.
Spinat mit Eyer-Kuchen,
Machet den Spinat ab, wie ſchon mehrmahl beſchrieben worden; Den Eyer-Kuchen aber zuzurichten, wird unter dem Buchſtaben E. und zwar unter denen Eyern zu finden ſeyn.
Spinat mit Ochſen-Augen,
Der Spinat kan gemacht werden als vorher beſchrieben worden, unter denen Eyern aber werden die gebackenen Ochſen-Augen anzutreffen ſeyn.
Spinat
(0965)
[Spaltenumbruch]
Spinat Spinnen
Spinat mit verlohrnen Eyern,
Suchet ſie unter denen Eyern; Die Zurichtung des Spinats aber bleibet wie vorige.
Spindel,
Iſt ein geſchlanckes duͤnnes rund gedrehetes kleines Staͤblein, oben und unten ſpitzig zulauffend, vermoͤge deſſen die Faͤden im Spinnen zuſammen gedrehet, und darauff gewunden werden.
Spindel zum Goldſpinnen,
Iſt ein zum Gold und Silber ſpinnen von einem ſtarcken eiſernen Drat verfertigtes Inſtrument mit einem hoͤltzernen Wuͤrtel in der Mitten, von oben aber mit einem zarten Haͤcklein verſehen, durch deſſen Herumdrehung das Gold und Silber uͤber den ſeidnen Faden geſponnen wird.
Spinet,
In eine Art von einem groſſen Clavicordio, doch mit dem Unterſcheid, daß an denen Tangenten klein geſchnittene Feder-Kielen ſtecken, welche bey dem Niederdruͤcken die Saiten ruͤhren; Das Frauenzimmer bedienet ſich dieſes Inſtrumentes oͤffters bey ihrem ſingen.
Spinnen,
Heiſſet das auf den Wocken gelegte Garn, Flachs, Werck, Hanff oder Wolle, vermoͤge des SpinnRads oder Rockens in tuͤchtige und gleiche Faͤden zuſammen drehen.
[Spaltenumbruch]
Spinnen
Spinnen in Sechswochen,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige wunderliche Weiber in denen tollen Gedancken ſtehen, es duͤrffte keine Sechswoͤchnerin binnen ſolcher Zeit ſpinnen, denn ſonſten verurſachte ſie darmit, daß ihr Kind an Galgen kaͤhme und auffgehencket wuͤrde.
Spinnen oder Kancker umbringen,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, da einige in denen naͤrriſchen Gedancken ſtehen, ſie haͤtten weder Stern noch Gluͤck auf der Welt, wenn ſie ſelbige umbraͤchten.
Spinne-Leder,
Iſt ein viereckigt geſchnittenes glattes Leder, ſo die Goldſpinnerinnen ſich um das Knie ſchlagen, und auf ſelbigen die Spindel ausſtreichen.
Spinne-Rocken,
Iſt ein lang gedreheter hoͤltzerner Stock von oben mit einem Wocken-Holtz, von unten aber mit einem Fuß-Tritt verſehen, worauff man durch die darzu gehoͤrige Spindel Flachs, Hanff, Werck oder Wolle faͤdenweiſe zu ſpinnen pfleget. Die Spartaner, Griechen auch Indianer gaben ſonſt ihren Toͤchtern einen Rocken und Spindel an ſtatt der Mit-Gifft, ſo damahls noch nicht gebraͤuchlich war, mit. Juſtin. lib. 3. Hiſtor. Alex. ab Alexandr. Genial. Dier. l. 2. c. 5.
Spinn-Rad,
Iſt ein von Holtz gedrechſeltes
und
(0966)
[Spaltenumbruch]
Spiritu Spitzen
und zuſammen geſetztes Geſtelle mit einer Spuhle, Fluͤgel, Wocken, Rad und Fußteitt verſehen, auf welchen der Flachs, Hanff, Werck oder Wolle geſponnen und in haltbare Faͤden gebracht wird. Das Frauenzimmer fuͤhret auch kleine Spinn-Raͤder, ſo ſie auf einen Tiſch vor ſich ſetzen koͤnnen, ſie haben auch ein gantz klein Inſtrument, ſo ſie Frantzoͤiſche Spinn-Raͤder nennen, welche ſie an ſich in Guͤrtel ſtecken, und alſo im herumgehen daran ſpinnen koͤnnen.
de Spiritu Sancto,
Catharina. Eine Portugieſiſche gelehrte Nonne vom Seraphinen Orden zu Liſſabon, lebete im Anfang des 17. Seculi und beſchrieb die Hiſtorie ihres Cloſters unter dem Titul: Fundaçaon das Framengas.
Spital-Frau,
Iſt eine alte unbehuͤlffliche und krancke Frau, ſo ſich um ihr Alter vollends geruhig hinzubringen in ein Hoſpital gekauffet, und daſelbſt biß an ihr Ende verpfleget wird.
Spital-Mutter,
Heiſſet diejenige Haußhaͤlterin und verſtaͤndige Frau, ſo zu Verpflegung und Wartung derer im Hoſpital ſich befindenden alten Weiber beſtimmet und vorgeſetzet iſt.
Spitzen, oder, Canten, Points,
Seynd ein von Gold, Silber, gut oder Leoniſch, Neſtel-Garn, oder weiſſen auch ſchwartzen Zwirn nach einem gewiſſen Muſter geklep[Spaltenumbruch]
Spitzen
peltes oder genehetes zartes Gewebe, deſſen ſich das Frauenzimmer bey ihrem Putz zu bedienen pfleget. Die weiſſen Spitzen ſeynd von unterſchiedenen Sorten und Guͤte, als da ſind: Frantzoͤiſche oder Pointes de Paris, Venetianiſche, Brabanter, Engellaͤndiſche, Anneberger, Schneeberger, Marienberger, und andere mehr. Sie werden entweder Ellen- oder Stuͤckweiſe verkauffet. Siehe Venetianiſche Spitzen, ingleichen ſiehe Frantzoͤiſche Spitzen.
Spitzen-Baͤndgen,
Iſt ein ſchmales zartes und auf beyden Seiten durchloͤchertes weiſſes Band, welches das FrauenVolck bey dem Spitzen nehen zu Umlegung und Einfaſſung der Blumen und Gaͤnge zu brauchen pfleget.
Spitzen-Frau,
Seynd gewiſſe Weiber, ſo allerhand weiſſe Spitzen in einem Kaͤſtlein in und auſſer denen JahrMaͤrckten dem Frauenzimmer in die Haͤuſer zum Verkauff herum tragen.
Spitzen-Grund,
Heiſt derjenige weit-loͤcherichte Stich in denen Spitzen, wormit das Frauenzimmer die leeren Felder, ſo auſſer denen Blumen und Gaͤngen auf dem Spitzen-Muſter gefunden werden, auszufuͤllen pfleget; iſt entweder einfach oder doppelt.
Spitzen-Grund anzuſtechen,
Seynd kleine zarte von weiſſen
Zwirn
(0967)
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Spitzen
Zwirn uͤber ein rund ſpitziges Hoͤltzlein zuſammen geſchlungene und ausgezaͤckte Ringlein, ſo an ſtatt der Zaͤckgen oben an die geneheten Spitzen weitlaͤufftig angeſtochen wird. Wird auch ſonſten zu anderer Naͤhderey gebrauchet.
Spitzen-Muſter,
Iſt ein auf Papier eutworffener Vor-Riß und Abſchilderung dererjenigen Blumen und Rangage, wornach die Spitzen genehet oder gekleppelt werden.
Spitzen-Rand,
Iſt ein ſchmaler und zarter von weiſſen Zwirn gekleppelter Streiff, welcher unten an die genehten Spitzen ſtatt einer Befeſtigung angeſtochen wird.
Spitzen-Schnepfflein,
Iſt ein zartes zu geſpitztes von weiſſen Zwirn gekleppeltes oder genehetes Schnepflein, ſo das Fꝛauenzimmer an etlichen Orten vornher uͤber die Stirne unter denen Hauben zu tragen pfleget.
Spitzen-Stiche,
Seynd allerhand kuͤnſtliche und zarte Stiche, womit das WeibesVolck die Blumen in den geneheten Spitzen auszufuͤllen pfleget. Dergleichen ſind vielerley, als: der Marcipan-Stich, einfach und doppelt, Mandelkern-Stich, RoͤßgenStich, Flammen-Stich, SchieffStich, Erbiß-Stich, Ketten-Stich, dichter Stich, ſchlechter Grund, einfach oder doppelt u. d. g. m.
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Spitzen Sporck
Spitzen-Waͤſcherin,
Iſt eine abſonderliche Frau, ſo die Kunſt weiſſe oder ſchwartze Spitzen wieder rein zu waſchen, auffzuſtecken und auszuplatten weiß.
Spitz-Glaͤſer. ſiehe. TaffelGlaͤſer.
Spitz-Hut. ſiehe. Hut.
Spitz-Morgeln. ſiehe. Morgeln.
Spollier,
Iſt ein halb ſeidenes und halb leinenes ſtreiffigtes Gewebe, wormit man die Zimmer insgemein auszukleiden und welches man an ſtatt der Tapeten zu gebrauchen pfleget.
Spollier-Hacken,
Seynd etliche an einander geſetzte Haͤcklein von Eiſen oder Stahl ſauber geſchweiſſet und auspoliret, zuweilen auch im Feuer verguldet oder blau angelauffen, ſo man an Tapeten oder andere Sachen ſonder Einſchraubung und Verletzung der Waͤnde und Zimmer einhengen und anwerffen kan.
von Sporck, Graͤfin,
Anna Cajetana Franciſca, ein gelehrtes Frauenzimmer, hat aus dem Frantzoͤiſchen nachfolgendes uͤberſetzet: 1) Woͤchentliche Betrachtungen und Gebeter Prag 1707. in 8. 2) Der Anfang der Weisheit oder kurtzer Innhalt, wie und warum man die Suͤnde fliehen ſoll. Prag 1708. 8.
von
Frauenzim̃er-Lexicon. O o o
(0968)
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Sporck Sprie
von Sporck, Graͤfin,
Eliſabetha Fcanciſca. ein gelehrtes Frauenzimmer hat folgendes uͤberfetzet. 1) Chriſtliche SittenLehre. Kempten 1702. 4. 2) Geiſtliche Waſſerquelle. Altſtadt Prag. 1707. 4. 3) Tractat wieder die Gleichguͤltigkeit derer Glauben. Kempten 1702. 12. 4) Geiſtliche Wochen. Prag 1708. Octav.
von Sporck, Graͤfin,
Maria Eleonora Cajetana Aloyſa, eine gelehrte Tochter Hr. Frantz Antonii Grafen von Sporck, Herren derer Herrſchafften, Grodlitz, Lyſſa und Konoget, Roͤmiſchen Kaͤyſerl. wuͤrcklichen Geheimden Raths, Caͤmmerers und Koͤnigl. Stadhalters in Boͤhmen, iſt eine Nonne des Coͤleſtiner-Ordens von Mariaͤ Verkuͤndigaͤng, lebt noch wuͤrcklich in Prag, und hat folgendes aus dem Frantzoͤiſchen ins Teutſche uͤberſetzet. 1) S. Thereſiæ a Jeſu Betrachtungẽ uͤber das Vater Unſer. Neuſtadt Prag 1707. 4to. 2) Kurtze Art und Weiſe ſich in der Chriſtl. Standhafftigkeit zu uͤben Prag 1807. 8tav. 3) Grund-Reguln, nach welchen die Kinder ſollen Chriſtlich auferzogen werden. 1709. 8tav. 4) Der aus dem Irrthum gebrachte Hoffmann 1710. 8tav. 5) Huͤlffs-Mittel ſich die ſtete Allgegenwart Gottes ohnablaͤßlich vor Augen zu ſtellen. 1710. in 12.
Spreil, ſiehe. Speiler.
Spriegel uͤber die Wiege,
Iſt ein von Holtz abſonderlich [Spaltenumbruch]
Spritze Stachel
geſchnitztes Geſtelle mit zwey Gelencken verſehen, welches man dem Kind zum Haupte in die Wiege ſtecket, damit man ein Tuch doch ſonder Verhinderung und Beſchwerniß uͤber ſein Geſichtlein bey dem Schlaff breiten kan.
Spritze,
Iſt ein von Blech hol getriebenes oder von Holtz gedrehetes Inſtrument, ſo die Koͤche in ihren Kuͤchen noͤthig haben, als da iſt, Spritze zu Spritzkuchen, Spritze zu Wuͤrſten, u. d. g.
Spritzkuchen, ſiehe. Gebackene Spritzkuchen.
Spuhle,
Iſt derjenige herum lauffende und mit einem Fluͤgel, der auf beyden Seiten mit kleinen Haͤcklein verſehen, umgebene Theil am Spinnrade, welcher den von dem Wocken herunter gezogenen und zuſammen gedreheten Faden durch das an ſelbigen befindliche kleine eiſerne Roͤhrlein auf- und annimmt, und im herum drehen, ſelbigen aufwindet.
Spund,
Iſt das kleine viereckigte Kloͤtzlein, wormit das Spundloch an den Faͤſſern verwahret wird, iſt insgemein mit einem reinem Laͤpplein umſchlagen.
Stachel-Beere,
Uva Criſpa, (Groſſularia) Groſſeille, ob gleich dieſe Beere rohe genoſſen, ſchlechte Nahrung und boͤſe Gebluͤt machen ſollen, ſo pflegen ſie die Koͤche gaꝛ doch ſehꝛ zu veꝛ-
thun,
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Stachelnuͤſſe
thun, und entweder die unzeitigen an junge Huͤner und dergleichen zu kochen, wovon ſie einen annehmlichen Geſchmack bekommen, oder ſie ſchlagen ſie in gewiſſe Torten, welche gewiß nicht uneben ſchmecken.
Stachelnuͤſſe, oder, WaſſerNuͤſſe,
Tribuli aquatici, Chataignes d’ Eau, ſind dreyeckigte Nuͤſſe mit eben ſo vielen Spitzen und Stacheln verſehen. Sie wachſen in Seen, Weihern, Teichen und StadtGraͤben, dahero ſie auch See- oder Weiher-Nuͤſſe genennet werden. Ihrem Geſchmack nach ſind ſie ſuͤſſe; verurſachen aber bey vielen Gebrauch Blehungen und Winde. Doch ſollen ſie mit Honig-Waſſer gekocht, ein gut Gurgelwaſſer zu Mund- und Hals-Geſchwuͤren, wie auch zum faulen Zahnfleiſch abgeben. Ein mehrers hat ſich ein Curieuſer aus Kirchmayers Diſp. de Tribulis potisſimum aquaticis zu erhohlen. Der Koch brauchet die Stachel-Nuͤſſe entweder an andere Eſſen oder bereitet ſie auf folgende Art. 1) StachelNuͤſſe zu putzen; 2) Stachelnuͤſſe zu kochen.
Stachel-Nuͤſſe zu putzen,
Wenn dieſe aus dem Teich kommen, ſo leſet ſie ſauber aus, ſchuͤttet ſie hernach in einen Keſſel oder hoͤltzernen Stutz, gieſſet Waſſer darauf, ruͤhret ſie mit einem neuen Beſen brav um, und waſchet ſie alsdenn wieder aus.
Stachel-Nuͤſſe zukochen,
Sind dieſe vorher beſchriebener [Spaltenumbruch]
Stadt Staͤnd
maſſen gereiniget, ſo thut ſie in einen Keſſel, gieſſet Waſſer darauf, ſetzet ſie aufs Feuer, und laſſet ſie eine gute halbe Stunde ſieden. Darnach breitet eine Serviette auf eine Schuͤſſel und richtet ſolche darauf an, decket ſie zu, gebet ſie hin, und laſſet darzu friſche Butter und Pfeffer aufſetzen, will man ſolche wie Caſtanien brauchen, ſo muͤſſen ſie mitten entzwey geſchnitten, die Kern heraus gethan, und denn an Braunkohl, wie Caſtanien geworffen werden.
Stadt-Mutter,
Heiſſet an etlichen Orten die aͤlteſte und vornehmſte Matrone in der Stadt.
Staͤhlgen vor die Kinder,
Iſt ein zartes von Stahl verfertigtes Inſtrument, oben her etwas breitrund zubereitet, ſo man den kleinen Kindern an ein Band an zuhengen, und ſelbigen damit, weñ ihnen bey dem Zahnhecken das Zahnfleiſch juckt und brennt, in den Maͤulgen herum faͤhret, um die Hitze dadurch ein wenig abzukuͤhlen.
Stangen-Leinwand,
Iſt eine gewiſſe Art einer gemodelten und uͤberſchlagenen weiſſen Leinwand, doch nicht ſo dichte als Zwillig, woraus das Frauenzimmer allerhand Geraͤthe, als Tiſchtuͤcher, Servietten, Quehlen, Vorhaͤnge und andere Sachen zu ſchneiden pfleget.
Staͤndgen,
Iſt eine naͤchtliche Muſic, ſo ein Amante ſeiner Geliebten durch an-
dere
O o o 2
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Staͤrcke Starr
dere machen laͤſt, oder ſelbſt allein voꝛ ihꝛem Hauſe in ein Muſicaliſches Inſtrument, als: Laute u. d. g. eine charmante Arie ſinget.
Staͤrcke,
Iſt eingeweichter getretener und von den Huͤlſen geſauberter Waitzen, welchen das Frauenzimmer zu kochen, und mit ſelbigen die klare Waͤſche ſteiff zu machen pfleget; wenn ſie vorhero durch ein Tuch gedrucket worden.
Staͤrck-Mehl, ſiehe. KrafftMehl.
Staͤrcken-Quirl,
Iſt ein groſſer von Holtz geſchnitzter Quirl, ſo in den Staͤrcken-Topff gehoͤret.
Staͤrcken-Topff,
Iſt ein groſſer irdener Hafen, worinnen die Staͤrcke mit der blauen Farbe vermiſchet und aufgekochet wird, damit man ſelbige bey dem Staͤrcken der Waͤſche brauchen kan; zuweilen nimmt man auch eine hoͤltzerne Waſch-Gelte darzu.
Staͤrcken-Waͤſche,
Heiſſet dem Weibesvolck dasjenige kleine und klare Waͤſch-Geraͤthe, ſo bey dem Waſchen durch die Staͤrcke gezogen, und ſtarr gemacht werden muß.
Starr machen,
Spitzen oder Flohr, iſt eine Wiſſenſchafft derjenigen Weiber, ſo den eingeſchmutzten Flohr oder Spi[Spaltenumbruch]
Stabil Stecken
tzen in dem Waſchen durch Dragant oder Gummi wieder aufzuſteiffen und ihnen einen neuen Glantz zu geben wiſſen.
Statilia,
War ein ſehr altes Weib von welcher Seneca in ſeinen Epiſtoln etwas erwehnet. Sie war aus einem beruͤhmten Hauſe, und wurde 99. Jahr alt.
Statuten-Theil, Siehe. Portio Statutaria.
Staucher,
Heiſſet dem Frauenzimmer in Nuͤrnberg ſo viel als ein Muff.
Stecher zum Aepffeln, oder, Aepffel-Stecher,
Iſt ein gewiſſes ausgehoͤlertes Back- und Kuͤchen-Inſtrument, wormit man die Mitten von denen ſcheibig geſchnittenen Aepffeln, ehe daß ſie gebacken werden, ausſticht und ausgraͤbet.
Stech-Heber,
Iſt ein klein von Meßing oder Blech holgetriebenes Roͤhrlein, wormit man den Wein oder das Bier ſo man koſten will, aus denen noch friſchen und unangezapfften Faͤſſern hebet und heraus ſticht.
Stecke-Nadeln, auch Klufen, Spann-Nadeln, und Haͤfftlein genannt,
Sind kleine ſchwancke von Meſſing oder andern Metall zugeſpitzte und oben mit einem Knoͤpffgen
verſe-
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Stecken Stella
verſehene Nadeln, ſo das Frauenzimmer ſo wohl zum Nehen als auch zu dem Putz noͤthig hat, ſeynd groß, mittlere, oder klein, weiß, gelb, blau angelauffen oder ſchwartz, deren letztere bey der Trauer noͤthig ſind.
Stecke-Nadel-Brieff,
Iſt ein zuſammen gelegtes blau oder weiſſes Papier, worinnen die Stecke-Nadeln Reihen weiſe geſtecket, und in ſolchen Briefen verkauffet werden.
Steck-Ruͤben, Siehe. Ruͤben.
Steiff-Matz, ſiehe. Quarck.
Steinbeiſſer,
Gobii fluviatiles (Murenulæ) Petites lamproyes, ſind duͤnne geſchlancke Fiſchlein, faſt wie die Neunaugen, welche gemeiniglich ſich im Mertz oder April in Baͤchen an die Kieſelſteine anlegen, und gleichſam an ſelben ſaugen. Sie haben ſonſt einen gar guten Geſchmack, und wenn ihnen der Koch mit einer guten Bruͤhe vollends zu ſtatten koͤm̃et, werden ſie vor was delicates geachtet: dahero ſie Colerus nicht ohne Urſache unter die Herren-Fiſche rangiret, die aber einen guten Magen und ein gut Glaß Wein erfodern, ſonſt wird die Luͤſternheit bey vielem Gebrauch mit einem Fieber bezahlet. Ihre Zubereitung iſt wie der Neunaugen ihre, und kan man ſich hier in allem nach jenem richten.
Stella,
Eine gelehrte Frantzoͤſin, ſo [Spaltenumbruch]
Stepha Step
nicht nur ein Buch, Paſtorales genennet, ſondern auch andere Sachen in Frantzoͤiſcher Sprache geſchrieben. Sie war zugleich auch eine gute Kuͤnſtlerin in Mahlen und Schildereyen. Vid. Deviſeum in Mercur. Gall. A. 1678. Menſ. Septemb. p. 119.
Stephana,
Nicolæa, oder Etienne genannt, eine gelehrte Frantzoͤſin und nette Dichterin. Sie war des gelehrten Medici, Caroli Stephani in Paris Tochter und Johannis Libauti Medic. Doctoris daſelbſt Eheweib, ſo um das Jahr 1584. florirete. Vid. La Croix du Maine in Biblioth. p. 358 it Almeloven de Vitis Stephanor. p. 26. Junck. Centur. Foem. Illuſtr. p. 72. & 73.
Stephania,
Catharina, des beruͤhmten und gelehrten Henrici Stephani, gleichfalls gelehrte Tochter, ſo die Lateiniſche Sprache wohl verſtunde, auch ſonſt ein gelehrtes und geſchicktes Frauenzimmer war. Vid. Act. Erudit. Lipſ. A. 1684. p. 203. & Juncker. Centur. Illuſtr. Foem. p. 71. & 72. Colemeſ. in Gall. Oriental. pag. 24.
Steppen Roͤcke, oder, Decken,
Iſt eine neue Art die Frauenzimmer-Roͤcke, welche mit Haaren oder Wolle vorher dick unterleget worden, mit allerhand Blumen und Gaͤngen, vermoͤge der an einander hengenden Stepp-Stiche zu uͤber nehen, bißweilen werden auch die Blumen und Figuren aus aller-
hand
O o o 3
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[Spaltenumbruch]
Step Stockfiſch
hand bunten Taffet zierlich ausgeſchnitten und hernach darauf geſteppet, dergleichen auch bey den Decken, ſo uͤber die Betten in denen Putz-Stuben gebreitet werden, zu geſchehen pfleget.
Steppen, weiß Zeug,
Heiſſet in dem Nehen etliche Reyhen uͤber die Bindgen durch Faſſung 2. oder 3. abgezehlter Faͤden ziehen und eine gerade Linie nach dem Faden duꝛch ſolche an einander hengende Stiche formiren.
Sterope,
War des Atlantis Tochter, und eine von denen ſieben Plejaden, welche dem Marti den Oenomaum zur Welt gebracht.
Sthenoboea,
Oder Anthea, war des Proeti Weib, ſo ſich in den Bellerophon verliebet, und als ſie ihn auf keine Art und Weiſe zum Ehebruch bewegen konte, ihn bey ihrem Manne angegeben, ob haͤtte er ſie mit Gewalt zur Unzucht zwingen wollen, worauf Proetus ihn zu ſeinem Schwieger-Vater dem Jobas nach Lycien geſchickt, um ſelbigen deßwegen umzubringen, welches aber nicht erfolget.
Stockfiſch,
Aſellus, Merluche, iſt ein SeeFiſch, der haͤuffig um Nordwegen gefangen, aufgetrocknet und weit und breit verfuͤhret wird. Loniceri Meynung nach ſoll er daher den Nahmen haben, weil er erſt auf einem Stock muͤſſe geklopft werden, ehe er zu eſſen taugt, ſonſt bleibt er [Spaltenumbruch]
Stockfiſch
ein unverdaulicher Fiſch, der einen guten Magen erfordert. Wiewohl ein gewiſſer alter Medicus vorgegeben, als ob dieſer Fiſch die ſauren Cruditæten aus dem Magen wegnehmen ſolte, zumahl wenn man darbey taͤglich eine ziemliche portion von liquore nitri fixi gebrauchete. Bey gemeinen Leuten iſt er eine gewoͤhnliche Hauß-Koſt, und auf vornehmen Tafeln wird er bißweilen zur Abwechſelung mit verſpeiſet, wenn man ſonderlich nach der Vorſchrifft unſers Kochs ſolchen zubereitet. 1) Stockfiſch zu waͤſſern; 2) Stockfiſch zu waͤſſern anders; 3) Stockfiſch zu waͤſſern noch anders; 4) Stockfiſch mit zerlaſſener Butter; 5) Stockfiſch mit Rahm; 6) Stockfiſch gefuͤllet im Backofen; 7) Stockfiſch auf der Schuͤſſel gedaͤmpfft mit Zwiebeln; 8) Stockfiſch mit einer Senff-Soſſe; 9) Stockfiſch mit Senff anders.
Stockfiſch zu waͤſſern,
Klopffet Stockfiſch mit einem hoͤltzernen Hammer oder Schlaͤgel, gieſſet Regenwaſſer drauf, darinnen er einen gantzen Tag liegen muß, waſchet ihn alsdenn heraus, gieſſet wieder Waſſer drauf, und laſſet ihn noch 2. biß 3. Tage waͤſſern. Es wuͤrde nicht ſchaden, wenn man gleich den Stockfiſch alle Tage 2. mahl auswuͤſche und wieder friſch Waſſer gaͤbe.
Stockfiſch zu waͤſſern anders,
Wenn der Stockfiſch geklopffet iſt, ſo leget ihn in eine Wanne, die
unten
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[Spaltenumbruch]
Stockfiſch
unten einen Zapffen hat, machet alsdenn eine reine Lauge, und gieſſet ſolche darauf, welche 24-Stunden drauff ſtehen muß. Hernach waſchet den Stockfiſch etliche mahl ſauber aus, gieſſet alle Tage 2. mahl friſches reines Waſſer darauf und dieſes ſo lange, biß er genug gewaͤſſert iſt.
Stockfiſch zu waͤſſern noch anders,
Leget den Stockfiſch; wenn er recht geklopffet iſt, in eine Wanne, gieſſet Waſſer drauf, ſtreuet ungeloͤſchten Kalch darein, und laſſet ſolchen 24. Stunden ſtehen, hernach waſchet ihn etliche mahl aus, und gieſſet oͤffters, auch wohl des Tages 3. biß 4. mahl, friſch Waſſer drauf, ſo wird er auflauffen und ſchoͤn lucker oder weich werden.
Stockfiſch mit zerlaſſener Butter,
Wenn derſelbe vorher beſchrtebener maſſen gewaͤſſert iſt, ſo ſchneidet ſolchen in Stuͤckgen, thut ihn in friſches Waſſer, und waſchet ihn ſauber aus, nach dieſen leget den Stockfiſch in einen Topff, gieſſet kaltes Waſſer drauf, ſetzet ihn von ferne zum Feuer, und ruͤcket ihn immer naͤher, und wenn er oben einen weiſſen Giſcht bekoͤmmt, ſo ſchiebet ihn wieder zuruͤcke. Unterdeſſen laſſet Butter zergehen, nehmet hernach den Stockfiſch wieder aus dem Topffe, leſet ihn aus, und ſchuͤttet ihn auf die Schuͤſſel, darauf er ſoll angerichtet werden, beſprenget ihn ein wenig mit Saltz, laſſet die zer[Spaltenumbruch]
Stockfiſch
laßne Butter daruͤber lauffen, ſtreuet oben viel Muſcatenbluͤten und gehackte gruͤne Peterſilie druͤber, ſetzet ihn auf ein Kohlfeuer und decket die Schuͤſſel zu, hat er nun noch ein wenig gedaͤmpffet, ſo kan er zu Tiſche getragen werden.
Stockfiſch mit Rahm,
Zerſchneidet den Stockfiſch, waͤſſert und waſchet ſolchen ſauber aus, ſetzet ihn zum Feuer, ingleichen auch Rahm oder nur gute Milch in einer Caſſerole oder Tiegel auf Kohlfeuer. Hernach wenn der Stockfiſch anfangen und kochen will, ſo nehmet ihn vom Feuer, leget ihn heraus und putzet ihn ſauber ab, thut ſolchen alsdenn in die auf dem Kohlfeuer ſtehende Milch wuͤrtzet ihn mit Muſcatenbluͤten, und ſo es beliebet, koͤnnet ihr auch ein wenig Saffran daran ſchuͤtten, und laſſet ihn ein wenig in der Milch kochen. Ferner ſchlaget 5. biß 6. Eyerdotter, nach dem ihr viel habt, in ein Toͤpffgen, quirlt dieſe mit etlichen Tropffen kalter Milch klar ab, gieſſet darnach die Milch daven an die gequirlten Eyeꝛdotter, und ruͤhret es beſtaͤndig, biß es ein wenig dicke wird. Inzwiſchen leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter an den Stockfiſch und pasſiret ihn eine Weile, wenn die Bruͤhe dickigt worden, ſo ſetzet den Stockfiſch vom Feuer, gieſſet die abgequirlte Bruͤhe daruͤber, und ruͤttelt ihn durch einander. Zuletzt richtet ſolchen auf eine Schuͤſſel an, ſprenget zerlaßene Butter und Muſcatenbluͤten daruͤber, denn kan er zu Tiſche getragen werden.
Stock-
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[Spaltenumbruch]
Stockfiſch
Stockfiſch gefuͤllt im Backofen,
Den Stockfiſch bereitet, und ſetzet ihn zu wie vorhergehenden. Wenn er nun anfaͤnget und kochen will, ſo nehmet ihn vom Feuer, leſet die ſchoͤnſten Stuͤcke ſauber Blaͤtterweiß zerpfluͤckt, in einen Tiegel oder Caſſerole, den uͤbrigen aber leſet aus, und ſchneidet ſelbigen gantz klein, wuͤrtzet ihn mit Muſcatenbluͤten, Ingber und etwas weiſſen Pfeffer, ſchuͤttet ein wenig klein geſchnittene Zwiebeln und eingeweichte Semmel darzu, und thut dieſes zuſammen in einen Reibaſch, oder ſonſten in eine tieffe irdene Schuͤſſel, ſchlaget 6. biß 8. Eyer dran, gieſſet ein Noͤſel guten ſuͤſſen Rahm drein, ſaltzet dieſes ein wenig, und ruͤhret es wohl durch einander ab. Letzlich muͤſſet ihr 3. Viertel Pfund Butter zergehen, und ſelbige unter das abgeruͤhrte lauffen laſſen, den gepfluͤckten Stockfiſch aber, ſo ihr Stuͤckenweis in die Caſſerole gethan, pasſiret mit einem Stuͤcke Butter, Muſcatenbluͤten, Citronenſchalen, auf Kohlfeuer ab; Inzwiſchen beſtreichet eine Tortenpfanne mit Butter, ſchlaget ein Blatt Teig hinein und klebet ſolchen auf dem Rand mit Eyern an, damit, wenn er in Backofen koͤmmt, nicht hinunter fahre, ſchuͤttet nachgehends die Helffte von dem Abgeruͤhrten drein, leget den abpasſirten Stockfiſch drauff, und uͤberziehet ſolchen mit der andern Helffte, ſtreuet oben Semmel druͤber, ſetzet ſolches alsdenn in einen heiſſen Backofen, damit es fein goldgelb backe. Iſt [Spaltenumbruch]
Stockfiſch
ſolches geſchehen, ſo langet den Stockfiſch heraus, machet ihn um die Tortenpfanne herum loß, thut ſelbigen heraus, richtet ihn auf eine Schuͤſſel an, und laſſet ihn alſo warm zu Tiſche tragen.
Stockfiſch auf der Schuͤſſel, gedaͤmpfft mit Zwiebeln,
Schneidet gewaͤſſerten Stockfiſch zu Stuͤcken, ſetzet ihn in einen Topff zum Feuer, und ſo bald er nur ein wenig einen weiſſen Giſcht bekoͤmmt, ſo nehmet ihn gleich wieder weg, und putzet ihn fein Blaͤtterweis, als einen gepfluͤckten Hecht aus. Hierauf waſchet 3. Viertel Pfund Butter, und beſchmieret eine Schuͤſſel damit, ſtꝛeuet Muſcatenbluͤten und Ingber drauff, beſetzet den gantzen Boden mit geſchnittenen Zwiebel-Scheiben; auf dieſe leget eine Lage Stockfiſch, und darauff wieder Zwiebel-Scheiben, damit fahret alſo fort, und machet eine ziemliche Schuͤſſel voll, ſtreuet darnach oben wieder Muſcatenbluͤten und Ingber drauf, leget wieder ziemlich viel Butter dran, decket den Stockfiſch mit einer andern Schuͤſſel feſte zu ſetzet ſolchen auf ein Kohlfeuer, und laſſet ihn eine ziemliche Weile daͤmpffen, ſo wird er Bruͤhe und Safft genug uͤberkommen. Wenn ihr nun denckt, daß die Zwiebeln bald weich ſind, wornach ihr auch ſehen koͤnnet, ſo moͤget ihr dieſen laſſen zu Tiſche tragen.
Stockfiſch mit einer SenffSoſſe,
Den Stockfiſch, wenn er gehoͤ-
riger
(0975)
[Spaltenumbruch]
Stockfi Stockfl
riger maſſen gewaͤſſert und zugerichtet worden, putzet ſauber aus. Hernach machet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auff dem Kohlfeuer braun, ſchuͤttet eine Meſſerſpitze Mehl drein, welches auch mit braͤunen muß, gieſſet alsdenn ein halb Noͤſel Senff drein, wuͤrtzet ihn mit Ingber und Pfeffer, gieſſet von der Bruͤhe, in welcher der Stockfiſch geſotten, nachdem etwas Wein und Zucker dran gethan worden, drein, und laſſet es kochen. Zuletzt leget den Stockfiſch dazu, der darff aber in dieſer Bruͤhe nicht gar zu lange kochen, iſt er etwan zu mager, ſo machet in einer Pfanne Butter braun, und laſſet dieſe vollends hinein lauffen, endlich moͤget ihr ſolchen nach Belieben anrichten.
Stockfiſch mit Senff anders,
Kochet ſelbigen offt beſchriebener maſſen ab. Hernach putzet ihn ſauber aus, leget ihn ordentlich auff eine Schuͤſſel, gieſſet Senff druͤber, ſetzet ihn auff ein Kohlfeuer, und laſſet ihn mit dem Senff daͤmpffen. Ferner machet ein halb Pfund oder auch mehr Butter, nachdem man viel Stockfiſch hat, in einer Caſſerole oder Pfanne braun, und brennet ſolche uͤber den Stockfiſch, ſtreuet Zucker, Ingber und Pfeffer drauff, und verſpeiſet ſolchen nach Gefallen.
Stockflethin,
Maria Catharina, von Nuͤrnberg, gebohrne Fritſchin, eine gecroͤnte und ſinnreiche Poetin, ihr Ehe-Herr war L. Arnold Stock[Spaltenumbruch]
Stockm Stockſ
fleth, Brandenburgiſcher Bareuthiſcher General-Superintendens. Unter den Blumen-Hirtinnen fuͤhrte ſie den Nahmen Dorilis. Vid. Paullin. in der Zeit verkuͤrtzenden Luſt. P. II. pag. 1115. & 1116.
Stock-Morgeln. ſiehe. Morgeln.
Stock-Schilling,
Iſt eine beſondere Beſtraffung vor das annoch junge und unverſtaͤndige Weibes-Volck, ſo ſich zu allerhand boͤſen Dingen von andern verleiten laſſen, da nehmlich die Delinquentin uͤber einen Stock gebuͤcket angeſchloſſen und mit Ruthen uͤber das hinterſte Theil ihres Leibes geſtrichen wird.
Stoͤcken-Schmecken,
Heiſſen dem Nuͤrnbergiſchen Frauenzimmer etliche an ein langes Stoͤcklein zuſammen gebundene Nelcken oder andere Blumen, ſo ſie ſtatt eines Bouquets in die Hand zu nehmen pflegen.
Stock-Schwaͤmme,
Sind eine Art kleiner Schwaͤm̃e ſo insgemein auf buͤchenen Stoͤcken wachſen, und entweder á’part zugerichtet oder an gewiſſe Eſſen friſch oder abgedoͤrret verbrauchet werden, und koͤmmet deren Gebrauch ohne Zweiffel von denenjenigen Leuten her, die in Kriegs- und Hungers-Noth ſich anders nicht als mit dergleichen zu retten gewuſt. Sie werden gemeiniglich alſo zubereitet; 1) Stock-Schwaͤmme zu putzen; 2) Stock-Schwaͤmme auf
Butter,
O o o 5
(0976)
[Spaltenumbruch]
Stockſchw
Butter mit gruͤner Peterſilie; 3) Stock-Schwaͤmme gebacken im Backofen.
Stock-Schwaͤmme zu putzen,
Schneidet denen StockSchwaͤmmen unten die Stiele biß an die Koͤpffe weg, ſo ſind ſie geputzet.
Stock-Schwaͤm̃e auf Butter mit gruͤner Peterſilie,
Wenn dieſe Schwaͤmme geputzet ſind, ſo ſchuͤttet ſie in kaltes Waſſer, waſchet ſie rein aus, und druͤcket ſie mit denen Haͤnden gantz trocken. Indeſſen machet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auf dem Feuer braun; leget hernach die Schwaͤm̃e drein, undlaſſet ſie braten, ſo dañ ſtreuet Ingber, Pfeffer und gehackte gruͤne Peterſilie drein, ruͤhret ſolches durcheinander und richtet ſie an.
Stock-Schwaͤmme gebacken im Backofen,
Putzet und waſchet die StockSchwaͤmme ſaubeꝛ aus, und ſchneidet ſelbige mit einem SchneideMeſſer gantz klein. Hernach ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auf das Feuer, thut die gehackten Schwaͤmme hinein und pasſiret ſie ein wenig; nehmet hernach ſolche vom Feuer daß ſie erkalten. Unterdeſſen ſchneidet ein halb Pf. Nieren-Stollen, nebſt eingeweichten und wieder ausgedruckten Semmeln, Ingber, MuſcatenBluͤten, kleinen Roſinen, Saltz und guten ſuͤſſen Rahm, 10. Eyern, an die Schwaͤmme und ruͤhret die[Spaltenumbruch]
Stoff Stopff
ſes alles wohl durch einander. Hernach machet einen Krantz von Teig um eine Schuͤſſel; beſchmieret. dieſe mit Butter und ſchuͤttet die abgeruͤhrten Schwaͤmme hinein, ſtreuet oben geriebene Semmel druͤber; ſetzet ſie in einen heiſſen Ofen, laſſet ſie gar gemaͤhlich backen, und wenn ſie fertig, ſind aufftragen.
Stoff, oder, Eſtoff,
Iſt ein ſeidenes ein- oder vielfaͤrbigtes kuͤnſtlich verfertigtes Gewebe, mit allerhand Blumen und Rancken uͤberſchlagen, von unterſchiedener Guͤte, leicht oder ſchwer, hat einen Gra di NapelBoden und Grund, zum Unterſchied des Damaſtes, als welcher einen Grund von Satein hat.
Stoff mit lebendigen Blumen,
Iſt eine Art von ſeidenen Stoff, worein die Blumen von allerhand Arten mit ihrer natuͤrlichen Couleur und Schattirung, wie ſie in den Gaͤrten wachſen, gewuͤrcket ſeynd.
Stopffen. ſiehe. Wuͤbeln.
Stopffen, oder, Maͤſten,
Heiſſet Gaͤnſe, Truthaͤne oder Kaphaͤne eine Zeit vorher, ehe ſie abgeſchlachtet werden mit abſonderlich darzu verfertigten Nudeln, ſo man ihnen mit Gewalt in den Hals ſtopffet, fett machen.
Stopff-Laͤpplein,
Sind kleine weiſſe leinene und weich geriebne Tuͤcher, ſo man denen Windel-Kindern unterzubrei-
ten
(0977)
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Stopff Stoͤr
ten und zu ſtopffen pfleget, damit ſie nicht das andere Windel-Geraͤthe unrein machen. Sie ſind kleiner als die Windeln.
Stopff-Nadel,
Iſt eine lange geſchlancke und ſpitzige ſtaͤhlerne Neh-Nadel, ſo das Frauen-Volck bey dem Loͤcher zuſtopffen, im weiſſen Zeuge zu brauchen pfleget.
Stoͤr,
Acipenſer, (Sturio) Etourgeon, iſt eine Art eines ſtarcken und groſſen Fiſches. Er hat einen langen Ruͤſſel, vier Kiefen auf jeder Seite, ſo mit einem harten Deckel verwahret, iſt dunckel von Farbe, und fuͤhret keine Zaͤhne. Die Schuppen findet man bey ihm nicht uͤber und uͤber, ſondern er weiſet nur etliche harte Schuppen auf dem Ruͤcken lang hin, vom Kopff durch den Ruͤcken biß uͤber den Schwantz laͤufft eine ſtarcke Senne Fingers dicke, ſo die Staͤrcke genennt, und von denen Koͤchen bey ſeiner Schlachtung ausgeriſſen wird; Dieſer Fiſch iſt wie der Lachs, ein Anadromiſte, der zwar ordentlich im Mcere wohnet, aber aus demſelben in die Stroͤme zu ſeinem Wachsthum und Verbeſſerung antritt, nicht aber ohne Unterſcheid in alle, ſondern nur in die groͤſten, als in die Donau, den Rhein, die Elbe, die Oder, Weichſel, und dergleichen. Sein Fleiſch iſt weiß, gelinde, nahrhafft, dem Munde lieblich und dem Magen angenehm; Jedoch iſt ein groſſer Unterſcheid nach ihrem Geſchlechte, Ort und Zeit zu machen. Was [Spaltenumbruch]
Stoͤttero Stieffm
die Zubereitung in der Kuͤche anbelanget, ſo kan ſelbiger entweder Stuͤckweis gebraten oder mit einer Senff- oder auch Butter-Bruͤhe zugerichtet werden. Dergleichen Bruͤhen hin und wieder ſattſam beſchrieben worden.
von Stötteroggen,
Eliſabeth Catharina. Des Luͤneburgiſchen Burgemeiſters und Hañoveriſchen Raths Brandani Ludolphi von Stoͤtteroggen gelehrte Fraͤulein Tochter, ſo ſich A. 1704. in dem Cloſter Meding, bey Luͤneburg einkleiden ließ. Ein nicht nur in der Hiſtorie, Geographie, Genealogie, Heraldic und Poeſie wohl verſirtes, ſondern auch in der Ebraͤiſchen, Griechiſchen, Lateiniſchen und Frantzoͤiſchen Sprache wohlerfahrnes Fraͤulein. Uberdieß ſoll ſie auch eine groſſe Wiſſenſchafft in der H. Schrifft beſitzen, auch in der Muſic wohl beſchlagen ſeyn, geſtalt ſie nicht nur ein ſchoͤnes Clavier ſpielet, ſondern auf der Laute faſt nicht ihres gleichen haben ſoll.
Sticken,
Iſt eine Kunſt mit Gold, Silber oder Seide allerhand Blumen, Figuren, Laubwerck und Rangage auf ſeidne und wollene Zeuge erhaben, zu nehen und ſelbige damit zu belegen.
Stieff-Groſſe-Mutter,
Heiſſet des Stieff-Vaters oder Stieff-Mutter ihre Mutter.
Stieff-Mutter,
Heiſſet die andere Frau, ſo der
Vater
(0978)
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Stieff Stirnſp
Vater heyrathet, und ſeinen Kindern als Mutter vorſetzet.
Stieff-Schweſtern,
Heiſſen zwey von dem StieffVater oder Stieff-Mutter zuſammen gebrachte Toͤchter.
Stieff-Tochter,
Heiſſet diejenige Tochter, ſo eine Wittibe zu ihrem andern Mann, oder ein Wittiber zu ſeiner andern Frau mitbringet.
Stillen, oder, ſaͤugen,
Iſt eine Verrichtung und Pflicht der Ammen oder eigenen Muͤtter, ſo die kleinen Kinder an die Bruͤſte legen, und ſelbige mit ihrer Milch Tag und Nacht unterhalten.
Stirnbinde, oder, Kopffbinde,
Iſt ein ſchmaler, weiſſer, ſchlechter oder geneheter auch auf beyden Seiten mit Canten, Zaͤckgen oder Spitzen beſetzter Streiff, den das Weibes-Volck um die Stirne meiſtentheils zu denen Schleppen zu binden pfleget. Die Hallorum Weiber tragen ſelbige beſtaͤndig.
Stirn-Spangen,
War im Alten Teſtamente ein gewiſſes Stuͤck vom weiblichen Schmuck und Geſchmeide, ſo das Frauenzimmer auf denen Stirnen, in Form eines halben Mondens trug. Dergleichen dort Abraham ſeinem Knecht vor die Rebeccam hatte mitgegeben. Geneſ. XXIV. v. 22.
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Stran Strehn
Strangerin,
Hanna. War ein Fanatiſches und Quackeriſches Weibes-Bild in Engelland, ſo A. 1656. nebſt ihrer Quackeriſchen Gefehrtin und Glaubens-Schweſter der Martha Symondia den Haupt-Schwaͤrmer Jacobum Naylor den 24. Octobr. zu Briſtol vor einen Erloͤſer des menſchlichen Geſchlechtes ausgeruffen und vor den rechten Meſſiam der Welt ausgeſchriehen, auch dieſen Quacker zu Pferde durch die Gaſſen unter dem Zuruff: Heilig, Heilig, Heilig iſt der Herr Zebaoth, beyderſeits begleitet, dadurch aber viel einfaͤltige Menſchen zur Abgoͤtterey angefriſchet. Die Gotteslaͤſterlichen und naͤrriſchen Brieffe, ſo dieſe beyde Schwaͤrmerinnen an dieſen vermeynten Meſſias geſchrieben, ſind in D. Laſſenii Bericht von der Quacker-Secte c. 4. zu leſen. Vid. Honor. Reggium. d. Stat. Eccleſ. Britann. p. 46. 68. 102. & 103. it. Pantheon. Enthuſ. p. 224.
Strauß, ſiehe. Bouquet.
Streckin,
M. R. Ein in der Poeſie galantes Frauenzimmer, ſie hat dem Verfaſſer der Roͤmiſchen Octavia zu Ehren ein Carmen oder DanckOpffer verfertiget, welches gewiß vor ein ſchoͤnes Gedichte pasſiren kan.
Strehn Garn,
Heiſt das geſponnene abgeſpuhlte und uͤber die Weiffe geſchlagene Garn, aus viertzig Ge-
binden
(0979)
[Spaltenumbruch]
Streiff Stricken
binden beſtehend, ein Gebinde aber haͤlt 20. Faͤden in ſich.
Streiff unter die Schleppen,
Seynd lange ſchmale von klarer weiſſen Leinwand, Neſtel-Tuch, Catton, Schleyer oder ſchwaͤbiſch zugeſchnittene Streiffe, ſo das Weibes-Volck unter ihre Schleppen zu ſtecken und mit Spitzen zu bekraͤuſeln pfleget.
Strich- oder Strick-Nahd,
Iſt eine Kunſt und Wiſſenſchafft mit weiſſen Zwirn in ein Geſtrick entweder nach alter Art nach dem ſo genannten Dupff mit lauter Vollen und Wiefel oder nach der neuen Mode nach dem Riß, ſo gemeiniglich aus geſtreuten Blumen, ſchoͤnen Schwung und Laubwerck beſtehen, welche auf Papier entworffene und mit Mahler-Tuſche ſchattirte Riſſe unter das in Rahm geſpannte Geſtricke geleget, der Zeichnung nach mit Faden umzulegen, zuvollen, zuwiefeln, mit vielerley Moͤdelein auszufuͤllen und den Schatten mit allerhand vortheilhafften Stichen anzuzeigen. Mit ſolcher StrichNahd werden meiſtentheils die Uberzuͤge der Betten, ſo insgemein mit bunten Taffet oder Caton unterleget, verbrehmet, doch kan man ſolche Nahd auch bey Tiſch-Tuͤchern und Quehlen anbringen.
Stricken,
Iſt eine Wiſſenſchafft Struͤmpffe, Handſchuch, Camiſoͤler, Muͤtzen u. a. d. Sachen, von Seide, Wolle, Zwirn oder Garn, vermoͤge der [Spaltenumbruch]
Strickb Stroh
darzu gehoͤrigen Stricke-Nadeln kuͤnſtlich in einander zu ſchlagen, und jedem Stuͤcke die gehoͤrige Form zu geben.
Strick-Beutel,
Iſt ein kleines von Seide geſtricktes Beutelein, von oben mit einem Baͤndgen zuſammen gezogen, worinnen das Frauenzimmer den Knauel zum ſtricken ſtecken hat.
Strick-Buch,
Iſt ein zuſammen gehefftes Buch mit allerhand in Kupffer geſtochenen und uͤber die Linien klein wuͤrfflicht auspunctirten Figuren und Muſtern abgetheilet, wornach das Frauenzimmer ſtricken lernet.
Strick-Eiſen, oder, StrickeNadel,
Seynd lange duͤnne und geſchlancke Nadeln von Eiſen, Stahl oder Meßing verfertiget, mit welchen das Fraueuzimmer bey dem ſtricken die Faͤden uͤber einander ſchlinget und in die gehoͤrigen Schmaaſen oder Maſchen bringet.
Strick-Kaͤſtlein,
Iſt ein kleines viereckigt laͤnglichtes leicht verfertigtes hoͤltzernes Kaͤſtlein, mit einem Auszug, insgemein mit Gold-Papier bekleidet, offtermahls aber auch lacciret, worinnen das Frauenzimmer ihr gantzes Strickwerck fuͤglich verbergen und bey ſich tragen kan.
Stricke-Nadel, ſiehe. StrickEiſen.
Stroh-Baͤndlein,
Iſt ein zartes und ſchmales von
offener
(0980)
[Spaltenumbruch]
Stroh
offener Seids verfertigtes und ſtarck mit Gummi angeſchmiertes Band, ſo dem Frauenzimmer zu allerhand Putz und Zierrath, als Ducheſſen, und andern Sachen, dienet.
Stroh-Crantz,
Iſt ein von Stroh rund-ausgewoͤlbter und mit allerhand bunten Fleckgen und Schellen behengter Crantz, den die kleinen Jungfern in den Nehe- oder andern LernSchulen zur Straffe und Schimff auffſetzen muͤſſen, wenn ſie in ihrem Thun faul und nachlaͤßig geweſen.
Stroh-Hut,
Iſt ein von ſchwartz-gefaͤrbten Stroh zuſammen geflochtener und hoch-gethuͤrmter Hut, den das Frauenzimmer in Regenſpurg zur Sommers-Zeit auf dem Kopffe zu tragen pfleget; um ſelbigen wird eine Perlen-Schnure oder anderer Schmuck geleget.
Stroh-Hut oder GartenHut,
Iſt eine von Stroh geflochtene groſſe Kappe, deren ſich das Frauenzimmer in denen Gaͤrten bey heiſſen Sonnen-Schein zu Bedeckung des Haupts und Angeſichtes zu bedienen pfleget.
Stroh-Teller,
Iſt ein von bunten Stroh ſauber geflochtener und zuſammen gehefteter runder Teller, auf den die Schuͤſſeln bey Tiſche oder auch nach heutiger Façon die Theé- und Caffeê-Schaͤlgen geſetzet werden.
[Spaltenumbruch]
Stroh Strozzi
Stroh-Tuch,
Heiſſet dasjenige grobe leinene. Tuch, ſo uͤber das Stroh im Bette gedecket wird, damit das Indelt nicht gleich darauf geleget wird.
Stroh-Wittben,
Heiſſet man aus Schertz an etlichen Orten diejenigen Weiber, deren Maͤnner verreiſet oder abweſend ſeynd.
Stromerin,
D. Heinrich Andreæ Stromers Chur-Fuͤrſtl. Maͤyntziſchen LeibMedici, gelehete Tochter, ein in der Natur wohl-erfahrnes und in der Latinitæt ſehr verſirtes Weib. Muslerus in ſeiner Orat. p. 157. ruͤhmet ſie ſehr, man muß ſie aber nicht mit der Eliſabetha und Clara Stromerin, ſo zwey gebohrne Nuͤrnbergerinnen und daſelbſt zu S. Clara Aebtißinnen waren, confundiren. Vid. Caſp. Bruſch. d. Monaſter. Germ. p. 392. & 393.
Strotzen oder ſtrutzen,
Iſt eine denen hieſigen KinderMuhmen und Ammen gebraͤuchliche Redens-Art, wenn nehmlich die kleinen Kinder, ſo ſie zu pflegen und zu warten haben, ſich ungebehrlich ſtellen, vor Zorn und Unwillen gantz ſtarr und ſteiff machen, und ſich durch freundliches Zureden nicht geben wollen.
Strozzi,
Laurentia, eine gelehrte Tochter Zachariæ Strozzi und Nonne des Dominicaner-Ordens zu Florentz,
An.
(0981)
[Spaltenumbruch]
Strudel
An. 1514. gebohren. Sie war nicht allein der Lateiniſchen ſondern auch Griechiſchen Sprache kundig geweſen, hat die Philoſophie, Muſique und Poeſie wohl verſtanden, und ſonſten noch viel Qualitæten beſeſſen. Sie hat ein Buch Lateiniſcher und ſehr ſchoͤner Oden und Hymnorum auf alle Feſte in der Catholiſchen Kirche elaboriret, ſo bey denen Gelehrten viel Approbation gefunden, das gantze Opus iſt unter des Lactantii de Lactantiis Biſchoffs von Piſtrie Nahmen heraus kommen, und hat ſolches Jacobus Manduitus Boriſinus in das Frantzoͤiſche vertiret, auch eine harmoniſche Compoſition darzu gemacht. Ihr Tod erfolgte Ann. 1591. im 77. Jahre ihres Alters. Vid. Brantom. in Fin. Lib. II. Homin. Illuſtr. Extraneor. it. Jan. Nic. Erythr. Pinacothec. III. pag. 250. Morer. Diction. Hiſtoriq. Paſch. in Gynæc. Doct. p. 57.
Strudel zu machen,
Nehmet zwey Eyer, und ohngefehr zwey Loͤffel Waſſer, machet einen Teig darvon, der aber ziemlich hart und wohl durchwuͤrcket ſeyn muß, miſchet ein wenig Saltz darunter, treibet alsdenn denſelben gantz duͤnn auf, leget ihn auf ein weiß Tuch, wenn er zuvor mit Mehl wohl uͤberſtreuet iſt, ziehet ſelbigen, ſo duͤnn ihr nur koͤnnet, aus, daß er ſo duͤnn als ein Oblat wird, laßt ihn ein wenig haͤrtlich werden; indeſſen nehmet 7. oder 8. Zwiebeln, ſchneidet dieſelben gantz klein, ſetzet in einen Tiegel oder Caſſerole ohngefehr ein halb Pfund Butter uͤber Kohlen, werffet die Zwiebeln hin[Spaltenumbruch]
Struͤmpffe
ein, und laſſet ſelbige fein gelblicht darinne kroͤſchen, gieſſet ein halb Noͤſel gantz dickẽ ſauren Rahm mit hinein, ruͤhret es wohl unter einander, und uͤberſtreichet den Teig gantz darmit, alsdenn nehmet geriebene Semmel, und uͤberſtreuet es, wickelt es uͤber einander, daß es die Form von einer Wurſt bekoͤm̃t, leget es auf einen groſſen Teller wie eine Schnecke zuſammen, und werffet es ſodann in einen Keſſel mit ſiedenden Waſſer, laſſet es eine halbe Viertel-Stunde gemaͤhlig darinnen paſſiren, gieſſet hernach das Waſſer ab biß auf ein klein wenig, thut den Strudel in eine Schuͤſſel, nehmet Semmel, und kroͤſchet ſelbige in Butter, gieſſet ſie daruͤber her, gebet ihm oben und unten Feuer, daß er beginnet braͤunlich zu werden, und es wohl durchkocht, ſodann gebt es hin. NB. Die andern Arten der Strudeln ſind bey iedweden Eſſen zu finden.
Struͤmpffe,
Seynd ein Uberzug der Fuͤſſe, von Wolle, Zwirn, Garn, Seide, Bieber-Haaren oder Caſtor und Baum-Wolle gewebet, gewalcket, genehet oder geſtricket, manchmahl mit gold und ſilbernen Zwickeln gezieret; zu Sommers-Zeit traͤget das Frauenzimmer auch dergleichen von Leder, wider den Muͤcken-Stich.
Strumpff-Band,
Iſt ein gewuͤrcktes oder von Damaſt zuſammen genehtes und gefuͤttertes Band, wormit ſich das Frauenzimmer die Struͤmpffe un-
ter
(0982)
[Spaltenumbruch]
Struͤmp Stuart
ter den Knien hinauf zu binden pfleget. Einige bedienen ſich auch der Knie-Treſſen mit Schnaͤllgen. Etliche Potentaten haben den Gebrauch, daß, ehe ſie ihre Braut zu Bette ſuͤhren, ſie ſelbiger zuvor durch einen von ihren Miniſtern das eine Strumpff-Band in der Braut-Cammer abloͤſen laſſen, wiewohl es auch die Adel. Braͤute an etlichen Orten alſo halten.
Strimpffe beſohlen oder beſetzen,
Heiſſet dem Weibesvolck die untenhen zerriſſenen Struͤmpffe durch eine nach dem Fuß aus Parchet oder Leinwand geſchnittene Sohle und Kappe wiederum erſetzen und gantz machen.
Struͤmpff-Sohle,
Iſt ein von Papier nach dem Fuß geſchnittenes Muſter, wornach die Weiber den Parchet, wormit die Struͤmpffe beſohlet und wieder von unten her ergaͤntzet werden, im Zuſchneiden zu legen pflegen.
Strutzen, ſiehe. Strotzen.
Struvin,
Suſanna, gebohrne Berlichin, eine gelehrte und ſehr devote Dame. Sie hat ein ſchoͤnes und geiſtreiches Buch geſchrieben, ſo die geiſtliche Andachts-Perle betittelt wird, und A. 1672. zu Leipzig gedruckt worden. Vid. Paſch. in Gynæceo Docto. pag. 57.
Stuart,
Maria, eine gelehrte Koͤnigin aus Schottland, ſo des Frantzoͤiſchen [Spaltenumbruch]
Stuͤck Stuͤhle
Koͤnigs Henrici II. Valeſii Gemahlin war. Man findet von ihr eine nette Lateiniſche Rede, worinnen ſie behauptet, daß das Studieren dem Frauenzimmer wohl anſtaͤndig ſey, welche Rede ſie auch hernachmahls ſelbſt in das Frantzoͤiſche uͤberſetzet; uͤberdieß iſt ſie auch eine gute Frantzoͤiſche Poetin geweſen.
Stuͤck Garn,
Heiſſet dem Weibesvolck ſechs voͤllig geſponnene und abgeweiffte Strehne Garn.
Stuͤhle oder TafelStuͤhle,
Seynd hohe von Holtz gedrehete oder geſchnitzte Geſtelle, mit Hinter-Lehnen verſehen, ſo uͤber und uͤber ausgeſtopfft, und mit Sammet, Pluͤſch, Trip, Tuch, gewuͤrckter oder Stuhl- und Teppicht NahdArbeit auch bunten oder ſchwartzen gold oder ſilbernen Leder uͤberzogen und bekleidet; man hat auch eine gewiſſe Art von Stuͤhlen, ſo gar mit nichts uͤberzogen, ſondern ſtatt des Leders oder Polſters von einer gewiſſen Art Holtz oder Rohr durchflochten und ſauber umſchlungen ſind. Uber diejenigen Stuͤhle, ſo ſauber oder koſtbar beſchlagen, pfleget man Stuhl-Kappen von Leder oder andern ſchlechten Zeugen zu ſtreiffeln, wiewohl auch einige Geſtelle ausgeſtopfft und nur mit einer rohen einwand beſchlagen ſind, bey dem Beſuch und Aufputz aber mit ſaubern und nach dem Geſtelle eingerichteten Kappen uͤberzogen und belleidet werden.
Stuhl-
(0983)
[Spaltenumbruch]
Stuhl Stuͤrtze
Stuhl-Kappen,
Heiſſen diejenigen Uberzuͤge, wormit man die beſchlagenen und geſtopfften Stuhl-Geſtelle zu bekleiden pfleget, und ſelbige nach Belieben ab- und wegnehmen kan.
Stuhl-Polſter- oder Teppicht-Nahd,
Iſt eine Kunſt mit allerhand buntfarbichter Seide oder Garn in Gage zu nehen und mancherley Muſter oder Figuren, dergleichen in Tapeten gewuͤrcket werden, vermoͤge der Schattirung darein zu bringen.
Stunden-Frauen,
Werden am Kaͤyſerlichen Hofe zu Wien diejenigen Dames genennet, welche ſich erſt zuvorher um eine Stunde erkundigen laſſen muͤſmen, wenn ſie der Herrſchafft aufwarten ſollen.
Sturtz zur Trauer,
Iſt eine von ſchwartzen CrepFlohr lang geſchnittene und verfertigte Trauer-Kappe, ſo von oben her auf die Trauer-Haube gleich einer andern Trauer-Kappen, auf dem Ruͤcken hinten hinunter nach dem Kleide geſchoben und in Falten gelegt, von unten aber an den Rock, wie der Schwantz von dem Aufſtecke-Kleide an die Seite geſtecket wird; iſt eine Trauer vor die Adelichen.
Stuͤrtze,
Iſt ein von Blech runder und hol-geloͤcherter Deckel, wormit [Spaltenumbruch]
Stuͤrtze Succa
die Speiſen in den Schuͤſſeln oder auch auf den Tellern zugedecket werden, wenn ſie verſchicket werden. Man heiſſet auch diejenigen Deckel Stuͤrtzen, ſo von Kupffer, eiſernen Blech oder Thon verfertiget ſind, und die man uͤber die Koch-Toͤpffe bey dem Feuer zu decken pfleget.
Stuͤrtze uͤber den Topff,
Iſt ein runder irdener oder auch von eiſernen Blech Deckel, mit einem Knoͤpfflein oben beſetzet, welchen man uͤber die Toͤpffe bey dem Kochen zu ſtuͤrtzen pfleget.
Stutz oder Scheffel,
Iſt ein mittelmaͤßiges hoͤltzernes Faß, ſo man in den Kuͤchen findet, und zu allerhand gebrauchen kan.
Stym phalides. ſiehe. Harpyæ.
Suada oder Suadela,
Die Goͤttin der Beredtſamkeit, durch welche ſie das Volck uͤberreden und beſchwatzen konte, ſoll ſtets von der Venus eine Geſpielin und Gefehrtin geweſen ſeyn.
Sub-Priorin oder UnterPriorin,
Heiſſet in denen FrauenzimmerCloͤſtern dasjenige Weibes-Bild, ſo gleich nach der Priorin folget und in ihrer Abweſenheit ihre Stelle vertritt.
de Succa,
Maria, wird wegen ihrer Erudition von denen Scribenten ſehr geruͤhmet, und von Valer. Andr. Deſſelio in ſeiner Bibliothec. Belg.
pag.
Frauenzim̃er-Lexicon. P p p
(0984)
[Spaltenumbruch]
Sudel Sulpitia
pag. 642. ein Miracul der Welt genennet. Sie war des beruͤhmten Juriſten Benedicti de Succa Tochter, und nebſt andern Diſciplinen abſonderlich in der Rechen-Kunſt und Muſic vollkommen erfahren. Sie ſtarb An. 1626. im 26. Jahr ihres Alters. Vid. Hoffm. Lex. Univerſ. T. I. pag. 995. it. Pizſchmanns Hochzeit-Redner. P. I. pag. 66. ſeq.
Sudel-Koͤchin,
Heiſſet man diejenigen Koͤchinnen und Maͤgde, ſo das Eſſen nicht allzu reinlich zuzurichten, und alles auf eine unflaͤtige und ſaͤuiſche Art anzugreiffen pflegen. In Leipzig nennet man auch diejenigen Weiber aus Schertz Sudel-Koͤchin, ſo zu Meß-Zeiten oͤffentlich auf der Gaſſen zu kochen und es denen gemeinen Leuten allda zu verkauffen pflegen.
Sudel-Waͤſche,
Heiſſet dem Weibesvolck eine kleine Waͤſche, ſo nur aus KinderZeug oder andern kleinen zuſammen geſuchten Geraͤthe beſtehet.
Suetacia,
War eine mit von den Boͤhmiſchen Amazonen, welche unter der tapffern Anfuͤhrung der heroiſchen Valaska, A. 735. den Weiber-Krieg in Boͤhmen anfiengen.
Sulpitia,
Eine edle Roͤmerin und vortreffliche Lateiniſche Poetin, ſo wegen ihrer herrlichen Verſe die Roͤmiſche Sapphus genennet wird. [Spaltenumbruch]
Sulp Sunam
Sie lebete unter dem Tyranniſchen Domitiano, von deſſen Strengigkeit gegen die Philoſophos ſie auch eine zierliche und herrliche Satyram oder Eclogam geſchrieben, ſo von etlichen, wiewohl faͤlſchlich dem Auſonio zugedacht wird. Fabric. in Biblioth. Latin. p. 28. Voſſ. d. Poet[.] Latin. pag. 45. & 47. Ihre keuſchen Liebes-Gedichte an ihren Mann Calenum oder Coelenum ruͤhmt Martialis Lib. X. Epigrammat. 35. und Sidonius Apollinari[s] Carm. 9. ſehr. Sie hat noch ein Buch vom Eheſtande geſchrieben[,] worinnen ſehr ſchoͤne Lehren ſollen geweſen ſeyn. Vid. Joh. Frauen[-] Lob. in der lobwuͤrdigen Geſell[-] ſchafft gelehrter Weiber. pag. 29. Was ſonſten von ihr uͤbrig iſt, kan man in denen Epigrammatibus Veterum finden, welche A. 1590. zu Paris cum Notis P. Pithoëi he[r-] aus gekommen.
Sulpitia,
Des Paterculi Tochter und Fulvii Flacci Eheweib, ſoll die alle[r] keuſcheſte unter allen Weibern zu ihrer Zeit geweſen ſeyn.
Sunamithin,
War ein reiches Weib in S[u-] nem, ſo dem Propheten Eliſa in ih[-] rem Hauſe beherbergte, und ſelb[i-] gem viel Gutes erzeugte, der ih[r] auch zur Danckbarkeit was vo[n] ihm auszubitten befahl; weil ſ[ie] aber einen ſehr alten Mann un[d] keinen einigen Sohn von ihm ha[t-] te, bath ſie ſelbigen um einen, we[l-] ches ihr auch gewaͤhret ward; uͤbe[r-] dieß weckte er ihr auch ſelbigen, al[s] er verſtorben war, wieder von d[e-]
nen
(0985)
[Spaltenumbruch]
Suor Suppe
nen Todten auf. 2. Reg. IV. v. 8. usque ad 37.
Suor. ſiehe. Julia Suor.
Suppe,
Jusculentum, (Offa) Sauce, ſind bekannte Bruͤhen, die auf vielfaͤltige Art koͤnnen veraͤndert werden, davon folgende in Kuͤchen am ge[b]raͤuchlichſten: 1) Suppe von Rahm nur ſchlecht; 2) Suppe von Biſcuit; 3) Suppe von Man[d]eln; 4) Suppe von Milch mit [v]erlohrnen Eyern; 5) Suppe von Milch mit verlohrnen Eyern an[d]ers, mit geroͤſteten Zwiebeln; 6) Suppe von Butter-Milch; 7) Suppe von Krebſen mit Rahm; 8) Suppe von Krebſen anders; 9) Suppe von Kaͤſe; 10) Suppe von Bier und Milch; 11) Suppe von Bier und Milch anders; 12) Suppe von Kraͤutern; 13) Suppe von Sauerampffer; 14) Suppe von Spinat; 15) Suppe von Zwiebeln; 16) Suppe von weiſ[ſ]en Ruͤben; 17) Suppe von Moͤh[r]en oder gelben Ruͤben; 18) Suppe von Moͤhren oder gelben Ruͤben mit Milch; 19) Suppe von Kraut; 20) Suppe von Kraut mit Milch; 21) Suppe von Hafer-Gruͤtze; 22) Suppe von Seleri; 23) Suppe [v]on Peterſilien-Wurtzeln; 24) Suppe von Porri; 25) Suppe [v]on Porri mit Nudeln und Parme[ſa]n-Kaͤſe; 26) Suppe von gruͤen Erbſen; 27) Suppe von Maccaroni; 28) Suppe, gehackte Gerſte genannt, oder gehackte Nu[d]el-Suppe; 29) Suppe von Nu[d]eln; 30) Suppe von Italiaͤni[ſ]chen Nudeln; 31) Suppe von Bretzeln; 32) Suppe von Bre[Spaltenumbruch]
Suppe
tzeln mit verlohrnen Eyern; 33) Suppe Schwaͤbiſch; 34) Suppe Schwaͤbiſch mit verlohꝛnen Eyern; 35) Suppe, Eyer-Gerſtel genannt; 36) Suppe, zerfahren genannt; 37) Suppe, ſo Hader-Suppe genannt wird; 38) Suppe von Schwaden in Fleiſch-Bruͤhe; 39) Suppe von Schwaden in Milch; 40) Suppe von Waſſer; 41) Suppe von Graͤupgen; 42) Suppe von Graͤupgen anders; 43) Suppe von Graͤupgen in Milch; 44) Suppe von Reiß; 45) Suppe von Reiß anders; 46) Suppe von Reiß-Milch; 47) Suppe von Kirſchen; 48) Suppe von Kirſchmus anders; 49) Suppe von Hagen-Butten; 50) Suppe von Wein; 51) Suppe von Bier; 52) Suppe von Bier mit Zucker; 53) Suppe von Bier mit Kuͤmmel; 54) Suppe von Bier, ſo ein Bier-Mus mit Kuͤmmel heiſſet; 55) Suppe oder Bier-Mus mit Zucker; 56) Suppe von eingebrennten Mehl mit Kuͤmmel; 57) Suppe von eingebrennten Mehl ohne Kuͤmmel; 58) Suppe von Linſen; 59) Suppe von Linſen ſauer mit Zwiebeln; 60) Suppe von Erbſen; 61) Suppe von Erbſen anders; 62) Suppe, Wein-Mus genannt mit Semmel; 63) Suppe oder Wein-Mus anders; 64) Suppe von Jus; 65) Suppe von Coulis; 66) Suppe von Rind-Fleiſch-Bruͤhe; 67) Suppe von Rind-Fleiſch-Bruͤhe mit gruͤner Peterſilie; 68) Suppe von Rind-Fleiſch-Bruͤhe mit verlohrnen Eyern; 69) Suppe Bennatel genannt; 70) Suppe Bennatel anders.
Suppe
P p p 2
(0986)
[Spaltenumbruch]
Suppe
Suppe von Rahm nur ſchlecht,
Nehmet ſo viel Rahm, als ihr noͤthig habet, ſetzet ſelben in einem Topff zum Feuer, und laſſet ihn ſieden. Hernach ſchneidet gantz kleine Schnitzgen Semmel oder weiß Brod, als wie man pfleget zur Waſſer-Suppe einzuſchneiden, thut ſelbiges in eine Schuͤſſel, drauf die Suppe ſoll angerichtet werden; beſprenget ſie ein wenig mit Saltz, gieſſet den Rahm druͤber, ruͤhret es durch einander, und gebet ſie hin.
Suppe von Biſcuit,
Setzet gute Milch, ſo viel ihr brauchet, in einem Topff zum Feuer, und laſſet ſolche ſieden. Darnach nehmet ein Viertel Pfund oder auch wohl ein halb Pfund Biſcuit, leget die Helffte in eine Schuͤſſel, darauf die Suppe kommen ſoll, ein Viertel davon thut in die Milch; wenn es weich worden, ſo quirlt es in der Milch gantz klar. Ferner ſchlaget in einen Topff 3. 4. biß 5. Eyer-Dotter, nachdem man viel Suppe macht, quirlt dieſe mit ein Paar Loͤffeln voll kalter Milch u. einem Viertel Pfund Zucker klar ab. Nach dieſen ſchuͤttet die ſiedende Milch an die aufgeſchlagenen Eyer-Dotter, ruͤhret es wohl, daß es nicht zuſammen rinnet; richtet es ſo dann auf das Biſcuit, ſo in die Schuͤſſel gethan worden, an, beleget die Suppe mit dem uͤbrigen Biſcuit, ſtreuet Zucker daruͤber, und laſſet ſie auftragen.
Suppe von Mandeln,
Ziehet ein Viertel Pfund ſuͤſſe [Spaltenumbruch]
Suppe
Mandeln ab, thut ſolche in kalte[s] Waſſer, und ſtoſſet ſie in eine[m] Moͤrſel mit etlichen Tropffen kla[-] rer Milch gantz klein ab. Inzw[i-] ſchen ſetzet eine Kanne gute Mil[ch] in einem Topff zum Feuer, un[d] wenn ſie ſiedet, ſo ruͤhret erſt in e[i-] ner Schuͤſſel die Mandeln mit e[t-] was von der Milch ab, daß ſ[ie] ſchoͤn klar werden und nicht kno[l-] licht bleiben, und ruͤhret ſie ſodan[n] in die Milch vollends hinein. Fe[r-] ner ſchuͤttet ein Viertel Pfun[d] Zucker und ein wenig Roſen-Wa[ſ-] ſer darein; ſchneidet Semme[l-] ſchnitten, und baͤhet dieſe auf eine[m] Roſt, oder an einer Gabel; ſchl[a-] get auch vier Eyer-Dotter in e[in] a parte Toͤpffgen, und ruͤhret die[ſe] klar ab; die Semmel aber leget [in] die Schuͤſſel, darauf die Suppe ſ[oll] angerichtet werden, ziehet alsden[n] die Milch, worinnen die Mande[ln] eingeruͤhret worden, an die aufg[e-] ſchlagenen Eyer-Dotter, ruͤhret [es] wohl durch einander, daß es nic[ht] zuſammen rinnet. Nach dieſe[m] gieſſet ſolches an die Semme[l-] ſchnitten, beſtreuet ſelbige mit Z[u-] cker, und laſſet ſie zu Tiſche trage[n.]
Suppe von Milch mit ve[r-] lohrnen Eyern,
Setzet ſo viel Milch, als ihr n[oͤ-] thig habet, in einem Toͤpffgen zu[m] Feuer, damit ſie ſiede. Inzwiſch[en] ſchneidet Semmel in eine Schuͤſſ[el,] darauf ihr die Suppe anricht[en] wollet; ſchlaget auch in ein and[er] Toͤpffgen drey Eyer-Dotter u[nd] ziehet die Milch damit ab, ſch[uͤte] tet ſolche uͤber die eingeſchnitte[ne] Semmel, und ſaltzet es ein wen[ig;]
ſe[tzet]
(0987)
[Spaltenumbruch]
Suppe
[ſ]etzet oben verlohrne Eyer darauf, [d]ie unter den Eyern im E. zu [f]inden, ſtreuet auf die Eyer Muſca[t]en-Bluͤten, und laſſet ſie auftragen.
Suppe von Milch mit ver[l]ohrnen Eyern anders, und mit geroͤſteten Zwiebeln,
Dieſe machet gleich als vorhergehende, und wenn ihr ſie angerich[t]et habt, ſo ſchneidet Zwiebeln [k]lein, brennet ſie uͤber die Suppe, [u]nd laſſet ſie alſo zu Tiſche tragen.
Suppe von Buttermilch,
Setzet Buttermilch in einem Toͤpffgen zum Feuer; gieſſet ein [h]alb Noͤſel guten Rahm hinein, [u]nd quirlt eine Meſſer-Spitze Mehl darein. Darnach ſchneidet [w]eiß Brod laͤnglicht, roͤſtet ſelbi[g]es in Butter, und thut es in die Schuͤſſel, worauf ihr die Suppe [a]nrichten wollet. Ferner ſchlaget [in] ein Toͤpffgen ein Paar EyerDotter, leget ein Stuͤckgen Butter [d]arzu, und quirlt es, ziehet hernach [d]ie Buttermilch damit ab, richtet [ſo]lche auf das geroͤſtete Brod an, [u]nd gebet ſie hin.
Suppe von Krebſen mit Rahm,
Nehmet ein halb Schock oder [a]uch nur 15. Stuͤck Krebſe, nach[d]em man viel oder wenig Suppe [m]achen will, hacket ihnen vorn die [K]oͤpffe ab, damit das Bittere her[a]us komme, und ſtoſſet ſie in einem [M]oͤrſel gantz klein. Inzwiſchen [se]tzet eine Kanne oder ein Noͤſel gu[Spaltenumbruch]
Suppe
ten Rahm zum Feuer, damit er ſiede, thut alsdenn die geſtoſſenen Krebſe, ingleichen gebaͤhete Semmel, klein geſchnittene CitronenSchalen und Muſcaten-Bluͤten hinein, und quirlt es klar ab, ſetzet es von ferne zum Feuer und laſſet es kochen. Wenn es nun eine halbe Stunde gekochet hat, ſo nehmet es vom Feuer, und quirlt es wohl durch einander, ſtreichet es hernach durch ein Haar-Tuch, thut es wieder in ein Toͤpffgen, ſetzet es ins Kohl-Feuer, und werffet ein wenig Zucker drein. Endlich ſchneidet Semmel Scheibenweis, und baͤhet dieſe fein gold-gelb; leget ſie alsdenn in eine Schuͤſſel, und richtet die Krebs-Suppe drauf an. Wem beliebt, kan ſtatt der Semmel Biſcuit nehmen, und damit als wie bey der Biſcuit-Suppe verfahren.
Suppe von Krebſen anders,
Bereitet ein halb Schock Krebſe gleich als vorige, ſtoſſet ſie in einem Moͤrſel kleine, thut ſie heraus in ein Toͤpffgen, werffet etliche Stuͤcken gebaͤhete Semmel, MuſcatenBluͤten und Citronen-Schalen hinein; gieſſet gute Bouillon darauf, quirlt es wohl durcheinander, ſetzet es zum Feuer, und laſſet es eine Weile kochen. Hernach ſtreichet es durch ein Haar-Tuch in eine Caſſerole oder Tiegel, werffet etwas Krebs-Butter, Muſcaten-Bluͤten und klein geſchnittene CitronenSchalen hinein, und ſetzet ſie auf Kohl-Feuer, daß ſie warm bleibe. Unterdeſſen baͤhet Semmel, leget dieſe in die Schuͤſſel, darauf ihr
wollet
P p p 3
(0988)
[Spaltenumbruch]
Suppe
wollet anrichten, gieſſet die KrebsSuppe druͤber, ſtreuet kleingehackte Piſtacien darauf, und beſprenget ſie mit Krebs-Butter, ſo iſt ſie fertig.
Suppe von Kaͤſe,
Nehmet friſche Kaͤſe, die ſich reiben laſſen, reibet derer 3. biß 4. Stuͤck in einen Topff; gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe darauf, quirlt es wohl durcheinander, und laſſet es am Feuer kochen. Inzwiſchen roͤſtet geſchnitten Brod in Butter, als bey der Buttermilch-Suppe oben beſchrieben worden. Wenn ihr nun die Suppe wollet anrichten, ſo ſchlaget ein Paar EyerDotter in ein Toͤpffgen, thut auch ein Stuͤck Butter und ein wenig Muſcaten-Bluͤten dran, ziehet die Kaͤſe-Suppe damit ab, und richtet ſolche uͤber das geroͤſtete Brod an, ſo iſt ſie fertig.
Suppe von Bier und Milch,
Nehmet ein Noͤſel gute Milch und ein Noͤſel Bier, ſetzet beydes beſonders zum Feuer, und wenn die Milch kochet, ſo gieſſet ſie an das Bier, quirlt ſolches wohl um, ſonſt rinnet es zuſammen. Hernach ſchneidet weiß Brod wuͤrfflicht und thut ſolches in die Schuͤſſel, darauf ihr die Suppe wollet anrichten; ſchlaget alsdenn drey Eyerdotter in ein Toͤpffgen, thut ein Stuͤcke Butter darzu, und quirlt es wohl durch einander. Hierauff ziehet die Bier- und Milch-Suppe damit ab, richtet ſie ſodann auf das wuͤrfflicht geſchnittene Brod an, und gebet ſie hin.
[Spaltenumbruch]
Suppe
Suppe von Bier und Milch anders,
Gieſſet ein Noͤſel Bier und ei[n] Noͤſel Milch zuſammen in eine[n] Topff, quirlt eine Meſſer-Spitz[e] Mehl drein, ſetzet es zum Feuer un[d] quirlt es dann und wann etlich[e] mahl um. Hernach verfertige[t] ſolche Suppe vollend als vorher[-] ſtehende, und laſſet ſie auftragen.
Suppe von Kraͤutern,
Nehmet zu dieſer Suppe Kraͤu[-] ter nach euren Belieben, oder w[ie] viel man derer haben kan, als[:] Kerbel-Kraut, Peterſilie, Spina[t,] Saurampffer, jungen Salat, Ga[r-] ten-Kreſſe, Boragen, Meliſſe, Loͤf[-] fel-Kraut ꝛc. Dieſe leſet ſauber, wa[-] ſchet ſie hernach aus, thut ſolche au[f] ein Hackebret oder reinen Tiſch[,] und ſchneidet ſie gantz klein[.] Schuͤttet hernach ſelbige in ein[e] Caſſerole oder Tiegel; leget ei[n] Stuͤcke Butter darzu, ſetzet ſie au[f] Kohlen und pasſiret ſie ein wenig[,] daß der rohe Geſchmack wegkom̃[t,] gieſſet alsdenn gute Fleiſch-Bruͤh[e] drauf und laſſet ſie kochen. In[-] deſſen baͤhet Semmeln fein gold[-] gelbe und thut ſie in die Schuͤſſe[l,] darauf die Suppe kommen ſoll[;] ſchlaget ferner vier Eyerdotter [in] ein Toͤpffgen, leget ein halb Pfun[d] ausgewaſchene Butter darzu un[d] quirlt es durch einander; thut au[ch] ein gut Theil Muſcaten-Bluͤte[n] drein, ziehet darnach die Kraͤute[r-] Suppe damit ab, ſetzet ſie, und rich[-] tet ſie uͤber die Semmel an, ſtreue[t] Muſcaten-Bluͤten druͤber, ſo i[ſt] ſie fertig.
Supp[e]
(0989)
[Spaltenumbruch]
Suppe
Suppe von Sauerampfer,
Nehmet dergleichen, es ſey wilder oder Garten-Sauerampffer, leſet und waſchet ſolchen ſauber aus, thut ihn in einen Tiegel und pasſiret ihn mit Butter; gieſſet alsdenn gute Fleiſch-Bruͤhe drauf, und laſſet es kochen. Hernach baͤhet Sem̃el, thut dieſe in die Schuͤſſel, darauf die Suppe ſoll angerichtet werden, und ſtreuet MuſcatenBluͤten druͤber. Nach dieſen thut 4. biß 5. Eyerdotter und ein Stuͤcke Butter in ein Toͤpffgen, ziehet die Sauerampffer-Suppe damit ab, und richtet ſie auf das gebaͤhete Brod an.
Suppe von Spinat,
Leſet und waſchet jungen Spinat ſauber aus, pasſiret ihn hernach in einer Caſſerole mit Butter; gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe drauff, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, und machet ſie vollends ab, als vorhergehende.
Suppe von Zwiebeln,
Schaͤlet und ſchneidet Zwiebeln, und ſchuͤttet ſie in einen Topff, thut gebaͤhete Semmel dazu, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe drauff, ſetzet ſolche zum Feuer, wuͤrtzet ſie mit Ingber und Pfeffer, und laſſet ſie kochen. Wenn die Zwiebeln bald weich ſind, ſo quirlt ſie klar, und ſtreichet ſie durch in einen Tiegel oder Caſſerole, leget ein wenig Butter dran, und ſetzet ſie, daß ſie warm bleibet. Baͤhet indeſſen Semmel und leget ſolche in eine Schuͤſſel, richtet die Suppe drauf [Spaltenumbruch]
Suppe
an, und wer Appetit hat, kan auch etwas Saffran daran thun.
Suppe von weiſſen Ruͤben,
Schaͤlet ſuͤſſe weiſſe Ruͤben ſauber, ſchneidet ſie klein und ſchuͤttet ſolche in einen Topff; gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe drauff, thut ein wenig gebaͤhete Semmel drein, ſetzet ſie zum Feuer und laſſet ſie kochen, wenn ſie nun weich ſind, ſo quirlet ſolche, und ſtreichet ſie durch in eine Caſſerole oder Tiegel; wuͤrtzet es mit Ingber, Muſcaten-Bluͤten, und ein wenig weiſſen Pfeffer und ſetzet es auf Kohlfeuer. Indeſſen baͤhet Semmel, und thut ſolche in eine Schuͤſſel, ſchlaget ferner 2. biß 3. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, leget ein Stuͤck Butter dran, und ziehet, die Ruͤben-Suppe damit ab. Solte ſie aber vorhero ſchon dicke ſeyn, ſo gieſſet mehr RindfleiſchBruͤhe nach. Zuletzt richtet ſolche auf die gebehete Semmel an, ſo kan ſie aufgetragen werden.
Suppe von Moͤhren oder gelben Ruͤben,
Schabet und ſchneidet Moͤhren wie ihr wollet, thut ſolche alsdenn in einen Topff; gieſſet gute FleiſchBruͤhe drauf, werffet auch gebaͤhete Semmel drein, und machet ſie folgends gleich alſo ab, wie die vorherſtehende Suppe von weiſſen Ruͤben.
Suppe von Moͤhren oder gelben Ruͤben mit Milch,
Schneidet rein geſchabte Moͤhren, wie ihr wollet, ſetzet indeſſen in einem Topff 3. Noͤſel Milch zum Feuer und laſſet ſolche ſieden; thut
alsdenn
P p p 4
(0990)
[Spaltenumbruch]
Suppe
alsdenn die geſchnittenen Moͤhren und etwas gebaͤhete Semmel hinein, welche weich kochen muß; wuͤrtzet ſie mit Muſcaten-Bluͤten, Ingber und Cardemomen ab, ſtreichet ſolche durch in eine Caſſerole oder Tiegel und ſetzet ſie auf Kohlfeuer. Baͤhet indeſſen Semmel und thut ſolche in eine Schuͤſſel, darauff ihr die Suppe wollet anrichten; nehmet alsdenn Eyerdotter und ein Stuͤck ausgewaſchene Butter in ein Toͤpffgen; ziehet die durchgeſtrichene Moͤhren-Suppe damit ab, richtet ſie auf die gebaͤhete Semmel an, und gebet ſie hin.
Suppe von Kraut,
Schneidet weiß Kraut, nachdem ihr ſolches ſauber gewaſchen, in einen Topff; werffet ein Paar gebaͤbete Semmel-Schnitten darzu, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe drauff; ſetzet es zum Feuer, laſſet es kochen und ſtreichet es alsdenn durch in eine Caſſerole oder Tiegel; wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer; gieſſet etwas fette Fleiſch-Bruͤhe dran; ſetzet es auf Kohlfeuer und richtet die Suppe auf die gebaͤheten Semmel-Schnitten an.
Suppe von Kraut und Milch,
Dieſe machet gleich alſo ab, wie die Suppe von Moͤhren mit Milch, nur daß ihr an ſtatt der Moͤhren Kraut nehmet.
Suppe von Haber-Gruͤtze,
Leſet ein halb Pf. Haber-Gruͤtze aus, ſchuͤttet ſelbigen in einen Kannen-Topff, gieſſet Waſſer drauff und laſſet ihn beym Feuer [Spaltenumbruch]
Suppe
ein wenig aufquellen; gieſſet hernach auch Fleiſch-Bruͤhe dazu: wenn er nun gekochet iſt, ſo ſtreichet ihn durch in ein ander Toͤpffgen, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, es darff aber nicht gar zu dicke ſeyn. Hierauf ſchlaget ein Paar Eyerdotter in ein Toͤpffgen, thut ein Stuͤcke Butter dran, und quirlt es durch einander. Schneidet hernach Semmel wuͤrfflicht in die Schuͤſſel, darauf ihr anrichten wollet; ziehet mit denen Eyerdottern die Suppe ab, richtet ſolche auf die wuͤrfflicht geſchnittene Semmel an, und wer will, kan kleine Roſinen ſauber auswaſchen, und ſie uͤber ſolche Suppe ſtreuen.
Suppe von Seleri,
Putzet Seleri ſauber und ſchneidet ihn mit einem SchneideMeſſer gantz klein. Hernach ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter aufs Feuer, thut den Seleri hinein und pasſiret ſolchen; gieſſet alsdenn gute Fleiſch-Bruͤhe drauff, laſſet ihn kochen, und werffet Muſcaten-Bluͤten darzu. Inzwiſchen baͤhet Semmeln und leget ſolche in eine Schuͤſſel, darauf ihr die Suppe anrichten wollet; nehmet darnach 4. biß 5. Eyerdotter und ein Stuͤcke Butter, ziehet die Seleri-Suppe damit ab, welche aber ſieden muß, wenn ihr ſie an die Eyer gieſſet, ſonſten werden die Eyer nicht gar; es iſt auch noͤthig, daß ihr die Eyer beſtaͤndig quirlt, damit ſie nicht zuſammen rinnen. Dieſe richtet endlich auf die gebaͤheten Semmel-Schnitten an, und ſtreuet Muſcaten-Bluͤten drauff, ſo iſt ſie fertig.
Suppe
(0991)
[Spaltenumbruch]
Suppe
Suppe von PeterſilienWurtzeln,
Schabet Peterſilien-Wurtzeln und werffet ſie in kaltes Waſſer; hernach ſchneidet ſolche als Dreyer ſcheiblicht, thut ſie in einen Tiegel oder Caſſerole, leget ein Stuͤck Butter dran, pasſiret ſie auf Kohlfeuer mit ein wenig MuſcatenBluͤten, gieſſet alsdeñ gute FleiſchBruͤhe drauff, und laſſet ſie eine Weile kochen. Nach dieſen ſchlaget in ein Toͤpffgen 3. biß 4. Eyerdotter und ziehet die Suppe damit ab, es muß aber dieſelbe ſiedend an die Eyerdotter gegoſſen und wohl umgeruͤhret werden, damit ſie nicht zuſammen rinnen. Endlich richtet die Suppe auf die gebaͤheten Semmeln an, ſtreuet MuſcatenBluͤten druͤber, ſo iſt ſie fertig.
Suppe von Porri,
Putzet Porri, als wenn man eine Zwiebel oder Knoblauch putzet; ſchneidet ihn hernach, nachdem er dicke iſt, die Laͤnge durch, und etwan eines Fingers lang die Quere entzwey, ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter aufs Feuer, thut den Porri drein und laſſet ihn pasſiren, gieſſet gute Rindfleiſch-Bruͤ[h]e drauff; wuͤrtzet es mit Muſca[t]en-Bluͤten und Ingber und laſſet [e]s auf Kohlfeuer kochen. Nach [d]ieſen wird ſie mit Eyerdottern als [v]orhergehende abgezogen und auf Semmel-Schnitten angerichtet.
Suppe von Porri mit Nudeln und Parmeſan-Kaͤſe,
Den Porri putzet als vorherge[h]enden und machet ihn zu rechte. [Spaltenumbruch]
Suppe
Hernach nehmet ſchoͤne klare Nudeln, es moͤgen nun Italiaͤniſche ſeyn, oder die man ſelbſt machen kan; quellet dieſe ein wenig in ſiedenden Waſſer auf, thut ſie zum Porri in die angegoſſene FleiſchBruͤhe, wuͤrtzet es mit MuſcatenBluͤten und laſſet ſie ein wenig kochen. Zuletzt richtet ſie auf eine Schuͤſſel an, ſtreuet viel ParmeſanKaͤſe drauff, brennet heißgemachte Butter druͤber und gebet ſie hin. NB. Etliche brennen ſtatt der Butter heiß gemachtes Baumoͤl druͤber.
Suppe von gruͤnen Erbſen,
Pasſiret ausgehuͤlſete gruͤne Erbſen ein wenig in Butter, gieſſet Fleiſch-Bruͤhe drauff, wuͤrtzet ſie mit Muſcaten-Bluͤten, ziehet ſie mit Eyerdottern ab, als alle vorſtehende, richtet ſie auf gebaͤhete Sem̃el-Schnitten an, und ſtreuet endlich Muſcaten-Bluͤten drauff.
Suppe von Maccaroni,
Setzet in einem Toͤpffgen Rindfleiſch-Bruͤhe zum Feuer, und wenn ſie kochet, ſo thut die Maccaroni hinein, deren Zubereitung im M. zu finden; ruͤhret ſie um, leget ein Stuͤcke Butter und etwas MuſcatenBluͤten dran, richtet ſie auf eine Schuͤſſel an, ſo iſt ſie fertig und kan nach Belieben zu Tiſche getragen werden.
Suppe, gehackte Gerſte genannt, oder, gehackte Nudel-Suppe,
Wenn ihr die Nudeln machet, und ſie beſchriebener maſſen geſchnitten habet, ſo ſchneidet ſie wieder nach der Quere entzwey, daß ſie
alſo
P p p 5
(0992)
[Spaltenumbruch]
Suppe
alſo wie Graͤupgen heraus kom̃en, ſiedet ſie ſodenn in einer Rindfleiſch-Bruͤhe ab, leget ein Stuͤcke Butter und Muſcaten-Bluͤten dran, und richtet es nach euren Belieben an.
Suppe von Nudeln,
Suchet auf Nudeln zu machen. Hernach ſetzet in einem Topff, Tiegel oder Caſſerole RindfleiſchBruͤhe auffs Feuer, und laſſet ſolche kochen, thut alsdenn die Nudeln drein, ruͤhret ſie um, daß ſie nicht zuſammen kleben, wuͤrtzet ſie mit Muſcatenbluͤten: wenn ſie aber ins Waſſer gethan werden, ſo leget ein Stuͤcke Butter dran, damit man ſolche in Faſt-Taͤgen verſpeiſen koͤnne; etliche ſieden die Nudeln erſt in Waſſer ab, daß das mehlichte davon koͤmmet.
Suppe von Italiaͤniſchen Nudeln,
Dieſe werden eben alſo in einen Tiegel oder Caſſerole, wenn die darinnen befindliche RindfleiſchBruͤhe kochet, gethan, mit Muſcatenbluͤten abgewuͤrtzet, und hernach angerichtet.
Suppe von Bretzeln,
Nehmet Bretzeln, zerbrechet und thut ſolche in eine Schuͤſſel, ſtreuet ein wenig Saltz und Muſcatenbluͤten drauff, gieſſer Waſſer oder Fleiſch-Bruͤhe druͤber, decket ſie mit einer andern Schuͤſſel zu, und ſetzet ſie auf Kohlfeuer, daß die Bretzeln aufquellen. Wenn ſie nun weich genug ſeyn, ſo ſtreuet geriebene Semmel druͤber, und brennet heiß gemachte Butter [Spaltenumbruch]
Suppe
dran, ſo iſt ſie fertig, und kan alsdenn nach Belieben aufgetragen werden.
Suppe von Bretzeln mit verlohrnen Eyern,
Dieſe machet gleich als vorhergehende ab, nur daß ihr verlohrne Eyer drauff ſetzet, deren Zubereitung unter denen Eyern zu finden.
Suppe Schwaͤbiſch,
Schneidet ſchwartz Hausbacken Brod Scheibenweis, ſo viel ihr noͤthig habet, thut ſolches auff eine Schuͤſſel, gieſſet darauf FleiſchBruͤhe oder Waſſer, ſetzet es auff Kohlfeuer, ſtreuet Muſcatenbluͤten und geriebene Semmel druͤber, brennet braun gemachte Butter drauff und gebet ſie hin.
Suppe Schwaͤbiſch mit verlohrnen Eyern,
Gleich als vorher ſtehende wird dieſe abgemachet, nur daß verlohrne Eyer drauff geſetzet werden.
Suppe, Eyergerſtel genannt,
Setzet in einem Toͤpffgen Fleiſch-Bruͤhe zum Feuer. Darnach nehmet ein Paar Haͤnde voll abgeriebene Semmel, ſchlaget darzu 3. biß 4. Eyer, ſchuͤttet Muſcatenbluͤten, und ein wenig Saltz hinein, und miſchet es durch einander. Wenn nun die FleiſchBruͤhe kochet, ſo thut das abge[-] ruͤhrte hinein, ruͤhret es ein Paa[r] mahl um, daß es nicht knollich[t] bleibe, und laſſet es einen Su[d] thun. Solte etwa die Fleiſch[-] Bruͤhe zu mager ſeyn, ſo thut ei[n]
Stuͤck[e]
(0993)
[Spaltenumbruch]
Suppe
Stuͤcke Butter darzu, richtet es alsdenn an, und ſtreuet Muſcatenbluͤten druͤber.
Suppe zerfahrnes genannt,
Laſſet Fleiſch-Bruͤhe in einem Toͤpffgen ſieden. Hernach zerklopffet 2. oder 3. Eyer, und laſſet dieſe auch in die ſiedende FleiſchBruͤhe lauffen, ruͤhret es offt um, richtet ſie hernach auf Semmelſchnitten an, und Muſcatenbluͤten drauff; wird aber dieſe Suppe von Waſſer gemacht, ſo thut ein Stuͤcke Butter dran.
Suppe, ſo Hader-Suppe genannt wird,
Machet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter auf dem Kohlfeuer braun, ruͤhret ein Paar Meſſerſpitzen Mehl drein, welches auch muß braun werden, gieſſet hernach Fleiſch-Bruͤhe oder Waſſer drauff, und laſſet es kochen, wuͤrtzet es auch mit Muſcatenbluͤten, Ingber und Pfeffer ab. Hierauf zerklopffet ein Paar Eyer, und wenn die Suppe in vollen Sude iſt, ſo laſſet die Eyer hinein lauffen, ſo zertheilen ſie ſich, und wird ein Gehaͤder draus. Zuletzt ſchneidet Brod wuͤrfflicht oder laͤnglicht, roͤſtet es in Butter, thut es in eine Schuͤſſel, und richtet die Suppe drauff an.
Suppe von Schwaden in Fleiſchbruͤhe,
Den Schwaden leſet und waſchet rein, thut ihn alsdenn in einen Tiegel, Caſſerole oder Toͤpffgen, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe [Spaltenumbruch]
Suppe
drauff, und laſſet ſolchen kochen, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, und richtet alsdenn nach Belieben an.
Suppe von Schwaden in Milch,
Wenn der Schwaden geleſen und ausgewaſchen iſt, ſo thut ihn in ein Toͤpffgen, Caſſerole oder Tiegel, gieſſet ſiedende Milch drauff, und laſſet ihn ferner kochen, biß er ausgequollen hat. Hernach ruͤhret nebſt einem Eyerdotter, ein Stuͤcke Butter, und ein wenig Muſcatenbluͤten drein, und richtet an.
Suppe von Waſſer,
Quirlt in ein Toͤpffgen 1. 2. 3. auch wohl 4. Eyer mit einem Stuͤcke Butter und Muſcatenbluͤten ab, hernach gieſſet ſiedend Waſſer drauf, ruͤhret es aber ſtetig, ſaltzet und richtet ſie auff geſchnittene Semmel oder Brod an.
Suppe von Graͤupgen,
Leſet Graͤupgen ſauber, und waſchet ſie ein wenig aus, daß das mehligte davon komme, thut ſie in ein Toͤpffgen, Caſſerole oder Tiegel, und laſſet ſie einen Sud thun. Nach dieſen gieſſet gute FleiſchBruͤhe drauff, welche darinnen ferner kochen muͤſſen, biß ſie weich genug ſeyn; alsdenn werffet ein wenig Butter und Muſcatenbluͤten drein, ſo iſt es fertig.
Suppe von Graͤupgen anders,
Die Graͤupgen kochet ab, als vorherſtehendezwenn ſie bald weich
ſeyn,
(0994)
[Spaltenumbruch]
Suppe
ſeyn, ſo gieſſet ein Paar Loͤffel guten Eßig drein, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Citronenſchalen, und ein wenig Zucker. Beym Anrichten ziehet ein Paar Eyerdotter dran.
Suppe von Graͤupgen in Milch,
Wenn die Graͤupgen rein geleſen ſind, ſo brennet ſie ein wenig mit heiſſen Waſſer ab. Hernach ſetzet in einem Toͤpffgen Milch zum Feuer, und laſſet dieſe ſieden, thut alsdenn die Graupen drein, ſetzet ſie zum Feuer, damit ſie kochen, ruͤhret ſie oͤffters um, ſonſt brennen ſie an: dieſe aber muͤſſen nicht zu dicke gekocht werden als ein Mus, ſondern etwas duͤnner, thut ein Stuͤcke Butter und ein wenig Muſcatenbluͤten, und ruͤhret es wohl durch einander. Ihr koͤnnet auch ein wenig Saltz drein werffen, und ſolche endlich anrichten.
Suppe von Reiß,
Suchet Suppe von Graͤupgen.
Suppe von Reiß anders,
Suchet Suppe von Graͤupgen anders.
Suppe von Reiß in Milch,
Suchet Suppe von Graͤupgen in Milch.
Suppe von Kirſchen,
Nehmet ſchwartze ſaure Kirchen, ſonſt Weichſeln genannt, [Spaltenumbruch]
Suppe
thut dieſe in ein Toͤpffgen, waſchet ſie erſt aus, gieſſet hernach Waſſer dran, ſetzet ſie zum Feuer, und laſſet ſie kochen biß ſie weich werden. Nach dieſen quirlet und ſtreichet ſolche durch einen Durchſchlag in einen Tiegel oder Toͤpffgen, gieſſet Wein zu, wuͤrtzet es mit Nelcken und viel Zucker, denn ſie haben eine ſtarcke Saͤure, ſchneidet auch Citronenſchalen drein. Zuletzt ſchneidet Sem̃elſchnitten, und dieſe wieder laͤnglicht die Quere entzwey, roͤſtet ſie aus Butter oder Schmaltz, thut das Geroͤſtete in die Schuͤſſel, darauf die Suppe ſoll angerichtet werden, und gieſſet alsdenn die Suppe drauff, ſetzet es ein wenig auf ein Kohlfeuer, daß die geroͤſiete Semmel weich wird, bereibet ſie mit Zucker, und laſſet ſolche zu Tiſche tragen.
Suppe von Kirſchmus anders,
Nehmet ausgeſotten ſauer Kirſchen- oder Weichſelmus, thut ein Paar Loͤffel voll in ein Toͤpffgen, nachdem ihr viel Suppe zu machen vermeynet, gieſſet halb Wein und Waſſer dran, quirlt es klar ab, ſetzet es zum Feuer, damit es koche, laſſet es darnach durch einen Durchſchlag in ein Toͤpffgen lauffen, wuͤrtzet es mit Nelcken, Zucker und Citronen ab, und verfahret ferner damit, als wie bey vorhergehenden Suppen.
Suppe von Hagenbutten,
Leſet duͤrre Hagenbutten, und waſchet ſie ſauber aus, thut ſie in ein Toͤpffgen, gieſſet Waſſer drauf,
ſetzet
(0995)
[Spaltenumbruch]
Suppe
ſetzet ſie zum Feuer, und laſſet ſie weich kochen. Hernach ſtreichet ſie durch, in ein Toͤpffgen oder Tiegel, gieſſet Wein dran, wuͤrtzet es mit Nelcken, Zimmet, Zucker und Zitronenſchalen, ſetzet es wieder auffs Feuer, und laſſet ſie kochen. Inzwiſchen roͤſtet Semmel in Schmaltz, als bey der Suppe von Kirſchen, und richtet ſie auch alſo an.
Suppe von Wein,
Setzet ſo viel Wein als euch beliebet, in einem Toͤpffgen zum Feuer, und gieſſet den vierdten Theil Waſſer darzu. Hernach ſchlaget 5. biß 6. Eyerdotter in ein ander Toͤpffgen, gieſſet einen Eß-Loͤffel voll kalten Wein dran, thut eine halbe Meſſerſpitze Mehl darzu, und quirlt es wohl durch einander. Wenn nun der Wein geſotten, ſo gieſſet ihn an die Eyerdotter, ihr muͤſſet aber beſtaͤndig quirlen, ſonſt laͤnffet es zuſammen, und thut alsdenn viel Zucker, Zimmet und Saffran drein. Nach dieſen ſchneidet Semmel wuͤrfflicht, ſchuͤttet ſie in eine Schuͤſſel, und richtet die Suppe drauff an, beſtreuet ſie mit Zucker und Zimmet, und laſſet ſie zu Tiſche tragen.
Suppe von Bier,
Laſſet in einem Toͤpffgen Bier beym Feuer heiß werden, darnach ſchlaget ein Paar Eyer in ein ander Toͤpfgen, leget ein Stuͤcke Butter darzu, quirlt es mit ein wenig kalten Bier ab, gieſſet alsdenn das Bier an die Eyer, quirlt es, daß es nicht zuſammen laͤufft, und ſaltzet es ein wenig. Endlich ſchneidet [Spaltenumbruch]
Suppe
weiß Brod wuͤrfflicht, und richtet die Suppe auf das wuͤrfflicht geſchnittene Brod an, ſo iſt ſie fertig.
Suppe von Bier mit Zucker,
Dieſe machet gleich als die vorhergehende ab, nur daß ihr ſie mit Zucker verſuͤſſet.
Suppe von Bier mit Kuͤmmel,
Dieſe wird ebenfalls alſo abgemacht, als wie die erſte vom Bier, nur daß ihr ein wenig zerſtoſſenen Kuͤmmel drein werffet.
Suppe von Bier, ſo ein Biermus mit Kuͤmmel heiſſet,
Reibet Brod, und ſchuͤttet das in ein Toͤpffgen. Hernach gieſſet Bier drauff, thut ein wenig Kuͤmmel darzu, ſetzet es zum Feuer, und laſſet es durch einander kochen, darnach quirlt es, daß es klar wird, ruͤhret alsdenn ein Stuͤck Butter, und ein Paar Eyer drein, ſo iſt es fertig.
Suppe oder Biermus mit Zucker,
Dieſes machet ihr eben als vorvorhergehendes ab, nur daß ihr den Kuͤmmel weglaſſet, und ſtatt deſſen etwas Zucker drein thut.
Suppe von eingebrennten Mehl mit Kuͤmmel,
Setzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer, und wenn ſie braun iſt, ſo ruͤhret einen Eß-Loͤffel voll Mehl darein, damit
es
(0996)
[Spaltenumbruch]
Suppe
es auch braun werde. Hernach ſtreuet ein wenig zerſtoſſenen Kuͤmmel hinein, gieſſet geſottenes Waſſer drauf, wuͤrtzet es mit Ingber und Muſcatenbluͤten und laſſet es kochen, thut auch ein wenig Saltz darzu. Endlich ſchneidet Brod zu laͤnglichten Stuͤckgen, roͤſtet dieſe in Butter, und leget es in eine Schuͤſſel, richtet alsdenn die Suppe darauf an, und laſſet ſolche zu Tiſche tragen.
Suppe von eingebrennten Mehl ohne Kuͤmmel,
Dieſe wird gleich wie vorhergehende gemacht, nur daß der Kuͤmmel weg bleibet.
Suppe von Linſen,
Leſet Linſen ſauber aus, darnach waſchet und thut ſie in ein Toͤpffgen, gieſſet Waſſer drauf, ſetzet ſie zum Feuer, und wenn das Waſſer eingekocht iſt, ſo ſchuͤttet FleiſchBruͤhe drauf, und thut ein wenig Jugber und Pfeffer drein; machet hierauf Butter in einem Pfaͤnngen, Caſſerole oder Tiegel braun, thut eine Meſſerſpitze Mehl darein, und laſſet es auch braun werden, brennet es ſo denn an die Linſen, und ruͤhret es wohl durcheinander. Unterdeſſen ſchneidet Semmelſchnitten, roͤſtet dieſe in Butter, leget ſolche alsdenn in eine Schuͤſſel und richtet die Suppe darauf nach Belieben an.
Suppe von Linſen ſauer mit Zwiebeln,
Dieſe machet gleich als vorſtehende zu rechte, nur daß ihr etwas Eßig dran gieſſet, damit ſie die [Spaltenumbruch]
Suppe
Saͤure behalten, und unter das geroͤſtete Mehl ſollet ihr klein geſchnittene Zwiebeln thun, daß ſie mit roͤſten, und alsdenn an die Linſen brennen.
Suppe von Erbſen,
Leſet Erbſen rein, waſchet ſolche aus, und thut ſie in einen Topff, gieſſet Waſſer drauf und ſetzet ſie zum Feuer. Wenn nun das Waſſer eingekochet hat, und die Erbſen noch nicht weich ſind, ſo gieſſet wieder Waſſer nach, biß ſie weich werden, quirlt und ſtreichet ſie hernach durch einen Durchſchlag in ein Geſchirr, Topff, Tiegel oder Caſſerole; waͤren ſie etwa zu dicke, ſo gieſſet mehr Bruͤhe oder Peterſilienwaſſer dran, wuͤrtzet ſie mit Ingber und Pfeffer, leget ein ziemlich Stuͤck Butter und etwas Saltz hinein, und laſſet es alſo kochen. Zuletzt ſchneidet Semmeln Scheiben weis und roͤſtet ſolche in Schmaltz oder Butter; nach dieſem ſchneidet ſie nach der Laͤnge in Schnittgen entzwey, thut ſie in eine Schuͤſſel und richtet ſie darauf an.
Suppe von Erbſen anders,
Wenn die Erbſen vorher beſchriebener maſſen gekochet und durchgeſtrichen ſind, ſo thut ſolche in einen Topff oder Tiegel, wuͤrtzet ſie ab, gieſſet 1. halb Noͤſel guten Rahm daran, und leget ein Stuͤck Butter hinein, ſetzet ſie zum Feuer, daß ſie noch ein wenig kochen, alsdenn richtet ſie auf geroͤſtetes Brod oder Semmel an, etliche ziehen ſie auch mit Eyerdottern ab.
Suppe
(0997)
[Spaltenumbruch]
Suppe
Suppe, Wein-Mus genañt mit Semmel,
Nehmet 1. Noͤſel Wein, und gieſſet ⅛. Kanne friſches Waſſer darzu, ſetzet ihn zum Feuer, thut viel geriebene Semmel hinein, daß es wird wie ein Brey, und laſſet es kochen. Hernach quirlt es klar ab, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Saffran und viel Zucker, nachdem nehmlich der Wein ſauer iſt. Wollet ihr es anrichten, ſo ziehet ein Paar Eyerdotter dran, und gebet es hin.
Suppe oder Wein-Mus anders,
Setzet ein Noͤſel Wein in einem Toͤpffgen zum Feuer. Hernach ſchlaget 12. Eyerdotter in ein ander Toͤpffgen, quirlt dieſe klar ab, thut 1. Viertel Pfund Zucker drein, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, Zimmet und Saffran, der auch wohl gar weg bleiben kan: iſt nun der Wein ſiedend, thut ſolchen an die Eyerdotter und quirlt ſie ſtets, daß ſie nicht zuſammen lauffen, ſetzet das abgequirlte WeinMus zu einem Kohlfeuer; ihr muͤſſet aber ſolches beſtaͤndig ruͤhren, biß es wird ein Brey; vergeſſet auch nicht geriebene Citronenſchalen hinein zu thun. Wenn nun dieſes alles geſchehen, ſo koͤnnet ihr ſolches nach Belieben anrichten und zu Tiſche tragen.
Suppe von jus,
Suchet Potage von jus, nur daß ihr ſolche lauter auf ſchwartzes Brod anrichtet.
Suppe von Coulis,
Baͤhet gute Semmel und leget [Spaltenumbruch]
Suppe
dieſe in eine Schuͤſſel, darauf ihr die Suppe anrichten wollet, gieſſet von der Coulis druͤber, welche ihr im C. beſchrieben ſchon antreffen werdet, ſetzet ſie ein wenig auf Kohlen, ſtreuet Muſcatenbluͤten drauf, ſo iſt ſie zum Anrichten fertig.
Suppe von RindfleiſchBruͤhe,
Baͤhet Semmel, und thut ſie auf eine Schuͤſſel, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe druͤber, und ſtreuet Ingber und Pfeffer drauf, ſo iſt ſie fertig.
Suppe von Rindfleiſchbruͤhe mit gruͤner Peterſilie,
Schneidet Semmel in eine Schuͤſſel, als wie man zu einer Waſſer-Suppe einſchneidet, gieſſet gute Fleiſchbruͤhe drauf, ſtreuet gehackte gruͤne Peterſilie und Muſcatenbluͤten daruͤber, und laſſet ſie auftragen.
Suppe von RindfleiſchBruͤhe mit verlohrnen Eyern,
Dieſe Suppe machet ihr gleich als vorherſtehende ab, nur daß ihr verlohrne Eyer drauf ſetzet.
Suppe Bennatel genannt,
Schneidet gute Semmel, und thut ſie in ein Toͤpffgen, gieſſet gute Rindfleiſchbruͤhe drauf, ſetzet es zum Feuer und laſſet es kochen, darnach quirlt es klar ab, quirlt ferner ein Paar Eyerdotter und ein Stuͤckgen Butter hinein, wuͤrtzet es mit Muſcatenbluͤten, und richtet ſie an.
Suppe
(0998)
[Spaltenumbruch]
Suppe
Suppe Bennatel anders,
Schneidet gute Semmel ohne Rinden in einen Tiegel und roͤſtet ſolche goldgelb, hernach gieſſet gute Rindfleiſchbruͤhe drauf, ſetzet es aufs Feuer, und laſſet es kochen. Darnach ruͤhret es klar ab, ruͤhret auch ein Paar Eyerdotter, und etwas Muſcatenbluͤten hinein, leget alsdenn ein Blech oben drauf mit Kohlen, unter den Tiegel aber thut keine Kohlen, ſondern nur an der Seite herum, und laſſet es alſo oben und unten braun werden, und darnach auftragen.
Suppe angebrannt,
Iſt nach dem alten Weiber Sprichwort und aberglaͤubiſcher Meynung eine Marque und Zeichen, daß die Koͤchin, ſo ſelbige Suppe von ohngefehr anbrennen laſſen, eine verliebte Dirne ſey, und und ſich ſehr nach einem Manne ſehne.
Suppen-Napff,
Iſt ein von Zinn ſehr tieff rund ausgewoͤlbtes Behaͤltnuͤß ſonder Rand, doch mit 2. kleinen Henckeln verſehen, worinnen die Suppen aufgeſetzet werden, ſtehet bißweilen auf 3. zinnernen Knoͤpffen.
Suppen-Toͤpfflein,
Iſt ein von Zinn gegoſſenes und ausgedrehetes kleines Toͤpfflein auf drey Knoͤpffgen ſtehend, mit einem Henckel und Deckel, ſo entweder frey oder angenietet iſt, verſehen, worinnen man denen Patienten oder Sechswoͤchnerinnen die Suppe zu uͤberreichen pfleget.
[Spaltenumbruch]
Surme Suſies
Surme,
Heiſſet diejenige ſchwartzbraune Farbe, wormit das Tuͤrckiſche Frauenzimmer die Augenlieder und Augenbrauneu ſchwartz zu machen und anzufaͤrben pfleget.
Surtout Courſet,
Iſt eine gewiſſe Art von einem Frauenzimmer-Courſet, ſo vornher uͤber die Bruſt einen Uberſchlage-Latz hat, und uͤber einander zugeknoͤpffet oder mit den darauf geſetzten Schleiffen zuſammen gehalten werden kan.
Suſanna,
Von Babylon, eine Tochter Helkia und Jojakims Weib, ein ſchoͤnes aber doch darbey keuſches und gottesfuͤrchtiges Weibesbild, ward zwar boßhaffter Weiſe von den dazumahl 2. Aelteſten und Richtern des Juͤdiſchen Volcks, ſo ſich in ihre Schoͤnheit vergaffet, und ſie bey dem Bad in ihrem Garten, wiewohl umſonſt uͤberfielen, angeklaget und faͤlſchlich eines mit einem Geſellen begangenen Ehebruchs beſchuldiget, wurde aber durch Daniels weislich angeſtellte Verhoͤr- und Unterſuchung von dem ihr bereits zugeſprochenen Todes-Urtheil, nach GOttes ſonderbarer Schickung wunderlich errettet und loßgeſprochen. Vid. Hiſtor. Suſann & Daniel. in S. Codic. Hildebrand. in Epiſto. 52. in fin. Centur. IV. Joh. Franci, Poet. Luſat. Carmen de Suſanna.
Suſies geſtreifft-,
Iſt eine Art eines halb ſeidenen
und
(0999)
[Spaltenumbruch]
Suͤſſek Sylv
und halb baumwollenen Gewebes, deſſen ſich das Frauenzimmer zu Schnupfftuͤchern, das Geſinde aber zu Halstuͤchern bedienet.
Suͤſſe Kanne,
Iſt der gewoͤhnliche Kindtauffen-Wein mit Zucker und gantzen durchſchnittenen Citronen angemacht, wird denen Gevattern und andern darzu gehoͤrigen Perſonen in der Wochen-Kanne, oder auch einem Pocal bey der Kindtauffe vorgeſetzet und zugetruncken. An etlichen Orten heiſſet es die Suͤſſe Pletzſche.
de la Suzé,
Eine beruͤhmte und gelehrte Graͤfin, der Reformirten Religion zugethan, und eine Tochter des Marchals de Chatillon, ſo ſich das erſtemahl mit dem Graf d’ Adinton und zum andern mahl mit dem Graff de la Suzé vermaͤhlet. Ihre Poetiſchen Wercke, worinnen viel Tendreſſe und Anmuth ſtecket, ſind bey des Peliſſons zu Paris, und in Holland in vielen Theilen heraus gekommen. Vid. la Galerie des Peintures Edit. Paris. 1663. p. 49. Les Oeures galantes en Proſe & en Vers de Mr. Cotin. p. 362. 359. 360. 365.
Sylvia,
Des Stadthalters zu Alexandria Ruffini Schweſter, eine in denen Theologiſchen Wiſſenſchafften ſehr erfahrne Weibes-Perſon, war im Studieren ſo fleißig, daß ſie Tag und Nacht uͤber den Buͤchern ſaß, alle alten Scribenten durchgieng, und einen jeden Autorem 6. [Spaltenumbruch]
Sylv Sync
oder 7. mahl uͤberſahe; ſie war in der Heil. Schrifft ſo bewandert, daß ſie weit beſſer denn mancher Doctor Theologiæ davon zu reden wuſte. Vid. Spangenbergs Adelſpiegel L. XIII. c. 7. p. 427.
Sylvia, oder, Ilia,
War die Mutter des beruͤhmten Romuli. Siehe Ilia.
Symon,
Diana, war eine gelehrte Frantzoͤſin von Paris, lebte um das Jahr 1570. und ſchrieb allerhand nette Frantzoͤiſche Verſe.
Symondin,
Martha, ein quaͤckeriſches und ſectiriſches Weibes-Bild in Engelland, war eine Adhærentin und Glaubens-Schweſter der ſchwaͤrmeriſchen Hanna Strangerin. Siehe. Strangerin Hanna.
Sympheroſa,
War ein wundernswuͤrdiges Maͤgdlein aus Epidauro, welche in ein Manns-Bild verwandelt ward, und dahero den Nahmen Sympheron bekam, nach ſolcher Metamorphoſie hat ſie einen Gaͤrtner abgegeben. Vid. Phlegon. Trallian. d. Mirabilib. & Longæv.
Syncletica,
Die Heilige ſtifftete A. Chriſti 318. in der Aegyptiſchen Wuͤſten Thebais den Orden der Aegyptiſchen Cloſter-Frauen, war Aebtiſſin daruͤber, und richtete ſelbige nach denen Reguln des H. Antonii und Athanaſii ein.
Synti-
Frauenzimmer-Lexicon. Q q q
(1000)
[Spaltenumbruch]
Synt Tacita
Syntichia,
War ein gelehrtes und gottesfuͤrchtiges Weib, von welchen Paulus ad Philipp. IV. v. 3. ſelbſt ruͤhmet, daß ſie als eine Mit-Gehuͤlffin nebſt ihm zugleich uͤber dem Evangelio gekaͤmpfet habe.
Syperſoy,
Iſt ein Engliſcher wollener dichter Zeug, den das Frauenzimmer unter ihre Hauß-Kleider ſtatt Futters zu gebrauchen pfleget.
Syrup,
Syrupus, Syrop, iſt ein mit Zucker eingeſottener ſchwartzer Safft als ein Honig, den man in denen gemeinen Kuͤchen an etlichen Speiſen, als: gebratenen Heidelbeeren, Pflaumen, Kirſchen u. d. g. an ſtatt des Zuckers zu gieſſen pfleget. In denen Apothecken wird er gleichfals gebrauchet, iſt aber ſo dann von vielerley Sorten.
T.
Tabinet, ſiehe. Taffet.
Taborin, Suſanna Eliſabetha, ſiehe. Praſchin.
Tabulatur-Buch, ſiehe. Clavier-Buch.
Tabulet, ſiehe. Threſorgen.
Tacita,
Hieſſe denen alten Roͤmern diejenige Goͤttin, welche die Zungen in Zaum halten, und die Menſchen ſchweigen lernete. Der Koͤnig [Spaltenumbruch]
Tafel
Numa hat ihr einen Tempel erbauet.
Tafel,
Heiſſet unter dem Hauß-Geraͤthe ein langer oder auch zuſammen geſchobener Tiſch, woran bey denen Hochzeiten, Gaſtereyen und andern Ausrichtungen, viel Perſonen ſitzen und ſpeiſen koͤnnen, es werden mit ſelbigen oͤffters, abſonderlich bey Hoͤfen, allerhand Figuren formiret, als halbe Monden, Nahmen u. d. g.
Tafel-Glaͤſer, oder, SpitzGlaͤſer, auch KelchGlaͤſer,
Iſt eine Art von kleinen oben breit und unten ſpitzig zu lauffenden und mit einem breiten Fuß verſehenen Trinck-Geſchirr aus Glas formiret und zubereitet, dergleichen man auf Hochzeiten oder Gaſtereyen auff die Tafel und Tiſche zu ſetzen pfleget.
Tafel-Servies,
Heiſſet insgeſamt dasjenige Geraͤthe, ſo man zu Beſtellung einer gedeckten Taffel noͤthig hat, bey hohen Standes-Perſonen iſt es insgemein von Silber, bey PrivatPerſonen aber von Zinn verfertiget; hierzu gehoͤren Schuͤſſeln, groſſe, mittel und kleine, Com̃entlein, Aſſietten, Teller, Loͤffel, Vorlege-Loͤffel, Meſſer, Saltz-Meſte, Leuchter, Schuͤſſel-Ringe, Pocale u. d. g. m.
Tafel-Stube,
Heiſſet in groſſen Haͤuſern dasjenige Zimmer und Gemach, wor-
innen
(1001)
[Spaltenumbruch]
Tafel
innen man ordentlich zu ſpeiſen pfleget.
Tafel-Stuͤhle. ſiehe. Stuͤhle.
Tafel-Tuch,
Iſt ein ſehr groſſes und langes Tuch, von weiſſen Damaſt, Zwillig oder Stangen-Leinwand geſchnitten und umſaumet, wormit man bey denen Hochzeiten und groſſen Gaſtereyen die Tafeln bekleidet und uͤberdecket. In Holland werden die ſauberſten und allerfeineſten mit ſchoͤnen Muſtern und Figuren, ſo abſonderlich nach der Laͤnge des Tafel-Tuchs eingetheilet ſind, gewuͤrcket und gewebet.
Taffet,
Iſt ein von offenen und ungedreheten Faden leicht gewebter ſeidner Zeug, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrer Kleidung zu bedienen pfleget, iſt von unterſchiedener Gattung und Guͤte, ſchlecht oder piccirt, auch offters mit piccirter Rangage, einfach oder doppelt, ſchielicht oder einfaͤrbigt, ungewaͤſſert oder gewaͤſſert, ſo wieder in Tobin, Tabinet und ſchlecht gewaͤſſert eingetheilet werden. Der gantz gemeine Taffet wird Baſt genennet, der allerſchlechteſte und gantz duͤnne aber heiſſet FrantzSchetter-Taffet oder ZindelTaffet.
Taffet-Kappe,
Iſt ein von ſchwartzen glatten [o]der piccirten Taffet weiter und [h]inten am Neſt eingereyheter Uber[ſ]chlag mit langen Zippeln, ſo vorn [Spaltenumbruch]
Tagil Tanaq
unter dem Halß uͤbereinander geſchlungen und von dem Frauenzimmer uͤber ihre Fontangen, Aufſaͤtze und Hauben gezogen werden, auff der Reiſe werden ſie gantz und gar uͤber das Geſichte gezogen, in der Stadt aber breit auffgewickelt und hinten uͤber die Hauben geſchlagen. Die Vornehmen laſſen ſelbige offters mit ſchwartzen Sammet fuͤttern, und die Adel. Dames laſſen ſelbige insgemein ſonder Hervorſchlagung der Zipffei hinten uͤber den Rucken fliegen.
Tagiladen,
Heiſſen die Kauffmanns-Weiber in Nigritien ſo in Kandina am Fluſſe Zenega ſtarcke Handlung treiben.
Talentia,
Ein Weib aus Lacædemon, die Mutter des Pædareti, ſo in Chios das Reich verwaltete, dem ſie viel nachdruͤckliche und ſehr kluge Brieffe wegen ſeines uͤblen Regimentes ſoll zugeſchrieben haben.
Tamyris, oder, Tomyris,
Der Scythen Koͤnigin. ſiehe Thomyris.
Tanaquill,
Des Tarquinii Priſci, Roͤmiſchen Koͤnigs, Gemahlin. Soll als ein Weib von ſonderbahrer Großmuth und behertzten Geiſte, uͤber ihren Mann geherrſchet und alles nach ihrem Kopffe eingerichtet haben, daher auch die Poeten alle diejenigen Weiber ſo die Hoſen haben wollen, Tanaquillen nennen. Auſon. Epiſtol. 23. Plin. l. 36. c, ult.
Taͤndel-
Q q q 2
(1002)
[Spaltenumbruch]
Taͤndelſ Tania
Taͤndel-Schuͤrtze,
Iſt eine kleine oder HalbSchuͤrtze, deren ſich das Frauenzimmer bedienet, ſie ſeynd entweder weiß oder bunt; die weiſſen entweder von einer gantzen Spitze, oder von Neſſeltuch, Cammertuch, Tarletenk und zarten Coton mit breiten weiſſen geneheten oder gekloͤppelten Spitzen umſetzt. Die bunten werden meiſtentheils von weiſſen Atlas, Taffet oder ſeidner Sarge mit allerhand bunten Blumen geſticket, mit Falbala beſetzet, und mit gold oder ſilbernen Canten und Spitzen durch und durch friſiret. Die ſchwartzen ſind insgemein von Damaſt, Eſtoff oder andern ſeidenen Zeugen, und werden mit ſchwartzen ſeidenen Baͤndern umgeknuͤpffet.
Tanfeldin,
Eliſabeth, eine gelehrte Engellaͤnderin, verſtund Hebraͤiſch, Griechiſch, Lateiniſch und Frantzoͤiſch. Sie ſtarb in Londen Anno 1639. in dem 60. Jahr ihres Alters und machte ſich dadurch einen nicht geringen Ruhm bey der gelehrten Welt, daß ſie des Cardinal Peronii Reſponſum an den Koͤnig Jacob in das Engliſche ſehr nette uͤberſetzet hatte. Vid. Hilar. d. Coſt. in Elog. fœm. illuſtr. T. 2. p. 728. Witte Tom. II. Diar. Biograph. p. 49. it. Hoffm. Lex. Univerſ. T. I. p. 592.
Tania,
Eines Dardaniſchen Fuͤrſtens tapffere und heroiſche Gemahlin, ſo nach ihres Gemahles Tod nicht nur das Regiment weislich und [Spaltenumbruch]
Tann Taͤntze
hoͤchſtloͤblich gefuͤhret, ſondern auch wenn ſie kriegen muͤſſen, ſelbſt in den Streit mit gefahren, die Soldaten im Streiten und Kaͤmpffen unterrichtet, ſelbige gemuſtert und in Ordnung geſtellet, auch denenjenigen, ſo ſich im Streit wohlgehalten, nach vollendeter Schlacht Geſchencke ausgetheilet. Vid. Contar. Hortul. Hiſtor.
von der Tann,
Apollonia, eine gelehrte Aebtiſſin Benedictiner Cloſters ſie ward ſchon in ihrer Jugend von den Eltern Anno 1474. auff die Univerſitaͤt zu Coͤlln geſchickt, allwo ſie auch in der Latinitaͤt, Matheſie und andern Wiſſenſchafften ſich ſehr perfectioniret hatte.
Tantalis, oder, Niobe,
Eine Tochter des Tanrali. ſiehe. Niobe.
Taͤntze,
Seynd allerhand Arten zierlich und geſchickt zu tantzen, in vielerley Schritte oder Pas und allerhand Touren abgetheilt; ſo das Frauenzim̃er in oͤffentlichen Verſammlungen unter Begleitung eines Mannsvolcks ſehen laͤſt, und ſich darmit zu divertiren pfleget. Seynd entweder Frantzoͤiſch oder Engliſch. Die bekannten und dem Frauenzimmer gewoͤhnlichſten Frantzoͤſiſchen Taͤntze ſeynd nachfolgende: Courant, ſimple und figuré, Menuet, Paſſepied au[f] vielerley Arten, Aimable Vain[-] quer, Charmant Vainqueur, Qua[-] ſtalla, Menuet d’Anjou, Menue[t] Allide, Le Contretems, Menue[t]
figuré[,]
(1003)
[Spaltenumbruch]
Tantz Tarab
figurè, Menuet en quitre, La Princeſſe, Boutrèe, Rigoudon, Gauotte, u. d. g. deren faſt alle Monathe in Franckreich neue erfunden werden. Die Engliſchen aber, ſo mit vielen Perſonen getantzet werden, ſeynd der Schieß-Tantz, LeyerTantz, Nonnen-Tantz, JalouſieTantz, Großvater-Tantz, WinckTantz, Licht-Tantz, Hahne-Tantz, Reverentz-Tantz, u. d. g.
Tantzen,
Iſt eine zierliche Bewegung des Leibes und Setzung der Fuͤſſe nach dem Tact der Muſic eingerichtet und abgetheilet. Iſt, ſo weit es das Frauenzimmer erlernet, entweder, Frantzoͤiſch, Engliſch oder Teutſch.
Tapeten, oder, Tapezerey, Tapiſſerien,
Seynd groſſe bunte Teppichte mit allerhand Figuren und Blumenwerck gewuͤrcket oder gemahlet: wormit die Frauenzim̃er PutzStuben an den Waͤnden behangen und bekleidet werden. Die halbſeidenen und halbleinenen geſtreifften Tapeten nennet man Suſies, auch Spolier.
Tarabotti,
Archangela, eine gelehrte Italiaͤniſche Nonne zu St. Anna in Venedig, ſie hat unter dem Nahmen Galerana Barototti ein Buch geſchrieben, deſſen Titul iſt: La ſimplicita ingannata, ſo zu Leyden 1654. herauskommen. Wie auch eine Welſche Anti-Satyram wieder die Satyram Menippeam de Luxu [Spaltenumbruch]
Tarl Tarq
Fœminarum Bounniſegnii, ſo der beruͤhmte Joh. Dan. Major in das Teutſche uͤberſetzet, geſchrieben; Welcher aber P. Ludovicus Seſti ein Dominicaner geantwortet, welche opuſcula alle zuſammen zu Siena ſollen gedruckt ſeyn. Vid. Men. in Lect. Ital p 60. Catalog. Biblioth. Thuan. P. II. pag. 537. Gregor. Leti in Ital. Regnant. P. IV. l. 4. p. 465. Juncker. Centur. Fœm. Illuſtr. p. 74.
Tarlatenk,
Iſt eine Art von weiſſen NeſtelTuch, doch ſehr zart, klar und leichte, deſſen ſich das vornehme Frauenzimmer zu ihrem Putz zu bedienen pfleget.
Tarpeja,
Eine Roͤmiſche und Veſtaliſche Jungfer, des Tarpeji, ſo zu Romuli Zeiten ein Waͤchter des Capitolii war, Tochter; ſie hat das Roͤmiſche Capitolium an die Sabiner verrathen, doch mit der Bedingung, daß ihr ſtatt der Belohnung dasjenige verbliebe, was ſie an ihren lincken Armen zu tragen pflegten, wodurch ſie die goͤldnen Armbaͤnder verſtande. Als ſie aber ſolche Belohnung foderte, legten die liſtigen Sabiner es anders aus, hielten ihre Schilder, ſo ſie auch in der lincken Hand fuͤhrten, gegen ſie, und ſtieſſen ſie damit zu Tode. Daher auch das Capitolium hernach von ihr das Tarpejiſche Schloß benennet ward.
Tarquinia,
Molza, aus Welſchland von Modena gebuͤrtig, des beruͤhmten Poetens Franciſci Marii Molſæ
Encke-
Q q q 3
(1004)
[Spaltenumbruch]
Tarte
Enckelin, Camilli Molſæ Tochter, und Pauli Porani Gemahlin, ein in allen Diſciplinen der Philoſophie, Hiſtorie, Theologie, Poeſie, Sprachen und Muſic hocherfahꝛnes Weibesbild, ihre Præceptores waren die zu ihrer Zeit beruͤhmteſten Maͤnner als: Lazarus Labadini, Camillus Corcapani, Antonius Guarini, Franciſcus Patricius, P. Latoni, und Rabbi Abraham. In der Oratorie hatte ſie ſich ſo feſte geſetzet, daß ſie auch von dem Rathe zu Rom mit dem Roͤmiſchen Buͤrger-Rechte beſchencket ward. Sie war durch gantz Italien in ſolcher Hochachtung, daß man ihr des Taſſi und Guarini Opera zur Cenſur uͤbergab, mit deren Approbation ſie auch hernach das TageLicht erblicket. An. 1600. ſtarb ſie als eine Wittibe. Vid. Petr. Paul. Riber. de Glor. immort. Fœm. Illuſtr. l. 14. Hilar. de Coſte Elog. des Dames illuſtres p. 799. 800. & ſeq. Moreri Diction. Hiſtoriqv. T. III. p. 532.
Tarte,
Scriblita (Popanum) Tarte, iſt ein gewiſſes Gebackens, ſo aus einem guten Butter-Teig in einer darzu gehoͤrigen Pfanne formiret, worein eine ſonderliche Fuͤlle von allerhand rohen oder eingemachten Fruͤchten ꝛc. geſchlagen und ſelbige hernach in Backofen gebacken wiꝛd, welche, wenn ſie warm gegeſſen werden, am delicateſten ſind. Es giebt aber der Tarten ſehr viel und mancherley Arten, von welchen der Koch die beſten mittheilet in folgenden Beſchreibungen: 1) Tarte von Mandeln; 2) Tarte [Spaltenumbruch]
Tarte
von Marck; 3) Tarte von KraftMehl; 4) Tarte von friſchen Johannisbeeren; 5) Tarte von friſchen Johannis-Beeren anders; 6) Tarte von eingemachten Johannis-Beeren in einem Gitter; 7) Tarte von eingemachten Johannisbeeren mit einem muͤrben Teig; 8) Tarte von friſchen Stachelbeeren; 9) Tarte von eingemachten Stachelbeeren; 10) Tarte von friſchen Kirſchen; 11) Tarte von eingemachten Kirſchen; 12) Tarte von Citronat; 13) Tarte von Hinnbeeren; 14) Tarte von eingemachten Citronenſchalen; 15) Tarte von eingemachten Hagenbutten; 16) Tarte von kleinen Roſinen; 17) Tarte von Mandeln und Cibeben; 18) Tarte von Prunellen; 19) Tarte von Aepffeln; 20) Tarte von Aepffeln anders; 21) Tarte von Aepffeln noch anders; 22) Tarte von Kahm; 23) Tarte von Rahm anders; 24) Tarte von Krebſen; 25) Tarte von Krebſen anders; 26) Tarte von gruͤnen Erbſen; 27) Tarte von Kraͤutern; 28) Tarte von Kirſchmus; 29) Tarte von Pflaumenmus; 30) Tarte von friſchen Pflaumen; 31) Tarte von Spinat.
Tarte von Mandeln,
Dieſe ſind ſchon beſchrieben worden; drum ſchlaget nur auf in M. Mandel-Tarte.
Tarte von Marck,
Nehmet 1. Pfund Marcks au[s] Rinder-Beinen, ſchneidet daſſelb[e] gantz klein und thut es in eine[n] Reibaſch; ſchuͤttet Muſcatenbluͤ[-]
ten[,]
(1005)
[Spaltenumbruch]
Tarte
ten, Cardemomen, geriebene Citronenſchalen und in Milch eingeweichte und wiederum gantz rein ausgedruckte Semmel dazu; ſchlaget 15. Eyer dran, und ruͤhret dieſes alles wohl ab; werffet auch groſſe Roſinen und geſchnittene Mandeln mit bey, und ruͤhret alles wohl untereinander. Hernach ſchmieret eine Tartenpfanne mit Butter, treibet aus einem guten muͤrben Teig ein Blatt aus und leget es in die Pfanne, beſtreichet daſſelbe mit Eyern, und ſchuͤttet das abgeriebene, wenn ihr erſt noch 1. Viertel Pf. Zucker eingeruͤhret habt, in die Taꝛtenpfane auf dẽ Teig. Ferner verfertiget von dem auffgetriebenen Teig ein ander Blatt, ſchneidet daraus mit einem BackRaͤdgen lauter Streiffen eines halben Fingers breit und leget dieſes als ein Gitter uͤber die Tarten; beſtreichet es wieder mit Eyern, und ſchneidet alsdenn den Teig um die Tartenpfanne herum ab; ſetzet ſie in einen Backofen und laſſet ſie fein ſauber und gemaͤhlich backen. Wird ſie wieder aus dem Ofen genommen, muͤſſet ihr ſolche mit einem Meſſer loß machen; auff eine Schuͤſſel anrichten; mit Zucker beſtreuen und warm zu Tiſche bringrn: Denn wenn ſie erkaltet, wird ſie zu hart und kan fuͤr Fettigkeit nicht genoſſen werden.
Tarte von Krafftmehl,
Machet Krafftmehl, oder wie es ſonſt genennet wird, Staͤrcke klein, und ſiebet es durch, daß es recht klar wird. Darnach nehmet wohl 30. Stuͤck Eyer, und zwar nur von der Helffte das Weiſſe; [Spaltenumbruch]
Tarte
Die Dotter aber von allen; thut dieſe in eine groſſe irdene Schuͤffel oder Topf, der mitten einen Bauch hat, oben und unten aber enge iſt, ſchlaget dieſe Eyer mit einem RuͤhꝛLoͤffel eine lange Zeit ab, ſchuͤttet ein und 1. halb Pfund klar geſiebten Zucker unter dieſelben und ruͤhret es beſtaͤndig: Denn ie beſſer es geruͤhret wird, ie beſſer gerathen ſie. Wenn es nun wieder eine Weile geruͤhret worden, ſo nehmet drey Viertel Pfund Staͤrcke und drey Viertel Pfund ſchoͤnes weitzenes Mehl, ruͤhret es wieder, aber alles auf eine Seite; inzwiſchen ſchmieret eine Mandel-Tarten-Form mit Butter an, gieſſet das abgeruͤhrte drein und ſetzet es in einen Backofen, der nicht gar zu heiß iſt; oder backet es in einer Tartenpfanne fein ſauber ab. Sind ſie nun ausgebacken, ſo decket oben eine Schuͤſſel druͤber und verkehret es; alsdenn faͤllet die Tarte heraus; darnach leget wieder eine Schuͤſſel und verkehret es nochmahls, ſo koͤmmt die Ober-Seite wieder in die Hoͤhe, garnirt ſie endlich nach eurem Gefallen und laſſet ſie aufftragen.
Tarte von friſchen Johannis-Beeren,
Wenn die Johannisbeer reiff ſind, ſo laſſet ſolche abpflucken und ſauber leſen, daß alle Stiel davon kommen. Darnach gieſſet ein Paar Eßloͤffel voll Waſſer in einen Tiegel oder Caſſerole und thut ein Viertel Pfund Zucker drein, ſetzet es auffs Feuer, und laſſets ſieden, ſchuͤttet alsdenn die Johannisbeer hinein; ſtreuet geſchnittene Ci-
tronen-
Q q q 4
(1006)
[Spaltenumbruch]
Tarte
tronenſchalen drunter, welches mit denen Beeren eine Weile daͤmpffen muß; hernach thut ſie heraus auf eine zinnerne Schuͤſſel, daß ſie kalt werden. Inzwiſchen machet einen Teig, als im T. beſchrieben ſtehet, von Butter mit Blaͤttern, es ſey nun die 1. 2. oder 3te Art; treibet ein Blatt Teig auf; leget es auf Papier oder in ein Back-Biech, beſtreichet ſolches mit zerklopfften Eyern, doch nicht gantz, ſondern nur ſo weit als man mit der Fuͤlle kommen will. Wenn dieſes geſchehen, ſo fuͤllet mit zubereiteten Johannisbeeren die Tarte, treibet wieder ein Blatt Teig, und zwar eben ſo groß als das erſte, druͤcket es oben druͤber, und umgehet den Teig mit denen Fingern ſo weit als die Fuͤlle lieget, druͤcket ihn feſt zuſammen, ſtreichet hierauf die Tarte uͤber und uͤber mit zerklopfften Eyern, ſchneidet allerhand Figuren darauff, was euch beliebet, formiret die Tarte nach euren Gefallen, entweder 4. 6. 8. eckigt, oder auch rund, kerbet ſolche auf beyden Seiten mit einem Meſſer ein, das Meſſer aber muß zu ſolchem Teig allezeit in Kohlen heiß gemachet werden, ſo ſchneidet ſich der Teig fein glatt, und verruͤcket man kein Blatt; der Teig aber zu beyden Blaͤttern muß nicht uͤber einen halben Finger dicke werden. Mit dem backen wird verfahren wie bey vorſtehender.
Tarte von friſchen Johannis-Beeren anders,
Wenn die Johannisbeer gepflucket und rein gemacht ſind, ſo thut ſolche in eine Schuͤſſel und reibet [Spaltenumbruch]
Tarte
viel Zucker drauff, weil ſie ſehr ſauer ſind. Darnach nehmet vorher gemeldten Butter-Teig, treibet ein Blatt auf, eines guten Meſſer-Ruͤckens dicke, und beſtreichet ſolches mit zerklopfften Eyern, ſetzet vom Teig ein Raͤndgen, ſo weit als ihr die Tarte dencket zu fuͤllen, etwan eines halben Qver-Fingers hoch, damit der Safft, welchen die Johannisbeer geben werden, nicht heraus lauffe. Verfertiget endlich noch ein Blatt von obigen Teig uͤber die Tarte, und ſchneidet ſelbiges ſauber nach eurer Wiſſenſchaft: denn ie zierlicher die Tarten geſchnitten werden, je ſchoͤner backen und ſehen ſie aus.
Tarte von eingemachten Johannisbeeren mit einem Gitter,
Treibet ein Blatt von dem beſchriebenen Butter-Teig eines Meſſers Ruͤckens dick auff, leget ſolches auf ein Backblech, Papier oder Tartenpfanne, beſtreichet es mit zerklopfften Eyern. Hernach fuͤllet mit eingemachten Johannisbeeren die Tarte ſo weit, als ihr wollet, treibet alsdenn wieder ein Blatt Teig auf, eben ſo dick als das erſte, ſchneidet daraus mit einem Backraͤdgen lauter lange Striemgen, gittert die Tarte auffs zierlichſte und moͤget ihr ſie flechten oder legen wie ihr wollet. Zuletzt ſchneidet ſie glatt ab, und kerbet ſie auff denen Seiten ein wenig ein, ſo laͤufft ſie deſto hoͤher, beſtreichet ſie mit zerklopfften Eyern, ſetzet ſie in Backofen und laſſet ſolche gantz gold-gelb backen. Wann die Tarte nun recht ſchoͤn gebacken, ſo
nehmet
(1007)
[Spaltenumbruch]
Tarte
nehmet ſie heraus, richtet ſie auf eine Schuͤſſel an, und garniret ſelbe nach euren Gefallen.
Tarte von eingemachten Johannis-Beeren mit einem muͤrben Teig,
Nehmet von dem beſchriebenen muͤrben Teig, welcher im T. beſchrieben zu finden iſt, es mag gleich die erſte oder andere Art ſeyn; treibt ein Blatt auf, leget es auf ein BackBlech, Papier oder Tarten-Pfanne, und thut die eingemachten Johannis-Beeren drauf. Darnach treibet wieder ein ſolches Blatt auf, und decket die Tarte damit zu, beſtreichet ſolche mit zerklopfften Eyern; ſchneidet mit einem FederMeſſer oben, ſo weit als die Fuͤlle gehet, ſchoͤnes Laubwerck drauff; es muͤſſen aber alle Schnitte durch den Teig durchgehen, damit wenn es baͤcket, ſich das geſchnittene fein auseinandeꝛ ziehet, hingegen ſchneidet um den Rand feine Spitzen, oder was vor eine Art ihr machen wollet; ſetzet ſie nach dieſem in Back-Ofen, und laſſet ſie ſchoͤn Gold-gelb backen.
Tarte von friſchen SachelBeeren,
Putzet denen Stachel-Beeren die Koͤpffe und Stiele ſauber weg; ſetzet in einem Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer, thut die Stachel-Beer hinein, und laſſet ſie ein wenig roͤſten. Nach dieſem reibet viel Zucker drein; ſtreuet geſchnittene Citronen-Schalen, Zimmet, kleine Roſinen dazu, und wenn dieſes geſchehen, ſo koͤnnet [Spaltenumbruch]
Tarte
ihr von den Blaͤttern oder muͤrben Teig die Tarte, nach ſchon offt beſchriebener Art verfertigen.
Tarte von eingemachten Stachel-Beeren,
Formiret eine Tarte von welchen Teig ihr wollet, und fuͤllet die Stachel-Beer darein; ſchneidet ſie ſo kuͤnſtlich als ihr koͤnnet, und backet ſolche fein Gold-gelb ab. Im Anrichten garniret ſie nach der Zeit und Gelegenheit.
Tarte von friſchen Kirſchen,
Nehmet friſche ſaure Kirſchen, und thut die Kerne heraus; ſchuͤttet die Kirſchen in eine Schuͤſſel, und reibet viel Zucker drauff; werffet auch Citronen-Schalen und Zimmet dran. Darnach formiret von Blaͤtter- oder muͤrben Teig eine Tarte nach offt beſchriebener Art, und backet ſie ab.
Tarte von eingemachten Kirſchen,
Bereitet dieſe wie die Tarte von eingemachten JohannisBeeren.
Tarte von Citronat,
Schneidet ein halb Pfund Citronat klein als Nudeln, thut ſolchen in eine Schuͤſſel; gieſſet ein wenig Wein dran, woſelbſt er aufſieden muß; ſtreuet ferner klein geſchnittene Citronen-Schalen, und laͤnglicht geſchnittene Mandeln drauf, und laſſet ihn wieder kalt werden. Nach dieſem nehmet einen vorher beſchriebenen
Teig,
Q q q 5
(1008)
[Spaltenumbruch]
Tarte
Teig, es ſey welcher es wolle, formiret eine Tarte, und fuͤllet den zubereiteten Citronat drein; ſetzet die Tarte in einen Ofen, und laſſet ſie ſchoͤn abbacken.
Tarte von eingemachten Hinbeeren,
Solche verfertiget wie die Tarte vomeingemachten Johannis-Beeren.
Tarte von eingemachten Citronen-Schalen,
Sie wird gemacht wie die Tarte von Citronat.
Tarte von eingemachten Hagen-Butten,
Suchet auf die Tarte von eingemachten Johannis-Beeren zur Borſchrifft.
Tarte von kleinen Roſinen,
Nehmet ein halb Pfund, oder nach Belieben auch mehr, kleine Roſinen, leſet und waſchet dieſe ſauber aus, ſetzet in einem Tiegel oder Caſſerole Wein mit Zucker vermiſchet aufs Kohl-Feuer, thut die kleinen Roſinen drein, und laſſet ſie eine Weile daͤmpffen, werffet auch etwas klein geſchnittene Citronen-Schalen an die Roſinen, welche hernach wieder kalt werden muͤſſen. Nun machet eine Tarte wie die vorigen, entweder im gantzen oder mit einem Gitter, backet ſie fein ſchoͤn gold-gelb, und die Garmituren veraͤndert wie ihr wollet.
[Spaltenumbruch]
Tarte
Tarte von Mandeln und Cibeben,
Leſet ein halb Pfund Cibeben[,] ziehet auch ein Viertel Pfund Mandeln ab, ſchneidet ſie laͤnglicht, und thut beydes zuſammen in einen Tiegel oder Caſſerole; gieſſet etwas Wein, nur nicht gar zu viel dran; ſchuͤttet Zucker und Citronen-Schalen dazu, ſetzet es auf Kohlen, und laſſet es ein wenig daͤmpffen; wenn es wieder kalt worden, ſo fuͤllet ſolches in eine Tarte, und backet ſelbe ſchoͤn ſauber ab.
Tarten von Prunellen,
Nehmet drey Viertel Pfund Prunellen, ſchneidet dieſe gantz klein, als bey der Citronat-Tarte[,] thut ſelbige in eine Schuͤſſel; gieſſet Wein dran, ſchneidet CitronenSchalen klein, und ſchuͤttet ſi[e] nebſt Zucker und Zimmet auch dar[-] zu, ſetzet es alsdenn auf Kohlen[,] und laſſet es eine Weile daͤmpffen[,] daß ſich der Wein und der Zuck[er] hinein ziehe. Wenn es nun wie[-] der kalt worden, ſo machet die Tar[-] te wie bey der Tarte von friſche[n] Johannis-Beeren beſchriebe[n] worden.
Tarte von Aepffeln,
Schaͤlet und reibet Aepffel au[f] einem Reibeiſen; miſchet herna[ch] drein kleine und groſſe Roſinen[,] Citronen-Schaleu und Zimme[t,] auch, nachdem die Aepffel ſaue[r,] viel oder wenig ſind, Zucke[r.] Bringet es ſo dann in einen Bu[t-] ter-Teig, und machet ſie wie die v[o-] rigen Tarten alle.
Tar[te]
(1009)
[Spaltenumbruch]
Tarte
Tarte von Aepffeln anders,
Sind die Aepffel geſchaͤlet, ſo ſchneidet ſie gantz klein, daß die Kribſe alleine bleiben, und vermiſchet ſie wie vorhergehende. Hierauf ſetzet ein wenig Butter aufs Feuer in einen Tiegel oder Caſſerole, thut die Aepffel drein; ſchweiſſet ſie ein wenig, gieſſet ein wenig guten Wein darzu, und laſſet ſie alſo daͤmpffen; ſchuͤttet ſie hernach aus, daß ſie kalt werden. Nach dieſem bringet dieſe Aepffel wie andere Tarten-Fuͤlle in den Teig, bereitet ſie ſo zierlich als ihr koͤnnet, und verfahret ferner damit, wie vorher beſchrieben worden.
Tarte von Aepffeln noch anders,
Reibet geſchaͤlte Aepffel auf einem Reibeiſen; ſetzet in einen Tiegel ein wenig Butter aufs Feuer; thut die Aepffel, hinein, und laſſet ſie ein wenig ſchweiſſen, werffet ein Paar Haͤnde voll klar geriebene Semmel darzu; ſchneidet ein halb Pfund Rinder-Marck gantz klein, zuvor aber ruͤhret die Aepffel aufm Feuer mit 4. biß 5. Eyern ab, daß ſie gantz trocken werden; darnach thut ſie vom Feuer, und ſchuͤttet drein das gehackte Marcks, etwas Semmel, ſo in Milch geweichet und wieder ausgedruͤcket worden, ingleichen Roſinen, geſchnittene Mandeln, viel Zucker und Zimmet, ſolches alles ruͤhret wohl durch einander; ſchlaget auch noch 10. biß 12. Eyer, aber das Weiſſe davon nur die Helffte in dieſe Fuͤlle, und ruͤhret es noch eine gute [Spaltenumbruch]
Tarte
Weile. Endlich beſchmieret eine Tarten-Pfanne mit Butter; treibet ein Blatt von mehr beſchriebenem Butter-Teig auf, und leget ſolches in die Pfanne, ſchneidet den Teig um die Pfanne herum ab, beſtreichet ſolchen mit zerklopfften Eyern, und ſchuͤttet die abgeruͤhrte Fuͤlle drein, machet alsdenn oben druͤber von Teig ein Gitter, aber nicht gar zu enge zuſammen; ſetzet ſie in Back-Ofen, und wenn ſie recht gebacken, ſo richtet ſie an, daß ſie recht warm zu Tiſche getragen werde.
Tarte von Rahm,
Nehmet 1. Noͤſel guten Rahm, ſchlaget 8. Eyer drein, und quirlt dieſe klar ab. Hernach gieſſet ſolche in eine Caſſerole oder Tiegel, (wenn es euch beliebet, koͤnnet ihr auch ein wenig Roſen-Waſſer drunter gieſſen) ſetzet den Tiegel aufs Feuer, und ruͤhret es biß es anfaͤhet zu ſieden, ſo wird das Zeug zuſammen fahren; ſchuͤttet es alsdenn in einen Durchſchlag, daß das Lautere davon lauffe. Wenn dieſes geſchehen, ſo thut das zuſammen geronnene in einen Reib-Aſch, und reibet es mit ein Paar rohen Eyern klar ab; vermiſchet das abgeriebene mit kleinen Roſinen, Zimmet, Zucker und geſchnittenen Mandeln und Citronen-Schalen; hernach machet die Tarte ab, gleich als vorhergehende und backet ſie recht.
Tarte von Rahm noch anders,
Dieſe machet in allen ab, wie die naͤchſt vorherbeſchriebene, alsdenn
miſchet
(1010)
[Spaltenumbruch]
Tarte
miſchet noch darunter drey Viertel Pfund klein geſchnitten RinderMarck und etwas Semmel, ſo in Milch geweichet und wieder ausgedrucket worden, ingleichen noch 10. Eyer, thut ſie nach dieſem in die Tarten-Pfanne, und verfahret in allen damit wie bey der letzt beſchriebenen Aepffel-Tarte.
Tarte von Krebſen,
Suchet Krebs-Farce zu machen, dieſelbe thut hernach in einen Reib-Aſch, und reibet ſie wohl klein ab; iſt er noch nicht ſuͤſſe und fett genug, ſo reibet mehr Zucker hinein, und gieſſet mehr KrebsButter dran; hernach machet ein Blatt Teig in eine Tarten-Pfanne, als bey der letzten Aepffel-Tarte, beſtreichet das Teig-Blatt mit der Krebs-Farce uͤber und uͤber faſt eines Fingers dicke, fuͤllet es dann mit dem eingemachten, und uͤberziehet es mit der andern Farce, daß ſie bald wie eine Paſtete ausſiehet; ſtreichet ſie alsdann mit einem warmen Meſſer glatt zu, beſtreichet ſie mit Krebs-Butter, ſetzet ſie in einen Ofen, laſſet ſie fein langſam backen, und gebet ſie warm auf die Tafel.
Tarte von Krebſen anders,
Nehmet von dem beſchriebenen muͤrben Teig, waltzet 8. 9. biß 10. Blaͤtter auf, und ſo groß als ihr die Tarte haben wollet. Darnach beſtreichet eine Tarten-Pfanne oder ſilberne Schuͤſſel mit Butter, leget ein Blatt von dem aufgewaltzten Teig drauf, und beſtreichet es mit Krebs-Butter. Ferner nehmet von der vorbeſchriebenen Krebs[Spaltenumbruch]
Tarte
Farce (ſuchet im K. Krebs-Farce zu machen) und uͤberziehet dieſes gantze Blatt eines Meſſer-Ruͤckens dicke, ſtreuet klein gehackte Piſtacien und Krebs-Schwaͤntze drauf; leget nach dieſem wieder ein Blatt Teig druͤber, und machet es gleich wieder alſo als bey dem erſten. Dieſes treibet ſo lange, biß auf das letzte Blatt, das letzte aber ſchneidet ſauber aus, decket die Tarte damit zu, und beſtreichet das Blatt oben mit Krebs-Butter. Zuletzt beſchneidet die Tarte, ſetzet ſie in einen Back-Ofen, und laſſet ſie backen, ſo moͤget ihr ſie anrichten und garniren nach euren Belieben.
Tarten von gruͤnen Erbſen,
Paſſiret gruͤne junge Erbſen in Butter, und wann ſie weich ſind, ſo ſtoſſet ſolche in einem Moͤrſel; thut ſie ſodann heraus in einen Reib-Aſch, ſchuͤttet in Milch geweichte und wieder ausgedruckte Semmel darzu, ingleichen drey Viertel Pfund klein gehacktes Rinder-Marck, Muſcaten-Bluͤten, Citronen-Schalen, Zucker, klein geſchnittene Mandeln, ein halb Noͤſel ſuͤſſen Rahm; ſchlaget auch 10. gantze Eyer und von 8. Eyern die Dotter drein, und ruͤhret es wohl ab. Wann es nun genug geruͤhret worden, ſo ſchlaget einen Teig in eine Tarten-Pfanne, und machet ſie fertig gleich als die letzte Aepffel-Tarte.
Tarte von Kraͤutern,
Dieſe wird gleich auch alſo gemachet, nur daß keine Mandeln darunter kommen; die Kraͤuter
muͤſſen
(1011)
[Spaltenumbruch]
Tarte
muͤſſen klein gehacket und in Butter paſſiret, hernach aber in einem Reib-Aſch abgerieben und wie vorige bereitet werden.
Tarte von Kirſch-Mus,
Schuͤttet Kirſch-Mus in eine Schuͤſſel, und wenn es ſehr trocken, ſo gieſſet ein wenig Wein daran; wuͤrtzet es mit Nelcken, Zucker und Citronen-Schalen und ruͤhret es durch einander. Darnach nehmet von dem Blaͤtter- oder muͤrben Teig, und fuͤllet das Kirſch-Mus drein, formiret die Tarte und verfahret damit, als ſchon oͤffters beſchrieben worden.
Tarte von Pflaumen-Mus,
Dieſe wird gleich wie vorſtehende gemacht, nur daß ihr viel Zimmet an das Pflaumen-Mus ſtreuen muͤſſet; fuͤllet es ſodenn in den Teig, und backet es als ſchon beſchrieben worden.
Tarte von friſchen Pflaumen,
Nehmet ſchoͤne reiffe Pflaumen, ſchaͤlet dieſe ab, thut die Kerne heraus, ſchuͤttet ſie auf eine Schuͤſſel, reibet viel Zucker druͤber, und beſprenget ſie ein wenig mit Wein. Darnach ſchlaget ein Blatt Teig in eine mit Butter beſchmierte Tarten-Pfanne, beſtreichet es mit zerklopfften Eyern; leget alsdenn die geſchaͤlten Pflaumen ordentlich auf den Teig, und zwar ſo weit als ihr die Fuͤlle haben wollet; beſtreuet ſolche mit Zucker, Zimmet und geſchnittenen Citronen-Schalen; machet oben ein Gitter druͤber, beſtreichet es mit Eyern und [Spaltenumbruch]
Tarte Tartelet
laſſet ſie fein ſchoͤn backen. Wenn ſie fertig, ſo richtet ſie an und garniret ſie nach Gefallen.
Tarte von Spinat,
Leſet Spinat und waſchet ihn ſauber ab. Hernach ſetzet Waſſer aufs Feuer, werffet ein wenig Saltz drein, und wenn es ſiedet, ſo thut den Spinat hinein, damit er weich koche; ſeiget ihn hernach ab, druͤcket ihn aus und ſchneidet ſelben gantz klein. Hernach ſetzet in einen Tiegel Butter aufs Feuer, ſchuͤttet den Spinat hinein und laſſet ſolchen ein wenig ſchweiſſen; werffet kleine Roſinen, MuſcatenBluͤten, ein wenig geriebene Semmel dran; gieſſet etliche Loͤffel ſuͤſſen Rahm dazu; laſſet ihn gantz trocken werden, thut ihn wieder in einen Reibaſch heraus; ſchlaget 6. Eyer dran, leget auch etwas Zucker, in Milch eingeweichte und wieder ausgedruckte Semmel darzu und ruͤhret es wohl durch einander. Dieſe Tarte machet ferner alſo ab wie die letzte Krebs-Tarte, nur daß ihr an ſtatt der KrebsButter andere Butter nehmet. Wenn ſie nun gehoͤriger maſſen verfertiget iſt, ſo koͤnnet ihr ſolche anrichten und fein warm zu Tiſche bringen laſſen.
Tarteletten,
Sind kleine Tarten, welche in kleinen Paſteten-Pfaͤnnigen von Teig und einer Fuͤlle bereitet gebacken werden, wie ſolches aus beyſtehender Beſchreibung erhellet.
Tarteletten zu machen,
Nehmet kleine Paſteten-Pfaͤñ-
gen
(1012)
[Spaltenumbruch]
Tartuffeln
gen ſo viel ihr wollet, und beſchmieret ſie mit Butter oder muͤrben Teig, deſſen Beſchreibung in T. auffzuſuchen, ein Blatt auf, ſo dick als ein Meſſer-Ruͤcken und ſchneidet ihn zu Plaͤtzgen, ſo groß, als ihr vermeynet die Paſteten-Pfaͤnngen damit zu belegen, hernach ſtreichet ſie inwendig mit zerklopfften Eyern an, fuͤllet eingemachtes hinein was ihr wollet, ſchneidet alsdenn mit einen Back-Raͤdgen Striemgen und machet ſaubere Gittergen uͤber ein jedes. Wenn dieſes geſchehen, ſo ſchneidet ſie rings umher ab; ſetzet ſie auf ein Back-Blech und backet ſie in einem nicht gar zu heiſſen Ofen, richtet ſie darnach an, ſo ſauber als ihr koͤnnet, und laſſet ſie zu Tiſche tragen.
Tartuffeln,
Sind ein Wurtzel-Gewaͤchs, ſo aus dem Americaniſchen Peru in Teutſchland ſoll ſeyn gebracht worden. Sie ſehen faſt aus wie die Erd-Aepffel, kommen ſelbigen auch ſehr im Geſchmack nahe, und werden nunmehro in teutſchen Gaͤrten haͤuffig angetroffen. Man pfleget ſie mit Baumoͤl einzumachen, hernach zuzurichten und zu verſpeiſen; davon folgende Arten bekannt ſind; 1) Tartuffeln in Baumoͤl zu putzen; 2) Tartuffeln mit Oel warm; 3) Tartuffeln mit Oel und Eßig kalt; 4) Tartuffeln mit einer Citronen-Soſſe.
Tartuffeln in Baumoͤl zu putzen,
Nehmet Tartuffeln ſo in Oel liegen, thut ſie heraus in warmes Waſſer, waſchet ſie rein ab, und [Spaltenumbruch]
Tartuffeln
ſchaͤlet ſie als man eine Erd-Birn ſchaͤlet.
Tartuffeln mit Oel warm,
Schneidet die Tartuffeln weñ ſiegeputzet ſind, Scheibenweis; Hernach thut ſie auf einen Teller oder Schuͤſſel; wuͤrtzet ſie mit weiſſen Pfeffer, Cardemomen u. CitronenSchalẽ ab, gieſſet ein wenig FleiſchBruͤhe und Wein dran, ſtreuet ein wenig klar geriebene Semmel druͤber, ſetzet es auf Kohlfeuer; ſchuͤttet 3. biß 4. Eß-Loͤffel voll GartzerOel dran und druͤcket den Safft von 2. Citronen drein, ſo moͤget ihr ſie anrichten.
Tartuffeln mit Oel und Eßig,
Schneidet ſelbige als vorherſtehende, wenn ſie zuvor ſauber geputzet worden Scheibenweiſe, richtet ſie auf einen Teller oder Schuͤſſel an; gieſſet Gartzer-Oel und guten Wein-Eßig drauff, ſtreuet klein geſchnittene Citronen-Schalen und weiſſen Pfeffer druͤber, und laſſet es aufftragen.
Tartuffeln mit einer Citronen-Soſſe,
Wenn die Tartuffeln vorher beſchriebener maſſen gewaſchen und geputzet ſind, ſo ſchneidet ſie Scheibenweis; thut ſolche in einen Tiegel oder Schuͤſſel, ſtreuet klar geriebene Semmel dran; wuͤrtzet ſie mit Muſcaten-Bluͤten, Citronen-Schalen und Cardemomen; leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter dran, gieſſet gute Bruͤhe und ein wenig Wein drauf; ſetzet ſie aufs Feuer und laſſet ſie gar ſachte kochen: wollet ihr ſie an-
richten
(1013)
[Spaltenumbruch]
Taſche Taube
richten und zu Tiſche tragen, ſo druͤcket von ein Paar Citronen den Safft drein.
Taſche,
Iſt ein laͤnglicht runder aus Brocard, Sammet, Pliſch, Damaſt, Eſtoff oder andern Zeuge geneheter und an einen ſilbernen oder ſtaͤhlernen Buͤgel oder Schloß geheffteter Beutel, den das Frauenzimmer vermoͤge des daran beſindlichen Hackens oder Rings von vornher an die Huͤfften zu hengen, und ihr Ausgebe-Geld darinnen zu verwahren pfleget. Sie werden insgemein unten am Ende mit allerhand goldnen oder ſilbernen Quaſtlein und Drotteln gezieret.
Taſchen-Spielerin,
Heiſſen diejenigen im Lande herum vagirenden und auf die Jahr-Maͤrckte reiſenden liederlichen Weibes-Bilder ſo dergleichen wunderliche Proſesſion treiben und denen Zuſchauern allerhand Blendwerck durch ihre Kunſt und Geſchwindigkeit, ſo wohl mit der Karten als auch andern darzu verfertigten kuͤnſtlichen Inſtrumenten vormachen.
Taube,
Columba, Pigeon, iſt ein fruchtbarer Hauß-Vogel, der, wo er wohl gehalten wird, die Muͤhe ſeinem Verſorger noch ziemlich bezahlet. Man hat unterſchiedene Tauben, als Hauß-Feld-HoltzRingel-Turtel-Tauben ꝛc. welche alle in zahme und wilde koͤnnen eingetheilet werden. Ihr Fleiſch [Spaltenumbruch]
Taube
ſoll nicht das beſte ſeyn, von deſſen Gebrauch der alten Medicorum Bericht nach, Haupt- und AugenSchmertzen entſtehen, ſo aber mit der Wahrheit nicht uͤbereinſtim̃et. Alte Tauben haben freylich ein hart und zaͤhes Fleiſch, hingegen der Jungen ihres iſt deſto zaͤrter und angenehmer; ſie duͤrffen aber zu der Zeit nicht auf den Tiſch kommen, wenn ſie Lein-Samen zu freſſen pflegen. Und eben dieſer jungen Tauben bedienet ſich der Koch, welche er auf folgende Manieren zubereiten lehret. 1) Tauben zu wuͤrgen und zu putzen; 2) Tauben fricasſiret; 3) Tauben mit Schweiß ſchwartz; 4) Tauben-Eſtouffade; 5) Tauben-Eſtouffade anders; 6) Tauben mit gruͤner Peterſilie; 7) Tauben mit Peterſilien-Wurtzeln und Nelcken; 8) Tauben mit Linſen; 9) Tauben mit Sauerampffer; 10) Tauben mit Carfiol; 11) Tauben mit gruͤnen Erbſen; 12) Tauben mit Krebſen und Kloͤſen; 13) Tauben mit Spargel; 14) Tauben mit Stachel-Beeren; 15) Tauben mit Johannis-Beeren; 16) Tauben mit Muſcheln; 17) Tauben mit Truffes; 18) Tauben farciret; 19) Tauben mit Lactuc; 20) Tauben mit Auſtern; 21) Tauben mit Sauerkraut; 22) Tauben mit Sauerkraut im Backofen; 23) Tauben gepreſt mit Sardellen; 24) Tauben mit Heringen geſpickt; 25) Tauben mit Capern; 26) Tauben gebacken; 27) Tauben gebraten; 28) Tauben gebraten und geſpickt; 29) Tauben gebraten, gefuͤllet mit Krebſen; 30) Tauben gefuͤllet mit Mandeln; 31) Tauben gefuͤllet
mit
(1014)
[Spaltenumbruch]
Taube
mit Eyern und Peterſilie; 32) Tauben wilde geſpickt zu braten.
Tauben zu wuͤrgen und zu putzen,
Dieſen reiſſet die Koͤpffe ab, oder ſchneidet ihnen das obere Maul ſamt der Hirnſchale ab, das Bißgen Gehirn, ſo in der andern Helffte der Hirnſchale ſtecket, thut auch heraus. Hernach laſſet ſie ſauber rupffen, oder machet Waſſer heiß und bruͤhet ſolche draus; das Waſſer muß aber nicht ſiedend ſeyn, ſonſten verbrennet ihr ſelbige. Wenn dieſes geſchehen, ſo thut ihnen das Gedaͤrme und Kroͤpffe heraus und brauchet ſie, nachfolgender maſſen.
Tauben fricasſiret,
Schneidet die Tauben, nachdem ſie rein geputzet und ausgenommen ſind, zu kleinen Stuͤckgen, zerklopffet ihnen die Gebeine, ſetzet in eine Caſſerole Waſſer aufs Feuer, blanchiret die zerſchnittenen Tauben und waſchet ſie aus. Hernach thut in einen Tiegel oder Caſſerole ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, Muſcaten-Bluͤten, Citronenſchalen, eine gantze Zwiebel, etliche Lorbeer-Blaͤtter wie auch ein eintziges Stuͤckgen Thymian; leget die Tauben drein, ſetzet es aufs Kohlfeuer und pasſiret es ein wenig; gieſſet ein Paar Glaͤsgen Wein und etwas friſche Bruͤhe dran und laſſet es ein wenig gantz gemaͤhlich kochen. Ferner ſchlaget in ein Toͤpfgen 4. biß 5. Eyerdotter; gieſſet einen halben Eß-Loͤffel voll WeinEßig dran und quirlt es klar ab; hacket auch ein wenig gruͤne Peter[Spaltenumbruch]
Taube
ſilie klein und vermiſchet ſie unte[r] die Eyerdotter. Wenn nun da[s] Fricaſſée im kochen iſt, ſo gieſſet di[e] Bruͤhe an die gequirlten Eyerdo[t-] ter und ruͤhret es, daß es nicht zu[-] ſammen lauffe; thut ein Stuͤck[-] gen ausgewaſchene Butter an di[e] Tauben und werffet ſie ſo lang[e] herum, biß die Butter daran zer[-] gangen. Nach dieſen ſchuͤttet di[e] Bruͤhe an die Tauben und ſchuͤttel[t] ſie wohl um; richtet ſolche an un[d] druͤcket Citronen-Safft drein; be[-] ſprenget ſie mit zerlaſſener Butte[r] und laſſet ſie auftragen.
Tauben mit Schweiß ſchwartz,
Wenn ihr die Tauben wuͤrget[,] ſo thut in ein Toͤpffgen ein wenig Eßig und laſſet den Schweiß drei[n] lauffen. Sind nun die Taube[n] vorhergehender Beſchreibung nac[h] geputzet, ſo zerviertheilet ſie, klopf[-] fet ihnen mit einem Meſſer-Ruͤcke[n] die Beine entzwey, und beſprenge[t] ſie ein wenig mit Saltz. Hernach ſetzet in eine Caſſerole Butte[r] und etwas Speck aufs Feuer; iſ[t] es braun, ſo ſtreuet ein wenig Meh[l] drein, damit es auch braun werde[,] trocknet die Tauben ab und lege[t] ſolche auf das braun gemacht[e] Mehl und laſſet ſelbige alſo ein we[-] nig roͤſten. Nach dieſen gieſſe[t] Fleiſch-Bruͤhe, Wein und Eßi[g] drauff; wuͤrtzet es mit Ingbe[r,] Pfeffer, Nelcken und Citronen[-] Schalen; leget auch eine gantz[e] Zwiebel und ein Paar Lorbee[r-] Blaͤtter drein, welches zuſamme[n] alſo gemaͤhlich kochen muß. Wol[-] let ihr ſolche nun bald anrichten[,] ſo laſſet den auffgefangene[n]
Schwei[ß]
(1015)
[Spaltenumbruch]
Taube
Schwei[ß] durch einen Durchſchlag hinein lauffen und ruͤttelt es alsdenn feinum. Wenn die Bruͤhe etwan noch zu mager, ſo machet ein wenig braune Butter, welche auch drein lauffen muß. Habt ihr ſolche auf die Schuͤſſel angerichtet, ſo garniret ſie mit Citronen, ſtreuet geſchnittene Citronenſchalen druͤber und laſſet ſie auftragen.
Tauben-Eſtouffade,
Hacket Tauben, ſo viel ihr von noͤthen habet, die Fluͤgel und Beine herunter; hernach ſchlaget ſie mit einem Meſſer-Ruͤcken, daß alle Beingen zerknirſchet werden; waſchet ſie ſauber aus und ſaltzet ſolche ein wenig ein, alsdenn laſſet ſie eine Stunde liegen. Inzwiſchen, ſetzet in einer Caſſerole oder Tiegel Butter und Speck aufs Feuer, damit ſolches heiß werde; beſtreuet die Tauben dicke mit Mehl, leget ſie hernach ordentlich in die heiſſe Butter, darinnen ſolche unten und oben braun werden muͤſſen; zu dem Ende kehret ſie oͤffters um; wenn ſie nun braun worden, ſo gieſſet Eßig und Wein drauff und laſſet ſolche eine Viertel Stunde alſo daͤmpffen, hernach gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe drauff, wuͤrtzet ſie mit Muſcaten-Bluͤten, Ingber und Citroneu-Schalen, thut auch drein Lorbeer-Blaͤtter, ein wenig Roßmarin und ein Paar gantze Zwiebeln mit Nelcken beſtecket, welches zuſammen ferner daͤmpffen muß, biß ſie weich werden. Iſt die Bruͤhe an denen Tauben etwa noch nicht dicke genug, ſo braͤunet noch ein wenig braun geroͤſtetes Mehl dran, alsdenn koͤnnt ihr ſie [Spaltenumbruch]
Taube
nach Belieben anrichten; die gantzen Zwiebeln aber muͤſſen davon gelaſſen werden.
Tauben-Eſtouffade anders,
Nehmet ſauber geputzte und ausgenommene Tauben, hacket ihnen Fluͤgel und Beine ab, klopffet ihnen alle Beine entzwey; Darnach ſpicket ſie grob, als man eine à la daube pfleget zu ſpicken, und ſaltzet ſie ein wenig ein. Indeſſen ſetzet in einen Tiegel oder Caſſerole Butter und Speck aufs Feuer und laſſet es heiß werden, beſtreuet die Tauben dick mit Mehl; leget ſolche ordentlich in das heiß gemachte Fett, damit ſie auf beyden Seiten braun werden, gieſſet auch Wein und Eßig drauff und laſſet ſie ein wenig daͤmpffen; ſchuͤttet alsdenn Fleiſch-Bruͤhe dazu, wuͤrtzet ſie mit Muſcaten-Bluͤten, Ingber, Citronen-Schalen, gantzen Nelcken, Lorbeer-Blaͤttern u. einer Hand voll Capern, welches alles ferner gemaͤhlich kochen muß. Wollet ihr ſie anrichten, ſo garniret ſie mit Citronen und gebet ſie hin.
Tauben mit gruͤner Peterſilie,
Nehmet geputzte und ausgenommene Tauben und zaͤhmet dieſe, hernach waſchet ſie ſauber aus, blanchiret ſie, thut ſie in eine Caſſerole oder Tiegel; gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe darauf, und wuͤrtzet ſie mit Muſcaten-Bluͤten und Ingber. Nehmet hierauff ein gut Theil gruͤne Peterſilie, leſet dieſe ſauber aus, waſchet ſolche, und leget ſie alſo gantz an die Tauben; ſtreuet auch klar geriebene Semmel
dran
Frauenzim̃er-Lexicon. R r r
(1016)
[Spaltenumbruch]
Tauben
dran, leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter hinein und laſſet es alſo mit einander kochen, biß beydes zuſammen weich iſt. Endlich koͤnnt ihr ſolche nach Belieben anrichten.
Tauben mit PeterſilienWurtzeln und Nelcken,
Suchet Reb-Huͤner mit Peterſilien-Wurtzeln und Nelcken und machet die Tauben gleich alſo.
Tauben mit Linſen,
Suchet Reb-Huͤner mit Linſen, und bereitet die Tauben eben auf dieſe Art.
Tauben mit Sauerampfer,
Die Tauben machet alſo zu rechte wie die mit gruͤner Peterſilie. Darnach ſetzet in einen Tiegel oder Caſſerole Butter aufs Feuer; thut ausgeleſenen Sauerampffer drein und laſſet ihn ſchweiſſen, biß er gaͤntzlich zuſammen gefahren; hierauff leget die Tauben ordentlich zum Sauerampffer, ſtreuet klein geriebene Sem̃el dran, werffet ein Stuͤck Butter drein, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten und Ingber, gieſſet gute Fleiſch-Bruͤhe drauff, welches mit einander ſo lange kochen muß, biß die Tauben weich ſind. Zuletzt richtet ſolche nach euren Gefallen an und laſſet ſie auftragen.
Tauben mit Carfiol,
Suchet Huͤner junge mit Carfiol, und machet die Tauben darnach.
[Spaltenumbruch]
Tauben
Tauben mit gruͤnen Erbſen,
Suchet Huͤner junge mit gruͤnen Erbſen, und bereitet nach ſolchen die Tauben.
Tauben mit Krebſen und Kloͤſen,
Suchet Huͤner junge mit Krebſen und Kloͤſen, und verfertiget die Tauben nach ſolchen.
Tauben mit Spargel,
Suchet Huͤner junge mit Spargel, und laſſet dieſe euch hier zur Vorſchrifft dienen.
Tauben mit StachelBeeren,
Suchet Huͤner junge mit Stachel-Beeren, nach welchen ihr die Tauben zu recht machen koͤnnet.
Tauben mit JohannisBeeren,
Suchet Huͤner junge mit Johannis Beeren, und machet die Tauben auch alſo.
Tauben mit Muſcheln,
Suchet Huͤner junge mit Muſcheln, und nach dieſer Beſchreibung richtet euch hier auch.
Tauben mit Truffes,
Suchet Huͤner junge mit Truffes, und laſſet euch dieſe bey denen Tauben zur Nachricht dienen.
Tauben farciret,
Suchet Huͤner junge farciret, und richtet euch mit denen Tauben darnach.
Tauben
(1017)
[Spaltenumbruch]
Tauben
Tauben mit Lactuc,
Suchet Huͤner junge mit Lactuc, welchen ihr in Zubereitung der Tauben folgen koͤnnet.
Tauben mit Auſtern,
Suchet Huͤner junge mit Auſtern, und richtet die Tauben auch alſo zu.
Tauben mit Sauerkraut,
Suchet Huͤner junge mit Sauerkraut, und verfertiget die Tauben auf ſolche Manier.
Tauben mit Sauerkraut im Backofen,
Suchet Huͤner junge mit Sauerkraut im Backofen, und koͤnnet ihr die Tauben eben alſo bereiten.
Tauben gepreſt mit Sardellen,
Suchet Huͤner junge gepreſt [mi]t Sardellen, und alſo muͤſſet ihr [d]ie Tauben auch abmachen.
Tauben mit Heringen geſpicket,
Suchet Huͤner junge mit [H]eringen geſpicket, und koͤnnet [ih]r die Tauben eben alſo tractiren.
Tauben mit Capern,
Suchet Huͤner junge mit [C]apern, und nach dieſen richtet [eu]ch mit denen Tauben.
Tauben gebacken,
Suchet Huͤner junge geba[ck]en, und backet die Tauben auch [al]ſo.
[Spaltenumbruch]
Tauben
Tauben gebraten,
Suchet Huͤner junge gebraten, auf welche Art ihr die Tauben auch braten muͤſſet.
Tauben gebraten und geſpicket,
Suchet Huͤner junge gebraten und geſpicket, nach welchen ihr die Tauben zubereiten koͤnnet.
Tauben gebraten und mit Krebſen gefuͤllet,
Suchet Huͤner junge gebraten und mit Krebſen gefuͤllet, nach welchen ihr die Tauben bereiten koͤnnet.
Tauben gefuͤllet mit Mandeln,
Suchet Huͤner junge gefuͤllet mit Mandeln und machet die Tauben auch alſo.
Tauben gefuͤllet mit Eyern und gruͤner Peterſilie,
Suchet Huͤner junge gefuͤllet mit Eyern und gruͤner Peterſilie, wornach die jungen Tauben in allen Stuͤcken koͤnnen zugerichtet werden.
Tauben wilde geſpickt zu braten,
Nehmet eine wilde Taube und rupffet ſelbige; thut ihr das Gedaͤrm und Kropff heraus, ſpeilert ſie, und laſſet ſie ein wenig auf dem Roſt anlauffen, leget ſie hin daß ſie kalt wird. Hernach ſchneidet Speck und ſpicket ſie ſauber, gleich einem Rebhun, bratet ſie auch alſo wie dieſelben.
Tauff-
R r r 2
(1018)
[Spaltenumbruch]
Tauffe
Tauff-Eulgen,
Iſt ein von Neſteltuch oder anderer weiſſer ſauberer und zarter Leinwand mit Spitzen beſetztes Eulgen, worinnen die Kinder zur Tauffe getragen werden. Siehe. Eulgen.
Tauff-Muͤtzgen,
Iſt ein kleines von Brocard, Stoff, Atlas oder Damaſt verfertigtes und mit goldnen oder ſilbernen Litzen und Zaͤcklein beſetztes Kinder-Muͤtzgen, ſo man ſelbigen bey der Tauffe aufzuſetzen pfleget. Wiꝛd auf zweyeꝛley Art verfertiget, vor die Maͤgdlein mit 3. Theilen und vorwerts friſirt gelegten weiffen z[ – 1 Zeichen fehlt]rten Spitzlein, vor die Knaͤblein aber mit 4. oder 6. Theilen, und mit hintergelegten Spitzen friſiret.
Tauff-Tuch,
Iſt ein ſauberes und koſtbares auf allerhand Art verfertigtes und ausſtaffiertes weiſſes langes Tuch, ſo an etlichen Orten bey denen Kind-Tauffen, uͤber das getauffte Kindlein gedecket, und worinnen ſelbiges nacher Hauſe wiederum getragen wird.
Tauff-Windel,
Iſt ein ſauberes weiſſes von Neſteltuch, Tarletenk oder Caton mit Spitzen umſtochenes Tuch oder Staats-Windel, worinnen die kleinen Kinder zur Tauffe getragen werden.
In der Tauffe ſchreyen,
Iſt ein alter thoͤrichter Aber[Spaltenumbruch]
Taurella Tecla
glaube etlicher Weiber, ſo auf die wunderlichen Gedancken gerathen, es wuͤrde das kleine Kind, ſo in der, Tauffe ſchriehe, nicht lange leben bleiben.
Taurella,
Hippolyta, von Mantua aus Italien, des Roͤmiſchen Redners bey Pabſt Leone X. Balthaſari Caſtilionis, gelehrtes Eheweib, ſie lebete im 16. Seculo, und war eine perfecte Poetin, welches die ſchoͤne Lateiniſche Epiſtel, ſo ſie carminice an ihren Gemahl geſchrieben, ausweiſet. Es iſt ſolche Epiſtel an der beruͤhmten Olympiæ Fulviæ Moratæ Opera mit angehenget zu finden. Vid. Edit. Baſil. 1562. Sie ſturb A. 1525. und bekahm von ihrem Manne ein treffliches Epitaphium. Vid. Junck. Centur. Fœm. illuſtr. p. 128.
Taygete, oder, Taygeta,
Eine Tochter des Atlantis und eine von denen 7. Plejaden, welche dem Jupiter den Lacedæmonem, ſo die Stadt Lacedæmon erbauet, gezeuget.
Tecla,
Heiſſet ſonſt Hadelaga, und kam in den VIII. Seculo mit der heiligen Walpurgis aus Britannien in Teutſchland. Weil ſie nun in der Theologie ſehr gelehrt war, wurde ſie nicht nur nach Caſpar Hedionis Bericht dem neuen Benedi[-] ctiner-Cloſter zu Kitzingen i[n] Francken vorgeſetzet, ſondern muſte auch auf Anordnen Bonifacii i[n] der Kirchen oͤffentlich lehren und predigen. Es iſt aber dieſe Tecl[a] wohl zu unterſcheiden von der H[.]
Tecla,
(1019)
[Spaltenumbruch]
Teig
Tecla, der Maͤrtyrin der erſten Kirche. Vid. Zeiler. Topograph. Francon. fol. 29.
Teig,
Iſt das Fundament alles Gebackens, wird aus ſchoͤnen WeitzenMehl, Eyern, Butter, mit Waſſer gekneten, ausgetrieben, und zu Tarten, Kraͤpffgen ꝛc. gebrauchet. Der Koch lehret davon unterſchiedliche Gattungen zu machen: 1) Teig von Butter mit Blaͤttern; 2) dito anders; 3) dito noch anders; 4) muͤrber Teig; 5) dito anders; 6) Teig zu allerhand groſſen Paſteten, ſo ein gebrannter Teig heiſſet.
Teig von Butter mit Blaͤttern zu machen,
Nehmet ſchoͤn Weitzen Mehl, thut das auf einen Back-Tiſch, (nachdem ihr eine oder mehr Tarten machen wollet) ſchlaget 2. biß 3. Eyer drein, thut ein Stuͤckgen Butter, als ein ziemlich Ey groß, darzu, gieſſet Waſſer dran, und machet einen zaͤhen Teig, daß er ja recht feſt wird, und arbeitet ſelbigen recht zaͤhe ab, treibet ihn auff, als man einen Kuchen pfleget auffzutreiben. Hernach nehmet ausgewaſchene Butter, nicht gar ſo viel, als des Teigs, aber doch uͤber die Helffte, trocknet dieſe mit einem Tuch rein ab, daß nichts naſſes dran bleibet, und leget ſolche auff den Teig, der Teig aber muß breiter ausgewaltzet ſeyn, als die Butter, damit ihr die Butter recht einfaſſen koͤnnet. Wenn nun dieſes geſchehen, ſo treibet den Teig das erſte mahl ſo duͤnne, als er ſich [Spaltenumbruch]
Teig
treiben laͤſſet, hernach ziehet die Enden vom Teig, und zwar von beyden Seiten, biß in die Mitte, ſchlaget alſo den Teig zuſammen, und treibet ihn wieder, aber nicht ſo duͤnne als das erſte mahl, ſchlaget ihn alsdenn wieder wie zuvor biß in die Mitte zuſammen, zum dritten mahl aber treibet ihn wieder, aber nicht ſo duͤnne als das andere mahl, und ſchlaget ihn wie die vorigen beyden mahl, ſo iſt er fertig, und koͤnnet nachgehends draus machen was ihr wollet, z. E. Tarten, Schuͤſſel-Paſteten, kleine Paſtetgen und dergleichen mehr.
Teig von Butter mit Blaͤttern anders,
Nehmet ſchoͤnes Mehl, und thut es auff einen Back-Tiſch, ſchlaget 2. Eyer dran, leget ein Stuͤckgen Butter dazu, gieſſet ein Paar Eß-Loͤffel voll guten ſcharffen Wein-Eßig oder CitronenSafft drein, etliche nehmen auch einen Eß-Loͤffel voll Brantewein drunter, gieſſet vollends Waſſer zu, machet einen zaͤhen Teig an, und ſchlaget ihn mit der Hand, daß er ſich recht ziehen laͤſſet; hernach ſtreuet Mehl an, und arbeitet ihn ſo lange, biß er, wenn er erſt als ein Laib Brod zuſammen gemachet wird, und man mit der Hand drauf ſchlaͤget, wieder in die Hoͤhe gehe, und treibet ihn wie einen Kuchen. Ferner nehmet ausgewaſchene Butter, trocknet ſie ſauber ab (wenn es im Sommer iſt, muͤſſet ihr Eiß ins Waſſer, darinnen die Butter iſt, thun) leget ſie auf den Teig, uͤberziehet ſie auf die Art, wie in der erſten Beſchrei-
bung
R r r 3
(1020)
[Spaltenumbruch]
Teig
bung gewieſen worden, und ſchlaget ſolchen als wie den vorhergehenden, das dritte mahl ſchlaget ihn nur von einem Ende zum andern. Wenn dieſes geſchehen, koͤnnet ihr ſolchen brauchen, zu was ihr wollet, und allerhand Arten Gebacknes, nach eurem Belieben daraus verfertigen.
Teig zu machen von Butter mit Blaͤttern noch anders,
An ſtatt des Waſſers nehmet gute Milch, ſonſten machet ſolchen in allen nach der erſten und andern Art.
Teig zu machen von Butter nur muͤrbe,
Schuͤttet Mehl auf einen Tiſch, nehmet alsdenn gewaſchene Butter, und zwar ſo viel als des Mehls faſt iſt, zerpflucket dieſe, thut ſie in das Mehl, und zertreibet es durch einander, hernach ſchlaget 3. biß 4. Eyer drein, gieſſet Waſſer zu, und machet einen Teig, aber feſter als den vorherſtehenden BlaͤtterTeig. Darnach bereitet daraus muͤrbe Paſteten, Tarten, oder was euch ſonſten beliebet, wie ſolches in denen Beſchreibungen derer Paſteten und Tarten mit mehrern zu erſehen ſeyn wird.
Teig zu machen von Butter muͤrbe anders,
An ſtatt des Waſſers nehmet gute Milch, ſonſten aber machet ihn in allen als vorherſtehenden.
[Spaltenumbruch]
Teig Teleſ
Teig zu machen zu allerhand groſſen Paſteten, ſo ein gebrannter Teig heiſſet,
Nehmet Mittelmehl, ſo viel als euch beliebet, und nachdem ihr eine groſſe Paſtete machen wollet, thut ſolches auf einen Back-Tiſch, breitet es aus einander, daß es in der Mitte hol, und auſſen herum ein Rand wird, und ſaltzet es. Hernach gieſſet ſiedend Waſſer, aber nicht auf einmahl, drein, und vermiſchet es mit den Haͤnden, ſo feſt als ihr koͤnnet: Waͤre etwa nicht genug gegoſſen worden, ſo gieſſet mehr nach, doch muͤſſet ihr euch in Acht nehmen, daß der Teig ja nicht zu weich werde. Arbeite ſolchen fein glatt ab, denn ie mehr er gearbeitet wird, ie zaͤher wird er, darnach koͤnnet ihr drein ſchlagen, was euch beliebet.
Teleſilla, oder, Theſſelides,
Ein in der Muſic wohl erfahrnes Frauenzimmer, und beruͤhmte Poetin, ſo zu ihrer Zeit alle uͤbertroffen. Auſſer dieſen war ſie von groſſer Courage und Großmuth, denn als der Spartaner Koͤnig Cleomenes vor die Stadt Argos, worinnen ſie ſich befand, ruͤckte, und ſelbige einnehmen wolte, warff ſich dieſe Teleſilla zur Fuͤhrerin auf, hieß die Weiber die Waffen ergreiffen, und wehrte ſich mit ſelbigen ſo tapffer, daß Cleomenes ſich wieder zuruͤcke ziehen, Demaratus aber, ſo ſich in die Stadt gedrungen, daraus wieder fliehen
muſte
(1021)
[Spaltenumbruch]
Teller Tellus
muſte. Die Argiter haben ihr deßwegen vor dem Tempel der Veneris eine Statua auffgerichtet.
Teller,
Iſt ein von Silber, Zinn, Porcellain, Holtz, Blech, oder Thon, rund formirtes Behaͤltnuͤß, insgemein mit einem etwas tieffen Boden verſehen, doch auch offtermahls gantz platt gedrehet, worauf die Speiſen zerſchnitten werden, die groſſen und flachen Teller nennet man Aſſietten.
Teller-Tuch. ſiehe. Servietten.
Teller uͤber das HaubenNeſt,
Iſt ein aus Flor, weiſſen Caton, Neſſel-Tuch, Schleyer, Spitzen oder Taffet, und andern Zeug rund geſchnittener Streiff, ſo bey denen Hauben, Fontangen und Auffſaͤtzen, uͤber das Drat-Neſt gezogen und geſtecket wird.
Tellez,
Maria, eine gelehrte Nonne im Franciſcaner-Cloſter de Tordeſillas, lebte A. 1539. und uͤberſetzte Ludolphi Carthuſiani Werck, vom Leiden und Sterben unſers HErrn JEſu CHriſti, aus dem Lateiniſchen in das Spaniſche.
Tellus,
So auch Ceres und Terra genennet wird, die Goͤttin der Erde, und Mutter aller Dinge, hat einen einigen Sohn, Diorphus genannt, gehabt, welchen ſie mit einem warm gemachten Felſen erzeuget. [Spaltenumbruch]
Teppicht Teren
Einige meynen, der Titan waͤre ihr Mann geweſen, andere der Himmel, etliche aber der Jupiter.
Teppichte,
Seynd vielerley von Tuch, Caton, Leder oder andern Zeug gewuͤrckte Tuͤcher und Decken, offtermahls mit Frantzen, Trotteln, oder Campanen eingefaßt, ſo man uͤber die Tiſche zu breiten pfleget; an vielen Orten iſt gebraͤuchlich, daß man uͤber ſolche Teppichte ein Futteral von Leder, oder gewaͤſcheter Leinwand, auch manchmahl mit Gold-Papier uͤberkleiſterte Kappen zu ſchlagen pfleget, damit ſie nicht ſo gleich verunreiniget werden.
Teppicht-Nahd. Siehe. Stuhl-Nahd.
Terentia,
Des beruͤhmten Roͤmiſchen Redners Ciceroniſ Weib, iſt 103. Jahr alt geworden. Wiewohl Plinius haben will, daß ſie 117. Jahr gelebet habe. Nachdem ſie von ihrem Cicerone war verſtoſſen worden, hat ſie den Salluſtium geheyrathet, und nach dieſem dem Meſſalam Corvinum. Sie wird von dem H. Hieronymo gelobet, daß ſie gelehrt, weiſe, verſtaͤndig und beredt geweſen. Vid. Frauen-Lob in der lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber, p. 31. hat auch dem Cioeroni bey dem Studiren das Licht gehalten, um etwas von ihm zu erlernen. Ihre Brieffe, ſo ſie an dem Ciceronem, nachdem er ſie verſtoſſen hatte, geſchrieben, ſind bekannt.
Tereſa
R r r 4
(1022)
[Spaltenumbruch]
Tere Terra
Tereſa de Samphut,
Eine Aſiatiſche Graͤfin aus Perſien, ihr Vater war Graff Samphut, oder wie wir ſchreiben Samſon, ſo der Chriſtlichen Religion zugethan war, und das Obertheil von der Cateyiſchen Tartarey beſaß; Sie war eine gelehrte, und in ihrem Glauben ſtandhaffte Dame, ſo ſich nach uͤberſtandener Verfolgung und vielen Ungemach nach Rom begab, um daſelbſt zu groͤſſerer Gelehrſamkeit zu gelangen, da ſie doch ſchon fertig Perſianiſch, Indiſch, Tuͤrckiſch, Moſcowitiſch, Polniſch, Engellaͤndiſch, Spaniſch, Frantzoͤiſch und Italiaͤniſch reden und ſchreiben konte. Vid. Jan. Nic. Erythræum in Pinacothec. III. P. 253. & p. 263.
Tereſia,
Ein erfahrnes und kluges Weibesbild, hat ſich durch ihre Spaniſche Reiſebeſchreibung, ſo ſie in einigen Frantzoͤiſchen Brieffen beſchrieben, bey der Welt bekannt gemacht. Vid. Juncker. Centur. Fœm. Illuſtr. p. 74.
Tereſia,
War Pabſts Sixti IV. Maitreſſe.
Terpſichore,
Iſt eine von denen neun Muſen, und eben diejenige, ſo ſich am Tantzen beluſtiget. Sie ſoll die Cyther zu erſt erfunden haben.
Terracina,
Laura, aus Italien, ein Mitglied der Academiæ Incognito[Spaltenumbruch]
Tert Teſſe
rum, wurde darinnen Phœbea genennet. Sie hat in ihrer Mutter-Sprache geſchrieben: Diſcorſo in rime ſopra il Principio di tutti Canti dell’ O[ – 1 Zeichen fehlt]ando furioſo dell’ Arioſto; ſo zu Venedig A. 1560. gedruckt worden. Vid. Quesnel. in Catalog. Biblioth. Thuan. P. II. p. 304. it. Juncker. Centur. Fœm. Illuſtr. p. 75.
Tertia, oder, Tertulla,
Des Brutus Schweſter, und Caſſii Eheweib es gienge ihr etliche mahl im Eheſtande unrichtig.
Tertulla. ſiehe. Tertia.
Terzinel,
Iſt ein einfaͤrbigtes ſeidenes, von gezwirnten Faden geſchlagenes Gewebe, noch leichter als Ferentin, deſſen ſich das Frauenzimmer zu ihrer Kleidung zu bedienen pfleget.
Teſa,
War eine gute Poetin, und hat ein gewiſſes Gedichte verfertiget, ſo des Homeri majeſtaͤtiſchen Stylo ſehr nahe kommen; Sie iſt im 16. Jahre ihres Alters geſtorben, und heiſſet eigentlich Corinna. Suche Corinna.
Teſſela,
Der gelehrten Anna Roͤmers, gleichfals gelehrte Schweſter, ſo ſich in Nord-Holland zu Alckmar auffgehalten, und eine ſonderbahre Freundin von dem gelehrten Caſpar Barlæo geweſen. Sie war gewiß ein gelehrtes und recht kuͤnſt-
liches
(1023)
[Spaltenumbruch]
Teſſe Teut
liches Frauenzimmer, ſo nicht nur einen Hollaͤndiſchen, Italiaͤniſchen und Frantzoͤiſchen Vers ſchreiben, ſondern auch vortrefflich mahlen, kuͤnſtlich ſchnitzen, zierlich naͤhen, und allerhand wundernswuͤrdige Sachen verfertigen konte. Vid. Barlæum in Epiſtol. 440. ad. Putean. p. 807. it. Barlæi Dialog. Nuptial. p. 9.
Teſſelſchin,
Eine gelehrte Jungfer, ſo um das eine Auge kam: Conſtantinus Hugenius hat ſie deßwegen in einem Hollaͤndiſchen Carmine, welches er Oogentrooſt betittelt, getroͤſtet, und ſie ſehr geruͤhmet, dergleichen auch Barlæus hin und wieder thut. Vid. Morhof. von der Teutſchen Poeſie, und deren Unterrichtung, p. 229. Juncker. Cent. Fœm. illuſtr. p. 128.
Tetka,
War eine von denen zwey zauberiſchen Toͤchtern, ſo der Boͤhmiſche Fuͤrſt Crocus hinterließ, und welche zuſammen nach ſeinem Tode dem Boͤhmiſchen Regiment in die fuͤnff Monate vorſtunden.
Teudechilde,
Eines Schafhirtens Tochter, war Chereberts des Achten, Koͤnigs in Franckreich liebſte Concubine.
Teuta,
Des Illyriſchen Koͤnigs Igrons, tapffere und heroiſche Gemahlin, ſie ſtunde gar oͤffters andern betraͤngten Voͤlckern bey, gienge [Spaltenumbruch]
Thab Thal
ſelbſt mit in den Streit, ſtellte die Soldaten in Schlacht-Ordnung, ſprach ſelbigen einen Muth zu, und erhielte durch ihre Tapfferkeit und Klugheit viele Victorien, machte auch ſehr viele Beute. Die Voͤlcker zu Epiro uͤberfiel ſie gleichfals bey Nachtzeit, und erhielte wieder ſelbige einen koſtbahren Sieg. Auf ihren Befehl ward P. Junius und Titus Coruncanus, als Roͤmiſche Abgeſandten, ermordet. Vid. Lohenſtein. Arm. P. I. L. V. pag. 536.
Thabea,
Oder Rehe, wie ſie in der Heil. Schrifft genennet wird, eine Juͤngerin zu Joppe, war ein geſchicktes Weib, ſo denen Wittben und Armen Roͤcke und Kleider wuͤrckte. Der Apoſtel Petrus weckte ſelbige nach dem Tode, auff der Wittben und und Armen ſehnliches Verlangen wieder auff. Act. IX. v. 36. biß 41.
Thais,
Eine beruͤhmte Hure aus Alexandrien, ſo ſich des Gewinſtes wegen nach Athen begeben, und die Athenienſiſchen Juͤnglinge haͤuffig angezogen. Menander hat ſie in ſeinen Gedichten ſehr heraus geſtrichen.
Thalarchis,
War eine alte Griechiſche Poetin, ſie lebte in der 120. Olympiade, und ward ihr zu Ehren eine Statua aufgerichtet, ſo der beruͤhmte Euthycrates verfertiget. Vid. Tatian. in Orat. adverſ. Græc. p. 168. it. Plin. L. 34. c. 8.
Tha-
R r r 5
(1024)
[Spaltenumbruch]
Thal Thar
Thaleſtria,
Oder Thaleſtris, eine Koͤnigin der Amazonen, welche auch von etlichen Minithea genennet wird, gienge nach zuruͤck gelegter Reiſe von 35. Tagen mit 300. Weibern dem Alexander, ſo damahls in Hyrcanien, war, entgegen, damit ſie von ihm Kinder erhielte; und als er ſelbiger durch ſattſamen Beyſchlaff eine Gnuͤge gethan, zoge ſie ſich wiederum zuruͤcke.
Thalia,
Eine von den neun Muſen, ward deswegen ſo genennet, weil der Tichter ihre Nahmen unter ihr allezeit gruͤnen wuͤrden. Horatius nennet ſie nur die Verſchmitzte. Statius aber will ihr im̃er Schuld geben, als wenn ſie ein wenig geil geweſen.
Thamar,
Des Ger, eines Sohnes Juda, Weib, ſo ihren Schwaͤher Judam durch Verhuͤllung des Geſichtes, und Verdeckung eines Mantels betrog, und ſich, weil er ſie vor eine Hure anſahe, von ihm ſchwaͤngern ließ, wovon ſie 2. Zwillinge, den Perez und den Serah gebahr. Geneſ. 38.
Thargella, oder, Thargelia,
War von Mileto aus Natolien, legte ſich eintzig und allein auff die Philoſophie, durch die ſie ſich einen nicht geringen Ruhm erworben. Plutarchus und Athenæus erwehnen ihrer gar ruͤhmlich, und meldet der letztere, daß ſie vierzehn [Spaltenumbruch]
Thar Thea
Maͤnner gehabt, welches warlich was rares iſt. Politianus und Tiraquellus ſtehen in den Gedancken, als ob ſie auch die Poeſie wohl verſtanden haͤtte. Man findet auch eine Theſſaliſche Koͤnigin dieſes Nahmens.
Tharſilla die heilige,
War des Pabſts, Gregorii des Groſſen Baſe, ſo er uͤber das A. C. 594. in Sicilien von ihm erbauete Frauen-Cloſter geſetzet, dem ſie auch weislich vorgeſtanden. Ihre Untergebenen wurden CloſterFrauen des H. Gregorii genennet.
Thaumantias,
Der Electræ und des Thaumantis Tochter, ſonſt Iris genannt. War die Bothſchaffterin der Goͤtter, doch nur in boͤſen und ſchaͤdlichen Dingen. Siehe Iris.
Theano,
Man findet dieſes Nahmens dreyerley Frauenzimmer. Die erſtere heißt Theano Pythagorica, war aus Creta, Pythonactis Tochter, und des Pythagoræ Eheweib, mit welcher er 2. Soͤhne, Nahmens Telangen und Damon, wie auch 2. Toͤchter, Myjam und Arignoten gezeuget, ſie hat nicht nur in der Philoſophie groſſe Erfahrung gehabt, ſondern iſt auch eine vortreffliche Poetin geweſen, hat auch davon, wie Suidas und Clem[ens] Alexandrinus berichtet, viel herrliche Proben ſehen laſſen. S[o] ſollen auch viel Brieffe von ihr bekannt ſeyn, davon einige bey Henrico Stephano in Editione Laertii und bey dem Luca Holſtonio in no
ti[s]
(1025)
[Spaltenumbruch]
Theano
tis ad Vitam Pythagoræ zu finden ſeyn. Uber dieſes wird ihr auch ein Buch de Virtute, ingleichen eins de Vita Pythagoræ zugeſchrieben. Sie ſoll von hurtigen Geiſt, und fertiger doch ſinnreicher Antwort geweſen ſeyn, dergleichen bey dem Laertio in Vit. Pythagoræ zu finden. Nach dem Tode ihres Mannes hat ſie deſſen Schule mit groſſen Fleiß fortgeſetzet, und ſich dadurch viel Ruhm erworben. Die andere Theano wurde Metapontina genennet, ihr Mann hieß Brotinus Metapontius, ſie war gebuͤrtig aus Locris, hatte gleichfals gute Wiſſenſchafft in der Philoſophie, und ſchrieb viel Carmina Lyrica. Voſſius de Poetis Græcis. p. 22. C. 4. it. Jamblichius in Vita Pythagoræ C. 17. Die dritte Theano ſoll eine Tochter von dem Pythagoras, wie Photius will, geweſen ſeyn.
Theano,
Eines Jcariſchen Koͤnigs Gemahlin, welche, als ſie ihr Mann, weil ſie unfruchtbar war, verſtoſſen wolte, etliche Schaͤfer auftrieb, die ihr ein und ander aufgeſuchtes Kind braͤchten, damit ſie ſolche vor die ihrigen ausgaͤbe. Wiewohl ſie hernach von ihrem Mann auch etliche gebahr, aber zu ihrem groͤſten Leidweſen; denn weil ſie ſahe, daß ihr Mann die untergeſchobenen Kinder viel lieber als die rechten hatte, und dahero bemuͤhet war, jene auf der Jagd umbringen zu laſſen, das Ungluͤcke aber die ihrigen ſelbſt betraff, erſtach ſie ſich ſelbſten mit einem Jaͤgerſpieß.
[Spaltenumbruch]
Theano Thee
Theano,
Die Mutter des Pauſaniæ, welche den erſten Stein vor die Thuͤre gewaͤltzet haben ſoll, in welcher ihr verraͤtheriſcher Sohn geſtecket, damit er vor Hunger darinnen erſtuͤrbe.
Theano,
War des Antenoris Weib und Prieſterin der Pallas.
Thebe,
Des Tyrannen Alexandri Weib, welche, weil ſie ſeine Grauſamkeit und Untreue ſehr haßte, mit ſeinen 3. Bruͤdern, Tiſiphono, Phtolao und Lycophrone, auff eine liſtige Art ihn im Bette ermordet.
Thecla,
Die heilige, zu Iconien in Sicilien gebohren, ſoll die erſte geweſen ſeyn, ſo von dem Apoſtel Paulo die Weyhel empfangen, und wird vor die Stiffterin und erſte Kloſter-Frau unter denen geiſtlichen Toͤchtern gehalten, ſie ward von ihrer eigenen Mutter wegen des angenom̃enen Chriſtlichen Glaubens ſehr verfolget, auch oͤffters zum Tode verdammet, doch iſt ſie allemahl wunderlich errettet worden, und ſtarb endlich zu Seleucien.
Thée,
Seynd dunckelgruͤne, laͤnglichte und von vorn ſpitzige gedoͤrrte Blaͤtter, aus China kommend, von unterſchiedener Guͤte, ſo in ſiedend Waſſer geworffen, und von dem Frauenzimmer zur Geſund-
heit
(1026)
[Spaltenumbruch]
Thee
heit getruncken, bißweilen auch mit andern Kraͤutern vermiſchet werden. Es giebet des Thees unterſchiedene Sorten, der KaͤyſerThee, ſo der koſtbareſte, koͤmmt aus Japan, derjenige aber, der etwas roͤthlich ausſiehet und alt iſt, wird in Indien Thee Boy genennet.
Thée-Buͤchſe,
Iſt ein meiſtentheils von Blech oder Bley breites und viereckigtes Behaͤltnuͤß, worinnen der Thee verwahret wird. Sie ſeynd auch oͤffters lacciret.
Thée-Kanne,
Iſt ein klein von Meßing, Blech, Porcellain, Terra Sigillata, Serpentin, oder Zinn rund verfertigtes Geſchirr mit einer Handhabe und Schnautze, worinnen der Thee aufgegoſſen wird, iſt insgemein nur auf eine oder 2. Perſonen eingerichtet, denn wenn es auf mehr Perſonen gerichtet, und mit etlichen Haͤnlein verſehen iſt, heiſſet es ein Thee-Pot.
Thée-Keſſel,
Iſt ein groſſer, kugelrunder, kuͤpfferner Keſſel mit einer Schnautze und einem hohen Spriegel von oben her verſehen, worinnen der Caffee pflegt gekocht zu werden.
Thée-Schaͤlgen, oder, Naͤpflein,
Seynd duͤnne und klare von Porcellain verfertigte, runde, und unten zugeſpitzte kleine Naͤpfflein, mit ihren darzu gehoͤrigen Schaͤl[Spaltenumbruch]
Themi
gen, woraus das Frauenzimmer den Thee zu trincken pfleget.
Themis,
Eine Tochter des Himmels und der Erden, und Goͤttin der Gerechtigkeit, wird ſonſten Aſtræa genennet. Siehe Aſtræa.
Themiſto, oder, Themiſte,
Von Lampſaco aus Natolien, des gelehrten Philoſophi Leontii Frau und Tochter des Zoili, war ein zu ihrer Zeit in der Philoſophie ſehr erfahrnes und beruͤhmtes Weib. Sie hielte ſich zur Epicuriſchen Secte. Epicurus ſoll an ſie viel Epiſteln geſchrieben haben, wie Laertius Lib. X. p. 417. und 125. berichtet. Daher auch ſein Widerſacher Dictimus ausſprengete, als wenn er Unzucht mit ihr trieb. Vid. Jacob. Rondel. d. Vit. & Morib. Epicur. p. 17. & p. 144. Vid. Lambin. ad Lucret. l. 5. d. Rerum natur. p. 597. Clem. Alex. lib. 4. Strom. p. 381.
Themiſto,
Des Critonis Oeanthi keuſche Tochter, ermordete durch einen in ihrem Bette verborgenen Stahl den Philonem, des Tyrannen Phricodemi Sohn, als er ſich mit Gewalt zu ihr ins Bette legte. Polyæn. l. 8.
Themiſtoclea,
Eine Schweſter des Pythagoras, und wohlerfahrnes Weibesbild in der Philoſophie, ſo gar, daß ihr Bruder offters ihrer Meynung und Principiis gefolget, auch ihre Sachen nach Laertii und Suidæ
Meynung
(1027)
[Spaltenumbruch]
Theoda Theodel
Meynung vielmahl unter ſeinem Nahmen ausgehen laſſen. Porphyrius nennet ſie Ariſtocleam, Laertius Themiſtocleam, Suidas aber Thimocleam.
Theoda,
Warff ſich zu Zeiten des Kaͤyſers Lotharii im IX. Seculo bey Coſtnitz vor eine Prophetin auf, und bezauberte durch ihre liſtigen Raͤncke viel Leute, ſo gar, daß ſie ſelbige vor eine andere Sibylle anſahen. Sie ſchuͤtzte goͤttliche Geſichter vor, und verkuͤndigte allezeit die Ankunfft des Juͤngſten Tages, wodurch das einfaͤltige Volck beweget ward, ihr Gold und Geld dieſer Affter-Prophetin als ein Geſchencke zu uͤberbringen. Sie ward aber endlich, nachdem ſie auf Befehl des Biſchoffs Salomonis zu Coſtnitz examiniret ihre Betruͤgereyen geſtande, und ſolche Schuld auf einen Catholiſchen Pfaffen warff, deswegen zu gebuͤhrender Straffe gezogen. Vid. Centur. Magdeburg. Cent. 9. c. 5. p. 119. & 120.
Theodelinda oder Theodolina,
Der Longobarden Koͤnigin, eine devote und gelehrte Dame, ſo ſich im VI. Seculo zum Chriſtenthum bekennet, und mit welcher Gregorius einen angenehmen Brief-Wechſel gehabt, ihr auch ſeine 4. Buͤcher de Vita Sanctorum zugeſchrieben. Vid. Gregor. L. 3. Epiſt. 4. l. 12. ep. 7. it. Paul. Diacon. d. Geſt. Longobard. l. 4. c. 5. & 6. Schmidii Mulier. Orthodox. §. 17. p. 26. ſeq. Sie ſoll durch [Spaltenumbruch]
Theodora
ihre Lehre und Chriſtlichen Wandel die Longobarden gleichfals bekehret haben. Vid. Schuͤtzens Ehren-Preiß des Frauenzimmers. pag. 81.
Theodora,
Des Kaͤyſers Juſtiniani Gemahlin, der zu Gefallen ſo viele herrliche Privilegia und Wohlthaten vor das weibliche Geſchlechte der Kaͤyſer Juſtinianus in ſein Corpus Juris ſetzen laſſen. Sie lebte im ſechſten Jahrhundert, und hegte viel ketzeriſche und irrige Lehren, maßen ſie dem Eutychianiſchen Schwarm anhieng, auch dadurch ihren Gemahl ſelbſt endlich verfuͤhrte. Sie ſtarb endlich an dem freſſenden Krebs. Vid. Procopium in Arcan. Hiſtor. it. D. Schmid. Mulier. Heterodox. §. 24. p. 33.
Theodora,
Ein in der Philoſophie, Poeſie, und Grammatic wohl-erfahrnes Weibes-Bild, ſie war eine Schuͤlerin Damaſcii und Iſiodori, welcher erſtere ihr auch ſein Buch de Iſiodori Philoſophi Vita dediciret und zugeſchrieben.
Theodora die Heilige,
War die allererſte Cloſter-Frau des Ordens der Canoniſſen des Heil. Baſilii, den er A. C. 340. geſtifftet.
Theodora,
Eine Roͤmiſche Ketzerin, ſo im zehenden Jahrhundert allerhand Schandthaten, Ketzereyen und aberglaͤubiſche Dinge in der Kirche zu Rom eingefuͤhret. Sie war
aus
(1028)
[Spaltenumbruch]
Theodora Theoph
aus einem vornehmen Roͤmiſchen Geſchlechte, von vortrefflicher Schoͤnheit, und daher eine Concubine des maͤchtigen Marggrafens in Thuſcien, mit welchem ſie auch 2. Toͤchter auſſer der Ehe gezeuget, auch dadurch die Herrſchafft uͤber Rom gantz allein an ſich gezogen. Vid. Baron. Annal. ad Ann. 908. n. 6.
Theodora,
War eine ſehr ſchoͤne Hure zu Athen in Griechenland, ſo des weiſen Socratis Schuͤler alle an ſich lockte, und ihm ſelbige abſpenſtig machte.
Theodoſia,
Des Maͤrtyrers Procopii, gottſelige Mutter, erlangte zu Rom ungemeinen Ruhm durch ihre Wiſſenſchafft und Geſchickligkeit in der Medicin und Chirurgie. Sie muſte unter der Verfolgung des Diocletiani den MaͤrtyrerTod leyden.
Theognida Coronia. ſiehe. Coroniæ.
Theophile,
Des Euſtathii, eines Hofbedienten bey dem Kaͤyſer Trajano, Weib. Ward nebſt ihrem Mann, weil ſie ſich beyderſeits auf wunderliche Art und fatalen Anlaß zum Chriſtlichen Glauben bekennet, auf des Trajans Befehl als eine Maͤrtyrin in einem ehernen Ochſen gebraten und verbrannt.
Theophila,
Ein in der Epicuraͤiſchen und [Spaltenumbruch]
Theorbe Thereſia
Stoiſchen Philoſophie ſtattlich erfahrnes Weib, ſo zugleich eine gute Poetin geweſen. Vid. Martial. Lib. VII. Epigrammat. 68.
Theorbe,
Iſt eine Art einer groſſen BaſſLaute, mit 14. oder 16. Chor Saiten bezogen, und hat uͤber den rechten Halß, darauf ſonſt die Baͤnde liegen, noch einen laͤngern Halß. Es dienet ſelbiges Inſtrument oͤffters dem Frauenzimmer zu ihrem Divertiſſement, und iſt entweder mit Darm-Saiten oder ſtaͤhlernen und meſſingenen bezogen.
Theoſebia,
War eine in der Lateiniſchen Poeſie wohlerfahrne Weibes-Perſon, man findet noch in der Anthologia Lib. III. c. 17. ein Epigramma von ihr, ſo ſie auf den Tod Ablabii Medici gemacht. Vid. Gyrald. in Hiſtor. Poetar. p. 375. und Tiraquell. in Leg. Connub. XI. pag. 139.
Theraſia,
War des H. Paulini, Biſchoffs, Eheweib. Vid. Calixtum d. Clericor. Conjug. pag. 3. ſeq. & p. 244. D. Henr. Müller. Patrocin. Conjug. Clericor. p. 21.
Thereſia Maria, oder S. Tereſa à Jeſu,
Eine Spaniſche Dame, ſo der Barfuͤſſer Carmeliter-Orden zu Zeiten Pabſt Leonis X. geſtifftet, und ſich durch allerhand Schrifften bekannt gemacht, ſo in die Lateiniſche Frantzoͤiſche und Deutſche
Sprache
(1029)
[Spaltenumbruch]
Thereſia
Sprache aus dem Spaniſchen uͤberſetzet worden. Sie war den 12. Martii An. 1515. zu Auila in Alt-Caſtilien gebohren, und ſturb am Tage Franciſci An. 1582. im 67. Jahr ihres Alters, auch ſollen noch etliche Manuſcripta von ihr, woraus einige groſſes Weſen machen wollen, in Madrit heilig aufgehoben werden. Ihrer Heiligkeit halben iſt ſie canoniſiret worden, und ſind ihre Opera in Deutſcher Sprache zuſammen zu Coͤlln am Rhein An. 1686. heraus gekommen. Die Liebhaber der Myſtiſchen Theologie und abſonderlich ihr Vormund Arnoldus in Vertheidigung der Myſtiſchen Theologie p. 179. & 180. erheben ſie faſt biß in den Himmel; und hat der P. Ribera ihr Leben weitlaͤufftig beſchrieben, welches ſie auch ſelbſt gethan, wie aus ihren Wercken erhellet. D. Feuſtking aber in ſeinem Gynæceo Hæretico-Fanatico p. 638. & ſeq. redet gantz anders von ihr, und beſchuldiget ſie eines fanatiſchen Geiſtes. Die Tereſia, ſo ihre Spaniſche Reiſe in Frantzoͤiſchen Briefen heraus gegeben und beſchrieben, gedencket dieſer H. Thereſiæ P. II. p. 167. & 168. und fuͤhret an, daß ſie einige mit eigener Hand geſchriebene Schrifften von ihr zu Madrit geſehen, ſo die Donna Beatrix Carillo als ein Heiligthum verwahrte, und welche durch und durch mit ſehr groſſen Buchſtaben geſchrieben waͤren. Vid. Juncker. Centur Fœm. Illuſtr. p. 74. Unter ihren Schrifften, ſo Arnold [d'] Audilly zuſammen getragen, [ſi]nd die vornehmſten: Via perfe[Spaltenumbruch]
Therpia Thimoc
ctionis, animæ gemitus Amoris & meditationis de Deo, meditatio de Amore Dei, ſuper Canticum Canticor. Epiſtolæ. Meditationes in Orat. Dominic, &c.
Therpia,
Eine alte Griechin, wird wegen ihrer Gelehrſamkeit und groſſer Wiſſenſchafft ſehr geruͤhmet. Vid. Frauen-Lob in ſeiner lobwuͤrdigen Geſellſchafft gelehrter Weiber. pag. 31.
Theſſelides. ſiehe. Teliſilla.
Theſtias oder Althea. ſiehe. Althea.
Thetys,
Des Himmels und der Erden Tochter, und Weib des Oceani. Die andre Thetys aber, ſo oben dieſen Nahmen gefuͤhret, ſoll von vortrefflicher Schoͤnheit geweſen ſeyn, daher Jupiter und Neptunus faſt um ſelbige geſtritten. Es hat ſie aber keiner von dieſen beyden, ſondern der dritte Mann Peleus zum Weibe bekommen; auf deren Hochzeit die Eris ihren zanckſuͤchtigen goͤldenen Apffel auf die Tafel geworffen. Dieſe Thetys und Peleus haben mit einander den Achillem gezeuget.
Thiene,
War eine mit von denen Agaden und Ammen des Bacchi.
Thiennette. ſiehe. Phanette.
Thimoclea. ſiehe. Themiſtoclea,
Thisbe,
(1030)
[Spaltenumbruch]
Thisbe Thoͤrigte
Thisbe,
Eine junge Dirne aus Babylonien, welche ſich heimlich ſonder der Eltern Wiſſen in einen Juͤngling, Nahmens Pyramus, verliebet hatte; und ob ſie gleich von ihren Eltern ſehr bewachet ward, kamen ſie doch beyderſeits des Nachts unter einem gewiſſen Baum zuſammen. Als aber dereinſten dieſe Thysbe zu erſt dahin kam, und von ohngefehr einen Loͤwen allda erblickte, flohe ſie in Wald, und ließ vor Furcht und Eyl ihren Schleyer zuruͤcke, welchen Pyramus, als er dahin kam, von dem Loͤwen zerriſſen fand, und daher in der Meynung ſtehend, daß ſie muͤſte von einem Loͤwen zerfleiſchet worden ſeyn, ſich ſelbſt vor Schmertz erſtach. Nachdem nun die entflohene Thysbe bey anbrechenden Tage wieder aus dem Walde kam, und ihren todten Pyramus geſtrecket vor ſich ſahe, hat ſie ſich gleichfals ſelbſt erſtochen.
Thomkinſin,
Maria, eine Engliſche ErtzQuaͤckerin zu Dover in Kenten, allwo ſie ihren Quacker-Greuel auszubreiten gedachte. Allein ſie ward ergriffen, geſtaͤupet, und aus der Stadt verwieſen, weil ſie aber dieſem ohngeachtet wieder kam, ward ſie mit noch haͤrtern Strafen beleget, und gar des Landes verwieſen. Vid. Croeſi Hiſtor. Quacker. p. 541.
Thoͤrigte Liebe,
Denen Medicis Amor inſanus, oder delirium inextinguibile ge[Spaltenumbruch]
Threſor Thucyd
nannt, iſt ein ſonderlicher weiblicher Zufall, da ſich die Weibes Bilder durch eine bloſſe phantaſtiſche und ungereimte hefftige LiebesEinbildung einer gewiſſen Perſon ſtetig beunruhigen, und ſie darbey eine febriliſche Hitze und GemuͤthsVerwirrung uͤberfaͤllt.
Threſor,
Iſt ein aus Holtz zuſammen geſetzter und ſauber fournirter Schranck, ſo auf einem Poſtement von gedreheten oder ausgeſchnitzten Saͤulen ruhet, von oben her aber mit einem durch kleine Stuͤtzen abgetheilten Simms verſehen, worauf man insgemein in denen Putz-Stuben allerhand zierliche Glaͤſer oder andere Porcellaine Galanterien und Gefaͤſſe ſtatt einer Zierrath aufzuſtellen pfleget.
Threſorgen oder Tabulet,
Iſt ein kleines mit gedreheten Saͤulen ausgeziertes Geſimslein oder Geſtelle, auf Oſt-Indiſche Art lacciret oder bunt gemahlet, und an die Wand feſt angemachet, worauf man das Thée- und CafféeGeraͤthe und Zeug zum Zierrath in denen Zimmern zu ſtuͤrtzen und aufzuſetzen pfleget.
Thucydiſſa,
Des in der 89. Olympiade vortrefflichen beruͤhmten Hiſtoric[ – 1 Zeichen fehlt] Thucydidis gleichfals gelehrte und in der Hiſtorie wohlerfahrne Tochter, ſo nach einiger Meynung das VIII. Buch ihres Vaters geſchrieben haben ſoll.
Thusnel-
(1031)
[Spaltenumbruch]
Thusn Tiegel
Thusnelda,
Segesthis Tochter und heroiſche Gemahlin Fuͤrſt Hermanns, dieſe kaͤmpffte ohnwiſſend mit ihrem eigenen Vater, trat ihn auf den Halß, und verwundete ſelbigen durch ihre tapffere Hand. Vid. Lohenſtein. in Arminio P. 1. l. 1. pag. 47.
Thyades,
Hieſſen diejenigen Weiber und Prieſterinnen, ſo den Bacchum bey dem Opffer bedienten.
Thymele,
Eine beruͤhmte Taͤntzerin, ſo zu des Domitiani Zeiten floriret, welcher ſich uͤber ihre ſeltſamen Poſituren und Stellungen ſehr zu ergoͤtzen wuſte.
Thymian,
Thymus, Thim, auch Roͤmiſcher Quendel genannt, iſt ein angenehmes und kraͤfftiges KuͤchenKraut, ſo in denen Gaͤrten gezogen wird, und von unterſchiedener Gattung iſt, als groß- oder kleiner, weiſſer oder ſchwartzer. Der Koch brauchet ſelbigen zu unterſchiedenen Speiſen, um ſelbige dadurch mit ſchmackbar und kraͤfftig zu machen, wie an ſeinem Ort wird zu finden ſeyn.
Tiegel,
Iſt ein rund breit irdenes oder auch aus eiſernen Blech getriebenes Gefaͤß mit einem Stiel und 3. hohen Beinen verſehen, worinnen die gekochten Speiſen wieder aufgewaͤrmet werden.
[Spaltenumbruch]
Tiegel
Tiegel zu geſtuͤrtzten Eyern,
Iſt ein abſonderlich von Thon gebrannter Tiegel, ſo viel runde kleine Formen in ſich hat, worinnen die Eyer geſtuͤrtzet werden.
Tiegel-Brey oder, Muß auch Gemuͤſſe,
Wird von ſchoͤnen weitznen Mehl oder auch von Grieß, Heidegruͤtz, Hirſe, Reiß, Schwaden, Milch oder Rahm u. Butter bereitet u. in einem Tiegel gekochet, davon folgende Beſchreibungen; 1) Tiegelbrey von Mehl; 2) Tiegelbrey von eingebrannten Mehl; 3) Tiegelbrey von Grieß; 4) Tiegelbrey von Heydegruͤtz; 5) Tiegelbrey von gebacknen Nudeln; 6) Tiegelbrey von Hirſe; 7) Tiegelbrey von geſtoßnen Reiß; 8) Tiegelbrey von Semmeln; 9) Tiegelbrey von Schwaden; 10) Tiegelbrey von Semmeln und Rindfleiſch-Bruͤhe.
Tiegel-Brey von Mehl und Rahm,
Nehmet 1. Kanne Rahm, und thut in einen Tiegel 3. biß 4. RuͤhrLoͤffel voll ſchoͤnes Mehl; gieſſet hernach von dem Rahm etwas daran und ruͤhret es mit einem RuͤhrLoͤffel glatt ab, gieſſet hierauff den Rahm vollend dran, den Tiegel aber ſetzet aufs Kohlfeuer und ruͤhret beſtaͤndig, biß es anfaͤnget zu kochen und der Brey dicke wird. Wenn ſolches geſchehen, ſo nehmet alle Kohlen unter dem Tiegel weg, thut aber Kohlen auff ein Blech
und
Frauenzim̃er-Lexicon. S s s
(1032)
[Spaltenumbruch]
Tiegelbrey
und decket es uͤber den Tiegel, laſſet den Brey oben ein wenig braun werden, ſo kan er zu Tiſch getragen werden.
Tiegel-Brey von eingebrannten Mehl,
Setzet in einer Caſſerole Butter auffs Feuer und laſſet ſie braun werden. Hernach thut 3. biß 4. Ruͤhrloͤffel voll ſchoͤnes Mehl darein, und ruͤhret es ſo lange, biß es goldgelb wird, gieſſet etwas geſottne gute Milch drein und ruͤhret es glatt ab, wenn dieſes geſchehen, ſo gieſſet ferner Milch zu, biß ihr gnug Brey habet, und laſſet ſolchen kochen, faͤnget er an dickigt zu werden, ſo ſchmieret einen Tiegel, darein er kommen ſoll, mit Butter an, ſtreuet ein wenig klar geriebene Semmel dazu und ſchuͤttet den Brey hinein, thut oben auch ein wenig Butter drauff, und ſtreuet geriebene Sem̃el druͤber, ſetzet ihn auf Kohlfeuer, doch darff unter dem Tiegel kein Feuer ſeyn, ſondern nur um den Rand herum, leget nachgehends Kohlen auf ein Blech und decket dieſes uͤber den Tiegel, laſſet den Brey oben ein wenig braun werden, ſo iſt er fertig.
Tiegel-Brey von Grieß,
Setzet in einem Tiegel Butter auf Kohlfeuer, und wenn ſolche braun worden, ſo thut 3. biß 4. Ruͤhrloͤffel voll Grieß drein, und laſſet ſolchen eine Weile roͤſten. Inzwiſchen ſetzet in einem Topff 1. Kanne gute Milch zum Feuer, daß ſie kochet, und gieſſet ſie alsdeñ auf den Grieß, aber nicht alle auff einmahl, ſondern nach und nach, [Spaltenumbruch]
Tiegelbrey
ſonſten wird der Grieß knollicht, auch muͤſſet ihr denſelben beym erſtenmahl Milch hinein gieſſen recht glatt abruͤhren. Habt ihr nun die Milch vollend dran gegoſſen, ſo muͤſſet ihr den Grieß recht ausqvellen laſſen, ruͤhret hernach ein Paar Eyerdotter und ein Stuͤckgen Butter drein, nehmet zugleich auch die Kohlen unter dem Tiegel weg, thut ſolche auf ein Blech und decket den Tiegel damit zu, welche alsdenn, nachdem ihr vorhero etwas geriebene Semmel druͤber geſtreuet, oben braun muß werden, ſo iſt er fertig und kan man ſolchen nach Belieben verſpeiſen.
Tiegel-Brey von HeydeGruͤtz,
Setzet in einem Topff gute Milch zum Feuer, und laſſet ſie ſieden. Inzwiſchen leſet ein halb Pfund Heidegruͤtz ſauber aus, thut ihn in die Milch, damit er koche, ruͤhret ſolchen oͤffters um, und weñ er nun ausgeqvollen, ſo ruͤhret ein Paar Eyerdotter, ein Stuͤck Butter und ein wenig Saltz hinein. Hernach beſchmieret einen Tiegel, darinnen der Brey ſoll zur Tafel gebracht werden, mit Butter und beſtreuet ſelbigẽ mit ein wenig klar geriebener Semmel, ſchuͤttet den Brey auch hinein, leget oben wieder ein wenig Butter drauff, und ſtreuet klar geriebene Sem̃el daruͤber, decket alsdenn mit einem Blech den Brey zu, und thut oben Kohlen drauff, um den Tiegel aber leget nur ein wenig Kohlen, damit er nicht anbrennet, laſſet ihn oben alſo braun werden, und gebet ihn hin.
Tiegel-
(1033)
[Spaltenumbruch]
Tiegelbrey
Tiegel-Brey mit gehackten Nudeln,
Schuͤttet Mehl auff einen Tiſch, ſchlaget ein Paar Eyer drein und reibet ſolches durch einander, daß es gantz wie ein Grieß wird. Hernach ſchneidet mit einem Meſſer, wenn etwa etliche Knollen darunter geblieben waͤren, gedachtes Mehl vollends gantz klar, ſetzet auch einen KannenTopff mit Milch zum Feuer, und wenn ſolcher kochet ſo laſſet die gehackten Nudeln bey ſteten Ruͤhren hinein lauffen. Sind ſie nun ausgeqvollen, muͤſſet ihr ein Stuͤck Butter und ein wenig Saltz hinein ruͤhren, den Tiegel, darinnen ihr den Brey anrichten wollet, mit Butter beſchmieren, auch ein wenig geriebene Semmel daruͤber ſtreuen, und den abgekochten Brey drein ſchuͤtten, leget alsdenn wieder ein wenig Butter oben drauff, ſtreuet auch mehr geriebene Semmel druͤber, und thut oben und unten Kohlen. Hat dieſer Brey nun eine braune Farbe bekommen, ſo iſt er zum Aufftragen fertig.
Tiegel-Brey von Hirſe,
Kochet den Hirſe ab, wie man ihn ſonſt zu kochen pfleget, und ruͤhret ein Stuͤck Butter, 2. Eyer und ein wenig Saltz darein. Hernach ſchmieret den Tiegel, darinnen er auffgetragen werden ſoll, mit Butter an, ſtreuet ein wenig geriebene Semmel drein, ſchuͤttet alsdenn den Brey auch hinein; aber oben drauff leget ein wenig Butter und ſtreuet ebenfalls geriebene Sem̃el druͤber; ſetzet den Tiegel auff Kohlfeuer, iedoch ſo, daß unten [Spaltenumbruch]
Tiegelbrey
keine Kohlen, ſondern nur auf der Seite ſolche herum ſeyn moͤgen; thut auch Kohlen auff ein Blech, decket den Brey damit zu, daß er oben braun werde, ſo iſt er fertig.
Tiegel-Brey von geſtoſſenen Reiß,
Nehmet ein halb Pfund Reiß und ſtoſſet ſolchen klein, ſetzet inzwiſchen 1. Kanne Milch zum Feuer; wenn ſie kochet, ſo ſchuͤttet den geſtoſſenen Reiß hinein, und laſſet ihn kochen; ihr muͤſſet ihn aber oͤffters umruͤhren. Iſt er nun ausgekochet, ſo ruͤhret ein Stuͤck Butter und 2. Eyer drein 3. ſaltzet ihn auch ein wenig, beſchmieret einen Tiegel mit Butter ſtreuet ein wenig geriebene Semmel drein, ſchuͤttet den Brey darzu und leget oben wieder ein wenig Butter drauff, unten um den Tiegel aber thut ein wenig Kohlen herum, dergleichen auch auff ein Blech, decket damit den Brey zu, ſo iſt er fertig.
Tiegel-Brey von Semmeln,
Setzet 1. Kanne Milch in einem Topff zum Feuer und thut ſo viel geriebene Semmel drein, als ihr dencket, daß ſie genug in die Milch und zum Brey ſey, qvirlt ſie klar ab, ſchlaget 4. biß 5. Eyerdotter hinein, ruͤhret auch ein Stuͤck Butter und ein wenig Saltz drunter. Hernach beſchmieret den Tiegel mit Butter, ſtreuet ein wenig klar geriebene Semmel drein, ſchuͤttet den Brey drauff, und oben auff denſelben wieder Butter, und geriebene Semmel, machet ihn wie vorige alle braun, ſo iſt er fertig.
Tiegel-
S s s 2
(1034)
[Spaltenumbruch]
Tiegelb Timoc
Tiegel-Brey von Schwaden,
Setzet in einem Topff 1. Kanne Milch zum Feuer und kochet darinnen nicht gar ein halb Pfund Schwaden, ruͤhret ſolchen oͤffters um, und wenn er ausgekochet, ſo ruͤhret ein Paar Eyerdotter, ein Stuͤck Butter und ein wenig Saltz drein. Hernach ſchmieret den Tiegel, darauff ihr anrichten wollet, mit Butter, ſtreuet ein wenig klar geriebene Semmel drein, leget aber unten um den Tiegel herum und auff ein Blech Kohlen, damit decket den Brey zu, daß er unten und oben braun wird, ſo iſt er fertig.
Tiegel-Brey von Semmel und Rindfleiſch-Bruͤhe, ſonſten Bennatel genannt,
Dieſer iſt unter die Suppen geſchrieben worden, dahero ſuchet Suppe Bennatel.
Timarete,
Des Micaonis Tochter, eine vortreffliche Kuͤnſtlerin u. Mahlerin, ſo eine ſehr ſchoͤne Dianam verfertiget, ſo hernachmahls in den Tempel Dianæ zu Epheſo geſetzet worden. Vid Plinium & Joh. P. Lotichii Gynæcolog. p. 128. it. Sandrarts teutſche Academie. T. II. L. 1. c. 7.
Timoclea,
Des Theagenis Schweſter, ein Thebaniſches Weib, ward von einem Thraciſchen Fuͤrſten mit Ge[Spaltenumbruch]
Tym Tiſch
walt geſchaͤndet, gegen welchen ſie ſich aber liſtig gerochen, indem ſie ſich gegen dieſen ihren Schaͤnder vernehmen ließ, wie ſie in ihrem Hauſe einen Ort wuͤſte, wo ſehr viel Goldes laͤge, wieſe ihm auch einen Brunnen, ſo etwas hoch erhaben lag, als nun dieſer Thracier in ſolchen Brunnen ſehen wolte, ſtieſſe die hinter ihm ſtehende Timoclea aus Rache ihn hinunter, und warff groſſe Steine hinter ihm nach. Vid. Liv. Hiſt. l. 38. c. 24. & l. 40. c. 4.
Tymicha,
Von Lacedæmon aus Griechenland, des Milliæ Eheweib, ein in der Philoſophie wohlerfahrnes und der Pythagoriſchen Secte zugethanes Weibesbild. Nebſt ihrer Erudition wird ſie auch noch wegen ihrer Verſchwiegenheit ſehr geruͤhmet, dem als ſie einſten nebſt ihrem Manne vor den Tyrannen Dyoniſium gefodert worden, ein gewiſſes Geheimniß zu offenbaren, hat ſie ſich ſelbſten die Zunge abgebiſſen, und dem Tyrannen ins Geſichte geſpiehen, dadurch andeutend, ſie wolte lieber ihrer Zunge beraubet ſeyn, als etwas Verborgnes offenbaren. Vid. Ambroſ. l. 2. d. Virginitate. c. 4. Menagium in Hiſt. Mulier. Philoſ. p. 55. & 56. Jamblich. in Vit. Pythagor. cap. 1. & cap. ult.
Tintoretta. ſiehe. Marietta Tintoretta.
Tintoretta. ſiehe. Robuſta Maria.
Tiſch,
Iſt ein hoͤltzernes Geſtelle mit
Ober-
(1035)
[Spaltenumbruch]
Tiſch
Ober-Platte und Fußtritten verſehen, ſo ein noͤthiges Stuͤck von dem Hausgeraͤthe mit iſt, und insgemein mit Teppichten bedecket und uͤberzogen wird, ſie ſeynd entweder oval oder viereckigt.
Tiſch decken,
Heiſſet nicht nur zu gewoͤhnlicher Zeit den Tiſch mit dem TiſchTuche uͤberlegen, ſondern auch Teller, Loͤffel, Servietten, Meſſer und Gabel, Saltzmeſten, SchuͤſſelRing, und alles dasjenige, ſo man bey Tiſche noͤthig hat, ordentlich mit drauff legen.
Tiſch-Gloͤcklein,
Iſt ein kleines von Silber oder andern Metall gegoſſenes Gloͤcklein, ſo bey Deckung des Tiſches mit auffgetragen wird, damit die Herrſchafft mit ſelbigen, woferne ſie noch etwas zu erinnern hat, die Bedienten dadurch ſonder Auffſtehung und Muͤhe herbey ruffen kan.
Tiſch-Kaͤſtlein,
Iſt ein von Holtz viereckigt zuſammen geſetztes Kaͤſtlein mit einem freyen Deckel, worinnen man die Servietten, Tuͤcher und Meſſer auff den Tiſch zu tragen pfleget.
Tiſch-Korb,
Iſt ein aus geſchlancken HaſelRuthen geflochtener laͤnglichter oder viereckigter Korb, worinnen das Tiſchzeug und anderes noͤthiges Geraͤthe bey Deckung des Tiſches auffgetragen wird, als da iſt das Tiſch-Tuch, Servietten oder Teller-Tuͤcher, das Tiſch-Gloͤcklein, Stroh-Teller, Saltzmeſten, [L]oͤffel und Meſſer u. d. g.
[Spaltenumbruch]
Tiſch
Tiſch-Krug,
Iſt ein von Porcellain oder gebrannten Thon mit Silber oder Zinn beſchlagener Krug, von groß und kleinen Maaß, woraus das Frauenzimmer uͤber Tiſche zu trincken pfleget.
Tiſch-Purſche, oder, Koſtgaͤnger,
Heiſſen diejenigen Manns-Perſonen, ſo bey einer Hauswirthin taͤglich an Tiſch gehen, und ihr das woͤchentlich veraccordirte Koſtgeld dafuͤr zahlen.
Tiſch-Recht,
Iſt ein der Gewohnheit nach eingefuͤhrtes Honorarium und gewiſſes Gratial, insgemein in einer zinnernen Kanne und ſilbernen Loͤffel beſtehend, ſo ein Tiſch-Purſche bey ſeinem Antritt der TiſchWirthin mitzubringen, und bey ſeinem Abtritt ſelbiger zu uͤberlaſſen pfleget.
Tiſch-Tuch,
Iſt ein von weiſſen Damaſt, Zwillig, Stangen- oder anderer Leinwand geſchnittenes und umſaͤumtes Tuch, wormit man den Tiſch vor dem Eſſen bekleidet und uͤberdecket, bey denen gemeinen Leuten findet man oͤffters in der Mitten der Tiſch-Tuͤcher kleine ſchmal gewuͤrckte und durchbrochene Striche.
Unter den Tiſch Kinder nach der Tauffe legen,
Iſt eine Weibiſche Aberglaͤubiſche Meynung, wenn man, ſo bald
man
S s s 3
(1036)
[Spaltenumbruch]
Tish Toback
man aus der Tauffe kommt, das kleine Kind unter den Tiſch ſtecket, in Hoffnung, daß es ſoll fromm werden.
Tishemin,
Catharina, von Antwerpen aus Brabant, Gualtheri Gruteri Gemahlin, und des gelehrten Critici und beruͤhmten Heydelbergiſchen Bibliothecarii ani Gruteri gelehrte Mutter, ſo im 16. Seculo lebete. Sie war nebſt der Frantzoͤiſchen, Italiaͤniſchen und Engliſchen auch der Lateiniſchen Sprache kundig, und verſtunde die Griechiſche dergeſtalt, daß ſie den Galenum in ſeiner Sprache fertig leſen konte. Ja ſie ſoll zu der ungemeinen Gelehrſamkeit ihres Sohnes die erſten Fundamenta geleget, und ihn nicht nur Leſen und Schreiben gelehret, ſondern auch in der Latinitæt und Griechiſchen Sprache informiret haben. Vid. Balthaſ. Venator. in Panegyric. Jan. Gruter Extat in Vitis Guilielmi Bateſ. Junck. Cent. Fœm. illuſtr.
Tiſiphone,
Iſt eine von denen 3. Hoͤlliſchen Furien. ſiehe Furiæ.
Titanis, oder, Latona,
War die Tochter des Titans. ſiehe Latona.
Toback rauchen,
Iſt zwar ſonſt insgemein nur ein maͤnnlicher Zeitvertreib, doch aber auch dem Frauenzimmer in Engelland und Holland, auch Franckreich ſehr gebraͤuchlich und [Spaltenumbruch]
Tobin Toil
bekandt, da ſie nehmlich den Toback aus denen darzu gemachten und gebrañten Pfeiffen durch vorhergeſchehene Anbrennung dieſes duͤrren Krauts ſchmauchen und trincken. Die ſo genannte Madame Leucorande hat in ihrem herausgegebenen gruͤndlichen Bericht ſich ſehr bemuͤhet dem Frauenzimmer, ſo Toback rauchet, die Bruͤcke zu treten.
Tobin. ſiehe. Taffet.
Tochter,
Iſt ein von Vater und Mutter in der Ehe erzeugtes Kind Weiblichen Geſchlechtes, bey denen Adelichen heiſſen ſie Fraͤuleins, bey den Fuͤrſtlichen Perſonen, Princeßinnen, bey denen Koͤnigen, Koͤnigliche Princeßinnen, bey den Kaͤyſern, Kaͤyſerliche Princeßinnen, Kron- oder Erb-Princeßinnen, in den Koͤniglichen Spaniſchen und Portugieſiſchen Haͤuſern, nennet man ſelbige abſonderlich Infantin. Sie ſeynd entweder natuͤꝛliche oder leibliche und eheliche.
Toddin,
Maria, von Southwarck, eine Engellaͤndiſche Qvaͤckerin, ſo An. 1659. viel Unfug daſelbſt geſtifftet. Unter andern ihren irrigen Lehren, ſo ſie ihren Zuhoͤrern beybrachte, war dieſe, daß CHriſtus mit ſeinem geſegneten Reich heꝛeinbrechen, und ſie nebſt ihren Glaubens-Schweſtern zu Koͤniginnen und Fuͤrſtinnen darinnen machen wuͤrde. Vid. Hiſtor. Fanat. c. 40.
Toilette,
Oder Nacht-Tuch, iſt ein Tuch von
rei-
(1037)
[Spaltenumbruch]
Toll Tort
reiner Leinwand, worein das Frauzimmer ihre Nachtkleider zu ſchlagen pfleget.
Tolleins-Haube,
Iſt eine Art einer geſtrickten, roth unterlegten und weit ausgeſpannten breit runden Muͤtze oder Hauben, ſo die Maͤgde in Nuͤrnberg zu tragen pflegen.
Tomyris oder Thomyris,
Eine Koͤnigin der Scythen, welche ihres Sohnes, Sargapiſcis, Blut, den der Perſer Koͤnig Cyrus im Kriege gefangen bekommen, auf eine grauſame Art gegen den Cyrum gerochen; da ſie nehmlich ſelbigen auf eine liſtige Art zwiſchen zwey Bergen eingeſchloſſen, und ihn mit ſeinem gantzen KriegsHeer maſſacriret. Herodot. lib. 1. & Juſtin. Lib. 1.
Torella,
Barbara, von Parma, ſo um das Jahr 1587. gelebet, und eine vortreffliche und gelehrte Poetin geweſen. Sie hat ein Paſtorale, Nahmens Parthenia geſchrieben, ſo viele Approbation gefunden. Vid. Officina Iſtorica di Giov. Felice Aſtolfi. p. 113.
Torte. ſiehe. Tarte.
Torten-Bleche,
Seynd von Kupffer oder auch Blech auf allerhand Art und Figur getriebene Umfaͤnge oder Behaͤltnuͤſſe, ſo bey dem Torten-Backen gebrauchet werden.
[Spaltenumbruch]
Tort Topff
Torten-Pfanne,
Iſt ein flaches von Kupffer getriebenes Pfaͤnnlein, worinnen die Torten gebacken und zubereitet werden. Man findet auch in denen groſſen Kuͤchen Torten-Pfannen, ſo hoch und mit einem Blech und Deckel verſehen ſind, in welchen man, wie in einem Ofen backen kan.
Topff,
Iſt ein von Kupffer oder glaſirten Thon hol und rund gedrehetes Kuͤchen-Geſchirr, auf drey niedrigen Beinen ſtehend, worinnen die Speiſen gekocht werden: iſt von unterſchiedener Groͤſſe. Die kuͤpffernen Toͤpffe werden heut zu Tage alle mit Schluß-Deckeln verſehen, und haben den Nahmen Marmite.
Topff-Bret,
Iſt ein von Bretern zuſammen geſetztes Kuͤchen-Regal, worauf die Toͤpffe geſtuͤrtzet werden.
Toͤpfferin,
Friderica Maria, aus Wolffenbuͤttel, des Wolffenbuͤtteliſchen Hof-Rath Toͤpffers qualificirte Tochter, ſie iſt nicht nur in der Muſic perfect, ſondern auch eine nette Poetin darbey, wie ihre Proben, ſo hier und dar communiciret worden, ſattſam ausweiſen.
Topff-Marckt,
Heiſſet derjenige Platz auf den Jahr- und Wochen-Maͤrckten, allwo die frembden und einheimiſchen Toͤpffer allerhand irdenes Kuͤchen-Gefaͤſſe entweder eintzeln
ver-
S s s 4
(1038)
[Spaltenumbruch]
Tortur
verkauffen, oder Parthien-Weiſe verlooſen.
Tortur oder Marter, auch peinliche Frage,
Iſt eine gerichtliche unter waͤhrender Marter und Folterung des Leibes angeſtellte ſcharffe Befragung, eines wegen allerhand Laſters und Verbrechen verdaͤchtigen und gravirten Weibes-Bildes, vermoͤge deren die Inquiſitin auf die ihr vorgehaltenen Articul zu antworten, und die Wahꝛheit zu bekennen gezwungen wird. Solche Marter hat ihre beſonderen Gradus, ſo nach denen Umſtaͤnden und erheblichen Indiciis entweder gemindert oder erhoͤhet werden. Bißweilen wird auch nur eine bloſſe Territio oder Schreckung und Betrohung angeſtellet, da die Inquiſitin zwar in die MarterCammer gefuͤhret wird, und man ihr die Inſtrumenta von dem Scharff-Richter vorzeigen, ſelbige aber nicht damit angreiffen laͤßt; von ſolcher Marter iſt eine ſchwangere Frau befreyet, ſo wegen des vermuthenden Schadens ihrer Leibes-Buͤrde nicht torquiret werden kan, auch wenn ſie ſchon darnieder kommen, oder etliche Tage vorher muͤßgebohren, weil ſolche Marter biß nach dem viertzigſten Tag ihrer Niederkunfft verſchoben werden muß. Nechſt dieſem kan ſich ein Mann von ſeiner Frau, welche unter Scharff-Richters Haͤnden geweſen, bey der Tortur aber nichts geſtanden, und deswegen abſolviret worden, nicht ſcheiden; weil die Tortur nach denen Rechten nicht infamiret. Marquard. Frecher. [Spaltenumbruch]
Totos Trabula
d. Infam. c. 5. Die Hexen haben ihre beſondere Tortur. Siehe. Hexen-Marter.
Totos. ſiehe. Tutti machen.
Tott,
Brigitta, eine gelehrte und in Sprachen wohlerfahrne Matrone aus Daͤnnemarck, ſie ſtarb zu Sora 1662. und hinterließ des L. Annæi Senecæ Scripta aus dem Lateiniſchen in das Daͤniſche uͤberſetzet, welcher An. 1658. von ihr heraus kommen war. Ingleichen den uͤberſetzten Epictetum. Hafn. 1661. wie auch noch viel andere Sachen, ſo ſie aus dem Engliſchen und Frantzoͤiſchen vertiret. Vid. Barthol. d. Scriptor. Danic. pag. 16. Junck. Centur. Fœm. Illuſtr. p. 76.
de Tournemir,
Eine Frantzoͤiſche Graͤfin, gebohren A. 1640. Sie wurde wider ihren Willen an den Grafen von Tournemir verheyrathet, und als derſelbe von einem ſeiner Verwandten heimlich umgebracht ward, hielte man ſie vor die Thaͤterin, und wolte ſie mit dem Schwerdte vom Leben zum Tode bringen, ſie entkam aber heimlich, lebte darauf 10. Jahr im Exilio, und ſchrieb ihr Leben, Memoires, kam auch endlich, nachdem ſie ihre Unſchuld dargethan, wiederum zum Vorſchein.
Trabula,
Des Ertz-Biſchoffs zu Seleucia Symeonis fromme Schweſter, waꝛd unter der Verfolgung des Koͤnigs in Perſien Saboris A. C. 368. mit
einer
(1039)
[Spaltenumbruch]
Tracht Tracti
einer Saͤge mitten von einander geſchnitten, und gienge die damahlige krancke Perſianiſche Koͤnigin durch ſolche zwey von einander geſchnittene und ausgeſtellte Theile des Leibes dieſer Martyrin, in Hoffnung, daß ſie dadurch wieder geneſen und zu ihrer vorigen Geſundheit kommen wuͤrde. Sozomen. Cap. 12. Lib. II. Hiſtor. Eccleſiaſt.
Tracht,
Heiſſet die dem Frauenzimmer nach einer jeden Landes-Art gewoͤhnliche und uͤbliche Mode ſich einzukleiden und anzuputzen.
Trachten,
Heiſſen diejenigen angerichteten Speiſen, ſo bey denen Hochzeiten und andern ſolennen Gaſtereyen auf einmahl eingeſchoben und auf die Tafel geſetzet werden.
Tractiren,
Heiſſet ſo viel als ein Mahl oder Gaſterey vor gute Freunde und Freundinnen halten. Bey denen Roͤmern ihren Gaſtereyen und Mahlen fande man uͤberaus gute Ordnung und Geſetze. In dem Lege Fabia, ſo der Burgemeiſter Fabius gegeben, war verordnet, [d]aß keiner auf einem Banquet mehr [a]ls dreyßig Seſtertios, das iſt ſo [v]iel, als zwoͤlff Thaler verzehren [d]urffte. Lex Meſſinia verordnete, [d]aß man keinen frembden Wein [a]uf die Tafel bringen ſolte. Nach [d]em Lege Æmilia durffte man nicht [m]ehr als fuͤnff Gerichte oder Trach[e]n auffſetzen. Lex Antia verbot [k]einem jungen Menſchen die Koch[K]unſt erlernen zu laſſen, denn wo [Spaltenumbruch]
Tragant Tragh
viel Koͤche waͤren, da wuͤrden die Leute arm, und der Leib durch die Schwelgerey ungeſund. Nach dem Lege Julia durffte niemand mit verſchloſſener Thuͤre eſſen, damit die darauff beſtellten Cenſores deſto beſſer Acht haben konten, ob man auch im Eſſen einen Uberfluß gebrauchte, und endlich in dem Lege Ariſtimia war verordnet, daß man nur des Mittags, des Abends aber niemanden zu Gaſte behalten ſolte.
Tragant,
Iſt eine Art von Gummi, ſo ſchoͤn weiß, klar, durchſichtig und lauter ſiehet, wormit das FrauenVolck die Neſtel-Garnenen und andere Spitzen bey dem Waſchen zu ſtreiffen und ſtarr zu machen pfleget.
Trage-Bette, oder, TrageKuͤſſen,
Iſt dasjenige kleine und weiche Kuͤſſen, worinnen die Sechswochen-Kinder eingebunden werden, hat oben, in der mitten und unten Baͤnder, dasjenige Trage-Bettlein, worinnen die Kinder zur Tauffe getragen werden, iſt von Brocard, Damaſt, Stoff, Atlas oder Taffet.
Trage-Bett-Zuͤge,
Iſt ein weiſſer von Damaſt, Zwillig oder Leinwand verfertigter Uberzug, wormit das Trage-Bette bekleidet und uͤbergezogen wird.
Tragh,
Anna Catharina. Eine gelehrte Daͤniſche Dame, ſie hat ein ſchoͤnes
Gebet-
S s s 5
(1040)
[Spaltenumbruch]
Tragk Trauer
Gebet-Buch geſchrieben, ſo Anno 1643. heraus gekommen.
Trag-Korb,
Iſt ein rund und tieff geflochtenes Behaͤltnuͤß, welches mit denen daran hengenden Trage-Baͤndern auf den Ruͤcken gebunden wird, und zu Forttragung der Waͤſche und anderer Sachen dienlich iſt.
Tranſch und Klatzſchmachen,
Wird insgemein von dem Geſinde geſaget, wenn es zwiſchen zweyen in einem Hauſe zugleich wohnenden Frauen allerhand Zwiſtigkeiten anſpinnet, und durch unnoͤthiges hin und wieder tragen unter ihnen Zanck und Streit erreget.
Trauer-Binde,
Iſt ein von ſchwartzen CrepFlohr zuſammen gefalteter Umſchlag an Enden mit ſchwartzen Knoͤpffen zuſam̃en gehalten, wird von dem Frauenzimmer bey der Trauer um den Hals gebunden.
Trauer-Flohr,
Iſt ein von ſchwartzer klarer Seide duͤnn und zartes Gewebe, ſo von dem Frauenzimmer in der Trauer um den Hals herum im Hauſe geſchlungen wird.
Trauer-Haube,
Iſt ein von ſchwartzen CrepFlohr zuſammen geſteckter Auffſatz, insgemein mit dergleichen Flohr-Kappe umhangen.
Trauer-Kappe,
Iſt ein von ſchwartzen Crep[Spaltenumbruch]
Trauer
Flohr hinten zuſammen gereyhter Uberſchlag, bedecket den gantzen Kopff und das halbe Geſichte, wird uͤber einen hohen Hauben-Drat geſchlagen, in der tieffen Trauer wird er von doppelten Flohr verfertiget, in der abnehmenden aber nur einfach gemacht.
Trauer-Kleid, oder, Wittben-Kleid,
Iſt ein langes insgemein von ſchwartzen Drap de Dames oder zarten Tuche verfertigtes langes niedergelaſſenes Ober-Kleid, deſſen ſich das Leipziger Frauenzimmer in der Trauer bedienet, der Ermel daran iſt lang, ſchmal und enge, unten bey denen Haͤnden mit einem kleinen Auffſchlag verſehen, woruͤber ein ſchmaler weiſſer Trauer-Streiff geſchlagen und gezogen wird.
Trauer-Schleyer. ſiehe Schleyer zur Trauer.
Trauer-Schnepffe,
Iſt ein von ſchwartzen CrepFlohr umſtochenes Stirn-Blatt[,] in der tieffen Trauer gehet es run[d] uͤber die gantze Stirne, in der ab[-] nehmenden aber wird es nach un[d] nach immer ſchieffer zugeſchnitten[,] biß es endlich zur gantz ſpitzige[n] Schnepffe koͤmmt.
Trauer-Streiff,
Heiſſen dem Frauenzimmer die[-] jenigen ſchmalen aus Schleye[r] oder Schwebiſch geſchnittene[n] Streifflein, ſo man bey der tieffe[n] Trauer um die ſchwartzen Erm[el] von vornher gefaͤltelt oder geſch[o-]
be[n]
(1041)
[Spaltenumbruch]
Traum Trauung
ben auffzuſchlagen, und ſie darmit zu garniren pfleget.
Traum-Buch,
Iſt ein dem Frauenzimmer ſehr gebraͤuchliches gedrucktes Buͤchlein, worinnen das Frauenzimmer fruͤh Morgens wegen ihres die Nacht uͤber gehabten Traums ſich umſiehet, und ſich darbey das Oracul ſagen und propheceyen laͤſt, was ihnen ſolcher gehabter Traum wohl bedeuten moͤchte. Dergleichen Artemidor und Lupus, wie auch andere mehr geſchrieben.
Traͤumen die erſte Nacht im neuen Hauſe,
Iſt ein alter Weiber Aberglaube, wann ſie meynen, dasjenige muͤſſe gewiß wahr werden, was einen die erſte Nacht, ſo man in einem neuen Hauſe ſchlaͤffet, traͤumet.
Trau-Ring,
Iſt ein von Gold meiſtentheils gantz ſchlecht gearbeiteter Ring mit der Braut Nahmen, Tag und Jahr-Zahl von innen bezeichnet, welchen die Braut bey Prieſterlicher Copulation mit ihrem Braͤutigam vor dem Altare verwechſelt.
Trau-Schein,
Iſt ein Atteſtat von den Pfarrern, welches diejenigen Weiber auffweiſen muͤſſen, ſo ſich in einer fremden Stadt oder auſſerhalb Landes haben trauen laſſen.
Trauung,
Iſt die zwiſchen Braut und Braͤutigam von dem Prieſter in der Kirchen vor dem Altar durch [Spaltenumbruch]
Trauung
Verwechſelung der Trau-Ringe oͤffentlich verrichtete Einſegnung und Copulation, in Beyſeyn derer hierzu abſonderlich erbetenen Weiber und Maͤnner, geſchiehet offtermahls bey Perſonen von Condition nach erhaltenen Befehl und Diſpenſation zu Hauſe. Die Trauungen waren in der erſten Kirche nicht gebraͤuchlich, ſondern nahmen nach dieſen den Anfang durch die Prieſterliche Benediction und Seegen, ſo die neuen Eheleute in den Kirchen in Gegenwart gewiſſer Zeugen uͤber ſich ſprechen lieſſen. Vid. Platin. in Vit. Pontif. Soteris Concil. Trident. Seſſ. 24. Sind dahero menſchliche Ordnungen, ſo durch das Canoniſche Recht eingefuͤhret worden, ſo aber ſehr loͤblich und nuͤtzlich ſind, und dahero von denen Chriſtlichen Potentaten approbiret worden. In etlichen Hollaͤndiſchen Provintzien ſind ſie nicht uͤblich, ſondern die Ehen werden vor dem Secretario und Zeugen geſchloſſen, und hernach auf dem Rathhauß confirmiret. Gisbert. Voet. Polit. Eccleſiaſt. P. I. L. 3. Sect. 2. c. 6. §. 3. Die Trauung geſchiehet auch oͤffters in caſu necesſitatis vor dem Bette; wenn nehmlich der eine Theil hefftig darnieder lieget oder ſich eine Manns-Perſon mit ſeiner deflorata vor dem Wochen-Bette trauen laͤſt. Groſſe Herren und Potentaten laſſen ſich offtermahls ihre entfernten Braͤute im Nahmen ihrer an ihre darzu gevollmaͤchtigen Miniſtres trauen, und wird ſolche gevollmaͤchtige Trauung mit gewiſſen Solennitaͤten verrichtet, als in Beyſeyn einiger Zeu-
gen
(1042)
[Spaltenumbruch]
Trauung
gen und Beſteigung des Ehebettes, da der Mandatarius ſein nackendes Bein zur Braut in das Bette ſtoſſen muß. Dergleichen Exempel genug in denen Hiſtorien zu finden, als die Burgundiſche Maria, ſo an des Hertzogs Maximiliani Gevollmaͤchtigten getrauet ward, u. a. m.
Trauung zur lincken Hand, oder, Ehe zur Morganatica
Genannt, heiſſet, wann ein vornehmer Herr oder eine StandesPerſon ſich eine Dame mit gehoͤrigen Solennitaͤten an die lincke Hand, ſo er ihr vor dem Prieſter darbietet, antrauen laͤſt; dergleichen Trauungen ſind von denen alten Longobarden eingefuͤhret, und weil ſie ebenfalls eine rechtmaͤßige Ehe ſind, in der CammerGerichts-Ordnung und ReichsAbſchieden, auch in Saͤchſiſchen Rechten approbiret worden. Die Urſache ſolcher Trauung zur lincken Hand beſtehet darinnen, damit durch die Heyrathen zur lincken Hand das Anſehen der alten hohen Stamm-Haͤuſer und Geſchlechter erhalten, die Laͤnder durch allzuviel Soͤhne, wann deren ſchon etliche mit der erſten Frau erzeuget worden, nicht gemindert, (maſſen denen aus ſolcher Morganatiſchen Ehe erzeugten Kindern etwas gewiſſes ausgemachet wird, damit ſie nicht mit den Kindern erſter Ehe ſuccediren duͤrffen) und die leibliche Vermiſchung auſſer der Ehe vermieden wuͤrde; Myler. in Gamalog. Princip. c. 6. n. 15. ſeq.
[Spaltenumbruch]
Trauung Treigen
Trauung wiederhohlte,
Iſt eine an etlichen Orten gewoͤhnliche Solennitaͤt, vermoͤge deren eine Frau, ſo ihren Ehemann funffzig Jahr als ein halbes Seculum im Eheſtande gehabt, an demjenigen Tage, welcher vor denen verfloſſenen 50. Jahren ihr erſter Hochzeit-Tag geweſen, ſich wiederum in der Kirche von neuen durch den Prieſter vor dem Altar nebſt ihrem alten Ehegatten einſegnen laͤſt, und ihrer beyder Freundſchafft auch andern guten Freunden ein Hochzeit-Mahl auszurichten pfleget.
Treibe-Holtz,
Iſt eine kleine hoͤltzerne Waltze, wormit die Koͤche den Teig in denen Kuͤchen austreiben und duͤnne waltzen.
Treige legen das Kind,
Iſt ein den Ammen und Kinder-Muhmen bekannter Terminus, und heiſſet ſo viel, als dem kleinen Kinde, ſo ſich unreine gemacht, friſche und weiſſe Stopff-Laͤppgen und Windeln unterbreiten.
Treigen
Waͤſche, heiſt die gewaſchene ausgeſpielte, ausgerungene und aufgeſchlagene Waͤſche und WaſchGeraͤthe auf dem Treige-Platz an die Sonne oder bey naſſen Wetter auf dem Boden an die Lufft uͤber die darzu auffgezogenen Leinen hengen und daſelbſt trocken laſſen werden. Wenn ein Frauenzimmer zum treigen ſchoͤn Wetter haben will, ſoll, dem alten Sprichwort und Aberglauben nach, derje-
nige
(1043)
[Spaltenumbruch]
Trenchi Treſſen
nige Junggeſelle, ſo ihm affectioniret, die Hoſen und Struͤmpffe fein glatt und ſtraff hinauff ziehen, als welches ein unbetruͤgliches remedium nach dem Liebes-Calender ſeyn ſoll.
Trenchiren,
Iſt eine Kunſt die gekochten Speiſen auf der Taffel kuͤnſtlich zu zergliedern und vorzulegen.
Trenchir- und Friſir-Buch,
Iſt ein kleines gedrucktes und [m]it vielen in Kupffer geſtochenen Figuren durchſchoſſenes Buͤchlein, woraus das Frauenzimmer nicht nur die Kunſt die verfertigten und auf den Tiſch geſetzten Speiſen [k]uͤnſtlich und manierlich zu zerglie[d]ern, ſondern auch nach denen vor[g]ezeichneten Figuren die Servietten [u]nd Taffel-Tuͤcher artig brechen [u]nd friſiren lernet.
Trenchir-Meſſer,
Seynd ein Geſtoͤcke groſſer brei[t]er und ſcharffer Meſſer, deren ſich [d]as Frauenzimmer in Zergliede[r]ung der Speiſen zu bedienen pfle[g]et, werden insgemein auf einem [a]bſonderlichen Teller uͤber die Taf[f]el gegeben.
Trenne-Meſſer,
Iſt ein kleines ſubtiles zuge[ſp]itztes und ſcharffes Meſſer, deſſen [ſi]ch das Weibes-Volck in Aufftren[n]ung einer falſchgeneheten Nahd [o]der andern Dingen zu bedienen [p]fleget.
Treſſen,
Iſt ein aus Gold, Silber oder Seide gewebtes ſchmal oder brei[Spaltenumbruch]
Trichter Tripp
tes Band und Streiff, wormit ſich das Frauenzimmer ihre Kleider, Roͤcke, Laͤtze, Schleppen und andere Sachen beſetzen und chameriren laͤſt, auch oͤffters ſelbige um den Leib an ſtatt des Bandes zu tragen pfleget. Sie ſeynd entweder glatt oder durchbrochen, ſchlecht oder ausgezaͤckt, gemodelt oder Spiegel-Treſſen.
Trichter, oder, Fuͤll-Hals,
Iſt ein von Blech oben weit und unten rund zugeſpitzter Einſatz, woduꝛch man alle flieſſende Sachen in Bouteillen, Faͤſſer, Flaſchen und andres Geſchirr, auch die Bruͤhen in die Paſteten laſſen kan.
Trillo,
Catharina, eine Spaniſche gelehrte Dame, von Antiquera, ſie lebte im 16. Seculo, und ward an Petrum Gondiſaluum von Ocon verehlicht; In denen Humanioribus und Sprachen war ſie ſehr erfahren, und nachdem ſie zur Wittbe worden, unterrichtete ſie ihren einigen Sohn ſelber, brachte ihn auch durch ſolche ihre kluge Information dahin, daß er ein erfahrner Rechtsgelehrter wurde. Budæus.
Trinck-Geld,
Iſt eine kleine erkenntliche Discretion, ſo man denen Maͤgden bey Uberbringung eines Præſentes in die Hand druͤcket.
Tripp,
Iſt ein auf Sammet Art doch nur von leinen zubereitetes Gewebe, deſſen ſich die alten Weiber zu
Kra-
(1044)
[Spaltenumbruch]
Triſenet
Kragen, Schauben, Muͤtzen und Muͤffen zu bedienen pflegen.
Triſenet,
Heiſt, wenn man gebaͤhete Semmel-Schnitten mit geſtoſſenen Zucker und Gewuͤrtz beſtreuet, mit Wein begeuſt und bey gebratenen Tuͤrckiſchen Haͤnen, Capaunen ꝛc. mit aufſetzet. Die Art und Weiſe ſolches zu verfertigen iſt dieſe: 1) Triſenet zu machen; 2) Triſenet von gebehaͤten Semmeln; 3) Triſenet mit kalten Gebratens.
Triſenet zu machen,
Nehmet ein und ein halb Pf. Zucker und ſtoſſet dieſen klein; ingleichen Ingber und Zimmet, jedes ein Loth; Muſcaten-Bluͤten ein Quentlein, ſtoſſet es auch klein, menget es unter einander und gebrauchet es uͤberzuſtreuen, oder wenn ihr Triſenet machet.
Triſenet von gebaͤheten Semmeln,
Nehmet gute weiſſe Semmel ſchneidet dieſe Scheibenweis und baͤhet ſie auf dem Roſt fein goldgelb, ſo viel ihr wollet. Hernach leget ſie in eine tieffe Schuͤſſel oder Tiegel; ſtreuet von dem zubereiteten vermiſchten Triſenet, welches vorher beſchrieben worden, oben darauff; gieſſet guten Wein druͤber, daß die Semmeln fein aufquellen und laſſet ſie eine gute Weile liegen. Nach dieſen beſtreuet eine Schuͤſſel mit dem vorigen vermiſchten, leget ſodann eine Lage von denen eingeweichten Semmeln, und ſtreuet wieder das Triſenet-Pulver nebſt geſchnitte[Spaltenumbruch]
Triſenet Trivul
ne Citronen-Schalen auf dieſelben und machet es alſo, biß ihr fertig ſeyd. Hernach gieſſet den uͤbergebliebenen Wein, worinnen die Semmel geweichet, druͤber, und ſtreuet wieder von dem vorbenannten drauff und laſſet es aufſetzen.
Triſenet mit kalten Gebratens,
Dieſes Triſenet machet ab, gleich wie vorherſtehendes, und wenn ihr es anrichtet und eine Lage Semmeln geleget habt, ſo leget allezeit Plaͤtzgenweis geſchnitten kalt Gebratens, es ſey nun KalbsBraten, Tuͤrckiſche Huͤner, Capaunen, Rehe-Braten, Reb-Huͤner oder was ihr habet, und laſſet es zu Tiſche tragen.
Triſtona,
War eine mit von denen Boͤhmiſchen Amazonen, ſo unter der tapffern Anfuͤhrung der heroiſchen Valaska A. 735. den Weiber-Krieg in Boͤhmen anfiengen.
Trivultia,
Eine gelehrte Jungfer aus Meyland, hatte ſich von Jugend auf denen Studiis ergeben, und war ſchon in der Rhethorica und Oratorie in ihrem 14den Jahre ſo weit gekommen, daß ſie jederman bewundern muſte; Uberdiß konte ſie fertig Griechiſch reden, und hatte darbey ein ſolch herrliches Gedaͤchtnuͤß, daß ſie alle Predigten und Orationes ſo ſie nur einmahl gehoͤret, von Wort zu Wort wieder herzuſagen wuſte, ſo, daß ihr auch faſt kein Wort gefehlet. Vid. Joh. Frauenlob in der Lobwuͤrdigen
Geſell-
(1045)
[Spaltenumbruch]
Troͤd Truhe
Geſellſchafft gelehrter Weiber. p. 12. M. Ernſts Gemuͤths-Ergoͤtzligkeiten. Colloq. 29. p. 474. Textor. Officin. fol. 150. Happel. Studenten-Roman. Lib. l. c. 24. p. 280.
Troͤdel Frau,
Iſt eine Maͤcklerin, ſo allerhand alte Kleider, Geſchmeide und andere Dinge, entweder Marckt-Tags uͤber an einer gewiſſen Troͤdel-Bude zum oͤffentlichen Verkauff auffgehaͤnget, oder ſelbige heimlich in den Haͤuſern hauſiren herummer traͤget.
Trother,
Catharina, eine Engliſche Poetin, ſo zugleich in der Philoſophie erfahren war, man findet von ihr 2. Tragœdien, ſo allezeit groſſe approbation gefunden. Vid. Lang[b]ain. & Gildon. in Libr. The Li[v]es of the engliſch Dramatick Po[e]ts. it. Act. Erudit. Lipſienſ. ad Ann. 1699. p. 426.
Trotta. ſiehe. von Salern
Trotteln,
Seynd kleine Qvaſten von Knoͤtgen, Schmeltz, weiſſen Co[r]allen und Gold-Wuͤrmergen ge[dr]ehet, werden an die Enden der Halstuͤcher genaͤhet.
Truffes, oder, Truffles,
Sind eine Art Schwaͤmme, [w]elche von etlichen Erdmorgeln Erdſchwaͤmme, auch Grieblinge, [o]der Erdnuͤſſe genennet, und an [vi]ele Eſſen gebrauchet werden.
Truhe. ſiehe. Kaſten.
[Spaltenumbruch]
Truth Tullia
Truthan. ſiehe. Tuͤrckiſcher Han.
Tryphena, oder, Tryphoſa,
War ein gelehrtes und gottsfuͤrchtiges Weib, von der Paulus ſelbſt ad Rom. XVI, 12. bezeuget, daß ſie viel in dem HErrn gearbeitet habe.
von Tſchirnhauſen,
Eleonora, aus der Laußnitz, des groſſen Mathematici, und Weltberuͤhmten Philoſophi von Tſohirnhauſen, auff Kießlingswalde gelehrte Fraͤulein Tochter, ſo nicht allein die Matheſin und Geometrie, ſondern auch die Fortification ſehr wohl verſtehet, uͤberdiß auch eine vortreffliche Kuͤnſtlerin im Mahlen iſt.
Tulipant. ſiehe. Tuͤrckiſcher Bund.
Tullia,
Eine Tochter des Roͤmiſchen Kaͤyſers Servii, und Eheweib des Tarquinii Superbi, war ſo herrſchund regierſuͤchtig, daß, als ſie hoͤrte, daß ihr Vater ermordet worden, ſie gleich ihren Wagen und Pferde anſpannen ließ, um den Moͤrder wegen ſolcher wohlgelungenen That zu gratuliren, als ſie aber unter Weges den ermordeten Leichnam ihres Vaters antraff, und die Pferde, weil er ihnen im Wege lag, ſtille ſtunden, hieß ſie den Kutſcher mit Gewalt uͤber ſeinen Leichnam fahren.
Tullia,
Des beruͤhmten Roͤmiſchen
Redners
(1046)
[Spaltenumbruch]
Tulonne Tuͤrck
Redners Ciceronis, und der gelehrten Terentiæ gleichfals gelehrte, und in allen Tugenden wohlerzogene Tochter, weswegen ſie Cicero ſelber ſehr hoch liebte und æſtimirte. Sie heyrathete erſtlich C. Calpurnium Piſonem, hernach Furium Crasſipedem, und endlich P. Cornelium Dolabellam, ſie ſtarb in einem ungluͤcklichen Kindbette, woruͤber ſich ihr Vater lange nicht troͤſten laſſen wolte, biß er endlich ſich ſelbſt ein Scriptum, welches er Conſolationem ſive de luctu minuendo nennete, zu Troſt auffſetzete. Welche Schrifft nach einiger Meynung ſoll verlohren gegangen ſeyn: Merckwuͤrdig iſts, daß zu Zeiten Pabſts Pauli III. dieſer Tulliæ Grab gefunden worden, und in demſelben eine Lampe, ſo ſchon 1550. Jahre gebrandt hatte, ſo bald aber die Grufft eroͤffnet worden, durch die hinein ſtreichende Lufft ausgeloͤſchet iſt. Vid. Quirfeld im Hiſtoriſchen Roſen-Gebuͤſche. Cent. l. n. 2. p. 7. Guido Panciroll. de Oleo incombuſtibili p. 236. Lib. I. Kirchmayeri Noctiluca conſtans. C. 2. §. 4.
Tulonne,
Anna, ein gelehrtes Frauenzimmer von Maſcon unweit Lyon, ſo wegen ihrer Geſchicklichkeit in der Frantzoͤiſchen Poeſie ſich ſehr beruͤhmt gemacht.
Turpan. ſiehe. Tuͤrckiſcher Bund.
Tuͤrckiſcher Bund,
Auch Turban oder Tulipant ge[Spaltenumbruch]
Tuͤrckiſcher
nennet, iſt ein von weiſſer zarter Leinwand um Kopff geflochtenes und gewundenes Tuch, deſſen ſich das Tuͤrckiſche Frauenzimmer zu bedienen pfleget: In Teutſchland findet man dergleichen Tracht und Mode an etlichen Orten ebenfals, und werden an ſolchen Bund insgemein Maſchen oder runde ſchleiffen Band auff die eine Seite gehefftet und angeſtecket.
Tuͤrckiſcher, Calecutiſch- oder Indianiſcher Han,
Gallus Indicus, Coq d’Inde, iſt ein bekandter groſſer Vogel, welcher ſeinen Urſprung aus Oſt-Indien und zwar aus dem an der Malabariſchen Kuͤſte liegenden Koͤnigreich Calecut hat. Es haben dieſe Haͤne nicht nur ein ſchoͤnes weiſſes wohlgeſchmacktes Fleiſch, ſondern ſie præſentiren ſich auch auf der Tafel ſehr wohl, und werden bey groſſen Ausrichtungen vor das beſte und vornehmſte Gericht geachtet. Ihre Zubereitung wird folgender Geſtalt verrichtet: 1) Tuͤrckiſche Haͤne zu wuͤrgen und zu putzen; 2) Tuͤrckiſchen Han zu braten; 3) Tuͤrckiſchen Han anders zu braten wie bey gemeinen Leuten; 4) Tuͤrckiſchen Han geſpickt zu braten; 5) Tuͤrckiſchen Han wie einen AuerHan zu machen; 6) Tuͤrckiſchen Han einzupeitzen zur Paſtete; 7) Tuͤrckiſcher Han in einer Paſtete; 8) Tuͤrckiſcher Han a la daube; 9) Tuͤrckiſcher Han-Grillade; 10) Tuͤrckiſcher Han-Potage.
Tuͤrckiſche Haͤne zu wuͤrgen und zu putzen,
Nehmet einen Tuͤrckiſchen Han,
hauet
(1047)
[Spaltenumbruch]
Tuͤrckiſcher
hauet ihm dem Kopff ab, und laſſet ihn ſauber rupffen. Hernach ſchmeiſſet ihm das Bruſt-Bein ein, ſchlaget ihm die Fluͤgel uͤber die Bruſt Creutzweiſe zuſammen, leget ihn auf den Bauch, damit er alſo erſtarre. Daferne er aber zum Kochen ſoll, ſo bruͤhet ihn mit heiſſen Waſſer, nehmet ihn auf die Art aus, als bey andern FederVieh ſchon oͤffters beſchrieben worden.
Tuͤrckiſcher Hahn zu braten,
Wenn der Tuͤrckiſche Hahn rein gerupffet und ausgenommen iſt, ſo verſenget ihn auf dem Feuer, waſchet ſolchen ſauber aus, ſpeilert und ſaltzet ihn ein, ſtecket ihn an Spieß, und leget ihn zum Feuer, faͤnget er an trocken zu werden, ſo [b]eſtreichet ihn mit kalter Butter, [l]aſſet ihn gar gemaͤhlich braten, [u]nd dieſes wiederhohlet oͤffters. Hat er nun Farbe genug bekom[m]en, muͤſſet ihr ein Blatt Papier [m]it Butter beſchmieren, ſolches [uͤ]ber den Tuͤrckiſchen Hahn binden [o]der ſtecken, und ihn alſo vollend [b]raten, ſo wird er ſchoͤn muͤrbe und [g]ut werden. Bey dem Anrichten [gi]eſſet von der jus, die in die Brat[p]fanne gelauffen, druͤber, ſtreuet [kl]ar geriebene Semmel drauff, und [ga]rniret ihn wie ihr wollet.
Tuͤrckiſcher Hahn anders zu braten, wie bey gemeinen Leuten,
Nehmet einen Tuͤrckiſchen Hahn, [er] mag gerupffet oder gebruͤhet [ſey]n; und richtet ſolchen als vori[ge]n zum Braten fuͤr, leget ihn zum [Spaltenumbruch]
Tuͤrckiſcher
Feuer, und begieſſet ihn oͤffters mit Butter, und wenn er halb gar gebraten iſt, ſo beſtecket ſolchen mit Zimmet und Nelcken, und allerhand Wuͤrtze, laſſet ihn vollends gar braten, und richtet ihn nach Belieben an.
Tuͤrckiſcher Hahn geſpickt zu braten,
Wenn derſelbe vorher beſchriebener maſſen geputzet, und zum braten gehoͤrig zubereitet worden, ſo ſtecket ihn an ein Holtz, und laſſet ihn uͤber einen forcier-Loch, darinne gluͤhende Kohlen ſind, ein wenig anlauffen, beſtreichet ſolchen in waͤhrender Zeit mit Butter oder Speck, drehet ihn oͤffters um, biß er recht ausgelauffen, darnach wiſchet ihn mit einem Tuch wieder ſauber ab, und wenn er kalt worden, ſo ſpick et ihn ſo zart als ihr wollet. Hierauf ſtecket den Hahn an einen Spieß, und leget ihn zum Feuer, begieſſet ihn bald, aber nur mit zerlaſſener Butter: Denn die heiſſe Butter machet eine harte Haut, und ſpringet ſolche gerne gar darvon auff. Sobald ihr nun mercket, daß er Farbe bekoͤmmt, ſo ſchmieret einen Bogen Papier mit Butter, decket ſolchen uͤber den Tuͤrckiſchen Hahn, ſtecket ſelbigen mit einem Pfloͤckgen an, und laſſet ihn alſo vollends gar braten. Endlich richtet ihn an, ſo zierlich als ihr vermoͤget, gieſſet etwas von der jus aus der Bratpfanne drauf, und gebet ſolchen hin.
Tuͤrckiſcher Hahn, wie ein Auerhan zu machen,
Nehmet einen Tuͤrckiſchen Hahn,
pruͤgelt
Frauenzim̃er-Lexicon, T t t
(1048)
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Tuͤrckiſcher
pruͤgelt ſolchen mit einem Stecken bey lebendigen Leibe, aber am meiſten nur auf den Bauch, und zwar ziemlich ſtarck, daß er braun und blau werde, doch muͤſſet ihr ihn nicht gar zu todte ſchlagen. Darnach nehmet Eßig und Wein, ohngefehr das ſechſte Theil von einer Kanne, thut allerhand Wuͤrtze, als geſtoßne Nelcken, Zimmet, Ingber, Pfeffer und Muſcatenbluͤten drein, und gieſſet es dem Tuͤrckiſchen Han nach und nach in den Hals. Wenn ihr dieſes alles hinein gegoſſen habt, ſo machet eine Schleiffe von Bindfaden, und haͤnget daran den Tuͤrckiſchen Han bey dem Hals auf, ſo wird er ſich ziemlich wuͤrgen, und ein ſolch ſchwartz Fleiſch bekommen, als der Auerhan Wildpret hat, welchen ihr nachgehends braten, oder in eine Paſtete einſchlagen koͤnnet.
Tuͤrckiſcher Han einzupeitzen zur Paſtete,
Laſſet den vorherbeſchriebenen Tuͤrckiſchen Han, wenn er erhaͤnget iſt, rupffen; nehmet ihn aus, hacket die Beine und Fluͤgel herunter, ſchlaget ihm die Beine entzwey, ſtecket einen Speiler durch; ſaltzet ihn ein wenig ein, ſetzet einen Roſt auffs Kohlfeuer, und laſſet den Han ein wenig anlauffen. Nach dieſen thut ſolchen in ein Geſchirr, gieſſet ſolches voll Eßig, damit der Han gantz darinne bedeckt liege, ſo koͤnnet ihr ſolchen ein halbes Jahr und laͤnger gut behalten, ihr muͤſſet ihm aber alle Monat friſchen Eßig geben, und moͤget ihr dieſen, wenn es euch beliebet, in eine Paſtete ſchlagen.
[Spaltenumbruch]
Tuͤrckiſch Tutia
Tuͤrckiſcher Hahn in einer Paſtete.
Suchet Paſtete vom Auerhan.
Tuͤrckiſcher Han a la daube.
Suchet a la daube von Tuͤrckiſchen Han oder Huͤnern.
Tuͤrckiſcher Han-Grillade,
Suchet Grillade vom Tuͤrckichen Han.
Tuͤrckiſcher Han-Potage,
Suchet Potage von Tuͤrckiſchen alten und jungen Haͤnen. Die Tuͤrckiſchen Haͤne oder Huͤner moͤgen auch als die Capaunen tractiret werden, abſonderlich die halbgewachſenen, dahero ſuchet die Beſchreibung von Capaunen im C.
Tuͤrckiſche Nahd,
Heiſſet dem Weibesvolck dasjenige Genaͤhe, welches alſo gemachet wird, daß es auff einer Seite, wie auf der andern anzuſehen iſt, iſt entweder weiß oder bunt.
Turina Buſalina,
Franciſca, ein gelehrtes Frauenzimmer von Tipherno aus Umbrien, lebte um A. 1593. und ſchrieb: Rime Spirituale ſopra Miſterii del Santiſſimo Roſario.
Tutia,
Eine von den Veſtaliſchen Jungfrauen, welche man wegen einiger begangenen Unzucht anklagte, weil ſie ſich aber gerecht
wuſte,
(1049)
[Spaltenumbruch]
Tuͤtſch
wuſte, wolte ſie eine Probe ihrer Unſchuld ablegen nahm dahero ein loͤcherichtes Sieb, gienge damit zum Tyber-Fluß, ſchoͤpffte daraus mit dem Sieb Waſſer, und ſagte: O du heilige Goͤttin Veſta, wofern ich noch rein und keuſch bin, ſo will ich ohnfehlbar dieſes Waſſer in gegenwaͤrtigen Sieb unverſchuͤttet zu deinem Tempel bringen, welches ſie auch in der That præſtiret und gethan.
Tuͤtſchen,
Heiſſen den Weibern und Koͤchinnen zweyerley: einmahl bedeutet es diejenigen abgewuͤrtzten, uñ mit allerhand Sachen ſchmackbar angemachte Bruͤhen, ſo uͤber das gekochte Fleiſch, oder geſottene Fiſchwerck angerichtet werden; das andere mahl heiſſet es alles dasjenige, was man an ſtatt des Sallats in einem abſonderlichen Commentlein zum kalten oder warmen Gebratens zum tuͤtſchen und eintuncken auffzuſetzen pfleget, es ſey nun ſolches gleich etwas ſauers, oder ſuͤß angemachtes: als z.E. Kirſch-Tuͤtſche, Kirſch-Eßig, u. d. g. m.
Tuͤtſch-Muͤtter,
Heiſſen diejenigen Weiber und guten Bekandten, von einer Braut oder Sechswoͤchnerin, ſo in die Kuchen-Kammer geſtellet werden, um die Geſchenck-Kuchen, oder bey Kindtauffen die Pfannen-Kuchen darinnen auszutheilen, ſuͤſſe Kannen anzumachen, und die Gevattern mit bedienen zu helffen.
[Spaltenumbruch]
Tutti Tyro
Tutti, oder, Totos machen,
Heiſſet im L’Ombre Spiel, wenn der Spieler alle neun Stiche oder Leſten bekoͤmmt, und ſich ſelbiges von denen Gegenſpielern abſonderlich bezahlen laͤſt, es muß ſich aber ſelbiger vor Ausſpielung der ſechſten Leſte entſchlieſſen, ob er hinaus ſpielen will oder nicht, ſpiehlt er hinaus, und verliehrt eine von dieſen neunen, muß er ſolches Totos ſeinen contra-Spielern ſelbſt bezahlen, doch hebet er die bete darbey.
Tutulina,
War eine ſehr alte Goͤttin, ſo dem in die Scheunen gebrachten und abgemeyeten Getraydig vorgeſetzet ward, damit ſelbiges darinnen ſicher beygeleget und auffgehoben bliebe; wovon ſie auch dieſen Nahmen bekommen.
Tyro,
Eine Jungfer aus Theſſalien, des Salmonei, und der Alcides Tochter, welche von ihrer StieffMutter Sidero genannt, ſehr uͤbel gehalten ward. Sie ward von dem Neptunus, ſo die Geſtalt ihres rechten Liebhabers des Epinei, an ſich genommen hatte, geſchwaͤchet, und gebahr 2. Zwillinge, deren einer Pelias, der andere aber Neleus benennet ward. Der erſtere als er erwachſen war, raͤchete ſich an der Stieff-Mutter Sidero, die ſeiner Mutter, der Tyro, viel Verdruß angethan, und erſtach ſie vor dem Altar, in dem Tempel der Junonis.
V. U.
T t t 2
(1050)
[Spaltenumbruch]
Vacuna Vaillac
V. U.
Vacuna,
Eine Goͤttin, ſonderlich der Ackers- und Lands-Leute, welche denen von der Arbeit ruhenden und muͤßig ſitzenden vorgeſetzet ward, die ihr auch des Winters uͤber, wenn ſie ihre Fruͤchte eingeerndet hatten, zu opffern pflegten; uͤberhaupt aber wird ſie die Beſchuͤtzerin aller Muͤßiggehenden genennet. Turneb. l. 1. Adverſ. c. 13.
de Vaez oder Vaſæa,
Johanna, eine gelehrte Portugieſin aus Adelichen Geſchlechte, lebte im XVI. Seculo, machte einen netten Vers, und war der Lateiniſchen und Griechiſchen Sprache wohl kundig. Sie ſtand bey der gelehrten Infantin Maria von Portugall ihrer Gelehrſamkeit wegen nebſt der damahlig florirenden gleichfals gelehrten Sigæa in groſſer Gnade. Arias Barboſa und Andreas Reſendius, wie auch andere ruͤhmen ſie gar ſehr. Vid. Nicol. Anton. P. II. Bibl. Scriptor. Hiſp. p. 340. Ihre Nænia oder SterbeLied, ſo ſie verfertiget, und dem Eraſmo Roterodamo gemacht, ruͤhmet der gelehrte Nicolaus Clemardus ſehr. Vid. Alſted. in Theſaur. Chronolog. p. 251.
de Vaillac,
Gallicte von Anjou, eine devote Matrone in Franckreich, ſo zu Anfang des XVII. Seculi den Orden der Reformirten Gaſthauß-CloſterFrauen von St. Johann zu Jeruſalem geſtifftet.
[Spaltenumbruch]
Valent Valiſca
Valentine d’ Alſinoes,
Eine Frantzoͤiſche Jungfer und ſcharffſinnige Poetin; man findet von ihrer Hand ein artiges Lateiniſches Epitaphium, ſo ſie auf des Koͤnigs in Franckreich Franciſci I. gelehrter Schweſter, Margarethæ Valeſiæ, Tod verfertiget. Vid. Hoffmann. Lex. Univerſ. p. 992. Happel. Academiſchen Roman. l. 1. c. 24. p. 281.
Valeria,
Des Servii getreues Eheweib, hatte ihren Mann auch nach ſeinem Tode ſo lieb und werth, daß ſie, als man ſie fragte, warum ſie nicht wieder heyrathete, zur Antwort drauf verſetzte: ſie waͤre ja noch keine Wittbe, denn ob ihr Mann gleich in anderer Leuten Augen todt waͤre, ſo lebte er doch noch immer in ihrem Hauſe. Plutarch. Lib. 8. Apophthegm.
Valiſca oder Wlaſte,
Eine heroiſche Dame von der Libuſſa und Koͤnigin der Boͤhmen, ſie war das Oberhaupt unter denen Boͤhmiſchen ſo genannten Amazoninnen, welche ſich 735. zuſammen geſchwohren hatten, und das Maͤnner-Regiment gantz und gar auszurotten ſuchten; den Primislaum ſchlug ſie in die Flucht, und fuͤhrte viele Jahre lang das weibliche Regiment, biß ſie endlich mehr durch Betrug als Kunſt und Tapfferkeit wieder uͤberwunden ward. Man will ihr gar Schuld geben, als wenn ſie eine Zauberin geweſen, und durch gewiſſe Arcana bey denen unter ihren Fahnen ſtehen-
den
(1051)
[Spaltenumbruch]
Valkiers
den Weibern alle Liebe gegen ihre Maͤnner, Eltern, Kinder und Freunde, gedaͤmpffet und ihnen benommen haͤtte, damit ſelbige von ihr nicht wieder abſpenſtig gemacht werden konten. Ihre tapfferen Aſſiſtenten waren, die behertzte Malada, Nodra, Voraſta, Suetacia, Radga, Zaſtana, Triſtona und Sarca. Vid. Æn. Sylv. Hiſt. c. 7. 8. Boh. it. Ziegler. Schau-Platz taͤgl. Zeiten. p. 560.
Valkiers,
Eſther Eliſabeth, von Genff aus der Schweitz, ſo um das Jahr Chriſti 1685. gelebet, ein blindes aber doch gelehrtes Frauenzimmer, ſie war ein rechter Ausbund und Muſter aller Vollkommenheit. Sie kam, als ſie noch kein Jahr alt war, durch Unvorſichtigkeit ihrer Waͤrterin bey einem gluͤhenden Ofen um ihre Augen; und hatte doch darbey ein ungemeines Gedaͤchtniß, die Lateiniſche, Deutſche, Frantzoͤiſche und Italiaͤniſche Sprache war ihr ſehr wohl bekannt, ſie abſolvirte den Curſum Philoſophicum, und hatte die neuen Staats-Sachen wohl inne. In Theologicis war ſie ſehr verſiret, maßen ſie alle Verſicul in der Heil. Schrifft zu allegiren gewuſt; hiernechſt ſunge ſie ſehr ſchoͤn, ſpielte auf vielen Inſtrumenten, und konte, welches recht zu bewundern, leſerlich ſchreiben, welches ſie auf folgende Art erlernet: Ihr Vater hatte ihr das Alphabeth von Holtze ſchnitzen laſſen, von welchen Buchſtaben ſie ſich durch oͤffteres Vorſagen und wiederhohlten Angreiffen eine ſtarcke Impreſſion und Ideam [Spaltenumbruch]
Valliere
formiret, daß ſie nach ſolchen Modell gantz leſerlich ſchreiben konte. Burnettus bezeuget, daß er ſolches ſelbſt mit Augen geſehen. Vid. Carol. Tom. II. Memorabil. Eccleſ. Secul. XVII. Part. 2. ad Ann. 1685. l. 9. c. 42. p. 401. Act. Eruditor. Lipſ. An. 1687. p. 556. & 561. Man hat ihr zu Ehren zwey artige Emblemata gemacht, auf dem einen præſentiret ſich ein Diamant, mit der Uberſchrifft: In Tenebris micat. Auf dem andern aber eine Perlen-Muſchel, mit der Uberſchrifft: In Tenebris Theſaurus. Vid. le Voyage de Suiſſe contenue en XII. Lettres de Meſſ. Reboulet & Labtune.
de la Valliere,
Louiſe, Laurentii de Baume le Blane, Ritters von Valliere und Freyherrns von Maiſonfort, Tochter, Anno 1667. ward ſie zur Hertzogin von Vaujours ernennet. Nachdem dieſe Welt-bekannte Dame des ietzt regirenden Koͤnigs von Franckreich Ludovici XIV. vertraute Liebe und Freundſchafft eine lange Zeit genoſſen, und ihm einen Printz und eine Princeßin zur Welt gebohren, entzog ſie ſich den Troublen der Welt, quittirte die Koͤnigliche Cammer, und verwechſelte ſelbige mit einer ſchmahlen Zelle, maßen ſie ſich in das Carmeliter-Kloſter in der Vor-Stadt zu Paris Saint Jaques genannt, Anno Chriſti 1674. begab, und daſelbſt den Nahmen Louiſe de la Miſericorde angenommen. Sie ſchrieb in ſelbigem ein geiſtliches Buch Louiſe de la Valliere & Louiſe de la Miſericorde genannt, worinnen
ſie
T t t 3
(1052)
[Spaltenumbruch]
Valois Vaumen
fie viele Marquen einer rechtſchaffenen Buſſe und Reue blicken laſſen, es iſt ſelbiges mit der Approbation der Frantzoͤiſchen Theologorum von Rouland & Ph[.] du Rois An. 1680. heraus gegeben worden, Math Kramer hat ſolches zu Franckfurt A. 1682. in das Deutſche uͤberſetzet.
de Valois. ſiehe. Margaretha Valeſia.
Vallonia,
Die Goͤttin, ſo denen Waͤllen und Stadt-Mauren vorgeſetzet war, von welchen ſie auch den Nahmen bekommen.
Vanda. ſiehe. Venda.
Vannocia,
War Pabſts Alexandri VI. Concubine, von welcher er eine Tochter, Lucretia genannt, erzeuget.
Varani,
Baptiſta, ein gelehrtes Frauenzimmer aus vornehmen Geſchlechte zu Camerino in Umbrien, ſtifftete Anno 1482. in ihrer GeburthsStadt ein Cloſter des Ordens S. Claræ, und ſchrieb: Recordationes ſive Inſtructiones ſpirituales IX. it. de doloribus octo animæ Chriſti. it. Lateiniſche und Italiaͤniſche Carmina und Epiſteln. Sie ſtarb A. 1524. den 31. Maii.
Vaſæa oder Vaſia, Johanna. Siehe. de Vaez.
von Vaumenus,
Johanna, ein gelehrtes Frauen[Spaltenumbruch]
Ubaldina Uberh
zimmer in Paris, lebte ums Jahr 1584. und verfertigte unterſchiedene Schrifften in gebundener und ungebundener Rede.
Ubaldina,
Maria Iſabella, aus Italien, Octaviani Ubaldini Eheweib, ſo um die Helffte des vorigen Seculi gelebet, ein ſehr gelehrtes und darbey behertztes Weibes-Bild. Vid. Jan. Nic. Erythræum. Pinacothec. III. p. 244. ſeq.
de Ubaldinis,
Contarina, ein gelehrtes Frauenzimmer aus Graͤflichen Geſchlechte zu Gubio in Umbrien. Sie war unter des Pabſts Alexandri VI. Regierung beruͤhmt, und ſchrieb: Vita e miracoli del Serafico S. Franceſco di Aſſiſi e di S. Ubaldo Veſcovo di Gubbio. &c.
Uberhuͤpffen,
Heiſſet dem Frauenzimmer im Nehen ſo viel, als etliche Faͤden liegen laſſen, und ſelbige uͤbergehen, z. E. in der Creutz-Nad, in Spitzen und andern kuͤnſtlichen Stichen.
Uberhaͤuffte Gebaͤhrung,
Oder Superfœtatio, heiſſet, wenn die ſchwangern Weiber junge uͤber junge gebaͤhren und zwar entweder in kurtzer Zeit oder oͤffters nach etlichen Tagen auch Wochen; wiewohl die Medici ſelbige nicht ſtatuiren wollen, ſondern vorgeben, daß ſolcher Irrthum daher entſtehe, wenn nehmlich eine Frau, ſo Zwillinge traͤgt, aus Irrthum der Natur oder andern Zufaͤllen eines darvon abortiret, das andere aber biß
zur
(1053)
[Spaltenumbruch]
Ubern Uberz
zur rechten Zeit der Geburth annoch behaͤlt.
Ubernaͤchtig,
Heiſſet denen Weibes-Bildern in der Haußhaltung alles dasjenige, was uͤber Nacht geſtanden hat, z. E. das in denen Kannen uͤberbliebene Bier, woraus ſie hernach den andern Tag drauff Suppen zu machen pflegen.
Uberſchlag,
Iſt dem Regenſpurgiſchen Frauenzimmern eine gewiſſe Art von einem Kragen, den ſie oben um das Wamms herum zu tragen pflegen; es beſtehet ſelbiger aus einer guten Hand breiten weiſſen zuſammen gereyheten und in Falten gelegten Spitze, woruͤber eine ſchwartze ſchmaͤlere gekraͤuſet und angeſtochen wird, an etlichen Orten werden ſie Haͤlßgen genennet. In Straßburg ſind die Frauenzim̃erUberſchlaͤge von einer ſehr zarten und klaren Leinwand mit Canten oder Spitzlein beſetzt, iedoch gantz platt und eben, und in Form eines groſſen und breiten MaͤnnerHaͤißgens.
Uberzug oder Uber zu ziehen,
Iſt eine denen Weibs-Bildern bekannte und gebraͤuchliche Redens-Art, wodurch ſie einen gantzen Uberzug von weiſſen Geraͤthe uͤber das Bette anzudeuten pflegen, und beſtehet ſelbiger in einem Bett-Tuch, zwey Haupt-Kuͤſſen, und der Deck-Bette-Zuͤge. Daher ſaget man, dieſe oder jene Mutter giebt ihrer Tochter bey der Aus[Spaltenumbruch]
Velleda Velth
ſtattung ſo und ſo vielmahl uͤberzuziehen mit.
Velleda,
War eine weiſſagende Prieſterin und ſo genannte goͤttliche Frau bey denen alten heydniſchen Deutſchen, von Geburth wird ſie vom Tacito L. IV. Hiſt c. 61. eine Bructera genennet, daraus ſich denn der Aberglaube entſponnen, als wenn die Hexen ihre Zuſammenkunfft jaͤhrlich auf dem Brocks-Berge haͤtten, weil die Velleda ſich dazumahl in derſelben Gegend, wo der muͤrbe, moraſtige und brockigte Ort, den die Deutſchen wegen der ſtets waͤhrenden Naͤſſe und Grundloſigkeit einen Brock zu nennen pflegten, am meiſten aufgehalten, und ihr Poſſen-Spiel allda getrieben.
Vellejani ſcher RathsSchluß,
Iſt eine denen Weibern im Rechten zugeſtandene Wohlthat, welche verordnet, daß eine Frau, ſo ſich vor einen andern verſchrieben oder gut geſaget, nicht bezahlen darff, es ſey dann, daß ſie eine Kauff-Frau waͤre, ſo ihre eigene Handlung oder ihres verſtorbenen Mannes in ihrem Nahmen fortfuͤhre, oder auch, wann ſie dieſem Beneficio, das man ihr zuvorher erklaͤret, renunciret und ſich deſſen freywillig begeben.
Velthem,
C. E. eine ſehr beruͤhmte und virtuoſe Comœdiantin, ſo vor wenig Jahren verſtorben, von welcher die beruͤhmte Velthemiſche Bande ihren Nahmen gefuͤhret.
Sie
T t t 4
(1054)
[Spaltenumbruch]
Velth Veltin
Sie war nicht nur in ihrer Kunſt vollkommen geſchickt, ſondern hat auch ihren guten Verſtand und Klugheit in einem Scripto, unter dem Titul: Zeugniß der Wahrheit vor die Schau-Spiele oder Comœdien wider Johann Joſeph Wincklers, Diac. in Magdeburg, mit der Uberſchrifft: Des Heil. Vaters Chryſoſtomi Zeugniß der Wahrheit wider die Schau-Spiele verdeutſchet und in etwas erlaͤutert; herausgegebene Schrifft aus vieler Theologorum Zeugniß, auch anderer Gelehrten Schrifften zuſammen getragen und aufgeſetzet von Fr. C. E. Velthemin. ſehen laſſen. Vid. M. Herm. Chriſtoph. Engelckens Diſſertat. von hoch und wohlgelahrten Frauens-Perſonen. Roſtoch. A. 1707. §. 33.
Velthemin,
Urſula Hedwig, Achatz von Veltheims, Erb-Herrns auf Aierſtadt ꝛc. ꝛc. gelehrte Tochter, war eine ſehr gelehrte Dame, ſo der Lateiniſchen, Engliſchen und Frantzoͤiſchen Sprache wohl kundig war, auch eine treffliche Poetin abgab. Sie ſtarb A. 1684. In der teutſchgeſinnten Genoſſen ſchafft der ſaͤmtlichen Naͤglein-Zunfft war ſie Ober-Zunfft-Meiſterin und OberVorſitzerin, und hatte den Zunahmen die Kluge. Vid. Paull. in der Zeit-kuͤrtzenden Luſt. P. II. p. 1119. & Henning. Witte in Spicileg. poſt Meſſ. ad Tom. II. Diar. Biogr. lit. h. 6.
Veltin,
Rebecca Salome, eine in Theologiſchen Wiſſenſchafften wohl er[Spaltenumbruch]
Venda
fahrne Weibes-Perſon, ſie ſoll eine vortreffliche Memorie und ſcharffes Judicium nach M. Uranii Bericht gehabt haben. Vid. Paullin. in der Zeit verkuͤrtzenden Luſt. P. II. pag. 1119.
Venda oder Vanda, auch Wenda,
Des Polniſchen Fuͤrſten, Craci, kluge und tapffere Tochter, ſo nach Lechi II. Tode, und ſeines Bruders Verbannung aus dem Reiche An. 750. auf den Thron erhoben ward. Ohngeachtet nun die Polen als ihre Unterthanen ſcharff darauf drungen, daß dieſe ihre Fuͤrſtin ſich vermaͤhlen ſolte, wolte dieſe hierinne doch nichts darvon hoͤren, ſondern entſchloſſe ſich als Jungfer zu leben und zu ſterben. Der Ruhm aber ihrer Schoͤnheit und recht maͤnnlichen Geiſtes blieb nicht nur in Polen eingeſchloſſen, ſondern drang auch in Deutſchland, wodurch ein gewiſſer Deutſcher Fuͤrſt, Ruͤdiger genannt, alſo entflammet ward, daß er dieſer ſchoͤnen Polniſchen Fuͤrſtin ſein Verlangen durch eine anſehnliche Geſandſchafft zu hinterbringen ſich entſchloß, welche ſie aber mit einem weitlaͤufftigen Korbe wieder zuruͤcke ſchickte, wodurch dieſer Deutſche Printz dergeſtalt entbrannt wurde, daß er endlich den Entſchluß faßte, ſeine Liebe durch Gewalt der Waffen zu ſuchen, und das verlangte Jawort mit dem blancken Degen in der Fauſt zu hohlen. Daher zog er eine ſtarcke Macht zuſammen, und legte ſich mit ſelbiger an die Polniſchen Graͤntzen, woſelbſt er mitten unter denen feindlichen
Actio-
(1055)
[Spaltenumbruch]
Venda
Actionen dennoch ſeine beſtaͤndige Liebe gegen ſie blicken ließ. Venda begegnete ihrem verliebten Feinde mit gleicher Macht, und bezeigete hinwiederum alle Freundſchafft, woraus iedoch keine geſicherte Liebe zu ſchlieſſen war. Die feindlichen Proceduren wurden durch hin- und wiederſchicken bißhero aufgehalten, woruͤber die Deutſchen ziemlich ungedultig wurden, ſo, daß ſie in Geheim mit der Venda Frieden ſchloſſen, und die Polniſchen Graͤntzen verlaſſen wolten. Anbey riethen ſie ihrem Fuͤrſten, er ſolte ſich doch durch unzeitigen Liebes-Eyſer nicht ſo gleich in Gefahr ſetzen, ſondern vielmehr bedencken, daß er mit einem Weibes-Bilde zu thun haͤtte, von welcher er, er moͤchte nun ſiegen oder unten liegen, gleiche Ehre zugewarten haͤtte. Fuͤrſt Ruͤdiger hoͤrte zwar ſolches mit an, war aber viel zu ſchwach ſich ſelbſt zu beſiegen. Seine Liebe war unveraͤnderlich, hingegen ſahe er ſich von den Seinigen verlaſſen, dahero er Scham, Ungedult und Verzweiffelung ſo weit uͤber ſich herrſchen ließ, daß er ſich ſelbſt einen Dolch in das Hertze druͤckte, und dadurch Liebe und Leben endigte; woran ſich dieſe tapffere Fuͤrſtin gar nicht kehrete, ſondern einen triumphirenden Einzug in Cracau hielte, und denen Heydniſchen Goͤttern wegen ſolches Sieges unzehlige Opffer ſchlachtete. Als ſie aber nach der Zeit ihrer Unterthanen Mißvergnuͤgen uͤber ſolche Geluͤbde der Keuſchheit verſpuͤrte, trat ſie einſt auf die WeixelBruͤcke, und ſtuͤrtzte ſich freywillig vor allem Volck mitten in den [Spaltenumbruch]
Vendram Venet
Strom, der ſie bald denen Todten gleich machte. Cromer. Lib. 1. Dugloſſ. Neugeb. ꝛc. Der von Ziegler hat ihr nachſtehende Grabſchrifft in ſeinem hiſtoriſchen Labyrinth der Zeit aufgeſetzet:
Es war der Jungfern-Crantz mein fuͤnfftes Element, Und dieſer ſtarb mit mir in Waſſer unzertrennt, Laßt, Schweſtern! bitt ich, mir doch dieſen Ruhm alleine, Ach ja! denn um den Crantz erſaͤufft gewiß ſich keine.
Vendramina,
Catharina, von Venedig, der gelehrten Helenæ Piſcopiæ gleichfals gelehrte Schweſter, Antonius Lupis hat ihr das Leben der Piſcopiæ, ſo zu Venedig 1689. gedruckt worden, dediciret. Der gelehrte P. Ficrello lobet ſie ſehr. Vid. Diar. Parmenſ. 1688. Diar. IX. pag. 199. & ſeq. Ficrelli Lib. V. de Detti e fatti Veneti. pag. 283. Juncker. Centur. Fœm. illuſtr. p. 79.
Venetianiſche Spitzen,
Seynd faſt die koſtbarſten, weil ſie ſehr kuͤnſtlich genehet, deren ſind allerhand Sorten, als: Ponto tutto per filo, welches die feinſte Sorte iſt, weil ſie durchgehends erhoben, und mit a parte Zierrathen auf das feineſte mit ſehr ſubtilen Zaͤcklein ausgenehet iſt; Ponto a filo grana con mezzo rilleuo, dieſes iſt nur halb dergleichen Arbeit und Mittel-Gut; Ponto mezzano reticello, dieſe Art iſt unerhoben im Faden fein genehet mit GrundZaͤckgen; Ponto reticello tondo,
dieſe
T t t 5
(1056)
[Spaltenumbruch]
Venet Venus
dieſe Art iſt im Friſchen gearbeitet etwas leichter und ſchlechter, auch nicht ſo fein und dichte als die vorige; Mezzo ponto, dieſe ſind gantz ſchlechte und gemeine von und in Baͤndgen genehet, in Holland werden ſie Point de lint, oder Point des Canoilles genennet, ſeynd nur vor gemeine Leute. Man nennet ſie auch ſonſten Frantzlint.
Venetlaniſch Waſſer,
Iſt ein aus Citronen, Eyern, zerhackten Hammel-Fuͤſſen, Zucker-Cand, Melonen, Citrullen und Borrax deſtillirtes und abgezogenes Waſſer, wormit ſich das Frauenzimmer um das Geſichte rein und ſchoͤn zu erhalten zu waſchen pfleget.
Venilia,
Eine Nymphe, des Fauni Weib, eine Schweſter der Amatæ, und Mutter des Turni.
Venus,
Soll denen alten Fabuln nach aus dem Meerſchaum und des Himmels Maͤnnlichkeit, ſo ihm Saturnus abgeſchnitten, in Cyptien gezeuget worden ſeyn. Sie iſt als eine Goͤttin der Liebe, Anmuth, Schoͤnheit, des Vergnuͤgens und der Wolluſt von denen Alten verehret worden. Cicero rechnet viererley Veneres: Die erſtere waͤre von dem Himmel und dem Tage gezeuget worden; die andere aus dem Meerſchaum; die dritte von dem Jupiter und der Jone oder Dione; und die vierdte von dem Marte. Sie wird ſonſten genennet: Acidalie, Cyprie, Dione. Ihr [Spaltenumbruch]
Venusb Vent
Sohn, den ſie gezeuget, iſt Cupido, der kleine Liebes-Gott. Sie wird insgemein nackend auf einem erhabenen Wagen ſitzend von ſehr ſchoͤner Geſtalt und Anmuth abgemahlet, ihr Wagen, auf dem ſie ſitzet, wird entweder von zwey Schwaͤnen oder Tauben (welche Thiere ihr gewiedmet waren) gezogen, ihre Bedienten ſind die kleinen [C]upidines oder Amouretten, it. die Gratien, und Zephyr-Winde. In der Hand fuͤhret ſie einen Pfeil, wormit ſie die Hertzen der Liebenden verwunden ſoll, auf dem Kopffe aber einen Roſen-Crantz weil die Roſen, worauf ihr Blut geſpritzet, davon allererſt die rothe Farbe bekommen. Ihre Neigung und Liebe hat ſie unterſchiedenen blicken laſſen, als nehmlich dem Adonis, welcher von dem groſſen Schwein ermordet ward. Mit dem Anchiſes hat ſie den Æneam gezeuget, von dem Marte die Harmonien bekommen, dem Baccho hat ſie den Priapum zur Welt gebracht, dem Neptuno den Rhodum, der Sonnen oder dem Phœbo den Electryonem[.] Mit ihrem rechten Mann, dem Vulcanus, aber hat ſie kein einiges Kind erzeuget. Bey denen alten Deutſchen und Gothen hieſſe die Venus Freya, wovon auch das Wort freyen ſoll herſtammen. Beſold. in Theſaur. Pract. voc. freyen.
Venus-Bluͤmlein,
Heiſſet bey dem Frauenzimme[r] ein im Geſichte aufgefahrnes Finnlein, welches ſie mit der Mouſche bedecken.
Venturella,
Cherubina, eine gelehrte Nonne
im
(1057)
[Spaltenumbruch]
Verfaͤlſcht Verl
im Catharinen-Cloſter zu America in Umbria, florirete A. 1631. und ſchrieb: Repreſentation di S. Cecilia &c.
Verfaͤlſchte Jungferſchafft,
Oder Sophiſticatio Virginum genannt, heiſſet, wenn die Jungfern dasjenige, was durch allzufruͤhe Abbrechung ihrer Blume verlohren gangen, durch allerhand Mittel und Wege wiederum zu ergaͤntzen ſuchen.
de la Vergne,
Graͤfin de la Fayette, aus Franckreich eine gelehrte, galante und vortreffliche Dame, ſo Griechiſch, Lateiniſch, Italiaͤniſch und Frantzoͤiſch redet, auch eine nette Poetin abgiebet. Sie hat eine LiebesGeſchichte unter dem Titul: La Princeſſe de Monpenſieur heraus gegeben. Vid. Menag. in Lect. Italie. p. 62. Colomeſ. in Recueil des Particularitez. pag. 112. Juncker. Centur. Fœm. Illuſtr. p. 79. & 80.
Verkehrte Paſtete. ſiehe. Griſette.
Verloͤbnuͤß,
Iſt eine ſolenne Abhandlung, [w]orinnen der Braͤutigam von der Braut Eltern das Jawort wegen kuͤnfftiger Vollziehung der Hey[r]ath, nach vorhergegangener Wer[b]ung durch ſich ſelbſt oder einen [h]ierzu Gevollmaͤchtigten deutlich [e]rhaͤlt, und in Beyſeyn einiger dar[z]u erbethenen Gezeugen den MahlSchatz oder Ring drauf mit der Braut wechſelt. Bey denen alten [Spaltenumbruch]
Verl Veron
Ebraͤern wurden die Jungfern offt verlobet, ehe ſie noch mannbar waren, und hernach in dem vaͤterlichen Hauſe ſo lange behalten, biß ſie mannbar wurden. Unterdeſſen aber hieſſen ſie ſchon Weiber; daher auch ſolche Jungfrauen offt Wittben genennet worden, wenn ihnen ihr Verlobter, ehe ſie in ſein Hauß kamen, abſturb. Maimonides. d. Conjug. C. XI. §. 1. Bey groſſen Herren werden zuweilen die Kinder in der Wiege mit einander vermaͤhlet, wie Nero mit ſeiner Agrippa, Richardus II. in Engelland mit Caroli VI. in Franckreichs Tochter. Froiſſard. Hiſtor. Lib. 4.
Verlohren Hun,
Siehe. Schweine-Fleiſch, ſo geraͤuchert, mit Moͤhren, gruͤnen Erbſen und Bohnen, auch gedoͤrrten Birnen.
Vermiethen,
Heiſſet, wenn das Geſinde ſich zu einer neuen Frau in den Dienſt verſpricht, und den Mieth-Pfennig von ſelbiger vorher annimmt, zum Zeichen, daß ſie ſolchen Dienſt auf beſtimmte Zeit gewiß antreten wolle.
Verneigen. ſiehe. Neigen.
Veronica die Heilige,
Der Nahme dieſer vermeynten heiligen Jungfer koͤmmt von denen unverſtaͤndigen und einfaͤltigen Moͤnchen mittlerer Zeiten her, denn weil die Alten das Bild unſers Heylandes Jeſu Veram Icona zu nennen pflegten, machten ſelbige durch Corrumpirung und un-
ver-
(1058)
[Spaltenumbruch]
Veron Verſorg
verſtaͤndiger Zuſam̃enziehung dieſer beyden Worte eine Heil. Jungfrau, Veronica, daraus, und erzehleten von derſelbigen erbaͤrmliche Legenden. Vid. Leibnizii Præfat. in Chronograph. Saxon.
Veronica Gambara. ſiehe. Gambara.
Verplaͤmpern,
Heiſſet, wenn ein junges Frauenzimmer ſich in Geheim mit einem Mannsvolck verſpricht, und ein heimliches Bindnuͤß, ſonder der Eltern oder ihrer Anverwandten Wiſſen und Einwilligung mit ſelbigen aufrichtet; man nennet es auch Winckel-Ehen.
ſich Verſehen an etwas,
Heiſſet bey denen ſchwangern Weibern, wann ſie ſich bey Anſchauung ein und anderen Dinges einen ſolchen ſtarcken Concept und Einbildung machen, daß hernach ſolche Phantafie durch ihre Krafft und Impreſſion bey Bildung und Formirung der Geburth, von ſolchen vor Augen habenden Object der ſich formirenden Frucht etwas mit anklebet und zueignet; z. Ex. Haſen-Scharten, Feuer-Maͤhler, u. d. g.
Verſorgungs-Schrifft der Wittben und Jungfern in Halle,
Heißt, wenn mit des Lehn-Herꝛn Einwilligung einer Frauen etwas vom Thal-Guthe auf ihre LebensZeit zur Leib-Zucht verſchrieben iſt, der Mann aber mit Tod abgehet, ſein Geſchlechte gar ausſtirbet, und [Spaltenumbruch]
Verwalterin
dem Lehn-Herrn das Thal-Guth heimfaͤllet, ſo wird die Leib-Zucht nach dem geiſtlichen Guthe in die Lehn-Tafel, auf VerſorgungsSchrifft mit Hinzuſetzung der Wittben Nahmen, ſo lange geſchrieben, biß die Leib-Zucht ſich erlediget. Auſſer dieſen und folgenden Fall wird keine Weibes-Perſon in die Lehn-Tafel geſchrieben wenn ſie auch ſchon eigenthuͤmliche Erb-Pfannen hat, ſondern ſie muß darzu einen Lehn-Traͤger haben und des Guth auf deſſelben Nahmen ſchreiben laſſen. Gleiche Bewandnuͤß hat es auch, wenn ei[n] Geſchlecht ausſtirbt, und von dem[,] welchem das Thal-Guth geweſen[,] unverheyrathete Toͤchter oder Schweſtern vorhanden, die aus dem Erbe ihre Ausſtattung nich[t] haben koͤnnen; auf welchen Fal[l] ihnen der Lehn-Herr von dem ih[m] heimgefallenen Thal-Guthe we[-] nigſtens den dritten Theil uͤber[-] laͤſſet. Jedoch duͤrffen ſie es, vo[r] ihrer Verheyrathung, nicht ver[-] aͤuſſern, ſondern ſie haben nur di[e] Auslaͤuffte darvon zu genieſſen[,] und wird auff Verſorgungs[-] Schrifft, gleich bey den Wittbe[n] gedacht, geſetzet. Wenn ſie abe[r] heyrathen, moͤgen ſie ſolch Ausſtat[-] tungs-Guth von der Verſorgungs[-] Schrifft ab, und auf ihres Man[-] nes Schrifft, wenn er ein habili[-] tirter Haͤlliſcher Buͤrger iſt, brin[-] gen, oder an einen andern uͤberla[ſ-] ſen. Sterben ſie aber unverhe[y-] rathet, ſo faͤllt das Guth dem Lehn[-] Herrn anheim.
Verwalterin,
Iſt insgemein eine Wittbe ode[r]
Hauß[-]
(1059)
[Spaltenumbruch]
Veſta Veſtal
Hauß-verſtaͤndige Frau, ſo auf denen Land-Guͤtern und Vorwergen der Haußhaltung uͤberhaupt vorgeſetzet iſt, die Aufſicht uͤber das Geſinde hat, und auf ihrer Herrn und Frauen Nutzen zu ſehen pflichtig iſt.
Veſta,
Eine Tochter Saturni, ſo er mit der Ope erzeuget. (Denn die andre Veſta, ſo die Poeten mit dieſer insgemein zu confundireu pflegen, und welche als eine Goͤttin der Erde geſetzet wird, iſt des Satutni Mutter geweſen.) Das immerwaͤhrende heilige Feuer ware ihr allein gewiedmet, daher ſie auch die Goͤttin des Feuers genennet wird. Cicero. Lib II. d. Legib. Numa Pompi[l]ius iſt der erſte geweſen, der ihr einen Tempel aufgerichtet, und ihr die Prieſterinnen oder ſo genann[t]en Veſtaliſchen Jungfern zugege[b]en.
Veſtaliſche Jungfrauen,
Hieſſen bey denen alten Heydni[ſ]chen Roͤmern diejenigen 6. gehei[l]igten Jungfrauen, ſo das ewige Feuer verwahreten, der Goͤttin Veſtæ als Prieſterinnen dieneten, [3]o. Jahr in ſolchem Stande blie[b]en, uud in groſſen Anſehn und [C]redit lebten. Sie lebten in ſo [g]roſſen Anſehen, daß, wenn ihnen [u]nverhofft ein zum Tod verurtheil[t]er armer Suͤnder begegnete, ſelbi[g]er durch ſie konte befreyet werden, [m]uſten aber reine Jungfrauen [b]leiben, denn wenn ſie darwider [h]andelten, muſten ſie ſich lebendig [a]uf dem ſo genannten Campo Sce[le]rato begraben laſſen.
[Spaltenumbruch]
Vetter Vexier
Vetterin,
Anna, aus Katzenhochſtaͤdt in Francken, war ein fanatiſches und ſchwaͤrmeriſches Weib, ſo ſich eines prophetiſchen Geiſtes ruͤhmete, und viel goͤttliche Viſiones vorſchuͤtzte; weil aber die Obrigkeit merckte, daß ſie wahnſinnig waͤr, ward ſie in Ketten geſchloſſen, und muſte mit einem groſſen Klotz von Holtze in der Stadt herum gehen. Vid. D. Feuſtkings Gynæc. Hæret. Fanat. p. 649. ſeqq.
Vexier-Crantz,
Iſt ein von gruͤnen LorbeerBlaͤttern und mit Stecke-Nadeln reich ausgeſpickter Crantz, welchen der Braut Diener den andern Hochzeit-Tag der Braut uͤber der Tafel zu rauben pfleget.
Vexier-Haube,
Iſt ein weitlaͤufftig geſtricktes Netzgen von Zwirn oder Seide, mit bunten Fleckgen, kleinen Stuͤcklein Rauchwerck, WindelKindergen und allerhand kleinen Kinder-Geraͤthe behangen und ausgezieret, wird der Braut an ſtatt des geraubten Crantzes uͤber das Neſt geworffen.
Vexier-Karten,
Seynd allerhand geſchriebene oder in Kupffer geſtochene Blaͤtter in Form einer Karte, worauf entweder etwas dem Frauenzimmer in der Compagnie, ſo dieſelbe Stuͤckweiſe nacheinander herum aufhebet, in dem Spiel zu verrichten auferleget wird, oder ſonſt aller-
hand
(1060)
[Spaltenumbruch]
Uhr Vlieſſen
hand luſtige und ſpitzfindige Reimlein darauff ſtehen, ſo des Frauenzimmers kuͤnfftiges Gluͤck oder Ungluͤck, Tugenden oder Fehler kund thut, und im Vor- und Ableſen Materie zum Lachen giebet.
Uhr,
Iſt ein aus vielerley Raͤdern (ſo durch eine Feder getrieben werden) kuͤnſtlich und ſubtil zuſammen geſetztes Gehaͤuſſe, ſo die Stunden und Minuten, auch oͤffters die Tage und den monatlichen Lauff durch den Zeiger oder Weiſer von auſſen anzeiget; Das Frauenzimmer pfleget insgemein ihre Uhren anzuhaͤngen, oder auch in den Buſen zu ſtecken. Man findet derſelben vielerley Gattungen, als bloſſe Zeig-Uhren, SchlagUhren, Repetir-Uhren. Die Engellaͤndiſchen Taſchen-Uhren werden insgemein vor die accurateſten und beſten gehalten.
Ulderica,
Joanna, war eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Vliegen,
Eva. Ein Schwaͤrmeriſches und Sectiriſches Weib, ſo durch viele vermeynte Wunderwercke viele bezaubert. Vid. Voet. Tom. II. Diſſert. Select. p. 1033.
de Vlieſſen,
Agneta, eine in der Botanique ſehr erfahrne und gelehrte Hollaͤnderin, ſo ſich aus Liebe zu ſolcher Wiſſenſchafft einen ſchoͤnen Garten in Amſterdam ſelbſt angeleget, und die unterſchiedenen Arten der [Spaltenumbruch]
Ullfel Victoria
Kraͤuter mit ſonderbahren Fleiß erziehet. Man findet in Holland eine Medaille, ſo auf einer Seite ihr Bruſt-Bild mit der Uberſchrifft: Flora Belgica, auf der andern Seite aber den Proſpect von ihrem Garten zeiget.
Ullfeldin,
Leonora Chriſtina. Chriſtiani IV. Koͤnigs in Daͤnemarck Tochter, des beruͤhmten Grafens Corniſicii von Ullfeld, geweſenen Daͤniſchen Ambaſſadeurs an dem Moſcowitiſchen Hofe Gemahlin, war eine ſehr gelehrte und weiſe Princeßin, ſo A. 1698. den 16. Marti im 77. Jahr ihres Alters in einem Cloſter auf der Inſul Laland ſtarb. Sie hat in Manuſcripto ein ſchoͤnes Werck von tapffern und verſtaͤndigen Weibes-Perſonen verlaſſen, ſo aber noch nicht gedruckt worden. Vid. Nova Literar. Maris Balthic. p. 81. ad A. 1698. Meelführer in Acceſſ. ad Almeloven Bibl. Promiſſ. & Lat. p. 149.
Ulrica Eleonora,
Princeßin aus Daͤnemarck, und Caroli II. Koͤnigs in Schweden gelehrte Gemahlin. Sie war der Lateiniſchen, Frantzoͤiſchen, Italiaͤniſchen, Daͤniſchen, Schwediſchen und Deutſchen Sprache wohl kundig. D. Maye[ – 1 Zeichen fehlt] hat ſie in einer unvergleichlichen Lob-Rede und der beruͤhmte Rector zu Hamburg Huͤbner in einem netten Carmine nach ihrem Tode ſehr betrauret. Vid. Paſch. Gynæc. Doct p. 58. & 59.
Victoria,
Eine edle und Gottesfuͤrchtige
Ma-
(1061)
[Spaltenumbruch]
Victori Vigne
Matrone, ſo zur Zeit der Wendiſchen Verfolgung unter dem Arrianiſchen Koͤnig Hunnerich wegen des Chriſtlichen Glaubens grauſamer Marter und Folter unterworffen ward; Als ſie nun von dem Holtz woran man ſie aufgehencket und mit Feuer geplaget, durch die Henckers-Buben herunter geworffen ward, und man ſelbige als nunmehro todt auf der Erde liegen ließ, iſt ſie in dem hinweggehen der Hencker dennoch wieder zu ſich ſelbſt gekommen und durch GOttes ſonderbare Krafft wiederum auffgeſtanden. Vid. Victor. Lib. III. der Wendiſchen Verfolgung.
Victorina,
Kaͤyſers Victorini tapffere und heroiſche Mutter, ſie ward wegen ihrer Kriegs-Erfahrenheit, die Mutter der Feld-Lager genennet, ihre Autoritaͤt galt bey denen Soldaten ſo viel, daß ſie ihren Sohn ſelbſt auf den Trohn ſetzte, und nach ſelbigen den Tebrum. Vid. Treb. Dollion. d. 30. Tyrann. it. Hoffmann. Lex. Univerſal.
Vieh-Magd,
Heiſſet auf denen Forbergen und Meyerhoͤfen diejenige Magd unter dem Geſinde, die uͤber das Vieh geſetzet iſt, und ſelbiges zu beſchicken hat.
Vielweiberey. ſiehe. Polygamia.
de la Vigne,
Eine galante Frantzoͤſin und Poetin, ihr nettes Carmen, daß ſie auf die gelehrte Madam. de Scude[Spaltenumbruch]
Villama Vincen
rii verfertiget, hat Peliſſonius, in fine Opuſculor. ſuor. publiciret. Vid. Menagium in Lectionib. Ital. p. 62. Boilett. in Jud. Eruditor. Tom. 5. p. 450. Diverſitez curieuſes pour ſervir de recreationa l’ Eſprit. T. X. p. 393. 394 & T.VIII p. 90.
Villamarina,
Iſabella. Aus Italien. Hertzogs von Salerno Gemahlin, eine ſehr gelehrte Fuͤrſtin, ſie wird von dem Minutio ihrer Gelehrſamkeit wegen ſehr geruͤhmet, der ihr des Scipionis Capicii Poemata dediciret. Vid. Dedicat. Præfation. Epiſtol. Manut. præfix Juncker. Cent. Fœm. illuſtr. p. 80.
von Villa Simplis,
Eine devote Dame in Spanien, ſo A. 1531. den Orden der Jungfrauen des Collegii zu Saragoſſa in Spanien geſtifftet, die OrdensJungfern duͤrffen keine Weyhel tragen, ſie haben denn zuvor das 40. Jahr ihres Alters erreichet.
Ville Dieu. ſiehe. des Jardins Marie Catharine.
Vincentin,
Anna. War eine Frantzoͤiſche Vieh-Hirtin, ſo A. 1688. zu Saou im Delphinat ſich als eine Prophetin auffwarff, oͤffters predigte und lehrete, welche Lehren meiſtens auf die Erloͤſung der Kirchen gerichtet waren. Sie ward aber auf des damahligen Frantzoͤiſchen Gouverneurs Befehl von der Weyde hinweg gehohlet, und gefaͤnglich eingezogen auch darinnen hart gehalten.
Violæa,
(1062)
[Spaltenumbruch]
Violaͤa Umbin
Violæa,
Alexia, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Virginenſis Dea,
War eine mit von denen Goͤttinnen ſo uͤber die Juͤngferlichen Kranckheiten geſetzt und beſtellet war, und uͤber ſelbige zu diſponiren hatte.
Virginia,
Des L. Virginii Tochter, welche, weil ſie von dem Appio dem damahligen Decemviro, welche ſich ſehr viel heraus nahmen, mit Gewalt ſolte geſchaͤndet werden, nach ihrer und ihres Vaters Willen ſich lieber mitten auf dem Marckte das Leben nehmen ließ.
Viſir,
Heiſſet dem Regenſpurger Frauenzimmer eine gewiſſe Art einer kleinen Muͤtzen auf den Kopff bey denen vornehmen FrauensBildern rund, bey denen gemeinen aber ſpitzig, iſt hinten von ſchwartzen Sammet gemacht, vorn aber von ſchwartzen Spitzen, doch ſonder Neſt, weil das Haar-Neſt hinten gantz bloß und unbekleidet heraus ſtehet.
Viſir-Caͤppel,
Heiſſet denen Saltzburgiſchen Baͤuerinnen ein von ſchwartzen Tuch verfertigter und mit zwey nieder und glatt liegenden Spitzen beſetzter Umſchlag uͤber die halbe Scheitel, iſt uͤber die Stirne ſpitzig, und bey den Ohren rund.
Umbinden,
Heiſſet dem Frauenzimmer das [Spaltenumbruch]
Umbin Unfrucht
Neſt aufflechten, das Haar ausbuͤrſten und durchkaͤmmen, in die gehoͤrigen Theile einſcheiteln und ſelbiges wieder einflechten und auspoudren.
Umbinde-Frau, oder, Maͤgdlein,
Iſt eine gewiſſe Weibes-Perſon, ſo woͤchentlich in vornehmen Haͤuſern herumzugehen pfleget, daſelbſt dem Frauenzimmer die Haare ausflicht, auffkaͤm̃et, durchbuͤrſtet, einpoudert, von neuen einflicht und ſelbiges gehoͤriger maſſen accommodiret, auch die Braͤute durch den gehoͤrigen Haar-Kopff und Auffſatz bedienet.
Umgebunden gehen,
Heiſſet, wenn eine Braut in ihrem Haar-Kopffe mit dem auffgeſetzten Crantze in die Kirche faͤhrt oder gehet, welches in Leipzig ordentlich zu dreyenmahlen geſchiehet.
Umgeſchlaͤge. ſiehe. Geflecht.
Undecimilla. ſiehe. Urſula S.
Unfruchtbarkeit,
Iſt ein Mangel des gehofften Ehe-Seegens; In den erſteren Zeiten ward es vor eine ſonderbare Schmach gehalten unfruchtbar zu ſeyn, denn weil der Meßias ſolte aus denen Iſraeliten gebohren werden, wolte eine jedwede Frau fruchtbar ſeyn. Alſo beklagte Haña ihre Unfruchtbarkeit I. Sam. I, 10. & ſeqq. und Rahel wolte lieber ſterben als keine Kinder haben. Geneſ. XXX. v. 1. Auf dem Berg
Eryman-
(1063)
[Spaltenumbruch]
Ungarelli Unter
Erymanthus in Arcadien wachſen gewiſſe Weintrauben, ſo die verſchloſſenen Weiber alſobald fruchtbar und ſchwanger machen ſollen. Die warmen Baͤder werden von etlichen Medicis denen unfruchtbaren Weibern gar ſehr recommendiret.
Ungarelli,
Roſa Signora. Eine virtuoſe und beruͤhmte Saͤngerin in Italien.
Ungariſcher Peltz,
Heiſſet dem Frauenzimmer ein langer, von allerhand ſeidenen oder andern Zeugen aus dem gantzen geſchnittener Ober-Habit durch und durch mit Rauch- und Peltz-Werck durchfuͤttert, hat faſt den Ermel auf Polniſche Art, auſſer das er oben herum nicht ſo weit iſt, er wird insgemein an der Taille vorn herunter mit ſilbernen gegoſſenen oder geſponnenen Knoͤpffen und Schlingen zugemacht, und iſt noch laͤnger als die Polniſchen Peltzgen.
Unrichtig gehen, oder, Abortiren, auch Mißgebaͤhren,
Heiſſet, wenn eine ſchwangere Frau, ſo uͤber etwas hefftig erſchrocken, oder ſich durch Eyfer und Zanck allzuſehr entruͤſtet, oder auch anderer Urſachen wegen, als allzugroſſer Bewegung, Aergernuͤß, Gram, uͤberhaͤufften oder auch verdorbenen Nahrungs-Safft der Frucht, die annoch unzeitige Geburt ausſchlieſſet und verliehret.
Unter-Bette. Siehe. Indelt.
[Spaltenumbruch]
Unter Voͤgel
Unter-Bett-Zuͤgen,
Seynd groſſe insgemein nur von weiſſer Leinwand verfertigte Uberzuͤge, wormit die Unter-Betten oder Indelte bekleidet und uͤberzogen werden.
Unterirdiſches Frauenzimmer,
Iſt eine wundernswuͤrdige Grotte bey Auguſt, unweit Baſel in der Schweitz, in welcher eine verwuͤntſchte Jungfrau, ſich aufzuhalten pfleget. Sie ſoll von Leibe ſchoͤn mit gekroͤnten Haupte, zu Feld geſchlagenen Haaren, unter dem Nabel aber als eine abſcheuliche Schlange anzuſehen ſeyn; ihre Erloͤſung ſoll ihrem Vorgeben nach durch einen dreyfachen Kuß eines reinen und unbefleckten Juͤnglings geſchehen. Iſt dahero zu bewundern, daß da ſo viel hundert tauſend reine und unbefleckte Junggeſellen hier und dar in der Welt zu finden, ſich noch kein Perſeus finden wollen, der ſich uͤber dieſe arme Andromedam erbarmet.
Unternifftel, oder, Urenckelin,
Heiſſet auf dem Stam̃-Baum der Nifftel oder Enckelin Tochter.
Unter-Priorin. ſiehe, SubPriorin.
Unzeitige Gebuꝛt, oder, Mißgebaͤhrung. ſiehe. Abortus.
Voͤgel,
Aves, Oiſeaux, werden in kleine
und
Frauenzim̃er-Lexicon. U u u
(1064)
[Spaltenumbruch]
Voͤgeln
und groſſe, zahme und wilde, eingetheilet, und findet man diejenigen Arten, ſo verſpeiſet werden, unter dem Wildpret nach ihrer Benennung; Die Zuberung aber muß man unter dem gehoͤrigen Buchſtaben auffſchlagen.
Voͤgel-Neſter Oſt-Indiſche,
Sind etwan ſo groß als ein halb Gaͤns-Ey, darbey harte und an der Farbe bald wie ein weiſſer Tragant oder Hauſen-Blaſe. Es ſollen in Tunquin und Coromandel eine gewiſſe Art kleiner ſchwartzer Voͤgel dieſe Neſter an die SeeKuͤſten ankleiben und darinne ihre Jungen ausbruͤten, darzu ſie den Meer-Schaum, welchen ſie mit einer aus ihren Schnaͤbeln flieſſenden zaͤhen Feuchtigkeit vermiſchen, nebſt etlichen zarten kleinen Reiſſern und Federn brauchen, die hernach die Oſt-Indien-Fahrer abreiſſen und groſſe Quantitæten davon nach Engel- und Holland bringen. Die Oſt-Indianer machen hieraus eine Delicateſſe, indem ſie ſolche auf eine ſondere Manier zuzurichten wiſſen, denen es andere luͤſterne Nationes nicht nur abgelernet, ſondern ſie werden auch nunmehro in Teutſchen Kuͤchen zubereitet, davon der Koch folgende Nachricht hat; 1) Voͤgel-Neſter zuberetten; 2) Voͤgel-Neſter mit Butter und Muſcaten-Bluͤten; 3) Voͤgel-Neſter mit KrebsSchwaͤntzen; 4) Voͤgel-Neſter fricasſiret.
Voͤgel-Neſter Oſt-Indiſche zubereiten,
Nehmet dergleichen Neſter und [Spaltenumbruch]
Voͤgeln
weichet ſie in Fleiſch-Bruͤhe, die nicht fett iſt, uͤber Nacht ein, ſo werden ſie des andern Tags auffgequollen ſeyn; ſich darbey aber kleine Federgen zeigen, die ihr alsdenn heraus klauben muͤſſet. Wenn dieſes geſchehen, ſo koͤñet ihr ſie, wie folget tractiren.
Voͤgel-Neſter mit Butter und Muſcaten-Bluͤten,
Nehmet ſolche zubereitete Neſter, und wenn ſie groß ſind, ſo ſchneidet ſie etliche mahl entzwey; thut ſie in einen Tiegel oder Caſſerole oder auch nur auf eine ſilberne Schuͤſſel; ſtreuet geriebene Semmel und Muſcaten-Bluͤten darzu; leget ein ziemlich Stuͤck ausgewaſchene Butter dran, gieſſet gute Bouillon drauff und laſſet es zugedeckt daͤmpffen. Beym Anrichten ſtreuet noch ein wenig Muſcaten-Bluͤten druͤber und gebet es auf die Tafel.
Voͤgel-Neſter mit KrebsSchwaͤntzen,
Wenn dieſe zugeputzet ſind, ſo leget ſie nebſt einem Stuͤckgen Butter in einen Tiegel; ſchuͤttet ausgebrochene Krebs-Schwaͤntze darzu; wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, weiſſen Ingber und CitronenSchalen und pasſiret es ein wenig. Darnach gieſſet eine gute Coulis drauff; thut Krebs-Butter hinein, und laſſet es auf dem Feuer gantz gemaͤhlich kochen, dann moͤget ihr es anrichten.
Voͤgel-Neſter fricasſiret,
Thut ausgewaſchene Butter, Muſcaten-Bluͤten, Citronenſcha-
len
(1065)
[Spaltenumbruch]
Voͤgel Volum
len nebſt einer gantzen Zwiebel in einen Tiegel, leget die abgeputzten Voͤgel-Neſter drein und pasſiret ſie, hernach gieſſet gute Bouillon hinein, werfft ein wenig gehackte gruͤne Peterſilie dazu und laſſet es in etwas, nicht lange verkochen. Ferner klopffet 3. biß 4. Eyerdotter mit etlichen Tropffen Wein oder Eßig ab; denn keine Saͤure iſt an dieſen Neſtern etwas nuͤtze; an welche Eyerdotter ihr alsdenn die Bruͤhe von denen Vogel-Neſtern ziehen und ſelbige klar abquirln ſollet; gieſſet ſie wieder an die Neſter, richtet ſie an und ſtreuet ein wenig gehackte gruͤne Peterſilie druͤber.
Voͤgel Spaniſche. ſiehe. Spaniſche Voͤgel.
Vogel-Spieß. ſiehe. LerchenSpieß.
Volante,
Iſt ein kleiner Ball von Gorck oder Pantoffel-Holtz geſchnitzt, mit Leder uͤberzogen und mit allerhand bunten Federn beſtecket, welcher bey dem Volanten-Spiel in der Lufft herum getrieben wird.
Volanten-Spiel,
Iſt ein dem Frauenzimmer gewoͤhnliches Divertiſſement, worinnen eine der andern den Volanten mit dem Raquet zuſpielet, und jene ſelbigen im Aufffangen wieder zuruͤcke ſchicket.
Volumnia,
Des M. Coriolani Weib, durch deſſen und deren Mutter flehen [Spaltenumbruch]
Volupia Voreſ
und bitten er ſich von dem unter Haͤnden habenden Einbruch in ſein Vaterland hat endlich abhalten laſſen.
Volupia,
War bey denen Alten die Goͤttin der Wolluſt.
Vorbitte vor eine Chriſtliche Ehe Sache
Heiſſet, wenn zwey Perſonen ſo oͤffentliche Verloͤbniß machen wollen, fruͤh Morgens von der Cantzel doch ſonder Benennung ihrer Nahmen der Gemeinde ſolches kund thun, und wegen gluͤcklicher Vollziehung derſelben eine Vorbitte verlangen.
Vorbitten vor die ſchwangern Weiber,
Heiſſet in denen Kirchen von den Cantzeln nach Verleſung der Patienten vor diejenigen ſchwanger gehenden Weiber, ſo dergleichen Vorbitte begehren, eine oͤffentliche Vorbitte wegen bevorſtehender gluͤcklichen und geſunden oder bereits ſchon angehobenen und hart anhaltenden Entbindung ihrer Leibes-Buͤrde thun und ableſen, worbey zu mercken, daß denen Weibern ſo von Condition ſeynd, der Titul erbar beygeleget, die gemeinen aber nur ſchlecht weg benennet werden.
Vor-Eſſen,
Heiſſet in denen Kuͤchen dasjenige Gerichte, ſo noch vor dem Fiſch und Braten auf die Tafel geſetzet wird, beſtehet insgemein aus Fleiſch, Huͤnern und dergleichen.
Vor-
U u u 2
(1066)
[Spaltenumbruch]
Vorhaͤn Vormuͤn
Vorhaͤnge,
Seynd lange von weiſſen Neſteltuch, Coton, Schleyer, Schwaͤbiſch, Zwillig, Damaſt, Stangenoder anderer Leinwand verfertigte Vorzuͤge vor die Fenſter nach heutiger façon mit Falbala beſetzet, ſo durch die daran herab hangenden Quaſten auff und zu gezogen werden. Sie ſeynd entweder lang oder kurtz, weiß oder bunt, welche letztern von bunten Coton oder andern wollenen Zeugen verfertiget, auch oͤffters mit Schnuͤren oder Boͤrtlein eingefaſſet und umſetzet werden.
Vorlegen,
Heiſſet die trenchirten und zergliederten Speiſen uͤber der Tafel nach der Reyhe herum geben und præſentiren.
Vorlege-Loͤffel. ſiehe. Potagen-Loͤffel.
Vormuͤnderin,
Iſt wenn die Groſſe-Mutter oder Mutter ihrer Pupillen und minderjaͤhrigen Kinder Guͤter adminiſtriret, vor ihre Aufferziehung und Erhaltung ſorget, und alle ihre jura und beſtes beobachtet, dieſes iſt eine abſonderliche Vergoͤnſtigung, ſo dieſen beyden Perſonen zugelaſſen wird, angeſehen es ſonſt ein maͤnnlich Officium heiſſet, und dem weiblichen Geſchlechte nicht zugeſtanden wird, doch muͤſſen dieſe beyde Perſonen, woferne ſie dieſes Amt auf ſich nehmen wollen, zuvorher ſich erſtlich der Wohlthat des Vellejaniſchen Rathſchluſſes, [Spaltenumbruch]
Voro Vorſte
und zum andern auch der Schreitung zur andern Ehe ausdruͤcklich begeben u. dieſen beyden Beneficiis renunciren. Dergleichen Recht hat die Mutter und Groſſe-Mutter auch in dem Lehn-Rechte. Roſenthal. d. Feud. c. 12. Concl. 10. n. 20.
Vor-Ober-Baſe,
Heiſſet des Vor-Ober-ElterVaters Schweſter.
Vor-Ober-Elter-Baſe,
Heiſſet des Vor-Ober-ElterVaters Vatern Schweſter.
Vor-Ober-Elter-Mutter, oder, Urur-Anfrau,
Heiſſet der Ober-Elter-Mutteroder Ur-Anfrau ihre Mutter.
Vor-Ober-Elter-Vaters Mutter,
Heiſſet der Vor-Ober-ElterMutter oder Urur-Anfrau ihre Mutter; und die endlich nach dieſer in der auffſteigenden weiblichen Linie koͤmmt, heiſſet: Vor-OberElter-Vaters Groſſe-Mutter.
Vor-Ober-Muhme,
Heiſſet der Vor-Ober-ElterMutter ihre Schweſter; und die endlich nach ihr folget, heiſſet Vor-Ober-Elter-Vaters MutterSchweſter.
Vorſtecke-Latz. ſiehe. Latz zur Schnuͤr-Bruſt.
Vorſtecke-Roſe. ſiehe. Baͤumelgen.
Vor-
(1067)
[Spaltenumbruch]
Vorſte Urania
Vorſtecke-Tuch,
Iſt ein von klaren weiſen Caton, Neſteltuch, Cammer-Tuch oder andern klaren Gewebe genehetes und mit Spitzen friſirtes groſſes Tuch, ſo das Weibes-Volck um das Wochen-Bette von unten her uͤber das herab hangende Bett-Tuch zum Putz und Staat zu ſtecken pfleget.
Vosſia,
Cornelia. Des gelehrten Gerhardi Johannis Vosſii aͤlteſte Tochter, ſo im 18. Jahr ihres Alters uͤber einer ungluͤcklichen Schlittenfarth ihren Geiſt auffgeben muſte. Sie war ein rechtes Muſter aller Jungfern, denn ſie verſtunde die Lateiniſche, Frantzoͤiſche, Spaniſche und Italiaͤniſche Sprache, war eine vortreffliche Muſica, machte ein nettes Gemaͤhlde, ſchrieb ſehr zierlich, und verſtand die Oeconomie vortrefflich. Vid. Vosſii Epiſtol. 314. 325. & 319. Juncker. Centur. Fœm. Illuſtr. p. 83.
Uranfrau. ſiehe. Ober-Elter-Mutter.
Urania,
War eine alte Goͤttin, ſo die Carthaginenſer heilig zu verehren pflegten; Die Phœnicier nennten ſie Aſtroarchen. Sie ward dem Helæagabalo zum Weibe zugetheilet.
Urania,
Des Jupiters und der Mnemoſyne Tochter, eine von denen 9. Muſen, ſoll die Sternſehe-Kunſt zu allererſt erfunden haben.
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Urbica Urſula
Urbica,
War des Ertz-Ketzers Priſcilliani Schuͤlerin, von welchen ſie gleichfalls die gifftigen Lehren eingeſogen; ſo zuletzt, weil ſie von ihren Irrthuͤmern nicht ablaſſen wolte, in einem Auffruhr zu Bourdeaux in Franckreich zu Tode geſteiniget ward. Vid. Carol. Sigon. ad Sulpit. Sever. p. 631.
Urenckelin, ſiehe. UnterNifftel.
Urgulania,
Eine edle Roͤmerin. Sie wiederſetzte ſich dem L. Piſoni, der ſie vor Gerichte fodern ließ, wie auch dem gantzen Roͤmiſchen Rathe, als ſie in eineꝛ gewiſſen Sache ihr Zeugniß ablegen ſolte.
Urin reiner und keuſcher Weiber. ſiehe. Waſſer-Probe reiner und keuſcher Weiber.
Urslerin,
Barbara. Balthaſar Urslers zu Augſpurg Tochter, war ein rechtes Wunder der Natur, ſintemahl ſie nicht nur uͤber den gantzen Leib und das Geſichte gelblichte Haare hatte, welche ſo weich als Wolle waren, ſondern auch einen Bart auffwieſe, der ihr biß an den Guͤrtel reichte, aus den Ohren hungen gleichfalls lange Buͤſchel, ſo von ſolchen gelblichten Haaren waren.
Urſula von Becken,
Eine adeliche und Gottesfuͤrchtige Jungfer aus Delden in Nie-
der-
U u u 3
(1068)
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Urſula Utenhof
derlanden, ſo wegen des Chriſtlichen Glaubens und ihrer Standhafftigkeit mit ihrer Schweſter M[aria] A. C. 154[5]. zu Delden oͤffentlich verbrannt ward, und dadurch die Martyrer Crone erhielt. Rabbi Martyrer Hiſtoria P. III. p. 180.
S. Urſula und Undecimilla,
Die heilige Urſul mit eilfftauſend heiligen Jungfrauen; Der Irrthum dieſer etlfftauſend vermeynter heiliger Jungfrauen und Martyrinnen ruͤhret von denen alten einfaͤltigen und unverſtaͤndigen Paͤbſtlern her, denn weil ſie in einem geſchriebenen Martyrologio oder Martyrer-Buche dieſen Nahmen gefunden: S. Urſula & Undee milla Virg. Martyr. haben ſelbige aus dem einigen Worte Undecimilla zwey gemacht, nehmlich Undecim mille Virgines Martyres. wie denn der Urſprung dieſer Fabel in den Valeſianis p. 48. zu finden.
Urur-Anfrau. ſiehe. VorOber-Elter-Mutter.
Uſſendorffin,
Scholaſtica. Eine adeliche gelehrte Dame, ſo etliche Centurien wohlgeſetzter Lateiniſcher Epigrammatum nachgelaſſen, wovon der Profeſſor zu Hildesheim P. Sevenſtern groſſes Ruͤhmen gemacht.
Utenhoffin,
Anna. aus einem Hollaͤndiſchen gelehrten Geſchlechte; ein gelehrtes und ſehr beleſenes Weib in Holland, ſie machte ein gutes Carmen. Vid. Poſthium. Part. II. Poemat. [Spaltenumbruch]
W. Wackerin
p. 339. Paſch. in Gynæc. Doct. p. 59. & Thomaſ. in Diſſert. d. Fœm. Erudit. Theſ. 1. §. 50.
W.
Wachen bey den Kindern,
Iſt ein Amt derjenigen WeibesBilder, ſo von der Sechswoͤchnerin abſonderlich hierzu beſtellet worden, daß ſie des Nachts bey den kleinen Kindern wachen, auf ſelbige Acht haben, und ſie pfleglich warten, damit die ſtillenden Ammen ihre Ruhe haben moͤgen.
Wachholder-Beere,
Baccæ juniperi, Graines de Genievre, ſind Fruͤchte eines bekannten Baums, aus welchen ein Oel, Safft, Brantewein ꝛc. gemacht wird, ſo wieder gewiſſe Zufaͤlle dienen, davon hin und wieder gantze Tractate zu finden. Was dieſe Beeren in der Kuͤche nuͤtzen, uñ wie viel Eſſen hierdurch der Koch wohlſchmeckend und geſund zubereitet, ſolches wird hier und da bey denen Beſchreibungen abzunehmen ſeyn.
Wackerin von Wackenfelß,
Helena Maria. Des Kaͤyſerl. Hoffraths und Ritters, Joh. Malthæi Wackers à Wackenfelß unvergleichliche Tochter. Von Prag aus Boͤhmen, eine gelehrte Jungfer von vielen Sprachen und Wiſſenſchafften, ſie ſtarb daſelbſt in der beſten Bluͤte, nehmlich in dem 9. Jahr A. 1607. den 30. Maji ihres Alters. Vid. Paſch. in Gynæc. Doct. p. 59. Baldhoven in Catalog. Doct. Fœm. & Virg. in Fin.
Sie
(1069)
[Spaltenumbruch]
Wachs
Sie hat auch eine ziemliche Inclination und Geſchicklichkeit zur Poeſie ſpuͤhren laſſen, und war in der Vocal- und Inſtrumental Muſic wohl erfahren; auch in der Rechen-Kunſt ſehr geuͤbt. Es ſind dieſer gelehrten Jungfer viel ſchoͤne Epitaphia in Lateiniſcher, Frantzoͤiſcher und Italiaͤniſcher Sprache auffgeſetzet und zuſammen gedruckt worden; Conrad Bachmannus Prof. in Gieſſen, hat 2. ſchoͤne Epigrammata auf ſie gemacht.
Wachs-Band,
Iſt ein breites ſeidenes Band mit zerlaſſenen Wachs beſtrichen, wormit man denen kleinen Jungfern die vorderſten Haare hintergewehnet, und ſelbige ſtraff hinterbindet.
Waͤchſen Zwirn,
Heiſſet denen Naͤhderinnen die Zwirnfaͤden, wormit ſie in HaußLeinwand nehen wollen, mit weiſſen Jungfern-Wachs uͤberziehen, damit er nicht ſo offt reiſſe, und ſie im nehen auffhalte.
Wachs-Lappen,
Iſt ein von alten woͤllenen Tuch mit Wachs uͤberſchmierter Fleck und Lappen, mit welchen das Geſinde die Schꝛaͤncke, Threſor, Stuͤhl und Tiſch-Geſtelle glatt und helle zu reiben pfleget.
Wachsſtock-Scheere,
Iſt ein entweder von Silber oder Meßing und Eiſen zubereitetes kleines Geſtelle mit zwey dicht in einander ſchneidenden OberTheilen verſehen, worauf das Wei[Spaltenumbruch]
Wachtel Wagen
bes-Volck das zarte und geſchmeidige Wachs-Licht zu winden, und darmit in dem Hauſe herum zu gehen pfleget.
Wachtel,
Coturnix. Caille, iſt ein ſprencklichter Vogel ohne Schwantz, der ſich wie das Rebhun gerne zur Erde haͤlt; Man ſagt: es waͤren dieſe Voͤgel der Unkeuſchheit ergeben, auch zum verſpeiſen untuͤchtig, weil diejenigen, ſo davon eſſen, nach Avicennæ Bericht den Krampff und einen krummen Hals bekommen ſollen, welches aber andere Leute nicht glauben wollen. Vielmehr haͤlt unſer Koch ſolche, was den Geſchmack und Guͤte betrifft, denen Rebhuͤnern gleich, will auch daß man ſie eben wie dieſe tractire und zurichte.
Waͤchterin,
Heiſt insgemein diejenige Frau, ſo des Nachts uͤber in denen Wochen-Stuben oder bey andern krancken Patienten zu wachen, und ſelbigen an die Hand zu gehen pfleget.
Wagen-Korb,
Iſt ein von ſchlancken Ruthen oval rund geflochtenes Behaͤltniß auf vier hoͤltzernen Raͤdern oder Rollen ſtehend, worinnen die Muhmen und Ammen die kleinen Kinder auff und nieder zu fahren pflegen. Iſt mannichmahl von obenher mit einem Spiegel bedecket.
Wagenſeilin,
Helena Sibylla von Altorff, des beruͤhmten Joh. Chriſtoph Wagenſeils einige Tochter, und Prof. Da-
niel
U u u 4
(1070)
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Wahrſage
niel Mollers gelehrtes Eheweib. Iſt in der Griechiſchen und Lateiniſchen Sprache dermaſſen erfahren, daß ſie auch den in Griechiſcher Sprache ſehr ſchweren Poeten, Homerum, perfect leſen und verſtehen kan; In der Ebraͤiſchen Sprache iſt ſie ſo weit gekommen, daß ſie ihrem Vater groſſe Dienſte darinnen gethan, wie ſie denn gaͤntzlich beſchloſſen, die deutſche Bibel des ſeligen Lutheri in Rabbiniſchen Schrifften heraus gehen zu laſſen, die Frantzoiſche und Italiaͤniſche Sprache verſtehet ſie gleichfalls, haͤlt fleißige Correſpondenz mit des beruͤhmten Caroli Patini gelehrten Toͤchtern, und iſt wegen ihrer vortrefflichen Wiſſenſchafften in die beruͤhmte Italiaͤniſche Academie Recuperatorum auf und angenommen worden. Czvittinger in ſeiner A. 1711. herausgegebenen Specie Hungariæ Literatæ p. 262. ruͤhmet ſie ſehr. A. 1705. hat ſie auf ihres verſtorbenen Vaters Tod etliche ſchoͤne Lateiniſche Diſticha gemacht. Vid. Tenzel. Curieuſe Bibliotheqv. A. 1706. p. 130. & p. 126. Paull. in der Zeit verkuͤrtzenden Luſt. P. II. p. 1120. Junck. Centur. Fœm. Illuſtr. p. 84.
Wahrſagerinnen,
Sind zauberiſche und ruchloſe Weiber, ſo durch allerhand Teuffels-Kuͤnſte die Rathfragenden zu verblenden pflegen. Dergleichen gottloſe Weiber waren ſchon im alten Teſtamente, als das Wahrſager-Weib zu Endor, welches Saul ließ auffſuchen, 1. Sam. XXVIII, 7. Die Magd ſo einen WahrſagerGeiſt hatte. Act. XVI, 16.
[Spaltenumbruch]
Walbru Walpur
Walbrud die Heilige,
Des Fuͤrſten Magoldus, Grafens von Hennegau devote Gemahlin, war Stiffterin und Aebtißin des Ordens der Canoniſſen in Hennegau, welcher Orden ſich hernach durch gantz Niederland, Teutſchland und Lothringen ausgebreitet. Sie lebte A. C. 650.
Walcher-Holtz,
Iſt eine kleine herumgehende Waltze oder Rolle von Holtz gedrehet, ſo zu den Paſteten oder andern Teig in den Kuͤchen gebrauchet wird, und vermittelſt deſſen man den vorher durchwuͤrckten Teig auszudehnen und in duͤnne und zarte Blaͤtter bey dem backen zu bringen pfleget. Man nennet auch ſelbiges ein TreibeHoltz.
Walchin,
D. J. von Weimar aus Thuͤringen, ein in der Chymie erfahrnes Weibes-Bild, man findet von ihr ein Tractaͤtlein ſo betittelt wird: Mineraliſche Gluten, doppelter Schlangen-Stab, Mercurius Philoſophorum, langer und kurtzer Weg zur Univerſal-Tinctur. Leipzig Anno. 1705.
von Wallis Princeßin,
Heiſſet nicht nur in Engelland des Printzen von Wallis Gemahlin, ſondern auch die Erb-Princeßin von der Engellaͤndiſchen Crone, ſo in Ermanglung der maͤnnlichen Erben das Scepter erhaͤlt.
Walpurgis,
Des H. Willibaldi und Wuni-
baldi
(1071)
[Spaltenumbruch]
Wambs
baldi Schweſter und gelehrt geweſene Aebtißin zu Heydenheim im Anſpachiſchen, ſo A. 786. geſtorben, ſie war ſonſten aus Engeland, und wird ihr Coͤrper zu Aichſtatt verwahret, aus welchen ein gar reines Oel Tropffenweiſe flieſſen ſoll. Es wird ihr das Hodœporicon S. Willibaldi zugeeignet, worinnen ſie ihres Bruders gantze Reiſe beſchreibet; Sie ward vom Pabſt Hadriano II. canoniſiret und hat ihr Leben Philibertus Aichſtadianus beſchrieben, ſo bey dem Caniſio in Lection. Antiq. T. IV. zu finden. Vid. Voſſ. d. Philolog. c. 2. p. 12. Rader. Vol. 3. Bavar. Sanctor. p. 48. & 54. Pruſchium d Monaſter. Germ. p. 508. & 9. Pitſeum d. Illuſtr Britan. Script. p. 155. Hondorff. Prompt Exempl. P. III. p. 345.
Wambs, oder, Waͤmbſtlein,
Iſt ein aus allerhand ſeidenen oder wollenen Zeugen auf vielerley Art verfertigter weiblicher Ober-Habit, mit Ermeln und Schoͤſen verſehen. Die Augſpurgiſchen Waͤmbslein ſeynd ſtarck mit Spitzen friſiret, die Saltzburgiſchen haben lange Schoͤſe, und ſind insgemein von ſchwartzen Sammet oder feinen Tuch. Die Straßburgiſchen haben entſetzliche weite und kurtze Ermel, und werden Schopen genannt. Die Nuͤrnbergiſchen werden Roͤcklein genennet, ſind uͤber und uͤber mit Spitzen bebraͤhmet, haben auch einen Schurtz oder Fleck daran, an ſtatt der Schoͤſe, ſo gleichfalls ſtarck f[ – 1 Zeichen fehlt]iſiret iſt. In Leipzig wird es gleichfalls ein Roͤckgen benennet, und wird wegen der veraͤnderlichen Moden auf vieler[Spaltenumbruch]
Wamme Wanne
ley Art und façon bald mit engen bald mit weiten Ermeln, bald kurtzen bald langen Schoͤſen gemacht.
Wamme. ſiehe. Blume.
Wand-Leuchter,
Iſt eine von Silber, Meßing oder Blech getriebene Tille, mit einem Hinter-Schild gezieret, wird an die Wand befeſtiget.
Wand-Schrauben, oder, Hacken,
Seynd von Meßing gegoſſene oder von Eiſen zuſammen geſchweiſte und uͤberzinnte Hacken, ſo in die Zimmer in die Waͤnde geſchraubet oder angenagelt werden, damit man etwas daran hengen kan. In denen Putz-Zimmern bedienet man ſich ſtatt der WandSchrauben der ſo genannten Spollir Hacken.
von Wangenheim,
Anna. Aebtißin von St. Catharin, eine gelehrte Matrone, ſie hat A. 1480. ſchoͤne geiſtreiche Meditationes uͤber das Hohe Lied Salamonis geſchrieben. M. Michael Uranius, Rector des ehemahligen Gymnaſii zu Herrſchfeld gedencket ihrer gar ruͤhmlich in einer Oration.
Wanne,
Iſt ein von hoͤltzernen Tauben mit Reiffen zuſammen getriebenes laͤnglicht rundes Gefaͤſſe, worinnen die Waͤſche gebruͤhet und ausgewaſchen wird, iſt groß oder klein, die kleinern werden auch in der Haußhaltung zum Einſaltzen des Fleiſches gebrauchet. it. den
Stock-
U u u 5
(1072)
[Spaltenumbruch]
Wanne Waͤrm
Stockſiſch und andere Sache darinnen zu waͤſſern.
Wanne zu à la dauben,
Iſt ein hierzu abſonderlich von Kupffer getriebene und verfertigte Wanne, mit einem darzu gehoͤrigen Blech, welches durchloͤchert iſt.
Warda,
Rebecca, eine Irrlaͤndiſche Qvackerin, ſo ihre Qvackeriſchen und irrigen Lehren in Irrland, abſonderlich zu Waterford, eyfrig fortpflantzte, auch einen groſſen Schwarm und Anhang bekam.
Waͤrm-Flaſche,
Iſt ein von Zinn, Oval hol gegoſſenes Gefaͤſſe, mit einem Schraube- und noch gantz beſondern Deckel verſehen, wird mit ſiedenden Waſſer angefuͤllet, und in die Betten zu deren Erwaͤrmung geſetzet.
Waͤrm-Pfanne,
Iſt ein von Kupffer oder Meſſing rund gewoͤlbtes Behaͤltnuͤß, mit einem langen Stiel und durchloͤcherten Deckel verſehen, wird mit gluͤhenden Kohlen zu Erwaͤrmung der Betten angefuͤllt.
Waͤrmſtein,
Iſt ein viereckigt laͤnglicher, flacher und eingebogener duͤnner Stein, aus Serpentin gearbeitet und geſchnitten, welchen das Frauenzimmer bey beduͤrffenden Faͤllen heiß legen, und ſich ſelbigen in ein Tuͤchlein gewickelt, auff den Leib ſchlagen laͤßt; bey den gemeinen [Spaltenumbruch]
Waͤrm Waſch
Weibern muß eine warm gemachte Stuͤrtze deſſen Stelle vertreten.
Waͤrm-Teller,
Iſt ein doppelter und holer von Zinn gegoſſener und gedreheter runder Teller, mit einer Schraube verſehen, welcher mit heiſſen Waſſer angefuͤllet wird, darmit man bey dem Eſſen die ordentlichen Teller drauff ſetzen, und die Speiſen warm genieſſen kan.
Warnea,
Margaretha, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Waͤrterin,
Iſt eine arme Frau, ſo um ein woͤchentlich gewiſſes Warte-Geld Patienten in ihrer Kranckheit Tag und Nacht zu warten, und ihnen zur Hand zu gehen pfleget.
Waſchen,
Heiſſet das eingeſchwaͤrtzte und verbrauchte weiſſe Zeug und Waͤſch-Geraͤthe, von neuen wieder einweichen, bruͤhen, einſchmieren, ausreiben, ausſpielen und wieder reine machen.
Waſcheblau,
Iſt ein von Holtz breit und ſtarck geſchnitzter Stock mit einem Stiel, wormit das Weibesvolck an etlichen Orten die gebruͤhete, und naß auf einander gelegte Waͤſche zu ſchlagen und zu blauen pfleget, damit ſelbige hernach im Auswaſchen nicht allzu ſehr darff gerieben werden.
Waͤſche
(1073)
[Spaltenumbruch]
Waͤſche
Waͤſche legen. ſiehe. Legen Waͤſche. Waͤſcherin,
Seynd arme Tageloͤhners-Weiber, ſo die Woche uͤber auf die Waͤſchen, um das Geld, in die Haͤuſer zu gehen pflegen, die ſchwartze Waͤſche allda einweichen, bruͤhen, ſchmieren, waſchen, ausſpielen, ausringen, aufſchlagen, treugen und rollen helffen.
Waͤſcher-Lohn,
Heiſſet dasjenige veraccordirte Geld, ſo die Weiber denen Waͤſcherinnen vor ihre gehabte Muͤhe und Arbeit zu zahlen pflegen.
Waͤſcher-Maͤgdgen,
Seynd junge ledige Dirnen, ſo die eingeſchwaͤrtzte Waͤſche woͤchentlich von denen Studentenund andern Stuben zuſammen zu tragen, ſelbige zu waſchen, und wieder zu uͤberbringen pflegen.
Waſch-Gelte,
Iſt ein laͤnglicht rund hoͤltzernes Gefaͤß, mit 2. langen Handgriffen, worinnen die Waͤſcherinnen bey dem Auffbruͤhen, das kochende Waſſer in die Waſch-Teſe tragen, und ſolches uͤber die Waͤſche gieſſen.
Waͤſch- oder, GeraͤtheKoͤthe,
Iſt ein hohes und breites, von Holtz zuſammen geſetztes Behaͤltnuͤß mit Fachen unterſchieden, worinnen das Weibesvolck ihr Waſch-Geraͤthe zu verwahren und zu verſchlieſſen pfleget.
[Spaltenumbruch]
Waſchh Waſchz
Waſchhauß,
Iſt dasjenige Behaͤltnuͤß in dem unterſten Theile des Hauſes, wo die Waſch-Keſſel eingemauert ſtehen, das Waſſer und Lauge geſotten, und die ſchwartze Waͤſche gebruͤhet und gewaſchen wird.
Waͤſch-Kaſten,
Iſt ein abſonderlich groſſer, von Holtz zuſammen geſetzter Kaſten, worein das Frauenzimmer ihre Waͤſche, und weiſſes Geraͤthe zu legen, und ſelbiges allda zu verwahren pflegen.
Waſch-Keſſel,
Iſt ein groſſer, runder, kuͤpfferner Keſſel, eingemauert oder frey, worinnen das Waſſer und die Lauge bey den Waſchen gekocht und geſotten wird.
Waſch-Korb,
Iſt ein groſſer, laͤnglicht runder zuſammen geflochtener, und mit 2. Griffen verſehener Korb, ſo bey dem Waſchen zu allerhand kan gebrauchet werden.
Waſch-Leinen. ſiehe. Leinen.
Waſch-Zettul,
Iſt ein richtiges Verzeichnuͤß dererjenigen Waͤſch-Geraͤthe-Stuͤcken, ſo man in die Waͤſche mit zu waſchen giebet, damit das Weibesvolck daraus erſehen kan, ob es alles wieder aus der Waͤſche richtig bekoͤmmt.
Waſen-
(1074)
[Spaltenumbruch]
Waſen Waſſer
Waſenthau,
Magdalena Brigitta, Jodoci Weſenthaus Eheweib, war ein gelehrtes und verſtaͤndiges Weibesbild. Vid. Paullini in ſeiner Zeitverkuͤrtzenden Luſt. P. II. p. 1121.
Waſſer-Bley. Siehe. BleyStifft.
Waſſer-Kanne,
Iſt ein von Holtz laͤnglicht zuſammen geſetztes Gefaͤſſe, obenher mit einer loͤcherichten Handhabe verſehen, worinnen das Waſſer in die Kuͤchen getragen wird, in groſſen Kuͤchen werden ſie mit kuͤpffernen und polirten Reiffen umleget.
Waſſer meſſen,
Iſt ein aberglaͤubiſcher Gebrauch, wann das Weibesvolck in der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und 12. Uhr eine gewiſſe Qvantitaͤt Waſſer in ein Behaͤltnuͤß abmiſſet, und des Morgens fruͤhe wieder darnach ſiehet, ob es weniger geworden, oder zugenommen, woraus ſie ſich vorher propheceyen, ob ſie das kuͤnfftige Jahr uͤber reich oder arm ſeyn werden.
Waͤſſern. ſiehe. Einwaͤſſern.
Waſſer-Nixe,
Heiſſen diejenigen Geſpenſter, ſo ſich in Weibes-Geſtalt auff denen Fluͤſſen und Gewaͤſſern ſehen laſſen.
[Spaltenumbruch]
Waſſer
Waſſer-Nuͤſſe. ſiehe. Stachel-Nuͤſſe.
Waſſer-Perlen,
Seynd groſſe, runde, unaͤchte Perlen, ſo das Frauenzimmer alltaͤglich um den Hals zu tragen pfleget.
Waſſer-Probe reiner und keuſcher Weiber,
Als dorten Pheron des Aegyptiſchen Koͤnigs Seſoſtris aͤlteſter Sohn blind war, ward ihm von dem Oraculo angedeutet, daß er wieder ſehend ſolte werden, wenn er ſich in dem Waſſer oder Urin einer Frauen wuͤſche, die mit keinen andern, als mit ihrem eigenen Mann haͤtte zu thun gehabt. Worauff ſich Pheron mit ſeiner eigenen Gemahlin Waſſer zu waſchen anfieng, er blieb aber vor wie nach, blind. Hierauff ließ er anderer Weiber Waſſer in groſſer Menge aufffangen, und dieſes ſo lange, biß er endlich eine fand, durch deren Waſſer er wieder ſehend ward. Als dieſes geſchehen, ſchickte er ſeine Gemahlin, ſamt allen denen Weibern, ſo ihren Maͤnnern nicht reine Farbe gehalten, in die Stadt Erytrobulum, ließ ſelbige mit Feuer anſtecken, und verbrannte ſie alle zuſammen. Diejenige aber, durch welche ihm geholffen ward, nahm er zu ſeiner Gemahlin an.
Waſſer-Staͤnder,
Iſt ein von Kupffer oder Holtz zuſammen geſetztes groſſes Gefaͤß, mit einem Deckel verſehen, worinnen das Waſſer zum Kochen rein
erhal-
(1075)
[Spaltenumbruch]
Waſſer Watte
erhalten wird, in groſſen Kuͤchen pfleget er oͤffters mit einem weiſſen Schurtz umhaͤnget zu werden.
Waſſer-Trog, oder, RoͤhrKaſten, Roͤhr-Trog,
Iſt ein ſehr groſſer ausgezimmerter und ausgepichter tieffer holer Kaſten, worein das RoͤhrWaſſer geleitet wird, iſt offtermahls mit einem Unterſchied verſchlagen, und obenher zugedecket, worein die Koͤchin ihre SpeiſeFiſche zu ſetzen pfleget.
Waſſer zum abwiſchen,
Iſt ein aus weiſſen Bohnen, Semmelbroſam, Kuͤrbis, WeißWurtzwurtzel, Ziegenmilch, Pinien, und Fleiſch von Taubenbruͤſten, deſtillirtes und abgezogenes Schminck-Waſſer, deſſen ſich das Frauenzimmer, um weiſſe und ſchoͤne Haut dadurch zu uͤberkommen, zu be dienen pfleget.
Watherhada,
Maria, eine Engellaͤndiſche Quackerin, ſo ihre Qvaͤckeriſchen Lehren zu Boſton in Neu-Engeland ausſtreuen wolte, es wurde ihr aber von der Obrigkeit ſolches ſcharff verboten, ihre Zuſammenkuͤnffte zerſtoͤhret, und ihr alle Inſtrumenta, deren ſie ſich zum ſchreiben bedienen konte, mit Gewalt weggenommen, damit ſie nichts von ihren naͤrriſchen Lehren auffzeichnen, und andere mit ſolchen Gifft anſtecken moͤchte. Crœſ. Hiſtor. Quacker. p. 106. 495. & 96.
Watte ſeidne,
Iſt ein von Flocken-Seide zu[Spaltenumbruch]
Waug Weg
ſammen geſchlagenes welches Weſen, deſſen ſich das Frauenzimmer ſtatt der Baumwolle zum unterlegen zu bedienen pfleget.
Waugin,
Dorothea, eine Quackerin aus Alt Engelland, ſo ſich nach Boſton in Neu Engelland machte, um ihre quackeriſchen Lehren daſelbſt auszuſaͤen, allein ſie ward von der Obrigkeit daſelbſt gefangen genommen, in das Gefaͤngnuͤß geworffen, wegen ihrer Hartnaͤckigkeit ſonder Eſſen und Trincken darinnen beybehalten, auch weil ſie ſich dennoch nicht geben wolte, als eine Ertz-Verfuͤhrerin dermaſſen mit Schlaͤgen tractiret, daß ſie daruͤber ihr verfuͤhreriſches Weſen vergeſſen muſte. Crœſ. in Hiſtor. Quacker. p. 506.
Wechſel-Baͤlge,
Heiſſen diejenigen Kinder, ſo die Hexen mit dem Teufel ſollen gezeuget, und hernach an anderer von ihnen geſtohlener junger Kinder Stelle den ungluͤcklichen Eltern eingeſchoben haben. Sie ſollen insgemein erſchrecklich gefreßig, faul und ungeſtalt ſeyn, auch, wenn man ſie uͤbel haͤlt, von denen Hexen bey Nachtzeit wieder abgehohlet, und die vorigen rechten Kinder an deren Stelle zuruͤck gebracht werden.
Weggerin,
Anna, war eine in der Medicin und Artzney-Kunſt wohlerfahrnes Weib. Vid. Olaum Borricn. de Ort. & Progreſſ. Chem. p. 51.
Wegſetzen
(1076)
[Spaltenumbruch]
Wegſe Weiber
Wegſetzen Kinder,
Iſt ein gottloſes und ſuͤndliches Verbrechen derer Huren, und anderer liederlichen Vetteln, ſo ihre neugebohrnen Kindlein heimlich wegſetzen. Wann das Kind noch lebendig und unbeſchadet gefunden wird, und man aus denen Umſtaͤnden der Mutter Borſatz das Kind nicht zu toͤdten oder augenſcheinlich verderben zu laſſen, erſehen kan, wird ſie nach denen Saͤchſiſchen Churfl. Rechten mit Gefaͤngnuͤß oder Landes-Verweiſung abgeſtraffet, iſt das Kind aber Zeit waͤhrender ſolcher heiml. Wegſetzung geſtorben, wird die Mutter gleich einer andern Kinder-Moͤrderin am Leben geſtraffet.
Wegewarten. ſiehe. Cicori.
Wehe-Frau. ſiehe. KinderMutter.
Wehe-Mutter. ſiehe. Kinder-Mutter.
Wehethun der kleinen Kinder,
Iſt eine Extenſion und Ausdehnung einiger Muſculn und Flechſen, ſo von einer hefftigen Bewegung und Verruckung herruͤhret, weßwegen die Muͤtter ſelbige bey ſolchen Faͤllen zu ziehen pflegen. Siehe Ziehen kleine Kinder.
Weib. ſiehe. Frau.
Weiber-Garniſon,
In der Haupt-Stadt und Kaͤyſerlichen Reſidentz Monomotapa [Spaltenumbruch]
Weiber
in Aethiopien, iſt die Stadt-Garniſon von eitel Weibern beſtellet worden.
Weiber-Lehn, KunckelLehn, oder, SchlairLehn,
Heiſſet ein ſolches Lehn, wormit die weiblichen Perſonen auch belehnet werden, und in ſelbiges ſuccediren koͤnnen. Vid. Myler. de Princip. & Stat. Imp. c. 24.
Weiber-Regiment,
Iſt eine von denen herrſchſuͤchtigen und hochmuͤthigen Weibern wider die goͤttlichen Rechte Geneſ. III. v. 16. 1. Cor. II. v. 3. und den Wohlſtand angemaßte Herrſchafft uͤber ihre Maͤnner. Dergleichen herrſchſuͤchtiges und ungehorſames Weib war dort des Koͤnigs Ahasveri Gemahlin die Vaſti, um deren Willen er auch nach ihrer Verſtoſſung ein Koͤniglich Gebot im gantzen Reich ausſchreiben ließ, daß alle Weiber ihre Maͤnner in Ehren halten, und ein jeglicher Mann der Oberherr in ſeinem Hauſe ſeyn ſolte. Eſther. I. v. 19. & 22. bey denen alten Voͤlckern hatten die Maͤnner gar die Gewalt uͤber ihrer Weiber Leib und Leben. Jul. Cæſ. l. 6. Tacit. Annal. Lib. II. Tiraquell. ad LL. Connub gl. 1. part. 1. 31. 73. Dergleichen herrſchſuͤchtige Weiber, ſo dem Mann die Hoſen nehmen, haben es vielleicht von der Xantippe erlernet, als welche ihrem Mann dem Socrates oͤffters ſeine Kleider nahm, ſelbige anzog, und darinnen oͤffentlich ausgieng, damit indeſſen ihr armer Mann genoͤthiget ward,
bey
(1077)
[Spaltenumbruch]
Weibl Wein
bey ſeinem Ausgang nur eine alte Haut um ſich zu ſchlagen. Von dem ſchimpfflichen Weiber-Regiment Vid. Rodenburg. in Tr. d. Jur. Conjug. p. 193.
Weiblein,
Heiſſen nach dem Grund-Texte diejenigen irrigen, leichten, verfuͤhriſchen und leichtſinnigen Weiber, ſo ſich durch ſuͤſſe und glatte Worte der irrigen Lehrer leichte gefangen nehmen laſſen, und einem ieden Geiſte gleich glauben, Paulus gedencket deren II. ad. Timoth. III. v. 6. Vid. Grotium ad h. l.
Weiffe,
Iſt ein von Holtz verfertigtes, und oben und unten mit einem contrairen Qver Holtz verſehenes Hand-Inſtrument, woruͤber das geſponnene, und von der Spuhle lauffende Garn geſpannet, und nach der Zahl in Gebind und Strehne geſchlagen wird. Dergleichen Dienſte thut auch die ſo genannte Schnapp-Weiffe.
Weiffen, oder, Abweiffen,
Heiſſet das geſponnene Garn, von der Spuhle auff die darzu verfertigte Weiffe ziehen, und ſelbiges in Gebind und Strehne, vermoͤge eines darzwiſchen geſchlagenen Zwirnfadens bringen.
Wein,
Vinum, Vin, iſt das edle Gewaͤchs, das durch GOttes Segen aus der Erde koͤmmt, des Menſchen Hertz zu erfreuen. Es wird [Spaltenumbruch]
Wein
aber von einem guten Wein erfodert COS, das iſt: er ſoll haben Colorem, eine ſchoͤne helle Farbe, Odorem, einen guten Geruch, und Saporem, einen annehmlichen Geſchmack. Andere wollen ihn nach allen 5. Sinnen probiren und ſagen: ein guter Wein muͤſſe erkannt werden COSTA, nehmlich: Colore, Odore, Sapore, Tactu & Auditu. Das iſt: Ein guter Wein muͤſſe von ſchoͤner Farbe, guten Geruch, und annehmlichen Geſchmack ſeyn, auch beym Einſchencken friſch daher rauſchen. Sonſt giebt es der Weine ſehr vielerley Arten. Plinius hat ſchon zu ſeiner Zeit, deren 195. Geſchlechter gezehlet, und wuͤrde man ihrer heut zu Tage weit mehr zuſammen bringen, wenn man ſolche nach denen Landſchafften, Art der Trauben, dem Geſchmack, Erfindern, Wuͤrckungen ꝛc. betrachten wolte, ſo ich aber ietzo billich uͤbergehe, und curienſe Leute ohnedem in weitlaͤufftigen Wein- und Reiſe-Beſchreibungen hiervon ſattſam Nachricht finden werden. Nur melde ich dieſes, daß diejenigen Eſſen, welche der Koch mit Wein bereitet, deſto annehmlicher ſeyn, und koͤmmt ſelbiger nicht nur an gute Bruͤhen, ſondern es brauchet auch der Koch oͤffters die unreiffen Weinbeeren, welches beym Hecht und andern Orten wird zu ſehen ſeyn. So viel iſt hierbey anzumercken, daß die gemachten und geſchmierten Weine an die Eſſen nicht dienen, weil ſie bey dem Kuͤchenfeuer die Probe nicht aushalten.
Wein
(1078)
[Spaltenumbruch]
Wein Weißb
Wein abziehen,
Heiſſet den auf groſſen Faͤſſern liegenden Wein auf kleine Tonnen oder Bouteillen fuͤllen und abziehen.
Weindroſſel. ſiehe. Krammets-Vogel.
Wein Einſchlag geben,
Heiſſet ein mit Schwefel, Fenchel und Korn-Blumen angenetztes Tuͤchlein, brennend in das Wein-Faß haͤngen, welches zu zapffen gehet, oder nicht voll gefuͤllet iſt, wodurch es von dem Kaan, Moder und Anlauffen verwahret wird.
Wein fuͤllen,
Heiſſet dem haußhaͤltigen Weibes-Volck, den in denen Faͤſſern ſich verzehrenden Wein mit andern wieder aufffuͤllen, damit die Faͤſſer ſtets voll bleiben.
Wein-Mus. ſiehe. Suppe, Wein-Mus genannt mit Semmel.
Wein warten,
Heiſſet fleißige Auffſicht auf den im Keller liegenden Wein haben, als: nach der Farbe ſehen, die muͤrben und alten Reiffen beſichtigen, die Faͤſſer fleißig wiſchen und reinigen, Einſchlag geben und dergleichen.
von Weißbach,
Eliſabeth, war Anno 1500. Aebtißin in dem im XIII. Seculo [Spaltenumbruch]
Weißb Weißf
geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig Bernhardiner-Ordens.
Weiß-Bier. ſiehe. Breyhahn.
Weiſſe Haube,
Iſt ein aus klarer weiſſer Leinwand geſchnittenes, und hinten unter dem Neſt zuſammen gezogenes Haͤublein, mit ſchmalen weiſſen Spitzlein oder Canten um und um beſetzet, deren ſich das gemeine Weibesvolck zur Sommers-Zeit im Hauſe zu bedienen pfleget, der, Schnitt von ſelbigen iſt entweder rund uͤber die Stirne, oder mit einem ſpitzigen Schnepplein verſehen, welches die Weiber Schnepfen-Hauben nennen. Der Hallorum-Weiber ihre weiſſen Haͤublein, ſo ſie unter ihren ſchwartzen Sammet-Schleyern tragen, ſind von weiſſen Neſſeltuch.
Weißfiſch,
Alburnus, Poiſſon blanc (Blanchaille) iſt ein Fiſch, der zu des offt angefuͤhrten Bouſſveti Zeiten mit Eßig und etwas Garten-Eppich zubereitet auffgeſetzet wurde. Heut zu Tage kommen dieſe Fiſche nicht leicht auff Herren-Tafeln, ſondern ſie ſind eine Speiſe gemeiner Leute, dahero etliche ſie mit unter die Schneider-Fiſche veraͤchtlich rechnen. Dem ſey ihm aber wie ihm wolle, ſo werden doch dieſe Fiſche, wenn ſie abſonderlich etwas groß, durch des Kochs gute Zubereitung annehmlich gemachet; denn da richtet ſie derſelbe alſo zu: 1) Weißfiſche mit einer
Butter-
(1079)
[Spaltenumbruch]
Weißſiſche
Butter-Soſſe; 2) Weißfiſche mit zerlaſſener Butter; 3) Weißfiſche mit einer piquanten Soſſe; 4) Weißfiſche mit weiſſer Semmelbruͤhe, geroͤſteter Semmel und Speck; 5) Weißfiſche mit einer Citronen-Soſſe; 6) Weißfiſche gebacken; 7) Weißfiſche gebraten; 8) Weißfiſche gebraten mit einer weiſſen Caper-Soſſe; 9) Weißfiſche gebacken mit einer Baumoͤl-Soſſe; 10) Weißfiſche mit Sardellen; 11) Weißfiſche gebraten kalt, mit Aepffeln, Eßig und Baumoͤl.
Weißfiſche mit einer Butter-Soſſe,
Nehmet dergleichen Fiſche, ſchupet und reiſſet ſelbige wie andere Fiſche, und wenn ſie groß ſind, moͤgen auch wohl Stuͤckgen draus geſchnitten werden; waſchet ſie aus, und gieſſet ein wenig Eßig druͤber. Hierauf ſetzet in einen Fiſch-Keſſel Waſſer mit einer Hand voll Saltz vermiſchet auffs Feuer, und wenn es kochet, ſo thut die Weißfiſche drein, und laſſet ſie ausſieden. Nach dieſen richtet ſie auff eine Schuͤſſel an, die ihr aber vorhero mit Butter beſchmieren ſollet, ſtreuet geriebene Semmel und Muſcatenbluͤten dran, leget ein groſſes Stuͤck Butter darzu, und gieſſet etwas von der Bruͤhe dran, die aber nicht gar zu ſehr darff geſaltzen ſeyn. Dieſe Fiſche ſetzet hernach auff ein Kohlfeuer, und decket ſie mit einer andern Schuͤſſel zu, ihr moͤget auch wohl ein Paar gantze Zwiebeln mit beylegen, und alſo muͤſſet ihr ſie kochen laſſen, biß die Bruͤhe ein wenig dicke wird; [Spaltenumbruch]
Weißſiſche
alsdenn koͤnnen ſie zu Tiſche getragen werden.
Weißfiſche mit zerlaſſener Butter,
Wenn dieſe Fiſche, wie vorige geſchupet, geriſſen und abgeſotten worden, ſo laſſet in einer Caſſerole Butter auff dem Kohlfeuer nur zergehen, richtet alsdenn die Fiſche auff eine Schuͤſſel an, und laſſet die Butter druͤber lauffen, ſtreuet gehackte gruͤne Peterſilie und Muſcatenbluͤten druͤber, ſetzet es ein wenig auffs Kohlfeuer, damit ſich die Butter in die Fiſche ziehe, decket es aber zu, ſo koͤnnen ſie darnach hingegeben werden.
Weißfiſche mit einer piquanten Soſſe,
Dieſe Fiſche ſiedet wie vorige ab. Darnach muͤſſet ihr Butter in einer Caſſerole oder Tiegel auff dem Kohlfeuer braun machen, eine Hand voll geriebene Sem̃el drein ruͤhren, die ihr aber Caſtanienbraun roͤſten ſollet. Ferner gieſſet Bruͤhe, Wein und Eßig dran, werffet Nelcken, Ingber, Citronenſchalen, Zucker, und eine Hand voll kleine Roſinen drein, und laſſet es alſo durch einander kochen. Endlich leget die Fiſche darzu, die eine Weile liegen muͤſſen, damit ſich die Bruͤhe ein wenig hinein ziehe; Wenn ihr ſie anrichtet, ſo thut die Stuͤckgen mit einem EyerSchaͤufflein fein gantz auf eine andere Schuͤſſel, gieſſet die Bruͤhe druͤber, und garniret es nach euren Gefallen.
Weiß-
Frauenzimmer-Lexicon. X x x
(1080)
[Spaltenumbruch]
Weißſiſche
Weißfiſche mit einer weiſſen Semmelbruͤhe, geroͤſteter Semmel und Speck,
Habt ihr die Weißfiſche geſchupet, geriſſen und abgeſotten, ſo ſchlaget 4. biß 5. Eyerdotter in ein Toͤpffgen, Tiegel, oder Caſſerole, thut eine Meſſerſpitze rohes Mehl dran, gieſſet einen Eß Loͤſſel WeinEßig darzu, und ruͤhret es unter einander. Ferner leget ein Stuͤck ausgewaſchene Butter, eine gantze Zwiebel nebſt Ingber und Pfeffeꝛ hinein, gieſſet noch ein Paaꝛloͤffel Eßig, und das uͤbrige Waſſer darzu, daß ihr vermeynet Bruͤhe genug zu haben, ſetzet es auffs Kohlfeuer, und ruͤhrets ab, es muß aber beſtaͤndig geruͤhret werden, ſonſt laͤufft es zuſammen. Inzwiſchen thut wuͤrfflicht geſchnittenen Speck in eine Caſſerole, und laſſet ſolchen auff dem Feuer braun werden; ſchuͤttet ein Paar Haͤnde voll wuͤrfflicht geſchnittene Semmel hinein, roͤſtet ſie goldgelb ab, und ſetzet ſie bey Seite. Wenn nun die Bruͤhe fertig iſt, ſo nehmet ſie vom Feuer, damit ſie nicht kochet, richtet die Weißfiſche an, und die Bruͤhe druͤber, beſtreuet ſie mit der geroͤſteten Semmel und Speck, und gebet ſie hin.
Weißfiſche mit einer Citronen-Soſſe,
Sind die Weißfiſche beſchriebener maſſen abgeſotten und zugerichtet, ſo beſchmieret eine ſilberne oder zinnerne Schuͤſſel dick mit Butter, ſtreuet klar geriebene [Spaltenumbruch]
Weißfiſche
Semmel, Citronenſchalen und Muſcatenbluͤten drauff, leget die abgeſottenen Fiſche ordentlich hinein, und ſtreuet oben wieder geriebene Semmel, Citronenſchalen und Muſcaten-Bluͤten druͤber, gieſſet ein Paar Loͤffel voll Wein und das uͤbrige Waſſer darzu, ſetzet die Schuͤſſel auf das Kohlfeuer, decket ſie mit einer andern zu, und laſſet ſie ſo lange daͤmpffen, biß die Bruͤhe ein wenig dicke wird. Beym Anrichten ſchneidet von einer gantzen Citrone die Schalen, thut die Schalen nebſt allem weiſſen herunter, ingleichen auch die Kerne heraus, leget ſie an die Fiſche, und laſſet ſie eine Weile mit kochen, hernach moͤget ihr dieſes Gerichte hingeben.
Weißfiſche gebacken,
Schupet ſelbige, und thut ihnen das Eingeweide heraus, machet ihnen auff den gantzen Leib die Qvere Kerbgen, oder ſind ſie groß, ſo zerſtuͤcket ſie, ſonſt aber laſſet ſie nur gantz, und ſaltzet ſie hernach ein. In uͤbrigen verfahret mit ihnen, als wie mit den Karauſchen, davon unter dieſem Wort Nachricht zu finden iſt.
Weißfiſche gebraten,
Schupet und machet dieſe wie vorhergehende zu rechte, nur daß ihr ſie gantz, und eine Weile im Saltze liegen laſſet. Hernach ſtreiffet ſie trocken ab, beſtreichet ſi[e] mit zerlaſſener Buttter, leget ſi[e] auf einen Roſt, darauf ſie gantz ge[-] maͤchlich braten muͤſſen. Wen[n] ſie nun auf einer Seiten brau[n] worden, ſo leget oben eine Schuͤſſe[l]
oder
(1081)
[Spaltenumbruch]
Weißfiſche
oder ein Blech druͤber, und verkehret den Roſt, loͤſet ſie fein mit einem Meſſer ab, und leget ſie wiederum auf den Roſt, woſelbſt ihr ſie vollends gar braten ſollet. Beym Anrichten brennet braune Butter druͤber, und beſtreuet ſie mit geriebener Semmel.
Weißfiſche gebraten mit einer weiſſen CaperSoſſe,
Wenn die Fiſche nach vorher beſchriebener Art abgebraten ſind, ſo thut 4. biß 5. Eyerdotter, nebſt einer Meſſerſpitze rohen Mehl in eine Caſſerole, und ruͤhret es ab, gieſſet ein Paar Loͤffel Eßig, Wein, und das uͤbrige Waſſer dran, leget ein Stuͤck Butter mit Ingber, Muſcatenbluͤten, Citronenſchalen, und eine Hand voll Capern dazu, ſetzet es auffs Kohlfeuer, und ruͤhrets ſo lange, biß die Bruͤhe dickigt wird. Endlich richtet die Fiſche an, gieſſet die Bruͤhe druͤber, und laſſet ſie zu Tiſche tragen, und ſo es euch gefaͤllet, moͤget ihr auch zerlaſſene Butter druͤber ſprengen.
Weißfiſche gebacken mit einer Baumoͤl-Soſſe,
Suchet unter den Karpffen mit einer Baumoͤl-Soſſe, auff welche Art die Weißfiſche auch zuzurichten ſind.
Weißfiſche mit Sardellen,
Suchet Hecht mit Sardellen, und bereitet die Weißfiſche auch alſo.
[Spaltenumbruch]
Weißf Welſche
Weißfiſche gebraten kalt mit Eßig, Aepffeln, und Baumoͤl
Bratet die Weißfiſche ab, wie ſchon vorher beſchrieben worden, und leget ſie auf eine Schuͤſſel, daß ſie kalt werden. Hernach ſtreuet wuͤrfflicht geſchnittene Aepffel druͤber, reibet Zucker drauf, thut kleine Roſinen, Ingber und Pfeffer hinzu, gieſſet Eßig und Baumoͤl uͤber die Fiſche, und laſſet ſie alſo zu Tiſche tragen.
Weiß Melonen-Waſſer,
Iſt ein aus Melonen, Marck, Alaune, getoͤdteten Qveckſilber, gebrannter Alaune, jungen Schweine-Ruͤſſel, Terpentin, Eyern mit ſamt der Schalen geſtoſſen, Citronen-Safft, Zucker, Ziegen-Milch und weiſſen Wein vermiſchtes, und bey gelinder Waͤrme deſtillittes Waſſer, deſſen ſich das Frauenzimmer, um ihre Haut ſauber, weiß und zart zu erhalten, im Waſchen zu bedienen pfleget.
Welcke Ruͤben. ſiehe. Ruͤben.
von Wellerſe,
Judith, ein gelehrtes und kuͤnſtliches Frauenzimmer in Goßlar, maßen ſie nicht nur gut Latein ſchreiben und reden konte, ſondern auch in der Arithmetica, Aſtronomie und Inſtrumental-Muſic wie auch Mahler-Kunſt ſehr erfahren war.
Welſche Nuß. ſihe. Nuß.
Weltzer-
X x x 2
(1082)
[Spaltenumbruch]
Weltzer Weſter
Weltzer-Abend ſiehe. Rammel-Abend.
Wenda. ſiehe. Venda.
Wendelin,
Heiſſet dem Augſpurgiſchen Frauenzimmer ſo viel als ein Fecher oder Sonnen-Fecher.
Wendelmuth,
Eine fromme und gottsfuͤrchtige Wittbe, von Muͤnchendam, ſo wegen ihres Glaubens als eine ſtandhaffte Maͤrtyrin Anno 1527. den 15. Decemb. im Haag oͤffentlich verbrandt ward. Vid. Rabbi Maͤrtyrer-Buch. P. III. p. 121.
Wendelmuthin,
Margaretha, eines Mahlers Tochter zu Pegau in Meiſſen, war eine zu ihrer Zeit vortreffliche Mahlerin in Contrafaiten. Vid. Riſten in der Aprils-Unterredung. p. 263.
Werber,
Iſt eine vertraute und hoͤffliche Manns-Perſon von einem Freyer an dasjenige Frauenzimmer abgeſchicket, zu dem er eine innerliche Neigung und Trieb bey ſich fuͤhlet, mit gegebener Vollmacht um ſelbige bey ihr und ihren Eltern ſeinetwegen zu werben und anzuhalten.
Werck,
Heißt das Gewirre oder der Abgang, ſo bey dem Hecheln von dem Flachs uͤbrig bleibt.
Weſter-Hemde,
Iſt ein von zarten Caton, Ne[Spaltenumbruch]
Weſpen Westh
ſtel- oder Cammer-Tuch zuſammen-geſetztes kleines KinderHemdlein, mit allerhand Creutzen von zarten und ſaubern Spitzlein beſetzet, und mit einem Uberſchlag uͤber das Koͤpffgen zugleich verſehen, worinnen die neugebohrnen Kindlein getauffet werden. Bey denen Roͤmiſch-Catholiſchen werden denen getaufften Glocken auch Weſter-Hembden gemacht und umgeſchlagen.
Weſpen-Neſt gebackenes. ſiehe. Gebacken WeſpenNeſt.
Westhonia,
Eliſabetha Johanna, aus Engelland, lebte zu den Zeiten Kaͤyſers Rudolphi II. um die Abwechſelung des XVI. und XVII. Seculi, und war Johann Leonis, Kaͤyſerlichen Agentens zu Prag, Ehe-Liebſte. Eine gelehrte Dame und vortreffliche Poetin, ſo einen ſchoͤnen Lateiniſchen Vers und Brief ſchrieb; ſie verſtund Lateiniſch, Engliſch, Deutſch, Boͤhmiſch und Italiaͤniſch, und hatte mit denen gelehrteſten Maͤnnern, Joh. Scaligero, Oswaldo Crollio, Jano Bonſa à Nortwick, Stephano Leſieur, Joh. Gernando, L. Feighio, G. Martino à Baldhoven, Henrico Watero, Balthaſaro Cremero, Georgio Carlsperga und Balthaſar Exnero, ja was noch mehr zu verwundern, mit dem damahligen gelehrten Koͤnig in Engelland Jacobo I. eine gelehrte Correſpondenz, wie ſolches ihre netten Poemata, worinnen die Elegien gar nicht zu verbeſſern, und ihre herrlichen Epiſteln aus-
weiſen,
(1083)
[Spaltenumbruch]
Weyhel Wiege
weiſen, welche der gelehrte Schleſiſche Edelmann G. Martinus von Baldhoven unter dem Titul: Par thenicon Eliſabethæ Joannæ Westoniæ in 3. Theilen zu Prag in 8. heraus gegeben; Der beruͤhmte Paulus Meliſſus Schedius hat ihr den Poetiſchen Lorbeer-Crantz aufgeſetzet, und ſie bey Uberſendung deſſen mit zwey artigen Poematibus beehret, dergleichen auch Lotichius und Janus Douſa à Nortwick & Cattendyk gethan. Vid. Lotichium d. Nobilitat. Sex. Fœm. pag. 126. §. 36 & Part. II Bibl. Poetic. pag. 97. Haliervord. Bibliothec. Curioſ. p. 66. Paſch in Gynæc. Doct. p. 59. & 60. L. Feighius hat ihr ein gewiſſes Gebeth-Buch in etlichen Lateiniſchen Diſtichis dediciret.
Weyhel,
Iſt ein entweder von weiſſen Schleyer oder ſchwartzen Flohr umſaͤumtes langes Tuch, ſo ſich die Nonnen oder Cloſter-Jungfrauen uͤber das Haupt um das Geſichte herum an ſtatt einer Haube zu ſtecken pflegen.
Widebramin,
Eliſabeth, ein in unterſchiedenen Sprachen erfahrnes und beruͤhmtes Weibes-Bild, ſo zugleich auch eine gute Poetin war. Vid. Baldhoven in Catalog. Doct. Fœm. & Virg. in Fine.
Wiege,
Iſt ein aus Holtz auf vielerley Art zuſammen-geſetztes kleines Kinder-Bette, auf zwey hohen und ausgeſchweifften Waltzen ſtehend und auf beyden Seiten mit [Spaltenumbruch]
Wiege
hoͤltzernen Knoͤpffen verſehen, worinnen die kleinen Kinder ſchlaffen und ruhen, auch durch hin und wieder erregter Bewegung derſelben in Schlaff gewieget werden. In vornehmen Wochen-Stuben findet man ſelbige ſehr ſauber mit allerhand guten und koſtbaren Holtze als: Eben-Cypreſſen-NußbaumBuchsbaum-Zucker-Tannen- und andern Holtze, auf unterſchiedene Art und Figuren ausgeleget und durchgearbeitet.
Ledige Wiege nicht poyen,
Iſt ein alter naͤrriſcher Aberglaube einiger Weiber, ſo in denen wunderlichen Gedancken ſtehen, es koͤnte das kleine Kind nicht ruhen, wenn es in eine Wiege geleget wuͤrde, die man vorher ledig gepoyet haͤtte.
Uber die Wiege nichts langen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, da ſie vermeynen, es waͤre dem Kinde nicht gut zum Schlaffe, wenn man etwas uͤber die Wiege dem andern zulangete.
Wiegen ihrer zwey an einem Kinde,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, da etliche Weiber nicht zulaſſen wollen, daß ihrer zwey zugleich an die Wiege ſtoſſen, weil das Kind deßwegen nicht ruhen koͤnte.
Wiegen-Band,
Iſt ein langer von allerhand bunten Garn gewuͤrckter ſchmaler Streiff, ſo uͤber die Wiege Creutz-
weiſe
X x x 3
(1084)
[Spaltenumbruch]
Wiegen Wiechre
weiſe gezogen wird, damit die kleinen Kinder nicht heraus fallen koͤnnen; man pfleget auch dasjenige das Wiegen-Band zu nennen, welches an das eine Ende der Wiege angeknuͤpffet wird, und wormit die Muhmen oder Ammen die Wiege hin und wieder ziehen, welches bey gemeinen Leuten insgemein die Schrot-Baͤnder oder Saal-Leiſten von denen Tuͤchern verrichten muͤſſen.
Wiegen-Bret,
Iſt ein von hoͤltzernen Bretern zuſammen geſetztes breites Creutze, worauf die Wiege geſetzet wird, damit ſie wegen Ungleichheit der Dielen in denen Stuben, bey dem hin- und wieder-gehen nicht knarrt, und die kleinen Kinder dadurch im Schlaff beunruhigen moͤge.
Wiegen-Lied,
Seynd allerhand denen Ammen und Muhmen bekannte Geſetzlein und Melodien, ſo denen Kindern, in der Wiege, wenn ſie einſchlaffen ſollen, vorgeſungen werden, damit ſie daruͤber einſchlummern. Man hat geiſtliche und weltliche WiegenLieder.
Wiegen-Tuch,
Seynd diejenigen Tuͤcher, weiß oder bunt, ſo uͤber den Spriegel der Wiege gedecket werden, damit die kleinen Kinder im Schatten deſto geruhiger und ungehinderter ſchlafen koͤnnen.
Wiehre,
(Nach Hamburgiſcher RedensArt, denn nach hieſiger heißt es ein [Spaltenumbruch]
Wilde Wilhelm
Kappen-Drat) iſt ein hoher rundgebogener Drat, welcher mit Seide bewunden iſt, und von dem Frauenzimmer auf die Fontangen geſtecket wird, damit ſelbige von denen uͤbergehengten Taffet- oder Flohr-Kappen auch Regen-Tuͤchern nicht zerdruͤckt werden.
Wilde Wehen,
Oder Dolores ſpurii, heiſſen bey denen gebaͤhrenden Weibern, die nach dem Ruͤcken zu tretenden Schmertzen, ſo meiſtens von denen geſchwaͤchten Kraͤfften des Kindes und der Mutter, wenn ſelbige allzu fruͤh zur Arbeit angeſtrenget wird, ihren Urſprung haben.
Wildpret,
Ferina, Venaiſon, wird in roth und ſchwartz Wildpret eingetheilet. Zum rothen gehoͤren Hirſche, Thiere, Schmal-Thiere, Rehe, Haſen ꝛc. Zum ſchwartzen, Schweine, Kaͤuler, Bachen, Friſchlinge und ſo weiter. Es gehoͤret auch hieher das Feder-Wildpret, darunter man zehlet: Trappen, Auer- und Birck-Haͤne, Haſel-Huͤner, wilde Gaͤnſe, wilde Enten und Tauben, Krammets-Voͤgel und Rebhuͤner, Wachteln, Lerchen und andere kleine Voͤgel mehr.
Wildprets-Frau,
Heiſſen diejenigen Weiber, ſo das Wildpret in die Haͤuſer hauſiren herum tragen.
Wilgefortis. ſiehe. Liberata S.
Wilhelmina Hedwig,
Princeſſin des Marggrafens
von
(1085)
[Spaltenumbruch]
Winckel Windeln
von Heſſen Philipsthal Philippi, ward A. 1681. den 9. Octobr. gebohren, und war eine treffliche gelehrte Princeſſin. Sie ſtarb An. 1699. Vid Hiſtoriſche Remarquen der neueſten Sachen in Europa A. 1699. Menſe Sept. 25. pag. 197. & 98.
Winckel-Ehen. ſiehe Verplaͤmpern,
Wincklerin,
Eliſabeth, aus Schleſien von Breßlau, des im XVI. Seculo 53. jaͤhrig geweſenen Rectoris zu S. Elifabeth in Breßlau, Andreaͤ Wincklers Tochter, und M. Caſpar Weiglers Predigers und Profeſſoris daſelbſt ſehr gelehrtes Weib, ſie ſtarb Anno 1613. und hat Prof. Martin Hancke, ſie in einem oͤffentlichen Panegyrico A. 1668. unter die beruͤhmten Schleſiſchen Philoſophos und Philologos nach Wuͤrden und Verdienſt geſetzet. Sie hat ſchon in ihrem 10ten Jahre eine ſchoͤne Lateiniſche Oration gehalten, ſo A. 1533. zu Wittenberg herans kommen. In der Poëſie war ſie gleichfals nicht ungeſchickt, wie Caſpar Conrad in ſeiner Proſopographia Melica Mill. 1. pag. 202. bezeuget. Vid. Frid. Lucæ Schleſiſche Denckwuͤrdigkeiten. pag. 2199. Paſch. in Gynæceo Doct. p. 60.
Windeln,
Seynd viereckigte oder auch laͤnglichte von weicher Leinwand geſchnittene und umſaͤumte weiſſe Tuͤcher, worein die kleinen Kinder von unten her geſchlagen, oder, wenn man ſelbige in dem Kaͤpplein [Spaltenumbruch]
Wind Windsb
zu tragen aufaͤnget, um ihre Fuͤßlein genommen werden.
Windeln das Kind, oder beſchicken,
Heiſſet, wenn die Kinder-Mutter, Beyfrauen oder Ammen das kleine Kind taͤglich aus denen alten Windeln ſchlagen, ſelbiges wieder in weiß Geraͤthe legen friſche Windeln unterſtreuen, die NabelSchnure auf- und zubinden, reine legen, einklopffen, feſte wieder einbinden, und alles dasjenige, was zu des Kindes Wartung und Verpflegung gehoͤret, in Acht nehmen.
Windel-Lappen,
Iſt ein aus rothen oder ander faͤrbichten dichten und guten Tuche viereckigt geſchnittener und umſtochener oder mit Band eingefaßter Lappen, worein die kleinen Kinder geſchlagen und eingewindelt werden.
Windel-Schnure,
Iſt ein lang ſchmaler, entweder von Garn gewuͤrckter oder aus ſeidenen Zeuge zubereiteter, auch offt geneheter, geſtickter und mit Gold oder Silber eingefaßter Streiff, wormit die Kinder eingewindelt und befeſtiget werden. In Augſpurg heiſſet ſie ein Gurt.
Windsbeckin,
Des zu Friederici Barbaroſſæ Zeiten beruͤhmten Ritters und Miniſters gelehrte Gemahlin, eine zu ihrer Zeit vortreffliche Poetin und Moraliſtin, ſo an ihre Tochter gar herrliche Vermahnungen in Deutſchen Verſen geſchrieben,
man
X x x 4
(1086)
[Spaltenumbruch]
Windſor Wisna
man findet ſelbige bey dem Goldaſto Paræneticor. Veter. P. I. p. 219. & 323. Sie wurde wegen ihrer Klugheit und Tugend an dem Hofe des Kaͤyſers Friderici Barbaroſſæ zur Kaͤyſerl. Hofmeiſterin erklaͤret, und hatte die Ehre, daß ſie bey denen angeſtellten Spielen, worinnen man um den Preiß der Poëſie ſtritte, denen Siegern die Craͤntze austheilete. Vid. Morhoff. im Unterricht von der Deutſchen Sprache und Poeſie. P. 2. c. 7. p. 320.
de Windſor,
Madame, Ludovica de Frotté, von Geneu, war eine gelehrte Dame, ſo Spaniſch, Frantzoͤiſch, Engliſch und Italiaͤniſch vollkommen verſtande; man findet von ihr eine nette Epiſtel, ſo ſie an Gregorium Leti geſchrieben. Vid. Gregor. Leti in Ital. Regn. P. IV. L. 1. p. 64. & 68.
Wipperin,
Barbara, eine gute Poetin, ſo ſonderlich in den Sonnetten gluͤcklich geweſen, deren ſie ein gantzes Buch voll auf allerhand Begebenheiten zuſammen geſchrieben.
Wirthin,
Heiſſet die Hauß-Frau in denen Gaſt-Hoͤfen oder Schencken auff denen Doͤrffern, ſo die ankommenden Gaͤſte zu bewirthen und ſelbige auf alle Art und Weiſe zu accommodiren ſuchet.
Wisna,
Eine Wendiſche Jungfer, von ſonderlichen tapffern und heroiſchen Geiſte, denn als Haraldus Koͤ[Spaltenumbruch]
Wittbe
nig in Daͤnnemarck ſeine Voͤlcker hier und dar zuſammen zog, und wider Ringonem Koͤnig in Schweden zu Felde gieng, brachte dieſe Wisna etliche Trouppen Jungfern zuſammen, und ſtieß ſelbige zu des Haraldi Volck, hielte ſich mit ſelbigen ſo wohl, daß ihr der Koͤnig ein Faͤndel anvertrauete, ſo ſie auch allezeit unverletzt wieder darvon brachte; biß endlich zu letzt ein Schwediſcher und tapfferer Officier, Starcater genannt, ſie Heldenmaͤßig anfiel, und weil er ihr das Faͤndel nicht aus der Hand drehen koͤnte, ſelbiger die gantze Hand mit dem Faͤndel abhieb. Vid. Krantz. Hiſt. Wandal. l. l. p. 11. n. 20.
Wittbe,
Iſt eine Frau, welcher ihr Mann abgeſtorben, und die vor dem voͤlligen Verfluß des TrauerJahres nach ihres verſtorbenen Mannes Tode nicht heyrathen darff, maßen ſelbige vor inhonnet gehalten, auch mit einer Straffe beleget wird, Carpzov. Pract. Crim. P. 2. qu. 66. n. 77. Brückner. Deciſ. Matrim. c. 15. n. 36. ſeqq. In Spanien wird ſolches nicht ſehr in Acht genommen, weil die Weiber allda nach ihrer Maͤnner Tode gar balde wieder zu heyrathen pflegen, angeſehen von denen Wittben daſelbſt ein allzu ſtrenges Leben erfordert wird; denen Koͤnigiunen aber in Spanien iſt es nach des Landes Gewohnheit und Satzungen nicht wieder zu heyrathen vergoͤnnet. Das Kind, ſo eine Wittbe nach ihres Mannes Tod im 9. 10. auch noch zum Anfang des 11. Monats zur Welt bringet, wird
vor
(1087)
[Spaltenumbruch]
Wittben Witzend
vor ehrlich und richtig gehalten, wenn es aber ſpaͤter koͤmmt, wird es vor unaͤchtig erkannt. Carpz. Def. 15. & Reſponſ. 111. n. 11. Doch werden voͤllige 30. Tage in einem ieden Monat gerechnet. Die Wittben in Indien, ſo ſich mit ihren verſtorbenen Maͤnnern nicht zugleich wolten verbrennen laſſen, hieſſen ein Schandfleck ihres Geſchlechtes, ein Spott des Poͤbels, und die allerunwuͤrdigſten Seelen.
Wittben-Kaſten,
Iſt ein an etlichen Orten gebraͤuchliches und abſonderlich aufgerichtetes Ærarium publicum oder oͤffentliche Caſſa, woraus denen beduͤrfftigen Wittben etwas zu ihrem Unterhalt von der Obrigkeit pfleget gereicht zu werden.
Wittben-Kleid. ſiehe. Trauer-Kleid.
von der Witte,
Alheit, war eine Adeliche Jungfer und gute Hiſtorica, ſo die Graͤflichen Geſchlechter von Wintzenburg, Woldenberg, Schladen und Eberſtein artig und wohl beſchrieben haben ſoll.
Witthum, Witthum-Sitz. ſiehe. Leib-Gedinge.
von Witzendorffen,
Wilhelmina, gebohrne von Boͤſchen, ein in der Inſtrumentalund Vocal-Muſic erfahrnes Fraͤu[l]ein, geſtalt ſie nicht nur ein nettes Clavier ſpielet, ſondern auch im [Spaltenumbruch]
Wlaſſe Wochen
Singen wenig ihres gleichen haben wird.
Wlaſſe. ſiehe. Valiſca.
Wochen-Bette,
Iſt ein auf vielerley Façon ausſtaffirtes und praͤchtig geziertes erhabenes Bette, worinnen die Sechswoͤchnerin zu liegen oder zu ſitzen pfleget. Man findet insgemein daran Vorhaͤnge, von Damaſt, Atlas, Taffet oder Neſteltuch und Caton, falbaliret oder mit andern Zierrathen beſetzt; einen Crantz um ſelbiges, einen BettZopff von innen, ſaubere Kuͤſſen und Uberzuͤge daruͤber, mit ſchoͤnen Strichen und Spitzen durchnehet, Decke uͤber das Wochen-Bette, Vorſtecke-Tuch, u. d. g. m.
vor die Wochen gehen,
Heiſſet nach hieſiger Landes-Art, wenn die Gevatterinnen oder andere gute Freundinnen die KindBetterin in ihren Sechs-Wochen beſuchen, und ihr die gewoͤhnlichen Viſiten geben; es geſchiehet aber ſolcher Wochen-Beſuch insgemein zu zweyen mahlen.
Wochen-Hemdlein,
Seynd kleine abſonderliche Hemdlein vor die Wochen-Kinder, ſo vornher gantz offen ſind, und keine Achſel-Flecke haben.
Wochen-Kanne,
Iſt eine groſſe ſilberue Zier-vergoldte und mit getriebner Arbeit gezierte Kanne u. Trinck-Geſchirr, worinnen bey Kind-Tauffen der Wein mit Zucker und Citronen
ange-
X x x 5
(1088)
[Spaltenumbruch]
Wochen Wocken
angemacht, denen Gevattern in der Wochen-Stube vorgeſetzet und præſentiret wird.
Wochen-Stube,
Iſt ein reinlich und wohl-meublirtes Zimmer im Hauſe, worinnen die Kind-Betterin ihre SechsWochen haͤlt, und den WochenBeſuch anzunehmen pfleget. Man findet darinnen hauptſaͤchlich das Wochen-Bette, Wochen- und andere Stuͤhle, Wiege, koſtbare Spiegel und Teppichte uͤber die Tiſche, und andere Zierrathen mehr.
Wochen-Stuͤhle,
Seynd zwey groſſe, von Sammet, Damaſt, Tapeten, Gold- oder andern Leder uͤberzogene und mit ſaubern gelben Zwecken beſchlagene Seſſel, mit einer Hinter- und zwo Seiten-Lehnen befeſtiget, welche vor das Bette der SechsWoͤchnerin zur Zierrath geſtellet und geſetzet werden.
Wocken,
Iſt das oberſte Theil am Spinne-Rad oder Rocken, worum der Flachs, Werck oder die Wolle geſchlagen wird.
Wocken auflegen,
Heiſſet den auseinander gebreiteten und klar ausgezogenen Flachs oder Werck um den Spinnewocken locker legen und aufwinden.
Wocken-Band,
Iſt ein insgemein von Zwirn gewebtes ſchmales Band, wormit der Flachs oder das Werck, ſo um [Spaltenumbruch]
Wocken Wolffs
den Wocken geſchlagen worden, befeſtiget wird.
Wocken-Papier,
Iſt ein Bogen Maculatur oder ander Papier, welches um den aufgelegten Wocken geſchlagen wird, um ſelbigen dadurch zu befeſtigen.
Wohlriechende Kuͤßltin,
Sind kleine von allerhand Eſtoff, Damaſt, Taffet oder Zindel zuſammen genehete und mit allerhand wohlriechenden Specereyen und Kraͤutern angefuͤllte und durchſtochene Kuͤßlein, ſo das Frauenzimmer unter ihren Putz und Waͤſche mit zu legen pfleget, um ſelbigen dadurch einen ſchoͤnen Geruch zu geben und ſie zu parſumiren.
Wolckwitzin,
Catharina, war Anno 1481. Aebtiſſin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig BernhardinerOrdens.
den Wolff in denen zwoͤlff Naͤchten nicht nennen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, die denen Schaͤfern verbiethen den Wolff ja nicht in denen zwoͤlff Chriſt-Naͤchten zu nennen, damit ſelbiger nicht die Schafe zerreiſſe.
Wolffs-Zahn,
Iſt ein in Silber eingefaßter und mit dergleichen kleinen Schellen beſetzter Zahn vom Wolffe, ſo insgemein an dem Kinder-Paternoſter henget, welchen man denen
Kindern,
(1089)
[Spaltenumbruch]
Wolgern Wollen
Kindern, ſo Zaͤhne hecken, in das Maͤulgen giebet, in der Meynung, als braͤchen ſelbige durch deſſen verborgene Wuͤrckung und Krafft deſto eher hervor. Statt des WolffsZahns pfleget man auch offtermals Cryſtall oder einen andern laͤnglicht rund geſchliffnen Stein oder Fluß einfaſſen zu laſſen.
Wolgern. ſiehe. Nudeln zum ſtopffen.
Wolley,
Anna, eine geſchickte und ſehr verſtaͤndige Engellaͤnderin, ſie hat ihre Wiſſenſchafft und Klugheit durch zwey Buͤcher, nehmlich: des Frauenzimmers Zeitvertreib oder Præſervativ und Conditur-Kunſt, und dann durch ihren vollkommenen Koch, ſo zu Hamburg 1674. gedruckt worden an den Tag geleget. Vid. Lipen. in Bibliotheca Medica. p. 115.
Woll-Geſtelle. ſiehe. WollRad.
Woll-Rad oder WollGeſtelle,
Heiſſet dasjenige hoͤltzerne Ge[ſ]telle, worauf das Weibesvolck die Wolle zu ſpinnen oder zu drehen [p]fleget, iſt ſonſt faſt wie ein Spin[n]e-Rad, mit einer Spuhle, Fluͤgel, Stroh-Filtz und Spindel verſe[h]en, iedoch ſonder Wocken.
Wollen-Spinnerin,
Heiſſen diejenigen Weiber, ſo [d]ie Wolle um das Lohn woͤchent[li]ch zu ſpinnen, und ſelbige [in] die Manufacturen zu liefern [p]flegen.
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Wolters Wouter
Wolters,
Sara, Cornelii von Haſe, eines Franckfurtiſchen Reformirten Theologi gelehrtes Weib, ſo in der Ebraͤiſchen Sprache und Theologiſchen Wiſſenſchafften ſehr erfahren war.
Wot-Wartzcke, Siehe. Rind-Fleiſch, WotWartzcke auf Boͤhmiſch.
Wouterin,
Helena, war eine Hollaͤndiſche Zauberin, ſo durch des Teuffels Liſt und Betrug, mit welchen ſie ein Buͤndnuͤß gemacht hatte, viel grauſame und erſchreckliche Dinge vorgenommen. Er brachte ihr Geld und Guth zu, was ſie nur verlangete; und gab dieſe Zauberin auch vor, daß ſie von dieſem unſaubern Geiſt ſchwanger worden, und ein Kind zur Welt gebracht haͤtte. Hiernechſt ſuchte ſie auch die Leute anzufriſchen alle Religionen fahren zu laſſen, und ſich bloß nach dem Pabſte umzuſehen; Sie ward zwar von der Obrigkeit ins Gefaͤngniß geworffen, aber kurtz vor der Zeit, da ſie ihre Straffe leiden ſolte, fielen die Mauren des Gefaͤngniſſes, vielleicht durch Huͤlffe des Teuffels, ein, woraus alſo dieſes gottloſe Weib gluͤcklich entwiſchte. Doch hat der Rath zu Middelburg in Seeland wider dieſes boͤſe Weib eine Sentenz promulgiret, ſo in Niederlaͤndiſcher Sprache beym Antonio van Dale d. Oraculis pag. 151. ſeq. zu leſen iſt.
Wuͤbeln
(1090)
[Spaltenumbruch]
Wuͤb Wuͤnsb
Wuͤbeln, oder, ſtopffen,
Heiſſet dem Weibes-Volck die in Leinwand, Caton, Neſtel- oder ander zartes Tuch geriſſenen Loͤcher durch die darzu verfertigte Stopffe-Nadel dichte und ſauber mit klaren Zwirn wieder zufuͤllen und uͤberſtechen.
Wunder-Geburt, oder Monſtrum,
Iſt eine ungewoͤhnliche Geburt der ſchwangern Weiber, ſo daher zu entſtehen pfleget, wenn die Seele der Mutter ohngefehr durch einen Irrthum in ihren feſt ſich imprimirten Ideen verwirret, oder ſonſt auf eine Art verhindert und afficiret wird, daher ſie auch hernach dergleichen turbirte Ideen, gleich als muͤſte es ſo von Natur ſeyn, fort operiret; oder es geſchiehet auch, wenn die Seele im zerrinnen vor einem Theile des Kindes einen Abſchen bekoͤmmt, und deſſelben Nahrung aus Nachlaͤßigkeit vergiſſet, da er dañ hernach wieder zu nichts oder ſonſt unfoͤrmlich wird.
Wuͤnsburgiſchen Weiber,
Hieſſen diejenigen merckwuͤrdigen und gegen ihre Maͤnner recht getren beſtaͤndigen Weiber, welche als ſie A. 1140. vom Kaͤyſer Conrado III. belagert worden, ſich von demſelbigen ausbaten, daß ſie bey dem Abzug aus der Stadt ſo viel mit ſich nehmen duͤrfften, als ſie auf dem Ruͤcken tragen koͤnten, und als ihnen ſolches erlaubet ward, eine jegliche von ihnen ihren Mann auf dem Ruͤcken mit ſich nahm, und ſelbigen heraus trug. Camerar. [Spaltenumbruch]
Wuͤrck Wurmf
Hor. Succiſ. Cent. I. c. 50. Zwinger. Theatr. Vit. Hum. Vol. 6. l. 2.
Wuͤrcken,
Iſt eine Kunſt und Wiſſenſchafft mit allerhand farbichter Seide oder Garn vielerley Blumen, Figuren, Bilder und Fruͤchte nach dem Leben und Natur zart in einander zu weben, und ſelbige kuͤnſtlich heraus zu bringen.
Wuͤrck-Stuhl,
Iſt dasjenige von Holtz zuſammen geſetzte Geſtelle, woruͤber das Frauenzimmer allerhand Zierrathen und Putz-Geraͤthe, als Stuͤhle, Teppichte, Kammfutter und andere Sachen aus bunter Seide oder Garn zu wuͤrcken pfleget.
Wuͤꝛffel-Buch, oder, GluͤcksRaͤdlein,
Iſt ein luſtiges und kurtzweiliges Buͤchlein mit allerhand Figuren, Zahlen und Nahmen bezeichnet, auch mit vielerley boͤſen und guten Propheceyungen angefuͤllet, in welchen das Frauenzimmer zu wuͤrffeln und ſich bey dem Wurff auf eine und ander Fꝛage die Antwort ſagen laͤſt.
Wuͤrgen Huͤner, Gaͤnſe, Tauben, Enten ꝛc. ſiehe. Abſchneiden.
Wurm-Frau,
Heiſſen diejenigen alten ArtztWeiber, ſo auf den Jahr- und Wochen-Maͤrckten ihre Wurm-Kuͤchlein wieder die in dem menſchlichen Leibe wachſenden Wuͤrmer durch allerhand Rodomontaden und Zu-
ruffun-
(1091)
[Spaltenumbruch]
Wurſt
ruffungen dem umſtehenden Poͤbel Paquetweiſe um ein liederliches Geld verkauffen.
Wurſt,
Farcimen, Bouclin, iſt ein mit gehackten Fleiſch und untermengten Gewuͤrtz gefuͤllter Darm, deren man unterſchiedliche Arten findet. Es giebet Cervelat-Wuͤrſte, davon oben untern C. Nachricht zu leſen; ingleichen Leber-SchweißBrat- und Knack-Wuͤrſte, welche letztern insgemein aus Schweinefleiſch, Saltz, Pfeffer, Kuͤmmel und andern Dingen gemacht werden, deren Beſchreibung unter dem B. anzutreffen. So ſind auch in Nieder-Sachſen und an andern Orten bekannt die Rinds-Wuͤrſte, die Gruͤtz-Wuͤrſte, welche ſie aus Gerſt-Gruͤtze, und entweder aus Rinds- oder Schweine-Fett zubereiten und hernach als eine gemeine Hauß-Koſt bey dem Geſinde anzuwenden pflegen. In wohlbeſtallten Kuͤchen verfertigen die Koͤche auch gewiſſe Arten der Wuͤrſte, die ſie entweder zum garniren gebrauchen oder als ein delicates Eſſen mit aufftragen laſſen. Unter ſelbigen ſind ſonderlich beruͤhmt die Fricandelles oder Netz-Wuͤrſte, davon unter dem F. nachzuſchlagen; Saueiſes oder kleine Wuͤrſtgen, welche im S. beſchrieben anzutreffen. Sie machen auch Wuͤrſte von allerhand Fleiſch, Speck, Krebſen, Reiß und andern Sachen mehr, die ſie hernach mit guten Soſſen auffſetzen und verſpeiſen. Von dergleichen Wuͤrſten ſind folgende Beſchreibungen; 1) Wuͤrſte von gehackten Kalbfleiſch; 2) [Spaltenumbruch]
Wuͤrſte
Dito ohne Darm; 3) Wuͤrſte von Kalbfleiſch in Kaͤlber-Netzen noch anders; 4) Wuͤrſte von KalbsLebern; 5) Wuͤrſte von friſchen Speck und Eyern; 6) Wuͤrſte von friſchen Speck anders; 7) Wuͤrſte von Kalbs-Gekroͤſe; 8) Wuͤrſte von Spinat; 9) Dito ohne Daͤrmer; 10) Wuͤrſte von Krebſen; 11) Wuͤrſte von friſchen Morgeln; 12) Wuͤrſte von Reiß; 13) Wuͤrſte von Capaunen; 14) Wuͤrſte von Spanferckel.
Wuͤrſte von gehackten Kalbfleiſch,
Nehmet 3. Pf. derbes Kalbsfleiſch von denen Keulen, thut das Geaͤder heraus, und ſchneidet es gantz klein. Darnach nehmet friſchen Speck drey Viertel Pf. und ſchneidet ihn erſt mit einem Schneide-Meſſer, ſtoſſet ſolchen hierauff mit ein Paar hart geſottnen Eyer-Dottern in einem Moͤrſel, und ſchuͤttet ihn zum gehackten Kalbfleiſch; wuͤrtzet beydes ab mit Saltz, Muſcaten-Bluͤten, Ingber, Cardemomen und Citronenſchalen, miſchet ein wenig gantz klein geſchnittne Zwiebeln drunter, ſchlaget ein rohes Ey dran, gieſſet ein Paar Loͤffel dicken Rahm hinein; ſchuͤttet auch ein Viertel Pfund Speck, der gantz klein wuͤrfflicht geſchnitten worden, darzu, und reibet es zuſammen ab. Wenn dieſes geſchehen, ſo nehmet Daͤrmer von einem Schafe, ſchleimet dieſe ſauber, ſtreichet ſie mit einem Meſſer-Ruͤcken oder darzu gemachten Holtze gantz duͤnne aus, daß ſie werden als eine Blaſe. Hernach zie-
het
(1092)
[Spaltenumbruch]
Wuͤrſte
het von den ausgeputzten Daͤrmen an den Schlauch einer WurſtSpritze ein Stuͤck von 1. 2. biß 3. Ellen, oder ſo lang ihr wollet; fuͤllet alsdenn von dem abgeriebenen Gehaͤcke in die Spritze; ziehet vorne uͤber den Schlauch an der Spritze den Darm etwa eines Quer-Fingers lang herunter, nehmet hierauff den zur Spritze gehoͤrigen Stempel und fanget an zu ſtoſſen, ſo wird ſich der Darm nach und nach ſelbſt herunter ziehen und zur Wurſt machen, womit ihr continuiren ſollet, biß das Fleiſch alle, und ihr der Wuͤrſte genug habet; ſtreichet ſie endlich fein glatt zu, ſo ſind ſie fertig und moͤget ihr ſie hernach ſieden oder braten. Sollen ſie gebraten werden, ſo verfahret damit alſo: Setzet Mllch in einer Caſſerole aufs Feuer, und wenn ſolche kochet, ſo leget die Wuͤrſte drein, und laſſet ſie nur einen Auffwall thun; nehmet ſie hernach wieder heraus, beſchmieret einen Bogen Papier mit Butter, leget dieſen in eine Tarten-Pfanne und die Wuͤrſte drauff; ſetzet ſie alsdenn in einen geheitzten Backofen, auf daß ſie darinne braten moͤgen. Iſt dieſes geſchehen, ſo richtet ſie auf eine Schuͤſſel an, gieſſet das Fett aus der Pfanne, darinne ſie gebraten haben, druͤber her, beſtreuet ſie mit geriebener Semmel und gebet ſie hin. Mit dergleichen Wuͤrſten garniret man nicht nur die Potagen, ſondern man thut auch ſolche, wenn ſie beſchriebener maſſen in der Milch abgeſotten ſind, in den Potagen-Keſſel, oder in die Caſſerole, worinne Potagen eingerichtet ſtehen, hinein, [Spaltenumbruch]
Wuͤrſte
laͤſſet ſie nur ſo mit kochen, und werden ſie alsdenn auch zum garniren gebrauchet. Ingleichen dienen ſie auch als eine Beylage und Garniture zum Braunkohl, gruͤnen Kraut, welcken Ruͤben, durchgeſtrichenen Erbſen, gehackten Sauerkraut, Kumps-Kraut und dergleichen, wenn ſie nehmlich nach obiger Art gebraten werden.
Wuͤrſte von Kalbfleiſch ohne Darm,
Schneidet ohngefehr ein und ein halb Pf. ausgebrochenen Nierenſtollen gantz klein, ſchlaget zwey Eyer dran, ſchuͤttet ein Paar Haͤnde voll geriebene Semmel darzu und thuts zuſammen in einen Moͤrſel. Ferner leget ein Stuͤckgen ausgewaſchene Butter als ein Ey groß drein, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, Ingber, CitronenSchalen und ſtoſſet es klar ab; thuts nach dieſen wieder heraus auf eine Schuͤſſel und machet kleine Wuͤrſtgen draus etwa eines Fingers lang. Nach dieſen muͤſſet ihr in einer Pfanne oder Caſſerole Schmaltz auf dem Feuer laſſen heiß werden, und darinne die gemachten Wuͤrſtgen, wenn ihr ſie ſie erſt ein wenig mit Mehl beſtreuet habt, fein goldgelb heraus backen, die ihr hernach entweder gleich eſſen oder nur zu Potagen brauchen moͤget.
Wuͤrſte von Kalbfleiſch in Kaͤlber-Netzen noch anders,
Suchet unter dem F. die Fricandelles, nach welcher Art ihr dieſe Wuͤrſte machen muͤſſet.
Wuͤrſte
(1093)
[Spaltenumbruch]
Wuͤrſte
Wuͤrſte von Kalbs-Lebern,
Kalbs-Lebern muͤſſen erſt ein wenig ab blanchiret, ausgeaͤdert und abgehaͤutelt, hernach aber gantz klein geſchnitten und mit drey Viertel Pf. gantz klein wuͤrfflicht geſchnittenen Speck vermiſchet werden. Nach dieſen weichet Semmel in Milch ein, druͤcket dieſe wieder trocken aus und thut ſie nebſt Ingber, Pfeffer und geſchnittenen Majoran auch darzu; ſaltzet es zur Gnuͤge, ſchlaget ein Paar Eyer dran; werfft noch ein Paar Haͤnde voll geriebene Semmel hinein, und menget alles wohl untereinander. Dieſe Fuͤlle fuͤllet darnach in Bratwurſt-Daͤrmer, vermachet an denenſelben die Enden, damit nichts heraus laͤufft; blanchiret ſie in Milch, bratet ſie ab wie die erſten vom Kalbfleiſch, und bedienet euch derſelben zur Beylage und Garniture.
Wuͤrſte von friſchen Speck und Eyern,
Nehmet ein und ein halb Pf. guten friſchen Speck, loͤſet alle Haut davon ab; ſchneidet ihn hernach klein und werffet ihn nebſt 3. hart geſottenen Eyerdottern in einen Moͤrſel und ſtoſſet beydes klar ab. Schuͤttets hierauf in einen Aſch oder erdene Schuͤſſel; wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, Cardemomen, Ingber und CitronenSchalen, werfft in Milch eingeweichte und wieder ausgedruckte Semmel dazu, ſchlaget 4. gantze Eyer und 6. Dotter drein; thut Saltz und geſchnittene Piſtacien drunter und ruͤhret es wohl unter [Spaltenumbruch]
Wuͤrſte
einander. Iſt etwan das abgeruͤhrte nicht gar zu duͤnne, ſo gieſſet ein halb Noͤſel guten dicken ſuͤſſen Rahm drein, fuͤllet das abgeruͤhrte in Schweins-Daͤrmer, die aber nicht gar die kleineſten ſeyn ſollen; bindet ſie oben und unten zu, ſo ſind ſie fertig. Dieſe Wuͤrſte koͤnnet ihr hernach brauchen, zu was ihr wollet, doch werden ſie meiſtentheils gebraten in einer Pfanne, es mag eine eiſerne oder erdene ſeyn, die muͤſſet ihr mit Butter beſchmieren, die Wuͤrſte drein legen und in eine Roͤhre oder Backofen ſchieben.
Wuͤrſte von friſchen Speck anders,
Nehmet 1. oder auch 2. Pfund Speck, nachdem ihr viel Wuͤrſte machen wollet, und hacket ſelben gantz klein; ſchuͤttet ihn in einen Reibaſch und thut in Milch eingeweichte Semmel, 4. bis 5. Eyer, geſchnittenen Schnittlauch, Muſcatenbluͤten, Ingber, Pfeffer und Saltz darzu, ruͤhret dieſes zuſammen ab, fuͤllet es in Daͤrmer und bereitet ſie auff vorher beſchriebene Art.
Wuͤrſte vom Kalbsgekroͤſe,
Nehmet 1. oder 2. Stuͤck Kalbsgekroͤſe, und kochet dieſe ſauber ab, kuͤhlet und druͤſet ſie hernach aus, ſchneidet ſie mit einem Schneidemeſſer klein, weꝛffet ein halb Pfund wuͤrff licht geſchnittenen friſchen Speck, nebſt Muſcatenbluͤten, Ingber, Saffran, eingeweichter Semmel, gehackter gruͤner Peterſilie, kleinen Roſinen und ein we-
nig
(1094)
[Spaltenumbruch]
Wuͤrſte
nig Saltz dazu, ſchlaget 5. biß 6. Eyer dran, thut dieſes alles zuſammen in einen Tiegel, oder Caſſerole, und ruͤhret es mit einander ab. Hieraus bereitet dieſe Wuͤrſte, wie die Wuͤrſte vom gehackten Kalbfleiſch und verbrauchet ſie nach euren Gefallen.
Wuͤrſte von Spinat,
Laſt in einem Keſſel Waſſer auff dem Feuer kochen, und werfft alsdenn geleſenen Spinat nebſt ein wenig Saltz darein, aufdaß er fein gruͤn bleibe. Wenn er nun genug geſotten, ſo ſeiget ihn ab, und drucker ihn aus, ſchneidet ihn alsdenn gantz klein, und thut ihn nebſt Semmel, ſo in Milch eingeweichet und wieder ausgedrucket worden, ingleichen Muſcatenbluͤten, Pfeffer wie auch kleinen Roſinen in einen Reibaſch, ruͤhret 6. Eyer, dergleichen Bereitung ihr unter denen Eyern, geruͤhret, finden werdet, u. ſchuͤttet dieſe nebſt ein wenig Saltz gleichfalls darzu, welches ihr alles unter einander klar reiben muͤſſet. Ferner nehmet ein halb Pfund Speck, ſchneidet ſolchen gantz klein wuͤrſflicht, und ruͤhret ihn mit drunter, fuͤllet alsdenn von dieſem Gehaͤck in die Daͤrmer und bereitet ſie, blanchiret ſie in Waſſer oder Milch ab, bratet ſie, wenn es euch gefaͤllet, auff Papier und koͤnnet ihr ſie hernach entweder zu Potagen oder abſondeꝛlich zu Kꝛaͤuter-Suppen gebrauchen.
Wuͤrſte von Spinat ohne Daͤrmer,
Verfertiget dieſe gleich wie vorherbeſchriebene, nur das ihr die ge[Spaltenumbruch]
Wuͤrſte
riebene Semmel in Schmaltz roͤſten muͤſſet, damit die farce ein wenig dicke werde. Darnach machet lange Strietzelgen draus, als wie bey den Kaͤlberwuͤrſten ohne Daͤrmer iſt gelehret worden, beſtreuet ſie ein wenig mit Mehl, und backet ſie aus heiſſem Schmaltz fein roͤſch heraus, ſo koͤnnet ihr ſie entweder trocken zur Garniture brauchen, oder aber zur Potage legen und mit kochen laſſen.
Wuͤrſte vom Krebſen,
Machet eine Krebs-Farce. deren Bereitung ihr beyn Krebſen finden koͤnnet, unter ſelbige menget noch gantz klein geſchnittenen wuͤrfflichten Speck, und treibet es durch die Wurſt-Spritze in die Daͤrmer. Darnach blanchiret die Wuͤrſte in Milch, nehmet ſie wieder heraus und pasſiret ſie in Krebs-Butter, deren Zubereitung im K. zu finden iſt. Solche Wuͤrſte koͤnnet ihr brauchen zur Garniture der Potagen, oder auch zu verſpeiſen auftragen laſſen, und kan man unter die Farce klein geſchnittene Piſtacien mengen, davon ſie noch angenehmer werden. Wer curieux iſt, machet wohl zwey biß dreyerley Wuͤrſte an einem Darm, und zwar erſtlich von den KaͤlberWuͤrſten weiß; darnach von Krebſen roth, und von Spinat gruͤn, und kan man ſolche als ein beſonders Eſſen aufftragen, oder nach Belieben auf eine Potage legen.
Wuͤrſte von friſchen Morgeln,
Ihr muͤſſet friſche Morgeln leſen, ſauber putzen, etliche mahl aus-
waſchen,
(1095)
[Spaltenumbruch]
Wuͤrſte
waſchen, gantz klein ſchneiden und ſie in Butter pasſiren, daß ſie weich werden. Darnach nehmet ſie wieder aus der Butter heraus und ſchneidet ſie noch kleiner; ſetzet auf ein Pf. guten Nieren-Talg zum Feuer, und wenn er gekochet, ſo ſchneidet ihn ebenfalls klein und ſchuͤttet beydes nebſt in Milch eingeweichter und wieder ausgedruckter Semmel, Muſcaten-Bluͤten, Ingber, Pfeffer und geſchnittener gruͤner Peterſilie zuſammen, ſchlaget 4. biß 5. Eyer dran, ſetzet und ruͤhret alles wohl durch einander; ſchneidet letzlich ein halb Viertel Pf. Speck gantz klein wuͤrfflicht und ruͤhret ſolchen auch drunter. Iſt es ſatt geruͤhret worden, ſo bringet es durch eine Wurſt-Spritze in die Daͤrmer; blanchiret die Wuͤrſte in Waſſer, bratet ſie und laſſet ſie warm zu Tiſche tragen.
Wuͤrſte von Reiß,
Nehmet ein halb Pf. Reiß und leſet dieſen rein; kochet ihn hernach nur halb gar in Milch, daß er recht dicke wird, thut ſolchen wieder heraus in einen Moͤrſel, und wenn ihr ihn gantz klein geſtoſſen habt, ſo ſchuͤttet ihn in einen Reibaſch, werfft ein Pf. gantz klein geſchnittenen friſchen Speck, MuſcatenBluͤten, Zimmet und Saffran darzu, ſchlaget 10. Eyer, aber nur von 4. das Weiſſe dran, und reibet es wohl unter einander. Iſt dieſes geſchehen, ſo menget nicht gar zu klein geſchnittene Piſtacien drunter, thuts in die Wurſt-Spritze und ſtoſſet es in die Daͤrmer auf die Art, wie ihr ſchon gelehret worden. Endlich koͤnnet ihr dieſe [Spaltenumbruch]
Wuͤrſte
Wuͤrſte in Milch blanchiren, ſelbe auf Papier braten und nach euren Gefallen brauchen.
Wuͤrſte von Capaunen,
Bruͤſte von Capaunen, oder auch von alten Huͤnern muͤſſet ihr nebſt ein halb Pf. friſchen Speck gantz klein ſchneiden und beydes in einen Moͤrſel mit einem Ey recht klar ab ſtoſſen. Darnach thuts heraus in einen Reibaſch, wuͤrtzet es mit Muſcaten-Bluͤten, Cardemomen und geriebenen CitronenSchalen; werfft in Rahm geweichte und wieder ausgedruckte Semmel darzu, und ſaltzet es ein wenig. Ferner ſchlaget von 6. Eyern die Dotter drein, ruͤhrets recht klar ab, und dafern es von den 6. Eyerdottern nicht duͤnne genug werden ſolte, ſo laſſet ein Paar Loͤffel voll Mehl dran lauffen. Wenn es nun ſatt abgeruͤhret worden, ſo fuͤllet es durch die Wurſt-Spritze in die Daͤrmer.
Wuͤrſte von einem Spanferckel,
Einem abgebratenen Spanferckel ziehet die harte Haut herunter, loͤſet ſelbigen alles Fleiſch ab, hacket ſolches klein und thut es zu drey Viertel Pf. gantz klein wuͤrfflicht geſchnittenen friſchen Speck, wuͤrtzet es mit Ingber, Pfeffer, Cardemomen und Saltz; ſchlaget ein Paar Eyerdotter dran, gieſſet ein wenig Rahm hinein, reibet von einer Citronen die Schalen drein und ruͤhret es wohl unter einander, das abgeruͤhrte bringet in die Daͤrmer und verfahret damit wie No. I. bey den Wuͤrſten von KalbfleiſchGehaͤck iſt gelehret worden. Hierbey iſt zu mercken, daß man das
Fleiſch
Frauenzim̃er-Lexicon, Y y y
(1096)
[Spaltenumbruch]
Wuͤrſte Wuͤrtel
Fleiſch von einem Spanferckel nur rohe nehmen kan, welches alsdenn muß gehacket, mit Speck und denen vorherbeſchriebenen Sorten abgemachet werden; nur duͤrft ihr keinen Rahm drunter gieſſen, ſondern ſtatt deſſen ein Paar Loͤffel voll guten Wein und ein wenig Thymian dazu ſchuͤtten und es letzlich alſo in die Daͤrmer bringen.
Wuͤrſte von Gaͤns-HalsLeder,
Siehe. Potage von einer, Gans, wo runter ihre Zubereitung zu finden.
Wurſt-Biegel,
Iſt ein aus Meßing, Horn oder Holtz verfertigter Ring mit einem kleinen Griff, vermoͤge deſſen die Wurſt-Fuͤlle in die SchweineDaͤrmer gedruͤcket u. gefuͤllet wird.
Wurſt, oder, Wulſt uͤber die Haube,
War eine insgemein von Taſſet uͤberzogene und mit Baumwolle oder Werck und Flachs ausgeſtopffte runde Wulſt, ſo uͤber das Neſt der Haube gezogen, und mit dem Flor-Teller bedecket ward; bey dem Circasſiſchen Frauenzimmer in Moſcau werden noch biß itzo zwey ſchwartze Wuͤlſte auf dem Kopffe getragen, etliche tragen gar groſſe auffgeblaſene Rinds-Blaſen, ſo mit allerhand faͤrbichten Coton umwunden ſind.
Wuͤrtel,
Iſt ein von Thon rund gebrannter kleiner Ring, ſo an die Spindel geſtecket wird, damit ſelbige im ausdrehen deſto beſſer herum lauffe, bey den Gold-Spindeln iſt er insgemein von Bley.
[Spaltenumbruch]
Wuͤrtze Wuͤten
Wuͤrtze,
Heiſſet das jung gebrauete Bier, ſo noch warm auf dem Bottig ſieht.
Wuͤrtze. ſiehe. Gewuͤrtz.
Wuͤrtz-Buͤchſe, oder, WuͤrtzLade,
Iſt ein vierecktes mit vielen Fachen unterſchiedenes und einem Schiebe-Deckel verſehenes Kaͤſtlein, worinnen allerhand geſtoſſene Wuͤrtze verwahret wird.
Wuͤrtz-Muͤhle,
Iſt ein von Holtz verfertigtes viereckigtes Inſtrument, von oben mit einer Leyer und der darzu gehoͤrigen Schraube, von unten aber mit einem Schube-Kaͤſtlein, worein das klein zermalmete Gewuͤrtze faͤllt, verſehen, worinnen das Frauenzimmer ihr Gewuͤrtze klein zu mahlen pfleget.
Wuͤrtz-Topff,
Iſt ein insgemein von Porcellan zubereitetes und mit zwey Henckeln geziertes Gefaͤß, worein das Frauenzim̃er allerhand wohlriechende Blumen zu ſetzen und ſelbige vor das Fenſter zu ſtellen pfleget.
Wuͤten der Mutter, auch Mann-Tollheit, und Kutten-Tollheit
Genennet, denen Medicis aber Furor uterinus. Iſt ein weiblicher Zufall, es werden vielmahls auch die Jungfrauen mit dieſem Ubel geplaget, und kommet insgemein aus Geilheit, phantaſtiſcher Einbildung eines ſchoͤnen maͤnnlichen Subjecti und unterſagtem Beyſchlaff her, daher ſie denn erſt-
lich
(1097)
[Spaltenumbruch]
X. Xalve
lich traurig, unruhig, melancholiſch werden, und endlich gar in Raſerey gerathen. Man nennet dergleichen Patientinnen auch Schotenthoͤricht.
X.
Xalvetia,
Jaquelina, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Xanthippe,
Des weiſen Socratis boßhafftiges Weib, ein Muſter aller boͤſen zanckſuͤchtigen Weiber, deren hartnaͤckigtes Gemuͤthe und moͤrriſches Weſen die alten Scribenten, als: Ælianus, Schefferus, M. Antonius, Laertius, Seneca, Athenæus, Plutarchus. Aul. Gellius, Syneſius, Antonius Meliſſa, Xenophon und andere mehr, nicht ſatt genug beſchreiben koͤnnen. Geſtalt ſie nicht nur Tag und Nacht durch ihr keiffen und immerwaͤhrendes Gemurmle den guten Soeratem hefftig gekraͤncket, ſondern auch darbey recht unverſchaͤmt und unvernuͤnftig hieß. Sie hat oͤffters um ihn zu kraͤncken ſeine Kleider angezogen, und iſt darinnen oͤffentlich ausgegangen, da unterdeſſen ihr geplagter Socrates eine alte Haut bey dem Ausgehen um ſich zu nehmen gezwungen ward; (welches [v]ielleicht denen Herrſchſuͤchtigen Weibern noch heute zu Tage An[l]aß und vermeyntes Recht giebet nach ihrer Maͤnner Hoſen zu greiffen) wann ſie ihren Mann allen Donner und Blitz auf den Hals gewuͤnſchet, hat ſie ſelbigen hernachmahls gar mit dem CammerBecken begoſſen, daher auch Laer[t]ius oͤffters zu ſagen gewohnet [Spaltenumbruch]
Xanthippe
war, daß allezeit auf der Xanthippe Donner-Wetter ein ſtarcker Goß und Regen kommen waͤr. Der Autor der Actorum Philoſoph. bemuͤhet ſich in dem erſtern Stuͤcke ſub No. IV. dieſer lieben Frau die Bruͤcke gar ſehr zu treten, und durch allerhand Gruͤnde und Beweißthuͤmer die Tugenden dieſes unſchuldigen und ſo arg beſchriehenen Weibes tapffer zu verfechten, welche Defenſion gar artig und gelehrt abgefaſſet worden, ob aber ſelbige eine Sententiam abſolutoriam auswuͤrcken, und die ſchon laͤngſt verfaulte Xanthippe bey der heutigen Welt nunmehro von dem ihr ſo lange Zeit ſchuld gegebenen Delicto voͤllig loßbinden wird, ſtehet zu erwarten. Nach Lini Bericht findet man noch eine Xantippe, welches aber ein heiliges und Chriſtliches frommes Weib geweſen. Vid. Fabric. Cod. Apocr. N. T. 779. Dergleichen Xantippiſche Toͤchter und boͤſe Sieben hatte dorten der gelehrte Lipſius, Rohaultus, Joh. Miltonus, Leonides Eleus, Suſarius Megarenſis, Tripodiscius, Georgias Leontius, Ludovicus Podius Putius, Trisponius, Gregorius Haimburgius, Bartholinus Paprocius, Johannes Oporinus, Caſpar Urſinus Velius, Johannes Aventinus, Dominicus Baudius, Proſper Podianus Peruſinus, Franciſcus Vosſius, Salmaſius, Geneſius Proidas, Pittacus Mitylenæus, Palladas, Petrus Lambecius, Saraſinus, Pasquierius, Bernhardinus Camuſius, u. a. m. welche alle insgeſamt des weiſen und gelehrten Socratis wiederwaͤrtigen Fata auch in ihrem Eheſtande erfahren muͤſſen. Vid.
M. Bœlt-
Y y y 2
(1098)
[Spaltenumbruch]
Xantho Xynoris
M. Bœttner. Diſſert. d. Malis Eruditor. Uxor. per tot. In dem Tuͤrckiſchen Koͤnigreich Candia ſoll es ſolch eiterbeißigtes Frauenzimmer geben, deren Zaͤhne, wenn ſie einen damit verletzen, ſo ſchaͤdlich, als der tollen Hunde Biß ſind.
Xantho,
War eine Nymphe, ſo der Oceanus mit der Thetis gezeuget. Virgil. l. 4. Georg.
Xellea,
Quirina, war ein beruͤhmtes zauberiſches Weib und Hexe.
Xenoclea,
War eine alte Griechiſche Poetin. Vid. Pauſan. in Phocic. p. 830.
Ximene,
Alphonſi II. Koͤnigs in Leon ungluͤckliche Schweſter, denn als ſich ſelbige ohne ihres Bruders Vorwiſſen mit dem Grafen von Sardagne, Xanche genannt, vermaͤhlet hatte, riß dieſer Alphonſus nicht nur Ximenen aus ihres geliebten Grafens Armen, ſondern ſperrte ſie in ein einſames Cloſter ein, ließ ihrem Grafen die Augen unbarmhertzig ausſtechen, und warff ihn ſodann ins Gefaͤngnuͤß. Zieglers Hiſtoriſches Labyrinth der Zeit. p. 807.
Xynoris,
Iſt ein vermeynter WeiberNahme einer heiligen Perſon, deren die Paͤbſtler in ihren Schrifften gar ruͤhmlich gedacht, es ruͤhret aber der Irrthum von dem Baronio her, denn dieſer gelehrte Cardinal hatte in dem Chryſoſtomo und Hieronymo das Wort Xynoris gefunden, welches ſo viel als ein Paͤrgen bedeutet, und weil er auf [Spaltenumbruch]
Y. Yſel Yſola
die Bedeutung dieſes Worts ſo wenig als auf die Connexion des Texts geſehen, als welcher von der Mutter und Groſſe-Mutter der Heil. Demetriadis redete, hat dieſer Baronius aus dem Nomine Appellativo ein Proprium und aus dem Paar eine heilige Jungfrau mit Nahmen Xynoris gemacht, und ihre Fatalitaͤten in ſeinen Annalib. Eccleſiaſtic mit erzehlet. Und dieſer Irrthum, den ihm Monſ. Le Feure Ludovici XIII. Hoffmeiſter im Vertrauen entdecket, iſt die Urſache, daß ſich die erſtere Edition von ſeinen Annalibus Eccleſiaſticis ziemlich unſichtbar gemacht, indem ſich dieſer Cardinal bemuͤhet ſelbige uͤberall auffzutreiben, ſo, daß man itzo unter Hunderten kaum ein einiges Exemplar antreffen wird, worinnen dieſer Fehler zu finden. Vid. Marville Melangesd’Hiſtoire & Literatur. Tom. II. p. 217.
Y.
von der Yſel,
Anna Martha, war ein gelehrtes Weibes-Bild. Paullini in ſeinem hoch- und wohlgelahrten Frauenzimmer weiſet ihre Grabſchrifft in 2. Lateiniſchen Diſtichis, worinnen ihre Qualitaͤten beruͤhret worden, pag. 146. auff.
Yſolana,
Roſina. Ein verſtaͤndiges und in den Hiſtoriſchen Wiſſenſchafften erfahrnes Weibes-Bild, hat ein Buch von der alten Graffſchafft Catelnburg, welche nach Abſterbung des letzten Stammhalters, Dietrichs, A. 1110. zum NonnenCloſter ward, geſchrieben. Vid.
Paul-
(1099)
[Spaltenumbruch]
Yſop Zahl
Paullin. hoch- und wohlgelehrtes Frauenzimmer. p. 146.
Yſop. ſiehe. Iſop.
Yzarts,
Anguel, war eine beruͤhmte Zauberin und Hexe.
Z.
Zabata,
Angela, von Valentia aus Spanien, ein uͤberaus verſtaͤndiges, gelehrtes und tugendhafftes Weibesbild, war von vortrefflich reiffen und hurtigen Judicio, und verſtande neben ihrer Mutter Sprache noch die Lateiniſche und Griechiſche ſehr wohl. In dem II. Tom. Bibliothec. Hiſpan. p. 340. wird ihr der Ruhm beygeleget, daß ſie einen recht Engliſchen Verſtand gehabt. Vid. Ludovic. Vives L. 1. d. Fœm. Chriſt. e. 4. p. 195. Voſſ. de Philolog. c. 2. p. 14.
Zabella,
Dominica, war eine beruffene Zauberin und Hexe.
Zaͤckeiſen,
Iſt ein von Eiſen ausgezaͤcktes Inſtrument, wormit das Frauenzimmer Flohr, Tuch oder Taffet am Rande auszuzaͤcken pfleget.
Zaͤcklein,
Seynd kleine faubeꝛe weiſſe Canten und zugeſpitzte Raͤnder, wormit das Frauenzimmer Halstuͤcher, Schuͤrtzen, Ermel, Manchetten und andere Sachen rings herum an den Enden zu beſetzen pfleget.
Zahl, oder, Gebinde.
Heiſſet bey dem Abweiffen zwan[Spaltenumbruch]
Zahl Zapffen
tzig um die Weiffe herumgezogene Faͤden Garn, ſo durch einen Zwirnfaden umſchlungen und unterſchieden werden, viertzig Gebinde machen zuſammen einen Strehn.
Zahl-Perlen. ſiehe. Perlen.
Zahl-Pfennige,
Seynd runde von Meßing gepraͤgte Medaillen klein und groſſer Sorten, ſo das Frauenzimmer bey dem Planeten-Poch- und andern Spielen gebrauchet.
Zahn-Pulver,
Iſt ein aus allerhand klein pulveriſirten Specereyen und ingredientien zubereitetes wohlriechendes Pulver, wormit ſich das Frauenzimmer die Zaͤhne zu ſaubern und ſelbige daburch rein zu halten pfleget. Die Weiber in Chialis einer Stadt in Aſien brauchen ſolches Pulvers nicht, indem ſie ſich ihre Zaͤhne uͤber und uͤber verguͤlden laſſen.
Zahnſtocher,
Iſt ein entweder von Silber oder einer Federkiele zugeſpitztes nnd mit allerhaud Drat und Zierrath umwundenes Inſtrument, wormit ſich das Frauenzimmer, wann ihnen bey dem Eſſen etwas zwiſchen die Zaͤhne kommen, wieder frey machet. Pfleget insgemein in einem ſilbernen, ſtaͤhlernen oder mit gold und ſilbernen Drat umflochtenen Futteral zu ſtecken.
Zapffen-Faͤßlein,
Iſt ein kleines flaches Faß, welches unter den Wein- und Bierhahn in den Keller geſetzet wird, und die herab traͤuffelnden Tropffen aufffaͤngt.
Zaſtaſta,
Y y y 3
(1100)
[Spaltenumbruch]
Zaſta Zeidl
Zaſtaſta,
War eine mit von den Boͤhmiſchen Amazonen, ſo unter der tapffern Anfuͤhrung ihrer heroiſchen Valaska A. 735. den Weiber Krieg in Boͤhmen anfiengen.
Zaͤumen, oder, Spannen, Huͤhner, Capaunen, ꝛc.
Heiſſet in denen Kuͤchen denen abgebruͤheten, ausgenommenen und reingewaſchnen Huͤhnern, ehe ſie an den Bratſpieß geſtecket, oder auch gekochet werden, die eine zuſammen gebogne Keule durch den Durchſchnitt, durch welchen das Eingeweyde heraus genom̃en wiꝛd, ſtecken, die andere aber dem uͤber den Ruͤcken hinunter gebogenen Kopff und Schnabel einverleiben.
Zehmin,
Eine geſchickte Leipzigerin, ſo nicht nur etliche netten Cantaten mit ihrer Poetiſchen Feder auffgeſetzet, ſondern auch darbey eine Virtuoſe Saͤngerin und Muſic-verſtaͤndiges Frauenzimmer iſt.
Zehr-Wuͤrmer. ſiehe. Mit-Eſſer.
Zeichnen,
Heiſſet dem Frauenvolck Buchſtaben aus dem A. B. C. oder die Jahrzahl mit Seide in weiſſe Waͤſche oder Bett-Geraͤthe nach dem Modell Tuch durch eitel an einander hangende und nach denen Faͤden abgezehlte Creutze nehen.
Zeidlerin,
Suſanna Eliſabeth, Gottfried Zeidlers, Pfarrers zu Finnſtadt in der Grafſchafft Mannsfeld gelehrte Tochter. Ein geſchicktes und qualiſicirtes Frauenzimmer, ſo zu[Spaltenumbruch]
Zeil Zelle
gleich eine gute Poetin iſt. Sie præſentirte ihrer Churfl. Durchl. zu Brandenburg als ſie An. 1681. den Huldigungs-Eyd zu Halle uͤbernahmen, ein nettes Gratulations Carmen. Uberdieß iſt von ihr An. 1686. ihr Jungferlicher Zeitvertreib aus allerhand vermiſchten Gedichten beſtehend, in 8. zu Leipzig heraus gekommen, der Frantzoͤiſchen Sprache iſt ſie vollkommen maͤchtig, maſſen man hin und wieder Brieffe von ihr, ſo ſie aus dem Frantzoͤiſchen uͤberſetzet, findet, welchen Uberſetzungen der Weltberuͤhmte Thomaſius in ſeinen Raiſonnement, ſo in der Vorrede ihres Bruders, Joh. Gottfried Zeidlers, Pantomyllerii §. 19. zu finden, eine groſſe Approbation giebet. Vid. Erdinann Neumeiſter. in Diſſert. d. Poet. Germ. p. 117. Paſch. in Gynæc. Doct. p. 60. & 61.
Zeilnerin,
Helena, von Augſpurg, eine gebohrne Stecklein, ein in Heil. Schrift wohlerfahrnes und beleſenes Weibesbild, ſie hat ſolches durch ein Buch dargethan, ſo ſie der Seelen Luſt-Gaͤrtlein betittelt, es iſt ſolches in 7. Theilen erſtlich in Augſpurg, hernachmahls aber zu Laupingen A. 1601. durch MJacob Wintern heraus gekommen. Vid. Paul. Bolduan. in Bibliothec. Theolog. fol. 263.
Zelle,
Iſt dasjenige abſonderliche und abgetheilte kleine Behaͤltnuͤß in denen Cloͤſtern, worinnen die Nonnen des Tages uͤber, wenn ſie keine Horas haben, ihren Auffenthalt und Verrichtung haben.
Zeller-
(1101)
[Spaltenumbruch]
Zeller Zenob
Zeller-Nuͤſſe. ſiehe. Nuß.
Zeneti,
Eine Spaniſche gelehrte Jungfer, ſo nicht nur viel Sprachen verſtande, ſondern auch anderer ſchoͤnen Wiſſenſchafften kundig war. Vid. Hiſpan. Illuſtrat. Tom. II. p. 175.
Zenobia,
Koͤnigs in Ægypten Ptolomæi tapffere Tochter, der Palmyrener Koͤnigin, welche ſo keuſch war, daß ſie auch mit ihrem eignen Mañ dem Odenato nicht eher der Liebe gepflogen, als wenn ſie zu concipiren gedachte. Sie wurde von denẽ ihrigen nach Peꝛfiſcher Art wegen ihrer ſonderbahren Tapfferkeit und klugen Verſtands im regieren faſt angebetet. In den Tempel gienge ſie allezeit mit einem Helm und Bruſtſtuͤck angethan, anbey war ſie ſo gelehrt, daß ſie die Griechiſche, Perſianiſche, Egyptiſche und Lateiniſche Sprache voͤllig verſtande, die Orientaliſche und Alexandriniſche Hiſtorie hatte ſie vollkommen inne, ihre Soͤhne Herennianum und Timolaum hat ſie ſelbſt gelehret. Man findet von ihr des Alexandri M. Geſchichte ſehr artig beſchrieben, ſie iſt auch eine vortreffliche Rednerin geweſen, und daher von denen Roͤmern bewundert worden. Cœlius S. C. Præfat. in Oper. Olymp. Morat. Volater. l. 20. p. 472. Fulgoſ. l. 8. c. 3. maſſen ſie ihr Kriegsvolck offtermahls mit ſtattlichen und beweglichen Orationibus tapffer zu fechten ermahnete. Voſſius in ſeiner Philologia. C. 2. p. 4. will ſie zu einer Juͤdin machen, die [Spaltenumbruch]
Zenob Zenon
Hiſtorien aber geben hin und wieder, daß ſie die Chriſtl. Religion ſorgfaͤltig unterſuchet, darneben aber doch in die tollen Lehrſaͤtze des ketzeriſchen Pauli Samoſatheni ungluͤcklich verfallen. Vid. Paſch. in Gynæc Doct. p. 23. it. Hoffmann. Lex. Univerſal. T. 1. p. 592. Von ihren Helden-Thaten, wie ſie nemlich wieder die Roͤmer und den Fuͤrſten Aurelium tapffer geſtritten, und den Probum in Ægypten geſchlagen, ſiehe Lipſ. Mon. Pol. l. 1. p. 111. ſeq.
Zenobia,
War des Armenianiſchen Koͤnigs Rhadamiſti Gemahlin, ſo vielen Ungluͤcks-Faͤllen unterworffen geweſen. Vid. Corn. Tacit. l. 12.
Zenonis,
Kaͤyſer Baſiliſci Gemahlin, ein ketzeriſches und Eutychianiſches Weib, ſo ihren Gemahl nicht nur zu einem Schwarm genoſſen dieſer irrigen Secte machte, wieder die Rechtglaͤubigen anhetzete, und ihnen allerhand Drangſal erregte, ſondern auch nicht eher nachließ, als biß das Chalcedoniſche Concilium, worauff Eutyches von 630. Biſchoͤffen verdammet war, aufgehoben, und dieſer groſſe Ketzer, als ein rechtglaͤubiger Lehrer erklaͤret ward. Weswegen auch die Unterthanen dem Baſiliſco mit Spott und Hohn vorwarffen, daß nicht er, ſondeꝛn ſeine Zenonis in Staatsund Kirchen-Sachen regierete, welches er ſich alſo zu Gemuͤthe zog, daß er zu Buſama in eine Kranckheit verfiel, und darinnen verſtarb.
Zephy-
Y y y 4
(1102)
[Spaltenumbruch]
Zephyr Ziegen
Zephyritis. ſiehe. Flora.
Zerfahrenes, oder, Zufahrenes. ſiehe. Suppe zerfahren genannt.
Ziegen- oder Bock-Fleiſch,
Caro hœdina, Chair de Chevre, will zwar nicht einem ieden ſchmecken, aber die Ziegen-Kaͤſe und Milch ſtehen denen meiſten beſſer an. Von dem vielen Waſſertrincken bekommen ſonſt die Ziegen gemeiniglich die Waſſerſucht, daran ſie leicht koͤnnen curiret werden; daß ſie aber das immerwaͤhrende Fieber haben ſollen, wie Varro Lib. II. c. 3. ſchreibet, kan man um vieler Urſachen willen nicht glauben. Die alten Medici haben vielmehr das Ziegen-Fleiſch ſehr geſund und als eine gute Artzeney in vielen Kranckheiten geprieſen, und berichtet Colerus aus dem Plinio: man koͤnne wohl tauſend Artzeneyen von denen Ziegen bereiten, welches ich an ſeinen Ort geſtellet ſeyn laſſe. Wenn die Ziegen jung ſeyn, ſo iſt ihr Fleiſch recht zarte, dahero werden ſie gebraten, und von denen Liebhabern mit Luſt verzehret, hingegen das Fleiſch von alten Ziegen iſt nicht ſo angenehm, und pflegen es nur gemeine Leute zu eſſen, denen zu Gefallen hat doch auch der Koch etliche Zubereitungen beygefuͤget: 1) Ziegen- oder Bock-Fleiſch mit Zwiebeln; 2) dito mit Ruͤben; 3) dito mit Kraut.
Ziegen- oder Bock-Fleiſch mit Zwiebeln,
Hacket dergleichen Fleiſch zu [Spaltenumbruch]
Zieg Ziehen
Kochſtuͤcken, waſchet ſolches ſauber aus, ſetzet es in einem Topff mit Waſſer zum Feuer, und laſſet es bald gar kochen, hernach kuͤhlet es aus, und thut es wieder in einen Topff, Caſſerole oder Tiegel; ſchaͤlet einen ziemlichen Theil Zwiebeln ab, ſchneidet ſie klein, und ſchuͤttet ſie auch an das Fleiſch; gieſſet alsdenn von der Bruͤhe, darinnen das Fleiſch gekochet hat, dran; wuͤrtzet es mit Ingber und Pfeffer; roͤſtet ein wenig Mehl in Butter, und brennet ſolches hinein, ſetzet es aufs Feuer, laſſet es kochen biß die Zwiebeln gar und die Bruͤhe dickicht worden, und richtet es hernach an.
Ziegen- oder Bock-Fleiſch mit Ruͤben,
Machet dieſes ab wie das Schoͤpſen-Fleiſch mit weiſſen Ruͤben.
Ziegen- oder Bock-Fleiſch mit Kraut,
Bereitet dieſes wie das Schoͤpſen-Fleiſch mit Kraut. Wer Ziegen- oder Bock-Fleiſch auf andere Art zurichten will, kan ſich nur nach dem Schoͤpſen-Fleiſch richten; bey gemeinen Leuten wird es nur mit Kuͤmmel abgekochet, und in brauner Butter gepraͤgelt aufgetragen.
Ziehen kleine Kinder,
Iſt eine denen Kinder-Muͤttern, Bey-Frauen, Ammen und Muhmen bekannte und gewoͤhnliche Operation bey kleinen Kindern, die ſich nach ihrer Art zu reden weh gethan, da ſie nehmlich bey ſolchen Faͤllen die kleinen Kinder auf ein
Kuͤſſen
(1103)
[Spaltenumbruch]
Ziehm Ziem
Kuͤſſen legen, den einen Arm und Fuß Creutzweiſe uͤber den Ruͤcken dichte zuſammen fuͤgen, oder dergleichen Operation von vornher mit Aufziehung eines Glaß-Kopffs, vermoͤge eines angebrannten Lichtleins auf dem Bauch vornehmen.
Ziehm,
Heiſſet dem Weibesvolck bey dem Fleiſch-Einkauff dasjenige Stuͤck Fleiſch am Rinde, ſo auswendig oben aus dem Hinter-Viertheil gehacket wird.
Ziemer,
Turdus viſcivorus, Grive, iſt ein Geſchlecht der Krammets-Voͤgel, welche gerne Wachholder-Beeren eſſen, davon ihr Fleiſch einen guten Geſchmack bekoͤmmet. Es ſind dieſe Voͤgel auf groſſer Herren Tafel ein beliebt Eſſen, welche meiſt gebraten aufgetragen werden, deren Zubereitung alſo geſchicht: 1) Ziemer gebraten; 2) dito anders; 3) Ziemer geſpickt zu braten.
Ziemer zu braten,
Ziemer, ſo viel ihr derer von noͤthen habt, muͤſſet ihr rupffen, ſauber zuputzen, ſelbe darnach an einen hoͤltzernẽ oder darzu gemachten eiſernen Spieß ſtecken und ſie ein wenig verſengen. Wollet ihr ſie nun gar braten, ſo bindet ſie an einen Brat-Spieß, und leget ſie zum Feuer; begieſſet ſelbige bald mit zerlaſſener Butter, beſprenget ſie ein wenig mit Saltz, und laſſet ſie alſo in vollen Giſcht braten. Hierbey ſollet ihr ſie oͤffters begieſſen; die Butter aber darff niemahls [Spaltenumbruch]
Ziem Zinnſ
braun werden; vor dem Anrichten begieſſet ſie, ſtreuet klar geriebene Semmel druͤber, richtet ſie ſauber an, und kan bey dem Auftragen ein wenig braune Butter darunter gethan werden.
Ziemer zu braten anders,
Wenn dieſelben vorher zugeputzet ſind, ſo ſtecket ſie an einen Spieß, und zwiſchen ieden Ziemer iedesmahl ein Stuͤck Speck; hernach koͤnnet ihr ſie, als vorherſtehende braten.
Ziemer geſpickt zu braten,
Dieſe richtet zu wie die Wachteln, ſpicket ſie fein klein und ſauber, und bratet ſie hernach wie die Wachteln.
Zigeunerin,
Iſt eine alte heßliche Landſtreicherin, ſo den Vorbeygehenden am Wege gute Waare ſagen, und um ein Trinck-Geld zukuͤnfftige Dinge vorher ſagen will.
Zimmet. ſiehe. Caneel.
Zindel-Taffet,
Iſt die allerſchlechteſte, leichteſte und duͤnnſte Art von Taffet, ſo auch von etlichen, wegen ſeiner Leichte und Durchſichtigkeit Schetter-Taffet benennet wird.
Zinnſtaͤuber. ſiehe. Federſtaͤuber.
von Zinnſendorff,
Graͤfin, ſo ſich vorietzo beſtaͤndig in Hamburg aufhaͤlt, und nicht nur einen vortrefflichen Gouſt von der Poeſie, ſondern auch ſelbſt et-
liche
Y y y 5
(1104)
[Spaltenumbruch]
Zipff Zirbel
liche ſchoͤne Gedancken darinnen entworffen haben ſoll.
Zipff. ſiehe. Pips reiſſen.
Zipffel-Muͤtze,
Iſt eine insgemeln von ſchwartzen Sammet, Pliſch oder TrippSammet mit ſchwartzen Spitzen bebraͤhmte und mit zwey lang und breiten uͤber die Schultern hinunter hangenden Zipffeln verſehene Muͤtze, an dem Umfang und Rande mit ſchmalen und kurtzen Rauchwerck vorgeſtoſſen, deren ſich die erbaren Matronen und alten Weiber an etlichen Orten zu bedienen pflegen.
Zippen,
Sind eine Art der Droſſeln, und werden auch auf ſelbige Art zugerichtet, dahero man nur nur die Droſſeln im D. aufſchlagen kan.
Zipperlein,
Podagra oder Arthritis genannt, iſt ein aus der Schaͤrffe des Gebluͤts herruͤhrendes Reiſſen in den Gliedern, von welchem oͤffters die Weiber ſo ſtarck als das Mannesvolck, beunruhiget und geplaget werden, wenn ſolcher Schmertz in denen Fuͤſſen iſt, heiſſet es eigentlich das Podagra; iſt er im Knie, nennet man es Gonagra, ſitzt er aber in Haͤnden, ſo heiſſet es Chiragra.
Zippora,
War des Moſis Weib, ſo ihren Sohn mit einem ſteinernen Meſſer ſelbſt beſchnitte. Exod. IV, 25.
Zirbel-Nuͤſſe. ſiehe. Pinien.
[Spaltenumbruch]
Zitter Zobel
Zitter- oder FlimmerNadeln,
Seynd groſſe Diamante und andere in Gold und Silber gefaſte Edelgeſteine, ſo auf einen rund und hol geſponnenen zarten Drat vernietet, und von den Dames hohen Standes in die auffgezogenen Haar-Puͤffe vornher eintzeln geſtecket werden, damit ſie bey des Kopffes Bewegung um ſich herum blitzen.
Zitterin,
Martha Eliſabetha, war erſtlich der Reformirten Religion zugethan, und eine Nonne in dem Frantzoͤiſchen oder Weiß-FrauenCloſter in Erffurt, bekennte ſich aber zur Lutheriſchen, und gab zugleich eine gewiſſe Schrifft heraus, ſo unter dem Titul: gruͤndliche Urſachen, warum ſie das WeißFrauen-Cloſter in Erffurt verlaſſen, und ſich zur Evangeliſchen wahren Religion bekennet; an ihre Mutter geſtellet war, welches Scriptum ſo beliebet ward, daß es zu Jena 5. mahl hinter einander wieder aufgeleget ward. Sie verfiel aber wieder hernach auf ihren alten Irrthum, und kroch in das St. Urſul-Cloſter zu Kitzingen am Mayn, gab auch zugleich vermeynte Urſachen ihres wieder hervor geſuchten Abfalls heraus; welches letztere Scriptum L. Hieronymus Bruckner zu Gotha An. 1679. gelehrt refutiret. Vid. Paſch. Gynæc. Doct. pag. 61.
Zobel,
Iſt ein von dergleichen Fell ausgeſchnittener und mit Taffer verfertigter Palatin, ſo das Frauen-
zimmer
(1105)
[Spaltenumbruch]
Zobel Zotzin
zimmer im Winter um den Halß ſchlinget. Dergleichen Fell koͤmmt aus Siberien, allwo dergleichen Thiere zu finden, und welche mit hoͤltzernen Poltzen geſchoſſen werden, damit das Fell unbeſchaͤdiget bleibet. Er iſt entweder gefaͤrbt oder ungefaͤrbt.
Zobel-Muff,
Iſt ein von dergleichen Fell oder Schwantz-Spitzen rund zuſammen geſetzter Uberzug, in welchen das Frauenzimmer die Haͤnde zu erwaͤrmen pfleget.
Zoccoli. ſiehe. Schuhe.
Zoë,
Conſtantini Kaͤyſers in Orient Tochter, erſtlich Kaͤyſers Romani, hernachmals Kaͤyſer Michaelis Gemahlin, welche ihre Maͤnner ſie aber alle beyde mit Gifft hingerichtet.
Zolp oder Zulp, auch Zulper,
Iſt ein weiſſes, weiches und von zarter Leinwand zuſammen gezogenes Tuͤchlein, worein Krafft- oder Zucker-Brod in gebrannte Waſſer oder andere ſtaͤrckende Sachen getauchet, geſchlagen, und denen kleinen Kindern in den Mund gegeben wird, damit ſie den Safft heraus ſaugen und ziehen; wird an denjenigen Orten gebrauchet, wo es nicht Mode iſt, die kleinen Kinder zu ſaͤugen oder zu ſtillen; dergleichen man in Augſpurg und andern Orten erſiehet.
Zotzin,
Gertrud, war eine gute Poetin, und hat ihr M. Nicolaus Kohlgruͤn [Spaltenumbruch]
Zove Zuchth
zu Ehren ein Lateiniſches Diſtichon aufgeſetzet.
Zove,
Iſt ein Maͤdgen, ſo der Adelichen Frau ihren Putz verfertiget, ſie bedienet, und ihr taͤglich aufwartet. Das gemeine Volck an etlichen Orten nennet ſie aus Unverſtand Treppen-Fleiſch.
Zuͤchterinnen, oder, ZuchtJungfern,
Heiſſen an etlichen Orten diejenigen zuvorher ausgeſehenen und gebethenen Jungfern, ſo der Braut uͤber der Tafel beyſtehen muͤſſen, und bey der Tafel ſehr erbar zu thun pflegen, daher auch das Sprichwort entſtanden: Man zuͤchte und thue erbar, wie eine ſolche Jungfer. Es werden auch von einigen diejenigen Jungfern und guten Bekannten Zuͤchterinnen benennet, ſo eine Gevatter ſtehende Jungfer mit ſich zugleich zu dem Gevatter-Eſſen oder Schmauß, als eine gute Freundin zu bringen pfleget.
Zuchthauß-Maͤgdlein,
Seynd arme Kinder weibliches Geſchlechtes, ſo wegen ihres Armuths oder Wayſen-Standes, in dem Zuchthauſe erzogen, und zu allerhand weiblichen Wiſſenſchafften und Kuͤnſten angehalten werden.
Zuchthauß-Mutter,
Heiſſet die jenige Frau, ſo die Auffſicht und Erziehung, uͤber die in dem Zuchthauß ſich befindenden Maͤgdlein hat, und ſelbige zur Arbeit anhaͤlt.
Zucker
(1106)
[Spaltenumbruch]
Zucker
Zucker,
Saccharum, Sucre, wird aus einem gewiſſen Rohr, ſo in Indien und andern Laͤndern mehr waͤchſet, gepreſſet, der heraus gepreßte Safft geſotten und raffiniret: auch gewiſſe Sorten davon canthiſiret. Es iſt aber der Zucker nicht nur in der Apothecke, ſondern auch in der Kuͤche ein noͤthiges Stuͤck, welches der taͤgliche Gebrauch der Speiſen bezeuget: Denn, wie wolte ein Koch ſeine Eſſen angenehm, lieblich, ſuͤſſe und piquant machen, wenn er den Zucker nicht haͤtte? darzu brauchet er nun unter denen vielen Arten insgemein den Melis und Canarien-Zucker, wiewohl auch bißweilen der Lumpenoder Koch-Zucker genommen, und an gewiſſe Eſſen gethan wird. Sonſten ſind die Sorten des Zuckers vielerley, als: Steer-Zucker, Candis-Brod, fein und ſchlecht, Canari, Refenat, Melis, Lumpen, bloſe Lumpen, Farin, Maſcovad ꝛc.
Zucker-Brod, oder, Biſcuit zu backen,
Nehmet ſchoͤn geſtoſſenen Zucker 1. Pfund, Krafftmehl 12. Loth, Waitzen-Mehl 14. Loth, zerſchlaget ſo viel friſcher Eyer, ſo viel hierzu vonnoͤthen, mit Wein wohl, miſchet das Mehl wohl unter einander, und machet einen Teig daraus, nehmet zur Hand eine papierne Capſul, ſchmieret ſie wohl mit Butter, und thut den Teig hinein, ſetzet denn ſolche Capſul in die Torten-Pfanne, und gebet ihnen unten und oben ſein gehoͤri[Spaltenumbruch]
Zucker
ges Feuer. NB. Man kan auch Roſen- und Zimmet-Waſſer, nebſt geſtoſſenen Coriander und Anis, ſo viel einem beliebet, darbey gebrauchen. Die Koͤche thun dergleichen manchmahl in die Suppen.
Zucker-Brod Frantzoͤiſch zu backen,
Nehmet 18. Loth geſtoſſenen Zucker, geſtoſſen Staͤrck-Mehl 5. Loth, Waitzen-Mehl 3. Loͤffel voll, Eyer und Wein darzu, dann wohl geklopfft, biß es einen Schaum giebet, den Zucker gerieben und hinein gethan, darnach erſt das Waitzen-Mehl, daß alles wohl unter einander koͤmmet, ſtellet es in die papierne Capſul, backet es in der Torten-Pfanne mit Feuer unten und oben ab, gebet Achtung, ob es in die Hoͤhe gehet, und gelblicht wird, iſt dieſes, ſo nehmet es heraus, und laſſet es in der Waͤrme trocknen.
Zucker-Hertzen gebacken. ſiehe. Gebackene Zucker-Hertzen.
Zucker-Plaͤtzlein zu machen,
Nehmet 8. Eyer, und von vieren die Dotter, reibet ſie wohl, thut 1. Pfund geſtoſſenen Zucker, ſchoͤn Waitzen-Mehl ein halb Pf. ruͤhret es wohl unter einander, machet Plaͤtzlein draus und backet ſie ab.
Zucker-Schaͤlgen,
Iſt ein von Porcellain, PrintzMetall oder Silber verfertigtes
flaches
(1107)
[Spaltenumbruch]
Zucker Zulage
flaches Schaͤlgen, worinnen der Zucker entweder klein gerieben, oder in kleine Stuͤcklein geſchlagen, bey dem Caffee und Thee mit aufgeſetzet wird.
Zucker-Schachtel,
Iſt ein von Meßing oder Blech meiſtens Oval rund getriebenes Behaͤltnuͤß, worinnen geriebener Zucker zum Caffee oder Thee lieget.
Zucker-Stꝛauben gebacken. ſiehe. Gebackene Zuckerſtrauben.
Zucker-Wurtzel,
Wird wegen ihres ſuͤſſen Geſchmacks mit zur Kuͤche aptiret, ein mehrers hievon ſuche unter der Hafer-Wurtzel oder Scorzonera.
Zugemuͤſe, oder, Zumus,
Heiſſen in denen Kuͤchen diejenigen ſchlechten und geringen Speiſen, ſo nach dem Fleiſch, Fiſch oder Gebratens auffgeſetzet werden, als da iſt: Getreugtes und abgekochtes Obſt, allerhand Mus und Tiegelbrey, Eyer auf vielerley Art zugerichtet, abgekochte Gartenund Kohlgaͤrtner-Kraͤuter und Wurtzeln, u. d. g. m.
Zugkbechergen,
Heiſſen in denen Kuͤchen diejenigen blechernen Formen, ſo keinen Boden haben.
Zulage,
Heiſſet bey dem Weibesvolck alles dasjenige ſchlechte und ge[Spaltenumbruch]
Zulp Zuſtoͤ
ringe Fleiſchwerck, das die Fleiſcher bey Abwiegung eines Bratens oder andern Fleiſches zu Vollmachung und Ergaͤntzung des Gewichtes mit darzu legen. Hieher gehoͤret: Kopff, Fuͤſſe, Caldaunen, Sack, Leber, Lunge, Hertze, Nieren, Maul, u. d. g.
Zulp. ſiehe. Zolp.
Zunder von WeiberHembden,
Iſt ein alter Weiber-Aberglaube, ſo da vorgeben, es glimmete kein Zunder an, der aus WeiberHemden gebrennet wuͤrde.
Zungen loͤſen kleinen Kindern,
Solches geſchiehet vornehmlich bey einigen Kindern, bey welchen das Zungen-Band ſo ſehr kurtz iſt, daß ſie weder recht ſaugen, noch wenn ſie aͤlter werden, deutlich reden koͤnnen, wo nicht dieſem Ubel durch eines geſchickten Chirurgi Hand, beyzeiten Huͤlffe geſchiehet.
Zuſchneiden zum Naͤhen,
Heiſſet dem Weibesvolck die Leindwand, Caton, Schwaͤbiſch oder ander weiſſes Zeug, durch die Schere vorhero abtheilen und ausſchneiden, ehe man ſolches in die Arbeit nimmt.
Zuſtoͤrerin,
Heiſſet in dem Thal zu Halle dasjenige Weibesbild, ſo dem Wuͤrcker bey der Arbeit zur Hand gehet, auch ſelbſt mit Hand anlegen muß.
Zutſch-
(1108)
[Spaltenumbruch]
Zutſchk Zweyb
Zutſchkaͤnnlein,
Iſt ein kleines von Silber, Holtz oder anderer Materie gedrehetes Trinck-Geſchirr, obenher mit einem rund ſpitzigen und engen Haͤlßlein oder Roͤhrlein verſehen, woraus man die kleinen Kinder trincken und zutſchen lernet.
Zwerge,
Pygmæi, heiſſen diejenigen zwar kleinen, doch vernuͤnfftigen Mißgeburthen, (wie ſie Seidelius benennt) die von auſſerordentlicher und wundernswuͤrdiger Statur und Taille ſind, es giebt deren ſo wohl weiblichen als maͤnnlichen Geſchlechtes, ihre allzu kleine Statur ruͤhret vielleicht von einem Mißwachs, oder durch einige Schaͤden, wodurch ihr Wachsthum verhindert worden, oder auch durch eine wunderliche Einbildung und Phantaſie ihrer ſchwangern Mutter her. Ob in der Welt gantze beſondere Nationen oder Voͤlcker von Zwergen gefunden werden, ſo abſonderlich dem Vorgeben nach, mit denen Kranichen einen ſtetswaͤhrenden Krieg fuͤhren ſollen, iſt noch zweiffelhafftig, Plinius, Ariſtoteles, Mela, Gellius, Ælianus, der H. Au guſtinus und noch andere mehr bejahen es, andere aber halten es vor ein Fabelwerck. Vid. Eraſm. Franciſe. im Oſt- und Weſt-Indianiſchen Luſt-Garten, worinnen vielerley Arten der Zwerge angefuͤhret werden.
Zweyback,
Iſt ein haͤrtlich und doppelt ge[Spaltenumbruch]
Zweyback
backenes, von angenehmen Geſchmack, ſo ſich in der Kuͤchen zuweilen gebrauchen laͤßt, denn eines theils pfleget man Zweyback an ſtatt der Semmel in friſche Milch, oder andere kalte Schalen zu brocken, andern theils aber ſetzet man ſolche Plaͤtzgen in Wein eingeweicht, und mit Zucker und Zimmet beſtreuet, als ein Triſenet, ſtatt des Salates, mit zu dem Gebratens auff.
Zweyback Hollaͤndiſch zu machen,
Nehmet von friſchen Eyern das Weiſſe, ruͤhret es ſo lange, biß daß es einen ſchoͤnen weiſſen Schaum giebet, alsdann nehmet eine gute friſche Citrone, reibet ſie auf dem Reib-Eiſen, wiewohl nur das Gelbe darvon, dann nehmet das Eyerweiß in einen Moͤrſer, thut die abgeriebenen Citronenſchalen, und Safft darunter, ſtoſſet weiſſen und klaren Zucker darzu, biß es eine Maſſa giebet, daß man es auswaͤlgern kan, in waͤhrenden auswalgern gebrauchet Zucker, und kein Mehl, alsdann ſchneidet es mit der Form aus, backet es bald, dann wann es lange lieget, ziehet es ſich nicht auf, dann leget es auff ein Papier, und damit in die Torten-Pfanne, laſſet es mit ſtarcken Feuer geſchwind auffbacken, wenn es ſich aufgezogen und gelb wird, ſo iſt es gut.
Zweyback recht gut zu machen,
Nehmet zu einem Pfund Zucker 10. Eyer, thut von denen Eyern das Weiſſe hinweg, und ſo viel
Mehl
(1109)
[Spaltenumbruch]
Zwick Zwieb
Mehl darzu, als genung iſt zu einem rechten Teig, miſchet ein wenig groͤblich geſtoſſenen Fenchel drunter, ſchneidet es in Stuͤcken, und backet es zweymahl.
Zwickel im Hemde oder Bruͤſtgen,
Heiſſen diejenigen zugeſpitzten Flecklein, ſo unter die Ermel, oder auch zuweilen unten wo die Nahd ausgehet, geſetzet werden, damit ſelbige in dem Ausdehnen nicht aufgeriſſen wird, in denen Weiber-Hemden ſind ſie viereckigt laͤnglicht geſchnitten, in denen Maͤnner-Hemden aber zeckigt.
Zwickel im Strumpff,
Heiſſet dem Frauenzimmer im Stricken diejenige Zierrath, ſo in den Strumff auff beyden Seiten der Ferſe hinauf kuͤnſtlich eingeſchlungen, und auf allerhand Art angeſteicket wird.
Zwiebel,
Cepa, Oignon, iſt ein bekanntes Wurtzel-Gewaͤchs, welches Tage[l]oͤhner und Bauern ſtatt des The[r]iaes gebrauchen, indem ſie fruͤhe [n]uͤchtern Zwiebeln mit Brod und Saltz fuͤr die boͤſe Lufft eſſen. Sie werden eingetheilet in laͤnglichte [u]nd runde, weiſſe und rothgelbe, [g]ruͤne und duͤrre. In der Apo[t]hecke und Kuͤche haben ſie ihren Nutzen, indem ſie in der Speiſe [g]enuͤtzet, den Harn treiben, und [d]en Bauch erweichen, auch man[c]hen Eſſen einen guten Geſchmack [zu]bringen: jedoch muͤſſen ſie we[g]en ihrer hitzigen Natur maͤßig ge[n]oſſen werden, weil ſonſt der ſtar[Spaltenumbruch]
Zwillig Zwirn
cke Gebrauch, abſonderlich der rohen, denen Augen und der Kehle ſchaden, auch Bruſt-Beſchwerungen und Blehungen verurſachen.
Zwillig,
Iſt ein aus flaͤchsnen Garn doppelt und erhaben, uͤberſchlagenes weiß verfertigtes Gewebe, aus allerhand Muſtern beſtehend, woraus das Weibesvolck ihr BettGeraͤthe, Qvelen, und Tiſchzeug zu ſchneiden pfleget, iſt von allerhand Guͤte und Sorten.
Zwillinge,
Heiſſen zwey Kinder, ſo von einer Mutter auf einmahl gebohren worden; Sie werden gar ſelten beyderſeits aufgebracht und erzogen, indem meiſtentheils einer von dem andern wegzuſterben pfleget. Dergleichen Zwillinge werden gar oͤffters gebohren, und hat man hier und dar Exempel, daß eine Mutter auf einmahl 3. biß 4. Kinder zeugen kan. Die Heroiſche Chaleis oder Combe hatte 100. Kinder zur Welt gebracht; Eraſmus. Chiliadur. und Margaretha, eine Hollaͤndiſche Graͤfin hat im 40. Jahre ihres Alters in einer Stunde auf einmahl 365. Kinder gebohren. Eraſmus & Ludcvicus Vives. Desgleichen bekam Irmentrude des Grafen von Altorff aus Provence Gemahlin zwoͤlff Kinder auff einmahl.
Zwirn,
Iſt ein von Flachs geſponnener und ſtarck gedreheter doppelter Faden in Strehn und Gebinde geſchlagen. Wird entweder an dem
Spinn-
(1110)
[Spaltenumbruch]
Zwirnb Zwirnw
Spinnrad oder an der Spindel gedrehet. Iſt weiß oder farbicht, klar oder grob, oder mittel, von groſſer oder kurtzer Weiffe. Der Kloſter und Hollaͤndiſche iſt der feinſte.
Zwirnband,
Iſt ein ſchmales, leinen gewebtes weiſſes Baͤndlein, ſo das Frauenzimmer in die Schuͤrtzen zu ziehen, oder an ander weiſſes und Bett-Geraͤthe zu naͤhen pfleget. Es wird Stuͤckgen Weiſe verkaufft, und hat man auch deſſen von allerhand bunten Couleuren.
Zwirn-Knaul,
Iſt eine von Zwirn derb auf einander gewundene kleine Kugel, wird auch oͤffters uͤber ein KartenBlatt viereckigt gewickelt.
Zwirn-Schachtel,
Iſt eine mittelmaͤßige reine Schachtel, worinnen das Frauenzimmer ihren Zwirn zum Naͤhen zu verwahren pfleget.
Zwirnen Seide,
Heiſſet die offene Seide, woruͤber der Gold- und Silber-Lahn ſoll geſponnen und geſchlagen werden, vorhero ſcharff durch die Spindel zuſammen drehen.
Zwirn-Winden,
Heiſſet den in Strehn und Zahlen geweifften Zwirn auff runde Knaͤuler oder Karten-Blaͤtter zum Naͤhen wickeln.
[Spaltenumbruch]
Zwiſch Zypſin
Zwiſchen-Trachten,
Oder Entre-mets, heiſſen diejenigen Speiſen oder Trachten, ſo auf der Tafel entweder eingeruͤcket oder gar ausgewechſelt werden.
Zwitter, oder, Hermaphrodyte,
Iſt der ſo wohl weibliche als maͤnnliche Gebuhrts-Glieder hat. Dergleichen Perſon muß ſich unter dieſen beyden Staͤnden einen erwehlen, wenn er einen einmahl erwehlet hat, muß er ſelbigen behalten, und ſich darnach gemaͤß auffuͤhren.
Zygia. ſiehe. Juno.
Zyſerin,
Eva Catharina, eine in der Hiſtorie zu ihrer Zeit wohl verſirtes Frauenzimmer, ſie ſoll ein gewiſſes Werck von denen Olsburgiſchen Grafen geſchrieben haben.
Zyſpin,
Eines geringen Bauers Tochter, ſo aber von ihrer Mutter Bruder, welcher ein Dechant war, ſo wohl erzogen und angefuͤhret ward, daß ſie auch auf dem BleichDamm zu Hildesheim bey ihrer Arbeit die Meditationes S. Auguſtini, und Bernhardi Opuſcula nicht nur fleißig laß, ſondern ſelbige auch wohl verſtund. Paullin. im Hoch- und Wohlgelahrten Frauenzimmer. p. 148.
[Ende Spaltensatz]
Kuͤchen-
(1111)
Kuͤchen-Zettul und Tafel-Riße.
(1112)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 6. Eſſen.
1. Kraͤuter-Suppe.
2. Rindfleiſch mit Kohlrabi.
3. Hechte mit Pohlniſcher Bruͤhe.
4. Kalbs- oder Schoͤps-Viertel gebraten.
5. Rahm-Tarte.
6. Sallat.
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 8. Eſſen.
1. Sauerampff-Suppe mit einen Marcks-Knochen.
2. Gedaͤmpfft Rindfleiſch mit ſauren Rahm und Capern.
3. Eſtoufade von Tauben.
4. Braun-Kohl mit Carbenade.
5. Gebratene Hirſch-Keule.
6. Gebratene Gans und junge Huͤner.
7. Artiſchocken.
8. Sallat.
Mit-
(1113)
Mittags mit 6. Eſſen.
[Abbildung]
Mittags mit 8. Eſſen.
[Abbildung]
Kuͤchen-
a 2
(1114)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 14. Eſſen.
1. Potage von Krebs-Coulis mit einen Krebs-Euter.
2. Gedaͤmpfft Rindfleiſch.
3. Hechte mit Sardellen Soſſe.
4. Fricaſſêe von jungen Huͤnern.
5. Eſtoufade von Kalbfleiſch.
6. Spinat mit farcirten Cottoletten.
7. Durchgeſtrichene Erbſen mit gebackenen Brat-Wuͤrſten im Teig.
Andrer Gang.
8. Mandel-Koch.
9. Rehewildpret.
10. Feder-Vieh zahmes und wildes gebraten.
11. Karpffen-Paſtete.
12. Angeſchlagenen Schincken.
13. A la daube von Enten.
14. Sallate.
Mit-
(1115)
Mittags mit 14. Eſſen.
[Abbildung] Dieſe 7. Schuͤſſeln koͤnnen auch nur einmahl aufgeſetzt, und von dieſen 14. Eſſen ausgezogen werden.
Kuͤchen-
a 3
(1116)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 10. Eſſen.
1. Potage von jungen Huͤnern.
2. Rindfleiſch mit piquanter Soſſe.
3. Ragout von einer gefuͤllten Kalbs-Keule.
4. Grillade von Tauben mit Sardellen-Soſſe.
5. Farcirte Kaͤlber-Fuͤſſe.
6. Gedaͤmpffte Karpffen mit Knoblauch.
7. Forellen trocken.
8. Tarte von Eingemachten.
9. Zucker-Strauben.
10. Allerhand Gebratens; dieſes wird eingeſchoben und die Potage ausgeſchoben.
Die Salate werden nur auf Tellern præſentiret.
Mit-
(1117)
Mittags auf 10. Eſſen, das Mittelſte ausgewechſelt.
[Abbildung]
Kuͤchen-
a 4
(1118)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 12. Eſſen.
1. Potage von alten Huͤnern.
2. Rindfleiſch mit Paſtinack.
3. Karrauſchen mit Rahm und Kuͤmmel.
4. Warme Paſtete von Enten.
5. Kumps-Kraut mit Brat-Wuͤrſten.
6. Carfiol mit Fricaſſée Soſſe.
7.
8.
Ragout von Kalbs-Milch.
9. Krebſe.
Aus-Wechſel.
10. Entre mets mit Tellern, worauf allerhand Sallat.
11. Hirſchzimmel.
12. Tuͤrckſcher Hahn und Capaune
gebraten.
Will man nun 2. gantze Aufſaͤtz machen, ſo thut hinzu, daß 18. Eſſen werden.
13. Ragout von einer gefuͤllten Schoͤps-Keul mit Sardellen.
14. Gebrathene Gans mit Mandel-Meerrettig.
15. A la daube von Spannferckel.
16. Schweins-Kopff.
17. Kraͤpffgen von Eingemachten.
18. Strauben.
Dieſe ſetzet alſo:
[Abbildung]
Mit-
(1119)
Mittags 12. Eſſen, 3. groſſe ausgewechſelt.
[Abbildung]
Kuͤchen-
a 5
(1120)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 22. Eſſen.
1. Potage von Enten braun mit Jus.
2. Potage von gruͤner Erbſen-Coulis, darinnen eine gefuͤllte KaͤlberBruſt.
3. Engliſchen Braten mit Sos von Challotten.
4. Paſtete von Stockfiſch.
5. Angeſchlagene Kalbs-Keule, darunter ein Sos von Champignons.
6. Capaun mit Sauer-Kraut im Back-Ofen.
7. Farcirte Tauben mit Truffen Sos.
8. Fricanteau.
9. Gruͤndlinge mit Butter und Peterſilie.
10.
11.
Weiſſe Wurſte.
Andrer Gang.
12. Wilderſchweins-Ziemel,
13. Wildes Feder-Viehe,
14. Zahmes Feder-Viehe,
gebraten.
15. A la daube von einer Kalbs-Keule.
16. Krum Hecht.
17. Citronat-Tarte.
18. Spritz-Kuchen.
19. Eyer-Kaͤß.
20. Piſtazien Crem.
21.
22.
Sallat.
Mittags
(1121)
Mittags 22. Eſſen.
[Abbildung]
Kuͤchen-
(1122)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 26. Eſſen.
1. Potage von angeſchlagenen Copaunen.
2. Rindfleiſch angeſchlagen wie ein Hirſch-Ziemmel, darunter eine braune Sardeln-Sos.
3. Aufgeſetzte Paſtete von Kalbfleiſch.
4. Braun Kohl mit Caſtanien, und gereucherten Gaͤnſen.
5. Gruͤne Erbſen, Bohnen, Moͤhren, mit gebackenen jungen Huͤnern.
6. Schwartzen Karpffen.
7. Gedaͤmpffte Tauben mit Champignons.
8.
9.
Fricandelle.
10.
11.
Krebs-Nudeln.
12.
13.
Artiſchocken.
Andrer Gang.
14. Entre-mets mit Gelle, und werden auch die Sallate mit unter geſetzt.
15. Hirſch-Ruͤcken,
16. Rehe-Keulen,
17. Rebhuͤner,
18. Junge Huͤner mit Krebs gefuͤllt,
gebraten.
19. Gepreſten Schincken.
20. Preß-Kopff.
21.
22.
Opplat-Kraͤpffgen.
23.
24.
Pflaumen-Strauben.
25.
26.
Spaniſche Wurſt.
Mittags
(1123)
Mittags 26. Eſſen.
[Abbildung]
Kuͤchen-
(1124)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 30. Eſſen.
1. Potage von Tauben.
2. Potage mit einen gefuͤllten Hecht.
3. Zwey gedaͤmpffte Schoͤps-Keulen mit Steck-Ruͤben.
4. Grenade.
5. Poupeton.
6. Friſche Gans mit Sauer-Kraut im Back-Ofen.
7. Durchgeſtrichene Moͤhren mit farcirten Cottolleten.
8. Gebackene Karpffen mit Baumoͤl-Sos.
9. Grillade von Forellen mit Piquanter-Soſſe.
10.
11.
Ragout von Kalbs-Milch mit Champignons.
12.
13.
Spinat mit gemachten Morgeln von Kaͤlberlung.
14.
15.
Geſpicktes Rollet.
Anderer Gang.
16. Entre-mets mit Gelle und Creme in Glaͤſern.
17. Wilde Schweins-Keulen,
18. Hirſch-Ziemmmel,
19. Rebhuͤner,
20. Tuͤrckiſche Haͤne,
21. Kaͤlber-Braten,
22. Schoͤps-Vierteln,
gebraten.
23. Quitten-Koch,
24. Buͤchſen-Kuchen,
25.
26.
Geraͤucherte Schoͤps-Zungen.
27.
28.
Italiaͤniſche Sallat.
29.
30.
Garten-Sallat.
Mittag
(1125)
Mittags 30. Eſſen.
[Abbildung]
Kuͤchen-
(1126)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 34. Eſſen.
1. Potage von einer geſpickten Kalbs-Keule.
2. Potage von einem geſpickten Hecht,
3. Warme Paſtete von Lerchen,
4. Griſette.
5. Grenade.
6. Braun-Kohl mit Grillade von Kalbs-Lebern und gemachten Morgeln.
7. Gefuͤllte Artiſchocken.
8. Farcirte Cottelleten mit Citronen-Soſſe.
9. Fricandelle.
10. Fricaſſée.
11. Hirſch-Ohren mit ausgebrochenen Krebs-Schwaͤntzen und Piſtazien.
12.
13.
Krebs-Nudeln,
14.
15.
Grillade von Tauben.
16.
17.
Perſche mit Butter-Soſſe.
Anderer Gang.
18. Entre-mets mit Gelleen.
19. Wilde Schweins-Keule,
20. Rehe-Wildpret,
21. Rebhuͤner und Voͤgel,
22. Tuͤrckiſche Haͤne,
gebraten.
23. Schincken-Paſtete.
24. Hirſch wildprets-Paſtete,
25. Aufgelauffener Moͤhren-Koch.
26. Johannis-Beer-Kraͤpffgen.
27. Opplat-Kraͤpffgen.
28. Mandel-Spaͤne.
29. Alatoube.
30. Schweins-Kopff.
31.
32.
Italiaͤniſche Sallat.
33.
34.
Sallat.
Mittags
(1127)
Mittags 34. Eſſen.
[Abbildung]
Kuͤchen-
b
(1128)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 38. Eſſen.
1. Potage von einen gantzen Lamm halb geſotten, halb gebraten, in Gantzen.
2. Potage von angeſchlagenen Karpffen mit Jus.
3. Engliſche Paſtete von Rindfleiſch mit Lenden-Braten.
4. Griſſette.
5. Farcirte Kaͤlber-Fuͤſſe in Papier.
6. Hechte mit Sauerkraut.
7. Aal gebraten.
8. Gedaͤmpffte Enten.
9. Ausgebrochene junge Huͤner.
10.
11.
Fricandeau.
12.
13.
Krebs-Strudeln.
14.
15.
Artiſchocken.
16.
17.
Ragout von Rinds-Gaumen.
18.
19.
Gebackene Erd-Birn in Serviet.
Andrer Gang.
20. Entre-mets mit Teller von Porcellain mit allerhand Salate.
21. Enrre-mets mit allerhand Gelée und Glaͤſern, wie auch Crem.
22. Groſſer Schweins-Kopff.
23. Faſan,
24. Rebhuͤner und Wachteln,
25. Tuͤrckiſche Haͤhne,
26. Capaunen,
27. Hirſch-Wildpret,
28. Reh-Wildpret,
gebraten,
29.
30.
Mandel-Koͤche.
31.
32.
Marcks-Toͤrtgen.
33.
34.
Tartteletten.
35.
36.
Rohen Schincken.
37.
38.
Mit gebratenen geraͤucherten Lachs.
Mittags,
(1129)
Mittags 38. Eſſen.
[Abbildung]
Kuͤchen-
b 2
(1130)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 26. Eſſen.
1. Pyramide mit Glaͤſern allerhand Gelée.
2. Pyramide dergleichen.
3. Faſanen,
4. Rebhuͤner,
5. Hirſch-Wildpret,
6. Reh-Wildpret,
7. Capaunen,
8. Wilde Enten,
gebraten.
9. Umlegte Huͤner mit Peterſilien-Wurtzeln.
10. Junge Tauben mit Artiſchocken-Boden,
11. Ragout von Kalbs-Milch, mit Krebſen und Morgeln.
12. Hechte mit weiſſer Sardellen-Soſſe.
13. Perſche gebacken mit Mandel Meerrettig.
14. Geſpicktes Rollet, mit durchgeſtrichener Caper-Soſſe.
15. Rohen Weſtphaͤliſchen Schincken.
16. Geraͤucherte Zungen.
17. Mandel-Torte.
18. Auerhahns-Paſtete.
19.
20.
Italiaͤniſche Salate.
21.
22.
Grillade von Schweins-Fuͤſſen.
23.
24.
Allerhand Garten-Salate.
25.
26.
Fricandelle.
Eſſemble
(1131)
Eſſemble Abends 26. Eſſen einmahl aufgeſetzt.
[Abbildung]
Kuͤchen-
b 3
(1132)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 14. Eſſen.
1. Gedaͤmpfftes Kalbs-Viertel.
2. Tuͤrckiſche Huͤner mit Krebſen, Carfiol und Kloͤſen.
3. Uberſchlagene Paſtete.
4. Ragout in Papier mit Schoͤpsfuͤſſen.
5. Grillade von Tauben.
6. Farcirte Cotoletten.
7. Hirſch-Keule.
8. Capaunen und Gans
gebraten.
9. A la daube von Schoͤps-Keulen.
10. Blaue Forellen in Serviet.
11. Aepffel-Strauben.
12. Gitter-Torte von Citronat.
13.
14.
Salate.
Eſſemble
(1133)
Eſſemble mit 14. Eſſen.
[Abbildung]
Kuͤchen-
b 4
(1134)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 16. Eſſen.
1. Ragout von Reh-Keulen mit Sardellen-Soſſe.
2. Enten mit Steck-Ruͤben.
3. Gefuͤllte Kaͤlber-Bruͤſte mit Majoran.
4. Fricaſſee von jungen Huͤnern.
5. Hirſch-Zimmel angeſchlagen,
6. Rebhuͤner und Voͤgel gebraten,
7. Kalbs- und Lamms-Braten,
gebratenes.
8. Zahmes Feder-Vieh,
9. Blaͤtter-Torte.
10. Auffgelauffener Zimmet-Koch.
11. Zucker-Strauben.
12. Zucker-Hertzgen.
13. Friſchen Lachs,
14. Schmerlen,
in Servietten.
15.
16.
Salate.
Eſſemble
(1135)
Eſſemble 16. Eſſen einmahl.
[Abbildung]
Kuͤchen-
b 5
(1136)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 14. Eſſen.
1. Angeſchlagene alte Huͤner, mit Pomerantzen-Soſſe.
2. Gedaͤmpfft Kalbfleiſch mit Rahm und Capern.
3. Schuͤſſel-Paſtete.
4. Engliſch Podeni.
5. Junge Huͤner mit Mandeln gefuͤllt.
6. Capaune.
7. Wilden Schweins-Zimmel
8. Reh-Wildpret.
9. Gelbe Creme.
10. Weiſſe Creme.
11. Aufgelauffener Kuͤh-Eyter-Koch.
12. Engliſche Schnitt.
13.
14.
Allerhand Salat.
Eſſemble
(1137)
Eſſemble 15. Eſſen einmahl.
[Abbildung]
Kuͤchen-
(1138)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 18. Eſſen.
1.
2.
Alte Huͤner mit Morgeln, Carſiol-Kloͤßlein, Wurtzeln ꝛc.
3. Hirſch-Wildpret mit Mandeln und Cibeben.
4. Paſtete von Kalbfleiſch.
5. Poupeton.
6. Eſtouff[a]de von Tauben.
7. Reh-Wildpret,
8. Hirſch-Wildpret,
9. Gaͤnſe
10. Kalbs-Braten,
gebraten.
11. A la daube von Tuͤrckſchen Hahn.
12. Forellen trocken.
13. Aufgelauffener Grieß-Koch.
14. Buͤchſen-Kuchen.
15. Piſtacien-Creme.
16. Roſen-Creme.
17. Italiaͤniſcher Salat.
18. Garten-Salat.
Eſſemble
(1139)
Eſſemble 18. Eſſen einmahl.
[Abbildung]
Kuͤchen-
(1140)
Kuͤchen-Zettul auf dieſe 15. Eſſen.
1. Groſſer wilder Schweins-Kopff und geraͤucherte Zungen.
2. Gepreſte Capaunen.
3. Enten mit braunen Ruͤben.
4. Griſſette.
5. Aufgeſetzte Paſtete.
6. Ragout von Kalbsmilch mit Champignons.
7. Junge Tauben mit Schweiß.
8. Auffgelauffener Aepffel-Koch.
9. Tarteletten.
10. Schmerlen in Servietten.
11. Karpffen auf Lachs-Art in Servietten.
12. Hirſch-Wildpret gebraten.
13. Allerhand Feder-Vieh gebraten.
14.
15.
Salate.
Eſſemble
(1141)
Eſſemble mit 14. Eſſen einmahl.
[Abbildung]
ENDE.